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Titel - MVGDB
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Název:
Ein neuer deutscher Psalter vom Jahre 1373, MVGDB 39
Autor:
Bernt, Alois
Rok vydání:
1901
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
31
Obsah:
- 23: Titel Psalter
- 53: Titel - MVGDB
upravit
Strana 23
23 — Eiu uener deutscher Psalter vom Jahre 1373. Von Dr. Alois Bernt. I. Die Sandschrift und ihr Inhaft. Papierhs. in starken, lederüberzogenen Eichendeckeln1) mit Einlage einer lateinischen theolog. Pergamenths. Die Blätter 20 cm hoch, 13 cm breit, einspaltig mit meist 30 liniirten Zeilen beschrieben, Spaltenhöhe c. 14.5—15 em, breit 8.5—10 cm, 11 ungleiche Lagen mit zusammen noch 124 Blättern. In der 3. Lage fehlt das letzte Lagenblatt (das 12.) vom Schreiber selbst entfernt, denn im Texte (54. Psalm) fehlt nichts. In der 10. Lage fehlt das letzte Blatt zwischen dem jetzigen 112. und 113., ebendort beginnt der 2. Schreiber; es stand wohl eine Einleitung darauf; Bl. 113 setzt im Texte mit premiorum ein. Endlich sind aus der letzten Lage von 14 Blättern Bl. 10 und 11 herausgeschnitten. Die erste Hand reicht bis Bl. 112b, sie schließt mit der Angabe der Vollendung: anno domini milefimo trecentefimo jeptuagesimo tercio tinitus est iste liber. Also im Jahre 1373. Die zweite Hand schreibt von Bl. 113 bis Bl. 124a ohne Schlußbemerkung. Beide Schreiber schreiben mit für diese späte Zeit seltener Feinheit und Zierlichkeit; die zweite Hand ist etwas steifer und weniger zierlich, doch deutlich und gewandt. Bl. 23 a (Psalm 35) schreibt eine ungeübte Hand 7 Zeilen und läßzt das schwierige Geschäft wieder.2) Die Anfangsbuchstaben jedes größeren Satzes sind mit schlechter Röthelfarbe ausgezeichnet, ebenso die über 2—3 Zeilen reichenden Initialen der Capitelanfänge. Die Farbe ist besonders in der 2. Hälfte des Buches, wo sie auch heller wird, verwischt. Blatt 1 oben der Hs. beginnt ohne irgendwelche Einleitung eine vollständige Uebersezung der Psalmen; sie reicht bis Bl. 91b. Vor jedem Psalm stehen 1—2 lateinische Anfangszeilen, wobei jedoch immer der biblische Einleitungsvers über die Entstehung des Psalms 1) In der Bücherei des Minoritenklosters in Krummau fand ich diese mhd. Ueber- setzungsarbeit, die ich hiemit der Oeffentlichkeit vermitteln will. Für die freundliche Erlanbniß zum Besuche der Bibliothek sei dem hochwürdigen Herrn Pater Quardian an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen. Hier findet sich in der Hs. das einzige ze (sonst czu) und das einzige ae für den Umlant e, in ze stnut und waerleich. 2)
23 — Eiu uener deutscher Psalter vom Jahre 1373. Von Dr. Alois Bernt. I. Die Sandschrift und ihr Inhaft. Papierhs. in starken, lederüberzogenen Eichendeckeln1) mit Einlage einer lateinischen theolog. Pergamenths. Die Blätter 20 cm hoch, 13 cm breit, einspaltig mit meist 30 liniirten Zeilen beschrieben, Spaltenhöhe c. 14.5—15 em, breit 8.5—10 cm, 11 ungleiche Lagen mit zusammen noch 124 Blättern. In der 3. Lage fehlt das letzte Lagenblatt (das 12.) vom Schreiber selbst entfernt, denn im Texte (54. Psalm) fehlt nichts. In der 10. Lage fehlt das letzte Blatt zwischen dem jetzigen 112. und 113., ebendort beginnt der 2. Schreiber; es stand wohl eine Einleitung darauf; Bl. 113 setzt im Texte mit premiorum ein. Endlich sind aus der letzten Lage von 14 Blättern Bl. 10 und 11 herausgeschnitten. Die erste Hand reicht bis Bl. 112b, sie schließt mit der Angabe der Vollendung: anno domini milefimo trecentefimo jeptuagesimo tercio tinitus est iste liber. Also im Jahre 1373. Die zweite Hand schreibt von Bl. 113 bis Bl. 124a ohne Schlußbemerkung. Beide Schreiber schreiben mit für diese späte Zeit seltener Feinheit und Zierlichkeit; die zweite Hand ist etwas steifer und weniger zierlich, doch deutlich und gewandt. Bl. 23 a (Psalm 35) schreibt eine ungeübte Hand 7 Zeilen und läßzt das schwierige Geschäft wieder.2) Die Anfangsbuchstaben jedes größeren Satzes sind mit schlechter Röthelfarbe ausgezeichnet, ebenso die über 2—3 Zeilen reichenden Initialen der Capitelanfänge. Die Farbe ist besonders in der 2. Hälfte des Buches, wo sie auch heller wird, verwischt. Blatt 1 oben der Hs. beginnt ohne irgendwelche Einleitung eine vollständige Uebersezung der Psalmen; sie reicht bis Bl. 91b. Vor jedem Psalm stehen 1—2 lateinische Anfangszeilen, wobei jedoch immer der biblische Einleitungsvers über die Entstehung des Psalms 1) In der Bücherei des Minoritenklosters in Krummau fand ich diese mhd. Ueber- setzungsarbeit, die ich hiemit der Oeffentlichkeit vermitteln will. Für die freundliche Erlanbniß zum Besuche der Bibliothek sei dem hochwürdigen Herrn Pater Quardian an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen. Hier findet sich in der Hs. das einzige ze (sonst czu) und das einzige ae für den Umlant e, in ze stnut und waerleich. 2)
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24 — wegbleibt. Nach den Psalmen folgen ohne Absatz die deutschen Lob gesänge, die meist mit den Psalterien verbunden erscheinen: Isaias 12; Is. 38, 10—20; I. Kön. 2, 1—10; II. Mos. 15, 1—19; Habak. 3; V. Mos. 32, 1—43; Dan. 3, 57—87; Luc. 1, 68—79; Luc. 1, 46—55; Luc. 2, 29—32; Cant. Ambrosii et Augustini: Te deum; Symbolum Athanasii (quicumque); die Litanei zu allen Heiligen. Bei Psalm 26, 38, 54, 68, 80, 97 steht von später Hand: der ander, dritt, vierd, funfft, sechft, sibende nocturn. Da es nur drei Nocturnen gibt, so beziehen sich diese Eintragungen wohl auf den nächt lichen Gebetsdienst der Wochentage. Einzelne lateinische Wörter sind in den Psalmen unübersetzt geblieben. 13, 3 aspidum = der afpiden; 17, 29 lucernam = lucerne, ebenso 131, 17; 68, 12 ich leget an mein gewant czilicium; 77, 45 coeno- myiam = er sante in si cymonomiam vnd vrafsen die kroten. Blatt 103 b beginnt ohne Absatz das Officium defunctorum deutsch. Der Eintritt der Nocturnen und laudes, der Lectiones, der Antiphone, Responsorien, Versiculi ist bezeichnet, die Psalmenstellen sind durch die lateinischen Anfangsworte gegeben. Daß dieser Theil vom Abschreiber in engster Verbindung mit dem vorausgegangenen Psalter gedacht wurde, beweist bei Angabe einer Psalmstelle (verba mea auribus (5) Bl. 104a) der Zusatz in der Zeile: quere in primo nocturno. Die 9 lectiones entsprechen nicht dem Brevier Romanum. Die Oratio ist für Vater und Mutter übersetzt: Got der dy gepoten hast u. s. w. Darauf beginnt Bl. 107 b noch einmal die Fassung der 9 lectiones nach dem Brevier Rom. (Job), diesmal am Schlusse mit dem Gebete; Inclina domine aurem tuam, also für einen Verstorbenen. Es heißt dort: Neyge herre deyn ore czv unserm gepet mit dem wir deyn parmherczikeit vlevnde piten daz dv dy sele Cvnrady dy dv haft geheijen gehen von dijer werlt daz dv yn seczeft in dem reich des vrides vnd des lichtes vnd heifset yn seyn eynen czv gesellen deyner heiligen. durch vnsern herrn u. s. w. Aus dem Namen Konrad ist nicht viel zu machen. Ob es ein beliebig gewählter Name oder der eines verstorbenen Zeit- genossen des Schreibers ist, in beiden Fällen ist nichts weiter zu finden. Bl. 112b endet das Officium, und darunter steht roth übermalt das schon erwähnte Datum des Abschlusses. Der Rest der Seite ist frei- geblieben. Ein Blatt zur Ergänzung der Lage fehlt. Blatt 113a steht oben (nun von anderer Hand) einleitend der bekannte lateinische Hymnus auf Maria: Ave maris stella bis honor trinus et unus amen. Dam beginnt, nach der rothen Eintragung:
24 — wegbleibt. Nach den Psalmen folgen ohne Absatz die deutschen Lob gesänge, die meist mit den Psalterien verbunden erscheinen: Isaias 12; Is. 38, 10—20; I. Kön. 2, 1—10; II. Mos. 15, 1—19; Habak. 3; V. Mos. 32, 1—43; Dan. 3, 57—87; Luc. 1, 68—79; Luc. 1, 46—55; Luc. 2, 29—32; Cant. Ambrosii et Augustini: Te deum; Symbolum Athanasii (quicumque); die Litanei zu allen Heiligen. Bei Psalm 26, 38, 54, 68, 80, 97 steht von später Hand: der ander, dritt, vierd, funfft, sechft, sibende nocturn. Da es nur drei Nocturnen gibt, so beziehen sich diese Eintragungen wohl auf den nächt lichen Gebetsdienst der Wochentage. Einzelne lateinische Wörter sind in den Psalmen unübersetzt geblieben. 13, 3 aspidum = der afpiden; 17, 29 lucernam = lucerne, ebenso 131, 17; 68, 12 ich leget an mein gewant czilicium; 77, 45 coeno- myiam = er sante in si cymonomiam vnd vrafsen die kroten. Blatt 103 b beginnt ohne Absatz das Officium defunctorum deutsch. Der Eintritt der Nocturnen und laudes, der Lectiones, der Antiphone, Responsorien, Versiculi ist bezeichnet, die Psalmenstellen sind durch die lateinischen Anfangsworte gegeben. Daß dieser Theil vom Abschreiber in engster Verbindung mit dem vorausgegangenen Psalter gedacht wurde, beweist bei Angabe einer Psalmstelle (verba mea auribus (5) Bl. 104a) der Zusatz in der Zeile: quere in primo nocturno. Die 9 lectiones entsprechen nicht dem Brevier Romanum. Die Oratio ist für Vater und Mutter übersetzt: Got der dy gepoten hast u. s. w. Darauf beginnt Bl. 107 b noch einmal die Fassung der 9 lectiones nach dem Brevier Rom. (Job), diesmal am Schlusse mit dem Gebete; Inclina domine aurem tuam, also für einen Verstorbenen. Es heißt dort: Neyge herre deyn ore czv unserm gepet mit dem wir deyn parmherczikeit vlevnde piten daz dv dy sele Cvnrady dy dv haft geheijen gehen von dijer werlt daz dv yn seczeft in dem reich des vrides vnd des lichtes vnd heifset yn seyn eynen czv gesellen deyner heiligen. durch vnsern herrn u. s. w. Aus dem Namen Konrad ist nicht viel zu machen. Ob es ein beliebig gewählter Name oder der eines verstorbenen Zeit- genossen des Schreibers ist, in beiden Fällen ist nichts weiter zu finden. Bl. 112b endet das Officium, und darunter steht roth übermalt das schon erwähnte Datum des Abschlusses. Der Rest der Seite ist frei- geblieben. Ein Blatt zur Ergänzung der Lage fehlt. Blatt 113a steht oben (nun von anderer Hand) einleitend der bekannte lateinische Hymnus auf Maria: Ave maris stella bis honor trinus et unus amen. Dam beginnt, nach der rothen Eintragung:
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25 incipit cursus de dominica zu schließen, ein sonntäglicher Gebetsdienst; und wirklich kommen die einleitenden Gebetsverse: herre tu auf meine lebesen u. s. w. bis der ewigen amen. Dann aber steht: in der ere der aller seligisten juncfrawen marigen, woraus zu ersehen, daß es sich um den Cursus beatae Mariae virginis handelt. Nach dem Psalmverweis venite (94) kommt der verdeutschte Hymnus quem terra. Er mag als Uebersetzungsprobe hier stehen: Wen di erde daz mer vnd dy himel eren vn anbeten vn kunden dreiualdig leytende daz himel- reich der hat gemacht daz clofter marie. Wem der mande dý sonne vnd alle dynen durch dy czeit durch gofsen mit hymelischer gnade den han getragen der meyde gederme. Dv selige muter der gabe. des obersten kunstigers der dý werlt ift halden in der faust der ist beslofsen vnder der archen des leibes. Dv gesegente hymelische salbunge beschatet mit dem heiligen geiste. eyn begerunge den heiden der durch dich gegofsen ist. Maria eyne muter der gnaden eyn muter der barmherezikeit behute vns vor dem veynde. in der czeit des todes entphach vns. Dy ere sey dir herre der du geporn bist von der juncfrawen mit dem vater vnd mit dem heiligen geiste in der ewigen werlt amen daz gesche. Die überall zu Tage tretende Unbe- holfenheit der Uebertragung ist durch die Schwierigkeit der Stelle im Wortlaut und im Gedanken zu erklären. Blatt 117b folgt ohne Absatz ein Cursus de passione, wie aus der rothen Randbemerkung hervorgeht. Er entspricht nicht unseren Officien der Karwoche. An eine kurze deutsche Stelle aus den Passions evangelien schließen sich immer Bitten und Gebete an. Die Antiphone, Responsorien, Hymnen und Psalmen sind bezeichnet, das Ganze auf die kanonischen Tageszeiten aufgetheilt und das Leiden Christi damit in Ver- bindung gebracht. Zwischen Vesper und Completorium sind zwei Blätter herausgeschnitten; ob sie auch im Texte fehlen, kann ich nicht entscheiden, da mir ein solcher Cursus de passione noch nicht bekannt geworden. Als Probe daraus möge hier der erste Hymnus Platz finden: In der marter des herren da wirt dem menschen daz heil gegeben daz sey vnjer erquikvnge vnd des herczen begervnge. Trage wir in der gedecht- nuje dy peyn vnd dý scheltwort criſti krone durneýn dacz crevcze dy nagel vnd das sper. vnd dy allerheiligesten slege alles lobes aller wirdigesten. dem effige vnd dem rore vnd der biterkeit des todes. Dy setigen vns alle vnd trenken vns gar suslich si fullen vns mit tugenden vnd mit erlichen fruchten. Dich gecrevczigeten ere wir als wir mugen von gancem herczen daz dv vns czv fugest der schar
25 incipit cursus de dominica zu schließen, ein sonntäglicher Gebetsdienst; und wirklich kommen die einleitenden Gebetsverse: herre tu auf meine lebesen u. s. w. bis der ewigen amen. Dann aber steht: in der ere der aller seligisten juncfrawen marigen, woraus zu ersehen, daß es sich um den Cursus beatae Mariae virginis handelt. Nach dem Psalmverweis venite (94) kommt der verdeutschte Hymnus quem terra. Er mag als Uebersetzungsprobe hier stehen: Wen di erde daz mer vnd dy himel eren vn anbeten vn kunden dreiualdig leytende daz himel- reich der hat gemacht daz clofter marie. Wem der mande dý sonne vnd alle dynen durch dy czeit durch gofsen mit hymelischer gnade den han getragen der meyde gederme. Dv selige muter der gabe. des obersten kunstigers der dý werlt ift halden in der faust der ist beslofsen vnder der archen des leibes. Dv gesegente hymelische salbunge beschatet mit dem heiligen geiste. eyn begerunge den heiden der durch dich gegofsen ist. Maria eyne muter der gnaden eyn muter der barmherezikeit behute vns vor dem veynde. in der czeit des todes entphach vns. Dy ere sey dir herre der du geporn bist von der juncfrawen mit dem vater vnd mit dem heiligen geiste in der ewigen werlt amen daz gesche. Die überall zu Tage tretende Unbe- holfenheit der Uebertragung ist durch die Schwierigkeit der Stelle im Wortlaut und im Gedanken zu erklären. Blatt 117b folgt ohne Absatz ein Cursus de passione, wie aus der rothen Randbemerkung hervorgeht. Er entspricht nicht unseren Officien der Karwoche. An eine kurze deutsche Stelle aus den Passions evangelien schließen sich immer Bitten und Gebete an. Die Antiphone, Responsorien, Hymnen und Psalmen sind bezeichnet, das Ganze auf die kanonischen Tageszeiten aufgetheilt und das Leiden Christi damit in Ver- bindung gebracht. Zwischen Vesper und Completorium sind zwei Blätter herausgeschnitten; ob sie auch im Texte fehlen, kann ich nicht entscheiden, da mir ein solcher Cursus de passione noch nicht bekannt geworden. Als Probe daraus möge hier der erste Hymnus Platz finden: In der marter des herren da wirt dem menschen daz heil gegeben daz sey vnjer erquikvnge vnd des herczen begervnge. Trage wir in der gedecht- nuje dy peyn vnd dý scheltwort criſti krone durneýn dacz crevcze dy nagel vnd das sper. vnd dy allerheiligesten slege alles lobes aller wirdigesten. dem effige vnd dem rore vnd der biterkeit des todes. Dy setigen vns alle vnd trenken vns gar suslich si fullen vns mit tugenden vnd mit erlichen fruchten. Dich gecrevczigeten ere wir als wir mugen von gancem herczen daz dv vns czv fugest der schar
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26 der heiligen in den hymelen. Daz lop sey dem vorkauften crifto vnd vorlorn ane sache gemarteret mit dem tode vor daz volk an dem scharfen galgen. amen. Blatt 122 b folgt unter dem Titel patris sapientiae ein Gebets- Auszug aus dem vorausgehenden Cursus, der die Passion auf die einzelnen Tagesstunden auftheilt. Danach kommt 123a ein Gebet, die Ausdeutung der sieben letzten Worte des Herrn. Blatt 124a schließt der Text. Noch eine erwähnenswerthe Eintragung weist das Buch auf. Blatt 124b benützt ein Schreiber des 15. Jahrhunderts, einen deutschen Segensspruch einzutragen. In nomine domini amen. Drey vil selig gut pruder gingen ein selig beg zi viengen si gingen in kurczer frift do wegegent yn vnser her ihn crift. Er sprach wo belt ir hin ir selig gutten pruder al drei das bel wier gen her maister vnd suhen eyn craut daz czu al bunten gut zey Si zeyn gesthochen ader geslagen oder gevallen oder wie der wuntten geschehen zey daz das zelbe craut darczu sey u. s. w. (Sprachlich interessant das Zusammenfallen von b und w.) Im Folgenden gibt der Herr die Art der Erwerbung (auf einem Berge) und Anwendung des Krautes an. Am Schlusse wiederum der Hinweis auf einen ähnlichen Vorgang: alz der wund geschach di longinus vnjerm hern in zey rechte zeyten stach. Noch jetzt wird man die Reimworte des ganz nach Art der ald. in Erzählnngsform gebrachten Segensspruches erkennen. Wenn wirklich ein altheiduischer Spruch zu Grunde liegt, so ist er bereits ganz verchristlicht. Der Psalter ist eine Abschrift. Ich bespreche diesen Punkt eingehender, weil das Ergebniß ein späteres zu stützen geeignet ist. Daß der Psalter eine Abschrift ist, beweisen 1. die Auslassungen von ganzen Sätzen, die dann vom Schreiber am Rande oben oder unten nachgetragen werden. An 16 Stellen, darunter bis zu vier Zeilen. Ps. 105, 23 f. ist übersetzt: vnd er sprach daz er si vorterbete vnd vornichtet hetten si daz begerliche lant nicht glaubeten u. s. w. Dieser offenbar durch Abirren des Anges auf das zweite disperderet entstandene falsche Text wird am Rande durch den Zusatz geordnet: vnd sprach daz er si vorsmehete (durchgestrichen) cz strewete ap nicht sein erwelter het gestanden in der czvbrochenheit seines antluczes. Die Besserung des vorsmehete zeigt, daß der Schreiber eine Vorlage hatte, welche Doppelausdrücke besaß, oder daß er selbst nach
26 der heiligen in den hymelen. Daz lop sey dem vorkauften crifto vnd vorlorn ane sache gemarteret mit dem tode vor daz volk an dem scharfen galgen. amen. Blatt 122 b folgt unter dem Titel patris sapientiae ein Gebets- Auszug aus dem vorausgehenden Cursus, der die Passion auf die einzelnen Tagesstunden auftheilt. Danach kommt 123a ein Gebet, die Ausdeutung der sieben letzten Worte des Herrn. Blatt 124a schließt der Text. Noch eine erwähnenswerthe Eintragung weist das Buch auf. Blatt 124b benützt ein Schreiber des 15. Jahrhunderts, einen deutschen Segensspruch einzutragen. In nomine domini amen. Drey vil selig gut pruder gingen ein selig beg zi viengen si gingen in kurczer frift do wegegent yn vnser her ihn crift. Er sprach wo belt ir hin ir selig gutten pruder al drei das bel wier gen her maister vnd suhen eyn craut daz czu al bunten gut zey Si zeyn gesthochen ader geslagen oder gevallen oder wie der wuntten geschehen zey daz das zelbe craut darczu sey u. s. w. (Sprachlich interessant das Zusammenfallen von b und w.) Im Folgenden gibt der Herr die Art der Erwerbung (auf einem Berge) und Anwendung des Krautes an. Am Schlusse wiederum der Hinweis auf einen ähnlichen Vorgang: alz der wund geschach di longinus vnjerm hern in zey rechte zeyten stach. Noch jetzt wird man die Reimworte des ganz nach Art der ald. in Erzählnngsform gebrachten Segensspruches erkennen. Wenn wirklich ein altheiduischer Spruch zu Grunde liegt, so ist er bereits ganz verchristlicht. Der Psalter ist eine Abschrift. Ich bespreche diesen Punkt eingehender, weil das Ergebniß ein späteres zu stützen geeignet ist. Daß der Psalter eine Abschrift ist, beweisen 1. die Auslassungen von ganzen Sätzen, die dann vom Schreiber am Rande oben oder unten nachgetragen werden. An 16 Stellen, darunter bis zu vier Zeilen. Ps. 105, 23 f. ist übersetzt: vnd er sprach daz er si vorterbete vnd vornichtet hetten si daz begerliche lant nicht glaubeten u. s. w. Dieser offenbar durch Abirren des Anges auf das zweite disperderet entstandene falsche Text wird am Rande durch den Zusatz geordnet: vnd sprach daz er si vorsmehete (durchgestrichen) cz strewete ap nicht sein erwelter het gestanden in der czvbrochenheit seines antluczes. Die Besserung des vorsmehete zeigt, daß der Schreiber eine Vorlage hatte, welche Doppelausdrücke besaß, oder daß er selbst nach
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27 — eigenem Wissen änderte. Am leichtesten wäre die Erklärung durch eine Interlinearversion als Vorlage, die häufig Doppelübersetzungen kennen. Solche Auslassungen sind in der Psalmenübersetzung auch von anderer Hand, vielleicht der des zweiten Schreibers nachgetragen und dann durch eine gemalte Hand bezeichnet. Ps. 73. 79, wo v. 4 nachgetragen werden sollte; in Wirklichkeit wurde v. 5 eingesetzt, dieses wieder gelöscht und dann erst v. 4 geschrieben. Der ursprüngliche v. 5 heißt: herre der sterke vncz wo hin czurneftu avf daz gepet deines knechtes. Die am Rand nachgetragene Fassung: herre der tugent wy verre czurnestu auf daz gepet deynes knechtes. Auch einzelne Wörter sind von der- selben Hand am Rande eingesetzt; Ps. 10. 36. 63; einmal in den Lob- gesängen. 2. wird die Hs. als Abschrift erwiesen durch die immerhin zahlreichen Doppelschreibungen; ohne Berichtigung durch den Schreiber Ps. 6, 10; mit sofortiger Besserung, oft durch Abirren des Anges entstanden, in ungefähr 12 Fällen; von kleinen Sätzen Ps. 10. 102: wen er hat erkant vnjer krankheit, gestrichen, 5 Zeilen später: wen er hat vnser krank- heit erkant. Auch hier könnte man mit Rücksicht auf die nun gebesserte Wortstellung auf eine Interlinearversion schließen, die unser Abschreiber ändert. Ps. 68. 118 mehrmals. Einige Fälle könnten zur Folgerung führen, daß der Schreiber selbständig übersetzt hat. Ps. 3 erwacht durchgestrichen und dafür erstanden geschrieben; ebenso Ps. 111, 2, wo erit = ist durch ein darübergeschriebenes wirt von derselben Hand gebessert erscheint; ebenso 135, 12, wo excelsus erst durch grossen gegeben, dann gestrichen und durch hohen übersetzt wird. Doch sind diese vereinzelten Fälle nur dadurch zu erklären, daß der Abschreiber freier mit seiner Vorlage umging oder schon in dieser Doppelübersetzungen fand, was wiederum in einer Inter- linearversion am leichtesten anzunehmen ist. Wir schließen also 1. Unser Psalter ist eine Abschrift, die aber, wie manche Anzeichen andeuten, nicht sclavisch war und Besserungen durch den Schreiber nicht ausschloß. 2. Die Vorlage war möglicherweise eine Interlinearübertragung; vielleicht können diese Annahme auch Fälle unterstützen wie Ps. 53, wo steht: vnd in virtute tua deiner crefte, oder Pf. 136, 9, wo ad petram übersetzt ist: czv dem steine petram. Manchmal sieht es aus, als ob die lateinischen Anfangszeilen der Psalmen schon vor der Abschrift, vielleicht nach einer Vorlage, eingetragen und danu der deutsche Text eingesetzt wurde. Denn an manchen Stellen
27 — eigenem Wissen änderte. Am leichtesten wäre die Erklärung durch eine Interlinearversion als Vorlage, die häufig Doppelübersetzungen kennen. Solche Auslassungen sind in der Psalmenübersetzung auch von anderer Hand, vielleicht der des zweiten Schreibers nachgetragen und dann durch eine gemalte Hand bezeichnet. Ps. 73. 79, wo v. 4 nachgetragen werden sollte; in Wirklichkeit wurde v. 5 eingesetzt, dieses wieder gelöscht und dann erst v. 4 geschrieben. Der ursprüngliche v. 5 heißt: herre der sterke vncz wo hin czurneftu avf daz gepet deines knechtes. Die am Rand nachgetragene Fassung: herre der tugent wy verre czurnestu auf daz gepet deynes knechtes. Auch einzelne Wörter sind von der- selben Hand am Rande eingesetzt; Ps. 10. 36. 63; einmal in den Lob- gesängen. 2. wird die Hs. als Abschrift erwiesen durch die immerhin zahlreichen Doppelschreibungen; ohne Berichtigung durch den Schreiber Ps. 6, 10; mit sofortiger Besserung, oft durch Abirren des Anges entstanden, in ungefähr 12 Fällen; von kleinen Sätzen Ps. 10. 102: wen er hat erkant vnjer krankheit, gestrichen, 5 Zeilen später: wen er hat vnser krank- heit erkant. Auch hier könnte man mit Rücksicht auf die nun gebesserte Wortstellung auf eine Interlinearversion schließen, die unser Abschreiber ändert. Ps. 68. 118 mehrmals. Einige Fälle könnten zur Folgerung führen, daß der Schreiber selbständig übersetzt hat. Ps. 3 erwacht durchgestrichen und dafür erstanden geschrieben; ebenso Ps. 111, 2, wo erit = ist durch ein darübergeschriebenes wirt von derselben Hand gebessert erscheint; ebenso 135, 12, wo excelsus erst durch grossen gegeben, dann gestrichen und durch hohen übersetzt wird. Doch sind diese vereinzelten Fälle nur dadurch zu erklären, daß der Abschreiber freier mit seiner Vorlage umging oder schon in dieser Doppelübersetzungen fand, was wiederum in einer Inter- linearversion am leichtesten anzunehmen ist. Wir schließen also 1. Unser Psalter ist eine Abschrift, die aber, wie manche Anzeichen andeuten, nicht sclavisch war und Besserungen durch den Schreiber nicht ausschloß. 2. Die Vorlage war möglicherweise eine Interlinearübertragung; vielleicht können diese Annahme auch Fälle unterstützen wie Ps. 53, wo steht: vnd in virtute tua deiner crefte, oder Pf. 136, 9, wo ad petram übersetzt ist: czv dem steine petram. Manchmal sieht es aus, als ob die lateinischen Anfangszeilen der Psalmen schon vor der Abschrift, vielleicht nach einer Vorlage, eingetragen und danu der deutsche Text eingesetzt wurde. Denn an manchen Stellen
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28 kommt der Schreiber mit dem Raum ins Gedränge und muß stückweise auf eine Zeilenlinie zwei Zeilen schreiben, um den Text unterzubringen, z. B. Ps. 53. 131. 134. Auch der Schreiber B wird nach einer Vorlage geschrieben haben. Kleine Auslassungen hat er über die Zeile (Bl. 113b, 118b, 122a) oder am Rande (Bl. 114b) selbst nachgetragen. Interessant sind Doppel- schreibungen, die beweisen dürften, daß auch dieser Abschreiber seine Vorlage frei benützt und vielleicht aus Eigenem geändert hat. Bl. 114a steht: daz wir dir von vnsern teten nicht mugen behagen. Der durch Abirren des Auges zum nächsten Absatz entstandene Irrthum wird gestrichen, und im nächsten Abschnitte heißt es: wen wir dir nicht mügen behagen von vnsern teten. Blatt 113a steht über weis ein kan. Blatt 120b: czv deýner heiligen (gestrichen) seligen eren (gestrichen) ewigen eren, ähnl. Blatt 123b: laz mich also leben von deyner libe wegen. also bis von ist gestrichen und darüber steht von derselben Hand: durch. Von einer fünften oder wenn die Nachbesserung in den Psalmen vom Schreiber B herrühren, vierten Hand sind mit verblaßter Tinte vereinzelte Worte im Codex nachgetragen, einmal am Rande ein Satz. Bl. 122 b. Bei der ganzen Anlage des Werkes und der Zahl verschiedener Hände, zu denen noch der Schreiber des Segensspruches kommt, ist zu schließen, daß das Buch in einem Kloster entstanden ist. Spuren starker Benützung zeigen sich überall. Außerdem finden sich noch auf zwei Seiten des Textes am Rande: Jeshu miserere meý et adiuua me und ein: Jesu marie son hulf. Von späterer Hand stammen auch die Bezeichnungen der nocturnen in den Psalmen. II. Stellung der Aebersetznng unter den mijd. Vsafterien. Zu diesem Zwecke vergleichen wir drei Uebersetzungszweige nach W. Walthers umfassender Darstellung aller bekannt gewordener Psalterien. (Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters. 3 Bde. 1889—92.) 1. Der vierte deutsche Psalter mit einer Hs. der Olmützer Studien- bibl. 2. V. 10 mit Lobgesängen aus dem 14. Jahrhundert. 2. Der neunte Psalter mit drei Hss. 1. Breslau, Univ.-Bibl. D 26 ohne Lobgesänge, geschrieben 1340, eine Copie. 2. Die schöne Bilder- handschrift in St. Florian mit latein., polnisch., deutsch. Text, wie die 1. Hs. md. 3. Wiener Hs. Nr. 2767 aus dem 14. Jahrhundert mit Lobgesängen.
28 kommt der Schreiber mit dem Raum ins Gedränge und muß stückweise auf eine Zeilenlinie zwei Zeilen schreiben, um den Text unterzubringen, z. B. Ps. 53. 131. 134. Auch der Schreiber B wird nach einer Vorlage geschrieben haben. Kleine Auslassungen hat er über die Zeile (Bl. 113b, 118b, 122a) oder am Rande (Bl. 114b) selbst nachgetragen. Interessant sind Doppel- schreibungen, die beweisen dürften, daß auch dieser Abschreiber seine Vorlage frei benützt und vielleicht aus Eigenem geändert hat. Bl. 114a steht: daz wir dir von vnsern teten nicht mugen behagen. Der durch Abirren des Auges zum nächsten Absatz entstandene Irrthum wird gestrichen, und im nächsten Abschnitte heißt es: wen wir dir nicht mügen behagen von vnsern teten. Blatt 113a steht über weis ein kan. Blatt 120b: czv deýner heiligen (gestrichen) seligen eren (gestrichen) ewigen eren, ähnl. Blatt 123b: laz mich also leben von deyner libe wegen. also bis von ist gestrichen und darüber steht von derselben Hand: durch. Von einer fünften oder wenn die Nachbesserung in den Psalmen vom Schreiber B herrühren, vierten Hand sind mit verblaßter Tinte vereinzelte Worte im Codex nachgetragen, einmal am Rande ein Satz. Bl. 122 b. Bei der ganzen Anlage des Werkes und der Zahl verschiedener Hände, zu denen noch der Schreiber des Segensspruches kommt, ist zu schließen, daß das Buch in einem Kloster entstanden ist. Spuren starker Benützung zeigen sich überall. Außerdem finden sich noch auf zwei Seiten des Textes am Rande: Jeshu miserere meý et adiuua me und ein: Jesu marie son hulf. Von späterer Hand stammen auch die Bezeichnungen der nocturnen in den Psalmen. II. Stellung der Aebersetznng unter den mijd. Vsafterien. Zu diesem Zwecke vergleichen wir drei Uebersetzungszweige nach W. Walthers umfassender Darstellung aller bekannt gewordener Psalterien. (Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters. 3 Bde. 1889—92.) 1. Der vierte deutsche Psalter mit einer Hs. der Olmützer Studien- bibl. 2. V. 10 mit Lobgesängen aus dem 14. Jahrhundert. 2. Der neunte Psalter mit drei Hss. 1. Breslau, Univ.-Bibl. D 26 ohne Lobgesänge, geschrieben 1340, eine Copie. 2. Die schöne Bilder- handschrift in St. Florian mit latein., polnisch., deutsch. Text, wie die 1. Hs. md. 3. Wiener Hs. Nr. 2767 aus dem 14. Jahrhundert mit Lobgesängen.
Strana 29
29 3. Der fünfzehute Psalter mit zwei Hss. 1. Stuttgart bibl. 21; aus dem 15. Jahrhundert mit Lobgesängen. 2. Olmütz 1. VII. 5 mit Lobgesängen. Mit diesen Recensionen stellen wir in der folgenden Tabelle die Krummauer Hs. in den durch Walter gebotenen Psalmenstellen der drei genannten Zweige derart zusammen, daß die Abweichungen im Texte dieser Zweige vergleichend angegeben werden. Zweig 9 Ktrummaner Hs. — . - Zweig 4 Zweig 15 Ps. 1, v. 1—6. . . gink . . in dem gejcze der ipotter nicht jaz 1. Der selige man der nicht abeget in dem rate der pojen vnd in dem wege der jvnder nicht jtvnt vnd in dem schelme jtule nicht en- jas. hingangen ist - gestanden ist . auf dem stul der suchtichait ge- jejfen . . inget . enftuend geseffe dez - gespottes . . . ist (fehlt) gedenket in den u. her w. . . . newen dem abluffe . nicht valwet. alle di . . di werdyn be- glukeit. . n. a. di f. w. irkant h. g. 2. Sunder in der ee gotes ift seyn wille vnd in seyner ee begert er tag vnd nacht. 3. Unde wirt als eyn holcz daz da gephlanczt ift an dem lauffe der waffer daz da gýbet jeýn frucht in jeyner czeit. vnd jein plat valbet nicht vnd alles daz daz er tuet daz wirt vor- bedacht. 4. Nicht aljo di pojen nýcht also jvnder als der staup den da wirfet der wint von dem ant- lucz der erden.. 5. Dar vm ersten dý pofen nicht in dem ge- richte noch dý svnder in dem rate der ge- rechten. 6. Wen got hat er- chant den weg der ge- rechten vnd der steig der pojen vortirbet. des hern ift (fehlt) . . trach- ten wirt er . . gepelczt . cznejt der sluje . . . - gewenwirt . . das laub sein . wirt valwen . . . . . tun wirt . im wol gen . anplik . . . nicht ersten . W. e. h. der her er . daz . . . . . da (fehlt) pei dem stad dez wazzers. . . . fallet der afchen . da (fehlt) d. w. w. . . nicht e. d. p. . . .erchennet . wec . v. weg. . wirt verderwen . . . weg . .
29 3. Der fünfzehute Psalter mit zwei Hss. 1. Stuttgart bibl. 21; aus dem 15. Jahrhundert mit Lobgesängen. 2. Olmütz 1. VII. 5 mit Lobgesängen. Mit diesen Recensionen stellen wir in der folgenden Tabelle die Krummauer Hs. in den durch Walter gebotenen Psalmenstellen der drei genannten Zweige derart zusammen, daß die Abweichungen im Texte dieser Zweige vergleichend angegeben werden. Zweig 9 Ktrummaner Hs. — . - Zweig 4 Zweig 15 Ps. 1, v. 1—6. . . gink . . in dem gejcze der ipotter nicht jaz 1. Der selige man der nicht abeget in dem rate der pojen vnd in dem wege der jvnder nicht jtvnt vnd in dem schelme jtule nicht en- jas. hingangen ist - gestanden ist . auf dem stul der suchtichait ge- jejfen . . inget . enftuend geseffe dez - gespottes . . . ist (fehlt) gedenket in den u. her w. . . . newen dem abluffe . nicht valwet. alle di . . di werdyn be- glukeit. . n. a. di f. w. irkant h. g. 2. Sunder in der ee gotes ift seyn wille vnd in seyner ee begert er tag vnd nacht. 3. Unde wirt als eyn holcz daz da gephlanczt ift an dem lauffe der waffer daz da gýbet jeýn frucht in jeyner czeit. vnd jein plat valbet nicht vnd alles daz daz er tuet daz wirt vor- bedacht. 4. Nicht aljo di pojen nýcht also jvnder als der staup den da wirfet der wint von dem ant- lucz der erden.. 5. Dar vm ersten dý pofen nicht in dem ge- richte noch dý svnder in dem rate der ge- rechten. 6. Wen got hat er- chant den weg der ge- rechten vnd der steig der pojen vortirbet. des hern ift (fehlt) . . trach- ten wirt er . . gepelczt . cznejt der sluje . . . - gewenwirt . . das laub sein . wirt valwen . . . . . tun wirt . im wol gen . anplik . . . nicht ersten . W. e. h. der her er . daz . . . . . da (fehlt) pei dem stad dez wazzers. . . . fallet der afchen . da (fehlt) d. w. w. . . nicht e. d. p. . . .erchennet . wec . v. weg. . wirt verderwen . . . weg . .
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Psalm15,1 -11. Bchute (Hs. W behald). ote erren) guten (Hs. W: . myner . finer erdyn her h. g mynen w.. . fuchin . yre bluten (W: jun- den). . . . . . . lippen. Got (ein fehlt) - . . vilin mir (W: fint geuallen mir) i. d. jehon- [ten vil fchone ift mir. . Ich feyne got 1. Behalt mich herre wan ich han gehoffet in dich. 2. ich jprach czv dem herren du pijt meyn ot wen meynes gvtes edarfitu nicht. 3. Den heiligen di da | kat in seinem ertreich at gewundert alles | meynes willen in yn. 4. Gemeret [int ir fichtum. darnach eilten ji nicht jammen ich dy jammenunge von den jvnden noch gedenke irrer namen durch : meyn lebjen. 5. Der herre ein teil meynes erbes vnd mey- nes cheliches du pijt der . der du wider gibeft mir meyn erbe. 6. Dy jail fint mir gevallen in dy lautern vnd werleich meyn erbe : ijt mir czv lauter. 7. Ich lobe den her- ren der mir hat gege- ben vornvmft vnd bis an dy nacht haben mich gereiczt meyne lenden. . hofte czu dir fait . gow. h. er alle i willen meyn . . . habn fi ge- eilt . wilich f . gedenkend wird ieh . got . d It di Geb) (febtt) | . in gar clarun wan. . gar clar ist mir . got . darezu auch v. 8. Ich vorfach got in mejnem anplikke alle czeit wen er ijt mir czv der rechten hant daz ich icht werde erweget. 9. Darvm ift ervrewet meÿn hercze vnd ervre- wet fich meyn czvnge darvber meÿn vleijch ruget |. in der hoffenunge. . . meyn gut tet bedurffen nicht. . allen meynen willen . haben {. g. | 2.0. Fr plutigen . nicht irs n. pei, .'got....- der (fehit- (rebtt) in lautterkeit | . mir: ijt lautter mir . | got ! ! ; verstentikait | vnez an dy . czejm halb gewegt werd. durch das M gewunnet ist . ezu auch der leichnam meyn ruen wirt.
Psalm15,1 -11. Bchute (Hs. W behald). ote erren) guten (Hs. W: . myner . finer erdyn her h. g mynen w.. . fuchin . yre bluten (W: jun- den). . . . . . . lippen. Got (ein fehlt) - . . vilin mir (W: fint geuallen mir) i. d. jehon- [ten vil fchone ift mir. . Ich feyne got 1. Behalt mich herre wan ich han gehoffet in dich. 2. ich jprach czv dem herren du pijt meyn ot wen meynes gvtes edarfitu nicht. 3. Den heiligen di da | kat in seinem ertreich at gewundert alles | meynes willen in yn. 4. Gemeret [int ir fichtum. darnach eilten ji nicht jammen ich dy jammenunge von den jvnden noch gedenke irrer namen durch : meyn lebjen. 5. Der herre ein teil meynes erbes vnd mey- nes cheliches du pijt der . der du wider gibeft mir meyn erbe. 6. Dy jail fint mir gevallen in dy lautern vnd werleich meyn erbe : ijt mir czv lauter. 7. Ich lobe den her- ren der mir hat gege- ben vornvmft vnd bis an dy nacht haben mich gereiczt meyne lenden. . hofte czu dir fait . gow. h. er alle i willen meyn . . . habn fi ge- eilt . wilich f . gedenkend wird ieh . got . d It di Geb) (febtt) | . in gar clarun wan. . gar clar ist mir . got . darezu auch v. 8. Ich vorfach got in mejnem anplikke alle czeit wen er ijt mir czv der rechten hant daz ich icht werde erweget. 9. Darvm ift ervrewet meÿn hercze vnd ervre- wet fich meyn czvnge darvber meÿn vleijch ruget |. in der hoffenunge. . . meyn gut tet bedurffen nicht. . allen meynen willen . haben {. g. | 2.0. Fr plutigen . nicht irs n. pei, .'got....- der (fehit- (rebtt) in lautterkeit | . mir: ijt lautter mir . | got ! ! ; verstentikait | vnez an dy . czejm halb gewegt werd. durch das M gewunnet ist . ezu auch der leichnam meyn ruen wirt.
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31 Krummauer Hs. Zweig 4 =— —- — 10. Wen du vorleft nicht meýn sele in der helle noch dv gýbest deynen heiligen czv sehende dý faulechait. 11. Bechant hajtu mir gemacht dý wege des lebens vnd haft mich erfullet mit der vrevde deynes antluczes dý geluftigen deyner rechten hant vncz an daz ende. sehen . . czu- brochnkait. . erfullen wirst du . luſtikait pei der . czejm dein . . . . Zweig 9 Krummauer Hs. Zweig 4 Zweig 15 Psalm 67, 21—36. vnje got got irlo- zunge. vnd gotis vigang d. t. Werlich idoch got . . . . Got vnser heil ma- chende des herren czv avsgange des todes. der got vnser ein got loz czu ma- chen vnd .. der ausgank d . t . aber doch got . . got hail macht vnd des . auíz- . ganck . . . got . des hors der wandirndin . Sprach got vſ . . kere . kere. . . . - in getunkt Si soyn. meynes (fehlt) . czujamene ge- vugit den f. . . . . der pukendin . . . seynet got . 22. Werlich der herre czv pricht dý haupt seiner veint dy schey- tel vnd dy lokken der gevnden in ir vortil- gvnge. 23. Der herre sprach von bajan ich vorkere ich vorkere in dý tevfe des meres. 24. daz geneczt werde dein fues in dem plute dý czvnge deiner hvnde avs den veinden von ým. 25. Si haben gesehen dy ingenc meynes gotes meines kvniges der da ist in den heiligen. 26. vorkvmen dý fur- sten voraynet mit den jingunden mitten in den jvngelingen der pavker. 27. In der jamenvnge der gejegent dem hern von den prunnen ýfra- hel. „den wirflok des lockes der wan- derunden in den sunden iren. Is spr. d. h. aus . . beker . peker in das tief . . . . . . . in gedunket . . deine got der ingank gotes meines . . . . Vurkumen fint . . -gevuget den herpfunden in der mitt der. . paukerinne. wol sprechet got d. h.. . . . . der löck durch get ir vor- tilgunge. Got spr. auſz . widerkere . widerkere. von ym (fehlt). . in in ging got vnd die ein- . . geng . Es kumen fur . . . ayniget . . . . mit dem . . . mit päu- ckenden schellen. In der kirchen gesegent got d. . h.. .
31 Krummauer Hs. Zweig 4 =— —- — 10. Wen du vorleft nicht meýn sele in der helle noch dv gýbest deynen heiligen czv sehende dý faulechait. 11. Bechant hajtu mir gemacht dý wege des lebens vnd haft mich erfullet mit der vrevde deynes antluczes dý geluftigen deyner rechten hant vncz an daz ende. sehen . . czu- brochnkait. . erfullen wirst du . luſtikait pei der . czejm dein . . . . Zweig 9 Krummauer Hs. Zweig 4 Zweig 15 Psalm 67, 21—36. vnje got got irlo- zunge. vnd gotis vigang d. t. Werlich idoch got . . . . Got vnser heil ma- chende des herren czv avsgange des todes. der got vnser ein got loz czu ma- chen vnd .. der ausgank d . t . aber doch got . . got hail macht vnd des . auíz- . ganck . . . got . des hors der wandirndin . Sprach got vſ . . kere . kere. . . . - in getunkt Si soyn. meynes (fehlt) . czujamene ge- vugit den f. . . . . der pukendin . . . seynet got . 22. Werlich der herre czv pricht dý haupt seiner veint dy schey- tel vnd dy lokken der gevnden in ir vortil- gvnge. 23. Der herre sprach von bajan ich vorkere ich vorkere in dý tevfe des meres. 24. daz geneczt werde dein fues in dem plute dý czvnge deiner hvnde avs den veinden von ým. 25. Si haben gesehen dy ingenc meynes gotes meines kvniges der da ist in den heiligen. 26. vorkvmen dý fur- sten voraynet mit den jingunden mitten in den jvngelingen der pavker. 27. In der jamenvnge der gejegent dem hern von den prunnen ýfra- hel. „den wirflok des lockes der wan- derunden in den sunden iren. Is spr. d. h. aus . . beker . peker in das tief . . . . . . . in gedunket . . deine got der ingank gotes meines . . . . Vurkumen fint . . -gevuget den herpfunden in der mitt der. . paukerinne. wol sprechet got d. h.. . . . . der löck durch get ir vor- tilgunge. Got spr. auſz . widerkere . widerkere. von ym (fehlt). . in in ging got vnd die ein- . . geng . Es kumen fur . . . ayniget . . . . mit dem . . . mit päu- ckenden schellen. In der kirchen gesegent got d. . h.. .
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waz (fehlt) . des mutis hoch . tugint beuejtene .gewerkit. . | nunge in ihrlem . brengin urochjin in den kuin der lute i s! intjlijin di di . mit d. f. . - . « . di di [trite wollin. Es (fehl) . . di gewaltigen vz . . morinlant vor- | | | kumit {ine hant gote. Ir (feblt) - DC dm D: l, . . . . dez i himils czu ojtin | . die ere | ther weggelaffen. Zweig 9 | Krummaner Hi. | Zweig 4 28. da waz benya- myn der jvngeling in |. hohem gemvte. di fur- | [ten iuda ir herczogen ! di furjten [abulon vnd ! die fursten neptalym. 29. Gepevt got deiner craft. bestetige das got daz dv geworcht hajt in vns. 30. von dem tempel der da ijt in ierujalem dir opphern dy kunige dy gabe. | 81, Strafe di tir des rores dy jammenvnge der ochjen vnd der rinder daz volk daz ji daz avs jlijen di da gepruuet {ind als daz jilber Czustore dy levte di da wollen den [treiv. . 82. Es kvmen di le- gaten von egippto von anthiopia vor kvmen ir hende got. 88. Ir reiche der erde jinget gote vnd jinget vnd pjalliret gote jinget gote. 34. Der da auf jteiget auf den hymel der hy- mele gegen dem auf- gange der jvnnen. Sich er gyhet dy jtymme der jtymme der tugent. 35, Gebet gote das | lop auf Ijrahel vnd {einer groje vnd jeiner craft in den wolken. 86. Wunderleich ijt got in jeinen heilicen got von yjrahel er wirt eben dy craft vnd di terke jeinem volke der gebenedeite got. | Alda (waz fehlt). in des mu- | tes enczuken | ! an vns dein cz irlm werden opf. ku- nig gab . vnder kün der . jchaiden . . verjucht . . . . mitj. . . . den (feft) . E. k. poten aus Do. vorkvmt di hant ir got hujjelt den her- ren . . hujjelt got . uert vbr . + « + o des | hymels czu dem (d. j. fehlt) . der jtim jein ein jtim der krafte. . das (feblt) vbr . . . . . di michlhait jein v. d. kr. jein . wunderjam got . . ijraeles der - - dy (fehlt) di (febít) . . . gelobt . i . .. . . ' = e = m mo II ow et ge = .mut . . | | | . das (fehlt): . V. deinem t. | - dy (febft) .ochjen (feft) : die in den küen, des volkes daz' entjchlijjent . e. e. 5 . .Czu-; jtrew . diet . . vor got | jeiner hent. | | | vnd wol lobet | hern. e. o. . oder hymele (fehlt) .' der ; jeiner jt rafft. . vnd jein ! grojjung . . Bon Walther meggelajjeu. | | Gebet d. l. . |
waz (fehlt) . des mutis hoch . tugint beuejtene .gewerkit. . | nunge in ihrlem . brengin urochjin in den kuin der lute i s! intjlijin di di . mit d. f. . - . « . di di [trite wollin. Es (fehl) . . di gewaltigen vz . . morinlant vor- | | | kumit {ine hant gote. Ir (feblt) - DC dm D: l, . . . . dez i himils czu ojtin | . die ere | ther weggelaffen. Zweig 9 | Krummaner Hi. | Zweig 4 28. da waz benya- myn der jvngeling in |. hohem gemvte. di fur- | [ten iuda ir herczogen ! di furjten [abulon vnd ! die fursten neptalym. 29. Gepevt got deiner craft. bestetige das got daz dv geworcht hajt in vns. 30. von dem tempel der da ijt in ierujalem dir opphern dy kunige dy gabe. | 81, Strafe di tir des rores dy jammenvnge der ochjen vnd der rinder daz volk daz ji daz avs jlijen di da gepruuet {ind als daz jilber Czustore dy levte di da wollen den [treiv. . 82. Es kvmen di le- gaten von egippto von anthiopia vor kvmen ir hende got. 88. Ir reiche der erde jinget gote vnd jinget vnd pjalliret gote jinget gote. 34. Der da auf jteiget auf den hymel der hy- mele gegen dem auf- gange der jvnnen. Sich er gyhet dy jtymme der jtymme der tugent. 35, Gebet gote das | lop auf Ijrahel vnd {einer groje vnd jeiner craft in den wolken. 86. Wunderleich ijt got in jeinen heilicen got von yjrahel er wirt eben dy craft vnd di terke jeinem volke der gebenedeite got. | Alda (waz fehlt). in des mu- | tes enczuken | ! an vns dein cz irlm werden opf. ku- nig gab . vnder kün der . jchaiden . . verjucht . . . . mitj. . . . den (feft) . E. k. poten aus Do. vorkvmt di hant ir got hujjelt den her- ren . . hujjelt got . uert vbr . + « + o des | hymels czu dem (d. j. fehlt) . der jtim jein ein jtim der krafte. . das (feblt) vbr . . . . . di michlhait jein v. d. kr. jein . wunderjam got . . ijraeles der - - dy (fehlt) di (febít) . . . gelobt . i . .. . . ' = e = m mo II ow et ge = .mut . . | | | . das (fehlt): . V. deinem t. | - dy (febft) .ochjen (feft) : die in den küen, des volkes daz' entjchlijjent . e. e. 5 . .Czu-; jtrew . diet . . vor got | jeiner hent. | | | vnd wol lobet | hern. e. o. . oder hymele (fehlt) .' der ; jeiner jt rafft. . vnd jein ! grojjung . . Bon Walther meggelajjeu. | | Gebet d. l. . |
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33 Betrachten wir diese Zusammenstellung, so ist damit bewiesen, daß alle 4 Reihen im Texte bis auf geringe Abweichungen übereinstimmen. Die Abweichungen sind nicht größer als in allen mhd. Hss. desselben Autors und betreffen bemerkenswerther Weise häufig die Wortstellung und Aende rungen formaler Natur. Es sind somit die von Walther in seinem Werke aufgestellten drei Zweige deutscher Psalterien mit zusammen 6 Hss. eine und dieselbe Recension eines älteren Originals, dazu tritt, fast gleich¬- lautend mit dem 15. d. Psalter die neue Krummauer Uebersetzung. Gehen wir auf die Abweichungen in den 4 Reihen im einzelnen ein, so ist besouders deutlich die Gleichheit von Kr. +15, die sich auch darin äußert, daß sie oft gegen die beiden andern Versionen gleiche Aus- drücke bieten. Z. B. 67, 22 (gevnden) gegen (wandirnden) 9+4; 67, 24 geneczt gegen in getunkt; v. 26 voraynet — gevugit; v. 31 als daz silber — mit silber; v. 34 gegen — czu; oder Kr.+15 stimmen zusammen, während 4 und 9 je eigene Uebersetzung bietet. 15, 6 (in praeclaris) lautter, lautterkeit; 1, 2 begert er; 1, 3 vorbedacht; 67, 32 legaten. Eine nähere Gemeinschaft bilden andererseits Kr.+4+15 gegen 9, wobei natürlich wie in ganzen Vergleiche die Wortstellung der Inter sinearversion in 4 nicht in Betracht kommt. 15, 3 bietet Hs. B. (Zw. 9), erden gegen soust ertreich: v. 4 suchin, seuche, — sichtum; v. 4 lippen — lebjen; v. 7 ich seyne (= segne) — ich lobe; 67, 29 tugint — craft; v. 30 wonunge — tempil; v. 32 morinlant — anthiopia; v. 33 ir reiche — reiche; v. 33 ostin — aufgange; v. 34 ere — lop: v. 35 tugent — craft. Doch ist die Trennung von Hs. B. (9) nicht zu weitgehend; sie bildet wiederum mit 15 eine Einheit gegen 4+Kr. vgl. 1, 1 geseze gegen jtul (4+Kr.); 15. 4 bluten, plutigen — sunden (die Stelle scheint übrigens nicht verstauden); v. 7 nyrn — lenden; 67, 21 die Ueber- setzung von salvos faciendi in 9+15 gegen 4+Kr. Vereinzelt stehen auch 4 + 15 gegen 9 +Kr. zusammen z. B. 67, 34 tugent gegen craft. Manchmal bietet die jüngste Version, wie leicht erklärlich, eine sin guläre Lesart; Ps. 15, 7 verstentikait gegen sonst: vornunft; 67, 27 kirchen — sammenunge. Auch Kr. sieht sich hie und da durch das Bestreben, die Vorlage weiterzubilden, vereinsaut; es übersetzt meist dominus durch herre gegen die übrigen (got); 15, 5; 15, 7 u. s. w. Die Verbesserung unklarer Stellen gelingt Kr. uicht immer; so 67, 31 im Anfang. Andererseits zeigt Mittheilungen. 39. Jahrgang, 1. Heft. 3
33 Betrachten wir diese Zusammenstellung, so ist damit bewiesen, daß alle 4 Reihen im Texte bis auf geringe Abweichungen übereinstimmen. Die Abweichungen sind nicht größer als in allen mhd. Hss. desselben Autors und betreffen bemerkenswerther Weise häufig die Wortstellung und Aende rungen formaler Natur. Es sind somit die von Walther in seinem Werke aufgestellten drei Zweige deutscher Psalterien mit zusammen 6 Hss. eine und dieselbe Recension eines älteren Originals, dazu tritt, fast gleich¬- lautend mit dem 15. d. Psalter die neue Krummauer Uebersetzung. Gehen wir auf die Abweichungen in den 4 Reihen im einzelnen ein, so ist besouders deutlich die Gleichheit von Kr. +15, die sich auch darin äußert, daß sie oft gegen die beiden andern Versionen gleiche Aus- drücke bieten. Z. B. 67, 22 (gevnden) gegen (wandirnden) 9+4; 67, 24 geneczt gegen in getunkt; v. 26 voraynet — gevugit; v. 31 als daz silber — mit silber; v. 34 gegen — czu; oder Kr.+15 stimmen zusammen, während 4 und 9 je eigene Uebersetzung bietet. 15, 6 (in praeclaris) lautter, lautterkeit; 1, 2 begert er; 1, 3 vorbedacht; 67, 32 legaten. Eine nähere Gemeinschaft bilden andererseits Kr.+4+15 gegen 9, wobei natürlich wie in ganzen Vergleiche die Wortstellung der Inter sinearversion in 4 nicht in Betracht kommt. 15, 3 bietet Hs. B. (Zw. 9), erden gegen soust ertreich: v. 4 suchin, seuche, — sichtum; v. 4 lippen — lebjen; v. 7 ich seyne (= segne) — ich lobe; 67, 29 tugint — craft; v. 30 wonunge — tempil; v. 32 morinlant — anthiopia; v. 33 ir reiche — reiche; v. 33 ostin — aufgange; v. 34 ere — lop: v. 35 tugent — craft. Doch ist die Trennung von Hs. B. (9) nicht zu weitgehend; sie bildet wiederum mit 15 eine Einheit gegen 4+Kr. vgl. 1, 1 geseze gegen jtul (4+Kr.); 15. 4 bluten, plutigen — sunden (die Stelle scheint übrigens nicht verstauden); v. 7 nyrn — lenden; 67, 21 die Ueber- setzung von salvos faciendi in 9+15 gegen 4+Kr. Vereinzelt stehen auch 4 + 15 gegen 9 +Kr. zusammen z. B. 67, 34 tugent gegen craft. Manchmal bietet die jüngste Version, wie leicht erklärlich, eine sin guläre Lesart; Ps. 15, 7 verstentikait gegen sonst: vornunft; 67, 27 kirchen — sammenunge. Auch Kr. sieht sich hie und da durch das Bestreben, die Vorlage weiterzubilden, vereinsaut; es übersetzt meist dominus durch herre gegen die übrigen (got); 15, 5; 15, 7 u. s. w. Die Verbesserung unklarer Stellen gelingt Kr. uicht immer; so 67, 31 im Anfang. Andererseits zeigt Mittheilungen. 39. Jahrgang, 1. Heft. 3
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34 — diese Hs. auch für schwierige Stellen einen guten Text, so 67, 19: vnd werlich di vngelevbigen inwonen dem herren got, wo 4 wörtlicher sagt: Idoch nicht gelavbunde innewonen den herren got, und 15 direct mißverstanden hat: werlich sie gelauben nicht in die wonung gotes des hern; zugleich ein Beweis, daß die jüngere Hs. O, St nicht auf Kr. beruhen kann, weil es sich sonst die dort verständliche Lesart angeeignet hätte. Die Interlinearversion 4 (Hs. O) bietet manchmal einen singusären Text, der Beachtung verdient, besonders wenn sich zeigen ließe, daß ihr Abschreiber sclavisch copirt hat. 1, 1 pestilentiae der Vulgata durch suchtichait wiedergegeben, während die 3 anderen Versionen, wie es scheint, im engeren Anschlusse an das hebräische Original: der spotter (9), der schelme (Kr.), des gespottes (15) lesen1), 1, 3 gepelczt gegen sonst: gephlanczt; 1, 4 anplik gegen antlucz; 15, 2 ich sait — ich sprach: 15, 7 gestraft — gereiczt; 67, 22 (verticem) wirflok — scheytel: 67, 26 den herpfunden — singenden; 67, 28 alda — da; in des mutes enczuken — des mutis hoch (9), in hohem gemute (Kr.), in hohem müt (15), jedenfalls eine gute Uebersetzung des schwierigen: in mentis excessu; 67, 31 ausschaiden — intslifsen (9 +15), ausflijjen (Kr.); 67, 35 michlhait — grose, grofsung. Die Version 4 (O) mag wohl öfter eine originale Lesart bringen. nicht immer aber die beste Uebersetzung. Wie sind nun alle diese Abweichungen in den sonst gleichlautenden Uebersetzungen zu erklären? Schon der oft vorkommende Fall, daß der spätere Abschreiber einer Uebersetzung, besonders einer Jnterlinearüber- tragung gerne aus eigenent Wissen änderte, bietet eine Erklärung. In unserem Falle mag aber eine zweite Erklärung ebenso wahrscheinlich sein, daß das Original, in diesem Falle die Juterlinearversion, für eiuzelne lateinische Ausdrücke mehrfache Uebertragungen zur Auswahl gab. Defter wurden auch aus anderer Vorlage oder aus eigenem Besserwissen in die Interlinearversion einzelne Verdeutschungen von späterer Hand nachge- tragen und dann von Abschreibern in den Text aufgenommen. Wir werden die Möglichkeit aller dieser Fälle in unserer Gruppe annehmen müssen. Darum ist eine Bestimmung des ursprünglichen Textes nicht für alle Fälle möglich. 1) Daß mhd. Psalterien auf den hebräischen Dext zurückgehen, vermuthet Walther zunt 8. dentsch. Psalter. vgl. auch in Kr. die Ueberjetzung Pi. 16, 14 gefatet sint ir kinder, die von der Vulgata abweicht und auf das Original hinweist.
34 — diese Hs. auch für schwierige Stellen einen guten Text, so 67, 19: vnd werlich di vngelevbigen inwonen dem herren got, wo 4 wörtlicher sagt: Idoch nicht gelavbunde innewonen den herren got, und 15 direct mißverstanden hat: werlich sie gelauben nicht in die wonung gotes des hern; zugleich ein Beweis, daß die jüngere Hs. O, St nicht auf Kr. beruhen kann, weil es sich sonst die dort verständliche Lesart angeeignet hätte. Die Interlinearversion 4 (Hs. O) bietet manchmal einen singusären Text, der Beachtung verdient, besonders wenn sich zeigen ließe, daß ihr Abschreiber sclavisch copirt hat. 1, 1 pestilentiae der Vulgata durch suchtichait wiedergegeben, während die 3 anderen Versionen, wie es scheint, im engeren Anschlusse an das hebräische Original: der spotter (9), der schelme (Kr.), des gespottes (15) lesen1), 1, 3 gepelczt gegen sonst: gephlanczt; 1, 4 anplik gegen antlucz; 15, 2 ich sait — ich sprach: 15, 7 gestraft — gereiczt; 67, 22 (verticem) wirflok — scheytel: 67, 26 den herpfunden — singenden; 67, 28 alda — da; in des mutes enczuken — des mutis hoch (9), in hohem gemute (Kr.), in hohem müt (15), jedenfalls eine gute Uebersetzung des schwierigen: in mentis excessu; 67, 31 ausschaiden — intslifsen (9 +15), ausflijjen (Kr.); 67, 35 michlhait — grose, grofsung. Die Version 4 (O) mag wohl öfter eine originale Lesart bringen. nicht immer aber die beste Uebersetzung. Wie sind nun alle diese Abweichungen in den sonst gleichlautenden Uebersetzungen zu erklären? Schon der oft vorkommende Fall, daß der spätere Abschreiber einer Uebersetzung, besonders einer Jnterlinearüber- tragung gerne aus eigenent Wissen änderte, bietet eine Erklärung. In unserem Falle mag aber eine zweite Erklärung ebenso wahrscheinlich sein, daß das Original, in diesem Falle die Juterlinearversion, für eiuzelne lateinische Ausdrücke mehrfache Uebertragungen zur Auswahl gab. Defter wurden auch aus anderer Vorlage oder aus eigenem Besserwissen in die Interlinearversion einzelne Verdeutschungen von späterer Hand nachge- tragen und dann von Abschreibern in den Text aufgenommen. Wir werden die Möglichkeit aller dieser Fälle in unserer Gruppe annehmen müssen. Darum ist eine Bestimmung des ursprünglichen Textes nicht für alle Fälle möglich. 1) Daß mhd. Psalterien auf den hebräischen Dext zurückgehen, vermuthet Walther zunt 8. dentsch. Psalter. vgl. auch in Kr. die Ueberjetzung Pi. 16, 14 gefatet sint ir kinder, die von der Vulgata abweicht und auf das Original hinweist.
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35 — Das Original der in den nun vereinten Zweigen Walthers und in dem Krummauer Psalter vorliegenden Uebersetzung ist eine Interlinear- übersetzung. Der Beweis ist leicht erbracht. Ist erwiesen, daß alle diese Hss. im Texte übereinstimmen und findet sich unter ihnen eine (die Ol- mützer 2. V. 10), welche (bis Psalm 113) eine Interlinearversion bietet, so müssen auch die zeitlich früher liegenden Recensionen auf eine solche zurückgehen. In dieser Folgerung unterstützt uns Walther, welcher den Olmützer Psalter als Interlinearübertragung (bis 113, 7) nachweist, wo mit einer andern Hand eine regelrechte Uebersetzung anhebt. Der Psalm 142, den Walther als Probe dieses Theiles gibt, stimmt mit Kr. bis auf Kleinigkeiten wörtlich überein. Wenn er Sp. 570 sagt, daß das Orig. dieses Olmützer Psalters nicht lange vor dem Eude des 14. Ihdt. ent standen sein kann, so ist dies nun zu berichtigen. Das Orig. muß min- destens in den Anfang des 14. Ihdt. zurückgehen, da die Breslauer Hs, welche ihrerseits schon Copie ist, im I. 1340 geschrieben, schon eine les- bare Uebersetzung aufweist. Als Beispiel für die Arbeit der Hs. O diene Pf. 15, 5: Got ein tail des erbes meins. vnd des kelichs meins du bift. der da widergibst das erbe mein mir. Auch von dem 9. deutsch. Psalter (Breslau) sagt Walther, daß der Uebersetzer in allerstärkster Weise dem Lateinischen Schritt für Schritt folge. „Unendlich oft ist es wie die reinste Interlinearversion.“ (Sp. 615). Als Beispiel, aus dem der Charakter des Originals uoch ersichtlich ist, bringe ich wieder Ps. 15, 5 (Hs. B.): got teyl mynes erbes vnd mynes chelchz. du bist der du bider gibst myn erbe myr. Ps. 67, 24: dy czunge dinir hunde vs den vyndin von ym. Eine eingehende Betrachtung des Textes würde unanfechtbare Belege beibringen können. Auch aus einzelnen Vergleichungsstellen mit Kr. mag der Charakter der sclavischen Ueber- setznng ersichtlich werden. Die Uebersetzung des accus. c. inf. 132, 1 B: wi wunniclich wonin di brudir in eyn, Kr. Sich wi gvt vnd wie wun- nesam wonende dy prudere in ayn — können auf mangelhaftem Ver- ständniß des Gedankens beruhen. Beweisend sind die durchaus wörtlichen Uebertragungen lat. Participialconstr. 103, 28 dante te B: gebinder dich — vf tunder dich — ab kerender dich — Kr.: gebende dich — auf tuende deine hant — ap kerende aber dein antlucz. vgl. auch 77, 39 B: eyn geist gender vnd nicht wider kumender — Kr. ein geift gevnde vnd nicht wider kervnde; oder 105, 20 eyn glichnusse eyns kalbis dez effindin heu — Kr.: in ein gleichnusse eynes kalbes ejsende daz hev. Wir können sagen, daß Kr. in der Verdeutlichung seiner Vorlage einen fleinen Schritt weiter gegangen ist als B: 2, 12 B: von 3*
35 — Das Original der in den nun vereinten Zweigen Walthers und in dem Krummauer Psalter vorliegenden Uebersetzung ist eine Interlinear- übersetzung. Der Beweis ist leicht erbracht. Ist erwiesen, daß alle diese Hss. im Texte übereinstimmen und findet sich unter ihnen eine (die Ol- mützer 2. V. 10), welche (bis Psalm 113) eine Interlinearversion bietet, so müssen auch die zeitlich früher liegenden Recensionen auf eine solche zurückgehen. In dieser Folgerung unterstützt uns Walther, welcher den Olmützer Psalter als Interlinearübertragung (bis 113, 7) nachweist, wo mit einer andern Hand eine regelrechte Uebersetzung anhebt. Der Psalm 142, den Walther als Probe dieses Theiles gibt, stimmt mit Kr. bis auf Kleinigkeiten wörtlich überein. Wenn er Sp. 570 sagt, daß das Orig. dieses Olmützer Psalters nicht lange vor dem Eude des 14. Ihdt. ent standen sein kann, so ist dies nun zu berichtigen. Das Orig. muß min- destens in den Anfang des 14. Ihdt. zurückgehen, da die Breslauer Hs, welche ihrerseits schon Copie ist, im I. 1340 geschrieben, schon eine les- bare Uebersetzung aufweist. Als Beispiel für die Arbeit der Hs. O diene Pf. 15, 5: Got ein tail des erbes meins. vnd des kelichs meins du bift. der da widergibst das erbe mein mir. Auch von dem 9. deutsch. Psalter (Breslau) sagt Walther, daß der Uebersetzer in allerstärkster Weise dem Lateinischen Schritt für Schritt folge. „Unendlich oft ist es wie die reinste Interlinearversion.“ (Sp. 615). Als Beispiel, aus dem der Charakter des Originals uoch ersichtlich ist, bringe ich wieder Ps. 15, 5 (Hs. B.): got teyl mynes erbes vnd mynes chelchz. du bist der du bider gibst myn erbe myr. Ps. 67, 24: dy czunge dinir hunde vs den vyndin von ym. Eine eingehende Betrachtung des Textes würde unanfechtbare Belege beibringen können. Auch aus einzelnen Vergleichungsstellen mit Kr. mag der Charakter der sclavischen Ueber- setznng ersichtlich werden. Die Uebersetzung des accus. c. inf. 132, 1 B: wi wunniclich wonin di brudir in eyn, Kr. Sich wi gvt vnd wie wun- nesam wonende dy prudere in ayn — können auf mangelhaftem Ver- ständniß des Gedankens beruhen. Beweisend sind die durchaus wörtlichen Uebertragungen lat. Participialconstr. 103, 28 dante te B: gebinder dich — vf tunder dich — ab kerender dich — Kr.: gebende dich — auf tuende deine hant — ap kerende aber dein antlucz. vgl. auch 77, 39 B: eyn geist gender vnd nicht wider kumender — Kr. ein geift gevnde vnd nicht wider kervnde; oder 105, 20 eyn glichnusse eyns kalbis dez effindin heu — Kr.: in ein gleichnusse eynes kalbes ejsende daz hev. Wir können sagen, daß Kr. in der Verdeutlichung seiner Vorlage einen fleinen Schritt weiter gegangen ist als B: 2, 12 B: von 3*
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36 — deme wege deme gerechten — Kr.: von dem rechten wege. Sonst aber sind auch hier die Ellipsen zahlreich. 2, 13 B: dy selegen alle dy do hoften yn in — Kr.: dy seligen alle dy da hoffen in yn. 45, 1 B: got vnfir czuvlucht — Kr. got vnser czvflucht. 2, 9 alzo eyn uas des tophers czu brichift du zy — Kr.: als eynes topfers vas czuprichestu si. für Kr. noch z. B. 17, 31; 17, 47; 121, 1 er vrewet pin in dy. dy mir gesaget; wörtliche Partic. Coust. 17, 51 oder 121, 6: vnd vbir fluffigkeit den liep habenden dich. u. ä. Vom 15. d. Psalter (Hss. Olmütz und Stuttg.) hebt Walther (Sp. 623) das häufige Fehlen der Pronomina und die Beibehaltung der elliptischen Sätze hervor. In den Proben ist durchaus eine geläufige Ueber- setzung zu finden; es sind übrigens die jüngsten Hss. des ganzen Kreises. Der Zweig 9 (Hss.: B. Fl. W.) ist der älteste Vertreter der ganzen Reihe. Doch ist leicht festzustellen, daß das jüngere Kr. nicht auf ihnen beruht, denn Kr. steht in vielen Fällen zusammen mit O (4.) und noch häufiger mit St. O (15.) gegen das isolierte 9. Ich vergleiche noch als unterscheidende Stellen die von Walther ans Br. gegebenen Einzelübersetzungen zum Beweise, daß Kr. eine selb ständige Vertreterin der Classe ist. 105, 35 commiscere beiderseits mischen; aber 21, 19 (sortem mittere) B loz werfin; 80, 15 (manum mittere) sine hant sendin in — Kr.: vnd auf meyn gewant lijen si daz los; het ich gelasen meyne hant. 27, 4 (adinventionum) zcu vundin — Kr. nach iren junden, wohl verlesen. 21, 2 (delictum) B fälschlich: vertilgung — Kr. meyner missetat. 77. 40 (in inaquoso) war wohl schon in der 1. Uebersetzung falsch gelesen oder verstanden. B: in den wasrigin, Kr.: in dem gemvese. Aber 2, 10 wo Walther für B. Verlesung utimini statt erudimini annimmt, muß dieser Fehler schon auj das Original zurückgehen, da B. und Kr. gebrucht schreiben. Von dem zeitlich jüngeren Vertreter O (4) ist im voraus klar, daß diese Hs. direct auf das Original zurückgehen muß. Daß die Hs. O nach Ps. 113, 7, wo die Interlinearversion verlassen wird, eine andere Hs. der Classe als Vorlage benützte, ist wahrscheinlich. Zum Beweise der Zusammengehörigkeit von Kr. und O mögen aus sinden. beiden Psalm 142, 1—3 hier Platz O (4. Zweig): Kr.: Herre her hore mein gepet mit herre erhore mein gepet mit den oren enphach mein flehunge er- den oren enphach mem vlevnge in deiner warheit erhore mich in hore mich in deiner gerechtikeit deiner gerechtikeit vnd in deiner warheit
36 — deme wege deme gerechten — Kr.: von dem rechten wege. Sonst aber sind auch hier die Ellipsen zahlreich. 2, 13 B: dy selegen alle dy do hoften yn in — Kr.: dy seligen alle dy da hoffen in yn. 45, 1 B: got vnfir czuvlucht — Kr. got vnser czvflucht. 2, 9 alzo eyn uas des tophers czu brichift du zy — Kr.: als eynes topfers vas czuprichestu si. für Kr. noch z. B. 17, 31; 17, 47; 121, 1 er vrewet pin in dy. dy mir gesaget; wörtliche Partic. Coust. 17, 51 oder 121, 6: vnd vbir fluffigkeit den liep habenden dich. u. ä. Vom 15. d. Psalter (Hss. Olmütz und Stuttg.) hebt Walther (Sp. 623) das häufige Fehlen der Pronomina und die Beibehaltung der elliptischen Sätze hervor. In den Proben ist durchaus eine geläufige Ueber- setzung zu finden; es sind übrigens die jüngsten Hss. des ganzen Kreises. Der Zweig 9 (Hss.: B. Fl. W.) ist der älteste Vertreter der ganzen Reihe. Doch ist leicht festzustellen, daß das jüngere Kr. nicht auf ihnen beruht, denn Kr. steht in vielen Fällen zusammen mit O (4.) und noch häufiger mit St. O (15.) gegen das isolierte 9. Ich vergleiche noch als unterscheidende Stellen die von Walther ans Br. gegebenen Einzelübersetzungen zum Beweise, daß Kr. eine selb ständige Vertreterin der Classe ist. 105, 35 commiscere beiderseits mischen; aber 21, 19 (sortem mittere) B loz werfin; 80, 15 (manum mittere) sine hant sendin in — Kr.: vnd auf meyn gewant lijen si daz los; het ich gelasen meyne hant. 27, 4 (adinventionum) zcu vundin — Kr. nach iren junden, wohl verlesen. 21, 2 (delictum) B fälschlich: vertilgung — Kr. meyner missetat. 77. 40 (in inaquoso) war wohl schon in der 1. Uebersetzung falsch gelesen oder verstanden. B: in den wasrigin, Kr.: in dem gemvese. Aber 2, 10 wo Walther für B. Verlesung utimini statt erudimini annimmt, muß dieser Fehler schon auj das Original zurückgehen, da B. und Kr. gebrucht schreiben. Von dem zeitlich jüngeren Vertreter O (4) ist im voraus klar, daß diese Hs. direct auf das Original zurückgehen muß. Daß die Hs. O nach Ps. 113, 7, wo die Interlinearversion verlassen wird, eine andere Hs. der Classe als Vorlage benützte, ist wahrscheinlich. Zum Beweise der Zusammengehörigkeit von Kr. und O mögen aus sinden. beiden Psalm 142, 1—3 hier Platz O (4. Zweig): Kr.: Herre her hore mein gepet mit herre erhore mein gepet mit den oren enphach mein flehunge er- den oren enphach mem vlevnge in deiner warheit erhore mich in hore mich in deiner gerechtikeit deiner gerechtikeit vnd in deiner warheit
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37 Vnd ge nicht in daz gerecht mit deinem knecht wen nicht wirt gerechtet in deinem anplig ein icleich lebentiger Wen gejaget hat der veint mein sele in der mein sele in der erden hat er geainwoltiget mein leben. Er saczt mich in di winstern als di toten der werlde vn vinstern. Daß übrigens die Abschrift O jünger ist als Kr., beweist der sprachliche Charakter von O. Beide Hss. gehören demselben Dialektgebiete an1) und sind zeitlich nicht weit getreunt; und doch zeigt bei sonstiger Gleichheit mundartlicher Erscheinungen O überall stark hervortretende Apo- kope und Synkope. O: ich lob, beker, bestetig, er saczt — Kr. ich lobe, vorkere, bestetige, saczte. O: gestandn, habn, gibst — Kr.: gibest; gebt — gebet, gewegt — erweget; gevreut — ervrewet; slaft — slaffet; tegleich — tegeleich. Wo O die alten vollen Formen bewahrt hat, weist sie auch Kr. auf. Schon Walther hat bemerkt, daß die Hs. O mit Vorliebe die zu sammengesetzten Zeitformen anwendet, für das latein. Futurum nicht mehr das alte deutsche Präsens, sondern die Zusammensetzung mit werden. So (aus den Proben) O Umschreibung in Ps. 1, v. 2; v. 3 (3 Fälle); v. 6; Ps. 15. v. 4, v. 9; Ps. 67, 30; Umschreibung mit wil 15, 4; Kr. hat überall das Präsens. Auch sonst findet sich, was allerdings nicht für jeden Fall ein Kriterium späterer Entstehung ist, in O perfect. Ps. 1, 1—67, 26, wo Kr. das Präsens zeigt (umgekehrt 142, 8); in O das Perf. 1, 1; 15, 4 — in Kr. impf. (ungekehrt 15, 1). Besonders die Vorliebe für umschriebene Formen fällt schwer ins Gewicht, so daß wir O schon aus diesem Grunde gegenüber Kr. nur noch in die letzten Jahre des 14. Ihdt. setzen dürfen. Eine nähere Sprachbetrachtung und die Hs. selbst würden ein sicheres Ergebniß liefern. Die Hs. Kr. kennt die Umschreibung für das latein. Fut. nur in seltenen Fällen. Daß die jüngeren Hss. St., O aus Zweig 15 aus Kr. hervorge- gangen sind, ist nicht wohl anzunehmen, sie müßten denn freiere Ab- schriften dieser Recension sein. Ebensowenig ist 15 aus 9 hervorgegangen, von welcher Recension es sich in Verbindung mit Kr. in verschiedenen Ausdrücken unterscheidet. Vnd ge nicht in daz gerichte mit deinem knechte wen nicht wirt gerechtfertiget in deinem anplike ein ýczlicher lebentiger Wen geiaget hat der veint mein jele er hat geeinvaltiget in der erden Er saczte mich in di vinstern als dy toten der werlt 1) Auch die Endungen des Partic. auf — unde finden sich in beiden.
37 Vnd ge nicht in daz gerecht mit deinem knecht wen nicht wirt gerechtet in deinem anplig ein icleich lebentiger Wen gejaget hat der veint mein sele in der mein sele in der erden hat er geainwoltiget mein leben. Er saczt mich in di winstern als di toten der werlde vn vinstern. Daß übrigens die Abschrift O jünger ist als Kr., beweist der sprachliche Charakter von O. Beide Hss. gehören demselben Dialektgebiete an1) und sind zeitlich nicht weit getreunt; und doch zeigt bei sonstiger Gleichheit mundartlicher Erscheinungen O überall stark hervortretende Apo- kope und Synkope. O: ich lob, beker, bestetig, er saczt — Kr. ich lobe, vorkere, bestetige, saczte. O: gestandn, habn, gibst — Kr.: gibest; gebt — gebet, gewegt — erweget; gevreut — ervrewet; slaft — slaffet; tegleich — tegeleich. Wo O die alten vollen Formen bewahrt hat, weist sie auch Kr. auf. Schon Walther hat bemerkt, daß die Hs. O mit Vorliebe die zu sammengesetzten Zeitformen anwendet, für das latein. Futurum nicht mehr das alte deutsche Präsens, sondern die Zusammensetzung mit werden. So (aus den Proben) O Umschreibung in Ps. 1, v. 2; v. 3 (3 Fälle); v. 6; Ps. 15. v. 4, v. 9; Ps. 67, 30; Umschreibung mit wil 15, 4; Kr. hat überall das Präsens. Auch sonst findet sich, was allerdings nicht für jeden Fall ein Kriterium späterer Entstehung ist, in O perfect. Ps. 1, 1—67, 26, wo Kr. das Präsens zeigt (umgekehrt 142, 8); in O das Perf. 1, 1; 15, 4 — in Kr. impf. (ungekehrt 15, 1). Besonders die Vorliebe für umschriebene Formen fällt schwer ins Gewicht, so daß wir O schon aus diesem Grunde gegenüber Kr. nur noch in die letzten Jahre des 14. Ihdt. setzen dürfen. Eine nähere Sprachbetrachtung und die Hs. selbst würden ein sicheres Ergebniß liefern. Die Hs. Kr. kennt die Umschreibung für das latein. Fut. nur in seltenen Fällen. Daß die jüngeren Hss. St., O aus Zweig 15 aus Kr. hervorge- gangen sind, ist nicht wohl anzunehmen, sie müßten denn freiere Ab- schriften dieser Recension sein. Ebensowenig ist 15 aus 9 hervorgegangen, von welcher Recension es sich in Verbindung mit Kr. in verschiedenen Ausdrücken unterscheidet. Vnd ge nicht in daz gerichte mit deinem knechte wen nicht wirt gerechtfertiget in deinem anplike ein ýczlicher lebentiger Wen geiaget hat der veint mein jele er hat geeinvaltiget in der erden Er saczte mich in di vinstern als dy toten der werlt 1) Auch die Endungen des Partic. auf — unde finden sich in beiden.
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38 Wir müssen also in dieser neu geeinten Classe wenigstens 4 verschiedene Recensionen gelten lassen, die selbständig auf das Original zurückgehen. Daß die kleinen Abweichungen der einzelnen Recensionen die Ge- wißheit, daß wir es mit derselben Uebersetzung des lateinischen Originals zu thun haben, nicht erschüttern können, möge auch die Thatsache beweisen, daß die von Walther im 9. Zweige vereinten 3 Hss. unter einander selbst Abweichungen zeigen, die sich ihrerseits in Kr. oder O (4) wiederfinden; für die anderen Hss. stehen mir die Stellen nicht zur Verfügung. Es zeigt sich, daß entweder die Lesart der Breslaner oder St. Florianer und Wiener Hs. in unserem Krummaner Psalter erscheint, ohne daß in der Uebereinstimmung Consequenz bemerkbar wäre. Wir führen für einzelne Stellen die Lesarten der Hss. B. Fl. W. — Kr. — O (4) an. 67, 13 rex B: di kunege; Fl. Kr. O: konik, kvnig, kvnik. 6, 5 B. Kr. irlose — Fl. benym — 6, 7 (lacrimis) B. Kr. czerin, czehern — Fl. trenen. 6, 9 B. vlyhet — Fl. Kr. entwichet, weicht. 67, 10 B. Kr. O (ab)- scheidejtu — Fl. W. czufundirstdu. 67, 14 (pennae) B: vlittachim — Fl. W. Kr. O: vederin, vedern. B: hinderteil — Fl. W. hinderstin — Kr. daz hinderste — O. das hinder. 67, 17 B: behagender — Fl. W. Kr. O: behegelich. 67, 14 B : in dem bleiche — Fl. Kr. in der bleiche — O in plaich. 67, 16 Fl. der berk veyste, der berk geliuerte. die berge geliuerten ebenso O, also die Interlinearversion — Kr. schon: der veijte perg, der perg gelibert, dy grvnnen perge. 67, 20 B. W: alle tegelich — Fl. de tages des tegelichen — Kr. alle tage tegeleich, O: pei tag tegleichen oder B. W. den glucklichen weg. ebenso Kr., aber Fl.: den gelukhaftigen weg — O geluckseligen weg. Auch in Rücksicht der Wortstellung: 6, 10 B: Got myn gebet hat ynphangin — Fl. entphangen hot got myn gebete — Kr. der herre hat enphangen meyn gepet. Wir sehen fast überall O mit Kr. übereinstimmen, was bei dem Werthe, den wir der Interlinearversion zuerkennen müssen, ein auch für Kr. günstiges Zeichen ist. Andererseits müssen wir doch sagen, daß das inconsequeute Zusammenstimmen der einzelnen, diesem Kreise angehörigen Hss. in Bezug auf Uebersetzung einzelner Worte die Vermuthung be- stätigt, daß schon in dem Originale entweder durch den ersten Uebersetzer oder durch spätere Zusätze Doppelübersetzungen einzelner Ausdrücke gewesen sein müssen. Ergebniß: 1. Die von Walther aufgestellten Zweige dentscher Psalterien 9, 4, 15 beruhen auf der derselben Uebersetzung des lateinischen Originals.
38 Wir müssen also in dieser neu geeinten Classe wenigstens 4 verschiedene Recensionen gelten lassen, die selbständig auf das Original zurückgehen. Daß die kleinen Abweichungen der einzelnen Recensionen die Ge- wißheit, daß wir es mit derselben Uebersetzung des lateinischen Originals zu thun haben, nicht erschüttern können, möge auch die Thatsache beweisen, daß die von Walther im 9. Zweige vereinten 3 Hss. unter einander selbst Abweichungen zeigen, die sich ihrerseits in Kr. oder O (4) wiederfinden; für die anderen Hss. stehen mir die Stellen nicht zur Verfügung. Es zeigt sich, daß entweder die Lesart der Breslaner oder St. Florianer und Wiener Hs. in unserem Krummaner Psalter erscheint, ohne daß in der Uebereinstimmung Consequenz bemerkbar wäre. Wir führen für einzelne Stellen die Lesarten der Hss. B. Fl. W. — Kr. — O (4) an. 67, 13 rex B: di kunege; Fl. Kr. O: konik, kvnig, kvnik. 6, 5 B. Kr. irlose — Fl. benym — 6, 7 (lacrimis) B. Kr. czerin, czehern — Fl. trenen. 6, 9 B. vlyhet — Fl. Kr. entwichet, weicht. 67, 10 B. Kr. O (ab)- scheidejtu — Fl. W. czufundirstdu. 67, 14 (pennae) B: vlittachim — Fl. W. Kr. O: vederin, vedern. B: hinderteil — Fl. W. hinderstin — Kr. daz hinderste — O. das hinder. 67, 17 B: behagender — Fl. W. Kr. O: behegelich. 67, 14 B : in dem bleiche — Fl. Kr. in der bleiche — O in plaich. 67, 16 Fl. der berk veyste, der berk geliuerte. die berge geliuerten ebenso O, also die Interlinearversion — Kr. schon: der veijte perg, der perg gelibert, dy grvnnen perge. 67, 20 B. W: alle tegelich — Fl. de tages des tegelichen — Kr. alle tage tegeleich, O: pei tag tegleichen oder B. W. den glucklichen weg. ebenso Kr., aber Fl.: den gelukhaftigen weg — O geluckseligen weg. Auch in Rücksicht der Wortstellung: 6, 10 B: Got myn gebet hat ynphangin — Fl. entphangen hot got myn gebete — Kr. der herre hat enphangen meyn gepet. Wir sehen fast überall O mit Kr. übereinstimmen, was bei dem Werthe, den wir der Interlinearversion zuerkennen müssen, ein auch für Kr. günstiges Zeichen ist. Andererseits müssen wir doch sagen, daß das inconsequeute Zusammenstimmen der einzelnen, diesem Kreise angehörigen Hss. in Bezug auf Uebersetzung einzelner Worte die Vermuthung be- stätigt, daß schon in dem Originale entweder durch den ersten Uebersetzer oder durch spätere Zusätze Doppelübersetzungen einzelner Ausdrücke gewesen sein müssen. Ergebniß: 1. Die von Walther aufgestellten Zweige dentscher Psalterien 9, 4, 15 beruhen auf der derselben Uebersetzung des lateinischen Originals.
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39 — 2. Dazu tritt der neue Krummauer Psalter am engsten zusammen- gehörig mit Hs. St. und O (Stuttgart bibl. 21) (Olmütz 1. VII. 5). 3. Die Recensionen sind für sich selbständige Abschriften des Ori- ginals, welches eine Interlinearversion war. Dieses Ergebniß wird die Aufstellungen Walthers, die in Rücksicht der Psalterien bei der Unmasse des zu bewältigenden Stoffes einen selbst zugegebenen flüchtigen Charakter tragen, zwar berichtigen, aber den Werth seiner umfassenden Arbeit über die Bibelübersetzungen des Mittelalters nicht beeinträchtigen. III. Darsteslung der Nundart. Die Hs. zeigt einen sprachlich einheitlichen Charakter; dieser entspricht der Zeit der Abschrift. Daraus und aus dem Umstande, daß wir an manchen Stellen die Sorgfalt des Schreibers für sprachliche Dinge beob- achten können, geht hervor, daß der Abschreiber die Sprache seiner Zeit geschrieben hat. Die Heimat des Denkmals ist Böhmen. Mhd. à ist regelmäßig erhalten; auch der Umlaut zeigt keine unge- wöhnlichen Erscheinungen: di zcene, czehern, negele: — di veter hende, auch schon di wegen (currus) 19, 8. Wie sorgfältig der Schreiber in sprachl. Dingen vorgeht, mag der Fall zeigen, daß er: in den nechten als sprachl. bedenklich corrigirt. (Ps. 133) und statt des e ein a über schreibt. Neben dem seltenen wan steht meist wen, wenne. Der Umstand, daß unter den 60 Psalmen, die ich auf die sprachlichen Erscheinungen hin genau untersuchte (1—20; 60—80; 120—140), nur vereinzelte Fälle von Verdumpfung à o sich finden, mag uns bei der späten Zeit auf md. Gebiet hinweisen. Es findet sich öfter in worvm neben warvm und einmal in aynvoltikeit (Ps. 9), also vor Liquida. Die zusammen ziehung age, ege ai, ei belegen uur wenige Fälle: gesait 77; der meide 122. geleit 131. 138. Mhd. i und ë haben ihre Lautung behalten. Vereinzelt tritt die md. Vertretung des i durch e auf, so sgl. indic. st. v: ich gebe (selten, fast immer ich sehe, aber uur siheft, sihet, und immer in den md. bekaunten Formen von brengen; imp. prenge 16, 5. 79, 16 (perfice); prengestu 72, 20; ir prenget 75, 12. Wh. Gr. § 46. — Verdumpfung zu ü, u drückt sich in der wiederholten Schreibung hulfe (subst.) aus (5 Fälle neben einem helfe); da die Erscheinung vereinzelt bleibt, ist die Folgerung für ein md. Gebiet nicht gesichert. ehe D ê zeigt sich uirgends in der Schreibung. Ich möchte allerdings die Schreibung von h in sehen, ge- schehen, czehen neben sonstigem ch als Zeichen des verklingenden h und
39 — 2. Dazu tritt der neue Krummauer Psalter am engsten zusammen- gehörig mit Hs. St. und O (Stuttgart bibl. 21) (Olmütz 1. VII. 5). 3. Die Recensionen sind für sich selbständige Abschriften des Ori- ginals, welches eine Interlinearversion war. Dieses Ergebniß wird die Aufstellungen Walthers, die in Rücksicht der Psalterien bei der Unmasse des zu bewältigenden Stoffes einen selbst zugegebenen flüchtigen Charakter tragen, zwar berichtigen, aber den Werth seiner umfassenden Arbeit über die Bibelübersetzungen des Mittelalters nicht beeinträchtigen. III. Darsteslung der Nundart. Die Hs. zeigt einen sprachlich einheitlichen Charakter; dieser entspricht der Zeit der Abschrift. Daraus und aus dem Umstande, daß wir an manchen Stellen die Sorgfalt des Schreibers für sprachliche Dinge beob- achten können, geht hervor, daß der Abschreiber die Sprache seiner Zeit geschrieben hat. Die Heimat des Denkmals ist Böhmen. Mhd. à ist regelmäßig erhalten; auch der Umlaut zeigt keine unge- wöhnlichen Erscheinungen: di zcene, czehern, negele: — di veter hende, auch schon di wegen (currus) 19, 8. Wie sorgfältig der Schreiber in sprachl. Dingen vorgeht, mag der Fall zeigen, daß er: in den nechten als sprachl. bedenklich corrigirt. (Ps. 133) und statt des e ein a über schreibt. Neben dem seltenen wan steht meist wen, wenne. Der Umstand, daß unter den 60 Psalmen, die ich auf die sprachlichen Erscheinungen hin genau untersuchte (1—20; 60—80; 120—140), nur vereinzelte Fälle von Verdumpfung à o sich finden, mag uns bei der späten Zeit auf md. Gebiet hinweisen. Es findet sich öfter in worvm neben warvm und einmal in aynvoltikeit (Ps. 9), also vor Liquida. Die zusammen ziehung age, ege ai, ei belegen uur wenige Fälle: gesait 77; der meide 122. geleit 131. 138. Mhd. i und ë haben ihre Lautung behalten. Vereinzelt tritt die md. Vertretung des i durch e auf, so sgl. indic. st. v: ich gebe (selten, fast immer ich sehe, aber uur siheft, sihet, und immer in den md. bekaunten Formen von brengen; imp. prenge 16, 5. 79, 16 (perfice); prengestu 72, 20; ir prenget 75, 12. Wh. Gr. § 46. — Verdumpfung zu ü, u drückt sich in der wiederholten Schreibung hulfe (subst.) aus (5 Fälle neben einem helfe); da die Erscheinung vereinzelt bleibt, ist die Folgerung für ein md. Gebiet nicht gesichert. ehe D ê zeigt sich uirgends in der Schreibung. Ich möchte allerdings die Schreibung von h in sehen, ge- schehen, czehen neben sonstigem ch als Zeichen des verklingenden h und
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40 — der lautl. Contraction annehmen, falls der sonstige sprachl. Charakter des Textes für md. Gebiet spricht. Näheres über die Frage unter h. Mit vorausgehendem w verschmilzt ë zu u durchaus in den Präsens Formen kumen u. s. w. Die an sich indifferente Lantnng wird durch die durchaus herrschenden Formen: quam, quamen nach Mitteldeutschland gewiesen. Mhd. ó und Umlant. Die conjunct. ob erscheint mit wenigen Ausnahmen als ab, ap (ob z.B. Ps. 12); es ist die gewöhuliche md. Form. Wh. Gr. § 324. Auch ader ( = aut) 76, 10 weist auf eine md. Gegend. o hat soust sein mhd. Gebiet bewahrt, vereinzelt ist die Verdumpfung zu u in genumen 11. 138. volkumen 138; vorsmulczen 74. Es bietet zu keiner Folgerung Anlaß. Stärker sind die Fälle in kucher = Köcher 10; belubet (vovete) 75, 12. Das Gebiet des Umlautes ist nicht zu bestimmen, nur in der Schreibung daz oel 140. 127. erkennbar; daz gevôgele (ge- vügele) ist wohl analoge Form nach vogel. Mhd. u und Umlaut. Hier wie bei o ist keine Scheidung festzu- stellen. Es erscheinen ohne Consequenz für u und ü in der Hs. u und v nebeneinander. son, kunig; di fursten; ich furchte. Diakritische Zeichen werden dabei nicht verwendet. Einmal Vertretung durch o: si forchten 77. Nur vereinzelt wird doch der Umlaut bezeichnet seu: di tür. tver: ebenso: di da fuer gyngen 128; einmal můge wir (vielleicht Conj.). Mhd. â und Umlant: ane, der mande. da vereinzelt do. Die Ver- dumpfung, die sonst auch md. bei â stark verbreitet ist, findet sich uicht. Vereinzelt nur in worn neben waren, einmal si vochten (fechten) 128. Der Umlaut ist durchaus entwickelt; Schreibung e : echtter. echtunge. der neheſte. M hd. ê erscheint in gleicher Verwendung in unserer Hs: herre, des hern. Doppelschreibung nur in ee (Gesetz) und ee (ehe). Impf. karte, larte. Mhd. 1. Die Hs. zeigt ohne Ausnahme die bair. Diphthougi sirung zu ei. Dies muß beweisen, daß die nene Lautung bereits Ge- meingut der Sprache des Schreibers geworden ist. Wir werden mit Rücksicht auf die vorkommenden md. Erscheinungen auf ein Gebiet ge wiesen, das bei sonst md. Charakter die neue Lautung ans dem bair. Nach¬ bargebiete aufgenommen, das ist Böhmen, Schlesien und das bambergische Gebiet. Da in Schlesien, von einzelnen fürstl. Urkunden abgesehen, die neuen Diphthonge nur zögernd und erst am Ende des 14. Ihdts. Eingang finden, können nur die beiden anderen Gebiete in Betracht kommen. Zu bemerken ist, daß für den neuen Diphthong nicht ai. ay. sondern uur ei.
40 — der lautl. Contraction annehmen, falls der sonstige sprachl. Charakter des Textes für md. Gebiet spricht. Näheres über die Frage unter h. Mit vorausgehendem w verschmilzt ë zu u durchaus in den Präsens Formen kumen u. s. w. Die an sich indifferente Lantnng wird durch die durchaus herrschenden Formen: quam, quamen nach Mitteldeutschland gewiesen. Mhd. ó und Umlant. Die conjunct. ob erscheint mit wenigen Ausnahmen als ab, ap (ob z.B. Ps. 12); es ist die gewöhuliche md. Form. Wh. Gr. § 324. Auch ader ( = aut) 76, 10 weist auf eine md. Gegend. o hat soust sein mhd. Gebiet bewahrt, vereinzelt ist die Verdumpfung zu u in genumen 11. 138. volkumen 138; vorsmulczen 74. Es bietet zu keiner Folgerung Anlaß. Stärker sind die Fälle in kucher = Köcher 10; belubet (vovete) 75, 12. Das Gebiet des Umlautes ist nicht zu bestimmen, nur in der Schreibung daz oel 140. 127. erkennbar; daz gevôgele (ge- vügele) ist wohl analoge Form nach vogel. Mhd. u und Umlaut. Hier wie bei o ist keine Scheidung festzu- stellen. Es erscheinen ohne Consequenz für u und ü in der Hs. u und v nebeneinander. son, kunig; di fursten; ich furchte. Diakritische Zeichen werden dabei nicht verwendet. Einmal Vertretung durch o: si forchten 77. Nur vereinzelt wird doch der Umlaut bezeichnet seu: di tür. tver: ebenso: di da fuer gyngen 128; einmal můge wir (vielleicht Conj.). Mhd. â und Umlant: ane, der mande. da vereinzelt do. Die Ver- dumpfung, die sonst auch md. bei â stark verbreitet ist, findet sich uicht. Vereinzelt nur in worn neben waren, einmal si vochten (fechten) 128. Der Umlaut ist durchaus entwickelt; Schreibung e : echtter. echtunge. der neheſte. M hd. ê erscheint in gleicher Verwendung in unserer Hs: herre, des hern. Doppelschreibung nur in ee (Gesetz) und ee (ehe). Impf. karte, larte. Mhd. 1. Die Hs. zeigt ohne Ausnahme die bair. Diphthougi sirung zu ei. Dies muß beweisen, daß die nene Lautung bereits Ge- meingut der Sprache des Schreibers geworden ist. Wir werden mit Rücksicht auf die vorkommenden md. Erscheinungen auf ein Gebiet ge wiesen, das bei sonst md. Charakter die neue Lautung ans dem bair. Nach¬ bargebiete aufgenommen, das ist Böhmen, Schlesien und das bambergische Gebiet. Da in Schlesien, von einzelnen fürstl. Urkunden abgesehen, die neuen Diphthonge nur zögernd und erst am Ende des 14. Ihdts. Eingang finden, können nur die beiden anderen Gebiete in Betracht kommen. Zu bemerken ist, daß für den neuen Diphthong nicht ai. ay. sondern uur ei.
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41 ey verwendet wird. In den Suffixen lich, lin, in nahm die Zerdehnung Ansätze, drang aber nicht durch. So finden wir eyserin, daneben ereyn (aereum), kindeleyn, pilgereym; werlich, wahllos neben werleich. Mhd. ô und Umlaut ohne Unterscheidung als o bezeichnet. Ein mal das diakritische Zeichen: gehöret, wohl für den Umlaut. Dialektische Abweichungen finden sich nicht. Mhd. ů und Umlaut. û ist durchwegs zu au zerdehnt, geschrieben au. av. Die einzige Ausnahme zeigt: geprucht (Pj. 2 utimini statt erudimini). Vielleicht ist hier Kürzung des alten û anzunehmen vgl. Wh. Gr. §. 122. er lüschet Ps. 9 ist wohl Zeichen des Diphthongs. Der Umlaut in erfuhr ebenfalls Zerdehnung. Mhd. ai, ei erscheint als ai, ay, das gern zur Unterscheidung vom neuen ei (i) geschrieben wurde. Doch ist — wohl weil der neu eingedrungene Laut phonetisch nicht vom alten zu trennen war — die Schreibung nicht consequent. Es finden sich zahlreiche ei, ey. Mhd. au, ou wird durchaus au. av, selten aw geschrieben. Als md. Verengung oder Analogiewirkung muß die Form: er vlog Ps. 17, 11 gefaßt werden. Der Umlaut, geschrieben eu, ev entspricht dem mhd. Umfange vrewen, vrewede (f), hew, hev. Ueber die Grenze geht er in vngelevbig neben vnglavbig. Mhd. iu (alter Lant und Umlaut) erscheint regelmäßig zu eu, ev zerdehut: heut, leute, euch, ewer, fewer, des fevres, getrewelich, er czeucht, betreuget u. s. w. Diese Erscheinung ist in gleicher Weise zu betrachten wie ü §au, 1 —ei. Das einzelstehende: di frunt 138, 17 ist in Hinsicht auf sonstige Erscheinungen als md. zu fassen. Ich kenne es aus dem Prager Stadtrecht des 14. Ihdts. — Die Brechung ie sowie das alte ie (=ea) kann nach dem Stande der Hs. mit md. Vereinfachung zu i angenommen werden. Bei der Sorgfalt, die der Schreiber auch in sprachlichen Dingen zeigt, ist anzunehmen, daß er, was er schrieb, auch sprach. Wir finden in den untersuchten 60 Psalmen fast durchaus í, y geschxieben, auch nur di, si, wi, wo auch md. Gegenden die alte Schrei- bung lang beibehielten. Daneben finden sich aber ie, ye. Ich habe alle Beisp. gesammelt: rief (5 mal), si rieffen, ich lies, lief, slief (je einmal), si liesen, (2mal) — licht, liechtvnde, tyef, die diet, si schifjen (1mal), wie einmal neben regelmäßigem wi; öfter siech, immer liep. Sonst durchaus Vereinfachung in der Schrift, auch in den praeter: er vil, hilt, gyng, enphing (wenn auch die letzteren Beispiele bei der be- kannten Verkürzung uicht beweisend sind). Im ganzen sind kaum 30 Beisp. mit ie zu belegen. Auch die Schreibung riese (=mhd. rise) 18, 6 mag
41 ey verwendet wird. In den Suffixen lich, lin, in nahm die Zerdehnung Ansätze, drang aber nicht durch. So finden wir eyserin, daneben ereyn (aereum), kindeleyn, pilgereym; werlich, wahllos neben werleich. Mhd. ô und Umlaut ohne Unterscheidung als o bezeichnet. Ein mal das diakritische Zeichen: gehöret, wohl für den Umlaut. Dialektische Abweichungen finden sich nicht. Mhd. ů und Umlaut. û ist durchwegs zu au zerdehnt, geschrieben au. av. Die einzige Ausnahme zeigt: geprucht (Pj. 2 utimini statt erudimini). Vielleicht ist hier Kürzung des alten û anzunehmen vgl. Wh. Gr. §. 122. er lüschet Ps. 9 ist wohl Zeichen des Diphthongs. Der Umlaut in erfuhr ebenfalls Zerdehnung. Mhd. ai, ei erscheint als ai, ay, das gern zur Unterscheidung vom neuen ei (i) geschrieben wurde. Doch ist — wohl weil der neu eingedrungene Laut phonetisch nicht vom alten zu trennen war — die Schreibung nicht consequent. Es finden sich zahlreiche ei, ey. Mhd. au, ou wird durchaus au. av, selten aw geschrieben. Als md. Verengung oder Analogiewirkung muß die Form: er vlog Ps. 17, 11 gefaßt werden. Der Umlaut, geschrieben eu, ev entspricht dem mhd. Umfange vrewen, vrewede (f), hew, hev. Ueber die Grenze geht er in vngelevbig neben vnglavbig. Mhd. iu (alter Lant und Umlaut) erscheint regelmäßig zu eu, ev zerdehut: heut, leute, euch, ewer, fewer, des fevres, getrewelich, er czeucht, betreuget u. s. w. Diese Erscheinung ist in gleicher Weise zu betrachten wie ü §au, 1 —ei. Das einzelstehende: di frunt 138, 17 ist in Hinsicht auf sonstige Erscheinungen als md. zu fassen. Ich kenne es aus dem Prager Stadtrecht des 14. Ihdts. — Die Brechung ie sowie das alte ie (=ea) kann nach dem Stande der Hs. mit md. Vereinfachung zu i angenommen werden. Bei der Sorgfalt, die der Schreiber auch in sprachlichen Dingen zeigt, ist anzunehmen, daß er, was er schrieb, auch sprach. Wir finden in den untersuchten 60 Psalmen fast durchaus í, y geschxieben, auch nur di, si, wi, wo auch md. Gegenden die alte Schrei- bung lang beibehielten. Daneben finden sich aber ie, ye. Ich habe alle Beisp. gesammelt: rief (5 mal), si rieffen, ich lies, lief, slief (je einmal), si liesen, (2mal) — licht, liechtvnde, tyef, die diet, si schifjen (1mal), wie einmal neben regelmäßigem wi; öfter siech, immer liep. Sonst durchaus Vereinfachung in der Schrift, auch in den praeter: er vil, hilt, gyng, enphing (wenn auch die letzteren Beispiele bei der be- kannten Verkürzung uicht beweisend sind). Im ganzen sind kaum 30 Beisp. mit ie zu belegen. Auch die Schreibung riese (=mhd. rise) 18, 6 mag
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42 — den geringen Werth der ie-Fälle beleuchten. Einmal die Schreibung greis statt griez 77, 27. In teufe (=tiefe, tiufe) zeigt sich die alte Lautung. Mhd. uo und Umlaut üe. Die Verhältnisse sind dieselben wie bei ie. ue, ü, der Vertreter von uo, üe, findet sich geschrieben: durchaus in fues und seinen Formen (fuese, füse), wohl immer in ruefen, rüfen, ebenso in wuestenunge, wüstenunge, in wüste (adj.), vorwüste (verb.) verwüjtet; in hvete (2mal), wir hueten, in gemüse, gemvese. — Vereinzelt tritt der Diphthong auf in stuel, güt, ich hueb, wüsch, aus gewület, gemüte, frue, er bluet (blüht.) — Die Fälle er tuet, tue, du tuest, tuen sind vielleicht ganz außer Acht zu lassen. — Wenn wir be- denken, daß der Schreiber mit ue, ü zugleich den Umlaut ue. ü bezeichuet (s. oben: oel, tuer, fuer, also Monophthong), so kann man von den an- nähernd 35 Fällen auf 60 Psalmen kaum 25 in Anspruch nehmen, denen die große Masse von Monophthongen u, v gegenübersteht. Auch hier müssen wir zum Schlusse kommen, daß der Schreiber sowie i für ie auch ú für uo (beziehungsweise ü für üe) sprach. Bestärken mag uns in dieser Annahme noch der Fall: ich han gehevtet (custodire) 16, 4, welche unorganische Zerdehnung einen Monophthong ü als Vorläufer gehabt hat (wenn man das Beispiel nicht als Schreibverschen nehmen will). Die irration. Vocale in Vor und Nachsilben sind durch e ausgedrüickt. In mehreren Fällen findet sich i für e: vbir, vndir. Svarabhakti öfter in durich neben durch, chelich neben chelch, naphiczen (=dormire) 120, 4. Consonantismus. Zu erwähnen ist die Verdopplung von Consonanten, auch nach langen Vocalen, besonders in ff, öfter in ss. seltener in ll und kk. lauffen, werffen, krafft, slifsen. Lippenlaute. mhd. b wird im Anlaut meist p, seltener b ge schrieben; im Inlaut der Stand der mhd. Litteratursprache. Im Auslaut mit Vorliebe p. doch zahlreiche b. Im allgemeinen ist zu sagen: Die Media zeigt in der Schreibung regelmäßig den Stand einer obd. Mund- art, im besonderen die Erscheinungen, welche uns die dentschböhmischen Urkunden der Zeit bieten: Die Regel b §p ist bekannt, wird aber in einer großen Zahl von Fällen und zwar ohne ersichtliche Consequenz nicht beachtet: pose neben boje, prechen neben ebrecher, fur pas neben furbas, neben perk berg, pleibet bleibet, parmherczigkeit barmher- czigkeit, vorderbnujje neben vorterpnujje; betrubnusse neben betrupnujje gip neben gib, lop — lob, ap — ab. p ist Regel, b Ansnahme.
42 — den geringen Werth der ie-Fälle beleuchten. Einmal die Schreibung greis statt griez 77, 27. In teufe (=tiefe, tiufe) zeigt sich die alte Lautung. Mhd. uo und Umlaut üe. Die Verhältnisse sind dieselben wie bei ie. ue, ü, der Vertreter von uo, üe, findet sich geschrieben: durchaus in fues und seinen Formen (fuese, füse), wohl immer in ruefen, rüfen, ebenso in wuestenunge, wüstenunge, in wüste (adj.), vorwüste (verb.) verwüjtet; in hvete (2mal), wir hueten, in gemüse, gemvese. — Vereinzelt tritt der Diphthong auf in stuel, güt, ich hueb, wüsch, aus gewület, gemüte, frue, er bluet (blüht.) — Die Fälle er tuet, tue, du tuest, tuen sind vielleicht ganz außer Acht zu lassen. — Wenn wir be- denken, daß der Schreiber mit ue, ü zugleich den Umlaut ue. ü bezeichuet (s. oben: oel, tuer, fuer, also Monophthong), so kann man von den an- nähernd 35 Fällen auf 60 Psalmen kaum 25 in Anspruch nehmen, denen die große Masse von Monophthongen u, v gegenübersteht. Auch hier müssen wir zum Schlusse kommen, daß der Schreiber sowie i für ie auch ú für uo (beziehungsweise ü für üe) sprach. Bestärken mag uns in dieser Annahme noch der Fall: ich han gehevtet (custodire) 16, 4, welche unorganische Zerdehnung einen Monophthong ü als Vorläufer gehabt hat (wenn man das Beispiel nicht als Schreibverschen nehmen will). Die irration. Vocale in Vor und Nachsilben sind durch e ausgedrüickt. In mehreren Fällen findet sich i für e: vbir, vndir. Svarabhakti öfter in durich neben durch, chelich neben chelch, naphiczen (=dormire) 120, 4. Consonantismus. Zu erwähnen ist die Verdopplung von Consonanten, auch nach langen Vocalen, besonders in ff, öfter in ss. seltener in ll und kk. lauffen, werffen, krafft, slifsen. Lippenlaute. mhd. b wird im Anlaut meist p, seltener b ge schrieben; im Inlaut der Stand der mhd. Litteratursprache. Im Auslaut mit Vorliebe p. doch zahlreiche b. Im allgemeinen ist zu sagen: Die Media zeigt in der Schreibung regelmäßig den Stand einer obd. Mund- art, im besonderen die Erscheinungen, welche uns die dentschböhmischen Urkunden der Zeit bieten: Die Regel b §p ist bekannt, wird aber in einer großen Zahl von Fällen und zwar ohne ersichtliche Consequenz nicht beachtet: pose neben boje, prechen neben ebrecher, fur pas neben furbas, neben perk berg, pleibet bleibet, parmherczigkeit barmher- czigkeit, vorderbnujje neben vorterpnujje; betrubnusse neben betrupnujje gip neben gib, lop — lob, ap — ab. p ist Regel, b Ansnahme.
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43 German. p %ph, f regelmäßige Erscheinung. ph erscheint auch als of. — f und v werden ohne Regel neben einander verwendet, mit sichtlicher Vorliebe für f. — mb immer als mm in vmme, vm, vmsust. chrumme (imp. trans. v.). Diese Erscheinung ist vorwiegend md. Ein- schiebung von p zwischen m—t in mitsampt, allesampt, er nimpt, er czympt, chumpt (alle Fälle); zwischen m—n: vordampnusse. b für f im Inlaut in swebel (Pf. 10) ist md. Wh. § 162. Hieher wohl auch die Lautung: lebesen, lebsen (plur.) 11. 62. u. s. w. (mhd.=lefse). Die Form ist mir aus heutiger Mundart aus dem nördl. Böhmen bekannt. — b statt w in lebe 9. 16. — di weinremen (= reben) 79, 12 wird bloß Angleichung von bn m sein; ich kenne die Form mundartlich aus Kaaden und Umgebung. — Die mehrmals auftretende Form turm (= turn) ist md. Wh. Gr. 183. Zahnlaute. Im Anlaut im allgem. die gemein mhd. Literatur- erscheinung. t = german. d; d = germ. th. di diet (die Heiden), ding, vorderben, doch dafür in der Mehrzahl der Fälle vorterben. Nach Wh. § 198 auch die im Md. regelmäßige Form. — Auch vortunkelt, also vor u. Wh. § 198. Im Julaut nach Liquiden natürlich d: geduldig, hende, milde, veldes; aber lebentig. — Im Auslaut Verhärtung des d zu t, wie im gemein = mhd. auch nach Liquiden: gedult, golt, wint, kint. — Während diese Erscheinungen auf rein obd. Bodem erklärlich sind, ijt die Erhaltung von d statt verschobenen t nach Liquiden (außer r) Regel und spricht für md. Charakter: daz alder, voralden, gewaldig, valdig, behalden, beheldeft u. s. w. behilden, kelde, eylden, werlde, vnder. — Anfügung von t am Schlusse nach n immer in nymant. Die Affrikata erscheint durchaus als cz in allen Stellungen. — s und z scheinen auch in der Lantung wie in der Schreibung zusammen- gefallen; s im Anlaut und Inlaut, s im Auslaut, vereinzelt dafür s: aus. — sch, einmal sh geschrieben: des tishes 127, als s einmal in menslich, velslich, wahrscheinlich mit dem Lautwerte sch, das übrigens in mensch, valsch und in dem zweiten Fremdwort harnasch geschrieben wird. Aber hirssen (hirz). Einmal stand menslich (Ps. 52) und wurde durch ein eingeschobenes ch gebessert. — sl, sm, sn, sw, sp erscheinen durchaus in der Schrift. — n fällt in der 1. p. plur. des Verb. öfter ab: czu preche, lâse wir (Aufforderung); indic: sazze, hinge, sehe wir. — n für 1 in der Form enlende (ich werde vorenelendet 61 =emigrabo) und sonst immer ist md. Wh. Gr. § 218. Gutturallaute. g entspricht im An und Inlaut dem mhd. Gebrauche. Einmal wird das Versehen kreber (also vor r) vom
43 German. p %ph, f regelmäßige Erscheinung. ph erscheint auch als of. — f und v werden ohne Regel neben einander verwendet, mit sichtlicher Vorliebe für f. — mb immer als mm in vmme, vm, vmsust. chrumme (imp. trans. v.). Diese Erscheinung ist vorwiegend md. Ein- schiebung von p zwischen m—t in mitsampt, allesampt, er nimpt, er czympt, chumpt (alle Fälle); zwischen m—n: vordampnusse. b für f im Inlaut in swebel (Pf. 10) ist md. Wh. § 162. Hieher wohl auch die Lautung: lebesen, lebsen (plur.) 11. 62. u. s. w. (mhd.=lefse). Die Form ist mir aus heutiger Mundart aus dem nördl. Böhmen bekannt. — b statt w in lebe 9. 16. — di weinremen (= reben) 79, 12 wird bloß Angleichung von bn m sein; ich kenne die Form mundartlich aus Kaaden und Umgebung. — Die mehrmals auftretende Form turm (= turn) ist md. Wh. Gr. 183. Zahnlaute. Im Anlaut im allgem. die gemein mhd. Literatur- erscheinung. t = german. d; d = germ. th. di diet (die Heiden), ding, vorderben, doch dafür in der Mehrzahl der Fälle vorterben. Nach Wh. § 198 auch die im Md. regelmäßige Form. — Auch vortunkelt, also vor u. Wh. § 198. Im Julaut nach Liquiden natürlich d: geduldig, hende, milde, veldes; aber lebentig. — Im Auslaut Verhärtung des d zu t, wie im gemein = mhd. auch nach Liquiden: gedult, golt, wint, kint. — Während diese Erscheinungen auf rein obd. Bodem erklärlich sind, ijt die Erhaltung von d statt verschobenen t nach Liquiden (außer r) Regel und spricht für md. Charakter: daz alder, voralden, gewaldig, valdig, behalden, beheldeft u. s. w. behilden, kelde, eylden, werlde, vnder. — Anfügung von t am Schlusse nach n immer in nymant. Die Affrikata erscheint durchaus als cz in allen Stellungen. — s und z scheinen auch in der Lantung wie in der Schreibung zusammen- gefallen; s im Anlaut und Inlaut, s im Auslaut, vereinzelt dafür s: aus. — sch, einmal sh geschrieben: des tishes 127, als s einmal in menslich, velslich, wahrscheinlich mit dem Lautwerte sch, das übrigens in mensch, valsch und in dem zweiten Fremdwort harnasch geschrieben wird. Aber hirssen (hirz). Einmal stand menslich (Ps. 52) und wurde durch ein eingeschobenes ch gebessert. — sl, sm, sn, sw, sp erscheinen durchaus in der Schrift. — n fällt in der 1. p. plur. des Verb. öfter ab: czu preche, lâse wir (Aufforderung); indic: sazze, hinge, sehe wir. — n für 1 in der Form enlende (ich werde vorenelendet 61 =emigrabo) und sonst immer ist md. Wh. Gr. § 218. Gutturallaute. g entspricht im An und Inlaut dem mhd. Gebrauche. Einmal wird das Versehen kreber (also vor r) vom
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44 — Schreiber gleich in greber gebessert. Diese in md. Gegenden vorkommende Schreibung mag uns den nicht obd. Charakter des eigentlichen k bezeugen. Die palatale (md.) Färbung des g beweisen Fälle wie: magestat 71, 19. daz geschreige 17, 7 (clamor) und g = j = w durchaus in (ruowen rugen 14; ez ruget 15; 75; di ruge mehrmals 131. Wh. Gr. § 224. — Im Auslaut wird das tonlose g nur selten nach mhd. Regel zu k: sprank, gesank, er sluk neben slug; gevanknusse, meist steht g: tag, vlog — ding, gyng, perg u. s. w. Das Suffix -ig wechselt mit -ik. — k, auch c geschrieben, besonders in Verbindung mit Liquiden: clayn, craft neben kraft, entspricht durchaus gemein = mhd. Gebranche; doch wird im Anlaut häufig genug, doch ohne Consequenz und Regel, uach obd. Lautung ch geschrieben: chele, chelich (neben kelch). bechennen, erchant, vereinzelt chunig, neben kunig, churcz. Es verräth obd. Ein fluß. — Für k erscheint im Auslaut vereinzelt g, werg z. B. 63, 10, eine aus md. Quellen bekannte Form Wh. § 226. — Als rein ind. bezeugte Erscheinung treffen wir die Form: nakepaure Ps. 78, 4 mehrmals; 79, 7. Wh. § 229. Für h (germ. h und verschobenes k) wird außer in der Stellung zwischen Vocalen ch geschrieben: nacht, nicht; enphach, sich (imper.); neben vich stehen die Formen: vich, viech, vie, das ie wohl ohne lautl. Werth. In der Aussprache wohl Doppelformen: vi nud vich. In der Stellung zwischen Vocalen dürfte die Schreibung h, die durchaus herrscht, den Ausfall des Hauchlautes bedeuten, welche Erscheinung obd. und vor- züglich md. bekannt ist. Die Beispiele unterstützen diese Annahme: er- hohet, vlehen, der neheste, enphahen, vorsmehen — in die hoeften, des hoeften, enphavnge, vlen. h tritt vor den vocal. Anlaut im Präfix er — ir hertotet. Die Erscheinung findet sich besonders gegen Schluß der Psalmenübersetzung; in Pfs. 129—140 in 13 Fällen. Sie ist md. beliebt Wh. Gr. § 243. j wechselt in der Schrift mit i auch in denselben Wörtern. Apokope. Die mhd. Regel vom Abfall des unbetonten e nach kurzer Silbe mit 1 und r ist großentheils in der Schreibung und vielleicht auch in der Lautung nicht befolgt. Es mag uns das ein sicheres Zeichen sein, daß der gewissenhafte Schreiber der Hs. einem Dialektgebiete angehörte, das die Apokope und Synkope nur in sehr beschränktem Maße kennt. So erscheinen als regelmäßige Formen: di negele, daz gevogele, di richtere; ch wandere, czele; in dem mere neben mer. Natürlich findet sich auch
44 — Schreiber gleich in greber gebessert. Diese in md. Gegenden vorkommende Schreibung mag uns den nicht obd. Charakter des eigentlichen k bezeugen. Die palatale (md.) Färbung des g beweisen Fälle wie: magestat 71, 19. daz geschreige 17, 7 (clamor) und g = j = w durchaus in (ruowen rugen 14; ez ruget 15; 75; di ruge mehrmals 131. Wh. Gr. § 224. — Im Auslaut wird das tonlose g nur selten nach mhd. Regel zu k: sprank, gesank, er sluk neben slug; gevanknusse, meist steht g: tag, vlog — ding, gyng, perg u. s. w. Das Suffix -ig wechselt mit -ik. — k, auch c geschrieben, besonders in Verbindung mit Liquiden: clayn, craft neben kraft, entspricht durchaus gemein = mhd. Gebranche; doch wird im Anlaut häufig genug, doch ohne Consequenz und Regel, uach obd. Lautung ch geschrieben: chele, chelich (neben kelch). bechennen, erchant, vereinzelt chunig, neben kunig, churcz. Es verräth obd. Ein fluß. — Für k erscheint im Auslaut vereinzelt g, werg z. B. 63, 10, eine aus md. Quellen bekannte Form Wh. § 226. — Als rein ind. bezeugte Erscheinung treffen wir die Form: nakepaure Ps. 78, 4 mehrmals; 79, 7. Wh. § 229. Für h (germ. h und verschobenes k) wird außer in der Stellung zwischen Vocalen ch geschrieben: nacht, nicht; enphach, sich (imper.); neben vich stehen die Formen: vich, viech, vie, das ie wohl ohne lautl. Werth. In der Aussprache wohl Doppelformen: vi nud vich. In der Stellung zwischen Vocalen dürfte die Schreibung h, die durchaus herrscht, den Ausfall des Hauchlautes bedeuten, welche Erscheinung obd. und vor- züglich md. bekannt ist. Die Beispiele unterstützen diese Annahme: er- hohet, vlehen, der neheste, enphahen, vorsmehen — in die hoeften, des hoeften, enphavnge, vlen. h tritt vor den vocal. Anlaut im Präfix er — ir hertotet. Die Erscheinung findet sich besonders gegen Schluß der Psalmenübersetzung; in Pfs. 129—140 in 13 Fällen. Sie ist md. beliebt Wh. Gr. § 243. j wechselt in der Schrift mit i auch in denselben Wörtern. Apokope. Die mhd. Regel vom Abfall des unbetonten e nach kurzer Silbe mit 1 und r ist großentheils in der Schreibung und vielleicht auch in der Lautung nicht befolgt. Es mag uns das ein sicheres Zeichen sein, daß der gewissenhafte Schreiber der Hs. einem Dialektgebiete angehörte, das die Apokope und Synkope nur in sehr beschränktem Maße kennt. So erscheinen als regelmäßige Formen: di negele, daz gevogele, di richtere; ch wandere, czele; in dem mere neben mer. Natürlich findet sich auch
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45 — nach langer Silbe mit l, r keine Apokope: in dem stule, di sele, daz ore, er hore. Auch sonst nicht nach Muta: dem sune, di lugene. âne; dem wege, ich gebe, czu gote; mit ejsige, antlucze, anegenge. Synkope. Dieselben Erscheinungen zeigt die Synkope; nur findet sich hier die Regel öfter befolgt. So in: begert, begerte, erwelt part. neben er- welet; gemert, gesworn, geborn; daneben aber zahlreiche volle Formen: des oles, di kollen (carbones), verhollen; du vereft, sweret; durchaus ires, irem, iren; des doneres, di vederen. — Ebenso nach langen Silben: warn neben waren; er horte, erhoret und erhort (partic.), horestu, gemeret, den oren. Nach kurzer Silbe sonst durchaus volle Formen: er wonet, vornemet; gibet, weget, gelobete. Immer: be- stetiget, demutiget, gepeyniget, hochvertiget. Nur vereinzelt sprecht ir und ez czympt, nimpt, chumpt neben den regelmäßigen Formen. — wirfet, czaiget, betrubet, gereiczet; gesalbeten, rufete, glaubete, vragete. Vereinzelt gephlanczt ueben gephlanczet. angest, aber immer haupt. Zur Flexion gebe ich uur einzelne Bemerkungen. Die md. Nei- gung zum neutr. plur. auf -er findet sich in kinder, dat. den kinden und kindern, in grebern. — Schwache Formen st. mascul. z. B. in schate (vnder dem schaten 16, 8). Zum Zeitwort mag die regelmäßige Vertretung von -enet durch — ent erwähnt werden: partic: beczaichent, gesegent; 3. pers.: ez regent, samment, du gesegenst. — Kurze Formen des partic. perf. finden sich häufig, seltener die Impf: si retten 72. — Die Mittelwörter auf -unde zeigen sich recht oft neben -ende; sie sind auch in md. besonders schlesischen Gebieten hänfig zu belegen nach Wh. Gr. § 84. Der Schreiber liebt schwache Verbalformen neben starken: gepert neben geporn; geschepphet; er rufte, si ruffeten neben rief. Neben den vollen Formen haben finden sich überall die kurzen hân; praet. het, plur. hetten, Conj. hette; sie sind obd. und md. zu belegen. Im Zeitwort wollen stehen nur die -e Formen: welle wir, si wellen. Zu mögen sind die plur. Formen: mugen, můgen; zu wissen das praeter. ich weste. -gên und stên (gehende, gevnde, stende, stvnt, gynk) sind die gebräuchlichen Formen. — Die Negation ist nicht, daneben noch in voller Geltung en-. Vorwort und Vorsilbe sind durchaus vor, vor-; czu, czu-.
45 — nach langer Silbe mit l, r keine Apokope: in dem stule, di sele, daz ore, er hore. Auch sonst nicht nach Muta: dem sune, di lugene. âne; dem wege, ich gebe, czu gote; mit ejsige, antlucze, anegenge. Synkope. Dieselben Erscheinungen zeigt die Synkope; nur findet sich hier die Regel öfter befolgt. So in: begert, begerte, erwelt part. neben er- welet; gemert, gesworn, geborn; daneben aber zahlreiche volle Formen: des oles, di kollen (carbones), verhollen; du vereft, sweret; durchaus ires, irem, iren; des doneres, di vederen. — Ebenso nach langen Silben: warn neben waren; er horte, erhoret und erhort (partic.), horestu, gemeret, den oren. Nach kurzer Silbe sonst durchaus volle Formen: er wonet, vornemet; gibet, weget, gelobete. Immer: be- stetiget, demutiget, gepeyniget, hochvertiget. Nur vereinzelt sprecht ir und ez czympt, nimpt, chumpt neben den regelmäßigen Formen. — wirfet, czaiget, betrubet, gereiczet; gesalbeten, rufete, glaubete, vragete. Vereinzelt gephlanczt ueben gephlanczet. angest, aber immer haupt. Zur Flexion gebe ich uur einzelne Bemerkungen. Die md. Nei- gung zum neutr. plur. auf -er findet sich in kinder, dat. den kinden und kindern, in grebern. — Schwache Formen st. mascul. z. B. in schate (vnder dem schaten 16, 8). Zum Zeitwort mag die regelmäßige Vertretung von -enet durch — ent erwähnt werden: partic: beczaichent, gesegent; 3. pers.: ez regent, samment, du gesegenst. — Kurze Formen des partic. perf. finden sich häufig, seltener die Impf: si retten 72. — Die Mittelwörter auf -unde zeigen sich recht oft neben -ende; sie sind auch in md. besonders schlesischen Gebieten hänfig zu belegen nach Wh. Gr. § 84. Der Schreiber liebt schwache Verbalformen neben starken: gepert neben geporn; geschepphet; er rufte, si ruffeten neben rief. Neben den vollen Formen haben finden sich überall die kurzen hân; praet. het, plur. hetten, Conj. hette; sie sind obd. und md. zu belegen. Im Zeitwort wollen stehen nur die -e Formen: welle wir, si wellen. Zu mögen sind die plur. Formen: mugen, můgen; zu wissen das praeter. ich weste. -gên und stên (gehende, gevnde, stende, stvnt, gynk) sind die gebräuchlichen Formen. — Die Negation ist nicht, daneben noch in voller Geltung en-. Vorwort und Vorsilbe sind durchaus vor, vor-; czu, czu-.
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46 Einige Vocabeln mögen hier der Bedeutung wegen Platz finden: erkrigen (= acquirere) 68, 36. di michelunge (multitudo) 63, 3 u. ö. und das Verbum begern in der Bedeutung meditari, so 1, 2 meditabitur = er begert; 142, 5 5s. O. ich hab pegeret (meditatus sum) Hs. Kr. ich pin gedechtig. di begerunge (= meditatio) 38, 4 u. ö. Wir fassen die Ergebnisse der sprachlichen Untersuchung zusammen und vergleichen zugleich eingehender den Stand unserer Hs. mit den sprachlichen Erscheinungen, welche im sogenaunten Altprager Stadtrecht (R)1) aus der Zeit von 1318 bis gegen Ende des Jahrhunderts zutage treten. Näheres Vergleichsmaterial hat mir Dr. R. Endisch ans seiner noch ungedruckten eingehenden Arbeit über die Sprache dieses Deukmals freundlichst zur Verfügung gestellt. Die Verdumpfung des à 8 o findet sich hier wie dort selten. Nur vereinzelt tritt auch dort e für mhd. i ein, auch dort die herrschende Form prengen. Den dumpfen Laut treffen wir hier wie dort in hulfe. Für die bei uns herrschende Form kumen steht in R. komen und kumen, aber ebenso wie in Kr. quam, queme als md. Zeichen. ab (= ob), ader (= oder) treffen wir beiderseits. Die uns auffällige ver einzelte Verdumpfung belubet (75. 12) steht auch im R. in gelubt. während die Schreiber soust diese Verdumpfung nicht lieben. Dort wie hier der Umlaut von o, u gewöhnlich nicht, manchmal durch ö, ü ange- deutet. Hänfiger als in unserer conservativen Hs. fündet sich in R die Verdumpfung von â § o. Der Umlaut des a und a ist beiderseits regelmäßig entwickelt. Die Zerdehnung i 8 ei ist in Kr. durchgedrungen. Nach dem Stande des R erscheint schon nach 1340 kaum mehr ein altes i. Auch die eigenthümlichen Formen auf -leich, -ein zeigen sich dort oft genug, wenn auch wahllos wie in Kr. neben dem regelmäßigen -lich, -in; im R verlieren sie sich gegen Ende des Ihdts. Diese Erscheinung ist mir aus sonstigen deutsch-böhm. Urkunden genugsam bekannt. — ů au ist im R. um 1330 durchgedrungen, auch in Kr. bereits Regel. — Die Inconsequenz im Gebrauche von ai für den alten Diphthong neben ei, ey, das durchaus für die neue Zerdehnnng verwendet wird, zeigt sich auch im R., wo im letzten Viertel des Ihdt. das ai durchaus verdrängt ist; in unserer Hs. herrscht der Streit noch. — Mhd. ou. au erscheint in Kr. immer als au, dasselbe herrscht im R. im letzten Drittel des Ihdt., nachdem es das alte ou verdrängt hat. Der Umlaut von ou erscheint dort wie hier als eu. Das mhd. in ist beiderseits eu geworden. 1) Rössler „Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren. I. Bd.: Das Altprager Stadtrecht aus dem 14. Ihdt.“ Prag 1845 (S. 9—62).
46 Einige Vocabeln mögen hier der Bedeutung wegen Platz finden: erkrigen (= acquirere) 68, 36. di michelunge (multitudo) 63, 3 u. ö. und das Verbum begern in der Bedeutung meditari, so 1, 2 meditabitur = er begert; 142, 5 5s. O. ich hab pegeret (meditatus sum) Hs. Kr. ich pin gedechtig. di begerunge (= meditatio) 38, 4 u. ö. Wir fassen die Ergebnisse der sprachlichen Untersuchung zusammen und vergleichen zugleich eingehender den Stand unserer Hs. mit den sprachlichen Erscheinungen, welche im sogenaunten Altprager Stadtrecht (R)1) aus der Zeit von 1318 bis gegen Ende des Jahrhunderts zutage treten. Näheres Vergleichsmaterial hat mir Dr. R. Endisch ans seiner noch ungedruckten eingehenden Arbeit über die Sprache dieses Deukmals freundlichst zur Verfügung gestellt. Die Verdumpfung des à 8 o findet sich hier wie dort selten. Nur vereinzelt tritt auch dort e für mhd. i ein, auch dort die herrschende Form prengen. Den dumpfen Laut treffen wir hier wie dort in hulfe. Für die bei uns herrschende Form kumen steht in R. komen und kumen, aber ebenso wie in Kr. quam, queme als md. Zeichen. ab (= ob), ader (= oder) treffen wir beiderseits. Die uns auffällige ver einzelte Verdumpfung belubet (75. 12) steht auch im R. in gelubt. während die Schreiber soust diese Verdumpfung nicht lieben. Dort wie hier der Umlaut von o, u gewöhnlich nicht, manchmal durch ö, ü ange- deutet. Hänfiger als in unserer conservativen Hs. fündet sich in R die Verdumpfung von â § o. Der Umlaut des a und a ist beiderseits regelmäßig entwickelt. Die Zerdehnung i 8 ei ist in Kr. durchgedrungen. Nach dem Stande des R erscheint schon nach 1340 kaum mehr ein altes i. Auch die eigenthümlichen Formen auf -leich, -ein zeigen sich dort oft genug, wenn auch wahllos wie in Kr. neben dem regelmäßigen -lich, -in; im R verlieren sie sich gegen Ende des Ihdts. Diese Erscheinung ist mir aus sonstigen deutsch-böhm. Urkunden genugsam bekannt. — ů au ist im R. um 1330 durchgedrungen, auch in Kr. bereits Regel. — Die Inconsequenz im Gebrauche von ai für den alten Diphthong neben ei, ey, das durchaus für die neue Zerdehnnng verwendet wird, zeigt sich auch im R., wo im letzten Viertel des Ihdt. das ai durchaus verdrängt ist; in unserer Hs. herrscht der Streit noch. — Mhd. ou. au erscheint in Kr. immer als au, dasselbe herrscht im R. im letzten Drittel des Ihdt., nachdem es das alte ou verdrängt hat. Der Umlaut von ou erscheint dort wie hier als eu. Das mhd. in ist beiderseits eu geworden. 1) Rössler „Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren. I. Bd.: Das Altprager Stadtrecht aus dem 14. Ihdt.“ Prag 1845 (S. 9—62).
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47 — Eigenthünslich ist die Uebereinstimmung auch in der Erhaltung des alten Monophthongs in frunt, das im R. öfter als das jüngere freunt auftritt. Es muß als md. Erhaltung durch Verkürzung des u erklärt werden. — Für ie nehmen wir in Kr. den Monophthong an, indem wir die kanm 30 Fälle auf 60 Psalmen als schriftmäßige Anlehnung an das Obd. be- trachten. Das R. zeigt auch hier Uebereinstimmung, nämlich die interessante Erscheinung, daß gegen Ende des Ihdts. der frühere Monophthong in der Schreibung durch die obd. ie ersetzt werden. Von dem Standpunkt dieses Streites sind also auch die Fälle in unserer Hs. zu erklären. — Für mhd. uo, üe fünden wir in Kr. zumeist u, v, daneben auch in einer kleinen Zahl von Fällen ue, ü. Dieselbe Erscheinung weist R. auf, das nur in einem Drittel aller Fälle ü, vereinzelt ue zeigt. In den späteren Belegen verlieren sich dort die diakrit. Zeichen ganz. Auch die Sprache unserer Hs. wird diesem Ziele zustreben. — Die irrat. i für das e der Nebensilben kommen im R. nur in einer mäßigen Zahl von Beispielen vor; unser Kr. kennt uur mehrere vbir und vndir. Consonanten. Für b im Anlaut finden wir in Hs. Kr. vorwiegend p. seltener b; auf diesem Stande stehen die Eintragungen im R. in der ersten Hälfte des Jahrhunderts, späterhin überwiegen die b. Im Auslaute kennt unfer Schreiber die Regel der Verhärtung zu p, beachtet sie aber in vielen Fällen nicht. Das R. hat nur wenige Fälle von p für b. In diesen beiden Punkten werden wir für Kr. auf eine mehr obd. Gegend bin- gewiesen. Doch werden andere Erscheinungen dieses Verhältniß um- kehren. vmb sindet sich in Kr. nicht, uur vm, vmme. Dieses herrscht auch im R. in den späteren Eintragungen, nachdem es umb, umbe zurückgedrängt hat. b für f im Inlaut (swebel) hat R. oft, besonders in swebel, ebenso liebt es die Form turm für mhd. turn. Eingeschobenes p zwischen m—t kennen beide Denkmäler. Die Verhärtung von d zu t im Auslaut erscheint in Kr. als Regel; auch hier Uebereinstimmung mit R., welches gegen Ende des Jahr- hunderts dieser Regel immermehr folgt. Auch hier zeigt sich beiderseits ein Hinneigen zum obd. Schreibergebrauch, denn phonetisch war hier wohl in beiden Dialekten kein Unterschied. Die Erhaltung von d nach Liquiden (1, r, n), die uuser Kr. durchans aufweist, zeigt R. in 2 aller Fälle. Anfügung von t (d) bei ymant liebt auch R. Die Affrikata z (= ts) erscheint in Kr. immer, im R. meist als cz.s und z (toulos und tönend) fallen hier wie dort in der Schreibung und wohl auch bereits in der
47 — Eigenthünslich ist die Uebereinstimmung auch in der Erhaltung des alten Monophthongs in frunt, das im R. öfter als das jüngere freunt auftritt. Es muß als md. Erhaltung durch Verkürzung des u erklärt werden. — Für ie nehmen wir in Kr. den Monophthong an, indem wir die kanm 30 Fälle auf 60 Psalmen als schriftmäßige Anlehnung an das Obd. be- trachten. Das R. zeigt auch hier Uebereinstimmung, nämlich die interessante Erscheinung, daß gegen Ende des Ihdts. der frühere Monophthong in der Schreibung durch die obd. ie ersetzt werden. Von dem Standpunkt dieses Streites sind also auch die Fälle in unserer Hs. zu erklären. — Für mhd. uo, üe fünden wir in Kr. zumeist u, v, daneben auch in einer kleinen Zahl von Fällen ue, ü. Dieselbe Erscheinung weist R. auf, das nur in einem Drittel aller Fälle ü, vereinzelt ue zeigt. In den späteren Belegen verlieren sich dort die diakrit. Zeichen ganz. Auch die Sprache unserer Hs. wird diesem Ziele zustreben. — Die irrat. i für das e der Nebensilben kommen im R. nur in einer mäßigen Zahl von Beispielen vor; unser Kr. kennt uur mehrere vbir und vndir. Consonanten. Für b im Anlaut finden wir in Hs. Kr. vorwiegend p. seltener b; auf diesem Stande stehen die Eintragungen im R. in der ersten Hälfte des Jahrhunderts, späterhin überwiegen die b. Im Auslaute kennt unfer Schreiber die Regel der Verhärtung zu p, beachtet sie aber in vielen Fällen nicht. Das R. hat nur wenige Fälle von p für b. In diesen beiden Punkten werden wir für Kr. auf eine mehr obd. Gegend bin- gewiesen. Doch werden andere Erscheinungen dieses Verhältniß um- kehren. vmb sindet sich in Kr. nicht, uur vm, vmme. Dieses herrscht auch im R. in den späteren Eintragungen, nachdem es umb, umbe zurückgedrängt hat. b für f im Inlaut (swebel) hat R. oft, besonders in swebel, ebenso liebt es die Form turm für mhd. turn. Eingeschobenes p zwischen m—t kennen beide Denkmäler. Die Verhärtung von d zu t im Auslaut erscheint in Kr. als Regel; auch hier Uebereinstimmung mit R., welches gegen Ende des Jahr- hunderts dieser Regel immermehr folgt. Auch hier zeigt sich beiderseits ein Hinneigen zum obd. Schreibergebrauch, denn phonetisch war hier wohl in beiden Dialekten kein Unterschied. Die Erhaltung von d nach Liquiden (1, r, n), die uuser Kr. durchans aufweist, zeigt R. in 2 aller Fälle. Anfügung von t (d) bei ymant liebt auch R. Die Affrikata z (= ts) erscheint in Kr. immer, im R. meist als cz.s und z (toulos und tönend) fallen hier wie dort in der Schreibung und wohl auch bereits in der
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48 — Lautung zusammen. s für sch (s. oben: velslich, menslich) fennt R. in vielen Fällen besonders der ersten Hälste des 14. Jahrhunderts. Das -n der 1. p. plur. lassen beide Denkmäler gern verklingen. k für tonloses g im Auslaut keunt Kr. selten, R. in ungefähr 1/3 aller Fälle, doch wird die Erscheinung auch dort gegen Ende des Jahr-- hunderts selten. Vereinzelte Schreibungen von g für anslantend k (s. oben: werg) zeigt auch R. In Hs. Kr. treffen wir häufig genug noch obd. Schreibung ch für k im Anlaut. Diese Schreibung war auch in R. in der ersten Hälfte des Jahrhunderts vorherrschend und verschwand erst allmählich. ch (Spir.), h zeigt in beiden Texten dieselbe Erscheinung, immer ch; h nur zwischen Vocalen. Diese eigenthümliche Erscheinung mag unsere oben geäußerte Meinung bestätigen, daß das h hier nicht mehr Lauts, sondern nur noch Schriftzeichen war, umsomehr als R. mehr als Kr. Fälle von wirklicher Ausstoßung des l zwischen den laugen und kurzen Vocalen enthält. Der Zustand der Apokope und Syukope zeigt in unserer Hs. einen conservativen md. Standpunkt mehr als R., welches recht zahlreiche und nicht immer leichte Fälle von Apokope und Synkope kennt; doch schreibt auch R. immer ires, irem. In diesem uicht geringfügigen Punkte muß der Hs. Kr. umsoeher ein mehr md. Charakter zugesprochen werden, da die Eintragungen des Rechtes meist früheren Datums sind als unser Psalter. Zur Flexion mag als interessanter Vergleichungspunkt angeführt werden, daß auch R. die praeter. het, hett, hette ziemlich ausschließlich kennt; ebenso wellen, mugen, gên und stên. Das vor (praep. und praef.) zeigt Kr. ausschließlich, im R. überwiegt diese Form in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Das sind die lautlichen Erscheinungen unseres Deukmials im genauen Vergleiche mit dem Altprager Stadtrecht des 14. Jahrhunderts. Wir haben nicht einen einzigen Punkt anzuführen, der in irgend bemerkbarer Weise vom sprachlichen Charakter des Psalters abwiche oder ihm gar widerspräche. Es ist der Nachweis geführt — und die meisten deutsch¬ böhmischen Urkunden derselben Zeit liefern neues Beweismaterial — daß der neue deutsche Psalter, wenn auch nur die Abschrift Kr., in Böhmen entstanden ist. Daß sie uicht im südlichen reinbairischen Böhmen geschrieben wurde, beweist vor allem das nur vereinzelte Vorkommen von Ver- dumpfungen à o, die vereinfachten ie (— i), uo (§ û). Doch gibt mir der in zahlreichen Punkten rein md. Charakter der Hs. und
48 — Lautung zusammen. s für sch (s. oben: velslich, menslich) fennt R. in vielen Fällen besonders der ersten Hälste des 14. Jahrhunderts. Das -n der 1. p. plur. lassen beide Denkmäler gern verklingen. k für tonloses g im Auslaut keunt Kr. selten, R. in ungefähr 1/3 aller Fälle, doch wird die Erscheinung auch dort gegen Ende des Jahr-- hunderts selten. Vereinzelte Schreibungen von g für anslantend k (s. oben: werg) zeigt auch R. In Hs. Kr. treffen wir häufig genug noch obd. Schreibung ch für k im Anlaut. Diese Schreibung war auch in R. in der ersten Hälfte des Jahrhunderts vorherrschend und verschwand erst allmählich. ch (Spir.), h zeigt in beiden Texten dieselbe Erscheinung, immer ch; h nur zwischen Vocalen. Diese eigenthümliche Erscheinung mag unsere oben geäußerte Meinung bestätigen, daß das h hier nicht mehr Lauts, sondern nur noch Schriftzeichen war, umsomehr als R. mehr als Kr. Fälle von wirklicher Ausstoßung des l zwischen den laugen und kurzen Vocalen enthält. Der Zustand der Apokope und Syukope zeigt in unserer Hs. einen conservativen md. Standpunkt mehr als R., welches recht zahlreiche und nicht immer leichte Fälle von Apokope und Synkope kennt; doch schreibt auch R. immer ires, irem. In diesem uicht geringfügigen Punkte muß der Hs. Kr. umsoeher ein mehr md. Charakter zugesprochen werden, da die Eintragungen des Rechtes meist früheren Datums sind als unser Psalter. Zur Flexion mag als interessanter Vergleichungspunkt angeführt werden, daß auch R. die praeter. het, hett, hette ziemlich ausschließlich kennt; ebenso wellen, mugen, gên und stên. Das vor (praep. und praef.) zeigt Kr. ausschließlich, im R. überwiegt diese Form in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Das sind die lautlichen Erscheinungen unseres Deukmials im genauen Vergleiche mit dem Altprager Stadtrecht des 14. Jahrhunderts. Wir haben nicht einen einzigen Punkt anzuführen, der in irgend bemerkbarer Weise vom sprachlichen Charakter des Psalters abwiche oder ihm gar widerspräche. Es ist der Nachweis geführt — und die meisten deutsch¬ böhmischen Urkunden derselben Zeit liefern neues Beweismaterial — daß der neue deutsche Psalter, wenn auch nur die Abschrift Kr., in Böhmen entstanden ist. Daß sie uicht im südlichen reinbairischen Böhmen geschrieben wurde, beweist vor allem das nur vereinzelte Vorkommen von Ver- dumpfungen à o, die vereinfachten ie (— i), uo (§ û). Doch gibt mir der in zahlreichen Punkten rein md. Charakter der Hs. und
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49 — besonders der Widerstand gegen Apokope und Synkope die Gewißheit, daß der Psalter nicht in Krummau geschrieben sein kann, sondern eine mehr uördlich gelegene Gegend Böhmens zur Heimat hat. Es ist nicht unbedingt Prag anzunehmen. Auch der rein obd. sprachliche Zustand der Krummauer Perikopen (nach Moureks Darlegungen), die ungefähr der selben Zeit (1380) entstammen, muß unsere Ansicht unterstützen. Der sprachliche Charakter der außer den Psalmen vom Schreiber A herrührenden Stücke ist der gleiche wie im Psalter, nur könnten für mundartliche Besonderheiten hie und da die Belege sich mehren. Im Folgenden soll nun die Sprache des Schreibers B (Bl. 113—124) vergleichend mit der von A untersucht werden. Wir können sagen: Der sprachliche Charakter ist bis auf geringfügige Abweichungen derselbe, nur neigt der Schreiber B noch mehr ins md. als A, in der Weise, daß er die obd. Schreibung von p für b im An und Auslaut auf ein Mindest- maß eiuschränkt, ch für k im Aulaut überhaupt nicht kenut, k für g im Auslaut (nur twank) nicht aufweist, und daß in sonstigen Erscheinungen durchaus geregelte Schreiber-Gesetze herrschen, die beweisen, daß der Schreiber alles Schwanken überwunden hat und zu einer für seinen Kreis ausgebildeten Schriftsprache gelangt ist. Die Niederschrift dieses Theiles des Psalters ist kurz nach dem Schreiber A (1373) geschehen; s. das in der Einleitung Bemerkte. Ich gehe die Lantlehre im Einzelnen durch. Ueberall, wo nichts Neues erwähnt wird, ist der sprachliche Zustand wie in A vorausgesetzt. Wichtigere Erscheinungen und Beispiele bringe ich auch bei Gleichheit wiederholend vor. Die Zahlen in Klammer bezeichnen die Zahl der vor- kommenden Fälle. Vocale. Stand wie in A durchaus wen, den (= wan, dan), etwenne. Umlaut fehlt in: mit nageln. Die Form erbeit (= arbeit) kann als nid. gelten Wh. § 28. Verdumpfung tritt in einem einzigen Falle auf: kegenwortig. Die praes. Formen von kommen sind durchaus kumen, ebenso wie in A: die md. praet: quamen. ë für i wiederum in brenge imper. (3), volprengen. Das pronom. sôlich hat auch hier die md. Form: sulch. Verdumpfung von Ö u findet sich im part. genumen, geschulden (= schelten) und geczugen. Der Umlaut von o ist bezeichnet in: di töchtere. Dieses diakr. Zeichen findet sich in dem ganzen Theile, der von B. herrührt, nur noch dreimal, also noch viel seltener als bei A. sun und kunig zeigen auch hier die u-Form. Der Umlaut von u ist bezeichnet in: di tüer. Langes â weist nur einmal Verdumpfung auf in: worleich. Diese Erscheinung muß für jene Zeit Mittheilungen. 39. Jahrgang. 1. Heft. 4
49 — besonders der Widerstand gegen Apokope und Synkope die Gewißheit, daß der Psalter nicht in Krummau geschrieben sein kann, sondern eine mehr uördlich gelegene Gegend Böhmens zur Heimat hat. Es ist nicht unbedingt Prag anzunehmen. Auch der rein obd. sprachliche Zustand der Krummauer Perikopen (nach Moureks Darlegungen), die ungefähr der selben Zeit (1380) entstammen, muß unsere Ansicht unterstützen. Der sprachliche Charakter der außer den Psalmen vom Schreiber A herrührenden Stücke ist der gleiche wie im Psalter, nur könnten für mundartliche Besonderheiten hie und da die Belege sich mehren. Im Folgenden soll nun die Sprache des Schreibers B (Bl. 113—124) vergleichend mit der von A untersucht werden. Wir können sagen: Der sprachliche Charakter ist bis auf geringfügige Abweichungen derselbe, nur neigt der Schreiber B noch mehr ins md. als A, in der Weise, daß er die obd. Schreibung von p für b im An und Auslaut auf ein Mindest- maß eiuschränkt, ch für k im Aulaut überhaupt nicht kenut, k für g im Auslaut (nur twank) nicht aufweist, und daß in sonstigen Erscheinungen durchaus geregelte Schreiber-Gesetze herrschen, die beweisen, daß der Schreiber alles Schwanken überwunden hat und zu einer für seinen Kreis ausgebildeten Schriftsprache gelangt ist. Die Niederschrift dieses Theiles des Psalters ist kurz nach dem Schreiber A (1373) geschehen; s. das in der Einleitung Bemerkte. Ich gehe die Lantlehre im Einzelnen durch. Ueberall, wo nichts Neues erwähnt wird, ist der sprachliche Zustand wie in A vorausgesetzt. Wichtigere Erscheinungen und Beispiele bringe ich auch bei Gleichheit wiederholend vor. Die Zahlen in Klammer bezeichnen die Zahl der vor- kommenden Fälle. Vocale. Stand wie in A durchaus wen, den (= wan, dan), etwenne. Umlaut fehlt in: mit nageln. Die Form erbeit (= arbeit) kann als nid. gelten Wh. § 28. Verdumpfung tritt in einem einzigen Falle auf: kegenwortig. Die praes. Formen von kommen sind durchaus kumen, ebenso wie in A: die md. praet: quamen. ë für i wiederum in brenge imper. (3), volprengen. Das pronom. sôlich hat auch hier die md. Form: sulch. Verdumpfung von Ö u findet sich im part. genumen, geschulden (= schelten) und geczugen. Der Umlaut von o ist bezeichnet in: di töchtere. Dieses diakr. Zeichen findet sich in dem ganzen Theile, der von B. herrührt, nur noch dreimal, also noch viel seltener als bei A. sun und kunig zeigen auch hier die u-Form. Der Umlaut von u ist bezeichnet in: di tüer. Langes â weist nur einmal Verdumpfung auf in: worleich. Diese Erscheinung muß für jene Zeit Mittheilungen. 39. Jahrgang. 1. Heft. 4
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50 und für Böhmen als außerordentliche Reinhaltung von mundartlich neuen Lautungen bezeichnet werden. 1 ist regelmäßig zu ei, ey geworden. Aus- nahmen finden sich in: ertrich, einmal in durnin neben durneyn; auch -lich steht immer, -leich nur in ewigleich (3), worleich, vreyleich, verhältnißmäßig weniger Fälle als bei A. Auch das lateinische prîma wurde zerdehnt, und es heißt immer: czy preyme czeit. Das alte ai ist mit dem neuen vollständig zusammengefallen, nur ganz vereinzelt uoch ai in begerlichait, vrolichait, hail, gegaifselt (2), di gayschel (alle Fälle). ou ist durchaus au, av geschrieben; der Umlaut findet sich nicht in: di glaubigen (vgl. bei A). Der Umlaut als eu (drewen) in § eu durchgeführt. Das mhd. ie erscheint durchwegs als i, y, also als Monophthong und wurde unzweifelhaft auch i gesprochen. Nur zwei Ausnahmen zeigen sich: er lies, er rief (neben soustigem lis). uo, üe wird als Monophthong geschrieben und gesprochen. Das Wort bluende, daneben blunde (= blühend) ist nicht als Ausnahme zu rechnen. Die zwei Schreibungen gefürt, füre (imper.) bedeuten den Umlaut ü. Das schwache e in Nebensilben erscheint als e, zweimal gotis, einmal vbir. Als irrat. Vocale kann man bezeichnen: dem herczagen, der breutegum. Einmal treffen wir das aus A wohlbekannte -unde des Mittelwortes: schreivnde. Consonanten. Verdopplung der Consonauten sind uicht häufig: gotes geberrerin, gebererrin neben gebererin. In A und B finden sich vereinzelte Schreibungen von u für f, doch scheint es auf die Stellung zwischen Vocalen beschränkt (dreiualdig). Einschiebung von p zwischen m—t in nympt. Zwingen erscheint als (twingen) twank, also mit einfacher Verschiebung (wie im Prager R.). t für auslautend d in: di schult, di veint, di bant, aber tod adj. und subst. (doch totlich). d nach Liquiden erhalten: si hilden, di eldesten u. s. w., aber wolte neben wolde und einmal: seine hertte (grex). Dafür d statt mhd. t bei geliden, partic. (dreimal); der grammat. Wechsel unterblieb. Für die Affrikata cz steht einmal c: gancem. sch für s, das der Schreiber A nicht kenut, weist B auf in: er geischelete, di gaischelslege. Solche md. Schreibungen des 14. Jahrhunderts sind bekaunt. sh für sch wird einmal, und zwar wie bei A in einem Fremdworte (tishes) hier in: bishofe geschrieben. Auch s für sch treffen wir wiederum im Worte menslich, aber mensch; daneben menscheit, vnkeuscheit. 5 für jch kennt das md. in zahlreichen Fällen. Für das s im Worte menslich, das hier bei zwei verschiedenen Schreibern derselben Landschaft vorkommt, wäre eine lautliche Grundlage nicht unmöglich, wenn sie auch bereits
50 und für Böhmen als außerordentliche Reinhaltung von mundartlich neuen Lautungen bezeichnet werden. 1 ist regelmäßig zu ei, ey geworden. Aus- nahmen finden sich in: ertrich, einmal in durnin neben durneyn; auch -lich steht immer, -leich nur in ewigleich (3), worleich, vreyleich, verhältnißmäßig weniger Fälle als bei A. Auch das lateinische prîma wurde zerdehnt, und es heißt immer: czy preyme czeit. Das alte ai ist mit dem neuen vollständig zusammengefallen, nur ganz vereinzelt uoch ai in begerlichait, vrolichait, hail, gegaifselt (2), di gayschel (alle Fälle). ou ist durchaus au, av geschrieben; der Umlaut findet sich nicht in: di glaubigen (vgl. bei A). Der Umlaut als eu (drewen) in § eu durchgeführt. Das mhd. ie erscheint durchwegs als i, y, also als Monophthong und wurde unzweifelhaft auch i gesprochen. Nur zwei Ausnahmen zeigen sich: er lies, er rief (neben soustigem lis). uo, üe wird als Monophthong geschrieben und gesprochen. Das Wort bluende, daneben blunde (= blühend) ist nicht als Ausnahme zu rechnen. Die zwei Schreibungen gefürt, füre (imper.) bedeuten den Umlaut ü. Das schwache e in Nebensilben erscheint als e, zweimal gotis, einmal vbir. Als irrat. Vocale kann man bezeichnen: dem herczagen, der breutegum. Einmal treffen wir das aus A wohlbekannte -unde des Mittelwortes: schreivnde. Consonanten. Verdopplung der Consonauten sind uicht häufig: gotes geberrerin, gebererrin neben gebererin. In A und B finden sich vereinzelte Schreibungen von u für f, doch scheint es auf die Stellung zwischen Vocalen beschränkt (dreiualdig). Einschiebung von p zwischen m—t in nympt. Zwingen erscheint als (twingen) twank, also mit einfacher Verschiebung (wie im Prager R.). t für auslautend d in: di schult, di veint, di bant, aber tod adj. und subst. (doch totlich). d nach Liquiden erhalten: si hilden, di eldesten u. s. w., aber wolte neben wolde und einmal: seine hertte (grex). Dafür d statt mhd. t bei geliden, partic. (dreimal); der grammat. Wechsel unterblieb. Für die Affrikata cz steht einmal c: gancem. sch für s, das der Schreiber A nicht kenut, weist B auf in: er geischelete, di gaischelslege. Solche md. Schreibungen des 14. Jahrhunderts sind bekaunt. sh für sch wird einmal, und zwar wie bei A in einem Fremdworte (tishes) hier in: bishofe geschrieben. Auch s für sch treffen wir wiederum im Worte menslich, aber mensch; daneben menscheit, vnkeuscheit. 5 für jch kennt das md. in zahlreichen Fällen. Für das s im Worte menslich, das hier bei zwei verschiedenen Schreibern derselben Landschaft vorkommt, wäre eine lautliche Grundlage nicht unmöglich, wenn sie auch bereits
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51 — verschwindet, wie die Besserung des Schreibers A zu menschlich beweist (s. oben). Die Vorsilbe ent- erscheint immer voll: entphingen (ph nur euphonisch), beim Schreiber A meist als en-. Die Form nymant ist herrschend. Die Schreibung: si gesengent (gesegnet) ist vielleicht Nasa- lierung durch Vorwegnahme. Das md. enelende (2) zeigte auch A. K für g im Auslaut findet sich nur in dem Worte er twank. k für g im Anlaut nur in kegenwortig. kegen = gegen ist die ind. ver- breitete Form. ch wird durchaus für die Spirans geschrieben, auch vor t (almechtig), ebenso im Auslaut für h: entphach, verleich (oft). Daß aber wie in A germ. h im Inlaut zwischen Vocalen zwar in der Schreibung noch vorherrscht, aber nicht mehr gesprochen wird, mag uns die schriftliche Vertretung h beweisen gegen sonstiges ch: anvlehen, ent- phahen, slahen, sehen; neben geschehe steht gesche, neben aller hohest — des hoeften, dem hoften wie bei A, ebenso ich entphele (2), er entphal. Das ind. palatale g = j = w weist auch der Schreiber B auf. Durchaus in ruge (= ruowe) (2), rugen (verb.) (3); in si speigeten neben speiten. Für j zwischen Vocalen auch in marigen (marien) und in cregenteure (= crejenteure = creatiure). Die Apokope und Synkope kennt der Schreiber B noch weniger als A. Folgende Formen sollen den durchaus md. Charakter der Mund- art in Hinsicht der Behandlung des unbetonten e zeigen: di hymele, vbele, di tôchtere, sundere, dem jungere, lottere. Die synkopirten: erwelt, begert, gebert, geborn neben: den hymelen, geperende, ge- marteret, vorwandelende, er geisselete. In erlosen und furen kennt der Schreiber Synkope: er erloste, erlost, neben geloset. ir furt, gefurt neben gefuret. Sonst ist der strenge mhd. Stand der Nebensilben durchaus erhalten. Die eigenthümliche Form: den brun (= Brunnen) (2) erklärt sich durch die obd. und md. bekannte Verschweigung der Endung -en nach nas. Stamm. Wh. § 458. Anch der Schreiber B gebraucht st. masc. schwach: in dem schaten, den trâmen (acc.). — In den Praeteritopraes. finden sich dieselben Formen wie bei A. Das partic. des verb. subst. ist gewest. Die Vor-- silbe ge- des part. perf. fehlt in: du hast bracht. stên und gên, stunt, gyng sind die verwendeten Formen. Immer steht vor, vor- und czu, czu-. Ich bemerke noch, daß A für das häufig vorkommende Wort: ab initio vom anegenge, B meist vom anevange schreibt. Zusammenfassend können wir sagen: Der Schreiber B stimmt im allgemeinen Charakter der Mundart und in besonderen lautlichen Er- scheinungen mit A vollkommen überein, er stimmt auch mit den sprach- 4*
51 — verschwindet, wie die Besserung des Schreibers A zu menschlich beweist (s. oben). Die Vorsilbe ent- erscheint immer voll: entphingen (ph nur euphonisch), beim Schreiber A meist als en-. Die Form nymant ist herrschend. Die Schreibung: si gesengent (gesegnet) ist vielleicht Nasa- lierung durch Vorwegnahme. Das md. enelende (2) zeigte auch A. K für g im Auslaut findet sich nur in dem Worte er twank. k für g im Anlaut nur in kegenwortig. kegen = gegen ist die ind. ver- breitete Form. ch wird durchaus für die Spirans geschrieben, auch vor t (almechtig), ebenso im Auslaut für h: entphach, verleich (oft). Daß aber wie in A germ. h im Inlaut zwischen Vocalen zwar in der Schreibung noch vorherrscht, aber nicht mehr gesprochen wird, mag uns die schriftliche Vertretung h beweisen gegen sonstiges ch: anvlehen, ent- phahen, slahen, sehen; neben geschehe steht gesche, neben aller hohest — des hoeften, dem hoften wie bei A, ebenso ich entphele (2), er entphal. Das ind. palatale g = j = w weist auch der Schreiber B auf. Durchaus in ruge (= ruowe) (2), rugen (verb.) (3); in si speigeten neben speiten. Für j zwischen Vocalen auch in marigen (marien) und in cregenteure (= crejenteure = creatiure). Die Apokope und Synkope kennt der Schreiber B noch weniger als A. Folgende Formen sollen den durchaus md. Charakter der Mund- art in Hinsicht der Behandlung des unbetonten e zeigen: di hymele, vbele, di tôchtere, sundere, dem jungere, lottere. Die synkopirten: erwelt, begert, gebert, geborn neben: den hymelen, geperende, ge- marteret, vorwandelende, er geisselete. In erlosen und furen kennt der Schreiber Synkope: er erloste, erlost, neben geloset. ir furt, gefurt neben gefuret. Sonst ist der strenge mhd. Stand der Nebensilben durchaus erhalten. Die eigenthümliche Form: den brun (= Brunnen) (2) erklärt sich durch die obd. und md. bekannte Verschweigung der Endung -en nach nas. Stamm. Wh. § 458. Anch der Schreiber B gebraucht st. masc. schwach: in dem schaten, den trâmen (acc.). — In den Praeteritopraes. finden sich dieselben Formen wie bei A. Das partic. des verb. subst. ist gewest. Die Vor-- silbe ge- des part. perf. fehlt in: du hast bracht. stên und gên, stunt, gyng sind die verwendeten Formen. Immer steht vor, vor- und czu, czu-. Ich bemerke noch, daß A für das häufig vorkommende Wort: ab initio vom anegenge, B meist vom anevange schreibt. Zusammenfassend können wir sagen: Der Schreiber B stimmt im allgemeinen Charakter der Mundart und in besonderen lautlichen Er- scheinungen mit A vollkommen überein, er stimmt auch mit den sprach- 4*
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52 — lichen Erscheinungen der deutschböhmischen Urkunden derselben Zeit zusammen. sch für s, welches A nicht kennt, findet sich auch im Prager Rechte häufig. — Ist also der sprachliche Charakter beider Schreiber derselbe, so muß doch die schon erwähnte Thatsache festgestellt werden, daß der zweite Schreiber mit Rücksicht auf consonantische Erscheinungen und auch in Behandlung der Apokope und Synkope sich dem allgemeinen md. Stande noch mehr nähert als A. Es ist noch ein dritter Schreiber sprachlich zu erwähnen, der mit nun verblaßter Tinte einzelne Worte besserte und einmal einen ganzen Satz auf den Rand schrieb, worin in den Formen werkauft, werroten sich die aus den Prager Stadtrecht bekannte Vertretung von w für v und auch die Verdumpfung des a vorfindet. Wir schließen mit folgendem Ergebuisse: 1. Die Sprache der beiden Schreiber A und B zeigt obd. Einflüsse in Rücksicht der Schreibung von anlautenden und auslautenden Consonanten und in Rücksicht der durchaus vollzogenen Zerdehnung von mhd. î ei, û & au, iu § eu; die sonstigen Erscheinungen können als md. in Anspruch genommen werden. 2. Der Krummauer deutsche Psalter trägt durchaus den sprachlichen Charakter deutschböhmischer Denkmäler derselben Zeit und hat seine Heimat in Prag oder in einem nördlich von Prag gelegenen Orte Böhmens.
52 — lichen Erscheinungen der deutschböhmischen Urkunden derselben Zeit zusammen. sch für s, welches A nicht kennt, findet sich auch im Prager Rechte häufig. — Ist also der sprachliche Charakter beider Schreiber derselbe, so muß doch die schon erwähnte Thatsache festgestellt werden, daß der zweite Schreiber mit Rücksicht auf consonantische Erscheinungen und auch in Behandlung der Apokope und Synkope sich dem allgemeinen md. Stande noch mehr nähert als A. Es ist noch ein dritter Schreiber sprachlich zu erwähnen, der mit nun verblaßter Tinte einzelne Worte besserte und einmal einen ganzen Satz auf den Rand schrieb, worin in den Formen werkauft, werroten sich die aus den Prager Stadtrecht bekannte Vertretung von w für v und auch die Verdumpfung des a vorfindet. Wir schließen mit folgendem Ergebuisse: 1. Die Sprache der beiden Schreiber A und B zeigt obd. Einflüsse in Rücksicht der Schreibung von anlautenden und auslautenden Consonanten und in Rücksicht der durchaus vollzogenen Zerdehnung von mhd. î ei, û & au, iu § eu; die sonstigen Erscheinungen können als md. in Anspruch genommen werden. 2. Der Krummauer deutsche Psalter trägt durchaus den sprachlichen Charakter deutschböhmischer Denkmäler derselben Zeit und hat seine Heimat in Prag oder in einem nördlich von Prag gelegenen Orte Böhmens.
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Ritfheiſungen bes Vereines für Geſchichte der Dentſchen in Böhmen. XXXIX. Jahrgang. Redigirt von Dr. d. Horčička und Dr. O. Weber. Nebst der literarischen Beilage. — Prag 1901. Im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. J. G. Calve'sche k. u. k. Hof Josef und Universitäts-Buchhandlung Koch. Commissionsverlaa.
Ritfheiſungen bes Vereines für Geſchichte der Dentſchen in Böhmen. XXXIX. Jahrgang. Redigirt von Dr. d. Horčička und Dr. O. Weber. Nebst der literarischen Beilage. — Prag 1901. Im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. J. G. Calve'sche k. u. k. Hof Josef und Universitäts-Buchhandlung Koch. Commissionsverlaa.
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