z 119 stránek
Titul
1
2
3
4
5
6
Einleitung
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Edice
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
Anmerkungen
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
Literaturverzeichnis
116
117
118
Inhaltsverzeichnis
119
Název:
Böhmen, wie es Johannes Butzbach von 1488-1494 erlebte
Autor:
Preiß, Horst
Rok vydání:
1958
Místo vydání:
München
Počet stran celkem:
119
Počet stran předmluvy plus obsahu:
119
Obsah:
- 1: Titul
- 7: Einleitung
- 19: Edice
- 102: Anmerkungen
- 116: Literaturverzeichnis
- 119: Inhaltsverzeichnis
upravit
Strana 1
BOHMEN WIE ES JOHANNES BUTZBACH VON 1488—1494 ERLEBTE von Horst Preiß 1958 VERLAG ROBERT LERCHE MUNCHEN VORMALS CALVE'SCHE UNIVERSITATSBUCHHANDLUNG PRAG
BOHMEN WIE ES JOHANNES BUTZBACH VON 1488—1494 ERLEBTE von Horst Preiß 1958 VERLAG ROBERT LERCHE MUNCHEN VORMALS CALVE'SCHE UNIVERSITATSBUCHHANDLUNG PRAG
Strana 2
VEROFFENTLICHUNGEN DES COLLEGIUM CAROLINUM HISTORISCH-PHILOLOGISCHE REIHE Band 4 Herausgegeben vom Vorstand des Collegium Carolinum Forschungsstelle für die böhmischen Länder 1958 VERLAG ROBERT LERCHE MUNCHEN VORMALS CALVE'SCHE UNIVERSITATSBUCH HANDLUNG PRAG
VEROFFENTLICHUNGEN DES COLLEGIUM CAROLINUM HISTORISCH-PHILOLOGISCHE REIHE Band 4 Herausgegeben vom Vorstand des Collegium Carolinum Forschungsstelle für die böhmischen Länder 1958 VERLAG ROBERT LERCHE MUNCHEN VORMALS CALVE'SCHE UNIVERSITATSBUCH HANDLUNG PRAG
Strana 3
Strana 4
Satz, Druck und Einband: Buchdruckerei Michael Laßleben, Kallmünz über Regensburg
Satz, Druck und Einband: Buchdruckerei Michael Laßleben, Kallmünz über Regensburg
Strana 5
Meiner Frau
Meiner Frau
Strana 6
Strana 7
Einleitung Unter der Signatur S 356 (S 220 v.c.) bewahrt die Universitätsbibliothek Bonn einen verschiedene Werke Johannes Butzbachs enthaltenden Codex auf, dessen fol. 1—48 v das in drei Bücher unterteilte Hodoporicon beinhalten. Neben anderen Werken hat besonders das Hodoporicon immer wieder die Aufmerksamkeit einzelner Forscher erregt, ist es doch die einzige Quelle, aus der man für eine Biographie1 Butzbachs schöpfen kann, abgesehen von einzelnen, verstreuten Nachrichten in seinen anderen Werken, denn das Hodoporicon war als eine Art von Selbstbiographie gedacht. Seine Ent- stehung verdankt das Hodoporicon einem merkwürdigen Umstand, den Butzbach in der Einleitung als Begründung zur Abfassung des Werkes darlegt. Philipp Drunck? hatte immer wieder seinen Halbbruder Johannes Butz- bach um eine Schilderung seiner Erlebnisse in fremden Landen gebeten, doch Johannes hatte sich lange Zeit nicht entschließen können, dem Drängen Philipps nachzugeben. Philipp aber, der auf Wunsch seines Halbbruders in Münster studierte, oft unter Heimweh litt und den ihm fremden Dialekt nicht und später nur schlecht verstand, bestand darauf, von Johannes einen „Reisebericht“ in heimatlicher Mundart zu erhalten und setzte seinen Willen schließlich durch. Aus pädagogischen Gründen und unter dem Vorwand, die heimatliche Mundart nicht mehr zu beherrschen, schrieb Johannes Butzbach schließlich den erwünschten Bericht lateinisch nieder. Wenn auch Butzbach in der Vorrede des Hodoporicon sein Latein als „roh, einfach und kunstlos" bezeichnet, so hinterläft die Lektüre des Werkes doch einen anderen Eindruck. Der Stil ist flüssig, nur einzelne Stellen, vor allem Wiederholungen3, hinterlassen den Eindruck eines unfertigen Werkes, eine Tatsache, deren sich Butzbach durchaus bewußt wart. Er wagte deshalb auch nicht, seine Schriften an Trithemius zu senden, wiewohl dieser darum gebeten hatte5. Der humanistischen Tradition gemäß ist die Erzählung häufig von Zitaten unterbrochen, die teils der Belehrung dienen, teils das Wissen Butzbachs offenbaren sollen. Im Ausdruck bescheiden und schlicht, entbehrt das Hodo- poricon doch nicht des Spannungsmomentes, das den Leser von Anbeginn gefangen nimmt. Die Einfachheit in der Erzählung und der Geist, den jene Zeilen atmen, bannen die Gegenwart und lassen ein lebendiges Bild des ausgehenden 15. Jahrhunderts erstehen, zeigen Charakter und Einstellung zu den Fährnissen des Lebens eines Knaben, den ein hartes Schicksal über sich hinauswachsen ließ. Gottesfurcht und das zähe Festhalten am Glauben prägen letztlich das eigentliche Gesicht des Jünglings und des Mannes Butzbach. Grausame Mißshandlungen, kaum noch nachzuachtende Strapazen und höchste Seelenpein mußste Butzbach als Knabe erdulden; gefangen und verschleppt, mußste er sich mit dem Gedanken vertraut machen, die geliebte Heimat nicht mehr wiederzuschen und dereinst in ungeweihter Erde bestattet
Einleitung Unter der Signatur S 356 (S 220 v.c.) bewahrt die Universitätsbibliothek Bonn einen verschiedene Werke Johannes Butzbachs enthaltenden Codex auf, dessen fol. 1—48 v das in drei Bücher unterteilte Hodoporicon beinhalten. Neben anderen Werken hat besonders das Hodoporicon immer wieder die Aufmerksamkeit einzelner Forscher erregt, ist es doch die einzige Quelle, aus der man für eine Biographie1 Butzbachs schöpfen kann, abgesehen von einzelnen, verstreuten Nachrichten in seinen anderen Werken, denn das Hodoporicon war als eine Art von Selbstbiographie gedacht. Seine Ent- stehung verdankt das Hodoporicon einem merkwürdigen Umstand, den Butzbach in der Einleitung als Begründung zur Abfassung des Werkes darlegt. Philipp Drunck? hatte immer wieder seinen Halbbruder Johannes Butz- bach um eine Schilderung seiner Erlebnisse in fremden Landen gebeten, doch Johannes hatte sich lange Zeit nicht entschließen können, dem Drängen Philipps nachzugeben. Philipp aber, der auf Wunsch seines Halbbruders in Münster studierte, oft unter Heimweh litt und den ihm fremden Dialekt nicht und später nur schlecht verstand, bestand darauf, von Johannes einen „Reisebericht“ in heimatlicher Mundart zu erhalten und setzte seinen Willen schließlich durch. Aus pädagogischen Gründen und unter dem Vorwand, die heimatliche Mundart nicht mehr zu beherrschen, schrieb Johannes Butzbach schließlich den erwünschten Bericht lateinisch nieder. Wenn auch Butzbach in der Vorrede des Hodoporicon sein Latein als „roh, einfach und kunstlos" bezeichnet, so hinterläft die Lektüre des Werkes doch einen anderen Eindruck. Der Stil ist flüssig, nur einzelne Stellen, vor allem Wiederholungen3, hinterlassen den Eindruck eines unfertigen Werkes, eine Tatsache, deren sich Butzbach durchaus bewußt wart. Er wagte deshalb auch nicht, seine Schriften an Trithemius zu senden, wiewohl dieser darum gebeten hatte5. Der humanistischen Tradition gemäß ist die Erzählung häufig von Zitaten unterbrochen, die teils der Belehrung dienen, teils das Wissen Butzbachs offenbaren sollen. Im Ausdruck bescheiden und schlicht, entbehrt das Hodo- poricon doch nicht des Spannungsmomentes, das den Leser von Anbeginn gefangen nimmt. Die Einfachheit in der Erzählung und der Geist, den jene Zeilen atmen, bannen die Gegenwart und lassen ein lebendiges Bild des ausgehenden 15. Jahrhunderts erstehen, zeigen Charakter und Einstellung zu den Fährnissen des Lebens eines Knaben, den ein hartes Schicksal über sich hinauswachsen ließ. Gottesfurcht und das zähe Festhalten am Glauben prägen letztlich das eigentliche Gesicht des Jünglings und des Mannes Butzbach. Grausame Mißshandlungen, kaum noch nachzuachtende Strapazen und höchste Seelenpein mußste Butzbach als Knabe erdulden; gefangen und verschleppt, mußste er sich mit dem Gedanken vertraut machen, die geliebte Heimat nicht mehr wiederzuschen und dereinst in ungeweihter Erde bestattet
Strana 8
zu werden. Und dennoch, nach einer abenteuerlichen Flucht wohl die Mutter, nicht aber den Vater wiedersehend, griff die Verzweiflung nicht Platz in ihm. Unermüdlich lernte Butzbach, bereits viel zu alt für ein Studium, und steuerte bewußt das in den Jahren der Gefangenschaft erkannte Ziel an. Eine gütige Fügung ließ ihn endlich die ersehnte Ruhe in der Abge- schiedenheit einer Klosterzelle finden, wenn auch hier Anfeindungen und Neid Mißsgünstiger nicht ausblieben. So schwer sich uns Butzbachs Schicksal auch darstellt, er selbst verwand alle Pein und Kränkung und — verzieh. Stets klingt bei ihm alles im milden Akkord des Dreiklanges „Liebe zu Gott, Liebe zu den Mitmenschen und gerechter, aufrechter Sinn“ aus. Wiewohl das Hodoporicon von seinem Verfasser als eine Art von Selbst- biographie gedacht war, — für uns ist es heute in mehreren Kapiteln weit mehr denn eine liebenswürdig schlichte und in ihrer Einfachheit geradezu rührende Schilderung eines Lebensweges, für uns sind jene Kapitel, in denen er von seinen Erlebnissen in Böhmen erzählt, eine wissenschaftliche Quelle. Die Handschriften Butzbachs, die einen wesentlichen Bestandteil der Bibliothek des Benediktinerklosters Maria Laach gebildet hatten, wurden — wie vieles im Hodoporicon aktuell anmutet, so auch seine Geschichte — im Rahmen der Uberführung kultureller Güter durch Moucheron nach Paris verschleppt‘ und erhielten den roten Stempel der „Bibliothèque National, Républ. Franç.". Fertig stellte zu den von Moucheron verschleppten Codices fest, daß die mit B und C bezeichneten Codices nach dem Hauptinhalt und nach Schreibmaterial mit den zur Zeit in Bonn aufbewahrten Handschriften Butzbachs, cod. S 357 und 356, „ziemlich identisch“ sind, während der unter C angeführte Codex hauptsächlich Schriften des Jacob Siberti enthält. Uber den Zeitpunkt der Verschleppung besteht noch keine Klarheit. Fertig nimmt an, dafs die Hss. bereits vor der 1802 erfolgten Aufhebung des Klo- sters nach Paris kamen, während Wegelers die Ansicht vertritt, die Hss. seien erst nach der Aufhebung des Klosters verschleppt worden. Der Pariser Friede von 1815 jedoch liefs diese und andere Kulturgüter wieder in ihr Entstehungsland gelangen, wo die Handschriften Butzbachs der Univer- sitätsbibliothek Bonn zur Aufbewahrung übergeben wurden. Otto Jahn", C. Krafft und W. Crecelius 10, Hans Fertigi und D. J. Bek- ker 12 beschäftigten sich mit den Schriften Butzbachs und stützten sich in ihren Forschungen auch auf das Hodoporicon. D. J. Becker übersetzte es 1869 und erregte damit auch die Aufmerksamkeit der böhmischen und eng- lischen Forscher. So haben Ludwig Schlesinger 13 und Malcolm Letts! zu Beckers Ubersetzung Rezensionen mit Auszügen geschrieben und F. E. Födisch 15 eine Nacherzählung gegeben, während V. J. Nováček 15 den Vorsatz faßite, den Urtext zu edieren und Butzbachs Angaben über die Zustände in Böhmen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Der Plan, den Codex nach Prag kommen oder eine Kopie anfertigen zu lassen, scheiterte. Somit blieb eine sehr wesentliche Quelle zur Forschung über Böhmen unzugänglich. Gieseler 17, Koll1s, Böcking1s und Knod 2° haben ihr Augenmerk auf andere Schriften Butzbachs gerichtet und neben Beschreibungen auch Teile jener Werke veröffentlicht. 8
zu werden. Und dennoch, nach einer abenteuerlichen Flucht wohl die Mutter, nicht aber den Vater wiedersehend, griff die Verzweiflung nicht Platz in ihm. Unermüdlich lernte Butzbach, bereits viel zu alt für ein Studium, und steuerte bewußt das in den Jahren der Gefangenschaft erkannte Ziel an. Eine gütige Fügung ließ ihn endlich die ersehnte Ruhe in der Abge- schiedenheit einer Klosterzelle finden, wenn auch hier Anfeindungen und Neid Mißsgünstiger nicht ausblieben. So schwer sich uns Butzbachs Schicksal auch darstellt, er selbst verwand alle Pein und Kränkung und — verzieh. Stets klingt bei ihm alles im milden Akkord des Dreiklanges „Liebe zu Gott, Liebe zu den Mitmenschen und gerechter, aufrechter Sinn“ aus. Wiewohl das Hodoporicon von seinem Verfasser als eine Art von Selbst- biographie gedacht war, — für uns ist es heute in mehreren Kapiteln weit mehr denn eine liebenswürdig schlichte und in ihrer Einfachheit geradezu rührende Schilderung eines Lebensweges, für uns sind jene Kapitel, in denen er von seinen Erlebnissen in Böhmen erzählt, eine wissenschaftliche Quelle. Die Handschriften Butzbachs, die einen wesentlichen Bestandteil der Bibliothek des Benediktinerklosters Maria Laach gebildet hatten, wurden — wie vieles im Hodoporicon aktuell anmutet, so auch seine Geschichte — im Rahmen der Uberführung kultureller Güter durch Moucheron nach Paris verschleppt‘ und erhielten den roten Stempel der „Bibliothèque National, Républ. Franç.". Fertig stellte zu den von Moucheron verschleppten Codices fest, daß die mit B und C bezeichneten Codices nach dem Hauptinhalt und nach Schreibmaterial mit den zur Zeit in Bonn aufbewahrten Handschriften Butzbachs, cod. S 357 und 356, „ziemlich identisch“ sind, während der unter C angeführte Codex hauptsächlich Schriften des Jacob Siberti enthält. Uber den Zeitpunkt der Verschleppung besteht noch keine Klarheit. Fertig nimmt an, dafs die Hss. bereits vor der 1802 erfolgten Aufhebung des Klo- sters nach Paris kamen, während Wegelers die Ansicht vertritt, die Hss. seien erst nach der Aufhebung des Klosters verschleppt worden. Der Pariser Friede von 1815 jedoch liefs diese und andere Kulturgüter wieder in ihr Entstehungsland gelangen, wo die Handschriften Butzbachs der Univer- sitätsbibliothek Bonn zur Aufbewahrung übergeben wurden. Otto Jahn", C. Krafft und W. Crecelius 10, Hans Fertigi und D. J. Bek- ker 12 beschäftigten sich mit den Schriften Butzbachs und stützten sich in ihren Forschungen auch auf das Hodoporicon. D. J. Becker übersetzte es 1869 und erregte damit auch die Aufmerksamkeit der böhmischen und eng- lischen Forscher. So haben Ludwig Schlesinger 13 und Malcolm Letts! zu Beckers Ubersetzung Rezensionen mit Auszügen geschrieben und F. E. Födisch 15 eine Nacherzählung gegeben, während V. J. Nováček 15 den Vorsatz faßite, den Urtext zu edieren und Butzbachs Angaben über die Zustände in Böhmen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Der Plan, den Codex nach Prag kommen oder eine Kopie anfertigen zu lassen, scheiterte. Somit blieb eine sehr wesentliche Quelle zur Forschung über Böhmen unzugänglich. Gieseler 17, Koll1s, Böcking1s und Knod 2° haben ihr Augenmerk auf andere Schriften Butzbachs gerichtet und neben Beschreibungen auch Teile jener Werke veröffentlicht. 8
Strana 9
Zur Hs. selbst ist noch folgendes zu bemerken: 1. Alter: Die Hs. ist zum 1. April 1506 datiert (fol. 48 v.). 2. Umfang: Das Hodoporicon umfaßt fol. 1—48 v des in Bonn an der Universitätsbibliothek aufbewahrten Codex S 356 (S 220 v.c.), der 322 nachträglich mit Tinte (fol. 1—17) und Bleistift (fol. 18—322) paginierte Blätter umfaßt. Die fol. 1 v—48 v sind mit violettem Tintenstift an den äußeren Ecken der Kolumnen paginiert. Das Hodoporicon ist in drei Bücher geteilt, die 25, 24 und 25 Kapitel umfassen. 3. Maße: Die Blätter sind 20 cm breit, 28,5 cm lang und in zwei Kolum- nen auf der Vorder- und Rückseite beschrieben. Die Kolumnen sind 6,2— 6,4 cm breit, 19,8—20,5 em hoch; sie sind nach Rasterung geschrieben und tragen 30—36 Zeilen. 4. Herkunft: Die Handschrift stammt aus der Klosterbibliothek Maria Laach und wird jetzt in der Universitätsbibliothek Bonn aufbewahrt. 5. Schreibmaterial: Das Papier des Codex ist geschöpft. Die fol. 3, 5, 9, 10, 22, 31, 36, 39, 42, 48 tragen ein Wasserzeichen: eine ausgestreckte Hand mit einer Kreuzblume. 6. Schreibstoff: Als Schreibstoff wurden Eisengallustinte und rote Farbe verwendet. 7. Schrift: Das Hodoporicon weist drei verschiedene Schriftzüge auf: Schreiber A (Butzbach)21: fol. 1—5, 18,, 18 v, 19, 26 v, 27—28 v, 35 v, 36,—, 37—48 v, Kursiv. Schreiber B: fol. 5 v.—18, (wobei in Kolumne 2, fol. 18 nur ein Viertel von B stammt), 19,—26, Buchschrift. Schreiber C: fol. 29—35 Buchschrift, die etwas flüchtig wird. Alle drei Schreiber wenden Kürzungen an, unterscheiden sich aber in der Schreibung der Sigel (vgl. Sigelverzeichnis im Anhang). Butzbach verwendet Sigel, die in den Verzeichnissen von Fulda, Florenz, Maria Laach und Es- corial zu finden sind, wogegen Schreiber B vorwiegend Sigel des Fuldaer und Florenzer Verzeichnisses anwendet. 8. Buchschmuck: Fol. 1, sind die ersten 8 Zeilen, bei den Kapitelanfängen die Initialen mit roter Farbe geschrieben. Die Großsbuchstaben enthalten einen roten Zierstrich. 9. Einband: Der ursprüngliche Einband bestand aus beschriebenem Per- gament mit dunkelbraunem Lederrücken. Er ist durch einen neueren Ein- band mit Holzdeckeln und hellbraunem Lederrücken geschützt. Dieser Ein- band ist mit zwei einfach ziselierten Messingschnallen versehen, die beschä- digt sind. Der Codex mißst mit Einband 29,5 cm in der Höhe und 21 cm in der Breite. Von den drei Büchern des Hodoporicon werden die Kapitel 15—25 des ersten und 1—21 des zweiten Buches veröffentlicht, die bereits Grundlage meiner Dissertation waren, jedoch wurden die Ausführungen zum Text der Handschrift in dieser Veröffentlichung wesentlich gekürzt. 9
Zur Hs. selbst ist noch folgendes zu bemerken: 1. Alter: Die Hs. ist zum 1. April 1506 datiert (fol. 48 v.). 2. Umfang: Das Hodoporicon umfaßt fol. 1—48 v des in Bonn an der Universitätsbibliothek aufbewahrten Codex S 356 (S 220 v.c.), der 322 nachträglich mit Tinte (fol. 1—17) und Bleistift (fol. 18—322) paginierte Blätter umfaßt. Die fol. 1 v—48 v sind mit violettem Tintenstift an den äußeren Ecken der Kolumnen paginiert. Das Hodoporicon ist in drei Bücher geteilt, die 25, 24 und 25 Kapitel umfassen. 3. Maße: Die Blätter sind 20 cm breit, 28,5 cm lang und in zwei Kolum- nen auf der Vorder- und Rückseite beschrieben. Die Kolumnen sind 6,2— 6,4 cm breit, 19,8—20,5 em hoch; sie sind nach Rasterung geschrieben und tragen 30—36 Zeilen. 4. Herkunft: Die Handschrift stammt aus der Klosterbibliothek Maria Laach und wird jetzt in der Universitätsbibliothek Bonn aufbewahrt. 5. Schreibmaterial: Das Papier des Codex ist geschöpft. Die fol. 3, 5, 9, 10, 22, 31, 36, 39, 42, 48 tragen ein Wasserzeichen: eine ausgestreckte Hand mit einer Kreuzblume. 6. Schreibstoff: Als Schreibstoff wurden Eisengallustinte und rote Farbe verwendet. 7. Schrift: Das Hodoporicon weist drei verschiedene Schriftzüge auf: Schreiber A (Butzbach)21: fol. 1—5, 18,, 18 v, 19, 26 v, 27—28 v, 35 v, 36,—, 37—48 v, Kursiv. Schreiber B: fol. 5 v.—18, (wobei in Kolumne 2, fol. 18 nur ein Viertel von B stammt), 19,—26, Buchschrift. Schreiber C: fol. 29—35 Buchschrift, die etwas flüchtig wird. Alle drei Schreiber wenden Kürzungen an, unterscheiden sich aber in der Schreibung der Sigel (vgl. Sigelverzeichnis im Anhang). Butzbach verwendet Sigel, die in den Verzeichnissen von Fulda, Florenz, Maria Laach und Es- corial zu finden sind, wogegen Schreiber B vorwiegend Sigel des Fuldaer und Florenzer Verzeichnisses anwendet. 8. Buchschmuck: Fol. 1, sind die ersten 8 Zeilen, bei den Kapitelanfängen die Initialen mit roter Farbe geschrieben. Die Großsbuchstaben enthalten einen roten Zierstrich. 9. Einband: Der ursprüngliche Einband bestand aus beschriebenem Per- gament mit dunkelbraunem Lederrücken. Er ist durch einen neueren Ein- band mit Holzdeckeln und hellbraunem Lederrücken geschützt. Dieser Ein- band ist mit zwei einfach ziselierten Messingschnallen versehen, die beschä- digt sind. Der Codex mißst mit Einband 29,5 cm in der Höhe und 21 cm in der Breite. Von den drei Büchern des Hodoporicon werden die Kapitel 15—25 des ersten und 1—21 des zweiten Buches veröffentlicht, die bereits Grundlage meiner Dissertation waren, jedoch wurden die Ausführungen zum Text der Handschrift in dieser Veröffentlichung wesentlich gekürzt. 9
Strana 10
Johannes Butzbach — Leben und Wirken In den bisherigen Abhandlungen über den Lebensweg Butzbachs wurde weder eine genaue noch eine annähernde Datierung seiner Wanderjahre vorgenommen. Hier soll daher zunächst eine zeitliche Festsetzung seiner Erlebnisse in Böhmen erfolgen, um die vorhandenen biographischen Daten zu ergänzen. Butzbach selbst macht im Hodoporicon nur spärliche Angaben, die sich für diesen Zweck verwenden lassen. Daraus folgert, daß die Rekonstruktion der zeitlichen Dauer seiner Erlebnisse nur grob möglich war. Als Ausgangspunkte für die Datierung dienten die Angaben über die Ankunft in Miltenberg nach der Flucht aus Böhmen und das Todesjahr. Fol. 15, teilt Butzbach mit, daßs er zwölf Jahre alt war, als er in Karlsbad von dem tschechischen Adeligen geraubt wurde. Da nach ADB als Geburts- jahr 1477 anzusetzen ist, ergibt sich für das Jahr des Raubes 1490. Nach den Schilderungen des Reiseweges setze ich den Beginn der Wan- derung auf 1488, da sich keinerlei Hinweise für einen Winteraufenthalt in den durchwanderten außerböhmischen Ländern finden. Den ersten Winter 1488/89 verbrachten Johannes und sein Beanus demnach in Kaaden, den folgenden Winter in Eger. Zwei Jahre nach dem Raub blieb Butzbach auf dem Gut Purkarts von Sichlau, die beiden kurzfristigen Verschenkungen an andere Adelige aus Luditz eingerechnet, also bis 1492. Für den Rest des Jahres 1492 ist die Dienstzeit bei Pan Šafařík anzusetzen. Die Dauer dieser Dienstzeit, die verschiedenen Dienste mit Pan Šafařík bei Adeligen Böh- mens inbegriffen, ergibt sich nach den Angaben über den Beginn der Flucht und die Dauer der Gesamtdienstzeit bei böhmischen Adeligen. Die Gesamtdienstzeit wird mit fünf Jahren angegeben, der Fluchtbeginn mit „um Ostern". Daraus folgert, daßs die Gesamtdienstzeit für die Jahre 1490—94, der Dienst bei Slavata von Chlum und Koschumberg für 1493 und der Gesamtaufenthalt in Böhmen für die Zeit von 1488—1494 anzusetzen ist. Werden die Angaben aus den in vorliegender Arbeit nicht edierten Teilen des Hodoporicon hinzugenommen, so ergibt sich zusammengefaßt folgen- des Bild: 1477 1483 1487 1488 1488/89 1489 1489 1490 geboren in Miltenberg am Main erster Schulbesuch auf Veranlassung der Tante Tod der Tante, Rückkehr ins Elternhaus Beginn der Wanderung mit dem Scholaren Uberwinterung in der Burse zu Kaaden Flucht vor der Pest in Richtung Deutschland zur Wende Herbst/Winter in Eger, kurze Zeit später Flucht vor dem Scholaren nach Karlsbad bis zum Frühjahr Dienst in einer Herberge in Karlsbad; im Früh- jahr Raub durch Purkart von Sichlau und Aufenthalt auf dessen Gut 10
Johannes Butzbach — Leben und Wirken In den bisherigen Abhandlungen über den Lebensweg Butzbachs wurde weder eine genaue noch eine annähernde Datierung seiner Wanderjahre vorgenommen. Hier soll daher zunächst eine zeitliche Festsetzung seiner Erlebnisse in Böhmen erfolgen, um die vorhandenen biographischen Daten zu ergänzen. Butzbach selbst macht im Hodoporicon nur spärliche Angaben, die sich für diesen Zweck verwenden lassen. Daraus folgert, daß die Rekonstruktion der zeitlichen Dauer seiner Erlebnisse nur grob möglich war. Als Ausgangspunkte für die Datierung dienten die Angaben über die Ankunft in Miltenberg nach der Flucht aus Böhmen und das Todesjahr. Fol. 15, teilt Butzbach mit, daßs er zwölf Jahre alt war, als er in Karlsbad von dem tschechischen Adeligen geraubt wurde. Da nach ADB als Geburts- jahr 1477 anzusetzen ist, ergibt sich für das Jahr des Raubes 1490. Nach den Schilderungen des Reiseweges setze ich den Beginn der Wan- derung auf 1488, da sich keinerlei Hinweise für einen Winteraufenthalt in den durchwanderten außerböhmischen Ländern finden. Den ersten Winter 1488/89 verbrachten Johannes und sein Beanus demnach in Kaaden, den folgenden Winter in Eger. Zwei Jahre nach dem Raub blieb Butzbach auf dem Gut Purkarts von Sichlau, die beiden kurzfristigen Verschenkungen an andere Adelige aus Luditz eingerechnet, also bis 1492. Für den Rest des Jahres 1492 ist die Dienstzeit bei Pan Šafařík anzusetzen. Die Dauer dieser Dienstzeit, die verschiedenen Dienste mit Pan Šafařík bei Adeligen Böh- mens inbegriffen, ergibt sich nach den Angaben über den Beginn der Flucht und die Dauer der Gesamtdienstzeit bei böhmischen Adeligen. Die Gesamtdienstzeit wird mit fünf Jahren angegeben, der Fluchtbeginn mit „um Ostern". Daraus folgert, daßs die Gesamtdienstzeit für die Jahre 1490—94, der Dienst bei Slavata von Chlum und Koschumberg für 1493 und der Gesamtaufenthalt in Böhmen für die Zeit von 1488—1494 anzusetzen ist. Werden die Angaben aus den in vorliegender Arbeit nicht edierten Teilen des Hodoporicon hinzugenommen, so ergibt sich zusammengefaßt folgen- des Bild: 1477 1483 1487 1488 1488/89 1489 1489 1490 geboren in Miltenberg am Main erster Schulbesuch auf Veranlassung der Tante Tod der Tante, Rückkehr ins Elternhaus Beginn der Wanderung mit dem Scholaren Uberwinterung in der Burse zu Kaaden Flucht vor der Pest in Richtung Deutschland zur Wende Herbst/Winter in Eger, kurze Zeit später Flucht vor dem Scholaren nach Karlsbad bis zum Frühjahr Dienst in einer Herberge in Karlsbad; im Früh- jahr Raub durch Purkart von Sichlau und Aufenthalt auf dessen Gut 10
Strana 11
1492 1493 1494 1494 1496 1498 1500 1502 1503 1507 1526 auf Gut Sichlau. In die Zeit 1490/91 fallen die beiden Verschen- kungen an Adelige nach Luditz Verschenkung an Pan Šafařík nach Sossen, mit diesem verschiedene Dienste bei Adeligen Reise zur Burg Chlum und Dienst daselbst, Rückkehr nach Sossen etwa um die Jahreswende 1493/94 bis Ostern in Sossen (Ostern fiel auf den 30.3.) ; um Ostern Flucht von Rakonitz nach Saaz und weiter bis Miltenberg (vgl. Karte) 24. Juni Ankunft in Miltenberg, nachher Beginn der Lehrzeit in Aschaffenburg Ende der Lehrzeit in Aschaffenburg, Wanderung nach St. Johannis- berg im August 2 zweite Ankunft in Deventer, Aufenthalt bis 8. 12. 1500 18. 12. Eintritt ins Kloster Maria Laach Ablegung des Gelübdes Um den Jahresbeginn in Trier zum Priester geweiht Prior im Alter von 48 Jahren gestorben. In Miltenberg am Main, einem damals wichtigen Umschlagplatz für Handelsgüter, nach dem er sich der Sitte gemäßs später „Piemontanus" nannte, wurde Butzbach 1477 als Sohn eines Webers geboren. Eine kinder- lose Tante hatte Johannes adoptiert, da die Eltern kaum mehr für alle ihre Kinder sorgen konnten, und bot ihm eine sorgenlose Kindheit, sah auf eine gute Erziehung und nicht zuletzt wird die gütige und herzliche Art der Tante zu Johannes den entscheidenden Einflußs auf ihn ausgeübt haben. Zu Ostern des Jahres 1483 gab die Tante Johannes zur Schule und verstand es, ihn mit Liebe zum Lernen anzuhalten, doch schon vier Jahre nach dem Eintritt Johannes’ in die Schule traf ihn ein harter Schlag — der Tod der Tante. Butzbach ist freimütig genug, zu gestehen, daßs er in seinem kind- lichen Unverstand trotz der Trauer um die Verstorbene eine gewisse Freude über deren Tod empfand, denn er glaubte sich nun von dem Druck und der Last des Schulbesuches befreit und kehrte voller Hoffnungen, nun- mehr ein ungebundenes Leben führen zu können, in das Haus der Eltern zurück. Seine Hoffnungen wurden arg enttäuscht, denn die Eltern bestanden auf weiterem Schulbesuch. Hierin hatten Johannes' Eltern Mühe mit dem Sohne, der sich lieber am Mainufer herumtrieb und allerlei Ausflüchte ersann, um das Lernen zu fliehen. Hierbei einmal ertappt, brachte die Mutter Johannes wieder zur Schule, wo der Schulmeister den Knaben auf grausame Art strafen ließs. Butzbachs Mutter wurde Zeuge der Untat und erstattete Anzeige gegen den Schulmeister, der nach Untersuchung des Falles aus dem Schuldienst entlassen und als Stadtknecht eingestellt wurde. Trotz der einst erlittenen rohen Strafen verzieh Butzbach dem gewesenen Schulmeister, als er ihn viele Jahre später wiedersah. Man schrieb das Jahr 1488, als der Sohn des Nachbarn Butzbachs dessen Vater drängte, Johannes auf die Wanderschaft mitnehmen zu dürfen, da er zweifellos anderen Orts mehr und besser lernen könne, als in Milten- berg. Der Plan, in Begleitung des weit alteren Nachbarsohnes auf die 1491 11
1492 1493 1494 1494 1496 1498 1500 1502 1503 1507 1526 auf Gut Sichlau. In die Zeit 1490/91 fallen die beiden Verschen- kungen an Adelige nach Luditz Verschenkung an Pan Šafařík nach Sossen, mit diesem verschiedene Dienste bei Adeligen Reise zur Burg Chlum und Dienst daselbst, Rückkehr nach Sossen etwa um die Jahreswende 1493/94 bis Ostern in Sossen (Ostern fiel auf den 30.3.) ; um Ostern Flucht von Rakonitz nach Saaz und weiter bis Miltenberg (vgl. Karte) 24. Juni Ankunft in Miltenberg, nachher Beginn der Lehrzeit in Aschaffenburg Ende der Lehrzeit in Aschaffenburg, Wanderung nach St. Johannis- berg im August 2 zweite Ankunft in Deventer, Aufenthalt bis 8. 12. 1500 18. 12. Eintritt ins Kloster Maria Laach Ablegung des Gelübdes Um den Jahresbeginn in Trier zum Priester geweiht Prior im Alter von 48 Jahren gestorben. In Miltenberg am Main, einem damals wichtigen Umschlagplatz für Handelsgüter, nach dem er sich der Sitte gemäßs später „Piemontanus" nannte, wurde Butzbach 1477 als Sohn eines Webers geboren. Eine kinder- lose Tante hatte Johannes adoptiert, da die Eltern kaum mehr für alle ihre Kinder sorgen konnten, und bot ihm eine sorgenlose Kindheit, sah auf eine gute Erziehung und nicht zuletzt wird die gütige und herzliche Art der Tante zu Johannes den entscheidenden Einflußs auf ihn ausgeübt haben. Zu Ostern des Jahres 1483 gab die Tante Johannes zur Schule und verstand es, ihn mit Liebe zum Lernen anzuhalten, doch schon vier Jahre nach dem Eintritt Johannes’ in die Schule traf ihn ein harter Schlag — der Tod der Tante. Butzbach ist freimütig genug, zu gestehen, daßs er in seinem kind- lichen Unverstand trotz der Trauer um die Verstorbene eine gewisse Freude über deren Tod empfand, denn er glaubte sich nun von dem Druck und der Last des Schulbesuches befreit und kehrte voller Hoffnungen, nun- mehr ein ungebundenes Leben führen zu können, in das Haus der Eltern zurück. Seine Hoffnungen wurden arg enttäuscht, denn die Eltern bestanden auf weiterem Schulbesuch. Hierin hatten Johannes' Eltern Mühe mit dem Sohne, der sich lieber am Mainufer herumtrieb und allerlei Ausflüchte ersann, um das Lernen zu fliehen. Hierbei einmal ertappt, brachte die Mutter Johannes wieder zur Schule, wo der Schulmeister den Knaben auf grausame Art strafen ließs. Butzbachs Mutter wurde Zeuge der Untat und erstattete Anzeige gegen den Schulmeister, der nach Untersuchung des Falles aus dem Schuldienst entlassen und als Stadtknecht eingestellt wurde. Trotz der einst erlittenen rohen Strafen verzieh Butzbach dem gewesenen Schulmeister, als er ihn viele Jahre später wiedersah. Man schrieb das Jahr 1488, als der Sohn des Nachbarn Butzbachs dessen Vater drängte, Johannes auf die Wanderschaft mitnehmen zu dürfen, da er zweifellos anderen Orts mehr und besser lernen könne, als in Milten- berg. Der Plan, in Begleitung des weit alteren Nachbarsohnes auf die 1491 11
Strana 12
Wanderschaft gehen zu können, faszinierte Johannes außerordentlich, dachte er doch ernstlich, daß anderswo „die Zäune aus Bratwürsten geflochten und die Dächer mit Lebkuchen gedeckt seien". So wurden denn mit Freude und Eifer Bücher und Bekleidung besorgt, der Tag der Abreise festgesetzt und der Ranzen geschnürt. Erst da Johannes Abschied nehmen mußte, über- kam ihn der Trennungsschmerz und hätte der Beanus ihn nicht geschimpft, wäre Johannes wohl wieder umgekehrt. Weinend, verzagt und in Furcht vor dem ungewissen Schicksal lief er hinter dem Beanus her. Hier begann der Leidensweg Johannes'. Der anfangs freundliche Beanus begann bald hemmungslos das Zehrgeld des ihm anvertrauten Schützen zu verprassen und kümmerte sich nicht weiter um ihn, als daß er ihn von Ort zu Ort mitschleppte und den Bettel kontrollierte, denn die Sorge um das tägliche Brot hatte er dem Knaben aufgebürdet. So vergingen Sommer und Herbst in Bayern und Franken und die beiden Schüler wandten sich schließs- lich nach Eger. Da an der Schule zu Eger kein Platz frei war, wanderten sie nach Kaaden, wo sie Aufnahme fanden und den Winter 1488/89 ver- brachten. Auch hier drangsalierte der Beanus Johannes und ließ sich den Lebensunterhalt durch ihn erbetteln. Im ganzen gesehen aber scheint die Zeit an der Schule in Kaaden eine ruhige im Vergleich zur vorangegangenen gewesen zu sein. Die folgenden Wanderungen begannen etwa im März 148923 und führten über Komotau-Maschau-Karlsbad nach Eger zurück, von wo Johannes vor dem Beanus nach Karlsbad floh. Hier verbrachte er den ganzen Winter 1489/90, bis er im Frühjahr von einem tschechischen Adeligen, der in Karls- bad zur Kur weilte, geraubt und auf dessen Gut nach Sichlau geschleppt wurde. Zwei anderen Adeligen, an die er verschenkt worden war, entfloh er wieder und blieb dann bis ins Jahr 1492 in Sichlau. In dieser Zeit beachtete er Leben und Treiben des Adels und des Landvolkes jenes Ge- bietes und berichtet uns darüber ausführlich. Eines Tages, noch im Jahre 1492, verschenkte ihn sein Herr wiederum, doch diesmal an einen Kleinadeligen, an Pan Šafařík, der vor kurzem heim- gekehrt war und in Sossen bei Petersburg seinen Gutshof besuchte. Pan Šafařík hielt sich nicht lange in Sossen auf, er überließs Veste und Gut einem Bruder zu treuen Händen und zog mit Johannes zum Dienst bei verschiedenen Adeligen Böhmens. Es ist keineswegs klar ausgedrückt, scheint aber bis zu gewissem Grade wahrscheinlich, daß die beiden unter anderem auch eine zeitlang auf der königlichen Burg in Prag gedient haben. Näheres über den Dienst bei Adeligen berichtet Butzbach, da er über die mit Pan Šafařík bei Slavata von Chlum und Koschumberg verbrachte Zeit schreibt. Diese Begebenheit fällt in das Ende seiner Pagenzeit. Es hat den Anschein, dafs gerade diese Zeit auf Burg Chlum die in- teressanteste für Johannes war, denn er berichtet wenigstens hierüber einige Einzelheiten. Verschiedene dienstliche Ritte hatten ihn nach Mähren zum Sohne Slavatas von Chlum, nach Prag und anderen Städten Böhmens ge- führt. Aber auch diese Zeit blieb nicht ohne Fußangel für Johannes, denn die familiären Verhältnisse Slavatas von Chlum stellten ihn vor eine schwere Entscheidung. Nach seinen Angaben lebte Slavata von Chlum mit der Frau eines Mannes niederen Adels im Konkubinat, während er die ihm angetraute Frau, Dorothea von Nenošic, beinahe wie eine Gefangene behan- 12
Wanderschaft gehen zu können, faszinierte Johannes außerordentlich, dachte er doch ernstlich, daß anderswo „die Zäune aus Bratwürsten geflochten und die Dächer mit Lebkuchen gedeckt seien". So wurden denn mit Freude und Eifer Bücher und Bekleidung besorgt, der Tag der Abreise festgesetzt und der Ranzen geschnürt. Erst da Johannes Abschied nehmen mußte, über- kam ihn der Trennungsschmerz und hätte der Beanus ihn nicht geschimpft, wäre Johannes wohl wieder umgekehrt. Weinend, verzagt und in Furcht vor dem ungewissen Schicksal lief er hinter dem Beanus her. Hier begann der Leidensweg Johannes'. Der anfangs freundliche Beanus begann bald hemmungslos das Zehrgeld des ihm anvertrauten Schützen zu verprassen und kümmerte sich nicht weiter um ihn, als daß er ihn von Ort zu Ort mitschleppte und den Bettel kontrollierte, denn die Sorge um das tägliche Brot hatte er dem Knaben aufgebürdet. So vergingen Sommer und Herbst in Bayern und Franken und die beiden Schüler wandten sich schließs- lich nach Eger. Da an der Schule zu Eger kein Platz frei war, wanderten sie nach Kaaden, wo sie Aufnahme fanden und den Winter 1488/89 ver- brachten. Auch hier drangsalierte der Beanus Johannes und ließ sich den Lebensunterhalt durch ihn erbetteln. Im ganzen gesehen aber scheint die Zeit an der Schule in Kaaden eine ruhige im Vergleich zur vorangegangenen gewesen zu sein. Die folgenden Wanderungen begannen etwa im März 148923 und führten über Komotau-Maschau-Karlsbad nach Eger zurück, von wo Johannes vor dem Beanus nach Karlsbad floh. Hier verbrachte er den ganzen Winter 1489/90, bis er im Frühjahr von einem tschechischen Adeligen, der in Karls- bad zur Kur weilte, geraubt und auf dessen Gut nach Sichlau geschleppt wurde. Zwei anderen Adeligen, an die er verschenkt worden war, entfloh er wieder und blieb dann bis ins Jahr 1492 in Sichlau. In dieser Zeit beachtete er Leben und Treiben des Adels und des Landvolkes jenes Ge- bietes und berichtet uns darüber ausführlich. Eines Tages, noch im Jahre 1492, verschenkte ihn sein Herr wiederum, doch diesmal an einen Kleinadeligen, an Pan Šafařík, der vor kurzem heim- gekehrt war und in Sossen bei Petersburg seinen Gutshof besuchte. Pan Šafařík hielt sich nicht lange in Sossen auf, er überließs Veste und Gut einem Bruder zu treuen Händen und zog mit Johannes zum Dienst bei verschiedenen Adeligen Böhmens. Es ist keineswegs klar ausgedrückt, scheint aber bis zu gewissem Grade wahrscheinlich, daß die beiden unter anderem auch eine zeitlang auf der königlichen Burg in Prag gedient haben. Näheres über den Dienst bei Adeligen berichtet Butzbach, da er über die mit Pan Šafařík bei Slavata von Chlum und Koschumberg verbrachte Zeit schreibt. Diese Begebenheit fällt in das Ende seiner Pagenzeit. Es hat den Anschein, dafs gerade diese Zeit auf Burg Chlum die in- teressanteste für Johannes war, denn er berichtet wenigstens hierüber einige Einzelheiten. Verschiedene dienstliche Ritte hatten ihn nach Mähren zum Sohne Slavatas von Chlum, nach Prag und anderen Städten Böhmens ge- führt. Aber auch diese Zeit blieb nicht ohne Fußangel für Johannes, denn die familiären Verhältnisse Slavatas von Chlum stellten ihn vor eine schwere Entscheidung. Nach seinen Angaben lebte Slavata von Chlum mit der Frau eines Mannes niederen Adels im Konkubinat, während er die ihm angetraute Frau, Dorothea von Nenošic, beinahe wie eine Gefangene behan- 12
Strana 13
delte und keinerlei Verkehr mit ihr pflegte. Auf Chlum verkehrende Herren wie das Gesinde Slavatas achteten und behandelten die Konkubine als recht- mäßsige Burgherrin, während Johannes ihr diese Art der Behandlung ver- weigerte. Damit forderte er natürlich den Zorn der Konkubine heraus und es dauerte nicht lang, bis sie einen Anlass gefunden hatte, Johannes bei Slavata zu verklagen. Zur Rede gestellt, blieb Butzbach bei seiner Auffassung und wurde deshalb von der Burg gejagt. Pan Šafařík war über diese Be- handlung seines Pagen derart erbost, daß er Johannes sofort die Heimreise nach Sossen antreten hieß, selbst den Dienst aufsagte und wenig später nachfolgte. Es mußs um die Jahreswende 1493/94 gewesen sein, da Butzbach in Sossen ankam. Bis zum Eintreffen Pan Šafaříks blieb er in Sossen, immer wieder von Heimweh geplagt und voller Sehnsucht, die Studien fortsetzen zu können. Einem erneuten Befehle Pan Šafaříks, ihn wieder zu begleiten, setzte Jo- hannes deshalb ganz entschiedenen Widerstand entgegen und war bereit, sich eher totschlagen zu lassen, als noch weitere Fahrten mitzumachen. Mißsgelaunt reiste Pan Šafařík allein ab, nicht ohne seinen Eltern und Brüdern nahegelegt zu haben, Johannes beim geringsten Anzeichen eines Fluchtversuches am nächsten Baum aufzuhängen. Trotzdem schmiedete Johannes in dieser Zeit Fluchtpläne, deren einer von ihm sehr ausführlich geschildert wird. Ganz unverhofft bot sich ihm auch einmal eine Gelegenheit zur Flucht, als er mit dem Vater Pan Šafaříks in Rakonitz Einkäufe tätigte. Uber Saaz-Schlan-Kralowitz-Leitmeritz gelangte er schließlich nach Brüx, wo er bei einem Zuckerwarenhändler Dienst als Dolmetscher annahm und verschiedene Jahrmärkte in der Umgegend be- reiste24. Hierbei lernte er bald Badegäste kennen, die nach Karlsbad reisten und ihn mitnahmen. In der gleichen Herberge, in der er seinerzeit geraubt worden war, verbrachte er kurze Zeit, bis sich Gäste aus Nürnberg bereit erklärten, ihn dahin mitzunehmen. In der alten Reichsstadt traf Johannes Fuhrleute seiner Vaterstadt, die sich gerne bereit fanden, den schon längst verloren geglaubten Sohn eines Miltenberger Bürgers mit nach Hause zu nehmen. Am 24. Juni 1494 langte Johannes in Miltenberg an und fand einen Stiefvater mit Namen Drunck vor, doch war die Aufnahme, die er im Elternhaus fand, sehr herzlich. Da Johannes den Wunsch äußerte, ein Handwerk lernen zu wollen, half ihm sein Stiefvater nach besten Kräften und noch im gleichen Jahr begann er in Aschaffenburg das Schneiderhandwerk zu lernen. Nach beendeter Lehrzeit ging er nach Mainz und versuchte in einem Kloster unterzu- kommen. Wenn auch dieser Plan zunächst fehlschlug, so gab Johannes doch die Hoffnung nicht auf, einmal in ein Kloster eintreten zu können. Schließ- lich wurde er durch die Vermittlung der Mainzer Mönche im Benediktiner- kloster Sankt Johannisberg aufgenommen. Bald wurde das Verlangen nach höherer geistlicher Würde in Butzbach immer stärker und durch die Rat- schläge mehrerer Brüder bestärkt, begehrte er Urlaub zum Studium. Nach langem Bedenken gab ihm der Abt die Erlaubnis, und Johannes zog nach Deventer, wo ihn Rektor Hegius nach einer Prüfung in die siebente Klasse einwies. Die Entbehrungen, die Johannes hier ertragen mußste, waren dies- mal stärker als sein Wille — Johannes mußste aufgeben. 13
delte und keinerlei Verkehr mit ihr pflegte. Auf Chlum verkehrende Herren wie das Gesinde Slavatas achteten und behandelten die Konkubine als recht- mäßsige Burgherrin, während Johannes ihr diese Art der Behandlung ver- weigerte. Damit forderte er natürlich den Zorn der Konkubine heraus und es dauerte nicht lang, bis sie einen Anlass gefunden hatte, Johannes bei Slavata zu verklagen. Zur Rede gestellt, blieb Butzbach bei seiner Auffassung und wurde deshalb von der Burg gejagt. Pan Šafařík war über diese Be- handlung seines Pagen derart erbost, daß er Johannes sofort die Heimreise nach Sossen antreten hieß, selbst den Dienst aufsagte und wenig später nachfolgte. Es mußs um die Jahreswende 1493/94 gewesen sein, da Butzbach in Sossen ankam. Bis zum Eintreffen Pan Šafaříks blieb er in Sossen, immer wieder von Heimweh geplagt und voller Sehnsucht, die Studien fortsetzen zu können. Einem erneuten Befehle Pan Šafaříks, ihn wieder zu begleiten, setzte Jo- hannes deshalb ganz entschiedenen Widerstand entgegen und war bereit, sich eher totschlagen zu lassen, als noch weitere Fahrten mitzumachen. Mißsgelaunt reiste Pan Šafařík allein ab, nicht ohne seinen Eltern und Brüdern nahegelegt zu haben, Johannes beim geringsten Anzeichen eines Fluchtversuches am nächsten Baum aufzuhängen. Trotzdem schmiedete Johannes in dieser Zeit Fluchtpläne, deren einer von ihm sehr ausführlich geschildert wird. Ganz unverhofft bot sich ihm auch einmal eine Gelegenheit zur Flucht, als er mit dem Vater Pan Šafaříks in Rakonitz Einkäufe tätigte. Uber Saaz-Schlan-Kralowitz-Leitmeritz gelangte er schließlich nach Brüx, wo er bei einem Zuckerwarenhändler Dienst als Dolmetscher annahm und verschiedene Jahrmärkte in der Umgegend be- reiste24. Hierbei lernte er bald Badegäste kennen, die nach Karlsbad reisten und ihn mitnahmen. In der gleichen Herberge, in der er seinerzeit geraubt worden war, verbrachte er kurze Zeit, bis sich Gäste aus Nürnberg bereit erklärten, ihn dahin mitzunehmen. In der alten Reichsstadt traf Johannes Fuhrleute seiner Vaterstadt, die sich gerne bereit fanden, den schon längst verloren geglaubten Sohn eines Miltenberger Bürgers mit nach Hause zu nehmen. Am 24. Juni 1494 langte Johannes in Miltenberg an und fand einen Stiefvater mit Namen Drunck vor, doch war die Aufnahme, die er im Elternhaus fand, sehr herzlich. Da Johannes den Wunsch äußerte, ein Handwerk lernen zu wollen, half ihm sein Stiefvater nach besten Kräften und noch im gleichen Jahr begann er in Aschaffenburg das Schneiderhandwerk zu lernen. Nach beendeter Lehrzeit ging er nach Mainz und versuchte in einem Kloster unterzu- kommen. Wenn auch dieser Plan zunächst fehlschlug, so gab Johannes doch die Hoffnung nicht auf, einmal in ein Kloster eintreten zu können. Schließ- lich wurde er durch die Vermittlung der Mainzer Mönche im Benediktiner- kloster Sankt Johannisberg aufgenommen. Bald wurde das Verlangen nach höherer geistlicher Würde in Butzbach immer stärker und durch die Rat- schläge mehrerer Brüder bestärkt, begehrte er Urlaub zum Studium. Nach langem Bedenken gab ihm der Abt die Erlaubnis, und Johannes zog nach Deventer, wo ihn Rektor Hegius nach einer Prüfung in die siebente Klasse einwies. Die Entbehrungen, die Johannes hier ertragen mußste, waren dies- mal stärker als sein Wille — Johannes mußste aufgeben. 13
Strana 14
Den Befehl des Abtes von Sankt Johannisberg zur Rückkehr mißsachtend, begab sich Johannes ins Cistercienserkloster Eberbach. Als er einmal mit dem Abte eine Reise nach Frankfurt unternahm, traf er zufällig seine Mutter, die den Abt bestürmte und inständig bat, ihrem Sohne doch die Möglichkeit zum Schulbesuch einzuräumen. So erhielt Johannes zum zweiten Male Urlaub und zog erneut nach Deventer, wo er diesmal in die achte Klasse eingewiesen wurde. Nun konnten weder Entbehrungen noch Stra- pazen Johannes' Willen beugen. Bereits im August 1500 hatte er die dritte Klasse erreicht. Aber auch dieses Mal sollte er die Schule nicht bis zum Ende besuchen. Im Herbst des Jahres warb ein Pater des Benediktinerklosters Maria Laach im Auftrage des Abtes Schüler zum Eintritt ins Kloster. Die Sehnsucht nach Ruhe ließs Johannes alle Bedenken überwinden. Er sagte zu, begab sich am 4. 12. 1500 auf den Weg und erreichte am 8. Dezember Maria Laach. Nach kurzer Probezeit wurde Johannes am 21.3. 1501 zum Noviziat zu- gelassen, wobei ihm der Prior manche Erleichterung gewährte, damit er sich von den jahrelang ertragenen Strapazen erholen konnte. Johannes war überglücklich, als er nach Beendigung des Noviziates das Gelübde ablegen durfte und bald darauf, zu Beginn des Jahres 1503, in der Klosterkirche zu St. Marien in Trier die Priesterweihe empfing. Trotz vieler Verpflichtungen nahm er doch stets jede Gelegenheit zu weiterem Studium wahr um seine Bildung zu vervollkommnen, zumal er nach der Priesterweihe zum Lehrer der Novizen bestimmt wurde. Besonders eifrig las er die Schriften des Trithemius, der ihn einst in Sankt Johannis- berg zum Studium ermuntert hatte und bemühte sich nach dessen Vertrei- bung durch die Sponheimer Brüder immer wieder um eine Verteidigung des Mannes, den er zum Vorbild gewählt hatte. Ganz intensiv bemühte sich Butzbach um Jakob Siberti, der schließlich dem Drängen Butzbachs nachgab und nach Maria Laach kam. Bald band neben dem eifrig betriebenen gemeinsamen Studium auch eine innige Freundschaft die beiden Männer aneinander, die es sich zur Aufgabe gesetzt hatten, den Nachwuchs des Klosters nicht nur zu schulen, sondern zu gebil- deten Mitgliedern des Ordens zu machen. Aber gerade der Eifer, mit dem Johannes und Siberti die Studien betrieben, erregte bei manchem Kloster- bruder Missfallen. Dennoch wurde Johannes' Schaffen anerkannt. Ob seiner Gewissenhaftigkeit und seines Schaffenseifers wurde der junge Mönch bereits 1507 zum Prior erhoben. Wenn sich auch mit der Würde die vermehrte Bürde bemerkbar machte, so erlahmte Johannes doch nie in seinem Eifer. Mehr denn je musste er für seine Arbeiten die Stunden der Ruhe heran- ziehen und begann so mit dem Raubbau an seiner an sich nicht allzu festen Gesundheit. Weiteren Ansporn erhielt Johannes immer wieder von seinem Abte und von Trithemius, der seinerseits den Ruhm Butzbachs verbreiten half. Eine besondere Ehrung widerfuhr Johannes auch, als ihn Trithemius in die „literarische Gesellschaft rheinischer Humanisten“ aufnahm 25. Die Kritik, die Johannes bei manchem Bruder hervorrief, der von weite- rem Studium nichts hielt, blieb nicht unbemerkt und anläßlich einer Visi- tation des Klosters warfen ihm mehrere Brüder schlimmste Pflichtverlet- zungen vor und erreichten schließlich für Butzbach das Verbot, die Biblio- 14
Den Befehl des Abtes von Sankt Johannisberg zur Rückkehr mißsachtend, begab sich Johannes ins Cistercienserkloster Eberbach. Als er einmal mit dem Abte eine Reise nach Frankfurt unternahm, traf er zufällig seine Mutter, die den Abt bestürmte und inständig bat, ihrem Sohne doch die Möglichkeit zum Schulbesuch einzuräumen. So erhielt Johannes zum zweiten Male Urlaub und zog erneut nach Deventer, wo er diesmal in die achte Klasse eingewiesen wurde. Nun konnten weder Entbehrungen noch Stra- pazen Johannes' Willen beugen. Bereits im August 1500 hatte er die dritte Klasse erreicht. Aber auch dieses Mal sollte er die Schule nicht bis zum Ende besuchen. Im Herbst des Jahres warb ein Pater des Benediktinerklosters Maria Laach im Auftrage des Abtes Schüler zum Eintritt ins Kloster. Die Sehnsucht nach Ruhe ließs Johannes alle Bedenken überwinden. Er sagte zu, begab sich am 4. 12. 1500 auf den Weg und erreichte am 8. Dezember Maria Laach. Nach kurzer Probezeit wurde Johannes am 21.3. 1501 zum Noviziat zu- gelassen, wobei ihm der Prior manche Erleichterung gewährte, damit er sich von den jahrelang ertragenen Strapazen erholen konnte. Johannes war überglücklich, als er nach Beendigung des Noviziates das Gelübde ablegen durfte und bald darauf, zu Beginn des Jahres 1503, in der Klosterkirche zu St. Marien in Trier die Priesterweihe empfing. Trotz vieler Verpflichtungen nahm er doch stets jede Gelegenheit zu weiterem Studium wahr um seine Bildung zu vervollkommnen, zumal er nach der Priesterweihe zum Lehrer der Novizen bestimmt wurde. Besonders eifrig las er die Schriften des Trithemius, der ihn einst in Sankt Johannis- berg zum Studium ermuntert hatte und bemühte sich nach dessen Vertrei- bung durch die Sponheimer Brüder immer wieder um eine Verteidigung des Mannes, den er zum Vorbild gewählt hatte. Ganz intensiv bemühte sich Butzbach um Jakob Siberti, der schließlich dem Drängen Butzbachs nachgab und nach Maria Laach kam. Bald band neben dem eifrig betriebenen gemeinsamen Studium auch eine innige Freundschaft die beiden Männer aneinander, die es sich zur Aufgabe gesetzt hatten, den Nachwuchs des Klosters nicht nur zu schulen, sondern zu gebil- deten Mitgliedern des Ordens zu machen. Aber gerade der Eifer, mit dem Johannes und Siberti die Studien betrieben, erregte bei manchem Kloster- bruder Missfallen. Dennoch wurde Johannes' Schaffen anerkannt. Ob seiner Gewissenhaftigkeit und seines Schaffenseifers wurde der junge Mönch bereits 1507 zum Prior erhoben. Wenn sich auch mit der Würde die vermehrte Bürde bemerkbar machte, so erlahmte Johannes doch nie in seinem Eifer. Mehr denn je musste er für seine Arbeiten die Stunden der Ruhe heran- ziehen und begann so mit dem Raubbau an seiner an sich nicht allzu festen Gesundheit. Weiteren Ansporn erhielt Johannes immer wieder von seinem Abte und von Trithemius, der seinerseits den Ruhm Butzbachs verbreiten half. Eine besondere Ehrung widerfuhr Johannes auch, als ihn Trithemius in die „literarische Gesellschaft rheinischer Humanisten“ aufnahm 25. Die Kritik, die Johannes bei manchem Bruder hervorrief, der von weite- rem Studium nichts hielt, blieb nicht unbemerkt und anläßlich einer Visi- tation des Klosters warfen ihm mehrere Brüder schlimmste Pflichtverlet- zungen vor und erreichten schließlich für Butzbach das Verbot, die Biblio- 14
Strana 15
thek des Klosters zu vermehren, deren Aufbau ihm besonders am Herzen gelegen war. Als die Brüder bei der nächsten Visitation erneut mit Klagen kamen, begehrten die Visitatoren die Schriften Johannes' und Sibertis zu sehen, um sich ein Bild vom Schaffen der beiden machen zu können, ehe sie jegliches Studium verbieten wollten. Mit Staunen und Freude nahmen sie Johannes' Leistungen zur Kenntnis und gaben beiden Brüdern nicht nur die Erlaubnis zu weiterem, eifrigem Studium, sondern Johannes auch wieder das Recht, die Bibliothek des Klosters zu vermehren, doch unter der Bedingung, daßs bei all dem die amtlichen und klösterlichen Pflichten nicht verletzt würden. Nachdem die Visitatoren noch einmal Johannes ernstlich um Schonung seiner Gesundheit gebeten hatten, reisten sie ab. Der Groll der Gegner aber blieb und verleidete ihm die letzten Schaffensjahre, die vornehmlich theo- logischen Studien gewidmet waren. Die schriftstellerische Tätigkeit gab Butzbach ganz auf, wohl eine Folge der ständigen körperlichen Leiden. Auch die Eltern, die sehr wohl um die zerrüttete Gesundheit Johannes’ wußten, baten ihn um Schonung und versuchten — leider vergeblich — ihn zu einem Ubertritt in ein Kloster nahe der Heimat, das weniger strenge Regeln hatte und im Bereiche milderen Klimas lag, zu bewegen. Fieber und ein Halsleiden, unter denen Butzbach schon als Knabe in Böhmen gelitten hatte, setzten erneut ein und ein hinzugekommenes Brust- und Magenleiden erschwerten jegliche Arbeit immer mehr. Da die Konsul- tation eines berühmten Arztes in Köln erfolglos blieb, liegt es nahe, für die letzten Jahre seines Lebens ein langsames Siechtum anzunehmen, von dem er 1526 im Alter von 48 Jahren durch den Tod erlöst wurde. Den schönsten Gedenkstein aber setzte sich Butzbach selbst durch seine Werke, die in nachfolgender Ubersicht aufgezählt seien26. A) Poetische Schriften: 1. Carmen adhortatorium ad novitium in religionis observantis et mo- nastica disciplina studiose proficere cupientem. 2. Panegyris ad studiosum fratrem Jacobum Siberti, discipulum suum carissimum. 3. Carmen panegyricon ad litteratam devotamque virginem Aleydem, ordinis D.P.N. Benedicti in insula Rolandi sanctimonialem vita et scripturarum studio eximiam. Microstoma de laudibus Trithemianis. 4. 5. Satirae elegicac taroausototixai de malis ex neglectu studii prove- nientibus. In der Bonner Hs. enthält diese Dichtung nur drei Bücher; in der Kölner (fol. 107—150 a) ist ein viertes eingeschoben: 6. Elegia ad Deum verum optimum maximumque humanus plangentis miserias. 7. Epistola ad Philippum suum doctum philosophumque (comitem de Virneburg, parochum et decanum in Monreal). 8. In diram abbaticidam maleficam Lacensis nosocomii perfidissimam hospitam. 15
thek des Klosters zu vermehren, deren Aufbau ihm besonders am Herzen gelegen war. Als die Brüder bei der nächsten Visitation erneut mit Klagen kamen, begehrten die Visitatoren die Schriften Johannes' und Sibertis zu sehen, um sich ein Bild vom Schaffen der beiden machen zu können, ehe sie jegliches Studium verbieten wollten. Mit Staunen und Freude nahmen sie Johannes' Leistungen zur Kenntnis und gaben beiden Brüdern nicht nur die Erlaubnis zu weiterem, eifrigem Studium, sondern Johannes auch wieder das Recht, die Bibliothek des Klosters zu vermehren, doch unter der Bedingung, daßs bei all dem die amtlichen und klösterlichen Pflichten nicht verletzt würden. Nachdem die Visitatoren noch einmal Johannes ernstlich um Schonung seiner Gesundheit gebeten hatten, reisten sie ab. Der Groll der Gegner aber blieb und verleidete ihm die letzten Schaffensjahre, die vornehmlich theo- logischen Studien gewidmet waren. Die schriftstellerische Tätigkeit gab Butzbach ganz auf, wohl eine Folge der ständigen körperlichen Leiden. Auch die Eltern, die sehr wohl um die zerrüttete Gesundheit Johannes’ wußten, baten ihn um Schonung und versuchten — leider vergeblich — ihn zu einem Ubertritt in ein Kloster nahe der Heimat, das weniger strenge Regeln hatte und im Bereiche milderen Klimas lag, zu bewegen. Fieber und ein Halsleiden, unter denen Butzbach schon als Knabe in Böhmen gelitten hatte, setzten erneut ein und ein hinzugekommenes Brust- und Magenleiden erschwerten jegliche Arbeit immer mehr. Da die Konsul- tation eines berühmten Arztes in Köln erfolglos blieb, liegt es nahe, für die letzten Jahre seines Lebens ein langsames Siechtum anzunehmen, von dem er 1526 im Alter von 48 Jahren durch den Tod erlöst wurde. Den schönsten Gedenkstein aber setzte sich Butzbach selbst durch seine Werke, die in nachfolgender Ubersicht aufgezählt seien26. A) Poetische Schriften: 1. Carmen adhortatorium ad novitium in religionis observantis et mo- nastica disciplina studiose proficere cupientem. 2. Panegyris ad studiosum fratrem Jacobum Siberti, discipulum suum carissimum. 3. Carmen panegyricon ad litteratam devotamque virginem Aleydem, ordinis D.P.N. Benedicti in insula Rolandi sanctimonialem vita et scripturarum studio eximiam. Microstoma de laudibus Trithemianis. 4. 5. Satirae elegicac taroausototixai de malis ex neglectu studii prove- nientibus. In der Bonner Hs. enthält diese Dichtung nur drei Bücher; in der Kölner (fol. 107—150 a) ist ein viertes eingeschoben: 6. Elegia ad Deum verum optimum maximumque humanus plangentis miserias. 7. Epistola ad Philippum suum doctum philosophumque (comitem de Virneburg, parochum et decanum in Monreal). 8. In diram abbaticidam maleficam Lacensis nosocomii perfidissimam hospitam. 15
Strana 16
9. Epistola sive tractatus de differentia et qualitate stili (M. S. Colon. fol. 153—202 a). 10. De laudibus sacrae scripturae. 11. Epistola ad Philippum Haustulum in studia humanitatis conscripta. 12. De laudibus psalterii ad fratrem Petrum. 13. Carmen in solemnitate Dominicae nativitatis ex tempore meditatum. 14. Epigrammata ad B. Mariam virginem. 15. Carmen panegyricum ad B. Mariam V. 16. Carmen ad eandem dominam nostram Lacensis monasterii patronam pro patrocinio deprecatorium. 17. Panegyricon de laudibus beatissimae Annae. 18. Chaeristica ad patronos suos. 19. Carmen hexametrum de laudibus divi patris nostris Benedicti. 20. De commendatione cellae vitaeque soltariae. 21. Silvula variorum carminum extemporalium ad Philippum Haustulum. B) Prosaschriften: 1. De illustribus seu studiosis dictisque mulieribus ad Aleydem, sanc- timonialem virginem in insula Rolandi, libri IV. 2. Libellus de claris picturae professoribus ad Gertrudem sanctimo- nialem, insignem pictricem in insula Rolandi. 3. Hodoporicon, libri III. 4. Macrostoma de laudibus Trithemianis et commendatione philoso- phica adversus zoilos et Trithemiomastigas, libri XVI. 5. Apologia ad eximium praestantissimumque philosophum Joannem Trithemium pro lucubrationibus suis. 6. Clypeus in deliramenta Wimphelingii. 7. Tractatus de regimine claustrali ad Dominum Fredericum, novellum abbatem montis divis Joannis Baptistae. 8. Relatio sive peroratio de laudibus et virtutibus Jacobi de Vredis, senioris commonachi, sacerdotis atque viceprioris ad fratres habita. 9. Oratio de commendatione liberalium studiorum atque poetices in quasdam carminum suorum compilationes. 10. Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis. C) Verlorengegangene Schriften: 1. De memorabilibus gestis synchronicorum. 2. Chronicon Lacense. 16
9. Epistola sive tractatus de differentia et qualitate stili (M. S. Colon. fol. 153—202 a). 10. De laudibus sacrae scripturae. 11. Epistola ad Philippum Haustulum in studia humanitatis conscripta. 12. De laudibus psalterii ad fratrem Petrum. 13. Carmen in solemnitate Dominicae nativitatis ex tempore meditatum. 14. Epigrammata ad B. Mariam virginem. 15. Carmen panegyricum ad B. Mariam V. 16. Carmen ad eandem dominam nostram Lacensis monasterii patronam pro patrocinio deprecatorium. 17. Panegyricon de laudibus beatissimae Annae. 18. Chaeristica ad patronos suos. 19. Carmen hexametrum de laudibus divi patris nostris Benedicti. 20. De commendatione cellae vitaeque soltariae. 21. Silvula variorum carminum extemporalium ad Philippum Haustulum. B) Prosaschriften: 1. De illustribus seu studiosis dictisque mulieribus ad Aleydem, sanc- timonialem virginem in insula Rolandi, libri IV. 2. Libellus de claris picturae professoribus ad Gertrudem sanctimo- nialem, insignem pictricem in insula Rolandi. 3. Hodoporicon, libri III. 4. Macrostoma de laudibus Trithemianis et commendatione philoso- phica adversus zoilos et Trithemiomastigas, libri XVI. 5. Apologia ad eximium praestantissimumque philosophum Joannem Trithemium pro lucubrationibus suis. 6. Clypeus in deliramenta Wimphelingii. 7. Tractatus de regimine claustrali ad Dominum Fredericum, novellum abbatem montis divis Joannis Baptistae. 8. Relatio sive peroratio de laudibus et virtutibus Jacobi de Vredis, senioris commonachi, sacerdotis atque viceprioris ad fratres habita. 9. Oratio de commendatione liberalium studiorum atque poetices in quasdam carminum suorum compilationes. 10. Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis. C) Verlorengegangene Schriften: 1. De memorabilibus gestis synchronicorum. 2. Chronicon Lacense. 16
Strana 17
Die Quelle Die Uberschrift zu diesem Abschnitt könnte sehr leicht irreführend wirken, wenn nicht dem Quellentext einige diesbezügliche Bemerkungen voraus- geschickt würden, denn nicht jeder Abschnitt des Hodoporicon ist das Er- gebnis der Beobachtungen Butzbachs. Um das nach eigenen Erlebnissen gege- bene Bild Böhmens abzurunden, zitierte Butzbach auch zeitgenössische Quel- len, Hartmann Schedels Weltchronik, Aeneas Sylvius' Historia de Europa und Historia Bohemica. Besonders die religiösen Verhältnisse in Böhmen hat Butzbach aus zweierlei Gründen wenig beachtet. Einmal waren es die Scheu vor dem anderen Glauben und die Angst, selbst nie mehr Absolution zu finden, wenn er sich erst einmal für den fremden Glauben interessierte, zum anderen war es die „Sorge um den täglichen Mehlbrei“, die Butzbach von intensiveren Beobachtungen auf diesem Gebiete fernhielten. So ist der Bericht in Kap. 14, fol. 21v.—22, nach eigenen Beobachtungen gegeben, die Aufzählung der von der katholischen Kirche verschiedenen Glaubensartikel fol. 22, bis 22, jedoch ist wörtlich aus Schedels Chronik der Welt übernommen. Hiermit stimmt Aeneas Sylvius' Bericht in der Histo- ria Bohemica überein27. Eine Wiederholung fol. 22v1—22v, ist inhaltlich dem Bericht Aeneas Syl- vius' gleich2s, während der kurze Vergleich fol. 19, inhaltlich mit Schedels Weltchronik übereinstimmt2°. Der Inhalt der Bemerkung über den Feuertod Hus’ und Hieronymus’ sowie deren Verehrung in Böhmen fol. 22, ist an- scheinend aus Aeneas Sylvius' Historia Bohemica3° oder direkt von Poggius Florentinus übernommen. Die Nachricht über die Pracht der Kirchen fol. 18.-2 und das berühmte Kloster Aula regia ist dem Inhalte nach, stellenweise gekürzt, von Schedel oder Sylvius31 übernommen. Im Anschlußs daran wirft Butzbach die Frage auf, in welcher Sprache die Inschrift im Kloster Aula regia abgefaßt war. Dies ist eine der unklaren Stellen, denn Butzbach kann natürlich Aula regia niemals gesehen haben 32. Hier tragen wohl mangelhafte Informationen beim Zitat und die Erinnerung an die tschechische Liturgie die Schuld. Die Beschreibung Prags fol. 17v,—18, ist nach Sylvius 33 und Schedel 31 verfaßt und stimmt im letzten Teil mit beiden Vorlagen fast wörtlich überein. Hieraus stammt auch die irrige Beschreibung der Karlsbrücke35. Da Butzbach das Zitat im letzten Teil kürzt, wird die Beschreibung Prags in diesem Teil für den Ortsunkundigen mißsverständlich, wie es denn auch in Beckers Ubersetzung?s zum Ausdruck kommt. Es entsteht für den Leser der Eindruck, daßs die Neustadt Prags ebenfalls ein Kollegium besitzen würde, während es sich um das Kollegium auf dem Vyšehrad handelt, den Schedel und Sylvius namentlich und als „dritten Hügel“ erwähnen37. Die allgemeine Beschreibung des Landes fol. 19,—19v,, deren spezielle Teile der geographischen Lage, des Klimas, der Fruchtbarkeit des Bodens und der Nominierung der wichtigsten Städte und religiösen Sekten, über- 17
Die Quelle Die Uberschrift zu diesem Abschnitt könnte sehr leicht irreführend wirken, wenn nicht dem Quellentext einige diesbezügliche Bemerkungen voraus- geschickt würden, denn nicht jeder Abschnitt des Hodoporicon ist das Er- gebnis der Beobachtungen Butzbachs. Um das nach eigenen Erlebnissen gege- bene Bild Böhmens abzurunden, zitierte Butzbach auch zeitgenössische Quel- len, Hartmann Schedels Weltchronik, Aeneas Sylvius' Historia de Europa und Historia Bohemica. Besonders die religiösen Verhältnisse in Böhmen hat Butzbach aus zweierlei Gründen wenig beachtet. Einmal waren es die Scheu vor dem anderen Glauben und die Angst, selbst nie mehr Absolution zu finden, wenn er sich erst einmal für den fremden Glauben interessierte, zum anderen war es die „Sorge um den täglichen Mehlbrei“, die Butzbach von intensiveren Beobachtungen auf diesem Gebiete fernhielten. So ist der Bericht in Kap. 14, fol. 21v.—22, nach eigenen Beobachtungen gegeben, die Aufzählung der von der katholischen Kirche verschiedenen Glaubensartikel fol. 22, bis 22, jedoch ist wörtlich aus Schedels Chronik der Welt übernommen. Hiermit stimmt Aeneas Sylvius' Bericht in der Histo- ria Bohemica überein27. Eine Wiederholung fol. 22v1—22v, ist inhaltlich dem Bericht Aeneas Syl- vius' gleich2s, während der kurze Vergleich fol. 19, inhaltlich mit Schedels Weltchronik übereinstimmt2°. Der Inhalt der Bemerkung über den Feuertod Hus’ und Hieronymus’ sowie deren Verehrung in Böhmen fol. 22, ist an- scheinend aus Aeneas Sylvius' Historia Bohemica3° oder direkt von Poggius Florentinus übernommen. Die Nachricht über die Pracht der Kirchen fol. 18.-2 und das berühmte Kloster Aula regia ist dem Inhalte nach, stellenweise gekürzt, von Schedel oder Sylvius31 übernommen. Im Anschlußs daran wirft Butzbach die Frage auf, in welcher Sprache die Inschrift im Kloster Aula regia abgefaßt war. Dies ist eine der unklaren Stellen, denn Butzbach kann natürlich Aula regia niemals gesehen haben 32. Hier tragen wohl mangelhafte Informationen beim Zitat und die Erinnerung an die tschechische Liturgie die Schuld. Die Beschreibung Prags fol. 17v,—18, ist nach Sylvius 33 und Schedel 31 verfaßt und stimmt im letzten Teil mit beiden Vorlagen fast wörtlich überein. Hieraus stammt auch die irrige Beschreibung der Karlsbrücke35. Da Butzbach das Zitat im letzten Teil kürzt, wird die Beschreibung Prags in diesem Teil für den Ortsunkundigen mißsverständlich, wie es denn auch in Beckers Ubersetzung?s zum Ausdruck kommt. Es entsteht für den Leser der Eindruck, daßs die Neustadt Prags ebenfalls ein Kollegium besitzen würde, während es sich um das Kollegium auf dem Vyšehrad handelt, den Schedel und Sylvius namentlich und als „dritten Hügel“ erwähnen37. Die allgemeine Beschreibung des Landes fol. 19,—19v,, deren spezielle Teile der geographischen Lage, des Klimas, der Fruchtbarkeit des Bodens und der Nominierung der wichtigsten Städte und religiösen Sekten, über- 17
Strana 18
nahm Butzbach wörtlich von Schedelas, die im letzten Teil auch mit Syl- vius2s übereinstimmt. Die Edition des für die Forschung über Böhmen wichtigen Textes in Form eines völlig getreuen Abdruckes hätte naturgemäßs gewisse drucktechnische Schwierigkeiten bereitet. Außerdem standen diesem Vorhaben noch Unklar- heiten im Text, die durch Schreibfehler und Flüchtigkeit bei der Abfassung des Hodoporicon entstanden sein mochten4, entgegen. Um dem Leser zeitraubende Uberlegungen zu ersparen und die Deutlich- keit einzelner Stellen zu erhöhen, wurden 1. die Abbreviaturen aufgelöst und der Text an einigen Stellen geglättet wobei Wert darauf gelegt wurde, die Eigenheiten des Lateins Butzbachs und damit des beginnenden 16. Jahrhunderts zu erhalten, 2. die Eigenheiten des Schriftbildes bei „f“, „f“ und „g“ wie bei „r longa" und „r rotunda“ nicht berücksichtigt. 3. Die Interpunktion wurde getreu übertragen, die wenigen Ergänzungen aber vermerkt. 4. Groß- und Kleinschreibung wurden unverändert beibehalten. 5. Falsche Worttrennung wurde in den Fußnoten vermerkt. 6. Die Kolumnengrenzen wurden mit „/“, die Blattgrenzen mit „ll“ kenntlich gemacht. 18
nahm Butzbach wörtlich von Schedelas, die im letzten Teil auch mit Syl- vius2s übereinstimmt. Die Edition des für die Forschung über Böhmen wichtigen Textes in Form eines völlig getreuen Abdruckes hätte naturgemäßs gewisse drucktechnische Schwierigkeiten bereitet. Außerdem standen diesem Vorhaben noch Unklar- heiten im Text, die durch Schreibfehler und Flüchtigkeit bei der Abfassung des Hodoporicon entstanden sein mochten4, entgegen. Um dem Leser zeitraubende Uberlegungen zu ersparen und die Deutlich- keit einzelner Stellen zu erhöhen, wurden 1. die Abbreviaturen aufgelöst und der Text an einigen Stellen geglättet wobei Wert darauf gelegt wurde, die Eigenheiten des Lateins Butzbachs und damit des beginnenden 16. Jahrhunderts zu erhalten, 2. die Eigenheiten des Schriftbildes bei „f“, „f“ und „g“ wie bei „r longa" und „r rotunda“ nicht berücksichtigt. 3. Die Interpunktion wurde getreu übertragen, die wenigen Ergänzungen aber vermerkt. 4. Groß- und Kleinschreibung wurden unverändert beibehalten. 5. Falsche Worttrennung wurde in den Fußnoten vermerkt. 6. Die Kolumnengrenzen wurden mit „/“, die Blattgrenzen mit „ll“ kenntlich gemacht. 18
Strana 19
Der Text Kap. 14 Porro iam vlterius pro inquisicione vacantis burse tendentes per baioariam 111 alias bauariam multis palantes nusquam locum / inuenire potuimus in quo 11, ad placitum suum beanus literarum studium assumeret. Quod qidem nihil fuit quam mera ipsius ignauia qui quamdiu pecunia durabat tamdiu de loco ad locum currens miserabiliter me vexabat. Ipse vero cum esset assuetus a multis siquidem annis extra patriam vagatus fuerat nihil potius quam sic discurrebat dummodo pecunia quantumuis tenuis marsupium turgeret. In huius regionis perlustratione quid nobis periculi acciderit tacere non debeo. Quodam mane circa danubium qui est fluuius velocissimus exeuntes villam in qua pernoctaueramus pontem angustum et sine podio transire oportuit quem bruma? per noctem affatim consperserat; erat enim tempus auttumni circa omnium sanctorum. Quem cum aliquamdiu ascendere renuerem tandem transire ante beanum cogebar. O quanto“ tunc timore correptus capitis verti- gine iamiam me in profundissimum flumen casurums anxius exclamabam. Veniens iam ad pontis descensum labi plus timui. Quid plura. Quod time- bam,' ferme ni miraculose preseruatus essem,s euenisset. Nam cumI/ iam decliui pontis finem prope attigissem subito ecce supinus cado casuque meo post me sequentem quem alonge adhuc fore putabamh beanum retrorsum similiter eicio. Qui iam ambo veluti mortui iacentes nullum motum ne om- nino caderem facere vterque tendebat.i erat enim angustus valde ex vno confectus. 11v. Kap. 15 De quo tandem cum diuino auxilio in dorso iacere manentesk pedibus ac manibus laborantes semimortui deserpiebamus (!). agentesque deo gratias loti rursus facti ceptum iter versus Egram ciuitatem insignem proseque- bamur. que a nuremberga decem et octo miliaribus distare ferebatur. Infra cuius itineris spacium et multas alias prius vidimus et petiuimus ciuitates quam ad istam attingeremus. scilicet Culmbachensem Ratisponensem Hoffensem Jodi- censis!1 et plures! alias Ad Egram autem deuenientes ibique spe manendi frustrati post biduum viam versus bohemiam arripuimus ad oppidum Rado- a Hs.: cucurrens Hs.: bruna (von Becker (I) mit PN Bruno übs.) Hs.: Interpunktion v. Hg. eingefügt Hs.: quantus Hs.: causurum Interpunktion vom Hg. eingefügt Interpunktion vom Hg. eingefügt Hs.: perutabam Interpunktion vom Hg. eingefügt Germanismus, wohl „liegen bleibend" Hs.: pluras h 8 h k I 19
Der Text Kap. 14 Porro iam vlterius pro inquisicione vacantis burse tendentes per baioariam 111 alias bauariam multis palantes nusquam locum / inuenire potuimus in quo 11, ad placitum suum beanus literarum studium assumeret. Quod qidem nihil fuit quam mera ipsius ignauia qui quamdiu pecunia durabat tamdiu de loco ad locum currens miserabiliter me vexabat. Ipse vero cum esset assuetus a multis siquidem annis extra patriam vagatus fuerat nihil potius quam sic discurrebat dummodo pecunia quantumuis tenuis marsupium turgeret. In huius regionis perlustratione quid nobis periculi acciderit tacere non debeo. Quodam mane circa danubium qui est fluuius velocissimus exeuntes villam in qua pernoctaueramus pontem angustum et sine podio transire oportuit quem bruma? per noctem affatim consperserat; erat enim tempus auttumni circa omnium sanctorum. Quem cum aliquamdiu ascendere renuerem tandem transire ante beanum cogebar. O quanto“ tunc timore correptus capitis verti- gine iamiam me in profundissimum flumen casurums anxius exclamabam. Veniens iam ad pontis descensum labi plus timui. Quid plura. Quod time- bam,' ferme ni miraculose preseruatus essem,s euenisset. Nam cumI/ iam decliui pontis finem prope attigissem subito ecce supinus cado casuque meo post me sequentem quem alonge adhuc fore putabamh beanum retrorsum similiter eicio. Qui iam ambo veluti mortui iacentes nullum motum ne om- nino caderem facere vterque tendebat.i erat enim angustus valde ex vno confectus. 11v. Kap. 15 De quo tandem cum diuino auxilio in dorso iacere manentesk pedibus ac manibus laborantes semimortui deserpiebamus (!). agentesque deo gratias loti rursus facti ceptum iter versus Egram ciuitatem insignem proseque- bamur. que a nuremberga decem et octo miliaribus distare ferebatur. Infra cuius itineris spacium et multas alias prius vidimus et petiuimus ciuitates quam ad istam attingeremus. scilicet Culmbachensem Ratisponensem Hoffensem Jodi- censis!1 et plures! alias Ad Egram autem deuenientes ibique spe manendi frustrati post biduum viam versus bohemiam arripuimus ad oppidum Rado- a Hs.: cucurrens Hs.: bruna (von Becker (I) mit PN Bruno übs.) Hs.: Interpunktion v. Hg. eingefügt Hs.: quantus Hs.: causurum Interpunktion vom Hg. eingefügt Interpunktion vom Hg. eingefügt Hs.: perutabam Interpunktion vom Hg. eingefügt Germanismus, wohl „liegen bleibend" Hs.: pluras h 8 h k I 19
Strana 20
11v, neuse“ animum habentes. Interea dum ita errabundi de loco ad locum et de regione ad regionem ambulauimus/ eo non tam itineris fatigatione quam etiam mendicitate panis quam semper exosam ob verecundiam habui pluri- mum afficior. Duobus namque amplius mensibus spacium in via consumentes viaticum dicebat esse attenuatum vna necessitate compulsi in pagis per diem quod vesperi in oppidis ad quae» declinabamus manducaremus hostiatim quaerere necessitudine foret." 12. Kар. 16 Ovando ergo ad vicum aliquem veniebamus me mendicatum intromisit ex- pectans me ante aliam portam ad quam cum vacuus aliquando redirem mise- rabiliter me percussit dicens:" sic sic ego te mendicare vel ire propter deum docebo. Si vero quid boni adeptus eram solus totum ipse vorabat dans illud tantum quod illi de superfluo residebat. Sic enim per totum tempus quo deinceps apud eum manebam. Quin immo etiam mihi incredulus sepe os calida aqua lauare et rursus expuere42 me vogebat vt ex aqua resciret si quid pinque in mendicatione solus commedissem. Sepius enim ad verecun- diam! meam et super paruitate et teneritate mea pie mulieres mote de plateis me ad doffmums colligere et auditis miserijs et quo merore paren- tibus discessissem mihi condolentes largam vt proprijs natis refectionis impertire solebant quod ipse suspiciose vt erat coniciens minime fauebat sed quotiens hoc factum praeter eum notauerat tociens me pugnis virgisque inuadebat. 129 Kар. 17 Compellebat nimirum me per loca lutosa et lutulenta mendicare in quibus talotenus vel quandoque etiam surotenus veluti pastum calcans nec retro nec ante me quibam diuertere. Nonumquam etiam a molossis adeo terribiliter inuadebar vt nisi a succurrentibus incolis erutus fuissem sepius me credo in frusta minutatim penitus decerpsissent.h Ipse vero mendicare erubescens ne vide- licet a rusticis tanquam magnus et piger laborare nolens in mendicando deri- deretur et ne se macularet luto quod in villis tempore pluuialis aure pro- fundum agnouerat. neue vllam canum sustineret molestiam pagosk circumire per campum vel pratum sed me pertransire pro elemosina arcere consueuit Hinc autem morem incepit mor post egressum a Nuremberga et vsque ad Cadonensem bohemie ciuitatem et omni reliquo tempore quo secum quopiam pergere me contigit immitissime seruauit. In Kadona vero admanendum a schole rectoribus inuitati vacantem pro nobis cameram in bursa recepimus ad quam etiam paulopost adhuc duo wynenses beani cum suis scutonibus nobiscum Hs.: Radenense Hs.: que Hs.: ostiatim, „von Tür zu Tür“ Von „attenuatum" an ist die Stelle nicht in Ordnung. Obwohl der Sinn klar ist, wird sich eine bestimmte Emendation nicht angeben lassen. Interpunktion vom Hg. eingefügt Hs.: verecudiam g Hs.: me ad domum me colligere; Verschreibung h Hs.: decerpissent Hs.: malucaret k Hs.: pagas o b 20
11v, neuse“ animum habentes. Interea dum ita errabundi de loco ad locum et de regione ad regionem ambulauimus/ eo non tam itineris fatigatione quam etiam mendicitate panis quam semper exosam ob verecundiam habui pluri- mum afficior. Duobus namque amplius mensibus spacium in via consumentes viaticum dicebat esse attenuatum vna necessitate compulsi in pagis per diem quod vesperi in oppidis ad quae» declinabamus manducaremus hostiatim quaerere necessitudine foret." 12. Kар. 16 Ovando ergo ad vicum aliquem veniebamus me mendicatum intromisit ex- pectans me ante aliam portam ad quam cum vacuus aliquando redirem mise- rabiliter me percussit dicens:" sic sic ego te mendicare vel ire propter deum docebo. Si vero quid boni adeptus eram solus totum ipse vorabat dans illud tantum quod illi de superfluo residebat. Sic enim per totum tempus quo deinceps apud eum manebam. Quin immo etiam mihi incredulus sepe os calida aqua lauare et rursus expuere42 me vogebat vt ex aqua resciret si quid pinque in mendicatione solus commedissem. Sepius enim ad verecun- diam! meam et super paruitate et teneritate mea pie mulieres mote de plateis me ad doffmums colligere et auditis miserijs et quo merore paren- tibus discessissem mihi condolentes largam vt proprijs natis refectionis impertire solebant quod ipse suspiciose vt erat coniciens minime fauebat sed quotiens hoc factum praeter eum notauerat tociens me pugnis virgisque inuadebat. 129 Kар. 17 Compellebat nimirum me per loca lutosa et lutulenta mendicare in quibus talotenus vel quandoque etiam surotenus veluti pastum calcans nec retro nec ante me quibam diuertere. Nonumquam etiam a molossis adeo terribiliter inuadebar vt nisi a succurrentibus incolis erutus fuissem sepius me credo in frusta minutatim penitus decerpsissent.h Ipse vero mendicare erubescens ne vide- licet a rusticis tanquam magnus et piger laborare nolens in mendicando deri- deretur et ne se macularet luto quod in villis tempore pluuialis aure pro- fundum agnouerat. neue vllam canum sustineret molestiam pagosk circumire per campum vel pratum sed me pertransire pro elemosina arcere consueuit Hinc autem morem incepit mor post egressum a Nuremberga et vsque ad Cadonensem bohemie ciuitatem et omni reliquo tempore quo secum quopiam pergere me contigit immitissime seruauit. In Kadona vero admanendum a schole rectoribus inuitati vacantem pro nobis cameram in bursa recepimus ad quam etiam paulopost adhuc duo wynenses beani cum suis scutonibus nobiscum Hs.: Radenense Hs.: que Hs.: ostiatim, „von Tür zu Tür“ Von „attenuatum" an ist die Stelle nicht in Ordnung. Obwohl der Sinn klar ist, wird sich eine bestimmte Emendation nicht angeben lassen. Interpunktion vom Hg. eingefügt Hs.: verecudiam g Hs.: me ad domum me colligere; Verschreibung h Hs.: decerpissent Hs.: malucaret k Hs.: pagas o b 20
Strana 21
habitare deputati sunt. per diem perago“ dum a publica lectione vel a choro mendicatione nobis vacaret in cella." per noctem vero propter frigus nos iuuenes scutones quotquot ibidem eramus in stufa supra fornacem in quodam ligneo transitu manere consueuimus. de quo cum quadam vice decidendo in somno“ et fornacem et caput grauiter lesissem. nihilominus publicam correp- tionem et quidem“ acerrimam pro damno fornacis merui accipere. Kар. 18 O quantis illic per hyemem me beanus meus vexationibus et tribulationi- bus iugiter exagitabat qui me sibi sufficientiam acquirere etiam cum mendi- cando non potuissem furtiue voluit rapere 43. De quo loco rursus per circa quadragesimam vbi difugissent' iam niues redijssent iamI/ gramen campiss nosh castellum quoddam transtulimus quod duobus dumtaxat inde miliaribus distans Camitau dicitur in quo heretici permixti cum christianis habitant. Porro ibidem paruo tempore degentes propter pestem que in dies incres- cendo fortius per domos grassabatur ad aliud quod non vltra tria vel quat- tuor miliaria aberat oppidulum nomine machssau migrauimus nullum ibi de peregrinis scholaribus praeter vnum beanum cum suo paruo scutulo ex bauaria inuenientes. Erant autem loci illius incolaei heretici bohemicok sermone vtentes paucissimis mixti catholicis habentes super dominum comi- tem“ tyranissimum et pessimum hereticum impium et immisericordem cal- lentem nigromanciam. Cuius tyrannis crudelissima ex hoc tali facto clare patuit. Habebat namque iuuenem quendam valde bone indolis pro camerario cunctis qui aduenerant gratissimum. Hic societate duorum nequam confamu- lorum seductus quadam nocte balistam et quedam parue estimationis secum deferens cum eisdem aufugit nolens amplius tanto serfuire tyranno Quod mane tyrannus percipiens mox eum sua nigromantia eodem itinere quo lon- gius iam abierat per siluestria loca reuocauit ponens insidias sibi ante nemus quod agressurus erat. 12v, 1272 Kар. 19 Captus ergo misellus atque reductus immanissimis ab eodem afficitur pla- gis et tandem in custodiam suspendendus! statim proicitur. Pro quo cum omnis populus eius rogarent obnixius: omnesque maiores terre natu et domini ciuitatesque scriberent instantissime, sed et amasia quam vnice diligebat frustra instaret venit de lumine idemn ciuitate quam ipsi sua linguan praam appellant mater propria tyrannum filium suum pro liberatione adolescentis a b e I g h i m Hs.: pergo Interpunktion vom Hg. eingefügt Hs.: summo Hs.: quidam Hs.: quantus Hs.: difigissent Horaz, Ode IV, 71 Hier fehlt wohl „in" Hs.: incoli k Hs.: behemico Hs.: suspendus aus „inde e" Hs.: ligua n 21
habitare deputati sunt. per diem perago“ dum a publica lectione vel a choro mendicatione nobis vacaret in cella." per noctem vero propter frigus nos iuuenes scutones quotquot ibidem eramus in stufa supra fornacem in quodam ligneo transitu manere consueuimus. de quo cum quadam vice decidendo in somno“ et fornacem et caput grauiter lesissem. nihilominus publicam correp- tionem et quidem“ acerrimam pro damno fornacis merui accipere. Kар. 18 O quantis illic per hyemem me beanus meus vexationibus et tribulationi- bus iugiter exagitabat qui me sibi sufficientiam acquirere etiam cum mendi- cando non potuissem furtiue voluit rapere 43. De quo loco rursus per circa quadragesimam vbi difugissent' iam niues redijssent iamI/ gramen campiss nosh castellum quoddam transtulimus quod duobus dumtaxat inde miliaribus distans Camitau dicitur in quo heretici permixti cum christianis habitant. Porro ibidem paruo tempore degentes propter pestem que in dies incres- cendo fortius per domos grassabatur ad aliud quod non vltra tria vel quat- tuor miliaria aberat oppidulum nomine machssau migrauimus nullum ibi de peregrinis scholaribus praeter vnum beanum cum suo paruo scutulo ex bauaria inuenientes. Erant autem loci illius incolaei heretici bohemicok sermone vtentes paucissimis mixti catholicis habentes super dominum comi- tem“ tyranissimum et pessimum hereticum impium et immisericordem cal- lentem nigromanciam. Cuius tyrannis crudelissima ex hoc tali facto clare patuit. Habebat namque iuuenem quendam valde bone indolis pro camerario cunctis qui aduenerant gratissimum. Hic societate duorum nequam confamu- lorum seductus quadam nocte balistam et quedam parue estimationis secum deferens cum eisdem aufugit nolens amplius tanto serfuire tyranno Quod mane tyrannus percipiens mox eum sua nigromantia eodem itinere quo lon- gius iam abierat per siluestria loca reuocauit ponens insidias sibi ante nemus quod agressurus erat. 12v, 1272 Kар. 19 Captus ergo misellus atque reductus immanissimis ab eodem afficitur pla- gis et tandem in custodiam suspendendus! statim proicitur. Pro quo cum omnis populus eius rogarent obnixius: omnesque maiores terre natu et domini ciuitatesque scriberent instantissime, sed et amasia quam vnice diligebat frustra instaret venit de lumine idemn ciuitate quam ipsi sua linguan praam appellant mater propria tyrannum filium suum pro liberatione adolescentis a b e I g h i m Hs.: pergo Interpunktion vom Hg. eingefügt Hs.: summo Hs.: quidam Hs.: quantus Hs.: difigissent Horaz, Ode IV, 71 Hier fehlt wohl „in" Hs.: incoli k Hs.: behemico Hs.: suspendus aus „inde e" Hs.: ligua n 21
Strana 22
131 captiui deprecans. Quam cum minime exaudire dignaretur ante eum ad genua procidit credens hac sua humilitate et instantia eum ad misericordiam se flecturam: quam ipse nephandissime et impyssime vt erat cum surgere nollet nisi eius precibus prius assentiret furore repletus pede tundendo a se amoueri iubebat. Qua remota et cum scandalo a loco recedente cum suis: sequenti die iuuenis suspensus est quem// innumerabilis multitudo vtriusque sexus hominum qui eum ab infancia ob innocenciam et bonos mores suos tanta cum lamentacione vsque ad patibulum subsequuta est vt quemuis corde etiam adamante duriore praeter tamen tyrannum ad commiserendum mouere possent. Qui certe et si sanguine nobilis animo tamen erat rusticissimus sicut et plures tales hodie nobiles inueniuntur qui quanto plus pro re aliqua im- petranda rogantur eo magis negando indurantur. Kар. 20 13, 13v1 Emicuit etiam in alio simili exemplo eiusdem tyrannidis crudelitas qui cocum quendam vice quadam in penu domini clam auferentem vimina (?) deprehendit et plagis affectum carcere marcipauit volens similiter de eo vltimum sumere supplicium. Pro cuius liberatione cum non homines sed etiam vrsus quem cocus ad mandatum“ domini a natiuitate educauerat instaret tandem plus bestie quam hominum improbitate motus assensu praebuit: ita tamen vt nullo humano auxilio de profundissima turri qua positus erat, sed tantum ipsius vrsi quod impossibile sibi fore videbatur industria et adiutorio extraheretur. Quod bestia quasi rationalis creaſtura intelligens ad turrim properanter cucurrit et quasi eum iam egredi et sibi ex' more cibum amministrare oporteret pedibus ac vocibus gestiendo indicauit. Miras res et grande spectaculum quod ipsum tyrannum etiam non mediocriter videre delectabat. Arripit bestia funem quo captiui extrahi solebant. supra foramen captiuitatis pendentem et quasi homo ad hoc instructus seruata junis parte partem cum clamore ad eum inijcit et vt insideat ligno pertransuersum pen- denti quatiendo funem intimauit. Quo iam sedente bestia cum omniums stupore et leticia cocum extraxit extractumque amplexans cum tripudio ad coquinam reduxit. Quod factum etsi tyrannum ipsum aliqualiter oblectasset non tamen ad omnimodam indulgentiam placitum diu retinuit. Quadam nam- que die coci infidelitatem pro qua trucidandus erat pariter ct eius liberati- onem amaro animo rememorans ne omnio voluntas eius qua hominem morti tradere decreuerat infictam praeteriret bestiam ipsam ad saltum deduci et post aliquod tempus canibus insequi mandauit. Quem cum cal/nes vt notum colludendo potius quam venando fugarent sedente ad arborem et quasi veniam manibus deprecantem inuitissime conpulsi sunt tandem venatores interficere. Hs.: flecturum Hs.: surgare von Butzbach eingefügte Abbreviatur, schwer leserlich Hs.: madatum Interpunktion v. Hg. eingefügt f Hs.: et g Hs.: omniumque a b 22
131 captiui deprecans. Quam cum minime exaudire dignaretur ante eum ad genua procidit credens hac sua humilitate et instantia eum ad misericordiam se flecturam: quam ipse nephandissime et impyssime vt erat cum surgere nollet nisi eius precibus prius assentiret furore repletus pede tundendo a se amoueri iubebat. Qua remota et cum scandalo a loco recedente cum suis: sequenti die iuuenis suspensus est quem// innumerabilis multitudo vtriusque sexus hominum qui eum ab infancia ob innocenciam et bonos mores suos tanta cum lamentacione vsque ad patibulum subsequuta est vt quemuis corde etiam adamante duriore praeter tamen tyrannum ad commiserendum mouere possent. Qui certe et si sanguine nobilis animo tamen erat rusticissimus sicut et plures tales hodie nobiles inueniuntur qui quanto plus pro re aliqua im- petranda rogantur eo magis negando indurantur. Kар. 20 13, 13v1 Emicuit etiam in alio simili exemplo eiusdem tyrannidis crudelitas qui cocum quendam vice quadam in penu domini clam auferentem vimina (?) deprehendit et plagis affectum carcere marcipauit volens similiter de eo vltimum sumere supplicium. Pro cuius liberatione cum non homines sed etiam vrsus quem cocus ad mandatum“ domini a natiuitate educauerat instaret tandem plus bestie quam hominum improbitate motus assensu praebuit: ita tamen vt nullo humano auxilio de profundissima turri qua positus erat, sed tantum ipsius vrsi quod impossibile sibi fore videbatur industria et adiutorio extraheretur. Quod bestia quasi rationalis creaſtura intelligens ad turrim properanter cucurrit et quasi eum iam egredi et sibi ex' more cibum amministrare oporteret pedibus ac vocibus gestiendo indicauit. Miras res et grande spectaculum quod ipsum tyrannum etiam non mediocriter videre delectabat. Arripit bestia funem quo captiui extrahi solebant. supra foramen captiuitatis pendentem et quasi homo ad hoc instructus seruata junis parte partem cum clamore ad eum inijcit et vt insideat ligno pertransuersum pen- denti quatiendo funem intimauit. Quo iam sedente bestia cum omniums stupore et leticia cocum extraxit extractumque amplexans cum tripudio ad coquinam reduxit. Quod factum etsi tyrannum ipsum aliqualiter oblectasset non tamen ad omnimodam indulgentiam placitum diu retinuit. Quadam nam- que die coci infidelitatem pro qua trucidandus erat pariter ct eius liberati- onem amaro animo rememorans ne omnio voluntas eius qua hominem morti tradere decreuerat infictam praeteriret bestiam ipsam ad saltum deduci et post aliquod tempus canibus insequi mandauit. Quem cum cal/nes vt notum colludendo potius quam venando fugarent sedente ad arborem et quasi veniam manibus deprecantem inuitissime conpulsi sunt tandem venatores interficere. Hs.: flecturum Hs.: surgare von Butzbach eingefügte Abbreviatur, schwer leserlich Hs.: madatum Interpunktion v. Hg. eingefügt f Hs.: et g Hs.: omniumque a b 22
Strana 23
Kаp. 21 In his omnibus et alijs quam pluribus comes tyrannidem“ suam tempore illo exercens omnibus terrori et formidini erat. Habebat namque hic consan- guineum moribus similem: qui subditos suos exactionibus nimijs et graua- minibus quottidie onerabat? et opprimebat cui tandem iusto dei iudicio de- mones castrum eius in nocte demolientes murosquee ipsius conuertentes; hoc monstrum omnium fabulis et spectaculis exposuimus" de quo etiam habes in opusculo nostro de memorabilibus synchronicis. Prope hoc castellum mons habebatur in quo occulti thesauri esse ferebantur. Quod beanus meus audiens mihi vngues parabat per quos eos videre possem, si tamen ad huc virgo essem: alioquin a demonibus suffocandus essem: Quid cum facere renuerem timens periculum quamquam nihil mihi conscius de corruptione eram minis et /' plagis crudelissime adorsus est nec tamen assensum a dissuaso ab alijs extorqueri potuit. Ad hec et similia maleficas opera quare promptum me non habuit odire cepit. 13v2 Kар. 22 Sepius etiam me cum alio consociih sui scutulo ad villas mittebat furandi aucas et gallinas gratia. In tali negotio vt studiosus et docilis essem operam dabat in addiscendisi vero literarum bonarum morumque disciplinis minime. Nescio enim si vnquam ab eo verbum latinum didicerim quoniam et ipse ignarus erat qua propter insignes scholas fugiens vbi ipse studio incumbere cogebatur. viles et ignobiles vbi a pueris ob magnitudinem doctus iudicaretur potius quaerebat quibus in hoc loco ignauie sue admodum congruus iam post longam terrarum circumlustrationem tandem offendit. Ubi cum essem linquek illius populi barbarici ignarus magis ei quam latine attendere me oportebat. Qui cum quemdam ex condiscipulis loci illius alumnum rogarem vt salutarem feminas quas frequentius men//dicans quam viros domi offendebam quedam alia turpissima verba ex nequicia docuit que cum ad quamdam virginem sororem scilicet illius nescius doli pro salutatione proferrem magna contra me iracundia commota de loco prosilijt et arrepto colo ad me diuertit qua appropin- quante nimio correptus timore de limine ianue cui adhuc insistebam retror- sum saliens etiam pullos anserum saltu quosdam conculcaui ad quod magis ipsa vsque ad insaniam ferme commota maiore iam timore correptum mox clamoribus fugientem insequebatur. Tantus me certe tunc stupor inuasit vt vbi essem non satis agnoscerem. Nesciebam etiam qua de causa tantam vir- ginis prosequutionem mihi mouisse ita quod me non alia quam sancta et honesta salutacionis verba ad eam protulisse credebam. Cui postea quam ci euasi innocentiam meam intimari feci que audita fratris nequicia in eum 14. a Hs.: tyrannidi Hs.: onorabat Hs.: muraque d Hs.: conuertentes vt monstrum o Hs.: exposiuus 1 Hs.: minis et I et plagis g Hs.: maleficia h Hs.: consociij i Hs.: adiscendis k Hs.: ligue b 23
Kаp. 21 In his omnibus et alijs quam pluribus comes tyrannidem“ suam tempore illo exercens omnibus terrori et formidini erat. Habebat namque hic consan- guineum moribus similem: qui subditos suos exactionibus nimijs et graua- minibus quottidie onerabat? et opprimebat cui tandem iusto dei iudicio de- mones castrum eius in nocte demolientes murosquee ipsius conuertentes; hoc monstrum omnium fabulis et spectaculis exposuimus" de quo etiam habes in opusculo nostro de memorabilibus synchronicis. Prope hoc castellum mons habebatur in quo occulti thesauri esse ferebantur. Quod beanus meus audiens mihi vngues parabat per quos eos videre possem, si tamen ad huc virgo essem: alioquin a demonibus suffocandus essem: Quid cum facere renuerem timens periculum quamquam nihil mihi conscius de corruptione eram minis et /' plagis crudelissime adorsus est nec tamen assensum a dissuaso ab alijs extorqueri potuit. Ad hec et similia maleficas opera quare promptum me non habuit odire cepit. 13v2 Kар. 22 Sepius etiam me cum alio consociih sui scutulo ad villas mittebat furandi aucas et gallinas gratia. In tali negotio vt studiosus et docilis essem operam dabat in addiscendisi vero literarum bonarum morumque disciplinis minime. Nescio enim si vnquam ab eo verbum latinum didicerim quoniam et ipse ignarus erat qua propter insignes scholas fugiens vbi ipse studio incumbere cogebatur. viles et ignobiles vbi a pueris ob magnitudinem doctus iudicaretur potius quaerebat quibus in hoc loco ignauie sue admodum congruus iam post longam terrarum circumlustrationem tandem offendit. Ubi cum essem linquek illius populi barbarici ignarus magis ei quam latine attendere me oportebat. Qui cum quemdam ex condiscipulis loci illius alumnum rogarem vt salutarem feminas quas frequentius men//dicans quam viros domi offendebam quedam alia turpissima verba ex nequicia docuit que cum ad quamdam virginem sororem scilicet illius nescius doli pro salutatione proferrem magna contra me iracundia commota de loco prosilijt et arrepto colo ad me diuertit qua appropin- quante nimio correptus timore de limine ianue cui adhuc insistebam retror- sum saliens etiam pullos anserum saltu quosdam conculcaui ad quod magis ipsa vsque ad insaniam ferme commota maiore iam timore correptum mox clamoribus fugientem insequebatur. Tantus me certe tunc stupor inuasit vt vbi essem non satis agnoscerem. Nesciebam etiam qua de causa tantam vir- ginis prosequutionem mihi mouisse ita quod me non alia quam sancta et honesta salutacionis verba ad eam protulisse credebam. Cui postea quam ci euasi innocentiam meam intimari feci que audita fratris nequicia in eum 14. a Hs.: tyrannidi Hs.: onorabat Hs.: muraque d Hs.: conuertentes vt monstrum o Hs.: exposiuus 1 Hs.: minis et I et plagis g Hs.: maleficia h Hs.: consociij i Hs.: adiscendis k Hs.: ligue b 23
Strana 24
vindictam conuertit. Hine ex his que tunc didici ydeoma a leuibus personis discere nolui timens proprio corio“ et pelli. 142 14v Kap. 23 Ritum ibi et alibi hereticorum in ecclesia non bene aduerti dum/ etate puta duodennis (!) plus de pulte quo ventrem quottidie saciarem sollicitus quam de fide et heresi eorum mentem occuparem. Hoc tamen retinui quod vnum dumtaxat sacerdotem totum illud opidum habebat qui eis per rara alias quam dominicis diebus officium misse et sermonem faciebat atque annuatim et necessitatis tempore sacramentum amministrabat quem prope ecclesiam morantem et vitam suam satis pauperem et austeram agentem suum vocita- bant pastorem: quemue nil practer quam necessitas in victu et amictu postu- labat pro se et annosissima vidua quam loco ancille habebat possidere per- mittebant. De hoc loco tandem superuenienti peste fugati rursus nos ad teu- toniam conuertimus in oppido Egrensi si locus in bursa vacaret perhiemare cupientes: ad quod tendentes in via termas mirabiles et famosissimas sub domino comitum schlicenseum45 quinque miliaribus ab Egra et vno a castello comitum quod cubitum proprie elnbogen appellatur distantes inuenimus in quibus balneantes duas aut tres hebdomadas“ fecimus: Postea ceptum ex- plentes iter ad Egrenses scholas admissi sumus sed Il et vterque nostrum diuitum puerorum pedagogi effecti. Kap. 24 14V2 Beanus vero quantum" ad suam talem fortunam gauisus est. de mea autem que sua paulo pinquior visa est de inuidia multum contristatus. Dicebat namque. Non est equum vt tu scuto tam scito in peregrinis partibus exaltatus meliores dies me habeas. Vnde cum iam pro mendicatione meo ministerio non egeret accepto remunerationis quodam beneficio duobus quibus mendi- carem per totum hyemem magnis beanis me tradidit. Quod cum puero mihi commisso essem conquestus et ipse parentibus vt cum puero quottidie domum redirem eosque missoss facerem ab eis animabar. Quod cum prohibicionem beani mei aliquoties agere temtassem quadam vice post nostrum exitum a scholis de itinere me rapiens ad cellamque eorum trahens cum eisdem spolia- tum vestibus nudum per totum corpus crudeliter diutissime virgis cecidit. ligatumque et clausum in camera magnis frigoribus vsque in crastinum iacere permisit. Mane eidem querenti an iam illorum famulatui me dare vellem aiebam/ libenter. Solutum ergo diris minis et exsecrationibus me illis commendabat et rursus ad suum hospicium abijt. Kap. 25 Pver vero mane solus ad scholas reuersus cum a me didicisset que acta crant mecum parentibus mox indicare studuit ad quorum iussionem vesperi a b Hs.: corie Hs.: pelle Hs.: nelbogen Hs.: ebdomidas Hs.: pedagagi ſ Hs.: quantam g Hs.: iussos 24
vindictam conuertit. Hine ex his que tunc didici ydeoma a leuibus personis discere nolui timens proprio corio“ et pelli. 142 14v Kap. 23 Ritum ibi et alibi hereticorum in ecclesia non bene aduerti dum/ etate puta duodennis (!) plus de pulte quo ventrem quottidie saciarem sollicitus quam de fide et heresi eorum mentem occuparem. Hoc tamen retinui quod vnum dumtaxat sacerdotem totum illud opidum habebat qui eis per rara alias quam dominicis diebus officium misse et sermonem faciebat atque annuatim et necessitatis tempore sacramentum amministrabat quem prope ecclesiam morantem et vitam suam satis pauperem et austeram agentem suum vocita- bant pastorem: quemue nil practer quam necessitas in victu et amictu postu- labat pro se et annosissima vidua quam loco ancille habebat possidere per- mittebant. De hoc loco tandem superuenienti peste fugati rursus nos ad teu- toniam conuertimus in oppido Egrensi si locus in bursa vacaret perhiemare cupientes: ad quod tendentes in via termas mirabiles et famosissimas sub domino comitum schlicenseum45 quinque miliaribus ab Egra et vno a castello comitum quod cubitum proprie elnbogen appellatur distantes inuenimus in quibus balneantes duas aut tres hebdomadas“ fecimus: Postea ceptum ex- plentes iter ad Egrenses scholas admissi sumus sed Il et vterque nostrum diuitum puerorum pedagogi effecti. Kap. 24 14V2 Beanus vero quantum" ad suam talem fortunam gauisus est. de mea autem que sua paulo pinquior visa est de inuidia multum contristatus. Dicebat namque. Non est equum vt tu scuto tam scito in peregrinis partibus exaltatus meliores dies me habeas. Vnde cum iam pro mendicatione meo ministerio non egeret accepto remunerationis quodam beneficio duobus quibus mendi- carem per totum hyemem magnis beanis me tradidit. Quod cum puero mihi commisso essem conquestus et ipse parentibus vt cum puero quottidie domum redirem eosque missoss facerem ab eis animabar. Quod cum prohibicionem beani mei aliquoties agere temtassem quadam vice post nostrum exitum a scholis de itinere me rapiens ad cellamque eorum trahens cum eisdem spolia- tum vestibus nudum per totum corpus crudeliter diutissime virgis cecidit. ligatumque et clausum in camera magnis frigoribus vsque in crastinum iacere permisit. Mane eidem querenti an iam illorum famulatui me dare vellem aiebam/ libenter. Solutum ergo diris minis et exsecrationibus me illis commendabat et rursus ad suum hospicium abijt. Kap. 25 Pver vero mane solus ad scholas reuersus cum a me didicisset que acta crant mecum parentibus mox indicare studuit ad quorum iussionem vesperi a b Hs.: corie Hs.: pelle Hs.: nelbogen Hs.: ebdomidas Hs.: pedagagi ſ Hs.: quantam g Hs.: iussos 24
Strana 25
cum puero ad domum rediens ipsis oppido condolentibus plenius“ exposui. Qui intra domum me iubentes manere videre voluerunt quid sequeretur. Beanus autem cum ex queremonijs illorum conbeanorum suorum quibus me quasi vendiderat tum eciam ex absentacione hoc agnoscens cum cruce (!) sequenti mane ad domum venit comitante se scutorum et beanorum non paruo nu- mero. Quibus iam domum intrantibus et per gradus ad superius pauimentum vbi manebamus ascendentibus: pater cum armis obuius fit et instar ceci desuper percuciendo cos territos omnes de domo et atrio suo pepulit et vt hoc amplius non presumerent minabundus persuasit. Denique post hec quid miserrimus ego agerem non satis sciebam cum ammodo nec ad scholas nec missus pro negotio alicubi ante fores dolſmus tuto ire ausus essem. Man- dauerat enim per internuncium mihi beani mei se totum me discerpturum vbicumque ab eis diffenderer (!). Quorum timore correptus et ipsos et scholas renunciavi ac clam de ciuitate fugiens ad termas iterum properaui vbi ipsis ignorantibus vsque ad vernale tempus quo a quodam nobilei bohemio raptus fui balneantibus hospitibus in quodam hospicio seruiui. Sicque miserrime a scholis recedere et studium litterarum derelinquere ex beani crudelitate demum conpulsus tantam eius in me tam diligenter a parentibus commissum impietatem diutius ferre non valens. Neuter nostrum alterius faciem interea temporis vidit nec quo peruenerit vnquam recognouit. Porro duos scholares internus reperi qui dudum mecum in kadanensi bursa intra vnam cameram habitarent qui beanos suos ob commissum furtum in quodam loco suspendio interemptos dicebant. Neforte et meo simile quid acciderite tunc dubitabam. Quod si ita sibi quid nolim euenit a patre suo propter furtum nobiscum suspenso minime/ degenerauit. Audiui tamen eum post meum discessum prope ciuitatem quadam vice nostram venisse sed ob verecundiam de sus- penso patre et mei perdicione non intrasse. Ad quem cum secreto vocati exi- rent amici et nostri percipientes exiere et vbi me dimisisset instanter in- quirere ceperunt. Quibus cum nil quod veritati consonum esset respondere posset videretque nimium sese obrui confusus quantocius ab eis recessit et vsque in hodiernum diem in terra nostra nusquam interea comparuit. Ecce iam habes miseriam quantamd a septennii etatis mee tempore usque in annum perpessus sum duodecimum sub ferula ludi magistrorum et quantam mihi iste beanus asuinus iuxta parentum sollicitam commissionem per anti- phrasim inter alienos constituto prestitit fidelitatem. Ignoscat illi omnipotens deus que tam pessime circa me egit Amen. Buch 2, Kap. 1 15. 15, Postquam charissime philippe de scholasticali meo statu quem sub illo beano grossissimo asino dudum citra montes bohemie deposueram pluribus tum breuitatibus gratia pretermissus summatim te instruxerim: nunc ad quem vltra ipsius montes quasi in centro hereticorum positus deuenerim huius itinerarij nostri secundus liber tibi breuius explicare habebit. De super memoratis itaque termis a quodam vt dixi bohemio nobili clanculum a 15v. Hs.: plenus Hs.: suspendium Hs.: accidit Hs.: ipsam 25
cum puero ad domum rediens ipsis oppido condolentibus plenius“ exposui. Qui intra domum me iubentes manere videre voluerunt quid sequeretur. Beanus autem cum ex queremonijs illorum conbeanorum suorum quibus me quasi vendiderat tum eciam ex absentacione hoc agnoscens cum cruce (!) sequenti mane ad domum venit comitante se scutorum et beanorum non paruo nu- mero. Quibus iam domum intrantibus et per gradus ad superius pauimentum vbi manebamus ascendentibus: pater cum armis obuius fit et instar ceci desuper percuciendo cos territos omnes de domo et atrio suo pepulit et vt hoc amplius non presumerent minabundus persuasit. Denique post hec quid miserrimus ego agerem non satis sciebam cum ammodo nec ad scholas nec missus pro negotio alicubi ante fores dolſmus tuto ire ausus essem. Man- dauerat enim per internuncium mihi beani mei se totum me discerpturum vbicumque ab eis diffenderer (!). Quorum timore correptus et ipsos et scholas renunciavi ac clam de ciuitate fugiens ad termas iterum properaui vbi ipsis ignorantibus vsque ad vernale tempus quo a quodam nobilei bohemio raptus fui balneantibus hospitibus in quodam hospicio seruiui. Sicque miserrime a scholis recedere et studium litterarum derelinquere ex beani crudelitate demum conpulsus tantam eius in me tam diligenter a parentibus commissum impietatem diutius ferre non valens. Neuter nostrum alterius faciem interea temporis vidit nec quo peruenerit vnquam recognouit. Porro duos scholares internus reperi qui dudum mecum in kadanensi bursa intra vnam cameram habitarent qui beanos suos ob commissum furtum in quodam loco suspendio interemptos dicebant. Neforte et meo simile quid acciderite tunc dubitabam. Quod si ita sibi quid nolim euenit a patre suo propter furtum nobiscum suspenso minime/ degenerauit. Audiui tamen eum post meum discessum prope ciuitatem quadam vice nostram venisse sed ob verecundiam de sus- penso patre et mei perdicione non intrasse. Ad quem cum secreto vocati exi- rent amici et nostri percipientes exiere et vbi me dimisisset instanter in- quirere ceperunt. Quibus cum nil quod veritati consonum esset respondere posset videretque nimium sese obrui confusus quantocius ab eis recessit et vsque in hodiernum diem in terra nostra nusquam interea comparuit. Ecce iam habes miseriam quantamd a septennii etatis mee tempore usque in annum perpessus sum duodecimum sub ferula ludi magistrorum et quantam mihi iste beanus asuinus iuxta parentum sollicitam commissionem per anti- phrasim inter alienos constituto prestitit fidelitatem. Ignoscat illi omnipotens deus que tam pessime circa me egit Amen. Buch 2, Kap. 1 15. 15, Postquam charissime philippe de scholasticali meo statu quem sub illo beano grossissimo asino dudum citra montes bohemie deposueram pluribus tum breuitatibus gratia pretermissus summatim te instruxerim: nunc ad quem vltra ipsius montes quasi in centro hereticorum positus deuenerim huius itinerarij nostri secundus liber tibi breuius explicare habebit. De super memoratis itaque termis a quodam vt dixi bohemio nobili clanculum a 15v. Hs.: plenus Hs.: suspendium Hs.: accidit Hs.: ipsam 25
Strana 26
15v2 16, ab hospite suo raptus ad interiores regni non tamen adhuc vltra montanas partes raptus fui. Apud quem in quodam suo praediolo quod Siguloua dic- tum erat satis bene habens terre illius lingua loqui pariter et equitare breui tempore didici. Que iam sufficienter satis callens a quodam eius amico nobili17 sed pessimo heretico ex oppido Ludicensi petitus et impetratus ad prefatum oppidum ablatus sum. Qui cum quamdam diuitem sed ob senium postea inuidiosam duxisset vxorem ad procandum me sibi iuuenculas de prioris domini mei curia et villagio primo blandis/ verbis deinde nolentem minis et verberibus in illicitum amorem suum vrgere nisus est“s. Sed cum diu frustra laborasset vt me sic ad copulationum negotium induceret vestes meliores quas mecum illuc detuleram surripuit et inclusit non mihi eas restituendas esse quam quas peteret ancillas ad forum singulis hebdomadis de villa venientes in consensum suum pelexissem. At eo paterne monitionis non immemor qua a malis huiusmodi me cauere preceperat incestum homi- nes cum vestibus meis reliqui de medio prauissimorum hereticorum rursus ad priorem domicellum fugiens. A quo blande susceptus et retentus fui exposita ei effugij causa. Paruo autem tempore elapso rursus cuidam altero eum obnixius roganti dono datus sum a quo propter difficilitatem laboris (1) qui apud eum plus in venatione quam equitacione abundabant post dimidium annum rursus aufugiens ad priorem meme contuli. Cum quo quadam die ad oppidum" equitans de quo ad illum refugeram cum alterius domini iram nimium timerem me in hospicio abscondi. A quo tandem// repertus nil se mihi facturum vestesque mihi restituere pollicebatur si ei caudam illi equo quem mihi in quodam stallo demonstraret alligatam' furarique vellem. Illud cum aliquamdiu patrare trepidarem timore tamen ipsius et vestium amore deuictus quod petierat feci. licet maxime timerem a superuenienti domino equi vel ipsius domus habitatoribus deprehendi. Qua iam ablata sibique do- nata et vestes rursus merui recipere et eum vlterius placatum habere. Inde tamen in conscientia remorsum suideresios (?) habui vnde contra domini mandatum et vltimam patris erudiciones hominem peccatorem peccator furtu reconciliare non extimui. Apud istum ergo priorem domicellum qui de neglecto scholastico militarem sibi iuuenem de termis rapuerat alternatis vicibus duobus annis habitans que et qualia mihi alia contigere interim aduersa prout potero paucis reserabo. Kap. 2 50 16, Hic aliquando procul recedens me secum accepit aliquando etiam domi dimisit. Quodam vero tempore cum solito paulo diutius aduentum tardaret suum me domi/ relicto cum famulo et duabus famulabus: famulus nequam homo vt voluptatem suam me nescio cum ancillis me ad pascendum vaccas coegit. Quod equidem villam fautores mei factum inter se culpantes satis egre tulere decernentes trupham ipsius adueniente domino quantocius rela- turos. Quorum minas ipse praecipiens et me vaccas pascere compellebat: et cum ancilla ad vaccas aliquando deputata sed tunc pro nequicijs suis explendis domi reseruata turpius in voluptate vixit et gallinas et anseres“ a b e d Hs.: montanes Lücke, zu ergänzen ist wohl „solvere“ verderbt, Hs.: periupendens Hs.: anceres 26
15v2 16, ab hospite suo raptus ad interiores regni non tamen adhuc vltra montanas partes raptus fui. Apud quem in quodam suo praediolo quod Siguloua dic- tum erat satis bene habens terre illius lingua loqui pariter et equitare breui tempore didici. Que iam sufficienter satis callens a quodam eius amico nobili17 sed pessimo heretico ex oppido Ludicensi petitus et impetratus ad prefatum oppidum ablatus sum. Qui cum quamdam diuitem sed ob senium postea inuidiosam duxisset vxorem ad procandum me sibi iuuenculas de prioris domini mei curia et villagio primo blandis/ verbis deinde nolentem minis et verberibus in illicitum amorem suum vrgere nisus est“s. Sed cum diu frustra laborasset vt me sic ad copulationum negotium induceret vestes meliores quas mecum illuc detuleram surripuit et inclusit non mihi eas restituendas esse quam quas peteret ancillas ad forum singulis hebdomadis de villa venientes in consensum suum pelexissem. At eo paterne monitionis non immemor qua a malis huiusmodi me cauere preceperat incestum homi- nes cum vestibus meis reliqui de medio prauissimorum hereticorum rursus ad priorem domicellum fugiens. A quo blande susceptus et retentus fui exposita ei effugij causa. Paruo autem tempore elapso rursus cuidam altero eum obnixius roganti dono datus sum a quo propter difficilitatem laboris (1) qui apud eum plus in venatione quam equitacione abundabant post dimidium annum rursus aufugiens ad priorem meme contuli. Cum quo quadam die ad oppidum" equitans de quo ad illum refugeram cum alterius domini iram nimium timerem me in hospicio abscondi. A quo tandem// repertus nil se mihi facturum vestesque mihi restituere pollicebatur si ei caudam illi equo quem mihi in quodam stallo demonstraret alligatam' furarique vellem. Illud cum aliquamdiu patrare trepidarem timore tamen ipsius et vestium amore deuictus quod petierat feci. licet maxime timerem a superuenienti domino equi vel ipsius domus habitatoribus deprehendi. Qua iam ablata sibique do- nata et vestes rursus merui recipere et eum vlterius placatum habere. Inde tamen in conscientia remorsum suideresios (?) habui vnde contra domini mandatum et vltimam patris erudiciones hominem peccatorem peccator furtu reconciliare non extimui. Apud istum ergo priorem domicellum qui de neglecto scholastico militarem sibi iuuenem de termis rapuerat alternatis vicibus duobus annis habitans que et qualia mihi alia contigere interim aduersa prout potero paucis reserabo. Kap. 2 50 16, Hic aliquando procul recedens me secum accepit aliquando etiam domi dimisit. Quodam vero tempore cum solito paulo diutius aduentum tardaret suum me domi/ relicto cum famulo et duabus famulabus: famulus nequam homo vt voluptatem suam me nescio cum ancillis me ad pascendum vaccas coegit. Quod equidem villam fautores mei factum inter se culpantes satis egre tulere decernentes trupham ipsius adueniente domino quantocius rela- turos. Quorum minas ipse praecipiens et me vaccas pascere compellebat: et cum ancilla ad vaccas aliquando deputata sed tunc pro nequicijs suis explendis domi reseruata turpius in voluptate vixit et gallinas et anseres“ a b e d Hs.: montanes Lücke, zu ergänzen ist wohl „solvere“ verderbt, Hs.: periupendens Hs.: anceres 26
Strana 27
insuper pro explenda sua ingluuie clam rusticis rapuit. statuens in animo suo quid superuenienti iam quandoque domino fugam iniret quemadmodum et ipsa nocte qua aduenerat dominus clandestine fecit. Alio quoque tempore cum ilerum domi me mannente et alio seruo recessisset longius cum alijs quasi simile quid contigit. Seruus namque nequam et infidelis domini sui promptuariums effringens quedam inde abstulit atque recessit. Que quidem ut' non se sed potius me abstulisse dominus crederet amigdalas et ficus quas de eadem accipiebat mihi ad manduſſcandum tradidit. Quas incautus sine suspicione mali inde futuri vlpote mihi communicatas publice comedens quasi ipse surripuissem postea a domino correctionem recepi“ acerrimam dum pro tali facto me nudum per mensam extendens tentum a quattuor rusticis tantisper virgis caederet donec sanguis vndique per cutem prorumperet. 16v. Kap. 3 Apud eundem quoque hyemis tempore ex frigore equitando ita obrigui vt quasi de morti propinqui vita“ omnes iam desperarent. Ibidem etiam curri- sares renuens quodh nondum didiceram ab codem domicello virgis me se- quenti et fortiter caedenti sepius miserabiliter afflictus sum et nondum equi- tare perfecte valens ab equis sternitantibusi deiectus et vsque ad mortem calcatus: et ab ipso domicello me natare docente crebrius in profundissimum viuarium cadere permissus ferme submersus fui. Postea vero omni familia sua dimissa me solum idem retinuit et profectus ad dominum cuiusdem serui- cium mihi solo castrum custodiendum et vnum reliquit equum superinten- dentibus tamen e quibusdam rusticis prius/ positis. Post cuius recessum qualem tunc vitam per tres menses cum rusticis quasi agnus inter lupos positus duxerim longum foret enarrare. Reuersus rursus dominus et ab ami- cis gaudenter exceptus et visitatus cuidam eorum nomine pan shefforsyt1 fortiter pro me instanti quasi pro munisculum quoddam dono dedit. Cum quo ad penitiores partes bohemie profectus ad castrum vbi eius parentes habi- tabant heretice prauitatis sectatores studiosissimi quod in comitatu domini henrici de dagoff52 non longe a castro potersburgh versus oppidum quod rackoffningk dicitur est situm et zoschek5s nominatum. Hic raro domi mane- bat sed vel in regis vel alicuius domini curia cum duobus aut tribus equis seruiebat. Reliqui autem eius fratres non ita equestres erant sed domi iugiter venationi intenti cum patre in cultura etiam terre et pecorum nutricione magis delectabantur. Hinc iam me adepto mox etiam cum famulo sese ad curiam eiusdemk domini proficisci disponit ad quam tendentes senex mater ex recessu nimium tristificata ante castrum quam diu videre nos// potuit legendo quasdam supersticiosas super nos benedictiones lugubris sequitur. 16v2 171 a Hs.: prumptuarium Hs.: quidem non Hs.: incautos Fertig, a. a. O., accepi Hs.: vite Hs.: desperaret. g Hs.: corisare h Hs.: quid i Fertig, a. a. O., sternicantibus k Hs.: cuiusdem b 27
insuper pro explenda sua ingluuie clam rusticis rapuit. statuens in animo suo quid superuenienti iam quandoque domino fugam iniret quemadmodum et ipsa nocte qua aduenerat dominus clandestine fecit. Alio quoque tempore cum ilerum domi me mannente et alio seruo recessisset longius cum alijs quasi simile quid contigit. Seruus namque nequam et infidelis domini sui promptuariums effringens quedam inde abstulit atque recessit. Que quidem ut' non se sed potius me abstulisse dominus crederet amigdalas et ficus quas de eadem accipiebat mihi ad manduſſcandum tradidit. Quas incautus sine suspicione mali inde futuri vlpote mihi communicatas publice comedens quasi ipse surripuissem postea a domino correctionem recepi“ acerrimam dum pro tali facto me nudum per mensam extendens tentum a quattuor rusticis tantisper virgis caederet donec sanguis vndique per cutem prorumperet. 16v. Kap. 3 Apud eundem quoque hyemis tempore ex frigore equitando ita obrigui vt quasi de morti propinqui vita“ omnes iam desperarent. Ibidem etiam curri- sares renuens quodh nondum didiceram ab codem domicello virgis me se- quenti et fortiter caedenti sepius miserabiliter afflictus sum et nondum equi- tare perfecte valens ab equis sternitantibusi deiectus et vsque ad mortem calcatus: et ab ipso domicello me natare docente crebrius in profundissimum viuarium cadere permissus ferme submersus fui. Postea vero omni familia sua dimissa me solum idem retinuit et profectus ad dominum cuiusdem serui- cium mihi solo castrum custodiendum et vnum reliquit equum superinten- dentibus tamen e quibusdam rusticis prius/ positis. Post cuius recessum qualem tunc vitam per tres menses cum rusticis quasi agnus inter lupos positus duxerim longum foret enarrare. Reuersus rursus dominus et ab ami- cis gaudenter exceptus et visitatus cuidam eorum nomine pan shefforsyt1 fortiter pro me instanti quasi pro munisculum quoddam dono dedit. Cum quo ad penitiores partes bohemie profectus ad castrum vbi eius parentes habi- tabant heretice prauitatis sectatores studiosissimi quod in comitatu domini henrici de dagoff52 non longe a castro potersburgh versus oppidum quod rackoffningk dicitur est situm et zoschek5s nominatum. Hic raro domi mane- bat sed vel in regis vel alicuius domini curia cum duobus aut tribus equis seruiebat. Reliqui autem eius fratres non ita equestres erant sed domi iugiter venationi intenti cum patre in cultura etiam terre et pecorum nutricione magis delectabantur. Hinc iam me adepto mox etiam cum famulo sese ad curiam eiusdemk domini proficisci disponit ad quam tendentes senex mater ex recessu nimium tristificata ante castrum quam diu videre nos// potuit legendo quasdam supersticiosas super nos benedictiones lugubris sequitur. 16v2 171 a Hs.: prumptuarium Hs.: quidem non Hs.: incautos Fertig, a. a. O., accepi Hs.: vite Hs.: desperaret. g Hs.: corisare h Hs.: quid i Fertig, a. a. O., sternicantibus k Hs.: cuiusdem b 27
Strana 28
Multis quippe supersticionibus illudentur bohemi quibus et ego ex eorum persuasione factus aliquotiens ab infirmitatibus liberatus fui. Kap. 4 172 Semel namque vuulam in collo patiens ad quamdam turpissimam vetulam deductus sum que pollicem cum luridissimo vnque auri meo imponens atque per linquam voluens altera manu capiti imposita aliquandiu benedicendo nescio quid secum murmurabat. Quo finito tale dedit remedium. Poculo in- quit tuo si sanari volueris impones tria integra quernia folia rupturis vel laribus carentia et partem pectinis qua vermes capitis capiuntur et tres fusas per extremitates suas quibus a digitis nentium torquentur. Postea vbi per diem et noctem poculum ita paratum steterit de eo sub firma spe curationis tam diu bibes quam diu vinilem dolorem sentieris; addebat eciam quotiens post acquisitam curationem rursus eius molestiam sentirem mox tribus vicibus proprium pollicem ori imponerem et hec et hec verba que tunc docuit vertendo ipsum/ dicerem. Quibus omnibus miser credulus et tunc post poculo aliquid haustus curatus et ex hinc quotiens se moueri de loco cepit vt eram instructus statim cum repressi. Aliquando etiam a jebribus correptus cum longo tempore diuersis remedijs curari non ita possem quin post paucos dies rediret assumptus ab ipsa domicella ante solis ortum iam in aurora et foris in campum ductus sum que mecum ibi silicem ascendens praemissa multa benedictione et contra febres exprobatione tandem corticem de arbore ipsa scindens circum nudum ligauit ventrem quo sic tribus diebus et noctibus ligatus postea cortice quasi cum febribus in ignem proiecto curatus sum et tamdiu vtriusque dicte infirmitatis molestiam deinceps non sensi donec a confessoribus dauentrie catholice informatus fidem ampliorem talibus supersticionibus adhibere contempsi. Exinde vero usque in hodiernum diem dicte infirmitates sepius inuaserunt me quasi tempus sui discessus cele- brantes anniuersarium. Kap. 5 Nos autem ita a matris benedictionibus contra aduersitates itineris munitos 17vi nos creffdentes ad nemorosos" peruenimus montes5 qui pertransuersum tria vel quattuor habentes miliaria totum bohemorum orbem quasi circulus cen- trum circumdant vndique. Qui intra se nucleum bohemice terre tam in latitudine quam in longitudine per triginta miliariorum spacium continentes pleni referti sunt latronibus. Per quos iam pergentes cum instructis balistis domicellus ad me ait: Ad tergum me sequere. Si forte latronum insidias secus viam notaueris mihi quantocius innuas et circa jugientem vel subsis- tentem te teneas. Quibus iam intrantibus mox latrones sequuntur videnterque per speluncas et dumeta instar ceruorum (?)“ nigris capitibus se erigere atque fistulando sese contra nos conuocare. Quos percipientes pernicissimo cursu fugimus per medium currentes miliare equis sudore spumantibus. quos iam lentiori gradu refrigerantes ecce vnum de latronibus obuium aspicimus „ b e Interpunktion v. Hg. eingefügt. Hs.: nemorosas Interpunktion v. Hg. eingefügt Hs.: curuorum Hs.: acquirimus 28
Multis quippe supersticionibus illudentur bohemi quibus et ego ex eorum persuasione factus aliquotiens ab infirmitatibus liberatus fui. Kap. 4 172 Semel namque vuulam in collo patiens ad quamdam turpissimam vetulam deductus sum que pollicem cum luridissimo vnque auri meo imponens atque per linquam voluens altera manu capiti imposita aliquandiu benedicendo nescio quid secum murmurabat. Quo finito tale dedit remedium. Poculo in- quit tuo si sanari volueris impones tria integra quernia folia rupturis vel laribus carentia et partem pectinis qua vermes capitis capiuntur et tres fusas per extremitates suas quibus a digitis nentium torquentur. Postea vbi per diem et noctem poculum ita paratum steterit de eo sub firma spe curationis tam diu bibes quam diu vinilem dolorem sentieris; addebat eciam quotiens post acquisitam curationem rursus eius molestiam sentirem mox tribus vicibus proprium pollicem ori imponerem et hec et hec verba que tunc docuit vertendo ipsum/ dicerem. Quibus omnibus miser credulus et tunc post poculo aliquid haustus curatus et ex hinc quotiens se moueri de loco cepit vt eram instructus statim cum repressi. Aliquando etiam a jebribus correptus cum longo tempore diuersis remedijs curari non ita possem quin post paucos dies rediret assumptus ab ipsa domicella ante solis ortum iam in aurora et foris in campum ductus sum que mecum ibi silicem ascendens praemissa multa benedictione et contra febres exprobatione tandem corticem de arbore ipsa scindens circum nudum ligauit ventrem quo sic tribus diebus et noctibus ligatus postea cortice quasi cum febribus in ignem proiecto curatus sum et tamdiu vtriusque dicte infirmitatis molestiam deinceps non sensi donec a confessoribus dauentrie catholice informatus fidem ampliorem talibus supersticionibus adhibere contempsi. Exinde vero usque in hodiernum diem dicte infirmitates sepius inuaserunt me quasi tempus sui discessus cele- brantes anniuersarium. Kap. 5 Nos autem ita a matris benedictionibus contra aduersitates itineris munitos 17vi nos creffdentes ad nemorosos" peruenimus montes5 qui pertransuersum tria vel quattuor habentes miliaria totum bohemorum orbem quasi circulus cen- trum circumdant vndique. Qui intra se nucleum bohemice terre tam in latitudine quam in longitudine per triginta miliariorum spacium continentes pleni referti sunt latronibus. Per quos iam pergentes cum instructis balistis domicellus ad me ait: Ad tergum me sequere. Si forte latronum insidias secus viam notaueris mihi quantocius innuas et circa jugientem vel subsis- tentem te teneas. Quibus iam intrantibus mox latrones sequuntur videnterque per speluncas et dumeta instar ceruorum (?)“ nigris capitibus se erigere atque fistulando sese contra nos conuocare. Quos percipientes pernicissimo cursu fugimus per medium currentes miliare equis sudore spumantibus. quos iam lentiori gradu refrigerantes ecce vnum de latronibus obuium aspicimus „ b e Interpunktion v. Hg. eingefügt. Hs.: nemorosas Interpunktion v. Hg. eingefügt Hs.: curuorum Hs.: acquirimus 28
Strana 29
habentem ad dextrum latus longum gladium et ad sinistrum breuius sed latius accinctum“ atque in dorso sub cingulo bipennem triaccumatam" et in humeris magnum cassidolabrum gerentem. In quem dirigentes iacula donec de via cederet: Audientesque eum multis fistulacionibus quibusdam conuocare consocios. Tunc quasi nobis incepissete in cursum velocissimum iterum/ nos dedimus calcaria non cessantes mouere quoad equis vires suppetabant (!) 17v, Kap. 6 Qualiter aliquotiens fugati tandem salui euasimus et reliquum iter prospere carpentes vsque ad principaliorem regni ciuitatem quam praam id est limen sua lingua vocant deuenimus que castro regio5s in quo sanctus wentzeslaus quiescit insignis habetur, diuiditurque in partes tres quas multauia fluuius interlabitur. Quelibet vero pars muro" ab alia diuisa pro vna ciuitate est. Omnes tamen quattuor vnam praam efficiunt. Est enim noua ciuitas et vetus“ quas heretici tantum incolunt. est et paruum latus trans flumen cum castro et ciuitatis parte positum quid christianir habitant. Rex5 autem qui et hun- garie et morauie marchionatum iam possidet christianissimus est quem qua- dam vice ad conuiuium heretici inuitantes fere extinxissents ni vnus ex eis sibi magis fidelis descendenti iam mox per litteras fraudem eorum detexisset Hec ciuitas vt bohemice narrant historie paulopost tempora abrahe sicut et treuerorum et vangionum inicium habuit regumh et pontificumi iam existens honesta sedes In eius minore parte que colli iungitur in quo regis sita est habitacio sancti viti augustum pontificale templum habetur. Vetus quod et maius latus// dicitur in plano iacet tota magnificis edificijs mirabiliter exornata ex quibus pretorium forumque ac curia lata atque collegium a ca- rolo quartok fundata magis supereminent Junguntur hec duo ciuitatis latera lapideo ponte quattuor et viginti arcubus protenso. Maius vero latus pro- funda segregat fossa vtrumque muris munita cuius altera pars,m que noua ciuitas dicitur,n vsque ad collis sua amplitudine et longitudine protenditur in quibus memoria sancte Catherine et caroli magni celebris cernitur. et in 30 colle in arcis modum protenditur: in quibus solemne collegium57 habetur5s. 181 Kар. 7 Hec vrbs cum regno suo olim in magna gloria religionis et potencie maiestate fuisse perhibetur. Siquidem vt legimus nullum europe tam multis el tam ornatis templis refertum fuit sicut bohemia.° Templa olim in celum a k m n o Hs.: accinctu anscheinend eine Doppelaxt mit einer Spitze am Stiel; in Form einer Hellebarde etwa. verderbt? Hs.: murum Hs.: veta Hs.: christianum g Hs.: extixissent li Hs.: regnum (vgl. Schedel in Anm. 34) Hs.: pontificium (vgl. Schedel in Anm. 34) Hs.: quattuor Hs.: protense Interpunktion v. Hg. eingefügt Interpunktion v. Hg. eingefügt Hs.: bohemiam 29
habentem ad dextrum latus longum gladium et ad sinistrum breuius sed latius accinctum“ atque in dorso sub cingulo bipennem triaccumatam" et in humeris magnum cassidolabrum gerentem. In quem dirigentes iacula donec de via cederet: Audientesque eum multis fistulacionibus quibusdam conuocare consocios. Tunc quasi nobis incepissete in cursum velocissimum iterum/ nos dedimus calcaria non cessantes mouere quoad equis vires suppetabant (!) 17v, Kap. 6 Qualiter aliquotiens fugati tandem salui euasimus et reliquum iter prospere carpentes vsque ad principaliorem regni ciuitatem quam praam id est limen sua lingua vocant deuenimus que castro regio5s in quo sanctus wentzeslaus quiescit insignis habetur, diuiditurque in partes tres quas multauia fluuius interlabitur. Quelibet vero pars muro" ab alia diuisa pro vna ciuitate est. Omnes tamen quattuor vnam praam efficiunt. Est enim noua ciuitas et vetus“ quas heretici tantum incolunt. est et paruum latus trans flumen cum castro et ciuitatis parte positum quid christianir habitant. Rex5 autem qui et hun- garie et morauie marchionatum iam possidet christianissimus est quem qua- dam vice ad conuiuium heretici inuitantes fere extinxissents ni vnus ex eis sibi magis fidelis descendenti iam mox per litteras fraudem eorum detexisset Hec ciuitas vt bohemice narrant historie paulopost tempora abrahe sicut et treuerorum et vangionum inicium habuit regumh et pontificumi iam existens honesta sedes In eius minore parte que colli iungitur in quo regis sita est habitacio sancti viti augustum pontificale templum habetur. Vetus quod et maius latus// dicitur in plano iacet tota magnificis edificijs mirabiliter exornata ex quibus pretorium forumque ac curia lata atque collegium a ca- rolo quartok fundata magis supereminent Junguntur hec duo ciuitatis latera lapideo ponte quattuor et viginti arcubus protenso. Maius vero latus pro- funda segregat fossa vtrumque muris munita cuius altera pars,m que noua ciuitas dicitur,n vsque ad collis sua amplitudine et longitudine protenditur in quibus memoria sancte Catherine et caroli magni celebris cernitur. et in 30 colle in arcis modum protenditur: in quibus solemne collegium57 habetur5s. 181 Kар. 7 Hec vrbs cum regno suo olim in magna gloria religionis et potencie maiestate fuisse perhibetur. Siquidem vt legimus nullum europe tam multis el tam ornatis templis refertum fuit sicut bohemia.° Templa olim in celum a k m n o Hs.: accinctu anscheinend eine Doppelaxt mit einer Spitze am Stiel; in Form einer Hellebarde etwa. verderbt? Hs.: murum Hs.: veta Hs.: christianum g Hs.: extixissent li Hs.: regnum (vgl. Schedel in Anm. 34) Hs.: pontificium (vgl. Schedel in Anm. 34) Hs.: quattuor Hs.: protense Interpunktion v. Hg. eingefügt Interpunktion v. Hg. eingefügt Hs.: bohemiam 29
Strana 30
18, 18v1 18v2 erecta altaria auro et argento qua reliquie tenebantur sanctorum onusta. Vestes sacre margaritis tecte ornatus domus“ preciosissima supellex. fenestre alte et ample conspicuo vitrob et ammirabili pictura lucem prebentes. Nam tantum in oppidis verumetiam in villis admirationie habebantur. Monasterium etiam aule regie in quo corpora regum sepelire“ consueuerant ibi ad ripam multauie prope pragram (1) magnae excellentie fuit in quo preter ecclesiam memorabilis' structufre etiam dormitorium ferunt extitisse egregium atque ceteras fratrum officinas magnifice constructas et porticum quadratum quam magnum ambitus hortum continebat. In ambitu vero vetus et nouum testa- mentum ab inicio genesios usque ad apocalipsim Ioannis grossis legibilibusque letteris scriptum fuit5s. Qua vero id lingua vel ideomate fuerit conscriptum latino videlicet an bohemico certum non habeo Quamuis enim satis latini habeantur litterati vtrumque tamen magis propter populi cruditionem in scriptionibus suis proprio vtuntur eloquio vnam et sacram ipsam historiam scripturamne diuinam quatenus ab omnibus intelligatur plerumque in sua patria linqua conscriptam habent Quam quidem linguam vnam de septuaginta duabus esse volunt que in confusione babilonicae turris ortum habuere.s dicunt enim quem inde ad eam terram venisse “ nomine bohemum qui sedem suam ibidem collocans terram a nomine suo bohemiam vocat quare linguam ipsam populo suo ibi tradidit que inter omnes sclauonicas linguas principatum tenere dicitur I/ Nam sclauones ipsi idest wynni poloni lituani et plures alij ex bohemica linque sue originem ducunt tamen parum ab inuicem discre- pare in eloquij sui ydeomate videantur protrahentibus in pronunciando alijs sillabas alijs vero exiliter easdem decurtantibus quem admodum etiam ger- manos superiores ab inferioribus differre notauimus Kap. 8 Ut autem certiush linguagij forman notificem sequentem orationem domi- nicam quam cum salutatione angelica ex euangelio acceperunt et symbolum apostolorum scribenda nostris quidem litteris sed minime earum proprietate quam apud nos in pronuntiatione obtinent proferenda hic placuit inserere. hec cum legeris deridere omnino caucto ob reuerentiam veritatis que eadem in eisdem variorum formis sicut et in nostris prout euangelium sonat est;k cum ergo orant palmas manuum ad celum extendunt et sine certo numero hoc est absque rosarijs vel vt vulgariter dicamus pater noster / que nunquam de corallis nec de lapidibus preciosis alijsue de huiusmodi rebus sed de omnino nulla materia apud eos me vidisse memini quantum deuotio suggerit dicunt:1 Duotze naz gen zim na nebessich wozwitzen meno twy brzyt gralosty a Hs.: domos Hs.: vltro (vgl. Schedel in Anm. 31) Hs.: demirationi Hs.: sepilire Hs.: magna (vgl. Aeneas Sylvius in Anm. 31) Hs.: meorabilis g Interpunktion v. Hg. eingefügt h (?), Vorlage durch Wurmfraßs entstellt i Interpunktion v. Hg. eingefügt Interpunktion v. Hg. eingefügt Interpunktion v. Hg. eingefügt ist wohl zu verstehen: genz (s)i falsche Worttrennung, = posvět' se b k m n 30
18, 18v1 18v2 erecta altaria auro et argento qua reliquie tenebantur sanctorum onusta. Vestes sacre margaritis tecte ornatus domus“ preciosissima supellex. fenestre alte et ample conspicuo vitrob et ammirabili pictura lucem prebentes. Nam tantum in oppidis verumetiam in villis admirationie habebantur. Monasterium etiam aule regie in quo corpora regum sepelire“ consueuerant ibi ad ripam multauie prope pragram (1) magnae excellentie fuit in quo preter ecclesiam memorabilis' structufre etiam dormitorium ferunt extitisse egregium atque ceteras fratrum officinas magnifice constructas et porticum quadratum quam magnum ambitus hortum continebat. In ambitu vero vetus et nouum testa- mentum ab inicio genesios usque ad apocalipsim Ioannis grossis legibilibusque letteris scriptum fuit5s. Qua vero id lingua vel ideomate fuerit conscriptum latino videlicet an bohemico certum non habeo Quamuis enim satis latini habeantur litterati vtrumque tamen magis propter populi cruditionem in scriptionibus suis proprio vtuntur eloquio vnam et sacram ipsam historiam scripturamne diuinam quatenus ab omnibus intelligatur plerumque in sua patria linqua conscriptam habent Quam quidem linguam vnam de septuaginta duabus esse volunt que in confusione babilonicae turris ortum habuere.s dicunt enim quem inde ad eam terram venisse “ nomine bohemum qui sedem suam ibidem collocans terram a nomine suo bohemiam vocat quare linguam ipsam populo suo ibi tradidit que inter omnes sclauonicas linguas principatum tenere dicitur I/ Nam sclauones ipsi idest wynni poloni lituani et plures alij ex bohemica linque sue originem ducunt tamen parum ab inuicem discre- pare in eloquij sui ydeomate videantur protrahentibus in pronunciando alijs sillabas alijs vero exiliter easdem decurtantibus quem admodum etiam ger- manos superiores ab inferioribus differre notauimus Kap. 8 Ut autem certiush linguagij forman notificem sequentem orationem domi- nicam quam cum salutatione angelica ex euangelio acceperunt et symbolum apostolorum scribenda nostris quidem litteris sed minime earum proprietate quam apud nos in pronuntiatione obtinent proferenda hic placuit inserere. hec cum legeris deridere omnino caucto ob reuerentiam veritatis que eadem in eisdem variorum formis sicut et in nostris prout euangelium sonat est;k cum ergo orant palmas manuum ad celum extendunt et sine certo numero hoc est absque rosarijs vel vt vulgariter dicamus pater noster / que nunquam de corallis nec de lapidibus preciosis alijsue de huiusmodi rebus sed de omnino nulla materia apud eos me vidisse memini quantum deuotio suggerit dicunt:1 Duotze naz gen zim na nebessich wozwitzen meno twy brzyt gralosty a Hs.: domos Hs.: vltro (vgl. Schedel in Anm. 31) Hs.: demirationi Hs.: sepilire Hs.: magna (vgl. Aeneas Sylvius in Anm. 31) Hs.: meorabilis g Interpunktion v. Hg. eingefügt h (?), Vorlage durch Wurmfraßs entstellt i Interpunktion v. Hg. eingefügt Interpunktion v. Hg. eingefügt Interpunktion v. Hg. eingefügt ist wohl zu verstehen: genz (s)i falsche Worttrennung, = posvět' se b k m n 30
Strana 31
twy wut wula twa iaku phnebi: daky) fzemije klyb naz wesdeizy deyz nam tnes wotpuzt nam naze wynne iakozt ymi“ wotpuztymi nazy wyndikum ne otwet naz opokuzzenij a swaff naz wot sleye amen Sequitur aue maria Strawas zy maria myloz yza buelna Pan wo zteboh Ty sy bozzenana mesy szenamij bozzenanej blott brzzijcha twijo zwateyo jesu christa amen. hoc vltimum tamen quod ecclesia apposuit cui ipsi nolunt subesse ab ipsis non dicitur eo quod in euangelio non habetur Succedit credo ab apostolis editum vnum et symbolum eorum dicitur: Werzym woha wotze wzemohutzy sworzytele newe y wzemek I/ y wyesul christa syna yeho yedeneho pana nazeo gentzym gest potzal duchem swatem narodgylzen marya pany turpiel pod pontzkym pilatem wkrzjzowan vmrzeil ij pozrewen stoupil do pekel trezy den wstal z umertweych stoupil na nebessa seed geitzo na prawizy o pana wozze wze- moutzio wot dotp przide sutgit szyuech y z umertweych Werzym ducha swa- teo tcyrtew wowetznuo wzech Swateych wopzowaainij wuttpuzsteni herzichum zciella zkrzizenyij ij zywot wiezney po smrthij Amen. Hec hec est barbara corum scilicet barbarissimorum bohemorum linguas1 qua totam bibliam in ambitusq supermemorati monasterij parietibus scriptam conjicimus quod certe mirabilissimum quid aparet esse in quo magna nimirum antiqua populi istius patet deuotio et fidei integritas que ibi olym floruit/ 191 Kap. 9 Olim nanque hec regio ob fidei christiane sinceritatem flos delectabilissi- mus dicta est qui inter omnes christi nationes suauissimum sparsit de se odorem. Derum nunc fortuna volente contrarium fumum fetidissimum spirat. Ach utinam pristino suo decori similis fiats2. Aliud quoque egregium in bohe- mia nostri ordinis cenobium constat: cuius frater conuersus vir bonus et simplex quadam vice in siluis iumenta pascens argenteum virgultum inuenit quodr eruens atque ibidem scapulare pro signo inueniendi iterum in altiori arbore suspendens abbati suo obtulit Qui mox illic cum fratribus pergens loca minoralia ibi reperit et innumerabilem thesaurum effodere fecit. Hoc rex percipiens homines mox illic direxit qui breui ex thesauro inuento ditati ibidem oppidum edificarunt cui ex co quod cucullam in monte suspensam locus inuentus esset cucinahorach teutonice cuttensborch nomen indiderunt Ach vtinam etc. De hac regione descriptione europe Eneas siluius ita breuiter a falsche Worttrennung, = v nebi b = tak i falsche Worttrennung, falsche Worttrennung, v zemí = falsche Worttrennung, i my = falsche Worttrennung, neuvod = falsche Worttrennung, v pokušení = falsche Worttrennung, = milostí jsi h falsche Worttrennung, = s tebou i Interpunktion v. Hg. eingefügt k falsche Worttrennung, = v země = země I falsche Worttrennung, v Jesu = m falsche Worttrennung, = jenž se n falsche Worttrennung, = narodil se o Verschreibung(?), wohl seje deitz-sedí ted' p falsche Worttrennung, = odtud q Hs.: ambitu r Hs.: quid g 192 31
twy wut wula twa iaku phnebi: daky) fzemije klyb naz wesdeizy deyz nam tnes wotpuzt nam naze wynne iakozt ymi“ wotpuztymi nazy wyndikum ne otwet naz opokuzzenij a swaff naz wot sleye amen Sequitur aue maria Strawas zy maria myloz yza buelna Pan wo zteboh Ty sy bozzenana mesy szenamij bozzenanej blott brzzijcha twijo zwateyo jesu christa amen. hoc vltimum tamen quod ecclesia apposuit cui ipsi nolunt subesse ab ipsis non dicitur eo quod in euangelio non habetur Succedit credo ab apostolis editum vnum et symbolum eorum dicitur: Werzym woha wotze wzemohutzy sworzytele newe y wzemek I/ y wyesul christa syna yeho yedeneho pana nazeo gentzym gest potzal duchem swatem narodgylzen marya pany turpiel pod pontzkym pilatem wkrzjzowan vmrzeil ij pozrewen stoupil do pekel trezy den wstal z umertweych stoupil na nebessa seed geitzo na prawizy o pana wozze wze- moutzio wot dotp przide sutgit szyuech y z umertweych Werzym ducha swa- teo tcyrtew wowetznuo wzech Swateych wopzowaainij wuttpuzsteni herzichum zciella zkrzizenyij ij zywot wiezney po smrthij Amen. Hec hec est barbara corum scilicet barbarissimorum bohemorum linguas1 qua totam bibliam in ambitusq supermemorati monasterij parietibus scriptam conjicimus quod certe mirabilissimum quid aparet esse in quo magna nimirum antiqua populi istius patet deuotio et fidei integritas que ibi olym floruit/ 191 Kap. 9 Olim nanque hec regio ob fidei christiane sinceritatem flos delectabilissi- mus dicta est qui inter omnes christi nationes suauissimum sparsit de se odorem. Derum nunc fortuna volente contrarium fumum fetidissimum spirat. Ach utinam pristino suo decori similis fiats2. Aliud quoque egregium in bohe- mia nostri ordinis cenobium constat: cuius frater conuersus vir bonus et simplex quadam vice in siluis iumenta pascens argenteum virgultum inuenit quodr eruens atque ibidem scapulare pro signo inueniendi iterum in altiori arbore suspendens abbati suo obtulit Qui mox illic cum fratribus pergens loca minoralia ibi reperit et innumerabilem thesaurum effodere fecit. Hoc rex percipiens homines mox illic direxit qui breui ex thesauro inuento ditati ibidem oppidum edificarunt cui ex co quod cucullam in monte suspensam locus inuentus esset cucinahorach teutonice cuttensborch nomen indiderunt Ach vtinam etc. De hac regione descriptione europe Eneas siluius ita breuiter a falsche Worttrennung, = v nebi b = tak i falsche Worttrennung, falsche Worttrennung, v zemí = falsche Worttrennung, i my = falsche Worttrennung, neuvod = falsche Worttrennung, v pokušení = falsche Worttrennung, = milostí jsi h falsche Worttrennung, = s tebou i Interpunktion v. Hg. eingefügt k falsche Worttrennung, = v země = země I falsche Worttrennung, v Jesu = m falsche Worttrennung, = jenž se n falsche Worttrennung, = narodil se o Verschreibung(?), wohl seje deitz-sedí ted' p falsche Worttrennung, = odtud q Hs.: ambitu r Hs.: quid g 192 31
Strana 32
19v1 19V2 scribit que tamen in historia de situ eiusdem regionis et rebus atque gentibus maribus pro captu suo et in dyalogo quodam suo quem de sua illic dele- gationes ac cum eisdem disputacione iocunde edidit latius prosequitur. Bo- hemia inquit intra limites germanie inclusa tota aquiflonibus exposita est habens ad orientem morauos' et slesitarum partem ad aquilonem saxones et misnenses ad occidentem agrum noricum. ad meridiem austriam et bauariam vndique germanie populis cincta. Latitudo longitudoque eius pene par trium fortasse dietarum, silua herciniass vniuersam cingit. albis vero preclarior eius amnis eam mediam irrigat. aliosque non parui nominis fluuios excipiens vt multauiam que pene pragam mediam scindit. tandem per conualles et ab- rupta montium nemorososque saltus hercinie silue preceps labitur per mis- nensem prouinciam fluens prope hanburgh vrbem saxonie in germanicum mare absorbetur. Oppida regni memorabilia sunt. Praga regii bohemie dig- nissima sedes. cadanum. bruxia. schlackenwerdum“ cutianum“6 cupri argen- tique mineris celebratissimum. Regio prorsus frigida, armentis tamen feris et piscibus habundans. ager ei optimus. frumenti et ordei feracissimus. multa apud eos etate nostra memoratu digna emerserunt. Multa praelia gesta sunt. multus sanguis effusus. delete funditus ciuitates, spreta et conculcata reli- gio. exorta est hussitarum heresis 5. adamitarum66 pullulauit insania. de- bachati sunt thaboritarum et orphanorum5 exercitus. duo fulmina belli zyszka8s et procopius69 / prouinciam ex arbitrio suo diripuere. ioannes7 et hyronimus"1 qui populum deceperunt in constanciensi magno sinodo demum conbusti72. Jacobellus73 conradus" rokazana" et petrus anglicus7 euangelij corruptores tanquam magistri veritatis habiti. quattuor reges extirpare pesti- ferum virus non potuere. Wentzeslaus" sigismundus12s albertus7 et latis- lausgs0 qui apud eos veneno extinctus creditus est s1. Hine per omnia asti- pulatur frater bartholomeus anglicus de proprietatibus rerum libro quinde- cimo et Jacobus pergamensis omnesque alij historiarum seu cronicarum scriptores. Kар. 10 Populus bohemicus et si natura grossus late tamen et multo vescitur cibo speciebus frequens condito. Hinc prouerbio dici solet. quod sus vna in bohemia vno anno plus croci comedet quam homo in germania per totam vitam. Raro in prandio vel cena minus quam quattuor fercula vulgas habet tempore estuio cum hoc etiam mane pro ientaculo offam cum ouis butiro frixis et caseo et pro merenda infra prandium et cenam caseum et panemh cum lacte sumens. Simplici et grosso induuntur panno pecoribusi thibialibus pro calcijs et caligis communiter vtuntur quos sub genu straminco fasce 20. ligant. Raro autem caligis vtuntur. hiberno tempore pellicia I/ pro tunicis Hs.: delagatione Hs.: moranos Hs.: fluuias Hs.: schackenwerdum, vgl. Schedel fol. CCLXXXIII v in Anm. 38. Hs.: cui ianum, vgl. Schedel fol. CCLXXXIII v in Anm. 38. Hs.: sigismudus s Vgl. die Schreibung bei Schedel fol. CCLXXXIII v: Latislaus s. Anm. 38 und bei Sylvius, Hist. de Europa, Cap. XXXIV: Ladislaus; s. Anm. 39. h Hs.: pane i Hs.: pecorubus a b 32
19v1 19V2 scribit que tamen in historia de situ eiusdem regionis et rebus atque gentibus maribus pro captu suo et in dyalogo quodam suo quem de sua illic dele- gationes ac cum eisdem disputacione iocunde edidit latius prosequitur. Bo- hemia inquit intra limites germanie inclusa tota aquiflonibus exposita est habens ad orientem morauos' et slesitarum partem ad aquilonem saxones et misnenses ad occidentem agrum noricum. ad meridiem austriam et bauariam vndique germanie populis cincta. Latitudo longitudoque eius pene par trium fortasse dietarum, silua herciniass vniuersam cingit. albis vero preclarior eius amnis eam mediam irrigat. aliosque non parui nominis fluuios excipiens vt multauiam que pene pragam mediam scindit. tandem per conualles et ab- rupta montium nemorososque saltus hercinie silue preceps labitur per mis- nensem prouinciam fluens prope hanburgh vrbem saxonie in germanicum mare absorbetur. Oppida regni memorabilia sunt. Praga regii bohemie dig- nissima sedes. cadanum. bruxia. schlackenwerdum“ cutianum“6 cupri argen- tique mineris celebratissimum. Regio prorsus frigida, armentis tamen feris et piscibus habundans. ager ei optimus. frumenti et ordei feracissimus. multa apud eos etate nostra memoratu digna emerserunt. Multa praelia gesta sunt. multus sanguis effusus. delete funditus ciuitates, spreta et conculcata reli- gio. exorta est hussitarum heresis 5. adamitarum66 pullulauit insania. de- bachati sunt thaboritarum et orphanorum5 exercitus. duo fulmina belli zyszka8s et procopius69 / prouinciam ex arbitrio suo diripuere. ioannes7 et hyronimus"1 qui populum deceperunt in constanciensi magno sinodo demum conbusti72. Jacobellus73 conradus" rokazana" et petrus anglicus7 euangelij corruptores tanquam magistri veritatis habiti. quattuor reges extirpare pesti- ferum virus non potuere. Wentzeslaus" sigismundus12s albertus7 et latis- lausgs0 qui apud eos veneno extinctus creditus est s1. Hine per omnia asti- pulatur frater bartholomeus anglicus de proprietatibus rerum libro quinde- cimo et Jacobus pergamensis omnesque alij historiarum seu cronicarum scriptores. Kар. 10 Populus bohemicus et si natura grossus late tamen et multo vescitur cibo speciebus frequens condito. Hinc prouerbio dici solet. quod sus vna in bohemia vno anno plus croci comedet quam homo in germania per totam vitam. Raro in prandio vel cena minus quam quattuor fercula vulgas habet tempore estuio cum hoc etiam mane pro ientaculo offam cum ouis butiro frixis et caseo et pro merenda infra prandium et cenam caseum et panemh cum lacte sumens. Simplici et grosso induuntur panno pecoribusi thibialibus pro calcijs et caligis communiter vtuntur quos sub genu straminco fasce 20. ligant. Raro autem caligis vtuntur. hiberno tempore pellicia I/ pro tunicis Hs.: delagatione Hs.: moranos Hs.: fluuias Hs.: schackenwerdum, vgl. Schedel fol. CCLXXXIII v in Anm. 38. Hs.: cui ianum, vgl. Schedel fol. CCLXXXIII v in Anm. 38. Hs.: sigismudus s Vgl. die Schreibung bei Schedel fol. CCLXXXIII v: Latislaus s. Anm. 38 und bei Sylvius, Hist. de Europa, Cap. XXXIV: Ladislaus; s. Anm. 39. h Hs.: pane i Hs.: pecorubus a b 32
Strana 33
et bicipites magnis cucullis per humeros vsque ad cingulum defluentes pro pallijs deferre solent. Regio valde frigida constat. Stufas trabibus abienis conpaginatos habent cum fornace lapide instar pistorij vel estuarialis late constructo in quo etiam cibaria coqunt. quam dum mane calefaciunt propter fumum stupham solotenus implens omnes exeunt quo post lignorum combustionem per fenestram et ianuam emissoe deinceps per diem morantur. Pro lumine quoque pinqui abiete qui plurimum ibidem abundat frustatim" secto nocte super arula in medio stufe pendenti succenso villani omnes vtuntur. In capillis nutriendis magnam adhibent curam quos artificiose educatos viris crispos ad balteum, mulieres vero planas plerumque usque ad suras vel talos vidimus habere protensos. In camisijs quoque et vittis atque monilibus et pectoralibus plurimum superbiant quibus lotis farragines ex serico auroque contextas antrorsum assuunt quas crebro intuitu iuuentus maxime considerans sese aliquid esse putat. Kap. 11 Per quadragesimam et omnes sextas ferias tocius anni a lacticijs abstinent. Unde prouerbium ab nostris exſcreuit, bohemium presumere potius equum a stallo jurari quam ouum sextis ferijs manducare. Potu simplici vtuntur laboris tempore vtcumque pauperiores quamquam cereuisia multiplex inueni- tur que non nisi in oppidis decoquitur. Vinum tamen apud maiores ciuitatis colitur quod satis chare venditur de hungaria tamen et alijs circumiacentibus regionibus preciosius in magna copia aduectatur. Omniumque rerum habun- dancia habere in propria terra noscuntur preter salis pro cuius adeptione sua retribuunt. Apud eos iudeis2 plerumque in ciuitatibus habitantes ita contemptui et derisui vti nobiscum habentur. Inter eos etiam reperitur omne genus sectorum quorumcumque heresim et maxime in oppido quod montem thabor appellant quod etiam siluius testatur. Diciores plerumque instar epi- curiorum ita pingues sunt vt protendentem in mappulis ex collo pendentibus ventrem portare cogantur. Mares neruosi quadrati et lacertosi sunt. Mulieres quoque carnose et corpulente que tunicis vsque ad mentum ascendentibus brachijs tamen vel manicis latis ad cubitum protensis ornate incedunt haben- tes camisiarum manicas in fine multiplicatas et sicut viri farragine serica redimitas“ et ad1/ manus vsque protensas 20. 20v. Kар. 12 Populus preterea sicut et sua terra sterilis' ita et ipse valde salax esse videtur. atque ruraliss maxime tunc cum ex cibo vel potu iocundior arriserit hora. Quod ruralibus seu villanis precipue contingit quando venientes ad oppida de meliori fortiorique cereuisia quam veterem vocant de albo pane quem cuneum dicimus quippiam gustauerint. Aduenientes enim ad forum a b I Hs.: implet Hs.: qua Hs.: emisse Hs.: frustratem Hs.: redemitas Vgl. das Zitat aus Aen. Sylvius fol. 19v.; wenn „sterilis“ als Gegensatz zu „belebter Mensch“ aufgefaßt wird, scheint es haltbar. g Hs.: corualis 33
et bicipites magnis cucullis per humeros vsque ad cingulum defluentes pro pallijs deferre solent. Regio valde frigida constat. Stufas trabibus abienis conpaginatos habent cum fornace lapide instar pistorij vel estuarialis late constructo in quo etiam cibaria coqunt. quam dum mane calefaciunt propter fumum stupham solotenus implens omnes exeunt quo post lignorum combustionem per fenestram et ianuam emissoe deinceps per diem morantur. Pro lumine quoque pinqui abiete qui plurimum ibidem abundat frustatim" secto nocte super arula in medio stufe pendenti succenso villani omnes vtuntur. In capillis nutriendis magnam adhibent curam quos artificiose educatos viris crispos ad balteum, mulieres vero planas plerumque usque ad suras vel talos vidimus habere protensos. In camisijs quoque et vittis atque monilibus et pectoralibus plurimum superbiant quibus lotis farragines ex serico auroque contextas antrorsum assuunt quas crebro intuitu iuuentus maxime considerans sese aliquid esse putat. Kap. 11 Per quadragesimam et omnes sextas ferias tocius anni a lacticijs abstinent. Unde prouerbium ab nostris exſcreuit, bohemium presumere potius equum a stallo jurari quam ouum sextis ferijs manducare. Potu simplici vtuntur laboris tempore vtcumque pauperiores quamquam cereuisia multiplex inueni- tur que non nisi in oppidis decoquitur. Vinum tamen apud maiores ciuitatis colitur quod satis chare venditur de hungaria tamen et alijs circumiacentibus regionibus preciosius in magna copia aduectatur. Omniumque rerum habun- dancia habere in propria terra noscuntur preter salis pro cuius adeptione sua retribuunt. Apud eos iudeis2 plerumque in ciuitatibus habitantes ita contemptui et derisui vti nobiscum habentur. Inter eos etiam reperitur omne genus sectorum quorumcumque heresim et maxime in oppido quod montem thabor appellant quod etiam siluius testatur. Diciores plerumque instar epi- curiorum ita pingues sunt vt protendentem in mappulis ex collo pendentibus ventrem portare cogantur. Mares neruosi quadrati et lacertosi sunt. Mulieres quoque carnose et corpulente que tunicis vsque ad mentum ascendentibus brachijs tamen vel manicis latis ad cubitum protensis ornate incedunt haben- tes camisiarum manicas in fine multiplicatas et sicut viri farragine serica redimitas“ et ad1/ manus vsque protensas 20. 20v. Kар. 12 Populus preterea sicut et sua terra sterilis' ita et ipse valde salax esse videtur. atque ruraliss maxime tunc cum ex cibo vel potu iocundior arriserit hora. Quod ruralibus seu villanis precipue contingit quando venientes ad oppida de meliori fortiorique cereuisia quam veterem vocant de albo pane quem cuneum dicimus quippiam gustauerint. Aduenientes enim ad forum a b I Hs.: implet Hs.: qua Hs.: emisse Hs.: frustratem Hs.: redemitas Vgl. das Zitat aus Aen. Sylvius fol. 19v.; wenn „sterilis“ als Gegensatz zu „belebter Mensch“ aufgefaßt wird, scheint es haltbar. g Hs.: corualis 33
Strana 34
20v, mox vbi sua expedierint sese ad tabernas recipiunt. Rustici ambobus brachijs onerati cuneijs quibus cum saturari ceperint post aliquot pocula cereuisie quibus comestum ingurgitauerunt cuneum iocundiores facti primo succinere secum incipiunt post vero si inter cantandum aliquam mulierem perspexerint personam mirabiles et inuerecundissimas instar hinnientis equi ad equam voces emittunt. Hoc non modo rustici inebriati verumetiam quique honestioris status vt nobiles et equites factitare solent. Vnde et domicellus meus quidam cum comiti cuidam“ seruiens equos' claudicantes post expleti seruicij tem- pus iam recessurus ipsi vt satisfacturos“ ei offerret“ comes renuens et indig- nans respondit. Quid ad me equos tuos currendo et salien do coram mulieri- bus et virginibus destruxisti. Hoc enim non ex iussu meo ad commodum meum sed potius ex stulta lasciuia tua ad complacendum mulieribus nullo iubente fecisti. Quod quidem! verum erat. Nam si equitantes aliquando cum comite alicui castrum seu fortalicium nobilium vel domum aliquam in qua putabantur esse virgines siue mulieres nos preterrire contingebat instar furientium et insanentium mox omnes quam diu locum videre dabatur perni- cissimos cursus saltus quoque per campos trans sepes vltra fossass peri- culosissimas exercere consueuimus cum maximis clamoribus validis manus brachiaque supra caput in aera iactantes et vociferantes. jii jii heya hoya hossa hossa O mila peckna grasna panna83. etc Talis curialium ibi mos vt huiuscemodi vociferationibus quos amant interpellant. Ipsaeh vero virgines stulticiam eorum irridentes atque magis magisque ad eam prouocantes. cum vix duo vel tris in loco sint vt quasi plures post eos per fenestras libenter audituri prospicientes auttument alba puluinaria per fenestras ponunt. O stulticia virorum et o fraudulenta irrisio et deceptio mulierum. Quem non illuserunt et deceperunt mulieres./ Kap. 13 211 Novi ego comitem quendam ibidem qui licet christiane fidei purus dicere- tur professor qui ob amorem cuiusdam virginis nobilis quam et alius nobilis bohemus potentia et genere inferior adamabat in tantum eiusdem nobilis odium et inuidiam propter virginem quam solus amare cupiebat peruenit vt honoris et dignitatis sue oblitus pro eadem cum illo singulare iniret cer- tamen in quo cum interfectusi vtriusque equitis pedes alterum alter gladijs fortiter insequeretur. Comes succubuit et ab aduersario illo suo qui statura paruissimus erat,k vt illud de eo dici possit: Grandis in exiguo regnabat corpore virtus. Tandem cum sese illi dedere nollet penitus extinctus est. Ecce hic finis amorum. O miserum inquam dies vltra miserum quisquis a Hs.: cuidem Hs.: eques Hs.: satisfacturo eos Hs.: offeret Hs.: virginbus Hs.: quidam g Hs.: foncas (?) Hs.: Ipse Fehlt Hilfsverb, „esset“? Interpunktion geändert, Hs.:. Interpunktion geändert, Hs.: . I 34 v e f h i k
20v, mox vbi sua expedierint sese ad tabernas recipiunt. Rustici ambobus brachijs onerati cuneijs quibus cum saturari ceperint post aliquot pocula cereuisie quibus comestum ingurgitauerunt cuneum iocundiores facti primo succinere secum incipiunt post vero si inter cantandum aliquam mulierem perspexerint personam mirabiles et inuerecundissimas instar hinnientis equi ad equam voces emittunt. Hoc non modo rustici inebriati verumetiam quique honestioris status vt nobiles et equites factitare solent. Vnde et domicellus meus quidam cum comiti cuidam“ seruiens equos' claudicantes post expleti seruicij tem- pus iam recessurus ipsi vt satisfacturos“ ei offerret“ comes renuens et indig- nans respondit. Quid ad me equos tuos currendo et salien do coram mulieri- bus et virginibus destruxisti. Hoc enim non ex iussu meo ad commodum meum sed potius ex stulta lasciuia tua ad complacendum mulieribus nullo iubente fecisti. Quod quidem! verum erat. Nam si equitantes aliquando cum comite alicui castrum seu fortalicium nobilium vel domum aliquam in qua putabantur esse virgines siue mulieres nos preterrire contingebat instar furientium et insanentium mox omnes quam diu locum videre dabatur perni- cissimos cursus saltus quoque per campos trans sepes vltra fossass peri- culosissimas exercere consueuimus cum maximis clamoribus validis manus brachiaque supra caput in aera iactantes et vociferantes. jii jii heya hoya hossa hossa O mila peckna grasna panna83. etc Talis curialium ibi mos vt huiuscemodi vociferationibus quos amant interpellant. Ipsaeh vero virgines stulticiam eorum irridentes atque magis magisque ad eam prouocantes. cum vix duo vel tris in loco sint vt quasi plures post eos per fenestras libenter audituri prospicientes auttument alba puluinaria per fenestras ponunt. O stulticia virorum et o fraudulenta irrisio et deceptio mulierum. Quem non illuserunt et deceperunt mulieres./ Kap. 13 211 Novi ego comitem quendam ibidem qui licet christiane fidei purus dicere- tur professor qui ob amorem cuiusdam virginis nobilis quam et alius nobilis bohemus potentia et genere inferior adamabat in tantum eiusdem nobilis odium et inuidiam propter virginem quam solus amare cupiebat peruenit vt honoris et dignitatis sue oblitus pro eadem cum illo singulare iniret cer- tamen in quo cum interfectusi vtriusque equitis pedes alterum alter gladijs fortiter insequeretur. Comes succubuit et ab aduersario illo suo qui statura paruissimus erat,k vt illud de eo dici possit: Grandis in exiguo regnabat corpore virtus. Tandem cum sese illi dedere nollet penitus extinctus est. Ecce hic finis amorum. O miserum inquam dies vltra miserum quisquis a Hs.: cuidem Hs.: eques Hs.: satisfacturo eos Hs.: offeret Hs.: virginbus Hs.: quidam g Hs.: foncas (?) Hs.: Ipse Fehlt Hilfsverb, „esset“? Interpunktion geändert, Hs.:. Interpunktion geändert, Hs.: . I 34 v e f h i k
Strana 35
mulierum. Contrahitur loris amorosis stulcior hic est,“ Aut erit mox stultus sic amor iste lubet. Nam quisquis amat ratione caret sine lege modoque. discurrit patiturque graues in amore dolores. Sed hanc stulticiam non putes tantum curialium seu nobilum inesse moribus quos vt fidelis famulus potius excusare et laudare quam accusare vel vituperare debeam quamquidem ab ipsis ibidem enutritus per quinquennium fuerim: verum magis ciuium et rusticorum/ Siquidem huiusmodi vociferationis eiulationes carminum seu cantilenarum post amasias decantaciones tam in ciuitatibus quam in villis eque vt in castris vel campis maxime tamen tempore nocturno et hyemali Sunt autem vociferationes eiusmodi tam horribiles auditu vt si quispiam similes in nostris partibus emitteret totus ex terrore concurreret in armis populus. Nihil tamen hec aduertuntur vtpote que in communi consuetudine a minoris etatis hominibus habentur. Rurales proinde vt diximus cummes- tores cum perueniunt ad oppida ambas buccas implentes quasi farcimina faciant viscera refarciunt. Videres sane ridiculosam commestionem cum etiam per plateas dentes cuneo inpingentes et loqui et comedere mirabiliter cerneres: resilientibus vndique de ore micis dum loquuntur. In potu tamen vt verum de ipsis loquar multo honestiores et parciores sunt ipsis citra marinis hominibus ex quibus etiam femine tantum tres aut quattuor vt fertur maxime in partibus holandie circa vnma integram tunnam cereusisie cum butiro permixte per diem vel medium epotare solent. Qua certe mensura decem per ebdomadam in bohemia sustentare possim. Turpissima quippe res in muliere ebrietas et potacio multa.I 212 Kap. 14 Nulla inter eos appotacio more istius nostri populi; ad libitum quisque quantum vult bibit nec alter ab altero prestolatur. Cereuisia efficacissima et fortis ibi habetur que vetus dicitur tam pinguis quidem vt res ea perfusas conglutinare videatur. Instauratum fuit ibidem tempore meo penu quod ante triginta annos corrosum fuerat in quo due masse cereuisie absque vasis in densissimis suipsius pellibus iacere inuente sunt quas quasi lignum perforan- tes cereuisiam tam optimam educebant quam vnquam se quispiam homo“ bibisse testari posset. Hec sunt que magis quam diuina vel spiritualia apud bohemos notaui. quippe qui magis cum villanis et castrensibus in siluis vel ruri vbi diuina nulla agebantur vitam duxi. Semel tamen per annos singulos scilicet quinta feria ante dominicam resurrectionis in castro sacerdotem ad hoc accersitum super mensam in stufa missam legere et consecrare ac volen- tes et per confessionem communicare paratas sub vtraque specie vidi. Quod quasi mecum deridens et hereticum iudicans cum non compellerer imitari contempsi timens quam maxime si quando ab eis recederem a nostris sacer- dotibus minime absoluerer Hanc quippe ob causam quam sepius eis ad suam communionem me inuitantibus obiciebam quinque inter eos conuersatus annis sine confessione et communione permansi. Ad hec nimirum maxime eorum exemplo animatus qui in quindecim vel viginti annis nec confessi nec Interpunktion geändert, Hs.: . Interpunktion v. Hg. eingefügt. Hs.: corrotum Hs.: hominem Hs.: resurrectionem a h 21v, 21v. e e 35
mulierum. Contrahitur loris amorosis stulcior hic est,“ Aut erit mox stultus sic amor iste lubet. Nam quisquis amat ratione caret sine lege modoque. discurrit patiturque graues in amore dolores. Sed hanc stulticiam non putes tantum curialium seu nobilum inesse moribus quos vt fidelis famulus potius excusare et laudare quam accusare vel vituperare debeam quamquidem ab ipsis ibidem enutritus per quinquennium fuerim: verum magis ciuium et rusticorum/ Siquidem huiusmodi vociferationis eiulationes carminum seu cantilenarum post amasias decantaciones tam in ciuitatibus quam in villis eque vt in castris vel campis maxime tamen tempore nocturno et hyemali Sunt autem vociferationes eiusmodi tam horribiles auditu vt si quispiam similes in nostris partibus emitteret totus ex terrore concurreret in armis populus. Nihil tamen hec aduertuntur vtpote que in communi consuetudine a minoris etatis hominibus habentur. Rurales proinde vt diximus cummes- tores cum perueniunt ad oppida ambas buccas implentes quasi farcimina faciant viscera refarciunt. Videres sane ridiculosam commestionem cum etiam per plateas dentes cuneo inpingentes et loqui et comedere mirabiliter cerneres: resilientibus vndique de ore micis dum loquuntur. In potu tamen vt verum de ipsis loquar multo honestiores et parciores sunt ipsis citra marinis hominibus ex quibus etiam femine tantum tres aut quattuor vt fertur maxime in partibus holandie circa vnma integram tunnam cereusisie cum butiro permixte per diem vel medium epotare solent. Qua certe mensura decem per ebdomadam in bohemia sustentare possim. Turpissima quippe res in muliere ebrietas et potacio multa.I 212 Kap. 14 Nulla inter eos appotacio more istius nostri populi; ad libitum quisque quantum vult bibit nec alter ab altero prestolatur. Cereuisia efficacissima et fortis ibi habetur que vetus dicitur tam pinguis quidem vt res ea perfusas conglutinare videatur. Instauratum fuit ibidem tempore meo penu quod ante triginta annos corrosum fuerat in quo due masse cereuisie absque vasis in densissimis suipsius pellibus iacere inuente sunt quas quasi lignum perforan- tes cereuisiam tam optimam educebant quam vnquam se quispiam homo“ bibisse testari posset. Hec sunt que magis quam diuina vel spiritualia apud bohemos notaui. quippe qui magis cum villanis et castrensibus in siluis vel ruri vbi diuina nulla agebantur vitam duxi. Semel tamen per annos singulos scilicet quinta feria ante dominicam resurrectionis in castro sacerdotem ad hoc accersitum super mensam in stufa missam legere et consecrare ac volen- tes et per confessionem communicare paratas sub vtraque specie vidi. Quod quasi mecum deridens et hereticum iudicans cum non compellerer imitari contempsi timens quam maxime si quando ab eis recederem a nostris sacer- dotibus minime absoluerer Hanc quippe ob causam quam sepius eis ad suam communionem me inuitantibus obiciebam quinque inter eos conuersatus annis sine confessione et communione permansi. Ad hec nimirum maxime eorum exemplo animatus qui in quindecim vel viginti annis nec confessi nec Interpunktion geändert, Hs.: . Interpunktion v. Hg. eingefügt. Hs.: corrotum Hs.: hominem Hs.: resurrectionem a h 21v, 21v. e e 35
Strana 36
22. 222 communicati erant. Plures nempe tales inter cos habitant qui quasi optimi christiani corum obseruantiam contempnunt a quibus et ipsi scandalizati nos quasi malos christianos aspernantur. Dominicis diebus iuxta mandatum dei solemniter feriantur et pauca quorundam festa sanctorum. Pro mortuis parum ibi aduerti orare. Infantes et vatuas vidi communicare. De aqua benedicte vel sale nil vnquam percepi. Cunctis tamen supersticionibus abundant. que cogitari vel inueniri alibi possunt. De spiritualibus nempe eorum obseruantijs nihil tibi scribere possum cum nil certi de his teneam nisi quod aliquam misse partem vt epistulam et euangelium ac credo atque alia que communis populus scire tenetur in sua lingua eos cantare audiuerim. In quibus tamen articulis a fidei christiane puritate dissident) Hartmannus schedel in chro- nica breuiter insinuat. ex qua hic pauca hec posuimus que quidem an adhuc ita teneant vel tunc quando cum eis molfrarer tenerent certum non habeo cum talium curiosus ex eorum timore non essem explorator: et ipsi quam caulissime ne huiusmodi eorum articulos resciscerem me obseruarent. Ferun- tur tamen omnes articulos suc heresios ex commentarijs super euangelia cuiusdam Joannis wycleffst anglici trahere quibus alij quidem vt ioannes et hyeronimus huss85 et Joannes rockenzanss plures postea addidere. Sed et petrus quidam Trecensiss7 et Joannes monachus premonstratensisss nouos quosdam errores adinuentos a se illis facile credulis populis ad damnationem adiecere. Quorum ioannes et hyeronimus in Constanciensi consilio conbustisa. in tam pertinaci opinionis sue constantia fuere vt sicut poggius orator scribit qui presens aderat nullus philosophorum tam letus credatur mortem subijsse Erat autem hyeronimus mirande eloquentie vir. Qua propter bohemi vt sanctos eos quottannis (!) colere feruntur2o. Eorum autem pestifere heresios dogmata seu articulos perhibent Romanum presulem reliquis episcopis parem/ esse. Purgatorium ignem nullum inueniri. Vanum esse orare pro mortuis et auaricie sacerdotalis inuentum. Dei ac sanctorum“ imagines delen- das. Mendicantium religiones malos demones inuenisse. Sacerdotes pauperes esse debere sola contentos elemosina. Auricularem confessionem nugacem esse: sufficere sua quemquee deo in cubile suo confiterif peccata. Cymiteri- orum inanem vsum. Sacerdotem quocumque loco sacrum christi corpus conficere. In canonicis horis frustra tempora teri. Jeiunijs ab ecclesia insti- tutis nihil inesse meriti. atque alios plerosque errores edixere 1. Kap. 15 Hec quoque pene dudum ad nostras peruenissent has partes quando pastor wesaliensis superioris sacre theologie professors per quendam bohemum de aquisgrano redeuntem ad bohemiam adductush et eorum articulis infectus eosdem in libris suis quos plures edidit inseruerat quos maguntie renunciare * Vgl. fol. 22v.: „Fatuis“. B I, 87, Anm. 1: „vacuas"; in der Ubersetzung mit „ledige Personen" wiedergegeben. (1) Hs.: diffident Hs.: articulos esse perhibentur. Hs.: sanctos Hs.: quemquam Hs.: confitere g Hs.: proprofessor, Verschreibung 1 Hs.: ad ductus, falsche Schreibung ſ 36
22. 222 communicati erant. Plures nempe tales inter cos habitant qui quasi optimi christiani corum obseruantiam contempnunt a quibus et ipsi scandalizati nos quasi malos christianos aspernantur. Dominicis diebus iuxta mandatum dei solemniter feriantur et pauca quorundam festa sanctorum. Pro mortuis parum ibi aduerti orare. Infantes et vatuas vidi communicare. De aqua benedicte vel sale nil vnquam percepi. Cunctis tamen supersticionibus abundant. que cogitari vel inueniri alibi possunt. De spiritualibus nempe eorum obseruantijs nihil tibi scribere possum cum nil certi de his teneam nisi quod aliquam misse partem vt epistulam et euangelium ac credo atque alia que communis populus scire tenetur in sua lingua eos cantare audiuerim. In quibus tamen articulis a fidei christiane puritate dissident) Hartmannus schedel in chro- nica breuiter insinuat. ex qua hic pauca hec posuimus que quidem an adhuc ita teneant vel tunc quando cum eis molfrarer tenerent certum non habeo cum talium curiosus ex eorum timore non essem explorator: et ipsi quam caulissime ne huiusmodi eorum articulos resciscerem me obseruarent. Ferun- tur tamen omnes articulos suc heresios ex commentarijs super euangelia cuiusdam Joannis wycleffst anglici trahere quibus alij quidem vt ioannes et hyeronimus huss85 et Joannes rockenzanss plures postea addidere. Sed et petrus quidam Trecensiss7 et Joannes monachus premonstratensisss nouos quosdam errores adinuentos a se illis facile credulis populis ad damnationem adiecere. Quorum ioannes et hyeronimus in Constanciensi consilio conbustisa. in tam pertinaci opinionis sue constantia fuere vt sicut poggius orator scribit qui presens aderat nullus philosophorum tam letus credatur mortem subijsse Erat autem hyeronimus mirande eloquentie vir. Qua propter bohemi vt sanctos eos quottannis (!) colere feruntur2o. Eorum autem pestifere heresios dogmata seu articulos perhibent Romanum presulem reliquis episcopis parem/ esse. Purgatorium ignem nullum inueniri. Vanum esse orare pro mortuis et auaricie sacerdotalis inuentum. Dei ac sanctorum“ imagines delen- das. Mendicantium religiones malos demones inuenisse. Sacerdotes pauperes esse debere sola contentos elemosina. Auricularem confessionem nugacem esse: sufficere sua quemquee deo in cubile suo confiterif peccata. Cymiteri- orum inanem vsum. Sacerdotem quocumque loco sacrum christi corpus conficere. In canonicis horis frustra tempora teri. Jeiunijs ab ecclesia insti- tutis nihil inesse meriti. atque alios plerosque errores edixere 1. Kap. 15 Hec quoque pene dudum ad nostras peruenissent has partes quando pastor wesaliensis superioris sacre theologie professors per quendam bohemum de aquisgrano redeuntem ad bohemiam adductush et eorum articulis infectus eosdem in libris suis quos plures edidit inseruerat quos maguntie renunciare * Vgl. fol. 22v.: „Fatuis“. B I, 87, Anm. 1: „vacuas"; in der Ubersetzung mit „ledige Personen" wiedergegeben. (1) Hs.: diffident Hs.: articulos esse perhibentur. Hs.: sanctos Hs.: quemquam Hs.: confitere g Hs.: proprofessor, Verschreibung 1 Hs.: ad ductus, falsche Schreibung ſ 36
Strana 37
et comburere publice compellebatur. Plures nempe et ipse articulos fidei el rhomane ecclesie contrarios II effixerat quorum iste vnus erat quod sanc- tus petrus quare piscator fuisset ieiunium instituisset quatenus scilicet pisces suos citius et charius venderet. Est autem oppidum vnum ibi mons thabor vocatum in quo omnia hereticorum genera contineri feruntur de quibus Eneas siluius in dyalogo suo multa prosequitur subiectosque corum numerat errores. Romanum pontificem et eciam ecclesiam nolunt habere caput nec ipsum primatum, aut clerum habere quicquam proprij. Ignem purgatorij inficiantur. Picturas omnes spernunt. Nihil sanctorum preces regnantium iam cum christo prodesse mortalibus. festum" diem preter diuinam et paschalem non agunt. Eucharistie sub specie panis et vini paruulis et fatuis prebent. Conficientes vero nihil preter orationem dominicam et verba consecrationis dicunt. Neque vestimenta mutant neque ornatus assumunt aliquos Aliqui etiam non verum christi corpus sed tantum representacionem in sacramento altaris quandam esse contendunt. Ex sacramentis ecclesie baptismum eucharistiam matri- monium ordinemque recipiſunt. De penitentia parum sentiunt. De comfir- matione et extrema vnctione nihil. Monachorum religionibus infestissimi sunt quam asserunt esse adinuentiones diaboli. Baptisma simplici“ vnda volunt. Nullam aquam neque sal benedicunt. Cimiteria non habent conse- crata Cadauera mortuorum in campum et vt digna sunt cum bestijs sepeliun- tur. Ecclesiarum consecrationes derident et in omnibus locis passim confici- unt sacramentum. Nulla his maior cura est quam sermones audiendi. Siquis negligens est aut torpet aut negotio ludoue vacat dum sermo fit virgis cedi- tur et intrare vt verbum dei audiat compellitur. Est illis domus lignea quam templum appellant horreo similis in qua sacerdotes predicant et per omnes dies legem exponunt. Vnum tamen ibi habent altare non consecratum neque consecrandum. Sacerdotes neque coronas“ ferunt neque barbas tondent.' hec ille.I ferturs et alia quedam abhominabilish stulticia apud eos in vsu fore quam in penore congregati post predicationem audito illo crescite et multi- plicamini etc. extinctis candelis proximus cum proxima exercent quod // tamen ibidem nunquam audiui22. 22V2 22v. 23. Kap. 16 In terrenis bonis multum prosperantur. de quorum celestibus valde dubi- tatur. faxit omnipotens deus vt ab erroribus suis resipiscant. Hec de moribus et rebus terre illius id circo breuiter tetigimus ne occasione ciuitatis in eius medio quasi in centro iam constituti omnino nihil considerasse nos estimares. Prelibata iam tamen magis ruri quam in ciuitatibus manentes. tangunt licet parum subtiliores ciues et burgenses a ruralibus muribus discrepent nisi forte diuicijs et habitu quem amplum et longum gestant vel cesarie quam a b d Hs.: combuere Hs.: ffestum, Verschreibung Vgl. fol. 21v, „vatuas“ Hs.: simplicis Hs.: corones I Hs.: ohne Interpunktion g Hs.: ffertur, Verschreibung h Hs.: abhomiabilis Interpunktion v. Hg. eingefügt 37
et comburere publice compellebatur. Plures nempe et ipse articulos fidei el rhomane ecclesie contrarios II effixerat quorum iste vnus erat quod sanc- tus petrus quare piscator fuisset ieiunium instituisset quatenus scilicet pisces suos citius et charius venderet. Est autem oppidum vnum ibi mons thabor vocatum in quo omnia hereticorum genera contineri feruntur de quibus Eneas siluius in dyalogo suo multa prosequitur subiectosque corum numerat errores. Romanum pontificem et eciam ecclesiam nolunt habere caput nec ipsum primatum, aut clerum habere quicquam proprij. Ignem purgatorij inficiantur. Picturas omnes spernunt. Nihil sanctorum preces regnantium iam cum christo prodesse mortalibus. festum" diem preter diuinam et paschalem non agunt. Eucharistie sub specie panis et vini paruulis et fatuis prebent. Conficientes vero nihil preter orationem dominicam et verba consecrationis dicunt. Neque vestimenta mutant neque ornatus assumunt aliquos Aliqui etiam non verum christi corpus sed tantum representacionem in sacramento altaris quandam esse contendunt. Ex sacramentis ecclesie baptismum eucharistiam matri- monium ordinemque recipiſunt. De penitentia parum sentiunt. De comfir- matione et extrema vnctione nihil. Monachorum religionibus infestissimi sunt quam asserunt esse adinuentiones diaboli. Baptisma simplici“ vnda volunt. Nullam aquam neque sal benedicunt. Cimiteria non habent conse- crata Cadauera mortuorum in campum et vt digna sunt cum bestijs sepeliun- tur. Ecclesiarum consecrationes derident et in omnibus locis passim confici- unt sacramentum. Nulla his maior cura est quam sermones audiendi. Siquis negligens est aut torpet aut negotio ludoue vacat dum sermo fit virgis cedi- tur et intrare vt verbum dei audiat compellitur. Est illis domus lignea quam templum appellant horreo similis in qua sacerdotes predicant et per omnes dies legem exponunt. Vnum tamen ibi habent altare non consecratum neque consecrandum. Sacerdotes neque coronas“ ferunt neque barbas tondent.' hec ille.I ferturs et alia quedam abhominabilish stulticia apud eos in vsu fore quam in penore congregati post predicationem audito illo crescite et multi- plicamini etc. extinctis candelis proximus cum proxima exercent quod // tamen ibidem nunquam audiui22. 22V2 22v. 23. Kap. 16 In terrenis bonis multum prosperantur. de quorum celestibus valde dubi- tatur. faxit omnipotens deus vt ab erroribus suis resipiscant. Hec de moribus et rebus terre illius id circo breuiter tetigimus ne occasione ciuitatis in eius medio quasi in centro iam constituti omnino nihil considerasse nos estimares. Prelibata iam tamen magis ruri quam in ciuitatibus manentes. tangunt licet parum subtiliores ciues et burgenses a ruralibus muribus discrepent nisi forte diuicijs et habitu quem amplum et longum gestant vel cesarie quam a b d Hs.: combuere Hs.: ffestum, Verschreibung Vgl. fol. 21v, „vatuas“ Hs.: simplicis Hs.: corones I Hs.: ohne Interpunktion g Hs.: ffertur, Verschreibung h Hs.: abhomiabilis Interpunktion v. Hg. eingefügt 37
Strana 38
23, accuratius enutrientes vel lineis vel serici multicoloribus vittis super verti- cem conglebatam portant vel calamistratum defluere sinunt aut longis sub- tilibus teristris que sub husecis talaribus vulpinis pellibus subductis deferunt. vel etiam per alta de eisdem pellibus almutia quibus viri in capite et per pellicias togas ad terram vsque pendentes quibus mulieres heretice ad eccle- siam procedunt eos discernere velis. Ceterum in alijs ibi sicut vbique reperiuntur cum bonis malos et e conuerso atque pauperes cum diuitibus per- mixti et/ plerumque diciores parciores ac tenaciores habentur iuxta illud Juuenalis. Crescit amor nummi quantum ipsa pecunia crescit. Et minus hanc optat qui non habet? etc. Vidi ibi molendarium qui ex pauperrimo aduena tam diues factus fuit vt eius diuicie quas preter rura que quindecim aratris singulis quattuor equis et duobus famulis deputatis quottidie cum officio molendi colebat in promptis pecunijs et bladis diuersis cuius uis etiam magni domini diuicijs quantitate non cederent. Qui et si tam locuples ab omnibus nosceretur vili tamen et peciata tunica indutus preter alios labores etiam per se ad oppida et pagos farinam vehere solebat. Aduenientem vero regem cum exercitu suo ad proximum oppidum quid rackoffninck“ dicitur pane sustentare cogitur quam diu eum ibidem moram trahere nouerit. Kap. 17 23v. De similie quoque prediuiti audiui sed non tam parco qui pauper iuuenis ex alemania ad oppidum cucianensem" veniens ad immensas diuicias apud quandam viduam quam in vxorem adultus iam acquisierat subito peruenerit ob quas etiam pan hanse id est dominus hanse vocari meruit. Nam germanos suos conciues ne nati I/ bohemi credantur a plebe non bohemico vocabulo sed teutonico modice immutato appellant. Ruralis vero populus quemcunque moribus vel habitu statuque vel facultate sibi dissimilem aduertit facile dominum vocat. Unde et me quamuis ignotum pan hensel id est dominum ioanniculum per diminutiuum vocare consueuerunt. Quod plane non omnino displicuit cogitans apud me et dicens: Numquid melius non est seruire bohemis a quibus dominus vel etiam pannitz proprie iuncker vocaris quam incumbere literis et a beanis scuto dici et pro nullo reputari. Hec quidem sepius mecum reputabam quando fortuna arrideret prospera. Quando vero a dominis flagellabar eorumque pedibus conculcabar dominum me vocari exosum habui. Honeste tamen satis dominorum iuuenes ibi tractantur qui per totam diem iugiter eum sequentes vel stando ante ipsum nocte diuque seruientes meliores quam serui dies haberes permittuntur. si tamen boni dies dici debeant. qui in magno timore dominis seruire et ab illis pro sua libertate et recreamine quibus maxime iuuentus ipsa gaudet nunquam absce- dere et ad quodlibet quasi verbum cum tremore flectere genu et nonnum- quam eorum/ furorem pacientissime ferre atque verberibus et diris con- tumeliosi sue improperijs affici faciunt. His quippe et alijs multis quum 23v, Hs.: et/ et Satura 14, 139 f. Hs.: molendini, „ni“ getilgt Hs.: rackossninck, Verschreibung Hs.: simile I Interpunktion geändert, Hs.:. g Hs.: haberi 38 b
23, accuratius enutrientes vel lineis vel serici multicoloribus vittis super verti- cem conglebatam portant vel calamistratum defluere sinunt aut longis sub- tilibus teristris que sub husecis talaribus vulpinis pellibus subductis deferunt. vel etiam per alta de eisdem pellibus almutia quibus viri in capite et per pellicias togas ad terram vsque pendentes quibus mulieres heretice ad eccle- siam procedunt eos discernere velis. Ceterum in alijs ibi sicut vbique reperiuntur cum bonis malos et e conuerso atque pauperes cum diuitibus per- mixti et/ plerumque diciores parciores ac tenaciores habentur iuxta illud Juuenalis. Crescit amor nummi quantum ipsa pecunia crescit. Et minus hanc optat qui non habet? etc. Vidi ibi molendarium qui ex pauperrimo aduena tam diues factus fuit vt eius diuicie quas preter rura que quindecim aratris singulis quattuor equis et duobus famulis deputatis quottidie cum officio molendi colebat in promptis pecunijs et bladis diuersis cuius uis etiam magni domini diuicijs quantitate non cederent. Qui et si tam locuples ab omnibus nosceretur vili tamen et peciata tunica indutus preter alios labores etiam per se ad oppida et pagos farinam vehere solebat. Aduenientem vero regem cum exercitu suo ad proximum oppidum quid rackoffninck“ dicitur pane sustentare cogitur quam diu eum ibidem moram trahere nouerit. Kap. 17 23v. De similie quoque prediuiti audiui sed non tam parco qui pauper iuuenis ex alemania ad oppidum cucianensem" veniens ad immensas diuicias apud quandam viduam quam in vxorem adultus iam acquisierat subito peruenerit ob quas etiam pan hanse id est dominus hanse vocari meruit. Nam germanos suos conciues ne nati I/ bohemi credantur a plebe non bohemico vocabulo sed teutonico modice immutato appellant. Ruralis vero populus quemcunque moribus vel habitu statuque vel facultate sibi dissimilem aduertit facile dominum vocat. Unde et me quamuis ignotum pan hensel id est dominum ioanniculum per diminutiuum vocare consueuerunt. Quod plane non omnino displicuit cogitans apud me et dicens: Numquid melius non est seruire bohemis a quibus dominus vel etiam pannitz proprie iuncker vocaris quam incumbere literis et a beanis scuto dici et pro nullo reputari. Hec quidem sepius mecum reputabam quando fortuna arrideret prospera. Quando vero a dominis flagellabar eorumque pedibus conculcabar dominum me vocari exosum habui. Honeste tamen satis dominorum iuuenes ibi tractantur qui per totam diem iugiter eum sequentes vel stando ante ipsum nocte diuque seruientes meliores quam serui dies haberes permittuntur. si tamen boni dies dici debeant. qui in magno timore dominis seruire et ab illis pro sua libertate et recreamine quibus maxime iuuentus ipsa gaudet nunquam absce- dere et ad quodlibet quasi verbum cum tremore flectere genu et nonnum- quam eorum/ furorem pacientissime ferre atque verberibus et diris con- tumeliosi sue improperijs affici faciunt. His quippe et alijs multis quum 23v, Hs.: et/ et Satura 14, 139 f. Hs.: molendini, „ni“ getilgt Hs.: rackossninck, Verschreibung Hs.: simile I Interpunktion geändert, Hs.:. g Hs.: haberi 38 b
Strana 39
apud superius memoratos nobilistas tum apud istum affatim pupillus exer- citatus sum cum quo tribus ferme annis manens ad istam ciuitatem cuius occasione hec omnia prelibaui peruenire me contigit. Kap. 18 Porro ab ea iter nostrum ad dominum"4 sequentes cuius seruicio manci- pandus domicellus meus illic mecum deuenerat ad castrum eius quod glum vocatum ab hircinia silua que totam vt supra diximus montuosa ipsam bohe- miam cingit non longe versus morauiam situm erat triduo peruenimus, a quo et gratanter suscepti sumus et cum eo manentes iam ad morauiam vbi filium"s habebat iamque ad pragam vel alia loca cum eodem equitabamus. Erat autem homo pinguissimus et valde diues et potens" sed admodum tenax cuiusdam christiani comitis filiam in vxorem habens: quam nescio ob quam suspicionem quasi captiuam tenebat et nullam cum ea conuersationem habens eius loco cuiusdam pauperis (coniugem) nobilis coniugis concubitu fruebatur. Que etiam quasi mater et dominaI/ ab omni familia habita totam regebat domum. Quam veluti meretricem vt erat odio habens nullo honoris obsequio dignabar venerari quamobrem sepe illius et domini sui indignationem plexus a proprio domino leui ex causa de illius accusatione plagis afficiebar. Insidiabatur proinde studiose mihi causam effugiendi dans. Molestissime namque ferebat quod ab omnibus tanquam castri domina honorata a me puero teutonico et christiano esset vt concubina viliter habita“ et contempta. Que vbi nullo pacto me in eius venerationem inducere cerneret sed magis ob legittimam dominam (cui ipsa ob turpem amorem a domino preferebatur) sese contemptui haberi. quadam vice ex insidijs mihi positis resciuit micas me residuas de mensa auferre et pueris lotricis nostre sub castro degentis erogari Quod mox ad dominum castri querula deferens amouere me iussit de loco. Quod dominus meus egre ferens ob tam leuem videlicet causam me amouendum esse parum iram dissimulauit et non post multum temporis ad suos?s quibus me remiserat reuersus est. Quem/ cum rursus ad aliam" similem proficientem curiam sequi nollem sed magis vt data venia ad pa- triam post septenne exilium reuertendi facultatem indulgeret instantissime ac flebiliter rogarem super modum valde contra me prouocaui adeo vt nolentem acquiescere me quasi semimortuum ex cruciatibus ob hoc ab eo perpessis solus cum famulo recederet, dans mandatum parentibus et fratribus vt inclusis vestibus melioribus me caute custodirent et aufugientem aliquando persequerentur atque ad proximam arborem deprehensum suspenderent 24. 24, Kap. 19 Quid miser facerem terrore perculsus nimio quoue verterem me nescie- bam;" dissipabantur cogitaciones mee torquentes cor meum inquietissimum non enim alibi quam domi matris erat. Audieram namque mortalitatem in germania immanem pestem exercuisse quam iam ad bohemie regionis immi- Interpunktion v. Hg. eingefügt Hs.: ausgestrichen Hs.: Insiadatur Hs.: habita. et contempta. Ein Punkt v. Hg. getilgt Hs.: alium Interpunktion v. Hg. eingefügt b 39
apud superius memoratos nobilistas tum apud istum affatim pupillus exer- citatus sum cum quo tribus ferme annis manens ad istam ciuitatem cuius occasione hec omnia prelibaui peruenire me contigit. Kap. 18 Porro ab ea iter nostrum ad dominum"4 sequentes cuius seruicio manci- pandus domicellus meus illic mecum deuenerat ad castrum eius quod glum vocatum ab hircinia silua que totam vt supra diximus montuosa ipsam bohe- miam cingit non longe versus morauiam situm erat triduo peruenimus, a quo et gratanter suscepti sumus et cum eo manentes iam ad morauiam vbi filium"s habebat iamque ad pragam vel alia loca cum eodem equitabamus. Erat autem homo pinguissimus et valde diues et potens" sed admodum tenax cuiusdam christiani comitis filiam in vxorem habens: quam nescio ob quam suspicionem quasi captiuam tenebat et nullam cum ea conuersationem habens eius loco cuiusdam pauperis (coniugem) nobilis coniugis concubitu fruebatur. Que etiam quasi mater et dominaI/ ab omni familia habita totam regebat domum. Quam veluti meretricem vt erat odio habens nullo honoris obsequio dignabar venerari quamobrem sepe illius et domini sui indignationem plexus a proprio domino leui ex causa de illius accusatione plagis afficiebar. Insidiabatur proinde studiose mihi causam effugiendi dans. Molestissime namque ferebat quod ab omnibus tanquam castri domina honorata a me puero teutonico et christiano esset vt concubina viliter habita“ et contempta. Que vbi nullo pacto me in eius venerationem inducere cerneret sed magis ob legittimam dominam (cui ipsa ob turpem amorem a domino preferebatur) sese contemptui haberi. quadam vice ex insidijs mihi positis resciuit micas me residuas de mensa auferre et pueris lotricis nostre sub castro degentis erogari Quod mox ad dominum castri querula deferens amouere me iussit de loco. Quod dominus meus egre ferens ob tam leuem videlicet causam me amouendum esse parum iram dissimulauit et non post multum temporis ad suos?s quibus me remiserat reuersus est. Quem/ cum rursus ad aliam" similem proficientem curiam sequi nollem sed magis vt data venia ad pa- triam post septenne exilium reuertendi facultatem indulgeret instantissime ac flebiliter rogarem super modum valde contra me prouocaui adeo vt nolentem acquiescere me quasi semimortuum ex cruciatibus ob hoc ab eo perpessis solus cum famulo recederet, dans mandatum parentibus et fratribus vt inclusis vestibus melioribus me caute custodirent et aufugientem aliquando persequerentur atque ad proximam arborem deprehensum suspenderent 24. 24, Kap. 19 Quid miser facerem terrore perculsus nimio quoue verterem me nescie- bam;" dissipabantur cogitaciones mee torquentes cor meum inquietissimum non enim alibi quam domi matris erat. Audieram namque mortalitatem in germania immanem pestem exercuisse quam iam ad bohemie regionis immi- Interpunktion v. Hg. eingefügt Hs.: ausgestrichen Hs.: Insiadatur Hs.: habita. et contempta. Ein Punkt v. Hg. getilgt Hs.: alium Interpunktion v. Hg. eingefügt b 39
Strana 40
24V, 24v2 nere fama volabat vndique. Timebam enim ibi me mortem subiturum vbi et anime damnationem non minus verebar. Quomodo autem inde aufugerem dubia mente reuoluebar iugiter. Cumque sic anxius de aufugio et reditu ad patriam cogitarem quandam vetulamI/ super hoc consului que aliqualiter miserita“ mei. Si vis inquit instructionem meam sequi breui te ad patriam peruenire faciam. A qua cum modum viam et doctore me in paruissimo puta vnius noctis et diei spacio intellexissem „abi“ inquam „in ignem quo digna es“ malefica enim erat pessima diabolicis artibus instituta que ibidem quam plurimum in huiuscemodi sexu habundant. Voluit autem vt aiebat in nigra vacca per siluas et valles montesque ad patriam me si voluissem deduxisse suis malificijs. Parum aberat si timor diabolice lesionis non obstitisset. Hanc candem vetulam sub duplice specie communicare vidi quod antea nunquam fecerat ex quadam enim alemanie oppido oriunda erat illic forte ob maleficam artem suam fugata. Siquidem multi qui ex nostris regionibus effugiunt illic tanquam ad tutissimum asylum sese proripere feruntur. Raro enim oppidum ibidem inuenitur in quo non profligati ex alienis partibus habeantur. Et si ex vno noti iam eiciuntur ad aliud se diuertunt. Plura nempe quam superius notata/ sunt regni illius oppida quae' satis egregia habentur. Post praam enim quam nos limen possumus appellare que est vt diximus suprema regni ciuitas regumque et pontificum sedes in qua et plura religiosorum preter quattuor mendicantium que ante triginta annos funditus destruxerunt habi- tacula cernuntur etiam subiecta exstant oppida scilicet tzaslaph?9 tzeizkey- brote 100. Cursyn101 cuttenbergh 102 buelsen 10s rackoffnich 10s lutzitz 105 mons thabor 10s multiplicium hereticorum 107 fortalicium. Sotz 1s littneritz 10s butt- witz 110 dagganum111 Cadanum112 britz113 Craupen!1 Craloffingh 115 doeplitz110 vbi et famosa abbatia et terme 117 sunt zlaneius et launa119 que duo ad communionem ecclesie sancte de erroribus heresios reuocauit reuerendus dominus Noster episcopus suffraganeus moguntinensis sicuti ipse mihimet testatus est iam dudum in rinckauia dum pro consecratione noui abbatis ibi venisset. Querebat namque ex me si adhuc fortes in fide subsisterent quos se sua predicatione a prauitate heretica liberasse haud dubium credebat. Kap. 20 25. Appropinquante vero iam paschali festo cum supra memoratos domicellos meos pro vestibus vt supra dixi reconditis! rogarem non tam propter festa quam propter hospites si forte venirent aliqui reddere dignati sunt. Quibus quottidie indutus manens fugam in corde machinabar arripere caute de opportunitate me deliberans. Pluribus autem vicibus adhoc cum deliberatione dispositus abire temptabam. sed timore perplexus minime progredi audebam. Quadam autem die cum essem ad proximum oppidum12° senems domicellum ad nundinas loco famuli secutus nil preter tunicam et camisiam indutus quia tunc nil quasi iam desperatus de fuga in eundo cogitaueram. Sedentem domi- o Hs.: miserta aus ducturam?? Interpunktion v. Hg. eingefügt „quae“ v. Hg. eingefügt falsche Worttrennung, = Český Brod Hs.: recinditos g Hs.: senem et . . .; et ausgestrichen 1 I 40
24V, 24v2 nere fama volabat vndique. Timebam enim ibi me mortem subiturum vbi et anime damnationem non minus verebar. Quomodo autem inde aufugerem dubia mente reuoluebar iugiter. Cumque sic anxius de aufugio et reditu ad patriam cogitarem quandam vetulamI/ super hoc consului que aliqualiter miserita“ mei. Si vis inquit instructionem meam sequi breui te ad patriam peruenire faciam. A qua cum modum viam et doctore me in paruissimo puta vnius noctis et diei spacio intellexissem „abi“ inquam „in ignem quo digna es“ malefica enim erat pessima diabolicis artibus instituta que ibidem quam plurimum in huiuscemodi sexu habundant. Voluit autem vt aiebat in nigra vacca per siluas et valles montesque ad patriam me si voluissem deduxisse suis malificijs. Parum aberat si timor diabolice lesionis non obstitisset. Hanc candem vetulam sub duplice specie communicare vidi quod antea nunquam fecerat ex quadam enim alemanie oppido oriunda erat illic forte ob maleficam artem suam fugata. Siquidem multi qui ex nostris regionibus effugiunt illic tanquam ad tutissimum asylum sese proripere feruntur. Raro enim oppidum ibidem inuenitur in quo non profligati ex alienis partibus habeantur. Et si ex vno noti iam eiciuntur ad aliud se diuertunt. Plura nempe quam superius notata/ sunt regni illius oppida quae' satis egregia habentur. Post praam enim quam nos limen possumus appellare que est vt diximus suprema regni ciuitas regumque et pontificum sedes in qua et plura religiosorum preter quattuor mendicantium que ante triginta annos funditus destruxerunt habi- tacula cernuntur etiam subiecta exstant oppida scilicet tzaslaph?9 tzeizkey- brote 100. Cursyn101 cuttenbergh 102 buelsen 10s rackoffnich 10s lutzitz 105 mons thabor 10s multiplicium hereticorum 107 fortalicium. Sotz 1s littneritz 10s butt- witz 110 dagganum111 Cadanum112 britz113 Craupen!1 Craloffingh 115 doeplitz110 vbi et famosa abbatia et terme 117 sunt zlaneius et launa119 que duo ad communionem ecclesie sancte de erroribus heresios reuocauit reuerendus dominus Noster episcopus suffraganeus moguntinensis sicuti ipse mihimet testatus est iam dudum in rinckauia dum pro consecratione noui abbatis ibi venisset. Querebat namque ex me si adhuc fortes in fide subsisterent quos se sua predicatione a prauitate heretica liberasse haud dubium credebat. Kap. 20 25. Appropinquante vero iam paschali festo cum supra memoratos domicellos meos pro vestibus vt supra dixi reconditis! rogarem non tam propter festa quam propter hospites si forte venirent aliqui reddere dignati sunt. Quibus quottidie indutus manens fugam in corde machinabar arripere caute de opportunitate me deliberans. Pluribus autem vicibus adhoc cum deliberatione dispositus abire temptabam. sed timore perplexus minime progredi audebam. Quadam autem die cum essem ad proximum oppidum12° senems domicellum ad nundinas loco famuli secutus nil preter tunicam et camisiam indutus quia tunc nil quasi iam desperatus de fuga in eundo cogitaueram. Sedentem domi- o Hs.: miserta aus ducturam?? Interpunktion v. Hg. eingefügt „quae“ v. Hg. eingefügt falsche Worttrennung, = Český Brod Hs.: recinditos g Hs.: senem et . . .; et ausgestrichen 1 I 40
Strana 41
cellum cum alijs ad vinum reliqui et empturus sericum pro medio floreno de quo registrum ad bibliam quam tunc nouiter in lingua sua impressam compararant domicella erat factura ex hospicio ad forum transeo emtoque serico cum quodam peregrino teutonico de rebus germanie querendi gratia extra portas ex inaduertentia quadam progredior. Qui vbi finitis/ mutuis sermonibus ad me reuersus quid procul abeundo fecissem illi conqueror timeoque reuerti ne forte exire visus querenti iam domicello proditus sim qui exinde quasi iam me de aufugio cogitantem domi caute custodiat vel aliquo supplicio puniat. Hinc trepidus et ancipiti dubio proculsus mendicum con- sulo quatenus quid super hac re consultum videatur mihi quantocius causa dei indicet Qui cum me ex sermonibus mutuo prius habitis super relictione studij dolore et ad religionem aspirare si ex litteris aptus forem accepisset probe (vt apparebat) ita me ad arripiendam iam fugam hortatus aiebat. „Ex quo“, inquit „mi fili iam aliquantulum elongatus es et te redeuntem ad oppidum suspectum deinceps a tuis habendum eum formidas: suadeo vt posito timore confisus in domino habita iam opportunitate fugiendi ocius iam ceptum prosequere iter. spero nam te saluum euasurum. Ego enim post te lento gradiens gressu si forte ab insequentibus te an hac minime talem viderim currere nequaquam fatebor. sed vt ab incasso inquisitione istac cessantes aliorsum I/ se recipiant diligenter persuadebo“. His ergo animatus monitis hominem valefacio et habitis gratiarum actionibus pro tam fideli consolatione mea ad velociorem cursum me accingo assumens donarij pedes vt aiunt super humeris trium miliariorum eodem vesperi ad huc iter facturus currendo crebrius post tergum anxius respicio metuens ne forte a quopiam deprehendendus insequutionem parante'. cum tamen nec peregrinum nec aliquem alium post me percipiam. Itineri autem eidem ita velox cursor innixus ad quosdam viatores pertingo qui cognita properationis causa secum ad oppidum suum me pergere inuitant. Quibus statim annuens vtpote ex toto corde condolentibus et si mihi per noctem benefacturos pro- mittentibus vesperi ab eis hospicio benigne susceptus et ab domino domus deuote quamuis hereticus vel esset pedes lauor et humaniter reficior. Erat autem oppidum nomine zotz12i et ipse ciues pellifex erat ditissimus qui eodem die in supradictis nundinis pelles multas emerat et me et domicellum ibidem per forum/ transire viderat. Cum quo pellifice etiam sericum domi- celle remisi cuius dolorem de aufugio meo ob ostensam fidelitatem mecum in remissione serici ex eodem postea intellexi. Kар. 21 Mane vero facto petenti mihi seruicium apud textorem procurat quatenus vbi aliquid de officio genitoris didicisse liberius audaciusue ad eos domum redirem. Ast cum aliquot diebus ibidem manendo plures ex nobilibus qui me nouerant talis domicelli famulum fuisse in dies frequenter vrbem cer- nerem timore correptus ne forte ab illis proderer ad aliud oppidum quod a b 25, 25v. 25v2 Hs.: aucipiti Interpunktion v. H. eingefügt Hs.: opornitate Interpunktion v. Hg. eingefügt woll: deprehendendus sim oder deprehendor Hs.: par, dahinter Lücke. Interpunktion v. Hg. eingefügt. 41
cellum cum alijs ad vinum reliqui et empturus sericum pro medio floreno de quo registrum ad bibliam quam tunc nouiter in lingua sua impressam compararant domicella erat factura ex hospicio ad forum transeo emtoque serico cum quodam peregrino teutonico de rebus germanie querendi gratia extra portas ex inaduertentia quadam progredior. Qui vbi finitis/ mutuis sermonibus ad me reuersus quid procul abeundo fecissem illi conqueror timeoque reuerti ne forte exire visus querenti iam domicello proditus sim qui exinde quasi iam me de aufugio cogitantem domi caute custodiat vel aliquo supplicio puniat. Hinc trepidus et ancipiti dubio proculsus mendicum con- sulo quatenus quid super hac re consultum videatur mihi quantocius causa dei indicet Qui cum me ex sermonibus mutuo prius habitis super relictione studij dolore et ad religionem aspirare si ex litteris aptus forem accepisset probe (vt apparebat) ita me ad arripiendam iam fugam hortatus aiebat. „Ex quo“, inquit „mi fili iam aliquantulum elongatus es et te redeuntem ad oppidum suspectum deinceps a tuis habendum eum formidas: suadeo vt posito timore confisus in domino habita iam opportunitate fugiendi ocius iam ceptum prosequere iter. spero nam te saluum euasurum. Ego enim post te lento gradiens gressu si forte ab insequentibus te an hac minime talem viderim currere nequaquam fatebor. sed vt ab incasso inquisitione istac cessantes aliorsum I/ se recipiant diligenter persuadebo“. His ergo animatus monitis hominem valefacio et habitis gratiarum actionibus pro tam fideli consolatione mea ad velociorem cursum me accingo assumens donarij pedes vt aiunt super humeris trium miliariorum eodem vesperi ad huc iter facturus currendo crebrius post tergum anxius respicio metuens ne forte a quopiam deprehendendus insequutionem parante'. cum tamen nec peregrinum nec aliquem alium post me percipiam. Itineri autem eidem ita velox cursor innixus ad quosdam viatores pertingo qui cognita properationis causa secum ad oppidum suum me pergere inuitant. Quibus statim annuens vtpote ex toto corde condolentibus et si mihi per noctem benefacturos pro- mittentibus vesperi ab eis hospicio benigne susceptus et ab domino domus deuote quamuis hereticus vel esset pedes lauor et humaniter reficior. Erat autem oppidum nomine zotz12i et ipse ciues pellifex erat ditissimus qui eodem die in supradictis nundinis pelles multas emerat et me et domicellum ibidem per forum/ transire viderat. Cum quo pellifice etiam sericum domi- celle remisi cuius dolorem de aufugio meo ob ostensam fidelitatem mecum in remissione serici ex eodem postea intellexi. Kар. 21 Mane vero facto petenti mihi seruicium apud textorem procurat quatenus vbi aliquid de officio genitoris didicisse liberius audaciusue ad eos domum redirem. Ast cum aliquot diebus ibidem manendo plures ex nobilibus qui me nouerant talis domicelli famulum fuisse in dies frequenter vrbem cer- nerem timore correptus ne forte ab illis proderer ad aliud oppidum quod a b 25, 25v. 25v2 Hs.: aucipiti Interpunktion v. H. eingefügt Hs.: opornitate Interpunktion v. Hg. eingefügt woll: deprehendendus sim oder deprehendor Hs.: par, dahinter Lücke. Interpunktion v. Hg. eingefügt. 41
Strana 42
26, 26, 26V. zlanei122 dicitur per tria miliaria ab illo distans me contuli. In eo autem nullum textorem offendens qui me docere velit cum quodam iuuene pellifici tendenti aliud oppidum quod litmeritz123 vocatur et inde spe nostra ambo frustrati ad quoddam aliud dictum graloffmigh12s nos diuertimus vbi et ipse magistrum sui officij consecutus mihi quoque apud laniatorem vel vt vsitacius dicitur carnificem de seruicio prouidit. Quod licet multum ex natura abhofſminarer neccessitate tamen compulsus assumpsi. Sed cum mactandi laborem nimium abhorrerer discere refutaui. Inuento vero socio qui ab inde proficisceretur valde gauisus sum rogans eum vt me secum ire pateretur. Cum quo inde volentem discedere me carnijex retinebat exigens a me sumptus precium quod socius ille videns meique miseritus erat enim et ipse teutonicus mercimonia venalia de loco ad locum gestans exiuit in campum et agnum a se dum venisset vt dicebat inuentum attulit atque illi pro mea liberatione dedit. qui statim me abire permisit. Erat autem ciues (!) hic brixianus. brix 125 enim ciuitas non parua versus partes germanie sita est tam hereticos quam catholicos continens. Ad quam cum peruenissem ibi domi- num consequutus sum teutonice nationis qui me collegit propter linguam bohemicam sibi ignotam vt cum eo ad nundinas128 per bohemiam pergens eius interpres essem. Erat autem negotiator saccari quod ipse varium coqui callebat. Apud istum tribus tantum hebdomadis“ mansi post quos viros inueni qui ad termas 127 tenderent de quibus/ aliquando a nobile 12s quodam ad bohemiam clam raptus fueram. Unde letificatus valde mercatorem pro venia abeundi et pro calceis' qui ad patriam usque sufficerent supplex rogo. Qui- bus ad votum impetratis cum gaudio bohemiam exco quam propter hec et alia me vnquam vidisse vel bohemiam nouisse super modum doleo. Exeo inquam instar isarel absque dubio ab angelo eductus cum tripudio de egipto hereticorum et de populo barbarissimo post quinque annorum reuolutionem eodem scilicet tempore anni quo ingressus eram ad oppidulum 129 terrarum et ad hospitam meam cuius iam vir defunctus erat secunda calle diuertens. A qua iocunde exceptus et cuidam negotiatori nurembergensi cum vxore et famulis post completum ibi balneum ad propria in carpento redeunti qui me comitari se paciatur ad eadem fidelissime commendatus ad nurembergam usque prospere peruenio et agens illis grates de inductionis beneficio cum inuentis ibidem de nostra ciuitate vectoribus circa festum diui ioannis bap- tiste 130 ad patriamI/ non latinus quemadmodum me nostri quandoque redi- turum sperabant non doctor qualem ipse puerilibus arrogantijs aliquando me aduerturum predixeram ymmo nec germanus qualis ab ipsis discesseram sed bohemus sed barbarus et quasi paganus habitu moribus cincinnisque longissi- mis et albis quos ibi summo cum studio eorum more accurate nutriueram" ad balteum fere vndique per humores et dorsum defluentes deformis quidem vt ipsi post asserebant et ignotus in fine sexti anni recessus mei verendus ex tante commutatione que non erat dextre excelsi cum corporis concolumi- tate sic tandem per gratiam dei reuertor „ „ Hs.: hebdomadas Hs.: calcijs Hs.: nutri eram 42
26, 26, 26V. zlanei122 dicitur per tria miliaria ab illo distans me contuli. In eo autem nullum textorem offendens qui me docere velit cum quodam iuuene pellifici tendenti aliud oppidum quod litmeritz123 vocatur et inde spe nostra ambo frustrati ad quoddam aliud dictum graloffmigh12s nos diuertimus vbi et ipse magistrum sui officij consecutus mihi quoque apud laniatorem vel vt vsitacius dicitur carnificem de seruicio prouidit. Quod licet multum ex natura abhofſminarer neccessitate tamen compulsus assumpsi. Sed cum mactandi laborem nimium abhorrerer discere refutaui. Inuento vero socio qui ab inde proficisceretur valde gauisus sum rogans eum vt me secum ire pateretur. Cum quo inde volentem discedere me carnijex retinebat exigens a me sumptus precium quod socius ille videns meique miseritus erat enim et ipse teutonicus mercimonia venalia de loco ad locum gestans exiuit in campum et agnum a se dum venisset vt dicebat inuentum attulit atque illi pro mea liberatione dedit. qui statim me abire permisit. Erat autem ciues (!) hic brixianus. brix 125 enim ciuitas non parua versus partes germanie sita est tam hereticos quam catholicos continens. Ad quam cum peruenissem ibi domi- num consequutus sum teutonice nationis qui me collegit propter linguam bohemicam sibi ignotam vt cum eo ad nundinas128 per bohemiam pergens eius interpres essem. Erat autem negotiator saccari quod ipse varium coqui callebat. Apud istum tribus tantum hebdomadis“ mansi post quos viros inueni qui ad termas 127 tenderent de quibus/ aliquando a nobile 12s quodam ad bohemiam clam raptus fueram. Unde letificatus valde mercatorem pro venia abeundi et pro calceis' qui ad patriam usque sufficerent supplex rogo. Qui- bus ad votum impetratis cum gaudio bohemiam exco quam propter hec et alia me vnquam vidisse vel bohemiam nouisse super modum doleo. Exeo inquam instar isarel absque dubio ab angelo eductus cum tripudio de egipto hereticorum et de populo barbarissimo post quinque annorum reuolutionem eodem scilicet tempore anni quo ingressus eram ad oppidulum 129 terrarum et ad hospitam meam cuius iam vir defunctus erat secunda calle diuertens. A qua iocunde exceptus et cuidam negotiatori nurembergensi cum vxore et famulis post completum ibi balneum ad propria in carpento redeunti qui me comitari se paciatur ad eadem fidelissime commendatus ad nurembergam usque prospere peruenio et agens illis grates de inductionis beneficio cum inuentis ibidem de nostra ciuitate vectoribus circa festum diui ioannis bap- tiste 130 ad patriamI/ non latinus quemadmodum me nostri quandoque redi- turum sperabant non doctor qualem ipse puerilibus arrogantijs aliquando me aduerturum predixeram ymmo nec germanus qualis ab ipsis discesseram sed bohemus sed barbarus et quasi paganus habitu moribus cincinnisque longissi- mis et albis quos ibi summo cum studio eorum more accurate nutriueram" ad balteum fere vndique per humores et dorsum defluentes deformis quidem vt ipsi post asserebant et ignotus in fine sexti anni recessus mei verendus ex tante commutatione que non erat dextre excelsi cum corporis concolumi- tate sic tandem per gratiam dei reuertor „ „ Hs.: hebdomadas Hs.: calcijs Hs.: nutri eram 42
Strana 43
Bohemica Sprache Von grofer Wichtigkeit für die Sprachwissenschaft ist Butzbachs Auf- zeichnung alttschechischer Texte. Die Bedeutung gerade dieser Aufzeich- nungen liegt nicht in der Tatsache, daß ač. Texte, deren es genügend gibt, überliefert wurden, sondern in ihrer besonderen Art der Aufzeichnung. Obwohl Butzbach die tschechische Sprache und teilweise auch die Schreibung gelernt hatte, erhellt doch aus vielen Beispielen im Text, dafs er die Schrei- bung nur mangelhaft beherrschte und vieles nach dem Gehör niederschrieb. Wie weit Butzbach die Eigenheiten der Schreibung noch in Erinnerung hatte als er das Hodoporicon verfaßite, wird noch darzulegen sein, doch muſs ein- gangs erwähnt werden, daß gerade dieser Umstand die Auswertung des ač. Textes in philologischer und phonetischer Hinsicht bedeutend erschwert. Die Vorsicht, die unter obwaltenden Umständen geboten scheint, schränkt das Ergebnis einer Auswertung natürlich ein, doch einen von einem Nichtslaven rein phonetisch aufgezeichneten Text in der Sprache des ausgehenden 15. Jahrhunderts zu finden, dürfte wohl ein Traum bleiben. Immerhin gibt uns die Aufzeichnung Butzbachs viele neue Belege für bekannte Tatsachen und nur teilweise belegte Annahmen, besonders was die Dialektforschung im Sprachgrenzgebiet Nordwestböhmens anbelangt. Als erstes sei hier die Schreibung einzelner Wörter geprüft und für die Beurteilung der Kenntnisse Butzbachs in puncto Rechtschreibung verwertet. Für den Laut „j“ schreibt Butzbach „g“, wobei manchmal die Palatalität ausgedrückt werden soll: genzi — jenž jsi, sutgit — súdit' = súdiit, naro- dgylze — narodil se = narodiil se, gentzy — jenž se, gest — jest. Diese Schreibung ist aber nicht konsequent durchgeführt, auch „y“ steht für „j“: yeho — jeho, vedeneho — jediného, oder „i“ in iaku — jako. Den Laut „ř“ gibt er mit „rz" wieder: brzyt — přijd'; brzzijcha — břicha; Werzym — věřím; sworzytele — stvořitele u.s.w. Dies entspricht der einstigen tschechischen Rechtschreibung. Das Polnische bewahrt diese Art der Schreibung noch heute. Erst nach der Einführung der diakritischen Zeichen für Vokallängen wurde „j“, das bis dahin für „i" verwendet wurde (z. B. dřjwj, nč. dříví etc.), für den Laut „i“ bestimmt (z. B. já, jeti etc.), während „g“, bis dahin Zeichen für den Lautwert „i“ (z. B. giskra, nč. jiskra; geden, nč. jeden etc.), für den dem deutschen Lautwert „g“ entspre- chenden Laut in Fremdwörtern bestimmt wurde (z. B. glycerin, gotický, gymnasium etc.). Die von Hus eingeführten und von den Böhmischen Brüdern in ihrem Schrifttum weiterverwendeten diakritischen Zeichen für „ž“ und „š“, näm- lich „s“ und „z", scheint Butzbach nicht kennengelernt oder aber später ihre Bedeutung wieder vergessen zu haben (vgl. dazu die Schreibung für 43
Bohemica Sprache Von grofer Wichtigkeit für die Sprachwissenschaft ist Butzbachs Auf- zeichnung alttschechischer Texte. Die Bedeutung gerade dieser Aufzeich- nungen liegt nicht in der Tatsache, daß ač. Texte, deren es genügend gibt, überliefert wurden, sondern in ihrer besonderen Art der Aufzeichnung. Obwohl Butzbach die tschechische Sprache und teilweise auch die Schreibung gelernt hatte, erhellt doch aus vielen Beispielen im Text, dafs er die Schrei- bung nur mangelhaft beherrschte und vieles nach dem Gehör niederschrieb. Wie weit Butzbach die Eigenheiten der Schreibung noch in Erinnerung hatte als er das Hodoporicon verfaßite, wird noch darzulegen sein, doch muſs ein- gangs erwähnt werden, daß gerade dieser Umstand die Auswertung des ač. Textes in philologischer und phonetischer Hinsicht bedeutend erschwert. Die Vorsicht, die unter obwaltenden Umständen geboten scheint, schränkt das Ergebnis einer Auswertung natürlich ein, doch einen von einem Nichtslaven rein phonetisch aufgezeichneten Text in der Sprache des ausgehenden 15. Jahrhunderts zu finden, dürfte wohl ein Traum bleiben. Immerhin gibt uns die Aufzeichnung Butzbachs viele neue Belege für bekannte Tatsachen und nur teilweise belegte Annahmen, besonders was die Dialektforschung im Sprachgrenzgebiet Nordwestböhmens anbelangt. Als erstes sei hier die Schreibung einzelner Wörter geprüft und für die Beurteilung der Kenntnisse Butzbachs in puncto Rechtschreibung verwertet. Für den Laut „j“ schreibt Butzbach „g“, wobei manchmal die Palatalität ausgedrückt werden soll: genzi — jenž jsi, sutgit — súdit' = súdiit, naro- dgylze — narodil se = narodiil se, gentzy — jenž se, gest — jest. Diese Schreibung ist aber nicht konsequent durchgeführt, auch „y“ steht für „j“: yeho — jeho, vedeneho — jediného, oder „i“ in iaku — jako. Den Laut „ř“ gibt er mit „rz" wieder: brzyt — přijd'; brzzijcha — břicha; Werzym — věřím; sworzytele — stvořitele u.s.w. Dies entspricht der einstigen tschechischen Rechtschreibung. Das Polnische bewahrt diese Art der Schreibung noch heute. Erst nach der Einführung der diakritischen Zeichen für Vokallängen wurde „j“, das bis dahin für „i" verwendet wurde (z. B. dřjwj, nč. dříví etc.), für den Laut „i“ bestimmt (z. B. já, jeti etc.), während „g“, bis dahin Zeichen für den Lautwert „i“ (z. B. giskra, nč. jiskra; geden, nč. jeden etc.), für den dem deutschen Lautwert „g“ entspre- chenden Laut in Fremdwörtern bestimmt wurde (z. B. glycerin, gotický, gymnasium etc.). Die von Hus eingeführten und von den Böhmischen Brüdern in ihrem Schrifttum weiterverwendeten diakritischen Zeichen für „ž“ und „š“, näm- lich „s“ und „z", scheint Butzbach nicht kennengelernt oder aber später ihre Bedeutung wieder vergessen zu haben (vgl. dazu die Schreibung für 43
Strana 44
„nás“ und „náš“!). Den erst später durch Häkchen ersetzten Punkt ver- wendet das Polnische noch heute. Demnach können wir ohne Zweifel an- nehmen, daßs Butzbach die Schreibung einst gelernt hat. Als nächstes sei das Gehör unseres Gewährsmannes einer Prüfung unter- zogen. Sofort wird hierbei ein typisch deutsches Merkmal offenbar: die Verwechslung stimmhafter und stimmloser Spiranten: mesy — mezi; strawas — zdravas; zlebó — s tebó = s tebou; naz — nás; sleye — zlého u. a. m. Auch Verwechslungen von Mediae und Tenues sind häufig, z. B.: bozzenanei — požehnaný; daky — tak i; tnes — dnes; wot dot — odtud; blott — plod u.s.w. Aber auch eine Verwechslung von „b“ und „V“ liegt vor : wut — bud' ; swaff — zbav; newe — nebe; wowetznuo — obecnou etc. Das č. „h“ überhört Butzbach fast völlig, und es bleibt unsicher, ob er den Laut bei den wenigen Wörtern, in denen er geschrieben ist, tatsächlich ge- hört hat, oder ob er gerade von jenen Wörtern noch das Schriftbild vor Augen gehabt hat. So findet sich praa (fol. 12v,, 17v, zwei Mal, 24v2), boz- zenana — požehnaná (ebenso in der masc. Form); nazeo — našeho; pozrewen — pohřeben (jetzt pohřben); swatco — svatého; dagegen aber wzemohutzy — všemohúcí; yeho — jeho; vedeneho — jedeného; herzichum — hřichů (G. pl.). Die graphische Darstellung einer Vokallänge ist nur für „é“ in wenigen Wörtern gegeben, für „i“ jedoch vorläufig noch hypothetisch. Die Schrei- bung twijo — tvího = tvého kann jedenfalls als eine eindeutige Längen- bezeichnung angesehen werden. Das gleiche Wort erscheint zwei Mal in der Form „twy“ (- twij) — tvé, wobei das Fehlen einer Punktierung über „y“ nämlich „twy“, nicht sonderlich ins Gewicht zu fallen braucht. Natürlich sei hier nicht allein die Längenbezeichnung, sondern vor allem die Mög- lichkeit einer phonetischen Schreibung ins Auge gefaßst. Eine geschlossene Aussprache des „é“, die sehr nahe an die des „i“ reicht, kann als dialektische Eigenheit des Raumes Maschau-Petersburg-Sossen durchaus in der phone- tischen Schreibung „ij“ — „y“ ihren Ausdruck gefunden haben. Nur einmal belegtes „klyb“ — chléb deutet jedenfalls in die gleiche Richtung. Hierher gehört auch „wo zwitze“ — posvět' se, das die geschlossene Aussprache für „ě“ aufzeigt. Wir können somit entnehmen, daß „é“ und wahrscheinlich auch „č“ in jenem Raum eine außerordentlich geschlossene Aussprache erfuhren, die ganz im Gegensatz zu der sonst sehr offenen steht. Trotz der Gegebenheit einer eindeutigen Längenbezeichnung möchte ich der Uberlieferung einer dialektischen Eigenheit das größere Gewicht bei- messen, da die Schreibung „i“ für „é“ von Anbeginn mehr auf die phone- tische Seite der Betrachtung hinweist als auf die graphische. Eine Längenbezeichnung für „i“ kann den Beispielen, die sich uns bieten, nicht immer entnommen werden, weil bei Butzbachs Schriftbild nicht immer klar, sondern nur sinngemäß, zwischen „ij“ und „y“ unterschieden werden kann. Hinzu kommt noch, dafs die Punktierung „y“ = „ij“ nur selten und keineswegs regelmäßig ist. Wenn „y“ mit „ij“ sinngemäß für „i“ gelesen werden, lassen sich folgende Stellen für bezeichnete Vokallängen anführen: fzemij — v zemí, opokuzzenij — v pokušení, gralosty — království, po smrthij — po smrtí etc.; aber ebenso müßte dann szenamij (Instr. sg.) — ženamí, ij (Conj.) — í (statt i oder y), brzzijcha — břícha gelesen werden. 44
„nás“ und „náš“!). Den erst später durch Häkchen ersetzten Punkt ver- wendet das Polnische noch heute. Demnach können wir ohne Zweifel an- nehmen, daßs Butzbach die Schreibung einst gelernt hat. Als nächstes sei das Gehör unseres Gewährsmannes einer Prüfung unter- zogen. Sofort wird hierbei ein typisch deutsches Merkmal offenbar: die Verwechslung stimmhafter und stimmloser Spiranten: mesy — mezi; strawas — zdravas; zlebó — s tebó = s tebou; naz — nás; sleye — zlého u. a. m. Auch Verwechslungen von Mediae und Tenues sind häufig, z. B.: bozzenanei — požehnaný; daky — tak i; tnes — dnes; wot dot — odtud; blott — plod u.s.w. Aber auch eine Verwechslung von „b“ und „V“ liegt vor : wut — bud' ; swaff — zbav; newe — nebe; wowetznuo — obecnou etc. Das č. „h“ überhört Butzbach fast völlig, und es bleibt unsicher, ob er den Laut bei den wenigen Wörtern, in denen er geschrieben ist, tatsächlich ge- hört hat, oder ob er gerade von jenen Wörtern noch das Schriftbild vor Augen gehabt hat. So findet sich praa (fol. 12v,, 17v, zwei Mal, 24v2), boz- zenana — požehnaná (ebenso in der masc. Form); nazeo — našeho; pozrewen — pohřeben (jetzt pohřben); swatco — svatého; dagegen aber wzemohutzy — všemohúcí; yeho — jeho; vedeneho — jedeného; herzichum — hřichů (G. pl.). Die graphische Darstellung einer Vokallänge ist nur für „é“ in wenigen Wörtern gegeben, für „i“ jedoch vorläufig noch hypothetisch. Die Schrei- bung twijo — tvího = tvého kann jedenfalls als eine eindeutige Längen- bezeichnung angesehen werden. Das gleiche Wort erscheint zwei Mal in der Form „twy“ (- twij) — tvé, wobei das Fehlen einer Punktierung über „y“ nämlich „twy“, nicht sonderlich ins Gewicht zu fallen braucht. Natürlich sei hier nicht allein die Längenbezeichnung, sondern vor allem die Mög- lichkeit einer phonetischen Schreibung ins Auge gefaßst. Eine geschlossene Aussprache des „é“, die sehr nahe an die des „i“ reicht, kann als dialektische Eigenheit des Raumes Maschau-Petersburg-Sossen durchaus in der phone- tischen Schreibung „ij“ — „y“ ihren Ausdruck gefunden haben. Nur einmal belegtes „klyb“ — chléb deutet jedenfalls in die gleiche Richtung. Hierher gehört auch „wo zwitze“ — posvět' se, das die geschlossene Aussprache für „ě“ aufzeigt. Wir können somit entnehmen, daß „é“ und wahrscheinlich auch „č“ in jenem Raum eine außerordentlich geschlossene Aussprache erfuhren, die ganz im Gegensatz zu der sonst sehr offenen steht. Trotz der Gegebenheit einer eindeutigen Längenbezeichnung möchte ich der Uberlieferung einer dialektischen Eigenheit das größere Gewicht bei- messen, da die Schreibung „i“ für „é“ von Anbeginn mehr auf die phone- tische Seite der Betrachtung hinweist als auf die graphische. Eine Längenbezeichnung für „i“ kann den Beispielen, die sich uns bieten, nicht immer entnommen werden, weil bei Butzbachs Schriftbild nicht immer klar, sondern nur sinngemäß, zwischen „ij“ und „y“ unterschieden werden kann. Hinzu kommt noch, dafs die Punktierung „y“ = „ij“ nur selten und keineswegs regelmäßig ist. Wenn „y“ mit „ij“ sinngemäß für „i“ gelesen werden, lassen sich folgende Stellen für bezeichnete Vokallängen anführen: fzemij — v zemí, opokuzzenij — v pokušení, gralosty — království, po smrthij — po smrtí etc.; aber ebenso müßte dann szenamij (Instr. sg.) — ženamí, ij (Conj.) — í (statt i oder y), brzzijcha — břícha gelesen werden. 44
Strana 45
— „y“ als einer bewußsten, konsequenten Bei einer Anerkennung von „ij“ Längenbezeichnung müßsten für „břícha“, „i“ (Conj.) etc. dialektische Eigen- heiten angenommen werden, die nicht nachweisbar sind. Völlig vereinzelt steht der Versuch einer Längenbezeichnung durch Redu- plikation: wopzowaainij — obcování. Obwohl Butzbach die Längenunterschiede bei Vokalen als eine Eigenheit der tschechischen Sprache fol. 18vi ausdrücklich vermerkt, lassen die im Verhältnis zur Menge der langen Vokale wenigen graphisch eindeutig dar- gestellten Längen keinen Schlußs auf eine beabsichtigte konsequente Dar- stellung oder Art derselben zu. „Š“ und „ž“ sind von Butzbach vielleicht in ihrem Unterschied wahr- genommen, vielleicht auch verwechselt worden oder überhaupt nur als ein gleicher Laut gehört worden. In der Schreibung kommt jedenfalls keine konsequente Unterscheidung zum Ausdruck: naz — náš (aber auch nás), gen zi — (genž (s)i) — jenž jsi, wesdeizy — vezdejší, bozzenanci — pože- hnaný, szenamij — ženami etc. Die Palatalität mancher Konsonanten gibt er stellenweise nach dem Gehör wieder: narodgylze — narodil se, Lutzitz — Luditz/Žlutice, sutgit — súdit (recte súdit'), zkrzizengy — vzkřižení, zciella — těla, kzezy — třetí. Eine unklare Stelle, . . . na nebessa seed geitz . . . (na nebesa, sedí ted'), zwingt zu einem gewaltsamen Eingriff in die Schreibung, denn hier eine Ver- schreibung anzunehmen, scheint das Nächstliegende zu sein. Deshalb möchte ich in sedge (te)itz = sedie (te)itz korrigieren. Aber auch hier hat Butzbach nicht jegliche Palatalität graphisch darge- stellt. In den Wörtern brzyt — přijd', wut — bud', wotpuzt — odpust' fiel sie ihm anscheinend nicht auf. Rein phonetisch ist die Aufzeichnung der allgemeinen Aussprache von „�“ als „ej“, vornehmlich in der harten masc. Endung der Adjektiva, wie die regional stark verschiedene, dumpfe Aussprache von auslautendem „o“: iaku phnebi — jako v nebi, und die Zusammenziehung von Präposition und nachfolgendem Nomen in der Schreibung: phnebi — v nebi, fzemij — v zemi, ztebo — s tebou, wyesu — v Jesu. Klar ist die Schreibung der „V-Prothese bei anlautendem „o“, sogar bei „otec“, das nach Vondráks Meinung 131 ob des kirchlichen Einflusses vor dieser Wandlung verschont blieb. Die Art, in der Butzbach die sonantischen Liquidae mit Hilfe eines voka- lischen Elementes aufgezeichnet hat, ist sehr wichtig für die Philologie. Sie wird weiter unten behandelt werden. Wir können somit nach dieser kurzen Betrachtung feststellen, daß Butz- bach, obwohl er einst die Schreibung gelernt haben mußste, vieles nach dem Gehör aufzeichnete, da er nach der langen Lehr- und Studienzeit sicher manche Eigenheit der Schreibung vergessen hatte. Will man den Wert der phonetischen Aufzeichnung beurteilen, so scheint es durchaus angebracht, ihm dafür hohes Lob zu zollen. Verwechslungen, wie die oben angeführten, und die Nichtunterscheidung stimmhafter und -loser Spiranten sind auf die Gehörsgewöhnung eines Deutschen zurückzuführen, aber gerade als Deutscher hat Butzbach dennoch ein feines Gehör für slavische Sprachmerkmale bewiesen. Zudem müssen wir noch beachten, daß der ač. Text nicht etwa zur Zeit des Aufenthaltes in Böhmen, also bis 1494, sondern erst 12—14 Jahre später aufgezeichnet wurde! Die „Sprachprobe“, die er seinem Halb- 45
— „y“ als einer bewußsten, konsequenten Bei einer Anerkennung von „ij“ Längenbezeichnung müßsten für „břícha“, „i“ (Conj.) etc. dialektische Eigen- heiten angenommen werden, die nicht nachweisbar sind. Völlig vereinzelt steht der Versuch einer Längenbezeichnung durch Redu- plikation: wopzowaainij — obcování. Obwohl Butzbach die Längenunterschiede bei Vokalen als eine Eigenheit der tschechischen Sprache fol. 18vi ausdrücklich vermerkt, lassen die im Verhältnis zur Menge der langen Vokale wenigen graphisch eindeutig dar- gestellten Längen keinen Schlußs auf eine beabsichtigte konsequente Dar- stellung oder Art derselben zu. „Š“ und „ž“ sind von Butzbach vielleicht in ihrem Unterschied wahr- genommen, vielleicht auch verwechselt worden oder überhaupt nur als ein gleicher Laut gehört worden. In der Schreibung kommt jedenfalls keine konsequente Unterscheidung zum Ausdruck: naz — náš (aber auch nás), gen zi — (genž (s)i) — jenž jsi, wesdeizy — vezdejší, bozzenanci — pože- hnaný, szenamij — ženami etc. Die Palatalität mancher Konsonanten gibt er stellenweise nach dem Gehör wieder: narodgylze — narodil se, Lutzitz — Luditz/Žlutice, sutgit — súdit (recte súdit'), zkrzizengy — vzkřižení, zciella — těla, kzezy — třetí. Eine unklare Stelle, . . . na nebessa seed geitz . . . (na nebesa, sedí ted'), zwingt zu einem gewaltsamen Eingriff in die Schreibung, denn hier eine Ver- schreibung anzunehmen, scheint das Nächstliegende zu sein. Deshalb möchte ich in sedge (te)itz = sedie (te)itz korrigieren. Aber auch hier hat Butzbach nicht jegliche Palatalität graphisch darge- stellt. In den Wörtern brzyt — přijd', wut — bud', wotpuzt — odpust' fiel sie ihm anscheinend nicht auf. Rein phonetisch ist die Aufzeichnung der allgemeinen Aussprache von „�“ als „ej“, vornehmlich in der harten masc. Endung der Adjektiva, wie die regional stark verschiedene, dumpfe Aussprache von auslautendem „o“: iaku phnebi — jako v nebi, und die Zusammenziehung von Präposition und nachfolgendem Nomen in der Schreibung: phnebi — v nebi, fzemij — v zemi, ztebo — s tebou, wyesu — v Jesu. Klar ist die Schreibung der „V-Prothese bei anlautendem „o“, sogar bei „otec“, das nach Vondráks Meinung 131 ob des kirchlichen Einflusses vor dieser Wandlung verschont blieb. Die Art, in der Butzbach die sonantischen Liquidae mit Hilfe eines voka- lischen Elementes aufgezeichnet hat, ist sehr wichtig für die Philologie. Sie wird weiter unten behandelt werden. Wir können somit nach dieser kurzen Betrachtung feststellen, daß Butz- bach, obwohl er einst die Schreibung gelernt haben mußste, vieles nach dem Gehör aufzeichnete, da er nach der langen Lehr- und Studienzeit sicher manche Eigenheit der Schreibung vergessen hatte. Will man den Wert der phonetischen Aufzeichnung beurteilen, so scheint es durchaus angebracht, ihm dafür hohes Lob zu zollen. Verwechslungen, wie die oben angeführten, und die Nichtunterscheidung stimmhafter und -loser Spiranten sind auf die Gehörsgewöhnung eines Deutschen zurückzuführen, aber gerade als Deutscher hat Butzbach dennoch ein feines Gehör für slavische Sprachmerkmale bewiesen. Zudem müssen wir noch beachten, daß der ač. Text nicht etwa zur Zeit des Aufenthaltes in Böhmen, also bis 1494, sondern erst 12—14 Jahre später aufgezeichnet wurde! Die „Sprachprobe“, die er seinem Halb- 45
Strana 46
bruder Philipp gegeben hat, kann also von uns im Sinne des Wortes auf- gefaßst und auf ihren philologischen Inhalt hin untersucht werden. Wenn auch dem Hodoporicon für die slavische Philologie keine umwäl- zenden Erkenntnisse entnommen werden können, so bietet es doch viele neue Belege für bekannte Tatsachen, vor allem für die Dialektforschung. Ent- gegen anderen gleichzeitigen Aufzeichnungen in der damaligen Orthographie besitzen diese Belege eben den Wert einer phonetischen Aufzeichnung und sind allein deshalb von großem Interesse. Die Untersuchung des ač. Textes ergab Folgendes: Ač. „ú“*ü«*ou, ou, au, ou, eu, eu ging bekanntlich seit dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts in harten Silben in „au“ über. Vereinzelt tau- chen noch Wörter mit „ú“ im 17. Jh. auf, doch hatte sich die Diphthon- gierung zu „au“ bereits durchgesetzt. Noch während dieses Vorganges be- ginnt sich die Aussprache des neuen Diphthonges zu ändern, man sprach und schrieb dialektisch „ou“. Bereits zu Beginn des 16. Jh's sind Formen mit „ou“ keine Seltenheit mehr, nur das offizielle Schriftbild zeigte bis zur Rechtschreibreform vom Jahre 1849 „au“, obwohl längst ganz allgemein „ou“ gesprochen wurde. Dieser zeitlich doppelt übereinandergreifende Vorgang der Diphthongierung des ač. úau) ou, der sich graphisch etwa so darstellen läſst: ú 600 au, ou, ou öu, eu, ëu 800 1000 1200 1400 1600 1800 — au 1848 Ou war umfassend, doch setzte sich seltsamerweise im Anlaut eine dialektische Eigenheit durch: „ú“ hält sich in dieser Position, die auch hier durchge- führte Diphthongierung wird in der Schreibung wieder rückgängig gemacht: úřad heißst es nč., wenngleich im Volksmund „ouřad“ gesprochen wird. Nach eigener Beobachtung ist hier noch ein im PN „Auřada" erhaltener diphthon- gischer Anlaut zu erwähnen, der aber in der örtlichen Mundart „ou“ aus- gesprochen wurde. Trotzdem sich namhafte Forscher mit dem Problem der Ursache zu diesem Lautwandel befaßt haben, ist noch keine allgemein befriedigende Lösung gefunden worden. Vondrák und Gebauer 132, die sich hierzu gleichlautend äußern, nehmen an, dafs der im 12. Jh. im bairischen Dialekt einsetzende Wandel „ü“ „au" den Anstofs zur Diphthongierung im Č. gegeben hat. Im 14. Jh. war dieser Vorgang bereits auch im ostfränkischen und schlesischen Dialekt bemerkbar und ließ auch hier „hüs“ „haus“ werden, wobei das Schlesische noch eine Weiterentwicklung des „au“ „ou“ zeigt 133: dial. "hous“, das nach eig. Beob. auch in Nordostböhmen gehört wurde. Es scheint m. E. durchaus wahrscheinlich, daßs dieses nordostböhmische dt. „ou“ wie das schlesische auf einen tschechischen Einflußs, der über die 46
bruder Philipp gegeben hat, kann also von uns im Sinne des Wortes auf- gefaßst und auf ihren philologischen Inhalt hin untersucht werden. Wenn auch dem Hodoporicon für die slavische Philologie keine umwäl- zenden Erkenntnisse entnommen werden können, so bietet es doch viele neue Belege für bekannte Tatsachen, vor allem für die Dialektforschung. Ent- gegen anderen gleichzeitigen Aufzeichnungen in der damaligen Orthographie besitzen diese Belege eben den Wert einer phonetischen Aufzeichnung und sind allein deshalb von großem Interesse. Die Untersuchung des ač. Textes ergab Folgendes: Ač. „ú“*ü«*ou, ou, au, ou, eu, eu ging bekanntlich seit dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts in harten Silben in „au“ über. Vereinzelt tau- chen noch Wörter mit „ú“ im 17. Jh. auf, doch hatte sich die Diphthon- gierung zu „au“ bereits durchgesetzt. Noch während dieses Vorganges be- ginnt sich die Aussprache des neuen Diphthonges zu ändern, man sprach und schrieb dialektisch „ou“. Bereits zu Beginn des 16. Jh's sind Formen mit „ou“ keine Seltenheit mehr, nur das offizielle Schriftbild zeigte bis zur Rechtschreibreform vom Jahre 1849 „au“, obwohl längst ganz allgemein „ou“ gesprochen wurde. Dieser zeitlich doppelt übereinandergreifende Vorgang der Diphthongierung des ač. úau) ou, der sich graphisch etwa so darstellen läſst: ú 600 au, ou, ou öu, eu, ëu 800 1000 1200 1400 1600 1800 — au 1848 Ou war umfassend, doch setzte sich seltsamerweise im Anlaut eine dialektische Eigenheit durch: „ú“ hält sich in dieser Position, die auch hier durchge- führte Diphthongierung wird in der Schreibung wieder rückgängig gemacht: úřad heißst es nč., wenngleich im Volksmund „ouřad“ gesprochen wird. Nach eigener Beobachtung ist hier noch ein im PN „Auřada" erhaltener diphthon- gischer Anlaut zu erwähnen, der aber in der örtlichen Mundart „ou“ aus- gesprochen wurde. Trotzdem sich namhafte Forscher mit dem Problem der Ursache zu diesem Lautwandel befaßt haben, ist noch keine allgemein befriedigende Lösung gefunden worden. Vondrák und Gebauer 132, die sich hierzu gleichlautend äußern, nehmen an, dafs der im 12. Jh. im bairischen Dialekt einsetzende Wandel „ü“ „au" den Anstofs zur Diphthongierung im Č. gegeben hat. Im 14. Jh. war dieser Vorgang bereits auch im ostfränkischen und schlesischen Dialekt bemerkbar und ließ auch hier „hüs“ „haus“ werden, wobei das Schlesische noch eine Weiterentwicklung des „au“ „ou“ zeigt 133: dial. "hous“, das nach eig. Beob. auch in Nordostböhmen gehört wurde. Es scheint m. E. durchaus wahrscheinlich, daßs dieses nordostböhmische dt. „ou“ wie das schlesische auf einen tschechischen Einflußs, der über die 46
Strana 47
Grenze Böhmens vordrang, zurückzuführen ist. Ganz anderer Meinung hin- sichtlich des Lautwandels ač. ú au ou ist Trávniček"34, der den Vorgang an Hand von Beispielen der wichtigsten böhmischen und mährischen Dia- lekte untersucht und den Wandel úau phonetisch erklärt. Die weitere Entwicklung zu „ou“ ist für Trávniček unzweifelhaft eine heimische phone- tische Erscheinung, der eine teilweise Assimilation zugrunde liegt: aus „a" wird ein dem „u“ verwandter Laut, „o". Es mußs noch hinzugefügt werden, daſ Trávníček die temporale Möglichkeit eines dt. Einflusses keineswegs bestreitet; für ihn ist allein die Wahrscheinlichkeit eines derart starken Einflusses der deutschen auf die tschechische Sprache verschwindend gering und er tritt hierin der Auffassung Beers135 bei. Da die Diphthongierung nicht von einem Dialekt ausgehend nach und nach das gesamte Sprachgebiet ergriffen hat, müßste man, um sich Trávničeks Theorie einer heimischen phonetischen Erscheinung zu verdeutlichen, eine latente Spannung bezüglich der Aussprache von „ú“ annehmen, die dann durch ungeklärte Ursache plötzlich in ganz Böhmen ihre Lösung in der Diphthongierung zu „au“ fand. In der fraglichen Zeit aber, in der der Laut- wandel im bairischen Dialekt einsetzte, waren die Einflußsmöglichkeiten der dt. Sprache auf die tschechische in Böhmen im Wachsen begriffen und er- reichten im 14. Jh. beinahe unvorstellbare Größse — man denke an die engen kulturellen Beziehungen des Prager Hofes zum Deutschen Reich und die aufblühenden Städte in allen Teilen des Königreiches! Wenn also solch eine Spannung bestanden haben sollte, konnte nicht das dte. Bürgertum der Städte mit seiner Sprache den Anstoß zu jenem Lautwandel im Tschechi- schen, der sich im etwa gleichen Zeitraum in fast allen Dialekten Böhmens bemerkbar machte, gegeben haben? Trávničeks Behauptung, der Wandel sei eine rein tschechische Ange- legenheit, findet leider keine weitere Erklärung. Einleuchtend scheint seine Annahme als einer teilweisen Assimilation bezüglich des weiteren Wandels von „au“ „ou". Das Aufscheinen von schles. dial. „hous“ kann ebenso eigene dial. Entwicklung wie Beeinflussung vom Č. sein, zumal sich in Nordost- böhmen ebenfalls dial. „hous“ findet. Natürlich hat sich im Verlaufe des jahrhundertelangen Beisammenlebens der beiden Volksteile auch ein Einflußs in umgekehrter Richtung bemerkbar gemacht und es ist aus naheliegendem Grunde zweckmäßsig, besser von Wechselbeziehungen, denn von einseitiger Beeinflussung zu sprechen. Leider ist die Erforschung dieser Wechselbeziehungen nicht immer ohne ein poli- tisches Ressentiment geblieben, das zuletzt manchen Forscher beider Seiten ergriff. Es mag daher betont werden, daßs es die historischen Gegebenheiten jener Zeit sind, die den Schluß nahelegen, der Wandel des ač. ú) au sei durch den gleichen Wandel im Deutschen ausgelöst worden. Trotzdem wir in Butzbachs „Sprachprobe“ Belege aus dem ausgehenden 15. Jh. vor uns haben, dürfen wir in den überlieferten Formen weder „au“ noch „ou“ erwarten, denn es handelt sich ja bei dem vorliegenden ač. Text um Gebete, die trotz der fortschreitenden Entwicklung der Sprache meist ältere Formen bewahren. So finden wir: wotpuztymi — vodpúštíme = od- pouštíme, sutgit — súdit = soudit', wzemohutzy — všemohúcí — všemohoucí. Bei der Form wzemoutzio — všemohúcího = všemohoucího hat Butzbach si- cherlich beide „h“ überhört, wofür ja die Endung des G. sg. masc. spricht, 47
Grenze Böhmens vordrang, zurückzuführen ist. Ganz anderer Meinung hin- sichtlich des Lautwandels ač. ú au ou ist Trávniček"34, der den Vorgang an Hand von Beispielen der wichtigsten böhmischen und mährischen Dia- lekte untersucht und den Wandel úau phonetisch erklärt. Die weitere Entwicklung zu „ou“ ist für Trávniček unzweifelhaft eine heimische phone- tische Erscheinung, der eine teilweise Assimilation zugrunde liegt: aus „a" wird ein dem „u“ verwandter Laut, „o". Es mußs noch hinzugefügt werden, daſ Trávníček die temporale Möglichkeit eines dt. Einflusses keineswegs bestreitet; für ihn ist allein die Wahrscheinlichkeit eines derart starken Einflusses der deutschen auf die tschechische Sprache verschwindend gering und er tritt hierin der Auffassung Beers135 bei. Da die Diphthongierung nicht von einem Dialekt ausgehend nach und nach das gesamte Sprachgebiet ergriffen hat, müßste man, um sich Trávničeks Theorie einer heimischen phonetischen Erscheinung zu verdeutlichen, eine latente Spannung bezüglich der Aussprache von „ú“ annehmen, die dann durch ungeklärte Ursache plötzlich in ganz Böhmen ihre Lösung in der Diphthongierung zu „au“ fand. In der fraglichen Zeit aber, in der der Laut- wandel im bairischen Dialekt einsetzte, waren die Einflußsmöglichkeiten der dt. Sprache auf die tschechische in Böhmen im Wachsen begriffen und er- reichten im 14. Jh. beinahe unvorstellbare Größse — man denke an die engen kulturellen Beziehungen des Prager Hofes zum Deutschen Reich und die aufblühenden Städte in allen Teilen des Königreiches! Wenn also solch eine Spannung bestanden haben sollte, konnte nicht das dte. Bürgertum der Städte mit seiner Sprache den Anstoß zu jenem Lautwandel im Tschechi- schen, der sich im etwa gleichen Zeitraum in fast allen Dialekten Böhmens bemerkbar machte, gegeben haben? Trávničeks Behauptung, der Wandel sei eine rein tschechische Ange- legenheit, findet leider keine weitere Erklärung. Einleuchtend scheint seine Annahme als einer teilweisen Assimilation bezüglich des weiteren Wandels von „au“ „ou". Das Aufscheinen von schles. dial. „hous“ kann ebenso eigene dial. Entwicklung wie Beeinflussung vom Č. sein, zumal sich in Nordost- böhmen ebenfalls dial. „hous“ findet. Natürlich hat sich im Verlaufe des jahrhundertelangen Beisammenlebens der beiden Volksteile auch ein Einflußs in umgekehrter Richtung bemerkbar gemacht und es ist aus naheliegendem Grunde zweckmäßsig, besser von Wechselbeziehungen, denn von einseitiger Beeinflussung zu sprechen. Leider ist die Erforschung dieser Wechselbeziehungen nicht immer ohne ein poli- tisches Ressentiment geblieben, das zuletzt manchen Forscher beider Seiten ergriff. Es mag daher betont werden, daßs es die historischen Gegebenheiten jener Zeit sind, die den Schluß nahelegen, der Wandel des ač. ú) au sei durch den gleichen Wandel im Deutschen ausgelöst worden. Trotzdem wir in Butzbachs „Sprachprobe“ Belege aus dem ausgehenden 15. Jh. vor uns haben, dürfen wir in den überlieferten Formen weder „au“ noch „ou“ erwarten, denn es handelt sich ja bei dem vorliegenden ač. Text um Gebete, die trotz der fortschreitenden Entwicklung der Sprache meist ältere Formen bewahren. So finden wir: wotpuztymi — vodpúštíme = od- pouštíme, sutgit — súdit = soudit', wzemohutzy — všemohúcí — všemohoucí. Bei der Form wzemoutzio — všemohúcího = všemohoucího hat Butzbach si- cherlich beide „h“ überhört, wofür ja die Endung des G. sg. masc. spricht, 47
Strana 48
denn es ist wohl kaum anzunehmen, daß innerhalb eines Gebetes zwei ver- schiedene Formen einunddesselben Wortes gesprochen wurden. Sehr bedeut- sam ist es daß die Form des ON Kouřim«KauřimKúřim ebenfalls mit „ú“ überliefert wird. Demnach war die Aussprache von „ú“ Ende des 15. Jahrhunderts noch in vielen Teilen Böhmens sehr verbreitet, denn der ON wurde Butzbach nicht nur durch seinen Herrn, also in Nordwestböhmen, bekannt; mindestens zwei Mal war Butzbach selbst in Kouřim und hat den ON sicher dortselbst wie vermutlich auch in Ostböhmen gehört. Völlig isoliert steht die Form ztebo — s tebó = s tebou im Text. Daſ „ú" und „u" zu „ó" bzw. „o" werden, ist eine in Mähren besonders an der unte- ren Bečva, in der Hanna und in Westmähren zu beobachtende Erscheinung. Vondrák 13s führt für den Dialekt an der unteren Bečva tlóct, kókol und rybó (Instr.sg.), also altes „ú“, als Beispiele an, für den hannakischen Dialekt aber unter anderem „dobró došo" (acc.sg.) und „na mó došo", also Beispiele für „ó“ und „o“. Zu diesen Erscheinungen äußert sich Trávníček im gleichen Sinne 137. Butzbach hat diesen Moravismus wahrscheinlich wäh- rend des Aufenthaltes beim Sohne des Slavata von Chlum und Koschumberg auf einem der Güter aufgenommen. Diese Behauptung kann zwar durch keinen eindeutigen Beweis untermauert werden, doch zeigt eine Aufzählung des mährischen Besitzes der Slavata von Chlum und Koschumberg, daßs mit Ausnahme einer einzigen Ortschaft jeglicher Besitz in den Gegenden Mäh- rens liegt, für die der Lautwandel „ü“ „ó“ und „ú“ „ó“ belegt ist. Es sind dies 138: Bilany und Chrašt'any in der Bzh. und dem Gbz. Kremsier, d. h. in der Hanna; Bohumily (Bohumělitz), Bzh. Auspitz, Gbz. Klobouk in Südmähren, das demnach nicht in Frage kommt; Woděrady in Bzh. Boskowitz, Gbz. Kunstadt, in der kleinen Hanna also; Bor, in der Bzh. und dem Gbz. Tischnowitz gelegen, in Westmähren. Diese Tatsache schon ist ein gewichtiges Argument für die Herkunftsannahme der Form „s tebó. In einzelnen Slavinen erfahren „o" und mitunter auch „ò“ eine Labialisie- rung. Im C. wurde zunächst nur „o" labialisiert, ein Vorgang, der bereits in Denkmälern der 1. Hälfte des 14. Jh's nachzuweisen ist. Allerdings hat hier- bei noch „o“ das Ubergewicht, erst im 15. Jh. herrscht „uo“, das dann durch Kontraktion zu „ü“ wird und im 16. Jh. vorherrscht, seit dem 17. Jh. aber ausschließlich „û“ geschrieben wird: — õ — 900 1100 1300 1500 1700 1900 uo ú Die Labialisierung des „o" zu „uo" war zu Butzbachs Zeit bereits weit- gehend abgeschlossen und in das nächste Stadium, in das der Kontraktion zu „ü“, getreten. Butzbach hörte jedenfalls bis auf zwei Formen nur „ü“ und schrieb es so: wula — vüle, wyndikum — vinnikům, herzichum — hřichü. 48
denn es ist wohl kaum anzunehmen, daß innerhalb eines Gebetes zwei ver- schiedene Formen einunddesselben Wortes gesprochen wurden. Sehr bedeut- sam ist es daß die Form des ON Kouřim«KauřimKúřim ebenfalls mit „ú“ überliefert wird. Demnach war die Aussprache von „ú“ Ende des 15. Jahrhunderts noch in vielen Teilen Böhmens sehr verbreitet, denn der ON wurde Butzbach nicht nur durch seinen Herrn, also in Nordwestböhmen, bekannt; mindestens zwei Mal war Butzbach selbst in Kouřim und hat den ON sicher dortselbst wie vermutlich auch in Ostböhmen gehört. Völlig isoliert steht die Form ztebo — s tebó = s tebou im Text. Daſ „ú" und „u" zu „ó" bzw. „o" werden, ist eine in Mähren besonders an der unte- ren Bečva, in der Hanna und in Westmähren zu beobachtende Erscheinung. Vondrák 13s führt für den Dialekt an der unteren Bečva tlóct, kókol und rybó (Instr.sg.), also altes „ú“, als Beispiele an, für den hannakischen Dialekt aber unter anderem „dobró došo" (acc.sg.) und „na mó došo", also Beispiele für „ó“ und „o“. Zu diesen Erscheinungen äußert sich Trávníček im gleichen Sinne 137. Butzbach hat diesen Moravismus wahrscheinlich wäh- rend des Aufenthaltes beim Sohne des Slavata von Chlum und Koschumberg auf einem der Güter aufgenommen. Diese Behauptung kann zwar durch keinen eindeutigen Beweis untermauert werden, doch zeigt eine Aufzählung des mährischen Besitzes der Slavata von Chlum und Koschumberg, daßs mit Ausnahme einer einzigen Ortschaft jeglicher Besitz in den Gegenden Mäh- rens liegt, für die der Lautwandel „ü“ „ó“ und „ú“ „ó“ belegt ist. Es sind dies 138: Bilany und Chrašt'any in der Bzh. und dem Gbz. Kremsier, d. h. in der Hanna; Bohumily (Bohumělitz), Bzh. Auspitz, Gbz. Klobouk in Südmähren, das demnach nicht in Frage kommt; Woděrady in Bzh. Boskowitz, Gbz. Kunstadt, in der kleinen Hanna also; Bor, in der Bzh. und dem Gbz. Tischnowitz gelegen, in Westmähren. Diese Tatsache schon ist ein gewichtiges Argument für die Herkunftsannahme der Form „s tebó. In einzelnen Slavinen erfahren „o" und mitunter auch „ò“ eine Labialisie- rung. Im C. wurde zunächst nur „o" labialisiert, ein Vorgang, der bereits in Denkmälern der 1. Hälfte des 14. Jh's nachzuweisen ist. Allerdings hat hier- bei noch „o“ das Ubergewicht, erst im 15. Jh. herrscht „uo“, das dann durch Kontraktion zu „ü“ wird und im 16. Jh. vorherrscht, seit dem 17. Jh. aber ausschließlich „û“ geschrieben wird: — õ — 900 1100 1300 1500 1700 1900 uo ú Die Labialisierung des „o" zu „uo" war zu Butzbachs Zeit bereits weit- gehend abgeschlossen und in das nächste Stadium, in das der Kontraktion zu „ü“, getreten. Butzbach hörte jedenfalls bis auf zwei Formen nur „ü“ und schrieb es so: wula — vüle, wyndikum — vinnikům, herzichum — hřichü. 48
Strana 49
Eine im Ač. auch bei „ò“ eingetretene Labialisierung, z. B. buoha, buoží, führt Vondrák 13s auf eine Verschleppung der Labialisierung von „o“ aus dem Nom. in andere Kasus zurück. Dabei setzte Vondrák für ač. „uo“ „ó“ ein „uo" an140. Es ist für die slavische Philologie wertvoll, daßs diese von Vondrák selbst nicht belegte Annahme durch Butzbachs Aufzeichnungen eine Stütze erhält, nämlich in der Form „woha“ (Věřím v Boha). Da wir noch die Form „wo“ — Bûh vorliegen haben, ist der Versuch „w“ in „woha“ als die gehörte Praeposition anzusprechen und fehlendes „b“ auf ein Uberhören zurückzuführen so gut wie ausgeschlossen. Es ist anzusetzen „(v B)uoha“, wobei die Praeposition z. T. mitgehört worden sein kann. Zweifelsohne wurde dieser Vorgang durch den vorhergehenden Labial begünstigt, wie Vondrák den Vorgang bei „Ö“ auffasst. Die Form „wo" in: Pan wo ztebo .. . zeigt neben der Labialisierung, die in allen anderen in Frage kommenden Wörtern des Textes bereits zu „ü kontrahiert ist, noch eine unklare Aussprache (Nom. sacr.1) des „ü“ „o" im Nominativ. Der Teil ist so aufzufassen: Pán (B)uö(h) s tebó, denn eine Verwechslung von „b“ und „v" kann hier nicht vorliegen, dagegen sprechen die beiden Formen zu deutlich. Auch wenn wir Bůh als Nom. sacr. in Rech- nung stellen, ist es doch sehr auffällig, daßs wir zur Wende des 15./16. Jahr- hunderts noch eine labialisierte Form von „o“ mit „u“ finden können. — otče. Bei einer Etwas völlig Neues bietet uns die Form „Duotze“ Schreibung „Uotze“ oder „Votze“ wäre eine einfache Labialisierung vor- handen — uotče. Butzbach hörte aber nach dem „u“ noch ein „u“! Der Dialektforschung bietet sich hier ein Beispiel eines weiteren Stadiums der Labialisierung, das wohl mundartlich bedingt war: nach Schaffung der V- Prothese wurde „ó“ im Voc.sg. nochmals labialisiert. Der Vorgang ent- spricht Vondráks Annahme, daß „ò“ meist nach Labialen labialisiert wird 14. Auch für die eben erwähnte V-Prothese können wir etliche Belege anfüh- ren: wotpuzt — odpust', wotpuztymi — odpouštíme, wot — od, wopzowaainij — obcování etc. Diese Prothese besteht noch heute in der Volkssprache. Vondrák 1'2 bemerkt hierzu, daß in der Volkssprache alle O-Anlaute als „vo- gesprochen wurden, außser otec und orodovati, die wegen des kirchlichen Einflusses von diesem Vorgang ausgenommen blieben. Auf Grund der von Butzbach überlieferten Form „Vuotze“ und nach eig. Beob. mußs dem wider- sprochen werden. In den 1490er Jahren war im Raume Petersburg-Sossen „otec" diesem Vorgang ebenfalls erlegen und nach eig. Beob. wurde in den 1930er Jahren wahrgenommen, daßs die Arbeiter tschechischer Nationalität im Bilin-Duxer Bergbaurevier ebenfalls „votec“ sprachen. Tschechische Bau- ern der Gegend Raudnitz a. d. E. bis Záluží jedoch sprachen „otec“ und kor- rigierten (!) die Aussprache „votec“ prompt. Wiewohl dazu auf Vondrák gestützt angenommen werden kann, daß die Bauern Záluží's auf Grund tie- ferer Religiosität nicht nur selbst „otec" sprachen, sondern die Aussprache mit V-Prothese auch korrigierten, so obliegt es mir hier nur, die tatsächliche Beobachtung ohne Kommentar mitzuteilen, weil sie einerseits zu weit zurück- liegt, um heute noch überprüft werden zu können, andererseits aber damals keine Erklärung von den Bauern über ihr Verhalten gefordert wurde. Der Schwund von „i“ im Anlaut bei ač. Wörtern143, den die Volkssprache heute noch aufweist, wird durch die Formen zy, sy — jsi; meno — jméno ebenfalls belegt. 49
Eine im Ač. auch bei „ò“ eingetretene Labialisierung, z. B. buoha, buoží, führt Vondrák 13s auf eine Verschleppung der Labialisierung von „o“ aus dem Nom. in andere Kasus zurück. Dabei setzte Vondrák für ač. „uo“ „ó“ ein „uo" an140. Es ist für die slavische Philologie wertvoll, daßs diese von Vondrák selbst nicht belegte Annahme durch Butzbachs Aufzeichnungen eine Stütze erhält, nämlich in der Form „woha“ (Věřím v Boha). Da wir noch die Form „wo“ — Bûh vorliegen haben, ist der Versuch „w“ in „woha“ als die gehörte Praeposition anzusprechen und fehlendes „b“ auf ein Uberhören zurückzuführen so gut wie ausgeschlossen. Es ist anzusetzen „(v B)uoha“, wobei die Praeposition z. T. mitgehört worden sein kann. Zweifelsohne wurde dieser Vorgang durch den vorhergehenden Labial begünstigt, wie Vondrák den Vorgang bei „Ö“ auffasst. Die Form „wo" in: Pan wo ztebo .. . zeigt neben der Labialisierung, die in allen anderen in Frage kommenden Wörtern des Textes bereits zu „ü kontrahiert ist, noch eine unklare Aussprache (Nom. sacr.1) des „ü“ „o" im Nominativ. Der Teil ist so aufzufassen: Pán (B)uö(h) s tebó, denn eine Verwechslung von „b“ und „v" kann hier nicht vorliegen, dagegen sprechen die beiden Formen zu deutlich. Auch wenn wir Bůh als Nom. sacr. in Rech- nung stellen, ist es doch sehr auffällig, daßs wir zur Wende des 15./16. Jahr- hunderts noch eine labialisierte Form von „o“ mit „u“ finden können. — otče. Bei einer Etwas völlig Neues bietet uns die Form „Duotze“ Schreibung „Uotze“ oder „Votze“ wäre eine einfache Labialisierung vor- handen — uotče. Butzbach hörte aber nach dem „u“ noch ein „u“! Der Dialektforschung bietet sich hier ein Beispiel eines weiteren Stadiums der Labialisierung, das wohl mundartlich bedingt war: nach Schaffung der V- Prothese wurde „ó“ im Voc.sg. nochmals labialisiert. Der Vorgang ent- spricht Vondráks Annahme, daß „ò“ meist nach Labialen labialisiert wird 14. Auch für die eben erwähnte V-Prothese können wir etliche Belege anfüh- ren: wotpuzt — odpust', wotpuztymi — odpouštíme, wot — od, wopzowaainij — obcování etc. Diese Prothese besteht noch heute in der Volkssprache. Vondrák 1'2 bemerkt hierzu, daß in der Volkssprache alle O-Anlaute als „vo- gesprochen wurden, außser otec und orodovati, die wegen des kirchlichen Einflusses von diesem Vorgang ausgenommen blieben. Auf Grund der von Butzbach überlieferten Form „Vuotze“ und nach eig. Beob. mußs dem wider- sprochen werden. In den 1490er Jahren war im Raume Petersburg-Sossen „otec" diesem Vorgang ebenfalls erlegen und nach eig. Beob. wurde in den 1930er Jahren wahrgenommen, daßs die Arbeiter tschechischer Nationalität im Bilin-Duxer Bergbaurevier ebenfalls „votec“ sprachen. Tschechische Bau- ern der Gegend Raudnitz a. d. E. bis Záluží jedoch sprachen „otec“ und kor- rigierten (!) die Aussprache „votec“ prompt. Wiewohl dazu auf Vondrák gestützt angenommen werden kann, daß die Bauern Záluží's auf Grund tie- ferer Religiosität nicht nur selbst „otec" sprachen, sondern die Aussprache mit V-Prothese auch korrigierten, so obliegt es mir hier nur, die tatsächliche Beobachtung ohne Kommentar mitzuteilen, weil sie einerseits zu weit zurück- liegt, um heute noch überprüft werden zu können, andererseits aber damals keine Erklärung von den Bauern über ihr Verhalten gefordert wurde. Der Schwund von „i“ im Anlaut bei ač. Wörtern143, den die Volkssprache heute noch aufweist, wird durch die Formen zy, sy — jsi; meno — jméno ebenfalls belegt. 49
Strana 50
Weitaus interessanter noch ist die Schreibung von "r“ und „!“ bei Butzbach. Wir finden für „!“ zwei Beispiele: turpiel — trpěl und umert- weigh — (u)mrtvých. Wären die beiden „r"-Schreibungen einander gleich, so wären sie nicht weiter wichtig für die slavische Philologie, denn „in ač. Denkmälern findet man auch oft Vokale bei r, I, aber es ist wohl in den vielen Fällen nicht der Reflex eines Dialektes darin zu suchen: die meist auch lateinisch geschulten Schreiber mußten die graphische Darstellung des r, ! ohne ein vokalisches Element als etwas ungewöhnliches ansehen“144. Butzbach ist zwar von vorneherein als ein nur lateinisch geschulter „Schrei- ber“ anzusehen, doch ist es auffällig, daßs er bei trpěl ein „u“, bei mrtvých aber ein „e“ als vokalisches Element zur Darstellung von "I“ benutzt hat. Vergleichen wir zum aksl. TPZIIbTN, so stünde „u“ „richtig“ für „7“, während im Vergleich zu MbPbTN - MPBTN „e“ für „b“ stünde. 70 Da wir ein so langes Bestehen der Aussprache der Halbvokale „b“ und ,7" in Verbindung mit „r" und „I" keineswegs annehmen können, dürfen wir diese beiden überlieferten Formen als Stützen der Vondrák'schen Annahme eines ač. „i“ und „r“ ansehen 145. Es wäre daher ač. *trpěl und *umřtvých anzusetzen, wobei „É“ ob des Einflusses von altem „č“ möglich ist. Aus den beiden Formen ist aber nicht nur ein Ansatz für die Philologie zu entnehmen, ich halte sie vielmehr für einen Beweis einer differenzierten Aussprache von ač. „r“ und „r“. Auf gleicher Ebene liegen die Schreibungen „buelna“ — plná und „buel- sen" — Plzeň. Wie oben „i“ und „I“ sind sie nach Vondrák nichts anderes als ač. *„I“„z1“ und *„!“„bl“. Wenn auch bei buelna — plná eher „i“ denn „ue“ = y als vokalisches Element in der Schreibung zu erwarten wäre14s, so muß doch auf aksl. HIAZH3, wohl *plnz“ gesprochen, verwiesen werden. Gleiches würde auch für „ue“ in buelsen das deutsche Pilsen bedeuten, doch steht dem nach eig. Beob. ein dt. dial. „Pülsen“ gegenüber, bei dessen „I“ die Artikulationsbasis bedeutend weiter hinten liegt als bei Pil- pl-, zu dem sich bei Trávníček 117 die Schreibung „Plizen“ findet. Da aber „ü“ = „y“ in den zum mittel- deutschen Bereich gehörenden dtn. Dialekten Böhmens stets als „i“ erscheint (z. B. wird Brüx wie Brigs, teilweise Briks, Gymnasium wie Gimnasium ge- sprochen), messe ich in diesem Falle der dt. Form „Pilsen" kein Gewicht bei, dafür aber der oberdeutsch beeinflußten Form „Pülsen". Durch Hus sind uns für das Ač. „I“ und „I“ nachgewiesenus, Grund genug, für die Formen „buelsen“ und „buelna“ ein „I“ anzusetzen und die Schreibung mit „ue“ — „y“ auf die nahe Verwandtschaft beider Laute, l und y, in der Artikulation zurückzuführen 149. Wir dürfen hier noch die Ergebnisse Schwarz's zitieren 150, der in dem Flußsnamen Vltava beide Arten von „l" nachgewiesen hat. Zurückgehend auf germ. * wilpahwö, später * -ahwa, -aha „Wildache“, entstand č. *Vbltava Vltava. Im Gegensatz zu Cosmas151, der Wlitaua (= Vltava) schreibt, sprachen die Baiern 1113 Wultha 152, das auf eine südč. Aussprache *Vltava zurückgeht, die im ON Unterwuldau ihren Beleg findet. Zu der von Schwarz nachgewiesenen Exi- stenz und Aussprache eines südč. „I“ bietet Butzbach ein Beispiel für ač. " aus dem nordwestböhmischen Raum. 50
Weitaus interessanter noch ist die Schreibung von "r“ und „!“ bei Butzbach. Wir finden für „!“ zwei Beispiele: turpiel — trpěl und umert- weigh — (u)mrtvých. Wären die beiden „r"-Schreibungen einander gleich, so wären sie nicht weiter wichtig für die slavische Philologie, denn „in ač. Denkmälern findet man auch oft Vokale bei r, I, aber es ist wohl in den vielen Fällen nicht der Reflex eines Dialektes darin zu suchen: die meist auch lateinisch geschulten Schreiber mußten die graphische Darstellung des r, ! ohne ein vokalisches Element als etwas ungewöhnliches ansehen“144. Butzbach ist zwar von vorneherein als ein nur lateinisch geschulter „Schrei- ber“ anzusehen, doch ist es auffällig, daßs er bei trpěl ein „u“, bei mrtvých aber ein „e“ als vokalisches Element zur Darstellung von "I“ benutzt hat. Vergleichen wir zum aksl. TPZIIbTN, so stünde „u“ „richtig“ für „7“, während im Vergleich zu MbPbTN - MPBTN „e“ für „b“ stünde. 70 Da wir ein so langes Bestehen der Aussprache der Halbvokale „b“ und ,7" in Verbindung mit „r" und „I" keineswegs annehmen können, dürfen wir diese beiden überlieferten Formen als Stützen der Vondrák'schen Annahme eines ač. „i“ und „r“ ansehen 145. Es wäre daher ač. *trpěl und *umřtvých anzusetzen, wobei „É“ ob des Einflusses von altem „č“ möglich ist. Aus den beiden Formen ist aber nicht nur ein Ansatz für die Philologie zu entnehmen, ich halte sie vielmehr für einen Beweis einer differenzierten Aussprache von ač. „r“ und „r“. Auf gleicher Ebene liegen die Schreibungen „buelna“ — plná und „buel- sen" — Plzeň. Wie oben „i“ und „I“ sind sie nach Vondrák nichts anderes als ač. *„I“„z1“ und *„!“„bl“. Wenn auch bei buelna — plná eher „i“ denn „ue“ = y als vokalisches Element in der Schreibung zu erwarten wäre14s, so muß doch auf aksl. HIAZH3, wohl *plnz“ gesprochen, verwiesen werden. Gleiches würde auch für „ue“ in buelsen das deutsche Pilsen bedeuten, doch steht dem nach eig. Beob. ein dt. dial. „Pülsen“ gegenüber, bei dessen „I“ die Artikulationsbasis bedeutend weiter hinten liegt als bei Pil- pl-, zu dem sich bei Trávníček 117 die Schreibung „Plizen“ findet. Da aber „ü“ = „y“ in den zum mittel- deutschen Bereich gehörenden dtn. Dialekten Böhmens stets als „i“ erscheint (z. B. wird Brüx wie Brigs, teilweise Briks, Gymnasium wie Gimnasium ge- sprochen), messe ich in diesem Falle der dt. Form „Pilsen" kein Gewicht bei, dafür aber der oberdeutsch beeinflußten Form „Pülsen". Durch Hus sind uns für das Ač. „I“ und „I“ nachgewiesenus, Grund genug, für die Formen „buelsen“ und „buelna“ ein „I“ anzusetzen und die Schreibung mit „ue“ — „y“ auf die nahe Verwandtschaft beider Laute, l und y, in der Artikulation zurückzuführen 149. Wir dürfen hier noch die Ergebnisse Schwarz's zitieren 150, der in dem Flußsnamen Vltava beide Arten von „l" nachgewiesen hat. Zurückgehend auf germ. * wilpahwö, später * -ahwa, -aha „Wildache“, entstand č. *Vbltava Vltava. Im Gegensatz zu Cosmas151, der Wlitaua (= Vltava) schreibt, sprachen die Baiern 1113 Wultha 152, das auf eine südč. Aussprache *Vltava zurückgeht, die im ON Unterwuldau ihren Beleg findet. Zu der von Schwarz nachgewiesenen Exi- stenz und Aussprache eines südč. „I“ bietet Butzbach ein Beispiel für ač. " aus dem nordwestböhmischen Raum. 50
Strana 51
In der Form pozrewen — pohřeben ist noch die Dehnung von *b ) *ě sichtbar, vor dem „f“ „i“ wurde, worauf im nč. pohřben wieder Schwund des Vokales eintrat, die Sonorität also auf „ř“ überging 153. Die Form des ON „dagoff“ — Děkov scheint altes „é" in der Aussprache „ia“ zu spiegeln 154. Für diese Aussprache um 1500 müßte * diakov angesetzt werden, da č. „č" „a" ein „d'“ voraussetzen würde. Somit ergibt sich ein Beleg für eine schwankende Aussprache des č. ě *ě im ausgehenden 15. Jahrhundert. Die alte diphthongische Aussprache des „ý“ wie „ej“, „aj“, ist bei Butzbach nur in der geschlosseneren Form „ej“ überliefert: bozzenanej — požehnaný, tzeizkey — český (hier mda, auch bei inlautendem „e“), wiezney — věčný. Mit Vondrák 155 ist auch hier wieder der Einflußs der dt. Sprache anzunehmen, da dt. „î“ im 12. Jh. zu „ei“ wird, das in „ai“ übergeht. Weinhold legte dar 156, daßs dieser Prozeß in der dt. Sprache im 14. Jh. von Osterreich aus nach Böhmen und Ostfranken vordrang. Somit ist auch in diesem Falle zeitlich die Möglichkeit eines Einflusses gegeben, für den vor allem zwei Formen sprechen, die Vondrák zitiert. Es sind dies: vayducz — vajdúc — vyjdúc aus dem 14. Jh. und vajhost aus dem Jahre 1266157. Da von der Diphthongierung nur „ý“, nicht aber „i“ generell erfaßt wurde, muſste das dt. „î“ dem č. „ý" näher liegen als dem č. „1“. Dies beweist der Reflex des dt. „î“ im Tschechischen: rîm, nît etc.158. Trotzdem lehnt Tráv- níček 150 auch hier wieder den dt. Einflußs ab und weist auf einen Unterschied zwischen dt. „1“ und č. „i" hin. Seine Argumentation unterstreicht er mit einigen Belegen für einen dial. Wandel von č. „í“ „ej“ in tří — třej und den Formen der 3. sg. nosej, vozej, chvalej etc. In diesem Wandel scheint jedoch eher eine Analogie zu „"“ „ej“ vorzuliegen als ein Beweis einer vom Tschechischen selbst ausgegangenen Entwicklung. Zu diesem Vorgang sei auch noch der umgekehrte Fall erwähnt: č. „ý“ wird im Dt. ebenfalls diphtongisch wiedergegeben, z. B. Karlův Týn — Karlstein, Horšův Týn (Horšovský Týn) — Bischofteinitz, Týn nad Vltavou — Moldautein u.s.w., wogegen der dt. PN von Pottenstein mit Potštýn über- setzt wird. „Y“ besteht jedoch weiter in der Orthographie, wenn auch im Volksmund die diphthongische Aussprache, besonders im Auslaut, dominiert. Auch in der Hochsprache macht sich ein Wandel des „ý“ insofern bemerkbar, als der ursprüngliche artikulatorische Unterschied zwischen „ý“ und „i“ geschwunden ist. "1“ kann bei Unkenntnis der Orthographie nurmehr an den Palatali- sationserscheinungen der vorangehenden Konsonanten erkannt werden. Als letzte alte slavische Eigenheit überliefert uns Butzbach die heute nicht mehr übliche Art der Bildung des Praeteritums durch part. praet. act. II mit der 3. sg. von býti: gest potzal — jest počal, — narodil se, — trpěl, — umřel. Volkskunde Die Reichhaltigkeit des Hodoporicon an Belegen für die Philologie ist so erfreulich wie erstaunlich, doch sind die Bohemica damit keineswegs er- schöpft. Auch für die Volkskunde birgt es wertvolle Nachrichten, die aller- dings nicht solchen Umfang wie die „Sprachprobe“ haben. Nicht daſs Butz- 51
In der Form pozrewen — pohřeben ist noch die Dehnung von *b ) *ě sichtbar, vor dem „f“ „i“ wurde, worauf im nč. pohřben wieder Schwund des Vokales eintrat, die Sonorität also auf „ř“ überging 153. Die Form des ON „dagoff“ — Děkov scheint altes „é" in der Aussprache „ia“ zu spiegeln 154. Für diese Aussprache um 1500 müßte * diakov angesetzt werden, da č. „č" „a" ein „d'“ voraussetzen würde. Somit ergibt sich ein Beleg für eine schwankende Aussprache des č. ě *ě im ausgehenden 15. Jahrhundert. Die alte diphthongische Aussprache des „ý“ wie „ej“, „aj“, ist bei Butzbach nur in der geschlosseneren Form „ej“ überliefert: bozzenanej — požehnaný, tzeizkey — český (hier mda, auch bei inlautendem „e“), wiezney — věčný. Mit Vondrák 155 ist auch hier wieder der Einflußs der dt. Sprache anzunehmen, da dt. „î“ im 12. Jh. zu „ei“ wird, das in „ai“ übergeht. Weinhold legte dar 156, daßs dieser Prozeß in der dt. Sprache im 14. Jh. von Osterreich aus nach Böhmen und Ostfranken vordrang. Somit ist auch in diesem Falle zeitlich die Möglichkeit eines Einflusses gegeben, für den vor allem zwei Formen sprechen, die Vondrák zitiert. Es sind dies: vayducz — vajdúc — vyjdúc aus dem 14. Jh. und vajhost aus dem Jahre 1266157. Da von der Diphthongierung nur „ý“, nicht aber „i“ generell erfaßt wurde, muſste das dt. „î“ dem č. „ý" näher liegen als dem č. „1“. Dies beweist der Reflex des dt. „î“ im Tschechischen: rîm, nît etc.158. Trotzdem lehnt Tráv- níček 150 auch hier wieder den dt. Einflußs ab und weist auf einen Unterschied zwischen dt. „1“ und č. „i" hin. Seine Argumentation unterstreicht er mit einigen Belegen für einen dial. Wandel von č. „í“ „ej“ in tří — třej und den Formen der 3. sg. nosej, vozej, chvalej etc. In diesem Wandel scheint jedoch eher eine Analogie zu „"“ „ej“ vorzuliegen als ein Beweis einer vom Tschechischen selbst ausgegangenen Entwicklung. Zu diesem Vorgang sei auch noch der umgekehrte Fall erwähnt: č. „ý“ wird im Dt. ebenfalls diphtongisch wiedergegeben, z. B. Karlův Týn — Karlstein, Horšův Týn (Horšovský Týn) — Bischofteinitz, Týn nad Vltavou — Moldautein u.s.w., wogegen der dt. PN von Pottenstein mit Potštýn über- setzt wird. „Y“ besteht jedoch weiter in der Orthographie, wenn auch im Volksmund die diphthongische Aussprache, besonders im Auslaut, dominiert. Auch in der Hochsprache macht sich ein Wandel des „ý“ insofern bemerkbar, als der ursprüngliche artikulatorische Unterschied zwischen „ý“ und „i“ geschwunden ist. "1“ kann bei Unkenntnis der Orthographie nurmehr an den Palatali- sationserscheinungen der vorangehenden Konsonanten erkannt werden. Als letzte alte slavische Eigenheit überliefert uns Butzbach die heute nicht mehr übliche Art der Bildung des Praeteritums durch part. praet. act. II mit der 3. sg. von býti: gest potzal — jest počal, — narodil se, — trpěl, — umřel. Volkskunde Die Reichhaltigkeit des Hodoporicon an Belegen für die Philologie ist so erfreulich wie erstaunlich, doch sind die Bohemica damit keineswegs er- schöpft. Auch für die Volkskunde birgt es wertvolle Nachrichten, die aller- dings nicht solchen Umfang wie die „Sprachprobe“ haben. Nicht daſs Butz- 51
Strana 52
bach wenig bemerkt und beobachtet hätte, — er hält aus mehreren Gründen mit seinen diesbezüglichen Erlebnissen zurück. Da sind einmal verschiedene Zaubersprüche bei Heilverfahren, die er gelernt und auch angewendet hat. Aber wie sollte ein Geistlicher, dem von seinen Lehrern Sprüche solcher Art als böser Aberglaube bezeichnet wurden, seinem innig geliebten Halbbruder teuflische Redensart schreiben? Es ge- nügte, wenn er, Butzbach, schon einmal seelisch gefährdet war! Somit er- fahren wir zwar die eine und die andere Heilmethode, was für uns immer- hin wertvoll ist, aber wir erfahren den zum Heilverfahren gehörenden Zauberspruch nicht. Dann ist da die Mitteilung, daß Butzbach mehrere Monate hindurch in Karlsbad „die Badegäste bedient“ habe, aber kein weiterer Hinweis, und wäre er noch so winzig, auf das gewißs interessante und abwechslungsreiche Leben in jener schon damals sehr stark besuchten Badestadt, ganz zu schweigen von irgendwelchen Nachrichten über den Badebetrieb, die -Gäste und deren Gepflogenheiten. Födisch 180 und Schlesinger161 bezeichneten die Tätigkeit Butzbachs in Karlsbad als die eines Kellners, wie es später Kämmel von ihnen über- nahm 1s2. Entgegen dieser Ansicht nehme ich an, dals es Butzbach einfach unschicklich fand, seinem Halbbruder Philipp Einzelheiten des Badelebens zu schildern und zum anderen als Gottesmann darüber weder schreiben noch sprechen wollte 163. Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich nachfolgende Stelle aus der Vorrede des Hodoporicon mit auf das auffällige Schweigen über Karlsbad beziehe: . . . „Ich tat, was Du verlangtest, nur vielleicht nicht so ausführlich, wie es Dein Wunsch war. Da nämlich habe ich bloß summarisch erzählt, wo es mir Uberdruß gemacht haben würde, mehr auf Einzelheiten einzugehen ... Demnach bin ich an Vielem vorübergeeilt und habe es kaum . . . mit flüchtiger Feder berührt“ 164 Volksmedizin und Aberglaube Die Therapie bei Fieber, die uns Butzbach fol. 17, schildert, ist ein wei- terer Beitrag zur Kenntnis der tschechischen Volksmedizin und des Aber- glaubens. Es ist nur natürlich, daß die Burgherrin selbst als Heilkundige fungiert und Butzbach eines Tages aufs freie Feld führt um den Fiebersegen zu sprechen und anschließend mit der Therapie zu beginnen. Die Wahl des Ortes, das freie Feld, scheint ein slavisches Typicon zu sein, während die Wahl des Zeitpunktes der Besprechung nichts typisch slavisches aufzeigt. Die Zeit des Voll- oder Neumondes, der zweiten Hälfte des Monats, nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang oder gar des Freitags wird allenthalben als die günstigste für eine Besprechung angesehen 165. Fast ausschließlich wird der Nachtzeit bei Anwendung des Fiebersegens der Vor- zug gegeben. Eigenartig mutet es an, dass sich Butzbach vor Beginn der Besprechung auf einen Kieselstein stellen mußs, denn der Kiesel ist sonst als fiebererregender Stein bekannt 166. Vielleicht liegt hier nicht nur einfacher Bedeutungswandel vor, sondern ein Ubertragungszauber, der sich nach dem Bedeutungswandel entwickelt hat. Die beim Heilzauber unbedingt erforderliche Nacktheit167 des zu bespre- chenden Kranken ist auch in diesem Falle gegeben. 52
bach wenig bemerkt und beobachtet hätte, — er hält aus mehreren Gründen mit seinen diesbezüglichen Erlebnissen zurück. Da sind einmal verschiedene Zaubersprüche bei Heilverfahren, die er gelernt und auch angewendet hat. Aber wie sollte ein Geistlicher, dem von seinen Lehrern Sprüche solcher Art als böser Aberglaube bezeichnet wurden, seinem innig geliebten Halbbruder teuflische Redensart schreiben? Es ge- nügte, wenn er, Butzbach, schon einmal seelisch gefährdet war! Somit er- fahren wir zwar die eine und die andere Heilmethode, was für uns immer- hin wertvoll ist, aber wir erfahren den zum Heilverfahren gehörenden Zauberspruch nicht. Dann ist da die Mitteilung, daß Butzbach mehrere Monate hindurch in Karlsbad „die Badegäste bedient“ habe, aber kein weiterer Hinweis, und wäre er noch so winzig, auf das gewißs interessante und abwechslungsreiche Leben in jener schon damals sehr stark besuchten Badestadt, ganz zu schweigen von irgendwelchen Nachrichten über den Badebetrieb, die -Gäste und deren Gepflogenheiten. Födisch 180 und Schlesinger161 bezeichneten die Tätigkeit Butzbachs in Karlsbad als die eines Kellners, wie es später Kämmel von ihnen über- nahm 1s2. Entgegen dieser Ansicht nehme ich an, dals es Butzbach einfach unschicklich fand, seinem Halbbruder Philipp Einzelheiten des Badelebens zu schildern und zum anderen als Gottesmann darüber weder schreiben noch sprechen wollte 163. Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich nachfolgende Stelle aus der Vorrede des Hodoporicon mit auf das auffällige Schweigen über Karlsbad beziehe: . . . „Ich tat, was Du verlangtest, nur vielleicht nicht so ausführlich, wie es Dein Wunsch war. Da nämlich habe ich bloß summarisch erzählt, wo es mir Uberdruß gemacht haben würde, mehr auf Einzelheiten einzugehen ... Demnach bin ich an Vielem vorübergeeilt und habe es kaum . . . mit flüchtiger Feder berührt“ 164 Volksmedizin und Aberglaube Die Therapie bei Fieber, die uns Butzbach fol. 17, schildert, ist ein wei- terer Beitrag zur Kenntnis der tschechischen Volksmedizin und des Aber- glaubens. Es ist nur natürlich, daß die Burgherrin selbst als Heilkundige fungiert und Butzbach eines Tages aufs freie Feld führt um den Fiebersegen zu sprechen und anschließend mit der Therapie zu beginnen. Die Wahl des Ortes, das freie Feld, scheint ein slavisches Typicon zu sein, während die Wahl des Zeitpunktes der Besprechung nichts typisch slavisches aufzeigt. Die Zeit des Voll- oder Neumondes, der zweiten Hälfte des Monats, nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang oder gar des Freitags wird allenthalben als die günstigste für eine Besprechung angesehen 165. Fast ausschließlich wird der Nachtzeit bei Anwendung des Fiebersegens der Vor- zug gegeben. Eigenartig mutet es an, dass sich Butzbach vor Beginn der Besprechung auf einen Kieselstein stellen mußs, denn der Kiesel ist sonst als fiebererregender Stein bekannt 166. Vielleicht liegt hier nicht nur einfacher Bedeutungswandel vor, sondern ein Ubertragungszauber, der sich nach dem Bedeutungswandel entwickelt hat. Die beim Heilzauber unbedingt erforderliche Nacktheit167 des zu bespre- chenden Kranken ist auch in diesem Falle gegeben. 52
Strana 53
Interessant ist der nun folgende eigentliche medizinische Teil, der Fieber- wickel mit Baumrinde. Die feuchte Rinde, die Butzbach um den bloßsen Leib gebunden wurde, hat die Wirkung eines „kalten Wickels“, wie er heute noch in Böhmen als Hausmittel üblich ist. Auf alte Erfahrung in der Fieber- bekämpfung deutet die Verwendung feuchter Rinde hin, denn die in der Rinde vorhandene Gerbsäure wirkt zusätzlich, indem sie die Poren der Haut öffnet, damit die Wärmeabgabe nach außsen fördert, außerdem aber percutan in die Blutbahn dringt und ebenfalls eine Reduktion der Körpertemperatur hervorruft. Daſs der Patient mit diesem Wickel drei Tage liegen mußs, kann auf Erfahrung in dieser Behandlungsmethode wie auch in der Mystik der Zahl beruhen. Ihren Abschluß findet diese Behandlung in einer symbolischen Handlung, die auf einfachem Ubertragungszauber beruht, denn das auf die Rinde über- tragene Fieber darf keinem anderen Hausbewohner gefährlich werden. Folg- lich wird die Rinde verbrannt. In diesem Zusammenhang sei noch auf verschiedene Aberglauben allerdings weit jüngeren Datums bei Fieberbehandlung aus dem Gebiet um Jechnitz (Nähe Petersburg-Sossen) 1ss und eine andere, ähnliche Behandlungsmethode aus Böhmen mit volksmedizinischem Inhalt bei Hovorka-Kronfeld 189 ver- wiesen. Eine Butzbach empfohlene Therapie bei Geschwür und Halsweh entbehrt allerdings jeglichen medizinischen Hintergrundes, denn wie weit die eventuell aus den Eichenblättern (ohne Kochen!) gelöste Gerbsäure eine innerliche Wirkung hervorrufen kann, ist nicht gewißs. Diese fol. 17, ausführlich ge- schilderte Mixtur erreichte ihren höchsten Wirkungsgrad — abgesehen von der fraglichen Wirkung der ev. gelösten Gerbsäure — unzweifelhaft in dem Willen zur Gesundung, der bei Einnahme der Medizin zur Bedingung ge- stellt war. Im allgemeinen gilt der Kamm als Abwehrmittel gegen Hexerei und bösen Zauber und im Heilzauber findet er gegen Geschwülste, Sehnenentzündung, Kopfweh u. a. m. Anwendung17°. Der Laus hingegen schreibt die Volksheil- kunde lindernde Wirkung bei Gelbsucht, Zahnschmerzen, kaltem Fieber, Schwindsucht etc. zu171. Im vorliegenden Falle handelt es sich um eine Ver- quickung zweier „Heilmittel“ (Kamm und Laus) zu einem heilbringenden „Medikament“, zu dem noch die Heilkraft des Leinsamens und des Leins 172 in der (wohl verschütteten) Form von Flachsflocken kommen soll. Das Handauflegen bei dieser Besprechung ist eine der wichtigsten Zere- monien beim Heilzauber 173. Hier mußs noch etwas zur Persönlichkeit Butzbachs angeführt werden, denn diese Stelle ist zu wichtig für eine Beurteilung, als daßs sie unbeachtet gelassen werden könnte. Fol. 17, gesteht Butzbach freimütig, daßs er stets von Fieber und Geschwüren geheilt wurde, solange er die ihm in Böhmen bekannt gewordenen Mittel angewandt hat, daßs er aber regelmäßsig von den alten Leiden befallen wurde, nachdem er die Belehrungen der Geistlichen in Deventer befolgt und die Heilmittel als abergläubische verdammt und nicht mehr angewandt hatte. Der Geistliche Butzbach befolgt die Lehren der Kirche und verdammt die abergläubischen Mittel, der von Leiden geplagte Mensch Butzbach aber stellt fest, daß sie trotzdem geholfen haben, — ein klares Bild seiner Wahrheitsliebe und Offenheit, in der sogar eine Spur von 53
Interessant ist der nun folgende eigentliche medizinische Teil, der Fieber- wickel mit Baumrinde. Die feuchte Rinde, die Butzbach um den bloßsen Leib gebunden wurde, hat die Wirkung eines „kalten Wickels“, wie er heute noch in Böhmen als Hausmittel üblich ist. Auf alte Erfahrung in der Fieber- bekämpfung deutet die Verwendung feuchter Rinde hin, denn die in der Rinde vorhandene Gerbsäure wirkt zusätzlich, indem sie die Poren der Haut öffnet, damit die Wärmeabgabe nach außsen fördert, außerdem aber percutan in die Blutbahn dringt und ebenfalls eine Reduktion der Körpertemperatur hervorruft. Daſs der Patient mit diesem Wickel drei Tage liegen mußs, kann auf Erfahrung in dieser Behandlungsmethode wie auch in der Mystik der Zahl beruhen. Ihren Abschluß findet diese Behandlung in einer symbolischen Handlung, die auf einfachem Ubertragungszauber beruht, denn das auf die Rinde über- tragene Fieber darf keinem anderen Hausbewohner gefährlich werden. Folg- lich wird die Rinde verbrannt. In diesem Zusammenhang sei noch auf verschiedene Aberglauben allerdings weit jüngeren Datums bei Fieberbehandlung aus dem Gebiet um Jechnitz (Nähe Petersburg-Sossen) 1ss und eine andere, ähnliche Behandlungsmethode aus Böhmen mit volksmedizinischem Inhalt bei Hovorka-Kronfeld 189 ver- wiesen. Eine Butzbach empfohlene Therapie bei Geschwür und Halsweh entbehrt allerdings jeglichen medizinischen Hintergrundes, denn wie weit die eventuell aus den Eichenblättern (ohne Kochen!) gelöste Gerbsäure eine innerliche Wirkung hervorrufen kann, ist nicht gewißs. Diese fol. 17, ausführlich ge- schilderte Mixtur erreichte ihren höchsten Wirkungsgrad — abgesehen von der fraglichen Wirkung der ev. gelösten Gerbsäure — unzweifelhaft in dem Willen zur Gesundung, der bei Einnahme der Medizin zur Bedingung ge- stellt war. Im allgemeinen gilt der Kamm als Abwehrmittel gegen Hexerei und bösen Zauber und im Heilzauber findet er gegen Geschwülste, Sehnenentzündung, Kopfweh u. a. m. Anwendung17°. Der Laus hingegen schreibt die Volksheil- kunde lindernde Wirkung bei Gelbsucht, Zahnschmerzen, kaltem Fieber, Schwindsucht etc. zu171. Im vorliegenden Falle handelt es sich um eine Ver- quickung zweier „Heilmittel“ (Kamm und Laus) zu einem heilbringenden „Medikament“, zu dem noch die Heilkraft des Leinsamens und des Leins 172 in der (wohl verschütteten) Form von Flachsflocken kommen soll. Das Handauflegen bei dieser Besprechung ist eine der wichtigsten Zere- monien beim Heilzauber 173. Hier mußs noch etwas zur Persönlichkeit Butzbachs angeführt werden, denn diese Stelle ist zu wichtig für eine Beurteilung, als daßs sie unbeachtet gelassen werden könnte. Fol. 17, gesteht Butzbach freimütig, daßs er stets von Fieber und Geschwüren geheilt wurde, solange er die ihm in Böhmen bekannt gewordenen Mittel angewandt hat, daßs er aber regelmäßsig von den alten Leiden befallen wurde, nachdem er die Belehrungen der Geistlichen in Deventer befolgt und die Heilmittel als abergläubische verdammt und nicht mehr angewandt hatte. Der Geistliche Butzbach befolgt die Lehren der Kirche und verdammt die abergläubischen Mittel, der von Leiden geplagte Mensch Butzbach aber stellt fest, daß sie trotzdem geholfen haben, — ein klares Bild seiner Wahrheitsliebe und Offenheit, in der sogar eine Spur von 53
Strana 54
Zweifel an der Richtigkeit der Verdammung liegen kann. Der Gehorsam der Kirche gegenüber aber läßt ihn folgen und auch die Sprüche verschweigen. Eine Art von Einflußs durch Deutsche wird noch einmal fol. 24v, in der Schilderung eines Fluchtplanes Butzbachs besonders beleuchtet, denn Butz- bach gibt als Herkunftsland jener zauberkundigen Alten Alemannien an. Nach dem Schweizerischen Archiv für Volkskunde14 kann sich eine Hexe in eine schwarze Kuh verwandeln — die Herkunft des Glaubens an die schwarze Kuh in Böhmen liegt also auf der Hand. Wie weit die schwarze Kuh jedoch im böhmischen Aberglauben Eingang gefunden hat und in wel- chem Maßse damit eine Verschmelzung alemannischen und tschechischen Glaubens stattfand, konnte von hier aus nicht festgestellt werden. Die Kunst, einen Dieb bannen zu können173, schreibt Butzbach fol. 12v.-2 dem Grafen von Maschau zu. Außer dieser Tatsache ist der Schilderung nichts weiter für die Erforschung böhmischen Aberglaubens zu entnehmen. Der Vollständigkeit halber sei auch der fol. 13v, verzeichnete Versuch einer Schatzhebung aufgeführt. Die hierbei erforderliche geschlechtliche Enthalt- samkeit, derethalben Butzbach zum Schatzsucher gewählt wurde, ist nicht als ein Bohemicum zu werten. Da alles, was mit Sexuellem zusammenhängt, eine kultische Befleckung nach sich zieht und damit zu religiösen und magischen Handlungen ungeeignet macht, gilt bei vielen Völkern geschlechtliche Ent- haltsamkeit als Vorbedingung für das Gelingen eines Vorhabens. Auch in Brauch, Sage, Heilzauber und Segensformel findet sich immer wieder die For- derung nach geschlechtlicher Enthaltsamkeit bei magischen Handlungen 176. Zum Schlußs dieses Abschnittes ist noch die einzige Nachricht über die Ver- wendung von Gebildbroti" zu erwähnen. Becker übersetzte in der ersten Ausgabe 17s mit „Blatz“, in der zweiten17° mit „Keilkuchen“. Güntert erklärt die Form „cuneus“ als „Winkel“ zur Form „cunnus“1s0. A. Walde und J. B. Hofmann181 setzen „cuneus“ -i m. = „Keil“. Märchen Wandergut aus ai. Märchen scheint der Erzählung von der Rettung eines Kochs durch einen Bären fol. 131-2 zu Grunde zu liegen. Obwohl gerade der Bär in den von Slaven besiedelten Ländern sehr häufig vorgekommen ist, bzw. teilweise noch vorkommt und in der Volkskunde eine bedeutende Rolle spielt, können wir für das Motiv der Dankbarkeit eines Bären den Menschen gegenüber nur das Pantschatantra und ein finnisches Märchen zum Vergleich heranziehen (das dte. Märchen von Schneeweißschen und Rosenrot scheidet hier aus). Die bereits idg. verlorene ursprüngliche Bezeichnung für „Bär wurde in den slavischen Sprachen durch ein Tabuwort, medvěd — Honig- esser, ersetzt. Da von ihm wie vom Wiesel (vgl. die Tabuwörter für dieses, auch dte.) nur scheu gesprochen wird, liegt die Annahme nahe, daß ihm im Märchen nur Gutes nachgesagt wird, doch findet sich indessen im sl. und auch im benachbarten germ. Bereiche nichts derartiges, das ursprünglich wäre. Die Quelle oder Grundlage zu oben erwähntem Motiv mußste daher in anderen Märchen gesucht werden. Theodor Benfey teilt in seiner Ausgabe des Pantschatantra 1s2 eine Redak- tion eines ai. Märchens mit, das im Livre des merveilles vorkommt und von Edéléstand du Mérit zu Baldo mitgeteilt wurde. 54
Zweifel an der Richtigkeit der Verdammung liegen kann. Der Gehorsam der Kirche gegenüber aber läßt ihn folgen und auch die Sprüche verschweigen. Eine Art von Einflußs durch Deutsche wird noch einmal fol. 24v, in der Schilderung eines Fluchtplanes Butzbachs besonders beleuchtet, denn Butz- bach gibt als Herkunftsland jener zauberkundigen Alten Alemannien an. Nach dem Schweizerischen Archiv für Volkskunde14 kann sich eine Hexe in eine schwarze Kuh verwandeln — die Herkunft des Glaubens an die schwarze Kuh in Böhmen liegt also auf der Hand. Wie weit die schwarze Kuh jedoch im böhmischen Aberglauben Eingang gefunden hat und in wel- chem Maßse damit eine Verschmelzung alemannischen und tschechischen Glaubens stattfand, konnte von hier aus nicht festgestellt werden. Die Kunst, einen Dieb bannen zu können173, schreibt Butzbach fol. 12v.-2 dem Grafen von Maschau zu. Außer dieser Tatsache ist der Schilderung nichts weiter für die Erforschung böhmischen Aberglaubens zu entnehmen. Der Vollständigkeit halber sei auch der fol. 13v, verzeichnete Versuch einer Schatzhebung aufgeführt. Die hierbei erforderliche geschlechtliche Enthalt- samkeit, derethalben Butzbach zum Schatzsucher gewählt wurde, ist nicht als ein Bohemicum zu werten. Da alles, was mit Sexuellem zusammenhängt, eine kultische Befleckung nach sich zieht und damit zu religiösen und magischen Handlungen ungeeignet macht, gilt bei vielen Völkern geschlechtliche Ent- haltsamkeit als Vorbedingung für das Gelingen eines Vorhabens. Auch in Brauch, Sage, Heilzauber und Segensformel findet sich immer wieder die For- derung nach geschlechtlicher Enthaltsamkeit bei magischen Handlungen 176. Zum Schlußs dieses Abschnittes ist noch die einzige Nachricht über die Ver- wendung von Gebildbroti" zu erwähnen. Becker übersetzte in der ersten Ausgabe 17s mit „Blatz“, in der zweiten17° mit „Keilkuchen“. Güntert erklärt die Form „cuneus“ als „Winkel“ zur Form „cunnus“1s0. A. Walde und J. B. Hofmann181 setzen „cuneus“ -i m. = „Keil“. Märchen Wandergut aus ai. Märchen scheint der Erzählung von der Rettung eines Kochs durch einen Bären fol. 131-2 zu Grunde zu liegen. Obwohl gerade der Bär in den von Slaven besiedelten Ländern sehr häufig vorgekommen ist, bzw. teilweise noch vorkommt und in der Volkskunde eine bedeutende Rolle spielt, können wir für das Motiv der Dankbarkeit eines Bären den Menschen gegenüber nur das Pantschatantra und ein finnisches Märchen zum Vergleich heranziehen (das dte. Märchen von Schneeweißschen und Rosenrot scheidet hier aus). Die bereits idg. verlorene ursprüngliche Bezeichnung für „Bär wurde in den slavischen Sprachen durch ein Tabuwort, medvěd — Honig- esser, ersetzt. Da von ihm wie vom Wiesel (vgl. die Tabuwörter für dieses, auch dte.) nur scheu gesprochen wird, liegt die Annahme nahe, daß ihm im Märchen nur Gutes nachgesagt wird, doch findet sich indessen im sl. und auch im benachbarten germ. Bereiche nichts derartiges, das ursprünglich wäre. Die Quelle oder Grundlage zu oben erwähntem Motiv mußste daher in anderen Märchen gesucht werden. Theodor Benfey teilt in seiner Ausgabe des Pantschatantra 1s2 eine Redak- tion eines ai. Märchens mit, das im Livre des merveilles vorkommt und von Edéléstand du Mérit zu Baldo mitgeteilt wurde. 54
Strana 55
In diesem Märchen bezeugen ein Rabe, ein Bär und eine Schlange ihrem Retter aufrichtige Dankbarkeit. Dieses Märchen hat Richard Löwenherz bereits 1195 öffentlich erzählt1s3, wozu Benfey annimmt, daß die Erzählung Löwenherz' nur eine verstümmelte Form der Fassung ist, die in der Gesta Romanorum vorliegt184. Teils aus der Gesta Romanorum, teils aus der mehrfach gedruckten dt. Ubersetzung des Johann von Capua stammend, ist dieses Märchen mit dem Motiv der Dankbarkeit der Tiere ins Volksgut übergegangen und hat seinen Niederschlag in etwas veränderter Form in den schwäbischen Volksmärchen 185 gefunden. Der Inhalt sei hier nach Benfey kurz zitiert1ss: Der Bediente eines Kaufmanns stürzt in eine Grube; der Kaufmann dreht ein Seil, um ihn daran heraufzuziehen, doch kommen Bär, Löwe und Schlange aus der Grube. Jedes der Tiere ermahnt den Kaufmann, den Menschen nicht zu retten; er tut es trotzdem. Die Tiere bewiesen ihre Dankbarkeit, indem sie den Kaufmann reich beschenkten. Der Bediente klagt seinen Herrn des Raubmordes an vielen Menschen an, der dann auch verurteilt wird. Löwe und Bär zernagen die Fesseln, heilen seine Wunden und beschenken ihn erneut. Neuerdings verurteilt, erscheint die Schlange, beißst des Königs Tochter, gibt dem Kaufmann, der die Tochter retten soll, Kräuter, mit denen die Rettung auch gelingt. Der Kaufmann wird Nachfolger des Königs. (Ahnlich die finnische Redaktion; Bär, Meerkatze und Schlange, Gutsherr und Häusler sind hier die Hauptfiguren). Vorausgesetzt, daß die Erzählung Butzbachs nicht Selbsterlebtes ist (Klar- heit darüber geht aus dem Hodoporicon nicht hervor), kann als Grundlage der Erzählung ai. buddhistisches Gut angenommen werden, das auf mannig- fachen Umwegen nach Böhmen gelangt war. Benfey stellt das Motiv der Dankbarkeit der Tiere als typisch buddhistisch dar und gibt zahlreiche Hinweise auf verschiedene Redaktionen, in denen dieses Märchengut im Occident verarbeitet wurde. Man könnte von einer „böhmischen Redaktion“ des oben zitierten dt. (schwäbischen) Märchens sprechen, in der jedoch starke Veränderungen und Umstellungen, vor allem die rein örtliche Prägung, einen Zusammenhang nur noch schwach erkennen lassen. Das Retten aus der Grube (finnisch ebenso) böhmisch aus dem Turm; mit Hilfe eines Seiles: böhmisch ebenso, (finnisch mit einem Baum- stamm), und die Dankbarkeit des Tieres, das in der bhm. Redaktion als Retter auftritt, weil es von klein auf gut behandelt wurde, lassen sich noch eindeutig als übernommenes Gut feststellen. Die Undankbarkeit des Menschen wird in der bhm. Redaktion vom Geret- teten auf dessen Herrn übertragen, (das Tier hatte den Herrn durch seine Possierlichkeit oft ergötzt), wobei der Grund zu solcher Umstellung in der tiefen Abneigung des Volkes gegen den tyrannischen Grafen liegen kann, ebensogut aber aus einem anderen Märchen ai. Herkunft übernommen sein kann 187. Ein Mann flüchtet im Wald vor einem Löwen auf einen Baum, bemerkt zu seinem Schrecken, daß auf dem Baume bereits ein Bär, ebenfalls vor dem Löwen, Zuflucht gesucht hat. Der Bär (hier ein Bodhisattwa des Bhadrakalpa) bietet dem Menschen Hilfe an: er will ihn beschützen und wachen, solange der Mensch schläft, der Mensch soll wachen, wenn der Bär schläft. Während der Mensch schlief, verlangte der Löwe dessen Auslie- 55
In diesem Märchen bezeugen ein Rabe, ein Bär und eine Schlange ihrem Retter aufrichtige Dankbarkeit. Dieses Märchen hat Richard Löwenherz bereits 1195 öffentlich erzählt1s3, wozu Benfey annimmt, daß die Erzählung Löwenherz' nur eine verstümmelte Form der Fassung ist, die in der Gesta Romanorum vorliegt184. Teils aus der Gesta Romanorum, teils aus der mehrfach gedruckten dt. Ubersetzung des Johann von Capua stammend, ist dieses Märchen mit dem Motiv der Dankbarkeit der Tiere ins Volksgut übergegangen und hat seinen Niederschlag in etwas veränderter Form in den schwäbischen Volksmärchen 185 gefunden. Der Inhalt sei hier nach Benfey kurz zitiert1ss: Der Bediente eines Kaufmanns stürzt in eine Grube; der Kaufmann dreht ein Seil, um ihn daran heraufzuziehen, doch kommen Bär, Löwe und Schlange aus der Grube. Jedes der Tiere ermahnt den Kaufmann, den Menschen nicht zu retten; er tut es trotzdem. Die Tiere bewiesen ihre Dankbarkeit, indem sie den Kaufmann reich beschenkten. Der Bediente klagt seinen Herrn des Raubmordes an vielen Menschen an, der dann auch verurteilt wird. Löwe und Bär zernagen die Fesseln, heilen seine Wunden und beschenken ihn erneut. Neuerdings verurteilt, erscheint die Schlange, beißst des Königs Tochter, gibt dem Kaufmann, der die Tochter retten soll, Kräuter, mit denen die Rettung auch gelingt. Der Kaufmann wird Nachfolger des Königs. (Ahnlich die finnische Redaktion; Bär, Meerkatze und Schlange, Gutsherr und Häusler sind hier die Hauptfiguren). Vorausgesetzt, daß die Erzählung Butzbachs nicht Selbsterlebtes ist (Klar- heit darüber geht aus dem Hodoporicon nicht hervor), kann als Grundlage der Erzählung ai. buddhistisches Gut angenommen werden, das auf mannig- fachen Umwegen nach Böhmen gelangt war. Benfey stellt das Motiv der Dankbarkeit der Tiere als typisch buddhistisch dar und gibt zahlreiche Hinweise auf verschiedene Redaktionen, in denen dieses Märchengut im Occident verarbeitet wurde. Man könnte von einer „böhmischen Redaktion“ des oben zitierten dt. (schwäbischen) Märchens sprechen, in der jedoch starke Veränderungen und Umstellungen, vor allem die rein örtliche Prägung, einen Zusammenhang nur noch schwach erkennen lassen. Das Retten aus der Grube (finnisch ebenso) böhmisch aus dem Turm; mit Hilfe eines Seiles: böhmisch ebenso, (finnisch mit einem Baum- stamm), und die Dankbarkeit des Tieres, das in der bhm. Redaktion als Retter auftritt, weil es von klein auf gut behandelt wurde, lassen sich noch eindeutig als übernommenes Gut feststellen. Die Undankbarkeit des Menschen wird in der bhm. Redaktion vom Geret- teten auf dessen Herrn übertragen, (das Tier hatte den Herrn durch seine Possierlichkeit oft ergötzt), wobei der Grund zu solcher Umstellung in der tiefen Abneigung des Volkes gegen den tyrannischen Grafen liegen kann, ebensogut aber aus einem anderen Märchen ai. Herkunft übernommen sein kann 187. Ein Mann flüchtet im Wald vor einem Löwen auf einen Baum, bemerkt zu seinem Schrecken, daß auf dem Baume bereits ein Bär, ebenfalls vor dem Löwen, Zuflucht gesucht hat. Der Bär (hier ein Bodhisattwa des Bhadrakalpa) bietet dem Menschen Hilfe an: er will ihn beschützen und wachen, solange der Mensch schläft, der Mensch soll wachen, wenn der Bär schläft. Während der Mensch schlief, verlangte der Löwe dessen Auslie- 55
Strana 56
ferung, unter Hinweis auf die Undankbarkeit der Menschen versprechend, daßs der Bär frei abziehen könne. Der Bär verweigert die Auslieferung. Als danach der Mensch die Wache übernimmt, verlangt der Löwe das gleiche jedoch mit dem Hinweis, daßs der Mensch sicher vom Bären getötet werde, wenn er, der Löwe, wegginge. Der Mensch liefert den Bären aus, der Löwe tötet und frißt ihn. Der Mensch aber wird wahnsinnig. — Hier gibt der Löwe nur nach und zieht ab, wenn er ein Opfer hat, gleich, wer es ist. Das nämliche Motiv erkennen wir in der Handlungsweise des Grafen: er stellt die Rettung des Verurteilten durch das Tier und die Rettungstat diesem frei. Da aber einmal jemand getötet werden sollte, wird nach gelungener Rettung des Menschen das Tier getötet. Es scheint nicht unmöglich, daßs dieses Motiv, auf unbekanntem Wege nach Böhmen gekommen, zu jenem der Dankbarkeit der Tiere gekoppelt worden ist. Diese wahrhaftig nicht alltägliche Begebenheit der Rettung eines Men- schen durch ein Tier hat im örtlichen Sagenkreis keinen Niederschlag ge- funden. Ich nehme daher an, daß fremdes, entlehntes Gut auf eine dem Butzbach'schen Bericht ähnliche Begebenheit mit dem Maschauer Grafen gemünzt wurde. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Grundmotive der Uber- lieferung Butzbachs allem Anschein nach entlehntes Gut darstellen und ihr Ursprung auf dem Wege über die schwäbische Redaktion und die Gesta Ro- manorum in jenem ai. Märchen zu suchen ist, (das finnische Märchen1ss kann außer Betracht bleiben), denn seit mehreren Jahrzehnten ist schwäbi- sches Gut mit den meist aus religiösen Gründen nach Böhmen geflohenen Schwaben zu den Tschechen und Deutschen Böhmens gekommen. Physis Die Physis des tschechischen Volkes erfährt fol. 20, eine knappe Schil- derung, die auf das Landvolk zu beziehen ist. Ein ähnliches Bild aus an- nähernd gleicher Zeit gibt der Italiener Antonio Bonfiniiss, der lange Zeit am Hofe König Mathias Corvinus weilte und dort häufig mit Tschechen zusam- mentraf. Für die Jetztzeit treffen beide Schilderungen noch auf die ländliche Be- völkerung zu, die Städter hingegen unterlagen im Laufe der Zeit einem überall bemerkbaren Wandel. Sie sind feingliedriger, zarter geworden. Tracht Nicht sehr ausführlich, doch treffend, beschreibt Butzbach die Bekleidungs- stücke und die auffällige Putzsucht. Teile der fol. 20, und 23, beschriebenen Kleidungsstücke stammen aus der Zeit König Johanns, unter dessen Regie- rung (1310—46) sich der französische Einfluß besonders stark bemerkbar machte. Franciskus von Prag19° schrieb damals über die Modesorgen wie später Hus und andere. Um die Mode vor den Husitenkriegen, die vom Westen beeinflußt war, bildhaft erstehen zu lassen, setzen wir wohl am besten Teile Hus'scher Schriften hierher 191. Die Modetorheiten, die Hus hier so scharf anprangert, waren anderen Orts nicht geringer — nur: Hus war 56
ferung, unter Hinweis auf die Undankbarkeit der Menschen versprechend, daßs der Bär frei abziehen könne. Der Bär verweigert die Auslieferung. Als danach der Mensch die Wache übernimmt, verlangt der Löwe das gleiche jedoch mit dem Hinweis, daßs der Mensch sicher vom Bären getötet werde, wenn er, der Löwe, wegginge. Der Mensch liefert den Bären aus, der Löwe tötet und frißt ihn. Der Mensch aber wird wahnsinnig. — Hier gibt der Löwe nur nach und zieht ab, wenn er ein Opfer hat, gleich, wer es ist. Das nämliche Motiv erkennen wir in der Handlungsweise des Grafen: er stellt die Rettung des Verurteilten durch das Tier und die Rettungstat diesem frei. Da aber einmal jemand getötet werden sollte, wird nach gelungener Rettung des Menschen das Tier getötet. Es scheint nicht unmöglich, daßs dieses Motiv, auf unbekanntem Wege nach Böhmen gekommen, zu jenem der Dankbarkeit der Tiere gekoppelt worden ist. Diese wahrhaftig nicht alltägliche Begebenheit der Rettung eines Men- schen durch ein Tier hat im örtlichen Sagenkreis keinen Niederschlag ge- funden. Ich nehme daher an, daß fremdes, entlehntes Gut auf eine dem Butzbach'schen Bericht ähnliche Begebenheit mit dem Maschauer Grafen gemünzt wurde. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Grundmotive der Uber- lieferung Butzbachs allem Anschein nach entlehntes Gut darstellen und ihr Ursprung auf dem Wege über die schwäbische Redaktion und die Gesta Ro- manorum in jenem ai. Märchen zu suchen ist, (das finnische Märchen1ss kann außer Betracht bleiben), denn seit mehreren Jahrzehnten ist schwäbi- sches Gut mit den meist aus religiösen Gründen nach Böhmen geflohenen Schwaben zu den Tschechen und Deutschen Böhmens gekommen. Physis Die Physis des tschechischen Volkes erfährt fol. 20, eine knappe Schil- derung, die auf das Landvolk zu beziehen ist. Ein ähnliches Bild aus an- nähernd gleicher Zeit gibt der Italiener Antonio Bonfiniiss, der lange Zeit am Hofe König Mathias Corvinus weilte und dort häufig mit Tschechen zusam- mentraf. Für die Jetztzeit treffen beide Schilderungen noch auf die ländliche Be- völkerung zu, die Städter hingegen unterlagen im Laufe der Zeit einem überall bemerkbaren Wandel. Sie sind feingliedriger, zarter geworden. Tracht Nicht sehr ausführlich, doch treffend, beschreibt Butzbach die Bekleidungs- stücke und die auffällige Putzsucht. Teile der fol. 20, und 23, beschriebenen Kleidungsstücke stammen aus der Zeit König Johanns, unter dessen Regie- rung (1310—46) sich der französische Einfluß besonders stark bemerkbar machte. Franciskus von Prag19° schrieb damals über die Modesorgen wie später Hus und andere. Um die Mode vor den Husitenkriegen, die vom Westen beeinflußt war, bildhaft erstehen zu lassen, setzen wir wohl am besten Teile Hus'scher Schriften hierher 191. Die Modetorheiten, die Hus hier so scharf anprangert, waren anderen Orts nicht geringer — nur: Hus war 56
Strana 57
ein Eiferer und seine unbeschreiblich große Furcht vor allem Weiblichen ließs ihn bei jeglicher Gelegenheit wettern. Wiewohl das Landvolk von den Modetorheiten nur gestreift wurde und im Grunde der Tracht und einfacher Kleidung treu blieb, einen gewissen Grad von Putzsucht behielt es trotz der nahezu puritanischen Strenge der Kleidung der Zeit nach den Husiten- kriegen. Dieser Grad der Putzsucht, der auch noch in den Jahren bis 1945 die ländliche wie städtische Weiblichkeit beherrschte, ist jedoch nicht größer als bei anderen Völkern auch. Wir wollen daher den Ausfall Butzbachs fol. 20, nicht unter dem Aspekt eines Werturteils betrachten. M. E. ist die Ursache zu jener spitzen Bemerkung in seiner damaligen sozialen Lage wie der Tatsache zu suchen, daß er nicht Gelegenheit hatte, Frauen und Mädchen unter gleichen Voraussetzungen und zum gleichen Zeitpunkt in Deutschland zu beobachten. Der Aufwand an Tüchern und Bändern blieb trotz des Einflusses Hus', denn letztlich entsprachen und entsprechen Tücher und Bänder nach Farbe und Menge nicht nur dem Schönheitssinn des Volkes, sondern brachten auch den Reichtum des Hauses zum Ausdruck. Verloren ging fast völlig die fol. 19v, beschriebene Art der Fußbeklei- dung 192. Zur Zeit des letzten Krieges waren diese Bastschuhe, eine sl. Fußs- bekleidungsart, die auch im Böhmen früher Zeit der Bauer getragen hatte, nur noch in Galizien und in Rufsland zu sehen. Gehalten hat sich diese Fußs- bekleidungsart nach eig. Beobachtung bis 1938 bei den „drátníci“, die nur zu besonderen Festtagen und am Sonntag die sorgsam gepflegten Stiefel trugen, wie sie besonders die Bauern hatten. Ebenso ging das lange Haupthaar bei den Tschechen verloren 193 (abge- sehen von dem auf dem Lande noch üblichen Zopf bei den Mädchen), das Butzbach selbst auch getragen und sorgsam gepflegt hat 194. Wohnhausbau Erhalten blieb dagegen die Art des Wohnhausbaues195. Durch eig. Beob. kann bestätigt werden, daßs viele Wohnhäuser, vor allem auf dem Lande, noch heute im gemischten Block- und Pfahlwandbau errichtet sind. Durch- streift man Böhmen von einem Rand zum andern, so fällt es auf, daß die ländliche Architektur in Innerböhmen besonders zurückgeblieben ist. Die Häuser sind schmucklos, schmiegen sich an den Boden, als wollten sie in ihm Schutz suchen und erinnern nur in ihrer breiten Anlage an den slavischen Typus, dessen besondere Kennzeichen der Pavlač und die Raumeinteilung sind. Grueber 196 führt diese Schmucklosigkeit der Häuser Innerböhmens auf die andauernden Kriege zurück, die ihre Entscheidung meist in jenem Raume fanden. Weit verbreitet ist noch der steinerne Ofen197, damals noch ohne Schorn- stein, der in seiner Anlage an die russische peč' erinnert. Er steht meist rechts oder links neben der Türe, die in die „izba“ führt und nimmt gut ein Viertel des Raumes ein, der — seinerzeit von Kienspänen — später von einer Petroleumlampe erhellt wurde. Kienspäne19s zur Beleuchtung wurden nach eig. Beob. noch in den 20er Jahren in der nicht elektrifizierten Ort- schaft Dobschitz, Bez. Bilin, in der Schmiede benutzt. 57
ein Eiferer und seine unbeschreiblich große Furcht vor allem Weiblichen ließs ihn bei jeglicher Gelegenheit wettern. Wiewohl das Landvolk von den Modetorheiten nur gestreift wurde und im Grunde der Tracht und einfacher Kleidung treu blieb, einen gewissen Grad von Putzsucht behielt es trotz der nahezu puritanischen Strenge der Kleidung der Zeit nach den Husiten- kriegen. Dieser Grad der Putzsucht, der auch noch in den Jahren bis 1945 die ländliche wie städtische Weiblichkeit beherrschte, ist jedoch nicht größer als bei anderen Völkern auch. Wir wollen daher den Ausfall Butzbachs fol. 20, nicht unter dem Aspekt eines Werturteils betrachten. M. E. ist die Ursache zu jener spitzen Bemerkung in seiner damaligen sozialen Lage wie der Tatsache zu suchen, daß er nicht Gelegenheit hatte, Frauen und Mädchen unter gleichen Voraussetzungen und zum gleichen Zeitpunkt in Deutschland zu beobachten. Der Aufwand an Tüchern und Bändern blieb trotz des Einflusses Hus', denn letztlich entsprachen und entsprechen Tücher und Bänder nach Farbe und Menge nicht nur dem Schönheitssinn des Volkes, sondern brachten auch den Reichtum des Hauses zum Ausdruck. Verloren ging fast völlig die fol. 19v, beschriebene Art der Fußbeklei- dung 192. Zur Zeit des letzten Krieges waren diese Bastschuhe, eine sl. Fußs- bekleidungsart, die auch im Böhmen früher Zeit der Bauer getragen hatte, nur noch in Galizien und in Rufsland zu sehen. Gehalten hat sich diese Fußs- bekleidungsart nach eig. Beobachtung bis 1938 bei den „drátníci“, die nur zu besonderen Festtagen und am Sonntag die sorgsam gepflegten Stiefel trugen, wie sie besonders die Bauern hatten. Ebenso ging das lange Haupthaar bei den Tschechen verloren 193 (abge- sehen von dem auf dem Lande noch üblichen Zopf bei den Mädchen), das Butzbach selbst auch getragen und sorgsam gepflegt hat 194. Wohnhausbau Erhalten blieb dagegen die Art des Wohnhausbaues195. Durch eig. Beob. kann bestätigt werden, daßs viele Wohnhäuser, vor allem auf dem Lande, noch heute im gemischten Block- und Pfahlwandbau errichtet sind. Durch- streift man Böhmen von einem Rand zum andern, so fällt es auf, daß die ländliche Architektur in Innerböhmen besonders zurückgeblieben ist. Die Häuser sind schmucklos, schmiegen sich an den Boden, als wollten sie in ihm Schutz suchen und erinnern nur in ihrer breiten Anlage an den slavischen Typus, dessen besondere Kennzeichen der Pavlač und die Raumeinteilung sind. Grueber 196 führt diese Schmucklosigkeit der Häuser Innerböhmens auf die andauernden Kriege zurück, die ihre Entscheidung meist in jenem Raume fanden. Weit verbreitet ist noch der steinerne Ofen197, damals noch ohne Schorn- stein, der in seiner Anlage an die russische peč' erinnert. Er steht meist rechts oder links neben der Türe, die in die „izba“ führt und nimmt gut ein Viertel des Raumes ein, der — seinerzeit von Kienspänen — später von einer Petroleumlampe erhellt wurde. Kienspäne19s zur Beleuchtung wurden nach eig. Beob. noch in den 20er Jahren in der nicht elektrifizierten Ort- schaft Dobschitz, Bez. Bilin, in der Schmiede benutzt. 57
Strana 58
Lied Von dem überreichen Liederschatz des tschechischen Volkes hat uns Butz- bach nichts berichtet. Das Zitat eines Liedanfanges fol. 20v, konnte nicht weiter verwertet werden, da an Hand des zugänglichen Materials der Text nicht ermittelt werden konnte. Von einer Uberlieferung des ohne Zweifel leichten Textes, auch nur als weiterer „Sprachprobe“, hat Butzbach wohl aus bereits erwähnten Gründen abgesehen. Geographisches Die allgemeine geographische Beschreibung Böhmens hat Butzbach, wie bereits oben dargelegt wurde, aus zeitgenössischen Quellen übernommen. Sobald er aus eigenem auf Geographisches eingeht, tritt in seiner Vorstellung von der Lagebeziehung geographischer Punkte zueinander Irrtümliches zutage. So sah er den Abfall der nördlichen Kreidestufe Böhmens und des vulka- nischen Duppauer Gebirges wie des Kaiserwaldes für das Grenzgebirge an 19s, denn er vermeinte, da er sich mit dem Scholaren auf der Wanderschaft befand, noch „diesseits" des Gebirgszaunes zu sein, während er sich ja schon seit 1488 „jenseits" desselben befand. Die Schilderungen hinterlassen den Eindruck20°, als habe er das Bewußst- sein, sich in Böhmen aufzuhalten erst erlangt, als er nach Sichlau gebracht wurde, allein auch in Sichlau wähnte er sich noch immer „diesseits“ des Grenzgebirges 201. Fol. 17v, unterläuft ihm ein ähnlicher Irrtum. Hierbei handelt es sich um die südlichen Ausläufer des Zbán-Waldes (Pürglitzer Wälder) und das Hügel- land beiderseits des Unterlaufes der Beraun, nicht um den Böhmerwald, wie es Becker 202 in der Kapitelüberschrift angibt. Butzbach hält dieses „Gebirge“ für einen Teil des Gebirgswalles, der Böhmen rings umgibt. Dieser Fehler ist erklärlich: rückblickend, während der Niederschrift des Hodoporicon, muß — wohl in Folge des Erlebnisses mit den Räubern — in Butzbach der Eindruck eines mächtigen Gebirges entstanden sein, wozu die morphologische Eigenheit dieses Gebietes einiges beigetragen haben wird. Die von S nach N abgedachten geologischen Stufen Böhmens sind mor- phologisch in sich nicht einheitlich. In die Stufen eingelassene Senken und Kessel werden oft von isolierten Höhen erheblich überragt. Die hier gemeinte Landschaft gehört der nördlichen Kreidestufe an, die sich zwischen Beraun und Eger erstreckt. Dem Wanderer bietet sich das Bild eines hügeligen Plateaus, das von einzelnen Kuppen überragt wird. Tief eingeschnittene Bäche und Flüsse geben einzelnen Teilen das Aussehen von „Gebirgen“, da die Kuppen auf Grund der tiefen Erosionstäler beträchtliche relative Höhe erreichen. Die Stufe selbst fällt ziemlich steil zum Egergraben ab 203. Ich bin der Ansicht, daß Butzbach diese Irrtümer zu verzeihen sind und die Glaubwürdigkeit seiner weiteren Angaben nicht mindern, denn ich führe sie auf sein damals geringes Alter, die Unwissenheit seines Beanus, die mor- phologischen Eigenheiten Böhmens und zum Teil auf historische Ursachen zurück, denn neben der deutschen Sprache war es wohl der Haustyp in dem von ihm durchwanderten deutsch besiedelten Gebiet wie das Bild der Städte, 58
Lied Von dem überreichen Liederschatz des tschechischen Volkes hat uns Butz- bach nichts berichtet. Das Zitat eines Liedanfanges fol. 20v, konnte nicht weiter verwertet werden, da an Hand des zugänglichen Materials der Text nicht ermittelt werden konnte. Von einer Uberlieferung des ohne Zweifel leichten Textes, auch nur als weiterer „Sprachprobe“, hat Butzbach wohl aus bereits erwähnten Gründen abgesehen. Geographisches Die allgemeine geographische Beschreibung Böhmens hat Butzbach, wie bereits oben dargelegt wurde, aus zeitgenössischen Quellen übernommen. Sobald er aus eigenem auf Geographisches eingeht, tritt in seiner Vorstellung von der Lagebeziehung geographischer Punkte zueinander Irrtümliches zutage. So sah er den Abfall der nördlichen Kreidestufe Böhmens und des vulka- nischen Duppauer Gebirges wie des Kaiserwaldes für das Grenzgebirge an 19s, denn er vermeinte, da er sich mit dem Scholaren auf der Wanderschaft befand, noch „diesseits" des Gebirgszaunes zu sein, während er sich ja schon seit 1488 „jenseits" desselben befand. Die Schilderungen hinterlassen den Eindruck20°, als habe er das Bewußst- sein, sich in Böhmen aufzuhalten erst erlangt, als er nach Sichlau gebracht wurde, allein auch in Sichlau wähnte er sich noch immer „diesseits“ des Grenzgebirges 201. Fol. 17v, unterläuft ihm ein ähnlicher Irrtum. Hierbei handelt es sich um die südlichen Ausläufer des Zbán-Waldes (Pürglitzer Wälder) und das Hügel- land beiderseits des Unterlaufes der Beraun, nicht um den Böhmerwald, wie es Becker 202 in der Kapitelüberschrift angibt. Butzbach hält dieses „Gebirge“ für einen Teil des Gebirgswalles, der Böhmen rings umgibt. Dieser Fehler ist erklärlich: rückblickend, während der Niederschrift des Hodoporicon, muß — wohl in Folge des Erlebnisses mit den Räubern — in Butzbach der Eindruck eines mächtigen Gebirges entstanden sein, wozu die morphologische Eigenheit dieses Gebietes einiges beigetragen haben wird. Die von S nach N abgedachten geologischen Stufen Böhmens sind mor- phologisch in sich nicht einheitlich. In die Stufen eingelassene Senken und Kessel werden oft von isolierten Höhen erheblich überragt. Die hier gemeinte Landschaft gehört der nördlichen Kreidestufe an, die sich zwischen Beraun und Eger erstreckt. Dem Wanderer bietet sich das Bild eines hügeligen Plateaus, das von einzelnen Kuppen überragt wird. Tief eingeschnittene Bäche und Flüsse geben einzelnen Teilen das Aussehen von „Gebirgen“, da die Kuppen auf Grund der tiefen Erosionstäler beträchtliche relative Höhe erreichen. Die Stufe selbst fällt ziemlich steil zum Egergraben ab 203. Ich bin der Ansicht, daß Butzbach diese Irrtümer zu verzeihen sind und die Glaubwürdigkeit seiner weiteren Angaben nicht mindern, denn ich führe sie auf sein damals geringes Alter, die Unwissenheit seines Beanus, die mor- phologischen Eigenheiten Böhmens und zum Teil auf historische Ursachen zurück, denn neben der deutschen Sprache war es wohl der Haustyp in dem von ihm durchwanderten deutsch besiedelten Gebiet wie das Bild der Städte, 58
Strana 59
die in ihm die Empfindung hervorriefen, sich noch in einem zum Bereiche der deutschen Krone gehörenden Gebiete zu befinden. Trotzdem er später in Sichlau und Sossen tschechischen Adel und tschechische Bevölkerung vor- fand, wähnte er sich noch diesseits des Gebirgszaunes, denn Butzbach machte sich erst nach der Rückkehr aus Böhmen bei der Niederschrift des Hodo- poricon Gedanken zur Lage der Ortschaften (s. einige irrtümliche Meilen- Angaben bei der Beschreibung der Flucht), wie der Grenzgebirge, d. h. zum Kartenbild Böhmens schlechthin. Da ihm durch die Lektüre zeitgenössischer Quellen der Gebirgswall als ein mächtiger scheinen mußste, verlegte er den Zeitpunkt seiner Uberschreitung auf Grund einer Assoziation zum Erlebnis mit den Räubern in das Gebiet zwischen Rakonitz und Prag. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Verwendung der Termini „Bohemia“, „bohemicus“ und „Bohemus“ durch ihn: „Bohemia“ — Böhmen — Čechy als Bezeichnung für das Land ist bei Butzbach völlig eindeutig. „bohemicus“ 3 — böhmisch — český gebraucht er in zweifacher Bedeutung: 1. böhmisch als auf das Land bezogen (17v.: . . . bohemice terre . .), Becker übersetzt hier mit „Böhmerland“204 ; 2. böhmisch im Sinne von tschechisch: 12v.: . . . bohemico sermone vten- tes . . . ; 18,: . . . latino an bohemico . . . ; 18v1: . .. ex bohemica lin- gua . . . ; 23vi: . . . bohemico vocabulo . . . ; 261: . . . linguam bohemi- cam . . . ; 15v.: . . . terre illius ligua loqui . . .; 19v2: ... Populus bohemicus . . . ist im Hinblick auf die obigen Zitate nicht mit Beckers „Das Volk in Böhmen" sondern mit „Das tschechische Volk" wiederzugeben! „Bohemus“ — Böhme (Čech/Češi) wird im Sinne „Tscheche“ gebraucht: 15v.: . . . a bohemio nobili . . . ; 17: . . . bohemi . . . ; 18,: . . . nomine bohemum ... (Eine Anspielung auf den Etzvater Čech); u.s.w., vgl. 202, 211, 21v, 221, 23v., 26v.. Hierauf weist noch eine andere Stelle: 15v1: De super memoratis itaque . . . bis . . . dictum erat . .. , Sichlau ist Sitz eines tschechischen Vlady- kengeschlechtes, der Čichálovců z Čichálova. Deutsche werden bei Butzbach, gleich, ob es sich um Einheimische oder aus dem Gebiet der deutschen Krone Zugewanderte handelt, mit „germanus" und „teutonicus“ bezeichnet, oder es wird ihre Herkunft, „ex alemania“, an- gegeben 205. Indirekt wird das Vorhandensein deutscher Bevölkerung durch die Angabe des Bekenntnisses ausgedrückt: „Ketzer“ = Tschechen und „Katholische“, „Katholiken“ = Deutsche (12,f.: De quo loco . . . christianis habitant; 12v.: Porro ibidem paruo . . . paucissimis mixti catholicis haben- tes; 17v2: . . . est enim noua . . . christianum habitant). Mit der fol. 12, anschaulich gegebenen Schilderung der Strapazen, die er während der Wanderung durch das Egerland als 12-jähriger Knabe ertragen mußte, erhalten wir einen indirekten Hinweis zur Bodenkunde. Der stark lehmige Boden, wegen seiner Fruchtbarkeit oft gerühmt, wird bei Regen- fällen sehr schmierig und haftet in dicken, festen Ballen am Schuhwerk, wodurch das Laufen beträchtlich erschwert wird. Es bereitet Mühe, die Füße von dem zähen, glitschigen Brei loszureißsen, so daßs sich rasch Er- müdungserscheinungen bemerkbar machen. Wer je auf den Feldwegen des Egerlandes oder gar bei der Jagd durch die Felder eine größere Strecke durch den fetten, zähen Brei gestapft ist, den wird es nicht wundern, wenn 59
die in ihm die Empfindung hervorriefen, sich noch in einem zum Bereiche der deutschen Krone gehörenden Gebiete zu befinden. Trotzdem er später in Sichlau und Sossen tschechischen Adel und tschechische Bevölkerung vor- fand, wähnte er sich noch diesseits des Gebirgszaunes, denn Butzbach machte sich erst nach der Rückkehr aus Böhmen bei der Niederschrift des Hodo- poricon Gedanken zur Lage der Ortschaften (s. einige irrtümliche Meilen- Angaben bei der Beschreibung der Flucht), wie der Grenzgebirge, d. h. zum Kartenbild Böhmens schlechthin. Da ihm durch die Lektüre zeitgenössischer Quellen der Gebirgswall als ein mächtiger scheinen mußste, verlegte er den Zeitpunkt seiner Uberschreitung auf Grund einer Assoziation zum Erlebnis mit den Räubern in das Gebiet zwischen Rakonitz und Prag. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Verwendung der Termini „Bohemia“, „bohemicus“ und „Bohemus“ durch ihn: „Bohemia“ — Böhmen — Čechy als Bezeichnung für das Land ist bei Butzbach völlig eindeutig. „bohemicus“ 3 — böhmisch — český gebraucht er in zweifacher Bedeutung: 1. böhmisch als auf das Land bezogen (17v.: . . . bohemice terre . .), Becker übersetzt hier mit „Böhmerland“204 ; 2. böhmisch im Sinne von tschechisch: 12v.: . . . bohemico sermone vten- tes . . . ; 18,: . . . latino an bohemico . . . ; 18v1: . .. ex bohemica lin- gua . . . ; 23vi: . . . bohemico vocabulo . . . ; 261: . . . linguam bohemi- cam . . . ; 15v.: . . . terre illius ligua loqui . . .; 19v2: ... Populus bohemicus . . . ist im Hinblick auf die obigen Zitate nicht mit Beckers „Das Volk in Böhmen" sondern mit „Das tschechische Volk" wiederzugeben! „Bohemus“ — Böhme (Čech/Češi) wird im Sinne „Tscheche“ gebraucht: 15v.: . . . a bohemio nobili . . . ; 17: . . . bohemi . . . ; 18,: . . . nomine bohemum ... (Eine Anspielung auf den Etzvater Čech); u.s.w., vgl. 202, 211, 21v, 221, 23v., 26v.. Hierauf weist noch eine andere Stelle: 15v1: De super memoratis itaque . . . bis . . . dictum erat . .. , Sichlau ist Sitz eines tschechischen Vlady- kengeschlechtes, der Čichálovců z Čichálova. Deutsche werden bei Butzbach, gleich, ob es sich um Einheimische oder aus dem Gebiet der deutschen Krone Zugewanderte handelt, mit „germanus" und „teutonicus“ bezeichnet, oder es wird ihre Herkunft, „ex alemania“, an- gegeben 205. Indirekt wird das Vorhandensein deutscher Bevölkerung durch die Angabe des Bekenntnisses ausgedrückt: „Ketzer“ = Tschechen und „Katholische“, „Katholiken“ = Deutsche (12,f.: De quo loco . . . christianis habitant; 12v.: Porro ibidem paruo . . . paucissimis mixti catholicis haben- tes; 17v2: . . . est enim noua . . . christianum habitant). Mit der fol. 12, anschaulich gegebenen Schilderung der Strapazen, die er während der Wanderung durch das Egerland als 12-jähriger Knabe ertragen mußte, erhalten wir einen indirekten Hinweis zur Bodenkunde. Der stark lehmige Boden, wegen seiner Fruchtbarkeit oft gerühmt, wird bei Regen- fällen sehr schmierig und haftet in dicken, festen Ballen am Schuhwerk, wodurch das Laufen beträchtlich erschwert wird. Es bereitet Mühe, die Füße von dem zähen, glitschigen Brei loszureißsen, so daßs sich rasch Er- müdungserscheinungen bemerkbar machen. Wer je auf den Feldwegen des Egerlandes oder gar bei der Jagd durch die Felder eine größere Strecke durch den fetten, zähen Brei gestapft ist, den wird es nicht wundern, wenn 59
Strana 60
wir in diesen für ein Kind allzuharten Strapazen eine der Ursachen der späteren Leiden Butzbachs sehen. Der wirtschaftliche Reichtum Böhmens war bereits in alter Zeit bekannt20s, denn das Land bot alle landwirtschaftliche und bergbauliche Produkte im Uberflußs. Auch der Weinbau, den Butzbach neben anderen wirtschaftlichen Mit- teilungen fol. 20, erwähnt, florierte im 14. und 15. Jh. bei fast allen Städten und Gemeinden des Egergrabens 207. So war z. B. 1485 die Lese in Komotau so reichlich, daßs der Verkauf von Gebinden an Fremde verboten werden mußte. Viele Ortsnamen wie Weinberge (Vinohrady), Weinern (Vinary), Weingarten und manche Straßsenbezeichnung in den einzelnen Städten haben sich bis heute erhalten. Durch Klimaschwankung und den 30-jährigen Krieg kam der Weinbau in diesen Gebieten zum Erliegen. Reste von Weinbau sind nach eig. Beob. im Durchbruchstal der Elbe durch das Böhmische Mittel- gebirge (Tschernosek) und bei Melnik bis in die Zeit des letzten Krieges erhalten geblieben. Trotz der außerordentlich günstigen wirtschaftlichen Situation war Böhmen in einem entscheidenden Punkt immer vom Auslande abhängig: Salz kommt in Böhmen nicht vor. Es wurde seit ältester Zeit auf einer eigens dazu privi- legierten Straße von Passau nach Prachatitz verfrachtet, die im Volksmunde „Goldener Steig“ hießs. Später bezog Böhmen das kostbare Gut auch auf dem Flußswege, der Elbe, und anderen Wegen über das Erzgebirge aus Meißsen 20s. Die einzige Bemerkung zum Klima, (fol. 19v,) hat Butzbach im Rahmen eines Zitates von Schedel209 übernommen. Die Sudetenländer gehören der mitteleuropäischen Klimaprovinz an; sie stellen den Ubergangstyp zwischen dem ozeanischen Klima Westeuropas und dem Kontinental-Klima des Ostens dar. Die Winter sind nicht so mild wie die Westeuropas, die Sommer noch nicht so heißs wie im Osten. Als eine Folge der Reliefverhältnisse in Böhmen verlaufen die Jahresisothermen von plus 9° und 10° Celsius in gewissen Krümmungen und weisen auch teilweise Inselbildungen auf. Demnach und vom Standpunkte eines Westdeutschen aus empfunden, er- scheint das Innere Böhmens im Ganzen als kühl 210. Historisches Neu für die Geschichte des Podersamer Bezirkes ist die namentliche Uber- lieferung eines Heinrich von Dekau fol. 16v,, denn für die Zeit von 1474— 1519 fehlen die Angaben über Besitzer Dekaus. In den Jahren 1465—74 besaß Prokop von Dekau die Veste. Er verkaufte sie und starb um das Jahr 1515 auf Břiznic bei Strojetitz211. Vom Jahre 1519 an besaß Peter Bobrovec von Bobrovic Ort und Veste Dekau 212. Be- züglich der Besitzverhältnisse findet sich bei Sedláček noch ein Hinweis auf eine Eliška z Děkova 213, die m. E. die Gemahlin des Heinrich von Dekau ge- wesen sein kann. Mehr in den Bereich der Sage gehört die Andeutung über das Schicksal des Maschauer Schlosses fol. 13v.. Allein die Schrift „De memorabilibus gestis synchronicorum“, auf die Butzbach hinweist, muß als verloren ange- sehen werden; wir können uns deshalb hier nur auf die historischen Tat- 60
wir in diesen für ein Kind allzuharten Strapazen eine der Ursachen der späteren Leiden Butzbachs sehen. Der wirtschaftliche Reichtum Böhmens war bereits in alter Zeit bekannt20s, denn das Land bot alle landwirtschaftliche und bergbauliche Produkte im Uberflußs. Auch der Weinbau, den Butzbach neben anderen wirtschaftlichen Mit- teilungen fol. 20, erwähnt, florierte im 14. und 15. Jh. bei fast allen Städten und Gemeinden des Egergrabens 207. So war z. B. 1485 die Lese in Komotau so reichlich, daßs der Verkauf von Gebinden an Fremde verboten werden mußte. Viele Ortsnamen wie Weinberge (Vinohrady), Weinern (Vinary), Weingarten und manche Straßsenbezeichnung in den einzelnen Städten haben sich bis heute erhalten. Durch Klimaschwankung und den 30-jährigen Krieg kam der Weinbau in diesen Gebieten zum Erliegen. Reste von Weinbau sind nach eig. Beob. im Durchbruchstal der Elbe durch das Böhmische Mittel- gebirge (Tschernosek) und bei Melnik bis in die Zeit des letzten Krieges erhalten geblieben. Trotz der außerordentlich günstigen wirtschaftlichen Situation war Böhmen in einem entscheidenden Punkt immer vom Auslande abhängig: Salz kommt in Böhmen nicht vor. Es wurde seit ältester Zeit auf einer eigens dazu privi- legierten Straße von Passau nach Prachatitz verfrachtet, die im Volksmunde „Goldener Steig“ hießs. Später bezog Böhmen das kostbare Gut auch auf dem Flußswege, der Elbe, und anderen Wegen über das Erzgebirge aus Meißsen 20s. Die einzige Bemerkung zum Klima, (fol. 19v,) hat Butzbach im Rahmen eines Zitates von Schedel209 übernommen. Die Sudetenländer gehören der mitteleuropäischen Klimaprovinz an; sie stellen den Ubergangstyp zwischen dem ozeanischen Klima Westeuropas und dem Kontinental-Klima des Ostens dar. Die Winter sind nicht so mild wie die Westeuropas, die Sommer noch nicht so heißs wie im Osten. Als eine Folge der Reliefverhältnisse in Böhmen verlaufen die Jahresisothermen von plus 9° und 10° Celsius in gewissen Krümmungen und weisen auch teilweise Inselbildungen auf. Demnach und vom Standpunkte eines Westdeutschen aus empfunden, er- scheint das Innere Böhmens im Ganzen als kühl 210. Historisches Neu für die Geschichte des Podersamer Bezirkes ist die namentliche Uber- lieferung eines Heinrich von Dekau fol. 16v,, denn für die Zeit von 1474— 1519 fehlen die Angaben über Besitzer Dekaus. In den Jahren 1465—74 besaß Prokop von Dekau die Veste. Er verkaufte sie und starb um das Jahr 1515 auf Břiznic bei Strojetitz211. Vom Jahre 1519 an besaß Peter Bobrovec von Bobrovic Ort und Veste Dekau 212. Be- züglich der Besitzverhältnisse findet sich bei Sedláček noch ein Hinweis auf eine Eliška z Děkova 213, die m. E. die Gemahlin des Heinrich von Dekau ge- wesen sein kann. Mehr in den Bereich der Sage gehört die Andeutung über das Schicksal des Maschauer Schlosses fol. 13v.. Allein die Schrift „De memorabilibus gestis synchronicorum“, auf die Butzbach hinweist, muß als verloren ange- sehen werden; wir können uns deshalb hier nur auf die historischen Tat- 60
Strana 61
sachen stützen, wollen wir der von Butzbach erwähnten Begebenheit auf den Grund gehen. Im Jahre 1421 hatte die Bürgerschaft Maschaus freiwillig die Tore für Žižka geöffnet. Das deutsche Kreuzheer hat im August des gleichen Jahres Burg und Stadt samt umliegenden Dörfern vollkommen zerstört und die Bevölkerung ausgerottet214. „Nach so erfolgtem Fall des Schlosses Maschau verbreitete sich das Kreuzheer über die ganze Umgegend, Städte und Dörfer verwüstend, das wehrlose Landvolk ohne Unterschied des Geschlechtes und Alters unbarm- herzig mordend: ,Was nicht Deutsch kann oder einem Böhmen gleich ist, das wird gefangen, zu Tode geschlagen und verbrannt"" schrieb ein Zeitgenosse 215 Bei den dieses Gebiet nach und nach wieder besiedelnden Menschen hat die furchtbare Tatsache m. E. bald die wahren Täter vergessen lassen und die Fama schrieb in Anbetracht der tyrannischen Herren Kolovrat-Mášťovský, deren einer sich sogar auf die „Schwarzkunst“ verstand, die Zerstörung den bösen Geistern zu. Hinzu kommt die ungeheuere Entvölkerung Böhmens mit als Ursache, daß sich trotz des erbitterten Hasses der Tschechen gegen alles Deutsche in der Husitenzeit die Erinnerung an die Täterschaft des Kreuz- heeres nicht erhalten hat. Indirekt bieten uns die hier edierten Kapitel des Hodoporicon noch sehr Wertvolles, denn mit der Wiedergabe der miterlebten oder im Gespräche er- fahrenen Grausamkeiten des Grafen Johann von Kolovrat-Mášťovský wird uns nicht nur ein Sittenbild des niederen Adels, sondern auch ein Bericht über die Rechts- und Machtverhältnisse im nachhusitischen Böhmen gegeben, die durch die eingehenden Schilderungen des eigenen Ergehens bei Purkart von Sichlau, den beiden namentlich nicht genannten Adeligen in Luditz und bei Pan Šafařík in Sossen wie bei Slavata von Clum und Koschumberg be- stätigt werden. Besonders die fol. 12v2 geschilderte Verurteilung eines Pagen durch Jo- hann v. Kolovrat-Mášťovský bestätigt, daß der Adel de facto die Gewalt über Leben und Tod seiner Untertanen ausübte, obwohl ihm das de jure nicht zukam. Als Hintergründe dafür sind die Zerrüttung des Reiches nach den Husiten- kriegen, die geschwächte Stellung des Königs und dessen langjährige Ab- wesenheit anzusehen, die eine Adelsherrschaft begünstigten, d.h. den Be- strebungen des Adels konnte nichts entgegengesetzt werden216. Werden Butz- bachs Angaben in Beziehung zu den beiden Geschichtsauffassungen böhmi- scher Historiker über die böhmische Geschichte gesetzt, so erfährt die Bret- holz'sche Richtung in gleichem Maßse Bestätigung wie das Idealbild Palacký’s getrübt wird. Butzbachs fol. 17v. geschildertes Abenteuer mit den Räubern im Zbán-Wald bestätigt uns die Notlage, in der sich Böhmen zu jener Zeit befand, denn im Zusammenhang mit der Verfolgung und Zerschlagung der Sekten in Böhmen hatten sich Mitte des 15. Jh's sogenannte „Kriegsbrüderschaften“ (Žebráci, Buben) gebildet. Diese „Zebráci" stammten von allen möglichen Völkern, führten Krieg um des Krieges Willen, gleich wofür und wogegen. Sold und Beute blieben ihnen Hauptsache. Rottenführer waren Georg v. Lichtenburg und von Vöttau, Ritter Franz von Hag, Heinrich Šmikauský von Saar, Niklas Lužický, Johann Švehla, 61
sachen stützen, wollen wir der von Butzbach erwähnten Begebenheit auf den Grund gehen. Im Jahre 1421 hatte die Bürgerschaft Maschaus freiwillig die Tore für Žižka geöffnet. Das deutsche Kreuzheer hat im August des gleichen Jahres Burg und Stadt samt umliegenden Dörfern vollkommen zerstört und die Bevölkerung ausgerottet214. „Nach so erfolgtem Fall des Schlosses Maschau verbreitete sich das Kreuzheer über die ganze Umgegend, Städte und Dörfer verwüstend, das wehrlose Landvolk ohne Unterschied des Geschlechtes und Alters unbarm- herzig mordend: ,Was nicht Deutsch kann oder einem Böhmen gleich ist, das wird gefangen, zu Tode geschlagen und verbrannt"" schrieb ein Zeitgenosse 215 Bei den dieses Gebiet nach und nach wieder besiedelnden Menschen hat die furchtbare Tatsache m. E. bald die wahren Täter vergessen lassen und die Fama schrieb in Anbetracht der tyrannischen Herren Kolovrat-Mášťovský, deren einer sich sogar auf die „Schwarzkunst“ verstand, die Zerstörung den bösen Geistern zu. Hinzu kommt die ungeheuere Entvölkerung Böhmens mit als Ursache, daß sich trotz des erbitterten Hasses der Tschechen gegen alles Deutsche in der Husitenzeit die Erinnerung an die Täterschaft des Kreuz- heeres nicht erhalten hat. Indirekt bieten uns die hier edierten Kapitel des Hodoporicon noch sehr Wertvolles, denn mit der Wiedergabe der miterlebten oder im Gespräche er- fahrenen Grausamkeiten des Grafen Johann von Kolovrat-Mášťovský wird uns nicht nur ein Sittenbild des niederen Adels, sondern auch ein Bericht über die Rechts- und Machtverhältnisse im nachhusitischen Böhmen gegeben, die durch die eingehenden Schilderungen des eigenen Ergehens bei Purkart von Sichlau, den beiden namentlich nicht genannten Adeligen in Luditz und bei Pan Šafařík in Sossen wie bei Slavata von Clum und Koschumberg be- stätigt werden. Besonders die fol. 12v2 geschilderte Verurteilung eines Pagen durch Jo- hann v. Kolovrat-Mášťovský bestätigt, daß der Adel de facto die Gewalt über Leben und Tod seiner Untertanen ausübte, obwohl ihm das de jure nicht zukam. Als Hintergründe dafür sind die Zerrüttung des Reiches nach den Husiten- kriegen, die geschwächte Stellung des Königs und dessen langjährige Ab- wesenheit anzusehen, die eine Adelsherrschaft begünstigten, d.h. den Be- strebungen des Adels konnte nichts entgegengesetzt werden216. Werden Butz- bachs Angaben in Beziehung zu den beiden Geschichtsauffassungen böhmi- scher Historiker über die böhmische Geschichte gesetzt, so erfährt die Bret- holz'sche Richtung in gleichem Maßse Bestätigung wie das Idealbild Palacký’s getrübt wird. Butzbachs fol. 17v. geschildertes Abenteuer mit den Räubern im Zbán-Wald bestätigt uns die Notlage, in der sich Böhmen zu jener Zeit befand, denn im Zusammenhang mit der Verfolgung und Zerschlagung der Sekten in Böhmen hatten sich Mitte des 15. Jh's sogenannte „Kriegsbrüderschaften“ (Žebráci, Buben) gebildet. Diese „Zebráci" stammten von allen möglichen Völkern, führten Krieg um des Krieges Willen, gleich wofür und wogegen. Sold und Beute blieben ihnen Hauptsache. Rottenführer waren Georg v. Lichtenburg und von Vöttau, Ritter Franz von Hag, Heinrich Šmikauský von Saar, Niklas Lužický, Johann Švehla, 61
Strana 62
Johann Švojše und Sezima von Horosek böhmischer, Konrad Weitracher, Hans Kling österreichischer, Christoph von Gersdorf, Johann Tettauer schle- sischer, Johann Podmanicky slovakischer Herkunft. Nach langen Kämpfen wurden sie am 29. Jänner 1467 bei Tyrnau ent- scheidend geschlagen. Reste dieser Gruppen machten jedoch bis ins 16. Jh. Straßsen und Wege unsicher. Handel und Verkehr litten unter dieser Un- sicherheit beträchtlich. 1492 endlich verhandelte der Prager Landtag über die Einführung einer neuen Polizeiordnung, um dem Räuberunwesen zu steuern und 1494 wurden auf dem Wenzeslai-Landtag neue Bestimmungen zur Polizeiordnung von 1492 in Kraft gesetzt217. Von weiterer Bedeutung für die Geschichte der beiden Bevölkerungsteile Böhmens sind die ON-Schreibungen wie die Hinweise auf die Glaubens- bekenntnisse der Bevölkerung, da der Verlauf eines immerhin großen Teiles der Sprachgrenze rekonstruiert werden kann. Um die Ubersichtlichkeit zu wahren, wurden die ON in alphabetischer Reihenfolge und nicht nach der geographischen Lage der Orte oder dem Verlaufe des Reiseweges angeordnet. Böhmisch Brod/ Český Brod. Hs.: tzeizekybrot. Bzh. u. Gbz. Wie Deutsch (Německý) Brod und Ungarisch (Uherský) Brod an wich- tigem Flußsübergang gelegen. Unterscheidung der einzelnen Orte durch Nationalitätsbezeichnung der Einwohnerschaft. (1308 Broda Teutonicalis) 218, Nach den Husitenkriegen wurde die Ortschaft tschechisiert, der ON wurde beibehalten, obwohl er nicht mehr der Nationalität der Bevölkerung ent- sprach 219. Brüx/ Most. Hs.: Bruxia, britz, brix. Bzh. u. Gbz. Heinrich von Kunstadt hatte 1480 die Burg den Brüdern Beneš und Ludwig von Weitmühl überlassen. Beneš von Weitmühl war bis zu seinem Tode (28. Aug. 1496) Herr der Brüxer Burg und der Postelberger Klostergüter, hatte seinen Sitz aber in Komotau, zeitweise auch in Postelberg220. Der ON ist Ubersetzung aus Hněvín Most221 nach dem PN Hněva. Wir haben es hier mit einem Verkehrsnamen nach der Knüppelbrücke über die dortigen Sümpfe zu tun, die bei Al Bekri, der sich seinerseits auf Ibrahim ibn Jaqûb stützt, erwähnt werden. Die Bevölkerung ist z. Z. Butzbachs deutsch, mit Tschechen untermischt. Dies stellt auch Klík heraus222. Das deutsche Element bleibt tonangebend bis 1945. „Brix“ entspricht der mda. Aussprache des ON, der nach eig. Beob. bis heute von der ansässigen Bevölkerung so gesprochen wurde. Budweis/ Budějovice. Hs.: buttwitz. Bzh. u. Gbz. Dies ist die dt. Form zum sl. ON, der vom PN Budivoj abgeleitet ist. Da Butzbach die Stadt nicht selbst besucht hat, ist es um so auffälliger, dafs er die deutsche Form überliefert hat. Chlum. Hs.: glum. Bzh. Časlau. Früher Stadt, jetzt Dorf. Die Burg lag auf einer Anhöhe, an deren ostwärtigem Abhang ein Teich lag (jetzt trockengelegt und in eine Wiese verwandelt). Der Ort liegt am westlichen Abhang. Um 1260 durch eines der ältesten Geschlechter Böhmens, die Slavata von Chlum, erbaut; am 9. Juni 1645 wurden Burg und Stadt 62
Johann Švojše und Sezima von Horosek böhmischer, Konrad Weitracher, Hans Kling österreichischer, Christoph von Gersdorf, Johann Tettauer schle- sischer, Johann Podmanicky slovakischer Herkunft. Nach langen Kämpfen wurden sie am 29. Jänner 1467 bei Tyrnau ent- scheidend geschlagen. Reste dieser Gruppen machten jedoch bis ins 16. Jh. Straßsen und Wege unsicher. Handel und Verkehr litten unter dieser Un- sicherheit beträchtlich. 1492 endlich verhandelte der Prager Landtag über die Einführung einer neuen Polizeiordnung, um dem Räuberunwesen zu steuern und 1494 wurden auf dem Wenzeslai-Landtag neue Bestimmungen zur Polizeiordnung von 1492 in Kraft gesetzt217. Von weiterer Bedeutung für die Geschichte der beiden Bevölkerungsteile Böhmens sind die ON-Schreibungen wie die Hinweise auf die Glaubens- bekenntnisse der Bevölkerung, da der Verlauf eines immerhin großen Teiles der Sprachgrenze rekonstruiert werden kann. Um die Ubersichtlichkeit zu wahren, wurden die ON in alphabetischer Reihenfolge und nicht nach der geographischen Lage der Orte oder dem Verlaufe des Reiseweges angeordnet. Böhmisch Brod/ Český Brod. Hs.: tzeizekybrot. Bzh. u. Gbz. Wie Deutsch (Německý) Brod und Ungarisch (Uherský) Brod an wich- tigem Flußsübergang gelegen. Unterscheidung der einzelnen Orte durch Nationalitätsbezeichnung der Einwohnerschaft. (1308 Broda Teutonicalis) 218, Nach den Husitenkriegen wurde die Ortschaft tschechisiert, der ON wurde beibehalten, obwohl er nicht mehr der Nationalität der Bevölkerung ent- sprach 219. Brüx/ Most. Hs.: Bruxia, britz, brix. Bzh. u. Gbz. Heinrich von Kunstadt hatte 1480 die Burg den Brüdern Beneš und Ludwig von Weitmühl überlassen. Beneš von Weitmühl war bis zu seinem Tode (28. Aug. 1496) Herr der Brüxer Burg und der Postelberger Klostergüter, hatte seinen Sitz aber in Komotau, zeitweise auch in Postelberg220. Der ON ist Ubersetzung aus Hněvín Most221 nach dem PN Hněva. Wir haben es hier mit einem Verkehrsnamen nach der Knüppelbrücke über die dortigen Sümpfe zu tun, die bei Al Bekri, der sich seinerseits auf Ibrahim ibn Jaqûb stützt, erwähnt werden. Die Bevölkerung ist z. Z. Butzbachs deutsch, mit Tschechen untermischt. Dies stellt auch Klík heraus222. Das deutsche Element bleibt tonangebend bis 1945. „Brix“ entspricht der mda. Aussprache des ON, der nach eig. Beob. bis heute von der ansässigen Bevölkerung so gesprochen wurde. Budweis/ Budějovice. Hs.: buttwitz. Bzh. u. Gbz. Dies ist die dt. Form zum sl. ON, der vom PN Budivoj abgeleitet ist. Da Butzbach die Stadt nicht selbst besucht hat, ist es um so auffälliger, dafs er die deutsche Form überliefert hat. Chlum. Hs.: glum. Bzh. Časlau. Früher Stadt, jetzt Dorf. Die Burg lag auf einer Anhöhe, an deren ostwärtigem Abhang ein Teich lag (jetzt trockengelegt und in eine Wiese verwandelt). Der Ort liegt am westlichen Abhang. Um 1260 durch eines der ältesten Geschlechter Böhmens, die Slavata von Chlum, erbaut; am 9. Juni 1645 wurden Burg und Stadt 62
Strana 63
von den Schweden niedergebrannt und zerstört. Auf den Trümmern der Stadt entstand später das jetzige Dorf 223. Becker gibt eine Anmerkung224, in der er Chlum irrtümlich in „Kulm“ im Erzgebirge sucht. Dagegen spricht Butzbachs Ortsangabe fol. 23v, wie auch der Name der Burg Kulm, die seit ältester Zeit als Hlumec oder Geiersburg bezeichnet wird 225. Burg und Ort sind rein tschechisch. Als ON wie als topographische Be- zeichnung in Böhmen sehr häufig. Dekau/ Děkov. Hs.: dagoff. Bzh. Podersam, Gbz. Jechnitz. Zur Geschichte siehe S. 60. Der ON ist eine Ableitung vom PN mit dem Suffix -ov. ač. -ov, nč. -ův; zu ergänzen wäre dům, dvůr etc. Die Bevölke- rung z. Z. Butzbachs war tschechisch 22s. Dux/ Duchcov. Hs. dagganum. Bzh. u. Gbz. An Stelle der heutigen amtlichen Form wäre nach Schwarz227 „Doksy“ zu erwarten. Bei Profous finden sich für die Zeit von 1352—69 die Formen Tokczau, 1384—1405 Tokczaw 22s, 1424 bereits Duchczow 229, 1468 Duchcov230. 1526 Hanuš Kapléř z Sulevic na Duchcově231, rein sl. Formen, die nicht auf zahlenmäßig starke deutsche Einwohnerschaft schließen lassen. Klik ist allerdings der Ansicht, daßs das tschechische Element erst nach Ubernahme der Stadt durch das Geschlecht der Sulevic gestärkt worden sei, eine deutsche Mehrheit aber bestehen blieb 232. Butzbach wurde jedenfalls in Brüx von dem Zuckerwarenhändler gerade als Dolmetsch engagiert und besuchte mit ihm die Jahrmärkte von Dux, Teplitz und Graupen. Eger/ Cheb. Hs.: Egra. Bzh. u. Gbz. ON deutsch, vom Flußnamen genommen. Die č. ON-Form ist erst seit dem 16. Jh. bekannt 233, die Bevölkerung ist seit jeher deutsch. Elbe/ Labe. Hs.: albis. Von einem Wortstamm abgeleitet, der anscheinend Kelten und Germanen bekannt war 234. Ahd. Albe, später Alba. Durch Metathesis entstand die č. Form. Elbogen/ Loket. Hs.: nelbogen. Bzh. Falkenau, eig. Gbz. Ursprünglich war Elbogen königliches Gebiet. Stadt und Gebiet wurden 1437 von Kaiser Sigmund an dessen Kanzler Kaspar Schlick von Lažan ver- pfändet. Kaspar und seine Brüder hatten sich folgendermaßsen in das Gebiet geteilt: Nikolaus: Falkenau, Heinrichsgrün, Seeberg, Neudeck; Hieronymus: Elbogen, Karlsbad, Kinsberg und die oberste Gewalt über alle Vasallen im ganzen Kreis; Kaspar: Schlackenwerth, Lichtenstadt, Münchhof; Wenzel, deren Vetter: Eger, Hartenberg 235. Die von Butzbach überlieferte Form dürfte wohl eine Verschreibung zu „elnbogen“ sein, einer Ubersetzung zur č. Landschaftsbezeichnung an einem Flußknie. Die Bevölkerung ist um jene Zeit deutsch, doch ist das Hinterland seit der Einwanderung der Slaven nach Böhmen von diesen besiedelt. 63
von den Schweden niedergebrannt und zerstört. Auf den Trümmern der Stadt entstand später das jetzige Dorf 223. Becker gibt eine Anmerkung224, in der er Chlum irrtümlich in „Kulm“ im Erzgebirge sucht. Dagegen spricht Butzbachs Ortsangabe fol. 23v, wie auch der Name der Burg Kulm, die seit ältester Zeit als Hlumec oder Geiersburg bezeichnet wird 225. Burg und Ort sind rein tschechisch. Als ON wie als topographische Be- zeichnung in Böhmen sehr häufig. Dekau/ Děkov. Hs.: dagoff. Bzh. Podersam, Gbz. Jechnitz. Zur Geschichte siehe S. 60. Der ON ist eine Ableitung vom PN mit dem Suffix -ov. ač. -ov, nč. -ův; zu ergänzen wäre dům, dvůr etc. Die Bevölke- rung z. Z. Butzbachs war tschechisch 22s. Dux/ Duchcov. Hs. dagganum. Bzh. u. Gbz. An Stelle der heutigen amtlichen Form wäre nach Schwarz227 „Doksy“ zu erwarten. Bei Profous finden sich für die Zeit von 1352—69 die Formen Tokczau, 1384—1405 Tokczaw 22s, 1424 bereits Duchczow 229, 1468 Duchcov230. 1526 Hanuš Kapléř z Sulevic na Duchcově231, rein sl. Formen, die nicht auf zahlenmäßig starke deutsche Einwohnerschaft schließen lassen. Klik ist allerdings der Ansicht, daßs das tschechische Element erst nach Ubernahme der Stadt durch das Geschlecht der Sulevic gestärkt worden sei, eine deutsche Mehrheit aber bestehen blieb 232. Butzbach wurde jedenfalls in Brüx von dem Zuckerwarenhändler gerade als Dolmetsch engagiert und besuchte mit ihm die Jahrmärkte von Dux, Teplitz und Graupen. Eger/ Cheb. Hs.: Egra. Bzh. u. Gbz. ON deutsch, vom Flußnamen genommen. Die č. ON-Form ist erst seit dem 16. Jh. bekannt 233, die Bevölkerung ist seit jeher deutsch. Elbe/ Labe. Hs.: albis. Von einem Wortstamm abgeleitet, der anscheinend Kelten und Germanen bekannt war 234. Ahd. Albe, später Alba. Durch Metathesis entstand die č. Form. Elbogen/ Loket. Hs.: nelbogen. Bzh. Falkenau, eig. Gbz. Ursprünglich war Elbogen königliches Gebiet. Stadt und Gebiet wurden 1437 von Kaiser Sigmund an dessen Kanzler Kaspar Schlick von Lažan ver- pfändet. Kaspar und seine Brüder hatten sich folgendermaßsen in das Gebiet geteilt: Nikolaus: Falkenau, Heinrichsgrün, Seeberg, Neudeck; Hieronymus: Elbogen, Karlsbad, Kinsberg und die oberste Gewalt über alle Vasallen im ganzen Kreis; Kaspar: Schlackenwerth, Lichtenstadt, Münchhof; Wenzel, deren Vetter: Eger, Hartenberg 235. Die von Butzbach überlieferte Form dürfte wohl eine Verschreibung zu „elnbogen“ sein, einer Ubersetzung zur č. Landschaftsbezeichnung an einem Flußknie. Die Bevölkerung ist um jene Zeit deutsch, doch ist das Hinterland seit der Einwanderung der Slaven nach Böhmen von diesen besiedelt. 63
Strana 64
Graupen/ Krupka. Hs.: Craupen. Bergstadt in Bzh. u. Gbz. Teplitz- Schönau. Der ON ist ein Bergbauname, von der hier vorgefundenen Zinnform ab- geleitet; die Bevölkerung war stets deutsch. Kaaden/Kadaň. Hs.: Kadona, Cadanum. Bzh. u. Gbz. Die Burg war zur Zeit Butzbachs im Besitze Friedrichs von Schumburg, aber die Lobkowitze kauften die Hypothek und 1489 auch die Einkünfte der Plavenský, so daſs die Brüder Johann und Bohuslav von Lobkowitz auf Hassenstein 1501 faktisch im Besitze der Stadt und der Burg waren 236. Die uns überlieferten Formen sind nach der dt. bzw. der č. ON-Form gebildet. Der ON ist sl. Herkunft. Bei Profous237 sind folgende Schreibungen angegeben: 1183 sp. 13, parrochiam, que edificatur in Kadan super Egram fluvium 23s, 1277 Albertus de Seberk, purcravius de Cadan 239, 1381 in Cada- num 240, 1490 w Cadani 241. Der ON ist von einem PN abgeleitet, wobei das Suffix -jb die Palatali- sierung des vorangehenden „n“ bewirkte. Der PN Kad scheint in „Kadolt" belegt: 1156 Chadoldus de Harroz, nobilis Austriae 242, vgl. Čekan, Kochan, Křižan u. ä. 243. Die Bevölkerung mußs, da Butzbach weiter nichts erwähnt, überwiegend deutsch, der tschechische Bevölkerungsteil verschwindend gering gewesen sein. Vgl. hierzu Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz, der 1505 erwähnt, daß das Volk in Kaaden der č. Sprache größtenteils unkundig sei211. Karlsbad/ Karlovy Vary. Hs.: termae. Bzh. u. Gbz. Die Stadt liegt am Ausgang des engen, steilwandigen Tepeltales ins Eger- tal, beiderseits der Tepel. Die heißsen Quellen sind Zeugnis des abgeklunge- nen Vulkanismus dieses Gebietes. Letzte Ausläufer des Vulkanismus, Säuer- linge, ziehen sich entlang des Egergrabens bis zum Böhmischen Mittel- gebirge (Franzensbad, Marienbad, Bad Königswart, Krondorf, Gießshübel, Klösterle, Bilin; Bitterwässer in Püllna und Saidschitz; Thermen in Teplitz- Schönau und Aussig245. In früherer Zeit wurde Karlsbad nur „Warmbad“ genannt, trotzdem von Anbeginn der Name „Karlsbad“ bestand 24s. Der č. ON ist eine moderne Ubersetzungsform. Außser der tschechischen Wirtin erwähnt Butzbach nichts über die Bevölkerung. Sie ist zu jener Zeit gemischt, doch überwiegt das deutsche Element. Kouřim. Hs.: Cursyn (= Kúřim). Alt Kauřim. Bzh. Kolín, eig. Gbz. Erst im 14. Jh. ist eine vom sl. ON abgeleitete dt. Form nachweisbar: 1352 Curym, 1384 Gurym 247. Die Bevölkerung war rein slavisch, der dt. ON ging nach den Husitenkriegen wieder verloren. Königssaal/ Zbraslav. Hs.: aula regia. Ottokar II hatte sich in der einzigartigen Gegend am Einfluß der Beraun in die Moldau ein Jagdschloß erbaut, das Wenzel als Sühne für die Hin- richtung seines Stiefvaters Záviš von Falkenstein in ein Kloster verwandelte. 1292 wurde mit dem Bau der Klosterkirche begonnen. Die Zeitgenossen werden nicht müde, die Pracht des Bauwerkes zu rühmen. 1420 wurde es durch die Husiten zerstört und nie mehr aufgebaut 248. 64
Graupen/ Krupka. Hs.: Craupen. Bergstadt in Bzh. u. Gbz. Teplitz- Schönau. Der ON ist ein Bergbauname, von der hier vorgefundenen Zinnform ab- geleitet; die Bevölkerung war stets deutsch. Kaaden/Kadaň. Hs.: Kadona, Cadanum. Bzh. u. Gbz. Die Burg war zur Zeit Butzbachs im Besitze Friedrichs von Schumburg, aber die Lobkowitze kauften die Hypothek und 1489 auch die Einkünfte der Plavenský, so daſs die Brüder Johann und Bohuslav von Lobkowitz auf Hassenstein 1501 faktisch im Besitze der Stadt und der Burg waren 236. Die uns überlieferten Formen sind nach der dt. bzw. der č. ON-Form gebildet. Der ON ist sl. Herkunft. Bei Profous237 sind folgende Schreibungen angegeben: 1183 sp. 13, parrochiam, que edificatur in Kadan super Egram fluvium 23s, 1277 Albertus de Seberk, purcravius de Cadan 239, 1381 in Cada- num 240, 1490 w Cadani 241. Der ON ist von einem PN abgeleitet, wobei das Suffix -jb die Palatali- sierung des vorangehenden „n“ bewirkte. Der PN Kad scheint in „Kadolt" belegt: 1156 Chadoldus de Harroz, nobilis Austriae 242, vgl. Čekan, Kochan, Křižan u. ä. 243. Die Bevölkerung mußs, da Butzbach weiter nichts erwähnt, überwiegend deutsch, der tschechische Bevölkerungsteil verschwindend gering gewesen sein. Vgl. hierzu Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz, der 1505 erwähnt, daß das Volk in Kaaden der č. Sprache größtenteils unkundig sei211. Karlsbad/ Karlovy Vary. Hs.: termae. Bzh. u. Gbz. Die Stadt liegt am Ausgang des engen, steilwandigen Tepeltales ins Eger- tal, beiderseits der Tepel. Die heißsen Quellen sind Zeugnis des abgeklunge- nen Vulkanismus dieses Gebietes. Letzte Ausläufer des Vulkanismus, Säuer- linge, ziehen sich entlang des Egergrabens bis zum Böhmischen Mittel- gebirge (Franzensbad, Marienbad, Bad Königswart, Krondorf, Gießshübel, Klösterle, Bilin; Bitterwässer in Püllna und Saidschitz; Thermen in Teplitz- Schönau und Aussig245. In früherer Zeit wurde Karlsbad nur „Warmbad“ genannt, trotzdem von Anbeginn der Name „Karlsbad“ bestand 24s. Der č. ON ist eine moderne Ubersetzungsform. Außser der tschechischen Wirtin erwähnt Butzbach nichts über die Bevölkerung. Sie ist zu jener Zeit gemischt, doch überwiegt das deutsche Element. Kouřim. Hs.: Cursyn (= Kúřim). Alt Kauřim. Bzh. Kolín, eig. Gbz. Erst im 14. Jh. ist eine vom sl. ON abgeleitete dt. Form nachweisbar: 1352 Curym, 1384 Gurym 247. Die Bevölkerung war rein slavisch, der dt. ON ging nach den Husitenkriegen wieder verloren. Königssaal/ Zbraslav. Hs.: aula regia. Ottokar II hatte sich in der einzigartigen Gegend am Einfluß der Beraun in die Moldau ein Jagdschloß erbaut, das Wenzel als Sühne für die Hin- richtung seines Stiefvaters Záviš von Falkenstein in ein Kloster verwandelte. 1292 wurde mit dem Bau der Klosterkirche begonnen. Die Zeitgenossen werden nicht müde, die Pracht des Bauwerkes zu rühmen. 1420 wurde es durch die Husiten zerstört und nie mehr aufgebaut 248. 64
Strana 65
Der ursprgl. Name ist Zbraslav, an dessen Stelle nach Gründung des Klo- sters die I. Form trat 249. Die dte. Form ist eine Ubersetzung. Komotau/ Chomutov. Hs.: Camitau. Bzh. u. Gbz. 1396/97 erhielt der Ort das Stadtrecht. Durch Heirat gelangte die Stadt an Beneš von Weitmühl, den Herrn der Brüxer Burg und der Postelberger Klostergüter 250. Die ON-Form ist sl., die Bevölkerung überwiegend deutsch, doch fiel Butzbach trotz kurzer Anwesenheit der sl. Bevölkerungsteil auf 251. Da der č. Bevölkerungsteil nicht grofs war, können wir dies als ein Plus für Butzbachs Beobachtungsgabe werten. Seit Ende der Husitenkriege ging der sl. Bevöl- kerungsteil stark zurück und räumte dem dt. Element den Platz 252. Trotzdem hielt sich ein Sprichwort: „Všude lidé, v Chomutově Němci". Von 1468 an ist der sl. Bevölkerungsteil als gering zu bezeichnen 253. Kralowitz| Kralovice. Hs.: Craloffingh, graloffmigh. Bzh. u. Gbz. Schlan, südwestl. v. Zlonitz gelegen. Seit alters her ist der Ort Sitz einer tschechischen Vladykenfamilie, der Trčkové z Kralovic 25). ON und Bevölkerung sind rein slavisch. Kuttenberg/ Kutná Hora. Hs.: cucinahorach, cuttensborch, cutten- bergh, oppidum cucianensem. Bzh. u. Gbz. Königliche Bergstadt, die einst von größter wirtschaftlicher und nach den Husitenkriegen auch von erheblicher politischer Bedeutung war. Die č. ON-Form beruht auf der deutschen 255. Schwarz nimmt an, daß č. kutiti se „wühlen, graben“, kutati se „schürfen“ eine Entlehnung aus dem dt. bergmännischen „kutten" — Erz schlagen (Steiermark) ist. Die gleiche Bedeutung von slk. kutat', kutit' „graben“ führt er auf alte Beziehungen zu Kremnitz zurück. Berneker 256 stellt aksl. prèkutiti „zieren", „schmücken", ksl. kutiti „machi- nari" nach Zupitza251 zu gr. oxsóog „Gerät, Rüstung“; oxeváço „bereite, richte an, bewaffne, stifte an, putze aus“ ; aisl. hoyia. Holub-Kopečný25s führen die sekundäre Bedeutung „Bergbau treiben“ für č. kutati ebenfalls auf dt. Einflußs zurück. Walde-Pokorny 259 nimmt als idg. Wurzel ein *(s)qeu- an. Das Verbum kutat' findet sich in fast allen Slavinen, von Bedeutung ist hier jedoch sln. kutiti se „sich bücken, hocken", „sich neigen"; vgl. sln. kót „Winkel“, skr. kût, „Winkel, Ecke“. Hier wäre zu prüfen, ob dt. „kutten" eventuell ssl. beeinflußt sein kann. Die Bedeutung des sln. kutiti se kann das dt. kutten sehr wohl beeinflußst haben, das seinerseits bei Aufblühen des böhmischen Bergbaues die Sekundärbedeutung im Č. hervorgerufen hat. Für Kuttenberg erwähnt Butzbach einen zugewanderten Deutschen. Die Bevölkerung ist zu jener Zeit gemischt. Ein deutscher Bevölkerungsteil hatte sich nach der Vertreibung auf Grund verschiedener Privilegien neu ge- bildet 260. Laun/ Louny. Hs.: launa. Bzh. u. Gbz. ON und Bevölkerung tschechisch. 65 5
Der ursprgl. Name ist Zbraslav, an dessen Stelle nach Gründung des Klo- sters die I. Form trat 249. Die dte. Form ist eine Ubersetzung. Komotau/ Chomutov. Hs.: Camitau. Bzh. u. Gbz. 1396/97 erhielt der Ort das Stadtrecht. Durch Heirat gelangte die Stadt an Beneš von Weitmühl, den Herrn der Brüxer Burg und der Postelberger Klostergüter 250. Die ON-Form ist sl., die Bevölkerung überwiegend deutsch, doch fiel Butzbach trotz kurzer Anwesenheit der sl. Bevölkerungsteil auf 251. Da der č. Bevölkerungsteil nicht grofs war, können wir dies als ein Plus für Butzbachs Beobachtungsgabe werten. Seit Ende der Husitenkriege ging der sl. Bevöl- kerungsteil stark zurück und räumte dem dt. Element den Platz 252. Trotzdem hielt sich ein Sprichwort: „Všude lidé, v Chomutově Němci". Von 1468 an ist der sl. Bevölkerungsteil als gering zu bezeichnen 253. Kralowitz| Kralovice. Hs.: Craloffingh, graloffmigh. Bzh. u. Gbz. Schlan, südwestl. v. Zlonitz gelegen. Seit alters her ist der Ort Sitz einer tschechischen Vladykenfamilie, der Trčkové z Kralovic 25). ON und Bevölkerung sind rein slavisch. Kuttenberg/ Kutná Hora. Hs.: cucinahorach, cuttensborch, cutten- bergh, oppidum cucianensem. Bzh. u. Gbz. Königliche Bergstadt, die einst von größter wirtschaftlicher und nach den Husitenkriegen auch von erheblicher politischer Bedeutung war. Die č. ON-Form beruht auf der deutschen 255. Schwarz nimmt an, daß č. kutiti se „wühlen, graben“, kutati se „schürfen“ eine Entlehnung aus dem dt. bergmännischen „kutten" — Erz schlagen (Steiermark) ist. Die gleiche Bedeutung von slk. kutat', kutit' „graben“ führt er auf alte Beziehungen zu Kremnitz zurück. Berneker 256 stellt aksl. prèkutiti „zieren", „schmücken", ksl. kutiti „machi- nari" nach Zupitza251 zu gr. oxsóog „Gerät, Rüstung“; oxeváço „bereite, richte an, bewaffne, stifte an, putze aus“ ; aisl. hoyia. Holub-Kopečný25s führen die sekundäre Bedeutung „Bergbau treiben“ für č. kutati ebenfalls auf dt. Einflußs zurück. Walde-Pokorny 259 nimmt als idg. Wurzel ein *(s)qeu- an. Das Verbum kutat' findet sich in fast allen Slavinen, von Bedeutung ist hier jedoch sln. kutiti se „sich bücken, hocken", „sich neigen"; vgl. sln. kót „Winkel“, skr. kût, „Winkel, Ecke“. Hier wäre zu prüfen, ob dt. „kutten" eventuell ssl. beeinflußt sein kann. Die Bedeutung des sln. kutiti se kann das dt. kutten sehr wohl beeinflußst haben, das seinerseits bei Aufblühen des böhmischen Bergbaues die Sekundärbedeutung im Č. hervorgerufen hat. Für Kuttenberg erwähnt Butzbach einen zugewanderten Deutschen. Die Bevölkerung ist zu jener Zeit gemischt. Ein deutscher Bevölkerungsteil hatte sich nach der Vertreibung auf Grund verschiedener Privilegien neu ge- bildet 260. Laun/ Louny. Hs.: launa. Bzh. u. Gbz. ON und Bevölkerung tschechisch. 65 5
Strana 66
Leitmeritz/Litomčřice. Hs.: littneritz, litmeritz. Bzh. u. Gbz. Die hs. Formen entsprechen der dt. ON-Form, die vom ač. PN L'utomèr abgeleitet ist, jedoch früh durch Deutsche umgeformt wurde, da č. l'u- zu dt. leu- wurde, was nur bei der älteren Schicht von ON vorkommt 261. Die Bevölkerung ist deutsch, obwohl sie zur Zeit der Husitenkriege starke Ver- luste erlitten und die Tschechisierung einen hohen Grad erreicht hatte 262 Luditz/ Žlutice. Hs.: lutzitz, oppidum Ludicensis. Bzh. u. Gbz. Der Ort ist zur Zeit Butzbachs im Besitze der Vřesovice. Erst 1528 kam er an Laurenz Graf Schlick. Die deutsche ON-Form ist von der sl. abgeleitet. Die bei Butzbach über- lieferte Form zeigt die palatale Aussprache und scheint die verstümmelte sl. Form darzustellen. Danach zu schließsen, war Luditz damals vorwiegend oder ganz tschechisch besiedelt, obwohl unter den Risenbergern dt. Bevöl- kerung vorherrschte, wie die 1375, 1389 und 1416 ausgestellten Privilegien bezeugen 283. Maschau/Mašt'ov. Hs.: machssau. Bzh. u. Gbz. Podersam. An Stelle der alten Veste wurde im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts ein Schloß auf dem Nordabhang des Duba-Tales, am sog. Schloßberg, er- richtet. Von den ehemaligen Festungsbauten sind noch Mauern des Zwingers erhalten 264. Die uns überlieferte ON-Form ist deutsch, doch gibt Butzbach die Bevöl- kerung als vorwiegend tschechisch an 265. Vgl. hierzu fol. 13v, wo er mitteilt, daßs er tschechisch lernen mußste, um beim Bettel Erfolg zu haben. Somit kann für die umliegenden Dörfer starke bis völig tschechische Bevölkerung angenommen werden. Moldau/ Vltava. Hs.: Multauia. Zu Grunde liegt germ. *wilbahwö, später -ahwa, -aha, „Wildache“, das č. zu * VbltavaVltava wurde. Die nč. Form stammt aus der germ., die dt. aus dem C., was dem Wechsel der Bevölkerung völlig entspricht 266. Petersburg! Petršpurk. Hs.: potersburgh. Gemeinde in der Bzh. Podersam, Gbz. Jechnitz. Nahe beim Ort liegt der „Schloßs- oder Allerheiligenberg“, auf dem sich die aus den Trümmern der Bergveste erbaute Allerheiligenkapelle befindet. Von der ehem. Veste ist heute nur noch das Fundament eines massiven Rundturmes zu sehen. Die Burg kam 1483 durch Kauf an Burian II von Guttenstein auf Ta- chau 257, der sich später Herr auf Frauenberg oder Opočno und Besig nannte. Burian übergab die Burg und das dazugehörige Gut später seinem Sohne Getřik 268. Die ON-Form ist deutsch; Burg und Dorf sind im Besitze eines dt. Adeli- gen, die Bevölkerung jedoch scheint slavisch gewesen zu sein. Die č. ON- Form ist eine Ableitung, die heute durch eine Ubersetzungsform verdrängt wird: Petrohrad. 66
Leitmeritz/Litomčřice. Hs.: littneritz, litmeritz. Bzh. u. Gbz. Die hs. Formen entsprechen der dt. ON-Form, die vom ač. PN L'utomèr abgeleitet ist, jedoch früh durch Deutsche umgeformt wurde, da č. l'u- zu dt. leu- wurde, was nur bei der älteren Schicht von ON vorkommt 261. Die Bevölkerung ist deutsch, obwohl sie zur Zeit der Husitenkriege starke Ver- luste erlitten und die Tschechisierung einen hohen Grad erreicht hatte 262 Luditz/ Žlutice. Hs.: lutzitz, oppidum Ludicensis. Bzh. u. Gbz. Der Ort ist zur Zeit Butzbachs im Besitze der Vřesovice. Erst 1528 kam er an Laurenz Graf Schlick. Die deutsche ON-Form ist von der sl. abgeleitet. Die bei Butzbach über- lieferte Form zeigt die palatale Aussprache und scheint die verstümmelte sl. Form darzustellen. Danach zu schließsen, war Luditz damals vorwiegend oder ganz tschechisch besiedelt, obwohl unter den Risenbergern dt. Bevöl- kerung vorherrschte, wie die 1375, 1389 und 1416 ausgestellten Privilegien bezeugen 283. Maschau/Mašt'ov. Hs.: machssau. Bzh. u. Gbz. Podersam. An Stelle der alten Veste wurde im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts ein Schloß auf dem Nordabhang des Duba-Tales, am sog. Schloßberg, er- richtet. Von den ehemaligen Festungsbauten sind noch Mauern des Zwingers erhalten 264. Die uns überlieferte ON-Form ist deutsch, doch gibt Butzbach die Bevöl- kerung als vorwiegend tschechisch an 265. Vgl. hierzu fol. 13v, wo er mitteilt, daßs er tschechisch lernen mußste, um beim Bettel Erfolg zu haben. Somit kann für die umliegenden Dörfer starke bis völig tschechische Bevölkerung angenommen werden. Moldau/ Vltava. Hs.: Multauia. Zu Grunde liegt germ. *wilbahwö, später -ahwa, -aha, „Wildache“, das č. zu * VbltavaVltava wurde. Die nč. Form stammt aus der germ., die dt. aus dem C., was dem Wechsel der Bevölkerung völlig entspricht 266. Petersburg! Petršpurk. Hs.: potersburgh. Gemeinde in der Bzh. Podersam, Gbz. Jechnitz. Nahe beim Ort liegt der „Schloßs- oder Allerheiligenberg“, auf dem sich die aus den Trümmern der Bergveste erbaute Allerheiligenkapelle befindet. Von der ehem. Veste ist heute nur noch das Fundament eines massiven Rundturmes zu sehen. Die Burg kam 1483 durch Kauf an Burian II von Guttenstein auf Ta- chau 257, der sich später Herr auf Frauenberg oder Opočno und Besig nannte. Burian übergab die Burg und das dazugehörige Gut später seinem Sohne Getřik 268. Die ON-Form ist deutsch; Burg und Dorf sind im Besitze eines dt. Adeli- gen, die Bevölkerung jedoch scheint slavisch gewesen zu sein. Die č. ON- Form ist eine Ableitung, die heute durch eine Ubersetzungsform verdrängt wird: Petrohrad. 66
Strana 67
Pilsen! Plzeň. Hs.: buelsen. Bzh. u. Gbz. Wie bereits dargelegt wurde, kann die überlieferte Form phonetische Schreibung für č. Plzeň sein, sie kann aber auch auf der dial. oberdt. Aus- sprache beruhen2os. Der sl. ON ist urspr. Name der Burg, die Bevölkerung der neben dem alten suburbium (heute Plzenec) angelegten neuen Stadt war deutsch27. Die im 19. Jh. begonnene Tschechisierung der Stadt war erst 1938 fast abgeschlossen. Prag! Praha. Hs.: praga, praa. Nach Profous21 ist Praha eine Substantivbildung zu pražiti „brennen, schwenden, rösten“, prahnouti „dürr werden“. Danach mußs der ON den Deutschen vor der Wandlung von č. g €h bekannt geworden sein. Radonitz/ Radimice. Hs.: oppidum Radenense. Bzh. u. Gbz. Kaaden. Erst 1514 wurde der am Au-Bach gelegene Ort auf Fürsprache der Herren von Fitztum durch Vladislav II zur Stadt erhoben und crhielt ein Wappen geschenkt. Butzbach nennt ihn bereits weit vorher Stadt272. Obwohl wir keinerlei Bemerkungen zur Bevölkerung erhalten, können wir annehmen, daß der Ort damals deutsch besiedelt war, denn Butzbach wollte die Schule dieses Ortes besuchen. Rakonitz/ Rakovník. Is.: rackoffningk, rakoffnich. Bzh. u. Gbz. ON und Bevölkerung sind rein slavisch. Saaz/ Žatec. Hs.: sotz, zotz. Bzh. u. Gbz. Die uns überlieferte Form ist mda.-dt., sie entspricht der noch heute übli- chen gedehnten mda. Aussprache „Söts“, der in der amtlichen dt. Form ent- sprochen wurde. Der alte Name für Stadt und Umgebung ist „Lúka“ — louka, nach dem Stamm der Lučané. Die č. Form Žatec wurde bereits vor 1300 eingedeutscht273. Der Name Zatec taucht 1404 in einer Urkunde auf: „rivus circa molendium ... Zateczz dictus sub eadem civitate defluens... a quo eciam civitas pretacta denominacionem sumit“271. Der ON ist demnach vom Flußnamen abgeleitet, und Schwarz vermutet zugrundeliegendes téci *tok-275, doch bleibt „ža-“ trotz seiner Annahme, es zu č. ženu — hnáti zu stellen, ungeklärt. Die Stadt war seit jeher gemischtsprachig, das Bürger- tum deutsch, die Handwerker tschechisch; zu Beginn der Husitenkriege trat eine Tschechisierung ein, indem die Ablösung der dt. Geschlechter durch die tschechischen Handwerker und stärkeren Zuzug aus dem sl. besiedelten Hinterland erfolgte276. Zur Zeit Butzbachs ist das dt. Element wieder im Erstarken. Schlackenwerth|Ostrov. Hs.: sch(l)ackenwerdum. Bzh. u. Gbz. Karlsbad. Die Bergbaustadt wurde 1492 von Vladislav II dem Grafen Kaspar Schlick übereignet. Der ON ist nach Schwarz277 und Profous auf den PN Slávek (dt. Schlauke) zurückzuführen 27s. Die Bevölkerung der Bergbaustadt war dt. Bo- guzlaus, Sohn des Grafen Slávek von Bilin, gesessen auf Osseg, Gönner des dortigen Klosters, schenkte diesem das Patronatsrecht der Schlackenwerther Kirche. Zum Andenken wurde der PN dem ON zugrundegelegt, aber ein- gedeutscht. K« 67
Pilsen! Plzeň. Hs.: buelsen. Bzh. u. Gbz. Wie bereits dargelegt wurde, kann die überlieferte Form phonetische Schreibung für č. Plzeň sein, sie kann aber auch auf der dial. oberdt. Aus- sprache beruhen2os. Der sl. ON ist urspr. Name der Burg, die Bevölkerung der neben dem alten suburbium (heute Plzenec) angelegten neuen Stadt war deutsch27. Die im 19. Jh. begonnene Tschechisierung der Stadt war erst 1938 fast abgeschlossen. Prag! Praha. Hs.: praga, praa. Nach Profous21 ist Praha eine Substantivbildung zu pražiti „brennen, schwenden, rösten“, prahnouti „dürr werden“. Danach mußs der ON den Deutschen vor der Wandlung von č. g €h bekannt geworden sein. Radonitz/ Radimice. Hs.: oppidum Radenense. Bzh. u. Gbz. Kaaden. Erst 1514 wurde der am Au-Bach gelegene Ort auf Fürsprache der Herren von Fitztum durch Vladislav II zur Stadt erhoben und crhielt ein Wappen geschenkt. Butzbach nennt ihn bereits weit vorher Stadt272. Obwohl wir keinerlei Bemerkungen zur Bevölkerung erhalten, können wir annehmen, daß der Ort damals deutsch besiedelt war, denn Butzbach wollte die Schule dieses Ortes besuchen. Rakonitz/ Rakovník. Is.: rackoffningk, rakoffnich. Bzh. u. Gbz. ON und Bevölkerung sind rein slavisch. Saaz/ Žatec. Hs.: sotz, zotz. Bzh. u. Gbz. Die uns überlieferte Form ist mda.-dt., sie entspricht der noch heute übli- chen gedehnten mda. Aussprache „Söts“, der in der amtlichen dt. Form ent- sprochen wurde. Der alte Name für Stadt und Umgebung ist „Lúka“ — louka, nach dem Stamm der Lučané. Die č. Form Žatec wurde bereits vor 1300 eingedeutscht273. Der Name Zatec taucht 1404 in einer Urkunde auf: „rivus circa molendium ... Zateczz dictus sub eadem civitate defluens... a quo eciam civitas pretacta denominacionem sumit“271. Der ON ist demnach vom Flußnamen abgeleitet, und Schwarz vermutet zugrundeliegendes téci *tok-275, doch bleibt „ža-“ trotz seiner Annahme, es zu č. ženu — hnáti zu stellen, ungeklärt. Die Stadt war seit jeher gemischtsprachig, das Bürger- tum deutsch, die Handwerker tschechisch; zu Beginn der Husitenkriege trat eine Tschechisierung ein, indem die Ablösung der dt. Geschlechter durch die tschechischen Handwerker und stärkeren Zuzug aus dem sl. besiedelten Hinterland erfolgte276. Zur Zeit Butzbachs ist das dt. Element wieder im Erstarken. Schlackenwerth|Ostrov. Hs.: sch(l)ackenwerdum. Bzh. u. Gbz. Karlsbad. Die Bergbaustadt wurde 1492 von Vladislav II dem Grafen Kaspar Schlick übereignet. Der ON ist nach Schwarz277 und Profous auf den PN Slávek (dt. Schlauke) zurückzuführen 27s. Die Bevölkerung der Bergbaustadt war dt. Bo- guzlaus, Sohn des Grafen Slávek von Bilin, gesessen auf Osseg, Gönner des dortigen Klosters, schenkte diesem das Patronatsrecht der Schlackenwerther Kirche. Zum Andenken wurde der PN dem ON zugrundegelegt, aber ein- gedeutscht. K« 67
Strana 68
Schlan/ Slané. Hs.: zlanei. Bzh. u. Gbz. Rein tschechischer Ort, die sl. ON-Form erscheint bei Butzbach nach der mda. Aussprache. Die dt. Form ist eine Nachbildung aus der tschechischen. Sichlau/ Čichálov. Hs.: Siguloua. Dorf in Bzh. u. Gbz. Luditz. Der Ort ist Sitz des Vladykengeschlechtes der Čichálovců z Čichálova. Die dt. ON-Form ist vom č. PN Čichal (Čichati — riechen) mit Ersatz des tschechischen „č“ durch dt. „s“ abgeleitet27°. Nach den Schilderungen in Kap. 2 und 3 des dritten Buches ist eine rein tschechische Bevölkerung für Ort und Umgebung anzunehmen. Sossen/ Soseň. Hs.: zoschek. Eine Burg dieses von Butzbach überlieferten Namens gibt es in Böhmen nicht. Hier liegt entweder die verstümmelte Form eines sl. ON oder ein Schreibfehler seitens des Klosterschreibers vor. Es gibt zwei Möglichkeiten, „Zoschek" im Raume Petersburg-Rakonitz zu suchen: 1. in Hořkau (č. Zhoř), einem Dorf mit altem Schlof 280. Phonetisch könnte Zoschek aus Zhořek erklärt werden; 2. in Sossen (č. Soseň) 10 km SO von Petersburg, 11,5 km SSW von Dekau. Trotz des phonetischen Anklanges an Zhoř bin ich der Ansicht, dafs es sich um Sossen handelt, weil die Angabe Butzbachs .. . „non longe a castro potersburgh versus oppidum quod rackoffningk dicitur“ . . .2s1 besser auf dieses denn auf Zhoř zutrifft. Die dt. Form ist von der sl. abgeleitet, die Bevölkerung zu Butzbachs Zeit tschechisch. Tabor/ Tábor. Hs.: mons thabor. Bzh. u. Gbz. Einst Zentrum des Husitismus, später königliche Stadt. Der ON wurde in Anlehnung an die Bibel gegeben. Die Bevölkerung ist rein slavisch. Teplitz/ Teplice. Hs.: doeplitz. Bzh. u. Gbz. Teplitz-Schönau. Zur Zeit Butzbachs im Besitze derer von Fitztum. Der ON ist sl. Ur- sprunges, trotzdem die Heilkraft der Thermen früh bekannt war, wie die bis in die germ. Zeit zurückreichenden reichen Funde beweisen. Die deutsche Bevölkerung muß, wie Schwarz 282 darlegt, im 12./13. Jh. sowohl č. „Teplica“ wie auch sorb. * „Toplica" gehört haben, woraus sich die bis ins 19. Jh. rei- chende dt. Doppelform Teplitz — Toplitz/Döplitz erklären läßt. Die Bevölkerung ist deutsch, der sl. Bevölkerungsteil sehr klein. Tschaslau/ Časlav. Hs.: tzaslaph. Bzh. u. Gbz. Die ON-Form ist č., vom PN Čáslav abgeleitet. Eine dte. Form „Tschas- laus“ ging mit dem Untergange des Inseldeutschtums verloren, die heutige Form ist neu von der č. abgeleitet. 68
Schlan/ Slané. Hs.: zlanei. Bzh. u. Gbz. Rein tschechischer Ort, die sl. ON-Form erscheint bei Butzbach nach der mda. Aussprache. Die dt. Form ist eine Nachbildung aus der tschechischen. Sichlau/ Čichálov. Hs.: Siguloua. Dorf in Bzh. u. Gbz. Luditz. Der Ort ist Sitz des Vladykengeschlechtes der Čichálovců z Čichálova. Die dt. ON-Form ist vom č. PN Čichal (Čichati — riechen) mit Ersatz des tschechischen „č“ durch dt. „s“ abgeleitet27°. Nach den Schilderungen in Kap. 2 und 3 des dritten Buches ist eine rein tschechische Bevölkerung für Ort und Umgebung anzunehmen. Sossen/ Soseň. Hs.: zoschek. Eine Burg dieses von Butzbach überlieferten Namens gibt es in Böhmen nicht. Hier liegt entweder die verstümmelte Form eines sl. ON oder ein Schreibfehler seitens des Klosterschreibers vor. Es gibt zwei Möglichkeiten, „Zoschek" im Raume Petersburg-Rakonitz zu suchen: 1. in Hořkau (č. Zhoř), einem Dorf mit altem Schlof 280. Phonetisch könnte Zoschek aus Zhořek erklärt werden; 2. in Sossen (č. Soseň) 10 km SO von Petersburg, 11,5 km SSW von Dekau. Trotz des phonetischen Anklanges an Zhoř bin ich der Ansicht, dafs es sich um Sossen handelt, weil die Angabe Butzbachs .. . „non longe a castro potersburgh versus oppidum quod rackoffningk dicitur“ . . .2s1 besser auf dieses denn auf Zhoř zutrifft. Die dt. Form ist von der sl. abgeleitet, die Bevölkerung zu Butzbachs Zeit tschechisch. Tabor/ Tábor. Hs.: mons thabor. Bzh. u. Gbz. Einst Zentrum des Husitismus, später königliche Stadt. Der ON wurde in Anlehnung an die Bibel gegeben. Die Bevölkerung ist rein slavisch. Teplitz/ Teplice. Hs.: doeplitz. Bzh. u. Gbz. Teplitz-Schönau. Zur Zeit Butzbachs im Besitze derer von Fitztum. Der ON ist sl. Ur- sprunges, trotzdem die Heilkraft der Thermen früh bekannt war, wie die bis in die germ. Zeit zurückreichenden reichen Funde beweisen. Die deutsche Bevölkerung muß, wie Schwarz 282 darlegt, im 12./13. Jh. sowohl č. „Teplica“ wie auch sorb. * „Toplica" gehört haben, woraus sich die bis ins 19. Jh. rei- chende dt. Doppelform Teplitz — Toplitz/Döplitz erklären läßt. Die Bevölkerung ist deutsch, der sl. Bevölkerungsteil sehr klein. Tschaslau/ Časlav. Hs.: tzaslaph. Bzh. u. Gbz. Die ON-Form ist č., vom PN Čáslav abgeleitet. Eine dte. Form „Tschas- laus“ ging mit dem Untergange des Inseldeutschtums verloren, die heutige Form ist neu von der č. abgeleitet. 68
Strana 69
Wenn diese einzelnen verstreuten Angaben Butzbachs zusammengefaßst und in der Reihenfolge seines Reisewegs geordnet werden, (vgl. Karte), so ergibt sich folgendes Bild für den Verlauf der Sprachgrenze: Während der Wanderung durch das obere Egerland in Richtung Kaaden kam Butzbach durch deutsches Gebiet. Nichts war ihm auffällig, er erwähnt keine Tschechen, außer beim zweiten Aufenthalt in Karlsbad, das natürlich nicht nur von vornehmen deutschen Gästen, sondern ebenso auch von tsche- chischen besucht wurde und von Anfang an wohl auch tschechische Siedler hatte 283. Auch während des langen Aufenthaltes in Kaaden fielen ihm keine Tschechen auf. Demnach scheint Kaaden damals völilg deutsch oder der tschechische Bevölkerungsteil verschwindend gering gewesen zu sein. Anders bei Komotau, wo sich Schüler und Schütze nur kurze Zeit auf- hielten. Butzbach meldet das erste Zusammentreffen mit Tschechen, doch ist aus der Bemerkung nichts über das Stärkeverhältnis der beiden Nationali- täten zu entnehmen. In Maschau aber traf er bereits überwiegend Tschechen an. In Sichlau und Sossen fand er neben tschechischem Adel auch rein tschechische Bevöl- kerung vor. Nach den weiteren Reiseschilderungen durch das Innere Böhmens sind uns nur für Prag und Kuttenberg Reste des ehemals starken Insel- deutschtums bezeugt. Der Fluchtweg führte anfangs noch durch tschechisches Gebiet, dann aber wieder durch rein deutsches (Saaz-Leitmeritz-Teplitz- Brüx-Eger). Außser der Erwähnung des deutschen Geschlechtes der Grafen von Schlick in Elbogen finden sich nur Nachrichten über tschechischen Adel, so aus Luditz, Sossen und Chlum. Mögen die Nachrichten auch karg erscheinen, so kann an ihnen immerhin das Ausmaßs des Tschechisierungsprozesses nach den Husitenkriegen nachgeachtet werden. Es besteht für die Zeit der Anwesenheit Butzbachs in Böhmen zwar keine ausländische Parallele, doch wenige Jahre später verfaßte Johannes Haßs die „Görlitzer Rathsannalen“ 284. Haß war 1476 in Greiz im Vogtland geboren, wurde 1509 als Oberstadt- schreiber nach Görlitz berufen, wo er bis zu seinem Tode (1544) tätig war. Er war Mitglied des Rates und dreimal Bürgermeister der Stadt. Von Haßs erhalten wir die Bestätigung, daß die Verbindung des böhmischen Kronlandes Oberlausitz mit Meißsen und Schlesien enger war als mit Böh- — men — eine durch die morphologische Gegebenheit bedingte Tatsache und wertvolle Hinweise auf die sprachlichen Verhältnisse wie die nationali- stische Haltung des tschechischen Adels. So mußte z. B. 1516 ein Antrag der Sechsstädte an die böhmischen Stände ins Tschechische übersetzt werden, weil die „Stende der stete notdorfft in deutscher Sprache nicht genugsam vornemen wurden“285. Und 1510 war von dreißsig böhmischen Edelleuten, die in Zittau mit den Sechsstädten ver- handeln sollten, keiner "vnser Sprach fertig“2ss. 1516 weigerten sich die böhmischen Edelleute sogar, einen den Sechsstädten in Breslau in tschechi- scher Sprache verlesenen Spruch auch nur übersetzen zu lassen und erwi- derten auf die Bitte der Bürger: „ißs were nicht die gewonheit“ 287. Die Husitenwelle hatte zwar einen riesigen Tschechisierungsprozeßs ein- geleitet, dem nicht nur das Inseldeutschtum, sondern auch ein großer Teil des Deutschtums im geschlossenen Siedlungsgebiet zum Opfer gefallen war, 69
Wenn diese einzelnen verstreuten Angaben Butzbachs zusammengefaßst und in der Reihenfolge seines Reisewegs geordnet werden, (vgl. Karte), so ergibt sich folgendes Bild für den Verlauf der Sprachgrenze: Während der Wanderung durch das obere Egerland in Richtung Kaaden kam Butzbach durch deutsches Gebiet. Nichts war ihm auffällig, er erwähnt keine Tschechen, außer beim zweiten Aufenthalt in Karlsbad, das natürlich nicht nur von vornehmen deutschen Gästen, sondern ebenso auch von tsche- chischen besucht wurde und von Anfang an wohl auch tschechische Siedler hatte 283. Auch während des langen Aufenthaltes in Kaaden fielen ihm keine Tschechen auf. Demnach scheint Kaaden damals völilg deutsch oder der tschechische Bevölkerungsteil verschwindend gering gewesen zu sein. Anders bei Komotau, wo sich Schüler und Schütze nur kurze Zeit auf- hielten. Butzbach meldet das erste Zusammentreffen mit Tschechen, doch ist aus der Bemerkung nichts über das Stärkeverhältnis der beiden Nationali- täten zu entnehmen. In Maschau aber traf er bereits überwiegend Tschechen an. In Sichlau und Sossen fand er neben tschechischem Adel auch rein tschechische Bevöl- kerung vor. Nach den weiteren Reiseschilderungen durch das Innere Böhmens sind uns nur für Prag und Kuttenberg Reste des ehemals starken Insel- deutschtums bezeugt. Der Fluchtweg führte anfangs noch durch tschechisches Gebiet, dann aber wieder durch rein deutsches (Saaz-Leitmeritz-Teplitz- Brüx-Eger). Außser der Erwähnung des deutschen Geschlechtes der Grafen von Schlick in Elbogen finden sich nur Nachrichten über tschechischen Adel, so aus Luditz, Sossen und Chlum. Mögen die Nachrichten auch karg erscheinen, so kann an ihnen immerhin das Ausmaßs des Tschechisierungsprozesses nach den Husitenkriegen nachgeachtet werden. Es besteht für die Zeit der Anwesenheit Butzbachs in Böhmen zwar keine ausländische Parallele, doch wenige Jahre später verfaßte Johannes Haßs die „Görlitzer Rathsannalen“ 284. Haß war 1476 in Greiz im Vogtland geboren, wurde 1509 als Oberstadt- schreiber nach Görlitz berufen, wo er bis zu seinem Tode (1544) tätig war. Er war Mitglied des Rates und dreimal Bürgermeister der Stadt. Von Haßs erhalten wir die Bestätigung, daß die Verbindung des böhmischen Kronlandes Oberlausitz mit Meißsen und Schlesien enger war als mit Böh- — men — eine durch die morphologische Gegebenheit bedingte Tatsache und wertvolle Hinweise auf die sprachlichen Verhältnisse wie die nationali- stische Haltung des tschechischen Adels. So mußte z. B. 1516 ein Antrag der Sechsstädte an die böhmischen Stände ins Tschechische übersetzt werden, weil die „Stende der stete notdorfft in deutscher Sprache nicht genugsam vornemen wurden“285. Und 1510 war von dreißsig böhmischen Edelleuten, die in Zittau mit den Sechsstädten ver- handeln sollten, keiner "vnser Sprach fertig“2ss. 1516 weigerten sich die böhmischen Edelleute sogar, einen den Sechsstädten in Breslau in tschechi- scher Sprache verlesenen Spruch auch nur übersetzen zu lassen und erwi- derten auf die Bitte der Bürger: „ißs were nicht die gewonheit“ 287. Die Husitenwelle hatte zwar einen riesigen Tschechisierungsprozeßs ein- geleitet, dem nicht nur das Inseldeutschtum, sondern auch ein großer Teil des Deutschtums im geschlossenen Siedlungsgebiet zum Opfer gefallen war, 69
Strana 70
doch konnte das deutsche Element nicht ganz ausgerottet werden: die wirt- schaftliche Bedeutung und Potenz der Deutschen war zu großs, sie konnte vom slavischen Bevölkerungsteil nicht ohne weiteres ersetzt werden. Noch zur Zeit Hus’ war eine nationale Gesinnung in Böhmen nicht vor- handen, wohl aber — und das scheint der ausschlaggebende Faktor für den Verlauf der Kriege gewesen zu sein — hatte sich in den Städten eine soziale Schichtung gebildet, die den nationalen Verhältnissen fast völlig entsprach: das deutsche Bürgertum stand sozial höher als das tschechische, es war ton- angebend, während die tschechischen Handwerker (nur solche zogen neben Bauern, die zum Handwerk übergingen, vom Lande in die Stadt) über- flügelt, an den Rand gedrückt wurden. Besonders kraßs machte sich dieser Zustand in Prag und den anderen Städten Innerböhmens bemerkbar, der durch die allerdings nicht so ge- meinten Predigten Hus' verstärkt wurde, so daß bei den einfachen Hörern der Predigten der Begriff „reich sein" als ketzerisch, „gebildet sein" aber als verbrecherisch und minderwertig erschien 2ss. Dieses Faktum gab dann den Anstofs zu den nationalistischen Ausartungen während der Kriege. Die Einbußsen des deutschen Elementes waren erschreckend, der Adel war ins tschechische Lager geschwenkt: er verharrte während des ganzen 15. Jahr- hunderts und noch zu Beginn des 16. Jh’s in seiner Abneigung gegen das Deutschtum. Er hörte auf deutsch zu sprechen, zu lernen und zu verstehen 289. Erst im Verlaufe des 16. Jh's gewann die deutsche Sprache wieder an Be- deutung. Dieser Fortschritt läßt sich auch an Hand der ersten Landkarten Böhmens genau verfolgen. Die erste Karte Böhmens, von dem Arzt und Buchdrucker Nikolaus Klau- dianus, Mitglied der böhmischen Brüdergemeinde, in der von ihm errichteten Druckerei in Jungbunzlau 1518 herausgegeben, ist nach Süden orientiert und enthält 272 Namen königlicher Städte, Herrenstädte, Marktflecken, Schlösser und befestigter Klöster. Die religiösen Verhältnisse sind bei den von Katholiken bewohnten Orten durch ein gekreuztes Schlüsselpaar, bei den von Utraquisten bewohnten mit einem Kelch bezeichnet. Sofort fällt die Scheidung in religiöser und damit nationaler Hinsicht auf: Innerböhmen von Utraquisten, die Randgebiete von Katholiken bewohnt. Als katholisch sind folgende 38 Städte bezeichnet: Aussig, Bechin, Bilin, Bischofteinitz, Bistritz (bei Neuhaus) Braunau, Brüx, Budin, Budweis, Dux, Eger, Elbogen, Falkenau, Friedland, Glatz, Graupen, Haid, Horaždiowitz, Kaaden, Komotau, Krummau, Landshut, Leipa, Moldau- tein, Mühlhausen, Neuhaus, Plan, Pilsen, Prachatitz, Schlackenwerth, Sobies- lau, Strakonitz, Tachau, Tepl, Tetschen, Trautenau, Winterberg und Wit- tingau. Eine im Jahre 1545 erfolgte Bearbeitung und Neuauflage der Karte ist teils deutsch, teils tschechisch bedruckt, während die dritte Bearbeitung durch Sebastian Münster vom Jahre 1568/70 ausschließlich deutsch ist 200. 70
doch konnte das deutsche Element nicht ganz ausgerottet werden: die wirt- schaftliche Bedeutung und Potenz der Deutschen war zu großs, sie konnte vom slavischen Bevölkerungsteil nicht ohne weiteres ersetzt werden. Noch zur Zeit Hus’ war eine nationale Gesinnung in Böhmen nicht vor- handen, wohl aber — und das scheint der ausschlaggebende Faktor für den Verlauf der Kriege gewesen zu sein — hatte sich in den Städten eine soziale Schichtung gebildet, die den nationalen Verhältnissen fast völlig entsprach: das deutsche Bürgertum stand sozial höher als das tschechische, es war ton- angebend, während die tschechischen Handwerker (nur solche zogen neben Bauern, die zum Handwerk übergingen, vom Lande in die Stadt) über- flügelt, an den Rand gedrückt wurden. Besonders kraßs machte sich dieser Zustand in Prag und den anderen Städten Innerböhmens bemerkbar, der durch die allerdings nicht so ge- meinten Predigten Hus' verstärkt wurde, so daß bei den einfachen Hörern der Predigten der Begriff „reich sein" als ketzerisch, „gebildet sein" aber als verbrecherisch und minderwertig erschien 2ss. Dieses Faktum gab dann den Anstofs zu den nationalistischen Ausartungen während der Kriege. Die Einbußsen des deutschen Elementes waren erschreckend, der Adel war ins tschechische Lager geschwenkt: er verharrte während des ganzen 15. Jahr- hunderts und noch zu Beginn des 16. Jh’s in seiner Abneigung gegen das Deutschtum. Er hörte auf deutsch zu sprechen, zu lernen und zu verstehen 289. Erst im Verlaufe des 16. Jh's gewann die deutsche Sprache wieder an Be- deutung. Dieser Fortschritt läßt sich auch an Hand der ersten Landkarten Böhmens genau verfolgen. Die erste Karte Böhmens, von dem Arzt und Buchdrucker Nikolaus Klau- dianus, Mitglied der böhmischen Brüdergemeinde, in der von ihm errichteten Druckerei in Jungbunzlau 1518 herausgegeben, ist nach Süden orientiert und enthält 272 Namen königlicher Städte, Herrenstädte, Marktflecken, Schlösser und befestigter Klöster. Die religiösen Verhältnisse sind bei den von Katholiken bewohnten Orten durch ein gekreuztes Schlüsselpaar, bei den von Utraquisten bewohnten mit einem Kelch bezeichnet. Sofort fällt die Scheidung in religiöser und damit nationaler Hinsicht auf: Innerböhmen von Utraquisten, die Randgebiete von Katholiken bewohnt. Als katholisch sind folgende 38 Städte bezeichnet: Aussig, Bechin, Bilin, Bischofteinitz, Bistritz (bei Neuhaus) Braunau, Brüx, Budin, Budweis, Dux, Eger, Elbogen, Falkenau, Friedland, Glatz, Graupen, Haid, Horaždiowitz, Kaaden, Komotau, Krummau, Landshut, Leipa, Moldau- tein, Mühlhausen, Neuhaus, Plan, Pilsen, Prachatitz, Schlackenwerth, Sobies- lau, Strakonitz, Tachau, Tepl, Tetschen, Trautenau, Winterberg und Wit- tingau. Eine im Jahre 1545 erfolgte Bearbeitung und Neuauflage der Karte ist teils deutsch, teils tschechisch bedruckt, während die dritte Bearbeitung durch Sebastian Münster vom Jahre 1568/70 ausschließlich deutsch ist 200. 70
Strana 71
Anhang Ubersetzung Buch I. Kap. 14 Nun aber eilten wir [von Nürnberg] weiter, um eine freie Burse zu suchen. Obwohl wir an viele Orte Bajuvariens, auch Bayern genannt, ge- langten, konnten wir keinen Ort finden, wo es dem Schüler beliebt hätte, das Studium der Wissenschaften zu beginnen. Das aber war nichts anderes als pure Faulheit von ihm, denn solange das Geld reichte, zog er von Ort zu Ort und mifshandelte mich schrecklich. Er selbst war seit vielen Jahren gewöhnt, außerhalb des Vaterlandes ein fahrender Schüler zu sein und nichts tat er lieber, solange er Geld, wenn auch wenig, im Beutel hatte. Beim Durchstreifen jener Gegend widerfuhr uns eine Gefahr, die ich nicht verschweigen möchte. An einem Morgen kamen wir aus einer Stadt, in der wir übernachtet hatten, [und gelangten] an die Donau, einen reißsenden Flußs, und mußsten eine schmale Brücke überschreiten, die ohne Geländer und vom Nachtfrost bereift war ; es war Herbst, etwa um Allerheiligen herum. Ob- wohl ich mich eine Zeitlang sträubte, mußste ich schließlich doch vor dem Beanus darübergehen. Oh, welch Schrecken durchfuhr mich, der Kopf schwindelte mir und voller Angst, in den tiefen Flußs zu stürzen, schrie ich. Als ich an den abschüssigen Teil des Steges kam, fürchtete ich mich noch mehr und was ich befürchtete, würde sich ereignet haben, wenn ich nicht durch ein Wunder bewahrt worden wäre. Als ich das Ende der Brücke fast erreicht hatte, rutschte ich plötzlich aus und brachte dadurch auch den hinter mir folgenden Beanus zu Fall, den ich noch weiter weg geglaubt hatte. Wie Tote lagen wir beide. Keiner wagte sich zu rühren, um nicht ganz hinabzustürzen, denn der Steg war sehr schmal, nur aus einer Planke gemacht. Kap. 15 Nach langer Zeit gelang es uns mit Gottes Hilfe halbtot herunterzukom- men, indem wir liegen blieben und uns mit Händen und Füßen weiterarbei- teten. Nachdem wir Gott gedankt und uns gewaschen hatten, setzten wir unsern Weg gen Eger, einer ausgezeichneten Stadt, die von Nürnberg acht- zehn Meilen entfernt sein soll, fort. Ehe wir dahin gelangten, suchten wir Obwohl ich mir bewußt bin, daßs eine freie Ubertragung des Textes für die Leser angenehmer gewesen wäre, sah ich doch von diesem ursprünglichen Plan ab und lehnte die Ubersetzung eng an das Original an, um den des Lateins unkundigen Lesern ein Bild von der einfachen Sprache Butzbachs vermitteln zu können. Kleine Freiheiten, die mir zugunsten des besseren Verständnisses gestattet sein mögen, sind durch eckige Klammern kenntlich gemacht. * 71
Anhang Ubersetzung Buch I. Kap. 14 Nun aber eilten wir [von Nürnberg] weiter, um eine freie Burse zu suchen. Obwohl wir an viele Orte Bajuvariens, auch Bayern genannt, ge- langten, konnten wir keinen Ort finden, wo es dem Schüler beliebt hätte, das Studium der Wissenschaften zu beginnen. Das aber war nichts anderes als pure Faulheit von ihm, denn solange das Geld reichte, zog er von Ort zu Ort und mifshandelte mich schrecklich. Er selbst war seit vielen Jahren gewöhnt, außerhalb des Vaterlandes ein fahrender Schüler zu sein und nichts tat er lieber, solange er Geld, wenn auch wenig, im Beutel hatte. Beim Durchstreifen jener Gegend widerfuhr uns eine Gefahr, die ich nicht verschweigen möchte. An einem Morgen kamen wir aus einer Stadt, in der wir übernachtet hatten, [und gelangten] an die Donau, einen reißsenden Flußs, und mußsten eine schmale Brücke überschreiten, die ohne Geländer und vom Nachtfrost bereift war ; es war Herbst, etwa um Allerheiligen herum. Ob- wohl ich mich eine Zeitlang sträubte, mußste ich schließlich doch vor dem Beanus darübergehen. Oh, welch Schrecken durchfuhr mich, der Kopf schwindelte mir und voller Angst, in den tiefen Flußs zu stürzen, schrie ich. Als ich an den abschüssigen Teil des Steges kam, fürchtete ich mich noch mehr und was ich befürchtete, würde sich ereignet haben, wenn ich nicht durch ein Wunder bewahrt worden wäre. Als ich das Ende der Brücke fast erreicht hatte, rutschte ich plötzlich aus und brachte dadurch auch den hinter mir folgenden Beanus zu Fall, den ich noch weiter weg geglaubt hatte. Wie Tote lagen wir beide. Keiner wagte sich zu rühren, um nicht ganz hinabzustürzen, denn der Steg war sehr schmal, nur aus einer Planke gemacht. Kap. 15 Nach langer Zeit gelang es uns mit Gottes Hilfe halbtot herunterzukom- men, indem wir liegen blieben und uns mit Händen und Füßen weiterarbei- teten. Nachdem wir Gott gedankt und uns gewaschen hatten, setzten wir unsern Weg gen Eger, einer ausgezeichneten Stadt, die von Nürnberg acht- zehn Meilen entfernt sein soll, fort. Ehe wir dahin gelangten, suchten wir Obwohl ich mir bewußt bin, daßs eine freie Ubertragung des Textes für die Leser angenehmer gewesen wäre, sah ich doch von diesem ursprünglichen Plan ab und lehnte die Ubersetzung eng an das Original an, um den des Lateins unkundigen Lesern ein Bild von der einfachen Sprache Butzbachs vermitteln zu können. Kleine Freiheiten, die mir zugunsten des besseren Verständnisses gestattet sein mögen, sind durch eckige Klammern kenntlich gemacht. * 71
Strana 72
auf der langen Reise noch viele andere Städte auf, so Kulmbach, Regensburg, Hof, Joditz und verschiedene andere. Nachdem wir in Eger angekommen waren, wurde unsere Hoffnung auf einen Aufenthalt getäuscht, weshalb wir uns nach zwei Tagen gegen Böhmen wandten und den Weg in Richtung Radonitz einschlugen. Während wir so von Ort zu Ort und von einer Gegend in die andere zogen, schwächte mich nicht so sehr die Anstrengung der Reise als vielmehr die Scham ob des Brot- bettelns, das ich schon immer gehaßt hatte. In der langen Zeit von zwei Monaten, die wir schon unterwegs waren, sei das Reisegeld aufgezehrt, sagte [der Beanus], und es sei nunmehr nötig, tagsüber in den Dörfern von Tür zu Tür zusammenzubetteln, was wir des Abends in den Städten, in denen wir einkehrten, verzehren wollten. Kap. 16 Wenn wir also zu einem Dorf kamen, schickte er mich zum Betteln hinein, während er selbst mich am anderen Ende erwartete, und wenn ich manchmal mit leeren Händen zurückkam, schlug er mich fürchterlich und sagte: „So so, Dich werde ich bei Gott noch betteln und schnarren lehren“. Hatte ich aber einmal etwas Gutes bekommen, so verschlang er es allein und gab mir nur die Reste, die übrig blieben. So ging es während der ganzen Zeit, die ich noch bei ihm blieb. Ofters befahl er mir sogar, weil er mifstrauisch war, den Mund mit warmem Wasser zu spülen und es dann auszuspucken, woran er sehen konnte, ob ich allein während des Bettelns etwas Fettes gegessen hätte. Manchmal nahmen mich fromme Frauen ob meiner Jugend und Zartheit ins Haus und gaben mir aus Mitleid, wenn sie dann von meinem Elend und dem schweren Abschied von meinen Eltern gehört hatten, so viel Zehrung wie den eigenen Kindern, womit der Beanus nicht einverstanden war und mich jedesmal mit Püffen und Stockschlägen überfiel, sobald er davon etwas merkte. Kap. 17 Natürlich zwang er mich auch in schmutzigen und kotigen Orten zu betteln, in denen ich bis an die Knöchel, ja oft bis an die Waden versank gleich einem, der Teig tritt und weder vorwärts noch rückwärts konnte. Manchmal wurde ich auch von Hofhunden so schrecklich angegriffen und ich glaube, daß sie mich Stück für Stück zerrissen hätten, wenn mich nicht die Einwohner gerettet hätten. Mein Beanus scheute sich selbst zu betteln, damit er als großer, fauler Bursche nicht von den Bauern beim Betteln aus- gelacht würde und damit er sich auch nicht beschmutze, denn der Kot war in den Dörfern zur Regenzeit, das wußste er gut, sehr tief. Auch daßs er nicht von irgendeinem Hund angefallen würde, bewog ihn, um die Dörfer zu gehen, was er mir ob der Almosen nicht erlaubte. Mit dieser Gewohnheit begann er schon bald nach dem Verlassen Nürnbergs und hielt es streng sowohl bis zur Stadt Kaaden in Böhmen wie auch weiterhin so, wohin ich mit ihm auch in der übrigen Zeit reiste. In Kaaden wurden wir von den Rektoren der Schule zu bleiben aufge- fordert und bekamen für uns eine freie Kammer in der Burse, in die kurze Zeit später noch zwei Wiener Schüler mit ihren Schützen eingewiesen wurden. Die Zeit, die uns tagsüber von den allgemeinen Lektionen, dem Chor 72
auf der langen Reise noch viele andere Städte auf, so Kulmbach, Regensburg, Hof, Joditz und verschiedene andere. Nachdem wir in Eger angekommen waren, wurde unsere Hoffnung auf einen Aufenthalt getäuscht, weshalb wir uns nach zwei Tagen gegen Böhmen wandten und den Weg in Richtung Radonitz einschlugen. Während wir so von Ort zu Ort und von einer Gegend in die andere zogen, schwächte mich nicht so sehr die Anstrengung der Reise als vielmehr die Scham ob des Brot- bettelns, das ich schon immer gehaßt hatte. In der langen Zeit von zwei Monaten, die wir schon unterwegs waren, sei das Reisegeld aufgezehrt, sagte [der Beanus], und es sei nunmehr nötig, tagsüber in den Dörfern von Tür zu Tür zusammenzubetteln, was wir des Abends in den Städten, in denen wir einkehrten, verzehren wollten. Kap. 16 Wenn wir also zu einem Dorf kamen, schickte er mich zum Betteln hinein, während er selbst mich am anderen Ende erwartete, und wenn ich manchmal mit leeren Händen zurückkam, schlug er mich fürchterlich und sagte: „So so, Dich werde ich bei Gott noch betteln und schnarren lehren“. Hatte ich aber einmal etwas Gutes bekommen, so verschlang er es allein und gab mir nur die Reste, die übrig blieben. So ging es während der ganzen Zeit, die ich noch bei ihm blieb. Ofters befahl er mir sogar, weil er mifstrauisch war, den Mund mit warmem Wasser zu spülen und es dann auszuspucken, woran er sehen konnte, ob ich allein während des Bettelns etwas Fettes gegessen hätte. Manchmal nahmen mich fromme Frauen ob meiner Jugend und Zartheit ins Haus und gaben mir aus Mitleid, wenn sie dann von meinem Elend und dem schweren Abschied von meinen Eltern gehört hatten, so viel Zehrung wie den eigenen Kindern, womit der Beanus nicht einverstanden war und mich jedesmal mit Püffen und Stockschlägen überfiel, sobald er davon etwas merkte. Kap. 17 Natürlich zwang er mich auch in schmutzigen und kotigen Orten zu betteln, in denen ich bis an die Knöchel, ja oft bis an die Waden versank gleich einem, der Teig tritt und weder vorwärts noch rückwärts konnte. Manchmal wurde ich auch von Hofhunden so schrecklich angegriffen und ich glaube, daß sie mich Stück für Stück zerrissen hätten, wenn mich nicht die Einwohner gerettet hätten. Mein Beanus scheute sich selbst zu betteln, damit er als großer, fauler Bursche nicht von den Bauern beim Betteln aus- gelacht würde und damit er sich auch nicht beschmutze, denn der Kot war in den Dörfern zur Regenzeit, das wußste er gut, sehr tief. Auch daßs er nicht von irgendeinem Hund angefallen würde, bewog ihn, um die Dörfer zu gehen, was er mir ob der Almosen nicht erlaubte. Mit dieser Gewohnheit begann er schon bald nach dem Verlassen Nürnbergs und hielt es streng sowohl bis zur Stadt Kaaden in Böhmen wie auch weiterhin so, wohin ich mit ihm auch in der übrigen Zeit reiste. In Kaaden wurden wir von den Rektoren der Schule zu bleiben aufge- fordert und bekamen für uns eine freie Kammer in der Burse, in die kurze Zeit später noch zwei Wiener Schüler mit ihren Schützen eingewiesen wurden. Die Zeit, die uns tagsüber von den allgemeinen Lektionen, dem Chor 72
Strana 73
und dem Betteln blieb, verbrachte ich in der Kammer. Wegen der Kälte pflegten wir jungen Schützen nachts auf einem hölzernen Ubergang in der Stube über dem Ofen zu bleiben. Im Schlafe fiel ich einmal herab und beschädigte den Ofen und [meinen] Kopf schwer. Allein deshalb, wegen des Schadens am Ofen, erhielt ich eine sehr scharfe öffentliche Rüge. Kaр. 18 Welche Drangsal und Not verursachte mir den Winter über mein Beanus, dem ich nicht volles Genügen mit dem Betteln leisten konnte und deshalb noch stehlen sollte. Als hier um die grofse Fastenzeit die Schneeschmelze einsetzte und die Fluren schneereif zu werden begannen, wanderten wir zu einem Ort, Komotau geheißen, der nur zwei Meilen entfernt liegt und in dem Ketzer und Christen miteinander wohnten. Wegen der Pest, die von Tag zu Tag stärker grassierte, blieben wir nur kurze Zeit hier und wandten uns zu dem drei oder vier Meilen entfernten Städtchen mit Namen Maschau, fanden aber dort keine fremden Schüler außer einem aus Bayern mit seinem Schützen vor. Die Bewohner jenes Ortes aber waren Ketzer, die mit ganz wenigen Katholiken vermischt waren, tschechisch sprachen, und einen tyran- nischen, unbarmherzigen, ketzerischen Grafen zum Herrn hatten, der oben- drein [noch] die Schwarzkunst verstand. Besonders deutlich zeigte sich die Grausamkeit des Grafen bei Folgendem: er hatte einen begabten, sehr guten Jüngling zum Kammerdiener, den alle, die ins Haus kamen, leiden mochten. Von zwei Bediensteten liefs sich dieser verleiten, eines Nachts ein Gewehr und einige andere Kleinigkeiten mit sich zu nehmen und damit zu fliehen, weil er dem Tyrannen weiterhin nicht mehr dienen wollte. Als der Despot dies am Morgen merkte, bannte er ihn kraft der Schwarzkunst in einer Waldgegend fest, obwohl der Flüchtige schon weit entfernt war, und ließs ihn ergreifen. Kap. 19 Der Gefangene wurde zurückgebracht, schrecklich mißshandelt, ins Ge- fängnis geworfen und sollte gehenkt werden. Vergeblich bat die Bevölkerung um Gnade, ebenso vergeblich schrieben die Vornehmsten des Landes und der Städte inständig, und als sogar seine Geliebte umsonst bat, eilte die Mutter des Tyrannen aus der Landeshauptstadt, die sie in ihrer Sprache Praha nennen, herbei, um für die Befreiung des Jünglings zu bitten. Da er sie nicht erhörte, warf sie sich ihm zu Füßen, weil sie glaubte, damit könne sie sein Mitleid erwecken, und sie wollte nicht früher aufstehen, als bis er sie erhört hätte. Er aber, ruchlos und gottlos, trat sie mit Füßen und befahl, sie zu entfernen. Nachdem man sie hinausgebracht hatte, verließs sie ärgerlich mit ihrem Gefolge den Ort. Am nächsten Tag wurde der Jüngling gehenkt, dem eine große Menge beiderlei Geschlechts, die ihn von Kindheit an wegen der guten Sitten und seiner Unschuld schätzte, unter Wehklagen, das jedes Herz, und wäre es härter als ein Diamant, erweicht hätte, das Geleit bis zum Galgen gab. War der Tyrann auch dem Blute nach adelig, so war er in der Seele doch roher als der ärgste Bauer und man trifft heute mehr solche Adelige, die um so mehr verweigern, je mehr man sie um etwas bittet. 73
und dem Betteln blieb, verbrachte ich in der Kammer. Wegen der Kälte pflegten wir jungen Schützen nachts auf einem hölzernen Ubergang in der Stube über dem Ofen zu bleiben. Im Schlafe fiel ich einmal herab und beschädigte den Ofen und [meinen] Kopf schwer. Allein deshalb, wegen des Schadens am Ofen, erhielt ich eine sehr scharfe öffentliche Rüge. Kaр. 18 Welche Drangsal und Not verursachte mir den Winter über mein Beanus, dem ich nicht volles Genügen mit dem Betteln leisten konnte und deshalb noch stehlen sollte. Als hier um die grofse Fastenzeit die Schneeschmelze einsetzte und die Fluren schneereif zu werden begannen, wanderten wir zu einem Ort, Komotau geheißen, der nur zwei Meilen entfernt liegt und in dem Ketzer und Christen miteinander wohnten. Wegen der Pest, die von Tag zu Tag stärker grassierte, blieben wir nur kurze Zeit hier und wandten uns zu dem drei oder vier Meilen entfernten Städtchen mit Namen Maschau, fanden aber dort keine fremden Schüler außer einem aus Bayern mit seinem Schützen vor. Die Bewohner jenes Ortes aber waren Ketzer, die mit ganz wenigen Katholiken vermischt waren, tschechisch sprachen, und einen tyran- nischen, unbarmherzigen, ketzerischen Grafen zum Herrn hatten, der oben- drein [noch] die Schwarzkunst verstand. Besonders deutlich zeigte sich die Grausamkeit des Grafen bei Folgendem: er hatte einen begabten, sehr guten Jüngling zum Kammerdiener, den alle, die ins Haus kamen, leiden mochten. Von zwei Bediensteten liefs sich dieser verleiten, eines Nachts ein Gewehr und einige andere Kleinigkeiten mit sich zu nehmen und damit zu fliehen, weil er dem Tyrannen weiterhin nicht mehr dienen wollte. Als der Despot dies am Morgen merkte, bannte er ihn kraft der Schwarzkunst in einer Waldgegend fest, obwohl der Flüchtige schon weit entfernt war, und ließs ihn ergreifen. Kap. 19 Der Gefangene wurde zurückgebracht, schrecklich mißshandelt, ins Ge- fängnis geworfen und sollte gehenkt werden. Vergeblich bat die Bevölkerung um Gnade, ebenso vergeblich schrieben die Vornehmsten des Landes und der Städte inständig, und als sogar seine Geliebte umsonst bat, eilte die Mutter des Tyrannen aus der Landeshauptstadt, die sie in ihrer Sprache Praha nennen, herbei, um für die Befreiung des Jünglings zu bitten. Da er sie nicht erhörte, warf sie sich ihm zu Füßen, weil sie glaubte, damit könne sie sein Mitleid erwecken, und sie wollte nicht früher aufstehen, als bis er sie erhört hätte. Er aber, ruchlos und gottlos, trat sie mit Füßen und befahl, sie zu entfernen. Nachdem man sie hinausgebracht hatte, verließs sie ärgerlich mit ihrem Gefolge den Ort. Am nächsten Tag wurde der Jüngling gehenkt, dem eine große Menge beiderlei Geschlechts, die ihn von Kindheit an wegen der guten Sitten und seiner Unschuld schätzte, unter Wehklagen, das jedes Herz, und wäre es härter als ein Diamant, erweicht hätte, das Geleit bis zum Galgen gab. War der Tyrann auch dem Blute nach adelig, so war er in der Seele doch roher als der ärgste Bauer und man trifft heute mehr solche Adelige, die um so mehr verweigern, je mehr man sie um etwas bittet. 73
Strana 74
Kap. 20 Bei anderer Gelegenheit zeigte sich dieses Tyrannen Grausamkeit erneut. Er ließ seinen Koch, der heimlich vom Mundvorrat des Herrn gestohlen hatte, mit Ruten peitschen, in den Turm werfen und wollte ihn [auch] hin- richten lassen. Für die Freilassung des Kochs baten nicht nur Menschen, sondern auch ein Bär, den er auf Geheißs des Herrn von klein auf heran- gezogen hatte und durch des Tieres Bitten liefs sich [der Tyrann] schließlich auch erweichen, jedoch mit der Bedingung, daßs der Bär den Gefangenen ohne jegliche menschliche Hilfe mit seiner Klugheit aus dem Verließs befreie, denn dies schien [dem Grafen] unmöglich. Das Tier, als hätte es Vernunft, lief zum Turm und gebärdete sich, voller Freude brummend und mit den Tatzen gestikulierend, ganz so, als müsse ihm der Koch das gewohnte Futter bringen; — eine sonderbare Sache und ein grandioses Schauspiel, das zu sehen sogar dem Tyrannen einige Freude bereitete. Das Tier packte das über dem Loch des Verließses hängende Seil, mit dem die Gefangenen heraufgezogen zu werden pflegten, und wie ein Mensch, der darin erfahren ist, ließ es dieses Stück um Stück unter Gebrumm hinab. Dabei schüttelte es das Seil, dem Gefangenen zu verstehen gebend, daßs er sich auf das Querholz setzen solle. Nachdem er sich gesetzt hatte, zog das Tier den Koch zu aller Erstaunen herauf, umhalste ihn und geleitete ihn tanzend zur Küche. Diese Begebenheit hatte in dem Tyrannen zwar einige Freude hervorgerufen, doch hielt sein Entschlußs zur Milde nicht an. Eines Tages gedachte er der Untreue des Kochs, deretwegen er ihn hatte töten wollen, und dessen Befreiung und gab Befehl, den Bären in den Wald zu führen und ihn danach mit Hunden hetzen zu lassen, da er einmal beschlos- sen hatte, jemanden zu töten, somit also sein Wille doch nicht unerfüllt bliebe. Die Hunde spielten jedoch mit dem Bären, den sie kannten, jagten ihn aber nicht und [schließlich] wurden die Jäger gezwungen, das Tier, das an einem Baum saßs und die Tatzen bittend erhoben hatte, zu töten. Kap. 21 Solcher und auch anderer Art war die Tyrannei, die der Graf zu jener Zeit trieb, und die alle in Angst und Schrecken versetzte. Einen Verwandten mit ähnlichem Charakter, der seine Untertanen täglich mit Beschwernissen und großen Steuern bedrängte und bedrückte, hatte er auch. Böse Geister [aber] haben diesem nach gerechtem Gottesgericht nachts das Schloßs und die Mauern zerstört. Dieses Schauspiel der Geister habe ich in meinem Büch- lein über die Denkwürdigkeiten des Zeitgeschehens beschrieben (De memora- bilibus synchronicis), wo Du es nachlesen kannst. Nahe beim Schlof war ein Berg, in dem Schätze vergraben sein sollten, wie man erzählte. Als mein Beanus dies hörte, brachte er mir Klauen, durch die ich die Schätze sehen sollte, wenn ich noch jungfräulich sei, sonst würde ich von den Dämonen erwürgt werden. Da ich die Gefahr fürchtete, lehnte ich das Ansinnen ab, obwohl ich ein reines Gewissen hatte, und ich gehorchte ihm trotz der Schläge und Drohungen auch weiterhin nicht, zumal mir noch andere abrieten. Weil ich bei solchen und ähnlichen Schandtaten nicht mit- hielt, begann er mich nun zu hassen. 74
Kap. 20 Bei anderer Gelegenheit zeigte sich dieses Tyrannen Grausamkeit erneut. Er ließ seinen Koch, der heimlich vom Mundvorrat des Herrn gestohlen hatte, mit Ruten peitschen, in den Turm werfen und wollte ihn [auch] hin- richten lassen. Für die Freilassung des Kochs baten nicht nur Menschen, sondern auch ein Bär, den er auf Geheißs des Herrn von klein auf heran- gezogen hatte und durch des Tieres Bitten liefs sich [der Tyrann] schließlich auch erweichen, jedoch mit der Bedingung, daßs der Bär den Gefangenen ohne jegliche menschliche Hilfe mit seiner Klugheit aus dem Verließs befreie, denn dies schien [dem Grafen] unmöglich. Das Tier, als hätte es Vernunft, lief zum Turm und gebärdete sich, voller Freude brummend und mit den Tatzen gestikulierend, ganz so, als müsse ihm der Koch das gewohnte Futter bringen; — eine sonderbare Sache und ein grandioses Schauspiel, das zu sehen sogar dem Tyrannen einige Freude bereitete. Das Tier packte das über dem Loch des Verließses hängende Seil, mit dem die Gefangenen heraufgezogen zu werden pflegten, und wie ein Mensch, der darin erfahren ist, ließ es dieses Stück um Stück unter Gebrumm hinab. Dabei schüttelte es das Seil, dem Gefangenen zu verstehen gebend, daßs er sich auf das Querholz setzen solle. Nachdem er sich gesetzt hatte, zog das Tier den Koch zu aller Erstaunen herauf, umhalste ihn und geleitete ihn tanzend zur Küche. Diese Begebenheit hatte in dem Tyrannen zwar einige Freude hervorgerufen, doch hielt sein Entschlußs zur Milde nicht an. Eines Tages gedachte er der Untreue des Kochs, deretwegen er ihn hatte töten wollen, und dessen Befreiung und gab Befehl, den Bären in den Wald zu führen und ihn danach mit Hunden hetzen zu lassen, da er einmal beschlos- sen hatte, jemanden zu töten, somit also sein Wille doch nicht unerfüllt bliebe. Die Hunde spielten jedoch mit dem Bären, den sie kannten, jagten ihn aber nicht und [schließlich] wurden die Jäger gezwungen, das Tier, das an einem Baum saßs und die Tatzen bittend erhoben hatte, zu töten. Kap. 21 Solcher und auch anderer Art war die Tyrannei, die der Graf zu jener Zeit trieb, und die alle in Angst und Schrecken versetzte. Einen Verwandten mit ähnlichem Charakter, der seine Untertanen täglich mit Beschwernissen und großen Steuern bedrängte und bedrückte, hatte er auch. Böse Geister [aber] haben diesem nach gerechtem Gottesgericht nachts das Schloßs und die Mauern zerstört. Dieses Schauspiel der Geister habe ich in meinem Büch- lein über die Denkwürdigkeiten des Zeitgeschehens beschrieben (De memora- bilibus synchronicis), wo Du es nachlesen kannst. Nahe beim Schlof war ein Berg, in dem Schätze vergraben sein sollten, wie man erzählte. Als mein Beanus dies hörte, brachte er mir Klauen, durch die ich die Schätze sehen sollte, wenn ich noch jungfräulich sei, sonst würde ich von den Dämonen erwürgt werden. Da ich die Gefahr fürchtete, lehnte ich das Ansinnen ab, obwohl ich ein reines Gewissen hatte, und ich gehorchte ihm trotz der Schläge und Drohungen auch weiterhin nicht, zumal mir noch andere abrieten. Weil ich bei solchen und ähnlichen Schandtaten nicht mit- hielt, begann er mich nun zu hassen. 74
Strana 75
Kаp. 22 Zusammen mit dem Schützen eines anderen Beanen schickte er mich öfters in die Dörfer, um Gänse und Hühner zu stehlen. Daſs ich in solchen Dingen gelehrig und eifrig sei, [das] beachtete er sehr, weniger jedoch, daßs ich in Wissenschaft und Bildung vorankäme. Ich erinnere mich nicht, je ein lateinisches Wort von ihm gehört zu haben, denn er selbst war unwissend und floh die guten Schulen, wo man ihn zum Studium angehalten hätte. So besuchte er nur unbekannte Schulen, in denen er ob seines großen Wuch- ses von den Knaben für gebildet gehalten wurde, wie er hier in Maschau endlich eine nach langem Umherwandern in manchen Ländern gefunden hatte, die seiner Faulheit entsprach. Während meines Aufenthaltes war ich gezwungen, da ich die Sprache dieses fremden Volkes nicht verstand, mehr auf diese denn auf das Latei- nische zu achten. So bat ich einst einen Mitschüler aus jenem Ort, mich die Frauen grüßsen zu lehren, da ich diese beim Betteln häufiger zu Hause an- traf als Männer, doch lehrte er mich schimpfliche Wörter, die ich bei einer Jungfrau, seiner Schwester, in Unkenntnis ihrer Bedeutung als Gruß vor- brachte. Sie aber sprang in heftigem Zorn auf und stürzte sich mit einem Seihsieb auf mich. Voller Schrecken sprang ich rückwärts von der Schwelle als sie mir nahe kam, wobei ich im Sprung noch einige junge Gänse zertrat. Darüber geriet sie noch mehr in Zorn und fast dem Wahnsinn nahe, lief sie mir, der ich in noch größserem Schrecken floh, mit viel Geschrei nach. Da- mals überkam mich so große Betroffenheit, daßs ich nicht mehr wußte, wo ich war. Ich wußte auch nicht, weshalb ich von der Jungfrau verfolgt worden war, denn ich glaubte, nur fromme und ehrbare Worte zur Begrü- ßung gesprochen zu haben. Später, nachdem ich ihr entronnen war, liefs ich sie über meine Unschuld aufklären. Da sie [somit] von der Nichtswürdigkeit ihres Bruders gehört hatte, richtete sie ihre Rache gegen diesen. Derart wurde ich’s damals gelehrt und [hinfort] wollte ich die Sprache nicht mehr von leichtfertigen Personen lernen, weil ich um Haut und Fell bangte. 23. Kap. Den Gottesdienst der Ketzer habe ich hier und anderen Orts kaum be- achtet, weil ich mehr nach dem Brei trachtete, mit dem ich täglich mein Bäuchlein füllte und keinen Sinn für Glauben und Ketzerei dieser Menschen hatte. Eines ist mir noch in Erinnerung, nämlich daßs die ganze Stadt nur einen Priester hatte, der nur selten auch [an anderen Tagen] als am Sonntag die Messe las und predigte. Einmal im Jahr und sonst nur nötigenfalls spen- dete er das Sakrament. Er selbst wohnte nahe der Kirche und lebte arm und streng. Von der Bevölkerung, die ihn Pastor nannte, wurde ihm, wie auch einer alten Witwe, die er zur Magd hatte, nicht mehr zugestanden, als für Nahrung und Kleidung nötig ist. Von hier flohen wir vor der überraschend aufgetretenen Pest in Richtung Deutschland mit dem Wunsche, in Eger einen freien Platz in der Burse zum Uberwintern zu bekommen. Unterwegs stießsen wir auf die wunderbaren und berühmten Thermen [Karlsbads], die in der Herrschaft des Grafen Schlick [liegen], fünf Meilen von Eger und eine Meile vom gräflichen Flecken El- bogen entfernt sind. Zwei oder drei Wochen blieben wir hier und badeten, dann erst setzten wir die Fahrt nach Eger fort, wo wir beide in die Schule 75
Kаp. 22 Zusammen mit dem Schützen eines anderen Beanen schickte er mich öfters in die Dörfer, um Gänse und Hühner zu stehlen. Daſs ich in solchen Dingen gelehrig und eifrig sei, [das] beachtete er sehr, weniger jedoch, daßs ich in Wissenschaft und Bildung vorankäme. Ich erinnere mich nicht, je ein lateinisches Wort von ihm gehört zu haben, denn er selbst war unwissend und floh die guten Schulen, wo man ihn zum Studium angehalten hätte. So besuchte er nur unbekannte Schulen, in denen er ob seines großen Wuch- ses von den Knaben für gebildet gehalten wurde, wie er hier in Maschau endlich eine nach langem Umherwandern in manchen Ländern gefunden hatte, die seiner Faulheit entsprach. Während meines Aufenthaltes war ich gezwungen, da ich die Sprache dieses fremden Volkes nicht verstand, mehr auf diese denn auf das Latei- nische zu achten. So bat ich einst einen Mitschüler aus jenem Ort, mich die Frauen grüßsen zu lehren, da ich diese beim Betteln häufiger zu Hause an- traf als Männer, doch lehrte er mich schimpfliche Wörter, die ich bei einer Jungfrau, seiner Schwester, in Unkenntnis ihrer Bedeutung als Gruß vor- brachte. Sie aber sprang in heftigem Zorn auf und stürzte sich mit einem Seihsieb auf mich. Voller Schrecken sprang ich rückwärts von der Schwelle als sie mir nahe kam, wobei ich im Sprung noch einige junge Gänse zertrat. Darüber geriet sie noch mehr in Zorn und fast dem Wahnsinn nahe, lief sie mir, der ich in noch größserem Schrecken floh, mit viel Geschrei nach. Da- mals überkam mich so große Betroffenheit, daßs ich nicht mehr wußte, wo ich war. Ich wußte auch nicht, weshalb ich von der Jungfrau verfolgt worden war, denn ich glaubte, nur fromme und ehrbare Worte zur Begrü- ßung gesprochen zu haben. Später, nachdem ich ihr entronnen war, liefs ich sie über meine Unschuld aufklären. Da sie [somit] von der Nichtswürdigkeit ihres Bruders gehört hatte, richtete sie ihre Rache gegen diesen. Derart wurde ich’s damals gelehrt und [hinfort] wollte ich die Sprache nicht mehr von leichtfertigen Personen lernen, weil ich um Haut und Fell bangte. 23. Kap. Den Gottesdienst der Ketzer habe ich hier und anderen Orts kaum be- achtet, weil ich mehr nach dem Brei trachtete, mit dem ich täglich mein Bäuchlein füllte und keinen Sinn für Glauben und Ketzerei dieser Menschen hatte. Eines ist mir noch in Erinnerung, nämlich daßs die ganze Stadt nur einen Priester hatte, der nur selten auch [an anderen Tagen] als am Sonntag die Messe las und predigte. Einmal im Jahr und sonst nur nötigenfalls spen- dete er das Sakrament. Er selbst wohnte nahe der Kirche und lebte arm und streng. Von der Bevölkerung, die ihn Pastor nannte, wurde ihm, wie auch einer alten Witwe, die er zur Magd hatte, nicht mehr zugestanden, als für Nahrung und Kleidung nötig ist. Von hier flohen wir vor der überraschend aufgetretenen Pest in Richtung Deutschland mit dem Wunsche, in Eger einen freien Platz in der Burse zum Uberwintern zu bekommen. Unterwegs stießsen wir auf die wunderbaren und berühmten Thermen [Karlsbads], die in der Herrschaft des Grafen Schlick [liegen], fünf Meilen von Eger und eine Meile vom gräflichen Flecken El- bogen entfernt sind. Zwei oder drei Wochen blieben wir hier und badeten, dann erst setzten wir die Fahrt nach Eger fort, wo wir beide in die Schule 75
Strana 76
aufgenommen wurden und den Knaben reicher [Bürger beim Lernen] nachhelfen sollten. 24. Kap. Der Beanus freute sich mächtig über sein Glück, doch weckte mein etwas günstiger scheinendes Los seinen Neid. Er sagte nämlich: „Es geht nicht an, daßs Du als Schütze in der Fremde so rasch emporkommst und bessere Tage siehst als ich“. Da es nicht nötig war, daßs ich für ihn bettelte, überließs er mich zwei großen Schülern, für die ich während des ganzen Winters betteln sollte. Mein Mitschüler teilte seinen Eltern meine Klagen hierüber mit und diese ermunterten mich, täglich [sofort nach der Schule mit ihrem Sohn] nach Hause zu kommen, die anderen aber laufen zu lassen. Nachdem ich einigemale so gegen das Gebot des Beanen gehandelt hatte, fasste er mich eines Tages als wir von der Schule nach Hause gingen und zerrte mich ins Quartier der beiden Schüler, wo sie mir die Kleider herunterrissen und mich am ganzen Körper peitschten. Gefesselt ließen sie mich in der großsen Kälte bis zum Morgen in der verschlossenen Kammer liegen. Andern Tags wurde ich gefragt, ob ich [den beiden Schülern] nun dienstbar sein wolle, worauf ich gerne „ja“ sagte. Da band er mich unter schrecklichen Dro- hungen und Verwünschungen los, übergab mich den beiden und verschwand in seine Behausung. 25. Kap. Mein Mitschüler mußste an diesem Morgen allein zur Schule kommen. Als ich ihm aber erzählt hatte, was mir widerfahren war, teilte er alles seinen Eltern mit, auf deren Geheißs ich abends, als ich mit ihm heimgekehrt war, alles erzählte. Sie empfanden großes Mitleid und befahlen mir, zu Hause zu bleiben, und wollten abwarten, was nun geschehen würde. Der Beanus, der aus den Klagen seiner Mitschüler, denen er mich sozusagen verkauft hatte, wie aus meinem Fehlen [in der Schule] mit Verdrußs [die Lage] erkannte, zog am nächsten Morgen mit einer beträchtlichen Zahl von Schülern und Schützen, die ihn begleiteten, vor [unser] Haus. Als sie bereits durch das Haus und über die Stiegen drangen, die zum oberen Stockwerk führten, in dem wir uns aufhielten, stellte sich ihnen der Vater mit Waffen entgegen, schlug auf sie ein und jagte sie aus Haus und Hof, drohend, daß sie sich dies nicht wieder unterstehen sollten. Doch was ich Armster nun nach dem be- ginnen sollte, wußste ich nicht, denn ich konnte nicht mehr wagen, in die Schule oder wegen eines Auftrages auf die Straße zu gehen. Meine Beanen hatten mich nämlich wissen lassen, daßs sie mich zerstückelten, wenn sie meiner irgendwo habhaft würden. Von Furcht ergriffen, hatte ich ihnen und der Schule abgesagt, war nach Karlsbad geflohen und bediente in einem Gasthof Badegäste, bis ich im Frühjahr von einem adeligen Tschechen geraubt wurde. Wiewohl ich dem Schüler von meinen Eltern anempfohlen worden war, mußte ich doch wegen seiner Grausamkeit und seines gottlosen Benehmens, das ich nicht länger ertragen konnte, die Schule und das Studium der Wissenschaften aufgeben. Bis jetzt hat keiner den anderen wieder gesehen, auch nichts über [sein Schicksal] erfahren. Zwei Schützen, mit denen ich früher in Kaaden eine Kammer geteilt hatte, traf ich in [Karlsbad] wieder und erfuhr, daßs ihre Beanen wegen Diebstahls an irgend- 76
aufgenommen wurden und den Knaben reicher [Bürger beim Lernen] nachhelfen sollten. 24. Kap. Der Beanus freute sich mächtig über sein Glück, doch weckte mein etwas günstiger scheinendes Los seinen Neid. Er sagte nämlich: „Es geht nicht an, daßs Du als Schütze in der Fremde so rasch emporkommst und bessere Tage siehst als ich“. Da es nicht nötig war, daßs ich für ihn bettelte, überließs er mich zwei großen Schülern, für die ich während des ganzen Winters betteln sollte. Mein Mitschüler teilte seinen Eltern meine Klagen hierüber mit und diese ermunterten mich, täglich [sofort nach der Schule mit ihrem Sohn] nach Hause zu kommen, die anderen aber laufen zu lassen. Nachdem ich einigemale so gegen das Gebot des Beanen gehandelt hatte, fasste er mich eines Tages als wir von der Schule nach Hause gingen und zerrte mich ins Quartier der beiden Schüler, wo sie mir die Kleider herunterrissen und mich am ganzen Körper peitschten. Gefesselt ließen sie mich in der großsen Kälte bis zum Morgen in der verschlossenen Kammer liegen. Andern Tags wurde ich gefragt, ob ich [den beiden Schülern] nun dienstbar sein wolle, worauf ich gerne „ja“ sagte. Da band er mich unter schrecklichen Dro- hungen und Verwünschungen los, übergab mich den beiden und verschwand in seine Behausung. 25. Kap. Mein Mitschüler mußste an diesem Morgen allein zur Schule kommen. Als ich ihm aber erzählt hatte, was mir widerfahren war, teilte er alles seinen Eltern mit, auf deren Geheißs ich abends, als ich mit ihm heimgekehrt war, alles erzählte. Sie empfanden großes Mitleid und befahlen mir, zu Hause zu bleiben, und wollten abwarten, was nun geschehen würde. Der Beanus, der aus den Klagen seiner Mitschüler, denen er mich sozusagen verkauft hatte, wie aus meinem Fehlen [in der Schule] mit Verdrußs [die Lage] erkannte, zog am nächsten Morgen mit einer beträchtlichen Zahl von Schülern und Schützen, die ihn begleiteten, vor [unser] Haus. Als sie bereits durch das Haus und über die Stiegen drangen, die zum oberen Stockwerk führten, in dem wir uns aufhielten, stellte sich ihnen der Vater mit Waffen entgegen, schlug auf sie ein und jagte sie aus Haus und Hof, drohend, daß sie sich dies nicht wieder unterstehen sollten. Doch was ich Armster nun nach dem be- ginnen sollte, wußste ich nicht, denn ich konnte nicht mehr wagen, in die Schule oder wegen eines Auftrages auf die Straße zu gehen. Meine Beanen hatten mich nämlich wissen lassen, daßs sie mich zerstückelten, wenn sie meiner irgendwo habhaft würden. Von Furcht ergriffen, hatte ich ihnen und der Schule abgesagt, war nach Karlsbad geflohen und bediente in einem Gasthof Badegäste, bis ich im Frühjahr von einem adeligen Tschechen geraubt wurde. Wiewohl ich dem Schüler von meinen Eltern anempfohlen worden war, mußte ich doch wegen seiner Grausamkeit und seines gottlosen Benehmens, das ich nicht länger ertragen konnte, die Schule und das Studium der Wissenschaften aufgeben. Bis jetzt hat keiner den anderen wieder gesehen, auch nichts über [sein Schicksal] erfahren. Zwei Schützen, mit denen ich früher in Kaaden eine Kammer geteilt hatte, traf ich in [Karlsbad] wieder und erfuhr, daßs ihre Beanen wegen Diebstahls an irgend- 76
Strana 77
einem Orte gehenkt worden waren. Da zweifelte ich nur noch schwach, daßs es meinem [Schüler] ähnlich ergangen sein könnte. Wenn dies später so käme, was ich nicht hoffe, so würde er nicht sehr aus der Art schlagen, denn sein Vater ist bei uns wegen Diebstahls gehenkt worden. Ich hörte allerdings, daßs er einmal in die Nähe unserer Vaterstadt gekommen ist, doch hat er sie aus Scham über den Galgentod seines Vaters wie meinen Verlust nicht betreten. Seine heimlich gerufenen Freunde, mit ihnen aber auch unsere, die [von seiner Anwesenheit] gehört hatten, gingen zu ihm vor die Stadt und begannen ihn drohend nach meinem Verbleib zu be- fragen. Als er ihnen aber keine der Wahrheit entsprechende Antwort geben konnte und verwirrt wurde, zog er ab und ward bis auf den heutigen Tag nicht mehr in unserer Gegend gesehen. Siehst Du, das ist nun die ganze Misere, die ich seit meinem siebenten Jahr bis zum zwölften unter der Fuchtel der Magister erlitt und wie dieser Esel von Schüler mir in der Fremde die Treue hielt, obwohl mich meine Eltern [so warm] empfohlen hatten. Möge ihm der allmächtige Gott verzeihen, was er Böses an mir getan hat. Amen. Buch II, Kap. 1 Nun, mein lieber Philipp, da ich Dir über meine Schulzeit, die ich wegen dieses selten großen Esels von einem Schüler diesseits der böhmischen Randgebirge beenden mußite, kurz und summarisch berichtet habe, will ich Dir schildern, was mir jenseits der Gebirge, quasi im Zentrum der Ketzer, widerfahren ist. Wie ich schon sagte, wurde ich in Karlsbad von einem tschechischen Adeligen geraubt und in das Innere des Königreichs geschleppt, allerdings noch nicht über die Randgebirge hinweg. Bei diesem [Adeligen] hatte ich es auf seinem Gut in Sichlau ganz gut und lernte in kurzer Zeit die tsche- chische Sprache wie das Reiten. Als ich dies zur Genüge beherrschte, erbat mich ein adeliger Freund meines Herrn, ein arger Ketzer aus Luditz, und ich wurde zu ihm nach Luditz gebracht. Der neue Herr war mit einer sehr reichen Frau verheiratet, die er aber nun wegen ihres Alters verabscheute. Deshalb versuchte er mich mit schönen Worten zu bewegen, ihm für seine außereheliche Liebe junge Mädchen von meines früheren Herrn Besitzung zuzuführen. Als ich aber nichts unternahm, versuchte er es mit Drohungen und Schlägen. Da auch dies nichts fruchtete und ich mich nicht zum Kupler hergab, nahm er mir mein gutes Gewand, das ich mitgebracht hatte, weg, schloßs es ein und wollte es mir nicht wiedergeben, wenn ich nicht die von ihm begehrten Mägde, die jede Woche von dem Gut zum Markt kamen, zu ihm locken würde. In Erinnerung an die väterlichen Mahnun- gen, mich vor derartigen Verfehlungen zu hüten, ließ ich den Lasterhaften und mein Gewand und floh von diesen verdrehten Ketzern zu meinem frü- heren Herrn [nach Sichlau]. Als ich ihm den Grund meiner Flucht dar- gelegt hatte, nahm er mich auf und behielt mich. Bald darauf wurde ich wieder an einen anderen [Adeligen] verschenkt, der dringend um mich gebeten hatte. Diesem aber entfloh ich wegen des schweren Dienstes, die das ständige Umherreiten [in Hülle mit sich brachte], etwa nach einem halben Jahr, indem ich wieder zu meinen ersten Herrn zurückging. Eines Tages, als wir zur Stadt ritten, aus der ich zu ihm zurückgeflohen war, 77
einem Orte gehenkt worden waren. Da zweifelte ich nur noch schwach, daßs es meinem [Schüler] ähnlich ergangen sein könnte. Wenn dies später so käme, was ich nicht hoffe, so würde er nicht sehr aus der Art schlagen, denn sein Vater ist bei uns wegen Diebstahls gehenkt worden. Ich hörte allerdings, daßs er einmal in die Nähe unserer Vaterstadt gekommen ist, doch hat er sie aus Scham über den Galgentod seines Vaters wie meinen Verlust nicht betreten. Seine heimlich gerufenen Freunde, mit ihnen aber auch unsere, die [von seiner Anwesenheit] gehört hatten, gingen zu ihm vor die Stadt und begannen ihn drohend nach meinem Verbleib zu be- fragen. Als er ihnen aber keine der Wahrheit entsprechende Antwort geben konnte und verwirrt wurde, zog er ab und ward bis auf den heutigen Tag nicht mehr in unserer Gegend gesehen. Siehst Du, das ist nun die ganze Misere, die ich seit meinem siebenten Jahr bis zum zwölften unter der Fuchtel der Magister erlitt und wie dieser Esel von Schüler mir in der Fremde die Treue hielt, obwohl mich meine Eltern [so warm] empfohlen hatten. Möge ihm der allmächtige Gott verzeihen, was er Böses an mir getan hat. Amen. Buch II, Kap. 1 Nun, mein lieber Philipp, da ich Dir über meine Schulzeit, die ich wegen dieses selten großen Esels von einem Schüler diesseits der böhmischen Randgebirge beenden mußite, kurz und summarisch berichtet habe, will ich Dir schildern, was mir jenseits der Gebirge, quasi im Zentrum der Ketzer, widerfahren ist. Wie ich schon sagte, wurde ich in Karlsbad von einem tschechischen Adeligen geraubt und in das Innere des Königreichs geschleppt, allerdings noch nicht über die Randgebirge hinweg. Bei diesem [Adeligen] hatte ich es auf seinem Gut in Sichlau ganz gut und lernte in kurzer Zeit die tsche- chische Sprache wie das Reiten. Als ich dies zur Genüge beherrschte, erbat mich ein adeliger Freund meines Herrn, ein arger Ketzer aus Luditz, und ich wurde zu ihm nach Luditz gebracht. Der neue Herr war mit einer sehr reichen Frau verheiratet, die er aber nun wegen ihres Alters verabscheute. Deshalb versuchte er mich mit schönen Worten zu bewegen, ihm für seine außereheliche Liebe junge Mädchen von meines früheren Herrn Besitzung zuzuführen. Als ich aber nichts unternahm, versuchte er es mit Drohungen und Schlägen. Da auch dies nichts fruchtete und ich mich nicht zum Kupler hergab, nahm er mir mein gutes Gewand, das ich mitgebracht hatte, weg, schloßs es ein und wollte es mir nicht wiedergeben, wenn ich nicht die von ihm begehrten Mägde, die jede Woche von dem Gut zum Markt kamen, zu ihm locken würde. In Erinnerung an die väterlichen Mahnun- gen, mich vor derartigen Verfehlungen zu hüten, ließ ich den Lasterhaften und mein Gewand und floh von diesen verdrehten Ketzern zu meinem frü- heren Herrn [nach Sichlau]. Als ich ihm den Grund meiner Flucht dar- gelegt hatte, nahm er mich auf und behielt mich. Bald darauf wurde ich wieder an einen anderen [Adeligen] verschenkt, der dringend um mich gebeten hatte. Diesem aber entfloh ich wegen des schweren Dienstes, die das ständige Umherreiten [in Hülle mit sich brachte], etwa nach einem halben Jahr, indem ich wieder zu meinen ersten Herrn zurückging. Eines Tages, als wir zur Stadt ritten, aus der ich zu ihm zurückgeflohen war, 77
Strana 78
versteckte ich mich im Wirtshof, da ich den Zorn meines einstigen Herrn fürchtete. Der fand mich aber doch und versprach, mir mein Gewand zurückzugeben und nichts anzutun, wenn ich einem von ihm bezeichneten Roß, das im Stall stand, den nur angebundenen Schweif stehlen wollte. Das zu vollbringen zauderte ich erst, doch aus Liebe zu meinen Kleidern und aus Furcht vor dem [einstigen Herrn] tat ich [schließlich doch], was er verlangte, freilich in größster Angst vor der Uberraschung durch den Besitzer des Pferdes oder die Angehörigen des Wirtshofes. Nachdem ich ihm den gestohlenen Schweif übergeben, hatte ich ihn versöhnt und bekam mein Gewand zurück. Das Gewissen plagte mich, da ich mich gegen das Gebot des Herrn und die letzten Ermahnungen meines Vaters vergangen und gesündigt hatte, um einen Sünder zu versöhnen. Bei meinem ersten Herrn, der mich nach der Aufgabe meiner Studien in Karlsbad geraubt und zu seinem Knappen gemacht hatte, blieb ich zwei Jahre und nun will ich Dir in Kürze meine Erlebnisse aus dieser Zeit schildern. Kaр. 2 Manchmal nahm mich mein Herr auf seine Reisen mit, manchmal ließs er mich auch zu Hause. Einmal, da er länger als sonst ausblieb, hatte er mich mit einem Knecht und zwei Mägden zurückgelassen. Da zwang mich der Knecht, die Kühe zu hüten, um hinter meinem Rücken mit den Mägden seiner Lust nachgehen zu können. Die Dorfleute nun, die mich gut leiden mochten, wollten dem Herrn nach seiner Rückkehr Meldung über die Gau- nereien des Kerls machen. Ihre Drohungen mißsachtete er und befahl mir. weiterhin die Kühe zu hüten, während er mit der Magd, die zum Hüten bestimmt war, in greulicher Wollust lebte, sie zur Befriedigung seiner Schandtaten im Haus behielt und außerdem zur Stillung seiner Gefräßig- keit den Bauern Hühner und Gänse stahl. Deshalb beschloßs er zu fliehen, wenn der Herr käme, wie er es denn auch heimlich tat, als der Herr eines Nachts zurückkam. Andermal, als der Herr wieder verreiste und ich mit einem anderen Diener zu Hause geblieben war, widerfuhr mir ähnliches. Der treulose Taugenichts erbrach die Vorratskammer seines Herrn, stahl Einiges und entfloh. Damit der Herr glauben sollte, ich habe den Diebstahl begangen und nicht er, gab er mir einige Mandeln und Feigen davon zu essen. Ohne an Böses zu denken, afs ich sie als mir geschenkt sorglos in aller Offentlichkeit und bekam später, als hätte ich sie entwendet, vom Herrn eine scharfe Züchtigung. Nackt liefs er mich wegen dieser Tat über einen Tisch legen und von vier Bauern solange prügeln, bis das Blut aus der Haut spritzte. Kар. 3 Im Winter war ich beim Ausreiten in der Kälte manchmal so erstarrt, dass mich alle dem Tode näher als dem Leben glaubten und die Hoffnung aufgaben. Weil ich nicht galoppieren wollte, das ich noch nicht gelernt hatte, peitschte der hinter mir reitende Herr oft auf mich ein und richtete mich übel zu. Und da ich noch nicht gut reiten konnte, wurde ich von 78
versteckte ich mich im Wirtshof, da ich den Zorn meines einstigen Herrn fürchtete. Der fand mich aber doch und versprach, mir mein Gewand zurückzugeben und nichts anzutun, wenn ich einem von ihm bezeichneten Roß, das im Stall stand, den nur angebundenen Schweif stehlen wollte. Das zu vollbringen zauderte ich erst, doch aus Liebe zu meinen Kleidern und aus Furcht vor dem [einstigen Herrn] tat ich [schließlich doch], was er verlangte, freilich in größster Angst vor der Uberraschung durch den Besitzer des Pferdes oder die Angehörigen des Wirtshofes. Nachdem ich ihm den gestohlenen Schweif übergeben, hatte ich ihn versöhnt und bekam mein Gewand zurück. Das Gewissen plagte mich, da ich mich gegen das Gebot des Herrn und die letzten Ermahnungen meines Vaters vergangen und gesündigt hatte, um einen Sünder zu versöhnen. Bei meinem ersten Herrn, der mich nach der Aufgabe meiner Studien in Karlsbad geraubt und zu seinem Knappen gemacht hatte, blieb ich zwei Jahre und nun will ich Dir in Kürze meine Erlebnisse aus dieser Zeit schildern. Kaр. 2 Manchmal nahm mich mein Herr auf seine Reisen mit, manchmal ließs er mich auch zu Hause. Einmal, da er länger als sonst ausblieb, hatte er mich mit einem Knecht und zwei Mägden zurückgelassen. Da zwang mich der Knecht, die Kühe zu hüten, um hinter meinem Rücken mit den Mägden seiner Lust nachgehen zu können. Die Dorfleute nun, die mich gut leiden mochten, wollten dem Herrn nach seiner Rückkehr Meldung über die Gau- nereien des Kerls machen. Ihre Drohungen mißsachtete er und befahl mir. weiterhin die Kühe zu hüten, während er mit der Magd, die zum Hüten bestimmt war, in greulicher Wollust lebte, sie zur Befriedigung seiner Schandtaten im Haus behielt und außerdem zur Stillung seiner Gefräßig- keit den Bauern Hühner und Gänse stahl. Deshalb beschloßs er zu fliehen, wenn der Herr käme, wie er es denn auch heimlich tat, als der Herr eines Nachts zurückkam. Andermal, als der Herr wieder verreiste und ich mit einem anderen Diener zu Hause geblieben war, widerfuhr mir ähnliches. Der treulose Taugenichts erbrach die Vorratskammer seines Herrn, stahl Einiges und entfloh. Damit der Herr glauben sollte, ich habe den Diebstahl begangen und nicht er, gab er mir einige Mandeln und Feigen davon zu essen. Ohne an Böses zu denken, afs ich sie als mir geschenkt sorglos in aller Offentlichkeit und bekam später, als hätte ich sie entwendet, vom Herrn eine scharfe Züchtigung. Nackt liefs er mich wegen dieser Tat über einen Tisch legen und von vier Bauern solange prügeln, bis das Blut aus der Haut spritzte. Kар. 3 Im Winter war ich beim Ausreiten in der Kälte manchmal so erstarrt, dass mich alle dem Tode näher als dem Leben glaubten und die Hoffnung aufgaben. Weil ich nicht galoppieren wollte, das ich noch nicht gelernt hatte, peitschte der hinter mir reitende Herr oft auf mich ein und richtete mich übel zu. Und da ich noch nicht gut reiten konnte, wurde ich von 78
Strana 79
den Pferden abgeworfen und fast totgetreten. Der gleiche Herr lehrte mich auch das Schwimmen, indem er mich in einen tiefen Weiher warf, so dass ich beinahe ertrunken wäre. Später entließs er seine gesamte Dienerschaft, nur mich behielt er, über- trug mir allein die Bewachung der Burg, wozu er einige Bauern zur Auf- sicht und ein Pferd für mich zurückließ. Er selbst nahm Dienst bei einem anderen Adeligen. Es würde zu weit führen, das Leben zu beschreiben, das ich während seiner dreimonatigen Abwesenheit mit den Bauern, quasi als Lamm unter Wölfen, geführt habe. Bei seiner Rückkehr wurde mein Herr von seinen Freunden freudig empfangen, wobei ich einem von ihnen, Herrn Šafařík, der dauernd um mich bat, zum Geschenk gegeben wurde. Zu- sammen mit ihm reiste ich noch tiefer nach Böhmen zu der Burg, auf der auch seine Eltern lebten, [ebenfalls] eifrige Anhänger der Ketzerei. [Die Burg] liegt in der Grafschaft des Herrn Heinrich von Dekau, nicht weit von der Petersburg, gegen Rakonitz zu und wird Sossen genannt. Mit zwei oder drei Pferden pflegte [Herr Šafařík] am Hofe des Königs oder eines anderen Herrn zu dienen; zu Hause war er selten. Seine Brüder, die kein solch ritterhaftes Wesen hatten, delektierten sich mit dem Vater an Acker- bau und Viehzucht wie an Jagden. Da er mich erhalten hatte, gedachte er mit mir als seinem Diener an den Hof eines Herrn zu ziehen. Als wir auszogen, folgte uns die alte Mutter traurig vor die Burg, indem sie abergläubische Segenssprüche über uns las, solange sie uns sehen konnte. Die Tschechen haben einen großsen Aberglauben und auch ich ließ mich von ihnen überzeugen und einige Male von Krankheit heilen. Kap. 4 Einmal, als mich ein Halsgeschwür plagte, wurde ich zu einer häßslichen Vettel geführt, die mir den Daumennagel ans Ohr, die andere Hand aber auf den Kopf legte und mir unverständliche Segenssprüche murmelte. Da- nach gab sie mir folgende Medizin: „Wenn Du gesunden willst“, sagte sie, „so gib drei frische Eichenblätter ohne Knick und Larven, ein Stück eines Kammes, mit dem man Kopfläuse fängt und drei von den Fingern der Spinnerinnen gedrehte Flachsflocken in einen Becher. Wenn dieser dann einen Tag und eine Nacht gestanden hat, trinkst Du in der Hoffnung auf Heilung so oft davon, solange Du Schmerzen verspürst.“ Sollte ich später noch einmal von jener Krankheit geplagt werden, so solle ich, fügte sie noch hinzu, den Daumen in den Mund stecken und dabei diese und jene Wörter sprechen, die sie mich lehrte. All dem glaubte ich Unglücklicher, doch wurde ich, als ich aus dem Becher getrunken hatte, tatsächlich gesund! Und stets, wenn jene Stelle ctwas zu kränkeln begann, heilte ich sie nach der erhaltenen Instruktion. Andermal wieder hatte ich Fieber, von dem ich mit verschiedenen Arz- neien durch lange Zeit nicht geheilt werden konnte, weil es nach wenigen Tagen immer wieder kam. Die Herrin selbst führte mich da eines Tages vor Sonnenaufgang beim Morgenrot aufs freie Feld und stieg mit mir auf einen Kieselstein. Dann sprach sie etliche Segenssprüche gegen das Fieber, schnitt selbst Rinde von einem Baum und schlang sie mir um den nackten Körper. Drei Tage und Nächte blieb ich so eingebunden, dann warf sie die Rinde und gleichsam mit ihr das Fieber ins Feuer und ich war geheilt. 79
den Pferden abgeworfen und fast totgetreten. Der gleiche Herr lehrte mich auch das Schwimmen, indem er mich in einen tiefen Weiher warf, so dass ich beinahe ertrunken wäre. Später entließs er seine gesamte Dienerschaft, nur mich behielt er, über- trug mir allein die Bewachung der Burg, wozu er einige Bauern zur Auf- sicht und ein Pferd für mich zurückließ. Er selbst nahm Dienst bei einem anderen Adeligen. Es würde zu weit führen, das Leben zu beschreiben, das ich während seiner dreimonatigen Abwesenheit mit den Bauern, quasi als Lamm unter Wölfen, geführt habe. Bei seiner Rückkehr wurde mein Herr von seinen Freunden freudig empfangen, wobei ich einem von ihnen, Herrn Šafařík, der dauernd um mich bat, zum Geschenk gegeben wurde. Zu- sammen mit ihm reiste ich noch tiefer nach Böhmen zu der Burg, auf der auch seine Eltern lebten, [ebenfalls] eifrige Anhänger der Ketzerei. [Die Burg] liegt in der Grafschaft des Herrn Heinrich von Dekau, nicht weit von der Petersburg, gegen Rakonitz zu und wird Sossen genannt. Mit zwei oder drei Pferden pflegte [Herr Šafařík] am Hofe des Königs oder eines anderen Herrn zu dienen; zu Hause war er selten. Seine Brüder, die kein solch ritterhaftes Wesen hatten, delektierten sich mit dem Vater an Acker- bau und Viehzucht wie an Jagden. Da er mich erhalten hatte, gedachte er mit mir als seinem Diener an den Hof eines Herrn zu ziehen. Als wir auszogen, folgte uns die alte Mutter traurig vor die Burg, indem sie abergläubische Segenssprüche über uns las, solange sie uns sehen konnte. Die Tschechen haben einen großsen Aberglauben und auch ich ließ mich von ihnen überzeugen und einige Male von Krankheit heilen. Kap. 4 Einmal, als mich ein Halsgeschwür plagte, wurde ich zu einer häßslichen Vettel geführt, die mir den Daumennagel ans Ohr, die andere Hand aber auf den Kopf legte und mir unverständliche Segenssprüche murmelte. Da- nach gab sie mir folgende Medizin: „Wenn Du gesunden willst“, sagte sie, „so gib drei frische Eichenblätter ohne Knick und Larven, ein Stück eines Kammes, mit dem man Kopfläuse fängt und drei von den Fingern der Spinnerinnen gedrehte Flachsflocken in einen Becher. Wenn dieser dann einen Tag und eine Nacht gestanden hat, trinkst Du in der Hoffnung auf Heilung so oft davon, solange Du Schmerzen verspürst.“ Sollte ich später noch einmal von jener Krankheit geplagt werden, so solle ich, fügte sie noch hinzu, den Daumen in den Mund stecken und dabei diese und jene Wörter sprechen, die sie mich lehrte. All dem glaubte ich Unglücklicher, doch wurde ich, als ich aus dem Becher getrunken hatte, tatsächlich gesund! Und stets, wenn jene Stelle ctwas zu kränkeln begann, heilte ich sie nach der erhaltenen Instruktion. Andermal wieder hatte ich Fieber, von dem ich mit verschiedenen Arz- neien durch lange Zeit nicht geheilt werden konnte, weil es nach wenigen Tagen immer wieder kam. Die Herrin selbst führte mich da eines Tages vor Sonnenaufgang beim Morgenrot aufs freie Feld und stieg mit mir auf einen Kieselstein. Dann sprach sie etliche Segenssprüche gegen das Fieber, schnitt selbst Rinde von einem Baum und schlang sie mir um den nackten Körper. Drei Tage und Nächte blieb ich so eingebunden, dann warf sie die Rinde und gleichsam mit ihr das Fieber ins Feuer und ich war geheilt. 79
Strana 80
An diesen beiden Krankheiten litt ich [fortan] nicht mehr, bis ich nach der katholischen Belehrung der Beichtväter zu Deventer die weitere An- wendung solcher Mittel zu verachten begann. Von da an bis auf den heutigen Tag haben mich allerdings diese Krankheiten öfter befallen, gerade, als wollten sie den Jahrestag ihres Weggehens feiern. Kap. 5 Durch die Segenswünsche der Mutter hielten wir uns vor Mißsgeschicken auf der Reise geschützt und gelangten zu jenem Gebirge, das Böhmen gleich- sam wie ein Ring von allen Seiten in [einer Breite] von drei bis vier Meilen umgibt. Innerhalb dieser Gebirge, übervoll von Räubern, liegt das Land Böhmen wie ein Nußkern in einer Länge und Breite von dreißig Meilen. Mit geladenen Büchsen zogen wir durchs Gebirge und mein Herr sagte zu mir: „Bleibe dicht hinter mir! Wenn Du zufällig an den Seiten des Weges einen Hinterhalt entdeckst, gib mir schleunigst einen Wink und ob ich fliehe oder stehenbleibe: Du hältst Dich an mich!“ Kurz nachdem wir [ins Gebirge] eingedrungen waren, kamen auch schon Räuber hinterher. Aus Höhlen und Gestrüpp sahen wir sie mit geschwärzten Gesichtern [und als Hirsche getarnt] nach uns spähen und hörten ihre Pfeifsignale, mit denen sie sich gegen uns zusammenriefen. Das hören, flohen wir in tollem Ritt durch ihre Mitte eine Meile weit, daß die Pferde schäumten. Danach ritten wir etwas langsamer um uns abzukühlen. [Bald] erblickten wir einen entgegenkommenden Räuber, der an der rechten Seite ein langes, breites Schwert, an der linken ein kurzes, aber breiteres gegürtet hatte. Auf dem Rücken hatte er unter dem Wehrgehänge eine Doppelaxt [mit einer Spitze] und auf den Schultern einen [Schutzpanzer] mit Helm. Wir schossen auf ihn, bis er wich; da wir aber hörten, wie er mit verschiedenen Pfiffen seine Gefährten herbeirief, gaben wir [den Pferden] ständig die Sporen und galoppierten, was die Pferde hergaben. Kap. 6 Derart flohen wir ein paar Mal, kamen aber doch heil davon und legten den restlichen Weg gut zurück bis zur Hauptstadt des Königreiches, die [die Tschechen] in ihrer Sprache Praha, das heißt „Schwelle“, nennen, kenntlich an der Burg des Königs, in der der heilige Wenzel ruht. [Die Stadt] ist in drei Teile geteilt, zwischen denen die Moldau fließt. Jeder Teil ist vom andern durch eine Mauer getrennt und eine Stadt für sich. Alle drei Teile zusammen aber geben das eine Prag. Es sind dies die Neustadt und die Altstadt, gänzlich von Ketzern bewohnt, und jenseits des Flusses die Kleinseite mit der Burg, von Katholiken bewohnt. Der König, der auch in Ungarn und Mähren herrscht, ist katholisch. Bei einem Gastmahl mit den Ketzern wäre er beinahe ermordet worden, wenn ihn nicht ein ihm treu ergebener [Utraquist] mit einem Brief gewarnt hätte. Die Stadt wurde, nach dem böhmischen Chroniken, kurz nach Abrahams Zeit gegründet, wie Trier und Worms auch, und ist seit der Zeit ein schöner königlicher und bischöflicher Sitz. Die Kleinseite hängt mit dem Hügel zusammen, auf dem die königliche Burg und der große bischöfliche Veitsdom sind. Die Altstadt, auch gröfsere Seite genannt, liegt in der Ebene und ist mit prächtigen Gebäuden wunderbar geschmückt, von denen [der Teynhof?], 80
An diesen beiden Krankheiten litt ich [fortan] nicht mehr, bis ich nach der katholischen Belehrung der Beichtväter zu Deventer die weitere An- wendung solcher Mittel zu verachten begann. Von da an bis auf den heutigen Tag haben mich allerdings diese Krankheiten öfter befallen, gerade, als wollten sie den Jahrestag ihres Weggehens feiern. Kap. 5 Durch die Segenswünsche der Mutter hielten wir uns vor Mißsgeschicken auf der Reise geschützt und gelangten zu jenem Gebirge, das Böhmen gleich- sam wie ein Ring von allen Seiten in [einer Breite] von drei bis vier Meilen umgibt. Innerhalb dieser Gebirge, übervoll von Räubern, liegt das Land Böhmen wie ein Nußkern in einer Länge und Breite von dreißig Meilen. Mit geladenen Büchsen zogen wir durchs Gebirge und mein Herr sagte zu mir: „Bleibe dicht hinter mir! Wenn Du zufällig an den Seiten des Weges einen Hinterhalt entdeckst, gib mir schleunigst einen Wink und ob ich fliehe oder stehenbleibe: Du hältst Dich an mich!“ Kurz nachdem wir [ins Gebirge] eingedrungen waren, kamen auch schon Räuber hinterher. Aus Höhlen und Gestrüpp sahen wir sie mit geschwärzten Gesichtern [und als Hirsche getarnt] nach uns spähen und hörten ihre Pfeifsignale, mit denen sie sich gegen uns zusammenriefen. Das hören, flohen wir in tollem Ritt durch ihre Mitte eine Meile weit, daß die Pferde schäumten. Danach ritten wir etwas langsamer um uns abzukühlen. [Bald] erblickten wir einen entgegenkommenden Räuber, der an der rechten Seite ein langes, breites Schwert, an der linken ein kurzes, aber breiteres gegürtet hatte. Auf dem Rücken hatte er unter dem Wehrgehänge eine Doppelaxt [mit einer Spitze] und auf den Schultern einen [Schutzpanzer] mit Helm. Wir schossen auf ihn, bis er wich; da wir aber hörten, wie er mit verschiedenen Pfiffen seine Gefährten herbeirief, gaben wir [den Pferden] ständig die Sporen und galoppierten, was die Pferde hergaben. Kap. 6 Derart flohen wir ein paar Mal, kamen aber doch heil davon und legten den restlichen Weg gut zurück bis zur Hauptstadt des Königreiches, die [die Tschechen] in ihrer Sprache Praha, das heißt „Schwelle“, nennen, kenntlich an der Burg des Königs, in der der heilige Wenzel ruht. [Die Stadt] ist in drei Teile geteilt, zwischen denen die Moldau fließt. Jeder Teil ist vom andern durch eine Mauer getrennt und eine Stadt für sich. Alle drei Teile zusammen aber geben das eine Prag. Es sind dies die Neustadt und die Altstadt, gänzlich von Ketzern bewohnt, und jenseits des Flusses die Kleinseite mit der Burg, von Katholiken bewohnt. Der König, der auch in Ungarn und Mähren herrscht, ist katholisch. Bei einem Gastmahl mit den Ketzern wäre er beinahe ermordet worden, wenn ihn nicht ein ihm treu ergebener [Utraquist] mit einem Brief gewarnt hätte. Die Stadt wurde, nach dem böhmischen Chroniken, kurz nach Abrahams Zeit gegründet, wie Trier und Worms auch, und ist seit der Zeit ein schöner königlicher und bischöflicher Sitz. Die Kleinseite hängt mit dem Hügel zusammen, auf dem die königliche Burg und der große bischöfliche Veitsdom sind. Die Altstadt, auch gröfsere Seite genannt, liegt in der Ebene und ist mit prächtigen Gebäuden wunderbar geschmückt, von denen [der Teynhof?], 80
Strana 81
der Markt und das grofe Rathaus sowie die Universität [Karolinum], alle von Karl IV. [I.] begründet, gewaltig hervorragen. Durch eine steinerne Brücke mit vierundzwanzig Bogen sind diese beiden Städte verbunden. Die Teile der großsen Seite trennen Mauern und ein tiefer Graben. Der äußsere Teil der beiden, in dem die bekannte Kirche der hl. Katharina und Karl des Großsen liegen, erstreckt sich weit und breit bis zu den Hügeln und heißt die Neustadt. Auf dem dritten Hügel, [dem Vyšehrad], erstreckt sich eine Befestigung, in der sich ein berühmtes Kollegium befindet. Kaр. 7 Einst sagte man dieser Stadt und ihrem Reich höchste Frömmigkeit, Macht und Größse nach. Wie wir lesen, gab es kein Land in Europa, in dem so viele und so prächtige Kirchen standen wie in Böhmen: bisweilen hoch in den Himmel ragende Kirchen, mit Gold und Silber beladene Altäre, die die Reliquien Heiliger enthielten, mit Perlen übersäte Meßgewänder und kostbare Geräte. Große, weite Fenster mit Glasmalereien ließen das Licht nach innen fallen. Aber nicht nur in den Städten, nein, auch in den Dörfern gab es derartiges zu bewundern! Das Kloster Aula regia [Königssaal], in dem die Könige bestattet werden, am Ufer der Moldau gelegen, war von solch einmaliger Pracht. Neben einer Kirche von wunderbarer Architektur befanden sich ein einzigartiges Dor- mitorium sowie andere herrlich erbaute Räume für die Brüder, und ein Kreuzgang, der einen weiten Garten einschloß. An die Wände des Kreuz- ganges waren das Alte und das Neue Testament von Anfang der Genesis bis zur Apokalypse in großen, gut lesbaren Buchstaben geschrieben, doch in welcher Sprache, ob lateinisch oder tschechisch, ist mir nicht gewißs. Man bedient sich zur Bildung des Volkes doch mehr der Landessprache, wenn es auch genügend des Lateins Kundige gibt. Damit alle sie verstehen können, haben sie auch die Heilige Schrift in ihre Sprache [übertragen], von der sie behaupten, sie sei eine von den zweiundsiebzig Sprachen, die bei der Zerstörung des Babylonischen Turmes entstanden. Man sagt, daßs von dort einer namens Böhm in ihr Land gekommen sei und sich da nieder- gelassen habe. Dem ansässigen Volk habe er die Sprache gebracht und nach ihm habe man das Land Böhmen genannt. Die Slaven selbst, d.h. die Wenden, Polen, Litauer und viele andere, leiten ihre Sprachen, die gar nicht sehr voneinander abweichen, von der tschechischen ab. In der einen Sprache werden die Silben länger, in der anderen mehr kurz und unbetont gesprochen. Ahnlich können wir ja auch das Oberdeutsche vom Nieder- deutschen unterscheiden. Kаp. 8 Ich habe Dir zur Probe dieses Kauderwelschs das Gebet des Herrn, samt dem aus dem Evangelium stammenden engelschen Grußs und das apostolische Glaubensbekenntnis in unseren Lettern aufgeschrieben, die aber im Tsche- chischen einen anderen Lautwert besitzen als bei uns. Hüte Dich aber beim Lesen zu lachen! Wir sind das der Ehrfurcht vor der Wahrheit [schuldig], mag sie uns in dieser oder einer anderen Sprache erscheinen. Beim Beten wenden sie die flachen Hände zum Himmel und sprechen [die Gebete] ohne bestimmte Anzahl, also ohne Rosenkranz oder wie wir sagen, ohne Pater 81
der Markt und das grofe Rathaus sowie die Universität [Karolinum], alle von Karl IV. [I.] begründet, gewaltig hervorragen. Durch eine steinerne Brücke mit vierundzwanzig Bogen sind diese beiden Städte verbunden. Die Teile der großsen Seite trennen Mauern und ein tiefer Graben. Der äußsere Teil der beiden, in dem die bekannte Kirche der hl. Katharina und Karl des Großsen liegen, erstreckt sich weit und breit bis zu den Hügeln und heißt die Neustadt. Auf dem dritten Hügel, [dem Vyšehrad], erstreckt sich eine Befestigung, in der sich ein berühmtes Kollegium befindet. Kaр. 7 Einst sagte man dieser Stadt und ihrem Reich höchste Frömmigkeit, Macht und Größse nach. Wie wir lesen, gab es kein Land in Europa, in dem so viele und so prächtige Kirchen standen wie in Böhmen: bisweilen hoch in den Himmel ragende Kirchen, mit Gold und Silber beladene Altäre, die die Reliquien Heiliger enthielten, mit Perlen übersäte Meßgewänder und kostbare Geräte. Große, weite Fenster mit Glasmalereien ließen das Licht nach innen fallen. Aber nicht nur in den Städten, nein, auch in den Dörfern gab es derartiges zu bewundern! Das Kloster Aula regia [Königssaal], in dem die Könige bestattet werden, am Ufer der Moldau gelegen, war von solch einmaliger Pracht. Neben einer Kirche von wunderbarer Architektur befanden sich ein einzigartiges Dor- mitorium sowie andere herrlich erbaute Räume für die Brüder, und ein Kreuzgang, der einen weiten Garten einschloß. An die Wände des Kreuz- ganges waren das Alte und das Neue Testament von Anfang der Genesis bis zur Apokalypse in großen, gut lesbaren Buchstaben geschrieben, doch in welcher Sprache, ob lateinisch oder tschechisch, ist mir nicht gewißs. Man bedient sich zur Bildung des Volkes doch mehr der Landessprache, wenn es auch genügend des Lateins Kundige gibt. Damit alle sie verstehen können, haben sie auch die Heilige Schrift in ihre Sprache [übertragen], von der sie behaupten, sie sei eine von den zweiundsiebzig Sprachen, die bei der Zerstörung des Babylonischen Turmes entstanden. Man sagt, daßs von dort einer namens Böhm in ihr Land gekommen sei und sich da nieder- gelassen habe. Dem ansässigen Volk habe er die Sprache gebracht und nach ihm habe man das Land Böhmen genannt. Die Slaven selbst, d.h. die Wenden, Polen, Litauer und viele andere, leiten ihre Sprachen, die gar nicht sehr voneinander abweichen, von der tschechischen ab. In der einen Sprache werden die Silben länger, in der anderen mehr kurz und unbetont gesprochen. Ahnlich können wir ja auch das Oberdeutsche vom Nieder- deutschen unterscheiden. Kаp. 8 Ich habe Dir zur Probe dieses Kauderwelschs das Gebet des Herrn, samt dem aus dem Evangelium stammenden engelschen Grußs und das apostolische Glaubensbekenntnis in unseren Lettern aufgeschrieben, die aber im Tsche- chischen einen anderen Lautwert besitzen als bei uns. Hüte Dich aber beim Lesen zu lachen! Wir sind das der Ehrfurcht vor der Wahrheit [schuldig], mag sie uns in dieser oder einer anderen Sprache erscheinen. Beim Beten wenden sie die flachen Hände zum Himmel und sprechen [die Gebete] ohne bestimmte Anzahl, also ohne Rosenkranz oder wie wir sagen, ohne Pater 81
Strana 82
noster. Solche, etwa aus Korallen, edlen Steinen oder anderem Material ge- fertigte [Gebetskränze], habe ich nie bei ihnen gesehen. Wie die Andacht es ihnen eingibt, sprechen sie: „Vuotze naz gen zi na nebessich wozwitze meno twy brzyt gralosty twy wut wula twa iaku phnebi daky fzemij klyb naz wesdeizy deyz nam tnes wotpuzt nam naze wynne iakozt ymi wot- puztymi nazy wyndikum ne otwet naz opokuzzenij a swaff naz wot sleye amen.“ Es folgt das Ave Maria: „Strawas zy maria myloz yz buelna Pan wo ztebo Ty sy bozzenana mesy szenamij bozzenanej blott brzzijcha twijo zwateyo jesu christa amen.“ Den letzten Teil, den die Kirche, der sie sich nicht fügen wollen, hinzugefügt hat, beten sie nicht, weil er nicht im Evangelium steht. Nun das Credo, das die Apostel verfaßst haben, danach auch „apostolisch“ genannt wird: „Werzym woha wotze wzemohutzy swo- rzytele newe y wzeme y wyesu christa syna yeho yedeneho pana nazeo gentzy gest potzal duchem swatem narodgylze marya pany turpiel pod pontzkym pilatem wkrzjzowan vmrzeil ij pozrewen stoupil do pekel trezy den wstal z umertweych stoupil na nebessa seed geitz na prawizy o pana wozze wze- moutzio wot dot przide sutgit szyuech y z umertweych Werzym ducha swateo tcyrtew wowetznuo wzech Swateych wopzowaainij wuttpuzsteni herzi- chum zciella zkrzizenyij ij zywot wiezney po smrthij Amen.“ Das ist dieser ungebildeten Tschechen barbarische Sprache, in der vermutlich die gesamte Bibel an den Wänden des vorhin erwähnten Klosters geschrieben stand; gewißs sehr verwunderlich, denn es offenbaren sich darin die alte Andacht und Reinheit des Glaubens, die einst hier blühten. Kap. 9 Diese Gegend nannte man einst wegen des aufrichtigen christlichen Glaubens eine köstliche Blume, die unter allen christlichen Völkern den süßesten Duft ausströmte. Das Unglück wollte es jedoch, daßs dies ins Gegen- teil verkehrt wurde und sie nun gräfslich stinkt. Ach, würde sie doch ihrem früheren Liebreiz wieder ähnlich! In Böhmen gibt es noch ein anderes berühmtes Kloster unseres Ordens. Als einst ein Konversbruder, ein guter, einfacher Mann, die Kühe im Wald hütete, fand er eine Silberblüte, grub sie aus und hing sein Skapulier an einen hohen Baum, um die Stelle wiederzufinden. Danach brachte er das Silber seinem Abt. Der eilte mit seinen Brüdern an jene Stelle, wo er [viel] Silbererz fand und reiche Schätze ausgraben ließ. Nachdem der König davon vernommen hatte, schickte er Leute dahin, die in kurzer Zeit durch die aufgefundene Lagerstätte reich wurden und eine Stadt erbauten. Weil man [das Lager] am Berg an einer aufgehängten Kutte wiedergefunden hatte, wurde die Stadt Kucina Horách, zu deutsch Kuttenberg, genannt. In seiner „Beschreibung Europas“ berichtet Aeneas Sylvius in Kürze von seinen Beobachtungen über Sitte und Brauch, Zustände und Bevöl- kerung, was er in seiner „Geschichte [Böhmens]“ und in einem seiner Dialoge über seine Gesandtschaftsreise nach Böhmen und die dortigen Dis- pute ausführlich dargelegt hat. Er sagt: „Böhmen ist rings von Deutsch- land umschlossen, völlig dem Nordwinde ausgesetzt und grenzt im Osten an Mähren und Schlesien, im Norden an Sachsen und Meißsen, im Westen an das Nürnberger Gebiet. Im Süden grenzt [das Land] an Osterreich und Bayern und ist so von deutschen Stämmen umgeben. Länge und Breite des 82
noster. Solche, etwa aus Korallen, edlen Steinen oder anderem Material ge- fertigte [Gebetskränze], habe ich nie bei ihnen gesehen. Wie die Andacht es ihnen eingibt, sprechen sie: „Vuotze naz gen zi na nebessich wozwitze meno twy brzyt gralosty twy wut wula twa iaku phnebi daky fzemij klyb naz wesdeizy deyz nam tnes wotpuzt nam naze wynne iakozt ymi wot- puztymi nazy wyndikum ne otwet naz opokuzzenij a swaff naz wot sleye amen.“ Es folgt das Ave Maria: „Strawas zy maria myloz yz buelna Pan wo ztebo Ty sy bozzenana mesy szenamij bozzenanej blott brzzijcha twijo zwateyo jesu christa amen.“ Den letzten Teil, den die Kirche, der sie sich nicht fügen wollen, hinzugefügt hat, beten sie nicht, weil er nicht im Evangelium steht. Nun das Credo, das die Apostel verfaßst haben, danach auch „apostolisch“ genannt wird: „Werzym woha wotze wzemohutzy swo- rzytele newe y wzeme y wyesu christa syna yeho yedeneho pana nazeo gentzy gest potzal duchem swatem narodgylze marya pany turpiel pod pontzkym pilatem wkrzjzowan vmrzeil ij pozrewen stoupil do pekel trezy den wstal z umertweych stoupil na nebessa seed geitz na prawizy o pana wozze wze- moutzio wot dot przide sutgit szyuech y z umertweych Werzym ducha swateo tcyrtew wowetznuo wzech Swateych wopzowaainij wuttpuzsteni herzi- chum zciella zkrzizenyij ij zywot wiezney po smrthij Amen.“ Das ist dieser ungebildeten Tschechen barbarische Sprache, in der vermutlich die gesamte Bibel an den Wänden des vorhin erwähnten Klosters geschrieben stand; gewißs sehr verwunderlich, denn es offenbaren sich darin die alte Andacht und Reinheit des Glaubens, die einst hier blühten. Kap. 9 Diese Gegend nannte man einst wegen des aufrichtigen christlichen Glaubens eine köstliche Blume, die unter allen christlichen Völkern den süßesten Duft ausströmte. Das Unglück wollte es jedoch, daßs dies ins Gegen- teil verkehrt wurde und sie nun gräfslich stinkt. Ach, würde sie doch ihrem früheren Liebreiz wieder ähnlich! In Böhmen gibt es noch ein anderes berühmtes Kloster unseres Ordens. Als einst ein Konversbruder, ein guter, einfacher Mann, die Kühe im Wald hütete, fand er eine Silberblüte, grub sie aus und hing sein Skapulier an einen hohen Baum, um die Stelle wiederzufinden. Danach brachte er das Silber seinem Abt. Der eilte mit seinen Brüdern an jene Stelle, wo er [viel] Silbererz fand und reiche Schätze ausgraben ließ. Nachdem der König davon vernommen hatte, schickte er Leute dahin, die in kurzer Zeit durch die aufgefundene Lagerstätte reich wurden und eine Stadt erbauten. Weil man [das Lager] am Berg an einer aufgehängten Kutte wiedergefunden hatte, wurde die Stadt Kucina Horách, zu deutsch Kuttenberg, genannt. In seiner „Beschreibung Europas“ berichtet Aeneas Sylvius in Kürze von seinen Beobachtungen über Sitte und Brauch, Zustände und Bevöl- kerung, was er in seiner „Geschichte [Böhmens]“ und in einem seiner Dialoge über seine Gesandtschaftsreise nach Böhmen und die dortigen Dis- pute ausführlich dargelegt hat. Er sagt: „Böhmen ist rings von Deutsch- land umschlossen, völlig dem Nordwinde ausgesetzt und grenzt im Osten an Mähren und Schlesien, im Norden an Sachsen und Meißsen, im Westen an das Nürnberger Gebiet. Im Süden grenzt [das Land] an Osterreich und Bayern und ist so von deutschen Stämmen umgeben. Länge und Breite des 82
Strana 83
Landes sind einander gleich und betragen ungefähr drei Tagesreisen. Der Hercynische Wald schließt das Land ein. Die Elbe ist der bedeutendste Fluß, der mitten durch [Böhmen] strömt. Andere, ebenfalls bedeutende Flüsse, werden von ihr aufgenommen, wie die Moldau, die Prag durchfließt. In engem, steilem Tal durchbricht die Elbe den Hercynischen Wald, durch- fließt die Provinz Meißsen und mündet bei der sächsischen Stadt Hamburg ins Deutsche Meer. Bedeutende Städte des Königreiches sind neben Prag, der Residenz der böhmischen Könige, Kaaden, Brüx, Schlackenwerth und Kuttenberg mit seinen Silber- und Kupfergruben. Das Gebiet, ganz und gar kalt, hat dennoch Rinder, Wild und Fische. Sein Ackerland ist gut und ergiebig an Getreide. Mancherlei Denkwürdiges hat sich zu unserer Zeit hier zugetragen; viele Schlachten sind geschlagen, viel Blut ist vergossen und Städte sind bis auf die Mauern zerstört worden. Die Ketzerei der Husiten hatte sich erhoben und bald war der Wahnsinn der Adamiten emporgeschossen und die Heere der Taboriten und Waisen wüteten. Zwei Heerführer [waren es], Žižka und Prokop, die das Land verheerten. Johannes [Hus] und Hieronymus [von Prag], die das Volk in die Irre geleitet hatten, wurden bei der großsen Synode in Konstanz schließlich verbrannt. Jakobellus [von Mies], Konrad [von Waldhausen], [Jan] Rokycana und Peter [Payne], auch Englisch [ge- nannt], waren die Fälscher des Evangeliums, wurden aber für Magister der Wahrheit gehalten. Vier Könige, Wenzel (IV), Sigmund, Albrecht (v. Oster- reich) und Ladislaus [Postumus], von dem man glaubt, daßs er von [den Ketzern] vergiftet worden sei, waren nicht imstande, das Ubel auszurotten." Mit all dem stimmen der Bruder Bartholomäus Anglicus in seinem 15. Buch über die Eigentümlichkeiten der Dinge, Jakobus von Bergamo wie auch alle anderen Historiker und Chronisten überein. Kap. 10 Das tschechische Volk ist von grobem Schlag und ifst gerne gut gewürzte Speisen. Man pflegt ja im Sprichwort zu sagen, daßs in Böhmen ein Schwein in einem Jahr mehr Safran frißst, als ein Mensch in Deutschland zeitlebens. Selten hat das gewöhnliche Volk des Mittags oder Abends weniger als vier Ge- richte; im Sommer außerdem noch zum Frühstück Knödel mit frischen Eiern in Butter und Käse, zur Vesper wie zum Nachtmahl Käse mit Brot und Milch. In grobes, einfaches Tuch gekleidet, pflegen sie die Füße mit Lappen oder Fell zu umwickeln, die unter dem Knie von einer Strohbinde gehalten werden, ohne so Schuhe oder Stiefel zu tragen, die sie selten benützen. Winters haben sie Pelzmäntel und weite Gewänder mit Kapuzen an, die bis zum Gürtel reichen, denn das Land ist bekanntlich recht kalt. Ihre Häuser sind aus Tannenbalken gefügt und haben einen steinernen Ofen, so groß wie ein Backofen, in dem auch die Speisen gekocht werden. Wird der Ofen morgens angeheizt, so gehen alle wegen des Qualmes, der das ganze Haus erfüllt, hinaus, und erst wenn das Holz ganz verbrannt und der Rauch durch Fenster und Türen abgezogen ist, kann man den Tag über im Haus bleiben. Zur Beleuchtung verwendet man auf dem Lande Kienspäne, die abends in einen mitten in der Stube hängenden Halter gesteckt werden. Mit großer Sorgfalt pflegen sie das Kopfhaar, das den Männern, kunstvoll gepflegt und gewellt, bis an den Gürtel, den Frauen aber glatt, wie ich es 83
Landes sind einander gleich und betragen ungefähr drei Tagesreisen. Der Hercynische Wald schließt das Land ein. Die Elbe ist der bedeutendste Fluß, der mitten durch [Böhmen] strömt. Andere, ebenfalls bedeutende Flüsse, werden von ihr aufgenommen, wie die Moldau, die Prag durchfließt. In engem, steilem Tal durchbricht die Elbe den Hercynischen Wald, durch- fließt die Provinz Meißsen und mündet bei der sächsischen Stadt Hamburg ins Deutsche Meer. Bedeutende Städte des Königreiches sind neben Prag, der Residenz der böhmischen Könige, Kaaden, Brüx, Schlackenwerth und Kuttenberg mit seinen Silber- und Kupfergruben. Das Gebiet, ganz und gar kalt, hat dennoch Rinder, Wild und Fische. Sein Ackerland ist gut und ergiebig an Getreide. Mancherlei Denkwürdiges hat sich zu unserer Zeit hier zugetragen; viele Schlachten sind geschlagen, viel Blut ist vergossen und Städte sind bis auf die Mauern zerstört worden. Die Ketzerei der Husiten hatte sich erhoben und bald war der Wahnsinn der Adamiten emporgeschossen und die Heere der Taboriten und Waisen wüteten. Zwei Heerführer [waren es], Žižka und Prokop, die das Land verheerten. Johannes [Hus] und Hieronymus [von Prag], die das Volk in die Irre geleitet hatten, wurden bei der großsen Synode in Konstanz schließlich verbrannt. Jakobellus [von Mies], Konrad [von Waldhausen], [Jan] Rokycana und Peter [Payne], auch Englisch [ge- nannt], waren die Fälscher des Evangeliums, wurden aber für Magister der Wahrheit gehalten. Vier Könige, Wenzel (IV), Sigmund, Albrecht (v. Oster- reich) und Ladislaus [Postumus], von dem man glaubt, daßs er von [den Ketzern] vergiftet worden sei, waren nicht imstande, das Ubel auszurotten." Mit all dem stimmen der Bruder Bartholomäus Anglicus in seinem 15. Buch über die Eigentümlichkeiten der Dinge, Jakobus von Bergamo wie auch alle anderen Historiker und Chronisten überein. Kap. 10 Das tschechische Volk ist von grobem Schlag und ifst gerne gut gewürzte Speisen. Man pflegt ja im Sprichwort zu sagen, daßs in Böhmen ein Schwein in einem Jahr mehr Safran frißst, als ein Mensch in Deutschland zeitlebens. Selten hat das gewöhnliche Volk des Mittags oder Abends weniger als vier Ge- richte; im Sommer außerdem noch zum Frühstück Knödel mit frischen Eiern in Butter und Käse, zur Vesper wie zum Nachtmahl Käse mit Brot und Milch. In grobes, einfaches Tuch gekleidet, pflegen sie die Füße mit Lappen oder Fell zu umwickeln, die unter dem Knie von einer Strohbinde gehalten werden, ohne so Schuhe oder Stiefel zu tragen, die sie selten benützen. Winters haben sie Pelzmäntel und weite Gewänder mit Kapuzen an, die bis zum Gürtel reichen, denn das Land ist bekanntlich recht kalt. Ihre Häuser sind aus Tannenbalken gefügt und haben einen steinernen Ofen, so groß wie ein Backofen, in dem auch die Speisen gekocht werden. Wird der Ofen morgens angeheizt, so gehen alle wegen des Qualmes, der das ganze Haus erfüllt, hinaus, und erst wenn das Holz ganz verbrannt und der Rauch durch Fenster und Türen abgezogen ist, kann man den Tag über im Haus bleiben. Zur Beleuchtung verwendet man auf dem Lande Kienspäne, die abends in einen mitten in der Stube hängenden Halter gesteckt werden. Mit großer Sorgfalt pflegen sie das Kopfhaar, das den Männern, kunstvoll gepflegt und gewellt, bis an den Gürtel, den Frauen aber glatt, wie ich es 83
Strana 84
ja selbst auch sah, meist bis zu den Waden oder Knöcheln reicht. Mit Hemden, Binden, Hals- und Brusttüchern treiben sie viel Aufwand und verwenden gern ein aus Seide und Gold gewebtes Mischtuch, das sie sich vorbinden. Die Jugend besieht sich [darin] oft und hält sich dann für etwas. Kaр. 11 Während der großsen Fastenzeit und an allen Freitagen des ganzen Jahres enthalten sich [die Tschechen] der Milchspeisen. Deshalb bildete sich bei uns das Sprichwort: „Ein Tscheche wagt eher ein Roß aus dem Stall zu stehlen, als am Freitag ein Ei zu essen.“ Während der Arbeit pflegen sie einfache Getränke zu sich zu nehmen, obwohl es verschiedene Biere gibt, die allerdings nur in den Städten gebraut werden. Bei den größeren Städten wird auch Wein gebaut, der recht teuer verkauft wird, während bessere Weine aus Ungarn und anderen Gegenden in großen Mengen eingeführt werden. Abgesehen von Salz, das sie gegen eigene Erzeugnisse eintauschen, haben sie alle lebensnotwendigen Produkte. Die Juden, die zumeist in den Städten wohnen, verachtet und verlacht man ebenso wie bei uns. Wie auch Sylvius bezeugt, gibt es bei ihnen allerlei Arten von ketzerischen Sekten, besonders in der Stadt Tabor. Die Reicheren sind meist so dick wie Epi- kuräer, sodaß sie den Leib in einer am Hals befestigten Binde tragen müs- sen. Die Männer sind kernig, vierschrötig und muskulös, die Frauen fleischig und vollschlank und schmücken sich mit hochgeschlossenen Kleidern; die Kleiderärmel sind weit und reichen nur bis zum Ellbogen, während die vorn gefälteten Hemdärmel wie bei den Männern mit Seide besetzt sind und bis an das Handgelenk reichen. Kар. 12 Das Volk scheint außerdem, wie das Land, das sehr fruchtbar ist, recht sinnenfreudig zu sein. So das Landvolk meist dann, wenn es sich mit Speise und Trank eine frohe Stunde macht. Wenn Landleute und Bauern zur Stadt kommen und vom Altbier wie dem Weißbrot, das Keilkuchen genannt wird, genossen haben, ist das besonders zu bemerken. Wenn sie nämlich zum Markt kommen, gehen sie nach Erledigung ihrer Geschäfte ins Wirtshaus. Dort sitzen sie, die Hände voller Keilkuchen und spülen das Weißsbrot mit einigen Krügen Bier hinab. Sind sie dann satt geworden, so beginnen sie vor sich hinzusummen. Erblicken sie aber ein Frauenzimmer, dann geben sic recht wunderliche und unverschäumte Laute von sich, gerade, als ob ein Hengst die Stute anwieherte. Das tun gewöhnlich nicht etwa nur betrunkene Bauern, auch vornehme Leute, Adelige und Ritter, [benehmen sich so]. Als einstmals mein Herr den Dienst bei einem Grafen quittieren wollte, heischte er um Schadenersatz für die lahmenden Pferde, doch weigerte sich der Graf und antwortete unwirsch: „Es liegt nicht an mir, daß Du Deine Pferde durch Galoppieren und Springen vor den Frauen und Mädchen rui- niert hast. Dies geschah nicht auf meinen Befehl und zu meinem Besten, sondern Du hast es vielmehr aus törichtem Ubermut, um den Frauen zu ge- fallen, ohne Befehl getan.“ Und das stimmte; denn wenn wir mit dem Grafen an einer Burg, einer Veste oder einem Hofe vorbeiritten, in denen Mädchen oder Frauen zu vermuten waren, so stürmten wir wie toll im Galopp mit tollkühnen Sprüngen über Gräben und Zäune, so lange der Ort zu sehen war, 84
ja selbst auch sah, meist bis zu den Waden oder Knöcheln reicht. Mit Hemden, Binden, Hals- und Brusttüchern treiben sie viel Aufwand und verwenden gern ein aus Seide und Gold gewebtes Mischtuch, das sie sich vorbinden. Die Jugend besieht sich [darin] oft und hält sich dann für etwas. Kaр. 11 Während der großsen Fastenzeit und an allen Freitagen des ganzen Jahres enthalten sich [die Tschechen] der Milchspeisen. Deshalb bildete sich bei uns das Sprichwort: „Ein Tscheche wagt eher ein Roß aus dem Stall zu stehlen, als am Freitag ein Ei zu essen.“ Während der Arbeit pflegen sie einfache Getränke zu sich zu nehmen, obwohl es verschiedene Biere gibt, die allerdings nur in den Städten gebraut werden. Bei den größeren Städten wird auch Wein gebaut, der recht teuer verkauft wird, während bessere Weine aus Ungarn und anderen Gegenden in großen Mengen eingeführt werden. Abgesehen von Salz, das sie gegen eigene Erzeugnisse eintauschen, haben sie alle lebensnotwendigen Produkte. Die Juden, die zumeist in den Städten wohnen, verachtet und verlacht man ebenso wie bei uns. Wie auch Sylvius bezeugt, gibt es bei ihnen allerlei Arten von ketzerischen Sekten, besonders in der Stadt Tabor. Die Reicheren sind meist so dick wie Epi- kuräer, sodaß sie den Leib in einer am Hals befestigten Binde tragen müs- sen. Die Männer sind kernig, vierschrötig und muskulös, die Frauen fleischig und vollschlank und schmücken sich mit hochgeschlossenen Kleidern; die Kleiderärmel sind weit und reichen nur bis zum Ellbogen, während die vorn gefälteten Hemdärmel wie bei den Männern mit Seide besetzt sind und bis an das Handgelenk reichen. Kар. 12 Das Volk scheint außerdem, wie das Land, das sehr fruchtbar ist, recht sinnenfreudig zu sein. So das Landvolk meist dann, wenn es sich mit Speise und Trank eine frohe Stunde macht. Wenn Landleute und Bauern zur Stadt kommen und vom Altbier wie dem Weißbrot, das Keilkuchen genannt wird, genossen haben, ist das besonders zu bemerken. Wenn sie nämlich zum Markt kommen, gehen sie nach Erledigung ihrer Geschäfte ins Wirtshaus. Dort sitzen sie, die Hände voller Keilkuchen und spülen das Weißsbrot mit einigen Krügen Bier hinab. Sind sie dann satt geworden, so beginnen sie vor sich hinzusummen. Erblicken sie aber ein Frauenzimmer, dann geben sic recht wunderliche und unverschäumte Laute von sich, gerade, als ob ein Hengst die Stute anwieherte. Das tun gewöhnlich nicht etwa nur betrunkene Bauern, auch vornehme Leute, Adelige und Ritter, [benehmen sich so]. Als einstmals mein Herr den Dienst bei einem Grafen quittieren wollte, heischte er um Schadenersatz für die lahmenden Pferde, doch weigerte sich der Graf und antwortete unwirsch: „Es liegt nicht an mir, daß Du Deine Pferde durch Galoppieren und Springen vor den Frauen und Mädchen rui- niert hast. Dies geschah nicht auf meinen Befehl und zu meinem Besten, sondern Du hast es vielmehr aus törichtem Ubermut, um den Frauen zu ge- fallen, ohne Befehl getan.“ Und das stimmte; denn wenn wir mit dem Grafen an einer Burg, einer Veste oder einem Hofe vorbeiritten, in denen Mädchen oder Frauen zu vermuten waren, so stürmten wir wie toll im Galopp mit tollkühnen Sprüngen über Gräben und Zäune, so lange der Ort zu sehen war, 84
Strana 85
wobei wir Hände und Arme über dem Kopf zusammenschlugen und „jii jii heya hoya hossa hossa, o milá pěkná krásná panna“ johlten. Solch Geschrei pflegten die Höflinge ihren Angebeteten darzubringen. Die Mädchen aber lachen über solche Torheiten und provozieren sie. Sind nur zwei oder drei in der [Burg] anwesend, so stellen sie weißse Kissen an die Fenster, um [die Reiter] glauben zu machen, es währen mehrere, die ihnen zuschauen. O Torheit der Männer, und o niederträchtiger Spott und Trug der Weiber ! Wen schon hielten die Weiber nicht zum Besten und betrogen ihn nicht? Kap. 13 Ich kannte da einen Grafen, ein guter Christ, wie man sagte, der eine vornehme Jungfrau liebte, die jedoch auch von einem anderen böhmischen Kleinadeligen geliebt wurde. Haß und Eifersucht ließen [den Grafen] Ehre und Würde vergessen und um der Liebe der Jungfrau willen den anderen zum Zweikampf fordern. Nachdem beider Pferde gefallen waren, wurde der Kampf zu Fußs mit Schwertern fortgesetzt. Obwohl [der Geforderte] von kleinerer Statur war, unterlag der Graf doch und man kann dazu wohl sagen: „Großse Kraft herrschte in dem kleinen Körper". Da [der Graf] sich nicht ergeben wollte, wurde er erschlagen. Oh, Elend über Elend durch die Weiber, sage ich [Dir]! Um so dümmer, wer sich an die Zügel der Liebe nehmen läßt; und wem [erst einmal] die Liebe zu gefallen beginnt, der ist bald soweit, denn wer liebt, entbehrt der Vernunft, einer Richtschnur und des Maßses; in der Liebe erleidet er nur bitteren Schmerz. Nun glaube aber nicht, daßs solche Torheiten bei Hofleuten und Vornehmen Sitte wären. Als treuer Diener müßste ich die Adeligen vielmehr in Schutz nehmen und loben als sie anklagen und tadeln, denn immerhin afs ich fünf Jahre lang ihr Brot: diese Torheiten [kommen doch] mehr bei Bauern und Landleuten vor. Das Schreien und Gröhlen von Liedern ist in Städten wie Dörfern und Burgen zu hören, besonders aber nachts und im Winter. Manchmal aber ist das so entsetzlich zu hören, daßs bei uns das Volk mit den Waffen herbei- liefe, erhöbe sich da ähnliches Geschrei. Dort merkt jedoch niemand darauf, denn es ist allgemeine Gewohnheit der Jugend. Die Bauern sind, wie schon gesagt, starke Esser, und wenn sie in die Stadt kommen, stopfen sie sich die Backen und den Bauch voll, als würden sie Würste stopfen. Du würdest lachen, so ein Essen! Es ist wunderlich wahr- zunehmen, wie sie sogar auf der Straßse den Keilkuchen schnabulieren und reden, und wie beim Sprechen die Brösel herabfallen. Im Trinken aber, um bei der Wahrheit zu bleiben, sind sie viel anständiger und zurückhaltender als die Menschen an der Küste, wo selbst Frauen, wie man es vor allem in Holland behauptet, drei bis vier [Krüge], auch ein kleines Fasserl Bier, das mit Butter gemischt ist, pro Tag oder auch während eines halben Tages auszutrinken pflegen. Mit diesem Qantum könnte ich in Böhmen gewiß zehn [Menschen] eine Woche lang laben. Es ist schon ein Unding, die Trunksucht und Versoffenheit bei einem Weib. Kap. 14 Unsere Sitte des Zutrinkens kennt man bei ihnen nicht; jeder trinkt soviel er mag und keiner wartet auf den anderen. [In Böhmen] gibt es ein ff. Bier, 85
wobei wir Hände und Arme über dem Kopf zusammenschlugen und „jii jii heya hoya hossa hossa, o milá pěkná krásná panna“ johlten. Solch Geschrei pflegten die Höflinge ihren Angebeteten darzubringen. Die Mädchen aber lachen über solche Torheiten und provozieren sie. Sind nur zwei oder drei in der [Burg] anwesend, so stellen sie weißse Kissen an die Fenster, um [die Reiter] glauben zu machen, es währen mehrere, die ihnen zuschauen. O Torheit der Männer, und o niederträchtiger Spott und Trug der Weiber ! Wen schon hielten die Weiber nicht zum Besten und betrogen ihn nicht? Kap. 13 Ich kannte da einen Grafen, ein guter Christ, wie man sagte, der eine vornehme Jungfrau liebte, die jedoch auch von einem anderen böhmischen Kleinadeligen geliebt wurde. Haß und Eifersucht ließen [den Grafen] Ehre und Würde vergessen und um der Liebe der Jungfrau willen den anderen zum Zweikampf fordern. Nachdem beider Pferde gefallen waren, wurde der Kampf zu Fußs mit Schwertern fortgesetzt. Obwohl [der Geforderte] von kleinerer Statur war, unterlag der Graf doch und man kann dazu wohl sagen: „Großse Kraft herrschte in dem kleinen Körper". Da [der Graf] sich nicht ergeben wollte, wurde er erschlagen. Oh, Elend über Elend durch die Weiber, sage ich [Dir]! Um so dümmer, wer sich an die Zügel der Liebe nehmen läßt; und wem [erst einmal] die Liebe zu gefallen beginnt, der ist bald soweit, denn wer liebt, entbehrt der Vernunft, einer Richtschnur und des Maßses; in der Liebe erleidet er nur bitteren Schmerz. Nun glaube aber nicht, daßs solche Torheiten bei Hofleuten und Vornehmen Sitte wären. Als treuer Diener müßste ich die Adeligen vielmehr in Schutz nehmen und loben als sie anklagen und tadeln, denn immerhin afs ich fünf Jahre lang ihr Brot: diese Torheiten [kommen doch] mehr bei Bauern und Landleuten vor. Das Schreien und Gröhlen von Liedern ist in Städten wie Dörfern und Burgen zu hören, besonders aber nachts und im Winter. Manchmal aber ist das so entsetzlich zu hören, daßs bei uns das Volk mit den Waffen herbei- liefe, erhöbe sich da ähnliches Geschrei. Dort merkt jedoch niemand darauf, denn es ist allgemeine Gewohnheit der Jugend. Die Bauern sind, wie schon gesagt, starke Esser, und wenn sie in die Stadt kommen, stopfen sie sich die Backen und den Bauch voll, als würden sie Würste stopfen. Du würdest lachen, so ein Essen! Es ist wunderlich wahr- zunehmen, wie sie sogar auf der Straßse den Keilkuchen schnabulieren und reden, und wie beim Sprechen die Brösel herabfallen. Im Trinken aber, um bei der Wahrheit zu bleiben, sind sie viel anständiger und zurückhaltender als die Menschen an der Küste, wo selbst Frauen, wie man es vor allem in Holland behauptet, drei bis vier [Krüge], auch ein kleines Fasserl Bier, das mit Butter gemischt ist, pro Tag oder auch während eines halben Tages auszutrinken pflegen. Mit diesem Qantum könnte ich in Böhmen gewiß zehn [Menschen] eine Woche lang laben. Es ist schon ein Unding, die Trunksucht und Versoffenheit bei einem Weib. Kap. 14 Unsere Sitte des Zutrinkens kennt man bei ihnen nicht; jeder trinkt soviel er mag und keiner wartet auf den anderen. [In Böhmen] gibt es ein ff. Bier, 85
Strana 86
Altbier genannt, das so dick ist, daßs man damit etwas zusammenleimen könnte. Zu meiner Zeit wurde da gerade ein Keller renoviert, der vor dreißig Jahren eingestürzt war. Zwei Klumpen Bier fand man da in ihrer eigenen Haut, ohne Faßs! Und als [die Haut] wie Holz angebohrt wurde, zapfte man ein so gutes Bier, daßs kein Mensch behaupten konnte, je so etwas getrunken zu haben. Derartige Dinge habe ich in Böhmen mehr be- obachtet als Religiöses und Geistliches, zumal ich doch mehr mit Bauern und Burgbewohnern in den Wäldern und auf dem Lande lebte, wo kein Gottes- dienst gehalten wurde. Einmal im Jahr allerdings, zum Gründonnerstag, sah ich einen herbeigerufenen Priester auf der Burg, der in einer Stube an einem Tisch die Messe las und den durch die Beichte Vorbereiteten die Kommunion unter beiderlei Gestalt reichte. Darüber lachte ich und da ich es für ketze- risch hielt und man mich nicht dazu zwang, machte ich nicht mit, denn ich fürchtete sehr, bei der Rückkehr von unseren Priestern keine Absolution zu bekommen. Dies hielt ich ihnen immer entgegen, wenn sie mich zu ihrer Kommunion einluden und es war auch der Grund, weshalb ich während meines Aufenthaltes von fünf Jahren weder gebeichtet noch kommuniziert habe. Mich beruhigte dabei das Beispiel derer, die fünfzehn oder zwanzig Jahre ohne Beichte und Kommunion geblieben waren. Viele von ihnen halten sich nämlich für die besten Christen, verschmähen und verletzen unsere Ge- bräuche und verachten uns als schlechte Christen. Nach Gottes Gebot be- gehen sie die Sonntage feierlich und halten auch die Feiertage einiger weniger Heiliger. Nur selten hörte ich sie für die Verstorbenen beten. Kleine Kinder und Toren sah ich kommunizieren. Geweihtes Wasser oder Salz sah ich nirgends. Allen möglichen Aberglauben, der erdacht oder sonst gefunden werden kann, gibt es bei ihnen. Uber ihren Gottesdienst kann ich Dir nichts berichten, da ich nichts Sicheres darüber weiß, außer, daß ich sie Teile der Messe, nämlich Epistel, Evangelium, Credo und anderes, was das Volk kennen muß, in ihrer Sprache singen hörte. Hartmann Schedel teilt in seiner Chronik in Kürze mit, welche ihrer Artikel vom reinen Christenglauben ab- weichen. Einiges sei hieraus zitiert. Ob es [natürlich] jetzt noch so bei ihnen gepflogen wird, oder damals so war, als ich bei ihnen weilte, weiß ich nicht gewißs. Ich habe [nämlich] aus Angst nicht neugierig geforscht und sie sorg- ten auch dafür, daß ich keine Kunde von ihren Glaubenssätzen erhalten habe. Alle Artikel ihrer Ketzerei sollen sie den Kommentaren eines gewissen Engländers Johannes Wikleff entnommen haben, zu denen die des Johannes Hus, des Hieronymus von Prag, des Jan Rokycan und anderer dazukamen. Auch ein gewisser Peter von Dresden und der Prämonstratensermönch Jo- hannes haben neue Irrtümer erfunden und den leichtgläubigen Völkern zu ihrer Verderbnis beigebracht. Johannes Hus und Hieronymus von Prag wurden auf dem Konzil zu Konstanz verbrannt. Wie Poggius schreibt, der dort anwesend war, blieben beide fest bei ihrer Meinung und von keinem [anderen] Philosophen ist anzunehmen, daß er so leicht in den Tod gegangen ist. Hieronymus aber war [auch] ein erstaunlicher Redner. Deshalb sollen die Tschechen beide wie Heilige verehren. Die Grund- oder Lehrsätze ihrer verruchten Ketzerei sind: der Römische Bischof sei allen anderen Bischöfen gleich; ein Fegefeuer gäbe es nirgend; es sei nichtig, für die Verstorbenen zu beten, [nur] eine Erfindung priesterlicher Habgier; die Bilder Gottes und der Heiligen seien zu zerstören und die Bettelorden von bösen Geistern 86
Altbier genannt, das so dick ist, daßs man damit etwas zusammenleimen könnte. Zu meiner Zeit wurde da gerade ein Keller renoviert, der vor dreißig Jahren eingestürzt war. Zwei Klumpen Bier fand man da in ihrer eigenen Haut, ohne Faßs! Und als [die Haut] wie Holz angebohrt wurde, zapfte man ein so gutes Bier, daßs kein Mensch behaupten konnte, je so etwas getrunken zu haben. Derartige Dinge habe ich in Böhmen mehr be- obachtet als Religiöses und Geistliches, zumal ich doch mehr mit Bauern und Burgbewohnern in den Wäldern und auf dem Lande lebte, wo kein Gottes- dienst gehalten wurde. Einmal im Jahr allerdings, zum Gründonnerstag, sah ich einen herbeigerufenen Priester auf der Burg, der in einer Stube an einem Tisch die Messe las und den durch die Beichte Vorbereiteten die Kommunion unter beiderlei Gestalt reichte. Darüber lachte ich und da ich es für ketze- risch hielt und man mich nicht dazu zwang, machte ich nicht mit, denn ich fürchtete sehr, bei der Rückkehr von unseren Priestern keine Absolution zu bekommen. Dies hielt ich ihnen immer entgegen, wenn sie mich zu ihrer Kommunion einluden und es war auch der Grund, weshalb ich während meines Aufenthaltes von fünf Jahren weder gebeichtet noch kommuniziert habe. Mich beruhigte dabei das Beispiel derer, die fünfzehn oder zwanzig Jahre ohne Beichte und Kommunion geblieben waren. Viele von ihnen halten sich nämlich für die besten Christen, verschmähen und verletzen unsere Ge- bräuche und verachten uns als schlechte Christen. Nach Gottes Gebot be- gehen sie die Sonntage feierlich und halten auch die Feiertage einiger weniger Heiliger. Nur selten hörte ich sie für die Verstorbenen beten. Kleine Kinder und Toren sah ich kommunizieren. Geweihtes Wasser oder Salz sah ich nirgends. Allen möglichen Aberglauben, der erdacht oder sonst gefunden werden kann, gibt es bei ihnen. Uber ihren Gottesdienst kann ich Dir nichts berichten, da ich nichts Sicheres darüber weiß, außer, daß ich sie Teile der Messe, nämlich Epistel, Evangelium, Credo und anderes, was das Volk kennen muß, in ihrer Sprache singen hörte. Hartmann Schedel teilt in seiner Chronik in Kürze mit, welche ihrer Artikel vom reinen Christenglauben ab- weichen. Einiges sei hieraus zitiert. Ob es [natürlich] jetzt noch so bei ihnen gepflogen wird, oder damals so war, als ich bei ihnen weilte, weiß ich nicht gewißs. Ich habe [nämlich] aus Angst nicht neugierig geforscht und sie sorg- ten auch dafür, daß ich keine Kunde von ihren Glaubenssätzen erhalten habe. Alle Artikel ihrer Ketzerei sollen sie den Kommentaren eines gewissen Engländers Johannes Wikleff entnommen haben, zu denen die des Johannes Hus, des Hieronymus von Prag, des Jan Rokycan und anderer dazukamen. Auch ein gewisser Peter von Dresden und der Prämonstratensermönch Jo- hannes haben neue Irrtümer erfunden und den leichtgläubigen Völkern zu ihrer Verderbnis beigebracht. Johannes Hus und Hieronymus von Prag wurden auf dem Konzil zu Konstanz verbrannt. Wie Poggius schreibt, der dort anwesend war, blieben beide fest bei ihrer Meinung und von keinem [anderen] Philosophen ist anzunehmen, daß er so leicht in den Tod gegangen ist. Hieronymus aber war [auch] ein erstaunlicher Redner. Deshalb sollen die Tschechen beide wie Heilige verehren. Die Grund- oder Lehrsätze ihrer verruchten Ketzerei sind: der Römische Bischof sei allen anderen Bischöfen gleich; ein Fegefeuer gäbe es nirgend; es sei nichtig, für die Verstorbenen zu beten, [nur] eine Erfindung priesterlicher Habgier; die Bilder Gottes und der Heiligen seien zu zerstören und die Bettelorden von bösen Geistern 86
Strana 87
erfunden; die Priester müßten arm sein und sich von Almosen erhalten; die Ohrenbeichte sei eine Posse, [denn] es genüge, wenn jeder Gott seine Sün- den im Zimmer bekenne; Friedhöfe seien eitler Brauch; der Priester dürfe an jedem Ort den heiligen Leib Christi wandeln; die Stundengebete seien reine Zeitverschwendung; unnütz seien die von der Kirche eingesetzten Fasten. Zu diesen verkünden sie noch sehr viele andere Irrtümer. Kap. 15 Dies alles wäre schon längst zu uns gedrungen, weil der Pastor von Ober- wesel, Professor der Theologie, der von einem aus Aachen nach Böhmen zurückkehrenden Tschechen mitgenommen worden und dort von deren Leh- ren, die er in seine zahlreichen, veröffentlichten Bücher aufgenommen hatte, angesteckt worden war. Er mußste in Mainz widerrufen und seine Bücher öffentlich verbrennen. Er selbst hatte einige Artikel hervorgebracht, die dem Glauben und der römischen Kirche entgegenstanden. Einer davon war der, daß der heilige Petrus die Fasten eingesetzt habe, weil er Fischer war und so seine Fische schneller und teurer hätte verkaufen können. In Böhmen gibt es eine Stadt, Tabor mit Namen, in der allerlei Arten von Ketzern bei- sammen sein sollen, über die Aeneas Sylvius in seinem Dialog vieles berichtet [und] unter anderem folgende Irrtümer aufzählt: Sie wollen weder den Primat des Papstes noch die Kirche als Oberhaupt anerkennen; der Klerus soll besitzlos sein; das Fegefeuer leugnen sie; alle Gemälde verschmähen sie; den Sterblichen nütze die Fürbitte der bereits mit Christus herrschenden Heiligen nichts; außser Ostern und den Sonntagen halten sie keine Festtage; Kindern und Narren geben sie das Sakrament des Altars in Gestalt des Bro- tes und des Weines; opfern sie, so sprechen sie in der Tat nur die Gebete des Herrn und die Worte zur Wandlung; weder ändern sie die Kleider, noch legen sie den Ornat an; einige behaupten auch fest, der Leib Christi sei nicht im Sakrament des Altares, sondern es sei nur eine Darstellung davon; von den Sakramenten der Kirche übernahmen sie die Taufe, die Eucharistie, die Ehe und die Priesterweihe; von der Buße halten sie wenig, von der Fir- mung und der letzten Olung [gar] nichts; sie sind größfte Feinde der Orden und behaupten, es seien Erfindungen des Teufels; zur Taufe nehmen sie Flußswasser; weder Wasser noch Salz wird geweiht; sie haben keine ge- weihten Friedhöfe und begraben die Leichen, wie sie es verdienen, auf dem Feld, gleich dem Vieh; die Kirchenweihe verlachen sie und feiern das Sakrament an jedem beliebigen Ort; ihre größte Sorge ist das Hören der Predigt: wenn darin einer gleichgültig und träge ist oder in der Zeit der Predigt ein Geschäft [tätigt] oder ein Spiel macht, wird er mit Ruten ge- peitscht und zum Eintritt gezwungen, um Gottes Wort zu hören; sie haben ein Holzhaus, einer Scheuer gleich, das sie Tempel nennen und in dem die Priester predigen und täglich das Gesetz auslegen; nur einen Altar haben sie, [und] der ist weder geweiht, noch soll er es werden; die Priester tragen auch keine Tonsur und scheren den Bart nicht. Soweit Aeneas Sylvius. [Von der Ubertragung des letzten Teils des Kapitels wurde Abstand ge- nommen]. 87
erfunden; die Priester müßten arm sein und sich von Almosen erhalten; die Ohrenbeichte sei eine Posse, [denn] es genüge, wenn jeder Gott seine Sün- den im Zimmer bekenne; Friedhöfe seien eitler Brauch; der Priester dürfe an jedem Ort den heiligen Leib Christi wandeln; die Stundengebete seien reine Zeitverschwendung; unnütz seien die von der Kirche eingesetzten Fasten. Zu diesen verkünden sie noch sehr viele andere Irrtümer. Kap. 15 Dies alles wäre schon längst zu uns gedrungen, weil der Pastor von Ober- wesel, Professor der Theologie, der von einem aus Aachen nach Böhmen zurückkehrenden Tschechen mitgenommen worden und dort von deren Leh- ren, die er in seine zahlreichen, veröffentlichten Bücher aufgenommen hatte, angesteckt worden war. Er mußste in Mainz widerrufen und seine Bücher öffentlich verbrennen. Er selbst hatte einige Artikel hervorgebracht, die dem Glauben und der römischen Kirche entgegenstanden. Einer davon war der, daß der heilige Petrus die Fasten eingesetzt habe, weil er Fischer war und so seine Fische schneller und teurer hätte verkaufen können. In Böhmen gibt es eine Stadt, Tabor mit Namen, in der allerlei Arten von Ketzern bei- sammen sein sollen, über die Aeneas Sylvius in seinem Dialog vieles berichtet [und] unter anderem folgende Irrtümer aufzählt: Sie wollen weder den Primat des Papstes noch die Kirche als Oberhaupt anerkennen; der Klerus soll besitzlos sein; das Fegefeuer leugnen sie; alle Gemälde verschmähen sie; den Sterblichen nütze die Fürbitte der bereits mit Christus herrschenden Heiligen nichts; außser Ostern und den Sonntagen halten sie keine Festtage; Kindern und Narren geben sie das Sakrament des Altars in Gestalt des Bro- tes und des Weines; opfern sie, so sprechen sie in der Tat nur die Gebete des Herrn und die Worte zur Wandlung; weder ändern sie die Kleider, noch legen sie den Ornat an; einige behaupten auch fest, der Leib Christi sei nicht im Sakrament des Altares, sondern es sei nur eine Darstellung davon; von den Sakramenten der Kirche übernahmen sie die Taufe, die Eucharistie, die Ehe und die Priesterweihe; von der Buße halten sie wenig, von der Fir- mung und der letzten Olung [gar] nichts; sie sind größfte Feinde der Orden und behaupten, es seien Erfindungen des Teufels; zur Taufe nehmen sie Flußswasser; weder Wasser noch Salz wird geweiht; sie haben keine ge- weihten Friedhöfe und begraben die Leichen, wie sie es verdienen, auf dem Feld, gleich dem Vieh; die Kirchenweihe verlachen sie und feiern das Sakrament an jedem beliebigen Ort; ihre größte Sorge ist das Hören der Predigt: wenn darin einer gleichgültig und träge ist oder in der Zeit der Predigt ein Geschäft [tätigt] oder ein Spiel macht, wird er mit Ruten ge- peitscht und zum Eintritt gezwungen, um Gottes Wort zu hören; sie haben ein Holzhaus, einer Scheuer gleich, das sie Tempel nennen und in dem die Priester predigen und täglich das Gesetz auslegen; nur einen Altar haben sie, [und] der ist weder geweiht, noch soll er es werden; die Priester tragen auch keine Tonsur und scheren den Bart nicht. Soweit Aeneas Sylvius. [Von der Ubertragung des letzten Teils des Kapitels wurde Abstand ge- nommen]. 87
Strana 88
Kap. 16 An irdischen Gütern wird ihnen vieles gewährt, was für die himmlischen sehr zu bezweifeln ist. Möge der allmächtige Gott sie von ihren Irrtümern sich abwenden lassen! All das über die Sitten und Zustände dieses Landes haben wir deshalb kurz berührt, damit Du nicht meinst, wir hätten gelegentlich des Aufent- haltes in der Hauptstadt, quasi im Mittelpunkt des Landes, überhaupt nichts beachtet. Die vorigen Ausführungen sind jedoch mehr auf das Landvolk als auf die Städter zu beziehen. Natürlich mögen sich die Sitten der etwas feineren Bürger und Städter von denen der Bauern wenig unterscheiden, wenn nicht etwa durch Reichtum und Kleidung, die weiter und länger getragen wird oder durch das Haar, das besser gepflegt und mit Leinen- oder bunten Seidenbändern am Scheitel zu einem Knoten gebunden ist, oder aber onduliert herabhängt; aber auch an den langen, einfachen Zöpfen, die sie unter den mit Fuchsfell gefütterten Husitentalaren [tragen], kann man sie unterscheiden. Beim Kirchgang kann man sie auch an den hohen Pelz- mützen der Männer und an den bis zur Erde reichenden Pelzmäntel der Frauen unterscheiden. Im übrigen gibt es dort wie überall Gute neben Bösen. sowie Arme neben Reichen, die meist für geiziger und zurückhaltender ge- halten werden, gemäßs Juvenal: „Es wächst die Liebe zum Gelde mit dem wachsenden Vermögen; wer es nicht hat, sehnt sich weniger danach ... etc. Damals sah ich einen Müller, der ganz arm gekommen und [bald] so reich geworden war, daß sein Reichtum, abgesehen von den Ländereien, auf die er täglich fünfzehn vierspännige Pflüge mit [je] zwei Knechten schickte, und dem Mühlengeschäft noch so viel an Bargeld und verschiedenem Ge- treide [betrug], daßs er auch einem großsen Herrn an Reichtum nicht nach- stand. Obwohl er bei allen als reich bekannt war, ging er in einfacher Kleidung und pflegte neben anderen Arbeiten auch das Mehl in Städte und Dörfer zu fahren. Kam aber der König mit seinem Gefolge zur nächsten Stadt, nach Rakonitz, so muſte er sie für die Dauer des Aufenthaltes mit Brot freihalten. Kар. 17 Von einem anderen, sehr reichen, aber nicht so sparsamen [Manne], der als armer Jüngling aus Schwaben nach Kuttenberg gekommen war, hörte ich [ebenfalls]. Als dieser erwachsen war, heiratete er eine Witwe, kam so zu immensem Vermögen und nannte sich deshalb auch ,Pan Hanse', das ist ,Herr Hans‘. [Die Tschechen] reden nämlich ihre deutschen Mitbürger nicht mit tschechischen, sondern mit nur wenig veränderten deutschen Namen an, damit man sie nicht für geborene Tschechen halte. Die Landbevölkerung allerdings nennt jeden leicht ,Herr‘, der sich in Sitte, Kleidung, Stand und Vermögen von ihm unterscheidet. So wurde auch ich mit dem Deminutivum „Pan Hensel', das heißt ,Herr Hansel, gerufen, obwohl ich unbekannt war. Dies gefiel mir recht gut und ich dachte mir: "Ist es nicht besser den Tschechen zu dienen, von denen Du ,Herr‘ oder auch ,Panic', das ist „Junker', genannt wirst, als sich auf Bücher zu werfen, von den Beanen ,Schütze‘ geheißen und für ein Nichts gehalten zu werden?“ So erwog ich’s für mich, wenn mir Fortuna hold lächelte; wenn ich aber von meinem 88
Kap. 16 An irdischen Gütern wird ihnen vieles gewährt, was für die himmlischen sehr zu bezweifeln ist. Möge der allmächtige Gott sie von ihren Irrtümern sich abwenden lassen! All das über die Sitten und Zustände dieses Landes haben wir deshalb kurz berührt, damit Du nicht meinst, wir hätten gelegentlich des Aufent- haltes in der Hauptstadt, quasi im Mittelpunkt des Landes, überhaupt nichts beachtet. Die vorigen Ausführungen sind jedoch mehr auf das Landvolk als auf die Städter zu beziehen. Natürlich mögen sich die Sitten der etwas feineren Bürger und Städter von denen der Bauern wenig unterscheiden, wenn nicht etwa durch Reichtum und Kleidung, die weiter und länger getragen wird oder durch das Haar, das besser gepflegt und mit Leinen- oder bunten Seidenbändern am Scheitel zu einem Knoten gebunden ist, oder aber onduliert herabhängt; aber auch an den langen, einfachen Zöpfen, die sie unter den mit Fuchsfell gefütterten Husitentalaren [tragen], kann man sie unterscheiden. Beim Kirchgang kann man sie auch an den hohen Pelz- mützen der Männer und an den bis zur Erde reichenden Pelzmäntel der Frauen unterscheiden. Im übrigen gibt es dort wie überall Gute neben Bösen. sowie Arme neben Reichen, die meist für geiziger und zurückhaltender ge- halten werden, gemäßs Juvenal: „Es wächst die Liebe zum Gelde mit dem wachsenden Vermögen; wer es nicht hat, sehnt sich weniger danach ... etc. Damals sah ich einen Müller, der ganz arm gekommen und [bald] so reich geworden war, daß sein Reichtum, abgesehen von den Ländereien, auf die er täglich fünfzehn vierspännige Pflüge mit [je] zwei Knechten schickte, und dem Mühlengeschäft noch so viel an Bargeld und verschiedenem Ge- treide [betrug], daßs er auch einem großsen Herrn an Reichtum nicht nach- stand. Obwohl er bei allen als reich bekannt war, ging er in einfacher Kleidung und pflegte neben anderen Arbeiten auch das Mehl in Städte und Dörfer zu fahren. Kam aber der König mit seinem Gefolge zur nächsten Stadt, nach Rakonitz, so muſte er sie für die Dauer des Aufenthaltes mit Brot freihalten. Kар. 17 Von einem anderen, sehr reichen, aber nicht so sparsamen [Manne], der als armer Jüngling aus Schwaben nach Kuttenberg gekommen war, hörte ich [ebenfalls]. Als dieser erwachsen war, heiratete er eine Witwe, kam so zu immensem Vermögen und nannte sich deshalb auch ,Pan Hanse', das ist ,Herr Hans‘. [Die Tschechen] reden nämlich ihre deutschen Mitbürger nicht mit tschechischen, sondern mit nur wenig veränderten deutschen Namen an, damit man sie nicht für geborene Tschechen halte. Die Landbevölkerung allerdings nennt jeden leicht ,Herr‘, der sich in Sitte, Kleidung, Stand und Vermögen von ihm unterscheidet. So wurde auch ich mit dem Deminutivum „Pan Hensel', das heißt ,Herr Hansel, gerufen, obwohl ich unbekannt war. Dies gefiel mir recht gut und ich dachte mir: "Ist es nicht besser den Tschechen zu dienen, von denen Du ,Herr‘ oder auch ,Panic', das ist „Junker', genannt wirst, als sich auf Bücher zu werfen, von den Beanen ,Schütze‘ geheißen und für ein Nichts gehalten zu werden?“ So erwog ich’s für mich, wenn mir Fortuna hold lächelte; wenn ich aber von meinem 88
Strana 89
Herrn geprügelt oder mit Füßen getreten wurde, hafste ich es, Herr ge- nannt zu werden. Die Knappen der Herren, die ihnen den ganzen Tag folgen und Tag und Nacht zum Dienst bereitstehen, behandelt man noch ganz gut und sie sehen bessere Tage als die Knechte. Anders als gute Tage kann man's nicht nennen, wenn man dem Herrn in Furcht dienen mußs und keine freie [Minute] zur Erholung hat, die doch ein junger Mensch so sehr benötigt; wenn man bei jedem Wort mit Beben das Knie beugt, die Wut geduldig ertragen, schmähliche Verwünschungen und Schläge über sich ergehen lassen mußs. Dies und manch anderes machte ich bei den bereits erwähnten Adeligen und meinem Herrn durch, bei dem ich circa drei Jahre aushielt, und mit dem ich zu jener Stadt [Prag] reiste, die Anlaßs zu dem [Erzählten] war. Kар. 18 Nun aber folgten wir dem Weg zu jenem Adeligen, bei dem mein Herr und ich Dienst nahmen. So gelangten wir nach drei Tagen zu dessen Burg, die Chlum hieß, gegen Mähren zu gelegen, nicht weit vom hercynischen Waldgebirge, das, wie schon erwähnt, ganz Böhmen umgibt, und wurden mit Freuden aufgenommen. Während des Aufenthaltes ritten wir mit dem Burgherrn bald nach Mähren, wo er einen Sohn hatte, bald nach Prag oder anderen Orten. Der [Burgherr] war ein dicker, mächtiger, sehr reicher aber geiziger Mann, der die Tochter eines katholischen Grafen zur Frau hatte. Wegen eines mir unbekannten Verdachtes hielt er sie wie eine Gefangene und pflog keinerlei Umgang mit ihr, lebte aber mit der Frau eines armen Kleinadeligen im Konkubinat. Vom Gesinde wurde diese als die Mutter und Hausfrau angesehen und regierte auch das Haus. Ich verabscheute sie als eine Dirne, die sie auch war, und verweigerte ihr Ehrenbezeigungen, weshalb mich oft ihr und des Burgherrn Unwille traf. Auf Grund ihrer Klagen wurde ich von meinem Herrn wegen geringfügiger Ursache geschlagen. Sie Iauerte mir eifrig auf und suchte eine Ursache, mich hinauszuwerfen, [denn] es war ihr äußerst unangenehm, von allen als Burgfrau verehrt zu werden, von mir aber, einem deutschen, katholischen Knaben, als eine Konkubine angesehen und verachtet zu werden. Daß ich auf keine Art und Weise zur Achtung vor ihr gebracht werden konnte, sondern sie wegen der legitimen Herrin, (der sie aus schändlicher Liebe vom Burgherrn vorgezogen wurde), haſste, nahm sie [natürlich] wahr. So erfuhr sie einmal von den Beobachtern, die sie mir beigegeben hatte, daß ich die Speisereste vom Tisch nähme und den Kindern unserer Wäsche- rin gäbe, die unterhalb der Burg wohnte. Als sie dies dem Burgherrn kla- gend hinterbrachte, befahl dieser, mich hinauszuwerfen. Daß ich wegen dieser Kleinigkeit hinausgejagt wurde, ärgerte meinen Herrn, der seinen Zorn kaum verbarg und bald auch zu den Seinen zurückkehrte, zu denen er mich vorausgeschickt hatte. Als er wiederum an einen ähnlichen Hof ziehen wollte, mochte ich nicht mehr [mitgehen], erbat vielmehr Urlaub, um nach siebenjährigem Exil in die Heimat zurückgehen zu können. Inständig und weinend bat ich um die Erlaubnis, doch weil ich keine Ruhe mehr gab, reizte ich ihn damit der- maßsen, daßs er mich fast totschlug. Seinen Eltern und Brüdern den Befehl gebend, mein gutes Gewand unter Verschluß zu halten, mich gut zu be- 89
Herrn geprügelt oder mit Füßen getreten wurde, hafste ich es, Herr ge- nannt zu werden. Die Knappen der Herren, die ihnen den ganzen Tag folgen und Tag und Nacht zum Dienst bereitstehen, behandelt man noch ganz gut und sie sehen bessere Tage als die Knechte. Anders als gute Tage kann man's nicht nennen, wenn man dem Herrn in Furcht dienen mußs und keine freie [Minute] zur Erholung hat, die doch ein junger Mensch so sehr benötigt; wenn man bei jedem Wort mit Beben das Knie beugt, die Wut geduldig ertragen, schmähliche Verwünschungen und Schläge über sich ergehen lassen mußs. Dies und manch anderes machte ich bei den bereits erwähnten Adeligen und meinem Herrn durch, bei dem ich circa drei Jahre aushielt, und mit dem ich zu jener Stadt [Prag] reiste, die Anlaßs zu dem [Erzählten] war. Kар. 18 Nun aber folgten wir dem Weg zu jenem Adeligen, bei dem mein Herr und ich Dienst nahmen. So gelangten wir nach drei Tagen zu dessen Burg, die Chlum hieß, gegen Mähren zu gelegen, nicht weit vom hercynischen Waldgebirge, das, wie schon erwähnt, ganz Böhmen umgibt, und wurden mit Freuden aufgenommen. Während des Aufenthaltes ritten wir mit dem Burgherrn bald nach Mähren, wo er einen Sohn hatte, bald nach Prag oder anderen Orten. Der [Burgherr] war ein dicker, mächtiger, sehr reicher aber geiziger Mann, der die Tochter eines katholischen Grafen zur Frau hatte. Wegen eines mir unbekannten Verdachtes hielt er sie wie eine Gefangene und pflog keinerlei Umgang mit ihr, lebte aber mit der Frau eines armen Kleinadeligen im Konkubinat. Vom Gesinde wurde diese als die Mutter und Hausfrau angesehen und regierte auch das Haus. Ich verabscheute sie als eine Dirne, die sie auch war, und verweigerte ihr Ehrenbezeigungen, weshalb mich oft ihr und des Burgherrn Unwille traf. Auf Grund ihrer Klagen wurde ich von meinem Herrn wegen geringfügiger Ursache geschlagen. Sie Iauerte mir eifrig auf und suchte eine Ursache, mich hinauszuwerfen, [denn] es war ihr äußerst unangenehm, von allen als Burgfrau verehrt zu werden, von mir aber, einem deutschen, katholischen Knaben, als eine Konkubine angesehen und verachtet zu werden. Daß ich auf keine Art und Weise zur Achtung vor ihr gebracht werden konnte, sondern sie wegen der legitimen Herrin, (der sie aus schändlicher Liebe vom Burgherrn vorgezogen wurde), haſste, nahm sie [natürlich] wahr. So erfuhr sie einmal von den Beobachtern, die sie mir beigegeben hatte, daß ich die Speisereste vom Tisch nähme und den Kindern unserer Wäsche- rin gäbe, die unterhalb der Burg wohnte. Als sie dies dem Burgherrn kla- gend hinterbrachte, befahl dieser, mich hinauszuwerfen. Daß ich wegen dieser Kleinigkeit hinausgejagt wurde, ärgerte meinen Herrn, der seinen Zorn kaum verbarg und bald auch zu den Seinen zurückkehrte, zu denen er mich vorausgeschickt hatte. Als er wiederum an einen ähnlichen Hof ziehen wollte, mochte ich nicht mehr [mitgehen], erbat vielmehr Urlaub, um nach siebenjährigem Exil in die Heimat zurückgehen zu können. Inständig und weinend bat ich um die Erlaubnis, doch weil ich keine Ruhe mehr gab, reizte ich ihn damit der- maßsen, daßs er mich fast totschlug. Seinen Eltern und Brüdern den Befehl gebend, mein gutes Gewand unter Verschluß zu halten, mich gut zu be- 89
Strana 90
wachen und bei einem Fluchtversuch am nächsten Baum aufzuhängen, reiste er [schließlich] allein mit einem Diener ab. Kар. 19 Ich Unglücklicher wußte nicht, was ich vor Angst tun und wohin ich mich wenden sollte; meine Gedanken zerflatterten und quälten mein Herz, das nirgend anders, als zu Hause bei der Mutter war. Ich hatte zudem von dem [großen] Sterben gehört, das in Deutschland durch die Pest hervorgerufen worden war und überall ging die Fama, daßs sie auch Böhmen bedrohe. Ich fürchtete dort zu sterben, wo ich die Verdammnis der Seele nicht minder befürchten mußste. Voller Zweifel sann ich immer wieder nach, wie ich hätte fliehen können. Während ich so voller Angst auf die Flucht und die Rückkehr in die Heimat bedacht war, konsultierte ich deshalb auch eine alte Frau, die einigermaßsen Mitleid mit mir hatte. „Wenn Du meinem Rat folgen willst“, sprach sie, „so kann ich Dir in Kürze nach Hause helfen.“ Als ich die Art und den Weg erfahren hatte, — zum Beispiel sollte es nur kurze Zeit dauern, einen Tag und eine Nacht —, sagte ich: „Ins Feuer mit Dir, wie es Dir gebührt!“, denn [die Alte] war eine böse, in teuflischen Künsten be- wanderte Zauberin, deren es dort viele dieses Geschlechts gibt. Wie sie sagte, wollte sie mich doch mit ihrer Zauberkunst auf einer schwarzen Kuh über Wälder, Täler und Gebirge hinweg nach Hause bringen, wenn ich es [nur] verlangt hätte. [Dazu] hätte nur wenig gefehlt, wenn mich nicht die Angst vor Schaden durch den Teufel gehindert hätte. Die gleiche Vettel, die aus einer Stadt in Schwaben stammte, von wo sie gerade wegen ihrer Hexenkunst geflohen war, sah ich auch unter beiderlei Gestalten kommunizieren. Man sagt, daßs sich dorthin viele, die aus unseren Gegenden fliehen, wie ins sicherste Asyl begeben. Nur selten findet man [in Böhmen] eine Stadt, in der es nicht Flüchtlinge aus anderen Gegenden gäbe. Und kennt man sie und vertreibt sie aus der einen [Stadt], so gehen sie in eine andere. Außer den bereits erwähnten hat das Königreich noch andere recht be- rühmte Städte. Nach Prag, das wir mit ,Schwelle‘ übersetzen können, das, wie gesagt die Hauptstadt des Reichs, Residenz des Königs und des Bischofs ist und wo es außer den vier Klöstern der Bettelorden, die vor dreißig Jahren bis auf die Mauern zerstört worden sind, viele andere Ordenshäuser gibt, ragen folgende Städte hervor: Tschaslau, Böhmisch Brod, Kauřim. Kuttenberg, Pilsen, Rakonitz, Luditz, Tabor, ein Bollwerk mannigfacher Ketzerei, Saaz, Leitmeritz, Budweis, Dux, Kaaden, Brüx, Graupen, Kralo- witz, Teplitz, wo es berühmte Thermalbäder gibt, Schlan und Laun. Die beiden [zuletzt genannten Städte] hat unser hochwürdiger Herr Suffragan- bischof von Mainz, wie er mir unlängst im Rheingau, als es zur Weihe des neuen Abtes gekommen war, erzählt hat, aus den häretischen Verirrungen in die heilige Kirche zurückgeführt. Da er nämlich ohne Zweifel glaubte, sie aus ihrer ketzerischen Verkehrtheit durch seine Predigt befreit zu haben, erkundigte er sich bei mir, ob sie bis dahin [noch] im Glauben verharrten. 90
wachen und bei einem Fluchtversuch am nächsten Baum aufzuhängen, reiste er [schließlich] allein mit einem Diener ab. Kар. 19 Ich Unglücklicher wußte nicht, was ich vor Angst tun und wohin ich mich wenden sollte; meine Gedanken zerflatterten und quälten mein Herz, das nirgend anders, als zu Hause bei der Mutter war. Ich hatte zudem von dem [großen] Sterben gehört, das in Deutschland durch die Pest hervorgerufen worden war und überall ging die Fama, daßs sie auch Böhmen bedrohe. Ich fürchtete dort zu sterben, wo ich die Verdammnis der Seele nicht minder befürchten mußste. Voller Zweifel sann ich immer wieder nach, wie ich hätte fliehen können. Während ich so voller Angst auf die Flucht und die Rückkehr in die Heimat bedacht war, konsultierte ich deshalb auch eine alte Frau, die einigermaßsen Mitleid mit mir hatte. „Wenn Du meinem Rat folgen willst“, sprach sie, „so kann ich Dir in Kürze nach Hause helfen.“ Als ich die Art und den Weg erfahren hatte, — zum Beispiel sollte es nur kurze Zeit dauern, einen Tag und eine Nacht —, sagte ich: „Ins Feuer mit Dir, wie es Dir gebührt!“, denn [die Alte] war eine böse, in teuflischen Künsten be- wanderte Zauberin, deren es dort viele dieses Geschlechts gibt. Wie sie sagte, wollte sie mich doch mit ihrer Zauberkunst auf einer schwarzen Kuh über Wälder, Täler und Gebirge hinweg nach Hause bringen, wenn ich es [nur] verlangt hätte. [Dazu] hätte nur wenig gefehlt, wenn mich nicht die Angst vor Schaden durch den Teufel gehindert hätte. Die gleiche Vettel, die aus einer Stadt in Schwaben stammte, von wo sie gerade wegen ihrer Hexenkunst geflohen war, sah ich auch unter beiderlei Gestalten kommunizieren. Man sagt, daßs sich dorthin viele, die aus unseren Gegenden fliehen, wie ins sicherste Asyl begeben. Nur selten findet man [in Böhmen] eine Stadt, in der es nicht Flüchtlinge aus anderen Gegenden gäbe. Und kennt man sie und vertreibt sie aus der einen [Stadt], so gehen sie in eine andere. Außer den bereits erwähnten hat das Königreich noch andere recht be- rühmte Städte. Nach Prag, das wir mit ,Schwelle‘ übersetzen können, das, wie gesagt die Hauptstadt des Reichs, Residenz des Königs und des Bischofs ist und wo es außer den vier Klöstern der Bettelorden, die vor dreißig Jahren bis auf die Mauern zerstört worden sind, viele andere Ordenshäuser gibt, ragen folgende Städte hervor: Tschaslau, Böhmisch Brod, Kauřim. Kuttenberg, Pilsen, Rakonitz, Luditz, Tabor, ein Bollwerk mannigfacher Ketzerei, Saaz, Leitmeritz, Budweis, Dux, Kaaden, Brüx, Graupen, Kralo- witz, Teplitz, wo es berühmte Thermalbäder gibt, Schlan und Laun. Die beiden [zuletzt genannten Städte] hat unser hochwürdiger Herr Suffragan- bischof von Mainz, wie er mir unlängst im Rheingau, als es zur Weihe des neuen Abtes gekommen war, erzählt hat, aus den häretischen Verirrungen in die heilige Kirche zurückgeführt. Da er nämlich ohne Zweifel glaubte, sie aus ihrer ketzerischen Verkehrtheit durch seine Predigt befreit zu haben, erkundigte er sich bei mir, ob sie bis dahin [noch] im Glauben verharrten. 90
Strana 91
Kаp. 20 Als bereits das Osterfest nahte, bat ich meine Herrschaft nicht so sehr wegen des Festes, als der Gäste wegen, die vielleicht kommen würden, um mein gutes Gewand, das sie, wie oben bemerkt wurde, weggenommen hatten. Ich erhielt es [wirklich] und zog es täglich an, im Herzen auf Flucht sinnend und auf eine günstige Gelegenheit passend. Etliche Male hatte ich mit Geschick die Anordnung zur Flucht getroffen, doch war ich vor Furcht außerstande, den Schritt zu unternehmen. Eines Tages aber, als ich mit dem alten Herrn als dessen Diener zum Markt in die nächste Stadt gegangen war, hatte ich außer Rock und Hemd nichts an, da ich an einer Flucht- möglichkeit schon zweifelte. Während der Herr, der mit anderen beim Wein saßs, zurückblieb, sollte ich für einen halben Gulden Seide kaufen, von der die Herrin ein Register zur Bibel machen wollte, die sie, eben neu in ihrer Sprache gedruckt, gekauft hatten. Ich gehe also zum Markt, kaufe die Seide und gehe mit einem deutschen Pilger, den ich über die Verhältnisse in Deutschland fragte, gedankenlos zum Tor hinaus. Als unsere Unterhaltung zu Ende ist, komme ich wieder zu mir und erfasse, was ich mit dem Ent- fernen aus [der Stadt] getan. Nun lamentierte ich und fürchtete mich zurückzukehren. Vielleicht hatte mich jemand aus [der Stadt] gehen sehen und mich dem alten Herrn schon verraten, der von jetzt ab darauf bedacht sein würde, mich zu Hause scharf zu bewachen oder sich durch irgendeine Strafe zu rächen. Angstlich und in Zweifeln schwankend bitte ich den Bettler um Rat und mir um Gottes Willen zu sagen, was ihm in dieser Sache geraten scheine. Aus unserem Gespräch hatte er entnommen, wie leid mir das Aufgeben der Studien tat und daßs ich gerne Mönch geworden wäre, wenn ich hätte tüchtig lernen können. Ganz offenkundig bejahte er es, diese Gelegenheit zur Flucht zu nutzen. „Da Du Dich schon ein Stückerl entfernt hast, mein Sohn,“ sagte er, „und fernerhin fürchten mußt, von den Deinen beargwöhnt zu werden, wenn Du zur Stadt zurückkehrst, so rate ich Dir, da Du schon die Gelegenheit zur Flucht hast, Vertrauen zu Gott zu haben, die Furcht zu lassen und den Weg rascher fortzusetzen. Ich hoffe, daßs Du wohlbehalten entrinnst. Langsam werde ich Dir folgen und sollten mich Deine Verfolger fragen, so werde ich sagen, daßs ich solcheinen [wie Dich] auf diesem Wege nicht laufen sah und will sie überzeugen, daßs sie hier erfolglos suchen werden, sich besser in eine andere Richtung wen- den sollen.“ Durch dieses Zureden hochgestimmt, danke ich dem Manne für diesen aufrichtigen Trost, verabschiede mich von ihm, rüste mich zu schnellem Lauf und nehme, wie man sagt, die Beine unter die Schulter um bis zur Vesper drei Meilen [zurückzulegen]. Bei diesem Lauf sah ich öfters ängstlich über die Schulter zurück, weil ich eine Ergreifung durch Ver- folger fürchtete. Außer dem Bettler sah ich aber niemanden andern hinter mir. Bei diesem hastigen Marsch erreichte ich einige Wanderer, die mich mit in ihre Stadt zu kommen aufforderten, nachdem sie den Grund meiner Eile erfahren hatten. Da sagte ich sofort zu, zumal sie von ganzem Herzen Mitleid mit mir hatten und mir versprachen, für die Nacht zu sorgen. Sehr gastlich wurde ich abends von ihnen aufgenommen und der Hausherr wusch mir die Füße und gab mir [reichlich] Speisen, obwohl er ein Ketzer war. Die Stadt hießs Saaz und jener Bürger war ein reicher Gerber, der am selben 91
Kаp. 20 Als bereits das Osterfest nahte, bat ich meine Herrschaft nicht so sehr wegen des Festes, als der Gäste wegen, die vielleicht kommen würden, um mein gutes Gewand, das sie, wie oben bemerkt wurde, weggenommen hatten. Ich erhielt es [wirklich] und zog es täglich an, im Herzen auf Flucht sinnend und auf eine günstige Gelegenheit passend. Etliche Male hatte ich mit Geschick die Anordnung zur Flucht getroffen, doch war ich vor Furcht außerstande, den Schritt zu unternehmen. Eines Tages aber, als ich mit dem alten Herrn als dessen Diener zum Markt in die nächste Stadt gegangen war, hatte ich außer Rock und Hemd nichts an, da ich an einer Flucht- möglichkeit schon zweifelte. Während der Herr, der mit anderen beim Wein saßs, zurückblieb, sollte ich für einen halben Gulden Seide kaufen, von der die Herrin ein Register zur Bibel machen wollte, die sie, eben neu in ihrer Sprache gedruckt, gekauft hatten. Ich gehe also zum Markt, kaufe die Seide und gehe mit einem deutschen Pilger, den ich über die Verhältnisse in Deutschland fragte, gedankenlos zum Tor hinaus. Als unsere Unterhaltung zu Ende ist, komme ich wieder zu mir und erfasse, was ich mit dem Ent- fernen aus [der Stadt] getan. Nun lamentierte ich und fürchtete mich zurückzukehren. Vielleicht hatte mich jemand aus [der Stadt] gehen sehen und mich dem alten Herrn schon verraten, der von jetzt ab darauf bedacht sein würde, mich zu Hause scharf zu bewachen oder sich durch irgendeine Strafe zu rächen. Angstlich und in Zweifeln schwankend bitte ich den Bettler um Rat und mir um Gottes Willen zu sagen, was ihm in dieser Sache geraten scheine. Aus unserem Gespräch hatte er entnommen, wie leid mir das Aufgeben der Studien tat und daßs ich gerne Mönch geworden wäre, wenn ich hätte tüchtig lernen können. Ganz offenkundig bejahte er es, diese Gelegenheit zur Flucht zu nutzen. „Da Du Dich schon ein Stückerl entfernt hast, mein Sohn,“ sagte er, „und fernerhin fürchten mußt, von den Deinen beargwöhnt zu werden, wenn Du zur Stadt zurückkehrst, so rate ich Dir, da Du schon die Gelegenheit zur Flucht hast, Vertrauen zu Gott zu haben, die Furcht zu lassen und den Weg rascher fortzusetzen. Ich hoffe, daßs Du wohlbehalten entrinnst. Langsam werde ich Dir folgen und sollten mich Deine Verfolger fragen, so werde ich sagen, daßs ich solcheinen [wie Dich] auf diesem Wege nicht laufen sah und will sie überzeugen, daßs sie hier erfolglos suchen werden, sich besser in eine andere Richtung wen- den sollen.“ Durch dieses Zureden hochgestimmt, danke ich dem Manne für diesen aufrichtigen Trost, verabschiede mich von ihm, rüste mich zu schnellem Lauf und nehme, wie man sagt, die Beine unter die Schulter um bis zur Vesper drei Meilen [zurückzulegen]. Bei diesem Lauf sah ich öfters ängstlich über die Schulter zurück, weil ich eine Ergreifung durch Ver- folger fürchtete. Außer dem Bettler sah ich aber niemanden andern hinter mir. Bei diesem hastigen Marsch erreichte ich einige Wanderer, die mich mit in ihre Stadt zu kommen aufforderten, nachdem sie den Grund meiner Eile erfahren hatten. Da sagte ich sofort zu, zumal sie von ganzem Herzen Mitleid mit mir hatten und mir versprachen, für die Nacht zu sorgen. Sehr gastlich wurde ich abends von ihnen aufgenommen und der Hausherr wusch mir die Füße und gab mir [reichlich] Speisen, obwohl er ein Ketzer war. Die Stadt hießs Saaz und jener Bürger war ein reicher Gerber, der am selben 91
Strana 92
Tag auf dem bereits erwähnten Markt viele Häute gekauft und mich da mit meinem Herrn über den Markt hatte gehen sehen. Durch diesen Gerber konnte ich der Herrin die Seide zurückschicken und erfahren, welchen Schmerz sie wegen meiner Flucht empfand, besonders wegen der durch die Rückgabe der Seide bewiesenen Treue. Kар. 21 Als der Morgen gekommen war, besorgte mir [der Gerber] auf meine Bitte hin eine Stelle bei einem Weber, bei dem ich etwas vom Berufe meines Vaters lernen wollte, um freier und mutiger zu denen nach Hause kommen zu können. Als ich dann nach einigen Tagen etliche Adelige sah, die mich als ehemaligen Diener des Herrn [Šafařík] kannten, bekam ich Angst und floh in eine andere, drei Meilen von hier entfernte Stadt, nach Schlan, damit ich von jenen nicht verraten würde. Dort aber fand ich keinen Weber, der mich in die Lehre nehmen wollte, weshalb ich mit einem Gerbergesellen nach Leitmeritz zog. Da unsere Hoffnung auch hier getäuscht wurde, wandten wir uns nach Kralowitz, wo der [Geselle] einen Meister seines Faches fand, mir aber einen Arbeitsplatz bei einem Fleischhauer, oder wie man üblicherweise sagt, bei einem Metzger, verschaffte. Notgedrungen nahm ich an, obwohl ich von Natur aus [dieses Handwerk] verabscheue. So sehe widerte mich das Schlachten an, daßs ich mich weigerte, es zu lernen. Als ich einen Gefährten gefunden hatte, der ebenfalls weiterwandern wollte, bat ich ihn, mich mitzunehmen. Der Fleischer [indessen] hielt mich zurück, als ich weggehen wollte und forderte seine Spesen von mir. Mein Gefährte, Deutscher, ein Hausierer, der von Ort zu Ort zog, bekam Mitleid als er das sah und ging aufs Feld. Mit einem Lamm, das er dort gefunden hatte, kam er zurück und gab es [dem Fleischer] als Lösegeld, der mich daraufhin gehen ließs. [Der Geselle] war Brüxer Bürger. Brüx ist eine gar nicht kleine Stadt, nahe der deutschen Grenze gelegen und von Ketzern wie Katholiken bewohnt. Nach meiner Ankunft wurde ich mit einem Herrn deutscher Nation bekannt, der mich wegen der tschechischen Sprache, deren er nicht mächtig war, anstellte, damit ich ihm beim Besuch der Märkte in Böhmen dol- metschte. Er war Zuckerhändler und verstand den Zucker in verschiedenen Sorten zu sieden. Drei Wochen blieb ich bei ihm, dann fand ich Männer, die nach Karlsbad reisten, wo ich seinerzeit von dem Adeligen heimlich geraubt und nach Böhmen entführt worden war. Hocherfreut bat ich den Händler um Urlaub und um ein Paar Schuhe, die bis in die Heimat halten könnten. Als ich dies erwirkt hatte, verließs ich Böhmen mit Freude und ese tat mir wegen dieser und jener [Sache] über die Maßsen leid, Böhmen jemals gesehen und kennengelernt zu haben. Ohne Zweifel vom Engel geführt, ging ich wie Israel voller Jubel aus dem Agypten der Ketzer und von dem bar- barischen Volk. Nach fünf Jahren, fast zur selben Zeit, da ich [einst] in das Städtchen gekommen war, kehrte ich zum zweiten Male bei meiner Wirtin, deren Mann inzwischen gestorben war, ein. Freundlich nahm sie mich auf und empfahl mich tunlichst einem Nürnberger Kaufmann samt Frau und Dienern, der nach der Kur mit seiner Kutsche zurückfahren wollte, und bat, mich aufsitzen zu lassen. So kam ich gut bis Nürnberg und bedankte mich für die erwiesene Wohltat. Mit Fuhrleuten unserer Stadt, die ich hier fand, kehrte ich um das Fest Johannis des Täufers [24.6.] 92
Tag auf dem bereits erwähnten Markt viele Häute gekauft und mich da mit meinem Herrn über den Markt hatte gehen sehen. Durch diesen Gerber konnte ich der Herrin die Seide zurückschicken und erfahren, welchen Schmerz sie wegen meiner Flucht empfand, besonders wegen der durch die Rückgabe der Seide bewiesenen Treue. Kар. 21 Als der Morgen gekommen war, besorgte mir [der Gerber] auf meine Bitte hin eine Stelle bei einem Weber, bei dem ich etwas vom Berufe meines Vaters lernen wollte, um freier und mutiger zu denen nach Hause kommen zu können. Als ich dann nach einigen Tagen etliche Adelige sah, die mich als ehemaligen Diener des Herrn [Šafařík] kannten, bekam ich Angst und floh in eine andere, drei Meilen von hier entfernte Stadt, nach Schlan, damit ich von jenen nicht verraten würde. Dort aber fand ich keinen Weber, der mich in die Lehre nehmen wollte, weshalb ich mit einem Gerbergesellen nach Leitmeritz zog. Da unsere Hoffnung auch hier getäuscht wurde, wandten wir uns nach Kralowitz, wo der [Geselle] einen Meister seines Faches fand, mir aber einen Arbeitsplatz bei einem Fleischhauer, oder wie man üblicherweise sagt, bei einem Metzger, verschaffte. Notgedrungen nahm ich an, obwohl ich von Natur aus [dieses Handwerk] verabscheue. So sehe widerte mich das Schlachten an, daßs ich mich weigerte, es zu lernen. Als ich einen Gefährten gefunden hatte, der ebenfalls weiterwandern wollte, bat ich ihn, mich mitzunehmen. Der Fleischer [indessen] hielt mich zurück, als ich weggehen wollte und forderte seine Spesen von mir. Mein Gefährte, Deutscher, ein Hausierer, der von Ort zu Ort zog, bekam Mitleid als er das sah und ging aufs Feld. Mit einem Lamm, das er dort gefunden hatte, kam er zurück und gab es [dem Fleischer] als Lösegeld, der mich daraufhin gehen ließs. [Der Geselle] war Brüxer Bürger. Brüx ist eine gar nicht kleine Stadt, nahe der deutschen Grenze gelegen und von Ketzern wie Katholiken bewohnt. Nach meiner Ankunft wurde ich mit einem Herrn deutscher Nation bekannt, der mich wegen der tschechischen Sprache, deren er nicht mächtig war, anstellte, damit ich ihm beim Besuch der Märkte in Böhmen dol- metschte. Er war Zuckerhändler und verstand den Zucker in verschiedenen Sorten zu sieden. Drei Wochen blieb ich bei ihm, dann fand ich Männer, die nach Karlsbad reisten, wo ich seinerzeit von dem Adeligen heimlich geraubt und nach Böhmen entführt worden war. Hocherfreut bat ich den Händler um Urlaub und um ein Paar Schuhe, die bis in die Heimat halten könnten. Als ich dies erwirkt hatte, verließs ich Böhmen mit Freude und ese tat mir wegen dieser und jener [Sache] über die Maßsen leid, Böhmen jemals gesehen und kennengelernt zu haben. Ohne Zweifel vom Engel geführt, ging ich wie Israel voller Jubel aus dem Agypten der Ketzer und von dem bar- barischen Volk. Nach fünf Jahren, fast zur selben Zeit, da ich [einst] in das Städtchen gekommen war, kehrte ich zum zweiten Male bei meiner Wirtin, deren Mann inzwischen gestorben war, ein. Freundlich nahm sie mich auf und empfahl mich tunlichst einem Nürnberger Kaufmann samt Frau und Dienern, der nach der Kur mit seiner Kutsche zurückfahren wollte, und bat, mich aufsitzen zu lassen. So kam ich gut bis Nürnberg und bedankte mich für die erwiesene Wohltat. Mit Fuhrleuten unserer Stadt, die ich hier fand, kehrte ich um das Fest Johannis des Täufers [24.6.] 92
Strana 93
nach Hause zurück, nicht als Lateiner, wie die Meinen einst gehofft hatten, nicht als Doktor, wie ich selbst in kindlicher Arroganz meine Ankunft vorausgesagt hatte, ja nicht einmal als Deutscher, wie ich weggegangen war, sondern als Tscheche, als ein Barbar und quasi Heide in Kleidung und Sitten mit langen, blonden Haaren, die ich mit großsem Eifer akkurat gepflegt hatte. Fast bis zum Gürtel fielen mir [die Haare] über Schultern und Rücken und so entstellt, daß man mich wegen solcher Veränderung meiner Person, die nicht gerade ausgezeichnet war, scheu betrachtete, wie man mir später versicherte, kehrte ich als Unbekannter nach sechs Jahren der Abwesenheit durch die Gnade Gottes wieder heim. Register der im Hodoporicon vorkommenden ON, PN und volkskundlichen Begriffe Aberglaube Abraham Adamiten Adamitenbrauch Aeneas Sylvius Agypten Albrecht Alemannien Altarsakrament Altstadt (Prag) Andacht Apostel Apokalypse d. Joh. Art der Nahrungsaufnahme Arten von Ketzern AT Außeres der Priester Austria Ave Maria fol. 21V2 fol. 17v2 fol. 19v fol. 22v. fol. 19, fol. 26, fol. 19v. fol. 24v1 ; 23. fol. 22v. fol. 17v1; 17V2 fol. 19, fol. 18v fol. 18. fol. 212 fol. 22v. fol. 18, fol. 22v, fol. 19v. fol. 18v2 Babylonische Verwirrung Backofen Barbar(en) Bartholomäus (Anglicus) Bayern Beichte (beichten) Beleuchtung Benediktinerkloster Berge, böhmische Besitzlosigkeit des Klerus Bestattung Bettelorden Bibel fol. 18. fol. 20 fol. 26,; 26v. fol. 19v, fol. 11, (2); 12v1; 19v, fol. 21v.; 21v2 (2) fol. 20, fol. 19, fol. 15v fol. 22v. fol. 22V2 fol. 22. fol. 19. 93
nach Hause zurück, nicht als Lateiner, wie die Meinen einst gehofft hatten, nicht als Doktor, wie ich selbst in kindlicher Arroganz meine Ankunft vorausgesagt hatte, ja nicht einmal als Deutscher, wie ich weggegangen war, sondern als Tscheche, als ein Barbar und quasi Heide in Kleidung und Sitten mit langen, blonden Haaren, die ich mit großsem Eifer akkurat gepflegt hatte. Fast bis zum Gürtel fielen mir [die Haare] über Schultern und Rücken und so entstellt, daß man mich wegen solcher Veränderung meiner Person, die nicht gerade ausgezeichnet war, scheu betrachtete, wie man mir später versicherte, kehrte ich als Unbekannter nach sechs Jahren der Abwesenheit durch die Gnade Gottes wieder heim. Register der im Hodoporicon vorkommenden ON, PN und volkskundlichen Begriffe Aberglaube Abraham Adamiten Adamitenbrauch Aeneas Sylvius Agypten Albrecht Alemannien Altarsakrament Altstadt (Prag) Andacht Apostel Apokalypse d. Joh. Art der Nahrungsaufnahme Arten von Ketzern AT Außeres der Priester Austria Ave Maria fol. 21V2 fol. 17v2 fol. 19v fol. 22v. fol. 19, fol. 26, fol. 19v. fol. 24v1 ; 23. fol. 22v. fol. 17v1; 17V2 fol. 19, fol. 18v fol. 18. fol. 212 fol. 22v. fol. 18, fol. 22v, fol. 19v. fol. 18v2 Babylonische Verwirrung Backofen Barbar(en) Bartholomäus (Anglicus) Bayern Beichte (beichten) Beleuchtung Benediktinerkloster Berge, böhmische Besitzlosigkeit des Klerus Bestattung Bettelorden Bibel fol. 18. fol. 20 fol. 26,; 26v. fol. 19v, fol. 11, (2); 12v1; 19v, fol. 21v.; 21v2 (2) fol. 20, fol. 19, fol. 15v fol. 22v. fol. 22V2 fol. 22. fol. 19. 93
Strana 94
Bier Bilderverehrung Binden Bischof (römischer) Bistum Böhmen (böhmisch) Böhmisch Brod Brot Brusttücher Brüx Budweis Buse Butter Chlum Christen (chrisilich) Credo Caslau Dekau, Heinrich von Deutschland (deutsch) Deventer Donau Dux Eger Ehe Eier Elbe Elbogen Englisch (Peter) englischer Gruß Epistel Eucharistie Europa Evangelienkommentar Evangelium Fasten Fegefeuer Feiertage 94 fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 22 fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 20v, (2); 21,; 21v, (3) 22,; 22v, 20,; 23, 22, 17v,; 24v, 11v; 12, 12v,; 15,5 15v, 15v; 16v; 17,; 17v,; 17v; 17v; 18,5 18, (3); 18v,; 19,: 19, (2); 19v,; 19v,; 19v,; 20,; 21,; 21,; 21v,; 22,; 22, (2); 23v, (2); 23v,; 23v,; 24,; 26,; 26,; 26, (3); 26v, 24v, 19v,; 20v,; Gebildbrot 20v, (3) ; 21. 20, 19v,; 24v.; 26, ; 26, 24v, 22v, 19v,; 21, 23v, 17v, (2): 192; 21,: 21v, (2); 21vy; 23v,; 24, 21v,; 18v,; 18v, 24v, 16v, 14,; 19.; 19v,; 23,; 24,; 25,; 25,; 18v,; 18v,; 19v,; 19v,; 26,; 26, (2); 26v,; 23v,; 24, 17, 11, 24v, 11v, (2); 14. (3) Vi 19v, 19v, 14, 19v, 18v, 21v, 22v, (2) 18,; 19, 22, 18v, (2); 18v, 20,; 22,; 22v, 22,; 22v, 21v,
Bier Bilderverehrung Binden Bischof (römischer) Bistum Böhmen (böhmisch) Böhmisch Brod Brot Brusttücher Brüx Budweis Buse Butter Chlum Christen (chrisilich) Credo Caslau Dekau, Heinrich von Deutschland (deutsch) Deventer Donau Dux Eger Ehe Eier Elbe Elbogen Englisch (Peter) englischer Gruß Epistel Eucharistie Europa Evangelienkommentar Evangelium Fasten Fegefeuer Feiertage 94 fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 22 fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 20v, (2); 21,; 21v, (3) 22,; 22v, 20,; 23, 22, 17v,; 24v, 11v; 12, 12v,; 15,5 15v, 15v; 16v; 17,; 17v,; 17v; 17v; 18,5 18, (3); 18v,; 19,: 19, (2); 19v,; 19v,; 19v,; 20,; 21,; 21,; 21v,; 22,; 22, (2); 23v, (2); 23v,; 23v,; 24,; 26,; 26,; 26, (3); 26v, 24v, 19v,; 20v,; Gebildbrot 20v, (3) ; 21. 20, 19v,; 24v.; 26, ; 26, 24v, 22v, 19v,; 21, 23v, 17v, (2): 192; 21,: 21v, (2); 21vy; 23v,; 24, 21v,; 18v,; 18v, 24v, 16v, 14,; 19.; 19v,; 23,; 24,; 25,; 25,; 18v,; 18v,; 19v,; 19v,; 26,; 26, (2); 26v,; 23v,; 24, 17, 11, 24v, 11v, (2); 14. (3) Vi 19v, 19v, 14, 19v, 18v, 21v, 22v, (2) 18,; 19, 22, 18v, (2); 18v, 20,; 22,; 22v, 22,; 22v, 21v,
Strana 95
Fenster Festtage Firmung Flucht Fluchtweg Freitagsfasten Friedhof Frühstück Fürbitte der Hl. Gebildbrot Genesis Gewänder Glauben Glaubensabweichung Graupen Ilaar Haariracht Hänsel Halsbänder Hamburg Hanse (PN) Hartmann (Schedel) Hausbau Hausstube (izba) Heiligenbilder Heiligenverehrung (d. J. Hus u. Hieronymus) Heimkehr Hemden Hieronymus (v. Prag) Hof Holland Hradšín Hus Husiten Husitentalar Israel Jahrmarkt Jakob (v. Bergamo) Jakobellus (v. Mies) Jan (Rokycana) Joditz Johann (Praemonstr.) Johann (v. Ruchrad) Johannes (Hus) fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol . 20, . 22v, . 22v, . 25,—25v, . 25v,—26, . 20,; 20, .22,; 22v, . 19v, . 22v, . 20v, (3); 21, . 18, . 20, . 19, . 21v, . 24v, . 20,; 23, 26v, 23v, 20, 19v, 23, 21v, 20, 20, (3); 21v, 22, 22, . 26,—26v, 20, 19v,; 22, (3) 11v, 21, 17v, (2) 19v, 19v, 23, 26, 26, 19v, 19v, 19v,; 22, 11v, 22, 22, . 19v,; 22, (2) 95
Fenster Festtage Firmung Flucht Fluchtweg Freitagsfasten Friedhof Frühstück Fürbitte der Hl. Gebildbrot Genesis Gewänder Glauben Glaubensabweichung Graupen Ilaar Haariracht Hänsel Halsbänder Hamburg Hanse (PN) Hartmann (Schedel) Hausbau Hausstube (izba) Heiligenbilder Heiligenverehrung (d. J. Hus u. Hieronymus) Heimkehr Hemden Hieronymus (v. Prag) Hof Holland Hradšín Hus Husiten Husitentalar Israel Jahrmarkt Jakob (v. Bergamo) Jakobellus (v. Mies) Jan (Rokycana) Joditz Johann (Praemonstr.) Johann (v. Ruchrad) Johannes (Hus) fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol . 20, . 22v, . 22v, . 25,—25v, . 25v,—26, . 20,; 20, .22,; 22v, . 19v, . 22v, . 20v, (3); 21, . 18, . 20, . 19, . 21v, . 24v, . 20,; 23, 26v, 23v, 20, 19v, 23, 21v, 20, 20, (3); 21v, 22, 22, . 26,—26v, 20, 19v,; 22, (3) 11v, 21, 17v, (2) 19v, 19v, 23, 26, 26, 19v, 19v, 19v,; 22, 11v, 22, 22, . 19v,; 22, (2) 95
Strana 96
Johannes (Wiklef) Juden Junker Juvenal Kaaden Käse Kapuze Karl IV (Kaiser) Karlsbad Karlsbrücke (Prag) Karolinum (Prag) Katharina Hl., Kirche d. katholisch Ketzer (ketzerisch) Ketzerei Kienspan Kirche, röm. Kirchenbau Kirchenweihe Kleidung Kleinseite (Prag) Klima Knödel Köni Kónigsburg (HradSin) Kónigssaal Kollegium (auf Vyšehrad) Komotau Kommunion — der Kinder Konrad (v. Waldhausen) Konstanz Konzil Kouřim Kralowitz Kuh, schwarze Kulmbach Kuttenberg Ladislaus (Postumus) Laun Leibröcke Leitmeritz Leuchter Litauer Luditz 96 fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 22, 20, 23v, 23, 12,; 12,; 15,; 19v,; 24v, 19v, 18, (2) 14,; 15,; 15v,; 26,; 26, 18, .18, 18, 26, 21v,; 22, (2); 23,; 24v, (3); 25v,; 26,; 26, 17v, (2) 19v,; 20, 20, 22,; 22v, 22v, 22v, 20,; 23, 17v, 12v, 21v,; 21v, (3); 22v; 24v, 21v,; 22v, 19v, 19v.; 22, 22, 24v, 24v,; 25v, 24v, 11v, 19, (2); 23,; 24v.; 19v, 19v, 24v. 20, 24v.; 25v, 20, 18v, 15v,; 24v,
Johannes (Wiklef) Juden Junker Juvenal Kaaden Käse Kapuze Karl IV (Kaiser) Karlsbad Karlsbrücke (Prag) Karolinum (Prag) Katharina Hl., Kirche d. katholisch Ketzer (ketzerisch) Ketzerei Kienspan Kirche, röm. Kirchenbau Kirchenweihe Kleidung Kleinseite (Prag) Klima Knödel Köni Kónigsburg (HradSin) Kónigssaal Kollegium (auf Vyšehrad) Komotau Kommunion — der Kinder Konrad (v. Waldhausen) Konstanz Konzil Kouřim Kralowitz Kuh, schwarze Kulmbach Kuttenberg Ladislaus (Postumus) Laun Leibröcke Leitmeritz Leuchter Litauer Luditz 96 fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 22, 20, 23v, 23, 12,; 12,; 15,; 19v,; 24v, 19v, 18, (2) 14,; 15,; 15v,; 26,; 26, 18, .18, 18, 26, 21v,; 22, (2); 23,; 24v, (3); 25v,; 26,; 26, 17v, (2) 19v,; 20, 20, 22,; 22v, 22v, 22v, 20,; 23, 17v, 12v, 21v,; 21v, (3); 22v; 24v, 21v,; 22v, 19v, 19v.; 22, 22, 24v, 24v,; 25v, 24v, 11v, 19, (2); 23,; 24v.; 19v, 19v, 24v. 20, 24v.; 25v, 20, 18v, 15v,; 24v,
Strana 97
Mähren Mäntel — aus Pelz Mainz Marktplatz (Prag) Maschau Meer, deutsches Meißen Memorienkirche d. Hl. Messe Milch Milchspeisen Mittagessen Mönchsorden Moldau Mütze Katharina Nachtmahl Nahrung NT Neustadt (Prag) Nordsee, s. Meer dt. Nürnberg Oberwesel Olung, HI. Osterreich s. Austria Ofen Ohrenbeichte Opfer, HI. Ornat Orphaniten (Waisen) Pagendienst Pan (Titel) Panic Papst Pastor v. Wesel Pater Noster Pavlaé Pelz — Mäntel Pest Peter (Englisch) — (v. Dresden) Petersburg Petrus, St. Physis d. Tschechen Pilsen fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. — fol. fol. fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 17v;; 19v,; 23v, (2) 20, 23, 22,; 24v, 18, 12v, 19v, 19v, (2) 18, 21v,; 21v, 19v, 20, 19v, 22v, 17v,; 18,; 19v, 23, 19v, (2) 19v, 18, 17v,; 18, 11v,; 12,; 19v,; 26, (2) 22, 22v, . 20, 22, 22v, 22v, 19v, 23v, 23v, 23v, 22v, 22, 18v, 20, 19v, 23, 24, 19v, 22, 16v, 22v, 20, 24v, 97
Mähren Mäntel — aus Pelz Mainz Marktplatz (Prag) Maschau Meer, deutsches Meißen Memorienkirche d. Hl. Messe Milch Milchspeisen Mittagessen Mönchsorden Moldau Mütze Katharina Nachtmahl Nahrung NT Neustadt (Prag) Nordsee, s. Meer dt. Nürnberg Oberwesel Olung, HI. Osterreich s. Austria Ofen Ohrenbeichte Opfer, HI. Ornat Orphaniten (Waisen) Pagendienst Pan (Titel) Panic Papst Pastor v. Wesel Pater Noster Pavlaé Pelz — Mäntel Pest Peter (Englisch) — (v. Dresden) Petersburg Petrus, St. Physis d. Tschechen Pilsen fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. — fol. fol. fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 17v;; 19v,; 23v, (2) 20, 23, 22,; 24v, 18, 12v, 19v, 19v, (2) 18, 21v,; 21v, 19v, 20, 19v, 22v, 17v,; 18,; 19v, 23, 19v, (2) 19v, 18, 17v,; 18, 11v,; 12,; 19v,; 26, (2) 22, 22v, . 20, 22, 22v, 22v, 19v, 23v, 23v, 23v, 22v, 22, 18v, 20, 19v, 23, 24, 19v, 22, 16v, 22v, 20, 24v, 97
Strana 98
Poggius Polen Prag Predigt Primat d. Papstes Priesterarmut Priesterweihe Prokop (Holý) Radonitz Räuber Räuberunwesen Rakonitz Randgebirge, böhmische Rathaus (Prag) Regensburg Reise-Zauber Religion Religionsausübung Rheingau Richthaus (Prag) Rokycana Jan Rosenkranz Saaz Sachsen Safran Sakramente Salz Schedel (Hartmann) Schlan Schlackenwerth Schlesien Schlick (Hieronymus) Schuhe Sekten Sichlau Sigmund (Kaiser) Slaven, slavisch Sóller s. Pavlać Sonntagsfeier Sossen Stiefel Stundengebete Sylvius (Aeneas) Synode (v. Konsianz) Šafařík 98 fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol fol. fol. fol. fol fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol fol fol fol 22, 18v, 12v,; 17v.; 18,; 19v, (2); 23v,; 24v, 22v, 22v, 22, . 22v, fol. 19v, 11v, 17v, (4) 26v, . 16v,; 23.; 24v, fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 17v, 18, 11v, 24, —24v, 19v, 21v, 24v, . 18, fol. fol. 19v,; 22, 18, 24v,; 25v, 19v, (2) 19v, 22v, 20, 21v, 24v,; 25v, . 19v, fol. fol. 19v, . 19v, fol. fol. fol. fol. 20, 15v, 19v, 18,; 18v, . 21v, fol. 16v, . 19v, (2) fol. fol. fol. fol. 22, 19,; 20,; 22v, 19v, 16v,
Poggius Polen Prag Predigt Primat d. Papstes Priesterarmut Priesterweihe Prokop (Holý) Radonitz Räuber Räuberunwesen Rakonitz Randgebirge, böhmische Rathaus (Prag) Regensburg Reise-Zauber Religion Religionsausübung Rheingau Richthaus (Prag) Rokycana Jan Rosenkranz Saaz Sachsen Safran Sakramente Salz Schedel (Hartmann) Schlan Schlackenwerth Schlesien Schlick (Hieronymus) Schuhe Sekten Sichlau Sigmund (Kaiser) Slaven, slavisch Sóller s. Pavlać Sonntagsfeier Sossen Stiefel Stundengebete Sylvius (Aeneas) Synode (v. Konsianz) Šafařík 98 fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol fol. fol. fol. fol fol fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol fol fol fol 22, 18v, 12v,; 17v.; 18,; 19v, (2); 23v,; 24v, 22v, 22v, 22, . 22v, fol. 19v, 11v, 17v, (4) 26v, . 16v,; 23.; 24v, fol. fol. fol. fol. fol. fol. fol. 17v, 18, 11v, 24, —24v, 19v, 21v, 24v, . 18, fol. fol. 19v,; 22, 18, 24v,; 25v, 19v, (2) 19v, 22v, 20, 21v, 24v,; 25v, . 19v, fol. fol. 19v, . 19v, fol. fol. fol. fol. 20, 15v, 19v, 18,; 18v, . 21v, fol. 16v, . 19v, (2) fol. fol. fol. fol. 22, 19,; 20,; 22v, 19v, 16v,
Strana 99
Tabor — mons Taboriten Taufe Tauschhandel Teplitz Totengebete Transsubstantiation Trier Trinken Ungarn, ungarisch Veitsdom (Prag) Vesper fol. 20, fol. 22v1; 24v, fol. 19v. fol. 22v. fol. 20, fol. 24v, fol. 21v2; 222 fol. 22v.; 222; 22v, fol. 17v2 fol. 21, fol. 17v2; 20, fol. 17v, fol. 19v, Waisen (Orphaniten) Wald, hercynischer Waldhausen, Konrad v. Wandlung, Hl. Wasser, geweihtes Wasserweihe Weinbau Weißbrot Wenden Wenzel (König) d. Hl. Wesel (Pastor v.) Wien Wiklef J. Worms fol. 19v1 fol. 19v. fol. 19v, fol. 22v, fol. 21v. fol. 22v, fol. 20, fol. 20v. fol. 18v. fol. 17v.; 19v, fol. 222 fol. 122 fol. 22. fol. 17v2 Zöpfe Zoschek s. Sossen Žižka fol. 23, fol. 19v. 99
Tabor — mons Taboriten Taufe Tauschhandel Teplitz Totengebete Transsubstantiation Trier Trinken Ungarn, ungarisch Veitsdom (Prag) Vesper fol. 20, fol. 22v1; 24v, fol. 19v. fol. 22v. fol. 20, fol. 24v, fol. 21v2; 222 fol. 22v.; 222; 22v, fol. 17v2 fol. 21, fol. 17v2; 20, fol. 17v, fol. 19v, Waisen (Orphaniten) Wald, hercynischer Waldhausen, Konrad v. Wandlung, Hl. Wasser, geweihtes Wasserweihe Weinbau Weißbrot Wenden Wenzel (König) d. Hl. Wesel (Pastor v.) Wien Wiklef J. Worms fol. 19v1 fol. 19v. fol. 19v, fol. 22v, fol. 21v. fol. 22v, fol. 20, fol. 20v. fol. 18v. fol. 17v.; 19v, fol. 222 fol. 122 fol. 22. fol. 17v2 Zöpfe Zoschek s. Sossen Žižka fol. 23, fol. 19v. 99
Strana 100
Verzeichnis der häufig wiederkehrenden Sigel Schreiber A: a a as a č) če Schreiber B: æ AE À © > >= o o 1 | Di D<Dl O SA qdam = 100 N l con dem dicitur er idest per pro que qui ur Con conira denique er par, per pra, prae pri pro qua quadam que (Conj.) Fulda? Escorial Fulda Fulda Fulda, Florenz Fulda, Florenz Maria Laach, Fulda Fulda, Florenz Fulda Fulda, Escorial Fulda, Escorial Fulda Fulda Fulda Escorial, Florenz
Verzeichnis der häufig wiederkehrenden Sigel Schreiber A: a a as a č) če Schreiber B: æ AE À © > >= o o 1 | Di D<Dl O SA qdam = 100 N l con dem dicitur er idest per pro que qui ur Con conira denique er par, per pra, prae pri pro qua quadam que (Conj.) Fulda? Escorial Fulda Fulda Fulda, Florenz Fulda, Florenz Maria Laach, Fulda Fulda, Florenz Fulda Fulda, Escorial Fulda, Escorial Fulda Fulda Fulda Escorial, Florenz
Strana 101
qd qm + b ſiłir ſb tã tm A = quam qui = quid = quo = quoniam = rum (G. pl.) = sed = ser = similiter = sub tamen = — tantum = ur = us = vel = ver, vir Escorial, Fulda Escorial Fulda Fulda Fulda Escorial, Fulda Escorial Fulda Escorial, Fulda Escorial, Fulda Fulda, Florenz Escorial, Fulda * Fulda 101
qd qm + b ſiłir ſb tã tm A = quam qui = quid = quo = quoniam = rum (G. pl.) = sed = ser = similiter = sub tamen = — tantum = ur = us = vel = ver, vir Escorial, Fulda Escorial Fulda Fulda Fulda Escorial, Fulda Escorial Fulda Escorial, Fulda Escorial, Fulda Fulda, Florenz Escorial, Fulda * Fulda 101
Strana 102
Anmerkungen Zur Biographie vgl.: Jubelartikel von P. Albert, Freiburg, in: Kölnische Volkszei- tung Nr. 271 vom 1. April 1906; Becker in: Wetzer u. Weltes Kirchenlexikon, Spalten 1623—27; Geiger in: ADB, Bd. 3, S. 663 f.; Fertig, S. 11—21; Letts Mal- colm, S. 22—33; Födisch, S. 47—51; Nováček, S. 269—75; Becker D. J., I, S. 216— 277; ibid., S. 216, Anm. 1: „Fast das Einzige, was wir aus gedruckten Büchern über das spätere Leben Butzbachs wissen, findet sich in der von Oliver Legipontius vermehrt und verbessert herausgegebenen Historia rei litterariae O. S. B. auctore M. Ziegelbauer. Augustae Vind. et Herbipoli 1754. Pars I. p. 413 und Pars III. p. 336—338“; Böcking, Opera Hutteni supplem. vol. II. p. 437—442; Jahn O., S. 405—420; sowie die nicht ernst zu nehmende Schrift „Johannes Butzbachs Wan- derbüchlein. Erlebnisse eines fahrenden Schülers aus dem 15. Jahrhundert.“ Be- arbeitet von Ernst Bürger, Breslau/Oppeln o. J. (1922). Philipp Drunck studierte in Münster Westfalen, verfaßte schon als Schüler eine Anzahl prosaischer und poetischer Schriften. 1509, etwa 18 Jahre alt, beendete er sein Studium in Münster. Auf Bitten der Eltern trat er ins Kloster der Cisterzienser zu Brombach ein, trotz der Bemühungen seines Halbbruders Butzbach, der ihn nach Laach zichen wollte. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt, da das Kloster Brombach 1632 von den Schweden zerstört worden ist. Neun kleinere Schriften Druncks befinden sich in der Universitätsbibliothek in Bonn. (B I, 278—90). Vgl. Kap. 14 und 15 des 2. Buches, fol. 21v1—22v2. Zu einzelnen unklaren Stellen kommen zahlreiche Verschreibungen, die oft das Verständnis erschweren. Butzbach hat manchen Schreibfehler und verschiedene kleinere Auslassungen des Schreibers B korrigiert. Die beiden Schreiber B und C mögen teilweise nach Vorlage, teilweise nach Diktat geschrieben haben, wie die Korrekturen von Butzbachs Hand und die Verschreibungen von B auf Grund der Unkenntnis von Wörtern annehmen lassen. In Epist. ad Joh. Trithemium fol. 5b klagt Butzbach dem Freunde über die Untauglichkeit seiner Schreiber, von denen der eine halb blind, der andere ein unwissender Mensch gewesen sei. B 1, 240 f. und Anm. 3 ibid.: Epist. ad Joh. Butzbachium d. d. 21. Oct. 1509; Anm. 1 S. 241: Epist. ad Joh. Trithemium d. d. 2. Dec. 1509, fol. 5°; Appologia ad Tri- themium fol. 220"; vgl. Macrostoma lib. 16, fol. 203), zitiert bei B I, 241, Anm. 1; ibid., S. 274. In den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, H. 11/12, Köln 1862, S. 187 f. findet sich eine Inhaltsangabe von vier Hss., die Moucheron von Bonn mitgenommen hat: „Hos quattuor codices A, B, C, D, deperditos dolet historia litteraria patriae (sed aliorum praestantissimorum operum, quare monachus effrons abstulit et nostrorum indulgentia deperire permisit, non (parvus) est numerus. In chartem emporeticam, in tabernas laniorum transierunt libri optimi. . .“). a. a. O., S. 3 f. und ibid., Anm. 2. a. a. O., 109 f. a. a. O., 405—420. Eine Inhaltsangabe des Hodoporicon, die in großen Zügen an- gelegt ist. Einzelne Erlebnisse Butzbachs werden etwas ausführlicher geschildert. Der Ton des Artikels liegt auf der Zeit nach Butzbachs Rückkehr aus Böhmen. a. a. O., 213—288. S. 215—223 und 229—237 wurden Teile des Hodoporicons ver- öffentlicht, der weitere Artikel beinhaltet einen Bericht über das Auctarium und Auszüge aus demselben. Die Stellen des Hodoporicon sind: fol. 32v.—fol. 38v, weitere Auszüge über Adam von der Leyen und der im Kloster Maria Laach an- wesenden Mönche zur Zeit des Eintrittes Butzbachs, die Zeit des Aufenthaltes in Deventer und die Schilderung der Stadt mit Uberspringen einzelner Kapitel (Buch III, Kap. 8, 9, 10, 14 — fol. 35 ff.; Kap. 12 u. 13 mit Uberspringen einzelner Teile der Kapitel.). Die Veröffentlichung aus dem Auctarium beginnt mit Nr. 60 (279): Philipp Drunck (Haustulus), den Butzbach auch Largimontanus (largus!) nennt. Auct. fol. 102. 11 Die Böhmen betreffenden Kapitel sind nicht kommentiert. 10 102
Anmerkungen Zur Biographie vgl.: Jubelartikel von P. Albert, Freiburg, in: Kölnische Volkszei- tung Nr. 271 vom 1. April 1906; Becker in: Wetzer u. Weltes Kirchenlexikon, Spalten 1623—27; Geiger in: ADB, Bd. 3, S. 663 f.; Fertig, S. 11—21; Letts Mal- colm, S. 22—33; Födisch, S. 47—51; Nováček, S. 269—75; Becker D. J., I, S. 216— 277; ibid., S. 216, Anm. 1: „Fast das Einzige, was wir aus gedruckten Büchern über das spätere Leben Butzbachs wissen, findet sich in der von Oliver Legipontius vermehrt und verbessert herausgegebenen Historia rei litterariae O. S. B. auctore M. Ziegelbauer. Augustae Vind. et Herbipoli 1754. Pars I. p. 413 und Pars III. p. 336—338“; Böcking, Opera Hutteni supplem. vol. II. p. 437—442; Jahn O., S. 405—420; sowie die nicht ernst zu nehmende Schrift „Johannes Butzbachs Wan- derbüchlein. Erlebnisse eines fahrenden Schülers aus dem 15. Jahrhundert.“ Be- arbeitet von Ernst Bürger, Breslau/Oppeln o. J. (1922). Philipp Drunck studierte in Münster Westfalen, verfaßte schon als Schüler eine Anzahl prosaischer und poetischer Schriften. 1509, etwa 18 Jahre alt, beendete er sein Studium in Münster. Auf Bitten der Eltern trat er ins Kloster der Cisterzienser zu Brombach ein, trotz der Bemühungen seines Halbbruders Butzbach, der ihn nach Laach zichen wollte. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt, da das Kloster Brombach 1632 von den Schweden zerstört worden ist. Neun kleinere Schriften Druncks befinden sich in der Universitätsbibliothek in Bonn. (B I, 278—90). Vgl. Kap. 14 und 15 des 2. Buches, fol. 21v1—22v2. Zu einzelnen unklaren Stellen kommen zahlreiche Verschreibungen, die oft das Verständnis erschweren. Butzbach hat manchen Schreibfehler und verschiedene kleinere Auslassungen des Schreibers B korrigiert. Die beiden Schreiber B und C mögen teilweise nach Vorlage, teilweise nach Diktat geschrieben haben, wie die Korrekturen von Butzbachs Hand und die Verschreibungen von B auf Grund der Unkenntnis von Wörtern annehmen lassen. In Epist. ad Joh. Trithemium fol. 5b klagt Butzbach dem Freunde über die Untauglichkeit seiner Schreiber, von denen der eine halb blind, der andere ein unwissender Mensch gewesen sei. B 1, 240 f. und Anm. 3 ibid.: Epist. ad Joh. Butzbachium d. d. 21. Oct. 1509; Anm. 1 S. 241: Epist. ad Joh. Trithemium d. d. 2. Dec. 1509, fol. 5°; Appologia ad Tri- themium fol. 220"; vgl. Macrostoma lib. 16, fol. 203), zitiert bei B I, 241, Anm. 1; ibid., S. 274. In den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, H. 11/12, Köln 1862, S. 187 f. findet sich eine Inhaltsangabe von vier Hss., die Moucheron von Bonn mitgenommen hat: „Hos quattuor codices A, B, C, D, deperditos dolet historia litteraria patriae (sed aliorum praestantissimorum operum, quare monachus effrons abstulit et nostrorum indulgentia deperire permisit, non (parvus) est numerus. In chartem emporeticam, in tabernas laniorum transierunt libri optimi. . .“). a. a. O., S. 3 f. und ibid., Anm. 2. a. a. O., 109 f. a. a. O., 405—420. Eine Inhaltsangabe des Hodoporicon, die in großen Zügen an- gelegt ist. Einzelne Erlebnisse Butzbachs werden etwas ausführlicher geschildert. Der Ton des Artikels liegt auf der Zeit nach Butzbachs Rückkehr aus Böhmen. a. a. O., 213—288. S. 215—223 und 229—237 wurden Teile des Hodoporicons ver- öffentlicht, der weitere Artikel beinhaltet einen Bericht über das Auctarium und Auszüge aus demselben. Die Stellen des Hodoporicon sind: fol. 32v.—fol. 38v, weitere Auszüge über Adam von der Leyen und der im Kloster Maria Laach an- wesenden Mönche zur Zeit des Eintrittes Butzbachs, die Zeit des Aufenthaltes in Deventer und die Schilderung der Stadt mit Uberspringen einzelner Kapitel (Buch III, Kap. 8, 9, 10, 14 — fol. 35 ff.; Kap. 12 u. 13 mit Uberspringen einzelner Teile der Kapitel.). Die Veröffentlichung aus dem Auctarium beginnt mit Nr. 60 (279): Philipp Drunck (Haustulus), den Butzbach auch Largimontanus (largus!) nennt. Auct. fol. 102. 11 Die Böhmen betreffenden Kapitel sind nicht kommentiert. 10 102
Strana 103
12 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 Chronika eines fahrenden Schülers oder Wanderbüchlein des Johannes Butzbach. Regensburg 1869; 2. Aufl. 1912, Inselbücherei. In: Mitt. V. G. D. IX, Literarische Beilage, S. 3—5. Der Artikel basiert auf Beckers Ubersetzung. In der Anm. 2 S. 22 weist Letts auf Fertigs „Neues aus dem lit. .. .“ sowie auf die Erwähnung Butzbachs bei Geiger, Renaissance und Humanismus in Italien und Deutschland, Berlin 1852, hin. Die Stellen bei Geiger sind unwichtig. Eine Inhaltsangabe, die sich auf Beckers Ubersetzung stützt. . . . „Poznav z překladu německého zajímavost a důležitost spisu Butzbachova pro naše dějiny kulturní, umínil jsem si, že vydám původní text latinský a opatřím jej poznámkami. Za tou příčinou obrátil jsem se k slavné České akademii se žá- dostí, aby mně zaslání rukopisu do Prahy opatřila. Slavné presidium akademie ochotně mé žádosti vyhořelo, začež vzdávám povinné díky, rukopisu do Prahy odepřela.“ . . . Český Lid, VI (1897), S. 269—275. Im Verlaufe folgen wörtliche Ubersetzungen einzelner Stellen wie der Kapitel I, 22; II, 4, 10, 11, 12, 13, 14, 17 ohne Kommentar und Anmerkungen. Gieseler, Sacra natalitia augustissimi ac potentissimi Friderici Guilelmi III., regis Borussorum, ab alma universitate Borussica Rhenana. celebranda . . . incidit . . . Praemissa sunt symbolae ad historiam monasterii Lacensis ex codicibus Bonnensibus depromptae. Bonnae 1826. Koll, Zur Geschichte des Klosters Nonnenwerth. Programm des Linzer Progym- nasiums 1863. Böcking E., Ulrichi Hutteni equitis operum supplementum. Epistulae obscurorum virorum Bd. II, Leipzig 1869/70, S. 437 f. Knod, Zur Kritik des Johannes Butzbach, in: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiözese Köln, H. 52, Köln 1891, S. 175—234. Der Artikel behandelt die Entstehung und den Wert des Auctariums. Vgl. Johannes Butzbach, Libellus de claris picturae professoribus ad Gertrudem sanctimonialem, insignem pictricem in insula Rolandi. (Cod. S. 220 v. c. = S. 356, fol. 132—139), hg. v. Otto Pelka, Heidelberg 1925. fol. 33v.. Im Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis, fol. 9, bemerkt Butzbach, dafs er nur 5 Monate den Unterricht des Rektor Hegius genossen habe (Rektor Hegius starb am 27. 12. 1498). Butzbach gibt als Beginn der Wanderung die Zeit der Schneeschmelze, die um die Fastenzeit einsetzte, an. Ostern 1489 fiel auf den 19. April. Dabei hat Butzbach wohl die Städte Dux, Teplitz und Graupen besucht. Gieseler, S. 14, bezweifelt die Mitgliedschaft des Johannes Butzbach und seines Freundes Siberti in jener gelehrten Gesellschaft, weil die beiden Mönche nicht bei „Jac. Burckhardi comment. de linguae latinae in Germania fatis“ erwähnt seien, doch scheinen die Zweifel Gieselers durch jenes argumentum ex silentio nicht hinreichend begründet, wie auch Becker (1, 242, Anm. 2) annimmt. Wetzer und Weltes Kirchenlexikon, Sp. 1623—27. Hartmann Schedel, fol. CCXXXVIII: . . . „Romanum presulem reliquis episcopis parem esse. Puragtorium ignem nullum inueniri. Vanum esse orare pro mortuis et auaricie sacerdotalis inuentum. Dei ac sanctos imagines delendas. Mendicantium religiones malos demones inuenisse. Sacerdotes pauperes esse debere sola conten- tos elemosina. Auricularem confessionem nugacem esse. Sufficere sua quemque deo in cubili suo confiteri peccata. Cymeteriorum inanem vsum. Sacerdotem quo- cumque loco sacrum christi corpus conficere. In canonicis horis frustra tempora teri. Jeiunijs ab ecclesia institutis nihil inesse meriti. atque alios plerosque errores edixere.“ . . . Vgl. dazu Aeneas Sylvius, Hist. Boh., Cap. XXXV, S. 50: . . . „Hujus pestiferae ac jam pridem damnata factionis dogmata sunt: Romanum praesulem reliquis epis- copis parem esse, inter sacerdotes nullum discrimen. Presbyterum non dignitatem, sed vitae meritum efficere potiorem. Animas è corporibus excedentes, aut in aeternas è vestigio poenas mergi, aut perpetua consequi gaudia, puragtorium ignem nullum inveniri. Vanum esse orare pro mortuis, et avaritiae sacerdotalis inven- tum. Dei et sanctorum imagines delendas. Aqvarum palmarumque benedictiones irridendas. Mendicantium religiones malos daemones invenisse. Sacerdotes pau- peres esse debere, sola contentos clemosyna. Liberam cuique praedicationem verbi Dei patere. Nullum capitale peccatum, qvantumvis majoris mali vitandi gratia, 13 14 103
12 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 Chronika eines fahrenden Schülers oder Wanderbüchlein des Johannes Butzbach. Regensburg 1869; 2. Aufl. 1912, Inselbücherei. In: Mitt. V. G. D. IX, Literarische Beilage, S. 3—5. Der Artikel basiert auf Beckers Ubersetzung. In der Anm. 2 S. 22 weist Letts auf Fertigs „Neues aus dem lit. .. .“ sowie auf die Erwähnung Butzbachs bei Geiger, Renaissance und Humanismus in Italien und Deutschland, Berlin 1852, hin. Die Stellen bei Geiger sind unwichtig. Eine Inhaltsangabe, die sich auf Beckers Ubersetzung stützt. . . . „Poznav z překladu německého zajímavost a důležitost spisu Butzbachova pro naše dějiny kulturní, umínil jsem si, že vydám původní text latinský a opatřím jej poznámkami. Za tou příčinou obrátil jsem se k slavné České akademii se žá- dostí, aby mně zaslání rukopisu do Prahy opatřila. Slavné presidium akademie ochotně mé žádosti vyhořelo, začež vzdávám povinné díky, rukopisu do Prahy odepřela.“ . . . Český Lid, VI (1897), S. 269—275. Im Verlaufe folgen wörtliche Ubersetzungen einzelner Stellen wie der Kapitel I, 22; II, 4, 10, 11, 12, 13, 14, 17 ohne Kommentar und Anmerkungen. Gieseler, Sacra natalitia augustissimi ac potentissimi Friderici Guilelmi III., regis Borussorum, ab alma universitate Borussica Rhenana. celebranda . . . incidit . . . Praemissa sunt symbolae ad historiam monasterii Lacensis ex codicibus Bonnensibus depromptae. Bonnae 1826. Koll, Zur Geschichte des Klosters Nonnenwerth. Programm des Linzer Progym- nasiums 1863. Böcking E., Ulrichi Hutteni equitis operum supplementum. Epistulae obscurorum virorum Bd. II, Leipzig 1869/70, S. 437 f. Knod, Zur Kritik des Johannes Butzbach, in: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiözese Köln, H. 52, Köln 1891, S. 175—234. Der Artikel behandelt die Entstehung und den Wert des Auctariums. Vgl. Johannes Butzbach, Libellus de claris picturae professoribus ad Gertrudem sanctimonialem, insignem pictricem in insula Rolandi. (Cod. S. 220 v. c. = S. 356, fol. 132—139), hg. v. Otto Pelka, Heidelberg 1925. fol. 33v.. Im Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis, fol. 9, bemerkt Butzbach, dafs er nur 5 Monate den Unterricht des Rektor Hegius genossen habe (Rektor Hegius starb am 27. 12. 1498). Butzbach gibt als Beginn der Wanderung die Zeit der Schneeschmelze, die um die Fastenzeit einsetzte, an. Ostern 1489 fiel auf den 19. April. Dabei hat Butzbach wohl die Städte Dux, Teplitz und Graupen besucht. Gieseler, S. 14, bezweifelt die Mitgliedschaft des Johannes Butzbach und seines Freundes Siberti in jener gelehrten Gesellschaft, weil die beiden Mönche nicht bei „Jac. Burckhardi comment. de linguae latinae in Germania fatis“ erwähnt seien, doch scheinen die Zweifel Gieselers durch jenes argumentum ex silentio nicht hinreichend begründet, wie auch Becker (1, 242, Anm. 2) annimmt. Wetzer und Weltes Kirchenlexikon, Sp. 1623—27. Hartmann Schedel, fol. CCXXXVIII: . . . „Romanum presulem reliquis episcopis parem esse. Puragtorium ignem nullum inueniri. Vanum esse orare pro mortuis et auaricie sacerdotalis inuentum. Dei ac sanctos imagines delendas. Mendicantium religiones malos demones inuenisse. Sacerdotes pauperes esse debere sola conten- tos elemosina. Auricularem confessionem nugacem esse. Sufficere sua quemque deo in cubili suo confiteri peccata. Cymeteriorum inanem vsum. Sacerdotem quo- cumque loco sacrum christi corpus conficere. In canonicis horis frustra tempora teri. Jeiunijs ab ecclesia institutis nihil inesse meriti. atque alios plerosque errores edixere.“ . . . Vgl. dazu Aeneas Sylvius, Hist. Boh., Cap. XXXV, S. 50: . . . „Hujus pestiferae ac jam pridem damnata factionis dogmata sunt: Romanum praesulem reliquis epis- copis parem esse, inter sacerdotes nullum discrimen. Presbyterum non dignitatem, sed vitae meritum efficere potiorem. Animas è corporibus excedentes, aut in aeternas è vestigio poenas mergi, aut perpetua consequi gaudia, puragtorium ignem nullum inveniri. Vanum esse orare pro mortuis, et avaritiae sacerdotalis inven- tum. Dei et sanctorum imagines delendas. Aqvarum palmarumque benedictiones irridendas. Mendicantium religiones malos daemones invenisse. Sacerdotes pau- peres esse debere, sola contentos clemosyna. Liberam cuique praedicationem verbi Dei patere. Nullum capitale peccatum, qvantumvis majoris mali vitandi gratia, 13 14 103
Strana 104
28 29 30 31 tolerandum. Qvi mortalis culpare reus sit, eum neqve seculari, neqve eccle- siastica dignitate potiri, neqve perendum ei. Confirmationem, quam chrismate pontifices inducunt, et extremam unctionem inter ecclesias sacra minime contineri. Auricularem confessionem nugacem esse, sufficere sua quemque Deo in cubili suo confiteri peccata. Baptisma fluvialis undae, nulla interjecta sacri olei mixtura recipiendum. Coemiteriorum inanem usum, qvaestus causa repertum, quacunque tegantur tellure humana corpora nil distare. Templum Dei late patentis ipsum mundum esse, coartare majestatem ejus, qvi ecclesias, monasteria, oratoriaque construunt, tanquam propitior in eis divina bonitas iveniatur. Sacerdotales vestes, altarium ornamenta, pallas, corporalia, calices, patenas, vasaque hujusmodi, ni habere momenti. Sacerdotem qvocunqve loco, quocunque tempore, sacrum Christi corpus conficere posse, petentibusque ministrare, sufficere si verba sacramentalia tantum dicat. Suffragia sanctorum in coelis cum Christo regnantium, frustra im- petrari, qvae juvare non possunt. In canonicis horis cantandis dicendisque frustra tempus teri. Nulla die ab opere cessandum, nisi quae Dominica nunc appellatur, celebritates sanctorum prorsus rejiciendas. Jejuniis quoque ab ecclesia institutis, nihil inesse meriti." Aeneas Sylvius, Historia Bohemica, Cap. XXXV, S. 50. vgl. Anm. 27. Hartmann Schedel, fol. CCXXX.: . . . „Flos igitur dulcoris Bohemia dicebatur. queolim inter principes atque reges dulcissimam redolebat suauitatem. Nunc (vo- lente fortuna) apud futuros saporeem fetidum habet. faxit deus vt priori redolen- tis atque splendori par fiat.“. . Aeneas Sylvius, Hist. Boh., Cap. XXXVI, S. 54 f.: . . . „Nemo Philosophorum tam forti animo mortem pertulisse traditur, quam isti incendium. Poggius Florentinus, aetatis nostrae nobilis scriptor, de morte Hieronymi ad Nicolaum Nicolai concivem suum, elegantem scripsit epistolam, quamvis paululum sua consvetudine in mores cleri invectus videatur. Cineris exustorum, ne raperentur à Bohemis, in lacum projecti. Discipuli eorum ex eo solo terram abstulere, in quo ignis fuit, eamque veluti sacram attulere in patriam. Joannes ac Hieronymus apud Bohemos martyrum honores meruere, nec minores quam Petrus et Paulus apud Romanos habiti. Nun- ciatas enim in Bohemiam, quae Constantiae gesta fuerunt de Joanne ac Hieronymi, discipuli corum sequacesque omnes in unum convenientes, memoriam in primis defunctorum consecrant, celebrandamque quotannis decernunt.“ . . Vgl. Schedel, fol. CCXXX: . . . „Tempore postremo caroli quarti imperatoris in maxima potentia et gloria fuit et augmentum mirabile accepit vt premissum est. Nullum enim regnum tota europa tam frequentibus. tam augustis. tam ornatis templis dotatum fuisse quam bohemicum reor. Templa in celum erecta longitudine atque amplitudine mirabili fornicibus tegebantur lapideis. Altaria in sublime posita auro et argento quo sanctorum reliquis tegebantur onusta. Sacerdotum vestes margaritis tecte. ornatus omnis diues. preciosissima supellex. fenestre alte atque amplissime. conspicuo vitro (Butzbach, Hs.: vltro) et admirabili opere lucem prebebant. neque hec tantum in oppidis atque vrbibus sed in villis quoque admirari licebat. Fuerat inter cetera monasterium aule regie apud rippam multauie qua misa fluuius illi iugitur situm in quo regum corpora condebantur singularis ex- cellentie. nam preter edem magni et memorabilis operis amplum dormitorium. ceterasque officinas monachorum magnifice constructas quadrata porticus fuit. que non paruum conclusit ortum. ambitum vocauere. In huius lateribus vetus nouumque testamentum ab initio genesis vsque ad apocalipsim Johannis litteris maiusculis in tabulis scriptum continebatur.“ . . . und Aeneas Sylvius, Hist. Boh., Cap. XXXVI, S. 55: . . . „Nullum ego regnum aetate nostra in tota Europa tam frequentibus, tam augustis, tam ornatis templis ditatum fuisse, quam Bohemicum reor. Templa in coclum erecta, longitudine atque am- plitudine mirabili, fornicibus regebantur lapideis, altaria in sublimi posita, auro et argento, quo sanctorum reliqviae tegebantur, onusta, sacerdotum vestes marga- ritis tectae, ornatus omnis dives, pretiosissima suppellex, fenestrae altae atque amplissimae conspicuo vitro et admirabili opere, ut lucem praebeant. Neque haec tantum in oppidis atque urbibus, sed in villis quoque admirari licebat. Fuit inter caetera monasterium Aulae regiae, apud ripam Multaviae, qua Mosa fluvius illi jungitur, situm, in quo regum corpora condebantur, singularis excellentiae. Nam praeter aedem magni et memorabilis operis, amplum dormitorium, caeterasque monachorum officinas magnifice constructas, habuere circuitum, qui non parvum 104
28 29 30 31 tolerandum. Qvi mortalis culpare reus sit, eum neqve seculari, neqve eccle- siastica dignitate potiri, neqve perendum ei. Confirmationem, quam chrismate pontifices inducunt, et extremam unctionem inter ecclesias sacra minime contineri. Auricularem confessionem nugacem esse, sufficere sua quemque Deo in cubili suo confiteri peccata. Baptisma fluvialis undae, nulla interjecta sacri olei mixtura recipiendum. Coemiteriorum inanem usum, qvaestus causa repertum, quacunque tegantur tellure humana corpora nil distare. Templum Dei late patentis ipsum mundum esse, coartare majestatem ejus, qvi ecclesias, monasteria, oratoriaque construunt, tanquam propitior in eis divina bonitas iveniatur. Sacerdotales vestes, altarium ornamenta, pallas, corporalia, calices, patenas, vasaque hujusmodi, ni habere momenti. Sacerdotem qvocunqve loco, quocunque tempore, sacrum Christi corpus conficere posse, petentibusque ministrare, sufficere si verba sacramentalia tantum dicat. Suffragia sanctorum in coelis cum Christo regnantium, frustra im- petrari, qvae juvare non possunt. In canonicis horis cantandis dicendisque frustra tempus teri. Nulla die ab opere cessandum, nisi quae Dominica nunc appellatur, celebritates sanctorum prorsus rejiciendas. Jejuniis quoque ab ecclesia institutis, nihil inesse meriti." Aeneas Sylvius, Historia Bohemica, Cap. XXXV, S. 50. vgl. Anm. 27. Hartmann Schedel, fol. CCXXX.: . . . „Flos igitur dulcoris Bohemia dicebatur. queolim inter principes atque reges dulcissimam redolebat suauitatem. Nunc (vo- lente fortuna) apud futuros saporeem fetidum habet. faxit deus vt priori redolen- tis atque splendori par fiat.“. . Aeneas Sylvius, Hist. Boh., Cap. XXXVI, S. 54 f.: . . . „Nemo Philosophorum tam forti animo mortem pertulisse traditur, quam isti incendium. Poggius Florentinus, aetatis nostrae nobilis scriptor, de morte Hieronymi ad Nicolaum Nicolai concivem suum, elegantem scripsit epistolam, quamvis paululum sua consvetudine in mores cleri invectus videatur. Cineris exustorum, ne raperentur à Bohemis, in lacum projecti. Discipuli eorum ex eo solo terram abstulere, in quo ignis fuit, eamque veluti sacram attulere in patriam. Joannes ac Hieronymus apud Bohemos martyrum honores meruere, nec minores quam Petrus et Paulus apud Romanos habiti. Nun- ciatas enim in Bohemiam, quae Constantiae gesta fuerunt de Joanne ac Hieronymi, discipuli corum sequacesque omnes in unum convenientes, memoriam in primis defunctorum consecrant, celebrandamque quotannis decernunt.“ . . Vgl. Schedel, fol. CCXXX: . . . „Tempore postremo caroli quarti imperatoris in maxima potentia et gloria fuit et augmentum mirabile accepit vt premissum est. Nullum enim regnum tota europa tam frequentibus. tam augustis. tam ornatis templis dotatum fuisse quam bohemicum reor. Templa in celum erecta longitudine atque amplitudine mirabili fornicibus tegebantur lapideis. Altaria in sublime posita auro et argento quo sanctorum reliquis tegebantur onusta. Sacerdotum vestes margaritis tecte. ornatus omnis diues. preciosissima supellex. fenestre alte atque amplissime. conspicuo vitro (Butzbach, Hs.: vltro) et admirabili opere lucem prebebant. neque hec tantum in oppidis atque vrbibus sed in villis quoque admirari licebat. Fuerat inter cetera monasterium aule regie apud rippam multauie qua misa fluuius illi iugitur situm in quo regum corpora condebantur singularis ex- cellentie. nam preter edem magni et memorabilis operis amplum dormitorium. ceterasque officinas monachorum magnifice constructas quadrata porticus fuit. que non paruum conclusit ortum. ambitum vocauere. In huius lateribus vetus nouumque testamentum ab initio genesis vsque ad apocalipsim Johannis litteris maiusculis in tabulis scriptum continebatur.“ . . . und Aeneas Sylvius, Hist. Boh., Cap. XXXVI, S. 55: . . . „Nullum ego regnum aetate nostra in tota Europa tam frequentibus, tam augustis, tam ornatis templis ditatum fuisse, quam Bohemicum reor. Templa in coclum erecta, longitudine atque am- plitudine mirabili, fornicibus regebantur lapideis, altaria in sublimi posita, auro et argento, quo sanctorum reliqviae tegebantur, onusta, sacerdotum vestes marga- ritis tectae, ornatus omnis dives, pretiosissima suppellex, fenestrae altae atque amplissimae conspicuo vitro et admirabili opere, ut lucem praebeant. Neque haec tantum in oppidis atque urbibus, sed in villis quoque admirari licebat. Fuit inter caetera monasterium Aulae regiae, apud ripam Multaviae, qua Mosa fluvius illi jungitur, situm, in quo regum corpora condebantur, singularis excellentiae. Nam praeter aedem magni et memorabilis operis, amplum dormitorium, caeterasque monachorum officinas magnifice constructas, habuere circuitum, qui non parvum 104
Strana 105
33 34 35 conclusit hortum, ambitum vocavere. In hujus lateribus vetus novumque testamen- tum ab initio Genesis usque ad Apocalypsim Joan. literis majusculis in tabulis scriptum, continebatur, notis quo altius irent paulatim crescentibus, ita ut à summo usque deorsum facilis lectio praeberetur. Sed hoc decus post Venceslai mortem, Hussitarum rabies delevit.“ . . . Becker sucht irrtümlich das Kloster in der Probstei Vyšehrad (I, 71, Anm. 1). Aula regia = Königssaal, alt Zbraslav, am Einfluß der Beraun in die Moldau. Nach Aeneas Sylvius soll sich im Kreuzgang eine 5 Fuß hohe Illustration der ganzen Bibel auf feingeschliffenen Steinplatten an den Wänden hingezogen haben. Am 10. August 1420 wurde das Kloster durch die Taboriten derart gründlich zerstört, daßs von dem so viel gepriesenen Bauwerk keine Spur blieb. Aeneas Sylvius, Hist. Boh., Cap. 1, S. 8 f.: . . . „Amnes alii, quos Bohemi me- morant, Orlioze, quod Aquilam signat, Egra qui ex nomine oppidi, quod alluit, vocitatur, in terra Advocatorum exoriens apud Litomericiam Albi miscetur, sed cunctos Multavia excedit, qui metropolim regni Pragam influit, hic Saczanaim et Lusmicium et Misam et Albim secum trahit. Oppida tot regno memorabilia, Praga regi pontificique honesta sedes, neque ignobilior Etrusca Florentia, tres in partes divisa, queis nomina indidere, parvam Pragam, veterem ac novam. Parva sinistrum latus Multaviac fluminis occupat, collique conjungitur, in quo sita est regia, ac sancti Viti pontificale augustumque templum. Vetus Praga in plano jacet, universa magnificis operibus adornata: inter quae praetorium et laetam curiam, et colle- gium imperatoris Caroli, mirificia efferunt laudibus. Jungitur autem minori Pragae lapideo ponte quatuor et viginti arcuum. Novam civitatem a veteri fossa disjungit profunda, utrinque munita muro, et in quam facile fluminis aqua derivari potest. Haec quoque civitas ampla est, et ad colles usque protenditur, quorum alterum sancti Caroli, alterum sanctae Catharinae appellant, tertium Vissegradum, in arcis modum exedificatum, ubi et collegium est, cujus praepositum, et cancellarium regni et principem vocant.“ Hartmann Schedel, fol. CCXXIX: „Praga caput regni bohemi ciuita permaxima. Cuius descriptio ob velustatem merito dudum posita fuisset. . . . At praga (vt bohemice narrant historie) post tempora abrahe initium habuit. regum pontifi- cumque honesta sedes. Tres in partes diuisa quibus nomina indiderunt. paruam pragam. veterem ac nouam. parua sinistrum latus multauie fluminis occupat col- lique coniungitur. In quo sita est regia et sancti viti pontificale augustumque templum. Vetus praga in plano iacet vniuersa magnificis operibus adornata. Inter que pretorium et forum et letam curiam et collegium imperatoris caroli mirificis efferunt laudibus. Jungitur autem minori prage lapideo ponte quattuor et viginti arcuum Novam civitatem a veteri fossa distinguit profunda. et vtrimque muro munita. Hec quoque ciuitas ampla est ad colles vsque protenditur. quorum alterum sancti caroli. alterum sancte katherine appellant. tercium vicegradum in arcis modum exedificatum. vbi et collegium est." Die Karlsbrücke ruht auf 17 Pfeilern und 16 Bogen, ist 520 m lang und 10 m breit. (Slovník naučný). 36 B I, 70. 37 Vgl. die Zitate in Anm. 33 u. 34. 38 Schedel, fol. CCLXXXIII v: . . . „Bohemia enim intra limites germanie inclusa tota aquilonibus exposita est habens ad orientem morauos et slesitarum partem. ad aquilonem saxones et misnenses. ad occidentem agrum noricum. ad meridiem austriam et bauariam vndique germanie populis cincta. Latitudo longitudoque eius pene par trium fortasse dietarum. silua hercinia vniuersam cingit. albis vero pre- clarior eius amnis eam mediam irrigat. aliosque non parui nominis fluuios exci- piens vt multauiam que pene pragam mediam scindit, tandem per conualles et abrupta montium nemorososque saltus hercinie silue preceps labitur per misnen- sem prouinciam fluens prope hanburg vrbem saxonie in germanicum mare ab- sorbetur. Oppida regnis memorabilia sunt. Praga regum bohemie dignissima sedes. cadanum, bruxia. schlackenwerdum, cutianum cupri argentique mineris celebra- tissimum. regio prorsus frigida. armentis tamen feris et piscibus habundans. ager ei optimus. frumenti et ordei feracissimus. multa apud eos etate nostra memoratu digna emerserunt. multa praelia gesta sunt. multus sanguis effusus. delete funditus ciuitates. spreta et conculcata religio. exorta est hussitarum heresis. adamitarum pullulauit insania. debachati sunt thaboritarum et orphanorum exercitus. duo 32 105
33 34 35 conclusit hortum, ambitum vocavere. In hujus lateribus vetus novumque testamen- tum ab initio Genesis usque ad Apocalypsim Joan. literis majusculis in tabulis scriptum, continebatur, notis quo altius irent paulatim crescentibus, ita ut à summo usque deorsum facilis lectio praeberetur. Sed hoc decus post Venceslai mortem, Hussitarum rabies delevit.“ . . . Becker sucht irrtümlich das Kloster in der Probstei Vyšehrad (I, 71, Anm. 1). Aula regia = Königssaal, alt Zbraslav, am Einfluß der Beraun in die Moldau. Nach Aeneas Sylvius soll sich im Kreuzgang eine 5 Fuß hohe Illustration der ganzen Bibel auf feingeschliffenen Steinplatten an den Wänden hingezogen haben. Am 10. August 1420 wurde das Kloster durch die Taboriten derart gründlich zerstört, daßs von dem so viel gepriesenen Bauwerk keine Spur blieb. Aeneas Sylvius, Hist. Boh., Cap. 1, S. 8 f.: . . . „Amnes alii, quos Bohemi me- morant, Orlioze, quod Aquilam signat, Egra qui ex nomine oppidi, quod alluit, vocitatur, in terra Advocatorum exoriens apud Litomericiam Albi miscetur, sed cunctos Multavia excedit, qui metropolim regni Pragam influit, hic Saczanaim et Lusmicium et Misam et Albim secum trahit. Oppida tot regno memorabilia, Praga regi pontificique honesta sedes, neque ignobilior Etrusca Florentia, tres in partes divisa, queis nomina indidere, parvam Pragam, veterem ac novam. Parva sinistrum latus Multaviac fluminis occupat, collique conjungitur, in quo sita est regia, ac sancti Viti pontificale augustumque templum. Vetus Praga in plano jacet, universa magnificis operibus adornata: inter quae praetorium et laetam curiam, et colle- gium imperatoris Caroli, mirificia efferunt laudibus. Jungitur autem minori Pragae lapideo ponte quatuor et viginti arcuum. Novam civitatem a veteri fossa disjungit profunda, utrinque munita muro, et in quam facile fluminis aqua derivari potest. Haec quoque civitas ampla est, et ad colles usque protenditur, quorum alterum sancti Caroli, alterum sanctae Catharinae appellant, tertium Vissegradum, in arcis modum exedificatum, ubi et collegium est, cujus praepositum, et cancellarium regni et principem vocant.“ Hartmann Schedel, fol. CCXXIX: „Praga caput regni bohemi ciuita permaxima. Cuius descriptio ob velustatem merito dudum posita fuisset. . . . At praga (vt bohemice narrant historie) post tempora abrahe initium habuit. regum pontifi- cumque honesta sedes. Tres in partes diuisa quibus nomina indiderunt. paruam pragam. veterem ac nouam. parua sinistrum latus multauie fluminis occupat col- lique coniungitur. In quo sita est regia et sancti viti pontificale augustumque templum. Vetus praga in plano iacet vniuersa magnificis operibus adornata. Inter que pretorium et forum et letam curiam et collegium imperatoris caroli mirificis efferunt laudibus. Jungitur autem minori prage lapideo ponte quattuor et viginti arcuum Novam civitatem a veteri fossa distinguit profunda. et vtrimque muro munita. Hec quoque ciuitas ampla est ad colles vsque protenditur. quorum alterum sancti caroli. alterum sancte katherine appellant. tercium vicegradum in arcis modum exedificatum. vbi et collegium est." Die Karlsbrücke ruht auf 17 Pfeilern und 16 Bogen, ist 520 m lang und 10 m breit. (Slovník naučný). 36 B I, 70. 37 Vgl. die Zitate in Anm. 33 u. 34. 38 Schedel, fol. CCLXXXIII v: . . . „Bohemia enim intra limites germanie inclusa tota aquilonibus exposita est habens ad orientem morauos et slesitarum partem. ad aquilonem saxones et misnenses. ad occidentem agrum noricum. ad meridiem austriam et bauariam vndique germanie populis cincta. Latitudo longitudoque eius pene par trium fortasse dietarum. silua hercinia vniuersam cingit. albis vero pre- clarior eius amnis eam mediam irrigat. aliosque non parui nominis fluuios exci- piens vt multauiam que pene pragam mediam scindit, tandem per conualles et abrupta montium nemorososque saltus hercinie silue preceps labitur per misnen- sem prouinciam fluens prope hanburg vrbem saxonie in germanicum mare ab- sorbetur. Oppida regnis memorabilia sunt. Praga regum bohemie dignissima sedes. cadanum, bruxia. schlackenwerdum, cutianum cupri argentique mineris celebra- tissimum. regio prorsus frigida. armentis tamen feris et piscibus habundans. ager ei optimus. frumenti et ordei feracissimus. multa apud eos etate nostra memoratu digna emerserunt. multa praelia gesta sunt. multus sanguis effusus. delete funditus ciuitates. spreta et conculcata religio. exorta est hussitarum heresis. adamitarum pullulauit insania. debachati sunt thaboritarum et orphanorum exercitus. duo 32 105
Strana 106
39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 fulmina belli zyſka et procopius prouinciam ex arbitrio suo diripuere. iohannes et iheronimus qui populum decepere in constantiensi magno sinodo demum con- busti. Jacobellus conradus rokazana et petrus anglicus euangelij corruptores tan- quam magistri veritas habiti. quattuor reges extirpare pestiferum virus non po- tuere, venceslaus sigismundus albertus et latislaus qui apud eos veneno extinctus creditus est.“ . Aeneas Sylvius, Hist. de Europa, Cap. XXXIX, S. 292 f.: . . . „Multa apud eos aetate nostra memoratu digna emerserunt, multa praelia gesta sunt, multus ibi sanguis effusus, deletae funditus civitates, spreta et conculcata religio. Exorta est Hussitarum haeresis. Adamitarum pullulavit insania, debachati sunt Thaboritarum et Orphanorum exercitus, duo fulmina belli, Zysca et Procopius provinciam ex arbitrio suo diripuere. Joannes ac Hieronymus populum decepere, in Constantiensi magna Synodo demum combusti. Jacobellus, Coradus (soll heißen „Conradus“) Rocazana, et Petrus Anglicus evangelii corruptores, tanquam magistri veritatis habiti. Quatuor reges extirpare pestiferum virus non potuere, Venceslaus, Sigis- mundus, Albertus et Ladislaus, qui apud eos veneno extinctus creditus est.“ . . . vgl. Anm. 3 u. 4. Joditz, Gemeinde, Amtsgericht Hof. B I, 42 gibt den Namen mit Jorlitz wieder (Anm. 1, S. 42: „civitas Jorlicensis“). Die Möglichkeit dieser Lesart beruht auf der Schreibung mit „r longa“. Butzbach wie auch Schreiber B wenden „r longa“ neben „r rotunda“ an. Der Schreiber B hat in Unkenntnis des ON von der Vor- lage falsch abgeschrieben. Vgl. dazu Beckers Anm. 1, S. 41: „Egia“ statt Egram. Auch hier verleitet die R-Schreibung zu anderer Lesart. Vgl. Th. u. F. Platter, Zwei Autobiographien, Basel 1840, S. 26 f.: „Paulus hatt ein andren Bacchanten zu im gnon, hiefs Achacius, was von Mentz, denen mießst ich und min gsell Hildeprant präsentierren; aber min gsell fraßs schier als, dem giengen sy uff der gassen nach, das sy in essend fundent oder sy hiessen in das mull mit wasser schwenken und in ein schüsslen mit wasser speitzen, das sy sächen, öb er etzwas gfrässen hette. Den wurffen sy in ein bett und ein kussin uf den kopff, dafs er nit schrien möchte, schlugen in dick bed Bacchanten, das sy nüt mer mochten; darumb forcht ich mich, bracht alle ding heim, hatten offt so vill brod, das es graw ward; do schnitten sy den ußswendig das graw ab, gabens uns zu essen. Do han ich offt grossen hunger ghan und bin übel erfroren, daromb das ich offt byß umb mitte nacht in der finstre han mießsen umbher gan singen umb brot." Fertig bemerkt S. 16, Anm. 5 hierzu: „Das Stehlen von Geflügel war bei den fahrenden Schülern ganz gang und gäbe.“ Vgl. dazu Zarncke, Die dtn. Univer- sitäten im MA, Lpz. 1857, „Monopolium et societas vulgo des Lichtschiffs“, S. 57: . . . studens qui nec aucam furatus est, . . .; S. 111: . . . studens qui nec aucam anetamve furatus est, .. . (In Monopolium der Schweinezunft); Ahnliches findet sich bei Th. u. F. Platter S. 16: . . . „sagten die pachanten zamen, wie es in Prissen und Schlese der bruch weri, das die schüler derfften gens und enten auch andere spyss rouben“ .. . . . . „Do kom der genss Hirt nachher geloffen schriend im Dorff : "Der bub hat mier ein ganfs geroubt ; ich und mine mitschützen fluchen und hangt der Ganßs die fieß unter dem Röcklin herfür“. Vgl. auch Büsching, S. 62. Johann von Kolovrat, Herr zu Maschau (1473—1532), verh. mit Helene von Lob- kowitz. Hieronymus Schlick von Lažan. Anscheinend Purkart von Sichlau. Angehöriger des tschechischen Vladykenge- schlechtes der Čichálovců z Čichálova, dessen Stammsitz Sichlau bei Luditz war. Nach den kargen Angaben kann nicht ermittelt werden, um welches Geschlecht es sich hier handelt. Zur Zeit Butzbachs waren u. a. die Vresovice, ein altes tsche- chisches Geschlecht, in Luditz ansässig. Diese Schilderung Butzbachs lassen sich sehr gut mit den Sittenbildern Chelčický's vergleichen. Luditz. Die Schilderungen der Kapitel 2 und 3 des 2. Buches beziehen sich auf Sichlau. Šafařík. Heinrich von Dekau. M. E. Sossen (č. Soseň). Vgl. S. 68. Geographischer Irrtum Butzbachs, s. S. 58. 106
39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 fulmina belli zyſka et procopius prouinciam ex arbitrio suo diripuere. iohannes et iheronimus qui populum decepere in constantiensi magno sinodo demum con- busti. Jacobellus conradus rokazana et petrus anglicus euangelij corruptores tan- quam magistri veritas habiti. quattuor reges extirpare pestiferum virus non po- tuere, venceslaus sigismundus albertus et latislaus qui apud eos veneno extinctus creditus est.“ . Aeneas Sylvius, Hist. de Europa, Cap. XXXIX, S. 292 f.: . . . „Multa apud eos aetate nostra memoratu digna emerserunt, multa praelia gesta sunt, multus ibi sanguis effusus, deletae funditus civitates, spreta et conculcata religio. Exorta est Hussitarum haeresis. Adamitarum pullulavit insania, debachati sunt Thaboritarum et Orphanorum exercitus, duo fulmina belli, Zysca et Procopius provinciam ex arbitrio suo diripuere. Joannes ac Hieronymus populum decepere, in Constantiensi magna Synodo demum combusti. Jacobellus, Coradus (soll heißen „Conradus“) Rocazana, et Petrus Anglicus evangelii corruptores, tanquam magistri veritatis habiti. Quatuor reges extirpare pestiferum virus non potuere, Venceslaus, Sigis- mundus, Albertus et Ladislaus, qui apud eos veneno extinctus creditus est.“ . . . vgl. Anm. 3 u. 4. Joditz, Gemeinde, Amtsgericht Hof. B I, 42 gibt den Namen mit Jorlitz wieder (Anm. 1, S. 42: „civitas Jorlicensis“). Die Möglichkeit dieser Lesart beruht auf der Schreibung mit „r longa“. Butzbach wie auch Schreiber B wenden „r longa“ neben „r rotunda“ an. Der Schreiber B hat in Unkenntnis des ON von der Vor- lage falsch abgeschrieben. Vgl. dazu Beckers Anm. 1, S. 41: „Egia“ statt Egram. Auch hier verleitet die R-Schreibung zu anderer Lesart. Vgl. Th. u. F. Platter, Zwei Autobiographien, Basel 1840, S. 26 f.: „Paulus hatt ein andren Bacchanten zu im gnon, hiefs Achacius, was von Mentz, denen mießst ich und min gsell Hildeprant präsentierren; aber min gsell fraßs schier als, dem giengen sy uff der gassen nach, das sy in essend fundent oder sy hiessen in das mull mit wasser schwenken und in ein schüsslen mit wasser speitzen, das sy sächen, öb er etzwas gfrässen hette. Den wurffen sy in ein bett und ein kussin uf den kopff, dafs er nit schrien möchte, schlugen in dick bed Bacchanten, das sy nüt mer mochten; darumb forcht ich mich, bracht alle ding heim, hatten offt so vill brod, das es graw ward; do schnitten sy den ußswendig das graw ab, gabens uns zu essen. Do han ich offt grossen hunger ghan und bin übel erfroren, daromb das ich offt byß umb mitte nacht in der finstre han mießsen umbher gan singen umb brot." Fertig bemerkt S. 16, Anm. 5 hierzu: „Das Stehlen von Geflügel war bei den fahrenden Schülern ganz gang und gäbe.“ Vgl. dazu Zarncke, Die dtn. Univer- sitäten im MA, Lpz. 1857, „Monopolium et societas vulgo des Lichtschiffs“, S. 57: . . . studens qui nec aucam furatus est, . . .; S. 111: . . . studens qui nec aucam anetamve furatus est, .. . (In Monopolium der Schweinezunft); Ahnliches findet sich bei Th. u. F. Platter S. 16: . . . „sagten die pachanten zamen, wie es in Prissen und Schlese der bruch weri, das die schüler derfften gens und enten auch andere spyss rouben“ .. . . . . „Do kom der genss Hirt nachher geloffen schriend im Dorff : "Der bub hat mier ein ganfs geroubt ; ich und mine mitschützen fluchen und hangt der Ganßs die fieß unter dem Röcklin herfür“. Vgl. auch Büsching, S. 62. Johann von Kolovrat, Herr zu Maschau (1473—1532), verh. mit Helene von Lob- kowitz. Hieronymus Schlick von Lažan. Anscheinend Purkart von Sichlau. Angehöriger des tschechischen Vladykenge- schlechtes der Čichálovců z Čichálova, dessen Stammsitz Sichlau bei Luditz war. Nach den kargen Angaben kann nicht ermittelt werden, um welches Geschlecht es sich hier handelt. Zur Zeit Butzbachs waren u. a. die Vresovice, ein altes tsche- chisches Geschlecht, in Luditz ansässig. Diese Schilderung Butzbachs lassen sich sehr gut mit den Sittenbildern Chelčický's vergleichen. Luditz. Die Schilderungen der Kapitel 2 und 3 des 2. Buches beziehen sich auf Sichlau. Šafařík. Heinrich von Dekau. M. E. Sossen (č. Soseň). Vgl. S. 68. Geographischer Irrtum Butzbachs, s. S. 58. 106
Strana 107
Hradšín. 56 Vladislav II. Unklarheit durch Kürzung des Zitates, s. S. 17 u. Anmm. 33, 34. Der Teil „diuiditurque in partes . . . (fol. 17v,) bis . . . in quibus solemne colle- gium habetur.“ (fol. 18,) stimmt inhaltlich mit Aen. Sylvius, Hist. Boh., 8 f., der Teil „Hec ciuitas vt bohemice narrant historie . . . (fol. 17v,) bis . . . in quibus solemne collegium habetur.“ (fol. 18,) inhaltlich mit Schedels Weltchronik, fol. CCXXIX überein. Siehe Anmm. 33 u. 34. Der Abschnitt „Hec vrbs cum regno . . . (fol. 181) bis . . . grossis legibilibusque letteris scriptum fuit.“ (fol. 18,) stimmt inhaltlich mit Aen. Sylvius, Hist. Boh., 55 und mit Schedels Weltchronik, fol. CCXXX überein. Vgl. Anm. 31. Eine Anspielung auf den Erzvater Čech. Vgl. Cosmas 1, 2 (S. 9). Bei der Schreibung der Gebete wurde die volkstümliche Aussprache (ý = ej; o- = vo-) nicht berücksichtigt. Die Interpunktion wurde ergänzt, Längen und Er- weichungen nach der modernen Schreibung bezeichnet: Otče náš jenž jsi na nebesích, posvět se jméno tvé, přijd' království tvé, bud vúle tvá, jako v nebi, tak i v zemí. Chléb náš vezdejší dejž nám dnes, otpust nám naše viny jakožt i my otpúštíme našim vinnikúm, neuvod' nás v pokušení a zbav nás od zlého. Amen. Zdráva jsi Maria, milosti jsi plná, Pán Búh s tebou, Ty jsi požehnaná mezi ženami i požehnaný plod břicha tvého, svatého Jesu Christa. Amen. Věřím v Boha, otce všemohúcího, stvořitele nebe i země i v Jesu Christa, syna jeho jedeného, Pána našeho, jenž se jest počal duchem svatým, narodil se Marie panny, trpěl pod Pontským Pilátem, vzkřižovan, umřel i pohřeben. Stoupil do pekel, (v) třetí den vstal z umrtvých, stoupil na nebesa, sedí teď' na pravici pana Otce všemohúcího, odtud příjde súdit' živých i z umrtvých. Věřím (v) Ducha svatého, svatou církev obecnou, všech svatých obcování, odpůštění hřichú, těla vzkřižení i život věčný po smrtí. Amen. Der Teil Kap. 9, „Olim nanque .. . decori similis fiat.“ stimmt inhaltlich mit Schedels Weltchronik, fol. CCXXX überein. Vgl. Anm. 29. Bereits im Altertum Bezeichnung für die deutschen Mittelgebirge, nach Caesar je- doch Bezeichnung für die Böhmen rings umgebenden Gebirge. So bei Strabo; Pal. I, 19, Anm. 6 dazu im Gegensatz. Kuttenberg. Sekten: gemäßsigte Utraquisten, eifrige Utraquisten, Taboriten, Waisen (Orpha- niten), Horebiten, Adamiten, Nikolaiten, Brüdergemeinden, Böhmische Brüder, Waldenser. Die Sekte der Adamiten bestand z. Zt. Butzbachs nicht mehr. Waisen. Eine Gruppe der Taboriten ohne besondere Glaubensartikel und Lehr- sätze. In der Entwicklung zwischen Taboriten und Utraquisten stehengeblieben. 1434 hörten sie faktisch auf eine eigene Partei zu sein. (Vgl. Pal. VII, 294 ff., 381ff.; VIII, 181; IX, 452 f.; Bretholz II, 34 f.). Jan Žižka. Prokop Holý, auch der Große genannt. Jan Hus. Hieronymus von Prag. Eine genaue Beschreibung der Verbrennung gibt Vischer II, 177—189; Quellen- abdrucke ebd., II, 359—67, 368—70 u. f., 372; vgl. Pal. VI, 362—68, 381—88; Bretholz I, 214. Jacobellus von Mies, auch Jakoubek genannt. Konrad von Waldhausen, nicht wie Becker (I, 77) schreibt: „Konrad Rokycan". Jan Rokycana. Peter Payne, auch Peter Englisch genannt. König Wenzel IV (1363—1419). Sigmund, König v. Ungarn (1387), 1411 dt. König, 28. Juli 1420 in Prag zum König von Böhmen gekrönt, jedoch erst 1436 im Friedensvertrag von Iglau anerkannt. 1433 Kaiser. Albrecht von Österreich (V), dt. König II, 1437 von Katholiken und Utraquisten in Böhmen zum König gewählt, 1439 gestorben. Ladislaus Postumus, 1435 in Prag gekrönt, 1456 gestorben. Die Stelle „Bohemia inquit intra limites .. . (fol. 19,) bis . . . veneno extinctus 59 60 61 62 63 64 60 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 18 55 57 58 79 80 81 107
Hradšín. 56 Vladislav II. Unklarheit durch Kürzung des Zitates, s. S. 17 u. Anmm. 33, 34. Der Teil „diuiditurque in partes . . . (fol. 17v,) bis . . . in quibus solemne colle- gium habetur.“ (fol. 18,) stimmt inhaltlich mit Aen. Sylvius, Hist. Boh., 8 f., der Teil „Hec ciuitas vt bohemice narrant historie . . . (fol. 17v,) bis . . . in quibus solemne collegium habetur.“ (fol. 18,) inhaltlich mit Schedels Weltchronik, fol. CCXXIX überein. Siehe Anmm. 33 u. 34. Der Abschnitt „Hec vrbs cum regno . . . (fol. 181) bis . . . grossis legibilibusque letteris scriptum fuit.“ (fol. 18,) stimmt inhaltlich mit Aen. Sylvius, Hist. Boh., 55 und mit Schedels Weltchronik, fol. CCXXX überein. Vgl. Anm. 31. Eine Anspielung auf den Erzvater Čech. Vgl. Cosmas 1, 2 (S. 9). Bei der Schreibung der Gebete wurde die volkstümliche Aussprache (ý = ej; o- = vo-) nicht berücksichtigt. Die Interpunktion wurde ergänzt, Längen und Er- weichungen nach der modernen Schreibung bezeichnet: Otče náš jenž jsi na nebesích, posvět se jméno tvé, přijd' království tvé, bud vúle tvá, jako v nebi, tak i v zemí. Chléb náš vezdejší dejž nám dnes, otpust nám naše viny jakožt i my otpúštíme našim vinnikúm, neuvod' nás v pokušení a zbav nás od zlého. Amen. Zdráva jsi Maria, milosti jsi plná, Pán Búh s tebou, Ty jsi požehnaná mezi ženami i požehnaný plod břicha tvého, svatého Jesu Christa. Amen. Věřím v Boha, otce všemohúcího, stvořitele nebe i země i v Jesu Christa, syna jeho jedeného, Pána našeho, jenž se jest počal duchem svatým, narodil se Marie panny, trpěl pod Pontským Pilátem, vzkřižovan, umřel i pohřeben. Stoupil do pekel, (v) třetí den vstal z umrtvých, stoupil na nebesa, sedí teď' na pravici pana Otce všemohúcího, odtud příjde súdit' živých i z umrtvých. Věřím (v) Ducha svatého, svatou církev obecnou, všech svatých obcování, odpůštění hřichú, těla vzkřižení i život věčný po smrtí. Amen. Der Teil Kap. 9, „Olim nanque .. . decori similis fiat.“ stimmt inhaltlich mit Schedels Weltchronik, fol. CCXXX überein. Vgl. Anm. 29. Bereits im Altertum Bezeichnung für die deutschen Mittelgebirge, nach Caesar je- doch Bezeichnung für die Böhmen rings umgebenden Gebirge. So bei Strabo; Pal. I, 19, Anm. 6 dazu im Gegensatz. Kuttenberg. Sekten: gemäßsigte Utraquisten, eifrige Utraquisten, Taboriten, Waisen (Orpha- niten), Horebiten, Adamiten, Nikolaiten, Brüdergemeinden, Böhmische Brüder, Waldenser. Die Sekte der Adamiten bestand z. Zt. Butzbachs nicht mehr. Waisen. Eine Gruppe der Taboriten ohne besondere Glaubensartikel und Lehr- sätze. In der Entwicklung zwischen Taboriten und Utraquisten stehengeblieben. 1434 hörten sie faktisch auf eine eigene Partei zu sein. (Vgl. Pal. VII, 294 ff., 381ff.; VIII, 181; IX, 452 f.; Bretholz II, 34 f.). Jan Žižka. Prokop Holý, auch der Große genannt. Jan Hus. Hieronymus von Prag. Eine genaue Beschreibung der Verbrennung gibt Vischer II, 177—189; Quellen- abdrucke ebd., II, 359—67, 368—70 u. f., 372; vgl. Pal. VI, 362—68, 381—88; Bretholz I, 214. Jacobellus von Mies, auch Jakoubek genannt. Konrad von Waldhausen, nicht wie Becker (I, 77) schreibt: „Konrad Rokycan". Jan Rokycana. Peter Payne, auch Peter Englisch genannt. König Wenzel IV (1363—1419). Sigmund, König v. Ungarn (1387), 1411 dt. König, 28. Juli 1420 in Prag zum König von Böhmen gekrönt, jedoch erst 1436 im Friedensvertrag von Iglau anerkannt. 1433 Kaiser. Albrecht von Österreich (V), dt. König II, 1437 von Katholiken und Utraquisten in Böhmen zum König gewählt, 1439 gestorben. Ladislaus Postumus, 1435 in Prag gekrönt, 1456 gestorben. Die Stelle „Bohemia inquit intra limites .. . (fol. 19,) bis . . . veneno extinctus 59 60 61 62 63 64 60 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 18 55 57 58 79 80 81 107
Strana 108
83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 creditus est.“ (fol. 19v,) stimmt wörtlich mit Schedel, fol. CCLXXXIII v überein. Sie ist der Weltchronik entnommen. Vgl. Anmm. 38 u. 39. Im 15. Jh. war vom sl. Bevölkerungsteil Böhmens die Forderung nach Beschrän- kungen aller Art für jüdische Händler erhoben worden. Ziel der Forderung war die Vertreibung. Vladislav II erliefs dagegen am 19. Mai 1497 eine Judenordnung (AČ V, 478—81), die den Juden Schutz gegen das Proletariat bot. (Vgl. Lippert in Mitt. V. G. D. V (1867), 133 ff.). O milá pěkná krásná panna. . . Böhmische Studenten brachten die Schriften Wiklefs aus England in ihre Heimat mit, wo sie an der Prager Universität einen gelehrten Streit hervorriefen. Soll heißsen: Johannes Hus und Hieronymus von Prag. Jan Rokycana. Magister Peter von Dresden. Vgl. Aeneae Sylvii Historia Bohemica, S. 66. S. Anm. 72. Vgl. den Teil „in tam pertinaci (fol. 221) bis . . . quottannis colere feruntur. (fol. 221) inhaltlich mit Aen. Sylv. Hist. Boh., 54 f. (Anm. 30). * Die Stelle „Romanum presulem reliquis . . . (fol. 221) bis . . . plerosque errores edixere.“ (fol. 22,) stimmt wörtlich mit Schedels Weltchronik, fol. CCXXXVIII überein. Vgl. hierzu Aen. Sylv., Hist. Boh., 50 (Anm. 27). Die Stelle „ffertur et alia . . . bis . . . audiui“ hat Becker in beiden Ausgaben nicht übersetzt. Er gibt (I, 92) in einer Anm. Hinweis auf Trithemius' Chron. Hirsaug., ad a. 1419 et 1422. Aen. Sylvius berichtet über die Adamiten in Hist. Boh., Cap. XLI, S. 62 f.: „Inter haec et alia apud Bohemos nephanda et inaudita prius emersit haeresis. Picardus quidam ex Gallia Belgica, transmisso Rheno, per Germaniam in Bo- hemiam penetravit, qui praestigiis quibusdam fidem sibi concilians, brevi tempore non paruam mulierum virorumque plebem ad se traxit, quos nudos incedere ju- bens, Adamitas vocavit. Et occupata insula quadam, amne Lusinicio cincta, filium Dei se dixit et Adam vocari. Connubia eis promiscura fuere, nephas tamen injussu Adam mulierem cognoscere. Sed ut quisque libidine incensus in aliquam exarsit, eam manu prehendit, et adiens principem, „in hanc“ inquit, „spiritus meus con- caluit“. Cui princeps respondit: „Ite crescite, et multiplicamini, et replete terram“ Aiebat caeteros homines servos esse, se vero et qui ex eis nasceretur, liberos. Ex iis quadraginta viri insulem exiere, et intrantes vicinas villas, evaginatis gladiis super ducentos agrestes interfecere, quos diaboli filios afferebant. Zischa iis audi- tis, quamvis sceleratus, scelus tamen exhorruit. Habet enim hoc natura hominum, ut aliena magis quam sua quisque vitia perhorrescat. Neque summa mala diu inulta manent, ultoremque mali saepe malum cernere licet. Direxit igitur in eos exerci- tum, expugnataque insula, Adamitas omnes gladio delevit, duobus tantum reser- vatis, ex queis gentis superstitionem cognosceret. Audivi ego ex Ulricho Rosensi praestanti regulo, cum agerem in Bohemia, fuisse apud se viros et mulieres ejus sectae captivos, et mulieres quidem palam dixisse, non esse liberos, qui vestibus et praesertim femoralibus uterentur, easque in carcere apud se peperisse, quas cum anno elapso simul cum viris igni tradidisset, ridentes cantantesque flammarum incendia pertulisse. Kuttenberg, č. Kutná Hora. (Becker I, 94: Chotzen!1). Slavata von Chlum und Koschumberg. Da Butzbach einen in Mähren lebenden Sohn des Burgherrn erwähnt, kann es sich nur um Slavata handeln, denn der Sohn Slavatas, Michael Slavata, Nachfolger auf Chlum, starb anscheinend kinder- los. (S. Meraviglia, 170; Bernau 155; Sedláček XII, 210—13). Nach den zugänglichen Quellen konnte nicht ermittelt werden, ob es sich hier um Albrecht oder Slavata (Söhne des Slavata) handelt. Slavata von Chlum und Koschumberg hatte in den Jahren 1467—98 verschiedene Rittervesten, Höfe, Dörfer und Zinsungen im Časlauer und Kauřimer Gebiet, wie auch die Herrschaft Schwarz Kosteletz gekauft. Eine Aufzählung des riesigen Be- sitzes bei Bernau, 155; vgl. Sedláček, XII, 211, Anm. 22). Dorothea von Nenošic. Nach Sossen. Časlau, č. Časlav, Bzh. u. Gbz. Böhmisch Brod, č. Český Brod, Bzh. u. Gbz. c 82 97 98 89 100 108
83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 creditus est.“ (fol. 19v,) stimmt wörtlich mit Schedel, fol. CCLXXXIII v überein. Sie ist der Weltchronik entnommen. Vgl. Anmm. 38 u. 39. Im 15. Jh. war vom sl. Bevölkerungsteil Böhmens die Forderung nach Beschrän- kungen aller Art für jüdische Händler erhoben worden. Ziel der Forderung war die Vertreibung. Vladislav II erliefs dagegen am 19. Mai 1497 eine Judenordnung (AČ V, 478—81), die den Juden Schutz gegen das Proletariat bot. (Vgl. Lippert in Mitt. V. G. D. V (1867), 133 ff.). O milá pěkná krásná panna. . . Böhmische Studenten brachten die Schriften Wiklefs aus England in ihre Heimat mit, wo sie an der Prager Universität einen gelehrten Streit hervorriefen. Soll heißsen: Johannes Hus und Hieronymus von Prag. Jan Rokycana. Magister Peter von Dresden. Vgl. Aeneae Sylvii Historia Bohemica, S. 66. S. Anm. 72. Vgl. den Teil „in tam pertinaci (fol. 221) bis . . . quottannis colere feruntur. (fol. 221) inhaltlich mit Aen. Sylv. Hist. Boh., 54 f. (Anm. 30). * Die Stelle „Romanum presulem reliquis . . . (fol. 221) bis . . . plerosque errores edixere.“ (fol. 22,) stimmt wörtlich mit Schedels Weltchronik, fol. CCXXXVIII überein. Vgl. hierzu Aen. Sylv., Hist. Boh., 50 (Anm. 27). Die Stelle „ffertur et alia . . . bis . . . audiui“ hat Becker in beiden Ausgaben nicht übersetzt. Er gibt (I, 92) in einer Anm. Hinweis auf Trithemius' Chron. Hirsaug., ad a. 1419 et 1422. Aen. Sylvius berichtet über die Adamiten in Hist. Boh., Cap. XLI, S. 62 f.: „Inter haec et alia apud Bohemos nephanda et inaudita prius emersit haeresis. Picardus quidam ex Gallia Belgica, transmisso Rheno, per Germaniam in Bo- hemiam penetravit, qui praestigiis quibusdam fidem sibi concilians, brevi tempore non paruam mulierum virorumque plebem ad se traxit, quos nudos incedere ju- bens, Adamitas vocavit. Et occupata insula quadam, amne Lusinicio cincta, filium Dei se dixit et Adam vocari. Connubia eis promiscura fuere, nephas tamen injussu Adam mulierem cognoscere. Sed ut quisque libidine incensus in aliquam exarsit, eam manu prehendit, et adiens principem, „in hanc“ inquit, „spiritus meus con- caluit“. Cui princeps respondit: „Ite crescite, et multiplicamini, et replete terram“ Aiebat caeteros homines servos esse, se vero et qui ex eis nasceretur, liberos. Ex iis quadraginta viri insulem exiere, et intrantes vicinas villas, evaginatis gladiis super ducentos agrestes interfecere, quos diaboli filios afferebant. Zischa iis audi- tis, quamvis sceleratus, scelus tamen exhorruit. Habet enim hoc natura hominum, ut aliena magis quam sua quisque vitia perhorrescat. Neque summa mala diu inulta manent, ultoremque mali saepe malum cernere licet. Direxit igitur in eos exerci- tum, expugnataque insula, Adamitas omnes gladio delevit, duobus tantum reser- vatis, ex queis gentis superstitionem cognosceret. Audivi ego ex Ulricho Rosensi praestanti regulo, cum agerem in Bohemia, fuisse apud se viros et mulieres ejus sectae captivos, et mulieres quidem palam dixisse, non esse liberos, qui vestibus et praesertim femoralibus uterentur, easque in carcere apud se peperisse, quas cum anno elapso simul cum viris igni tradidisset, ridentes cantantesque flammarum incendia pertulisse. Kuttenberg, č. Kutná Hora. (Becker I, 94: Chotzen!1). Slavata von Chlum und Koschumberg. Da Butzbach einen in Mähren lebenden Sohn des Burgherrn erwähnt, kann es sich nur um Slavata handeln, denn der Sohn Slavatas, Michael Slavata, Nachfolger auf Chlum, starb anscheinend kinder- los. (S. Meraviglia, 170; Bernau 155; Sedláček XII, 210—13). Nach den zugänglichen Quellen konnte nicht ermittelt werden, ob es sich hier um Albrecht oder Slavata (Söhne des Slavata) handelt. Slavata von Chlum und Koschumberg hatte in den Jahren 1467—98 verschiedene Rittervesten, Höfe, Dörfer und Zinsungen im Časlauer und Kauřimer Gebiet, wie auch die Herrschaft Schwarz Kosteletz gekauft. Eine Aufzählung des riesigen Be- sitzes bei Bernau, 155; vgl. Sedláček, XII, 211, Anm. 22). Dorothea von Nenošic. Nach Sossen. Časlau, č. Časlav, Bzh. u. Gbz. Böhmisch Brod, č. Český Brod, Bzh. u. Gbz. c 82 97 98 89 100 108
Strana 109
10 102 103 [0 = z 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 121 125 125 127 128 129 130 131 132 133 131 155 136 137 148 129 140 Mt 112 113 144 115 146 147 118 Kouřim, Bzh. Kolín, eig. Gbz. Kuttenberg. Pilsen, č. Plzeň, Bzh. u. Gbz. Rakonitz, č. Rakovník, Bzh. u. Gbz. Luditz. Tabor. Uber die Bevólkerung Tabors und deren Lebensweise berichtet Aeneas Sylvius ausführlich in der Hist. Boh., 61 f., 72, 83 f.). Saaz, č. Žatec, Bzh. u. Gbz. Leitmeritz, č. Litoměřice, Bzh. u. Gbz. Budweis, č. Budějovice, Bzh. u. Gbz. Dux, č. Duchcov, Bzh. u. Gbz. Kaaden. Brůx. Graupen, č. Krupka, Bergstadt in Bzh. u. Gbz. Teplitz-Schönau. Kralowitz, č. Kralovice, Bzh. u. Gbz. Schlan, südwestl. Zlonitz gelegen. Teplitz, č. Teplice, Bzh. u. Gbz. Teplitz-Schónau. Die Heilkraft der Thermen war, wie die Funde zeigen, bereits der germanischen Bevölkerung bekannt. Schlan, č. Slané, Bzh. u. Gbz. Laun, č. Louny, Bzh. u. Gbz. Rakonitz, vgl. fol. 23,. Saaz. Schlan. Leitmeritz. Kralowitz. Brůx. Hierbei hat Butzbach wohl die Städte Dux, Teplitz und Graupen besucht. Karlsbad. Vgl. Anm. 46. Karlsbad. 24. Juni. I, 214. Gebauer, I, 260ff.; Vondrák, I, 128. Die Auffassung eines deutschen Einflusses bei ń > au > ou vertritt auch Kalista Emil, Bohemica appellativa v Regestech Emlerových (Zpráva reáln. gymnasia v Kolíně za školní rok 1909—10a 1910—11) stran 23 a 24. [n LF 40, S. 150ff. besprochen von Josef Straka. Kalista erkliirt die gefundene Form caudarius v. J. 1259 und 1279 (= cidar) für dt. beeinflußt. Vondräk ist der gleichen Auffassung (I, 128). Zum Lautwandel im Deutschen siehe Weinhold, Mhd. Gramm., $$ 108, 118, 120; ds., Kl. mhd. Gramm., $ 42. Vondrák, I, 128. 8 74, S. 89. Beer A., O stupách vlivu německého v češtině staré. VěstKrčSpolNáuk 1905, č. VII, 16. I, 128. S. 89. Die Besitzaufzáhlung der Slavata von Chlum und Koschumberg bei Bernau, I, 155. Da Bernau nicht zwischen bóhmischem und mührischem Besitz unterschieden hat, ist die Lage der aufgezühlten Ortschaften nach dem Allg. Ortschaftenverzeichnis der im Österr. Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder festgestellt worden. I, 121 £. I, 122. Zum Wandel 6 > ü vgl. Trávniček, 84. I, 122. I, 214. s. Vondrák, I, 53. Vondrék, I, 188; Trávníéeks Annahme: a. a. O., 113—115. I, 183. Vondrák, I, 188. Für die Schreibung von r und 1 mit Vokalen gibt Trávníéek S. 112 folgende Bei- spiele: ir, ri; ur, ru; er; il, li; el; ul. Hus kannte noch ,l* und ,1*: „Ambae autem istae literae ponuntur circa vocales 109
10 102 103 [0 = z 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 121 125 125 127 128 129 130 131 132 133 131 155 136 137 148 129 140 Mt 112 113 144 115 146 147 118 Kouřim, Bzh. Kolín, eig. Gbz. Kuttenberg. Pilsen, č. Plzeň, Bzh. u. Gbz. Rakonitz, č. Rakovník, Bzh. u. Gbz. Luditz. Tabor. Uber die Bevólkerung Tabors und deren Lebensweise berichtet Aeneas Sylvius ausführlich in der Hist. Boh., 61 f., 72, 83 f.). Saaz, č. Žatec, Bzh. u. Gbz. Leitmeritz, č. Litoměřice, Bzh. u. Gbz. Budweis, č. Budějovice, Bzh. u. Gbz. Dux, č. Duchcov, Bzh. u. Gbz. Kaaden. Brůx. Graupen, č. Krupka, Bergstadt in Bzh. u. Gbz. Teplitz-Schönau. Kralowitz, č. Kralovice, Bzh. u. Gbz. Schlan, südwestl. Zlonitz gelegen. Teplitz, č. Teplice, Bzh. u. Gbz. Teplitz-Schónau. Die Heilkraft der Thermen war, wie die Funde zeigen, bereits der germanischen Bevölkerung bekannt. Schlan, č. Slané, Bzh. u. Gbz. Laun, č. Louny, Bzh. u. Gbz. Rakonitz, vgl. fol. 23,. Saaz. Schlan. Leitmeritz. Kralowitz. Brůx. Hierbei hat Butzbach wohl die Städte Dux, Teplitz und Graupen besucht. Karlsbad. Vgl. Anm. 46. Karlsbad. 24. Juni. I, 214. Gebauer, I, 260ff.; Vondrák, I, 128. Die Auffassung eines deutschen Einflusses bei ń > au > ou vertritt auch Kalista Emil, Bohemica appellativa v Regestech Emlerových (Zpráva reáln. gymnasia v Kolíně za školní rok 1909—10a 1910—11) stran 23 a 24. [n LF 40, S. 150ff. besprochen von Josef Straka. Kalista erkliirt die gefundene Form caudarius v. J. 1259 und 1279 (= cidar) für dt. beeinflußt. Vondräk ist der gleichen Auffassung (I, 128). Zum Lautwandel im Deutschen siehe Weinhold, Mhd. Gramm., $$ 108, 118, 120; ds., Kl. mhd. Gramm., $ 42. Vondrák, I, 128. 8 74, S. 89. Beer A., O stupách vlivu německého v češtině staré. VěstKrčSpolNáuk 1905, č. VII, 16. I, 128. S. 89. Die Besitzaufzáhlung der Slavata von Chlum und Koschumberg bei Bernau, I, 155. Da Bernau nicht zwischen bóhmischem und mührischem Besitz unterschieden hat, ist die Lage der aufgezühlten Ortschaften nach dem Allg. Ortschaftenverzeichnis der im Österr. Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder festgestellt worden. I, 121 £. I, 122. Zum Wandel 6 > ü vgl. Trávniček, 84. I, 122. I, 214. s. Vondrák, I, 53. Vondrék, I, 188; Trávníéeks Annahme: a. a. O., 113—115. I, 183. Vondrák, I, 188. Für die Schreibung von r und 1 mit Vokalen gibt Trávníéek S. 112 folgende Bei- spiele: ir, ri; ur, ru; er; il, li; el; ul. Hus kannte noch ,l* und ,1*: „Ambae autem istae literae ponuntur circa vocales 109
Strana 110
singulas tam in principio, quam in medio et in fine; sed „l“ rarius circa „a“ quam „I“, quia statim sonaret parvum „i“. (Das hier geschilderte „I“ ist ein palatales). Žitiert nach Vondrák, I, 391, Anm. 1. Zu den beiden „I“ zitiert Vondrák I, 387 noch Nábělek, Příspěvek k fonetice nářečí mor. II. Progr. realky v Litovli 1912 —13, S. 12: .. . „Weiter ist ein alveolares „I“ im Polnischen und im Č., hier finden wir dial. in Mähren auch ein rein dentales „l“, indem sich die Zunge an den oberen Schneidezähnen anstemmt, wodurch das „1“ härter, dumpfer wird.“ Vondrák schreibt I, 390: ... „Beachtenswert ist es, daßs schon Hus ein derartiges „I“ im C. beobachtet hat. Indem er von „y“ spricht, sagt er: �Qui ergo vult bene loqui bohemice, quia valde saepe occurit illa littera „y“, discat eam formare ponendo principium linguae sub inferioribus dentibus et in medio clevando lin- guam per modum circuli; et in modo formabit l' (= 1) et poterit dicere lyko, mlyn‘ (Slav. Bibl. II, 179 f.). Und weiter: ,et superiores dentes ultra inferiores protendendo“. Aus dicsem Hinweis auf die nahe Verwandtschaft der Laute „y“ und „I“ geht hervor, daßs sie im wesentlichen in der Erhebung der Zunge besteht. 28 f. 151 I, 2. 152 Oberöst. UB II, 146. 153 Berneker, I, 348; Vgl. Vasmer, R. et Wb., I, 305 f. 154 Vondrák, I, 195 u. 97—100. 155 I, 139. 156 Mhd. Gramm., §§ 106, 108 S. 101, 104—06; ds., Kl. mhd. Gramm., § 38, S. 23. Vondrák, I, 139, zitiert die Formen vayducz — vajdúc — výdúc und Dajhost aus der Rezension Strakas über Emil Kalista. Bohemica appellativa v Regestech Emlero- vých (Zpráva c. k. reáln. Gymnasia v Kolíně za školní r. 1909—10 a 1910—11. in LF 40, S. 150 ff. Straka schreibt: ... „Pěkně vysvětlen vznik některých spřežek, jichž písaři bohemik užívali (II, 6 nn.), a shledány zajímavé doklady k přehlásce a — č, k změně ř —ř. k ztrátě jotace (II, 10 nn.); ojedinělý nepřehlasovaný tvar „Pe- czacz“ z r. 1266, zřejmě dialektický (II, 14), je nepochybně přeceňován, za to úplně souhlasím, spatřován-li ve „vajhost“ z r. 1266 a v „caudarius“ z r. 1259 a . . 1279 ( - cúdař) vliv podobných změn nářečí bavorského (II, 13).“ S. Vondrák, I, 139 u. Anm. 1 ibid. S. 92—94. S. 47—51. 3—5. O. Kämmel, Zur Beleuchtung der Čechisierung Böhmens im 15. Jh. in: Mitt. V. G. D. XV (1877), 86. Zum Badeleben siehe Fuchs E., Illustr. Sittengeschichte vom MA bis zur Gegen- wart. 3 Bde., 3 Erg.-Bde., München 1909—12. fol. 47v f. Hwb. d. dt. Agl., I, 1168; Stemplinger, Aberglaube, 82; ds., Antiker Aberglaube in modernen Ausstrahlungen, Lpz. 1922 (Das Erbe der Alten). Hwb. d. dt. Agl., VII, 413. Nacktheit ist bei kultischen, magischen etc. Handlungen aus verschiedenen Grün- den nötig (Hwb. d. dt. Agl., VI, 823—28). Für den Heilzauber ist die Nacktheit einfach zu begründen: der nackte Mensch ist den Einwirkungen von außsen, ganz besonders natürlich den zauberischen, in erhöhtem Masse ausgesetzt (Hwb. d. dt. Agl., VI, 840; vgl. ibid., VI, 913), hier dem Zauberspruch der Burgherrin. Se- kundäre Ursache: Anlegen des Rindenwickels. E. Födisch, Volkstümliches aus dem nordwestlichen Böhmen. In: Mitt. V. G. D., VI (1868), 147 u. 206. a. a. O., II, 330. Hwb. d. dt. Agl., IV, 942 f. ibid., V, 935 f. Zu den Anmm. 170 u. 171 vgl. noch: Drechsler, Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien, Lpz. 1903—06, 2 Bde., Bd. 2, 104; Lemke Elisabeth, Volkstümliches aus Ostpreußsen, Mohrungen 1884—99, 3 Tle., I, 49; Schleswig- Holsteinisches Wh., Volksausgabe, hg. v. Otto Mensing, Neumünster 1925 ff., 3, 32; Hovorka-Kronfeld, a. a. O., II, 208; Menzel Wolfgang, Christliche Symbolik, 2 Bde., Regensburg 1856, I, 466. Zur Heilkraft des Leins s. Hwb. d. dt. Agl., V, 1198 f. Hovorka-Kronfeld, II, 877; vgl. Hwb. d. dt. Agl., I, 1105. 119 150 137 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 110
singulas tam in principio, quam in medio et in fine; sed „l“ rarius circa „a“ quam „I“, quia statim sonaret parvum „i“. (Das hier geschilderte „I“ ist ein palatales). Žitiert nach Vondrák, I, 391, Anm. 1. Zu den beiden „I“ zitiert Vondrák I, 387 noch Nábělek, Příspěvek k fonetice nářečí mor. II. Progr. realky v Litovli 1912 —13, S. 12: .. . „Weiter ist ein alveolares „I“ im Polnischen und im Č., hier finden wir dial. in Mähren auch ein rein dentales „l“, indem sich die Zunge an den oberen Schneidezähnen anstemmt, wodurch das „1“ härter, dumpfer wird.“ Vondrák schreibt I, 390: ... „Beachtenswert ist es, daßs schon Hus ein derartiges „I“ im C. beobachtet hat. Indem er von „y“ spricht, sagt er: �Qui ergo vult bene loqui bohemice, quia valde saepe occurit illa littera „y“, discat eam formare ponendo principium linguae sub inferioribus dentibus et in medio clevando lin- guam per modum circuli; et in modo formabit l' (= 1) et poterit dicere lyko, mlyn‘ (Slav. Bibl. II, 179 f.). Und weiter: ,et superiores dentes ultra inferiores protendendo“. Aus dicsem Hinweis auf die nahe Verwandtschaft der Laute „y“ und „I“ geht hervor, daßs sie im wesentlichen in der Erhebung der Zunge besteht. 28 f. 151 I, 2. 152 Oberöst. UB II, 146. 153 Berneker, I, 348; Vgl. Vasmer, R. et Wb., I, 305 f. 154 Vondrák, I, 195 u. 97—100. 155 I, 139. 156 Mhd. Gramm., §§ 106, 108 S. 101, 104—06; ds., Kl. mhd. Gramm., § 38, S. 23. Vondrák, I, 139, zitiert die Formen vayducz — vajdúc — výdúc und Dajhost aus der Rezension Strakas über Emil Kalista. Bohemica appellativa v Regestech Emlero- vých (Zpráva c. k. reáln. Gymnasia v Kolíně za školní r. 1909—10 a 1910—11. in LF 40, S. 150 ff. Straka schreibt: ... „Pěkně vysvětlen vznik některých spřežek, jichž písaři bohemik užívali (II, 6 nn.), a shledány zajímavé doklady k přehlásce a — č, k změně ř —ř. k ztrátě jotace (II, 10 nn.); ojedinělý nepřehlasovaný tvar „Pe- czacz“ z r. 1266, zřejmě dialektický (II, 14), je nepochybně přeceňován, za to úplně souhlasím, spatřován-li ve „vajhost“ z r. 1266 a v „caudarius“ z r. 1259 a . . 1279 ( - cúdař) vliv podobných změn nářečí bavorského (II, 13).“ S. Vondrák, I, 139 u. Anm. 1 ibid. S. 92—94. S. 47—51. 3—5. O. Kämmel, Zur Beleuchtung der Čechisierung Böhmens im 15. Jh. in: Mitt. V. G. D. XV (1877), 86. Zum Badeleben siehe Fuchs E., Illustr. Sittengeschichte vom MA bis zur Gegen- wart. 3 Bde., 3 Erg.-Bde., München 1909—12. fol. 47v f. Hwb. d. dt. Agl., I, 1168; Stemplinger, Aberglaube, 82; ds., Antiker Aberglaube in modernen Ausstrahlungen, Lpz. 1922 (Das Erbe der Alten). Hwb. d. dt. Agl., VII, 413. Nacktheit ist bei kultischen, magischen etc. Handlungen aus verschiedenen Grün- den nötig (Hwb. d. dt. Agl., VI, 823—28). Für den Heilzauber ist die Nacktheit einfach zu begründen: der nackte Mensch ist den Einwirkungen von außsen, ganz besonders natürlich den zauberischen, in erhöhtem Masse ausgesetzt (Hwb. d. dt. Agl., VI, 840; vgl. ibid., VI, 913), hier dem Zauberspruch der Burgherrin. Se- kundäre Ursache: Anlegen des Rindenwickels. E. Födisch, Volkstümliches aus dem nordwestlichen Böhmen. In: Mitt. V. G. D., VI (1868), 147 u. 206. a. a. O., II, 330. Hwb. d. dt. Agl., IV, 942 f. ibid., V, 935 f. Zu den Anmm. 170 u. 171 vgl. noch: Drechsler, Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien, Lpz. 1903—06, 2 Bde., Bd. 2, 104; Lemke Elisabeth, Volkstümliches aus Ostpreußsen, Mohrungen 1884—99, 3 Tle., I, 49; Schleswig- Holsteinisches Wh., Volksausgabe, hg. v. Otto Mensing, Neumünster 1925 ff., 3, 32; Hovorka-Kronfeld, a. a. O., II, 208; Menzel Wolfgang, Christliche Symbolik, 2 Bde., Regensburg 1856, I, 466. Zur Heilkraft des Leins s. Hwb. d. dt. Agl., V, 1198 f. Hovorka-Kronfeld, II, 877; vgl. Hwb. d. dt. Agl., I, 1105. 119 150 137 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 110
Strana 111
174 SAVk 21 (1917), 191. S. a. Hwb. d. dt. Agl., V, 789. 175 S. Hbw. d. dt. Agl., I, 874. Erläuterungen zum „Diebssegen“ ibid., I, 876 mit Lit.- Ang. Derartige Sprüche und Mittel sind in „Bannbüchlein“ oder „Beschwörungs- büchern“ zusammengefaßt. A. Benedikt fand ein solches Formelbuch mit Zauber- und Segenssprüchen aus dem Gebiet von Petersburg-Saaz (Mitt. V. G. D. XVIII (1880) 154), gibt aber leider nicht die Sprüche wieder, sondern beschränkt sich auf eine Inhaltsangabe. Hwb. d. dt. Agl., IV, 1291 f., 1296—1301. Siche Hwb. d. dt. Agl., I, 373—405. B I, 89. B II, 54. WuS, Heidelberg 1909 ff., 11, 139. Lat. et. Wb., Heidelberg 1938, I, 308. I, 204. Benfey zitiert dies nach Matthieus Paris, Hist. maj., Lodon 1571, S. 240—42; der frz. Ubersetzung Grande chronique de Matthieus de Paris, traduit en français par Huillard Bréholles, II, 234; Thom. Warton, Dissertation on the Gesta Romanorum, p. CCXXXVIII, in The history of English Poetry, London 1824. a. a. O., I, 205. Bei E. Meier, Schwäbische Volksmärchen, Nr. 14. I, 207. Benfey, I, 208. Finnische und estnische Volksmärchen, Nr. 18, S. 64—67. Er schreibt: „Prae ceteris terrarum gentibus proceritate staturae roboroque cor- porum ac pulchritudine, praestantia crinium, et suavitate consuetudine Boemi sane praecellunt; corpora comasque plus justo colunt, in habitu vestituque nitidissimi et perquam molles, ad bellum et voluptates tantum nati; populares omnes sunt et affabiles, ad conciliandas quoque amicitias nimis idonei.“ (Decad. IV, lib. V, p. 474). 1468 schrieb er: „Fateor, Boemos martiales esse, famosissimum genus hominum, culturae corporis studiosissimum et quam maxime crinium, cupidissimum belli et ad pericula promptissimum. Procera sunt his corpora et speciosa; contemptus mortis magnus inest, et persuavis hercle consuetudo etc. . .“ (Zitiert nach Pal., IX, 531, Anm. 434;). Vgl. dazu Matiegka, Physische Beschaffenheit und Kriegstüchtigkeit des böhmi- schen Volkes, in: Das böhmische Volk, hg. v. Z. V. Tobolka, Prag 1916, S. 9—16. „Die Böhmen fangen jetzt an lange Bärte zu tragen. Einige lassen das Haar lang herabwachsen, andere treiben solches, nach Art des Frauenzimmers, mit Hilfe eines Brenneisens in die Locken, welche auf den Schultern verstreut liegen. . . . Einige gürten ihre Lenden mit breiten Binden um, die aus Wolle verfertigt, und mit verschiedenem Metall gezieret waren, andere aber mit bloßsen Stricken nach der Art der Bettelmönche. Vom Rücken hing eine lange Kapuze tief herab. Das Frauenzimmer bediente sich kostbarer Seidenschleier, die am Rande mit Spit- zen besetzt waren. Ihre Mäntel waren nicht minder mit vielen und breiten Borden besetzt als die Röcke, welche auf den Hüften ganz knapp, unten aber breit, und in viele Falten gelegt waren.“ (Schaller, I, 49). „Et ut dicere coeperam, mox omnis habitus talium exterior formatur pari modo scilicet secundum bestiam cornutam in vestitu et in membris. In membris dico, nam faciunt cornua de crinibus, in barbis eorum faciunt cornua, de caesarie in fronte per modum cornuum, caesarie(m) contorquentes suam, naturam crinium simul et virorum motu non rationis, sed proprie transformantes duo cornua in pedibus rostra de corio facientes, duo cornua in cubitis manuum de panno sibimet monstrosas manicas facientes.“ (Joh. Hus, De Sacerdotum et Monachorum car- nalium abominatione, in: Joannis Hus et Hieronymi Pragensis historia et monu- menta. Norimb. 1558. Zitiert bei Alwin Schultz, Deutsches Leben im XIV. und XV. Jh., Prag/Wien/Lpz., 1892, S. 307, Anm. 2 u. 3; = Kap. 47 der Schrift Hus'). Kap. 472, (Schultz, a. a. O., S. 309, Anm. 2): „Hac eaedem quoque mulieres mira- bili dispensatione et ipsae cornutae esse voluerunt in habitu extrinseco, quatenus similiter et ipsae de se integritate bestiae esse publice demonstrarent, quoniam in capitibus suis velamina arte quadam et non sine magno labore figurant sic, ut tria ad minus acuta cornua, unum super frontem alia altrinsecus in vertice earum ca- 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 111
174 SAVk 21 (1917), 191. S. a. Hwb. d. dt. Agl., V, 789. 175 S. Hbw. d. dt. Agl., I, 874. Erläuterungen zum „Diebssegen“ ibid., I, 876 mit Lit.- Ang. Derartige Sprüche und Mittel sind in „Bannbüchlein“ oder „Beschwörungs- büchern“ zusammengefaßt. A. Benedikt fand ein solches Formelbuch mit Zauber- und Segenssprüchen aus dem Gebiet von Petersburg-Saaz (Mitt. V. G. D. XVIII (1880) 154), gibt aber leider nicht die Sprüche wieder, sondern beschränkt sich auf eine Inhaltsangabe. Hwb. d. dt. Agl., IV, 1291 f., 1296—1301. Siche Hwb. d. dt. Agl., I, 373—405. B I, 89. B II, 54. WuS, Heidelberg 1909 ff., 11, 139. Lat. et. Wb., Heidelberg 1938, I, 308. I, 204. Benfey zitiert dies nach Matthieus Paris, Hist. maj., Lodon 1571, S. 240—42; der frz. Ubersetzung Grande chronique de Matthieus de Paris, traduit en français par Huillard Bréholles, II, 234; Thom. Warton, Dissertation on the Gesta Romanorum, p. CCXXXVIII, in The history of English Poetry, London 1824. a. a. O., I, 205. Bei E. Meier, Schwäbische Volksmärchen, Nr. 14. I, 207. Benfey, I, 208. Finnische und estnische Volksmärchen, Nr. 18, S. 64—67. Er schreibt: „Prae ceteris terrarum gentibus proceritate staturae roboroque cor- porum ac pulchritudine, praestantia crinium, et suavitate consuetudine Boemi sane praecellunt; corpora comasque plus justo colunt, in habitu vestituque nitidissimi et perquam molles, ad bellum et voluptates tantum nati; populares omnes sunt et affabiles, ad conciliandas quoque amicitias nimis idonei.“ (Decad. IV, lib. V, p. 474). 1468 schrieb er: „Fateor, Boemos martiales esse, famosissimum genus hominum, culturae corporis studiosissimum et quam maxime crinium, cupidissimum belli et ad pericula promptissimum. Procera sunt his corpora et speciosa; contemptus mortis magnus inest, et persuavis hercle consuetudo etc. . .“ (Zitiert nach Pal., IX, 531, Anm. 434;). Vgl. dazu Matiegka, Physische Beschaffenheit und Kriegstüchtigkeit des böhmi- schen Volkes, in: Das böhmische Volk, hg. v. Z. V. Tobolka, Prag 1916, S. 9—16. „Die Böhmen fangen jetzt an lange Bärte zu tragen. Einige lassen das Haar lang herabwachsen, andere treiben solches, nach Art des Frauenzimmers, mit Hilfe eines Brenneisens in die Locken, welche auf den Schultern verstreut liegen. . . . Einige gürten ihre Lenden mit breiten Binden um, die aus Wolle verfertigt, und mit verschiedenem Metall gezieret waren, andere aber mit bloßsen Stricken nach der Art der Bettelmönche. Vom Rücken hing eine lange Kapuze tief herab. Das Frauenzimmer bediente sich kostbarer Seidenschleier, die am Rande mit Spit- zen besetzt waren. Ihre Mäntel waren nicht minder mit vielen und breiten Borden besetzt als die Röcke, welche auf den Hüften ganz knapp, unten aber breit, und in viele Falten gelegt waren.“ (Schaller, I, 49). „Et ut dicere coeperam, mox omnis habitus talium exterior formatur pari modo scilicet secundum bestiam cornutam in vestitu et in membris. In membris dico, nam faciunt cornua de crinibus, in barbis eorum faciunt cornua, de caesarie in fronte per modum cornuum, caesarie(m) contorquentes suam, naturam crinium simul et virorum motu non rationis, sed proprie transformantes duo cornua in pedibus rostra de corio facientes, duo cornua in cubitis manuum de panno sibimet monstrosas manicas facientes.“ (Joh. Hus, De Sacerdotum et Monachorum car- nalium abominatione, in: Joannis Hus et Hieronymi Pragensis historia et monu- menta. Norimb. 1558. Zitiert bei Alwin Schultz, Deutsches Leben im XIV. und XV. Jh., Prag/Wien/Lpz., 1892, S. 307, Anm. 2 u. 3; = Kap. 47 der Schrift Hus'). Kap. 472, (Schultz, a. a. O., S. 309, Anm. 2): „Hac eaedem quoque mulieres mira- bili dispensatione et ipsae cornutae esse voluerunt in habitu extrinseco, quatenus similiter et ipsae de se integritate bestiae esse publice demonstrarent, quoniam in capitibus suis velamina arte quadam et non sine magno labore figurant sic, ut tria ad minus acuta cornua, unum super frontem alia altrinsecus in vertice earum ca- 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 111
Strana 112
192 193 194 pitis eminerent. Et dehinc duo alia cornua in pectore de subactis uberibus suis magis eminentia earum ingrossata, etsi alias tantundem eminentiae ex natura non habebant, tamen saltem ex forma tunicarum ex additione vanitatis et vestium aliarum, eadem cornua sua pectoris in altum erigebant, postea quomodo mulieres in pedibus et cornua deferant longis et rostratis calceis multiplicatis, adhuc est notum hodie intuenti.“ (Abb. Hierzu auf Tafel XXII; VIII, 8, 9; IX, 1). Kap. 48, (Schultz, 309 Anm. 1 u. 308, Anm. 2): „Mulieres suas vestes a superius ita praecisas in orificiis atque latas publice deportabant et deportant, quod pene usque ad medietatem denudatorum uberum earum carnem splendidam quilibet conspexerit manifeste et ubique, ita in templis Dei coram sacerdotibus et clericis sicut et in foro, sed multo tamen in domo amplius et illud, quod erat in eis resi- dium uberum coopertum, hoc erat, ut paulo ante dictum est, ita eminens in- grossatum artificiose et subactum, quod quasi duo cornua in pectoribus appare- rent.“ . . . „Dehinc id quod mulierum luxuria a superius in manus exercebant, hoc viri vel simile inferius in lumbis nimis libidinose et impudice adaugebant. Quoniam vestes virorum ad nates ita erant precisae et accurtatae similiter ad medium geni- talium notabiliter, veretro longius prominente. Verum ut amplius viri quam mu- lieres impudicitiae se exhiberent ut in pluribus vix modicum genitalium tunica vel mantello aut vulgo dicitur ioppa manebat coopertum, in hoc tamen honestati deferebant, quod si prominens veretrum et genitalia nolebant hominibus ita prorsus denudatum ostentare, sed de eodem panno, de quo habebant caligas suas, circumdari procurabant, licet pauci eorum pro honestate aut verecundia faciebant, quin nunc pro eo, ut, veluti de mulieribus dictum est, ut sic subacta sua genitalia melius ingrossare panno circumsuta, bombicem vel pannum quandoque studiose apponendo, quatenus ita se habere magnum veretrum atque genitalia mulieribus in publico, in Ecclesiis praecipue et in foro, demonstrant congruam vicem mulieribus lascivis rependendo. Verumtamen in eo me talibus pluries compati opportebat, quod sci- licet dum ita vestibus curtis et praecisis nimium non modice super anum a retris, ano quasi totaliter vestibus denudato, solum pannum calligarum locum lienis vel secreto foramine meatus stercorum operiente, contigit pluries, quod insciis ii(s)dem pannus ruptus, vel dissitus, quia ipsum nimis et quasi pellem in tympanis violenter distendebant, alium anum nudum simul et virilia denudatum publice in Ecclesia vel in foro palam omnibus volentibus inspicere ostendebant, enimvero illud erat deplerumque contingens, dum incumbebat illis necessitas inclinare vel genu unum vel ambo vel coram foeminis vel coram Deo in Ecclesia, quia pannus erat cali- garum et super genitalia nimis violenter distentus, ruptis prae violentia suturis a panni plenitudine excutiebatur ad prospectum hominum nudum veretrum vel lien, anus aut ambo et quandoque solum unum denudatum veretrum." Kap. 49 (Schultz, 308, Anm. 1): „Etenim cornua formant in fimbriis, cornua in orificiis, cornua in manicis per totum ita, ut manus compositas impeditasque sibi faciant, cornua in plicis undiquaque, cornua ante, cornua retro et quatenus cornua magis appareant, pannos ad hoc coaptant colorum variorum. In vestimento vero simplici et de panno eodem formato ambulare jam nude videntes communiter reputarent. Sed tota vestis varia et discolor esse oportet, quod si adsit pellis lupina, vel ursina vel leopardina aut alia huiusmodi, ut pilis sic prout foras ejectis se ostentent, ut quanto magis forent similiores bestiae. Accedit a huc opus plumarum, quo procurant sibi formari per artifices capita bestiarum, aves, canes, lepores et similia infinita.“ (Abb. Taf. XXI; XXIV, 4; XXV, 1, 5). Dte. Ubersetzung aus- zugsweise bei Vischer, I, 246 f. Uber die alteste Fußsbekleidung bei den Slaven siche Niederle, Manuel, II, 77 f. (m. Abb.). Eine Beschreibung bei Cosmas, I, 7 (a.a.O., S. 19). Č. opanky, krpce = Bastschuhe, Bundschuhe. Vgl. Bernecker, I, 669 f., 691 zu r. lapot'. Zur Länge des Haupthaares siehe Niederle, Manuel, II, 79 f. fol. 26v.. s. fol. 201 Grueber, Das deutsche und slavische Wohnhaus in Böhmen, in : Mitt. V. G. D. VIII (1870), 213. Vgl. Niederle, Národopis, I, 70 ff. Kienspanhalter aus Böhmen sind abgebildet bei: Ladislaus Edler von Benesch, 195 196 197 198 112
192 193 194 pitis eminerent. Et dehinc duo alia cornua in pectore de subactis uberibus suis magis eminentia earum ingrossata, etsi alias tantundem eminentiae ex natura non habebant, tamen saltem ex forma tunicarum ex additione vanitatis et vestium aliarum, eadem cornua sua pectoris in altum erigebant, postea quomodo mulieres in pedibus et cornua deferant longis et rostratis calceis multiplicatis, adhuc est notum hodie intuenti.“ (Abb. Hierzu auf Tafel XXII; VIII, 8, 9; IX, 1). Kap. 48, (Schultz, 309 Anm. 1 u. 308, Anm. 2): „Mulieres suas vestes a superius ita praecisas in orificiis atque latas publice deportabant et deportant, quod pene usque ad medietatem denudatorum uberum earum carnem splendidam quilibet conspexerit manifeste et ubique, ita in templis Dei coram sacerdotibus et clericis sicut et in foro, sed multo tamen in domo amplius et illud, quod erat in eis resi- dium uberum coopertum, hoc erat, ut paulo ante dictum est, ita eminens in- grossatum artificiose et subactum, quod quasi duo cornua in pectoribus appare- rent.“ . . . „Dehinc id quod mulierum luxuria a superius in manus exercebant, hoc viri vel simile inferius in lumbis nimis libidinose et impudice adaugebant. Quoniam vestes virorum ad nates ita erant precisae et accurtatae similiter ad medium geni- talium notabiliter, veretro longius prominente. Verum ut amplius viri quam mu- lieres impudicitiae se exhiberent ut in pluribus vix modicum genitalium tunica vel mantello aut vulgo dicitur ioppa manebat coopertum, in hoc tamen honestati deferebant, quod si prominens veretrum et genitalia nolebant hominibus ita prorsus denudatum ostentare, sed de eodem panno, de quo habebant caligas suas, circumdari procurabant, licet pauci eorum pro honestate aut verecundia faciebant, quin nunc pro eo, ut, veluti de mulieribus dictum est, ut sic subacta sua genitalia melius ingrossare panno circumsuta, bombicem vel pannum quandoque studiose apponendo, quatenus ita se habere magnum veretrum atque genitalia mulieribus in publico, in Ecclesiis praecipue et in foro, demonstrant congruam vicem mulieribus lascivis rependendo. Verumtamen in eo me talibus pluries compati opportebat, quod sci- licet dum ita vestibus curtis et praecisis nimium non modice super anum a retris, ano quasi totaliter vestibus denudato, solum pannum calligarum locum lienis vel secreto foramine meatus stercorum operiente, contigit pluries, quod insciis ii(s)dem pannus ruptus, vel dissitus, quia ipsum nimis et quasi pellem in tympanis violenter distendebant, alium anum nudum simul et virilia denudatum publice in Ecclesia vel in foro palam omnibus volentibus inspicere ostendebant, enimvero illud erat deplerumque contingens, dum incumbebat illis necessitas inclinare vel genu unum vel ambo vel coram foeminis vel coram Deo in Ecclesia, quia pannus erat cali- garum et super genitalia nimis violenter distentus, ruptis prae violentia suturis a panni plenitudine excutiebatur ad prospectum hominum nudum veretrum vel lien, anus aut ambo et quandoque solum unum denudatum veretrum." Kap. 49 (Schultz, 308, Anm. 1): „Etenim cornua formant in fimbriis, cornua in orificiis, cornua in manicis per totum ita, ut manus compositas impeditasque sibi faciant, cornua in plicis undiquaque, cornua ante, cornua retro et quatenus cornua magis appareant, pannos ad hoc coaptant colorum variorum. In vestimento vero simplici et de panno eodem formato ambulare jam nude videntes communiter reputarent. Sed tota vestis varia et discolor esse oportet, quod si adsit pellis lupina, vel ursina vel leopardina aut alia huiusmodi, ut pilis sic prout foras ejectis se ostentent, ut quanto magis forent similiores bestiae. Accedit a huc opus plumarum, quo procurant sibi formari per artifices capita bestiarum, aves, canes, lepores et similia infinita.“ (Abb. Taf. XXI; XXIV, 4; XXV, 1, 5). Dte. Ubersetzung aus- zugsweise bei Vischer, I, 246 f. Uber die alteste Fußsbekleidung bei den Slaven siche Niederle, Manuel, II, 77 f. (m. Abb.). Eine Beschreibung bei Cosmas, I, 7 (a.a.O., S. 19). Č. opanky, krpce = Bastschuhe, Bundschuhe. Vgl. Bernecker, I, 669 f., 691 zu r. lapot'. Zur Länge des Haupthaares siehe Niederle, Manuel, II, 79 f. fol. 26v.. s. fol. 201 Grueber, Das deutsche und slavische Wohnhaus in Böhmen, in : Mitt. V. G. D. VIII (1870), 213. Vgl. Niederle, Národopis, I, 70 ff. Kienspanhalter aus Böhmen sind abgebildet bei: Ladislaus Edler von Benesch, 195 196 197 198 112
Strana 113
202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 Das Beleuchtungswesen vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jh's., Wien 1905, S. 104, Tafel 6—8. Bild Nr. 37—40, 105—111, 130—31. fol. 15v.. vgl. fol. 17v.. vgl. dazu die Stellen 12v.: „Porro ibidem paruo . . . mixti catholicis“ . . .; 142: „De hoc loco . . . in bursa vacaret“ . . .; 26112: „qui ad termas . . . raptus fueram."; die die Unklarheit in Bezug auf die geographische Lage bestätigen. Al- lerdings schreibt er im vollen Gegensatz hierzu 26v2: ". .. vt plura alia difficilia que a bohemicis illis termis vsque ad nurembergam“ . . . B I, 67. Nach eig. Beob. (Vgl. Machatschek, 261 f., 265 ff., 322 f.). B I, 67. fol. 23,, 24v1, 23v1, 26,. Vgl. Reisebericht des Ibrahim ib Jaqûb; Beschreibung Deutschlands des Minoriten Bartholomäus Anglicus; E. Schönbach in MIOG XXVII (1906), S. 70; L. A. Warn- könig, Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte, II, 2 (1836), 146. Stocklöw, Der ehemalige Weinbau bei Kaaden, in: Mitt. V. G. D. V (1867), 130 f. und XVIII (1880) 233. Geschichte des Salzhandels und des Goldenen Steiges: L...s...r, Skizzen aus dem Böhmerwald VI, in: Mitt. V. G. D. VI (1868), 26 ff.; Lippert J., Leitmeritz von seiner Entstehung bis zum Beginne seiner Tschechisierung. Mitt. V. G. D. V (1867), 55, 95 ff. Vgl. Schedel in Anm. 69. Vgl. Machatschek, 46 f., zahlreiches Einzelmaterial ibid., 48—72. Sedláček, VIII, 116, Anm. 10: Arch. mus. DD. 17 f. 110. Dazu ein Verweis auf S. 117, Anm. 9: DD 61 f., 454, 480, 514. ibid., VIII, 116, Anm. 11: Reg.kom.s. ibid., VIII, S. 154; ibid., Anm. 6: Manské knihy Křivoklatské. Bernau, I, 47. Bericht der Nürnberger an Ulm, in Palacký's Urkundl. Beiträgen, I, 145; zitiert bei Bernau, I, 47. Vgl. Bretholz II, 155 ff. und Anmm. 34, 35: „A zvláště ten stav dělný, jako osel, ješto by proto nebylo, že zemi těží, nebyl by hoden pro svú sprostnost na světě trpěn býti“ fol. XXXV v der Schrift: Streit der Wahrheit mit der Lüge um die Güter und die Regierung der Priester, 1539), Anmm. 36—38 und Pal. XI, 293—300. Pal. XI, 365, 293; IX, 516—27. Der Wortlaut der Landesordnung (Zřízení zemské) im AC V (1862) 1 ff. Uber den Wert der Landesordnung s. Bretholz II, 157 ff.; H. Jireček, Právnický život v Čechách a na Moravě, 1903, 304. Reg. B IV, 727. Schwarz, 145. Pal. XI, 406. Cosmas, II, 10 zum Jahr 1041: pons Gnevin. „Podobě bylo i v Mostě, v němž žilo něco Čechů už na počátku XV. století, ale jenž se úplně nezčeštil ani husitskými převraty. Vůbec lze míti za to, že čechisace mnohých míst pohraničního pásu byla velmi neúplná, takže tyto kraje podlehly ještě v XV. století znovu germanisaci, jak bude ještě ukázano.“ . . . (S. 20); und . . . „Německou majoritu měl i Most.... Na druhé straně však neschází dokladů svědčících, že v Mostě žila v XV. století česká menšina.“ (S. 37). Heber, II, 226; Sedláček, XII, 210. I, 96. Eig. Beobachtung., vgl. Cosmas, 3, 20; 2, 9; auch zitiert bei Loserth, Der Grenz- wald Böhmens, in: Mitt. V. G. D. XXI (1883), 183. Schwarz, 56. ibid., 194. RDP. 78 decan Belyn. (nach Profous). LC IX, 82 (n. Profous). St. let. 194 (n. Profous). AČ 33, 538 (n. Profous). . . . „Méně přiznivé byly pro Čechy poměry v Duchcově, který se nezčeštil ani po vybavení ze zástavy míšeňské. Českých jmen sice přibývá, ale rozhodná převaha zůstává na straně německé. Němčina má všude platnost, Čechové — jak si libuje 199 200 201 113
202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 Das Beleuchtungswesen vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jh's., Wien 1905, S. 104, Tafel 6—8. Bild Nr. 37—40, 105—111, 130—31. fol. 15v.. vgl. fol. 17v.. vgl. dazu die Stellen 12v.: „Porro ibidem paruo . . . mixti catholicis“ . . .; 142: „De hoc loco . . . in bursa vacaret“ . . .; 26112: „qui ad termas . . . raptus fueram."; die die Unklarheit in Bezug auf die geographische Lage bestätigen. Al- lerdings schreibt er im vollen Gegensatz hierzu 26v2: ". .. vt plura alia difficilia que a bohemicis illis termis vsque ad nurembergam“ . . . B I, 67. Nach eig. Beob. (Vgl. Machatschek, 261 f., 265 ff., 322 f.). B I, 67. fol. 23,, 24v1, 23v1, 26,. Vgl. Reisebericht des Ibrahim ib Jaqûb; Beschreibung Deutschlands des Minoriten Bartholomäus Anglicus; E. Schönbach in MIOG XXVII (1906), S. 70; L. A. Warn- könig, Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte, II, 2 (1836), 146. Stocklöw, Der ehemalige Weinbau bei Kaaden, in: Mitt. V. G. D. V (1867), 130 f. und XVIII (1880) 233. Geschichte des Salzhandels und des Goldenen Steiges: L...s...r, Skizzen aus dem Böhmerwald VI, in: Mitt. V. G. D. VI (1868), 26 ff.; Lippert J., Leitmeritz von seiner Entstehung bis zum Beginne seiner Tschechisierung. Mitt. V. G. D. V (1867), 55, 95 ff. Vgl. Schedel in Anm. 69. Vgl. Machatschek, 46 f., zahlreiches Einzelmaterial ibid., 48—72. Sedláček, VIII, 116, Anm. 10: Arch. mus. DD. 17 f. 110. Dazu ein Verweis auf S. 117, Anm. 9: DD 61 f., 454, 480, 514. ibid., VIII, 116, Anm. 11: Reg.kom.s. ibid., VIII, S. 154; ibid., Anm. 6: Manské knihy Křivoklatské. Bernau, I, 47. Bericht der Nürnberger an Ulm, in Palacký's Urkundl. Beiträgen, I, 145; zitiert bei Bernau, I, 47. Vgl. Bretholz II, 155 ff. und Anmm. 34, 35: „A zvláště ten stav dělný, jako osel, ješto by proto nebylo, že zemi těží, nebyl by hoden pro svú sprostnost na světě trpěn býti“ fol. XXXV v der Schrift: Streit der Wahrheit mit der Lüge um die Güter und die Regierung der Priester, 1539), Anmm. 36—38 und Pal. XI, 293—300. Pal. XI, 365, 293; IX, 516—27. Der Wortlaut der Landesordnung (Zřízení zemské) im AC V (1862) 1 ff. Uber den Wert der Landesordnung s. Bretholz II, 157 ff.; H. Jireček, Právnický život v Čechách a na Moravě, 1903, 304. Reg. B IV, 727. Schwarz, 145. Pal. XI, 406. Cosmas, II, 10 zum Jahr 1041: pons Gnevin. „Podobě bylo i v Mostě, v němž žilo něco Čechů už na počátku XV. století, ale jenž se úplně nezčeštil ani husitskými převraty. Vůbec lze míti za to, že čechisace mnohých míst pohraničního pásu byla velmi neúplná, takže tyto kraje podlehly ještě v XV. století znovu germanisaci, jak bude ještě ukázano.“ . . . (S. 20); und . . . „Německou majoritu měl i Most.... Na druhé straně však neschází dokladů svědčících, že v Mostě žila v XV. století česká menšina.“ (S. 37). Heber, II, 226; Sedláček, XII, 210. I, 96. Eig. Beobachtung., vgl. Cosmas, 3, 20; 2, 9; auch zitiert bei Loserth, Der Grenz- wald Böhmens, in: Mitt. V. G. D. XXI (1883), 183. Schwarz, 56. ibid., 194. RDP. 78 decan Belyn. (nach Profous). LC IX, 82 (n. Profous). St. let. 194 (n. Profous). AČ 33, 538 (n. Profous). . . . „Méně přiznivé byly pro Čechy poměry v Duchcově, který se nezčeštil ani po vybavení ze zástavy míšeňské. Českých jmen sice přibývá, ale rozhodná převaha zůstává na straně německé. Němčina má všude platnost, Čechové — jak si libuje 199 200 201 113
Strana 114
234 235 236 237 238 239 210 241 242 243 214 245 246 247 248 249 250 251 252 253 251 255 256 257 258 259 260 261 262 místní historik — se tím ochotně smiřují. Český živel v Duchcově byl posílen, když se tam r. 1510 usadili páni ze Sulevic a několik drobnějších rodin šlech- tických získalo v městě domy i půdu. Německou většinou však Duchcov podržuje stále.“ (S. 36). Der Flußsname ist keltisch, vgl. Schwarz in ZONF 1, 191 ff. Die germ. Uberlie- ferung *Agria liegt dem č. Ohře zu Grunde. Cosmas, I, 2: Ogra. Schwarz, 28. Pal. XI, 280 ff., 447 f., 350, Anm. 451. Slovník naučný. II, 178. СB I, 41914 (n. Profous). RB II, 461 (n. Profous). AČ 31, 260,7 Nr. 13 (n. Profous). UB Saaz, 211. СB I, 1741 (n. Profous). Profous, II, 178. Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz schreibt: . .. „nam hactenus res ob id dilata est, quod vulgus ipsum maiori ex parte linquae bohemicae ignarum est, neque regia mandata commode intellegit.“ (Listář Boh. Hasišteinského z Lobkovic, hg. v. J. Truhlář. In: Sbírka pramenův, hg. v. A. d. W., Prag, Abt. II, Nr. 1 (1893), Brief Nr. 111, S. 147). Nach eig. Beob., vgl. Machatschek, 186. Siehe L. Schlesinger, Die Gründung von Karlsbad, in: Mitt. V. G. D. XXXI (1892), 212, Anm. 1; ibid., 215. PZ 49 (n. Schwarz, 355). „Nachrichten über das Stift finden sich überaus viele . . . . . . . Archäologische Aufschlüsse und Reste des Gebäudes wird man jedoch vergeblich suchen.“ Grueber B., 2. Teil, 87, wo auch eine Rekonstruktion nach den Beschreibungen ist. Reg.B. II, 700. Slovník naučný. fol. 12v1. Den Zeitpunkt für den Rückgang des Tschechentums gibt Klik (S. 20) wie folgt an: . . . „Vlna česká zasáhla i Chomutov, ode dávna německý. Čechové se tam usídlili po dobytí města Žižkou (v březnu 1421), ale nevyhladili německého živlu, neboť' brzy po skončení válek ovládli Němci opět město“. . . . „Nejstarší zachovaná kniha městská, v niž jsou zápisy od r. 1468, má sice česká jména, ale ta jsou ojedinělá a ukazují jen na menší počet českých obyva- telův.“ (Klík, 38). Sedláček, VIII, 216. Schwarz, 96. I, 654. Die germanischen Gutturale, Bln. 1896. S. 195. II, 546. Uber die Bevölkerungsverhältnisse kurz nach den Husitenkriegen siche Klík, 19. Schwarz, 50. Vgl. Lippert, Die Čechisierung der böhmischen Städte im 15. Jh., in: Mitt. V. G. D. V (1867), 174 ff.; ds., Geschichte der Stadt Leitmeritz, Prag 1871; ds., Leitmeritz V von seiner Entstehung bis zum Beginne der Tschechisierung, in: Mitt. V. G. D. (1867), 55, 95, 125, 155, 203; VI (1868), 93, 152; Klík, 20. 283 W. Weber in Mitt. V. G. D. II, 16. 264 Bernau, 45—52, 464. S. a. Bretholz I, 155. 265 fol. 12v1. 266 Schwarz, 28 f. 267 Josef Stocklöw, Geschichte der Burg Pürstein, in: Mitt. V. G. D. XIV (1876), 183. 268 Heber, II, 231 f.; AČ V, 531. 269 vgl. die Schreibung „Pylsen“ z. J. 1392 und 1422 bei Profous, III, 382. 270 Schwarz, 140 f. 271 Věstník ministerstva vnitra 1926, 325 ff., 369 ff. 272 Slovník naučný. 273 Schwarz, 342. 233 114
234 235 236 237 238 239 210 241 242 243 214 245 246 247 248 249 250 251 252 253 251 255 256 257 258 259 260 261 262 místní historik — se tím ochotně smiřují. Český živel v Duchcově byl posílen, když se tam r. 1510 usadili páni ze Sulevic a několik drobnějších rodin šlech- tických získalo v městě domy i půdu. Německou většinou však Duchcov podržuje stále.“ (S. 36). Der Flußsname ist keltisch, vgl. Schwarz in ZONF 1, 191 ff. Die germ. Uberlie- ferung *Agria liegt dem č. Ohře zu Grunde. Cosmas, I, 2: Ogra. Schwarz, 28. Pal. XI, 280 ff., 447 f., 350, Anm. 451. Slovník naučný. II, 178. СB I, 41914 (n. Profous). RB II, 461 (n. Profous). AČ 31, 260,7 Nr. 13 (n. Profous). UB Saaz, 211. СB I, 1741 (n. Profous). Profous, II, 178. Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz schreibt: . .. „nam hactenus res ob id dilata est, quod vulgus ipsum maiori ex parte linquae bohemicae ignarum est, neque regia mandata commode intellegit.“ (Listář Boh. Hasišteinského z Lobkovic, hg. v. J. Truhlář. In: Sbírka pramenův, hg. v. A. d. W., Prag, Abt. II, Nr. 1 (1893), Brief Nr. 111, S. 147). Nach eig. Beob., vgl. Machatschek, 186. Siehe L. Schlesinger, Die Gründung von Karlsbad, in: Mitt. V. G. D. XXXI (1892), 212, Anm. 1; ibid., 215. PZ 49 (n. Schwarz, 355). „Nachrichten über das Stift finden sich überaus viele . . . . . . . Archäologische Aufschlüsse und Reste des Gebäudes wird man jedoch vergeblich suchen.“ Grueber B., 2. Teil, 87, wo auch eine Rekonstruktion nach den Beschreibungen ist. Reg.B. II, 700. Slovník naučný. fol. 12v1. Den Zeitpunkt für den Rückgang des Tschechentums gibt Klik (S. 20) wie folgt an: . . . „Vlna česká zasáhla i Chomutov, ode dávna německý. Čechové se tam usídlili po dobytí města Žižkou (v březnu 1421), ale nevyhladili německého živlu, neboť' brzy po skončení válek ovládli Němci opět město“. . . . „Nejstarší zachovaná kniha městská, v niž jsou zápisy od r. 1468, má sice česká jména, ale ta jsou ojedinělá a ukazují jen na menší počet českých obyva- telův.“ (Klík, 38). Sedláček, VIII, 216. Schwarz, 96. I, 654. Die germanischen Gutturale, Bln. 1896. S. 195. II, 546. Uber die Bevölkerungsverhältnisse kurz nach den Husitenkriegen siche Klík, 19. Schwarz, 50. Vgl. Lippert, Die Čechisierung der böhmischen Städte im 15. Jh., in: Mitt. V. G. D. V (1867), 174 ff.; ds., Geschichte der Stadt Leitmeritz, Prag 1871; ds., Leitmeritz V von seiner Entstehung bis zum Beginne der Tschechisierung, in: Mitt. V. G. D. (1867), 55, 95, 125, 155, 203; VI (1868), 93, 152; Klík, 20. 283 W. Weber in Mitt. V. G. D. II, 16. 264 Bernau, 45—52, 464. S. a. Bretholz I, 155. 265 fol. 12v1. 266 Schwarz, 28 f. 267 Josef Stocklöw, Geschichte der Burg Pürstein, in: Mitt. V. G. D. XIV (1876), 183. 268 Heber, II, 231 f.; AČ V, 531. 269 vgl. die Schreibung „Pylsen“ z. J. 1392 und 1422 bei Profous, III, 382. 270 Schwarz, 140 f. 271 Věstník ministerstva vnitra 1926, 325 ff., 369 ff. 272 Slovník naučný. 273 Schwarz, 342. 233 114
Strana 115
277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 Saazer UB 124; (n. Schwarz, 343). Schwarz, 343. Klík schreibt S. 20: . . . „Žatec, od počátku XV. století značně zčeštěný, (Schle- singer, Saaz in der Husitenzeit bis zum Tode Žižkas, in Mitt. V. G. D. (1889) 103 ff.) se stal za husitských válek baštou a ohniskem hnutí husitského na západě. a. a. O., 203. Reg.B II, 310: 1272 Slaukenwerd. Schwarz, 341. Schaller, I, 140; vgl. Sedláček, VIII, 102 f., 106. fol. 16v.. a. a. O., 255. Vgl. Schlesinger L., Die Gründung von Karlsbad, in Mitt. V. G. D. XXXI (1892), 212, Anm. 1; ibid. 215. Script. rer. Lusit., III, IV (n. Otto Kämmel, Zur Beleuchtung der Čechisierung Böhmens im 15. Jh., i: Mitt. V. G. D. XV (1877), 85—88). Script. rer. Lus., III, 499. ibid., III, 88. ibid., III, 400. Hierzu Klík, S. 28: . . . „Králové čeští té doby musili znáti česky dobře; neboť' hlavní repredentant moci společenské i úřadů v Čechách té doby, t. j. šlechta — nebyla většinou znalá jiného jazyka než českého, resp. latinského. Německy neuměla.“ Vgl. Vischer, passim. Vgl. Bretholz II, 127—174. K. Schneider, Uber die Entwickulng des Kartenbildes von Böhmen, in: Mitt. V. G. D. XLV (1907), ff. Paul Lehmann, Anhang 2: Sigelverzeichnis, Florenz, Laur. Ashburnham Ms 1893 v. J. 1406, fol. 122v squ.; Anhang 4: Kürzungen aus Maria Laach, Ms. S. 218, Bonn, Universitätsbibliothek, fol. 25v; Anhang 6: Kürzungsliste eines spanischen Schrei- bers Ende des Mittelalters, Escorial Ms & III 32; Anhang 13: Fulda, Landesbi- bliothek C. 4, 8°, fol. 2r—6v. 271 275 276 115
277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 Saazer UB 124; (n. Schwarz, 343). Schwarz, 343. Klík schreibt S. 20: . . . „Žatec, od počátku XV. století značně zčeštěný, (Schle- singer, Saaz in der Husitenzeit bis zum Tode Žižkas, in Mitt. V. G. D. (1889) 103 ff.) se stal za husitských válek baštou a ohniskem hnutí husitského na západě. a. a. O., 203. Reg.B II, 310: 1272 Slaukenwerd. Schwarz, 341. Schaller, I, 140; vgl. Sedláček, VIII, 102 f., 106. fol. 16v.. a. a. O., 255. Vgl. Schlesinger L., Die Gründung von Karlsbad, in Mitt. V. G. D. XXXI (1892), 212, Anm. 1; ibid. 215. Script. rer. Lusit., III, IV (n. Otto Kämmel, Zur Beleuchtung der Čechisierung Böhmens im 15. Jh., i: Mitt. V. G. D. XV (1877), 85—88). Script. rer. Lus., III, 499. ibid., III, 88. ibid., III, 400. Hierzu Klík, S. 28: . . . „Králové čeští té doby musili znáti česky dobře; neboť' hlavní repredentant moci společenské i úřadů v Čechách té doby, t. j. šlechta — nebyla většinou znalá jiného jazyka než českého, resp. latinského. Německy neuměla.“ Vgl. Vischer, passim. Vgl. Bretholz II, 127—174. K. Schneider, Uber die Entwickulng des Kartenbildes von Böhmen, in: Mitt. V. G. D. XLV (1907), ff. Paul Lehmann, Anhang 2: Sigelverzeichnis, Florenz, Laur. Ashburnham Ms 1893 v. J. 1406, fol. 122v squ.; Anhang 4: Kürzungen aus Maria Laach, Ms. S. 218, Bonn, Universitätsbibliothek, fol. 25v; Anhang 6: Kürzungsliste eines spanischen Schrei- bers Ende des Mittelalters, Escorial Ms & III 32; Anhang 13: Fulda, Landesbi- bliothek C. 4, 8°, fol. 2r—6v. 271 275 276 115
Strana 116
LITERATURVERZEICHNIS Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. v. d. hist. Commiss. bei d. kgl. A. d. W., Leip- zig, 1875—1912. Zitiert: ADB. Allgemeines Ortschaftenverzeichnis der im Österreichischen Reichsrat vertretenen Kö- nigreiche und Länder ... . , hg. v. kk. statist. Zentralkommitée Wien. Wien 1902. Archív Český. Prag. Zitiert: AČ. Archiv für slavische Philologie. Berlin. Zitiert: AfslPh. Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere für die alte Erz- diöcese Köln. Benesch, Ladislaus Edler von: Das Beleuchtungswesen des Mittelalters bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Wien 1905. Bernau, F.: Album der Burgen und Schlösser im Königreich Böhmen. Bd. 1, und H. 1 des 2. Bd., Saaz, 1878—1881. Berneker, E.: Slavisches etymologisches Wörterbuch. Bd. 1, Heidelberg 1924, 2. Aufl. (Sammlung sl. Lehr- u. Handbücher, hg. v. Leskien u. Berneker, H. Reihe, Bd. 1). Böcking, E.: Ulrichi Hutteni equitis operum supplementum. Epistolae obscurorum virorum. Leipzig 1869/70. Braun, M.: Grundzüge der slawischen Sprachen. Göttingen 1947. Bretholz, B.: Geschichte Böhmens und Mährens. 4 Bde., Reichenberg 1924/25. Zi- tiert: Bretholz I, II, etc. ders.: Geschichte Böhmens und Mährens bis zum Aussterben der Přemysliden (1306). München/Leipzig 1912. Zitiert: mit ganzem Titel. dss.: Neuere Geschichte Böhmens. In: Geschichte der aufsereuropäischen Staaten, hg. v. A. Heeren und H. Uckert, Abt. 1: Geschichte der europäischen Staaten. Gotha 1920. Zitiert: Neuere Geschichte. .. Büsching: Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Breslau 1816. Butzbach, Johannes: Chronika eines fahrenden Schülers oder Wanderbüchlein des Johannes Butzbach. Aus der lat. Handschrift übersetzt und mit Beilagen vermehrt von D. J. Becker, Regensburg 1869. Zitiert: B I. dss.: Wanderbüchlein. (Chronika eines fahrenden Schülers). Ubersetzt von D. J. Bek- ker, 2. Aufl., Leipzig 1912 (Insel). Zitiert: B II. Joh. Butzbachs Wanderbüchlein. Erlebnisse eines fahrenden Schülers aus dem 15. Jahr- hundert. Bearbeitet von Ernst Bürger, Breslau/Oppeln o. J. (1922). Capelli Adriano: Lexikon abbreviaturarum. Leipzig 1928. Cosmas, Des Dekans: Chronik von Böhmen. Nach d. Ausg. d. Monumenta Germaniac übersetzt v. Georg Grandaur. 2. Ausg. Leipzig o. J. (1895). In: Die Geschichts- schreiber der dt. Vorzeit. 2. Gesamtausg. 12. Jh., 17. Bd. Český Časopis Historický. Prag. Zitiert: ČČH. Český Lid. Sborník věnovaný studiu lidu českého v Čechách, na Moravě, ve Slezsku a na Slovensku. Hg. v. Lubor Niederle u. Čeněk Zibrt. Prag 1892—1914. Zi- tiert: ČL. Debes, E.: Neuer Handatlas. 2. Aufl. Leipzig 1900. Fertig, Hans: Neues aus dem literarischen Nachlaßs des Humanisten Johannes Butz- bach (Piemontanus). Programm des K. neuen Gymnasiums zu Würzburg für das Studienjahr 1906/07. Würzburg 1907. Finnische und estnische Volksmärchen. Hg. v. Löwis of Menar, Jena 1922. In: Die Märchen der Weltliteratur, hg. v. Paul Zaunert und Friedrich von der Leyen. 116
LITERATURVERZEICHNIS Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. v. d. hist. Commiss. bei d. kgl. A. d. W., Leip- zig, 1875—1912. Zitiert: ADB. Allgemeines Ortschaftenverzeichnis der im Österreichischen Reichsrat vertretenen Kö- nigreiche und Länder ... . , hg. v. kk. statist. Zentralkommitée Wien. Wien 1902. Archív Český. Prag. Zitiert: AČ. Archiv für slavische Philologie. Berlin. Zitiert: AfslPh. Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere für die alte Erz- diöcese Köln. Benesch, Ladislaus Edler von: Das Beleuchtungswesen des Mittelalters bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Wien 1905. Bernau, F.: Album der Burgen und Schlösser im Königreich Böhmen. Bd. 1, und H. 1 des 2. Bd., Saaz, 1878—1881. Berneker, E.: Slavisches etymologisches Wörterbuch. Bd. 1, Heidelberg 1924, 2. Aufl. (Sammlung sl. Lehr- u. Handbücher, hg. v. Leskien u. Berneker, H. Reihe, Bd. 1). Böcking, E.: Ulrichi Hutteni equitis operum supplementum. Epistolae obscurorum virorum. Leipzig 1869/70. Braun, M.: Grundzüge der slawischen Sprachen. Göttingen 1947. Bretholz, B.: Geschichte Böhmens und Mährens. 4 Bde., Reichenberg 1924/25. Zi- tiert: Bretholz I, II, etc. ders.: Geschichte Böhmens und Mährens bis zum Aussterben der Přemysliden (1306). München/Leipzig 1912. Zitiert: mit ganzem Titel. dss.: Neuere Geschichte Böhmens. In: Geschichte der aufsereuropäischen Staaten, hg. v. A. Heeren und H. Uckert, Abt. 1: Geschichte der europäischen Staaten. Gotha 1920. Zitiert: Neuere Geschichte. .. Büsching: Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Breslau 1816. Butzbach, Johannes: Chronika eines fahrenden Schülers oder Wanderbüchlein des Johannes Butzbach. Aus der lat. Handschrift übersetzt und mit Beilagen vermehrt von D. J. Becker, Regensburg 1869. Zitiert: B I. dss.: Wanderbüchlein. (Chronika eines fahrenden Schülers). Ubersetzt von D. J. Bek- ker, 2. Aufl., Leipzig 1912 (Insel). Zitiert: B II. Joh. Butzbachs Wanderbüchlein. Erlebnisse eines fahrenden Schülers aus dem 15. Jahr- hundert. Bearbeitet von Ernst Bürger, Breslau/Oppeln o. J. (1922). Capelli Adriano: Lexikon abbreviaturarum. Leipzig 1928. Cosmas, Des Dekans: Chronik von Böhmen. Nach d. Ausg. d. Monumenta Germaniac übersetzt v. Georg Grandaur. 2. Ausg. Leipzig o. J. (1895). In: Die Geschichts- schreiber der dt. Vorzeit. 2. Gesamtausg. 12. Jh., 17. Bd. Český Časopis Historický. Prag. Zitiert: ČČH. Český Lid. Sborník věnovaný studiu lidu českého v Čechách, na Moravě, ve Slezsku a na Slovensku. Hg. v. Lubor Niederle u. Čeněk Zibrt. Prag 1892—1914. Zi- tiert: ČL. Debes, E.: Neuer Handatlas. 2. Aufl. Leipzig 1900. Fertig, Hans: Neues aus dem literarischen Nachlaßs des Humanisten Johannes Butz- bach (Piemontanus). Programm des K. neuen Gymnasiums zu Würzburg für das Studienjahr 1906/07. Würzburg 1907. Finnische und estnische Volksmärchen. Hg. v. Löwis of Menar, Jena 1922. In: Die Märchen der Weltliteratur, hg. v. Paul Zaunert und Friedrich von der Leyen. 116
Strana 117
Födisch, F. E.: Ein fahrender Schüler in Böhmen, nach Originalmitteilungen erzählt von . . . In: Deutscher Volkskalender 1873, S. 47—51. Fuchs, E.: Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 3 Bde. u. 3 Erg.-Bde., München 1909—12. Geiger, L.: Renaissance und Humanismus in Italien und Deutschland. Berlin 1852. Gebauer, Jan: Historická mluvnice jazyka českého. Prag 1929. Gieseler: Sacra natalitia augustissimi ac potentissimi Friderici Guilelmi III., regis Borussorum, ab alma universitate Borussica Rhenana. ... Pracmissa sunt sym- bolae ad historiam monasterii Lacensis ex codicibus Bonnensibus depromptae. Bonnae 1826. Grueber, Bernh.: Die Kunst des Mittelalters in Böhmen. Wien 1871—79, 2 Bde. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Hg. v. Hoffmann-Krayer, Berlin/Leip- zig 1927—42. In: Handwörterbuch zur deutschen Volkskunde, Abtl. I. Zitiert: Hwb. d. dt. Agl. Heber, F. A.: Böhmens Burgen, Vesten und Bergschlösser. 7 Bde., Prag 1843—49. Holub Josef und Kopečný František: Etymologický slovník jazyka českého. Prag 1952. Zitiert: Holub-Kopečný. Hovorka, O. v. und Kronfeld, K.: Vergleichende Volksmedizin. 2 Bde., Stuttgart 1908/09. Jahn, Olto: Bildungsgang eines deutschen Gelehrten am Ausgange des 15. Jahrhun- derts. In: Populäre Aufsätze. (Aus der Altertumswissenschaft). Bonn 1868. Jireček, J.: Právnický život v Čechách a na Moravě. Prag 1903. Kartenwerk der Österreich-Ungarischen Monarchie 1: 75000. Wien. Klík, Josef: Národnostní poměry v Čechách od válek husitských do bitvy bělohorské. In: ČČH, XXVII (1921), S. 8—62. Knod: Zur Kritik des Johannes Butzbach. In: Annalen des hist. Vereins f. d. Nieder- rhein, H. 52, Köln 1891, S. 175—234. Koll: Zur Geschichte des Klosters Nonnenwerth. Programm des Linzer Progym- nasiums 1863. Krafft, C. und Crecelius, IV.: Mitteilungen über Alexander Hegius und seine Schü- ler, sowie andere gleichzeitig Gelehrte, aus den Werken des Johannes Butzbach, Priors des Benediktinerklosters am Laacher Sce. In: Zeitschrift d. Bergischen Geschichtsvereins, Bd. 7, S. 213—288. Bonn 1871. Lehmann, Paul: Sammlung und Erörterungen lateinischer Abkürzungen in Altertum und Mittelalter. In: Abhh. d. Bayer. A. D. W., Philos.-hist. Abt., NF 3, 1929. Letts, Malcolm: Johannes Butzbach, a Wandering Scholar of the 15th cent. In: The English Historical Review, Bd. 32, London 1917, S. 22—33. Listy filologické. Prag. Zitiert LF. Machatschek, Fritz: Landeskunde der Sudeten- und Westkarpatenländer. In: Bibl. länderkundl. Handbücher, hg. v. Albrecht Penck. Stuttgart 1927. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Red. v. L. Schle- singer. Prag seit 1862. Zitiert: Mitt. V. G. D. Národopis lidu československého. Moravské Slovensko. Teil I, Bd. 1—3. Hg. v. L. Niederle, Prag 1922—23. Niederle, Lubor: Manuel de l'antiquité slave. 2 Bde. Paris 1923 u. 1926. (Collection de manuels publiée par l'Institut d'études slaves, Bd. I). Nomenclator. To gest: Gmenawatel aneb Rozličných Gmen gak w Cžeské, Latinské, tak y w Německé Ržeči Oznamitel, . . . . 4 Bde., Prag 1764—68. Nováček, V. J.: Jana Butzbacha zpráva o národě Českém, zvláště o lidu venkovském z r. 1506. In: ČL, VI (1897), S. 269—75. Ottův Slovník naučný. Illustrovaná Encyklopaedie obecných vědomosti. Prag. Pantschatantra. Fünf Bücher indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen. Aus dem Sanskrit übersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Theodor Benfey. 2 Bde. Leipzig 1859. 117
Födisch, F. E.: Ein fahrender Schüler in Böhmen, nach Originalmitteilungen erzählt von . . . In: Deutscher Volkskalender 1873, S. 47—51. Fuchs, E.: Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 3 Bde. u. 3 Erg.-Bde., München 1909—12. Geiger, L.: Renaissance und Humanismus in Italien und Deutschland. Berlin 1852. Gebauer, Jan: Historická mluvnice jazyka českého. Prag 1929. Gieseler: Sacra natalitia augustissimi ac potentissimi Friderici Guilelmi III., regis Borussorum, ab alma universitate Borussica Rhenana. ... Pracmissa sunt sym- bolae ad historiam monasterii Lacensis ex codicibus Bonnensibus depromptae. Bonnae 1826. Grueber, Bernh.: Die Kunst des Mittelalters in Böhmen. Wien 1871—79, 2 Bde. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Hg. v. Hoffmann-Krayer, Berlin/Leip- zig 1927—42. In: Handwörterbuch zur deutschen Volkskunde, Abtl. I. Zitiert: Hwb. d. dt. Agl. Heber, F. A.: Böhmens Burgen, Vesten und Bergschlösser. 7 Bde., Prag 1843—49. Holub Josef und Kopečný František: Etymologický slovník jazyka českého. Prag 1952. Zitiert: Holub-Kopečný. Hovorka, O. v. und Kronfeld, K.: Vergleichende Volksmedizin. 2 Bde., Stuttgart 1908/09. Jahn, Olto: Bildungsgang eines deutschen Gelehrten am Ausgange des 15. Jahrhun- derts. In: Populäre Aufsätze. (Aus der Altertumswissenschaft). Bonn 1868. Jireček, J.: Právnický život v Čechách a na Moravě. Prag 1903. Kartenwerk der Österreich-Ungarischen Monarchie 1: 75000. Wien. Klík, Josef: Národnostní poměry v Čechách od válek husitských do bitvy bělohorské. In: ČČH, XXVII (1921), S. 8—62. Knod: Zur Kritik des Johannes Butzbach. In: Annalen des hist. Vereins f. d. Nieder- rhein, H. 52, Köln 1891, S. 175—234. Koll: Zur Geschichte des Klosters Nonnenwerth. Programm des Linzer Progym- nasiums 1863. Krafft, C. und Crecelius, IV.: Mitteilungen über Alexander Hegius und seine Schü- ler, sowie andere gleichzeitig Gelehrte, aus den Werken des Johannes Butzbach, Priors des Benediktinerklosters am Laacher Sce. In: Zeitschrift d. Bergischen Geschichtsvereins, Bd. 7, S. 213—288. Bonn 1871. Lehmann, Paul: Sammlung und Erörterungen lateinischer Abkürzungen in Altertum und Mittelalter. In: Abhh. d. Bayer. A. D. W., Philos.-hist. Abt., NF 3, 1929. Letts, Malcolm: Johannes Butzbach, a Wandering Scholar of the 15th cent. In: The English Historical Review, Bd. 32, London 1917, S. 22—33. Listy filologické. Prag. Zitiert LF. Machatschek, Fritz: Landeskunde der Sudeten- und Westkarpatenländer. In: Bibl. länderkundl. Handbücher, hg. v. Albrecht Penck. Stuttgart 1927. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Red. v. L. Schle- singer. Prag seit 1862. Zitiert: Mitt. V. G. D. Národopis lidu československého. Moravské Slovensko. Teil I, Bd. 1—3. Hg. v. L. Niederle, Prag 1922—23. Niederle, Lubor: Manuel de l'antiquité slave. 2 Bde. Paris 1923 u. 1926. (Collection de manuels publiée par l'Institut d'études slaves, Bd. I). Nomenclator. To gest: Gmenawatel aneb Rozličných Gmen gak w Cžeské, Latinské, tak y w Německé Ržeči Oznamitel, . . . . 4 Bde., Prag 1764—68. Nováček, V. J.: Jana Butzbacha zpráva o národě Českém, zvláště o lidu venkovském z r. 1506. In: ČL, VI (1897), S. 269—75. Ottův Slovník naučný. Illustrovaná Encyklopaedie obecných vědomosti. Prag. Pantschatantra. Fünf Bücher indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen. Aus dem Sanskrit übersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Theodor Benfey. 2 Bde. Leipzig 1859. 117
Strana 118
Palacký, Franz: Geschichte von Böhmen. 5 Bde. Prag 1839—1865. Platter, Th. und F.: Zwei Autobiographien. Basel 1840. Profous, Antonín: Místní jména v Čechách. Bisher 3 Bde. (A—R), Prag 1947—51. Religion in Geschichte und Gegenwart, Die. Handwörterbuch für Theologie und Reli- gionswissenschaft. 2. Aufl., hg. v. H. Gunkel und L. Zscharnack. Tübingen 1927— 32. 5 Bde. Schaller, Jaroslav: Topographie des Königreiches Böhmen. 16 Bde., Prag 1785—91. Schedel, Hartmann: Chronik der Welt. Nürnberg 1493. Schimon, Anton: Verzeichnis des Adels von Böhmen, Mähren, Schlesien. Böhmisch Leipa 1859. Schwarz, Ernst: Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle. In: For- schungen zum Deutschtum der Ostmarken, II. Folge (Quellenforschung), 2. Bd., München/Berlin 1931. Schultz, Alwin: Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. 2 Bde., Prag Wien) Leipzig, 1892. Sedláček, Aug.: Hrady, zámky a tvrze království českého. 15 Bde. Prag. (Bd. 8: Rakonicko a Slansko, Prag 1891; Bd. 12: Časlavsko, Prag 1900.) Siebmacher, J.: Grofes und allgemeines Wappenbuch. Bd. 4, 9. Abt.: Der Böhmische Adel. Bearb. v. Joh. Graf v. Meraviglia, Nürnberg 1886. Sylvius, Aeneas: Historia de Europa. In: Aeneae Sylvii Piccolominei postca Pii II. Papae opera geographica et historica. Frankfurt/Leipzig 1707. dss.: Historia Bohemica, ibidem, Helmstadt 1599. Trávníček, Fr.: Historická mluvnice československá. Prag 1935. (Vysokoškolské ru- kověti, řada spisů duchovědných, sv. 2). Vasmer, M.: Russisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 1950—55 (noch im Erscheinen). (Idg. Bibliothek, hg. v. H. Krahe, II. Reihe). Vischer, M.: Jan Hus. 2 Bde. Frankfurt/Main 1940. Volk, Das böhmische. Hg. v. Z. V. Tobolka, Prag 1916. Volkskalender, Deutscher. Hg. v. dt. Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt- nisse in Prag (Prag seit 1871), 1873. Volkszeitung, Kölnische. Nr. 271 vom 1. April 1906. Vondrák, W.: Vergleichende slavische Grammatik. 2 Bde., 2. Aufl., Göttingen 1924/28. Walde, Alois: Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen. Hg. u. bearb. v. Julius Pokorny. 3 Bde. Berlin-Leipzig 1927—32. Zitiert: Walde-Pokorny. Walde-Hofmann: Lateinisches etymologisches Wörterbuch. 3 Bde., 3. Aufl. Heidel- berg 1938—55 (noch im Erscheinen). Wegeler, Julius: Das Kloster Laach. Bonn 1854. Weinhold, Karl: Kleine mittelhochdeutsche Grammatik. 2. Aufl. Wien 1889. dss.: Mittelhochdeutsche Grammatik. 2. Ausg., Paderborn 1883. Wetzer, H. und Welte, J.: Kirchenlexikon. Freiburg/Breisgau 1882—1903. Zarncke, Friedrich: Die deutschen Universitäten im Mittelalter. Leipzig 1857. 118
Palacký, Franz: Geschichte von Böhmen. 5 Bde. Prag 1839—1865. Platter, Th. und F.: Zwei Autobiographien. Basel 1840. Profous, Antonín: Místní jména v Čechách. Bisher 3 Bde. (A—R), Prag 1947—51. Religion in Geschichte und Gegenwart, Die. Handwörterbuch für Theologie und Reli- gionswissenschaft. 2. Aufl., hg. v. H. Gunkel und L. Zscharnack. Tübingen 1927— 32. 5 Bde. Schaller, Jaroslav: Topographie des Königreiches Böhmen. 16 Bde., Prag 1785—91. Schedel, Hartmann: Chronik der Welt. Nürnberg 1493. Schimon, Anton: Verzeichnis des Adels von Böhmen, Mähren, Schlesien. Böhmisch Leipa 1859. Schwarz, Ernst: Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle. In: For- schungen zum Deutschtum der Ostmarken, II. Folge (Quellenforschung), 2. Bd., München/Berlin 1931. Schultz, Alwin: Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. 2 Bde., Prag Wien) Leipzig, 1892. Sedláček, Aug.: Hrady, zámky a tvrze království českého. 15 Bde. Prag. (Bd. 8: Rakonicko a Slansko, Prag 1891; Bd. 12: Časlavsko, Prag 1900.) Siebmacher, J.: Grofes und allgemeines Wappenbuch. Bd. 4, 9. Abt.: Der Böhmische Adel. Bearb. v. Joh. Graf v. Meraviglia, Nürnberg 1886. Sylvius, Aeneas: Historia de Europa. In: Aeneae Sylvii Piccolominei postca Pii II. Papae opera geographica et historica. Frankfurt/Leipzig 1707. dss.: Historia Bohemica, ibidem, Helmstadt 1599. Trávníček, Fr.: Historická mluvnice československá. Prag 1935. (Vysokoškolské ru- kověti, řada spisů duchovědných, sv. 2). Vasmer, M.: Russisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 1950—55 (noch im Erscheinen). (Idg. Bibliothek, hg. v. H. Krahe, II. Reihe). Vischer, M.: Jan Hus. 2 Bde. Frankfurt/Main 1940. Volk, Das böhmische. Hg. v. Z. V. Tobolka, Prag 1916. Volkskalender, Deutscher. Hg. v. dt. Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt- nisse in Prag (Prag seit 1871), 1873. Volkszeitung, Kölnische. Nr. 271 vom 1. April 1906. Vondrák, W.: Vergleichende slavische Grammatik. 2 Bde., 2. Aufl., Göttingen 1924/28. Walde, Alois: Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen. Hg. u. bearb. v. Julius Pokorny. 3 Bde. Berlin-Leipzig 1927—32. Zitiert: Walde-Pokorny. Walde-Hofmann: Lateinisches etymologisches Wörterbuch. 3 Bde., 3. Aufl. Heidel- berg 1938—55 (noch im Erscheinen). Wegeler, Julius: Das Kloster Laach. Bonn 1854. Weinhold, Karl: Kleine mittelhochdeutsche Grammatik. 2. Aufl. Wien 1889. dss.: Mittelhochdeutsche Grammatik. 2. Ausg., Paderborn 1883. Wetzer, H. und Welte, J.: Kirchenlexikon. Freiburg/Breisgau 1882—1903. Zarncke, Friedrich: Die deutschen Universitäten im Mittelalter. Leipzig 1857. 118
Strana 119
INHALTSVERZEICHNIS Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Butzbach — Leben und Wirken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Quelle . . . . . . . . . . . . . . . Quellenkritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Text . Bohemica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sprache Volkskunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volksmedizin und Aberglaube . . . . . . . . . . . . . . . . . Märchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Physis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tracht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohnhausbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geographisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Historisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ubertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register zur Handschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigelverzeichnis . . Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 10 17 17 19 43 43 51 52 54 56 56 57 58 58 60 71 71 93 100 102 7 119
INHALTSVERZEICHNIS Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Butzbach — Leben und Wirken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Quelle . . . . . . . . . . . . . . . Quellenkritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Text . Bohemica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sprache Volkskunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volksmedizin und Aberglaube . . . . . . . . . . . . . . . . . Märchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Physis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tracht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohnhausbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geographisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Historisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ubertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register zur Handschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigelverzeichnis . . Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 10 17 17 19 43 43 51 52 54 56 56 57 58 58 60 71 71 93 100 102 7 119
- 1: Array
- 7: Array
- 19: Array
- 102: Array
- 116: Array
- 119: Array