z 145 stránek
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Název:
Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der Böhmischen Brüder, vol. I
Autor:
Goll, Jaroslav
Rok vydání:
1878
Místo vydání:
Praha
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
145
Počet stran předmluvy plus obsahu:
V+140
Obsah:
- I: Titul
- II: Obsah
- IV: Rejstřík
- 1: Předmluva
- 17: Edice
upravit
Strana I
Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der Böhmischen Brüder. Herausgegeben von Jaroslav Goll. I. Der Verkehr der Brüder mit den Waldensern.— Wahl und Weihe der ersten Priester. PRAG. Druck und Verlag von J. Otto. 1878.
Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der Böhmischen Brüder. Herausgegeben von Jaroslav Goll. I. Der Verkehr der Brüder mit den Waldensern.— Wahl und Weihe der ersten Priester. PRAG. Druck und Verlag von J. Otto. 1878.
Strana II
Inhalt. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Brüderarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die ältesten apologetischen Schriften der Brüder... . . . . I. Die altesten Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Das vierte Schreiben der Brüder an Rokycana (1468) . . . . 2. Das fünfte Schreiben der Brüder an Rokycana (1471) . . . . 3. Antwort der alten Brüder „für alle“ . . . . . . . . . . . . . 4. Das Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter K. Georg 5. Das Schreiben an Herrn Albrecht . . . . . . . . . . . . . Seite 1—6 7—8 9—16 17—22 18—20 20 20—21 21 21—22 II. Der Traktat „Wie sich die Menschen gegen die römische Kirche verhalten sollen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Quellen, die mit dem Verhör der Brüder im J. 1478 zu- 22—24 sammenhängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Korandas Schreiben an Herrn Johann Kostka von Postupic, 1478 2. Das Buch der Magister von den 10 Artikeln (die Vertheidigung des Glaubens gegen die Pikarden) . . . . . . . . . . . . . 3. Eine Entgegnung der Brüder gegen das Buch der Magister.. 24—27 25—26 26—27 27 IV. Die Schriften a) von der zuversichtlichen Hoffnung, b) von den Ursachen der Trennung (1496) . . . . . . . . . . . . 28—29 V. Die Streitschrift der kleinen Partei . . . . . . . . . . . . 29—30 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30—38 38—48 39—41 41—42 42—44 45 45—46 VI. Lukas von Prag († 1528). . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Apologie oder Confession (1503) . . . . . . . . . . . . . . 2. Lukas' Streitschrift gegen Wolfgang (1505) . . . . . . . . . 3. Lukas' Schrift von der Erneuerung der Kirche (1510) . . . . 4. Lukas' Schrift von dem Ursprung der h. Kirche (1522) . . . . 5. Lukas' Schrift vom Ursprung der Unität . . . . . . . . . . VII. Die alteren gedruckten Confessionen. Die polemische Lite- ratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48—50 VIII. Joh. Černýs Schreiben an Illyricus (1555). . . . . . . . . 51—52
Inhalt. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Brüderarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die ältesten apologetischen Schriften der Brüder... . . . . I. Die altesten Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Das vierte Schreiben der Brüder an Rokycana (1468) . . . . 2. Das fünfte Schreiben der Brüder an Rokycana (1471) . . . . 3. Antwort der alten Brüder „für alle“ . . . . . . . . . . . . . 4. Das Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter K. Georg 5. Das Schreiben an Herrn Albrecht . . . . . . . . . . . . . Seite 1—6 7—8 9—16 17—22 18—20 20 20—21 21 21—22 II. Der Traktat „Wie sich die Menschen gegen die römische Kirche verhalten sollen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Quellen, die mit dem Verhör der Brüder im J. 1478 zu- 22—24 sammenhängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Korandas Schreiben an Herrn Johann Kostka von Postupic, 1478 2. Das Buch der Magister von den 10 Artikeln (die Vertheidigung des Glaubens gegen die Pikarden) . . . . . . . . . . . . . 3. Eine Entgegnung der Brüder gegen das Buch der Magister.. 24—27 25—26 26—27 27 IV. Die Schriften a) von der zuversichtlichen Hoffnung, b) von den Ursachen der Trennung (1496) . . . . . . . . . . . . 28—29 V. Die Streitschrift der kleinen Partei . . . . . . . . . . . . 29—30 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30—38 38—48 39—41 41—42 42—44 45 45—46 VI. Lukas von Prag († 1528). . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Apologie oder Confession (1503) . . . . . . . . . . . . . . 2. Lukas' Streitschrift gegen Wolfgang (1505) . . . . . . . . . 3. Lukas' Schrift von der Erneuerung der Kirche (1510) . . . . 4. Lukas' Schrift von dem Ursprung der h. Kirche (1522) . . . . 5. Lukas' Schrift vom Ursprung der Unität . . . . . . . . . . VII. Die alteren gedruckten Confessionen. Die polemische Lite- ratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48—50 VIII. Joh. Černýs Schreiben an Illyricus (1555). . . . . . . . . 51—52
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Seite IX. Blahoslavs Summa (1556) . . . . . . . . . . . . . . . . . X. Die handschriftliche Historia Fratrum (Ms. Un.). — Blaho- slavs Autorschaft. — Spuren von Blahoslavs Geschichte . . 56—61 XI. Das Proëmium der lateinischen Confession (1573) . . . . 61—63 XII. Joachim Camerarius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63—73 XIII. Johannes Lasicius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74—80 XIV. Bruder Jafet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80—84 53—56 Beilagen: A. IV. Schreiben der Brüder an Rokycana . . . . . . . . . . . . . . 87—90 Čtvrté psaní bratří M. J. Rokycanovi . . . . . . . . . . . . . . . 90—91 92 B. V. Schreiben der Brüder an Rokycana . . . . . . . . . . . . . . V. psaní bratří Rokycanovi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92—93 93 C. Antwort der alten Brüder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Odpověď bratří starých . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 D. Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter K. Georg . . . . . 94—96 Psaní bratří starých za krále Jiřího v úzkostech . . . . . . . . . . 96—97 E. Das Schreiben an H. Albrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 98 Psaní P. Albrechtovi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. „Wie sich die Menschen gegen die römische Kirche verhalten sollen“ 98—102 Jak se lidé mají míti k Římské Církvi . . . . . . . . . . . . . . 102—104 G. Das Buch der Prager Magister (Vertheidigung des Glaubens gegen die Pikarden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104—106 H. Apologia (1503) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106—107 Apologia (1503) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 I. Lukas: Von der Erneuerung der h. Kirche . . . . . . . . . . . . 108—110 Br. Lukáše: O obnovení Církve . . . . . . . . . . . . . . . . . 110—111 K. Lukas: Der Ursprung der Unität . . . . . . . . . . . . . . . . . 111—113 Br. Lukáše: O původu jednoty . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113—114 L. Summa quaedam brevissima de Fratrum origine et actis . . . . . . 114—128 M. Blahoslavs Schreiben an Rokyta (1557) . . . . . . . . . . . . . . 128—129 N. Blahoslavs Schreiben an Georg Israel (1557) . . . . . . . . . . . 129—132 132 O. Blahoslavs Geschichte (nach Martinius von Dražov) . . . . . . . . P. Lasicius: Geschichte der Brüder . . . . . . . . . . . . . . . . . 133—138 Q. Krasonickýs Traktat gegen Cahera (Nachtrag) . . . . . . . . . . . 138—140 A
Seite IX. Blahoslavs Summa (1556) . . . . . . . . . . . . . . . . . X. Die handschriftliche Historia Fratrum (Ms. Un.). — Blaho- slavs Autorschaft. — Spuren von Blahoslavs Geschichte . . 56—61 XI. Das Proëmium der lateinischen Confession (1573) . . . . 61—63 XII. Joachim Camerarius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63—73 XIII. Johannes Lasicius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74—80 XIV. Bruder Jafet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80—84 53—56 Beilagen: A. IV. Schreiben der Brüder an Rokycana . . . . . . . . . . . . . . 87—90 Čtvrté psaní bratří M. J. Rokycanovi . . . . . . . . . . . . . . . 90—91 92 B. V. Schreiben der Brüder an Rokycana . . . . . . . . . . . . . . V. psaní bratří Rokycanovi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92—93 93 C. Antwort der alten Brüder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Odpověď bratří starých . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 D. Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter K. Georg . . . . . 94—96 Psaní bratří starých za krále Jiřího v úzkostech . . . . . . . . . . 96—97 E. Das Schreiben an H. Albrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 98 Psaní P. Albrechtovi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. „Wie sich die Menschen gegen die römische Kirche verhalten sollen“ 98—102 Jak se lidé mají míti k Římské Církvi . . . . . . . . . . . . . . 102—104 G. Das Buch der Prager Magister (Vertheidigung des Glaubens gegen die Pikarden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104—106 H. Apologia (1503) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106—107 Apologia (1503) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 I. Lukas: Von der Erneuerung der h. Kirche . . . . . . . . . . . . 108—110 Br. Lukáše: O obnovení Církve . . . . . . . . . . . . . . . . . 110—111 K. Lukas: Der Ursprung der Unität . . . . . . . . . . . . . . . . . 111—113 Br. Lukáše: O původu jednoty . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113—114 L. Summa quaedam brevissima de Fratrum origine et actis . . . . . . 114—128 M. Blahoslavs Schreiben an Rokyta (1557) . . . . . . . . . . . . . . 128—129 N. Blahoslavs Schreiben an Georg Israel (1557) . . . . . . . . . . . 129—132 132 O. Blahoslavs Geschichte (nach Martinius von Dražov) . . . . . . . . P. Lasicius: Geschichte der Brüder . . . . . . . . . . . . . . . . . 133—138 Q. Krasonickýs Traktat gegen Cahera (Nachtrag) . . . . . . . . . . . 138—140 A
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Namensregister. Br. Aeneas Johannes von Jungbunzlau 62. Aeneas Sylvius 53, 119. Albrecht, Herzog von Preussen 126, 127. Br. Ambros von Skuč 13, 35, 36. Br. Amos 45. Antonius 67. Aquensis Johannes 49. Br. Augusta Johannes 7, 8, 50, 51, 57, 58, 126. Beza 75, 79. Bilejovský Bohuslav 52, 82. Br. Bílek Jakob 58. Br. Blahoslav Johannes 1, 2, 8, 53—61, 62, 63, 65, 67, 75, 78, 80, 115, 127, 128, 129, 132, 133, 136. Bodenstein Anton 51, 53, 129, 130, 131. Bucer 126, 131. Cahera Gallus 138. Calvin 131. Camerarius Joachim 56, 62—68, 74, 78, 80, 116, 121, 126. Camerarius Ludwig 64. Capito 63, 126, 131. Carlstadt s. Bodenstein. Br. Cepola Isaias (Cibulka) 56, 62—65, 75. Br. Claudianus Nicolaus (Klaudyán) 124. Comenius 38, 74, 76, 77, 84, 123. Constantin Kaiser 10, 12, 20, 30, 44, 49, 61, 90, 118. Br. Černý Johannes (Niger) von Prag 50. Br. Černý Johannes (Nigranus) 7, 8, 51—54, 129. Br. Červenka Matthias 28, 51, 63. Daniel von Valence 126. Br. Dolanský Matthias 65. Duchek 57, 133. Br. Elias von Chřenovic 35, 36, 81, 112, 117, 124, 134. Erasmus von Rotterdam 124, 125. Flacius Illyricus 1, 51—54, 63, 65, 79, 128, 129, 131, 136. Friedrich der Deutsche s. Reiser. Gastel Georg 49. Georg von Poděbrad König 17, 21—24, 40, 92, 99, 116, 119, 120, 122. Georg von Prag Mag. 67. Br. Gregor 9, 12, 14, 15, 17, 21—23, 30, 33, 36, 37, 46, 52, 65, 69, 109, 111, 112, 114, 116, 117, 133. Br. Gregor von Votic 23. Br. Hartmann Adam 84. Hassenstein von Lobkowitz Bohuslav 124. Henricus Institoris s. Institoris. Hieronymus von Prag 40. Hus 13, 30, 39, 49, 51, 54, 63, 78, 82, 114, 120, 129, 132, 134. Br. Chelčický Johannes 25. Chelčický Peter 2, 3, 9, 13, 14, 30, 31, 40, 43, 49, 52, 55, 65, 90, 115. Institoris Henricus 39, 49, 50, 78. Br. Israel Georg 8, 54, 129. Jablonský Ernst 77. Jacobellus 40, 114. Br. Jafet 4, 5, 27, 43, 52, 60, 61, 80—84, 116, 122. Janov Matthias v. 13, 30, 40, 71, 73, 114. Johannes von Molines 126. Priester 12. der Welsche 27, 106. Br. Kabátník Martin 67, 123. Karl der Grosse 44. Kaspar der Märker 123. Käsebrot Augustin 50. Klaudyán s. Claudianus. Br. Klenovský Joh. 133. Kokovec Markus 123. Br. Komárovský Gabriel 46, 111. Koranda Wenzel Mag. 6, 25, 26, 29, 32. Kostka von Postupic Bohuš 123. Johann 25.
Namensregister. Br. Aeneas Johannes von Jungbunzlau 62. Aeneas Sylvius 53, 119. Albrecht, Herzog von Preussen 126, 127. Br. Ambros von Skuč 13, 35, 36. Br. Amos 45. Antonius 67. Aquensis Johannes 49. Br. Augusta Johannes 7, 8, 50, 51, 57, 58, 126. Beza 75, 79. Bilejovský Bohuslav 52, 82. Br. Bílek Jakob 58. Br. Blahoslav Johannes 1, 2, 8, 53—61, 62, 63, 65, 67, 75, 78, 80, 115, 127, 128, 129, 132, 133, 136. Bodenstein Anton 51, 53, 129, 130, 131. Bucer 126, 131. Cahera Gallus 138. Calvin 131. Camerarius Joachim 56, 62—68, 74, 78, 80, 116, 121, 126. Camerarius Ludwig 64. Capito 63, 126, 131. Carlstadt s. Bodenstein. Br. Cepola Isaias (Cibulka) 56, 62—65, 75. Br. Claudianus Nicolaus (Klaudyán) 124. Comenius 38, 74, 76, 77, 84, 123. Constantin Kaiser 10, 12, 20, 30, 44, 49, 61, 90, 118. Br. Černý Johannes (Niger) von Prag 50. Br. Černý Johannes (Nigranus) 7, 8, 51—54, 129. Br. Červenka Matthias 28, 51, 63. Daniel von Valence 126. Br. Dolanský Matthias 65. Duchek 57, 133. Br. Elias von Chřenovic 35, 36, 81, 112, 117, 124, 134. Erasmus von Rotterdam 124, 125. Flacius Illyricus 1, 51—54, 63, 65, 79, 128, 129, 131, 136. Friedrich der Deutsche s. Reiser. Gastel Georg 49. Georg von Poděbrad König 17, 21—24, 40, 92, 99, 116, 119, 120, 122. Georg von Prag Mag. 67. Br. Gregor 9, 12, 14, 15, 17, 21—23, 30, 33, 36, 37, 46, 52, 65, 69, 109, 111, 112, 114, 116, 117, 133. Br. Gregor von Votic 23. Br. Hartmann Adam 84. Hassenstein von Lobkowitz Bohuslav 124. Henricus Institoris s. Institoris. Hieronymus von Prag 40. Hus 13, 30, 39, 49, 51, 54, 63, 78, 82, 114, 120, 129, 132, 134. Br. Chelčický Johannes 25. Chelčický Peter 2, 3, 9, 13, 14, 30, 31, 40, 43, 49, 52, 55, 65, 90, 115. Institoris Henricus 39, 49, 50, 78. Br. Israel Georg 8, 54, 129. Jablonský Ernst 77. Jacobellus 40, 114. Br. Jafet 4, 5, 27, 43, 52, 60, 61, 80—84, 116, 122. Janov Matthias v. 13, 30, 40, 71, 73, 114. Johannes von Molines 126. Priester 12. der Welsche 27, 106. Br. Kabátník Martin 67, 123. Karl der Grosse 44. Kaspar der Märker 123. Käsebrot Augustin 50. Klaudyán s. Claudianus. Br. Klenovský Joh. 133. Kokovec Markus 123. Br. Komárovský Gabriel 46, 111. Koranda Wenzel Mag. 6, 25, 26, 29, 32. Kostka von Postupic Bohuš 123. Johann 25.
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Krajif von Krajek Johanna 49. Br. Krasonickÿ Laurentius 30, 39, 78, 122, 138—140. Lasicius Johannes 7, 56, 64—67. 74—80, 116, 117, 123, 133. Lilienstein Jakob 49, 78. Lipensky Johannes Pfarrer 42, 116. Br. Lukas von Prag 8, 28, 30, 32, 35—48, 55—57, 61, 66—70, 73, 81, 83, 108, 111, 123, 125, 131, 137—139. Lupáé Martin 23, 99, 100, 114, 116, 117, 29, 132. Luther 8, 34, 47, 49, 63, 79, 125, 131. Br. Martin 22. Martinius von DraZov Samuel 60, 61, 182. Matthias Corvinus Kónig 70, 123. | Br. Matthias von Kunwald 5, 7, 24, 32, 35—37, 43, 44, 46—48, 79, 81, 83, 105, 110, 112, 113, 117, 118, 134, 135. Melanchton 131. Br. Michael von Senftenberg 5, 14, 25, 26, 28, 32, 35—38, 40, 41, 43, 46—48, 50, 52, 61, 79—83, 104, 105, 107, 109—113, 115, 116, 123, 132, 134, 135. Milič 40, 129. Niger s. Br. Černý Johannes von Prag. Nigranus s. Br. Černý Johannes. Nikolaus von Pilgram (Biskupec) 27, 106, Br. Nikolaus von Schlan (Slánský) 123, 124. Oecolampadius 130, 131, 132. Br. Orlík Laurentius 8, 59. Osiander 51, 53, 127. Payne Peter 27. Pernstein Adalbert von 51. Peter der Weber (Petrus Textor) 121, 122, 136, 137. Peter von Zäsadi Pfarrer 50, 60. Peucer 56, 75, 78. Pläcel Wenzel 78. Prokop der Jüngling 111, 184. Br. Prokop von Neuhaus 22, 25, 26, 30, 89, 123, 133. Regenvolscius Andreas (Wegerski) 60, 84. Reiser Friedrich 27, 35, 106. Rokycana 9—11, 13, 14, 17—22, 24, 31, 40, 42, 43, 49, 51, 52, 54, 55, 65, 73, 82, 85, 90, 99, 100, 114—116, 119, 120—122, 129, 136. Br. Rokyta Johannes 54, 128. Riidinger Esrom 49, 62—64, 75, 77. Savonarola 67, 137, 139. Slánský s. Br. Nikolaus von Schlan. Speratus 127, 131. Stambj Romani 67. Stefan. der Bischof der Waldenser 5, 6, 22, 23, 25, 27, 30—32, 35, 40, 41, 43, 47, 48, 52, 61, 79, 81, 82, 96, 98, 100, 105, 107, 109, 118, 120, 132, 155, 136. Stefan von Kremsier 45. Sylvester Papst 10, 12, 20, 23, 30, 44, 65, 90, 91, 100, 101, 118. Slechta von Väehrd Johannes 124. Br. Stefan Andreas 8, Sturm Wenzel 27, 50—852, 82, 88. Textor Petrus s. Peter der Weber. Theodorus de Fonte Citiculae 66, 67, 67, 69, 138, 140. Br. Thomas von Landskron der Deutsche 56, 660—069, 122, 123, 137, 138. Br. Thomas von Pfelauë 35, 36, 39, 40, 45, 81, 112, 117, 134. 'I'rotzendorf 53. Br. Turnovsky Simeon Th. 76, 77. Br. Uhlíř Matthias von Kunwald 7. Waldenserpriester, ein alter 6, 19, 20, 21—23, 27, 81, 32, 34, 35, 61, 83, 96, 98. Waldus Petrus 10, 20, 21, 30, 49, 63, 19, 90, 118. Wegerski s. Regenvolscius. Wiclef 30, 45, 54, 57, 62, 65. Wolfgang der Barfüssermünch 41, 44, 45, 49. Valla Laurentius 44, 70. Vergerio 128. Br. Votik Laurentius 124. Illyricus s. Flacius. Zwingli 130, 131. Žerotín Karl von 70. Žižka 40, 119, 124. Druckfehler. 8.1.1. 2. v. o. l.: ten. — S. 47. 2. Z. v. u. |.: Aber. den Flacius. — B. 25. 1, Z. v. 0. 1.: vor. — S. 98. B. Z. v. o. 1.: durf-
Krajif von Krajek Johanna 49. Br. Krasonickÿ Laurentius 30, 39, 78, 122, 138—140. Lasicius Johannes 7, 56, 64—67. 74—80, 116, 117, 123, 133. Lilienstein Jakob 49, 78. Lipensky Johannes Pfarrer 42, 116. Br. Lukas von Prag 8, 28, 30, 32, 35—48, 55—57, 61, 66—70, 73, 81, 83, 108, 111, 123, 125, 131, 137—139. Lupáé Martin 23, 99, 100, 114, 116, 117, 29, 132. Luther 8, 34, 47, 49, 63, 79, 125, 131. Br. Martin 22. Martinius von DraZov Samuel 60, 61, 182. Matthias Corvinus Kónig 70, 123. | Br. Matthias von Kunwald 5, 7, 24, 32, 35—37, 43, 44, 46—48, 79, 81, 83, 105, 110, 112, 113, 117, 118, 134, 135. Melanchton 131. Br. Michael von Senftenberg 5, 14, 25, 26, 28, 32, 35—38, 40, 41, 43, 46—48, 50, 52, 61, 79—83, 104, 105, 107, 109—113, 115, 116, 123, 132, 134, 135. Milič 40, 129. Niger s. Br. Černý Johannes von Prag. Nigranus s. Br. Černý Johannes. Nikolaus von Pilgram (Biskupec) 27, 106, Br. Nikolaus von Schlan (Slánský) 123, 124. Oecolampadius 130, 131, 132. Br. Orlík Laurentius 8, 59. Osiander 51, 53, 127. Payne Peter 27. Pernstein Adalbert von 51. Peter der Weber (Petrus Textor) 121, 122, 136, 137. Peter von Zäsadi Pfarrer 50, 60. Peucer 56, 75, 78. Pläcel Wenzel 78. Prokop der Jüngling 111, 184. Br. Prokop von Neuhaus 22, 25, 26, 30, 89, 123, 133. Regenvolscius Andreas (Wegerski) 60, 84. Reiser Friedrich 27, 35, 106. Rokycana 9—11, 13, 14, 17—22, 24, 31, 40, 42, 43, 49, 51, 52, 54, 55, 65, 73, 82, 85, 90, 99, 100, 114—116, 119, 120—122, 129, 136. Br. Rokyta Johannes 54, 128. Riidinger Esrom 49, 62—64, 75, 77. Savonarola 67, 137, 139. Slánský s. Br. Nikolaus von Schlan. Speratus 127, 131. Stambj Romani 67. Stefan. der Bischof der Waldenser 5, 6, 22, 23, 25, 27, 30—32, 35, 40, 41, 43, 47, 48, 52, 61, 79, 81, 82, 96, 98, 100, 105, 107, 109, 118, 120, 132, 155, 136. Stefan von Kremsier 45. Sylvester Papst 10, 12, 20, 23, 30, 44, 65, 90, 91, 100, 101, 118. Slechta von Väehrd Johannes 124. Br. Stefan Andreas 8, Sturm Wenzel 27, 50—852, 82, 88. Textor Petrus s. Peter der Weber. Theodorus de Fonte Citiculae 66, 67, 67, 69, 138, 140. Br. Thomas von Landskron der Deutsche 56, 660—069, 122, 123, 137, 138. Br. Thomas von Pfelauë 35, 36, 39, 40, 45, 81, 112, 117, 134. 'I'rotzendorf 53. Br. Turnovsky Simeon Th. 76, 77. Br. Uhlíř Matthias von Kunwald 7. Waldenserpriester, ein alter 6, 19, 20, 21—23, 27, 81, 32, 34, 35, 61, 83, 96, 98. Waldus Petrus 10, 20, 21, 30, 49, 63, 19, 90, 118. Wegerski s. Regenvolscius. Wiclef 30, 45, 54, 57, 62, 65. Wolfgang der Barfüssermünch 41, 44, 45, 49. Valla Laurentius 44, 70. Vergerio 128. Br. Votik Laurentius 124. Illyricus s. Flacius. Zwingli 130, 131. Žerotín Karl von 70. Žižka 40, 119, 124. Druckfehler. 8.1.1. 2. v. o. l.: ten. — S. 47. 2. Z. v. u. |.: Aber. den Flacius. — B. 25. 1, Z. v. 0. 1.: vor. — S. 98. B. Z. v. o. 1.: durf-
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Einleitung. Die Zeiten sind vorüber, in denen man, den Spuren der Fla- cius Illyricus folgend, die Böhmischen Brüder für einen Zweig des grossen Stammes der Waldenser erklären durfte. Aber die gegen- seitigen geschichtlichen Beziehungen und das Verhältniss beider Kreise zu einander sind noch immer "von einem Dunkel gedrückt“ das auch die neuere Forschung auf diesem Gebiete nicht vollständig behoben hat. Da aber bei den neueren Gelehrten von einer Tendenz nicht die Rede sein darf, so muss die Ursache dieser Erscheinung anderswo liegen. Und in der That, jenes Problem ist so alt wie die Unität selbst, jenes Dunkel ist bereits in den ältesten Quellen zu finden und verbreitet sich daher über die gesammte spätere Historio- graphie. Auf der einen Seite treten uns Fragen entgegen, auf der anderen lassen sich unbestimmte oder einander widersprechende Antworten vernehmen. Haben die Waldenser an der Begründung der Unität einen Antheil gehabt? Und wie beschaffen ist dieser Antheil gewesen? Schlagen wir das Hauptwerk,1) Gindelys Geschichte der Böhmischen Brüder nach, so lesen wir darin : „Gewiss und unumstösslich ist es, dass die Brüder keinerlei Umgang mit den Waldensern bis auf diese Zeit (1467) gepflogen haben. Ja ich glaube, dass Vielen nicht einmal ihr Name bekannt war, zudem gab es in Böhmen nach den Husiten- kriegen keine Anhänger dieser Sekte.“ Die Antwort lautet also ne- gativ: der Einfluss der Waldenser ist nicht einmal als ein Neben- faktor bei der Entstehung der Unität in Anschlag zu bringen. In ähnlicher Weise hatte sich im 16. Jahrhunderte niemand geringerer als Blahoslav vernehmen lassen. In Palackýs Geschichte von Böhmen (IV. 1. 492.) finden wir statt einer Antwort ein längeres Citat aus einer allerdings sehr 1) Die Meinungen der älteren Schriftsteller hier anzuführen, halte ich für unuöthig. Doch verdient auch in dieser Frage J. Chr. Köcher berücksichtigt zu werden. (Die Glaubensbekenntnisse der Böhm. Br. 1741.)
Einleitung. Die Zeiten sind vorüber, in denen man, den Spuren der Fla- cius Illyricus folgend, die Böhmischen Brüder für einen Zweig des grossen Stammes der Waldenser erklären durfte. Aber die gegen- seitigen geschichtlichen Beziehungen und das Verhältniss beider Kreise zu einander sind noch immer "von einem Dunkel gedrückt“ das auch die neuere Forschung auf diesem Gebiete nicht vollständig behoben hat. Da aber bei den neueren Gelehrten von einer Tendenz nicht die Rede sein darf, so muss die Ursache dieser Erscheinung anderswo liegen. Und in der That, jenes Problem ist so alt wie die Unität selbst, jenes Dunkel ist bereits in den ältesten Quellen zu finden und verbreitet sich daher über die gesammte spätere Historio- graphie. Auf der einen Seite treten uns Fragen entgegen, auf der anderen lassen sich unbestimmte oder einander widersprechende Antworten vernehmen. Haben die Waldenser an der Begründung der Unität einen Antheil gehabt? Und wie beschaffen ist dieser Antheil gewesen? Schlagen wir das Hauptwerk,1) Gindelys Geschichte der Böhmischen Brüder nach, so lesen wir darin : „Gewiss und unumstösslich ist es, dass die Brüder keinerlei Umgang mit den Waldensern bis auf diese Zeit (1467) gepflogen haben. Ja ich glaube, dass Vielen nicht einmal ihr Name bekannt war, zudem gab es in Böhmen nach den Husiten- kriegen keine Anhänger dieser Sekte.“ Die Antwort lautet also ne- gativ: der Einfluss der Waldenser ist nicht einmal als ein Neben- faktor bei der Entstehung der Unität in Anschlag zu bringen. In ähnlicher Weise hatte sich im 16. Jahrhunderte niemand geringerer als Blahoslav vernehmen lassen. In Palackýs Geschichte von Böhmen (IV. 1. 492.) finden wir statt einer Antwort ein längeres Citat aus einer allerdings sehr 1) Die Meinungen der älteren Schriftsteller hier anzuführen, halte ich für unuöthig. Doch verdient auch in dieser Frage J. Chr. Köcher berücksichtigt zu werden. (Die Glaubensbekenntnisse der Böhm. Br. 1741.)
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wichtigen Quelle, die aber selbst einer Interpretation bedarf und erst in Verbindung mit anderen Quellen manche Aufschlüsse zu gewähren vermag. Der berühmte Gelehrte hat aber später (1869), angeregt durch die neueren Forschungen über die Waldenser,1) die Untersuchung wieder aufgenommen und zugleich auf das Verhältniss der Waldenser zu allen böhmischen Sekten, ja auf ihre Stellung in der böhmischen Kirchengeschichte überhaupt ausgedehnt.2) Palackýs Antwort lautet einerseits positiv, andererseits negativ. Waldensische Einflüsse wirkten auf die Entstehung der Unität ein, aber nur auf indirektem Wege, durch ihren geistigen Vater, Peter Chelčický, von dem Palacký annimmt, er habe schon frühzeitig, und zwar vor dem J. 1420, eine umfassende Kenntniss der Waldenserlehre besessen und daran Gefallen gefunden, obgleich er sich dazu nie ausdrück- lich bekannt habe. Einen direkten Einfluss stellt aber Palacký mit derselben Entschiedenheit in Abrede wie einst Blahoslav. „Wie un- läugbar sich auch der Einfluss der Waldenserlehre bei der Begrün- dung der Unität im J. 1457 (allerdings nur durch die Vermittlung Peters von Chelčic) geltend machte, und wie wenig auch die Mit- wirkung eines ungenannten Waldenserbischofs bei der Begründung der Unität im J. 1467 zu bezweifeln ist, so muss man doch an- erkennen, dass die Brüder in allem, was die Lehre und Organisation ihrer Kirche betrifft, ganz und gar selbstständig und unabhängig vor den Waldensern auftraten.“ Was hat Palacký berechtigt, anzunehmen, Peter Chelčický habe Gefallen an der Waldenserlehre gefunden, obwol sich dieser dazu nie ausdrücklich bekannte? Die Kenntniss, die er von den Schriften dieses merkwürdigen Mannes besass. Er fand in ihnen die charak- teristischen Momente der Waldenserlehre wieder. Die andere Ansicht dagegen von der selbstständigen Entwickelung und Organisation der Unität schien ihm aus ihren dogmatischen Schriften, aus ihren hi- storischen Quellen, aus den Selbstzeugnissen der Brüder über ihre Beziehungen und ihr Verhältniss zu den Waldensern mit Nothwen- digkeit zu folgen. Auf einer ähnlichen breiten Grundlage hatte be- reits im J. 1863 Zezschwitz seine gelehrten und scharfsinnigen Unter- 1) Dieokhoff: Die Waldenser im Mittelalter. Göttingen 1851. — Herzog: Die romanischen Waldenser-Halle 1853. — Zezschwitz: Die Katechismen der Waldenser und Böhmischen Brüder als Documente ihres wechselseitigen Lehraustausches. Kri- tische Textausgabe mit Kirchen- und literargeschichtlichen Untersuchungen. Er- langen 1863. 2) Uber die Beziehungen und das Verhältniss der Waldenser zu den ehema- ligen Seeten in Böhmen. Prag 1869.
wichtigen Quelle, die aber selbst einer Interpretation bedarf und erst in Verbindung mit anderen Quellen manche Aufschlüsse zu gewähren vermag. Der berühmte Gelehrte hat aber später (1869), angeregt durch die neueren Forschungen über die Waldenser,1) die Untersuchung wieder aufgenommen und zugleich auf das Verhältniss der Waldenser zu allen böhmischen Sekten, ja auf ihre Stellung in der böhmischen Kirchengeschichte überhaupt ausgedehnt.2) Palackýs Antwort lautet einerseits positiv, andererseits negativ. Waldensische Einflüsse wirkten auf die Entstehung der Unität ein, aber nur auf indirektem Wege, durch ihren geistigen Vater, Peter Chelčický, von dem Palacký annimmt, er habe schon frühzeitig, und zwar vor dem J. 1420, eine umfassende Kenntniss der Waldenserlehre besessen und daran Gefallen gefunden, obgleich er sich dazu nie ausdrück- lich bekannt habe. Einen direkten Einfluss stellt aber Palacký mit derselben Entschiedenheit in Abrede wie einst Blahoslav. „Wie un- läugbar sich auch der Einfluss der Waldenserlehre bei der Begrün- dung der Unität im J. 1457 (allerdings nur durch die Vermittlung Peters von Chelčic) geltend machte, und wie wenig auch die Mit- wirkung eines ungenannten Waldenserbischofs bei der Begründung der Unität im J. 1467 zu bezweifeln ist, so muss man doch an- erkennen, dass die Brüder in allem, was die Lehre und Organisation ihrer Kirche betrifft, ganz und gar selbstständig und unabhängig vor den Waldensern auftraten.“ Was hat Palacký berechtigt, anzunehmen, Peter Chelčický habe Gefallen an der Waldenserlehre gefunden, obwol sich dieser dazu nie ausdrücklich bekannte? Die Kenntniss, die er von den Schriften dieses merkwürdigen Mannes besass. Er fand in ihnen die charak- teristischen Momente der Waldenserlehre wieder. Die andere Ansicht dagegen von der selbstständigen Entwickelung und Organisation der Unität schien ihm aus ihren dogmatischen Schriften, aus ihren hi- storischen Quellen, aus den Selbstzeugnissen der Brüder über ihre Beziehungen und ihr Verhältniss zu den Waldensern mit Nothwen- digkeit zu folgen. Auf einer ähnlichen breiten Grundlage hatte be- reits im J. 1863 Zezschwitz seine gelehrten und scharfsinnigen Unter- 1) Dieokhoff: Die Waldenser im Mittelalter. Göttingen 1851. — Herzog: Die romanischen Waldenser-Halle 1853. — Zezschwitz: Die Katechismen der Waldenser und Böhmischen Brüder als Documente ihres wechselseitigen Lehraustausches. Kri- tische Textausgabe mit Kirchen- und literargeschichtlichen Untersuchungen. Er- langen 1863. 2) Uber die Beziehungen und das Verhältniss der Waldenser zu den ehema- ligen Seeten in Böhmen. Prag 1869.
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suchungen auferbaut, indem er es unternahm, die Selbstzeugnisse der Brüder kritisch zu prüfen, und indem er zugleich eine Anzahl von dogmatischem Schriften beider Kreise, nicht die Katechismen allein, in den Kreis seiner Forschung zog.1) Wie lautet nun das Resultat, zu dem Zezschwitz auf diesem Wege gelangt ist? Das Verhältniss der Brüder zu den Waldensern lässt sich durch keine einfache Formel ausdrücken: es ist eben nicht einseitig gewesen. Die Unität ist im Laufe des 15. Jahrhundertes einigemal mit den Waldensern in Berührung getreten und bei diesem Verkehr, den die Quellen bezeugen, hat auch, wie die Untersuchung einiger dogma- tischen Schriften ergibt, ein gegenseitiger Lehraustausch statt ge- funden — ein Verhältniss, das eben in den beiden Katechismen sei- nen Ausdruck findet. Diese sind als „die Documente dieses gegen- seitigen Lehraustausches“ zu betrachten. „Nur die historischen That- sachen dürfen entscheiden; nicht einmal das Selbstzeugniss der Böhmischen Brüder kommt dagegen in Rücksicht.“ Darüber kann kein Zweifel sein: Zezschwitz hat den einzig richtigen Weg eingeschlagen, und jede neue Arbeit auf diesem Ge- biete wird ihm darin folgen, die von ihm gewonnenen Resultate verwerten, sich mit ihnen auseinandersetzen müssen. Aber die Unter- suchung dürfte doch nicht für abgeschlossen gelten, weder über die Katechismen, noch überhaupt über das Verhältniss der Brüder zu den Waldensern. Wenn Palacký sagt: „Die Zweifel bezüglich der Priorität des Waldenser- und Brüderkatechismus lassen sich nicht auf Grundlage jener Daten, welche Prof. Zezschwitz bekannt waren, entscheiden," so lässt sich dieser Behauptung eine noch weitere Aus- dehnung geben. Sie gilt nicht von der speciellen Katechismusfrage allein: auch bei der Untersuchung über das Verhältniss der Brüder zu den Waldensern — abgesehen davon, dass die Forschung über die Geschichte, Lehre und Literatur der letzteren nicht abge- schlossen ist — genügen die bisher verwerteten Daten und Vor- arbeiten nicht. Diese Daten zu ergänzen und eine solche Vorarbeit zu liefern, ist die Aufgabe dieses Buches. So viel auch für die Geschichte der Unität, namentlich durch Gindelys Hauptwerk und seine späteren Publikationen geleistet wor- den ist, wo besitzen wir eine erschöpfende Darstellung der Brüder- lehre in ihrer fortschreitenden Entwickelung von Chelčický bis zu 1) Vgl. meinen Aufsatz über den böhmischen Text der Brüder — Katechismus und sein Verhältniss zu den Kinderfragen. Prag 1877. (Separatabdruck aus den Sitzungsberichten der b. Gesellschaft der Wissenschaften.)
suchungen auferbaut, indem er es unternahm, die Selbstzeugnisse der Brüder kritisch zu prüfen, und indem er zugleich eine Anzahl von dogmatischem Schriften beider Kreise, nicht die Katechismen allein, in den Kreis seiner Forschung zog.1) Wie lautet nun das Resultat, zu dem Zezschwitz auf diesem Wege gelangt ist? Das Verhältniss der Brüder zu den Waldensern lässt sich durch keine einfache Formel ausdrücken: es ist eben nicht einseitig gewesen. Die Unität ist im Laufe des 15. Jahrhundertes einigemal mit den Waldensern in Berührung getreten und bei diesem Verkehr, den die Quellen bezeugen, hat auch, wie die Untersuchung einiger dogma- tischen Schriften ergibt, ein gegenseitiger Lehraustausch statt ge- funden — ein Verhältniss, das eben in den beiden Katechismen sei- nen Ausdruck findet. Diese sind als „die Documente dieses gegen- seitigen Lehraustausches“ zu betrachten. „Nur die historischen That- sachen dürfen entscheiden; nicht einmal das Selbstzeugniss der Böhmischen Brüder kommt dagegen in Rücksicht.“ Darüber kann kein Zweifel sein: Zezschwitz hat den einzig richtigen Weg eingeschlagen, und jede neue Arbeit auf diesem Ge- biete wird ihm darin folgen, die von ihm gewonnenen Resultate verwerten, sich mit ihnen auseinandersetzen müssen. Aber die Unter- suchung dürfte doch nicht für abgeschlossen gelten, weder über die Katechismen, noch überhaupt über das Verhältniss der Brüder zu den Waldensern. Wenn Palacký sagt: „Die Zweifel bezüglich der Priorität des Waldenser- und Brüderkatechismus lassen sich nicht auf Grundlage jener Daten, welche Prof. Zezschwitz bekannt waren, entscheiden," so lässt sich dieser Behauptung eine noch weitere Aus- dehnung geben. Sie gilt nicht von der speciellen Katechismusfrage allein: auch bei der Untersuchung über das Verhältniss der Brüder zu den Waldensern — abgesehen davon, dass die Forschung über die Geschichte, Lehre und Literatur der letzteren nicht abge- schlossen ist — genügen die bisher verwerteten Daten und Vor- arbeiten nicht. Diese Daten zu ergänzen und eine solche Vorarbeit zu liefern, ist die Aufgabe dieses Buches. So viel auch für die Geschichte der Unität, namentlich durch Gindelys Hauptwerk und seine späteren Publikationen geleistet wor- den ist, wo besitzen wir eine erschöpfende Darstellung der Brüder- lehre in ihrer fortschreitenden Entwickelung von Chelčický bis zu 1) Vgl. meinen Aufsatz über den böhmischen Text der Brüder — Katechismus und sein Verhältniss zu den Kinderfragen. Prag 1877. (Separatabdruck aus den Sitzungsberichten der b. Gesellschaft der Wissenschaften.)
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der Zeit, in welcher die Reformation des 16. Jahrhundertes auf die- selbe einzuwirken begann? Aber auch die Quellennachrichten über den Verkchr der Brüder mit den Waldensern sind weder vollständig gesammelt, noch kritisch gesichtet. Diese Vorarbeit zu liefern ist, um es bestimmter auszusprechen, die Aufgabe dieses Buches. Dabei ist das Dogmatische, die Lehre der Brüder, nur so weit berück- sichtigt worden, als es nöthig war, um die historischen Quellen- nachrichten zu beleuchten und zu erklären. Wenn aber ausserdem auch die späteren historiographischen Versuche bis zum 17. Jahr- hunderte in Betracht gekommen sind, so wird man hoffentlich auch dieses nicht für überflüssig erachten. Daneben verfolgt meine Arbeit noch einen besonderen Zweck, nämlich die Quellennachrichten über die Wahl und Weihe der ersten Priester der Unität zu sammeln und zu sichten. Auch dabei sind die Brüder mit den Waldensern in Berührung getreten: sie haben bei der Aufrichtung ihrer Priesterschaft die Hilfe derselben in An- spruch genommen: diese eine Thatsache wenigstens schien festzu- stehen. Nun hat sich aber jenes Dunkel, welches das gesammte Ver- hältniss der Brüder zu den Waldensern umhüllt, auch auf diesen lichten Punkt ausgedehnt. Ein bedeutender Forscher, Prof. Gotthard Lechler, 1) hält die ganze Erzählung von der Herübernahme der Ordi- nation für „kritisch sehr zweifelhaft“; er findet ungelöste Wider- sprüche in dem Beginnen der Brüder, wie dasselbe wenigstens in einem Theile der Quellen sich spiegelt, dann in den Quellen selbst, und auch in den neueren Geschichtswerken. Auch hier ist es nöthig, die Quellennachrichten vollständig zu sammeln, zu sichten und eine Lösung der Widersprüche, welche sich bereits in ihnen finden, zu versuchen. Im 17. Jahrhunderte hat Br. Jafet in einem seiner Werke (Stimme des Wächters) diesen Weg zwar betreten, aber in seinen späteren Schriften denselben wieder verlassen und an Stelle der kritischen Forschung eine ziemlich will- kürliche Construktion gesetzt. In den J. 1844 und 1845 hat Levin Reichel, damals Lehrer am Seminar zu Gnadenfeld, Zusätze zu Plitts Geschichte der Brüder-Unität verfasst2), und in ihnen eine Anzahl von Zeugnissen über die Wahl und Weihe der ersten Priester zu- 1) Johann von Wiclif und die Vorgeschichte der Reformation. Leipzig 1873. II. 507. 2) Plitts Geschichtswerk (Zur Geschichte der Brüder-Unität alter und neuer Zeit, 10 Bücher 1828) und Reichels Zusätze finden sich handschriftlich in Herrn- hut. — Für die jetzige Brüderkirche hat die Frage eine nicht geringe Bedeutung.
der Zeit, in welcher die Reformation des 16. Jahrhundertes auf die- selbe einzuwirken begann? Aber auch die Quellennachrichten über den Verkchr der Brüder mit den Waldensern sind weder vollständig gesammelt, noch kritisch gesichtet. Diese Vorarbeit zu liefern ist, um es bestimmter auszusprechen, die Aufgabe dieses Buches. Dabei ist das Dogmatische, die Lehre der Brüder, nur so weit berück- sichtigt worden, als es nöthig war, um die historischen Quellen- nachrichten zu beleuchten und zu erklären. Wenn aber ausserdem auch die späteren historiographischen Versuche bis zum 17. Jahr- hunderte in Betracht gekommen sind, so wird man hoffentlich auch dieses nicht für überflüssig erachten. Daneben verfolgt meine Arbeit noch einen besonderen Zweck, nämlich die Quellennachrichten über die Wahl und Weihe der ersten Priester der Unität zu sammeln und zu sichten. Auch dabei sind die Brüder mit den Waldensern in Berührung getreten: sie haben bei der Aufrichtung ihrer Priesterschaft die Hilfe derselben in An- spruch genommen: diese eine Thatsache wenigstens schien festzu- stehen. Nun hat sich aber jenes Dunkel, welches das gesammte Ver- hältniss der Brüder zu den Waldensern umhüllt, auch auf diesen lichten Punkt ausgedehnt. Ein bedeutender Forscher, Prof. Gotthard Lechler, 1) hält die ganze Erzählung von der Herübernahme der Ordi- nation für „kritisch sehr zweifelhaft“; er findet ungelöste Wider- sprüche in dem Beginnen der Brüder, wie dasselbe wenigstens in einem Theile der Quellen sich spiegelt, dann in den Quellen selbst, und auch in den neueren Geschichtswerken. Auch hier ist es nöthig, die Quellennachrichten vollständig zu sammeln, zu sichten und eine Lösung der Widersprüche, welche sich bereits in ihnen finden, zu versuchen. Im 17. Jahrhunderte hat Br. Jafet in einem seiner Werke (Stimme des Wächters) diesen Weg zwar betreten, aber in seinen späteren Schriften denselben wieder verlassen und an Stelle der kritischen Forschung eine ziemlich will- kürliche Construktion gesetzt. In den J. 1844 und 1845 hat Levin Reichel, damals Lehrer am Seminar zu Gnadenfeld, Zusätze zu Plitts Geschichte der Brüder-Unität verfasst2), und in ihnen eine Anzahl von Zeugnissen über die Wahl und Weihe der ersten Priester zu- 1) Johann von Wiclif und die Vorgeschichte der Reformation. Leipzig 1873. II. 507. 2) Plitts Geschichtswerk (Zur Geschichte der Brüder-Unität alter und neuer Zeit, 10 Bücher 1828) und Reichels Zusätze finden sich handschriftlich in Herrn- hut. — Für die jetzige Brüderkirche hat die Frage eine nicht geringe Bedeutung.
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5 sammengestellt. Reichel hat in neuerer Zeit zum erstenmal auf wirkliche Quellen — im J. 1840 hatte die Unität die „Lissaer Folian- ten“, das Brüderarchiv, erworben — zurückgegriffen, aber er hat unter diese Zeugnisse auch die „Geschichte“ Br. Jafets aufgenommen, den er zu den „sorgfältigsten und glaubwürdigsten“ Schriftstellern rechnet. Von dem erst betretenen Wege der kritischen Forschung abweichend, versucht er die älteren Quellen mit Jafets künstlichem System zu versöhnen. Reichel nimmt an, es habe eine doppelte Weihe der ersten Priester statt gefunden. Auch nach Gindelys Erzählung (I. 34.) „traten erst — nach vollbrachter Wahl — die vornehmsten unter den Wählern hervor und legten den Gewählten die Hände auf, in der Absicht, damit einen apostolischen Akt nachzuahmen, und er- kannten sie als ihre geistlichen Vorsteher an. Es war nun die Sache der Gewählten, sich die ordnungsmässige Priesterweihe zu verschaffen, über deren Nothwendigkeit unter den Anwesenden kein Zweifel vor- herrschte“. Die zweite, eigentliche Weihe erfolgte aber später : Michael von Senftenberg begab sich zum Waldenserbischof Stefan, erlangte von ihm die Bischofsweihe und weihte erst dann den Matthias von Kunwald zum Bischof, die zwei anderen Gewählten zu Priestern. Lechler bemerkt dazu : „Es liegt sachlich ein Widerspruch da- rin, dass einerseits die Brüder den drei durch's Loos Auserkorenen die Handauflegung ertheilt haben, welche doch als richtige Weihe aufgefasst worden ist,1) und dass sie anderseits sich erst um eine anderweitige Weihe bemüht haben sollen.“ Lechler vindicirt dem ersten Akt die Bedeutung der Weihe und hält den zweiten Theil von Gindelys Erzählung, also gerade die Herübernahme der Ordi� nation von den Waldensern, für kritisch sehr zweifelhaft. In der That muss man es auffallend finden, wenn Gindely selbst in einer Anmerkung (I. 494.) 2] bemerkt, „in den altesten Quellen werde nur Im J. 1717 hat Jablonský für G. Wake, Erzbischof von Canterbury, einen Aufsatz „De successione episcopatus in Unit. Fr.“ verfasst. (Vgl. Acta Fratrum Unitatis in Anglia 1749. Appendix VII. Extract of the Letter of the late Bishop Jablonsky to his Ex. C. Zinzendorf: As touching the Succession of Episcopal Conseeration, the Bohemian Brethren have get their Ordination from the Waldenses about the year 1467, and have kept the same carefully und without interruption.) Im J. 1835 er- folgten aus Anlas: des hundertjährigen Gedächtnisses der Erneuerung des Bisthums in der Brüderkirche scharfe Angriffe von englischer (episcopaler) Seite, welche Plitt zur Abfassung einer Untersuchung über „das Bischofthum der Brüder-Unität“ bewo- gen (handschriftlich in Herrnhut). 1) Das ist allerdings Gindelys Meinung nicht. 2) I. 493—495 findet sich eine Reihe der bedeutendsten Zeuguisse über die Weihe der ersten Priester zusammengestellt.
5 sammengestellt. Reichel hat in neuerer Zeit zum erstenmal auf wirkliche Quellen — im J. 1840 hatte die Unität die „Lissaer Folian- ten“, das Brüderarchiv, erworben — zurückgegriffen, aber er hat unter diese Zeugnisse auch die „Geschichte“ Br. Jafets aufgenommen, den er zu den „sorgfältigsten und glaubwürdigsten“ Schriftstellern rechnet. Von dem erst betretenen Wege der kritischen Forschung abweichend, versucht er die älteren Quellen mit Jafets künstlichem System zu versöhnen. Reichel nimmt an, es habe eine doppelte Weihe der ersten Priester statt gefunden. Auch nach Gindelys Erzählung (I. 34.) „traten erst — nach vollbrachter Wahl — die vornehmsten unter den Wählern hervor und legten den Gewählten die Hände auf, in der Absicht, damit einen apostolischen Akt nachzuahmen, und er- kannten sie als ihre geistlichen Vorsteher an. Es war nun die Sache der Gewählten, sich die ordnungsmässige Priesterweihe zu verschaffen, über deren Nothwendigkeit unter den Anwesenden kein Zweifel vor- herrschte“. Die zweite, eigentliche Weihe erfolgte aber später : Michael von Senftenberg begab sich zum Waldenserbischof Stefan, erlangte von ihm die Bischofsweihe und weihte erst dann den Matthias von Kunwald zum Bischof, die zwei anderen Gewählten zu Priestern. Lechler bemerkt dazu : „Es liegt sachlich ein Widerspruch da- rin, dass einerseits die Brüder den drei durch's Loos Auserkorenen die Handauflegung ertheilt haben, welche doch als richtige Weihe aufgefasst worden ist,1) und dass sie anderseits sich erst um eine anderweitige Weihe bemüht haben sollen.“ Lechler vindicirt dem ersten Akt die Bedeutung der Weihe und hält den zweiten Theil von Gindelys Erzählung, also gerade die Herübernahme der Ordi� nation von den Waldensern, für kritisch sehr zweifelhaft. In der That muss man es auffallend finden, wenn Gindely selbst in einer Anmerkung (I. 494.) 2] bemerkt, „in den altesten Quellen werde nur Im J. 1717 hat Jablonský für G. Wake, Erzbischof von Canterbury, einen Aufsatz „De successione episcopatus in Unit. Fr.“ verfasst. (Vgl. Acta Fratrum Unitatis in Anglia 1749. Appendix VII. Extract of the Letter of the late Bishop Jablonsky to his Ex. C. Zinzendorf: As touching the Succession of Episcopal Conseeration, the Bohemian Brethren have get their Ordination from the Waldenses about the year 1467, and have kept the same carefully und without interruption.) Im J. 1835 er- folgten aus Anlas: des hundertjährigen Gedächtnisses der Erneuerung des Bisthums in der Brüderkirche scharfe Angriffe von englischer (episcopaler) Seite, welche Plitt zur Abfassung einer Untersuchung über „das Bischofthum der Brüder-Unität“ bewo- gen (handschriftlich in Herrnhut). 1) Das ist allerdings Gindelys Meinung nicht. 2) I. 493—495 findet sich eine Reihe der bedeutendsten Zeuguisse über die Weihe der ersten Priester zusammengestellt.
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die Anwesenheit eines Waldenserpriesters bei der Wahl erwähnt“. Im Text wird von diesem Waldenserpriester nichts gesagt. Auch Palacký kennt in der 2. Abtheilung des IV. Bandes sei- nes Geschichtswerkes (S. 497.) nur die erste „Weihe“. Die Gewählten „wurden einem Priester Römischer Weihe und einem der Waldenser, der unter den seinigen der Alteste war, vorgestellt, um von ihnen durch das Auflegen der Hande nach der Ordnung der ersten Kirche und apostolischer Anweisung gemäss confirmirt zu werden“. Im V: Bande (1. S. 192.) bemerkt er dagegen, die alteste authentische Nachricht von der Mitwirkung eines Waldenserbischofs bei der Be- gründung der Unität finde sich in Korandas Schreiben an Johann Kostka (1478), während die ältesten Quellen nur „den ältesten Prie- ster der Waldenser“ kennen, aber keinen Bischof.1) Die Erzählung von der Reise Michaels zum Waldenserbischof u. s. w. holt Palacký erst an dieser Stelle nach, so dass es, wie Lechler (a. a. O. S. 507.) sagt, den Anschein gewinnt, der bewährte Forscher (Palacký) scheine einerseits jene Angabe nicht für historisch zu halten, lasse dieselbe aber später doch für beglaubigt gelten. Und gewiss muss man fra- gen, was nöthigt uns, dem späteren Zeugniss eines Gegners der Unität, Korandas, mehr Glauben zu schenken als den ältesten Quel- len, den Schriften der Brüder selbst? Und so stossen wir überall, mögen wir die Quellen oder die Geschichtsschreiber2) befragen, auf Widersprüche. Ob ihre Lösung überhaupt noch möglich ist, mag die folgende Untersuchung lehren. Ihr Gegenstand, die Weihe der ersten Priester, ist das schwierigste Problem der Brüdergeschichte. Mit Recht sagt Gindely (S. 35.): „Es ist äusserst schwierig das Dun- kel, welches auf der ersten Weihe der Brüderpriester liegt, aufzu- hellen" — und Levin Reichel bemerkt treffend: "Das Geschäft des Geschichtsforschers muss hier Kritik sein, ein mühsames und undank- bares, insoferne zum Schluss der Arbeit kein sicheres Resultat er- langt ist, sondern nur Wahrscheinlichkeiten.“ 3) 1) In der Abhandlung über die Beziehungen und das Verhältniss der Wal- denser zu den Secten in Böhmen (S. 34.) bemerkt Palacký, die Mitwirkung eines ungenannten Waldenserbischofs sei nicht zu bezweifeln. Wer ist aber dieser unge- nannte Bischof? Die ältesten Quellen sprechen allerdings von einem alten Priester, ohne seinen Namen anzugeben, aber der Bischof der Waldenser, mit dem die Brü- der in Berührung kamen, hiess ohne Zweifel Stefan. 2) Über Crögers Darstellung (G. der alten Brüderkirche I. S. 79 ff) vgl. Zezsch- witz Lukas von Prag (Herzogs Real-Encykl. Suppl.). 3) Ich citire: Gindelys Geschichte der Böhm. Brüder 1. Band, Prag 1857, 2. Band 1857—8 = Gindely I., II.; Gindelys Quellen zur Geschichte der Böhm. Brüder, vornehmlich ihren Zusammenhang mit Deutschland betreffend (Fontes re- rum Austriacarum II. Band XIX.) = Gindely Quellen. — Die Zeitschrift des Böhm.
die Anwesenheit eines Waldenserpriesters bei der Wahl erwähnt“. Im Text wird von diesem Waldenserpriester nichts gesagt. Auch Palacký kennt in der 2. Abtheilung des IV. Bandes sei- nes Geschichtswerkes (S. 497.) nur die erste „Weihe“. Die Gewählten „wurden einem Priester Römischer Weihe und einem der Waldenser, der unter den seinigen der Alteste war, vorgestellt, um von ihnen durch das Auflegen der Hande nach der Ordnung der ersten Kirche und apostolischer Anweisung gemäss confirmirt zu werden“. Im V: Bande (1. S. 192.) bemerkt er dagegen, die alteste authentische Nachricht von der Mitwirkung eines Waldenserbischofs bei der Be- gründung der Unität finde sich in Korandas Schreiben an Johann Kostka (1478), während die ältesten Quellen nur „den ältesten Prie- ster der Waldenser“ kennen, aber keinen Bischof.1) Die Erzählung von der Reise Michaels zum Waldenserbischof u. s. w. holt Palacký erst an dieser Stelle nach, so dass es, wie Lechler (a. a. O. S. 507.) sagt, den Anschein gewinnt, der bewährte Forscher (Palacký) scheine einerseits jene Angabe nicht für historisch zu halten, lasse dieselbe aber später doch für beglaubigt gelten. Und gewiss muss man fra- gen, was nöthigt uns, dem späteren Zeugniss eines Gegners der Unität, Korandas, mehr Glauben zu schenken als den ältesten Quel- len, den Schriften der Brüder selbst? Und so stossen wir überall, mögen wir die Quellen oder die Geschichtsschreiber2) befragen, auf Widersprüche. Ob ihre Lösung überhaupt noch möglich ist, mag die folgende Untersuchung lehren. Ihr Gegenstand, die Weihe der ersten Priester, ist das schwierigste Problem der Brüdergeschichte. Mit Recht sagt Gindely (S. 35.): „Es ist äusserst schwierig das Dun- kel, welches auf der ersten Weihe der Brüderpriester liegt, aufzu- hellen" — und Levin Reichel bemerkt treffend: "Das Geschäft des Geschichtsforschers muss hier Kritik sein, ein mühsames und undank- bares, insoferne zum Schluss der Arbeit kein sicheres Resultat er- langt ist, sondern nur Wahrscheinlichkeiten.“ 3) 1) In der Abhandlung über die Beziehungen und das Verhältniss der Wal- denser zu den Secten in Böhmen (S. 34.) bemerkt Palacký, die Mitwirkung eines ungenannten Waldenserbischofs sei nicht zu bezweifeln. Wer ist aber dieser unge- nannte Bischof? Die ältesten Quellen sprechen allerdings von einem alten Priester, ohne seinen Namen anzugeben, aber der Bischof der Waldenser, mit dem die Brü- der in Berührung kamen, hiess ohne Zweifel Stefan. 2) Über Crögers Darstellung (G. der alten Brüderkirche I. S. 79 ff) vgl. Zezsch- witz Lukas von Prag (Herzogs Real-Encykl. Suppl.). 3) Ich citire: Gindelys Geschichte der Böhm. Brüder 1. Band, Prag 1857, 2. Band 1857—8 = Gindely I., II.; Gindelys Quellen zur Geschichte der Böhm. Brüder, vornehmlich ihren Zusammenhang mit Deutschland betreffend (Fontes re- rum Austriacarum II. Band XIX.) = Gindely Quellen. — Die Zeitschrift des Böhm.
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Das Brüderarchiv. Als im J. 1836 H. Prediger Kleinschmied Böhmen bereiste, um alle in der Geschichte der Unität merkwürdigen Orte dieses Landes zu besichtigen, erzählte ihm Fr. Palacký, das alte Brüderarchiv sei noch in Polnisch Lissa vorhanden. Bald darauf (1840) wurden die früher so genannten Lissaer Folianten, 13 an der Zahl, käuflich er- worben: sie bilden jetzt den grössten Schatz des Archivs und der Bibliothek in Herrnhut, deren Räume dem Forscher mit oft gerühmter Liberalität offen stehen.1) Bereits in den ersten Zeiten der Unität gab es eine Art von Archiv oder Bibliothek in Senftenberg: aber durch Zufälligkeiten, über die wir nicht näher unterrichtet sind,2) wurde diese älteste Sammlung zerstreut. Im 16. Jahrhunderte scheint es die Absicht Augustas gewesen die in Leitomischl aufbewahrte Bibliothek zugleich zu dem Hauptarchiv der Unität zu erheben, aber die grosse Feuer- brunst des J. 1546 verzehrte einen grossen Theil der Stadt und liess auch die Sammlung der Bücher und Handschriften nicht unversehrt. Glücklicherweise gab es hie und da Abschriften der zu Grunde ge- gangenen Quellen, mit deren Hilfe man an die Reconstruktion des Archivs, ja an eine umfassendere Sammlung des geschichtlichen Quel- lenmaterials schreiten konnte, da es Augusta kaum gelungen war, an dem Orte seines gewöhnlichen Aufenthaltes alles zusammenzutragen Mus. = Č. Č. M. Die gewöhnlich dem Blahoslav zugeschriebene Geschichte (Hand- schrift der Prager Univ. Bibl.) citire ich: Hist. Fr. (Ms. Un.). Mit: Br. A. I., Br. A. II., bezeichne ich die einzelnen Folianten des Brüderarchivs in Herrnhut. — J. Jirečeks vortreffliches Handbuch (Rukověť) zur Geschichte der böhm. Literatur- (2. Bände, Prag 1875—1876) enthält Biographien aller hervorragenden Brüder, die zum grossen Theil auf Grund von handschriftlichen Quellen verfasst sind. Dem Verfasser dieses Werkes, Herrn J. Jireček, Minister a. D., ferner den HH. Pro- fessor Gindely und Archivar A. Glitsch in Herruhut sage ich für die Unterstützung, die sie mir bei dieser Arbeit zu Theil werden liessen, meinen aufrichtigen Dank. 1) Uber das Brüderarchiv vgl. Gindely Quellen (Einleitung), Jireček Ruko- vět (I. 144) und meine Beschreibung des Herrnhuter Archivs in Č. Č M. 1876. — Ausserdem : Nigranus ac Flacius (1556) und Blahoslay ac Lasicius (1571), (Gindely Quellen S. 277—325). 2) Der Verfasser der Hist. Fratrum (Ms. Un.) bedauert, aus der älteren Zeit keine Ordinationslisten der Brüderpriester gefunden zu haben. Vielleicht habe man damals der Verfolgungen wegen keine führen können. „Und wenn etwas aufge- zeichnet worden war, so ist es, wie ich vermuthe, zu Grunde gegangen in Senftenberg bei N., der von Br. Ma(tthias) — ebenso so wie Matthias Uhliř von Kunwald — in den engen Rath aufgenommen worden war und bei den die Brider ihre Bibliothek, und was sonst wichtigeres da war, bewahrten. Aber er wurde dann abtrünnig (ten se potom vyvrátil) und alles blieb bei ihm. Und als er starb, so wurde es zerstrent, denn sein Weib verschenkte einiges und verkaufte anderes. Und Blätter und Reste fand man hie und da... Und einiges hat wohl auch das Feuer zu Leitomischl ver- zehrt, an welchem Orte allein Br. Augusta die Brüderbibliethek haben wollte...“
Das Brüderarchiv. Als im J. 1836 H. Prediger Kleinschmied Böhmen bereiste, um alle in der Geschichte der Unität merkwürdigen Orte dieses Landes zu besichtigen, erzählte ihm Fr. Palacký, das alte Brüderarchiv sei noch in Polnisch Lissa vorhanden. Bald darauf (1840) wurden die früher so genannten Lissaer Folianten, 13 an der Zahl, käuflich er- worben: sie bilden jetzt den grössten Schatz des Archivs und der Bibliothek in Herrnhut, deren Räume dem Forscher mit oft gerühmter Liberalität offen stehen.1) Bereits in den ersten Zeiten der Unität gab es eine Art von Archiv oder Bibliothek in Senftenberg: aber durch Zufälligkeiten, über die wir nicht näher unterrichtet sind,2) wurde diese älteste Sammlung zerstreut. Im 16. Jahrhunderte scheint es die Absicht Augustas gewesen die in Leitomischl aufbewahrte Bibliothek zugleich zu dem Hauptarchiv der Unität zu erheben, aber die grosse Feuer- brunst des J. 1546 verzehrte einen grossen Theil der Stadt und liess auch die Sammlung der Bücher und Handschriften nicht unversehrt. Glücklicherweise gab es hie und da Abschriften der zu Grunde ge- gangenen Quellen, mit deren Hilfe man an die Reconstruktion des Archivs, ja an eine umfassendere Sammlung des geschichtlichen Quel- lenmaterials schreiten konnte, da es Augusta kaum gelungen war, an dem Orte seines gewöhnlichen Aufenthaltes alles zusammenzutragen Mus. = Č. Č. M. Die gewöhnlich dem Blahoslav zugeschriebene Geschichte (Hand- schrift der Prager Univ. Bibl.) citire ich: Hist. Fr. (Ms. Un.). Mit: Br. A. I., Br. A. II., bezeichne ich die einzelnen Folianten des Brüderarchivs in Herrnhut. — J. Jirečeks vortreffliches Handbuch (Rukověť) zur Geschichte der böhm. Literatur- (2. Bände, Prag 1875—1876) enthält Biographien aller hervorragenden Brüder, die zum grossen Theil auf Grund von handschriftlichen Quellen verfasst sind. Dem Verfasser dieses Werkes, Herrn J. Jireček, Minister a. D., ferner den HH. Pro- fessor Gindely und Archivar A. Glitsch in Herruhut sage ich für die Unterstützung, die sie mir bei dieser Arbeit zu Theil werden liessen, meinen aufrichtigen Dank. 1) Uber das Brüderarchiv vgl. Gindely Quellen (Einleitung), Jireček Ruko- vět (I. 144) und meine Beschreibung des Herrnhuter Archivs in Č. Č M. 1876. — Ausserdem : Nigranus ac Flacius (1556) und Blahoslay ac Lasicius (1571), (Gindely Quellen S. 277—325). 2) Der Verfasser der Hist. Fratrum (Ms. Un.) bedauert, aus der älteren Zeit keine Ordinationslisten der Brüderpriester gefunden zu haben. Vielleicht habe man damals der Verfolgungen wegen keine führen können. „Und wenn etwas aufge- zeichnet worden war, so ist es, wie ich vermuthe, zu Grunde gegangen in Senftenberg bei N., der von Br. Ma(tthias) — ebenso so wie Matthias Uhliř von Kunwald — in den engen Rath aufgenommen worden war und bei den die Brider ihre Bibliothek, und was sonst wichtigeres da war, bewahrten. Aber er wurde dann abtrünnig (ten se potom vyvrátil) und alles blieb bei ihm. Und als er starb, so wurde es zerstrent, denn sein Weib verschenkte einiges und verkaufte anderes. Und Blätter und Reste fand man hie und da... Und einiges hat wohl auch das Feuer zu Leitomischl ver- zehrt, an welchem Orte allein Br. Augusta die Brüderbibliethek haben wollte...“
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Das Werk des Wiedersammelns begann Augusta selbst, aber der eigentliche Wiederhersteller der alten und Begründer des neuen Brüderarchivs ist Johannes Černý (Nigranus † 1565), sein Mitarbeiter (seit 1553) und Continuator (s. 1562) Johann Blahoslav, dem sich später Andreas Štefan, Laurentius Orlík, Br. Aeneas u. a. anschlossen. Das Jahr 1546 war zu einem bedeutungsvollen Terminus in der Geschichte und auch für die Geschichtsschreibung der Brüder ge- worden. Die dem Brande folgenden politischen Ereignisse hatten der Unität harte Verfolgungen und schwere Bedrängnisse gebracht. Joh. Černý legte gleichsam ein doppeltes Archiv an, eine Reihe von Fo- lianten sollte die Quellen der älteren Zeit bis 1546 und 1547 auf- nehmen, eine zweite dagegen der fortlaufenden Zeitgeschichte s. 1547 gewidmet sein. Während die Sammlung und Eintragung der neueren Quellen rasch vor sich gieng, kostete das Zusammenlesen des alten und zerstreuten, die Ersetzung des verlorenen mehr Zeit und Mühe. Noch im J. 1557 wurde an dem I. Folianten der ersten Reihe ge- schrieben. Aus unbekannten Gründen finden wir aber einen grossen Theil der darin enthaltenen Quellen in den folgenden Folianten wieder. 1) Uberhaupt gieng das Sammeln und Eintragen in keiner systemati- schen Ordnung vor sich : man copirte, was man eben gefunden hatte. Selbst in einem Folianten der zweiten Serie (XI. des Ganzen) finden wir wichtige Nachträge. Die erste Reihe umfasst sechs Folianten. Verhältnissmässig wenige der darin enthaltenen Quellen überschreiten das J. 1510: die wichtigsten reichen in das 15. Jahrhundert zurück. Hat man für die späteren Jahrzehente des 16. Jahrhundertes wenig vorgefunden oder war der Eifer erlahmt? Auffallend ist es, dass von den Resten des schriftlichen Verkehrs des Lukas mit Luther, die im J. 1557 2) noch vorhanden waren, in die Folianten nichts übergieng. Für das 15. Jahrhundert aber bleibt das Brüderarchiv die Haupt- quelle, aus der allein eine genügende Kenntniss der Anfänge der Unität geschöpft werden kann. Hier sind ihre ältesten Apologien und Con- fessionen vorhanden, welche zugleich als die ältesten geschichtlichen Quellen anzusehen sind. Das Historische ist in ihnen von dem Dog matischen nicht geschieden. In dem folgenden Abschnitte sollen die apologetischen Grund- gedanken der ältesten Brüderschriften kurz zusammengefasst werden. 1) Die Texte des I. Bandes zeichnen sich durch ältere Sprachformen aus. 2) Exstant omnia ista, quae agebantur inter D. M. Lutherum et Fr. Lucam. Blahoslav ac Georg Israel 1557. (Br. A. VIII.)
Das Werk des Wiedersammelns begann Augusta selbst, aber der eigentliche Wiederhersteller der alten und Begründer des neuen Brüderarchivs ist Johannes Černý (Nigranus † 1565), sein Mitarbeiter (seit 1553) und Continuator (s. 1562) Johann Blahoslav, dem sich später Andreas Štefan, Laurentius Orlík, Br. Aeneas u. a. anschlossen. Das Jahr 1546 war zu einem bedeutungsvollen Terminus in der Geschichte und auch für die Geschichtsschreibung der Brüder ge- worden. Die dem Brande folgenden politischen Ereignisse hatten der Unität harte Verfolgungen und schwere Bedrängnisse gebracht. Joh. Černý legte gleichsam ein doppeltes Archiv an, eine Reihe von Fo- lianten sollte die Quellen der älteren Zeit bis 1546 und 1547 auf- nehmen, eine zweite dagegen der fortlaufenden Zeitgeschichte s. 1547 gewidmet sein. Während die Sammlung und Eintragung der neueren Quellen rasch vor sich gieng, kostete das Zusammenlesen des alten und zerstreuten, die Ersetzung des verlorenen mehr Zeit und Mühe. Noch im J. 1557 wurde an dem I. Folianten der ersten Reihe ge- schrieben. Aus unbekannten Gründen finden wir aber einen grossen Theil der darin enthaltenen Quellen in den folgenden Folianten wieder. 1) Uberhaupt gieng das Sammeln und Eintragen in keiner systemati- schen Ordnung vor sich : man copirte, was man eben gefunden hatte. Selbst in einem Folianten der zweiten Serie (XI. des Ganzen) finden wir wichtige Nachträge. Die erste Reihe umfasst sechs Folianten. Verhältnissmässig wenige der darin enthaltenen Quellen überschreiten das J. 1510: die wichtigsten reichen in das 15. Jahrhundert zurück. Hat man für die späteren Jahrzehente des 16. Jahrhundertes wenig vorgefunden oder war der Eifer erlahmt? Auffallend ist es, dass von den Resten des schriftlichen Verkehrs des Lukas mit Luther, die im J. 1557 2) noch vorhanden waren, in die Folianten nichts übergieng. Für das 15. Jahrhundert aber bleibt das Brüderarchiv die Haupt- quelle, aus der allein eine genügende Kenntniss der Anfänge der Unität geschöpft werden kann. Hier sind ihre ältesten Apologien und Con- fessionen vorhanden, welche zugleich als die ältesten geschichtlichen Quellen anzusehen sind. Das Historische ist in ihnen von dem Dog matischen nicht geschieden. In dem folgenden Abschnitte sollen die apologetischen Grund- gedanken der ältesten Brüderschriften kurz zusammengefasst werden. 1) Die Texte des I. Bandes zeichnen sich durch ältere Sprachformen aus. 2) Exstant omnia ista, quae agebantur inter D. M. Lutherum et Fr. Lucam. Blahoslav ac Georg Israel 1557. (Br. A. VIII.)
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Die ältesten apologetischen Schriften der Brüder. In ihren altesten apologetischen Schriften lehnen die Brüder den Namen ab, den ihnen die Gegner gaben. Sie wollten nicht Pi- karden heissen. Und mit Recht, denn darunter verstand man Sekten, die kaum als christlich gelten können und die, wie die Adamiten, sich die ärgsten sittlichen Verirrungen zu Schulden kommen liessen.1) Woher stammt aber die Verwechselung der Brüder, deren Beginnen ein tief sittlicher Ernst zu Grunde lag, die das Ideal einer christ- lichen Gemeinde in der Wirklichkeit darstellen wollten, mit Leuten, welche „die Sünde für keine Sünde ansahen“? Die Heimlichkeit ihrer Versammlungen, die Unwissenheit oder die böse Absicht der Feinde allein ist es nicht gewesen, die zu üblen Gerüchten und Ver- unglimpfungen Anlass gab. Die entstehende Brüdergemeinde hat wie aus andern Sekten, deren es in Böhmen eine grosse Anzahl gab, so auch aus der Mitte der Adamiten einzelne an sich gezogen und in sich aufgenommen. Die sittliche Bekehrung und Läuterung gelang aber dabei nicht immer, und einzelne Rückfälle, mit denen die Ge- fahr der Ansteckung verbunden war, mögen die Erinnerung an den trüben Ursprung eines wenn auch geringen Bruchtheils der Unität wach gerufen haben.2) Auch als eine Fortsetzung der Taboriten wollten die Brüder nicht gelten, und sie protestiren dagegen in ihren ersten Apologien mit einem Nachdruck, der dem Zusammenhang, der da in der That bestanden hat, nicht zu entsprechen scheint. Von den Taboriten schied vor allem die Schüler des Peter Chelčický die Lehre „von der Macht der Welt“. Sie wollten nicht für den Glauben streiten wie jene, „die darin irrten, dass sie ihren Glauben durch körperlichen Kampf bezeugen wollten", sie wollten vielmehr dulden und dadurch ihren Glauben bewähren. In der That berührte dieser Gegensatz die Grundansicht, auf der die Lehre der „alten Brüder“ beruht. Anderseits war es dieselbe Lehre von der weltlichen Macht, welche wie vordem die Taboriten so auch die Brüder von der rö- mischen Kirche durch eine tiefe Kluft trennte. Wie dem Peter Chel- 1) In einer 1475 verfassten Schrift der Brüder heisst es: Pikarden wurden die schlechtesten der Menschen genaunt, die von Christo nichts hielten, an die Auf- erstehung nicht glaubten, und darum, die Sünde für keine Sünde achtend, in voller Freiheit des Leibes und seiner Lüste wandelten. 2) Die wichtigste Stelle enthält das vierte Schreiben der Brüder an Roky- cana. — Nach einem Schreiben Br. Gregors an einen unbekannten Adressaten hatten
Die ältesten apologetischen Schriften der Brüder. In ihren altesten apologetischen Schriften lehnen die Brüder den Namen ab, den ihnen die Gegner gaben. Sie wollten nicht Pi- karden heissen. Und mit Recht, denn darunter verstand man Sekten, die kaum als christlich gelten können und die, wie die Adamiten, sich die ärgsten sittlichen Verirrungen zu Schulden kommen liessen.1) Woher stammt aber die Verwechselung der Brüder, deren Beginnen ein tief sittlicher Ernst zu Grunde lag, die das Ideal einer christ- lichen Gemeinde in der Wirklichkeit darstellen wollten, mit Leuten, welche „die Sünde für keine Sünde ansahen“? Die Heimlichkeit ihrer Versammlungen, die Unwissenheit oder die böse Absicht der Feinde allein ist es nicht gewesen, die zu üblen Gerüchten und Ver- unglimpfungen Anlass gab. Die entstehende Brüdergemeinde hat wie aus andern Sekten, deren es in Böhmen eine grosse Anzahl gab, so auch aus der Mitte der Adamiten einzelne an sich gezogen und in sich aufgenommen. Die sittliche Bekehrung und Läuterung gelang aber dabei nicht immer, und einzelne Rückfälle, mit denen die Ge- fahr der Ansteckung verbunden war, mögen die Erinnerung an den trüben Ursprung eines wenn auch geringen Bruchtheils der Unität wach gerufen haben.2) Auch als eine Fortsetzung der Taboriten wollten die Brüder nicht gelten, und sie protestiren dagegen in ihren ersten Apologien mit einem Nachdruck, der dem Zusammenhang, der da in der That bestanden hat, nicht zu entsprechen scheint. Von den Taboriten schied vor allem die Schüler des Peter Chelčický die Lehre „von der Macht der Welt“. Sie wollten nicht für den Glauben streiten wie jene, „die darin irrten, dass sie ihren Glauben durch körperlichen Kampf bezeugen wollten", sie wollten vielmehr dulden und dadurch ihren Glauben bewähren. In der That berührte dieser Gegensatz die Grundansicht, auf der die Lehre der „alten Brüder“ beruht. Anderseits war es dieselbe Lehre von der weltlichen Macht, welche wie vordem die Taboriten so auch die Brüder von der rö- mischen Kirche durch eine tiefe Kluft trennte. Wie dem Peter Chel- 1) In einer 1475 verfassten Schrift der Brüder heisst es: Pikarden wurden die schlechtesten der Menschen genaunt, die von Christo nichts hielten, an die Auf- erstehung nicht glaubten, und darum, die Sünde für keine Sünde achtend, in voller Freiheit des Leibes und seiner Lüste wandelten. 2) Die wichtigste Stelle enthält das vierte Schreiben der Brüder an Roky- cana. — Nach einem Schreiben Br. Gregors an einen unbekannten Adressaten hatten
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10 čický, so galt auch ihnen diese für verdorben und verleitet seit den Tagen Constantins und Sylvesters.1) Seitdem sind Macht und Reichthum in die Kirche eingedrungen und damit in ihrem Gefolge der Abfall von dem wahren Christenthum. Priester und Volk schrei- ten einher „auf dem breiten Wege“. Der weltliche Arm züchtigt nicht die Ketzer allein — dazu ist er von Gott berufen — sondern verfolgt auch auf Geheiss des Papstes und seiner Priesterschaft die wahren, die „getreuen“ Christen. Aber nicht die Schafe fressen den Wolf, sondern der Wolf die Schafe. Das Verfolgen derjenigen, die den Abfall erkannt, das Herrschen, das Schalten und Walten mit den Gütern und dem Reichthum, an denen ihr Herz hängt, die Rachsucht, die dem Feinde nicht vergibt: sind die Merkmale, sind das Wesen jener Verderbniss; dagegen das Verfolgtwerden und Dul- den, das Dienen, die Armuth, die Liebe, welche dem Feinde nicht allein verzeiht, sondern auch Gutes erweist, die Kennzeichen der Getreuen „der kleinen Herde“, die den „engen Weg“ wandelt nach dem Muster Christi, der Apostel, der ersten Christen. Und nicht die Kennzeichen allein, sondern auch das Wesen des christlichen Lebens. Aber am Ende des engen Weges steht auch die enge Pforte des Heils. Den Eingang erwirbt sich der Wanderer durch die Mühen des Weges. Doch genügt der äussere Schein allein nicht. Dem Aussern muss das Innere, der That die Gesinnung entsprechen, das gute Werk aus der Tugend fliessen. Wie Christus gestorben und auferstanden, so muss auch der Christ sich selbst, seinen Begierden und Lüsten absterben, um wieder geboren und erneuert zu werden. Die Wiedergeburt ist die Quelle des christlichen, erneuerten Lebens, denn der gute Baum kann nur gute Früchte tragen; die Grundlage des Heils — denn durch sie wird der Glaube zum lebendigen Glauben, der durch die Liebe thätig ist, die Hoffnung zur untrüglichen Ge- die Brüder auch einige aus „der Rotte von Košátek, der schlimmsten, welche die Šünde für keine Sünde achte“, unter sich aufgenommen. Und durch sie seien auch einige Brüder zum Falle gekommen. (Br. A. V.) 1) „Und der Anfang dessen geschah durch Constantin, den römischen Kaiser, der das Haupt der Welt war und sie regierte, als ihn Sylvester in den Glauben Christi aufnahm ohne die Wahrheit der Werke, sondern nur zur lauten Bekennung des Glaubens... Aber Sylvester hat den Constantin und das Volk, das sich mit ihm dem Glauben Christi unterwarf, nicht auf den Weg Gottes geführt, so dass sie. das einfältige, arme, demüthige, geduldige Leben Christi und seine Verspottung durch die Welt auf sich genommen hätten, sondern Constantin hat den Sylvester von dem rechten engen Wege Christi abgeleitet und von seiner Ertragung der Leiden, so dass Sylvester fortan denen Leid zufügte, die bei Christo verblieben waren.“ Schreiben der Brüder an Rokycana (vor 1467). — Ilier wird Petrus Wal- dus noch nicht erwähnt.
10 čický, so galt auch ihnen diese für verdorben und verleitet seit den Tagen Constantins und Sylvesters.1) Seitdem sind Macht und Reichthum in die Kirche eingedrungen und damit in ihrem Gefolge der Abfall von dem wahren Christenthum. Priester und Volk schrei- ten einher „auf dem breiten Wege“. Der weltliche Arm züchtigt nicht die Ketzer allein — dazu ist er von Gott berufen — sondern verfolgt auch auf Geheiss des Papstes und seiner Priesterschaft die wahren, die „getreuen“ Christen. Aber nicht die Schafe fressen den Wolf, sondern der Wolf die Schafe. Das Verfolgen derjenigen, die den Abfall erkannt, das Herrschen, das Schalten und Walten mit den Gütern und dem Reichthum, an denen ihr Herz hängt, die Rachsucht, die dem Feinde nicht vergibt: sind die Merkmale, sind das Wesen jener Verderbniss; dagegen das Verfolgtwerden und Dul- den, das Dienen, die Armuth, die Liebe, welche dem Feinde nicht allein verzeiht, sondern auch Gutes erweist, die Kennzeichen der Getreuen „der kleinen Herde“, die den „engen Weg“ wandelt nach dem Muster Christi, der Apostel, der ersten Christen. Und nicht die Kennzeichen allein, sondern auch das Wesen des christlichen Lebens. Aber am Ende des engen Weges steht auch die enge Pforte des Heils. Den Eingang erwirbt sich der Wanderer durch die Mühen des Weges. Doch genügt der äussere Schein allein nicht. Dem Aussern muss das Innere, der That die Gesinnung entsprechen, das gute Werk aus der Tugend fliessen. Wie Christus gestorben und auferstanden, so muss auch der Christ sich selbst, seinen Begierden und Lüsten absterben, um wieder geboren und erneuert zu werden. Die Wiedergeburt ist die Quelle des christlichen, erneuerten Lebens, denn der gute Baum kann nur gute Früchte tragen; die Grundlage des Heils — denn durch sie wird der Glaube zum lebendigen Glauben, der durch die Liebe thätig ist, die Hoffnung zur untrüglichen Ge- die Brüder auch einige aus „der Rotte von Košátek, der schlimmsten, welche die Šünde für keine Sünde achte“, unter sich aufgenommen. Und durch sie seien auch einige Brüder zum Falle gekommen. (Br. A. V.) 1) „Und der Anfang dessen geschah durch Constantin, den römischen Kaiser, der das Haupt der Welt war und sie regierte, als ihn Sylvester in den Glauben Christi aufnahm ohne die Wahrheit der Werke, sondern nur zur lauten Bekennung des Glaubens... Aber Sylvester hat den Constantin und das Volk, das sich mit ihm dem Glauben Christi unterwarf, nicht auf den Weg Gottes geführt, so dass sie. das einfältige, arme, demüthige, geduldige Leben Christi und seine Verspottung durch die Welt auf sich genommen hätten, sondern Constantin hat den Sylvester von dem rechten engen Wege Christi abgeleitet und von seiner Ertragung der Leiden, so dass Sylvester fortan denen Leid zufügte, die bei Christo verblieben waren.“ Schreiben der Brüder an Rokycana (vor 1467). — Ilier wird Petrus Wal- dus noch nicht erwähnt.
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11 wissheit der künftigen Seligkeit; der Grundbegriff in der Lehre der alten Brüder, aus dem sich alles übrige ergibt. Auch die Lehre von dem guten und bösen Priester und der Kirchenbegriff. Nur der gute Christ kann zugleich ein guter Priester sein; der böse Priester dagegen verwaltet sein Amt sich zum Verderben und den Gläubigen nicht zu Nutzen : das Wort wird in seinem Munde kraftlos, das Sakrament, das er spendet, wirkungslos. Mochten demnach die Brüder von der Lehre von der Macht der Welt, mochten sie von der Lehre von dem bösen Priester aus- gehen, mochten sie das Leben des Volkes oder der Geistlichkeit in's Auge fassen, die römische Kirche erschien ihnen verführt und ver- dorben. Der Papst und seine Geistlichkeit sind der Antichrist, der da gekommen ist in der Fülle der Verführung zum Bösen und das Volk in der falschen trügerischen Hoffnung des Heils bekräftigt. Die Prophezeiungen des alten und neuen Bundes, die Bilder der Apokalypse finden da ihre Erfüllung und Deutung. Aber es gilt auch die Mahnung: Mein Volk, gehet von ihnen (Apok. 18.); und das Wort des Apostels: Darum gehet aus von ihnen und sondert euch ab (2. Thess.). 1] Die Absonderung von der römischen Kirche — auch die Utraquisten gehören durch den Gehorsam, den sie ihr lei- sten, zu derselben und nehmen an ihrer Verführung Theil — die Trennung von der „Gemeinschaft des Papstes und seiner Geistlich- keit" ist es, welche durch die Apologien gerechtfertigt werden soll, als ein Recht, von dem die Brüder Gebrauch gemacht, als eine Pflicht, die sie erfüllt haben. Sie haben jene mahnende Stimme (Apok. 18.) verstanden und sind aus Babylon ausgezogen. Wer das Verderbniss der Kirche erkannt hat, soll aus derselben ausscheiden, und wer die offenbare Sündhaftigkeit des bösen Priesters und seinen schlechten Wandel sieht, soll ihn meiden und von ihm den „Dienst" nicht empfangen. Gott muss man mehr gehorchen als den Menschen.2) Aus der Grundansicht von der innern Erneuerung und Wieder- geburt ergibt sich auch der Kirchenbegriff der Brüder, als Gemein- schaft der Erwählten d. i. der Wiedergebornen. 3) Und dieser ideale Begriff mildert zugleich den schroffen Gegensatz gegen die römische Kirche: auch in derselben kann es einzelne Gerechte geben. Des- 1) Viertes Schreiben an Rokycana. 2) Viertes Schreiben an Rokycana (1468). 3) Vgl. Zezschwitz S. 120: „Merkwürdigerweise tritt in all den augeführten Confessionen (des 16. Jahrhundertes) der bei Hus so stark ausgeprägte Prüdesti- natianismus zurück." — Dasselbe gilt von den Schriften der „alten Brüder“.
11 wissheit der künftigen Seligkeit; der Grundbegriff in der Lehre der alten Brüder, aus dem sich alles übrige ergibt. Auch die Lehre von dem guten und bösen Priester und der Kirchenbegriff. Nur der gute Christ kann zugleich ein guter Priester sein; der böse Priester dagegen verwaltet sein Amt sich zum Verderben und den Gläubigen nicht zu Nutzen : das Wort wird in seinem Munde kraftlos, das Sakrament, das er spendet, wirkungslos. Mochten demnach die Brüder von der Lehre von der Macht der Welt, mochten sie von der Lehre von dem bösen Priester aus- gehen, mochten sie das Leben des Volkes oder der Geistlichkeit in's Auge fassen, die römische Kirche erschien ihnen verführt und ver- dorben. Der Papst und seine Geistlichkeit sind der Antichrist, der da gekommen ist in der Fülle der Verführung zum Bösen und das Volk in der falschen trügerischen Hoffnung des Heils bekräftigt. Die Prophezeiungen des alten und neuen Bundes, die Bilder der Apokalypse finden da ihre Erfüllung und Deutung. Aber es gilt auch die Mahnung: Mein Volk, gehet von ihnen (Apok. 18.); und das Wort des Apostels: Darum gehet aus von ihnen und sondert euch ab (2. Thess.). 1] Die Absonderung von der römischen Kirche — auch die Utraquisten gehören durch den Gehorsam, den sie ihr lei- sten, zu derselben und nehmen an ihrer Verführung Theil — die Trennung von der „Gemeinschaft des Papstes und seiner Geistlich- keit" ist es, welche durch die Apologien gerechtfertigt werden soll, als ein Recht, von dem die Brüder Gebrauch gemacht, als eine Pflicht, die sie erfüllt haben. Sie haben jene mahnende Stimme (Apok. 18.) verstanden und sind aus Babylon ausgezogen. Wer das Verderbniss der Kirche erkannt hat, soll aus derselben ausscheiden, und wer die offenbare Sündhaftigkeit des bösen Priesters und seinen schlechten Wandel sieht, soll ihn meiden und von ihm den „Dienst" nicht empfangen. Gott muss man mehr gehorchen als den Menschen.2) Aus der Grundansicht von der innern Erneuerung und Wieder- geburt ergibt sich auch der Kirchenbegriff der Brüder, als Gemein- schaft der Erwählten d. i. der Wiedergebornen. 3) Und dieser ideale Begriff mildert zugleich den schroffen Gegensatz gegen die römische Kirche: auch in derselben kann es einzelne Gerechte geben. Des- 1) Viertes Schreiben an Rokycana. 2) Viertes Schreiben an Rokycana (1468). 3) Vgl. Zezschwitz S. 120: „Merkwürdigerweise tritt in all den augeführten Confessionen (des 16. Jahrhundertes) der bei Hus so stark ausgeprägte Prüdesti- natianismus zurück." — Dasselbe gilt von den Schriften der „alten Brüder“.
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12 gleichen in jeder anderen kirchlichen Gemeinschaft. 1) Und auch wer zu keiner sichtbaren Kirche gehörend, unter Heiden ohne Em- pfang der Sakramente lebt, die zum Heile nicht unumgänglich noth- wendig sind, kann dennoch zu der grossen Kirche Gottes, die weder an Ort noch an die Zeit gebunden ist, gehören und selig werden. Aber die „gerechten“ Christen sollen überall, wo sie sich zusammen- finden, zu einer sichtbaren, äusseren kirchlichen Gemeinschaft zu- sammentreten. Denn der Herr hat auf Erden eine äussere, sichtbare Kirche begründet, in ihr Heilsmittel gestiftet, und zu ihrer Regie- rung und zur Verwaltung der Sakramente diejenigen eingesetzt, denen er die Macht zu binden und zu lösen, und die Gewalt der Schlüssel übergab. Eine solche kirchliche Gemeinschaft wollten die Brüder bilden, nach dem Muster der ersten Kirche. Nicht als ob sie die Gesammtheit der „Erwählten“ wären, die auf der Erde lebten : aber dem Idealbegriff der Kirche wurden sie gerecht durch die Ein- führung einer strengen Kirchenzucht, durch Ausschliessung der offen- baren Sünder und Irrgläubigen. So fand sich ein christliches Volk zusammen. Dann folgte die „Erneuerung“ der Sakramente, die Ver- waltung derselben im Sinne der ursprünglichen Einsetzung durch einige gute Priester, die sich ihnen angeschlossen. War aber da- durch die Trennung von der verführten Kirche vollständig vollzogen, die Erneuerung der Kirche vollendet, und ihr Bestand für die Zu- kunft gesichert? Gehörte nicht dazu die Erneuerung der Priester- schaft? Aber zu diesem letzten Schritte konnten sich die Brüder lange nicht entschliessen: denn dieses bedeutete zugleich die Tren- nung von der „böhmischen“ Gemeinschaft, den Bruch mit Rokycana, gegen den sie, auch als er ihr Gegner wurde, bis zu seinem Tode eine gewisse Pietät bewahrten. Ich finde indess nicht, dass die alten Brüder den historischen Zusammenhang mit der gesammten religiösen Bewegung, deren Schau- platz Böhmen seit langer Zeit war, mit besonderem Nachdruck her- vorheben. Erst später wurde dieses ein integrirender, breit ausge- 1) So heisst es in (Gregors) Traktat von der Kirche: „Es könnte jemand sa- gen, dass wir alle diejenigen verdammen und verwerfen, so im Gehorsam der rö- mischen Kirche stehen, seit Constantin den Glauben empfangen und Sylvester den Reichthum... Das ist aber unsere Meinung mit nichten... Denn wie wir die Er- wählten in der indischen und griechischen Kirche nicht verwerfen, so verdammen wir auch nicht die Erwählten unter den Römern...“ Die römische Kirche verdamme dagegen jeden, der ihr nicht unterthan ist. Es gebe aber viele gute Christen, die ihr nie Gehorsam geleistet. So die indische Kirche, „grosse Länder unter dem Priester Johannes (pod Janem popem)...“ „Auch waren zwei Männer in Prag zu- gegen gewesen und erzählten, wie die Menschen dort leben...“
12 gleichen in jeder anderen kirchlichen Gemeinschaft. 1) Und auch wer zu keiner sichtbaren Kirche gehörend, unter Heiden ohne Em- pfang der Sakramente lebt, die zum Heile nicht unumgänglich noth- wendig sind, kann dennoch zu der grossen Kirche Gottes, die weder an Ort noch an die Zeit gebunden ist, gehören und selig werden. Aber die „gerechten“ Christen sollen überall, wo sie sich zusammen- finden, zu einer sichtbaren, äusseren kirchlichen Gemeinschaft zu- sammentreten. Denn der Herr hat auf Erden eine äussere, sichtbare Kirche begründet, in ihr Heilsmittel gestiftet, und zu ihrer Regie- rung und zur Verwaltung der Sakramente diejenigen eingesetzt, denen er die Macht zu binden und zu lösen, und die Gewalt der Schlüssel übergab. Eine solche kirchliche Gemeinschaft wollten die Brüder bilden, nach dem Muster der ersten Kirche. Nicht als ob sie die Gesammtheit der „Erwählten“ wären, die auf der Erde lebten : aber dem Idealbegriff der Kirche wurden sie gerecht durch die Ein- führung einer strengen Kirchenzucht, durch Ausschliessung der offen- baren Sünder und Irrgläubigen. So fand sich ein christliches Volk zusammen. Dann folgte die „Erneuerung“ der Sakramente, die Ver- waltung derselben im Sinne der ursprünglichen Einsetzung durch einige gute Priester, die sich ihnen angeschlossen. War aber da- durch die Trennung von der verführten Kirche vollständig vollzogen, die Erneuerung der Kirche vollendet, und ihr Bestand für die Zu- kunft gesichert? Gehörte nicht dazu die Erneuerung der Priester- schaft? Aber zu diesem letzten Schritte konnten sich die Brüder lange nicht entschliessen: denn dieses bedeutete zugleich die Tren- nung von der „böhmischen“ Gemeinschaft, den Bruch mit Rokycana, gegen den sie, auch als er ihr Gegner wurde, bis zu seinem Tode eine gewisse Pietät bewahrten. Ich finde indess nicht, dass die alten Brüder den historischen Zusammenhang mit der gesammten religiösen Bewegung, deren Schau- platz Böhmen seit langer Zeit war, mit besonderem Nachdruck her- vorheben. Erst später wurde dieses ein integrirender, breit ausge- 1) So heisst es in (Gregors) Traktat von der Kirche: „Es könnte jemand sa- gen, dass wir alle diejenigen verdammen und verwerfen, so im Gehorsam der rö- mischen Kirche stehen, seit Constantin den Glauben empfangen und Sylvester den Reichthum... Das ist aber unsere Meinung mit nichten... Denn wie wir die Er- wählten in der indischen und griechischen Kirche nicht verwerfen, so verdammen wir auch nicht die Erwählten unter den Römern...“ Die römische Kirche verdamme dagegen jeden, der ihr nicht unterthan ist. Es gebe aber viele gute Christen, die ihr nie Gehorsam geleistet. So die indische Kirche, „grosse Länder unter dem Priester Johannes (pod Janem popem)...“ „Auch waren zwei Männer in Prag zu- gegen gewesen und erzählten, wie die Menschen dort leben...“
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13 führter Bestandtheil ihrer apologetischen Schriften, obgleich sie zu ihrer eigenen Entschuldigung bereits in der ersten Zeit der Utra- quisten zu Gemüthe führen, seit Hus 1) habe man in Böhmen un- aufhörlich gepredigt, verkündet und geschrieben, der Antichrist sei im Papstthum erschienen. Dagegen wird von Anfang an auf die Pre- digten Rokycanas das grösste Gewicht gelegt, und bereits die alten Brüder rechnen ihn geradezu zu denjenigen, die ihre Unität in’s Leben gerufen haben. In der That ist eine beträchtliche Anzahl der Begründer der- selben aus Rokycanas Zuhörern hervorgegangen; sie haben seine Predigten gehört und schriftlich aufgezeichnet. 2) Mächtig hat seine Stimme in den Hallen der Teynkirche, namentlich in den Tagen des „jungen Königs“ — gemeint ist damit Ladislav Posthumus — geklun- gen. Den Gegenstand seiner Predigten bildete die Ankunft des Anti- christ und seine Verführung, die Bosheit der Priesterschaft und der Verfall des Volkes. Der Papst mit den bösen Priestern, die Christum, den Herrn, in der Güte der Werke und den Tugenden des Wandels nicht nachfolgen, sei die Hure und sitze auf dem Thiere. Kernige Aussprüche des Magisters haben sich in älteren und späteren Schrif- ten der Brüder erhalten. Es mag einen gewaltigen Eindruck auf das Gemüth der Zuhörer gemacht haben, wenn er sagte, ein Hirsch mit goldenem Geweih sei auf der Prager Brücke nicht so selten wie ein guter Priester. Und geeignet zu einem tieferen Nachdenken an- zuregen waren die Worte: viele Priester empfiengen die Tonsur, we- nige die Weihe. Ja Rokycana scheute sich nicht auszurufen, der Teufel sei in alle Sakramente eingedrungen und besitze sie zu sei- nem Nutzen, indem er durch dieselben das Volk in falscher Hoffnung bekräftige. Seine Worte fielen auf einen empfänglichen Boden. Die Brüder suchten die guten Priester auf, wo sie im Lande zu finden waren. Sie thaten es mit Rokycanas Wissen und Billigung. Aber nirgends fanden sie Befriedigung und kehrten wieder zu dem Meister zurück. Da war es Rokycana selbst, der sie an Peter Chelčický wies, und so haben sie "mit ihm gesprochen und seine Schriften gelesen". Chel- čický vollendete, was Rokycana begonnen. Die Brüder hörten und lasen noch mehr von der Verführung der Kirche und erfassten tiefer 1) Neben Hus (und fast auch mehr als Hus) wird besonders Matthias von Janov hervorgehoben. 2) Ein Exemplar besass Ambros von Skutsch († 1520).
13 führter Bestandtheil ihrer apologetischen Schriften, obgleich sie zu ihrer eigenen Entschuldigung bereits in der ersten Zeit der Utra- quisten zu Gemüthe führen, seit Hus 1) habe man in Böhmen un- aufhörlich gepredigt, verkündet und geschrieben, der Antichrist sei im Papstthum erschienen. Dagegen wird von Anfang an auf die Pre- digten Rokycanas das grösste Gewicht gelegt, und bereits die alten Brüder rechnen ihn geradezu zu denjenigen, die ihre Unität in’s Leben gerufen haben. In der That ist eine beträchtliche Anzahl der Begründer der- selben aus Rokycanas Zuhörern hervorgegangen; sie haben seine Predigten gehört und schriftlich aufgezeichnet. 2) Mächtig hat seine Stimme in den Hallen der Teynkirche, namentlich in den Tagen des „jungen Königs“ — gemeint ist damit Ladislav Posthumus — geklun- gen. Den Gegenstand seiner Predigten bildete die Ankunft des Anti- christ und seine Verführung, die Bosheit der Priesterschaft und der Verfall des Volkes. Der Papst mit den bösen Priestern, die Christum, den Herrn, in der Güte der Werke und den Tugenden des Wandels nicht nachfolgen, sei die Hure und sitze auf dem Thiere. Kernige Aussprüche des Magisters haben sich in älteren und späteren Schrif- ten der Brüder erhalten. Es mag einen gewaltigen Eindruck auf das Gemüth der Zuhörer gemacht haben, wenn er sagte, ein Hirsch mit goldenem Geweih sei auf der Prager Brücke nicht so selten wie ein guter Priester. Und geeignet zu einem tieferen Nachdenken an- zuregen waren die Worte: viele Priester empfiengen die Tonsur, we- nige die Weihe. Ja Rokycana scheute sich nicht auszurufen, der Teufel sei in alle Sakramente eingedrungen und besitze sie zu sei- nem Nutzen, indem er durch dieselben das Volk in falscher Hoffnung bekräftige. Seine Worte fielen auf einen empfänglichen Boden. Die Brüder suchten die guten Priester auf, wo sie im Lande zu finden waren. Sie thaten es mit Rokycanas Wissen und Billigung. Aber nirgends fanden sie Befriedigung und kehrten wieder zu dem Meister zurück. Da war es Rokycana selbst, der sie an Peter Chelčický wies, und so haben sie "mit ihm gesprochen und seine Schriften gelesen". Chel- čický vollendete, was Rokycana begonnen. Die Brüder hörten und lasen noch mehr von der Verführung der Kirche und erfassten tiefer 1) Neben Hus (und fast auch mehr als Hus) wird besonders Matthias von Janov hervorgehoben. 2) Ein Exemplar besass Ambros von Skutsch († 1520).
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14 die Lehre von dem bösen Priester. Sie erkannten, "die Bosheit der Priester und des Volkes sei noch grösser“. Aber sie wurden zugleich an Rokycana selbst irre, „da auch er das that, was er für böse hielt“.1) An der Hand Chelčickýs waren sie weiter fortgeschritten und hatten Rokycana hinter sich zurückgelassen. Doch vermissten sie ungern ihren früheren Lehrer, den sie mit Freuden als ihren Führer, ihr Haupt anerkannt hätten. Aber Rokycana „wollte sich lieber an die Welt halten“, und als sich nach dem Tode des jungen Königs die Zeiten änderten, da hat auch er, wie es in einer späteren Schrift heisst, „seine Wagen zurückgeführt“. Dem Rokycana dankten es die Brüder, dass sie sich an der gebirgigen Nordostgränze des Landes zusammenfinden konnten. Aber sie giengen fortan selbstständig ihres Weges, bedächtig jeden neuen Schritt erwägend und prüfend, so dass sie mit Recht später sagen konnten, sie hätten ihr Werk nicht "mit Hast“ begonnen. Dieses Werk war die besondere und selbstständige Organisation der Unität. Sie mieden die „bösen“ und hielten sich an einige „gute“ Priester, unter denen besonders Michael, früher Pfarrer von Senftenberg, hervor- ragt; er wird in den spätern Schriften Michael der Alte genannt. Auch dieses geschah noch mit Wissen und Billigung des Rokycana. Aber dieses allein genügte den Brüdern nicht mehr, die sich nun- mehr gegen diejenigen, die mit ihnen nicht gleichen Sinnes waren, abzuschliessen suchten. Dazu diente die mit Ausschliessung von dem Gottesdienst verbundene Kirchenzucht. Auch „veränderten sie die Ceremonien“, wodurch ihre Ansichten von den Sakramenten zum Ausdruck gelangten; namentlich fiel die Anbetung der Hostie weg, obgleich die Brüder damals ihre besondere Auffassung des Sakra- mentes des Leibes und Blutes Christi noch nicht formulirt hatten. Die Geistlichkeit erhob ihre Stimme gegen diese Neuerungen und fühlte sich durch das Aufkommen dieser besondern Gemeinde in ihren Rechten beeinträchtigt. So kamen über die Brüder die ersten Drang- sale: die schwersten erlitt jener „Patriarch der Unität“ Bruder Gre- gor, der bei einem Besuche in Prag mit andern Gleichgesinnten ge- fangen genommen und gefoltert wurde. Nach einer Tradition, die in dieser Form erst in die späteren Schriften der Brüder übergieng,2) 1) Vgl. Gindely I. 39. 2) Dass Br. Gregor in einer Vision die künftigen Priester (oder nur den Vor- steher, Matthias von Kunwald?) der Unität gesehen, ist bereits im vierten Schreiben an Rokycana angedeutet. In den späteren Quellen kommen neue Züge hinzu. Vgl. Regenvolscius p. 172: Narrabat idem (Gregorius), sui compos factus, visionem, quam
14 die Lehre von dem bösen Priester. Sie erkannten, "die Bosheit der Priester und des Volkes sei noch grösser“. Aber sie wurden zugleich an Rokycana selbst irre, „da auch er das that, was er für böse hielt“.1) An der Hand Chelčickýs waren sie weiter fortgeschritten und hatten Rokycana hinter sich zurückgelassen. Doch vermissten sie ungern ihren früheren Lehrer, den sie mit Freuden als ihren Führer, ihr Haupt anerkannt hätten. Aber Rokycana „wollte sich lieber an die Welt halten“, und als sich nach dem Tode des jungen Königs die Zeiten änderten, da hat auch er, wie es in einer späteren Schrift heisst, „seine Wagen zurückgeführt“. Dem Rokycana dankten es die Brüder, dass sie sich an der gebirgigen Nordostgränze des Landes zusammenfinden konnten. Aber sie giengen fortan selbstständig ihres Weges, bedächtig jeden neuen Schritt erwägend und prüfend, so dass sie mit Recht später sagen konnten, sie hätten ihr Werk nicht "mit Hast“ begonnen. Dieses Werk war die besondere und selbstständige Organisation der Unität. Sie mieden die „bösen“ und hielten sich an einige „gute“ Priester, unter denen besonders Michael, früher Pfarrer von Senftenberg, hervor- ragt; er wird in den spätern Schriften Michael der Alte genannt. Auch dieses geschah noch mit Wissen und Billigung des Rokycana. Aber dieses allein genügte den Brüdern nicht mehr, die sich nun- mehr gegen diejenigen, die mit ihnen nicht gleichen Sinnes waren, abzuschliessen suchten. Dazu diente die mit Ausschliessung von dem Gottesdienst verbundene Kirchenzucht. Auch „veränderten sie die Ceremonien“, wodurch ihre Ansichten von den Sakramenten zum Ausdruck gelangten; namentlich fiel die Anbetung der Hostie weg, obgleich die Brüder damals ihre besondere Auffassung des Sakra- mentes des Leibes und Blutes Christi noch nicht formulirt hatten. Die Geistlichkeit erhob ihre Stimme gegen diese Neuerungen und fühlte sich durch das Aufkommen dieser besondern Gemeinde in ihren Rechten beeinträchtigt. So kamen über die Brüder die ersten Drang- sale: die schwersten erlitt jener „Patriarch der Unität“ Bruder Gre- gor, der bei einem Besuche in Prag mit andern Gleichgesinnten ge- fangen genommen und gefoltert wurde. Nach einer Tradition, die in dieser Form erst in die späteren Schriften der Brüder übergieng,2) 1) Vgl. Gindely I. 39. 2) Dass Br. Gregor in einer Vision die künftigen Priester (oder nur den Vor- steher, Matthias von Kunwald?) der Unität gesehen, ist bereits im vierten Schreiben an Rokycana angedeutet. In den späteren Quellen kommen neue Züge hinzu. Vgl. Regenvolscius p. 172: Narrabat idem (Gregorius), sui compos factus, visionem, quam
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15 hat er damals, da sein Körper in Ohnmacht versank, in der Ver- zückung des Geistes die neuen Priester der Unität gesehen. Doch ist es Gregors Vision nicht gewesen, welche die Brüder endlich be- wog, den Schritt zu wagen, der ihre selbstständigen Organisation vollenden sollte. Aber schon die Thatsache, dass Gregor eine Vi- sion hatte, die sich auf die Aufrichtung einer besonderen Priester- schaft bezog, beweist, dass diese Frage die Brüder lebhaft beschäf- tigte. Noch zauderten sie, obgleich es nicht die Furcht allein war, die Erbitterung der Geistlichkeit und dadurch die Verfolgung zu steigern, die sie zurückhielt. Denn die Leiden, die über sie kamen, waren ihnen ein Zeichen, dass die „letzten Zeiten" gekommen sind, in denen die Gerechten verfolgt werden sollen, und das willkom- mene Merkmal, dass sie, die Verfolgten, die Gerechten, die Verfol- genden aber die Ungerechten sind; denn die Erwählten sind das Korn, das zwischen den Mühlsteinen zermalmet wird. Und so er- fuhren sie an sich selbst das, was sie bisher nur gelesen, gehört und gesehen hatten. Die Seelenangst, ob sie den rechten Weg betreten haben, musste sich endlich lösen. Bereits in den ältesten Schriften findet sich der später oft wieder- holte Ausdruck: Die Noth unseres Heils hat uns dazu getrieben; nämlich zur Aufrichtung einer eigenen Priesterschaft. Die Verfol- gungen nahmen zu, die gottesdienstlichen Versammlungen mussten im Geheimen abgehalten werden. Die wenigen guten Priester konnten leicht zum Opfer fallen, die beginnende Organisation der Unität zu- rückgehen, diese selbst vor ihrer vollständigen Ausbildung ein Ende finden. Und so entschlossen sie sich. Noch einen Ausweg hätte es gegeben, nämlich den Anschluss an eine bereits bestehende Kirche, die dem Papste nicht unterstand. In ihrer Scheu, etwas neues ohne Noth und ohne Recht zu begin- nen, haben die Brüder es erwogen und geprüft: sie dachten an die griechische, an die armenische, an die „indische“ Kirche, mussten aber den Gedanken wieder fallen lassen, da dasjenige, was sie von in illo animi deliquio, viderat: introductum se fuisse in pratum amoenissimum, in cuius medio stabat arbor fructibus onusta, quibus varii generis aves frondibus insi- dentes, exultantes, eleganterque cantantes, pascebantur. In medio vero earum con- sistebat, cum virgula, adolescens: qua illas ita regebat, ut nulla earum extra ordi- nem se proripere auderet. Quo ostento, procul dubio, Deus istius Ecclesiolae.... imaginem ei exhibere voluit Eius arboris specimen quoddam ad calcem Confessionis Un. Fr. Bohemico idiomate editae 1607 positum est in rei memoriam, cum inscrip- tione: Virgula divina, sub hac patienter vixit ovis. Vidit et alios tres viros, eius- dem arboris velut custodes: quos sexennio post, iisdem vultuum liniamentis, re ipsa, cum per suffragia primi Antistites eligerentur, vidit.
15 hat er damals, da sein Körper in Ohnmacht versank, in der Ver- zückung des Geistes die neuen Priester der Unität gesehen. Doch ist es Gregors Vision nicht gewesen, welche die Brüder endlich be- wog, den Schritt zu wagen, der ihre selbstständigen Organisation vollenden sollte. Aber schon die Thatsache, dass Gregor eine Vi- sion hatte, die sich auf die Aufrichtung einer besonderen Priester- schaft bezog, beweist, dass diese Frage die Brüder lebhaft beschäf- tigte. Noch zauderten sie, obgleich es nicht die Furcht allein war, die Erbitterung der Geistlichkeit und dadurch die Verfolgung zu steigern, die sie zurückhielt. Denn die Leiden, die über sie kamen, waren ihnen ein Zeichen, dass die „letzten Zeiten" gekommen sind, in denen die Gerechten verfolgt werden sollen, und das willkom- mene Merkmal, dass sie, die Verfolgten, die Gerechten, die Verfol- genden aber die Ungerechten sind; denn die Erwählten sind das Korn, das zwischen den Mühlsteinen zermalmet wird. Und so er- fuhren sie an sich selbst das, was sie bisher nur gelesen, gehört und gesehen hatten. Die Seelenangst, ob sie den rechten Weg betreten haben, musste sich endlich lösen. Bereits in den ältesten Schriften findet sich der später oft wieder- holte Ausdruck: Die Noth unseres Heils hat uns dazu getrieben; nämlich zur Aufrichtung einer eigenen Priesterschaft. Die Verfol- gungen nahmen zu, die gottesdienstlichen Versammlungen mussten im Geheimen abgehalten werden. Die wenigen guten Priester konnten leicht zum Opfer fallen, die beginnende Organisation der Unität zu- rückgehen, diese selbst vor ihrer vollständigen Ausbildung ein Ende finden. Und so entschlossen sie sich. Noch einen Ausweg hätte es gegeben, nämlich den Anschluss an eine bereits bestehende Kirche, die dem Papste nicht unterstand. In ihrer Scheu, etwas neues ohne Noth und ohne Recht zu begin- nen, haben die Brüder es erwogen und geprüft: sie dachten an die griechische, an die armenische, an die „indische“ Kirche, mussten aber den Gedanken wieder fallen lassen, da dasjenige, was sie von in illo animi deliquio, viderat: introductum se fuisse in pratum amoenissimum, in cuius medio stabat arbor fructibus onusta, quibus varii generis aves frondibus insi- dentes, exultantes, eleganterque cantantes, pascebantur. In medio vero earum con- sistebat, cum virgula, adolescens: qua illas ita regebat, ut nulla earum extra ordi- nem se proripere auderet. Quo ostento, procul dubio, Deus istius Ecclesiolae.... imaginem ei exhibere voluit Eius arboris specimen quoddam ad calcem Confessionis Un. Fr. Bohemico idiomate editae 1607 positum est in rei memoriam, cum inscrip- tione: Virgula divina, sub hac patienter vixit ovis. Vidit et alios tres viros, eius- dem arboris velut custodes: quos sexennio post, iisdem vultuum liniamentis, re ipsa, cum per suffragia primi Antistites eligerentur, vidit.
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16 jenen Kirchen hörten, ihrem Ideal des wahren Christenthums nicht entsprach. Aber es gab doch eine Gemeinschaft, deren Bild auch in der Art, wie es die besonnenste historische Kritik festgestellt hat, und auch die Einflüsse abgerechnet, welche dieselbe durch die hussiti- sche Bewegung erfahren hatte, Züge aufweist, die eine Ahnlichkeit zwischen ihr und den böhmischen Brüdern, ja eine gewisse Wahl- verwandtschaft bekunden. Ich meine die Waldenser. Waldenser hat es in der Zeit, da die Unität sich bildete, in den böhmischen Lan- den und in der Nachbarschaft gegeben — dorthin sind wenigstens ihre Priester gekommen, hier, in Österreich haben ihre Gemeinden bestanden; mit Waldensern haben die Brüder schon damals ver- kehrt, denn obgleich es wahr ist, dass diese, wie sie später oft ver- sicherten, jenen nicht beitraten, dass sie nicht Waldenser geworden sind, so ist doch nicht minder wahr, dass sich Waldenser unter den- jenigen Männern befanden, welche durch Aufrichtung einer selbst- ständigen Priesterschaft die Organisation der Unität vollendeten, und dass dabei überhaupt den Waldensern eine wichtige Aufgabe zufiel. Aber das Bild dieser Vorgänge in seinen Einzelnheiten schwankt in den Quellen und in der älteren und neueren Geschichtsschreibung: ein Geheimniss, ungelöst und vielleicht unlösbar. Die Forschung muss sich entschliessen, mag das Resultat befriedigend oder unbe- friedigend ausfallen, die Quellen, eine nach der anderen in ihrer chronologischen Ordnung, zu befragen und ihre Aussagen zu prüfen. A
16 jenen Kirchen hörten, ihrem Ideal des wahren Christenthums nicht entsprach. Aber es gab doch eine Gemeinschaft, deren Bild auch in der Art, wie es die besonnenste historische Kritik festgestellt hat, und auch die Einflüsse abgerechnet, welche dieselbe durch die hussiti- sche Bewegung erfahren hatte, Züge aufweist, die eine Ahnlichkeit zwischen ihr und den böhmischen Brüdern, ja eine gewisse Wahl- verwandtschaft bekunden. Ich meine die Waldenser. Waldenser hat es in der Zeit, da die Unität sich bildete, in den böhmischen Lan- den und in der Nachbarschaft gegeben — dorthin sind wenigstens ihre Priester gekommen, hier, in Österreich haben ihre Gemeinden bestanden; mit Waldensern haben die Brüder schon damals ver- kehrt, denn obgleich es wahr ist, dass diese, wie sie später oft ver- sicherten, jenen nicht beitraten, dass sie nicht Waldenser geworden sind, so ist doch nicht minder wahr, dass sich Waldenser unter den- jenigen Männern befanden, welche durch Aufrichtung einer selbst- ständigen Priesterschaft die Organisation der Unität vollendeten, und dass dabei überhaupt den Waldensern eine wichtige Aufgabe zufiel. Aber das Bild dieser Vorgänge in seinen Einzelnheiten schwankt in den Quellen und in der älteren und neueren Geschichtsschreibung: ein Geheimniss, ungelöst und vielleicht unlösbar. Die Forschung muss sich entschliessen, mag das Resultat befriedigend oder unbe- friedigend ausfallen, die Quellen, eine nach der anderen in ihrer chronologischen Ordnung, zu befragen und ihre Aussagen zu prüfen. A
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I. Die ältesten Quellen. Die ältesten Schriften der Brüder stammen zum grossen Theile aus der Feder Gregors, des Patriarchen und Repräsentanten der alten Unität. Sie zerfallen in zwei Klassen. Einige waren an Roky- cana, an König Georg gerichtet oder auch „für Alle“ bestimmt: in ihnen überwiegt die apologetische Tendenz. Andere waren für die Brüder allein verfasst worden. Die Unität selbst hat dieselben, als sie sich später von ihrer ursprünglichen Richtung zum Theil los- sagte, vernachlässigt; 1) und auch für die historische Forschung sind sie ein nicht ganz gehobener Schatz geblieben. Der Bruch mit der katholischen Kirche und auch mit den Utra- quisten war vollzogen, aber dadurch sollte die Verbindung der Brü� der mit dem Haupte der utraquistischen Geistlichkeit noch nicht gänzlich aufhören. Und nicht allein um Schutz gegen ihre Gegner bei ihm zu finden, wandten sich die Brüder an Rokycana, sondern sie wollten und konnten die Hoffnung nicht aufgeben, ihr früherer Meister werde doch die Wahrheit erkennen, die Welt verlassen, sich ihnen beigesellen. An Tiefe des Gefühls und Lauterkeit der Gesin- nung bei aller Schlichtheit des Ausdruckes, ja Unbeholfenheit der Form — denn gelehrte Schriften sind es keineswegs — kommt den an Rokycana gerichteten Schreiben der Brüder in der reichen Lite- ratur der Unität nichts gleich, und dieses verleiht ihnen einen selbst- ständigen Wert. Die apologetischen Gedanken, die in ihnen enthal- ten sind, sind vorher zusammengefasst worden. Die ältesten Nach- richten über die Entstehung und erste Organisation der Unität sind da zu finden. Das Brüderarchiv hat uns sieben Schreiben der Brüder an Rokycana erhalten,2) von denen das erste3) ihm am 2. Mai 1468 1) Gindely Dekrety J. Br. (Dekrete der Unität. Prag 1865.): das Dekret von Reichenau (S. 2) v. J. 1495 (vgl. Gindely I. 72). Der Ausdruck „Gregors Schriften für apokryphisch erklärt“, findet sich nicht in dem Dekrete, welches wir übrigens nicht dem vollen Wortlaut nach besitzen, sondern in Hist. Fr. (Ms. U.) 2) Das „fünfte" (nach Gregors Folterung verfasste) Schreiben fällt vor 1467. 3) Nach der Zählung des Br. A.
I. Die ältesten Quellen. Die ältesten Schriften der Brüder stammen zum grossen Theile aus der Feder Gregors, des Patriarchen und Repräsentanten der alten Unität. Sie zerfallen in zwei Klassen. Einige waren an Roky- cana, an König Georg gerichtet oder auch „für Alle“ bestimmt: in ihnen überwiegt die apologetische Tendenz. Andere waren für die Brüder allein verfasst worden. Die Unität selbst hat dieselben, als sie sich später von ihrer ursprünglichen Richtung zum Theil los- sagte, vernachlässigt; 1) und auch für die historische Forschung sind sie ein nicht ganz gehobener Schatz geblieben. Der Bruch mit der katholischen Kirche und auch mit den Utra- quisten war vollzogen, aber dadurch sollte die Verbindung der Brü� der mit dem Haupte der utraquistischen Geistlichkeit noch nicht gänzlich aufhören. Und nicht allein um Schutz gegen ihre Gegner bei ihm zu finden, wandten sich die Brüder an Rokycana, sondern sie wollten und konnten die Hoffnung nicht aufgeben, ihr früherer Meister werde doch die Wahrheit erkennen, die Welt verlassen, sich ihnen beigesellen. An Tiefe des Gefühls und Lauterkeit der Gesin- nung bei aller Schlichtheit des Ausdruckes, ja Unbeholfenheit der Form — denn gelehrte Schriften sind es keineswegs — kommt den an Rokycana gerichteten Schreiben der Brüder in der reichen Lite- ratur der Unität nichts gleich, und dieses verleiht ihnen einen selbst- ständigen Wert. Die apologetischen Gedanken, die in ihnen enthal- ten sind, sind vorher zusammengefasst worden. Die ältesten Nach- richten über die Entstehung und erste Organisation der Unität sind da zu finden. Das Brüderarchiv hat uns sieben Schreiben der Brüder an Rokycana erhalten,2) von denen das erste3) ihm am 2. Mai 1468 1) Gindely Dekrety J. Br. (Dekrete der Unität. Prag 1865.): das Dekret von Reichenau (S. 2) v. J. 1495 (vgl. Gindely I. 72). Der Ausdruck „Gregors Schriften für apokryphisch erklärt“, findet sich nicht in dem Dekrete, welches wir übrigens nicht dem vollen Wortlaut nach besitzen, sondern in Hist. Fr. (Ms. U.) 2) Das „fünfte" (nach Gregors Folterung verfasste) Schreiben fällt vor 1467. 3) Nach der Zählung des Br. A.
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18 überbracht worden ist und des früheren innigen Verkehrs mit dem Meister gedenkt. Uber die letzten Vorgänge im Schosse der Unität sollte der Uberbringer des Schreibens einen mündlichen Bericht er- statten. Rokycana fragte ihn, welche besondere Offenbarung denn die Brüder empfangen hätten. „Wenn ihr eine Offenbarung habt, warum eröffnet ihr es uns nicht? Erkennen wir, dass es gut ist, so wollen wir es auch annehmen“ — so lauteten seine Worte. Aber der Bote trug Bedenken mehr zu erzählen. Nach seiner Rückkehr wur- den durch einen förmlichen Beschluss der Unität „einige Brüder“ be- auftragt, dem Rokycana in einer besonderen Schrift alles mitzutheilen. Doch musste sich der Bote der Brüder nochmals zu Rokycana be- geben, um von ihm das Versprechen zu fordern, er werde das Mitzu- theilende geheim halten. Die schriftliche Antwort lautete : „Bewahre mich Gott, dass ich denjenigen verrathen sollte, der sich mir anver- traut. Nie that ich es, noch werde ich es, so Gott will, thun!“ Zum drittenmale kam dann der Bote und brachte zwei Schreiben der Brüder, das dritte und das vierte; das dritte — eine Einleitung zum vierten, in der sie erklären, Rokycanas Belehrung annehmen zu wol- len, aber ihm dabei den Vorwurf nicht ersparen, nicht sie hätten sich von ihm getrennt, sondern er habe sie von sich gestossen; das vierte — die alteste Confession der böhmischen Brüder und den ersten Bericht über die Wahlsynode des Jahres 1467.1) 1. Das vierte Schreiben der Brüder an Rokycana (1468).2) Es besteht aus zwei Theilen, dem Schreiben und einer Erklä- rung der Sakramente. Der Bericht über die Wahlsynode ist im er- sten Theile enthalten. Fassen wir die darin enthaltenen Nachrichten kurz zusammen. Die Brüder knüpfen an Rokycanas Frage über die ihnen zu Theil gewordene Offenbarung an und beantworten dieselbe in dop- pelter Weise. Für die grösste Offenbarung halten sie die Offen- barung der Wahrheit, doch deuten sie zugleich an, Gottes Wille sei ihnen auch in einer anderen Weise kund gethan worden. Sie erin- nern an Ezechiels Vision von dem Wiederaufbau des Tempels. Den- noch beschlossen sie, Gott besonders zu befragen, nach dem Muster der ersten Kirche, nach dem Beispiel „der ersten Heiligen“. Und die Gott vorzulegenden Fragen lauteten : ob die Brüder sich gänzlich 1) Vgl. Gindely I. 40 ff. 2) Br. A. I. und II. (Quellenbeilage A.).
18 überbracht worden ist und des früheren innigen Verkehrs mit dem Meister gedenkt. Uber die letzten Vorgänge im Schosse der Unität sollte der Uberbringer des Schreibens einen mündlichen Bericht er- statten. Rokycana fragte ihn, welche besondere Offenbarung denn die Brüder empfangen hätten. „Wenn ihr eine Offenbarung habt, warum eröffnet ihr es uns nicht? Erkennen wir, dass es gut ist, so wollen wir es auch annehmen“ — so lauteten seine Worte. Aber der Bote trug Bedenken mehr zu erzählen. Nach seiner Rückkehr wur- den durch einen förmlichen Beschluss der Unität „einige Brüder“ be- auftragt, dem Rokycana in einer besonderen Schrift alles mitzutheilen. Doch musste sich der Bote der Brüder nochmals zu Rokycana be- geben, um von ihm das Versprechen zu fordern, er werde das Mitzu- theilende geheim halten. Die schriftliche Antwort lautete : „Bewahre mich Gott, dass ich denjenigen verrathen sollte, der sich mir anver- traut. Nie that ich es, noch werde ich es, so Gott will, thun!“ Zum drittenmale kam dann der Bote und brachte zwei Schreiben der Brüder, das dritte und das vierte; das dritte — eine Einleitung zum vierten, in der sie erklären, Rokycanas Belehrung annehmen zu wol- len, aber ihm dabei den Vorwurf nicht ersparen, nicht sie hätten sich von ihm getrennt, sondern er habe sie von sich gestossen; das vierte — die alteste Confession der böhmischen Brüder und den ersten Bericht über die Wahlsynode des Jahres 1467.1) 1. Das vierte Schreiben der Brüder an Rokycana (1468).2) Es besteht aus zwei Theilen, dem Schreiben und einer Erklä- rung der Sakramente. Der Bericht über die Wahlsynode ist im er- sten Theile enthalten. Fassen wir die darin enthaltenen Nachrichten kurz zusammen. Die Brüder knüpfen an Rokycanas Frage über die ihnen zu Theil gewordene Offenbarung an und beantworten dieselbe in dop- pelter Weise. Für die grösste Offenbarung halten sie die Offen- barung der Wahrheit, doch deuten sie zugleich an, Gottes Wille sei ihnen auch in einer anderen Weise kund gethan worden. Sie erin- nern an Ezechiels Vision von dem Wiederaufbau des Tempels. Den- noch beschlossen sie, Gott besonders zu befragen, nach dem Muster der ersten Kirche, nach dem Beispiel „der ersten Heiligen“. Und die Gott vorzulegenden Fragen lauteten : ob die Brüder sich gänzlich 1) Vgl. Gindely I. 40 ff. 2) Br. A. I. und II. (Quellenbeilage A.).
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19 von der Amtsgewalt des Papstes und seiner Priesterschaft trennen und bei sich die Ordnungen der ersten Kirche einführen sollten, und zwar durch Wahl von Personen, denen die oberste Regierungs- gewalt der Unität übertragen werden soll, und durch Aufrichtung einer eigenen Priesterschaft. Nach dem Schreiben an Rokycana sind drei Versammlungen oder Synoden zu unterscheiden. Auf der ersten, zu der Theilnehmer aus Böhmen, Mähren und auch deutsche Waldenser sich einfanden, wurden die einleitenden Beschlüsse gefasst, während der zweiten offen- barte Gott den Brüdern, er billige ihr Vorhaben. Ob sie dabei sei- nen Willen durch das Los erforschten, ist nicht ausdrücklich gesagt, dagegen wird es bestimmt angedeutet, dass dieses Mittel bei der Wahl der ersten Priester, die während der dritten Synode vor sich gieng, angewendet worden ist. Die Loswahl selbst wird nicht im ein- zelnen beschrieben, und erst spätere Berichte ergänzen darin den ersten. Das Los fiel auf drei Männer, deren Namen nicht angeführt werden: an der Synode hatten 60 Brüder Theil genommen. Unter den Gewählten sollte einer „die erste Stelle in der Gewalt des Amtes" einnehmen, doch wird nicht gesagt, ob etwa das erste Los als ein bevorzugtes galt, oder ob Gottes Wille in Bezug auf das künftige Haupt der Unität nochmals und besonders erforscht worden ist. Erst jetzt, nach vollbrachter Wahl, erhob seine Stimme derjenige, der das, was kommen sollte, im Gesichte geschaut hatte, um den Glauben und die Zuversicht der Brüder zu stärken: Gott habe den- jenigen, auf den die Wahl wirklich gefallen war, zu ihrem Ober- priester bestimmt. Mit allen diesen Zügen des ersten Berichtes kommen auch die Angaben der späteren Quellen überein, indem dasjenige, worin sie etwa abweichen, minder wesentliche Einzelnheiten betrifft. Aber der zweite Theil des ersten Berichtes tritt in einen auffallenden Wider- spruch mit allen folgenden Quellen und ist an sich nicht durchaus verständlich. Der Wahl sollte die „Bestätigung“ der Gewählten unmittelbar während der Wahlsynode folgen. Durch wen sollte sie aber vollzogen werden? Die Brüder bestimmten dazu einen Priester römischer Weihe und einen alten Waldenser Priester. Vom neuen wurde der Wille Gottes erforscht, „ob er es haben wollte“, aber in welcher Weise es geschah und was der Inhalt der Frage war, wird nicht aufge- klärt, und dunkel bleibt es auch, ob dann die Bestätigung die den Gewählten und dem Ersten unter ihnen insbesondere durch Hand-
19 von der Amtsgewalt des Papstes und seiner Priesterschaft trennen und bei sich die Ordnungen der ersten Kirche einführen sollten, und zwar durch Wahl von Personen, denen die oberste Regierungs- gewalt der Unität übertragen werden soll, und durch Aufrichtung einer eigenen Priesterschaft. Nach dem Schreiben an Rokycana sind drei Versammlungen oder Synoden zu unterscheiden. Auf der ersten, zu der Theilnehmer aus Böhmen, Mähren und auch deutsche Waldenser sich einfanden, wurden die einleitenden Beschlüsse gefasst, während der zweiten offen- barte Gott den Brüdern, er billige ihr Vorhaben. Ob sie dabei sei- nen Willen durch das Los erforschten, ist nicht ausdrücklich gesagt, dagegen wird es bestimmt angedeutet, dass dieses Mittel bei der Wahl der ersten Priester, die während der dritten Synode vor sich gieng, angewendet worden ist. Die Loswahl selbst wird nicht im ein- zelnen beschrieben, und erst spätere Berichte ergänzen darin den ersten. Das Los fiel auf drei Männer, deren Namen nicht angeführt werden: an der Synode hatten 60 Brüder Theil genommen. Unter den Gewählten sollte einer „die erste Stelle in der Gewalt des Amtes" einnehmen, doch wird nicht gesagt, ob etwa das erste Los als ein bevorzugtes galt, oder ob Gottes Wille in Bezug auf das künftige Haupt der Unität nochmals und besonders erforscht worden ist. Erst jetzt, nach vollbrachter Wahl, erhob seine Stimme derjenige, der das, was kommen sollte, im Gesichte geschaut hatte, um den Glauben und die Zuversicht der Brüder zu stärken: Gott habe den- jenigen, auf den die Wahl wirklich gefallen war, zu ihrem Ober- priester bestimmt. Mit allen diesen Zügen des ersten Berichtes kommen auch die Angaben der späteren Quellen überein, indem dasjenige, worin sie etwa abweichen, minder wesentliche Einzelnheiten betrifft. Aber der zweite Theil des ersten Berichtes tritt in einen auffallenden Wider- spruch mit allen folgenden Quellen und ist an sich nicht durchaus verständlich. Der Wahl sollte die „Bestätigung“ der Gewählten unmittelbar während der Wahlsynode folgen. Durch wen sollte sie aber vollzogen werden? Die Brüder bestimmten dazu einen Priester römischer Weihe und einen alten Waldenser Priester. Vom neuen wurde der Wille Gottes erforscht, „ob er es haben wollte“, aber in welcher Weise es geschah und was der Inhalt der Frage war, wird nicht aufge- klärt, und dunkel bleibt es auch, ob dann die Bestätigung die den Gewählten und dem Ersten unter ihnen insbesondere durch Hand-
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auflegung zum Theil wurde, nur durch den alten Waldenser erfolgte; der römische Priester wird wenigstens dabei nicht ausdrücklich er- wähnt. Der Zusammenhang lässt eine doppelte Annahme zu: ent- weder haben beide den Gewählten die Bestätigung ertheilt, denn beide sind „zur Bestätigung angenommen worden“, oder bedeutet der letztere Ausdruck, dass beide Gott gleichsam zur Auswahl in Vorschlag gebracht worden sind, und dass Gott zu Gunsten der Waldenser entschieden hat. 1) Ausdrücklich wird aber gesagt, die Bestätigung sei durch ihn d. i. den Waldenser den drei Gewählten zu Theil geworden. 2. Das fünfte Schreiben der Brüder an Rokycana (1471).2) Rokycana brach mit den Brüdern. Er verfasste Schreiben, die von den Kanzeln gelesen wurden,3) um die Zuhörer vor ihnen zu warnen. Da sandten ihm die Brüder ihr fünftes Schreiben, welches zugleich zur Ergänzung des vierten dient und dadurch besonders bemerkenswert ist, dass darin von den Waldensern mit einer Wärme und Achtung gesprochen wird, wie man es in keiner spätern Schrift der Brüder wiederfindet. Während es in dem vierten Schreiben kurz heisst: die Waldenser seien der ersten Kirche entsprossen, accep- tiren die Brüder hier die bekannte historische Fiktion von dem Ur- sprung der Waldenser: Petrus, der Waldenser, ist ihnen ein Zeit- genosse Constantins und Sylvesters, die Waldenser sind die Erben der ersten Kirche, ihres Priesterthums, ihrer Amts- und Schlüssel- gewalt: denn ihre Priester gehen in den Fussstapfen der Apostel einher. 3. Antwort der alten Brüder „für alle“ gegen Rokycanas Schreiben v. J. 1471.4) Dieses ist nichts anderes als eine für die Öffentlichkeit be- stimmte Bearbeitung des fünften Schreibens an Rokycana. Nichts neues, sagen die Brüder, hätten sie bei der Wahl und Bestätigung 1) Vgl. Cröger Geschichte der alten Brüderkirche (Gnadau 1865) I. S. 80. 2) Br. A. I. und II. (Beilage B.). Nach der Zählung des Br. A. das „sechste“ Schreiben. 3) In einem solchen Schreiben vom J. 1471 (Br. A. II.) heisst es: Diese Leute haben sich von der gesammten Priesterschaft getrennt...und sagen, sie hätten sich selbst Laien zu Priestern und Bischöfen gewählt und daran gut gethan..“ (Das Schreiben Rokycanas ist gedruckt im Výbor II. 734 mit der Jahreszahl 1468.) 1) Br. A. I. und II. (Beilage C.).
auflegung zum Theil wurde, nur durch den alten Waldenser erfolgte; der römische Priester wird wenigstens dabei nicht ausdrücklich er- wähnt. Der Zusammenhang lässt eine doppelte Annahme zu: ent- weder haben beide den Gewählten die Bestätigung ertheilt, denn beide sind „zur Bestätigung angenommen worden“, oder bedeutet der letztere Ausdruck, dass beide Gott gleichsam zur Auswahl in Vorschlag gebracht worden sind, und dass Gott zu Gunsten der Waldenser entschieden hat. 1) Ausdrücklich wird aber gesagt, die Bestätigung sei durch ihn d. i. den Waldenser den drei Gewählten zu Theil geworden. 2. Das fünfte Schreiben der Brüder an Rokycana (1471).2) Rokycana brach mit den Brüdern. Er verfasste Schreiben, die von den Kanzeln gelesen wurden,3) um die Zuhörer vor ihnen zu warnen. Da sandten ihm die Brüder ihr fünftes Schreiben, welches zugleich zur Ergänzung des vierten dient und dadurch besonders bemerkenswert ist, dass darin von den Waldensern mit einer Wärme und Achtung gesprochen wird, wie man es in keiner spätern Schrift der Brüder wiederfindet. Während es in dem vierten Schreiben kurz heisst: die Waldenser seien der ersten Kirche entsprossen, accep- tiren die Brüder hier die bekannte historische Fiktion von dem Ur- sprung der Waldenser: Petrus, der Waldenser, ist ihnen ein Zeit- genosse Constantins und Sylvesters, die Waldenser sind die Erben der ersten Kirche, ihres Priesterthums, ihrer Amts- und Schlüssel- gewalt: denn ihre Priester gehen in den Fussstapfen der Apostel einher. 3. Antwort der alten Brüder „für alle“ gegen Rokycanas Schreiben v. J. 1471.4) Dieses ist nichts anderes als eine für die Öffentlichkeit be- stimmte Bearbeitung des fünften Schreibens an Rokycana. Nichts neues, sagen die Brüder, hätten sie bei der Wahl und Bestätigung 1) Vgl. Cröger Geschichte der alten Brüderkirche (Gnadau 1865) I. S. 80. 2) Br. A. I. und II. (Beilage B.). Nach der Zählung des Br. A. das „sechste“ Schreiben. 3) In einem solchen Schreiben vom J. 1471 (Br. A. II.) heisst es: Diese Leute haben sich von der gesammten Priesterschaft getrennt...und sagen, sie hätten sich selbst Laien zu Priestern und Bischöfen gewählt und daran gut gethan..“ (Das Schreiben Rokycanas ist gedruckt im Výbor II. 734 mit der Jahreszahl 1468.) 1) Br. A. I. und II. (Beilage C.).
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21 ihrer Priester unternommen. Denn sie hätten sich nach dem Beispiel der ersten Kirche gerichtet und seien mit dieser durch die Waldenser verknüpft. Von den Waldensern wird dabei ausdrücklich bemerkt, sie hätten Priester und Bischöfe. 4. Das Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter König Georg.1) Diesen Titel gibt das Brüderarchiv einer für die Öffentlichkeit bestimmten Apologie, in der man auf den ersten Blick das vierte Schreiben wiedererkennt. Bei der Bearbeitung wurden aber mit die- ser Vorlage Aenderungen vorgenommen, deren Bedeutung später hervortreten soll. Hier genügt es, auf dieselben aufmerksam zu ma- chen. Der erste Theil des Berichtes über die Wahlsynode enthält erläuternde Zusätze, in denen die Anwendung des Loses ausdrück- lich zugestanden, motivirt und beschrieben wird. Die abweichenden Veränderungen beginnen aber da, wo von der „Bestätigung“ die Rede ist. Denn während wir in dem Schreiben an Rokycana ei- nem alten Waldenser Priester begegnen, der unter ihnen d. h. den anwesenden Waldensern der älteste an Jahren war, fallen in der Bearbeitung die Worte „alt“ und „an Jahren“ weg, und dafür fin- den wir einen Waldenser Priester, den ältesten unter allen, „so in diesen Ländern anwesend sind“. Und während in dem Schreiben aus- drücklich gesagt wird, den Gewählten sei durch ihn, den alten Wal- denser Priester, die Bestätigung zu Theil geworden, so entfällt hier der Zusatz „durch ihn“ und es heisst nur: Und so ist ihnen die Bestätigung durch Händeauflegung zu Theil geworden... Was ist der Zweck, was die Ursache dieser Abweichungen? Sind diese mehr als blosse Varianten des Textes? 5. Das Schreiben an Herrn Albrecht.2) Sehr frühzeitig fieng die Identificirung der Brüder mit den Wal- densern an, und zwar nicht sowol aus Unkenntniss, als vielmehr in der Absicht, um sie als offenbare, von der Kirche verurtheilte Ketzer hinzustellen. Dagegen erhob der Verfasser dieses Schreibens seine Stimme, indem er verlangte, man solle den Brüdern ein öffent- 1) Br. A. I. und II. (Beilage D.). 2) Br. A. I. (Beilage E.). Gindely I. 493 hält Br. Gregor für den Verfasser. H. Albrecht ist nach Jireček Albrecht Kostka von Postupitz († 1477). — Wie aus dem Inhalt hervorgeht, ist das Schreiben noch zu Rokycanas Lebzeiten verfasst worden.
21 ihrer Priester unternommen. Denn sie hätten sich nach dem Beispiel der ersten Kirche gerichtet und seien mit dieser durch die Waldenser verknüpft. Von den Waldensern wird dabei ausdrücklich bemerkt, sie hätten Priester und Bischöfe. 4. Das Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter König Georg.1) Diesen Titel gibt das Brüderarchiv einer für die Öffentlichkeit bestimmten Apologie, in der man auf den ersten Blick das vierte Schreiben wiedererkennt. Bei der Bearbeitung wurden aber mit die- ser Vorlage Aenderungen vorgenommen, deren Bedeutung später hervortreten soll. Hier genügt es, auf dieselben aufmerksam zu ma- chen. Der erste Theil des Berichtes über die Wahlsynode enthält erläuternde Zusätze, in denen die Anwendung des Loses ausdrück- lich zugestanden, motivirt und beschrieben wird. Die abweichenden Veränderungen beginnen aber da, wo von der „Bestätigung“ die Rede ist. Denn während wir in dem Schreiben an Rokycana ei- nem alten Waldenser Priester begegnen, der unter ihnen d. h. den anwesenden Waldensern der älteste an Jahren war, fallen in der Bearbeitung die Worte „alt“ und „an Jahren“ weg, und dafür fin- den wir einen Waldenser Priester, den ältesten unter allen, „so in diesen Ländern anwesend sind“. Und während in dem Schreiben aus- drücklich gesagt wird, den Gewählten sei durch ihn, den alten Wal- denser Priester, die Bestätigung zu Theil geworden, so entfällt hier der Zusatz „durch ihn“ und es heisst nur: Und so ist ihnen die Bestätigung durch Händeauflegung zu Theil geworden... Was ist der Zweck, was die Ursache dieser Abweichungen? Sind diese mehr als blosse Varianten des Textes? 5. Das Schreiben an Herrn Albrecht.2) Sehr frühzeitig fieng die Identificirung der Brüder mit den Wal- densern an, und zwar nicht sowol aus Unkenntniss, als vielmehr in der Absicht, um sie als offenbare, von der Kirche verurtheilte Ketzer hinzustellen. Dagegen erhob der Verfasser dieses Schreibens seine Stimme, indem er verlangte, man solle den Brüdern ein öffent- 1) Br. A. I. und II. (Beilage D.). 2) Br. A. I. (Beilage E.). Gindely I. 493 hält Br. Gregor für den Verfasser. H. Albrecht ist nach Jireček Albrecht Kostka von Postupitz († 1477). — Wie aus dem Inhalt hervorgeht, ist das Schreiben noch zu Rokycanas Lebzeiten verfasst worden.
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22 liches Colloquium gewähren, denn „sie seien nicht zu den Waldensern beigetreten, sondern einige von ihnen zu den Brüdern“. 1) Der alte Waldenser Priester des vierten Schreibens an Rokycana begegnet uns hier wieder: von ihm wird gesagt, er habe den Brüdern den Dienst geleistet, um den sie ihn gebeten. Und ein zweiter Priester der Waldenser, Namens Stefan, den man später in Wien verbrannt habe, sei auch willfährig gewesen. Was mehr von ihm berichtet wird, gewinnt erst im Zusammenhang mit der zunächst anzufüh- renden Quelle Bedeutung. II. Der Traktat „Wie sich die Menschen gegen die römische Kirche ver- halten sollen.“2) Ausführlicher denn alle anderen Quellen verbreitet sich dieser Traktat über den Verkehr der Brüder mit den Waldensern. Aber weder der Autor noch die Zeit der Abfassung lässt sich mit Sicher- heit angeben. Die Schrift, verfasst nach dem Tode K. Georgs „glor- reichen Andenkens“, trägt im Ganzen noch den Charakter der älte- 1) Eine Parallelstelle findet sich in dem Traktat „der alten Brüder“ von der h. Kirche (B. A. I. mit der Jahreszahl 1470), dessen Verfasser höchst wahrscheinlich Br. Gregor ist. Dieselbe lautet: „Es könnte jemand sagen, die Waldenser wären die verdammten Menschen der ersten Kirche. Wir nehmen uns ihrer nicht an, weder ihrer, noch anderer Rotten, wenn sie von dem rechten Wege abweichen in Bezug auf den Glauben Christi und die christlichen Werke. Auch sind wir den Wal- densern nich beigetreten, und wollen also nicht mit ihnen verdammt werden.“ Hier begegnen wir also zuerst einer ziemlich schroffen Abweisung des Namens der Wal- denser. Doch fellt es auch nicht an günstigen Stimmen. Um dieselbe Zeit schrieb der Priester Martin, „Gefangener und Diener J. Christi“ (vgl. Gind. I. 45.) an Ro- kycana, das Haupt der Utraquisten: „Da ihr die Waldenser duldet und liebt, die mit uns, was den Glauben betrifft, gleich gesinnt sind, — denn so oft wir uns mit ihnen besprachen, fanden wir, dass sie im Glauben von uns sich nicht entfernen, vorzüglich in den gründlichen Dingen: warum sollte uns keine Duldung gewährt werden?“ (Br. A. I.) 2) Br. A. I. (Beilage F.) Vgl. Palacký IV. 1. S. 492. — Palacký hält Br. Gregor, den Patriarchen der Unität, für der Autor. Der Traktat nennt den Verfasser nicht, aber ein Zusatz von späterer Hand (Br. A. I. fol. 173) lautet also: „Scriptum hoc praecedens est fratris Gregorii, und darin steht dasjenige geschrieben, was später zur Zeit Br. Prokops und anderer verbessert werden musste, z. B. die allzu hohe Sprache von der Wiederherstellung vide pag. 144. Verfasst ist diese Schrift nach der Ver- brennung der sechs Brüder im J. 1504 und desswegen ist die Aufschrift unrichtig, die ich in einigen Exemplaren gefunden habe, nämlich: Ein Schreiber der alten Brüder über ihren Ursprung an Rokycana. Rokycana war schon längst verschieden, obiit enim R. anno 1471...“ Fol. 144, da, wo von der inneren Wiederherstellung, durch welche der Mensch gut und tugendhaft wird, die Rede ist, findet sich folgende Mar- ginalnote (von derselben Hand): „Welche Einfalt! welche Tugenden! Locus hic est tandem retractatus post aliquot tempus nach Bruder Gregor, qui fuit huius scripti
22 liches Colloquium gewähren, denn „sie seien nicht zu den Waldensern beigetreten, sondern einige von ihnen zu den Brüdern“. 1) Der alte Waldenser Priester des vierten Schreibens an Rokycana begegnet uns hier wieder: von ihm wird gesagt, er habe den Brüdern den Dienst geleistet, um den sie ihn gebeten. Und ein zweiter Priester der Waldenser, Namens Stefan, den man später in Wien verbrannt habe, sei auch willfährig gewesen. Was mehr von ihm berichtet wird, gewinnt erst im Zusammenhang mit der zunächst anzufüh- renden Quelle Bedeutung. II. Der Traktat „Wie sich die Menschen gegen die römische Kirche ver- halten sollen.“2) Ausführlicher denn alle anderen Quellen verbreitet sich dieser Traktat über den Verkehr der Brüder mit den Waldensern. Aber weder der Autor noch die Zeit der Abfassung lässt sich mit Sicher- heit angeben. Die Schrift, verfasst nach dem Tode K. Georgs „glor- reichen Andenkens“, trägt im Ganzen noch den Charakter der älte- 1) Eine Parallelstelle findet sich in dem Traktat „der alten Brüder“ von der h. Kirche (B. A. I. mit der Jahreszahl 1470), dessen Verfasser höchst wahrscheinlich Br. Gregor ist. Dieselbe lautet: „Es könnte jemand sagen, die Waldenser wären die verdammten Menschen der ersten Kirche. Wir nehmen uns ihrer nicht an, weder ihrer, noch anderer Rotten, wenn sie von dem rechten Wege abweichen in Bezug auf den Glauben Christi und die christlichen Werke. Auch sind wir den Wal- densern nich beigetreten, und wollen also nicht mit ihnen verdammt werden.“ Hier begegnen wir also zuerst einer ziemlich schroffen Abweisung des Namens der Wal- denser. Doch fellt es auch nicht an günstigen Stimmen. Um dieselbe Zeit schrieb der Priester Martin, „Gefangener und Diener J. Christi“ (vgl. Gind. I. 45.) an Ro- kycana, das Haupt der Utraquisten: „Da ihr die Waldenser duldet und liebt, die mit uns, was den Glauben betrifft, gleich gesinnt sind, — denn so oft wir uns mit ihnen besprachen, fanden wir, dass sie im Glauben von uns sich nicht entfernen, vorzüglich in den gründlichen Dingen: warum sollte uns keine Duldung gewährt werden?“ (Br. A. I.) 2) Br. A. I. (Beilage F.) Vgl. Palacký IV. 1. S. 492. — Palacký hält Br. Gregor, den Patriarchen der Unität, für der Autor. Der Traktat nennt den Verfasser nicht, aber ein Zusatz von späterer Hand (Br. A. I. fol. 173) lautet also: „Scriptum hoc praecedens est fratris Gregorii, und darin steht dasjenige geschrieben, was später zur Zeit Br. Prokops und anderer verbessert werden musste, z. B. die allzu hohe Sprache von der Wiederherstellung vide pag. 144. Verfasst ist diese Schrift nach der Ver- brennung der sechs Brüder im J. 1504 und desswegen ist die Aufschrift unrichtig, die ich in einigen Exemplaren gefunden habe, nämlich: Ein Schreiber der alten Brüder über ihren Ursprung an Rokycana. Rokycana war schon längst verschieden, obiit enim R. anno 1471...“ Fol. 144, da, wo von der inneren Wiederherstellung, durch welche der Mensch gut und tugendhaft wird, die Rede ist, findet sich folgende Mar- ginalnote (von derselben Hand): „Welche Einfalt! welche Tugenden! Locus hic est tandem retractatus post aliquot tempus nach Bruder Gregor, qui fuit huius scripti
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23 sten apologetischen Schreiben an sich, aber ohne ihre Unmittelbar- keit zu besitzen. Der Verfasser legte seinem Traktat die älteren Quellen zu Grunde, die er selbstständig verarbeitete und mit neuen wertvollen Zusätzen bereicherte. Seine Schrift kann als der erste historiographische Versuch gelten. Zu den wichtigsten Zusätzen gehören die Nachrichten über den Verkehr mit den Waldensern, welcher nach dieser Schrift vor der Wahlsynode begann und zwar in der Zeit, als sich die Brüder nach einer bestehenden kirchlichen Gemeinschaft umsahen, um sich ihr anzuschliessen. Da sind sie durch Vermittelung der Utraquisten, durch Rokycana und Lupáč, mit den Waldensern und namentlich mit ihrem „Priester“ Stefan bekannt geworden, der die Brüder nicht nur über den Ursprung der Waldenser belehrte, 1) sondern auch die Reinheit dieser Abstammung dadurch zu bewahren suchte, dass er es ver- schmähte, sich äusserlich den Priestern „römischer Weihe“ anzu- schliessen. Da aber andere Waldenser darin von Stefan abwichen, und da überdies ihre Priester das Gebot der vollkommenen Armuth nicht vollständig erfüllten, so trugen die Brüder Bedenken, denselben sich ohne weiteres anzuschliessen und verlangten von ihnen, sie möchten zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurückkehren. Uber diese Bedingungen einer künftigen Vereinigung wurde mit Stefan verhan- delt, aber die den Waldensern befreundeten Priester römischer Weihe vereitelten das begonnene Werk. Ein anderer „alter Priester“ der Waldenser schloss sich aber den Brüdern an, die nun Vorbereitun- autor.“ — Alle diese Angaben sind unter einander widersprechend und demnach wertlos. Ist Br. Gregor — denn nur dieser kann hier gemeint sein — der Autor, so ist der Traktat nicht nach 1504 verfasst worden. Br. Gregor ist bereits im J. 1474 gestorben. Die Verbrennung der sechs (nicht sieben) Brüder fällt allerdings in das J. 1503 (nicht 1504, nach Hist. Fr. Ms. Un. vgl. Gindely I. 119.), aber der Traktat spielt gar nicht auf dieses Ereigniss an, sondern spricht von „Martern, welche sieben Brüder erlitten“, womit jene Verfolgung gemeint ist, welche in die lezten Jahre K. Georgs fällt (Gin- dely I. 43). Bald nach dem Tode dieses Königs ist der Traktat verfasst worden. Derselbe nimmt zwar Bezug auf die an Rokycana gerichteten Schreiben und will als eine Fortsetzung und Ergänzung dieser Schriften gelten, ist aber, dem Stile nach zu schliessen, nicht aus der Feder Br. Gregors geflossen. — Gindely (I. 493) bemerkt: „Die Schrift hat zum Verfasser einen gewissen Gregor, doch nicht den Gründer der Unität, wohl aber einen der ersten Mitglieder.“ Vielleicht ist dieser andere Gregor niemand anderer als Gregor von Votic, der bedeutendste Kopf der späteren kleinen Partei (vgl. Gindely I. 62). — Da in dem Traktat der Wunsch geäussert wird, man solle den Brüdern ein Colloquium gewähren, ein solches Colloquium aber im J. 1473 stattfand, so dürfte derselbe 1471—1473 verfasst sein. 1) Vgl. (Gregors) Traktat von der Kirche (Br. A. I.): „Auch hörten wir von denjenigen, die ihren Ursprung aus der ersten Kirche herleiten, schon damals, als Sylvester jene Dinge annahm, habe ihm sein Genosse Peter nicht nachgegeben, sondern gesagt: Es ist nicht nach der Lehre und dem Beispiel, das uns Christus gegeben und unsere Väter, die Apostel..."
23 sten apologetischen Schreiben an sich, aber ohne ihre Unmittelbar- keit zu besitzen. Der Verfasser legte seinem Traktat die älteren Quellen zu Grunde, die er selbstständig verarbeitete und mit neuen wertvollen Zusätzen bereicherte. Seine Schrift kann als der erste historiographische Versuch gelten. Zu den wichtigsten Zusätzen gehören die Nachrichten über den Verkehr mit den Waldensern, welcher nach dieser Schrift vor der Wahlsynode begann und zwar in der Zeit, als sich die Brüder nach einer bestehenden kirchlichen Gemeinschaft umsahen, um sich ihr anzuschliessen. Da sind sie durch Vermittelung der Utraquisten, durch Rokycana und Lupáč, mit den Waldensern und namentlich mit ihrem „Priester“ Stefan bekannt geworden, der die Brüder nicht nur über den Ursprung der Waldenser belehrte, 1) sondern auch die Reinheit dieser Abstammung dadurch zu bewahren suchte, dass er es ver- schmähte, sich äusserlich den Priestern „römischer Weihe“ anzu- schliessen. Da aber andere Waldenser darin von Stefan abwichen, und da überdies ihre Priester das Gebot der vollkommenen Armuth nicht vollständig erfüllten, so trugen die Brüder Bedenken, denselben sich ohne weiteres anzuschliessen und verlangten von ihnen, sie möchten zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurückkehren. Uber diese Bedingungen einer künftigen Vereinigung wurde mit Stefan verhan- delt, aber die den Waldensern befreundeten Priester römischer Weihe vereitelten das begonnene Werk. Ein anderer „alter Priester“ der Waldenser schloss sich aber den Brüdern an, die nun Vorbereitun- autor.“ — Alle diese Angaben sind unter einander widersprechend und demnach wertlos. Ist Br. Gregor — denn nur dieser kann hier gemeint sein — der Autor, so ist der Traktat nicht nach 1504 verfasst worden. Br. Gregor ist bereits im J. 1474 gestorben. Die Verbrennung der sechs (nicht sieben) Brüder fällt allerdings in das J. 1503 (nicht 1504, nach Hist. Fr. Ms. Un. vgl. Gindely I. 119.), aber der Traktat spielt gar nicht auf dieses Ereigniss an, sondern spricht von „Martern, welche sieben Brüder erlitten“, womit jene Verfolgung gemeint ist, welche in die lezten Jahre K. Georgs fällt (Gin- dely I. 43). Bald nach dem Tode dieses Königs ist der Traktat verfasst worden. Derselbe nimmt zwar Bezug auf die an Rokycana gerichteten Schreiben und will als eine Fortsetzung und Ergänzung dieser Schriften gelten, ist aber, dem Stile nach zu schliessen, nicht aus der Feder Br. Gregors geflossen. — Gindely (I. 493) bemerkt: „Die Schrift hat zum Verfasser einen gewissen Gregor, doch nicht den Gründer der Unität, wohl aber einen der ersten Mitglieder.“ Vielleicht ist dieser andere Gregor niemand anderer als Gregor von Votic, der bedeutendste Kopf der späteren kleinen Partei (vgl. Gindely I. 62). — Da in dem Traktat der Wunsch geäussert wird, man solle den Brüdern ein Colloquium gewähren, ein solches Colloquium aber im J. 1473 stattfand, so dürfte derselbe 1471—1473 verfasst sein. 1) Vgl. (Gregors) Traktat von der Kirche (Br. A. I.): „Auch hörten wir von denjenigen, die ihren Ursprung aus der ersten Kirche herleiten, schon damals, als Sylvester jene Dinge annahm, habe ihm sein Genosse Peter nicht nachgegeben, sondern gesagt: Es ist nicht nach der Lehre und dem Beispiel, das uns Christus gegeben und unsere Väter, die Apostel..."
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24 gen zur Wahl ihrer eigenen Priesterschaft trafen, und zuerst 20 Alteste wählten zur Leitung des ganzen Werkes. Die Vorgänge während der Wahlsynode werden im Anschluss an das vierte Schreiben der Brüder an Rokycana geschildert. Der Wahl folgte die Berathung über die Bestätigung der Gewählten im Priesteramte, obgleich die Brüder glaubten, sie seien bereits durch die Salbung des h. Geistes geweiht und durch Christum, den ober- sten Bischof, bestätigt... Der Vorgang der Bestätigung wird dann nicht erzählt, sondern nur angedeutet: „Es kam auf die einen durch die anderen, den einen der Römischen, und den zweiten, so wir ge- nannt, aus dem Ursprung der ersten Kirche.“ Und später: die Be- stätigung durch Händeauflegung sei zu Theil geworden einem durch zwei, und zweien durch einen d. i. den Ersten, der noch, als der Traktat geschrieben wurde, der Unität vorstand (Matthias von Kun- wald). Wie ist das alles zu deuten, wie mit dem ersten Bericht in Einklang zu bringen, dem zufolge der alte Waldenser die drei Ge- wählten bestätigt hat? Dazu kommen Widersprüche, die in dem Traktat selbst sich finden. Das römische Priesterthum wird für nichtig erachtet, dem der Waldenser den Vorzug eingeräumt, und dennoch sollen die Priester der römischen Weihe, die sich der Unität angeschlossen hatten, neben den Waldensern "den Dienst geleistet haben...“ 1) Dem Einwurf schliesslich, diejenigen, von denen die Bestäti- gung gekommen ist, seien keine Bischöfe gewesen, begegnet der Ver- fasser nicht etwa durch die Hinweisung auf das bischöfliche Amt der Waldenser, wie wir erwarten sollten, sondern auf die Verfassung der ersten Kirche, in der es nur zwei Stufen gegeben habe: den Dia- konat und das Priesterthum. III. Quellen, die mit dem Verhör der Brüder im J. 14782) zusammenhängen. Was die Brüder in ihren apologetischen Schriften oft verlangt hatten, wurde ihnen nach dem Tode Georgs von Poděbrad unter 1) „Aber es könnte jemand fragen, von wem sie (die Priester) geweiht wären und bestätigt durch Händeauflegung. Das haben wir bereits berührt, wie die einen durch die anderen die Bestätigung empfangen haben, und die Priester, welche von den Römischen in Eintracht mit uns waren, und auch von denjenigen, die von der ersten Kirche abstammen, diese haben den Dienst geleistet mit Bereitwilligkeit, auf dass niemand sage, sie machen sich selbst ihre Priester...“ 2) Gindely 1. 58.
24 gen zur Wahl ihrer eigenen Priesterschaft trafen, und zuerst 20 Alteste wählten zur Leitung des ganzen Werkes. Die Vorgänge während der Wahlsynode werden im Anschluss an das vierte Schreiben der Brüder an Rokycana geschildert. Der Wahl folgte die Berathung über die Bestätigung der Gewählten im Priesteramte, obgleich die Brüder glaubten, sie seien bereits durch die Salbung des h. Geistes geweiht und durch Christum, den ober- sten Bischof, bestätigt... Der Vorgang der Bestätigung wird dann nicht erzählt, sondern nur angedeutet: „Es kam auf die einen durch die anderen, den einen der Römischen, und den zweiten, so wir ge- nannt, aus dem Ursprung der ersten Kirche.“ Und später: die Be- stätigung durch Händeauflegung sei zu Theil geworden einem durch zwei, und zweien durch einen d. i. den Ersten, der noch, als der Traktat geschrieben wurde, der Unität vorstand (Matthias von Kun- wald). Wie ist das alles zu deuten, wie mit dem ersten Bericht in Einklang zu bringen, dem zufolge der alte Waldenser die drei Ge- wählten bestätigt hat? Dazu kommen Widersprüche, die in dem Traktat selbst sich finden. Das römische Priesterthum wird für nichtig erachtet, dem der Waldenser den Vorzug eingeräumt, und dennoch sollen die Priester der römischen Weihe, die sich der Unität angeschlossen hatten, neben den Waldensern "den Dienst geleistet haben...“ 1) Dem Einwurf schliesslich, diejenigen, von denen die Bestäti- gung gekommen ist, seien keine Bischöfe gewesen, begegnet der Ver- fasser nicht etwa durch die Hinweisung auf das bischöfliche Amt der Waldenser, wie wir erwarten sollten, sondern auf die Verfassung der ersten Kirche, in der es nur zwei Stufen gegeben habe: den Dia- konat und das Priesterthum. III. Quellen, die mit dem Verhör der Brüder im J. 14782) zusammenhängen. Was die Brüder in ihren apologetischen Schriften oft verlangt hatten, wurde ihnen nach dem Tode Georgs von Poděbrad unter 1) „Aber es könnte jemand fragen, von wem sie (die Priester) geweiht wären und bestätigt durch Händeauflegung. Das haben wir bereits berührt, wie die einen durch die anderen die Bestätigung empfangen haben, und die Priester, welche von den Römischen in Eintracht mit uns waren, und auch von denjenigen, die von der ersten Kirche abstammen, diese haben den Dienst geleistet mit Bereitwilligkeit, auf dass niemand sage, sie machen sich selbst ihre Priester...“ 2) Gindely 1. 58.
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25 seinem Nachfolger K. Vladislav gewährt, nämlich ein Verhör von den „Prager Magistern“, den Vertretern der utraquistischen Geist- lichkeit, das erstemal im J. 1473, das zweitemal im J. 1478. Mit dem zweiten Verhör hängt eine Gruppe von wichtigen Quellen zusammen. 1. Korandas Schreiben an Herrn Johann Kostka von Postupic, 1478, (ante Venceslai).1) Der Verfasser dieses Schreibens, welches den Herrn Johann Kostka von der fernern Beschützung der Brüder abmahnen sollte, der bekannte Mag. Wenzel Koranda, stand seit Rokycanas Tode an der Spitze des utraquistischen Consistoriums. Er führte bei dem Colloquium (1478) das erste Wort. Die Vertreter der Brüder waren Michael, Johann Chelčický und Prokop von Neuhaus. Korandas im Namen der Magister verfasster Bericht, objektiv gehalten und durch- aus glaubwürdig, gewinnt dadurch eine grosse Bedeutung, dass wir mit Hilfe desselben eine Lücke ausfüllen können, welche in den ältesten Quellen der Brüdergeschichte nur durch dunkle, räthselhafte Andeutungen bezeichnet ist. Die Worte des Berichtes lauten: „Item bekannte Michael das Priesterthum zum zweitenmale empfangen zu haben. Sein erstes Priesterthum hat er, so sagte er, für kein Priesterthum gehalten." „Item sagten sie: als wir uns von der römischen Kirche und von euch trennten, da haben wir darüber gelost, welche unter uns Priester sein sollten, und wer von diesen ein Bischof. Und als das Los auf drei gefallen war und unter ihnen auf einen, auf dass er Bischof würde, da entstand unter uns ein Zwiespalt, ob es so bleiben sollte. Aber hernach beschlossen wir einträchtig, zu dem Waldenser- Bischof zu senden, der mich — Michael spricht von sich — zum Bi- schof weihte. Und ich kam zurück und weihte einen der drei zum Priester und zum Bischof. Aber hernach, um kund zu thun, es sei an mir nichts römisches und um anderen ein Beispiel zu geben, legte ich jenes römische Priesterthum nieder, das ich für kein Priester- thum hielt, und wurde von neuem von demjenigen zum Priester ge- weiht, den ich früher zum Priester geweiht hatte." „Item hätte eine Gemeinde keine Priester, so schreitet sie zur Wahl in Vertrauen auf Gott, und ist der Gewählte tauglich, 1) Gedruckt in Palackýs Archiv Český VI. (nach Korandas Manualbuch, Ms. der Univ. Bibl.).
25 seinem Nachfolger K. Vladislav gewährt, nämlich ein Verhör von den „Prager Magistern“, den Vertretern der utraquistischen Geist- lichkeit, das erstemal im J. 1473, das zweitemal im J. 1478. Mit dem zweiten Verhör hängt eine Gruppe von wichtigen Quellen zusammen. 1. Korandas Schreiben an Herrn Johann Kostka von Postupic, 1478, (ante Venceslai).1) Der Verfasser dieses Schreibens, welches den Herrn Johann Kostka von der fernern Beschützung der Brüder abmahnen sollte, der bekannte Mag. Wenzel Koranda, stand seit Rokycanas Tode an der Spitze des utraquistischen Consistoriums. Er führte bei dem Colloquium (1478) das erste Wort. Die Vertreter der Brüder waren Michael, Johann Chelčický und Prokop von Neuhaus. Korandas im Namen der Magister verfasster Bericht, objektiv gehalten und durch- aus glaubwürdig, gewinnt dadurch eine grosse Bedeutung, dass wir mit Hilfe desselben eine Lücke ausfüllen können, welche in den ältesten Quellen der Brüdergeschichte nur durch dunkle, räthselhafte Andeutungen bezeichnet ist. Die Worte des Berichtes lauten: „Item bekannte Michael das Priesterthum zum zweitenmale empfangen zu haben. Sein erstes Priesterthum hat er, so sagte er, für kein Priesterthum gehalten." „Item sagten sie: als wir uns von der römischen Kirche und von euch trennten, da haben wir darüber gelost, welche unter uns Priester sein sollten, und wer von diesen ein Bischof. Und als das Los auf drei gefallen war und unter ihnen auf einen, auf dass er Bischof würde, da entstand unter uns ein Zwiespalt, ob es so bleiben sollte. Aber hernach beschlossen wir einträchtig, zu dem Waldenser- Bischof zu senden, der mich — Michael spricht von sich — zum Bi- schof weihte. Und ich kam zurück und weihte einen der drei zum Priester und zum Bischof. Aber hernach, um kund zu thun, es sei an mir nichts römisches und um anderen ein Beispiel zu geben, legte ich jenes römische Priesterthum nieder, das ich für kein Priester- thum hielt, und wurde von neuem von demjenigen zum Priester ge- weiht, den ich früher zum Priester geweiht hatte." „Item hätte eine Gemeinde keine Priester, so schreitet sie zur Wahl in Vertrauen auf Gott, und ist der Gewählte tauglich, 1) Gedruckt in Palackýs Archiv Český VI. (nach Korandas Manualbuch, Ms. der Univ. Bibl.).
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26 so nimmt er die Wahl an und wird Priester. Und darum hat Prokop, wie es ihm vorgehalten wurde, damals 1) gesagt: Weder von den Römischen, noch von den Waldensern haben wir unsere Priester. Und es wurde ihm gesagt, er sei kein Priester und solle es bleiben lassen mit den übrigen seinesgleichen.“ „Item die von den römischen Bischöfen abstammenden Priester sind nicht nach der von Gott durch seinen Sohn eingesetzten und von den Aposteln befolgten Ordnung entsprungen und wir dürfen sie nicht als Priester anerkennen. Item von euerem Priester, auch wenn man nichts böses von ihm wüsste, wollten wir keine Sakra- mente empfangen. Denn er ist nicht ein Priester der Ordnung und der Wahl der Kirche gemäss, und ein solcher hat nicht die Gewalt, die Sakramente zu spenden." 2. Das Buch der Magister von den 10 Artikeln. (Die Vertheidigung des Glaubens gegen die Pikarden.) 2) Das Buch der Magister, als dessen Verfasser ebenfalls Koranda gelten kann,3) enthält eine ausführliche Widerlegung jener 10 Ar- tikel und der darin enthaltenen Irrthümer, zu denen sich die Brü� der bei dem Verhöre bekannt hatten, und besitzt für die Brüder- geschichte eine ähnliche Bedeutung wie das Schreiben an Johann Kostka. Auch in dem Traktat wird Michael redend angeführt und man sollte glauben, er habe im J. 1478 4) den Magistern bei dem Verhör zugleich einen schriftlichen Bericht überreicht, oder seine Rede sei damals nachgeschrieben worden. Doch scheint der ihm in den Mund gelegte Bericht eine spätere Composition Korandas zu sein, bei welcher er seine Vorlagen, das vierte Schreiben der Brüder an Rokycana und seinen eigenen Brief an Joh. Kostka, zu einer fort- laufenden Erzählung verband und mit neuen Zusätzen vermehrte. Neu ist der Zusatz, die Brüder hätten bei ihrer ersten Gott vorgelegten Frage, ob die Trennung geboten sei, sich des Loses be- dient, neu ist auch die Beschreibung der Loswahl durch neun mit 1) Gemeint ist wahrscheinlich das Colloquium im J. 1473. 2) Zum Theil gedruckt in einer im J. 1842 von der k. Gesellschaft der Wissen- schaften herausgegebenen Sammlung von Abhandlungen zur Geschichte der altböhmi- schen Literatur (Rozbor staročeské literatury). Der Traktat ist im J. 1491 in einen Codex (im Besitze der B. Mus.) eingetragen worden, welcher die Schriften Přibrams enthält. (Beilage G.) 3) Jireček Rukověť. 4) Das Buch der Magister verlegt das Colloquium in das Jahr 1479. Einige Stellen scheinen anzudeuten, die Schrift sei nicht sofort nach dem Verhör der Brüder verfasst worden.
26 so nimmt er die Wahl an und wird Priester. Und darum hat Prokop, wie es ihm vorgehalten wurde, damals 1) gesagt: Weder von den Römischen, noch von den Waldensern haben wir unsere Priester. Und es wurde ihm gesagt, er sei kein Priester und solle es bleiben lassen mit den übrigen seinesgleichen.“ „Item die von den römischen Bischöfen abstammenden Priester sind nicht nach der von Gott durch seinen Sohn eingesetzten und von den Aposteln befolgten Ordnung entsprungen und wir dürfen sie nicht als Priester anerkennen. Item von euerem Priester, auch wenn man nichts böses von ihm wüsste, wollten wir keine Sakra- mente empfangen. Denn er ist nicht ein Priester der Ordnung und der Wahl der Kirche gemäss, und ein solcher hat nicht die Gewalt, die Sakramente zu spenden." 2. Das Buch der Magister von den 10 Artikeln. (Die Vertheidigung des Glaubens gegen die Pikarden.) 2) Das Buch der Magister, als dessen Verfasser ebenfalls Koranda gelten kann,3) enthält eine ausführliche Widerlegung jener 10 Ar- tikel und der darin enthaltenen Irrthümer, zu denen sich die Brü� der bei dem Verhöre bekannt hatten, und besitzt für die Brüder- geschichte eine ähnliche Bedeutung wie das Schreiben an Johann Kostka. Auch in dem Traktat wird Michael redend angeführt und man sollte glauben, er habe im J. 1478 4) den Magistern bei dem Verhör zugleich einen schriftlichen Bericht überreicht, oder seine Rede sei damals nachgeschrieben worden. Doch scheint der ihm in den Mund gelegte Bericht eine spätere Composition Korandas zu sein, bei welcher er seine Vorlagen, das vierte Schreiben der Brüder an Rokycana und seinen eigenen Brief an Joh. Kostka, zu einer fort- laufenden Erzählung verband und mit neuen Zusätzen vermehrte. Neu ist der Zusatz, die Brüder hätten bei ihrer ersten Gott vorgelegten Frage, ob die Trennung geboten sei, sich des Loses be- dient, neu ist auch die Beschreibung der Loswahl durch neun mit 1) Gemeint ist wahrscheinlich das Colloquium im J. 1473. 2) Zum Theil gedruckt in einer im J. 1842 von der k. Gesellschaft der Wissen- schaften herausgegebenen Sammlung von Abhandlungen zur Geschichte der altböhmi- schen Literatur (Rozbor staročeské literatury). Der Traktat ist im J. 1491 in einen Codex (im Besitze der B. Mus.) eingetragen worden, welcher die Schriften Přibrams enthält. (Beilage G.) 3) Jireček Rukověť. 4) Das Buch der Magister verlegt das Colloquium in das Jahr 1479. Einige Stellen scheinen anzudeuten, die Schrift sei nicht sofort nach dem Verhör der Brüder verfasst worden.
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27 den Worten „ist nicht“ und drei durch „ist“ bezeichnete Zettel, die ein Jüngling unter die Candidaten vertheilte. Die Verschmelzung beider Vorlagen kommt aber in der Weise zu Stande, dass die der Wahl unmittelbar sich anschliessende Bestätigung der Gewählten durch den alten Waldenser Priester wegfällt, und dafür die Erzäh- lung Michaels nach dem Schreiben an Kostka eintritt, doch so, dass der Rahmen des ersten Berichtes an Rokycana stehen bleibt: ein Versuch, der den späteren Schriften der Brüder selbst zum Vor- bild diente. Die weitere Erzählung Korandas, wie die Waldenser die Er- neuerung des bei ihnen erloschenen Priesterthums und Bisthums im Schlosse der römischen Kirche in den Jahren 1433 und 1434, in Prag und in Basel, nicht nur gesucht, sondern auch gefunden, ist nur mit Vorsicht aufzunehmen. Die spätern Gegner der Brüder ha- ben aber in diesem Theile des Traktats ihre schärfsten Waffen ge- holt; bis zuletzt Br. Jafet sich ihrer ebenfalls bemächtigte und sie zur Abwehr verwandte.1) 3. Eine Entgegnung der Brüder gegen das Buch der Magister. Der Verlust dieser Schrift der Brüder ist nicht gering anzu- schlagen. Sollte sich aber bei den späteren Autoren keine Spur der- selben finden? Aus einer Schrift der Brüder gegen Wenzel Šturm (s. u. Obrana mirná 1588) erfahren wir nur, in jener Entgegnung habe gestanden, Michael sei nicht allein, sondern mit einem Be- gleiter zu dem Waldenserbischof gegangen. 1) In dem Traktat wird erzählt: Als den Waldensern durch Verfolgungen alle Altesten und Priester zu Grunde gegangen waren, da wandten sie sich an den Bischof Nikolaus, einem Priester römischer Weihe, und dieser weihte ihnen im J. 1433 am Feste des h. Kreuzes zu Prag im Slavenkloster zwei Priester, Friedrich den Deutschen und Johann den Welschen. Ein Jahr später wurden sie von einem Bischof, der ein Mitglied des Consils war, in Basel zu Bischöfen geweiht. — Palacký (IX., 1, 492) entuahm seine Citate nicht dem Traktat, sondern den Werken Br. Jafets, und es ist lediglich seine Conjektur, die Weihe im Slavenkloster sei durch den Legaten Philibert vollzogen worden. — Was diesen ganzen Abschuitt des Traktats veranlasst hat, ist aber möglich mit Bestimmtheit anzugeben, denn Friedrich der Deutche ist niemand anderer als Friedrich Reiser (vgl. Willy Böhms Monografie, Leipzig 1876). Reiser selbst er- zählte während seines Verhörs zu Strassburg: „Die Taborschen wehlten und wurffen einen Bischof auf, genannt Niclauss vom Sande (offenbar Nicolaus von Pilgram, ge- nannt Biskupec). Der wolt nun kein Weyhung in solcher Zweyung thun... und der Bischof meinte, ob er wol Priester weyhete, so wurden sie doch von den pragi- schen geschmähet. Da habe er ihn durch den Englischen (Peter Payne) gebeten...“ Nikolaus hat ihn dann geweilit und „noch einen Wallachen, hiess Johannes“. Nach Basel begab sich Friedrich mit den Bevollmächtigten der Hussiten. Im J. 1434 kam er zum zweitenmale nach Basel und blieb hier längere Zeit. Ausserdem erzählte Reiser, er habe von dem Taboritenbischof die Vollmacht erhalten, ferner selbst die Weihen zu ertheilen.
27 den Worten „ist nicht“ und drei durch „ist“ bezeichnete Zettel, die ein Jüngling unter die Candidaten vertheilte. Die Verschmelzung beider Vorlagen kommt aber in der Weise zu Stande, dass die der Wahl unmittelbar sich anschliessende Bestätigung der Gewählten durch den alten Waldenser Priester wegfällt, und dafür die Erzäh- lung Michaels nach dem Schreiben an Kostka eintritt, doch so, dass der Rahmen des ersten Berichtes an Rokycana stehen bleibt: ein Versuch, der den späteren Schriften der Brüder selbst zum Vor- bild diente. Die weitere Erzählung Korandas, wie die Waldenser die Er- neuerung des bei ihnen erloschenen Priesterthums und Bisthums im Schlosse der römischen Kirche in den Jahren 1433 und 1434, in Prag und in Basel, nicht nur gesucht, sondern auch gefunden, ist nur mit Vorsicht aufzunehmen. Die spätern Gegner der Brüder ha- ben aber in diesem Theile des Traktats ihre schärfsten Waffen ge- holt; bis zuletzt Br. Jafet sich ihrer ebenfalls bemächtigte und sie zur Abwehr verwandte.1) 3. Eine Entgegnung der Brüder gegen das Buch der Magister. Der Verlust dieser Schrift der Brüder ist nicht gering anzu- schlagen. Sollte sich aber bei den späteren Autoren keine Spur der- selben finden? Aus einer Schrift der Brüder gegen Wenzel Šturm (s. u. Obrana mirná 1588) erfahren wir nur, in jener Entgegnung habe gestanden, Michael sei nicht allein, sondern mit einem Be- gleiter zu dem Waldenserbischof gegangen. 1) In dem Traktat wird erzählt: Als den Waldensern durch Verfolgungen alle Altesten und Priester zu Grunde gegangen waren, da wandten sie sich an den Bischof Nikolaus, einem Priester römischer Weihe, und dieser weihte ihnen im J. 1433 am Feste des h. Kreuzes zu Prag im Slavenkloster zwei Priester, Friedrich den Deutschen und Johann den Welschen. Ein Jahr später wurden sie von einem Bischof, der ein Mitglied des Consils war, in Basel zu Bischöfen geweiht. — Palacký (IX., 1, 492) entuahm seine Citate nicht dem Traktat, sondern den Werken Br. Jafets, und es ist lediglich seine Conjektur, die Weihe im Slavenkloster sei durch den Legaten Philibert vollzogen worden. — Was diesen ganzen Abschuitt des Traktats veranlasst hat, ist aber möglich mit Bestimmtheit anzugeben, denn Friedrich der Deutche ist niemand anderer als Friedrich Reiser (vgl. Willy Böhms Monografie, Leipzig 1876). Reiser selbst er- zählte während seines Verhörs zu Strassburg: „Die Taborschen wehlten und wurffen einen Bischof auf, genannt Niclauss vom Sande (offenbar Nicolaus von Pilgram, ge- nannt Biskupec). Der wolt nun kein Weyhung in solcher Zweyung thun... und der Bischof meinte, ob er wol Priester weyhete, so wurden sie doch von den pragi- schen geschmähet. Da habe er ihn durch den Englischen (Peter Payne) gebeten...“ Nikolaus hat ihn dann geweilit und „noch einen Wallachen, hiess Johannes“. Nach Basel begab sich Friedrich mit den Bevollmächtigten der Hussiten. Im J. 1434 kam er zum zweitenmale nach Basel und blieb hier längere Zeit. Ausserdem erzählte Reiser, er habe von dem Taboritenbischof die Vollmacht erhalten, ferner selbst die Weihen zu ertheilen.
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28 IV. Die Schriften a) von der zuversichtlichen Hoffnung, die Unität sei von Gott, und wie man das Übel des Zweifels heilen soll,1) b) von den Ursachen der Trennung (1496).2) Die Zeit der „alten“ Brüder war vorübergegangen. Die Schrif- ten der Unität nehmen eine andere Gestalt an. Die Häufung der Schriftstellen, die herangezogen werden, der Gang der Argumentation verleiht ihnen einen gelehrten Charakter und verräth die Hand der theologisch geschulten Autoren; die theologische Wissenschaft der Unität beginnt. Beide Traktate, der kürzere von der „zuversichtlichen Hoffnung“, wie der längere von den „Ursachen der Trennung“, stehen einander in Form und Inhalt so nahe, dass man annehmen darf, beide seien aus der Feder desselben Autors geflossen, und zwar beide gegen den Schluss des Jahrhundertes.3) In beiden verschwindet der unmittel- bare Ton der ersten Schriften vollständig, die theoretischen Argu- mente treten in den Vordergrund und werden breit ausgeführt, die historischen dagegen, der Geschichte der Entstehung der Unität ent- nommen, nehmen einen verhältnissmässig geringen Raum ein. a) Die Schrift von der „zuversichtlichen Hoffnung“ endet mit einem kurzen Rückblick auf die erste Zeit der Unität: Nach der Loswahl wurden lange Berathungen über die Art und Weise der Bestätigung gepflogen. An die römische Kirche dürften sich die Brüder nicht wenden „um Gottes Willen“, bei den Böhmen (Utra� quisten) war nichts zu holen, in ihrer eigenen Gemeinschaft "hatten sie es damals noch nicht“. "Und so beschlossen sie, die Bestätigung sollte geschehen durch denjenigen, der unter ihnen ein Priester war nach der Ordnung der römischen Kirche.4) Und dieser empfieng zu- erst die Bestätigung im 5) bischöflichen Amte von einem alten Wal- denser Priester. Und da er die neugewählten als Priester bestätigt 1) Br. A. V. (O dověrnosti, že Jednota z Boha jest). 2) Br. A. III. Das unvollstädinge Datum steht am Ende; 1496 finitum... oculi. 3) In Br. A. V. ist Michael von Senftenberg als der Autor des ersten Traktat bezeichnet „nach dem Zeugnisse Červenkas“ (1521—1569). Aber gegen die Richtig- keit dieser Angabe und der hinzugefügten Datirung (1473) spricht der ganze Cha- rakter der Schrift. Vielleicht ist der Verfasser beider Traktate niemand anderer als Lukas von Prag. 4) Michael. 5) Wörtlich: die Bestätigung „zum“ bischöflichen Amte.
28 IV. Die Schriften a) von der zuversichtlichen Hoffnung, die Unität sei von Gott, und wie man das Übel des Zweifels heilen soll,1) b) von den Ursachen der Trennung (1496).2) Die Zeit der „alten“ Brüder war vorübergegangen. Die Schrif- ten der Unität nehmen eine andere Gestalt an. Die Häufung der Schriftstellen, die herangezogen werden, der Gang der Argumentation verleiht ihnen einen gelehrten Charakter und verräth die Hand der theologisch geschulten Autoren; die theologische Wissenschaft der Unität beginnt. Beide Traktate, der kürzere von der „zuversichtlichen Hoffnung“, wie der längere von den „Ursachen der Trennung“, stehen einander in Form und Inhalt so nahe, dass man annehmen darf, beide seien aus der Feder desselben Autors geflossen, und zwar beide gegen den Schluss des Jahrhundertes.3) In beiden verschwindet der unmittel- bare Ton der ersten Schriften vollständig, die theoretischen Argu- mente treten in den Vordergrund und werden breit ausgeführt, die historischen dagegen, der Geschichte der Entstehung der Unität ent- nommen, nehmen einen verhältnissmässig geringen Raum ein. a) Die Schrift von der „zuversichtlichen Hoffnung“ endet mit einem kurzen Rückblick auf die erste Zeit der Unität: Nach der Loswahl wurden lange Berathungen über die Art und Weise der Bestätigung gepflogen. An die römische Kirche dürften sich die Brüder nicht wenden „um Gottes Willen“, bei den Böhmen (Utra� quisten) war nichts zu holen, in ihrer eigenen Gemeinschaft "hatten sie es damals noch nicht“. "Und so beschlossen sie, die Bestätigung sollte geschehen durch denjenigen, der unter ihnen ein Priester war nach der Ordnung der römischen Kirche.4) Und dieser empfieng zu- erst die Bestätigung im 5) bischöflichen Amte von einem alten Wal- denser Priester. Und da er die neugewählten als Priester bestätigt 1) Br. A. V. (O dověrnosti, že Jednota z Boha jest). 2) Br. A. III. Das unvollstädinge Datum steht am Ende; 1496 finitum... oculi. 3) In Br. A. V. ist Michael von Senftenberg als der Autor des ersten Traktat bezeichnet „nach dem Zeugnisse Červenkas“ (1521—1569). Aber gegen die Richtig- keit dieser Angabe und der hinzugefügten Datirung (1473) spricht der ganze Cha- rakter der Schrift. Vielleicht ist der Verfasser beider Traktate niemand anderer als Lukas von Prag. 4) Michael. 5) Wörtlich: die Bestätigung „zum“ bischöflichen Amte.
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29 hatte: das Amt, welches er von den Römischen empfangen, dieses legte er nieder, um es nicht ferner zu führen. Und das ist mit der Niederlegung des Priesterthums gemeint, wie es in einem Schreiben 1) heisst, mit der Lassung des Amtes, das er früher in der römischen Gemeinschaft empfangen hatte. Dann wurde er wieder durch das Los unter Gebeten zum Priester in unserer Gemeinschaft ordinirt und bestätigt durch einen jener, der die erste Stelle inne hatte und noch hat...“ 2) b) Der kurze Bericht des zweiten Traktats bereichert das Bild der Wahlsynode um einen neuen Zug, nämlich die Wahl durch Wahlmänner. Die Brüder hüteten sich vor Ubereilung und hielten einige Synoden. Endlich wählten sie und die Priester, die zugegen waren, einige Männer und gaben ihnen die Vollmacht die Candidaten des Priesteramtes zu ernennen.3) „Und als die Priester gewählt wur- den, so wurde auch hernach bestimmt, wer die erste Stelle inne haben sollte, und dieser empfieng die Bestätigung in dem bischöf- lichen Amte durch einen anderen Priester, an den wir uns früher gehalten hatten.“1) Die Waldenser werden nirgend genannt, und der kurze Bericht schliesst mit einer Hinweisung auf das Schreiben an Rokycana und andere Schriften, die mehr davon enthalten. V. Die Streitschrift der kleinen Partei. Was den Charakter der Unität verändert hatte, war der innere Zwiespalt, der durch die Ausscheidung der „kleinen Partei" endigte. Die „grosse Partei“ söhnte sich mit der Welt aus und sicherte da- durch, das sie die alten Grundlagen zum Theil aufgab, der Unität den Bestand in der Zukunft. 1) Korandas (1478)? 2) A tak o to rozmlouvajíce na tom sme se svolili, aby potvrzení jich se stalo s modlitbami skrze vzkládání rukou toho, kterýž toho času knězem byl mezi nimi podlé řádu Římské církve, a ten prvé vzal potvrzení k ouřadu biskupskému od kněze Valdenského starého. Ten pak, kterýž potvrdil těchto znova zvolených v kněžství, ouřadu, kterýž byl vzal od Římských, ten vzdal, aby jeho již nepožíval. A toť se míní odevzdání kněžství, jakož v jednom listu položeno, pouští ouřadu, který prvé byl vzal v jednotu Římskou. Potom zase losem a modlitbami zřízen v kněze v Jednotu naši a potvrzen skrze jednoho z těch, který první místo držel a podnes drží.... 3) Vielleicht sind dieses die 20 Altesten des Traktats: „Wie sich die Menschen..“ 4) ... i vyvolili sme spolu s kněžími přítomnými muže některé z nás, jimž sme moc dali k volení osob k ouřadu kněžskému, a když byli voleni, i to potom zřízeno, kdoby první místo držeti měl, a ten potvrzení přijal na biskupství skrze kněze jiného, při němž prvé byli sme, jakož o tom šíře k Rokycanovi i jinde napsáno.
29 hatte: das Amt, welches er von den Römischen empfangen, dieses legte er nieder, um es nicht ferner zu führen. Und das ist mit der Niederlegung des Priesterthums gemeint, wie es in einem Schreiben 1) heisst, mit der Lassung des Amtes, das er früher in der römischen Gemeinschaft empfangen hatte. Dann wurde er wieder durch das Los unter Gebeten zum Priester in unserer Gemeinschaft ordinirt und bestätigt durch einen jener, der die erste Stelle inne hatte und noch hat...“ 2) b) Der kurze Bericht des zweiten Traktats bereichert das Bild der Wahlsynode um einen neuen Zug, nämlich die Wahl durch Wahlmänner. Die Brüder hüteten sich vor Ubereilung und hielten einige Synoden. Endlich wählten sie und die Priester, die zugegen waren, einige Männer und gaben ihnen die Vollmacht die Candidaten des Priesteramtes zu ernennen.3) „Und als die Priester gewählt wur- den, so wurde auch hernach bestimmt, wer die erste Stelle inne haben sollte, und dieser empfieng die Bestätigung in dem bischöf- lichen Amte durch einen anderen Priester, an den wir uns früher gehalten hatten.“1) Die Waldenser werden nirgend genannt, und der kurze Bericht schliesst mit einer Hinweisung auf das Schreiben an Rokycana und andere Schriften, die mehr davon enthalten. V. Die Streitschrift der kleinen Partei. Was den Charakter der Unität verändert hatte, war der innere Zwiespalt, der durch die Ausscheidung der „kleinen Partei" endigte. Die „grosse Partei“ söhnte sich mit der Welt aus und sicherte da- durch, das sie die alten Grundlagen zum Theil aufgab, der Unität den Bestand in der Zukunft. 1) Korandas (1478)? 2) A tak o to rozmlouvajíce na tom sme se svolili, aby potvrzení jich se stalo s modlitbami skrze vzkládání rukou toho, kterýž toho času knězem byl mezi nimi podlé řádu Římské církve, a ten prvé vzal potvrzení k ouřadu biskupskému od kněze Valdenského starého. Ten pak, kterýž potvrdil těchto znova zvolených v kněžství, ouřadu, kterýž byl vzal od Římských, ten vzdal, aby jeho již nepožíval. A toť se míní odevzdání kněžství, jakož v jednom listu položeno, pouští ouřadu, který prvé byl vzal v jednotu Římskou. Potom zase losem a modlitbami zřízen v kněze v Jednotu naši a potvrzen skrze jednoho z těch, který první místo držel a podnes drží.... 3) Vielleicht sind dieses die 20 Altesten des Traktats: „Wie sich die Menschen..“ 4) ... i vyvolili sme spolu s kněžími přítomnými muže některé z nás, jimž sme moc dali k volení osob k ouřadu kněžskému, a když byli voleni, i to potom zřízeno, kdoby první místo držeti měl, a ten potvrzení přijal na biskupství skrze kněze jiného, při němž prvé byli sme, jakož o tom šíře k Rokycanovi i jinde napsáno.
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30 Bei dem Colloquium zu Chlumec (1496), das den Riss vollen- dete, wurde eine Streitschrift der kleinen Partei vorgelesen, die da- durch bemerkenswert ist, dass in ihr der Waldenser mit Wärme gedacht wird. Die Wahrheit sei immer im Besitze der Minorität ge- wesen. Auf die Waldenser wird indirekt der Ursprung der Unität zurückgeführt. Seit Constantin und Sylvester ist das Gift in die Kirche gegossen. Nur Petrus, der Waldenser, mit der „kleinen Par- tei“ der Treuen hat den Kaiser als einen wahren Christen nicht anerkannt... Aus dieser Quelle, den Waldensern, ist Wiclif, ist Matthias von Janov, ist Hus entsprungen. „Viel hat dann Peter Chelčický geschrieben, dessen Schriften vormals bei den Brüdern für einen grossen Schatz galten. Aber jetzt achten sie darauf nicht viel, sondern euere Bakkalare, Lukas, Prokop und Lorek 1) sagen, Wiclif habe die Magister verführt, die Magister den Peter, Peter den Bruder Gregor...“ Jede von Gott gestiftete Gemeinschaft verlässt mit der Zeit den rechten Weg. Auch die Jünger des Petrus Waldus haben die Thüre in den Stall des Antichrist geöffnet und den Unter- schied vergessen, der da besteht zwischen den Brüdern und den Menschen der Welt. "Und so ist es durch Gottes Fügung geschehen, dass man nirgends mehr von einem Priester hört, der von Petrus dem Waldenser abstammte. Aber bei unseren Anfängen, da waren ihrer drei in Böhmen. Zwei von ihnen giengen über zur Macht der Welt, während der dritte, der unter ihnen der oberste war, ihnen sich darin nicht anschloss und sie haben ihn ausgestossen... Und dieser Oberste wurde von unseren Brüdern gebeten, ihnen den Bi� schof zu bestätigen und er that es freudig und Gott dankend, dass er den christlichen Glauben erneuere. Und als er Böhmen verliess, da warnte er die Menschen vor jener Verführung. Und in Wien wurde er gefangen und verbrannt. Dann schickten die Brüder zu jenen zwei, ob sie die weltliche Macht nicht verlassen möchten; sie wollten mit ihnen Bund und Gemeinschaft schliessen. Aber sie wollten nicht... Uiberblick. Die Quellen des 15. Jahrhundertes sind erschöpft. Was geht aber aus ihnen hervor? 1. Der Verkehr der Brüder mit den Waldensern begann be- reits in der Zeit, da die Unität noch in ihrer Entstehung begriffen 1) Lukas von Prag, Prokop von Neuhaus, Laurentius Krásonický.
30 Bei dem Colloquium zu Chlumec (1496), das den Riss vollen- dete, wurde eine Streitschrift der kleinen Partei vorgelesen, die da- durch bemerkenswert ist, dass in ihr der Waldenser mit Wärme gedacht wird. Die Wahrheit sei immer im Besitze der Minorität ge- wesen. Auf die Waldenser wird indirekt der Ursprung der Unität zurückgeführt. Seit Constantin und Sylvester ist das Gift in die Kirche gegossen. Nur Petrus, der Waldenser, mit der „kleinen Par- tei“ der Treuen hat den Kaiser als einen wahren Christen nicht anerkannt... Aus dieser Quelle, den Waldensern, ist Wiclif, ist Matthias von Janov, ist Hus entsprungen. „Viel hat dann Peter Chelčický geschrieben, dessen Schriften vormals bei den Brüdern für einen grossen Schatz galten. Aber jetzt achten sie darauf nicht viel, sondern euere Bakkalare, Lukas, Prokop und Lorek 1) sagen, Wiclif habe die Magister verführt, die Magister den Peter, Peter den Bruder Gregor...“ Jede von Gott gestiftete Gemeinschaft verlässt mit der Zeit den rechten Weg. Auch die Jünger des Petrus Waldus haben die Thüre in den Stall des Antichrist geöffnet und den Unter- schied vergessen, der da besteht zwischen den Brüdern und den Menschen der Welt. "Und so ist es durch Gottes Fügung geschehen, dass man nirgends mehr von einem Priester hört, der von Petrus dem Waldenser abstammte. Aber bei unseren Anfängen, da waren ihrer drei in Böhmen. Zwei von ihnen giengen über zur Macht der Welt, während der dritte, der unter ihnen der oberste war, ihnen sich darin nicht anschloss und sie haben ihn ausgestossen... Und dieser Oberste wurde von unseren Brüdern gebeten, ihnen den Bi� schof zu bestätigen und er that es freudig und Gott dankend, dass er den christlichen Glauben erneuere. Und als er Böhmen verliess, da warnte er die Menschen vor jener Verführung. Und in Wien wurde er gefangen und verbrannt. Dann schickten die Brüder zu jenen zwei, ob sie die weltliche Macht nicht verlassen möchten; sie wollten mit ihnen Bund und Gemeinschaft schliessen. Aber sie wollten nicht... Uiberblick. Die Quellen des 15. Jahrhundertes sind erschöpft. Was geht aber aus ihnen hervor? 1. Der Verkehr der Brüder mit den Waldensern begann be- reits in der Zeit, da die Unität noch in ihrer Entstehung begriffen 1) Lukas von Prag, Prokop von Neuhaus, Laurentius Krásonický.
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31 war. Und dieser Verkehr war so innig, dass sogar über eine voll- ständige Vereinigung, über eine Verschmelzung zu einer Kirche ver- handelt wurde, und zwar scheinen diese Verhandlungen vor das J. 1467 zu fallen. 1) Der Versuch misslang. Was wir aus anderen Quellen wissen, wird auch durch die Schriften der Brüder bestätigt: die Waldenser beharrten zum Theil in einer äusserlichen Gemein- schaft mit der katholischen Kirche, sie nahmen an ihrem Gottes- dienste Theil, sie empfiengen die Sakramente aus der Hand ihrer Priester. Daran scheiterte die versuchte Vereinigung, denn die Brü- der hatten die principielle Frage bereits gelöst, die Nothwendigkeit einer vollständigen Trennung bereits anerkannt. Aber auch unter den Waldensern hatte es, vielleicht schon seit ihrer Entstehung,2) Parteien gegeben. Zwei Strömungen lassen sich unterscheiden: eine radikale und eine gemässigte. Bei denjenigen, welche auch äusserlich mit der Kirche gebrochen hatten oder brechen wollten, fiel jenes Hinderniss weg: sie traten den Brüdern bei. In der Unität, welche den Eid verwarf, die Todesstrafe verpönte, das Merk- mal des „wahren Priesters“ in der evangelischen Armut erblickte, musste ihnen die in ihrer Reinheit wiederhergestellte oder allseitig vollendete Waldenserkirche entgegentreten. Zu jenen Waldensern, die Brüder wurden, gehörte auch ein „alter Waldenserpriester“. Aber auch Stefan, der Bischof der in Österreich sesshaften Waldenser — seine Stellung brachte er mit sich — war der äusserlichen, schein- baren Conformität mit der katholischen Kirche abhold. Er mag vor 1467 nach Böhmen gekommen sein; Rokycana kannte ihn. Ja Ro- kycana ist es gewesen, der den Verkehr der Brüder, nicht nur mit Chelčický, dessen Lehren nach Palacký viel echt waldensisches ent- hielten, sondern auch mit den Waldensern, mit ihren Bischof Ste- fan, vermittelt hat. 2. An den Synoden, welche die selbstständige Organisation der Unität vollendeten, haben sich auch die Waldenser-Brüder betheiligt. Bei der Loswahl sind sie zugegen gewesen. Sobald wir aber diese Linie überschreiten, stossen wir auf Widersprüche. Die Grundsätze der historischen Kritik gebieten uns, von der ersten Quelle, dem altesten Bericht, dem vierten Schreiben an Roky- 1) Der Traktat „Wie sich die Menschen u. s. w.“ bezeichnet den Zeitpunkt nicht ausdrücklich, aber es ergibt sich dies aus dem Zusammenhang. Alle übrigen Quellen verlegen die Verhandlungen in die spätere Jahre (etwa 1468—1469). 2) Vgl. W. Preger, Beiträge zur G. der Waldenser. München 1875. (Abh. der K. bayer. Akad. der W.)
31 war. Und dieser Verkehr war so innig, dass sogar über eine voll- ständige Vereinigung, über eine Verschmelzung zu einer Kirche ver- handelt wurde, und zwar scheinen diese Verhandlungen vor das J. 1467 zu fallen. 1) Der Versuch misslang. Was wir aus anderen Quellen wissen, wird auch durch die Schriften der Brüder bestätigt: die Waldenser beharrten zum Theil in einer äusserlichen Gemein- schaft mit der katholischen Kirche, sie nahmen an ihrem Gottes- dienste Theil, sie empfiengen die Sakramente aus der Hand ihrer Priester. Daran scheiterte die versuchte Vereinigung, denn die Brü- der hatten die principielle Frage bereits gelöst, die Nothwendigkeit einer vollständigen Trennung bereits anerkannt. Aber auch unter den Waldensern hatte es, vielleicht schon seit ihrer Entstehung,2) Parteien gegeben. Zwei Strömungen lassen sich unterscheiden: eine radikale und eine gemässigte. Bei denjenigen, welche auch äusserlich mit der Kirche gebrochen hatten oder brechen wollten, fiel jenes Hinderniss weg: sie traten den Brüdern bei. In der Unität, welche den Eid verwarf, die Todesstrafe verpönte, das Merk- mal des „wahren Priesters“ in der evangelischen Armut erblickte, musste ihnen die in ihrer Reinheit wiederhergestellte oder allseitig vollendete Waldenserkirche entgegentreten. Zu jenen Waldensern, die Brüder wurden, gehörte auch ein „alter Waldenserpriester“. Aber auch Stefan, der Bischof der in Österreich sesshaften Waldenser — seine Stellung brachte er mit sich — war der äusserlichen, schein- baren Conformität mit der katholischen Kirche abhold. Er mag vor 1467 nach Böhmen gekommen sein; Rokycana kannte ihn. Ja Ro- kycana ist es gewesen, der den Verkehr der Brüder, nicht nur mit Chelčický, dessen Lehren nach Palacký viel echt waldensisches ent- hielten, sondern auch mit den Waldensern, mit ihren Bischof Ste- fan, vermittelt hat. 2. An den Synoden, welche die selbstständige Organisation der Unität vollendeten, haben sich auch die Waldenser-Brüder betheiligt. Bei der Loswahl sind sie zugegen gewesen. Sobald wir aber diese Linie überschreiten, stossen wir auf Widersprüche. Die Grundsätze der historischen Kritik gebieten uns, von der ersten Quelle, dem altesten Bericht, dem vierten Schreiben an Roky- 1) Der Traktat „Wie sich die Menschen u. s. w.“ bezeichnet den Zeitpunkt nicht ausdrücklich, aber es ergibt sich dies aus dem Zusammenhang. Alle übrigen Quellen verlegen die Verhandlungen in die spätere Jahre (etwa 1468—1469). 2) Vgl. W. Preger, Beiträge zur G. der Waldenser. München 1875. (Abh. der K. bayer. Akad. der W.)
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32 cana (1468) auszugehen. Und da müssen wir vor Allem daran fest- halten: 1. der Wahl folgte die Bestätigung unmittelbar und 2. da- bei fiel dem alten Waldenserpriester ein hervorragender Antheil zu. Ganz anders lautet der Bericht, den wir 10 Jahre später (1478) in Korandas Schreiben finden: 1. der Wahl folgte die Bestätigung nicht unmittelbar, 2. Michael begab sich, von den Brüdern gesandt, zu dem Bischof der Waldenser, um von ihm zum Bischof geweiht zu werden, 3. nach der Heimat zurückgekehrt, weihte er den künf- tigen Vorstand der Unität (Matthias von Kunwald) zum Bischof. Ist es nun erlaubt, beide Berichte zu vereinigen? Oder muss man zwischen ihnen wählen, einen verwerfen, den anderen aber be- halten? Den ersten Bericht zu verwerfen, verbietet die Qualität der Quelle, in der derselbe enthalten ist. Denn wer würde es wagen die Brüder einer Lüge zu zeihen? Auch wird in den Schreiben an Ro- kycana der Verkehr mit den Waldensern nirgends geläugnet, sondern überall zugestanden. Den zweiten Bericht zu verwerfen, gestattet nicht die gesammte Literatur der Unität und namentlich die Schrif- ten des Br. Lukas. So scheint es denn, dass die Lösung nur durch eine Vereini- gung beider Berichte zu Stande gebracht werden kann. Doch darf diese Vereinigung nicht in der Verschmelzung der beiden Berichte zu einem einzigen bestehen; denn, anderes zu geschweigen, der alte Waldenserpriester und der Bischof (Stefan) sind zwei Perso- nen, die nicht zu einer einzigen zusammenfliessen dürfen. Die Bestätigung zerfällt demnach in zwei Stadien, in zwei Akte; sie erfolgte erst durch den alten Priester und dann durch den Bischof der Waldenser. Der erste Bericht — so muss die Annahme weiter lauten — kann von der zweiten Bestätigung nichts enthalten, denn er ist vor dieser verfasst worden. Und jene ohne die Kenntniss der zweiten Bestätigung unbegreiffichen Veränderungen, die mit dem vierten Schreiben bei seiner zweiten Bearbeitung (das Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter K. Georg) werden nun begreif- lich. An die Stelle des Waldenser-Priesters, des ältesten an Jahren, tritt der Alteste der Waldenser, „so in diesen Ländern anwesend“ waren, d. h. Stefan, der Bischof. Die Gewählten erlangen die Be- stätigung durch Händeauflegung unter Gebeten, aber es wird nicht mehr ausdrücklich gesagt, durch wen es geschah. Die hier versuchte Ausgleichung der Widersprüche ist bloss äusserlicher Art. Die Frage liegt nahe und muss beantwortet wer-
32 cana (1468) auszugehen. Und da müssen wir vor Allem daran fest- halten: 1. der Wahl folgte die Bestätigung unmittelbar und 2. da- bei fiel dem alten Waldenserpriester ein hervorragender Antheil zu. Ganz anders lautet der Bericht, den wir 10 Jahre später (1478) in Korandas Schreiben finden: 1. der Wahl folgte die Bestätigung nicht unmittelbar, 2. Michael begab sich, von den Brüdern gesandt, zu dem Bischof der Waldenser, um von ihm zum Bischof geweiht zu werden, 3. nach der Heimat zurückgekehrt, weihte er den künf- tigen Vorstand der Unität (Matthias von Kunwald) zum Bischof. Ist es nun erlaubt, beide Berichte zu vereinigen? Oder muss man zwischen ihnen wählen, einen verwerfen, den anderen aber be- halten? Den ersten Bericht zu verwerfen, verbietet die Qualität der Quelle, in der derselbe enthalten ist. Denn wer würde es wagen die Brüder einer Lüge zu zeihen? Auch wird in den Schreiben an Ro- kycana der Verkehr mit den Waldensern nirgends geläugnet, sondern überall zugestanden. Den zweiten Bericht zu verwerfen, gestattet nicht die gesammte Literatur der Unität und namentlich die Schrif- ten des Br. Lukas. So scheint es denn, dass die Lösung nur durch eine Vereini- gung beider Berichte zu Stande gebracht werden kann. Doch darf diese Vereinigung nicht in der Verschmelzung der beiden Berichte zu einem einzigen bestehen; denn, anderes zu geschweigen, der alte Waldenserpriester und der Bischof (Stefan) sind zwei Perso- nen, die nicht zu einer einzigen zusammenfliessen dürfen. Die Bestätigung zerfällt demnach in zwei Stadien, in zwei Akte; sie erfolgte erst durch den alten Priester und dann durch den Bischof der Waldenser. Der erste Bericht — so muss die Annahme weiter lauten — kann von der zweiten Bestätigung nichts enthalten, denn er ist vor dieser verfasst worden. Und jene ohne die Kenntniss der zweiten Bestätigung unbegreiffichen Veränderungen, die mit dem vierten Schreiben bei seiner zweiten Bearbeitung (das Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter K. Georg) werden nun begreif- lich. An die Stelle des Waldenser-Priesters, des ältesten an Jahren, tritt der Alteste der Waldenser, „so in diesen Ländern anwesend“ waren, d. h. Stefan, der Bischof. Die Gewählten erlangen die Be- stätigung durch Händeauflegung unter Gebeten, aber es wird nicht mehr ausdrücklich gesagt, durch wen es geschah. Die hier versuchte Ausgleichung der Widersprüche ist bloss äusserlicher Art. Die Frage liegt nahe und muss beantwortet wer-
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33 den: wie und wozu war die zweite Bestätigung nöthig geworden, wel- chen inneren Motiven entsprachen die äusseren Vorgänge? Auffallend ist im vierten Schreiben an Rokycana die Häufung der Argumente. Die Brüder leiten ihre Berechtigung, eine selbst- ständige Priesterschaft zu errichten, her 1. von Gregors Vision, 2. von dem ihnen kundgegebenen Willen Gottes, 3. von dem Wahlrecht der Gemeinde, das zu der subjektiven Qualität, der Würdigkeit der Ge- wählten, hinzutrat. Und auch die der Wahl folgende Bestätigung ist einerseits unnöthig, anderseits doch geboten: unnöthig wegen der doppelten Offenbarung, durch Gregors Vision und das günstige Los; geboten, um der Welt kein Argerniss zu geben. Wollte man aber nicht zugleich ein Argerniss innerhalb der Gemeinde selbst vermei- den, und ist die Häufung der Argumente nicht ein Zeichen, dass eine Art von Compromiss zwischen widerstrebenden Ansichten zu Stande gekommen ist? Denn ein Compromiss liegt hier vor: die Loswahl ist eben ein Mittelweg zwischen einem rein mystischen An- fang der neuen Priesterschaft und dem einer Religionsgemeinschaft zustehenden Wahlrechte. Die Loswahl enthielt zwar „die Weihe“ bereits in sich, aber man schritt doch zu einem äussern Akte der Bestätigung, der zugleich die Anknüpfung an ein bereits bestehendes Priesterthum in sich enthielt, und zwar an das Priesterthum der Wal- denser 1) und dadurch zugleich an das der ersten Kirche, welches diese sich dadurch bewahrt hatten, dass sie in den Fussstapfen der ersten Christen wandelten.2) Nach dem vierten Schreiben an Rokycana ist den drei Gewähl- ten während der Wahlsynode die Bestätigung zu Theil geworden. Daneben wird auch die Bestätigung des einen, welcher die erste Stelle inne haben sollte, in seinem Vorsteheramte besonders her- vorgehoben. In Korandas Schreiben wird zwar die Bestätigung durch den alten Waldenserpriester nicht erwähnt, aber der Streit, der nach der Wahl unter den Brüdern entstand, „ob es so verbleiben sollte“, konnte sich nicht auf die Wahl beziehen, sondern betraf eben nichts anderes als jene Bestätigung, welche nach der Wahl erfolgt war. Was war aber der nähere Gegenstand des Zwiespaltes, und welche Meinung war es, durch deren Sieg jener der Wahl unmittelbar sich anschliessende Bestätigungsakt alle Bedeutung verlor, und zwar in 1) Vgl. namentlich das fünfte Schreiben an Rokycana (Beilage B.) und die Antwort der Brüder „für alle“ (Beilage C.). 2) Hier wird vor allem auf die innere Succession Gewicht gelegt. Aber auch die äussere Abstammung von den Aposteln hatten die Waldenser nach der Anschauung der Brüder bewahrt.
33 den: wie und wozu war die zweite Bestätigung nöthig geworden, wel- chen inneren Motiven entsprachen die äusseren Vorgänge? Auffallend ist im vierten Schreiben an Rokycana die Häufung der Argumente. Die Brüder leiten ihre Berechtigung, eine selbst- ständige Priesterschaft zu errichten, her 1. von Gregors Vision, 2. von dem ihnen kundgegebenen Willen Gottes, 3. von dem Wahlrecht der Gemeinde, das zu der subjektiven Qualität, der Würdigkeit der Ge- wählten, hinzutrat. Und auch die der Wahl folgende Bestätigung ist einerseits unnöthig, anderseits doch geboten: unnöthig wegen der doppelten Offenbarung, durch Gregors Vision und das günstige Los; geboten, um der Welt kein Argerniss zu geben. Wollte man aber nicht zugleich ein Argerniss innerhalb der Gemeinde selbst vermei- den, und ist die Häufung der Argumente nicht ein Zeichen, dass eine Art von Compromiss zwischen widerstrebenden Ansichten zu Stande gekommen ist? Denn ein Compromiss liegt hier vor: die Loswahl ist eben ein Mittelweg zwischen einem rein mystischen An- fang der neuen Priesterschaft und dem einer Religionsgemeinschaft zustehenden Wahlrechte. Die Loswahl enthielt zwar „die Weihe“ bereits in sich, aber man schritt doch zu einem äussern Akte der Bestätigung, der zugleich die Anknüpfung an ein bereits bestehendes Priesterthum in sich enthielt, und zwar an das Priesterthum der Wal- denser 1) und dadurch zugleich an das der ersten Kirche, welches diese sich dadurch bewahrt hatten, dass sie in den Fussstapfen der ersten Christen wandelten.2) Nach dem vierten Schreiben an Rokycana ist den drei Gewähl- ten während der Wahlsynode die Bestätigung zu Theil geworden. Daneben wird auch die Bestätigung des einen, welcher die erste Stelle inne haben sollte, in seinem Vorsteheramte besonders her- vorgehoben. In Korandas Schreiben wird zwar die Bestätigung durch den alten Waldenserpriester nicht erwähnt, aber der Streit, der nach der Wahl unter den Brüdern entstand, „ob es so verbleiben sollte“, konnte sich nicht auf die Wahl beziehen, sondern betraf eben nichts anderes als jene Bestätigung, welche nach der Wahl erfolgt war. Was war aber der nähere Gegenstand des Zwiespaltes, und welche Meinung war es, durch deren Sieg jener der Wahl unmittelbar sich anschliessende Bestätigungsakt alle Bedeutung verlor, und zwar in 1) Vgl. namentlich das fünfte Schreiben an Rokycana (Beilage B.) und die Antwort der Brüder „für alle“ (Beilage C.). 2) Hier wird vor allem auf die innere Succession Gewicht gelegt. Aber auch die äussere Abstammung von den Aposteln hatten die Waldenser nach der Anschauung der Brüder bewahrt.
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34 dem Masse, dass selbst das Andenken daran in den folgenden Quel- len und Schriften verschwand?1) Vor allem müssen auch hier gewisse Abweichungen "des Schrei- bens der Brüder in ihrer Bedrängniss“ von dem vierten Schreiben an Rokycana hervorgehoben werden. Denn während es hier bloss heisst, die Brüder hätten eine Bestätigung überhaupt für nöthig erachtet, wird dort die Art und Weise der Bestätigung näher angedeutet, welche nicht nur vor Gott sondern auch vor der Welt genügen sollte. Und zwar ist es nicht die Bestätigung „der einen durch die anderen“ in Folge des einer Gemeinschaft eigentlich zustehenden Rechtes, ihre Priester nicht allein zu wählen sondern auch zu bestätigen, sondern es wird ausdrücklich hervorgehoben, die Bestätigung solle, so weit als möglich, den Anschauungen der römischen Kirche gerecht wer- den und, wie man hinzufügen darf, nicht der römischen Kirche allein, sondern auch der Utraquisten. Diese haben sich nie dazu entschlos- sen, von den kirchlichen Grundsätzen und Normen abzusehen, weder im 15. Jahrhunderte noch später, als Luther sie dazu aufforderte. Auf das Amt des Weihenden2) legten sie das grösste Gewicht, ohne Rücksicht auf die subjektive Würdigkeit des Trägers oder des Can- didaten. Den Utraquisten im engeren Sinne des Wortes oder den Calixtinern entstammte ein grosser Theil der Brüder: die utraqui- stischen Anschauungen sind es gewesen, welche den Sieg davon trugen. Allgemein herrschende Ansichten üben immer einen grossen Einfluss selbst auf diejenigen aus, welche sich von den ihnen zu Grunde liegenden Anschauungen theilweise losgesagt hatten. Es ist bezeichnend, dass die dem vierten Schreiben sich an� schliessende Erklärung der Sakramente mit „dem Sakrament des Priesterthums“ beginnt: „der Priester soll ein Mensch sein, der ein gutes Zeugniss besitzt. Und er soll von den Getreuen gewählt wer- den und gebeten, sein Amt zu übernehmen. Und wenn er ein- willigt, so soll er durch den Bischof bestätigt werden, welcher von den getreuen Christen dazu gewählt ist, zu ihrer (der Priester) Be- stätigung, und unter Gebeten und Fasten durch Händeauflegung es thut.“ Hier erscheint der Bischof als Mandatar der Gemeinde und in diesem Sinne war allerdings der alte Waldenser, als er die 1) Die Brüder konnten also in der Folge der ersten Bestätigung nicht einmal die Bedeutung der einfachen Priesterweihe beigelegt haben. 2) In dem Traktat der Magister (Vertheidigung des Glaubens) wird grosses Gewicht auf die ununterbrochene äussere Succession und Abstammung von den Aposteln gelegt. — Von Judas heisst es ausdrücklich, er sei ein Bischof gewesen bis zu seinem Tode.
34 dem Masse, dass selbst das Andenken daran in den folgenden Quel- len und Schriften verschwand?1) Vor allem müssen auch hier gewisse Abweichungen "des Schrei- bens der Brüder in ihrer Bedrängniss“ von dem vierten Schreiben an Rokycana hervorgehoben werden. Denn während es hier bloss heisst, die Brüder hätten eine Bestätigung überhaupt für nöthig erachtet, wird dort die Art und Weise der Bestätigung näher angedeutet, welche nicht nur vor Gott sondern auch vor der Welt genügen sollte. Und zwar ist es nicht die Bestätigung „der einen durch die anderen“ in Folge des einer Gemeinschaft eigentlich zustehenden Rechtes, ihre Priester nicht allein zu wählen sondern auch zu bestätigen, sondern es wird ausdrücklich hervorgehoben, die Bestätigung solle, so weit als möglich, den Anschauungen der römischen Kirche gerecht wer- den und, wie man hinzufügen darf, nicht der römischen Kirche allein, sondern auch der Utraquisten. Diese haben sich nie dazu entschlos- sen, von den kirchlichen Grundsätzen und Normen abzusehen, weder im 15. Jahrhunderte noch später, als Luther sie dazu aufforderte. Auf das Amt des Weihenden2) legten sie das grösste Gewicht, ohne Rücksicht auf die subjektive Würdigkeit des Trägers oder des Can- didaten. Den Utraquisten im engeren Sinne des Wortes oder den Calixtinern entstammte ein grosser Theil der Brüder: die utraqui- stischen Anschauungen sind es gewesen, welche den Sieg davon trugen. Allgemein herrschende Ansichten üben immer einen grossen Einfluss selbst auf diejenigen aus, welche sich von den ihnen zu Grunde liegenden Anschauungen theilweise losgesagt hatten. Es ist bezeichnend, dass die dem vierten Schreiben sich an� schliessende Erklärung der Sakramente mit „dem Sakrament des Priesterthums“ beginnt: „der Priester soll ein Mensch sein, der ein gutes Zeugniss besitzt. Und er soll von den Getreuen gewählt wer- den und gebeten, sein Amt zu übernehmen. Und wenn er ein- willigt, so soll er durch den Bischof bestätigt werden, welcher von den getreuen Christen dazu gewählt ist, zu ihrer (der Priester) Be- stätigung, und unter Gebeten und Fasten durch Händeauflegung es thut.“ Hier erscheint der Bischof als Mandatar der Gemeinde und in diesem Sinne war allerdings der alte Waldenser, als er die 1) Die Brüder konnten also in der Folge der ersten Bestätigung nicht einmal die Bedeutung der einfachen Priesterweihe beigelegt haben. 2) In dem Traktat der Magister (Vertheidigung des Glaubens) wird grosses Gewicht auf die ununterbrochene äussere Succession und Abstammung von den Aposteln gelegt. — Von Judas heisst es ausdrücklich, er sei ein Bischof gewesen bis zu seinem Tode.
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35 Gewählten bestätigte, ein Bischof. Aber diese Stelle ist in der zweiten Bearbeitung nicht unverändert geblieben. Sie lautet hier: „Er soll bestätigt werden durch Händeauflegung durch den Bischof. Und da ist es gut, dass die anderen fasten und für ihn beten... Wenn man ferner erwägt, dass die Brüder in dem öffentlichen Schreiben v. J. 1471 darauf Gewicht legten, dass die Waldenser Priester und Bischöfe besässen, so wird der Schluss gestattet sein: die erste Bestätigung durch den alten Waldenser genügte nicht, weil er nur ein Priester war. Die zweite Bestätiguug sollte also durch den Inhaber des bischöflichen Amtes erfolgen.1) Darum wandten sich die Brüder an Stefan. Seine durch Michael vermittelte Bestätigung2) schloss die Priester- und Bischofsweihe in sich. Matthias von Kun- wald ist der erste Priester der Unität und ihr erster Bischof. Die Unität besass nunmehr die Quelle des Priesteramtes in sich, und Matthias weihte die zwei durch das Los Gewählten, Thomas von Pře- lauč und Elias von Chřenovic. So ist die Bestätigung zu Theil ge- worden „dem einen (Matthias) durch zwei (Stefan und Michael) und zweien durch einen (Matthias)“.3) Matthias war nicht nur der erste, sondern auch der einzige Vorsteher und Bischof der Unität.4) Erst nachdem er die ursprüng- liche monarchische Stellung eingebüsst hatte, erst als ihm zur Seite ein „Richter“ stand und der „enge Rath“ die Oberleitung der Uni- tät in seine Hand nahm, dem Matthias dagegen nur das ausschliess- liche Amt eines Ordinators verblieb: erst dann begegnen wir der Ansicht, die beiden anderen ältesten Priester der Unität, Thomas und Elias hätten von Anfang an ein gleichsam latentes bischöfliches Amt, d. h. das Recht der Ordination besessen, das aber erst nach Matthias Tode in Aktivität treten sollte. Als Matthias heimgegangen war (1500) und an seine Stelle vier Senioren und Bischöfe treten sollten, traf die Wahl,5) neben Lukas von Prag und Ambrosius von 1) Es liegt ausser meiner Aufgabe, eine Lücke auszufüllen, welche die zahl- reichen Untersuchungen über die Waldenser übrig gelassen haben, d.h. die Frage zu beantworten, welcher Art die Hierarchie der Waldenser gewesen sei. Die Brüder waren, als ihre Unität entstand, der Ansicht, die Waldenser hätten „Priester und Bischöfe“ (Antwort der Alten Brüder. Beilage C.). Unter Friedrich Reisers Begleitern wird auch ein Stefan genannt. Obgleich die Vermuthung nahe liegt, so wäre es doch gewagt, ihn für identisch mit dem Bischofe der Waldenser zu erklären. 2) Ob diese Bestätigung in zwei gesonderte Akte zerfiel, darüber schweigen die Quellen. Aber die Annahme, es sei der Fall gewesen, liegt nahe. 3) Wie sich die Menschen u. s. w. 4) Vgl. Gindely I. 53, 70. 5) Es liegt darin, dass auch Thomas und Elias sich einer Wahl unterziehen mussten, ein Widerspruch gegen die Annahme, sie seien von Anfang an zu Mattbias' Nachfolgern bestimmt gewesen.
35 Gewählten bestätigte, ein Bischof. Aber diese Stelle ist in der zweiten Bearbeitung nicht unverändert geblieben. Sie lautet hier: „Er soll bestätigt werden durch Händeauflegung durch den Bischof. Und da ist es gut, dass die anderen fasten und für ihn beten... Wenn man ferner erwägt, dass die Brüder in dem öffentlichen Schreiben v. J. 1471 darauf Gewicht legten, dass die Waldenser Priester und Bischöfe besässen, so wird der Schluss gestattet sein: die erste Bestätigung durch den alten Waldenser genügte nicht, weil er nur ein Priester war. Die zweite Bestätiguug sollte also durch den Inhaber des bischöflichen Amtes erfolgen.1) Darum wandten sich die Brüder an Stefan. Seine durch Michael vermittelte Bestätigung2) schloss die Priester- und Bischofsweihe in sich. Matthias von Kun- wald ist der erste Priester der Unität und ihr erster Bischof. Die Unität besass nunmehr die Quelle des Priesteramtes in sich, und Matthias weihte die zwei durch das Los Gewählten, Thomas von Pře- lauč und Elias von Chřenovic. So ist die Bestätigung zu Theil ge- worden „dem einen (Matthias) durch zwei (Stefan und Michael) und zweien durch einen (Matthias)“.3) Matthias war nicht nur der erste, sondern auch der einzige Vorsteher und Bischof der Unität.4) Erst nachdem er die ursprüng- liche monarchische Stellung eingebüsst hatte, erst als ihm zur Seite ein „Richter“ stand und der „enge Rath“ die Oberleitung der Uni- tät in seine Hand nahm, dem Matthias dagegen nur das ausschliess- liche Amt eines Ordinators verblieb: erst dann begegnen wir der Ansicht, die beiden anderen ältesten Priester der Unität, Thomas und Elias hätten von Anfang an ein gleichsam latentes bischöfliches Amt, d. h. das Recht der Ordination besessen, das aber erst nach Matthias Tode in Aktivität treten sollte. Als Matthias heimgegangen war (1500) und an seine Stelle vier Senioren und Bischöfe treten sollten, traf die Wahl,5) neben Lukas von Prag und Ambrosius von 1) Es liegt ausser meiner Aufgabe, eine Lücke auszufüllen, welche die zahl- reichen Untersuchungen über die Waldenser übrig gelassen haben, d.h. die Frage zu beantworten, welcher Art die Hierarchie der Waldenser gewesen sei. Die Brüder waren, als ihre Unität entstand, der Ansicht, die Waldenser hätten „Priester und Bischöfe“ (Antwort der Alten Brüder. Beilage C.). Unter Friedrich Reisers Begleitern wird auch ein Stefan genannt. Obgleich die Vermuthung nahe liegt, so wäre es doch gewagt, ihn für identisch mit dem Bischofe der Waldenser zu erklären. 2) Ob diese Bestätigung in zwei gesonderte Akte zerfiel, darüber schweigen die Quellen. Aber die Annahme, es sei der Fall gewesen, liegt nahe. 3) Wie sich die Menschen u. s. w. 4) Vgl. Gindely I. 53, 70. 5) Es liegt darin, dass auch Thomas und Elias sich einer Wahl unterziehen mussten, ein Widerspruch gegen die Annahme, sie seien von Anfang an zu Mattbias' Nachfolgern bestimmt gewesen.
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36 Skuč, auch Thomas und Elias. Von einer besonderen „Bestätigung der letzteren nahm man dabei Umgang, sie bestätigten aber ihre Collegen als Senioren und als Bischöfe (Ordinatoren). Gewiss steht es mit diesen Vorgängen in Zusammenhang, wenn in den Quellen1) die Erzählung auftaucht, Michael habe nicht nur dem Matthias, son- dern auch Thomas und Elias "die Bestätigung“ ertheilt.2) Hier handelt es sich vor allem darum, die Vorgänge begreif- lich zu machen, und die versuchte Erklärung wird dadurch nicht berührt, wenn es sich zeigen sollte, die Motive, durch welche die Brüder sich leiten liessen, seien nicht ganz frei von Widersprüchen gewesen. Die Handlungen der Menschen werden von keiner logischen, wol aber von einer psychologischen Nothwendigkeit beherrscht. 1) Zuerst in dem Traktat von der zuversichtlichen Hoffnung, dessen Verfasser auch aus diesem Grunde Michael nicht sein kann. Vgl. namentlich die Schriften des Lukas. 2) Die einzige Quelle, die über diese Vorgänge einige Aufschlüsse gewährt, sind die Dekrete der Unität (Dekrety Jednoty Br., herausgegeben von A. Gindely Prag 1865). Leider besitzen wir diese Dekrete bis 1530 nicht in ihrer ursprünglichen Fassung; erst mit dem J. 1531 folgen in der Sammlung die vollständigen Texte in chronologischer Ordnung. Der Sammler, der im 17. Jahrhunderte auf Grund eines Synodalbeschlusses v. J. 1617 die Arbeit unternahm, legte für die ältere Zeit ein Werk zu Grunde, „Zprávy kněžské" genaunt, das bereits zur Zeit des Lukas von Prag entstanden war (Jireček Ruk. I. 477). Die Dekrete bringen die Beschlüsse der Synoden und des engen Rathes bis 1531 nicht in chronologischer, sondern in syste- matischer Ordnung: ihr erster Theil enthält eine Übersicht der Lehre und Verfassung der Unität zur Zeit des Lukas. Es ist bezeichnend, dass jenes Dekret, durch das im J. 1495 den Schriften Gregors eine bindende Autorität abgesprochen wurde, das ganze Werk eröffnet. Der Geist der alten Unität ist in diesen Dekreten nicht mehr zu finden. — Die oben im Texte berührten Vorgänge werden in den Dekreten in fol- gender Weise erzählt: Im J. 1499 trat der enge Rath zusammen und beschloss, wie folgt: „Als Br. Gregor die Unität begründete, sind Thomas und Elias dazu bestimmt worden, nach Matthias' Tode, wenn sie ihn überleben sollten, eine andere Person an seiner statt zu bestellen oder andere zu bestätigen nach Anweisung der Synode und des engen Rathes. Und dieses wurde nun bestätigt und ihnen die Vollmacht dazu ertheilt durch den engen Rath und durch Matthias durch Handreichung...“ „Eine Synode bestätigte im selben Jahre den Beschluss des engen Rathes. — Nach Matthias' Tode († 23. Januar) beschloss die Ostersynode des J. 1500 zu Reichenau, keine einzelne Person solle, nach Art des Matthias, die Amtsgewalt oder einen besonderen Vorrang vor allen besitzen, sondern die höchste Stellung (nejvyšši misto) den Mitgliedern des engen Rathes verbleiben. Die Stelle des einen (Matthias) sollten aber vier Personen einnehmen. Bei der Wahl wurden „ernaunt“ : Thomas, Elias, Lukas und Ambrosius.“ Und da zwei von ihnen, Thomas und Elias, von Anfang dazu bestimmt waren, nämlich zum Bisthum, und von Matthias, zu seinen Lebzeiten, von ihm und vom engen Rath die Vollmacht empfangen hatten, im Namen dieses Bruders (d. h. des Matthias; wörtlich: durch diesen Bruder) die zu bestätigen, welche der enge Rath allein oder mit der Gemeinde wählen sollte: desswegen wurden zwei, Lukas und Ambrosius, bestätigt im Bisthum von Thomas und Elias durch Hände- auflegung unter Gebeten und Fasten und von ihnen angenommen als Amtsgenossen gleichen Amtes .. Und welchen von ihnen die Brüder des engen Rathes den Auf- trag geben sollten, Priester zu bestätigen, denen stelt es zu, dieses zu thun. Und dazu empfiengen Lukas und Ambrosius eine besondere Bestätigung durch Thomas ." und Elias . . .
36 Skuč, auch Thomas und Elias. Von einer besonderen „Bestätigung der letzteren nahm man dabei Umgang, sie bestätigten aber ihre Collegen als Senioren und als Bischöfe (Ordinatoren). Gewiss steht es mit diesen Vorgängen in Zusammenhang, wenn in den Quellen1) die Erzählung auftaucht, Michael habe nicht nur dem Matthias, son- dern auch Thomas und Elias "die Bestätigung“ ertheilt.2) Hier handelt es sich vor allem darum, die Vorgänge begreif- lich zu machen, und die versuchte Erklärung wird dadurch nicht berührt, wenn es sich zeigen sollte, die Motive, durch welche die Brüder sich leiten liessen, seien nicht ganz frei von Widersprüchen gewesen. Die Handlungen der Menschen werden von keiner logischen, wol aber von einer psychologischen Nothwendigkeit beherrscht. 1) Zuerst in dem Traktat von der zuversichtlichen Hoffnung, dessen Verfasser auch aus diesem Grunde Michael nicht sein kann. Vgl. namentlich die Schriften des Lukas. 2) Die einzige Quelle, die über diese Vorgänge einige Aufschlüsse gewährt, sind die Dekrete der Unität (Dekrety Jednoty Br., herausgegeben von A. Gindely Prag 1865). Leider besitzen wir diese Dekrete bis 1530 nicht in ihrer ursprünglichen Fassung; erst mit dem J. 1531 folgen in der Sammlung die vollständigen Texte in chronologischer Ordnung. Der Sammler, der im 17. Jahrhunderte auf Grund eines Synodalbeschlusses v. J. 1617 die Arbeit unternahm, legte für die ältere Zeit ein Werk zu Grunde, „Zprávy kněžské" genaunt, das bereits zur Zeit des Lukas von Prag entstanden war (Jireček Ruk. I. 477). Die Dekrete bringen die Beschlüsse der Synoden und des engen Rathes bis 1531 nicht in chronologischer, sondern in syste- matischer Ordnung: ihr erster Theil enthält eine Übersicht der Lehre und Verfassung der Unität zur Zeit des Lukas. Es ist bezeichnend, dass jenes Dekret, durch das im J. 1495 den Schriften Gregors eine bindende Autorität abgesprochen wurde, das ganze Werk eröffnet. Der Geist der alten Unität ist in diesen Dekreten nicht mehr zu finden. — Die oben im Texte berührten Vorgänge werden in den Dekreten in fol- gender Weise erzählt: Im J. 1499 trat der enge Rath zusammen und beschloss, wie folgt: „Als Br. Gregor die Unität begründete, sind Thomas und Elias dazu bestimmt worden, nach Matthias' Tode, wenn sie ihn überleben sollten, eine andere Person an seiner statt zu bestellen oder andere zu bestätigen nach Anweisung der Synode und des engen Rathes. Und dieses wurde nun bestätigt und ihnen die Vollmacht dazu ertheilt durch den engen Rath und durch Matthias durch Handreichung...“ „Eine Synode bestätigte im selben Jahre den Beschluss des engen Rathes. — Nach Matthias' Tode († 23. Januar) beschloss die Ostersynode des J. 1500 zu Reichenau, keine einzelne Person solle, nach Art des Matthias, die Amtsgewalt oder einen besonderen Vorrang vor allen besitzen, sondern die höchste Stellung (nejvyšši misto) den Mitgliedern des engen Rathes verbleiben. Die Stelle des einen (Matthias) sollten aber vier Personen einnehmen. Bei der Wahl wurden „ernaunt“ : Thomas, Elias, Lukas und Ambrosius.“ Und da zwei von ihnen, Thomas und Elias, von Anfang dazu bestimmt waren, nämlich zum Bisthum, und von Matthias, zu seinen Lebzeiten, von ihm und vom engen Rath die Vollmacht empfangen hatten, im Namen dieses Bruders (d. h. des Matthias; wörtlich: durch diesen Bruder) die zu bestätigen, welche der enge Rath allein oder mit der Gemeinde wählen sollte: desswegen wurden zwei, Lukas und Ambrosius, bestätigt im Bisthum von Thomas und Elias durch Hände- auflegung unter Gebeten und Fasten und von ihnen angenommen als Amtsgenossen gleichen Amtes .. Und welchen von ihnen die Brüder des engen Rathes den Auf- trag geben sollten, Priester zu bestätigen, denen stelt es zu, dieses zu thun. Und dazu empfiengen Lukas und Ambrosius eine besondere Bestätigung durch Thomas ." und Elias . . .
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37 Gindely (I. 37) sagt: „Es zeigt das Schwanken des Gemüthes und den Zweifel an der Berechtigung der gethanen Schritte, dass die Brüder in ihren Schriften gleich nach der Wahl jede Differenz zwischen priesterlicher und bischöflicher Würde verwarfen, mit ängst- licher Genauigkeit aber bei sich die letztere einführten.“ Dies be- darf doch einiger Einschränkung, namentlich was die erste Zeit der Unität betrifft. Die Differenz zwischen Bisthum und Priesterthum wird in den ältesten Bekenntnissschriften der Unität weder bestimmt behauptet, noch verworfen. In dem vierten Schreiben an Rokycana kommt das Wort „Bi- schof“ nur einmal vor und zwar in der Bedeutung des von der Ge- meinde gewählten Ordinators. Matthias von Kunwald wird dieser Titel noch nicht beigelegt, er erscheint als derjenige, welcher „die erste Stelle inne hat“. Er war nach empfangener Weihe der einzige Ordinator der Unität, aber sein Vorsteheramt schloss mehr in sich. Er nahm, wie Lukas und die späteren sich ausdrücken, in der Uni- tät eine monarchische Stellung ein. Auf den künftigen Vorsteher scheint das vierte Schreiben die Worte zu beziehen: „Dir gebe ich die Schlüssel.“ Erst nach dem Siege über die kleine Partei (1494) wurde seine Gewalt beschränkt (Gindely I. 71.). Und damit hängt es wol auch zusammen, wenn bald darauf (1499) die Lehre von der wesentlichen Identität des Priesterthums und Bisthums, die aller- dings bereits in einem älteren Traktat (Wie sich die Menschen u. s. w.) und vordem in den Schriften der Taboriten erscheint, auch in einem Synodaldekret (1499) 1) vorgetragen wurde. Welche Aufgabe war aber dem Michael bei „der Aufrichtung der Priesterordnung“ zugefallen? Er war nicht der erste Bischof der Unität — ausser im Sinne des vierten Schreibens. Nachdem er die Bestätigung des Waldenserbischofs übermittelt hatte, erlosch sein Mandat von selbst. Sein bisheriges „römisches“ Priesterthum legte er nieder, und es wurde ihm von Matthias durch Händeauflegung das Priesterthum der Unität zu Theil. Sein früheres römisches Prie- sterthum galt ihm für nichtig. Wenn ihm aber die Brüder dennoch einen Antheil an der Weihe ihres ersten Bischofs zugestanden hat- ten, so war es eine Folge der Achtung, die er bei ihnen genoss, und der Stellung, die er bisher neben Br. Gregor eingenommen hatte. Aller- dings ist dabei zugleich ein Schwanken bemerkbar und die Gegner der Brüder haben immer auf diesen Punkt ihre Angriffe gerichtet: 1) Gindely Dekrety Jednoty Bratrské 25.
37 Gindely (I. 37) sagt: „Es zeigt das Schwanken des Gemüthes und den Zweifel an der Berechtigung der gethanen Schritte, dass die Brüder in ihren Schriften gleich nach der Wahl jede Differenz zwischen priesterlicher und bischöflicher Würde verwarfen, mit ängst- licher Genauigkeit aber bei sich die letztere einführten.“ Dies be- darf doch einiger Einschränkung, namentlich was die erste Zeit der Unität betrifft. Die Differenz zwischen Bisthum und Priesterthum wird in den ältesten Bekenntnissschriften der Unität weder bestimmt behauptet, noch verworfen. In dem vierten Schreiben an Rokycana kommt das Wort „Bi- schof“ nur einmal vor und zwar in der Bedeutung des von der Ge- meinde gewählten Ordinators. Matthias von Kunwald wird dieser Titel noch nicht beigelegt, er erscheint als derjenige, welcher „die erste Stelle inne hat“. Er war nach empfangener Weihe der einzige Ordinator der Unität, aber sein Vorsteheramt schloss mehr in sich. Er nahm, wie Lukas und die späteren sich ausdrücken, in der Uni- tät eine monarchische Stellung ein. Auf den künftigen Vorsteher scheint das vierte Schreiben die Worte zu beziehen: „Dir gebe ich die Schlüssel.“ Erst nach dem Siege über die kleine Partei (1494) wurde seine Gewalt beschränkt (Gindely I. 71.). Und damit hängt es wol auch zusammen, wenn bald darauf (1499) die Lehre von der wesentlichen Identität des Priesterthums und Bisthums, die aller- dings bereits in einem älteren Traktat (Wie sich die Menschen u. s. w.) und vordem in den Schriften der Taboriten erscheint, auch in einem Synodaldekret (1499) 1) vorgetragen wurde. Welche Aufgabe war aber dem Michael bei „der Aufrichtung der Priesterordnung“ zugefallen? Er war nicht der erste Bischof der Unität — ausser im Sinne des vierten Schreibens. Nachdem er die Bestätigung des Waldenserbischofs übermittelt hatte, erlosch sein Mandat von selbst. Sein bisheriges „römisches“ Priesterthum legte er nieder, und es wurde ihm von Matthias durch Händeauflegung das Priesterthum der Unität zu Theil. Sein früheres römisches Prie- sterthum galt ihm für nichtig. Wenn ihm aber die Brüder dennoch einen Antheil an der Weihe ihres ersten Bischofs zugestanden hat- ten, so war es eine Folge der Achtung, die er bei ihnen genoss, und der Stellung, die er bisher neben Br. Gregor eingenommen hatte. Aller- dings ist dabei zugleich ein Schwanken bemerkbar und die Gegner der Brüder haben immer auf diesen Punkt ihre Angriffe gerichtet: 1) Gindely Dekrety Jednoty Bratrské 25.
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38 der Träger eines nichtigen Priesterthums hatte einen Antheil an der Begründung des Priesterthums der Unität gehabt! Spätere Schrif- ten sowol der Brüder als auch ihrer Gegner haben den Antheil Mi- chaels grösser bemessen, als die altesten Quellen fordern. Daran muss man festhalten: die Brüder wollten sich von der römischen Kirche trennen, von ihrem Priesterthum, von ihren Sakramenten.1) So tief fassten sie diesen Gegensatz, dass sie bei sich die Reordi- nation und die Wiedertaufe einführten. Wenn sie dennoch dem noch nicht reordinirten Michael eine Funktion bei der Aufrichtung ihres Priesterthums übertrugen, so geschah es — nicht weil er ein Priester römischer Weihe war, sondern trotzdem er die Weihe in der verführten Kirche empfangen hatte. Seine subjektive Qualität mil- derte auch hier die Consequenzen der Lehre von dem bösen Priester und von der verführten Kirche. Allerdings ist es möglich, dass man zugleich dem angstlichen Gewissen eines Theiles der Brüder Rechnung trug, dass auch dabei ein Compromiss zu Stande gekommen ist, welches eine andere Auffassung der Stellung Michaels und seines römischen Priesterthums vorbereitet. Diese Auffassung, welche ihn in der Vordergrund stellt, die Waldenser dagegen zurückdrängt, kündigt sich bereits in einem Traktat der alteren Zeit (Wie sich die Menschen u. s. w.) an, erscheint zum Schlusse des Jahrhundertes (1499) in den Dekreten der Unität und gleich darauf in Lukas’ Schriften: überall aber verbunden mit dem schroffsten Gegensatz gegen die römische Kirche. VI. Lukas von Prag († 1528). Der Repräsentant der Unität, wie sie aus dem Kampfe mit der kleinen Partei hervorgieng, ist Lukas von Prag. Er hat ihr für län- gere Zeit den Stempel seines Geistes aufgedrückt. In dem Zwiespalt mit der kleinen Partei hatte er den Fortschritt verfochten, der Re- formation gegenüber hielt er später an den einmal gewonnenen Grundlagen mit conservativer Zähigkeit fest. Lukas gehört zugleich, neben Comenius, zu den fruchtbarsten Schriftstellern der Brüder. Eigentlich historische Werke hat er zwar nicht verfasst, aber in seinen zahlreichen Schriften einigemal Ge- legenheit gefunden, auf die ältere Zeit der Unität zurückzublicken. 1) Die Gott vorgelegte Frage lautete: „Ob wir (die Brüder) uns gänzlich trennen sollen von der Amtsgewalt des Papstes und seiner Priesterschaft?“ (Viertes Schreiben.)
38 der Träger eines nichtigen Priesterthums hatte einen Antheil an der Begründung des Priesterthums der Unität gehabt! Spätere Schrif- ten sowol der Brüder als auch ihrer Gegner haben den Antheil Mi- chaels grösser bemessen, als die altesten Quellen fordern. Daran muss man festhalten: die Brüder wollten sich von der römischen Kirche trennen, von ihrem Priesterthum, von ihren Sakramenten.1) So tief fassten sie diesen Gegensatz, dass sie bei sich die Reordi- nation und die Wiedertaufe einführten. Wenn sie dennoch dem noch nicht reordinirten Michael eine Funktion bei der Aufrichtung ihres Priesterthums übertrugen, so geschah es — nicht weil er ein Priester römischer Weihe war, sondern trotzdem er die Weihe in der verführten Kirche empfangen hatte. Seine subjektive Qualität mil- derte auch hier die Consequenzen der Lehre von dem bösen Priester und von der verführten Kirche. Allerdings ist es möglich, dass man zugleich dem angstlichen Gewissen eines Theiles der Brüder Rechnung trug, dass auch dabei ein Compromiss zu Stande gekommen ist, welches eine andere Auffassung der Stellung Michaels und seines römischen Priesterthums vorbereitet. Diese Auffassung, welche ihn in der Vordergrund stellt, die Waldenser dagegen zurückdrängt, kündigt sich bereits in einem Traktat der alteren Zeit (Wie sich die Menschen u. s. w.) an, erscheint zum Schlusse des Jahrhundertes (1499) in den Dekreten der Unität und gleich darauf in Lukas’ Schriften: überall aber verbunden mit dem schroffsten Gegensatz gegen die römische Kirche. VI. Lukas von Prag († 1528). Der Repräsentant der Unität, wie sie aus dem Kampfe mit der kleinen Partei hervorgieng, ist Lukas von Prag. Er hat ihr für län- gere Zeit den Stempel seines Geistes aufgedrückt. In dem Zwiespalt mit der kleinen Partei hatte er den Fortschritt verfochten, der Re- formation gegenüber hielt er später an den einmal gewonnenen Grundlagen mit conservativer Zähigkeit fest. Lukas gehört zugleich, neben Comenius, zu den fruchtbarsten Schriftstellern der Brüder. Eigentlich historische Werke hat er zwar nicht verfasst, aber in seinen zahlreichen Schriften einigemal Ge- legenheit gefunden, auf die ältere Zeit der Unität zurückzublicken. 1) Die Gott vorgelegte Frage lautete: „Ob wir (die Brüder) uns gänzlich trennen sollen von der Amtsgewalt des Papstes und seiner Priesterschaft?“ (Viertes Schreiben.)
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39 1. Apologie oder Confession (1503).1) Dieser ausführliche Traktat, der vielfach an die Schriften von der zuversichtlichen Hoffnung und von den Ursachen der Trennung erinnert, enthält im Rahmen einer Apologie die erste vollständige, auf den ganzen Umfang der Lehre sich beziehende Confession der Brüder, als deren Verfasser wir mit ziemlicher Sicherheit Lukas von Prag ansehen können. Doch ist dieser für die Geschichte der Brüder- lehre überaus wichtige Traktat keine öffentliche Bekenntnissschrift der ganzen Unität wie die später gedruckten Apologien und Con- fessionen, sondern der Autor beantwortet ausführlich die Frage eines Freundes, warum er sich den mit Irrthümern befleckten und von der ganzen Welt verachteten Brüdern ausgeschlossen habe und an ihnen festhalte. Lukas zählt zuerst all das Gute auf, das er in der Unität ge- funden, und erläutert dann auf Grundlage des apostolischen Sym- bolums ihren Glauben und ihre Lehre. Ausführlich wird dabei in besonderen Abschnitten und unter besondern Titeln die Lehre von der Kirche und von den Sakramenten behandelt.2) Unter den Titelu: „Von den Ursachen der Trennung. — Von der Verführung in der Lehre von der h. Kirche. — Von der Verführung in der Lehre von der Gemeinschaft der Heiligen“ — wird dann die Verleitung der römischen Kirche und die Herrschaft des Antichrist in ihr geschil- dert: wie jedem Artikel des Symbolums eine bestimmte Glaubens- wahrheit entspricht, so steht ihm auch ein bestimmter Irrthum ent- gegen.3) Der historische Abschnitt: „Von dem Ursprung der Brüder- Versammlung“ findet sich in der Mitte des Traktats. Die Verleitung der Kirche und die daraus entspringende Noth des Heils hat die Unität in's Leben gerufen. Umsonst hatte Gott durch Johannes Hus 1) Br. A. III. Beilage H. Die Zeitangabe (Datum in die crucis. Anno Do- mini 1503.) steht am Ende des Traktats und wird auch durch die Anspiegelung auf eine „jüngst“ erschienene Schrift des „haereticae pravitatis inquisitor“ bestätigt (Henricus Institoris : S rom. eccl. fidei defensionis clypeus adversus Waldensium seu Pikharderum haeresim 1502. Vgl. A. Voigt Acta litteraria II. p. 407—444.) — Den Autor der Apologie kannte man in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht mehr, wie die unbestimmte Angabe der Hist. Fr. (Ms. Un.) beweist, der Verfasser sei entweder Thomas, oder Prokop (von Neuhaus), oder Laurentius (Krasonický) gewesen. Die Ubereinstimmung mit anderen Schriften des Lukas ist so auffallend, dass man ihu mit ziemlicher Gewissheit als den Autor bezeichnen kann. 2) Von der h. Kirche. — Von der h. Kirche nach ihrer dienstbarlichen Wahr- heit. — Von der Kirche der Bösen oder von der Kirche des Teufels (von der David sagt : Ich hasse die Kirche der Gottlosen) u. s. w. 3) Vgl u. Joach. Camerarius.
39 1. Apologie oder Confession (1503).1) Dieser ausführliche Traktat, der vielfach an die Schriften von der zuversichtlichen Hoffnung und von den Ursachen der Trennung erinnert, enthält im Rahmen einer Apologie die erste vollständige, auf den ganzen Umfang der Lehre sich beziehende Confession der Brüder, als deren Verfasser wir mit ziemlicher Sicherheit Lukas von Prag ansehen können. Doch ist dieser für die Geschichte der Brüder- lehre überaus wichtige Traktat keine öffentliche Bekenntnissschrift der ganzen Unität wie die später gedruckten Apologien und Con- fessionen, sondern der Autor beantwortet ausführlich die Frage eines Freundes, warum er sich den mit Irrthümern befleckten und von der ganzen Welt verachteten Brüdern ausgeschlossen habe und an ihnen festhalte. Lukas zählt zuerst all das Gute auf, das er in der Unität ge- funden, und erläutert dann auf Grundlage des apostolischen Sym- bolums ihren Glauben und ihre Lehre. Ausführlich wird dabei in besonderen Abschnitten und unter besondern Titeln die Lehre von der Kirche und von den Sakramenten behandelt.2) Unter den Titelu: „Von den Ursachen der Trennung. — Von der Verführung in der Lehre von der h. Kirche. — Von der Verführung in der Lehre von der Gemeinschaft der Heiligen“ — wird dann die Verleitung der römischen Kirche und die Herrschaft des Antichrist in ihr geschil- dert: wie jedem Artikel des Symbolums eine bestimmte Glaubens- wahrheit entspricht, so steht ihm auch ein bestimmter Irrthum ent- gegen.3) Der historische Abschnitt: „Von dem Ursprung der Brüder- Versammlung“ findet sich in der Mitte des Traktats. Die Verleitung der Kirche und die daraus entspringende Noth des Heils hat die Unität in's Leben gerufen. Umsonst hatte Gott durch Johannes Hus 1) Br. A. III. Beilage H. Die Zeitangabe (Datum in die crucis. Anno Do- mini 1503.) steht am Ende des Traktats und wird auch durch die Anspiegelung auf eine „jüngst“ erschienene Schrift des „haereticae pravitatis inquisitor“ bestätigt (Henricus Institoris : S rom. eccl. fidei defensionis clypeus adversus Waldensium seu Pikharderum haeresim 1502. Vgl. A. Voigt Acta litteraria II. p. 407—444.) — Den Autor der Apologie kannte man in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht mehr, wie die unbestimmte Angabe der Hist. Fr. (Ms. Un.) beweist, der Verfasser sei entweder Thomas, oder Prokop (von Neuhaus), oder Laurentius (Krasonický) gewesen. Die Ubereinstimmung mit anderen Schriften des Lukas ist so auffallend, dass man ihu mit ziemlicher Gewissheit als den Autor bezeichnen kann. 2) Von der h. Kirche. — Von der h. Kirche nach ihrer dienstbarlichen Wahr- heit. — Von der Kirche der Bösen oder von der Kirche des Teufels (von der David sagt : Ich hasse die Kirche der Gottlosen) u. s. w. 3) Vgl u. Joach. Camerarius.
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40 und Hieronymus die Kirche in ihrer Verführung zur Rückkehr ge- mahnt. Beiderlei Macht, die weltliche sowol als die geistliche, wider- setzte sich der Wahrheit und ihrer Verbreitung. Gegen beide hat Gott „das Volk und den Hauptmann desselben“ (Žižka) erweckt. Gegen die ältesten Schriften sticht der Traktat dadurch ab, dass der Verfasser der Taboriten überall mit Sympathie gedenkt und ihre Priester und Schriftsteller unter die Vorläufer der Brüder zählt.1) Grosses Gewicht wird dann auf Rokycanas Predigten gelegt, aus denen der Autor lange Citate einschaltet, und daneben auch auf die Schriften des Chelčický, des Milič, des Janov, des Jacobellus, der „englischen Meister“ — in ähnlicher Weise wie in den älteren Schriften der Brüder; auch in dem Bilde der Synode erscheint kein wesentlich neuer Zug: die Candidaten werden durch Wahlmänner gewählt, die Lose durch einen vertheilt, der nicht wusste, wie sie fallen werden. Der Wahl folgt die Berathung über die „Ordination und Bestätigung“ der Gewählten. Nicht die Nothwendigkeit oder doch Erspriesslichkeit einer Bestätigung überhaupt bildet aber ihren Gegenstand, sondern die Art und Weise, wie und durch wen sie er- langt werden sollte. Als unumgänglich nothwendig wird die Bestä- tigung durch einen Bischof desswegen nicht erachtet, weil „in der ersten Kirche Priester und Bischof gleiche Amtsgewalt besassen“. Da nun die Brüder auch die „menschlichen“ Einrichtungen und Satzungen ohne Noth nicht verwerfen wollten, sich aber an die Rö- mer und Griechen 2) nicht wenden konnten und die Böhmen auf hal- bem Wege stehen geblieben waren 3): so wählten sie den Michael zum Altesten und Bischof und schickten ihn zur Bestätigung an den Bischof oder ältesten Priester der Waldenser, obgleich auch diese, wie die Brüder später 4) sich überzeugen konnten, nicht ohne Ge- 1) Dasselbe gilt von einem Schreiben des Thomas von Prelauč († 1517) an Albrecht von Sternberg (1502), das zwar keine wichtigen historischen Daten ent- hält, aber durch einen gewissen derben Humor sich auszeichnet. Die Widerwärtig- keiten, die K. Georg getroffen — von ihm gelte das Sprichwort, man solle den Tag nicht vor dem Abend loben — seien eine Strafe Gottes gewesen. Denn er habe die Taboriten vernichtet. 2) Der griechischen Kirche wird übrigens vor der römischen der Vorzug eingeräumt, schon ihres Alters halben. 3) Die Utraquisten werden gemahnt, zu einer „wahrhaften Trennung“ sich zu entschliessen. „Unser Streit mit den Römischen bezieht sich nicht auf den Kelch allein, sondern auf viel mehr, auf das gesammte Heil in Christo und in der Kirche. Man muss sich erinnern, warum Mag. Johannes Hus und sein Genosse verbrannt worden sind. Etwa, weil er für den Kelch eintrat? . . . Oder seiner Lehre von der römischen Kirche wegen, die er in seinen Schriften ausgesprochen und auch vor dem Concil bekannt? . . .“ 1) Die Unterhandlungen über. eine vollständige Vereinigung hätten demnach nach der Bestätigung stattgefunden.
40 und Hieronymus die Kirche in ihrer Verführung zur Rückkehr ge- mahnt. Beiderlei Macht, die weltliche sowol als die geistliche, wider- setzte sich der Wahrheit und ihrer Verbreitung. Gegen beide hat Gott „das Volk und den Hauptmann desselben“ (Žižka) erweckt. Gegen die ältesten Schriften sticht der Traktat dadurch ab, dass der Verfasser der Taboriten überall mit Sympathie gedenkt und ihre Priester und Schriftsteller unter die Vorläufer der Brüder zählt.1) Grosses Gewicht wird dann auf Rokycanas Predigten gelegt, aus denen der Autor lange Citate einschaltet, und daneben auch auf die Schriften des Chelčický, des Milič, des Janov, des Jacobellus, der „englischen Meister“ — in ähnlicher Weise wie in den älteren Schriften der Brüder; auch in dem Bilde der Synode erscheint kein wesentlich neuer Zug: die Candidaten werden durch Wahlmänner gewählt, die Lose durch einen vertheilt, der nicht wusste, wie sie fallen werden. Der Wahl folgt die Berathung über die „Ordination und Bestätigung“ der Gewählten. Nicht die Nothwendigkeit oder doch Erspriesslichkeit einer Bestätigung überhaupt bildet aber ihren Gegenstand, sondern die Art und Weise, wie und durch wen sie er- langt werden sollte. Als unumgänglich nothwendig wird die Bestä- tigung durch einen Bischof desswegen nicht erachtet, weil „in der ersten Kirche Priester und Bischof gleiche Amtsgewalt besassen“. Da nun die Brüder auch die „menschlichen“ Einrichtungen und Satzungen ohne Noth nicht verwerfen wollten, sich aber an die Rö- mer und Griechen 2) nicht wenden konnten und die Böhmen auf hal- bem Wege stehen geblieben waren 3): so wählten sie den Michael zum Altesten und Bischof und schickten ihn zur Bestätigung an den Bischof oder ältesten Priester der Waldenser, obgleich auch diese, wie die Brüder später 4) sich überzeugen konnten, nicht ohne Ge- 1) Dasselbe gilt von einem Schreiben des Thomas von Prelauč († 1517) an Albrecht von Sternberg (1502), das zwar keine wichtigen historischen Daten ent- hält, aber durch einen gewissen derben Humor sich auszeichnet. Die Widerwärtig- keiten, die K. Georg getroffen — von ihm gelte das Sprichwort, man solle den Tag nicht vor dem Abend loben — seien eine Strafe Gottes gewesen. Denn er habe die Taboriten vernichtet. 2) Der griechischen Kirche wird übrigens vor der römischen der Vorzug eingeräumt, schon ihres Alters halben. 3) Die Utraquisten werden gemahnt, zu einer „wahrhaften Trennung“ sich zu entschliessen. „Unser Streit mit den Römischen bezieht sich nicht auf den Kelch allein, sondern auf viel mehr, auf das gesammte Heil in Christo und in der Kirche. Man muss sich erinnern, warum Mag. Johannes Hus und sein Genosse verbrannt worden sind. Etwa, weil er für den Kelch eintrat? . . . Oder seiner Lehre von der römischen Kirche wegen, die er in seinen Schriften ausgesprochen und auch vor dem Concil bekannt? . . .“ 1) Die Unterhandlungen über. eine vollständige Vereinigung hätten demnach nach der Bestätigung stattgefunden.
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41 brechen waren. Michael empfieng die Weihe nach dem bei den Wal- densern gebräuchlichen Ritus, weihte nach seiner Rückkehr die Ge- wählten und behielt auch den bischöflichen Vorrang einige Zeit, bis er denselben „aus gewissen Gründen" an einen der Gewählten ab- trat. Ja nach einiger Zeit wurde ihm auch „aus gewissen Gründen“ die Ausübung der priesterlichen Funktionen erst eingestellt und dann wieder erlaubt — ein unbegreiflicher, nicht näher motivirter Vorgang. Die „Niederlegung des Amtes“ gewinnt in der Apologie eine andere Bedeutung; die Abstreifung des römischen Priesterthums wird hier zu einer unmotivirten zeitweiligen Suspension abgeschwächt. Was ist aber die Quelle dieser neuen Widersprüche, welche die Apologie in die Schriften der Brüder einführt? Die Lehre von dem „guten“ Priester. Denn obgleich Lukas die Verführung der rö- mischen Kirche in grellen Farben schildert, so bricht er mit ihr doch nicht vollständig. Auch in der römischen Kirche kann es nicht nur gute Christen, sondern auch gute Priester geben. Darin besteht nach Lukas ein grosser Vorzug der Unität, dass sic das erste Pric- sterthum nie verworfen hat. In Michael war es nie erloschen und ist durch ihn „gereinigt“ der Unität eingepflanzt worden, gereinigt durch die subjektive Würdigkeit des Trägers, des guten Priesters. Die Be- stätigung durch den Bischof der Waldenser sinkt in der Apologie zu einer leeren Ceremonie 1) herab. 2. Lukas' Streitschrift gegen den Barfüssermönch Wolfgang (1505).2) Auf die Frage des Gegners, woher das bischöfliche Amt der Unität stamme, antwortet Lukas mit der Gegenfrage: Woher hatten in der ersten Kirche die einfachen Priester die Macht zu ordiniren, da es doch damals nach dem Zeugniss des h. Hieronymus nur zwei 1) Diese gemässigte Auffassung des römischen Priesterthums wurde viel- leicht durch den Gegensatz zu der radikalen kleinen Partei hervorgerufen, da diese zur Wahl eigener Priester schritt, ohne dabei an ein bereits bestehendes Priester- thum anzuknüpfen, und sich so den Vorwurf der grossen Partei zuzog, ihre Priester seien blosse Laien. In einem Dekret der Unität v. J. 1499, das für die Apologie v. J. 1503 als Vorlage gedient hat, heisst es wörtlich: Der dienstbarliche Ursprung des Priesterthums der Unität stammt aus dem Priesterthum römischer Weihe, aber durch ein Priesterthum gereinigt von dem falschem Glaubenssinn und der verkehrten Gessinnung (Gindely, Dekrety brat. 36.). — In einer bald nach dem Jahre 1504 verfassten Schrift sagt Lukas: „Ein römischer Prister bleibt Priester, auch wenn er irrt. Auch die Unität nimmt ihn als solchen auf, sobald er Busse thut.“ Die Rei- nigung erfolgte demnach nicht etwa durch die bei den Waldensern gesuchte Be- stätigung. 2) Br. A. VI. Vgl. Der böhmische Text des Brüder-Katechismus, Seite 11. Wolfgang hatte kurz vorher in Pilsen eine gegen die „Kinderfragen“ gerichtete Schrift herausgegeben.
41 brechen waren. Michael empfieng die Weihe nach dem bei den Wal- densern gebräuchlichen Ritus, weihte nach seiner Rückkehr die Ge- wählten und behielt auch den bischöflichen Vorrang einige Zeit, bis er denselben „aus gewissen Gründen" an einen der Gewählten ab- trat. Ja nach einiger Zeit wurde ihm auch „aus gewissen Gründen“ die Ausübung der priesterlichen Funktionen erst eingestellt und dann wieder erlaubt — ein unbegreiflicher, nicht näher motivirter Vorgang. Die „Niederlegung des Amtes“ gewinnt in der Apologie eine andere Bedeutung; die Abstreifung des römischen Priesterthums wird hier zu einer unmotivirten zeitweiligen Suspension abgeschwächt. Was ist aber die Quelle dieser neuen Widersprüche, welche die Apologie in die Schriften der Brüder einführt? Die Lehre von dem „guten“ Priester. Denn obgleich Lukas die Verführung der rö- mischen Kirche in grellen Farben schildert, so bricht er mit ihr doch nicht vollständig. Auch in der römischen Kirche kann es nicht nur gute Christen, sondern auch gute Priester geben. Darin besteht nach Lukas ein grosser Vorzug der Unität, dass sic das erste Pric- sterthum nie verworfen hat. In Michael war es nie erloschen und ist durch ihn „gereinigt“ der Unität eingepflanzt worden, gereinigt durch die subjektive Würdigkeit des Trägers, des guten Priesters. Die Be- stätigung durch den Bischof der Waldenser sinkt in der Apologie zu einer leeren Ceremonie 1) herab. 2. Lukas' Streitschrift gegen den Barfüssermönch Wolfgang (1505).2) Auf die Frage des Gegners, woher das bischöfliche Amt der Unität stamme, antwortet Lukas mit der Gegenfrage: Woher hatten in der ersten Kirche die einfachen Priester die Macht zu ordiniren, da es doch damals nach dem Zeugniss des h. Hieronymus nur zwei 1) Diese gemässigte Auffassung des römischen Priesterthums wurde viel- leicht durch den Gegensatz zu der radikalen kleinen Partei hervorgerufen, da diese zur Wahl eigener Priester schritt, ohne dabei an ein bereits bestehendes Priester- thum anzuknüpfen, und sich so den Vorwurf der grossen Partei zuzog, ihre Priester seien blosse Laien. In einem Dekret der Unität v. J. 1499, das für die Apologie v. J. 1503 als Vorlage gedient hat, heisst es wörtlich: Der dienstbarliche Ursprung des Priesterthums der Unität stammt aus dem Priesterthum römischer Weihe, aber durch ein Priesterthum gereinigt von dem falschem Glaubenssinn und der verkehrten Gessinnung (Gindely, Dekrety brat. 36.). — In einer bald nach dem Jahre 1504 verfassten Schrift sagt Lukas: „Ein römischer Prister bleibt Priester, auch wenn er irrt. Auch die Unität nimmt ihn als solchen auf, sobald er Busse thut.“ Die Rei- nigung erfolgte demnach nicht etwa durch die bei den Waldensern gesuchte Be- stätigung. 2) Br. A. VI. Vgl. Der böhmische Text des Brüder-Katechismus, Seite 11. Wolfgang hatte kurz vorher in Pilsen eine gegen die „Kinderfragen“ gerichtete Schrift herausgegeben.
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42 Amter gab, das des Priesters und des Diakons.... "Darum wisse, unser erster Bischof war ein Priester römischer Weihe, gewählt vom Volke und von den Priestern, die sich versammelten, und er empfieng die Bestätigung zur Ordination von einem andern Altesten, damit er die Bestätigung im Priesterthum und dann mit andern im Bis- thum ertheile...“ 1) 3. Lukas' Schrift von der Erneuerung der heil. Kirche und von den Gründen, die zur Zuversicht dienen, dass diese Erneuerung in der Unität geschehen ist (1510).2) Die Drangsale, welche die Unität in den J. 1509 u. 1510 tra- fen, zwangen ihre hervorragenden Männer, sich vor den Nachstel- lungen der Feinde zu verbergen. Auch Lukas verliess seinen gewöhn- licher Sitz, Jungbunzlau, und brachte die Weihnachten des J. 1509 an einem anderen Orte zu, wo das Wort Gottes noch nicht völlig „gebunden" war, und wo er wenigstens in geheimen Versammlungen der Gemeinde predigen konnte. Am Dreikönigsfeste (1510) und am nächsten Sonntag hatte er den 10. Ps. erklärt: da trat an ihn ein Zuhörer heran mit der Bitte, er möge das, was er in der Predigt nur angedeutet, in einer besonderen Schrift deutlicher ausführen. Lukas versprach es zu thun, und so entstand die Schrift von der Erneuerung, in der Lukas zu beweisen unternahm 1) dass eine Er- neuerung der Kirche nothwendig gewesen sei, 2) dass sie in der Unität zum Theil bereits erfolgt sei, 3) dass sie in ihr in der Zu- kunft zur Vollendung gelangen werde. Unter Lukas' Händen verwandelt sich die heilige Geschichte des alten und des neuen Bundes in ein Symbol, in dem die Ent- stehung der Brüderunität und ihre Schiksale vorgebildet erscheinen. Ein Bild jagt das andere, mitunter treffend und poetisch, nicht selten gesucht und geschmacklos. Anknüpfend an eine Predigt Rokycanas, aus der er ein Citat in die Apologie (1503) aufgenommen, schildert Lukas die Kirche in ihrer Verführung. Sie glich einem verfallenen 1). A protož věz, že první biskup náš kněz byl římského svěcení, a ten vy- volen od lidí i od kněží přítomných, i potvrzen k ordinování od jiného staršího, aby potvrdil na kněžství, i potom s jinými na biskupství. — Dasselbe wiederholt Lukas in einer Streitschrift v. J. 1513 (gegen den Pfarrer Johannes Lipenský B. A. II.): „Michael, selbst ein Priester, wurde von anderen Priestern und von dem Volke ge- wählt, durch andere bestätigt und hat selbst die Gewählten als Priester und Bischöfe bestätigt .... Dass also von ihm in der Unität das Priesterthum seinem Ursprung nach abstamme, das kann zugestanden werden.“ 2) Handschrift der Prager Un. Bibl. Beilage J. Vgl. Dobrovský G. der b. Spr. und Lit. S. 378.
42 Amter gab, das des Priesters und des Diakons.... "Darum wisse, unser erster Bischof war ein Priester römischer Weihe, gewählt vom Volke und von den Priestern, die sich versammelten, und er empfieng die Bestätigung zur Ordination von einem andern Altesten, damit er die Bestätigung im Priesterthum und dann mit andern im Bis- thum ertheile...“ 1) 3. Lukas' Schrift von der Erneuerung der heil. Kirche und von den Gründen, die zur Zuversicht dienen, dass diese Erneuerung in der Unität geschehen ist (1510).2) Die Drangsale, welche die Unität in den J. 1509 u. 1510 tra- fen, zwangen ihre hervorragenden Männer, sich vor den Nachstel- lungen der Feinde zu verbergen. Auch Lukas verliess seinen gewöhn- licher Sitz, Jungbunzlau, und brachte die Weihnachten des J. 1509 an einem anderen Orte zu, wo das Wort Gottes noch nicht völlig „gebunden" war, und wo er wenigstens in geheimen Versammlungen der Gemeinde predigen konnte. Am Dreikönigsfeste (1510) und am nächsten Sonntag hatte er den 10. Ps. erklärt: da trat an ihn ein Zuhörer heran mit der Bitte, er möge das, was er in der Predigt nur angedeutet, in einer besonderen Schrift deutlicher ausführen. Lukas versprach es zu thun, und so entstand die Schrift von der Erneuerung, in der Lukas zu beweisen unternahm 1) dass eine Er- neuerung der Kirche nothwendig gewesen sei, 2) dass sie in der Unität zum Theil bereits erfolgt sei, 3) dass sie in ihr in der Zu- kunft zur Vollendung gelangen werde. Unter Lukas' Händen verwandelt sich die heilige Geschichte des alten und des neuen Bundes in ein Symbol, in dem die Ent- stehung der Brüderunität und ihre Schiksale vorgebildet erscheinen. Ein Bild jagt das andere, mitunter treffend und poetisch, nicht selten gesucht und geschmacklos. Anknüpfend an eine Predigt Rokycanas, aus der er ein Citat in die Apologie (1503) aufgenommen, schildert Lukas die Kirche in ihrer Verführung. Sie glich einem verfallenen 1). A protož věz, že první biskup náš kněz byl římského svěcení, a ten vy- volen od lidí i od kněží přítomných, i potvrzen k ordinování od jiného staršího, aby potvrdil na kněžství, i potom s jinými na biskupství. — Dasselbe wiederholt Lukas in einer Streitschrift v. J. 1513 (gegen den Pfarrer Johannes Lipenský B. A. II.): „Michael, selbst ein Priester, wurde von anderen Priestern und von dem Volke ge- wählt, durch andere bestätigt und hat selbst die Gewählten als Priester und Bischöfe bestätigt .... Dass also von ihm in der Unität das Priesterthum seinem Ursprung nach abstamme, das kann zugestanden werden.“ 2) Handschrift der Prager Un. Bibl. Beilage J. Vgl. Dobrovský G. der b. Spr. und Lit. S. 378.
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43 Bau. Die Trümmer bedecken die noch erhaltenen Gründe, von dichtem Gestrüpp überwuchert, in dem die wilden Thiere hausen. Da beschloss Gott, die Kirche in Böhmen zu erneuern 1) und er- weckte Gewalt gegen Gewalt. Die wilden Thiere wurden verjagt d. h. der Kaiser und die Häupter der weltlichen und geistlichen Macht. Dann kamen die Arbeiter, die Priester der Taboriten, um den Schutt und die Trümmer wegzuräumen, und als dieses geschehen war, be- setzten die blossgelegten Gründe die Magister mit ihrem Haupte; Rokycana, die über den Neubau Rath hielten, ihn aber nicht be- ginnen sollten. Doch haben sie das Werk vorbereitet, unter anderem auch durch die Wahrheit, die sie gefunden hatten, dass ein gemeiner Priester in der Noth ordiniren könne. Dies ist der Inhalt der Einleitung. Predigten in der Weihnachtszeit hatten die Schrift veranlasst: die Geburt und Jugend des Heilands, seine 12 Werke, bilden ihre sym bolische Unterlage. Der Menschwerdung Christi entspricht die Vor- geschichte der Unität, die Zeit, in der Brüder sich an einige gute Priester hielten, die nach ihrem Herzen waren. Mit Christi Geburt wird die Aufrichtung der Priesterordnung verglichen. Die Schilderung der Loswahl erinnert an die Apologie (1503). Dasselbe gilt auch von der folgenden Erzählung, doch fügt Lukas auch einige Sätze aus dem vierten Schreiben an Rokycana hinzu. Obgleich die Gewählten die innere Weihe bereits empfangen hatten, obgleich Michael die Be- stätigung sofort hätte vornehmen können, so begab er sich doch mit einem Begleiter 2) zu dem Altesten der Waldenser. Nach seiner Rück- kehr bestätigte er die Gewählten als Priester und Bischöfe, wobei das Lied gesungen wurde: „Freuen wir uns All“. 3) Aber ein Priester römischer Weihe, den Michael um seinen Vorrang beneidete, verliess die Brüder.... Dem ganzen Zusammenhange nach sollte man glauben, Michael sei von Anfang an zum ersten Bischof bestimmt worden. Aber die folgende Erzählung des Lukas lautet anders. Es wurde zwischen Mi- chael und Matthias gelost : das Los entschied für den ersteren. Aber spä- ter trat er doch vor Matthias zurück „aus triftigen Gründen“ und wurde auch im Priesteramte „seiner Gebrechen wegen“ 4) suspendirt. 1) Die Vorläufer der Erneuerung vergleicht Lukas mit Hähnen, welche durch ihr Krähen von Mitternacht an den Tag verkünden. Er beginnt ihre Reihe mit dem h. Bernhard. Auch Chelčický habe viel auf dem Papier gekräht. 2) Der Begleiter des Michael wird nirgends genannt. 3) Vgl. Cröger I. 78. 5 Ein Gerücht wächst mit der Entfernung. Nach einer Marginalnote in Jafets „Stimme des Wächters“ hätte er sich der Trunkenheit ergeben! Vgl. Gindely I. 91.
43 Bau. Die Trümmer bedecken die noch erhaltenen Gründe, von dichtem Gestrüpp überwuchert, in dem die wilden Thiere hausen. Da beschloss Gott, die Kirche in Böhmen zu erneuern 1) und er- weckte Gewalt gegen Gewalt. Die wilden Thiere wurden verjagt d. h. der Kaiser und die Häupter der weltlichen und geistlichen Macht. Dann kamen die Arbeiter, die Priester der Taboriten, um den Schutt und die Trümmer wegzuräumen, und als dieses geschehen war, be- setzten die blossgelegten Gründe die Magister mit ihrem Haupte; Rokycana, die über den Neubau Rath hielten, ihn aber nicht be- ginnen sollten. Doch haben sie das Werk vorbereitet, unter anderem auch durch die Wahrheit, die sie gefunden hatten, dass ein gemeiner Priester in der Noth ordiniren könne. Dies ist der Inhalt der Einleitung. Predigten in der Weihnachtszeit hatten die Schrift veranlasst: die Geburt und Jugend des Heilands, seine 12 Werke, bilden ihre sym bolische Unterlage. Der Menschwerdung Christi entspricht die Vor- geschichte der Unität, die Zeit, in der Brüder sich an einige gute Priester hielten, die nach ihrem Herzen waren. Mit Christi Geburt wird die Aufrichtung der Priesterordnung verglichen. Die Schilderung der Loswahl erinnert an die Apologie (1503). Dasselbe gilt auch von der folgenden Erzählung, doch fügt Lukas auch einige Sätze aus dem vierten Schreiben an Rokycana hinzu. Obgleich die Gewählten die innere Weihe bereits empfangen hatten, obgleich Michael die Be- stätigung sofort hätte vornehmen können, so begab er sich doch mit einem Begleiter 2) zu dem Altesten der Waldenser. Nach seiner Rück- kehr bestätigte er die Gewählten als Priester und Bischöfe, wobei das Lied gesungen wurde: „Freuen wir uns All“. 3) Aber ein Priester römischer Weihe, den Michael um seinen Vorrang beneidete, verliess die Brüder.... Dem ganzen Zusammenhange nach sollte man glauben, Michael sei von Anfang an zum ersten Bischof bestimmt worden. Aber die folgende Erzählung des Lukas lautet anders. Es wurde zwischen Mi- chael und Matthias gelost : das Los entschied für den ersteren. Aber spä- ter trat er doch vor Matthias zurück „aus triftigen Gründen“ und wurde auch im Priesteramte „seiner Gebrechen wegen“ 4) suspendirt. 1) Die Vorläufer der Erneuerung vergleicht Lukas mit Hähnen, welche durch ihr Krähen von Mitternacht an den Tag verkünden. Er beginnt ihre Reihe mit dem h. Bernhard. Auch Chelčický habe viel auf dem Papier gekräht. 2) Der Begleiter des Michael wird nirgends genannt. 3) Vgl. Cröger I. 78. 5 Ein Gerücht wächst mit der Entfernung. Nach einer Marginalnote in Jafets „Stimme des Wächters“ hätte er sich der Trunkenheit ergeben! Vgl. Gindely I. 91.
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44 Ein anderer Theil von Lukas' Schrift zieht eine Parallele zwi- schen den Werken den Heilands während seiner öffentlichen Lehrthä- tigkeit und den Schicksalen der Unität, so wie der in ihr vollzogenen Erneuerung des rechten Glaubens und kirchlichen Lebens. Nochmals gedenkt Lukas dabei der Verführung der römischen Kirche und der Enstehung des Papstthums. Erst habe Constantin den Papst über alle an- deren Bischöfe erhöht, und Karl der Grosse später dem Primat die „weltliche Macht“ hinzugefügt zum Dank für die translatio imperii, für die Schenkung der den Griechen geraubten Kaiserwürde. 1) Die ursprüngliche Stellung des Matthias in der Unität missbilligt Lukas, indem er sie mit dem päpstlichen Primat vergleicht. In anderen Abschnitten seiner Schrift schildert Lukas seinen Eintritt in die Unität und sowol ihre als auch seine eigenen in- neren Kämpfe und Wandlungen. Dagegen versagt er uns jede weitere Auskunft über den späteren Verkehr der Brüder mit den Waldensern, über seine Reise nach Italien. Uberhaupt werden die Waldenser in der ganzen Schrift nur zweimal erwähnt. 2) Seine eigene Fahrt nach dem Orient, seine Reisen in den fremden Ländern und die dabei be- standenen Gefahren berührt er nur flüchtig. Woher dieses auffallende Stillschweigen? Wie es scheint, missbilligte Lukas, als er die Schrift von der Erneuerung verfasste, jene Reisen: die Wahrheit sei in der Unität erneuert worden und müsste nicht auswärts gesucht werden. Durch den Sieg über die „kleine Partei“ — eine der vornehmsten Fragen war gewesen, ob der Eid absolut zu verwerfen sei — durch Weiterbildung des Dogmas durch die gelehrten Männer, unter denen Lukas bald die erste Stelle einnahm, sind unter den charakteristischen Merkmalen der Unität gerade diejenigen zurückgedrängt worden, auf denen ihre Anhlichkeit und Verwandschaft mit den Waldensern beruht hatte. 3) 1) „Constantin setzte den Sylvester auf sein weisses Ross. Das kam den Leuten wunderbar vor. Darum riefen sie in ihrer lateinischen oder welschen Sprache : pape, pape! d. h. welch ein, welch ein Wunder!“ (Dasselbe findet sich bereits in dem Traktat: „Wie sich die Menschen...“ Vgl. Dante L'Inferno VII. Pape Satan Pape Satan Aleppe.) — Lukas scheint die Schrift des Laurentius Valla gekannt zu haben, da er ausdrücklich bemerkt, Constantin habe dem Sylvester keine weltliche Macht ertheilt. — An einer anderen Stelle sagt er, der h. Petrus sei nie nach Rom ge- kommen. 2) Lukas sagt im Eingang, dem König Vladislav gebe man Chroniken von den alten Ketzern oder Waldensern zu lesen, um ihn gegen die Brüder einzunehmen. 3) Auch in der Apologie findet sich der Gedanke ausgesprochen, die Er- nennung der Kirche habe in der Unität und durch diese begonnen. — Die Annahme liegt nahe, Lukas habe das ganze Unternehmen von Anfang an nicht recht gebilligt. Der Gedanke, eine reine Kirche aufzusuchen, um sich ihr anzuschliessen, gehört der alten Unität an. — In dem Traktat gegen Wolfgang gedenkt Lukas seines Auf-
44 Ein anderer Theil von Lukas' Schrift zieht eine Parallele zwi- schen den Werken den Heilands während seiner öffentlichen Lehrthä- tigkeit und den Schicksalen der Unität, so wie der in ihr vollzogenen Erneuerung des rechten Glaubens und kirchlichen Lebens. Nochmals gedenkt Lukas dabei der Verführung der römischen Kirche und der Enstehung des Papstthums. Erst habe Constantin den Papst über alle an- deren Bischöfe erhöht, und Karl der Grosse später dem Primat die „weltliche Macht“ hinzugefügt zum Dank für die translatio imperii, für die Schenkung der den Griechen geraubten Kaiserwürde. 1) Die ursprüngliche Stellung des Matthias in der Unität missbilligt Lukas, indem er sie mit dem päpstlichen Primat vergleicht. In anderen Abschnitten seiner Schrift schildert Lukas seinen Eintritt in die Unität und sowol ihre als auch seine eigenen in- neren Kämpfe und Wandlungen. Dagegen versagt er uns jede weitere Auskunft über den späteren Verkehr der Brüder mit den Waldensern, über seine Reise nach Italien. Uberhaupt werden die Waldenser in der ganzen Schrift nur zweimal erwähnt. 2) Seine eigene Fahrt nach dem Orient, seine Reisen in den fremden Ländern und die dabei be- standenen Gefahren berührt er nur flüchtig. Woher dieses auffallende Stillschweigen? Wie es scheint, missbilligte Lukas, als er die Schrift von der Erneuerung verfasste, jene Reisen: die Wahrheit sei in der Unität erneuert worden und müsste nicht auswärts gesucht werden. Durch den Sieg über die „kleine Partei“ — eine der vornehmsten Fragen war gewesen, ob der Eid absolut zu verwerfen sei — durch Weiterbildung des Dogmas durch die gelehrten Männer, unter denen Lukas bald die erste Stelle einnahm, sind unter den charakteristischen Merkmalen der Unität gerade diejenigen zurückgedrängt worden, auf denen ihre Anhlichkeit und Verwandschaft mit den Waldensern beruht hatte. 3) 1) „Constantin setzte den Sylvester auf sein weisses Ross. Das kam den Leuten wunderbar vor. Darum riefen sie in ihrer lateinischen oder welschen Sprache : pape, pape! d. h. welch ein, welch ein Wunder!“ (Dasselbe findet sich bereits in dem Traktat: „Wie sich die Menschen...“ Vgl. Dante L'Inferno VII. Pape Satan Pape Satan Aleppe.) — Lukas scheint die Schrift des Laurentius Valla gekannt zu haben, da er ausdrücklich bemerkt, Constantin habe dem Sylvester keine weltliche Macht ertheilt. — An einer anderen Stelle sagt er, der h. Petrus sei nie nach Rom ge- kommen. 2) Lukas sagt im Eingang, dem König Vladislav gebe man Chroniken von den alten Ketzern oder Waldensern zu lesen, um ihn gegen die Brüder einzunehmen. 3) Auch in der Apologie findet sich der Gedanke ausgesprochen, die Er- nennung der Kirche habe in der Unität und durch diese begonnen. — Die Annahme liegt nahe, Lukas habe das ganze Unternehmen von Anfang an nicht recht gebilligt. Der Gedanke, eine reine Kirche aufzusuchen, um sich ihr anzuschliessen, gehört der alten Unität an. — In dem Traktat gegen Wolfgang gedenkt Lukas seines Auf-
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45 4. Lukas' Schrift von dem Ursprung der h. Kirche (1522). 1) Die historischen Beiträge, welche diese im J. 1522 gedruckte Schrift bietet, sind äusserst dürftig. Lukas vindicirt jeder kirchlichen Gemeinschaft das Recht, 1) eigene Priester zu wählen und 2) sie durch einen dazu gewählten und bestätigten Priester ordiniren zu lassen. Den Einwand: „Es könnte jemand sagen, warum der Ur- sprung von einem Priester römischer Weihe herkomme?“ — beant- wortet er in ähnlicher Weise, wie in der Apologie (1503) und im wörtlichen Anschluss an ein Synodaldekret v. J. 1499 (s. o.): die Brüder hätten das gereinigte Priesterthum der römischen Kirche in ihre Unität übertragen. 5. Lukas' Schrift vom Ursprung der Unität (1527).2) In seinem letzten Lebensjahre (1527) hat Br. Lukas eine Streit- schrift gegen die kleine Partei verfasst und darin nochmals die Ge- schichte der Entstehung der Unität erzählt. Der geschichtliche Abschnitt der Schrift beginnt mit der Frage: Woher ist die Kenntniss von der Verleitung der Kirche nach Böh- men gekommen ? Und die Antwort lautet: Der Anfang geschah durch die Waldenser in England, wo Wiclif Kaplan des Königs war, aber nur die Messe las. Und ein Waldenser, mit dem er oft verkehrte, sagte ihm, er walte seines Amtes nur zur Hälfte, da er nicht predige. Und dieses bewies er aus der Schrift.... Wiclifs Anhänger ka- enthaltes in Rom mit folgenden Worten: „Und wisse, es wäre mir nicht wider- wärtig, ja es wäre mir sehr lieb, stünde nur der Stuhl des h. Petrus in Rom oder an einem anderen Orte, der Stuhl des Glaubens und der Wahrheit. Aber als ich in Rom herumgieng im päpstlichen Palast, in der Kirche des h. Petrus, im Lateran, in der Kirche des h. Paulus, da fand ich nichts als die Stühle und Tische der Wechsler und der Verkäufer der Tauben, der Schafe, der Praebenden, des Ablasses..“ (vgl. u. Lasicius). Wolfgang hatte dem Lukas vorgeworfen, er sei nach Italien ge- gangen, um die „Rotten" in ihren Irrlehren zu bekräftigen. Darauf entgegnete der letztere, dies sei keineswegs der Zweck seiner Reise gewesen: er habe vielmehr die Verführung mit eigenen Augen erblicken wollen. 1) O puowodu Cierkwe swaté. Gedruckt in Jungbunzlau 1522. 2) Br. A. IV. Beilage K. Vgl. Gindely I. 194. Den Anstoss zu dieser Schrift bildete ein im J. 1523 von einem Mitgliede der kleinen Partei — nach Lukas war es Amos — verfasstes Schreiben von dem Ursprung der Unität, in dem auf jene schwärmerische Bewegung, die in Mähren begann und sich weiter nach Böhmen verpflanzte (s. Gindely I 19), ein überraus grosses Gewicht gelegt wird. Lukas geht in seiner heftigen Polemik zu weit, wenn er dieser Erscheinung alle Bedeutung ab- spricht. Thomas von Přelauč rechnet in seinem Schreiben an Albrecht von Stern- berg (1502) zu den Vorläufern der Unität auch den Priester Stefan von Kremsier. — Diese Schrift des Lukas ist zu unterscheiden von seinem 1524 gedruckten „Buche gegen die Abtrüunlinge“ (Odpis proti odtržencóm.)
45 4. Lukas' Schrift von dem Ursprung der h. Kirche (1522). 1) Die historischen Beiträge, welche diese im J. 1522 gedruckte Schrift bietet, sind äusserst dürftig. Lukas vindicirt jeder kirchlichen Gemeinschaft das Recht, 1) eigene Priester zu wählen und 2) sie durch einen dazu gewählten und bestätigten Priester ordiniren zu lassen. Den Einwand: „Es könnte jemand sagen, warum der Ur- sprung von einem Priester römischer Weihe herkomme?“ — beant- wortet er in ähnlicher Weise, wie in der Apologie (1503) und im wörtlichen Anschluss an ein Synodaldekret v. J. 1499 (s. o.): die Brüder hätten das gereinigte Priesterthum der römischen Kirche in ihre Unität übertragen. 5. Lukas' Schrift vom Ursprung der Unität (1527).2) In seinem letzten Lebensjahre (1527) hat Br. Lukas eine Streit- schrift gegen die kleine Partei verfasst und darin nochmals die Ge- schichte der Entstehung der Unität erzählt. Der geschichtliche Abschnitt der Schrift beginnt mit der Frage: Woher ist die Kenntniss von der Verleitung der Kirche nach Böh- men gekommen ? Und die Antwort lautet: Der Anfang geschah durch die Waldenser in England, wo Wiclif Kaplan des Königs war, aber nur die Messe las. Und ein Waldenser, mit dem er oft verkehrte, sagte ihm, er walte seines Amtes nur zur Hälfte, da er nicht predige. Und dieses bewies er aus der Schrift.... Wiclifs Anhänger ka- enthaltes in Rom mit folgenden Worten: „Und wisse, es wäre mir nicht wider- wärtig, ja es wäre mir sehr lieb, stünde nur der Stuhl des h. Petrus in Rom oder an einem anderen Orte, der Stuhl des Glaubens und der Wahrheit. Aber als ich in Rom herumgieng im päpstlichen Palast, in der Kirche des h. Petrus, im Lateran, in der Kirche des h. Paulus, da fand ich nichts als die Stühle und Tische der Wechsler und der Verkäufer der Tauben, der Schafe, der Praebenden, des Ablasses..“ (vgl. u. Lasicius). Wolfgang hatte dem Lukas vorgeworfen, er sei nach Italien ge- gangen, um die „Rotten" in ihren Irrlehren zu bekräftigen. Darauf entgegnete der letztere, dies sei keineswegs der Zweck seiner Reise gewesen: er habe vielmehr die Verführung mit eigenen Augen erblicken wollen. 1) O puowodu Cierkwe swaté. Gedruckt in Jungbunzlau 1522. 2) Br. A. IV. Beilage K. Vgl. Gindely I. 194. Den Anstoss zu dieser Schrift bildete ein im J. 1523 von einem Mitgliede der kleinen Partei — nach Lukas war es Amos — verfasstes Schreiben von dem Ursprung der Unität, in dem auf jene schwärmerische Bewegung, die in Mähren begann und sich weiter nach Böhmen verpflanzte (s. Gindely I 19), ein überraus grosses Gewicht gelegt wird. Lukas geht in seiner heftigen Polemik zu weit, wenn er dieser Erscheinung alle Bedeutung ab- spricht. Thomas von Přelauč rechnet in seinem Schreiben an Albrecht von Stern- berg (1502) zu den Vorläufern der Unität auch den Priester Stefan von Kremsier. — Diese Schrift des Lukas ist zu unterscheiden von seinem 1524 gedruckten „Buche gegen die Abtrüunlinge“ (Odpis proti odtržencóm.)
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46 men und brachten seine Schriften nach Dresden und von da nach Böhmen. 1) Es folgt eine kurze nicht uninteressante Schilderung der hussi- tischen Bewegung,2) wobei die Taboriten von Lukas mit beson- derer Sympathie erwähnt werden. Mit wenigen festen Zügen wird dann die Entstehung der Unität erzählt. 3) Die bei Lukas gewöhn- liche Dunkelheit des Stils ist in seiner letzten Schrift verschwun- den.1) Von seinen älteren Schriften weicht er in der Schilderung der Wahlsynode nicht allein in unwesentlichen Einzelnheiten ab, 5) sondern namentlich auch dadurch, dass er die „Ordination und Bestätigung“ unmittelbar der Wahl folgen lässt. Und zwar wurde Michael „zum Bischof“ einstimmig gewählt, wobei eben die Einstim- migkeit— auch Gregor hatte sich erhoben — als ein Zeichen des göttlichen Willens, als eine Art von Los angesehen wurde. Die Reise zu den Waldensern wird aber nicht erzählt, ihr Name in dem ganzen Träktat überhaupt nicht mehr genannt. Nach Lukas' Erzählung hat die von der Gemeinde dem Michael übertragene Vollmacht vollkom- men genügt und dies um so mehr, als der Verfasser allen wesent- lichen Unterschied zwischen dem Priester- und Bischofsamte auch hier entschieden in Abrede stellt. Und nicht eigentlich das Bisthum, wol aber den Gebrauch desselben und den Vorrang trat dann Mi- chael dem Matthias ab, den bei der Loswahl das erste Los getrof- fen hatte. Das ist die „Niederlegung des Priesterthums“ d. h. des bischöflichen Vorranges. Das römische Priesterthum niederzulegen war nicht nöthig gewesen, da es an sich selbst nichtig war. Der neue Wein wurde nicht in die alten Schläuche gegossen. Lukas von Prag hat die ersten Zeiten der Unität nicht gesehen. Als er sich den Brüdern beigesellte (um 1482), stand er ihnen noch ziemlich fremd gegenüber; und es dauerto lange, ehe er sich unter ihnen zurecht fand. An der Umwandlung der Unität durch die Aus- 1) Ti pak, jenž času toho protivenství mnohá trpěli i mučedlnictví, někteří z nich ušli do jiných zemí, a zvlášť do Drážďan. A odtud potom někteří přišli do Čech . . . . 2) Das Concil verbot nach Lukas die Communion sub utraque, die bis dahin doch hie und da in Gebrauch gewesen sei. 3) Hier findet sich zuerst eine ausführlichere Nachricht über Gregors Haft, und Vision. Folterung 1) Vielleicht hat dem Lukas eine fremde Arbeit als Vorlage gedient. 5) Komárovskýs Lied wird hier nach der Wahl gesungen. — In dieser Schrift erscheint zuerst der Ort der Wahlsynode Lhota (Lhotka) bei Reichenau.
46 men und brachten seine Schriften nach Dresden und von da nach Böhmen. 1) Es folgt eine kurze nicht uninteressante Schilderung der hussi- tischen Bewegung,2) wobei die Taboriten von Lukas mit beson- derer Sympathie erwähnt werden. Mit wenigen festen Zügen wird dann die Entstehung der Unität erzählt. 3) Die bei Lukas gewöhn- liche Dunkelheit des Stils ist in seiner letzten Schrift verschwun- den.1) Von seinen älteren Schriften weicht er in der Schilderung der Wahlsynode nicht allein in unwesentlichen Einzelnheiten ab, 5) sondern namentlich auch dadurch, dass er die „Ordination und Bestätigung“ unmittelbar der Wahl folgen lässt. Und zwar wurde Michael „zum Bischof“ einstimmig gewählt, wobei eben die Einstim- migkeit— auch Gregor hatte sich erhoben — als ein Zeichen des göttlichen Willens, als eine Art von Los angesehen wurde. Die Reise zu den Waldensern wird aber nicht erzählt, ihr Name in dem ganzen Träktat überhaupt nicht mehr genannt. Nach Lukas' Erzählung hat die von der Gemeinde dem Michael übertragene Vollmacht vollkom- men genügt und dies um so mehr, als der Verfasser allen wesent- lichen Unterschied zwischen dem Priester- und Bischofsamte auch hier entschieden in Abrede stellt. Und nicht eigentlich das Bisthum, wol aber den Gebrauch desselben und den Vorrang trat dann Mi- chael dem Matthias ab, den bei der Loswahl das erste Los getrof- fen hatte. Das ist die „Niederlegung des Priesterthums“ d. h. des bischöflichen Vorranges. Das römische Priesterthum niederzulegen war nicht nöthig gewesen, da es an sich selbst nichtig war. Der neue Wein wurde nicht in die alten Schläuche gegossen. Lukas von Prag hat die ersten Zeiten der Unität nicht gesehen. Als er sich den Brüdern beigesellte (um 1482), stand er ihnen noch ziemlich fremd gegenüber; und es dauerto lange, ehe er sich unter ihnen zurecht fand. An der Umwandlung der Unität durch die Aus- 1) Ti pak, jenž času toho protivenství mnohá trpěli i mučedlnictví, někteří z nich ušli do jiných zemí, a zvlášť do Drážďan. A odtud potom někteří přišli do Čech . . . . 2) Das Concil verbot nach Lukas die Communion sub utraque, die bis dahin doch hie und da in Gebrauch gewesen sei. 3) Hier findet sich zuerst eine ausführlichere Nachricht über Gregors Haft, und Vision. Folterung 1) Vielleicht hat dem Lukas eine fremde Arbeit als Vorlage gedient. 5) Komárovskýs Lied wird hier nach der Wahl gesungen. — In dieser Schrift erscheint zuerst der Ort der Wahlsynode Lhota (Lhotka) bei Reichenau.
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47 scheidung der kleinen Partei hat er einen hervorragenden Antheil gehabt. Uber die Vorgänge der ersten Zeit berichtet Lukas demnach nicht als Augenzeuge, aber er hat durch Berichte der Mitbrüder und mit Hilfe von Quellen, die wir nicht mehr besitzen, eine vollkomme Kenntniss derselben erlangen können. Manche Einzelnheit vervoll- ständigt das Bild der alteren Quellen und ist durchaus glaubwürdig. Die Schilderung der Wahlsynode in der Literatur des 16. Jahrhun- dertes lehnt sich zum Theil an ihn an. Aber Lukas legt sich die Thatsachen zurecht und bringt sie ge- waltsam mit dem theoretischen Standpunkt, den er einnimmt, in Ein- klang. Der Versuch misslingt. Neben dem Widerstreit mit den Zeug- nissen der alteren Quellen ziehen sich durch seine Schriften unge- löste Widersprüche. Nicht Matthias, sondern Michael ist ihm, der Zeit und dem Range nach, der erste Bischof der Unität. Die Bestätigung durch den Waldenserbischof verliert alle Bedeutung, denn nach der Apo- logie entstammt das Priesterthum der Unität dem Priesterthum der römischen Kirche, und nach der Schrift vom Jahre 1510 hätte Michael sofort zur Bestätigung der durch das Los Gewählten schrei- ten können. Die „Niederlegung des Amtes" wird in zwei Stufen vollzogen, als Niederlegung des bischöflichen Vorranges und als Sus- pension im Priesteramte. Beides bleibt aber unmotivirt. Jene durch die älteren Quellen bezeugte Wiederweihe des Michael muss da- gegen unerwähnt bleiben. Eine andere Auffassung tritt uns in Lukas’ letzter Schrift (1527) entgegen; das von Anfang an nichtige und leere Priesterthum der römischen Kirche musste und konnte Michael nicht niederlegen. Sein Amt, kraft dessen er als erster Bischof die Bestätigung vollzog, ent- stammte einzig und allein dem Mandat der Gemeinde. Das Priester- thum der Unität ist eine selbstständige Schöpfung, ohne Anknüpfung an eine bestehende kirchliche Gemeinschaft. Gewiss steht Lukas, indem er die frühere durch das Dekret des J. 1499 sanktionirte und in seinen eigenen Schriften festgehaltene Auffassung verwarf,1) dem Geiste der alten Brüder näher. Uber um so auffallender und greller erscheint der Widerspruch gegen die älteren Quellen, und gegen die 1) Was ist die Ursache dieser Wandlung? Lukas trug wahrscheinlich der neuen Zeitströmung Rechnung und gab in diesem Punkte Luther nach. Auch wurde auf das Mandat der Gemeinde in den Schriften der Brüder neben ande ren Momenten immer Gewicht gelegt.
47 scheidung der kleinen Partei hat er einen hervorragenden Antheil gehabt. Uber die Vorgänge der ersten Zeit berichtet Lukas demnach nicht als Augenzeuge, aber er hat durch Berichte der Mitbrüder und mit Hilfe von Quellen, die wir nicht mehr besitzen, eine vollkomme Kenntniss derselben erlangen können. Manche Einzelnheit vervoll- ständigt das Bild der alteren Quellen und ist durchaus glaubwürdig. Die Schilderung der Wahlsynode in der Literatur des 16. Jahrhun- dertes lehnt sich zum Theil an ihn an. Aber Lukas legt sich die Thatsachen zurecht und bringt sie ge- waltsam mit dem theoretischen Standpunkt, den er einnimmt, in Ein- klang. Der Versuch misslingt. Neben dem Widerstreit mit den Zeug- nissen der alteren Quellen ziehen sich durch seine Schriften unge- löste Widersprüche. Nicht Matthias, sondern Michael ist ihm, der Zeit und dem Range nach, der erste Bischof der Unität. Die Bestätigung durch den Waldenserbischof verliert alle Bedeutung, denn nach der Apo- logie entstammt das Priesterthum der Unität dem Priesterthum der römischen Kirche, und nach der Schrift vom Jahre 1510 hätte Michael sofort zur Bestätigung der durch das Los Gewählten schrei- ten können. Die „Niederlegung des Amtes" wird in zwei Stufen vollzogen, als Niederlegung des bischöflichen Vorranges und als Sus- pension im Priesteramte. Beides bleibt aber unmotivirt. Jene durch die älteren Quellen bezeugte Wiederweihe des Michael muss da- gegen unerwähnt bleiben. Eine andere Auffassung tritt uns in Lukas’ letzter Schrift (1527) entgegen; das von Anfang an nichtige und leere Priesterthum der römischen Kirche musste und konnte Michael nicht niederlegen. Sein Amt, kraft dessen er als erster Bischof die Bestätigung vollzog, ent- stammte einzig und allein dem Mandat der Gemeinde. Das Priester- thum der Unität ist eine selbstständige Schöpfung, ohne Anknüpfung an eine bestehende kirchliche Gemeinschaft. Gewiss steht Lukas, indem er die frühere durch das Dekret des J. 1499 sanktionirte und in seinen eigenen Schriften festgehaltene Auffassung verwarf,1) dem Geiste der alten Brüder näher. Uber um so auffallender und greller erscheint der Widerspruch gegen die älteren Quellen, und gegen die 1) Was ist die Ursache dieser Wandlung? Lukas trug wahrscheinlich der neuen Zeitströmung Rechnung und gab in diesem Punkte Luther nach. Auch wurde auf das Mandat der Gemeinde in den Schriften der Brüder neben ande ren Momenten immer Gewicht gelegt.
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48 früheren Schriften Lukas' selbst, der dadurch entsteht, dass er den Waldensern an der Aufrichtung des Brüderpriesterthums keinen An- theil vergönnt. Die eigenthümliche Loswahl durch Aufstehen und Sitzenbleiben wird von Lukas zweimal geschildert, erst in der Schrift v. J. 1510, dann in der v. J. 1527, aber beidesmal in einem anderen Zusam- menhang. Hier wird Michael — vor der Bestätigung — auf diese Weise zum Bischof gewählt, dort wird ihm — nach der Bestätigung — der Vorrang vor Matthias eingeräumt. Es ist nicht anzunehmen, Lukas habe dies alles willkührlich erdichtet. Wahrscheinlich hat sich jener Zwiespalt, der zu der zweiten Bestätigung Anlass gab, auch auf die Frage bezogen, wer sich zu Stefan, dem Waldenserbischof, begeben sollte. Die Wahl entschied für Michael und räumte ihm eine eigen- thümliche, widerspruchvolle Stellung ein. Gab man dem älteren, erfahrenen Manne den Vorzug oder reichte der Zwiespalt tiefer? Die älteren und späteren Quellen versagen uns eine bestimmte Ant- wort. Und die Ursache dieses Schweigens ist wol nichts anderes ge- wesen, als jener Zwiespalt selbst.1) Die ältesten Schriftsteller woll- ten davon nicht erzählen, die späteren wollten oder konnten es nicht. VII. Die älteren gedruckten Confessionen.) Die polemische Literatur. Die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gedruckten Be- kenntnissschriften und Apologien enthalten mitunter geschichtliche Rückblicke, ohne dabei über die ältere Zeit der Unität neue Auf- schlüsse zu gewähren. Der Verkehr mit den Waldensern wird mit Stillschweigen übergangen, ihr Name, den die Gegner den Brüdern gaben, um sie als notorische von der Kirche verdammte Ketzer zu bezeichnen, entweder einfach acceptirt3), oder auch abgelehnt.4) 1) Den Verkehr mit den Waldensern verläugnen und verschweigen die älteren Quellen nicht. 2) Vgl. Zezschwitz S. 145 ff. 3) Vgl. namentlich einige der ersten (1503—8) Schriften. 4) Vgl. die Confession des J. 1535. Diese ist in lat. Sprache im J. 1538 in Wittenberg gedruckt worden, zugleich mit einer Bearbeitung der Apologie des J. 1532. Einen historischen Rückblick enthält die Praefatio Ministrorum ecclesiae Pi- cardonem ut vocant in B. et Mor. in Confessionem suae fidei. In der Praefatio Ba- ronum et Nobilium heisst es: Quamquam (enim) eorum Ecclesiae nos adiunximus, qui fratres vulgo vocantur, ab adversariis vero... Picardi et Valdenses in contemptum cognominantur u. s. w. In späteren Ausgaben und Bearbeitungen tritt an die Stelle
48 früheren Schriften Lukas' selbst, der dadurch entsteht, dass er den Waldensern an der Aufrichtung des Brüderpriesterthums keinen An- theil vergönnt. Die eigenthümliche Loswahl durch Aufstehen und Sitzenbleiben wird von Lukas zweimal geschildert, erst in der Schrift v. J. 1510, dann in der v. J. 1527, aber beidesmal in einem anderen Zusam- menhang. Hier wird Michael — vor der Bestätigung — auf diese Weise zum Bischof gewählt, dort wird ihm — nach der Bestätigung — der Vorrang vor Matthias eingeräumt. Es ist nicht anzunehmen, Lukas habe dies alles willkührlich erdichtet. Wahrscheinlich hat sich jener Zwiespalt, der zu der zweiten Bestätigung Anlass gab, auch auf die Frage bezogen, wer sich zu Stefan, dem Waldenserbischof, begeben sollte. Die Wahl entschied für Michael und räumte ihm eine eigen- thümliche, widerspruchvolle Stellung ein. Gab man dem älteren, erfahrenen Manne den Vorzug oder reichte der Zwiespalt tiefer? Die älteren und späteren Quellen versagen uns eine bestimmte Ant- wort. Und die Ursache dieses Schweigens ist wol nichts anderes ge- wesen, als jener Zwiespalt selbst.1) Die ältesten Schriftsteller woll- ten davon nicht erzählen, die späteren wollten oder konnten es nicht. VII. Die älteren gedruckten Confessionen.) Die polemische Literatur. Die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gedruckten Be- kenntnissschriften und Apologien enthalten mitunter geschichtliche Rückblicke, ohne dabei über die ältere Zeit der Unität neue Auf- schlüsse zu gewähren. Der Verkehr mit den Waldensern wird mit Stillschweigen übergangen, ihr Name, den die Gegner den Brüdern gaben, um sie als notorische von der Kirche verdammte Ketzer zu bezeichnen, entweder einfach acceptirt3), oder auch abgelehnt.4) 1) Den Verkehr mit den Waldensern verläugnen und verschweigen die älteren Quellen nicht. 2) Vgl. Zezschwitz S. 145 ff. 3) Vgl. namentlich einige der ersten (1503—8) Schriften. 4) Vgl. die Confession des J. 1535. Diese ist in lat. Sprache im J. 1538 in Wittenberg gedruckt worden, zugleich mit einer Bearbeitung der Apologie des J. 1532. Einen historischen Rückblick enthält die Praefatio Ministrorum ecclesiae Pi- cardonem ut vocant in B. et Mor. in Confessionem suae fidei. In der Praefatio Ba- ronum et Nobilium heisst es: Quamquam (enim) eorum Ecclesiae nos adiunximus, qui fratres vulgo vocantur, ab adversariis vero... Picardi et Valdenses in contemptum cognominantur u. s. w. In späteren Ausgaben und Bearbeitungen tritt an die Stelle
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49 Allerdings waren die Brüder keine Waldenser, aber die Zurückwei- sung dieses Namens geschieht wenigstens in der kurzen apologetischen Schrift v. J. 1524 in einer auffallend schroffen Weise.1) Dagegen wurde, namentlich seitdem Luther einigemal dem Joh. Hus ein lobendes Zeugniss ausgestellt, auf den Zusammenhang mit „dem h. Märtyrer“ ein grösseres Gewicht gelegt, als es in den älte- ren Schriften der Fall ist.2) Indem die Brüder der deutschen Refor- mation näher traten, gewann für sie das Andenken des böhmischen Reformators eine grössere Bedeutung. Auch die polemische Literatur gewährt dem Historiker, welcher in ihr Nachrichten über die ältere Zeit sucht, eine spärliche Aus- beute. Die Schriften der ältesten katholischen Gegner der Brüder, eines Henricus Institoris, eines Johannes Aquensis 3), eines Jakob Lilienstein4) u. s. w. zeugen von grosser Geistesarmut und gerin- ger Kenntniss des Gegners. Auch der humanistisch gebildete Dom- der ersten Vorrede das Proëmium Rüdingers (s. u.) und die Stelle in der Praefatio der Herren lautet also: Quamquam (autem) libenter libereque confitemur, quod cum eius populis coetu nos coniunxerimus, qui vulgo fratres, ab adversariis autem per contemptum Picardi, ab aliis vero per ignorantiam Waldenses nominantur u. s. W. Der Titel der Apologie (1532) in der lateinischen Ausgabe (1538) lautet: Apologia verae doctrinae eorum qui vulgo appellantur Waldenses vel Picardi. Retinuerunt enim Joannis Hussitae (sic) doctrinam, cum scripturis sanctis consencientem. Oblata Ge- orgio March. Brandenburg. Nunc demum multis in locis aucta et recognita. Im ersten Abschnitt (De origine nostra) kommt der Name der Waldenser nur einmal vor: iam scelestissimorum haereticorum, iam Picardorum, iam Waldensium, quod probris- simi conuicii loco fuit,... appellitantur. 1) „Es dörffe auch keiner vns vor E. G. (K. Ludvig) angeben als fur Val- denser die langst sollen verthumbt seyn.“ Von dieser apologetischen Schrift, die man unter die eigentlichen Confessionen nicht rechnen sollte, hat zuerst Zezschwitz S. 146 Mittheilungen gemacht. Sie scheint identisch zu sein mit einer Flugschrift, welche die Unitätsbibl. in Herrnhut besitzt (Titelblatt: 1525. Eyn kurtz vnterricht von dem ursprunck der Bruder in Behmen und derselben ursach darzu sie auch beweysen das sie nicht aus der Waldenser oder Pickarten Rotte kommen. Gesant auff den Lant tag ken Praga. 4° 8 Bl. Auf der letzten Seite: Ende ym iar 1525 fur den Lant tag zu Prag auff Pauli bekerung. Gedruckt yn der Churf stat zwickau durch Jorg Ga- stel yn 1525. 2) In der Apologie (1538) sagen die Brüder, sie seien „Joh. Hussii s. germen, propago, relictae adhuc reliquiae.“ 3) Sein 1524 verfasstes Locustarium s. im Auszug b. Dudík Iter Romanum 289 ff. Ein Bischof der Brüder habe Petrus Waldus als den eigentlichen Urheber (primus inventor) ihrer Sekte bezeichnet. Hoc idem testatur Fr. Jacobus Lilienstey- nensis Accedit etiam epistola petri chelczicensis ad rokyczanam scripta, ubi simile haec describit. (Vgl. Palacký IV. 1. S. 476.) Joh. Aquensis kennt auch eine nach Johanna Krajíř von Krajek — Johanniani genannte Sekte. — Die beste katholische Schrift ist der spätestens 1505 gegen die Kinderfragen verfasste Traktat des Bar- füssermönches Wolfgang, der sich aber fast ausschliesslich auf dem dogmatischen Gebiete bewegt. 4) Tractatus contra Waldenses fratres erroneos quos vulgus vocat Pickardos sine regula, sine lege, et sine obedientia. Collectum a. d. 1505. — Nach Lilienstein hat Petrus Valdensis, ein Zeitgenosse Constantius, in Lyon s ine Sekte gestiftet,
49 Allerdings waren die Brüder keine Waldenser, aber die Zurückwei- sung dieses Namens geschieht wenigstens in der kurzen apologetischen Schrift v. J. 1524 in einer auffallend schroffen Weise.1) Dagegen wurde, namentlich seitdem Luther einigemal dem Joh. Hus ein lobendes Zeugniss ausgestellt, auf den Zusammenhang mit „dem h. Märtyrer“ ein grösseres Gewicht gelegt, als es in den älte- ren Schriften der Fall ist.2) Indem die Brüder der deutschen Refor- mation näher traten, gewann für sie das Andenken des böhmischen Reformators eine grössere Bedeutung. Auch die polemische Literatur gewährt dem Historiker, welcher in ihr Nachrichten über die ältere Zeit sucht, eine spärliche Aus- beute. Die Schriften der ältesten katholischen Gegner der Brüder, eines Henricus Institoris, eines Johannes Aquensis 3), eines Jakob Lilienstein4) u. s. w. zeugen von grosser Geistesarmut und gerin- ger Kenntniss des Gegners. Auch der humanistisch gebildete Dom- der ersten Vorrede das Proëmium Rüdingers (s. u.) und die Stelle in der Praefatio der Herren lautet also: Quamquam (autem) libenter libereque confitemur, quod cum eius populis coetu nos coniunxerimus, qui vulgo fratres, ab adversariis autem per contemptum Picardi, ab aliis vero per ignorantiam Waldenses nominantur u. s. W. Der Titel der Apologie (1532) in der lateinischen Ausgabe (1538) lautet: Apologia verae doctrinae eorum qui vulgo appellantur Waldenses vel Picardi. Retinuerunt enim Joannis Hussitae (sic) doctrinam, cum scripturis sanctis consencientem. Oblata Ge- orgio March. Brandenburg. Nunc demum multis in locis aucta et recognita. Im ersten Abschnitt (De origine nostra) kommt der Name der Waldenser nur einmal vor: iam scelestissimorum haereticorum, iam Picardorum, iam Waldensium, quod probris- simi conuicii loco fuit,... appellitantur. 1) „Es dörffe auch keiner vns vor E. G. (K. Ludvig) angeben als fur Val- denser die langst sollen verthumbt seyn.“ Von dieser apologetischen Schrift, die man unter die eigentlichen Confessionen nicht rechnen sollte, hat zuerst Zezschwitz S. 146 Mittheilungen gemacht. Sie scheint identisch zu sein mit einer Flugschrift, welche die Unitätsbibl. in Herrnhut besitzt (Titelblatt: 1525. Eyn kurtz vnterricht von dem ursprunck der Bruder in Behmen und derselben ursach darzu sie auch beweysen das sie nicht aus der Waldenser oder Pickarten Rotte kommen. Gesant auff den Lant tag ken Praga. 4° 8 Bl. Auf der letzten Seite: Ende ym iar 1525 fur den Lant tag zu Prag auff Pauli bekerung. Gedruckt yn der Churf stat zwickau durch Jorg Ga- stel yn 1525. 2) In der Apologie (1538) sagen die Brüder, sie seien „Joh. Hussii s. germen, propago, relictae adhuc reliquiae.“ 3) Sein 1524 verfasstes Locustarium s. im Auszug b. Dudík Iter Romanum 289 ff. Ein Bischof der Brüder habe Petrus Waldus als den eigentlichen Urheber (primus inventor) ihrer Sekte bezeichnet. Hoc idem testatur Fr. Jacobus Lilienstey- nensis Accedit etiam epistola petri chelczicensis ad rokyczanam scripta, ubi simile haec describit. (Vgl. Palacký IV. 1. S. 476.) Joh. Aquensis kennt auch eine nach Johanna Krajíř von Krajek — Johanniani genannte Sekte. — Die beste katholische Schrift ist der spätestens 1505 gegen die Kinderfragen verfasste Traktat des Bar- füssermönches Wolfgang, der sich aber fast ausschliesslich auf dem dogmatischen Gebiete bewegt. 4) Tractatus contra Waldenses fratres erroneos quos vulgus vocat Pickardos sine regula, sine lege, et sine obedientia. Collectum a. d. 1505. — Nach Lilienstein hat Petrus Valdensis, ein Zeitgenosse Constantius, in Lyon s ine Sekte gestiftet,
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50 herr, Dr. Augustin Käsebrot,1) war seinem Gegner, Johannes Černý (Niger), Lukas' Bruder, dem berühmten Arzte, nicht gewachsen. Die Utraquisten begnügten sich zumeist mit den Waffen, die sie in dem Traktat der Magister (Vertheidigung des Glaubens) vorfanden. Namentlich hat ein Gegner Augustas, der Pfarrer Peter von Zásadí, sie wieder hervorgeholt und das Priesterthum der Unität in einer 1542 gedruckten Schrift für „eine Chimäre“ erklart. Einen ebenbürtigen Gegner haben die Brüder erst an dem Je- suiten Wenzel Šturm († 1601)2) gefunden, der, von Ferdinand I. nach Rom geschickt, unter den Augen des Ignatius von Lojola seine Studien begann. Nach der Heimat zurückgekehrt, hat er 1582—1590 in rascher Folge sechs gegen die Brüder gerichtete Traktate publi- cirt. Aber auch in ihnen überwiegt das dogmatische Element. Šturm kannte zwar die gedruckte Literatur der Brüder, aber die hand- schriftlichen Quellen ihrer älteren Geschichte sind ihm verschlossen geblieben. In seiner ersten Schrift (1582) hält er den Brüdern mit Berufung auf ihre Confession der J. 1574 vor, sie hätten kein Recht, den Namen der Waldenser abzulehnen, da doch auch Wiclif von diesen abstamme. Von dem direkten Verkehr der Brüder mit den Waldensern scheint er aber damals noch keine Kenntniss gehabt zu haben. Bald darauf (1584) ergänzte Šturm diese Lücke aus dem Traktat des Peter von Zásadí, und in seiner 5. Schrift (1588) unternahm er es, die Nichtigkeit des Priesterthums und Bisthums der Unität nachzuweisen, wobei er sich auch auf die in der katholischen Kirche übliche und nach seiner Auffassung die Gültigkeit bedingende Form der Weihe beruft. Ein Bischof könne nur durch drei andere Bischöfe geweiht werden u. s. w. In seiner letzten Schrift (1590) hebt er endlich mit Nachdruck die Widersprüche hervor, welche er in Michaels „Nieder- legung des Amtes“ zu finden glaubte.3) die sich von da bis nach Böhmen verbreitete und hier ausartete. Eine Abart der Waldenser sind die Adamiten gewesen, de quorum numero fuit unus Michael dictus. Michael, der die Sekte wieder reinigte, habe sich dann mit einem Waldenser- bischof — nach Constantinopel begeben und dort von ihm die Weihe empfangen! — Ad. Voigt unterbricht seinen Auszug aus H. Institoris' Clypeus (Acta litter. II. 438) mit dem Ausruf: Ohe! jam satis est. Taedet me plura describere, neque dubito, lectorem plura hujusmodi sine stomacho vix legere posse. 1) Augustini de Olomucz Epistola contra perfidiam Waldensium ad J. Nigrum. Lipsiae 1512. Vgl. Br. A. VI. (Černýs Entgegnung.) 2) Jireček Ruk. II. 273—278. Vgl. Pelzel Abbild. böhm. u. mähr. Gelehrten III. 3) Ob die Schriften der Habrowitaner (Gindely I. 197) und die Gegenschriften der Brüder wertvollere historische Nachrichten enthalten, vermag ich nicht zu sa- gen. In den mir zugänglichen Bibliotheken habe ich diese höchst seltenen, wo nicht
50 herr, Dr. Augustin Käsebrot,1) war seinem Gegner, Johannes Černý (Niger), Lukas' Bruder, dem berühmten Arzte, nicht gewachsen. Die Utraquisten begnügten sich zumeist mit den Waffen, die sie in dem Traktat der Magister (Vertheidigung des Glaubens) vorfanden. Namentlich hat ein Gegner Augustas, der Pfarrer Peter von Zásadí, sie wieder hervorgeholt und das Priesterthum der Unität in einer 1542 gedruckten Schrift für „eine Chimäre“ erklart. Einen ebenbürtigen Gegner haben die Brüder erst an dem Je- suiten Wenzel Šturm († 1601)2) gefunden, der, von Ferdinand I. nach Rom geschickt, unter den Augen des Ignatius von Lojola seine Studien begann. Nach der Heimat zurückgekehrt, hat er 1582—1590 in rascher Folge sechs gegen die Brüder gerichtete Traktate publi- cirt. Aber auch in ihnen überwiegt das dogmatische Element. Šturm kannte zwar die gedruckte Literatur der Brüder, aber die hand- schriftlichen Quellen ihrer älteren Geschichte sind ihm verschlossen geblieben. In seiner ersten Schrift (1582) hält er den Brüdern mit Berufung auf ihre Confession der J. 1574 vor, sie hätten kein Recht, den Namen der Waldenser abzulehnen, da doch auch Wiclif von diesen abstamme. Von dem direkten Verkehr der Brüder mit den Waldensern scheint er aber damals noch keine Kenntniss gehabt zu haben. Bald darauf (1584) ergänzte Šturm diese Lücke aus dem Traktat des Peter von Zásadí, und in seiner 5. Schrift (1588) unternahm er es, die Nichtigkeit des Priesterthums und Bisthums der Unität nachzuweisen, wobei er sich auch auf die in der katholischen Kirche übliche und nach seiner Auffassung die Gültigkeit bedingende Form der Weihe beruft. Ein Bischof könne nur durch drei andere Bischöfe geweiht werden u. s. w. In seiner letzten Schrift (1590) hebt er endlich mit Nachdruck die Widersprüche hervor, welche er in Michaels „Nieder- legung des Amtes“ zu finden glaubte.3) die sich von da bis nach Böhmen verbreitete und hier ausartete. Eine Abart der Waldenser sind die Adamiten gewesen, de quorum numero fuit unus Michael dictus. Michael, der die Sekte wieder reinigte, habe sich dann mit einem Waldenser- bischof — nach Constantinopel begeben und dort von ihm die Weihe empfangen! — Ad. Voigt unterbricht seinen Auszug aus H. Institoris' Clypeus (Acta litter. II. 438) mit dem Ausruf: Ohe! jam satis est. Taedet me plura describere, neque dubito, lectorem plura hujusmodi sine stomacho vix legere posse. 1) Augustini de Olomucz Epistola contra perfidiam Waldensium ad J. Nigrum. Lipsiae 1512. Vgl. Br. A. VI. (Černýs Entgegnung.) 2) Jireček Ruk. II. 273—278. Vgl. Pelzel Abbild. böhm. u. mähr. Gelehrten III. 3) Ob die Schriften der Habrowitaner (Gindely I. 197) und die Gegenschriften der Brüder wertvollere historische Nachrichten enthalten, vermag ich nicht zu sa- gen. In den mir zugänglichen Bibliotheken habe ich diese höchst seltenen, wo nicht
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51 VIII. Johannes Černýs (Nigranus') Schreiben an Illyricus (1555).) M. Flacius Illyricus und die Brüder hatten einen gemeinschaft- lichen Gegner, Osiander. Aber auch die historischen Studien und Arbeiten, die jener unternahm, hatten seine Aufmerksamkeit auf die Brüder gelenkt, wobei er zu dem Resultate gelangte, die Unität sei ein Zweig des grossen Stammes der Waldenser. In einem an die Senioren gerichteten Schreiben (1555) polemisirt er geradezu gegen die Art und Weise, wie die Brüder ihre ältere Geschichte auffassten. Weder Rokycana, noch Hus mit seinen Vorläufern seien als die geistigen Väter der Brüder zu bezeichnen: diese seien vielmehr aus den Waldensern hervorgegangen. Flacius gieng von der Vergleichung der Lehre aus: in der Lehre der Brüder fand er die der Waldenser vollständig wieder. Aus dieser müsse also jene geflossen sein, da doch Hus’ Lehre nicht einmal zur Hälfte so rein gewesen sei.2) Flacius, dem damals sein grosses Geschichtswerk, die Centu- rien, besonders auf dem Herzen lag, wünschte von den Brüdern und durch ihre Vermittelung von den romanischen Waldensern durch Zusendung von Quellenschriften unterstützt zu werden. Im Namen der Senioren antwortete Johannes Černý (Nigranus), damals, neben Augusta, der bedeutendste Mann der Unität, der eigentliche Begrün- gänzlich verlorenen Drucke nicht vorgefunden. W. Šturm hat in einer seiner Schrif- ten (Srovnáni 1582) ein Citat aus der Antwort der Brüder v. J. 1533 aufgenommen, das einen Bericht über die Wahl der ersten Priester enthält, ohne indess neues zu bieten. Zum Schluss heisst es kurz: „Das Los fiel auf drei, und diese wurden mit Freuden bestätigt und angenommen.“ — Die Schrift der Brüder gegen Adalbert von Pernstein (vgl. Gindely I. 460), von M. Červenka verfasst, beruft sich auf ein gedrucktes Buch von der „Entstehung der Unität“, bringt aber auch keine neuen Aufschlüsse. Die Brüder hätten im Jahre 1467 bereits Priester unter sich gehabt, und diese das römische Priesterthum und Bisthum besessen. Sie stellten die Ge- wählten dem anwesenden Priester und Bischof vor. Auch könnten sie noch mehr beweisen, nämlich dass ihr Priesterthum und Bisthum von zwei Bischöfen abstam- me. — Červenkas († 1569) „Kurze Nachricht von der Entstehung der Unität“ be- sitzen wir nicht mehr. 1) Gindely Quellen zur G. der Böhm. Br. S. 275 ff. 2) Et Hussius ne ex dimidia parte quidem tam puram doctrinam, ut vestra est, habuit. Vgl. Catalogus Testium Veritatis: Ac nequeo sane mirari, qui acciderit, quod cum eodem tempore simul Hussius et Valdenses in Boemia fuerunt, non tamen ex eorum collatione Hussius suam doctrinam aliquanto purgatiorem ac solidiorem effecerit... Weniger günstig lautet Flacius' Urtheil in seinem Schreiben an Boden- stein, April 1556 (Quellen S. 282): certum est Valdensium doctrinam ante Lutherum fuisse foede corruptam, eaque et Boemicos et etiam Gallicos Valdenses teste Schle- dano sua ad Lutheri institutionem correxisse.
51 VIII. Johannes Černýs (Nigranus') Schreiben an Illyricus (1555).) M. Flacius Illyricus und die Brüder hatten einen gemeinschaft- lichen Gegner, Osiander. Aber auch die historischen Studien und Arbeiten, die jener unternahm, hatten seine Aufmerksamkeit auf die Brüder gelenkt, wobei er zu dem Resultate gelangte, die Unität sei ein Zweig des grossen Stammes der Waldenser. In einem an die Senioren gerichteten Schreiben (1555) polemisirt er geradezu gegen die Art und Weise, wie die Brüder ihre ältere Geschichte auffassten. Weder Rokycana, noch Hus mit seinen Vorläufern seien als die geistigen Väter der Brüder zu bezeichnen: diese seien vielmehr aus den Waldensern hervorgegangen. Flacius gieng von der Vergleichung der Lehre aus: in der Lehre der Brüder fand er die der Waldenser vollständig wieder. Aus dieser müsse also jene geflossen sein, da doch Hus’ Lehre nicht einmal zur Hälfte so rein gewesen sei.2) Flacius, dem damals sein grosses Geschichtswerk, die Centu- rien, besonders auf dem Herzen lag, wünschte von den Brüdern und durch ihre Vermittelung von den romanischen Waldensern durch Zusendung von Quellenschriften unterstützt zu werden. Im Namen der Senioren antwortete Johannes Černý (Nigranus), damals, neben Augusta, der bedeutendste Mann der Unität, der eigentliche Begrün- gänzlich verlorenen Drucke nicht vorgefunden. W. Šturm hat in einer seiner Schrif- ten (Srovnáni 1582) ein Citat aus der Antwort der Brüder v. J. 1533 aufgenommen, das einen Bericht über die Wahl der ersten Priester enthält, ohne indess neues zu bieten. Zum Schluss heisst es kurz: „Das Los fiel auf drei, und diese wurden mit Freuden bestätigt und angenommen.“ — Die Schrift der Brüder gegen Adalbert von Pernstein (vgl. Gindely I. 460), von M. Červenka verfasst, beruft sich auf ein gedrucktes Buch von der „Entstehung der Unität“, bringt aber auch keine neuen Aufschlüsse. Die Brüder hätten im Jahre 1467 bereits Priester unter sich gehabt, und diese das römische Priesterthum und Bisthum besessen. Sie stellten die Ge- wählten dem anwesenden Priester und Bischof vor. Auch könnten sie noch mehr beweisen, nämlich dass ihr Priesterthum und Bisthum von zwei Bischöfen abstam- me. — Červenkas († 1569) „Kurze Nachricht von der Entstehung der Unität“ be- sitzen wir nicht mehr. 1) Gindely Quellen zur G. der Böhm. Br. S. 275 ff. 2) Et Hussius ne ex dimidia parte quidem tam puram doctrinam, ut vestra est, habuit. Vgl. Catalogus Testium Veritatis: Ac nequeo sane mirari, qui acciderit, quod cum eodem tempore simul Hussius et Valdenses in Boemia fuerunt, non tamen ex eorum collatione Hussius suam doctrinam aliquanto purgatiorem ac solidiorem effecerit... Weniger günstig lautet Flacius' Urtheil in seinem Schreiben an Boden- stein, April 1556 (Quellen S. 282): certum est Valdensium doctrinam ante Lutherum fuisse foede corruptam, eaque et Boemicos et etiam Gallicos Valdenses teste Schle- dano sua ad Lutheri institutionem correxisse.
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52 der des Brüderarchivs. 1) Eine Gesandschaft nach Italien zu schicken, lehnten die Brüder ab; die andere Bitte des Illyricus wurde aber insoferne erfüllt, als die Brüder einige alte Schriften sogleich schick- ten, die Sendung anderer in Aussicht stellten. Ohne Gereiztheit, aber doch entschieden bekämpft Černý die von Flacius aufgestellte Ansicht. Die Brüder lehnen den Namen der Waldenser ab, weil sie keine Waldenser sind. Die Begründer der Unität, „die Zuhörer Rokycanas“, haben fast keine Kenntniss von der Kirche und Lehre der Waldenser besessen (iis Waldensium Eccle- sia fere ignota fuit). In Böhmen selbst hat es damals keine Wal- denser gegeben, wol aber in Mähren, an der österreichischen Gränze. Dahin, an ihre zwei Vorsteher, von denen der eine, Stephanus, ihr „Senior“, später in Wien verbrannt worden ist, haben die Brüder um das J. 1467 mehr als einmal Gesandte geschickt.2) Den Zweck dieser Sendungen gibt Černý nicht an: doch sei nichts erreicht wor- den.3) Die Folgerung des Flacius, die Ahnlichkeit der Lehren be- weise den causalen Zusammenhang, weist er zurück, gibt aber da- bei zu, die Ansichten über den Ursprung der Unität seien schwan- kend. Doch könne diese Unsicherheit durch das Studium der Quel- len behoben werden.4) Als eine Quelle der Brüdergeschichte dürfte man Cernýs Schrei- ben an Illyricus nicht ansehen. Aus der damals noch lebendigen Tradition hat es uns aber wenigstens einen neuen Zug erhalten: die Angabe des Ortes, an dem die Zusammenkünfte mit Stefan, dem Waldenserbischof, stattfanden. Die Gemeinden der Waldenser schei- nen damals von Österreich nach Mähren über die Gränze herüber- gereicht zu haben. 1) Černý hat eine Geschichte „der Succession der Bischöfe 1467—1559“ ver- fasst, ein Werk, das wir nur aus Jafets Citaten kennen. 2) ... circiter a. D. 1467 mittunt semel atque iterum legatos ad Valdenses, quorum duo praecipui erant in Moravia prope Austriam, horum senior vocabatur Stephanus, qui tandem Viennae in Austria flamma exustus est, sed apud eos parum effectum est. 3) Wenzel Šturm erzählt in seiner „Kurzen Entgegnung“ (Krátké ozvání 1584), Černý habe auf der Synode von Kožminek (Gindely I. 398) gesagt, die Brü- der hätten die Ordination von den Waldensern erhalten. 4) Černý selbst ist geneigt Michael für den geistigen Urheber der Unität zu halten, ohne dabei Br. Gregor, geschweige Chelčický, zu nennen. Der in seinem Schreiben (Quellen S. 280) berührte Chronographus, Bohuslav Bilejovský († 1555), hat 1532 als utraquistischer Pfarrer in Kuttenberg eine Kirchenchronik von Böhmen in böhmischer Sprache verfasst, die in erster Ausgabe 1537 in Nürnberg erschienen ist.
52 der des Brüderarchivs. 1) Eine Gesandschaft nach Italien zu schicken, lehnten die Brüder ab; die andere Bitte des Illyricus wurde aber insoferne erfüllt, als die Brüder einige alte Schriften sogleich schick- ten, die Sendung anderer in Aussicht stellten. Ohne Gereiztheit, aber doch entschieden bekämpft Černý die von Flacius aufgestellte Ansicht. Die Brüder lehnen den Namen der Waldenser ab, weil sie keine Waldenser sind. Die Begründer der Unität, „die Zuhörer Rokycanas“, haben fast keine Kenntniss von der Kirche und Lehre der Waldenser besessen (iis Waldensium Eccle- sia fere ignota fuit). In Böhmen selbst hat es damals keine Wal- denser gegeben, wol aber in Mähren, an der österreichischen Gränze. Dahin, an ihre zwei Vorsteher, von denen der eine, Stephanus, ihr „Senior“, später in Wien verbrannt worden ist, haben die Brüder um das J. 1467 mehr als einmal Gesandte geschickt.2) Den Zweck dieser Sendungen gibt Černý nicht an: doch sei nichts erreicht wor- den.3) Die Folgerung des Flacius, die Ahnlichkeit der Lehren be- weise den causalen Zusammenhang, weist er zurück, gibt aber da- bei zu, die Ansichten über den Ursprung der Unität seien schwan- kend. Doch könne diese Unsicherheit durch das Studium der Quel- len behoben werden.4) Als eine Quelle der Brüdergeschichte dürfte man Cernýs Schrei- ben an Illyricus nicht ansehen. Aus der damals noch lebendigen Tradition hat es uns aber wenigstens einen neuen Zug erhalten: die Angabe des Ortes, an dem die Zusammenkünfte mit Stefan, dem Waldenserbischof, stattfanden. Die Gemeinden der Waldenser schei- nen damals von Österreich nach Mähren über die Gränze herüber- gereicht zu haben. 1) Černý hat eine Geschichte „der Succession der Bischöfe 1467—1559“ ver- fasst, ein Werk, das wir nur aus Jafets Citaten kennen. 2) ... circiter a. D. 1467 mittunt semel atque iterum legatos ad Valdenses, quorum duo praecipui erant in Moravia prope Austriam, horum senior vocabatur Stephanus, qui tandem Viennae in Austria flamma exustus est, sed apud eos parum effectum est. 3) Wenzel Šturm erzählt in seiner „Kurzen Entgegnung“ (Krátké ozvání 1584), Černý habe auf der Synode von Kožminek (Gindely I. 398) gesagt, die Brü- der hätten die Ordination von den Waldensern erhalten. 4) Černý selbst ist geneigt Michael für den geistigen Urheber der Unität zu halten, ohne dabei Br. Gregor, geschweige Chelčický, zu nennen. Der in seinem Schreiben (Quellen S. 280) berührte Chronographus, Bohuslav Bilejovský († 1555), hat 1532 als utraquistischer Pfarrer in Kuttenberg eine Kirchenchronik von Böhmen in böhmischer Sprache verfasst, die in erster Ausgabe 1537 in Nürnberg erschienen ist.
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53 IX. Blahoslavs Summa (1556).) Der Uberbringer jenes Schreibens Černýs war Johannes Bla- hoslav. Blahoslav, geboren im J. 1523, stand damals am Anfange sei- ner Laufbahn, die sowol für die Geschichte der Unität als auch für die Entwickelung der böhmischen Literatur, deren beste Pfleger im 16. und 17. Jahrhunderte die Brüder waren, eine grosse Bedeutung erlangen sollte. Nach Vollendung der höheren Studien in Goldberg unter Trotzendorf (1543—1544) und in Wittenberg (1544—1545) wurde er (1548) Černýs Leitung anvertraut, der ihn mit anderen jungen Männern nochmals in’s Ausland schickte. Aber aus Königs- berg, wohin er sich zuerst begab, vertrieb Blahoslav der von Osi- ander erregte Streit; in Basel, wo er sich vom Winter des Jahres 1549 bis zum folgenden Frühjahr aufhielt, liess ihn seine Kränklich- keit nicht lange weilen. Seit 1552 befand er sich in Jungbunzlau, dem Karmel der Brüder, ein treuer Genosse und Gehilfe Černýs, seines väterlichen Freundes. Aber auch seine selbstständige Thätig- keit begann bald darauf. Die böhmische historische Literatur be- reicherte er schon damals durch wichtige und formvollendete Quellen- schriften, die Berichte über seine Reisen nach Wien (1555—1557) und nach Magdeburg zu Flacius (1556). Nach Blahoslavs Bericht zu schliessen, standen bei den mit Flacius gepflogenen Verhandlungen die theologischen Controversen jener Zeit im Vordergrunde. Beide Männer waren leidenschaftlicher Natur. Flacius tadelte vieles in der Lehre der Brüder, Blahoslav entgegnete mit „wüthenden“ Worten. Auch über die historische Frage vom Ursprung der Unität wurde keine Einigung erzielt. Flacius, dessen Catalogus Testium Veritatis eben erschienen war, hielt an seiner auch in diesem Buche geäusserten Ansicht fest.2) 1) Br. A. VIII. Beilage L. 2) Vgl. Gindely I. 421. — Blahoslavs Bericht s. in Gindelys Lebensgeschichte Blahoslavs. Č. Č. M. 1856. Darin heisst es: „Ich gab dem Flacius die von den Brüdern gesandten Schriften und begrüsste ihu in ihrem Namen. Er nahm alles mit Vergnügen an, obgleich er manches bereits besass: so unsere Agenden in’s Deutsche übersetzt, Antonius (Bodenstein) hatte sie ihm, wie er sagte, geschickt. Dann meinte er, ich sollte doch nach Italien gehen... und zeigte mir verschiedene Stellen, an denen in alten auf Pergament und Papier geschriebenen Büchern von den Waldensern gesprochen wird, was auch in seinem eben herausgegebenen Buche, das er mir schenkte, zu finden ist... Uber den Ursprung der Brüder und der Wal- denser sprachen wir lange, und er wies mir Chroniken vor, welche bezeugen, zur Zeit des Aeneas Sylvius habe es in Böhmen viele gegeben, welche die Lehre der
53 IX. Blahoslavs Summa (1556).) Der Uberbringer jenes Schreibens Černýs war Johannes Bla- hoslav. Blahoslav, geboren im J. 1523, stand damals am Anfange sei- ner Laufbahn, die sowol für die Geschichte der Unität als auch für die Entwickelung der böhmischen Literatur, deren beste Pfleger im 16. und 17. Jahrhunderte die Brüder waren, eine grosse Bedeutung erlangen sollte. Nach Vollendung der höheren Studien in Goldberg unter Trotzendorf (1543—1544) und in Wittenberg (1544—1545) wurde er (1548) Černýs Leitung anvertraut, der ihn mit anderen jungen Männern nochmals in’s Ausland schickte. Aber aus Königs- berg, wohin er sich zuerst begab, vertrieb Blahoslav der von Osi- ander erregte Streit; in Basel, wo er sich vom Winter des Jahres 1549 bis zum folgenden Frühjahr aufhielt, liess ihn seine Kränklich- keit nicht lange weilen. Seit 1552 befand er sich in Jungbunzlau, dem Karmel der Brüder, ein treuer Genosse und Gehilfe Černýs, seines väterlichen Freundes. Aber auch seine selbstständige Thätig- keit begann bald darauf. Die böhmische historische Literatur be- reicherte er schon damals durch wichtige und formvollendete Quellen- schriften, die Berichte über seine Reisen nach Wien (1555—1557) und nach Magdeburg zu Flacius (1556). Nach Blahoslavs Bericht zu schliessen, standen bei den mit Flacius gepflogenen Verhandlungen die theologischen Controversen jener Zeit im Vordergrunde. Beide Männer waren leidenschaftlicher Natur. Flacius tadelte vieles in der Lehre der Brüder, Blahoslav entgegnete mit „wüthenden“ Worten. Auch über die historische Frage vom Ursprung der Unität wurde keine Einigung erzielt. Flacius, dessen Catalogus Testium Veritatis eben erschienen war, hielt an seiner auch in diesem Buche geäusserten Ansicht fest.2) 1) Br. A. VIII. Beilage L. 2) Vgl. Gindely I. 421. — Blahoslavs Bericht s. in Gindelys Lebensgeschichte Blahoslavs. Č. Č. M. 1856. Darin heisst es: „Ich gab dem Flacius die von den Brüdern gesandten Schriften und begrüsste ihu in ihrem Namen. Er nahm alles mit Vergnügen an, obgleich er manches bereits besass: so unsere Agenden in’s Deutsche übersetzt, Antonius (Bodenstein) hatte sie ihm, wie er sagte, geschickt. Dann meinte er, ich sollte doch nach Italien gehen... und zeigte mir verschiedene Stellen, an denen in alten auf Pergament und Papier geschriebenen Büchern von den Waldensern gesprochen wird, was auch in seinem eben herausgegebenen Buche, das er mir schenkte, zu finden ist... Uber den Ursprung der Brüder und der Wal- denser sprachen wir lange, und er wies mir Chroniken vor, welche bezeugen, zur Zeit des Aeneas Sylvius habe es in Böhmen viele gegeben, welche die Lehre der
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54 Entweder vor der Magdeburger Reise, oder wie man gewöhn- lich annimmt, 1) nach derselben, hat Blahoslav seine Summa verfasst, eine gedrängte Übersicht der Brüdergeschichte von dem Ursprung der Unität bis auf seine Zeit. Was Černý mit richtigem Blick als nöthig erkannt hatte, das that Blahoslav, indem er auf die Quellen selbst zurückgieng. Der erste Abschnitt der Summa, in dem die Vorgeschichte der Unität geschildert wird, ist nichts anderes, als ein mit geschickter Hand aus den Quellen verfertigter Auszug. Ihre einzelnen Angaben sind in ein Ganzes verschmolzen, welches wieder- um unschwer ohne Rest auf seine Vorlagen zurückgeführt werden kann, wobei man erkennen dürfte, Blahoslav habe für diese Periode nicht mehr Quellen besessen, als, zum Theil durch sein Verdienst, bis auf den heutigen Tag sich erhalten hat. Blahoslav und auch andere Brüderautoren haben aus der im 16. Jahrhunderte wol noch lange lebendigen Tradition weniger geschöpft, als man erwarten sollte. Blahoslavs Summa verfolgt einen bestimmten Zweck. Sie soll einerseits Flacius' Ansicht widerlegen, anderseits die Daten über den Verkehr der Brüder mit den Waldensern, wie und in wel- cher Tragweite derselbe wirklich stattgehabt, vollständig sammeln. Flacius gegenüber, der zwischen Brüdern und Waldensern in Lehre und geschichtlicher Entwickelung keinen Unterschied zulassen wollte, behält Blahoslav Recht, wenn er in der hussitischen Bewegung im allgemeinen den Boden erblickt, in dem auch die Unität mit ihren Wurzeln ruhe. Wenn er aber zugleich jede Berührung der Brüder mit den Waldensern vor dem J. 1467 in Abrede stellt, so geht er weiter, als ihn seine Quellen berechtigen, mit denen er auch dadurch Waldenser bekannten. Und da unsere Väter damals lebten, so folge daraus, wir seien Waldenser. Denn wo hätten sie sonst eine so reine Wahrheit und Lehre ge- funden, da weder Rokycana, ja nicht einmal M. Joh. Hus sich einer so von allem Irrthum gereinigten Lehre erfreute. Ich antwortete, wie ich diess alles verstand und wie sich die Sache in der That verhielt. Endlich verstand er es und schenkte viel- leicht auch Glauben meiner Erzählung von dem Ursprung, den Ursachen der Tren- nung und warum sich die Brüder den Waldensern nicht angeschlossen hätten. Das war am Donnerstag nach Pfingsten.“ — An einer anderen Stelle seines Berichtes erzählt Blahoslav: „Flacius sagte mir, Montanus in Nürnberg drucke Hus' Schriften, opera latine eius omnia. Wenn wir etwas hätten, so möchten wir es ihm schicken, da wir doch für die Nachfolgen und Nachkommen des Hus gelten wollten. Item Viclephi opera omnia sollten gleich darauf gedruckt werden; wenn wir etwas hätten, so sollten wir beisteuern.“ — Wie gross Blahoslavs Verstimmung gegen Flacius war, beweisen seine beiden Schreiben an Rokyta und Israel (1557 Br. A. VIII. Beil. M. u. N.). 1) Gindely I. 424. Jireček I. 77. In Blahoslavs Bericht wird die Summa nir- gends erwähnt. Dass Blahoslavs Summa dem Flacius, wenn nicht von dem Verfasser übergeben, so doch später mitgetheilt worden ist, s. Blahoslavs Schreiben an Ro- kyta (Beil. M.).
54 Entweder vor der Magdeburger Reise, oder wie man gewöhn- lich annimmt, 1) nach derselben, hat Blahoslav seine Summa verfasst, eine gedrängte Übersicht der Brüdergeschichte von dem Ursprung der Unität bis auf seine Zeit. Was Černý mit richtigem Blick als nöthig erkannt hatte, das that Blahoslav, indem er auf die Quellen selbst zurückgieng. Der erste Abschnitt der Summa, in dem die Vorgeschichte der Unität geschildert wird, ist nichts anderes, als ein mit geschickter Hand aus den Quellen verfertigter Auszug. Ihre einzelnen Angaben sind in ein Ganzes verschmolzen, welches wieder- um unschwer ohne Rest auf seine Vorlagen zurückgeführt werden kann, wobei man erkennen dürfte, Blahoslav habe für diese Periode nicht mehr Quellen besessen, als, zum Theil durch sein Verdienst, bis auf den heutigen Tag sich erhalten hat. Blahoslav und auch andere Brüderautoren haben aus der im 16. Jahrhunderte wol noch lange lebendigen Tradition weniger geschöpft, als man erwarten sollte. Blahoslavs Summa verfolgt einen bestimmten Zweck. Sie soll einerseits Flacius' Ansicht widerlegen, anderseits die Daten über den Verkehr der Brüder mit den Waldensern, wie und in wel- cher Tragweite derselbe wirklich stattgehabt, vollständig sammeln. Flacius gegenüber, der zwischen Brüdern und Waldensern in Lehre und geschichtlicher Entwickelung keinen Unterschied zulassen wollte, behält Blahoslav Recht, wenn er in der hussitischen Bewegung im allgemeinen den Boden erblickt, in dem auch die Unität mit ihren Wurzeln ruhe. Wenn er aber zugleich jede Berührung der Brüder mit den Waldensern vor dem J. 1467 in Abrede stellt, so geht er weiter, als ihn seine Quellen berechtigen, mit denen er auch dadurch Waldenser bekannten. Und da unsere Väter damals lebten, so folge daraus, wir seien Waldenser. Denn wo hätten sie sonst eine so reine Wahrheit und Lehre ge- funden, da weder Rokycana, ja nicht einmal M. Joh. Hus sich einer so von allem Irrthum gereinigten Lehre erfreute. Ich antwortete, wie ich diess alles verstand und wie sich die Sache in der That verhielt. Endlich verstand er es und schenkte viel- leicht auch Glauben meiner Erzählung von dem Ursprung, den Ursachen der Tren- nung und warum sich die Brüder den Waldensern nicht angeschlossen hätten. Das war am Donnerstag nach Pfingsten.“ — An einer anderen Stelle seines Berichtes erzählt Blahoslav: „Flacius sagte mir, Montanus in Nürnberg drucke Hus' Schriften, opera latine eius omnia. Wenn wir etwas hätten, so möchten wir es ihm schicken, da wir doch für die Nachfolgen und Nachkommen des Hus gelten wollten. Item Viclephi opera omnia sollten gleich darauf gedruckt werden; wenn wir etwas hätten, so sollten wir beisteuern.“ — Wie gross Blahoslavs Verstimmung gegen Flacius war, beweisen seine beiden Schreiben an Rokyta und Israel (1557 Br. A. VIII. Beil. M. u. N.). 1) Gindely I. 424. Jireček I. 77. In Blahoslavs Bericht wird die Summa nir- gends erwähnt. Dass Blahoslavs Summa dem Flacius, wenn nicht von dem Verfasser übergeben, so doch später mitgetheilt worden ist, s. Blahoslavs Schreiben an Ro- kyta (Beil. M.).
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55 in Zwiespalt geräth, dass er Chelčickýs Einfluss gering achtet, 1) des- sen Schriften doch den Brüdern erst völlig die Augen geöffnet haben. Und damit hängt es zusammen, wenn Blahoslav eine wichtige Phase in der Brüdergeschichte, den Streit mit der kleinen Partei, mit Still- schweigen übergeht. In die dunkelsten Partien der Brüdergeschichte fällt aus seiner Schrift kein Lichtstrahl; was in den Quellen dunkel und unbestimmt ist, bleibt auch in der Summa unaufgeklärt. Das schwierigste Problem wird von Blahoslav nicht gelöst, sondern um- gangen. Denn während das Bild des Wahlvorganges (1467) mit festen und bestimmten Zügen gezeichnet erscheint, bedient er sich in seiner weiteren Erzählung versichtiger Ausdrücke und Wendungen, so dass aus der Summa nicht einmal ersichtlich wird, ob die zwei Gesandten deren Namen wir nicht erfahren, von den zwei Senioren der Wal- denser die „Bestätigung“ erhalten haben.") In der Summa folgt eine zweite Sendung an die Waldenser, um mit ihnen die völlige Verschmelzung "zu einer Kirche“ anzu- bahnen. Blahoslavs Erzählung gewinnt hier eine Breite, wie wir es bisher in keiner älteren Quelle gefunden haben, auch nicht in dem Traktat „Wie sich die Menschen zu der röm. Kirche verhalten sollen." Aber bei näherer Betrachtung finden wir den ganzen Stoff in jener älteren Schrift wieder, nur dass bei Blahoslav diese Verhandlungen mit den Waldensern in die Zeit fallen, da die selbstständige Organisa- tion der Unität bereits vollendet war.3) In allen diesen Theilen dürfte Blahoslavs Summa als eine eigentliche Quelle oder als ein Ersatz verlorenen Quellen nicht angesehen werden. Wenn aber die Geschichts- schreibung den Verkehr der Brüder mit den Märker Waldensern,*) die Niederlassung dieser in Böhmen und Mähren, die Sendung nach dem Orient, die italienische Reise Lukas’ von Prag und Thomas’ des Deutschen, die Ankunft der zwei „Gesandten“ der Waldenser nach 1) Is (Rokyzana) relegat eos ad Petrum Chelčiczký et ad ipsius scripta. Ob- temperant isti. Postea redeunt, se nihil, quod conscientiae tranquilitatem praesta- ret, invenisse dicentes. 2) Rem sanctam et piam aiunt esse Waldenses, ac commendant factum vehe- menter et summo cum gaudio eos in proposito confirmant, iam veros a Domino electos et missos ministros Christi esse aiunt, et imposita capiti manu illos bene- dicunt, atque socios in Domino seu coepiscopos appellant. — Blahoslav scheint fast den Magistern des 15. Jahrh. (Vertheidigung des Glaubens) Recht zu geben, die Händeauflegung habe nicht die Bedeutung der Weihe gehabt. 3) Vgl. Lukas'. Von der Erneuerung der Kirche. Etwas abweichend und zwar in einem für die Waldenser ungünstigeren Lichte stellt Blahoslav den Abbruch der Verhandlungen dar in seinem Schreiben an Georg Israel. (1557). (Br. A. VIII. Beil. N.) 4) Die noch vorhandenen Quellennachrichten über die Märker Waldenser s. Summa Beilage L. Anm. 18.
55 in Zwiespalt geräth, dass er Chelčickýs Einfluss gering achtet, 1) des- sen Schriften doch den Brüdern erst völlig die Augen geöffnet haben. Und damit hängt es zusammen, wenn Blahoslav eine wichtige Phase in der Brüdergeschichte, den Streit mit der kleinen Partei, mit Still- schweigen übergeht. In die dunkelsten Partien der Brüdergeschichte fällt aus seiner Schrift kein Lichtstrahl; was in den Quellen dunkel und unbestimmt ist, bleibt auch in der Summa unaufgeklärt. Das schwierigste Problem wird von Blahoslav nicht gelöst, sondern um- gangen. Denn während das Bild des Wahlvorganges (1467) mit festen und bestimmten Zügen gezeichnet erscheint, bedient er sich in seiner weiteren Erzählung versichtiger Ausdrücke und Wendungen, so dass aus der Summa nicht einmal ersichtlich wird, ob die zwei Gesandten deren Namen wir nicht erfahren, von den zwei Senioren der Wal- denser die „Bestätigung“ erhalten haben.") In der Summa folgt eine zweite Sendung an die Waldenser, um mit ihnen die völlige Verschmelzung "zu einer Kirche“ anzu- bahnen. Blahoslavs Erzählung gewinnt hier eine Breite, wie wir es bisher in keiner älteren Quelle gefunden haben, auch nicht in dem Traktat „Wie sich die Menschen zu der röm. Kirche verhalten sollen." Aber bei näherer Betrachtung finden wir den ganzen Stoff in jener älteren Schrift wieder, nur dass bei Blahoslav diese Verhandlungen mit den Waldensern in die Zeit fallen, da die selbstständige Organisa- tion der Unität bereits vollendet war.3) In allen diesen Theilen dürfte Blahoslavs Summa als eine eigentliche Quelle oder als ein Ersatz verlorenen Quellen nicht angesehen werden. Wenn aber die Geschichts- schreibung den Verkehr der Brüder mit den Märker Waldensern,*) die Niederlassung dieser in Böhmen und Mähren, die Sendung nach dem Orient, die italienische Reise Lukas’ von Prag und Thomas’ des Deutschen, die Ankunft der zwei „Gesandten“ der Waldenser nach 1) Is (Rokyzana) relegat eos ad Petrum Chelčiczký et ad ipsius scripta. Ob- temperant isti. Postea redeunt, se nihil, quod conscientiae tranquilitatem praesta- ret, invenisse dicentes. 2) Rem sanctam et piam aiunt esse Waldenses, ac commendant factum vehe- menter et summo cum gaudio eos in proposito confirmant, iam veros a Domino electos et missos ministros Christi esse aiunt, et imposita capiti manu illos bene- dicunt, atque socios in Domino seu coepiscopos appellant. — Blahoslav scheint fast den Magistern des 15. Jahrh. (Vertheidigung des Glaubens) Recht zu geben, die Händeauflegung habe nicht die Bedeutung der Weihe gehabt. 3) Vgl. Lukas'. Von der Erneuerung der Kirche. Etwas abweichend und zwar in einem für die Waldenser ungünstigeren Lichte stellt Blahoslav den Abbruch der Verhandlungen dar in seinem Schreiben an Georg Israel. (1557). (Br. A. VIII. Beil. N.) 4) Die noch vorhandenen Quellennachrichten über die Märker Waldenser s. Summa Beilage L. Anm. 18.
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56 Lukas’ Tode und ihren Aufenthalt in Jungbunzlau erzählen will: so muss sie überall Blahoslavs Summa, die dadurch zwar einen selbst- ständigen Wert gewinnt, aber die Wissbegierde durch ihre kargen Nachrichten mehr reizt als befriedigt, zu Grunde legen und, so weit als möglich, aus anderen Quellen und Schriftstellern ergänzen. Für die folgende Geschichtsschreibung gewann Blahoslavs Summa eine grosse Bedeutung. Obgleich nie gedruckt, wurde sie doch von späteren Schriftstellern (Camerarius, Lasicius) vielfach benutzt. X. Die handschriftliche Historia Fratrum. (Ms. Un.)- Blahoslavs Autorschaft. — Spuren von Blahoslavs Geschichte. Die handschriftliche Historia Fratrum. Als Br. Isaias Cepola 1) im Jahre 1571 nach Deutschland kam, befand sich ein historisches Werk des Blahoslav in seinen Hän- den. Cepola selbst bezeichnet dasselbe als „istas Blahoslai nostri notas seu annales nostros“. Damit kann nur die Summa gemeint sein, da doch Peucer, dem Cepola diese Schrift lieh, das böhmische Werk, die jetzt allgemein dem Blahoslav zugeschriebene Geschichte der Brüder, nicht verstanden hätte. Der grosse Slavist, Paul Josef Šafařík, der sich in seinen letzten Lebensjahren mit einer besonderen Vorliebe mit Studien über die Geschichte der Brüder befasste, erwarb für die Prager Universitäts- bibliothek, deren Vorstand er war, die Handschrift einer Geschichte der Brüder, 2) die sich vordem im Privatsbesitze eines eifrigen Sammlers befunden hatte. Eine Fortsetzung desselben Werkes enthält eine Hand- schrift der Bibliothek der Fürsten von Lobkowitz in Raudnitz. Beide kannte bereits Jungmann, der sie in seiner Geschichte der böhmi- schen Literatur erwähnt, doch ohne seinen Autor zu nennen. Gindely bezeichnet in seiner Lebensgeschichte Blahoslavs (Č. Č. M. 1856 vgl. G. II. 472) diesen als den Verfasser, bemerkt aber, ein ausdrück- liches Zeugniss für diese Annahme sei nicht vorhanden. Den Br. Joh. Blahoslav hielt auch Šafařík für den Autor des Werkes, aus dem er bereits 1855 einen Auszug verfertigt hatte.3) 1) Gindely Quellen 321 ff. 2) Ms. U. XVII. F. 51. Nur der kurze Titel (Historia Fratrum) ist lateinisch. 3) Šafařiks Auszug wurde erst nach seinem Tode von J. Jireček herausgegeben (Č. Č. M. 1861). Auch Jireček hält Blahoslav für den Autor der Historia Fratrum.
56 Lukas’ Tode und ihren Aufenthalt in Jungbunzlau erzählen will: so muss sie überall Blahoslavs Summa, die dadurch zwar einen selbst- ständigen Wert gewinnt, aber die Wissbegierde durch ihre kargen Nachrichten mehr reizt als befriedigt, zu Grunde legen und, so weit als möglich, aus anderen Quellen und Schriftstellern ergänzen. Für die folgende Geschichtsschreibung gewann Blahoslavs Summa eine grosse Bedeutung. Obgleich nie gedruckt, wurde sie doch von späteren Schriftstellern (Camerarius, Lasicius) vielfach benutzt. X. Die handschriftliche Historia Fratrum. (Ms. Un.)- Blahoslavs Autorschaft. — Spuren von Blahoslavs Geschichte. Die handschriftliche Historia Fratrum. Als Br. Isaias Cepola 1) im Jahre 1571 nach Deutschland kam, befand sich ein historisches Werk des Blahoslav in seinen Hän- den. Cepola selbst bezeichnet dasselbe als „istas Blahoslai nostri notas seu annales nostros“. Damit kann nur die Summa gemeint sein, da doch Peucer, dem Cepola diese Schrift lieh, das böhmische Werk, die jetzt allgemein dem Blahoslav zugeschriebene Geschichte der Brüder, nicht verstanden hätte. Der grosse Slavist, Paul Josef Šafařík, der sich in seinen letzten Lebensjahren mit einer besonderen Vorliebe mit Studien über die Geschichte der Brüder befasste, erwarb für die Prager Universitäts- bibliothek, deren Vorstand er war, die Handschrift einer Geschichte der Brüder, 2) die sich vordem im Privatsbesitze eines eifrigen Sammlers befunden hatte. Eine Fortsetzung desselben Werkes enthält eine Hand- schrift der Bibliothek der Fürsten von Lobkowitz in Raudnitz. Beide kannte bereits Jungmann, der sie in seiner Geschichte der böhmi- schen Literatur erwähnt, doch ohne seinen Autor zu nennen. Gindely bezeichnet in seiner Lebensgeschichte Blahoslavs (Č. Č. M. 1856 vgl. G. II. 472) diesen als den Verfasser, bemerkt aber, ein ausdrück- liches Zeugniss für diese Annahme sei nicht vorhanden. Den Br. Joh. Blahoslav hielt auch Šafařík für den Autor des Werkes, aus dem er bereits 1855 einen Auszug verfertigt hatte.3) 1) Gindely Quellen 321 ff. 2) Ms. U. XVII. F. 51. Nur der kurze Titel (Historia Fratrum) ist lateinisch. 3) Šafařiks Auszug wurde erst nach seinem Tode von J. Jireček herausgegeben (Č. Č. M. 1861). Auch Jireček hält Blahoslav für den Autor der Historia Fratrum.
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57 Nach Šafařík tragen die Schriftzüge der Prager Handschrift den Charakter des ausgehenden 16. oder des beginnenden 17. Jahr- hundertes und lassen deutlich zwei Schreiber erkennen.1) Der erste Theil schliesst mit dem J. 1535, die zweite Handschrift enthält eine Fortsetzung bis zum J. 1541. Hier bricht das Werk, wie es uns vor- liegt, plötzlich ab.2) Ohne mit der H. Fr. oder auch nur unterein- ander in Zusammenhang zu stehen, folgen verschiedene Aufzeich- nungen, darunter auch die Geschichte von Augustas Gefangenschaft. Den Schluss bildet ein Bericht über den Landtag von 1603. Das ziemlich umfangreiche Werke — der 1. Theil, die Prager Handschrift, der hier vorzüglich in Betracht kommt, enthält allein über 1000 Seiten in 4° — hat Gindely (Č. Č. M. 1856) mit den Worten charakterisirt: „Ein bedeutendes, aber unpolirtes Werk, die Erzäh- lung zerstückelt...“ Die H. Fr. ist eben keine zusammenhängende Ge- schichte, sondern eine chronologisch geordnete Sammlung von Quel- len, Notizen und historischen Aufsätzen. Sie enthält 1. Aufsätze und Erzählungen anderer, unverändert oder mit Zusätzen. Daneben sel- tener selbstständige Erzählungen, die von dem Autor der H. Fr. her- rühren können; 2. unverarbeitete Quellen, wie Briefe, Aktenstücke u. s. w. ; 3. ein reichhaltiges Inventar, kurze Titelangaben, kurze No- tizen über heute noch vorhandene oder auch verlorene Quellen und Schriften, eine reiche Fundgrube für die Geschichte der böhmischen Literatur ; 4. ein Ordinations- und Todtenregister. Das Ganze scheint die Arbeit eines Mannes zu sein, der sich mit Fleiss und Ausdauer eingehenden Studien über die Geschichte der Unität widmete, viel- leicht die Vorarbeit zu einem geschichtlichen Werke und ist auch in dieser Form von grossem Werte. Aber die Hoffnung, aus dieser Quelle neue Daten über die erste Organisation der Unität und den Verkehr der Brüder mit den Waldensern schöpfen zu können, wird nicht erfüllt. Die H. Fr. beginnt mit einer Einleitung, die, an den „von den Waldensern erweckten" Wiclif anknüpfend, ganz abhängig ist von Lu- kas’ Schrift v. J. 1527, an die sich auch die Schilderung der Wahl- synode etwas freier anlehnt.3) Wie in der Vorlage, so bricht auch 1) Die H. Fr. ist ein Werk des 16. Jahrh. Bestimmt lässt sich aber die Ab- fassungszeit nicht angeben. Wie aus dem Inhalt hervorgeht, ist es nach dem Brande von Leitomischl (1546) begonnen worden. Am Schlusse des ersten Theils wurde nach 1568 geschrieben. 2) Šafařiks Angabe, die H. Fr. reiche bis 1603, ist nicht ganz richtig. 3) Der Name (Duchek) des Mannes, in dessen Hause sich die Brüder in Lhotka versammelten, wird hier zuerst genannt.
57 Nach Šafařík tragen die Schriftzüge der Prager Handschrift den Charakter des ausgehenden 16. oder des beginnenden 17. Jahr- hundertes und lassen deutlich zwei Schreiber erkennen.1) Der erste Theil schliesst mit dem J. 1535, die zweite Handschrift enthält eine Fortsetzung bis zum J. 1541. Hier bricht das Werk, wie es uns vor- liegt, plötzlich ab.2) Ohne mit der H. Fr. oder auch nur unterein- ander in Zusammenhang zu stehen, folgen verschiedene Aufzeich- nungen, darunter auch die Geschichte von Augustas Gefangenschaft. Den Schluss bildet ein Bericht über den Landtag von 1603. Das ziemlich umfangreiche Werke — der 1. Theil, die Prager Handschrift, der hier vorzüglich in Betracht kommt, enthält allein über 1000 Seiten in 4° — hat Gindely (Č. Č. M. 1856) mit den Worten charakterisirt: „Ein bedeutendes, aber unpolirtes Werk, die Erzäh- lung zerstückelt...“ Die H. Fr. ist eben keine zusammenhängende Ge- schichte, sondern eine chronologisch geordnete Sammlung von Quel- len, Notizen und historischen Aufsätzen. Sie enthält 1. Aufsätze und Erzählungen anderer, unverändert oder mit Zusätzen. Daneben sel- tener selbstständige Erzählungen, die von dem Autor der H. Fr. her- rühren können; 2. unverarbeitete Quellen, wie Briefe, Aktenstücke u. s. w. ; 3. ein reichhaltiges Inventar, kurze Titelangaben, kurze No- tizen über heute noch vorhandene oder auch verlorene Quellen und Schriften, eine reiche Fundgrube für die Geschichte der böhmischen Literatur ; 4. ein Ordinations- und Todtenregister. Das Ganze scheint die Arbeit eines Mannes zu sein, der sich mit Fleiss und Ausdauer eingehenden Studien über die Geschichte der Unität widmete, viel- leicht die Vorarbeit zu einem geschichtlichen Werke und ist auch in dieser Form von grossem Werte. Aber die Hoffnung, aus dieser Quelle neue Daten über die erste Organisation der Unität und den Verkehr der Brüder mit den Waldensern schöpfen zu können, wird nicht erfüllt. Die H. Fr. beginnt mit einer Einleitung, die, an den „von den Waldensern erweckten" Wiclif anknüpfend, ganz abhängig ist von Lu- kas’ Schrift v. J. 1527, an die sich auch die Schilderung der Wahl- synode etwas freier anlehnt.3) Wie in der Vorlage, so bricht auch 1) Die H. Fr. ist ein Werk des 16. Jahrh. Bestimmt lässt sich aber die Ab- fassungszeit nicht angeben. Wie aus dem Inhalt hervorgeht, ist es nach dem Brande von Leitomischl (1546) begonnen worden. Am Schlusse des ersten Theils wurde nach 1568 geschrieben. 2) Šafařiks Angabe, die H. Fr. reiche bis 1603, ist nicht ganz richtig. 3) Der Name (Duchek) des Mannes, in dessen Hause sich die Brüder in Lhotka versammelten, wird hier zuerst genannt.
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58 in der H. Fr. die Erzählung plötzlich und zwar noch früher ab, so dass die „Bestätigung“ der Gewählten gar nicht berührt wird. Der Name der Waldenser wird zum zweitenmal erst beim J. 1480 wie- der genannt. Blahoslavs Autorschaft. Der Verfasser der H. Fr. besass eine ausgebreitete Kenntniss der Quellen, die ihm leicht zugänglich waren. Diess alles scheint auf Blahoslav hinzuweisen ; aber seine Autorschaft ist dennoch eine Hypo- these, die bei näherer Betrachtung nicht genügend gestützt erschei- nen dürfte. 1) Für Blahoslavs Autorschaft schien auch der Umstand zu sprechen, dass sich im 2. Theile derselben Handschrift, welche die Hist. Fr. enthalt, 1) auch die Geschichte von Augustas Gefangenschaft befindet, welche bereits Pelzel für sein Werk hielt. 2) Im J. 1835 hat J. Franta Šumavský diese lebendig geschriebene Erzählung, welche der Feder eines Blahoslav würdig wäre, unter dem nicht ganz zu- treffenden Titel „Augustas Lebensgeschichte von Blahoslav“ heraus- gegeben. Dass aber Blahoslav unmöglich der Verfasser des Ganzen sein kann, geht schon zur Genüge daraus hervor, dass in der Er- zählung nicht nur Augustas Freilassung, sondern auch sein am 13. Januar 1572 erfolgter Tod erwähnt wird. Blahoslav war aber bereits im November 1571 gestorben.3) Uberdiess sagt der Verfasser aus- drücklich, er sei mit der Aufzeichnung seiner Erzählung im J. 1579 fertig geworden. Diesen Spuren folgend kann man mit ziemlicher Sicherheit Augustas treuen und ergebenen Leidensgefährten, Jakob Bílek († 1581), als den wirklichen Verfasser wenigstens des zweiten Theiles ansehen.4) Der erste Theil wird hingegen noch immer Bla- hoslav zugesprochen. Mit welchem Rechte? Der erste Theil von Augustas Geschichte reicht bis zur Uber- führung der Gefangenen von Pürglitz nach Prag (Mai 1553) und Augustas Erkrankung daselbst (März 1554) und ist im Sommer 1554 (20. Mai — 14. Juli) verfasst worden. Der Autor bemerkt diess selbst und fügt gleich hinzu: „Lässt mich Gott das Ende dieses Drang- sals und namentlich der Leiden dieser Gefangenen erleben, so werde 1) Ohne Verbindung mit der H. Fr. findet sich Augustas Geschichte hand- schriftlich in Brünn und in der erzbischöflichen Bibliothek zu Prag. 2) Ahbildungen böhm. u. mähr. Gelehrten II. 74 (Prag 1775). 3) Gindely in Č. Č. M. 1856. 4) Jireček Ruk. I. 70.
58 in der H. Fr. die Erzählung plötzlich und zwar noch früher ab, so dass die „Bestätigung“ der Gewählten gar nicht berührt wird. Der Name der Waldenser wird zum zweitenmal erst beim J. 1480 wie- der genannt. Blahoslavs Autorschaft. Der Verfasser der H. Fr. besass eine ausgebreitete Kenntniss der Quellen, die ihm leicht zugänglich waren. Diess alles scheint auf Blahoslav hinzuweisen ; aber seine Autorschaft ist dennoch eine Hypo- these, die bei näherer Betrachtung nicht genügend gestützt erschei- nen dürfte. 1) Für Blahoslavs Autorschaft schien auch der Umstand zu sprechen, dass sich im 2. Theile derselben Handschrift, welche die Hist. Fr. enthalt, 1) auch die Geschichte von Augustas Gefangenschaft befindet, welche bereits Pelzel für sein Werk hielt. 2) Im J. 1835 hat J. Franta Šumavský diese lebendig geschriebene Erzählung, welche der Feder eines Blahoslav würdig wäre, unter dem nicht ganz zu- treffenden Titel „Augustas Lebensgeschichte von Blahoslav“ heraus- gegeben. Dass aber Blahoslav unmöglich der Verfasser des Ganzen sein kann, geht schon zur Genüge daraus hervor, dass in der Er- zählung nicht nur Augustas Freilassung, sondern auch sein am 13. Januar 1572 erfolgter Tod erwähnt wird. Blahoslav war aber bereits im November 1571 gestorben.3) Uberdiess sagt der Verfasser aus- drücklich, er sei mit der Aufzeichnung seiner Erzählung im J. 1579 fertig geworden. Diesen Spuren folgend kann man mit ziemlicher Sicherheit Augustas treuen und ergebenen Leidensgefährten, Jakob Bílek († 1581), als den wirklichen Verfasser wenigstens des zweiten Theiles ansehen.4) Der erste Theil wird hingegen noch immer Bla- hoslav zugesprochen. Mit welchem Rechte? Der erste Theil von Augustas Geschichte reicht bis zur Uber- führung der Gefangenen von Pürglitz nach Prag (Mai 1553) und Augustas Erkrankung daselbst (März 1554) und ist im Sommer 1554 (20. Mai — 14. Juli) verfasst worden. Der Autor bemerkt diess selbst und fügt gleich hinzu: „Lässt mich Gott das Ende dieses Drang- sals und namentlich der Leiden dieser Gefangenen erleben, so werde 1) Ohne Verbindung mit der H. Fr. findet sich Augustas Geschichte hand- schriftlich in Brünn und in der erzbischöflichen Bibliothek zu Prag. 2) Ahbildungen böhm. u. mähr. Gelehrten II. 74 (Prag 1775). 3) Gindely in Č. Č. M. 1856. 4) Jireček Ruk. I. 70.
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59 ich dann auch das aufschreiben, was mit ihnen geschehen wird.“1) — Und die Fortsetzung, die im J. 1579 oder kurz vorher in Angriff ge- nommen wurde, schliesst sich unmittelbar an den ersten Theil an den Worten: „Da es doch dazu kam, dass die Gefangenen befreit wurden und mit dem Leben davon kamen, so will ich noch einiges aufzeichnen u. s. w. Die Schlussworte des ersten, die Anfangsworte des zweiten Theiles zwingen somit geradezu einen Verfasser anzu- nehmen, und triftige innere Gründe, den ersten Theil wenigstens Bla- hoslav zu vindiciren, sind nirgends geltend gemacht worden.2) 2) Auch das Verhältniss der Hist. Fr. zum „Todtenbuch der Geistlichkeit der B. Br.“ 3) kommt hier in Betracht, da sich in bei- den Werken dieselbe Todtenliste findet. Der Verfasser des Todten- buches, Br. Laurentius Orlík († 1589), hat seine Arbeit im J. 1576 4) angefangen und dabei von Blahoslavs Aufzeichnungen, die er besass,5) einen ausgedehnten Gebrauch gemacht. Der Verfasser der H. Fr., wer es auch sein mag, hat aber entweder ebenfalls Blahoslavs ur- sprüngliche Aufzeichnungen benutzt oder Orliks Todtenbuch zu Grunde gelegt. Ein bestimmtes Resultat liefert zwar die Vergleichung beider Werke nicht, aber die Annahme, die H. Fr. sei nach dem Tode Bla- hoslavs und zwar nach dem J. 1576 d. h. mit Benützung des Todten- buches verfasst worden scheint das Verhaltniss beider Werke, wenn auch nicht zu fordern, so doch zuzulassen. Denn wenn z. B. sowol im Todtenbuch als auch in der H. Fr. der Todesfall Pauls, des Schmieds, des Vaters Orliks (1521) angemerkt wird, so ist dies an ersterer Stelle begreiflich, an letzterer ohne Bedeutung, aber am besten durch die Benutzung des Todtenbuches zu erklären. Vielleicht ist der Verfasser der Hist. Fr. niemand anderer als Orlík selbst, wobei ihm wie bei der Aufzeichnung des Todtenbuches Blahoslavs Nachlass zu Gebote gestanden hätte. 3) Die Schriftsteller des 17. Jahrhundertes kannten und be- nutzten ein geschichtliches Werk Blahoslavs, welches aber die H. Fr. nicht ist. 1) Blahoslavs Unterschrift findet sich am Schlusse des ersten Theiles in Šu- mavskýs Edition und in der Brünner Handschrift, die aus dem 17. Jahrh. (1625) stammt. Vgl. meinen Aufsatz: Die historischen Schriften des Joh. Blahoslav (Č. Č. M. 1877). 2) Dass sich die Gefangenen in ihrer Haft mit literarischen Arbeiten beschäf- tigen konnten s. Gindely I. 357. 3) Herausgeg. von J. Fiedler (Archiv f. öst. G. Abt. I. Band V.). 1) Andere haben das Todtenbuch bis 1605 fortgesetzt. 5) S. Orliks Vorrede.
59 ich dann auch das aufschreiben, was mit ihnen geschehen wird.“1) — Und die Fortsetzung, die im J. 1579 oder kurz vorher in Angriff ge- nommen wurde, schliesst sich unmittelbar an den ersten Theil an den Worten: „Da es doch dazu kam, dass die Gefangenen befreit wurden und mit dem Leben davon kamen, so will ich noch einiges aufzeichnen u. s. w. Die Schlussworte des ersten, die Anfangsworte des zweiten Theiles zwingen somit geradezu einen Verfasser anzu- nehmen, und triftige innere Gründe, den ersten Theil wenigstens Bla- hoslav zu vindiciren, sind nirgends geltend gemacht worden.2) 2) Auch das Verhältniss der Hist. Fr. zum „Todtenbuch der Geistlichkeit der B. Br.“ 3) kommt hier in Betracht, da sich in bei- den Werken dieselbe Todtenliste findet. Der Verfasser des Todten- buches, Br. Laurentius Orlík († 1589), hat seine Arbeit im J. 1576 4) angefangen und dabei von Blahoslavs Aufzeichnungen, die er besass,5) einen ausgedehnten Gebrauch gemacht. Der Verfasser der H. Fr., wer es auch sein mag, hat aber entweder ebenfalls Blahoslavs ur- sprüngliche Aufzeichnungen benutzt oder Orliks Todtenbuch zu Grunde gelegt. Ein bestimmtes Resultat liefert zwar die Vergleichung beider Werke nicht, aber die Annahme, die H. Fr. sei nach dem Tode Bla- hoslavs und zwar nach dem J. 1576 d. h. mit Benützung des Todten- buches verfasst worden scheint das Verhaltniss beider Werke, wenn auch nicht zu fordern, so doch zuzulassen. Denn wenn z. B. sowol im Todtenbuch als auch in der H. Fr. der Todesfall Pauls, des Schmieds, des Vaters Orliks (1521) angemerkt wird, so ist dies an ersterer Stelle begreiflich, an letzterer ohne Bedeutung, aber am besten durch die Benutzung des Todtenbuches zu erklären. Vielleicht ist der Verfasser der Hist. Fr. niemand anderer als Orlík selbst, wobei ihm wie bei der Aufzeichnung des Todtenbuches Blahoslavs Nachlass zu Gebote gestanden hätte. 3) Die Schriftsteller des 17. Jahrhundertes kannten und be- nutzten ein geschichtliches Werk Blahoslavs, welches aber die H. Fr. nicht ist. 1) Blahoslavs Unterschrift findet sich am Schlusse des ersten Theiles in Šu- mavskýs Edition und in der Brünner Handschrift, die aus dem 17. Jahrh. (1625) stammt. Vgl. meinen Aufsatz: Die historischen Schriften des Joh. Blahoslav (Č. Č. M. 1877). 2) Dass sich die Gefangenen in ihrer Haft mit literarischen Arbeiten beschäf- tigen konnten s. Gindely I. 357. 3) Herausgeg. von J. Fiedler (Archiv f. öst. G. Abt. I. Band V.). 1) Andere haben das Todtenbuch bis 1605 fortgesetzt. 5) S. Orliks Vorrede.
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60 Spuren von Blahoslavs Geschichte. 1) Br. Jafet citirt in seinem am Anfange des 17. Jahrhundertes verfassten Werke („Stimme des Wächters“ s. u.) eine Schrift Blaho- slavs, die er zum Unterschied von der Summa, die er ebenfalls kennt, als dessen „grössere“ Schrift bezeichnet.1) Dieselbe war in Capitel getheilt, ein Umstand, der beweist, dass es die H. Fr. nicht gewesen sein kann. Wenn ferner Jafet im 10. Cap. die Erzählung von der Bestätigung durch die Waldenser, und im 4. die Gründe, warum die Brüder diesen nicht beigetreten sind, vorgefunden hat: so lässt sich nicht mehr zweifeln, dass er ein für uns verlorenes Werk Blahoslavs vor sich hatte. 2) Ein anderer Schriftsteller des 17. Jahrhundertes, Regenvol- scius, schreibt in seiner slavischen Kirchengeschichte (1652) dem Bla- hoslav ausdrücklich ein Geschichtswerk zu, dessen Titel er also an- gibt: „Historia de Ortu et progressu Unitatis fratrum Bohemorum." Und seine Citate weisen ebenfalls auf ein von der Hist. Fr. und auch von der Summa zu unterscheidendes Werk hin. 3) Obgleich Šafařík mit aller Bestimmtheit Joh. Blahoslav für den Autor der Hist. Fr. erklärte, so fand er doch ihr Stillschweigen über die Beziehungen zu den Waldensern auffallend, "da doch Mar- tinius von Dražov in diesem Punkte den Blahoslav fast wörtlich citire“. Samuel Martinius von Dražov (1593—1639) 2) musste im J. 1621 sein Vaterland verlassen und siedelte sich nach einigen Jahren im sächsichen Pirna an, wo die böhmischen Exulanten eine Druckerei besassen, die 1629 in seinen Besitz übergieng. Zwischen ihm und den in derselben Stadt lebenden Brüdern entstanden Reibungen, da sich diese dem Martinius nicht unterordnen und in der lutherischen Kirchengemeinde nicht aufgehen wollten. Im J. 1635 griff Martinius in seinen „35 Gründen, warum alle evangelischen Böhmen einig sein sollten" die Unität an, wobei er gegen die Brüder nach Anleitung Peters von Zásadí die alten Waffen, den Traktat der Prager Magister (Vertheidigung des Glaubens), verwertete. Die Brüder antworteten in demselben Jahre. In ihrer Gegenschrift3) gaben sie zu, die Väter der Unität hätten die „Bestätigung der Priester und Bischöfe“ von 1) Jan Blahoslav větší. 2) Jireček: Rukověť u. Č. Č. M. 1874. Vgl. Carpzov Religions-Untersuchung der Böhmisch- und Mährischen Brüder (Leipzig 1745) S. 286. 3) Na spis proti Jednotě....Ohlášení (1635).
60 Spuren von Blahoslavs Geschichte. 1) Br. Jafet citirt in seinem am Anfange des 17. Jahrhundertes verfassten Werke („Stimme des Wächters“ s. u.) eine Schrift Blaho- slavs, die er zum Unterschied von der Summa, die er ebenfalls kennt, als dessen „grössere“ Schrift bezeichnet.1) Dieselbe war in Capitel getheilt, ein Umstand, der beweist, dass es die H. Fr. nicht gewesen sein kann. Wenn ferner Jafet im 10. Cap. die Erzählung von der Bestätigung durch die Waldenser, und im 4. die Gründe, warum die Brüder diesen nicht beigetreten sind, vorgefunden hat: so lässt sich nicht mehr zweifeln, dass er ein für uns verlorenes Werk Blahoslavs vor sich hatte. 2) Ein anderer Schriftsteller des 17. Jahrhundertes, Regenvol- scius, schreibt in seiner slavischen Kirchengeschichte (1652) dem Bla- hoslav ausdrücklich ein Geschichtswerk zu, dessen Titel er also an- gibt: „Historia de Ortu et progressu Unitatis fratrum Bohemorum." Und seine Citate weisen ebenfalls auf ein von der Hist. Fr. und auch von der Summa zu unterscheidendes Werk hin. 3) Obgleich Šafařík mit aller Bestimmtheit Joh. Blahoslav für den Autor der Hist. Fr. erklärte, so fand er doch ihr Stillschweigen über die Beziehungen zu den Waldensern auffallend, "da doch Mar- tinius von Dražov in diesem Punkte den Blahoslav fast wörtlich citire“. Samuel Martinius von Dražov (1593—1639) 2) musste im J. 1621 sein Vaterland verlassen und siedelte sich nach einigen Jahren im sächsichen Pirna an, wo die böhmischen Exulanten eine Druckerei besassen, die 1629 in seinen Besitz übergieng. Zwischen ihm und den in derselben Stadt lebenden Brüdern entstanden Reibungen, da sich diese dem Martinius nicht unterordnen und in der lutherischen Kirchengemeinde nicht aufgehen wollten. Im J. 1635 griff Martinius in seinen „35 Gründen, warum alle evangelischen Böhmen einig sein sollten" die Unität an, wobei er gegen die Brüder nach Anleitung Peters von Zásadí die alten Waffen, den Traktat der Prager Magister (Vertheidigung des Glaubens), verwertete. Die Brüder antworteten in demselben Jahre. In ihrer Gegenschrift3) gaben sie zu, die Väter der Unität hätten die „Bestätigung der Priester und Bischöfe“ von 1) Jan Blahoslav větší. 2) Jireček: Rukověť u. Č. Č. M. 1874. Vgl. Carpzov Religions-Untersuchung der Böhmisch- und Mährischen Brüder (Leipzig 1745) S. 286. 3) Na spis proti Jednotě....Ohlášení (1635).
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61 den Waldensern empfangen und mit ihnen Unterhandlungen über eine völlige Vereinigung eingeleitet.1) In einer neuen polemischen Schrift, die Martinius 1636 „zur Abwehr“ 2) herausgab, führt er auch Blahoslavs „Brüdergeschichte“ 3) in’s Gefecht und „citirt dabei zum Theil fast wörtlich“ 4) den in diesem Werke enthaltenen Bericht von der Wahl und Bestätigung der ersten Priester und Bischöfe. Die Schilderung der Wahl erinnert an die Schriften des Lukas, an die Hist. Fr., an Lasicius und an Jafet. Weiterhin verwirrt sich die Erzählung. Wer ist der „zweite Alteste“, den die Brüder vor der Bestätigung wählten und mit Michael zu dem „ältesten Bischof“ der Waldenser sandten? 5) Welche Aufgabe fiel ihm neben Michael zu? Die Erzählung und Auffassung erinnert auch hier an Lukas, doch scheint ihr eine andere Schrift, aus der auch dieser geschöpft haben mag, nämlich die Entgegnung der Brüder auf den Traktat der Magister, zu Grunde zu liegen. So scheint uns denn Martinius wirklich das Bruchstück einer von Blahoslav herrührenden Geschichte erhalten haben, deren Verlust zwar zu beklagen ist, deren Erhaltung aber die Dunkelheit, die bereits in den ältesten Quellen vorhanden war, kaum beseitigt hätte. Ein ungelöster Rest bleibt überall zurück, in der Quellen und in der Geschichtsschreibung, sobald die „Bestätigung“ zur Sprache kommt. XI. Das Proëmium der lateinischen Confession (1573). Obgleich Blahoslav nach dem Muster des von ihm hochgeschätz- ten Lukas die Unität in ihrer Eigenart zu bewahren und ihr Auf- 1) Da heisst es unter anderem : Woliten wir alles, was zu unserem Lobe dienen kann, zusammentragen, so könnten wir auch den Beweis führen, dass die Unität die Succession im Priesteramte und in der bischöflichen Gewalt von den Wal- densern empfangen hat, die sich damit ausweisen können, dass sie diese, vom Papst- thum unbefleckt, seit Constantins Zeiten besassen. 2) Obrana proti Ohlášení kněží bratrských. 1636. In der Vorrede sagt Marti- nius, er habe die Absicht eine Kirchengeschichte von Böhmen zu schreiben. 3) Hystorye bratrská. 4) Das Ganze scheint eher ein Auszug zu sein als ein wörtliches Citat. (Beilage O.) Auch wissen wir nicht, in welcher Sprache Blahoslavs Schrift ver- fasst war. 5) Neben Michael erscheint ein zweiter Altester, ein Waldenser-Priester — Namens Stefan. Beide begeben sich zu dem Bischof der Waldenser. Ist es denkbar, dass Blahoslav dem alten Waldenser-Priester den Namen Stefan beigelegt hätte? Oder hat Martinius seine Vorlage missverstanden?
61 den Waldensern empfangen und mit ihnen Unterhandlungen über eine völlige Vereinigung eingeleitet.1) In einer neuen polemischen Schrift, die Martinius 1636 „zur Abwehr“ 2) herausgab, führt er auch Blahoslavs „Brüdergeschichte“ 3) in’s Gefecht und „citirt dabei zum Theil fast wörtlich“ 4) den in diesem Werke enthaltenen Bericht von der Wahl und Bestätigung der ersten Priester und Bischöfe. Die Schilderung der Wahl erinnert an die Schriften des Lukas, an die Hist. Fr., an Lasicius und an Jafet. Weiterhin verwirrt sich die Erzählung. Wer ist der „zweite Alteste“, den die Brüder vor der Bestätigung wählten und mit Michael zu dem „ältesten Bischof“ der Waldenser sandten? 5) Welche Aufgabe fiel ihm neben Michael zu? Die Erzählung und Auffassung erinnert auch hier an Lukas, doch scheint ihr eine andere Schrift, aus der auch dieser geschöpft haben mag, nämlich die Entgegnung der Brüder auf den Traktat der Magister, zu Grunde zu liegen. So scheint uns denn Martinius wirklich das Bruchstück einer von Blahoslav herrührenden Geschichte erhalten haben, deren Verlust zwar zu beklagen ist, deren Erhaltung aber die Dunkelheit, die bereits in den ältesten Quellen vorhanden war, kaum beseitigt hätte. Ein ungelöster Rest bleibt überall zurück, in der Quellen und in der Geschichtsschreibung, sobald die „Bestätigung“ zur Sprache kommt. XI. Das Proëmium der lateinischen Confession (1573). Obgleich Blahoslav nach dem Muster des von ihm hochgeschätz- ten Lukas die Unität in ihrer Eigenart zu bewahren und ihr Auf- 1) Da heisst es unter anderem : Woliten wir alles, was zu unserem Lobe dienen kann, zusammentragen, so könnten wir auch den Beweis führen, dass die Unität die Succession im Priesteramte und in der bischöflichen Gewalt von den Wal- densern empfangen hat, die sich damit ausweisen können, dass sie diese, vom Papst- thum unbefleckt, seit Constantins Zeiten besassen. 2) Obrana proti Ohlášení kněží bratrských. 1636. In der Vorrede sagt Marti- nius, er habe die Absicht eine Kirchengeschichte von Böhmen zu schreiben. 3) Hystorye bratrská. 4) Das Ganze scheint eher ein Auszug zu sein als ein wörtliches Citat. (Beilage O.) Auch wissen wir nicht, in welcher Sprache Blahoslavs Schrift ver- fasst war. 5) Neben Michael erscheint ein zweiter Altester, ein Waldenser-Priester — Namens Stefan. Beide begeben sich zu dem Bischof der Waldenser. Ist es denkbar, dass Blahoslav dem alten Waldenser-Priester den Namen Stefan beigelegt hätte? Oder hat Martinius seine Vorlage missverstanden?
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62 gehen in dem Protestantismus zu verhindern bestrebt war, so ver- hielt er sich doch gegen das Urtheil der Welt über die Religions- genossenschaft, in der er selbst eine hervorragende Stellung einnahm, nicht gleichgültig. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte ihn lebhaft der Wunsch, es möchte eine lateinische Übersetzung der 1564 neu bearbeiteten Confession herausgegeben und eine Geschichte der Unität in lateinischer Sprache verfasst werden. Die Latinität der früheren Confessionen entsprach keineswegs den Ansprüchen des humanitisch gebildeten Zeitalters. Blahoslav selbst, der Meister des böhmischen Stils, fühlte sich der Arbeit nicht ge- wachsen und richtete seinen Blick nach Wittenberg, wo damals jün- gere Männer der Unität studirten, darunter Br. Aeneas von Jung- bunzlau. Von Blahoslav aufgefordert, rüstete er sich zur Arbeit, wo- bei ihm auf seine Bitte Esrom Rüdinger, sein Lehrer, Hilfe zusagte. Bald darauf wurde Aeneas in die Heimat abberufen, als aber im J. 1571 Br. Isaias Cibulka (Cepola), ein Zögling Blahoslavs, nach Wittenberg kam, erklärte sich Rüdinger bereit, die Übersetzung selbst zu besorgen. Blahoslav hat noch vor seinem Tode (24. November 1571) ein Capitel derselben gesehen, die Vollendung des Ganzen aber nicht mehr erlebt. Im Druck erschien Rüdingers Übersetzung erst im J. 1573. Sie enthält ausser der eigentlichen Confession eine historische Einleitung, gezeichnet von den Senioren und der Geistlichkeit der Unität, gemein- schaftlich verfasst von Br. Isaias Cepola und von Esrom Rüdinger. Vom ersteren rührt der Stoff her, vom letzeren die Form.1) Mit Recht hebt Zezschwitz 2) hervor, die Brüder hätten in keiner anderen öffentlichen Schrift „neben dem ausdrücklichen Bericht von einzelnen Thatsachen der Berührung mit den Waldensern die Mög- lichkeit der Herübernahme Waldensischer Traditionen so liberal zu- gestanden“.3) Aber als eine neue historische Quelle kann das Pro- ëmium nicht gelten: es setzt keine uns unzugänglichen Vorlagen vor- aus. Die Brüder sind nach demselben im Unterschied von den Ca- lixtinern und auch von den Taboriten — doch wird diesen der Vorzug eingeräumt — die wahren Nachkommen und Nachfolger des M. Joh. 1) Das Proëmium findet sich auch in der Basler Ausgabe (1575) und im An- hang von Camerarius „Historia“. Rüdinger kann nicht, wie es bisher geschah, als der alleinige Verfasser bezeichnet werden. Vgl. Gindely Quellen 340. 2) S. 147. 3) Das Zugeständniss bezieht sich eigentlich mehr auf den indirekten Einfiuss der Waldenser auf Hus durch Wiclef (praesertim cum Vuiclefus a Vualdensibus adiutus dicetur, qui Hussum nostrum excitavit).
62 gehen in dem Protestantismus zu verhindern bestrebt war, so ver- hielt er sich doch gegen das Urtheil der Welt über die Religions- genossenschaft, in der er selbst eine hervorragende Stellung einnahm, nicht gleichgültig. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte ihn lebhaft der Wunsch, es möchte eine lateinische Übersetzung der 1564 neu bearbeiteten Confession herausgegeben und eine Geschichte der Unität in lateinischer Sprache verfasst werden. Die Latinität der früheren Confessionen entsprach keineswegs den Ansprüchen des humanitisch gebildeten Zeitalters. Blahoslav selbst, der Meister des böhmischen Stils, fühlte sich der Arbeit nicht ge- wachsen und richtete seinen Blick nach Wittenberg, wo damals jün- gere Männer der Unität studirten, darunter Br. Aeneas von Jung- bunzlau. Von Blahoslav aufgefordert, rüstete er sich zur Arbeit, wo- bei ihm auf seine Bitte Esrom Rüdinger, sein Lehrer, Hilfe zusagte. Bald darauf wurde Aeneas in die Heimat abberufen, als aber im J. 1571 Br. Isaias Cibulka (Cepola), ein Zögling Blahoslavs, nach Wittenberg kam, erklärte sich Rüdinger bereit, die Übersetzung selbst zu besorgen. Blahoslav hat noch vor seinem Tode (24. November 1571) ein Capitel derselben gesehen, die Vollendung des Ganzen aber nicht mehr erlebt. Im Druck erschien Rüdingers Übersetzung erst im J. 1573. Sie enthält ausser der eigentlichen Confession eine historische Einleitung, gezeichnet von den Senioren und der Geistlichkeit der Unität, gemein- schaftlich verfasst von Br. Isaias Cepola und von Esrom Rüdinger. Vom ersteren rührt der Stoff her, vom letzeren die Form.1) Mit Recht hebt Zezschwitz 2) hervor, die Brüder hätten in keiner anderen öffentlichen Schrift „neben dem ausdrücklichen Bericht von einzelnen Thatsachen der Berührung mit den Waldensern die Mög- lichkeit der Herübernahme Waldensischer Traditionen so liberal zu- gestanden“.3) Aber als eine neue historische Quelle kann das Pro- ëmium nicht gelten: es setzt keine uns unzugänglichen Vorlagen vor- aus. Die Brüder sind nach demselben im Unterschied von den Ca- lixtinern und auch von den Taboriten — doch wird diesen der Vorzug eingeräumt — die wahren Nachkommen und Nachfolger des M. Joh. 1) Das Proëmium findet sich auch in der Basler Ausgabe (1575) und im An- hang von Camerarius „Historia“. Rüdinger kann nicht, wie es bisher geschah, als der alleinige Verfasser bezeichnet werden. Vgl. Gindely Quellen 340. 2) S. 147. 3) Das Zugeständniss bezieht sich eigentlich mehr auf den indirekten Einfiuss der Waldenser auf Hus durch Wiclef (praesertim cum Vuiclefus a Vualdensibus adiutus dicetur, qui Hussum nostrum excitavit).
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63 Hus, welcher, obwol er Luther nicht gleichkomme, doch ein grösseres Licht entzündet habe, als die Menschen — Flacius ist gemeint — glauben. Die Identificirung mit den Waldensern lehnt auch das Proëmium ausdrücklich ab, dagegen wird der ältere Ursprung derselben und ihre Bedeutung bereitwillig zugestanden. Die Entstehung der Waldenser wird in das 13. Jahrhundert verlegt, aber dabei die Möglichkeit eines höheren Alteres nicht geläugnet.1) Uber den Verkehr der Brüder mit den Waldensern in der ersten Zeit der Unität berichtet das Proëmium im Anschluss an Blahoslavs Summa,2) es übergeht aber die von ihnen empfangene Bestätigung mit Stillschweigen. Die von Esrom Rüdinger im J. 1579, als er Rektor der lateini- schen Schule in Eibenschitz war, verfasste "De fratrum Orthodoxo- rum in Bohemia et Moravia Ecclesiolis Narratiuncula“ kann noch weniger als eine historische Quelle gelten.3) Was sich in dem Pro- ëmium von den Waldensern vorfindet, kehrt auch hier wieder ; jedoch nicht unverändert. Der Ursprung der Waldenser wird bestimmt in das 13. Jahrhundert verlegt, die Möglichkeit einer Annahme ihrer Lehren durch die Brüder, auf direktem oder indirektem Wege, nicht mehr zugegeben. Ja auch den Verkehr der Brüder mit den Walden- sern erwähnt Rüdinger nur, um bemerken zu können, die Wal- denser hätten eine Verbindung mit den Brüdern gesucht, seien aber von ihnen zurückgewiesen worden. Der Aufenthalt unter den Brü- dern hatte Rüdinger für die Waldenser nicht günstig gestimmt. XII. Joachim Camerarius.) Zu den deutschen Freunden der Unität gehörte auch Joachim Camerarius, den bereits 1540 Červenka zu Strassburg in Capitos Hause und 1556 Blahoslav auf seiner Rückkehr von Magdeburg ken- nen gelernt hatte. Als sich Cepola im J. 1571 zu zweitenmal nach Deutschland begab, gab ihm Blahoslav ein Empfehlungsschreiben an 1) De Valdensibus tamen, ut breviter referamus, sunt horum Ecclesiae no- stris multo antiquiores, quae nomen habent a Vualdo quodam, cive Lugdunensi, ut perhibent. Unde et a loco pauperes Lugdunenses nominati sunt, qui dispersas hinc inde in orbe Christiano Ecclesias habuerunt... ab annis iam trecentis, aut multo etiam pluribus. Ahnlich Flacius im Cat. T. V. 2) Der erste Vorwurf der Brüder wird im Sinne der Zeit gegen die Theil- nahme an der „papistischen Messe“ zugespitzt, der zweite, welcher sich auf den „Reichthum“ der Priester bezog, ganz fallen gelassen. 3) Gedruckt als Anhang bei Camerarius. Vgl. Zezschwitz S. 148. 4) Gindely Quellen 321 ff.
63 Hus, welcher, obwol er Luther nicht gleichkomme, doch ein grösseres Licht entzündet habe, als die Menschen — Flacius ist gemeint — glauben. Die Identificirung mit den Waldensern lehnt auch das Proëmium ausdrücklich ab, dagegen wird der ältere Ursprung derselben und ihre Bedeutung bereitwillig zugestanden. Die Entstehung der Waldenser wird in das 13. Jahrhundert verlegt, aber dabei die Möglichkeit eines höheren Alteres nicht geläugnet.1) Uber den Verkehr der Brüder mit den Waldensern in der ersten Zeit der Unität berichtet das Proëmium im Anschluss an Blahoslavs Summa,2) es übergeht aber die von ihnen empfangene Bestätigung mit Stillschweigen. Die von Esrom Rüdinger im J. 1579, als er Rektor der lateini- schen Schule in Eibenschitz war, verfasste "De fratrum Orthodoxo- rum in Bohemia et Moravia Ecclesiolis Narratiuncula“ kann noch weniger als eine historische Quelle gelten.3) Was sich in dem Pro- ëmium von den Waldensern vorfindet, kehrt auch hier wieder ; jedoch nicht unverändert. Der Ursprung der Waldenser wird bestimmt in das 13. Jahrhundert verlegt, die Möglichkeit einer Annahme ihrer Lehren durch die Brüder, auf direktem oder indirektem Wege, nicht mehr zugegeben. Ja auch den Verkehr der Brüder mit den Walden- sern erwähnt Rüdinger nur, um bemerken zu können, die Wal- denser hätten eine Verbindung mit den Brüdern gesucht, seien aber von ihnen zurückgewiesen worden. Der Aufenthalt unter den Brü- dern hatte Rüdinger für die Waldenser nicht günstig gestimmt. XII. Joachim Camerarius.) Zu den deutschen Freunden der Unität gehörte auch Joachim Camerarius, den bereits 1540 Červenka zu Strassburg in Capitos Hause und 1556 Blahoslav auf seiner Rückkehr von Magdeburg ken- nen gelernt hatte. Als sich Cepola im J. 1571 zu zweitenmal nach Deutschland begab, gab ihm Blahoslav ein Empfehlungsschreiben an 1) De Valdensibus tamen, ut breviter referamus, sunt horum Ecclesiae no- stris multo antiquiores, quae nomen habent a Vualdo quodam, cive Lugdunensi, ut perhibent. Unde et a loco pauperes Lugdunenses nominati sunt, qui dispersas hinc inde in orbe Christiano Ecclesias habuerunt... ab annis iam trecentis, aut multo etiam pluribus. Ahnlich Flacius im Cat. T. V. 2) Der erste Vorwurf der Brüder wird im Sinne der Zeit gegen die Theil- nahme an der „papistischen Messe“ zugespitzt, der zweite, welcher sich auf den „Reichthum“ der Priester bezog, ganz fallen gelassen. 3) Gedruckt als Anhang bei Camerarius. Vgl. Zezschwitz S. 148. 4) Gindely Quellen 321 ff.
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64 den berühmten Humanisten mit, den auch der Bruder in diesem Jahre zweimal besuchte, zuerst nach seiner Ankunft in Deutschland im August, und dann im Oktober auf dem Rückwege nach der Hei- mat. Camerarius versprach damals, seinen Schwiegersohn, Rüdinger, bei der lateinischen Übersetzung der Confession zu unterstützen. Cepola hatte beim Antritt seiner zweiten Reise von Blahoslav neben mündlicher Belehrung Quellen und Hilfsmittel in Empfang genommen, um sie bei der Abfassung des Proëmiums zu verwerten und den Polen Lasicius bei seinen historischen Arbeiten zu unter- stützen. Aber er that noch mehr. Bereits bei seinem zweiten Besuche in Leipzig 1) scheint Cepola den berühmten Gelehrten zu dem Ver- sprechen bewogen haben, eine lateinische Geschichte der Unität zu verfassen ; während seines dritten Aufenthaltes in Deutschland (Som- mer 1572) übersetzte er, um ihn bei dieser Arbeit zu unterstützen, die böhmischen Quellen in’s Lateinische.") Nach seiner Rückkehr konnte der Bruder den Senioren die freudige Nachricht mittheilen. Mit ihrem Dankschreiben an Camerarius versehen, begab er sich im J. 1573 zum viertenmal nach Deutschland. Als Camerarius im J. 1574 starb, war seine Arbeit vollendet, entbehrte aber der letzten Feile. Herausgegeben hat sie erst Joa� chims Enkel, Ludvig Camerarius, im J. 1605 unter dem Titel: Hi- storica Narratio de Fratrum Orthodoxorum Ecclesiis in Bohemia Mo- ravia et Polonia.3) Camerarius’ Werk ist die erste wissenschaftliche Darstellung der älteren Brüdergeschichte, die im Druck erschienen ist. Sie wurde im 16. und 17. Jahrhunderte von keiner späteren Arbeit übertroffen und ist auch für uns, die wir auf ihre Quellen zurückgreifen können, nicht ohne Wert.4) Die an die Alten und an allgemeine Ideen von dem Werte der Geschichtsschreibung anknüpfende Einleitung, so wie die Excurse, welche auch ohne Noth den Fluss der Erzählung unterbrechen, ver- rathen des Humanisten und Gelehrten. Der apologetische Grundzug, der die gesammte Geschitsschreibung der Unität beherrscht, tritt auch in Camerarius' Werke deutlich hervor. Der Name der Waldenser, 1) Gindely Quellen 331: Calendis Octobris (1571) Vitteberga discesseram et Lipsiam versus iter feci, per triduum ibi apud dominum Joachimum Camerarium maensi atque cum ipso variis de rebus contuli, potissime vero de nostris, de quibus suo loco. 2) a. a. O. S. 339: in absentia Esromi historica e Bohemicis latine consigna- bam, et cum iis Lipsiam ad dominum Camerarium bis excurri. 3) Im Anhang: Proëmium, Rüdingers Narratiuncula u. s. w. 4) Vgl. Zezschwitz 137.
64 den berühmten Humanisten mit, den auch der Bruder in diesem Jahre zweimal besuchte, zuerst nach seiner Ankunft in Deutschland im August, und dann im Oktober auf dem Rückwege nach der Hei- mat. Camerarius versprach damals, seinen Schwiegersohn, Rüdinger, bei der lateinischen Übersetzung der Confession zu unterstützen. Cepola hatte beim Antritt seiner zweiten Reise von Blahoslav neben mündlicher Belehrung Quellen und Hilfsmittel in Empfang genommen, um sie bei der Abfassung des Proëmiums zu verwerten und den Polen Lasicius bei seinen historischen Arbeiten zu unter- stützen. Aber er that noch mehr. Bereits bei seinem zweiten Besuche in Leipzig 1) scheint Cepola den berühmten Gelehrten zu dem Ver- sprechen bewogen haben, eine lateinische Geschichte der Unität zu verfassen ; während seines dritten Aufenthaltes in Deutschland (Som- mer 1572) übersetzte er, um ihn bei dieser Arbeit zu unterstützen, die böhmischen Quellen in’s Lateinische.") Nach seiner Rückkehr konnte der Bruder den Senioren die freudige Nachricht mittheilen. Mit ihrem Dankschreiben an Camerarius versehen, begab er sich im J. 1573 zum viertenmal nach Deutschland. Als Camerarius im J. 1574 starb, war seine Arbeit vollendet, entbehrte aber der letzten Feile. Herausgegeben hat sie erst Joa� chims Enkel, Ludvig Camerarius, im J. 1605 unter dem Titel: Hi- storica Narratio de Fratrum Orthodoxorum Ecclesiis in Bohemia Mo- ravia et Polonia.3) Camerarius’ Werk ist die erste wissenschaftliche Darstellung der älteren Brüdergeschichte, die im Druck erschienen ist. Sie wurde im 16. und 17. Jahrhunderte von keiner späteren Arbeit übertroffen und ist auch für uns, die wir auf ihre Quellen zurückgreifen können, nicht ohne Wert.4) Die an die Alten und an allgemeine Ideen von dem Werte der Geschichtsschreibung anknüpfende Einleitung, so wie die Excurse, welche auch ohne Noth den Fluss der Erzählung unterbrechen, ver- rathen des Humanisten und Gelehrten. Der apologetische Grundzug, der die gesammte Geschitsschreibung der Unität beherrscht, tritt auch in Camerarius' Werke deutlich hervor. Der Name der Waldenser, 1) Gindely Quellen 331: Calendis Octobris (1571) Vitteberga discesseram et Lipsiam versus iter feci, per triduum ibi apud dominum Joachimum Camerarium maensi atque cum ipso variis de rebus contuli, potissime vero de nostris, de quibus suo loco. 2) a. a. O. S. 339: in absentia Esromi historica e Bohemicis latine consigna- bam, et cum iis Lipsiam ad dominum Camerarium bis excurri. 3) Im Anhang: Proëmium, Rüdingers Narratiuncula u. s. w. 4) Vgl. Zezschwitz 137.
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65 den Brüdern beigelegt, enthält nach ihm einen historischen Irrthum und, der bösen Absicht wegen, ein Unrecht zugleich. Die Waldenser, im 13. Jahrhunderte in Lyon entstanden, haben sich in Folge der Verfolgungen, die sie erlitten, in andere Länder verbreitet : auch nach Böhmen und England sind sie vorgedrungen. Wiclif hat eigentlich ihre Lehre vorgetragen. Ein direkter Antheil an der hussitischen Be- wegung wird ihnen aber von Camerarius nicht nur nicht zugestanden, sondern in einer polemischen Bemerkung gegen Flacius entschieden abgesprochen (p. 52). Die Unität ist ein Zweig des einheimischen Stam- mes. Indem nun Camerarius den Wachsthum jenes Zweiges zu be- schreiben unternimmt, begeht er einen Fehler, ähnlich demjenigen, den er soeben dem Illyricus vorgeworfen hatte. Er kennt keinen Unterschied zwischen den letzten Taboriten und den ersten Brüdern. Jene lässt er bereits um 1443 den im J. 1468 verfassten Brief an Roky- zana schreiben,1) diesen seine wirksamen Predigten bereits unter Sigmund halten ! Hätte Camerarius selbst sein Werk den Drucke über- geben, so wäre dieser Theil gewiss ganz entfernt worden. Camerarius' Erzählung hatte die Zeiten Vladislavs erreicht: da erhielt er, wie anzunehmen ist, durch Cepola neue Quellen und Hilfs- mittel und kehrte, seine frühere Darstellung selbst als ungenau (p. 77) bezeichnend, zu den Anfängen der Unität zurück. Erst jetzt wird die Bedeutung Br. Gregors gewürdigt,2) über den Camerarius einige Nachrichten bringt (p. 80), die wir ausserdem nur noch bei Lasicius finden.3) Diese zweite Erzählung ist es, auf welche sich das oben dem Werke gespendete Lob bezieht. — Den grössten Dienst hat aber Ca- merarius bei seiner Arbeit Blahoslavs Summa geleistet. Er hat die- selbe zum grössten Theil, doch zumeist in stilistischer Überarbeitung, seinem Werke einverleibt: in der Erzählung von der Wahl und Be- stätigung der ersten Priester ist er ganz von ihr abhängig. Nur an wenigen Stellen weicht Camerarius von seiner Vorlage aus leicht be- greiffichen Gründen auch sachlich ab. Vorsichtiger als Blahoslav nimmt er an, dass es in jener Zeit auch in Böhmen Reste der Wal- denser gegeben habe (104, 116), doch kann er diesen nicht mit der Summa die Erzählung von ihrer Abstammung aus der Zeit Syl- 1) In der lateinischen Paraphrase (61—66) wird daher der Name der Tabo- riten, von denen sich die Brüder unterscheiden wollen, überall weggelassen. 2) Auch Chelčický, „der Schuster“, wird erwähnt und gelobt. 3) Camerarius eigenthümliche Nachrichten, die sich auch in den handschrift- lichen Quellen nicht finden, beziehen sich auf Gregor (p. 80 u. 85), auf das Ver- hör der Brüder in Glatz (p. 98, vgl. Gindely I. 61.) auf Matthias Dolanský (p. 115) u. s. W.
65 den Brüdern beigelegt, enthält nach ihm einen historischen Irrthum und, der bösen Absicht wegen, ein Unrecht zugleich. Die Waldenser, im 13. Jahrhunderte in Lyon entstanden, haben sich in Folge der Verfolgungen, die sie erlitten, in andere Länder verbreitet : auch nach Böhmen und England sind sie vorgedrungen. Wiclif hat eigentlich ihre Lehre vorgetragen. Ein direkter Antheil an der hussitischen Be- wegung wird ihnen aber von Camerarius nicht nur nicht zugestanden, sondern in einer polemischen Bemerkung gegen Flacius entschieden abgesprochen (p. 52). Die Unität ist ein Zweig des einheimischen Stam- mes. Indem nun Camerarius den Wachsthum jenes Zweiges zu be- schreiben unternimmt, begeht er einen Fehler, ähnlich demjenigen, den er soeben dem Illyricus vorgeworfen hatte. Er kennt keinen Unterschied zwischen den letzten Taboriten und den ersten Brüdern. Jene lässt er bereits um 1443 den im J. 1468 verfassten Brief an Roky- zana schreiben,1) diesen seine wirksamen Predigten bereits unter Sigmund halten ! Hätte Camerarius selbst sein Werk den Drucke über- geben, so wäre dieser Theil gewiss ganz entfernt worden. Camerarius' Erzählung hatte die Zeiten Vladislavs erreicht: da erhielt er, wie anzunehmen ist, durch Cepola neue Quellen und Hilfs- mittel und kehrte, seine frühere Darstellung selbst als ungenau (p. 77) bezeichnend, zu den Anfängen der Unität zurück. Erst jetzt wird die Bedeutung Br. Gregors gewürdigt,2) über den Camerarius einige Nachrichten bringt (p. 80), die wir ausserdem nur noch bei Lasicius finden.3) Diese zweite Erzählung ist es, auf welche sich das oben dem Werke gespendete Lob bezieht. — Den grössten Dienst hat aber Ca- merarius bei seiner Arbeit Blahoslavs Summa geleistet. Er hat die- selbe zum grössten Theil, doch zumeist in stilistischer Überarbeitung, seinem Werke einverleibt: in der Erzählung von der Wahl und Be- stätigung der ersten Priester ist er ganz von ihr abhängig. Nur an wenigen Stellen weicht Camerarius von seiner Vorlage aus leicht be- greiffichen Gründen auch sachlich ab. Vorsichtiger als Blahoslav nimmt er an, dass es in jener Zeit auch in Böhmen Reste der Wal- denser gegeben habe (104, 116), doch kann er diesen nicht mit der Summa die Erzählung von ihrer Abstammung aus der Zeit Syl- 1) In der lateinischen Paraphrase (61—66) wird daher der Name der Tabo- riten, von denen sich die Brüder unterscheiden wollen, überall weggelassen. 2) Auch Chelčický, „der Schuster“, wird erwähnt und gelobt. 3) Camerarius eigenthümliche Nachrichten, die sich auch in den handschrift- lichen Quellen nicht finden, beziehen sich auf Gregor (p. 80 u. 85), auf das Ver- hör der Brüder in Glatz (p. 98, vgl. Gindely I. 61.) auf Matthias Dolanský (p. 115) u. s. W.
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66 vesters in den Mund legen.1) Die „Handauflegung“ verliert bei ihm gänzlich den Charakter der Weihe (p. 104).2) An anderen Stellen finden wir wesentliche Ergänzungen der Summa durch Zusätze, die sich zuerst bei Camerarius finden und auch die handschriftlichen Quel- len vervollständigen. Die wichtigsten Stellen dieser Art betreffen den Verkehr der Brüder mit den Märker Waldensern (p. 116—117)3) und Lukas’ von Prag und Thomas' des Deutschen italienische Reise4) (p. 120—121). Seine Worte lauten : Non acquievit autem solicita Fra- trum pietas ; et (bald nach der Orientfahrt) ) aliquanto post (circiter annum Christi MCCCCLXXXIX) ablegarunt duos, qui in Italiam et Gallias eandem ob causam proficiscerentur. Illorum unus fuit Lucas Pragensis, ex quatuor viris alterius peregrinationis, de quibus iam dictum est, eique adiunctus Thomas Germanus.6) Hi passim invenere in Italia, Roma quoque, aliquos vera pietate et religione Deum co- lentes, in profana atque superstitiosa gente, cum periculo et variis difficultatibus degentes, et claudestinis congressibus exercentes reli- gionis studium. In quibus et Valdenses fuere, multa et gravia mala perpessi. In Gallia togata, quae nunc Romania appellatur, plurimi tunc sunt reperti. Cum quibus gratulantibus tantam veritatis scien- tiam Fratribus, et gaudentibus colloquio ipsorum, Fratrum legati mul- tum versati, et de religionis negotio sententias contulerunt, et admo- nitione alicubi sua eos adiuverunt. Attulerunt etiam literas scriptas ab illis, qui Latini sermonis adhuc Fratres putarent esse imperitiores, quae Fratrum nomine redderentur regi Vladislao, cum inscriptione tali: Serenissimo Principi Regi Vladislao, Ducibus, Baronibus, et se- nioribus Regni; pusillus grex Christianorum, iniquo nomine nuncupati Picardi: Gratiam in Deo Patre, et Filio eius Jesu Christo. Alterae literae scriptae fuere a Theodoro quopiam de Fonte citiculae, Pres- byteris de utraque specie nuncupatis per Bohemiam. His literis multa exponuntur bona, et cognitu utilia, sic tamen, ut non minus lucu- 1) Camerarius sagt nur: De se etiam Waldenses, et variis certaminibus, et suorum maiorum suisque miseriis ac periculis multa locuti, ita Fratrum legatos di- mittunt. 2) ... impositis etiam confirmandi animos ipsorum gratia, et ad testimonium societatis atque consensionis, benedicendo (ritu Apostolico) manibus. 3) Vgl. Beilage L. Anm. 18. 4) Ob die Gesandten der Brüder auch nach Frankreich gekommen sind, lässt sich nicht mehr entscheiden. Eine Stelle bei Lasicius (vgl. Zezschwitz S. 167), wel- che diese Deutung zulässt. kann nicht in Betracht kommen. 5) 1491—1492. Vgl. Gindely I. 68. 6) Auch Thomas von Landskron genannt. Er hatte einst die Waldenser in der Mark aufgesucht.
66 vesters in den Mund legen.1) Die „Handauflegung“ verliert bei ihm gänzlich den Charakter der Weihe (p. 104).2) An anderen Stellen finden wir wesentliche Ergänzungen der Summa durch Zusätze, die sich zuerst bei Camerarius finden und auch die handschriftlichen Quel- len vervollständigen. Die wichtigsten Stellen dieser Art betreffen den Verkehr der Brüder mit den Märker Waldensern (p. 116—117)3) und Lukas’ von Prag und Thomas' des Deutschen italienische Reise4) (p. 120—121). Seine Worte lauten : Non acquievit autem solicita Fra- trum pietas ; et (bald nach der Orientfahrt) ) aliquanto post (circiter annum Christi MCCCCLXXXIX) ablegarunt duos, qui in Italiam et Gallias eandem ob causam proficiscerentur. Illorum unus fuit Lucas Pragensis, ex quatuor viris alterius peregrinationis, de quibus iam dictum est, eique adiunctus Thomas Germanus.6) Hi passim invenere in Italia, Roma quoque, aliquos vera pietate et religione Deum co- lentes, in profana atque superstitiosa gente, cum periculo et variis difficultatibus degentes, et claudestinis congressibus exercentes reli- gionis studium. In quibus et Valdenses fuere, multa et gravia mala perpessi. In Gallia togata, quae nunc Romania appellatur, plurimi tunc sunt reperti. Cum quibus gratulantibus tantam veritatis scien- tiam Fratribus, et gaudentibus colloquio ipsorum, Fratrum legati mul- tum versati, et de religionis negotio sententias contulerunt, et admo- nitione alicubi sua eos adiuverunt. Attulerunt etiam literas scriptas ab illis, qui Latini sermonis adhuc Fratres putarent esse imperitiores, quae Fratrum nomine redderentur regi Vladislao, cum inscriptione tali: Serenissimo Principi Regi Vladislao, Ducibus, Baronibus, et se- nioribus Regni; pusillus grex Christianorum, iniquo nomine nuncupati Picardi: Gratiam in Deo Patre, et Filio eius Jesu Christo. Alterae literae scriptae fuere a Theodoro quopiam de Fonte citiculae, Pres- byteris de utraque specie nuncupatis per Bohemiam. His literis multa exponuntur bona, et cognitu utilia, sic tamen, ut non minus lucu- 1) Camerarius sagt nur: De se etiam Waldenses, et variis certaminibus, et suorum maiorum suisque miseriis ac periculis multa locuti, ita Fratrum legatos di- mittunt. 2) ... impositis etiam confirmandi animos ipsorum gratia, et ad testimonium societatis atque consensionis, benedicendo (ritu Apostolico) manibus. 3) Vgl. Beilage L. Anm. 18. 4) Ob die Gesandten der Brüder auch nach Frankreich gekommen sind, lässt sich nicht mehr entscheiden. Eine Stelle bei Lasicius (vgl. Zezschwitz S. 167), wel- che diese Deutung zulässt. kann nicht in Betracht kommen. 5) 1491—1492. Vgl. Gindely I. 68. 6) Auch Thomas von Landskron genannt. Er hatte einst die Waldenser in der Mark aufgesucht.
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67 lenter ab ipsis Fratribus propria facultate confici potuisse videantur. Quaedam aliquanto importunius et audacius disseruntur, quam rei et tempori conveniret. Camerarius' Erzählung bringt mehr als Blahoslavs Summa, die auch hier zur Grundlage dient. Und zwar: 1. Die Jahrzahl 1489, die aber nicht richtig sein kann, da die Orientfahrt der Brüder, welche doch vor die italienische Reise fällt, nach Kabátníks Reisebeschreibung in den Jahren 1491 und 1492 stattgefunden hat.1) Gindely versetzt die italienische Reise in die Jahre 1497 und 1498, denn nach einer späteren Angabe haben die Brüder in Florenz Savonarolas Scheiterhaufen brennen gesehen.2) 2. Uber den Verkehr der Brüder mit den Waldensern berichtet Camerarius mehr als Blahoslav. Die Brüder erscheinen als die weiter Fortgeschrittenen, die an die Waldenser Ermahnungen richten. Wel- chen Inhalts? Sicherlich keines anderen, als die Waldenser sollten nach dem Beispiel der Brüder offen und entschieden mit der römi- schen Kirche brechen. 3. Lukas und Thomas brachten Schreiben — apologetische Schriften — in die Heimat zurück. Eines derselben war zwar von den Waldensern verfasst worden, sollte aber im Namen der Brüder dem König Vladislav überreicht werden. Herzog (Die rom. Walden- ser S. 297) hat in den Angaben des Camerarius, welcher doch den Inhalt jener Schreiben kannte, da er den Ton, der in ihnen ange- schlagen wurde, überflüssig heftig fand, Räthsel gefunden: aber mit Unrecht. Wenn sich die Brüder in der zweiten Halfte des 16. Jahr- hundertes keine genügende Gewandtheit im Gebrauch der lateini- schen Sprache zutrauten, so ist es um so begreiflicher, dass sie sich im 15. Jahrhunderte an die italienischen Waldenser gewendet und ihre Hilfe in Anspruch genommen haben.3) Was hätte den Brü- 1) Diese Reisebeschreibung wurde frühzeitig gedruckt und später einigemal neu aufgelegt. 2) S. u. Lasicius. Vielleicht ist die Jahreszahl 1489 ein Schreib- oder Druck- fehler für 1498. Vgl. Beilage Q. 3) Dass auch das Schreiben des Theodorus de F. C. in lateinischer Sprache und im Namen der Brüder verfasst war, lässt sich allerdings nicht mit derselben Bestimmtheit behaupten. Vgl. Zezschwitz S. 238. — In der Hist. Fr. (Ms. Un.) findet sich diese lückenhafte und undeutliche Nachricht: „1499. Aus diesem Jahre findet sich vor ein Schreiben aufgesetzt und an die Brüder nach Böhmen gesendet von einem gewissen (leere Stelle in der Handschrift) mit seinen Genossen. Dieser Schrei- ben gibt es eigentlich vier: 1) an die Brüder, 2) an einen gewissen Mag. Georg nach Prag von Antonius, 3) das Schreiben Stambj Romani, 4) an König Vladislav.“ (Vgl. Zezschwitz S. 166. Uber die ersten drei Schreiben enthalte ich mich jeder Vermuthung.)
67 lenter ab ipsis Fratribus propria facultate confici potuisse videantur. Quaedam aliquanto importunius et audacius disseruntur, quam rei et tempori conveniret. Camerarius' Erzählung bringt mehr als Blahoslavs Summa, die auch hier zur Grundlage dient. Und zwar: 1. Die Jahrzahl 1489, die aber nicht richtig sein kann, da die Orientfahrt der Brüder, welche doch vor die italienische Reise fällt, nach Kabátníks Reisebeschreibung in den Jahren 1491 und 1492 stattgefunden hat.1) Gindely versetzt die italienische Reise in die Jahre 1497 und 1498, denn nach einer späteren Angabe haben die Brüder in Florenz Savonarolas Scheiterhaufen brennen gesehen.2) 2. Uber den Verkehr der Brüder mit den Waldensern berichtet Camerarius mehr als Blahoslav. Die Brüder erscheinen als die weiter Fortgeschrittenen, die an die Waldenser Ermahnungen richten. Wel- chen Inhalts? Sicherlich keines anderen, als die Waldenser sollten nach dem Beispiel der Brüder offen und entschieden mit der römi- schen Kirche brechen. 3. Lukas und Thomas brachten Schreiben — apologetische Schriften — in die Heimat zurück. Eines derselben war zwar von den Waldensern verfasst worden, sollte aber im Namen der Brüder dem König Vladislav überreicht werden. Herzog (Die rom. Walden- ser S. 297) hat in den Angaben des Camerarius, welcher doch den Inhalt jener Schreiben kannte, da er den Ton, der in ihnen ange- schlagen wurde, überflüssig heftig fand, Räthsel gefunden: aber mit Unrecht. Wenn sich die Brüder in der zweiten Halfte des 16. Jahr- hundertes keine genügende Gewandtheit im Gebrauch der lateini- schen Sprache zutrauten, so ist es um so begreiflicher, dass sie sich im 15. Jahrhunderte an die italienischen Waldenser gewendet und ihre Hilfe in Anspruch genommen haben.3) Was hätte den Brü- 1) Diese Reisebeschreibung wurde frühzeitig gedruckt und später einigemal neu aufgelegt. 2) S. u. Lasicius. Vielleicht ist die Jahreszahl 1489 ein Schreib- oder Druck- fehler für 1498. Vgl. Beilage Q. 3) Dass auch das Schreiben des Theodorus de F. C. in lateinischer Sprache und im Namen der Brüder verfasst war, lässt sich allerdings nicht mit derselben Bestimmtheit behaupten. Vgl. Zezschwitz S. 238. — In der Hist. Fr. (Ms. Un.) findet sich diese lückenhafte und undeutliche Nachricht: „1499. Aus diesem Jahre findet sich vor ein Schreiben aufgesetzt und an die Brüder nach Böhmen gesendet von einem gewissen (leere Stelle in der Handschrift) mit seinen Genossen. Dieser Schrei- ben gibt es eigentlich vier: 1) an die Brüder, 2) an einen gewissen Mag. Georg nach Prag von Antonius, 3) das Schreiben Stambj Romani, 4) an König Vladislav.“ (Vgl. Zezschwitz S. 166. Uber die ersten drei Schreiben enthalte ich mich jeder Vermuthung.)
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68 dern das Zeugniss und die Fürsprache der Waldenser gefruchtet?1) Auch passt dasjenige, was wir von dem Inhalte des an den König gerichteten Schreibens wissen, durchaus auf die Brüder. Sie sind es — und nicht die Waldenser — die darin ihre Stimme erheben.") Zezschwitz, welcher der italienischen Reise der Brüder eine eingehende und scharfsinnige Untersuchung gewidmet hat, stellt (S. 200) folgende Hypothese auf: "Die Böhmen haben auf ihren Rei- sen Schriften, die ihren Glaubensstand bethätigten, mit sich geführt. In der Hist. Fr. (Ms. Un.) findet sich zum Jahre 1496 ange- merkt: „Eine Schrift von den Ursachen der Trennung von der rö- mischen Kirche, aus welchen Ursachen dieselbe geschehen ist, auf dass alle es wissen. Item ein anderes Schreiben von der Trennung, warum sie geschah. Item noch ein kurzes Schreiben von demsel- ben.“ — Die erste der hier angeführten Schriften ist sonder Zweifel der im J. 1496 verfasste Traktat von den Ursachen der Trennung (s.o.). 1) Auch Zezschwitz (S. 166) nimmt an, die Brüder hätten von den Walden- sern Briefe mitgenommen, die die Einheit ihres Glaubens bezeugen sollten, und dar- unter eines an den König selbst offenbar zur Empfehlung der Sache der Brüder in Böhmen. — Herzogs Annahme beruht auf der falschen Voraussetzung, „Vladislavs Sympathie für die Kirche der Abgewichenen sei bekannt gewesen.“ 2) Herzog hat in Dublin den romanischen Text des Schreibens gefunden, des- sen Titel lautet: La epistola al serenissimo Rey Lancelau. Al serenissimo princi Rey Lancelao, A li ducs, barons, e a li plus velh del regne lo petit tropel de li Christians apella per fals nom falsament P. O. V. Gratia sia in dio lo payre, e en Y. Chr. lo filh de lui. Vgl. James Henthorn Todd The Wald. Manuscripts preserved in the Library of Trinity College, Dublin. London and Cambridge 1865. S. 50—51. Das Schreiben ist in einem Quartband enthalten, welcher der Schrift nach aus dem 16. Jahrhunderte stammt. Die von Herzog besorgte Copie befindet sich jetzt im Be- sitz des H. Prof. G. von Zezschwitz, dessen besonderer Güte ich es verdanke, wenn ich dieselbe, sowie die Abschrift des Traktats „Ayczo es la causa“, in Prag ein- sehen konnte. Mag auch der romanische Text eine spätere Übersetzung des latei- nischen Exemplars sein, wie Zezschwitz vermuthet, immerhin wird dieses durch jenen wenigstens theilweise — denn nur ein Fragment hat sich erhalten — ersetzt. Herzog sagt (a. a.O. S. 299): „Die Briefsteller beklagen sich über die Ver- läumdungen, womit sie überhäuft werden...“ Sie setzen hinzu, dass seit vierzig Jahren keine Hurerei unter ihnen vorgekommen ist, die nicht sogleich bestraft wor- den wäre. Vgl. o. S. 9. über die Bedeutung des Namens Pikarden. — Als ein Beleg dafür, dass in dem Schreiben die Brüder für sich selbst das Wort führen, kann fol- gende Stelle dienen: Die bösen Priester fordern den König auf, aus seinem König- reiche jene verpesteten Pikarden, oder Waldenser oder Begharden (?) zu vertreiben. (Ilh dyon o mot bon Rey degitta lor del vostre Regne aquilh pestillencials, p, o, v, o, b.) — Das Ganze ist eine heftige Polemik gegen die bösen Priester, durchaus ungeeignet dem König überreicht zu werden, und erinnert an die älteren Brüder- schriften. Vieles mag darin von den Waldensern selbst stammen, denen ja das be- handelte Thema auch geläufig war. Lukas hätte gewiss eine gelehrtere Vorlage geliefert. Wenn überhaupt eine solche dem Schreiben zu Grunde lag, so müssen wir als den eigentlichen Autor desselben Thomas den Deutschen ansehen, welcher der alten Uni- tät angehört und auch die Waldenser besser kannte als Lukas.
68 dern das Zeugniss und die Fürsprache der Waldenser gefruchtet?1) Auch passt dasjenige, was wir von dem Inhalte des an den König gerichteten Schreibens wissen, durchaus auf die Brüder. Sie sind es — und nicht die Waldenser — die darin ihre Stimme erheben.") Zezschwitz, welcher der italienischen Reise der Brüder eine eingehende und scharfsinnige Untersuchung gewidmet hat, stellt (S. 200) folgende Hypothese auf: "Die Böhmen haben auf ihren Rei- sen Schriften, die ihren Glaubensstand bethätigten, mit sich geführt. In der Hist. Fr. (Ms. Un.) findet sich zum Jahre 1496 ange- merkt: „Eine Schrift von den Ursachen der Trennung von der rö- mischen Kirche, aus welchen Ursachen dieselbe geschehen ist, auf dass alle es wissen. Item ein anderes Schreiben von der Trennung, warum sie geschah. Item noch ein kurzes Schreiben von demsel- ben.“ — Die erste der hier angeführten Schriften ist sonder Zweifel der im J. 1496 verfasste Traktat von den Ursachen der Trennung (s.o.). 1) Auch Zezschwitz (S. 166) nimmt an, die Brüder hätten von den Walden- sern Briefe mitgenommen, die die Einheit ihres Glaubens bezeugen sollten, und dar- unter eines an den König selbst offenbar zur Empfehlung der Sache der Brüder in Böhmen. — Herzogs Annahme beruht auf der falschen Voraussetzung, „Vladislavs Sympathie für die Kirche der Abgewichenen sei bekannt gewesen.“ 2) Herzog hat in Dublin den romanischen Text des Schreibens gefunden, des- sen Titel lautet: La epistola al serenissimo Rey Lancelau. Al serenissimo princi Rey Lancelao, A li ducs, barons, e a li plus velh del regne lo petit tropel de li Christians apella per fals nom falsament P. O. V. Gratia sia in dio lo payre, e en Y. Chr. lo filh de lui. Vgl. James Henthorn Todd The Wald. Manuscripts preserved in the Library of Trinity College, Dublin. London and Cambridge 1865. S. 50—51. Das Schreiben ist in einem Quartband enthalten, welcher der Schrift nach aus dem 16. Jahrhunderte stammt. Die von Herzog besorgte Copie befindet sich jetzt im Be- sitz des H. Prof. G. von Zezschwitz, dessen besonderer Güte ich es verdanke, wenn ich dieselbe, sowie die Abschrift des Traktats „Ayczo es la causa“, in Prag ein- sehen konnte. Mag auch der romanische Text eine spätere Übersetzung des latei- nischen Exemplars sein, wie Zezschwitz vermuthet, immerhin wird dieses durch jenen wenigstens theilweise — denn nur ein Fragment hat sich erhalten — ersetzt. Herzog sagt (a. a.O. S. 299): „Die Briefsteller beklagen sich über die Ver- läumdungen, womit sie überhäuft werden...“ Sie setzen hinzu, dass seit vierzig Jahren keine Hurerei unter ihnen vorgekommen ist, die nicht sogleich bestraft wor- den wäre. Vgl. o. S. 9. über die Bedeutung des Namens Pikarden. — Als ein Beleg dafür, dass in dem Schreiben die Brüder für sich selbst das Wort führen, kann fol- gende Stelle dienen: Die bösen Priester fordern den König auf, aus seinem König- reiche jene verpesteten Pikarden, oder Waldenser oder Begharden (?) zu vertreiben. (Ilh dyon o mot bon Rey degitta lor del vostre Regne aquilh pestillencials, p, o, v, o, b.) — Das Ganze ist eine heftige Polemik gegen die bösen Priester, durchaus ungeeignet dem König überreicht zu werden, und erinnert an die älteren Brüder- schriften. Vieles mag darin von den Waldensern selbst stammen, denen ja das be- handelte Thema auch geläufig war. Lukas hätte gewiss eine gelehrtere Vorlage geliefert. Wenn überhaupt eine solche dem Schreiben zu Grunde lag, so müssen wir als den eigentlichen Autor desselben Thomas den Deutschen ansehen, welcher der alten Uni- tät angehört und auch die Waldenser besser kannte als Lukas.
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69 Diese Schrift der Brüder war es, welche wahrscheinlich Lukas und Thomas nach Italien mitnahmen, und welche vielleicht zu die- sem Zwecke, zur Belehrung und Ermahnung der Waldenser, ver- fasst worden war.1) Auch hat die Schrift der Brüder Eingang in die Literatur der Waldenser gefunden. Denn der Traktat „Ayczo es la causa del departiment de la gleysa romana“ 2) ist nichts anderes als eine Bearbeitung 3) der Schrift „von den Ursachen der Trennung“, die sich, soweit man nach dem erhaltenen Fragmente urtheilen darf, an den Gedankengang der Vorlage hält und viele Partien derselben in sich aufnimmt, doch überall in freier Wiedergabe, mit Zusätzen und Auslassungen und in einer Form, welche das Schwerfällige und Dunkle der Brüderschrift mit Geschick überwindet. Der Traktat der Waldenser gestattet eine leichtere Übersicht und lässt die leitenden Gedanken durch Eintheilung in Abschnitte und durch die ihnen vor- gesetzten Uberschriften deutlicher hervortreten. Auch finden sich in demselben Partien, welche als ursprüngliches Eigenthum der Wal- denser gelten müssen. Hätten wir triftige Gründe, anzunehmen, Ca- merarius habe die italienische Reise der Brüder doch richtig datirt (1489), so müsste die Priorität der böhmischen Schrift (1496) erst erwiesen werden, wobei die Vergleichung lehren würde, dass in dem Traktate der Waldenser die Spuren eines theilweise fremden Ur- sprungs durch die gewandte Bearbeitung doch nicht vollständig ver- wischt worden sind. Das Verhältniss beider Traktate zu einander kann demnach festgestellt werden, auch wenn wir durch Zezschwitz’ Gründe nicht genöthigt wären, die Entstehung der romanischen Schrift mit Lukas' Reise in Zusammenhang zu bringen. Die Schwierigkeiten aber, die Herzog auch hier gefunden und die darin bestanden, dass die Waldenser in „Ayczo es la causa“ von ihrer „Trennung“ spre- chen, da sie doch, wenigstens theilweise, äusserlich, mit der Kirche in Verbindung verblieben, lösen sich in der Weise, die er selbst mit den Worten angedeutet (S. 302): „Allerdings, wenn die Waldenser jenes erste Schreiben (an Vladislav) aufsetzen konnten, hindert 1) Allerdings müsste man annehmen, er habe eine lateinische Bearbeitung dieser Schrift bestanden. 2) Vgl. Todd 47—49 Herzog S. 300 ff. Es ist kein Grund vorhanden, den Traktat für das Schreiben des Theodorus de F. C. zu halten. (Herzog S. 302, Zez- schwitz S. 187.) 3) Palacký (Über das Verhältniss der Waldenser S. 35) bezeichnet unrichtig den Traktat als „die Ubersetzung einer Brüderschrift, welche noch unter Br. Gregor herausgegeben wurde.“
69 Diese Schrift der Brüder war es, welche wahrscheinlich Lukas und Thomas nach Italien mitnahmen, und welche vielleicht zu die- sem Zwecke, zur Belehrung und Ermahnung der Waldenser, ver- fasst worden war.1) Auch hat die Schrift der Brüder Eingang in die Literatur der Waldenser gefunden. Denn der Traktat „Ayczo es la causa del departiment de la gleysa romana“ 2) ist nichts anderes als eine Bearbeitung 3) der Schrift „von den Ursachen der Trennung“, die sich, soweit man nach dem erhaltenen Fragmente urtheilen darf, an den Gedankengang der Vorlage hält und viele Partien derselben in sich aufnimmt, doch überall in freier Wiedergabe, mit Zusätzen und Auslassungen und in einer Form, welche das Schwerfällige und Dunkle der Brüderschrift mit Geschick überwindet. Der Traktat der Waldenser gestattet eine leichtere Übersicht und lässt die leitenden Gedanken durch Eintheilung in Abschnitte und durch die ihnen vor- gesetzten Uberschriften deutlicher hervortreten. Auch finden sich in demselben Partien, welche als ursprüngliches Eigenthum der Wal- denser gelten müssen. Hätten wir triftige Gründe, anzunehmen, Ca- merarius habe die italienische Reise der Brüder doch richtig datirt (1489), so müsste die Priorität der böhmischen Schrift (1496) erst erwiesen werden, wobei die Vergleichung lehren würde, dass in dem Traktate der Waldenser die Spuren eines theilweise fremden Ur- sprungs durch die gewandte Bearbeitung doch nicht vollständig ver- wischt worden sind. Das Verhältniss beider Traktate zu einander kann demnach festgestellt werden, auch wenn wir durch Zezschwitz’ Gründe nicht genöthigt wären, die Entstehung der romanischen Schrift mit Lukas' Reise in Zusammenhang zu bringen. Die Schwierigkeiten aber, die Herzog auch hier gefunden und die darin bestanden, dass die Waldenser in „Ayczo es la causa“ von ihrer „Trennung“ spre- chen, da sie doch, wenigstens theilweise, äusserlich, mit der Kirche in Verbindung verblieben, lösen sich in der Weise, die er selbst mit den Worten angedeutet (S. 302): „Allerdings, wenn die Waldenser jenes erste Schreiben (an Vladislav) aufsetzen konnten, hindert 1) Allerdings müsste man annehmen, er habe eine lateinische Bearbeitung dieser Schrift bestanden. 2) Vgl. Todd 47—49 Herzog S. 300 ff. Es ist kein Grund vorhanden, den Traktat für das Schreiben des Theodorus de F. C. zu halten. (Herzog S. 302, Zez- schwitz S. 187.) 3) Palacký (Über das Verhältniss der Waldenser S. 35) bezeichnet unrichtig den Traktat als „die Ubersetzung einer Brüderschrift, welche noch unter Br. Gregor herausgegeben wurde.“
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70 uns nichts, anzunehmen, dass sie auch die andere Schrift zum Theil nach Angaben, die ihnen die Brüder machten, verfertigt ha- ben.“ 1) Durchaus demselben Kreise und derselben Zeit wie die beiden Schriften, das Schreiben an K. Vladislav und der Traktat „Ayczo es la causa“, muss nach Herzog (S. 302) die Schrift vom Antichrist angehören.2) Abgesehen davon, dass in allen das Thema im Grunde dasselbe sei, nämlich die Trennung von der römischen Kirche, zeige auch ihre Sprache „ein entschieden lateinisches Colorit“. Unver- kennbar sei in diesen Schriften der Waldenser der "taboritische Einfluss. 1) In beiden Schriften werden unter anderem die Gründe angeführt, warum den Brüdern (Waldensern) die wenigen guten Priester, die sie etwa in der Kirche fanden, nicht helfen konnten. Ein solcher könne nicht lange gut bleiben, noch „Nachkommen ordiniren“ (non po istar, ni ordonar posteriors daquel meseyme animo at poblo). Auch hätten sie des Guten in der Kirche wenig gefunden. „Dafür er- kannten wir aber durch Predigten, namentlich einiger böhmischen Priester, die sich auf die Doktoren und Concilien beriefen, durch das Lesen der h. Schrift und der Schriften gottesfürchtiger Menschen, sowie durch gemeinschaftliche Unterredungen, dass auch das Gute und zum Heile Nothwendige, was sie besitzen... bei ihnen ohne Wahrheit ist, nach den Worten des h. Paulus... und wie es Johannes im Bilde geschaut, da er spricht: Das Thier...(Damit vergleiche man: Ma nos hauen conoissu per luoc de totas las cosas ia dictas per las sacras scripturas, per li script human, e per predicacions de moti de la part de lunita de li boemients liqual deduyan, e prouauan per li doctor, e per li conselh oc. Que la gleisa romana non es sca gleisa katholica, e que aquellas cosas lasquals ilh ten util, e necessarias a salu... las ten cubertament sencza verita, e contra uerita, segond lo dit de l'apostol, 2a. Thim. 3.... E que aital specia de pieta sencza uirtu, e verita, es ymagena de la bestia... Herzog hat bereits hervorgehoben, dass sich in dem Traktat eine Anspielung auf eine Scheckung Böhmens an K. Matthias durch den Papst vorfinde, aber ihm ist dabei entgangen, dass der Waldenser die entsprechende Stelle seiner Vorlage missverstanden hat. Beide Traktate knüpfen an Luk. 12. an, und in der böhmi- schen Schrift heisst es weiter: „Man sollte den Papst und die Cardinäle fragen, wer ihnen gegen den Willen Gottes, des höchsten Herrn, die Macht gegeben, das Kaiserthum der Welt und die Herrschaft über die Königreiche sich zuzuschreiben, da Christus sich vielmehr der weltlichen Herrschaft entschlagen. Wer gab ihnen die Macht, Richter zu sein und Vertheiler der Güter? Sie haben aber dem König Matthias das böhmische Land gegeben, da doch ein Erbherr im Lande ist... Der Erbherr ist König Vladislav, der als Sohn Elisabeths von Österreich ein Erb- recht beanspruchen konnte. Wenn aber der Waldenser diese Stelle mit den Worten wiedergibt: „(Car) Chr. negne se rey e lo regne temporal non esser seo e non con- fesse si esser constitui ni iuie ni departour. Donca qual done poesta a aquest auersari de Chr. quel liore lo regne de boemia al rey de vngeria viuent mathia rey de boemia“ — so erscheint Matthias als der Erbherr, der gegen den König von Ungarn und die Curie in Schutz genommen wird. Dass die Berufung auf Laurentius Valla in der böhmischen Schrift fehlt, wird man nicht auffallend finden. Lukas von Prag scheint sich die Kenntniss seiner Schrift in Italien geholt zu haben. (Vgl. o.) 2) Perrin II. 253 sq. Leger I. 71 sq. Monastier II. 325 sq. Die Angabe und Zergliederung des Inhalts s. Zezschwitz S. 189 ff.
70 uns nichts, anzunehmen, dass sie auch die andere Schrift zum Theil nach Angaben, die ihnen die Brüder machten, verfertigt ha- ben.“ 1) Durchaus demselben Kreise und derselben Zeit wie die beiden Schriften, das Schreiben an K. Vladislav und der Traktat „Ayczo es la causa“, muss nach Herzog (S. 302) die Schrift vom Antichrist angehören.2) Abgesehen davon, dass in allen das Thema im Grunde dasselbe sei, nämlich die Trennung von der römischen Kirche, zeige auch ihre Sprache „ein entschieden lateinisches Colorit“. Unver- kennbar sei in diesen Schriften der Waldenser der "taboritische Einfluss. 1) In beiden Schriften werden unter anderem die Gründe angeführt, warum den Brüdern (Waldensern) die wenigen guten Priester, die sie etwa in der Kirche fanden, nicht helfen konnten. Ein solcher könne nicht lange gut bleiben, noch „Nachkommen ordiniren“ (non po istar, ni ordonar posteriors daquel meseyme animo at poblo). Auch hätten sie des Guten in der Kirche wenig gefunden. „Dafür er- kannten wir aber durch Predigten, namentlich einiger böhmischen Priester, die sich auf die Doktoren und Concilien beriefen, durch das Lesen der h. Schrift und der Schriften gottesfürchtiger Menschen, sowie durch gemeinschaftliche Unterredungen, dass auch das Gute und zum Heile Nothwendige, was sie besitzen... bei ihnen ohne Wahrheit ist, nach den Worten des h. Paulus... und wie es Johannes im Bilde geschaut, da er spricht: Das Thier...(Damit vergleiche man: Ma nos hauen conoissu per luoc de totas las cosas ia dictas per las sacras scripturas, per li script human, e per predicacions de moti de la part de lunita de li boemients liqual deduyan, e prouauan per li doctor, e per li conselh oc. Que la gleisa romana non es sca gleisa katholica, e que aquellas cosas lasquals ilh ten util, e necessarias a salu... las ten cubertament sencza verita, e contra uerita, segond lo dit de l'apostol, 2a. Thim. 3.... E que aital specia de pieta sencza uirtu, e verita, es ymagena de la bestia... Herzog hat bereits hervorgehoben, dass sich in dem Traktat eine Anspielung auf eine Scheckung Böhmens an K. Matthias durch den Papst vorfinde, aber ihm ist dabei entgangen, dass der Waldenser die entsprechende Stelle seiner Vorlage missverstanden hat. Beide Traktate knüpfen an Luk. 12. an, und in der böhmi- schen Schrift heisst es weiter: „Man sollte den Papst und die Cardinäle fragen, wer ihnen gegen den Willen Gottes, des höchsten Herrn, die Macht gegeben, das Kaiserthum der Welt und die Herrschaft über die Königreiche sich zuzuschreiben, da Christus sich vielmehr der weltlichen Herrschaft entschlagen. Wer gab ihnen die Macht, Richter zu sein und Vertheiler der Güter? Sie haben aber dem König Matthias das böhmische Land gegeben, da doch ein Erbherr im Lande ist... Der Erbherr ist König Vladislav, der als Sohn Elisabeths von Österreich ein Erb- recht beanspruchen konnte. Wenn aber der Waldenser diese Stelle mit den Worten wiedergibt: „(Car) Chr. negne se rey e lo regne temporal non esser seo e non con- fesse si esser constitui ni iuie ni departour. Donca qual done poesta a aquest auersari de Chr. quel liore lo regne de boemia al rey de vngeria viuent mathia rey de boemia“ — so erscheint Matthias als der Erbherr, der gegen den König von Ungarn und die Curie in Schutz genommen wird. Dass die Berufung auf Laurentius Valla in der böhmischen Schrift fehlt, wird man nicht auffallend finden. Lukas von Prag scheint sich die Kenntniss seiner Schrift in Italien geholt zu haben. (Vgl. o.) 2) Perrin II. 253 sq. Leger I. 71 sq. Monastier II. 325 sq. Die Angabe und Zergliederung des Inhalts s. Zezschwitz S. 189 ff.
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71 Zezschwitz gebührt das Lob auf die grosse Bedeutung hinge- wiesen zu haben, die der Schrift vom Antichrist zukommt, sowie auf den Zusammenhang, der zwischen derselben und dem Katechismus der Waldenser besteht. Auch dieser Gelehrte ist der Ansicht, dass, was auch die Vorlage gewesen, die Entstehung der Schrift in der Gestalt, wie wir sie besitzen, mit der italienischen Reise der Brüder zusammenhänge. Hier gilt es vor allem, auf den von Zezschwitz ge- legten Grundlagen die Untersuchung in Bezug auf den zweiten Theil des Traktats weiter zu führen, denn der erste Theil derselben mag seiner unsprünglichen Anlage nach älteren Datums sein, obgleich auch da der böhmische Einfluss nach Zezschwitz' Urtheil (S. 198) „viel direkter als in jenem zu spüren ist.“1) Aber auch eine direkte Vorlage des zweiten wichtigeren Thei- les lässt sich nachweisen. Es ist dies ein Synodaldekret, bei dem leider eine bestimmte Jahreszahl nicht angegeben ist. Wenn wir aber erwägen, dass die Hist. Fr. (Ms. Un.) aus dem J. 1496 drei Schriften anführt, die von den Ursachen der Trennung handelten, so wird die Annahme gestattet sein, zwischen jenem Dekrete und diesen Schrif- ten bestehe ein Zusammenhang, und eine zweite kürzere Schrift habe neben dem grossen Traktate auf gleichem Wege Eingang in die Li- teratur der Waldenser gefunden.2) Daneben finden sich auch in 1) In dem ersten Theil, welcher unter dem Titel „Qual cosa sia l'Antechrist“, „Quals son las obras de l'Antechrist“, das Wesen und die Werke des Antichrist behandelt, herrscht derselbe Geist wie in der hussitischen Literatur seit Milič und Janov. Die Form des Antiparallelismus war in Böhmen so beliebt, dass man in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. auch zu dem drastischen Mittel der Illustration griff. (Über die in Jena befindliche Bilderhandschrift, vgl. Dobrovský Reise nach Schwe- den. Ein anderes Exemplar besitzt die Göttinger Bibl., vgl. meine Beschreibung der Bohemica in Göttingen Č. Č. M. 1873.) 2) Da an der Feststellung oder wenigstens an der Zulässigkeit der Jahres- zahl 1496 nicht wenig gelegen ist, so sei hier folgende Bemerkung gestattet: Die Dekrete beginnen mit dem Reichenauer Beschlusse v. J. 1495, worauf Auszüge aus verschiedenen Dekreten folgen, und zwar unter diesen Aufschriften: 1) „Von den Ursachen der Trennung“ ohne Jahreszahl. Lasicius bringt aber einen Auszug mit der Jahreszahl 1499. 2) „In einem anderen Synodaldekrete des breiteren also.“ Ohne Jahreszahl. Die Aufschrift selbst bezeugt aber, dass das Dekret vor 1499 fallen kann. 3) „Von den Ursachen der besonderen Versammlung.“ 4) „Von dem Ursprung der Unität“ 1497. Man sielt, die Dekrete sind nicht chronologisch ge- ordnet. Weiter folgen Abschnitte mit den Zahlen 1488, 1494. Das zweite Dekret, das hier in Betracht kommt, lautet also: „Unsere Trennung... geschah des Heiles wegen, das im Gehorsam besteht gegen die Stimme Gottes, die da spricht: Höre auf, Böses zu thun! Und wiederum: Lass ab vom Bösen! Das Böse ist aber zweifach, das eine gründlich, das andere dienstbarlich. Das gründliche und das dienstbarliche Bösc sind die Irrthümer und Todsünden mit all ihren Ursachen und Dienstbarkeiten... Und beides ist gegen den gemeinen christlichen Glauben der 12 Artikel, gegen die h. Schrift... Das erste Ubel gegen den ersten Artikel... ist ein mannigfaltiger versteckter und offenbarer Götzendienst, den Gott verbietet, indem er spricht: Du sollst keine
71 Zezschwitz gebührt das Lob auf die grosse Bedeutung hinge- wiesen zu haben, die der Schrift vom Antichrist zukommt, sowie auf den Zusammenhang, der zwischen derselben und dem Katechismus der Waldenser besteht. Auch dieser Gelehrte ist der Ansicht, dass, was auch die Vorlage gewesen, die Entstehung der Schrift in der Gestalt, wie wir sie besitzen, mit der italienischen Reise der Brüder zusammenhänge. Hier gilt es vor allem, auf den von Zezschwitz ge- legten Grundlagen die Untersuchung in Bezug auf den zweiten Theil des Traktats weiter zu führen, denn der erste Theil derselben mag seiner unsprünglichen Anlage nach älteren Datums sein, obgleich auch da der böhmische Einfluss nach Zezschwitz' Urtheil (S. 198) „viel direkter als in jenem zu spüren ist.“1) Aber auch eine direkte Vorlage des zweiten wichtigeren Thei- les lässt sich nachweisen. Es ist dies ein Synodaldekret, bei dem leider eine bestimmte Jahreszahl nicht angegeben ist. Wenn wir aber erwägen, dass die Hist. Fr. (Ms. Un.) aus dem J. 1496 drei Schriften anführt, die von den Ursachen der Trennung handelten, so wird die Annahme gestattet sein, zwischen jenem Dekrete und diesen Schrif- ten bestehe ein Zusammenhang, und eine zweite kürzere Schrift habe neben dem grossen Traktate auf gleichem Wege Eingang in die Li- teratur der Waldenser gefunden.2) Daneben finden sich auch in 1) In dem ersten Theil, welcher unter dem Titel „Qual cosa sia l'Antechrist“, „Quals son las obras de l'Antechrist“, das Wesen und die Werke des Antichrist behandelt, herrscht derselbe Geist wie in der hussitischen Literatur seit Milič und Janov. Die Form des Antiparallelismus war in Böhmen so beliebt, dass man in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. auch zu dem drastischen Mittel der Illustration griff. (Über die in Jena befindliche Bilderhandschrift, vgl. Dobrovský Reise nach Schwe- den. Ein anderes Exemplar besitzt die Göttinger Bibl., vgl. meine Beschreibung der Bohemica in Göttingen Č. Č. M. 1873.) 2) Da an der Feststellung oder wenigstens an der Zulässigkeit der Jahres- zahl 1496 nicht wenig gelegen ist, so sei hier folgende Bemerkung gestattet: Die Dekrete beginnen mit dem Reichenauer Beschlusse v. J. 1495, worauf Auszüge aus verschiedenen Dekreten folgen, und zwar unter diesen Aufschriften: 1) „Von den Ursachen der Trennung“ ohne Jahreszahl. Lasicius bringt aber einen Auszug mit der Jahreszahl 1499. 2) „In einem anderen Synodaldekrete des breiteren also.“ Ohne Jahreszahl. Die Aufschrift selbst bezeugt aber, dass das Dekret vor 1499 fallen kann. 3) „Von den Ursachen der besonderen Versammlung.“ 4) „Von dem Ursprung der Unität“ 1497. Man sielt, die Dekrete sind nicht chronologisch ge- ordnet. Weiter folgen Abschnitte mit den Zahlen 1488, 1494. Das zweite Dekret, das hier in Betracht kommt, lautet also: „Unsere Trennung... geschah des Heiles wegen, das im Gehorsam besteht gegen die Stimme Gottes, die da spricht: Höre auf, Böses zu thun! Und wiederum: Lass ab vom Bösen! Das Böse ist aber zweifach, das eine gründlich, das andere dienstbarlich. Das gründliche und das dienstbarliche Bösc sind die Irrthümer und Todsünden mit all ihren Ursachen und Dienstbarkeiten... Und beides ist gegen den gemeinen christlichen Glauben der 12 Artikel, gegen die h. Schrift... Das erste Ubel gegen den ersten Artikel... ist ein mannigfaltiger versteckter und offenbarer Götzendienst, den Gott verbietet, indem er spricht: Du sollst keine
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72 dem grösseren Traktate wichtige Parallelstellen zu der Schrift vom Antichrist vor.1) Zezschwitz nimmt ferner an, die Schrift vom Antichrist — oder wenigstens ihr zweiter Theil — sei nicht nur um die Zeit jenes Be- suches des Brüder entstanden (S. 199), sondern auch von den Ge- sandten bei ihrer Rückkehr in die Heimat mitgenommen und da- selbst bei der Ausarbeitung des Brüderconfessiones des 16. Jahr- Götter haben... Der versteckte Götzendienst geschieht unter dem Namen Gottes, Christi, unter seinen Worten, unter der h. Schrift... und zwar bei den Sakramenten, den Weihungen und den Dienstbarkeiten der Priester.“ „Der offenbare aber und völlig heidnische Götzendienst, der da geschieht un- ter dem Namen der Heiligen, Christi, der Jungfrau Maria, sind die Bilder... Auch die Heiligen, die aus dem Leben geschieden sind, ihre Gebeine und Reliquien. Auch die Menschen, die Gottes Güte und Macht sich selbst zuschreiben, oder seine Stellvertretung, und die wie er geehrt werden wollen. Und die Menschen übertragen darauf den äusseren und inneren Dienst, den Glauben, die Hoffnung, die Bitten, die Furcht... und die äussere Verehrung, Gebete, Kniebeugen, Niederfallen, Fasten, Feste, Wallfahrten... Auch das unmässige Liebhaben des Leibes, der Welt... na- mentlich bei den oberen Dienern und auch den niederen ... Auch... offenbare Sünden, die ohne Züchtigung bleiben...“ „Das zweite Ubel gegen den zweiten Artikel... und weiter bis zum achten besteht darin, dass die Menschen J. Chr. nicht erkennen in dem Nutzen seiner An- kunft, seines Todes und in dem Verdienste seines vergossenen Blutes... Und sie vermengen die Verdienste der Heiligen mit den seinigen und achten sie höher und übertragen sie auf Dienstbarkeiten...“ „Das dritte Ubel gegen den achten Artikel ist die eitle Priesterschaft und menschliche Gerechtigkeit, auf welche das Volk baut und Gott zu dienen ver- meint... Und was das Werk des h. Geistes ist, das schreiben sie sich selbst zu und den eigenen Dienstbarkeiten." „Das vierte Ubel gegen den neunten Artikel: ich glaube an die h. gemeine Kirche und die Gemeinschaft der Heiligen — ist die Kirche der Gottlosen... „Das fünfte Übel gegen den zehnten Artikel... besteht darin, dass sie ohne J. Chr. und die innere Gabe des lebendigen Glaubens, ohne Gemeinschaft an Grund und Dienst fälschlich und trüglich an eine Vergebung der Sünden glauben durch mündliches Beichten, Absolviren, durch Ablässe, Schenkungen, Pilgerfahrten... durch Fürsprache der Heiligen und ihr Verdienst...“ „Das sechste Ubel gegen den eilften und zwölften Artikel besteht darin, dass sie der Auferstehung und des ewigen Lebens theilhaftig zu werden glauben ohne Besitz der gründlichen Dinge... Und viele hoffen gereinigt zu werden in der Hölle...“ Es muss auch hier bemerkt werden, das wir die Dekrete nicht nach ihrem vollen Wortlaute besitzen. 1) Wie in dem Abschnitte, der die beiden Theile der Schrift vom Antichrist verbindet, so finden wir auch in dem böhmischen Traktat „von den Ursachen der Trennung“ diejenigen Schriftstellen gesammelt, in denen die Trennung geboten wird; und zwar die Sprüche des N. T. in beiden in derselben Ordnung. (Joh. XII.— Eph. V.) Die Blindheit der Diener und des Volkes besteht darin, dass sie die gött- lichen und menschlichen Dinge, den Grund vom Dienst nicht unterscheiden, den Glauben vom Glauben, d. h. den lebendigen vom todten, dass sie nicht wissen, wo- durch der Glaube lebendig wird, nämlich durch die Gnade und Gabe Gottes, dass sie nicht wissen, wodurch derselbe bewährt wird, nämlich durch die guten Werke, wodurch er Stand hält, nämlich durch die wirksame Arbeit gegen die Welt, den Leib und den Teufel, wodurch er den Sieg erlangt, nämlich durch das Beharren bis an's Ende (vgl. la final perseveranza e vita eterna).
72 dem grösseren Traktate wichtige Parallelstellen zu der Schrift vom Antichrist vor.1) Zezschwitz nimmt ferner an, die Schrift vom Antichrist — oder wenigstens ihr zweiter Theil — sei nicht nur um die Zeit jenes Be- suches des Brüder entstanden (S. 199), sondern auch von den Ge- sandten bei ihrer Rückkehr in die Heimat mitgenommen und da- selbst bei der Ausarbeitung des Brüderconfessiones des 16. Jahr- Götter haben... Der versteckte Götzendienst geschieht unter dem Namen Gottes, Christi, unter seinen Worten, unter der h. Schrift... und zwar bei den Sakramenten, den Weihungen und den Dienstbarkeiten der Priester.“ „Der offenbare aber und völlig heidnische Götzendienst, der da geschieht un- ter dem Namen der Heiligen, Christi, der Jungfrau Maria, sind die Bilder... Auch die Heiligen, die aus dem Leben geschieden sind, ihre Gebeine und Reliquien. Auch die Menschen, die Gottes Güte und Macht sich selbst zuschreiben, oder seine Stellvertretung, und die wie er geehrt werden wollen. Und die Menschen übertragen darauf den äusseren und inneren Dienst, den Glauben, die Hoffnung, die Bitten, die Furcht... und die äussere Verehrung, Gebete, Kniebeugen, Niederfallen, Fasten, Feste, Wallfahrten... Auch das unmässige Liebhaben des Leibes, der Welt... na- mentlich bei den oberen Dienern und auch den niederen ... Auch... offenbare Sünden, die ohne Züchtigung bleiben...“ „Das zweite Ubel gegen den zweiten Artikel... und weiter bis zum achten besteht darin, dass die Menschen J. Chr. nicht erkennen in dem Nutzen seiner An- kunft, seines Todes und in dem Verdienste seines vergossenen Blutes... Und sie vermengen die Verdienste der Heiligen mit den seinigen und achten sie höher und übertragen sie auf Dienstbarkeiten...“ „Das dritte Ubel gegen den achten Artikel ist die eitle Priesterschaft und menschliche Gerechtigkeit, auf welche das Volk baut und Gott zu dienen ver- meint... Und was das Werk des h. Geistes ist, das schreiben sie sich selbst zu und den eigenen Dienstbarkeiten." „Das vierte Ubel gegen den neunten Artikel: ich glaube an die h. gemeine Kirche und die Gemeinschaft der Heiligen — ist die Kirche der Gottlosen... „Das fünfte Übel gegen den zehnten Artikel... besteht darin, dass sie ohne J. Chr. und die innere Gabe des lebendigen Glaubens, ohne Gemeinschaft an Grund und Dienst fälschlich und trüglich an eine Vergebung der Sünden glauben durch mündliches Beichten, Absolviren, durch Ablässe, Schenkungen, Pilgerfahrten... durch Fürsprache der Heiligen und ihr Verdienst...“ „Das sechste Ubel gegen den eilften und zwölften Artikel besteht darin, dass sie der Auferstehung und des ewigen Lebens theilhaftig zu werden glauben ohne Besitz der gründlichen Dinge... Und viele hoffen gereinigt zu werden in der Hölle...“ Es muss auch hier bemerkt werden, das wir die Dekrete nicht nach ihrem vollen Wortlaute besitzen. 1) Wie in dem Abschnitte, der die beiden Theile der Schrift vom Antichrist verbindet, so finden wir auch in dem böhmischen Traktat „von den Ursachen der Trennung“ diejenigen Schriftstellen gesammelt, in denen die Trennung geboten wird; und zwar die Sprüche des N. T. in beiden in derselben Ordnung. (Joh. XII.— Eph. V.) Die Blindheit der Diener und des Volkes besteht darin, dass sie die gött- lichen und menschlichen Dinge, den Grund vom Dienst nicht unterscheiden, den Glauben vom Glauben, d. h. den lebendigen vom todten, dass sie nicht wissen, wo- durch der Glaube lebendig wird, nämlich durch die Gnade und Gabe Gottes, dass sie nicht wissen, wodurch derselbe bewährt wird, nämlich durch die guten Werke, wodurch er Stand hält, nämlich durch die wirksame Arbeit gegen die Welt, den Leib und den Teufel, wodurch er den Sieg erlangt, nämlich durch das Beharren bis an's Ende (vgl. la final perseveranza e vita eterna).
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73 hundertes verwertet worden (S. 201). Aber auch die Apologie (1503), als deren Verfasser Lukas von Prag gelten darf, zeigt eine unver- kennbare Verwandtschaft mit der Schrift vom Antichrist.1) Unter allen Schriften der Brüder steht diese Apologie dem Wal- denser Traktat am nächsten; in ihr finden sich Parallelstellen zu beiden Theilen des Antichrist. Wie ist diese Erscheinung zu erklä- ren? Beide Schriften sind zum Theil aus denselben Quellen geflossen, der älteren Literatur vom Antichrist und den Traktaten von den Ursachen der Trennung (1496). Doch lassen sich in der Apologie auch Stellen nachweisen, bei denen ein direkter Zusammenhang mit dem Antichrist angenommen werden darf und welche demnach ge- eignet erscheinen, die von Zezschwitz aufgestellte Hypothese zu stüz- zen. Eine befriedigende und vielleicht abschliessende Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen kann aber nicht geboten werden, so lange die dazu nöthigen Vorarbeiten fehlen (s. Einleitung).2) Es folgt darauf eine breit ausgeführte Darstellung der Verleitung bei den einzelnen Sakramenten, vom ersten bis zum siebenten, wobei die Kindertaufe ver- worfen und die letzte Ölung als ein Sakrament — zu den Erfindungen des Anti- christ gerechnet wird. Das Wesen dieser Verführung wird dann mit folgenden Wor- ten zusammengefasst: „Diese Verführung ist über die Christen dadurch eingebro- chen, dass sie ihre Gerechtigkeit durch die Sakramente und die menschlichen Ein� richtungen bei denselben an die Stelle jener Gerechtigkeit setzen wollten, die allein in Christo gesucht werden soll und durch den lebendigen Glauben und den wahren Dienst des Wortes der Wahrheit erworben wird. Sie sind der Gerechtigkeit Gottes nicht unterthan, sie wissen nicht, dass die Gnade ruht : in Gott mächtig und gründ- lich, in Christo verdienstlich, in der Seele durch den lebendigen Glauben theilhaftig, in dem Worte des Glaubens erklärlich, in den Sakramenten dienstbarlich... Vgl. (la remission de li pecca) e en Dio authoritativament e en Christ ministerialment, per fe... per obedientia de parola en l'home participativament. Vgl. auch Wald. Katech. 56, Brüder Kat. 67. 1) Müsste man annehmen, die Schrift von Antichrist sei erst im 16. Jahrh. entstanden, so könnte die Apologie als ihre Hauptquelle bezeichnet werden. 2) Der Verfasser der Apologie erinnert in dem Abschnitt „von der Entste- hung der Brüderversammlung" nicht nur an Rokycanas Predigten (s. o.), sondern auch an Matthias von Janov, aus dessen Schrift de abominatione er ein längeres Citat einschaltet. (Hier findet sich wie im Antichrist die Anspielung auf das Klagelied Jer. 1, 1 vgl. Zezschwitz S. 199. Hier finden sich auch die Worte: „es werde ein neues Volk kommen und eine neue Priesterschaft aus ihm hervorgehen —“ denen die Brüder eine profetische Bedeutung beilegten.) Zum Schlusse begegnen wir in der Apologie einer doppelten Polemik gegen die Utraquisten, denn aus ihren Schriften, von Matthias angefangen, hätten die Brüder die Kunde von der Verführung des Antichrist und der Nothwendigkeit der Trennung geschöpft — und gegen die Rö- mer und ihre Dichtung, der Antichrist sei eine einzelne Person. „Was wir aber aus der Schrift gelernt und was wir nach der Lehre der alten Böhmen für wahr halten, ist dieses: Der Antichrist wurde empfangen zur Zeit der Apostel aus dem Samen der falschen Christen von der Mutter, dem todten Glauben... Hernach hat er durch die Ketzer und auch im Bunde mit der Macht der Welt die Kirche bedrängt, bis er durch Constantius Schenkung die weltliche Macht selbst erlangte.“ Die Verfüh- rung wuchs bis zu ihrem Höhepunkte: das Volk verehrt nur mit den Lippen Gott und den Mittler J. Chr. (vgl. Qual cosa sia l'Ant.)
73 hundertes verwertet worden (S. 201). Aber auch die Apologie (1503), als deren Verfasser Lukas von Prag gelten darf, zeigt eine unver- kennbare Verwandtschaft mit der Schrift vom Antichrist.1) Unter allen Schriften der Brüder steht diese Apologie dem Wal- denser Traktat am nächsten; in ihr finden sich Parallelstellen zu beiden Theilen des Antichrist. Wie ist diese Erscheinung zu erklä- ren? Beide Schriften sind zum Theil aus denselben Quellen geflossen, der älteren Literatur vom Antichrist und den Traktaten von den Ursachen der Trennung (1496). Doch lassen sich in der Apologie auch Stellen nachweisen, bei denen ein direkter Zusammenhang mit dem Antichrist angenommen werden darf und welche demnach ge- eignet erscheinen, die von Zezschwitz aufgestellte Hypothese zu stüz- zen. Eine befriedigende und vielleicht abschliessende Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen kann aber nicht geboten werden, so lange die dazu nöthigen Vorarbeiten fehlen (s. Einleitung).2) Es folgt darauf eine breit ausgeführte Darstellung der Verleitung bei den einzelnen Sakramenten, vom ersten bis zum siebenten, wobei die Kindertaufe ver- worfen und die letzte Ölung als ein Sakrament — zu den Erfindungen des Anti- christ gerechnet wird. Das Wesen dieser Verführung wird dann mit folgenden Wor- ten zusammengefasst: „Diese Verführung ist über die Christen dadurch eingebro- chen, dass sie ihre Gerechtigkeit durch die Sakramente und die menschlichen Ein� richtungen bei denselben an die Stelle jener Gerechtigkeit setzen wollten, die allein in Christo gesucht werden soll und durch den lebendigen Glauben und den wahren Dienst des Wortes der Wahrheit erworben wird. Sie sind der Gerechtigkeit Gottes nicht unterthan, sie wissen nicht, dass die Gnade ruht : in Gott mächtig und gründ- lich, in Christo verdienstlich, in der Seele durch den lebendigen Glauben theilhaftig, in dem Worte des Glaubens erklärlich, in den Sakramenten dienstbarlich... Vgl. (la remission de li pecca) e en Dio authoritativament e en Christ ministerialment, per fe... per obedientia de parola en l'home participativament. Vgl. auch Wald. Katech. 56, Brüder Kat. 67. 1) Müsste man annehmen, die Schrift von Antichrist sei erst im 16. Jahrh. entstanden, so könnte die Apologie als ihre Hauptquelle bezeichnet werden. 2) Der Verfasser der Apologie erinnert in dem Abschnitt „von der Entste- hung der Brüderversammlung" nicht nur an Rokycanas Predigten (s. o.), sondern auch an Matthias von Janov, aus dessen Schrift de abominatione er ein längeres Citat einschaltet. (Hier findet sich wie im Antichrist die Anspielung auf das Klagelied Jer. 1, 1 vgl. Zezschwitz S. 199. Hier finden sich auch die Worte: „es werde ein neues Volk kommen und eine neue Priesterschaft aus ihm hervorgehen —“ denen die Brüder eine profetische Bedeutung beilegten.) Zum Schlusse begegnen wir in der Apologie einer doppelten Polemik gegen die Utraquisten, denn aus ihren Schriften, von Matthias angefangen, hätten die Brüder die Kunde von der Verführung des Antichrist und der Nothwendigkeit der Trennung geschöpft — und gegen die Rö- mer und ihre Dichtung, der Antichrist sei eine einzelne Person. „Was wir aber aus der Schrift gelernt und was wir nach der Lehre der alten Böhmen für wahr halten, ist dieses: Der Antichrist wurde empfangen zur Zeit der Apostel aus dem Samen der falschen Christen von der Mutter, dem todten Glauben... Hernach hat er durch die Ketzer und auch im Bunde mit der Macht der Welt die Kirche bedrängt, bis er durch Constantius Schenkung die weltliche Macht selbst erlangte.“ Die Verfüh- rung wuchs bis zu ihrem Höhepunkte: das Volk verehrt nur mit den Lippen Gott und den Mittler J. Chr. (vgl. Qual cosa sia l'Ant.)
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74 XIII. Johannes Lasicius. Vor Allem müssen gewisse Angaben, die sich in einigen neueren Schriften über Lasicius' Werk finden, berichtigt werden. Nach der gewöhnlichen Annahme 1) müsste Lasicius vor Camerarius erwähnt werden, da ja dieser aus jenem geschöpft habe. In Wirklichkeit ver- hielt es sich umgekehrt: Camerarius Werk bildet eine der Quellen, die Lasicius benutzte. Der Irrthum ist aber dadurch entstanden, dass man zwischen einer kurzen Schrift dieses Autors, dem Commenta- rius, und seinem grösseren Werke, der Historia, keinen Unterschied machte, ja beide identificirte. Von Lasicius' Lebensumständen ist nicht viel bekannt.2) Johan- nes Lasicki stammte aus einem polnischen Adelsgeschlechte. Selbst ohne Vermögen, musste er sich seinen Lebensunterhalt als Erzieher reicher Magnatensöhne erwerben, die er auf ihren Reisen nach den Universitätsstädten des Westens begleitete.3) Politische Flugschriften und wissenschaftliche Abhandlungen sind von ihm veröffentlicht wor- den, die aber seinen Namen der Vergessenheit kaum entrissen hätten. Lasicius bekannte sich „zur helvetischen Confession“, erfasste aber mit Eifer den Gedanken einer Union aller Protestanten, die Der Zusammenhang zwischen der Apologie und dem zweiten Theile des Ant. besteht vor allem darin, dass beide eine gemeinsame Quelle besitzen, nämlich die zweite Brüderschrift von der Trennung: wir begegnen ihr in jener wieder, aber in einer breit angelegten Uberarbeitung. Und eben bei dieser Überarbeitung hat vielleicht der Verfasser der Apologie die Schrift vom Antichrist und zwar ihren ersten Theil (Quals obras procedon de las premieras obras) benutzt. Zwei Stellen kommen hier vorzüglich in Betracht. Bei der Verführung gegen den zweiten Artikel lesen wir unter anderem: „Der Antichrist hat die von Christo verdiente Gnade und Wahrheit der wahren Hoffnung dem Herrn Jesu mit List geraubt und schreibt diese Wahr- heit zu den Heiligen, den Dienern, den Sakramenten, den Worten, ja dem hölli- schen Feuer.“ (Vgl. La seconda obra de l'Antechrist es quel osta e tol de Christ lo merit de Christ... e lo deputa e lo tribuis a la soa autorita, a la forma de las parolas e a li sanct e a lor intercession e al fuoc de purgatori.) — Gegen den achten Artikel: die Theilhaftigkeit an dem Verdienste Christi werde erlangt „durch den vom h. Geiste eingegossenen Glauben“. Die Verführung besteht aber darin, dass der Antichrist den Glauben erweckt, wenn man nur getauft werde oder ein Sakra- ment (äusserlich) empfange, so habe man schon „das Sakrament und die Wahrheit empfangen.“ (Vgl. La tersa obra de l'Antechrist es que el attribuis la reformation del Sanct Sperit a la fe morta de fora, e bapteia li enfant en aquella fe... e presta e dona en ley meseima li orden et li autre sacrament...) 1) Vgl. Zezschwitz S. 137—138, wo nur die Abfassungszeit von Camerarius Geschichte richtig gestellt wird. Diese irrige Angube ist zugleich die Quelle eines ungerechten Urtheils über Camerarius' Geschichtswerk. (Gindely II., 90 vgl. Zez- schwitz a.a. O.) 2) Am vollständigsten hat die biographischen Daten Wagemann (Herzogs Real-Encyklop. Suppl. 1865) gesammelt, der auch vorsichtig beide Werke des Lasi- cius auseinander hält. Vgl. Cröger II. S. 100—102. 3) Nach Comenius wurde er unter Stephan Batory auch in diplomatischen Geschäften verwendet.
74 XIII. Johannes Lasicius. Vor Allem müssen gewisse Angaben, die sich in einigen neueren Schriften über Lasicius' Werk finden, berichtigt werden. Nach der gewöhnlichen Annahme 1) müsste Lasicius vor Camerarius erwähnt werden, da ja dieser aus jenem geschöpft habe. In Wirklichkeit ver- hielt es sich umgekehrt: Camerarius Werk bildet eine der Quellen, die Lasicius benutzte. Der Irrthum ist aber dadurch entstanden, dass man zwischen einer kurzen Schrift dieses Autors, dem Commenta- rius, und seinem grösseren Werke, der Historia, keinen Unterschied machte, ja beide identificirte. Von Lasicius' Lebensumständen ist nicht viel bekannt.2) Johan- nes Lasicki stammte aus einem polnischen Adelsgeschlechte. Selbst ohne Vermögen, musste er sich seinen Lebensunterhalt als Erzieher reicher Magnatensöhne erwerben, die er auf ihren Reisen nach den Universitätsstädten des Westens begleitete.3) Politische Flugschriften und wissenschaftliche Abhandlungen sind von ihm veröffentlicht wor- den, die aber seinen Namen der Vergessenheit kaum entrissen hätten. Lasicius bekannte sich „zur helvetischen Confession“, erfasste aber mit Eifer den Gedanken einer Union aller Protestanten, die Der Zusammenhang zwischen der Apologie und dem zweiten Theile des Ant. besteht vor allem darin, dass beide eine gemeinsame Quelle besitzen, nämlich die zweite Brüderschrift von der Trennung: wir begegnen ihr in jener wieder, aber in einer breit angelegten Uberarbeitung. Und eben bei dieser Überarbeitung hat vielleicht der Verfasser der Apologie die Schrift vom Antichrist und zwar ihren ersten Theil (Quals obras procedon de las premieras obras) benutzt. Zwei Stellen kommen hier vorzüglich in Betracht. Bei der Verführung gegen den zweiten Artikel lesen wir unter anderem: „Der Antichrist hat die von Christo verdiente Gnade und Wahrheit der wahren Hoffnung dem Herrn Jesu mit List geraubt und schreibt diese Wahr- heit zu den Heiligen, den Dienern, den Sakramenten, den Worten, ja dem hölli- schen Feuer.“ (Vgl. La seconda obra de l'Antechrist es quel osta e tol de Christ lo merit de Christ... e lo deputa e lo tribuis a la soa autorita, a la forma de las parolas e a li sanct e a lor intercession e al fuoc de purgatori.) — Gegen den achten Artikel: die Theilhaftigkeit an dem Verdienste Christi werde erlangt „durch den vom h. Geiste eingegossenen Glauben“. Die Verführung besteht aber darin, dass der Antichrist den Glauben erweckt, wenn man nur getauft werde oder ein Sakra- ment (äusserlich) empfange, so habe man schon „das Sakrament und die Wahrheit empfangen.“ (Vgl. La tersa obra de l'Antechrist es que el attribuis la reformation del Sanct Sperit a la fe morta de fora, e bapteia li enfant en aquella fe... e presta e dona en ley meseima li orden et li autre sacrament...) 1) Vgl. Zezschwitz S. 137—138, wo nur die Abfassungszeit von Camerarius Geschichte richtig gestellt wird. Diese irrige Angube ist zugleich die Quelle eines ungerechten Urtheils über Camerarius' Geschichtswerk. (Gindely II., 90 vgl. Zez- schwitz a.a. O.) 2) Am vollständigsten hat die biographischen Daten Wagemann (Herzogs Real-Encyklop. Suppl. 1865) gesammelt, der auch vorsichtig beide Werke des Lasi- cius auseinander hält. Vgl. Cröger II. S. 100—102. 3) Nach Comenius wurde er unter Stephan Batory auch in diplomatischen Geschäften verwendet.
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75 eben damals in Polen nicht ohne Schwierigkeiten sich Geltung ver- schaffte. Die Brüder gewann er lieb, entweder in Polen, oder in ihrer Heimat, die er im J. 1567 auf seiner Reise nach Heidelberg berührte. Vielleicht hat dieser Besuch in Böhmen in dem polnischen Edelmann den Gedanken erweckt, in einer kurzen Schrift ein Bild der Unität zu entwerfen. Lasicius verfasste seine Schrift, ohne dass ihn die Brüder dazu aufgefordert hätten.1) Bereits im J. 1568 war sein Commentarius vollendet und der Autor dachte daran, denselben dem Drucke zu übergeben. Theodor Beza, dessen Urtheil er sich erbat, war bereit, die Vorrede zu schreiben, obgleich die Schrift ihn nicht befriedigte.2) Ungünstig lautete auch das Urtheil anderer Zeitgenossen, namentlich Rüdingers und Peucers. Der letztere vermisste an dem Werkchen den historischen Stil. Die Veröffentlichung unterblieb. Mehr Gefallen an Lasicius' Unternehmen fand Blahoslav. Da aber jener den Commentarius umarbeiten und erweitern wollte, so schickte ihm der Senior einige Beiträge und versah den Cepola mit mündlichen Instruktionen.3) Im J. 1571 suchte Lasicius zum zweitenmale die Brüder in ihren Stammsitzen auf. Blahoslav traf er nicht mehr am Leben. An die Herausgabe seiner kürzeren Schrift dachte er nicht mehr, aber jener Besuch mochte in ihm den Vorsatz zur Reife gebracht haben, eine ausführliche Geschichte der Unität zu verfassen. Wann er sein Werk begonnen hat, lässt sich nicht mehr bestimmen. Im J. 1580 schrieb er noch am ersten Buche, das er aber, wenigstens in der Form, in wel- cher wir es besitzen, nicht vor 1575 begonnen haben konnte 4) Die Arbeit zog sich Jahre lang hin. Von Zeit zu Zeit schickte er Proben derselben an die Senioren mit der Bitte um das zur Fort- setzung nöthige Material. Aber das Werk und der Wunsch des Ver- fassers, die Unität selbst möchte es nach seiner Vollendung der 1) Gindely Quellen 327. Lasicius' Vorrede (Comenius). 2) a. a. O. 381. Beza J. Lasicio 1570. Dass sich dieses Schreiben auf den Comentarius und nicht auf die Geschichte bezieht, geht aus dem Inhalt hervor. 3) Wahrscheinlich hatte Lasicius an Blahoslay eine solche Umarbeitung ge- schickt. Cepola sagt wenigstens (Quellen 321): Adtuleram mecum Joh. Lasicii Po- loni scriptum prolixius illud de rebus nostris, quod senior obiter tum inspexit, quaedam notavit, plura, quae scribere noluit, mihi, ut ore tenus de iis cum Lasicio conferrem, iniunxit. Vgl. S. 379. Lasicius an Laurentius (1570): Mitto tibi exemplum Epistolae ad me Bezae, Theologi Genevensis, de meo de vobis scripto, aveo tuum iudicium audire, ac si voletis et permiseritis, quae iam paulo copiosius meditata de rebus vestris subeo, edam ea, suadente Beza, in lucem... 1) Diess ergibt sich aus dem Inhalt.
75 eben damals in Polen nicht ohne Schwierigkeiten sich Geltung ver- schaffte. Die Brüder gewann er lieb, entweder in Polen, oder in ihrer Heimat, die er im J. 1567 auf seiner Reise nach Heidelberg berührte. Vielleicht hat dieser Besuch in Böhmen in dem polnischen Edelmann den Gedanken erweckt, in einer kurzen Schrift ein Bild der Unität zu entwerfen. Lasicius verfasste seine Schrift, ohne dass ihn die Brüder dazu aufgefordert hätten.1) Bereits im J. 1568 war sein Commentarius vollendet und der Autor dachte daran, denselben dem Drucke zu übergeben. Theodor Beza, dessen Urtheil er sich erbat, war bereit, die Vorrede zu schreiben, obgleich die Schrift ihn nicht befriedigte.2) Ungünstig lautete auch das Urtheil anderer Zeitgenossen, namentlich Rüdingers und Peucers. Der letztere vermisste an dem Werkchen den historischen Stil. Die Veröffentlichung unterblieb. Mehr Gefallen an Lasicius' Unternehmen fand Blahoslav. Da aber jener den Commentarius umarbeiten und erweitern wollte, so schickte ihm der Senior einige Beiträge und versah den Cepola mit mündlichen Instruktionen.3) Im J. 1571 suchte Lasicius zum zweitenmale die Brüder in ihren Stammsitzen auf. Blahoslav traf er nicht mehr am Leben. An die Herausgabe seiner kürzeren Schrift dachte er nicht mehr, aber jener Besuch mochte in ihm den Vorsatz zur Reife gebracht haben, eine ausführliche Geschichte der Unität zu verfassen. Wann er sein Werk begonnen hat, lässt sich nicht mehr bestimmen. Im J. 1580 schrieb er noch am ersten Buche, das er aber, wenigstens in der Form, in wel- cher wir es besitzen, nicht vor 1575 begonnen haben konnte 4) Die Arbeit zog sich Jahre lang hin. Von Zeit zu Zeit schickte er Proben derselben an die Senioren mit der Bitte um das zur Fort- setzung nöthige Material. Aber das Werk und der Wunsch des Ver- fassers, die Unität selbst möchte es nach seiner Vollendung der 1) Gindely Quellen 327. Lasicius' Vorrede (Comenius). 2) a. a. O. 381. Beza J. Lasicio 1570. Dass sich dieses Schreiben auf den Comentarius und nicht auf die Geschichte bezieht, geht aus dem Inhalt hervor. 3) Wahrscheinlich hatte Lasicius an Blahoslay eine solche Umarbeitung ge- schickt. Cepola sagt wenigstens (Quellen 321): Adtuleram mecum Joh. Lasicii Po- loni scriptum prolixius illud de rebus nostris, quod senior obiter tum inspexit, quaedam notavit, plura, quae scribere noluit, mihi, ut ore tenus de iis cum Lasicio conferrem, iniunxit. Vgl. S. 379. Lasicius an Laurentius (1570): Mitto tibi exemplum Epistolae ad me Bezae, Theologi Genevensis, de meo de vobis scripto, aveo tuum iudicium audire, ac si voletis et permiseritis, quae iam paulo copiosius meditata de rebus vestris subeo, edam ea, suadente Beza, in lucem... 1) Diess ergibt sich aus dem Inhalt.
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76 Öffentlichkeit übergeben, fand bei ihnen kein Gefallen.1) Apologien durfte die Unität veröffentlichen, aber keinen Panegyrikus. Nach einer letzten Revision des ganzen Werkes, bei welcher ihm Simeon Theophil Turnovius,2) Senior der Brüder († 1608), behilflich war, widmete Lasicius sein Geschichtswerk dem Patron der Unität, Karl von Žerotín. Die Dedicationsvorrede v. 12. Januar 1599 ist in Lithauen geschrieben. Lasicius stand damals in seinem 65. Lebens- jahre. Aber auch dieser Weg führte nicht zum Ziele. Die Handschrift blieb in Žerotins Bibliothek liegen. Erst als diese im J. 1628 nach Bre- slau gebracht wurde, wo Žerotin, da auch für ihn die Zeit des Exils gekommen war, seinen Sitz aufschlug, fand man das, wie es scheint, halbver gessene Werk wieder. Žerotin schenkte es der Unität. 20 Jahre später gerieth die Handschrift Comenius in die Hände. Er las das Werk des Lasicius mit Wolgefallen und konnte sich nicht genug wundern, „warum die Unität ihr Licht so lange unter den Scheffel gestellt“. Im J. 1649 gab er das VIII. (letzte) Buch, welches ein Bild der Kirchenverfassung der Unität enthält, gans heraus und fügte ein Inhaltsverzeichniss der übrigen si€ben Bücher nebst Ex- cerpten aus denselben hinzu.3) Weder das kürzere noch das ausführlichere Werk des Lasicius hat sich vollständig erhalten. Das Dedicationsexemplar, welches das letztere in der revidirten Recension enthielt, ist nicht wieder aufge- funden worden. Das Unitätsarchiv zu Herrnhut besitzt nur ein Frag- ment des Commentarius und die erste Hälfte des unrevidirten Textes (bis zur Mitte des V. Buches) der Geschichte der Unität: beide in 1) Dekrety S. 256 zum J. 1592: „Lasicius schreibt wieder und ersucht, die Fortsetzung seiner Geschichte zu lesen und was inzwischen weiter vorgefallen, z. B. was Hedericus gegen die Brüder geschrieben, ihm zu senden und den Druck desselben zulassen. Wir sollten nicht, was er verfasst, anderen vorenthalten, und die Feinde nicht fürchten. Gott werde uns Patrone und Beschützer erwecken. Es soll keine Antwort gegeben werden. Sollte er nochmals schreiben, so soll ihm geantwortet werden, dass wir dasjenige nicht mehr besitzen, was er uns und später dem Daniel Steffan geschickt hatte. Was den Druck und die Verbreitung (der Ge- schichte) betrifft, kann nichts anderes erwiedert werden, als was die erste Antwort der Brüder bereits enthält.“ 2) Turnovskýs „Compendium Hist. Fr. Boh.“, das Regenvolscius eitirt, be- sitzen wir nicht mehr. Auf der Synode von Sandomir (1570) trat er Glitzners Be- hauptung entgegen, die Brüder seien Waldenser. S. seinen Bericht bei Lukaszewicz. 3) Eine Beschreibung dieses schon im vorigen Jahrhundert höchst seltenen Werkes s. Baumgarten Nachricht von merkwürdigen Büchern VI. 136—139. (Halle 1754.)
76 Öffentlichkeit übergeben, fand bei ihnen kein Gefallen.1) Apologien durfte die Unität veröffentlichen, aber keinen Panegyrikus. Nach einer letzten Revision des ganzen Werkes, bei welcher ihm Simeon Theophil Turnovius,2) Senior der Brüder († 1608), behilflich war, widmete Lasicius sein Geschichtswerk dem Patron der Unität, Karl von Žerotín. Die Dedicationsvorrede v. 12. Januar 1599 ist in Lithauen geschrieben. Lasicius stand damals in seinem 65. Lebens- jahre. Aber auch dieser Weg führte nicht zum Ziele. Die Handschrift blieb in Žerotins Bibliothek liegen. Erst als diese im J. 1628 nach Bre- slau gebracht wurde, wo Žerotin, da auch für ihn die Zeit des Exils gekommen war, seinen Sitz aufschlug, fand man das, wie es scheint, halbver gessene Werk wieder. Žerotin schenkte es der Unität. 20 Jahre später gerieth die Handschrift Comenius in die Hände. Er las das Werk des Lasicius mit Wolgefallen und konnte sich nicht genug wundern, „warum die Unität ihr Licht so lange unter den Scheffel gestellt“. Im J. 1649 gab er das VIII. (letzte) Buch, welches ein Bild der Kirchenverfassung der Unität enthält, gans heraus und fügte ein Inhaltsverzeichniss der übrigen si€ben Bücher nebst Ex- cerpten aus denselben hinzu.3) Weder das kürzere noch das ausführlichere Werk des Lasicius hat sich vollständig erhalten. Das Dedicationsexemplar, welches das letztere in der revidirten Recension enthielt, ist nicht wieder aufge- funden worden. Das Unitätsarchiv zu Herrnhut besitzt nur ein Frag- ment des Commentarius und die erste Hälfte des unrevidirten Textes (bis zur Mitte des V. Buches) der Geschichte der Unität: beide in 1) Dekrety S. 256 zum J. 1592: „Lasicius schreibt wieder und ersucht, die Fortsetzung seiner Geschichte zu lesen und was inzwischen weiter vorgefallen, z. B. was Hedericus gegen die Brüder geschrieben, ihm zu senden und den Druck desselben zulassen. Wir sollten nicht, was er verfasst, anderen vorenthalten, und die Feinde nicht fürchten. Gott werde uns Patrone und Beschützer erwecken. Es soll keine Antwort gegeben werden. Sollte er nochmals schreiben, so soll ihm geantwortet werden, dass wir dasjenige nicht mehr besitzen, was er uns und später dem Daniel Steffan geschickt hatte. Was den Druck und die Verbreitung (der Ge- schichte) betrifft, kann nichts anderes erwiedert werden, als was die erste Antwort der Brüder bereits enthält.“ 2) Turnovskýs „Compendium Hist. Fr. Boh.“, das Regenvolscius eitirt, be- sitzen wir nicht mehr. Auf der Synode von Sandomir (1570) trat er Glitzners Be- hauptung entgegen, die Brüder seien Waldenser. S. seinen Bericht bei Lukaszewicz. 3) Eine Beschreibung dieses schon im vorigen Jahrhundert höchst seltenen Werkes s. Baumgarten Nachricht von merkwürdigen Büchern VI. 136—139. (Halle 1754.)
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77 einem Codex, der im J. 1812 für das Unitätsarchiv erworben, sich einst im Besitze von Comenius' Enkel, Ernst Jablonský, befunden hatte.1) Der vollständige Titel der kürzeren und älteren Schrift des La- sicius lautet: De origine et Institutis Fratrum Christianorum, qui sunt in Prussia, Polonia, Boemia et Moravia, Johannis Lasicii Poloni Com- mentarius. A. D. 1568. Der erste §. enthält eine kurze Einleitung, welche zugleich den Standpunk des Verfassers kennzeichnet. Der Name der Waldenser gebührt nach demselben den Brüdern in keiner Beziehung.") Von Hus gelangt Lasicius in raschen Übergängen zur Unität. Ihr Anfang ist durch Wunder bezeichnet. Als die Brüder, 60 an der Anzahl, in Prag versammelt, Gott lange Zeit unter Fasten angefleht hatten, wurde plötzlich das Gemach, in dem sie sich befanden, erleuchtet und eine Stimme liess sich vernehmen : Es ist mein Wille. Die Wahl- synode (§. 8.) wird ebenfalls nach Prag verlegt. Ein Priester römischer 1) Die früheren Schicksale dieser Handschrift erzählen die von der Hand ihrer wechselnden Besitzer eingetragenen Bemerkungen. Jablonskys Exemplar ist eine im 17. Jahrhunderte nach einer aus der Zeit des Lasicius stammenden Hand- schrift gefertigte Copie. Da aber die Abschrift durch viele Fehler verunstaltet war, so. hat Jablonský dieselbe mit der Vorlage collationirt und die nöthigen Correk- turen hinzugefügt. Aus der Jablonskýschen Bibliothek gelangte die Handschrift durch Kauf in den Besitz Sigm. J. Baumgartens, der sie im VI. Bande seiner „Nachrichten“ (Halle 1754) beschrieben hat. Der nächste Besitzer war Joh. Aug. Noesselt. Im J. 1812 wurde die Handschrift für das Archiv der Unität um 90 Thlr. erworben. — Die Göttinger Handschrift, welche einst Mosheim gehört hatte, ist eine Abschrift dieses (Jablonskýschen) Exemplars. — Ausserdem besitzt das Herrn- huter Archiv eine zweite Handschrift, welche den uncorrigirten Text enthält, und nach dem uncorrigirten Exemplar Jablonskýs gefertigt worden ist. Die Prager Handschrift (im Besitze des B. Mus.) ist eine neuere (1812) Copie dieser zweiten Handschrift. — Beide Handschriften enthalten 1) 33 §§. des Commentarius, 2) Die Geschichte, die in der Mitte des fünften Buches abbricht mit den Worten: Hae fuerunt fratribus praescriptae conditiones, quibus hi vixerunt in Prussia. Post quod tempus alii in Patriam, qua nihil dulcius, alii in Poloniam reversi sunt, perpauci in Prussia permanserunt, nempe quia a novo eoquo deliro Duce, Alberti illius filio, concionatoribus suis privantur, jussi cuidam novo corpori... 3) Observationes (S. T. Turnovii). Jablonskýs Handschrift enthält ausserdem 45 Aktenstücke zur Geschichte der Brüder im 16., 17. und 18. Jahrh. (s. Baumgarten a. a. O.) Žerotins Dedikationsexemplar, das den von Lasicius mit Hilfe des Turnovius revidirten Text enthielt, wird jetzt bloss durch Comenins' Edition repräsentirt, wobei aber bemerkt werden muss, dass der Druck den Text des Lasicius nicht unverändert wiedergibt. Einige Stellen wenigstens lassen deutlich die Hand des Herausgebers erkennen. 2) Hi (Fratres) ducunt originem a Husso Bohemo, hic a Wicleffo Anglo... Valdenses eos, sed falso appellant. Diversi enim hi sunt ab illis: Primum religione, quae doctissimorum hominum iudicio purior et apertior apud Fratres est. Deinde genere et aetate. Illi sunt Galli, hi Bohemi, supra annos quadringentos illi exorti, hi centum abhinc et quinquaginta annis nobiles esse coeperunt... Vgl. Rüdingers Narratiuncula.
77 einem Codex, der im J. 1812 für das Unitätsarchiv erworben, sich einst im Besitze von Comenius' Enkel, Ernst Jablonský, befunden hatte.1) Der vollständige Titel der kürzeren und älteren Schrift des La- sicius lautet: De origine et Institutis Fratrum Christianorum, qui sunt in Prussia, Polonia, Boemia et Moravia, Johannis Lasicii Poloni Com- mentarius. A. D. 1568. Der erste §. enthält eine kurze Einleitung, welche zugleich den Standpunk des Verfassers kennzeichnet. Der Name der Waldenser gebührt nach demselben den Brüdern in keiner Beziehung.") Von Hus gelangt Lasicius in raschen Übergängen zur Unität. Ihr Anfang ist durch Wunder bezeichnet. Als die Brüder, 60 an der Anzahl, in Prag versammelt, Gott lange Zeit unter Fasten angefleht hatten, wurde plötzlich das Gemach, in dem sie sich befanden, erleuchtet und eine Stimme liess sich vernehmen : Es ist mein Wille. Die Wahl- synode (§. 8.) wird ebenfalls nach Prag verlegt. Ein Priester römischer 1) Die früheren Schicksale dieser Handschrift erzählen die von der Hand ihrer wechselnden Besitzer eingetragenen Bemerkungen. Jablonskys Exemplar ist eine im 17. Jahrhunderte nach einer aus der Zeit des Lasicius stammenden Hand- schrift gefertigte Copie. Da aber die Abschrift durch viele Fehler verunstaltet war, so. hat Jablonský dieselbe mit der Vorlage collationirt und die nöthigen Correk- turen hinzugefügt. Aus der Jablonskýschen Bibliothek gelangte die Handschrift durch Kauf in den Besitz Sigm. J. Baumgartens, der sie im VI. Bande seiner „Nachrichten“ (Halle 1754) beschrieben hat. Der nächste Besitzer war Joh. Aug. Noesselt. Im J. 1812 wurde die Handschrift für das Archiv der Unität um 90 Thlr. erworben. — Die Göttinger Handschrift, welche einst Mosheim gehört hatte, ist eine Abschrift dieses (Jablonskýschen) Exemplars. — Ausserdem besitzt das Herrn- huter Archiv eine zweite Handschrift, welche den uncorrigirten Text enthält, und nach dem uncorrigirten Exemplar Jablonskýs gefertigt worden ist. Die Prager Handschrift (im Besitze des B. Mus.) ist eine neuere (1812) Copie dieser zweiten Handschrift. — Beide Handschriften enthalten 1) 33 §§. des Commentarius, 2) Die Geschichte, die in der Mitte des fünften Buches abbricht mit den Worten: Hae fuerunt fratribus praescriptae conditiones, quibus hi vixerunt in Prussia. Post quod tempus alii in Patriam, qua nihil dulcius, alii in Poloniam reversi sunt, perpauci in Prussia permanserunt, nempe quia a novo eoquo deliro Duce, Alberti illius filio, concionatoribus suis privantur, jussi cuidam novo corpori... 3) Observationes (S. T. Turnovii). Jablonskýs Handschrift enthält ausserdem 45 Aktenstücke zur Geschichte der Brüder im 16., 17. und 18. Jahrh. (s. Baumgarten a. a. O.) Žerotins Dedikationsexemplar, das den von Lasicius mit Hilfe des Turnovius revidirten Text enthielt, wird jetzt bloss durch Comenins' Edition repräsentirt, wobei aber bemerkt werden muss, dass der Druck den Text des Lasicius nicht unverändert wiedergibt. Einige Stellen wenigstens lassen deutlich die Hand des Herausgebers erkennen. 2) Hi (Fratres) ducunt originem a Husso Bohemo, hic a Wicleffo Anglo... Valdenses eos, sed falso appellant. Diversi enim hi sunt ab illis: Primum religione, quae doctissimorum hominum iudicio purior et apertior apud Fratres est. Deinde genere et aetate. Illi sunt Galli, hi Bohemi, supra annos quadringentos illi exorti, hi centum abhinc et quinquaginta annis nobiles esse coeperunt... Vgl. Rüdingers Narratiuncula.
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78 Weihe, der Erbe von Hus' Lehre und Wandel, hat dann die Ge- wählten durch Händeauflegung bestätigt...... Das Ganze ist eine Lobschrift ohne Wert. Panegyrisch ist auch der Ton, den Lasicius in seinem grösse- ren Werke anschlug; den „historischen Stil“ wird man an demselben vermissen. Den Zeitgenossen sollten aber die Geschichten von Came- rarius und Lasicius endlich ein annähernd quellenmässiges Bild von der Entstehung der Unität bieten und die albernen Fabeln, welche noch immer im Umlauf waren, verdrängen.1) Daneben geht in bei- den Werken die mehr wissenschaftliche Polemik gegen Flacius. Un- sere Zeit wird allerdings über beide Werke anders urtheilen. Das Bild, das sie liefern, erschöpft den Gegenstand nicht, die treibenden Kräfte, welche die Unität hervorriefen und ihr inneres Leben aus- machten, treten hier nicht in ihrer Gesammtheit zum Vorschein; den Charakter der alten Unität, den die kleine Partei vertritt, lernt man aus ihnen nicht kennen. Die neuere Geschichtsforschung musste selbst- ständig auf die Quellen zurückgreifen und selbstständig sich ein Urtheil bilden. Ahnliche Werke haben für sie nur insoferne Wert, als sie verlorene Quellen ersetzen, vorhandene ergänzen. Und so ist denn Lasicius’ Geschichte auch heute nicht ganz wertlos. Der Ver- fasser wurde, namentlich bei der Ausarbeitung der ersten Partien, von den Brüdern genügend mit Quellenmittheilungen unterstützt. Daneben verwertete er fleissig die Arbeiten anderer, neben Blaho- slavs Summa auch die Geschichte des Camerarius.2) Weitschweifigkeit, 1) Vgl. Die Schlussworte in Camerarius’ Geschichte. Die albernsten Fabeln wurden über die Brüder verbreitet und fanden Glauben. Am Anfange des Jahr- hundertes hat selbst ein Jacobus Lilienstein sich ihrer angenommen. (Tractatus contra Waldenser 1505. Es sei nicht wahr, dass derjenige zum Senior gewählt werde, auf dessen Stirn sich eine grosse Fliege niederlasse. Diess erzählt nämlich in seinen Clypeus ein Henricus Institoris, der doch mit Krasonický ein Colloquium gehabt hatte. Wie wenig wusste Luther von den Brüdern, bevor er mit ihnen in Verbindung trat!) 2) Im VIII. Buche Cap. XXIII. (Comen.) erzählt Lasicius selbst: Similiter praeclarus ille Joach. Camerarius... scriptura ornaus sua, more Germanis recepto, album amicorum Wenceslai Placelii, nobilis Bohemi, nunc apud Fratres iudicis, huius sententiae verba in eo exaravit: „Sicubi gentium nunc est vera Christi Ec- clesia, certe apud Fratres Bohemos est“. Quod vir tantus haud temere pronuncia- vit: sed quia cum de ipsis historiam concinnare haberet in animo, scire prius eum opportuit, quales ii essent de quibus scripturus erat. Multis idem Camerarius de iisdem Fratribus mecum, praesente celebri illo Medico Casparo Peucero... Lip- siae contulit, A. 1571 cum tertio iter facerem in Galliam. — Dass Lasicius das Werk des Camerarius wirklich benutzt hat, geht überall aus der Vergleichung hervor.
78 Weihe, der Erbe von Hus' Lehre und Wandel, hat dann die Ge- wählten durch Händeauflegung bestätigt...... Das Ganze ist eine Lobschrift ohne Wert. Panegyrisch ist auch der Ton, den Lasicius in seinem grösse- ren Werke anschlug; den „historischen Stil“ wird man an demselben vermissen. Den Zeitgenossen sollten aber die Geschichten von Came- rarius und Lasicius endlich ein annähernd quellenmässiges Bild von der Entstehung der Unität bieten und die albernen Fabeln, welche noch immer im Umlauf waren, verdrängen.1) Daneben geht in bei- den Werken die mehr wissenschaftliche Polemik gegen Flacius. Un- sere Zeit wird allerdings über beide Werke anders urtheilen. Das Bild, das sie liefern, erschöpft den Gegenstand nicht, die treibenden Kräfte, welche die Unität hervorriefen und ihr inneres Leben aus- machten, treten hier nicht in ihrer Gesammtheit zum Vorschein; den Charakter der alten Unität, den die kleine Partei vertritt, lernt man aus ihnen nicht kennen. Die neuere Geschichtsforschung musste selbst- ständig auf die Quellen zurückgreifen und selbstständig sich ein Urtheil bilden. Ahnliche Werke haben für sie nur insoferne Wert, als sie verlorene Quellen ersetzen, vorhandene ergänzen. Und so ist denn Lasicius’ Geschichte auch heute nicht ganz wertlos. Der Ver- fasser wurde, namentlich bei der Ausarbeitung der ersten Partien, von den Brüdern genügend mit Quellenmittheilungen unterstützt. Daneben verwertete er fleissig die Arbeiten anderer, neben Blaho- slavs Summa auch die Geschichte des Camerarius.2) Weitschweifigkeit, 1) Vgl. Die Schlussworte in Camerarius’ Geschichte. Die albernsten Fabeln wurden über die Brüder verbreitet und fanden Glauben. Am Anfange des Jahr- hundertes hat selbst ein Jacobus Lilienstein sich ihrer angenommen. (Tractatus contra Waldenser 1505. Es sei nicht wahr, dass derjenige zum Senior gewählt werde, auf dessen Stirn sich eine grosse Fliege niederlasse. Diess erzählt nämlich in seinen Clypeus ein Henricus Institoris, der doch mit Krasonický ein Colloquium gehabt hatte. Wie wenig wusste Luther von den Brüdern, bevor er mit ihnen in Verbindung trat!) 2) Im VIII. Buche Cap. XXIII. (Comen.) erzählt Lasicius selbst: Similiter praeclarus ille Joach. Camerarius... scriptura ornaus sua, more Germanis recepto, album amicorum Wenceslai Placelii, nobilis Bohemi, nunc apud Fratres iudicis, huius sententiae verba in eo exaravit: „Sicubi gentium nunc est vera Christi Ec- clesia, certe apud Fratres Bohemos est“. Quod vir tantus haud temere pronuncia- vit: sed quia cum de ipsis historiam concinnare haberet in animo, scire prius eum opportuit, quales ii essent de quibus scripturus erat. Multis idem Camerarius de iisdem Fratribus mecum, praesente celebri illo Medico Casparo Peucero... Lip- siae contulit, A. 1571 cum tertio iter facerem in Galliam. — Dass Lasicius das Werk des Camerarius wirklich benutzt hat, geht überall aus der Vergleichung hervor.
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79 ja Schwatzhaftigkeit könnte man ihm zum Vorwurf machen. Je weiter die Arbeit fortschreitet, desto wertloser wird sie.1) Der eigentliche Titel von Lasickis Historia lautet: J. L. Poloni: De origine et rebus gestis Fratrum Bohemorum, quos ignari rerum Waldenses, mali autem Picardos vocant Libri Octo, multa veritate refecti. — Das erste Buch, welches bis zum Regierungsantritt Georgs von Poděbrad reicht, wird durch ähnliche Bemerkungen wie der Commentarius über den Unterschied der Brüder von den Walden- sern und die Selbstständigkeit der ersteren eingeleitet.2) Die Schilderung der Wahlsynode ist sehr breit ausgeführt: Ge- bete und Reden werden wörtlich citirt. Gar vieles ist nichts anderes als eine stilistische Ausschmückung des Autors, den Stoff dazu mag er aber aus der damals noch lebendigen Tradition und Sagenbildung genommen haben. Aus dieser Quelle, die weiter vom Ursprung reich- licher zu fliessen pflegt, schöpfte er ohne Bedenken und mit Vor- liebe. Wunder begleiten auch hier die Begründung der Unität. Die „Bestätigung“ zerfällt bei Lasicius in zwei Akte. Zuerst empfangen die drei Gewählten ihr Amt (munus) durch Händeaufle- gung des Michael, dann begibt sich aber dieser mit einem Be- gleiter (Matthias) zu Stefan, dem Bischof der Waldenser. Von die- sem empfängt nicht Michael, sondern Matthias die (zweite) Bestäti- gung im Amte und überträgt dieselbe auf die übrigen zwei Gewähl- ten. Die Bedeutung dieser zweiten Bestätigung bleibt dunkel und auch die Niederlegung des Amtes von Seiten Michaels wird nicht hinreichend motivirt.3) Die folgenden Verhandlungen mit den Waldensern erzählt La- sicius nach Blahoslavs Summa, doch müssen sich diese bequemen, ihren Ursprung von Petrus Valdus, dem Bürger von Lyon, herzulei- ten.4) Auch die späteren Beziehungen und der Verkehr der Brüder 1) Vgl. Gindely II. 90. 2) Quibus per diu ne de nomine quidem noti Valdenses fuerunt (vgl. Blah. Summa), nedum ut ab illis mutuati quidpiam sint. — Hier findet sich auch die von Beza gewünschte Polemik gegen Flacius in Betreff der von ihm 1568 heraus- gegeben Confessio Valdensium. (Quod si, Illyrice, haec fidei formula Bohemorum Taborensium est, cur eam — non vere — Valdensibus Gallis vendicas? Certe Deus non solis Valdensibus nec solis Germanis voluntatem veritatemque suam ante ex- citatum Lutherum patefecerat...) — Andererseits lautet sein Urtheil über die Wal- denser günstiger als in dem Commentarius: die Brüder seien keine Waldenser — nisi forte quis existimet dici illos Valdenses ob similitudinem fidei posse. Utri- que enim veritate doctrinae conveniunt, vitia, errata Pontificiorum parimodo car- piunt, Papae atque cleri eius non ferenda facinora populo ostendunt. L. spricht hier von den Waldensern seiner Zeit. 3) Vgl. Beilage P. 1) Aiebant, se ducere originem a Petro Valdo, civi Lugdunensi.
79 ja Schwatzhaftigkeit könnte man ihm zum Vorwurf machen. Je weiter die Arbeit fortschreitet, desto wertloser wird sie.1) Der eigentliche Titel von Lasickis Historia lautet: J. L. Poloni: De origine et rebus gestis Fratrum Bohemorum, quos ignari rerum Waldenses, mali autem Picardos vocant Libri Octo, multa veritate refecti. — Das erste Buch, welches bis zum Regierungsantritt Georgs von Poděbrad reicht, wird durch ähnliche Bemerkungen wie der Commentarius über den Unterschied der Brüder von den Walden- sern und die Selbstständigkeit der ersteren eingeleitet.2) Die Schilderung der Wahlsynode ist sehr breit ausgeführt: Ge- bete und Reden werden wörtlich citirt. Gar vieles ist nichts anderes als eine stilistische Ausschmückung des Autors, den Stoff dazu mag er aber aus der damals noch lebendigen Tradition und Sagenbildung genommen haben. Aus dieser Quelle, die weiter vom Ursprung reich- licher zu fliessen pflegt, schöpfte er ohne Bedenken und mit Vor- liebe. Wunder begleiten auch hier die Begründung der Unität. Die „Bestätigung“ zerfällt bei Lasicius in zwei Akte. Zuerst empfangen die drei Gewählten ihr Amt (munus) durch Händeaufle- gung des Michael, dann begibt sich aber dieser mit einem Be- gleiter (Matthias) zu Stefan, dem Bischof der Waldenser. Von die- sem empfängt nicht Michael, sondern Matthias die (zweite) Bestäti- gung im Amte und überträgt dieselbe auf die übrigen zwei Gewähl- ten. Die Bedeutung dieser zweiten Bestätigung bleibt dunkel und auch die Niederlegung des Amtes von Seiten Michaels wird nicht hinreichend motivirt.3) Die folgenden Verhandlungen mit den Waldensern erzählt La- sicius nach Blahoslavs Summa, doch müssen sich diese bequemen, ihren Ursprung von Petrus Valdus, dem Bürger von Lyon, herzulei- ten.4) Auch die späteren Beziehungen und der Verkehr der Brüder 1) Vgl. Gindely II. 90. 2) Quibus per diu ne de nomine quidem noti Valdenses fuerunt (vgl. Blah. Summa), nedum ut ab illis mutuati quidpiam sint. — Hier findet sich auch die von Beza gewünschte Polemik gegen Flacius in Betreff der von ihm 1568 heraus- gegeben Confessio Valdensium. (Quod si, Illyrice, haec fidei formula Bohemorum Taborensium est, cur eam — non vere — Valdensibus Gallis vendicas? Certe Deus non solis Valdensibus nec solis Germanis voluntatem veritatemque suam ante ex- citatum Lutherum patefecerat...) — Andererseits lautet sein Urtheil über die Wal- denser günstiger als in dem Commentarius: die Brüder seien keine Waldenser — nisi forte quis existimet dici illos Valdenses ob similitudinem fidei posse. Utri- que enim veritate doctrinae conveniunt, vitia, errata Pontificiorum parimodo car- piunt, Papae atque cleri eius non ferenda facinora populo ostendunt. L. spricht hier von den Waldensern seiner Zeit. 3) Vgl. Beilage P. 1) Aiebant, se ducere originem a Petro Valdo, civi Lugdunensi.
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80 mit den Waldensern wird an der Hand von Blahoslav und Camera- rius verfolgt, 1) wobei sich allerdings die Erzählung des Lasicius brei- ter gestaltet. XIV. Bruder Jafet. Br. Jafet, seit 1576 Priester der Unität, seit 1589 Mitglied des engen Rathes, lebte v. J. 1599 bis zu seinem Tode zu Horaždovic in Böhmen.*) Zwischen 1600—1605 verfasste er eine Schrift, welche, wie schon ihr Titel „Die Stimme des Wächters“ andeutet, den gewohnten Boden der Apologie nicht verlässt.3) Das Historische nimmt in ihr viel Raum ein. Jafet konnte Quellen und Schriften be- nutzen, die uns nicht mehr zu Gebote stehen, und seine Schrift ge- winnt dadurch eine ähnliche Bedeutung, wie die Hist. Fr. (Ms. U.) Die Stimme des Wächters zerfällt in vier Abschnitte, von de- nen der erste und zweite die Gründe der Trennung erörtert, der dritte die Aufrichtung der Priesterordnung erzählt, der letzte endlich den Beweis führt, die Unität sei ein Werk Gottes gewesen und er- freue sich noch immer seines Schutzes. Die Brüder haben sich von der römischen Kirche und von den Utraquisten getrennt, sind aber keiner anderen kirchlichen Gemein- schaft (jednota) beigetreten, da es in ihrer Nähe keine solche gab, welche sie befriedigt hätte: denn die Waldenser waren damals in Folge der Verfolgung ihrer Feinde im Schwinden und dem Untergange nahe. Ihre Reste haben sich den Brüdern angeschlossen, die aber durch ihren Austritt aus der römischen Kirche und durch die Be- gründung ihrer Unität aus der „allgemeinen Kirche“ nicht ausge- schieden sind. Der dritte Abschnitt 4) enthält die „äussere Geschichte der Tren- nung“. Darüber könne kein Zweifel entstehen, dass Michael „zum Altesten, zum ersten Priester und also zum Bischof“ gewählt worden sei, um die drei Gewählten zu Priestern zu ordiniren und zu weihen, und dass die Weihe sofort, während der Wahlsynode selbst, vollzo- gen worden sei: aber die Schwierigkeit beginne mit der Frage, wie, 1) Was Lasicius von dem Verhör in Glatz zu berichten weiss, stammt eben- falls aus Camerarius. 2) Jireček Rukověť. 3) Das b. Museum besitzt eine von Šafařik collationirte Abschrift des in dem mährischen Landesarchiv befindlichen Manuscripts. Die erste Jahreszahl (1600) ist dem Titel hinzugefügt, die zweite (1605) ergibt sich aus dem Inhalt. 1) Vgl. o. Einleitung.
80 mit den Waldensern wird an der Hand von Blahoslav und Camera- rius verfolgt, 1) wobei sich allerdings die Erzählung des Lasicius brei- ter gestaltet. XIV. Bruder Jafet. Br. Jafet, seit 1576 Priester der Unität, seit 1589 Mitglied des engen Rathes, lebte v. J. 1599 bis zu seinem Tode zu Horaždovic in Böhmen.*) Zwischen 1600—1605 verfasste er eine Schrift, welche, wie schon ihr Titel „Die Stimme des Wächters“ andeutet, den gewohnten Boden der Apologie nicht verlässt.3) Das Historische nimmt in ihr viel Raum ein. Jafet konnte Quellen und Schriften be- nutzen, die uns nicht mehr zu Gebote stehen, und seine Schrift ge- winnt dadurch eine ähnliche Bedeutung, wie die Hist. Fr. (Ms. U.) Die Stimme des Wächters zerfällt in vier Abschnitte, von de- nen der erste und zweite die Gründe der Trennung erörtert, der dritte die Aufrichtung der Priesterordnung erzählt, der letzte endlich den Beweis führt, die Unität sei ein Werk Gottes gewesen und er- freue sich noch immer seines Schutzes. Die Brüder haben sich von der römischen Kirche und von den Utraquisten getrennt, sind aber keiner anderen kirchlichen Gemein- schaft (jednota) beigetreten, da es in ihrer Nähe keine solche gab, welche sie befriedigt hätte: denn die Waldenser waren damals in Folge der Verfolgung ihrer Feinde im Schwinden und dem Untergange nahe. Ihre Reste haben sich den Brüdern angeschlossen, die aber durch ihren Austritt aus der römischen Kirche und durch die Be- gründung ihrer Unität aus der „allgemeinen Kirche“ nicht ausge- schieden sind. Der dritte Abschnitt 4) enthält die „äussere Geschichte der Tren- nung“. Darüber könne kein Zweifel entstehen, dass Michael „zum Altesten, zum ersten Priester und also zum Bischof“ gewählt worden sei, um die drei Gewählten zu Priestern zu ordiniren und zu weihen, und dass die Weihe sofort, während der Wahlsynode selbst, vollzo- gen worden sei: aber die Schwierigkeit beginne mit der Frage, wie, 1) Was Lasicius von dem Verhör in Glatz zu berichten weiss, stammt eben- falls aus Camerarius. 2) Jireček Rukověť. 3) Das b. Museum besitzt eine von Šafařik collationirte Abschrift des in dem mährischen Landesarchiv befindlichen Manuscripts. Die erste Jahreszahl (1600) ist dem Titel hinzugefügt, die zweite (1605) ergibt sich aus dem Inhalt. 1) Vgl. o. Einleitung.
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81 wann und wo die zu Priestern Geweihten als Bischöfe bestätigt wor- den seien. Und diese Schwierigkeit liege bereits in den Quellen, „in den Schriften der Väter“. Jafet bekundet dadurch eine Einsicht in die Beschaffenheit der Quellen, die wir bei keinem Schriftsteller vor ihm gefunden haben. Er betritt zuerst den Weg der historischen Kritik, und sein Versuch zeichnet sich dadurch aus, dass derselbe von der Annahme einer zweifachen Bestätigung ausgeht. Der ersten Be- stätigung wird dabei die Bedeutung der Priesterweihe vindicirt. Seine Worte lauten : „Und da meinen einige, der Priester Michael sei, bevor er die drei Gewählten den Brüdern weihte, von diesen zu Stefan, dem Bischof der Waldenser, geschickt worden, um von ihm dazu die Macht und Bestätigung zu erlangen, und er habe erst dann die drei ersten Priester geweiht. Und gewiss könnte diese Meinung durch einige Schriften unterstützt werden. Dennoch ist es ein arger Irrthum. Denn aus den Schriften der alten Väter geht klar hervor, dass Michael nach der Ordination und Weihe der drei Gewählten, selbander d. h. mit Matthias von Kunwald, dem von ihm geweihten Priester, der den Vor- rang besass, sich zu dem Altesten der Waldenser nach Österreich, nach Wien begab (wo dieser später um der Wahrheit Gottes willen verbrannt worden ist), damit ihn, den Matthias, dieser Waldenser weihe und bestätige, zugleich mit Michael.“ Denn Matthias sei nach der Aussage der alten Väter durch zwei geweiht worden, d. h. von Michael und von Stefan. Michael allein habe dann die zwei d. h. Thomas und Elias „zu seinen Suffraganbischöfen“ geweiht. Obgleich Jafet dem Matthias von Anfang an den Vorrang ein- räumt, so folgt er weiter doch der bei Lukas sich findenden Auf- fassung : Michael tritt zuerst vor Matthias zurück und räumt diesem seinen Platz ein; später wird ihm auch die Ausübung des Priester- amtes eingestellt. Von den Waldensern spricht der Bruder überall mit Wolwollen, ohne indess — den Verkehr mit den Märker Wal- densern ausgenommen — neue Daten zu bringen. Der vierte Abschnitt enthält eine Persekutionsgeschichte der Unität und eine polemische Apologie ihres Priesterthums. Die luthe- rischen Gegner fertigt Jafet mit der Bemerkung ab, auch die Apo- stel hätten sich ihre Ordination nicht in Wittenberg geholt. Aus- führlicher begegnet er dem Angriff W. Šturms, des Jesuiten. Er unter- scheidet zwischen der äusseren und inneren apostolischen Succes- sion. Die letztere, im Festhalten am apostolischen Glauben bestehend, hat mehr Werth. Aber beides ist in der Unität vorhanden. Die prie- sterliche Amtsgewalt der römischen Kirche, der Stamm, hat durch
81 wann und wo die zu Priestern Geweihten als Bischöfe bestätigt wor- den seien. Und diese Schwierigkeit liege bereits in den Quellen, „in den Schriften der Väter“. Jafet bekundet dadurch eine Einsicht in die Beschaffenheit der Quellen, die wir bei keinem Schriftsteller vor ihm gefunden haben. Er betritt zuerst den Weg der historischen Kritik, und sein Versuch zeichnet sich dadurch aus, dass derselbe von der Annahme einer zweifachen Bestätigung ausgeht. Der ersten Be- stätigung wird dabei die Bedeutung der Priesterweihe vindicirt. Seine Worte lauten : „Und da meinen einige, der Priester Michael sei, bevor er die drei Gewählten den Brüdern weihte, von diesen zu Stefan, dem Bischof der Waldenser, geschickt worden, um von ihm dazu die Macht und Bestätigung zu erlangen, und er habe erst dann die drei ersten Priester geweiht. Und gewiss könnte diese Meinung durch einige Schriften unterstützt werden. Dennoch ist es ein arger Irrthum. Denn aus den Schriften der alten Väter geht klar hervor, dass Michael nach der Ordination und Weihe der drei Gewählten, selbander d. h. mit Matthias von Kunwald, dem von ihm geweihten Priester, der den Vor- rang besass, sich zu dem Altesten der Waldenser nach Österreich, nach Wien begab (wo dieser später um der Wahrheit Gottes willen verbrannt worden ist), damit ihn, den Matthias, dieser Waldenser weihe und bestätige, zugleich mit Michael.“ Denn Matthias sei nach der Aussage der alten Väter durch zwei geweiht worden, d. h. von Michael und von Stefan. Michael allein habe dann die zwei d. h. Thomas und Elias „zu seinen Suffraganbischöfen“ geweiht. Obgleich Jafet dem Matthias von Anfang an den Vorrang ein- räumt, so folgt er weiter doch der bei Lukas sich findenden Auf- fassung : Michael tritt zuerst vor Matthias zurück und räumt diesem seinen Platz ein; später wird ihm auch die Ausübung des Priester- amtes eingestellt. Von den Waldensern spricht der Bruder überall mit Wolwollen, ohne indess — den Verkehr mit den Märker Wal- densern ausgenommen — neue Daten zu bringen. Der vierte Abschnitt enthält eine Persekutionsgeschichte der Unität und eine polemische Apologie ihres Priesterthums. Die luthe- rischen Gegner fertigt Jafet mit der Bemerkung ab, auch die Apo- stel hätten sich ihre Ordination nicht in Wittenberg geholt. Aus- führlicher begegnet er dem Angriff W. Šturms, des Jesuiten. Er unter- scheidet zwischen der äusseren und inneren apostolischen Succes- sion. Die letztere, im Festhalten am apostolischen Glauben bestehend, hat mehr Werth. Aber beides ist in der Unität vorhanden. Die prie- sterliche Amtsgewalt der römischen Kirche, der Stamm, hat durch
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82 Michael einen Zweig ausgesendet; die "goldene Kette“ reicht aus der Apostelzeit, von Hand zu Hand gehend, in die Unität hinein.1) Dem Einwurf, Michael habe als einfacher Priester keine gü- tige Weihe ertheilen können, stellt Jafet vor allem die Hinweisung auf die wesentliche Identität des Priester� und Bischofsamtes entgegen, und betont auch den Willen der Gemeinde. Ubrigens sei es immerhin möglich, Michael habe sich von Stefan in scinem bischöflichen Amte bestätigen lassen. Der Gebrauch der römischen Kirche endlich, bei der Weihe des Bischofs drei Bischöfe zu verwenden, sei eine mensch- liche Satzung und als solche gleichgültig. Im J. 1605 verfasste Jafet ein „Schreiben vom Ursprung der Unität und ihrer Diener“, das zwar nicht mehr vorhanden ist, das er aber im Auftrage der Senioren zu einer ausfuhrlicheren apolo- getisch-historischen Schrift erweiterte, welche den Titel führt: „Ge- schichte des Ursprungs der Unität und ihrer Trennung von der ver- führten Kirche, der Ordination der Diener der Kirche in derselben, zugleich ein Beweis, dass die Unität rechte Priester und Bischöfe besitze, zur Widerlegung der dagegen erhobenen Schmähungen und Verleumdungen“.1) Jafet beginnt seine Geschichte des Ursprungs mit der hussi- tischen Bewegung, doch so, dass er nach dem Muster Bilejovskýs 3) den Utraquismus bis auf die Zeit der Slavenapostel, Cyrill und Me- thod, zurückführt. Erst unter Karl IV. sei durch die Erzbischöfe und durch die Deutschen, die zur Universität gehörten, der Laien- kelch gänzlich abgeschafft worden. Die Unität ist ein Schössling des Stammes Hus. Ihre Begrün- der waren die Zuhörer Rokycanas. Mit den Waldensern sind sie bereits vor 1467 in Verbindung getreten, doch waren diese schwach an Zahl und in den umliegenden Ländern zerstreut. Einige ihrer Priester hat auch Rokycana gekannt. Die Waldenser selbst sind nach Jafet ein Rest der ersten Kirche. Ihre Lehre haben sie zwar nicht ganz rein erhalten, aber die apostolische Succession ist ihnen ver- blieben. Die Brüder haben mit ihnen vor Begründung der Unität 1) Die Lehre „vom bösen Priester" verschwindet bei Jafet gänzlich, das objektive Amt scheidet sich von der subjektiven Qualität. Es kommt nur auf die Würdigkeit des Ordinirten an, und gar nicht auf die des Ordinirenden. 2) Einen Auszug von Jafets „Hystorya o původu Jednoty ctc.“ habe ich nach der Herrnhuter Handschrift in Č. Č. M. 1876 veröffentlicht. 3) Vgl. o. S. 52.
82 Michael einen Zweig ausgesendet; die "goldene Kette“ reicht aus der Apostelzeit, von Hand zu Hand gehend, in die Unität hinein.1) Dem Einwurf, Michael habe als einfacher Priester keine gü- tige Weihe ertheilen können, stellt Jafet vor allem die Hinweisung auf die wesentliche Identität des Priester� und Bischofsamtes entgegen, und betont auch den Willen der Gemeinde. Ubrigens sei es immerhin möglich, Michael habe sich von Stefan in scinem bischöflichen Amte bestätigen lassen. Der Gebrauch der römischen Kirche endlich, bei der Weihe des Bischofs drei Bischöfe zu verwenden, sei eine mensch- liche Satzung und als solche gleichgültig. Im J. 1605 verfasste Jafet ein „Schreiben vom Ursprung der Unität und ihrer Diener“, das zwar nicht mehr vorhanden ist, das er aber im Auftrage der Senioren zu einer ausfuhrlicheren apolo- getisch-historischen Schrift erweiterte, welche den Titel führt: „Ge- schichte des Ursprungs der Unität und ihrer Trennung von der ver- führten Kirche, der Ordination der Diener der Kirche in derselben, zugleich ein Beweis, dass die Unität rechte Priester und Bischöfe besitze, zur Widerlegung der dagegen erhobenen Schmähungen und Verleumdungen“.1) Jafet beginnt seine Geschichte des Ursprungs mit der hussi- tischen Bewegung, doch so, dass er nach dem Muster Bilejovskýs 3) den Utraquismus bis auf die Zeit der Slavenapostel, Cyrill und Me- thod, zurückführt. Erst unter Karl IV. sei durch die Erzbischöfe und durch die Deutschen, die zur Universität gehörten, der Laien- kelch gänzlich abgeschafft worden. Die Unität ist ein Schössling des Stammes Hus. Ihre Begrün- der waren die Zuhörer Rokycanas. Mit den Waldensern sind sie bereits vor 1467 in Verbindung getreten, doch waren diese schwach an Zahl und in den umliegenden Ländern zerstreut. Einige ihrer Priester hat auch Rokycana gekannt. Die Waldenser selbst sind nach Jafet ein Rest der ersten Kirche. Ihre Lehre haben sie zwar nicht ganz rein erhalten, aber die apostolische Succession ist ihnen ver- blieben. Die Brüder haben mit ihnen vor Begründung der Unität 1) Die Lehre „vom bösen Priester" verschwindet bei Jafet gänzlich, das objektive Amt scheidet sich von der subjektiven Qualität. Es kommt nur auf die Würdigkeit des Ordinirten an, und gar nicht auf die des Ordinirenden. 2) Einen Auszug von Jafets „Hystorya o původu Jednoty ctc.“ habe ich nach der Herrnhuter Handschrift in Č. Č. M. 1876 veröffentlicht. 3) Vgl. o. S. 52.
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83 über eine vollständige Vereinigung verhandelt, aber „gewisse Ur- sachen“ traten hindernd dazwischen. So weit folgt Jafet den Quel- len und schöpft aus ihnen ein Bild, das der Wahrheit näher kom- men dürfte, als die Darstellungen früherer und auch späterer Ge- schichtswerke. Indem er aber die Begründung des Brüderpriester- thums zu erzählen und zu vertheidigen unternimmt, folgt er nicht „verdorbener Tradition“ (Gindely I. 495.), sondern verfällt in eine willkürliche Construktion, deren Stoff sich aber in den alten Quellen findet. Obgleich er auch hier an der Ansicht festhält, das Bischofs- amt sei eine menschliche Institution, so folgt er doch dem Gegner, auf dessen eigenes Gebiet. Er dringt gleichsam in das Lager des Feindes ein und bekämpft ihn mit den dort erbeuteten Waffen. Ja- fet will Wenzel Šturm aus dem Felde schlagen, indem er den Beweis antritt, die Unität habe bei Begründung ihres Priesterthums und Bisthums allen äusseren Ordnungen der römischen Kirche Genüge geleitet. Da zu einer gültigen Bischofsweihe drei Bischöfe nöthig sind, so sucht und findet Jafet der Unität drei Bischöfe: 1. Michael, 2. den alten Waldenser-Priester, der endlich bei Jafet wieder aus der Ver- gessenheit emportaucht, 3. einen anderen Anonymus römischer Weihe, den er aus Lukas’ Schrift von der Erneuerung herholt. Sie sind be- reits Priester, und was ihnen noch fehlt, ist die Bischofsweihe. Diese empfangen sie von den Waldensern und zwar in dem versammelten Convent ihrer Priester, Altesten und Bischöfe. Nach der Rückkehr weiht Michael unter Assistenz seiner zwei Collegen die drei durch das Los Gewählten zu einfachen Priestern und einen unter ihnen, Matthias, auch zum Bischof. So gab es 4 Bischöfe und eine Mon- archie nach Art des römischen Papstthums war vermieden. Einem gebührte aber der Vorrang, erst dem Michael, dann dem Matthias. Auch in der ersten Kirche haben Petrus, Jakobus und Johan- nes einen gewissen Vorrang gehabt, bis zu ihnen „auf eine beson- dere Art“ Paulus hinzugefügt wurde. Der Paulus der Unität ist — Matthias. Gleichzeitig mit der „Geschichte“ ist eine andere Schrift Jafets entstanden. Zur Ergänzung der ersteren dienend, führt sie den Ti- tel: „Goliaths Schwert zur Vertheidigung des Volkes Gottes gegen seine Feinde, d. i. die Beschreibung der... beständigen Succession... wahrer und rechter Bischöfe und Priester in der Unität der Brü- der“. In der im J. 1607 geschriebenen Vorrede sagt Br. Jafet, der Zweck dieser Schrift sei, zu beweisen, die Unität habe die von den
83 über eine vollständige Vereinigung verhandelt, aber „gewisse Ur- sachen“ traten hindernd dazwischen. So weit folgt Jafet den Quel- len und schöpft aus ihnen ein Bild, das der Wahrheit näher kom- men dürfte, als die Darstellungen früherer und auch späterer Ge- schichtswerke. Indem er aber die Begründung des Brüderpriester- thums zu erzählen und zu vertheidigen unternimmt, folgt er nicht „verdorbener Tradition“ (Gindely I. 495.), sondern verfällt in eine willkürliche Construktion, deren Stoff sich aber in den alten Quellen findet. Obgleich er auch hier an der Ansicht festhält, das Bischofs- amt sei eine menschliche Institution, so folgt er doch dem Gegner, auf dessen eigenes Gebiet. Er dringt gleichsam in das Lager des Feindes ein und bekämpft ihn mit den dort erbeuteten Waffen. Ja- fet will Wenzel Šturm aus dem Felde schlagen, indem er den Beweis antritt, die Unität habe bei Begründung ihres Priesterthums und Bisthums allen äusseren Ordnungen der römischen Kirche Genüge geleitet. Da zu einer gültigen Bischofsweihe drei Bischöfe nöthig sind, so sucht und findet Jafet der Unität drei Bischöfe: 1. Michael, 2. den alten Waldenser-Priester, der endlich bei Jafet wieder aus der Ver- gessenheit emportaucht, 3. einen anderen Anonymus römischer Weihe, den er aus Lukas’ Schrift von der Erneuerung herholt. Sie sind be- reits Priester, und was ihnen noch fehlt, ist die Bischofsweihe. Diese empfangen sie von den Waldensern und zwar in dem versammelten Convent ihrer Priester, Altesten und Bischöfe. Nach der Rückkehr weiht Michael unter Assistenz seiner zwei Collegen die drei durch das Los Gewählten zu einfachen Priestern und einen unter ihnen, Matthias, auch zum Bischof. So gab es 4 Bischöfe und eine Mon- archie nach Art des römischen Papstthums war vermieden. Einem gebührte aber der Vorrang, erst dem Michael, dann dem Matthias. Auch in der ersten Kirche haben Petrus, Jakobus und Johan- nes einen gewissen Vorrang gehabt, bis zu ihnen „auf eine beson- dere Art“ Paulus hinzugefügt wurde. Der Paulus der Unität ist — Matthias. Gleichzeitig mit der „Geschichte“ ist eine andere Schrift Jafets entstanden. Zur Ergänzung der ersteren dienend, führt sie den Ti- tel: „Goliaths Schwert zur Vertheidigung des Volkes Gottes gegen seine Feinde, d. i. die Beschreibung der... beständigen Succession... wahrer und rechter Bischöfe und Priester in der Unität der Brü- der“. In der im J. 1607 geschriebenen Vorrede sagt Br. Jafet, der Zweck dieser Schrift sei, zu beweisen, die Unität habe die von den
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84 Waldensern empfangene Succession ohne Unterbrechung „bis auf den heutigen Tag“ bewahrt. Er construirt zu diesem Zwecke Ordi- nationslisten, die für die erste Zeit der Unität als wertlose Fiktionen zu betrachten sind.1) Jafets Schriften sind nicht gedruckt worden, aber seine „Ge- schichte“ beherrscht die geschichtliche Literatur des 17. Jahrhun- dertes, während sein kritischer Versuch, die Stimme des Wächters, niemals seinem währen Werthe nach gewürdigt worden ist. Was der Catalogus Testium Veritatis für die gesammte Chri- stenheit, das ist die Historia Persecutionum2) für die altere böhmische Kirche. Die Entstehung und erste Organisation der Unität wird in derselben nicht nach den Quellen, sondern nach Jafet er- zählt, dabei aber die ganze Controverse über das Verhältniss der Brü- der zu den Waldensern in folgenden bemerkenswerthen Worten zu- sammengefasst: Die Brüder hätten den Namen der Waldenser immer abgelehnt: tum veritatis, cum necessitatis causa. Veritatis : quia non ab ipsis doctrinam mutuarant, nec ipsis auctoribus Unitatem funda- rant, nec ab ipsis reformati erant, reformari potius a se illos, in illis quibusdam noxiis defectibus, cupiebant. Necessitatis vero: quia lata et publica in Waldenses a magistratibus decreta in se non de- rivanda, vitanda potius prudenter existimabant. Ordinandi tamen potestatem, eoque externam successionem, a Waldensibus se acce- pisse, nunquam negabant: licet et hanc aliquando prudenter, pro temporis ratione, silentio praeteribant. 1) Einen Auszug hat J. Jireček nach der Herrnhuter Handschrift veröffent- licht in C. Č. M. 1861. — Vgl. Gindely Quellen: Anhang. Der Verfasser der Hist. Fr. (Ms. U.) gesteht ausdrücklich, er habe keine schriftlichen Aufzeichnungen über die Ordinationen der ersten Zeit vorgefunden. 2) Erschienen 1648. Fertig war dieses Werk bereits im J. 1632. Der Haupt- mitarbeiter war Adam Hartmann. — Die zugleich mit „Ratio disciplinae ordinique ecclesiastici Unitatis etc.“ gedruckte (zuerst 1632) und gewöhnlich dem Comenius zugeschriebene „Ecclesiae Slavonicae historiola" ist entweder ein Auszug aus der H. P. oder ihre unmittelbare Vorlage. Auch Regenvolscius (Systema Historico-Chro- nologico Eccl. Slav. Trajecti ad Rhenum 1652) folgt Jafet, ohne indess seine Schriften direkt zu benützen. V
84 Waldensern empfangene Succession ohne Unterbrechung „bis auf den heutigen Tag“ bewahrt. Er construirt zu diesem Zwecke Ordi- nationslisten, die für die erste Zeit der Unität als wertlose Fiktionen zu betrachten sind.1) Jafets Schriften sind nicht gedruckt worden, aber seine „Ge- schichte“ beherrscht die geschichtliche Literatur des 17. Jahrhun- dertes, während sein kritischer Versuch, die Stimme des Wächters, niemals seinem währen Werthe nach gewürdigt worden ist. Was der Catalogus Testium Veritatis für die gesammte Chri- stenheit, das ist die Historia Persecutionum2) für die altere böhmische Kirche. Die Entstehung und erste Organisation der Unität wird in derselben nicht nach den Quellen, sondern nach Jafet er- zählt, dabei aber die ganze Controverse über das Verhältniss der Brü- der zu den Waldensern in folgenden bemerkenswerthen Worten zu- sammengefasst: Die Brüder hätten den Namen der Waldenser immer abgelehnt: tum veritatis, cum necessitatis causa. Veritatis : quia non ab ipsis doctrinam mutuarant, nec ipsis auctoribus Unitatem funda- rant, nec ab ipsis reformati erant, reformari potius a se illos, in illis quibusdam noxiis defectibus, cupiebant. Necessitatis vero: quia lata et publica in Waldenses a magistratibus decreta in se non de- rivanda, vitanda potius prudenter existimabant. Ordinandi tamen potestatem, eoque externam successionem, a Waldensibus se acce- pisse, nunquam negabant: licet et hanc aliquando prudenter, pro temporis ratione, silentio praeteribant. 1) Einen Auszug hat J. Jireček nach der Herrnhuter Handschrift veröffent- licht in C. Č. M. 1861. — Vgl. Gindely Quellen: Anhang. Der Verfasser der Hist. Fr. (Ms. U.) gesteht ausdrücklich, er habe keine schriftlichen Aufzeichnungen über die Ordinationen der ersten Zeit vorgefunden. 2) Erschienen 1648. Fertig war dieses Werk bereits im J. 1632. Der Haupt- mitarbeiter war Adam Hartmann. — Die zugleich mit „Ratio disciplinae ordinique ecclesiastici Unitatis etc.“ gedruckte (zuerst 1632) und gewöhnlich dem Comenius zugeschriebene „Ecclesiae Slavonicae historiola" ist entweder ein Auszug aus der H. P. oder ihre unmittelbare Vorlage. Auch Regenvolscius (Systema Historico-Chro- nologico Eccl. Slav. Trajecti ad Rhenum 1652) folgt Jafet, ohne indess seine Schriften direkt zu benützen. V
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BEILAGEN.
BEILAGEN.
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A. 1) IV. Schreiben der Brüder an Rokycana (1468). ... Und da du uns gesagt hast, wir sollten melden, was uns ge- offenbart worden, so wisse, Meister, das halten wir für die grösste Offen- barung, dass wir im Geiste die Wahrheit des Herrn Jesu und wie er unserem Heil zum Nutzen gereiche, erkannt haben; denn die ihn erkann- ten, die haben ihn angenommen, und er gab ihnen die Macht, Söhne Gottes zu sein. Denn den Weisen und Klugen offenbart er sich nicht, sondern den Kleinen, die arm sind im Geiste und demüthig im Herzen... Was aber die Offenbarungen betrifft, die Gott den ersten Christen gemacht, und auch jetzt die Verzückungen des Geistes und die Gesichte, die Gott erfullt, früher aber zeigt — sicherlich thut Gott auch jetzt diese Dinge zu unserer Bekräftigung und zu unserem Troste, seinem Volke zu Nutzen und Behufs der Einrichtung der Ordnung, die sie befolgen sollen: wie unter dem alten Gesetz dem Ezechiel von dem Aufbau des Tempels, so auch jetzt von dem Tempel seiner Versammlung, wie sie sich verhalten sollen und wer dabei der erste sein soll. Und wollten wir es aufschrei- ben, was Gott seinen Dienern in Gesichten offenbart, viel müsste dessen geschrieben werden, und es fänden sich, die es glaubten. Aber viel eher wären andere da, die es dem Teufel zuschrieben, was durch den Geist Gottes geschieht, und die so in die Sünde gegen den heiligen Geist fielen. Auch unter uns könnten über einige Zweifel und Schwanken kom- men. Darum hielten wir uns bei allem an die apostolische Geschichte und das Beispiel der ersten Heiligen, um alles im Namen unseres Herrn J. Chr. zu thun in Wort und Werk. Desswegen im Glauben an seine Ver- heissungen nach den Worten: „Was ihr den Vater bitten werdet in mei- nem Namen, wird er euch geben“ — und abermals: "Wo zwei oder drei zusammenkommen u. s. w.“ — haben auch wir es unternommen : Ob Gott es wolle, dass wir uns gänzlich trennen von der Amtsgewalt des Papstes und so von seiner Priesterschaft; und zweitens, (ob er wolle), dass wir unter uns nach dem Muster der Einrichtung der ersten Kirche eine Ord- nung aufrichten, und ferner: Welche Personen jeden Streit richten und endgültig zur Ruhe bringen sollen, dass niemand an ihrem Spruche rüttele, sondern es für gut haltend gern sich fuge. Und welche die Diener sein 1) Die Ubersetzung ist zumeist wörtlich, selbst auf die Gefahr hin, die er- laubte Gränze überschritten zu haben.
A. 1) IV. Schreiben der Brüder an Rokycana (1468). ... Und da du uns gesagt hast, wir sollten melden, was uns ge- offenbart worden, so wisse, Meister, das halten wir für die grösste Offen- barung, dass wir im Geiste die Wahrheit des Herrn Jesu und wie er unserem Heil zum Nutzen gereiche, erkannt haben; denn die ihn erkann- ten, die haben ihn angenommen, und er gab ihnen die Macht, Söhne Gottes zu sein. Denn den Weisen und Klugen offenbart er sich nicht, sondern den Kleinen, die arm sind im Geiste und demüthig im Herzen... Was aber die Offenbarungen betrifft, die Gott den ersten Christen gemacht, und auch jetzt die Verzückungen des Geistes und die Gesichte, die Gott erfullt, früher aber zeigt — sicherlich thut Gott auch jetzt diese Dinge zu unserer Bekräftigung und zu unserem Troste, seinem Volke zu Nutzen und Behufs der Einrichtung der Ordnung, die sie befolgen sollen: wie unter dem alten Gesetz dem Ezechiel von dem Aufbau des Tempels, so auch jetzt von dem Tempel seiner Versammlung, wie sie sich verhalten sollen und wer dabei der erste sein soll. Und wollten wir es aufschrei- ben, was Gott seinen Dienern in Gesichten offenbart, viel müsste dessen geschrieben werden, und es fänden sich, die es glaubten. Aber viel eher wären andere da, die es dem Teufel zuschrieben, was durch den Geist Gottes geschieht, und die so in die Sünde gegen den heiligen Geist fielen. Auch unter uns könnten über einige Zweifel und Schwanken kom- men. Darum hielten wir uns bei allem an die apostolische Geschichte und das Beispiel der ersten Heiligen, um alles im Namen unseres Herrn J. Chr. zu thun in Wort und Werk. Desswegen im Glauben an seine Ver- heissungen nach den Worten: „Was ihr den Vater bitten werdet in mei- nem Namen, wird er euch geben“ — und abermals: "Wo zwei oder drei zusammenkommen u. s. w.“ — haben auch wir es unternommen : Ob Gott es wolle, dass wir uns gänzlich trennen von der Amtsgewalt des Papstes und so von seiner Priesterschaft; und zweitens, (ob er wolle), dass wir unter uns nach dem Muster der Einrichtung der ersten Kirche eine Ord- nung aufrichten, und ferner: Welche Personen jeden Streit richten und endgültig zur Ruhe bringen sollen, dass niemand an ihrem Spruche rüttele, sondern es für gut haltend gern sich fuge. Und welche die Diener sein 1) Die Ubersetzung ist zumeist wörtlich, selbst auf die Gefahr hin, die er- laubte Gränze überschritten zu haben.
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88 Beilage A. sollen und wer die erste Stelle inne haben soll in der Gewalt des Amtes nach den Worten: Dir gebe ich die Schlüssel ; und abermals : Wem ihr die Sünden vergebet u. s. w. Und wir, deren da viele waren aus Böhmen und anderen Ländern,1) einigten uns, Gott darum zu bitten, wenn er es in dieser Zeit haben wolle, so möge er es uns zeigen, nach demselben Beispiel, wie die Apostel tha- ten, als sie den Zwölften wählten. Und wir ordneten allen Brüdern in den verschiedenen Gegenden an, darum zu beten und zu fasten. Dann kamen unser viele zusammen und beteten zu Gott, er möge uns zeigen, ob er es unter uns haben wolle in dieser Zeit; und es kam, er wolle es, und uns ward der Glaube, es sei der Wille Gottes, dass es geschehe. Und wir liessen einige Zeit verfliessen zu Gebeten mit Fasten, ob er es sogleich in diesem Jahre haben wolle, und welche Personen er dazu be- stimme, die möchte er zeigen auf dieselbe Weise, wie früher. Und als die Zeit dazu kam, versammelten sich unser wiederum viele aus Böhmen und Mähren und wir beteten zu Gott in demselben Vertrauen wie vor- dem, und wählten ihrer neun, damit aus diesen neun drei es würden, oder zwei, oder einer. Wenn aber Gott in diesem Jahre es noch nicht haben wolle, so solle es keiner werden. Und wäre es auf keinen gefal- len, so wären wir dieses Jahr ohne jedwede Priester geblieben, und auch fernerhin, bis uns Gott zeigen würde auf unser Gebet hin und unsern Glauben, er wolle es schon haben, und auch diejenigen Personen, von denen es ihm gnadig wolgefalle, dass sie es würden. Da wir uns aber gänzlich von den Priestern, die von der Gewalt des päpstlichen Amtes stammen, losgesagt hatten in vollstem Glauben, es sei Gottes Wille nicht, dass wir von ihnen den Dienst empfangen, so vertrauten wir auch fest, Gott werde unsere Bitte gewähren. Und der Herr that es auf unsern Glauben und unser Gebet hin, dass es auf alle drei kam, und dabei offen- barte Gott seine Weisheit und seine Macht in uns der Art, dass wir alle fühlten und erkannten, Gott habe uns heimgesucht und zu unserer Be- stärkung grosse Dinge gewirkt. Und es waren mehr denn sechzig Brüder zusammengekommen, und da haben wir in dem grössten Vertrauen den heiligen Geist empfangen und Gott gedankt, dass er uns am Ende der Tage heimgesucht und sein Werk thue. Ferner berieten wir uns unter einander über ihre Bestätigung in dem Priesteramte, wie es am besten ohne Anstoss bei den Menschen ge- schehen könnte, obgleich wir glaubten und gar nicht zweifelten, sie seien bereits von Christo geweiht und bestätigt, wie es uns Gott gezeigt hatte. Allein da wir Gutes im Sinne hatten, nicht nur vor Gott, sondern auch vor der ganzen Welt, so weit wir nur könnten: so suchten wir es durch den einen, den wir vordem bereits von den Römischen gehabt, und durch den zweiten von den Waldensern, die der ersten Kirche entstammen, von dem wir die Hoffnung hegten, er sei in Stande der Gnade, und welcher der Aelteste unter ihnen ist an Jahren. Und diese beiden haben wir so 1) Aber in einem anderen Exemplar steht geschrieben: Und wir einigten uns viele aus Böhmen, aus Mähren, auch aus anderen Ländern, aus den Waldenser Deutschen. (Zusatz der Handschrift B. A. I. u. HI.)
88 Beilage A. sollen und wer die erste Stelle inne haben soll in der Gewalt des Amtes nach den Worten: Dir gebe ich die Schlüssel ; und abermals : Wem ihr die Sünden vergebet u. s. w. Und wir, deren da viele waren aus Böhmen und anderen Ländern,1) einigten uns, Gott darum zu bitten, wenn er es in dieser Zeit haben wolle, so möge er es uns zeigen, nach demselben Beispiel, wie die Apostel tha- ten, als sie den Zwölften wählten. Und wir ordneten allen Brüdern in den verschiedenen Gegenden an, darum zu beten und zu fasten. Dann kamen unser viele zusammen und beteten zu Gott, er möge uns zeigen, ob er es unter uns haben wolle in dieser Zeit; und es kam, er wolle es, und uns ward der Glaube, es sei der Wille Gottes, dass es geschehe. Und wir liessen einige Zeit verfliessen zu Gebeten mit Fasten, ob er es sogleich in diesem Jahre haben wolle, und welche Personen er dazu be- stimme, die möchte er zeigen auf dieselbe Weise, wie früher. Und als die Zeit dazu kam, versammelten sich unser wiederum viele aus Böhmen und Mähren und wir beteten zu Gott in demselben Vertrauen wie vor- dem, und wählten ihrer neun, damit aus diesen neun drei es würden, oder zwei, oder einer. Wenn aber Gott in diesem Jahre es noch nicht haben wolle, so solle es keiner werden. Und wäre es auf keinen gefal- len, so wären wir dieses Jahr ohne jedwede Priester geblieben, und auch fernerhin, bis uns Gott zeigen würde auf unser Gebet hin und unsern Glauben, er wolle es schon haben, und auch diejenigen Personen, von denen es ihm gnadig wolgefalle, dass sie es würden. Da wir uns aber gänzlich von den Priestern, die von der Gewalt des päpstlichen Amtes stammen, losgesagt hatten in vollstem Glauben, es sei Gottes Wille nicht, dass wir von ihnen den Dienst empfangen, so vertrauten wir auch fest, Gott werde unsere Bitte gewähren. Und der Herr that es auf unsern Glauben und unser Gebet hin, dass es auf alle drei kam, und dabei offen- barte Gott seine Weisheit und seine Macht in uns der Art, dass wir alle fühlten und erkannten, Gott habe uns heimgesucht und zu unserer Be- stärkung grosse Dinge gewirkt. Und es waren mehr denn sechzig Brüder zusammengekommen, und da haben wir in dem grössten Vertrauen den heiligen Geist empfangen und Gott gedankt, dass er uns am Ende der Tage heimgesucht und sein Werk thue. Ferner berieten wir uns unter einander über ihre Bestätigung in dem Priesteramte, wie es am besten ohne Anstoss bei den Menschen ge- schehen könnte, obgleich wir glaubten und gar nicht zweifelten, sie seien bereits von Christo geweiht und bestätigt, wie es uns Gott gezeigt hatte. Allein da wir Gutes im Sinne hatten, nicht nur vor Gott, sondern auch vor der ganzen Welt, so weit wir nur könnten: so suchten wir es durch den einen, den wir vordem bereits von den Römischen gehabt, und durch den zweiten von den Waldensern, die der ersten Kirche entstammen, von dem wir die Hoffnung hegten, er sei in Stande der Gnade, und welcher der Aelteste unter ihnen ist an Jahren. Und diese beiden haben wir so 1) Aber in einem anderen Exemplar steht geschrieben: Und wir einigten uns viele aus Böhmen, aus Mähren, auch aus anderen Ländern, aus den Waldenser Deutschen. (Zusatz der Handschrift B. A. I. u. HI.)
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Beilage A. 89 zur Bestätigung jener drei angenommen; wenn Gott es so haben wolle, so möge er es zeigen. Und wir beteten zu Gott, wenn er diese Bestä- tigung durch die Waldenser haben wolle, so möge er jenem Altesten die Gnade dazu in das Herz giessen, damit er es aus Liebe und im Glau- ben thue. Und Gott gab es ihm, dass er es mit Vertrauen that, und, uns darin bekräftigend, redete er gute Dinge und Gott dafür lobend, sagte er, Gott habe es gethan unserm Heil zu Nutzen. Und so ward durch ihn die Bestätigung jenen dreien, durch Handauflegung nach dem Beispiel der ersten Kirche und der Anweisung der Apostel unter Gebeten. Und dar- über, wie denn Jesus aus der Höhe jene drei gezeigt hatte, und beson- ders den einen, der die erste Stelle inne haben sollte, sprach derjenige, dem es geoffenbart war, und sagte: Glaubet fest, dass es so ist. Aber zur grössern Sicherheit vertrauten sich die Brüder durch Gebete Gott an: will er es haben, dass er es sei, so wird es auf ihn kommen. Und es kam auf ihn und allen dreien ward die Bestätigung mit Gebeten. Und auch dem einen unter ihnen, auf dass er im Ursprung des Priesteramtes die erste Stelle inne habe, wie es in der ersten Kirche war. Und er wurde erst von vielen zum Altesten unter den Brüdern gewählt, und dann wurde er auch von vielen zu einem unter neun gewählt; und es kam auf ihn, er solle einer von dreien sein, die Gott sich aus den neun auserkoren; dann kam auf ihn durch Gebete und durch Zuversicht, er solle der erste sein. Denn so wollte es Gott haben, darum hat er es erst geoffenbart und auch vollbracht, dann solch ein gutes Zeugniss hatte jener von seinen Eltern und von den Leuten der Umgegend, er habe von Kindheit einen heiligen Wandel geführt, und ferner, da er zu Jahren gekommen, sei er im Guten gewachsen, ohne Wanken im Glauben Christi beharrend, und habe bis heute ein reines Gewissen bewahrt ohne Beflek- kung mit der Todsünde. Und wir halten es für eine grosse Gabe Got- tes, dass er diesen dazu erwählt, da wir seines gleichen nicht haben nach unserem Wissen. Denn er ist uns in allem wolbekannt von seiner Jugend, und so haben alle drei ein gutes Zeugniss und einen guten Ruf. Und hätten wir nicht Gottes Offenbarung, und hätten wir uns durch Gebete und im Glauben Gott nicht anvertraut, nach der Anweisung der Apostel war ihre Wahl würdig. Aber sie und wir sind nichts durch uns und von uns, noch sind wir im Stande, etwas Gutes zu denken, sondern wir sind unnütze Knechte Christi. Denn ob unsrer Unzulänglichkeit und Untüchtig- keit, wegen der Mangel und Sünden einiger von uns waren wir wert, von Gott verworfen zu werden. Auch das bekennen wir, dass Menschen schlech- ten Glaubens und verdorben in Fleischeslust 1) uns gewinnen wollten. Und hätte Gott einigen durch seine besondere Macht und Weisheit es nicht gegeben, dass sie es erkannten und dem widerstrebten, jene hätten uns überwältigt und verführt, so dass wir die elendesten der Menschen wä- ren, denn was man Böses von uns spricht, das wäre auch in der That 1) D. h. die Adamiten. Dass aber diese eine Gesandschaft zu der Synode von Reichenau geschickt hätten (Gindely I. S. 36), lässt sich aus dem Schreiben der Brüder nicht folgern.
Beilage A. 89 zur Bestätigung jener drei angenommen; wenn Gott es so haben wolle, so möge er es zeigen. Und wir beteten zu Gott, wenn er diese Bestä- tigung durch die Waldenser haben wolle, so möge er jenem Altesten die Gnade dazu in das Herz giessen, damit er es aus Liebe und im Glau- ben thue. Und Gott gab es ihm, dass er es mit Vertrauen that, und, uns darin bekräftigend, redete er gute Dinge und Gott dafür lobend, sagte er, Gott habe es gethan unserm Heil zu Nutzen. Und so ward durch ihn die Bestätigung jenen dreien, durch Handauflegung nach dem Beispiel der ersten Kirche und der Anweisung der Apostel unter Gebeten. Und dar- über, wie denn Jesus aus der Höhe jene drei gezeigt hatte, und beson- ders den einen, der die erste Stelle inne haben sollte, sprach derjenige, dem es geoffenbart war, und sagte: Glaubet fest, dass es so ist. Aber zur grössern Sicherheit vertrauten sich die Brüder durch Gebete Gott an: will er es haben, dass er es sei, so wird es auf ihn kommen. Und es kam auf ihn und allen dreien ward die Bestätigung mit Gebeten. Und auch dem einen unter ihnen, auf dass er im Ursprung des Priesteramtes die erste Stelle inne habe, wie es in der ersten Kirche war. Und er wurde erst von vielen zum Altesten unter den Brüdern gewählt, und dann wurde er auch von vielen zu einem unter neun gewählt; und es kam auf ihn, er solle einer von dreien sein, die Gott sich aus den neun auserkoren; dann kam auf ihn durch Gebete und durch Zuversicht, er solle der erste sein. Denn so wollte es Gott haben, darum hat er es erst geoffenbart und auch vollbracht, dann solch ein gutes Zeugniss hatte jener von seinen Eltern und von den Leuten der Umgegend, er habe von Kindheit einen heiligen Wandel geführt, und ferner, da er zu Jahren gekommen, sei er im Guten gewachsen, ohne Wanken im Glauben Christi beharrend, und habe bis heute ein reines Gewissen bewahrt ohne Beflek- kung mit der Todsünde. Und wir halten es für eine grosse Gabe Got- tes, dass er diesen dazu erwählt, da wir seines gleichen nicht haben nach unserem Wissen. Denn er ist uns in allem wolbekannt von seiner Jugend, und so haben alle drei ein gutes Zeugniss und einen guten Ruf. Und hätten wir nicht Gottes Offenbarung, und hätten wir uns durch Gebete und im Glauben Gott nicht anvertraut, nach der Anweisung der Apostel war ihre Wahl würdig. Aber sie und wir sind nichts durch uns und von uns, noch sind wir im Stande, etwas Gutes zu denken, sondern wir sind unnütze Knechte Christi. Denn ob unsrer Unzulänglichkeit und Untüchtig- keit, wegen der Mangel und Sünden einiger von uns waren wir wert, von Gott verworfen zu werden. Auch das bekennen wir, dass Menschen schlech- ten Glaubens und verdorben in Fleischeslust 1) uns gewinnen wollten. Und hätte Gott einigen durch seine besondere Macht und Weisheit es nicht gegeben, dass sie es erkannten und dem widerstrebten, jene hätten uns überwältigt und verführt, so dass wir die elendesten der Menschen wä- ren, denn was man Böses von uns spricht, das wäre auch in der That 1) D. h. die Adamiten. Dass aber diese eine Gesandschaft zu der Synode von Reichenau geschickt hätten (Gindely I. S. 36), lässt sich aus dem Schreiben der Brüder nicht folgern.
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90 Beilage A. zu finden. Aber Gott, der reich ist in seiner Barmherzigkeit, hat aus seiner ubergrossen Liebe durch Christum aus Gnade, nicht durch unser Verdienst, uns bewahrt, beschützt, wie der Vogel die junge Brut unter seinen Flügeln, und uns die Macht und den Glauben gegeben, jenes Volk zu züchtigen und zum rechten Glauben zu bekehren. Und welche wir zur Busse und zum rechten Glauben nicht bekehren konnten, vor diesen haben wir andere gewarnt : und so bis heute. Daran, was auch Gott unter uns gewirkt, unser Glaube ist, er habe es durch die Prophe- ten vorausgesagt. Ihm sei Lob in alle Ewigkeit, Amen. A. Čtvrté psaní bratří M. J. Rokycanovi (1468). ... A jakos nám řekl, abychom pověděli, co jest nám zjeveno, to věz, mistře, že my to za největší zjevení máme, když sme pravdu pána Ježíše poznali v duchu a v něm užitek svého spasenie, neb kdož sú jej poznali, tiť sou jej přijali, a dal jim moc syny Božími býti. Neb múdrým a opatrným nezjevuje se, ale maličkým, ješto sú chudí duchem a pokorní srdcem... O zjevení pak, kteráž pán Buoh prvním křesťanuom činil, též i nynie v du- chu vytrženie a viděnie, kteráž Buoh vyplňuje, což prvé ukazuje: v jistotě ty věci k našemu potvrzení a potěšení Buoh i v tento čas činí k užietku a řádu zřízení lidu svému, kterak se mají míti, jakož i v starém zákoně Ezechielovi o chrámu vzdělání, tak nyní o chrámu zboru svého, kterak se mají vzdělávati, a kto má k tomu první býti. Pak bychom to psali, co Buoh dává u vidění sluhám svým, mnoho by písma bylo, a také ktoby tomu uvěřil: snadby spieše někteří dáblu to přidali, co se du- chem božiem děje, a takby upadli v hřiech proti Duchu svatému. Neb i mezi vámi mohliby někteří pochybovánie a vrtkání míti při tom, protož my při všem držali sme se zprávy apoštolské a příkladu prvních Svatých, abychom všecko činili ve jméno pána našeho Ježíše Krista v slovu i v skutku. Protož my, věříce slibuom jeho, jakož řekl: Cožkoli budete prositi otce ve jméno mé, dá vám; a opět die: kdež se zberú dva anebo třie ve jméno mé, já sem mezi nimi, a začkoli prositi budú svoléce, stane se jim; a tak my v ten čas vzali sme před se toto: Chceli pán Buoh, abychom se konečně odtrhli od moci úřadu papeže a tak od jeho kněžstva; a druhé: Abychom řád zpuosobili mezi sebú podle zřízenie první církve; a tak dále: Při kterých oso- bách má všeliká pře rozsúzena býti a na nich přestává, a žádný mimo to, což roz- súdie, aby jinak tiem nehýbal, než za pravé držal a s milostí poddán byl. Pak kteří mají posluhovati, a kto má první místo držeti v moci úřadu podle toho, jakož die: Tobě dávám klíče; a opět: Komuž odpustíte, bude odpuštěno, a komuž zadržíte, bude zadržáno. A o to sme se mnozí svolili z Čech i z jiných zemí,1) abychom se za to pánu Bohu modlili: chceli to pán Buoh tento čas míti, aby nám to ukázal podlé příkladu téhož, jakož učinili apoštolé, když volili dvanáctého. A tak kázali sme se za to pánu Bohu modliti i postiti bratřiem všem po krajinách. Pak mnozí sešli sme se a modlili se za to pánu Bohu, aby nám to ukázal, chceli to míti čili nic mezi námi v tento čas: i přišlo tak, že chce, a tak sme uvěřili tomu, že jest tak vuole božie, aby to byli. I dali sme tomu prodlený čas, aby se za to pánu Bohu modlili i s posty, hnedli to chce míti toho roku; a které osoby k tomu chce míti, aby ukázány byly, skrze touž příčinu, jakož i prvé. A tak když sme čas k tomu měli, opět sme se sešli a mnozí z Čech i z Moravy a modlili se za to pánu Bohu s týmž dověřením jako i prvé, i vyvolili sme jich devět a z těch devíti, aby byli tří, pakli dva, nebo jeden. Pakli ještě pán Buoh toho letha nechce míti, aby nebyl žádný. A byť bylo nepadlo na žádného, byli bychom ten rok beze všech 1) V jiném pak exempláři stojí: A o to sme se mnozí svolili z Čech, z Mo- ravy, i z jiných zemí, z Němcuov Valdenských. (Dodatek v rukopisu.)
90 Beilage A. zu finden. Aber Gott, der reich ist in seiner Barmherzigkeit, hat aus seiner ubergrossen Liebe durch Christum aus Gnade, nicht durch unser Verdienst, uns bewahrt, beschützt, wie der Vogel die junge Brut unter seinen Flügeln, und uns die Macht und den Glauben gegeben, jenes Volk zu züchtigen und zum rechten Glauben zu bekehren. Und welche wir zur Busse und zum rechten Glauben nicht bekehren konnten, vor diesen haben wir andere gewarnt : und so bis heute. Daran, was auch Gott unter uns gewirkt, unser Glaube ist, er habe es durch die Prophe- ten vorausgesagt. Ihm sei Lob in alle Ewigkeit, Amen. A. Čtvrté psaní bratří M. J. Rokycanovi (1468). ... A jakos nám řekl, abychom pověděli, co jest nám zjeveno, to věz, mistře, že my to za největší zjevení máme, když sme pravdu pána Ježíše poznali v duchu a v něm užitek svého spasenie, neb kdož sú jej poznali, tiť sou jej přijali, a dal jim moc syny Božími býti. Neb múdrým a opatrným nezjevuje se, ale maličkým, ješto sú chudí duchem a pokorní srdcem... O zjevení pak, kteráž pán Buoh prvním křesťanuom činil, též i nynie v du- chu vytrženie a viděnie, kteráž Buoh vyplňuje, což prvé ukazuje: v jistotě ty věci k našemu potvrzení a potěšení Buoh i v tento čas činí k užietku a řádu zřízení lidu svému, kterak se mají míti, jakož i v starém zákoně Ezechielovi o chrámu vzdělání, tak nyní o chrámu zboru svého, kterak se mají vzdělávati, a kto má k tomu první býti. Pak bychom to psali, co Buoh dává u vidění sluhám svým, mnoho by písma bylo, a také ktoby tomu uvěřil: snadby spieše někteří dáblu to přidali, co se du- chem božiem děje, a takby upadli v hřiech proti Duchu svatému. Neb i mezi vámi mohliby někteří pochybovánie a vrtkání míti při tom, protož my při všem držali sme se zprávy apoštolské a příkladu prvních Svatých, abychom všecko činili ve jméno pána našeho Ježíše Krista v slovu i v skutku. Protož my, věříce slibuom jeho, jakož řekl: Cožkoli budete prositi otce ve jméno mé, dá vám; a opět die: kdež se zberú dva anebo třie ve jméno mé, já sem mezi nimi, a začkoli prositi budú svoléce, stane se jim; a tak my v ten čas vzali sme před se toto: Chceli pán Buoh, abychom se konečně odtrhli od moci úřadu papeže a tak od jeho kněžstva; a druhé: Abychom řád zpuosobili mezi sebú podle zřízenie první církve; a tak dále: Při kterých oso- bách má všeliká pře rozsúzena býti a na nich přestává, a žádný mimo to, což roz- súdie, aby jinak tiem nehýbal, než za pravé držal a s milostí poddán byl. Pak kteří mají posluhovati, a kto má první místo držeti v moci úřadu podle toho, jakož die: Tobě dávám klíče; a opět: Komuž odpustíte, bude odpuštěno, a komuž zadržíte, bude zadržáno. A o to sme se mnozí svolili z Čech i z jiných zemí,1) abychom se za to pánu Bohu modlili: chceli to pán Buoh tento čas míti, aby nám to ukázal podlé příkladu téhož, jakož učinili apoštolé, když volili dvanáctého. A tak kázali sme se za to pánu Bohu modliti i postiti bratřiem všem po krajinách. Pak mnozí sešli sme se a modlili se za to pánu Bohu, aby nám to ukázal, chceli to míti čili nic mezi námi v tento čas: i přišlo tak, že chce, a tak sme uvěřili tomu, že jest tak vuole božie, aby to byli. I dali sme tomu prodlený čas, aby se za to pánu Bohu modlili i s posty, hnedli to chce míti toho roku; a které osoby k tomu chce míti, aby ukázány byly, skrze touž příčinu, jakož i prvé. A tak když sme čas k tomu měli, opět sme se sešli a mnozí z Čech i z Moravy a modlili se za to pánu Bohu s týmž dověřením jako i prvé, i vyvolili sme jich devět a z těch devíti, aby byli tří, pakli dva, nebo jeden. Pakli ještě pán Buoh toho letha nechce míti, aby nebyl žádný. A byť bylo nepadlo na žádného, byli bychom ten rok beze všech 1) V jiném pak exempláři stojí: A o to sme se mnozí svolili z Čech, z Mo- ravy, i z jiných zemí, z Němcuov Valdenských. (Dodatek v rukopisu.)
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Beilage A. 91 kněží a tak, až by vždy nám pán Buoh ukázal k modlitbě a k víře, že již chce to míti, a osoby, které se jeho milosti líbí, aby ty byli. Ale poněvadž sme se konečně pustili kněží, kteříž pocházejí z moci úřadu papeže, z víry věříc tomu, že Buoh ne- chce, bychom k nim zřenie měli o posluhovánie, protož sme vieru přiložili, že Buoh učiní nám, zač prosíme, i učinil pán Buoh k víře a k modlitbě, že přišlo na vše- cky tři, a při tom ukázal pán Buch múdrost a moc svú v nás, tak že sme všickni poznali čitedlně, že pán Buoh navštívil nás a ku potvrzení učinil veliké věci. A bylo se více sešlo než šedesáte bratřie. A tu sme s velikým dověřením přijali a s radostí Ducha svatého, děkujíce pánu Bohu, že navštívil nás v poslední časy a dělá dielo své. Dále pak o potvrzení jich v úřad kněžský spolu sme mluvili, kterak by nej- slušněji bylo bez úrazu lidem, ač sme věřili beze všeho pochybovánie, že sú již posvěceni a potvrzeni od pána Krista, jakož nám to ukázal pán Buoh. Avšak ob- mýšlejíce dobré věci netoliko před Bohem, ale také přede všemi lidmi, což na nás jest, hledali sme toho skrze prvního, kteréhož sme měli od římských před tiem, a druhého od Valdenských, ješto mají puovod od první církve, o kterémž sme na- ději měli, žeby v milosti božie byl, a nejstaršie z nich jest v letech: i ta obadva tak přijali sme ku potvrzení těch tří, jestliže to pán Buoh chce, aby ukázal. I modlili sme se pánu Bohu, chceli to potvrzenie míti skrze Valdenské, aby tomu staršiemu milost v srdce dal k tomu, aby z milosti a z viery to učinil. I dal jemu to pán Buoh, že učinil s dověřeniem, a potvrzuje nás v tom mluvil dobré věci, chvále pána Boha z toho řka, že toto učinil pán Buch k užietku spasenie našeho. I stalo se potvrzenie od něho těm třem skrze vzkládánie rukou podle řádu první církve a zprávy apo- štolské s modlitbami. Pak o tom, jakož pán Ježíš ukázal z vysosti o třech, a zvlá- ště o jednom, kterýž z nich měl první místo držeti, mluvil jest ten, komuž jest uká- záno, řka, že tak jest, věřte tomu úplně: avšak bratří pro většie ujištěnie dověřili se pánu Bohu skrze modlitby: chceli, aby ten byl, příde naň. I přišlo naň, i stalo se potvrzenie všem třem s modlitbami. Také i jednomu z nich, aby první místo držel v puovodu úřadu kněžství, jakož bylo v první církvi. A ten vyvolen jest nej- prv od mnohých za staršieho mezi bratřími, a potom vyvolen jest též od mnohých, aby byl jeden z devíti, i přišlo naň, aby byl jeden ze tří, kteréž sobě Buoh vyvolil z těch devíti, potom skrze modlitby a dověřenie přišlo naň, aby byl první. Neb tak pán Buoh chtěl míti, protož zjeviv to i dokonal, neb jest také dobré svědectví měl od rodičuov a od okolního lidu, že od dětinstva vždy svatě obcoval, a potom dále, když přišel k letuom, v dobrém prospieval stoje u víře pána Krista bez vyvinutie, a až dodnes zachován jest bez poškvrny hřiecha smrtedlného v dobrém svědomí. A to jest nám za veliký dar od pána Boha, že toho vyvolil k tomu, ješto jemu rovně nevíme podle svědectví a svědomie jeho. Neb nám ve všem zjeven jest od mladosti své. A tak všickni třie sú dobrého svědectví a svědomie. Ješto by pak ne- bylo zjevení Božieho o nich, ani skrze vieru a modlitbu dověřenie k Bohu, hodno jest bylo podlé zprávy apoštolské k tomu jich vyvolenie. Ale však ani oni ani my z sebe a od sebe nic nejsme, ani co dobrého dostatečni sme pomysliti, a nalézáme se neužitečné slouhy pána Krista. Neb pro svú nestatečnost a nezpůsobilost, nedo- statky, hřiechy některých z nás hodni sme byli zavrženie od pána Boha. I to také vyznáváme, že sú se o nás pokúšeli lidé zlých smysluov u víře, zkažení v milosti tělesné. A tak několikrát, by byl pán Buoh nedal některým z své zvláštní moci a mú- drosti poznati toho a tomu odpierati, byli bychom od nich přemoženi a zklamáni, že bychom bídnější byli všech lidí, neb což na nás zlého mluví, byloby to shledáno. Ale pán Buoh, jenž jest bohatý v milosrdenství svém, pro přílišnú lásku svú, skrze pána Krista z milosti své a ne z zaslouženie našeho zachoval nás a ochránil a shro- máždil, jako pták ptáčátka svá pod křídla, i dal moc i múdrost, abychom ten lid trestali a k pravé víře navodili. A koho sme nemohli přivésti ku pokání a k pravé víře, od něho sme vystřiehali, jakož i podnes. Protož kteréž věci zpuosobil pán Buch mezi námi, tak věříme, že jest to i skrze proroky předpověděl. Budiž jemu chvála na věky věkuov. Amen.
Beilage A. 91 kněží a tak, až by vždy nám pán Buoh ukázal k modlitbě a k víře, že již chce to míti, a osoby, které se jeho milosti líbí, aby ty byli. Ale poněvadž sme se konečně pustili kněží, kteříž pocházejí z moci úřadu papeže, z víry věříc tomu, že Buoh ne- chce, bychom k nim zřenie měli o posluhovánie, protož sme vieru přiložili, že Buoh učiní nám, zač prosíme, i učinil pán Buoh k víře a k modlitbě, že přišlo na vše- cky tři, a při tom ukázal pán Buch múdrost a moc svú v nás, tak že sme všickni poznali čitedlně, že pán Buoh navštívil nás a ku potvrzení učinil veliké věci. A bylo se více sešlo než šedesáte bratřie. A tu sme s velikým dověřením přijali a s radostí Ducha svatého, děkujíce pánu Bohu, že navštívil nás v poslední časy a dělá dielo své. Dále pak o potvrzení jich v úřad kněžský spolu sme mluvili, kterak by nej- slušněji bylo bez úrazu lidem, ač sme věřili beze všeho pochybovánie, že sú již posvěceni a potvrzeni od pána Krista, jakož nám to ukázal pán Buoh. Avšak ob- mýšlejíce dobré věci netoliko před Bohem, ale také přede všemi lidmi, což na nás jest, hledali sme toho skrze prvního, kteréhož sme měli od římských před tiem, a druhého od Valdenských, ješto mají puovod od první církve, o kterémž sme na- ději měli, žeby v milosti božie byl, a nejstaršie z nich jest v letech: i ta obadva tak přijali sme ku potvrzení těch tří, jestliže to pán Buoh chce, aby ukázal. I modlili sme se pánu Bohu, chceli to potvrzenie míti skrze Valdenské, aby tomu staršiemu milost v srdce dal k tomu, aby z milosti a z viery to učinil. I dal jemu to pán Buoh, že učinil s dověřeniem, a potvrzuje nás v tom mluvil dobré věci, chvále pána Boha z toho řka, že toto učinil pán Buch k užietku spasenie našeho. I stalo se potvrzenie od něho těm třem skrze vzkládánie rukou podle řádu první církve a zprávy apo- štolské s modlitbami. Pak o tom, jakož pán Ježíš ukázal z vysosti o třech, a zvlá- ště o jednom, kterýž z nich měl první místo držeti, mluvil jest ten, komuž jest uká- záno, řka, že tak jest, věřte tomu úplně: avšak bratří pro většie ujištěnie dověřili se pánu Bohu skrze modlitby: chceli, aby ten byl, příde naň. I přišlo naň, i stalo se potvrzenie všem třem s modlitbami. Také i jednomu z nich, aby první místo držel v puovodu úřadu kněžství, jakož bylo v první církvi. A ten vyvolen jest nej- prv od mnohých za staršieho mezi bratřími, a potom vyvolen jest též od mnohých, aby byl jeden z devíti, i přišlo naň, aby byl jeden ze tří, kteréž sobě Buoh vyvolil z těch devíti, potom skrze modlitby a dověřenie přišlo naň, aby byl první. Neb tak pán Buoh chtěl míti, protož zjeviv to i dokonal, neb jest také dobré svědectví měl od rodičuov a od okolního lidu, že od dětinstva vždy svatě obcoval, a potom dále, když přišel k letuom, v dobrém prospieval stoje u víře pána Krista bez vyvinutie, a až dodnes zachován jest bez poškvrny hřiecha smrtedlného v dobrém svědomí. A to jest nám za veliký dar od pána Boha, že toho vyvolil k tomu, ješto jemu rovně nevíme podle svědectví a svědomie jeho. Neb nám ve všem zjeven jest od mladosti své. A tak všickni třie sú dobrého svědectví a svědomie. Ješto by pak ne- bylo zjevení Božieho o nich, ani skrze vieru a modlitbu dověřenie k Bohu, hodno jest bylo podlé zprávy apoštolské k tomu jich vyvolenie. Ale však ani oni ani my z sebe a od sebe nic nejsme, ani co dobrého dostatečni sme pomysliti, a nalézáme se neužitečné slouhy pána Krista. Neb pro svú nestatečnost a nezpůsobilost, nedo- statky, hřiechy některých z nás hodni sme byli zavrženie od pána Boha. I to také vyznáváme, že sú se o nás pokúšeli lidé zlých smysluov u víře, zkažení v milosti tělesné. A tak několikrát, by byl pán Buoh nedal některým z své zvláštní moci a mú- drosti poznati toho a tomu odpierati, byli bychom od nich přemoženi a zklamáni, že bychom bídnější byli všech lidí, neb což na nás zlého mluví, byloby to shledáno. Ale pán Buoh, jenž jest bohatý v milosrdenství svém, pro přílišnú lásku svú, skrze pána Krista z milosti své a ne z zaslouženie našeho zachoval nás a ochránil a shro- máždil, jako pták ptáčátka svá pod křídla, i dal moc i múdrost, abychom ten lid trestali a k pravé víře navodili. A koho sme nemohli přivésti ku pokání a k pravé víře, od něho sme vystřiehali, jakož i podnes. Protož kteréž věci zpuosobil pán Buch mezi námi, tak věříme, že jest to i skrze proroky předpověděl. Budiž jemu chvála na věky věkuov. Amen.
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92 Beilage B. B. V. Schreiben der Brüder an Rokycana. ... Und auch von den Priestern, die unter uns sind, haben wir in dem frühern Schreiben gemeldet, auf welche Art sie das Priesterthum, und durch wen sie die Bestätigung empfangen haben. Aber wisset, sie wollen mit allen vereint bleiben und einig sein mit denen, von denen hier geschrieben wird.") Denn die Vermehrung der Rotten nach der Art und den Rechten der römischen Kirche scheint uns gegen den christlichen Glauben zu sein. Wie denn Peter Chelčický davon vieles geschrieben hat in den Büchern von dem „Netz des Glaubens“. Denn Christus ist das Eine Haupt des Körpers der Kirche. So sollen in dieser Kirche auch dieselben Hirten sein desselben Geistes, obgleich von manigfaltigen Ga- ben, und die einen sollen hinter den andern in denselben Fussstapfen wandeln. So gab es auch höchste Bischöfe der Christenheit nach dem h. Petrus, die in Armut beharrten und in Niedrigkeit auf Erden lebten, seinen Schimpf tragend, ihm folgend, von der Macht der Welt leidend — durch dreihundert Jahre bis zum dreizehnten Kaiser Constantinus, den Sylvester in den christlichen Glauben aufnahm. Und dabei erlangte er weltliche Macht und Reichthum, Erhöhung und kaiserliche Würde und Lustbarkeiten des Fleisches. Und das ist bis heute die Grundlage ihres Priesteramtes, wie Constantins Brief mit der goldenen Bulle bezeugt, durch den sie ihre Bestätigung besitzen, über der Menge herrschen und die- jenigen, die nicht unterthan sein wollen, quälen und martern mit Hilfe der weltlichen Gewalt. Aber die ersten haben mit dem heil. Petrus von der weltlichen Gewalt Marter gelitten mit einer Menge ihnen untergebener Priester und mit einer Menge des gemeinen Volkes, wie die Schriften bezeugen, die davon erzählen. Und, Meister, jene Priester mit Petrus, dem Waldenser, die, bei dem ersten Ursprung verharrend, dem Sylvester beim Empfang dessen nicht beistimmten, was er nahm, ob bei ihnen der Ursprung der Priesterthums und die Gewalt des Amtes und die Wissen- schaft der Schlüssel verblieben ist — wir sind der Hoffnung, es sei bei ihnen von Anfang an geblieben und bleibe bis heute, wie ja da sind und in verschiedenen Ländern bestehen Priester mit vielem Volke, denn sie sind geblieben beim Ursprung der ersten Kirche aus den Aposteln. Ur- theilt, wer das Priesteramt Christi verlieren sollte, sie oder die, welche jetzt die weltliche Macht haben?... Wir glauben, jenes Amt gebühre eher denen, die Qualen leiden, als solchen, die Qualen zufügen... B. V. psaní bratří Rokycanovi. A také o kněžích, kteříž sú mezi námi napsali sme v prvním listu, kterak sú oni v kněžstvie vešli, i skrze koho potvrzenie přijali, ale vězte, žeť žádají se všemi jedno býti a v svornosti s takovými, o nichž se tuto píše. Neb zdá se to býti nám 1) D. h. den guten Priestern.
92 Beilage B. B. V. Schreiben der Brüder an Rokycana. ... Und auch von den Priestern, die unter uns sind, haben wir in dem frühern Schreiben gemeldet, auf welche Art sie das Priesterthum, und durch wen sie die Bestätigung empfangen haben. Aber wisset, sie wollen mit allen vereint bleiben und einig sein mit denen, von denen hier geschrieben wird.") Denn die Vermehrung der Rotten nach der Art und den Rechten der römischen Kirche scheint uns gegen den christlichen Glauben zu sein. Wie denn Peter Chelčický davon vieles geschrieben hat in den Büchern von dem „Netz des Glaubens“. Denn Christus ist das Eine Haupt des Körpers der Kirche. So sollen in dieser Kirche auch dieselben Hirten sein desselben Geistes, obgleich von manigfaltigen Ga- ben, und die einen sollen hinter den andern in denselben Fussstapfen wandeln. So gab es auch höchste Bischöfe der Christenheit nach dem h. Petrus, die in Armut beharrten und in Niedrigkeit auf Erden lebten, seinen Schimpf tragend, ihm folgend, von der Macht der Welt leidend — durch dreihundert Jahre bis zum dreizehnten Kaiser Constantinus, den Sylvester in den christlichen Glauben aufnahm. Und dabei erlangte er weltliche Macht und Reichthum, Erhöhung und kaiserliche Würde und Lustbarkeiten des Fleisches. Und das ist bis heute die Grundlage ihres Priesteramtes, wie Constantins Brief mit der goldenen Bulle bezeugt, durch den sie ihre Bestätigung besitzen, über der Menge herrschen und die- jenigen, die nicht unterthan sein wollen, quälen und martern mit Hilfe der weltlichen Gewalt. Aber die ersten haben mit dem heil. Petrus von der weltlichen Gewalt Marter gelitten mit einer Menge ihnen untergebener Priester und mit einer Menge des gemeinen Volkes, wie die Schriften bezeugen, die davon erzählen. Und, Meister, jene Priester mit Petrus, dem Waldenser, die, bei dem ersten Ursprung verharrend, dem Sylvester beim Empfang dessen nicht beistimmten, was er nahm, ob bei ihnen der Ursprung der Priesterthums und die Gewalt des Amtes und die Wissen- schaft der Schlüssel verblieben ist — wir sind der Hoffnung, es sei bei ihnen von Anfang an geblieben und bleibe bis heute, wie ja da sind und in verschiedenen Ländern bestehen Priester mit vielem Volke, denn sie sind geblieben beim Ursprung der ersten Kirche aus den Aposteln. Ur- theilt, wer das Priesteramt Christi verlieren sollte, sie oder die, welche jetzt die weltliche Macht haben?... Wir glauben, jenes Amt gebühre eher denen, die Qualen leiden, als solchen, die Qualen zufügen... B. V. psaní bratří Rokycanovi. A také o kněžích, kteříž sú mezi námi napsali sme v prvním listu, kterak sú oni v kněžstvie vešli, i skrze koho potvrzenie přijali, ale vězte, žeť žádají se všemi jedno býti a v svornosti s takovými, o nichž se tuto píše. Neb zdá se to býti nám 1) D. h. den guten Priestern.
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Beilage B, C. 93 proti víře křesťanské roty rozmnoženie podle řáduov a práv římské církve. Jakož Petr Chelčický o tom mnoho píše v knihách o Síti víry. Neb jest Kristus hlava je- dna těla církve, taktéž jedni pastýři mají býti té církve v jednom duchu, majíce rozličné dary a jedni po druhých týmiž šlepějemi kráčejíc. Jakož bylo od sv. Petra nejvyžších biskupuov křesťanských, ješto v chudobě přebývali a v poníže ní na zemi bydlili, pohanění jeho nesúce, následujíce jeho a od moci světa trpice ke třem stem letuom až do Konstantina císaře třináctého, jehož Sylvester přijal pod vieru kře- sťanskú, s nímž došel moci světa a bohatstvie, povyšenie a duostojenstvie císařského a rozkoší těla. Jakož i podnes jich úřad kněžstvie základ má, jakož svědčí list Konstantina s zlatú bullí, skrze něhož potvrzenie mají a nad mnohými panují a ne- poddané sobě trápí a mordují mocí světskú. Ale první i s svatým Petrem trpěli sú od moci světa mučedlnictvo i množství kněžstva jim poddaného i množství lidu obecného, jakož písma svědčí těch běhuov. Pak, mistře, ti kněžie s Petrem Walden- ským, kteříž zuostali v prvním puovodu nepovolivše Sylvestrovi k tomu, což přijal jest, zuostalli jest při nich puovod kněžstvie a moc úřadu a umění klíčuov — myť naději máme, že zuostal při nich prvotně, i dodnes zuostává, jakož stojie a sú kněžie podnes po zemích s mnohým lidem, neb sú oni zuostali v puovodu první církve od apoštoluov. Rozsuďtež to, ktoby měl ztratiti úřad kněžství pána Krista, onili čili tito v moci světa tohoto času?... Myť máme za to, žeť přiležie ten úřad lépe těm, ktož trpie, než těm, kdož trápie... C. Antwort der alten Brüder (1471). ... Auch hörten wir von verständigen Priestern in Böhmen, getreuen Christen, die sich unter einander geeinigt, sei es gestattet sich Priester zu wählen... ... In welcher Art und Ordnung es aber geschah, haben wir aus- fuhrlich dem Meister geschrieben. Auch sind wir bereit diejenigen, so es verlangen, des breiteren und besseren zu berichten. Es meine aber niemand, wir hätten bei jener Wahl und Bestätigung etwas neues erson- nen: denn uns ward die Gewissheit durch die erste Kirche und die Lehre der Apostel. Auch besteht jenes viele Volk und verbleibt in vielen Ländern, das seine Priester und Bischöfe besitzt. Und sie haben dem Sylvester nicht nachgegeben, der Ruhm empfieng und kaiserliche Würde und Güter der Welt, denn die Stimme ward gehört in jener Zeit, das Gift sei aus- gegossen in die h. Kirche. Und darum wisset, dass wir daher den Ur� sprung der Bestätigung haben nach der Ordnung, die von Anfang ver- bleibt den treuen Christen der ersten Kirche... C. Odpověď bratří starých (1471). ... Slýchali sme to také od rozumných kněží v Čechách, že to muož býti, že by věrní křesťané, spolu v jednotě se ostříhajíce, mohli sobě kněží voliti... Kterakým pak zpuosobem a řádem to se dálo, napsali jsme Mistru šíře. A také žá- dajícímu hotovi sme šíře toho a lépe se zpraviti. Než pak aby se žádný nedomní- val, bychom při tom volení a potvrzení co nového zamyslili, ale jakož jest jistota první Církve z naučení apoštolského a pozuostává ten po mnohých zemích mnohý lid, kněží a biskupy majíce své, ježto nepovolili Sylvestrovi papeži, kterýž přijal chválu, důstojenství císařské a zboží světa, neb i hlas slyšán jest ten čas, že jed vlit jest do Církve svaté: protož vězte, že odtud puovod máme potvrzení podlé řádu, jakž zuostává od počátku křesťanóv věrným první Církve.
Beilage B, C. 93 proti víře křesťanské roty rozmnoženie podle řáduov a práv římské církve. Jakož Petr Chelčický o tom mnoho píše v knihách o Síti víry. Neb jest Kristus hlava je- dna těla církve, taktéž jedni pastýři mají býti té církve v jednom duchu, majíce rozličné dary a jedni po druhých týmiž šlepějemi kráčejíc. Jakož bylo od sv. Petra nejvyžších biskupuov křesťanských, ješto v chudobě přebývali a v poníže ní na zemi bydlili, pohanění jeho nesúce, následujíce jeho a od moci světa trpice ke třem stem letuom až do Konstantina císaře třináctého, jehož Sylvester přijal pod vieru kře- sťanskú, s nímž došel moci světa a bohatstvie, povyšenie a duostojenstvie císařského a rozkoší těla. Jakož i podnes jich úřad kněžstvie základ má, jakož svědčí list Konstantina s zlatú bullí, skrze něhož potvrzenie mají a nad mnohými panují a ne- poddané sobě trápí a mordují mocí světskú. Ale první i s svatým Petrem trpěli sú od moci světa mučedlnictvo i množství kněžstva jim poddaného i množství lidu obecného, jakož písma svědčí těch běhuov. Pak, mistře, ti kněžie s Petrem Walden- ským, kteříž zuostali v prvním puovodu nepovolivše Sylvestrovi k tomu, což přijal jest, zuostalli jest při nich puovod kněžstvie a moc úřadu a umění klíčuov — myť naději máme, že zuostal při nich prvotně, i dodnes zuostává, jakož stojie a sú kněžie podnes po zemích s mnohým lidem, neb sú oni zuostali v puovodu první církve od apoštoluov. Rozsuďtež to, ktoby měl ztratiti úřad kněžství pána Krista, onili čili tito v moci světa tohoto času?... Myť máme za to, žeť přiležie ten úřad lépe těm, ktož trpie, než těm, kdož trápie... C. Antwort der alten Brüder (1471). ... Auch hörten wir von verständigen Priestern in Böhmen, getreuen Christen, die sich unter einander geeinigt, sei es gestattet sich Priester zu wählen... ... In welcher Art und Ordnung es aber geschah, haben wir aus- fuhrlich dem Meister geschrieben. Auch sind wir bereit diejenigen, so es verlangen, des breiteren und besseren zu berichten. Es meine aber niemand, wir hätten bei jener Wahl und Bestätigung etwas neues erson- nen: denn uns ward die Gewissheit durch die erste Kirche und die Lehre der Apostel. Auch besteht jenes viele Volk und verbleibt in vielen Ländern, das seine Priester und Bischöfe besitzt. Und sie haben dem Sylvester nicht nachgegeben, der Ruhm empfieng und kaiserliche Würde und Güter der Welt, denn die Stimme ward gehört in jener Zeit, das Gift sei aus- gegossen in die h. Kirche. Und darum wisset, dass wir daher den Ur� sprung der Bestätigung haben nach der Ordnung, die von Anfang ver- bleibt den treuen Christen der ersten Kirche... C. Odpověď bratří starých (1471). ... Slýchali sme to také od rozumných kněží v Čechách, že to muož býti, že by věrní křesťané, spolu v jednotě se ostříhajíce, mohli sobě kněží voliti... Kterakým pak zpuosobem a řádem to se dálo, napsali jsme Mistru šíře. A také žá- dajícímu hotovi sme šíře toho a lépe se zpraviti. Než pak aby se žádný nedomní- val, bychom při tom volení a potvrzení co nového zamyslili, ale jakož jest jistota první Církve z naučení apoštolského a pozuostává ten po mnohých zemích mnohý lid, kněží a biskupy majíce své, ježto nepovolili Sylvestrovi papeži, kterýž přijal chválu, důstojenství císařské a zboží světa, neb i hlas slyšán jest ten čas, že jed vlit jest do Církve svaté: protož vězte, že odtud puovod máme potvrzení podlé řádu, jakž zuostává od počátku křesťanóv věrným první Církve.
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94 Beilage D. D. Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter K. Georg. ...Auch sind wir aufgefordert worden von dem Meister, zu sagen, was uns geoffenbart worden. Und er sagte: Finden wir, dass es recht ist, so wollen wir es auch annehmen. Auch haben wir geschrieben, wir hielten es für die grösste Offenbarung, dass wir die Wahrheit des Herrn J. Chr. erkannt... ...Von den Offenbarungen aber, die Gott den ersten Christen ge- macht, — so hat er auch jetzt die Macht zu offenbaren und, was er geoffenbart, zu erfüllen. Auch darüber freuen wir uns und danken Gott, dass er es auch in diesen Tagen seinem Volke zeigt zu seinem Nutzen und behufs Einrichtung der Ordnung, die es befolgen soll, ahnlich wie er vieles gethan unter dem ersten natürlichen, und unter dem alten Ge� setz; insbesondere hat aber der Profet Ezechiel viel aufgezeichnet von dem Aufbau des Tempels... Auch unter dem neuen Gesetz gab es viele Offenbarungen in der ersten Kirche und Offenbarungen sollen und werden zu Theil werden den Auserwählten Gottes bis zum jüngsten Tage nach dem Zeugnisse der Schrift. Aber Wunder und Wunderthaten — die haben nach der Schrift auf- gehört unter den Auserwählten Gottes, da sie für die ungläubigen Juden und Christen da gewesen waren. Aber sie sind übergangen auf den Anti- christ, der da gekommen in der Fülle der Verfuhrung zum Bösen, mit Wundern und Wunderthaten. Auch haben wir dem Meister seinem Wunsche gemäss einiges ge- schrieben, wie Gott einigen unter uns es geoffenbart, die dasjenige vor- hergesagt, was später in Erfullung gieng: aber einige Priester, die es erfuhren, lästerten und sagten: der h. Geist hat es ihnen geoffenbart vom Taubenschlag herab... Aber desswegen dürfen wir doch nicht aufhören zu sprechen und zu schreiben für diejenigen, die Gott gern gefielen und desswegen fragen und erfahren wollen, wie es mit uns stehe... (Darum) im Glauben an seine Verheissungen nach den Worten: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen u. s. w. — und abermals: Wo zwei oder drei u. s. w.: haben wir damals es unternommen: Ob Gott es wolle, dass wir uns gänzlich loslösen von der Gewalt des Papstes und so auch von dem Priesterthum, das seinem Amte entstammt; und zwei- tens : Ob es sein Wille sei und ihm wolgefallig, dass wir eine Ordnung einrichten der Ordnung der Kirche gemäss; und ferner: Welche Personen jeden Streit richten und endgültig zur Ruhe bringen sollten, dass nie- mand an ihrem Spruche rüttele, sondern es für gut haltend, gern sich fuge, nach den Worten des h. Paulus: Ein Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit; und ferner: Welche die Sakramente verwalten sollen und wer die erste Stelle inne haben soll in der Gewalt des Amtes nach den Wor- ten: Dir gebe ich die Schlüssel — und abermals: Wem ihr die Sünden ver- gebet u. s. w. Und viele von uns, Böhmen und andere, wurden einig, Gott darum zu bitten im Glauben, wenn er es in dieser Zeit haben wolle, so werde er es zeigen nach demselben Beispiel, wie die Apostel thaten, als sie den Zwölften wählten, denn dieses galt unter dem ersten Volke und
94 Beilage D. D. Schreiben der Brüder in ihrer Bedrängniss unter K. Georg. ...Auch sind wir aufgefordert worden von dem Meister, zu sagen, was uns geoffenbart worden. Und er sagte: Finden wir, dass es recht ist, so wollen wir es auch annehmen. Auch haben wir geschrieben, wir hielten es für die grösste Offenbarung, dass wir die Wahrheit des Herrn J. Chr. erkannt... ...Von den Offenbarungen aber, die Gott den ersten Christen ge- macht, — so hat er auch jetzt die Macht zu offenbaren und, was er geoffenbart, zu erfüllen. Auch darüber freuen wir uns und danken Gott, dass er es auch in diesen Tagen seinem Volke zeigt zu seinem Nutzen und behufs Einrichtung der Ordnung, die es befolgen soll, ahnlich wie er vieles gethan unter dem ersten natürlichen, und unter dem alten Ge� setz; insbesondere hat aber der Profet Ezechiel viel aufgezeichnet von dem Aufbau des Tempels... Auch unter dem neuen Gesetz gab es viele Offenbarungen in der ersten Kirche und Offenbarungen sollen und werden zu Theil werden den Auserwählten Gottes bis zum jüngsten Tage nach dem Zeugnisse der Schrift. Aber Wunder und Wunderthaten — die haben nach der Schrift auf- gehört unter den Auserwählten Gottes, da sie für die ungläubigen Juden und Christen da gewesen waren. Aber sie sind übergangen auf den Anti- christ, der da gekommen in der Fülle der Verfuhrung zum Bösen, mit Wundern und Wunderthaten. Auch haben wir dem Meister seinem Wunsche gemäss einiges ge- schrieben, wie Gott einigen unter uns es geoffenbart, die dasjenige vor- hergesagt, was später in Erfullung gieng: aber einige Priester, die es erfuhren, lästerten und sagten: der h. Geist hat es ihnen geoffenbart vom Taubenschlag herab... Aber desswegen dürfen wir doch nicht aufhören zu sprechen und zu schreiben für diejenigen, die Gott gern gefielen und desswegen fragen und erfahren wollen, wie es mit uns stehe... (Darum) im Glauben an seine Verheissungen nach den Worten: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen u. s. w. — und abermals: Wo zwei oder drei u. s. w.: haben wir damals es unternommen: Ob Gott es wolle, dass wir uns gänzlich loslösen von der Gewalt des Papstes und so auch von dem Priesterthum, das seinem Amte entstammt; und zwei- tens : Ob es sein Wille sei und ihm wolgefallig, dass wir eine Ordnung einrichten der Ordnung der Kirche gemäss; und ferner: Welche Personen jeden Streit richten und endgültig zur Ruhe bringen sollten, dass nie- mand an ihrem Spruche rüttele, sondern es für gut haltend, gern sich fuge, nach den Worten des h. Paulus: Ein Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit; und ferner: Welche die Sakramente verwalten sollen und wer die erste Stelle inne haben soll in der Gewalt des Amtes nach den Wor- ten: Dir gebe ich die Schlüssel — und abermals: Wem ihr die Sünden ver- gebet u. s. w. Und viele von uns, Böhmen und andere, wurden einig, Gott darum zu bitten im Glauben, wenn er es in dieser Zeit haben wolle, so werde er es zeigen nach demselben Beispiel, wie die Apostel thaten, als sie den Zwölften wählten, denn dieses galt unter dem ersten Volke und
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Beilage D. 95 dann auch unter den Christen, und im alten Gesetze ist geschrieben durch Eingebung des h. Geistes, das Los sei vom h. Geiste und Gottes Wille bewege es. Und darnach haben sich die Apostel gerichtet, obgleich die römische Gemeinde es nicht beobachtet, sondern es anders auslegt und obgleich sie das Verbot erlassen haben, auf diese Weise zu wählen, denn bei ihnen folgt das Amt der Macht und dem Stande, der erlernten Weisheit und dem Reichthum. Darum gestatten sie das Los nicht, denn Christus ist ihren Dingen fremd. Aber uns ist bekannt, dass diejenigen, so Gott gefallen wollten, diesen Weg gewählt haben in Dingen, die so sein können und anders... ... Und so vertrauten wir auf Gott und es beteten viele und fa- steten in den Gegenden dieser Länder, und viele kamen hernach zusam- men und beteten zu Gott. Und es kam, es sei sein Wille, dass wir uns vom Papste trennen und von seiner Priesterschaft. Und wir liessen einige Zeit verfliessen zu Gebeten und Fasten, ob wir gleich in diesem Jahre die Ordnung einrichten sollen, über die wir einig geworden nach dem Muster der ersten h. Kirche, und welche Personen Gott dazu bestimme, die möchte er zeigen auf dieselbe Weise wie früher. Und als wir wieder zusammentraten in demselben Vertrauen wie vordem, so trafen wir die- jenigen Einrichtungen, die nöthig sind, damit Einigkeit unter uns herrsche, Einmüthigkeit und Gehorsam. Und wir wählten ihrer neun, damit aus diesen neun drei es würden, oder zwei, oder einer. Wenn es aber noch nicht an der Zeit sei, so solle es keiner werden. Denn so war es einge- richtet, dass er nach Gottes Wolgefallen, auf alle kommen konnte, und wäre es auf keinen gekommen, so hätten wir uns einstweilen von allen Priestern ferngehalten, bis es uns Gott einmal zeigen würde demselben Ver- trauen gemäss, und auch diejenigen Personen, von denen es ihm gnädig wolgefalle. Da wir uns aber gänzlich von den Priestern, die von der Ge- walt des päpstlichen Amtes stammen, losgesagt hatten, in vollstem Glau- ben, es sei Gottes Wille nicht, dass wir von ihnen den amtlichen Dienst empfangen: so vertrauten wir um so fester, Gott werde unsere Bitte ge- währen. Auch trieb uns dazu die Noth unseres Heils, da wir nach der Gewissheit der Schrift wussten, das christliche Volk, wo es sich zusammen- finden könne, solle eine Ordnung besitzen und die Verwaltung der Sa� kramente bis zum jüngsten Tage. Und Gott that es auf unseren Glauben und unser Gebet hin, dass es auf alle drei kam. Und dabei offenbarte Gott seine Macht in uns. Und viele von uns erkannten und fühlten, Gott habe uns heimgesucht und zu unserer Bestärkung grosse Dinge gewirkt in unserem Geiste.1) Und es waren mehr denn sechzig Brüder zusammen- gekommen. Und so haben wir in festem Vertrauen es empfangen und in der Freude unseres Geistes Gott gedankt, dass er gute Dinge thue am Ende der Tage und sein Werk wirke in diesen Ländern der Erde, in seinem Volke. Dann berieten wir uns unter einander über ihre Bestä� tigung im Priesteramte, wie es am besten ohne Anstoss bei den Men- 1) Der Zusatz „in unserem Geiste" ist zu beachten. Vielleicht hat auch diese Stelle nach ihrer erster Fassung den Anlass zu Gerüchten gegeben, die Wahl sei von wunderbaren Vorgängen begleitet gewesen.
Beilage D. 95 dann auch unter den Christen, und im alten Gesetze ist geschrieben durch Eingebung des h. Geistes, das Los sei vom h. Geiste und Gottes Wille bewege es. Und darnach haben sich die Apostel gerichtet, obgleich die römische Gemeinde es nicht beobachtet, sondern es anders auslegt und obgleich sie das Verbot erlassen haben, auf diese Weise zu wählen, denn bei ihnen folgt das Amt der Macht und dem Stande, der erlernten Weisheit und dem Reichthum. Darum gestatten sie das Los nicht, denn Christus ist ihren Dingen fremd. Aber uns ist bekannt, dass diejenigen, so Gott gefallen wollten, diesen Weg gewählt haben in Dingen, die so sein können und anders... ... Und so vertrauten wir auf Gott und es beteten viele und fa- steten in den Gegenden dieser Länder, und viele kamen hernach zusam- men und beteten zu Gott. Und es kam, es sei sein Wille, dass wir uns vom Papste trennen und von seiner Priesterschaft. Und wir liessen einige Zeit verfliessen zu Gebeten und Fasten, ob wir gleich in diesem Jahre die Ordnung einrichten sollen, über die wir einig geworden nach dem Muster der ersten h. Kirche, und welche Personen Gott dazu bestimme, die möchte er zeigen auf dieselbe Weise wie früher. Und als wir wieder zusammentraten in demselben Vertrauen wie vordem, so trafen wir die- jenigen Einrichtungen, die nöthig sind, damit Einigkeit unter uns herrsche, Einmüthigkeit und Gehorsam. Und wir wählten ihrer neun, damit aus diesen neun drei es würden, oder zwei, oder einer. Wenn es aber noch nicht an der Zeit sei, so solle es keiner werden. Denn so war es einge- richtet, dass er nach Gottes Wolgefallen, auf alle kommen konnte, und wäre es auf keinen gekommen, so hätten wir uns einstweilen von allen Priestern ferngehalten, bis es uns Gott einmal zeigen würde demselben Ver- trauen gemäss, und auch diejenigen Personen, von denen es ihm gnädig wolgefalle. Da wir uns aber gänzlich von den Priestern, die von der Ge- walt des päpstlichen Amtes stammen, losgesagt hatten, in vollstem Glau- ben, es sei Gottes Wille nicht, dass wir von ihnen den amtlichen Dienst empfangen: so vertrauten wir um so fester, Gott werde unsere Bitte ge- währen. Auch trieb uns dazu die Noth unseres Heils, da wir nach der Gewissheit der Schrift wussten, das christliche Volk, wo es sich zusammen- finden könne, solle eine Ordnung besitzen und die Verwaltung der Sa� kramente bis zum jüngsten Tage. Und Gott that es auf unseren Glauben und unser Gebet hin, dass es auf alle drei kam. Und dabei offenbarte Gott seine Macht in uns. Und viele von uns erkannten und fühlten, Gott habe uns heimgesucht und zu unserer Bestärkung grosse Dinge gewirkt in unserem Geiste.1) Und es waren mehr denn sechzig Brüder zusammen- gekommen. Und so haben wir in festem Vertrauen es empfangen und in der Freude unseres Geistes Gott gedankt, dass er gute Dinge thue am Ende der Tage und sein Werk wirke in diesen Ländern der Erde, in seinem Volke. Dann berieten wir uns unter einander über ihre Bestä� tigung im Priesteramte, wie es am besten ohne Anstoss bei den Men- 1) Der Zusatz „in unserem Geiste" ist zu beachten. Vielleicht hat auch diese Stelle nach ihrer erster Fassung den Anlass zu Gerüchten gegeben, die Wahl sei von wunderbaren Vorgängen begleitet gewesen.
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96 Beilage D. schen geschehen könnte, obgleich wir glaubten und gar nicht zweifelten, sie seien bereits von Christo geweiht und bestätigt, wie es uns der Herr gezeigt hatte. Und wir glaubten auch, es könnten die einen den anderen die Bestätigung ertheilen nach der Ordnung der Händeauflegung, da wir aber wussten, es sei in der römischen Kirche anstössig, wenn jemand die Bestätigung im Priesteramte anders empfienge als nach der Art der ersten, und da wir gutes im Sinne haben sollen, nicht nur vor Gott son- dern auch vor der ganzen Welt, um, soweit es möglich ist, mit allen Menschen im Frieden zu verbleiben und ihnen kein Argerniss zu geben, wenn wir nur dabei die Wahrheit bewahren: darum, den Willen Gottes erkennend, suchten wir es durch den einen, den wir vordem gehabt durch das Amt des Papstes, und auch von den Waldensern, die von der ersten Kirche abstammen, von dem wir die Hoffnung hegten, er sei im Stande der Gnade, und welcher der Alteste unter denjenigen ist, so uns in diesen Ländern gegenwärtig. Und diese beiden haben wir zur Bestätigung jener drei angenommen, wenn Gott es haben wolle, so möge er es zeigen auf unser Gebet und unseren Glauben hin, wenn er es durch die Waldenser haben wolle, so möge er dem Altesten ein Herz dazu geben, damit er es aus Liebe und im Glauben thue. Und Gott gab es ihm, so dass er es that mit Vertrauen und, uns darin bekräftigend, redete er gute Dinge und, Gott dafür lobend, sagte er, Gott habe es gethan zum Heile seines Volkes. Und so ward die Bestätigung jenen dreien durch Händeauflegung nach der Ordnung der ersten Kirche und der apostolischen Geschichte, unter Gebeten.... D. Psaní bratří starých za krále Jiřího v úzkostech. *.. Také tázáni sme od mistra, co jest nám zjeveno, abychom pověděli, řka: Poznáme-li, že jest pravé, také příjmeme. Tak sme napsali o tom, že my to za nej- větší zjevení máme, když sme pravdu poznali pána Krista... Pak o zjevení, kteréž Bůh prvním křesťanóm činil, tak i nyní též jest mo- cen zjeviti a, což zjeví, naplniti I z toho se radujem a pánu Bohu děkujem, že i tento čas to ukazuje k oužitku spasení a k zřízení lidu svého, kterak se mají míti v řádu mezi sebou, jakožto i prvním v přirozeném zákoně i starém mnoho toho či- nil, a zvláště Ezechiel prorok mnoho psal zjevení o chrámu vzdělání ... Tak i v no- vém zákoně zjevení mívali sou mnohá v první církvi, a mají býti a budou až do dne soudného vyvoleným božím, neb tak písma svědčí. Než divové a zázrakové — tiť sou přestali při vyvolených božích podlé písem, neb sou byli pro nevěrné židy a pohany, ale přenešeni sou na Antikrista, který přišel ve všelikém svedení nepravosti, v divích a zázracích... Pak my sme něco napsali mistru k žádosti jeho, kterak jest pán Bůh mezi námi některým zjevil, že jsú to prvé pověděli a potom se naplnilo, ale někteří kněží to zvěděvše v rouhání obrátili, řkouce: že jim duch svatý zjevil je z holubí baňky... Však proto vždy nám nesluší nechati mluvení a psaní pro ty, kteřížby se rádi pánu Bohu líbili a proto se ptají, chtíce zvěděti, co jest při nás... (Protož) my věříce slibuom jeho (Ježíše Krista), jakož jest řekl: Cožkoli pro- siti budete otce ve jméno mé, dáť vám — a opět dí: Kdež se koli sberou dva neb tři, já sem mezi nimi a začkoli svolíce se prositi budou, staneť se jim —: a tak my v ten čas vzali sme před se toto: chceli pán Buch aby již konečně odřezání bylo od moci papeže a tak i od kněžství skrze jeho úřad pošlého; a druhé jestli libezná
96 Beilage D. schen geschehen könnte, obgleich wir glaubten und gar nicht zweifelten, sie seien bereits von Christo geweiht und bestätigt, wie es uns der Herr gezeigt hatte. Und wir glaubten auch, es könnten die einen den anderen die Bestätigung ertheilen nach der Ordnung der Händeauflegung, da wir aber wussten, es sei in der römischen Kirche anstössig, wenn jemand die Bestätigung im Priesteramte anders empfienge als nach der Art der ersten, und da wir gutes im Sinne haben sollen, nicht nur vor Gott son- dern auch vor der ganzen Welt, um, soweit es möglich ist, mit allen Menschen im Frieden zu verbleiben und ihnen kein Argerniss zu geben, wenn wir nur dabei die Wahrheit bewahren: darum, den Willen Gottes erkennend, suchten wir es durch den einen, den wir vordem gehabt durch das Amt des Papstes, und auch von den Waldensern, die von der ersten Kirche abstammen, von dem wir die Hoffnung hegten, er sei im Stande der Gnade, und welcher der Alteste unter denjenigen ist, so uns in diesen Ländern gegenwärtig. Und diese beiden haben wir zur Bestätigung jener drei angenommen, wenn Gott es haben wolle, so möge er es zeigen auf unser Gebet und unseren Glauben hin, wenn er es durch die Waldenser haben wolle, so möge er dem Altesten ein Herz dazu geben, damit er es aus Liebe und im Glauben thue. Und Gott gab es ihm, so dass er es that mit Vertrauen und, uns darin bekräftigend, redete er gute Dinge und, Gott dafür lobend, sagte er, Gott habe es gethan zum Heile seines Volkes. Und so ward die Bestätigung jenen dreien durch Händeauflegung nach der Ordnung der ersten Kirche und der apostolischen Geschichte, unter Gebeten.... D. Psaní bratří starých za krále Jiřího v úzkostech. *.. Také tázáni sme od mistra, co jest nám zjeveno, abychom pověděli, řka: Poznáme-li, že jest pravé, také příjmeme. Tak sme napsali o tom, že my to za nej- větší zjevení máme, když sme pravdu poznali pána Krista... Pak o zjevení, kteréž Bůh prvním křesťanóm činil, tak i nyní též jest mo- cen zjeviti a, což zjeví, naplniti I z toho se radujem a pánu Bohu děkujem, že i tento čas to ukazuje k oužitku spasení a k zřízení lidu svého, kterak se mají míti v řádu mezi sebou, jakožto i prvním v přirozeném zákoně i starém mnoho toho či- nil, a zvláště Ezechiel prorok mnoho psal zjevení o chrámu vzdělání ... Tak i v no- vém zákoně zjevení mívali sou mnohá v první církvi, a mají býti a budou až do dne soudného vyvoleným božím, neb tak písma svědčí. Než divové a zázrakové — tiť sou přestali při vyvolených božích podlé písem, neb sou byli pro nevěrné židy a pohany, ale přenešeni sou na Antikrista, který přišel ve všelikém svedení nepravosti, v divích a zázracích... Pak my sme něco napsali mistru k žádosti jeho, kterak jest pán Bůh mezi námi některým zjevil, že jsú to prvé pověděli a potom se naplnilo, ale někteří kněží to zvěděvše v rouhání obrátili, řkouce: že jim duch svatý zjevil je z holubí baňky... Však proto vždy nám nesluší nechati mluvení a psaní pro ty, kteřížby se rádi pánu Bohu líbili a proto se ptají, chtíce zvěděti, co jest při nás... (Protož) my věříce slibuom jeho (Ježíše Krista), jakož jest řekl: Cožkoli pro- siti budete otce ve jméno mé, dáť vám — a opět dí: Kdež se koli sberou dva neb tři, já sem mezi nimi a začkoli svolíce se prositi budou, staneť se jim —: a tak my v ten čas vzali sme před se toto: chceli pán Buch aby již konečně odřezání bylo od moci papeže a tak i od kněžství skrze jeho úřad pošlého; a druhé jestli libezná
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Beilage D. 97 vůle jeho, abychom řád způsobili podlé zřízení církve, a tak dále: při kterých oso- bách má všeliká pře rozsúzena býti a na nich přestáno o každou věc, aby žádný mimo to, což rozsoudí, jinak tím nehýbal, než za pravé držal a v milosti poddán byl podlé toho, jakož dí svatý Pavel: Sbor boží, sloup a utvrzení pravdy —; pak dále kteří mají posluhovati svátostmi a kdo má první místo držeti v moci úřadu podlé toho, jakož die: Toběť klíče dávám — a opět: Komu odpustíte, budeť odpu- štěno, a komu zadržíte, budeť zadržáno. A o toť sme se mnozí svolili, Čechové i jiní, abychom se za to pánu Bohu modlili věříce, že chceli to míti tento čas, že nám to ukáže, podlé příkladu téhož, jako učinili apoštolé, když dvanáctého vyvo- lili, neb to jest bylo v lidu prvním i potom v lidu křesťanském, neb v starém zá- koně stojí napsáno z ducha svatého, že los jest z vůle božie, na koho má padnouti, a podlé toho sou apoštolé činili, ačkoli toho římský sbor nedrží a jinak to převrací a zápověď mají, aby podlé toho nevolili, neb jde úřad jich podlé moci a urození a vyučení moudrosti a bohatství: proto nedopouštějí losu, neb Kristus jim nepřisluší k jich věci. Ale vám známo jest, že ti lidé, kdož se chtěli pánu Bohu líbiti, že jsú i tak hledali v těch věcech, ješto můž tak býti i jinak... A tak podlé toho sme se dověřili a modlili i postili mnozí po krajinách těchto zemí, a pak sme se sešli mnozí a modlili se pánu Bohu, i stalo se jest tak, že jest vůle boží, již abychom se odtrhli od papeže i od jeho kněžstva I dali sme tomu prodlený čas, aby se opět za to pánu Bohu modlili i postíce se, hnedli máme toho roku to zřízení konati, o které sme se svolili podlé řádu první církve svaté, a které osoby chce míti pán Bůh k tomu, aby ukázal skrze túž příčinu, jako i prvé. A tak když sme se spolu sešli opět s tajným dověřením jako i prvé, těch sme věcí mezi sebou pořídili, aby byla jednota a svornost a poslušenství. I volili sme jich devět, pak z těch devěti aby byli tři, pakli dva neb jeden, pakli ještě času není, aby nebyl nižádný, neb tak bylo způsobeno, že mohli všichni vyjíti, kdyžby Bůh ráčil, a kdyžby bylo nepřišlo na žádného, byli bychom nechali všech kněží těch časův, ažby nám vždy někdy pán Bůh oznámil podlé téhož dověření, a osoby k tomu, kteréž se jeho milosti líbí. Ale poněvadž sme se pustili konečně kněží, kteříž pocházejí z moci úřadu papeže, z viery věříc tomu, že Bůh nechce, abychom k nim zřenie měli o posluhováni ouřadu jich, proto sme vieru viece přeložili, že to Bůh učiní nám, zač ho prosíme, neb také potřeba nás k tomu nutila spasení našeho, vědouce z jistoty písma, že křesťan- ský lid, kdež se můž shromážditi, má mezi sebou míti zřízení a posluhování svá- tostmi až do dne soudného. A tak učinil pán Bůh k vieře a k modlitbě, že přišlo na všecky tři. A při tom ukázal zjevně pán Bůh moc svou v nás. Také sme po- znali čitedlně mnozí, že pán Bůh navštívil nás a ku potvrzení učinil veliké věci v duchu našem. A bylo nás více než 60 bratří a tak sme s velikým dověřením při- jali to a s radostí ducha svého děkujíce pánu Bohu, že nám dobré věci učinil v po- sledních časích dělaje dielo své v těchto krajinách země v lidu svém. Pak ještě o potvrzení jich v úřad kněžský spolu mluvili sme, kterak by nejslušněji bylo bez úrazu lidem, ač sme věřili beze všeho pochybování, že jsou již posvěceni a potvr- zeni od pána Krista Ježíše, jakož nám to učinil známo pán. A také sme s to vieru měli, že by mohli potvrditi jedni druhých podlé řádu vzkládáním rukou, ale však vědouce to, že jest to v římské církvi věc urážčivá, kdo by v kněžství potvrzen byl než spůsobem prvních, a nám sluší obmýšleti dobré věci netoliko před Bohem ale také přede všemi lidmi, abychom což na nás jest se všemi lidmi pokoj měli a bez ourazu všem byli, pokudž můžem zachovávati se v pravdě: protož znajíce v tom vůli boží hledali sme toho skrze prvního, kteréhož sme měli skrze úřad papežův prvé, a také od Waldenských, ješto sou v původu první církve, o kterémž sme na- ději měli, že by v milosti boží byl a nejstarší z nich v těchto zemích nám přítomný, i ta obadva přijali sme ku potvrzení těch tří, chceli pán Bůh, aby okázal k mo- dlitbě a k víře, chceli míti skrze Waldenské, aby tomu staršímu dal srdce k tomu, aby z milosti a z víry to učinil. I dal jemu pán Bůh, že učinil to s dověřením a potvrzuje nás v tom mluvil dobré věci chvále Boha z toho a řka, že to učinil pán Bůh k oužitku spasení lidu svého. A tak potvrzení stalo se jest těm třem skrze vzkládání rukou podlé řádu první církve a zprávy apoštolské s modlitbami...
Beilage D. 97 vůle jeho, abychom řád způsobili podlé zřízení církve, a tak dále: při kterých oso- bách má všeliká pře rozsúzena býti a na nich přestáno o každou věc, aby žádný mimo to, což rozsoudí, jinak tím nehýbal, než za pravé držal a v milosti poddán byl podlé toho, jakož dí svatý Pavel: Sbor boží, sloup a utvrzení pravdy —; pak dále kteří mají posluhovati svátostmi a kdo má první místo držeti v moci úřadu podlé toho, jakož die: Toběť klíče dávám — a opět: Komu odpustíte, budeť odpu- štěno, a komu zadržíte, budeť zadržáno. A o toť sme se mnozí svolili, Čechové i jiní, abychom se za to pánu Bohu modlili věříce, že chceli to míti tento čas, že nám to ukáže, podlé příkladu téhož, jako učinili apoštolé, když dvanáctého vyvo- lili, neb to jest bylo v lidu prvním i potom v lidu křesťanském, neb v starém zá- koně stojí napsáno z ducha svatého, že los jest z vůle božie, na koho má padnouti, a podlé toho sou apoštolé činili, ačkoli toho římský sbor nedrží a jinak to převrací a zápověď mají, aby podlé toho nevolili, neb jde úřad jich podlé moci a urození a vyučení moudrosti a bohatství: proto nedopouštějí losu, neb Kristus jim nepřisluší k jich věci. Ale vám známo jest, že ti lidé, kdož se chtěli pánu Bohu líbiti, že jsú i tak hledali v těch věcech, ješto můž tak býti i jinak... A tak podlé toho sme se dověřili a modlili i postili mnozí po krajinách těchto zemí, a pak sme se sešli mnozí a modlili se pánu Bohu, i stalo se jest tak, že jest vůle boží, již abychom se odtrhli od papeže i od jeho kněžstva I dali sme tomu prodlený čas, aby se opět za to pánu Bohu modlili i postíce se, hnedli máme toho roku to zřízení konati, o které sme se svolili podlé řádu první církve svaté, a které osoby chce míti pán Bůh k tomu, aby ukázal skrze túž příčinu, jako i prvé. A tak když sme se spolu sešli opět s tajným dověřením jako i prvé, těch sme věcí mezi sebou pořídili, aby byla jednota a svornost a poslušenství. I volili sme jich devět, pak z těch devěti aby byli tři, pakli dva neb jeden, pakli ještě času není, aby nebyl nižádný, neb tak bylo způsobeno, že mohli všichni vyjíti, kdyžby Bůh ráčil, a kdyžby bylo nepřišlo na žádného, byli bychom nechali všech kněží těch časův, ažby nám vždy někdy pán Bůh oznámil podlé téhož dověření, a osoby k tomu, kteréž se jeho milosti líbí. Ale poněvadž sme se pustili konečně kněží, kteříž pocházejí z moci úřadu papeže, z viery věříc tomu, že Bůh nechce, abychom k nim zřenie měli o posluhováni ouřadu jich, proto sme vieru viece přeložili, že to Bůh učiní nám, zač ho prosíme, neb také potřeba nás k tomu nutila spasení našeho, vědouce z jistoty písma, že křesťan- ský lid, kdež se můž shromážditi, má mezi sebou míti zřízení a posluhování svá- tostmi až do dne soudného. A tak učinil pán Bůh k vieře a k modlitbě, že přišlo na všecky tři. A při tom ukázal zjevně pán Bůh moc svou v nás. Také sme po- znali čitedlně mnozí, že pán Bůh navštívil nás a ku potvrzení učinil veliké věci v duchu našem. A bylo nás více než 60 bratří a tak sme s velikým dověřením při- jali to a s radostí ducha svého děkujíce pánu Bohu, že nám dobré věci učinil v po- sledních časích dělaje dielo své v těchto krajinách země v lidu svém. Pak ještě o potvrzení jich v úřad kněžský spolu mluvili sme, kterak by nejslušněji bylo bez úrazu lidem, ač sme věřili beze všeho pochybování, že jsou již posvěceni a potvr- zeni od pána Krista Ježíše, jakož nám to učinil známo pán. A také sme s to vieru měli, že by mohli potvrditi jedni druhých podlé řádu vzkládáním rukou, ale však vědouce to, že jest to v římské církvi věc urážčivá, kdo by v kněžství potvrzen byl než spůsobem prvních, a nám sluší obmýšleti dobré věci netoliko před Bohem ale také přede všemi lidmi, abychom což na nás jest se všemi lidmi pokoj měli a bez ourazu všem byli, pokudž můžem zachovávati se v pravdě: protož znajíce v tom vůli boží hledali sme toho skrze prvního, kteréhož sme měli skrze úřad papežův prvé, a také od Waldenských, ješto sou v původu první církve, o kterémž sme na- ději měli, že by v milosti boží byl a nejstarší z nich v těchto zemích nám přítomný, i ta obadva přijali sme ku potvrzení těch tří, chceli pán Bůh, aby okázal k mo- dlitbě a k víře, chceli míti skrze Waldenské, aby tomu staršímu dal srdce k tomu, aby z milosti a z víry to učinil. I dal jemu pán Bůh, že učinil to s dověřením a potvrzuje nás v tom mluvil dobré věci chvále Boha z toho a řka, že to učinil pán Bůh k oužitku spasení lidu svého. A tak potvrzení stalo se jest těm třem skrze vzkládání rukou podlé řádu první církve a zprávy apoštolské s modlitbami...
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98 Beilage E, F. E. Das Schreiben an H. Albrecht. ...Und da man uns von den Waldensern sagt, sie seien verurtheilt: wir nehmen uns ihrer nicht an, und überhaupt keiner Rotte, die irgend- wie auf Irrwegen wäre gegen den Glauben Christi und die rechten christ- lichen Werke. Denn wir sind nicht ihnen beigetreten, um erst von ihnen Belehrung zu empfangen, sondern einige von ihnen uns und zwei von ihnen haben mit uns der Wahrheit Folge gegeben: ein alter Priester, der Gefallen fand an allem, wie es bei uns ist, und uns gern das geleistet hat, um was er gebeten wurde; und der zweite war auch willig gewesen, und er erbot sich, was wir auch immer irriges an ihm bemerken sollten gegen den Glauben Christi, gegen das Gesetz Gottes und die erste Kirche, er sei gern bereit, es zu verbessern. Aber er ist damals in Wien ver- brannt worden. Auch sind wir berichtet, dass, als sie ihn verurtheilten und es in den Predigten kund machten — dass sie ihn keines Irrthums geziehen, sondern nur, er habe nicht im Gehorsam der römischen Kirche gestanden, und desswegen solle er verbrannt werden nach unserem Recht. Aber wir sagen dagegen, dass diejenigen, die abgefallen sind von dem lebendigen Glauben Christi und von der untrüglichen Liebe und so von der Einheit der heiligen Kirche, dass das Recht Jesu Christi durch den hei- ligen Geist diese zum ewigen Feuer verdamme, wie die apostolischen Schriften melden. Und so ist unser Ursprung der Art, wie wir vorher ge- sagt, darum sollten wir nicht verurtheilt werden der Waldenser wegen, denn wir sind zu ihnen nicht beigetreten, sondern einige von ihnen zu uns... E. Psaní P. Albrechtovi. ... Pak jakož nám mluvie o Valdenských, že sú oni odsúzeni, my jich v ni- čemž nezastáváme, i všech rot, kteréžby v čem scestni byli proti víře pána Krista a skutkuom křesťanským pravým. Neb sme k nim nepřistúpili, abychom od nich naučenie teprv přijímali, ale oni někteří k nám a sú i dva povolni s námi v pravdě. Jakožto kněz jeden starý, kterýž s vděčností obliboval ty věci, kteréž sú při nás i poslúžil nám v tom, v čemž žádán byl, s milostí. I druhý kněz Steffan také byl povolil, a poddával se tak, cožbychom koli při něm znamenali scestného při víře Pána Krista, proti zákonu Božiemu a první Církvi, že chce rád opraviti. A v tom pak času upálen u Viedni. A také sme toho tak zpraveni, že když jej odsuzovali, i na kázání ohlásili, žeby viny jemu nedávali žádné takové, by v čem blúdil, než že nebyl v poslušenství kostela Římského a že proto má upálen býti podlé prav na- šiech. Ale my zase pravíme, že kteříž sú vypadli z víry pana Krista živé i z lásky neomylné a tak z jednoty Čírkve svaté, tyť odsuzují práva Krista Ježíše skrze Du- cha svatého k věčnému ohni, jako písma apoštolská oznamují. A tak náš puovod jest tiem obyčejem, jakož sme napřed pověděli. Proto neměli bychom my býti pro Valdenské odsúzeni, neb sme k nim nepřistúpili, ale oni někteří k nám... F. „Wie sich die Elenschen gegen die röm. Kirche verhalten sollen." .. .. Wir wollen an uns ein Beispiel geben, wie wir uns benahmen, da wir den Weg des Heils suchten und dabei erkannten, das Heil der
98 Beilage E, F. E. Das Schreiben an H. Albrecht. ...Und da man uns von den Waldensern sagt, sie seien verurtheilt: wir nehmen uns ihrer nicht an, und überhaupt keiner Rotte, die irgend- wie auf Irrwegen wäre gegen den Glauben Christi und die rechten christ- lichen Werke. Denn wir sind nicht ihnen beigetreten, um erst von ihnen Belehrung zu empfangen, sondern einige von ihnen uns und zwei von ihnen haben mit uns der Wahrheit Folge gegeben: ein alter Priester, der Gefallen fand an allem, wie es bei uns ist, und uns gern das geleistet hat, um was er gebeten wurde; und der zweite war auch willig gewesen, und er erbot sich, was wir auch immer irriges an ihm bemerken sollten gegen den Glauben Christi, gegen das Gesetz Gottes und die erste Kirche, er sei gern bereit, es zu verbessern. Aber er ist damals in Wien ver- brannt worden. Auch sind wir berichtet, dass, als sie ihn verurtheilten und es in den Predigten kund machten — dass sie ihn keines Irrthums geziehen, sondern nur, er habe nicht im Gehorsam der römischen Kirche gestanden, und desswegen solle er verbrannt werden nach unserem Recht. Aber wir sagen dagegen, dass diejenigen, die abgefallen sind von dem lebendigen Glauben Christi und von der untrüglichen Liebe und so von der Einheit der heiligen Kirche, dass das Recht Jesu Christi durch den hei- ligen Geist diese zum ewigen Feuer verdamme, wie die apostolischen Schriften melden. Und so ist unser Ursprung der Art, wie wir vorher ge- sagt, darum sollten wir nicht verurtheilt werden der Waldenser wegen, denn wir sind zu ihnen nicht beigetreten, sondern einige von ihnen zu uns... E. Psaní P. Albrechtovi. ... Pak jakož nám mluvie o Valdenských, že sú oni odsúzeni, my jich v ni- čemž nezastáváme, i všech rot, kteréžby v čem scestni byli proti víře pána Krista a skutkuom křesťanským pravým. Neb sme k nim nepřistúpili, abychom od nich naučenie teprv přijímali, ale oni někteří k nám a sú i dva povolni s námi v pravdě. Jakožto kněz jeden starý, kterýž s vděčností obliboval ty věci, kteréž sú při nás i poslúžil nám v tom, v čemž žádán byl, s milostí. I druhý kněz Steffan také byl povolil, a poddával se tak, cožbychom koli při něm znamenali scestného při víře Pána Krista, proti zákonu Božiemu a první Církvi, že chce rád opraviti. A v tom pak času upálen u Viedni. A také sme toho tak zpraveni, že když jej odsuzovali, i na kázání ohlásili, žeby viny jemu nedávali žádné takové, by v čem blúdil, než že nebyl v poslušenství kostela Římského a že proto má upálen býti podlé prav na- šiech. Ale my zase pravíme, že kteříž sú vypadli z víry pana Krista živé i z lásky neomylné a tak z jednoty Čírkve svaté, tyť odsuzují práva Krista Ježíše skrze Du- cha svatého k věčnému ohni, jako písma apoštolská oznamují. A tak náš puovod jest tiem obyčejem, jakož sme napřed pověděli. Proto neměli bychom my býti pro Valdenské odsúzeni, neb sme k nim nepřistúpili, ale oni někteří k nám... F. „Wie sich die Elenschen gegen die röm. Kirche verhalten sollen." .. .. Wir wollen an uns ein Beispiel geben, wie wir uns benahmen, da wir den Weg des Heils suchten und dabei erkannten, das Heil der
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Beilage F. 99 Menschen sei in grosser Gefahr, denn selbst die Führer, die Priester, bekennen durch die Lippen, was sie durch ihre Werke verläugnen... Und durch den Empfang der Sakramente werden sie nicht gebessert, weder das Volk noch die Priester... Auch bemerkten wir, wie sie ihres Heils sicher zu sein meinten, das Volk und die Priester, durch die kirch- lichen Dienstbarkeiten, dabei aber in offenbaren Sünden verharrten; und wir sprachen darüber mit ihnen in Prag, in Vilémov und an anderen Orten, und zwar mit denjenigen, an die wir uns hielten und die recht wandeln wollten... (Auch) einigen von der Partei der Taboriten durften wir uns nicht zugesellen, da wir ihren verkehrten Sinn fürchteten... Mit denjenigen wollen wir keine Gemeinschaft haben, die nicht in Einfalt wandeln, das Wort Christi bewahrend, sondern wir suchten diejenigen Menschen, welche die Furcht Gottes hätten... Und es gab solche, einige alte fromme Männer, die von Anfang an dem Bösen widerstanden, das auf beiden Seiten geschah, und von ihnen waren etliche Literaten und Priester, etliche einfältige Leute. Und wir hatten die Absicht, mit diesen Priestern Gott zu dienen, an welchen Orten es uns gestattet war. So war es der Fall in Chelčic im Prachyner Kreise, in Kunwald auf der Liticer Herrschaft; und an anderen Orten in Böhmen und in Mähren. Aber es konnte nicht von langer Dauer sein, denn das Volk, obgleich in offen- baren Sünden befangen, meinte doch bei unseren Priestern des Heils si- cher zu sein, und ferner wegen einiger Satzungen der bösen Päpste und wegen einiger Gebräuche, welche die Taboriten zuerst eingeführt. Wegen dieser Dinge konnten sie ihr Gewissen nicht zur Ruhe bringen, und als sie einiges davon lassen und den bösen Menschen das Heil nicht mehr zusichern wollten, so standen die anderen Priester gegen sie auf und reizten das Volk, so dass man gegen uns Falsches und Unwahres berich- tete und uns vor den Beamten anklagte. Und so wurden König Georg, glorreichen Andenkem, Klagen hinterbracht, mündlich und schriftlich, und auch vor M. Rokyzana redeten sie gegen uns, aber er nahm lange Zeit die Klagen nicht an... Und so kam es in jenen Jahren, dass sie uns mit Gewalt drängen wollten, den Priestern unterthan zu sein... Und aus dieser Ursache erlitten 7 Brüder Marter. Als wir aber bemerkten, wie die Priester darin beharrten und uns zwingen wollten, von ihnen, den Bösen, bei der Verwaltung der Sakra- mente dasselbe zu glauben, wie von den Besten der ersten Kirche, indem sie viele Gründe vorbrachten, der heiligen apostolischen Schrift wider- wärtig: so schrieben wir damals — noch in ruhigen Zeiten — an den König und liessen ihn durch die Herren bitten. Auch der Priester Martin Lupáč legte Fürsprache ein und bat den Herrn Trčka, für uns zu spre- chen, der es auch that... Als man uns aber kein Gehör geben wollte und als Befehle er- giengen, uns überall zu fangen und zu quälen, so wurden wir dennoch in unserem Vorsatz nicht wankend, ein bussfertiges Leben zu führen... Und da wir erkannt hatten, dass unser Gewissen bei ihrem Ursprung aus römischer Weihe nicht zur Ruhe kommen könne, der apostolischen Schrift gemäss, so fragten wir im Laufe einiger Jahr nach einem Ursprung aus der ersten heiligen Kirche, ob es in irgend welchen Ländern noch Men-
Beilage F. 99 Menschen sei in grosser Gefahr, denn selbst die Führer, die Priester, bekennen durch die Lippen, was sie durch ihre Werke verläugnen... Und durch den Empfang der Sakramente werden sie nicht gebessert, weder das Volk noch die Priester... Auch bemerkten wir, wie sie ihres Heils sicher zu sein meinten, das Volk und die Priester, durch die kirch- lichen Dienstbarkeiten, dabei aber in offenbaren Sünden verharrten; und wir sprachen darüber mit ihnen in Prag, in Vilémov und an anderen Orten, und zwar mit denjenigen, an die wir uns hielten und die recht wandeln wollten... (Auch) einigen von der Partei der Taboriten durften wir uns nicht zugesellen, da wir ihren verkehrten Sinn fürchteten... Mit denjenigen wollen wir keine Gemeinschaft haben, die nicht in Einfalt wandeln, das Wort Christi bewahrend, sondern wir suchten diejenigen Menschen, welche die Furcht Gottes hätten... Und es gab solche, einige alte fromme Männer, die von Anfang an dem Bösen widerstanden, das auf beiden Seiten geschah, und von ihnen waren etliche Literaten und Priester, etliche einfältige Leute. Und wir hatten die Absicht, mit diesen Priestern Gott zu dienen, an welchen Orten es uns gestattet war. So war es der Fall in Chelčic im Prachyner Kreise, in Kunwald auf der Liticer Herrschaft; und an anderen Orten in Böhmen und in Mähren. Aber es konnte nicht von langer Dauer sein, denn das Volk, obgleich in offen- baren Sünden befangen, meinte doch bei unseren Priestern des Heils si- cher zu sein, und ferner wegen einiger Satzungen der bösen Päpste und wegen einiger Gebräuche, welche die Taboriten zuerst eingeführt. Wegen dieser Dinge konnten sie ihr Gewissen nicht zur Ruhe bringen, und als sie einiges davon lassen und den bösen Menschen das Heil nicht mehr zusichern wollten, so standen die anderen Priester gegen sie auf und reizten das Volk, so dass man gegen uns Falsches und Unwahres berich- tete und uns vor den Beamten anklagte. Und so wurden König Georg, glorreichen Andenkem, Klagen hinterbracht, mündlich und schriftlich, und auch vor M. Rokyzana redeten sie gegen uns, aber er nahm lange Zeit die Klagen nicht an... Und so kam es in jenen Jahren, dass sie uns mit Gewalt drängen wollten, den Priestern unterthan zu sein... Und aus dieser Ursache erlitten 7 Brüder Marter. Als wir aber bemerkten, wie die Priester darin beharrten und uns zwingen wollten, von ihnen, den Bösen, bei der Verwaltung der Sakra- mente dasselbe zu glauben, wie von den Besten der ersten Kirche, indem sie viele Gründe vorbrachten, der heiligen apostolischen Schrift wider- wärtig: so schrieben wir damals — noch in ruhigen Zeiten — an den König und liessen ihn durch die Herren bitten. Auch der Priester Martin Lupáč legte Fürsprache ein und bat den Herrn Trčka, für uns zu spre- chen, der es auch that... Als man uns aber kein Gehör geben wollte und als Befehle er- giengen, uns überall zu fangen und zu quälen, so wurden wir dennoch in unserem Vorsatz nicht wankend, ein bussfertiges Leben zu führen... Und da wir erkannt hatten, dass unser Gewissen bei ihrem Ursprung aus römischer Weihe nicht zur Ruhe kommen könne, der apostolischen Schrift gemäss, so fragten wir im Laufe einiger Jahr nach einem Ursprung aus der ersten heiligen Kirche, ob es in irgend welchen Ländern noch Men-
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100 Beilage F. schen gäbe, die in Wahrheit den Glauben Christi hätten und christliche Werke und Priester solcher Ordnung, wie es den Beamten der heiligen Kirche geziemt, auf dass wir ihnen beiträten und von ihnen Priester be- kämen. Desswegen wollten einige in die Indischen Länder den Weg wa- gen. Da aber in unserer Anwesenheit zwei Männer von dort in Prag erschienen, die erzählten, wie es dort zugehe, so erkannten wir, es sei kein Grund, dort den Ursprung zu holen, obgleich es unter ihnen viele gute Christen geben mag. Auch mit den Griechen haben wir gleichfalls in Prag gesprochen und auch einige Böhmen sind dort gewesen und haben selbst gesehen, wie es dort zugeht. Und auch unter den Raizen und Russen, unter den Armeniern und in der Moldau, auch dort sind und können tugendhafte Leute und gute Christen sein. Aber den Ursprung der Priesterschaft ha- ben sie mit der Welt gemein. Da sie aber von der römischen Kirche getrennt sind, so können leicht die treuen Christen unter ihnen ein rei- nes Gewissen bewahren. Obgleich 1) in den ersten Jahren einige von ihnen Marter erlitten hatten, so konnten wir doch durch sie den Ursprung der Priesterschaft nach der Wahrheit der apostolischen Schrift nicht erlangen, denn ihrem Ursprung nach sind auch sie verdorbene Priester, diese Wa- lachen. Auch die Russen. Jedweden weiheten sie, der nur Gaben gäbe, wie sie denn unlängst drei Böhmen geweiht, ohne zu wissen, wie ihr Lebenswandel wäre. Und diese verwalten den Dienst, obgleich sie nicht kraft des päpstlichen Amtes geweiht sind, denn sie dulden alle, wenn sie nur an den Dienstbarkeiten theilnehmen. Auf diese Weise haben sie auch einige Waldenser aufgenommen, die auch den Dienst verwalteten. Mit diesen sind wir bekannt geworden und einige von ihnen sind unter uns. Auch sprachen wir mit ihren Priestern und besonders mit Stefan, den sie in Wien verbrannt haben. Dieser Mann war verständiger als andere Priester und erzählte uns viel von dem Ursprung aus der ersten Kirche. Denn sie sagen, dass sie in diesem Ursprung verbleiben, einer nach dem andern, bis zu ihnen selbst; wie sie denn auch erzählten, ihre Vorfahren hätten dem Sylvester nicht nachgegeben, da er durch den Kaiser zum Papst gemacht wurde und den Reichthum empfieng; und dass sie so be- harren in verschiedenen Landen, wo sie können, wie denn vor Jahren ihnen am Rhein ein Bischof selbander verbrannt worden ist. Und so besprachen wir manche Dinge mit ihnen und namentlich mit ihrem Priester, jenem Stefan, der sich dem kirchlichen Dienst nicht anbequemte bis zum Tode, obgleich er den Priestern in Böhmen bekannt war und namentlich dem M. Rokyzana und dem Priester Martin Lupač, die ihn für einen Guten hielten. Er waltete des Dienstes im geheimen den Waldensern unter den Deutschen und desswegen ist er verbrannt worden. Dieser erbot sich uns, alles verbes- sern zu wollen, was immer bei ihnen dem Glauben Christi und dem christ- lichen Leben widerstrebend erkannt würde. Doch sollte er nach der apo- stolischen Schrift gerichtet werden, wie es in der ersten Kirche war. Und auch wir erboten uns dazu und wollten es wirklich zu Ende fuhren. Da sie aber mit Priestern römischer Weihe Freundschaft hielten, denen sie es 1) Vgl. Palacký IV., S. 492—5.
100 Beilage F. schen gäbe, die in Wahrheit den Glauben Christi hätten und christliche Werke und Priester solcher Ordnung, wie es den Beamten der heiligen Kirche geziemt, auf dass wir ihnen beiträten und von ihnen Priester be- kämen. Desswegen wollten einige in die Indischen Länder den Weg wa- gen. Da aber in unserer Anwesenheit zwei Männer von dort in Prag erschienen, die erzählten, wie es dort zugehe, so erkannten wir, es sei kein Grund, dort den Ursprung zu holen, obgleich es unter ihnen viele gute Christen geben mag. Auch mit den Griechen haben wir gleichfalls in Prag gesprochen und auch einige Böhmen sind dort gewesen und haben selbst gesehen, wie es dort zugeht. Und auch unter den Raizen und Russen, unter den Armeniern und in der Moldau, auch dort sind und können tugendhafte Leute und gute Christen sein. Aber den Ursprung der Priesterschaft ha- ben sie mit der Welt gemein. Da sie aber von der römischen Kirche getrennt sind, so können leicht die treuen Christen unter ihnen ein rei- nes Gewissen bewahren. Obgleich 1) in den ersten Jahren einige von ihnen Marter erlitten hatten, so konnten wir doch durch sie den Ursprung der Priesterschaft nach der Wahrheit der apostolischen Schrift nicht erlangen, denn ihrem Ursprung nach sind auch sie verdorbene Priester, diese Wa- lachen. Auch die Russen. Jedweden weiheten sie, der nur Gaben gäbe, wie sie denn unlängst drei Böhmen geweiht, ohne zu wissen, wie ihr Lebenswandel wäre. Und diese verwalten den Dienst, obgleich sie nicht kraft des päpstlichen Amtes geweiht sind, denn sie dulden alle, wenn sie nur an den Dienstbarkeiten theilnehmen. Auf diese Weise haben sie auch einige Waldenser aufgenommen, die auch den Dienst verwalteten. Mit diesen sind wir bekannt geworden und einige von ihnen sind unter uns. Auch sprachen wir mit ihren Priestern und besonders mit Stefan, den sie in Wien verbrannt haben. Dieser Mann war verständiger als andere Priester und erzählte uns viel von dem Ursprung aus der ersten Kirche. Denn sie sagen, dass sie in diesem Ursprung verbleiben, einer nach dem andern, bis zu ihnen selbst; wie sie denn auch erzählten, ihre Vorfahren hätten dem Sylvester nicht nachgegeben, da er durch den Kaiser zum Papst gemacht wurde und den Reichthum empfieng; und dass sie so be- harren in verschiedenen Landen, wo sie können, wie denn vor Jahren ihnen am Rhein ein Bischof selbander verbrannt worden ist. Und so besprachen wir manche Dinge mit ihnen und namentlich mit ihrem Priester, jenem Stefan, der sich dem kirchlichen Dienst nicht anbequemte bis zum Tode, obgleich er den Priestern in Böhmen bekannt war und namentlich dem M. Rokyzana und dem Priester Martin Lupač, die ihn für einen Guten hielten. Er waltete des Dienstes im geheimen den Waldensern unter den Deutschen und desswegen ist er verbrannt worden. Dieser erbot sich uns, alles verbes- sern zu wollen, was immer bei ihnen dem Glauben Christi und dem christ- lichen Leben widerstrebend erkannt würde. Doch sollte er nach der apo- stolischen Schrift gerichtet werden, wie es in der ersten Kirche war. Und auch wir erboten uns dazu und wollten es wirklich zu Ende fuhren. Da sie aber mit Priestern römischer Weihe Freundschaft hielten, denen sie es 1) Vgl. Palacký IV., S. 492—5.
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Beilage F. 101 auch eröffneten, so haben es diese hintertrieben. Und ein zweiter alter Priester derselben, den wir als einen bussfertigen Menschen erkannten, diesem gefielen die Dinge, die unter uns sind, und er erklärte daran gern theilnehmen zu wollen. Aber den Ursprung der Priesterschaft konnten wir bei ihnen nicht finden, so wie in Wahrheit die apostolischen Schriften bezeugen, da einige von ihnen zugaben, von ihren ersten Vorfahren ab- gefallen zu sein, und da auch das für schädlich gefunden wurde, dass sie, von den Leuten nehmend, Schätze sammeln und die Armen verlassen, dieweil es doch bei einem christlichen Priester sündhaft ist, Schätze zu bewahren, nicht nur aus dem Vermögen der Leute, sondern hat er sein Eigengut von den Eltern, so soll er es zu Almosen verwenden und die Armen nimmermehr in der Noth verlassen; denn nach der apostolischen Schrift würde er den Glaubeu verläugnen und die Liebe.... . .. Ferner ihre Bestätigung im Priesteramte betreffend, suchten wir es so wie es am besten wäre, indem wir auch da Gutes im Sinne hatten nicht nur vor Gott, sondern auch vor der ganzen Welt. Denn wir glaubten zwar und zweifelten gar nicht, sie seien bereits geweiht durch die Sal- bung des heiligen Geistes und bestätigt durch den obersten Bischof: aber dennoch ward es den einen durch die anderen, den ersten aus der rö- mischen und den zweiten, den wir genannt, aus dem Ursprung der ersten Kirche. Denn wie die Priesterschaft römischer Weihe von Sylvester stammt, der ein Priester der ersten Kirche war und den Ursprung der Priester- schaft der Welt gab, so hat es desswegen Gott so veranstaltet, dass es von ihnen wieder auf diese komme, indem sie das Priesterthum an diese abgaben.... ....Obgleich in dieser Zeit uns und dasjenige, was unter uns ist, die Priester und das Volk verlachen und verspotten und lästernd schmä- hen und sich bereit machen, uns zu martern und zu verbrennen, so wissen wir, den ersten sei es auch geschehen, die dadurch Christum nachfolgten. Und so wird auch jetzt unter uns, was Gott wollen wird, geschehen zum Nutzen des ewigen Heils derjenigen, die um der Gerechtigkeit willen leiden, deren das Himmelreich ist. Desswegen sind wir viele Zeugen dessen, dass bei uns von Gott diese Dinge sind und auch die Bestätigung durch Handauflegung, welche ward dem einen in Wahrheit durch zwei, und zweien durch einen, der bis heute lebt, mit Gottes Hilfe durch J. Chr. sich und andere lenkend durch die Weisheit des heiligen Geistes ..... Man frägt uns, woher unsere Priester stammen? Darauf haben wir geantwortet.... Und ausserdem wollen sie wissen, von wem sie gewählt sind und bestätigt durch Handauflegung. Auch dieses ist oben berührt worden, wie die einen von den andern die Bestätigung empfangen haben, und dass diejenigen Priester, die von der Römischen mit uns eines Sinnes waren und auch von denjenigen, die von der ersten Kirche stammen —
Beilage F. 101 auch eröffneten, so haben es diese hintertrieben. Und ein zweiter alter Priester derselben, den wir als einen bussfertigen Menschen erkannten, diesem gefielen die Dinge, die unter uns sind, und er erklärte daran gern theilnehmen zu wollen. Aber den Ursprung der Priesterschaft konnten wir bei ihnen nicht finden, so wie in Wahrheit die apostolischen Schriften bezeugen, da einige von ihnen zugaben, von ihren ersten Vorfahren ab- gefallen zu sein, und da auch das für schädlich gefunden wurde, dass sie, von den Leuten nehmend, Schätze sammeln und die Armen verlassen, dieweil es doch bei einem christlichen Priester sündhaft ist, Schätze zu bewahren, nicht nur aus dem Vermögen der Leute, sondern hat er sein Eigengut von den Eltern, so soll er es zu Almosen verwenden und die Armen nimmermehr in der Noth verlassen; denn nach der apostolischen Schrift würde er den Glaubeu verläugnen und die Liebe.... . .. Ferner ihre Bestätigung im Priesteramte betreffend, suchten wir es so wie es am besten wäre, indem wir auch da Gutes im Sinne hatten nicht nur vor Gott, sondern auch vor der ganzen Welt. Denn wir glaubten zwar und zweifelten gar nicht, sie seien bereits geweiht durch die Sal- bung des heiligen Geistes und bestätigt durch den obersten Bischof: aber dennoch ward es den einen durch die anderen, den ersten aus der rö- mischen und den zweiten, den wir genannt, aus dem Ursprung der ersten Kirche. Denn wie die Priesterschaft römischer Weihe von Sylvester stammt, der ein Priester der ersten Kirche war und den Ursprung der Priester- schaft der Welt gab, so hat es desswegen Gott so veranstaltet, dass es von ihnen wieder auf diese komme, indem sie das Priesterthum an diese abgaben.... ....Obgleich in dieser Zeit uns und dasjenige, was unter uns ist, die Priester und das Volk verlachen und verspotten und lästernd schmä- hen und sich bereit machen, uns zu martern und zu verbrennen, so wissen wir, den ersten sei es auch geschehen, die dadurch Christum nachfolgten. Und so wird auch jetzt unter uns, was Gott wollen wird, geschehen zum Nutzen des ewigen Heils derjenigen, die um der Gerechtigkeit willen leiden, deren das Himmelreich ist. Desswegen sind wir viele Zeugen dessen, dass bei uns von Gott diese Dinge sind und auch die Bestätigung durch Handauflegung, welche ward dem einen in Wahrheit durch zwei, und zweien durch einen, der bis heute lebt, mit Gottes Hilfe durch J. Chr. sich und andere lenkend durch die Weisheit des heiligen Geistes ..... Man frägt uns, woher unsere Priester stammen? Darauf haben wir geantwortet.... Und ausserdem wollen sie wissen, von wem sie gewählt sind und bestätigt durch Handauflegung. Auch dieses ist oben berührt worden, wie die einen von den andern die Bestätigung empfangen haben, und dass diejenigen Priester, die von der Römischen mit uns eines Sinnes waren und auch von denjenigen, die von der ersten Kirche stammen —
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102 Beilage F. dass diese uns den Dienst mit Liebe geleistet haben, damit nicht jemand sage : sie werfen sich selbst zu Priestern auf. Darum thaten wir es so und verschmähten sie nicht, auf dass das Priesterthum von ihnen über- tragen würde auf diejenigen, so in der That sich dieses Amtes würdig erweisen durch J. Chr. Aber es könnte jemand einwerfen, diese Priester wären keine Bischöfe gewesen. Darauf antworten wir: uns hat dabei nicht als Muster gedient der Ursprung der Priesterschaft von den hohen Am� tern der römischen Kirche, sondern das Beispiel der ersten apostolischen Kirche. Denn es gibt untrügliche Stellen in der Schrift, dass damals Bischof und Priester dasselbe gewesen sei, wie der h. Paulus an Timo- theus schreibt und an Titus ... F. Jak se lidé mají míti k Římské Církvi. ... Ale nynic na sobě příklad dáme, kterak sme se v tom měli, když sme se na cestu spasenie ptali a těm věcem srozumívali, že jest veliké nebezpečenstvie o lidské spasenie, neb sami vuodce kněžic ústy vyznávají, a skutkem zapierají... Také skrze přijímání svátostí nepolepšují se, lid i kněžic... Také sme ty věci znamenali, kterak se spasením bezpečic kněžic i lid skrze služebnosti kostelnic jsúce v zjevných hřiešiech, a o to sme s nimi mluvievali v Praze, v Vilémově i jinde, kterýchž sme se přidrželi, chtíce rádi dobře živi býti... (Též) k některým z strany Táborské nesměli sme se přiměsiti, bojíce se při nich smysluov zlých... A všech takových neradi bychom účastni byli, ješto nechodic v sprostnosti, řeči pána Krista neostříhajíce, než těch lidí sme hledali, kteříž by bázeň božic měli... Jakož i ně- kteří byli i muži staří nábožní, ješto hned tomu zlému nepovolovali, ješto se dělo s obú stranú, a ti sú byli někteří literáti i kněžie i někteří prostí. A tehdy sme měli s těmi kněžími úmysl pánu bohu sloužiti, kdež bychom kteří místo měli, ja- kož se to bylo stalo v Chelčicích v kraji Prachenském i v Kunwaldě na zbožie Li- tickém i také někteří jinde v Čechách i v Moravě, ale že to státi nám nemohlo, nebo lid v zjevných hřešicch vždy bezpečili se spasením při našich kněžiech, a druhé pro některá ustavenie papežuov zlých, a také pro zvyklosti některé Tá- borských, ješto uvedeny sú počátkem skrze ně. Pro kteréžto věci nemohli opraviti svědomie svého, a když něco toho chtěli zanechati a lidí zlých spasením nebez- pečiti, proto se jiní kněžie zbúřili, i lidu k témuž popudili, že na nás křivé věci a nepravé zpravili a úředníkuom obžalovali. A z toho královské Milosti Jiřiemu slavné paměti žaloby byly ústné i skrze psanic a k mistru Rokycanovi mnohé řeči na nás šly, ale nepřijímal žalob dlúho na nás.... A tak ty věci-dály se těch let... že nás tiskli násilím, abychom poddáni byli kněžicm... A z těch příčin sedm bra- třie našich mučedlnictvo trpěli jsú. Ale my znamenavše těch časuov, že kněžie utvrdili se, aby vždy mocí nás připudili, abychom o nich zlých věřili jako o oněch v první cierkvi nejlepšiech při posluhovánie svátosti, mluvicce při tom mnohé duovody své piesmu svatému i apo- štolskému odporné, ale my těch let ještě pokojných psali sme královské Milosti i po páních prosili, jakož i kněz Martin Lupáč k tomu se přičinil i pana Trčky k tomu žádal, aby mluvil, jakož jest to i učinil.... Ale když tak slyšenic nemohlo býti, ale o nás přikázánie bylo, aby nás jí- mali a trápili, kdežby zvěděli, ale my vždy sme neoblevili, v tom což sme předse- vzali, abychom v kajícím životě trvali a svědomie své ustavovali, podlé toho, jakož řeči Božie oznamují. A to již poznavše, že při jich puovodci Římského svěcenic nemuožem se spraviti ve svém svědomí, jakož apoštolská písma oznamují, i ptali sme se o prodlení několika let na puovod první Církve svaté, zuostávají-li ještě lidé v kterých zemích, ještoby v pravdě víru pána Krista měli a skutky křesťanské a kněžic zřízené, jakož přislušic na úředníky Církve svaté, abychom k nim při- stúpili a skrze ně kněžic měli. Protož někteří chtěli se pokúšeti do zemí Indických,
102 Beilage F. dass diese uns den Dienst mit Liebe geleistet haben, damit nicht jemand sage : sie werfen sich selbst zu Priestern auf. Darum thaten wir es so und verschmähten sie nicht, auf dass das Priesterthum von ihnen über- tragen würde auf diejenigen, so in der That sich dieses Amtes würdig erweisen durch J. Chr. Aber es könnte jemand einwerfen, diese Priester wären keine Bischöfe gewesen. Darauf antworten wir: uns hat dabei nicht als Muster gedient der Ursprung der Priesterschaft von den hohen Am� tern der römischen Kirche, sondern das Beispiel der ersten apostolischen Kirche. Denn es gibt untrügliche Stellen in der Schrift, dass damals Bischof und Priester dasselbe gewesen sei, wie der h. Paulus an Timo- theus schreibt und an Titus ... F. Jak se lidé mají míti k Římské Církvi. ... Ale nynic na sobě příklad dáme, kterak sme se v tom měli, když sme se na cestu spasenie ptali a těm věcem srozumívali, že jest veliké nebezpečenstvie o lidské spasenie, neb sami vuodce kněžic ústy vyznávají, a skutkem zapierají... Také skrze přijímání svátostí nepolepšují se, lid i kněžic... Také sme ty věci znamenali, kterak se spasením bezpečic kněžic i lid skrze služebnosti kostelnic jsúce v zjevných hřiešiech, a o to sme s nimi mluvievali v Praze, v Vilémově i jinde, kterýchž sme se přidrželi, chtíce rádi dobře živi býti... (Též) k některým z strany Táborské nesměli sme se přiměsiti, bojíce se při nich smysluov zlých... A všech takových neradi bychom účastni byli, ješto nechodic v sprostnosti, řeči pána Krista neostříhajíce, než těch lidí sme hledali, kteříž by bázeň božic měli... Jakož i ně- kteří byli i muži staří nábožní, ješto hned tomu zlému nepovolovali, ješto se dělo s obú stranú, a ti sú byli někteří literáti i kněžie i někteří prostí. A tehdy sme měli s těmi kněžími úmysl pánu bohu sloužiti, kdež bychom kteří místo měli, ja- kož se to bylo stalo v Chelčicích v kraji Prachenském i v Kunwaldě na zbožie Li- tickém i také někteří jinde v Čechách i v Moravě, ale že to státi nám nemohlo, nebo lid v zjevných hřešicch vždy bezpečili se spasením při našich kněžiech, a druhé pro některá ustavenie papežuov zlých, a také pro zvyklosti některé Tá- borských, ješto uvedeny sú počátkem skrze ně. Pro kteréžto věci nemohli opraviti svědomie svého, a když něco toho chtěli zanechati a lidí zlých spasením nebez- pečiti, proto se jiní kněžie zbúřili, i lidu k témuž popudili, že na nás křivé věci a nepravé zpravili a úředníkuom obžalovali. A z toho královské Milosti Jiřiemu slavné paměti žaloby byly ústné i skrze psanic a k mistru Rokycanovi mnohé řeči na nás šly, ale nepřijímal žalob dlúho na nás.... A tak ty věci-dály se těch let... že nás tiskli násilím, abychom poddáni byli kněžicm... A z těch příčin sedm bra- třie našich mučedlnictvo trpěli jsú. Ale my znamenavše těch časuov, že kněžie utvrdili se, aby vždy mocí nás připudili, abychom o nich zlých věřili jako o oněch v první cierkvi nejlepšiech při posluhovánie svátosti, mluvicce při tom mnohé duovody své piesmu svatému i apo- štolskému odporné, ale my těch let ještě pokojných psali sme královské Milosti i po páních prosili, jakož i kněz Martin Lupáč k tomu se přičinil i pana Trčky k tomu žádal, aby mluvil, jakož jest to i učinil.... Ale když tak slyšenic nemohlo býti, ale o nás přikázánie bylo, aby nás jí- mali a trápili, kdežby zvěděli, ale my vždy sme neoblevili, v tom což sme předse- vzali, abychom v kajícím životě trvali a svědomie své ustavovali, podlé toho, jakož řeči Božie oznamují. A to již poznavše, že při jich puovodci Římského svěcenic nemuožem se spraviti ve svém svědomí, jakož apoštolská písma oznamují, i ptali sme se o prodlení několika let na puovod první Církve svaté, zuostávají-li ještě lidé v kterých zemích, ještoby v pravdě víru pána Krista měli a skutky křesťanské a kněžic zřízené, jakož přislušic na úředníky Církve svaté, abychom k nim při- stúpili a skrze ně kněžic měli. Protož někteří chtěli se pokúšeti do zemí Indických,
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Beilage F. 103 ale že v přítomnosti našie v Praze zjevili se dva mužie odtud i vypravili, kterak tam jest, i srozuměli sme, že není tam proč pro puovod jíti, ale muožť mezi nimi býti mnoho dobrých křesťanuov. Také sme s Řeky mluvili též v Praze, i někteří z Čech tam byli, ješto ty věci viděli, kterak oni se mají. Též i v Ráciech i v Russích i mezi Armeny i v Mul- davě, jakož jsú a mohú býti i tam lidé ctnostní a křesťané dobří. Ale puovod kněžie mají spolu s světem. Než že ten jest rozdíl od římské Církve, i mohú se snadně křesťané věrní zachovati mezi nimi v svědomí dobrém. Ačť sú také v první leta někteří z těch trpěli mučedlnictva, ale však sme od nich nemohli míti puovodu kněžie podle pravdy písma Apoštolského. Neb také podlé puovodu svého jsú kněžie zkažení ti Valaši. Též i Rusové. Světili by ledakohos, kdyžby jim jedno dal. Jakož nedávno tři světili z Čech nevědúce, kterak sú živi. A ti posluhují ne- jsúce z moci úřadu Papežova svěceni, neb se ve všem strpie, když jedno spolu slu- žebnosti přijímají. Jakož také některé z Valdenských přijali, ješto také posluhovali, s nimiž sme se seznámili, a někteří z nich s námi jsú. Také sme mluvili s kněžími jich a zvláště s Štefanem, kteréhož upálili v Vídni. Ten člověk byl jest rozumnější jiných kněžie, kterýž nám mnoho pravil o puovodu první Církve. Neb pravie se býti zuostávajíce jedni po druhých v tom puovodu až do nich. Jakož také pravili, že nepovolili předci jich Sylvestrovi, když učiněn papežem od Císaře a bohatstvie přijal. A že tak trvají, kdež mohú kteří po zemích, jakž před lety upálili jim Bi- skupa sama druhého na Rejně. A tak mnohé věci mluvili sme s nimi a zvláště s tiem knězem jich Štefanem, kterýž se nepoddal k posluhovánic kostelnímu až do smrti, ačkoli byl znám s kněžími v Čechách a zvláště s mistrem Rokycanú a s kně- zem Martinem Lupáčem, kteříž jej za dobrého měli. Tenť jest posluhoval tajně těm Valdenským mezi Němci a tou příčinú jest upálen. Ten jest tak poddával se nám, žeby chtěl opraviti, cožby koli poznáno bylo při nich odporného víře pana Krysta a křesťanskému životu. Ale aby to zpraveno bylo písmem apoštolským, jakož bylo v první církvi. A my též poddávali jsme se a skutkem chtěli sme toho dovésti. Ale že měli přízeň s kněžími Římského svěcenie, jímž se zjevili a oni to zrušili a druhý kněz jich starý, jakož sme jej poznávali kajícího člověka býti, tenť jest oblíbil ty věci, kteréž sú při nás, a přisvědčoval se chtě rád toho účasten býti. Ale když sme při nich nemohli naleznúti puovodu kněžstva, tak jakož svědčie v pravdě písma Apoštolská, ješto někteří z nich poznali, že sú vyvinuli z prvních předkuov svých a také to škodlivé při nich shledáno, že od lidí berú a poklady shromaždují a chudé opúštějí, ješto knězi křesťanskému jest to proti víře, aby jaké poklady choval, netoliko z statkuov lidských, ale by měl vlastnie své od svých rodičuov, mát ve almužny obrátiti a nikoli v nůzi chudých neopauštěti. Nebo podlé piesma Apoštolského víry by zapřel a lásky by se odsúdil. Pak ještě o potvrzení jich v úřad kněžský, toho sme hledali, kterak by nej- slušněji bylo, i v tom obmýšlejíce dobré věci netoliko před Bohem ale také přede všemi lidmi. Neb sme my věřili beze všeho pochybovánie, že jsú již posvěceni skrze pomazánie Ducha sv. a potvrzeni skrze biskupa svrchovaného. Však proto šlo to jedněm skrze druhé, jednoho z Římských a druhého, jakož sme jmenovali, z puovodu první církve. Neb jakož přišlo kněžstvo Římského svěcenie skrze Syl- vestra, jenž byl kněz prvnie církve a puovod učinil kněžstva světského, protož P. Buoh tak zpuosobil, aby přišlo takéž zase s nich na tyto, skrze jich kněžstva ode- vzdánie těmto.... Ačť tohoto času nás i ty věci, kteréž sú při nás, kněžie i lid mnohý v po- směch mají a porúhají se tomu a zlořeciece ohýždují, k trápenie a k pálenie nás se chystajíce, však vieme, že tak prvním bylo a skrze to P. Krysta následovali. Takéž i tohoto času při nás, což P. Buoh bude chtíti, toť se stane k užietku spa- senie života věčného těm, ješto pro spravedlnost trpie, jichž jest královstvie ne- beské. Protož svědkové sme toho mnozí, že tyto věci jsú z Boha při nás, i to po-
Beilage F. 103 ale že v přítomnosti našie v Praze zjevili se dva mužie odtud i vypravili, kterak tam jest, i srozuměli sme, že není tam proč pro puovod jíti, ale muožť mezi nimi býti mnoho dobrých křesťanuov. Také sme s Řeky mluvili též v Praze, i někteří z Čech tam byli, ješto ty věci viděli, kterak oni se mají. Též i v Ráciech i v Russích i mezi Armeny i v Mul- davě, jakož jsú a mohú býti i tam lidé ctnostní a křesťané dobří. Ale puovod kněžie mají spolu s světem. Než že ten jest rozdíl od římské Církve, i mohú se snadně křesťané věrní zachovati mezi nimi v svědomí dobrém. Ačť sú také v první leta někteří z těch trpěli mučedlnictva, ale však sme od nich nemohli míti puovodu kněžie podle pravdy písma Apoštolského. Neb také podlé puovodu svého jsú kněžie zkažení ti Valaši. Též i Rusové. Světili by ledakohos, kdyžby jim jedno dal. Jakož nedávno tři světili z Čech nevědúce, kterak sú živi. A ti posluhují ne- jsúce z moci úřadu Papežova svěceni, neb se ve všem strpie, když jedno spolu slu- žebnosti přijímají. Jakož také některé z Valdenských přijali, ješto také posluhovali, s nimiž sme se seznámili, a někteří z nich s námi jsú. Také sme mluvili s kněžími jich a zvláště s Štefanem, kteréhož upálili v Vídni. Ten člověk byl jest rozumnější jiných kněžie, kterýž nám mnoho pravil o puovodu první Církve. Neb pravie se býti zuostávajíce jedni po druhých v tom puovodu až do nich. Jakož také pravili, že nepovolili předci jich Sylvestrovi, když učiněn papežem od Císaře a bohatstvie přijal. A že tak trvají, kdež mohú kteří po zemích, jakž před lety upálili jim Bi- skupa sama druhého na Rejně. A tak mnohé věci mluvili sme s nimi a zvláště s tiem knězem jich Štefanem, kterýž se nepoddal k posluhovánic kostelnímu až do smrti, ačkoli byl znám s kněžími v Čechách a zvláště s mistrem Rokycanú a s kně- zem Martinem Lupáčem, kteříž jej za dobrého měli. Tenť jest posluhoval tajně těm Valdenským mezi Němci a tou příčinú jest upálen. Ten jest tak poddával se nám, žeby chtěl opraviti, cožby koli poznáno bylo při nich odporného víře pana Krysta a křesťanskému životu. Ale aby to zpraveno bylo písmem apoštolským, jakož bylo v první církvi. A my též poddávali jsme se a skutkem chtěli sme toho dovésti. Ale že měli přízeň s kněžími Římského svěcenie, jímž se zjevili a oni to zrušili a druhý kněz jich starý, jakož sme jej poznávali kajícího člověka býti, tenť jest oblíbil ty věci, kteréž sú při nás, a přisvědčoval se chtě rád toho účasten býti. Ale když sme při nich nemohli naleznúti puovodu kněžstva, tak jakož svědčie v pravdě písma Apoštolská, ješto někteří z nich poznali, že sú vyvinuli z prvních předkuov svých a také to škodlivé při nich shledáno, že od lidí berú a poklady shromaždují a chudé opúštějí, ješto knězi křesťanskému jest to proti víře, aby jaké poklady choval, netoliko z statkuov lidských, ale by měl vlastnie své od svých rodičuov, mát ve almužny obrátiti a nikoli v nůzi chudých neopauštěti. Nebo podlé piesma Apoštolského víry by zapřel a lásky by se odsúdil. Pak ještě o potvrzení jich v úřad kněžský, toho sme hledali, kterak by nej- slušněji bylo, i v tom obmýšlejíce dobré věci netoliko před Bohem ale také přede všemi lidmi. Neb sme my věřili beze všeho pochybovánie, že jsú již posvěceni skrze pomazánie Ducha sv. a potvrzeni skrze biskupa svrchovaného. Však proto šlo to jedněm skrze druhé, jednoho z Římských a druhého, jakož sme jmenovali, z puovodu první církve. Neb jakož přišlo kněžstvo Římského svěcenie skrze Syl- vestra, jenž byl kněz prvnie církve a puovod učinil kněžstva světského, protož P. Buoh tak zpuosobil, aby přišlo takéž zase s nich na tyto, skrze jich kněžstva ode- vzdánie těmto.... Ačť tohoto času nás i ty věci, kteréž sú při nás, kněžie i lid mnohý v po- směch mají a porúhají se tomu a zlořeciece ohýždují, k trápenie a k pálenie nás se chystajíce, však vieme, že tak prvním bylo a skrze to P. Krysta následovali. Takéž i tohoto času při nás, což P. Buoh bude chtíti, toť se stane k užietku spa- senie života věčného těm, ješto pro spravedlnost trpie, jichž jest královstvie ne- beské. Protož svědkové sme toho mnozí, že tyto věci jsú z Boha při nás, i to po-
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104 Beilage F, G. tvrzenie rukú vzkládánie, kteréž se stalo jednomu v pravdě ode dvú a dvěma od jednoho, kterýž zuostává i podnes, v moci Boží skrze P. Krysta zpravuje se i jiné múdrostí Ducha sv..... Také jakož nás tiežie: odkud bychom kněžie měli? K tomu jest odpověď... Ale jakož chtěliby zvěděti od nás, od kohoť sú svěceni neb potvrzeni skrze rukú vzkládánie: o tom napřed dotkli sme, kterak sú jedni skrze druhé vzali potvrzenie, že ti knežie, kteří jednomyslni byli z prvních Římských s námi, i také z těch, ještoť sú z puovodu prvnie církve, tiť sú k tomu poslúžili s milosti, aby také někto neřekl, že sami se kněžími dělají. Protož sme se k tomu tak měli, abychom jimi nepohrdali, ale aby kněžstvie přeneseno bylo od niech k těmto, kteříž skutečně dokazují hodni býti úřadu toho skrze Kr. J. Ale mohlby někto tomu odepřieti a řka, že ti kněžie nebyli biskupové. K tomu odpovieme, že sme se již v tom rozpravo- vali puovodem kněžstva úřadno velikých v Římské církvi, ale první církve apo- štolské následovali sme. Neb jsú jistá písma v zákoně položená, že jest tehdy je- dno byl biskup a kněz, jakož sv. Pavel k Tymoteovi a k Tytovi píše.... G. Das Buch der Prager Magister (Vertheidigung des Glaubens gegen die Pikarden). In welcher Art und Weise er (Michael) jene Rotte begründet, und welche Ordnungen er dieselbe gelehrt, darüber berichtete er vor den Pra- ger Magistern also: „Als ich die Menschen erblickte, sowol diejenigen, die das gött- liche Blut aus dem Kelche trinken, als auch die, so das Sakrament unter einer Gestalt empfangen, wie beide dem Gesetze Gottes nicht nachleben (denn ihre Thaten sind von demselben weit entfernt, und sie sind des christlichen Lebens bar und wandeln nicht den engen Weg Christi): da begann ich darüber nachzudenken, wie ich mich von beiden trennen könnte. Ich betete zu Gott, der mich auch stärkte, und ich trat jenen einfaltigen Leuten bei aus dem gemeinen Volke, und redete ihnen zu, durch ihre Werke ihren Glauben zu bethätigen. Sie giengen darauf ein und wuchsen bald zu einer grossen Zahl heran. Dann unternahmen wir es, uns gänzlich von der Macht des päpstlichen Amtes zu trennen und so auch von seiner Priesterschaft, und aus unserer Mitte Priester zu be- stellen; ferner welche die Diener sein sollten, und wer unter ihnen die erste Stelle haben sollte in der Gewalt des Amtes. Und darum beteten wir zu Gott und fasteten, Gott möge uns zeigen, ob er es in jener Zeit haben wollte, und das nach dem Beispiel, wie die Apostel thaten, als sie den Zwölften wählten. Und es kam durch das Los, er wolle es. Und uns ward der Glaube : Gottes Wille sei es, dass es geschehe, und wir sagten uns gänzlich von den Priestern los, die von der Gewalt des päpstlichen Amtes stammen, im vollsten Glauben, es sei Gottes Wille nicht, dass wir von ihnen den Dienst empfangen. Da wählten wir aus unserer Mitte neun, damit aus diesen neun drei es würden, oder zwei, oder einer. Wenn aber Gott es noch nicht haben wolle, so solle es keiner werden. Und wir nahmen zwölf Zettel, und auf drei schrieben wir: „ist“, auf den übrigen allen stand geschrieben: „ist nicht“. Und wir mischten sie
104 Beilage F, G. tvrzenie rukú vzkládánie, kteréž se stalo jednomu v pravdě ode dvú a dvěma od jednoho, kterýž zuostává i podnes, v moci Boží skrze P. Krysta zpravuje se i jiné múdrostí Ducha sv..... Také jakož nás tiežie: odkud bychom kněžie měli? K tomu jest odpověď... Ale jakož chtěliby zvěděti od nás, od kohoť sú svěceni neb potvrzeni skrze rukú vzkládánie: o tom napřed dotkli sme, kterak sú jedni skrze druhé vzali potvrzenie, že ti knežie, kteří jednomyslni byli z prvních Římských s námi, i také z těch, ještoť sú z puovodu prvnie církve, tiť sú k tomu poslúžili s milosti, aby také někto neřekl, že sami se kněžími dělají. Protož sme se k tomu tak měli, abychom jimi nepohrdali, ale aby kněžstvie přeneseno bylo od niech k těmto, kteříž skutečně dokazují hodni býti úřadu toho skrze Kr. J. Ale mohlby někto tomu odepřieti a řka, že ti kněžie nebyli biskupové. K tomu odpovieme, že sme se již v tom rozpravo- vali puovodem kněžstva úřadno velikých v Římské církvi, ale první církve apo- štolské následovali sme. Neb jsú jistá písma v zákoně položená, že jest tehdy je- dno byl biskup a kněz, jakož sv. Pavel k Tymoteovi a k Tytovi píše.... G. Das Buch der Prager Magister (Vertheidigung des Glaubens gegen die Pikarden). In welcher Art und Weise er (Michael) jene Rotte begründet, und welche Ordnungen er dieselbe gelehrt, darüber berichtete er vor den Pra- ger Magistern also: „Als ich die Menschen erblickte, sowol diejenigen, die das gött- liche Blut aus dem Kelche trinken, als auch die, so das Sakrament unter einer Gestalt empfangen, wie beide dem Gesetze Gottes nicht nachleben (denn ihre Thaten sind von demselben weit entfernt, und sie sind des christlichen Lebens bar und wandeln nicht den engen Weg Christi): da begann ich darüber nachzudenken, wie ich mich von beiden trennen könnte. Ich betete zu Gott, der mich auch stärkte, und ich trat jenen einfaltigen Leuten bei aus dem gemeinen Volke, und redete ihnen zu, durch ihre Werke ihren Glauben zu bethätigen. Sie giengen darauf ein und wuchsen bald zu einer grossen Zahl heran. Dann unternahmen wir es, uns gänzlich von der Macht des päpstlichen Amtes zu trennen und so auch von seiner Priesterschaft, und aus unserer Mitte Priester zu be- stellen; ferner welche die Diener sein sollten, und wer unter ihnen die erste Stelle haben sollte in der Gewalt des Amtes. Und darum beteten wir zu Gott und fasteten, Gott möge uns zeigen, ob er es in jener Zeit haben wollte, und das nach dem Beispiel, wie die Apostel thaten, als sie den Zwölften wählten. Und es kam durch das Los, er wolle es. Und uns ward der Glaube : Gottes Wille sei es, dass es geschehe, und wir sagten uns gänzlich von den Priestern los, die von der Gewalt des päpstlichen Amtes stammen, im vollsten Glauben, es sei Gottes Wille nicht, dass wir von ihnen den Dienst empfangen. Da wählten wir aus unserer Mitte neun, damit aus diesen neun drei es würden, oder zwei, oder einer. Wenn aber Gott es noch nicht haben wolle, so solle es keiner werden. Und wir nahmen zwölf Zettel, und auf drei schrieben wir: „ist“, auf den übrigen allen stand geschrieben: „ist nicht“. Und wir mischten sie
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Beilage G. 105 unter einander, riefen einen Jüngling herbei, und geboten ihm, die Zettel unter die neun zu vertheilen. Und das Los fiel auf drei, wie wir Gott gebeten, und wir erkannten und fuhlten, Gott habe uns heimgesucht. Und es waren zugegen der Brüder mehr denn sechzig und diess alles haben wir mit dem grössten Vertrauen empfangen, mit Danksagung, und wir glaubten und zweifelten nicht, diese seien schon geweiht und auch im Priesteramte bestätigt durch Jesum Christum. Da wir aber Gutes im Sinne hatten nicht nur vor Gott, sondern auch vor der ganzen Welt, so weit wir nur könnten, so besprachen wir uns über ihre Bestätigung im Priester- amte. Und sie schickten mich zu einem Altesten der Waldenser: ich Michael gieng zu ihm. Und dieser dankte unter Thränen Gott, dass er noch vor seinem Tode von Menschen solcher Art zu hören bekomme, und er bestätigte mich als Bischof, indem er mir die Hand auflegte. Und ich kehrte zu den Brüdern zurück und einen von den obgemeldeten, Mat- thias, der ein gutes Zeugniss hatte von seinen Eltern und von den Leu- ten der Umgegend, er sei von Kindheit bis zu jener Zeit im guten Ge� wissen ohne Befleckung einer Todsünde bewahrt worden, diesen habe ich im Auftrag der ganzen Gemeinde durch Handauflegung zum Bischof bestätigt. Und da alle Gott lobten und er die Arbeit dieses Amtes über- nahm, da habe ich sofort beiderlei Priesterthum, das ich hatte, das rö- mische und das der Waldeuser niedergelegt und von ihm das Priester- thum neu empfangen, um andern an mir ein Beispiel zu geben. So auch andere, die von der Versammlung ein gutes Zeugniss hatten." Das ist die Priesterordnung der Pikarden, die Ordnung dieser Rotte, von der wir schon oben gehört, wie hoch sie dieselbe anschlagen und sagen, uns hielten sie für keine Priester, weil wir aus dieser Kirchen- ordnung nicht entsprungen wären. Aber Gott behüte uns solcher Ordnung, die vielmehr ein vorwitzig Wirrsal ist, voll Lug und Trug. Denn brave Menschen, wolverhalten und glaubwürdig, da sie gleich anfangs jene sich rühmen hörten, von einem Waldenser-Priester auf obgemeldete unordent- liche Art und Weise die Bestätigung erhalten zu haben, begaben sich zu dem Waldenser-Priester und sprachen darüber mit ihm sehr angelegent- lich. Und dieser betheuerte es hoch und sagte, er habe auf ihre instän- digen Bitten dem genannten Michael, da er kam, die Hände aufgelegt in der Art und in der Absicht, wie es bei der Busse geschehe, aber durchaus nicht zur Bestätigung eines Priesterthums oder einer Rotte. Seinen Widerspruch hielt jener Mensch, jener Waldenser-Priester, von dem die Pikarden ihre Bestätigung empfangen haben wollen, bis zu sei- nem Tode aufrecht. Ferner merke, wie wirr die Pikarden reden und han- deln, wenn sie sagen, dass sie von den Waldensern die Bestätigung ihrer Priesterschaft empfangen haben. Aber sicher ist es, dass die Waldenser von den römischen Priestern geweiht und bestätigt sind, und diese römi- schen Priester haben die Pikarden ganz und gar verworfen... Und so müsste es denn sein, dass sie die Bestätigung von denjenigen empfangen hätten, die keine Priester sind, deren Amt todt ist, des inneren Lebens bar und ledig... Und da es sich so verhält, wie sollten die Pikarden eine Priesterschaft haben, wenn sie behaupten, ihre Priesterschaft stamme von den Waldensern ab?...
Beilage G. 105 unter einander, riefen einen Jüngling herbei, und geboten ihm, die Zettel unter die neun zu vertheilen. Und das Los fiel auf drei, wie wir Gott gebeten, und wir erkannten und fuhlten, Gott habe uns heimgesucht. Und es waren zugegen der Brüder mehr denn sechzig und diess alles haben wir mit dem grössten Vertrauen empfangen, mit Danksagung, und wir glaubten und zweifelten nicht, diese seien schon geweiht und auch im Priesteramte bestätigt durch Jesum Christum. Da wir aber Gutes im Sinne hatten nicht nur vor Gott, sondern auch vor der ganzen Welt, so weit wir nur könnten, so besprachen wir uns über ihre Bestätigung im Priester- amte. Und sie schickten mich zu einem Altesten der Waldenser: ich Michael gieng zu ihm. Und dieser dankte unter Thränen Gott, dass er noch vor seinem Tode von Menschen solcher Art zu hören bekomme, und er bestätigte mich als Bischof, indem er mir die Hand auflegte. Und ich kehrte zu den Brüdern zurück und einen von den obgemeldeten, Mat- thias, der ein gutes Zeugniss hatte von seinen Eltern und von den Leu- ten der Umgegend, er sei von Kindheit bis zu jener Zeit im guten Ge� wissen ohne Befleckung einer Todsünde bewahrt worden, diesen habe ich im Auftrag der ganzen Gemeinde durch Handauflegung zum Bischof bestätigt. Und da alle Gott lobten und er die Arbeit dieses Amtes über- nahm, da habe ich sofort beiderlei Priesterthum, das ich hatte, das rö- mische und das der Waldeuser niedergelegt und von ihm das Priester- thum neu empfangen, um andern an mir ein Beispiel zu geben. So auch andere, die von der Versammlung ein gutes Zeugniss hatten." Das ist die Priesterordnung der Pikarden, die Ordnung dieser Rotte, von der wir schon oben gehört, wie hoch sie dieselbe anschlagen und sagen, uns hielten sie für keine Priester, weil wir aus dieser Kirchen- ordnung nicht entsprungen wären. Aber Gott behüte uns solcher Ordnung, die vielmehr ein vorwitzig Wirrsal ist, voll Lug und Trug. Denn brave Menschen, wolverhalten und glaubwürdig, da sie gleich anfangs jene sich rühmen hörten, von einem Waldenser-Priester auf obgemeldete unordent- liche Art und Weise die Bestätigung erhalten zu haben, begaben sich zu dem Waldenser-Priester und sprachen darüber mit ihm sehr angelegent- lich. Und dieser betheuerte es hoch und sagte, er habe auf ihre instän- digen Bitten dem genannten Michael, da er kam, die Hände aufgelegt in der Art und in der Absicht, wie es bei der Busse geschehe, aber durchaus nicht zur Bestätigung eines Priesterthums oder einer Rotte. Seinen Widerspruch hielt jener Mensch, jener Waldenser-Priester, von dem die Pikarden ihre Bestätigung empfangen haben wollen, bis zu sei- nem Tode aufrecht. Ferner merke, wie wirr die Pikarden reden und han- deln, wenn sie sagen, dass sie von den Waldensern die Bestätigung ihrer Priesterschaft empfangen haben. Aber sicher ist es, dass die Waldenser von den römischen Priestern geweiht und bestätigt sind, und diese römi- schen Priester haben die Pikarden ganz und gar verworfen... Und so müsste es denn sein, dass sie die Bestätigung von denjenigen empfangen hätten, die keine Priester sind, deren Amt todt ist, des inneren Lebens bar und ledig... Und da es sich so verhält, wie sollten die Pikarden eine Priesterschaft haben, wenn sie behaupten, ihre Priesterschaft stamme von den Waldensern ab?...
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106 Beilage G, H. Dass aber die Waldenser, von denen die Pikarden reden, aus rö- mischer Weihe stammen, damit darüber niemand Zweifel hege, so wollen wir berichten, wann und wie es geschah, eine Sache, die feststeht, von den Waldensern selbst berichtet und von denjenigen, die dabei waren, zum künftigen Andenken aufgezeichnet wurde. Als man zählte nach Christi Geburt um das 1430. Jahr, da in je- ner Zeit überall in verschiedenen Gegenden grosse und bedeutende Ver- folgungen über die Waldenser gekommen waren, so dass ihrer viele und besonders die Altesten und Priester zu Grunde gegangen waren, damals nahmen diejenigen, die übrig geblieben, ohne Priester zu haben, ihre Zuflucht zu einem gewissen Bischof Nikolaus, einem Priester römischer Weihe, und zwar im J. 1433 unter der Regierung K. Sigismunds, und baten ihn inständigst, ihnen Priester zu weihen: und er willigte ein. Da schickten sie zu ihm zwei, einen gewissen Friedrich den Deutschen und Johann den Welschen, und diese weihte derselbe Priester-Bischof zu Prag, im Slavenkloster, am Feste des heiligen Kreuzes, im Herbste des gemeldeten Jahres. Dann wurden die gemeldeten zwei Priester zu Bi� schöfen ihrer Gemeinschaft gewählt. Und im J. 1434 wurden sie nach Basel gesendet und dort im Sommer angekommen zu Bischofen geweiht und bestätigt wiederum von einem Priester-Bischof römischer Ordnung, da in jener Stadt die Versammlung aller Priesterschaft tagte... H. Apologia (1503). ... Das Losen geschah durch denjenigen, welcher die Lose ver- theilte, ohne zu wissen, wie sie die einzelnen treffen sollten. Und zur Vermehrung des Vertrauens hatte Gott durch ein Gesicht einem Bruder die Personen gezeigt, die dazu bestimmt waren. Und als das Los auf drei gefallen war, so bekräftigte er es durch sein Zeugniss. Hernach um die drei Gewählten zu Priestern zu ordiniren — über ihre Ordination und Bestätigung wurde Rath gehalten. Aus den Schriften des neuen Bun� des hatten sie die Lehre geschöpft, in der ersten Kirche hätten Priester und Bischof dieselbe Macht besessen, und zwei Grade hätten genügt, das Priesterthum und der Diakonat. Aber später, als Streitigkeiten entstan- den und geschlichtet werden mussten, und um die Eintracht herzustellen und zu bewahren, wurden einige Priester zu Altesten gewählt, denen nach Christi Einrichtung nicht mehr zustand als den einfachen Priestern, nach den menschlichen Satzungen dagegen mehr, nämlich die Ordination und das Regiment. Und uberdies, wenn der Drang der Noth die Treuen befällt, welcher nicht allein die menschlichen Gesetze bricht, sondern auch einige der göttlichen, in diesem Falle kann ein einfacher Priester, der das Priesterthum besitzt, das, was er besitzt, den anderen in der Noth geben. Ein Beispiel — der Sabbath, der im Tempel entheiligt wurde durch Bereitung der Opfer, von den Makkabäern durch den Kampf... Aber eine dringende Noth war es, die die Brüder dazu trieb, auf Grund
106 Beilage G, H. Dass aber die Waldenser, von denen die Pikarden reden, aus rö- mischer Weihe stammen, damit darüber niemand Zweifel hege, so wollen wir berichten, wann und wie es geschah, eine Sache, die feststeht, von den Waldensern selbst berichtet und von denjenigen, die dabei waren, zum künftigen Andenken aufgezeichnet wurde. Als man zählte nach Christi Geburt um das 1430. Jahr, da in je- ner Zeit überall in verschiedenen Gegenden grosse und bedeutende Ver- folgungen über die Waldenser gekommen waren, so dass ihrer viele und besonders die Altesten und Priester zu Grunde gegangen waren, damals nahmen diejenigen, die übrig geblieben, ohne Priester zu haben, ihre Zuflucht zu einem gewissen Bischof Nikolaus, einem Priester römischer Weihe, und zwar im J. 1433 unter der Regierung K. Sigismunds, und baten ihn inständigst, ihnen Priester zu weihen: und er willigte ein. Da schickten sie zu ihm zwei, einen gewissen Friedrich den Deutschen und Johann den Welschen, und diese weihte derselbe Priester-Bischof zu Prag, im Slavenkloster, am Feste des heiligen Kreuzes, im Herbste des gemeldeten Jahres. Dann wurden die gemeldeten zwei Priester zu Bi� schöfen ihrer Gemeinschaft gewählt. Und im J. 1434 wurden sie nach Basel gesendet und dort im Sommer angekommen zu Bischofen geweiht und bestätigt wiederum von einem Priester-Bischof römischer Ordnung, da in jener Stadt die Versammlung aller Priesterschaft tagte... H. Apologia (1503). ... Das Losen geschah durch denjenigen, welcher die Lose ver- theilte, ohne zu wissen, wie sie die einzelnen treffen sollten. Und zur Vermehrung des Vertrauens hatte Gott durch ein Gesicht einem Bruder die Personen gezeigt, die dazu bestimmt waren. Und als das Los auf drei gefallen war, so bekräftigte er es durch sein Zeugniss. Hernach um die drei Gewählten zu Priestern zu ordiniren — über ihre Ordination und Bestätigung wurde Rath gehalten. Aus den Schriften des neuen Bun� des hatten sie die Lehre geschöpft, in der ersten Kirche hätten Priester und Bischof dieselbe Macht besessen, und zwei Grade hätten genügt, das Priesterthum und der Diakonat. Aber später, als Streitigkeiten entstan- den und geschlichtet werden mussten, und um die Eintracht herzustellen und zu bewahren, wurden einige Priester zu Altesten gewählt, denen nach Christi Einrichtung nicht mehr zustand als den einfachen Priestern, nach den menschlichen Satzungen dagegen mehr, nämlich die Ordination und das Regiment. Und uberdies, wenn der Drang der Noth die Treuen befällt, welcher nicht allein die menschlichen Gesetze bricht, sondern auch einige der göttlichen, in diesem Falle kann ein einfacher Priester, der das Priesterthum besitzt, das, was er besitzt, den anderen in der Noth geben. Ein Beispiel — der Sabbath, der im Tempel entheiligt wurde durch Bereitung der Opfer, von den Makkabäern durch den Kampf... Aber eine dringende Noth war es, die die Brüder dazu trieb, auf Grund
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Beilage H. 107 dessen, was eben bemerkt worden. Den Ursprung konnten sie jedoch nicht suchen, weder bei den Römern noch bei den Griechen, ihres Ge- wissens halber, da sie von ihnen, so lange sie an der Sünde beharrten, nicht glauben konnten, sie wären Christi und aus Christo und von der h. Kirche ... Und bei den Böhmen war nichts zu holen, auch hätten sie, zu ihren Schaden, nicht die Absicht gehabt, es zu geben, und die Brüder hätten es mit gutem Gewissen nicht verlangen können. Da aber Gott aus seiner Gnade einigen Priestern römischer Weihe, an die sich die Brüder hielten, dieselbe Gesinnung ertheilt hatte, und die Kenntuiss und Befol- gung der Wahrheit, darum aus derselben dringenden Noth, wesswegen jene drei gewählt worden waren, um als Priester bestellt zu werden, ist einträchtig aus der Mitte der Priester Michael, Pfarrer von Senftenberg, gewählt worden zum Altesten und zum Bischof. Und da sie ungern die menschliche Ordnung verworfen hätten und da sie gehört hatten, dass die Waldenser (obgleich sie einige Gebrechen an sich hatten, welche die Brüder später näher kennen lernten) in ihrer Art der ersten Kirche zu- nächst kämen, und dass sie den Ursprung von den Aposteln hätten und denselben auch bewahrten: desswegen wurde der genannte zum Bischof gewählte Priester zu dem Bischof oder ältesten Priester der Waldenser geschickt und hat ihm aufrichtig die Gesinnung und Bitte der Brüder eröffnet. Dieser hörte es und pries Gott mit Dank dafür, was er gethan. Und er erfüllte der Brüder Bitte gern und mit Wolgefallen und leistete den Dienst durch Gebete und Handauflegung, segnend nach ihren Ord- nungen. Und da bei ihnen [wie einige von uns es gesehen, die bei ihrer Priesterordination zugegen waren1)] beides zugleich ertheilt wird, das Priesterthum und das Bisthum und nur was die Ausübung betrifft, wenn die Noth nicht drängt, dieselbe niemanden zusteht, ausser er sei an er- ster Stelle oder dazu befohlen: desswegen war jener Priester bei ihnen Priester und Bischof zugleich. Und da die Magister einwenden, sie 2) empfiengen ihre Weihe von den Römern, so sei hier bemerkt: Sie sind stets Priester gewesen. Auch verwarfen wir kein Priesterthum ausser ei- ner Irrlehre wegen, und wer gereinigt wird und Busse thut, den halten wir für einen Priester. Und jener genannte Priester hat nach seiner Rück- kehr mit Willen der ganzen Gemeinde, niit seinem Willen und mit Willen des erwähnten Bischofs, jene drei bestätigt, nicht nur im Priesterthum, sondern auch im Bisthum. Und mit Willen aller hat unter ihnen Michael damals den bischöflichen Vorrang inne gehabt. Aber nach einiger Zeit übertrug er aus gewissen Gründen mit Einwilligung aller den Vorrang in der Arbeit einem andern, der die Arbeit seines Amtes übernahm. Und nach einiger Zeit wurde aus triftigen Gründen dem Priester Michael die Arbeit im Priesteramte eingestellt, später aber durch den Altesten, den er bestätigt hatte, wieder bewilligt... 1) Lukas selbst in Italien? 2) Die Waldenser.
Beilage H. 107 dessen, was eben bemerkt worden. Den Ursprung konnten sie jedoch nicht suchen, weder bei den Römern noch bei den Griechen, ihres Ge- wissens halber, da sie von ihnen, so lange sie an der Sünde beharrten, nicht glauben konnten, sie wären Christi und aus Christo und von der h. Kirche ... Und bei den Böhmen war nichts zu holen, auch hätten sie, zu ihren Schaden, nicht die Absicht gehabt, es zu geben, und die Brüder hätten es mit gutem Gewissen nicht verlangen können. Da aber Gott aus seiner Gnade einigen Priestern römischer Weihe, an die sich die Brüder hielten, dieselbe Gesinnung ertheilt hatte, und die Kenntuiss und Befol- gung der Wahrheit, darum aus derselben dringenden Noth, wesswegen jene drei gewählt worden waren, um als Priester bestellt zu werden, ist einträchtig aus der Mitte der Priester Michael, Pfarrer von Senftenberg, gewählt worden zum Altesten und zum Bischof. Und da sie ungern die menschliche Ordnung verworfen hätten und da sie gehört hatten, dass die Waldenser (obgleich sie einige Gebrechen an sich hatten, welche die Brüder später näher kennen lernten) in ihrer Art der ersten Kirche zu- nächst kämen, und dass sie den Ursprung von den Aposteln hätten und denselben auch bewahrten: desswegen wurde der genannte zum Bischof gewählte Priester zu dem Bischof oder ältesten Priester der Waldenser geschickt und hat ihm aufrichtig die Gesinnung und Bitte der Brüder eröffnet. Dieser hörte es und pries Gott mit Dank dafür, was er gethan. Und er erfüllte der Brüder Bitte gern und mit Wolgefallen und leistete den Dienst durch Gebete und Handauflegung, segnend nach ihren Ord- nungen. Und da bei ihnen [wie einige von uns es gesehen, die bei ihrer Priesterordination zugegen waren1)] beides zugleich ertheilt wird, das Priesterthum und das Bisthum und nur was die Ausübung betrifft, wenn die Noth nicht drängt, dieselbe niemanden zusteht, ausser er sei an er- ster Stelle oder dazu befohlen: desswegen war jener Priester bei ihnen Priester und Bischof zugleich. Und da die Magister einwenden, sie 2) empfiengen ihre Weihe von den Römern, so sei hier bemerkt: Sie sind stets Priester gewesen. Auch verwarfen wir kein Priesterthum ausser ei- ner Irrlehre wegen, und wer gereinigt wird und Busse thut, den halten wir für einen Priester. Und jener genannte Priester hat nach seiner Rück- kehr mit Willen der ganzen Gemeinde, niit seinem Willen und mit Willen des erwähnten Bischofs, jene drei bestätigt, nicht nur im Priesterthum, sondern auch im Bisthum. Und mit Willen aller hat unter ihnen Michael damals den bischöflichen Vorrang inne gehabt. Aber nach einiger Zeit übertrug er aus gewissen Gründen mit Einwilligung aller den Vorrang in der Arbeit einem andern, der die Arbeit seines Amtes übernahm. Und nach einiger Zeit wurde aus triftigen Gründen dem Priester Michael die Arbeit im Priesteramte eingestellt, später aber durch den Altesten, den er bestätigt hatte, wieder bewilligt... 1) Lukas selbst in Italien? 2) Die Waldenser.
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108 Beilage H, I. H. Apologia (1503). Losy pak pustili skrze toho, jenž povolán jsa rozdával neznaje, co na koho má přijíti. A k větší dověrnosti P. Bůh byl jednomu bratru u vidění oznámil osoby, kteréž k tomu měli býti. A když los padl na tři, vydal tomu svědectví. Potom aby pak ti tři vyvolení řízeni byli k kněžství, o jich řízení a potvrzení se radili. A že sou naučení písma svědectví nového slyšeli, že za první církve kněz a biskup jednostajné moci a že ta dva stupně v církvi dostatečna byla, kněžský a jáhenský, než potom pro mnohé roztržky a zprávy, a pro uvedení a zachování jednoty, kněží někteří za starší voleni byli, jenž podlé ustanovení Krystova nic neměli nad kněží prosté, než podle ustanovení lidského měli více totiž řízení a správu, a ještě když nuzná potřeba najde věrné, kteráž zákony netolik lidské ale některé i Božské lá- me, tehdy beze všeho pochybování můž kněz prostý, kněžství maje, to což má, v nouzi jinému dáti. Příklad o sobotě, již v chrámě rušili oběti strojíc, Machabejští bojujíc.... Ale nuzná potřeba přítomná bratří vedla k tomu, důvod z řečí svrchu položených, o to nemohli nikam k žádnému původu, ani k Římskému ani k Ře- ckému, zření míti pro svědomí, poněvadž dověrnosti o nich míti nemohli, by doniž v té nepravosti sou, byli Krystovi a z Krysta J. a z církve svaté.... A k Českým nebylo proč, poněvadž nebyli dokonáni. A aniž oni proti sobě úmysl měliby dáti, ani bratří by mohli s dobrým svědomím žádati. A že P. Bůh z milosti své dal ně- kterým kněžím Římského svěcení týž úmysl a známost pravdy i následování, k nimž se bratří přivinuli, protož z té nutné potřeby, pro niž tři ti voleni, aby ustaveni byli za kněží, z jednomyslnosti z jiných kněží zvolen jest kněz Michal, farář Žam- berský, za staršího a za biskupa, a žeby neradi byli řádem lidským pohrdli.... a že zaslechli, že ač u Valdenských někteří nedostatkové sou, kteréž i potom lépe poznali, však žeby nejbližší spůsob měli první církve, a žeby původ svůj měli od apoštolův a v tom se ostříhali: protož svrchu jmenovaný kněz volený za biskupa poslán na potvrzení k biskupu neb knězi staršímu Valdenskému a sprostně vypravil jemu úmysl i žádost bratrskou, kterýž slyše to chválil Boha z toho, co P. Bůh učinil, s vděčností. A k žádosti bratrské i s milostí a s oblibením tomu povoliv skrze modlitby a rukou vzkládání s požehnáním podlé řádův jich posloužil. A že u nich (jakož někteří z našich jich řízení kněžskému jsouc přítomni viděli) že vše se spolu dává i kněžství i biskupství, toliko v požívání, když nouze přitomná není, aby žá- dný leč na prvním místě neb podlé poručení nepožíval: protož tento kněz u nich i kněz i biskup byl. Pak jakož mistři vedou, žeby se posvěcovali od Římských, stůj to: Vždy kněžími byli, a že my kněžství nezamítáme žádného, leč pro bludy, pročež očištěný když jest a pokání činící, držíme, že knězem jest. A kněz napřed psaný, vrátiv se, s volí všeho zboru i s svou i s dřív řečeného biskupa volí po- tvrdil těch tří netolik na kněžství ale i na biskupství. Mezi nimiž tehdy z vůle všech dřív psaný kněz Michal prvotnost biskupství držal, než pak v prodleném čase z příčin některých své prvotnosti práce s povolením všech svalil na jednoho z nich, aby práci ouřadu jeho vedl. A v prodlení času opět z některých příčin ho- dných nadepsanému knězi zastavena služba ouřadu kněžského a potom skrze star- šílo, jím potvrzeného, dopuštěna zase.... I. Lukas': Von der Erneuerung der h. Kirche (1510). (Denn) so sollte es sein, der Anfang und Ursprung der Priester- schaft sollte Gottes Willen entstammen... Und Gott zeigte, er wolle es und es sei sein Wille, da sie ein Los gemacht hatten, nämlich Zettel, und auf drei geschrieben „ist“; die übrigen aber waren leer. Und zum Losen stellten sie neun Personen, mischten die Zettel unter einander und beriefen einen Jüngling, welcher
108 Beilage H, I. H. Apologia (1503). Losy pak pustili skrze toho, jenž povolán jsa rozdával neznaje, co na koho má přijíti. A k větší dověrnosti P. Bůh byl jednomu bratru u vidění oznámil osoby, kteréž k tomu měli býti. A když los padl na tři, vydal tomu svědectví. Potom aby pak ti tři vyvolení řízeni byli k kněžství, o jich řízení a potvrzení se radili. A že sou naučení písma svědectví nového slyšeli, že za první církve kněz a biskup jednostajné moci a že ta dva stupně v církvi dostatečna byla, kněžský a jáhenský, než potom pro mnohé roztržky a zprávy, a pro uvedení a zachování jednoty, kněží někteří za starší voleni byli, jenž podlé ustanovení Krystova nic neměli nad kněží prosté, než podle ustanovení lidského měli více totiž řízení a správu, a ještě když nuzná potřeba najde věrné, kteráž zákony netolik lidské ale některé i Božské lá- me, tehdy beze všeho pochybování můž kněz prostý, kněžství maje, to což má, v nouzi jinému dáti. Příklad o sobotě, již v chrámě rušili oběti strojíc, Machabejští bojujíc.... Ale nuzná potřeba přítomná bratří vedla k tomu, důvod z řečí svrchu položených, o to nemohli nikam k žádnému původu, ani k Římskému ani k Ře- ckému, zření míti pro svědomí, poněvadž dověrnosti o nich míti nemohli, by doniž v té nepravosti sou, byli Krystovi a z Krysta J. a z církve svaté.... A k Českým nebylo proč, poněvadž nebyli dokonáni. A aniž oni proti sobě úmysl měliby dáti, ani bratří by mohli s dobrým svědomím žádati. A že P. Bůh z milosti své dal ně- kterým kněžím Římského svěcení týž úmysl a známost pravdy i následování, k nimž se bratří přivinuli, protož z té nutné potřeby, pro niž tři ti voleni, aby ustaveni byli za kněží, z jednomyslnosti z jiných kněží zvolen jest kněz Michal, farář Žam- berský, za staršího a za biskupa, a žeby neradi byli řádem lidským pohrdli.... a že zaslechli, že ač u Valdenských někteří nedostatkové sou, kteréž i potom lépe poznali, však žeby nejbližší spůsob měli první církve, a žeby původ svůj měli od apoštolův a v tom se ostříhali: protož svrchu jmenovaný kněz volený za biskupa poslán na potvrzení k biskupu neb knězi staršímu Valdenskému a sprostně vypravil jemu úmysl i žádost bratrskou, kterýž slyše to chválil Boha z toho, co P. Bůh učinil, s vděčností. A k žádosti bratrské i s milostí a s oblibením tomu povoliv skrze modlitby a rukou vzkládání s požehnáním podlé řádův jich posloužil. A že u nich (jakož někteří z našich jich řízení kněžskému jsouc přítomni viděli) že vše se spolu dává i kněžství i biskupství, toliko v požívání, když nouze přitomná není, aby žá- dný leč na prvním místě neb podlé poručení nepožíval: protož tento kněz u nich i kněz i biskup byl. Pak jakož mistři vedou, žeby se posvěcovali od Římských, stůj to: Vždy kněžími byli, a že my kněžství nezamítáme žádného, leč pro bludy, pročež očištěný když jest a pokání činící, držíme, že knězem jest. A kněz napřed psaný, vrátiv se, s volí všeho zboru i s svou i s dřív řečeného biskupa volí po- tvrdil těch tří netolik na kněžství ale i na biskupství. Mezi nimiž tehdy z vůle všech dřív psaný kněz Michal prvotnost biskupství držal, než pak v prodleném čase z příčin některých své prvotnosti práce s povolením všech svalil na jednoho z nich, aby práci ouřadu jeho vedl. A v prodlení času opět z některých příčin ho- dných nadepsanému knězi zastavena služba ouřadu kněžského a potom skrze star- šílo, jím potvrzeného, dopuštěna zase.... I. Lukas': Von der Erneuerung der h. Kirche (1510). (Denn) so sollte es sein, der Anfang und Ursprung der Priester- schaft sollte Gottes Willen entstammen... Und Gott zeigte, er wolle es und es sei sein Wille, da sie ein Los gemacht hatten, nämlich Zettel, und auf drei geschrieben „ist“; die übrigen aber waren leer. Und zum Losen stellten sie neun Personen, mischten die Zettel unter einander und beriefen einen Jüngling, welcher
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Beilage I. 109 ohne zu wissen, was es gab, ohne Falsch, welche Zettel ihm in die Hand kamen, denen vertheilte, unter denen gelost wurde. Und nachdem er die Lose vertheilt hatte, trat jeder zu den Altesten und übergab seinen Zettel. Und es hatten drei Personen die beschriebenen Zettel erhalten, auf de- nen stand „ist“, d. h. es ist der Wille Gottes. Und während gelost wurde, beteten die anderen mit Eifer und vom Herzen in ihrer Noth und riefen zu Gott um ihr Heil. Nachdem aber Gott gezeigt hatte, er wolle es ha- ben, so liessen sie die Gewählten vortreten. Und derjenige Bruder, wel- cher, bevor es geschehen, ein Gesicht gehabt hatte, bezeugte, dieses seien die Personen. Da verkündeten sie allen die frohe Nachricht, Gott habe sie erhört. Und sie riefen jeden einzeln herbei, befragten ihn um seinen Willen und baten, er möge die Last der Arbeit übernehmen; und Gott gab ihnen ein aufrichtig Herz, so dass sie aus Gehorsam einwilligten und zu ihrem und ihrer Nächsten Heile die Arbeit übernehmen. Auch tröstete man sie, Gott werde ihnen die nöthigen Gaben ertheilen und sie nicht verlassen. Nach dieser Ordination tragen sie Sorge um ihre Bestätigung im Priesterthum und Bisthum, denn in der ersten Kirche war und hiess es dasselbe. Und obwol sie vollen Glauben hatten, ihre Wahl und die innere Weihe zu diesem Amte sei ihnen von Gott gekommen: so suchten sie es doch, da sie nicht allein vor Gott, sondern soweit möglich auch vor der Welt es bewahren wollten, durch eine äussere Ordnung, nämlich: durch einen Priester — Altesten, dazu gewählt und bestätigt, auf dass er jene Personen bestelle und bestätige, ihnen die Arbeit übertrage, derer Amtsführung sie unterthan wären. Und dazu wählten sie den Priester Michael, den Pfarrer von Senftenberg, damit er im Ursprung den Vorrang hätte zu ihrer Bestätigung. Zwar konnte derselbe Priester sie sofort be- stätigen und durfte es dem Gesetze Gottes nach thun, so dass sie durch einen blossen und allerdings dazu gewählten Priester bestätigt werden konnten. Da sie aber, so weit es ihnen möglich war, keine menschliche Einrichtung verwerfen wollten, wenn sie es nur in Wahrheit erlangen und haben könnten; und da sie gehört hatten, die Waldenser hätten vom Ursprung der ersten Kirche eine Ordnung, in der das Priesterthum und das Bisthum neben einander lief, so schickten sie den oben gemeldeten zum Seniorat gewählten Priester zu einem Altesten derselben und zwar ihn selbandern, der auch kam und ihm alles eröffnete, was unter den Brüdern geschehen war, und warum er von diesen geschickt sei. Und er hörte es, billigte es mit Freuden, dankte Gott dafür und war willig und bestätigte ihn jenem Wunsche und jener Bitte gemäss. Und sie kehrten zurück und meldeten es. Und daraus erwuchs ihnen Vertrauen, da Gott dem Waldenser-Bischof das Herz dazu gegeben, dass er gern einwilligte und es that. Desswegen wurden die oben gemeldeten Personen unter Gebeten und Fasten durch Handauflegung und Übertragung der priesterlichen und bischöflichen Amtsgewalt bestätigt und so geboren zum Dienste in Gemässheit des Gesetzes Gottes und der ersten heiligen Kirche. Und einer der ersten Senioren, der da meinte, es sollte ihm seines Priester- thums römischer Weihe wegen etwas mehr zum Theil werden, als jenen einfachen und gemeinen, beneidete sie um das Priesterthum und den
Beilage I. 109 ohne zu wissen, was es gab, ohne Falsch, welche Zettel ihm in die Hand kamen, denen vertheilte, unter denen gelost wurde. Und nachdem er die Lose vertheilt hatte, trat jeder zu den Altesten und übergab seinen Zettel. Und es hatten drei Personen die beschriebenen Zettel erhalten, auf de- nen stand „ist“, d. h. es ist der Wille Gottes. Und während gelost wurde, beteten die anderen mit Eifer und vom Herzen in ihrer Noth und riefen zu Gott um ihr Heil. Nachdem aber Gott gezeigt hatte, er wolle es ha- ben, so liessen sie die Gewählten vortreten. Und derjenige Bruder, wel- cher, bevor es geschehen, ein Gesicht gehabt hatte, bezeugte, dieses seien die Personen. Da verkündeten sie allen die frohe Nachricht, Gott habe sie erhört. Und sie riefen jeden einzeln herbei, befragten ihn um seinen Willen und baten, er möge die Last der Arbeit übernehmen; und Gott gab ihnen ein aufrichtig Herz, so dass sie aus Gehorsam einwilligten und zu ihrem und ihrer Nächsten Heile die Arbeit übernehmen. Auch tröstete man sie, Gott werde ihnen die nöthigen Gaben ertheilen und sie nicht verlassen. Nach dieser Ordination tragen sie Sorge um ihre Bestätigung im Priesterthum und Bisthum, denn in der ersten Kirche war und hiess es dasselbe. Und obwol sie vollen Glauben hatten, ihre Wahl und die innere Weihe zu diesem Amte sei ihnen von Gott gekommen: so suchten sie es doch, da sie nicht allein vor Gott, sondern soweit möglich auch vor der Welt es bewahren wollten, durch eine äussere Ordnung, nämlich: durch einen Priester — Altesten, dazu gewählt und bestätigt, auf dass er jene Personen bestelle und bestätige, ihnen die Arbeit übertrage, derer Amtsführung sie unterthan wären. Und dazu wählten sie den Priester Michael, den Pfarrer von Senftenberg, damit er im Ursprung den Vorrang hätte zu ihrer Bestätigung. Zwar konnte derselbe Priester sie sofort be- stätigen und durfte es dem Gesetze Gottes nach thun, so dass sie durch einen blossen und allerdings dazu gewählten Priester bestätigt werden konnten. Da sie aber, so weit es ihnen möglich war, keine menschliche Einrichtung verwerfen wollten, wenn sie es nur in Wahrheit erlangen und haben könnten; und da sie gehört hatten, die Waldenser hätten vom Ursprung der ersten Kirche eine Ordnung, in der das Priesterthum und das Bisthum neben einander lief, so schickten sie den oben gemeldeten zum Seniorat gewählten Priester zu einem Altesten derselben und zwar ihn selbandern, der auch kam und ihm alles eröffnete, was unter den Brüdern geschehen war, und warum er von diesen geschickt sei. Und er hörte es, billigte es mit Freuden, dankte Gott dafür und war willig und bestätigte ihn jenem Wunsche und jener Bitte gemäss. Und sie kehrten zurück und meldeten es. Und daraus erwuchs ihnen Vertrauen, da Gott dem Waldenser-Bischof das Herz dazu gegeben, dass er gern einwilligte und es that. Desswegen wurden die oben gemeldeten Personen unter Gebeten und Fasten durch Handauflegung und Übertragung der priesterlichen und bischöflichen Amtsgewalt bestätigt und so geboren zum Dienste in Gemässheit des Gesetzes Gottes und der ersten heiligen Kirche. Und einer der ersten Senioren, der da meinte, es sollte ihm seines Priester- thums römischer Weihe wegen etwas mehr zum Theil werden, als jenen einfachen und gemeinen, beneidete sie um das Priesterthum und den
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110 Beilage I. Bruder Michael um den Vorrang und gieng hinweg mit Murren. Die anderen aber alle freuten sich und lobten Gott und sangen Lob Gott in der Höhe und den Menschen, die guten Willens sind. Und da ward ver- fasst das Lied: „Freuen wir uns alle.“ Und aus gerechten und billigen Ursachen bestellten sie eine Rangordnung durch Wahl, wer den Vorrang unter den Priestern geniessen sollte. Und dieses war das Los: Stehen alle auf, so ist es der Priester Michael, bleiben sie aber sitzen, so ist Matthias dazu gewählt. Und es geschah, dass alle aufstanden. Und her- nach aus gerechten und billigen Ursachen und da es nöthig war, legte der Priester Michael den Genuss des Vorranges nieder und übertrug es Matthias, der dazu berufen war. Und er selbst ward unterthan in der Ordnung des Ranges. Und seiner Gebrechen wegen wurde ihm der Dienst eingestellt. Als er aber Busse that, wurde er wieder durch die oben- gemeldete Person zugelassen. I. Br. Lukáše: O obnovení Církve. (Neb) tak slušelo, aby původ a počátek kněžství bylo z samé vuole Boží. I ukázal pán Bůh to, že chtěl a vuole jeho byla, když los učinivše z listkův a na třech napsali „jest“ a na jiných na všech nic nebylo. A postavili k losu to- mu vyvolivše osob devět a smísivše ty listky spolu, povolali mládence, aby nevěda nic, co komu dáti, i sprostně, kterýž mu se z listkův nahodí, rozdával v losu sto- jícím; a když rozdal, každý potom přistupuje k starším navracoval lístek. I přišli všickni listkové psaní na tři osoby, na nichž bylo „jest“ t. vuole Boží. A toho času obětování losu modlili se horlivě a srdnatě z nouze i z potřeby své k Pánu Bohu, pro své spasení volajíce. A když Pán Bůh ukázal, že chce tomu, tehdy kázali vy- stoupiti těm osobám. A ten bratr, kterýž prvé vidění viděl, než se to stalo, o tom, svědectví vydal, že ty osoby jsou: i oznámili tu všem radostnou věc, že je Pán Bůh uslyšel. A povolávajíce ptali se na vůli každého, žádajíce, aby to břímě práce vzal na se; i dal jim Pán Bůh k tomu srdce upřímné, aby z poslušenství povolili k tomu, a aby pro své i bližních spasení vzali tu práci na sebe, kteréž sou i tě- šili, že Pán Bůh přidá k tomu potřeb i neopustí. Po tomto řízení starali se o potvrzení jich na kněžství i na biskupství. Neb to za první církve bylo a sloulo jedno. A ač věřili úplně, že jich vyvolení i po- svěcení vnitřní z Boha jest k tomu ouřadu, avšak opatrujíce netoliko před Bohem, ale, pokudž nejdál možné, i před lidmi, hledali toho skrze zevnitřní řád, aby skrze kněze Staršího, na to zvoleného i potvrzeného, ustavili i potvrdili ty osoby, a práci svěřili a jim poddáni byli, zprávě jich. I vyvolili k tomu kněze Michala, faráře Žamberského, aby on v puovodu v prvotnosti byl k potvrzení jich. A ač ihned ten kněz potvrditi jich mohl a učiniti to podlé zákona Božího, aby knězem prostým a ovšem na to zvoleným potvrzeni byli; než že jsou nechtěli, pokudž jest bylo možná, žádným zřízením lidským pohrdati, kdyžby jedno mohli dojíti a míti v pravdě; a zaslechše, žeby Valdenští z původu první církve řád měli, v nich kněž- ství a biskupství spolu běželo: i poslali svrchupsaného kněze, zvoleného k starosti, k staršímu jednomu z nich a to sama druhého, kterýž přišed oznámil jemu vše, co se stalo mezi bratřími a proč od nich poslán. A on vyslyše to vděčně oblíbil a chvále Boha z toho, i povolil tomu i potvrdil ho k žádosti a prosbě té. A na- vrátivše i zvěstovali to. Z čehož opět dověrnost šla, kdyžť tomu biskupu Valden- skému dal Pán Bůh srdce, aby z milosti tomu povoluje i učinil. Protož potom dřív psané osoby s modlitbami a postem skrze rukou vzkládání v svěřování moci ou- řadné kněžství i biskupství potvrzeni jsou a tudy narozeni k služebnostem podlé zákona Božího a první církve svaté. A hned kněz jeden z prvních starost, domněv se, žeby on pro své kněžství římského svěcení měl nětco více vzíti nežli jiní
110 Beilage I. Bruder Michael um den Vorrang und gieng hinweg mit Murren. Die anderen aber alle freuten sich und lobten Gott und sangen Lob Gott in der Höhe und den Menschen, die guten Willens sind. Und da ward ver- fasst das Lied: „Freuen wir uns alle.“ Und aus gerechten und billigen Ursachen bestellten sie eine Rangordnung durch Wahl, wer den Vorrang unter den Priestern geniessen sollte. Und dieses war das Los: Stehen alle auf, so ist es der Priester Michael, bleiben sie aber sitzen, so ist Matthias dazu gewählt. Und es geschah, dass alle aufstanden. Und her- nach aus gerechten und billigen Ursachen und da es nöthig war, legte der Priester Michael den Genuss des Vorranges nieder und übertrug es Matthias, der dazu berufen war. Und er selbst ward unterthan in der Ordnung des Ranges. Und seiner Gebrechen wegen wurde ihm der Dienst eingestellt. Als er aber Busse that, wurde er wieder durch die oben- gemeldete Person zugelassen. I. Br. Lukáše: O obnovení Církve. (Neb) tak slušelo, aby původ a počátek kněžství bylo z samé vuole Boží. I ukázal pán Bůh to, že chtěl a vuole jeho byla, když los učinivše z listkův a na třech napsali „jest“ a na jiných na všech nic nebylo. A postavili k losu to- mu vyvolivše osob devět a smísivše ty listky spolu, povolali mládence, aby nevěda nic, co komu dáti, i sprostně, kterýž mu se z listkův nahodí, rozdával v losu sto- jícím; a když rozdal, každý potom přistupuje k starším navracoval lístek. I přišli všickni listkové psaní na tři osoby, na nichž bylo „jest“ t. vuole Boží. A toho času obětování losu modlili se horlivě a srdnatě z nouze i z potřeby své k Pánu Bohu, pro své spasení volajíce. A když Pán Bůh ukázal, že chce tomu, tehdy kázali vy- stoupiti těm osobám. A ten bratr, kterýž prvé vidění viděl, než se to stalo, o tom, svědectví vydal, že ty osoby jsou: i oznámili tu všem radostnou věc, že je Pán Bůh uslyšel. A povolávajíce ptali se na vůli každého, žádajíce, aby to břímě práce vzal na se; i dal jim Pán Bůh k tomu srdce upřímné, aby z poslušenství povolili k tomu, a aby pro své i bližních spasení vzali tu práci na sebe, kteréž sou i tě- šili, že Pán Bůh přidá k tomu potřeb i neopustí. Po tomto řízení starali se o potvrzení jich na kněžství i na biskupství. Neb to za první církve bylo a sloulo jedno. A ač věřili úplně, že jich vyvolení i po- svěcení vnitřní z Boha jest k tomu ouřadu, avšak opatrujíce netoliko před Bohem, ale, pokudž nejdál možné, i před lidmi, hledali toho skrze zevnitřní řád, aby skrze kněze Staršího, na to zvoleného i potvrzeného, ustavili i potvrdili ty osoby, a práci svěřili a jim poddáni byli, zprávě jich. I vyvolili k tomu kněze Michala, faráře Žamberského, aby on v puovodu v prvotnosti byl k potvrzení jich. A ač ihned ten kněz potvrditi jich mohl a učiniti to podlé zákona Božího, aby knězem prostým a ovšem na to zvoleným potvrzeni byli; než že jsou nechtěli, pokudž jest bylo možná, žádným zřízením lidským pohrdati, kdyžby jedno mohli dojíti a míti v pravdě; a zaslechše, žeby Valdenští z původu první církve řád měli, v nich kněž- ství a biskupství spolu běželo: i poslali svrchupsaného kněze, zvoleného k starosti, k staršímu jednomu z nich a to sama druhého, kterýž přišed oznámil jemu vše, co se stalo mezi bratřími a proč od nich poslán. A on vyslyše to vděčně oblíbil a chvále Boha z toho, i povolil tomu i potvrdil ho k žádosti a prosbě té. A na- vrátivše i zvěstovali to. Z čehož opět dověrnost šla, kdyžť tomu biskupu Valden- skému dal Pán Bůh srdce, aby z milosti tomu povoluje i učinil. Protož potom dřív psané osoby s modlitbami a postem skrze rukou vzkládání v svěřování moci ou- řadné kněžství i biskupství potvrzeni jsou a tudy narozeni k služebnostem podlé zákona Božího a první církve svaté. A hned kněz jeden z prvních starost, domněv se, žeby on pro své kněžství římského svěcení měl nětco více vzíti nežli jiní
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Beilage I, K. 111 sprostni obecní, závidě těmto kněžství a knězi Michalovi prvotnosti, i odšel s reptá- ním a jiní všickni s radostí chválili Pána Boha chválu zpívajíce na vysostech Bohu a na zemi pokoj lidem dobré vuole. A tu složena ta píseň: „Radujme se společně atd.“ A potom z příčin hodných a slušných pořád činili vyvolení, kdoby měl po- žívati prvotnosti mezi kněžími. A toto los ten byl: Jestliže všichni stanou, tehdy kněz Michal, pakli seděti budou, tehdy k prvotnosti aby zvolen byl Matěj. I stalo se, že všichni vstali. A potom opět z hodných příčin a slušných, z potřebí, kněz Michal prvotnost svou v požívání vzdal a vložil na Matěje podlé povolání. A sám v řádu poddanost podnikl jest. A pro jeho nedostatky zastaveno mu přísluhování, a když kající byl, přijat zase k témuž skrze osobu nadepsanou.... K. Lukas': Der Ursprung der Unität (1527). ....Und um es kurz zu berichten: versammelt im Namen Gottes hielten sie Synoden und beriethen sich unter einander unter Gebeten, ob Gott es haben wolle, und ob die Zeit gekommen sei, eine Priesterordnung aufzurichten. Und sie setzten dazu eine besondere Versammlung an und beriefen gottesfürchtige und eifrige Männer aus Böhmen und Mähren, gegen fünfzig an der Zahl....nach Lhotka bei Reichenau. Und da er- wogen sie alles, die Gemeinen zugleich mit den Priestern und Altesten, die man bereits vor der Ordination als einen Rath eingesetzt hatte, be- sonders aber mit dem Priester Michael, Pfarrer von Senftenberg. Und da beteten sie im Vertrauen zu Gott, sein Wille möge geschehen im Himmel also auch auf Erden, und wenn er es haben wolle, so solle er ihnen Ein Herz verleihen. Und sie wurden Eines Herzenz und Eines Sinnes und wählten neun Männer aus der Menge, die sie als die besten kannten und die am besten wandelten. Und da beschlossen sie also: da alles von Gott ausgehen sollte, so möchte es geschehen durch Zuversicht, durch das Gebet und durch das Los. Gott möchte zeigen, ob er von den neun drei haben wolle, oder zwei, oder einen; wenn er aber keinen ha- ben wollte, so möchte er auch dieses zeigen. Und sie bereiteten das Los, nämlich Zettel, nicht wenige an der Zahl, auf denen nichts ge- schrieben stand ; nur auf drei Zetteln stand geschrieben „ist“. Sie mischten die Zettel in einem Gefäss unter einander und vermengten sie nach Mög- lichkeit und beriefen einen Jüngling, Namens Prokop, welcher nicht wusste, was da geschah. Ihm geboten sie die Zettel, ohne dieselben anzusehen, den neun zur Loswahl gestellten Personen zu vertheilen. Da wurde durch ein Wunder das Los der drei Zettel, auf denen stand „ist“, drei Personen von den neun, die von einander getrennt sich aufgestellt hatten, zu Theil, während alle indess eifrig und vertrauensvoll in der Noth ihres Heils beteten, Gott möge seinen Willen offenbaren, welche er wählte. Da sie aber sahen, das Los sei auf drei gefallen, so erwuchs ihnen die feste Zuversicht, Gott wolle es haben, und Freude darüber, der Wille Gottes sei geschehen. Ein Bruder aber, Gabriel Komárovský, ver- fasste damals das Lied : „Freuen wir uns alle etc.“ Und um diese freudige Zuversicht zu erhöhen, hatte Gott, ehe es geschah, sie dem Bruder Gre- gor gezeigt und zwar damals, als er mit anderen gefangen, auf die Folter
Beilage I, K. 111 sprostni obecní, závidě těmto kněžství a knězi Michalovi prvotnosti, i odšel s reptá- ním a jiní všickni s radostí chválili Pána Boha chválu zpívajíce na vysostech Bohu a na zemi pokoj lidem dobré vuole. A tu složena ta píseň: „Radujme se společně atd.“ A potom z příčin hodných a slušných pořád činili vyvolení, kdoby měl po- žívati prvotnosti mezi kněžími. A toto los ten byl: Jestliže všichni stanou, tehdy kněz Michal, pakli seděti budou, tehdy k prvotnosti aby zvolen byl Matěj. I stalo se, že všichni vstali. A potom opět z hodných příčin a slušných, z potřebí, kněz Michal prvotnost svou v požívání vzdal a vložil na Matěje podlé povolání. A sám v řádu poddanost podnikl jest. A pro jeho nedostatky zastaveno mu přísluhování, a když kající byl, přijat zase k témuž skrze osobu nadepsanou.... K. Lukas': Der Ursprung der Unität (1527). ....Und um es kurz zu berichten: versammelt im Namen Gottes hielten sie Synoden und beriethen sich unter einander unter Gebeten, ob Gott es haben wolle, und ob die Zeit gekommen sei, eine Priesterordnung aufzurichten. Und sie setzten dazu eine besondere Versammlung an und beriefen gottesfürchtige und eifrige Männer aus Böhmen und Mähren, gegen fünfzig an der Zahl....nach Lhotka bei Reichenau. Und da er- wogen sie alles, die Gemeinen zugleich mit den Priestern und Altesten, die man bereits vor der Ordination als einen Rath eingesetzt hatte, be- sonders aber mit dem Priester Michael, Pfarrer von Senftenberg. Und da beteten sie im Vertrauen zu Gott, sein Wille möge geschehen im Himmel also auch auf Erden, und wenn er es haben wolle, so solle er ihnen Ein Herz verleihen. Und sie wurden Eines Herzenz und Eines Sinnes und wählten neun Männer aus der Menge, die sie als die besten kannten und die am besten wandelten. Und da beschlossen sie also: da alles von Gott ausgehen sollte, so möchte es geschehen durch Zuversicht, durch das Gebet und durch das Los. Gott möchte zeigen, ob er von den neun drei haben wolle, oder zwei, oder einen; wenn er aber keinen ha- ben wollte, so möchte er auch dieses zeigen. Und sie bereiteten das Los, nämlich Zettel, nicht wenige an der Zahl, auf denen nichts ge- schrieben stand ; nur auf drei Zetteln stand geschrieben „ist“. Sie mischten die Zettel in einem Gefäss unter einander und vermengten sie nach Mög- lichkeit und beriefen einen Jüngling, Namens Prokop, welcher nicht wusste, was da geschah. Ihm geboten sie die Zettel, ohne dieselben anzusehen, den neun zur Loswahl gestellten Personen zu vertheilen. Da wurde durch ein Wunder das Los der drei Zettel, auf denen stand „ist“, drei Personen von den neun, die von einander getrennt sich aufgestellt hatten, zu Theil, während alle indess eifrig und vertrauensvoll in der Noth ihres Heils beteten, Gott möge seinen Willen offenbaren, welche er wählte. Da sie aber sahen, das Los sei auf drei gefallen, so erwuchs ihnen die feste Zuversicht, Gott wolle es haben, und Freude darüber, der Wille Gottes sei geschehen. Ein Bruder aber, Gabriel Komárovský, ver- fasste damals das Lied : „Freuen wir uns alle etc.“ Und um diese freudige Zuversicht zu erhöhen, hatte Gott, ehe es geschah, sie dem Bruder Gre- gor gezeigt und zwar damals, als er mit anderen gefangen, auf die Folter
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112 Beilage K. gespannt worden und dann in Ohnmacht lag. Da sah er dies drei Per- sonen, welche das Los treffen sollte. Und selbst bekräftigt im Glauben, er habe ein wahres Gesicht gehabt, erzählte er es den anderen und ver- mehrte seine eigene Zuversicht und das Vertrauen der übrigen. Die Ordination, Bestellung und Bestätigung der Priester. Zwar hatten sie die vollste Zuversicht, jene seien von Gott ge- wählt und ordinirt : da sie aber nicht nur vor Gott, sondern auch vor der ganzen Welt das, was gut ist, bewahren wollten, ohne die menschliche Ordnung zu vernachlässigen, so trugen sie Sorge, jene zu ordiniren, zu bestellen und zu bestätigen im Priesterthum und Bisthum. Denn in der Zeit der ersten Kirche war dies dasselbe, Ein Name des Amtes und Ein Amt .... Und da der Priester Michael von Senftenberg vorher, vor der Ordination der Priester, als ein bussfertiger Mensch, unter ihnen zum ältesten Priester gewählt worden war...., so wurde er dazu durch das Los gewählt, nämlich zur Ordination und Bestätigung der anderen durch den Glauben, durch das Gebet und die Handauflegung und zur Erthei- lung der Amtsgewalt des Dienstes. Und diese Macht ward ihm ertheilt von der ganzen im Namen Gottes versammelten Gemeinde durch diese Art und Weise des Loses: Wird es der Wille und das Gefallen aller sein und werden demnach alle ohne Aufforderung und Nöthigung auf- stehen, so wird es kund werden und bekannt, dass man diess für das Los des göttlichen Willens halten solle, und dass jene Macht ihm von Christo durch sie vollständig übertragen werde. Und als man das Los des Aufstehens und Sitzenbleibens verkündete, da standen alle auf ein- trächtig. Und als alle aufstanden, da stand auch Bruder Gregor auf. Und man beschloss, jener gemeldete Priester, der gewählt worden war und das Los der ganzen Gemeinde als Bischof zur Bestätigung erlangt hatte, solle bestätigen nach dem Beispiel der ersten Kirche durch den Glauben, das Gebet und die Handauflegung.... nach den Worten: „Du sollst nicht verachten u. s. w.“ Und so geschah es. Wiederum erwuchs aber allen die Zuversicht, es sei der Wille Gottes, wie im Himmel also auch auf Erden. Die Ubertragung des bischöflichen Vorranges. Dann trugen sie Sorge — und gewisse Ursachen geboten es und die Nothwendigkeit in jener Zeit und auch für die Zukunft — dass der Ursprung vollständig und rechtmässig bei den gewählten und bestätigten Brüdern sei. Und sie errichteten unter ihnen eine Rangordnung durch das Los, (das erst) auf Matthias, dann auf Tůma von Přelauč, dann auf Elias (fiel), obgleich mit Gleichheit im Priesterthum oder Bisthum. Und dann wurde mit Bruder Michael gesprochen, der damals den bischöflichen Vorrang inne hatte, er möge diesen niederlegen als Rangordnung, nicht aber als Amt, denn das Amt ist zweifach, das Priesterthum und der Dia- konat, aber die Ordnung vielfach, und dabei gibt es mancherlei Vorrang, wie
112 Beilage K. gespannt worden und dann in Ohnmacht lag. Da sah er dies drei Per- sonen, welche das Los treffen sollte. Und selbst bekräftigt im Glauben, er habe ein wahres Gesicht gehabt, erzählte er es den anderen und ver- mehrte seine eigene Zuversicht und das Vertrauen der übrigen. Die Ordination, Bestellung und Bestätigung der Priester. Zwar hatten sie die vollste Zuversicht, jene seien von Gott ge- wählt und ordinirt : da sie aber nicht nur vor Gott, sondern auch vor der ganzen Welt das, was gut ist, bewahren wollten, ohne die menschliche Ordnung zu vernachlässigen, so trugen sie Sorge, jene zu ordiniren, zu bestellen und zu bestätigen im Priesterthum und Bisthum. Denn in der Zeit der ersten Kirche war dies dasselbe, Ein Name des Amtes und Ein Amt .... Und da der Priester Michael von Senftenberg vorher, vor der Ordination der Priester, als ein bussfertiger Mensch, unter ihnen zum ältesten Priester gewählt worden war...., so wurde er dazu durch das Los gewählt, nämlich zur Ordination und Bestätigung der anderen durch den Glauben, durch das Gebet und die Handauflegung und zur Erthei- lung der Amtsgewalt des Dienstes. Und diese Macht ward ihm ertheilt von der ganzen im Namen Gottes versammelten Gemeinde durch diese Art und Weise des Loses: Wird es der Wille und das Gefallen aller sein und werden demnach alle ohne Aufforderung und Nöthigung auf- stehen, so wird es kund werden und bekannt, dass man diess für das Los des göttlichen Willens halten solle, und dass jene Macht ihm von Christo durch sie vollständig übertragen werde. Und als man das Los des Aufstehens und Sitzenbleibens verkündete, da standen alle auf ein- trächtig. Und als alle aufstanden, da stand auch Bruder Gregor auf. Und man beschloss, jener gemeldete Priester, der gewählt worden war und das Los der ganzen Gemeinde als Bischof zur Bestätigung erlangt hatte, solle bestätigen nach dem Beispiel der ersten Kirche durch den Glauben, das Gebet und die Handauflegung.... nach den Worten: „Du sollst nicht verachten u. s. w.“ Und so geschah es. Wiederum erwuchs aber allen die Zuversicht, es sei der Wille Gottes, wie im Himmel also auch auf Erden. Die Ubertragung des bischöflichen Vorranges. Dann trugen sie Sorge — und gewisse Ursachen geboten es und die Nothwendigkeit in jener Zeit und auch für die Zukunft — dass der Ursprung vollständig und rechtmässig bei den gewählten und bestätigten Brüdern sei. Und sie errichteten unter ihnen eine Rangordnung durch das Los, (das erst) auf Matthias, dann auf Tůma von Přelauč, dann auf Elias (fiel), obgleich mit Gleichheit im Priesterthum oder Bisthum. Und dann wurde mit Bruder Michael gesprochen, der damals den bischöflichen Vorrang inne hatte, er möge diesen niederlegen als Rangordnung, nicht aber als Amt, denn das Amt ist zweifach, das Priesterthum und der Dia- konat, aber die Ordnung vielfach, und dabei gibt es mancherlei Vorrang, wie
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Beilage K. 113 das Erzbisthum u. s. w. Und da der besagte Mann, der Priester Michael, willig war, so that er es und übertrug den Vorrang der Bischofsordnung dem Bruder Matthias, der unter jenen das erste Los hatte und guten Rufes und Wandels war und ein gutes Zeugniss vieler besass .... Und das ist es, wenn in den Schreiben der Brüder von der Übertragung des Priesterthums gesprochen wird, verstehe: des bischöflichen Vorranges mit Einwilligung der ganzen Gemeinde..... Und da von der Uber- tragung des Priesterthums die Rede war, so ist bekannt, dass man das im Irrthum und in der Verführung befangene Priesterthum römischer Weihe nicht übertragen konnte, sondern gänzlich lassen musste, seiner Irrthümer wegen, denn zur Erneuerung passte es so wenig wie das alte Fass für den neuen Wein. Noch konnte es zur Erneuerung des Priester- thums dienen — ein neuer Lappen auf einem alten Kleide. K. Br. Lukáše: O původu jednoty (1527). .... A aby krátce zavříno bylo, když sněmy a rady o to mívali ve jménu Páně shromáždění, se modléce, chtělli by tomu Pán Bůh, a jižli čas jest vyzdvi- žení řádu kněžského, i uložili o to zvláštní sjití, svolání činíce z Čech i z Moravy mužův nábožných a žádostivých k padesáti.... na Lhotce u Rychnova. A tu mnohá rozjímání majíce obecní lidé i s kněžími i s staršími způsobenými k radě před zří- zením, a zvlášť s knězem Michalem, farářem Žamberským, modlitby z víry činili prosíce, aby se stala vůle Boží, jenž v nebi jest, aby se stala na zemi, a chceli Pán Bůh tomu, aby jim srdce jedno k tomu dal. A jsouc všickni jedno srdce a je- dna duše, i volili ze všeho množství mužův devět, což nejlepšího svědomí a obco- vání znali, a v tom učinili svolení tím úmyslem: poněvadž ta věc má původem z Boha jíti, aby šla skrze víru, modlitbu a los; aby z těch devíti, ráčí-li míti tři nebo dva neb jednoho, ukázal. K tomu způsobili los listkův nemálo, na nichž psáno nic nebylo, a toliko tři listky, na nichž psáno bylo „jest“. A smísivše v nádobce ty listky v hromadu, což nejvíc mohli, povolali mládence jménem Prokopa, kterýž nic o tom nevěděl. I rozkázali bez ohledávání listkův rozdávati je těm devíti oso- bám k losu postaveným. I přišel divem los listkův všech tří, na nichž psáno „jest“, na tři osoby z devíti, rozdílně od sebe postavené, když toho času vroucně a do- věrně v nouzi a potřebě svého spasení se modlili, žádajíce, aby ukázal Pán Bůh vůli svou, kteréby z nich ráčil zvoliti. A z toho, když to poznali, že na tři přišlo, náramnou dověrnost měli vůle Boží a radost i utěšení v duchu, že vůle Boží se stala. A bratr jeden, Gabriel Komárovský, k tomu tudíž písničku složil: „Radujme se společně oc.“ A ku pomoci té potěšené dověrnosti Pán Bůh prvé to předukázal, než se stalo, bratru Rehořovi, a to tehdy, když s jinými vsazen a potom na skři- pec zvržen i omdlel a v tom opuštěný ležal. A tu viděl ty tři osoby, na něž mělo přijíti losování, a sám tudy utvrzen v pravdě vidění svého i jiným oznamuje, že sou ti, k dověrnosti sobě i jiným posloužil. O řízení, ustavení i potvrzení na kněžství. A ač úplně dověrnost měli, že Bohem zvoleni i zřízeni sou, však opatrujíce dobré netoliko před Bohem, ale i přede všemi lidmi, nechtíc pominouti řád lidský, protož péče byla o řízení, ustavení i potvrzení jich na kněžství i na biskupství. Neb to za první církve vše jedno bylo a jediný ouřad sloul i byl... A že kněz Michal Žamberský prvé před zřízením kající za staršího kněze mezi všemi byl zvolen... protož ten k tomu losem zvolen k řízení a potvrzení jich skrze víru a modlitbu a rukou vzkládání, a moci ouřadné a přisluhování svěření. A ta moc dána mu ode všeho zboru ve jménu Páně shromážděného v tomto způsobu losu: jestliže k tomu všech oblíbená vůle byla by, tedy vstanouli všickni bez pobízení
Beilage K. 113 das Erzbisthum u. s. w. Und da der besagte Mann, der Priester Michael, willig war, so that er es und übertrug den Vorrang der Bischofsordnung dem Bruder Matthias, der unter jenen das erste Los hatte und guten Rufes und Wandels war und ein gutes Zeugniss vieler besass .... Und das ist es, wenn in den Schreiben der Brüder von der Übertragung des Priesterthums gesprochen wird, verstehe: des bischöflichen Vorranges mit Einwilligung der ganzen Gemeinde..... Und da von der Uber- tragung des Priesterthums die Rede war, so ist bekannt, dass man das im Irrthum und in der Verführung befangene Priesterthum römischer Weihe nicht übertragen konnte, sondern gänzlich lassen musste, seiner Irrthümer wegen, denn zur Erneuerung passte es so wenig wie das alte Fass für den neuen Wein. Noch konnte es zur Erneuerung des Priester- thums dienen — ein neuer Lappen auf einem alten Kleide. K. Br. Lukáše: O původu jednoty (1527). .... A aby krátce zavříno bylo, když sněmy a rady o to mívali ve jménu Páně shromáždění, se modléce, chtělli by tomu Pán Bůh, a jižli čas jest vyzdvi- žení řádu kněžského, i uložili o to zvláštní sjití, svolání činíce z Čech i z Moravy mužův nábožných a žádostivých k padesáti.... na Lhotce u Rychnova. A tu mnohá rozjímání majíce obecní lidé i s kněžími i s staršími způsobenými k radě před zří- zením, a zvlášť s knězem Michalem, farářem Žamberským, modlitby z víry činili prosíce, aby se stala vůle Boží, jenž v nebi jest, aby se stala na zemi, a chceli Pán Bůh tomu, aby jim srdce jedno k tomu dal. A jsouc všickni jedno srdce a je- dna duše, i volili ze všeho množství mužův devět, což nejlepšího svědomí a obco- vání znali, a v tom učinili svolení tím úmyslem: poněvadž ta věc má původem z Boha jíti, aby šla skrze víru, modlitbu a los; aby z těch devíti, ráčí-li míti tři nebo dva neb jednoho, ukázal. K tomu způsobili los listkův nemálo, na nichž psáno nic nebylo, a toliko tři listky, na nichž psáno bylo „jest“. A smísivše v nádobce ty listky v hromadu, což nejvíc mohli, povolali mládence jménem Prokopa, kterýž nic o tom nevěděl. I rozkázali bez ohledávání listkův rozdávati je těm devíti oso- bám k losu postaveným. I přišel divem los listkův všech tří, na nichž psáno „jest“, na tři osoby z devíti, rozdílně od sebe postavené, když toho času vroucně a do- věrně v nouzi a potřebě svého spasení se modlili, žádajíce, aby ukázal Pán Bůh vůli svou, kteréby z nich ráčil zvoliti. A z toho, když to poznali, že na tři přišlo, náramnou dověrnost měli vůle Boží a radost i utěšení v duchu, že vůle Boží se stala. A bratr jeden, Gabriel Komárovský, k tomu tudíž písničku složil: „Radujme se společně oc.“ A ku pomoci té potěšené dověrnosti Pán Bůh prvé to předukázal, než se stalo, bratru Rehořovi, a to tehdy, když s jinými vsazen a potom na skři- pec zvržen i omdlel a v tom opuštěný ležal. A tu viděl ty tři osoby, na něž mělo přijíti losování, a sám tudy utvrzen v pravdě vidění svého i jiným oznamuje, že sou ti, k dověrnosti sobě i jiným posloužil. O řízení, ustavení i potvrzení na kněžství. A ač úplně dověrnost měli, že Bohem zvoleni i zřízeni sou, však opatrujíce dobré netoliko před Bohem, ale i přede všemi lidmi, nechtíc pominouti řád lidský, protož péče byla o řízení, ustavení i potvrzení jich na kněžství i na biskupství. Neb to za první církve vše jedno bylo a jediný ouřad sloul i byl... A že kněz Michal Žamberský prvé před zřízením kající za staršího kněze mezi všemi byl zvolen... protož ten k tomu losem zvolen k řízení a potvrzení jich skrze víru a modlitbu a rukou vzkládání, a moci ouřadné a přisluhování svěření. A ta moc dána mu ode všeho zboru ve jménu Páně shromážděného v tomto způsobu losu: jestliže k tomu všech oblíbená vůle byla by, tedy vstanouli všickni bez pobízení
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114 Beilage K, L. neb nucení, bude to vědomo i známo, že to bude za los Boží vůle a že ta moc od Krysta skrze ně úplně mu se svěřuje. A když los povědín stání neb sedění, tehdy všickni jednosvorně vstali. A když všickni vstali, tehdy i bratr Rehoř vstal. A na tom zůstáno, aby dřív řečený kněz zvolený a biskupství losem k potvrzení ode všeho zboru přišlý potvrzoval příkladem církve první věrou, modlitbou a ru- kou vzkládáním podlé toho: „Neroď zanedbávati milosti, kteráž tobě dána skrze rukou vzkládání.“ A tak stalo se. A opět poslouženo nemálo k dověrnosti, že jest vůle ta Boží, kteráž v nebi, táž i na zemi. O prvotnosti biskupství odevzdání. Potom péče byla o to, i příčiny i potřeba kázala na ten čas i na budoucí, aby původ cele i právě na bratří zvolené i potvrzené přišel. A zřídivše mezi těmi řád prvotnosti, přišla prvotnost podlé losu prvního na Matěje, potom na Tůmu Pře- louckého, potom na Eliáše, ač v rovnosti kněžství neb biskupství. I mluveno s bra- trem Michalem, na němž tedy prvotnost biskupská byla, aby ji s sebe složil jako řád a ne ouřad, neb ouřadové dva: kněžský a jáhenský, ale řádové rozliční, mezi nimiž prvotnosti sou jako arcibiskupství atd. A že člověk řečený, kněz Michal, po- volný byl, i to učinil a prvotnost řádu biskupského vzdal bratru Matějovi, prvnímu mezi těmi v losu, jenž dobrého svědomí i obcování byl, maje dobré svědectví od mnohých... A tož jest, co se píše v listech bratrských odevzdání kněžstva, roz- uměj prvotnosti biskupské podlé povolení všeho zboru... A jakož se dotklo o ode- vzdání kněžství, vědomé, že kněžství římského svěcení bludného v zavedení nebylo co odevzdávati, ale naprosto opustiti strany bludův jeho, neb to k obnovení ne- přislušelo, podobně jako sud starý k vínu novému, ani obnovení kněžství, jako zá- plata nová k rouchu vetchému. L. Summa quaedam brevissima collecta ex variis scriptis Fratrum, qui falso Waidenses vel Piccardi vocantur, de eorundem Fratrum origine et actis. 1556. Primi autores 1) Unitatis Fratrum erant quidam Boëmi, reliquiae auditorum Matthiae Parisiensis, Hussii, Jacobelli, Rochezanae et caetero- rum, quorum non postremus fuit Gregorius, sororis Rochezanae filius, homo nobilis, licet pauper, et alii quidam cives Pragenses, diligentiores audi- tores Rochezanae et Lupaczi, quibus nulla fuerant commercia cum Wal- densibus, immo quibus vix quisquam Waldensium visus fuit.2) Nam illi latitabant iis temporibus dispersi per regiones istas circa Boëmiam. Itaque Gregorius cum sociis suis, postquam ex concionibus Roche- zanae cognovissent, qui pristinae Ecclesiae status fuerit, et quantopere ab eo deflexerint Christiani, non Romana Ecclesia tantum, sed et qui sub utraque specie coenam Domini celebrabant, Boëmici sacerdotes: conferunt inter sese varia cum magno conscientiae suae dolore, ac timent, ne pror- sus ruant in exitium cum tota turba hominum veneno Ecclesiae seductae infectorum. Constituunt ergo inter se, ut saluti suae, qua possunt ratione consulant, nec amplius in oscitatione aliqua torpeant. Accedunt Roche- zanam, et omnia revelant, suae denique conscientiae perturbatae dolores 1) Vgl. Černýs Schreiben an Flacius Illyricus. Gindely Quellen S. 278. 2) Blahoslav widerspricht sich selbst an einer anderen Stelle der Summa (Waldenses autem, quorum valde pauci hisce temporibus in Boëmia degunt oc.). Vgl. Zezschwitz S. 156.
114 Beilage K, L. neb nucení, bude to vědomo i známo, že to bude za los Boží vůle a že ta moc od Krysta skrze ně úplně mu se svěřuje. A když los povědín stání neb sedění, tehdy všickni jednosvorně vstali. A když všickni vstali, tehdy i bratr Rehoř vstal. A na tom zůstáno, aby dřív řečený kněz zvolený a biskupství losem k potvrzení ode všeho zboru přišlý potvrzoval příkladem církve první věrou, modlitbou a ru- kou vzkládáním podlé toho: „Neroď zanedbávati milosti, kteráž tobě dána skrze rukou vzkládání.“ A tak stalo se. A opět poslouženo nemálo k dověrnosti, že jest vůle ta Boží, kteráž v nebi, táž i na zemi. O prvotnosti biskupství odevzdání. Potom péče byla o to, i příčiny i potřeba kázala na ten čas i na budoucí, aby původ cele i právě na bratří zvolené i potvrzené přišel. A zřídivše mezi těmi řád prvotnosti, přišla prvotnost podlé losu prvního na Matěje, potom na Tůmu Pře- louckého, potom na Eliáše, ač v rovnosti kněžství neb biskupství. I mluveno s bra- trem Michalem, na němž tedy prvotnost biskupská byla, aby ji s sebe složil jako řád a ne ouřad, neb ouřadové dva: kněžský a jáhenský, ale řádové rozliční, mezi nimiž prvotnosti sou jako arcibiskupství atd. A že člověk řečený, kněz Michal, po- volný byl, i to učinil a prvotnost řádu biskupského vzdal bratru Matějovi, prvnímu mezi těmi v losu, jenž dobrého svědomí i obcování byl, maje dobré svědectví od mnohých... A tož jest, co se píše v listech bratrských odevzdání kněžstva, roz- uměj prvotnosti biskupské podlé povolení všeho zboru... A jakož se dotklo o ode- vzdání kněžství, vědomé, že kněžství římského svěcení bludného v zavedení nebylo co odevzdávati, ale naprosto opustiti strany bludův jeho, neb to k obnovení ne- přislušelo, podobně jako sud starý k vínu novému, ani obnovení kněžství, jako zá- plata nová k rouchu vetchému. L. Summa quaedam brevissima collecta ex variis scriptis Fratrum, qui falso Waidenses vel Piccardi vocantur, de eorundem Fratrum origine et actis. 1556. Primi autores 1) Unitatis Fratrum erant quidam Boëmi, reliquiae auditorum Matthiae Parisiensis, Hussii, Jacobelli, Rochezanae et caetero- rum, quorum non postremus fuit Gregorius, sororis Rochezanae filius, homo nobilis, licet pauper, et alii quidam cives Pragenses, diligentiores audi- tores Rochezanae et Lupaczi, quibus nulla fuerant commercia cum Wal- densibus, immo quibus vix quisquam Waldensium visus fuit.2) Nam illi latitabant iis temporibus dispersi per regiones istas circa Boëmiam. Itaque Gregorius cum sociis suis, postquam ex concionibus Roche- zanae cognovissent, qui pristinae Ecclesiae status fuerit, et quantopere ab eo deflexerint Christiani, non Romana Ecclesia tantum, sed et qui sub utraque specie coenam Domini celebrabant, Boëmici sacerdotes: conferunt inter sese varia cum magno conscientiae suae dolore, ac timent, ne pror- sus ruant in exitium cum tota turba hominum veneno Ecclesiae seductae infectorum. Constituunt ergo inter se, ut saluti suae, qua possunt ratione consulant, nec amplius in oscitatione aliqua torpeant. Accedunt Roche- zanam, et omnia revelant, suae denique conscientiae perturbatae dolores 1) Vgl. Černýs Schreiben an Flacius Illyricus. Gindely Quellen S. 278. 2) Blahoslav widerspricht sich selbst an einer anderen Stelle der Summa (Waldenses autem, quorum valde pauci hisce temporibus in Boëmia degunt oc.). Vgl. Zezschwitz S. 156.
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Beilage L. 115 apud illum expromunt, et quid facto opus sit consulunt. Is relegat eos ad Petrum Chelčiczky et ad ipsius scripta. Obtemperant isti. Postea red- eunt, se nihil quod conscientiae tranquillitatem praestaret, invenisse di- centes,3) tandem rogant, num velit Rochezana haec omnia, quae in mi- nisterio vituperabat, abiicere, et purae veritati adhaerere; quod si fece- rit, se paratos esse affirmant, ut eo Duce et Magistro utantur spretis omnibus periculis oc. Verum negat ipse, rem esse inquiens gravissimam, tam inveteratum robur errorum aggredi oc. Recedunt tristes atque con- sultare non desinunt, quid jam amplius sit faciendum. Conscientia eos nihilo minus urgente, ut quae magis ac magis exacerbaretur, statuunt, ut adhuc semel eadem de re loquantur cum Rochezana. Factum id in se- creto quodam loco, sed nihil efficiunt. Rochezana persistit in sententia sua, pluris pacem mundi quam veritatis assertionem faciens, utpote is, qui plus vanam gloriam, quam conscientiae dulcem tranquillitatem vena- batur. Coeperunt itaque iam ipsi seorsim convenire, simul orare, subsidium et consolationem a Deo petentes. Interea legebant scripturas sacras et tractatus Chelcziczky et aliorum. Confirmantur in sententia, nempe opus esse, ut qui salvus esse velit, erroribus Antichristi reiectis, purae adhae- reat veritati. Scribunt ergo iterum Rochezanae ac rogant vehementer, ut huma- nis constitutionibus impiis, quas duriter taxaverat toties publice in con- cionibus suis, relictis, et ipse veritatem amplectatur, et promoveat eos, qui veritati favent, atque Deo placere student. Fit nihil. Respondet nun- ciis Rochezana, quod si vellet consilio eorum et petitioni obtemperare, se magnis involveret periculis, et similiter contemptus redderetur, sicut ipsi, si persisterint in proposito, contemnerentur; et in summa, rem esse bonam fatebatur, quam peterent, sed nimis periculosam. Cum itaque nostri Patres integre intellexissent, Rochezanam nequa- quam id facturum, ut quod ore professus erat, factis praestaret, et re ipsa exprimeret, tum primum eum relinquunt, et alios sacerdotes quae- runt, qui eiusdem essent propositi. Inveniuntur aliqui, quorum non po- stremus fuit Michael quidam, quem solum authorem Unitatis nostrae non- nulli rerum nostrarum ignari affirmant.4) 3) Vgl. Šafaříks nachgelassene Studie über Chelčický (Č. Č. M. 1874), wo eine Reihe von Quellenaussagen über das Verhältniss der Brüder zu Chelčický citirt wird. Die wichtigste Stelle findet sich in dem ersten Schreiben der Brüder an Rokycana (vor 1467): „Und damals empfahlst du uns den Peter Chelčický. Auch haben wir mit ihm gesprochen, seine Schriften gelesen und so erkannt, die Bos- heit der Priester und des Volkes sei noch grösser. Und auch an dir sind wir irre geworden (tak že i o tobě pochybili jsme), da du dasjenige thust, was du für böse hältst. Und da sprachen wir mit dir darüber, erfuhren aber, es könne nicht anders sein, und du wolltest dich lieber an die Welt halten und uns meiden. Hast du doch zweien von uns in der Capelle gesagt: „Ich weiss, dass ihr Recht habt, aber wollte ich mich euer annelmen, so müsste ich mit euch dieselbe Schmach über mich ergehen lassen." — Wenn Blahoslav sagt: postea redeunt, se nihil, quod con- scientiae tranquillitatem praestaret, invenisse dicentes — so widerspricht dies ge- radezu den Quellen. Vgl. übrigens den folgenden Absatz (Coeperunt illi oc.). 1) Gemeint ist der Pfarrer Johann Lipensky. Uber Lukas' Gegenschrift (1513) s. o. S. 42.
Beilage L. 115 apud illum expromunt, et quid facto opus sit consulunt. Is relegat eos ad Petrum Chelčiczky et ad ipsius scripta. Obtemperant isti. Postea red- eunt, se nihil quod conscientiae tranquillitatem praestaret, invenisse di- centes,3) tandem rogant, num velit Rochezana haec omnia, quae in mi- nisterio vituperabat, abiicere, et purae veritati adhaerere; quod si fece- rit, se paratos esse affirmant, ut eo Duce et Magistro utantur spretis omnibus periculis oc. Verum negat ipse, rem esse inquiens gravissimam, tam inveteratum robur errorum aggredi oc. Recedunt tristes atque con- sultare non desinunt, quid jam amplius sit faciendum. Conscientia eos nihilo minus urgente, ut quae magis ac magis exacerbaretur, statuunt, ut adhuc semel eadem de re loquantur cum Rochezana. Factum id in se- creto quodam loco, sed nihil efficiunt. Rochezana persistit in sententia sua, pluris pacem mundi quam veritatis assertionem faciens, utpote is, qui plus vanam gloriam, quam conscientiae dulcem tranquillitatem vena- batur. Coeperunt itaque iam ipsi seorsim convenire, simul orare, subsidium et consolationem a Deo petentes. Interea legebant scripturas sacras et tractatus Chelcziczky et aliorum. Confirmantur in sententia, nempe opus esse, ut qui salvus esse velit, erroribus Antichristi reiectis, purae adhae- reat veritati. Scribunt ergo iterum Rochezanae ac rogant vehementer, ut huma- nis constitutionibus impiis, quas duriter taxaverat toties publice in con- cionibus suis, relictis, et ipse veritatem amplectatur, et promoveat eos, qui veritati favent, atque Deo placere student. Fit nihil. Respondet nun- ciis Rochezana, quod si vellet consilio eorum et petitioni obtemperare, se magnis involveret periculis, et similiter contemptus redderetur, sicut ipsi, si persisterint in proposito, contemnerentur; et in summa, rem esse bonam fatebatur, quam peterent, sed nimis periculosam. Cum itaque nostri Patres integre intellexissent, Rochezanam nequa- quam id facturum, ut quod ore professus erat, factis praestaret, et re ipsa exprimeret, tum primum eum relinquunt, et alios sacerdotes quae- runt, qui eiusdem essent propositi. Inveniuntur aliqui, quorum non po- stremus fuit Michael quidam, quem solum authorem Unitatis nostrae non- nulli rerum nostrarum ignari affirmant.4) 3) Vgl. Šafaříks nachgelassene Studie über Chelčický (Č. Č. M. 1874), wo eine Reihe von Quellenaussagen über das Verhältniss der Brüder zu Chelčický citirt wird. Die wichtigste Stelle findet sich in dem ersten Schreiben der Brüder an Rokycana (vor 1467): „Und damals empfahlst du uns den Peter Chelčický. Auch haben wir mit ihm gesprochen, seine Schriften gelesen und so erkannt, die Bos- heit der Priester und des Volkes sei noch grösser. Und auch an dir sind wir irre geworden (tak že i o tobě pochybili jsme), da du dasjenige thust, was du für böse hältst. Und da sprachen wir mit dir darüber, erfuhren aber, es könne nicht anders sein, und du wolltest dich lieber an die Welt halten und uns meiden. Hast du doch zweien von uns in der Capelle gesagt: „Ich weiss, dass ihr Recht habt, aber wollte ich mich euer annelmen, so müsste ich mit euch dieselbe Schmach über mich ergehen lassen." — Wenn Blahoslav sagt: postea redeunt, se nihil, quod con- scientiae tranquillitatem praestaret, invenisse dicentes — so widerspricht dies ge- radezu den Quellen. Vgl. übrigens den folgenden Absatz (Coeperunt illi oc.). 1) Gemeint ist der Pfarrer Johann Lipensky. Uber Lukas' Gegenschrift (1513) s. o. S. 42.
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116 Beilage L. Interea Rochezana, cum nostros in proposito firmiter persistere in- telligit, convertitur in inimicum, et incipit traducere fratres, ac Regem Georgium irritare et persuadere quod vult. Efficit, ut capiantur, et in vincula coniiciantur nostrorum quidam.5) Occasio huius rei fuit mendax fama, nescio a quo orta, affirmans, eos esse hoc animo, ut Taboritarum more armis suam sententiam vindicent, initio sumpto a quadam arce, quam primum occupaturos aiebant, quod ne quidem cogitabant illi unquam, si- cut postea in suis scriptis huius rei mentionem faciunt. Tractati miseris modis quatuor eorum; cum innocentes essent, dimittuntur tandem. Ex- pelluntur tamen Praga. Locum eis, in quo habitarent, concessit rex Ge- orgius in propria sua ditione 20 milliaribus distante a Praga. Illi vero incipiunt istis ministris, qui eiusdam sententiae secum erant, adhaerere, qui studebant paulatim relictis humanis traditionibus, verbum Dei purum proponere. Acta sunt haec anno Domini 1457.6) Itaque in isto statu ma- nent per aliquot annos. Dum nostri ita adhaerent supradictis sacerdotibus, incidit alia in- commoditas, quae gravissime omnium conscientiam laedit. Coguntur isti sacerdotes, non tantum nostris, quos pios esse sciebant, sed etiam cae- teris omnibus ad Parochias suas pertinentibus indignis sacramenta distri- buere sc. Quomodo enim eos a baptismo et aliis arcerent administratio- nibus, si vellent a primitivae Ecclesiae exemplo non deviare sed omni- bus vestigiis veterum insistere? Vident, vulgus vitae dissolutae assuetum non laturum correptiones, excommunicationes, immo ne mutationem im- pietatum Papisticarum. Oritur nova difficultas. Eo res devenit, ut incipe- ret Michael iste Parochus et alii ad exemplar primitivorum ministrorum, relictis impiis additamentis Antichristi, dignos ad mysteria admittere, ar- cere indignos. Non durat hoc diu. Accusatur ab aliis sacrificulis apud Rochezanam. Efficit statim hic, ut huic Michaeli et similibus interdican- tur conciones totumque ministri officium. Sacrificuli vero papistici, qui locum Michaelis caeterorumque obtinent, postea cogere nostros incipiunt ad palinodiam aliquos, alios spernunt. Oritur mira difficultas. Infantes recens nati manent sine baptismo, multi abstinent a concionibus eorum oc. Accedunt item Rochezanam et Lupaczium, rogant, ut agere velint cum rege, ut sibi praebere dignetur rex benignas aures, se velle sui propositi reddere rationem; verum non admittuntur. Consulit tandem Lupaczius,7) ut strenue ac constanter per- gant in proposito, et relictis sacerdotibus a Papa ortis, suos proprios ministros sibi eligant, et veteris Ecclesiae more confirment. Atque addit inter alia: Hoc si feceritis, contra Episcopos et totam Ecclesiam Papismo 5) Vgl. Gindely I. 28. Die älteste Nachricht über die Verhaftung der drei Studenten im J. 1461 s. Monumenta Hist. Un. Prag III. 56. Die erste Schilderung der Verhaftung und Folterung Gregors findet sich in Lukas' Schrift v. Jahre 1527, aus welcher dieselbe die späteren (Hist. Fr. Ms. U., Camerarius, Lasicius, Jafet) entlehnt haben. Br. Gregor scheint nicht zum Widerruf genöthigt worden zu sein. 6) Diese Jahreszahl bezicht sich nur auf die Ansiedelung der Brüder auf der Litizer Herrschaft. 7) Der Rath des Lupáč, Rokycanas Suffragans, eines früheren Anhängers der Taboriten, wird bereits in vielen älteren Quellen erwähnt. Vgl. Gindely I. 31.
116 Beilage L. Interea Rochezana, cum nostros in proposito firmiter persistere in- telligit, convertitur in inimicum, et incipit traducere fratres, ac Regem Georgium irritare et persuadere quod vult. Efficit, ut capiantur, et in vincula coniiciantur nostrorum quidam.5) Occasio huius rei fuit mendax fama, nescio a quo orta, affirmans, eos esse hoc animo, ut Taboritarum more armis suam sententiam vindicent, initio sumpto a quadam arce, quam primum occupaturos aiebant, quod ne quidem cogitabant illi unquam, si- cut postea in suis scriptis huius rei mentionem faciunt. Tractati miseris modis quatuor eorum; cum innocentes essent, dimittuntur tandem. Ex- pelluntur tamen Praga. Locum eis, in quo habitarent, concessit rex Ge- orgius in propria sua ditione 20 milliaribus distante a Praga. Illi vero incipiunt istis ministris, qui eiusdam sententiae secum erant, adhaerere, qui studebant paulatim relictis humanis traditionibus, verbum Dei purum proponere. Acta sunt haec anno Domini 1457.6) Itaque in isto statu ma- nent per aliquot annos. Dum nostri ita adhaerent supradictis sacerdotibus, incidit alia in- commoditas, quae gravissime omnium conscientiam laedit. Coguntur isti sacerdotes, non tantum nostris, quos pios esse sciebant, sed etiam cae- teris omnibus ad Parochias suas pertinentibus indignis sacramenta distri- buere sc. Quomodo enim eos a baptismo et aliis arcerent administratio- nibus, si vellent a primitivae Ecclesiae exemplo non deviare sed omni- bus vestigiis veterum insistere? Vident, vulgus vitae dissolutae assuetum non laturum correptiones, excommunicationes, immo ne mutationem im- pietatum Papisticarum. Oritur nova difficultas. Eo res devenit, ut incipe- ret Michael iste Parochus et alii ad exemplar primitivorum ministrorum, relictis impiis additamentis Antichristi, dignos ad mysteria admittere, ar- cere indignos. Non durat hoc diu. Accusatur ab aliis sacrificulis apud Rochezanam. Efficit statim hic, ut huic Michaeli et similibus interdican- tur conciones totumque ministri officium. Sacrificuli vero papistici, qui locum Michaelis caeterorumque obtinent, postea cogere nostros incipiunt ad palinodiam aliquos, alios spernunt. Oritur mira difficultas. Infantes recens nati manent sine baptismo, multi abstinent a concionibus eorum oc. Accedunt item Rochezanam et Lupaczium, rogant, ut agere velint cum rege, ut sibi praebere dignetur rex benignas aures, se velle sui propositi reddere rationem; verum non admittuntur. Consulit tandem Lupaczius,7) ut strenue ac constanter per- gant in proposito, et relictis sacerdotibus a Papa ortis, suos proprios ministros sibi eligant, et veteris Ecclesiae more confirment. Atque addit inter alia: Hoc si feceritis, contra Episcopos et totam Ecclesiam Papismo 5) Vgl. Gindely I. 28. Die älteste Nachricht über die Verhaftung der drei Studenten im J. 1461 s. Monumenta Hist. Un. Prag III. 56. Die erste Schilderung der Verhaftung und Folterung Gregors findet sich in Lukas' Schrift v. Jahre 1527, aus welcher dieselbe die späteren (Hist. Fr. Ms. U., Camerarius, Lasicius, Jafet) entlehnt haben. Br. Gregor scheint nicht zum Widerruf genöthigt worden zu sein. 6) Diese Jahreszahl bezicht sich nur auf die Ansiedelung der Brüder auf der Litizer Herrschaft. 7) Der Rath des Lupáč, Rokycanas Suffragans, eines früheren Anhängers der Taboriten, wird bereits in vielen älteren Quellen erwähnt. Vgl. Gindely I. 31.
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Beilage L. 117 infectam erit, at contra Deum neutiquam. Idem et alii consulunt, ut fa- ciant; alioqui dilapsuros turpiter et perituros. At nostri, rem hanc longe maximam esse scientes, in angustum hac ratione coguntur. Orant Domi- num, ut se iuvare dignetur in tantis difficultatibus atque periculis. Post multas orationes cum ieiuniis etiam recordantur exempli de electione Mat- thiae Apostoli, ubi sorte usi fuerint Apostoli. Utuntur et ipsi sorte, hoc unicum quaerentes, an placeat Domino, ut sese in universum separent ab Ecclesia Romana, adeoque et Boëmica oc. Confirmantur sorte placere hoc Deo, et iam esse tempus id fieri. Agunt Deo gratias, et confidentius obdurant unanimiter in proposito suo. Deinde eligunt aliquot viros, qui inter eos primatum tenerent, et authoritate praepollerent, caeteros omnes sponte sua obedientes regerent, quorum praecipuus erat ac velut pater Gregorius, homo grandaevus, pietate singulari et prudentia clarus. Atque hoc tempore inquirunt diligenter, an extent alicubi homines, qui non essent Papistico fermento corrupti oc. Audiunt varia de Grae- cis, Armenis, Indiae cultoribus oc., quos rumor fuit, a Papa avulsos esse. nec eum pro capite agnoscere. Verum nec eorum vel doctrinam vel vi- tam Apostolis convenire, perspiciunt, sed deditos esse variis deliciis et vivere iuxta carnem, sicut Paulus loquitur.8) Tandem anno 1467 conveniunt in quodam loco praecipui nostrorum viri circiter 60 consultari, quid iam ultro faciendum, caeteris quidem omnibus eorum conatum precibus ad Dominum sedulo adiuvantibus. Mi- nistros legitimos, quibus utebantur, paucos se habere considerabant, qui si vel tyrannide, vel communi fato perirent, unde alii petendi? Convenit inter eos, ut pergerent confidenter, ac iuxta consilium prudentissimorum virorum, Lupaczii et aliorum, ministros ex se ipsis eligerent, et aposto- lico more confirmarent. Orantes igitur cum ieiunio eligunt 9 viros, et faciunt schedulas 12. Novem erant vacuae, in tribus vero scriptum fuit hoc verbum EST. His peractis iterum orant Dominum, ut pro sua bona voluntate et misericordia disponere haec velit, ut istorum virorum vel unus, vel duo, vel tres ministri aut sacerdotes sorte declarentur. Si vero non placet Domino hic conatus, ut nullus fiat (id enim fieri potuisset, si omnibus vacuae schedulae obvenissent). Cum omnes surgerent, schedulae, quarum 12 erant, in vase a puero quodam, omnium quae agebantur ignaro, distribuuntur. Interea quid factum sit, quale ostentum seu prodigium, quo Dominus confirmavit hunc pussillum gregem, ac se eis praesentem adesse demonstravit, huius in Epistola ad Rochezanam mentio fit.9) Tum acce- dunt viri, qui schedulas obsignatas habent, et quilibet suam fratribus mensae adsidentibus exhibet. Tres scriptae inveniuntur, declarantur igi- tur tres viri a Domino et hoc pio coetu electi Matthias de Conwald Thomas Přelauczky Elias Molitor. 3) In einer alten Quelle („Wie sich die Menschen zur römischen Kirche u. s. w.") wird gesagt, die Brüder hätten schon damals die Absicht gehabt, eine Gesandtschaft in fremde Länder zu schicken. 9) Damit kann nur Gregors Vision gemeint sein. Eine andere Deutung gibt dieser Stelle Lasicius.
Beilage L. 117 infectam erit, at contra Deum neutiquam. Idem et alii consulunt, ut fa- ciant; alioqui dilapsuros turpiter et perituros. At nostri, rem hanc longe maximam esse scientes, in angustum hac ratione coguntur. Orant Domi- num, ut se iuvare dignetur in tantis difficultatibus atque periculis. Post multas orationes cum ieiuniis etiam recordantur exempli de electione Mat- thiae Apostoli, ubi sorte usi fuerint Apostoli. Utuntur et ipsi sorte, hoc unicum quaerentes, an placeat Domino, ut sese in universum separent ab Ecclesia Romana, adeoque et Boëmica oc. Confirmantur sorte placere hoc Deo, et iam esse tempus id fieri. Agunt Deo gratias, et confidentius obdurant unanimiter in proposito suo. Deinde eligunt aliquot viros, qui inter eos primatum tenerent, et authoritate praepollerent, caeteros omnes sponte sua obedientes regerent, quorum praecipuus erat ac velut pater Gregorius, homo grandaevus, pietate singulari et prudentia clarus. Atque hoc tempore inquirunt diligenter, an extent alicubi homines, qui non essent Papistico fermento corrupti oc. Audiunt varia de Grae- cis, Armenis, Indiae cultoribus oc., quos rumor fuit, a Papa avulsos esse. nec eum pro capite agnoscere. Verum nec eorum vel doctrinam vel vi- tam Apostolis convenire, perspiciunt, sed deditos esse variis deliciis et vivere iuxta carnem, sicut Paulus loquitur.8) Tandem anno 1467 conveniunt in quodam loco praecipui nostrorum viri circiter 60 consultari, quid iam ultro faciendum, caeteris quidem omnibus eorum conatum precibus ad Dominum sedulo adiuvantibus. Mi- nistros legitimos, quibus utebantur, paucos se habere considerabant, qui si vel tyrannide, vel communi fato perirent, unde alii petendi? Convenit inter eos, ut pergerent confidenter, ac iuxta consilium prudentissimorum virorum, Lupaczii et aliorum, ministros ex se ipsis eligerent, et aposto- lico more confirmarent. Orantes igitur cum ieiunio eligunt 9 viros, et faciunt schedulas 12. Novem erant vacuae, in tribus vero scriptum fuit hoc verbum EST. His peractis iterum orant Dominum, ut pro sua bona voluntate et misericordia disponere haec velit, ut istorum virorum vel unus, vel duo, vel tres ministri aut sacerdotes sorte declarentur. Si vero non placet Domino hic conatus, ut nullus fiat (id enim fieri potuisset, si omnibus vacuae schedulae obvenissent). Cum omnes surgerent, schedulae, quarum 12 erant, in vase a puero quodam, omnium quae agebantur ignaro, distribuuntur. Interea quid factum sit, quale ostentum seu prodigium, quo Dominus confirmavit hunc pussillum gregem, ac se eis praesentem adesse demonstravit, huius in Epistola ad Rochezanam mentio fit.9) Tum acce- dunt viri, qui schedulas obsignatas habent, et quilibet suam fratribus mensae adsidentibus exhibet. Tres scriptae inveniuntur, declarantur igi- tur tres viri a Domino et hoc pio coetu electi Matthias de Conwald Thomas Přelauczky Elias Molitor. 3) In einer alten Quelle („Wie sich die Menschen zur römischen Kirche u. s. w.") wird gesagt, die Brüder hätten schon damals die Absicht gehabt, eine Gesandtschaft in fremde Länder zu schicken. 9) Damit kann nur Gregors Vision gemeint sein. Eine andere Deutung gibt dieser Stelle Lasicius.
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118 Beilage L. His personis evulgatis, statim genubus flexis omnes gratias agunt Domino, et recipiunt eos pro legatis Christi, omnesque confestim dextris porrectis istis tribus sese submittunt. Praesunt igitur isti tres hoc tem- pore, ita tamen, ut eorum unus Matthias nempe sorte ac suffragiis pri- mus eligatur, cui confertur authoritas haec, ut alios postea ordinaret oc. 10) Haec omnia, licet in scriptis fratrum continentur, paucis tamen nota fuere. Ideoque ante aliquot annos quidam coeci et dolosi homines hanc Dei dispositionem videntes impudenter et irridere et incessere non du- bitarunt, turpissimum schisma separationem hanc vocantes. At nos vide- mus et experimur, divinae dextrae esse opus, cui Dominus hactenus be- nedixit et promovit feliciter, ut declarant haec nostra tempora, et non dubitamus, Dominum successus maiores largiturum in dies oc. Relatum est tandem nostratibus, alicubi prope Austriam 11) esse quosdam e numero Waldensium, quos fama fuit doctrinam Christi puram habere, nec locum esse simoniae apud illos ullum. Item conferre apud eos utrumque gradum simul et episcopalem et sacerdotalem (ut vocant). Mittuntur duo nostrorum ad Episcopos seu Seniores Waldensium, quorum duo inveniuntur. Narrant nostri ipsis propositum suum, ac omnia, quae transacta sunt, quid egerit cum eis Dominus, et iudicium illorum hac de re quaerunt. Rem sanctam et piam aiunt esse Waldenses, ac commendant factum ve- hementer, et summo cum gaudio eos in proposito confirmant, iam veros a Domino electos et missos ministros Christi esse aiunt, et imposita ca- piti manu illos benedicunt atque socios in Domino seu Coëpiscopos ap- pellant et hortantur, ut pergant in vinea Dei ad suos reversi oc. Narrant eis quoque de rebus suis, originem esse a Petro Waldensi, quem fuisse socium Sylvestri affirmant, qui cum ditaretur a Constantino inimicus factus est Petro sibi non consentienti oc. Indicant et cursum patrum suorum et varia certamina oc. Revertuntur ad suos et recipiuntur cum gaudio nostri legati, reci- tantque ea, quae cum Waldensibus acta sunt in conventu seniorum illo- rum. Placuit omnibus Waldensium pietas et charitas, qua complexi erant legatos. Cogitant ac consultant, ut si fieri possit cum eis in unum popu- lum unamque Ecclesiam coalescant. Cognoscunt igitur diligentius de omni- bus rebus Waldensium. Doctrina eorum videtur ex sacris scripturis esse sumpta, sicuti et nostrorum, quam tum professi erant iam aliquoties in Epistolis seu scriptis apologeticis ad Rochezanam et alios. Vitam quoque eorum doctrinae correspondentem inveniunt. Deprehendunt tamen quae- dam veris Christi imitatoribus indigna atque reprehensionis digna. Eli- gunt viros idoneos, qui ad eos mitterentur, et illis exponerent fratrum Seniorum adeoque totius coetus huius sententiam. Quod videlicet omnes unanimi consensa constituerint, ut se illis adiungerent, atque ita in unum populum cum illis coirent, simodo ipsi similiter essent affecti. Porro esse quaedam minus convenientia, quae vellent eis pro admonitionis officio totius Unitatis Fratrum nomine candide exponere. 10) oc. steht überall in der Handschrift. 11) Vgl. Nigranus an Flacius (1556) : mittunt semel atque iterum legatos ad Waldenses, quorum duo praecipui erant in Moravia prope Austriam.
118 Beilage L. His personis evulgatis, statim genubus flexis omnes gratias agunt Domino, et recipiunt eos pro legatis Christi, omnesque confestim dextris porrectis istis tribus sese submittunt. Praesunt igitur isti tres hoc tem- pore, ita tamen, ut eorum unus Matthias nempe sorte ac suffragiis pri- mus eligatur, cui confertur authoritas haec, ut alios postea ordinaret oc. 10) Haec omnia, licet in scriptis fratrum continentur, paucis tamen nota fuere. Ideoque ante aliquot annos quidam coeci et dolosi homines hanc Dei dispositionem videntes impudenter et irridere et incessere non du- bitarunt, turpissimum schisma separationem hanc vocantes. At nos vide- mus et experimur, divinae dextrae esse opus, cui Dominus hactenus be- nedixit et promovit feliciter, ut declarant haec nostra tempora, et non dubitamus, Dominum successus maiores largiturum in dies oc. Relatum est tandem nostratibus, alicubi prope Austriam 11) esse quosdam e numero Waldensium, quos fama fuit doctrinam Christi puram habere, nec locum esse simoniae apud illos ullum. Item conferre apud eos utrumque gradum simul et episcopalem et sacerdotalem (ut vocant). Mittuntur duo nostrorum ad Episcopos seu Seniores Waldensium, quorum duo inveniuntur. Narrant nostri ipsis propositum suum, ac omnia, quae transacta sunt, quid egerit cum eis Dominus, et iudicium illorum hac de re quaerunt. Rem sanctam et piam aiunt esse Waldenses, ac commendant factum ve- hementer, et summo cum gaudio eos in proposito confirmant, iam veros a Domino electos et missos ministros Christi esse aiunt, et imposita ca- piti manu illos benedicunt atque socios in Domino seu Coëpiscopos ap- pellant et hortantur, ut pergant in vinea Dei ad suos reversi oc. Narrant eis quoque de rebus suis, originem esse a Petro Waldensi, quem fuisse socium Sylvestri affirmant, qui cum ditaretur a Constantino inimicus factus est Petro sibi non consentienti oc. Indicant et cursum patrum suorum et varia certamina oc. Revertuntur ad suos et recipiuntur cum gaudio nostri legati, reci- tantque ea, quae cum Waldensibus acta sunt in conventu seniorum illo- rum. Placuit omnibus Waldensium pietas et charitas, qua complexi erant legatos. Cogitant ac consultant, ut si fieri possit cum eis in unum popu- lum unamque Ecclesiam coalescant. Cognoscunt igitur diligentius de omni- bus rebus Waldensium. Doctrina eorum videtur ex sacris scripturis esse sumpta, sicuti et nostrorum, quam tum professi erant iam aliquoties in Epistolis seu scriptis apologeticis ad Rochezanam et alios. Vitam quoque eorum doctrinae correspondentem inveniunt. Deprehendunt tamen quae- dam veris Christi imitatoribus indigna atque reprehensionis digna. Eli- gunt viros idoneos, qui ad eos mitterentur, et illis exponerent fratrum Seniorum adeoque totius coetus huius sententiam. Quod videlicet omnes unanimi consensa constituerint, ut se illis adiungerent, atque ita in unum populum cum illis coirent, simodo ipsi similiter essent affecti. Porro esse quaedam minus convenientia, quae vellent eis pro admonitionis officio totius Unitatis Fratrum nomine candide exponere. 10) oc. steht überall in der Handschrift. 11) Vgl. Nigranus an Flacius (1556) : mittunt semel atque iterum legatos ad Waldenses, quorum duo praecipui erant in Moravia prope Austriam.
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Beilage L. 119 Quorum haec est Summa: Primum malum videri, cuius omnino non essent ignari, quod veri- tatem occultent ac non profiteantur libere, persecutionum ac periculorum pertaesi, templa papistica visitent, ubi sacramentis communicent et com- municare suis permittant, non aliam ob causam, nisi ut occultentur, nec qui sint prodantur, cum quidem illos ipsos, quibuscum per externum mi- nisterium de uno pane comedentes oc. in unum corpus coalescunt, ipsis- simum credant esse Antichristum, cui hac ratione fucum fieri putant, quod sine gravi vulnere conscientiae, ut ne quid durius dicatur, fieri non pos- sit. Hoc enim esse in utramque pedem claudicare, remque hanc videri nostrorum toti congregationi prorsus intolerabilem, cum plane christianum et vere catholicum sit, quod quisque credat corde, ore etiam profiteatur. Alterum malum, quod qui sunt praecipui inter ipsos, utpote Senio- res, Ministri, thesauros congregant ex hac pecunia, quae illis dabatur, non quidem ratione et modo Decimarum Papisticarum, sed ex gratia et amore Christi, ad sublevandos eos, qui penuria premerentur, et propter operas Ecclesiasticas atque persecutiones non possent labore proprio victum quaerere. Rem hanc videri alienam a ministris Christi, qui iure divino Apostolos sanctos imitari deberent, ac iuxta Christi praeceptum cavere a possessione auri et argenti, reponere potius debere eos thesau- rum in coelis, curam vero vitae suae reiicere in Dominum, ac lilia agri imitari. Waldenses nostris respondent, sibi non displicere propositum Fra- trum de unitate ineunda, deliberaturos cum suis postea hac de re. Vitia autem haec exposita nomine totius congregationis Fratrum se nec igno- rare, nec defendere, verum fateri, quibusdam in rebus multum a pristina puritate patrum suorum deflexum esse, cogitaturos tamen de emendatione. Convenit inter eos, ut tandem certo tempore conveniant iterum, ac istis de rebus aliquid certi constituant, sacerdotibus Papisticis omnibus nescien- tibus. Concipiunt nostri spem futurae unionis, et parant sese magna cum laetitia tempus constitutum exspectantes. Sed quid actum postea. Ante- quam tempus constitutum venisset, revellant Waldenses omnia haec sacri- ficulis Papisticis, qui dissuadent et dehortantur, atque persuadent ipsis, ut a proposito cessent, rem hanc eis fore inutilem et forte exitiosam.12) Sacerdotum turba, antea iam nostris satis infensa, hac occasione mirum in modum irritatur. Regi et omnibus Magistratibus nostros deferunt, multa manifestissima mendacia congerunt, declamitabant pro concionibus impu- dicissimi Rabulae, nos esse de nomine Pichardorum, Adamitarum, de qui- bus Aeneas 13) et alii scribunt, qui interempti erant a Žižka omnes prae- ter paucissimos, qui in vinculis detinebantur. Publice horribiliter traducimur, scribitur et decantatur ubique, nos homines esse tetros, horrendis flagitiis pollutos, neque aetati, neque san- guini parcentes. Rochezana quoque nunc primum convertitur in atrocis- simum hostem, et similem sui reddit Regem Georgium. Scribit Rochezana 12) Vgl. Blahoslav an Georg Israel (Beilage N). 13) Cap. XLI. De Adamitis haereticis.
Beilage L. 119 Quorum haec est Summa: Primum malum videri, cuius omnino non essent ignari, quod veri- tatem occultent ac non profiteantur libere, persecutionum ac periculorum pertaesi, templa papistica visitent, ubi sacramentis communicent et com- municare suis permittant, non aliam ob causam, nisi ut occultentur, nec qui sint prodantur, cum quidem illos ipsos, quibuscum per externum mi- nisterium de uno pane comedentes oc. in unum corpus coalescunt, ipsis- simum credant esse Antichristum, cui hac ratione fucum fieri putant, quod sine gravi vulnere conscientiae, ut ne quid durius dicatur, fieri non pos- sit. Hoc enim esse in utramque pedem claudicare, remque hanc videri nostrorum toti congregationi prorsus intolerabilem, cum plane christianum et vere catholicum sit, quod quisque credat corde, ore etiam profiteatur. Alterum malum, quod qui sunt praecipui inter ipsos, utpote Senio- res, Ministri, thesauros congregant ex hac pecunia, quae illis dabatur, non quidem ratione et modo Decimarum Papisticarum, sed ex gratia et amore Christi, ad sublevandos eos, qui penuria premerentur, et propter operas Ecclesiasticas atque persecutiones non possent labore proprio victum quaerere. Rem hanc videri alienam a ministris Christi, qui iure divino Apostolos sanctos imitari deberent, ac iuxta Christi praeceptum cavere a possessione auri et argenti, reponere potius debere eos thesau- rum in coelis, curam vero vitae suae reiicere in Dominum, ac lilia agri imitari. Waldenses nostris respondent, sibi non displicere propositum Fra- trum de unitate ineunda, deliberaturos cum suis postea hac de re. Vitia autem haec exposita nomine totius congregationis Fratrum se nec igno- rare, nec defendere, verum fateri, quibusdam in rebus multum a pristina puritate patrum suorum deflexum esse, cogitaturos tamen de emendatione. Convenit inter eos, ut tandem certo tempore conveniant iterum, ac istis de rebus aliquid certi constituant, sacerdotibus Papisticis omnibus nescien- tibus. Concipiunt nostri spem futurae unionis, et parant sese magna cum laetitia tempus constitutum exspectantes. Sed quid actum postea. Ante- quam tempus constitutum venisset, revellant Waldenses omnia haec sacri- ficulis Papisticis, qui dissuadent et dehortantur, atque persuadent ipsis, ut a proposito cessent, rem hanc eis fore inutilem et forte exitiosam.12) Sacerdotum turba, antea iam nostris satis infensa, hac occasione mirum in modum irritatur. Regi et omnibus Magistratibus nostros deferunt, multa manifestissima mendacia congerunt, declamitabant pro concionibus impu- dicissimi Rabulae, nos esse de nomine Pichardorum, Adamitarum, de qui- bus Aeneas 13) et alii scribunt, qui interempti erant a Žižka omnes prae- ter paucissimos, qui in vinculis detinebantur. Publice horribiliter traducimur, scribitur et decantatur ubique, nos homines esse tetros, horrendis flagitiis pollutos, neque aetati, neque san- guini parcentes. Rochezana quoque nunc primum convertitur in atrocis- simum hostem, et similem sui reddit Regem Georgium. Scribit Rochezana 12) Vgl. Blahoslav an Georg Israel (Beilage N). 13) Cap. XLI. De Adamitis haereticis.
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120 Beilage L. prolixas litteras, plenas tetrorum mendaciorum. Hae ubique in templis per totam Boëmiam et Moraviam leguntur.11) Iam reddimur odiosi omni carni. Hic quoque postea secuta sunt quorundam vincula, quibus nonnulli ad decennium et ultra detenti sunt, aliorum excarnificationes oc. Longum esset recensere. Respondent nostri Rochezanae et mittunt ad eum, omnium nomine rogant, ne credere velit mendaci famae a sacerdotibus excitatae oc., neve tantopere saeviat in eos, quos ipse verbum Dei seminando olim genuerit. Placatur ipse nonnihil, sed persecutiones manent. Scribunt praeterea nostri Regi Georgio 15) et rogant, ut licentia eis concedatur ad suae causae ex- positionem, atque dicunt, se non esse illos sectarios homines ac haereti- cos, cum inhaererent vestigiis Hussii, nec quicquam pertinaciter defendere velle affirment, sed paratissimos esse, ut per sacras scripturas, sicubi a veritate aberrarent, ut simplices, vel a minimo instruantur. Non obtinent quicquam, sed spargitur vulgo fama, cuius author ignorabatur, nostros non opportere audiri, dudum iam esse condemnatos, utpote qui Waldenses essent, corruptissimorum hominum genus.16) Scribunt ergo propediem no- stri Magistratibus, Regi, Dominis Civitatum Pragensium Senatoribus et aliis,17) negant, se esse Waldenses, multo minus Pichardos nec Adamitas, sed veras Hussii reliquias, auditores Rochezanae oc. Per Deum et miseri- cordiam eius orantes, ut prius quam condemnentur, audiantur. Nihil impetratur, opprimuntur, et probris ac conviciis magis ac ma- gis immerguntur, ut postea latitare in montibus et cavernis petrarum co- gantur plurimi. Irascitur iterum Rochezana ac loquitur nostris, qui ad se venerant, quaedam cum eo communicaturi: Etiamsi nihil sit impietatis, quod eis obiiciatur, tamen me spretum esse ab eis video; debuisse et po- tuisse illos manere nobiscum, et uti sacerdotibus a Romanis Episcopis ordinatis, qui essent prae aliis pii et non ita ceremoniis addicti oc. Scripto ei nostri respondent humili et pio, in quo inter alia causas suae ab illo et omnibus a Papa originem trahentibus sacerdotibus separationis recen- sent, se affirmantes non more Taborensium propter ceremonias, nempe albas, ornatus, corporalia oc. a sacerdotibus discessisse et peculiarem Ec- clesiam instituisse, neque propter vitam multorum sacerdotum pollutam potissimum: sed maxime propter errores intolerabiles oc. Nihil tamen profuerunt omnia haec scripta. Waldenses autem, quorum valde pauci hisce temporibus in Boëmia degunt, paulatim sese subducunt hinc, Stephanus, unus de Senioribus eorum, Viennae igne perimitur. Confluunt tandem in Marchiam, ubi socii eorum aliqui sunt, lucrantur nonpaucos istic, sed post aliquot annos per- secutionem movent papistici sacrificuli atrocissimam; plurimi Waldensium seu aqua, seu igni aut gladio pereunt. Interea quidam ex Marchia venit in Boëmiam, ubi cum inveniret Ecclesiam Fratrum nostrorum, adscribitur 1) Výbor II. 734. vgl. o. S. 20. 15) Vgl. Gindely I. 45. 16) Vgl. o. S. 98. 17) Vgl. Gindely I. 49. Blahoslav anticipirt hier diese Gruppe von apologeti- schen Schriften der Brüder.
120 Beilage L. prolixas litteras, plenas tetrorum mendaciorum. Hae ubique in templis per totam Boëmiam et Moraviam leguntur.11) Iam reddimur odiosi omni carni. Hic quoque postea secuta sunt quorundam vincula, quibus nonnulli ad decennium et ultra detenti sunt, aliorum excarnificationes oc. Longum esset recensere. Respondent nostri Rochezanae et mittunt ad eum, omnium nomine rogant, ne credere velit mendaci famae a sacerdotibus excitatae oc., neve tantopere saeviat in eos, quos ipse verbum Dei seminando olim genuerit. Placatur ipse nonnihil, sed persecutiones manent. Scribunt praeterea nostri Regi Georgio 15) et rogant, ut licentia eis concedatur ad suae causae ex- positionem, atque dicunt, se non esse illos sectarios homines ac haereti- cos, cum inhaererent vestigiis Hussii, nec quicquam pertinaciter defendere velle affirment, sed paratissimos esse, ut per sacras scripturas, sicubi a veritate aberrarent, ut simplices, vel a minimo instruantur. Non obtinent quicquam, sed spargitur vulgo fama, cuius author ignorabatur, nostros non opportere audiri, dudum iam esse condemnatos, utpote qui Waldenses essent, corruptissimorum hominum genus.16) Scribunt ergo propediem no- stri Magistratibus, Regi, Dominis Civitatum Pragensium Senatoribus et aliis,17) negant, se esse Waldenses, multo minus Pichardos nec Adamitas, sed veras Hussii reliquias, auditores Rochezanae oc. Per Deum et miseri- cordiam eius orantes, ut prius quam condemnentur, audiantur. Nihil impetratur, opprimuntur, et probris ac conviciis magis ac ma- gis immerguntur, ut postea latitare in montibus et cavernis petrarum co- gantur plurimi. Irascitur iterum Rochezana ac loquitur nostris, qui ad se venerant, quaedam cum eo communicaturi: Etiamsi nihil sit impietatis, quod eis obiiciatur, tamen me spretum esse ab eis video; debuisse et po- tuisse illos manere nobiscum, et uti sacerdotibus a Romanis Episcopis ordinatis, qui essent prae aliis pii et non ita ceremoniis addicti oc. Scripto ei nostri respondent humili et pio, in quo inter alia causas suae ab illo et omnibus a Papa originem trahentibus sacerdotibus separationis recen- sent, se affirmantes non more Taborensium propter ceremonias, nempe albas, ornatus, corporalia oc. a sacerdotibus discessisse et peculiarem Ec- clesiam instituisse, neque propter vitam multorum sacerdotum pollutam potissimum: sed maxime propter errores intolerabiles oc. Nihil tamen profuerunt omnia haec scripta. Waldenses autem, quorum valde pauci hisce temporibus in Boëmia degunt, paulatim sese subducunt hinc, Stephanus, unus de Senioribus eorum, Viennae igne perimitur. Confluunt tandem in Marchiam, ubi socii eorum aliqui sunt, lucrantur nonpaucos istic, sed post aliquot annos per- secutionem movent papistici sacrificuli atrocissimam; plurimi Waldensium seu aqua, seu igni aut gladio pereunt. Interea quidam ex Marchia venit in Boëmiam, ubi cum inveniret Ecclesiam Fratrum nostrorum, adscribitur 1) Výbor II. 734. vgl. o. S. 20. 15) Vgl. Gindely I. 45. 16) Vgl. o. S. 98. 17) Vgl. Gindely I. 49. Blahoslav anticipirt hier diese Gruppe von apologeti- schen Schriften der Brüder.
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Beilage L. 121 in album illorum et manet cum illis. Post aliquot annos suos amicos visitare volens in Marchiam it, atque ibi narrat, quales reperit Fratres in Boëmia. Hac ratione rumor ac fama certa venit in Marchiam de no- stris Fratribus, quod a quibusdam Baronibus defendantur, ita ut licet non admodum libere convenire, tamen libere vivere sub dominio ipsorum possint. Multi igitur Waldensium aut eorum, qui Waldensibus isthic adhaese- rant, relinquunt patriam et deveniunt in Moraviam in Civitatem Fulneckam et alias. Hos commendarunt Waldenses nostris, recipiuntur ergo a fra- tribus et fiunt membra per istas civitates dispersarum ecclesiarum no- strarum, quorum filii et nepotes manent illic hunc usque diem. Caeteri autem, qui in Marchia remanserunt, perierunt in istis persecutionibus. Hoc modo Ecclesia Waldensium sublata est in his regionibus nostris.18) 18) Vgl. Camerarius p. 116—117: Magna pars horum (Waldensium)... in Mar- chiam Brandenburgensem venerunt, quo ante tempus etiam illud aliqui ex ipsis abierant. Sed non diu post et ibi sunt gravissime afflicti et inde expulsi, multis ex eorum numero gladio, aqua, igni interemtis. Paulo ante hanc cladem, quidam ex Waldensium coetu, Petrus Textor nomine, ex Marchia in Bohemiam venit. Is, cum Landiscronae reperisset Fratrum Ecclesiasticum conventum, magnopere laetatus cum illis sese coniunxit, et est in ipsorum coetum receptus oc. Die ausgewanderten Waldenser siedelten sich in Böhmen in Landskron, in Mähren in den Städten Fulnek und Weisskirchen (Hranice) an. Über den Verkehr der Brüder mit den Märker Waldensern enthält die Hist. Fr. (Ms. Un.) folgende wichtige Angaben: „1480. Aus diesem Jahre findet sich ein Schreiben der Brüder vor, die in der Mark waren. Es berichtet, wie es ihnen dort ergieng und welche Verfolgungen sie litten. Gesendet ward dieses Schreiben an die Brüder in Böhmen. Es lautet also: Liebe Brüder... Da ihr erfahren wolltet, wie es den Brüdern in der Mark ergieng, so wisset: Als der alte Markgraf vor einiger Zeit einen Krieg führte, da kam er in eine Stadt, in die Nähe der Brüder. Da erhoben sich die Priester und Mönche, und klagten die Brüder an und baten, er möge erlauben, dieselben zu verurtheilen. Und der Herr antwortete, sie sollten die Brüder erst hören: sollten sie sich auf Irrwegen befinden, so mögen sie widerrufen; ist es aber nicht der Fall, so sollen sie bis auf weiteres dieselben in Ruhe lassen. Aber die Priester leiteten davon eine Vollmacht her, als ob der Herr dieselbe ihnen ertheilt hätte, und trachteten mit Hilfe einiger Bürger die Brüder gefangen zu nehmen. Auch forderten sie dazu den Bürgermeister einer Stadt auf, der aber es nicht that; und da sagten dieselben, sie hätten die Vollmacht dazu von dem Herrn empfangen: „und weil du es nicht thun willst, so werden wir dem Herrn schreiben, dass du mit den Ketzern eins bist und mit ihnen hältst.“ Und der Bürgermeister gieng den Herrn zu suchen, aber der alte Herr war wieder in sein Land gezogen. Indessen haben die Priester einige Brüder zum Verhör vorgeladen und sie fragten dieselben nun mit vielen Fragen, was ihr Glaube von dem bösen Priester wäre, aber über ihr Glaubensbekenntniss befragten sie dieselben nicht. Aber einige Brüder begaben sich zu dem jungen Markgrafen, der ihnen Geleitsbriefe gab an die Vorgesetzten der Priesterschaft, die Pröbste und die Officialen, diese sollten sie bis zu seiner Ankunft in Ruhe lassen. Die Priester lasen die Briefe und zürnten den Brüdern noch mehr und nahmen einige in Haft. Andere Brüder aber, als sie es sahen, entwichen. Das war die erste Verfolgung... Und um die Zeit kam ich zu ihnen, wie euch, liebe Brüder, bekannt ist. Und jenes Schreiben, das über den Glauben handelt, habe ich ihnen eigenhändigt mit der Ermahnung, sie möchten vorsichtig sein und dasselbe nicht in die Hände der Priester und unvernünftiger Menschen kommen lassen. Da die Brüder aber wünschten, jenes Schreiben einem Herrn zu zeigen, so willigte ich ein. Es gefiel dem Herrn sehr, so dass er sagte: die Brü- der haben den wahren Grund der ersten h. Kirche gefunden. — Auch der Rath einer Stadt wünschte das Schreiben zu sehen, und ich gab auf ihre Bitte nach,
Beilage L. 121 in album illorum et manet cum illis. Post aliquot annos suos amicos visitare volens in Marchiam it, atque ibi narrat, quales reperit Fratres in Boëmia. Hac ratione rumor ac fama certa venit in Marchiam de no- stris Fratribus, quod a quibusdam Baronibus defendantur, ita ut licet non admodum libere convenire, tamen libere vivere sub dominio ipsorum possint. Multi igitur Waldensium aut eorum, qui Waldensibus isthic adhaese- rant, relinquunt patriam et deveniunt in Moraviam in Civitatem Fulneckam et alias. Hos commendarunt Waldenses nostris, recipiuntur ergo a fra- tribus et fiunt membra per istas civitates dispersarum ecclesiarum no- strarum, quorum filii et nepotes manent illic hunc usque diem. Caeteri autem, qui in Marchia remanserunt, perierunt in istis persecutionibus. Hoc modo Ecclesia Waldensium sublata est in his regionibus nostris.18) 18) Vgl. Camerarius p. 116—117: Magna pars horum (Waldensium)... in Mar- chiam Brandenburgensem venerunt, quo ante tempus etiam illud aliqui ex ipsis abierant. Sed non diu post et ibi sunt gravissime afflicti et inde expulsi, multis ex eorum numero gladio, aqua, igni interemtis. Paulo ante hanc cladem, quidam ex Waldensium coetu, Petrus Textor nomine, ex Marchia in Bohemiam venit. Is, cum Landiscronae reperisset Fratrum Ecclesiasticum conventum, magnopere laetatus cum illis sese coniunxit, et est in ipsorum coetum receptus oc. Die ausgewanderten Waldenser siedelten sich in Böhmen in Landskron, in Mähren in den Städten Fulnek und Weisskirchen (Hranice) an. Über den Verkehr der Brüder mit den Märker Waldensern enthält die Hist. Fr. (Ms. Un.) folgende wichtige Angaben: „1480. Aus diesem Jahre findet sich ein Schreiben der Brüder vor, die in der Mark waren. Es berichtet, wie es ihnen dort ergieng und welche Verfolgungen sie litten. Gesendet ward dieses Schreiben an die Brüder in Böhmen. Es lautet also: Liebe Brüder... Da ihr erfahren wolltet, wie es den Brüdern in der Mark ergieng, so wisset: Als der alte Markgraf vor einiger Zeit einen Krieg führte, da kam er in eine Stadt, in die Nähe der Brüder. Da erhoben sich die Priester und Mönche, und klagten die Brüder an und baten, er möge erlauben, dieselben zu verurtheilen. Und der Herr antwortete, sie sollten die Brüder erst hören: sollten sie sich auf Irrwegen befinden, so mögen sie widerrufen; ist es aber nicht der Fall, so sollen sie bis auf weiteres dieselben in Ruhe lassen. Aber die Priester leiteten davon eine Vollmacht her, als ob der Herr dieselbe ihnen ertheilt hätte, und trachteten mit Hilfe einiger Bürger die Brüder gefangen zu nehmen. Auch forderten sie dazu den Bürgermeister einer Stadt auf, der aber es nicht that; und da sagten dieselben, sie hätten die Vollmacht dazu von dem Herrn empfangen: „und weil du es nicht thun willst, so werden wir dem Herrn schreiben, dass du mit den Ketzern eins bist und mit ihnen hältst.“ Und der Bürgermeister gieng den Herrn zu suchen, aber der alte Herr war wieder in sein Land gezogen. Indessen haben die Priester einige Brüder zum Verhör vorgeladen und sie fragten dieselben nun mit vielen Fragen, was ihr Glaube von dem bösen Priester wäre, aber über ihr Glaubensbekenntniss befragten sie dieselben nicht. Aber einige Brüder begaben sich zu dem jungen Markgrafen, der ihnen Geleitsbriefe gab an die Vorgesetzten der Priesterschaft, die Pröbste und die Officialen, diese sollten sie bis zu seiner Ankunft in Ruhe lassen. Die Priester lasen die Briefe und zürnten den Brüdern noch mehr und nahmen einige in Haft. Andere Brüder aber, als sie es sahen, entwichen. Das war die erste Verfolgung... Und um die Zeit kam ich zu ihnen, wie euch, liebe Brüder, bekannt ist. Und jenes Schreiben, das über den Glauben handelt, habe ich ihnen eigenhändigt mit der Ermahnung, sie möchten vorsichtig sein und dasselbe nicht in die Hände der Priester und unvernünftiger Menschen kommen lassen. Da die Brüder aber wünschten, jenes Schreiben einem Herrn zu zeigen, so willigte ich ein. Es gefiel dem Herrn sehr, so dass er sagte: die Brü- der haben den wahren Grund der ersten h. Kirche gefunden. — Auch der Rath einer Stadt wünschte das Schreiben zu sehen, und ich gab auf ihre Bitte nach,
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122 Beilage L. Nostri vero creverunt in istis turbis in Boëmia et Moravia, semper enim Dominus addebat, qui sese piis patribus adiungerent. Sed ad priora revertar. Defunctis Georgio Rege ac Rochezana et regnante Vladislao inqui- runt nostri diligenter, an sint alicubi homines in orbe, qui Christum pro- fiteantur, Papae autem non obediant. Suadent igitur quidam, ut mittantur aliqui in longinquas regiones, ac pervestigent mores et Religiones varia- sie zu derselben Vorsicht mahnend wie vordem. Und die Herren gaben es ihrem Schreiber zum Abschreiben, der bereits ein Priester war und die erste Messe ge- lesen hatte — früher ist er aber Stadtschreiber gewesen. Und dieser gab im ge- heimen den Brief selbst oder eine Abschrift den Priestern, und als ihn die Herren an die Verfertigung einer Abschrift mahnten, sagte er, dies vertrage sich mit sei- nem Priesteramte nicht mehr.“ „Dann haben die Priester das Schreiben willkürlich verfälscht und dem Bi- schof überreicht. Dieser gab es dem Markgrafen, und so geschah es, dass der Markgraf den Geistlichen die Erlaubniss ertheilte, die Brüder zu verfolgen. Eines Tages, am Morgen, haben sie dieselben überfallen, in Haft genommen und sechs Männer verbrannt und vier Weiber. Den Peter aber und einen andern Bruder, da er eine Berufung an den Markgrafen eingelegt hatte... stellten sie vor einen Mönch, der sich Doktor der sieben Künste nennt, dieser verhörte ihn und erklärte dann in seiner Predigt, dass diese Leute im Glauben irrten gegen die heilige rö- mische Kirche, gegen die Geistlichkeit und gegen die Sakramente, und er that es vor vornehmen Personen, zuletzt vor dem Markgrafen. Sie sagten dem Peter, er möchte widerrufen und die Leute aufsuchen, die er verborgen hätte, um diese wieder auf den rechten Weg zu führen: zu diesem Zwecke wollten sie ihn frei- geben. Aber Bruder Peter sagte: Lieber lasse ich mich in Stücke reissen! — Als sie ihn zum Tode führten, fragten sie, ob er den Leib des Herrn empfangen wolle. Aber er sagte : Ihr habt ihn nicht und könnt mir ihn nicht geben. — Und vor dem Scheiterhaufen sagten sie ihm, er sollte etwas gutes sagen. Als er aber zum Volke zu reden anhub, da stimmten die Mönche und die Priester einen Gesang an, dass ihn die Leute nicht hören könnten. Dann nahmen die Geistlichen die Weiber der- jenigen Brüder, die sich geflüchtet hatten, unter Eid und Versprechen, ihnen die Männer, wenn sie nach Hause kämen, zu verrathen. Und überall lauerten sie ihnen auf, um ihrer habhaft zu werden und sie zu fangen, wenn sie das Land ver- lassen sollten. So mussten die Brüder in grossen Angsten diesen Winter sich in Wäldern bergen, und da sind sie auch jetzt. Aber sie sind mit Gottes Hilfe be- reit, lieber alles zu erleiden, was er zulässt, als gegen ihn etwas zu thun. Und sie bitten euch un Rath und Hilfe. Können sie in diesem Lande nicht geduldet werden, so möchten sie es erlangen, dass man sie ziehen liesse. Und wohin sie sich wenden und was sie thun sollten: darum bitten sie euch in ihren grossen Angsten. Und wollt ihr, liebe Brüder, ihnen schreiben, so thut es in deutscher Sprache, denn unter uns ist niemand, der das Böhmische übersetzen könnte." Vor der Auswanderung der Waldenser schickten die Brüder eine Gesandt- schaft an dieselben, mit Thomas dem Deutschen an der Spitze. Eine wichtige Nach- richt darüber hat Jafet aus einem nicht näher bezeichneten „Buche“ des Kraso- nický († 1532) in sein erstes Werk (die Stimme des Wächters) aufgenommen: „Die Überreste der Waldenser, die in den umliegenden Gegenden wohnten, vereinigten sich mit den Brüdern und ihrer Unität, eine grosse Menge des Volkes und auch einige Priester. Und auch die Mark verliessen sie damals und kamen nach Mähren, wo sie sich namentlich in der Stadt Fulnek und in der Umgegend ansiedelten. Und auch in Landskron, da sie Deutsche waren. Ihre Nachkommen sind da bis auf den heutigen Tag. Denn die Brüder waren ihnen gewogen, und sie hatten zu ihnen eine Gesandtschaft geschickt, bestehend aus vielen Personen, mit ihrem (der Brüder) Priester, Thomas von Landskron, dem Deutschen, welcher die Waldenser gut kannte. Und dieser gewann ihrer viele und bewog sie, die Mark zu verlassen und nach Mähren zu kommen."
122 Beilage L. Nostri vero creverunt in istis turbis in Boëmia et Moravia, semper enim Dominus addebat, qui sese piis patribus adiungerent. Sed ad priora revertar. Defunctis Georgio Rege ac Rochezana et regnante Vladislao inqui- runt nostri diligenter, an sint alicubi homines in orbe, qui Christum pro- fiteantur, Papae autem non obediant. Suadent igitur quidam, ut mittantur aliqui in longinquas regiones, ac pervestigent mores et Religiones varia- sie zu derselben Vorsicht mahnend wie vordem. Und die Herren gaben es ihrem Schreiber zum Abschreiben, der bereits ein Priester war und die erste Messe ge- lesen hatte — früher ist er aber Stadtschreiber gewesen. Und dieser gab im ge- heimen den Brief selbst oder eine Abschrift den Priestern, und als ihn die Herren an die Verfertigung einer Abschrift mahnten, sagte er, dies vertrage sich mit sei- nem Priesteramte nicht mehr.“ „Dann haben die Priester das Schreiben willkürlich verfälscht und dem Bi- schof überreicht. Dieser gab es dem Markgrafen, und so geschah es, dass der Markgraf den Geistlichen die Erlaubniss ertheilte, die Brüder zu verfolgen. Eines Tages, am Morgen, haben sie dieselben überfallen, in Haft genommen und sechs Männer verbrannt und vier Weiber. Den Peter aber und einen andern Bruder, da er eine Berufung an den Markgrafen eingelegt hatte... stellten sie vor einen Mönch, der sich Doktor der sieben Künste nennt, dieser verhörte ihn und erklärte dann in seiner Predigt, dass diese Leute im Glauben irrten gegen die heilige rö- mische Kirche, gegen die Geistlichkeit und gegen die Sakramente, und er that es vor vornehmen Personen, zuletzt vor dem Markgrafen. Sie sagten dem Peter, er möchte widerrufen und die Leute aufsuchen, die er verborgen hätte, um diese wieder auf den rechten Weg zu führen: zu diesem Zwecke wollten sie ihn frei- geben. Aber Bruder Peter sagte: Lieber lasse ich mich in Stücke reissen! — Als sie ihn zum Tode führten, fragten sie, ob er den Leib des Herrn empfangen wolle. Aber er sagte : Ihr habt ihn nicht und könnt mir ihn nicht geben. — Und vor dem Scheiterhaufen sagten sie ihm, er sollte etwas gutes sagen. Als er aber zum Volke zu reden anhub, da stimmten die Mönche und die Priester einen Gesang an, dass ihn die Leute nicht hören könnten. Dann nahmen die Geistlichen die Weiber der- jenigen Brüder, die sich geflüchtet hatten, unter Eid und Versprechen, ihnen die Männer, wenn sie nach Hause kämen, zu verrathen. Und überall lauerten sie ihnen auf, um ihrer habhaft zu werden und sie zu fangen, wenn sie das Land ver- lassen sollten. So mussten die Brüder in grossen Angsten diesen Winter sich in Wäldern bergen, und da sind sie auch jetzt. Aber sie sind mit Gottes Hilfe be- reit, lieber alles zu erleiden, was er zulässt, als gegen ihn etwas zu thun. Und sie bitten euch un Rath und Hilfe. Können sie in diesem Lande nicht geduldet werden, so möchten sie es erlangen, dass man sie ziehen liesse. Und wohin sie sich wenden und was sie thun sollten: darum bitten sie euch in ihren grossen Angsten. Und wollt ihr, liebe Brüder, ihnen schreiben, so thut es in deutscher Sprache, denn unter uns ist niemand, der das Böhmische übersetzen könnte." Vor der Auswanderung der Waldenser schickten die Brüder eine Gesandt- schaft an dieselben, mit Thomas dem Deutschen an der Spitze. Eine wichtige Nach- richt darüber hat Jafet aus einem nicht näher bezeichneten „Buche“ des Kraso- nický († 1532) in sein erstes Werk (die Stimme des Wächters) aufgenommen: „Die Überreste der Waldenser, die in den umliegenden Gegenden wohnten, vereinigten sich mit den Brüdern und ihrer Unität, eine grosse Menge des Volkes und auch einige Priester. Und auch die Mark verliessen sie damals und kamen nach Mähren, wo sie sich namentlich in der Stadt Fulnek und in der Umgegend ansiedelten. Und auch in Landskron, da sie Deutsche waren. Ihre Nachkommen sind da bis auf den heutigen Tag. Denn die Brüder waren ihnen gewogen, und sie hatten zu ihnen eine Gesandtschaft geschickt, bestehend aus vielen Personen, mit ihrem (der Brüder) Priester, Thomas von Landskron, dem Deutschen, welcher die Waldenser gut kannte. Und dieser gewann ihrer viele und bewog sie, die Mark zu verlassen und nach Mähren zu kommen."
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Beilage L. 123 rum gentium. Comprobatur omnibus consilium. Erant quidam iam ad- iuncti Fratribus, non ex nobilibus saltem, sed ex Baronibus etiam Boëmiae, opulenti homines. Ii legatis impensas se subpeditaturos pollicentur. Ma- xime Dominus Bohusche Kostka Baro a Postupicz, Lithomysliensis Do- minus ac. Eliguntur quatuor viri Lucas Baccalaureus Pragensis, Maress Kokowecz, Martinus Kabatnik, Casparus ex Marchia.19) Isti pergunt una Constantinopolim, Hinc Lucas pergit ad peragran- das regiones Graeciae, Maresch Moschovitas 20) et aliarum adiacentium regionum oras petit, Martinus Hierosolimam et Egiptum nacto quodam Judaeo contendit, Caspar Constantinopoli relinquitur, ut eos expectet, do- nec revertantur. Reversi tandem omnes domum, nec quod quaerebant, invenerunt. Elapsis aliquot annis eodem Vladislao regnante denuo mit- tuntur legati duo, viri docti, Lucas Baccalaureus, de quo superius, et Thomas Germanus, ut peragrent Italiam et Gallias. Istic invenerunt Ro- mae et alibi quosdam viros pios, Deum timentes, dispersos inter igno- bile vulgus, concupiscentiis carnis deditum, variis in periculis versantes. Invenerunt tandem et nonnullos Waldensium varia discrimina sustinentes per Gallias dispersos, qui eos humaniter recipiunt ac tractant ut fratres. Renovatur tandem persecutio in Moravia, nam edicto regio eiiciun- tur fratres nostri ex hoc marchionatu, ac non pauci venerunt in Molda- viam Anno 1481, ubi recipiuntur a Duce quodam. Sed paulatim postea sese subducentes certas ob causas revertuntur in patriam. Nam Rex Hun- gariae Matthias, qui tunc Marchionatu hoc potiebatur, mutaverat senten- tiam suam concedebatque Fratribus libertatem habitandi in Moravia hoc tantum addens, si quando eos expellere vellet, concessurum se unius anni spatium, in quo possent suas possessiones vendere.21) Interea fiunt varia Nikolaus von Schlan († 1542), welcher die Zeiten der alten Brüder gesehen hatte, erzällt in der Vorrede zu seiner von Gindely (Quellen 45 ff.) herausgegebenen Schrift, zwei Waldenser seien aus der Mark nach Böhmen gekommen, um die Brüder kennen zu lernen. Sie blieben unter ihnen einige Zeit. Später gieng mit ihnen zu den Märker Waldensern ein Bruder, welcher der böhmischen Sprache, obgleich selbst ein Deutscher, vollkommen mächtig war. — Comenius widmete seinen deutschen Katechismus (Amsterdam 1661) der zerstreuten Herde von Fulnek. Es ist bekannt, welche Bedeutung der Fulneker Gegend in der Geschichte der erneuerten Unität zukommt. — Lasicius, obgleich seine Erzählung die ausführlichste ist, besass keine anderen Quellen. Er bringt in das Ganze nur Verwirrung, indem er von einer zweifachen Wanderung der Waldenser zu berichten weiss. — Die Reise der Brü� der — es waren Michael, Thomas der Deutsche, Prokop und Joh. Táborský — im J. 1480 hatte wahrscheinlich das Ziel, die Waldenser in der Mark aufzusuchen. Vgl. Camer. 98 ff, Gindely I. 61. 19) Casparus ex-Marchia war ohne Zweifel ein Märker Waldenser. 20) Dic Sendung des Mareš nach Russland und die Auswanderung der Brüder nach der Moldau ist es wahrscheinlich gewesen, welche Anlass zu der Sage gab, in Kaukasus bestehe eine Colonie der Brüder. S. Dobrovský Reise nach Schweden und Glitsch Geschichte von Sarepta. Vgl. Brüderbote 1877. 21) Br. A. V. enthält ein Schreiben der Senioren an die Brüder in der Mol- dau mit der Jahreszahl 1494 (?). (S. Cröger I. 98—99.) Die Hist. Persec. Cap. XXII. versetzt die Auswanderung in das J. 1488: „Anno 1488 Matthias... proscrip-
Beilage L. 123 rum gentium. Comprobatur omnibus consilium. Erant quidam iam ad- iuncti Fratribus, non ex nobilibus saltem, sed ex Baronibus etiam Boëmiae, opulenti homines. Ii legatis impensas se subpeditaturos pollicentur. Ma- xime Dominus Bohusche Kostka Baro a Postupicz, Lithomysliensis Do- minus ac. Eliguntur quatuor viri Lucas Baccalaureus Pragensis, Maress Kokowecz, Martinus Kabatnik, Casparus ex Marchia.19) Isti pergunt una Constantinopolim, Hinc Lucas pergit ad peragran- das regiones Graeciae, Maresch Moschovitas 20) et aliarum adiacentium regionum oras petit, Martinus Hierosolimam et Egiptum nacto quodam Judaeo contendit, Caspar Constantinopoli relinquitur, ut eos expectet, do- nec revertantur. Reversi tandem omnes domum, nec quod quaerebant, invenerunt. Elapsis aliquot annis eodem Vladislao regnante denuo mit- tuntur legati duo, viri docti, Lucas Baccalaureus, de quo superius, et Thomas Germanus, ut peragrent Italiam et Gallias. Istic invenerunt Ro- mae et alibi quosdam viros pios, Deum timentes, dispersos inter igno- bile vulgus, concupiscentiis carnis deditum, variis in periculis versantes. Invenerunt tandem et nonnullos Waldensium varia discrimina sustinentes per Gallias dispersos, qui eos humaniter recipiunt ac tractant ut fratres. Renovatur tandem persecutio in Moravia, nam edicto regio eiiciun- tur fratres nostri ex hoc marchionatu, ac non pauci venerunt in Molda- viam Anno 1481, ubi recipiuntur a Duce quodam. Sed paulatim postea sese subducentes certas ob causas revertuntur in patriam. Nam Rex Hun- gariae Matthias, qui tunc Marchionatu hoc potiebatur, mutaverat senten- tiam suam concedebatque Fratribus libertatem habitandi in Moravia hoc tantum addens, si quando eos expellere vellet, concessurum se unius anni spatium, in quo possent suas possessiones vendere.21) Interea fiunt varia Nikolaus von Schlan († 1542), welcher die Zeiten der alten Brüder gesehen hatte, erzällt in der Vorrede zu seiner von Gindely (Quellen 45 ff.) herausgegebenen Schrift, zwei Waldenser seien aus der Mark nach Böhmen gekommen, um die Brüder kennen zu lernen. Sie blieben unter ihnen einige Zeit. Später gieng mit ihnen zu den Märker Waldensern ein Bruder, welcher der böhmischen Sprache, obgleich selbst ein Deutscher, vollkommen mächtig war. — Comenius widmete seinen deutschen Katechismus (Amsterdam 1661) der zerstreuten Herde von Fulnek. Es ist bekannt, welche Bedeutung der Fulneker Gegend in der Geschichte der erneuerten Unität zukommt. — Lasicius, obgleich seine Erzählung die ausführlichste ist, besass keine anderen Quellen. Er bringt in das Ganze nur Verwirrung, indem er von einer zweifachen Wanderung der Waldenser zu berichten weiss. — Die Reise der Brü� der — es waren Michael, Thomas der Deutsche, Prokop und Joh. Táborský — im J. 1480 hatte wahrscheinlich das Ziel, die Waldenser in der Mark aufzusuchen. Vgl. Camer. 98 ff, Gindely I. 61. 19) Casparus ex-Marchia war ohne Zweifel ein Märker Waldenser. 20) Dic Sendung des Mareš nach Russland und die Auswanderung der Brüder nach der Moldau ist es wahrscheinlich gewesen, welche Anlass zu der Sage gab, in Kaukasus bestehe eine Colonie der Brüder. S. Dobrovský Reise nach Schweden und Glitsch Geschichte von Sarepta. Vgl. Brüderbote 1877. 21) Br. A. V. enthält ein Schreiben der Senioren an die Brüder in der Mol- dau mit der Jahreszahl 1494 (?). (S. Cröger I. 98—99.) Die Hist. Persec. Cap. XXII. versetzt die Auswanderung in das J. 1488: „Anno 1488 Matthias... proscrip-
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124 Beilage L. certamina nostrorum cum papisticis quibusdam Sacerdotibus, multa plura cum magistris Pragensibus et sacerdotibus (quos vocant) sub utraque, ut testantur plurima scripta eorum et nostra. Incipit interea fama clarus esse Erasmus Rotherodamus, qui a mul- tis commendatur ut assertor Christianae ac Catholicae Veritatis fortissi- mus. Ad quem quidam nomine Johannes Šlechta, homo nobilis Boëmus, multa falsa de Fratribus scripsit, ut testatur Epistola eius, quae inter Erasmi epistolas habetur.22) Moventur hac de Erasmo fama nostri, mit- tunt ad eum Legatos Antverpiam, viros pietate et prudentia claros, Ni- colaum Claudianum, virum eruditum et insignem medicum, et Laurentium Wotik, Baccalaureum, is adhuc superest, homo grandaevus, et multarum rerum gnarus."3) Qui ei Apologiam Fratrum Norimbergae Anno 1511 sit e Moravia fratres: quorum aliquot centeni, assumpto secum Ministro, Nicolao Slanski, per Hungariam et Transsylvaniam in Moldaviam usque pervenerunt: ad quos biennio post unum e Consenioribus, Eliam Krenowski, fratres miserunt, per literas quosque ad patienter ferendum pro veritate exilium animantes.“ — Vgl. Ca- merarius p. 117—118. — Slanský erzählt in seiner Vorrede, er sei in der Moldau gewesen, wo den Brüdern „gegen den Brauch jenes Landes“ gestattet wurde, eine Stadt zu gründen. Zweimal habe er vor den Türken fliehen müssen. 22) Johannes Šlechta von Všehrd nimmt unter den böhmischen Humanisten eine hervorragende Stellung ein. Wie Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz, so war auch er der katholischen Kirche zugethan. Sein Schreiben an Erasmus (Erasmi Epistolarum Opus. Bas. 1538) v. 10. Okt. 1519 — die Gesandtschaft der Brüder kann also nicht vor 1519 fallen — enthält eine Schilderung des Religionsparteien in Böhmen. Der Bericht über die Brüder erzällt Wahres und Falsches. (Tertia secta est eorum quos vocant Pyghardos. Hi denominationem a quodam transfuga eiusdem gentis acceperunt, qui huc veniens ante annos nonaginta septem eo tem- pore quo Joannes Zizka... bellum hic ecclesiasticis et omni clero indixerat... ei adiunctus infecit imprimis ipsum ducem scelerum pestiferis doctrinis et postea to- tum exercitum eius... Episcopos et sacerdotes ipsi sibi eligunt laicos rudes et literarum expertes, uxores et liberos habentes oc. (Über den fabelhaften Pikardus s. Dobrovský Die b. Pik. und Adam.: Abh. der b. G. der W. 1788.) Šlechtas Schrei- ben hat den Brüdern in der That geschadet vgl. Gindely Quellen S. 68. (40.) — Erasmus' Antwort Cal. Nov. 1519. (Epist. Opus 465—469. vgl. Comenins' Excerpt aus Lasicius u. Gindely I. 149.) ist wahrscheinlich den Brüdern bekannt geworden und hat sie zur Sendung jener Gesandtschaft bewogen. Es musste auf dieselben einen grossen Eindruck machen, wenn sie in Erasinus' Schreiben lasen: Non lo- quor de articulis, quibus ad fidem pertrahimus, sed de iis ex quibus ceu fontibus scatet Evangelica pietas, videlicet e contemptu pecuniarum, e contemptu bonorum, e moderatione affectuum, irae, odii, invidiae. Quibus cupiditatibus si quis serviat, quaeso quid confert fidei professio?... Was die Communio sub utraque betrifft, so hätten sich die Böhmen dem allgemeinen Brauche fügen sollen — tametsi, ut di- cam ingenue, quid sentio, demiror, cur visum sit immutare quod a Christo fuit in- stitutum ... Die Brüder nimmt Erasmus gegen Slechta in vielen Punkten in Schutz. Quod sibi sacerdotes et Episcopos eligunt, non abhorret a consuetudine veterum... Iam quod se vicissim fratres appellant, non video, cur debeat reprehendi... Quod minus tribuunt doctoribus, quam divinis voluminibus, hoc est, plus deferunt deo quam hominibus, recte sentiunt... 23) Nic. Claudianus (gest. um 1526) war ein gelehrter Arzt und nimmt unter den Typographen der Unität eine hervorragende Stellung ein. Unter seine Leitung wurde in Nürnberg die Apologie (1507 böhmisch, 1511 lateinisch) gedruckt und nach seiner Zeichnung eine Karte von Böhmen gestochen (vgl. Frind Kirchengeschichte Böhmens). In Jungbunzlau richtete er eine Druckerei ein und begann seine Thä- tigkeit mit einer neuen Ausgabe des N. T. (1518.) — Wotik starb nach Camerarius (p. 125) im J. 1565.
124 Beilage L. certamina nostrorum cum papisticis quibusdam Sacerdotibus, multa plura cum magistris Pragensibus et sacerdotibus (quos vocant) sub utraque, ut testantur plurima scripta eorum et nostra. Incipit interea fama clarus esse Erasmus Rotherodamus, qui a mul- tis commendatur ut assertor Christianae ac Catholicae Veritatis fortissi- mus. Ad quem quidam nomine Johannes Šlechta, homo nobilis Boëmus, multa falsa de Fratribus scripsit, ut testatur Epistola eius, quae inter Erasmi epistolas habetur.22) Moventur hac de Erasmo fama nostri, mit- tunt ad eum Legatos Antverpiam, viros pietate et prudentia claros, Ni- colaum Claudianum, virum eruditum et insignem medicum, et Laurentium Wotik, Baccalaureum, is adhuc superest, homo grandaevus, et multarum rerum gnarus."3) Qui ei Apologiam Fratrum Norimbergae Anno 1511 sit e Moravia fratres: quorum aliquot centeni, assumpto secum Ministro, Nicolao Slanski, per Hungariam et Transsylvaniam in Moldaviam usque pervenerunt: ad quos biennio post unum e Consenioribus, Eliam Krenowski, fratres miserunt, per literas quosque ad patienter ferendum pro veritate exilium animantes.“ — Vgl. Ca- merarius p. 117—118. — Slanský erzählt in seiner Vorrede, er sei in der Moldau gewesen, wo den Brüdern „gegen den Brauch jenes Landes“ gestattet wurde, eine Stadt zu gründen. Zweimal habe er vor den Türken fliehen müssen. 22) Johannes Šlechta von Všehrd nimmt unter den böhmischen Humanisten eine hervorragende Stellung ein. Wie Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz, so war auch er der katholischen Kirche zugethan. Sein Schreiben an Erasmus (Erasmi Epistolarum Opus. Bas. 1538) v. 10. Okt. 1519 — die Gesandtschaft der Brüder kann also nicht vor 1519 fallen — enthält eine Schilderung des Religionsparteien in Böhmen. Der Bericht über die Brüder erzällt Wahres und Falsches. (Tertia secta est eorum quos vocant Pyghardos. Hi denominationem a quodam transfuga eiusdem gentis acceperunt, qui huc veniens ante annos nonaginta septem eo tem- pore quo Joannes Zizka... bellum hic ecclesiasticis et omni clero indixerat... ei adiunctus infecit imprimis ipsum ducem scelerum pestiferis doctrinis et postea to- tum exercitum eius... Episcopos et sacerdotes ipsi sibi eligunt laicos rudes et literarum expertes, uxores et liberos habentes oc. (Über den fabelhaften Pikardus s. Dobrovský Die b. Pik. und Adam.: Abh. der b. G. der W. 1788.) Šlechtas Schrei- ben hat den Brüdern in der That geschadet vgl. Gindely Quellen S. 68. (40.) — Erasmus' Antwort Cal. Nov. 1519. (Epist. Opus 465—469. vgl. Comenins' Excerpt aus Lasicius u. Gindely I. 149.) ist wahrscheinlich den Brüdern bekannt geworden und hat sie zur Sendung jener Gesandtschaft bewogen. Es musste auf dieselben einen grossen Eindruck machen, wenn sie in Erasinus' Schreiben lasen: Non lo- quor de articulis, quibus ad fidem pertrahimus, sed de iis ex quibus ceu fontibus scatet Evangelica pietas, videlicet e contemptu pecuniarum, e contemptu bonorum, e moderatione affectuum, irae, odii, invidiae. Quibus cupiditatibus si quis serviat, quaeso quid confert fidei professio?... Was die Communio sub utraque betrifft, so hätten sich die Böhmen dem allgemeinen Brauche fügen sollen — tametsi, ut di- cam ingenue, quid sentio, demiror, cur visum sit immutare quod a Christo fuit in- stitutum ... Die Brüder nimmt Erasmus gegen Slechta in vielen Punkten in Schutz. Quod sibi sacerdotes et Episcopos eligunt, non abhorret a consuetudine veterum... Iam quod se vicissim fratres appellant, non video, cur debeat reprehendi... Quod minus tribuunt doctoribus, quam divinis voluminibus, hoc est, plus deferunt deo quam hominibus, recte sentiunt... 23) Nic. Claudianus (gest. um 1526) war ein gelehrter Arzt und nimmt unter den Typographen der Unität eine hervorragende Stellung ein. Unter seine Leitung wurde in Nürnberg die Apologie (1507 böhmisch, 1511 lateinisch) gedruckt und nach seiner Zeichnung eine Karte von Böhmen gestochen (vgl. Frind Kirchengeschichte Böhmens). In Jungbunzlau richtete er eine Druckerei ein und begann seine Thä- tigkeit mit einer neuen Ausgabe des N. T. (1518.) — Wotik starb nach Camerarius (p. 125) im J. 1565.
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Beilage L. 125 impressam offerunt, ac totius Unitatis Fratrum nomine rogant, ut legere velit librum, ac si quos errores offenderit, indicaret et declararet, promp- tissimos esse, ut cedant et emendent. Sin vero nihil, quod Christianis indignum sit, invenerit, ut dignetur eos suo testimonio nonnihil iuvare. Accipit apologiam Erasmus, et lecturum se eam, pollicetur. Praeteritis aliquot diebus, cum revertuntur ad hominem24) nostri iudicium eius au- dituri, is respondet, se hominem esse occupatissimum, itaque non vacare sibi ut possit totum librum hunc diligentiori, quo opus esset, evolvere iudicio, percurrisse tamen se multa, nec ullum animadvertisse contineri errorem. Verum ut suo testimonio eos ornaret, rem sibi ait videri su- pervacaneam, non necessariam, imo periculosam, quae Ecclesiae nonnihil incommodi adferre posse videatur. Nam meo, inquit, testimonio non ac- quiescent alii, nihil ergo sublevabimini hac re, libris autem meis, quibus nunc repullulans Ecclesia multum iuvatur et leguntur ubique libere, con- ciliaretur hac re odium, et fortasse deinde condemnarentur et interdice- rentur. Revertuntur ii ad suos in Carmelum ac enarrant hoc senioribus, qui quidem meliora sperarent de viro Evangelico, tamen contenti sunt iis, in memoriam revocantes illud Christi: Ego non accipio ab hominibus testimonium; ut approbavit eventus, dum neque Tyberio Senatus Roma- nus acquievit, ut Christus Deus approbaretur. Atque circa haec tempora Doctor Martinus Lutherus scribit ad Se- natum Pragensem de instituendis ministris, sed nihil efficit, alia item plu- rima scripta eius in Boëmiam adferuntur. Ne igitur ullam patiantur praeter- ire occasionem Fratres, quae spem aliquam Charitatis Christianae dila- tandae habere videbatur, mittunt ad eum nuncios suos semel atque ite- rum, ei hanc veritatis lucem gratulantes. Hi quid effecerint, testantur libri utrorumque, impressi etiam lingua Boëmica. Obdormivit in Domino Frater Lucas Anno 1528, qui praecipuus Seniorum in Unitate Fratrum fuit prope triginta annis. Oriuntur hoc tempore et alii viri docti et pii, quorum libri paulatim circumferuntur in Boëmia. Nostri cum viderent Lutherum magis ac magis in veritate pro- ficere, rebus in Ecclesiis suis dispositis, ac repetitione baptismi, quam hac- tenus retinuerant certis de causis, sublata absque Ecclesiarum scandalo, at certe non sine sudore, mittunt iterum legatos ad eum, qui cum eo diligentius agant de dogmatibus Christianis ac unitate ineunda. Componitur res feliciter, obiiciunt quaedam D. Luthero, quae suis scriptis inseruerat de nostra Unitate, agnoscit ille, et factum per igno- rantiam ait, suo tempore se refercire velle pollicetur. Contenti nostri sunt statim. His peractis veniunt legati Waldensium ad nostros in Carmelum, viri duo Galli, homines eruditi, enarrant fratrum suorum labores, peri- cula et quandam mutationem atque dissidium seu discordiam exortam oc., percontantur de Fratre Luca, qui antea Gallias visitaverat, ut supra, sed 24) Lasicius Ms.: Erasmus, vir dupplicis ingenii oc. Qui quidem interiecto aliquanto temporis intervallo, quo superstitiosam religionem inferioris Germaniae ob- servabant, reversi ad eum, rogabant, num libellum legerit.
Beilage L. 125 impressam offerunt, ac totius Unitatis Fratrum nomine rogant, ut legere velit librum, ac si quos errores offenderit, indicaret et declararet, promp- tissimos esse, ut cedant et emendent. Sin vero nihil, quod Christianis indignum sit, invenerit, ut dignetur eos suo testimonio nonnihil iuvare. Accipit apologiam Erasmus, et lecturum se eam, pollicetur. Praeteritis aliquot diebus, cum revertuntur ad hominem24) nostri iudicium eius au- dituri, is respondet, se hominem esse occupatissimum, itaque non vacare sibi ut possit totum librum hunc diligentiori, quo opus esset, evolvere iudicio, percurrisse tamen se multa, nec ullum animadvertisse contineri errorem. Verum ut suo testimonio eos ornaret, rem sibi ait videri su- pervacaneam, non necessariam, imo periculosam, quae Ecclesiae nonnihil incommodi adferre posse videatur. Nam meo, inquit, testimonio non ac- quiescent alii, nihil ergo sublevabimini hac re, libris autem meis, quibus nunc repullulans Ecclesia multum iuvatur et leguntur ubique libere, con- ciliaretur hac re odium, et fortasse deinde condemnarentur et interdice- rentur. Revertuntur ii ad suos in Carmelum ac enarrant hoc senioribus, qui quidem meliora sperarent de viro Evangelico, tamen contenti sunt iis, in memoriam revocantes illud Christi: Ego non accipio ab hominibus testimonium; ut approbavit eventus, dum neque Tyberio Senatus Roma- nus acquievit, ut Christus Deus approbaretur. Atque circa haec tempora Doctor Martinus Lutherus scribit ad Se- natum Pragensem de instituendis ministris, sed nihil efficit, alia item plu- rima scripta eius in Boëmiam adferuntur. Ne igitur ullam patiantur praeter- ire occasionem Fratres, quae spem aliquam Charitatis Christianae dila- tandae habere videbatur, mittunt ad eum nuncios suos semel atque ite- rum, ei hanc veritatis lucem gratulantes. Hi quid effecerint, testantur libri utrorumque, impressi etiam lingua Boëmica. Obdormivit in Domino Frater Lucas Anno 1528, qui praecipuus Seniorum in Unitate Fratrum fuit prope triginta annis. Oriuntur hoc tempore et alii viri docti et pii, quorum libri paulatim circumferuntur in Boëmia. Nostri cum viderent Lutherum magis ac magis in veritate pro- ficere, rebus in Ecclesiis suis dispositis, ac repetitione baptismi, quam hac- tenus retinuerant certis de causis, sublata absque Ecclesiarum scandalo, at certe non sine sudore, mittunt iterum legatos ad eum, qui cum eo diligentius agant de dogmatibus Christianis ac unitate ineunda. Componitur res feliciter, obiiciunt quaedam D. Luthero, quae suis scriptis inseruerat de nostra Unitate, agnoscit ille, et factum per igno- rantiam ait, suo tempore se refercire velle pollicetur. Contenti nostri sunt statim. His peractis veniunt legati Waldensium ad nostros in Carmelum, viri duo Galli, homines eruditi, enarrant fratrum suorum labores, peri- cula et quandam mutationem atque dissidium seu discordiam exortam oc., percontantur de Fratre Luca, qui antea Gallias visitaverat, ut supra, sed 24) Lasicius Ms.: Erasmus, vir dupplicis ingenii oc. Qui quidem interiecto aliquanto temporis intervallo, quo superstitiosam religionem inferioris Germaniae ob- servabant, reversi ad eum, rogabant, num libellum legerit.
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126 Beilage L. is iam migraverat ad Dominum, aiunt se hanc ob causam missos esse a coetu Waldensium, ut viderent, an verum sit, quod in patria sua audis- sent, mutationem quandam accidisse in hac Fratrum Bohemorum Unitate. Item ministros, qui ante caelibes vixerant, uxores duxisse. Manent ipsi apud nostros per integrum semestre unum, ut et nostras Ecclesias inspi- ciant et regimen consuetum apud nos, tum ministros, eorum operas, con- cordiam, unanimitatem, mutuam obedientiam adeoque totam vitam Chri- sti cognoscant. Spirant viri illi pietatem per totum hoc tempus, quo no- stris adsunt, commendant omnia, quaecunque hic instituta vident, et ad suos in Gallias revertuntur.25) Sed quoniam et per hos duos viros et per opuscula quaedam cognoscunt nostri, in Suevia quosdam etiam esse, qui Evangelium profiteri incipiant, ut Bucerum, Capitonem et alios, mittunt nuncios Argentoratum cum literis et Apologia ad Bucerum, hi quid effe- cerint, ex literis Buceri et aliorum patet. Paucis vero annis exactis oriuntur iterum persecutiones in Boëmia contra nostros, certatur scriptis, scribuntur a sacerdotibus Papisticis, sub utraque variis mendaciis pleni tractaculi, contra eduntur plurima a no- stris, sed omnia haec in lingua vernacula. Dum haec geruntur, veniunt graviora, capitur Johannes Dux, Saxoniae Elector, Rex Ferdinandus re- gnum Boëmiae opprimit, decreta contra nos publicantur, capiuntur duo nostrorum, unus praecipuus minister Johannes Augusta, homo ut pietate ita animi robore praestans, et alter e numero virorum inferiorum. Pragam vehuntur, deinde horrendis excarnificationibus excruciantur, tantum non ne- cantur, mancipantur deinde carceri, cum nihil culpae in eis invenitur, deti- nentur in vinculis ad hunc usque diem, cuius facinoris iam nonus agitur annus. Capiuntur et alii multi, et varie opprimuntur omnes, sed de istis suo et tempore loco. Novum decretum paulo post publicatur, quo nostrates omnes, quicunque regiae ditioni subiectas urbes inhabitant, proscribuntur ex omnibus totius regni provinciis, quaecunque hunc Regem agnoscunt pro Domino suo. Fit moesta profectio, relinquunt plurimi Patriam, alii uxores, nonnullae viros, liberi parentes, et contra. Circiter 400 proficiscuntur in Poloniam, vix tamen non spoliati prius in patria evadunt manus non la- tronum, sed vicinorum conspiratorum, qui in montibus seu silva Hercinia eos iam ad miserabile facinus prompti expectant. Ast Dominus, qui suis nunquam deest, ita eos mirabiliter protegebat et fortunavit iter, ut vel ipsi hostes demirarentur. Ex Polonia fessi et afflicti edicto regio, quod suasu et hortatu Episcoporum publicatum fuit, expelluntur, ac Poznanien- sibus egredientes flebile exhibent spectaculum, quis enim Christi spiritu non expers sedibus patriis eiectam spectando turbam, hominibus exosam, veluti mactationi destinatas oviculas, vera catharmata mundi ac portenta, ut inquit Esaias, quis inquam non moveretur, ac non defleret tantam in- nocentium hominum afflictionem? Ventum est in Prussiam, ubi a Principe Alberto, Duce Prussiae, viro humanissimo ac pietatis studioso, benigne suscepti sunt, sed ob quorun- 25) Über Daniel von Valence und Johannes von Molines, die „Abgesandten“ der Waldenser, s. Herzog Waldenser S. 389 u. Herzogs Encykl. XVII. 536. Vgl. Gindely Quellen 68 (40). — Camerarius und Lasicius bringen nur Paraphrasen von Blahoslavs Summa.
126 Beilage L. is iam migraverat ad Dominum, aiunt se hanc ob causam missos esse a coetu Waldensium, ut viderent, an verum sit, quod in patria sua audis- sent, mutationem quandam accidisse in hac Fratrum Bohemorum Unitate. Item ministros, qui ante caelibes vixerant, uxores duxisse. Manent ipsi apud nostros per integrum semestre unum, ut et nostras Ecclesias inspi- ciant et regimen consuetum apud nos, tum ministros, eorum operas, con- cordiam, unanimitatem, mutuam obedientiam adeoque totam vitam Chri- sti cognoscant. Spirant viri illi pietatem per totum hoc tempus, quo no- stris adsunt, commendant omnia, quaecunque hic instituta vident, et ad suos in Gallias revertuntur.25) Sed quoniam et per hos duos viros et per opuscula quaedam cognoscunt nostri, in Suevia quosdam etiam esse, qui Evangelium profiteri incipiant, ut Bucerum, Capitonem et alios, mittunt nuncios Argentoratum cum literis et Apologia ad Bucerum, hi quid effe- cerint, ex literis Buceri et aliorum patet. Paucis vero annis exactis oriuntur iterum persecutiones in Boëmia contra nostros, certatur scriptis, scribuntur a sacerdotibus Papisticis, sub utraque variis mendaciis pleni tractaculi, contra eduntur plurima a no- stris, sed omnia haec in lingua vernacula. Dum haec geruntur, veniunt graviora, capitur Johannes Dux, Saxoniae Elector, Rex Ferdinandus re- gnum Boëmiae opprimit, decreta contra nos publicantur, capiuntur duo nostrorum, unus praecipuus minister Johannes Augusta, homo ut pietate ita animi robore praestans, et alter e numero virorum inferiorum. Pragam vehuntur, deinde horrendis excarnificationibus excruciantur, tantum non ne- cantur, mancipantur deinde carceri, cum nihil culpae in eis invenitur, deti- nentur in vinculis ad hunc usque diem, cuius facinoris iam nonus agitur annus. Capiuntur et alii multi, et varie opprimuntur omnes, sed de istis suo et tempore loco. Novum decretum paulo post publicatur, quo nostrates omnes, quicunque regiae ditioni subiectas urbes inhabitant, proscribuntur ex omnibus totius regni provinciis, quaecunque hunc Regem agnoscunt pro Domino suo. Fit moesta profectio, relinquunt plurimi Patriam, alii uxores, nonnullae viros, liberi parentes, et contra. Circiter 400 proficiscuntur in Poloniam, vix tamen non spoliati prius in patria evadunt manus non la- tronum, sed vicinorum conspiratorum, qui in montibus seu silva Hercinia eos iam ad miserabile facinus prompti expectant. Ast Dominus, qui suis nunquam deest, ita eos mirabiliter protegebat et fortunavit iter, ut vel ipsi hostes demirarentur. Ex Polonia fessi et afflicti edicto regio, quod suasu et hortatu Episcoporum publicatum fuit, expelluntur, ac Poznanien- sibus egredientes flebile exhibent spectaculum, quis enim Christi spiritu non expers sedibus patriis eiectam spectando turbam, hominibus exosam, veluti mactationi destinatas oviculas, vera catharmata mundi ac portenta, ut inquit Esaias, quis inquam non moveretur, ac non defleret tantam in- nocentium hominum afflictionem? Ventum est in Prussiam, ubi a Principe Alberto, Duce Prussiae, viro humanissimo ac pietatis studioso, benigne suscepti sunt, sed ob quorun- 25) Über Daniel von Valence und Johannes von Molines, die „Abgesandten“ der Waldenser, s. Herzog Waldenser S. 389 u. Herzogs Encykl. XVII. 536. Vgl. Gindely Quellen 68 (40). — Camerarius und Lasicius bringen nur Paraphrasen von Blahoslavs Summa.
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Beilage L. 127 dam Theologorum suspiciones, quas de Fratribus conceperant, durius trac- tantur, fit examen ministrorum, sed dum nihil invenitur in eis reprehen- sione dignum, conceditur eis locus in Prussia. Venit hoc tempore Andreas Osiander in Montem Regium et profitetur Theologiam in Academia. Erant isthic nostri iuvenes et adoloscentes quidam studiis vacantes, quo- rum ego unus. Sed propter pestem atrociter grassantem avocantur et instinctu D. Pauli Sperati, Episcopi Pomezanensis, mittuntur Basileam. Interim dum pestis nonnihil remitteret, mittuntur iterum alii Regium Mon- tem adolescentes studiorum gratia. Incipit Osiander seorsim a communi Theologorum sententia de iu- stificatione fidei discedere et sumit in dies illius incendii flamma vires, ac consumit totam concordiam atque pacem publicam totius Ecclesiae Regimontanae. Commovetur brevi non solum Prussia tota, sed et Ger- mania quoque. Oritur inde periculosissima pugna eruditorum hominum, Ec- clesiae procerum. Iam in hoc eruditorum gravi ac funesto conflictu nostri iudicabant, utrinque fieri ea, quae non decebant Christianos utpote odia, simultates, probra, convicia, adeoque spiritualia homicidia. Mittunt lega- tum suum ad Principem, qui (iis, quae ad Ecclesiolas nostras per Prus- siam dispersas pertinebant, peractis) mentione Osiandri facta humiliter duci exponit, fratribus non placere hanc tam acrem a Theologis excitatam pugnam. Rem hanc aliter debere eos tractasse, nempe non coram tota Ecclesia, sed in concilio virorum pietate et Doctrina praestantium, cum spiritus Prophetarum Prophetis subiiciatur. Certe si quis alicubi erraret, ac admoneretur fraterne ab iis, qui spiritualiter sunt in re divina, sen- tentiam revocare et corrigere deberet, quod si pertinaciter sua defenderet contra veritatem nec corrigere vellet, excommunicationis vi feriendus es- set, ut praeceptum Christi iubet. Sed suadet et postulat vehementer Prin- ceps, ac instat, ut legatus noster cum Osiandro conferat. Factum modeste, sententia Fratrum de Iustitia exponitur Osiandro, non refragatur, non vi- tuperat, nihilominus tamen perstat in sua sententia. Legatus vero rever- titur domum. Denuo elapso biennio Princeps Prussiae petit cum nostris colloqui, mittuntur ad Suam Celsitudinem legati, agit cum illis, ut sententiam Fra- trum de Iustificatione sibi exponant, et quid eis videatur de hac Theo- logorum concertatione, quomodove in concordiam redigi et uniri possint. Candide illi agunt, et simpliciter omnia proponunt, ac scripta eadem etiam tradunt Duci oc. Hinc revertuntur in Poloniam maiorem, ut in mandatis habent, ubi non paucos inveniunt, qui doctrinam Fratrum amplectuntur, et se membra huius gregis, quem transeuntem per Poloniam viderant, fieri optant. Hi brevi voti compotes facti sunt. Sed dum haec aguntur, quidam Evangelicorum virorum, qui societa- tem inter sese fecerant, non absimilem Unitati nostrae, ita ut seniores seu Episcopos sibi sorte elegerint ac confirmarint, audita fama Unitatis nostrae oc. scribunt ad nos in Carmelum literas humanitatis de Christiano pectore fluentis plenas. Respondetur eis ac mittitur Apologia cum Con- fessione, quam obviis excipiunt ulnis. Tandem isti legati, qui a toto con- cilio ministrorum missi erant in Prussiam, revertuntur a Principe, et ve- niunt in Poloniam atque agunt cum praedictis viris, totaque eorum so-
Beilage L. 127 dam Theologorum suspiciones, quas de Fratribus conceperant, durius trac- tantur, fit examen ministrorum, sed dum nihil invenitur in eis reprehen- sione dignum, conceditur eis locus in Prussia. Venit hoc tempore Andreas Osiander in Montem Regium et profitetur Theologiam in Academia. Erant isthic nostri iuvenes et adoloscentes quidam studiis vacantes, quo- rum ego unus. Sed propter pestem atrociter grassantem avocantur et instinctu D. Pauli Sperati, Episcopi Pomezanensis, mittuntur Basileam. Interim dum pestis nonnihil remitteret, mittuntur iterum alii Regium Mon- tem adolescentes studiorum gratia. Incipit Osiander seorsim a communi Theologorum sententia de iu- stificatione fidei discedere et sumit in dies illius incendii flamma vires, ac consumit totam concordiam atque pacem publicam totius Ecclesiae Regimontanae. Commovetur brevi non solum Prussia tota, sed et Ger- mania quoque. Oritur inde periculosissima pugna eruditorum hominum, Ec- clesiae procerum. Iam in hoc eruditorum gravi ac funesto conflictu nostri iudicabant, utrinque fieri ea, quae non decebant Christianos utpote odia, simultates, probra, convicia, adeoque spiritualia homicidia. Mittunt lega- tum suum ad Principem, qui (iis, quae ad Ecclesiolas nostras per Prus- siam dispersas pertinebant, peractis) mentione Osiandri facta humiliter duci exponit, fratribus non placere hanc tam acrem a Theologis excitatam pugnam. Rem hanc aliter debere eos tractasse, nempe non coram tota Ecclesia, sed in concilio virorum pietate et Doctrina praestantium, cum spiritus Prophetarum Prophetis subiiciatur. Certe si quis alicubi erraret, ac admoneretur fraterne ab iis, qui spiritualiter sunt in re divina, sen- tentiam revocare et corrigere deberet, quod si pertinaciter sua defenderet contra veritatem nec corrigere vellet, excommunicationis vi feriendus es- set, ut praeceptum Christi iubet. Sed suadet et postulat vehementer Prin- ceps, ac instat, ut legatus noster cum Osiandro conferat. Factum modeste, sententia Fratrum de Iustitia exponitur Osiandro, non refragatur, non vi- tuperat, nihilominus tamen perstat in sua sententia. Legatus vero rever- titur domum. Denuo elapso biennio Princeps Prussiae petit cum nostris colloqui, mittuntur ad Suam Celsitudinem legati, agit cum illis, ut sententiam Fra- trum de Iustificatione sibi exponant, et quid eis videatur de hac Theo- logorum concertatione, quomodove in concordiam redigi et uniri possint. Candide illi agunt, et simpliciter omnia proponunt, ac scripta eadem etiam tradunt Duci oc. Hinc revertuntur in Poloniam maiorem, ut in mandatis habent, ubi non paucos inveniunt, qui doctrinam Fratrum amplectuntur, et se membra huius gregis, quem transeuntem per Poloniam viderant, fieri optant. Hi brevi voti compotes facti sunt. Sed dum haec aguntur, quidam Evangelicorum virorum, qui societa- tem inter sese fecerant, non absimilem Unitati nostrae, ita ut seniores seu Episcopos sibi sorte elegerint ac confirmarint, audita fama Unitatis nostrae oc. scribunt ad nos in Carmelum literas humanitatis de Christiano pectore fluentis plenas. Respondetur eis ac mittitur Apologia cum Con- fessione, quam obviis excipiunt ulnis. Tandem isti legati, qui a toto con- cilio ministrorum missi erant in Prussiam, revertuntur a Principe, et ve- niunt in Poloniam atque agunt cum praedictis viris, totaque eorum so-
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128 Beilage L, M. cietate de rebus necessariis. Succedit negotium Domino coadiuvante, ad- iungitur iste coetus virorum doctorum et piorum nostrae Unitati, Apologiam nostram et Confessionem et alia id genus scripta approbant, atque datis dextris recipiuntur in sanctam societatem in Domino, ita ut ipsi ovibus suis, quas Domino iam in istis locis Polonorum lucri fecerant, praesint, nostri autem gregem Domini Bohemorum exulum, quoque in Prussia et alibi, curent, mutuis sese utrique orationibus ad Deum et quibuscunque officiis pietatis iuvantes. Et haec acta sunt Anno 1555. Hactenus de his, quae ad Unitatem nostram pertinebant, dictum esto. Quae post haec sequutura sunt, Deus novit, et nos effectus docebit. Certissimum autem est, Dominum Jesum ducem nostrum sic suam Eccle- siam et omnia vera membra, ubicunque locorum fuerint, curaturum et pro- tecturum, ut nullus eorum ex manibus eius eripiatur aut pereat. Amen. Haec in Carmelo scribebam 1556 certis ac gravibus quibusdam de causis, quas alibi exposui. J. B. M. Blahoslavs Schreiben an Rokyta (1557). Joannes Blahoslaus Joanni Rokytae veram et aeternam per Chri� stum salutem. Quod tardius tibi respondeam, carissime frater, non mo- leste feres, scio. Novisti enim occupationes meas, propter quas etiam nunc brevius quam vellem ut scribam necesse est, omni proëmio omisso. Partem quandam cuiusdam scripti Matthiae Flacii Illyrici, quod ad Domi- num Wergerum Episcopum Iustipolitanum dederat, mihi ostenderas, cum apud nos esses, in quo satis duriter Unitatem nostram, adeoque et lega- tos, qui anno 1556 mense Junio ad eum missi fuerant a Fratribus, trac- tat, sugillat ac canino mordet dente. Quoniam autem ego unus istorum legatorum fueram, operae pretium fore duxi, ut rem ipsam, quomodo sese habeat, tibi aperirem, et quae Illyricus scribit, quam vera sit, declararem. Scribit Illyricus in haec verba: Illyricus. Quod Waldenses fratres attinet, honoravi ego eos in meo Catalogo tanquam veritatis testes, non tanquam haereticos sum insectatus nec enim in eo libro eos ut haereticos recenserem. Equidem conhonestavi eos ultra quam quod iam conscientia mea probet oc. Responsio. Vides Illyrici fastum, quanti ille facit suum catalogum, ac si illius id proprium sit, ut nobis indicet, tanquam rerum omnium ignaris, qui sint veritatis testes, et qui non. Sed faciat quanti vult sua, quanti revera sint, alii multi boni et eruditi viri vident. Tu nunc consideres velim prae- ceps ac temerarium consilium huius viri. Scripserat praeterito anno ad Fratres Waldenses, nempe ad nostros fratres, qui in Prussia ac Polonia habitant, quandam cohortationem, ubi mirum in modum commendat Uni- tatem Fratrum, et ad constantiam diligenter hortatur. Tandem scripsit
128 Beilage L, M. cietate de rebus necessariis. Succedit negotium Domino coadiuvante, ad- iungitur iste coetus virorum doctorum et piorum nostrae Unitati, Apologiam nostram et Confessionem et alia id genus scripta approbant, atque datis dextris recipiuntur in sanctam societatem in Domino, ita ut ipsi ovibus suis, quas Domino iam in istis locis Polonorum lucri fecerant, praesint, nostri autem gregem Domini Bohemorum exulum, quoque in Prussia et alibi, curent, mutuis sese utrique orationibus ad Deum et quibuscunque officiis pietatis iuvantes. Et haec acta sunt Anno 1555. Hactenus de his, quae ad Unitatem nostram pertinebant, dictum esto. Quae post haec sequutura sunt, Deus novit, et nos effectus docebit. Certissimum autem est, Dominum Jesum ducem nostrum sic suam Eccle- siam et omnia vera membra, ubicunque locorum fuerint, curaturum et pro- tecturum, ut nullus eorum ex manibus eius eripiatur aut pereat. Amen. Haec in Carmelo scribebam 1556 certis ac gravibus quibusdam de causis, quas alibi exposui. J. B. M. Blahoslavs Schreiben an Rokyta (1557). Joannes Blahoslaus Joanni Rokytae veram et aeternam per Chri� stum salutem. Quod tardius tibi respondeam, carissime frater, non mo- leste feres, scio. Novisti enim occupationes meas, propter quas etiam nunc brevius quam vellem ut scribam necesse est, omni proëmio omisso. Partem quandam cuiusdam scripti Matthiae Flacii Illyrici, quod ad Domi- num Wergerum Episcopum Iustipolitanum dederat, mihi ostenderas, cum apud nos esses, in quo satis duriter Unitatem nostram, adeoque et lega- tos, qui anno 1556 mense Junio ad eum missi fuerant a Fratribus, trac- tat, sugillat ac canino mordet dente. Quoniam autem ego unus istorum legatorum fueram, operae pretium fore duxi, ut rem ipsam, quomodo sese habeat, tibi aperirem, et quae Illyricus scribit, quam vera sit, declararem. Scribit Illyricus in haec verba: Illyricus. Quod Waldenses fratres attinet, honoravi ego eos in meo Catalogo tanquam veritatis testes, non tanquam haereticos sum insectatus nec enim in eo libro eos ut haereticos recenserem. Equidem conhonestavi eos ultra quam quod iam conscientia mea probet oc. Responsio. Vides Illyrici fastum, quanti ille facit suum catalogum, ac si illius id proprium sit, ut nobis indicet, tanquam rerum omnium ignaris, qui sint veritatis testes, et qui non. Sed faciat quanti vult sua, quanti revera sint, alii multi boni et eruditi viri vident. Tu nunc consideres velim prae- ceps ac temerarium consilium huius viri. Scripserat praeterito anno ad Fratres Waldenses, nempe ad nostros fratres, qui in Prussia ac Polonia habitant, quandam cohortationem, ubi mirum in modum commendat Uni- tatem Fratrum, et ad constantiam diligenter hortatur. Tandem scripsit
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Beilage M, N. 129 quoque epistolam non longam ad Seniores Fratres, satis humanam, in qua hoc tamen durius esse videtur, quod duriter obiurgare Fratres vide- tur, quod nomen Waldensium non agnoscant, cum re vera sint Waldenses. Addit et hoc: si, inquit, quis originem vestram a Rochezana aut Miliczio deducere vellet, longissime a vero aberraret. Cum igitur a venerando viro Domino Ioanne Nigrano ei sit responsum, cur Fratrum Unitas no- men Waldensium nolit agnoscere, ac veram originem Fratrum a Hussio, Rochezana, Lupaczio oc. debere deduci, vehementer exarsit. Cognovit nempe callidus homo, se non tanti fieri apud Fratres, quanti ipse se fieri et quantopere observari volebat. Scripserat nempe Frater Ioannes Nigranus, Senior Unitatis nostrae, in nullius hominis gratiam quicquam nos dictu- ros aut facturos, sed veritatis fore testes. Cum igitur veritati testimonium ferrent contra Illyrici a veritate alienum de origine nostra, gravissime id tulit et succensere coepit vehementer. Et quoniam veritas odium pa- rit, incidit et ipse in hanc foveam, ut veritatis testes, qui propter con- scientiam verum fateri cogebantur, quos et ipse antea venerabatur, odio prosequi non dubitaret. Videbat se argui imprudentiae, ut qui antequam integre cognovisset, de re iudicaret et definiret. Porro imprudentis cum sit dicere: non putaram, ideo et ipse non voluit dicere: non putaram, sed in sua sententia perstitit, fortasse etiam, (quod non dubito) ab An- thonio Carlostadio, sive ut ille mavult vocari Bodenstein, homine doloso, confirmatus, cuius quidem rei satis evidentia documenta praebet, cum nos non desinit vocare Waldenses. Verum astute fecit, dum non impru- denter, hunc morsum. Nam si conscientia eum admoneret factae conho- nestationis istius, certe admoneret eum quoque veritas, quam ex literis Fratris J. N. et ex meo scripto didicit, nempe de origine Fratrum. Verba Illyrici. Nam ante annum duo fuerunt ad nos missi, qui complures libros nobis attulerunt, in quibus non paucos errores de Iustificatione, et effi- cacia Sacramentorum ex dignitate ministri pendente et aliis deprehendi- mus. Iustitiam nempe nostram saepe in rénovatione seu inhaerente aut infusa charitate collocant ut Papistae, aliquando etiam et alteram partem iustitiae cum remissione peccatorum coniungunt. Responsio. Satis profecto audacter, ut ne dicam impudenter censor iste iu- dicat et damnat Unitatem nostram . . . . . . . Raptim 23. Augusti Slezanae in conventu procerum totius Unitatis. Anno Domini 1557. N. Blahoslavs Schreiben an Georg Israël (1557). Venerando, pietate ac singulari prudentia ornato viro Fratri Georgio Izraheli, Ecclesiarum Christi (quae falso Piccardorum nomine dehone- stantur) in Polonia Pastori etc., collegae et Symistae in Domino observando
Beilage M, N. 129 quoque epistolam non longam ad Seniores Fratres, satis humanam, in qua hoc tamen durius esse videtur, quod duriter obiurgare Fratres vide- tur, quod nomen Waldensium non agnoscant, cum re vera sint Waldenses. Addit et hoc: si, inquit, quis originem vestram a Rochezana aut Miliczio deducere vellet, longissime a vero aberraret. Cum igitur a venerando viro Domino Ioanne Nigrano ei sit responsum, cur Fratrum Unitas no- men Waldensium nolit agnoscere, ac veram originem Fratrum a Hussio, Rochezana, Lupaczio oc. debere deduci, vehementer exarsit. Cognovit nempe callidus homo, se non tanti fieri apud Fratres, quanti ipse se fieri et quantopere observari volebat. Scripserat nempe Frater Ioannes Nigranus, Senior Unitatis nostrae, in nullius hominis gratiam quicquam nos dictu- ros aut facturos, sed veritatis fore testes. Cum igitur veritati testimonium ferrent contra Illyrici a veritate alienum de origine nostra, gravissime id tulit et succensere coepit vehementer. Et quoniam veritas odium pa- rit, incidit et ipse in hanc foveam, ut veritatis testes, qui propter con- scientiam verum fateri cogebantur, quos et ipse antea venerabatur, odio prosequi non dubitaret. Videbat se argui imprudentiae, ut qui antequam integre cognovisset, de re iudicaret et definiret. Porro imprudentis cum sit dicere: non putaram, ideo et ipse non voluit dicere: non putaram, sed in sua sententia perstitit, fortasse etiam, (quod non dubito) ab An- thonio Carlostadio, sive ut ille mavult vocari Bodenstein, homine doloso, confirmatus, cuius quidem rei satis evidentia documenta praebet, cum nos non desinit vocare Waldenses. Verum astute fecit, dum non impru- denter, hunc morsum. Nam si conscientia eum admoneret factae conho- nestationis istius, certe admoneret eum quoque veritas, quam ex literis Fratris J. N. et ex meo scripto didicit, nempe de origine Fratrum. Verba Illyrici. Nam ante annum duo fuerunt ad nos missi, qui complures libros nobis attulerunt, in quibus non paucos errores de Iustificatione, et effi- cacia Sacramentorum ex dignitate ministri pendente et aliis deprehendi- mus. Iustitiam nempe nostram saepe in rénovatione seu inhaerente aut infusa charitate collocant ut Papistae, aliquando etiam et alteram partem iustitiae cum remissione peccatorum coniungunt. Responsio. Satis profecto audacter, ut ne dicam impudenter censor iste iu- dicat et damnat Unitatem nostram . . . . . . . Raptim 23. Augusti Slezanae in conventu procerum totius Unitatis. Anno Domini 1557. N. Blahoslavs Schreiben an Georg Israël (1557). Venerando, pietate ac singulari prudentia ornato viro Fratri Georgio Izraheli, Ecclesiarum Christi (quae falso Piccardorum nomine dehone- stantur) in Polonia Pastori etc., collegae et Symistae in Domino observando
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130 Beilage N. et amando. Inter alias, vir optime, pias collationes, quae inter nos, cum nuper in Moravia convenissemus, erant, magna mentio fuit cuiusdam epi- stolae Ioannis Oecolampadii, quam ad quosdam fratres scripserat, quae impressa exstat in libris Epistolarum Zuinglii et Oecolampadi etc., numero, ni fallor secunda, cuius inscriptio talis est. Ioannes Oecolampadius Fratribus N. N. salutem.1) Hanc Epistolam tu dicebas a quibusdam in nos detorqueri, ac si Oecolampadius ad nostros olim eam scripsisset, nostramque taxaret ac satis duriter obiurgaret Unitatem, idque maxime fieri a quodam Anthonio Carolostadio Bodenstein, concionatore Toronensi. Quae omnia ego ante- quam tu mentionem rei istius fecisses, cum ex aliis audissem, diligenter literas istas Oecolampadii legi et cum quibusdam doctis viris contuli ac perquisivi, qui sint isti fratres, ad quos hanc epistolam vir ille acris iudicii scripsisset. Quid vero invenerim, quidve hac in re certi habeam, tibi breviter hoc meo scripto patefaciam. Certum est, carissime Collega, hanc epistolam non esse scriptam ad Nostram Unitatem seu ad fratres nostros, multo minus ad nos, qui nunc vivimus, sed constat, scriptam esse ad Fratres Waldenses, quorum reliquiae adhuc manent in Italia, in Galliis et alibi. Quibus vero id pro- bari possit rationibus, eas ostendam, et quidem evidentissimas (meo iu- dicio). Primum autem tibi, mi frater, non est ignotum, Oecolampadium, pastorem Ecclesiae Argentinensis, non aute centum annos, aut ducentos fuisse, sed nostra hac aetate, ita ut multi sint, quibus ille non solum bene fuit notus, sed socios, quos ipse in deliciis habuit, ipse ego non- nullos Basileae novi; non igitur res est adeo intricata ac oblivione tam obscurata, ut non facile possit in lucem produci. Scis in Unitate nostra inter proceres ministrorum, quos vocamus Seniores, esse viros grandaevos, qui a multis annis omnibus Synodis ac Consiliis, et variis actionibus, quae ad religionem spectant, in nostra quidem Unitate, adesse soliti sunt, et non ita pridem duo venerandi pa- tres, Frater Daniel senex et frater Venceslaus Wrautecensis in Domino obdormieruut, omnino dierum pleni, qui et primos auctores Unitatis nostrae noverant et omnes sèquentes Seniores ad haec usque tempora nostra. An non aliquis eorum de aliquo scripto Oecolampadii ad nostros fratres aliquid scivisset? cum omnia doctorum virorum scripta, quae- cunque ad nostros dantur, in consilio Seniorum leguntur, et tandem per unum, ad hoc negotium adornatum, respondetur, secundum totius consilii voluntatem decretam. At ego ex istis viris praedictis, ut multis aliis de rebus, ita et de hoc scripto diligenter perquisivi, sed plane nihil inveni; ignari istius rei (utpote nunquam factae) omnes fuere et sunt, qui adhuc vivunt. 1) Oecolampadii et Zwinglii Epistolarum libri IV. Basileac 1536. Vgl. Her- zog S. 336. Ubrigens hat auch Oecolampad die Brüder und die Waldenser iden- tificirt. Vgl. Oecolampads Schreiben v. 13. Oct. 1530. (Dieckhoff S. 370.)
130 Beilage N. et amando. Inter alias, vir optime, pias collationes, quae inter nos, cum nuper in Moravia convenissemus, erant, magna mentio fuit cuiusdam epi- stolae Ioannis Oecolampadii, quam ad quosdam fratres scripserat, quae impressa exstat in libris Epistolarum Zuinglii et Oecolampadi etc., numero, ni fallor secunda, cuius inscriptio talis est. Ioannes Oecolampadius Fratribus N. N. salutem.1) Hanc Epistolam tu dicebas a quibusdam in nos detorqueri, ac si Oecolampadius ad nostros olim eam scripsisset, nostramque taxaret ac satis duriter obiurgaret Unitatem, idque maxime fieri a quodam Anthonio Carolostadio Bodenstein, concionatore Toronensi. Quae omnia ego ante- quam tu mentionem rei istius fecisses, cum ex aliis audissem, diligenter literas istas Oecolampadii legi et cum quibusdam doctis viris contuli ac perquisivi, qui sint isti fratres, ad quos hanc epistolam vir ille acris iudicii scripsisset. Quid vero invenerim, quidve hac in re certi habeam, tibi breviter hoc meo scripto patefaciam. Certum est, carissime Collega, hanc epistolam non esse scriptam ad Nostram Unitatem seu ad fratres nostros, multo minus ad nos, qui nunc vivimus, sed constat, scriptam esse ad Fratres Waldenses, quorum reliquiae adhuc manent in Italia, in Galliis et alibi. Quibus vero id pro- bari possit rationibus, eas ostendam, et quidem evidentissimas (meo iu- dicio). Primum autem tibi, mi frater, non est ignotum, Oecolampadium, pastorem Ecclesiae Argentinensis, non aute centum annos, aut ducentos fuisse, sed nostra hac aetate, ita ut multi sint, quibus ille non solum bene fuit notus, sed socios, quos ipse in deliciis habuit, ipse ego non- nullos Basileae novi; non igitur res est adeo intricata ac oblivione tam obscurata, ut non facile possit in lucem produci. Scis in Unitate nostra inter proceres ministrorum, quos vocamus Seniores, esse viros grandaevos, qui a multis annis omnibus Synodis ac Consiliis, et variis actionibus, quae ad religionem spectant, in nostra quidem Unitate, adesse soliti sunt, et non ita pridem duo venerandi pa- tres, Frater Daniel senex et frater Venceslaus Wrautecensis in Domino obdormieruut, omnino dierum pleni, qui et primos auctores Unitatis nostrae noverant et omnes sèquentes Seniores ad haec usque tempora nostra. An non aliquis eorum de aliquo scripto Oecolampadii ad nostros fratres aliquid scivisset? cum omnia doctorum virorum scripta, quae- cunque ad nostros dantur, in consilio Seniorum leguntur, et tandem per unum, ad hoc negotium adornatum, respondetur, secundum totius consilii voluntatem decretam. At ego ex istis viris praedictis, ut multis aliis de rebus, ita et de hoc scripto diligenter perquisivi, sed plane nihil inveni; ignari istius rei (utpote nunquam factae) omnes fuere et sunt, qui adhuc vivunt. 1) Oecolampadii et Zwinglii Epistolarum libri IV. Basileac 1536. Vgl. Her- zog S. 336. Ubrigens hat auch Oecolampad die Brüder und die Waldenser iden- tificirt. Vgl. Oecolampads Schreiben v. 13. Oct. 1530. (Dieckhoff S. 370.)
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Beilage N. 131 Impossibile esset autem, eos ignorare rem tam magnam; maxime cum Oecolampadius in hoc scripto de rebus magni momenti, et tam ar- denter agat. Sed dicet forte aliquis, fieri posse, ut haec iam oblivioni sint tradita. Verum, licet non est veri simile, ut huius rei aliquis eorum sane unus, vel duo non meminerint, tamen rebus aliis, non tam magnis etiam consultum est optime, ut nunquam oblivione (humano more loquendo) deleri possent: cur has res negligerent? Nusquam in tabulis Unitatis quicquam huius rei invenitur, nec in ulla bibliotheca, quae in tota Uni- tate sunt, exstat aliquod scriptum Oecolampadii ad nostrorum quenquam. Habentur Epistolae D. Martini Lutheri, Melanchtonis, Buceri, Cal- vini, Capitonis, Sperati et aliorum; certe si quid scripsisset ad nostros Oecolampadius, inveniretur et illius scriptum inter aliorum doctissimorum hominum scripta. Item nec aliqua responsio inter scripta haec, quae totius Unitatis, at Seniorum tantum nomine ad quosvis scribuntur, invenitur. Sciunt praeterca omnes Seniores, qui adhuc vivunt, quorum nonnulli senio confecti, multorum certaminum et actionum variarum meminerunt, ac eas saepe variis se offerentibus occasionibus recitant, — sciunt, in- quam, inter Zuinglium vel Oecolampadium et Unitatem nostram aut ali- quos Seniores nullam unquam intercessisse negotia aut familiaritatem. Non ignoramus multi, quid fuerit inter quosdam viros doctos, Saxonica- rum et aliarum quoque Ecclesiarum praesides, et inter nostram Unitatem. Exstant omnia ista, quae agebantur ante XXX annos inter D. Mart. Luthe- rum et fratrem Lucam, unum de numero Seniorum nostrorum, qui tum temporis adhuc vixit, homo septuagenarius; sed de Oecolampadii prorsus nihil scitur. Facile autem intelliget, qui legerit Epistolam Oecolampadii, eos quibus scripsit, ei familiares fuisse, ita ut non semel scripserit, sive ipse ad eos, sive ipsi ad eum, imo etiam nuncii seu legati ad Oecolam- padium ab eis mittebantur. Non fuit profecto vir ille tam imprudens, ut ad ignotos talia scriberet, quorum tandem eum pudere oporteret, sicut fecit Matthias Flacius Illyricus, qui ad nostros de nomine Waldensium et de origine Unitatis nostrae quaedam satis imprudenter et ambitiose, ut non impudenter dicam, nuper scripsit, plus credens Anthonio Carolosta- dio, versuto homini, quam totius Unitatis nostrae Senioribus, quorum li- bri ea de re extant latine et Boëmice scripti. Valde imprudenter profecto fecisset Oecolampadius, si ea nostrae Unitati obiecisset, quae nunquam apud nos fuerunt. Nam ab initio Unita- tis nostrae ante centum annos, et ultra etiam, nunquam Unitas nostra quicquam tale perpetravit, credidit, docuit aut professa est. Cuius rei testimonium firmissimum est: I. Scripta omnia in Unitate edita, quae multa sunt. II. Omnes quotquot vivunt senio confecti homines, seu ex numero ministrorum seu ex vulgo, qui neque tale quidquam viderunt, nec unquam a suis patribus audiverunt, sed contraria experti sunt et ipsi, et eorum patres, et nos quoque experimur. Ante octoginta annos, cum nostri patres, Unitatis nostrae Seniores, vidissent Waldensium quosdam, qui tum temporis in Austriae finibus prope Moraviam fuere, erga Ecclesias nostras bene affectos, miserunt ad eos
Beilage N. 131 Impossibile esset autem, eos ignorare rem tam magnam; maxime cum Oecolampadius in hoc scripto de rebus magni momenti, et tam ar- denter agat. Sed dicet forte aliquis, fieri posse, ut haec iam oblivioni sint tradita. Verum, licet non est veri simile, ut huius rei aliquis eorum sane unus, vel duo non meminerint, tamen rebus aliis, non tam magnis etiam consultum est optime, ut nunquam oblivione (humano more loquendo) deleri possent: cur has res negligerent? Nusquam in tabulis Unitatis quicquam huius rei invenitur, nec in ulla bibliotheca, quae in tota Uni- tate sunt, exstat aliquod scriptum Oecolampadii ad nostrorum quenquam. Habentur Epistolae D. Martini Lutheri, Melanchtonis, Buceri, Cal- vini, Capitonis, Sperati et aliorum; certe si quid scripsisset ad nostros Oecolampadius, inveniretur et illius scriptum inter aliorum doctissimorum hominum scripta. Item nec aliqua responsio inter scripta haec, quae totius Unitatis, at Seniorum tantum nomine ad quosvis scribuntur, invenitur. Sciunt praeterca omnes Seniores, qui adhuc vivunt, quorum nonnulli senio confecti, multorum certaminum et actionum variarum meminerunt, ac eas saepe variis se offerentibus occasionibus recitant, — sciunt, in- quam, inter Zuinglium vel Oecolampadium et Unitatem nostram aut ali- quos Seniores nullam unquam intercessisse negotia aut familiaritatem. Non ignoramus multi, quid fuerit inter quosdam viros doctos, Saxonica- rum et aliarum quoque Ecclesiarum praesides, et inter nostram Unitatem. Exstant omnia ista, quae agebantur ante XXX annos inter D. Mart. Luthe- rum et fratrem Lucam, unum de numero Seniorum nostrorum, qui tum temporis adhuc vixit, homo septuagenarius; sed de Oecolampadii prorsus nihil scitur. Facile autem intelliget, qui legerit Epistolam Oecolampadii, eos quibus scripsit, ei familiares fuisse, ita ut non semel scripserit, sive ipse ad eos, sive ipsi ad eum, imo etiam nuncii seu legati ad Oecolam- padium ab eis mittebantur. Non fuit profecto vir ille tam imprudens, ut ad ignotos talia scriberet, quorum tandem eum pudere oporteret, sicut fecit Matthias Flacius Illyricus, qui ad nostros de nomine Waldensium et de origine Unitatis nostrae quaedam satis imprudenter et ambitiose, ut non impudenter dicam, nuper scripsit, plus credens Anthonio Carolosta- dio, versuto homini, quam totius Unitatis nostrae Senioribus, quorum li- bri ea de re extant latine et Boëmice scripti. Valde imprudenter profecto fecisset Oecolampadius, si ea nostrae Unitati obiecisset, quae nunquam apud nos fuerunt. Nam ab initio Unita- tis nostrae ante centum annos, et ultra etiam, nunquam Unitas nostra quicquam tale perpetravit, credidit, docuit aut professa est. Cuius rei testimonium firmissimum est: I. Scripta omnia in Unitate edita, quae multa sunt. II. Omnes quotquot vivunt senio confecti homines, seu ex numero ministrorum seu ex vulgo, qui neque tale quidquam viderunt, nec unquam a suis patribus audiverunt, sed contraria experti sunt et ipsi, et eorum patres, et nos quoque experimur. Ante octoginta annos, cum nostri patres, Unitatis nostrae Seniores, vidissent Waldensium quosdam, qui tum temporis in Austriae finibus prope Moraviam fuere, erga Ecclesias nostras bene affectos, miserunt ad eos
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132 Beilage N, O. suos legatos, qui omnia, quae apud eos aguntur, perquirerent, non tan- tum doctrinam, quam profitebantur, qualis fuerit, sed et mores eorum et ceremonias oc. Ii reversi nunciarunt, quae viderunt et resciverunt, omnia. Placebant multa nostris, imo omnia, quaecunque sanctorum Apostolorum doctrinae non adversabantur. Decreverunt itaque (si Domino placeret, et ipsi Waldenses nempe vellent), ut cum eis sanctam facerent Unitatem, ac in unum populum coalescerent. Ea tamen conditione, si quosdam nae- vos, qui eis primum per legatos exponerentur, corrigere vellent. Quorum unus fuit, de quo Oecolampadius in hac Epistola scribit, nempe communi- catio Sacris Papisticis. Verum quia Waldenses non correxerunt vitia sua admoniti a nostris, sicut neque post Oecolampadii admonitionem resipu- erunt (nam adhuc vitio hoc sunt obnoxii multi eorum, sicut ante annum cum Witebergae fuissem a quodam docto viro, qui unus eorum fuerat, et tum primum ex inferiori Germania venerat, audivi); ideo nostri non adiunxerunt se Waldensibus, sed manserunt Boëmi discipuli, et reliquiae auditorum Hussii, Lupaczii et aliorum, qua de re latius antea scripsi, cuius scripti et tu habes exemplum . . Ex Carmelo, 20. die Novembris 1557. O. Blahoslavs Geschichte (nach Martinius von Dražov). ...Die Brüder wählten (behufs der Bestätigung) zwei Priester zu Altesten, einen Waldenser und einen römischen Priester, den Waldenser, der Stefan hiess. Und für diesen flehten sie zu Gott, wenn er die Be- stätigung durch die Waldenser haben wolle, so möge er ihm das Herz dazu stimmen, auf dass er es im Vertrauen vollbringe... Den zweiten aber, Michael, einen Priester römischer Weihe, der den Gebrauch des Prie- sterthums nach päpstlicher Ordnung niederlegte. Aber das Priesterthum legte er nicht nieder, sondern nur den Gebrauch zum Bösen..... Diesen Michael schickten die Brüder selbandern nicht nach Italien (wie einige sagten), sondern an dem Altesten — Bischof der Waldenser, bei denen Priesterthum und Bisthum neben einander liefen, auf dass er die Vollmacht empfange, andere zu bestätigen.... Und dem Altesten der Waldenser sagten sie alles, was geschehen war. Er hörte sie aber mit Wolgefallen und bestätigte sie in der eben gemeldeten Absicht. Es ist aber nicht wahr, er hätte ihnen, wie einige sagen, die Hände zum Zei� chen der Busse aufgelegt. Ubrigens wollen wir nicht läugnen, der Wal- denser habe vielleicht später aus Furcht anders gesprochen. Beide kehrten aber zurück und bestätigten die drei Gewählten durch Handauflegung. Aber nach einiger Zeit wurde dem Michael aus gewissen Gründen der Gebrauch des Vorranges genommen....
132 Beilage N, O. suos legatos, qui omnia, quae apud eos aguntur, perquirerent, non tan- tum doctrinam, quam profitebantur, qualis fuerit, sed et mores eorum et ceremonias oc. Ii reversi nunciarunt, quae viderunt et resciverunt, omnia. Placebant multa nostris, imo omnia, quaecunque sanctorum Apostolorum doctrinae non adversabantur. Decreverunt itaque (si Domino placeret, et ipsi Waldenses nempe vellent), ut cum eis sanctam facerent Unitatem, ac in unum populum coalescerent. Ea tamen conditione, si quosdam nae- vos, qui eis primum per legatos exponerentur, corrigere vellent. Quorum unus fuit, de quo Oecolampadius in hac Epistola scribit, nempe communi- catio Sacris Papisticis. Verum quia Waldenses non correxerunt vitia sua admoniti a nostris, sicut neque post Oecolampadii admonitionem resipu- erunt (nam adhuc vitio hoc sunt obnoxii multi eorum, sicut ante annum cum Witebergae fuissem a quodam docto viro, qui unus eorum fuerat, et tum primum ex inferiori Germania venerat, audivi); ideo nostri non adiunxerunt se Waldensibus, sed manserunt Boëmi discipuli, et reliquiae auditorum Hussii, Lupaczii et aliorum, qua de re latius antea scripsi, cuius scripti et tu habes exemplum . . Ex Carmelo, 20. die Novembris 1557. O. Blahoslavs Geschichte (nach Martinius von Dražov). ...Die Brüder wählten (behufs der Bestätigung) zwei Priester zu Altesten, einen Waldenser und einen römischen Priester, den Waldenser, der Stefan hiess. Und für diesen flehten sie zu Gott, wenn er die Be- stätigung durch die Waldenser haben wolle, so möge er ihm das Herz dazu stimmen, auf dass er es im Vertrauen vollbringe... Den zweiten aber, Michael, einen Priester römischer Weihe, der den Gebrauch des Prie- sterthums nach päpstlicher Ordnung niederlegte. Aber das Priesterthum legte er nicht nieder, sondern nur den Gebrauch zum Bösen..... Diesen Michael schickten die Brüder selbandern nicht nach Italien (wie einige sagten), sondern an dem Altesten — Bischof der Waldenser, bei denen Priesterthum und Bisthum neben einander liefen, auf dass er die Vollmacht empfange, andere zu bestätigen.... Und dem Altesten der Waldenser sagten sie alles, was geschehen war. Er hörte sie aber mit Wolgefallen und bestätigte sie in der eben gemeldeten Absicht. Es ist aber nicht wahr, er hätte ihnen, wie einige sagen, die Hände zum Zei� chen der Busse aufgelegt. Ubrigens wollen wir nicht läugnen, der Wal- denser habe vielleicht später aus Furcht anders gesprochen. Beide kehrten aber zurück und bestätigten die drei Gewählten durch Handauflegung. Aber nach einiger Zeit wurde dem Michael aus gewissen Gründen der Gebrauch des Vorranges genommen....
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Beilage P. 133 P. Lasicius: Geschichte der Brüder. Tandem post longas haesitationes... convenerunt in pago Lhota,") quae vox manumissionem atque ex servitute liberationem significat, pro- pe oppidum Rychnov (Duchko hospiti erat cognomen) LXX circiter, cle- rici, nobiles, cives, agricolae. Ubi precibus sacris dediti ac illis Christi promissis persuasi confisique : quicquid duo tresve oc.: rogarunt supplices Patrem Coelestem, velletne id, seu ut verbis utar illorum, essetne ipsius voluntas, ut se iam plane a Babylone spirituali... subducerent..., et novum ordinem ministerii sancti, soli Christo addicti, inter se consti- tuerent? Usi sunt quoque in precando his Davidis verbis: Domine valde mitis oc. Quid deinde factum? Exaudit supplices misericors ille et ve- rax in dictis Coelestis Pater, 2) voce hae ad aures ipsorum demissa: Gest ma wule: Est, inquit, mea voluntas... Addunt quoque quidam, sorte eius rei aggrediendae quaesitum tempus indicatum esse, qua sorte quon- dam Israelitae soliti erant voluntatem Dei cognoscere... Sic autem hac de sorte Johannes Blagoslaus, doctus Episcopus Fratrum in Moravia, quem maxime sequimur: Post multas, inquit, orationes cum ieiuniis oc.3) Omitto in praesentia illos, quibus hoc, quod refero, omissum a timidis scriptoribus, etsi vere accidit (quid enim Deo volente non fieret), tamen quia est insolens et rarum, incredibile esse videtur 4)... (Folgt ein ge- lehrter Excurs über die Wunder)... Quod si hodie Pater Coelestis, cui sui curae sunt, rarius loquitur clara voce, sed crebrius instinctu sui spiri- tus, non est tamen ideo hoc, quod narro, commentum existimandum, lec- tum a me in manuscriptis proborum virorum antiquae fidei libellis. Quare immerito tunc adversarii veritatis Fratres enthusiastas cognominabant. Quod Deo volente factum est semel, non est sperandum expectandumve cum phantasticis enthusiastis semper. Sed nos omissa nunc Apologia ad Historiam revertamur. Fratres, actis Deo pro hoc beneficio gratiis, sua in sententia tali miraculo confirmantur.5) Post eligunt tres viros, qui ad tempus primarii essent, alios regerent, et sponte sua obedientes officii commonefacerent. Quorum praecipuus ille Gregorius, rerum Divinarum scientia vitaeque sanctimonia clarus, caeteri Procopius et Clenovius. (Das Folgende über die nach Lasicius schon damals beabsichtigte Sendung nach dem Orient s. bei Comenius.) ...Sed nos ad Fratres. Apud quos postquam 6) tres illi Presbyteri Ecclesiam aliquandiu administrassent, et ordo Christo auspice institutus 1) Lhota bedeutet Frist, Zufristung, dann ein zeitweilig von Abgaben befrei- tes Dorf. 2) Hier bricht Comenius (Exc. III.) ab. 3) Vgl. Blahoslavs Summa. 5) Vgl. Dieckhoff S. 357—358. 5) Vgl. Comenius (Exc. IV.): Fratres ... sua in sententia, soli fundamento, Sacra Scriptura, in qua Deus suam revelat voluntatem, esse nitendum, confirmantur Postmodum eligunt... 6) Vgl. Comenius (Exc. V.): Postquam illi tres...
Beilage P. 133 P. Lasicius: Geschichte der Brüder. Tandem post longas haesitationes... convenerunt in pago Lhota,") quae vox manumissionem atque ex servitute liberationem significat, pro- pe oppidum Rychnov (Duchko hospiti erat cognomen) LXX circiter, cle- rici, nobiles, cives, agricolae. Ubi precibus sacris dediti ac illis Christi promissis persuasi confisique : quicquid duo tresve oc.: rogarunt supplices Patrem Coelestem, velletne id, seu ut verbis utar illorum, essetne ipsius voluntas, ut se iam plane a Babylone spirituali... subducerent..., et novum ordinem ministerii sancti, soli Christo addicti, inter se consti- tuerent? Usi sunt quoque in precando his Davidis verbis: Domine valde mitis oc. Quid deinde factum? Exaudit supplices misericors ille et ve- rax in dictis Coelestis Pater, 2) voce hae ad aures ipsorum demissa: Gest ma wule: Est, inquit, mea voluntas... Addunt quoque quidam, sorte eius rei aggrediendae quaesitum tempus indicatum esse, qua sorte quon- dam Israelitae soliti erant voluntatem Dei cognoscere... Sic autem hac de sorte Johannes Blagoslaus, doctus Episcopus Fratrum in Moravia, quem maxime sequimur: Post multas, inquit, orationes cum ieiuniis oc.3) Omitto in praesentia illos, quibus hoc, quod refero, omissum a timidis scriptoribus, etsi vere accidit (quid enim Deo volente non fieret), tamen quia est insolens et rarum, incredibile esse videtur 4)... (Folgt ein ge- lehrter Excurs über die Wunder)... Quod si hodie Pater Coelestis, cui sui curae sunt, rarius loquitur clara voce, sed crebrius instinctu sui spiri- tus, non est tamen ideo hoc, quod narro, commentum existimandum, lec- tum a me in manuscriptis proborum virorum antiquae fidei libellis. Quare immerito tunc adversarii veritatis Fratres enthusiastas cognominabant. Quod Deo volente factum est semel, non est sperandum expectandumve cum phantasticis enthusiastis semper. Sed nos omissa nunc Apologia ad Historiam revertamur. Fratres, actis Deo pro hoc beneficio gratiis, sua in sententia tali miraculo confirmantur.5) Post eligunt tres viros, qui ad tempus primarii essent, alios regerent, et sponte sua obedientes officii commonefacerent. Quorum praecipuus ille Gregorius, rerum Divinarum scientia vitaeque sanctimonia clarus, caeteri Procopius et Clenovius. (Das Folgende über die nach Lasicius schon damals beabsichtigte Sendung nach dem Orient s. bei Comenius.) ...Sed nos ad Fratres. Apud quos postquam 6) tres illi Presbyteri Ecclesiam aliquandiu administrassent, et ordo Christo auspice institutus 1) Lhota bedeutet Frist, Zufristung, dann ein zeitweilig von Abgaben befrei- tes Dorf. 2) Hier bricht Comenius (Exc. III.) ab. 3) Vgl. Blahoslavs Summa. 5) Vgl. Dieckhoff S. 357—358. 5) Vgl. Comenius (Exc. IV.): Fratres ... sua in sententia, soli fundamento, Sacra Scriptura, in qua Deus suam revelat voluntatem, esse nitendum, confirmantur Postmodum eligunt... 6) Vgl. Comenius (Exc. V.): Postquam illi tres...
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134 Beilage P. perquam utilis eis esse videretur (iam vero non ullus alius sacerdos quam ille Michael, doctrinae pietatisque Hussi quasi haeres, aliis fato, aliis violentia hostium veritatis absumptis): Fratres, indictis A. 1467. pu- blice ieiuniis, precati sunt Deum omnes, ut de his, quae ipsi grata fo- rent, cogitantibus benignum, et qualis natura sua est, misericordem se ipsis praestaret. Quibus peractis, convenerunt rursus eodem loci ubi et ante, totidem aut pauco plures viri quam 70, reliquis in suis sedibus conatum eorum precibus divinis adiuvantibus. Ubi illis Christi promissis animati : quicquid orantes petieritis, credite, vos accepturos: seligunt inter se XX viros, et integrae conscientiae, et legis divinae scientia caeteris excellentiores, ac divino plane consilio novem segregant, e quibus Deus Coelestis Pater, sumeret, quos duces Ecclesiae constitueret; reliquos vero undecim rei huic peragendae designant. Destinatos sortioni, quae delectos a Deo declararet, Christo, sponso Ecclesiae, commendant, ut si quos illo- rum muneri Ecclesiastico praefici vellet, eos ipsemet sanctificaret, spiri- tusque sui donis expleret. Parant praeterea duodecim Chartulas convo- lutas, ex quibus novem vacuis tres inscriptum EST, voluntatis divinae signum, habuere. Quibus eo modo constitutis, rursus orant supplices Deum, ut pro sua in Ecclesiam clementia, cuius redimendae ac in unum corpus fidei cogendae causa Unigenum, Spiritumque suum in terram demississet, et doctores ductoresque semper illis dedisset, ex illis novem viris unum, duos, tresve simul Ecclesiolae suae rectores deligeret, sin id nollet, ne faceret. Quod quidem fieri potuit, si omnibus purae schedulae obvenissent. Habuit ibidem Gregorius ad universum coetum eiusmodi oratiun- culam: Quandoquidem, Chari Fratres, id negotii Deo commisimus, ut si velit, aliquos ex his viris seligat ad munus legationis filii sui in Ecclesia rite obeundum, aequum est, ut in voluntate ac iudicio eius acquiescamus. Interea bono sitis animo, non fallet nos ille, qui se effecturum ad Pa- trem suum recepit, quod quis ab eos firma fiducia praeditus petierit.“ Postea Procopius Diaconus 7) schedulas aversis oculis e sitella exi- mens, dabat singulatim candidatis in medio stantibus. Hi vero illo, ubi undecim consederant, accedentes, suam singuli apud eos deponebant. Ubi, rem mirandam, inventi sunt tres, quorum schedulae signatae fuerunt, sci- licet: Matthias Conwaldensis, 25 annos natus, Thomas Praelaucius ac Elias Chrenovicius. Ac revera isti fuerunt inter illos novem tanto muneri aptis- simi, et quod inde ab adolescentia vitam bene constituissent suam, testi- moniis aliorum ornati. Hi ergo visi sunt omnibus Deo placuisse, ut Eccle- siae administrationem susciperent. Sic enim de sorte hominum ille sapien- tissimus Prov. XVI.: In sinum coniicitur sors, sed a Jehova est omne iudicium. Quod quidem ita esse, praeter alios in Jonathamo, filio Sauli, Jona Propheta et Matthia novo Apostolo, apparuit. Tum extemplo omnes Deo pro ducibus gratias egere, sorti consensere, electis obedientiam, Christo autem per eos fidem datis dextris polliceri, eosdemque orare, ut munus laboriosum, ad quod se divinitus vocatos esse, ipsimet cernerent, alacribus animis susciperent. His autem annuentibus... laeti omnes car- mine ex tempore composito, gratias Deo concinunt. Cuius hoc est prin- 7) Comenius: adolescens.
134 Beilage P. perquam utilis eis esse videretur (iam vero non ullus alius sacerdos quam ille Michael, doctrinae pietatisque Hussi quasi haeres, aliis fato, aliis violentia hostium veritatis absumptis): Fratres, indictis A. 1467. pu- blice ieiuniis, precati sunt Deum omnes, ut de his, quae ipsi grata fo- rent, cogitantibus benignum, et qualis natura sua est, misericordem se ipsis praestaret. Quibus peractis, convenerunt rursus eodem loci ubi et ante, totidem aut pauco plures viri quam 70, reliquis in suis sedibus conatum eorum precibus divinis adiuvantibus. Ubi illis Christi promissis animati : quicquid orantes petieritis, credite, vos accepturos: seligunt inter se XX viros, et integrae conscientiae, et legis divinae scientia caeteris excellentiores, ac divino plane consilio novem segregant, e quibus Deus Coelestis Pater, sumeret, quos duces Ecclesiae constitueret; reliquos vero undecim rei huic peragendae designant. Destinatos sortioni, quae delectos a Deo declararet, Christo, sponso Ecclesiae, commendant, ut si quos illo- rum muneri Ecclesiastico praefici vellet, eos ipsemet sanctificaret, spiri- tusque sui donis expleret. Parant praeterea duodecim Chartulas convo- lutas, ex quibus novem vacuis tres inscriptum EST, voluntatis divinae signum, habuere. Quibus eo modo constitutis, rursus orant supplices Deum, ut pro sua in Ecclesiam clementia, cuius redimendae ac in unum corpus fidei cogendae causa Unigenum, Spiritumque suum in terram demississet, et doctores ductoresque semper illis dedisset, ex illis novem viris unum, duos, tresve simul Ecclesiolae suae rectores deligeret, sin id nollet, ne faceret. Quod quidem fieri potuit, si omnibus purae schedulae obvenissent. Habuit ibidem Gregorius ad universum coetum eiusmodi oratiun- culam: Quandoquidem, Chari Fratres, id negotii Deo commisimus, ut si velit, aliquos ex his viris seligat ad munus legationis filii sui in Ecclesia rite obeundum, aequum est, ut in voluntate ac iudicio eius acquiescamus. Interea bono sitis animo, non fallet nos ille, qui se effecturum ad Pa- trem suum recepit, quod quis ab eos firma fiducia praeditus petierit.“ Postea Procopius Diaconus 7) schedulas aversis oculis e sitella exi- mens, dabat singulatim candidatis in medio stantibus. Hi vero illo, ubi undecim consederant, accedentes, suam singuli apud eos deponebant. Ubi, rem mirandam, inventi sunt tres, quorum schedulae signatae fuerunt, sci- licet: Matthias Conwaldensis, 25 annos natus, Thomas Praelaucius ac Elias Chrenovicius. Ac revera isti fuerunt inter illos novem tanto muneri aptis- simi, et quod inde ab adolescentia vitam bene constituissent suam, testi- moniis aliorum ornati. Hi ergo visi sunt omnibus Deo placuisse, ut Eccle- siae administrationem susciperent. Sic enim de sorte hominum ille sapien- tissimus Prov. XVI.: In sinum coniicitur sors, sed a Jehova est omne iudicium. Quod quidem ita esse, praeter alios in Jonathamo, filio Sauli, Jona Propheta et Matthia novo Apostolo, apparuit. Tum extemplo omnes Deo pro ducibus gratias egere, sorti consensere, electis obedientiam, Christo autem per eos fidem datis dextris polliceri, eosdemque orare, ut munus laboriosum, ad quod se divinitus vocatos esse, ipsimet cernerent, alacribus animis susciperent. His autem annuentibus... laeti omnes car- mine ex tempore composito, gratias Deo concinunt. Cuius hoc est prin- 7) Comenius: adolescens.
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Beilage P. 135 cipium: Gaudeamus simul omnes hodie oc. Cactera ex canticis ipsorum petantur. Nam et hodie hac cantione Deum celebrant in suorum mini- strorum creatione... Tandem omnes coenae Domini ceremonias, qualis in sacris Literis legitur, absolvunt. Quod ad consecrationem, ea a solo Deo ad preces Ecclesiae per Christum proficiscitur. Ego, inquit, me ipsum pro eis sanctifico...... Inibi pius ille Michael, Romani chrismatis sacerdos, rogatus a coetu, tali sorte electis manus cum fausta apprecatione in nomine Jesu imponit, et sacri ministerii munus, quod et ipse a suis maioribus acceperat, commit- tit. Fecit idem postea Stephanus Episcopus Waldensium, ut erat homi- num existimatio, quam proxime ad veritatem Evangelicam accedentium, cum ad illum is ipse Michael cum uno horum trium missus a coetu esset. Acceptam a Waldensibus confirmationem Michaelis comes reversus ad suos cum reliquis communicavit. 5) Quo facto Fratres ostendere voluerunt, ni- hil se boni damnare, quodcunque esset, sive in Romana, sive in alia Ecclesia, nihil enim ipsis magis cordi est, quam ordo quivis bonus, etiam ab hominibus institutus.2) Ac libenter fatentur, esse in Papatu quaedam bona... sed eiusmodi quae sunt,... malis permista... Quapropter di- stinguunt et in bona, quae sunt recipienda, in mista, quae purganda, et in mala prorsus reiicienda. Exinde Michael Matthiae cessit, et abrogato vetere sacerdotio in sacrificando constituto, verius novo ritu sumpsit, se- que ipse electis submisit... Erat ibidem Romanae rasurae quidam alius sacrificulus, qui sibi no- vos ministros praeferri indigne ferens missos fecit Fratres ... Post haec Matthiae, ut primas partes inter alios teneret, concordi omnium suffragio facta est potestas... Isti haec omnia, quae flagranti quodam spiritu exci- tati literis mandamus, quasi per manus posteritati tradiderunt, ad nos quoque accurata inquisitione perlata. Porro fuit aliquot ante diebus Gre- gorio illi divinitus patefactum, tam de his tribus eligendis, quam de pri- matu Matthiae, quod is nemini, antequam ita evenit, indicare voluit, soli Matthiae primatum praedixit. Qui Gregorius sancte rogatus ab omnibus, num sors viso ipsius respondisset, ita se vere habet, respondit. Caeterum quo tunc miraculo Deus, quem Johannes Evangel. lucem vocat, hanc suorum parvulam gregem se in posterum magis ac magis illustraturum, demonstravit, id Epistola Fratrum ad contumacem Roche- zanam paucis attingit, pluribus senes referunt. Etenim memores illorum Gedeonis de signo repetito et Davidis Psal. LXXXVI verborum: Mise- rere mei Deus, facque mihi signum in bonum: precati sunt ipsi quoque his verbis Deum: „Oramus te, benique Pater, ut si quos ad ministerium Ecclesiae tuae fame verbi tui sinceri pereuntis destinasti, ostendas id uobis aliquo signo!“ Post quam preces coenaculum illorum luce quadam collustratum resplenduit... Quod ego literis nequaquam proderem, nisi s) Comenius (Exc. V.): Fecit idem Stephanus, Episcopus Waldensium elec- tosque confirmavit; quin et Episcopalem potestatem suos Pastores confirmandi de- dit. Quo facto... 9) Comenius (Exc. V.) bricht hier ab mit dem Zusatz: qualis est, ut Clerici nonnisi ab Episcopis ordinentur oc. ac.
Beilage P. 135 cipium: Gaudeamus simul omnes hodie oc. Cactera ex canticis ipsorum petantur. Nam et hodie hac cantione Deum celebrant in suorum mini- strorum creatione... Tandem omnes coenae Domini ceremonias, qualis in sacris Literis legitur, absolvunt. Quod ad consecrationem, ea a solo Deo ad preces Ecclesiae per Christum proficiscitur. Ego, inquit, me ipsum pro eis sanctifico...... Inibi pius ille Michael, Romani chrismatis sacerdos, rogatus a coetu, tali sorte electis manus cum fausta apprecatione in nomine Jesu imponit, et sacri ministerii munus, quod et ipse a suis maioribus acceperat, commit- tit. Fecit idem postea Stephanus Episcopus Waldensium, ut erat homi- num existimatio, quam proxime ad veritatem Evangelicam accedentium, cum ad illum is ipse Michael cum uno horum trium missus a coetu esset. Acceptam a Waldensibus confirmationem Michaelis comes reversus ad suos cum reliquis communicavit. 5) Quo facto Fratres ostendere voluerunt, ni- hil se boni damnare, quodcunque esset, sive in Romana, sive in alia Ecclesia, nihil enim ipsis magis cordi est, quam ordo quivis bonus, etiam ab hominibus institutus.2) Ac libenter fatentur, esse in Papatu quaedam bona... sed eiusmodi quae sunt,... malis permista... Quapropter di- stinguunt et in bona, quae sunt recipienda, in mista, quae purganda, et in mala prorsus reiicienda. Exinde Michael Matthiae cessit, et abrogato vetere sacerdotio in sacrificando constituto, verius novo ritu sumpsit, se- que ipse electis submisit... Erat ibidem Romanae rasurae quidam alius sacrificulus, qui sibi no- vos ministros praeferri indigne ferens missos fecit Fratres ... Post haec Matthiae, ut primas partes inter alios teneret, concordi omnium suffragio facta est potestas... Isti haec omnia, quae flagranti quodam spiritu exci- tati literis mandamus, quasi per manus posteritati tradiderunt, ad nos quoque accurata inquisitione perlata. Porro fuit aliquot ante diebus Gre- gorio illi divinitus patefactum, tam de his tribus eligendis, quam de pri- matu Matthiae, quod is nemini, antequam ita evenit, indicare voluit, soli Matthiae primatum praedixit. Qui Gregorius sancte rogatus ab omnibus, num sors viso ipsius respondisset, ita se vere habet, respondit. Caeterum quo tunc miraculo Deus, quem Johannes Evangel. lucem vocat, hanc suorum parvulam gregem se in posterum magis ac magis illustraturum, demonstravit, id Epistola Fratrum ad contumacem Roche- zanam paucis attingit, pluribus senes referunt. Etenim memores illorum Gedeonis de signo repetito et Davidis Psal. LXXXVI verborum: Mise- rere mei Deus, facque mihi signum in bonum: precati sunt ipsi quoque his verbis Deum: „Oramus te, benique Pater, ut si quos ad ministerium Ecclesiae tuae fame verbi tui sinceri pereuntis destinasti, ostendas id uobis aliquo signo!“ Post quam preces coenaculum illorum luce quadam collustratum resplenduit... Quod ego literis nequaquam proderem, nisi s) Comenius (Exc. V.): Fecit idem Stephanus, Episcopus Waldensium elec- tosque confirmavit; quin et Episcopalem potestatem suos Pastores confirmandi de- dit. Quo facto... 9) Comenius (Exc. V.) bricht hier ab mit dem Zusatz: qualis est, ut Clerici nonnisi ab Episcopis ordinentur oc. ac.
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136 Beilage P. me cogeret historices veritas, dissimulationis inimica. Adeo Fratres, mode- stiae humilitatisque Apostoli sequaces, qui ne illud quidem, quod usque in tertium coelum abreptus fuerit et ineffabilia ibi audiverit, apertis ver- bis dicere de se voluit, ab omni gloriatione sunt alieni. Quare id per- moleste tulerunt, quod homo quidam simplex ad Rocheczanam cum Epi- stola, quae numero quarta erat, missus, rem illi omnem copiosius ex- posuisset. Iam enim tum infensus erat Fratribus, ac narrante pro sua simpli- citate sincere, Deum tam voce prius edita, quam luce postea immissa, consilium eorum se probare ostendisse, irrisit odio flà grans ipsorum, quod ipsi videre negatum fuit. Visum igitur Fratribus, ut haec propter male- volos vel optima quaeque perperam interpretari solitos deinceps preme- rent nec in vulgus efferrent, ita ut et Joh. Blahoslaus Moravus, antistes ipsorum A. 1556. Summam rerum omnium gestarum ex variis Fratrum manuscriptis colligens hoc miraculum intellexerit, non exprosserit. In- terea inquit, quod factum sit, qualé ostentum oc. Attamen cum idem vir postea hanc meam Historiolam primae scriptionis 10) censurae gratia ad se missam videret, ter eam, uti fatebatur, perlegens, toties confessus est, se senem ex senioribus, hos ex suis maioribus id, quod ego silentio praeterire nolui, pro comperto cognovisse... Porro rebus omnibus in Ecclesia institutis, perlatum est ad Fratres, habitare Waldenses prope Austriam, qui etiam doctrinam Christi puram conservarent, Simoniam vitarent, et utrumque gradum, tam Episcopalem, quam Sacerdotalem, simul conferrent. Ita enim scriptum de illis comperio. Nam Waldenses furore Antichristi per varias Europae regiones multoties dissipati habitabant etiam in nonnullis Bohemiae, Austriae, Marchiaeque Brandenburgensis locis, ubi Episcopus illorum cum duobus sectae suae viris a sanguinariis Pontificiis combustus est, quin multo plures olim ita extincti alibi sunt. De his enim intelligenda illa Flacii Illyrici verba, non bene Fratribus Bohemicis ab eo tributa, Epistola ad quendam Se- niorem Fratrum Calendis Aprilis ao. 1550. Magdeburgi scripta: Vestrae, inquit, Ecclesiae potissimum fuerunt illa septem hominum millia. .. De quibus sic quodam Papista Reinerus (Citat nach Catol. Test. p. 432). His diebus (nach 1467) Waldenses, qui tunc non multi latebant in Bohemia, viso Fratrum inquieto statu... paulatim se alio subduxere, et Episcopus quidem illorum Stephanus Viennae combustus est, alii autem e Bohemia egressi, abierunt in Marchiam Brandeburgensem, ubi tunc com- plures degebant, virtutumque suorum exemplis non paucos a Papatu ad se pertrahebant. Verum postea, quae furiae Fratres in Bohemia, eaedem etiam Waldenses in Marchia infestarunt. Etenim excitata a malis adver- sus se atrocissima procella, hic aqua, ille igne, alius ferro perit. Quo tem- pore quidam ex eis, Petrus, artificio textor, ut venit Lanscoronam, vidit Fratrum Ecclesiam, in medio afflictionum florentem ... Allexere Petrum ad Fratres hae (ihre) virtutes, ita ut membrum unitatis eorum fieri ex- 10) Vgl. oben S. 75.
136 Beilage P. me cogeret historices veritas, dissimulationis inimica. Adeo Fratres, mode- stiae humilitatisque Apostoli sequaces, qui ne illud quidem, quod usque in tertium coelum abreptus fuerit et ineffabilia ibi audiverit, apertis ver- bis dicere de se voluit, ab omni gloriatione sunt alieni. Quare id per- moleste tulerunt, quod homo quidam simplex ad Rocheczanam cum Epi- stola, quae numero quarta erat, missus, rem illi omnem copiosius ex- posuisset. Iam enim tum infensus erat Fratribus, ac narrante pro sua simpli- citate sincere, Deum tam voce prius edita, quam luce postea immissa, consilium eorum se probare ostendisse, irrisit odio flà grans ipsorum, quod ipsi videre negatum fuit. Visum igitur Fratribus, ut haec propter male- volos vel optima quaeque perperam interpretari solitos deinceps preme- rent nec in vulgus efferrent, ita ut et Joh. Blahoslaus Moravus, antistes ipsorum A. 1556. Summam rerum omnium gestarum ex variis Fratrum manuscriptis colligens hoc miraculum intellexerit, non exprosserit. In- terea inquit, quod factum sit, qualé ostentum oc. Attamen cum idem vir postea hanc meam Historiolam primae scriptionis 10) censurae gratia ad se missam videret, ter eam, uti fatebatur, perlegens, toties confessus est, se senem ex senioribus, hos ex suis maioribus id, quod ego silentio praeterire nolui, pro comperto cognovisse... Porro rebus omnibus in Ecclesia institutis, perlatum est ad Fratres, habitare Waldenses prope Austriam, qui etiam doctrinam Christi puram conservarent, Simoniam vitarent, et utrumque gradum, tam Episcopalem, quam Sacerdotalem, simul conferrent. Ita enim scriptum de illis comperio. Nam Waldenses furore Antichristi per varias Europae regiones multoties dissipati habitabant etiam in nonnullis Bohemiae, Austriae, Marchiaeque Brandenburgensis locis, ubi Episcopus illorum cum duobus sectae suae viris a sanguinariis Pontificiis combustus est, quin multo plures olim ita extincti alibi sunt. De his enim intelligenda illa Flacii Illyrici verba, non bene Fratribus Bohemicis ab eo tributa, Epistola ad quendam Se- niorem Fratrum Calendis Aprilis ao. 1550. Magdeburgi scripta: Vestrae, inquit, Ecclesiae potissimum fuerunt illa septem hominum millia. .. De quibus sic quodam Papista Reinerus (Citat nach Catol. Test. p. 432). His diebus (nach 1467) Waldenses, qui tunc non multi latebant in Bohemia, viso Fratrum inquieto statu... paulatim se alio subduxere, et Episcopus quidem illorum Stephanus Viennae combustus est, alii autem e Bohemia egressi, abierunt in Marchiam Brandeburgensem, ubi tunc com- plures degebant, virtutumque suorum exemplis non paucos a Papatu ad se pertrahebant. Verum postea, quae furiae Fratres in Bohemia, eaedem etiam Waldenses in Marchia infestarunt. Etenim excitata a malis adver- sus se atrocissima procella, hic aqua, ille igne, alius ferro perit. Quo tem- pore quidam ex eis, Petrus, artificio textor, ut venit Lanscoronam, vidit Fratrum Ecclesiam, in medio afflictionum florentem ... Allexere Petrum ad Fratres hae (ihre) virtutes, ita ut membrum unitatis eorum fieri ex- 10) Vgl. oben S. 75.
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Beilage P. 137 petierit. Quare examinatus ab illis in canone fidei et veritatis, dignus vi- sus est, qui more recepto adscriberetur albo coetus eorum. Deinde post aliquot annos Petrus reversus suis, quales sint Fratres, utque Patronos e nobilitate habebant, licet conventus publicos excercendi cultus divini causa, impedientibus sacrificulis, non agant, enarrat. Haec ratio fuit, qua primum nomen Fratrum in Marchia innotuit, quae adeo laeti audivere Waldenses, ut multi accepto a Senioribus Eccle- siasticis fidei probitatisque testimonio commigrarint Fulnecum in Moraviam ad Fratres, inque alia oppida, sedes veterum Marcomannorum, quo ritu solemni admissi in communionem Ecclesiae abiecta priori simulatione, domicilia sibi inter eos compararunt manentque tam diu ibi posteri illo- rum, unum cum illis corpus Ecclesiae facti. Caeterum illi qui remanserunt in Marchia, deleti sunt saepe renovatis persecutionibus, nec in Bohemia, Moraviaque ab eo tempore auditi sunt alii Waldenses, praeter eos, qui hoc pacto transirent ad Fratres. Cum autem ille Petrus textor revisens identidem patriam studio christiano ad eius veri notitiam, qua ipse prae- ditus erat, complures adduceret,... ita ut auctus sectatorum eius nume- rus bonis Waldensibus, multis malis fractis, haud mediocriter animos ad- deret, passim id increbruit, magnum iam in Marchia numerum Picardorum Waldensiumque nequaquam tolerandorum inveniri... (Folgt eine Schilde- rung der Verfolgung in den grellsten Farben z. B. Ardentis mediis in flammis progenitoribus lactantes quoque una eum cunabulis adiiciebantur.) Ipse etiam Petrus cum Fratribus duodecim abreptus a textina tractus est ad idem supplicium, qui spe vitae hac conditione sibi proposita, ut dam- naret ea, quae aliis persuaserat, respondit: malle se membratim disse- cari, quam verum falsum dicere. Instantibus autem monachis, ut vel mo- riturus aliquid boni ad populum diceret, coepit de veritate evangelica... verbo facere, sed sublatus clamor vocem dicentis oppressit... Pauci per varia discrimina elapsi anno salutis humanae 1480 cum literis suorum presbyterorum de his adversis ad Fatres venerunt.11) Labente anno natali domini Jesu 1489 12) misere fratres in Gallias et Italiam Lucam Pragensem et Thomam Germanum, coetus pios et ve- ritatis coelestis amantes in ea Europae parte indagaturos et perquisituros, quae primas in Christianitate tenere existimabatur. Quibus regionibus dum vacant perlustrandis, inveniunt in media fece vulgarium Christianorum, carnis concupiscentiis deditorum, nonnullos Dei metu praeditos variis pe- riculis subiectos.13) Quibus cum de religione collocuti alteri alteros co- hortatione ad absolvendum sub cruce cursum christianae pietatis cohor- tati sunt, oportere, dicentes, per multas oppressiones regnum coeleste in- 11) Vgl. Summa Anm. 18. 12) Comenius (Exc. IX.): 1488. 13) Comenius:... variis periculis expositos (per eosdem enim dies pientissi- mus monachus, Hieronymus Savonarola, Florentiae vivus comburebatur, cuius rei fratres fuere spectatores).
Beilage P. 137 petierit. Quare examinatus ab illis in canone fidei et veritatis, dignus vi- sus est, qui more recepto adscriberetur albo coetus eorum. Deinde post aliquot annos Petrus reversus suis, quales sint Fratres, utque Patronos e nobilitate habebant, licet conventus publicos excercendi cultus divini causa, impedientibus sacrificulis, non agant, enarrat. Haec ratio fuit, qua primum nomen Fratrum in Marchia innotuit, quae adeo laeti audivere Waldenses, ut multi accepto a Senioribus Eccle- siasticis fidei probitatisque testimonio commigrarint Fulnecum in Moraviam ad Fratres, inque alia oppida, sedes veterum Marcomannorum, quo ritu solemni admissi in communionem Ecclesiae abiecta priori simulatione, domicilia sibi inter eos compararunt manentque tam diu ibi posteri illo- rum, unum cum illis corpus Ecclesiae facti. Caeterum illi qui remanserunt in Marchia, deleti sunt saepe renovatis persecutionibus, nec in Bohemia, Moraviaque ab eo tempore auditi sunt alii Waldenses, praeter eos, qui hoc pacto transirent ad Fratres. Cum autem ille Petrus textor revisens identidem patriam studio christiano ad eius veri notitiam, qua ipse prae- ditus erat, complures adduceret,... ita ut auctus sectatorum eius nume- rus bonis Waldensibus, multis malis fractis, haud mediocriter animos ad- deret, passim id increbruit, magnum iam in Marchia numerum Picardorum Waldensiumque nequaquam tolerandorum inveniri... (Folgt eine Schilde- rung der Verfolgung in den grellsten Farben z. B. Ardentis mediis in flammis progenitoribus lactantes quoque una eum cunabulis adiiciebantur.) Ipse etiam Petrus cum Fratribus duodecim abreptus a textina tractus est ad idem supplicium, qui spe vitae hac conditione sibi proposita, ut dam- naret ea, quae aliis persuaserat, respondit: malle se membratim disse- cari, quam verum falsum dicere. Instantibus autem monachis, ut vel mo- riturus aliquid boni ad populum diceret, coepit de veritate evangelica... verbo facere, sed sublatus clamor vocem dicentis oppressit... Pauci per varia discrimina elapsi anno salutis humanae 1480 cum literis suorum presbyterorum de his adversis ad Fatres venerunt.11) Labente anno natali domini Jesu 1489 12) misere fratres in Gallias et Italiam Lucam Pragensem et Thomam Germanum, coetus pios et ve- ritatis coelestis amantes in ea Europae parte indagaturos et perquisituros, quae primas in Christianitate tenere existimabatur. Quibus regionibus dum vacant perlustrandis, inveniunt in media fece vulgarium Christianorum, carnis concupiscentiis deditorum, nonnullos Dei metu praeditos variis pe- riculis subiectos.13) Quibus cum de religione collocuti alteri alteros co- hortatione ad absolvendum sub cruce cursum christianae pietatis cohor- tati sunt, oportere, dicentes, per multas oppressiones regnum coeleste in- 11) Vgl. Summa Anm. 18. 12) Comenius (Exc. IX.): 1488. 13) Comenius:... variis periculis expositos (per eosdem enim dies pientissi- mus monachus, Hieronymus Savonarola, Florentiae vivus comburebatur, cuius rei fratres fuere spectatores).
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138 Beilage P, Q. trare. Ac tum interea stertentibus illis, qui ad gubernacula Ecclesiae po- siti erant, inciderunt et in Gallia in Waldenses eiusdem fortunae, a quibus hospitaliter accepti sunt atque tractati. Ita Deus ubique locorum habet suos, vulgo ignotos, quorum vita crux est perpetua, mors perenne gaudium. Morati vero aliquandiu Romae, ut omnia de ea in Apocalypsi scripta oculati testes pernoscerent, viderunt illam antiquam, cum scriberetur Apo- calypsis, sitam in septem montibus fuisse..., eam vero, quae nunc esset, ad Tiberim... descendisse... Haec et alia plura... non sine stupore spectantes, animadvertunt quendam Waldensem huius ipsius deastri vegeti, humeris sex baiulorum gestati, fastum mollitiemque detractantem, qui causam ab illis rogatus, cur hoc cum suis clam faceret, nec publica peccata publice carperet, re- spondit: malle se ita bestiam devorare, quam ab ea devorari; nisi, in- quit, eadem pati velitis, quae expertus quidam, qui hoc ipsum cernens et clara voce: non sic Petrus — dicens, sacco protinus inclusus aquam Tiberis bibit. Non licet hic, Bohemi, neque tutum est verum palam di- cere. Peccare multifarie, periurare, mentiri, assentari, scortari licet. — Tuebatur suam opinionem illo Josephi et Nicodemi, occultorum Christi discipulorum, exemplo ... Quod quidem sinceris Fratribus displicuit. Quare ad suos reversi omnia ipsis narrant, demirantibus Deum tantam immisisse mortalibus deceptionis efficaciam, ut inquit Apostolus, ut crederent men- dacio, a veritate animos aversos haberent.14) Regi vero Wladislao hac cum inscriptione literas attulerunt : Serenessimo Regi Wladislao, Ducibus, Baronibus et Senioribus Regni Bohemiae, pusillus grex Christianorum, iniquo nomine nuncupati Picardi, gratiam a Deo patre et filio eius Jesu Christo. Quae literae scriptae fuerunt vel a Gallis vel ab Italis Walden- sibus, qui eos latini sermonis parum gnaros esse putabant. Alteras dedit ad presbyteros Calixtinos quidam Theodorus de fonte Citiculae; utrisque multa cognitu utilia exponuntur, sic tamen ut eadem ab ipsismet fratri- bus, licet fortassis minus luculenter, scribi potuerint. Erat enim Lucas artium liberalium baccalaureus, nec Thomas indoctus. Quaedam aliquando audacius importuniusque disseruntur, quam rei temporique conveniebat. Q. Krasonickýs Traktat gegen Cahera (Nachtrag). Die Görlitzer Stadtbibliothek besitzt unter anderen böhmischen Hand- schriften auch einen Traktat Krasonickýs, den dieser um 1525 gegen Ca� hera, den utraquistischen Administrator, verfasst hat. (Cod. Chart. 8° N. 15.) Laurentius Krasonický († 1532), ursprünglich ein Utraquist, hat sich als reifer Mann der Unität beigesellt und gehörte zu ihren ange- sehensten Mitgliedern. Etwa 17 Schriften hat er verfasst, von denen aber nur die Minderzahl sich erhalten hat, unter ihnen der Görlitzer Traktat. Derselbe handelt von dem Sakramente des Leibes und Bluts Christi: ein 14) Hier bricht Comenius (Exc. IX.) ab.
138 Beilage P, Q. trare. Ac tum interea stertentibus illis, qui ad gubernacula Ecclesiae po- siti erant, inciderunt et in Gallia in Waldenses eiusdem fortunae, a quibus hospitaliter accepti sunt atque tractati. Ita Deus ubique locorum habet suos, vulgo ignotos, quorum vita crux est perpetua, mors perenne gaudium. Morati vero aliquandiu Romae, ut omnia de ea in Apocalypsi scripta oculati testes pernoscerent, viderunt illam antiquam, cum scriberetur Apo- calypsis, sitam in septem montibus fuisse..., eam vero, quae nunc esset, ad Tiberim... descendisse... Haec et alia plura... non sine stupore spectantes, animadvertunt quendam Waldensem huius ipsius deastri vegeti, humeris sex baiulorum gestati, fastum mollitiemque detractantem, qui causam ab illis rogatus, cur hoc cum suis clam faceret, nec publica peccata publice carperet, re- spondit: malle se ita bestiam devorare, quam ab ea devorari; nisi, in- quit, eadem pati velitis, quae expertus quidam, qui hoc ipsum cernens et clara voce: non sic Petrus — dicens, sacco protinus inclusus aquam Tiberis bibit. Non licet hic, Bohemi, neque tutum est verum palam di- cere. Peccare multifarie, periurare, mentiri, assentari, scortari licet. — Tuebatur suam opinionem illo Josephi et Nicodemi, occultorum Christi discipulorum, exemplo ... Quod quidem sinceris Fratribus displicuit. Quare ad suos reversi omnia ipsis narrant, demirantibus Deum tantam immisisse mortalibus deceptionis efficaciam, ut inquit Apostolus, ut crederent men- dacio, a veritate animos aversos haberent.14) Regi vero Wladislao hac cum inscriptione literas attulerunt : Serenessimo Regi Wladislao, Ducibus, Baronibus et Senioribus Regni Bohemiae, pusillus grex Christianorum, iniquo nomine nuncupati Picardi, gratiam a Deo patre et filio eius Jesu Christo. Quae literae scriptae fuerunt vel a Gallis vel ab Italis Walden- sibus, qui eos latini sermonis parum gnaros esse putabant. Alteras dedit ad presbyteros Calixtinos quidam Theodorus de fonte Citiculae; utrisque multa cognitu utilia exponuntur, sic tamen ut eadem ab ipsismet fratri- bus, licet fortassis minus luculenter, scribi potuerint. Erat enim Lucas artium liberalium baccalaureus, nec Thomas indoctus. Quaedam aliquando audacius importuniusque disseruntur, quam rei temporique conveniebat. Q. Krasonickýs Traktat gegen Cahera (Nachtrag). Die Görlitzer Stadtbibliothek besitzt unter anderen böhmischen Hand- schriften auch einen Traktat Krasonickýs, den dieser um 1525 gegen Ca� hera, den utraquistischen Administrator, verfasst hat. (Cod. Chart. 8° N. 15.) Laurentius Krasonický († 1532), ursprünglich ein Utraquist, hat sich als reifer Mann der Unität beigesellt und gehörte zu ihren ange- sehensten Mitgliedern. Etwa 17 Schriften hat er verfasst, von denen aber nur die Minderzahl sich erhalten hat, unter ihnen der Görlitzer Traktat. Derselbe handelt von dem Sakramente des Leibes und Bluts Christi: ein 14) Hier bricht Comenius (Exc. IX.) ab.
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Beilage Q. 139 scharfer taboritischer Geist welt darin. Das Dogma der katholischen Kirche wird von dem Bruder mit ähnlichen Argumenten bekämpft, wie einst von Nikolaus, dem Taboritenbischof, dessen Traktat v. J. 1423 sich unter den Handschriften derselben Bibliothek erhalten hat. (Cod. Chart. 4° N. 70. Böhmisch; die lateinische Bearbeitung desselben Traktats fieng mit den Worten an: Ad magnificationem. Vgl. F. Procházka Miscell. der böhm. und mähr. Literatur, S. 270.) Krasonický, der sich zur blossen Zeichenlehre bekannte, stand nicht auf demselben Standpunkte wie der erste Theolog der Unität, Br. Lukas von Prag. Der Traktat zerfällt in drei Abtheilungen. In der mittleren erzählt Krasonický die Entstehung der Unität, „wie er es von anderen vernommen und soweit er es in Gedächtnisse behalten“. Doch hat er neben der Tra- dition auch ältere Schriften, die wir noch besitzen, zu Rathe gezogen. Die Wahlsynode beschreibt er in ähnlicher Weise wie Lukas: die spä- teren haben aus beiden geschöpft. Unter zwölf Zetteln waren drei mit „ist“ bezeichnet. Aus einem Gefässe vertheilte ein Jüngling die Lose unter neun Candidaten, von denen jeder seinen Zettel den Altesten reichte, die an einem Tische sassen. Diese rollten die Zettel auf. Über die „Bestätigung“ geht Krasonický leicht hinweg. Die An- wesenden gelobten den Gewählten Gehorsam, als denjenigen, die Gott ge- geben und gesandt hatte. Und das hätte ihnen genügt. Aber den Men- schen zu Lieb (pro příjemnost lidskou) entschlossen sie sich auch zu einer „äusseren“ Ordination (svrchné řízení), „etwa durch Händeauf- legung“, obgleich sie die Überzeugung hatten, die Gewählten seien bereits von Gott geweiht und ordinirt. Von wem die Ordination ertheilt wurde, wird nicht gesagt. Die Waldenser werden in dem ganzen Traktat nir- gends genannt. Auf die äussere Succession legt Krasonický kein Gewicht. Auch sei es fraglich, ob sie überhaupt in der Welt zu finden sei. Am wenigstens in der katholischen Kirche: der h. Petrus habe wahrscheinlich Rom nie erblickt. Krasonickýs Schrift ist mit Geist und Witz geschrieben. Der pole- mische Ton, den sie anschlägt, ist scharf, mitunter derb. Auch wird das Ganze belebt durch Anspielungen auf Personen und Ereignisse jener Zeit und durch Reminiscenzen, die der Verfasser überall anbringt. Er hatte noch auf den hussitischen Schlachtfeldern die Knochenhaufen liegen ge- sehen. Zwei Stellen des Traktats verdienen noch besonders hervorgehoben zu werden. Unter denjenigen, die der Welt die Verleitung der römischen Kirche verkündet, nennt Krasonický auch den „Doktor Hieronymus Sa- vonarola“. Seine Worten lauten: „Die Schriften, die er verfasst und seine Schreiben an den Kaiser und an andere bezeugen, welches Geistes er war. Die halbe Stadt hat um ihn geweint, als ihn der Papst erst martern, was er durch Martern abgezwungen, öffentlich verkünden, und endlich ihn auf dem Platze zu Florenz mit zwei Genossen auf einem Kreuze henken und dann verbrennen liess.“ Die Schilderung entspricht dem wirklichen Vorgange (Vgl. P. Vil� laris Biographie) und hat, wie man wird annehmen dürfen, den mündli- chen Bericht des Augenzeugen Lukas zur Quelle. Krasonickýs Traktat
Beilage Q. 139 scharfer taboritischer Geist welt darin. Das Dogma der katholischen Kirche wird von dem Bruder mit ähnlichen Argumenten bekämpft, wie einst von Nikolaus, dem Taboritenbischof, dessen Traktat v. J. 1423 sich unter den Handschriften derselben Bibliothek erhalten hat. (Cod. Chart. 4° N. 70. Böhmisch; die lateinische Bearbeitung desselben Traktats fieng mit den Worten an: Ad magnificationem. Vgl. F. Procházka Miscell. der böhm. und mähr. Literatur, S. 270.) Krasonický, der sich zur blossen Zeichenlehre bekannte, stand nicht auf demselben Standpunkte wie der erste Theolog der Unität, Br. Lukas von Prag. Der Traktat zerfällt in drei Abtheilungen. In der mittleren erzählt Krasonický die Entstehung der Unität, „wie er es von anderen vernommen und soweit er es in Gedächtnisse behalten“. Doch hat er neben der Tra- dition auch ältere Schriften, die wir noch besitzen, zu Rathe gezogen. Die Wahlsynode beschreibt er in ähnlicher Weise wie Lukas: die spä- teren haben aus beiden geschöpft. Unter zwölf Zetteln waren drei mit „ist“ bezeichnet. Aus einem Gefässe vertheilte ein Jüngling die Lose unter neun Candidaten, von denen jeder seinen Zettel den Altesten reichte, die an einem Tische sassen. Diese rollten die Zettel auf. Über die „Bestätigung“ geht Krasonický leicht hinweg. Die An- wesenden gelobten den Gewählten Gehorsam, als denjenigen, die Gott ge- geben und gesandt hatte. Und das hätte ihnen genügt. Aber den Men- schen zu Lieb (pro příjemnost lidskou) entschlossen sie sich auch zu einer „äusseren“ Ordination (svrchné řízení), „etwa durch Händeauf- legung“, obgleich sie die Überzeugung hatten, die Gewählten seien bereits von Gott geweiht und ordinirt. Von wem die Ordination ertheilt wurde, wird nicht gesagt. Die Waldenser werden in dem ganzen Traktat nir- gends genannt. Auf die äussere Succession legt Krasonický kein Gewicht. Auch sei es fraglich, ob sie überhaupt in der Welt zu finden sei. Am wenigstens in der katholischen Kirche: der h. Petrus habe wahrscheinlich Rom nie erblickt. Krasonickýs Schrift ist mit Geist und Witz geschrieben. Der pole- mische Ton, den sie anschlägt, ist scharf, mitunter derb. Auch wird das Ganze belebt durch Anspielungen auf Personen und Ereignisse jener Zeit und durch Reminiscenzen, die der Verfasser überall anbringt. Er hatte noch auf den hussitischen Schlachtfeldern die Knochenhaufen liegen ge- sehen. Zwei Stellen des Traktats verdienen noch besonders hervorgehoben zu werden. Unter denjenigen, die der Welt die Verleitung der römischen Kirche verkündet, nennt Krasonický auch den „Doktor Hieronymus Sa- vonarola“. Seine Worten lauten: „Die Schriften, die er verfasst und seine Schreiben an den Kaiser und an andere bezeugen, welches Geistes er war. Die halbe Stadt hat um ihn geweint, als ihn der Papst erst martern, was er durch Martern abgezwungen, öffentlich verkünden, und endlich ihn auf dem Platze zu Florenz mit zwei Genossen auf einem Kreuze henken und dann verbrennen liess.“ Die Schilderung entspricht dem wirklichen Vorgange (Vgl. P. Vil� laris Biographie) und hat, wie man wird annehmen dürfen, den mündli- chen Bericht des Augenzeugen Lukas zur Quelle. Krasonickýs Traktat
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140 Beilage Q. kam also zur Bestätigung der Nachricht dienen, Lukas sei im Todesjahre Savonarolas (und nicht bereits 1489) in Italien gewesen. — An einer an- deren Stelle polemisirt Krasonický gegen die lasterhaften Priester, die in der Wandlung Gott von Himmel herabrufen wollen, mit den Worten: „Theodorus aus Italien über euch und gegen euch, ihr Christus-Ma- cher! (tvořitelé Krysta).“ Sollte damit der räthselhafte Theodorus de fonte Citiculae gemeint sein? N
140 Beilage Q. kam also zur Bestätigung der Nachricht dienen, Lukas sei im Todesjahre Savonarolas (und nicht bereits 1489) in Italien gewesen. — An einer an- deren Stelle polemisirt Krasonický gegen die lasterhaften Priester, die in der Wandlung Gott von Himmel herabrufen wollen, mit den Worten: „Theodorus aus Italien über euch und gegen euch, ihr Christus-Ma- cher! (tvořitelé Krysta).“ Sollte damit der räthselhafte Theodorus de fonte Citiculae gemeint sein? N
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