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Titel - MVGDB
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Název:
Zur Geschichte der deutschen Universität in Prag, MVGDB 37
Autor:
Hauffen, Adolf
Rok vydání:
1899
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
19
Obsah:
- 110: Titel Zur Geschichte
- 128: Titel - MVGDB
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110 — Bur Geschichte der deutschen Universität in Prag. Mit einem bibliographischen Anhang. Von Dr. Adolf Hauffen. Ueber die jüngste Geschichte unserer Universität liegt uns eine mo- numentale Darstellung vor, die vom akademischen Senate herausgegebene, für das Regierungsjubiläum Seiner Majestät bestimmte Festschrift,) die mit einer kleinen, durch die Reichhaltigkeit ihres Inhaltes entschuldigten Verspätung im Frühling dieses Jahres erschienen ist. Die änßeren Ge- schicke, sowie die innere Geschichte des Studien und Wissenschaftsbetriebes der Universität während der 50jähxigen Regierungszeit unseres die Wissen- schaften jederzeit huldvoll fördernden Kaisers werden in diesem schönen Werke zur Erbanung der Mitwelt und zum Gedächtniß für die kommenden Ge- schlechter niedergelegt. Trotz der in vielen Abschnitten überaus knappen, nur auf die wich- tigsten Daten sich beschränkenden Darstellung ist das Werk bei der Ueber- fülle des sich von allen Seiten darbietenden Stoffes auf 500 Seiten an- gewachsen. Seine vornehme Ausstattung, sowie die Beigabe von 17 durch Bellmann trefflich ausgeführten Phototypien (Gründungsurkunde, Siegel, Scepter, Denkmäler, Aula und die hervorragendsten Baulichkeiten der Universität) ist durch die dankeswerthe Uebernahme der Hersteslungskosten von Seiten der Geseslschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen ermöglicht worden. Das Jahr 1848, der Regierungsantritt des Kaisers Franz Josef, wurde im Allgemeinen zum Ausgangspunkt der Darstellung gewählt. Hie- mit ist eine deutliche Grenze gegenüber den älteren Zuständen an der Universität gewonnen worden. Denn das Jahx 1848 bildet einen wichtigen Wendepunkt in dem gesammten Unterrichtswesen Oesterreichs, den Begiun tief einschneidender, fruchtbringender Reformen im Universitätsbetriebe, den Beginn der Lehr und Lernfreiheit, die Einführung neuer Disciplinen, die 1) Die deutsche Karl-Ferdinands-Universität in Prag unter der Regierung Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. Festschrift zur Feier des 50jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers heraus- gegeben vom akademischen Senate. Prag. Verlag der J. G. Calvelschen k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhandlung (Josef Koch) 1899. 492 Seiten.
110 — Bur Geschichte der deutschen Universität in Prag. Mit einem bibliographischen Anhang. Von Dr. Adolf Hauffen. Ueber die jüngste Geschichte unserer Universität liegt uns eine mo- numentale Darstellung vor, die vom akademischen Senate herausgegebene, für das Regierungsjubiläum Seiner Majestät bestimmte Festschrift,) die mit einer kleinen, durch die Reichhaltigkeit ihres Inhaltes entschuldigten Verspätung im Frühling dieses Jahres erschienen ist. Die änßeren Ge- schicke, sowie die innere Geschichte des Studien und Wissenschaftsbetriebes der Universität während der 50jähxigen Regierungszeit unseres die Wissen- schaften jederzeit huldvoll fördernden Kaisers werden in diesem schönen Werke zur Erbanung der Mitwelt und zum Gedächtniß für die kommenden Ge- schlechter niedergelegt. Trotz der in vielen Abschnitten überaus knappen, nur auf die wich- tigsten Daten sich beschränkenden Darstellung ist das Werk bei der Ueber- fülle des sich von allen Seiten darbietenden Stoffes auf 500 Seiten an- gewachsen. Seine vornehme Ausstattung, sowie die Beigabe von 17 durch Bellmann trefflich ausgeführten Phototypien (Gründungsurkunde, Siegel, Scepter, Denkmäler, Aula und die hervorragendsten Baulichkeiten der Universität) ist durch die dankeswerthe Uebernahme der Hersteslungskosten von Seiten der Geseslschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen ermöglicht worden. Das Jahr 1848, der Regierungsantritt des Kaisers Franz Josef, wurde im Allgemeinen zum Ausgangspunkt der Darstellung gewählt. Hie- mit ist eine deutliche Grenze gegenüber den älteren Zuständen an der Universität gewonnen worden. Denn das Jahx 1848 bildet einen wichtigen Wendepunkt in dem gesammten Unterrichtswesen Oesterreichs, den Begiun tief einschneidender, fruchtbringender Reformen im Universitätsbetriebe, den Beginn der Lehr und Lernfreiheit, die Einführung neuer Disciplinen, die 1) Die deutsche Karl-Ferdinands-Universität in Prag unter der Regierung Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. Festschrift zur Feier des 50jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers heraus- gegeben vom akademischen Senate. Prag. Verlag der J. G. Calvelschen k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhandlung (Josef Koch) 1899. 492 Seiten.
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111 — Anbahnung lebhafter Wechselbeziehungen mit den Hochschulen und dem all gemeinen Geistesleben des deutschen Reiches. Zwar mußten des Zusammen-- hanges wegen die geschichtlichen Darlegungen einzelner Abschnitte bis in's vorige Jahrhundert, ja gelegentlich bis in die Gründungszeit der Univer- sität zurückgreifen; den eigentlichen Gegenstand des Buches aber bildet die Schilderung des im letzten halben Jahrhundert erfolgten unvergleichlichen Aufschwunges aller Wissenschaften, an deren reicher Entfaltung und fort- schreitender Entwicklung unsere Universität in ununterbrochener Geistes- arbeit lebendig und bedeutsam mitgewirkt hat. Der weitschichtige und reichhaltige Stoff ist natürlich nach den Fa- cultäten geordnet; voran geht aber ein allgemeiner, Beiträge zur Geschichte der Universuät enthaltender Abschnitt, der unser regstes Interesse erweckt. Es wird uns hier zunächst die Verfassung der Universität im Jahre 1848 vorgeführt, die noch im Wesentlichen auf den landesherrlichen Verfügungen unter Maria Theresia beruht. Die Universität war eine staatliche, in vier verschiedene Abtheilungen gegliederte Lehranstalt, an denen die Professoren unter strenger Beaufsichtigung in Gemäßheit genau bestimmter Instrue- tionen den Unterricht zu ertheilen hatten. An der Spitze der einzelnen Abtheilungen standen die ernannten Studiendirectoren, als landesfürstliche Beamte, die die Prüfungen, sowie die schriftstellerische und die Lehrthätig- keit der Professoren zu beaufsichtigen hatten. Neben den Studiendirectoren fungirten die Decane, die von den Facultäten, d. h. von der Gesammtheit der an der Prager Universität graduirten und in Prag lebenden Doctoren aus ihrer Mitte gewählt wurden. Die Decane hatten nur die eigentlichen Angelegenheiten der betreffenden Facultät, die eine Art berufsgenossenschaft- lichen Verband (als Rest der ursprünglichen selbständigen vermögensrecht- lichen Corporation), etwa wie unsere Advocatens und Aerztekammern dar- stellte, zu leiten. Der akademische Senat bestand unter dem Vorsitze des nach dem üblichen Turnus von den Facultäten gewählten Rectors aus den vier Studiendirectoren, den vier Decanen und den vier Senioren der ein- zelnen Facultäten und hatte im Wesentlichen nur einen repräsentativen Charakter. Diese Universitätsverfassung war sehr unzweckmäßig. Domherren, Advocaten, praktische Aerzte ohne Lehrthätigkeit, ohne innere Beziehungen zur Wissenschaft, übten auf die Verwaltung der Universität einen bestim menden Einfluß aus. Das geistige Leben war durch engherzige obrigkeit liche Verfügungen in Fesseln geschlagen. Darum dieser völlige Stillstand im wissenschaftlichen Betriebe der Universität bis zum Jahre 1848. Die Professoren förderten nicht durch eigene Schriften die Wissenschaft, sie
111 — Anbahnung lebhafter Wechselbeziehungen mit den Hochschulen und dem all gemeinen Geistesleben des deutschen Reiches. Zwar mußten des Zusammen-- hanges wegen die geschichtlichen Darlegungen einzelner Abschnitte bis in's vorige Jahrhundert, ja gelegentlich bis in die Gründungszeit der Univer- sität zurückgreifen; den eigentlichen Gegenstand des Buches aber bildet die Schilderung des im letzten halben Jahrhundert erfolgten unvergleichlichen Aufschwunges aller Wissenschaften, an deren reicher Entfaltung und fort- schreitender Entwicklung unsere Universität in ununterbrochener Geistes- arbeit lebendig und bedeutsam mitgewirkt hat. Der weitschichtige und reichhaltige Stoff ist natürlich nach den Fa- cultäten geordnet; voran geht aber ein allgemeiner, Beiträge zur Geschichte der Universuät enthaltender Abschnitt, der unser regstes Interesse erweckt. Es wird uns hier zunächst die Verfassung der Universität im Jahre 1848 vorgeführt, die noch im Wesentlichen auf den landesherrlichen Verfügungen unter Maria Theresia beruht. Die Universität war eine staatliche, in vier verschiedene Abtheilungen gegliederte Lehranstalt, an denen die Professoren unter strenger Beaufsichtigung in Gemäßheit genau bestimmter Instrue- tionen den Unterricht zu ertheilen hatten. An der Spitze der einzelnen Abtheilungen standen die ernannten Studiendirectoren, als landesfürstliche Beamte, die die Prüfungen, sowie die schriftstellerische und die Lehrthätig- keit der Professoren zu beaufsichtigen hatten. Neben den Studiendirectoren fungirten die Decane, die von den Facultäten, d. h. von der Gesammtheit der an der Prager Universität graduirten und in Prag lebenden Doctoren aus ihrer Mitte gewählt wurden. Die Decane hatten nur die eigentlichen Angelegenheiten der betreffenden Facultät, die eine Art berufsgenossenschaft- lichen Verband (als Rest der ursprünglichen selbständigen vermögensrecht- lichen Corporation), etwa wie unsere Advocatens und Aerztekammern dar- stellte, zu leiten. Der akademische Senat bestand unter dem Vorsitze des nach dem üblichen Turnus von den Facultäten gewählten Rectors aus den vier Studiendirectoren, den vier Decanen und den vier Senioren der ein- zelnen Facultäten und hatte im Wesentlichen nur einen repräsentativen Charakter. Diese Universitätsverfassung war sehr unzweckmäßig. Domherren, Advocaten, praktische Aerzte ohne Lehrthätigkeit, ohne innere Beziehungen zur Wissenschaft, übten auf die Verwaltung der Universität einen bestim menden Einfluß aus. Das geistige Leben war durch engherzige obrigkeit liche Verfügungen in Fesseln geschlagen. Darum dieser völlige Stillstand im wissenschaftlichen Betriebe der Universität bis zum Jahre 1848. Die Professoren förderten nicht durch eigene Schriften die Wissenschaft, sie
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112 — schlossen sich an fremde Lehrbücher an und hielten mit ermüdender Ein- tönigkeit ohne die geringste Ausgestaltung und Vertiefung der Fächer jahr- aus jahrein die gleichen Vorlesungen. Dies sollte bald anders werden. Die Stürme der Revolution er- griffen auch die Universität. Noch im März 1848 wurde in Beantwortung einer Petition der Professoren und Studenten vom Ministerium die Lehr- und Lernfreiheit anerkannt, die Institution der Privatdocenten eingeführt, den Studirenden das Recht gewährt, Verbindungen zu bilden, Turn= und Fechtböden zu errichten, zeitweilig ausländische Universitäten zu besuchen. Wichtigere Reformen folgten im Jahre 1849: Die Organisation der aka- demischen Behörden, vor Allem die Abschaffung der Studiendirectoren, an deren Stelle aus den Professorencollegien gewählte Decane traten, neben denen die alten aus den Doctorencollegien gewählten Decane noch als berufsgenossenschaftliche Vertreter bis zum Jahre 1873 weiter fungirten, ferner die Gehaltsregulirung, die Einführung der Collegiengelder und all- gemeine freisinnigere Anordnungen für das Studienwesen an den welt- lichen Facultäten. Das Jahr 1873 brachte eine für alle Universitäten Oesterreichs gleichförmige, den heutigen Verhältnissen entsprechende Orga- nisirung, demnach für Prag die Loslösung der Doctorencollegien aus dem Verbande der Universität, die Beschränkung der Wahlfähigfeit zum Rector auf die ordentlichen Professoren. Das Jahr 1882 brachte die Theilung der Karl-Ferdinands-Universität, das Jahr 1898 endlich die neue Rege lung der Professorengehalte und die bedingte Aufhebung des Collegiengeldes. Zwei besondere, vom Kanzleidirector Dr. Johann Scherer verfaßte Rückblicke behandeln die Aenderungen im confessionellen und uationalen Charakter der Universität von der Gründungszeit bis zur Gegenwart. Wie alle älteren, mit päpstlichen Stiftsbriefen begründeten Universitäten des deutschen Reiches, so hatte auch die auf Grund der Bulle Clemens' VI. vom 26. Jänner 1347 von Karl IV. am 7. April 1348 ins Leben ge- rufene Prager Universität von Haus aus einen kirchlichen Charakter; die meisten Professoren waren Geistliche, ihr Kanzler der jeweilige Erzbischof von Prag. Nach der Unterdrückung der hussitisch-utraquistischen und pro- testantischen Bewegung, die auch die alte Universität (das Carolinum) ergriffen hatte, wurde diese mit der von Ferdinand I. 1562 begründeten Jesuitenakademie im Clementinum 1654 vereinigt zu der nach beiden Stiftern so benannten Karl-Ferdinands-Universität, die bis zur Aufhebung der Gesellschaft Jesu 1773 als streng katholische Lehranstalt unter dem Einflusse des Jesuitenordens verblieb. Erst Decrete des Kaisers Josef II. und die Reformen des Jahres 1848 durchbrachen den ausschließlich katho-
112 — schlossen sich an fremde Lehrbücher an und hielten mit ermüdender Ein- tönigkeit ohne die geringste Ausgestaltung und Vertiefung der Fächer jahr- aus jahrein die gleichen Vorlesungen. Dies sollte bald anders werden. Die Stürme der Revolution er- griffen auch die Universität. Noch im März 1848 wurde in Beantwortung einer Petition der Professoren und Studenten vom Ministerium die Lehr- und Lernfreiheit anerkannt, die Institution der Privatdocenten eingeführt, den Studirenden das Recht gewährt, Verbindungen zu bilden, Turn= und Fechtböden zu errichten, zeitweilig ausländische Universitäten zu besuchen. Wichtigere Reformen folgten im Jahre 1849: Die Organisation der aka- demischen Behörden, vor Allem die Abschaffung der Studiendirectoren, an deren Stelle aus den Professorencollegien gewählte Decane traten, neben denen die alten aus den Doctorencollegien gewählten Decane noch als berufsgenossenschaftliche Vertreter bis zum Jahre 1873 weiter fungirten, ferner die Gehaltsregulirung, die Einführung der Collegiengelder und all- gemeine freisinnigere Anordnungen für das Studienwesen an den welt- lichen Facultäten. Das Jahr 1873 brachte eine für alle Universitäten Oesterreichs gleichförmige, den heutigen Verhältnissen entsprechende Orga- nisirung, demnach für Prag die Loslösung der Doctorencollegien aus dem Verbande der Universität, die Beschränkung der Wahlfähigfeit zum Rector auf die ordentlichen Professoren. Das Jahr 1882 brachte die Theilung der Karl-Ferdinands-Universität, das Jahr 1898 endlich die neue Rege lung der Professorengehalte und die bedingte Aufhebung des Collegiengeldes. Zwei besondere, vom Kanzleidirector Dr. Johann Scherer verfaßte Rückblicke behandeln die Aenderungen im confessionellen und uationalen Charakter der Universität von der Gründungszeit bis zur Gegenwart. Wie alle älteren, mit päpstlichen Stiftsbriefen begründeten Universitäten des deutschen Reiches, so hatte auch die auf Grund der Bulle Clemens' VI. vom 26. Jänner 1347 von Karl IV. am 7. April 1348 ins Leben ge- rufene Prager Universität von Haus aus einen kirchlichen Charakter; die meisten Professoren waren Geistliche, ihr Kanzler der jeweilige Erzbischof von Prag. Nach der Unterdrückung der hussitisch-utraquistischen und pro- testantischen Bewegung, die auch die alte Universität (das Carolinum) ergriffen hatte, wurde diese mit der von Ferdinand I. 1562 begründeten Jesuitenakademie im Clementinum 1654 vereinigt zu der nach beiden Stiftern so benannten Karl-Ferdinands-Universität, die bis zur Aufhebung der Gesellschaft Jesu 1773 als streng katholische Lehranstalt unter dem Einflusse des Jesuitenordens verblieb. Erst Decrete des Kaisers Josef II. und die Reformen des Jahres 1848 durchbrachen den ausschließlich katho-
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113 — lischen Charakter der Universität und gewährten auch Akatholiken die Zulassung zum Lehxamte und zu akademischen Würden. In Wirklichkeit wurden freilich noch lange beschränkende Bestimmungen aufrecht erhalten. So protestirten z. B. noch im Jahre 1863 das theologische Doctoren und Professorencollegium gegen die Wahl des protestantischen Professors der Zoologie Dr. Friedrich Stein zum philosophischen Decan, was insofern einen Erfolg hatte, als der das ganze Jahr unbehindert weiter amtirende Decan vom Ministerium nicht bestätigt wurde. Erst mit den Bestimmungen des Jahres 1873, wornach unter Anderem auch das Kanzleramt des Prager Erzbischofs auf die theologische Facultät beschränkt wurde, trat eine völlige Emancipirung der Universität in confessioneller Beziehung ein. Die Unterrichtssprache der Prager Universität war, wie die sämmt- licher deutscher Universitäten bis tief in das 18. Jahrhundert hinein, das Lateinische. Wenn wir unsere Alma mater als die älteste deutsche Universität bezeichnen, so geschieht dies (wie ich zu den betreffenden Aus-- führungen der Festschrift hinzufügen möchte) doch mit vollem Rechte aus sehr gewichtigen Gründen. Die Prager Hochschule ist die erste Universität, die auf dem Boden des deutschen Reiches und zwar von einem erwählten deutschen Könige gegründet wurde. Sie war nicht nur für Böhmen, son- dern vom Anfang an für das ganze Reich bestimmt. Das erweist unter An- derem die Eintheilung ihrer Mitglieder in die vier Nationen: Böhmen (d. h. die Einheimischen, außerdem Mährer, Ungarn, Südslaven und Russen), Polen (d. h. Polen, Lausitzer und auch die Deutschen aus Schle- sien, Meißen und Thüringen), Sachsen (d. h. Norddeutsche und Skandi- navier), endlich Bayern (d. h. Deutschösterreicher, Süddeutsche und Rhein- länder). Die Universität hat ferner in der That bis zum Ausgang des 14. Jahrhundertes den Tendenzen des Stifters entsprechend einen Mittel-- punkt des wissenschaftlichen Lebens für ganz Deutschland gebildet. Die überwiegende Mehrzahl ihrer Lehrer und Hörer hat gleich zu Beginn der deutschen Nationalität angehört. Schließlich hat sich unsere gegenwärtige deutsche Universität aus der älteren Universität mit lateinischer Vortrags- sprache ohne Unterbrechung entwickelt, auch ihre Siegel und Scepter bei- behalten, während die tschechische Universität nach der Theilung im Jahre 1881 erst allmählich nach den einzelnen Facultäten gebildet wurde als eine neue Anstalt, an die die Lehrkräfte von der alten Universität „übertreten“ mußten. Schon unter Maria Theresia begannen einige Professoren, sich der deutschen Sprache zu bedienen. Josef II. bestimmte im Jahre 1784 das Deutsche sür die Mehrzahl der Fächer als Vortragssprache. Den gegen
113 — lischen Charakter der Universität und gewährten auch Akatholiken die Zulassung zum Lehxamte und zu akademischen Würden. In Wirklichkeit wurden freilich noch lange beschränkende Bestimmungen aufrecht erhalten. So protestirten z. B. noch im Jahre 1863 das theologische Doctoren und Professorencollegium gegen die Wahl des protestantischen Professors der Zoologie Dr. Friedrich Stein zum philosophischen Decan, was insofern einen Erfolg hatte, als der das ganze Jahr unbehindert weiter amtirende Decan vom Ministerium nicht bestätigt wurde. Erst mit den Bestimmungen des Jahres 1873, wornach unter Anderem auch das Kanzleramt des Prager Erzbischofs auf die theologische Facultät beschränkt wurde, trat eine völlige Emancipirung der Universität in confessioneller Beziehung ein. Die Unterrichtssprache der Prager Universität war, wie die sämmt- licher deutscher Universitäten bis tief in das 18. Jahrhundert hinein, das Lateinische. Wenn wir unsere Alma mater als die älteste deutsche Universität bezeichnen, so geschieht dies (wie ich zu den betreffenden Aus-- führungen der Festschrift hinzufügen möchte) doch mit vollem Rechte aus sehr gewichtigen Gründen. Die Prager Hochschule ist die erste Universität, die auf dem Boden des deutschen Reiches und zwar von einem erwählten deutschen Könige gegründet wurde. Sie war nicht nur für Böhmen, son- dern vom Anfang an für das ganze Reich bestimmt. Das erweist unter An- derem die Eintheilung ihrer Mitglieder in die vier Nationen: Böhmen (d. h. die Einheimischen, außerdem Mährer, Ungarn, Südslaven und Russen), Polen (d. h. Polen, Lausitzer und auch die Deutschen aus Schle- sien, Meißen und Thüringen), Sachsen (d. h. Norddeutsche und Skandi- navier), endlich Bayern (d. h. Deutschösterreicher, Süddeutsche und Rhein- länder). Die Universität hat ferner in der That bis zum Ausgang des 14. Jahrhundertes den Tendenzen des Stifters entsprechend einen Mittel-- punkt des wissenschaftlichen Lebens für ganz Deutschland gebildet. Die überwiegende Mehrzahl ihrer Lehrer und Hörer hat gleich zu Beginn der deutschen Nationalität angehört. Schließlich hat sich unsere gegenwärtige deutsche Universität aus der älteren Universität mit lateinischer Vortrags- sprache ohne Unterbrechung entwickelt, auch ihre Siegel und Scepter bei- behalten, während die tschechische Universität nach der Theilung im Jahre 1881 erst allmählich nach den einzelnen Facultäten gebildet wurde als eine neue Anstalt, an die die Lehrkräfte von der alten Universität „übertreten“ mußten. Schon unter Maria Theresia begannen einige Professoren, sich der deutschen Sprache zu bedienen. Josef II. bestimmte im Jahre 1784 das Deutsche sür die Mehrzahl der Fächer als Vortragssprache. Den gegen
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114 diesen Vorgang sich beschwerenden böhmischen Ständen, sowie der (Ende des 18. Jahrhundertes überhaupt anhebenden) tschechisch-nationalen Be- wegung suchte die Regierung durch die Errichtung einer Lehrkanzel für tschechische Sprache und Literatur, die 1793 mit dem Historiker Franz Martin Pelzel besetzt wurde, entgegenzukommen. Auf Grund des durch eine Petition der Hörer hervorgerufenen Ministerialerlasses vom 31. März 1848 wurden nun Vorlesungen aller Fächer auch in tschechischer Sprache gestattet und allmählich für mehrere Disciplinen tschechische Parallel- professuren errichtet, hingegen die Ablegung der Prüfungen in tschechi- scher Sprache bis zum Jahre 1866 nicht gestattet. Von diesem Jahre ab drangen die Tschechen, deren Nationalgefühl durch zahlreiche Erfolge und eine ihnen günstigere politische Sachlage lebhaft gesteigert wurde, immer rückhaltsloser auf eine durchgängige sprachliche Utraquisirung der Universität, die gewiß nur ein Uebergang zur völligen Tsche- chisirung geworden wäre. Obwohl die Regierung diesen Wünschen von Jahr zu Jahr williger zu entsprechen suchte, kam es glücklicher Weise nicht zur Utraquisirung, sondern nach langen parlamentarischen Verhand- lungen auf Grund des Gesetzes vom 3. März 1882 zu zwei in Orga- nisation und Verwaltung vollständig getrennten universitäten, denen nur das alte Universitätsvermögen, die juridische Staatsprüfungscommission, das Archiv, die Bibliothek und bis zum Herbst 1898 der botanische Garten als gemeinschaftliche Institutionen verblieben. Die juridische und philoso- phische Facultät der neuen tschechischen Universität wurde im October 1882, die medicinische im Herbst 1883, die theologische Facultät erst im Herbst 1890 activirt, also erst einige Jahre nach dem Tode des Cardinals Schwarzenberg, der sich als Kanzler gegen deren Errichtung aus- gesprochen hatte. Wie die Prager Universität die Feier ihres 500jährigen Bestandes im Jahre 1848 der politischen Unruhen wegen nicht abhalten konnte und im Wesentlichen auf die Errichtung eines Denkmals für ihren Stifter Karl IV. beschränkte, so war es ihr auch im Jahre 1898 nicht vergönnt, ihr 550jähriges Jubelfest zu begehen. Die stürmischen Ereignisse in den Prager Straßen vom 29. November bis 2. December 1897, die sich gegen das Deutschthum der Stadt kehrten, ihre Spitze gegen die Universität richteten und in verwüstenden Angriffen erregter Volksmassen auf die wissen- schaftlichen Institute und in thätlicher Bedrohung von Professoren und Studenten gipfelten, sind in der Festschrift ruhig und sachlich und mit einer in Anbetracht ihres besonderen Anlasses begreiflichen Reserve ge schildert. Unerwähnt blieben wohl anch aus diesem Grunde die politischen
114 diesen Vorgang sich beschwerenden böhmischen Ständen, sowie der (Ende des 18. Jahrhundertes überhaupt anhebenden) tschechisch-nationalen Be- wegung suchte die Regierung durch die Errichtung einer Lehrkanzel für tschechische Sprache und Literatur, die 1793 mit dem Historiker Franz Martin Pelzel besetzt wurde, entgegenzukommen. Auf Grund des durch eine Petition der Hörer hervorgerufenen Ministerialerlasses vom 31. März 1848 wurden nun Vorlesungen aller Fächer auch in tschechischer Sprache gestattet und allmählich für mehrere Disciplinen tschechische Parallel- professuren errichtet, hingegen die Ablegung der Prüfungen in tschechi- scher Sprache bis zum Jahre 1866 nicht gestattet. Von diesem Jahre ab drangen die Tschechen, deren Nationalgefühl durch zahlreiche Erfolge und eine ihnen günstigere politische Sachlage lebhaft gesteigert wurde, immer rückhaltsloser auf eine durchgängige sprachliche Utraquisirung der Universität, die gewiß nur ein Uebergang zur völligen Tsche- chisirung geworden wäre. Obwohl die Regierung diesen Wünschen von Jahr zu Jahr williger zu entsprechen suchte, kam es glücklicher Weise nicht zur Utraquisirung, sondern nach langen parlamentarischen Verhand- lungen auf Grund des Gesetzes vom 3. März 1882 zu zwei in Orga- nisation und Verwaltung vollständig getrennten universitäten, denen nur das alte Universitätsvermögen, die juridische Staatsprüfungscommission, das Archiv, die Bibliothek und bis zum Herbst 1898 der botanische Garten als gemeinschaftliche Institutionen verblieben. Die juridische und philoso- phische Facultät der neuen tschechischen Universität wurde im October 1882, die medicinische im Herbst 1883, die theologische Facultät erst im Herbst 1890 activirt, also erst einige Jahre nach dem Tode des Cardinals Schwarzenberg, der sich als Kanzler gegen deren Errichtung aus- gesprochen hatte. Wie die Prager Universität die Feier ihres 500jährigen Bestandes im Jahre 1848 der politischen Unruhen wegen nicht abhalten konnte und im Wesentlichen auf die Errichtung eines Denkmals für ihren Stifter Karl IV. beschränkte, so war es ihr auch im Jahre 1898 nicht vergönnt, ihr 550jähriges Jubelfest zu begehen. Die stürmischen Ereignisse in den Prager Straßen vom 29. November bis 2. December 1897, die sich gegen das Deutschthum der Stadt kehrten, ihre Spitze gegen die Universität richteten und in verwüstenden Angriffen erregter Volksmassen auf die wissen- schaftlichen Institute und in thätlicher Bedrohung von Professoren und Studenten gipfelten, sind in der Festschrift ruhig und sachlich und mit einer in Anbetracht ihres besonderen Anlasses begreiflichen Reserve ge schildert. Unerwähnt blieben wohl anch aus diesem Grunde die politischen
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115 — Vorgänge, die den genannten Ereignissen vorausgegangen waren. Ich möchte darum in diesem Zusammenhange aus ihnen nur ein für die Ge schichte der Universität wichtiges Ereigniß hervorheben. Am 5. April 1897 wurden ohne vorherige Verständigung der deutschen Abgeordneten die Sprachenverordnungen für Böhmen erlassen; am 12. Mai wurde ein stimmig von fämmtlichen Professoren der Universität eine Petition an beide Hänser des Reichsrathes zur Aufhebung der Sprachenverordnungen be- schlossen. Diese glänzend abgefaßte Petition (ihr Wortlaut findet sich z. B. in der „Bohemia“ und im „Prager Tagblatt“ vom 14. Mai 1897) führt in mannhaften und überzeugenden Worten aus, wie schwer diese Sprachen- verordnungen die Zukunft der deutschen Universität gefährden, das deutsche Volk in Böhmen ungerechtfertigt bedrücken und schädigen, das Wohl und die Gesammi- interessen des Vaterlandes beeinträchtigen müßten. Die Petition hatte, wie es vorauszusehen war, nicht den gewünschten Erfolg, sie brachte aber den Professoren die jubelnde Zustimmung aus allen Kreisen des deutschen Volkes in Böhmen und weit darüber hinaus, sowie ein ganz unvergleich¬ liches und großartiges Zeugniß herzlichster Theilnahme aus dem deutschen Reiche. Denn Mitte Juli 1897 langte an Rector und Senat der deutschen Universität Prag eine von weit über 800 ordentlichen Professoren sämmt- licher 21 Universitäten des Reiches unterzeichnete Kundgebung folgenden Inhaltes an: „In dem großen und schweren Kampfe, den heute die Deutschen Oesterreichs um ihre nationale Existenz und ihre berechtigte Stellung in der alten, von ihnen geschaffenen und in erster Linie durch ihre Kraft er- haltenen habsburgischen Monarchie zu kämpfen gezwungen sind, hat die Prager Universität, die älteste deutscher Zunge, mannhaft das Wort er- griffen, um auf gesetzlichem Wege die großen Gefahren zu betonen, die ihr, der uralten Stätte deutscher Wissenschaft, und dem ganzen deutschen Volksthum in Böhmen und Mähren drohen. Die unterzeichneten ordentlichen Professoren der Universitäten des deutschen Reiches drücken den Collegen der ehrwürdigen österreichischen Schwesteruniversität ihre wärmsten und lebhaftesten Sympathien zu ihrem Vorgehen aus und geben der Ueberzeugung Ausdruck, daß Millionen na- tional gesinnter Bürger des deutschen Reiches mit ihnen in diesen Gefühlen sich einig wissen. Die Anfeindungen, Bedrohungen und thätlichen Verletzungen, denen die deutschen Studenten auch nach der Beilegung der allgemeinen Unruhen noch immerzu ansgesetzt waren, sowie das Verbot des Tragens studen- tischer Verbindungsabzeichen erregten, wie die Festschrift weiter erzählt,
115 — Vorgänge, die den genannten Ereignissen vorausgegangen waren. Ich möchte darum in diesem Zusammenhange aus ihnen nur ein für die Ge schichte der Universität wichtiges Ereigniß hervorheben. Am 5. April 1897 wurden ohne vorherige Verständigung der deutschen Abgeordneten die Sprachenverordnungen für Böhmen erlassen; am 12. Mai wurde ein stimmig von fämmtlichen Professoren der Universität eine Petition an beide Hänser des Reichsrathes zur Aufhebung der Sprachenverordnungen be- schlossen. Diese glänzend abgefaßte Petition (ihr Wortlaut findet sich z. B. in der „Bohemia“ und im „Prager Tagblatt“ vom 14. Mai 1897) führt in mannhaften und überzeugenden Worten aus, wie schwer diese Sprachen- verordnungen die Zukunft der deutschen Universität gefährden, das deutsche Volk in Böhmen ungerechtfertigt bedrücken und schädigen, das Wohl und die Gesammi- interessen des Vaterlandes beeinträchtigen müßten. Die Petition hatte, wie es vorauszusehen war, nicht den gewünschten Erfolg, sie brachte aber den Professoren die jubelnde Zustimmung aus allen Kreisen des deutschen Volkes in Böhmen und weit darüber hinaus, sowie ein ganz unvergleich¬ liches und großartiges Zeugniß herzlichster Theilnahme aus dem deutschen Reiche. Denn Mitte Juli 1897 langte an Rector und Senat der deutschen Universität Prag eine von weit über 800 ordentlichen Professoren sämmt- licher 21 Universitäten des Reiches unterzeichnete Kundgebung folgenden Inhaltes an: „In dem großen und schweren Kampfe, den heute die Deutschen Oesterreichs um ihre nationale Existenz und ihre berechtigte Stellung in der alten, von ihnen geschaffenen und in erster Linie durch ihre Kraft er- haltenen habsburgischen Monarchie zu kämpfen gezwungen sind, hat die Prager Universität, die älteste deutscher Zunge, mannhaft das Wort er- griffen, um auf gesetzlichem Wege die großen Gefahren zu betonen, die ihr, der uralten Stätte deutscher Wissenschaft, und dem ganzen deutschen Volksthum in Böhmen und Mähren drohen. Die unterzeichneten ordentlichen Professoren der Universitäten des deutschen Reiches drücken den Collegen der ehrwürdigen österreichischen Schwesteruniversität ihre wärmsten und lebhaftesten Sympathien zu ihrem Vorgehen aus und geben der Ueberzeugung Ausdruck, daß Millionen na- tional gesinnter Bürger des deutschen Reiches mit ihnen in diesen Gefühlen sich einig wissen. Die Anfeindungen, Bedrohungen und thätlichen Verletzungen, denen die deutschen Studenten auch nach der Beilegung der allgemeinen Unruhen noch immerzu ansgesetzt waren, sowie das Verbot des Tragens studen- tischer Verbindungsabzeichen erregten, wie die Festschrift weiter erzählt,
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116 — die leicht aufwallenden Gemüther der Jugend und legten den Gedanken nahe, eine Verlegung der Universität in eine Stadt Deutschböhmens anzu- bahnen. Dieser aus politischen Gründen durchaus abzulehnende, aus finan- ziellen und technischen Schwierigkeiten kaum durchführbare Plan wurde auf den Akademikertagen zu Eger und Leitmeritz berathen und abgelehnt. Nachdem am 16. März 1898 das erwähnte Polizeiverbot zurückgenommen worden, das darauffolgende Semester im Allgemeinen ruhig verlaufen war und die reichen Stiftungen der Universität durch die Gründung einer Mensa academica und eines deutschen Studentenheims (die großartige Schenkung des ehemaligen Grand Hôtel für diesen Zweck von Seiten der böhmischen Sparcassa konnte noch in den Nachtrag aufgenommen werden) zweckmäßig vermehrt worden waren, erfüllte alle akademischen Bürger die einmüthige Ueberzengung, daß es eine politische und nationale Pflicht der Deutschen sei, auf dem bedrohten Boden der für beide Stämme des Landes gemeinsamen Hauptstadt muthig auszuharren und die Prager Universität in möglichst großer Zahl zu besuchen. Der von ängstlichen Gemüthern geweissagte starke Rückgang der Hörerzahl und des wissenschaftlichen Strebens an unserer Universität ist, Gott sei Dank, durchaus nicht eingetreten. Die Hörerzahl unserer Universität, die begreiflicher Weise nach der Theilung 1882 um einige hundert Mann sinken mußte, hält sich in den letzten Jahren in den Wintersemestern auf der (im Vergleiche zu vielen deutschen Universitäten) stattlichen Höhe von über 1300 bis über 1400, in den Sommersemestern von über 1100 bis über 1200, sie ist (wie ich zu den statistischen Daten S. 41 hinzufügen will) im Winter- semester 1898/99, also nach dem Jahre der Unruhen nur um 10 gesunken (1326 gegen 1336), im setzten Sommersemester hingegen um 34 gestiegen (1162 gegen 1128). Die Zahl der Theologen beginnt sich zu heben, die der Philosophen, seit mehreren Semestern stetig steigend, war im verflos senen Jahre weit höher als jemals seit der Theilung der Universität. Die philosophischen Promotionen haben im Jahre 1898/99 mit der Zahl 17 die des Vorjahres um 10 übertroffen und den Höhepunkt seit dem Be- stande dieser Facultät überhaupt erreicht. Die nächst höhere Zahl war 15 im Jahre 1871/72. Werfen wir aber nun noch einen Blick auf die wissenschaftliche Ver- gangenheit und Gegenwart der Universität, deren Schilderung den Haupt- inhalt der Festschrift in vier den einzelnen Facultäten gewidmeten Ab- schnitten bildet. Die verschiedenen Fächer werden hier gewöhnlich von den Anfängen der betreffenden Disciplin in Prag rasch heraufgeführt bis zum Jahre 1848; es folgt dann eine mehr oder weniger eingehende Charakte-
116 — die leicht aufwallenden Gemüther der Jugend und legten den Gedanken nahe, eine Verlegung der Universität in eine Stadt Deutschböhmens anzu- bahnen. Dieser aus politischen Gründen durchaus abzulehnende, aus finan- ziellen und technischen Schwierigkeiten kaum durchführbare Plan wurde auf den Akademikertagen zu Eger und Leitmeritz berathen und abgelehnt. Nachdem am 16. März 1898 das erwähnte Polizeiverbot zurückgenommen worden, das darauffolgende Semester im Allgemeinen ruhig verlaufen war und die reichen Stiftungen der Universität durch die Gründung einer Mensa academica und eines deutschen Studentenheims (die großartige Schenkung des ehemaligen Grand Hôtel für diesen Zweck von Seiten der böhmischen Sparcassa konnte noch in den Nachtrag aufgenommen werden) zweckmäßig vermehrt worden waren, erfüllte alle akademischen Bürger die einmüthige Ueberzengung, daß es eine politische und nationale Pflicht der Deutschen sei, auf dem bedrohten Boden der für beide Stämme des Landes gemeinsamen Hauptstadt muthig auszuharren und die Prager Universität in möglichst großer Zahl zu besuchen. Der von ängstlichen Gemüthern geweissagte starke Rückgang der Hörerzahl und des wissenschaftlichen Strebens an unserer Universität ist, Gott sei Dank, durchaus nicht eingetreten. Die Hörerzahl unserer Universität, die begreiflicher Weise nach der Theilung 1882 um einige hundert Mann sinken mußte, hält sich in den letzten Jahren in den Wintersemestern auf der (im Vergleiche zu vielen deutschen Universitäten) stattlichen Höhe von über 1300 bis über 1400, in den Sommersemestern von über 1100 bis über 1200, sie ist (wie ich zu den statistischen Daten S. 41 hinzufügen will) im Winter- semester 1898/99, also nach dem Jahre der Unruhen nur um 10 gesunken (1326 gegen 1336), im setzten Sommersemester hingegen um 34 gestiegen (1162 gegen 1128). Die Zahl der Theologen beginnt sich zu heben, die der Philosophen, seit mehreren Semestern stetig steigend, war im verflos senen Jahre weit höher als jemals seit der Theilung der Universität. Die philosophischen Promotionen haben im Jahre 1898/99 mit der Zahl 17 die des Vorjahres um 10 übertroffen und den Höhepunkt seit dem Be- stande dieser Facultät überhaupt erreicht. Die nächst höhere Zahl war 15 im Jahre 1871/72. Werfen wir aber nun noch einen Blick auf die wissenschaftliche Ver- gangenheit und Gegenwart der Universität, deren Schilderung den Haupt- inhalt der Festschrift in vier den einzelnen Facultäten gewidmeten Ab- schnitten bildet. Die verschiedenen Fächer werden hier gewöhnlich von den Anfängen der betreffenden Disciplin in Prag rasch heraufgeführt bis zum Jahre 1848; es folgt dann eine mehr oder weniger eingehende Charakte-
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117 — risirung der einzelnen Lehrer der behandelten Wissenschaft und ihrer per- sönlichen Leistungen und Erfolge, sowie eine Geschichte der zugehörigen Institute, Kliniken oder Sammlungen, deren Eröffnung, Neubau oder Neueinrichtung zumeist in den geschilderten Zeitraum der letzten 50 Jahre fällt. Ein reiches, buntes Bild rollt sich hier auf. Mit Stolz ersehen wir aus jedem Blatte, welche hohe Bedeutung unserer Universität von 1848 bis in die Gegenwart jederzeit, auf allen Gebieten des Wissens zukommt, lesen wir die vielen Namen hervorragender Gelehxter, die entweder der Prager Universität ihre Lebensarbeit gewidmet haben oder die hier strenge Schulung genossen und die ersten wissenschaftlichen Sporen sich verdient haben, um dann als Zierden der Universität in Wien oder verschiedenen Hochschulen des deutschen Reiches anzugehören, oder die endlich später als Volksvertreter, einige auch als Minister an den öffentlichen Ange legenheiten unseres Staates bedeutsam mitgewirkt haben. Mit Sachlichkeit nnd Wärme werden die Verdienste der Vorgänger anerkannt, mit Be- scheidenheit die eigenen Verdienste der Berichterstatter nur kurz erwähnt oder (was weniger zu billigen ist) gänzlich verschwiegen. Die einzelnen Fächer sind für die Festschrift in der Regel von den ältesten Vertretern der betreffenden Disciplin, nur die theologische Facultät ist in ihrer Gesammtheit von Hofrath Prof. Dr. Schindler bearbeitet worden, der nach einer allgemeinen Uebersicht über den Zustand der theologischen Facultät im Jahre 1848 und über die Reformen der nächsten Jahre die einzelnen Disciplinen: Fundamentaltheologie, Bibel- studium, Dogmatik, Kirchenrecht u. s. w. behandelt, die Persönlichkeiten der früheren und der gegenwärtigen Vertreter knapp, aber mit scharfer Charakteristik in der Art ihrer lehrämtlichen und schriftstellerischen Wirk- samkeit, in der Eigenart der Auffassung und Behandlung ihres Gegen- standes kennzeichnet (S. 74—76 z. B. erhalten wir eine schöne Würdi- gung des Domcapitulars Dr. Wenzel Frind) und mit statistischen Zu- sammenstellungen und hoffnungsvoslen Ausblicken in die Zukunft der Facultät und des literarischen Betriebes der „idealsten Wissenschaft“ schließt. Auch in der Abtheilung „rechts= und staatswissenschaftliche Facultät" werden nach einer zusammenfassenden geschichtlichen Darstellung der Lehrpläne und Prüfungsordnungen seit 1770 die einzelnen Fächer und deren Vertreter charakterisirt. Hier erfahren wir, um nur einzelne Namen herauszugreifen, in dem Abschnitt „Römisches Recht“ Näheres über die Prager Wirksamkeit von Czyhlarz und Mitteis, die jetzt in Wien und Leipzig lehren, S. 119 f. über die neuartige wissenschaftliche Behandlung des österreichischen Privatrechtes durch Josef Unger, den jetzigen Präsi-
117 — risirung der einzelnen Lehrer der behandelten Wissenschaft und ihrer per- sönlichen Leistungen und Erfolge, sowie eine Geschichte der zugehörigen Institute, Kliniken oder Sammlungen, deren Eröffnung, Neubau oder Neueinrichtung zumeist in den geschilderten Zeitraum der letzten 50 Jahre fällt. Ein reiches, buntes Bild rollt sich hier auf. Mit Stolz ersehen wir aus jedem Blatte, welche hohe Bedeutung unserer Universität von 1848 bis in die Gegenwart jederzeit, auf allen Gebieten des Wissens zukommt, lesen wir die vielen Namen hervorragender Gelehxter, die entweder der Prager Universität ihre Lebensarbeit gewidmet haben oder die hier strenge Schulung genossen und die ersten wissenschaftlichen Sporen sich verdient haben, um dann als Zierden der Universität in Wien oder verschiedenen Hochschulen des deutschen Reiches anzugehören, oder die endlich später als Volksvertreter, einige auch als Minister an den öffentlichen Ange legenheiten unseres Staates bedeutsam mitgewirkt haben. Mit Sachlichkeit nnd Wärme werden die Verdienste der Vorgänger anerkannt, mit Be- scheidenheit die eigenen Verdienste der Berichterstatter nur kurz erwähnt oder (was weniger zu billigen ist) gänzlich verschwiegen. Die einzelnen Fächer sind für die Festschrift in der Regel von den ältesten Vertretern der betreffenden Disciplin, nur die theologische Facultät ist in ihrer Gesammtheit von Hofrath Prof. Dr. Schindler bearbeitet worden, der nach einer allgemeinen Uebersicht über den Zustand der theologischen Facultät im Jahre 1848 und über die Reformen der nächsten Jahre die einzelnen Disciplinen: Fundamentaltheologie, Bibel- studium, Dogmatik, Kirchenrecht u. s. w. behandelt, die Persönlichkeiten der früheren und der gegenwärtigen Vertreter knapp, aber mit scharfer Charakteristik in der Art ihrer lehrämtlichen und schriftstellerischen Wirk- samkeit, in der Eigenart der Auffassung und Behandlung ihres Gegen- standes kennzeichnet (S. 74—76 z. B. erhalten wir eine schöne Würdi- gung des Domcapitulars Dr. Wenzel Frind) und mit statistischen Zu- sammenstellungen und hoffnungsvoslen Ausblicken in die Zukunft der Facultät und des literarischen Betriebes der „idealsten Wissenschaft“ schließt. Auch in der Abtheilung „rechts= und staatswissenschaftliche Facultät" werden nach einer zusammenfassenden geschichtlichen Darstellung der Lehrpläne und Prüfungsordnungen seit 1770 die einzelnen Fächer und deren Vertreter charakterisirt. Hier erfahren wir, um nur einzelne Namen herauszugreifen, in dem Abschnitt „Römisches Recht“ Näheres über die Prager Wirksamkeit von Czyhlarz und Mitteis, die jetzt in Wien und Leipzig lehren, S. 119 f. über die neuartige wissenschaftliche Behandlung des österreichischen Privatrechtes durch Josef Unger, den jetzigen Präsi-
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118 — denten des Reichsgerichtes, S. 123/4 von Habietinek, der, als er 1861 zum Professor des österreichischen Civilrechtes und des Handels und Wechselrechtes mit tschechischer Vortragssprache ernaunt wurde, auf dieses gegen seinen Willen ihm übertragene Lehramt sofort verzichtete und erst 1863 die ihm verliehene Professur für dasselbe Fach mit deutscher Vor- tragssprache übernahm, 1871 aber in das tschechenfreuudliche Ministerium Hohenwart eintrat. In den Capiteln Strafrecht, öffentliches Recht und politische Oekonomie hören wir von der Prager Thätigkeit der späteren Minister Eduard Herbst (S. 128) und Leopold v. Hasner (S. 137 bis 139). Mit Ausführungen über die Nebenfächer, Seminarübungen, Preisarbeiten und das 1897 begrüudete staatswissenschaftliche Institut schließt dieser Abschnitt. Den weitaus größten Raum nimmt die Abtheilung über die medi- cinische Facultät ein, was durch die eingehend behandelten Sonder- geschichten aller medicinischen Institute verursacht wurde. Nach einen ein- leitenden Capitel über die medicinischen Studien und Prüfungsordnungen seit dem Beginne unseres Jahrhundertes schildert Prof. Rabl die Ent wicklung der Anatomie in Prag von 1747 ab, würdigt unter Anderem die nur acht Jahre (1837—1845) währende, aber höchst ersprießliche Wirksamkeit des berühmten Anatomen Hyrt11) in Prag (S. 168—170),1) berichtet über das unter Toldt's Leitung 1877 neu erbaute und eingerich- tete anatomische Institut, über das unvergleichlich reichhaltige anatomische Museum und über die Art der Leichenbeschaffung. Indem wir von den zahlreichen kleineren Berichten absehen, seien noch hervorgehoben: Prof. Gad's Abschnitt über Physiologie mit der Würdigung Purkyně's (S. 195—197) und Ewald Hering's (S. 198 bis 201), des Schöpfers des physiologischen Institutes im Wenzelsbade und „des festen Hortes der Interessen der ganzen deutschen Universität“, Prof. Huppert's „medicinische Chemie“, Prof. Chiari's „pathologische Anatomie“ mit dem Bericht über den Neubau und die Erweiterung dieses 1) Hyrtl hat Prag eine dankbare Erinnerung bewahrt und noch auf die Glück- wünsche der Prager medicinischen Facultät zu seinem 80. Geburtstage (7. De- cember 1890) mit folgendem schönen Telegramme geantwortet: „Ihr freundlicher Gruß hat die Jahre mir ins Gedächtniß zurückgerufen, welche ich als Professor an ihrer Facultät zugebracht habe; sie waren die glücklichsten meines Lebens. Seither hat ein tiefer Spalt das herrlichste Kleinod der österreichischen Kaiser- krone zerklüftet zu meiner und aller Freunde Böhmens tiefster Betrübniß. Möge der Dämon der Zwietracht auf das wissenschaftliche Leben und Wirken keinen hemmenden Einfluß üben. Gruß und Dank an alle Mitglieder der Facultät.“
118 — denten des Reichsgerichtes, S. 123/4 von Habietinek, der, als er 1861 zum Professor des österreichischen Civilrechtes und des Handels und Wechselrechtes mit tschechischer Vortragssprache ernaunt wurde, auf dieses gegen seinen Willen ihm übertragene Lehramt sofort verzichtete und erst 1863 die ihm verliehene Professur für dasselbe Fach mit deutscher Vor- tragssprache übernahm, 1871 aber in das tschechenfreuudliche Ministerium Hohenwart eintrat. In den Capiteln Strafrecht, öffentliches Recht und politische Oekonomie hören wir von der Prager Thätigkeit der späteren Minister Eduard Herbst (S. 128) und Leopold v. Hasner (S. 137 bis 139). Mit Ausführungen über die Nebenfächer, Seminarübungen, Preisarbeiten und das 1897 begrüudete staatswissenschaftliche Institut schließt dieser Abschnitt. Den weitaus größten Raum nimmt die Abtheilung über die medi- cinische Facultät ein, was durch die eingehend behandelten Sonder- geschichten aller medicinischen Institute verursacht wurde. Nach einen ein- leitenden Capitel über die medicinischen Studien und Prüfungsordnungen seit dem Beginne unseres Jahrhundertes schildert Prof. Rabl die Ent wicklung der Anatomie in Prag von 1747 ab, würdigt unter Anderem die nur acht Jahre (1837—1845) währende, aber höchst ersprießliche Wirksamkeit des berühmten Anatomen Hyrt11) in Prag (S. 168—170),1) berichtet über das unter Toldt's Leitung 1877 neu erbaute und eingerich- tete anatomische Institut, über das unvergleichlich reichhaltige anatomische Museum und über die Art der Leichenbeschaffung. Indem wir von den zahlreichen kleineren Berichten absehen, seien noch hervorgehoben: Prof. Gad's Abschnitt über Physiologie mit der Würdigung Purkyně's (S. 195—197) und Ewald Hering's (S. 198 bis 201), des Schöpfers des physiologischen Institutes im Wenzelsbade und „des festen Hortes der Interessen der ganzen deutschen Universität“, Prof. Huppert's „medicinische Chemie“, Prof. Chiari's „pathologische Anatomie“ mit dem Bericht über den Neubau und die Erweiterung dieses 1) Hyrtl hat Prag eine dankbare Erinnerung bewahrt und noch auf die Glück- wünsche der Prager medicinischen Facultät zu seinem 80. Geburtstage (7. De- cember 1890) mit folgendem schönen Telegramme geantwortet: „Ihr freundlicher Gruß hat die Jahre mir ins Gedächtniß zurückgerufen, welche ich als Professor an ihrer Facultät zugebracht habe; sie waren die glücklichsten meines Lebens. Seither hat ein tiefer Spalt das herrlichste Kleinod der österreichischen Kaiser- krone zerklüftet zu meiner und aller Freunde Böhmens tiefster Betrübniß. Möge der Dämon der Zwietracht auf das wissenschaftliche Leben und Wirken keinen hemmenden Einfluß üben. Gruß und Dank an alle Mitglieder der Facultät.“
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119 — Institutes unter Treitz und Klebs (jetzt in Chicago), Prof. KnoIl's „allgemeine und experimentelle Pathologie“, Prof. Dietrich's „gerichtliche Medicin“ mit der warmen Würdigung des jüngst verstorbenen Hofrathes Maschka (S. 235—236) u. v. a. Eine werthvolle selbständige Monographie innerhalb des großen Werkes ist der im Wesentlichen von Hofrath Přibram abgefaßte Ab- schnitt über innere Medicin, der eine Geschichte des Unterrichtes in der praktischen Medicin von der Gründung der Universität an, sowie eine Geschichte der medicinischen Kliniken von 1791 ab bis in die Gegenwart (S. 283 f. Oppolzer, S. 254 und 259 Halla, S. 256 f. Anton von Jaksch) mit genauer Berücksichtigung der Einrichtungen und Lehrerfolge darbietet. In ähnlich gründlicher und übersichtlicher Weise erzählt Prof. Wölffler die Geschichte des chirurgischen Unterrichtes vom Jahre 1773 an (Gussenbauer S. 311—313), Prof. von Rosthorn die Geschichte der Lehrkanzel für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, „die bis in die 70er Jahre eine der hervorragendsten Lehxstätten in Europa“ bildete. Rosthorn schildert temperamentvoll und anziehend den Lebensgang und die Wirksamkeit seiner berühmten Vorgänger (u. A. Kiwisch S. 325—328, Scanzoni (S. 329 f.), Breisky (S. 335—337), Schauta (S. 339 f.) die Einrichtung der neuen Gebäranstalt, die unter seiner Leitung erfolgte Errichtung einer neuen Frauenklinik und die Geschichte der Hebammen- lehranstalt. Ausführlichere Abschnitte sind auch die über Kinderheilkunde von den Prof. Ganghofner und Epstein, über Psychiatrie und Irrenbehand lung von Prof. Arnold Pick, Augen und Ohxenheilkunde von den Prof. Czermak und Zaufal, Dermatologie von Ph. J. Pick und Thierheil- kunde von Prof. Dexler. Die letzte Abtheilung ist der philosophischen Facultät gewidmet. Auch sie wird mit einer allgemeinen Uebersicht eingeleitet, die uns trefflich orientirt über die großen Veränderungen in den Lehrplänen und Studien- ordnungen seit dem Jahre 1848, über die segensreichen Folgen der Lehr- und Lernfreiheit, Dank welchen die vorher nur wenig am geistigen Leben betheiligte Facultät immer mehr an Ansehen und allgemeiner Werthschätzung gewonnen hat und zu einem Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit geworden ist. Zu den erwähnten günstigen Reformen des letzten halben Jahrhundertes gehört die Zuweisung der naturwissenschaftlichen Lehrkanzeln und Institute von der medicinischen zur philosophischen Facultät, die Einführung der Privat- docenten und Assistenten, das stärkere Hervortreten des praktischen Unter- richtes in experimentellen und Seminar-ebungen, Verfügungen zu Gunsten
119 — Institutes unter Treitz und Klebs (jetzt in Chicago), Prof. KnoIl's „allgemeine und experimentelle Pathologie“, Prof. Dietrich's „gerichtliche Medicin“ mit der warmen Würdigung des jüngst verstorbenen Hofrathes Maschka (S. 235—236) u. v. a. Eine werthvolle selbständige Monographie innerhalb des großen Werkes ist der im Wesentlichen von Hofrath Přibram abgefaßte Ab- schnitt über innere Medicin, der eine Geschichte des Unterrichtes in der praktischen Medicin von der Gründung der Universität an, sowie eine Geschichte der medicinischen Kliniken von 1791 ab bis in die Gegenwart (S. 283 f. Oppolzer, S. 254 und 259 Halla, S. 256 f. Anton von Jaksch) mit genauer Berücksichtigung der Einrichtungen und Lehrerfolge darbietet. In ähnlich gründlicher und übersichtlicher Weise erzählt Prof. Wölffler die Geschichte des chirurgischen Unterrichtes vom Jahre 1773 an (Gussenbauer S. 311—313), Prof. von Rosthorn die Geschichte der Lehrkanzel für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, „die bis in die 70er Jahre eine der hervorragendsten Lehxstätten in Europa“ bildete. Rosthorn schildert temperamentvoll und anziehend den Lebensgang und die Wirksamkeit seiner berühmten Vorgänger (u. A. Kiwisch S. 325—328, Scanzoni (S. 329 f.), Breisky (S. 335—337), Schauta (S. 339 f.) die Einrichtung der neuen Gebäranstalt, die unter seiner Leitung erfolgte Errichtung einer neuen Frauenklinik und die Geschichte der Hebammen- lehranstalt. Ausführlichere Abschnitte sind auch die über Kinderheilkunde von den Prof. Ganghofner und Epstein, über Psychiatrie und Irrenbehand lung von Prof. Arnold Pick, Augen und Ohxenheilkunde von den Prof. Czermak und Zaufal, Dermatologie von Ph. J. Pick und Thierheil- kunde von Prof. Dexler. Die letzte Abtheilung ist der philosophischen Facultät gewidmet. Auch sie wird mit einer allgemeinen Uebersicht eingeleitet, die uns trefflich orientirt über die großen Veränderungen in den Lehrplänen und Studien- ordnungen seit dem Jahre 1848, über die segensreichen Folgen der Lehr- und Lernfreiheit, Dank welchen die vorher nur wenig am geistigen Leben betheiligte Facultät immer mehr an Ansehen und allgemeiner Werthschätzung gewonnen hat und zu einem Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit geworden ist. Zu den erwähnten günstigen Reformen des letzten halben Jahrhundertes gehört die Zuweisung der naturwissenschaftlichen Lehrkanzeln und Institute von der medicinischen zur philosophischen Facultät, die Einführung der Privat- docenten und Assistenten, das stärkere Hervortreten des praktischen Unter- richtes in experimentellen und Seminar-ebungen, Verfügungen zu Gunsten
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120 — der socialen Stellung der Professoren, die der reichen und vielfältigen Ausgestaltung der philosophischen Wissenschaften entsprechende Vermehrung von Instituten, Lehrmittelsammlungen, Seminarbibliotheken und von Lehr- kanzeln (gegenüber 12 ordentlichen und 3 außerordentlichen Professuren im Jahre 1848 nun 28 ordentliche und 9 außerordentliche Professuren im gegenwärtigen Augenblicke). So ist die philosophische Facultät zu einer Institution geworden, „der nicht bloß die Aufgabe zufällt, eine bestimmte Berufsbildung zu geben, sondern deren Zweck vor Allem die Pflege der Wissenschaft um ihrer selbst willen ist“. Der Geist, der heute Lehrer und Schüler erfüllt (von den zahlreichen philosophischen Promotionen des letzten Jahres war schon oben die Rede), bietet die Gewähr für eine weitere Epoche von Leistungen und Erfolgen. Nun folgen die Berichte über einzelne Fächer: Philosophie (Robert von Zimmermann, S. 388 f.), Mathematik, Astronomie, ferner Natur- wissenschaften mit einer geschichtlichen Einleitung und Sonderdarstellungen der einzelnen Gegenstände: Physik (Ernst Mach. S. 403 f.), Geologie, Zoologie (Stein, Hatschek, S. 435), Mineralogie u. s. w. Besonders eingehend berichten hier Professor Goldschmiedt über die Geschichte des chemischen Unterrichtes seit 1745 (Redtenbacher, S. 411), sowie über die Einrichtung des 1879 eröffneten großartigen chemischen Institutes, und Prof. v. Wettstein über die Geschichte der botanischen Lehrkanzel seit 1750 (Mikan, S. 424, Kosteletzky, S. 425, Willkomm, S. 426 f.), des botanischen Gartens und über das neue October 1898 sammt dem neuen Garten fertiggestellte botanische Institut, das von ihm (wie wir hinzufügen müssen) in erstaunlich kurzer Zeit und in unübertroffener Weise hergestellt worden war. Den zweiten Stock dieses Institutsgebäudes nimmt das neue pflanzenphysiologische Institut ein, das von Prof. Molisch, der über diesen Gegenstand Bericht erstattet, neu eingerichtet worden ist. Es folgen hierauf die historischen und philologischen Fächer: All-- gemeine und österreichische Geschichte (Höfler, S. 437 f., Gindely, S. 439), alte Geschichte (Otto Hirschfeld, jetzt in Berlin, S. 442), Hilfswissenschaften, Kunstgeschichte (Woltmann, Janitschek, S. 444) Musikwissenschaft (Ambros, S. 445), Geographie, der von Professor von Holzinger verfaßte Abschnitt Classische Philologie, mit einer kurzen Skizze über die classischen Studien in Prag seit den Zeiten des Humanisten Matthäus Collinus (dessen im Carolinum befindlicher Denkstein in einer Abbildung beigegeben ist) und über die Reformen des classischen Unterrichts unter Leo Thun. Von einzelnen Vertretern dieses Faches ragen hervor: Alois Klar(S. 450 f.), Georg Curtius (S. 453), Benndorf(S. 455 f.),
120 — der socialen Stellung der Professoren, die der reichen und vielfältigen Ausgestaltung der philosophischen Wissenschaften entsprechende Vermehrung von Instituten, Lehrmittelsammlungen, Seminarbibliotheken und von Lehr- kanzeln (gegenüber 12 ordentlichen und 3 außerordentlichen Professuren im Jahre 1848 nun 28 ordentliche und 9 außerordentliche Professuren im gegenwärtigen Augenblicke). So ist die philosophische Facultät zu einer Institution geworden, „der nicht bloß die Aufgabe zufällt, eine bestimmte Berufsbildung zu geben, sondern deren Zweck vor Allem die Pflege der Wissenschaft um ihrer selbst willen ist“. Der Geist, der heute Lehrer und Schüler erfüllt (von den zahlreichen philosophischen Promotionen des letzten Jahres war schon oben die Rede), bietet die Gewähr für eine weitere Epoche von Leistungen und Erfolgen. Nun folgen die Berichte über einzelne Fächer: Philosophie (Robert von Zimmermann, S. 388 f.), Mathematik, Astronomie, ferner Natur- wissenschaften mit einer geschichtlichen Einleitung und Sonderdarstellungen der einzelnen Gegenstände: Physik (Ernst Mach. S. 403 f.), Geologie, Zoologie (Stein, Hatschek, S. 435), Mineralogie u. s. w. Besonders eingehend berichten hier Professor Goldschmiedt über die Geschichte des chemischen Unterrichtes seit 1745 (Redtenbacher, S. 411), sowie über die Einrichtung des 1879 eröffneten großartigen chemischen Institutes, und Prof. v. Wettstein über die Geschichte der botanischen Lehrkanzel seit 1750 (Mikan, S. 424, Kosteletzky, S. 425, Willkomm, S. 426 f.), des botanischen Gartens und über das neue October 1898 sammt dem neuen Garten fertiggestellte botanische Institut, das von ihm (wie wir hinzufügen müssen) in erstaunlich kurzer Zeit und in unübertroffener Weise hergestellt worden war. Den zweiten Stock dieses Institutsgebäudes nimmt das neue pflanzenphysiologische Institut ein, das von Prof. Molisch, der über diesen Gegenstand Bericht erstattet, neu eingerichtet worden ist. Es folgen hierauf die historischen und philologischen Fächer: All-- gemeine und österreichische Geschichte (Höfler, S. 437 f., Gindely, S. 439), alte Geschichte (Otto Hirschfeld, jetzt in Berlin, S. 442), Hilfswissenschaften, Kunstgeschichte (Woltmann, Janitschek, S. 444) Musikwissenschaft (Ambros, S. 445), Geographie, der von Professor von Holzinger verfaßte Abschnitt Classische Philologie, mit einer kurzen Skizze über die classischen Studien in Prag seit den Zeiten des Humanisten Matthäus Collinus (dessen im Carolinum befindlicher Denkstein in einer Abbildung beigegeben ist) und über die Reformen des classischen Unterrichts unter Leo Thun. Von einzelnen Vertretern dieses Faches ragen hervor: Alois Klar(S. 450 f.), Georg Curtius (S. 453), Benndorf(S. 455 f.),
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121 — der erste Professor der classischen Archäologie an unserer Universität. Die Geschichte der deutschen Philologie und Literatur wird verfolgt von der Zeit, da sie durch die aus dem deutschen Reiche berufenen Aesthetiker Karl Heinrich Seibt (ernannt 1763) und August Gottlieb Meißner (1785) in den Prager Vorlesungen Berücksichtigung fand, bis zur Wirksamkeit von Hahn, Schleicher, Martin und der gegenwärtigen Vertreter des Faches. Die jüngeren Disciplinen der romanischen, englischen, orienta- lischen Philologie und der vergleichenden Sprachwissenschaft beschließen die letzte Abtheilung. So stellt uns die Gesammtheit dieser Berichte eine wahre universitas litterarum im vollsten Sinne des Wortes, in reichster Mannigfaltig keit dar. Ist es gestattet an diesem inhaltsreichen stattlichen Werke etwas auszusetzen, so möchte ich nur die etwas zu stark hervortretende Ungleich¬ mäßigkeit in der Art der Behandlung der einzelnen Fächer bedauern. Es ist ja allerdings begreiflich, daß bei den inneren Unterschieden der einzelnen Gegenstände und bei den verschiedenartigen Persönlichkeiten der Bericht erstatter nicht alle Berichte völlig gleichförmig ausfallen konnten, aber die gar zu verschiedenen Grade der Ausführlichkeit einzelner Darstellungen sind nicht immer sachlich berechtigt und es fällt störend auf, daß bei den Theologen, Medicinern und einem Theile der Juristen die lehrämtliche und schriftstellerische Wirksamkeit der gegenwärtigen Vertreter des Faches eingehend gewürdigt ist, während bei dem anderen Theile der Juristen und mit einer einzigen Ausnahme bei der Gesammtheit der Philosophen von den gegenwärtig wirkenden Professoren und Docenten nur die Namen genannt sind. In der Theorie kann man ja darüber streiten, welcher von beiden Vorgängen vorzuziehen wäre, in der Praxis wäre Einheitlichkeit erforderlich gewesen. Diese Ungleichmäßigkeit in dem Ausmaß der Dar- stellung ist ja zuweilen auch innerhalb der anderen Abtheilungen fühlbar (z. B. Zahnheilkunde: sieben Zeilen; Thierheilkunde: fünf Seiten), aber am schlechtesten kommt hiebei im Ganzen die philosophische Facultät weg, bei der die durchgängige Kürze der Berichte jedoch uur durch die zuweit gehende Selbstbeschränkung der betreffenden Referenten verursacht wurde. Denn die reichen wissenschaftlichen Erfolge und die intensive literarische Thätigkeit der jüngst verwichenen und der heutigen Gelehrtengeneration an der Prager philosophischen Facultät ist ja allgemein anerkannt. Mag auch eine möglichst kurze Darstellung von vorneherein für die Festschrift über- haupt in Aussicht genommen worden sein, Niemand wird es meiner Meinung nach den Medicinern verdenken, daß sie von den ursprünglichen Be-
121 — der erste Professor der classischen Archäologie an unserer Universität. Die Geschichte der deutschen Philologie und Literatur wird verfolgt von der Zeit, da sie durch die aus dem deutschen Reiche berufenen Aesthetiker Karl Heinrich Seibt (ernannt 1763) und August Gottlieb Meißner (1785) in den Prager Vorlesungen Berücksichtigung fand, bis zur Wirksamkeit von Hahn, Schleicher, Martin und der gegenwärtigen Vertreter des Faches. Die jüngeren Disciplinen der romanischen, englischen, orienta- lischen Philologie und der vergleichenden Sprachwissenschaft beschließen die letzte Abtheilung. So stellt uns die Gesammtheit dieser Berichte eine wahre universitas litterarum im vollsten Sinne des Wortes, in reichster Mannigfaltig keit dar. Ist es gestattet an diesem inhaltsreichen stattlichen Werke etwas auszusetzen, so möchte ich nur die etwas zu stark hervortretende Ungleich¬ mäßigkeit in der Art der Behandlung der einzelnen Fächer bedauern. Es ist ja allerdings begreiflich, daß bei den inneren Unterschieden der einzelnen Gegenstände und bei den verschiedenartigen Persönlichkeiten der Bericht erstatter nicht alle Berichte völlig gleichförmig ausfallen konnten, aber die gar zu verschiedenen Grade der Ausführlichkeit einzelner Darstellungen sind nicht immer sachlich berechtigt und es fällt störend auf, daß bei den Theologen, Medicinern und einem Theile der Juristen die lehrämtliche und schriftstellerische Wirksamkeit der gegenwärtigen Vertreter des Faches eingehend gewürdigt ist, während bei dem anderen Theile der Juristen und mit einer einzigen Ausnahme bei der Gesammtheit der Philosophen von den gegenwärtig wirkenden Professoren und Docenten nur die Namen genannt sind. In der Theorie kann man ja darüber streiten, welcher von beiden Vorgängen vorzuziehen wäre, in der Praxis wäre Einheitlichkeit erforderlich gewesen. Diese Ungleichmäßigkeit in dem Ausmaß der Dar- stellung ist ja zuweilen auch innerhalb der anderen Abtheilungen fühlbar (z. B. Zahnheilkunde: sieben Zeilen; Thierheilkunde: fünf Seiten), aber am schlechtesten kommt hiebei im Ganzen die philosophische Facultät weg, bei der die durchgängige Kürze der Berichte jedoch uur durch die zuweit gehende Selbstbeschränkung der betreffenden Referenten verursacht wurde. Denn die reichen wissenschaftlichen Erfolge und die intensive literarische Thätigkeit der jüngst verwichenen und der heutigen Gelehrtengeneration an der Prager philosophischen Facultät ist ja allgemein anerkannt. Mag auch eine möglichst kurze Darstellung von vorneherein für die Festschrift über- haupt in Aussicht genommen worden sein, Niemand wird es meiner Meinung nach den Medicinern verdenken, daß sie von den ursprünglichen Be-
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122 — stimmungen abgewichen sind, daß sie eine so belehrende Geschichte ihrer Kliniken und Institute entworfen, den hervorragendsten Vertretern bingra phische Denkmäler gesetzt und so die Gelegenheitsschrift auf lange hinaus zu einem wichtigen Nachschlagewerk für die deutsche Gelehrtengeschichte gemacht haben. Das ist unzweifelhaft, daß jeder Freund unserer Alma mater das großartige Werk mit dem Gefühle der aufrichtigsten Befriedigung zu Ende lesen wird, und nicht minder mit dem Gefühle herzlichsten Dankes für alle die Mitarbeiter, für den verdienstvollen Redactionsausschuß und für die Herren Rectoren der zwei letzten Studienjahre, Hofrath Ulbrich und Professor Kurz, die mit Umsicht und Eijer dem Unternehmen vorge- standen sind. Anhang. Da schon von der Geschichte der Prager Universität die Rede ist, möchte ich in einem ganz anspruchslosen bibliographischen Anhang ältere und neuere Schriften zur Geschichte unserer Alma mater mit einigen ihren Inhalt betreffenden Bemerkungen zusammenstellen, gleichzeitig mit Hinweisen auf bibliographische Angaben der oben besprochenen Festschrift. In der Einleitung wird daselbst S. 29 ff. erzählt, daß der für die geplante 500 jährige Jubelfeier eingesetzte Festausschuß unter anderem beschlossen hat, eine quellenmäßige Geschichte der Universität zu veran- lassen. Diese wurde im Auftrage des Ausschusses das Jahr nach der Feier herausgegeben von W. W. Tomek: Geschichte der Prager Uni- versität. Zur Feier der fünfhundertjährigen Gründung. Prag 1849. Tomek arbeitete direct nach den Ouellen. Vorarbeiten waren spärlich vorhanden, nur: A. Voigt, Versuch einer Geschichte der Prager Universität. Prag 1776. M. Millauer, Kritische Beiträge zu A. Voigt's Versuch einer Geschichte der Prager Universität (Abhandlungen der k. böhmischen Gesell- schaft der Wissenschaften). Prag 1820, und Palacky, Geschichte von Böhmen, Prag 1836 ff. An gedrucktem Material lag ihm vor die große Sammlung der Universitätsacten und Urkunden: Monumenta historica universitatis Pragensis. In vier Bänden. Prag 1830—1848. Die beiden ersten Bände Tom. I (pars 1 u. 2) ent- halten den Liber decanorum facultatis philosophicae. Tom. II, pars 1 (pars 2 ist nicht erschienen) enthält die Matrikel der Juristen (1372—1418)
122 — stimmungen abgewichen sind, daß sie eine so belehrende Geschichte ihrer Kliniken und Institute entworfen, den hervorragendsten Vertretern bingra phische Denkmäler gesetzt und so die Gelegenheitsschrift auf lange hinaus zu einem wichtigen Nachschlagewerk für die deutsche Gelehrtengeschichte gemacht haben. Das ist unzweifelhaft, daß jeder Freund unserer Alma mater das großartige Werk mit dem Gefühle der aufrichtigsten Befriedigung zu Ende lesen wird, und nicht minder mit dem Gefühle herzlichsten Dankes für alle die Mitarbeiter, für den verdienstvollen Redactionsausschuß und für die Herren Rectoren der zwei letzten Studienjahre, Hofrath Ulbrich und Professor Kurz, die mit Umsicht und Eijer dem Unternehmen vorge- standen sind. Anhang. Da schon von der Geschichte der Prager Universität die Rede ist, möchte ich in einem ganz anspruchslosen bibliographischen Anhang ältere und neuere Schriften zur Geschichte unserer Alma mater mit einigen ihren Inhalt betreffenden Bemerkungen zusammenstellen, gleichzeitig mit Hinweisen auf bibliographische Angaben der oben besprochenen Festschrift. In der Einleitung wird daselbst S. 29 ff. erzählt, daß der für die geplante 500 jährige Jubelfeier eingesetzte Festausschuß unter anderem beschlossen hat, eine quellenmäßige Geschichte der Universität zu veran- lassen. Diese wurde im Auftrage des Ausschusses das Jahr nach der Feier herausgegeben von W. W. Tomek: Geschichte der Prager Uni- versität. Zur Feier der fünfhundertjährigen Gründung. Prag 1849. Tomek arbeitete direct nach den Ouellen. Vorarbeiten waren spärlich vorhanden, nur: A. Voigt, Versuch einer Geschichte der Prager Universität. Prag 1776. M. Millauer, Kritische Beiträge zu A. Voigt's Versuch einer Geschichte der Prager Universität (Abhandlungen der k. böhmischen Gesell- schaft der Wissenschaften). Prag 1820, und Palacky, Geschichte von Böhmen, Prag 1836 ff. An gedrucktem Material lag ihm vor die große Sammlung der Universitätsacten und Urkunden: Monumenta historica universitatis Pragensis. In vier Bänden. Prag 1830—1848. Die beiden ersten Bände Tom. I (pars 1 u. 2) ent- halten den Liber decanorum facultatis philosophicae. Tom. II, pars 1 (pars 2 ist nicht erschienen) enthält die Matrikel der Juristen (1372—1418)
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123 — und den Codex diplomaticus Universitatis, eine Anzahl Urkunden, die sich auf die älteste Geschichte der Universität beziehen. Tom. III enthält die Statuta Universitatis Pragensis und andere Actenstücke. Aeltere Beiträge zur Gelehrtengeschichte boten auch: A. Voigt, Acta litteraria Bohemiae et Moraviae, Prag 1775 und 1783 und A. Voigt, Effigies virorum eruditorum atque artificum Bohemiae et Moraviae. Prag 1773. B. A. Balbin, Bohemia docta seu virorum omnigene eruditione et doctrina clarorum Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Opus posthumum. Prag 1777. Darunter ein Tractatus primus de Carolina universitate. F. M. Pelzel, Abbil- dungen Böhmischer und Mährischer Gelehrten und Künstler nebst Nach- richten u. s. w. Prag 1773—1782. Tomek sagt in der Einleitung seiner Universitätsgeschichte, er habe ein ausführliches mit den Quellen versehenes Werk geplant, auf Wunsch des Comité’s aber, um rechtzeitig zur Feier ein Ganzes zu liefern, habe er sich entschlossen, „vorläufig eine kürzere Fassung, gleichsam ein Compendium des ausführlichen Werkes“ auszuarbeiten und ohne gelehrten Apparat zu veröffentlichen, werde aber in Kurzem eine pragmatische Geschichte mit den Nachweisungen und Citaten „und zwar in böhmischer Sprache“ folgen lassen. Von diesem ausführlicheren Werke ist noch in demselben Jahre der erste Band erschienen: V. V. Tomek, Děje University pražské I. Prag 1849. Es gibt auch die Quellen und reicht bis zum Jahre 1436. Tomek hat diese Arbeit nicht fortgesetzt, er hat aber die Universitäts- geschichte in seiner umfassenden Geschichte der Stadt Prag, Dějepis města Prahy. Prag 1855 ff. mit berücksichtigt. Freilich hat er sie zeitlich nicht sehr weit gefördert, weil der jetzt in Vorbereitung befindliche 12. Band erst bis zum Jahr 1547 führt. Eine Art loserer Fortsetzung zu Tomek's ersten Band bilden die beiden Schriften von Z. Winter, Děje vysokých škol Pražských od secessi cizích národů po dobu bitvy Bělohorské (1409—1622) Prag 1897 und O životě na vysokých školách Pražských, knihy dvoje. Kulturní obraz XV. a XVI. století. Prag 1897. Von der letzteren Schrift, die das innere Leben an der Universität von 1409—1622 schildert, ist ein deutscher Auszug erschienen in der „Prager Zeitung“ 1897, Nr. 65, 68, 91, 102, 115 und 116. Weil schon von der tschechischen Geschichtschreibung die Rede ist, so muß auch in diesem Zusammenhange der Festschrift gedacht werden, die
123 — und den Codex diplomaticus Universitatis, eine Anzahl Urkunden, die sich auf die älteste Geschichte der Universität beziehen. Tom. III enthält die Statuta Universitatis Pragensis und andere Actenstücke. Aeltere Beiträge zur Gelehrtengeschichte boten auch: A. Voigt, Acta litteraria Bohemiae et Moraviae, Prag 1775 und 1783 und A. Voigt, Effigies virorum eruditorum atque artificum Bohemiae et Moraviae. Prag 1773. B. A. Balbin, Bohemia docta seu virorum omnigene eruditione et doctrina clarorum Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Opus posthumum. Prag 1777. Darunter ein Tractatus primus de Carolina universitate. F. M. Pelzel, Abbil- dungen Böhmischer und Mährischer Gelehrten und Künstler nebst Nach- richten u. s. w. Prag 1773—1782. Tomek sagt in der Einleitung seiner Universitätsgeschichte, er habe ein ausführliches mit den Quellen versehenes Werk geplant, auf Wunsch des Comité’s aber, um rechtzeitig zur Feier ein Ganzes zu liefern, habe er sich entschlossen, „vorläufig eine kürzere Fassung, gleichsam ein Compendium des ausführlichen Werkes“ auszuarbeiten und ohne gelehrten Apparat zu veröffentlichen, werde aber in Kurzem eine pragmatische Geschichte mit den Nachweisungen und Citaten „und zwar in böhmischer Sprache“ folgen lassen. Von diesem ausführlicheren Werke ist noch in demselben Jahre der erste Band erschienen: V. V. Tomek, Děje University pražské I. Prag 1849. Es gibt auch die Quellen und reicht bis zum Jahre 1436. Tomek hat diese Arbeit nicht fortgesetzt, er hat aber die Universitäts- geschichte in seiner umfassenden Geschichte der Stadt Prag, Dějepis města Prahy. Prag 1855 ff. mit berücksichtigt. Freilich hat er sie zeitlich nicht sehr weit gefördert, weil der jetzt in Vorbereitung befindliche 12. Band erst bis zum Jahr 1547 führt. Eine Art loserer Fortsetzung zu Tomek's ersten Band bilden die beiden Schriften von Z. Winter, Děje vysokých škol Pražských od secessi cizích národů po dobu bitvy Bělohorské (1409—1622) Prag 1897 und O životě na vysokých školách Pražských, knihy dvoje. Kulturní obraz XV. a XVI. století. Prag 1897. Von der letzteren Schrift, die das innere Leben an der Universität von 1409—1622 schildert, ist ein deutscher Auszug erschienen in der „Prager Zeitung“ 1897, Nr. 65, 68, 91, 102, 115 und 116. Weil schon von der tschechischen Geschichtschreibung die Rede ist, so muß auch in diesem Zusammenhange der Festschrift gedacht werden, die
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124 — die tschechische Akademie der Wissenschaften zum Regierungsjubiläum des Kaisers veröffentlicht hat. Památník na oslovu padesátiletého panovnického jubilea jeho veličenstva císaře a krále Františka Josefa I. Vědecký a umělecký rozvoj v národě českém 1848—1898 vydala česká akademie císaře Františka Josefa pro vědy, slovesnost a umění. Prag 1898. — Ein überaus umfängliches Werk, das B. S. 58—64 eine kurze Skizze der Universitätsgeschichte und im Allgemeinen sehr viel zur Geschichte der Wissenschaften, soweit sie von tschechischen Gelehrten an der Prager Uni versität seit 1848 und vielfach auch vorher gefördert worden sind, beibringt. Es ist selbstverständlich, daß auch von deutscher Seite mannigfache Ergänzungen und Berichtigungen zu Tomek's Werk geliefert und ver- schiedene Abschnitie der Universitätsgeschichte mit stärkerer Hervorhebung des deutschen Antheils behandelt worden sind, eine zusammenfassende Dar- stellung ist bisher auch von deutscher Seite leider nicht geliefert worden. Die meisten Studien wurden der Gründungsgeschichte und dem ältesten Zeitraum gewidmet. Zu nennen ist hier zunächst: C. Höfler, Magister Hus und der Abzug der deutschen Professoren und Studenten aus Prag 1409. Prag 1864. — Im zweiten Theile dieser Schrift schildert Höfler die Gründung der Universität, die Verhält nisse und Schicksale unter Karl IV., das Anftreten von Hus und die Verdrängung der deutschen Professoren und Studenten auf Grund reichen, vielfach von ihm gefundenen urkundlichen Materials und wie er selbst in der Einleitung betont, „von deutschem Standpunkt" aus. Eine leiden schaftliche Entgegnung hat Höfler erfahren in der Schrift von F. Palacky, Die Geschichte des Hussitenthums und Professor Constantin Höfler. Prag 1868. Für die älteste Geschichte kommen ferner in Betracht: C. Höfler, Geschichtschreiber der hussitischen Bewegung in Böhmen, I, II. Wien 1856, 1865. (Fontes rerum austriacarum, 1. Abth. II, VI.) — Hier unter anderem I, 13 ff. Chronicon Universitatis Pragensis 1348—1413. II, 95 ff. Des Magister Joh. Huß' Universitätsschriften. H. Friedjung, Kaiser Karl IV. und sein Antheil am geistigen Leben seiner Zeit. Wien 1876. (S. 125 ff.) E. Werunsky, Geschichte Kaiser Karls IV. und seiner Zeit. Innsbruck 1880 ff. (II. S. 330 ff.) K. Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation I. Halle 1893 (erweiterter Abdruck aus dem Centralblatt für Bibliothekswesen 1891. Eine neue sehr vermehrte Auflage wird vorbereitet).
124 — die tschechische Akademie der Wissenschaften zum Regierungsjubiläum des Kaisers veröffentlicht hat. Památník na oslovu padesátiletého panovnického jubilea jeho veličenstva císaře a krále Františka Josefa I. Vědecký a umělecký rozvoj v národě českém 1848—1898 vydala česká akademie císaře Františka Josefa pro vědy, slovesnost a umění. Prag 1898. — Ein überaus umfängliches Werk, das B. S. 58—64 eine kurze Skizze der Universitätsgeschichte und im Allgemeinen sehr viel zur Geschichte der Wissenschaften, soweit sie von tschechischen Gelehrten an der Prager Uni versität seit 1848 und vielfach auch vorher gefördert worden sind, beibringt. Es ist selbstverständlich, daß auch von deutscher Seite mannigfache Ergänzungen und Berichtigungen zu Tomek's Werk geliefert und ver- schiedene Abschnitie der Universitätsgeschichte mit stärkerer Hervorhebung des deutschen Antheils behandelt worden sind, eine zusammenfassende Dar- stellung ist bisher auch von deutscher Seite leider nicht geliefert worden. Die meisten Studien wurden der Gründungsgeschichte und dem ältesten Zeitraum gewidmet. Zu nennen ist hier zunächst: C. Höfler, Magister Hus und der Abzug der deutschen Professoren und Studenten aus Prag 1409. Prag 1864. — Im zweiten Theile dieser Schrift schildert Höfler die Gründung der Universität, die Verhält nisse und Schicksale unter Karl IV., das Anftreten von Hus und die Verdrängung der deutschen Professoren und Studenten auf Grund reichen, vielfach von ihm gefundenen urkundlichen Materials und wie er selbst in der Einleitung betont, „von deutschem Standpunkt" aus. Eine leiden schaftliche Entgegnung hat Höfler erfahren in der Schrift von F. Palacky, Die Geschichte des Hussitenthums und Professor Constantin Höfler. Prag 1868. Für die älteste Geschichte kommen ferner in Betracht: C. Höfler, Geschichtschreiber der hussitischen Bewegung in Böhmen, I, II. Wien 1856, 1865. (Fontes rerum austriacarum, 1. Abth. II, VI.) — Hier unter anderem I, 13 ff. Chronicon Universitatis Pragensis 1348—1413. II, 95 ff. Des Magister Joh. Huß' Universitätsschriften. H. Friedjung, Kaiser Karl IV. und sein Antheil am geistigen Leben seiner Zeit. Wien 1876. (S. 125 ff.) E. Werunsky, Geschichte Kaiser Karls IV. und seiner Zeit. Innsbruck 1880 ff. (II. S. 330 ff.) K. Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation I. Halle 1893 (erweiterter Abdruck aus dem Centralblatt für Bibliothekswesen 1891. Eine neue sehr vermehrte Auflage wird vorbereitet).
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125 — A. Bachmann, Geschichte Böhmens. Erster Band. Bis 1400. Gotha 1899. (S. 826—828. Ueber die Gründung der Universität und die dabei waltenden Beweggründe Karls IV. Die weitere Geschichte wird der zweite Band bringen.) A. Frind, Kirchengeschichte Böhmens. Prag 1862 ff. (Nament- lich Band II, S. 333 ff.) Natürlich erfahren wir Näheres über die Prager Universität auch in den Arbeiten jener deutscher Gelehrten, die sich mit der Geschichte der Universitäten überhaupt beschäftigen. Ich nenne hier besonders: F. Paulsen, „Die Gründung der deutschen Universitäten im Mittel- alter“ und „Organisation und Lebensordnungen der deutschen Universitäten im Mittelalter“ (Sybels historische Zeitschrift, 45 S. 251—311 und 385—440), der S. 258 ff. die Gründung schildert, S. 266—270 die Geschichte des Auszuges der Deutschen aus Prag auf Grund neuer Forschungen darstellt, S. 290 f. die übertriebenen Angaben über die Hörerzahl in Prag und anderwärts von neuem prüft u. s. w. Vergl. dazu Höfler in diesen Mittheilungen 25 S. 20 ff. Ich nenne ferner: P. H. Denifle, Die Entstehung der Universitäten des Mittelalters bis 1400. Berlin 1885. S. 582—603 werden eingehend die Vorgeschichte, die Gründung (Karls IV. Stiftsbrief wird als Nachbildung der Stifts- briefe Friedrichs II. für Neapel und Konrads für Salerno erwiesen), die ältesten Geschicke mit Citirung der wichtigsten urkundlichen Belege behan- delt.1) Ferner: G. Kaufmann, Die Geschichte der deutschen Universitäten. 2. Band. Stuttgart 1896. Bei Besprechung der Gründung, Verfassung, Studien- plänen der deutschen Universitäten wird Prag auch gebührend berücksichtigt. (S. 7 f., 60 u. a.) Die Zustände der Universität während des 14. Jahr- hunderts werden auch ausführlich dargethan in der (von mir in diesen Mittheilungen (Lit. Beilage unten S. 38) besprochenen Arbeit von: A. Franz, Der Magister Nikolaus Magni de Jawor. Freiburg — im Breisgau 1898. Für das darauffolgende Zeitalter des Humanismus liegt auch Manches vor. Zwar gedenkt F. Paulsen. Geschichte des gelehrten Unter- richts. 2. Aufl. I. (Leipzig 1896) im vierten Capitel: „Die humanistische Reformation der Universitäten“ der Prager Hochschule (S. 150) nur mit wenigen Zeilen und nennt nur Bohuslav von Lobkowitz, der ja zur Universität in keiner Beziehung stand. Doch hat der Humanismus, wenn 1) Ueber die Quellen der Gründungsurkunde vgl. auch A. Nováček im Časopis českého musea 64 S. 226—238.
125 — A. Bachmann, Geschichte Böhmens. Erster Band. Bis 1400. Gotha 1899. (S. 826—828. Ueber die Gründung der Universität und die dabei waltenden Beweggründe Karls IV. Die weitere Geschichte wird der zweite Band bringen.) A. Frind, Kirchengeschichte Böhmens. Prag 1862 ff. (Nament- lich Band II, S. 333 ff.) Natürlich erfahren wir Näheres über die Prager Universität auch in den Arbeiten jener deutscher Gelehrten, die sich mit der Geschichte der Universitäten überhaupt beschäftigen. Ich nenne hier besonders: F. Paulsen, „Die Gründung der deutschen Universitäten im Mittel- alter“ und „Organisation und Lebensordnungen der deutschen Universitäten im Mittelalter“ (Sybels historische Zeitschrift, 45 S. 251—311 und 385—440), der S. 258 ff. die Gründung schildert, S. 266—270 die Geschichte des Auszuges der Deutschen aus Prag auf Grund neuer Forschungen darstellt, S. 290 f. die übertriebenen Angaben über die Hörerzahl in Prag und anderwärts von neuem prüft u. s. w. Vergl. dazu Höfler in diesen Mittheilungen 25 S. 20 ff. Ich nenne ferner: P. H. Denifle, Die Entstehung der Universitäten des Mittelalters bis 1400. Berlin 1885. S. 582—603 werden eingehend die Vorgeschichte, die Gründung (Karls IV. Stiftsbrief wird als Nachbildung der Stifts- briefe Friedrichs II. für Neapel und Konrads für Salerno erwiesen), die ältesten Geschicke mit Citirung der wichtigsten urkundlichen Belege behan- delt.1) Ferner: G. Kaufmann, Die Geschichte der deutschen Universitäten. 2. Band. Stuttgart 1896. Bei Besprechung der Gründung, Verfassung, Studien- plänen der deutschen Universitäten wird Prag auch gebührend berücksichtigt. (S. 7 f., 60 u. a.) Die Zustände der Universität während des 14. Jahr- hunderts werden auch ausführlich dargethan in der (von mir in diesen Mittheilungen (Lit. Beilage unten S. 38) besprochenen Arbeit von: A. Franz, Der Magister Nikolaus Magni de Jawor. Freiburg — im Breisgau 1898. Für das darauffolgende Zeitalter des Humanismus liegt auch Manches vor. Zwar gedenkt F. Paulsen. Geschichte des gelehrten Unter- richts. 2. Aufl. I. (Leipzig 1896) im vierten Capitel: „Die humanistische Reformation der Universitäten“ der Prager Hochschule (S. 150) nur mit wenigen Zeilen und nennt nur Bohuslav von Lobkowitz, der ja zur Universität in keiner Beziehung stand. Doch hat der Humanismus, wenn 1) Ueber die Quellen der Gründungsurkunde vgl. auch A. Nováček im Časopis českého musea 64 S. 226—238.
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126 — auch in Folge der ungünstigen Verhältnisse spät und in spärlichem Aus- maß an der Universität Eingang gefunden. Es unterrichten uns darüber: R. Wolkan, Geschichte der deutschen Literatur in Böhmen bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts. Prag 1894. — (Namentlich S. 95 ff. Ueber die Geschichte der Universitätsbibliothek S. 58 ff.) J. Truhlář, Počatky humanismu v Čechách. Prag 1892. J. Truhlář, Humanismus a humanisté v Čechách za krále Vladislava II. Prag 1894. Beide Schriften von Truhlář sind erschienen in den Rozpravy české akademie, Třída III, ročník I, 3 und III, 4. Was die neuere Zeit betrifft, so ist sie hauptsächlich nur in den (einzelnen Facultäten gewidmeten) Monographien mit berücksichtigt worden. Es sind dies: M. Millauer, Geschichte der theologischen Facultät der Prager Universität 1831. — Aufbewahrt als Handschrift Nr. 758 im Cisterzienser- stifte Hohenfurt. Für die ältere Zeit benützt in der oben genaunten Schrift von A. Franz. Ferner: J. Schindler, Geschichte der theologischen Facultät und Geschichte des f. e. Clericalseminars zu Prag. (In Zschokkes: Die theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Oesterreich. Wien 1894.) Für die medicinische Facultät kommen in Betracht: A. Sebald, Geschichte der medicinisch-praktischen Schule an der k. k. Karl Ferdinandeischen Universität. Prag und Leipzig 1796. I. V. Krombholz, Fragmente einer Geschichte der medicinisch praktischen Schule an der Karl Ferdinands-Universität. (Rectoratsrede.) Prag 1831. Ferner die historischen Skizzen von J. von Hasner und andere Arbeiten zur Geschichte der Medicin in Böhmen, die in der oben be sprochenen Feftschrift, S. 155 und 239 f. aufgezählt sind. Für die philosophische Facultät: Čupr, Sein oder Nichtsein der deutschen Philosophie in Böhmen. Ein Beitrag zur Geschichte der utilistischen Tendenzen der Jetztzeit. Prag 1847. — Eine Reihe polemischer Aufsätze, die den vormärzlicheu Betrieb der Philosopie in Prag beleuchten. C. Höfler, Die philosophische Facultät. Ihre Stellung zur Wissen schaft und zum Staate. Eine. Rede gehalten in der akademischen Aula bei Gelegenheit der ersten Verkündigung der Preisaufgaben durch die philo- sophische Facultät. Prag 1857. — Allgemein gehalten, aber doch auch ein Zeugniß für den Geist der philosophischen Facultät in jener Zeit.
126 — auch in Folge der ungünstigen Verhältnisse spät und in spärlichem Aus- maß an der Universität Eingang gefunden. Es unterrichten uns darüber: R. Wolkan, Geschichte der deutschen Literatur in Böhmen bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts. Prag 1894. — (Namentlich S. 95 ff. Ueber die Geschichte der Universitätsbibliothek S. 58 ff.) J. Truhlář, Počatky humanismu v Čechách. Prag 1892. J. Truhlář, Humanismus a humanisté v Čechách za krále Vladislava II. Prag 1894. Beide Schriften von Truhlář sind erschienen in den Rozpravy české akademie, Třída III, ročník I, 3 und III, 4. Was die neuere Zeit betrifft, so ist sie hauptsächlich nur in den (einzelnen Facultäten gewidmeten) Monographien mit berücksichtigt worden. Es sind dies: M. Millauer, Geschichte der theologischen Facultät der Prager Universität 1831. — Aufbewahrt als Handschrift Nr. 758 im Cisterzienser- stifte Hohenfurt. Für die ältere Zeit benützt in der oben genaunten Schrift von A. Franz. Ferner: J. Schindler, Geschichte der theologischen Facultät und Geschichte des f. e. Clericalseminars zu Prag. (In Zschokkes: Die theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Oesterreich. Wien 1894.) Für die medicinische Facultät kommen in Betracht: A. Sebald, Geschichte der medicinisch-praktischen Schule an der k. k. Karl Ferdinandeischen Universität. Prag und Leipzig 1796. I. V. Krombholz, Fragmente einer Geschichte der medicinisch praktischen Schule an der Karl Ferdinands-Universität. (Rectoratsrede.) Prag 1831. Ferner die historischen Skizzen von J. von Hasner und andere Arbeiten zur Geschichte der Medicin in Böhmen, die in der oben be sprochenen Feftschrift, S. 155 und 239 f. aufgezählt sind. Für die philosophische Facultät: Čupr, Sein oder Nichtsein der deutschen Philosophie in Böhmen. Ein Beitrag zur Geschichte der utilistischen Tendenzen der Jetztzeit. Prag 1847. — Eine Reihe polemischer Aufsätze, die den vormärzlicheu Betrieb der Philosopie in Prag beleuchten. C. Höfler, Die philosophische Facultät. Ihre Stellung zur Wissen schaft und zum Staate. Eine. Rede gehalten in der akademischen Aula bei Gelegenheit der ersten Verkündigung der Preisaufgaben durch die philo- sophische Facultät. Prag 1857. — Allgemein gehalten, aber doch auch ein Zeugniß für den Geist der philosophischen Facultät in jener Zeit.
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127 — Für die letzten Jahrzehnte führe ich noch an: Lemayer, Die Verwaltung der österreichischen Hochschulen von 1868—1877. Wien 1878. (Namentlich S. 143 ff.) und die anonym erschienene Schrift: Die Karl Ferdinands-Universität und die Tschechen. Leipzig 1885. Nachträglich werde ich noch aufmerksam auf: F. M. Pelzel, Böhmische, Mährische und Schlesische Gelehrte und Schriftsteller aus dem Orden der Jesuiten. Prag 1786. G. N. Schnabel, Geschichte der juridischen Fakultät zu Prag. Prag 1827. J. A. Hanslik, Geschichte und Beschreibung der Prager Univer sitäts-Bibliothek. Prag 1851. Endlich auf die neuere Literatur über den Grafen Leo Thun (Vergl. diese Mittheilungen 38, Beilage S. 1 ff.) und auf die Be- ziehungen der Altzeller Schule zur Prager Universität (Vergl. ebenda, Beilage S. 19 f.). Zum Schlusse darf ich noch erwähnen, daß der Herr Kanzleidirector Dr. Johann Scherer seit vielen Jahren alle Schriften, Aufsätze, Zeitungs- artikel u. s. w., die für die laufende Jahreschronik unserer Universität von Belang sind, sammelt und in dem Universitätsarchiv aufbewahrt für den künftigen deutschen Geschichtsschreiber unserer Alma mater. Möge er nicht zu lange auf sich warten lassen! Eine vollständige, eingehende, quellenmäßige deutsche Geschichte unserer Universität ist nicht ein bloß örtliches Bedürfniß. Sie wäre für die Geschichte der deutschen Wissenschaft überhaupt von allgemeinster Bedeutung. Als Beweis hiefür brauche ich nur einen Ausspruch des gelehrten päpst- lichen Archivars P. Heinrich Denifle anzuführen, der in seinem oben ge nannten Werke S. 586 Anmerkung ausruft: „Es bleibt eine Schande, daß die erste Hochschule Deutschlands bis jetzt noch keine wissenschaftliche Darstellung gefunden hat!“
127 — Für die letzten Jahrzehnte führe ich noch an: Lemayer, Die Verwaltung der österreichischen Hochschulen von 1868—1877. Wien 1878. (Namentlich S. 143 ff.) und die anonym erschienene Schrift: Die Karl Ferdinands-Universität und die Tschechen. Leipzig 1885. Nachträglich werde ich noch aufmerksam auf: F. M. Pelzel, Böhmische, Mährische und Schlesische Gelehrte und Schriftsteller aus dem Orden der Jesuiten. Prag 1786. G. N. Schnabel, Geschichte der juridischen Fakultät zu Prag. Prag 1827. J. A. Hanslik, Geschichte und Beschreibung der Prager Univer sitäts-Bibliothek. Prag 1851. Endlich auf die neuere Literatur über den Grafen Leo Thun (Vergl. diese Mittheilungen 38, Beilage S. 1 ff.) und auf die Be- ziehungen der Altzeller Schule zur Prager Universität (Vergl. ebenda, Beilage S. 19 f.). Zum Schlusse darf ich noch erwähnen, daß der Herr Kanzleidirector Dr. Johann Scherer seit vielen Jahren alle Schriften, Aufsätze, Zeitungs- artikel u. s. w., die für die laufende Jahreschronik unserer Universität von Belang sind, sammelt und in dem Universitätsarchiv aufbewahrt für den künftigen deutschen Geschichtsschreiber unserer Alma mater. Möge er nicht zu lange auf sich warten lassen! Eine vollständige, eingehende, quellenmäßige deutsche Geschichte unserer Universität ist nicht ein bloß örtliches Bedürfniß. Sie wäre für die Geschichte der deutschen Wissenschaft überhaupt von allgemeinster Bedeutung. Als Beweis hiefür brauche ich nur einen Ausspruch des gelehrten päpst- lichen Archivars P. Heinrich Denifle anzuführen, der in seinem oben ge nannten Werke S. 586 Anmerkung ausruft: „Es bleibt eine Schande, daß die erste Hochschule Deutschlands bis jetzt noch keine wissenschaftliche Darstellung gefunden hat!“
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Y iffheiſungen des Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXVIII. Zahrgang. Redigirt vou Dr. A. Horčička und Dr. D. Weber. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1900. Sin =elbstverlage des Dereines für Geschichte der Deutschen in Söbmen. J. G. Calre ſche f. u. f. Hof Joief 111d lnveriitäts:Suchandlung Koch. Commistionsverlag.
Y iffheiſungen des Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXVIII. Zahrgang. Redigirt vou Dr. A. Horčička und Dr. D. Weber. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1900. Sin =elbstverlage des Dereines für Geschichte der Deutschen in Söbmen. J. G. Calre ſche f. u. f. Hof Joief 111d lnveriitäts:Suchandlung Koch. Commistionsverlag.
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