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Titel Götz von Berlichingen
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Titel - MVGDB
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Název:
Ein aus Götz von Berlichingen bezügliches Schriftstück im Egerer Stadtarchiv, MVGDB 39
Autor:
Siegl, Karl
Rok vydání:
1901
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
4
Obsah:
- 210: Titel Götz von Berlichingen
- 213: Titel - MVGDB
upravit
Strana 210
— 210 Ein auf Götz von Berlichingen bezügliches Schriftstück im Egerer Stadtarchin. Von Dr. Karl Siegl. Unter den Städten Oesterreichs und Deutschlands, welche in alter Zeit den regsten Verkehx mit der Stadt Eger unterhielten, uimmt uach der Masse der im hiesigen Stadtarchive befindlichen Handschriften das alte Nürnberg die erste Stelle ein. Die Correspondenzen der Stadt selbst reichen bis zum Jahre 1303, jene der Burggrafen von Nürnberg bis zum I. 1341 zurück, und neun umfangreiche Fascikel sind mit werth¬ vollem, auf Nüruberg sich beziehenden Schriftenmateriale angefüllt. Hie von entfallen sieben Fascikeln allein auf Nüruberger Geschlechter, unter welchen die vornehmsten Namen, wie die der: Baumgartner, Derrer, Fugger (ein Zweig davon in Augsburg), Holzschuher, Imhoff, Löffelholz. Pfinzing, Pirchheimer, Tucher, Volkamer und mehr als 200 andere Ver treter zum großen Theil längst ausgestorbener Familien zu finden sind. Bei diesem innigen Verkehr zwischen den beiden Städten ist es wohl er- klärlich, daß sie sich von allen wichtigen Vorgängen in ihrer Stadt gegen- seitig in Kenntniß setzen, auch alles Widerwärtige, was in ihnen in schweren Zeitläuften begeguete, gegenseitig berichteten. Zu Beginu des 16. Jahrhunderts war es insbesondere Götz von Berlichingen, auch Götz mit der eisernen Faust genannt, einer der letzten Repräsemauten der scheidenden Ritterzeit, mit dem die Stadt Nürnberg manch unsiebsamen Strauß auszufechten hatte. Wegen seiner Händel mit dieser Stadt, mit Köln und mit dem Bischofe von Bamberg, wurde Götz von Kaiser Maxi- milian I. auf dem Reichstage zu Köln im J. 1512 in des Reiches Acht und Aberacht erklärt und in einer (im Fasc. 783 verwahrten) Pergament- handschrift vom 11. August 1512 ersuchen nun die Nürnberger unter Mittheilung der „unadenlichen thaten“ Götzens ihre Egerer Freunde, dem Nürnberger Boten zu gestatten, jene Achterflärung auch in Eger anschlagen zu dürfen. Dieses auf Quer-Folio geschriebene Ersuchen hat folgenden Wortlaut: [von außen.] Den ersamen vnd weysen Burgermeistern vnnd Rate der Stat Eger vnnsern besonndern guten freundenn.
— 210 Ein auf Götz von Berlichingen bezügliches Schriftstück im Egerer Stadtarchin. Von Dr. Karl Siegl. Unter den Städten Oesterreichs und Deutschlands, welche in alter Zeit den regsten Verkehx mit der Stadt Eger unterhielten, uimmt uach der Masse der im hiesigen Stadtarchive befindlichen Handschriften das alte Nürnberg die erste Stelle ein. Die Correspondenzen der Stadt selbst reichen bis zum Jahre 1303, jene der Burggrafen von Nürnberg bis zum I. 1341 zurück, und neun umfangreiche Fascikel sind mit werth¬ vollem, auf Nüruberg sich beziehenden Schriftenmateriale angefüllt. Hie von entfallen sieben Fascikeln allein auf Nüruberger Geschlechter, unter welchen die vornehmsten Namen, wie die der: Baumgartner, Derrer, Fugger (ein Zweig davon in Augsburg), Holzschuher, Imhoff, Löffelholz. Pfinzing, Pirchheimer, Tucher, Volkamer und mehr als 200 andere Ver treter zum großen Theil längst ausgestorbener Familien zu finden sind. Bei diesem innigen Verkehr zwischen den beiden Städten ist es wohl er- klärlich, daß sie sich von allen wichtigen Vorgängen in ihrer Stadt gegen- seitig in Kenntniß setzen, auch alles Widerwärtige, was in ihnen in schweren Zeitläuften begeguete, gegenseitig berichteten. Zu Beginu des 16. Jahrhunderts war es insbesondere Götz von Berlichingen, auch Götz mit der eisernen Faust genannt, einer der letzten Repräsemauten der scheidenden Ritterzeit, mit dem die Stadt Nürnberg manch unsiebsamen Strauß auszufechten hatte. Wegen seiner Händel mit dieser Stadt, mit Köln und mit dem Bischofe von Bamberg, wurde Götz von Kaiser Maxi- milian I. auf dem Reichstage zu Köln im J. 1512 in des Reiches Acht und Aberacht erklärt und in einer (im Fasc. 783 verwahrten) Pergament- handschrift vom 11. August 1512 ersuchen nun die Nürnberger unter Mittheilung der „unadenlichen thaten“ Götzens ihre Egerer Freunde, dem Nürnberger Boten zu gestatten, jene Achterflärung auch in Eger anschlagen zu dürfen. Dieses auf Quer-Folio geschriebene Ersuchen hat folgenden Wortlaut: [von außen.] Den ersamen vnd weysen Burgermeistern vnnd Rate der Stat Eger vnnsern besonndern guten freundenn.
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211 [von innen.] Vnnser fruntlich willig dinst zuuor. Ersamen vnd weysen besunder lieben Frundt! die Romisch kayserlich Mayestat vnnser allergnedigster Her hat yczo aus volkomenhait Irs kayser- lichen gewalts vmb redlicher, billicher bewegknus willen vnnd Jn sunderhait von wegen der Posen vnadenlichen thaten, so Göctz von Berlichingen der Junger, Hanns von Selbicz vnnd Lin- hart Birkhaimer sambt Iren helffern vnnd verwanten an ettlichen vnnserer vnd annder herschafften, Burgern vnd Zugewanten in des hochwirdigen Fursten vnd herren hern Georgen Bischouen zu Bam- bergs vnnsers gnedigen herren lebendigem glait (Gefolge) vnnd auf des heyligen Reichs Strassen, an alle vorgeende entsagung vnd be� warung, verruckter tag geubt, haben dieselben von Berlichingen, Selwicz vnd Birckheymern sambt allen iren knechten, dienern, helffern, enthaltern, furschiebern, beystendern vnd anhenngern diser sachen in Jrer Maiestat vnd des heyligen Reichs acht vnnd aberacht offennlich erclert, denuncirt vnd verkundigt, mit weyterem anhanng vnd ernstlichem beuelh vnnd gebot, bey schweren penen, darjnn nach Lenng verleybt, wie ewr weyshait ab enuerwartem gleich- lautendem glaublichem abtruck, so wir euch aus noturfft guter maynung vbersenden, vernemen. Die wollet, bitten wir fruntlichs vleys, on verdries horn auch vnnserm boten gestatten, die in ewr Stat anzuslahen, vnnd euch gegen den angezaigten, des heylichen Reichs achtern vnd denen, so in irer hilff vnnd verwantnus gewest vnd noch auch inen mit enthalt, vnnderschlayf vnnd in annder weg wyder den kuniglichen landfriden, des heyligen Reichs ordnung vnd dise der kayserlichen Maiestat verkundung vnd gebot anhengig seyen, als gehorsame des heyligen Reichs, gemes dem bemelten Lanndfriden vnd kaiserlicher Maiestat ausganngen denunceation erweysen, wie vnnser vertrawen stet zu ewr weishait, vmb die wir auch solichs fruntlich wyderumb wollen verdienen. Datum am mitwoch nach sannd Laurenczen tag, Anno duodecimo. (11. August 1512.) Burgermeistere vnnd Rate zu Nurmberg, Die in diesem Schreiben erwähnte „enverwarte“ Kundmachung, die ein kostbarer Einblattdruck gewesen, ist in Folge des Anschlages leider verloren gegangen. — Nachdem Götz für allen aus seinen „posen thaten“ entstandenen Schaden Ersatz geleistet und Urfehde geschworen hatte, er- folgte seine Lossprechung von der Acht. Götz kam aber nicht zur Ruhe, gerieth schon 1516 wieder mit dem Stifte in Mainz, mit dem Grafen Mittheilungen. 39. Jahrgang. 2. Heft. 14
211 [von innen.] Vnnser fruntlich willig dinst zuuor. Ersamen vnd weysen besunder lieben Frundt! die Romisch kayserlich Mayestat vnnser allergnedigster Her hat yczo aus volkomenhait Irs kayser- lichen gewalts vmb redlicher, billicher bewegknus willen vnnd Jn sunderhait von wegen der Posen vnadenlichen thaten, so Göctz von Berlichingen der Junger, Hanns von Selbicz vnnd Lin- hart Birkhaimer sambt Iren helffern vnnd verwanten an ettlichen vnnserer vnd annder herschafften, Burgern vnd Zugewanten in des hochwirdigen Fursten vnd herren hern Georgen Bischouen zu Bam- bergs vnnsers gnedigen herren lebendigem glait (Gefolge) vnnd auf des heyligen Reichs Strassen, an alle vorgeende entsagung vnd be� warung, verruckter tag geubt, haben dieselben von Berlichingen, Selwicz vnd Birckheymern sambt allen iren knechten, dienern, helffern, enthaltern, furschiebern, beystendern vnd anhenngern diser sachen in Jrer Maiestat vnd des heyligen Reichs acht vnnd aberacht offennlich erclert, denuncirt vnd verkundigt, mit weyterem anhanng vnd ernstlichem beuelh vnnd gebot, bey schweren penen, darjnn nach Lenng verleybt, wie ewr weyshait ab enuerwartem gleich- lautendem glaublichem abtruck, so wir euch aus noturfft guter maynung vbersenden, vernemen. Die wollet, bitten wir fruntlichs vleys, on verdries horn auch vnnserm boten gestatten, die in ewr Stat anzuslahen, vnnd euch gegen den angezaigten, des heylichen Reichs achtern vnd denen, so in irer hilff vnnd verwantnus gewest vnd noch auch inen mit enthalt, vnnderschlayf vnnd in annder weg wyder den kuniglichen landfriden, des heyligen Reichs ordnung vnd dise der kayserlichen Maiestat verkundung vnd gebot anhengig seyen, als gehorsame des heyligen Reichs, gemes dem bemelten Lanndfriden vnd kaiserlicher Maiestat ausganngen denunceation erweysen, wie vnnser vertrawen stet zu ewr weishait, vmb die wir auch solichs fruntlich wyderumb wollen verdienen. Datum am mitwoch nach sannd Laurenczen tag, Anno duodecimo. (11. August 1512.) Burgermeistere vnnd Rate zu Nurmberg, Die in diesem Schreiben erwähnte „enverwarte“ Kundmachung, die ein kostbarer Einblattdruck gewesen, ist in Folge des Anschlages leider verloren gegangen. — Nachdem Götz für allen aus seinen „posen thaten“ entstandenen Schaden Ersatz geleistet und Urfehde geschworen hatte, er- folgte seine Lossprechung von der Acht. Götz kam aber nicht zur Ruhe, gerieth schon 1516 wieder mit dem Stifte in Mainz, mit dem Grafen Mittheilungen. 39. Jahrgang. 2. Heft. 14
Strana 212
212 — Philipp von Waldeck u. a. in unliebsame Händel, führte in der Folge mit seiner eisernen Hand noch eine Menge kühner Reiterthaten aus, ließ sich auch im Bauernkriege durch einige Wochen als Anführer der Bauern gebrauchen, und starb endlich, hochbetagt, im Alter von 82 Jahren auf seinem Schlosse zu Hornberg. Seine Leiche wurde im Kloster Schönthal beigesetzt. Er hinterließ eine von ihm selbst verfaßte Beschreibung seines Lebens (Götz schrieb mit der linken Hand), welche mehrfache Ueber- tragungen erfahren, im modernen Gewande aber viel von ihrer frischen, kernigen Sprache verloren hat. Dieser Beschreibung, die ein getreues Ge- mälde der Sitten jener Zeit besonders des Adels wiedergibt und deshalb von unschätzbarem Werthe ist, entnahm auch Goethe den Stoff zu seinem berühmten Schauspiel: „Götz von Berlichingen.“
212 — Philipp von Waldeck u. a. in unliebsame Händel, führte in der Folge mit seiner eisernen Hand noch eine Menge kühner Reiterthaten aus, ließ sich auch im Bauernkriege durch einige Wochen als Anführer der Bauern gebrauchen, und starb endlich, hochbetagt, im Alter von 82 Jahren auf seinem Schlosse zu Hornberg. Seine Leiche wurde im Kloster Schönthal beigesetzt. Er hinterließ eine von ihm selbst verfaßte Beschreibung seines Lebens (Götz schrieb mit der linken Hand), welche mehrfache Ueber- tragungen erfahren, im modernen Gewande aber viel von ihrer frischen, kernigen Sprache verloren hat. Dieser Beschreibung, die ein getreues Ge- mälde der Sitten jener Zeit besonders des Adels wiedergibt und deshalb von unschätzbarem Werthe ist, entnahm auch Goethe den Stoff zu seinem berühmten Schauspiel: „Götz von Berlichingen.“
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A ittheifungen bes Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXIX. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Sorčička und Dr. O. Weber. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1901. Im Delbstverlage des Dereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. I. G. Calve'ſche k. u. k. Hof- Josef und Universitäts-Buchhandlung Koch. Commijsionsverlaa.
A ittheifungen bes Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXIX. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Sorčička und Dr. O. Weber. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1901. Im Delbstverlage des Dereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. I. G. Calve'ſche k. u. k. Hof- Josef und Universitäts-Buchhandlung Koch. Commijsionsverlaa.
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