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Titel - MVGDB
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Název:
Studien zur Musikgeschichte Böhmens, MVGDB 39
Autor:
Batka, Richard
Rok vydání:
1901
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
14
Obsah:
- 275: Titel Studien
- 288: Titel - MVGDB
upravit
Strana 275
275 — Studien zur Ausikgeschichte Böhmens. Von Dr. R. Batka. 3. Vom Herzog bis zum König Wenzel. Erwies die Ueberlieferung sich als trügerisch, die das älteste erhaltene Denkmal der Tonkunst in Böhmen, das „Hospodine pomiluj ny“ schon im 10. Jahrhundert entstanden sein läßt, und können wir seinen Ursprung mit Sicherheit nur bis zum Anfange des 13. Jahrhunderts verfolgen, io erübrigen für die Kenntniß der musikalischen Entwickelung des Landes in der Zwischenzeit nur kümmerliche, fast zusammenhanglose Nachrichten, ans denen sich bloß ein lückenhaftes Bild der künstlerischen Verhältnisse gewinnen läßt. Sobald Bischof Thietmar seinen Sitz in Prag eingenommen hatte, dürfte er eine Domschule ins Leben gerufen haben.1) War doch sein zuständiger Erzbischof, Willigis von Mainz, ein eifriger Förderer des Unterrichtswesens. In der Willigisschen Schulordnung vom Jahre 976, der auch der Prager Bischof beigepflichtet hat,2) ist vom Dienst auf dem Chor als von etwas Selbstverständlichem die Rede, und dem Cantor wird ausdrücklich die Befugniß eingeräumt, Schüler, „wenn sie den gestrigen Gesang wiederholen, ohne besondere Bewilligung des Magisters zu 3 züchtigen“.3) Da die Prager Domschule offenbar dem Mainzer Vorbilde sich anschloß, haben wir Grund zu vermuthen, daß auch an ihr die Scolaren einem magister puerorum unterstanden und von einem Cantor mit besonderer Vollmacht im Gesang unterrichtet wurden. Den Grundstock der Gesänge bildeten die Psalmen, die sie aus den neumirten Psaltern singen leruten. Als theoretische Wissenschaft gehörte die Musik zusammen mit der Geometrie, Astronomie und Arithmetik zum sogenannten Quadrivium; als praktische Wissenschaft zählte sie unter die sieben freien Künste. 1) Vgl. Ungar, Gedanfen von dem Zustande der Schulen und der lateinischen Literatur in Böhmen vor Errichtung der hohen Schule zu Prag (Prag 1784). 2) A. a. O. S. 29. 3) In scolis vero, in choro seu in quocumque loco nullus invito Magistro ad correpetitionem scolarium manum extendat, nisi cantor, dum cantum hesternum recitant, eos corripiat. Ungar a. a. D. S. 28. Mittheilungen. 39. Jahrgang. 3. Heft. 18
275 — Studien zur Ausikgeschichte Böhmens. Von Dr. R. Batka. 3. Vom Herzog bis zum König Wenzel. Erwies die Ueberlieferung sich als trügerisch, die das älteste erhaltene Denkmal der Tonkunst in Böhmen, das „Hospodine pomiluj ny“ schon im 10. Jahrhundert entstanden sein läßt, und können wir seinen Ursprung mit Sicherheit nur bis zum Anfange des 13. Jahrhunderts verfolgen, io erübrigen für die Kenntniß der musikalischen Entwickelung des Landes in der Zwischenzeit nur kümmerliche, fast zusammenhanglose Nachrichten, ans denen sich bloß ein lückenhaftes Bild der künstlerischen Verhältnisse gewinnen läßt. Sobald Bischof Thietmar seinen Sitz in Prag eingenommen hatte, dürfte er eine Domschule ins Leben gerufen haben.1) War doch sein zuständiger Erzbischof, Willigis von Mainz, ein eifriger Förderer des Unterrichtswesens. In der Willigisschen Schulordnung vom Jahre 976, der auch der Prager Bischof beigepflichtet hat,2) ist vom Dienst auf dem Chor als von etwas Selbstverständlichem die Rede, und dem Cantor wird ausdrücklich die Befugniß eingeräumt, Schüler, „wenn sie den gestrigen Gesang wiederholen, ohne besondere Bewilligung des Magisters zu 3 züchtigen“.3) Da die Prager Domschule offenbar dem Mainzer Vorbilde sich anschloß, haben wir Grund zu vermuthen, daß auch an ihr die Scolaren einem magister puerorum unterstanden und von einem Cantor mit besonderer Vollmacht im Gesang unterrichtet wurden. Den Grundstock der Gesänge bildeten die Psalmen, die sie aus den neumirten Psaltern singen leruten. Als theoretische Wissenschaft gehörte die Musik zusammen mit der Geometrie, Astronomie und Arithmetik zum sogenannten Quadrivium; als praktische Wissenschaft zählte sie unter die sieben freien Künste. 1) Vgl. Ungar, Gedanfen von dem Zustande der Schulen und der lateinischen Literatur in Böhmen vor Errichtung der hohen Schule zu Prag (Prag 1784). 2) A. a. O. S. 29. 3) In scolis vero, in choro seu in quocumque loco nullus invito Magistro ad correpetitionem scolarium manum extendat, nisi cantor, dum cantum hesternum recitant, eos corripiat. Ungar a. a. D. S. 28. Mittheilungen. 39. Jahrgang. 3. Heft. 18
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276 Es deutet nichts darauf hin, daß die neugegründete Schule in Prag rasch zur Blüthe gelangt sei. Hervorragende geistige Kräfte, die etwa vorhanden waren, wurden in dem halbheidnischen Lande zu dringlicheren Aufgaben benutzt als zum ruhigen Betriebe der Wissenschaften. Cosmas, der selber (1074) in die Schule eintrat, bezeugt uus den Tiefstand des Prager Domcapitels in früherer Zeit. Daruach lebten die Canonici dor: ohne Regel1) „wie kopflose Leute und thierische Centauren“, die Lehrer. die nach der Willigissschen Schulordnung die Schüler vou ihren Pfründen mit Kost und Kleidung versehen sollten, kümmerten sich nicht um deren Unterhalt,2) bis 1068 der nene Probst Marcus „aus altadeligem deutschem Geschlechte“, den Bischof Gebhard wie es scheint, aus Mainz mitgebracht hatte, eine gründliche Reorganisation durchführte. „Er über strahlte,“ sagt Cosmas,3) „durch sein Wijsen alle Andern, welche sich damals in böhmischen Lande befanden. Deun in allen freien Künsten war er sehr unterrichtet und konnte mit Recht gelehrter als viele Magister genannt werden; in der heiligen Schrift aber war er ein wunderbarer Ausleger und im katholischen Glauben und den Kirchengesetzen ein hoch angesehener Lehrmeister. Alles was diese Kirche an Heiligkeit, Regel und Würde besitzt, hat er durch seine Klugheit zu Wege gebracht.“ Daß dieser vielseitige, gelehrte Mann auch die zum Capitel gehörige Domschule, und als Meister in den freien Künsten die musikalischen Verhältnisse während seines dreißigiährigen Wirkens als Probst in den Bereich seiner Reformen gezogen habe, darf wohl angenommen werden, wiewohl sein Hauptfach doch die Theologie gewesen zu sein scheint. Das sogenannte Homiliar des Bischofs von Prag setzt in seiner Vorschrift: „jeder Priester habe einen Kirchenschüler (clericum scolarem), der die Episteln und Lectionen lese, der ihm bei der Messe respondiere und mit dem er die Psalmen 1) Fontes II. 101. Prius erant irregulares et nomine tantum canonici, inculti. indocti, et in habitu laicali in choro servientes, velut acephali aut bestiales centauri viventes. 2) Fontes II. 101. „Sed cum saepe aut negligentia ministrorum aut occasione magistrorum intermitteretur fratrum praebenda . . .“ 3) Fontes II. 100 (Marcus) „ducens originem de gente Teutonica, pollens sapientia praecunctis, quos tunc habuit terra Boemica. Nam in omnibus liberalibus artibus valde fuit bonus scolasticus, qui potuit dici et esse multorum magistrorum didascalus, in divina vero pagina interpres mirificus, in fide catholica et in lege ecclesiastica doctor magnificus. Quicquid enim religionis, quicquid honoris hac est in ecclesia, hic sua erudivit et ordinavit prudentia.
276 Es deutet nichts darauf hin, daß die neugegründete Schule in Prag rasch zur Blüthe gelangt sei. Hervorragende geistige Kräfte, die etwa vorhanden waren, wurden in dem halbheidnischen Lande zu dringlicheren Aufgaben benutzt als zum ruhigen Betriebe der Wissenschaften. Cosmas, der selber (1074) in die Schule eintrat, bezeugt uus den Tiefstand des Prager Domcapitels in früherer Zeit. Daruach lebten die Canonici dor: ohne Regel1) „wie kopflose Leute und thierische Centauren“, die Lehrer. die nach der Willigissschen Schulordnung die Schüler vou ihren Pfründen mit Kost und Kleidung versehen sollten, kümmerten sich nicht um deren Unterhalt,2) bis 1068 der nene Probst Marcus „aus altadeligem deutschem Geschlechte“, den Bischof Gebhard wie es scheint, aus Mainz mitgebracht hatte, eine gründliche Reorganisation durchführte. „Er über strahlte,“ sagt Cosmas,3) „durch sein Wijsen alle Andern, welche sich damals in böhmischen Lande befanden. Deun in allen freien Künsten war er sehr unterrichtet und konnte mit Recht gelehrter als viele Magister genannt werden; in der heiligen Schrift aber war er ein wunderbarer Ausleger und im katholischen Glauben und den Kirchengesetzen ein hoch angesehener Lehrmeister. Alles was diese Kirche an Heiligkeit, Regel und Würde besitzt, hat er durch seine Klugheit zu Wege gebracht.“ Daß dieser vielseitige, gelehrte Mann auch die zum Capitel gehörige Domschule, und als Meister in den freien Künsten die musikalischen Verhältnisse während seines dreißigiährigen Wirkens als Probst in den Bereich seiner Reformen gezogen habe, darf wohl angenommen werden, wiewohl sein Hauptfach doch die Theologie gewesen zu sein scheint. Das sogenannte Homiliar des Bischofs von Prag setzt in seiner Vorschrift: „jeder Priester habe einen Kirchenschüler (clericum scolarem), der die Episteln und Lectionen lese, der ihm bei der Messe respondiere und mit dem er die Psalmen 1) Fontes II. 101. Prius erant irregulares et nomine tantum canonici, inculti. indocti, et in habitu laicali in choro servientes, velut acephali aut bestiales centauri viventes. 2) Fontes II. 101. „Sed cum saepe aut negligentia ministrorum aut occasione magistrorum intermitteretur fratrum praebenda . . .“ 3) Fontes II. 100 (Marcus) „ducens originem de gente Teutonica, pollens sapientia praecunctis, quos tunc habuit terra Boemica. Nam in omnibus liberalibus artibus valde fuit bonus scolasticus, qui potuit dici et esse multorum magistrorum didascalus, in divina vero pagina interpres mirificus, in fide catholica et in lege ecclesiastica doctor magnificus. Quicquid enim religionis, quicquid honoris hac est in ecclesia, hic sua erudivit et ordinavit prudentia.
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277 — singe“1) die Existenz einer entsprechenden Schule voraus. Daun sind wir ohne Nachrichtens) bis zun Jahre 1248, zu welchem die Chronik bemerkt: „Die Prager Schule geht zu Grunde.“3) Offenbar führten die inneren Wirren, der Ausstand Přemysl Ottokars gegen seinen Vater, worein sich auch der damalige Bischof Niklas verwickelt hatte, die Domschule einer vorübergehenden Katastrophe zu, als alle Cleriker des Capitels von den siegreichen Scharen Wenzels zerstreut und vertrieben wurden. Sobald der Friede hergestellt war, dürfte die Schule reactivirt worden sein, da 1259 wieder von ihr die Rede ist. Ihre weiteren Schicksale fallen in- deisen schon in die nächste Culturperiode. Außer am Prager Bischofsitz und in dem 1070 begründeten Collegiatstijte Wyschehrad haben wir die Pflegestälten des Kirchengesanges namentlich in den Klosterschulen zu suchen. Gründungen der Benedictiner waren außer Břevnow (993)4) noch Sazau, Ostrow, Opatowitz (1086), Rinchnach (1019), Kladran, Postelberg, Leitomischl, Selau, Wilemow sowie die Frauenklöster zu St. Georg in Prag und Teplitz. Die Prämon- stratenser saßen in Strahow (1140), Mühlhansen (1184), Tepl (1197), besetzten um die Mitte des 12. Jahrhunderts Leitomischl und Selau und 1) „Das Homiliar des Bischofs von Prag.“ S. 21. Omnis presbyter clericum habeat scolarem, qui epistolam vel lectionem legat, et ad missam re- spondeat, et cum quo psalmos cantet. 2) Meliš in Mendels musikal. Conversationslexikon (Berlin 1872), Bd. II. S. 70 jagt allerdings in jeiner Skizze der böhm. Musikgeschichte: „Hundert Jahre später wurde in Prag der älteste musikalische Verein, von welchem sich sichere Nachrichten erhalten haben, gegründet. Es ist jener der Chorsänger, der zur Zeit des Prager Bischofs Heinrich im Jahre 1195 entstand und wahrscheinlich als Muster für die späteren Literatenchöre diente.“ Leider konnte ich von diesen „sicheren Nachrichten“ in den Quellen nichts entdecken, und da auch Srb- Debrnow und Konrád die Sache unerwähnt lassen, vermuthe ich, daß Melis ein Irrthun widerfahren ist. Urkundlich sind mehrere Canonici als Magister bezeugt, so die Prager: Hieronymus, Johannes (12. Jahrh.), Bernhard. Johann von Aschaffenburg, Martin. Marquard, Prisnobor, Stephan. Zeyslans (Anfang des 13. Jahrhunderts), und die Canonici vom Wyschehrader Domkapitel: Courad, Friedrich, Heinrich, Hermann, Philipp, Reinbot. Die gesperrt gedruckten werden geradezu als scolastici angeführt. Vgl. den Personen- Inder zu Emlers Regesten Bd. I. Ebenda ein Reinhardus magister, civis Pragensis (1234) und ein Heinricus scolaris, testis Pragae (1219). 3) Fontes II. 286. Studium Pragae perit. 4) Vgl. P. L. Wintera, die Culturthätigkeit Břevnows im Mittelalter. Studien u. Mittheil. aus d. Benedictiner und Ciftercienserorden. Bd. 16. Raigern. 1895. S. 21 ff., wo aber für die musikalische Thätigkeit der Břevnower fast gar nichts beigebracht wird. 18*)
277 — singe“1) die Existenz einer entsprechenden Schule voraus. Daun sind wir ohne Nachrichtens) bis zun Jahre 1248, zu welchem die Chronik bemerkt: „Die Prager Schule geht zu Grunde.“3) Offenbar führten die inneren Wirren, der Ausstand Přemysl Ottokars gegen seinen Vater, worein sich auch der damalige Bischof Niklas verwickelt hatte, die Domschule einer vorübergehenden Katastrophe zu, als alle Cleriker des Capitels von den siegreichen Scharen Wenzels zerstreut und vertrieben wurden. Sobald der Friede hergestellt war, dürfte die Schule reactivirt worden sein, da 1259 wieder von ihr die Rede ist. Ihre weiteren Schicksale fallen in- deisen schon in die nächste Culturperiode. Außer am Prager Bischofsitz und in dem 1070 begründeten Collegiatstijte Wyschehrad haben wir die Pflegestälten des Kirchengesanges namentlich in den Klosterschulen zu suchen. Gründungen der Benedictiner waren außer Břevnow (993)4) noch Sazau, Ostrow, Opatowitz (1086), Rinchnach (1019), Kladran, Postelberg, Leitomischl, Selau, Wilemow sowie die Frauenklöster zu St. Georg in Prag und Teplitz. Die Prämon- stratenser saßen in Strahow (1140), Mühlhansen (1184), Tepl (1197), besetzten um die Mitte des 12. Jahrhunderts Leitomischl und Selau und 1) „Das Homiliar des Bischofs von Prag.“ S. 21. Omnis presbyter clericum habeat scolarem, qui epistolam vel lectionem legat, et ad missam re- spondeat, et cum quo psalmos cantet. 2) Meliš in Mendels musikal. Conversationslexikon (Berlin 1872), Bd. II. S. 70 jagt allerdings in jeiner Skizze der böhm. Musikgeschichte: „Hundert Jahre später wurde in Prag der älteste musikalische Verein, von welchem sich sichere Nachrichten erhalten haben, gegründet. Es ist jener der Chorsänger, der zur Zeit des Prager Bischofs Heinrich im Jahre 1195 entstand und wahrscheinlich als Muster für die späteren Literatenchöre diente.“ Leider konnte ich von diesen „sicheren Nachrichten“ in den Quellen nichts entdecken, und da auch Srb- Debrnow und Konrád die Sache unerwähnt lassen, vermuthe ich, daß Melis ein Irrthun widerfahren ist. Urkundlich sind mehrere Canonici als Magister bezeugt, so die Prager: Hieronymus, Johannes (12. Jahrh.), Bernhard. Johann von Aschaffenburg, Martin. Marquard, Prisnobor, Stephan. Zeyslans (Anfang des 13. Jahrhunderts), und die Canonici vom Wyschehrader Domkapitel: Courad, Friedrich, Heinrich, Hermann, Philipp, Reinbot. Die gesperrt gedruckten werden geradezu als scolastici angeführt. Vgl. den Personen- Inder zu Emlers Regesten Bd. I. Ebenda ein Reinhardus magister, civis Pragensis (1234) und ein Heinricus scolaris, testis Pragae (1219). 3) Fontes II. 286. Studium Pragae perit. 4) Vgl. P. L. Wintera, die Culturthätigkeit Břevnows im Mittelalter. Studien u. Mittheil. aus d. Benedictiner und Ciftercienserorden. Bd. 16. Raigern. 1895. S. 21 ff., wo aber für die musikalische Thätigkeit der Břevnower fast gar nichts beigebracht wird. 18*)
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— 278 — hatten zu Doxan, Launowitz und Chotieschan ihre Frauenklöster. Den Cisterciensern endlich gehörte in diesem Zeitabschnitt Sedletz (1143), Nepomuk, Plaß, Münchengrätz, Ossegg (1200) und Saar (1251) an.1) Zwar haben wir aus dieser Periode uur wenig Zeugnisse für das Bestehen von Schulen an den böhmischen Klöstern2) und feine für den Unterricht im Kirchengesange. Allein die allgemeinen Gepflogenheiten des mittel- alterlichen Ordenswesens, die Zeugnisse aus nicht viel späterer Zeit, vor allem aber die verbürgte reiche Praxis des liturgischen Gesanges in Böhmen gestatten hier einen uuzweifelhaften Schluß. Für die Pflege des liturgischen Gesanges in Böhmen während der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ist das Prager (Opatowitzer) Ho- miliar3) eine Hauptquelle. Der Umstand, daß viele seiner Vorschriften uicht unmittelbar ans den besouderen Verhältnissen Böhmens heraus ge- troffen sind, sondern aus den Anordnungen deutscher Kirchenfürsten, z. B. dem Decret des Bischofs Burchard von Worms (1012/23) geschöpft zu sein scheinen, macht sie doch zur Beurtheilung der böhmischen Verhältnisse keineswegs unbrauchbar, denn man würde die Vorschriften am Prager Bischofsitze nicht wiederholt haben, wenn die culturellen Voraussetzungen dafür im Lande nicht vorhanden gewesen wären. Ueberall ist uur von gesungenen Messen die Rede.4) Das fleißige Horasingen wird besonders eingeschärft.5) In dem Streite des Břetislaw Achilles mit der deutschen Aebtissin von St. Georg (1055) ruft sie ihm boshaft zu, er solle sich zu 1) Lippert, Socialgesch. Böhmens II. 42 ff. Neuwirth. Geschichte der christl. Kunst in Böhmen bis zum Anssterben der Přemysliden. Prag 1888. Cap. 2 u. 3. 2) Wladislaus sendet 1151 seinen Sohn nach Strahow, seine Tochter nach Doxan sacris litteris et sanctae conversationi ad erudiendum. Fontes II. 420. Schon im Verzeichniß der ersten Schwestern des 1146 gegründeten Klosters Doxan kommt eine Johanna Scholastica vor. (Mika, Das ruhmwürdige Doran. Leitmeritz 1726. S. 12.) 3) Hrg. vom Verein für Gesch. der Deutschen i. B. Prag 1863. Vgl. dazu die Ausführungen Hankas in den Sitzungsberichten der böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1866. S. 17ff. 4) S. 21. De sacerdotibus .. . Nullus cantet, qui non communicet. Nullus cantet nisi jejunus. Nullus in alba. qua in suos usus utitur, praesumat cantare. Nullus in ligneo aut vitreo calice audeat missam cantare. Nullus extra ecclesiam per domos, nec in locis non consecratis missam cantet ... Nullus in alterius parochia missam cantet .. Nullus illis excommunicatis praesumat missam cantare. S. 80. Laici cum ad convivium conveniunt, clamant ad presbyteros vel ad clerum: jube me hodie carnem manducare et canta mihi unam missam vel psalmos tantos etc. 5) S. 21. Cursum vestrum horis certis decantate.
— 278 — hatten zu Doxan, Launowitz und Chotieschan ihre Frauenklöster. Den Cisterciensern endlich gehörte in diesem Zeitabschnitt Sedletz (1143), Nepomuk, Plaß, Münchengrätz, Ossegg (1200) und Saar (1251) an.1) Zwar haben wir aus dieser Periode uur wenig Zeugnisse für das Bestehen von Schulen an den böhmischen Klöstern2) und feine für den Unterricht im Kirchengesange. Allein die allgemeinen Gepflogenheiten des mittel- alterlichen Ordenswesens, die Zeugnisse aus nicht viel späterer Zeit, vor allem aber die verbürgte reiche Praxis des liturgischen Gesanges in Böhmen gestatten hier einen uuzweifelhaften Schluß. Für die Pflege des liturgischen Gesanges in Böhmen während der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ist das Prager (Opatowitzer) Ho- miliar3) eine Hauptquelle. Der Umstand, daß viele seiner Vorschriften uicht unmittelbar ans den besouderen Verhältnissen Böhmens heraus ge- troffen sind, sondern aus den Anordnungen deutscher Kirchenfürsten, z. B. dem Decret des Bischofs Burchard von Worms (1012/23) geschöpft zu sein scheinen, macht sie doch zur Beurtheilung der böhmischen Verhältnisse keineswegs unbrauchbar, denn man würde die Vorschriften am Prager Bischofsitze nicht wiederholt haben, wenn die culturellen Voraussetzungen dafür im Lande nicht vorhanden gewesen wären. Ueberall ist uur von gesungenen Messen die Rede.4) Das fleißige Horasingen wird besonders eingeschärft.5) In dem Streite des Břetislaw Achilles mit der deutschen Aebtissin von St. Georg (1055) ruft sie ihm boshaft zu, er solle sich zu 1) Lippert, Socialgesch. Böhmens II. 42 ff. Neuwirth. Geschichte der christl. Kunst in Böhmen bis zum Anssterben der Přemysliden. Prag 1888. Cap. 2 u. 3. 2) Wladislaus sendet 1151 seinen Sohn nach Strahow, seine Tochter nach Doxan sacris litteris et sanctae conversationi ad erudiendum. Fontes II. 420. Schon im Verzeichniß der ersten Schwestern des 1146 gegründeten Klosters Doxan kommt eine Johanna Scholastica vor. (Mika, Das ruhmwürdige Doran. Leitmeritz 1726. S. 12.) 3) Hrg. vom Verein für Gesch. der Deutschen i. B. Prag 1863. Vgl. dazu die Ausführungen Hankas in den Sitzungsberichten der böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1866. S. 17ff. 4) S. 21. De sacerdotibus .. . Nullus cantet, qui non communicet. Nullus cantet nisi jejunus. Nullus in alba. qua in suos usus utitur, praesumat cantare. Nullus in ligneo aut vitreo calice audeat missam cantare. Nullus extra ecclesiam per domos, nec in locis non consecratis missam cantet ... Nullus in alterius parochia missam cantet .. Nullus illis excommunicatis praesumat missam cantare. S. 80. Laici cum ad convivium conveniunt, clamant ad presbyteros vel ad clerum: jube me hodie carnem manducare et canta mihi unam missam vel psalmos tantos etc. 5) S. 21. Cursum vestrum horis certis decantate.
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279 — Ehren die Glocken läuten1) und den Clerns in allen Tonarten sein Lob singen lassen.2) Herzog Spytihněw (71060) selbst betheiligte sich in der Fastenzeit regelmäßig am gottesdienstlichen Gesange der Mönche und Canonici und machte auch alle Ceremonien bei den Vigilien und Gebeten mit.3) Die Klänge des englischen Lobgesanges empfingen 1130 Herzog Soběslaw bei seinem Einzug in Prag4) und für den Gesang in den Klöstern bietet namentlich Gerlach von Mühlhausen willkommene Beleg- stellen bei der Lebensbeschreibung des 1184 verstorbenen Abtes Godskalk. „Alle Tage seines Lebens“ rühmt er ihm nach, „zu jeder Stunde des Tages und der Nacht war er der erste im Chor, aber der letzte aus demselben. Er schlief nicht und war nicht schlaftrunken wie Viele, sondern blieb wach und sang die Psalmen zur Ehre des Herrn.-5) Als Godskalks Todesstunde nahte, berichtet Gerlach, „brachten wir die Nacht bei ihm zu, die Schwestern aber in ihrem Kloster unter Absingen von Psalmen und Litaneien, wie man sie bei Sterbenden zu singen pflegt... Als der Morgen anbrach, sangen zwei seiner Brüder für ihn die Messe zu Ehren der heil. Maria“. Endlich starb der Abt. „Am Abend beteten wir feier- lich die Vigil und in der Nacht sangen wir den Psalter.“6) Ueberall 66 1) Die erste Erwähnung der Glocken in Böhmen geschieht 1039, da Břetislaw im polnischen Feldzug immensas campanas erbeutet. Fontes II. 77. 2) Clerus multimodas campanis personet odas. Fontes II. 88. 3) Fontes II. 91. ut ante matutinalem melodiam aut extensione manuum aut genuflexionibus totam ruminaret psalmodiam. 4) Fontes II. 209. Omnes cum suscipiunt hymnumque angelicum can- tantes nec non et campanis sonantes. 5) Die Jahrbücher von Vincenz und Gerlach. Uebersetzt von G. Grandaur. Geschichtschreiber d. dentschen Vorzeit. Bd. 16. Leipzig 1889. S. 122. Fontes rer. austriacar. V. 168. cantando canticum graduum ibat semper proficiendo de virtute in virtutem. Omnibus diebus vitae suae ad omnes horas diei et noctis primus fuit et ultimus in choro; non dormiendo vel dormitando sicut multi, sed vigilando et vigilanter cantando in psalmis domino. Qui praeter canonicum cantum horas sanctissimae trinitatis nec non et sancti spiritus nunquam omittebat, insuper poenitential es psalmos cum letania et quindecim gradus cum vigiliis novem lectionum . . . usitabat. Ebenda S. 139f. Fontes rer. austr. V. 179. Sequentem noctem duximus insompnem nos foris circa eum, soror es intus psalmis, ymnis, letaniis que morientibus dici solent, repetitis ... Facto itaque mane sab- bathi duo ex fratribus eius, Marsilius scilicet et Wilhelmus, missam pro eo in honorem sanctae Mariae semper virginis decantaverunt . . . . vespere vigilias solempnizavimus, nocte vero psalterium tonaliter peregimus.
279 — Ehren die Glocken läuten1) und den Clerns in allen Tonarten sein Lob singen lassen.2) Herzog Spytihněw (71060) selbst betheiligte sich in der Fastenzeit regelmäßig am gottesdienstlichen Gesange der Mönche und Canonici und machte auch alle Ceremonien bei den Vigilien und Gebeten mit.3) Die Klänge des englischen Lobgesanges empfingen 1130 Herzog Soběslaw bei seinem Einzug in Prag4) und für den Gesang in den Klöstern bietet namentlich Gerlach von Mühlhausen willkommene Beleg- stellen bei der Lebensbeschreibung des 1184 verstorbenen Abtes Godskalk. „Alle Tage seines Lebens“ rühmt er ihm nach, „zu jeder Stunde des Tages und der Nacht war er der erste im Chor, aber der letzte aus demselben. Er schlief nicht und war nicht schlaftrunken wie Viele, sondern blieb wach und sang die Psalmen zur Ehre des Herrn.-5) Als Godskalks Todesstunde nahte, berichtet Gerlach, „brachten wir die Nacht bei ihm zu, die Schwestern aber in ihrem Kloster unter Absingen von Psalmen und Litaneien, wie man sie bei Sterbenden zu singen pflegt... Als der Morgen anbrach, sangen zwei seiner Brüder für ihn die Messe zu Ehren der heil. Maria“. Endlich starb der Abt. „Am Abend beteten wir feier- lich die Vigil und in der Nacht sangen wir den Psalter.“6) Ueberall 66 1) Die erste Erwähnung der Glocken in Böhmen geschieht 1039, da Břetislaw im polnischen Feldzug immensas campanas erbeutet. Fontes II. 77. 2) Clerus multimodas campanis personet odas. Fontes II. 88. 3) Fontes II. 91. ut ante matutinalem melodiam aut extensione manuum aut genuflexionibus totam ruminaret psalmodiam. 4) Fontes II. 209. Omnes cum suscipiunt hymnumque angelicum can- tantes nec non et campanis sonantes. 5) Die Jahrbücher von Vincenz und Gerlach. Uebersetzt von G. Grandaur. Geschichtschreiber d. dentschen Vorzeit. Bd. 16. Leipzig 1889. S. 122. Fontes rer. austriacar. V. 168. cantando canticum graduum ibat semper proficiendo de virtute in virtutem. Omnibus diebus vitae suae ad omnes horas diei et noctis primus fuit et ultimus in choro; non dormiendo vel dormitando sicut multi, sed vigilando et vigilanter cantando in psalmis domino. Qui praeter canonicum cantum horas sanctissimae trinitatis nec non et sancti spiritus nunquam omittebat, insuper poenitential es psalmos cum letania et quindecim gradus cum vigiliis novem lectionum . . . usitabat. Ebenda S. 139f. Fontes rer. austr. V. 179. Sequentem noctem duximus insompnem nos foris circa eum, soror es intus psalmis, ymnis, letaniis que morientibus dici solent, repetitis ... Facto itaque mane sab- bathi duo ex fratribus eius, Marsilius scilicet et Wilhelmus, missam pro eo in honorem sanctae Mariae semper virginis decantaverunt . . . . vespere vigilias solempnizavimus, nocte vero psalterium tonaliter peregimus.
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280 — handelt sichs da um den normalen liturgischen Gesang. Daß Geistliche bei außerordentlichen Anlässen sich auch zur Abfassung eigener Lieder aufschwangen, ist wenigstens in einem Falle verbürgt. Bei der Bestattung Břetislaws (1100) gieng ein Clerifer dem Zuge voran und sang eine Todtenklage in einem seltsamen Gemisch hebräischer, lateinischer und grie- chischer Worte, die alles zu Thränen bewegte.1) Zur Begleitung der Kirchengesänge bediente man sich in der Prager St. Veitskirche mindestens seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts der Orgel. Wenigstens wissen wir, daß die Kirche 1255 eine neue Orgel erhielt.2) Es muß also schon früher eine daselbst vorhanden gewesen sein. Ob damals auch andere Kirchen schon mit Orgelu versehen waren, darüber finden wir in den Quellen keinerlei Andentungen. Die Begleitung geist- licher Gesänge mit andern Jnstrumenten, Psaltern, Harfen u. s. w. ist erst seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bezeugt.3) Noch ist ein Wort über die Gesangbücher zu sagen. Daß Bücher schon unter Wenzel dem Heiligen in großer Zahl nach Böhmen kamen, wurde bereits erwähnt.4) Auch durch St. Adalbert wurden Bücher im- portirt.5) Wir dürfen hier ebenso auf liturgische Gesangbücher schließen, als wenn Herzog Sobčslav in einer Urkunde sich rühmt, das Stift 1) Fontes II. 147. Cuius feretrum unus ex clero sequens usque ad sepulcrum, huius modi planctum iterabat dicens: Anima Bracislai sabaoth adonay vivat expers thanaton Bracislaus yskiros. Mira res, sic fletu suo clerum et populum concitabat ad fletum. Ob dieser planctus eine eigene Composition darstellt oder anf eine bekannte litur gische Melodie gesungen wurde, läßt sich diesem Wortlaute nicht entnehmen, eher könnte man aus dem Ausdrucke dicens auf einfache Recitation schließen. Die fremden Worte verstand das Volk natürlicherweise nicht: sie wirkten offenbar durch ihren mystischen Klang, und das ganze ernste Ceremoniell wird zur Rührung der Theilnehmer gewiß nicht weniger als der Gesang selber bei= getragen haben. Fontes II. 293. Eodem anno organa nova facta sunt in ecclesia Pragensi, quae constiterunt XXVI marcas argenti, sed perfecta sunt futuro anno tempore quadragesimae. 3) Daß die Wendung des Prager Homiliars S. 74 in ecclesiis aut orate aut psallite nichts mit Instrumentalbegleitung zu thun hat, sondern daß psallere hier eine ganz allgemeine Bedeutnng hat, zeigt F. Hecht in der Einleitung zu seiner Ausgabe S. XXIX. 4) Vyl. Mittheilungen XXXIX, S. 173, Anm. 4. 5) Foutes II. 38. Secum haut modicam copiam librorum referens. 2)
280 — handelt sichs da um den normalen liturgischen Gesang. Daß Geistliche bei außerordentlichen Anlässen sich auch zur Abfassung eigener Lieder aufschwangen, ist wenigstens in einem Falle verbürgt. Bei der Bestattung Břetislaws (1100) gieng ein Clerifer dem Zuge voran und sang eine Todtenklage in einem seltsamen Gemisch hebräischer, lateinischer und grie- chischer Worte, die alles zu Thränen bewegte.1) Zur Begleitung der Kirchengesänge bediente man sich in der Prager St. Veitskirche mindestens seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts der Orgel. Wenigstens wissen wir, daß die Kirche 1255 eine neue Orgel erhielt.2) Es muß also schon früher eine daselbst vorhanden gewesen sein. Ob damals auch andere Kirchen schon mit Orgelu versehen waren, darüber finden wir in den Quellen keinerlei Andentungen. Die Begleitung geist- licher Gesänge mit andern Jnstrumenten, Psaltern, Harfen u. s. w. ist erst seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bezeugt.3) Noch ist ein Wort über die Gesangbücher zu sagen. Daß Bücher schon unter Wenzel dem Heiligen in großer Zahl nach Böhmen kamen, wurde bereits erwähnt.4) Auch durch St. Adalbert wurden Bücher im- portirt.5) Wir dürfen hier ebenso auf liturgische Gesangbücher schließen, als wenn Herzog Sobčslav in einer Urkunde sich rühmt, das Stift 1) Fontes II. 147. Cuius feretrum unus ex clero sequens usque ad sepulcrum, huius modi planctum iterabat dicens: Anima Bracislai sabaoth adonay vivat expers thanaton Bracislaus yskiros. Mira res, sic fletu suo clerum et populum concitabat ad fletum. Ob dieser planctus eine eigene Composition darstellt oder anf eine bekannte litur gische Melodie gesungen wurde, läßt sich diesem Wortlaute nicht entnehmen, eher könnte man aus dem Ausdrucke dicens auf einfache Recitation schließen. Die fremden Worte verstand das Volk natürlicherweise nicht: sie wirkten offenbar durch ihren mystischen Klang, und das ganze ernste Ceremoniell wird zur Rührung der Theilnehmer gewiß nicht weniger als der Gesang selber bei= getragen haben. Fontes II. 293. Eodem anno organa nova facta sunt in ecclesia Pragensi, quae constiterunt XXVI marcas argenti, sed perfecta sunt futuro anno tempore quadragesimae. 3) Daß die Wendung des Prager Homiliars S. 74 in ecclesiis aut orate aut psallite nichts mit Instrumentalbegleitung zu thun hat, sondern daß psallere hier eine ganz allgemeine Bedeutnng hat, zeigt F. Hecht in der Einleitung zu seiner Ausgabe S. XXIX. 4) Vyl. Mittheilungen XXXIX, S. 173, Anm. 4. 5) Foutes II. 38. Secum haut modicam copiam librorum referens. 2)
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281 — Wyschehrad mit verschiedenen Bichern beschenkt zu haben.1) Die Codices ver slawischen Mönche in Sazawakloster fielen, soweit sie zum slawischen Ritus gehörten, 1092 der Vernichtung anheim,2) aber der neue „römische“ Abt Diether sorgte mit unermüdlichem Eifer für die Beschaffung einer nenen Bibliothek.3) Das schon mehrmals herangezogene Homiliar führt unter den Büchern, die in jedes Priesters Besitz sich befinden und von ihm studiert werden sollen, das Missale, Lectionar, Antiphouar, sowie den Psalter ansdrücklich an.4) Die Bücherei des Prager Domcapitels bewahrt unter der Signatur X 1 den kostbaren Pergamenteodex eines „Tropariums“ vom Jahre 1235. Es enthält auf S. 1—35 versus super offertoria, der Mitteltheil (S. 36—59) bildet ein Kyriale, den Schluß (S. 59—68) ein Evangeliar. Die Notenschrift5) ist jene der sogenannten Mückenfüße. In Kirchen und Klosterbibliotheken Böhmens finden sich auch sonst noch Musikhandschriften ans dieser Zeit,6) doch ist ihre Entstehnng im Lande gewöhnlich nicht zu beweisen, manche sind sogar unzweifelhaft Erwerbun- gen von auswärts. Eine systematische Durchforschung der alten Bücher- 1. Erben, Regesten. I. 93. sacrarium diversis libris ditavi. 2) Fontes II. 250 . . . et libri linguae eorum deleti omnius et diperditi, ne- quaquam ulterius in eodem loco recitabuntur. Fontes II. 252. Idem abbas libros, quos non invenit loco sibi commisso, praeter slavonicos ipsemet nocte et die immenso labore conscripsit, quos- dam emit, quosdam scriptores scribere conduxit et omnibus modis ad- quisivit. S. 21. Unusquisque (sacerdos) Missale, plenarium, lectionarium et anti- phonarinm habeat. — S. 85. Quae ipsis sacerdotibus necessaria sunt ad discendum, id est: sacramentarium, lectionarius, antiphonarius, baptisterium, computus, canon poenitentialis, psalterium, homiliae per circulum anni, dominicis diebus et singulis festivitatibus apte. 5) Eine Notenprobe bei Konrád, Dějiny posv. zpěvu I. Beilage Ia. 6. Pawel, Beschreibung der im Kloster Hohenfurt befindlichen Handschriften- (Wien 1891.) S. 183. 11. Jahrh. Nr. XOVIII. Antiphonen de SS. Bene- dicto, Maria Magdalena et Ruthberto. Pergamenthandschrift mit Neumen. 12. Jahrh. Nr. X. Fragment eines Officium Resurrexit mit Neumen. Nr. LXVIII. Hymnus de Beata mit Nenmen. Imperatrix gloriosa auf einem Vorsteckblatt. Nr. 73. Papierhandschrift d. 15. Jahrh. Die Vorlegblätter haben Fragmente der Officien SS. Sebastiani et Agnetis auf Pergament d. 12. Jahrh. mit Neumen. 13. Jahrh. Nr. LXIV. Die Hülle des Codex enthält Fragmente eines Antiphonars mit Neumen. Nr. CXII. Missale Cister- ciense. (Die Feste der böhm. Landespatrone fehlen.) Nr. LXVII. Hymnarium cum notis musicis iuxta ord. Cisterz. 74 Bl. Nr. CLXXVI. Bruchstücke eines neumirten Psalters. Nr. CXCIV. Bruchstück eines Missale. Einzelne Theile mit Neumen versehen. 32 4
281 — Wyschehrad mit verschiedenen Bichern beschenkt zu haben.1) Die Codices ver slawischen Mönche in Sazawakloster fielen, soweit sie zum slawischen Ritus gehörten, 1092 der Vernichtung anheim,2) aber der neue „römische“ Abt Diether sorgte mit unermüdlichem Eifer für die Beschaffung einer nenen Bibliothek.3) Das schon mehrmals herangezogene Homiliar führt unter den Büchern, die in jedes Priesters Besitz sich befinden und von ihm studiert werden sollen, das Missale, Lectionar, Antiphouar, sowie den Psalter ansdrücklich an.4) Die Bücherei des Prager Domcapitels bewahrt unter der Signatur X 1 den kostbaren Pergamenteodex eines „Tropariums“ vom Jahre 1235. Es enthält auf S. 1—35 versus super offertoria, der Mitteltheil (S. 36—59) bildet ein Kyriale, den Schluß (S. 59—68) ein Evangeliar. Die Notenschrift5) ist jene der sogenannten Mückenfüße. In Kirchen und Klosterbibliotheken Böhmens finden sich auch sonst noch Musikhandschriften ans dieser Zeit,6) doch ist ihre Entstehnng im Lande gewöhnlich nicht zu beweisen, manche sind sogar unzweifelhaft Erwerbun- gen von auswärts. Eine systematische Durchforschung der alten Bücher- 1. Erben, Regesten. I. 93. sacrarium diversis libris ditavi. 2) Fontes II. 250 . . . et libri linguae eorum deleti omnius et diperditi, ne- quaquam ulterius in eodem loco recitabuntur. Fontes II. 252. Idem abbas libros, quos non invenit loco sibi commisso, praeter slavonicos ipsemet nocte et die immenso labore conscripsit, quos- dam emit, quosdam scriptores scribere conduxit et omnibus modis ad- quisivit. S. 21. Unusquisque (sacerdos) Missale, plenarium, lectionarium et anti- phonarinm habeat. — S. 85. Quae ipsis sacerdotibus necessaria sunt ad discendum, id est: sacramentarium, lectionarius, antiphonarius, baptisterium, computus, canon poenitentialis, psalterium, homiliae per circulum anni, dominicis diebus et singulis festivitatibus apte. 5) Eine Notenprobe bei Konrád, Dějiny posv. zpěvu I. Beilage Ia. 6. Pawel, Beschreibung der im Kloster Hohenfurt befindlichen Handschriften- (Wien 1891.) S. 183. 11. Jahrh. Nr. XOVIII. Antiphonen de SS. Bene- dicto, Maria Magdalena et Ruthberto. Pergamenthandschrift mit Neumen. 12. Jahrh. Nr. X. Fragment eines Officium Resurrexit mit Neumen. Nr. LXVIII. Hymnus de Beata mit Nenmen. Imperatrix gloriosa auf einem Vorsteckblatt. Nr. 73. Papierhandschrift d. 15. Jahrh. Die Vorlegblätter haben Fragmente der Officien SS. Sebastiani et Agnetis auf Pergament d. 12. Jahrh. mit Neumen. 13. Jahrh. Nr. LXIV. Die Hülle des Codex enthält Fragmente eines Antiphonars mit Neumen. Nr. CXII. Missale Cister- ciense. (Die Feste der böhm. Landespatrone fehlen.) Nr. LXVII. Hymnarium cum notis musicis iuxta ord. Cisterz. 74 Bl. Nr. CLXXVI. Bruchstücke eines neumirten Psalters. Nr. CXCIV. Bruchstück eines Missale. Einzelne Theile mit Neumen versehen. 32 4
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282 bestände wird auch in dieser Hinsicht die wünschenswerthe Auftlärung bringen. Inwieweit die böhmische Kunst- d. h. Kirchenmusik damals noch unter deutschem Einfluß steht, läßt sich nur ganz im Allgemeinen fest- stellen oder vermuthen. Im böhmischen Elerus bildeten die Deutschen einen nicht nur der Zahl nach ansehnlichen, sondern auch vor allem den maßgebenden Bruchtheil. Thietmar, Thidagg, Eckhard waren deutsche Bischöfe; erst 1068 wirft der einheimische Clerus bei der Besetzung des Hirtenstuhles die nationale Frage auf, doch haben auch noch im 12. Jahr- hundert deutsche Bischöfe: Hermann, Meinhart, Gotthart, Friedrich und Valentin in Prag refidirt. Die meisten Klöster in Böhmen waren von deutschen Mönchen gegründet. Niederaltaich, das schon dem Kloster Ostrow den ersten Abt gegeben hatte, gründete Rinchnach; schwäbische Mönche aus Zweifalten siedelten sich in Kladrau an; Steinfeld am Rhein besetzte Strahow, Leitomischl und Selau, und anch die Nonnenklöster Doxan, Launiowitz, Chotieschau waren deutsche Colonien. Vom Cistercienserstifte Waldsassen ist Sedletz und Ossegg gegründet worden; Eberbach entsandte seine Colonen nach Pomuk; Langheim die seinigen uach Plaß, und die meisten behalten auch nach der allmälig erfolgten Mischung der Natio-- nalitäten im 13. Jahrhundert noch immer ihre deutschen Aebte.1) Dieie Mönche, die ihre neuen Klosters und Kirchenbauten so treu nach dem Muster ihrer Stammklöster und Kirchen zu errichten pflegten, haben aus Deutschland auch ihre Ritual und Gesangbücher, die den ausziehenden Colonen nach dem Ordensbrauche mitgegeben werden mußten,2) und die Traditionen ihres liturgischen Gesanges ins Land gebracht. Daß die Kirchen- musik von der Mainzer Erzdiöcese her überwacht und beeinflußt wurde, dafür bürgen uns, wenn es sich nicht von selbst verstünde, die aus Deutschland stammenden bezüglichen Canones des Prager Homiliars und die Reorganisation des Domcapitels und der Domschule durch den deutschen Probst Marcus. Dafür spricht aber auch der Umstand, daß die Pflege der Musik, trotzdem so manche Geistliche ihre Ausbildung in Frankreich erhielten,3) völlig mit ihrem Stande in den benachbarten deutschen Ländern übereinstimmt, daß wir von den französischen Künsten der Mehrstimmigkeit, vom Organum und Discantiren in Böhmen nicht die geringste Spur zu finden vermögen, daß auch die das westliche 1) Vgl. Wolkan, Geschichte der deutschen Literatur in Böhmen bis zum Ansgang: des 16. Jahrh. (Prag 1894.) S. 2f. 2) Neuwirth a. a. O. S. 439. 3) Tadra, Kulturní styky Čech s cizinou. Prag 1897. S. 243 ff.
282 bestände wird auch in dieser Hinsicht die wünschenswerthe Auftlärung bringen. Inwieweit die böhmische Kunst- d. h. Kirchenmusik damals noch unter deutschem Einfluß steht, läßt sich nur ganz im Allgemeinen fest- stellen oder vermuthen. Im böhmischen Elerus bildeten die Deutschen einen nicht nur der Zahl nach ansehnlichen, sondern auch vor allem den maßgebenden Bruchtheil. Thietmar, Thidagg, Eckhard waren deutsche Bischöfe; erst 1068 wirft der einheimische Clerus bei der Besetzung des Hirtenstuhles die nationale Frage auf, doch haben auch noch im 12. Jahr- hundert deutsche Bischöfe: Hermann, Meinhart, Gotthart, Friedrich und Valentin in Prag refidirt. Die meisten Klöster in Böhmen waren von deutschen Mönchen gegründet. Niederaltaich, das schon dem Kloster Ostrow den ersten Abt gegeben hatte, gründete Rinchnach; schwäbische Mönche aus Zweifalten siedelten sich in Kladrau an; Steinfeld am Rhein besetzte Strahow, Leitomischl und Selau, und anch die Nonnenklöster Doxan, Launiowitz, Chotieschau waren deutsche Colonien. Vom Cistercienserstifte Waldsassen ist Sedletz und Ossegg gegründet worden; Eberbach entsandte seine Colonen nach Pomuk; Langheim die seinigen uach Plaß, und die meisten behalten auch nach der allmälig erfolgten Mischung der Natio-- nalitäten im 13. Jahrhundert noch immer ihre deutschen Aebte.1) Dieie Mönche, die ihre neuen Klosters und Kirchenbauten so treu nach dem Muster ihrer Stammklöster und Kirchen zu errichten pflegten, haben aus Deutschland auch ihre Ritual und Gesangbücher, die den ausziehenden Colonen nach dem Ordensbrauche mitgegeben werden mußten,2) und die Traditionen ihres liturgischen Gesanges ins Land gebracht. Daß die Kirchen- musik von der Mainzer Erzdiöcese her überwacht und beeinflußt wurde, dafür bürgen uns, wenn es sich nicht von selbst verstünde, die aus Deutschland stammenden bezüglichen Canones des Prager Homiliars und die Reorganisation des Domcapitels und der Domschule durch den deutschen Probst Marcus. Dafür spricht aber auch der Umstand, daß die Pflege der Musik, trotzdem so manche Geistliche ihre Ausbildung in Frankreich erhielten,3) völlig mit ihrem Stande in den benachbarten deutschen Ländern übereinstimmt, daß wir von den französischen Künsten der Mehrstimmigkeit, vom Organum und Discantiren in Böhmen nicht die geringste Spur zu finden vermögen, daß auch die das westliche 1) Vgl. Wolkan, Geschichte der deutschen Literatur in Böhmen bis zum Ansgang: des 16. Jahrh. (Prag 1894.) S. 2f. 2) Neuwirth a. a. O. S. 439. 3) Tadra, Kulturní styky Čech s cizinou. Prag 1897. S. 243 ff.
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283 — Europa aufrührende Bewegung der Mensuralisten ihre Wellenkreise nicht bis hieher gezogen hat. Der lateinische Gesang in Kirchen und Klöstern ist natürlicherweise an sich nichts Deutsches, sondern ein allgemeines Gut des christlichen Abendlandes. Allein der Umstand, daß man in Böhmen dieses Gut gerade nur in der Gestalt aufnahm, in welcher es auch bei den Deutschen Eingang gefunden hatte und daß die in Dentschland nicht üblichen Formen auch in Böhmen unbekannt blieben, bezeugt die auf anderen Ge- bieten längst erwiesene, vollständige Abhängigkeit der böhmischen kirchlichen Verhältnisse von den Deutschen auch auf dem Felde der Cultusmusik. Originaler gestaltete sich der geistliche Volksgesang, obzwar auch hier die Analogie mit Deutschland nicht zu verkennen ist. In der Kirche duldete man ursprünglich nur den liturgischen Gesang.1) Der Tendenz des Volkes, seine Farcen und weltlichen Gesänge in die Gotteshäuser zu tragen,2) besonders den Liedern und Tänzen der Weiber in der Vorhalle der Kirche3) wird mit aller Entschiedenheit entgegengetreten. War es die Absicht der Geistlichkeit, allmälig auch das Volk zum Iateinischen Cultus- gesange heranzuziehen, so erwies sich diese Hoffnung als trügerisch. Die Annahme, daß das Volk in Böhmen je lateinische Hymnen und Psalmen gesungen habe, trifft gewiß nicht zu und beruht auf einer allzuweit gehenden Auslegung der Quellen. Es ist richtig, daß das Prager Ho- miliar zur Buße für gewisse Vergehen das Absingen von so und soviel Psalmen vorschreibt,4) allein außer Clerikern und in Klosterschulen erzo- genen Laien wird Niemand imstande gewesen sein, das zu leisten, so daß die Meisten von der Ausnahmsbestimmung für diejenigen, die keine Psalmen singen können,5) werden Gebrauch gemacht haben. Schließlich waren die Geistlichen froh, daß die Laien das Kyrie eleison erlerntens) 1) Prager Homiliar S. 86. Ut aliud in ecclesia non legatur aut cantetur, nisi ea, quae auctoritatis divinae sunt et patrum orthodoxorum sanxit auctoritas. 2) Ebenda S. 39 . . . et joca et cantationes inanes ibi nullo modo quis faciat. 3) Ebenda S. 22. cantus et mulierum choros in atrio ecclesiae prohibete. 4) Ebenda S. 82, 83. 5) Ebenda S. 84. qui psallere non potest, isti poenitentia elingui super- ponatur. — Eine andere Hindentung auf den Psalmengesang des Volkes findet Hecht in der Stelle der Homilie S. 6 modo vero illud celebramus et psalmis et hymnis veneramur, wo aber die erste Perjon Pluralis entweder phraseologisch oder in dem Sinne zu verstehen ist, daß die Cleriker die Psalnen und Hymnen als Mandatare der Gemeinde anstimmen. 6) Vgl. die Anfforderung des Predigers in Prager Homiliar S. 32. Modo fratres cum timore dei et humilitate, clamate et cantate kyrie eleison.
283 — Europa aufrührende Bewegung der Mensuralisten ihre Wellenkreise nicht bis hieher gezogen hat. Der lateinische Gesang in Kirchen und Klöstern ist natürlicherweise an sich nichts Deutsches, sondern ein allgemeines Gut des christlichen Abendlandes. Allein der Umstand, daß man in Böhmen dieses Gut gerade nur in der Gestalt aufnahm, in welcher es auch bei den Deutschen Eingang gefunden hatte und daß die in Dentschland nicht üblichen Formen auch in Böhmen unbekannt blieben, bezeugt die auf anderen Ge- bieten längst erwiesene, vollständige Abhängigkeit der böhmischen kirchlichen Verhältnisse von den Deutschen auch auf dem Felde der Cultusmusik. Originaler gestaltete sich der geistliche Volksgesang, obzwar auch hier die Analogie mit Deutschland nicht zu verkennen ist. In der Kirche duldete man ursprünglich nur den liturgischen Gesang.1) Der Tendenz des Volkes, seine Farcen und weltlichen Gesänge in die Gotteshäuser zu tragen,2) besonders den Liedern und Tänzen der Weiber in der Vorhalle der Kirche3) wird mit aller Entschiedenheit entgegengetreten. War es die Absicht der Geistlichkeit, allmälig auch das Volk zum Iateinischen Cultus- gesange heranzuziehen, so erwies sich diese Hoffnung als trügerisch. Die Annahme, daß das Volk in Böhmen je lateinische Hymnen und Psalmen gesungen habe, trifft gewiß nicht zu und beruht auf einer allzuweit gehenden Auslegung der Quellen. Es ist richtig, daß das Prager Ho- miliar zur Buße für gewisse Vergehen das Absingen von so und soviel Psalmen vorschreibt,4) allein außer Clerikern und in Klosterschulen erzo- genen Laien wird Niemand imstande gewesen sein, das zu leisten, so daß die Meisten von der Ausnahmsbestimmung für diejenigen, die keine Psalmen singen können,5) werden Gebrauch gemacht haben. Schließlich waren die Geistlichen froh, daß die Laien das Kyrie eleison erlerntens) 1) Prager Homiliar S. 86. Ut aliud in ecclesia non legatur aut cantetur, nisi ea, quae auctoritatis divinae sunt et patrum orthodoxorum sanxit auctoritas. 2) Ebenda S. 39 . . . et joca et cantationes inanes ibi nullo modo quis faciat. 3) Ebenda S. 22. cantus et mulierum choros in atrio ecclesiae prohibete. 4) Ebenda S. 82, 83. 5) Ebenda S. 84. qui psallere non potest, isti poenitentia elingui super- ponatur. — Eine andere Hindentung auf den Psalmengesang des Volkes findet Hecht in der Stelle der Homilie S. 6 modo vero illud celebramus et psalmis et hymnis veneramur, wo aber die erste Perjon Pluralis entweder phraseologisch oder in dem Sinne zu verstehen ist, daß die Cleriker die Psalnen und Hymnen als Mandatare der Gemeinde anstimmen. 6) Vgl. die Anfforderung des Predigers in Prager Homiliar S. 32. Modo fratres cum timore dei et humilitate, clamate et cantate kyrie eleison.
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284 und in der vervolksthümlichten Form krleš — welche die deutsche Forn kirleis als Mittelglied voraussetzt — refrainartig anzustimmen liebten. Erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts begegnet ein geistliches Lied in der Volkssprache, das Hospodine pomiluj ny, worin wir eine Nachahmung der liturgischen Psalmodie aber in volksthümlichen Tonschritten erkannt haben. Völlig eigenartig dürfte in Böhmen bloß die weltliche Volksmusik gewesen sein, die wohl auch mit der Cultusmusik des slawischen Heiden- thums gleichartig gewesen ist. Cosmas erzählt von „schändlichen Schwänken und Mummentänzen“, welche die Heiden bei ihren Festlichkeiten anf- führten.1) Břetislaw II. vertrieb die Zauberer und Zeichendeuter,2, gegen deren Ansinglieder und Beschwörungsformeln (incantationes) auch das Prager Homiliar an vielen Stellen eifert.3) Solche Ansinglieder (čechisch koledy) kennt das Landvolk noch heute; sie werden bei der zähen Bewahrsamkeit des Volkes in solchen Bräuchen sich schwerlich viel geändert haben, so daß ihr durchgängiger Dur-Charakter auch für die älteste Zeit nicht ohne Wahrscheinlichfeit angenommen werden mag.4) Gesang und Tanz5) und Instrumentalspiel hat man in Böhmen von jeher lieb gehabt. Mit Reigentanz, Flöten und Pauken empfingen Jung- Frauen und Jünglinge 1092 den nach Prag heimkehrenden Herzog Bře- 1) Fontes II 136 scenas (coenas), quas ex gentili ritu faciebant . . . item et iocos profanos, quos super mortuos suos, inanes cientes manes ac induti faciem larvis bacchando exercebant. 2) Fontes II. S. 136, magos et ariolos extrusit regni sui e medio. 3) S. 39, 54, 73 f. 4) Zvonař im Slovník Naučný (Prag 1862, Bd. II, 455) hielt eine noch jetzt gesungene Melodie zu dem Kinderspiele Krepelička für eine Weise aus der čechischen Urzeit. Dazu veranlaßte ihn der Umstand, daß sie auch einigen geistlichen Gesängen des böhmischen Mittelalters zu Grunde liegt und Hlo- hovsky in seinen katholischen Liedern (1622) sie eine „sehr alte“ neunt, während er andere, z. B. die des Adalbertsliedes nur als „alte“ bezeichnet. Sie geht aus entschiedenem Dur und Zvonař schloß aus ihr, daß dieses Tongeschlecht der slavischen Volksmusik überhaupt eigen gewesen, das Moll hingegen erst durch das Christenthum bezw. den römischen Choral nach Böhmen gelangt sei. Die Bemerkung eines Schriftstellers aus dem 17. Jahrhundert so genau zu nehmen liegt keine Ursache vor. Die allgemeine Folgerung Zvonař's aber kommt der neueren Auffassung der Historiker über den weltlichen Volksgesang sehr nahe. Der bei Neithart von Reuenthal oft genannte Tanz „Ridewanz“, den man mit dem böhmischen rejdovak in Zusammenhang brachte, wird jetzt besser aus dem Romanischen erklärt (Böhme, Gesch. des Tanzes in Deutschland, Leipzig 1886, Bd. I. S. 32). 5
284 und in der vervolksthümlichten Form krleš — welche die deutsche Forn kirleis als Mittelglied voraussetzt — refrainartig anzustimmen liebten. Erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts begegnet ein geistliches Lied in der Volkssprache, das Hospodine pomiluj ny, worin wir eine Nachahmung der liturgischen Psalmodie aber in volksthümlichen Tonschritten erkannt haben. Völlig eigenartig dürfte in Böhmen bloß die weltliche Volksmusik gewesen sein, die wohl auch mit der Cultusmusik des slawischen Heiden- thums gleichartig gewesen ist. Cosmas erzählt von „schändlichen Schwänken und Mummentänzen“, welche die Heiden bei ihren Festlichkeiten anf- führten.1) Břetislaw II. vertrieb die Zauberer und Zeichendeuter,2, gegen deren Ansinglieder und Beschwörungsformeln (incantationes) auch das Prager Homiliar an vielen Stellen eifert.3) Solche Ansinglieder (čechisch koledy) kennt das Landvolk noch heute; sie werden bei der zähen Bewahrsamkeit des Volkes in solchen Bräuchen sich schwerlich viel geändert haben, so daß ihr durchgängiger Dur-Charakter auch für die älteste Zeit nicht ohne Wahrscheinlichfeit angenommen werden mag.4) Gesang und Tanz5) und Instrumentalspiel hat man in Böhmen von jeher lieb gehabt. Mit Reigentanz, Flöten und Pauken empfingen Jung- Frauen und Jünglinge 1092 den nach Prag heimkehrenden Herzog Bře- 1) Fontes II 136 scenas (coenas), quas ex gentili ritu faciebant . . . item et iocos profanos, quos super mortuos suos, inanes cientes manes ac induti faciem larvis bacchando exercebant. 2) Fontes II. S. 136, magos et ariolos extrusit regni sui e medio. 3) S. 39, 54, 73 f. 4) Zvonař im Slovník Naučný (Prag 1862, Bd. II, 455) hielt eine noch jetzt gesungene Melodie zu dem Kinderspiele Krepelička für eine Weise aus der čechischen Urzeit. Dazu veranlaßte ihn der Umstand, daß sie auch einigen geistlichen Gesängen des böhmischen Mittelalters zu Grunde liegt und Hlo- hovsky in seinen katholischen Liedern (1622) sie eine „sehr alte“ neunt, während er andere, z. B. die des Adalbertsliedes nur als „alte“ bezeichnet. Sie geht aus entschiedenem Dur und Zvonař schloß aus ihr, daß dieses Tongeschlecht der slavischen Volksmusik überhaupt eigen gewesen, das Moll hingegen erst durch das Christenthum bezw. den römischen Choral nach Böhmen gelangt sei. Die Bemerkung eines Schriftstellers aus dem 17. Jahrhundert so genau zu nehmen liegt keine Ursache vor. Die allgemeine Folgerung Zvonař's aber kommt der neueren Auffassung der Historiker über den weltlichen Volksgesang sehr nahe. Der bei Neithart von Reuenthal oft genannte Tanz „Ridewanz“, den man mit dem böhmischen rejdovak in Zusammenhang brachte, wird jetzt besser aus dem Romanischen erklärt (Böhme, Gesch. des Tanzes in Deutschland, Leipzig 1886, Bd. I. S. 32). 5
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285 — tislaw.1) Von der Neigung der Weiber, in den Vorhallen der Kirchen zu tauzen und zu singen ist schon die Rede gewesen.2) Aber anch gegen die üppigen Possenlieder bei den Gajtmählern hat die Kirche ihre war- nende Stimme erhoben.3) Endlich wird uns die Existenz balladenartiger Gesänge bezeugt durch den Chronisten Vincentius, der von den 1158 mit Barbarossa nach Italien ziehenden böhmischen Schaaren sagt, die Bela- gerung Mailands sei der Stoff ihrer Lieder und Gespräche.4) Aber all diese Zeugnisse, so schätzbar sie sind und so sehr sie unsere Anschauung von der alten Gesangspflege beleben nud bereichern, gäben wir gern um eine einzige echte Volksmelodie aus jenen Zeiten. Aber keine ist erhalten, ie daß wir, statt bodenlose Hypothesen über die Beschaffenheit der alt- techischen Volksmusik ins Blane hinein zu erdichten, wohl am besten thun: za schweigen und uns zu bescheiden. Jedenfalls gab es schon damals Personen, die ihren Lebensunterhalt — Musikanten suchten. Als 1107 das Lösegeld für Swatopluk durch ene Kopfstener eingetrieben wurde, habe man — sagt Cosmas — keinen Abt und Probst, keinen Inden und Kaujmann, keinen Wechsler und Zitherspieler geschont.5) Die Leute verdienten also etwas unterm Volke. 2. 3. 4. 5. 1) Fontes II. 132. Bracislaus, quem advenientem in urbem Pragam laetis choreis per diversa compita dispositis tam puellarum quam iuvenum modulantium tibiis et tympanis et per ecclesias pulsantibus cam- panis plebs laetabunda suscepit. Vgl, oben S. 283, Anm. 3, Daß man beim Studinn der Quellen auch mit der übertragenen Bedeutung der Worte rechnen muß, erweist eine Stelle bei Vincentins Fontes rer. austr. V. S. 109, canonici et totus clericalis ordo cum suo praesule D(anielo), maximo tripudiant gaudio, wo an ein wirkliches Tanzen der Geistlichkeit doch nicht gedacht werden kann. Ambros, Geich. der Musik I1., S. 267, meldet: „Das Prämonstratenserstift Tepl in Böbmen besitzt eine sehr schöne emaillirte Kupferschüssel, französische Arbeit aus dem 13. Jahrhundert, traditionell einst Eigenthum des Klosterstifters Hrosnata. Hier sieht man am Raude Paare von Musikanten und Tänzerinnen, von letzteren tanzt eine gleichfalls auf den Armen mit emporgestreckten Beinen. Die Musikanten spielen alterthümliche Geigen, Psalter u. s. w.“ Auf meine diesbezügliche Anfrage im Stifte Tepl erhielt ich den Bescheid, daß die frag- liche Schüssel uur „mannigfache Arabesken und Verzierungen“ zeige, „welche aber durchaus nicht als Bilder von Mnsikanten oder überhaupt als menschliche Figuren erkannt werden können.“ Prager Homiliar S. 73. Nolito cantica luxuriosa balando proferre. Foutes rer. austr. V. 169. In eorum cantibus et in eorum sermonibus Mediolani resonat obsessio. Fontes II. 157. Certe non abbas, non praepositus. non clericus, non laicus, non Judeus, non mercator non trapezeta, non citarista fuit, qui non conferret invitus aliquid sui.
285 — tislaw.1) Von der Neigung der Weiber, in den Vorhallen der Kirchen zu tauzen und zu singen ist schon die Rede gewesen.2) Aber anch gegen die üppigen Possenlieder bei den Gajtmählern hat die Kirche ihre war- nende Stimme erhoben.3) Endlich wird uns die Existenz balladenartiger Gesänge bezeugt durch den Chronisten Vincentius, der von den 1158 mit Barbarossa nach Italien ziehenden böhmischen Schaaren sagt, die Bela- gerung Mailands sei der Stoff ihrer Lieder und Gespräche.4) Aber all diese Zeugnisse, so schätzbar sie sind und so sehr sie unsere Anschauung von der alten Gesangspflege beleben nud bereichern, gäben wir gern um eine einzige echte Volksmelodie aus jenen Zeiten. Aber keine ist erhalten, ie daß wir, statt bodenlose Hypothesen über die Beschaffenheit der alt- techischen Volksmusik ins Blane hinein zu erdichten, wohl am besten thun: za schweigen und uns zu bescheiden. Jedenfalls gab es schon damals Personen, die ihren Lebensunterhalt — Musikanten suchten. Als 1107 das Lösegeld für Swatopluk durch ene Kopfstener eingetrieben wurde, habe man — sagt Cosmas — keinen Abt und Probst, keinen Inden und Kaujmann, keinen Wechsler und Zitherspieler geschont.5) Die Leute verdienten also etwas unterm Volke. 2. 3. 4. 5. 1) Fontes II. 132. Bracislaus, quem advenientem in urbem Pragam laetis choreis per diversa compita dispositis tam puellarum quam iuvenum modulantium tibiis et tympanis et per ecclesias pulsantibus cam- panis plebs laetabunda suscepit. Vgl, oben S. 283, Anm. 3, Daß man beim Studinn der Quellen auch mit der übertragenen Bedeutung der Worte rechnen muß, erweist eine Stelle bei Vincentins Fontes rer. austr. V. S. 109, canonici et totus clericalis ordo cum suo praesule D(anielo), maximo tripudiant gaudio, wo an ein wirkliches Tanzen der Geistlichkeit doch nicht gedacht werden kann. Ambros, Geich. der Musik I1., S. 267, meldet: „Das Prämonstratenserstift Tepl in Böbmen besitzt eine sehr schöne emaillirte Kupferschüssel, französische Arbeit aus dem 13. Jahrhundert, traditionell einst Eigenthum des Klosterstifters Hrosnata. Hier sieht man am Raude Paare von Musikanten und Tänzerinnen, von letzteren tanzt eine gleichfalls auf den Armen mit emporgestreckten Beinen. Die Musikanten spielen alterthümliche Geigen, Psalter u. s. w.“ Auf meine diesbezügliche Anfrage im Stifte Tepl erhielt ich den Bescheid, daß die frag- liche Schüssel uur „mannigfache Arabesken und Verzierungen“ zeige, „welche aber durchaus nicht als Bilder von Mnsikanten oder überhaupt als menschliche Figuren erkannt werden können.“ Prager Homiliar S. 73. Nolito cantica luxuriosa balando proferre. Foutes rer. austr. V. 169. In eorum cantibus et in eorum sermonibus Mediolani resonat obsessio. Fontes II. 157. Certe non abbas, non praepositus. non clericus, non laicus, non Judeus, non mercator non trapezeta, non citarista fuit, qui non conferret invitus aliquid sui.
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286 — Noch besser erging es solchen, die in die Dienste eines Großen traten, um ihn mit Spiel und Gauklerkünsten zu ergötzen. Von einem Dobrota, dem Spielmann (ioculator) Herzog Soběslaws wissen wir zufällig, daß ihn sein Herr mit einem Landstrich in Zales (bei Leitomischl) beschenkte.1) 2 Die Miniaturhandschrift der Mater verborum aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeigt uns unter den Zierfiguren des ersten Initialbuchstaben einen Geigenspieler2) in sauber ausgeführtem Costüm. Inwieweit die Deutschen, die gegen das Ende dieser Periode als Bauern große Strecken des Landes „aus grüner Wurzel“ urbar machten oder als Bürger die Blüthe der Städte begründeten, ihren Antheil an der weltlichen Musik in Böhmen genommen haben, läßt sich bei dem Stande unserer Quellen uur vermuthungsweise erörtern. Man wird nicht fehl gehen mit der Annahme, daß sowohl die Landleute als die Städter den mitgebrachten Schatz an Volksliedern bewahrten, und bei ihren Festen an Tanz und Sang und an den Instrumentalkünsten des Spielmanns ebenso viel Gefallen fanden wie vorher im Mutterland. Was die musikalischen Instrumente betrifft.3) so verspare ich mir ihre Besprechung für den nächsten Abschnitt, weil erst aus der Zeit der letzten Přemysliden einige Abbildungen erhalten sind. Das schließt na Geiger aus der Mater verborum. 1) Erben, Regesten I, S. 139. 20. Jan. 1167, iu einer Urkunde Wladislaws: Terram etiam, quam pater meus joculatori suo, nomine Dobrete in villa Zalasaz dederat . . . Vgl. ebenda S. 157, wo vom Koiata ioculatore in der Olmützer Gegend die Rede ist. — Im Časop. Česk. Mus. 1863, S. 118 wird ein Notar Below (12./13. Jahrh.) citirt, der erflärt, sich stets a falsi- rusticorum fabulis et garrulo cantu joculatorum ferngehalten zu haben. 2) Reproducirt in Památky archaeol. I. Heft 4. (1855). 3) Etwas über die Instrumente der slawischen Völker, besonders der Böhmen (Materialien zur alten und neuen Statistik von Böhmen VII. 1788). Jireček, O hudebních nástrojích staročeských. Pam. Archaeol. X. 423 ff. Vgl. Zibrt. Jak se kdy v Čechách tancovalo (Prag 1895), S. 20ff. — Als urslawische Instrumente führt Wocel im Časop. Česk. Mus. 1864, S. 361 anf Grund der übereinstimmenden Benennung in allen slavischen Sprachen an: husle (Geige trouba (Trompete), buben (Trommel). Die musikalischen Glossen der Mater verborum: bracka tintinabulum, sistrum, husle fides, pienie modulatio. piscel psalterium sambucum sind alle gefälscht. Časop. Česk. Mus. 1377, S. 489 ff.
286 — Noch besser erging es solchen, die in die Dienste eines Großen traten, um ihn mit Spiel und Gauklerkünsten zu ergötzen. Von einem Dobrota, dem Spielmann (ioculator) Herzog Soběslaws wissen wir zufällig, daß ihn sein Herr mit einem Landstrich in Zales (bei Leitomischl) beschenkte.1) 2 Die Miniaturhandschrift der Mater verborum aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeigt uns unter den Zierfiguren des ersten Initialbuchstaben einen Geigenspieler2) in sauber ausgeführtem Costüm. Inwieweit die Deutschen, die gegen das Ende dieser Periode als Bauern große Strecken des Landes „aus grüner Wurzel“ urbar machten oder als Bürger die Blüthe der Städte begründeten, ihren Antheil an der weltlichen Musik in Böhmen genommen haben, läßt sich bei dem Stande unserer Quellen uur vermuthungsweise erörtern. Man wird nicht fehl gehen mit der Annahme, daß sowohl die Landleute als die Städter den mitgebrachten Schatz an Volksliedern bewahrten, und bei ihren Festen an Tanz und Sang und an den Instrumentalkünsten des Spielmanns ebenso viel Gefallen fanden wie vorher im Mutterland. Was die musikalischen Instrumente betrifft.3) so verspare ich mir ihre Besprechung für den nächsten Abschnitt, weil erst aus der Zeit der letzten Přemysliden einige Abbildungen erhalten sind. Das schließt na Geiger aus der Mater verborum. 1) Erben, Regesten I, S. 139. 20. Jan. 1167, iu einer Urkunde Wladislaws: Terram etiam, quam pater meus joculatori suo, nomine Dobrete in villa Zalasaz dederat . . . Vgl. ebenda S. 157, wo vom Koiata ioculatore in der Olmützer Gegend die Rede ist. — Im Časop. Česk. Mus. 1863, S. 118 wird ein Notar Below (12./13. Jahrh.) citirt, der erflärt, sich stets a falsi- rusticorum fabulis et garrulo cantu joculatorum ferngehalten zu haben. 2) Reproducirt in Památky archaeol. I. Heft 4. (1855). 3) Etwas über die Instrumente der slawischen Völker, besonders der Böhmen (Materialien zur alten und neuen Statistik von Böhmen VII. 1788). Jireček, O hudebních nástrojích staročeských. Pam. Archaeol. X. 423 ff. Vgl. Zibrt. Jak se kdy v Čechách tancovalo (Prag 1895), S. 20ff. — Als urslawische Instrumente führt Wocel im Časop. Česk. Mus. 1864, S. 361 anf Grund der übereinstimmenden Benennung in allen slavischen Sprachen an: husle (Geige trouba (Trompete), buben (Trommel). Die musikalischen Glossen der Mater verborum: bracka tintinabulum, sistrum, husle fides, pienie modulatio. piscel psalterium sambucum sind alle gefälscht. Časop. Česk. Mus. 1377, S. 489 ff.
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287 türlich ihren Gebrauch auch in der vorausgehenden Periode nicht aus, vielmehr ist es höchst wahrscheinlich, daß außer den bereits erwähnten Instrumenten: Flöte, Pauke, Zither, Geige, zu denen sich noch die mili¬ tärische Trompete1) gesellt, die Cymbel, Leier, Rotte, der Psalter und der Dudelsack bekannt waren. Aber besondere Umstände empfehlen in diesem Falle eine zusammenfassende Behandlung mit Berücksichtigung des ergie- bigeren Materials einer späteren Zeit. 1. Vgl. Fontes II. 52. Die bucina (tuba), womit Ulrich 1002 die Prag besetzt haltenden Polen schreckt und Fontes II, 172, wo von Wladislaw gesagt wird: quasi tuba vehemens quae ad bella milites concitat.
287 türlich ihren Gebrauch auch in der vorausgehenden Periode nicht aus, vielmehr ist es höchst wahrscheinlich, daß außer den bereits erwähnten Instrumenten: Flöte, Pauke, Zither, Geige, zu denen sich noch die mili¬ tärische Trompete1) gesellt, die Cymbel, Leier, Rotte, der Psalter und der Dudelsack bekannt waren. Aber besondere Umstände empfehlen in diesem Falle eine zusammenfassende Behandlung mit Berücksichtigung des ergie- bigeren Materials einer späteren Zeit. 1. Vgl. Fontes II. 52. Die bucina (tuba), womit Ulrich 1002 die Prag besetzt haltenden Polen schreckt und Fontes II, 172, wo von Wladislaw gesagt wird: quasi tuba vehemens quae ad bella milites concitat.
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Wittheilungen bes Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXIX. Jahrgang. Redigert von Dr. A. Horčička und Dr. O. Weber. Nebſt der literarischen Beilage. Prag 1901. Im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Z. G. Calve'sche k. u. k. Hof 7 Josef und Universitäts-Buchhandlung Koch. Commiſsionsverlaa.
Wittheilungen bes Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXIX. Jahrgang. Redigert von Dr. A. Horčička und Dr. O. Weber. Nebſt der literarischen Beilage. Prag 1901. Im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Z. G. Calve'sche k. u. k. Hof 7 Josef und Universitäts-Buchhandlung Koch. Commiſsionsverlaa.
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