z 94 stránek
Titel
I
II
III
IV
V
VI
Vorwort
VII
VIII
Inhalt
IX
Einleitung
1
2
3
4
Privilegien
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
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18
19
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Urkunden
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30
31
32
33
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36
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41
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43
44
45
46
Immunitätsformular
47
48
49
50
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Exkurse
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Verzeichnis
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Název:
Beiträge zur Diplomatik der mährischen Immunitätsurkunden
Autor:
Zatschek, Heinz
Rok vydání:
1931
Místo vydání:
Praha
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
94
Obsah:
- I: Titel
- VII: Vorwort
- IX: Inhalt
- 1: Einleitung
- 5: Privilegien
- 29: Urkunden
- 47: Immunitätsformular
- 61: Exkurse
- 80: Verzeichnis
upravit
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Beiträge zur Diplomatik der mährischen Immunitätsurkunden Von Heinz Zatschek Prag 1931. Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik Vertrieb: Sudelendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg
Beiträge zur Diplomatik der mährischen Immunitätsurkunden Von Heinz Zatschek Prag 1931. Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik Vertrieb: Sudelendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg
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Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte Herausgegeben von der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik 9. Heft Prag 1931 Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik Vertrieb: Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg
Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte Herausgegeben von der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik 9. Heft Prag 1931 Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik Vertrieb: Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg
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Vorwort. Der Urkundenforscher wird kaum ein Arbeitsgebiet finden, das reichlichere Ausbeute verspricht als die Diplomatik der Přemys- lidenurkunden. Ohne Ubertreibung darf man behaupten, daß hier noch alles zu leisten ist, wenn man von einigen älteren, verdienst- vollen Arbeiten absieht, die moderner Problemstellung doch nicht mehr genügen können. Die vorliegende Studie ist ein erster Versuch mit allen Mängeln, die einem solchen notwendigerweise anhaften und mir woll bewußt sind. Die Schwierigkeiten sind in der Einleitung erörtert, hier mag vielleicht noch hinzugefügt werden, daß die Er- fassung und Bereitstellung des Quellenmaterials fallweise doch auf größere Hindernisse stößt, als dem gleichmäßigen Fortschreiten einer Untersuchung förderlich sein kann. Es ist eben doch ein großer Unterschied, ob man die Urkunden in einem staatlichen oder privaten Archiv bearbeiten muß. Darum kann diese Untersuchung, die aus Vorlesungen und Übungen über böhmische Diplomatik entstanden ist, nicht überall abschließende Ergebnisse bringen. Ohne mehirfache Hilfe und Unterstützung hätte sie ungeschrie- ben bleiben müssen. Das Ministerium für Schulwesen und Volks- kultur hat meinen Plan gebilligt, für das historische Seminar der deutschen Universität eine Sammlung von Photographien der noch urschriftlich erhaltenen Herzogs- und Königsurkunden bis zum Aus- sterben der Přemysliden anzulegen. Durch namhafte Subventionen ist es möglich gewesen, hier einen Faksimileapparat zu schaffen, der einerseits eine Ausbildung der Hörer an heimischen Quellen gestattet, anderseits die für diplomatische und rechtshistorische Fragen unerläßlichen Grundlagen abgibt. Ich fühle mich dem Mini- sterium um so mehr zum Danke verpflichtet, als mich diese Arbeiten rasch in die Geschichte des Landes eindringen ließen, das meine zweite Heimat geworden ist. Mein Dank gilt ebenso den Vorständen und Beamten der Archive, in denen ich das Material gesammelt habe. Sie haben meine Wünsche mit größtem Entgegenkommen erfüllt. Der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik, die die Drucklegung der Studie und ihre Ausstattung mit fünf Tafeln übernommen hat, sowie den Mitgliedern der historischen Kommission auch an dieser Stelle zu danken, ist mir eine angenehme Pflicht. Herr Professor Hirsch war so freundlich, auch dieses Mal die Korrekturen mitzulesen und mir einzelne wichtige Hinweise zu
Vorwort. Der Urkundenforscher wird kaum ein Arbeitsgebiet finden, das reichlichere Ausbeute verspricht als die Diplomatik der Přemys- lidenurkunden. Ohne Ubertreibung darf man behaupten, daß hier noch alles zu leisten ist, wenn man von einigen älteren, verdienst- vollen Arbeiten absieht, die moderner Problemstellung doch nicht mehr genügen können. Die vorliegende Studie ist ein erster Versuch mit allen Mängeln, die einem solchen notwendigerweise anhaften und mir woll bewußt sind. Die Schwierigkeiten sind in der Einleitung erörtert, hier mag vielleicht noch hinzugefügt werden, daß die Er- fassung und Bereitstellung des Quellenmaterials fallweise doch auf größere Hindernisse stößt, als dem gleichmäßigen Fortschreiten einer Untersuchung förderlich sein kann. Es ist eben doch ein großer Unterschied, ob man die Urkunden in einem staatlichen oder privaten Archiv bearbeiten muß. Darum kann diese Untersuchung, die aus Vorlesungen und Übungen über böhmische Diplomatik entstanden ist, nicht überall abschließende Ergebnisse bringen. Ohne mehirfache Hilfe und Unterstützung hätte sie ungeschrie- ben bleiben müssen. Das Ministerium für Schulwesen und Volks- kultur hat meinen Plan gebilligt, für das historische Seminar der deutschen Universität eine Sammlung von Photographien der noch urschriftlich erhaltenen Herzogs- und Königsurkunden bis zum Aus- sterben der Přemysliden anzulegen. Durch namhafte Subventionen ist es möglich gewesen, hier einen Faksimileapparat zu schaffen, der einerseits eine Ausbildung der Hörer an heimischen Quellen gestattet, anderseits die für diplomatische und rechtshistorische Fragen unerläßlichen Grundlagen abgibt. Ich fühle mich dem Mini- sterium um so mehr zum Danke verpflichtet, als mich diese Arbeiten rasch in die Geschichte des Landes eindringen ließen, das meine zweite Heimat geworden ist. Mein Dank gilt ebenso den Vorständen und Beamten der Archive, in denen ich das Material gesammelt habe. Sie haben meine Wünsche mit größtem Entgegenkommen erfüllt. Der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik, die die Drucklegung der Studie und ihre Ausstattung mit fünf Tafeln übernommen hat, sowie den Mitgliedern der historischen Kommission auch an dieser Stelle zu danken, ist mir eine angenehme Pflicht. Herr Professor Hirsch war so freundlich, auch dieses Mal die Korrekturen mitzulesen und mir einzelne wichtige Hinweise zu
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VIII geben. Seine Art, als Urkundenforscher rechtshistorische Probleme zu stellen und ihrer Klärung zuzuführen, ist auf mich nicht ohne Einfluß geblieben. Wenn die mit seinen Methoden gewonnenen Beobachtungen da und dort zu den Ergebnissen seiner „Hohen Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter“, die in der gleichen Reihe erschienen ist, Parallelen bringen, so möchte ich damit meinen Dank für bewußte und unbewußte Anregung zum Ausdruck bringen. Nicht zuletzt will ich hier meiner Frau gedenken, die — Schü- lerin Hirschs während seiner Prager Tätigkeit — durch ihre im Anschluß an dessen „Hohe Gerichtsbarkeit“ entstandene Disser- tation „Beiträge zur Geschichte der Hochgerichtsbarkeit in Böhmen und Mähren bis zur Maiestas Carolina“ mir die Anregung gegeben hat, mit vollständigerem Material Fragen nochmals aufzurollen, die sie der Lösung nahe gebracht hatte. Sie hat mir mit ihren Kennt- nissen das Einfinden in mein neues Arbeitsgebiet sehr erleichtert, so daß mir die Widmung der Arbeit als Zeichen meines Dankes immer mehr zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Prag, am 25. Oktober 1931. H. Zatschek.
VIII geben. Seine Art, als Urkundenforscher rechtshistorische Probleme zu stellen und ihrer Klärung zuzuführen, ist auf mich nicht ohne Einfluß geblieben. Wenn die mit seinen Methoden gewonnenen Beobachtungen da und dort zu den Ergebnissen seiner „Hohen Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter“, die in der gleichen Reihe erschienen ist, Parallelen bringen, so möchte ich damit meinen Dank für bewußte und unbewußte Anregung zum Ausdruck bringen. Nicht zuletzt will ich hier meiner Frau gedenken, die — Schü- lerin Hirschs während seiner Prager Tätigkeit — durch ihre im Anschluß an dessen „Hohe Gerichtsbarkeit“ entstandene Disser- tation „Beiträge zur Geschichte der Hochgerichtsbarkeit in Böhmen und Mähren bis zur Maiestas Carolina“ mir die Anregung gegeben hat, mit vollständigerem Material Fragen nochmals aufzurollen, die sie der Lösung nahe gebracht hatte. Sie hat mir mit ihren Kennt- nissen das Einfinden in mein neues Arbeitsgebiet sehr erleichtert, so daß mir die Widmung der Arbeit als Zeichen meines Dankes immer mehr zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Prag, am 25. Oktober 1931. H. Zatschek.
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Inhaltsverzeichnis. Seite Elnleitung 1. Kapitel. Die Privilegien für Olmütz, Oslavan und Velehrad ... 5—24 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1—5 2. Kapitel. Die Urkunden für Hradisch, Klosterbruck und Raigern aus den Jahren 1233 und 1234 . . . . . . . . . . . 24—29 3. Kapltel. Die Urkunden für Tischnowitz, Dubravnik und Maria- zeli in Brünn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29—32 4. Kapitel. Die Urkunden für Hradisch und Zabrdowitz . . . . . . 32—46 5. Kapitel. Entstehung und Verbreitung des Immunitätsformulars. 47—55 6. Kapltel. Das Immunitätsformular in der Zeit der Luxemburger. . 55—58 Übersichtstafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Exkurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61—79 63—67 1. Das Deperditum für Velehrad aus den Jahren 1209/13 II. Die Bestätigung des Privilegs Markgraf Přemysls für Tischnowitz vom Jahre 1234 durch König Přemysl 68—74 Ottokar 11. von 1255 . . . . . . . . . . . . . . . . . III. König Wenzel bestätigt dem Kloster Hradisch seine Privilegien und verleiht ihm die Rechte und Frei- heiten, wie sie die Kirche von Olmütz besitzt (1250) . 74—79 Verzeichnls der besprochenen mährischen Immunitätsurkunden . . . 80
Inhaltsverzeichnis. Seite Elnleitung 1. Kapitel. Die Privilegien für Olmütz, Oslavan und Velehrad ... 5—24 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1—5 2. Kapitel. Die Urkunden für Hradisch, Klosterbruck und Raigern aus den Jahren 1233 und 1234 . . . . . . . . . . . 24—29 3. Kapltel. Die Urkunden für Tischnowitz, Dubravnik und Maria- zeli in Brünn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29—32 4. Kapitel. Die Urkunden für Hradisch und Zabrdowitz . . . . . . 32—46 5. Kapitel. Entstehung und Verbreitung des Immunitätsformulars. 47—55 6. Kapltel. Das Immunitätsformular in der Zeit der Luxemburger. . 55—58 Übersichtstafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Exkurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61—79 63—67 1. Das Deperditum für Velehrad aus den Jahren 1209/13 II. Die Bestätigung des Privilegs Markgraf Přemysls für Tischnowitz vom Jahre 1234 durch König Přemysl 68—74 Ottokar 11. von 1255 . . . . . . . . . . . . . . . . . III. König Wenzel bestätigt dem Kloster Hradisch seine Privilegien und verleiht ihm die Rechte und Frei- heiten, wie sie die Kirche von Olmütz besitzt (1250) . 74—79 Verzeichnls der besprochenen mährischen Immunitätsurkunden . . . 80
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Einleitung. Es gibt kaum ein Problem der böhmischen Urkundenforschung, das beim ersten Zugreifen gelöst werden könnte. Schuld daran ist die Form, in der die Quellen der Benützung zugänglich gemacht worden sind. Wie unzuverlässig in jeder Hinsicht der Codex diplo- maticus et epistolaris Moraviae ist, braucht kaum dargelegt zu werden. Obzwar viele verdienstvolle Arbeiten mit Erfolg bemüht waren, die Fälschungen seines Herausgebers, Anton Boczeks, zu entlarven, enthalten die älteren Bände dieser Urkundenpublikation immer noch eine große Zahl neuzeitlicher Spurien, die geeignet sind, die Forschung irrezuführen. Doch damit nicht genug. Boczek hat in sehr eigenmächtiger Weise beim Abdruck der Urkunden einmal den vollständigen Wortlaut geboten, dann wieder Teile des Kon- textes ausgelassen, besonders bei Inserten, so daß bei vielen Stücken begründete Zweifel an ihrer Echtheit entstehen mußten. Die Be- seitigung dieser Schwierigkeiten wird mehrfach durch heillos ver- wirrte Uberlieferungsangaben erschwert, die Datierungen sind nicht selten falsch aufgelöst, ebensooft eigenmächtig ergänzt und man kann nicht behaupten, daß Boczek damit eine glückliche Hand be- wiesen hätte. Bot der Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae wenigstens in der Mehrzahl der Fälle einen vollständigen Text, so war das bei den von Erben und Emler besorgten Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae von Anfang an nicht beabsichtigt. Diese Regesten enthalten zwar den wesentlichen Inhalt der Ur- kunden im Wortlaut, nämlich die Dispositio, ferner Zeugenreihe und Datierung, sind aber durchaus nicht zuverlässig. Mehrfach sind rechtlich bedeutsame Bestimmungen ohne ersichtlichen Grund aus- gefallen und wenn gelegentlich die Plica die Datierung bedeckt, dann fehlt auch im Druck das Schlußprotokoll. Die Regesten können dort, wo es sich um Urkunden für mährische Empfänger handelt, aus dem Codex diplomaticus für Mähren ergänzt werden ; für Böhmen fehlt ein entsprechender Ersatz und solange sich die formelhaften Teile einer Urkunde, vor allem Arenga, Korroboratio und Straf- formel, der Beurteilung entzogen, war eine kritische Prüfung des böhmischen Urkundenbestandes ein Ding der Unmöglichkeit. Diesem der Forschung wenig günstigen Zustand war ein Ende gesetzt, als Gustav Friedrich 1907 den ersten Band des Codex di- plomaticus et epistolaris regni Bohemiae herausbrachte, dem 1912 ein zweiter folgte, der die Zeit bis zum Tode Přemysl Ottokars I.
Einleitung. Es gibt kaum ein Problem der böhmischen Urkundenforschung, das beim ersten Zugreifen gelöst werden könnte. Schuld daran ist die Form, in der die Quellen der Benützung zugänglich gemacht worden sind. Wie unzuverlässig in jeder Hinsicht der Codex diplo- maticus et epistolaris Moraviae ist, braucht kaum dargelegt zu werden. Obzwar viele verdienstvolle Arbeiten mit Erfolg bemüht waren, die Fälschungen seines Herausgebers, Anton Boczeks, zu entlarven, enthalten die älteren Bände dieser Urkundenpublikation immer noch eine große Zahl neuzeitlicher Spurien, die geeignet sind, die Forschung irrezuführen. Doch damit nicht genug. Boczek hat in sehr eigenmächtiger Weise beim Abdruck der Urkunden einmal den vollständigen Wortlaut geboten, dann wieder Teile des Kon- textes ausgelassen, besonders bei Inserten, so daß bei vielen Stücken begründete Zweifel an ihrer Echtheit entstehen mußten. Die Be- seitigung dieser Schwierigkeiten wird mehrfach durch heillos ver- wirrte Uberlieferungsangaben erschwert, die Datierungen sind nicht selten falsch aufgelöst, ebensooft eigenmächtig ergänzt und man kann nicht behaupten, daß Boczek damit eine glückliche Hand be- wiesen hätte. Bot der Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae wenigstens in der Mehrzahl der Fälle einen vollständigen Text, so war das bei den von Erben und Emler besorgten Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae von Anfang an nicht beabsichtigt. Diese Regesten enthalten zwar den wesentlichen Inhalt der Ur- kunden im Wortlaut, nämlich die Dispositio, ferner Zeugenreihe und Datierung, sind aber durchaus nicht zuverlässig. Mehrfach sind rechtlich bedeutsame Bestimmungen ohne ersichtlichen Grund aus- gefallen und wenn gelegentlich die Plica die Datierung bedeckt, dann fehlt auch im Druck das Schlußprotokoll. Die Regesten können dort, wo es sich um Urkunden für mährische Empfänger handelt, aus dem Codex diplomaticus für Mähren ergänzt werden ; für Böhmen fehlt ein entsprechender Ersatz und solange sich die formelhaften Teile einer Urkunde, vor allem Arenga, Korroboratio und Straf- formel, der Beurteilung entzogen, war eine kritische Prüfung des böhmischen Urkundenbestandes ein Ding der Unmöglichkeit. Diesem der Forschung wenig günstigen Zustand war ein Ende gesetzt, als Gustav Friedrich 1907 den ersten Band des Codex di- plomaticus et epistolaris regni Bohemiae herausbrachte, dem 1912 ein zweiter folgte, der die Zeit bis zum Tode Přemysl Ottokars I.
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2 umfaßt. Hinter dem Dank dafür, daß nun endlich vollständige Texte vorliegen und Echtes von Falschem nach Tunlichkeit ge- sondert ist, mögen die Bedenken und Zweifel zurücktreten, zu denen die beiden Bände Anlaß geben. Wie so manches wissenschaftliche Unternehmen ist auch diese Urkundenpublikation ein Opfer des letzten Krieges geworden, ihre Fortführung scheint zumindest für die nächsten Jahre nicht bevorzustehen. Somit bilden für die Zeit König Wenzels I. und seiner Nachfolger nach wie vor die Regesten und das mährische Urkundenwerk die einzigen Grundlagen wissen- schaftlicher Arbeit. Das mag wohl auch der Grund sein, warum sich Urkundenforschung und Rechtsgeschichte mit den Diplomen der Premysliden wenig beschäftigt haben: der Boden ist heute noch zu unsicher. Für die böhmisch-mährische Geschichte ist das ein Nachteil. Denn abgesehen von sehr wesentlichen Ergänzungen, die die politische Geschichte von der Urkundenforschung noch zu er- warten hat, sind gerade von den Rechtshistorikern noch Probleme zu stellen und zu lösen, die in Deutschland und Österreich die For- schung seit Jahrzehnten gefesselt haben. Hier soll eine einzige Frage beantwortet werden, die wohl auch rechtsgeschichtliches Interesse beanspruchen darf, für die aber zuerst mit dem Rüstzeug der Diplomatik der Weg bereitet werden muß, die nach der Entstehung, Entwicklung und Verbreitung des mährischen Immunitätsformulars. Als erster hat sich ganz kurz R. Koß in seinen „Kritischen Bemerkungen zu Friedrichs Codex diplo- maticus nec non epistolaris regni Bohemiae“ mit ihm beschäftigt1). Er spricht hier von einem Formular, „das ständig, mehr als ein halbes Jahrhundert hindurch, in sämtlichen mährischen Immunitäts- privilegien ohne Ausnahme verwendet erscheint“ und gibt auch den sehr bemerkenswerten Hinweis, daß der Inhalt der böhmischen und mährischen Immunität nicht der gleiche war. Während in Böhmen die Klöster von den Provinzialgerichten „sogleich gänzlich“ befreit wurden, „war die Exemption der mährischen Klöster nur eine teil- weise“ 2). Dieser Unterschied war vor KOß der deutschen und tsche- chischen Forschung in gleicher Weise entgangen, da zwischen der Bedeutung der Immunität in Mähren und Böhmen nicht scharf genug geschieden worden war und die tschechischen Rechtshistoriker ihr Hauptaugenmerk darauf gerichtet hatten, ob die Immunität von außen her übertragen worden sei oder ob man ihr Eindringen aus Deutschland ablehnen dürfe. Die Feststellungen von Koß sind rund eineinhalb Jahrzehnte im wesentlichen unbeachtet geblieben. Sie waren allerdings noch nicht abschließend, die von ihi zusammengestellte Urkundengruppe ist unvollständig. Koß hat zwar mit dem Privileg Přemysl Otto- kars I. für die Kirche von Olmütz von 12073) die erstmalige Fassung 1) Prager Studien aus dem Gebiete der Geschichtswissenschaft. Heraus- gegeben von A. Bachmann und E. Werunsky Heft 16 S. 54 f. 2) Koß a. a. O. S. 55. Vgl. auch Koss, Forschungen zur mittelalter- lichen Gerichtsverfassung Böhmens und Mährens S. 9. 3) Friedrich CDB. II Nr. 59.
2 umfaßt. Hinter dem Dank dafür, daß nun endlich vollständige Texte vorliegen und Echtes von Falschem nach Tunlichkeit ge- sondert ist, mögen die Bedenken und Zweifel zurücktreten, zu denen die beiden Bände Anlaß geben. Wie so manches wissenschaftliche Unternehmen ist auch diese Urkundenpublikation ein Opfer des letzten Krieges geworden, ihre Fortführung scheint zumindest für die nächsten Jahre nicht bevorzustehen. Somit bilden für die Zeit König Wenzels I. und seiner Nachfolger nach wie vor die Regesten und das mährische Urkundenwerk die einzigen Grundlagen wissen- schaftlicher Arbeit. Das mag wohl auch der Grund sein, warum sich Urkundenforschung und Rechtsgeschichte mit den Diplomen der Premysliden wenig beschäftigt haben: der Boden ist heute noch zu unsicher. Für die böhmisch-mährische Geschichte ist das ein Nachteil. Denn abgesehen von sehr wesentlichen Ergänzungen, die die politische Geschichte von der Urkundenforschung noch zu er- warten hat, sind gerade von den Rechtshistorikern noch Probleme zu stellen und zu lösen, die in Deutschland und Österreich die For- schung seit Jahrzehnten gefesselt haben. Hier soll eine einzige Frage beantwortet werden, die wohl auch rechtsgeschichtliches Interesse beanspruchen darf, für die aber zuerst mit dem Rüstzeug der Diplomatik der Weg bereitet werden muß, die nach der Entstehung, Entwicklung und Verbreitung des mährischen Immunitätsformulars. Als erster hat sich ganz kurz R. Koß in seinen „Kritischen Bemerkungen zu Friedrichs Codex diplo- maticus nec non epistolaris regni Bohemiae“ mit ihm beschäftigt1). Er spricht hier von einem Formular, „das ständig, mehr als ein halbes Jahrhundert hindurch, in sämtlichen mährischen Immunitäts- privilegien ohne Ausnahme verwendet erscheint“ und gibt auch den sehr bemerkenswerten Hinweis, daß der Inhalt der böhmischen und mährischen Immunität nicht der gleiche war. Während in Böhmen die Klöster von den Provinzialgerichten „sogleich gänzlich“ befreit wurden, „war die Exemption der mährischen Klöster nur eine teil- weise“ 2). Dieser Unterschied war vor KOß der deutschen und tsche- chischen Forschung in gleicher Weise entgangen, da zwischen der Bedeutung der Immunität in Mähren und Böhmen nicht scharf genug geschieden worden war und die tschechischen Rechtshistoriker ihr Hauptaugenmerk darauf gerichtet hatten, ob die Immunität von außen her übertragen worden sei oder ob man ihr Eindringen aus Deutschland ablehnen dürfe. Die Feststellungen von Koß sind rund eineinhalb Jahrzehnte im wesentlichen unbeachtet geblieben. Sie waren allerdings noch nicht abschließend, die von ihi zusammengestellte Urkundengruppe ist unvollständig. Koß hat zwar mit dem Privileg Přemysl Otto- kars I. für die Kirche von Olmütz von 12073) die erstmalige Fassung 1) Prager Studien aus dem Gebiete der Geschichtswissenschaft. Heraus- gegeben von A. Bachmann und E. Werunsky Heft 16 S. 54 f. 2) Koß a. a. O. S. 55. Vgl. auch Koss, Forschungen zur mittelalter- lichen Gerichtsverfassung Böhmens und Mährens S. 9. 3) Friedrich CDB. II Nr. 59.
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3 des Immunitätsformulars herausgegriffen, aber nicht 1252, sondern noch mehrere Menschenalter später können seine letzten Ausläufer nachgewiesen werden 1). Unzutreffend war auch die Behauptung, die mährischen Immunitätsprivilegien seien „ohne Ausnahme" dem ge- nannten Formular gefolgt. Die sich an dieses knüpfenden diploma- tischen Fragen hat Koß überhaupt nicht gestreift, ist auf die rechts- geschichtliche Problematik kaum eingegangen. Erst 1928 haben sich zwei Untersuchungen rechtsgeschicht- lichen Inhalts auch mit dem mährischen Immunitätsformular be- schäftigt. V. Vaněček ist in seiner „Studie über die Immunität der geistlichen Güter in Böhmen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts“ 2) im Zusammenhang mit der Klärung der Termini narok, svod und hlava auch auf die mährischen Immunitätsurkunden zu sprechen gekommen3), die zwar nur ausnahmsweise diese Ausdrücke auf- weisen, in dem Satz: ius, quod datur pro capite, pro fure vel pro svod vermutlich doch das umschreiben wollen, was eine Urkunde von 11874) für das Kapitel am Vyšehrad folgendermaßen zum Aus- druck bringt: omnis acquisitio, que provenire solet in istis: swod, narok et quod vulgo glava dicitur. Die Urkunden, die Vaněček in diesen Zusammenhängen aufgezählt hat, weisen fast ausnahms- los das Formular auf, von dem weiterhin die Rede sein soll. Er ist darauf aufmerksam geworden, daß einzelne Empfängergruppen die gleichen Formulierungen aufweisen 5), es ist ihm auch nicht ent- gangen, daß in einer Reihe von Diplomen, die 1234 für Tischnowitz einsetzen, zu denen auch Dubravnik 1235, Mariazell in Brünn 1252, und, allerdings in loserer Abhängigkeit, Hradisch 1250 gehören, der Wortlaut teilweise stärker mit der Olmützer Urkunde von 1207 als mit der Velehrad-Oslavaner Fassung von 1228 übereinstimmt 6). Diese Feststellungen sind zutreffend. Aber sie erfassen nur das Tatsächliche, legen die Zusammenhänge nicht bloß. Das kann, wenn man die Ziele im Auge behält, die Vaněček mit seiner Arbeit verfolgt hat, natürlich keinen Vorwurf bedeuten. Aber die rechtshistorische Forschung würde zu gesicherteren Aufstellungen gelangen, wenn die Abhängigkeitsverhältnisse der einzelnen Stücke und ihre Ent- stehungsgeschichte beachtet würden. Ist nämlich die Vorurkunde oder Diktatvorlage bekannt, dann kann die kleinste Variante von Bedeutung sein. 1) Es wäre vielleicht nicht ohne Interesse gewesen, genauer zu verfolgen, ob auch in der nachpremyslidischen Zeit die alten Immunitätsprivilegien be- stätigt worden sind. Das würde aber nicht nur über den Rahmen dieser Studie, sondern auch über die zeitlichen Grenzen hinausgeführt haben, die der Sammlung von Lichtbildern der Herzogs- und Königsurkunden für das historische Seminar der Deutschen Universität in Prag gesteckt wurden. 2) Studie o imunitě duchovních statků v Čechách do polovice 14. století. (Pokus o věcný rozbor imunitních textů.) Práce ze semináře českého práva na Karlově Universitě v Praze Heft 13. 3) A. a. O. S. 32 f. 4) Friedrich CDB. I Nr. 317. 5) Vaněček a. a. O. S. 32. 6) Ebenda.
3 des Immunitätsformulars herausgegriffen, aber nicht 1252, sondern noch mehrere Menschenalter später können seine letzten Ausläufer nachgewiesen werden 1). Unzutreffend war auch die Behauptung, die mährischen Immunitätsprivilegien seien „ohne Ausnahme" dem ge- nannten Formular gefolgt. Die sich an dieses knüpfenden diploma- tischen Fragen hat Koß überhaupt nicht gestreift, ist auf die rechts- geschichtliche Problematik kaum eingegangen. Erst 1928 haben sich zwei Untersuchungen rechtsgeschicht- lichen Inhalts auch mit dem mährischen Immunitätsformular be- schäftigt. V. Vaněček ist in seiner „Studie über die Immunität der geistlichen Güter in Böhmen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts“ 2) im Zusammenhang mit der Klärung der Termini narok, svod und hlava auch auf die mährischen Immunitätsurkunden zu sprechen gekommen3), die zwar nur ausnahmsweise diese Ausdrücke auf- weisen, in dem Satz: ius, quod datur pro capite, pro fure vel pro svod vermutlich doch das umschreiben wollen, was eine Urkunde von 11874) für das Kapitel am Vyšehrad folgendermaßen zum Aus- druck bringt: omnis acquisitio, que provenire solet in istis: swod, narok et quod vulgo glava dicitur. Die Urkunden, die Vaněček in diesen Zusammenhängen aufgezählt hat, weisen fast ausnahms- los das Formular auf, von dem weiterhin die Rede sein soll. Er ist darauf aufmerksam geworden, daß einzelne Empfängergruppen die gleichen Formulierungen aufweisen 5), es ist ihm auch nicht ent- gangen, daß in einer Reihe von Diplomen, die 1234 für Tischnowitz einsetzen, zu denen auch Dubravnik 1235, Mariazell in Brünn 1252, und, allerdings in loserer Abhängigkeit, Hradisch 1250 gehören, der Wortlaut teilweise stärker mit der Olmützer Urkunde von 1207 als mit der Velehrad-Oslavaner Fassung von 1228 übereinstimmt 6). Diese Feststellungen sind zutreffend. Aber sie erfassen nur das Tatsächliche, legen die Zusammenhänge nicht bloß. Das kann, wenn man die Ziele im Auge behält, die Vaněček mit seiner Arbeit verfolgt hat, natürlich keinen Vorwurf bedeuten. Aber die rechtshistorische Forschung würde zu gesicherteren Aufstellungen gelangen, wenn die Abhängigkeitsverhältnisse der einzelnen Stücke und ihre Ent- stehungsgeschichte beachtet würden. Ist nämlich die Vorurkunde oder Diktatvorlage bekannt, dann kann die kleinste Variante von Bedeutung sein. 1) Es wäre vielleicht nicht ohne Interesse gewesen, genauer zu verfolgen, ob auch in der nachpremyslidischen Zeit die alten Immunitätsprivilegien be- stätigt worden sind. Das würde aber nicht nur über den Rahmen dieser Studie, sondern auch über die zeitlichen Grenzen hinausgeführt haben, die der Sammlung von Lichtbildern der Herzogs- und Königsurkunden für das historische Seminar der Deutschen Universität in Prag gesteckt wurden. 2) Studie o imunitě duchovních statků v Čechách do polovice 14. století. (Pokus o věcný rozbor imunitních textů.) Práce ze semináře českého práva na Karlově Universitě v Praze Heft 13. 3) A. a. O. S. 32 f. 4) Friedrich CDB. I Nr. 317. 5) Vaněček a. a. O. S. 32. 6) Ebenda.
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4 Soweit der Anteil der Urkundenforschung an dem Thema in Frage kommt, hat dieses durch eine noch ungedruckte Dissertation von Hilde Wiczek „Beiträge zur Geschichte der Hochgerichtsbar- keit in Böhmen und Mähren bis zur Maiestas Carolina (1348)"1) eine weitere Förderung erfahren. Sie hat ihren Ausführungen ein nahezu lückenloses Quellenmaterial zugrunde gelegt, indem sie mit einer Ausnahme alle dem Immunitätsformular folgenden Urkunden heranzog. Nur die durch Inserte vermittelten Ableger des Formulars sind als für ihre Zwecke unerheblich unberücksichtigt geblieben. Sie konnte beobachten, daß das Vorkommen des Formulars in den Urkunden eines Empfängers nicht „aus dem Verhältnis von Vorurkunde zu Nachurkunde zu erklären“ sei2), daß mehrfach „auf ältere Fassungen für andere Empfänger“ zurückgegriffen wurde3). Auch daß etwa mit dem Jahr 1234 ein Abschnitt in der Entwicklung des Formulars erreicht worden sei4), sind Fest- stellungen, die der Überprüfung standhalten. Am folgenreichsten erscheint allerdings das Ergebnis, daß — obwohl im wesentlichen das Formular gleichbleibt — ein Teil der Urkunden noch Gottes- urteile nennt, der andere, freilich zu knapp bemessene nicht mehr. Damit war die Rechtsgeschichte auf ein Problem hingewiesen, das reichen Gewinn versprach, das allerdings, wie ausdrücklich hervor- gehoben wurde 5), nur in Zusammenhalt mit dem übrigen Urkunden- material und mit den Stadtrechten gelöst werden kann. Aber auch die Urkundenforschung sah sich vor eine neue Aufgabe gestellt, und zwar durch die Behauptung, man müsse mit einem Formular rechnen, das in der Kanzlei Přemysl Ottokars I. entstanden sei 6); denn einerseits gehören nicht alle Empfänger mährischer Immunitäts- privilegien dem gleichen Orden an, eine Textvermittlung durch die Empfänger sei daher auszuschließen, anderseits könne nicht ein Notar während eines halben Jahrhunderts alle Immunitätsprivi- legien verfaßt haben, zumindest nicht ohne eine Abschrift einer der von ihm verfaßten Urkunden. An diese Ergebnisse knüpft die folgende Untersuchung an und versucht, sie zum Teil besser zu begründen, zum Teil erstmalig die Beziehungen zwischen den verschiedenen Privilegien aufzudecken. Es bedarf kaum einer weiteren Begründung, daß die Prüfung der Filiation die unerläßliche Grundlage für alle weiteren historischen und rechtshistorischen Folgerungen sein muß. Sagte doch schon im Jahre 1910 Stengel: „Eine rein formale Betrachtungsweise muß " der Erkenntnis des Rechtsgehaltes der Diplome den Weg bereiten7). Er betonte auch, daß nur durch „eine systematische Vergleichung 1) Vgl. vorläufig Jahrbuch der Philosophischen Fakultät der Deutschen Universität in Prag Jg. 5 S. 18 f. 2) MS. 28. 3) MS. 29, ein Beispiel 34. 4) MS. 29. 5) MS. 35. 6) MS. 21 f. 7) Diplomatik der deutschen Immunitätsprivilegien vom 9. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts S. VIII.
4 Soweit der Anteil der Urkundenforschung an dem Thema in Frage kommt, hat dieses durch eine noch ungedruckte Dissertation von Hilde Wiczek „Beiträge zur Geschichte der Hochgerichtsbar- keit in Böhmen und Mähren bis zur Maiestas Carolina (1348)"1) eine weitere Förderung erfahren. Sie hat ihren Ausführungen ein nahezu lückenloses Quellenmaterial zugrunde gelegt, indem sie mit einer Ausnahme alle dem Immunitätsformular folgenden Urkunden heranzog. Nur die durch Inserte vermittelten Ableger des Formulars sind als für ihre Zwecke unerheblich unberücksichtigt geblieben. Sie konnte beobachten, daß das Vorkommen des Formulars in den Urkunden eines Empfängers nicht „aus dem Verhältnis von Vorurkunde zu Nachurkunde zu erklären“ sei2), daß mehrfach „auf ältere Fassungen für andere Empfänger“ zurückgegriffen wurde3). Auch daß etwa mit dem Jahr 1234 ein Abschnitt in der Entwicklung des Formulars erreicht worden sei4), sind Fest- stellungen, die der Überprüfung standhalten. Am folgenreichsten erscheint allerdings das Ergebnis, daß — obwohl im wesentlichen das Formular gleichbleibt — ein Teil der Urkunden noch Gottes- urteile nennt, der andere, freilich zu knapp bemessene nicht mehr. Damit war die Rechtsgeschichte auf ein Problem hingewiesen, das reichen Gewinn versprach, das allerdings, wie ausdrücklich hervor- gehoben wurde 5), nur in Zusammenhalt mit dem übrigen Urkunden- material und mit den Stadtrechten gelöst werden kann. Aber auch die Urkundenforschung sah sich vor eine neue Aufgabe gestellt, und zwar durch die Behauptung, man müsse mit einem Formular rechnen, das in der Kanzlei Přemysl Ottokars I. entstanden sei 6); denn einerseits gehören nicht alle Empfänger mährischer Immunitäts- privilegien dem gleichen Orden an, eine Textvermittlung durch die Empfänger sei daher auszuschließen, anderseits könne nicht ein Notar während eines halben Jahrhunderts alle Immunitätsprivi- legien verfaßt haben, zumindest nicht ohne eine Abschrift einer der von ihm verfaßten Urkunden. An diese Ergebnisse knüpft die folgende Untersuchung an und versucht, sie zum Teil besser zu begründen, zum Teil erstmalig die Beziehungen zwischen den verschiedenen Privilegien aufzudecken. Es bedarf kaum einer weiteren Begründung, daß die Prüfung der Filiation die unerläßliche Grundlage für alle weiteren historischen und rechtshistorischen Folgerungen sein muß. Sagte doch schon im Jahre 1910 Stengel: „Eine rein formale Betrachtungsweise muß " der Erkenntnis des Rechtsgehaltes der Diplome den Weg bereiten7). Er betonte auch, daß nur durch „eine systematische Vergleichung 1) Vgl. vorläufig Jahrbuch der Philosophischen Fakultät der Deutschen Universität in Prag Jg. 5 S. 18 f. 2) MS. 28. 3) MS. 29, ein Beispiel 34. 4) MS. 29. 5) MS. 35. 6) MS. 21 f. 7) Diplomatik der deutschen Immunitätsprivilegien vom 9. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts S. VIII.
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5 mit anderen Urkunden gleichen Inhalts und gleicher Verfasser- schaft“ ihr rechtes Verständnis angebahnt werden kann. Für eine systematische Vergleichung mit Urkunden gleicher Verfasserschaft ist der Boden heute allerdings noch nicht genügend vorbereitet. Ab- gesehen von den eingangs gekennzeichneten Schwierigkeiten müssen wir zumindest zeitweise damit rechnen, daß in der königlichen Kanzlei für mälirische Empfänger eigene Kanzleikräfte gearbeitet haben. Diktate aus der königlichen Kanzlei kehren auch in der markgräflich-mährischen wieder, wie ja auch in der Datum-per- manus-Formel vorkommende Namen dafür Zeugnis geben, daß zwischen beiden Kanzleien engere Berührungen bestanden haben1). Diese sind zwar noch nicht bis in die Einzelheiten verfolgt, aber das bis jetzt gesammelte und gesichtete Material ermöglicht eine Reihe von Beobachtungen und Feststellungen, die in ihren Grund- zügen auch dann schwerlich eine Verschiebung erfahren dürften, wenn durch die Fortführung der Herausgabe des Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae auch über die böhmischen Urkunden- bestände eine vollständige Ubersicht ermöglicht sein wird. 1. Die Privilegien für Olmütz, Oslavan und Velehrad. Das Immunitätsformular hat seine erstmalige Fassung in einer zum Jahr 1207 datierten Urkunde König Přemysl Ottokars I. für die Kirche von Olmütz gefunden2). Uber den Schreiber hat Fried- rich in der Vorbemerkung die nötigen Feststellungen geboten 3) und auch das Diktat einer Reihe von Urkunden für ihn zu sichern ver- mocht. Er hielt ihn für einen Kleriker der Olmützer Kirche. Ich glaube, in ihm einen Notar der königlichen Kanzlei erblicken zu dürfen. Daß er gelegentlich auch für andere Aussteller Urkunden verfaßte und reinschrieb, ist nach den Fortschritten, die seit 1913 die Urkundenforschung genommen hat, kein Einwand mehr. Wir sind also in der glücklichen Lage, die königliche Kanzlei als jene Stelle zu bezeichnen, in der das Formular entstanden ist. Die Fassung von 1207 ist nahezu vollständig frei stilisiert, nur wenige Worte gehen auf ein Privileg Herzog Wladislaws II. für den gleichen Empfänger zurück 4). Alle Fehler eines ersten Versuches haften ihr an. Die Unterscheidung zwischen handhafter Tat oder Uberführung vor Gericht läßt zwar an begrifflicher Schärfe nichts zu wünschen übrig, aber die Bestimmungen über die Ahndung des Diebstahls lassen noch nicht mit völliger Sicherheit erkennen, vor 1) Über die mährische Kanzlei vgl. Dudík, Mährens allgemeine Geschichte, Bd. 9 S. 197 ff., Markgräfliche Kanzlei und ihr Urkundenwesen, und Friedrich, O kanceláři a listinách markrabí moravských Vladislava a Přemysla (1198 až 1239). Příspěvek k české diplomatice, Sitzungsberichte der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Kl. für Philosophie, Geschichte und Philo- logie, Jg. 1896 Abh. 9. )Friedrich CDB. II Nr. 59. Vgl. dazu auch Novotný, České dějiny I 3 S. 445 f. über Immunität in Böhmen und Mähren überhaupt ebenda S. 435 ff. 3) Vgl. dazu allerdings S. 47. 4) Friedrich CDB. I Nr. 157.
5 mit anderen Urkunden gleichen Inhalts und gleicher Verfasser- schaft“ ihr rechtes Verständnis angebahnt werden kann. Für eine systematische Vergleichung mit Urkunden gleicher Verfasserschaft ist der Boden heute allerdings noch nicht genügend vorbereitet. Ab- gesehen von den eingangs gekennzeichneten Schwierigkeiten müssen wir zumindest zeitweise damit rechnen, daß in der königlichen Kanzlei für mälirische Empfänger eigene Kanzleikräfte gearbeitet haben. Diktate aus der königlichen Kanzlei kehren auch in der markgräflich-mährischen wieder, wie ja auch in der Datum-per- manus-Formel vorkommende Namen dafür Zeugnis geben, daß zwischen beiden Kanzleien engere Berührungen bestanden haben1). Diese sind zwar noch nicht bis in die Einzelheiten verfolgt, aber das bis jetzt gesammelte und gesichtete Material ermöglicht eine Reihe von Beobachtungen und Feststellungen, die in ihren Grund- zügen auch dann schwerlich eine Verschiebung erfahren dürften, wenn durch die Fortführung der Herausgabe des Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae auch über die böhmischen Urkunden- bestände eine vollständige Ubersicht ermöglicht sein wird. 1. Die Privilegien für Olmütz, Oslavan und Velehrad. Das Immunitätsformular hat seine erstmalige Fassung in einer zum Jahr 1207 datierten Urkunde König Přemysl Ottokars I. für die Kirche von Olmütz gefunden2). Uber den Schreiber hat Fried- rich in der Vorbemerkung die nötigen Feststellungen geboten 3) und auch das Diktat einer Reihe von Urkunden für ihn zu sichern ver- mocht. Er hielt ihn für einen Kleriker der Olmützer Kirche. Ich glaube, in ihm einen Notar der königlichen Kanzlei erblicken zu dürfen. Daß er gelegentlich auch für andere Aussteller Urkunden verfaßte und reinschrieb, ist nach den Fortschritten, die seit 1913 die Urkundenforschung genommen hat, kein Einwand mehr. Wir sind also in der glücklichen Lage, die königliche Kanzlei als jene Stelle zu bezeichnen, in der das Formular entstanden ist. Die Fassung von 1207 ist nahezu vollständig frei stilisiert, nur wenige Worte gehen auf ein Privileg Herzog Wladislaws II. für den gleichen Empfänger zurück 4). Alle Fehler eines ersten Versuches haften ihr an. Die Unterscheidung zwischen handhafter Tat oder Uberführung vor Gericht läßt zwar an begrifflicher Schärfe nichts zu wünschen übrig, aber die Bestimmungen über die Ahndung des Diebstahls lassen noch nicht mit völliger Sicherheit erkennen, vor 1) Über die mährische Kanzlei vgl. Dudík, Mährens allgemeine Geschichte, Bd. 9 S. 197 ff., Markgräfliche Kanzlei und ihr Urkundenwesen, und Friedrich, O kanceláři a listinách markrabí moravských Vladislava a Přemysla (1198 až 1239). Příspěvek k české diplomatice, Sitzungsberichte der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Kl. für Philosophie, Geschichte und Philo- logie, Jg. 1896 Abh. 9. )Friedrich CDB. II Nr. 59. Vgl. dazu auch Novotný, České dějiny I 3 S. 445 f. über Immunität in Böhmen und Mähren überhaupt ebenda S. 435 ff. 3) Vgl. dazu allerdings S. 47. 4) Friedrich CDB. I Nr. 157.
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6 welchem Gericht der Täter verurteilt werden sollte und auch die Strafe ist noch nicht geregelt; es heißt nur: fur vero secundum quod placuerit principi puniatur. Dieser Fassung gegenüber bedeutet es schon einen Fortschritt, wenn wir in einer 1250 für Hradisch ausgestellten 1), nach dem Immunitätsformular gestalteten Urkunde lesen: per iustam sententiam beneficiatorum condempnetur. Viel deutlicher drückt sich eine Urkunde aus, die Markgraf Přemysl 1234 über die Schenkung des Dorfes Rakšice ausstellen ließ: Insuper si fur fuerit convictus de furto et adiudicatus morti, vel aliquis de homicidio debeat capite truncari de hominibus ville illius vel inci- derit in aliam aliquam causam, in qua debeat satisfacere adversario, semper bona furis et bona capite puniti et culpe satisfactio remaneat apud hospitale ad usus ipsius2). Auch ein Introitusverbot fehlt noch und ist erst 1234 anläßlich einer Bestätigung der Urkunde von 1207 in den Kontext eingefügt worden. Von dem Privileg sind heute noch zwei Originale erhalten; die Abweichungen im Wortlaut sind so unbedeutend, daß Friedrich unter Verzicht auf einen Doppelspaltendruck die Varianten von A2 in die Anmerkungen verweisen konnte3). Und doch kommt der ge- nauen Beachtung dieser Verschiedenheiten große Bedeutung zu. Die Immunitätsurkunden zerfallen in zwei Gruppen, deren eine direkt von A2, die andere indirekt abgeleitet ist, während A1 nur für die durch Papsturkunden erfolgten Bestätigungen des Privilegs von 1207 eine Rolle gespielt hat. Auf diesem Weg ist auch die Erklärung für die merkwürdige Tatsache zu suchen, daß ein Teil der Urkunden als Beweismittel Gottesurteile kennt, während der andere nichts von ihnen weiß, obwohl sie alle letzten Endes auf das Diplom für Olmütz von 1207 zurückgehen. Die Entstehung der ersten Fassung des Immunitätsformulars in der königlichen Kanzlei darf als gesichert gelten. Wir müssen nun ein weiteres Privileg Přemysl Ottokars I. von 1209 für die Kirche von Olmütz über die Schenkung des Dorfes Nedachlebice und die diesem verliehenen Freiheiten und Rechte heranziehen4), um die weitere Entwicklung des Formulars zu verfolgen. Den Schreiber des Originals hat Friedrich nicht bestimmen können. Er schreibt eine Buchminuskel und ist zweifellos mit dem von 1207 — wir können ihn mit Friedrich Ottokar 5 bezeichnen — nicht identisch. Ob er ein Olmützer Kleriker war oder nicht, kann nicht entschieden werden. Uber das Diktat wird man aber zu etwas weitergehenden Schlüssen kommen können als Friedrich. Der Ausstellungsort ist Kremsier, hier liegt heute auch die Fassung A2, aus der die Verfügungen über die Immunität entnommen sind. Es ist also nicht weiter verwunderlich, daß sie als Vorurkunde gedient hat. Ein Beweis, daß beide Male der gleiche Diktator am Werke war, kann daraus aber nicht abgeleitet werden. Anders ist 1) Boczek CDM. II Nr. 327. 2) Boczek CDM. II Nr. 247. Die Ausfertigung A2 ist auf Tafel 1 abgebildet. 4) Friedrich CDB. II Nr. 86. 3)
6 welchem Gericht der Täter verurteilt werden sollte und auch die Strafe ist noch nicht geregelt; es heißt nur: fur vero secundum quod placuerit principi puniatur. Dieser Fassung gegenüber bedeutet es schon einen Fortschritt, wenn wir in einer 1250 für Hradisch ausgestellten 1), nach dem Immunitätsformular gestalteten Urkunde lesen: per iustam sententiam beneficiatorum condempnetur. Viel deutlicher drückt sich eine Urkunde aus, die Markgraf Přemysl 1234 über die Schenkung des Dorfes Rakšice ausstellen ließ: Insuper si fur fuerit convictus de furto et adiudicatus morti, vel aliquis de homicidio debeat capite truncari de hominibus ville illius vel inci- derit in aliam aliquam causam, in qua debeat satisfacere adversario, semper bona furis et bona capite puniti et culpe satisfactio remaneat apud hospitale ad usus ipsius2). Auch ein Introitusverbot fehlt noch und ist erst 1234 anläßlich einer Bestätigung der Urkunde von 1207 in den Kontext eingefügt worden. Von dem Privileg sind heute noch zwei Originale erhalten; die Abweichungen im Wortlaut sind so unbedeutend, daß Friedrich unter Verzicht auf einen Doppelspaltendruck die Varianten von A2 in die Anmerkungen verweisen konnte3). Und doch kommt der ge- nauen Beachtung dieser Verschiedenheiten große Bedeutung zu. Die Immunitätsurkunden zerfallen in zwei Gruppen, deren eine direkt von A2, die andere indirekt abgeleitet ist, während A1 nur für die durch Papsturkunden erfolgten Bestätigungen des Privilegs von 1207 eine Rolle gespielt hat. Auf diesem Weg ist auch die Erklärung für die merkwürdige Tatsache zu suchen, daß ein Teil der Urkunden als Beweismittel Gottesurteile kennt, während der andere nichts von ihnen weiß, obwohl sie alle letzten Endes auf das Diplom für Olmütz von 1207 zurückgehen. Die Entstehung der ersten Fassung des Immunitätsformulars in der königlichen Kanzlei darf als gesichert gelten. Wir müssen nun ein weiteres Privileg Přemysl Ottokars I. von 1209 für die Kirche von Olmütz über die Schenkung des Dorfes Nedachlebice und die diesem verliehenen Freiheiten und Rechte heranziehen4), um die weitere Entwicklung des Formulars zu verfolgen. Den Schreiber des Originals hat Friedrich nicht bestimmen können. Er schreibt eine Buchminuskel und ist zweifellos mit dem von 1207 — wir können ihn mit Friedrich Ottokar 5 bezeichnen — nicht identisch. Ob er ein Olmützer Kleriker war oder nicht, kann nicht entschieden werden. Uber das Diktat wird man aber zu etwas weitergehenden Schlüssen kommen können als Friedrich. Der Ausstellungsort ist Kremsier, hier liegt heute auch die Fassung A2, aus der die Verfügungen über die Immunität entnommen sind. Es ist also nicht weiter verwunderlich, daß sie als Vorurkunde gedient hat. Ein Beweis, daß beide Male der gleiche Diktator am Werke war, kann daraus aber nicht abgeleitet werden. Anders ist 1) Boczek CDM. II Nr. 327. 2) Boczek CDM. II Nr. 247. Die Ausfertigung A2 ist auf Tafel 1 abgebildet. 4) Friedrich CDB. II Nr. 86. 3)
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es, wenn wir zu der Urkunde von 1209 die Arengen zweier Urkunden Přemysl Ottokars I. von 1228 für Oslavan und Velehrad heran- ziehen1), die ebenfalls das Immunitätsformular aufweisen. Sie gehen, wie noch zu zeigen sein wird, auf ein Deperditum für Velehrad zurück, das zwischen 1209 und 1213 von Ottokar 5 verfaßt worden sein muß 2). Die Arenga besteht hier aus zwei Sätzen, von denen der eine schon 1209 begegnet. II 86. Quoniam autem recte locantur beneficia, ubi crescunt vite merita, ibi decenter impertitur gracia, ubi cum premiis cumulatur gloria. II 321. Ibi enim recte locantur beneficia, ubi crescunt merita, ibi decenter impertitur gratia, ubi cum premiis cumulatur gloria. Die Annahme ist demnach überaus naheliegend, daß der gleiche Diktator am Werk gewesen ist, was übrigens aus anderen Stileigentümlichkeiten noch erhärtet werden könnte. Für uns ist diese Feststellung wichtig. Denn dann bedeutet das Privileg von 1209 einen Versuch des Notars Ottokar 5, in der Fassung der rechts- erheblichen Bestimmungen zu weiterer Klarheit zu gelangen. Er ist mißglückt, von dieser Urkunde ist auch keine weitere abgeleitet worden. Die Bestimmungen über die Ahndung des Diebstahls sind noch farbloser als 1207. Von handhafter Tat ist keine Rede mehr3), es heißt nur: si in eadem villa capiatur et coram iudicio convincatur, canonicis bona furis remaneant, ipse vero curie tradatur puniendus4). Die Deutung dieser Stelle dahin, daß der schon abgeurteilte Dieb dem Blutgericht übergeben werden solle, ist zumindest nicht völlig von der Hand zu weisen; der weitere Schluß wäre dann, daß die Ol- mützer Bischöfe in Nedachlebice bereits 1209 das Hochgericht hatten. Das wollte der Diktator der Urkunde aber durchaus nicht zum Ausdruck bringen. Es bedurfte eines neuerlichen Versuches des Notars Ottokar 5, um diese Unklarheiten zu beseitigen und dem an sich nicht leicht in wenigen Sätzen wiederzugebenden Rechtsinhalt eine Fassung zu verleihen, die dann für eine ganze Reihe von Immunitätsurkunden Muster geworden ist. Diese Urkunde ist zwar verloren, den Inhalt des Deperditums können wir aber aus den beiden Privilegien für Oslavan und Vele- hrad wieder herstellen5). Wie schon Friedrich richtig beobachtet hat, sind sie bis zur Besitzaufzählung nahezu wörtlich gleich und da 1) Friedrich CDB. II Nr. 320 und 321. 2) Vgl. Friedrich in den Vorbemerkungen zu II Nr. 320 und 321 und unten S. 49 f. und 63 ff. 3) Es bleibt hier zu beachten, daß die Vorurkunde ausdrücklich sagt: si in maleficio fuerit deprehensus und dann mit sive zu der oben kursiv ge- setzten Bestimmung überleitet, während 1209 die Ergreifung auf handhafter Tat nicht erwähnt wird. 4) Der Kursivdruck deutet die Übereinstimmung mit der Urkunde von 1207 an. 5) S. 65 ff. Vgl. dazu die Ausführungen S. 63 ff. und den Rekonstruktionsversuch
es, wenn wir zu der Urkunde von 1209 die Arengen zweier Urkunden Přemysl Ottokars I. von 1228 für Oslavan und Velehrad heran- ziehen1), die ebenfalls das Immunitätsformular aufweisen. Sie gehen, wie noch zu zeigen sein wird, auf ein Deperditum für Velehrad zurück, das zwischen 1209 und 1213 von Ottokar 5 verfaßt worden sein muß 2). Die Arenga besteht hier aus zwei Sätzen, von denen der eine schon 1209 begegnet. II 86. Quoniam autem recte locantur beneficia, ubi crescunt vite merita, ibi decenter impertitur gracia, ubi cum premiis cumulatur gloria. II 321. Ibi enim recte locantur beneficia, ubi crescunt merita, ibi decenter impertitur gratia, ubi cum premiis cumulatur gloria. Die Annahme ist demnach überaus naheliegend, daß der gleiche Diktator am Werk gewesen ist, was übrigens aus anderen Stileigentümlichkeiten noch erhärtet werden könnte. Für uns ist diese Feststellung wichtig. Denn dann bedeutet das Privileg von 1209 einen Versuch des Notars Ottokar 5, in der Fassung der rechts- erheblichen Bestimmungen zu weiterer Klarheit zu gelangen. Er ist mißglückt, von dieser Urkunde ist auch keine weitere abgeleitet worden. Die Bestimmungen über die Ahndung des Diebstahls sind noch farbloser als 1207. Von handhafter Tat ist keine Rede mehr3), es heißt nur: si in eadem villa capiatur et coram iudicio convincatur, canonicis bona furis remaneant, ipse vero curie tradatur puniendus4). Die Deutung dieser Stelle dahin, daß der schon abgeurteilte Dieb dem Blutgericht übergeben werden solle, ist zumindest nicht völlig von der Hand zu weisen; der weitere Schluß wäre dann, daß die Ol- mützer Bischöfe in Nedachlebice bereits 1209 das Hochgericht hatten. Das wollte der Diktator der Urkunde aber durchaus nicht zum Ausdruck bringen. Es bedurfte eines neuerlichen Versuches des Notars Ottokar 5, um diese Unklarheiten zu beseitigen und dem an sich nicht leicht in wenigen Sätzen wiederzugebenden Rechtsinhalt eine Fassung zu verleihen, die dann für eine ganze Reihe von Immunitätsurkunden Muster geworden ist. Diese Urkunde ist zwar verloren, den Inhalt des Deperditums können wir aber aus den beiden Privilegien für Oslavan und Vele- hrad wieder herstellen5). Wie schon Friedrich richtig beobachtet hat, sind sie bis zur Besitzaufzählung nahezu wörtlich gleich und da 1) Friedrich CDB. II Nr. 320 und 321. 2) Vgl. Friedrich in den Vorbemerkungen zu II Nr. 320 und 321 und unten S. 49 f. und 63 ff. 3) Es bleibt hier zu beachten, daß die Vorurkunde ausdrücklich sagt: si in maleficio fuerit deprehensus und dann mit sive zu der oben kursiv ge- setzten Bestimmung überleitet, während 1209 die Ergreifung auf handhafter Tat nicht erwähnt wird. 4) Der Kursivdruck deutet die Übereinstimmung mit der Urkunde von 1207 an. 5) S. 65 ff. Vgl. dazu die Ausführungen S. 63 ff. und den Rekonstruktionsversuch
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8 die Oslavaner Urkunde, die fast drei Wochen älter als die Vele- hrader ist, ausdrücklich auf eandem libertatem, quam dedimus Weligradensi cenobio Cisterciensis ordinis verweist, ist die Annahme statthaft, daß der Wortlaut des Deperditums in beiden Privilegien von 1228 festgehalten ist. Dagegen spricht, wie noch zu zeigen sein wird, nichts dafür, daß der Diktator, von dem die Urkunden von 1207, 1209 und das Deperditum herrühren, 1228 nochmals am Werk gewesen sein muß. Erst jetzt kann man von einem ausgebildeten Immunitätsformular sprechen, das die Befreiung von Abgaben und Leistungen ausspricht, Ahndung der Verbrechen und Beweisgang regelt und das Introitusverbot enthält. Die Gesamtheit der rechts- historischen Fragen, die sich an die einzelnen Bestimmungen knüpfen, kann hier nicht erörtert werden. Es genügt, einen Paragraphen des Formulars herauszugreifen, dessen Entwicklung auch für die Ge- schichte der hohen Gerichtsbarkeit von Bedeutung ist. II 321. II 86. II 59 (A2). hoc statuentes defure: hoc de fure santi- hoc de fure statuentes: si in eorum habitat entes, ut si in eadem si in maleficio fuerit villa capiatur et coram possessionibus et de- deprehensus manens prehensus fuerit in in prediis ecclesie iudicio convincatur, canonicis bona furis furto manifesto, vel sive capiatur et co- remaneant, ipse vero de aliquo occulto ac- ram iuditio convin- cusetur, videlicet curie tradatur puni- catur, eius bona furis quoad iuditium ferri remaneant, ipse vero endus. secundum quod pla- candentis vel aque vel vomeres calcandos cuerit principi punia- vel duelli et convinca- tur. tur in aliquo istorum in iuditio seculari, eidem monasterio bona furis sive rei integraliter remane- ant, iudices autem, quorum interest, fa- ciant de eo, quod eis iustum videbitur. Neben dem Hinzutreten der Regelung des Beweisverfahrens wird auch die größere Klarheit der einzelnen Sätze durch diese Gegenüberstellung überaus deutlich. Stand noch in II 59 das miß- verständliche manens in prediis ecclesie, so ist in II 321 durch die Wendung si in eorum habitat possessionibus jeglicher Zweifel aus- geschaltet, ebenso durch die Einfügung des Wortes seculare hinter iuditium. Ein Vergleich der drei Fassungen zeigt, daß II 86 einen Rückschritt gegenüber II 59 darstellt. Damit ist zugleich aber auch gesagt, daß das Deperditum, das Ende Dezember 1213 bereits vorlag, später als das Olmützer Privileg von 1209 ausgestellt worden sein muß. Sehr wesentlich ist die Beobachtung, daß in den Privilegien von 1228 bzw. schon in dem Deperditum von 1209/13 die Gottes-
8 die Oslavaner Urkunde, die fast drei Wochen älter als die Vele- hrader ist, ausdrücklich auf eandem libertatem, quam dedimus Weligradensi cenobio Cisterciensis ordinis verweist, ist die Annahme statthaft, daß der Wortlaut des Deperditums in beiden Privilegien von 1228 festgehalten ist. Dagegen spricht, wie noch zu zeigen sein wird, nichts dafür, daß der Diktator, von dem die Urkunden von 1207, 1209 und das Deperditum herrühren, 1228 nochmals am Werk gewesen sein muß. Erst jetzt kann man von einem ausgebildeten Immunitätsformular sprechen, das die Befreiung von Abgaben und Leistungen ausspricht, Ahndung der Verbrechen und Beweisgang regelt und das Introitusverbot enthält. Die Gesamtheit der rechts- historischen Fragen, die sich an die einzelnen Bestimmungen knüpfen, kann hier nicht erörtert werden. Es genügt, einen Paragraphen des Formulars herauszugreifen, dessen Entwicklung auch für die Ge- schichte der hohen Gerichtsbarkeit von Bedeutung ist. II 321. II 86. II 59 (A2). hoc statuentes defure: hoc de fure santi- hoc de fure statuentes: si in eorum habitat entes, ut si in eadem si in maleficio fuerit villa capiatur et coram possessionibus et de- deprehensus manens prehensus fuerit in in prediis ecclesie iudicio convincatur, canonicis bona furis furto manifesto, vel sive capiatur et co- remaneant, ipse vero de aliquo occulto ac- ram iuditio convin- cusetur, videlicet curie tradatur puni- catur, eius bona furis quoad iuditium ferri remaneant, ipse vero endus. secundum quod pla- candentis vel aque vel vomeres calcandos cuerit principi punia- vel duelli et convinca- tur. tur in aliquo istorum in iuditio seculari, eidem monasterio bona furis sive rei integraliter remane- ant, iudices autem, quorum interest, fa- ciant de eo, quod eis iustum videbitur. Neben dem Hinzutreten der Regelung des Beweisverfahrens wird auch die größere Klarheit der einzelnen Sätze durch diese Gegenüberstellung überaus deutlich. Stand noch in II 59 das miß- verständliche manens in prediis ecclesie, so ist in II 321 durch die Wendung si in eorum habitat possessionibus jeglicher Zweifel aus- geschaltet, ebenso durch die Einfügung des Wortes seculare hinter iuditium. Ein Vergleich der drei Fassungen zeigt, daß II 86 einen Rückschritt gegenüber II 59 darstellt. Damit ist zugleich aber auch gesagt, daß das Deperditum, das Ende Dezember 1213 bereits vorlag, später als das Olmützer Privileg von 1209 ausgestellt worden sein muß. Sehr wesentlich ist die Beobachtung, daß in den Privilegien von 1228 bzw. schon in dem Deperditum von 1209/13 die Gottes-
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9 urteile eingeführt werden. In allen von dem Deperditum direkt oder indirekt abgeleiteten Fassungen haben sie sich bis über die Mitte des 13. Jahrhunderts hinaus zu behaupten vermocht. Es entsteht nun die Frage, wie sie in das Formular hineingekommen sein können, ob und wo sie früher als Beweismittel genannt werden. Im Glos- sarium zum ersten Bande des von Friedrich herausgegebenen Codex diplomaticus, der bis 1197 reicht, kommen sie überhaupt nicht vor und in den bis zum Tode Premysl Ottokars I. ausgestellten Urkunden sind sie selten genannt. Als völlig wertlos scheidet ein Diplom für das Kloster Břevnov vom März 1220 aus1). Es ist eine Fälschung, die zwar für die Strafgerichtsbarkeit außerordentlich wertvolle Angaben enthält, in der Form aber erst zu Ausgang des 13. Jahrhunderts entstanden sein kann. Die Erwähnung der Gottes- urteile geht hier auf ein Privileg des Markgrafen Premysl für Raigern von 1234 zurück2), das dem mährischen Immunitätsformular folgt. Bezeichnenderweise steht in der Fälschung der Satz aber in einem völlig verschiedenen Zusammenhang. Uber den Diebstahl lesen wir hier: ut omnes homines ecclesie Breunovensis habiti vel habendi, sive sint rustici sive servientes, si quando de furto vel alio maleficio accusati fuerint, non nisi per vicinatus testimonium se studeant expurgare. Friedrich konnte bereits nachweisen, daß die kursiv- gesetzten Worte aus dem großen Privileg Přemysl Ottokars I. von 1222 für die Klöster und Kirchen der Prager Diözese entnommen sind3). Komnt also das Spurium für Břevnov nicht in Betracht, so sind doch noch einige andere Urkunden heranzuziehen. Im Jahre 1222 hat Přemysl Ottokar I. für die Provinz Znaim die Statuten Konrad Ottos bestätigt4), die Fassung des Kontextes hat Friedrich dem Notar Ottokar 5 zugeschrieben. Die Bestimmungen über den Dieb decken sich hier inhaltlich mit denen des mährischen Immunitäts- formulars. Si fuerit fur aput aliquem nobilem vel aput aliquem, cuius est villa, et dederit eum curie, omnia bona sua sint et collum suum in potestatem principis detur. Die Bestätigung der Statuten für die Provinz Brünn von 12295) wiederholt diese Sätze wörtlich6), ebenso die von Herzog Ulrich 1237 für die Provinz Lundenburg erteilte7). In diesen drei für Mähren ausgestellten Bestätigungen finden sich auch Bestimmungen über den Vorgang bei iudicium aque und eine Erwähnung des iudicium ferri. Es bleibt noch ein Privileg für die Prämonstratensernonnen in Doxan von 1226, das auch Gottesurteile nennts). Das iudicium aque vel candentis ferri findet Anwendung per naroc, sive culpa, que fit per zwod, sive 3) 4) 5) 6) Ulrichs; Verbum 1) Friedrich CDB. II Nr. 375. 2) Erben I Nr. 862; Boczek CDM. II Nr. 250. Friedrich CDB. II Nr. 227. Friedrich CDB. II Nr. 234. Friedrich CDB. II Nr. 325. Nach collum steht statt suum: eius, ebenso in der Bestätigung Herzog hier ist außerdem die Abfolge der letzten vier Worte umgestellt, das ist an die Spitze gerückt. 7) Erben I Nr. 920; Boczek CDM. II Nr. 283. 8) Friedrich CDB. II Nr. 286.
9 urteile eingeführt werden. In allen von dem Deperditum direkt oder indirekt abgeleiteten Fassungen haben sie sich bis über die Mitte des 13. Jahrhunderts hinaus zu behaupten vermocht. Es entsteht nun die Frage, wie sie in das Formular hineingekommen sein können, ob und wo sie früher als Beweismittel genannt werden. Im Glos- sarium zum ersten Bande des von Friedrich herausgegebenen Codex diplomaticus, der bis 1197 reicht, kommen sie überhaupt nicht vor und in den bis zum Tode Premysl Ottokars I. ausgestellten Urkunden sind sie selten genannt. Als völlig wertlos scheidet ein Diplom für das Kloster Břevnov vom März 1220 aus1). Es ist eine Fälschung, die zwar für die Strafgerichtsbarkeit außerordentlich wertvolle Angaben enthält, in der Form aber erst zu Ausgang des 13. Jahrhunderts entstanden sein kann. Die Erwähnung der Gottes- urteile geht hier auf ein Privileg des Markgrafen Premysl für Raigern von 1234 zurück2), das dem mährischen Immunitätsformular folgt. Bezeichnenderweise steht in der Fälschung der Satz aber in einem völlig verschiedenen Zusammenhang. Uber den Diebstahl lesen wir hier: ut omnes homines ecclesie Breunovensis habiti vel habendi, sive sint rustici sive servientes, si quando de furto vel alio maleficio accusati fuerint, non nisi per vicinatus testimonium se studeant expurgare. Friedrich konnte bereits nachweisen, daß die kursiv- gesetzten Worte aus dem großen Privileg Přemysl Ottokars I. von 1222 für die Klöster und Kirchen der Prager Diözese entnommen sind3). Komnt also das Spurium für Břevnov nicht in Betracht, so sind doch noch einige andere Urkunden heranzuziehen. Im Jahre 1222 hat Přemysl Ottokar I. für die Provinz Znaim die Statuten Konrad Ottos bestätigt4), die Fassung des Kontextes hat Friedrich dem Notar Ottokar 5 zugeschrieben. Die Bestimmungen über den Dieb decken sich hier inhaltlich mit denen des mährischen Immunitäts- formulars. Si fuerit fur aput aliquem nobilem vel aput aliquem, cuius est villa, et dederit eum curie, omnia bona sua sint et collum suum in potestatem principis detur. Die Bestätigung der Statuten für die Provinz Brünn von 12295) wiederholt diese Sätze wörtlich6), ebenso die von Herzog Ulrich 1237 für die Provinz Lundenburg erteilte7). In diesen drei für Mähren ausgestellten Bestätigungen finden sich auch Bestimmungen über den Vorgang bei iudicium aque und eine Erwähnung des iudicium ferri. Es bleibt noch ein Privileg für die Prämonstratensernonnen in Doxan von 1226, das auch Gottesurteile nennts). Das iudicium aque vel candentis ferri findet Anwendung per naroc, sive culpa, que fit per zwod, sive 3) 4) 5) 6) Ulrichs; Verbum 1) Friedrich CDB. II Nr. 375. 2) Erben I Nr. 862; Boczek CDM. II Nr. 250. Friedrich CDB. II Nr. 227. Friedrich CDB. II Nr. 234. Friedrich CDB. II Nr. 325. Nach collum steht statt suum: eius, ebenso in der Bestätigung Herzog hier ist außerdem die Abfolge der letzten vier Worte umgestellt, das ist an die Spitze gerückt. 7) Erben I Nr. 920; Boczek CDM. II Nr. 283. 8) Friedrich CDB. II Nr. 286.
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10 causa, que appellatur hlawa. Den Begriff naroc umschreibt eine Urkunde von 12291): si aliquis ... ab aliquo pro latrocinio incusetur, quod boemice narok vocatur; hlawa hingegen: si aliquis... casu miserabili ab alio suffocetur, quod vulgariter hlaua dicitur. Ahnlich sagt das Spurium für Břevnov: quando aliquis occisus vel strangu- latus, quod hlawa nuncupatur, und eine echte Urkunde von 1229 für das Kloster zu Opatovitz2): quando aliquis interficitur, quod vulgariter hlawa vocatur3). Totschlag und Mord werden in den böhmisch-mährischen Urkunden aus der ersten Hälfte des 13. Jahr- hunderts noch nicht geschieden, latrocinium gehört zu den unehr- lichen Verbrechen. Die Doxaner Urkunde kann also mit den mähri- schen Immunitätsprivilegien zusammengestellt werden, die ein an- deres unehrliches Verbrechen, den Diebstahl, namentlich heraus- greifen. Es ist immerhin auffällig, daß in dem bisher behandelten Zeitraum einer Erwähnung der Gottesurteile für einen böhmischen Empfänger vier für mährische gegenüberstehen und diese Zahl kann noch um die Hälfte erhöht werden, wenn man das Velehrader De- perditum von 1209/13 und die ebenfalls verlorene ursprüngliche Fassung der Statuten Konrad Ottos mit einbezieht. Zu einem ähnlichen Ergebnis führt auch die Durchsicht des ersten Bandes der von Erben herausgegebenen Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae. Wenn ich nichts übersehen habe, wenn nicht der volle Wortlaut der einen oder anderen Urkunde mehr bietet als das Regest und Gottesurteile nennt, dann kann mit Ausnahme von Doxan kein böhmisches Kloster namhaft gemacht werden, dessen Privilegien Gottesurteile als Beweismittel festsetzen oder sie auch nur erwähnen. Dagegen wächst die Zahl der Immuni- tätsurkunden für mährische Empfänger nach 1230 noch stark an, selbst wenn man von den durch Inserte vermittelten Nennungen der Ordale ganz absehen will. Zu diesem der mangelhaften Zu- gänglichmachung der böhmischen Quellen wegen nicht absolut beweisenden Tatbestand tritt nun noch die für die Klöster und Kirchen der Prager Diözese 1222 ausgestellte Urkunde Přemysl Ottokars I.4). Sie bestimmt ausdrücklich, daß sich Diebe und andere Verbrecher nur durch das Zeugnis der Nachbarn — non nisi per vicinatus testimonium — reinigen können. Gottesurteile werden nicht erwähnt. Soweit der erhaltene Urkundenbestand schließen läßt, bestand zwischen Böhmen und Mähren hinsichtlich des Beweis- verfahrens5), aber auch in Umfang und Inhalt der Immunität ein 1) Friedrich CDB. II Nr. 323 für Leitomischl. 2) Friedrich CDB. II Nr. 324. 3) Zu diesen Termini vgl. auch die Ausführungen von Vaněček a. a. O. S. 30 ff. 4) Friedrich CDB. II Nr. 227. 5) Das Beweisverfahren wird allerdings in den Urkunden von 1222 und 1226 ebenfalls verschieden dargestellt. Zeugenbeweis und Ordale stehen einander gegenüber. Die Erklärung dafür dürfte vielleicht auf Wegen zu suchen sein, die Vaněček a. a. O. S. 43 ff. eingeschlagen hat. Er ist zu dem Schluß ge- kommen, daß das Privileg von 1222 keine praktische Bedeutung besessen
10 causa, que appellatur hlawa. Den Begriff naroc umschreibt eine Urkunde von 12291): si aliquis ... ab aliquo pro latrocinio incusetur, quod boemice narok vocatur; hlawa hingegen: si aliquis... casu miserabili ab alio suffocetur, quod vulgariter hlaua dicitur. Ahnlich sagt das Spurium für Břevnov: quando aliquis occisus vel strangu- latus, quod hlawa nuncupatur, und eine echte Urkunde von 1229 für das Kloster zu Opatovitz2): quando aliquis interficitur, quod vulgariter hlawa vocatur3). Totschlag und Mord werden in den böhmisch-mährischen Urkunden aus der ersten Hälfte des 13. Jahr- hunderts noch nicht geschieden, latrocinium gehört zu den unehr- lichen Verbrechen. Die Doxaner Urkunde kann also mit den mähri- schen Immunitätsprivilegien zusammengestellt werden, die ein an- deres unehrliches Verbrechen, den Diebstahl, namentlich heraus- greifen. Es ist immerhin auffällig, daß in dem bisher behandelten Zeitraum einer Erwähnung der Gottesurteile für einen böhmischen Empfänger vier für mährische gegenüberstehen und diese Zahl kann noch um die Hälfte erhöht werden, wenn man das Velehrader De- perditum von 1209/13 und die ebenfalls verlorene ursprüngliche Fassung der Statuten Konrad Ottos mit einbezieht. Zu einem ähnlichen Ergebnis führt auch die Durchsicht des ersten Bandes der von Erben herausgegebenen Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae. Wenn ich nichts übersehen habe, wenn nicht der volle Wortlaut der einen oder anderen Urkunde mehr bietet als das Regest und Gottesurteile nennt, dann kann mit Ausnahme von Doxan kein böhmisches Kloster namhaft gemacht werden, dessen Privilegien Gottesurteile als Beweismittel festsetzen oder sie auch nur erwähnen. Dagegen wächst die Zahl der Immuni- tätsurkunden für mährische Empfänger nach 1230 noch stark an, selbst wenn man von den durch Inserte vermittelten Nennungen der Ordale ganz absehen will. Zu diesem der mangelhaften Zu- gänglichmachung der böhmischen Quellen wegen nicht absolut beweisenden Tatbestand tritt nun noch die für die Klöster und Kirchen der Prager Diözese 1222 ausgestellte Urkunde Přemysl Ottokars I.4). Sie bestimmt ausdrücklich, daß sich Diebe und andere Verbrecher nur durch das Zeugnis der Nachbarn — non nisi per vicinatus testimonium — reinigen können. Gottesurteile werden nicht erwähnt. Soweit der erhaltene Urkundenbestand schließen läßt, bestand zwischen Böhmen und Mähren hinsichtlich des Beweis- verfahrens5), aber auch in Umfang und Inhalt der Immunität ein 1) Friedrich CDB. II Nr. 323 für Leitomischl. 2) Friedrich CDB. II Nr. 324. 3) Zu diesen Termini vgl. auch die Ausführungen von Vaněček a. a. O. S. 30 ff. 4) Friedrich CDB. II Nr. 227. 5) Das Beweisverfahren wird allerdings in den Urkunden von 1222 und 1226 ebenfalls verschieden dargestellt. Zeugenbeweis und Ordale stehen einander gegenüber. Die Erklärung dafür dürfte vielleicht auf Wegen zu suchen sein, die Vaněček a. a. O. S. 43 ff. eingeschlagen hat. Er ist zu dem Schluß ge- kommen, daß das Privileg von 1222 keine praktische Bedeutung besessen
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11 erheblicher Unterschied. Die Urkunde von 1222 entzieht die Hin- tersassen der Kirchen der Jurisdiktion der Provinzialgerichte und behält das Gericht dem König, dem Obersthofrichter und, wenn es keine causa sanguinis ist, dem Kanzler vor. Ahnliches bringt auch die schon erwähnte Doxaner Urkunde von 1226 zum Ausdruck, wo mit den Worten: ut omnes habitantes in possessionibus prefate domus ... coram excellencia nostra et iudice curie nostre in causam tracti fuerint ein privilegierter Gerichtsstand vor dem König be- gründet wird. Deutlicher heißt es in einer Urkunde von 1232: nostri et praepositi ecclesiae nominatae dumtaxat ipsam iurisditioni subiicientes1). In Mähren hingegen unterstehen die Hintersassen dem iudicium seculare, dem Provinzialgericht, und dementsprechend enthält das vollausgebildete Formular einen eigenen Absatz, der dem Kämmerer verbietet, Immunitätsgebiet zu betreten, einen Hintersassen vorzuladen oder sonst irgendwelche Handlungen vor- zunehmen. Er darf lediglich dem Procurator die Vorladung über- mitteln und dieser hat dafür Sorge zu tragen, daß die Vorgeladenen sich zeitgerecht vor Gericht stellen2). So hat zumindest Koß den Gegensatz zwischen der böhmi- schen und mährischen Immunität gesehen. Ist er aber tatsächlich in dieser Schärfe faßbar? Soweit das mährische Immunitätsformular in Frage kommt und allein den Betrachtungen zugrunde gelegt wird, wie das KOß getan hat, doch wohl nicht ohne weiteres. Die Befreiung von den Provinzialgerichten, die im Privileg von 1222 so überaus deutlich ausgedrückt wird, kommt in keiner der hier zu behandelnden mährischen Immunitätsurkunden vor. Sie fehlt aller- dings auch bei vielen böhmischen Klöstern. Auf der anderen Seite weist eine ganze Reihe von mährischen Immunitätsurkunden kein Introitusverbot auf, das vor allem dann wesentlich war, wenn ein Kloster von der Provinzialgerichtsbarkeit nicht eximiert war. Hier handelt es sich aber nicht um ein verschiedenes Ausmaß an Exemp- tion, die Erklärung liegt in der Feststellung, daß zwei, an Voll- ständigkeit und begrifflich klarer Formulierung des Rechtsinhaltes vollständig verschiedene Urkunden für die weiteren Privilegien das Vorbild geworden sind. Die Mängel der ältesten Fassung des Immu- nitätsformulars sind 1234 anläßlich einer Bestätigung des Privilegs von 1207 beseitigt worden und es ist wichtig, daß sie von der gleichen Hand geschrieben ist wie die Vorurkunde und mit der Kanzlei in hat und hat es nicht für ausgeschlossen gehalten, daß es die Kurie war, die 1222 den günstigen Moment benützt hat, um für die Klöster und Kirchen der Prager Diözese eine Reihe von Freiheiten, vor allem auch den privilegierten Gerichtsstand durchzusetzen. 1) Erben I Nr. 786. Dazu gehört noch eine 1234 von König Wenzel dem Kloster Břevnov ausgestellte Urkunde (Erben I Nr. 842), deren Fassung in dem noch urschriftlich erhaltenen Privileg des gleichen Ausstellers für Doxan von 1249 (Erben I Nr. 1235) wiederholt wird. Hier heißt es: quod homines iam dictae ecclesiae (ubique per regnum nostrum constituti) nullius castri iudicum seu beneficiariorum astent iudicio, sed nobis praesentibus iudicentur. Die eingeklammerten Worte setzt die Urkunde von 1249 neu hinzu. 2) Vgl. dazu Koß a. a. O. S. 55 f. und jüngst auch Vaněček a. a. O. passim.
11 erheblicher Unterschied. Die Urkunde von 1222 entzieht die Hin- tersassen der Kirchen der Jurisdiktion der Provinzialgerichte und behält das Gericht dem König, dem Obersthofrichter und, wenn es keine causa sanguinis ist, dem Kanzler vor. Ahnliches bringt auch die schon erwähnte Doxaner Urkunde von 1226 zum Ausdruck, wo mit den Worten: ut omnes habitantes in possessionibus prefate domus ... coram excellencia nostra et iudice curie nostre in causam tracti fuerint ein privilegierter Gerichtsstand vor dem König be- gründet wird. Deutlicher heißt es in einer Urkunde von 1232: nostri et praepositi ecclesiae nominatae dumtaxat ipsam iurisditioni subiicientes1). In Mähren hingegen unterstehen die Hintersassen dem iudicium seculare, dem Provinzialgericht, und dementsprechend enthält das vollausgebildete Formular einen eigenen Absatz, der dem Kämmerer verbietet, Immunitätsgebiet zu betreten, einen Hintersassen vorzuladen oder sonst irgendwelche Handlungen vor- zunehmen. Er darf lediglich dem Procurator die Vorladung über- mitteln und dieser hat dafür Sorge zu tragen, daß die Vorgeladenen sich zeitgerecht vor Gericht stellen2). So hat zumindest Koß den Gegensatz zwischen der böhmi- schen und mährischen Immunität gesehen. Ist er aber tatsächlich in dieser Schärfe faßbar? Soweit das mährische Immunitätsformular in Frage kommt und allein den Betrachtungen zugrunde gelegt wird, wie das KOß getan hat, doch wohl nicht ohne weiteres. Die Befreiung von den Provinzialgerichten, die im Privileg von 1222 so überaus deutlich ausgedrückt wird, kommt in keiner der hier zu behandelnden mährischen Immunitätsurkunden vor. Sie fehlt aller- dings auch bei vielen böhmischen Klöstern. Auf der anderen Seite weist eine ganze Reihe von mährischen Immunitätsurkunden kein Introitusverbot auf, das vor allem dann wesentlich war, wenn ein Kloster von der Provinzialgerichtsbarkeit nicht eximiert war. Hier handelt es sich aber nicht um ein verschiedenes Ausmaß an Exemp- tion, die Erklärung liegt in der Feststellung, daß zwei, an Voll- ständigkeit und begrifflich klarer Formulierung des Rechtsinhaltes vollständig verschiedene Urkunden für die weiteren Privilegien das Vorbild geworden sind. Die Mängel der ältesten Fassung des Immu- nitätsformulars sind 1234 anläßlich einer Bestätigung des Privilegs von 1207 beseitigt worden und es ist wichtig, daß sie von der gleichen Hand geschrieben ist wie die Vorurkunde und mit der Kanzlei in hat und hat es nicht für ausgeschlossen gehalten, daß es die Kurie war, die 1222 den günstigen Moment benützt hat, um für die Klöster und Kirchen der Prager Diözese eine Reihe von Freiheiten, vor allem auch den privilegierten Gerichtsstand durchzusetzen. 1) Erben I Nr. 786. Dazu gehört noch eine 1234 von König Wenzel dem Kloster Břevnov ausgestellte Urkunde (Erben I Nr. 842), deren Fassung in dem noch urschriftlich erhaltenen Privileg des gleichen Ausstellers für Doxan von 1249 (Erben I Nr. 1235) wiederholt wird. Hier heißt es: quod homines iam dictae ecclesiae (ubique per regnum nostrum constituti) nullius castri iudicum seu beneficiariorum astent iudicio, sed nobis praesentibus iudicentur. Die eingeklammerten Worte setzt die Urkunde von 1249 neu hinzu. 2) Vgl. dazu Koß a. a. O. S. 55 f. und jüngst auch Vaněček a. a. O. passim.
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12 Zusammenhang gebracht werden darf. Die Auffassungen von KOB enthalten also, soweit Mähren in Frage kommt, sicher Richtiges, für Böhmen haben die Festlegungen des großen Privilegs von 1222 aber nicht die allgemeine Bedeutung erlangt, daß man sie ohne Einschränkung dem mährischen Immunitätsformular entgegenstellen könnte. Die Jahre von 1207 bis 1209/13 hatten dem Notar Ottokar 5 genügt, um nach einigen Ansätzen für die Immunitätsurkunden eine hinreichend klare Form zu finden. In der Entwicklung dieses im Rahmen der königlichen Kanzlei entstandenen Formulars war damit eine erste Stufe erreicht, 1228/29 noch nicht überschritten. Für die weitere Verbreitung sind einige Vorfragen zu bereinigen. Welches waren die Wege, auf denen die Fassungen von 1207 und 1228 in die Urkunden von Raigern, Tischnowitz, Klosterbruck und Hradisch, um nur einige Empfänger zu nennen, eingedrungen sind? Ist in der königlichen Kanzlei eine Abschrift zurückgeblieben, die dann von verschiedenen Notaren fallweise benützt wurde? Daran wird man zweifeln dürfen, denn nicht die königliche, sondern die mark- gräflich-mährische Kanzlei ist es, die in den Dreißigerjahren des 13. Jahrhunderts die Mehrzahl von Immunitätsprivilegien ausge- stellt hat. Dann kommt die Vermittlung des Wortlautes durch die Empfänger in Betracht. Hier liegen aber die Dinge doch nicht so, wie etwa bei dem Hirsauerformular, wo die Empfänger dem gleichen Orden angehören. Es sind Zisterzienser, Prämonstratenser und Augustiner, die Immunitätsprivilegien vorweisen können, das For- mular wurde unterschiedslos für Frauen- und Männerklöster an- gewendet. Die Beantwortung dieser Fragen muß an den Schluß der Unter- suchung gerückt werden. Die Formen und Wege der Verbreitung des Formulars sollen aber jetzt schon aufgezeigt werden. Die Drucke bei Boczek reichen dafür keineswegs aus. Da eine ganze Reihe von Immunitätsverleihungen in Doppelausfertigungen vorliegt, muß immer erst festgestellt werden, welche von beiden inseriert ist oder als Vorurkunde gedient hat. Bei den Inserten finden wir gar nicht so selten, daß der Wortlaut des inserierten Stückes erweitert worden ist. Wie weit man dabei im Einzelfall gegangen ist, entzieht sich natürlich der Kenntnisnahme, solange die Urkundenbücher nur ganz allgemein auf den Druck des inserierten Privilegs verweisen, ohne Abweichungen oder Zusätze zu vermerken. Die Olmützer Inserte von 1234 und 1256 hat Boczek überdies nur teilweise zum Abdruck ge- bracht, so daß eine Aufhellung der Abhängigkeitsverhältnisse ohne Heranziehung der Originale unmöglich ist. Wo das Formular durch Vorurkunden vermittelt wurde, ist sehr häufig ein Privileg für einen anderen Empfänger benützt worden. Diese Erscheinung ist vor allem dort auffällig, wo in dem Klosterarchiv bereits eine oder mehrere Immunitätsurkunden vorhanden waren, die als Muster voll- ständig genügt hätten. Auch hier haben wir, angefangen von wört- licher Ubernahme bis zu teilweiser Abänderung und Erweiterung der einzelnen Bestimmungen und Abhängigkeit weniger dem Wort-
12 Zusammenhang gebracht werden darf. Die Auffassungen von KOB enthalten also, soweit Mähren in Frage kommt, sicher Richtiges, für Böhmen haben die Festlegungen des großen Privilegs von 1222 aber nicht die allgemeine Bedeutung erlangt, daß man sie ohne Einschränkung dem mährischen Immunitätsformular entgegenstellen könnte. Die Jahre von 1207 bis 1209/13 hatten dem Notar Ottokar 5 genügt, um nach einigen Ansätzen für die Immunitätsurkunden eine hinreichend klare Form zu finden. In der Entwicklung dieses im Rahmen der königlichen Kanzlei entstandenen Formulars war damit eine erste Stufe erreicht, 1228/29 noch nicht überschritten. Für die weitere Verbreitung sind einige Vorfragen zu bereinigen. Welches waren die Wege, auf denen die Fassungen von 1207 und 1228 in die Urkunden von Raigern, Tischnowitz, Klosterbruck und Hradisch, um nur einige Empfänger zu nennen, eingedrungen sind? Ist in der königlichen Kanzlei eine Abschrift zurückgeblieben, die dann von verschiedenen Notaren fallweise benützt wurde? Daran wird man zweifeln dürfen, denn nicht die königliche, sondern die mark- gräflich-mährische Kanzlei ist es, die in den Dreißigerjahren des 13. Jahrhunderts die Mehrzahl von Immunitätsprivilegien ausge- stellt hat. Dann kommt die Vermittlung des Wortlautes durch die Empfänger in Betracht. Hier liegen aber die Dinge doch nicht so, wie etwa bei dem Hirsauerformular, wo die Empfänger dem gleichen Orden angehören. Es sind Zisterzienser, Prämonstratenser und Augustiner, die Immunitätsprivilegien vorweisen können, das For- mular wurde unterschiedslos für Frauen- und Männerklöster an- gewendet. Die Beantwortung dieser Fragen muß an den Schluß der Unter- suchung gerückt werden. Die Formen und Wege der Verbreitung des Formulars sollen aber jetzt schon aufgezeigt werden. Die Drucke bei Boczek reichen dafür keineswegs aus. Da eine ganze Reihe von Immunitätsverleihungen in Doppelausfertigungen vorliegt, muß immer erst festgestellt werden, welche von beiden inseriert ist oder als Vorurkunde gedient hat. Bei den Inserten finden wir gar nicht so selten, daß der Wortlaut des inserierten Stückes erweitert worden ist. Wie weit man dabei im Einzelfall gegangen ist, entzieht sich natürlich der Kenntnisnahme, solange die Urkundenbücher nur ganz allgemein auf den Druck des inserierten Privilegs verweisen, ohne Abweichungen oder Zusätze zu vermerken. Die Olmützer Inserte von 1234 und 1256 hat Boczek überdies nur teilweise zum Abdruck ge- bracht, so daß eine Aufhellung der Abhängigkeitsverhältnisse ohne Heranziehung der Originale unmöglich ist. Wo das Formular durch Vorurkunden vermittelt wurde, ist sehr häufig ein Privileg für einen anderen Empfänger benützt worden. Diese Erscheinung ist vor allem dort auffällig, wo in dem Klosterarchiv bereits eine oder mehrere Immunitätsurkunden vorhanden waren, die als Muster voll- ständig genügt hätten. Auch hier haben wir, angefangen von wört- licher Ubernahme bis zu teilweiser Abänderung und Erweiterung der einzelnen Bestimmungen und Abhängigkeit weniger dem Wort-
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13 laut als dem logischen Aufbau nach alle Zwischenformen vertreten. Trotzdem sind es aber nur wenige Stücke, die sich nicht ohne weiteres in einen Stammbaum eingliedern lassen, und zumindest die eine Feststellung ist bei ihnen möglich, ob sie von der Fassung A2 von 1207 oder den Oslavan-Velehrader Privilegien von 1228 abgeleitet sind. In einigen Fällen verweist der Kontext selbst auf die Vor- lage, gelegentlich gibt der Ausstellungsort einen Hinweis und unter Beobachtung aller dieser Möglichkeiten ist eine Scheidung in zwei große Gruppen möglich: in solche, die in der Kanzlei entstanden sind, und in solche, bei denen sich die Empfänger gegenseitig den Text vermittelt haben. Auf diesem Wege findet dann auch die Be- nützung des Formulars für Klöster der verschiedenen Orden eine befriedigende Erklärung. Wir betrachten zunächst die direkte Fortführung des Wort- lautes der Privilegien für Velehrad und Oslavan von 1228. Wie schon in diesem Jahre Velehrad der gebende Teil war, so finden wir auch vier Jahre später zwei Urkunden für die beiden Klöster, die im Wortlaut voneinander abhängig sind. Am 18. Jänner 1232 bestätigte König Wenzel I. dem Kloster Velehrad das Privileg von 1228 in Form eines Insertes1), am 7. August in gleicher Weise dem Kloster Oslavan 2). Letztere Urkunde stimmt mit der für Velehrad fast wörtlich überein — von dem inserierten Privileg abgesehen. Da die Zeugen in beiden Diplomen nicht die gleichen sind, ist die Annahme wenig wahrscheinlich, daß im Jänner auch der Wortlaut des Oslavaner Stückes vorlag. Die Benützung des Velehrader Privi- legs findet vielmehr eine andere, zwanglosere Erklärung. Dieses nennt unter den Zeugen keine Oslavaner Mönche, dagegen das in Znaim ausgestellte Oslavaner Diplom: Albertus abbas Welgradensis cum Walchuno et Iacobo monachis ordinis Cisterciensis, und zwar an erster Stelle. Von dem Velehrader Privileg von 1228 sind drei Urschriften erhalten, eine davon scheidet als Fälschung aus. Friedrich hat sie in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts gerückt3) und ganz all- gemein die Urkunde von 1228 als Vorlage bezeichnet. Bei genauerem Vergleich des Wortlautes kann man aber beweisen, daß die im Brünner Landesarchiv befindliche Ausfertigung A2 als Muster ge- dient hat. Das geht vor allem aus der Variante: ex consilio fratris 1) Erben I Nr. 776; Boczek CDM. II Nr. 214. 2) Erben I Nr. 792; Boczek CDM. II Nr. 218. 3) Friedrich CDB. II Nr. 380. Die Kennzeichnung der Abhängigkeit von der VU. ist bei Friedrich nicht korrekt. S. 426 Z. 15 ist ista gesperrt gedruckt; ista hat aber auch die eigentliche Vorlage A2, illa A1; Z. 26 in- veniuntur, A1 und A2 haben inveniantur, was im Druck nicht kenntlich ge- macht ist. S. 427 Z. 3 gehört nach aliquid ein Sternchen, A1 und A2 haben nachher gracie; Z. 6 pernoctare, A1 und A2 haben hier pernoctando; Z. 23 postea, A1 und A2 haben postmodum; Z. 25 et in omnibus aquis; in gehört nicht Petit, da es in A1 und A2 fehlt, ebenso in Z. 29 bei capella in Zpittingniv. S. 428 Z. 3 gehört zwischen Tupez und Zablazan ein Sternchen, A1 hat partem in Z., A2 partem Z.
13 laut als dem logischen Aufbau nach alle Zwischenformen vertreten. Trotzdem sind es aber nur wenige Stücke, die sich nicht ohne weiteres in einen Stammbaum eingliedern lassen, und zumindest die eine Feststellung ist bei ihnen möglich, ob sie von der Fassung A2 von 1207 oder den Oslavan-Velehrader Privilegien von 1228 abgeleitet sind. In einigen Fällen verweist der Kontext selbst auf die Vor- lage, gelegentlich gibt der Ausstellungsort einen Hinweis und unter Beobachtung aller dieser Möglichkeiten ist eine Scheidung in zwei große Gruppen möglich: in solche, die in der Kanzlei entstanden sind, und in solche, bei denen sich die Empfänger gegenseitig den Text vermittelt haben. Auf diesem Wege findet dann auch die Be- nützung des Formulars für Klöster der verschiedenen Orden eine befriedigende Erklärung. Wir betrachten zunächst die direkte Fortführung des Wort- lautes der Privilegien für Velehrad und Oslavan von 1228. Wie schon in diesem Jahre Velehrad der gebende Teil war, so finden wir auch vier Jahre später zwei Urkunden für die beiden Klöster, die im Wortlaut voneinander abhängig sind. Am 18. Jänner 1232 bestätigte König Wenzel I. dem Kloster Velehrad das Privileg von 1228 in Form eines Insertes1), am 7. August in gleicher Weise dem Kloster Oslavan 2). Letztere Urkunde stimmt mit der für Velehrad fast wörtlich überein — von dem inserierten Privileg abgesehen. Da die Zeugen in beiden Diplomen nicht die gleichen sind, ist die Annahme wenig wahrscheinlich, daß im Jänner auch der Wortlaut des Oslavaner Stückes vorlag. Die Benützung des Velehrader Privi- legs findet vielmehr eine andere, zwanglosere Erklärung. Dieses nennt unter den Zeugen keine Oslavaner Mönche, dagegen das in Znaim ausgestellte Oslavaner Diplom: Albertus abbas Welgradensis cum Walchuno et Iacobo monachis ordinis Cisterciensis, und zwar an erster Stelle. Von dem Velehrader Privileg von 1228 sind drei Urschriften erhalten, eine davon scheidet als Fälschung aus. Friedrich hat sie in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts gerückt3) und ganz all- gemein die Urkunde von 1228 als Vorlage bezeichnet. Bei genauerem Vergleich des Wortlautes kann man aber beweisen, daß die im Brünner Landesarchiv befindliche Ausfertigung A2 als Muster ge- dient hat. Das geht vor allem aus der Variante: ex consilio fratris 1) Erben I Nr. 776; Boczek CDM. II Nr. 214. 2) Erben I Nr. 792; Boczek CDM. II Nr. 218. 3) Friedrich CDB. II Nr. 380. Die Kennzeichnung der Abhängigkeit von der VU. ist bei Friedrich nicht korrekt. S. 426 Z. 15 ist ista gesperrt gedruckt; ista hat aber auch die eigentliche Vorlage A2, illa A1; Z. 26 in- veniuntur, A1 und A2 haben inveniantur, was im Druck nicht kenntlich ge- macht ist. S. 427 Z. 3 gehört nach aliquid ein Sternchen, A1 und A2 haben nachher gracie; Z. 6 pernoctare, A1 und A2 haben hier pernoctando; Z. 23 postea, A1 und A2 haben postmodum; Z. 25 et in omnibus aquis; in gehört nicht Petit, da es in A1 und A2 fehlt, ebenso in Z. 29 bei capella in Zpittingniv. S. 428 Z. 3 gehört zwischen Tupez und Zablazan ein Sternchen, A1 hat partem in Z., A2 partem Z.
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14 nostri et petitione gegen: ex consilio et peticione fratris nostri hervor1), die A2 mit der Fälschung gemeinsam hat2). Die Ausfertigung A2 war aber auch Vorlage, als König Wenzel 1232 das Privileg bestätigte, indem er es inserieren ließ. Das zeigt die Variante in der Narratio, die auch bei der Fälschung zu 1228 den Ausschlag gegeben hat, sowie weitere Ubereinstimmungen mit A2 3). Die Invocatio ist verändert, sonst sind die Abweichungen ge- ringfügig, werden in der Zeugenliste und Datierung noch am stärksten bemerkbar. In ersterer ist aus einem Livboldus ein Ludolfus ge- worden, knapp vorher ein Benco ausgefallen, in der Datierung fehlt: regni nostri anno XXXIII vor presidente. Anderungen in der Schreib- weise der Ortsnamen sind stellenweise recht deutlich, aber doch nicht so stark, daß man nicht die Abhängigkeit von A2 auch in diesem Teil mit Sicherheit feststellen könnte4). Als Přemysl Otto- kar II. 1256 Jänner 16 dem Kloster Velehrad die Privilegien Pře- mysl Ottokars I. und Wenzels I. bestätigte5), wurde wieder die Form des Insertes gewählt. Auf den ersten Blick scheint es allerdings, als ob nur die Urkunde von 1228 inseriert worden wäre, denn Invo- catio, Intitulatio, Arenga und Narratio der Wenzelurkunde fehlen, es beginnt gleich der Wortlaut der Urkunde von 1228. Man hat in der Kanzlei Přemysl Ottokars II. den Anfang der Urkunde von 1232 einfach weggelassen und nur die Bestätigung des Diploms von 1228, Zeugenreihe und Datierung aus ihr abgeschrieben. Da bloß eine Ausfertigung von 1232 bekannt geworden ist, kann nur sie 1256 benützt worden sein6). Wir finden nur ganz unbedeutende Abwei- chungen von der Vorurkunde, Wortumstellungen und Auslassungen. In der Besitzliste lesen wir statt : in Babiz ad dua aratra nur Babiz. Die Abhängigkeit des Privilegs von 1256 von der Wenzelsurkunde von 1232 wird dort, wo diese von der Fassung A2 von 1228 abweicht, ebenfalls deutlich und auch in den Kürzungen sowie in der Ver- zierung der Anfangsbuchstaben einzelner Kontextteile ist der Ein- fluß der Vorurkunde graphisch faßbar. Velehrad hat verhältnismäßig spät, nämlich 1270, noch eine Bestätigung seines Immunitätsprivilegs erhalten7), und hier hat 1) Friedrich CDB. II S. 320 Anm. d. 2) Vgl. weiter noch die Anm. v; hier stimmt abermals A2 mit dem Spurium überein. Die Anm. u ist zu streichen, da A2 nicht pernoctare, sondern pernoctando wie A1 hat. 3) Vgl. a. a. O. S. 322 die Anm. 1h und s. 4) Das Privileg von 1232 hat mit dem Spurium zu 1228 zwei Fehler gemeinsam. In der Arenga fehlt beiden vor nostre visum ein congruum und in dem Satze eis aliquid gracie in victualibus inpendere ist in beiden gracie ausgefallen. Trotzdem kann das Spurium nicht aus dem Insert von 1232 ab- geleitet sein. 5) Emler II Nr. 87; Boczek CDM. III Nr. 227. 6) Daß in der Urkunde von 1256 das Insert kal. febr. als Monatstag nennt, das Original von 1232 dagegen XV. kal. febr., bedeutet noch nicht, daß zwei gleichlautende Urkunden am 18. Jänner und 1. Februar 1232 aus- gegeben wurden, sondern daß der Schreiber des Privilegs von 1256 unachtsam abgeschrieben hat. 7) Emler II Nr. 692; Boczek CDM IV Nr. 34.
14 nostri et petitione gegen: ex consilio et peticione fratris nostri hervor1), die A2 mit der Fälschung gemeinsam hat2). Die Ausfertigung A2 war aber auch Vorlage, als König Wenzel 1232 das Privileg bestätigte, indem er es inserieren ließ. Das zeigt die Variante in der Narratio, die auch bei der Fälschung zu 1228 den Ausschlag gegeben hat, sowie weitere Ubereinstimmungen mit A2 3). Die Invocatio ist verändert, sonst sind die Abweichungen ge- ringfügig, werden in der Zeugenliste und Datierung noch am stärksten bemerkbar. In ersterer ist aus einem Livboldus ein Ludolfus ge- worden, knapp vorher ein Benco ausgefallen, in der Datierung fehlt: regni nostri anno XXXIII vor presidente. Anderungen in der Schreib- weise der Ortsnamen sind stellenweise recht deutlich, aber doch nicht so stark, daß man nicht die Abhängigkeit von A2 auch in diesem Teil mit Sicherheit feststellen könnte4). Als Přemysl Otto- kar II. 1256 Jänner 16 dem Kloster Velehrad die Privilegien Pře- mysl Ottokars I. und Wenzels I. bestätigte5), wurde wieder die Form des Insertes gewählt. Auf den ersten Blick scheint es allerdings, als ob nur die Urkunde von 1228 inseriert worden wäre, denn Invo- catio, Intitulatio, Arenga und Narratio der Wenzelurkunde fehlen, es beginnt gleich der Wortlaut der Urkunde von 1228. Man hat in der Kanzlei Přemysl Ottokars II. den Anfang der Urkunde von 1232 einfach weggelassen und nur die Bestätigung des Diploms von 1228, Zeugenreihe und Datierung aus ihr abgeschrieben. Da bloß eine Ausfertigung von 1232 bekannt geworden ist, kann nur sie 1256 benützt worden sein6). Wir finden nur ganz unbedeutende Abwei- chungen von der Vorurkunde, Wortumstellungen und Auslassungen. In der Besitzliste lesen wir statt : in Babiz ad dua aratra nur Babiz. Die Abhängigkeit des Privilegs von 1256 von der Wenzelsurkunde von 1232 wird dort, wo diese von der Fassung A2 von 1228 abweicht, ebenfalls deutlich und auch in den Kürzungen sowie in der Ver- zierung der Anfangsbuchstaben einzelner Kontextteile ist der Ein- fluß der Vorurkunde graphisch faßbar. Velehrad hat verhältnismäßig spät, nämlich 1270, noch eine Bestätigung seines Immunitätsprivilegs erhalten7), und hier hat 1) Friedrich CDB. II S. 320 Anm. d. 2) Vgl. weiter noch die Anm. v; hier stimmt abermals A2 mit dem Spurium überein. Die Anm. u ist zu streichen, da A2 nicht pernoctare, sondern pernoctando wie A1 hat. 3) Vgl. a. a. O. S. 322 die Anm. 1h und s. 4) Das Privileg von 1232 hat mit dem Spurium zu 1228 zwei Fehler gemeinsam. In der Arenga fehlt beiden vor nostre visum ein congruum und in dem Satze eis aliquid gracie in victualibus inpendere ist in beiden gracie ausgefallen. Trotzdem kann das Spurium nicht aus dem Insert von 1232 ab- geleitet sein. 5) Emler II Nr. 87; Boczek CDM. III Nr. 227. 6) Daß in der Urkunde von 1256 das Insert kal. febr. als Monatstag nennt, das Original von 1232 dagegen XV. kal. febr., bedeutet noch nicht, daß zwei gleichlautende Urkunden am 18. Jänner und 1. Februar 1232 aus- gegeben wurden, sondern daß der Schreiber des Privilegs von 1256 unachtsam abgeschrieben hat. 7) Emler II Nr. 692; Boczek CDM IV Nr. 34.
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15 Boczek den wahren Sachverhalt verdunkelt, indem er in seinem Abdruck das inserierte Privileg fortließ und auf das Wenzels I. von 1232 (vide T. II. n. CCXIV) verwies. Zu den Angaben des Diploms von 1270 scheint das sehr gut zu passen, denn wir lesen hier: privi- legia sanctissime recordationis Ottakari avi nostri quondam regis Boemie nec non incliti patris nostri regis Wenzeslai . . . vidimus in hunc modum. In Wirklichkeit liegen die Dinge doch anders. Nicht das Privileg Wenzels I. von 1232, sondern das Přemysl Ottokars I. von 1228 ist inseriert. Ein Vergleich mit den beiden Originalen ergibt aber, daß keines von beiden Vorurkunde gewesen sein kann. In Betracht kommt vielmehr das Spurium von 1228. Damit ist allerdings die Vorlagenfrage noch nicht völlig erledigt. Die Sätze von Hinc est — in hunc modum vor dem Insert und die Worte Cum igitur — gratam habere volumus et ratam — diese allerdings stärker überarbeitet — stammen aus dem Privileg von 1256. Die Ubereinstimmung mit dem Falsum zu 1228 ist so stark, daß dieses entweder im Jahre 1270 als Vorlage benützt worden oder aus dem Privileg Premysl Ottokars II. abgeleitet sein muß. Nur an zwei Stellen stimmt die Urkunde von 1270 mehr mit den Originalen von 1228 überein, es handelt sich hier aber um Einfügung von Worten, denen keinerlei Bedeutung zukommt1). Auf diesem Weg ist über das Ab- hängigkeitsverhältnis beider Texte kein Ergebnis zu gewinnen. Und die Beobachtung, daß 1270 in der Besitzliste zwischen Chvalchowiz und Zdeboriz2) noch Doloplaz eingeschoben ist, gestattet für die Priorität des Spuriums nur einen Wahrscheinlichkeitsschluß. Aus- schlaggebend ist etwas anderes. Unter den Zeugen nennen A1 und A2 einen Henricus3) de Bozen, Verene, Iohannes Lozoz. Daraus ist in der Fälschung Henricus de Gozenbereue, Iohannes Iozoh geworden, während das Privileg von 1270 Heinricus de Gozevberue, Iohannes Iozoch hat. Die Form Gozevberue steht Bozen, Verene nicht so nahe, wie Gozenbereue, damit ist auch gesagt, daß das gefälschte Privileg Vorlage für das Přemysl Ottokars II. von 1270 gewesen ist, aller Wahrscheinlichkeit nach ist es für diesen Zweck angefertigt worden. Damit hätten wir den terminus ante quem für die Ent- stehung der Fälschung genauer als Friedrich festgelegt, wir hätten aber auch einen Anhaltspunkt, wann das Deperditum von 1209/13 vernichtet worden ist, wann man das auf ihm angebrachte Siegel für andere Zwecke benötigte 4). Die Dörfer der Troppauer Provinz, die 1270 außerdem bestätigt werden, sind zum größten Teil bereits in einem Privileg Innozenz IV. von 1250 Dezember 185) und in einer Urkunde des Bischofs Bruno von Olmütz von 1265 Februar 256) 1) S. 426 Z. 11 merito zwischen sicut und debemus. S. 428 Z. 24 abbate zwischen Alberto und venerando. 2) S. 427 Z. 31. 3) Heinricus A2. 4) Über das Siegel auf dem Spurium von 1228 vgl. unten S. 63 f. Potthast Reg. 14144; Erben I Nr. 1256; Boczek CDM. III Nr. 155. 6) Emler II Nr. 474; Boczek CDM. III Nr. 370. 5)
15 Boczek den wahren Sachverhalt verdunkelt, indem er in seinem Abdruck das inserierte Privileg fortließ und auf das Wenzels I. von 1232 (vide T. II. n. CCXIV) verwies. Zu den Angaben des Diploms von 1270 scheint das sehr gut zu passen, denn wir lesen hier: privi- legia sanctissime recordationis Ottakari avi nostri quondam regis Boemie nec non incliti patris nostri regis Wenzeslai . . . vidimus in hunc modum. In Wirklichkeit liegen die Dinge doch anders. Nicht das Privileg Wenzels I. von 1232, sondern das Přemysl Ottokars I. von 1228 ist inseriert. Ein Vergleich mit den beiden Originalen ergibt aber, daß keines von beiden Vorurkunde gewesen sein kann. In Betracht kommt vielmehr das Spurium von 1228. Damit ist allerdings die Vorlagenfrage noch nicht völlig erledigt. Die Sätze von Hinc est — in hunc modum vor dem Insert und die Worte Cum igitur — gratam habere volumus et ratam — diese allerdings stärker überarbeitet — stammen aus dem Privileg von 1256. Die Ubereinstimmung mit dem Falsum zu 1228 ist so stark, daß dieses entweder im Jahre 1270 als Vorlage benützt worden oder aus dem Privileg Premysl Ottokars II. abgeleitet sein muß. Nur an zwei Stellen stimmt die Urkunde von 1270 mehr mit den Originalen von 1228 überein, es handelt sich hier aber um Einfügung von Worten, denen keinerlei Bedeutung zukommt1). Auf diesem Weg ist über das Ab- hängigkeitsverhältnis beider Texte kein Ergebnis zu gewinnen. Und die Beobachtung, daß 1270 in der Besitzliste zwischen Chvalchowiz und Zdeboriz2) noch Doloplaz eingeschoben ist, gestattet für die Priorität des Spuriums nur einen Wahrscheinlichkeitsschluß. Aus- schlaggebend ist etwas anderes. Unter den Zeugen nennen A1 und A2 einen Henricus3) de Bozen, Verene, Iohannes Lozoz. Daraus ist in der Fälschung Henricus de Gozenbereue, Iohannes Iozoh geworden, während das Privileg von 1270 Heinricus de Gozevberue, Iohannes Iozoch hat. Die Form Gozevberue steht Bozen, Verene nicht so nahe, wie Gozenbereue, damit ist auch gesagt, daß das gefälschte Privileg Vorlage für das Přemysl Ottokars II. von 1270 gewesen ist, aller Wahrscheinlichkeit nach ist es für diesen Zweck angefertigt worden. Damit hätten wir den terminus ante quem für die Ent- stehung der Fälschung genauer als Friedrich festgelegt, wir hätten aber auch einen Anhaltspunkt, wann das Deperditum von 1209/13 vernichtet worden ist, wann man das auf ihm angebrachte Siegel für andere Zwecke benötigte 4). Die Dörfer der Troppauer Provinz, die 1270 außerdem bestätigt werden, sind zum größten Teil bereits in einem Privileg Innozenz IV. von 1250 Dezember 185) und in einer Urkunde des Bischofs Bruno von Olmütz von 1265 Februar 256) 1) S. 426 Z. 11 merito zwischen sicut und debemus. S. 428 Z. 24 abbate zwischen Alberto und venerando. 2) S. 427 Z. 31. 3) Heinricus A2. 4) Über das Siegel auf dem Spurium von 1228 vgl. unten S. 63 f. Potthast Reg. 14144; Erben I Nr. 1256; Boczek CDM. III Nr. 155. 6) Emler II Nr. 474; Boczek CDM. III Nr. 370. 5)
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16 genannt. Das Siegel der Urkunde von 1270 läßt sich auch auf an- deren Urkunden nachweisen und ist sicher echt1). Ahnlich genaue Feststellungen über die Oslavaner Urkunden sind unmöglich, da das Privileg von 1228 nur in dem Insert von 1232 erhalten ist. Als in einer neuerlichen Bestätigung der Rechte und Freiheiten dieses Klosters 1238 durch König Wenzel I. auch das Immunitätsformular zur Anwendung gelangte2), hat man auf die ursprüngliche Fassung von 1228 zurückgegriffen. Arenga, Publicatio und Korroboration sind zwar geändert, der rechtserhebliche Teil stimmt mit der Vorurkunde wörtlich überein. Die Verfügungen, die in dem Privileg von 1228 auf das Introitusverbot folgen, fehlen 1238. Si quis autem alicui persone religiose infra septa monasterii constitute manus iniecerit violentas ad aliquam ibi dehonestandam, capite puniatur et pro emunitate lesa monasterio decem marcas auri conponat, nisi quoad sentenciam capitis aliud nostre visum fuerit clemencie. Si vero quis irruperit claustrum monasterii ibi aliquid iniuste rapiendo, ablata restituat atque in cameram nostram et successorum nostrorum decem marcas auri conponat vel secundum quod visum fuerit nostre serenitati satisfaciat. H. Hirsch hat in seiner „Klosterimmunität seit dem Investitur- streit" darauf hingewiesen, daß in dem Formular, das die Kurie in den Privilegien für Zisterzen zur Anwendung brachte3), „ein Satz die reinste Form des höheren Kirchenfriedens erkennen lasse“. Eine entsprechende Urkunde hat Papst Gregor IX. 1230 Juli 54) dem Kloster verliehen, er lautet hier: Paci quoque et tranquillitati vestre paterna in posterum sollicitu- dine providere volentes auctoritate apostolica prohibemus, ut infra clausuras locorum seu grangiarum vestrarum nullus rapinam seu fur- tum facere, ignem apponere, sanguinem fundere, hominem temere capere vel interficere seu violentiam audeat exercere. Diese Verfügungen bedeuten „eine Abwehr schwerer Verbrechen, weil dadurch der Kirchenfriede verletzt und eine Entweihung der Gott geweihten Stätte herbeigeführt werden konnte, das Verbot, einen Menschen zu ergreifen, weil so das Asylrecht illusorisch wurde“ 5). Die angeführten Sätze der Urkunde Přemysl Ottokars I. zeigen inhaltlich eine merkliche Verwandtschaft mit den Bestim- mungen des Papstprivilegs; allerdings ziehen sie durch die zwei- malige Hervorhebung der septa monasterii und des claustrum monasterii dem höheren Frieden engere Grenzen als das päpstliche Privilegium Cisterciense. Hirsch hat auch darauf verwiesen, daß Ausdrücke wie muri oder septa „vornehmlich dazu dienen, den 1) Vorläufig kenne ich zu wenig Originale mit diesem Siegel, um die Verwendungsdauer dieses Stempels genauer bestimmen zu können. Für 1270 habe ich bisher noch kein zweites Beispiel gefunden. 2) Erben I Nr. 938; Boczek CDM. II Nr. 302. 3) Die päpstlichen Kanzleiordnungen von 1200—1500. Herausgegeben von M. Tangl S. 229 ff.; vgl. S. 232 § 21. 4) Potthast Reg. 8582; Friedrich CDB. II Nr. 339. 5) Hirsch a. a. O. S. 170.
16 genannt. Das Siegel der Urkunde von 1270 läßt sich auch auf an- deren Urkunden nachweisen und ist sicher echt1). Ahnlich genaue Feststellungen über die Oslavaner Urkunden sind unmöglich, da das Privileg von 1228 nur in dem Insert von 1232 erhalten ist. Als in einer neuerlichen Bestätigung der Rechte und Freiheiten dieses Klosters 1238 durch König Wenzel I. auch das Immunitätsformular zur Anwendung gelangte2), hat man auf die ursprüngliche Fassung von 1228 zurückgegriffen. Arenga, Publicatio und Korroboration sind zwar geändert, der rechtserhebliche Teil stimmt mit der Vorurkunde wörtlich überein. Die Verfügungen, die in dem Privileg von 1228 auf das Introitusverbot folgen, fehlen 1238. Si quis autem alicui persone religiose infra septa monasterii constitute manus iniecerit violentas ad aliquam ibi dehonestandam, capite puniatur et pro emunitate lesa monasterio decem marcas auri conponat, nisi quoad sentenciam capitis aliud nostre visum fuerit clemencie. Si vero quis irruperit claustrum monasterii ibi aliquid iniuste rapiendo, ablata restituat atque in cameram nostram et successorum nostrorum decem marcas auri conponat vel secundum quod visum fuerit nostre serenitati satisfaciat. H. Hirsch hat in seiner „Klosterimmunität seit dem Investitur- streit" darauf hingewiesen, daß in dem Formular, das die Kurie in den Privilegien für Zisterzen zur Anwendung brachte3), „ein Satz die reinste Form des höheren Kirchenfriedens erkennen lasse“. Eine entsprechende Urkunde hat Papst Gregor IX. 1230 Juli 54) dem Kloster verliehen, er lautet hier: Paci quoque et tranquillitati vestre paterna in posterum sollicitu- dine providere volentes auctoritate apostolica prohibemus, ut infra clausuras locorum seu grangiarum vestrarum nullus rapinam seu fur- tum facere, ignem apponere, sanguinem fundere, hominem temere capere vel interficere seu violentiam audeat exercere. Diese Verfügungen bedeuten „eine Abwehr schwerer Verbrechen, weil dadurch der Kirchenfriede verletzt und eine Entweihung der Gott geweihten Stätte herbeigeführt werden konnte, das Verbot, einen Menschen zu ergreifen, weil so das Asylrecht illusorisch wurde“ 5). Die angeführten Sätze der Urkunde Přemysl Ottokars I. zeigen inhaltlich eine merkliche Verwandtschaft mit den Bestim- mungen des Papstprivilegs; allerdings ziehen sie durch die zwei- malige Hervorhebung der septa monasterii und des claustrum monasterii dem höheren Frieden engere Grenzen als das päpstliche Privilegium Cisterciense. Hirsch hat auch darauf verwiesen, daß Ausdrücke wie muri oder septa „vornehmlich dazu dienen, den 1) Vorläufig kenne ich zu wenig Originale mit diesem Siegel, um die Verwendungsdauer dieses Stempels genauer bestimmen zu können. Für 1270 habe ich bisher noch kein zweites Beispiel gefunden. 2) Erben I Nr. 938; Boczek CDM. II Nr. 302. 3) Die päpstlichen Kanzleiordnungen von 1200—1500. Herausgegeben von M. Tangl S. 229 ff.; vgl. S. 232 § 21. 4) Potthast Reg. 8582; Friedrich CDB. II Nr. 339. 5) Hirsch a. a. O. S. 170.
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17 engeren Immunitätsbezirk der Klöster in Urkunden weltlicher Aus- steller zu umgrenzen“1). Das Privileg von 1228, das ausdrücklich bei Bruch des höheren Kirchenfriedens an Ordenspersonen die Todes- strafe vorsieht, fügt sich zwanglos in das Bild ein, das die Quellen aus Deutschland bieten2). Warum diese wichtigen Verfügungen 1238 ausgelassen wurden, ist nicht festzustellen, ein ähnlicher, nur kürzer gefaßter Satz des Velehrader Privilegs von 1228 ist durch die In- serte bis 1270 fortgeführt worden. 1207 Olmütz Al A2 1209 Olmütz 1209/13 Velchrad dep. 1228 Oslavan A 1228 Velehrad A3 1232 Velehrad 1232 Oslavan 1238 Oslavan 1256 Velehrad 1228 Velehrad (Spur. vor 1270) 1270 Velehrad Abgesehen von dieser einen Ausnahme ist die Fortführung des Immunitätsformulars in der Empfängergruppe Velehrad-Oslavan 1) Hirsch a. a. O. S. 171. 2) Vgl. etwa K. Hofmann Die engere Immunität in deutschen Bischofs- städten im Mittelalter S. 21. Die obigen Bemerkungen sollten nur einen all- gemeinen Hinweis bieten, eine entsprechende Untersuchung über die böhmischen und mährischen Immunitäten fehlt noch und auch die bereits mehrmals an- gezogene Arbeit von Vaněček ist auf diese Probleme nicht eingegangen. Aller- dings fehlen hier alle Angaben über eine Vogtei, die bei Arbeiten über deutsche Urkunden eine schärfere Herausarbeitung der engeren Immunität wesentlich erleichtert haben.
17 engeren Immunitätsbezirk der Klöster in Urkunden weltlicher Aus- steller zu umgrenzen“1). Das Privileg von 1228, das ausdrücklich bei Bruch des höheren Kirchenfriedens an Ordenspersonen die Todes- strafe vorsieht, fügt sich zwanglos in das Bild ein, das die Quellen aus Deutschland bieten2). Warum diese wichtigen Verfügungen 1238 ausgelassen wurden, ist nicht festzustellen, ein ähnlicher, nur kürzer gefaßter Satz des Velehrader Privilegs von 1228 ist durch die In- serte bis 1270 fortgeführt worden. 1207 Olmütz Al A2 1209 Olmütz 1209/13 Velchrad dep. 1228 Oslavan A 1228 Velehrad A3 1232 Velehrad 1232 Oslavan 1238 Oslavan 1256 Velehrad 1228 Velehrad (Spur. vor 1270) 1270 Velehrad Abgesehen von dieser einen Ausnahme ist die Fortführung des Immunitätsformulars in der Empfängergruppe Velehrad-Oslavan 1) Hirsch a. a. O. S. 171. 2) Vgl. etwa K. Hofmann Die engere Immunität in deutschen Bischofs- städten im Mittelalter S. 21. Die obigen Bemerkungen sollten nur einen all- gemeinen Hinweis bieten, eine entsprechende Untersuchung über die böhmischen und mährischen Immunitäten fehlt noch und auch die bereits mehrmals an- gezogene Arbeit von Vaněček ist auf diese Probleme nicht eingegangen. Aller- dings fehlen hier alle Angaben über eine Vogtei, die bei Arbeiten über deutsche Urkunden eine schärfere Herausarbeitung der engeren Immunität wesentlich erleichtert haben.
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18 wenig interessant. Das Diktat des Deperditums für Velehrad von 1209/13 muß dem Notar Ottokar 5 zugeschrieben werden, schon 1228 ist eine Beteiligung der Kanzlei nicht mit Sicherheit zu er- weisen. Die Velehrader Urkunde von 1232 ist wohl in der Kanzlei entstanden, die im gleichen Jahr erfolgte Bestätigung für Oslavan dürfte aber reine Empfängerarbeit sein, für die Beurteilung der Schrift der Urkunden von 1256 und 1270 fehlt vorläufig noch das entsprechende Vergleichsmaterial. Wenn wir die bisherigen Ergeb- nisse in Form eines Stammbaumes darstellen, so bedeuten unter- brochene Linien die Fortführung des Formulars durch Inserte. Es fragt sich, ob das Immunitätsformular auch für die Kirche von Olmütz noch weitere Anwendung gefunden hat. Hier stößt aber die Klärung des Sachverhaltes auf Schwierigkeiten, die mit Hilfe der Drucke in Boczeks Codex diplomaticus allein nicht mehr beseitigt werden können. Im zweiten Band sind als Nummer 254 und 255 zwei Privilegien des Markgrafen Přemysl abgedruckt, die beide die Fassung A2 von 1207 inseriert enthalten müßten. Ob das zutrifft, ist an Hand der Drucke nicht feststellbar, da der Wortlaut des inserierten Privilegs nicht mitgeteilt ist. Beide Stücke sind undatiert. Dazu tritt noch eine weitere Urkunde von 1256 August 11), die ebenfalls dem Immunitätsformular folgt und, wie es zunächst scheint, dieses aus einer Vorurkunde übernommen hat. Nahezu keine dieser Annahmen trifft zu. An der Aufhellung des Tatbestandes kommt K. Lechner ein bedeutendes Verdienst zu, der in seinen „Beiträgen zur Frage der Verläßlichkeit des Codex diplomaticus et epistolaris Moravie“2) viele Berichtigungen zu der Arbeit Boczeks geboten hat. Nach seinen Ausführungen scheidet die Urkunde Nr. 254 als Fälschung aus. Denn nicht das Privileg von 1207 ist inseriert, sondern das von 12563). Mit der Adresse: Ruberto dei gracia Olomucensi episcopo ist dieses Datum unver- einbar. Die Vorlage, die Boczek zum Abdruck brachte, hatte nach sentiat iuditio noch Zeugen, die mit geringfügigen Kürzungen aus dem Privileg von 1207 entnommen sind, von dort her stammt auch die Datierung, wie bereits Lechner feststellen konnte. Diese Fäl- schung können wir aus unseren Betrachtungen ausscheiden. Die zweite Urkunde ist noch im Original erhalten und besiegelt, sie ist von der Ausfertigung A2 des Privilegs von 1207 abgeleitet. Was Lechner aber nicht bemerkt hat: Invocatio, Intitulatio mit Adresse, Arenga und Narratio des Diploms von 1234 fehlen im Abdruck bei Boczek, so daß ein völlig irreführendes Bild von dem Inhalt dieser Bestätigung entstehen mußte. Bei dem Privileg von 1234 handelt es sich keineswegs um eine ganz schematische Fortführung des Immunitätsformulars. In die inserierte Urkunde sind Bestimmungen eingefügt, die zum Teil schon im Velehrad-Oslavaner Zweig vorkommen, zum Teil zum 1) Emler II Nr. 106; Boczek CDM. III Nr. 234. 2) Zeitschrift des Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens, 2 S. 123 ff. 3) A. a. O. S. 136.
18 wenig interessant. Das Diktat des Deperditums für Velehrad von 1209/13 muß dem Notar Ottokar 5 zugeschrieben werden, schon 1228 ist eine Beteiligung der Kanzlei nicht mit Sicherheit zu er- weisen. Die Velehrader Urkunde von 1232 ist wohl in der Kanzlei entstanden, die im gleichen Jahr erfolgte Bestätigung für Oslavan dürfte aber reine Empfängerarbeit sein, für die Beurteilung der Schrift der Urkunden von 1256 und 1270 fehlt vorläufig noch das entsprechende Vergleichsmaterial. Wenn wir die bisherigen Ergeb- nisse in Form eines Stammbaumes darstellen, so bedeuten unter- brochene Linien die Fortführung des Formulars durch Inserte. Es fragt sich, ob das Immunitätsformular auch für die Kirche von Olmütz noch weitere Anwendung gefunden hat. Hier stößt aber die Klärung des Sachverhaltes auf Schwierigkeiten, die mit Hilfe der Drucke in Boczeks Codex diplomaticus allein nicht mehr beseitigt werden können. Im zweiten Band sind als Nummer 254 und 255 zwei Privilegien des Markgrafen Přemysl abgedruckt, die beide die Fassung A2 von 1207 inseriert enthalten müßten. Ob das zutrifft, ist an Hand der Drucke nicht feststellbar, da der Wortlaut des inserierten Privilegs nicht mitgeteilt ist. Beide Stücke sind undatiert. Dazu tritt noch eine weitere Urkunde von 1256 August 11), die ebenfalls dem Immunitätsformular folgt und, wie es zunächst scheint, dieses aus einer Vorurkunde übernommen hat. Nahezu keine dieser Annahmen trifft zu. An der Aufhellung des Tatbestandes kommt K. Lechner ein bedeutendes Verdienst zu, der in seinen „Beiträgen zur Frage der Verläßlichkeit des Codex diplomaticus et epistolaris Moravie“2) viele Berichtigungen zu der Arbeit Boczeks geboten hat. Nach seinen Ausführungen scheidet die Urkunde Nr. 254 als Fälschung aus. Denn nicht das Privileg von 1207 ist inseriert, sondern das von 12563). Mit der Adresse: Ruberto dei gracia Olomucensi episcopo ist dieses Datum unver- einbar. Die Vorlage, die Boczek zum Abdruck brachte, hatte nach sentiat iuditio noch Zeugen, die mit geringfügigen Kürzungen aus dem Privileg von 1207 entnommen sind, von dort her stammt auch die Datierung, wie bereits Lechner feststellen konnte. Diese Fäl- schung können wir aus unseren Betrachtungen ausscheiden. Die zweite Urkunde ist noch im Original erhalten und besiegelt, sie ist von der Ausfertigung A2 des Privilegs von 1207 abgeleitet. Was Lechner aber nicht bemerkt hat: Invocatio, Intitulatio mit Adresse, Arenga und Narratio des Diploms von 1234 fehlen im Abdruck bei Boczek, so daß ein völlig irreführendes Bild von dem Inhalt dieser Bestätigung entstehen mußte. Bei dem Privileg von 1234 handelt es sich keineswegs um eine ganz schematische Fortführung des Immunitätsformulars. In die inserierte Urkunde sind Bestimmungen eingefügt, die zum Teil schon im Velehrad-Oslavaner Zweig vorkommen, zum Teil zum 1) Emler II Nr. 106; Boczek CDM. III Nr. 234. 2) Zeitschrift des Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens, 2 S. 123 ff. 3) A. a. O. S. 136.
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19 Formular neu hinzutreten, und obwohl es ausdrücklich heißt: privilegium autem patris nostri tale est, sicut in subsequentibus apparet, fehlt doch die Zeugenliste, Datierung und Datum-per- manus-Formel des Privilegs von 1207. Fast scheint es, als ob die Form des Insertes der markgräflichen Kanzlei damals etwas Un- gewohntes gewesen wäre. Greifen wir das Introitusverbot heraus, das schon in dem Velehrader Deperditum von 1209/13 eine befrie- digende Form gefunden hatte. Velehrad 1228. Statuimus etiam, ut nullus ca- merarius intret villas monasterii ad aliquem citandum vel ad ali- quid ibi faciendum, sed significet procuratori domus illius, cui ab- bas cum fratribus commisit pro- curationem in temporalibus, ut eos citari faciat, qui sunt citandi, quatinus die et loco determinato eos coram iudicibus statuat, quo- rum interest causas et negocia regni nostri tractare et diffinire. Olmütz 1234. Statuimus, ut nullus camerari- orum vel quorumlibet nunciorum a castro audeat villas ipsorum ingredi pro aliquo gravamine ho- minibus eorum inferendo vel eos, si accusati fuerint, ad iudicium evocando. Volumus autem, ut iu- dex vel benefici per sibi subiec- tos ad dominos eorum mittant, per quos citati homines ipsorum iudicio assistant. Die textlichen Berührungen zwischen beiden Fassungen sind überaus geringfügig, inhaltlich unterscheidet sich die neue For- mulierung von der älteren gar nicht. Möglicherweise hat ein ge- ändertes Stilgefühl der Kanzlei dazu beigetragen, daß man von dem alten Formular abwich, denn die Reinschrift von 1234 stammt von dem gleichen Notar, der 1209/13 das Deperditum verfaßt hatte. Das Introitusverbot stellt eine wesentliche und unerläßliche Ergänzung des älteren Privilegs dar, aber noch eine weitere, wichtige Bestimmung tritt 1234 neu hinzu; sie verfügt eine völlige Befreiung der Geistlichkeit von der Provinzialgerichtsbarkeit: Statuimus, ut si quis ex presbyteris canonicis vel clericis ad iudicium commune fuerit evocatus per iudicem vel beneficorum nostrorum nuncios ex parte castri, per se vel per responsalem nun- cium suum compareant, non iudicandus, sed tantum videndus, sed omne iudicium secundum statuta canonum devolvatur ad episcopum vel prelatos Olomucensis ecclesie, quatinus secundum processum cause discutiant inter accusatum et accusantem utrique ius suum inpercientes. 1256 hat Přemysl Ottokar II. dieses Privileg bestätigt1) und dabei ist dessen Wortlaut mit der Urkunde von 1207 übernommen worden, aber nicht ohne Einschübe und Abänderungen 2). Dadurch, 1) Emler II Nr. 106; Boczek CDM. III Nr. 234. 2) Die Urschrift dieses Privilegs scheint mir hinsichtlich ihrer Echtheit nicht über alle Zweifel erhaben zu sein. Ich kenne aus den Jahren 1253—1258 noch zu wenig Originale, um über die Schrift ein endgültiges Urteil abgeben zu können. Die Verzierungen der Anfangsbuchstaben der Invocatio, Intitulatio
19 Formular neu hinzutreten, und obwohl es ausdrücklich heißt: privilegium autem patris nostri tale est, sicut in subsequentibus apparet, fehlt doch die Zeugenliste, Datierung und Datum-per- manus-Formel des Privilegs von 1207. Fast scheint es, als ob die Form des Insertes der markgräflichen Kanzlei damals etwas Un- gewohntes gewesen wäre. Greifen wir das Introitusverbot heraus, das schon in dem Velehrader Deperditum von 1209/13 eine befrie- digende Form gefunden hatte. Velehrad 1228. Statuimus etiam, ut nullus ca- merarius intret villas monasterii ad aliquem citandum vel ad ali- quid ibi faciendum, sed significet procuratori domus illius, cui ab- bas cum fratribus commisit pro- curationem in temporalibus, ut eos citari faciat, qui sunt citandi, quatinus die et loco determinato eos coram iudicibus statuat, quo- rum interest causas et negocia regni nostri tractare et diffinire. Olmütz 1234. Statuimus, ut nullus camerari- orum vel quorumlibet nunciorum a castro audeat villas ipsorum ingredi pro aliquo gravamine ho- minibus eorum inferendo vel eos, si accusati fuerint, ad iudicium evocando. Volumus autem, ut iu- dex vel benefici per sibi subiec- tos ad dominos eorum mittant, per quos citati homines ipsorum iudicio assistant. Die textlichen Berührungen zwischen beiden Fassungen sind überaus geringfügig, inhaltlich unterscheidet sich die neue For- mulierung von der älteren gar nicht. Möglicherweise hat ein ge- ändertes Stilgefühl der Kanzlei dazu beigetragen, daß man von dem alten Formular abwich, denn die Reinschrift von 1234 stammt von dem gleichen Notar, der 1209/13 das Deperditum verfaßt hatte. Das Introitusverbot stellt eine wesentliche und unerläßliche Ergänzung des älteren Privilegs dar, aber noch eine weitere, wichtige Bestimmung tritt 1234 neu hinzu; sie verfügt eine völlige Befreiung der Geistlichkeit von der Provinzialgerichtsbarkeit: Statuimus, ut si quis ex presbyteris canonicis vel clericis ad iudicium commune fuerit evocatus per iudicem vel beneficorum nostrorum nuncios ex parte castri, per se vel per responsalem nun- cium suum compareant, non iudicandus, sed tantum videndus, sed omne iudicium secundum statuta canonum devolvatur ad episcopum vel prelatos Olomucensis ecclesie, quatinus secundum processum cause discutiant inter accusatum et accusantem utrique ius suum inpercientes. 1256 hat Přemysl Ottokar II. dieses Privileg bestätigt1) und dabei ist dessen Wortlaut mit der Urkunde von 1207 übernommen worden, aber nicht ohne Einschübe und Abänderungen 2). Dadurch, 1) Emler II Nr. 106; Boczek CDM. III Nr. 234. 2) Die Urschrift dieses Privilegs scheint mir hinsichtlich ihrer Echtheit nicht über alle Zweifel erhaben zu sein. Ich kenne aus den Jahren 1253—1258 noch zu wenig Originale, um über die Schrift ein endgültiges Urteil abgeben zu können. Die Verzierungen der Anfangsbuchstaben der Invocatio, Intitulatio
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20 daß nur die Intitulatio der Urkunde von 1234 verändert wurde, wird zunächst nicht gleich ersichtlich, daß es sich um ein 1256 vorgenommenes Insert des markgräflichen Privilegs von 1234 handelt. Waren die Hintersassen bisher von der castrorum edi- ficatione vel reedificatione und der ingruenti expeditione befreit gewesen1), so wurde nun auch die Verpflichtung fossata circa castra vel oppida facienda seu etiam pontes edificandos auf- gehoben2). Es handelt sich hier um den ersten Einschub in die bisher wörtlich übernommenen Sätze der Vorurkunde, der zu keinerlei Bedenken Anlaß bietet. Denn die Befreiung von der Her- stellung von Befestigungen und von Brückenbau ist kein um die Mitte des 13. Jahrhunderts ungebräuchliches Vorrecht. Allerdings ist die Fassung dieser Bestimmung nicht ganz neu. Ein für das Kloster Hradisch 1250 ausgestelltes Privileg muß in irgendeiner Form benützt worden sein3). Olmütz 1234. adicientes, ut nullus pro castrorum edifi- catione vel reedifi- catione sive pro ali- qua ingruenti expedi- tione secundum quod in antiquis contine- tur privilegiis, homi- nes episcopatus et ecclesie audeat in- quietare. Olmütz 1256. adicientes, ut nullus pro castrorum edifi- cacione vel reedifica- cione sive pro aliqua ingruenti expeditione secundum quod in an- tiquis continetur pri- vilegiis, homines epi- scopatus et ecclesie au- deat inquietare seu ad fossata circa castra vel opida facienda seueciam pontes edifican- dos violenta coac- tione compellere, precipue cum a gravaminibus hui- usmodi * privile- giorum beneficio ex antecessorum nostrorum et no- Hradisch 1250. adiicientes, ut nullus pro edificatione ca- strorum sive pro ali- qua ingruenti necessi- tate vel expeditione homines dicte abbacie audeat inquietare seu ad fossata circa ca- stra vel oppida fa- cienda seu etiam pon- tes edificandos coac- tione compellere vio- lenta, precipue cum a gravaminibus huius- modi Gradycensis abbacia antecessorum nostrorum privilegio- sit rum beneficio exempta. und Arenga sind, soweit ich sehe, in Kanzleiausfertigungen ungewöhnlich, die Buchstabenformen der Invocatio sind für die Mitte des 13. Jahrhunderts un- möglich und die Kontextschrift weist sowohl in den konsequent angewendeten Strichen bei einfachem i als auch im Duktus in das 14. Jahrhundert. Das Siegel ist allerdings echt, aber grüngelbe Seidenfäden sind sonst ungebräuchlich und ein Vergleich der Verschlingung dieser Fäden mit der sonst üblichen ergibt eine so starke Abweichung, daß eine ursprüngliche Anbringung des beschädigten Siegels nicht erwiesen werden kann. 1) Vgl. dazu Vaněček a. a. O. S. 18 f. 2) Vgl. dazu Vaněček ebenda. 3) Erben I Nr. 1002 und S. 580 Nr. 1002; Boczek CDM. II Nr. 327 und V Nr. 19 auf S. 234.
20 daß nur die Intitulatio der Urkunde von 1234 verändert wurde, wird zunächst nicht gleich ersichtlich, daß es sich um ein 1256 vorgenommenes Insert des markgräflichen Privilegs von 1234 handelt. Waren die Hintersassen bisher von der castrorum edi- ficatione vel reedificatione und der ingruenti expeditione befreit gewesen1), so wurde nun auch die Verpflichtung fossata circa castra vel oppida facienda seu etiam pontes edificandos auf- gehoben2). Es handelt sich hier um den ersten Einschub in die bisher wörtlich übernommenen Sätze der Vorurkunde, der zu keinerlei Bedenken Anlaß bietet. Denn die Befreiung von der Her- stellung von Befestigungen und von Brückenbau ist kein um die Mitte des 13. Jahrhunderts ungebräuchliches Vorrecht. Allerdings ist die Fassung dieser Bestimmung nicht ganz neu. Ein für das Kloster Hradisch 1250 ausgestelltes Privileg muß in irgendeiner Form benützt worden sein3). Olmütz 1234. adicientes, ut nullus pro castrorum edifi- catione vel reedifi- catione sive pro ali- qua ingruenti expedi- tione secundum quod in antiquis contine- tur privilegiis, homi- nes episcopatus et ecclesie audeat in- quietare. Olmütz 1256. adicientes, ut nullus pro castrorum edifi- cacione vel reedifica- cione sive pro aliqua ingruenti expeditione secundum quod in an- tiquis continetur pri- vilegiis, homines epi- scopatus et ecclesie au- deat inquietare seu ad fossata circa castra vel opida facienda seueciam pontes edifican- dos violenta coac- tione compellere, precipue cum a gravaminibus hui- usmodi * privile- giorum beneficio ex antecessorum nostrorum et no- Hradisch 1250. adiicientes, ut nullus pro edificatione ca- strorum sive pro ali- qua ingruenti necessi- tate vel expeditione homines dicte abbacie audeat inquietare seu ad fossata circa ca- stra vel oppida fa- cienda seu etiam pon- tes edificandos coac- tione compellere vio- lenta, precipue cum a gravaminibus huius- modi Gradycensis abbacia antecessorum nostrorum privilegio- sit rum beneficio exempta. und Arenga sind, soweit ich sehe, in Kanzleiausfertigungen ungewöhnlich, die Buchstabenformen der Invocatio sind für die Mitte des 13. Jahrhunderts un- möglich und die Kontextschrift weist sowohl in den konsequent angewendeten Strichen bei einfachem i als auch im Duktus in das 14. Jahrhundert. Das Siegel ist allerdings echt, aber grüngelbe Seidenfäden sind sonst ungebräuchlich und ein Vergleich der Verschlingung dieser Fäden mit der sonst üblichen ergibt eine so starke Abweichung, daß eine ursprüngliche Anbringung des beschädigten Siegels nicht erwiesen werden kann. 1) Vgl. dazu Vaněček a. a. O. S. 18 f. 2) Vgl. dazu Vaněček ebenda. 3) Erben I Nr. 1002 und S. 580 Nr. 1002; Boczek CDM. II Nr. 327 und V Nr. 19 auf S. 234.
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Ius guod datur pro ca- pite sive pro fure vel pro swod prin- cipi... stri tali liberalitatis sibi munere collato ecclesia Olomucensis penitus sit exhone- rata. Jus quod datur pro capite sive pro fure vel pro swod vel pro eo, quod wlgo dicitur chistotne principi . . . Ius guod datur pro capite sive fure vel pro zwod vel pro eo, guod vulgo dicitur chiztotne ... Damit sind aber die Stellen noch nicht erschöpft, bei denen neben denı Privileg von 1234 die Hradischer oder eine mit ihr aufs engste verwandte Fassung vorgelegen haben muß und auch in dem zweiten Fall liegen die Dinge so, daß der Satz, der in das alte Formular eingeschoben wird, sich an einer Stelle befindet, wo im übrigen die Abhängigkeit von der Vorurkunde geradezu sklavisch ist. Hradisch 1250. inhibentes firmiter super homines abbacie nominate spolia et ven- ditionem illam, que solet fieri propter vie gravis dispendia, ubi de communi strata fit disgressio secus viam propter evitationem mali transitus. Similiter in occu- patione metarum, si aligui eius- dem ecclesie homines in iudicium fuerint evocati et iudicati, satis- factio culpe dicte remaneat ec- clesie et emenda simul cum eo, quod vulgo dicitur meznywol et conquerenti satisfiat. Olmiitz 1256. inhibentes firmiter * vendicionem illam ab hominibus episcopatus exigi, que fieri solet propter vie gravis dispendia, ubi de communi strata digressio fit secus viam prop- ter cvitacionem mali transitus nec spolia ab ipsis recipi. Similiter in occupatione metarum, si aliqui * in iudicium fuerint evocati et iudi- cati, ad ecclesiam vendicio redeat simul cum eo, quod wlgo dicitur mezniwol et conquerenti satisfiat. Auch sonst finden sich bedeutsame Erweiterungen des alten Privilegs von 1207 und von dessen Bestätigung 1234. Eine wesent- liche Umformung hat das Introitusverbot erfahren; auch hier treten wieder Beziehungen zu der Hradischer Urkunde von 1250 zutage. Olmütz 1234. statuimus, ut nullus camerariorum vel quorumlibet nuncio- rum a castro audeat villas ipsorum ingre- di pro aliquo grava- mine hominibus eo- rum inferendo vel eos, si accusati fue- Olmütz 1256. statuimus, ut nullus camerariorur seu quo- rumlibet nunciorum per beneficos trans- missorum audeat vil- las canonicorum et ecclesie ingredi ad iudicium evocan- dos ipsorum homi- Hradisch 1250. ingredi — ad iudi- cium homines ipso- rum evocandos seu
Ius guod datur pro ca- pite sive pro fure vel pro swod prin- cipi... stri tali liberalitatis sibi munere collato ecclesia Olomucensis penitus sit exhone- rata. Jus quod datur pro capite sive pro fure vel pro swod vel pro eo, quod wlgo dicitur chistotne principi . . . Ius guod datur pro capite sive fure vel pro zwod vel pro eo, guod vulgo dicitur chiztotne ... Damit sind aber die Stellen noch nicht erschöpft, bei denen neben denı Privileg von 1234 die Hradischer oder eine mit ihr aufs engste verwandte Fassung vorgelegen haben muß und auch in dem zweiten Fall liegen die Dinge so, daß der Satz, der in das alte Formular eingeschoben wird, sich an einer Stelle befindet, wo im übrigen die Abhängigkeit von der Vorurkunde geradezu sklavisch ist. Hradisch 1250. inhibentes firmiter super homines abbacie nominate spolia et ven- ditionem illam, que solet fieri propter vie gravis dispendia, ubi de communi strata fit disgressio secus viam propter evitationem mali transitus. Similiter in occu- patione metarum, si aligui eius- dem ecclesie homines in iudicium fuerint evocati et iudicati, satis- factio culpe dicte remaneat ec- clesie et emenda simul cum eo, quod vulgo dicitur meznywol et conquerenti satisfiat. Olmiitz 1256. inhibentes firmiter * vendicionem illam ab hominibus episcopatus exigi, que fieri solet propter vie gravis dispendia, ubi de communi strata digressio fit secus viam prop- ter cvitacionem mali transitus nec spolia ab ipsis recipi. Similiter in occupatione metarum, si aliqui * in iudicium fuerint evocati et iudi- cati, ad ecclesiam vendicio redeat simul cum eo, quod wlgo dicitur mezniwol et conquerenti satisfiat. Auch sonst finden sich bedeutsame Erweiterungen des alten Privilegs von 1207 und von dessen Bestätigung 1234. Eine wesent- liche Umformung hat das Introitusverbot erfahren; auch hier treten wieder Beziehungen zu der Hradischer Urkunde von 1250 zutage. Olmütz 1234. statuimus, ut nullus camerariorum vel quorumlibet nuncio- rum a castro audeat villas ipsorum ingre- di pro aliquo grava- mine hominibus eo- rum inferendo vel eos, si accusati fue- Olmütz 1256. statuimus, ut nullus camerariorur seu quo- rumlibet nunciorum per beneficos trans- missorum audeat vil- las canonicorum et ecclesie ingredi ad iudicium evocan- dos ipsorum homi- Hradisch 1250. ingredi — ad iudi- cium homines ipso- rum evocandos seu
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22 rint, ad iudicium evo- cando. Volumus au- tem, ut iudex vel be- nefici per sibi sub- iectos ad dominos eo- rum mittant, per quos citati homines ipsorum iudicio assi- stant. nes seu pro aliqua culpa gravandos. alicuius occasione cause vel culpe in- vente aggravandos. Nec enim decet beni- volentiam principa- lem hoc fieri sustine- re, ut domus vel bo- na pauperum eccle- sie per camerarios prevideantur evertantur ... vel Non enim volumus admittere, ut domus * pauperum ipsorum prevideantur a ca- merariis vel a qui- buslibet per iudi- cem seu beneficia- rios a castro * de- putatis. Set si ex eventu* contigerit coram iudicio ut ac- cusentur, decrevimus, ut ad dominos ip- sorum mittant be- nefici, quatinus per eos citentur, qui fuerint accusati et iu- dicio assistant tem- pore et loco deter- minato per iudicem vel beneficos super sibi obiectis re- sponsuri 1). Nec etiam volumus admittere, ut homi- nes ipsorum vel do- mus hominum ipso- rum prevideantur a camerariis per iudi- cem seu beneficos a castro ad hoc depu- tatis. Set si ex even- tu hoc contigerit, quod homines ipso- rum ad iudicium be- neficorum citari de- beant vel si etiam super aliqua causa ac- cusentur, ad domi- num abbatem vel pre- positum vel ad iudi- cem ipsorum mittant benefici, quatenus ipsi suos homines a quocumque accusatos coram iudicio presen- tari faciant loco et termino assignato, su- per sibi obiectis re- spondendos. Bis hierher ergibt die Erörterung der Vorlagen ein günstiges Bild, man kann bis in die Einzelheiten verfolgen, wie die Bestim- mungen der Privilegien von 1234 und 1250, sogar mitten in einem Satz, ineinander gearbeitet wurden. Auch der unmittelbar folgende Satz stammt noch aus der Hradischer Urkunde, daran schließen aber weitere Verfügungen, die zum Teil zwar inhaltlich noch mit den Vorurkunden zusammenhängen, dem Wortlaut nach aber von ihnen nicht mehr in dem Maß abhängig sind wie die Dispositio bis zum Introitusverbot, zum Teil kommen sie in den Vorurkunden 1) Kursivdruck zeichnet die Abhängigkeit von dem Privileg von 1234 an, Sperrdruck die Ubereinstimmung mit dem Privileg für Hradisch von 1250.
22 rint, ad iudicium evo- cando. Volumus au- tem, ut iudex vel be- nefici per sibi sub- iectos ad dominos eo- rum mittant, per quos citati homines ipsorum iudicio assi- stant. nes seu pro aliqua culpa gravandos. alicuius occasione cause vel culpe in- vente aggravandos. Nec enim decet beni- volentiam principa- lem hoc fieri sustine- re, ut domus vel bo- na pauperum eccle- sie per camerarios prevideantur evertantur ... vel Non enim volumus admittere, ut domus * pauperum ipsorum prevideantur a ca- merariis vel a qui- buslibet per iudi- cem seu beneficia- rios a castro * de- putatis. Set si ex eventu* contigerit coram iudicio ut ac- cusentur, decrevimus, ut ad dominos ip- sorum mittant be- nefici, quatinus per eos citentur, qui fuerint accusati et iu- dicio assistant tem- pore et loco deter- minato per iudicem vel beneficos super sibi obiectis re- sponsuri 1). Nec etiam volumus admittere, ut homi- nes ipsorum vel do- mus hominum ipso- rum prevideantur a camerariis per iudi- cem seu beneficos a castro ad hoc depu- tatis. Set si ex even- tu hoc contigerit, quod homines ipso- rum ad iudicium be- neficorum citari de- beant vel si etiam super aliqua causa ac- cusentur, ad domi- num abbatem vel pre- positum vel ad iudi- cem ipsorum mittant benefici, quatenus ipsi suos homines a quocumque accusatos coram iudicio presen- tari faciant loco et termino assignato, su- per sibi obiectis re- spondendos. Bis hierher ergibt die Erörterung der Vorlagen ein günstiges Bild, man kann bis in die Einzelheiten verfolgen, wie die Bestim- mungen der Privilegien von 1234 und 1250, sogar mitten in einem Satz, ineinander gearbeitet wurden. Auch der unmittelbar folgende Satz stammt noch aus der Hradischer Urkunde, daran schließen aber weitere Verfügungen, die zum Teil zwar inhaltlich noch mit den Vorurkunden zusammenhängen, dem Wortlaut nach aber von ihnen nicht mehr in dem Maß abhängig sind wie die Dispositio bis zum Introitusverbot, zum Teil kommen sie in den Vorurkunden 1) Kursivdruck zeichnet die Abhängigkeit von dem Privileg von 1234 an, Sperrdruck die Ubereinstimmung mit dem Privileg für Hradisch von 1250.
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23 gar nicht vor. Das gilt besonders von dem Satz, der die Befreiung der Kleriker von weltlichen Gerichten ausspricht. Decrevimus eciam hoc observari secundum iura canonum, ut clerici non trahantur in iudicium seculare nec iudicentur per seculares personas, set ecclesia cuius interest discuciat clericorum iudicia et eorum, qui contra ipsos procedunt in qualicumque querimonia, adicientes hoc, ut benefici nostri nichil habeant iudicare de divorcio vel de matrimonio discutere inter virum et mulierem, cum omne tale iudicium soli sit ecclesie specialiter auctoritate apostolica con- cessum, huiusmodi enim iudicia vendicione non indigent, set peni- tentia et spiritali iusticia. Die Schlußsätze der Dispositio zeugen dafür, daß die Olmützer Kirche um den Besitz der Villa Brunowich kämpfen mußte, ohne daß allerdings in den Urkunden nachzuweisen wäre, seit wann dieses Dorf zu Olmütz gehörte und wann das Bistum tam per principes quam nobiles molestabatur principum. Eine Entscheidung, ob diese Sätze gerade in die Zeit um 1256 oder erst in spätere Jahrzehnte gerückt werden müssen, ist ebensowenig möglich wie hinsichtlich des Dorfes Nasazawe, dessen Schenkung ebenfalls in der Urkunde von 1256 festgehalten ist. Es müssen die Schlußsätze der Dispositio gewesen sein, um derentwillen die Fälschung angefertigt wurde, ihre Entstehungszeit kann man ungefähr, den terminus ante quem sogar mit ziemlicher Sicherheit, festlegen. Markgraf Karl von Mähren hat im Jahre 13421) in Form eines Insertes die Urkunde von 1256 bestätigt und am folgenden Tag, nämlich am 2. April, dem Dompropst Berthold eine Urkunde über den Titel eines markgräflichen Kanzlers aus- gestellt2), die inhaltlich auf die Urkunde von 1207 beziehungsweise auf deren Bestätigung 1256 zurückgeht. Die Privilegien für Olmütz, soweit sie in die Zeit der Premysliden fallen, sind in ihrer Ent- stehung nun geklärt, das von 12563) — denn damit wird man ver- mutlich rechnen können, daß Přemysl Ottokar II. in diesem Jahre die Urkunde von 1234 bestätigt hat — ist die letzte premyslidische Immunitätsurkunde für das Olmützer Bistum, die Urkunde des Markgrafen Karl von 1342 erscheint als ein später Nachzügler. Die Erörterung dieser Diplome ist aufschlußreich, weil sie zeigt, wo die Schwächen der ersten Fassung von 1207 liegen, wo bei den Be- stätigungen Ergänzungen vorgenommen werden mußten. Sie ist aber auch lehrreich, weil an dem Wortlaut der inserierten Privilegien so eingreifende Anderungen vorgenommen worden sind wie bei keinem anderen Kloster, das vor der Mitte des 13. Jahrhunderts eine Immunitätsverleihung erhalten hat, so daß sich in wichtigen Punkten von der ursprünglichen Fassung Abweichungen ergeben. 1) Emler IV Nr. 1098; Boczek CDM. VII Nr. 399. 2) Emler IV Nr. 1099; Boczek CDM. VII Nr. 400. 3) Hier hat bereits Lechner a. a. O. S. 141 f., da der Druck bei Boczek gleich mit dem Wortlaut des inserierten Privilegs beginnt, die fehlenden Teile zum Abdruck gebracht und die Fehler des Boczekschen Druckes angemerkt. Vgl. dazu auch CDM. Bd. XV Nr. 7 sowie die Verbesserungen S. 6 Anm. 1.
23 gar nicht vor. Das gilt besonders von dem Satz, der die Befreiung der Kleriker von weltlichen Gerichten ausspricht. Decrevimus eciam hoc observari secundum iura canonum, ut clerici non trahantur in iudicium seculare nec iudicentur per seculares personas, set ecclesia cuius interest discuciat clericorum iudicia et eorum, qui contra ipsos procedunt in qualicumque querimonia, adicientes hoc, ut benefici nostri nichil habeant iudicare de divorcio vel de matrimonio discutere inter virum et mulierem, cum omne tale iudicium soli sit ecclesie specialiter auctoritate apostolica con- cessum, huiusmodi enim iudicia vendicione non indigent, set peni- tentia et spiritali iusticia. Die Schlußsätze der Dispositio zeugen dafür, daß die Olmützer Kirche um den Besitz der Villa Brunowich kämpfen mußte, ohne daß allerdings in den Urkunden nachzuweisen wäre, seit wann dieses Dorf zu Olmütz gehörte und wann das Bistum tam per principes quam nobiles molestabatur principum. Eine Entscheidung, ob diese Sätze gerade in die Zeit um 1256 oder erst in spätere Jahrzehnte gerückt werden müssen, ist ebensowenig möglich wie hinsichtlich des Dorfes Nasazawe, dessen Schenkung ebenfalls in der Urkunde von 1256 festgehalten ist. Es müssen die Schlußsätze der Dispositio gewesen sein, um derentwillen die Fälschung angefertigt wurde, ihre Entstehungszeit kann man ungefähr, den terminus ante quem sogar mit ziemlicher Sicherheit, festlegen. Markgraf Karl von Mähren hat im Jahre 13421) in Form eines Insertes die Urkunde von 1256 bestätigt und am folgenden Tag, nämlich am 2. April, dem Dompropst Berthold eine Urkunde über den Titel eines markgräflichen Kanzlers aus- gestellt2), die inhaltlich auf die Urkunde von 1207 beziehungsweise auf deren Bestätigung 1256 zurückgeht. Die Privilegien für Olmütz, soweit sie in die Zeit der Premysliden fallen, sind in ihrer Ent- stehung nun geklärt, das von 12563) — denn damit wird man ver- mutlich rechnen können, daß Přemysl Ottokar II. in diesem Jahre die Urkunde von 1234 bestätigt hat — ist die letzte premyslidische Immunitätsurkunde für das Olmützer Bistum, die Urkunde des Markgrafen Karl von 1342 erscheint als ein später Nachzügler. Die Erörterung dieser Diplome ist aufschlußreich, weil sie zeigt, wo die Schwächen der ersten Fassung von 1207 liegen, wo bei den Be- stätigungen Ergänzungen vorgenommen werden mußten. Sie ist aber auch lehrreich, weil an dem Wortlaut der inserierten Privilegien so eingreifende Anderungen vorgenommen worden sind wie bei keinem anderen Kloster, das vor der Mitte des 13. Jahrhunderts eine Immunitätsverleihung erhalten hat, so daß sich in wichtigen Punkten von der ursprünglichen Fassung Abweichungen ergeben. 1) Emler IV Nr. 1098; Boczek CDM. VII Nr. 399. 2) Emler IV Nr. 1099; Boczek CDM. VII Nr. 400. 3) Hier hat bereits Lechner a. a. O. S. 141 f., da der Druck bei Boczek gleich mit dem Wortlaut des inserierten Privilegs beginnt, die fehlenden Teile zum Abdruck gebracht und die Fehler des Boczekschen Druckes angemerkt. Vgl. dazu auch CDM. Bd. XV Nr. 7 sowie die Verbesserungen S. 6 Anm. 1.
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24 Früher schon, nämlich 1234, hört die Vermittlung des Immuni- tätsformulars für mährische Klöster durch die Olmützer Privilegien auf. Auch das mag ein Hinweis dafür sein, daß die Urkunde von 1207 eben noch keine klare Begriffsbestimmung bot, daß der Rechts- inhalt schärfer erfaßt werden konnte und mußte. Daß in dem Jahre das Olmützer Privileg neben der weit genaueren Oslavaner Fassung überhaupt noch Bedeutung gewinnen konnte, erklärt sich daraus, daß damals die Urkunde von 1207 bestätigt wurde, in der Kanzlei also vorlag und die beiden Notare, die im wesentlichen die Urkunden für Klosterbruck, Tischnowitz, Raigern, Hradisch und Zabrdowitz verfaßten und reinschrieben, nicht die gleiche Vorurkunde benützten. Aus dem Vorliegen der Urkunden für Oslavan von 1228 und für Olmütz von 1207 in der Kanzlei erklärt sich letzten Endes auch, wie noch zu zeigen sein wird, wieso 1234 Fassungen zustande kamen, die zwischen den beiden Zweigen des Immunitätsformulars Olmütz 1207 und die Velehrad-Oslavaner Privilegien von 1228 vermitteln und Textbeziehungen herstellen. — 1207 Olmütz A. 1209 Olmütz 1234 Olmütz 1250 Hradisch 1256 Olmütz 2. Die Urkunden für Hradisch, Klosterbruck und Raigern aus den Jahren 1233 und 1234. Von den beiden Privilegien für Velehrad und Oslavan von 1228 sind im ganzen vier Urkunden für andere Empfänger direkt abgeleitet, je zwei von Velehrad und Oslavan. Vom Jahre 1233 datiert eine Urkunde der Königin Konstantia für das Kloster Hradisch1), die mit Ausnahme der Narratio dem Velehrader Privileg— von geringfügigen Anderungen und Auslassungen abgesehen — 1) Erben I Nr. 820; Boczek CDM. II Nr. 235. Von dieser Urkunde sowie von der des Markgrafen Přemysl von 1234 war schon im 17. Jahrhundert nur die Abschrift in Siebenaichers Annalen vorhanden. Vgl. Teige, Zpráva o pramenech dějin kláštera Hradištského u Olomouce (až do roku 1300), Sitzungsberichte der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Klasse 1, für Philosophie, Geschichte und Philologie, Jg. 1893 Abh. XII S. 31 Anm. S. 42 Anm. 2 Berichtigungen zum Abdruck bei Boczek.
24 Früher schon, nämlich 1234, hört die Vermittlung des Immuni- tätsformulars für mährische Klöster durch die Olmützer Privilegien auf. Auch das mag ein Hinweis dafür sein, daß die Urkunde von 1207 eben noch keine klare Begriffsbestimmung bot, daß der Rechts- inhalt schärfer erfaßt werden konnte und mußte. Daß in dem Jahre das Olmützer Privileg neben der weit genaueren Oslavaner Fassung überhaupt noch Bedeutung gewinnen konnte, erklärt sich daraus, daß damals die Urkunde von 1207 bestätigt wurde, in der Kanzlei also vorlag und die beiden Notare, die im wesentlichen die Urkunden für Klosterbruck, Tischnowitz, Raigern, Hradisch und Zabrdowitz verfaßten und reinschrieben, nicht die gleiche Vorurkunde benützten. Aus dem Vorliegen der Urkunden für Oslavan von 1228 und für Olmütz von 1207 in der Kanzlei erklärt sich letzten Endes auch, wie noch zu zeigen sein wird, wieso 1234 Fassungen zustande kamen, die zwischen den beiden Zweigen des Immunitätsformulars Olmütz 1207 und die Velehrad-Oslavaner Privilegien von 1228 vermitteln und Textbeziehungen herstellen. — 1207 Olmütz A. 1209 Olmütz 1234 Olmütz 1250 Hradisch 1256 Olmütz 2. Die Urkunden für Hradisch, Klosterbruck und Raigern aus den Jahren 1233 und 1234. Von den beiden Privilegien für Velehrad und Oslavan von 1228 sind im ganzen vier Urkunden für andere Empfänger direkt abgeleitet, je zwei von Velehrad und Oslavan. Vom Jahre 1233 datiert eine Urkunde der Königin Konstantia für das Kloster Hradisch1), die mit Ausnahme der Narratio dem Velehrader Privileg— von geringfügigen Anderungen und Auslassungen abgesehen — 1) Erben I Nr. 820; Boczek CDM. II Nr. 235. Von dieser Urkunde sowie von der des Markgrafen Přemysl von 1234 war schon im 17. Jahrhundert nur die Abschrift in Siebenaichers Annalen vorhanden. Vgl. Teige, Zpráva o pramenech dějin kláštera Hradištského u Olomouce (až do roku 1300), Sitzungsberichte der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Klasse 1, für Philosophie, Geschichte und Philologie, Jg. 1893 Abh. XII S. 31 Anm. S. 42 Anm. 2 Berichtigungen zum Abdruck bei Boczek.
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25 wörtlich folgt. Ob eine der beiden Velehrader Ausfertigungen oder das Insert von 1232 als Vorlage diente, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Für letzteres würde sprechen, daß in der Arenga das Wort congruum vor nostre visum fuit clementie in beiden Urkunden fehlt. Wir müssen darauf verzichten, die Hradischer Urkunde von einer bestimmten Fassung des Velehrader Immunitätsprivilegs ab- zuleiten. Die Entstehungszeit des in Tischnowitz ausgestellten Diploms der Königin Konstantia wird man innerhalb des Jahres 1233 aber doch näher abgrenzen können, wenn man die angebliche Urkunde der Königin aus dem Oktober des gleichen Jahres für Dubravnik1), die nur in dem berüchtigten Tischnowitzer Codex überliefert ist und Tischnowitz als Ausstellungsort nennt, einfach ausschaltet2). Damit entfällt jeglicher Grund, die Hradischer Urkunde ebenfalls in den Oktober zu setzen und Zusammenhänge, die bisher noch nicht beachtet worden sind, gewinnen an Bedeutung. König Wenzel I. hat im Jahre 1233 in Kladrau eine allerdings auch nicht näher datierte Urkunde für das Kloster Kladrau ausgestellt, die mit der Hradischer Urkunde textliche Berührungen aufweist3). Am 25. August erhielt in Kladrau aber auch das Kloster Selau ein könig- liches Diplom 4); an den August des Jahres 1233 muß die Entstehung des Hradischer Privilegs nahe herangerückt werden. Das ergibt sich nicht nur aus der Feststellung, daß dieses und die Kladrauer Urkunde eine Arenga haben, die aus dem Velehrader Immunitäts- diplom von 1228 stammt, sondern daß überdies einige weitere Wendungen auf gleichzeitige Entstehung schließen lassen. Kladrau. Hradisch. In nomine sancte ac individue In nomine sancte et individue trinitatis amen. Constantia dei trinitatis amen. Wencezlaus dei gratia quartus rex Boemorum gracia Boemorum regina mona- Cladorubensi monasterio * imper- sterio Gradicensi Premonstraten- sis ordinis et ministris dei ibi de- petuum. Cum regalem deceat excellentiam gentibus in perpetuum. Cum re- venerari et promovere sanctam in galem deceat excellentiam vene- omnibus ecclesiam, nostre visum rari et promovere in omnibus sanc- tam ecclesiam, * nostre visum fuit fuit clementie, id concedere et clementie, id imitari et exequi, confirmare, quod nostre anime quod nostre serenitati cederet ad cederet ad meritum et sancte matri meritum et sancte matris ecclesie ecclesie * ad profectum. transiret ad provectum. Ibi etiam Ibi enim recte locantur bene- ficia, ubi crescunt merita, ibi recte locantur beneficia, ubi cres- cunt merita, ibi decenter gratia decenter impertitur gratia, ubi impertitur, ubi cum premiis cu- cum premio cumulatur gloria. mulatur gloria. Noverint itaque Noverint siquidem tam presentes 1) Erben I Nr. 821; Boczek CDM. II Nr. 286. 2) Vgl. Friedrich a. a. O. S. 7 Anm. 4. 3) Erben I Nr. 813. 1) Erben I Nr. 812.
25 wörtlich folgt. Ob eine der beiden Velehrader Ausfertigungen oder das Insert von 1232 als Vorlage diente, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Für letzteres würde sprechen, daß in der Arenga das Wort congruum vor nostre visum fuit clementie in beiden Urkunden fehlt. Wir müssen darauf verzichten, die Hradischer Urkunde von einer bestimmten Fassung des Velehrader Immunitätsprivilegs ab- zuleiten. Die Entstehungszeit des in Tischnowitz ausgestellten Diploms der Königin Konstantia wird man innerhalb des Jahres 1233 aber doch näher abgrenzen können, wenn man die angebliche Urkunde der Königin aus dem Oktober des gleichen Jahres für Dubravnik1), die nur in dem berüchtigten Tischnowitzer Codex überliefert ist und Tischnowitz als Ausstellungsort nennt, einfach ausschaltet2). Damit entfällt jeglicher Grund, die Hradischer Urkunde ebenfalls in den Oktober zu setzen und Zusammenhänge, die bisher noch nicht beachtet worden sind, gewinnen an Bedeutung. König Wenzel I. hat im Jahre 1233 in Kladrau eine allerdings auch nicht näher datierte Urkunde für das Kloster Kladrau ausgestellt, die mit der Hradischer Urkunde textliche Berührungen aufweist3). Am 25. August erhielt in Kladrau aber auch das Kloster Selau ein könig- liches Diplom 4); an den August des Jahres 1233 muß die Entstehung des Hradischer Privilegs nahe herangerückt werden. Das ergibt sich nicht nur aus der Feststellung, daß dieses und die Kladrauer Urkunde eine Arenga haben, die aus dem Velehrader Immunitäts- diplom von 1228 stammt, sondern daß überdies einige weitere Wendungen auf gleichzeitige Entstehung schließen lassen. Kladrau. Hradisch. In nomine sancte ac individue In nomine sancte et individue trinitatis amen. Constantia dei trinitatis amen. Wencezlaus dei gratia quartus rex Boemorum gracia Boemorum regina mona- Cladorubensi monasterio * imper- sterio Gradicensi Premonstraten- sis ordinis et ministris dei ibi de- petuum. Cum regalem deceat excellentiam gentibus in perpetuum. Cum re- venerari et promovere sanctam in galem deceat excellentiam vene- omnibus ecclesiam, nostre visum rari et promovere in omnibus sanc- tam ecclesiam, * nostre visum fuit fuit clementie, id concedere et clementie, id imitari et exequi, confirmare, quod nostre anime quod nostre serenitati cederet ad cederet ad meritum et sancte matri meritum et sancte matris ecclesie ecclesie * ad profectum. transiret ad provectum. Ibi etiam Ibi enim recte locantur bene- ficia, ubi crescunt merita, ibi recte locantur beneficia, ubi cres- cunt merita, ibi decenter gratia decenter impertitur gratia, ubi impertitur, ubi cum premiis cu- cum premio cumulatur gloria. mulatur gloria. Noverint itaque Noverint siquidem tam presentes 1) Erben I Nr. 821; Boczek CDM. II Nr. 286. 2) Vgl. Friedrich a. a. O. S. 7 Anm. 4. 3) Erben I Nr. 813. 1) Erben I Nr. 812.
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26 tam presentes quam futuri, quod nos . . . circuitum nomine Kigow cum omnibus suis possessionibus sive acquisitis sive acquirendis... contulisse. Libertas autem hec est 1). quam futuri, * nos... concessisse omnimodam libertatem in om- nibus hereditatibus donatis et acquisitis seu in posterum acqui- rendis. Est autem talis libertas 2). Nach dieser Gegenüberstellung liegt der Schluß nahe, daß nicht beide Urkunden aus der gleichen Vorlage, eben der Velehrader von 1228, abgeleitet sind, sondern daß sich zwischen diese und das Diplom für Kladrau die Urkunde der Königin noch einschiebt. Jedenfalls gestattet diese Beobachtung eine annähernd sichere Umgrenzung der Entstehung des Hradischer Privilegs von 12333). Ganz anders ist der Sachverhalt bei der von dem Markgrafen Přemysl 1234 April 54) ausgestellten Urkunde. Die Datierung nennt als Ausstellungsort Welegrad und in der Datum-per-manus- Formel hängen die Worte: eidem loco presidente Alberto abbate venerando von dem Velehrader Privileg ab, wo es heißt: presidente eidem cenobio domno Alberto abbate venerando. In der Zeugenreihe stehen an erster Stelle der Abt und Konvent von Velehrad. Daß also hier, dem Ausstellungsort entsprechend, eine Urkunde benützt wurde, die das Velehrader Archiv besaß, ist einleuchtend. Die An- lehnung an die Vorurkunde ist aber nicht so sklavisch, wie das im gleichen Jahre bei den Immunitätsprivilegien für Klosterbruck und Raigern der Fall war. Die Vorurkunde ist nur dort ausgeschrieben, wo die Regelungen der Immunität einsetzen, aber schon in dem Satz über die Ahndung des Diebstahls zeigen sich charakteristische Anderungen. Velehrad 1228. Hradisch 1234. Si in eorum habitat posses- Si in dicta possessione habitat sionibus et deprehensus fuerit in et deprehenditur in furto mani- furto manifesto vel de aliquo festo vel de * occulto accusatur, 1) Kursiv Übereinstimmung mit dem Velehrader Privileg von 1228. 2) Kursiv Übereinstimmung mit dem Diplom für Hradisch. 3) Friedrich hat in der Vorbemerkung zu dem gefälschten Privileg Přemysl Ottokars I. von 1215 für die Kirche am Vyšehrad (CDB. II, Nr. 371) festgestellt, daß Arenga und Promulgatio sowie Teile der Korroboration mit dem Kladrauer Diplom übereinstimmen. Er meinte, daß die Notare aus der Kanzlei König Wenzels die Arenga aus dem Velehrader Privileg von 1228 genommen hätten, das 1232 bestätigt wurde, und war der Ansicht, daß die echte Urkunde für die Kirche am Vyšehrad von dem gleichen Diktator verfaßt sein müßte wie das Kladrauer Stück. Nach dem oben Gesagten erscheint die Annahme viel wahrscheinlicher, daß die Urkunden für Hradisch, Kladrau und den Vyšehrad zu gleicher Zeit entstanden sind und daß die Velehrader Urkunde nicht 1232, sondern erst 1233 in der Kanzlei auflag, als sie für die Textgestaltung des Hradischer Privilegs benützt wurde und damals direkt oder durch die Vermittlung der Hradischer Urkunde auch den Wortlaut der beiden anderen Urkunden beeinflußt hat. 4) Erben I Nr. 833; Boczek II Nr. 240. Zur Überlieferung vgl. Teige S. 43 Anm. 1 Berichtigungen zum Abdruck bei Boczek.
26 tam presentes quam futuri, quod nos . . . circuitum nomine Kigow cum omnibus suis possessionibus sive acquisitis sive acquirendis... contulisse. Libertas autem hec est 1). quam futuri, * nos... concessisse omnimodam libertatem in om- nibus hereditatibus donatis et acquisitis seu in posterum acqui- rendis. Est autem talis libertas 2). Nach dieser Gegenüberstellung liegt der Schluß nahe, daß nicht beide Urkunden aus der gleichen Vorlage, eben der Velehrader von 1228, abgeleitet sind, sondern daß sich zwischen diese und das Diplom für Kladrau die Urkunde der Königin noch einschiebt. Jedenfalls gestattet diese Beobachtung eine annähernd sichere Umgrenzung der Entstehung des Hradischer Privilegs von 12333). Ganz anders ist der Sachverhalt bei der von dem Markgrafen Přemysl 1234 April 54) ausgestellten Urkunde. Die Datierung nennt als Ausstellungsort Welegrad und in der Datum-per-manus- Formel hängen die Worte: eidem loco presidente Alberto abbate venerando von dem Velehrader Privileg ab, wo es heißt: presidente eidem cenobio domno Alberto abbate venerando. In der Zeugenreihe stehen an erster Stelle der Abt und Konvent von Velehrad. Daß also hier, dem Ausstellungsort entsprechend, eine Urkunde benützt wurde, die das Velehrader Archiv besaß, ist einleuchtend. Die An- lehnung an die Vorurkunde ist aber nicht so sklavisch, wie das im gleichen Jahre bei den Immunitätsprivilegien für Klosterbruck und Raigern der Fall war. Die Vorurkunde ist nur dort ausgeschrieben, wo die Regelungen der Immunität einsetzen, aber schon in dem Satz über die Ahndung des Diebstahls zeigen sich charakteristische Anderungen. Velehrad 1228. Hradisch 1234. Si in eorum habitat posses- Si in dicta possessione habitat sionibus et deprehensus fuerit in et deprehenditur in furto mani- furto manifesto vel de aliquo festo vel de * occulto accusatur, 1) Kursiv Übereinstimmung mit dem Velehrader Privileg von 1228. 2) Kursiv Übereinstimmung mit dem Diplom für Hradisch. 3) Friedrich hat in der Vorbemerkung zu dem gefälschten Privileg Přemysl Ottokars I. von 1215 für die Kirche am Vyšehrad (CDB. II, Nr. 371) festgestellt, daß Arenga und Promulgatio sowie Teile der Korroboration mit dem Kladrauer Diplom übereinstimmen. Er meinte, daß die Notare aus der Kanzlei König Wenzels die Arenga aus dem Velehrader Privileg von 1228 genommen hätten, das 1232 bestätigt wurde, und war der Ansicht, daß die echte Urkunde für die Kirche am Vyšehrad von dem gleichen Diktator verfaßt sein müßte wie das Kladrauer Stück. Nach dem oben Gesagten erscheint die Annahme viel wahrscheinlicher, daß die Urkunden für Hradisch, Kladrau und den Vyšehrad zu gleicher Zeit entstanden sind und daß die Velehrader Urkunde nicht 1232, sondern erst 1233 in der Kanzlei auflag, als sie für die Textgestaltung des Hradischer Privilegs benützt wurde und damals direkt oder durch die Vermittlung der Hradischer Urkunde auch den Wortlaut der beiden anderen Urkunden beeinflußt hat. 4) Erben I Nr. 833; Boczek II Nr. 240. Zur Überlieferung vgl. Teige S. 43 Anm. 1 Berichtigungen zum Abdruck bei Boczek.
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27 * quoad iudicium occulto accusetur, videlicet quoad iuditium ferri candentis vel aque vel vomeres calcandos vel du- elli, et convincatur in aliquo istorum in iuditio seculari, eidem monasterio bona furis sive rei integraliter remaneant, iudices autem, quorum interest, faciant de eo, quod eis iustum videbitur. fuerit, eidem monasterio bona furis ab- solute remaneant, iudices autem, ad quos spectant, de reo senten- tiam exequantur. Die Zulassung der Ordale im Beweisverfahren ist also ent- fallen, eine ausdrückliche Erwähnung, daß der Täter vor dem Provinzialgericht abgeurteilt werden muß, fehlt. Das Privileg von 1234 bedeutet also einen recht erheblichen Rückschritt gegenüber der Vorlage. Man darf vielleicht hier daran erinnern, daß Urkunden aus dem gleichen Jahre auf Diebstahl und Totschlag ausdrücklich die Todesstrafe festsetzen1). Müssen wir hier die auffällige Beobachtung machen, daß eine Zisterze für ein Prämonstratenserkloster die Vorlage geliefert hat, so können wir sie wiederholen, wenn wir uns den Ableitungen des Oslavaner Privilegs von 1228 zuwenden. Raigern ist ein Benedik- tinerkloster, Klosterbruck gehört so wie Hradisch dem Prämon- stratenserorden an. In dem Privileg des Markgrafen Přemysl für Klosterbruck von 12342) Oktober 22 ist das Immunitätsformular der Vorurkunde übernommen, wobei stellenweise der festgefügte Wortlaut aufgelockert wurde und einzelne Bestimmungen überhaupt fortfielen, so etwa die gegen die Verletzung des Friedens gerichteten. Auf der anderen Seite ist nicht zu verkennen, daß Klosterbruck 1234 Vorrechte erhielt, die Oslavan nicht besaß und die dem Maß an Freiheiten nahezu vollständig entsprechen, die 1207 dem Olmützer Bistum verliehen worden waren. In dem Satz, der die Befreiung von einer Reihe von Lasten und Abgaben festsetzt, heißt es, die Kirche möge frei sein ab accusatione, que vulgo narok dicitur, a gravamine quod zwod nuncupatur. Wie wir noch sehen werden 3), entsprechen narok und zwod vollständig dem, was die Olmützer Immunitätsurkunde vom Jahre 1207 in den Satz: ius, quod datur pro capite sive pro fure vel pro swod gelegt hat und, was noch viel bedeutungsvoller ist, diese Gleichung ermöglicht es uns, zwischen den Bestimmungen des mährischen Immunitätsformulars und denen böhmischer Immunitätsprivilegien Beziehungen aufzudecken, die vielleicht noch schwerwiegender sind, als es nach der jüngsten Studie von Vaněček scheinen könnte4). Ganz gleich wird Kloster- bruck allerdings dem Olmützer Bistum nicht gestellt. Die Be- freiung von den genannten Lasten bedeutet noch nicht, daß dieses quodcumque convictus 1) Erben I Nr. 858; Boczek CDM. II Nr. 247. Insuper si fur fuerit con- victus de furto et adiudicatus morti vel aliquis de homicidio debeat capite trun- cari de hominibus ville illius ... 2) Erben I Nr. 860; Boczek CDM. II Nr. 248. 3) Vgl. unten S. 46. 4) Vaněček a. a. O. S. 30 ff.
27 * quoad iudicium occulto accusetur, videlicet quoad iuditium ferri candentis vel aque vel vomeres calcandos vel du- elli, et convincatur in aliquo istorum in iuditio seculari, eidem monasterio bona furis sive rei integraliter remaneant, iudices autem, quorum interest, faciant de eo, quod eis iustum videbitur. fuerit, eidem monasterio bona furis ab- solute remaneant, iudices autem, ad quos spectant, de reo senten- tiam exequantur. Die Zulassung der Ordale im Beweisverfahren ist also ent- fallen, eine ausdrückliche Erwähnung, daß der Täter vor dem Provinzialgericht abgeurteilt werden muß, fehlt. Das Privileg von 1234 bedeutet also einen recht erheblichen Rückschritt gegenüber der Vorlage. Man darf vielleicht hier daran erinnern, daß Urkunden aus dem gleichen Jahre auf Diebstahl und Totschlag ausdrücklich die Todesstrafe festsetzen1). Müssen wir hier die auffällige Beobachtung machen, daß eine Zisterze für ein Prämonstratenserkloster die Vorlage geliefert hat, so können wir sie wiederholen, wenn wir uns den Ableitungen des Oslavaner Privilegs von 1228 zuwenden. Raigern ist ein Benedik- tinerkloster, Klosterbruck gehört so wie Hradisch dem Prämon- stratenserorden an. In dem Privileg des Markgrafen Přemysl für Klosterbruck von 12342) Oktober 22 ist das Immunitätsformular der Vorurkunde übernommen, wobei stellenweise der festgefügte Wortlaut aufgelockert wurde und einzelne Bestimmungen überhaupt fortfielen, so etwa die gegen die Verletzung des Friedens gerichteten. Auf der anderen Seite ist nicht zu verkennen, daß Klosterbruck 1234 Vorrechte erhielt, die Oslavan nicht besaß und die dem Maß an Freiheiten nahezu vollständig entsprechen, die 1207 dem Olmützer Bistum verliehen worden waren. In dem Satz, der die Befreiung von einer Reihe von Lasten und Abgaben festsetzt, heißt es, die Kirche möge frei sein ab accusatione, que vulgo narok dicitur, a gravamine quod zwod nuncupatur. Wie wir noch sehen werden 3), entsprechen narok und zwod vollständig dem, was die Olmützer Immunitätsurkunde vom Jahre 1207 in den Satz: ius, quod datur pro capite sive pro fure vel pro swod gelegt hat und, was noch viel bedeutungsvoller ist, diese Gleichung ermöglicht es uns, zwischen den Bestimmungen des mährischen Immunitätsformulars und denen böhmischer Immunitätsprivilegien Beziehungen aufzudecken, die vielleicht noch schwerwiegender sind, als es nach der jüngsten Studie von Vaněček scheinen könnte4). Ganz gleich wird Kloster- bruck allerdings dem Olmützer Bistum nicht gestellt. Die Be- freiung von den genannten Lasten bedeutet noch nicht, daß dieses quodcumque convictus 1) Erben I Nr. 858; Boczek CDM. II Nr. 247. Insuper si fur fuerit con- victus de furto et adiudicatus morti vel aliquis de homicidio debeat capite trun- cari de hominibus ville illius ... 2) Erben I Nr. 860; Boczek CDM. II Nr. 248. 3) Vgl. unten S. 46. 4) Vaněček a. a. O. S. 30 ff.
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28 ius, das bisher principi sive eius inbeneficiatis zu entrichten war, nun dem Kloster zukam. Man wird nicht sagen können, daß der Satz stilistisch geglückt ist, aber es ist keinesfalls zu verkennen, daß hier und in den bewußten Abänderungen des Wortlautes der Vorurkunde eine gewisse Uberlegung steckt. Diese Beobachtung läßt auch mehr Gewicht darauf legen, daß in die Sätze, die der Ahndung des Diebstahls gewidmet sind, dem fur der latro an die Seite gestellt wird. Vergleichen wir den Aufbau des Privilegs mit dem der Vorlage, dann zeigt sich, daß die Befreiung von Abgaben und Lasten, die im Oslavaner Diplom in zwei Sätzen ausgedrückt ist, hier in einen Satz zusammengezogen und mit dem Introitusverbot unmittelbar verbunden wurde, das dadurch der Vorurkunde gegenüber stark nach vorne gezogen wird. Die mit ius etiam beginnenden Ver- fügungen sind nahezu wörtlich übernommen, mitten in die fest- gefügte Reihenfolge der einzelnen Bestimmungen des Formulars sind solche über Zoll und Weggeld eingeschoben, die in der Oslavaner Urkunde gegen den Schluß der Dispositio gerückt sind und dort einen anderen Wortlaut aufweisen. Arenga, Publicatio und Kor- roboration sind von der Vorlage unabhängig und können zumindest teilweise auf einen Notar zurückgeführt werden, dessen Diktat in den Urkunden der mährischen Kanzlei während der Jahre 1233 und 1234 auch sonst noch nachgewiesen werden kann. Für die Be- wertung der Anderungen, die das Immunitätsformular in dem Klosterbrucker Privileg erfahren hat, ist diese Feststellung wichtig. Die Urkunde für Raigern von 1234 November 21) ist eine ziemlich getreue Abschrift des Oslavaner Privilegs2), nur die Nar- ratio ist von ihr unabhängig3). Der Abdruck bei Boczek ist durch 1) Erben I Nr. 862; Boczek CDM. II Nr. 250. 2) Wenn Koß a. a. O. S. 54 behauptet, „die Bestimmungen über die Immunitätsrechte“ des Privilegs für Raigern „stimmen wörtlich mit denen des Welehrader Immunitätsprivilegs vom 27. November 1228 überein", so ist das ein Irrtum. Trotz weitgehender Gleichheit im Wortlaut gibt es einige Paragraphen in beiden Urkunden, die so abweichend stilisiert sind, daß eine Entscheidung, ob Velehrad oder Oslavan das Immunitätsformular vermittelt haben, mit Sicherheit getroffen werden kann. Friedrich a. a. O. S. 14 ist entgangen, daß die gemeinsame Vorlage der Klosterbrucker und Raigerner Immunitätsurkunde nicht ein Konzept, sondern eine ganz bestimmte Urkunde gewesen ist, wie er überhaupt in seinen Ausführungen über die Konzepte zwar auf die textlichen Berührungen zwischen den Immunitätsprivilegien der Jahre 1234 und 1235 aufmerksam geworden ist, ohne auch nur in einem Falle den richtigen Tat- bestand aufzuhellen. 3) H. Wlczek hat in ihrer eingangs erwähnten Dissertation S. 28 Anm. 1 darauf aufmerksam gemacht, daß H. Jireček in dem Codex iuris Bohemici 1 S. 52 unter F eine Formula literarum super immunitatibus ecclesiarum per Bohemiae regnum abgedruckt hat, die das Formular wiedergibt, dem die mähri- schen Immunitätsurkunden folgen. Da eine Uberlieferungsangabe bei Jireček fehlt, hat Wlczek die Frage offen gelassen, ob Jireček das Formular aus den Urkunden rekonstruiert oder eine Abschrift von ihm gefunden hat. Sie meinte aber, daß der Wortlaut „am ehesten" mit dem Privileg Přemysl Ottokars I. für Velehrad von 1228 übereinstimme. Diese Beobachtung ist zweifelsohne richtig. Jireček hat nicht in irgendeinem alten Kodex ein Formular gefunden, sondern er hat einer der mährischen Immunitätsurkunden die rechtserheblichen
28 ius, das bisher principi sive eius inbeneficiatis zu entrichten war, nun dem Kloster zukam. Man wird nicht sagen können, daß der Satz stilistisch geglückt ist, aber es ist keinesfalls zu verkennen, daß hier und in den bewußten Abänderungen des Wortlautes der Vorurkunde eine gewisse Uberlegung steckt. Diese Beobachtung läßt auch mehr Gewicht darauf legen, daß in die Sätze, die der Ahndung des Diebstahls gewidmet sind, dem fur der latro an die Seite gestellt wird. Vergleichen wir den Aufbau des Privilegs mit dem der Vorlage, dann zeigt sich, daß die Befreiung von Abgaben und Lasten, die im Oslavaner Diplom in zwei Sätzen ausgedrückt ist, hier in einen Satz zusammengezogen und mit dem Introitusverbot unmittelbar verbunden wurde, das dadurch der Vorurkunde gegenüber stark nach vorne gezogen wird. Die mit ius etiam beginnenden Ver- fügungen sind nahezu wörtlich übernommen, mitten in die fest- gefügte Reihenfolge der einzelnen Bestimmungen des Formulars sind solche über Zoll und Weggeld eingeschoben, die in der Oslavaner Urkunde gegen den Schluß der Dispositio gerückt sind und dort einen anderen Wortlaut aufweisen. Arenga, Publicatio und Kor- roboration sind von der Vorlage unabhängig und können zumindest teilweise auf einen Notar zurückgeführt werden, dessen Diktat in den Urkunden der mährischen Kanzlei während der Jahre 1233 und 1234 auch sonst noch nachgewiesen werden kann. Für die Be- wertung der Anderungen, die das Immunitätsformular in dem Klosterbrucker Privileg erfahren hat, ist diese Feststellung wichtig. Die Urkunde für Raigern von 1234 November 21) ist eine ziemlich getreue Abschrift des Oslavaner Privilegs2), nur die Nar- ratio ist von ihr unabhängig3). Der Abdruck bei Boczek ist durch 1) Erben I Nr. 862; Boczek CDM. II Nr. 250. 2) Wenn Koß a. a. O. S. 54 behauptet, „die Bestimmungen über die Immunitätsrechte“ des Privilegs für Raigern „stimmen wörtlich mit denen des Welehrader Immunitätsprivilegs vom 27. November 1228 überein", so ist das ein Irrtum. Trotz weitgehender Gleichheit im Wortlaut gibt es einige Paragraphen in beiden Urkunden, die so abweichend stilisiert sind, daß eine Entscheidung, ob Velehrad oder Oslavan das Immunitätsformular vermittelt haben, mit Sicherheit getroffen werden kann. Friedrich a. a. O. S. 14 ist entgangen, daß die gemeinsame Vorlage der Klosterbrucker und Raigerner Immunitätsurkunde nicht ein Konzept, sondern eine ganz bestimmte Urkunde gewesen ist, wie er überhaupt in seinen Ausführungen über die Konzepte zwar auf die textlichen Berührungen zwischen den Immunitätsprivilegien der Jahre 1234 und 1235 aufmerksam geworden ist, ohne auch nur in einem Falle den richtigen Tat- bestand aufzuhellen. 3) H. Wlczek hat in ihrer eingangs erwähnten Dissertation S. 28 Anm. 1 darauf aufmerksam gemacht, daß H. Jireček in dem Codex iuris Bohemici 1 S. 52 unter F eine Formula literarum super immunitatibus ecclesiarum per Bohemiae regnum abgedruckt hat, die das Formular wiedergibt, dem die mähri- schen Immunitätsurkunden folgen. Da eine Uberlieferungsangabe bei Jireček fehlt, hat Wlczek die Frage offen gelassen, ob Jireček das Formular aus den Urkunden rekonstruiert oder eine Abschrift von ihm gefunden hat. Sie meinte aber, daß der Wortlaut „am ehesten" mit dem Privileg Přemysl Ottokars I. für Velehrad von 1228 übereinstimme. Diese Beobachtung ist zweifelsohne richtig. Jireček hat nicht in irgendeinem alten Kodex ein Formular gefunden, sondern er hat einer der mährischen Immunitätsurkunden die rechtserheblichen
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29 eine größere Zahl von Auslassungen entwertet. In der Adresse fehlen die Worte: in perpetuum, ferner der Beginn der Arenga: Cum principales deceat dignitates. In der Narratio ist hinter rege Boemorum noch: Wencezlao annuente eandem dedisse libertatem, que data est Welegradensi cenobio Cisterciensis ordinis a felice patre nostro Premizl rege Boemorum einzufügen. Teilweise hat auch hier die Vorurkunde die Gestaltung des Wortlautes beeinflußt. Schließ- lich ist in der Dispositio ein Text zustande gekommen, der zunächst überhaupt keinen Sinn ergibt. Oslavan 1228. ut omnes, qui prefati coenobii violarent emunitatem, qui etiam tunc temporis ecclesiam conse- cravit, cui nos cum illustri con- iuge nostra Constancia et filio nostro Premizl antedicto inter- fuimus, excommunicaret. Ad- dentes etiam, ut homines prefati cenobii per thelonea transeuntes. Raigern 1234. ut omnes, qui prefati coenobii per thelonea transeuntes. In Wirklichkeit folgt die Raigerner Urkunde auch hier der Vorurkunde. Zwischen die beiden Privilegien für Klosterbruck und Raigern schiebt sich noch eines für Tischnowitz, das gleichfalls dem Im- munitätsformular folgt. Am nächsten läge hier die Annahme, daß abermals Oslavan den Text vermittelt hat. Wie noch zu zeigen sein wird, ist hier aber die Ausfertigung A2 des Diploms für Olmütz von 1207 benützt; das Tischnowitzer Stück wurde für eine Reihe von Immunitätsurkunden mittelbar oder unmittelbar Vorlage, in denen die Ordale nicht genannt werden. 3. Die Urkunden für Tischnowitz, Dubravnik und Mariazell in Brünn. Es gilt nun noch, eine Gruppe von Immunitätsurkunden zu prüfen, die, nicht für Olmütz ausgestellt, von der Fassung A2 von 1207 abgeleitet sind. Hier kommt zuerst ein Privileg des Mark- grafen Přemysl für das Kloster Tischnowitz von 1234 Oktober 31 Teile entnommen. In Betracht kommen hier nur Velehrad und Oslavan, letzteres scheidet aus, aber der Velehrader Text ist nicht völlig unverändert wiedergegeben, an einer Stelle hat Jireček aus dem Raigerner Privileg von 1234 eine Bestimmung eingeschaltet. Sie ist im folgenden in spitze Klammern gesetzt: Libertas autem haec est, quam a pietate nostra statuimus et sancimus firmiter observari, scilicet omnes villas et possessiones, quas modo ecclesia illa possidet vel postea est possessura, ubicunque in regno nostro sitae sunt, sive in Boemia, sive in Moravia, ab omni onere tributorum vectigalium collecta- rum (seu etiam forestariorum nostrorum, qui vulgo lovchi appellantur aliisque exactionibus) sive in quatuordecim ad principem vel beneficiarios spectantibus, quocumque modo nominentur, esse absolutas.
29 eine größere Zahl von Auslassungen entwertet. In der Adresse fehlen die Worte: in perpetuum, ferner der Beginn der Arenga: Cum principales deceat dignitates. In der Narratio ist hinter rege Boemorum noch: Wencezlao annuente eandem dedisse libertatem, que data est Welegradensi cenobio Cisterciensis ordinis a felice patre nostro Premizl rege Boemorum einzufügen. Teilweise hat auch hier die Vorurkunde die Gestaltung des Wortlautes beeinflußt. Schließ- lich ist in der Dispositio ein Text zustande gekommen, der zunächst überhaupt keinen Sinn ergibt. Oslavan 1228. ut omnes, qui prefati coenobii violarent emunitatem, qui etiam tunc temporis ecclesiam conse- cravit, cui nos cum illustri con- iuge nostra Constancia et filio nostro Premizl antedicto inter- fuimus, excommunicaret. Ad- dentes etiam, ut homines prefati cenobii per thelonea transeuntes. Raigern 1234. ut omnes, qui prefati coenobii per thelonea transeuntes. In Wirklichkeit folgt die Raigerner Urkunde auch hier der Vorurkunde. Zwischen die beiden Privilegien für Klosterbruck und Raigern schiebt sich noch eines für Tischnowitz, das gleichfalls dem Im- munitätsformular folgt. Am nächsten läge hier die Annahme, daß abermals Oslavan den Text vermittelt hat. Wie noch zu zeigen sein wird, ist hier aber die Ausfertigung A2 des Diploms für Olmütz von 1207 benützt; das Tischnowitzer Stück wurde für eine Reihe von Immunitätsurkunden mittelbar oder unmittelbar Vorlage, in denen die Ordale nicht genannt werden. 3. Die Urkunden für Tischnowitz, Dubravnik und Mariazell in Brünn. Es gilt nun noch, eine Gruppe von Immunitätsurkunden zu prüfen, die, nicht für Olmütz ausgestellt, von der Fassung A2 von 1207 abgeleitet sind. Hier kommt zuerst ein Privileg des Mark- grafen Přemysl für das Kloster Tischnowitz von 1234 Oktober 31 Teile entnommen. In Betracht kommen hier nur Velehrad und Oslavan, letzteres scheidet aus, aber der Velehrader Text ist nicht völlig unverändert wiedergegeben, an einer Stelle hat Jireček aus dem Raigerner Privileg von 1234 eine Bestimmung eingeschaltet. Sie ist im folgenden in spitze Klammern gesetzt: Libertas autem haec est, quam a pietate nostra statuimus et sancimus firmiter observari, scilicet omnes villas et possessiones, quas modo ecclesia illa possidet vel postea est possessura, ubicunque in regno nostro sitae sunt, sive in Boemia, sive in Moravia, ab omni onere tributorum vectigalium collecta- rum (seu etiam forestariorum nostrorum, qui vulgo lovchi appellantur aliisque exactionibus) sive in quatuordecim ad principem vel beneficiarios spectantibus, quocumque modo nominentur, esse absolutas.
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30 1228 Ostavan 1228 Velehrad 1232 Velehrad 1232 Oslavan 1233 Hradisch 1234 Klosterbruck 1234 Raigern 1234 Hradisch 1238 Oslavan in Betracht1), das in Znaim ausgestellt wurde, wo zu gleicher Zeit ja auch die Urkunde für Klosterbruck, vermutlich auch die un- datierte Immunitätsbestätigung für Olmütz entstanden ist. Es liegt hier der eigenartige Fall vor, daß zwischen 22. Oktober und 2. No- vember mindestens vier Immunitätsprivilegien ausgestellt wurden, daß aber zwei verschiedene Vorlagen die Textgestaltung beeinflußt haben. In der Datum-per-manus-Formel wird jeweils der Notar Hilarius genannt, die Reinschriften stammen aber nicht alle von ihm, an ihnen sind mehrere Hände beteiligt2). Die Abhängigkeit der Tischnowitzer Urkunde von dem Olmützer Immunitätsprivileg von 1207 ist im Vergleich zu den bisher besprochenen Fällen keine sehr starke. Es sind nur jene Teile, von decrevimus bis iura mutare, die rechtshistorisch von Bedeutung sind, und einzelne Wendungen der Korroboration. Mit der Annahme einer Vorurkunde reichen wir hier aber nicht mehr aus. Die Invocatio: In nomine sancte trinitatis et individue unitatis, die so auch im Raigerner Privileg wiederkehrt, könnte von dessen Vorurkunde, dem Oslavaner Diplom von 1228, beeinflußt sein, ebenso die Publicatio: Noverint itaque tam presentes quam futuri, denn im Olmützer Privileg von 1207 lautet sie: Noverit itaque tam presens etas quam futura posteritas, in dem für Klosterbruck, das deutlich das Diktat des Notars Hilarius erkennen läßt: Universis itaque modernis ac posteris scripti huius copiam habituris presencium exhibicione clarescat. Die Entscheidung darüber, ob das Konzept oder das Original für Raigern benützt ist oder ob die Oslavaner Urkunde direkt herangezogen wurde, bringt der Satz, in dem die Bitte an den Olmützer Bischof ausgesprochen ist, an der Urkunde auch sein Siegel zu befestigen. Oslavan 1228. rogavimus reveren- dum patrem nostrum RobertumOlomucen- sem episcopum, quod Tischnowitz 1234. rogavimus venerabi- lem patrem nostrum dominum Robertum Olomucensem episco- Raigern 1234. rogavimus ... reveren- dum patrem nostrum Robertum Olomucen- sem episcopum, qua- 1) Erben I Nr. 861; Boczek CDM. II Nr. 249. Vgl. Taf. 2. 2) Vgl. unten S. 51 ff.
30 1228 Ostavan 1228 Velehrad 1232 Velehrad 1232 Oslavan 1233 Hradisch 1234 Klosterbruck 1234 Raigern 1234 Hradisch 1238 Oslavan in Betracht1), das in Znaim ausgestellt wurde, wo zu gleicher Zeit ja auch die Urkunde für Klosterbruck, vermutlich auch die un- datierte Immunitätsbestätigung für Olmütz entstanden ist. Es liegt hier der eigenartige Fall vor, daß zwischen 22. Oktober und 2. No- vember mindestens vier Immunitätsprivilegien ausgestellt wurden, daß aber zwei verschiedene Vorlagen die Textgestaltung beeinflußt haben. In der Datum-per-manus-Formel wird jeweils der Notar Hilarius genannt, die Reinschriften stammen aber nicht alle von ihm, an ihnen sind mehrere Hände beteiligt2). Die Abhängigkeit der Tischnowitzer Urkunde von dem Olmützer Immunitätsprivileg von 1207 ist im Vergleich zu den bisher besprochenen Fällen keine sehr starke. Es sind nur jene Teile, von decrevimus bis iura mutare, die rechtshistorisch von Bedeutung sind, und einzelne Wendungen der Korroboration. Mit der Annahme einer Vorurkunde reichen wir hier aber nicht mehr aus. Die Invocatio: In nomine sancte trinitatis et individue unitatis, die so auch im Raigerner Privileg wiederkehrt, könnte von dessen Vorurkunde, dem Oslavaner Diplom von 1228, beeinflußt sein, ebenso die Publicatio: Noverint itaque tam presentes quam futuri, denn im Olmützer Privileg von 1207 lautet sie: Noverit itaque tam presens etas quam futura posteritas, in dem für Klosterbruck, das deutlich das Diktat des Notars Hilarius erkennen läßt: Universis itaque modernis ac posteris scripti huius copiam habituris presencium exhibicione clarescat. Die Entscheidung darüber, ob das Konzept oder das Original für Raigern benützt ist oder ob die Oslavaner Urkunde direkt herangezogen wurde, bringt der Satz, in dem die Bitte an den Olmützer Bischof ausgesprochen ist, an der Urkunde auch sein Siegel zu befestigen. Oslavan 1228. rogavimus reveren- dum patrem nostrum RobertumOlomucen- sem episcopum, quod Tischnowitz 1234. rogavimus venerabi- lem patrem nostrum dominum Robertum Olomucensem episco- Raigern 1234. rogavimus ... reveren- dum patrem nostrum Robertum Olomucen- sem episcopum, qua- 1) Erben I Nr. 861; Boczek CDM. II Nr. 249. Vgl. Taf. 2. 2) Vgl. unten S. 51 ff.
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31 in huius rei testimo- nium suum sigillum apponeret 1). pum, quod in huius rei testimonium huic pagine sigillum suum apponeret. tenus dignaretur hanc paginam donationis nostre suis sigillis con- firmare. Neben der Feststellung, daß die Tischnowitzer Urkunde in diesem Teil direkt auf das Oslavaner Immunitätsprivileg, nicht auf das für Raigern, zurückgeht, ergibt sich aus der Gegenüberstellung allerdings auch, daß die beiden Urkunden irgendwie doch zusammen- hängen 2). Aller Wahrscheinlichkeit nach stammen beide von dem gleichen Diktator, so daß Wendungen aus zwei Vorlagen in die Tischnowitzer Urkunde gelangt, überdies aber charakteristische Abänderungen oder Zusätze zu dem aus den Vorurkunden über- nommenen Wortlaut beiden Urkunden gemeinsam sind. Der an sich naheliegenden Voraussetzung, aus dem Oslavaner Privileg in die Tischnowitzer Urkunde das Introitusverbot zu entnehmen, das die Olmützer Fassung von 1207 noch nicht enthält, ist der Diktator nicht nachgekommen. Přemysl Ottokar II. hat diese Urkunde 1255 bestätigt3), indem er sie inserieren ließ. Der Wortlaut des Insertes deckt sich allerdings mit der Urkunde von 1234 nur teilweise. Bei der Dar- stellung des Tausches, den Markgraf Přemysl 1234 mit dem Kloster vorgenommen hatte, fehlt in der Nachurkunde die Mehrzahl der von seiten des Markgrafen abgetretenen Güter, dafür schiebt sich in der Fassung von 1255 ein mit den Worten: Nunc autem per me Primizl marchionem factum est aliud concambium eingeleiteter Satz ein, der bis omnibus, que utilitati claustri conveniunt reicht und als späterer Einschub in den ursprünglichen Text unschwer zu erkennen ist. Die Bestimmungen sind im Singular gehalten, es heißt consensu et auctoritate fratris nostri clare memorie Wencezlai regis Bohemorum und consensu venerabilis patris Rýdberti tunc episcopi Olomucensis, Wendungen, die 1234 nicht passen, bei denen man überdies bedenken muß, daß König Wenzel seinen Bruder Premysl überlebt hat. Daß es sich hier um eine Fälschung handelt, wird später noch erwiesen werden 4), doch wird man daran fest- halten dürfen, daß Přemysl Ottokar II. 1255 eine Bestätigung des Immunitätsprivilegs von 1234 erteilt hat. Die Tischnowitzer Urkunde von 1234 hat noch für andere Empfänger den Wortlaut des Immunitätsformulars vermittelt. Eine 1235 Juli 29 für Dubravnik ausgestellte Urkunde des Mark- 1) Kursivdruck bei der Tischnowitzer und Raigerner Urkunde deutet die Abhängigkeit von dem Oslavaner Privileg von 1228 an. 2) Hier ist vor allem auf den Einschub der beiden Worte haec pagina zu verweisen. Uberdies schließen in der Tischnowitzer Urkunde noch die Worte quod et fecit, in der Raigerner quod et fecerunt an, die der Vorurkunde fehlen. 3) zu 1259. 4) Emler II Nr. 47 zu 1255, Nr. 209 zu 1259; Boczek CDM. III Nr. 274 Vgl. den Exkurs 2.
31 in huius rei testimo- nium suum sigillum apponeret 1). pum, quod in huius rei testimonium huic pagine sigillum suum apponeret. tenus dignaretur hanc paginam donationis nostre suis sigillis con- firmare. Neben der Feststellung, daß die Tischnowitzer Urkunde in diesem Teil direkt auf das Oslavaner Immunitätsprivileg, nicht auf das für Raigern, zurückgeht, ergibt sich aus der Gegenüberstellung allerdings auch, daß die beiden Urkunden irgendwie doch zusammen- hängen 2). Aller Wahrscheinlichkeit nach stammen beide von dem gleichen Diktator, so daß Wendungen aus zwei Vorlagen in die Tischnowitzer Urkunde gelangt, überdies aber charakteristische Abänderungen oder Zusätze zu dem aus den Vorurkunden über- nommenen Wortlaut beiden Urkunden gemeinsam sind. Der an sich naheliegenden Voraussetzung, aus dem Oslavaner Privileg in die Tischnowitzer Urkunde das Introitusverbot zu entnehmen, das die Olmützer Fassung von 1207 noch nicht enthält, ist der Diktator nicht nachgekommen. Přemysl Ottokar II. hat diese Urkunde 1255 bestätigt3), indem er sie inserieren ließ. Der Wortlaut des Insertes deckt sich allerdings mit der Urkunde von 1234 nur teilweise. Bei der Dar- stellung des Tausches, den Markgraf Přemysl 1234 mit dem Kloster vorgenommen hatte, fehlt in der Nachurkunde die Mehrzahl der von seiten des Markgrafen abgetretenen Güter, dafür schiebt sich in der Fassung von 1255 ein mit den Worten: Nunc autem per me Primizl marchionem factum est aliud concambium eingeleiteter Satz ein, der bis omnibus, que utilitati claustri conveniunt reicht und als späterer Einschub in den ursprünglichen Text unschwer zu erkennen ist. Die Bestimmungen sind im Singular gehalten, es heißt consensu et auctoritate fratris nostri clare memorie Wencezlai regis Bohemorum und consensu venerabilis patris Rýdberti tunc episcopi Olomucensis, Wendungen, die 1234 nicht passen, bei denen man überdies bedenken muß, daß König Wenzel seinen Bruder Premysl überlebt hat. Daß es sich hier um eine Fälschung handelt, wird später noch erwiesen werden 4), doch wird man daran fest- halten dürfen, daß Přemysl Ottokar II. 1255 eine Bestätigung des Immunitätsprivilegs von 1234 erteilt hat. Die Tischnowitzer Urkunde von 1234 hat noch für andere Empfänger den Wortlaut des Immunitätsformulars vermittelt. Eine 1235 Juli 29 für Dubravnik ausgestellte Urkunde des Mark- 1) Kursivdruck bei der Tischnowitzer und Raigerner Urkunde deutet die Abhängigkeit von dem Oslavaner Privileg von 1228 an. 2) Hier ist vor allem auf den Einschub der beiden Worte haec pagina zu verweisen. Uberdies schließen in der Tischnowitzer Urkunde noch die Worte quod et fecit, in der Raigerner quod et fecerunt an, die der Vorurkunde fehlen. 3) zu 1259. 4) Emler II Nr. 47 zu 1255, Nr. 209 zu 1259; Boczek CDM. III Nr. 274 Vgl. den Exkurs 2.
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32 grafen Přemysl1) folgt der Tischnowitzer Urkunde wörtlich, nur in der Narratio und, wie natürlich, in der Besitzaufzählung weicht sie von ihr ab. Das gleiche gilt von dem Diplom, das Přemysl Ottokar als Herzog von Österreich, Steiermark und Markgraf von Mähren 1252 für Mariazell in Brünn ausstellte2). Auch hier ist das Diplom von 1234 nahezu wörtlich ausgeschrieben, nur die Bestätigung König Wenzels, die 1234 und 1235 in den Kontext aufgenommen wurde, ist ausgefallen. Dafür ist mitten in die Sätze des Immunitäts- formulars die Befreiung von decima vel census vel steura ein- gesprengt, die inhaltlich auf ein Diplom König Wenzels I. von 1244 Jänner 21 zurückgeht3). Přemysl Ottokar hat dann 1271 März 224) das Privileg von 1252 bestätigt und wenn man von unwesentlichen Umstellungen einzelner Verfügungen gegen Ende des Kontextes absieht, ist die Anlehnung an die Vorurkunde eine wörtliche. Eine weitere Bestätigung der Immunität erteilte König Wenzel II. 1286 Dezember 255), als Grundlage diente die Urkunde von 1271, doch wird hier die Abhängigkeit von der Vorurkunde geringer und auch die einzelnen Kontextteile sind mehr minder überarbeitet worden. Durch die Einfügung der Worte seu penam in dem Satz: Ius, quod datur pro capite vel fure seu pro zwod hinter ius wird ganz deutlich, daß es sich hier um Brüche handelt. Die Verfügungen über die Ahndung des Diebstahls und die unmittelbar anschließenden Sätze folgen der Vorurkunde nicht mehr wörtlich, wenn auch deren Einfluß nicht zu verkennen ist, dann wird der Anschluß an ihren Wortlaut wieder stärker, aber die Abfolge der einzelnen Sätze hat erhebliche Veränderungen erfahren. Mit diesem Privileg ist der letzte Ausläufer des Immunitätsformulars während der Regierung der Premysliden erreicht. Es zeigt sich, daß es mehr als zwei Menschenalter in Gebrauch stand und in dieser Zeit keine erheblichen Veränderungen erfahren hat. 4. Die Urkunden für Hradisch und Zabrdowitz. In den bis nun gewonnenen Stammbaum fügen sich einige Immunitätsprivilegien nicht ohne weiteres ein. Hradisch ist in dieser Gruppe mit drei Urkunden vertreten, die Boczek in die Jahre 1238, 1240 und 1270 setzte, Zabrdowitz mit einem Privileg von 1235. Von diesen vier Diplomen macht das Velehrader von 1270 keine Schwierigkeiten, da es auf das von (1240) zurückgeht, die Zabrdo- witzer Urkunde hängt mit der Hradischer von (1238) so eng zu- sammen, daß sie entweder aus dieser abgeleitet ist oder gleichzeitig 1) Erben I Additamenta 9; Boczek CDM. V Additamenta Nr. 14. Auch hier hat Friedrich a. a. O. S. 15 mit einem Konzept gerechnet, während in Wirklichkeit nur das Verhältnis von Nachurkunde zur Vorurkunde — freilich eines anderen Empfängers — vorliegt. 2) Erben I Nr. 1313; Boczek CDM. III Nr. 185. 3) Erben I Nr. 1094; Boczek CDM. III Nr. 49. 4) Emler II Nr. 743; Boczek CDM. IV Nr. 49. 5) Emler II Nr. 1392; Boczek CDM. IV Nr. 246. Vgl. Taf. 5.
32 grafen Přemysl1) folgt der Tischnowitzer Urkunde wörtlich, nur in der Narratio und, wie natürlich, in der Besitzaufzählung weicht sie von ihr ab. Das gleiche gilt von dem Diplom, das Přemysl Ottokar als Herzog von Österreich, Steiermark und Markgraf von Mähren 1252 für Mariazell in Brünn ausstellte2). Auch hier ist das Diplom von 1234 nahezu wörtlich ausgeschrieben, nur die Bestätigung König Wenzels, die 1234 und 1235 in den Kontext aufgenommen wurde, ist ausgefallen. Dafür ist mitten in die Sätze des Immunitäts- formulars die Befreiung von decima vel census vel steura ein- gesprengt, die inhaltlich auf ein Diplom König Wenzels I. von 1244 Jänner 21 zurückgeht3). Přemysl Ottokar hat dann 1271 März 224) das Privileg von 1252 bestätigt und wenn man von unwesentlichen Umstellungen einzelner Verfügungen gegen Ende des Kontextes absieht, ist die Anlehnung an die Vorurkunde eine wörtliche. Eine weitere Bestätigung der Immunität erteilte König Wenzel II. 1286 Dezember 255), als Grundlage diente die Urkunde von 1271, doch wird hier die Abhängigkeit von der Vorurkunde geringer und auch die einzelnen Kontextteile sind mehr minder überarbeitet worden. Durch die Einfügung der Worte seu penam in dem Satz: Ius, quod datur pro capite vel fure seu pro zwod hinter ius wird ganz deutlich, daß es sich hier um Brüche handelt. Die Verfügungen über die Ahndung des Diebstahls und die unmittelbar anschließenden Sätze folgen der Vorurkunde nicht mehr wörtlich, wenn auch deren Einfluß nicht zu verkennen ist, dann wird der Anschluß an ihren Wortlaut wieder stärker, aber die Abfolge der einzelnen Sätze hat erhebliche Veränderungen erfahren. Mit diesem Privileg ist der letzte Ausläufer des Immunitätsformulars während der Regierung der Premysliden erreicht. Es zeigt sich, daß es mehr als zwei Menschenalter in Gebrauch stand und in dieser Zeit keine erheblichen Veränderungen erfahren hat. 4. Die Urkunden für Hradisch und Zabrdowitz. In den bis nun gewonnenen Stammbaum fügen sich einige Immunitätsprivilegien nicht ohne weiteres ein. Hradisch ist in dieser Gruppe mit drei Urkunden vertreten, die Boczek in die Jahre 1238, 1240 und 1270 setzte, Zabrdowitz mit einem Privileg von 1235. Von diesen vier Diplomen macht das Velehrader von 1270 keine Schwierigkeiten, da es auf das von (1240) zurückgeht, die Zabrdo- witzer Urkunde hängt mit der Hradischer von (1238) so eng zu- sammen, daß sie entweder aus dieser abgeleitet ist oder gleichzeitig 1) Erben I Additamenta 9; Boczek CDM. V Additamenta Nr. 14. Auch hier hat Friedrich a. a. O. S. 15 mit einem Konzept gerechnet, während in Wirklichkeit nur das Verhältnis von Nachurkunde zur Vorurkunde — freilich eines anderen Empfängers — vorliegt. 2) Erben I Nr. 1313; Boczek CDM. III Nr. 185. 3) Erben I Nr. 1094; Boczek CDM. III Nr. 49. 4) Emler II Nr. 743; Boczek CDM. IV Nr. 49. 5) Emler II Nr. 1392; Boczek CDM. IV Nr. 246. Vgl. Taf. 5.
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33 mit ihr entstanden sein muß. Alles hängt also von den beiden Hradischer Urkunden von 1238 und 1240 ab. Ihre Datierungen können wir ohne weiteres fallen lassen. Erstere ist undatiert, die zweite gehört in das Jahr 1250. Mit dieser Feststellung gewinnen wir auch die Möglichkeit, die älteste Hradischer Urkunde mit der für Zabrdowitz in Zusammenhang zu setzen — es wird sich zeigen, daß beide 1234 gleichzeitig mit den übrigen Immunitätsurkunden für Tischnowitz, Klosterbruck, Raigern und Olmütz entstanden sind, daß somit Ende Oktober-Anfang November die markgräfliche Kanzlei eine viel größere Zahl von Immunitätsurkunden ausgestellt hat, als es bisher den Anschein hatte. 1207 Olmütz Al A2 1228 Oslavan 1234 Tischnowitz 1235 Dubravnik 1252 Mariazell 1255 Tischnowitz 1271 Mariazell 1286 Mariazell Die Urkunde des Markgrafen Přemysl für Hradisch, angeb- lich 1238 ausgestellt, ist noch im Original erhalten und undatiert 1). Boczek, von dem Erben das Datum übernommen hat, setzt die Datierung Datum anno domini MCCXXXVIII in Klammern und nennt die Annales Gradicensis als Vorlage. Ob der Eintrag dort zu 1238 datiert ist, habe ich nicht nachgeprüft. Teige, der sich ebenfalls mit dieser Urkunde beschäftigt hat2), hält an der Da- tierung zu 1238 fest, obzwar er selbst hervorhebt, daß das Original undatiert ist. Die Jahreszahl müssen wir fallen lassen und eine 1) Erben I Nr. 938; Boczek CDM. II Nr. 292. 2) Teige a. a. O. S. 43. Auf S. 44 Anm. 1 hat er zu dem Druck bei Boczek aus dem Original Verbesserungen geboten. 3
33 mit ihr entstanden sein muß. Alles hängt also von den beiden Hradischer Urkunden von 1238 und 1240 ab. Ihre Datierungen können wir ohne weiteres fallen lassen. Erstere ist undatiert, die zweite gehört in das Jahr 1250. Mit dieser Feststellung gewinnen wir auch die Möglichkeit, die älteste Hradischer Urkunde mit der für Zabrdowitz in Zusammenhang zu setzen — es wird sich zeigen, daß beide 1234 gleichzeitig mit den übrigen Immunitätsurkunden für Tischnowitz, Klosterbruck, Raigern und Olmütz entstanden sind, daß somit Ende Oktober-Anfang November die markgräfliche Kanzlei eine viel größere Zahl von Immunitätsurkunden ausgestellt hat, als es bisher den Anschein hatte. 1207 Olmütz Al A2 1228 Oslavan 1234 Tischnowitz 1235 Dubravnik 1252 Mariazell 1255 Tischnowitz 1271 Mariazell 1286 Mariazell Die Urkunde des Markgrafen Přemysl für Hradisch, angeb- lich 1238 ausgestellt, ist noch im Original erhalten und undatiert 1). Boczek, von dem Erben das Datum übernommen hat, setzt die Datierung Datum anno domini MCCXXXVIII in Klammern und nennt die Annales Gradicensis als Vorlage. Ob der Eintrag dort zu 1238 datiert ist, habe ich nicht nachgeprüft. Teige, der sich ebenfalls mit dieser Urkunde beschäftigt hat2), hält an der Da- tierung zu 1238 fest, obzwar er selbst hervorhebt, daß das Original undatiert ist. Die Jahreszahl müssen wir fallen lassen und eine 1) Erben I Nr. 938; Boczek CDM. II Nr. 292. 2) Teige a. a. O. S. 43. Auf S. 44 Anm. 1 hat er zu dem Druck bei Boczek aus dem Original Verbesserungen geboten. 3
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34 Angabe aus dem Verzeichnis 3187, die Teige mitteilt: anno circiter 1233 aut 1234 idem Premislaus marchio Moraviae concessit ecclesiae Gradicensi eandem in omnibus immunitatem, qua gaudet ecclesia cathedralis Olomucensis. Habetur hoc privilegium in originali sine die et anno kommt der richtigen Entstehungszeit des Immunitäts- privilegs erheblich näher als die spätere Forschung1). Wenn es nun in der Urkunde heißt: ut in omnibus eam libertatem habeat Gradis- censis ecclesia, quam ab antiquis temporibus et sub nostris se gaudet dotatam sancta Olomucensis ecclesia, so führt die Erörterung der Vorlagen zu einem anderen Ergebnis. Die Sätze von Libertas autem bis remaneant ecclesie inte- graliter stammen, von einigen Umstellungen und Zusätzen abge- sehen, aus einer der beiden 1228 für Oslavan und Velehrad aus- gestellten Immunitätsurkunden. Da in diesem Teil die Privilegien von 1228 keine nennenswerten Abweichungen aufweisen, ist vorläufig eine sichere Zuweisung der Hradischer Urkunde nicht möglich. Bei der Gestaltung des Wortlautes muß aber noch eine andere Urkunde benützt worden sein. Während die Privilegien von 1228 über den Dieb sagen: iudices autem, quorum interest, faciant de eo, quod eis iustum videbitur, kehrt die Hradischer Urkunde mit den Worten fur vero secundum quod placuerit principi vel beneficis, puniatur vel absolvatur zur Formulierung von 1207 für Olmütz zurück2). Umfangreiche Teile des Kontextes, und zwar nahezu wörtlich die Sätze Ceterum quia bis in duplum restituant und Huius autem bis componant, die Verfügungen über swod, narok und nochleg, die Befreiung ab omnibus generaliter gravaminibus novis veteribus consuetudinariis sive noviter adinventis, von den forensia, von Zoll und Weggeld stehen ebenso in dem Immunitätsprivileg für Kloster- bruck von 1234. Wann kann in der Kanzlei eine solche Menge von Immunitäts- urkunden vorgelegen haben? Denn da drei für ganz verschiedene Empfänger in Betracht kommen, nämlich für das Bistum Olmütz und die Klöster Oslavan und Klosterbruck, kann es sich hier nicht um eine Empfängerarbeit handeln. Es muß während des Znaimer Aufenthaltes des Markgrafen Přemysl im Spätherbst 1234 ge- wesen sein. Damals befand sich die Oslavaner Urkunde von 1228 in der Kanzlei, die für die Raigerner und Klosterbrucker Immuni- tätsprivilegien als Vorurkunde diente. Damit ist zugleich auch ge- geben, daß die Teile der Hradischer Urkunde, die früher nicht mit Sicherheit einer der beiden 1228 ausgestellten Urkunden zuge- 1) Das älteste Verzeichnis der Hradischer Urkunden von 1642 nennt nach Teige a. a. O. S. 43 noch zwei Bestätigungen der Urkunde von 1234 aus den Jahren 1272 und 1282, die scheinbar nicht mehr erhalten sind. Ver- mutlich handelt es sich hier aber um einen Irrtum, da Přemysl Ottokar II. 1270 nahezu alle wichtigen Hradischer Urkunden in Form von Inserten bestä- tigte. Die Annahme, er könnte zwei Jahre darauf das Privileg von 1234 nochmals bestätigt haben, darf wenig Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen. 2) Kursiv die Übereinstimmung mit Friedrich CDB. II Nr. 59. Der Diktator des Hradischer Privilegs hat die Fassung A2 benützt, die allerdings statt fur: ipse vero hat und durch diese Anderung den Wortlaut von A1 gefunden.
34 Angabe aus dem Verzeichnis 3187, die Teige mitteilt: anno circiter 1233 aut 1234 idem Premislaus marchio Moraviae concessit ecclesiae Gradicensi eandem in omnibus immunitatem, qua gaudet ecclesia cathedralis Olomucensis. Habetur hoc privilegium in originali sine die et anno kommt der richtigen Entstehungszeit des Immunitäts- privilegs erheblich näher als die spätere Forschung1). Wenn es nun in der Urkunde heißt: ut in omnibus eam libertatem habeat Gradis- censis ecclesia, quam ab antiquis temporibus et sub nostris se gaudet dotatam sancta Olomucensis ecclesia, so führt die Erörterung der Vorlagen zu einem anderen Ergebnis. Die Sätze von Libertas autem bis remaneant ecclesie inte- graliter stammen, von einigen Umstellungen und Zusätzen abge- sehen, aus einer der beiden 1228 für Oslavan und Velehrad aus- gestellten Immunitätsurkunden. Da in diesem Teil die Privilegien von 1228 keine nennenswerten Abweichungen aufweisen, ist vorläufig eine sichere Zuweisung der Hradischer Urkunde nicht möglich. Bei der Gestaltung des Wortlautes muß aber noch eine andere Urkunde benützt worden sein. Während die Privilegien von 1228 über den Dieb sagen: iudices autem, quorum interest, faciant de eo, quod eis iustum videbitur, kehrt die Hradischer Urkunde mit den Worten fur vero secundum quod placuerit principi vel beneficis, puniatur vel absolvatur zur Formulierung von 1207 für Olmütz zurück2). Umfangreiche Teile des Kontextes, und zwar nahezu wörtlich die Sätze Ceterum quia bis in duplum restituant und Huius autem bis componant, die Verfügungen über swod, narok und nochleg, die Befreiung ab omnibus generaliter gravaminibus novis veteribus consuetudinariis sive noviter adinventis, von den forensia, von Zoll und Weggeld stehen ebenso in dem Immunitätsprivileg für Kloster- bruck von 1234. Wann kann in der Kanzlei eine solche Menge von Immunitäts- urkunden vorgelegen haben? Denn da drei für ganz verschiedene Empfänger in Betracht kommen, nämlich für das Bistum Olmütz und die Klöster Oslavan und Klosterbruck, kann es sich hier nicht um eine Empfängerarbeit handeln. Es muß während des Znaimer Aufenthaltes des Markgrafen Přemysl im Spätherbst 1234 ge- wesen sein. Damals befand sich die Oslavaner Urkunde von 1228 in der Kanzlei, die für die Raigerner und Klosterbrucker Immuni- tätsprivilegien als Vorurkunde diente. Damit ist zugleich auch ge- geben, daß die Teile der Hradischer Urkunde, die früher nicht mit Sicherheit einer der beiden 1228 ausgestellten Urkunden zuge- 1) Das älteste Verzeichnis der Hradischer Urkunden von 1642 nennt nach Teige a. a. O. S. 43 noch zwei Bestätigungen der Urkunde von 1234 aus den Jahren 1272 und 1282, die scheinbar nicht mehr erhalten sind. Ver- mutlich handelt es sich hier aber um einen Irrtum, da Přemysl Ottokar II. 1270 nahezu alle wichtigen Hradischer Urkunden in Form von Inserten bestä- tigte. Die Annahme, er könnte zwei Jahre darauf das Privileg von 1234 nochmals bestätigt haben, darf wenig Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen. 2) Kursiv die Übereinstimmung mit Friedrich CDB. II Nr. 59. Der Diktator des Hradischer Privilegs hat die Fassung A2 benützt, die allerdings statt fur: ipse vero hat und durch diese Anderung den Wortlaut von A1 gefunden.
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35 schrieben werden konnten, auf die Oslavaner Fassung zurückgehen müssen. Damals lag aber auch die Fassung A2 des Olmützer Privi- legs von 1207 in der Kanzlei, das nicht nur zu gleicher Zeit einer Bestätigung des Markgrafen Premysl inseriert wurde, sondern über- dies für den Kontext des Tischnowitzer Immunitätsprivilegs als Vorlage diente. Damals ist schließlich auch die Klosterbrucker Ur- kunde entstanden: es kann wohl kein Zweifel sein, daß in diesen Tagen auch die zu Unrecht in das Jahr 1238 verlegte Hradischer Immunitätsurkunde ausgestellt worden ist. Mit dem Privileg für Hradisch von 1234 hängt das für Zabrdo- witz von 12351) so eng zusammen, daß nur zwei Möglichkeiten offen bleiben. Entweder ist es eine Nachurkunde oder es hat der Hra- discher als Vorurkunde gedient. Auch dieses Abhängigkeitsverhält- nis ist, wie gleich hier bemerkt, aber erst später begründet werden soll, nicht von der Hand zu weisen2). Wenn ich mich entschlossen habe, die Hradischer Urkunde weiterhin als Vorurkunde anzu- sehen, so geschieht das aus dem Grunde, weil die Beziehung auf die Vorrechte der Kirche von Olmütz eine gewisse Erklärung da- durch findet, daß das Privileg für Olmütz von 1207 zu der Zeit be- stätigt wurde, da die Hradischer Urkunde entstand, daß es in ihr, wenn auch nur für einige Worte, benützt wurde und daß schließlich die Reinschriften der beiden undatierten Privilegien für Olmütz und Hradisch von dem gleichen Mann herrühren. Es ist der Notar Ottokar 5, der auch die Ausfertigung A2 des Olmützer Immunitäts- diploms von 1207 geschrieben hat. Im Gegensatz dazu verweist die Urkunde für Zabrdowitz auf die Velehrader Immunität, die 1234 nachweisbar in der Kanzlei nicht mehr vorlag, denn die Ur- kunde für Hradisch von 1234, die jener folgt, datiert aus dem April; seither war ein halbes Jahr verstrichen und nichts spricht dafür, daß während dieser Zeit eine der Velehrader Ausfertigungen von 1228 in der Kanzlei liegen geblieben sein könnte. Unklar bleibt nur, wie sich das Zabrdowitzer Kloster 1235 für sein Immunitätsprivileg die Hradischer Urkunde verschaffen konnte. Hier führt uns eine Prüfung der Zeugenliste weiter, die nicht der Hradischer Urkunde von 1234 entnommen sein kann, weil diese keine aufweist. Die Zeugen werden zum großen Teil in den 1234 für Tischnowitz, Klosterbruck, vor allem aber für Raigern ausgestellten Privilegien genannt. Es scheinen also Zeugen einer um den 2. November 1234 vorgenommenen Handlung zu sein3), 1) Erben I Nr. 873; Boczek CDM. II Nr. 262. 2) Auch hier hat Friedrich a. a. O. S. 14 auf ein Konzept geschlossen, das in beiden Privilegien benützt worden ist. Von dieser Auffassung wird man ebenso wie in den früheren Fällen absehen können; die Annahme, daß die Zabrdowitzer Urkunde von dem Hradischer Original einfach abgeschrieben ist, läßt sich auch mit paläographischen Gründen stützen. Daß die Notare der markgräflichen Kanzlei mit Konzepten gearbeitet haben, obzwar die von Friedrich beigebrachten Beispiele kein Beweis sind, ist natürlich immer noch möglich. 3) Auch Friedrich a. a. O. S. 39 kommt zu dem Ergebnis, daß die Zeugen in den Urkunden des Markgrafen Premysl zum größten Teile Zeugen der Handlung sind.
35 schrieben werden konnten, auf die Oslavaner Fassung zurückgehen müssen. Damals lag aber auch die Fassung A2 des Olmützer Privi- legs von 1207 in der Kanzlei, das nicht nur zu gleicher Zeit einer Bestätigung des Markgrafen Premysl inseriert wurde, sondern über- dies für den Kontext des Tischnowitzer Immunitätsprivilegs als Vorlage diente. Damals ist schließlich auch die Klosterbrucker Ur- kunde entstanden: es kann wohl kein Zweifel sein, daß in diesen Tagen auch die zu Unrecht in das Jahr 1238 verlegte Hradischer Immunitätsurkunde ausgestellt worden ist. Mit dem Privileg für Hradisch von 1234 hängt das für Zabrdo- witz von 12351) so eng zusammen, daß nur zwei Möglichkeiten offen bleiben. Entweder ist es eine Nachurkunde oder es hat der Hra- discher als Vorurkunde gedient. Auch dieses Abhängigkeitsverhält- nis ist, wie gleich hier bemerkt, aber erst später begründet werden soll, nicht von der Hand zu weisen2). Wenn ich mich entschlossen habe, die Hradischer Urkunde weiterhin als Vorurkunde anzu- sehen, so geschieht das aus dem Grunde, weil die Beziehung auf die Vorrechte der Kirche von Olmütz eine gewisse Erklärung da- durch findet, daß das Privileg für Olmütz von 1207 zu der Zeit be- stätigt wurde, da die Hradischer Urkunde entstand, daß es in ihr, wenn auch nur für einige Worte, benützt wurde und daß schließlich die Reinschriften der beiden undatierten Privilegien für Olmütz und Hradisch von dem gleichen Mann herrühren. Es ist der Notar Ottokar 5, der auch die Ausfertigung A2 des Olmützer Immunitäts- diploms von 1207 geschrieben hat. Im Gegensatz dazu verweist die Urkunde für Zabrdowitz auf die Velehrader Immunität, die 1234 nachweisbar in der Kanzlei nicht mehr vorlag, denn die Ur- kunde für Hradisch von 1234, die jener folgt, datiert aus dem April; seither war ein halbes Jahr verstrichen und nichts spricht dafür, daß während dieser Zeit eine der Velehrader Ausfertigungen von 1228 in der Kanzlei liegen geblieben sein könnte. Unklar bleibt nur, wie sich das Zabrdowitzer Kloster 1235 für sein Immunitätsprivileg die Hradischer Urkunde verschaffen konnte. Hier führt uns eine Prüfung der Zeugenliste weiter, die nicht der Hradischer Urkunde von 1234 entnommen sein kann, weil diese keine aufweist. Die Zeugen werden zum großen Teil in den 1234 für Tischnowitz, Klosterbruck, vor allem aber für Raigern ausgestellten Privilegien genannt. Es scheinen also Zeugen einer um den 2. November 1234 vorgenommenen Handlung zu sein3), 1) Erben I Nr. 873; Boczek CDM. II Nr. 262. 2) Auch hier hat Friedrich a. a. O. S. 14 auf ein Konzept geschlossen, das in beiden Privilegien benützt worden ist. Von dieser Auffassung wird man ebenso wie in den früheren Fällen absehen können; die Annahme, daß die Zabrdowitzer Urkunde von dem Hradischer Original einfach abgeschrieben ist, läßt sich auch mit paläographischen Gründen stützen. Daß die Notare der markgräflichen Kanzlei mit Konzepten gearbeitet haben, obzwar die von Friedrich beigebrachten Beispiele kein Beweis sind, ist natürlich immer noch möglich. 3) Auch Friedrich a. a. O. S. 39 kommt zu dem Ergebnis, daß die Zeugen in den Urkunden des Markgrafen Premysl zum größten Teile Zeugen der Handlung sind.
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36 die Datierung müßte sich demnach auf die Beurkundung beziehen. Diese Annahme läßt sich beweisen, allerdings nicht nach dem bei Boczek zitierten, heute im Archiv des Ministeriums des Innern in Prag befindlichen Original, dessen Text sich mit den bei Boczek in Antiqua gedruckten Sätzen völlig deckt. Auf das zweite, im Brünner Landesarchiv befindliche Original ist Friedrich nicht auf- merksam geworden1), das auch jene Zeugennamen enthält, die im Druck bei Boczek in kursiven Lettern wiedergegeben sind. Dieses Original ist in einem Zug bis zu den Worten: vel victualium inpen- datur geschrieben, hat also ursprünglich nicht mehr enthalten als das Hradischer Stück, das mit den gleichen Worten endet. Zeugen- ankündigung, Zeugenkatalog und Datierung stammen in dem Pri- vileg von 1235 zwar von gleicher Hand, sind aber später mit lich- terer Tinte hinzugefügt worden 2). Diese Beobachtung läßt den Schluß zu, daß die Reinschrift bereits 1234 fertig war, im Gegensatz zu dem Hradischer Privileg aber noch ergänzt wurde. Hält man nun dieses mit den beiden Ausfertigungen von 1235 zusammen, dann ergibt sich für die Vorlagenfrage noch die wich- tige Feststellung, daß das Brünner Exemplar (A) mit der Hradischer Urkunde (H) enger zusammenhängt als das Prager (A1). Bei diesem hat schon Friedrich erkannt3), daß es mehrfach korrigiert ist, und zwar von anderer Hand. Uberflüssige Kürzungszeichen, zweimal ge- schriebene Worte sind getilgt, falsche Kasusendungen verbessert, gelegentlich ist ein Wort eingeschoben. Wenn man von Abweichun- gen in der Schreibung der Zeugennamen absieht, so sind folgendes die wichtigsten Varianten zwischen A und A1: Zu quatuordecim ad principem spectantium hat A1 noch denariorum hinzugefügt. In A und H fehlt dieses Wort. Diese beiden haben presentium exhibitione liberas esse declaramus; declaramus fehlt in A1, ebenso wie vero in dem Satz: fur vero secundum quod placuerit principi ... A und H konstruieren richtig: camerarii ... a castro per benefi- ciarios 4) missi. A1 hatte zuerst: a castro vel beneficiarios, nach vel ist dann nachträglich per eingefügt worden, vel aber trotzdem stehen geblieben. Die Konstruktion der Worte: nisi mercator sit, qui soluto theloneo iniuste non retardetur ist in A1 durch den Er- 1) Friedrich a. a. O. S. 7 führt zwar aus, daß wichtige Privilegien in zwei Ausfertigungen hergestellt wurden, kann aber kein Beispiel dafür nennen und verweist Anm. 5 auf das Prager Original, das auf der Rückseite einen Vermerk hat, der ausdrücklich auf ein zweites Original Bezug nimmt, aufmerksam macht, daß es mehr Zeugen und auch ein Siegel mehr aufgewiesen habe und mit den Worten schließt: sic itaque hoc cassatum et superfluum est; vgl. auch noch 38 Anm. 7. Friedrich hat ferner a. a. O. S. 21 mit dem ihm bekannten Zabr- dowitzer Original noch weitere schriftgleiche Stücke zusammengestellt (vgl. noch ebenda Anm. 2). Seine Ausführungen sind richtig, wenn man das Brünner Stück an Stelle des ihm bekannten setzt. Denn die beiden Urschriften stammen bestimmt von zwei verschiedenen Händen und in die von Friedrich gebildete Schriftgruppe gehört das ursprünglich in Wien befindliche Original nicht hinein. Allerdings ist auch Erben I 792 hier unbedingt auszuscheiden. 2) Die Ausfertigung A ist auf Taf. 4 abgebildet. 3) Friedrich a. a. O. S. 19 Anm. 5. S. 41 schreibt er die Korrekturen dem Notar Hilarius zu. 4) Beneficos H.
36 die Datierung müßte sich demnach auf die Beurkundung beziehen. Diese Annahme läßt sich beweisen, allerdings nicht nach dem bei Boczek zitierten, heute im Archiv des Ministeriums des Innern in Prag befindlichen Original, dessen Text sich mit den bei Boczek in Antiqua gedruckten Sätzen völlig deckt. Auf das zweite, im Brünner Landesarchiv befindliche Original ist Friedrich nicht auf- merksam geworden1), das auch jene Zeugennamen enthält, die im Druck bei Boczek in kursiven Lettern wiedergegeben sind. Dieses Original ist in einem Zug bis zu den Worten: vel victualium inpen- datur geschrieben, hat also ursprünglich nicht mehr enthalten als das Hradischer Stück, das mit den gleichen Worten endet. Zeugen- ankündigung, Zeugenkatalog und Datierung stammen in dem Pri- vileg von 1235 zwar von gleicher Hand, sind aber später mit lich- terer Tinte hinzugefügt worden 2). Diese Beobachtung läßt den Schluß zu, daß die Reinschrift bereits 1234 fertig war, im Gegensatz zu dem Hradischer Privileg aber noch ergänzt wurde. Hält man nun dieses mit den beiden Ausfertigungen von 1235 zusammen, dann ergibt sich für die Vorlagenfrage noch die wich- tige Feststellung, daß das Brünner Exemplar (A) mit der Hradischer Urkunde (H) enger zusammenhängt als das Prager (A1). Bei diesem hat schon Friedrich erkannt3), daß es mehrfach korrigiert ist, und zwar von anderer Hand. Uberflüssige Kürzungszeichen, zweimal ge- schriebene Worte sind getilgt, falsche Kasusendungen verbessert, gelegentlich ist ein Wort eingeschoben. Wenn man von Abweichun- gen in der Schreibung der Zeugennamen absieht, so sind folgendes die wichtigsten Varianten zwischen A und A1: Zu quatuordecim ad principem spectantium hat A1 noch denariorum hinzugefügt. In A und H fehlt dieses Wort. Diese beiden haben presentium exhibitione liberas esse declaramus; declaramus fehlt in A1, ebenso wie vero in dem Satz: fur vero secundum quod placuerit principi ... A und H konstruieren richtig: camerarii ... a castro per benefi- ciarios 4) missi. A1 hatte zuerst: a castro vel beneficiarios, nach vel ist dann nachträglich per eingefügt worden, vel aber trotzdem stehen geblieben. Die Konstruktion der Worte: nisi mercator sit, qui soluto theloneo iniuste non retardetur ist in A1 durch den Er- 1) Friedrich a. a. O. S. 7 führt zwar aus, daß wichtige Privilegien in zwei Ausfertigungen hergestellt wurden, kann aber kein Beispiel dafür nennen und verweist Anm. 5 auf das Prager Original, das auf der Rückseite einen Vermerk hat, der ausdrücklich auf ein zweites Original Bezug nimmt, aufmerksam macht, daß es mehr Zeugen und auch ein Siegel mehr aufgewiesen habe und mit den Worten schließt: sic itaque hoc cassatum et superfluum est; vgl. auch noch 38 Anm. 7. Friedrich hat ferner a. a. O. S. 21 mit dem ihm bekannten Zabr- dowitzer Original noch weitere schriftgleiche Stücke zusammengestellt (vgl. noch ebenda Anm. 2). Seine Ausführungen sind richtig, wenn man das Brünner Stück an Stelle des ihm bekannten setzt. Denn die beiden Urschriften stammen bestimmt von zwei verschiedenen Händen und in die von Friedrich gebildete Schriftgruppe gehört das ursprünglich in Wien befindliche Original nicht hinein. Allerdings ist auch Erben I 792 hier unbedingt auszuscheiden. 2) Die Ausfertigung A ist auf Taf. 4 abgebildet. 3) Friedrich a. a. O. S. 19 Anm. 5. S. 41 schreibt er die Korrekturen dem Notar Hilarius zu. 4) Beneficos H.
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37 satz von qui durch quibus gestört, ebenso in dem Satz: ut non possint eos grangie vel ville abbatis tollerare1), wo A1 statt eos ein nos hat. Aus all dem geht hervor, daß A zwar aus H, niemals aber aus A1 abgeleitet sein kann, und damit scheint ein weiterer Beleg für die Auffassung gegeben sein, daß H die Vorurkunde für A gewesen ist. Die Vorlagenfrage für die Immunitätsprivilegien für Hradisch und Zabrdowitz dürfte damit einer befriedigenden Klärung zugeführt sein. In Jahre 1270 ist die Hradischer Urkunde einem Privileg Přemysl Ottokars II. inseriert worden2). Voin rechtsgeschichtlichen Standpunkt kommt den im Spät- herbst 1234 ausgestellten Immunitätsprivilegien eine bedeutende Stellung zu. Es handelt sich vor allem um die Frage, ob in den von dem Olmützer Privileg von 1207 oder der Oslavan-Velehrader Fassung von 1228 abgeleiteten Privilegien ein geringeres Maß an Rechten verliehen wurde, weil in ihnen nur mehr das ius, quod datur pro capite, nicht melr das sive pro fure vel pro swod ver- liehen wird. Die Frage ist nicht müßig, weil eine formelhafte Fassung eines Rechtes oder Vorrechtes nicht mehr erschöpfend sein muß. Sehr bezeichnenderweise hat Tischnowitz 1234 auch dem Wort- laut nach die gleichen Rechte erhalten wie Olmütz. In der Kloster- brucker Urkunde, die von dem Oslavaner Privileg von 1228 abge- leitet ist, sind in dem aus der Vorurkunde übernommenen Text für narok und swod eigene Bestimmungen eingeschaltet; von hier sind sie in die Urkunden für Hradisch und Zabrdowitz überge- gangen. Es heißt da: Illud etiam ius, quod pro eo solvitur, quod dicitur zwod, eis indulgemus und: ab accusatione illa, que narok dicitur, ecclesiam iam dictam absolvimus. Das bedeutet an sich noch nicht, daß die Einkünfte aus narok den Klöstern verliehen wurden, sie also in dieser Hinsicht dem Olmützer Bistum gleich- gestellt waren. Es bleibt aber doch zu beachten, daß in einem eigenen Satz dem Abt und dem Konvent die Brüchen zugesprochen werden: Omnis autem venditio ex celebratione iudicii surgens ad abbatem et fratres ecclesie revolvatur. Trotz einer anderen Fassung des Wortlautes waren also die genannten Klöster im wesentlichen dem Olmützer Bistum gleichgestellt. Oslavan und Raigern haben diese Rechte überhaupt nicht erlangt und, was besonders hervor- hebenswert ist, Raigern ist gerade 1234 leer ausgegangen. Das ist doch wohl ein neuerlicher Hinweis, daß die mährische Kanzlei 1234 auf die Textgestaltung der Urkunden für Olmütz, Klosterbruck, Raigern, Tischnowitz, Hradisch und Zabrdowitz Einfluß ge- nommen hat. Aus den bisherigen Erörterungen ist die Hradischer Urkunde von 1240 ausgeschlossen geblieben. Die Aufhellung der Abhängig- keitsverhältnisse der Hradischer Urkunden ist das schwierigste Problem, das im Rahmen dieser Untersuchung zu lösen ist, und auch Teige läßt hier jegliche Genauigkeit vermissen, so daß die Widersprüche, in die er sich verwickelt, und die Fehler, die er zu 1) Tolerare H. 2) Emler II Nr. 708; Boczek CDM. IV Nr. 40.
37 satz von qui durch quibus gestört, ebenso in dem Satz: ut non possint eos grangie vel ville abbatis tollerare1), wo A1 statt eos ein nos hat. Aus all dem geht hervor, daß A zwar aus H, niemals aber aus A1 abgeleitet sein kann, und damit scheint ein weiterer Beleg für die Auffassung gegeben sein, daß H die Vorurkunde für A gewesen ist. Die Vorlagenfrage für die Immunitätsprivilegien für Hradisch und Zabrdowitz dürfte damit einer befriedigenden Klärung zugeführt sein. In Jahre 1270 ist die Hradischer Urkunde einem Privileg Přemysl Ottokars II. inseriert worden2). Voin rechtsgeschichtlichen Standpunkt kommt den im Spät- herbst 1234 ausgestellten Immunitätsprivilegien eine bedeutende Stellung zu. Es handelt sich vor allem um die Frage, ob in den von dem Olmützer Privileg von 1207 oder der Oslavan-Velehrader Fassung von 1228 abgeleiteten Privilegien ein geringeres Maß an Rechten verliehen wurde, weil in ihnen nur mehr das ius, quod datur pro capite, nicht melr das sive pro fure vel pro swod ver- liehen wird. Die Frage ist nicht müßig, weil eine formelhafte Fassung eines Rechtes oder Vorrechtes nicht mehr erschöpfend sein muß. Sehr bezeichnenderweise hat Tischnowitz 1234 auch dem Wort- laut nach die gleichen Rechte erhalten wie Olmütz. In der Kloster- brucker Urkunde, die von dem Oslavaner Privileg von 1228 abge- leitet ist, sind in dem aus der Vorurkunde übernommenen Text für narok und swod eigene Bestimmungen eingeschaltet; von hier sind sie in die Urkunden für Hradisch und Zabrdowitz überge- gangen. Es heißt da: Illud etiam ius, quod pro eo solvitur, quod dicitur zwod, eis indulgemus und: ab accusatione illa, que narok dicitur, ecclesiam iam dictam absolvimus. Das bedeutet an sich noch nicht, daß die Einkünfte aus narok den Klöstern verliehen wurden, sie also in dieser Hinsicht dem Olmützer Bistum gleich- gestellt waren. Es bleibt aber doch zu beachten, daß in einem eigenen Satz dem Abt und dem Konvent die Brüchen zugesprochen werden: Omnis autem venditio ex celebratione iudicii surgens ad abbatem et fratres ecclesie revolvatur. Trotz einer anderen Fassung des Wortlautes waren also die genannten Klöster im wesentlichen dem Olmützer Bistum gleichgestellt. Oslavan und Raigern haben diese Rechte überhaupt nicht erlangt und, was besonders hervor- hebenswert ist, Raigern ist gerade 1234 leer ausgegangen. Das ist doch wohl ein neuerlicher Hinweis, daß die mährische Kanzlei 1234 auf die Textgestaltung der Urkunden für Olmütz, Klosterbruck, Raigern, Tischnowitz, Hradisch und Zabrdowitz Einfluß ge- nommen hat. Aus den bisherigen Erörterungen ist die Hradischer Urkunde von 1240 ausgeschlossen geblieben. Die Aufhellung der Abhängig- keitsverhältnisse der Hradischer Urkunden ist das schwierigste Problem, das im Rahmen dieser Untersuchung zu lösen ist, und auch Teige läßt hier jegliche Genauigkeit vermissen, so daß die Widersprüche, in die er sich verwickelt, und die Fehler, die er zu 1) Tolerare H. 2) Emler II Nr. 708; Boczek CDM. IV Nr. 40.
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38 dem bereits von Boczek verdunkelten Sachverhalt beisteuert, sehr geeignet sind, die Verwirrung noch zu erhöhen. 1207 Olmütz A2 1228 Oslavan 12348Klosterbruck 1234 Hradisch 1235 Zabrdowitz 1270 Hradisch Teige bespricht die Urkunde König Wenzels I. von 1240 September 11), die Boczek aus den Annalen bei Siebenaicher ab- gedruckt hat. Auch hier, wie sonst, nahimn Teige eine Kollation des Druckes mit der Vorlage vor und konnte feststellen, daß die Ab- schrift bei Siebenaicher das Jahr 1250 nennt2). Somit handelt es sich hier um einen Irrtum Boczeks und für Teige lag kein Grund vor, an der Datierung zu 1240 festzuhalten3). Ihim zufolge ist die Urkunde von 1240 aber auch in dem Kopiar Privilegia auch Briff- schaften undt Memorabilia des Klosters Hradisch f 19° eingetragen 4) und diese Abschrift weist erhebliche Abweichungen von dem Ein- trag bei Siebenaicher auf 5). Die Datierung lautet hier: Acta sunt hec anno domini MCCquinquagesimo. Ein Zweifel daran, daß die fragliche Urkunde tatsächlich 1250 ausgestellt worden ist, hätte Teige also gar nicht kommen dürfen, zumal er offenbar der Meinung war, daß es sich um die gleiche Urkunde handle; zumindest hat er das Gegenteil an keiner Stelle behauptet. Wenn er die noch ur- schriftlich erhaltenen Inserte älterer Premyslidenurkunden, die Přemysl Ottokar II. 1270 August 21 ausstellen ließ, sorgfältiger 1) Erben I Nr. 1002; Boczek CDM. II Nr. 327; Teige a. a. O. S. 44. 2) Teige a. a. O. S. 44 Anm. 2. 3) Ein doppelter Irrtum ist Erben bei dem zweiten Regest Nr. 1002 zu 1250 auf S. 580 unterlaufen. Zuerst in der Uberlieferungsangabe. Boczek hat das Diplom im 5. Band des CDM. S. 234 Nr. 19 nicht nach dem Original abgedruckt — es handelt sich auch nicht um einen Druck, sondern um Ver- besserungen zu dem im zweiten Band unter Nr. 327 zu 1240 eingereihten Ab- druck —, sondern nach der noch im Original erhaltenen Insertion Přemysl Ottokars II. von 1270. Es heißt dann weiter: Hocce diploma secundum Annales Gradic. erronee sub anno 1240, 1. Sept. locatum reperitur. Auch das ist falsch. Die Fehldatierung rührt in Wirklichkeit von Boczek her. 4) Teige a. a. O. S. 45. Die Handschrift stammt aus dem Ausgang des 17. Jhs.; Teige a. a. O. S. 58. 5) Teige a. a. O. S. 45 f.
38 dem bereits von Boczek verdunkelten Sachverhalt beisteuert, sehr geeignet sind, die Verwirrung noch zu erhöhen. 1207 Olmütz A2 1228 Oslavan 12348Klosterbruck 1234 Hradisch 1235 Zabrdowitz 1270 Hradisch Teige bespricht die Urkunde König Wenzels I. von 1240 September 11), die Boczek aus den Annalen bei Siebenaicher ab- gedruckt hat. Auch hier, wie sonst, nahimn Teige eine Kollation des Druckes mit der Vorlage vor und konnte feststellen, daß die Ab- schrift bei Siebenaicher das Jahr 1250 nennt2). Somit handelt es sich hier um einen Irrtum Boczeks und für Teige lag kein Grund vor, an der Datierung zu 1240 festzuhalten3). Ihim zufolge ist die Urkunde von 1240 aber auch in dem Kopiar Privilegia auch Briff- schaften undt Memorabilia des Klosters Hradisch f 19° eingetragen 4) und diese Abschrift weist erhebliche Abweichungen von dem Ein- trag bei Siebenaicher auf 5). Die Datierung lautet hier: Acta sunt hec anno domini MCCquinquagesimo. Ein Zweifel daran, daß die fragliche Urkunde tatsächlich 1250 ausgestellt worden ist, hätte Teige also gar nicht kommen dürfen, zumal er offenbar der Meinung war, daß es sich um die gleiche Urkunde handle; zumindest hat er das Gegenteil an keiner Stelle behauptet. Wenn er die noch ur- schriftlich erhaltenen Inserte älterer Premyslidenurkunden, die Přemysl Ottokar II. 1270 August 21 ausstellen ließ, sorgfältiger 1) Erben I Nr. 1002; Boczek CDM. II Nr. 327; Teige a. a. O. S. 44. 2) Teige a. a. O. S. 44 Anm. 2. 3) Ein doppelter Irrtum ist Erben bei dem zweiten Regest Nr. 1002 zu 1250 auf S. 580 unterlaufen. Zuerst in der Uberlieferungsangabe. Boczek hat das Diplom im 5. Band des CDM. S. 234 Nr. 19 nicht nach dem Original abgedruckt — es handelt sich auch nicht um einen Druck, sondern um Ver- besserungen zu dem im zweiten Band unter Nr. 327 zu 1240 eingereihten Ab- druck —, sondern nach der noch im Original erhaltenen Insertion Přemysl Ottokars II. von 1270. Es heißt dann weiter: Hocce diploma secundum Annales Gradic. erronee sub anno 1240, 1. Sept. locatum reperitur. Auch das ist falsch. Die Fehldatierung rührt in Wirklichkeit von Boczek her. 4) Teige a. a. O. S. 45. Die Handschrift stammt aus dem Ausgang des 17. Jhs.; Teige a. a. O. S. 58. 5) Teige a. a. O. S. 45 f.
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39 beachtet hätte, wäre er auf die richtige Spur gekommen. Wir können vorläufig als Ergebnis dieser Ausführungen bezeichnen, daß Hradisch von König Wenzel erst 1250 ein Privileg erhalten hat, was aus dem Grund wichtig ist, weil eine zu 1249 datierte Urkunde des gleichen Ausstellers mit der von 1250 im Diktat enge Beziehungen aufweist und das Verhältnis von Vorurkunde zu Nachurkunde nun in das Gegenteil verkehrt wird. Die Überlieferungsangabe der Inserte von 1270 lautet bei Boczek: E tribus literis, quarum prima apographa in Annalibus Gradicensibus MSS.; reliquae vero autographae in archivo eiusdem monasterii cum sigillis integris reperiuntur1). Es war kein glücklicher Gedanke Boczeks, aus drei Urkunden einen Text herzustellen, der nun von keiner der drei Fassungen einen korrekten Wortlaut dar- stellt. Nach seinen Angaben waren inseriert: 1. die Gründungs- urkunde des Herzogs Otto von Mähren von 1078 Februar 32) und die Schenkungsurkunde des Herzogs Wenzel von Mähren über das Dorf Kyjov von 1126 Februar 183). Boczek benützte hier Sieben- aichers Historica relatio de conditoribus ... monasterii Gradicensis (cod. ms. saec. XVII)4); 2. eine Urkunde König Wenzels I. von 1) Boczek CDM. IV S. 51. 2) Friedrich CDB. I Nr. 79. 3) Friedrich CDB. I Nr. 110. 4) Da die beiden Urkunden für das Immunitätsformular nichts beitragen, möchte ich nur nebenbei bemerken, daß nach den Uberlieferungsangaben Friedrichs das Diplom Přemysl Ottokars II. von 1270, in dem die Gründungs- urkunde von 1078 inseriert war, bei Siebenaicher auf f 18 eingetragen ist, das Insert des Privilegs von 1126 aber auf f 93 — f 94. Demzufolge müßten die Urkunden von 1078 und 1126 in zwei verschiedenen Privilegien Přemysl Otto- kars II. von 1270 inseriert gewesen sein, nicht in einem, wie Boczek glauben machen will und wie es auch aus Teige zu erschließen wäre, der behauptet, daß beide Privilegien bei Siebenaicher f 93' —94 eingetragen seien. Der Direktor des mährischen Landesarchivs, Herr Dr. F. Hrubý, den ich um nähere Auskünfte bat, war so freundlich, mir folgendes mitzuteilen „daß die Hradischer Urkunden von 1078 und 1126 der Angabe Siebenaichers nach in einer Bestäti- gungsurkunde des Königs Přemysl II. inseriert waren. Auf f 93' der Historica relatio von Siebenaicher ist die Urkunde Přemysl II. dato Actum Prage anno domini 1270, 12. cal. septembris eingetragen. Ihr Incipit lautet: In nomine sancte et individue trinitatis amen. Nos Otthocarus...Die Narratio beginnt mit den Worten ... quod nos privilegia inclyti ducis Ottonis, quibus ecclesiam Gradicensem multis beneficiorum gratiis ac libertatibus insignivit, renovanda et confirmanda duximus. Sunt autem ea privilegia huius modi: In nomine s. et ind. trin. Otto dei gratia. Id quod est. Prudentia antiquorum sapientum etc. Siebenaicher setzt nun zu: Totum hoc privilegium his literis insertum est; habetur autem de verbo ad verbum supra folio 18. (Dadurch ist die Angabe bei Friedrich zu erklären.) Alterum quod idem Ottocarus rex confirmat et distincte quoque confirmatoriis suis imposuit est hoc. Anno incarnationis dominice 1126 epacta ... usw. Indem also in der Promulgatio der Urkunde von Přemysl II. nur jener Urkunde von 1078 gedacht wird, ist anzunehmen, daß Siebenaicher nach dem explicit der erwähnten Urkunde einige Worte, mit denen in der Ur- kunde von 1270 die Konfirmation der Urkunde von 1126 angekündigt wurde, ausgelassen hat. Immerhin wäre es auch nicht unmöglich, daß Siebenaicher zwei gleichlautende Urkunden von Přemysl II., deren eine die Urkunde vom Jahre 1078 und die zweite Urkunde vom Jahre 1126 konfirmierte, zusammen- gezogen hat.“ Ich möchte Herrn Direktor Hrubý auch an dieser Stelle für sein Entgegenkommen danken.
39 beachtet hätte, wäre er auf die richtige Spur gekommen. Wir können vorläufig als Ergebnis dieser Ausführungen bezeichnen, daß Hradisch von König Wenzel erst 1250 ein Privileg erhalten hat, was aus dem Grund wichtig ist, weil eine zu 1249 datierte Urkunde des gleichen Ausstellers mit der von 1250 im Diktat enge Beziehungen aufweist und das Verhältnis von Vorurkunde zu Nachurkunde nun in das Gegenteil verkehrt wird. Die Überlieferungsangabe der Inserte von 1270 lautet bei Boczek: E tribus literis, quarum prima apographa in Annalibus Gradicensibus MSS.; reliquae vero autographae in archivo eiusdem monasterii cum sigillis integris reperiuntur1). Es war kein glücklicher Gedanke Boczeks, aus drei Urkunden einen Text herzustellen, der nun von keiner der drei Fassungen einen korrekten Wortlaut dar- stellt. Nach seinen Angaben waren inseriert: 1. die Gründungs- urkunde des Herzogs Otto von Mähren von 1078 Februar 32) und die Schenkungsurkunde des Herzogs Wenzel von Mähren über das Dorf Kyjov von 1126 Februar 183). Boczek benützte hier Sieben- aichers Historica relatio de conditoribus ... monasterii Gradicensis (cod. ms. saec. XVII)4); 2. eine Urkunde König Wenzels I. von 1) Boczek CDM. IV S. 51. 2) Friedrich CDB. I Nr. 79. 3) Friedrich CDB. I Nr. 110. 4) Da die beiden Urkunden für das Immunitätsformular nichts beitragen, möchte ich nur nebenbei bemerken, daß nach den Uberlieferungsangaben Friedrichs das Diplom Přemysl Ottokars II. von 1270, in dem die Gründungs- urkunde von 1078 inseriert war, bei Siebenaicher auf f 18 eingetragen ist, das Insert des Privilegs von 1126 aber auf f 93 — f 94. Demzufolge müßten die Urkunden von 1078 und 1126 in zwei verschiedenen Privilegien Přemysl Otto- kars II. von 1270 inseriert gewesen sein, nicht in einem, wie Boczek glauben machen will und wie es auch aus Teige zu erschließen wäre, der behauptet, daß beide Privilegien bei Siebenaicher f 93' —94 eingetragen seien. Der Direktor des mährischen Landesarchivs, Herr Dr. F. Hrubý, den ich um nähere Auskünfte bat, war so freundlich, mir folgendes mitzuteilen „daß die Hradischer Urkunden von 1078 und 1126 der Angabe Siebenaichers nach in einer Bestäti- gungsurkunde des Königs Přemysl II. inseriert waren. Auf f 93' der Historica relatio von Siebenaicher ist die Urkunde Přemysl II. dato Actum Prage anno domini 1270, 12. cal. septembris eingetragen. Ihr Incipit lautet: In nomine sancte et individue trinitatis amen. Nos Otthocarus...Die Narratio beginnt mit den Worten ... quod nos privilegia inclyti ducis Ottonis, quibus ecclesiam Gradicensem multis beneficiorum gratiis ac libertatibus insignivit, renovanda et confirmanda duximus. Sunt autem ea privilegia huius modi: In nomine s. et ind. trin. Otto dei gratia. Id quod est. Prudentia antiquorum sapientum etc. Siebenaicher setzt nun zu: Totum hoc privilegium his literis insertum est; habetur autem de verbo ad verbum supra folio 18. (Dadurch ist die Angabe bei Friedrich zu erklären.) Alterum quod idem Ottocarus rex confirmat et distincte quoque confirmatoriis suis imposuit est hoc. Anno incarnationis dominice 1126 epacta ... usw. Indem also in der Promulgatio der Urkunde von Přemysl II. nur jener Urkunde von 1078 gedacht wird, ist anzunehmen, daß Siebenaicher nach dem explicit der erwähnten Urkunde einige Worte, mit denen in der Ur- kunde von 1270 die Konfirmation der Urkunde von 1126 angekündigt wurde, ausgelassen hat. Immerhin wäre es auch nicht unmöglich, daß Siebenaicher zwei gleichlautende Urkunden von Přemysl II., deren eine die Urkunde vom Jahre 1078 und die zweite Urkunde vom Jahre 1126 konfirmierte, zusammen- gezogen hat.“ Ich möchte Herrn Direktor Hrubý auch an dieser Stelle für sein Entgegenkommen danken.
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40 1249 September 11). Boczek hat sowohl bei dem Abdruck dieses Diploms als auch bei dem Insert das falsche Tagesdatum nono kalendas septembris; 3. eine Urkunde König Wenzels I. von 1250 September 1. Boczek fügt hier hinzu: quod ipsum nuperrime e tenebris prolatum in T. V. excudetur. Im fünften Band 2) bietet er allerdings nur die Varianten zu dem früheren Abdruck zu 12403). Es ist ein neuerlicher Irrtum Boczeks, wenn er hier sagt: Literae . . . sunt eaedem, quae in tomo II. huius codicis sub numero CCCXXVII ex Annalibus Gradicensibus Mss. ad annum 1240 excudebantur. Siebenaicher hat ganz richtig 1250, es waren Boczek und Teige, die immer wieder durch die falsche Jahreszall die Forschung genarrt haben und für Boczeks Arbeitsweise ist es jedenfalls kein günstiges Zeugnis, daß er bei dem Abdruck des Privilegs von 1250 dessen Uberlieferungen aus dem 13. Jahrhundert nicht gekannt, zumindest aber nicht benützt hat. Die Angaben Boczeks über die noch urschriftlich erhaltenen Inserte aus dem Jahre 1270 sind unvollständig und falsch4). Ehe diese richtiggestellt werden, müssen wir noch auf die Ausführungen Teiges über die große Serie von Inserten voin Jahre 1270 näher eingehen. Er nennt ein Insert des Privilegs Markgraf Přemysls von 1238, das Boczek unbekannt blieb, offenbar weil es zu seinen Zeiten in Wien lag. Eine zweite Urkunde Přemysl Ottokars II. bestätigt die Privilegien von 1078 und 1126 und ist nach Teige bei Sieben- aicher f 93'—94' überliefert5). Zwei weitere Urkunden sollen die Privilegien von 1249 und 1240 bestätigen 6). Die Urkunde mit dem Insert der Urkunde von 1249 erklärt Teige für echt und stellt sie der äußeren Ausstattung nach mit der Bestätigung des Immunitäts- privilegs von 1238 zusammen, die Echtheit der Bestätigung des Privilegs von 1240 bezweifelt er aber und rückt die Schrift in den Beginn des 14. Jahrhunderts. Das Siegel konnte Teige nicht über- prüfen, da es eingenäht war; daran hat sich seither nichts geändert, Echtheit oder Unechtheit, ursprüngliche oder spätere Befestigung des Siegels entziehen sich der Beurteilung. Vergleichen wir diese Angaben mit denen Boczeks, so stimmen beide darin überein, daß 1270 die Privilegien von 1078, 1126 und 1249 bestätigt worden sind. Während Boczek von einer Insertion des Privilegs von 1250 spricht, kennt Teige nur die eines Privilegs von 1240, ein Auseinandergehen von Ansichten, das daran zweifeln Iäßt, ob beide die Urkunden mehr als flüchtig angeselien haben. Nicht Urkunden von 1238 und 1240 sind 1270 inseriert worden, sondern eine von 1234 und eine von 1250, doch weisen die beiden Inserte der letzteren nicht den gleichen Wortlaut auf. Teige hat, wie schon erwähnt, die Urschrift in den Beginn des 14. Jahrhunderts verlegt. Demgegenüber ist darauf zu verweisen, daß eine der beiden 4) 1) Erben I Nr. 1236; Boczek CDM. III Nr. 142. 2) Boczek CDM. V S. 234, Supplementa Nr. 19. 3) Boczek CDM. II Nr. 327. So auch Teige a. a. O. S. 52. 5) Vgl. aber oben S. 39 Anm. 4. 6) Teige a.a. O. S. 53.
40 1249 September 11). Boczek hat sowohl bei dem Abdruck dieses Diploms als auch bei dem Insert das falsche Tagesdatum nono kalendas septembris; 3. eine Urkunde König Wenzels I. von 1250 September 1. Boczek fügt hier hinzu: quod ipsum nuperrime e tenebris prolatum in T. V. excudetur. Im fünften Band 2) bietet er allerdings nur die Varianten zu dem früheren Abdruck zu 12403). Es ist ein neuerlicher Irrtum Boczeks, wenn er hier sagt: Literae . . . sunt eaedem, quae in tomo II. huius codicis sub numero CCCXXVII ex Annalibus Gradicensibus Mss. ad annum 1240 excudebantur. Siebenaicher hat ganz richtig 1250, es waren Boczek und Teige, die immer wieder durch die falsche Jahreszall die Forschung genarrt haben und für Boczeks Arbeitsweise ist es jedenfalls kein günstiges Zeugnis, daß er bei dem Abdruck des Privilegs von 1250 dessen Uberlieferungen aus dem 13. Jahrhundert nicht gekannt, zumindest aber nicht benützt hat. Die Angaben Boczeks über die noch urschriftlich erhaltenen Inserte aus dem Jahre 1270 sind unvollständig und falsch4). Ehe diese richtiggestellt werden, müssen wir noch auf die Ausführungen Teiges über die große Serie von Inserten voin Jahre 1270 näher eingehen. Er nennt ein Insert des Privilegs Markgraf Přemysls von 1238, das Boczek unbekannt blieb, offenbar weil es zu seinen Zeiten in Wien lag. Eine zweite Urkunde Přemysl Ottokars II. bestätigt die Privilegien von 1078 und 1126 und ist nach Teige bei Sieben- aicher f 93'—94' überliefert5). Zwei weitere Urkunden sollen die Privilegien von 1249 und 1240 bestätigen 6). Die Urkunde mit dem Insert der Urkunde von 1249 erklärt Teige für echt und stellt sie der äußeren Ausstattung nach mit der Bestätigung des Immunitäts- privilegs von 1238 zusammen, die Echtheit der Bestätigung des Privilegs von 1240 bezweifelt er aber und rückt die Schrift in den Beginn des 14. Jahrhunderts. Das Siegel konnte Teige nicht über- prüfen, da es eingenäht war; daran hat sich seither nichts geändert, Echtheit oder Unechtheit, ursprüngliche oder spätere Befestigung des Siegels entziehen sich der Beurteilung. Vergleichen wir diese Angaben mit denen Boczeks, so stimmen beide darin überein, daß 1270 die Privilegien von 1078, 1126 und 1249 bestätigt worden sind. Während Boczek von einer Insertion des Privilegs von 1250 spricht, kennt Teige nur die eines Privilegs von 1240, ein Auseinandergehen von Ansichten, das daran zweifeln Iäßt, ob beide die Urkunden mehr als flüchtig angeselien haben. Nicht Urkunden von 1238 und 1240 sind 1270 inseriert worden, sondern eine von 1234 und eine von 1250, doch weisen die beiden Inserte der letzteren nicht den gleichen Wortlaut auf. Teige hat, wie schon erwähnt, die Urschrift in den Beginn des 14. Jahrhunderts verlegt. Demgegenüber ist darauf zu verweisen, daß eine der beiden 4) 1) Erben I Nr. 1236; Boczek CDM. III Nr. 142. 2) Boczek CDM. V S. 234, Supplementa Nr. 19. 3) Boczek CDM. II Nr. 327. So auch Teige a. a. O. S. 52. 5) Vgl. aber oben S. 39 Anm. 4. 6) Teige a.a. O. S. 53.
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41 Ausfertigungen mit den Inserten der Urkunden von 1234 und 1249 gleichhändig ist, wenn freilich die andere Form der Kürzungszeichen für die Auffassung Raum läßt, daß bei dem Insert von 1250 entweder eine Vorlage eingewirkt hat oder daß es nicht gleichzeitig mit den beiden anderen geschrieben ist. Für diese der Schrift nach bestimmbare Ausfertigung A, die, soweit ich sehe, noch nicht gedruckt ist, innerhalb des Stammbaumes einen festen Platz zu finden, ist nicht ganz leicht1). Eine der Urkunden, die für die Textgestaltung benützt zu sein scheint, war das Privileg für Hradisch von 1234. Aber in dem Satz: Omnes possessiones bis audeat inquietare weist genere auf eine andere Vorlage — die Vorurkunde hat onere — und die Wendung tributorum vectigalium collectarum aliarumque exactionum findet in älteren, von den Privilegien von 1207 und 1228 direkt abgeleiteten Fassungen ihre vollkommene Entsprechung, während die Urkunde von 1234 einen ausführlicheren Wortlaut hat. Die Nennung der Ordale läßt abermals darauf schließen, daß die Urkunde von 1234 herangezogen wurde, vorher und nachher dürfte ein anderes Privileg benützt sein. Am ehesten kommen die Urkunden von 1234 für Tischnowitz oder Olmütz in Betracht. Eine bis ins Detail und den Buchstaben genaue Vergleichung mit A ergibt, daß es mit Olmütz stärkere Übereinstimmungen aufweist. Dieses Abhängigkeitsver- hältnis ist weder verwunderlich noch ein Ausnahmefall. Die Olmützer Bestätigungsurkunde von 1256 hat ihrerseits von dem Hradischer Privileg von 1250 wesentliche Teile der Dispositio übernommen. Die Urkunde von 1250 ist also mit ziemlicher Sicherheit der Gruppe von Immunitätsprivilegien einzugliedern, die vom Olmützer Privileg von 1207 ohne das Velehrad-Oslavaner Zwischenglied von 1228 abgeleitet werden kann. Die Ordale sind offenbar durch die Hradischer Urkunde von 1234 vermittelt worden, die eine Mischform der beiden Zweige des Immunitätsformulars darstellt. Die Möglich- keit, daß 1250 ein Deperditum benützt worden sein könnte, ist allerdings nicht völlig von der Hand zu weisen. Die Ausfertigung Al des Insertes, die bisher allein durch die Drucke bei Boczek und Erben bekannt war, tritt nun erst in das rechte Licht, da die Zusätze, die sie zu dem Text von A hinzu- fügt, mit Sicherheit ausgeschieden werden können und es bedarf keines Hinweises, daß durch diese Interpolationen der echte Wort- laut stark verfälscht ist. Sie sind, worauf bisher noch nicht ver- wiesen wurde, zum Teil sehr ungeschickt eingeschoben und wieder- holen einzelne Bestimmungen nahezu wörtlich, die dem echten 1) Wie ich nachträglich sehe, hat sich Bretholz in dem 1897 erschienenen Aufsatz „Die Tataren in Mähren und die moderne mährische Urkundenfälschung“, Zeitschr. des Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens, Jahrg. 1 S. 30 f. bereits mit dem Hradischer Problem beschäftigt, die Umdatierung der Wenzelsurkunde von 1240 in 1250 vorgenommen, auch auf die noch ungedruckte Fassung von 1250 aufmerksam gemacht (S. 30 Anm. 6). Die Schrift der Urkunde von 1249 erklärt er für jünger, äußert aber Bedenken, gegen ihre Ansetzung um die Mitte des 14. Jahrhunderts durch Teige, da das Privileg bereits 1270 bestätigt wurde.
41 Ausfertigungen mit den Inserten der Urkunden von 1234 und 1249 gleichhändig ist, wenn freilich die andere Form der Kürzungszeichen für die Auffassung Raum läßt, daß bei dem Insert von 1250 entweder eine Vorlage eingewirkt hat oder daß es nicht gleichzeitig mit den beiden anderen geschrieben ist. Für diese der Schrift nach bestimmbare Ausfertigung A, die, soweit ich sehe, noch nicht gedruckt ist, innerhalb des Stammbaumes einen festen Platz zu finden, ist nicht ganz leicht1). Eine der Urkunden, die für die Textgestaltung benützt zu sein scheint, war das Privileg für Hradisch von 1234. Aber in dem Satz: Omnes possessiones bis audeat inquietare weist genere auf eine andere Vorlage — die Vorurkunde hat onere — und die Wendung tributorum vectigalium collectarum aliarumque exactionum findet in älteren, von den Privilegien von 1207 und 1228 direkt abgeleiteten Fassungen ihre vollkommene Entsprechung, während die Urkunde von 1234 einen ausführlicheren Wortlaut hat. Die Nennung der Ordale läßt abermals darauf schließen, daß die Urkunde von 1234 herangezogen wurde, vorher und nachher dürfte ein anderes Privileg benützt sein. Am ehesten kommen die Urkunden von 1234 für Tischnowitz oder Olmütz in Betracht. Eine bis ins Detail und den Buchstaben genaue Vergleichung mit A ergibt, daß es mit Olmütz stärkere Übereinstimmungen aufweist. Dieses Abhängigkeitsver- hältnis ist weder verwunderlich noch ein Ausnahmefall. Die Olmützer Bestätigungsurkunde von 1256 hat ihrerseits von dem Hradischer Privileg von 1250 wesentliche Teile der Dispositio übernommen. Die Urkunde von 1250 ist also mit ziemlicher Sicherheit der Gruppe von Immunitätsprivilegien einzugliedern, die vom Olmützer Privileg von 1207 ohne das Velehrad-Oslavaner Zwischenglied von 1228 abgeleitet werden kann. Die Ordale sind offenbar durch die Hradischer Urkunde von 1234 vermittelt worden, die eine Mischform der beiden Zweige des Immunitätsformulars darstellt. Die Möglich- keit, daß 1250 ein Deperditum benützt worden sein könnte, ist allerdings nicht völlig von der Hand zu weisen. Die Ausfertigung Al des Insertes, die bisher allein durch die Drucke bei Boczek und Erben bekannt war, tritt nun erst in das rechte Licht, da die Zusätze, die sie zu dem Text von A hinzu- fügt, mit Sicherheit ausgeschieden werden können und es bedarf keines Hinweises, daß durch diese Interpolationen der echte Wort- laut stark verfälscht ist. Sie sind, worauf bisher noch nicht ver- wiesen wurde, zum Teil sehr ungeschickt eingeschoben und wieder- holen einzelne Bestimmungen nahezu wörtlich, die dem echten 1) Wie ich nachträglich sehe, hat sich Bretholz in dem 1897 erschienenen Aufsatz „Die Tataren in Mähren und die moderne mährische Urkundenfälschung“, Zeitschr. des Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens, Jahrg. 1 S. 30 f. bereits mit dem Hradischer Problem beschäftigt, die Umdatierung der Wenzelsurkunde von 1240 in 1250 vorgenommen, auch auf die noch ungedruckte Fassung von 1250 aufmerksam gemacht (S. 30 Anm. 6). Die Schrift der Urkunde von 1249 erklärt er für jünger, äußert aber Bedenken, gegen ihre Ansetzung um die Mitte des 14. Jahrhunderts durch Teige, da das Privileg bereits 1270 bestätigt wurde.
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42 Text angehören. Die eingehende Sicherung der Datierung des Privilegs Wenzels I. zum Jahre 1250 hat zur Folge, daß bei den sehr engen Beziehungen zu einem Privileg des gleichen Ausstellers für Hradisch von 12491) dieses nicht mehr als Nachurkunde — wie noch Teige angenommen hatte2) —, sondern als Vorurkunde in Betracht kommt, freilich nicht für A, sondern für eine Reihe von Interpolationen in A1. Da diese in keiner der anderen mährischen Immunitätsprivilegien vorkommen, liegt kein Grund vor, auf sie näher einzugehen, zumal eine — dringlich erforderliche — kritische Untersuchung sämtlicher Hradischer Urkunden aus der Zeit der Premysliden eine unerläßliche Vorbedingung wäre. Darum sei hier nur bemerkt, daß sich Teige widerspricht, wenn er die 1270 vor- genommene Insertion der Urkunde von 1249 für echt erklärt, ihre Urschrift aber in die Mitte des 14. Jahrhunderts verlegt3). Diese muß vielmehr 1270 bereits vorgelegen haben. Wie die Urkunde von 1249 und die Fassung A1 von 1250 im einzelnen zusammen- hängen, die Lösung dieser Frage muß ich anderen überlassen. Als Ergebnis dieser Erörterungen darf wohl die Gewinnung einer echten Urkunde von 1250 für Hradisch bezeichnet werden, die zwar nur schwache Anklänge an das Immunitätsformular auf- weist, aber immer noch in dem Stammbaum untergebracht werden kann 4). 1234 Hradisch 1234 Olmütz 1250 Hradisch A 4249 Hradisch Aus der Gesamtheit der rechtshistorischen Fragen, zu deren Erörterung die mährischen Immunitätsurkunden Anlaß geben, soll hier nur eine gestreift werden, da sie vielleicht Beiträge zu den Problemen liefern kann, die in dem letzten Jahrzelint die heimische Forschung immer wieder beschäftigt haben. Nicht der Unterschied im Ausmaß der Exemption zwischen böhmischen und mährischen Klöstern ist das auffallende, sondern, wie schon früher bemerkt wurde, der im Beweisverfahren. Wenn 1209/13 im Rahmen der Kanzlei in den Wortlaut des im Entstehen begriffenen Immunitäts- formulars Bestimmungen über das Beweisverfahren eingefügt, wenn hier Gottesurteile genannt werden, während ein Jahrzehnt später 1) Erben I Nr. 1236; Boczek CDM. III Nr. 142. 2) Vgl. die Gegenüberstellung beider Texte a. a. O. S. 46. 3) Teige a. a. O. S. 47; Dudik, Mährens allgemeine Geschichte 9, 277 bezeichnet das Siegel als falsch. 4) Vgl. unten S. 75ff. den Abdruck der Fassung A. Die Zusätze in A1 sind in die Anmerkungen verwiesen.
42 Text angehören. Die eingehende Sicherung der Datierung des Privilegs Wenzels I. zum Jahre 1250 hat zur Folge, daß bei den sehr engen Beziehungen zu einem Privileg des gleichen Ausstellers für Hradisch von 12491) dieses nicht mehr als Nachurkunde — wie noch Teige angenommen hatte2) —, sondern als Vorurkunde in Betracht kommt, freilich nicht für A, sondern für eine Reihe von Interpolationen in A1. Da diese in keiner der anderen mährischen Immunitätsprivilegien vorkommen, liegt kein Grund vor, auf sie näher einzugehen, zumal eine — dringlich erforderliche — kritische Untersuchung sämtlicher Hradischer Urkunden aus der Zeit der Premysliden eine unerläßliche Vorbedingung wäre. Darum sei hier nur bemerkt, daß sich Teige widerspricht, wenn er die 1270 vor- genommene Insertion der Urkunde von 1249 für echt erklärt, ihre Urschrift aber in die Mitte des 14. Jahrhunderts verlegt3). Diese muß vielmehr 1270 bereits vorgelegen haben. Wie die Urkunde von 1249 und die Fassung A1 von 1250 im einzelnen zusammen- hängen, die Lösung dieser Frage muß ich anderen überlassen. Als Ergebnis dieser Erörterungen darf wohl die Gewinnung einer echten Urkunde von 1250 für Hradisch bezeichnet werden, die zwar nur schwache Anklänge an das Immunitätsformular auf- weist, aber immer noch in dem Stammbaum untergebracht werden kann 4). 1234 Hradisch 1234 Olmütz 1250 Hradisch A 4249 Hradisch Aus der Gesamtheit der rechtshistorischen Fragen, zu deren Erörterung die mährischen Immunitätsurkunden Anlaß geben, soll hier nur eine gestreift werden, da sie vielleicht Beiträge zu den Problemen liefern kann, die in dem letzten Jahrzelint die heimische Forschung immer wieder beschäftigt haben. Nicht der Unterschied im Ausmaß der Exemption zwischen böhmischen und mährischen Klöstern ist das auffallende, sondern, wie schon früher bemerkt wurde, der im Beweisverfahren. Wenn 1209/13 im Rahmen der Kanzlei in den Wortlaut des im Entstehen begriffenen Immunitäts- formulars Bestimmungen über das Beweisverfahren eingefügt, wenn hier Gottesurteile genannt werden, während ein Jahrzehnt später 1) Erben I Nr. 1236; Boczek CDM. III Nr. 142. 2) Vgl. die Gegenüberstellung beider Texte a. a. O. S. 46. 3) Teige a. a. O. S. 47; Dudik, Mährens allgemeine Geschichte 9, 277 bezeichnet das Siegel als falsch. 4) Vgl. unten S. 75ff. den Abdruck der Fassung A. Die Zusätze in A1 sind in die Anmerkungen verwiesen.
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43 in Böhmen der Zeugenbeweis in Geltung tritt, so stimmt diese Beobachtung nachdenklich, wie immer man im einzelnen die Bedeutung der beiden großen Privilegien für die Prager Kirche und die dem Bistum unterstehenden Klöster und Kirchen von 1221 und 1222 einschätzen will. Auch darauf konnte schon hingewiesen werden, daß nach 1222 Urkunden für böhmische Empfänger fast ausnahmslos die Ordale nicht nennen, während in Mähren die Zahl der Privilegien in stetem Steigen begriffen ist, die ihrer Er- wähnung tun 1). Dazu kommt noch, daß das Rosenbergerbuch in seinen älteren Teilen, ganz ähnlich den Statuten Konrad Ottos, für schwere Ver- brechen die Anwendung der Gottesurteile bis in die Einzelheiten regelt, daß erst die Maiestas Carolina, die nur für Böhmen gilt und hohen und niederen Adel in der Hauptsache berücksichtigt, die Anwendung von Eisen- und Wasserordal verbietet. Beiden Rechts- aufzeichnungen ist gemeinsam, daß sie die geistlichen Immunitäten nicht berücksichtigen. Durch Bestätigungen in Gestalt von Inserten können in den mährischen Immunitätsurkunden die Ordale bis ungefähr zu dem Zeitpunkt verfolgt werden, da für Böhmen die Maiestas Carolina ihre Aufhebung vorsieht. Sollte der Grund vielleicht doch darin zu suchen sein, daß Deutsches Recht in Böhmen früher eindrang als in Mähren, daß den Klöstern und Städten für sein Eindringen und seine Verbreitung eine noch größere Bedeutung zukommt, als man bisher angenommen hat? Nur für Böhmen können wir sichere Beweise vorbringen, daß neu gegründete Klöster mit deutschen Konventen besiedelt wurden. Strahov wurde mit Prämonstratensern aus Steinfeld, Doxan mit Nonnen des gleichen Ordens aus Dunwald besiedelt, aus Langheim, Waldsassen und Ebrach kamen Zisterzienser nach Plaß, Sedletz und Nepomuk. Schließlich kann im Rahmen solcher Betrachtungen auch das Soběslavsche Deutschenprivileg von 1174/78 seinen Platz finden2), das bestimmt: Debent iurare septem manibus pro furto vel pro eo, quod dicitur nadwore. Von Ordalen findet sich in der ganzen Ur- kunde keine Spur. Wenn tatsächlich, wie in letzter Zeit behauptet worden ist, in Böhmen und Mähren seit jeher eine verhältnismäßig dichte deutsche Bevölkerung heimisch wäre, wenn den Zeiten Přemysl Ottokars I. und Wenzels I. keinerlei Bedeutung für die deutsche Kolonisation zukäme, ja, wenn wir diese überhaupt aus unserer Vorstellungswelt zu streichen hätten, dann ist schwer ein- zusehen, wieso in Böhmen früher als in Mähren eine so ein- schneidende Anderung im Beweisverfahren eintritt, warum sie in Städten und bei geistlichen Immunitäten zu einer Zeit stattgefunden hat, in der das Rosenberger Buch an den Ordalen festhält, und zwar 1) Man könnte darauf verweisen, daß die Kirche 1215 die Ordale ver- boten hat (Brunner-Schwerin, Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichtes, 179) und das Privileg Premysl Ottokars I. von 1222, das in die Auseinandersetzung zwischen dem König und dem Prager Bischof noch hineingehört, auf Bitten des Kardinals Gregor ausgestellt ist. Eine ausreichende Erklärung ist das allerdings noch nicht. 2) Friedrich CDB. I Nr. 290.
43 in Böhmen der Zeugenbeweis in Geltung tritt, so stimmt diese Beobachtung nachdenklich, wie immer man im einzelnen die Bedeutung der beiden großen Privilegien für die Prager Kirche und die dem Bistum unterstehenden Klöster und Kirchen von 1221 und 1222 einschätzen will. Auch darauf konnte schon hingewiesen werden, daß nach 1222 Urkunden für böhmische Empfänger fast ausnahmslos die Ordale nicht nennen, während in Mähren die Zahl der Privilegien in stetem Steigen begriffen ist, die ihrer Er- wähnung tun 1). Dazu kommt noch, daß das Rosenbergerbuch in seinen älteren Teilen, ganz ähnlich den Statuten Konrad Ottos, für schwere Ver- brechen die Anwendung der Gottesurteile bis in die Einzelheiten regelt, daß erst die Maiestas Carolina, die nur für Böhmen gilt und hohen und niederen Adel in der Hauptsache berücksichtigt, die Anwendung von Eisen- und Wasserordal verbietet. Beiden Rechts- aufzeichnungen ist gemeinsam, daß sie die geistlichen Immunitäten nicht berücksichtigen. Durch Bestätigungen in Gestalt von Inserten können in den mährischen Immunitätsurkunden die Ordale bis ungefähr zu dem Zeitpunkt verfolgt werden, da für Böhmen die Maiestas Carolina ihre Aufhebung vorsieht. Sollte der Grund vielleicht doch darin zu suchen sein, daß Deutsches Recht in Böhmen früher eindrang als in Mähren, daß den Klöstern und Städten für sein Eindringen und seine Verbreitung eine noch größere Bedeutung zukommt, als man bisher angenommen hat? Nur für Böhmen können wir sichere Beweise vorbringen, daß neu gegründete Klöster mit deutschen Konventen besiedelt wurden. Strahov wurde mit Prämonstratensern aus Steinfeld, Doxan mit Nonnen des gleichen Ordens aus Dunwald besiedelt, aus Langheim, Waldsassen und Ebrach kamen Zisterzienser nach Plaß, Sedletz und Nepomuk. Schließlich kann im Rahmen solcher Betrachtungen auch das Soběslavsche Deutschenprivileg von 1174/78 seinen Platz finden2), das bestimmt: Debent iurare septem manibus pro furto vel pro eo, quod dicitur nadwore. Von Ordalen findet sich in der ganzen Ur- kunde keine Spur. Wenn tatsächlich, wie in letzter Zeit behauptet worden ist, in Böhmen und Mähren seit jeher eine verhältnismäßig dichte deutsche Bevölkerung heimisch wäre, wenn den Zeiten Přemysl Ottokars I. und Wenzels I. keinerlei Bedeutung für die deutsche Kolonisation zukäme, ja, wenn wir diese überhaupt aus unserer Vorstellungswelt zu streichen hätten, dann ist schwer ein- zusehen, wieso in Böhmen früher als in Mähren eine so ein- schneidende Anderung im Beweisverfahren eintritt, warum sie in Städten und bei geistlichen Immunitäten zu einer Zeit stattgefunden hat, in der das Rosenberger Buch an den Ordalen festhält, und zwar 1) Man könnte darauf verweisen, daß die Kirche 1215 die Ordale ver- boten hat (Brunner-Schwerin, Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichtes, 179) und das Privileg Premysl Ottokars I. von 1222, das in die Auseinandersetzung zwischen dem König und dem Prager Bischof noch hineingehört, auf Bitten des Kardinals Gregor ausgestellt ist. Eine ausreichende Erklärung ist das allerdings noch nicht. 2) Friedrich CDB. I Nr. 290.
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44 gerade bei dem Musterfall eines unehrlichen Verbrechens, den Diebstahl, bei dem das Deutschenprivileg den Eid, die Urkunde von 1222 die Reinigung durch das testimonium vicinatus, die mährischen Immunitätsprivilegien aber Gottesurteile vorsehen. Dem Schweigen der urkundlichen Quellen in Böhmen über die Ordale entspricht die gleichzeitige Bewegung in deutschen Gebieten, die Ordale nach Möglichkeit einzudämmen. Das Beharren der mährischen Urkunden auf ihnen dürfte doch damit zu erklären sein, daß diese Bestrebungen nach Mähren später als nach Böhmen vorgedrun- gen sind. Diese Bemerkungen stellen nur eine Möglichkeit dar, die keineswegs durch die Prüfung der urkundlichen Angaben zur Sicherheit erhoben werden kann. Aber sie verdient woll eine ein- gehendere Prüfung, als es im Rahmen dieser Studie möglich gewesen wäre, eine Prüfung vor allem von berufener Seite. Auch ein vollständiger Überblick über den Diebstahl und seine Ahndung wäre noch verfrüht. Aber es verdient darauf hingewiesen zu werden, daß die Zahl der böhmischen und mährischen Urkunden, die darüber Aufschlüsse bieten, in einem merkwürdigen Mißverhältnis steht. Das älteste Zeugnis ist das Deutschenprivileg Herzog Sobě- slavs aus der Zeit von 1174/781). Es ist zugleich das einzige bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. Die nächsten Belege gehören bereits dem ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts an. Wenn wir die beiden Immunitätsprivilegien für Olmütz von 1207 und 1209 an die Spitze stellen2), dann fällt auf, daß handhafte und über- nächtige Tat einander gleichgestellt werden: si (fur) in maleficio fuerit deprehensus ... sive capiatur et coram iuditio convincatur. An dieser Fassung haben alle Urkunden festgehalten, die in irgend- einer Weise von dem Olmützer Privileg von 1207 abgeleitet sind. Die sechs Jahre ältere Urkunde für Hradisch3), die hier nahezu wörtlich von einer undatierten und gefälschten der Königin Kon- stantia wiederholt wird4), stellt fur vel homicida nebeneinander. Die Gleichstellung von handhaftem und übernächtigem Diebstahl bringt auch ein Ende 1213 ausgestelltes Urkundenpaar5), das für die in Mähren gelegenen Besitzungen des Johanniterordens bestimmt ist und auf das Velehrader Deperditum Bezug nimint. Es ist wichtig, daß Friedrich das Diktat beider Stücke mit dem des Olmützer Privilegs von 1207 in Verbindung bringen konnte. Haben wir seit dem Regierungsantritt Přemysl Ottokars I. bisher nur aus den mährischen Beständen Beispiele beigebracht, so sind nun allerdings die berühmten Urkunden von 1221 und 1222 zu nennen, deren Empfänger die Kirche von Prag und die Klöster 1) Friedrich CDB. I Nr. 290. Auf die von Hrubý behandelte Frage, wann die einzelnen Bestimmungen entstanden sind, sei hier nicht eingegangen. (K otázce vzniku města pražského. Českou minulostí, 77 ff.). Es genügt, daß er die entsprechenden Absätze für ursprünglich hält. 2) Friedrich CDB. II Nr. 59 und 86. 3) Friedrich CDB. II Nr. 21. 4) Friedrich CDB. II Nr. 354. 5) Friedrich CDB. II Nr. 109, 110.
44 gerade bei dem Musterfall eines unehrlichen Verbrechens, den Diebstahl, bei dem das Deutschenprivileg den Eid, die Urkunde von 1222 die Reinigung durch das testimonium vicinatus, die mährischen Immunitätsprivilegien aber Gottesurteile vorsehen. Dem Schweigen der urkundlichen Quellen in Böhmen über die Ordale entspricht die gleichzeitige Bewegung in deutschen Gebieten, die Ordale nach Möglichkeit einzudämmen. Das Beharren der mährischen Urkunden auf ihnen dürfte doch damit zu erklären sein, daß diese Bestrebungen nach Mähren später als nach Böhmen vorgedrun- gen sind. Diese Bemerkungen stellen nur eine Möglichkeit dar, die keineswegs durch die Prüfung der urkundlichen Angaben zur Sicherheit erhoben werden kann. Aber sie verdient woll eine ein- gehendere Prüfung, als es im Rahmen dieser Studie möglich gewesen wäre, eine Prüfung vor allem von berufener Seite. Auch ein vollständiger Überblick über den Diebstahl und seine Ahndung wäre noch verfrüht. Aber es verdient darauf hingewiesen zu werden, daß die Zahl der böhmischen und mährischen Urkunden, die darüber Aufschlüsse bieten, in einem merkwürdigen Mißverhältnis steht. Das älteste Zeugnis ist das Deutschenprivileg Herzog Sobě- slavs aus der Zeit von 1174/781). Es ist zugleich das einzige bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. Die nächsten Belege gehören bereits dem ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts an. Wenn wir die beiden Immunitätsprivilegien für Olmütz von 1207 und 1209 an die Spitze stellen2), dann fällt auf, daß handhafte und über- nächtige Tat einander gleichgestellt werden: si (fur) in maleficio fuerit deprehensus ... sive capiatur et coram iuditio convincatur. An dieser Fassung haben alle Urkunden festgehalten, die in irgend- einer Weise von dem Olmützer Privileg von 1207 abgeleitet sind. Die sechs Jahre ältere Urkunde für Hradisch3), die hier nahezu wörtlich von einer undatierten und gefälschten der Königin Kon- stantia wiederholt wird4), stellt fur vel homicida nebeneinander. Die Gleichstellung von handhaftem und übernächtigem Diebstahl bringt auch ein Ende 1213 ausgestelltes Urkundenpaar5), das für die in Mähren gelegenen Besitzungen des Johanniterordens bestimmt ist und auf das Velehrader Deperditum Bezug nimint. Es ist wichtig, daß Friedrich das Diktat beider Stücke mit dem des Olmützer Privilegs von 1207 in Verbindung bringen konnte. Haben wir seit dem Regierungsantritt Přemysl Ottokars I. bisher nur aus den mährischen Beständen Beispiele beigebracht, so sind nun allerdings die berühmten Urkunden von 1221 und 1222 zu nennen, deren Empfänger die Kirche von Prag und die Klöster 1) Friedrich CDB. I Nr. 290. Auf die von Hrubý behandelte Frage, wann die einzelnen Bestimmungen entstanden sind, sei hier nicht eingegangen. (K otázce vzniku města pražského. Českou minulostí, 77 ff.). Es genügt, daß er die entsprechenden Absätze für ursprünglich hält. 2) Friedrich CDB. II Nr. 59 und 86. 3) Friedrich CDB. II Nr. 21. 4) Friedrich CDB. II Nr. 354. 5) Friedrich CDB. II Nr. 109, 110.
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45 und Kirchen der Prager Diözese sind 1). Die erste nennt furtum vel rapina und betrachtet homicidium gesondert, die letzte be- handelt das Gerichtsverfahren bei furtum vel aliud maleficium und erleichtert getrennt Gesamthaftungen eines Dorfes bei Diebstahl und bei Totschlag, wenn der Täter nicht ergriffen werden konnte. Zwei weitere Zeugnisse, nämlich die Bestätigungen der Statuten Konrad Ottos für die Provinzen Znaim von 12222) und Brünn von 12293), können hier ausgeschieden werden, da sie auf die Immu- nitäten nicht Bezug nehmen. Von 1222 rührt noch ein drittes Privileg für die Johanniter her, das strafrechtlich wichtige Auf- schlüsse bietet 4). Totschlag wird von Diebstahl gesondert behandelt, der fur dem predo an die Seite gestellt und zwischen handhafter und übernächtiger Tat geschieden. Gleiches gilt für eine Urkunde des Markgrafen Wladislaw II. für die Nonnen von St. Peter in Olmütz 5). Sie setzt ausdrücklich die Auslieferung des Täters in die custodia curie principis fest und zieht in den weiteren Bestim- mungen furtum und homicidium zusamimen. Wir können hier noch einige Belege heranziehen. Die Immunitätsprivilegien für Oslavan und Velehrad6) wiederholen im wesentlichen Bestimmungen der 1207 für Olmütz gefundenen Fassung, eine noch aus dem Jahre 1227 stammende Urkunde für Klosterbruck bestimmt über den Hintersassen, der auf handhafter Tat ertappt wird: collum domino terre et suis beneficiariis assignet7). Auch das Diktat dieser Ur- kunde will Friedrich einem Notar der königlichen Kanzlei zu- schreiben. Die Verfügung, daß die Güter eines Hintersassen, der einen Diebstahl begangen hat, an den Immunitätsherrn fallen sollen, wiederholen nahezu alle Urkunden. Es muß auffallen, daß einer großen Zahl von mährischen Urkunden, die über Diebstahl Aufschlüsse bieten, so überaus wenige böhmische gegenüberstehen und das Bild ändert sich nicht, wenn man die Sichtung des Materials zunächst bis zum Jahre 1234 fort- führt, in dem durch die große Zall von Immunitätsprivilegien, die aus dem Zusammenarbeiten der markgräflichen und königlichen Kanzlei hervorgegangen sind, in der Entwicklung und Verbreitung des Formulars ein Abschluß erreicht war. Dieses Mißverhältnis ist bisher nicht näher beachtet worden und kann auch nach dem heu- tigen Stand der Forschung nicht erklärt werden. Nur soviel ist sicher, daß die ältesten Beispiele — das Deutschenprivileg Herzog Soběslavs gehört nicht unmittelbar hierher — nach Mähren weisen und daß die erste Urkunde, die den fur nicht nur nennt, sondern auch das Verfahren regelt, eben jenes Immunitätsprivileg für Olmütz ist, von dem die übrigen mährischen Immunitätsurkunden abzu- leiten sind. Da ist es sehr bemerkenswert, daß handhafter Dieb- 4) 5) 6) 1) Friedrich CDB. II Nr. 217, 227. 2) Friedrich CDB. II Nr. 234. 3) Friedrich CDB. II Nr. 325. Friedrich CDB. II Nr. 239. Friedrich CDB. II Nr. 269. Friedrich CDB. II Nr. 320, 321. 7) Friedrich CDB. II Nr. 305.
45 und Kirchen der Prager Diözese sind 1). Die erste nennt furtum vel rapina und betrachtet homicidium gesondert, die letzte be- handelt das Gerichtsverfahren bei furtum vel aliud maleficium und erleichtert getrennt Gesamthaftungen eines Dorfes bei Diebstahl und bei Totschlag, wenn der Täter nicht ergriffen werden konnte. Zwei weitere Zeugnisse, nämlich die Bestätigungen der Statuten Konrad Ottos für die Provinzen Znaim von 12222) und Brünn von 12293), können hier ausgeschieden werden, da sie auf die Immu- nitäten nicht Bezug nehmen. Von 1222 rührt noch ein drittes Privileg für die Johanniter her, das strafrechtlich wichtige Auf- schlüsse bietet 4). Totschlag wird von Diebstahl gesondert behandelt, der fur dem predo an die Seite gestellt und zwischen handhafter und übernächtiger Tat geschieden. Gleiches gilt für eine Urkunde des Markgrafen Wladislaw II. für die Nonnen von St. Peter in Olmütz 5). Sie setzt ausdrücklich die Auslieferung des Täters in die custodia curie principis fest und zieht in den weiteren Bestim- mungen furtum und homicidium zusamimen. Wir können hier noch einige Belege heranziehen. Die Immunitätsprivilegien für Oslavan und Velehrad6) wiederholen im wesentlichen Bestimmungen der 1207 für Olmütz gefundenen Fassung, eine noch aus dem Jahre 1227 stammende Urkunde für Klosterbruck bestimmt über den Hintersassen, der auf handhafter Tat ertappt wird: collum domino terre et suis beneficiariis assignet7). Auch das Diktat dieser Ur- kunde will Friedrich einem Notar der königlichen Kanzlei zu- schreiben. Die Verfügung, daß die Güter eines Hintersassen, der einen Diebstahl begangen hat, an den Immunitätsherrn fallen sollen, wiederholen nahezu alle Urkunden. Es muß auffallen, daß einer großen Zahl von mährischen Urkunden, die über Diebstahl Aufschlüsse bieten, so überaus wenige böhmische gegenüberstehen und das Bild ändert sich nicht, wenn man die Sichtung des Materials zunächst bis zum Jahre 1234 fort- führt, in dem durch die große Zall von Immunitätsprivilegien, die aus dem Zusammenarbeiten der markgräflichen und königlichen Kanzlei hervorgegangen sind, in der Entwicklung und Verbreitung des Formulars ein Abschluß erreicht war. Dieses Mißverhältnis ist bisher nicht näher beachtet worden und kann auch nach dem heu- tigen Stand der Forschung nicht erklärt werden. Nur soviel ist sicher, daß die ältesten Beispiele — das Deutschenprivileg Herzog Soběslavs gehört nicht unmittelbar hierher — nach Mähren weisen und daß die erste Urkunde, die den fur nicht nur nennt, sondern auch das Verfahren regelt, eben jenes Immunitätsprivileg für Olmütz ist, von dem die übrigen mährischen Immunitätsurkunden abzu- leiten sind. Da ist es sehr bemerkenswert, daß handhafter Dieb- 4) 5) 6) 1) Friedrich CDB. II Nr. 217, 227. 2) Friedrich CDB. II Nr. 234. 3) Friedrich CDB. II Nr. 325. Friedrich CDB. II Nr. 239. Friedrich CDB. II Nr. 269. Friedrich CDB. II Nr. 320, 321. 7) Friedrich CDB. II Nr. 305.
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46 stahl schon im ältesten Zeugnis an die Spitze gerückt wird. Diese an sich wichtige Feststellung bedarf aber einer bemerkenswerten Einschränkung. Keine Urkunde bestimmt ausdrücklich, daß der Dieb gehängt werden soll. Im Rahmen des mährischen Formulars ist es zu einer ausdrücklichen Nennung der Todesstrafe überhaupt nicht gekommen. Wir müssen hier eine Urkunde für Kladrau von 1233 heranziehen — es ist zugleich der einzige Beleg für Böhmen zwischen 1222 und 1234 — und ihr eine mährische gegenüber- stellen. In dem Privileg König Wenzels I. für Kladrau1) heißt es zum erstenmal: Si fur capitur et suspenditur und eine Urkunde des mährischen Markgrafen über eine Schenkung des Dorfes Rak- šice an die Franziskaner sagt: si fur fuerit convictus de furto et adiudicatus morti vel aliquis de homicidio debeat capite truncari 2). Damit ist aber noch nicht gesagt, daß im mährischen Immunitäts- formular die Wendung: fur vero secundam quod placuerit principi puniatur3) auf die Todesstrafe zu beziehen ist. Dort, wo in der Urkundensprache neue Fassungen auftreten, beginnen sich neue Auffassungen durchzusetzen 4). Wieder verdient hervorgehoben zu werden, daß es mährische Urkunden sind, die furtum und homicidium gleichzeitig nennen. In diesen Zusammen- hängen kommt zweifellos der Urkunde von 1234 eine besondere Bedeutung zu, weil sie auch für übernächtigen Diebstahl die Todes- strafe vorsieht. Das legt den Schluß nahe, daß wir uns mitten im Zwiespalt zweier einander widerstrebender Standpunkte befinden, den H. Hirsch für Deutschland bereits herausgearbeitet hat 5). Auf der einen Seite ist es das Bestreben der Immunitäten, ihre Hinter- sassen zu schonen und Lebensstrafen nach Tunlichkeit einzu- schränken, auf der anderen Seite die Staatsgewalt, die vom Hand- haftverfahren ausgehend die Todesstrafe davon unabhängig machen will, ob der Täter ertappt oder erst später aufgegriffen worden war. Die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts ist in Böhmen und Mähren die Zeit, in der beide Prinzipien miteinander ringen. Das Immu- nitätsformular macht in seiner allgemeinen Fassung bei Diebstahl eine Ledigung von der Todesstrafe möglich. Die zuletzt genannten Urkunden hingegen betonen das Interesse der Staatsgewalt, Dieb- stahl und andere schwere Verbrechen der Todesstrafe zuzuführen 6). Nichts steht der Auffassung im Wege, daß in der Zeit, in der die mährischen Urkunden mit Diebstahl und Totschlag die todes- würdigen Verbrechen zu umschreiben beginnen, sich im Strafrecht eine Anderung anbahnt. 1) Erben I Nr. 813. Vgl. dazu allerdings schon die Urkunde von 1227 Friedrich CDB. II Nr. 305. 2) Boczek CDM. II Nr. 247; Erben I Nr. 858. 3) Friedrich CDB. II Nr. 59. 4) H. Hirsch, Die hohe Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter, S. 49. 3) A. a. O. S. 21 ff. 6) Scheinbar gewähren die mährischen Urkunden einen Einblick in das allmähliche Umsichgreifen des letzteren Prinzips. Die Bestätigung der Statuten Konrad Ottos verspricht dem, der einen Dieb ausliefert, den Besitz des Täters. Dann aber heißt es weiter: Insuper si fur capitur in aliquo loco et si suspendi- tur, omnia sua sunt principis preter fruges, que adhuc remanserunt in terra.
46 stahl schon im ältesten Zeugnis an die Spitze gerückt wird. Diese an sich wichtige Feststellung bedarf aber einer bemerkenswerten Einschränkung. Keine Urkunde bestimmt ausdrücklich, daß der Dieb gehängt werden soll. Im Rahmen des mährischen Formulars ist es zu einer ausdrücklichen Nennung der Todesstrafe überhaupt nicht gekommen. Wir müssen hier eine Urkunde für Kladrau von 1233 heranziehen — es ist zugleich der einzige Beleg für Böhmen zwischen 1222 und 1234 — und ihr eine mährische gegenüber- stellen. In dem Privileg König Wenzels I. für Kladrau1) heißt es zum erstenmal: Si fur capitur et suspenditur und eine Urkunde des mährischen Markgrafen über eine Schenkung des Dorfes Rak- šice an die Franziskaner sagt: si fur fuerit convictus de furto et adiudicatus morti vel aliquis de homicidio debeat capite truncari 2). Damit ist aber noch nicht gesagt, daß im mährischen Immunitäts- formular die Wendung: fur vero secundam quod placuerit principi puniatur3) auf die Todesstrafe zu beziehen ist. Dort, wo in der Urkundensprache neue Fassungen auftreten, beginnen sich neue Auffassungen durchzusetzen 4). Wieder verdient hervorgehoben zu werden, daß es mährische Urkunden sind, die furtum und homicidium gleichzeitig nennen. In diesen Zusammen- hängen kommt zweifellos der Urkunde von 1234 eine besondere Bedeutung zu, weil sie auch für übernächtigen Diebstahl die Todes- strafe vorsieht. Das legt den Schluß nahe, daß wir uns mitten im Zwiespalt zweier einander widerstrebender Standpunkte befinden, den H. Hirsch für Deutschland bereits herausgearbeitet hat 5). Auf der einen Seite ist es das Bestreben der Immunitäten, ihre Hinter- sassen zu schonen und Lebensstrafen nach Tunlichkeit einzu- schränken, auf der anderen Seite die Staatsgewalt, die vom Hand- haftverfahren ausgehend die Todesstrafe davon unabhängig machen will, ob der Täter ertappt oder erst später aufgegriffen worden war. Die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts ist in Böhmen und Mähren die Zeit, in der beide Prinzipien miteinander ringen. Das Immu- nitätsformular macht in seiner allgemeinen Fassung bei Diebstahl eine Ledigung von der Todesstrafe möglich. Die zuletzt genannten Urkunden hingegen betonen das Interesse der Staatsgewalt, Dieb- stahl und andere schwere Verbrechen der Todesstrafe zuzuführen 6). Nichts steht der Auffassung im Wege, daß in der Zeit, in der die mährischen Urkunden mit Diebstahl und Totschlag die todes- würdigen Verbrechen zu umschreiben beginnen, sich im Strafrecht eine Anderung anbahnt. 1) Erben I Nr. 813. Vgl. dazu allerdings schon die Urkunde von 1227 Friedrich CDB. II Nr. 305. 2) Boczek CDM. II Nr. 247; Erben I Nr. 858. 3) Friedrich CDB. II Nr. 59. 4) H. Hirsch, Die hohe Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter, S. 49. 3) A. a. O. S. 21 ff. 6) Scheinbar gewähren die mährischen Urkunden einen Einblick in das allmähliche Umsichgreifen des letzteren Prinzips. Die Bestätigung der Statuten Konrad Ottos verspricht dem, der einen Dieb ausliefert, den Besitz des Täters. Dann aber heißt es weiter: Insuper si fur capitur in aliquo loco et si suspendi- tur, omnia sua sunt principis preter fruges, que adhuc remanserunt in terra.
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47 5. Entstehung und Verbreitung des Immunitäts- formulars. Noch stelt die Frage offen, ob die Kanzlei oder die Emp- fänger das Formular vermittelt haben. Sie kann nicht in jedem Einzelfall restlos beantwortet werden, weil für die Zeit nach 1230 die Vorarbeiten fehlen. Aber die außerordentlich glücklichen Uber- lieferungsverhältnisse — nur wenige Stücke sind nicht urschriftlich erhalten — gestatten doch, hinsichtlich der Schrift einige Auf- schlüsse zu bieten. Es ist von der größten Bedeutung, daß wir die Hand kennen, von der das Olmützer Privileg von 1207 herrührt, auch das Diktat kann in einer Reihe anderer Urkunden nachgewiesen werden. Diese Feststellung, zu der bereits Friedrich gelangt ist, muß als entschei- dend bezeichnet werden 1). Diktat und Reinschrift gehen auf einen Notar der königlichen Kanzlei zurück2). Allerdings, wenn Fried- rich beide Originale der gleichen Hand zuweisen wollte, so ist ihm hierin nicht beizupflichten. Nur eines, das in Kremsier befindliche A2, stammt vom Notar Ottokar 5, A1, das in Olmütz liegt, ist ebenso sicher von einer anderen Hand geschrieben. Friedrich hat in der Vorbemerkung zu dem Olmützer Privileg noch eine Reihe von Urkunden zusammengestellt, deren Schrift er dem Notar Otto- kar 5 zuschreiben wollte. Auch hier darf ich mit vollster Bestimmt- heit behaupten, daß einzelne von ihnen aus dieser Liste zu streichen sind, so daß der Anteil dieses Notars an der Mundierung der Di- plome erheblich geringer zu bemessen ist3). Folgenschwerer als dieser Irrtum ist die Feststellung, daß die Abdrücke Friedrichs nicht immer korrekt sind. Bei einer Arbeit wie der vorliegenden, bei der es auf die geringfügigsten Lesearten ankommt, wenn bei der Aufstellung eines Stammbaumes keine Fehler unterlaufen sollen, sind einwandfreie Texte eine unerläßliche Voraussetzung, gerade in diesem Fall erfordern die Abweichungen zwischen A1 und A2 schärfste Aufmerksamkeit4). Bei meiner Arbeit 1) Eine Überprüfung von Friedrichs Aufstellungen über das Diktat des Notars ist hier nicht möglich, soll aber an anderem Orte erfolgen. 2) In der Einschätzung des Notars Ottokar 5 und seiner Stellung weiche ich von Friedrich ab. Den eingehenden Nachweis muß ich ebenfalls auf später verschieben. 3) Neben den beiden Ausfertigungen für Olmütz von 1207 kenne ich Friedrich, CDB. II, Nr. 60, 106, 245, und Erben I Reg. 861. Davon sind 60 und 245 unzweifelhaft gleichhändig (Empfängerausfertigungen?), aber mit dem Notar Ottokar 5 hat diese Schrift nichts zu tun. 106 stammt von einer dritten Hand. Eine Reihe anderer von Friedrich genannter Privilege habe ich noch nicht gesehen. 4) Ich führe für Al die richtigen Lesearten gegenüber dem Druck von Friedrich an. Z. 18 statt Premisl: Premissl, Z. 26 statt genere tributorum vectigalium aliarumque: genere tributorum vectigalium collectarum aliarumque. Die Anm. h hat also zu entfallen, die für die Filiation sehr irreführend gewesen ist. Z. 36 apud. Das Wort ist gekürzt und wird S. 54 Z. 15, aput ausgeschrieben. Die Anm. p ist somit zu streichen. Die Ausfertigung Al dürfte später entstanden sein. Die Zierschrift der ersten Zeile sowie die Schrift des Kontextes ist stellen- weise nicht übel nachgezeichnet, die des Schreibers verrät sich sehr deutlich
47 5. Entstehung und Verbreitung des Immunitäts- formulars. Noch stelt die Frage offen, ob die Kanzlei oder die Emp- fänger das Formular vermittelt haben. Sie kann nicht in jedem Einzelfall restlos beantwortet werden, weil für die Zeit nach 1230 die Vorarbeiten fehlen. Aber die außerordentlich glücklichen Uber- lieferungsverhältnisse — nur wenige Stücke sind nicht urschriftlich erhalten — gestatten doch, hinsichtlich der Schrift einige Auf- schlüsse zu bieten. Es ist von der größten Bedeutung, daß wir die Hand kennen, von der das Olmützer Privileg von 1207 herrührt, auch das Diktat kann in einer Reihe anderer Urkunden nachgewiesen werden. Diese Feststellung, zu der bereits Friedrich gelangt ist, muß als entschei- dend bezeichnet werden 1). Diktat und Reinschrift gehen auf einen Notar der königlichen Kanzlei zurück2). Allerdings, wenn Fried- rich beide Originale der gleichen Hand zuweisen wollte, so ist ihm hierin nicht beizupflichten. Nur eines, das in Kremsier befindliche A2, stammt vom Notar Ottokar 5, A1, das in Olmütz liegt, ist ebenso sicher von einer anderen Hand geschrieben. Friedrich hat in der Vorbemerkung zu dem Olmützer Privileg noch eine Reihe von Urkunden zusammengestellt, deren Schrift er dem Notar Otto- kar 5 zuschreiben wollte. Auch hier darf ich mit vollster Bestimmt- heit behaupten, daß einzelne von ihnen aus dieser Liste zu streichen sind, so daß der Anteil dieses Notars an der Mundierung der Di- plome erheblich geringer zu bemessen ist3). Folgenschwerer als dieser Irrtum ist die Feststellung, daß die Abdrücke Friedrichs nicht immer korrekt sind. Bei einer Arbeit wie der vorliegenden, bei der es auf die geringfügigsten Lesearten ankommt, wenn bei der Aufstellung eines Stammbaumes keine Fehler unterlaufen sollen, sind einwandfreie Texte eine unerläßliche Voraussetzung, gerade in diesem Fall erfordern die Abweichungen zwischen A1 und A2 schärfste Aufmerksamkeit4). Bei meiner Arbeit 1) Eine Überprüfung von Friedrichs Aufstellungen über das Diktat des Notars ist hier nicht möglich, soll aber an anderem Orte erfolgen. 2) In der Einschätzung des Notars Ottokar 5 und seiner Stellung weiche ich von Friedrich ab. Den eingehenden Nachweis muß ich ebenfalls auf später verschieben. 3) Neben den beiden Ausfertigungen für Olmütz von 1207 kenne ich Friedrich, CDB. II, Nr. 60, 106, 245, und Erben I Reg. 861. Davon sind 60 und 245 unzweifelhaft gleichhändig (Empfängerausfertigungen?), aber mit dem Notar Ottokar 5 hat diese Schrift nichts zu tun. 106 stammt von einer dritten Hand. Eine Reihe anderer von Friedrich genannter Privilege habe ich noch nicht gesehen. 4) Ich führe für Al die richtigen Lesearten gegenüber dem Druck von Friedrich an. Z. 18 statt Premisl: Premissl, Z. 26 statt genere tributorum vectigalium aliarumque: genere tributorum vectigalium collectarum aliarumque. Die Anm. h hat also zu entfallen, die für die Filiation sehr irreführend gewesen ist. Z. 36 apud. Das Wort ist gekürzt und wird S. 54 Z. 15, aput ausgeschrieben. Die Anm. p ist somit zu streichen. Die Ausfertigung Al dürfte später entstanden sein. Die Zierschrift der ersten Zeile sowie die Schrift des Kontextes ist stellen- weise nicht übel nachgezeichnet, die des Schreibers verrät sich sehr deutlich
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48 hat mich, seit mir durch den Diktatvergleich klar geworden war, daß im wesentlichen das Kremsierer Original an die Spitze des Stammbaumes zu setzen ist, immer wieder die Frage beschäftigt, warum A1 ganz außerhalb zu stehen gekommen ist. Den Grund glaube ich nun darin erblicken zu dürfen, daß A1 nicht von der Hand des Ottokar 5 stammt. Daß dieser zumindest noch von zwei Immunitätsurkunden die Reinschrift, von doppelt so vielen das Diktat geliefert hat, wird noch zu beweisen sein. An die beiden Olmützer Fassungen von 1207 knüpft sich aber noch eine sehr interessante Frage. Bereits vom 8. Jänner des gleichen Jahres datiert eine Bestätigung der libertates et immuni- tates der Kirche und ihrer Hintersassen, der cancellaria regia und der redditus prepositure Olomucensis ecclesie durch Innozenz III.1), überdies ist das Diplom Přemysl Ottokars I. bis zu dem Namen Budisslaus inseriert. Es fehlt also ein Teil der Zeugenreihe, Da- tierung und Datum-per-manus-Formel. Friedrich hat daraus den Schluß gezogen, daß die königliche Immunitätsurkunde schon 1206 ausgestellt worden sein müsse2). Ihm schien A2 als Vorlage für das Insert der Papsturkunde noch am ehesten in Frage zu kommen, wegen einiger Abweichungen schloß er aber, daß das Papstprivileg nicht aus A2 abgeleitet worden sein könne. Man wird trotzdem in A2 die Vorlage erblicken dürfen3), es fragt sich nur, wie die Widersprüche der Datierung zu lösen sind. Hier führt der paläo- graphische Befund weiter. Bis zum Zeugennamen Budisslaus sind A1 und A2 in einem Zug geschrieben, bis hierher reicht auch das Insert im Papstprivileg. Der Rest ist in A1 im wesentlichen in einem Zug nachgetragen, in A2 mindestens in zwei Absätzen, die Datum- per-manus-Formel ist zum Schluß auf das Pergament gelangt. Man darf geradezu behaupten, daß das Fehlen des Schlußprotokolls zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der königlichen Kanzlei üblich war. Die Urkunden 6, 27, 57 und 60 sind noch im Original erhalten und undatiert. Bei 27 wiegt das besonders schwer, da Diktat und Schrift aus der Kanzlei stammen, eine gleichzeitige Urkunde des Bischofs Daniel Nr. 26 von gleicher Hand ist datiert. Auch die abschriftlich überlieferte Urkunde 58 ist undatiert. Gegenüber dieser Zahl von Privilegien, die kein Schlußprotokoll aufweisen, wiegen die Urkunden 21 und 22 nicht schwer. Sie stammen vom gleichen Schreiber, 21 hat die Datierung zu Beginn, völlig von der Vorurkunde beeinflußt, in 22 ist die Datierung einfach übernommen, allerdings an den Schluß gerückt worden. Es ist also kein Zweifel möglich, daß die Ausfer- tigung A2 vor 1207 geschrieben war und in Rom vorgelegt wurde, daß der Rest der Zeugenreihe zusammen mit dem Schlußprotokoll aber erst später nachgetragen wurde. Hier an eine Verunechtung zu denken, liegt kein Grund vor. — in der ersten Zeile bei tercius und in der ersten Zeile der Zeugenreihe bei Prerowensis. 1) Potthast 2966; Friedrich CDB. II Nr. 62. 2) Vorbemerkung zu II 59. 3) Wichtig sind die Anm. o, X, aa und hh. Das Original des Papstprivilegs konnte ich leider nicht einsehen.
48 hat mich, seit mir durch den Diktatvergleich klar geworden war, daß im wesentlichen das Kremsierer Original an die Spitze des Stammbaumes zu setzen ist, immer wieder die Frage beschäftigt, warum A1 ganz außerhalb zu stehen gekommen ist. Den Grund glaube ich nun darin erblicken zu dürfen, daß A1 nicht von der Hand des Ottokar 5 stammt. Daß dieser zumindest noch von zwei Immunitätsurkunden die Reinschrift, von doppelt so vielen das Diktat geliefert hat, wird noch zu beweisen sein. An die beiden Olmützer Fassungen von 1207 knüpft sich aber noch eine sehr interessante Frage. Bereits vom 8. Jänner des gleichen Jahres datiert eine Bestätigung der libertates et immuni- tates der Kirche und ihrer Hintersassen, der cancellaria regia und der redditus prepositure Olomucensis ecclesie durch Innozenz III.1), überdies ist das Diplom Přemysl Ottokars I. bis zu dem Namen Budisslaus inseriert. Es fehlt also ein Teil der Zeugenreihe, Da- tierung und Datum-per-manus-Formel. Friedrich hat daraus den Schluß gezogen, daß die königliche Immunitätsurkunde schon 1206 ausgestellt worden sein müsse2). Ihm schien A2 als Vorlage für das Insert der Papsturkunde noch am ehesten in Frage zu kommen, wegen einiger Abweichungen schloß er aber, daß das Papstprivileg nicht aus A2 abgeleitet worden sein könne. Man wird trotzdem in A2 die Vorlage erblicken dürfen3), es fragt sich nur, wie die Widersprüche der Datierung zu lösen sind. Hier führt der paläo- graphische Befund weiter. Bis zum Zeugennamen Budisslaus sind A1 und A2 in einem Zug geschrieben, bis hierher reicht auch das Insert im Papstprivileg. Der Rest ist in A1 im wesentlichen in einem Zug nachgetragen, in A2 mindestens in zwei Absätzen, die Datum- per-manus-Formel ist zum Schluß auf das Pergament gelangt. Man darf geradezu behaupten, daß das Fehlen des Schlußprotokolls zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der königlichen Kanzlei üblich war. Die Urkunden 6, 27, 57 und 60 sind noch im Original erhalten und undatiert. Bei 27 wiegt das besonders schwer, da Diktat und Schrift aus der Kanzlei stammen, eine gleichzeitige Urkunde des Bischofs Daniel Nr. 26 von gleicher Hand ist datiert. Auch die abschriftlich überlieferte Urkunde 58 ist undatiert. Gegenüber dieser Zahl von Privilegien, die kein Schlußprotokoll aufweisen, wiegen die Urkunden 21 und 22 nicht schwer. Sie stammen vom gleichen Schreiber, 21 hat die Datierung zu Beginn, völlig von der Vorurkunde beeinflußt, in 22 ist die Datierung einfach übernommen, allerdings an den Schluß gerückt worden. Es ist also kein Zweifel möglich, daß die Ausfer- tigung A2 vor 1207 geschrieben war und in Rom vorgelegt wurde, daß der Rest der Zeugenreihe zusammen mit dem Schlußprotokoll aber erst später nachgetragen wurde. Hier an eine Verunechtung zu denken, liegt kein Grund vor. — in der ersten Zeile bei tercius und in der ersten Zeile der Zeugenreihe bei Prerowensis. 1) Potthast 2966; Friedrich CDB. II Nr. 62. 2) Vorbemerkung zu II 59. 3) Wichtig sind die Anm. o, X, aa und hh. Das Original des Papstprivilegs konnte ich leider nicht einsehen.
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49 Warum sich der Olmützer Bischof so rasch um eine Bestäti- gung durch die Kurie bemühte, ist mangels anderer Quellen nicht festzustellen. Das Bistum hat es noch mehrmals verstanden, sich eine Beglaubigung dieses wichtigen Privilegs durch das Papsttum zu verschaffen. 1262 schickte man die Ausfertigung A1 nach Rom und am 22. April dieses Jahres hat Papst Urban IV. das Privileg in Form eines Insertes bestätigt 1), wobei der Wortlaut der Königs- urkunde genauer wiederholt wurde als 1207 in der Kanzlei Inno- zenz III. Daß gerade die Ausfertigung Al es war, die damals be- nützt wurde, erweisen zwei von kurialer Hand in dorso angebrachte Vermerke, die Friedrich bereits zum Abdruck gebracht hat. Aus dem einen von ihnen geht hervor, daß sich der König um die Be- stätigung bemüht hat 2). Arenga, Verbots- und Strafformel stimmen mit dem Privileg Innozenz III. wörtlich überein, auffälligerweise sind die Bestimmungen des inserierten Diploms von omnes possessiones — inquietare presumat nochmals in dem Kontext der Papsturkunde wiederholt. Eine weitere Bestätigung hat Papst Gregor X. im Jahre 1273 vorgenommen3). An der Entstehung des Diktats und der Reinschrift der Aus- fertigung A2 in der Kanzlei kann nicht gezweifelt werden; was 1206 aus der Vorurkunde übernommen wurde, bildet, wie der Druck bei Friedrich zur Genüge zeigt, nur einen geringen Bruchteil des Kontextes. In ähnlicher Weise haben wir uns das Zustandekommen des Diploms vorzustellen, das Přemysl Ottokar I. zwei Jahre später dem Olmützer Bistum über die Schenkung des Dorfes Nedachlebice ausgestellt hat4). Die Schrift ist freilich eine andere als die des Privilegs von 1207 und es ist auch richtig, daß Teile mit dem Immu- nitätsformular des älteren Privilegs übereinstimmen. Aber, wie schon oben ausgeführt wurde, die Arenga kehrt wörtlich in den großen Privilegien für Oslavan und Velehrad von 1228 wieder und die Korroboratio läßt Beziehungen zu anderen von Ottokar 5 verfaßten Stücken erkennen. Es handelt sich hier um einen der gar nicht so- seltenen Fälle, daß die Kanzlei zwar das Diktat geliefert, die Rein- schrift aber einem anderen überlassen hat. Mehr kann man wegen des Mangels an Originalen nicht sagen. Der Schreiber kann Olmützer Kleriker, er kann auch ein Gelegenheitsschreiber gewesen sein. Hatte Ottokar 5 in den Jahren 1207 und 1209 das Konzept geliefert, so werden wir ihm unbedenklich auch das für das Vele- hrader Deperditum zuschreiben dürfen. Ob auch die Reinschrift von ihm herrührt, ist heute nicht mehr zu entscheiden 5), es genügt 1) Potthast 18278; Boczek CDM. III Nr. 339. 2) Aus dem Wortlaut des Papstprivilegs würde das nicht zu entnehmen sein, denn hier ist auf die Bitte des Bischofs und des Kapitels ausdrücklich Bezug genommen. In übrigen ist das Original ein schönes Beispiel einer Supplik. 5) Potthast 20674; Boczek CDM. IV Nr. 59 zu 1272. 4) Friedrich CDB. II Nr. 86. 5) Die nur für den Schreiber, nicht aber für den Diktator charakteristi- sche Invocatio: In nomine sancte trinitatis et individue unitatis ist nur in einer undatierten Urkunde nachzuweisen, die in die Jahre 1206/07 gehört (Nr. 60) und dann 1234 in von Ottokar 5 mundierten Urkunden. In der königlichen Kanzlei tritt sie erst Ende 1224 auf.
49 Warum sich der Olmützer Bischof so rasch um eine Bestäti- gung durch die Kurie bemühte, ist mangels anderer Quellen nicht festzustellen. Das Bistum hat es noch mehrmals verstanden, sich eine Beglaubigung dieses wichtigen Privilegs durch das Papsttum zu verschaffen. 1262 schickte man die Ausfertigung A1 nach Rom und am 22. April dieses Jahres hat Papst Urban IV. das Privileg in Form eines Insertes bestätigt 1), wobei der Wortlaut der Königs- urkunde genauer wiederholt wurde als 1207 in der Kanzlei Inno- zenz III. Daß gerade die Ausfertigung Al es war, die damals be- nützt wurde, erweisen zwei von kurialer Hand in dorso angebrachte Vermerke, die Friedrich bereits zum Abdruck gebracht hat. Aus dem einen von ihnen geht hervor, daß sich der König um die Be- stätigung bemüht hat 2). Arenga, Verbots- und Strafformel stimmen mit dem Privileg Innozenz III. wörtlich überein, auffälligerweise sind die Bestimmungen des inserierten Diploms von omnes possessiones — inquietare presumat nochmals in dem Kontext der Papsturkunde wiederholt. Eine weitere Bestätigung hat Papst Gregor X. im Jahre 1273 vorgenommen3). An der Entstehung des Diktats und der Reinschrift der Aus- fertigung A2 in der Kanzlei kann nicht gezweifelt werden; was 1206 aus der Vorurkunde übernommen wurde, bildet, wie der Druck bei Friedrich zur Genüge zeigt, nur einen geringen Bruchteil des Kontextes. In ähnlicher Weise haben wir uns das Zustandekommen des Diploms vorzustellen, das Přemysl Ottokar I. zwei Jahre später dem Olmützer Bistum über die Schenkung des Dorfes Nedachlebice ausgestellt hat4). Die Schrift ist freilich eine andere als die des Privilegs von 1207 und es ist auch richtig, daß Teile mit dem Immu- nitätsformular des älteren Privilegs übereinstimmen. Aber, wie schon oben ausgeführt wurde, die Arenga kehrt wörtlich in den großen Privilegien für Oslavan und Velehrad von 1228 wieder und die Korroboratio läßt Beziehungen zu anderen von Ottokar 5 verfaßten Stücken erkennen. Es handelt sich hier um einen der gar nicht so- seltenen Fälle, daß die Kanzlei zwar das Diktat geliefert, die Rein- schrift aber einem anderen überlassen hat. Mehr kann man wegen des Mangels an Originalen nicht sagen. Der Schreiber kann Olmützer Kleriker, er kann auch ein Gelegenheitsschreiber gewesen sein. Hatte Ottokar 5 in den Jahren 1207 und 1209 das Konzept geliefert, so werden wir ihm unbedenklich auch das für das Vele- hrader Deperditum zuschreiben dürfen. Ob auch die Reinschrift von ihm herrührt, ist heute nicht mehr zu entscheiden 5), es genügt 1) Potthast 18278; Boczek CDM. III Nr. 339. 2) Aus dem Wortlaut des Papstprivilegs würde das nicht zu entnehmen sein, denn hier ist auf die Bitte des Bischofs und des Kapitels ausdrücklich Bezug genommen. In übrigen ist das Original ein schönes Beispiel einer Supplik. 5) Potthast 20674; Boczek CDM. IV Nr. 59 zu 1272. 4) Friedrich CDB. II Nr. 86. 5) Die nur für den Schreiber, nicht aber für den Diktator charakteristi- sche Invocatio: In nomine sancte trinitatis et individue unitatis ist nur in einer undatierten Urkunde nachzuweisen, die in die Jahre 1206/07 gehört (Nr. 60) und dann 1234 in von Ottokar 5 mundierten Urkunden. In der königlichen Kanzlei tritt sie erst Ende 1224 auf.
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50 aber, wenn wir das Diktat mit Ottokar 5 in Zusammenhang bringen können. Der Beweis ist leicht zu führen. Die Bestimmungen über die Immunität und Teile der Korroboratio hängen mit dem Privileg von 1207 zusammen, der zweite Satz der Arenga kommt bereits in dem von 1209 vor. Das Privileg von 1207 weist eine ganz andere Arenga auf. Nach dem Gesagten ist es nicht erforderlich, noch weitere Belege für Diktatgleichheit vorzubringen1). Wir kämen damit hinsichtlich der Entstehung des Immu- nitätsformulars zu folgenden Schlüssen. Es ist 1207 im Rahmen der königlichen Kanzlei entstanden, seine weitere Entwicklung, die zur Aufnahme des Introitusverbotes und wichtiger Bestimmungen über das Beweisverfahren führt, darf mit dem Notar in Zusammen- hang gebracht werden, von dem die erste Fassung herrührt. Es ist vielleicht bedeutsam, schon jetzt darauf zu verweisen, daß Otto- kar 5 in den nächsten Jahren noch eine Reihe anderer rechtsgeschicht- lich sehr wichtiger Urkunden verfaßt und 1234 noch einmal in die weitere Entwicklung des Formulars entscheidend eingegriffen hat, nicht als Empfängerschreiber, sondern als Mitglied der markgräflich mährischen Kanzlei. Die Privilegien von 1228 lassen eine Mitwirkung der Kanzlei nicht erkennen. Für den Schriftvergleich scheidet das Oslavaner Diplom überhaupt aus. Es ist nur mehr abschriftlich in dem Insert von 1232 erhalten und dessen Prüfung hat keine sicheren Spuren einer Beeinflussung durch das Original von 1228 ergeben. Sie wird dadurch erschwert, daß von dem Velehrader Diplom zwei Ausfer- tigungen erhalten sind. Friedrich hat zwar beide der gleichen Hand zuschreiben wollen, doch kann schon nach oberflächlicher Ver- gleichung kein Zweifel sein, daß zwei verschiedene Hände an der Arbeit waren. Auch ein Versuch, durch Beobachtung der Kürzun- gen festzustellen, ob der Schreiber von At oder A2 das Oslavaner Original geschrieben hat, führt kaum weiter. Vielleicht dürfte man sich eher für den von A2 entscheiden. Da die Schrift beider Ori- ginale für Velehrad anderwärts nicht nachgewiesen werden konnte, ist ein Urteil über die Herkunft beider Schreiber unmöglich. Das Diktat hat Friedrich dem Notar Ottokar 5 zuschreiben wollen. Der Versuch, aus den Privilegien von 1228 das Deperditum für Vele- hrad von 1209/13 zu rekonstruieren 2), lehrt, daß die Teile, die 1228 zum Wortlaut der Vorurkunde hinzugekommen sein können, ein neuerliches Eingreifen des Notars Ottokar 5 in die Textgestaltung und damit eine Beteiligung der Kanzlei nicht wahrscheinlich machen. Für die weitere Ausbildung des Formulars wurden die Monate Oktober und November des Jahres 1234 entscheidend, in denen die markgräfliche Kanzlei eine größere Zahl von Immunitätsurkun- den ausgestellt hat. Damals entstand ein von der Velehrad-Osla- vaner Fassung unabhängiger Zweig, der die Ordale nicht nennt und, da er auf das Olmützer Privileg von 1207 zurückgeht, Ergän- zungen der erstmaligen Formulierung enthält. Damals fand auch 1) Vgl. auch unten den Exkurs I. 2) Vgl. den Exkurs I.
50 aber, wenn wir das Diktat mit Ottokar 5 in Zusammenhang bringen können. Der Beweis ist leicht zu führen. Die Bestimmungen über die Immunität und Teile der Korroboratio hängen mit dem Privileg von 1207 zusammen, der zweite Satz der Arenga kommt bereits in dem von 1209 vor. Das Privileg von 1207 weist eine ganz andere Arenga auf. Nach dem Gesagten ist es nicht erforderlich, noch weitere Belege für Diktatgleichheit vorzubringen1). Wir kämen damit hinsichtlich der Entstehung des Immu- nitätsformulars zu folgenden Schlüssen. Es ist 1207 im Rahmen der königlichen Kanzlei entstanden, seine weitere Entwicklung, die zur Aufnahme des Introitusverbotes und wichtiger Bestimmungen über das Beweisverfahren führt, darf mit dem Notar in Zusammen- hang gebracht werden, von dem die erste Fassung herrührt. Es ist vielleicht bedeutsam, schon jetzt darauf zu verweisen, daß Otto- kar 5 in den nächsten Jahren noch eine Reihe anderer rechtsgeschicht- lich sehr wichtiger Urkunden verfaßt und 1234 noch einmal in die weitere Entwicklung des Formulars entscheidend eingegriffen hat, nicht als Empfängerschreiber, sondern als Mitglied der markgräflich mährischen Kanzlei. Die Privilegien von 1228 lassen eine Mitwirkung der Kanzlei nicht erkennen. Für den Schriftvergleich scheidet das Oslavaner Diplom überhaupt aus. Es ist nur mehr abschriftlich in dem Insert von 1232 erhalten und dessen Prüfung hat keine sicheren Spuren einer Beeinflussung durch das Original von 1228 ergeben. Sie wird dadurch erschwert, daß von dem Velehrader Diplom zwei Ausfer- tigungen erhalten sind. Friedrich hat zwar beide der gleichen Hand zuschreiben wollen, doch kann schon nach oberflächlicher Ver- gleichung kein Zweifel sein, daß zwei verschiedene Hände an der Arbeit waren. Auch ein Versuch, durch Beobachtung der Kürzun- gen festzustellen, ob der Schreiber von At oder A2 das Oslavaner Original geschrieben hat, führt kaum weiter. Vielleicht dürfte man sich eher für den von A2 entscheiden. Da die Schrift beider Ori- ginale für Velehrad anderwärts nicht nachgewiesen werden konnte, ist ein Urteil über die Herkunft beider Schreiber unmöglich. Das Diktat hat Friedrich dem Notar Ottokar 5 zuschreiben wollen. Der Versuch, aus den Privilegien von 1228 das Deperditum für Vele- hrad von 1209/13 zu rekonstruieren 2), lehrt, daß die Teile, die 1228 zum Wortlaut der Vorurkunde hinzugekommen sein können, ein neuerliches Eingreifen des Notars Ottokar 5 in die Textgestaltung und damit eine Beteiligung der Kanzlei nicht wahrscheinlich machen. Für die weitere Ausbildung des Formulars wurden die Monate Oktober und November des Jahres 1234 entscheidend, in denen die markgräfliche Kanzlei eine größere Zahl von Immunitätsurkun- den ausgestellt hat. Damals entstand ein von der Velehrad-Osla- vaner Fassung unabhängiger Zweig, der die Ordale nicht nennt und, da er auf das Olmützer Privileg von 1207 zurückgeht, Ergän- zungen der erstmaligen Formulierung enthält. Damals fand auch 1) Vgl. auch unten den Exkurs I. 2) Vgl. den Exkurs I.
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51 eine Verbindung beider Zweige statt, deren Wege bisher noch nicht aufgehellt sind. Um hier klar zu sehen, müssen wir allerdings von den Boczekschen Drucken und ihren Datierungen absehen und den Schriftvergleich in den Mittelpunkt rücken. Friedrich hat in seiner Studie „O kanceláři a listinách mar- krabí moravských Vladislava a Přemysla“1) mehrere Diplome des Markgrafen Přemysl aus den Jahren 1233 und 1234 zusammen- gestellt, die von einer Hand herrühren und die er wohl mit Recht dem Notar Hilarius zugeschrieben hat 2). In diese Gruppe gehört das Privileg für Klosterbruck3), das im Diktat mit zwei Urkunden für den gleichen Empfänger4) und einer weiteren für Leitomischl5) auf das engste zusammenhängt. Damit ist die Entstehung dieses Immu- nitätsprivilegs nach Diktat und Schrift in der Kanzlei gesichert, wieso der Notar zu dem Oslavaner Privileg von 1228 kam, das er für die Regelung der Immunität als Vorlage benützte, wird noch zu erörtern sein. Eine zweite Schriftgruppe setzt sich aus drei Urkunden zu- sammen6); auch hier rechnet Friedrich mit Kanzleiausfertigungen. Zwei von diesen Stücken sind Immunitätsurkunden, nämlich die für Tischnowitz von 12347) und eine undatierte für Hradisch8), die in das gleiche Jahr gehört. Das ist wichtig. Denn von Tischnowitz zweigt der Ast ab, zu dem auch Dubravnik und Mariazell in Brünn gehören, der über das Beweisverfahren keine Aufschlüsse enthält. Auch sein Ursprung ist somit in der Kanzlei zu suchen. Daß nun in dem Tischnowitzer Stück das Privileg für Olmütz von 1207 so stark ausgeschrieben wurde, daß es damals in der Kanzlei vorlag, erklärt sich daraus, daß von dem gleichen Schreiber — es ist Otto- kar 5 — eine allerdings undatierte Bestätigung des alten Olmützer Privilegs geschrieben ist9). Man darf nach diesem Tatbestand un- bedenklich auch die Erneuerung für Olmütz in das Jahr 1234 setzen, es ist aber doch auffällig, daß beide von der gleichen Hand stammenden Privilegien für Olmütz und Hradisch kein Schlußproto- koll aufweisen. Undatiert war aber auch die Ausfertigung A2 des Olmützer Privilegs von 120710), als sie der Kurie zur Bestätigung vorgelegt wurde. Eine Eigenheit Ottokars 5 tritt somit hier sehr stark zutage. Und nun das Hradischer Stück, das für das Zabrdo- witzer vom folgenden Jahr11) als Vorurkunde diente. Es hat die 1) A. a. O. S. 20. 2) Uber Hilarius vgl. a. a. O. S. 4 f. 3) Erben I Nr. 860; Boczek CDM. II Nr. 248. 4) Erben I Nr. 808; Boczek CDM. II Nr. 229 von 1233 und Erben I Boczek CDM. II Nr. 242 von 1234. Von der Schrift dieses Notars gibt Nr. 841 ; 3 eine Vorstellung, auf der das Privileg von 1234 für Klosterbruck die Taf. 841 abgebildet ist. Erben I 5) Erben I Nr. 824; Boczek CDM. II Nr. 238 von 1233. 6) Friedrich a. a. O. S. 21. 7) Erben I Nr. 861; Boczek CDM. II Nr. 249. 8) Erben I Nr. 938; Boczek CDM. II Nr. 292. 9) Erben I Nr. 825; Boczek CDM. II Nr. 255. 10) Vgl. oben S. 48. 11) Erben I Nr. 873; Boczek CDM. II Nr. 262. 4*
51 eine Verbindung beider Zweige statt, deren Wege bisher noch nicht aufgehellt sind. Um hier klar zu sehen, müssen wir allerdings von den Boczekschen Drucken und ihren Datierungen absehen und den Schriftvergleich in den Mittelpunkt rücken. Friedrich hat in seiner Studie „O kanceláři a listinách mar- krabí moravských Vladislava a Přemysla“1) mehrere Diplome des Markgrafen Přemysl aus den Jahren 1233 und 1234 zusammen- gestellt, die von einer Hand herrühren und die er wohl mit Recht dem Notar Hilarius zugeschrieben hat 2). In diese Gruppe gehört das Privileg für Klosterbruck3), das im Diktat mit zwei Urkunden für den gleichen Empfänger4) und einer weiteren für Leitomischl5) auf das engste zusammenhängt. Damit ist die Entstehung dieses Immu- nitätsprivilegs nach Diktat und Schrift in der Kanzlei gesichert, wieso der Notar zu dem Oslavaner Privileg von 1228 kam, das er für die Regelung der Immunität als Vorlage benützte, wird noch zu erörtern sein. Eine zweite Schriftgruppe setzt sich aus drei Urkunden zu- sammen6); auch hier rechnet Friedrich mit Kanzleiausfertigungen. Zwei von diesen Stücken sind Immunitätsurkunden, nämlich die für Tischnowitz von 12347) und eine undatierte für Hradisch8), die in das gleiche Jahr gehört. Das ist wichtig. Denn von Tischnowitz zweigt der Ast ab, zu dem auch Dubravnik und Mariazell in Brünn gehören, der über das Beweisverfahren keine Aufschlüsse enthält. Auch sein Ursprung ist somit in der Kanzlei zu suchen. Daß nun in dem Tischnowitzer Stück das Privileg für Olmütz von 1207 so stark ausgeschrieben wurde, daß es damals in der Kanzlei vorlag, erklärt sich daraus, daß von dem gleichen Schreiber — es ist Otto- kar 5 — eine allerdings undatierte Bestätigung des alten Olmützer Privilegs geschrieben ist9). Man darf nach diesem Tatbestand un- bedenklich auch die Erneuerung für Olmütz in das Jahr 1234 setzen, es ist aber doch auffällig, daß beide von der gleichen Hand stammenden Privilegien für Olmütz und Hradisch kein Schlußproto- koll aufweisen. Undatiert war aber auch die Ausfertigung A2 des Olmützer Privilegs von 120710), als sie der Kurie zur Bestätigung vorgelegt wurde. Eine Eigenheit Ottokars 5 tritt somit hier sehr stark zutage. Und nun das Hradischer Stück, das für das Zabrdo- witzer vom folgenden Jahr11) als Vorurkunde diente. Es hat die 1) A. a. O. S. 20. 2) Uber Hilarius vgl. a. a. O. S. 4 f. 3) Erben I Nr. 860; Boczek CDM. II Nr. 248. 4) Erben I Nr. 808; Boczek CDM. II Nr. 229 von 1233 und Erben I Boczek CDM. II Nr. 242 von 1234. Von der Schrift dieses Notars gibt Nr. 841 ; 3 eine Vorstellung, auf der das Privileg von 1234 für Klosterbruck die Taf. 841 abgebildet ist. Erben I 5) Erben I Nr. 824; Boczek CDM. II Nr. 238 von 1233. 6) Friedrich a. a. O. S. 21. 7) Erben I Nr. 861; Boczek CDM. II Nr. 249. 8) Erben I Nr. 938; Boczek CDM. II Nr. 292. 9) Erben I Nr. 825; Boczek CDM. II Nr. 255. 10) Vgl. oben S. 48. 11) Erben I Nr. 873; Boczek CDM. II Nr. 262. 4*
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52 Olmützer Fassung von 1207 benützt, hier doppelt erklärlich, da ja der Notar am Werk ist, der sie seinerzeit gefunden hatte und gleich- zeitig eine Abschrift von ihr in die Erneuerung der Olmützer Rechte und Freiheiten aufnahm. Er benützte ferner die Urkunden für Oslavan und Klosterbruck, von denen letzteres Hilarius geschrieben hatte. Wir sehen also, wie ein Notar Ausfertigungen eines anderen als Vorlage mit heranzieht, wie er daneben auch zur Bestätigung ein- gereichte Urkunden verwertet, so daß vielfältige Beziehungen zwischen dem Wortlaut ungefähr gleichzeitiger Privilegien entstehen. Auf diesem Wege ist auch die Erklärung dafür zu suchen, daß 1234 eigentlich drei Gruppen von Immunitätsurkunden innerhalb der Kanzlei entstanden sind. Solche, die der Velehrad-Oslavaner Fassung folgen, solche, die aus dem Olmützer Privileg von 1207 abgeleitet sind, und schließlich Urkunden, die im wesentlichen zwar dem einen der beiden Zweige angehören, aber aus dem anderen doch die eine oder andere Bestimmung übernommen haben. Es ist die Kanzlei, die allein solche Beziehungen vermitteln konnte und in der Tat vermittelt hat. Nur dadurch, daß 1234 in ihr das Olmützer Privileg von 1207 und das Oslavaner von 1228 auflagen, konnte das Immu- nitätsformular auf Zisterzienser-, Benediktiner- und Prämonstra- tenserklöster Anwendung finden. Eine Vermittlung des Wortlautes durch die einzelnen Empfänger wäre schwer erklärbar gewesen, da sie nicht dem gleichen Orden angehörten. Die Wege im einzelnen sind nun wohl endgültig aufgedeckt. Für die Verwertung des Formulars ist es eine ausschlaggebende Feststellung, wenn wir nachweisen können, daß von fünf zu Ende Oktober-Anfang November 1234 ausgestellten Urkunden nicht weniger als vier in der markgräflichen Kanzlei entstanden sind. Die kleinsten Abweichungen von der Vorlage, ebenso deren Ergänzun- gen, treten nun in ein ganz anderes und viel schärferes Licht. Der Empfänger kann zwar seine Wünsche vorgebracht haben, auf die Textgestaltung hatte er keinen Einfluß. Aller Wahrscheinlichkeit ist damals aber auch schon die Rein- schrift des Diploms für Zabrdowitz entstanden1), deren Schrift bereits Friedrich mit einer wenig jüngeren Urkunde für Tischnowitz 2). in Zusammenhang bringen konnte3). Diese aus dem Diktatvergleich geschöpfte Annahme findet eine weitere Stütze durch den paläo- graphischen Befund. Das Raigerner Privileg von 1234, das Fried- rich bei der Abfassung seiner Studie offenbar noch nicht bekannt war, ist nämlich von der gleichen Hand geschrieben wie die Brünner Ausfertigung für Zabrdowitz4). Aus einer Schriftähnlichkeit mit 1) Erben I Nr. 873; Boczek CDM. II Nr. 262. 2) Erben I Nr. 879; Boczek CDM. II Nr. 266. 3) Friedrich a.a. O. S. 21. 4) Ein Vergleich beider Originale läßt allerdings für die Auffassung Raum, daß das Zabrdowitzer etwas jünger sein könnte, da es in den Verzierungen der Oberschäfte und anderen mehr geringfügigen Einzelheiten Verschieden- heiten erkennen läßt. Für ungefähr gleichzeitige Entstehung beider Privilegien könne man vielleicht noch ins Treffen führen, daß die Raigerner Urkunde: ius autem, quod datur de capite hat, die Zabrdowitzer: pro capite; p ist
52 Olmützer Fassung von 1207 benützt, hier doppelt erklärlich, da ja der Notar am Werk ist, der sie seinerzeit gefunden hatte und gleich- zeitig eine Abschrift von ihr in die Erneuerung der Olmützer Rechte und Freiheiten aufnahm. Er benützte ferner die Urkunden für Oslavan und Klosterbruck, von denen letzteres Hilarius geschrieben hatte. Wir sehen also, wie ein Notar Ausfertigungen eines anderen als Vorlage mit heranzieht, wie er daneben auch zur Bestätigung ein- gereichte Urkunden verwertet, so daß vielfältige Beziehungen zwischen dem Wortlaut ungefähr gleichzeitiger Privilegien entstehen. Auf diesem Wege ist auch die Erklärung dafür zu suchen, daß 1234 eigentlich drei Gruppen von Immunitätsurkunden innerhalb der Kanzlei entstanden sind. Solche, die der Velehrad-Oslavaner Fassung folgen, solche, die aus dem Olmützer Privileg von 1207 abgeleitet sind, und schließlich Urkunden, die im wesentlichen zwar dem einen der beiden Zweige angehören, aber aus dem anderen doch die eine oder andere Bestimmung übernommen haben. Es ist die Kanzlei, die allein solche Beziehungen vermitteln konnte und in der Tat vermittelt hat. Nur dadurch, daß 1234 in ihr das Olmützer Privileg von 1207 und das Oslavaner von 1228 auflagen, konnte das Immu- nitätsformular auf Zisterzienser-, Benediktiner- und Prämonstra- tenserklöster Anwendung finden. Eine Vermittlung des Wortlautes durch die einzelnen Empfänger wäre schwer erklärbar gewesen, da sie nicht dem gleichen Orden angehörten. Die Wege im einzelnen sind nun wohl endgültig aufgedeckt. Für die Verwertung des Formulars ist es eine ausschlaggebende Feststellung, wenn wir nachweisen können, daß von fünf zu Ende Oktober-Anfang November 1234 ausgestellten Urkunden nicht weniger als vier in der markgräflichen Kanzlei entstanden sind. Die kleinsten Abweichungen von der Vorlage, ebenso deren Ergänzun- gen, treten nun in ein ganz anderes und viel schärferes Licht. Der Empfänger kann zwar seine Wünsche vorgebracht haben, auf die Textgestaltung hatte er keinen Einfluß. Aller Wahrscheinlichkeit ist damals aber auch schon die Rein- schrift des Diploms für Zabrdowitz entstanden1), deren Schrift bereits Friedrich mit einer wenig jüngeren Urkunde für Tischnowitz 2). in Zusammenhang bringen konnte3). Diese aus dem Diktatvergleich geschöpfte Annahme findet eine weitere Stütze durch den paläo- graphischen Befund. Das Raigerner Privileg von 1234, das Fried- rich bei der Abfassung seiner Studie offenbar noch nicht bekannt war, ist nämlich von der gleichen Hand geschrieben wie die Brünner Ausfertigung für Zabrdowitz4). Aus einer Schriftähnlichkeit mit 1) Erben I Nr. 873; Boczek CDM. II Nr. 262. 2) Erben I Nr. 879; Boczek CDM. II Nr. 266. 3) Friedrich a.a. O. S. 21. 4) Ein Vergleich beider Originale läßt allerdings für die Auffassung Raum, daß das Zabrdowitzer etwas jünger sein könnte, da es in den Verzierungen der Oberschäfte und anderen mehr geringfügigen Einzelheiten Verschieden- heiten erkennen läßt. Für ungefähr gleichzeitige Entstehung beider Privilegien könne man vielleicht noch ins Treffen führen, daß die Raigerner Urkunde: ius autem, quod datur de capite hat, die Zabrdowitzer: pro capite; p ist
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53 Privilegien Wenzels I. meinte Friedrich schließen zu dürfen, daß die Zabrdowitzer Urkunde in der königlichen Kanzlei entstanden sei1). Das würde an sich nicht schlecht passen. Denn wir wissen, daß damals König und Markgraf am gleichen Orte weilten und die große Arbeitslast der mährischen Kanzlei würde eine Aushilfe durch Notare der königlichen Kanzlei als möglich erscheinen lassen. Die Ahnlichkeit der Schrift der Zabrdowitzer Urkunde ist zum mindesten mit denen für Tischnowitz von 1240 2) — die von 1232 für Oslavan3) möchte ich ganz ausscheiden — so groß, daß man an Gleichhändigkeit denken könnte. Auffällig ist nur, daß alle diese Urkunden in Brünn ausgestellt sind, die Annahme eines hier lebenden Gelegenheitsschreibers ist somit nicht von der Hand zu weisen. Unwillkürlich denkt man an den Cunradus notarius Bru- nensis, der in diesen Jahren oftmals unter den Zeugen vorkommt und auch in dem Raigerner Immunitätsprivileg genannt wird. Einen Beweis dafür, daß diese Annahme zutrifft, gibt es nicht. Für die Entwicklung des Formulars ist das auch nicht ausschlaggebend, denn das Zabrdowitzer Stück, das erst zu 1235 datiert ist, stellt ja nur eine Ableitung des Privilegs für Hradisch dar, dessen Ent- stehung in der Kanzlei als gesichert gelten kann. Die Tischnowitzer Urkunde von 1234 diente als Vorlage für das Immunitätsprivileg für Dubravnik von 1235; wo es geschrieben wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Die schon von Friedrich bemerkte Ahnlichkeit1) der Schrift mit der eines Privilegs König Wenzels I. von 1233 für das Kloster Kladrau5) besteht zweifellos, möglicherweise geht die Schrift auf einen Schreiber der königlichen Kanzlei zurück. Die Urkunde für Mariazell in Brünn von 12526) ist eine getreue Nachbildung der Tischnowitzer von 1234 und die Bestätigung von 12717) schreibt die Vorurkunde wörtlich aus. Uber die Schrift können heute noch keine Aufschlüsse geboten werden. Dagegen wird bei dem Privileg von 1286s), das für die Zeit der Přemysliden den letzten Ausläufer des mährischen Immu- nitätsformulars darstellt, wegen der auffällig starken Überarbeitung der einzelnen Bestimmungen die Entscheidung über seine Entstehung wesentlich. Das Diktat rührt nachweisbar von einem Kanzleinotar her. Schon die Publicatio: Huius igitur tenore privilegii noverint universi tam presentis etatis homines quam future, quod ... kommt — hier aber zweifellos aus d verbessert, der Schreiber wollte also ursprünglich und so wie in der Urkunde für Raigern de schreiben. 1) Friedrich a. a. O. Anm. 2. Man kann darauf verweisen, daß auf den 1234 entstandenen Immunitätsurkunden auch das königliche Siegel angebracht wurde; vgl. Friedrich a. a. O. S. 24 und Anm. 1. 2) Erben I Nr. 985; Boczek CDM. II Nr. 316 und Erben I Nr. 1013; Boczek CDM. II Nr. 330. 3) Erben I Nr. 792; Boczek CDM. II Nr. 218. 4) Friedrich a. a. O. S. 21. 5) Erben I Nr. 822. 6) Erben I Nr. 1313; Boczek CDM. III Nr. 185. 7) Emler II Nr. 743; Boczek CDM. IV Nr. 49. 8) Emler II Nr. 1392; Boczek CDM. IV Nr. 246.
53 Privilegien Wenzels I. meinte Friedrich schließen zu dürfen, daß die Zabrdowitzer Urkunde in der königlichen Kanzlei entstanden sei1). Das würde an sich nicht schlecht passen. Denn wir wissen, daß damals König und Markgraf am gleichen Orte weilten und die große Arbeitslast der mährischen Kanzlei würde eine Aushilfe durch Notare der königlichen Kanzlei als möglich erscheinen lassen. Die Ahnlichkeit der Schrift der Zabrdowitzer Urkunde ist zum mindesten mit denen für Tischnowitz von 1240 2) — die von 1232 für Oslavan3) möchte ich ganz ausscheiden — so groß, daß man an Gleichhändigkeit denken könnte. Auffällig ist nur, daß alle diese Urkunden in Brünn ausgestellt sind, die Annahme eines hier lebenden Gelegenheitsschreibers ist somit nicht von der Hand zu weisen. Unwillkürlich denkt man an den Cunradus notarius Bru- nensis, der in diesen Jahren oftmals unter den Zeugen vorkommt und auch in dem Raigerner Immunitätsprivileg genannt wird. Einen Beweis dafür, daß diese Annahme zutrifft, gibt es nicht. Für die Entwicklung des Formulars ist das auch nicht ausschlaggebend, denn das Zabrdowitzer Stück, das erst zu 1235 datiert ist, stellt ja nur eine Ableitung des Privilegs für Hradisch dar, dessen Ent- stehung in der Kanzlei als gesichert gelten kann. Die Tischnowitzer Urkunde von 1234 diente als Vorlage für das Immunitätsprivileg für Dubravnik von 1235; wo es geschrieben wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Die schon von Friedrich bemerkte Ahnlichkeit1) der Schrift mit der eines Privilegs König Wenzels I. von 1233 für das Kloster Kladrau5) besteht zweifellos, möglicherweise geht die Schrift auf einen Schreiber der königlichen Kanzlei zurück. Die Urkunde für Mariazell in Brünn von 12526) ist eine getreue Nachbildung der Tischnowitzer von 1234 und die Bestätigung von 12717) schreibt die Vorurkunde wörtlich aus. Uber die Schrift können heute noch keine Aufschlüsse geboten werden. Dagegen wird bei dem Privileg von 1286s), das für die Zeit der Přemysliden den letzten Ausläufer des mährischen Immu- nitätsformulars darstellt, wegen der auffällig starken Überarbeitung der einzelnen Bestimmungen die Entscheidung über seine Entstehung wesentlich. Das Diktat rührt nachweisbar von einem Kanzleinotar her. Schon die Publicatio: Huius igitur tenore privilegii noverint universi tam presentis etatis homines quam future, quod ... kommt — hier aber zweifellos aus d verbessert, der Schreiber wollte also ursprünglich und so wie in der Urkunde für Raigern de schreiben. 1) Friedrich a. a. O. Anm. 2. Man kann darauf verweisen, daß auf den 1234 entstandenen Immunitätsurkunden auch das königliche Siegel angebracht wurde; vgl. Friedrich a. a. O. S. 24 und Anm. 1. 2) Erben I Nr. 985; Boczek CDM. II Nr. 316 und Erben I Nr. 1013; Boczek CDM. II Nr. 330. 3) Erben I Nr. 792; Boczek CDM. II Nr. 218. 4) Friedrich a. a. O. S. 21. 5) Erben I Nr. 822. 6) Erben I Nr. 1313; Boczek CDM. III Nr. 185. 7) Emler II Nr. 743; Boczek CDM. IV Nr. 49. 8) Emler II Nr. 1392; Boczek CDM. IV Nr. 246.
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54 wörtlich gleich in einem Diplom für Olmütz von 1285 vor1), fast gleich sogar schon 1284 in einem Privileg für Goldenkron2). Die weitere Konstruktion der Narratio ... nobis humiliter supplicavit, quod .. . ratas habere atque confirmare benignius dignaremur be- gegnet in einer weiteren Goldenkroner Urkunde von 12843), dem Diktat nach gleich ist auch der entsprechende Kontextteil in einer dritten Urkunde für den gleichen Empfänger aus diesem Jahre4). Auch die Worte non abolitum, non abrasum, non cancellatum nec in aliqua sui parte viciatum können anderwärts nachgewiesen werden 5). Das gleiche gilt von der Korroboration: In cuius con- firmationis nostre testimonium et robur perpetuo valiturum presens privilegium fieri et sigillis nostris fecimus communiri6). Ist somit die Entstehung des Diktats in der Kanzlei gut be- glaubigt, so kann man mit der gleichen Sicherheit die Schrift für sie in Anspruch nehmen7). Es handelt sich um einen längerdienenden Notar, dessen Hand ich zum ersten Male in einer Urkunde Přemysl Ottokars II. von 1271 für St. Georg in Prag nachweisen kann8). Schon diese gehört auch dem Diktat nach in die oben besprochene Gruppe, bedarf aber noch einer genaueren Untersuchung wegen ein- zelner Worte, die von anderer Hand über der Zeile nachgetragen sind9). Von diesem Notar stammen ferner eine der beiden Ausferti- gungen des im Jahre 1276 für Doxan ausgestellten Privilegs 10), ein Diplom für Brünn vom gleichen Jahr11), bei dem die Initiale für den Anfangsbuchstaben des Ausstellernamens fehlt, und ein Privileg von 1284 für Chotěšov 12). Wenn einmal die Urkunden der letzten Premysliden gesammelt sind, werden sich über Diktat 13) und Schrift dieses Mannes genauere Angaben machen lassen. Im Diktat hat er sicher Schule gemacht, das eine oder andere der unten in diese Diktatgruppe einbezogenen Stücke wird bei genauerer Untersuchung vielleicht einem Untergebenen zuzuschreiben sein. Soviel steht aber fest, daß die Urkunde von 1286 in der Kanzlei verfaßt und ge- schrieben worden ist. 3) 4) 5) 6) es hier : 1) Emler II Nr. 1360; Boczek CDM. IV Nr. 229. 2) Emler II Nr. 1307. Emler II Nr. 1309; nur quod ist durch ut ersetzt. Emler II Nr. 1308. Emler II Nr. 1307. Emler II Nr. 1308, 1309 und 1360 sind wörtlich gleich, nur heißt In cuius rei, 1307 hat: In quarum rerum. Die folgenden Bemerkungen erheben keinen Anspruch auf Voll- ständigkeit. 8) Emler II Nr. 762. 8) Vermutlich sollte das Original als Konzept hergerichtet werden. 10) Emler II Nr. 1005. 11) Emler II Nr. 1019; Boczek CDM. IV Nr. 127. 12) Emler II Nr. 1318. 13) Mit einiger Vorsicht, da ich das Diktat der Urkunden Přemysl Otto- kars II. noch keiner abschließenden Untersuchung unterzogen habe, möchte ich noch nennen: Eine Urkunde für Saar von 1273, Emler II Nr. 830; eine für Doxan von 1276, Emler II Nr. 1006; eine für Plaß und für St. Johann in Brünn von 1277, Emler Il Nr. 1078 und 1087; eine für Ungarisch-Brod von 1278, Emler II Nr. 1107 und für Brüx von 1283, Emler II Nr. 1302.
54 wörtlich gleich in einem Diplom für Olmütz von 1285 vor1), fast gleich sogar schon 1284 in einem Privileg für Goldenkron2). Die weitere Konstruktion der Narratio ... nobis humiliter supplicavit, quod .. . ratas habere atque confirmare benignius dignaremur be- gegnet in einer weiteren Goldenkroner Urkunde von 12843), dem Diktat nach gleich ist auch der entsprechende Kontextteil in einer dritten Urkunde für den gleichen Empfänger aus diesem Jahre4). Auch die Worte non abolitum, non abrasum, non cancellatum nec in aliqua sui parte viciatum können anderwärts nachgewiesen werden 5). Das gleiche gilt von der Korroboration: In cuius con- firmationis nostre testimonium et robur perpetuo valiturum presens privilegium fieri et sigillis nostris fecimus communiri6). Ist somit die Entstehung des Diktats in der Kanzlei gut be- glaubigt, so kann man mit der gleichen Sicherheit die Schrift für sie in Anspruch nehmen7). Es handelt sich um einen längerdienenden Notar, dessen Hand ich zum ersten Male in einer Urkunde Přemysl Ottokars II. von 1271 für St. Georg in Prag nachweisen kann8). Schon diese gehört auch dem Diktat nach in die oben besprochene Gruppe, bedarf aber noch einer genaueren Untersuchung wegen ein- zelner Worte, die von anderer Hand über der Zeile nachgetragen sind9). Von diesem Notar stammen ferner eine der beiden Ausferti- gungen des im Jahre 1276 für Doxan ausgestellten Privilegs 10), ein Diplom für Brünn vom gleichen Jahr11), bei dem die Initiale für den Anfangsbuchstaben des Ausstellernamens fehlt, und ein Privileg von 1284 für Chotěšov 12). Wenn einmal die Urkunden der letzten Premysliden gesammelt sind, werden sich über Diktat 13) und Schrift dieses Mannes genauere Angaben machen lassen. Im Diktat hat er sicher Schule gemacht, das eine oder andere der unten in diese Diktatgruppe einbezogenen Stücke wird bei genauerer Untersuchung vielleicht einem Untergebenen zuzuschreiben sein. Soviel steht aber fest, daß die Urkunde von 1286 in der Kanzlei verfaßt und ge- schrieben worden ist. 3) 4) 5) 6) es hier : 1) Emler II Nr. 1360; Boczek CDM. IV Nr. 229. 2) Emler II Nr. 1307. Emler II Nr. 1309; nur quod ist durch ut ersetzt. Emler II Nr. 1308. Emler II Nr. 1307. Emler II Nr. 1308, 1309 und 1360 sind wörtlich gleich, nur heißt In cuius rei, 1307 hat: In quarum rerum. Die folgenden Bemerkungen erheben keinen Anspruch auf Voll- ständigkeit. 8) Emler II Nr. 762. 8) Vermutlich sollte das Original als Konzept hergerichtet werden. 10) Emler II Nr. 1005. 11) Emler II Nr. 1019; Boczek CDM. IV Nr. 127. 12) Emler II Nr. 1318. 13) Mit einiger Vorsicht, da ich das Diktat der Urkunden Přemysl Otto- kars II. noch keiner abschließenden Untersuchung unterzogen habe, möchte ich noch nennen: Eine Urkunde für Saar von 1273, Emler II Nr. 830; eine für Doxan von 1276, Emler II Nr. 1006; eine für Plaß und für St. Johann in Brünn von 1277, Emler Il Nr. 1078 und 1087; eine für Ungarisch-Brod von 1278, Emler II Nr. 1107 und für Brüx von 1283, Emler II Nr. 1302.
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55 Am Anfangspunkt 1207, in den entscheidenden Momenten der Weiterentwicklung 1209/13 und 1234, am Ende der Entwicklung des Immunitätsformulars 1286 steht die Kanzlei. Daß einzelne Be- stätigungen in Form von Inserten durch den Empfänger geschrieben sind, ändert nichts an diesen Tatsachen, für die rechtsgeschichtliche Betrachtung des Inhaltes der Immunitätsprivilegien sind damit die wesentlichen Voraussetzungen gegeben. 6. Das Immunitätsformular in der Zeit der Luxemburger. E. Stengel hat einmal darauf verwiesen, welche Rolle Vor- urkunden „in den Urkunden, diesem konservativsten Element des Rechtslebens“, spielen, wie sie, „obwohl ganz unmodern geworden, in ein immer weiter und oft in ganz anderer Richtung entwickeltes Recht hineinwachsen“, und vor der Annahme gewarnt, „daß das Recht, weil es in derselben Gestalt ausgesprochen ist, wie schon längst zuvor einmal, auch noch auf der alten Stufe stehen geblieben sei“1). Dazu können aus dem mährischen Urkundenmaterial sehr bezeichnende Beiträge herangezogen werden. Markgraf Karl von Mähren hat im Jahre 13382) dem Kloster Velehrad das Immunitätsprivileg Přemysl Ottokars I. von 1228 bestätigt, indem er es in seine Urkunde inserieren ließ. Durch sie erhielt das Kloster, wenn man so sagen will, einen vollständigen Ersatz des alten Privilegs, von dem es 1338 heißt: nec sit necesse, dictum originale privilegium imposterum exhiberi. Waren 1338 tatsächlich die Freiheiten und Rechte von Velehrad noch auf der gleichen Stufe wie ein Jahrhundert zuvor? Man wird daran zweifeln dürfen, wenn man eine Urkunde von 1334 heranzieht, in der Mark- graf Karl dem Velehrader Kloster das Gericht in Groß-Němčic bestätigt3): vos et vestrum monasterium a longe retroactis tem- poribus, cuius inicii vel contrarii memoria non existit, esse et fuisse in pacifica possessione iudicatus cum exercicio et baylya meri et mixti imperii ac gladii potestate in facinorosos et reprobos tenen- dique furcam et cippum ac aliorum iurium in Nemcziz magno4). Noch deutlicher verspürt man das „Gesetz der Trägheit“5) wenn man die weiteren Bestimmungen des Privilegs von 1338 prüft. Sie enthalten die Verleihung des Halsgerichtes ad uberioris quoque gracie nostre cumulum. Ungefähr gleichzeitig hat Karl 1) Stengel a.a.O. S. 6. 2) Emler IV Nr. 541; Boczek CDM. VII Nr. 196. 3) Emler IV Nr. 46; Boczek CDM. VII Nr. 14. 4) Die Schenkungsurkunde König Johanns von 1336 für Klosterbruck (Emler IV Nr. 290; Boczek CDM. VII Nr. 113) über das Stadtgericht in Znaim sagt, im Wortlaut teilweise gleich: iudicium civitatis Znoyme, dumtaxat absque theloneo cum omnibus et singulis iuribus emolumentis comodis honoribus necnon baylia ac mero et mixto inperio et gladii potestate in facinorosos et reprobos. 5) Stengel a. a. O. S. 6.
55 Am Anfangspunkt 1207, in den entscheidenden Momenten der Weiterentwicklung 1209/13 und 1234, am Ende der Entwicklung des Immunitätsformulars 1286 steht die Kanzlei. Daß einzelne Be- stätigungen in Form von Inserten durch den Empfänger geschrieben sind, ändert nichts an diesen Tatsachen, für die rechtsgeschichtliche Betrachtung des Inhaltes der Immunitätsprivilegien sind damit die wesentlichen Voraussetzungen gegeben. 6. Das Immunitätsformular in der Zeit der Luxemburger. E. Stengel hat einmal darauf verwiesen, welche Rolle Vor- urkunden „in den Urkunden, diesem konservativsten Element des Rechtslebens“, spielen, wie sie, „obwohl ganz unmodern geworden, in ein immer weiter und oft in ganz anderer Richtung entwickeltes Recht hineinwachsen“, und vor der Annahme gewarnt, „daß das Recht, weil es in derselben Gestalt ausgesprochen ist, wie schon längst zuvor einmal, auch noch auf der alten Stufe stehen geblieben sei“1). Dazu können aus dem mährischen Urkundenmaterial sehr bezeichnende Beiträge herangezogen werden. Markgraf Karl von Mähren hat im Jahre 13382) dem Kloster Velehrad das Immunitätsprivileg Přemysl Ottokars I. von 1228 bestätigt, indem er es in seine Urkunde inserieren ließ. Durch sie erhielt das Kloster, wenn man so sagen will, einen vollständigen Ersatz des alten Privilegs, von dem es 1338 heißt: nec sit necesse, dictum originale privilegium imposterum exhiberi. Waren 1338 tatsächlich die Freiheiten und Rechte von Velehrad noch auf der gleichen Stufe wie ein Jahrhundert zuvor? Man wird daran zweifeln dürfen, wenn man eine Urkunde von 1334 heranzieht, in der Mark- graf Karl dem Velehrader Kloster das Gericht in Groß-Němčic bestätigt3): vos et vestrum monasterium a longe retroactis tem- poribus, cuius inicii vel contrarii memoria non existit, esse et fuisse in pacifica possessione iudicatus cum exercicio et baylya meri et mixti imperii ac gladii potestate in facinorosos et reprobos tenen- dique furcam et cippum ac aliorum iurium in Nemcziz magno4). Noch deutlicher verspürt man das „Gesetz der Trägheit“5) wenn man die weiteren Bestimmungen des Privilegs von 1338 prüft. Sie enthalten die Verleihung des Halsgerichtes ad uberioris quoque gracie nostre cumulum. Ungefähr gleichzeitig hat Karl 1) Stengel a.a.O. S. 6. 2) Emler IV Nr. 541; Boczek CDM. VII Nr. 196. 3) Emler IV Nr. 46; Boczek CDM. VII Nr. 14. 4) Die Schenkungsurkunde König Johanns von 1336 für Klosterbruck (Emler IV Nr. 290; Boczek CDM. VII Nr. 113) über das Stadtgericht in Znaim sagt, im Wortlaut teilweise gleich: iudicium civitatis Znoyme, dumtaxat absque theloneo cum omnibus et singulis iuribus emolumentis comodis honoribus necnon baylia ac mero et mixto inperio et gladii potestate in facinorosos et reprobos. 5) Stengel a. a. O. S. 6.
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56 auch zwei anderen Klöstern, nämlich Saar1) und Oslavan 2), das gleiche Recht verliehen: in futurum cippum et patibulum habere... ad animad- vertendum seu iudicium faciendum in3) facinorosos et malos, utputa in4) fures 5) spoliatores 5) et incendiarios homines status 6) et 6) condicionis simplicis seu rusticalis per conversos seu laicos iudices eorum, ita quod 7) eosdem czudariis provincialibus aut aliis terre Morauie iudicibus seu iusticiariis quibuscunque non debeant nec teneantur in antea presentare, secus tamen de nobilibus aut bladiconibus ...s) Im Velehrader Privileg ist also ein neues Recht — ausdrück- lich heißt es in futurum — mit vor mehr als drei Menschenaltern entstandenen Rechtssätzen verbunden worden, obzwar letztere mindestens teilweise überflüssig geworden waren, zum Teil wohl auch keine Bedeutung mehr hatten wie die Bestimmungen über die Ordale. Viel klarer ist das Oslavaner Privileg, das nur die Ver- leihung der Halsgerichtsbarkeit enthält. Die Velehrader Urkunde von 1338 zeugt eindringlich von dem starren Fortleben alther- gebrachter und überholter Formulierungen eines Rechtsinhaltes und ist darum so interessant, weil hier einmal altes und neues Recht, scharf trennbar, in einer Urkunde nebeneinander treten. Raigern erhielt schon 1327 von König Johann das provinciale iudicium per omnes districtus ad dictum monasterium Reigrad spectantes, tam in causis pecuniariis quaim capitalibus seu crimi- 1) Emler IV Nr. 534; Boczek CDM. VII Nr. 193. 2) Emler IV Nr. 602; Boczek CDM. VII Nr. 209. 3) quoslibet V(elehrad). 4) Fehlt V. 5) spoliatores fures V. 6) Fehlt V, aut O. 7) non sint astricti eosdem iudicandos czudariis provincialibus seu villicis aut aliis terre Morauie iudicibus seu iusticiariis, qui nunc sunt aut erunt pro tempore, decetero presentare. Si autem aliqui wladicones seu persone militares et nobiles in bonis ipsorum propter delicta quecumque inventi fuerint iudicandi V. 8) In den Urkunden von 1334 und 1338 sind einzelne Wendungen schon erheblich früher nachweisbar. So vgl. etwa zu: in possessione iudicatus cum exercicio et baylya meri et mixti imperii ac gladii potestate in facinorosos et reprobos des Privilegs von 1334 eine Urkunde König Albrechts von 1306: exercicium iudicii et iusticie ac gladii potestatem ad animad- vertendum in facinorosos et malos (Mon. Germ. Const. IV Nr. 206), zu dem zitierten Satz aus der Urkunde von 1334 und dem Satz: ad animadvertendum seu iudicium faciendum in facinorosos et malos eine Urkunde Adolfs von Nassau von 1294 (Const. III Nr. 531), in der es heißt: Committentes ei merum et mixtum imperium, ut in facinorosos animadvertere... valeat et iudicia exercere. Habere gladii potestatem ad animadvertendum facinorosos homines ist nach L. 3. Dig. De iurisdictione 2, 1 und findet sich auch in einem Schreiben Rudolfs von Habsburg an den Erzbischof von Salzburg von 1278 (Redlich Nr. 981), auf das Zallinger „Kleine Beiträge zur deutschen Verfassungs- geschichte im 13. Jahrhundert. II. Zur Geschichte der Bannleihe“ MIOG. 10, 238 und Anm. 2 aufmerksam gemacht hat. Dieses Zurückgreifen auf ältere Fassungen, für das auch Werunsky „Die Maiestas Carolina“ ZSStRG. GA. 9, 68, Anm. 1 einen sehr schönen Beleg gebracht hat, bedarf noch einer eingehenden Untersuchung, zumal die genannten Urkunden in eine Zeit fallen, in der Karl noch nicht deutscher König war.
56 auch zwei anderen Klöstern, nämlich Saar1) und Oslavan 2), das gleiche Recht verliehen: in futurum cippum et patibulum habere... ad animad- vertendum seu iudicium faciendum in3) facinorosos et malos, utputa in4) fures 5) spoliatores 5) et incendiarios homines status 6) et 6) condicionis simplicis seu rusticalis per conversos seu laicos iudices eorum, ita quod 7) eosdem czudariis provincialibus aut aliis terre Morauie iudicibus seu iusticiariis quibuscunque non debeant nec teneantur in antea presentare, secus tamen de nobilibus aut bladiconibus ...s) Im Velehrader Privileg ist also ein neues Recht — ausdrück- lich heißt es in futurum — mit vor mehr als drei Menschenaltern entstandenen Rechtssätzen verbunden worden, obzwar letztere mindestens teilweise überflüssig geworden waren, zum Teil wohl auch keine Bedeutung mehr hatten wie die Bestimmungen über die Ordale. Viel klarer ist das Oslavaner Privileg, das nur die Ver- leihung der Halsgerichtsbarkeit enthält. Die Velehrader Urkunde von 1338 zeugt eindringlich von dem starren Fortleben alther- gebrachter und überholter Formulierungen eines Rechtsinhaltes und ist darum so interessant, weil hier einmal altes und neues Recht, scharf trennbar, in einer Urkunde nebeneinander treten. Raigern erhielt schon 1327 von König Johann das provinciale iudicium per omnes districtus ad dictum monasterium Reigrad spectantes, tam in causis pecuniariis quaim capitalibus seu crimi- 1) Emler IV Nr. 534; Boczek CDM. VII Nr. 193. 2) Emler IV Nr. 602; Boczek CDM. VII Nr. 209. 3) quoslibet V(elehrad). 4) Fehlt V. 5) spoliatores fures V. 6) Fehlt V, aut O. 7) non sint astricti eosdem iudicandos czudariis provincialibus seu villicis aut aliis terre Morauie iudicibus seu iusticiariis, qui nunc sunt aut erunt pro tempore, decetero presentare. Si autem aliqui wladicones seu persone militares et nobiles in bonis ipsorum propter delicta quecumque inventi fuerint iudicandi V. 8) In den Urkunden von 1334 und 1338 sind einzelne Wendungen schon erheblich früher nachweisbar. So vgl. etwa zu: in possessione iudicatus cum exercicio et baylya meri et mixti imperii ac gladii potestate in facinorosos et reprobos des Privilegs von 1334 eine Urkunde König Albrechts von 1306: exercicium iudicii et iusticie ac gladii potestatem ad animad- vertendum in facinorosos et malos (Mon. Germ. Const. IV Nr. 206), zu dem zitierten Satz aus der Urkunde von 1334 und dem Satz: ad animadvertendum seu iudicium faciendum in facinorosos et malos eine Urkunde Adolfs von Nassau von 1294 (Const. III Nr. 531), in der es heißt: Committentes ei merum et mixtum imperium, ut in facinorosos animadvertere... valeat et iudicia exercere. Habere gladii potestatem ad animadvertendum facinorosos homines ist nach L. 3. Dig. De iurisdictione 2, 1 und findet sich auch in einem Schreiben Rudolfs von Habsburg an den Erzbischof von Salzburg von 1278 (Redlich Nr. 981), auf das Zallinger „Kleine Beiträge zur deutschen Verfassungs- geschichte im 13. Jahrhundert. II. Zur Geschichte der Bannleihe“ MIOG. 10, 238 und Anm. 2 aufmerksam gemacht hat. Dieses Zurückgreifen auf ältere Fassungen, für das auch Werunsky „Die Maiestas Carolina“ ZSStRG. GA. 9, 68, Anm. 1 einen sehr schönen Beleg gebracht hat, bedarf noch einer eingehenden Untersuchung, zumal die genannten Urkunden in eine Zeit fallen, in der Karl noch nicht deutscher König war.
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57 nalibus sive mutilationis sive mortis cuiuslibet1), eine Urkunde von 1336 für Klosterbruck2) befreit Abt und Hintersassen a potestate et iurisdictione camerariorum czudariorum beneficiariorum et iudi- cum provincialium nostrorum per terram Morauie und setzt fest, daß sie weder in Znaim, Brünn, Olmütz, Bisenz, Prerau noch sonstwo ad quecunque iudicia pro hereditatibus possessionibus debitis culpis criminalibus etiam capitalibus sive que vulgariter narek dicuntur aut causis aliis quibuslibet debeant ammodo evocari. Die Abte erhalten ihren Gerichtsstand vor dem König, Markgrafen oder deren Capitanei, die Hintersassen coram ipsis abbatibus et eorum iudicio, quod de speciali gracia concedimus, non iure czude, sed civili debeant tantummodo respondere. Trotzdem hat Klosterbruck noch sechs Jahre später eine Bestätigung des alten Privilegs von 1234 erhalten 3), in dem von einem eigenen Gericht des Immunitätsherrn noch keine Rede war, ein halbes Jahr darauf hat Markgraf Karl auch dem Kloster Zabrdowitz seine Immunitätsurkunde von 1235 bestätigt4). beide Male in Form eines Insertes. Im letzteren Fall können wir allerdings nicht nachweisen, daß das Kloster in der Zeit der Luxein- burger ein weiteres Ausmaß an Rechten, vor allem eine eigene Jurisdiktion, erlangt hätte. Bereits 1312 hat König Johann dem Kloster Maria-Zell in Brünn das Immunitätsprivileg von 1286 bestätigt 5), von 1342 datiert eine von Markgraf Karl ausgestellte Bestätigung aller früheren Privilegien und der Immunität6), die überdies eine Befreiung von allen Abgaben mit Ausnahme der Bern, nicht aber ein eigenes Gericht des Immunitätsherrn ausspricht. Diese Urkunde wurde sechs Jahre später in Form eines Insertes bestätigt7). Ein Uberblick über die Urkunden der Klöster in Mähren, die bereits in der Zeit der Premysliden Immunitätsprivilegien erhalten haben, zeigt also, daß das Maß an Vorrechten ein sehr verschiedenes war, daß durchaus nicht alle, soweit eben die Urkunden schließen lassen, das Hochgericht über die Hintersassen erlangt haben. Dieser Entwicklung im einzelnen nachzugehen, wäre eine reizvolle und bedeutende Aufgabe, da Vaněček in seiner Arbeit Mähren nicht berücksichtigt hat. Eine solche Untersuchung würde aber von dem eigentlichen Thema zu weit abführen und zu sicheren Ergebnissen doch nur dann vordringen können, wenn auch andere mährische Klöster mit einbezogen würden und der Aufstieg zum Hochgericht in weiteren Zusammenhängen untersucht werden könnte. Nach dem Gesagten erübrigt es sich, noch eigens darauf zu verweisen, wie sehr die Ergebnisse sich mit denen Stengels in seiner 1) Emler III Nr. 1338; Boczek CDM. VI Nr. 342. 2) Emler IV Nr. 289; Boczek CDM. VII Nr. 112; vgl. auch noch ein Privileg des Markgrafen Karl von 1342 Emler IV Nr. 1104; Boczek weiteres CDM. VII Nr. 403. 3) Emler IV Nr. 1198; Boczek CDM. VII Nr. 453. 4) Emler IV Nr. 1250; Boczek CDM. VII Nr. 467. 5) Emler III Nr. 99; Boczek CDM. VI Nr. 66. Emler IV Nr. 1199; Boczek CDM. VII Nr. 454. 7) Boczek CDM. VII Nr. 805. 6)
57 nalibus sive mutilationis sive mortis cuiuslibet1), eine Urkunde von 1336 für Klosterbruck2) befreit Abt und Hintersassen a potestate et iurisdictione camerariorum czudariorum beneficiariorum et iudi- cum provincialium nostrorum per terram Morauie und setzt fest, daß sie weder in Znaim, Brünn, Olmütz, Bisenz, Prerau noch sonstwo ad quecunque iudicia pro hereditatibus possessionibus debitis culpis criminalibus etiam capitalibus sive que vulgariter narek dicuntur aut causis aliis quibuslibet debeant ammodo evocari. Die Abte erhalten ihren Gerichtsstand vor dem König, Markgrafen oder deren Capitanei, die Hintersassen coram ipsis abbatibus et eorum iudicio, quod de speciali gracia concedimus, non iure czude, sed civili debeant tantummodo respondere. Trotzdem hat Klosterbruck noch sechs Jahre später eine Bestätigung des alten Privilegs von 1234 erhalten 3), in dem von einem eigenen Gericht des Immunitätsherrn noch keine Rede war, ein halbes Jahr darauf hat Markgraf Karl auch dem Kloster Zabrdowitz seine Immunitätsurkunde von 1235 bestätigt4). beide Male in Form eines Insertes. Im letzteren Fall können wir allerdings nicht nachweisen, daß das Kloster in der Zeit der Luxein- burger ein weiteres Ausmaß an Rechten, vor allem eine eigene Jurisdiktion, erlangt hätte. Bereits 1312 hat König Johann dem Kloster Maria-Zell in Brünn das Immunitätsprivileg von 1286 bestätigt 5), von 1342 datiert eine von Markgraf Karl ausgestellte Bestätigung aller früheren Privilegien und der Immunität6), die überdies eine Befreiung von allen Abgaben mit Ausnahme der Bern, nicht aber ein eigenes Gericht des Immunitätsherrn ausspricht. Diese Urkunde wurde sechs Jahre später in Form eines Insertes bestätigt7). Ein Uberblick über die Urkunden der Klöster in Mähren, die bereits in der Zeit der Premysliden Immunitätsprivilegien erhalten haben, zeigt also, daß das Maß an Vorrechten ein sehr verschiedenes war, daß durchaus nicht alle, soweit eben die Urkunden schließen lassen, das Hochgericht über die Hintersassen erlangt haben. Dieser Entwicklung im einzelnen nachzugehen, wäre eine reizvolle und bedeutende Aufgabe, da Vaněček in seiner Arbeit Mähren nicht berücksichtigt hat. Eine solche Untersuchung würde aber von dem eigentlichen Thema zu weit abführen und zu sicheren Ergebnissen doch nur dann vordringen können, wenn auch andere mährische Klöster mit einbezogen würden und der Aufstieg zum Hochgericht in weiteren Zusammenhängen untersucht werden könnte. Nach dem Gesagten erübrigt es sich, noch eigens darauf zu verweisen, wie sehr die Ergebnisse sich mit denen Stengels in seiner 1) Emler III Nr. 1338; Boczek CDM. VI Nr. 342. 2) Emler IV Nr. 289; Boczek CDM. VII Nr. 112; vgl. auch noch ein Privileg des Markgrafen Karl von 1342 Emler IV Nr. 1104; Boczek weiteres CDM. VII Nr. 403. 3) Emler IV Nr. 1198; Boczek CDM. VII Nr. 453. 4) Emler IV Nr. 1250; Boczek CDM. VII Nr. 467. 5) Emler III Nr. 99; Boczek CDM. VI Nr. 66. Emler IV Nr. 1199; Boczek CDM. VII Nr. 454. 7) Boczek CDM. VII Nr. 805. 6)
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58 „Diplomatik der deutschen Immunitätsprivilegien vom 9. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts" decken, hinsichtlich des Einflusses der einzelnen Notare auf die Textgestaltung, der auf andere Empfänger übertragenen Fassungen, besonders dann, wenn sich die Vorlagen zufällig in der Kanzlei befanden oder wenn diese das Archiv eines fremden Empfängers benutzen konnte. Will man die königliche und die markgräfliche Kanzlei als zwei fremde, voneinander völlig getrennte Beurkundungsstellen nehmen, dann darf man mit Stengel auch von Beziehungen zu Urkunden fremder Kanzleien sprechen und wird bestätigt finden, „daß Form und Inhalt bei weitem nicht immer einander parallel laufen, daß die Form oft hinter der Ent- wicklung des Inhalts zurückbleibt, daß sie nichts weniger als dessen zuverlässiger Maßstab ist“1), „daß die Entwicklung der Form nicht in gerader Linie, sondern im Zickzack und mit manchen absterbenden Ausläufern nach rechts und links verlaufen ist“. Man könnte hier auch auf das berühmte Hirsauer Formular verweisen, das seit fast zwei Menschenaltern die deutsche Urkundenforschung und Rechts- geschichte immer wieder zu fesseln vermocht hat. Die Problematik ist allerdings eine andere, sie stammt aus einer fremden Rechts- sphäre. Für beide, das Hirsauer und das mährische Formular, an die sich wichtige innenpolitische und rechtshistorische Fragen knüpfen, darf die Urkundenforschung wesentliche Feststellungen beisteuern*). 1) Stengel a. a. O. S. 531. *) Die Übersichten über die Filiationen sind leider fast ausnahmslos nicht an die richtige Stelle zu stehen gekommen. Die auf Seite 17 gehört auf Seite 18 hinter den ersten Absatz, die auf Seite 30 an den Schluß des 2. Kapitels auf Seite 29, ebenso die auf Seite 33 an den Schluß des 3. Kapitels auf Seite 32; die Ubersicht auf Seite 38 endlich gehört auf Seite 37 hinter den zweiten Absatz.
58 „Diplomatik der deutschen Immunitätsprivilegien vom 9. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts" decken, hinsichtlich des Einflusses der einzelnen Notare auf die Textgestaltung, der auf andere Empfänger übertragenen Fassungen, besonders dann, wenn sich die Vorlagen zufällig in der Kanzlei befanden oder wenn diese das Archiv eines fremden Empfängers benutzen konnte. Will man die königliche und die markgräfliche Kanzlei als zwei fremde, voneinander völlig getrennte Beurkundungsstellen nehmen, dann darf man mit Stengel auch von Beziehungen zu Urkunden fremder Kanzleien sprechen und wird bestätigt finden, „daß Form und Inhalt bei weitem nicht immer einander parallel laufen, daß die Form oft hinter der Ent- wicklung des Inhalts zurückbleibt, daß sie nichts weniger als dessen zuverlässiger Maßstab ist“1), „daß die Entwicklung der Form nicht in gerader Linie, sondern im Zickzack und mit manchen absterbenden Ausläufern nach rechts und links verlaufen ist“. Man könnte hier auch auf das berühmte Hirsauer Formular verweisen, das seit fast zwei Menschenaltern die deutsche Urkundenforschung und Rechts- geschichte immer wieder zu fesseln vermocht hat. Die Problematik ist allerdings eine andere, sie stammt aus einer fremden Rechts- sphäre. Für beide, das Hirsauer und das mährische Formular, an die sich wichtige innenpolitische und rechtshistorische Fragen knüpfen, darf die Urkundenforschung wesentliche Feststellungen beisteuern*). 1) Stengel a. a. O. S. 531. *) Die Übersichten über die Filiationen sind leider fast ausnahmslos nicht an die richtige Stelle zu stehen gekommen. Die auf Seite 17 gehört auf Seite 18 hinter den ersten Absatz, die auf Seite 30 an den Schluß des 2. Kapitels auf Seite 29, ebenso die auf Seite 33 an den Schluß des 3. Kapitels auf Seite 32; die Ubersicht auf Seite 38 endlich gehört auf Seite 37 hinter den zweiten Absatz.
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I. Das Deperditum für Velehrad aus den Jahren 1209/1213. Die beiden Privilegien von 1228 für Velehrad und Oslavan gehen, wie schon eingangs erwähnt wurde, auf eine Vorlage zurück, die im wesentlichen bereits den vollen Inhalt des Immunitäts- formulars aufgewiesen haben muß, wie er in den Urkunden von 1228 vorkommt. Diese Vorlage war, wie bereits Friedrich feststellen konnte, ein Privileg für Velehrad. Es muß jünger sein als die Urkunde Přemysl Ottokars I. von 1209 für Olmütz, es muß anderseits bereits Ende Dezember 1213 vorhanden gewesen sein, denn zwei am 31. Dezember ausgestellte Urkunden des Markgrafen Heinrich Wladislaw von Mähren und des Königs über die Besitzungen der Johanniter in Mähren1) verleihen ihnen die gleichen Rechte, wie sie die Abtei Velehrad besitzt 2). Beide Urkunden sind nach Friedrich von dem Notar Ottokar 5 verfaßt und auch geschrieben3). Soweit das Diktat in Frage kommt, möchte ich diesem Ergebnis zustimmen, die Schrift scheint mir von einem anderen Schreiber herzurühren. Nochmals nimmt auf das Velehrader Deperditum eine Schutz- urkunde Přemysl Ottokars I. für Oslavan von 1225 Juni 264) mit den Worten Bezug: ita ut illa domus eisdem gaudeat privilegiis, quibus letatur domus Weligradensis Cisterciensis ordinis. Auch diese hat Friedrich dem Diktat nach dem Notar Ottokar 5 zuge- schrieben. Neben diesen Erwähnungen in jüngeren Urkunden gibt es aber noch einen anderen, sicheren Beleg für das einstige Vor- handensein einer Königsurkunde für Velehrad, der Friedrich ent- gangen ist. Von dem Velehrader Privileg von 1228 sind drei Ausferti- gungen erhalten, von denen eine nach Friedrich eine Fälschung aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist 5). Eine genauere Untersuchung ergab, daß sie vor 1270 entstanden sein muß6) Friedrich selbst hat in der Vorbemerkung zu dem Spurium bemerkt daß es mit einem echten Siegel Přemysl Ottokars I. versehen sei, das die königliche Kanzlei zwischen 1201 und 1224 verwendete. Es dürfte wohl kein Zweifel sein, daß dieses Siegel von dem Deper- 1) Friedrich CDB. II Nr. 109, 110. 2) Vgl. dazu Friedrich, a. a. O. S. 103 Anm. 1. 3) Friedrich in den Vorbemerkungen zu Nr. 109 und 110. 4) Friedrich CDB. II Nr. 272. 5) Friedrich CDB. II Nr. 380. 6) Vgl. oben S. 15.
I. Das Deperditum für Velehrad aus den Jahren 1209/1213. Die beiden Privilegien von 1228 für Velehrad und Oslavan gehen, wie schon eingangs erwähnt wurde, auf eine Vorlage zurück, die im wesentlichen bereits den vollen Inhalt des Immunitäts- formulars aufgewiesen haben muß, wie er in den Urkunden von 1228 vorkommt. Diese Vorlage war, wie bereits Friedrich feststellen konnte, ein Privileg für Velehrad. Es muß jünger sein als die Urkunde Přemysl Ottokars I. von 1209 für Olmütz, es muß anderseits bereits Ende Dezember 1213 vorhanden gewesen sein, denn zwei am 31. Dezember ausgestellte Urkunden des Markgrafen Heinrich Wladislaw von Mähren und des Königs über die Besitzungen der Johanniter in Mähren1) verleihen ihnen die gleichen Rechte, wie sie die Abtei Velehrad besitzt 2). Beide Urkunden sind nach Friedrich von dem Notar Ottokar 5 verfaßt und auch geschrieben3). Soweit das Diktat in Frage kommt, möchte ich diesem Ergebnis zustimmen, die Schrift scheint mir von einem anderen Schreiber herzurühren. Nochmals nimmt auf das Velehrader Deperditum eine Schutz- urkunde Přemysl Ottokars I. für Oslavan von 1225 Juni 264) mit den Worten Bezug: ita ut illa domus eisdem gaudeat privilegiis, quibus letatur domus Weligradensis Cisterciensis ordinis. Auch diese hat Friedrich dem Diktat nach dem Notar Ottokar 5 zuge- schrieben. Neben diesen Erwähnungen in jüngeren Urkunden gibt es aber noch einen anderen, sicheren Beleg für das einstige Vor- handensein einer Königsurkunde für Velehrad, der Friedrich ent- gangen ist. Von dem Velehrader Privileg von 1228 sind drei Ausferti- gungen erhalten, von denen eine nach Friedrich eine Fälschung aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist 5). Eine genauere Untersuchung ergab, daß sie vor 1270 entstanden sein muß6) Friedrich selbst hat in der Vorbemerkung zu dem Spurium bemerkt daß es mit einem echten Siegel Přemysl Ottokars I. versehen sei, das die königliche Kanzlei zwischen 1201 und 1224 verwendete. Es dürfte wohl kein Zweifel sein, daß dieses Siegel von dem Deper- 1) Friedrich CDB. II Nr. 109, 110. 2) Vgl. dazu Friedrich, a. a. O. S. 103 Anm. 1. 3) Friedrich in den Vorbemerkungen zu Nr. 109 und 110. 4) Friedrich CDB. II Nr. 272. 5) Friedrich CDB. II Nr. 380. 6) Vgl. oben S. 15.
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64 ditum stammt, das man nach 1228 um so unbedenklicher opfern konnte, als ja das Privileg von diesem Jahre im wesentlichen den gleichen Wortlaut aufwies wie das Deperditum und — auf dieses nicht Bezug nahm. Damit ist geklärt, wie auf die Fälschung ein echtes Siegel kommen konnte, das 1228 nicht mehr benützt wurde. Man könnte noch versuchen, die Entstehungszeit des Deperditums schärfer einzugrenzen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Abt Thizelin Empfänger des Privilegs und soweit die echten Urkunden schließen lassen, hat er sich nur einmal am königlichen Hofe ein- gefunden, eben 1209 in Kremsier, als das Immunitätsformular zum zweiten Male benützt wurde. Zwei falsche Urkunden für Zabrdowitz von 12101) nennen ihn auch in der Zeugenliste, in denen der jüngeren Privilegien Přemysl Ottokars I. kommt sein Name nicht mehr vor und im Dezember 1213 war bereits Siegfried Abt von Velehrad. Vermutlich ist in Kremsier oder doch bald darauf das Deperditum ausgestellt worden. Der Versuch, seinen Wortlaut aus der Velehrad-Oslavaner Fassung von 1228 zu rekonstruieren, ist aus dem Grunde wichtig, weil von ihm die Entscheidung abhängt, ob die beiden Privilegien von 1228 einfach als Nachurkunden anzusehen sind oder ob hier, woran Friedrich dachte, der Notar Ottokar 5 nochmals das Diktat geliefert hat. Eine sichere Entscheidung ist natürlich nicht für jedes einzelne Wort zu fällen, aber soviel dürfte feststelen, daß die formelhaften Teile und weite Strecken der Dispositio 1228 wörtlich aus dem Deperditum entnommen sind und der Rest nicht für die Annahme ausreicht, daß 1228 die Kanzlei sich an der Textgestaltung beteiligt haben könnte. Der Schriftvergleich führt zumindest hin- sichtlich der beiden Velehrader Ausfertigungen zu dem Ergebnis, daß die Originale von verschiedenen Schreibern hergestellt wor- den sind. Die Rekonstruktion des Deperditums hat nicht, wie Friedrich gemeint hat 2), von den Ubereinstimmungen des Velehrader Privilegs mit dem für Olmütz von 1207 auszugehen, sondern von) beiden 1228 ausgestellten Urkunden, wobei Oslavan (O) insofern ein Vorzug einzuräumen ist, als es, früher entstanden als Velehrad (V), den Wortlaut des Deperditums und die Abfolge der einzelnen Ver- fügungen getreuer wiedergibt. In V hat sie bereits einer ent- sprechenderen Anordnung Platz gemacht. Bei dem Abdruck sind jene Stellen in eckige Klammern gesetzt, die in O nicht vorkommen oder dort einen anderen Wortlaut aufweisen. Einzelne Sätze, die in V sich in den durch O überlieferten Wortlaut des Deperditums einschieben3), sind bei dem Abdruck ausgelassen, ebenso Worte, die in dem Deperditum nicht gestanden haben können, etwa prout tunc temporis potuimus oder Wladizlay condam mar- chionis, ohne daß in den Anmerkungen eigens darauf verwiesen wurde. Ubereinstimmungen mit dem Privileg für Olmütz von 1207 1) Friedrich CDB. II Nr. 363 und 364. 2) Friedrich CDB. II S. 103, Anm. 1. 3) Vgl. die Anm.k und t.
64 ditum stammt, das man nach 1228 um so unbedenklicher opfern konnte, als ja das Privileg von diesem Jahre im wesentlichen den gleichen Wortlaut aufwies wie das Deperditum und — auf dieses nicht Bezug nahm. Damit ist geklärt, wie auf die Fälschung ein echtes Siegel kommen konnte, das 1228 nicht mehr benützt wurde. Man könnte noch versuchen, die Entstehungszeit des Deperditums schärfer einzugrenzen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Abt Thizelin Empfänger des Privilegs und soweit die echten Urkunden schließen lassen, hat er sich nur einmal am königlichen Hofe ein- gefunden, eben 1209 in Kremsier, als das Immunitätsformular zum zweiten Male benützt wurde. Zwei falsche Urkunden für Zabrdowitz von 12101) nennen ihn auch in der Zeugenliste, in denen der jüngeren Privilegien Přemysl Ottokars I. kommt sein Name nicht mehr vor und im Dezember 1213 war bereits Siegfried Abt von Velehrad. Vermutlich ist in Kremsier oder doch bald darauf das Deperditum ausgestellt worden. Der Versuch, seinen Wortlaut aus der Velehrad-Oslavaner Fassung von 1228 zu rekonstruieren, ist aus dem Grunde wichtig, weil von ihm die Entscheidung abhängt, ob die beiden Privilegien von 1228 einfach als Nachurkunden anzusehen sind oder ob hier, woran Friedrich dachte, der Notar Ottokar 5 nochmals das Diktat geliefert hat. Eine sichere Entscheidung ist natürlich nicht für jedes einzelne Wort zu fällen, aber soviel dürfte feststelen, daß die formelhaften Teile und weite Strecken der Dispositio 1228 wörtlich aus dem Deperditum entnommen sind und der Rest nicht für die Annahme ausreicht, daß 1228 die Kanzlei sich an der Textgestaltung beteiligt haben könnte. Der Schriftvergleich führt zumindest hin- sichtlich der beiden Velehrader Ausfertigungen zu dem Ergebnis, daß die Originale von verschiedenen Schreibern hergestellt wor- den sind. Die Rekonstruktion des Deperditums hat nicht, wie Friedrich gemeint hat 2), von den Ubereinstimmungen des Velehrader Privilegs mit dem für Olmütz von 1207 auszugehen, sondern von) beiden 1228 ausgestellten Urkunden, wobei Oslavan (O) insofern ein Vorzug einzuräumen ist, als es, früher entstanden als Velehrad (V), den Wortlaut des Deperditums und die Abfolge der einzelnen Ver- fügungen getreuer wiedergibt. In V hat sie bereits einer ent- sprechenderen Anordnung Platz gemacht. Bei dem Abdruck sind jene Stellen in eckige Klammern gesetzt, die in O nicht vorkommen oder dort einen anderen Wortlaut aufweisen. Einzelne Sätze, die in V sich in den durch O überlieferten Wortlaut des Deperditums einschieben3), sind bei dem Abdruck ausgelassen, ebenso Worte, die in dem Deperditum nicht gestanden haben können, etwa prout tunc temporis potuimus oder Wladizlay condam mar- chionis, ohne daß in den Anmerkungen eigens darauf verwiesen wurde. Ubereinstimmungen mit dem Privileg für Olmütz von 1207 1) Friedrich CDB. II Nr. 363 und 364. 2) Friedrich CDB. II S. 103, Anm. 1. 3) Vgl. die Anm.k und t.
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65 sowie eine solche in der Arenga mit einem weiteren für den gleichen Empfänger von 1209 sind kursiv gesetzt. Die Vermutung Fried- richs1), auf der angeblichen Bestätigung der Gründung Velehrads durch Přemysl Ottokar I. von 12022) sei das Siegel angebracht worden, das ursprünglich auf dem Deperditum befestigt war, dürfte kaum zutreffen3), ebenso die Annahme, die Arenga des Deperditums habe sich in der Fälschung erhalten. Ob die Zeugenliste des Spuriums zu 1202 aus dem Deperditum stammt oder nicht, ist nicht mit Sicher- heit zu entscheiden, in der Datierung des ersteren scheinen Be- standteile des Deperditums übernommen zu sein 4). Während die Rekonstruktion mit ziemlicher Genauigkeit den Wortlaut des Deperditums ergibt, kann hinsichtlich der Besitzliste keine Sicherheit gewonnen werden. Die gefälschte Urkunde von 1202 gibt über die Güter, die der Markgraf Wladislaw bei der Grün- dung dem Kloster Velehrad schenkte, ziemlich eingehende Auf- schlüsse; es sind die Dörfer Boršice, Zlechow und Hustěnovice, wozu noch das Dorf Kostelany als Schenkung eines Theodericus kommt, alle vier im Bezirk Ungarisch-Hradisch gelegen. Sie werden auch in V ziemlich zu Anfang der Besitzaufzählung genannt, doch schieben sich dazwischen andere Güter ein, über deren Erwerb keine vor 1228 ausgestellten Urkunden Aufschlüsse bieten. Eine Reihe von Dörfern, die auch 1228 genannt werden, erwähnt eine Urkunde des Olmützer Bischofs Robert von 12205), das Dorf Žarošice mit einem in der Nähe gelegenen Berg hat Premysl Ottokar I. im gleichen Jahre dem Kloster geschenkt, ebenso Frischau Markgraf Wladislaw6), doch ergeben sich über den Zeit- punkt der Schenkung von Frischau keinerlei Haltpunkte. Unter solchen Umständen ist es aussichtslos, die Besitzliste des Deper- ditums festzustellen. Přemysl Ottokar I. bestätigt die Gründung des Klosters Velehrad, nimmt es in seinen Schutz, verleiht ihm die Immunität, Zollfreiheit und bestätigt seinen Besitz. In nomine sancte trinitatis et individue unitatis. Ego Premizl qui et Othacarus tercius rex Boemorum monasterio Weligradensi Cisterciensis ordinis et ministris dei ibi degentibus in perpetuum. Cum regalem deceat excellentiam venerari et promovere sanctam in omnibus ecclesiam, congruum nostre visum fuit clementie id initiari et exequi, quod nostre serenitati cederet ad meritum et sancte matris ecclesie transiret ad provectum. Ibi enim recte locantur beneficia, ubi crescunt * merita, ibi decenter impertitur gratia, ubi cum premiis cumulatur gloria. Noverint itaque tam presentes quam futuri, nos [ex consilio fratris nostri et petitione Wladizlay illustris mar- chionis Morauie nec non et reverentissimi] patris nostri Roberti 1) Friedrich CDB. II S. 370. 2) Friedrich CDB. II Nr. 355. 3) Vgl. oben S. 63f. 4) Vgl. S. 67 Anm. d. 5) Friedrich CDB. II Nr. 195. 6) Friedrich CDB. II Nr. 236.
65 sowie eine solche in der Arenga mit einem weiteren für den gleichen Empfänger von 1209 sind kursiv gesetzt. Die Vermutung Fried- richs1), auf der angeblichen Bestätigung der Gründung Velehrads durch Přemysl Ottokar I. von 12022) sei das Siegel angebracht worden, das ursprünglich auf dem Deperditum befestigt war, dürfte kaum zutreffen3), ebenso die Annahme, die Arenga des Deperditums habe sich in der Fälschung erhalten. Ob die Zeugenliste des Spuriums zu 1202 aus dem Deperditum stammt oder nicht, ist nicht mit Sicher- heit zu entscheiden, in der Datierung des ersteren scheinen Be- standteile des Deperditums übernommen zu sein 4). Während die Rekonstruktion mit ziemlicher Genauigkeit den Wortlaut des Deperditums ergibt, kann hinsichtlich der Besitzliste keine Sicherheit gewonnen werden. Die gefälschte Urkunde von 1202 gibt über die Güter, die der Markgraf Wladislaw bei der Grün- dung dem Kloster Velehrad schenkte, ziemlich eingehende Auf- schlüsse; es sind die Dörfer Boršice, Zlechow und Hustěnovice, wozu noch das Dorf Kostelany als Schenkung eines Theodericus kommt, alle vier im Bezirk Ungarisch-Hradisch gelegen. Sie werden auch in V ziemlich zu Anfang der Besitzaufzählung genannt, doch schieben sich dazwischen andere Güter ein, über deren Erwerb keine vor 1228 ausgestellten Urkunden Aufschlüsse bieten. Eine Reihe von Dörfern, die auch 1228 genannt werden, erwähnt eine Urkunde des Olmützer Bischofs Robert von 12205), das Dorf Žarošice mit einem in der Nähe gelegenen Berg hat Premysl Ottokar I. im gleichen Jahre dem Kloster geschenkt, ebenso Frischau Markgraf Wladislaw6), doch ergeben sich über den Zeit- punkt der Schenkung von Frischau keinerlei Haltpunkte. Unter solchen Umständen ist es aussichtslos, die Besitzliste des Deper- ditums festzustellen. Přemysl Ottokar I. bestätigt die Gründung des Klosters Velehrad, nimmt es in seinen Schutz, verleiht ihm die Immunität, Zollfreiheit und bestätigt seinen Besitz. In nomine sancte trinitatis et individue unitatis. Ego Premizl qui et Othacarus tercius rex Boemorum monasterio Weligradensi Cisterciensis ordinis et ministris dei ibi degentibus in perpetuum. Cum regalem deceat excellentiam venerari et promovere sanctam in omnibus ecclesiam, congruum nostre visum fuit clementie id initiari et exequi, quod nostre serenitati cederet ad meritum et sancte matris ecclesie transiret ad provectum. Ibi enim recte locantur beneficia, ubi crescunt * merita, ibi decenter impertitur gratia, ubi cum premiis cumulatur gloria. Noverint itaque tam presentes quam futuri, nos [ex consilio fratris nostri et petitione Wladizlay illustris mar- chionis Morauie nec non et reverentissimi] patris nostri Roberti 1) Friedrich CDB. II S. 370. 2) Friedrich CDB. II Nr. 355. 3) Vgl. oben S. 63f. 4) Vgl. S. 67 Anm. d. 5) Friedrich CDB. II Nr. 195. 6) Friedrich CDB. II Nr. 236.
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66 episcopi Olomucensis [assensu domum] Cisterciensis ordinis in Weligrade construxisse et [prout potuimus, eandem ditasse, ut servis dei ibi degentibus cottidianus inde proveniat victus et vestitus nec non etiam] in nostram [et successorum nostrorum] tutelam et protectionem, sicut merito debemus, eandem recepisse cum omnibus ibi commanentibus eorumque prediis et possessionibus sive acqui- sitis sive etiam acquirendis [et a nostra benignitate nec non fratris nostri antedicti inpensis et expensis fundato et edificato hanc libertatem donasse]. Libertas autem hec est, quam a pietate nostra statuimus et sanccimus firmiter observari, scilicet omnes villas et possessiones, quas modo") ecclesia illa possidet vel postea") estb) possessurab), ubicumque in°) regno nostro site sunte), sive in Boe- mia sive in Morauia, ab omni onere tributorum vectigalium collec- tarum aliarumque * exactionum sive in quatuordecim ad principem vel beneficiarios spectantibus, quocumque modo nominentur esse absolutas. Adicientes ut nullus principum successorum nostrorum vel baronum nobis vel eis subiectorum pro castrorum edificatione vel reedificatione vel aliqua ingruenti expeditione * homines prefati mon- asteriid) audeat inquietare. Ius autem quod datur pro capite, eis con- cedimus *, hoc de fure statuentes: si in eorum habitat possessionibus et deprehensus fuerit in furto manifesto vel de aliquo occulto ac- cusetur, videlicet quoad iudicium ferri candentis vel aque vel vo- meres calcandos vel duelli et * convincatur in aliquo istorum in iudicio seculari, eidem monasterio bona furis sive rei integraliter remaneant, iudices autem, quorum interest, faciant de eo quod eis iustum vide- bitur. Si autem homines eiusdem monasteriid) coram iudicibus nostris culpabiles inveniantur, nec nobis nec iudicibus nostris curialibus * vel * beneficiariis aliquid inde utilitatis proveniat, sed aput idem cenobium culpe perseveret satisfactio, nisi in eo, in quo tenetur satisfacere ad- versario. Ceterum ut omnia breviter conprehendamus omnem utili- tatem que spectat ad usus nostros vel successorum nostrorum vel beneficiarios nostros a nobis infeudatos eie) * remittimus, ut plena et perfecta gaudeatt) libertate et ut nullus eie) * novas conditiones contra nostra statutas) audeat imponere [vel eius iura mutare]. Statuimus etiam, ut nullus camerarius intret villas monasterii ad aliquem citandum vel ad aliquid ibi faciendum, sed significet procuratori domus illius, cui abbash) cum fratribus commisit procurationemp) in temporalibus, ut eos citari faciat, qui sunt citandi, quatinus die et loco determinato eos coram iudicibus statuat, quorum interest causas et negocia regni nostri tractare et diffinire. Si quis vero*) alicui per- sone religiose infra septa monasterii constitute manus iniecerit violen- tas ad aliquem ibi dehonestandam velk) aliquid inde abstulerit ausu temerario, manifeste bannum nostrum quoad XXX marcas conponat et monasterio dampnis suis resarcitis in totidem satisfaciat5). In- a) fehlt O b) possessura est O c) site sint in regno nostro O d) ce- nobiiO e) eis O f) gaudeant O g) statuta nostra O hi) cui commissa fuerit procuratio O i) autem O k) capite puniatur et pro emunitate lesa monasterio decem marcas auri conponat, nisi quoad sententiam capitis aliud nostre visum fuerit clementie O. Der hier folgende Satz Si vero satisfaciat fehlt
66 episcopi Olomucensis [assensu domum] Cisterciensis ordinis in Weligrade construxisse et [prout potuimus, eandem ditasse, ut servis dei ibi degentibus cottidianus inde proveniat victus et vestitus nec non etiam] in nostram [et successorum nostrorum] tutelam et protectionem, sicut merito debemus, eandem recepisse cum omnibus ibi commanentibus eorumque prediis et possessionibus sive acqui- sitis sive etiam acquirendis [et a nostra benignitate nec non fratris nostri antedicti inpensis et expensis fundato et edificato hanc libertatem donasse]. Libertas autem hec est, quam a pietate nostra statuimus et sanccimus firmiter observari, scilicet omnes villas et possessiones, quas modo") ecclesia illa possidet vel postea") estb) possessurab), ubicumque in°) regno nostro site sunte), sive in Boe- mia sive in Morauia, ab omni onere tributorum vectigalium collec- tarum aliarumque * exactionum sive in quatuordecim ad principem vel beneficiarios spectantibus, quocumque modo nominentur esse absolutas. Adicientes ut nullus principum successorum nostrorum vel baronum nobis vel eis subiectorum pro castrorum edificatione vel reedificatione vel aliqua ingruenti expeditione * homines prefati mon- asteriid) audeat inquietare. Ius autem quod datur pro capite, eis con- cedimus *, hoc de fure statuentes: si in eorum habitat possessionibus et deprehensus fuerit in furto manifesto vel de aliquo occulto ac- cusetur, videlicet quoad iudicium ferri candentis vel aque vel vo- meres calcandos vel duelli et * convincatur in aliquo istorum in iudicio seculari, eidem monasterio bona furis sive rei integraliter remaneant, iudices autem, quorum interest, faciant de eo quod eis iustum vide- bitur. Si autem homines eiusdem monasteriid) coram iudicibus nostris culpabiles inveniantur, nec nobis nec iudicibus nostris curialibus * vel * beneficiariis aliquid inde utilitatis proveniat, sed aput idem cenobium culpe perseveret satisfactio, nisi in eo, in quo tenetur satisfacere ad- versario. Ceterum ut omnia breviter conprehendamus omnem utili- tatem que spectat ad usus nostros vel successorum nostrorum vel beneficiarios nostros a nobis infeudatos eie) * remittimus, ut plena et perfecta gaudeatt) libertate et ut nullus eie) * novas conditiones contra nostra statutas) audeat imponere [vel eius iura mutare]. Statuimus etiam, ut nullus camerarius intret villas monasterii ad aliquem citandum vel ad aliquid ibi faciendum, sed significet procuratori domus illius, cui abbash) cum fratribus commisit procurationemp) in temporalibus, ut eos citari faciat, qui sunt citandi, quatinus die et loco determinato eos coram iudicibus statuat, quorum interest causas et negocia regni nostri tractare et diffinire. Si quis vero*) alicui per- sone religiose infra septa monasterii constitute manus iniecerit violen- tas ad aliquem ibi dehonestandam velk) aliquid inde abstulerit ausu temerario, manifeste bannum nostrum quoad XXX marcas conponat et monasterio dampnis suis resarcitis in totidem satisfaciat5). In- a) fehlt O b) possessura est O c) site sint in regno nostro O d) ce- nobiiO e) eis O f) gaudeant O g) statuta nostra O hi) cui commissa fuerit procuratio O i) autem O k) capite puniatur et pro emunitate lesa monasterio decem marcas auri conponat, nisi quoad sententiam capitis aliud nostre visum fuerit clementie O. Der hier folgende Satz Si vero satisfaciat fehlt
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67 super statuimus, quod1) quicumque nobilium vel potentum in prefati monasterii curiis vel villis pernoctando vel intrando eidem extiterint iniuriosi, bannum nostrum in decem marcis conponant et eim) dampna illata in duplum restituant. Huius") autem libertatis a nobis con- cesse et regali munificentia donate prefate°) domus°) heredes nostros [et successores] tutores constituimus et defensores, et precipue filium nostrum Wencezlaum et fratrem eius Premizl; hoc sanccientes ut huius privilegii violatores in cameram nostram et successorum nost- rorum decem marcas auri conponant. Insuper rogavimus venerabilem patrem nostrum Robertum Olomucensem episcopum, ut omnes, qui prefati monasteriid) violarent emunitatemp), qui etiam ecclesiam eandem") consecravit, cui consecrationi") nos cum illustri coniuge nostra Constancia presentialiter") interfuimus, excommunicaret"). Adiecimusa) etiam, ut homines prefati cenobii per telonea transeuntes in rebus que spectant ad opus vel usus ecclesie, ad eam in necessi- tatibus eius deferendis vel transducendis sint a pedagiis et teloneis absoluti; mercatores vero solvant quod sui iuris est. Eta) hoc etiam omnibus volumus?) esse) manifestum, quod sine offensa nostra*) erit, si prescriptus episcopus et eius successores nostrarum consti- tutionum in hac pagina contentarum secundum ecclesiastica iura punierint transgressores*). Possessiones vero") eiusdem cenobii) sunt hee. . . Ut autem hec omnia rata et inconcussa perpetuo permaneant"), hanc nostre serenitatis paginam nostro sigillo fecimus communiri et rogavimus reverendum patrem nostrum Robertum Olomucensem epis- copum, utw) in huius rei testimonium sigillum suum appenderet*), [quod et fecit]. Cuius rei testes suntv): Acta2) autem sunt hec anno ab incarnatione“) . . . in V; ebenso fehlen in O die Bestimmungen Prohibemus etiam — expellere von V. Vermutlich handelt es sich bei O und V um 1228 vorgenommene Erweiterungen des Wortlautes des Velehrader Deperditums 1) ut O m) O, eidem monasterio V n) In V ist zwischen restituant und Huius noch der Satz Adiecimus etiam — sui iuris est eingeschoben, der in O später folgt. Da aber O vor V entstanden ist und der Satz in O an unpassender Stelle steht, ist anzunehmen, daß O hier das Deperditum genauer wiedergibt als V, in dem durch die Abänderung der Reihen- folge ein geschlossener Aufbau der Dispositio erzielt ist. Da offensichtig O primär ist, wurde dessen Anordnung dem Druck zugrunde gelegt. o) prefato monasterio O p) In V folgt noch: et libertatem, eidem nostra regia munificentia collatam q) Addentes O r) esse volumus O s) nostri O t) Die Sätze Mete autem — absolute possideat in V, die auf transgressores folgen, scheinen gegenüber dem Wortlaut des Deperditums einen Einschub darzustellen, da in O unmittelbar daran die mit Possessiones autem eingeleitete Besitzaufzählung folgt. u) autem, quas ad presens possident O v) maneant O w) quod 0 x) suum sigillum apponeret O y) sunt hii O z) Facta O d) Das Spurium zu 1202 hat Acta sunt hec anno incarnationis dominice. Dem Deperditum könnte auch ein Satz wie Ticelino primo abbate regente ecclesiam Wellegradensem angehört haben, wie ihn das Spurium aufweist. In V stehit an gleicher Stelle presidente eidem cenobio domno Alberto abbate venerando.
67 super statuimus, quod1) quicumque nobilium vel potentum in prefati monasterii curiis vel villis pernoctando vel intrando eidem extiterint iniuriosi, bannum nostrum in decem marcis conponant et eim) dampna illata in duplum restituant. Huius") autem libertatis a nobis con- cesse et regali munificentia donate prefate°) domus°) heredes nostros [et successores] tutores constituimus et defensores, et precipue filium nostrum Wencezlaum et fratrem eius Premizl; hoc sanccientes ut huius privilegii violatores in cameram nostram et successorum nost- rorum decem marcas auri conponant. Insuper rogavimus venerabilem patrem nostrum Robertum Olomucensem episcopum, ut omnes, qui prefati monasteriid) violarent emunitatemp), qui etiam ecclesiam eandem") consecravit, cui consecrationi") nos cum illustri coniuge nostra Constancia presentialiter") interfuimus, excommunicaret"). Adiecimusa) etiam, ut homines prefati cenobii per telonea transeuntes in rebus que spectant ad opus vel usus ecclesie, ad eam in necessi- tatibus eius deferendis vel transducendis sint a pedagiis et teloneis absoluti; mercatores vero solvant quod sui iuris est. Eta) hoc etiam omnibus volumus?) esse) manifestum, quod sine offensa nostra*) erit, si prescriptus episcopus et eius successores nostrarum consti- tutionum in hac pagina contentarum secundum ecclesiastica iura punierint transgressores*). Possessiones vero") eiusdem cenobii) sunt hee. . . Ut autem hec omnia rata et inconcussa perpetuo permaneant"), hanc nostre serenitatis paginam nostro sigillo fecimus communiri et rogavimus reverendum patrem nostrum Robertum Olomucensem epis- copum, utw) in huius rei testimonium sigillum suum appenderet*), [quod et fecit]. Cuius rei testes suntv): Acta2) autem sunt hec anno ab incarnatione“) . . . in V; ebenso fehlen in O die Bestimmungen Prohibemus etiam — expellere von V. Vermutlich handelt es sich bei O und V um 1228 vorgenommene Erweiterungen des Wortlautes des Velehrader Deperditums 1) ut O m) O, eidem monasterio V n) In V ist zwischen restituant und Huius noch der Satz Adiecimus etiam — sui iuris est eingeschoben, der in O später folgt. Da aber O vor V entstanden ist und der Satz in O an unpassender Stelle steht, ist anzunehmen, daß O hier das Deperditum genauer wiedergibt als V, in dem durch die Abänderung der Reihen- folge ein geschlossener Aufbau der Dispositio erzielt ist. Da offensichtig O primär ist, wurde dessen Anordnung dem Druck zugrunde gelegt. o) prefato monasterio O p) In V folgt noch: et libertatem, eidem nostra regia munificentia collatam q) Addentes O r) esse volumus O s) nostri O t) Die Sätze Mete autem — absolute possideat in V, die auf transgressores folgen, scheinen gegenüber dem Wortlaut des Deperditums einen Einschub darzustellen, da in O unmittelbar daran die mit Possessiones autem eingeleitete Besitzaufzählung folgt. u) autem, quas ad presens possident O v) maneant O w) quod 0 x) suum sigillum apponeret O y) sunt hii O z) Facta O d) Das Spurium zu 1202 hat Acta sunt hec anno incarnationis dominice. Dem Deperditum könnte auch ein Satz wie Ticelino primo abbate regente ecclesiam Wellegradensem angehört haben, wie ihn das Spurium aufweist. In V stehit an gleicher Stelle presidente eidem cenobio domno Alberto abbate venerando.
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68 II. Die Bestätigung des Privilegs Markgraf Přemysls für Tischnowitz vom Jahre 1234 durch König Přemysl Ottokar II. von 1255. Die Immunitätsurkunde, die Markgraf Přemysl im Jahre 1234 dem Kloster in Tischnowitz ausstellte (A), ist echt; der Notar, der sie geschrieben hat, war zur gleichen Zeit auch mit der Her- stellung anderer Immunitätsprivilegien beschäftigt. Die Bestätigung dieses Privilegs durch Přemysl Ottokar II. ist noch urschriftlich erhalten (B), Boczek hat sie im dritten Band seines Codex diplo- maticus unter Urkunden des Jahres 1259 zum Abdruck gebracht, to weil er in der Datierung anno ab incarnationis domini MCCLV IIII nonas ianuarii das quarto zum Inkarnationsjahr zog. In den Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae ist das Stück zweimal aufgenommen. Einmal zu dem richtigen Datum 1255 Jänner 2 e copia simpl. in Mus. Boh.1), einmal unter dem falschen Datum 1259 Jänner 5 mit dem Vermerk ex orig. Boczek III 2642). Dieses zweite Regest ist viel ausführlicher als das erste, es zeigt auch im Gegensatz zum ersten an, daß hier die Urkunde von 1234 bestätigt wird und daß sich der Wortlaut dieser Bestätigung mit dem der markgräflichen Urkunde nicht deckt. Nur eines haben beide Regesten gemeinsam: Dadurch, daß hinter den Ausstellungs- ort zwei Kreuze gesetzt sind, hat Emler zum Ausdruck bringen wollen, daß er die Urkunde für unecht hielt. Die Besitzliste, die A aufweist und die in B gekürzt ist — es heißt hier nur Burdniz cum suis villis et omnibus attinentiis, Wignanowe cum omnibus suis appenditiis —, kehrt noch einmal in einer Urkunde Papst Gregors IX. von 1235 wieder3), auch die Reihenfolge der Besitzungen ist hier die gleiche. Der andere Tausch, von dem nur B zu berichten weiß, muß vor dem 16. Oktober 1239 stattgefunden haben, denn an diesem Tage ist Markgraf Premysl gestorben, König Wenzel und Bischof Robert von Olmütz, deren Konsens ausdrücklich erwähnt wird, haben ihn beide überlebt. Eine weitere Urkunde des Markgrafen nach 1234 hat sich nicht erhalten, dafür bestätigte aber König Wenzel 1238 April 44) dem Kloster universa bona . . . seu predia per fratrem nostrum supra memo- ratum vel alios quoscumque cuiuscunque sint nominis . . . devo- luta. Diese Urkunde muß für die Bestätigung von 1255 benützt worden sein, die Besitzliste von B ist aber viel ausführlicher, für etwa ein Dutzend Namen fehlt im Privileg von 1238 ein Beleg. Darauf wird man allerdings nicht das Schwergewicht legen dürfen, auffälliger ist etwas anderes. Die Königsurkunde zählt in einem eigenen Satz die attinentia der Klostergüter auf. Es ist eine Pertinenz- 1) Emler II Nr. 47. 2) Emler II Nr. 209. 3) Potthast Nr. 10004; Erben I Nr. 884. 4) Erben I Nr. 939; Boczek CDM. II Nr. 293.
68 II. Die Bestätigung des Privilegs Markgraf Přemysls für Tischnowitz vom Jahre 1234 durch König Přemysl Ottokar II. von 1255. Die Immunitätsurkunde, die Markgraf Přemysl im Jahre 1234 dem Kloster in Tischnowitz ausstellte (A), ist echt; der Notar, der sie geschrieben hat, war zur gleichen Zeit auch mit der Her- stellung anderer Immunitätsprivilegien beschäftigt. Die Bestätigung dieses Privilegs durch Přemysl Ottokar II. ist noch urschriftlich erhalten (B), Boczek hat sie im dritten Band seines Codex diplo- maticus unter Urkunden des Jahres 1259 zum Abdruck gebracht, to weil er in der Datierung anno ab incarnationis domini MCCLV IIII nonas ianuarii das quarto zum Inkarnationsjahr zog. In den Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae ist das Stück zweimal aufgenommen. Einmal zu dem richtigen Datum 1255 Jänner 2 e copia simpl. in Mus. Boh.1), einmal unter dem falschen Datum 1259 Jänner 5 mit dem Vermerk ex orig. Boczek III 2642). Dieses zweite Regest ist viel ausführlicher als das erste, es zeigt auch im Gegensatz zum ersten an, daß hier die Urkunde von 1234 bestätigt wird und daß sich der Wortlaut dieser Bestätigung mit dem der markgräflichen Urkunde nicht deckt. Nur eines haben beide Regesten gemeinsam: Dadurch, daß hinter den Ausstellungs- ort zwei Kreuze gesetzt sind, hat Emler zum Ausdruck bringen wollen, daß er die Urkunde für unecht hielt. Die Besitzliste, die A aufweist und die in B gekürzt ist — es heißt hier nur Burdniz cum suis villis et omnibus attinentiis, Wignanowe cum omnibus suis appenditiis —, kehrt noch einmal in einer Urkunde Papst Gregors IX. von 1235 wieder3), auch die Reihenfolge der Besitzungen ist hier die gleiche. Der andere Tausch, von dem nur B zu berichten weiß, muß vor dem 16. Oktober 1239 stattgefunden haben, denn an diesem Tage ist Markgraf Premysl gestorben, König Wenzel und Bischof Robert von Olmütz, deren Konsens ausdrücklich erwähnt wird, haben ihn beide überlebt. Eine weitere Urkunde des Markgrafen nach 1234 hat sich nicht erhalten, dafür bestätigte aber König Wenzel 1238 April 44) dem Kloster universa bona . . . seu predia per fratrem nostrum supra memo- ratum vel alios quoscumque cuiuscunque sint nominis . . . devo- luta. Diese Urkunde muß für die Bestätigung von 1255 benützt worden sein, die Besitzliste von B ist aber viel ausführlicher, für etwa ein Dutzend Namen fehlt im Privileg von 1238 ein Beleg. Darauf wird man allerdings nicht das Schwergewicht legen dürfen, auffälliger ist etwas anderes. Die Königsurkunde zählt in einem eigenen Satz die attinentia der Klostergüter auf. Es ist eine Pertinenz- 1) Emler II Nr. 47. 2) Emler II Nr. 209. 3) Potthast Nr. 10004; Erben I Nr. 884. 4) Erben I Nr. 939; Boczek CDM. II Nr. 293.
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69 formel1), die ungefähr das enthält, was in solchen Fällen deutsche Urkunden aufzuzählen pflegen, sie nennt aber weder das iudicium noch decimae oder tabernae. 1239 werden diese eben erst bestätigten Besitzungen durch König Wenzel nochmals bestätigt2). Die villa, que Koinyn nuncupatur und omne ius patronatus quarundam ecclesiarum, quod ad nos spectabat . . . in Büdwice et in Bytes, quod eciam Heynrichs dicitur, hat das Kloster erst mehr als ein Jahr nach dem Tode des Markgrafen Přemysl erhalten, und zwar durch Schenkungen der Königin Konstantia und des Königs Wenzel aus der ersten Dezemberwoche 12403). Am 7. De- zember hat dann König Wenzel den Gesamtbesitz des Klosters be- stätigt4), und zwar zuerst den aus Schenkungen erwachsenen und dann die eingetauschten Güter; die Verfügungen der eben erwähnten Urkunden schließen sich in knapper Fassung daran. Hier ist, von geringfügigen Ausnahmen abgesehen — Wemizlice... Wihnanow circuitus cum villis attinentibus — kein Besitz erwähnt, der in der Gründungsurkunde von 1234 genannt ist. Die Besitzliste deckt sich zum guten Teil mit B, aber auch hier ergibt sich für B noch ein Plus, und diese Besitzungen können bis zum Aussterben der Pře- mysliden in keiner für Tischnowitz ausgestellten Urkunde nach- gewiesen werden. Bedeutet schon das ein Verdachtsmoment, so kommt noch hinzu, daß auch 1240 in der Pertinenzformel Gericht, Zehnten und Tabernen nicht genannt werden. Die Zusätze in B können somit nicht echt sein. Ist damit aber auch die Bestätigung von 1255 als Fälschung erwiesen? Wir haben uns bisher mit den äußeren und inneren Merk- malen der Urkunde noch nicht beschäftigt. Das Siegel fehlt heute, ein Schluß vom Beglaubigungsmittel auf die Echtheit ist also nicht möglich. Die Schrift kommt in anderen gleichzeitigen Urkunden Přemysl Ottokars II. nicht vor und gehört erst in das 14. Jahr- hundert. Eine Arenga fellt und nach dem Insert ist Name und Titel des Ausstellers in ganz unkanzleimäßiger Weise wiederholt: rex, dux ac marchio. Diese Mängel reichen nun aber nicht aus, um die Tatsache einer 1255 vorgenommenen Bestätigung des Privi- legs von 1234 anzufechten. Für die Unechtheit der heute vor- liegenden Fassung von 1255 kann man noch ein weiteres Moment ins Treffen führen. Wenn es heißt: Thussnowiz cum ecclesie et de- cimis ac iuditio integrali ipsius civitatis et omnium villarum ad idem monasterium pertinentium, so bedeutet das, daß Tischnowitz bereits 1255 über das Hochgericht verfügte. Nach den für die übri- gen mährischen Klöster erhaltenen Urkunden ist das aber eine durch- aus unwahrscheinliche Annahme und außerdem ergibt sich ein Widerspruch. Ein Kloster, das von der Provinzialgerichtsbarkeit 1) Intelligendum est etiam hec omnia cum omnibus suis attinenciis agris videlicet pratis pascuis silvis fluminibus molendinis et aliis quibuscumque cultis sive incultis confirmacionis predicte iure censeri. 2) Erben I Nr. 967; Boczek CDM. II Nr. 306. 3) Erben I Nr. 1011; Boczek CDM. II Nr. 328; Erben I Nr. 1012; Boczek CDM. II Nr. 329. 4) Erben I Nr. 1013; Boczek CDM. II Nr. 330.
69 formel1), die ungefähr das enthält, was in solchen Fällen deutsche Urkunden aufzuzählen pflegen, sie nennt aber weder das iudicium noch decimae oder tabernae. 1239 werden diese eben erst bestätigten Besitzungen durch König Wenzel nochmals bestätigt2). Die villa, que Koinyn nuncupatur und omne ius patronatus quarundam ecclesiarum, quod ad nos spectabat . . . in Büdwice et in Bytes, quod eciam Heynrichs dicitur, hat das Kloster erst mehr als ein Jahr nach dem Tode des Markgrafen Přemysl erhalten, und zwar durch Schenkungen der Königin Konstantia und des Königs Wenzel aus der ersten Dezemberwoche 12403). Am 7. De- zember hat dann König Wenzel den Gesamtbesitz des Klosters be- stätigt4), und zwar zuerst den aus Schenkungen erwachsenen und dann die eingetauschten Güter; die Verfügungen der eben erwähnten Urkunden schließen sich in knapper Fassung daran. Hier ist, von geringfügigen Ausnahmen abgesehen — Wemizlice... Wihnanow circuitus cum villis attinentibus — kein Besitz erwähnt, der in der Gründungsurkunde von 1234 genannt ist. Die Besitzliste deckt sich zum guten Teil mit B, aber auch hier ergibt sich für B noch ein Plus, und diese Besitzungen können bis zum Aussterben der Pře- mysliden in keiner für Tischnowitz ausgestellten Urkunde nach- gewiesen werden. Bedeutet schon das ein Verdachtsmoment, so kommt noch hinzu, daß auch 1240 in der Pertinenzformel Gericht, Zehnten und Tabernen nicht genannt werden. Die Zusätze in B können somit nicht echt sein. Ist damit aber auch die Bestätigung von 1255 als Fälschung erwiesen? Wir haben uns bisher mit den äußeren und inneren Merk- malen der Urkunde noch nicht beschäftigt. Das Siegel fehlt heute, ein Schluß vom Beglaubigungsmittel auf die Echtheit ist also nicht möglich. Die Schrift kommt in anderen gleichzeitigen Urkunden Přemysl Ottokars II. nicht vor und gehört erst in das 14. Jahr- hundert. Eine Arenga fellt und nach dem Insert ist Name und Titel des Ausstellers in ganz unkanzleimäßiger Weise wiederholt: rex, dux ac marchio. Diese Mängel reichen nun aber nicht aus, um die Tatsache einer 1255 vorgenommenen Bestätigung des Privi- legs von 1234 anzufechten. Für die Unechtheit der heute vor- liegenden Fassung von 1255 kann man noch ein weiteres Moment ins Treffen führen. Wenn es heißt: Thussnowiz cum ecclesie et de- cimis ac iuditio integrali ipsius civitatis et omnium villarum ad idem monasterium pertinentium, so bedeutet das, daß Tischnowitz bereits 1255 über das Hochgericht verfügte. Nach den für die übri- gen mährischen Klöster erhaltenen Urkunden ist das aber eine durch- aus unwahrscheinliche Annahme und außerdem ergibt sich ein Widerspruch. Ein Kloster, das von der Provinzialgerichtsbarkeit 1) Intelligendum est etiam hec omnia cum omnibus suis attinenciis agris videlicet pratis pascuis silvis fluminibus molendinis et aliis quibuscumque cultis sive incultis confirmacionis predicte iure censeri. 2) Erben I Nr. 967; Boczek CDM. II Nr. 306. 3) Erben I Nr. 1011; Boczek CDM. II Nr. 328; Erben I Nr. 1012; Boczek CDM. II Nr. 329. 4) Erben I Nr. 1013; Boczek CDM. II Nr. 330.
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70 nicht eximiert ist, kann nicht zu gleicher Zeit über sämtliche Dörfer das iudicium integrale besessen haben. Soviel wird man jedenfalls behaupten dürfen, daß 1255 das Immunitätsprivileg von 1234 bestätigt worden ist. Bei dieser Ge- legenheit könnte auf diesem, und zwar an der Plica, der Zusatz ac narok angebracht worden sein, der durch ein Verweisungszeichen hinter dem Satz: ius etiam, quod datur pro capite sive fure vel pro swod eingefügt werden sollte1). Aus der unverfälschten Bestätigung von 1255 dürften auch Zeugenreihe, Datierung und möglicherweise das heute fehlende Siegel entnommen worden sein. Die jetzt vor- liegende Urschrift kann keinen Anspruch darauf erheben, als Original zu gelten. Markgraf Přemysl bestätigt die Gründung des Zisterzienser- nonnenklosters in Tischnowitz und seinen Besitzstand und verleiht ihm Immunität. Znaim 1234, Oktober 31. Original im Mährischen Landesarchiv zu Brünn (A). Insert in einer im 14. Jahrhundert verfälschten Bestätigung König Přemysl Otto- kars II. von 1255 Jänner 2 (B). Boczek, Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae 2, Nr. 249 aus A, und 3, Nr. 274 zu 1259 aus B. — Erben I, Reg. 861. — Emler II Reg. 47 zu 1255 und 209 zu 1259. Dem Druck ist B zugrunde gelegt, die Lesungen von A sind in die Anmerkungen verwiesen. Nur in der Besitzliste sind A und B einander gegenübergestellt. Die Ubereinstimmungen mit dem Privileg des Markgrafen Přemysl von 1234 (VU. I) und der Urkunde König Wenzels I. von 1240 (VU. II) sind in Kursivdruck gesetzt. Abwei- chungen in der Orthographie sowie Korrekturen in B sind unberück- sichtigt geblieben. Durch diese Anordnung des Druckes treten die Ab- weichungen von B gegenüber A plastischer zutage, auf eine Kenn- zeichnung der 1234 benützten Vorurkunden mußte aber verzichtet werden. Diese Abhängigkeitsverhältnisse im Druck klarzulegen, wird Sache des Abdruckes im 3. Band von Friedrichs Codex diplomaticus nec non epistolaris regni Bohemiae sein, dem hier nicht vorgegriffen werden soll. § In nomine sancte trinitatis et individue unitatis. Ego Primizela) dei gracia marchio Morauie abbatisse et toti sacro conventui in Thuss- Consuevit antiquorum vene- nowizb) collocatoc) in perpetuum. randa et approbanda prudentia ea litterarum mandare monimentis, que statuit habere robur et firmitatem, ne modernorum astuta ingenia, que semper gaudent novitate, inveniant occasiones rite et mature gesta negocia dolosis pervertere argumentis et fraudulentis rationibus in- firmare. Memoria quidem humana non est diuturna et si esset eterna, esset divina. Ideoque necesse est, ut scriptis, in quibus res geste conti- nentur adiuvetur et sic quodam perpetuitatis robore maneat tenax et a) Premizl A 1) Vgl. Anm. i. b) Thussnouich A c) collocando A
70 nicht eximiert ist, kann nicht zu gleicher Zeit über sämtliche Dörfer das iudicium integrale besessen haben. Soviel wird man jedenfalls behaupten dürfen, daß 1255 das Immunitätsprivileg von 1234 bestätigt worden ist. Bei dieser Ge- legenheit könnte auf diesem, und zwar an der Plica, der Zusatz ac narok angebracht worden sein, der durch ein Verweisungszeichen hinter dem Satz: ius etiam, quod datur pro capite sive fure vel pro swod eingefügt werden sollte1). Aus der unverfälschten Bestätigung von 1255 dürften auch Zeugenreihe, Datierung und möglicherweise das heute fehlende Siegel entnommen worden sein. Die jetzt vor- liegende Urschrift kann keinen Anspruch darauf erheben, als Original zu gelten. Markgraf Přemysl bestätigt die Gründung des Zisterzienser- nonnenklosters in Tischnowitz und seinen Besitzstand und verleiht ihm Immunität. Znaim 1234, Oktober 31. Original im Mährischen Landesarchiv zu Brünn (A). Insert in einer im 14. Jahrhundert verfälschten Bestätigung König Přemysl Otto- kars II. von 1255 Jänner 2 (B). Boczek, Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae 2, Nr. 249 aus A, und 3, Nr. 274 zu 1259 aus B. — Erben I, Reg. 861. — Emler II Reg. 47 zu 1255 und 209 zu 1259. Dem Druck ist B zugrunde gelegt, die Lesungen von A sind in die Anmerkungen verwiesen. Nur in der Besitzliste sind A und B einander gegenübergestellt. Die Ubereinstimmungen mit dem Privileg des Markgrafen Přemysl von 1234 (VU. I) und der Urkunde König Wenzels I. von 1240 (VU. II) sind in Kursivdruck gesetzt. Abwei- chungen in der Orthographie sowie Korrekturen in B sind unberück- sichtigt geblieben. Durch diese Anordnung des Druckes treten die Ab- weichungen von B gegenüber A plastischer zutage, auf eine Kenn- zeichnung der 1234 benützten Vorurkunden mußte aber verzichtet werden. Diese Abhängigkeitsverhältnisse im Druck klarzulegen, wird Sache des Abdruckes im 3. Band von Friedrichs Codex diplomaticus nec non epistolaris regni Bohemiae sein, dem hier nicht vorgegriffen werden soll. § In nomine sancte trinitatis et individue unitatis. Ego Primizela) dei gracia marchio Morauie abbatisse et toti sacro conventui in Thuss- Consuevit antiquorum vene- nowizb) collocatoc) in perpetuum. randa et approbanda prudentia ea litterarum mandare monimentis, que statuit habere robur et firmitatem, ne modernorum astuta ingenia, que semper gaudent novitate, inveniant occasiones rite et mature gesta negocia dolosis pervertere argumentis et fraudulentis rationibus in- firmare. Memoria quidem humana non est diuturna et si esset eterna, esset divina. Ideoque necesse est, ut scriptis, in quibus res geste conti- nentur adiuvetur et sic quodam perpetuitatis robore maneat tenax et a) Premizl A 1) Vgl. Anm. i. b) Thussnouich A c) collocando A
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71 inconcussa. Noverint itaque tam presentes quam futuri, quod nos ad pias preces inclite matris nostre Constantie regine Boemorum monasterio, quod Porta celi vocatur, in quo religiosissimus conventus dominarum ordinis Cysterciensis cepit deo et gloriosissime matri eius beate Marie servire, dedimus fundum et locum in Thussnowizb), ubi deo in per- petuum serviant, qued) fecimus certis limitibus distingui ab aliis possessionibus nostris adiacentibus, ne in posterum aliqua inde super- veniat dubitatio, unde prefatum monasterium possit gravari vel inquietari. Considerantes autem gloriose memorie patrem nostrum Premizl nomine, a quo sortiti sumus originem et nomen, multis inter- fuisse negociis imperii et etiam propriis, in quibus multa gessit, que sine peccato non poterant transigi, visum fuit nostre clementie nostris elemosinis et precipue monasterii predicti eius noxas qualescumque relevare, quia apud clementissimum iudicem cui proprium est misereri et parcere nullum bonum est inremuneratum. Decebat etiam, ut domine que serviunt deo in sepenominato monasterio eo, quod sibi non possunt ob sexus fragilitatem bene providere, quatenus amplis sustententur benefitiis, ut sic liberius conditoris sui possint vacare servitiis. Hinc est etiam, quod vice concambii dedimus monasterio prenominato pro loco, qui vocatur Trebow, quem pater noster vir magne virtutis et fame, qui ob probitatem suam in toto orbe terrarum claruerat dum viveret, ad claustrum prefatum edificandum assignaverate) quod con- cambium ut sit ratum et inconcussum, frater noster serenissimus rex Boemorum Wencezlaus nomine sua auctoritate de nostra bona et mera voluntate confirmavit eidem claustro, quod nos semper habebimus stabile et inviolatum. Concambium autem hoc est Gyglawat) cum thelonio et cum aliis villis ad eam pertinentibus * A. scilicet Bolemilchichi, Wicenow, Borissow, de Pestow dimidiam villam cum omni iure, Pobikozli, Kohhoue, Smyrchnowe, Vblazka, Legota, Byrdniche etiam cum suis villis et omnibus attinenciis scilicet Branchewess, Cyhhowe, Jazstrabe, Ozthehhouichi, Vgri- nowichi, Presseka, Dubkowa, Vmalego, Wignanow autem cum omnibus suis B. Burdniz* cum suis villis et om- nibus attinentiis *, Wignanowe cum omnibus suis * appenditiis ex mera liberalitate nostra addidimus claustro predicto et aliam villam Wemizliza) nomine similiter. Appenditia autem vocamus, quicquid est in silvis in pratis in pascuis in aquis in piscaturis in molendinis et huiusmodi, que utilitati claustri conveniunt. Nunc autem per me Primizl marchionem factum est aliud concambium de consensu et auc- d) B, quem A e) B, asignaverat A f) B, Giglawa A g) B, Wemisslichi A
71 inconcussa. Noverint itaque tam presentes quam futuri, quod nos ad pias preces inclite matris nostre Constantie regine Boemorum monasterio, quod Porta celi vocatur, in quo religiosissimus conventus dominarum ordinis Cysterciensis cepit deo et gloriosissime matri eius beate Marie servire, dedimus fundum et locum in Thussnowizb), ubi deo in per- petuum serviant, qued) fecimus certis limitibus distingui ab aliis possessionibus nostris adiacentibus, ne in posterum aliqua inde super- veniat dubitatio, unde prefatum monasterium possit gravari vel inquietari. Considerantes autem gloriose memorie patrem nostrum Premizl nomine, a quo sortiti sumus originem et nomen, multis inter- fuisse negociis imperii et etiam propriis, in quibus multa gessit, que sine peccato non poterant transigi, visum fuit nostre clementie nostris elemosinis et precipue monasterii predicti eius noxas qualescumque relevare, quia apud clementissimum iudicem cui proprium est misereri et parcere nullum bonum est inremuneratum. Decebat etiam, ut domine que serviunt deo in sepenominato monasterio eo, quod sibi non possunt ob sexus fragilitatem bene providere, quatenus amplis sustententur benefitiis, ut sic liberius conditoris sui possint vacare servitiis. Hinc est etiam, quod vice concambii dedimus monasterio prenominato pro loco, qui vocatur Trebow, quem pater noster vir magne virtutis et fame, qui ob probitatem suam in toto orbe terrarum claruerat dum viveret, ad claustrum prefatum edificandum assignaverate) quod con- cambium ut sit ratum et inconcussum, frater noster serenissimus rex Boemorum Wencezlaus nomine sua auctoritate de nostra bona et mera voluntate confirmavit eidem claustro, quod nos semper habebimus stabile et inviolatum. Concambium autem hoc est Gyglawat) cum thelonio et cum aliis villis ad eam pertinentibus * A. scilicet Bolemilchichi, Wicenow, Borissow, de Pestow dimidiam villam cum omni iure, Pobikozli, Kohhoue, Smyrchnowe, Vblazka, Legota, Byrdniche etiam cum suis villis et omnibus attinenciis scilicet Branchewess, Cyhhowe, Jazstrabe, Ozthehhouichi, Vgri- nowichi, Presseka, Dubkowa, Vmalego, Wignanow autem cum omnibus suis B. Burdniz* cum suis villis et om- nibus attinentiis *, Wignanowe cum omnibus suis * appenditiis ex mera liberalitate nostra addidimus claustro predicto et aliam villam Wemizliza) nomine similiter. Appenditia autem vocamus, quicquid est in silvis in pratis in pascuis in aquis in piscaturis in molendinis et huiusmodi, que utilitati claustri conveniunt. Nunc autem per me Primizl marchionem factum est aliud concambium de consensu et auc- d) B, quem A e) B, asignaverat A f) B, Giglawa A g) B, Wemisslichi A
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72 toritate fratris nostri clare me- morie Wencezlai regis Boemo- rum Thussnowiz cum ęcclesia et decimis ac iuditio integrali ipsius civitatis et omnium vil- larum ad idem monasterium pertinentium Strazow cum ec- clesia et decimis, Domaradiz, Briesym, Drahnisch, Lomniz, Se- lesne, Jamne, Hvmenze, Byko- wize, Rohozez, Schechowice, Co- myn, Knehnice ecclesia et de- cime, Zwatozlaus cum ecclesia et decimis, Wemeliz cum ecclesia et pertinentiis, Lvcowe cum ec- clesia et decimis, Bvdwiz ecclesia cum decimis, Scheitz cum tercia parte decimarum, ecclesia ibi- dem, Cappaniz cum iuditio inte- grali et tercia parte decimarum, Bochuwalewiz, quod et Hehen- dorf nuncupatur cum tabernis ac omni iure et utilitate, ecclesia * in Bytess seu Heinrichs cum deci- mis integralibus. Hec omnia que premisi, dedi de consensu vene- rabilis patris Rvdberti tunc epi- scopi Olomucensis in ecclesiis et decimis pertinentibus ad easdem per me in pratis pascuis silvis aquis aquarum decursibus mo- lendinis piscariis et omnibus que utilitati claustri conveniunt. Decrevimus etiam prefati monasterii omnes possessiones iam habitas et habendas in Morauia constitutas ab omni genere tributorum vectigalium collectarum aliarumque omnium exactionum esse absolutas, aditientesh) ut nullus pro castrorum edificatione vel reędificationę sive pro aliqua ingruenti expeditione homines monasterii audeat inquietare. Ius etiam quod datur pro capite sive pro fure vel pro swod ac naroch*) principi vel eius inbeneficiatis, monasterio predictosh) concessimus perpetuo obtinendum. Hoc statuentes de fure: si in malefitio fuerit deprehensus manens in prediis monasterii sive capiatur et coram iuditio convincatur, quatenus eius bona monasterio remaneant, ipse vero secundum quod placuerit principi puniatur. Si vero homines monasterii in aliquo coram iuditio culpabiles inveniantur, nec nobis h) B i) in A ist zwischen swod und principi über der Zeile ein Ver- weisungszeichen eingefügt und auf der Plica, rechts vom Siegel, hat eine jüngere Hand, die mit dem Schreiber von B nicht identisch ist, die Worte ac naroc an-
72 toritate fratris nostri clare me- morie Wencezlai regis Boemo- rum Thussnowiz cum ęcclesia et decimis ac iuditio integrali ipsius civitatis et omnium vil- larum ad idem monasterium pertinentium Strazow cum ec- clesia et decimis, Domaradiz, Briesym, Drahnisch, Lomniz, Se- lesne, Jamne, Hvmenze, Byko- wize, Rohozez, Schechowice, Co- myn, Knehnice ecclesia et de- cime, Zwatozlaus cum ecclesia et decimis, Wemeliz cum ecclesia et pertinentiis, Lvcowe cum ec- clesia et decimis, Bvdwiz ecclesia cum decimis, Scheitz cum tercia parte decimarum, ecclesia ibi- dem, Cappaniz cum iuditio inte- grali et tercia parte decimarum, Bochuwalewiz, quod et Hehen- dorf nuncupatur cum tabernis ac omni iure et utilitate, ecclesia * in Bytess seu Heinrichs cum deci- mis integralibus. Hec omnia que premisi, dedi de consensu vene- rabilis patris Rvdberti tunc epi- scopi Olomucensis in ecclesiis et decimis pertinentibus ad easdem per me in pratis pascuis silvis aquis aquarum decursibus mo- lendinis piscariis et omnibus que utilitati claustri conveniunt. Decrevimus etiam prefati monasterii omnes possessiones iam habitas et habendas in Morauia constitutas ab omni genere tributorum vectigalium collectarum aliarumque omnium exactionum esse absolutas, aditientesh) ut nullus pro castrorum edificatione vel reędificationę sive pro aliqua ingruenti expeditione homines monasterii audeat inquietare. Ius etiam quod datur pro capite sive pro fure vel pro swod ac naroch*) principi vel eius inbeneficiatis, monasterio predictosh) concessimus perpetuo obtinendum. Hoc statuentes de fure: si in malefitio fuerit deprehensus manens in prediis monasterii sive capiatur et coram iuditio convincatur, quatenus eius bona monasterio remaneant, ipse vero secundum quod placuerit principi puniatur. Si vero homines monasterii in aliquo coram iuditio culpabiles inveniantur, nec nobis h) B i) in A ist zwischen swod und principi über der Zeile ein Ver- weisungszeichen eingefügt und auf der Plica, rechts vom Siegel, hat eine jüngere Hand, die mit dem Schreiber von B nicht identisch ist, die Worte ac naroc an-
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73 nec iuditibush) nostris vel curialibus seu inbenefitiatish) aliquid inde proveniat utilitatis, set aput monasterium culpe perseveret satisfactio, nisi in quo tenetur satisfacere adversario. Ceterum autem, ut omnia breviter conprehendamus, omne ius quod spectat ad usus principum, eidem monasterio remittimus, ut plena et perfecta gaudeat libertate nec ullus ei novas conditiones audeat imponere vel eius iura mutare. Ut autem hec omnia robur habeant perpetue firmitatis, hanc paginam nostro sigillo fecimus insigniri et rogavimus illustrem regem Boemie, fratrem nostrum Wencezlaum nomine, quatenus possessiones et omnia iura, ea que nostra mera libertatek) concessimus, monasterii pre- nominati auctoritate sua regia dignaretur confirmare, quod et ipse ad honorem dei et beate Marie gratanter fecit et ad huius rei testimonium sigillum suum apposuit. Et hec sunt verba regis: Ego Wencezlaus rex Boemye quartus ad karissimi fratris nostri peticionem ingenui marchionis Morauie Premizl nomine in rerum prescriptarum testi- monium nostre serenitatis sigillum apposuimus, talem bannum statuentes, ut quicumque septa monasterii violenter intraverit vel iura predicta visus fuerit enervare potenter vel fraudulenter, componat in cameral) * fratris nostri marchionis Morauie et successorum suorum decemm) marcas auri. Insuper rogavimus venerabilem patrem nostrum dominum Rüdbertum") Olomucensem episcopum, quod in huius rei testimonium huic pagine sigillum suum apponeret, quod et fecit. Et hoc * petivimus, quod si barones nostri vel milites vel populares nostra privilegia vellent aliquando insolenter violare et indebite, quatenus ipse iure ecclesiastico ęcclesiastica sententia percelleret, eandem auctoritatem suis relinquendo successoribus, quia quicquid umquam stabilitatis potest illud monasterium consequi ad sue tranquillitatis firmamentum, hoc est nostre voluntatis et erit imperpetuum. Addidimus etiam villam quandam Lukowę°) nomine cum omnibus appenditiis suis ad usus claustri prenominati, cuius in ultimis fecimus mentionem, quia non- dum erat voluntatis nostre eam illi claustro assignarep). Volumus autem, quod illa villa serviat claustro eidem, similiter et ville iste Kappenichs), Cheyche et Knehnich*), quas mater nostra dedit eidem claustro sub omni iure prescripto et omni prefata gaudeat libertate. Totum autem hoc factum est auctoritate fratris nostri Wencezlai illustris regis Boemorum. Testes autem, in quorum presentia hec acta sunts) hii: de Boemia Arnoldus prepositus Wissegradensis, Arnoldus abbas Trebecensis, Florianus abbas Lucensis, Gerlacus abbas Gradicensist); nobiles de Boemya“) Zdezlaus, Kostka camerarius regis, Witko*) senior, Witkov) iunior, Witkop) filius Heinrici, Brecizlaus frater Schyrniniw), Bydizlausz) filius Jarozlaiv), Nicholaus filius Boguthe, Borutha filius Boruthe, Albertus de Zliwen2), Chünradusaa) bürch- graviusbb) de Zwekow, Ywanc) filius Clussne, Hotebor filius Hote- boriidd), Zezema cum fratre Milota, filii Milote, Zobezlaus filius gebracht. Das Verweisungszeichen befindet sich über dem n. k) B, liberalitate A 0) B, Lukowe A 11) B, Robertum A l) B, cameram A m) B, XA q) B, Kapenich A r) B, Knenich A p) B, asignare A s) B, acta sunt, sunt hii A t) B, Gradiscensis A u) B, Boemia A v) B, Vitko A w) B, Chirnini A x) B, Budizlaus A y) B, Yarozlai A z) B, Sliwen A aa) B, Conradus A bb) B, burgravius A dd) B, Ho- cc) B, Iewan A
73 nec iuditibush) nostris vel curialibus seu inbenefitiatish) aliquid inde proveniat utilitatis, set aput monasterium culpe perseveret satisfactio, nisi in quo tenetur satisfacere adversario. Ceterum autem, ut omnia breviter conprehendamus, omne ius quod spectat ad usus principum, eidem monasterio remittimus, ut plena et perfecta gaudeat libertate nec ullus ei novas conditiones audeat imponere vel eius iura mutare. Ut autem hec omnia robur habeant perpetue firmitatis, hanc paginam nostro sigillo fecimus insigniri et rogavimus illustrem regem Boemie, fratrem nostrum Wencezlaum nomine, quatenus possessiones et omnia iura, ea que nostra mera libertatek) concessimus, monasterii pre- nominati auctoritate sua regia dignaretur confirmare, quod et ipse ad honorem dei et beate Marie gratanter fecit et ad huius rei testimonium sigillum suum apposuit. Et hec sunt verba regis: Ego Wencezlaus rex Boemye quartus ad karissimi fratris nostri peticionem ingenui marchionis Morauie Premizl nomine in rerum prescriptarum testi- monium nostre serenitatis sigillum apposuimus, talem bannum statuentes, ut quicumque septa monasterii violenter intraverit vel iura predicta visus fuerit enervare potenter vel fraudulenter, componat in cameral) * fratris nostri marchionis Morauie et successorum suorum decemm) marcas auri. Insuper rogavimus venerabilem patrem nostrum dominum Rüdbertum") Olomucensem episcopum, quod in huius rei testimonium huic pagine sigillum suum apponeret, quod et fecit. Et hoc * petivimus, quod si barones nostri vel milites vel populares nostra privilegia vellent aliquando insolenter violare et indebite, quatenus ipse iure ecclesiastico ęcclesiastica sententia percelleret, eandem auctoritatem suis relinquendo successoribus, quia quicquid umquam stabilitatis potest illud monasterium consequi ad sue tranquillitatis firmamentum, hoc est nostre voluntatis et erit imperpetuum. Addidimus etiam villam quandam Lukowę°) nomine cum omnibus appenditiis suis ad usus claustri prenominati, cuius in ultimis fecimus mentionem, quia non- dum erat voluntatis nostre eam illi claustro assignarep). Volumus autem, quod illa villa serviat claustro eidem, similiter et ville iste Kappenichs), Cheyche et Knehnich*), quas mater nostra dedit eidem claustro sub omni iure prescripto et omni prefata gaudeat libertate. Totum autem hoc factum est auctoritate fratris nostri Wencezlai illustris regis Boemorum. Testes autem, in quorum presentia hec acta sunts) hii: de Boemia Arnoldus prepositus Wissegradensis, Arnoldus abbas Trebecensis, Florianus abbas Lucensis, Gerlacus abbas Gradicensist); nobiles de Boemya“) Zdezlaus, Kostka camerarius regis, Witko*) senior, Witkov) iunior, Witkop) filius Heinrici, Brecizlaus frater Schyrniniw), Bydizlausz) filius Jarozlaiv), Nicholaus filius Boguthe, Borutha filius Boruthe, Albertus de Zliwen2), Chünradusaa) bürch- graviusbb) de Zwekow, Ywanc) filius Clussne, Hotebor filius Hote- boriidd), Zezema cum fratre Milota, filii Milote, Zobezlaus filius gebracht. Das Verweisungszeichen befindet sich über dem n. k) B, liberalitate A 0) B, Lukowe A 11) B, Robertum A l) B, cameram A m) B, XA q) B, Kapenich A r) B, Knenich A p) B, asignare A s) B, acta sunt, sunt hii A t) B, Gradiscensis A u) B, Boemia A v) B, Vitko A w) B, Chirnini A x) B, Budizlaus A y) B, Yarozlai A z) B, Sliwen A aa) B, Conradus A bb) B, burgravius A dd) B, Ho- cc) B, Iewan A
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74 Odolen, Zbrazlaus subpincerna. Nobiles Morauie huius rei hii testes sunt: Swatozlaus filius Willehalmies), Rattyborff) cum filiis, Artlie- busos), Willehelmushh) camerarius Bethowensis, Livpoldusii) pincerna, frater eius Ben bürchgraviusbb) Znoymensiskk), Ruhtl) filius Theo- dricimm), Bogobud burchgraviusbb) Bethowensis, Semizlaus came- rarius Olomucensis, Wokkonn) Olomucensis burchgraviusbb) filius Boruth, Wokkonn) subcamerarius, Woytechoo) filius Stephani, Lyto- bor pp) filius Prossimiri, Mylicha), Ydik, Slaueborm). III. König Wenzel I. bestätigt dem Kloster Hradisch seine Privilegien und verleiht ihm die Rechte und Freiheiten, wie sie die Kirche von Olmütz besitzt. — 1250 — Insert in einem Privileg König Přemysl Ottokars II. von 1270 August 21 im Mährischen Landesarchiv zu Brünn (A) und in einem im 14. Jahrhundert verfälschten Privileg des gleichen Ausstellers vom gleichen Tag ebenda (A1). Boczek Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae II Nr. 327 ex Annalibus Gradicensibus zu 1240 = Erben Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae I Nr. 1002. — Erben Reg. Nr. 1002 auf S. 580 zu 1250. Von beiden in den Urschriften von 1270 überlieferten Fassungen des Privilegs von 1250 ist, soviel ich sehe, A bisher noch ungedruckt. Boczek hat für seine Ausgabe nicht A1 benützt, sondern die Abschrift in Siebenaichers Annalen. Nur in den im fünften Band seines Codex aufgenommenen Ergänzungen hat er unter Nr. 19 die Abweichungen von A1 gegenüber Siebenaicher und das richtige Datum 1250 zum Abdruck gebracht, woraus dann Erben S. 580 nochmals unter Nr. 1002 ein kurzes Regest und die richtige Jahreszahl entnahm. Für A sind im wesentlichen zwei Vorurkunden benützt, die des Markgrafen Přemysl für Hradisch (VU. I) und Olmütz (VU. II), beide undatiert, aber Ende Oktober-Anfang November 1234 ausgestellt. Die Abhängig- keit von diesen Vorlagen ist nur zu Beginn der Dispositio nachweisbar, die weiteren Bestimmungen können zum größten Teil zwar dem Inhalt, nicht aber dem Wortlaut nach in den älteren mährischen Immunitäts- privilegien nachgewiesen werden. Teige hat allerdings in seiner Ab- handlung Zpráva o pramenech dějin kláštera Hradištského u Olomouce (až do r. 1300), Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Klasse für Philosophie, Geschichte und Philologie, Jg. 1893, Abh. 12, 45 darauf aufmerksam gemacht, daß in dem im ce) B, Willalmi A theborii A ff) B, Ratybor A gg) B, Arthlebus A kk) B, Znoemensis A Il) B, hih) B, Willelmus A ii) B, Lupoldus A mm) B, Theoderici A nn) B, Vocko A 00) B, Voytch A Gruth A qq) B, Milich A rr) Nachher folgt in A einige Zeilen pp) B, Lutobor A tiefer Acta sunt hec in Znoem anno dominice incarnationis millesimo m CCXXXIIII, indictione VII., epacta XVIII., concurrente VI. Datum per manus Ylarii; pridie kalendas novembris.
74 Odolen, Zbrazlaus subpincerna. Nobiles Morauie huius rei hii testes sunt: Swatozlaus filius Willehalmies), Rattyborff) cum filiis, Artlie- busos), Willehelmushh) camerarius Bethowensis, Livpoldusii) pincerna, frater eius Ben bürchgraviusbb) Znoymensiskk), Ruhtl) filius Theo- dricimm), Bogobud burchgraviusbb) Bethowensis, Semizlaus came- rarius Olomucensis, Wokkonn) Olomucensis burchgraviusbb) filius Boruth, Wokkonn) subcamerarius, Woytechoo) filius Stephani, Lyto- bor pp) filius Prossimiri, Mylicha), Ydik, Slaueborm). III. König Wenzel I. bestätigt dem Kloster Hradisch seine Privilegien und verleiht ihm die Rechte und Freiheiten, wie sie die Kirche von Olmütz besitzt. — 1250 — Insert in einem Privileg König Přemysl Ottokars II. von 1270 August 21 im Mährischen Landesarchiv zu Brünn (A) und in einem im 14. Jahrhundert verfälschten Privileg des gleichen Ausstellers vom gleichen Tag ebenda (A1). Boczek Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae II Nr. 327 ex Annalibus Gradicensibus zu 1240 = Erben Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae I Nr. 1002. — Erben Reg. Nr. 1002 auf S. 580 zu 1250. Von beiden in den Urschriften von 1270 überlieferten Fassungen des Privilegs von 1250 ist, soviel ich sehe, A bisher noch ungedruckt. Boczek hat für seine Ausgabe nicht A1 benützt, sondern die Abschrift in Siebenaichers Annalen. Nur in den im fünften Band seines Codex aufgenommenen Ergänzungen hat er unter Nr. 19 die Abweichungen von A1 gegenüber Siebenaicher und das richtige Datum 1250 zum Abdruck gebracht, woraus dann Erben S. 580 nochmals unter Nr. 1002 ein kurzes Regest und die richtige Jahreszahl entnahm. Für A sind im wesentlichen zwei Vorurkunden benützt, die des Markgrafen Přemysl für Hradisch (VU. I) und Olmütz (VU. II), beide undatiert, aber Ende Oktober-Anfang November 1234 ausgestellt. Die Abhängig- keit von diesen Vorlagen ist nur zu Beginn der Dispositio nachweisbar, die weiteren Bestimmungen können zum größten Teil zwar dem Inhalt, nicht aber dem Wortlaut nach in den älteren mährischen Immunitäts- privilegien nachgewiesen werden. Teige hat allerdings in seiner Ab- handlung Zpráva o pramenech dějin kláštera Hradištského u Olomouce (až do r. 1300), Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Klasse für Philosophie, Geschichte und Philologie, Jg. 1893, Abh. 12, 45 darauf aufmerksam gemacht, daß in dem im ce) B, Willalmi A theborii A ff) B, Ratybor A gg) B, Arthlebus A kk) B, Znoemensis A Il) B, hih) B, Willelmus A ii) B, Lupoldus A mm) B, Theoderici A nn) B, Vocko A 00) B, Voytch A Gruth A qq) B, Milich A rr) Nachher folgt in A einige Zeilen pp) B, Lutobor A tiefer Acta sunt hec in Znoem anno dominice incarnationis millesimo m CCXXXIIII, indictione VII., epacta XVIII., concurrente VI. Datum per manus Ylarii; pridie kalendas novembris.
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75 17. Jahrhundert entstandenen Kopiar Privilegia auch Briffschaften undt Memorabilia des Klosters Hradisch ƒ 19' eine Abschrift der Urkunde von 1250 erhalten ist, die mit dem Abdruck Boczeks nicht übereinstimmt. Er hat die abweichenden Lesearten angemerkt, aber nicht eigens darauf hingewiesen, daß der Text bei Boczek interpoliert ist, so daß der Wortlaut von A nur dem annähernd zur Verfügung steht, der den Druck mit Teige S. 45 f. auf das sorgsamste vergleicht. Uberdies ergibt eine Sichtung der Varianten Teiges, daß die Ab- schrift von A im genannten Codex ungenau ist, ebenso wie der Druck bei Boczek Al nicht bis in die Einzelheiten getreu wiedergibt. — A1 ist aus A abgeleitet, aber durch erhebliche Interpolationen (vgl. die An- merkungen b', g', c", k" und p') verfälscht worden. Mit ihnen stimmen nahezu wörtlich die Teile des Privilegs König Wenzels I. für Hradisch von 1249 überein, die auf die Datierung folgen. Die Urschrift dieser Urkunde hat Teige a. a. O. S. 47 in das 14. Jahrhundert verlegt. Eine genauere Begrenzung der Entstehungszeit von A1 muß einer eingehenden Untersuchung des gesamten Hradischer Urkundenbestandes und einer Herausarbeitung der einzelnen Fälschungsperioden vorbehalten werden. Dem Druck ist A zugrunde gelegt; die Zusätze von A1 sind in die Anmerkungen verwiesen. In nomine sancte et individue trinitatis amen. Uencezlaus“) dei gracia quartus rex Boemorum ecclesie beate Marie sanctique Stephani prothomartyris et domino Roberto abbati eiusque succes- soribus in Gradyschb) Premonstratensis ordinis secus Olomouz°) in perpetuum. Regali congruit dignitati sanctam ecclesiam, a qua cuncta bona procedunt, ab omnibus venerari eiusque iura illesa omnia et illibata conservare, quatinus ministri in ea deo altissimo famulantes, qui provise pacis libertate iocundius gloriantur, hanc ex nostre liberalitatis gracia sibi in perpetuum gaudeant concessisse. Noverint igitur tam presentes quam futuri, quod nos ad petitionem dilecti cappellanid) nostri domini Roberti abbatis Gradycensise) Premon- stratensis ordinis, qui multiplici sue devotionis famulamine penes nostre magnitudinis excellentiam se exhibuit meritorium et fidelem, ecclesiam dictam Gradycenseme) et ipsum abbatem ac successores ipsius ea * libertate * et omni eo iure gaudere volentes, qua * et) gaudet * ecclesia Olomucensis, omnia ipsorum privilegia nova et antiqua tum a patre nostro felicis memorie Premyzlone9) tertio rege"), tum etiam ab avo nostro Wladyzlaoh) secundo rege et Wratyzlao*) primo rege Boemorum ac aliis principibus Morauie et Boemie3) concessa reno- vamus, superaddentes eis amplioris gracie beneficia que in sub- sequentibus continentur plenarie ea ex nostre benignitatis clementia indulta totaliter et ratificata confirmamus. Et omnes possessiones videlicet civitates villas, quas nunc possideth) dicta ecclesia Grady- censise) vel prius possedit vel est possessura, sive sint in Morauia b) Gradis A1 c) Olomuz d) capellani 41 a) Wencezlaus A1 e) Gradicensis, Gradicensem A1 f) fehlt A1 g) Premizl rege tertio A1 h) Wladizlao, Wratizlao A1 k) possident, n durch i) Bohemie A1
75 17. Jahrhundert entstandenen Kopiar Privilegia auch Briffschaften undt Memorabilia des Klosters Hradisch ƒ 19' eine Abschrift der Urkunde von 1250 erhalten ist, die mit dem Abdruck Boczeks nicht übereinstimmt. Er hat die abweichenden Lesearten angemerkt, aber nicht eigens darauf hingewiesen, daß der Text bei Boczek interpoliert ist, so daß der Wortlaut von A nur dem annähernd zur Verfügung steht, der den Druck mit Teige S. 45 f. auf das sorgsamste vergleicht. Uberdies ergibt eine Sichtung der Varianten Teiges, daß die Ab- schrift von A im genannten Codex ungenau ist, ebenso wie der Druck bei Boczek Al nicht bis in die Einzelheiten getreu wiedergibt. — A1 ist aus A abgeleitet, aber durch erhebliche Interpolationen (vgl. die An- merkungen b', g', c", k" und p') verfälscht worden. Mit ihnen stimmen nahezu wörtlich die Teile des Privilegs König Wenzels I. für Hradisch von 1249 überein, die auf die Datierung folgen. Die Urschrift dieser Urkunde hat Teige a. a. O. S. 47 in das 14. Jahrhundert verlegt. Eine genauere Begrenzung der Entstehungszeit von A1 muß einer eingehenden Untersuchung des gesamten Hradischer Urkundenbestandes und einer Herausarbeitung der einzelnen Fälschungsperioden vorbehalten werden. Dem Druck ist A zugrunde gelegt; die Zusätze von A1 sind in die Anmerkungen verwiesen. In nomine sancte et individue trinitatis amen. Uencezlaus“) dei gracia quartus rex Boemorum ecclesie beate Marie sanctique Stephani prothomartyris et domino Roberto abbati eiusque succes- soribus in Gradyschb) Premonstratensis ordinis secus Olomouz°) in perpetuum. Regali congruit dignitati sanctam ecclesiam, a qua cuncta bona procedunt, ab omnibus venerari eiusque iura illesa omnia et illibata conservare, quatinus ministri in ea deo altissimo famulantes, qui provise pacis libertate iocundius gloriantur, hanc ex nostre liberalitatis gracia sibi in perpetuum gaudeant concessisse. Noverint igitur tam presentes quam futuri, quod nos ad petitionem dilecti cappellanid) nostri domini Roberti abbatis Gradycensise) Premon- stratensis ordinis, qui multiplici sue devotionis famulamine penes nostre magnitudinis excellentiam se exhibuit meritorium et fidelem, ecclesiam dictam Gradycenseme) et ipsum abbatem ac successores ipsius ea * libertate * et omni eo iure gaudere volentes, qua * et) gaudet * ecclesia Olomucensis, omnia ipsorum privilegia nova et antiqua tum a patre nostro felicis memorie Premyzlone9) tertio rege"), tum etiam ab avo nostro Wladyzlaoh) secundo rege et Wratyzlao*) primo rege Boemorum ac aliis principibus Morauie et Boemie3) concessa reno- vamus, superaddentes eis amplioris gracie beneficia que in sub- sequentibus continentur plenarie ea ex nostre benignitatis clementia indulta totaliter et ratificata confirmamus. Et omnes possessiones videlicet civitates villas, quas nunc possideth) dicta ecclesia Grady- censise) vel prius possedit vel est possessura, sive sint in Morauia b) Gradis A1 c) Olomuz d) capellani 41 a) Wencezlaus A1 e) Gradicensis, Gradicensem A1 f) fehlt A1 g) Premizl rege tertio A1 h) Wladizlao, Wratizlao A1 k) possident, n durch i) Bohemie A1
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76 sive in Bohemia) acquisitem) vel acquirende, ab omni genere tribu- torum vectigalium collectarum * aliarumque exactionum * esse decerni- mus liberas et absolutas. * Adicientes ut nullus * pro edificatione castro- rum sive pro aliqua ingruenti necessitate vel expeditione homines dicte abbacie audeat inquietare seu ad fossata circa castra vel oppida facienda seu etiam pontes edificandos coactione compellere vio- lenta, precipue cum a gravaminibus huiusmodi Gradycensise) abba- cia antecessorum nostrorum privilegiorum beneficio sit exempta. Ius quod datur pro capite sive pro fure vel pro swolid") vel pro eo, quod wigo dicitur chystotne°) ad usum abbatis et conventus dicti loci ac ipsorum successoribus concessimus perpetuo obtinendump). Hoc statuentes de fure, quod si in maleficio fuerit deprehensus, resi- dens in prediis abbacie et per iustam sententiam beneficorum1) condempnetur, bona furis plene remaneant ecclesie supradicte. Si vero homines dicte abbacie in aliquo casu manifesto vel occulto, in quo subire eos oporteat iudicia ferri candentis sive aque vel vomeris vel etiam duelli, et in quolibet istorum vel alterutro istorum succu- buerint vel etiam adiuti fuerint, exinde nostris iudicibus * curialibus vel villicis seu beneficis nichil proveniatr) utilitatis, set ad usum abbatis et conventus ac ad ipsorum successorum utilitatem perseveret culpe satisfactio in integrum, nisi in eo reus quos) debet et poterit, satis- faciat adversario et offenso. Inhibentes firmiter super homines ab- bacie nominate spolia et venditionem illam, que solet fieri propter vie gravis dispendia, ubi de communi strata fit digressio secus viam propter evitationem mali transitus. Similiter in occupatione meta- rum, si aliqui eiusdem ecclesie homines in iudicium fuerint evocati et iudicati, satisfactio culpe dicte remaneat ecclesie et emenda simul cum eo quod vulgo dicitur meznywol9), et conquerenti satis- fiat. Cetera vero ut * breviter comprehendamus, omnem venditionem vel emendam, que de causis vel ratione culparum ad usus regis vel principum vel beneficiatorum ab hominibus sepedicte abbacie cedere deberent, remittimus ea et concedimus domino R(oberto)") abbati et conventui ac ipsorum successoribus perpetuo libere possiden- dum"), ut ex hiis perfectiori possint gaudere libertate, nec ullus eis novas conditiones audeat inponere vel ipsorum iura violare vel ausu temerario aliquatenus inmutarew). Volentes etiam eandem ecclesiam ab inpeticionibus*) indebitis exonerare et perpetue paci ecclesie me- morate et fratrum ibi degencium providere hanc libertatem * statuendo eis concedimus, quod nullus camerariorum vel beneficorum vel * nun- cii ipsorum beneficorum audeat civitates et villas ipsorum ingredi * adv) iudicium homines ipsorum evocandos seu1) occasione alicuius cause vel culpe invente aggravandos. Nec etiam volumus admittere, ut homines ipsorum vel domus hominum ipsorum2) prevideantur a camerariis per iudicem seu beneficos a castro ad hoc deputatis. daruntergesetzten Punkt getilgt A1 I) Boemia A! m) aquisite A1 n) zwod A1 p) optinendum A1 o) chiztotne A1 r) prove- q) beneficiatorum A1 s) quod A1 t) mezni vol A1, e verb. u) Roberto A1 v) pos- niet A1 sidenda A1 1) immutare A1 x) impeticionibus A1 y) ad ipsorum homines evocandos ad iudicium vel citandos seu A1 2) eorum 41
76 sive in Bohemia) acquisitem) vel acquirende, ab omni genere tribu- torum vectigalium collectarum * aliarumque exactionum * esse decerni- mus liberas et absolutas. * Adicientes ut nullus * pro edificatione castro- rum sive pro aliqua ingruenti necessitate vel expeditione homines dicte abbacie audeat inquietare seu ad fossata circa castra vel oppida facienda seu etiam pontes edificandos coactione compellere vio- lenta, precipue cum a gravaminibus huiusmodi Gradycensise) abba- cia antecessorum nostrorum privilegiorum beneficio sit exempta. Ius quod datur pro capite sive pro fure vel pro swolid") vel pro eo, quod wigo dicitur chystotne°) ad usum abbatis et conventus dicti loci ac ipsorum successoribus concessimus perpetuo obtinendump). Hoc statuentes de fure, quod si in maleficio fuerit deprehensus, resi- dens in prediis abbacie et per iustam sententiam beneficorum1) condempnetur, bona furis plene remaneant ecclesie supradicte. Si vero homines dicte abbacie in aliquo casu manifesto vel occulto, in quo subire eos oporteat iudicia ferri candentis sive aque vel vomeris vel etiam duelli, et in quolibet istorum vel alterutro istorum succu- buerint vel etiam adiuti fuerint, exinde nostris iudicibus * curialibus vel villicis seu beneficis nichil proveniatr) utilitatis, set ad usum abbatis et conventus ac ad ipsorum successorum utilitatem perseveret culpe satisfactio in integrum, nisi in eo reus quos) debet et poterit, satis- faciat adversario et offenso. Inhibentes firmiter super homines ab- bacie nominate spolia et venditionem illam, que solet fieri propter vie gravis dispendia, ubi de communi strata fit digressio secus viam propter evitationem mali transitus. Similiter in occupatione meta- rum, si aliqui eiusdem ecclesie homines in iudicium fuerint evocati et iudicati, satisfactio culpe dicte remaneat ecclesie et emenda simul cum eo quod vulgo dicitur meznywol9), et conquerenti satis- fiat. Cetera vero ut * breviter comprehendamus, omnem venditionem vel emendam, que de causis vel ratione culparum ad usus regis vel principum vel beneficiatorum ab hominibus sepedicte abbacie cedere deberent, remittimus ea et concedimus domino R(oberto)") abbati et conventui ac ipsorum successoribus perpetuo libere possiden- dum"), ut ex hiis perfectiori possint gaudere libertate, nec ullus eis novas conditiones audeat inponere vel ipsorum iura violare vel ausu temerario aliquatenus inmutarew). Volentes etiam eandem ecclesiam ab inpeticionibus*) indebitis exonerare et perpetue paci ecclesie me- morate et fratrum ibi degencium providere hanc libertatem * statuendo eis concedimus, quod nullus camerariorum vel beneficorum vel * nun- cii ipsorum beneficorum audeat civitates et villas ipsorum ingredi * adv) iudicium homines ipsorum evocandos seu1) occasione alicuius cause vel culpe invente aggravandos. Nec etiam volumus admittere, ut homines ipsorum vel domus hominum ipsorum2) prevideantur a camerariis per iudicem seu beneficos a castro ad hoc deputatis. daruntergesetzten Punkt getilgt A1 I) Boemia A! m) aquisite A1 n) zwod A1 p) optinendum A1 o) chiztotne A1 r) prove- q) beneficiatorum A1 s) quod A1 t) mezni vol A1, e verb. u) Roberto A1 v) pos- niet A1 sidenda A1 1) immutare A1 x) impeticionibus A1 y) ad ipsorum homines evocandos ad iudicium vel citandos seu A1 2) eorum 41
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77 Set si ex eventu hoc contigerit, quod homines ipsorum ad iudicium beneficorum citari debeant vel si etiam super aliqua causa accusentur, ad dominum abbatem vel prepositum vel ad) iudicem ipsorum mittant benefici, quatinus ipsi suos homines a quocumque accu- satos coram iudicio presentari faciant loco et termino assignato super sibi obiectis respondendos"') et nullo modo a camerariis vel nunciis beneficorum citentur51). In promptu autem causa est, qua re huiuscemodi violencias fieri prohibemus, quia sine gravi lesione pauperum hec non possunt aliquatenus exerceri, precipue cum omnis culpe satisfactio ad abbatis et fratrum transeat utilitatem et nichil nobis ex hiis inportetur ) commoditasd) vel beneficiise) augeatur aliquid emolimenti""), presertim cum libertas ius suum indempne semper debeat obtinere""). Statuimus ut in omnibus civitatibusg") et villis, immo*1) et in novis plantationibus ipsorum nunc habitis vel in futurum habendis") eas libertates et ea omnia iura plene haberi, que in civitatibus et villisk) ad nostre dignitatis") culmen expec- tantibusm) habentur et servantur. Nolumus ut ipsi in theloniism") suis, quel) ex devocione antecessorum nostrorum concessis videlicet in Gradech ") secus Opauiam°1), ubi sextum") habent denariumx), et in Brod in terminis Morauie sextam?) septimanam"") et in propriis ecclesie sue civitatibus uti in Kyows), in Brecizlawiensi") et in Schwi- tawia“), in Oschebrunnensi") provinciis constitutis a camerariis vel a beneficiatis vel aw) quibuscumquew') aliis baronibus ipsi�') iniuriam vel aliquam diminutionem sui thelonei paciantur, set dominus abbas et conventus et successores ipsorum in hiisv) theloneis et pedagiis omni inpedimento*) amoto"") et absque ulla diminutione pro velle?"1) suob") plene disponendi habeant facultatem“"). Ceterum b') Nachher folgt in A1 Volumus etiam, ut homines a5) responsuros A1 ecclesie supradicte a nullo forestariorum nostrorum, qui vulgariter louchi vel haini dicuntur, ad ingrediendas silvas nostras vel comparandas per vim ali- quatenus compellantur, set libere ac pacifice silvas quascumque volunt, intrent comparantes in eis necessaria, prout possunt. c°) importetur A1 d) com- moditas mit Kürzungszeichen über dem ersten o und über t A, commoditatis A1 e") beneficis A1 ƒ) emolumenti, optinere A1 g.) Nachher folgt in A1 Kneniz, Switauia, Kygow, Hraniz, Strelna h) imo A1" i1) A1 hat danach fora et I) s verb. aus b; A1 omnes k') nachher ac novis plantationibus A1 m') spectantibus, theloneis A1 n5) Hradecz A1 0') Oppauiam A1 p1)VI A1 nin q) nachher vel pro eo VI ebdomadam 41 1') nachher et de ponte Brecizlauie VI septimanam A1 s') Kygow A1 t) Brecizlauiensi A1 u) Switauia A1 v) Vssobrunnensi A1 w*) episcopis vel A1) x) vel quocumque 41 b") iuribus thelo- y5) ipsis A1 a“) ammoto Aí z5) impedimento A1 neorum A1 c") nachher eam, ipsi tantummodo absque beneficis in perpetuum percepturi. Que iura, cum de eis a quibusdam beneficis questio ageretur, idem abbas vocatus Pragam ad nostram presentiam, adversa parte presente, se- cundum ius terre coram nobis optinuit publice testimonio fide digno. Sunt autem hec iura: Kygow et Switauie thelonei mercator noster episcopi vel baronis cuiuslibet et hospes thelonea predicta transiens de curru panni preciosi solvat denarios VIII, de curru panni grisei IIII, de curru linei panni Or IIII, de curru lini lane canapi papaveris salis tritici siliginis ordei avene et ferri IIII, de curru mellis, de vase vini, de curru humuli institor, de curru husonis an
77 Set si ex eventu hoc contigerit, quod homines ipsorum ad iudicium beneficorum citari debeant vel si etiam super aliqua causa accusentur, ad dominum abbatem vel prepositum vel ad) iudicem ipsorum mittant benefici, quatinus ipsi suos homines a quocumque accu- satos coram iudicio presentari faciant loco et termino assignato super sibi obiectis respondendos"') et nullo modo a camerariis vel nunciis beneficorum citentur51). In promptu autem causa est, qua re huiuscemodi violencias fieri prohibemus, quia sine gravi lesione pauperum hec non possunt aliquatenus exerceri, precipue cum omnis culpe satisfactio ad abbatis et fratrum transeat utilitatem et nichil nobis ex hiis inportetur ) commoditasd) vel beneficiise) augeatur aliquid emolimenti""), presertim cum libertas ius suum indempne semper debeat obtinere""). Statuimus ut in omnibus civitatibusg") et villis, immo*1) et in novis plantationibus ipsorum nunc habitis vel in futurum habendis") eas libertates et ea omnia iura plene haberi, que in civitatibus et villisk) ad nostre dignitatis") culmen expec- tantibusm) habentur et servantur. Nolumus ut ipsi in theloniism") suis, quel) ex devocione antecessorum nostrorum concessis videlicet in Gradech ") secus Opauiam°1), ubi sextum") habent denariumx), et in Brod in terminis Morauie sextam?) septimanam"") et in propriis ecclesie sue civitatibus uti in Kyows), in Brecizlawiensi") et in Schwi- tawia“), in Oschebrunnensi") provinciis constitutis a camerariis vel a beneficiatis vel aw) quibuscumquew') aliis baronibus ipsi�') iniuriam vel aliquam diminutionem sui thelonei paciantur, set dominus abbas et conventus et successores ipsorum in hiisv) theloneis et pedagiis omni inpedimento*) amoto"") et absque ulla diminutione pro velle?"1) suob") plene disponendi habeant facultatem“"). Ceterum b') Nachher folgt in A1 Volumus etiam, ut homines a5) responsuros A1 ecclesie supradicte a nullo forestariorum nostrorum, qui vulgariter louchi vel haini dicuntur, ad ingrediendas silvas nostras vel comparandas per vim ali- quatenus compellantur, set libere ac pacifice silvas quascumque volunt, intrent comparantes in eis necessaria, prout possunt. c°) importetur A1 d) com- moditas mit Kürzungszeichen über dem ersten o und über t A, commoditatis A1 e") beneficis A1 ƒ) emolumenti, optinere A1 g.) Nachher folgt in A1 Kneniz, Switauia, Kygow, Hraniz, Strelna h) imo A1" i1) A1 hat danach fora et I) s verb. aus b; A1 omnes k') nachher ac novis plantationibus A1 m') spectantibus, theloneis A1 n5) Hradecz A1 0') Oppauiam A1 p1)VI A1 nin q) nachher vel pro eo VI ebdomadam 41 1') nachher et de ponte Brecizlauie VI septimanam A1 s') Kygow A1 t) Brecizlauiensi A1 u) Switauia A1 v) Vssobrunnensi A1 w*) episcopis vel A1) x) vel quocumque 41 b") iuribus thelo- y5) ipsis A1 a“) ammoto Aí z5) impedimento A1 neorum A1 c") nachher eam, ipsi tantummodo absque beneficis in perpetuum percepturi. Que iura, cum de eis a quibusdam beneficis questio ageretur, idem abbas vocatus Pragam ad nostram presentiam, adversa parte presente, se- cundum ius terre coram nobis optinuit publice testimonio fide digno. Sunt autem hec iura: Kygow et Switauie thelonei mercator noster episcopi vel baronis cuiuslibet et hospes thelonea predicta transiens de curru panni preciosi solvat denarios VIII, de curru panni grisei IIII, de curru linei panni Or IIII, de curru lini lane canapi papaveris salis tritici siliginis ordei avene et ferri IIII, de curru mellis, de vase vini, de curru humuli institor, de curru husonis an
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78 inhibemusd') ad") plaustris ipsorum in terris nostris per thelonea transeuntibus cum vina sua vel salem segetem humulum pannos vel alias quascumque res, sine quibus subsistere non possunt, ut) ab ipsis nullum theloneum exhigature"") vel aliqua iniuria eis in- feratur indebite exactionis. Insuper ut omnia hec et alia sepedicte ecclesie cupiamus!") essef"") prosperag") et firma tabernas ipsorum, in quibus primitus a nostris beneficis et*) civibus Olomucensibus inpediebanturi""), liberas esse concedimus omnino, maxime vero illas tabernas, que ad dotem pertinent claustri nominati*") uti in Nakel et in Bvnowitz, in Prerow et in Briessowizk“). Preterea cum domus dei locus refugii habeatur"é), nequaquam admittimus ut eius emunitas per nunciosm") vel beneficos vel aliquos"") alios"") violetur; sed"") cum aliquis maleficus quocumque maleficio perpetrato in dictum claustrum Gradycenseme) vel in aliquam eiusdem claustri curiam confugerit, ipsum nullus omnino audeat ad dampnandum excipere violenter, sed"") abbas loci et rector curiarum claustri maleficum huiusmodi tam diu conservent, donec ipsum caute pote- runt emittere velf) e curia vel de claustro?"). Hoc autem sumo- pereq") caveant cives Olomucenses, quod"") super homines ipso- rum qui in curiis ac""") areis resident, quas habent in suburbio Olomucensi""), nullam"1) collectam vel steuram recipiant"") vel ") eis inferri possit aliquam aliam exactionem faciant, per quas et piscium maiorum VIII; pater familias rusticus transiens cum familia VIII; de tina mellis II; de equo bove vacca porco perna II; de lukno mellis vel de- ferente in humeris quodcumque pondus, de duabus oviculis vel capris et qui- libet messor denarium; de massa allecis, de curru lignorum II. Theloneum fur- tive vel contumaciter transiens deprehensus solvat duplum. Sequatur autem eum thelonearius Switauie versus Brunnam usque ad montem, qui dicitur v Gedli, versus Geuichko vero usque ad aquam que dicitur Studena. Defen- dent autem predicti thelonearii ius thelonei Kygow et Switauie in circuitu d") volumus ut de A1 per miliare contradictione qualibet procul mota A1 li") vel A1 ƒ) iura stabilia A1 e") exigatur A1 g") nachher sint A1 i") vel aliis civibus impediebantur A1 k") prefati et adiacent nostris civi- tatibus Olomuz Geuichco Lutowl Vnichow Oppauie infra miliare vel pro- pius, in villis ecclesie Cietkouici Nakel Lubos Bunouici Laschaz Rohchin Zlo- bici Wressouici Bederihoschi non obstante eo, quod aliis nostris terrigenis prohibuimus ipsas propter nostras predictas civitates A1 1) sit A1 m") nun- p") nachher Demum 0") set A1 n") quoscumque A1 cios nostros A1 pernoctationes et expensas qualescumque in bonis ecclesie prefate a quolibet fieri prohibemus. Inhibemus etiam, ne advocatus vel cives nostri in Olomuz et in aliis civitatibus nostris homines ecclesie predicte pro aliqua re in civita- tibus nostris detineant vel inpignorent vel incippent, set si ex eventu hoc con- tigerit, quod homines ipsorum pro aliqua causa accusentur, iudex vel cives ad abbatem mittant, quatenus ipse homines suos a quocumque accusatos coram iudicio presentari faciat loco et termino assignato super sibi obiectis responsuros et partibus convocatis fiat iusticie complementum. Et si quidem in causa adiuti fuerint vel ceciderint, lesis satisfaciant prout possunt et culpa magna vel parva non iudici nec iuratis vel civibus, set abbati et conventui et 1") ne super ecclesie cedet totaliter memorate A1 q") summopere A1 curiam vel areas vel super homines ecclesie memorate, qui in eisdem 41 s') vel circa, ullam 41 t') que vulgo berne vel pomocz dicitur 41 u“) quam A1
78 inhibemusd') ad") plaustris ipsorum in terris nostris per thelonea transeuntibus cum vina sua vel salem segetem humulum pannos vel alias quascumque res, sine quibus subsistere non possunt, ut) ab ipsis nullum theloneum exhigature"") vel aliqua iniuria eis in- feratur indebite exactionis. Insuper ut omnia hec et alia sepedicte ecclesie cupiamus!") essef"") prosperag") et firma tabernas ipsorum, in quibus primitus a nostris beneficis et*) civibus Olomucensibus inpediebanturi""), liberas esse concedimus omnino, maxime vero illas tabernas, que ad dotem pertinent claustri nominati*") uti in Nakel et in Bvnowitz, in Prerow et in Briessowizk“). Preterea cum domus dei locus refugii habeatur"é), nequaquam admittimus ut eius emunitas per nunciosm") vel beneficos vel aliquos"") alios"") violetur; sed"") cum aliquis maleficus quocumque maleficio perpetrato in dictum claustrum Gradycenseme) vel in aliquam eiusdem claustri curiam confugerit, ipsum nullus omnino audeat ad dampnandum excipere violenter, sed"") abbas loci et rector curiarum claustri maleficum huiusmodi tam diu conservent, donec ipsum caute pote- runt emittere velf) e curia vel de claustro?"). Hoc autem sumo- pereq") caveant cives Olomucenses, quod"") super homines ipso- rum qui in curiis ac""") areis resident, quas habent in suburbio Olomucensi""), nullam"1) collectam vel steuram recipiant"") vel ") eis inferri possit aliquam aliam exactionem faciant, per quas et piscium maiorum VIII; pater familias rusticus transiens cum familia VIII; de tina mellis II; de equo bove vacca porco perna II; de lukno mellis vel de- ferente in humeris quodcumque pondus, de duabus oviculis vel capris et qui- libet messor denarium; de massa allecis, de curru lignorum II. Theloneum fur- tive vel contumaciter transiens deprehensus solvat duplum. Sequatur autem eum thelonearius Switauie versus Brunnam usque ad montem, qui dicitur v Gedli, versus Geuichko vero usque ad aquam que dicitur Studena. Defen- dent autem predicti thelonearii ius thelonei Kygow et Switauie in circuitu d") volumus ut de A1 per miliare contradictione qualibet procul mota A1 li") vel A1 ƒ) iura stabilia A1 e") exigatur A1 g") nachher sint A1 i") vel aliis civibus impediebantur A1 k") prefati et adiacent nostris civi- tatibus Olomuz Geuichco Lutowl Vnichow Oppauie infra miliare vel pro- pius, in villis ecclesie Cietkouici Nakel Lubos Bunouici Laschaz Rohchin Zlo- bici Wressouici Bederihoschi non obstante eo, quod aliis nostris terrigenis prohibuimus ipsas propter nostras predictas civitates A1 1) sit A1 m") nun- p") nachher Demum 0") set A1 n") quoscumque A1 cios nostros A1 pernoctationes et expensas qualescumque in bonis ecclesie prefate a quolibet fieri prohibemus. Inhibemus etiam, ne advocatus vel cives nostri in Olomuz et in aliis civitatibus nostris homines ecclesie predicte pro aliqua re in civita- tibus nostris detineant vel inpignorent vel incippent, set si ex eventu hoc con- tigerit, quod homines ipsorum pro aliqua causa accusentur, iudex vel cives ad abbatem mittant, quatenus ipse homines suos a quocumque accusatos coram iudicio presentari faciat loco et termino assignato super sibi obiectis responsuros et partibus convocatis fiat iusticie complementum. Et si quidem in causa adiuti fuerint vel ceciderint, lesis satisfaciant prout possunt et culpa magna vel parva non iudici nec iuratis vel civibus, set abbati et conventui et 1") ne super ecclesie cedet totaliter memorate A1 q") summopere A1 curiam vel areas vel super homines ecclesie memorate, qui in eisdem 41 s') vel circa, ullam 41 t') que vulgo berne vel pomocz dicitur 41 u“) quam A1
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79 molestia vel gravamen, quia easdem curias"") et areas et homines residentes"") ab huiusmodi immob) ab omnibus exactionibus absol- vimusl) ett) penitus liberamus. Quicumque autem hec statuta nostra et concessiones ac libertatesw") supradictas ausu*") temerariow") violaverit*"") et ecclesie Gradycensi"") et conventui satisfacere sta- tim non curaverity"), maiores terrarum nostrarum barones ad 2") ca- meram nostram decem marcas auri, humiliores vero marcam auri solvant et carceris nostri gravi custodia macerentur“). Ut autem hecb) rata et inconcussac) permaneant, presens scriptum nostred) serenitatis sigillo fecimus roborarid). Testes huius rei sunt: dominus Nycolause) venerabilist) episcopus ecclesiel) Pragensis, Thobias pre- positus, Vitus decanus, Radozlaus archidyaconus Pragensis, Her- mannus prepositus Luthomericensis"), Borso camerarius, Mysti- druh") castellanus, Pomyuen") iudex Pragensis, Andreas dapifer1) Boruta de Ryedosch)), Dyrzezlausm) de Benessowm) et/) fraterf) eius!) Wokkol) subcamerariust), Witgon) castellanus, Mylych°) ca- merarius, Nycolause) iudex, Petrus villicus Olomucensis, Onso castel- lanus Prerouensis, Bokkop) castellanus Znoymensis, Cyrho castel- lanus de Dywicek"), Chastolo") frater eius et et alii quam plures. Actas) sunt hec anno domini MCC quinquagesimos). v") eandem curiam; hinter residentes in 41 in eisdem W") erstes t verb. aus a A1, nachher et donationes A1 x") violare presumpserit A1 y") ec- clesie prefate statim non satisfecerit A1 z") vel benefici advocati civita- tum nostrarum iurati et ditiores cives, si convicti fuerint vel confessi, in A1 a) nachher redimentes colla prout possunt A1 b) omnia predicta A1 c) in- violata A1 d) conscribi et sigillo nostre dignitatis regie fecimus roborari A1 g) Lutomericensis A1 e) Nicholaus A1 l) Mzcidruh A1 ƒ) fehlt A1 i) Pomnen A1 k) Boemie A1 1) Redhosch A1 m) Dersizlaus, Benesow A1 n) Vitko A1 o) Milich A1 p) Bochko A1 q) Deuichek A1 r)Chaztolow A1 s) Actum et datum Prage anno domini MCCL, kalendas septembris per manus magistri Wilhelmi canonici Pragensis, aule nostre prothonotarii A1.
79 molestia vel gravamen, quia easdem curias"") et areas et homines residentes"") ab huiusmodi immob) ab omnibus exactionibus absol- vimusl) ett) penitus liberamus. Quicumque autem hec statuta nostra et concessiones ac libertatesw") supradictas ausu*") temerariow") violaverit*"") et ecclesie Gradycensi"") et conventui satisfacere sta- tim non curaverity"), maiores terrarum nostrarum barones ad 2") ca- meram nostram decem marcas auri, humiliores vero marcam auri solvant et carceris nostri gravi custodia macerentur“). Ut autem hecb) rata et inconcussac) permaneant, presens scriptum nostred) serenitatis sigillo fecimus roborarid). Testes huius rei sunt: dominus Nycolause) venerabilist) episcopus ecclesiel) Pragensis, Thobias pre- positus, Vitus decanus, Radozlaus archidyaconus Pragensis, Her- mannus prepositus Luthomericensis"), Borso camerarius, Mysti- druh") castellanus, Pomyuen") iudex Pragensis, Andreas dapifer1) Boruta de Ryedosch)), Dyrzezlausm) de Benessowm) et/) fraterf) eius!) Wokkol) subcamerariust), Witgon) castellanus, Mylych°) ca- merarius, Nycolause) iudex, Petrus villicus Olomucensis, Onso castel- lanus Prerouensis, Bokkop) castellanus Znoymensis, Cyrho castel- lanus de Dywicek"), Chastolo") frater eius et et alii quam plures. Actas) sunt hec anno domini MCC quinquagesimos). v") eandem curiam; hinter residentes in 41 in eisdem W") erstes t verb. aus a A1, nachher et donationes A1 x") violare presumpserit A1 y") ec- clesie prefate statim non satisfecerit A1 z") vel benefici advocati civita- tum nostrarum iurati et ditiores cives, si convicti fuerint vel confessi, in A1 a) nachher redimentes colla prout possunt A1 b) omnia predicta A1 c) in- violata A1 d) conscribi et sigillo nostre dignitatis regie fecimus roborari A1 g) Lutomericensis A1 e) Nicholaus A1 l) Mzcidruh A1 ƒ) fehlt A1 i) Pomnen A1 k) Boemie A1 1) Redhosch A1 m) Dersizlaus, Benesow A1 n) Vitko A1 o) Milich A1 p) Bochko A1 q) Deuichek A1 r)Chaztolow A1 s) Actum et datum Prage anno domini MCCL, kalendas septembris per manus magistri Wilhelmi canonici Pragensis, aule nostre prothonotarii A1.
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80 Verzeichnis der besprochenen mährischen Immunitátsurkunden. Aufgenommen sind nur die wichtigeren Erwähnungen der einzelnen Urkunden. Aussteller Pfemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Wenzel I. Wenzel I. Konstantia Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Pfemysl Markgraf Pfemysl Wenzel I. Wenzel I. Markgraf Přemysl Ottokar Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Wenzel II. Johann Markgraf Karl Markgraf Karl Markgraf Karl Markgraf Karl Empfánger Olmůtz Olmůtz Velehrad (dep.) Oslavan Velehrad Velehrad (spur.) Velehrad Oslavan Hradisch Olmütz Hradisch Klosterbruck Tischnowitz Raigern Hradisch Zabrdowitz Dubravnik Oslavan Hradisch Mariazell Tischnowitz (spur.) Velehrad Olmütz (spur.) Velehrad Hradisch Mariazell Mariazell Mariazell Velehrad Olmütz Klosterbruck Zabrdowitz Datierung 1207 1209 1209/1213 1228 1228 1228 1232 1232 1233 (1234) 1234 1234 1234 1234 (1234) 1235 1235 1238 1250 1252 1255 1256 1256 1270 1270 1271 1286 1312 1338 1342 1342 1343 7 ff., 29, 30, 50. 7 ff., 26 f., 50. 13 f., 15, 63 f. 13 f. 13. 24 ff. 18 f., 20 ff., 51. 26 f. 27 f., 51. 29 ff., 51. 28 f., 30, 52. 33 ff., 51 f. 35 ff., 52 f. 31 f., 53. 16 f. 20 ff., 37 ff., 74 ff. 32. 31, 68 ff. 14. 19 ff. 14 f. 37, 40 tf. 32. 32, 53 f. 57. 55 f. 23. 57. 57.
80 Verzeichnis der besprochenen mährischen Immunitátsurkunden. Aufgenommen sind nur die wichtigeren Erwähnungen der einzelnen Urkunden. Aussteller Pfemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Přemysl Ottokar I. Wenzel I. Wenzel I. Konstantia Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Přemysl Markgraf Pfemysl Markgraf Pfemysl Wenzel I. Wenzel I. Markgraf Přemysl Ottokar Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Wenzel II. Johann Markgraf Karl Markgraf Karl Markgraf Karl Markgraf Karl Empfánger Olmůtz Olmůtz Velehrad (dep.) Oslavan Velehrad Velehrad (spur.) Velehrad Oslavan Hradisch Olmütz Hradisch Klosterbruck Tischnowitz Raigern Hradisch Zabrdowitz Dubravnik Oslavan Hradisch Mariazell Tischnowitz (spur.) Velehrad Olmütz (spur.) Velehrad Hradisch Mariazell Mariazell Mariazell Velehrad Olmütz Klosterbruck Zabrdowitz Datierung 1207 1209 1209/1213 1228 1228 1228 1232 1232 1233 (1234) 1234 1234 1234 1234 (1234) 1235 1235 1238 1250 1252 1255 1256 1256 1270 1270 1271 1286 1312 1338 1342 1342 1343 7 ff., 29, 30, 50. 7 ff., 26 f., 50. 13 f., 15, 63 f. 13 f. 13. 24 ff. 18 f., 20 ff., 51. 26 f. 27 f., 51. 29 ff., 51. 28 f., 30, 52. 33 ff., 51 f. 35 ff., 52 f. 31 f., 53. 16 f. 20 ff., 37 ff., 74 ff. 32. 31, 68 ff. 14. 19 ff. 14 f. 37, 40 tf. 32. 32, 53 f. 57. 55 f. 23. 57. 57.
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Tafel 1. rbul — Oamurjs Cale mn ſaryrauu. Can Nege digurtn adur o gam. Jaecien em ueneuuag � alror lalm lie yuatr Jomuçn enl ſzenollere) tau Ee Nuhet lo De mul:vmml li Clamuans Rabarn ur no) hy beugutan &Jerour' benehcu trnaey nde Jucuuer duus muyter] Uæolumeu Neugr e es en yum Junua Iel lymeo.l Olomue)s Lale mouril yulega oms ſoſciynt o lalena aſhabo i Jus Jur in ſoanua Juue uallorauaa Lont guere! lum v lahu Cliabura Iaruf = Jgchouur ealc Molues. Arequs uruulLs.Jſeſ &ſorone ad yndahomont Jue.ſa ly vgrutar Lyàd come ſam Smungus quner Jruudeyilhe aym) a lale idur quuten. Ius LraJayn. yu.Jlure ad Ivvoo Ioy, al cus alaugauns váala yunas Kabarn yo nan] Juaglah � alr qall Jaytrue oucr �w hes] Leuoau Se ſuri jummulhe: queur oryberlſus maea) ſuo,y lale ſut cyuer tr oran aiducn aumner o lua ſuns ronmire ylc u jac FLeuens lunoys yau Syi homns qun er lakemois ois tidmo elyabls quemunre ne mas ae udel: :) lla; mba nheu: Ii e J lan lynri JucrJors' aale Hantre miſncho nls vi ner larr aar Ceu woñũ Luur ayhodn t aromumin wyleu ee ſſala gider uboaur le ulys aepouuſadrandj ander omentre aev uant munre*) E Lrntur en —jnsli blamuay. o ly y rodvamiu Jrnxeyja Jandhor mudu a ſlias menoq. Jahyr ly d reugod. Janr ya Kalomo gu oyſacuue] Famn dyrmeyellemus Vavne row J.cce mune) :moer Comug nycucour un y ſauilo ýro Hulum: Sand heno S Ir Olam y9 Juclos ſluma luleuryns vydal uo vſynds Jalaur. Cuamrt ons uya duuano omu molceutar oſued. S derdeute Ir byua lev l ſyugyu ueide luer uler Juer uro ſauy Ll rilone hoc onyneda Xadrma ſuna dardems Fi ſale na olar deguncin; çu a Javna buna enal á oIu s lrin Vmerluas qur da uuoo omu Deddcenn g hya omua vy us yoar bona labmanu Vaun = F.a ſale ali mya ey Juaelo vreJagumne nee luyr e. iur oatyare y munuge udalaa Jomcya uniouag: Conngr tu aS abamos tyorle ſale. ſa yolao ondure ial y Jue ay nye Rubeyra mea Iieſaur oduure IuFale lli e de da,ry no do Judoor yo uteimu ni' yS cn dozarycja ynu ubią; ylurye Lricheu. Johanye l emallau num cu call. quy mer Veuchi vyn drin dour cr denmu lumyut� tmo yemiutyo. Duelurs vrrn punciur grulany Ardaern) analluche Sur Men =9rlle lont on 3 ſymera my hr Jalaar cmyua) Vçale ety = canonu Ubers y albje laur adìon y ne 1 Iyſ lru vroo, aJamun] liyma my suagll. Jronuj rolurg- ra velulelk. Jane gy Ruleno . v Juche yabe wymeuegr. Sto= áanga lus ran uennr oh nie ayu ſegs gaus meleruy Aſyedus ardmien +sh. ſalr òvugrhan m ormi Jatere Jas s.idur slaa Jowowenlhs, Hus aelas' bru; l ſo. Hemumns h luy brau ſams lm) Femrn Lluus vlad f6.N B.y 3 .mJ de el.m. O. I. .] LI.3 olaw Sudomrnj. Te ſv). pabes he lr Sailſlins bruywel. Sudamy Vms SulgLus cu ſi sl Iſ— ſ hre- ſn Sáill. Seute lLus cu falaſ. Lollangs. bas .Ju l. Pomuen uroguera h. Bla lo. O. Lam an lie 1. ſamav en Dur. I ſa eulomal. vSem. Lula li El. Su L. Sav l. SIlIe u, mal e�'c. L J. L Il bay. Suuer uliaIa. mama el. VeJe -larew. luleaiſ. Oſela. Rolulua.. Ra.doJLau. Vn bu lav stvanra Iu. Lunl 3luala.. l Vla. Bux. bua a e Dommn. Suul r ſealisva Cnm. 6.s. u b. ill.—s V..J.Saf SI. —. „. L ]— be L ol. .Ju Vneranne I. oad a 1 212.f K —eru König Přemysl Ottokar I. für Olmütz 1207.
Tafel 1. rbul — Oamurjs Cale mn ſaryrauu. Can Nege digurtn adur o gam. Jaecien em ueneuuag � alror lalm lie yuatr Jomuçn enl ſzenollere) tau Ee Nuhet lo De mul:vmml li Clamuans Rabarn ur no) hy beugutan &Jerour' benehcu trnaey nde Jucuuer duus muyter] Uæolumeu Neugr e es en yum Junua Iel lymeo.l Olomue)s Lale mouril yulega oms ſoſciynt o lalena aſhabo i Jus Jur in ſoanua Juue uallorauaa Lont guere! lum v lahu Cliabura Iaruf = Jgchouur ealc Molues. Arequs uruulLs.Jſeſ &ſorone ad yndahomont Jue.ſa ly vgrutar Lyàd come ſam Smungus quner Jruudeyilhe aym) a lale idur quuten. Ius LraJayn. yu.Jlure ad Ivvoo Ioy, al cus alaugauns váala yunas Kabarn yo nan] Juaglah � alr qall Jaytrue oucr �w hes] Leuoau Se ſuri jummulhe: queur oryberlſus maea) ſuo,y lale ſut cyuer tr oran aiducn aumner o lua ſuns ronmire ylc u jac FLeuens lunoys yau Syi homns qun er lakemois ois tidmo elyabls quemunre ne mas ae udel: :) lla; mba nheu: Ii e J lan lynri JucrJors' aale Hantre miſncho nls vi ner larr aar Ceu woñũ Luur ayhodn t aromumin wyleu ee ſſala gider uboaur le ulys aepouuſadrandj ander omentre aev uant munre*) E Lrntur en —jnsli blamuay. o ly y rodvamiu Jrnxeyja Jandhor mudu a ſlias menoq. Jahyr ly d reugod. Janr ya Kalomo gu oyſacuue] Famn dyrmeyellemus Vavne row J.cce mune) :moer Comug nycucour un y ſauilo ýro Hulum: Sand heno S Ir Olam y9 Juclos ſluma luleuryns vydal uo vſynds Jalaur. Cuamrt ons uya duuano omu molceutar oſued. S derdeute Ir byua lev l ſyugyu ueide luer uler Juer uro ſauy Ll rilone hoc onyneda Xadrma ſuna dardems Fi ſale na olar deguncin; çu a Javna buna enal á oIu s lrin Vmerluas qur da uuoo omu Deddcenn g hya omua vy us yoar bona labmanu Vaun = F.a ſale ali mya ey Juaelo vreJagumne nee luyr e. iur oatyare y munuge udalaa Jomcya uniouag: Conngr tu aS abamos tyorle ſale. ſa yolao ondure ial y Jue ay nye Rubeyra mea Iieſaur oduure IuFale lli e de da,ry no do Judoor yo uteimu ni' yS cn dozarycja ynu ubią; ylurye Lricheu. Johanye l emallau num cu call. quy mer Veuchi vyn drin dour cr denmu lumyut� tmo yemiutyo. Duelurs vrrn punciur grulany Ardaern) analluche Sur Men =9rlle lont on 3 ſymera my hr Jalaar cmyua) Vçale ety = canonu Ubers y albje laur adìon y ne 1 Iyſ lru vroo, aJamun] liyma my suagll. Jronuj rolurg- ra velulelk. Jane gy Ruleno . v Juche yabe wymeuegr. Sto= áanga lus ran uennr oh nie ayu ſegs gaus meleruy Aſyedus ardmien +sh. ſalr òvugrhan m ormi Jatere Jas s.idur slaa Jowowenlhs, Hus aelas' bru; l ſo. Hemumns h luy brau ſams lm) Femrn Lluus vlad f6.N B.y 3 .mJ de el.m. O. I. .] LI.3 olaw Sudomrnj. Te ſv). pabes he lr Sailſlins bruywel. Sudamy Vms SulgLus cu ſi sl Iſ— ſ hre- ſn Sáill. Seute lLus cu falaſ. Lollangs. bas .Ju l. Pomuen uroguera h. Bla lo. O. Lam an lie 1. ſamav en Dur. I ſa eulomal. vSem. Lula li El. Su L. Sav l. SIlIe u, mal e�'c. L J. L Il bay. Suuer uliaIa. mama el. VeJe -larew. luleaiſ. Oſela. Rolulua.. Ra.doJLau. Vn bu lav stvanra Iu. Lunl 3luala.. l Vla. Bux. bua a e Dommn. Suul r ſealisva Cnm. 6.s. u b. ill.—s V..J.Saf SI. —. „. L ]— be L ol. .Ju Vneranne I. oad a 1 212.f K —eru König Přemysl Ottokar I. für Olmütz 1207.
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Tafel 2. I- b „ lredo —L—NLU MUNEVIIEE. — I a le dooi, lug. pn akurr a na R mu rargurnd momr ror hne yeemu var Aroí- ouc tem parun au plnuſ tmtor bachens wſelin admy rse aaraſbrurmupe e „L — Nor pen i,l l4. ☞y u nenuut 19 1 nſ. jur aredonnat midouel c'roz me mleaas: A kmus] lns uprns mrj. ni ll m jmu. unſ huso 1 ae uorur n — rrytus dvuno - — &o kons vousnem L', k Adru Lbud Giglaon an llidamos & Ae d. u VA. — Freſela Bubkom- v kg oumrw at o onk ſutſ muere a ly douen —r nicu ſul m ptu ohnn ck aldail bunua auhore ſeus dr. Teulesham mu- b.nl.mBeyden . Leſ daiſ huyde bi dumul— I onntie Qacuni ema ylm mu 1 n l Srnde —dnem Slleka. mv egnurandhn- Onthenhande. 1alles w Thuc e Llas vmſudn nes Byalus m krv lamniſ wſur ſ mmdehas a Lole huum Aras o bey deſilmmo m puduſ meual teru lur apur bu Vannins aunear Iru m,lis om udme culpultle mueumt uit nevee ne mule we tomut u homuns moug rmopt vus r bo nhuos ma Imiaur Durime Cemuaur a laran us a noul avnen hr D uus pmucyu avvm me Nra u av mumv mnu lu L eſ ſums mipnou . ane t m e& u hoper loor lleul —ermpng, Vkro remurnií or d Itubo e. he jur nghumpsEs termnnſaglu Le8 u ſla va m onaa Jonye v klueſvau l ro h ſen . v Voa agus Smann goit roor Ileur Hqur muns. bTa em o bilm m Alud — luu hur? mitru planymr ar lnu ran enani Wlamouue Vzay no knt mslcar mo �u mſus hierw cncr akopue — lu nn Kebernn Olor &heemu ymun Li braa Jus nmru Sm ladul 1uálpum S — ne.ue —re b r a vpvalarv na Vnum muT Jora. du a in) her arm —ua meuia u Godreke I bllom oraIr.um auhr. Indeie floaus ,llaris. s. N.ha canea laa le ſai leranemalas l' Aſhos li sueles braat e—e,- ulIe. ve or ueulom quuce Lapdo ve inn vereIlona) kru — kop mener u Iymno whonf n. aso men tmu aly Fluagor 1L1 2- oae * - .. — Markgraf Přemysl für Tischnowitz 1234.
Tafel 2. I- b „ lredo —L—NLU MUNEVIIEE. — I a le dooi, lug. pn akurr a na R mu rargurnd momr ror hne yeemu var Aroí- ouc tem parun au plnuſ tmtor bachens wſelin admy rse aaraſbrurmupe e „L — Nor pen i,l l4. ☞y u nenuut 19 1 nſ. jur aredonnat midouel c'roz me mleaas: A kmus] lns uprns mrj. ni ll m jmu. unſ huso 1 ae uorur n — rrytus dvuno - — &o kons vousnem L', k Adru Lbud Giglaon an llidamos & Ae d. u VA. — Freſela Bubkom- v kg oumrw at o onk ſutſ muere a ly douen —r nicu ſul m ptu ohnn ck aldail bunua auhore ſeus dr. Teulesham mu- b.nl.mBeyden . Leſ daiſ huyde bi dumul— I onntie Qacuni ema ylm mu 1 n l Srnde —dnem Slleka. mv egnurandhn- Onthenhande. 1alles w Thuc e Llas vmſudn nes Byalus m krv lamniſ wſur ſ mmdehas a Lole huum Aras o bey deſilmmo m puduſ meual teru lur apur bu Vannins aunear Iru m,lis om udme culpultle mueumt uit nevee ne mule we tomut u homuns moug rmopt vus r bo nhuos ma Imiaur Durime Cemuaur a laran us a noul avnen hr D uus pmucyu avvm me Nra u av mumv mnu lu L eſ ſums mipnou . ane t m e& u hoper loor lleul —ermpng, Vkro remurnií or d Itubo e. he jur nghumpsEs termnnſaglu Le8 u ſla va m onaa Jonye v klueſvau l ro h ſen . v Voa agus Smann goit roor Ileur Hqur muns. bTa em o bilm m Alud — luu hur? mitru planymr ar lnu ran enani Wlamouue Vzay no knt mslcar mo �u mſus hierw cncr akopue — lu nn Kebernn Olor &heemu ymun Li braa Jus nmru Sm ladul 1uálpum S — ne.ue —re b r a vpvalarv na Vnum muT Jora. du a in) her arm —ua meuia u Godreke I bllom oraIr.um auhr. Indeie floaus ,llaris. s. N.ha canea laa le ſai leranemalas l' Aſhos li sueles braat e—e,- ulIe. ve or ueulom quuce Lapdo ve inn vereIlona) kru — kop mener u Iymno whonf n. aso men tmu aly Fluagor 1L1 2- oae * - .. — Markgraf Přemysl für Tischnowitz 1234.
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Tafel 3. HWNIN IIMo- + c 17— IyS †—1 I AI. ee Ll —lsyn ar 6, — S E - vy ——ra K — 3—— — Dy ☞ S d I — — S. yyl 57 . D Ul L LP�TLI.II —II. -l - . , - — s jl ur Markgraf Přemysl für Klosterbruck 1234.
Tafel 3. HWNIN IIMo- + c 17— IyS †—1 I AI. ee Ll —lsyn ar 6, — S E - vy ——ra K — 3—— — Dy ☞ S d I — — S. yyl 57 . D Ul L LP�TLI.II —II. -l - . , - — s jl ur Markgraf Přemysl für Klosterbruck 1234.
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Tafel 4. (иVн«мí«—ИнИ сMULN MG L...l.E f uAlFih ifiu 1 —t—i. t A. sburple l vlaue dylulfltifi — Aans. A.uIFb bichude veglle, vcdlan lra-A5lt. bi †4p f l -n. fr'. I Ve. II. —NAa lmsary me ñeasl —.HjuEulu ls brpar a b Sal lespal. Aa — eF rugue .ſsdeAruuer. Mar:lyrfl L L ſel mu IL l'a —Ife yan mlesbeme Frvg uLitfitrairinaf u lymf uaſla rAS-.ay-ſlra aserillgededfier ravpry. hor a s tEbaros op eralmaezlar lletame lBi a ulyis . lme la idue h errya: l alo neball, afar eafum il vam abyl mdiane ulas cdiomonry vanuss y jeipuggno a c ho pfeharro l mlaml lod vlla dury. — velmal fy he quetlago i mſpu ſaamo va emir ys lans alẽ de yhop mdaẽ los vximuno en ſaruoòmo s teul ceone ponylag biyele y lirestin be I y el agmdemeal qmlter ab ſmmm.ls aaty tryar wwlans mingror ern s aIeuente cino rnd mome, halenty heèe ]lae boluger luai, Lnosmrus ſuror almemerl aliem y mma Valas l, u lam' S y ela gi nr dema dconvar pru ,— funſa m ſlar his ſváe. lne aleſ krougmv seg f mſiulem ſir ſ tldem muſlke von movral Ler upulas, au ſue llara elulmgy aly Snnr ſyns af fer ſui g v ſ mi S clabumre y—ede baque la fir blice mnunjembfir mndie ſofras. Lam i ſynfor oma no pofenas omoi mlans nijuexnſue moluas aooſ ſyodo mẽ al ſamlo, rusms andedmle mos o Ssenmtaa ry l plla ſmpeda gnaar hiur Toe mlſanous o omonſS ſhumi na andur roungre fonr olubenus laſupſlamiſor quit obulums, .le eahe elhenlerre puda o ſcavumna emurur mirvi bamuimmi � muſam omprnme a d ommyna llaa meqlum yſtmanread ſa s ſabm molao f evſaguru pſſurus- graals adlonraffeur †r elohus� harr homunb'. fiV' San ſue na ole ſamdene ýos ooaler. ha ar aue ſanto a ſea )op aa —fama me ſm emaſſio ſmarſars mym Ar lo acc lagea hidumis. umolmumns a xcluiua hor fneeumy velyal jmlguvduas mamga mina ſunle q me er Soryan prum. Reg: ſrm um mdmuem aogẽ Soen Svendaa ue plure lieminy ſumaelma x langunaygrandlyranl pbur aſerſjum idrſur a bg laſmy galimn meimymmorſcolos nobranr velgumn. ſay 'a onar ſoor uobuvas ymamun bungeuas ſuiſmer Jeremfſamt aege ymt.ſßſe mitte emannuſ.Suplun ee agunn, luburmuy venenblaw mo Iabm elenfani poytyaſt hane pammI paun que c� mſqra de mnoeajer vprna gemoupo llemuioo nſea i. vmſemmaſuplarur �unſ àmr emame qyed dw y� ſala muelmommny fw nſ soaons hul nnijmles poſaſiomnete nſen uSEolam ſumm apràu ens & id -ffer.hoe 7 id ſupus oomaſſem �t yralego moy ſernye xumreuabs vronu vuduus qululoedhp lsaa ulue aA vudhm? es nſm ſuair marue s vy lode dequns alus ſimuroſa ſenu a t foar ama Sluñ —. —d een gealue lemev Vdymu ſur. vſ Laume.abule. Vaw alLide n. hei Ul — BUllo ſos. LL. Sualu. viAL. aula vv y uvuſh vw. vIoamouus. Uhedre br le' a MI.LAAEILuſalubF u L. A ANarm. &on. ul fs. lilolums. nth. ba Ia Namsue EunL.I. v. toanem, Sla A k—beusrea.M' tem.)s. Aelu fluel. ubla damvn t—u Va ſburugm. larallaml Sumſe—(Gve. Ruh m5a A. V. LUlaue ar v la nI. Eu. CII. v IIole F pt. V. bVIu Vrſihlas vla Vy ſb.Jabe Aiaml, bIrS. Aum. LuS. L. f.VN-b vualfrys. Ce l otpree. Jegns.n.lor. vele. e ſluſo. pSLrv dul. Vrlſiulaſ. bvablme Una fiuo. las lev brnol. lledml ýgnv. lelebu: Nirenor. brer. hueimor se Vnoluanl cameuruſ duc isduonſt. Ada baehe mo , Camumovſdnt cullenno é. ttes. A lant.vn Narpumſ la laugare malinas s apval . lmumut ne maſfua ud vlhyalbe elo ſtechams �gnoſoſeamſo; yle vex. Vlamum. Balmial plny u — A Markgraf Přemysl für Zabrdowitz 1235.
Tafel 4. (иVн«мí«—ИнИ сMULN MG L...l.E f uAlFih ifiu 1 —t—i. t A. sburple l vlaue dylulfltifi — Aans. A.uIFb bichude veglle, vcdlan lra-A5lt. bi †4p f l -n. fr'. I Ve. II. —NAa lmsary me ñeasl —.HjuEulu ls brpar a b Sal lespal. Aa — eF rugue .ſsdeAruuer. Mar:lyrfl L L ſel mu IL l'a —Ife yan mlesbeme Frvg uLitfitrairinaf u lymf uaſla rAS-.ay-ſlra aserillgededfier ravpry. hor a s tEbaros op eralmaezlar lletame lBi a ulyis . lme la idue h errya: l alo neball, afar eafum il vam abyl mdiane ulas cdiomonry vanuss y jeipuggno a c ho pfeharro l mlaml lod vlla dury. — velmal fy he quetlago i mſpu ſaamo va emir ys lans alẽ de yhop mdaẽ los vximuno en ſaruoòmo s teul ceone ponylag biyele y lirestin be I y el agmdemeal qmlter ab ſmmm.ls aaty tryar wwlans mingror ern s aIeuente cino rnd mome, halenty heèe ]lae boluger luai, Lnosmrus ſuror almemerl aliem y mma Valas l, u lam' S y ela gi nr dema dconvar pru ,— funſa m ſlar his ſváe. lne aleſ krougmv seg f mſiulem ſir ſ tldem muſlke von movral Ler upulas, au ſue llara elulmgy aly Snnr ſyns af fer ſui g v ſ mi S clabumre y—ede baque la fir blice mnunjembfir mndie ſofras. Lam i ſynfor oma no pofenas omoi mlans nijuexnſue moluas aooſ ſyodo mẽ al ſamlo, rusms andedmle mos o Ssenmtaa ry l plla ſmpeda gnaar hiur Toe mlſanous o omonſS ſhumi na andur roungre fonr olubenus laſupſlamiſor quit obulums, .le eahe elhenlerre puda o ſcavumna emurur mirvi bamuimmi � muſam omprnme a d ommyna llaa meqlum yſtmanread ſa s ſabm molao f evſaguru pſſurus- graals adlonraffeur †r elohus� harr homunb'. fiV' San ſue na ole ſamdene ýos ooaler. ha ar aue ſanto a ſea )op aa —fama me ſm emaſſio ſmarſars mym Ar lo acc lagea hidumis. umolmumns a xcluiua hor fneeumy velyal jmlguvduas mamga mina ſunle q me er Soryan prum. Reg: ſrm um mdmuem aogẽ Soen Svendaa ue plure lieminy ſumaelma x langunaygrandlyranl pbur aſerſjum idrſur a bg laſmy galimn meimymmorſcolos nobranr velgumn. ſay 'a onar ſoor uobuvas ymamun bungeuas ſuiſmer Jeremfſamt aege ymt.ſßſe mitte emannuſ.Suplun ee agunn, luburmuy venenblaw mo Iabm elenfani poytyaſt hane pammI paun que c� mſqra de mnoeajer vprna gemoupo llemuioo nſea i. vmſemmaſuplarur �unſ àmr emame qyed dw y� ſala muelmommny fw nſ soaons hul nnijmles poſaſiomnete nſen uSEolam ſumm apràu ens & id -ffer.hoe 7 id ſupus oomaſſem �t yralego moy ſernye xumreuabs vronu vuduus qululoedhp lsaa ulue aA vudhm? es nſm ſuair marue s vy lode dequns alus ſimuroſa ſenu a t foar ama Sluñ —. —d een gealue lemev Vdymu ſur. vſ Laume.abule. Vaw alLide n. hei Ul — BUllo ſos. LL. Sualu. viAL. aula vv y uvuſh vw. vIoamouus. Uhedre br le' a MI.LAAEILuſalubF u L. A ANarm. &on. ul fs. lilolums. nth. ba Ia Namsue EunL.I. v. toanem, Sla A k—beusrea.M' tem.)s. Aelu fluel. ubla damvn t—u Va ſburugm. larallaml Sumſe—(Gve. Ruh m5a A. V. LUlaue ar v la nI. Eu. CII. v IIole F pt. V. bVIu Vrſihlas vla Vy ſb.Jabe Aiaml, bIrS. Aum. LuS. L. f.VN-b vualfrys. Ce l otpree. Jegns.n.lor. vele. e ſluſo. pSLrv dul. Vrlſiulaſ. bvablme Una fiuo. las lev brnol. lledml ýgnv. lelebu: Nirenor. brer. hueimor se Vnoluanl cameuruſ duc isduonſt. Ada baehe mo , Camumovſdnt cullenno é. ttes. A lant.vn Narpumſ la laugare malinas s apval . lmumut ne maſfua ud vlhyalbe elo ſtechams �gnoſoſeamſo; yle vex. Vlamum. Balmial plny u — A Markgraf Přemysl für Zabrdowitz 1235.
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UD-L Blani n en /e oars : Cue efr uaa re moar reramne feFer amne enee dr-fo. Quur. C M ſlis vgue ſl firmar yanns oyus auy ſuos ne ſa ayaus 3. Ro meros al' yo . b. ſu l mgons ſirañena AB.mo ſamulanass ryurer entoa: Duigẽo †uabay nouñe unuif ta Iſmas s Yamis 3 fune & Grfuuu 7 eymeſtane quS.M & onme uand fuo 7 Curare Bripe ſambinuum a bunde fupham y Suie . llaas b. maſhuier ☞fuir .e 3nAms n Bamren eul ym Aarss frnarr.f mauar nos rame lala: ay =nfimutos langnune Siguaf; Gvo A S tanr y Frula,.s t&t no al.lice no alhraſornd came�lawe “ w byua ſu yurte mouro frrz ýman uan ſu figura fiſmo wam tlbl um mátiſenor'Quaa fu ſaua; Q ſu ſa laaz 7-que Iſamry evneſtiur &onſmuctuQuns o sunc Eaaomi pefiffionee cam LiDans I L.leiaa Temn un fimns an mle7-fa.gle aL m gue mBurr uang-lſano na mnlymon un que ula' plu& an dnsal n uanco Iona Las — Duns — aliata ſollfeon ſe la ngrum Byr mono inguunan bs monaſtmy Iua ſur y u&y fuen v e d fu vn Frad aus Drefiary.e u.fam aeDen alem'ns Drane : 6. nerae ovnſaenj ak rn Dme v vvnaſsmj =ſome of year'fut waa7 "ao wnuee. tona ywis omnin ſng& anefrartyeAt yumuf : J alys 12 —fe qB,u1. Gw uDae alb BL. müsns fur Pralgus evmeſtrj amtRo. nd napi uidaal, ať bomil) Cmte sytns ſe Drefiant Bfr watr & monaſ f aSmffieQseaf Auus oris al anſcaine nnsfors rmna gg dungwal amd. faRss LltuarideeM.Mans Tonneve Ducl lrla Sfum b S filnat rmasefaslamslD ☞ c m Aguo imua ;s qu aams D ume Linsagams ƒue Fraus plmstge onfámaus.2LLandinar G Gis Mis a monaſtmur Jfanne7 fure yaare tupuen.s &7 ai fm. 1 At r reáni e.A yu Bigus uunn &m Fa momeſuaſ imelaru' munule.d. ſagn f &s vlo m l ae ane ta ta NU-ame au mams ayue Scanue feuaffr ce fmeap. aand. 2 muenaaa Galy SiaauRe ofn De aſloum: De a pum Byurie aſure Tara Grphanal, Alaar f-maaba7aGámul n n. aaae pue Nre— Sa ena Gm D Pagfrste smaae :J7 —sarfrmane monaa la yeaaaS'ar„ La See ae, König Wenzel II. fur Mariazell in Brünn 1285.
UD-L Blani n en /e oars : Cue efr uaa re moar reramne feFer amne enee dr-fo. Quur. C M ſlis vgue ſl firmar yanns oyus auy ſuos ne ſa ayaus 3. Ro meros al' yo . b. ſu l mgons ſirañena AB.mo ſamulanass ryurer entoa: Duigẽo †uabay nouñe unuif ta Iſmas s Yamis 3 fune & Grfuuu 7 eymeſtane quS.M & onme uand fuo 7 Curare Bripe ſambinuum a bunde fupham y Suie . llaas b. maſhuier ☞fuir .e 3nAms n Bamren eul ym Aarss frnarr.f mauar nos rame lala: ay =nfimutos langnune Siguaf; Gvo A S tanr y Frula,.s t&t no al.lice no alhraſornd came�lawe “ w byua ſu yurte mouro frrz ýman uan ſu figura fiſmo wam tlbl um mátiſenor'Quaa fu ſaua; Q ſu ſa laaz 7-que Iſamry evneſtiur &onſmuctuQuns o sunc Eaaomi pefiffionee cam LiDans I L.leiaa Temn un fimns an mle7-fa.gle aL m gue mBurr uang-lſano na mnlymon un que ula' plu& an dnsal n uanco Iona Las — Duns — aliata ſollfeon ſe la ngrum Byr mono inguunan bs monaſtmy Iua ſur y u&y fuen v e d fu vn Frad aus Drefiary.e u.fam aeDen alem'ns Drane : 6. nerae ovnſaenj ak rn Dme v vvnaſsmj =ſome of year'fut waa7 "ao wnuee. tona ywis omnin ſng& anefrartyeAt yumuf : J alys 12 —fe qB,u1. Gw uDae alb BL. müsns fur Pralgus evmeſtrj amtRo. nd napi uidaal, ať bomil) Cmte sytns ſe Drefiant Bfr watr & monaſ f aSmffieQseaf Auus oris al anſcaine nnsfors rmna gg dungwal amd. faRss LltuarideeM.Mans Tonneve Ducl lrla Sfum b S filnat rmasefaslamslD ☞ c m Aguo imua ;s qu aams D ume Linsagams ƒue Fraus plmstge onfámaus.2LLandinar G Gis Mis a monaſtmur Jfanne7 fure yaare tupuen.s &7 ai fm. 1 At r reáni e.A yu Bigus uunn &m Fa momeſuaſ imelaru' munule.d. ſagn f &s vlo m l ae ane ta ta NU-ame au mams ayue Scanue feuaffr ce fmeap. aand. 2 muenaaa Galy SiaauRe ofn De aſloum: De a pum Byurie aſure Tara Grphanal, Alaar f-maaba7aGámul n n. aaae pue Nre— Sa ena Gm D Pagfrste smaae :J7 —sarfrmane monaa la yeaaaS'ar„ La See ae, König Wenzel II. fur Mariazell in Brünn 1285.
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