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Titel Bibelübersetzung
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Titel - MVGDB
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Název:
Eine neue Bibelübersetzung des 14. Jahrhunderts, MVGDB 37
Autor:
Bernt, Alois
Rok vydání:
1899
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
42
Obsah:
- 353: Titel Bibelübersetzung
- 394: Titel - MVGDB
upravit
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353 Eine neue Bibelübersetzung des 14. Jahrh. Von Dr. Alois Bernt. Das Minoritenkloster in Krummau hat außer dem von Mourek in den Sitzungsber. der böhm. Ges. der Wiss. (1890, 1892) besprochenen Codex altdentscher geistl. Gedichte und Perikopen eine zweite mhd. Hs. die bisher den Besitzern selber unbekannt war und von mir bei einer eingehenden Besichtigung der Bücherei gefunden wurde. An dieser Stelle sei dem hochw. Herrn P. Quardian für die liebenswürdige Erlaubniß zum Besuche der Bibliothek sowie dem Archivar Herrn P. K. Vodička für vielseitiges Entgegenkonmen der herzlichste Dank ausgesprochen. Ich hoffe, durch Besprechung des werthvollen Buches der Klosterbüicherei meinen Dauf einigermaßen abzutragen. I. Die Handschrift und ihr Inhaft. Der Coder ist in starke Holzdeckel gebunden, welche mit ehemals weißem Leder überzogen, mit Knöpfen und Schließen beschlagen sind. Die Papierhandschrift besteht aus 12 Lagen zu je 10 Blättern; die Bl. sind nicht numerirt. Das Wasserzeichen ist der Kopf eines Mohren mit Stirnbinde. Die Blätter sind 30 cm hoch, 21 cm breit; die Seiten zwei- spaltig beschrieben, die Spalten durch feine Linien begrenzt; Zeilenlinien finden sich uicht. Die Spalte ist 21—211/2 em hoch, 61/2—7 em breit und mit je 39—41, meist aber 40 Zeilen beschrieben. Das erste Blatt ist entjerut; das zweite Blatt (der Begiun des Textes) ist stark beschädigt und ur uoch zur Hälfte vorhanden; das 3. Bl. ist lose. Mit dem 116. Blatt endigt die Uebersetzung, Blatt 117 iit herausgerissen, die letzten 2 Blätter sind leer. Die Schriftzüge sind nicht schön, aber fest und deutlich. Kürzungen verwendet der Schreiber häufig für das -en und -er (-, n, 5) am Ende und im Innern des Wortes; sonstige Kürzungen sind selten. In den ersten 21 Blättern sind die Satzabschnitte durch rothe Striche angezeigt; auch die Initialen werden in der 2. Hälfte des Buches spärlicher, für die kleineren finden sich noch hie und da die leeren Plätze. Die Hs. ist die Abschxift einer deutschen Bibelübersetzung des alten Testamentes aus dem Jahre 1380. Das Original war älter. Auf den 116 beschriebenen Blättern findet sich der Text vom 1. Buch Mos. bis
353 Eine neue Bibelübersetzung des 14. Jahrh. Von Dr. Alois Bernt. Das Minoritenkloster in Krummau hat außer dem von Mourek in den Sitzungsber. der böhm. Ges. der Wiss. (1890, 1892) besprochenen Codex altdentscher geistl. Gedichte und Perikopen eine zweite mhd. Hs. die bisher den Besitzern selber unbekannt war und von mir bei einer eingehenden Besichtigung der Bücherei gefunden wurde. An dieser Stelle sei dem hochw. Herrn P. Quardian für die liebenswürdige Erlaubniß zum Besuche der Bibliothek sowie dem Archivar Herrn P. K. Vodička für vielseitiges Entgegenkonmen der herzlichste Dank ausgesprochen. Ich hoffe, durch Besprechung des werthvollen Buches der Klosterbüicherei meinen Dauf einigermaßen abzutragen. I. Die Handschrift und ihr Inhaft. Der Coder ist in starke Holzdeckel gebunden, welche mit ehemals weißem Leder überzogen, mit Knöpfen und Schließen beschlagen sind. Die Papierhandschrift besteht aus 12 Lagen zu je 10 Blättern; die Bl. sind nicht numerirt. Das Wasserzeichen ist der Kopf eines Mohren mit Stirnbinde. Die Blätter sind 30 cm hoch, 21 cm breit; die Seiten zwei- spaltig beschrieben, die Spalten durch feine Linien begrenzt; Zeilenlinien finden sich uicht. Die Spalte ist 21—211/2 em hoch, 61/2—7 em breit und mit je 39—41, meist aber 40 Zeilen beschrieben. Das erste Blatt ist entjerut; das zweite Blatt (der Begiun des Textes) ist stark beschädigt und ur uoch zur Hälfte vorhanden; das 3. Bl. ist lose. Mit dem 116. Blatt endigt die Uebersetzung, Blatt 117 iit herausgerissen, die letzten 2 Blätter sind leer. Die Schriftzüge sind nicht schön, aber fest und deutlich. Kürzungen verwendet der Schreiber häufig für das -en und -er (-, n, 5) am Ende und im Innern des Wortes; sonstige Kürzungen sind selten. In den ersten 21 Blättern sind die Satzabschnitte durch rothe Striche angezeigt; auch die Initialen werden in der 2. Hälfte des Buches spärlicher, für die kleineren finden sich noch hie und da die leeren Plätze. Die Hs. ist die Abschxift einer deutschen Bibelübersetzung des alten Testamentes aus dem Jahre 1380. Das Original war älter. Auf den 116 beschriebenen Blättern findet sich der Text vom 1. Buch Mos. bis
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354 — 4. B. der Könige in folgender Vertheilung: 1. Buch Mos. Bl. 1a (Die große Initiale jetzt herausgerissen) bis Bl. 20 c. — 2. B. Mos. (große Init. R) bis Bl. 33 d. — 3. B. Mos. (g. Init. G) bis Bl. 39 c. — 4. B. Mos. (g. Init. G) bis Bl. 51 a. — 5. B. Mos. (g. Initale D) bis Bl. 58 c. — B. Josna (g. Init. G) bis Bl. 65 b. — Buch der Richter (g. Init. N) bis Bl. 78 b. — Buch Ruth (g. Init. C) bis Blatt 80 a. — 1. B. der Könige (g. Init. E, die letzte des Buches; die 4 Bücher der Könige wohl als ein Buch aufgefaßt) bis Bl. 94 b. — 2. B. d. Kön. bis Bl. 104 c. — 3. B. d. Kön. bis Bl. 108 d. — 4. B. d. Kön. bis 116 c. Die Initialen sind in der Spaltenbreite und in wechselnder Höhe von 6—9 cm; doch reichen Ranken weiter, rothe Zierlinien öfter über die ganze Seite. Die großen Buchstaben sind auf färbigem Grunde in vielen Farben, auch mit Gold, zwar nicht besouders funstreich, aber sauber und sorgfältig ausgeführt. Außer diesen stehen bei fast allen Capiteln der ein zelnen Bücher rothe oder blaue Anfangsbuchstaben über 2—4 Zeilen. Unter der Schlußzeile der Uebersetzung Bl. 116 c ist von derselben Hand lateinisch und deutsch das Datum der Vollendung gesetzt: Sb anno dominicae incarnacionis M° C C C° lxxx. quarta feria post letare; also 1380, am 4. Sonntag nach Lätare. Darunter: In gotez namen amen. Nach gotez geburt dryczen- hundir iar vnd in Achczegisten iare. in nomine domini amen. Daß dieses Datum die Vollendung der Abschrift bedeutet, geht aus den nachfolgenden Eintragungen hervor. Bl. 116 d steht oben, wohl von unserem Schreiber herrührend in schönen Buchstaben: Karolus Quartus diüa fauente Clemena Rönor Imp(er)ator Semp. Augufts Et Boemie Rex. Daß die Eintragung schon im Original stand, ist unwahrscheinlich, weil darunter derselbe Anfang der Urkunde nochmals steht; darunter: Mein dinst czu vorliber (zweimal); es sind wohl bloße Schreibübungen des Abschreibers, wie sie sich am Deckelblatt der Hs. noch mehrmals finden. Urkunden Karls mit obigem Anfange sind öfter; ob der Erlaß Karls IV. vom I.1369 betreffs des Verbotes deutscher Bibeln diesen Anfang zeigt, ist mir nicht zur Hand. Die Eintragung weist wohl auf das engere Ge biet der Herrschaft Karls, Böhmen, Mähren, Schlesien. Unter dieser Eintragung steht in anderen (späteren) Schriftzügen, mit anderer (schlechter) Tinte, in unbeholfenen Buchstaben folgende Note: Als man czalt von crift gebourt wirczehen hunder Jar vnd in dem funften iar. Am nechsten dinstag nach vnjern frawen tag der hymel wart Jst tod mein libe frawe Ludmilla pit got fur sy vnd sprecht ir durch got ein Aue maria. Auch diese Eintragung kann uns
354 — 4. B. der Könige in folgender Vertheilung: 1. Buch Mos. Bl. 1a (Die große Initiale jetzt herausgerissen) bis Bl. 20 c. — 2. B. Mos. (große Init. R) bis Bl. 33 d. — 3. B. Mos. (g. Init. G) bis Bl. 39 c. — 4. B. Mos. (g. Init. G) bis Bl. 51 a. — 5. B. Mos. (g. Initale D) bis Bl. 58 c. — B. Josna (g. Init. G) bis Bl. 65 b. — Buch der Richter (g. Init. N) bis Bl. 78 b. — Buch Ruth (g. Init. C) bis Blatt 80 a. — 1. B. der Könige (g. Init. E, die letzte des Buches; die 4 Bücher der Könige wohl als ein Buch aufgefaßt) bis Bl. 94 b. — 2. B. d. Kön. bis Bl. 104 c. — 3. B. d. Kön. bis Bl. 108 d. — 4. B. d. Kön. bis 116 c. Die Initialen sind in der Spaltenbreite und in wechselnder Höhe von 6—9 cm; doch reichen Ranken weiter, rothe Zierlinien öfter über die ganze Seite. Die großen Buchstaben sind auf färbigem Grunde in vielen Farben, auch mit Gold, zwar nicht besouders funstreich, aber sauber und sorgfältig ausgeführt. Außer diesen stehen bei fast allen Capiteln der ein zelnen Bücher rothe oder blaue Anfangsbuchstaben über 2—4 Zeilen. Unter der Schlußzeile der Uebersetzung Bl. 116 c ist von derselben Hand lateinisch und deutsch das Datum der Vollendung gesetzt: Sb anno dominicae incarnacionis M° C C C° lxxx. quarta feria post letare; also 1380, am 4. Sonntag nach Lätare. Darunter: In gotez namen amen. Nach gotez geburt dryczen- hundir iar vnd in Achczegisten iare. in nomine domini amen. Daß dieses Datum die Vollendung der Abschrift bedeutet, geht aus den nachfolgenden Eintragungen hervor. Bl. 116 d steht oben, wohl von unserem Schreiber herrührend in schönen Buchstaben: Karolus Quartus diüa fauente Clemena Rönor Imp(er)ator Semp. Augufts Et Boemie Rex. Daß die Eintragung schon im Original stand, ist unwahrscheinlich, weil darunter derselbe Anfang der Urkunde nochmals steht; darunter: Mein dinst czu vorliber (zweimal); es sind wohl bloße Schreibübungen des Abschreibers, wie sie sich am Deckelblatt der Hs. noch mehrmals finden. Urkunden Karls mit obigem Anfange sind öfter; ob der Erlaß Karls IV. vom I.1369 betreffs des Verbotes deutscher Bibeln diesen Anfang zeigt, ist mir nicht zur Hand. Die Eintragung weist wohl auf das engere Ge biet der Herrschaft Karls, Böhmen, Mähren, Schlesien. Unter dieser Eintragung steht in anderen (späteren) Schriftzügen, mit anderer (schlechter) Tinte, in unbeholfenen Buchstaben folgende Note: Als man czalt von crift gebourt wirczehen hunder Jar vnd in dem funften iar. Am nechsten dinstag nach vnjern frawen tag der hymel wart Jst tod mein libe frawe Ludmilla pit got fur sy vnd sprecht ir durch got ein Aue maria. Auch diese Eintragung kann uns
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355 — etwas lehren. Ich schließe aus ihr, daß das Buch im Jahre 1405 im Besitz eines schreibkundigen Laien war, weiters, daß die Abschrift der Ueber- setzung nicht für einen Geistlichen (Kloster), sondern für einen Laien ge macht wurde, und weun wir die mehrfach bezeugte Thatsache bedenken, daß vor allem weltliche Kreise sich für die Uebertragung der Bibel in die Muttersprache interessirten, könnten wir sogar weitergehen und annehmen, daß die Verdentschung überhaupt in Laienkreisen entstand. Das Minoriten- kloster in Krummau ist nach den Nachrichten im F. 1357 gegründet, das Buch muß also viel später aus Laienhänden in den Besitz des Klosters gekommen sein. Was unsere Meinung vom Autor der Uebersetzung be- trifft, so treffen wir da mit Walthers Ansicht (Sp. 722) zusammen, der die Uebersetzer der Bibel im 14. Ihdt. nicht für Kleriker hält. Die Handschrift ist eine Copie. Man kann das aus den vielen Doppelschreibungen von einzelnen Wörtern, Fügungen und ganzen Sätzen erschließen; vgl. Bl. 21 b, wo z. B. ein 21/2 Zeilen langer Satz doppelt geschrieben erscheint; zweitens aus Verschreibungen, die nur durch Falsch¬- lesen ertlärlich sind, wie Bl. 36 e, d, wo der Schreiber mehrmals blinde Sperlinge schreibt für lebinde (3. Mof. 14 = duos passeres vivos). Auslassungen, die sich übrigens auch durch Nachschreiben eines Dictats er flären ließen, sind überall nachzuweisen, öfter das praedicat, manchmal ein Hauptwort. Auslassungen sind nachträglich gebessert, in der Zeile oder am Rande; manchmal mit rother Tinte, immer von derselben Hand, von der der ganze Codex stamnt. Die Falschschreibungen sind auch öfter sofort richtig gestellt und bloß gestrichen (vgl. z. B. Bl. 16 b, 59 a). Radi¬- rungen finden sich, die übrigens zu keiner Bemerkung Anlaß geben. Um stellungen werden in der Zeile oder am Rande angedeutet. Bl. 21 b steht über dirtotyn klein: dotten, was auf eine stark nid. gefärbte Vor- lage zurückwiese. Gehen wir auf eine nähere Betrachtung des Inhaltes ein, so findeu wir, daß manches Buch des alten Test. nicht die durch die Vulgata vor- gezeichnete Ausdehnung hat, es zeigen sich zahlreiche starke Kürzungen an verschiedenen Stellen. Während die zwei ersten Bücher Mosis eine ziemlich eng anschließende Uebersetzung bringen, ist z. B. im 3. B. Mos. Cap. 13—14, die über den Anssatz handeln, bloß durch 52 Zeilen vertreten. Cap. 21—27 wird durch 4 Spalten wiedergegeben. Inhalt: Cultgesetze der Juden. Wir sehen den Grund: Was für Deutsche nicht wissenswerth und unwichtig oder gar unverständlich in den hl. Büchern war, hat der Uebersezer ausgeschieden. So erfährt natürlich anch starke Kürzungen in der Uebersetzung das 4. Buch Mos. (Numeri); das 5. B. Mos. weist
355 — etwas lehren. Ich schließe aus ihr, daß das Buch im Jahre 1405 im Besitz eines schreibkundigen Laien war, weiters, daß die Abschrift der Ueber- setzung nicht für einen Geistlichen (Kloster), sondern für einen Laien ge macht wurde, und weun wir die mehrfach bezeugte Thatsache bedenken, daß vor allem weltliche Kreise sich für die Uebertragung der Bibel in die Muttersprache interessirten, könnten wir sogar weitergehen und annehmen, daß die Verdentschung überhaupt in Laienkreisen entstand. Das Minoriten- kloster in Krummau ist nach den Nachrichten im F. 1357 gegründet, das Buch muß also viel später aus Laienhänden in den Besitz des Klosters gekommen sein. Was unsere Meinung vom Autor der Uebersetzung be- trifft, so treffen wir da mit Walthers Ansicht (Sp. 722) zusammen, der die Uebersetzer der Bibel im 14. Ihdt. nicht für Kleriker hält. Die Handschrift ist eine Copie. Man kann das aus den vielen Doppelschreibungen von einzelnen Wörtern, Fügungen und ganzen Sätzen erschließen; vgl. Bl. 21 b, wo z. B. ein 21/2 Zeilen langer Satz doppelt geschrieben erscheint; zweitens aus Verschreibungen, die nur durch Falsch¬- lesen ertlärlich sind, wie Bl. 36 e, d, wo der Schreiber mehrmals blinde Sperlinge schreibt für lebinde (3. Mof. 14 = duos passeres vivos). Auslassungen, die sich übrigens auch durch Nachschreiben eines Dictats er flären ließen, sind überall nachzuweisen, öfter das praedicat, manchmal ein Hauptwort. Auslassungen sind nachträglich gebessert, in der Zeile oder am Rande; manchmal mit rother Tinte, immer von derselben Hand, von der der ganze Codex stamnt. Die Falschschreibungen sind auch öfter sofort richtig gestellt und bloß gestrichen (vgl. z. B. Bl. 16 b, 59 a). Radi¬- rungen finden sich, die übrigens zu keiner Bemerkung Anlaß geben. Um stellungen werden in der Zeile oder am Rande angedeutet. Bl. 21 b steht über dirtotyn klein: dotten, was auf eine stark nid. gefärbte Vor- lage zurückwiese. Gehen wir auf eine nähere Betrachtung des Inhaltes ein, so findeu wir, daß manches Buch des alten Test. nicht die durch die Vulgata vor- gezeichnete Ausdehnung hat, es zeigen sich zahlreiche starke Kürzungen an verschiedenen Stellen. Während die zwei ersten Bücher Mosis eine ziemlich eng anschließende Uebersetzung bringen, ist z. B. im 3. B. Mos. Cap. 13—14, die über den Anssatz handeln, bloß durch 52 Zeilen vertreten. Cap. 21—27 wird durch 4 Spalten wiedergegeben. Inhalt: Cultgesetze der Juden. Wir sehen den Grund: Was für Deutsche nicht wissenswerth und unwichtig oder gar unverständlich in den hl. Büchern war, hat der Uebersezer ausgeschieden. So erfährt natürlich anch starke Kürzungen in der Uebersetzung das 4. Buch Mos. (Numeri); das 5. B. Mos. weist
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356 — theilweise dieselben Kürzungen auf. Solche Auslassungen enthält auch das Buch Josua, während das Buch der Richter, Ruth und das 1. B. der Könige eine recht eng anschließende Uebersetzung erfahren. Das 3. Buch —d. Kön. weist Auslassungen anf. So fehlt Cap. 3 und 5 ganz. Sehr gekürzt ist die Erzählung vom Tempelban Salomos. Cap. 11 (von den Weibern des Königs) ist ausgeblieben, weil der Jnhalt zum Ton und Zweck des Ganzen uicht stimnte. Die Fortsetzung beginnt Cap. 11, v. 43. Anch Cap. 12—22 sind stark beschnitten. In 4. Buch der Könige werden nur die vornehmsten Könige der späteren Zeit und ihrer Thaten einer genaneren Uebertragnng gewürdigt, minder Wichtiges unbarmherzig weggelassen. So ist Cap. 4 gekürzt; Cap. 5—6 fehlt; Cap. 7 ist nur z. Th. da, Cap. 8—12 fehlen. Von hier bis Cap. 24 ist die Ueber setzung wieder mit einigen Kürzungen enger auschließend. Die drei letzten Capitel des 4. Buches werden uur im Auszuge an- geführt. Dazwischen aber streut der Uebersetzer Theile ans dem Buche Jeremias. In die Beschreibung der letzten Jahre des jüdischen Reiches werden die wiederholten Weissagungen des Propheten Jeremias von der Wegführung nach Babylon, die Leiden des Propheten durch seiue Gegner bis zur endlichen Erfüllung seiner Weissagungen eingeschoben, alles uicht in wörtlicher Uebersetzung, sondern bloß in Anszuge, wobei der Ueber- setzer nur historisches Interesse zeigt. So verwebt er mit Cap. 23—25 des 4. Kön., soweit sich das feststellen läßt, die Cap. 36, 18, 28, 29, 24, 37, 32, 38, 52 aus Jeremias alles anf einem Raume von 13 Spalten. Wir sehen offen die Absicht, die unseren Uebersetzer (oder Copisten?) leitet: er will die Geschichte des jüdischen Volkes bis zum Ende des jüdischen Reiches bieten. Mit dem Triumphe Nabnchodonosors, dem Tode und Be gräbnisse des Königs Sedechias in der Gefangenschaft endet das Werk: vnd czu der czit hatte daz rych eyn ende der iuden. Die Arbeit ist aber eine wirkliche Uebersetzung der Bibel. Die Ver- änderungen sind bloß Streichungen im Texte der Vulgata. Was geboten ist, ist (von wenigen Fällen abgesehen) wirkliche Uebersetzung der Iatei¬ nischen Vorlage, nicht bloß Inhaltsangabe. Ich erwähne das, um nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, daß wir es mit einer Historienbibel zu thun haben. Das Bestreben des Uebersetzers ist offen und ausgesprochen (s. unten 378) darauf gerichtet, die Vorlage zu kürzen, um einen lesbaren und doch auf den hl. Büchern beruhenden Text zu gewinen. Solche Bestre- bungen finden sich öfter in den Vibeln des Mittelalters uud sind be- greiflich. Wir werden einem Manne, der das schwierige Geschäft des Ueber- setzers auf sich nahn, nicht verübeln, daß er auf werthlose Theile, wie die
356 — theilweise dieselben Kürzungen auf. Solche Auslassungen enthält auch das Buch Josua, während das Buch der Richter, Ruth und das 1. B. der Könige eine recht eng anschließende Uebersetzung erfahren. Das 3. Buch —d. Kön. weist Auslassungen anf. So fehlt Cap. 3 und 5 ganz. Sehr gekürzt ist die Erzählung vom Tempelban Salomos. Cap. 11 (von den Weibern des Königs) ist ausgeblieben, weil der Jnhalt zum Ton und Zweck des Ganzen uicht stimnte. Die Fortsetzung beginnt Cap. 11, v. 43. Anch Cap. 12—22 sind stark beschnitten. In 4. Buch der Könige werden nur die vornehmsten Könige der späteren Zeit und ihrer Thaten einer genaneren Uebertragnng gewürdigt, minder Wichtiges unbarmherzig weggelassen. So ist Cap. 4 gekürzt; Cap. 5—6 fehlt; Cap. 7 ist nur z. Th. da, Cap. 8—12 fehlen. Von hier bis Cap. 24 ist die Ueber setzung wieder mit einigen Kürzungen enger auschließend. Die drei letzten Capitel des 4. Buches werden uur im Auszuge an- geführt. Dazwischen aber streut der Uebersetzer Theile ans dem Buche Jeremias. In die Beschreibung der letzten Jahre des jüdischen Reiches werden die wiederholten Weissagungen des Propheten Jeremias von der Wegführung nach Babylon, die Leiden des Propheten durch seiue Gegner bis zur endlichen Erfüllung seiner Weissagungen eingeschoben, alles uicht in wörtlicher Uebersetzung, sondern bloß in Anszuge, wobei der Ueber- setzer nur historisches Interesse zeigt. So verwebt er mit Cap. 23—25 des 4. Kön., soweit sich das feststellen läßt, die Cap. 36, 18, 28, 29, 24, 37, 32, 38, 52 aus Jeremias alles anf einem Raume von 13 Spalten. Wir sehen offen die Absicht, die unseren Uebersetzer (oder Copisten?) leitet: er will die Geschichte des jüdischen Volkes bis zum Ende des jüdischen Reiches bieten. Mit dem Triumphe Nabnchodonosors, dem Tode und Be gräbnisse des Königs Sedechias in der Gefangenschaft endet das Werk: vnd czu der czit hatte daz rych eyn ende der iuden. Die Arbeit ist aber eine wirkliche Uebersetzung der Bibel. Die Ver- änderungen sind bloß Streichungen im Texte der Vulgata. Was geboten ist, ist (von wenigen Fällen abgesehen) wirkliche Uebersetzung der Iatei¬ nischen Vorlage, nicht bloß Inhaltsangabe. Ich erwähne das, um nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, daß wir es mit einer Historienbibel zu thun haben. Das Bestreben des Uebersetzers ist offen und ausgesprochen (s. unten 378) darauf gerichtet, die Vorlage zu kürzen, um einen lesbaren und doch auf den hl. Büchern beruhenden Text zu gewinen. Solche Bestre- bungen finden sich öfter in den Vibeln des Mittelalters uud sind be- greiflich. Wir werden einem Manne, der das schwierige Geschäft des Ueber- setzers auf sich nahn, nicht verübeln, daß er auf werthlose Theile, wie die
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357 Cultgesetze der Jnden uicht seine Kraft vergendete. Doch überging er auch diese uicht, sondern verkürzte uur einzelne Theile. Besonders Ge- schichtliches hat er möglichst tren übersetzt. Auch zwischen soust wörtlicher Uebertraging finden sich Sätze, wo nur der Sinn wiedergegeben ist, weil eine wortgetrene Uebersetzung den Sinn der Stelle nicht bereichert oder direct Bekanntes wiederholt. Er wollte die Bibel nicht bloß übersetzen, er wollte sie ganz verdentschen, und so beseitigt er sichtlich alles, was dem deutschen Empfinden fremd oder auffallend erscheinen mußzte, so besonders, wie schon erwähnt, vieles aus der jüdischen Cultgesetzgebung und manches derart ans der Geschichte der Könige. Die Frage und der Einwurf, ob diese Ansscheidungen und Kürzungen des Textes dem Originale oder unserem Abschreiber zuzuschreiben sind, fordert eine Antwort. Die vielen Schreibversehen sprechen dafür, daß wir es mit einem getreuen Copisten zu thun haben. Aber nicht wenige Stellen gegen Schluß der Arbeit dürften uns beweisen, daß sie eine mit Absicht gekürzte Abschrift eines vollständigen oder wenigstens vollständigeren deut schen Originals ist. Hier treffen wir Stellen, wo eine Lücke im Gedauken- gange klafft, die wir nur dem Kürzungsbestreben eines Abschreibers zu- schreiben können, der sein Werk beendet sehen will. Solche gedankliche Licken fünden sich besonders im 3. B. der Könige. Nach Cap. 14, v. 6 und 7 kommt gleich v. 21, so daß ein Sprung in der Gedankenfolge entsteht: got spricht ich hab dich vnd dyn man dirhoet — Roboam salomonz son herzchte XXIII iar. Auch das folgende zeigt starke Kürzung. Cap. 15 wird mit 27 Zeilen abgethan. Im Cap. 16 ist nach v. 4 mit dem Satze abgebrochen: do der pphete hyenu (= Jehu) di rede volente vnd liz yn Basa voen vnd liz yn dirtotë und Cap. 17 beginnt. Auch hier ist auf eine gewaltsame Kürzung des Abschreibers zu schließen. Nach dem Schlusse des Cap. 17 komnt sofort ohne Zusammenhang die Stelle Cap. 18, v. 43 ff. do quam der knecht wedir vnd sp'ch h're ich (sehe) nichz nicht; hier offeubar ganz gewaltsam. Später Cap. 19, 10 wird doch die Tödtnng der Baalspriester erwähnt, die Cap. 18 wegblieb. Cap. 20, v. 18 ist noch ganz übersetzt. Daran schließt sich v. 43- der konig wart czornig vnd achte der rede nicht vnd czoch ken samariã und darauf Cap. 21; auch hier mit einer Gedankeulücke. Anch nach dem 7. Vers des Cap. 21, der noch halb übersetzt ist, kommt mit Auslassung von fast 2 Capitelu gleich das 4. Buch, Cap. 1, der Abbruch der Ge- schichte von Naboths Weinberg ist umso anffäsliger, da er eine bekannte Stelle trifft. Solche gewaltsame Uebergänge finden sich auch sonst vereinzelt, und wir werden sie unserem Abschreiber zur Last legen müssen, wenn
357 Cultgesetze der Jnden uicht seine Kraft vergendete. Doch überging er auch diese uicht, sondern verkürzte uur einzelne Theile. Besonders Ge- schichtliches hat er möglichst tren übersetzt. Auch zwischen soust wörtlicher Uebertraging finden sich Sätze, wo nur der Sinn wiedergegeben ist, weil eine wortgetrene Uebersetzung den Sinn der Stelle nicht bereichert oder direct Bekanntes wiederholt. Er wollte die Bibel nicht bloß übersetzen, er wollte sie ganz verdentschen, und so beseitigt er sichtlich alles, was dem deutschen Empfinden fremd oder auffallend erscheinen mußzte, so besonders, wie schon erwähnt, vieles aus der jüdischen Cultgesetzgebung und manches derart ans der Geschichte der Könige. Die Frage und der Einwurf, ob diese Ansscheidungen und Kürzungen des Textes dem Originale oder unserem Abschreiber zuzuschreiben sind, fordert eine Antwort. Die vielen Schreibversehen sprechen dafür, daß wir es mit einem getreuen Copisten zu thun haben. Aber nicht wenige Stellen gegen Schluß der Arbeit dürften uns beweisen, daß sie eine mit Absicht gekürzte Abschrift eines vollständigen oder wenigstens vollständigeren deut schen Originals ist. Hier treffen wir Stellen, wo eine Lücke im Gedauken- gange klafft, die wir nur dem Kürzungsbestreben eines Abschreibers zu- schreiben können, der sein Werk beendet sehen will. Solche gedankliche Licken fünden sich besonders im 3. B. der Könige. Nach Cap. 14, v. 6 und 7 kommt gleich v. 21, so daß ein Sprung in der Gedankenfolge entsteht: got spricht ich hab dich vnd dyn man dirhoet — Roboam salomonz son herzchte XXIII iar. Auch das folgende zeigt starke Kürzung. Cap. 15 wird mit 27 Zeilen abgethan. Im Cap. 16 ist nach v. 4 mit dem Satze abgebrochen: do der pphete hyenu (= Jehu) di rede volente vnd liz yn Basa voen vnd liz yn dirtotë und Cap. 17 beginnt. Auch hier ist auf eine gewaltsame Kürzung des Abschreibers zu schließen. Nach dem Schlusse des Cap. 17 komnt sofort ohne Zusammenhang die Stelle Cap. 18, v. 43 ff. do quam der knecht wedir vnd sp'ch h're ich (sehe) nichz nicht; hier offeubar ganz gewaltsam. Später Cap. 19, 10 wird doch die Tödtnng der Baalspriester erwähnt, die Cap. 18 wegblieb. Cap. 20, v. 18 ist noch ganz übersetzt. Daran schließt sich v. 43- der konig wart czornig vnd achte der rede nicht vnd czoch ken samariã und darauf Cap. 21; auch hier mit einer Gedankeulücke. Anch nach dem 7. Vers des Cap. 21, der noch halb übersetzt ist, kommt mit Auslassung von fast 2 Capitelu gleich das 4. Buch, Cap. 1, der Abbruch der Ge- schichte von Naboths Weinberg ist umso anffäsliger, da er eine bekannte Stelle trifft. Solche gewaltsame Uebergänge finden sich auch sonst vereinzelt, und wir werden sie unserem Abschreiber zur Last legen müssen, wenn
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358 — es auch sehr wahrscheinlich ist, daß er danit uur das Kürzungsprincip seiner Vorlage seinerseits ungerechtfertigt übertrieb. Mehrere Zusätze, die sich innerhalb der Uebersetzung befinden, ver- dienen bemerkt zu werden. In ihnen erhebt sich der Uebersetzer gleichsam über seine Arbeit, indem er irrige Ansichten, die sich verbreitet haben, zurückweist und dadurch seine hohe Achtung vor der reinen Ueberlieferung bekundet. So 1. Mos. 4 als Einleitung: Etlich meystir screybit daz me- thodius dem heyligyn merterer in dem kerker vor quam in dem geyste daz adam vnd eua Juncfrawen vz dem padise queme vnd an dem vunfezenden iare sinz lebins hatte den svn kayn vnd ein thoht kalmana dy waz kaynz swejt vnd zy huzvrowe dor noch in dem andirn vünfezeen iare hatte den son abel vnd ein thoht' delbora Daz spricht nicht dy bybile, jundir kürclich schribit alzo adam hatte eyn son kayn do noch eyn son abel u. s. w. Andererseits bringt er solche Zusätze ohne weitere Bemerkung: zu 1. Mos. 4, 24: daz sprechen die meistir Lamech waz ein schücze vnd sach nicht vnd hatte eyn iügen der yn leyte eins moliz vûrte mã yn durch lust schysen wiltnůz czu pelczen nicht durch vleyzches wille. wenn ma az nicht vleichz vor der syntilut von geschichte erschoz her kayn y eyme gestrwte vor eyn tyr noch geheyze dez iügen Lamech d' czornte vnd slug mit den bogyn den iügin czu tode dor vme wysagete lamech synë hůz vrowen von d' geschicht wen h’ erslug kayn mit d' wüdin den ingen mit dem czorne. 2. Mos. 32, 17 trägt den Zusatz: vn spricht di schrift daz Jojue hatte gewart alle tage Moyses suchnë vnd’ de berge. 1. Kön. 9, 18 ubi est domus Videntis ist übersetzt: wo ist dez wyfjagen huz ad' dez sehende we etwe hiz mä den wyjjage den sehende. 4. Kön. 1, 13 bietet den Zusatz: vnd mä wil iz sy gewest Abdyas. Eigenthümlich ist der Zusatz zu 2. Mos. 32, 20: v� wolde vor- suchen wer schuldig wer do bleyb yclichin d' schuldig waz di azz- chen clebē an de barte; also gleichsam ein Gottesurtheil; noch einmal erwähnt zu v. 27: de h' vindit geczeich€t mit d' azzche an synë bart. Interessant ist die Auffassung und Uebersetzung der Stelle 3. Kön. 4, 33 : her hat geretit vo d' nature der bowme vn allir worcze vn von nature aller craturë her machte seyne (= Segen) do mete ma süche vortreybe. vnd di bôsen geyste vz de lutě. vnd seyne do mete mä sy beswir in eyn glaz. Er denkt offenbar an Zaubersprüche von der Art der altdeutschen.
358 — es auch sehr wahrscheinlich ist, daß er danit uur das Kürzungsprincip seiner Vorlage seinerseits ungerechtfertigt übertrieb. Mehrere Zusätze, die sich innerhalb der Uebersetzung befinden, ver- dienen bemerkt zu werden. In ihnen erhebt sich der Uebersetzer gleichsam über seine Arbeit, indem er irrige Ansichten, die sich verbreitet haben, zurückweist und dadurch seine hohe Achtung vor der reinen Ueberlieferung bekundet. So 1. Mos. 4 als Einleitung: Etlich meystir screybit daz me- thodius dem heyligyn merterer in dem kerker vor quam in dem geyste daz adam vnd eua Juncfrawen vz dem padise queme vnd an dem vunfezenden iare sinz lebins hatte den svn kayn vnd ein thoht kalmana dy waz kaynz swejt vnd zy huzvrowe dor noch in dem andirn vünfezeen iare hatte den son abel vnd ein thoht' delbora Daz spricht nicht dy bybile, jundir kürclich schribit alzo adam hatte eyn son kayn do noch eyn son abel u. s. w. Andererseits bringt er solche Zusätze ohne weitere Bemerkung: zu 1. Mos. 4, 24: daz sprechen die meistir Lamech waz ein schücze vnd sach nicht vnd hatte eyn iügen der yn leyte eins moliz vûrte mã yn durch lust schysen wiltnůz czu pelczen nicht durch vleyzches wille. wenn ma az nicht vleichz vor der syntilut von geschichte erschoz her kayn y eyme gestrwte vor eyn tyr noch geheyze dez iügen Lamech d' czornte vnd slug mit den bogyn den iügin czu tode dor vme wysagete lamech synë hůz vrowen von d' geschicht wen h’ erslug kayn mit d' wüdin den ingen mit dem czorne. 2. Mos. 32, 17 trägt den Zusatz: vn spricht di schrift daz Jojue hatte gewart alle tage Moyses suchnë vnd’ de berge. 1. Kön. 9, 18 ubi est domus Videntis ist übersetzt: wo ist dez wyfjagen huz ad' dez sehende we etwe hiz mä den wyjjage den sehende. 4. Kön. 1, 13 bietet den Zusatz: vnd mä wil iz sy gewest Abdyas. Eigenthümlich ist der Zusatz zu 2. Mos. 32, 20: v� wolde vor- suchen wer schuldig wer do bleyb yclichin d' schuldig waz di azz- chen clebē an de barte; also gleichsam ein Gottesurtheil; noch einmal erwähnt zu v. 27: de h' vindit geczeich€t mit d' azzche an synë bart. Interessant ist die Auffassung und Uebersetzung der Stelle 3. Kön. 4, 33 : her hat geretit vo d' nature der bowme vn allir worcze vn von nature aller craturë her machte seyne (= Segen) do mete ma süche vortreybe. vnd di bôsen geyste vz de lutě. vnd seyne do mete mä sy beswir in eyn glaz. Er denkt offenbar an Zaubersprüche von der Art der altdeutschen.
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359 — In 3. Kön. 10 ist nach v. 13 jene bekaunte mittelalterliche Legende vom Kreuzesholze Christi eingeschaltet: vnd sprechn dy meystir daz saba dirkante eyn holcz in dez konigis sal an de solde eyn' der hange werdy durch dez todez der Jude rych vorgen solde. daz torste sy nicht sagë in dez konigez gegenwertikeit Svndir sy enpot iz ym do nä h’ daz selbe holcz vnd liz iz tyf vorberge in di erde ydoch vant ma iz in eyme tyche do ma got martern solt. Diese Zusätze entsprechen in stilistischer und sprachlicher Hinsicht dem Charakter der Uebersetzung, so daß sie dem Originale zuzuweisen sind. Der Tendenz der Verdentschung entsprechend läßt er die lyrischen Lobgesänge in verschiedenen Stellen der Vulgata weg, gewöhnlich unter Anführung der lateinischen Anfangsstelle und Uebersetzung des Anfanges, öfters mit dem Hinweise auf seine Absicht, kurz zu sein. 2. Mos. 15 ist der Lobgesang des Moses auf einige Sätze gekürzt; dann heißt es: vi machtē de lebeliche salm de ma lift in de jaltir Cantemus domino gloriose dorvine get ma sebe tage in d' oftirliche czit vm daz waffir. — ähnlich 5. Mos. 32, wo bloß v. 1—4 übersetzt wird mit dem lat. Anfang: Audite celi quid loquar — ähnlich 1. Kön. 2; — ebenso 2 Kön. 22, welche Stelle unten s. 378 angeführt erscheint; oder 3. Kön. 6 u. 7, die mit einigen Sätzen abgethan werden, dann heißt es: vnd bowete daz mit grofir czerüge. vo silbir vnd von golde alz vns di bybilie sayt. daz ich hye laze vndir wegë. Durch der korcze wille mit alle syn huz rate goldir rouchuefsir vï goldyn kruge (Cap. 7, v. 51). II. &roben. Hier sollen dieselben drei Stellen Platz finden, die Walther (die deutsche Bibelübersetzung) als Proben der verschiedenen Uebersetzungs, zweige aus jenen Theilen des alten Testaments beibringt, welche unsere Hs. enthält. Das erste Blatt des Codex ist verstümmelt. 1. Mos. 1, 1—8 (Bl. 1 a): . . . . . hymel . . . . . . waz vnfr(vchper) vnd y(del) vnd mit vinsternys vmgeben. gotes vor- sychtikeit waz czu seine geschefte. vnd sprach werd ein liecht. do wart ein lycht. daz behayte gote. vnd teylte licht vnd vinsternyz. daz licht daz hyz her den tag. daz vinsternyz di nacht. do vorging mit dem morgen vnd mit de obëde ein tag. do sprach got w’de ein vesteünge in dem mittil der wafjer. vnd machte ein vestenunge di teilt dy waffer di obin worn von de wasse'n di vnd’ in worn. do dy
359 — In 3. Kön. 10 ist nach v. 13 jene bekaunte mittelalterliche Legende vom Kreuzesholze Christi eingeschaltet: vnd sprechn dy meystir daz saba dirkante eyn holcz in dez konigis sal an de solde eyn' der hange werdy durch dez todez der Jude rych vorgen solde. daz torste sy nicht sagë in dez konigez gegenwertikeit Svndir sy enpot iz ym do nä h’ daz selbe holcz vnd liz iz tyf vorberge in di erde ydoch vant ma iz in eyme tyche do ma got martern solt. Diese Zusätze entsprechen in stilistischer und sprachlicher Hinsicht dem Charakter der Uebersetzung, so daß sie dem Originale zuzuweisen sind. Der Tendenz der Verdentschung entsprechend läßt er die lyrischen Lobgesänge in verschiedenen Stellen der Vulgata weg, gewöhnlich unter Anführung der lateinischen Anfangsstelle und Uebersetzung des Anfanges, öfters mit dem Hinweise auf seine Absicht, kurz zu sein. 2. Mos. 15 ist der Lobgesang des Moses auf einige Sätze gekürzt; dann heißt es: vi machtē de lebeliche salm de ma lift in de jaltir Cantemus domino gloriose dorvine get ma sebe tage in d' oftirliche czit vm daz waffir. — ähnlich 5. Mos. 32, wo bloß v. 1—4 übersetzt wird mit dem lat. Anfang: Audite celi quid loquar — ähnlich 1. Kön. 2; — ebenso 2 Kön. 22, welche Stelle unten s. 378 angeführt erscheint; oder 3. Kön. 6 u. 7, die mit einigen Sätzen abgethan werden, dann heißt es: vnd bowete daz mit grofir czerüge. vo silbir vnd von golde alz vns di bybilie sayt. daz ich hye laze vndir wegë. Durch der korcze wille mit alle syn huz rate goldir rouchuefsir vï goldyn kruge (Cap. 7, v. 51). II. &roben. Hier sollen dieselben drei Stellen Platz finden, die Walther (die deutsche Bibelübersetzung) als Proben der verschiedenen Uebersetzungs, zweige aus jenen Theilen des alten Testaments beibringt, welche unsere Hs. enthält. Das erste Blatt des Codex ist verstümmelt. 1. Mos. 1, 1—8 (Bl. 1 a): . . . . . hymel . . . . . . waz vnfr(vchper) vnd y(del) vnd mit vinsternys vmgeben. gotes vor- sychtikeit waz czu seine geschefte. vnd sprach werd ein liecht. do wart ein lycht. daz behayte gote. vnd teylte licht vnd vinsternyz. daz licht daz hyz her den tag. daz vinsternyz di nacht. do vorging mit dem morgen vnd mit de obëde ein tag. do sprach got w’de ein vesteünge in dem mittil der wafjer. vnd machte ein vestenunge di teilt dy waffer di obin worn von de wasse'n di vnd’ in worn. do dy
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360 vestenüg wart. do macht . . . . . . hyml. do vorgink mit (dem mor) gen vnd mit dem (abende der an)dir tag. 1. Mos. 3, 1—8 (Bl. 2 a). V. 1 am Ende des 1. Blattes ijt verstümmelt v. 2 ff.: wir sullin essen von allem holcze. ane von dem holcze des lebins daz wir icht sterbin. Di slange sprach mit nichte stirbet ir tot. weyz got an welchem tage irs efzet, so offen sich ewr ougen Vnd wert alz dy wyfsenden gôte ôbyl vnd güt Daz wip jach daz daz holcz waz gut czu efsen. schône den ougen Lostsam dem ge- sichte, vnd na der frucht vnd az vnd gab dem mane der az veh do offentë sich ir beydir oûgen vnd der kante sich bloz. vnd namë lowber der vigẽ vnd machtë dor vz questen Do sy hörtë gotis styme noch mitte tage vor got barg sich adam. v. 14—16: do sprach got czu der slange wen du daz getan hajt. so biz vor vlucht vndir allen lebendë týrn der erdë vnd du salt gen uf dyner brust vnd erde ezzen in den tagen dynes lebins. vint- schaft sal syn czwizzen dir. vnd dem wybe. vnd ewýrn jomë, sy jal czu ryben dyn houpt vnd salt vint syn dinë trete Got sprach czü wybe. ich wil meren dyn angystë. vnd dy gebort geberystu mit jmer- czë du seyjt vndir d' gehorſã dez mannes. vnd h' sy dyn h're. Richter 5, 1—32 (Bl. 67 c): wie man sehen wird, ist das Cap. ausgiebig gekürzt: Delbora vnd Barach sungen got ir lob vnl sprachë hort ir konige vn vornemt ir vursten mit den orn lob got Ich byns vnd singe gote von ijr'l my lob Got hat vine gekart dy pfortë der vynde Stant vf stant vf sprich daz lob stant vf Barach vnd begrif dyne gevange daz wajser Cyson hat czu ym geczogë daz az der lute. vnd d' engil Got sprach vorvluchet sin di inwoner dez landis dy nicht czu helfe quamẽ vnserm herren geseynt sijtu vor allen wiben Jahel abnerz huzvrow du gabist dem milch czu trinken d' dich vm wassir bat du hildift in der lynken hät den nagil vnd in der rechten hant den hamer vnd slugest yn durch syjaramz houbt daz her vor dir tot bleyb. du bijt eyn wyse vrowe vor andirn vrowen du bist schoner allir vrowen. Man sal dir dem rowb mete teylë vnd sal dir gebin czu dyner czerüge manchirley cleydir dez vursten Sy- jara h're aljo jullen vorterbin dyne vynde vnd di dich lib habi di follen schyně alz di sonne an dem mitte tage. do noch sasen di Juden mit vrede. Xl. iar.
360 vestenüg wart. do macht . . . . . . hyml. do vorgink mit (dem mor) gen vnd mit dem (abende der an)dir tag. 1. Mos. 3, 1—8 (Bl. 2 a). V. 1 am Ende des 1. Blattes ijt verstümmelt v. 2 ff.: wir sullin essen von allem holcze. ane von dem holcze des lebins daz wir icht sterbin. Di slange sprach mit nichte stirbet ir tot. weyz got an welchem tage irs efzet, so offen sich ewr ougen Vnd wert alz dy wyfsenden gôte ôbyl vnd güt Daz wip jach daz daz holcz waz gut czu efsen. schône den ougen Lostsam dem ge- sichte, vnd na der frucht vnd az vnd gab dem mane der az veh do offentë sich ir beydir oûgen vnd der kante sich bloz. vnd namë lowber der vigẽ vnd machtë dor vz questen Do sy hörtë gotis styme noch mitte tage vor got barg sich adam. v. 14—16: do sprach got czu der slange wen du daz getan hajt. so biz vor vlucht vndir allen lebendë týrn der erdë vnd du salt gen uf dyner brust vnd erde ezzen in den tagen dynes lebins. vint- schaft sal syn czwizzen dir. vnd dem wybe. vnd ewýrn jomë, sy jal czu ryben dyn houpt vnd salt vint syn dinë trete Got sprach czü wybe. ich wil meren dyn angystë. vnd dy gebort geberystu mit jmer- czë du seyjt vndir d' gehorſã dez mannes. vnd h' sy dyn h're. Richter 5, 1—32 (Bl. 67 c): wie man sehen wird, ist das Cap. ausgiebig gekürzt: Delbora vnd Barach sungen got ir lob vnl sprachë hort ir konige vn vornemt ir vursten mit den orn lob got Ich byns vnd singe gote von ijr'l my lob Got hat vine gekart dy pfortë der vynde Stant vf stant vf sprich daz lob stant vf Barach vnd begrif dyne gevange daz wajser Cyson hat czu ym geczogë daz az der lute. vnd d' engil Got sprach vorvluchet sin di inwoner dez landis dy nicht czu helfe quamẽ vnserm herren geseynt sijtu vor allen wiben Jahel abnerz huzvrow du gabist dem milch czu trinken d' dich vm wassir bat du hildift in der lynken hät den nagil vnd in der rechten hant den hamer vnd slugest yn durch syjaramz houbt daz her vor dir tot bleyb. du bijt eyn wyse vrowe vor andirn vrowen du bist schoner allir vrowen. Man sal dir dem rowb mete teylë vnd sal dir gebin czu dyner czerüge manchirley cleydir dez vursten Sy- jara h're aljo jullen vorterbin dyne vynde vnd di dich lib habi di follen schyně alz di sonne an dem mitte tage. do noch sasen di Juden mit vrede. Xl. iar.
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— 361 — III. Aeberſehungstechnik. Der Abschuitt soll sich mit der Uebersetzungskunst beschäftigen. Zu diesem Zwecke mögen 15 Capitel — beliebig aus der Vulgata (Ausgabe Allioli) gewählt — untersucht werden. Es sind dies 1. Mos. 4 — C. 7 — C. 29 — C. 41 —2. Mos. 32 —3. Mos. 25—4. Mos. 13— 5. Mos. 13 — Josua 2 — Richter 14 — Ruth 2 — 1. Kön. 9 — 2. Kön. 18 —3. Kön. 10 — 4. Kön. 1. In diesem Abschnitte sowie in der Behandlung der Mundart sind die Kürzungen der Hs. für en, er mit e aufgelöst. Ein Prüfstein der mittelalterlichen Uebersetzungskunst ist die Be handlung der Participia. Für unsern Uebersetzer ist Regel, alle Mittel- wörter im Deutschen durch beigeordnete Sätze wiederzugeben. So videns; 1. Mos. 29, 31 = got dirkante; 2. Mos. 32, 1 = daz volk sach; Richt. 14, 1 = vnd sach; 3. Kön. 10, 4 = do di konigyn saba mer- kete, also an dieser einen Stelle durch einen Nebensatz. — dicens; 2. Mos. 32, 11; Jos. 2, 3; Richt. 14, 16 = vnd sprach; 5. Mos. 13, 6 vnd spricht. — accubantes 1. Mos. 29, 2 = by dem logen dry herte schoffe ; — at illa festinans nuntiavit 1. Mos. 29, 12 = si lif snelle vnd sayte iz — surgentes mane 2. Mos. 32, 6 = dez morgenz quam daz volk — portans 2. Mos. 32, 15 = vnd trug — arri- piensque 2. Mos. 32, 20 vnd dirwyzchte daz kalb — pergentesque 4. Mos. 13, 24 = vnd czogen — habens in manu Richt. 14, 6 = vnd hatte in der hant. — revertens Richt. 14, 8 = her czoch wedir czu ir — quae cadens in faciem suam et adorans super terram Ruth 2, 10 = Si vile nedir vf ir antlicz vnd bete yn an. — assumens 1. Kön. 9, 22 = Samuel nam Saul — portantibus 3. Kön. 10, 2 = di trugen — deferens 3. Kön. 10, 22 = di brochte — sedenti 4. Kön. 1, 9 = der sach (= saz) hoch vf eynen berge — zugleich mit sinngemäßer Erweiterung: compascens murmur. 4. Mos. 13, 31 = der wolde stüren dem volke, daz do redte ken Moyji — vnd gab dem volke trost — Auch das part. perf. macht er zu einem Hauptsatze — iratus 2. Mos. 32, 19 = vnd wart czornig — und ebenso wird das part. pf. pass. Aufgelöft: quorum ablatas vestes — Richt. 14, 19 = vnd czoch yn vz ir sydyn rocke. Doch kennt er auch deutsche Mittelwörter: scriptas ex utraque parte 2. Mos. 32, 15 = beydirsyt geschrebin; ebenso das praes: de comedente Richt. 14, 14 = von den essende; oder er weiß es durch ein deutsches Hauptwort auszudrüicken: iratus Richt. 14, 19 = vor czorne;
— 361 — III. Aeberſehungstechnik. Der Abschuitt soll sich mit der Uebersetzungskunst beschäftigen. Zu diesem Zwecke mögen 15 Capitel — beliebig aus der Vulgata (Ausgabe Allioli) gewählt — untersucht werden. Es sind dies 1. Mos. 4 — C. 7 — C. 29 — C. 41 —2. Mos. 32 —3. Mos. 25—4. Mos. 13— 5. Mos. 13 — Josua 2 — Richter 14 — Ruth 2 — 1. Kön. 9 — 2. Kön. 18 —3. Kön. 10 — 4. Kön. 1. In diesem Abschnitte sowie in der Behandlung der Mundart sind die Kürzungen der Hs. für en, er mit e aufgelöst. Ein Prüfstein der mittelalterlichen Uebersetzungskunst ist die Be handlung der Participia. Für unsern Uebersetzer ist Regel, alle Mittel- wörter im Deutschen durch beigeordnete Sätze wiederzugeben. So videns; 1. Mos. 29, 31 = got dirkante; 2. Mos. 32, 1 = daz volk sach; Richt. 14, 1 = vnd sach; 3. Kön. 10, 4 = do di konigyn saba mer- kete, also an dieser einen Stelle durch einen Nebensatz. — dicens; 2. Mos. 32, 11; Jos. 2, 3; Richt. 14, 16 = vnd sprach; 5. Mos. 13, 6 vnd spricht. — accubantes 1. Mos. 29, 2 = by dem logen dry herte schoffe ; — at illa festinans nuntiavit 1. Mos. 29, 12 = si lif snelle vnd sayte iz — surgentes mane 2. Mos. 32, 6 = dez morgenz quam daz volk — portans 2. Mos. 32, 15 = vnd trug — arri- piensque 2. Mos. 32, 20 vnd dirwyzchte daz kalb — pergentesque 4. Mos. 13, 24 = vnd czogen — habens in manu Richt. 14, 6 = vnd hatte in der hant. — revertens Richt. 14, 8 = her czoch wedir czu ir — quae cadens in faciem suam et adorans super terram Ruth 2, 10 = Si vile nedir vf ir antlicz vnd bete yn an. — assumens 1. Kön. 9, 22 = Samuel nam Saul — portantibus 3. Kön. 10, 2 = di trugen — deferens 3. Kön. 10, 22 = di brochte — sedenti 4. Kön. 1, 9 = der sach (= saz) hoch vf eynen berge — zugleich mit sinngemäßer Erweiterung: compascens murmur. 4. Mos. 13, 31 = der wolde stüren dem volke, daz do redte ken Moyji — vnd gab dem volke trost — Auch das part. perf. macht er zu einem Hauptsatze — iratus 2. Mos. 32, 19 = vnd wart czornig — und ebenso wird das part. pf. pass. Aufgelöft: quorum ablatas vestes — Richt. 14, 19 = vnd czoch yn vz ir sydyn rocke. Doch kennt er auch deutsche Mittelwörter: scriptas ex utraque parte 2. Mos. 32, 15 = beydirsyt geschrebin; ebenso das praes: de comedente Richt. 14, 14 = von den essende; oder er weiß es durch ein deutsches Hauptwort auszudrüicken: iratus Richt. 14, 19 = vor czorne;
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362 — metentes Ruth 2, 3 = di sneter — Oefters bleibt es, wenn zum Sinn nicht nothwendig, ganz weg. Oft: dicens locutus est — pergentes in- gressi sunt Jos. 2, 1 = do gyngen sy — veniens Richt. 14, 9 — narrantibus 3. Kön. 10, 7. Auch den Ablat. absol. gibt die Uebersetzung durch Beiordnung und Auflösung: et adaquato grege 1. Mos. 29, 11 = vnd liz dy schoffe trynkyn — vocatis multis amicorum turbis 1. Mos. 29, 22 = ji ruften vil vrunde czu der wirtschaft — audita fama 3. Kön. 10, 1 = horte vil sagen — freier: clamante praecone 1. Mos. 41, 43 = vnd hiz di knechte vor ym laufen — durch Unterordnung: ut cunctis ovibus congregatis devolverent lapidem 1. Mos. 29, 3 = den born endakket man nicht, dy schofe quemen den alle czu enander. — omni regione circuita 4. Mos. 13, 26 = alz sy daz lant hatten vm- megangen — Durch ein Hauptwort: et facto mane, pavore perterritus 1. Mos. 41, 8 = dez morgens derschrak pharao — Der abl. abs. bleibt auch ganz weg, wenn zum Sinn nicht nothwendig: auditis causis itineris 1. Mos. 29, 13 — quibus urbem ingressis Jos. 2, 23 = do — Auch die Wiedergabe des lat. Gerundiums und Gerundivums werden wir nur loben können: ad colligendum Ruth 2, 8 = di ehern vf lesyn (Infin.) — hora vescendi Ruth 2, 14 = czit, daz man efsen jal — egredientes ad hauriendam aquam 1. Kön. 9, 11 = di wolt wazzir holn — ut eatis ad consulendum Beelzebub 4. Kön. 1, 3 = daz sy gen vnd rot vrogen belczebub. Ebensogut behandelt der Uebersetzer den accus. cum infin. — audivit me haberi contemptui 1. Mos. 29, 33 = got horte, daz mich myn man vorsmete — esse scirent 1. Mos. 41, 43 = daz her wer — durch Anwendung der indir. Rede: se stare super fluvium 1. Mos. 41, 1 = her stunde vf eynem wazzir — qui somnium vidisse se dicat 5. Mos. 13, 1 = vnd spricht, her habe czu konftege dich (= ding) gesehen in dem trowme — die Construct. ist durch ein Hauptwort wiedergegeben: 1. Mos. 41, 15 = mir ist gesayt von dyner wysheyt. Bei der Wiedergabe der Tempora finden wir begreifliche Abneigung gegen die Zusammensetzung durch Hilfszeitwörter, wenn man sie auch bereits in reichem Maße verwendet findet. So tritt für das Futurum fajt durchaus eine dem jedesmaligen Sinne entsprechende Uebersetzung durch die Hilfszeitwörter sollen, wollen, lassen ein, die bezeugt, daß der Ueber- setzer zwischen Wort und Sinn wohl zu unterscheiden weiß. Oft steht für das Fut. das praesens. amabit 1. Mos. 29, 32 = wirt lib han — aber: Nonne si bene egeris, recipies = tustu wol, du dirvindistiz — ähnl.
362 — metentes Ruth 2, 3 = di sneter — Oefters bleibt es, wenn zum Sinn nicht nothwendig, ganz weg. Oft: dicens locutus est — pergentes in- gressi sunt Jos. 2, 1 = do gyngen sy — veniens Richt. 14, 9 — narrantibus 3. Kön. 10, 7. Auch den Ablat. absol. gibt die Uebersetzung durch Beiordnung und Auflösung: et adaquato grege 1. Mos. 29, 11 = vnd liz dy schoffe trynkyn — vocatis multis amicorum turbis 1. Mos. 29, 22 = ji ruften vil vrunde czu der wirtschaft — audita fama 3. Kön. 10, 1 = horte vil sagen — freier: clamante praecone 1. Mos. 41, 43 = vnd hiz di knechte vor ym laufen — durch Unterordnung: ut cunctis ovibus congregatis devolverent lapidem 1. Mos. 29, 3 = den born endakket man nicht, dy schofe quemen den alle czu enander. — omni regione circuita 4. Mos. 13, 26 = alz sy daz lant hatten vm- megangen — Durch ein Hauptwort: et facto mane, pavore perterritus 1. Mos. 41, 8 = dez morgens derschrak pharao — Der abl. abs. bleibt auch ganz weg, wenn zum Sinn nicht nothwendig: auditis causis itineris 1. Mos. 29, 13 — quibus urbem ingressis Jos. 2, 23 = do — Auch die Wiedergabe des lat. Gerundiums und Gerundivums werden wir nur loben können: ad colligendum Ruth 2, 8 = di ehern vf lesyn (Infin.) — hora vescendi Ruth 2, 14 = czit, daz man efsen jal — egredientes ad hauriendam aquam 1. Kön. 9, 11 = di wolt wazzir holn — ut eatis ad consulendum Beelzebub 4. Kön. 1, 3 = daz sy gen vnd rot vrogen belczebub. Ebensogut behandelt der Uebersetzer den accus. cum infin. — audivit me haberi contemptui 1. Mos. 29, 33 = got horte, daz mich myn man vorsmete — esse scirent 1. Mos. 41, 43 = daz her wer — durch Anwendung der indir. Rede: se stare super fluvium 1. Mos. 41, 1 = her stunde vf eynem wazzir — qui somnium vidisse se dicat 5. Mos. 13, 1 = vnd spricht, her habe czu konftege dich (= ding) gesehen in dem trowme — die Construct. ist durch ein Hauptwort wiedergegeben: 1. Mos. 41, 15 = mir ist gesayt von dyner wysheyt. Bei der Wiedergabe der Tempora finden wir begreifliche Abneigung gegen die Zusammensetzung durch Hilfszeitwörter, wenn man sie auch bereits in reichem Maße verwendet findet. So tritt für das Futurum fajt durchaus eine dem jedesmaligen Sinne entsprechende Uebersetzung durch die Hilfszeitwörter sollen, wollen, lassen ein, die bezeugt, daß der Ueber- setzer zwischen Wort und Sinn wohl zu unterscheiden weiß. Oft steht für das Fut. das praesens. amabit 1. Mos. 29, 32 = wirt lib han — aber: Nonne si bene egeris, recipies = tustu wol, du dirvindistiz — ähnl.
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363 1. Mos, 4, 12, = wen du sy arbeystift, so sy si vnfrüchtper, ähnl. v. 14; v. 15. — comprehendetis eos Jos. 2, 5 = ir dirwischt sy noch — auch Fut. exact. durch die Gegenwart: quando ingressi fueritis 3. Mos. 25, 2 = wen ir komt; ähnl. Ruth 2, 14 = wen iz czit wirt — quod si solveritis Richt. 14, 12 = ratit ir daz, ähnl. v. 15. — vgl. auch 4. Mos. 13, 18 = wen ir komt. Gut deutsch durch wollen: 1. Mos. 29, 18 = ich wil dir dyně — Richt. 14, 12 = ich wil euch gewen — mittam 1. Kön. 9, 16 — 1. Kön. 9, 19 — Ruth 2, 2. Durch sollen: 3. Mos. 25, 4 = do soltir nicht er- beyten — 5. Mos. 13, 5 = den sal man tôten — 1. Kön. 9, 16 (salvabit); 2. Kön. 18, 3 (exibis) ; non descendes, morieris 4. Kön. 1, 4. — durch lassen: sed statim interficies = vnd laz yn tôten 5. Mos. 13, 9 — ganz passend durch die Befehlsform: non audies 5. Mos. 13, 3 = volge im mit nichte. Auch der Conj. praes. findet außer durch die Befehls- form passende Uebersetzung durch sollen und wollen: deleam 2. Mos. 32, 10 = vnd wil si vortilgen — ne vadas Ruth 2, 8 = du salt nicht gen — ne prohibeatis Ruth 2, 15 = ir solt iz ir nicht wern — da- turus sum heißt wie bei uns = daz ich dir geben wil 4. Mos. 13, 3. — Ausnahmsweise heißt praecepit passend: dir gebwt der konig 4. Kön. 1, 9 — praeceperat = gebot 1. Mos. 7, 9. — Der Uebersetzer gibt das Passiv wie wir öfter durch man: cum porta clauderetur Jos. 2, 5 = do man di stat czu sloz. Auch in der Wiedergabe der Zeiten verdient er unser Lob. Weun wir die Uebersetzung der lat. Nebensätze überschauen, findet sich auch hier die Vorliebe für syntaktische Beiordnung statt der Unter- ordnung, dem einfachen Satzbau jener Zeit entsprechend. Im folgenden stelle ich für die oben bezeichueten Capitel alle jene Fälle zusammen, wo ein lat. Nebensatz durch Beiordnung wiedergegeben ist. Es betrifft dies Temporal-Causal-Finalsätze. quas cum ille accepisset 2. Mos. 32, 4 = dy nam Aaron — cumque appropinquasset 2. Mos. 32, 19 = vnd quam czu demvolke — quem cum sumpsisset in manibus Richt. 14. 9 = do nam herz in syne hant — quod pepererim 1. Mos. 29, 34 = wen ich geber — quoniam poterimus obtinere 4. Mos. 13, 31 = wir mogens wol gewynnen — quia vis accipere Richt. 14, 3 = vnd wiltu nemen — quia placuit Richt. 14, 3, sy behayt — et quod — Ruth 2, 11 = vnd haft dich vorczegen aller dyner vrunde vnd — quia — sunt 1. Kön. 9, 20 = sy sint vünden — quia — ibat 3. Kön. 10, 22 = vnd — sante her (mit Juversion) — quam quaeso ut accipia- tis Richt. 14, 2 = di gebt mir — vnd hat sy vorterbit vf den bergen
363 1. Mos, 4, 12, = wen du sy arbeystift, so sy si vnfrüchtper, ähnl. v. 14; v. 15. — comprehendetis eos Jos. 2, 5 = ir dirwischt sy noch — auch Fut. exact. durch die Gegenwart: quando ingressi fueritis 3. Mos. 25, 2 = wen ir komt; ähnl. Ruth 2, 14 = wen iz czit wirt — quod si solveritis Richt. 14, 12 = ratit ir daz, ähnl. v. 15. — vgl. auch 4. Mos. 13, 18 = wen ir komt. Gut deutsch durch wollen: 1. Mos. 29, 18 = ich wil dir dyně — Richt. 14, 12 = ich wil euch gewen — mittam 1. Kön. 9, 16 — 1. Kön. 9, 19 — Ruth 2, 2. Durch sollen: 3. Mos. 25, 4 = do soltir nicht er- beyten — 5. Mos. 13, 5 = den sal man tôten — 1. Kön. 9, 16 (salvabit); 2. Kön. 18, 3 (exibis) ; non descendes, morieris 4. Kön. 1, 4. — durch lassen: sed statim interficies = vnd laz yn tôten 5. Mos. 13, 9 — ganz passend durch die Befehlsform: non audies 5. Mos. 13, 3 = volge im mit nichte. Auch der Conj. praes. findet außer durch die Befehls- form passende Uebersetzung durch sollen und wollen: deleam 2. Mos. 32, 10 = vnd wil si vortilgen — ne vadas Ruth 2, 8 = du salt nicht gen — ne prohibeatis Ruth 2, 15 = ir solt iz ir nicht wern — da- turus sum heißt wie bei uns = daz ich dir geben wil 4. Mos. 13, 3. — Ausnahmsweise heißt praecepit passend: dir gebwt der konig 4. Kön. 1, 9 — praeceperat = gebot 1. Mos. 7, 9. — Der Uebersetzer gibt das Passiv wie wir öfter durch man: cum porta clauderetur Jos. 2, 5 = do man di stat czu sloz. Auch in der Wiedergabe der Zeiten verdient er unser Lob. Weun wir die Uebersetzung der lat. Nebensätze überschauen, findet sich auch hier die Vorliebe für syntaktische Beiordnung statt der Unter- ordnung, dem einfachen Satzbau jener Zeit entsprechend. Im folgenden stelle ich für die oben bezeichueten Capitel alle jene Fälle zusammen, wo ein lat. Nebensatz durch Beiordnung wiedergegeben ist. Es betrifft dies Temporal-Causal-Finalsätze. quas cum ille accepisset 2. Mos. 32, 4 = dy nam Aaron — cumque appropinquasset 2. Mos. 32, 19 = vnd quam czu demvolke — quem cum sumpsisset in manibus Richt. 14. 9 = do nam herz in syne hant — quod pepererim 1. Mos. 29, 34 = wen ich geber — quoniam poterimus obtinere 4. Mos. 13, 31 = wir mogens wol gewynnen — quia vis accipere Richt. 14, 3 = vnd wiltu nemen — quia placuit Richt. 14, 3, sy behayt — et quod — Ruth 2, 11 = vnd haft dich vorczegen aller dyner vrunde vnd — quia — sunt 1. Kön. 9, 20 = sy sint vünden — quia — ibat 3. Kön. 10, 22 = vnd — sante her (mit Juversion) — quam quaeso ut accipia- tis Richt. 14, 2 = di gebt mir — vnd hat sy vorterbit vf den bergen
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364 — vnd hat si vortilget vf der erden 2. Mos. 32, 12 — ut videret Richt. 14, 8 = vnd wolt beschowen — ut explorarent terram Jos. 2, 2 = di weldin di stat vorraten — ut ex more colligeret Ruth 2, 15 = vnd laz ehern alz vor — neque parcat ei oculus tuus, ut miserearis et occultes cum = 5. Mos. 13, 8 = vnd vorswygiz nicht svndir sage iz vf yn (vnd laz yn tôten) vnd dirbarme dich ober yn nicht — si — vestro 2. Mos. 32, 30 = vnd wil beten vor vwer sunde — ubi erant 4. Mos. 13, 23 = do wonte ynne — ut cognosci potest 4. Mos. 13, 28 = daz mogit ir derkennen. — Umgekehrt macht er einen lat. Hauptsatz mit richtigem Gefühl zum Nebensatze: et con- fregit eas 2. Mos. 32, 19 = daz si czu brachen — egrediebaturque 2. Kön. 18, 4 = do daz volk vz czoch. Was wir bisher von der Verdeutschungskunst des Uebersetzers hörten. läßt uns behaupten, daß er sein Latein und Deutsch gut verstanden hat. Die folgenden Ausführungen sollen zeigen, daß er auch alle jene lateinischen Stellen, die in Form oder Inhalt dem deutschen Ohre fremd erscheinen konnten, mit großer Kunst verdeutscht hat, daß er sich nicht sclavisch an das Wort hielt, sondern vor Allem im Anschluß an das Original den Sinn zur Darstellung brachte. Fuit abel pastor ovium 1. Mos. 4, 2 = A. hutte der schoffe — custos sum fr. 1. Mos. 4, 9 = ich ynhûte nicht myniz brudirz et respexit dominus ad Abel 1. Mos. 4, 4 = gote behayte abelz opfir Kaynz abir nicht — posuit signum 1. Mos. 4, 15 = got czey- chente yn — nomen uni Ada 1. Mos. 4, 19 = eyne hyz ada — in livorem meum 1. Mos. 4, 23 = yn mynem czorne — posuit mihi semen aliud pro Abel 1. Mos. 4, 25 = got hat mir gegebin eyn an- dirn son vor A. — coepit invocare 1. Mos. 4, 26 = rüfte von ersten got an — coram me 1. Mos. 7, 1 = gegen mir — diluvii aquae 1. Mos. 7, 6 = di vlut — et inclusit eum dominus deforis 1. Mos. 7, 16 = got tet noch yn dy tor czu der archen — 1. Mos. 7. 11 = dy brün der erde rysyn sich do tôten sich uf di wolkyn — arca ferebatur super aquas 1. Mos. 7, 18 = vur vf den wazzir — in terram orientalem 1. Mos. 29, 1 = in daz lant keyn der sonnen vfgank — Rachel veniebat cum ovibus patris 1. Mos. 29, 9 = do treib si dy schoffe czu dem borne — quid mercedis accipias 1. Mos. 29, 15 = waz nymstu czu lone vor dyn dinst — prae amoris magnitudine 1. Mos. 29, 20 = vor groffer libe — puer Hebraeus 1. Mos. 41, 12 = eyn iunger Jude — septem ubertatis anni 1. Mos. 41, 26 = siben — gute jare — ministri Pharaonis 1. Mos. 41, 37 = syne mannen
364 — vnd hat si vortilget vf der erden 2. Mos. 32, 12 — ut videret Richt. 14, 8 = vnd wolt beschowen — ut explorarent terram Jos. 2, 2 = di weldin di stat vorraten — ut ex more colligeret Ruth 2, 15 = vnd laz ehern alz vor — neque parcat ei oculus tuus, ut miserearis et occultes cum = 5. Mos. 13, 8 = vnd vorswygiz nicht svndir sage iz vf yn (vnd laz yn tôten) vnd dirbarme dich ober yn nicht — si — vestro 2. Mos. 32, 30 = vnd wil beten vor vwer sunde — ubi erant 4. Mos. 13, 23 = do wonte ynne — ut cognosci potest 4. Mos. 13, 28 = daz mogit ir derkennen. — Umgekehrt macht er einen lat. Hauptsatz mit richtigem Gefühl zum Nebensatze: et con- fregit eas 2. Mos. 32, 19 = daz si czu brachen — egrediebaturque 2. Kön. 18, 4 = do daz volk vz czoch. Was wir bisher von der Verdeutschungskunst des Uebersetzers hörten. läßt uns behaupten, daß er sein Latein und Deutsch gut verstanden hat. Die folgenden Ausführungen sollen zeigen, daß er auch alle jene lateinischen Stellen, die in Form oder Inhalt dem deutschen Ohre fremd erscheinen konnten, mit großer Kunst verdeutscht hat, daß er sich nicht sclavisch an das Wort hielt, sondern vor Allem im Anschluß an das Original den Sinn zur Darstellung brachte. Fuit abel pastor ovium 1. Mos. 4, 2 = A. hutte der schoffe — custos sum fr. 1. Mos. 4, 9 = ich ynhûte nicht myniz brudirz et respexit dominus ad Abel 1. Mos. 4, 4 = gote behayte abelz opfir Kaynz abir nicht — posuit signum 1. Mos. 4, 15 = got czey- chente yn — nomen uni Ada 1. Mos. 4, 19 = eyne hyz ada — in livorem meum 1. Mos. 4, 23 = yn mynem czorne — posuit mihi semen aliud pro Abel 1. Mos. 4, 25 = got hat mir gegebin eyn an- dirn son vor A. — coepit invocare 1. Mos. 4, 26 = rüfte von ersten got an — coram me 1. Mos. 7, 1 = gegen mir — diluvii aquae 1. Mos. 7, 6 = di vlut — et inclusit eum dominus deforis 1. Mos. 7, 16 = got tet noch yn dy tor czu der archen — 1. Mos. 7. 11 = dy brün der erde rysyn sich do tôten sich uf di wolkyn — arca ferebatur super aquas 1. Mos. 7, 18 = vur vf den wazzir — in terram orientalem 1. Mos. 29, 1 = in daz lant keyn der sonnen vfgank — Rachel veniebat cum ovibus patris 1. Mos. 29, 9 = do treib si dy schoffe czu dem borne — quid mercedis accipias 1. Mos. 29, 15 = waz nymstu czu lone vor dyn dinst — prae amoris magnitudine 1. Mos. 29, 20 = vor groffer libe — puer Hebraeus 1. Mos. 41, 12 = eyn iunger Jude — septem ubertatis anni 1. Mos. 41, 26 = siben — gute jare — ministri Pharaonis 1. Mos. 41, 37 = syne mannen
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365 ad tui oris imperium 1. Mos. 41, 40 = czu dyme gebote sal sten — fertilitas septem annorum (s. ob.) 1. Mos. 41, 47 = di siben guten jare — v. 54 septem anni inopiae = di sebin twren iar — postea egredietur 3. Mos. 25, 41 = so sy her lere vnd vry — ne affligas eum per potentiam 3. Mos. 25, 43 = drucke sy nicht mit dyner ge- walt — uva vesci 4. Mos. 13, 21 = den wyn lesen — ex his fruc- tibus cognoscere 4. Mos. 13, 28 = an desen fruchten derkennen — fortissimi 4. Mos. 13, 29 = vz dir mozen stark — urbes grandes atque murates (das atque füllt aus) = grose gemvirte stete 4. Mos. 13, 29 — fictor somniorum 5. Mos. 13, 5 = trowmer — amicus, quem diligis ut animam tuam 5. Mos. 13, 6 = dyn allirbiste vrunt — serviamus 5. Mos. 13, 6 = beten an vremde got — fecit ascendere Jos. 2, 6 = his stygen — Jos. 2, 11 = dez syn alle inwoner dez landis jere dirschracken vnd vorchten sich so sere daz si keyne craft habin in erem libe. — domus enim eius haerebat muro Jos. 2, 15 = wan ir huz waz gebwit obir die muwir — descendit Richt. 14, 5 = do czoch — nihil omnino Richt. 14, 6 = hatte nicht geweris — post aliquot dies Richt. 14, 8 = noch etlich czit — ut acciperet eam Richt. 14, 8 = daz her sy geneme czu eyner huz vrown — de forti dulcedo Richt. 14, 14 = von der sterke ginc di juse — viros Richt. 14, 19 = heyden — percussit v. 19 = slug czutode — post terga metentium Ruth. 2, 3 = noch den snetern — ut nemo mo- lestus sit tibi Ruth. 2, 9 = daz si dich nicht betruben sollin — si sitieris = vnd begynnet dich czu dorsten — unde mihi hoc = Ruth 2, 10 = wo von komt daz — peregrinam mulierem Ruth. 2, 10 = mich armen ellende vrowe — ad messorum latus Ruth 2, 14 = czu den jnetern — reliquiae Ruth. 2, 14 = waz ir obir bleyb — perierant asinae 1. Kön. 9, 3 = der hatte czu eyme mol (Zusatz) eyn eselyn vorlorn — veni et revertamur 1. Kön. 9, 5 = ge wir wedir heym — vir Dei 1. Kön. 9, 6 = eyn wyfsag — sine ambiguitate venit 1. Kön. 9, 6 = daz wirt wor — revelaverat auriculam 1. Kön. 9, 15 = hatte kvnt getan — in excelsum 1. Kön. 9, 19 = stig vf di hoe — triclinium 1. Kön. 9, 22 = huz — dedit locum = v. 22 = liz yn siczen — subsiste 1. Kön. 9, 27 = beyte — dedit sub manu Joab 2. Kön. 18, 2 = beual her Joab — v. 4 quod vobis videtur rectum, hoc faciam = waz ir welt daz fal syn — pendere de quercu 2. Kön. 18, 10 = hangen an eyme bowme — bonus est nuntius in ore eius 2. Kön. 18, 25 = so brengit her gote botschaft — qui stant coram te semper 3. Kön. 10, 8 = di alle tage vor dir dynen — et ascende
365 ad tui oris imperium 1. Mos. 41, 40 = czu dyme gebote sal sten — fertilitas septem annorum (s. ob.) 1. Mos. 41, 47 = di siben guten jare — v. 54 septem anni inopiae = di sebin twren iar — postea egredietur 3. Mos. 25, 41 = so sy her lere vnd vry — ne affligas eum per potentiam 3. Mos. 25, 43 = drucke sy nicht mit dyner ge- walt — uva vesci 4. Mos. 13, 21 = den wyn lesen — ex his fruc- tibus cognoscere 4. Mos. 13, 28 = an desen fruchten derkennen — fortissimi 4. Mos. 13, 29 = vz dir mozen stark — urbes grandes atque murates (das atque füllt aus) = grose gemvirte stete 4. Mos. 13, 29 — fictor somniorum 5. Mos. 13, 5 = trowmer — amicus, quem diligis ut animam tuam 5. Mos. 13, 6 = dyn allirbiste vrunt — serviamus 5. Mos. 13, 6 = beten an vremde got — fecit ascendere Jos. 2, 6 = his stygen — Jos. 2, 11 = dez syn alle inwoner dez landis jere dirschracken vnd vorchten sich so sere daz si keyne craft habin in erem libe. — domus enim eius haerebat muro Jos. 2, 15 = wan ir huz waz gebwit obir die muwir — descendit Richt. 14, 5 = do czoch — nihil omnino Richt. 14, 6 = hatte nicht geweris — post aliquot dies Richt. 14, 8 = noch etlich czit — ut acciperet eam Richt. 14, 8 = daz her sy geneme czu eyner huz vrown — de forti dulcedo Richt. 14, 14 = von der sterke ginc di juse — viros Richt. 14, 19 = heyden — percussit v. 19 = slug czutode — post terga metentium Ruth. 2, 3 = noch den snetern — ut nemo mo- lestus sit tibi Ruth. 2, 9 = daz si dich nicht betruben sollin — si sitieris = vnd begynnet dich czu dorsten — unde mihi hoc = Ruth 2, 10 = wo von komt daz — peregrinam mulierem Ruth. 2, 10 = mich armen ellende vrowe — ad messorum latus Ruth 2, 14 = czu den jnetern — reliquiae Ruth. 2, 14 = waz ir obir bleyb — perierant asinae 1. Kön. 9, 3 = der hatte czu eyme mol (Zusatz) eyn eselyn vorlorn — veni et revertamur 1. Kön. 9, 5 = ge wir wedir heym — vir Dei 1. Kön. 9, 6 = eyn wyfsag — sine ambiguitate venit 1. Kön. 9, 6 = daz wirt wor — revelaverat auriculam 1. Kön. 9, 15 = hatte kvnt getan — in excelsum 1. Kön. 9, 19 = stig vf di hoe — triclinium 1. Kön. 9, 22 = huz — dedit locum = v. 22 = liz yn siczen — subsiste 1. Kön. 9, 27 = beyte — dedit sub manu Joab 2. Kön. 18, 2 = beual her Joab — v. 4 quod vobis videtur rectum, hoc faciam = waz ir welt daz fal syn — pendere de quercu 2. Kön. 18, 10 = hangen an eyme bowme — bonus est nuntius in ore eius 2. Kön. 18, 25 = so brengit her gote botschaft — qui stant coram te semper 3. Kön. 10, 8 = di alle tage vor dir dynen — et ascende
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366 — in occursum nuntiorum 4. Kön. 1, 3 = louf den boten enken — quam ob rem 4. Kön. 1, 4 = vmme daz so — de lectulo v. 4 = vz dem bette — cuius figurae et habitus est vir ille 4. Kön. 1, 7 = wy waz der man gestalt adir waz hatte her an — noli despicere ani- mam meam 4. Kön. 1, 13 vorsmehe nicht myn gebete — descende cum eo 4. Kön. 1, 15 = steyg her nedir vnd gee mit yn — Bei dem Bestreben, dem Sinne neben dem Worte das Hauptgewicht beizulegen, kann es nicht an freien Uebersetzungen einzelner Stellen fehlen. Auch diese sollen hier Platz finden: et omnis domus tua 1. Mos. 7, 1 = vnd dyn huz vrawen — os meum es et caro mea 1. Mos. 29, 14 dem Deutschen entsprechender, auch in der Wortstellung = du bist myn blut vnd meyn vleyzch — in locis palustribus 1. Mos. 41, 2 = in eym schônen graje — nunc ergo provideat 1. Mos. 41, 33 = vnd rate dir herre daz du nemest — qui nos praecedant 2. Mos. 32, 1 = di vns vorgen in daz gelobete lant. — formavit opere fusorio et fecit 2. Mos. 32, 4 = warf daz in daz vugir vnd guz yn dor vz — et surrexerunt ludere 2. Mos. 32, 6 = vnd hatte myt vroude eyn grose wirtschaft — agrum tuum 3. Mos. 25, 3 besser: vwer ackir — sabbatum erit terrae, requietionis Domini 3. Mos. 25, 4 = daz gvte iar vnd wonsam — 4. Mos. 13, 19 b. sind die einzelnen Theile zwar wörtlich wiedergegeben, aber anders geordnet = vnd beset di lute. adi (= ab) vil ader wenig syn, ab sy stark syn oder crank — frei mit Beziehung auf das Folgende heißt es: 5. Mos. 13, 9 = wirf den ersten steyn vf yn vnd do noch allis volk — Jos. 2, 10 = wir wijsen wol daz ir trockens vûjis syt komen vbir daz rote mer — anima nostra sit pro vobis in mortem Jos. 2, 14 = so habe dir vnser sele czu pfande — et timore prostrati sunt cuncti habitatores eius Jos. 2, 24 = di inwoner dez landis di mogen vor vorchte nirgen bliben — et ecce examen apum in ore leonis Richt. 14, 8 = do hatten benen geswerint in syne kynebacken — triginta sindones et totidem tunicas Richt. 14, 12 = sydyn gewant czu XXX recken — dixitque messo- ribus: dominus vobiscum Ruth. 2, 4 = vnd gruste di sneter vnd sprach — servate 2. Kön. 18, 5 durch 2 verba erweitert wiedergegeben = behalt mir daz kint absolon tut ym keyn leyt nicht — quos saltus consumpserat 2. Kön. 18, 8 = vortilgit von den tirn dez waldiz — quispiam 2. Kön. 18, 10 = eyn knecht — Benedictus etc. 2. Kön. 18, 28 = got sy gelobit der hute obir wunden hat alle di sich weder den konig gelegit haben got hat hute gericht alle di di sich wedir dich geleyt haben (der zweite Gedanke aus v. 31) — contristatus rex
366 — in occursum nuntiorum 4. Kön. 1, 3 = louf den boten enken — quam ob rem 4. Kön. 1, 4 = vmme daz so — de lectulo v. 4 = vz dem bette — cuius figurae et habitus est vir ille 4. Kön. 1, 7 = wy waz der man gestalt adir waz hatte her an — noli despicere ani- mam meam 4. Kön. 1, 13 vorsmehe nicht myn gebete — descende cum eo 4. Kön. 1, 15 = steyg her nedir vnd gee mit yn — Bei dem Bestreben, dem Sinne neben dem Worte das Hauptgewicht beizulegen, kann es nicht an freien Uebersetzungen einzelner Stellen fehlen. Auch diese sollen hier Platz finden: et omnis domus tua 1. Mos. 7, 1 = vnd dyn huz vrawen — os meum es et caro mea 1. Mos. 29, 14 dem Deutschen entsprechender, auch in der Wortstellung = du bist myn blut vnd meyn vleyzch — in locis palustribus 1. Mos. 41, 2 = in eym schônen graje — nunc ergo provideat 1. Mos. 41, 33 = vnd rate dir herre daz du nemest — qui nos praecedant 2. Mos. 32, 1 = di vns vorgen in daz gelobete lant. — formavit opere fusorio et fecit 2. Mos. 32, 4 = warf daz in daz vugir vnd guz yn dor vz — et surrexerunt ludere 2. Mos. 32, 6 = vnd hatte myt vroude eyn grose wirtschaft — agrum tuum 3. Mos. 25, 3 besser: vwer ackir — sabbatum erit terrae, requietionis Domini 3. Mos. 25, 4 = daz gvte iar vnd wonsam — 4. Mos. 13, 19 b. sind die einzelnen Theile zwar wörtlich wiedergegeben, aber anders geordnet = vnd beset di lute. adi (= ab) vil ader wenig syn, ab sy stark syn oder crank — frei mit Beziehung auf das Folgende heißt es: 5. Mos. 13, 9 = wirf den ersten steyn vf yn vnd do noch allis volk — Jos. 2, 10 = wir wijsen wol daz ir trockens vûjis syt komen vbir daz rote mer — anima nostra sit pro vobis in mortem Jos. 2, 14 = so habe dir vnser sele czu pfande — et timore prostrati sunt cuncti habitatores eius Jos. 2, 24 = di inwoner dez landis di mogen vor vorchte nirgen bliben — et ecce examen apum in ore leonis Richt. 14, 8 = do hatten benen geswerint in syne kynebacken — triginta sindones et totidem tunicas Richt. 14, 12 = sydyn gewant czu XXX recken — dixitque messo- ribus: dominus vobiscum Ruth. 2, 4 = vnd gruste di sneter vnd sprach — servate 2. Kön. 18, 5 durch 2 verba erweitert wiedergegeben = behalt mir daz kint absolon tut ym keyn leyt nicht — quos saltus consumpserat 2. Kön. 18, 8 = vortilgit von den tirn dez waldiz — quispiam 2. Kön. 18, 10 = eyn knecht — Benedictus etc. 2. Kön. 18, 28 = got sy gelobit der hute obir wunden hat alle di sich weder den konig gelegit haben got hat hute gericht alle di di sich wedir dich geleyt haben (der zweite Gedanke aus v. 31) — contristatus rex
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367 2. Kön. 18, 33 frei = der konig der dacte syn houbt — audivi 3. Kön. 10, 6 = mir gesayt ist — Die directe Rede wird indirect ge macht und gekürzt: Jos. 2, 2 = daz zwene speher weren komen, ebenso Ruth. 2, 19; 4. Kön. 1, 3 numquid = abe nicht — Der Uebersetzer geht noch einen Schritt weiter und gibt zu einzelnen Gedanken Zusätze, deren Inhalt aus dem Zusammenhange oder aus seinem eigenen Anschauungskreise genommen ist. Daß die Zusätze Eigen- thum des Originals sind, ist nach dem ganzen Charakter der Arbeit jicher. vgl. 1. Mos. 41, 3 = VII magir ochsen alze vngeftalt, alz sy y gesehen worn in egiptum — 2. Mos. 32, 1 Moisi ignoramus quid acciderit = Moyses den habe wir vorlorn wir wiffen wy ym geschen ist. Um nun die Schuld Aarons kleiner erscheinen zu lassen, setzt er hinzu: vnd retten sere vreuelich keyn aaron daz sich aron vorchte von dem tode vnd sprach. Ebenso ist nach v. 5 eingeschoben: aaron wolde be- hegelich sin dem volke vnd bwte — 2. Mos. 32, 17 Zusatz (daz volk) iz slet sich in den geczelden — 2. Mos. 32, 24 das Thun Aarons wird durch den Zusatz erklärt: vnd dochte daz sy iz nicht hetten getan durch der libe vnd durch der gyrkeyt czu dem golde — ähnlich der Satz: Moyses sprach: Nu wil nymant scholdig syn — Richt. 14, 5 Zusatz = vnd vrygeten ym dy vrowe — Richt. 14, 11 freier und der deutschen Anschauung verständlicher = do geselten sich czu ym XXX gesellen vz der stat vnd waren mit ym vrolich czu syner wirtschaft — Richt. 14, 16 findet es der Uebersetzer auffällig, daß die Frau Sam- sons zu weinen beginnt, bevor sie gebeten; er schiebt also ein: Si bat den man daz her iz vz lete daz geteylte si schuf an ym nicht mit bete do hub sy an czu weynen (fundebat lacrimas) ; und die echt weibliche Bitte im folgenden ist frei und gut gegeben: du haffist mich vnd haft mich nicht lib wiltu mir nicht daz cleyne ding sagen wy tustu den mit eym grosen; (et tibi indicare potero = wy mochte ich dirz gefagen) - Richt. 14, 17 ausführlicher = gehabe dich wol ich wil dirz sagen. vnd sayte iz ir — quae statim indicavit civibus suis (v. 17) findet freie Ausführung = do vur sy czu an dem sebinden tage e di sonne czu rifte gynk vnd sprach czu den XXX gesellen waz ist suser den daz honig vnd waz ist sterker den der lewe (v. 18 a bleibt weg); — Richt. 14, 18 die Bildlichkeit, die nicht jedem verständlich sein konnte, ist beseitigt: hette iz euch nicht myn huzvrow gesayt ir hettet iz nicht geratyn — 4. Kön. 1, 9 erweitert: daz her czu ym neme syne winczeg (= 50) man mit harnaschz vnd brechten czu ym Eliam ab her nicht wolde gutlich geen —
367 2. Kön. 18, 33 frei = der konig der dacte syn houbt — audivi 3. Kön. 10, 6 = mir gesayt ist — Die directe Rede wird indirect ge macht und gekürzt: Jos. 2, 2 = daz zwene speher weren komen, ebenso Ruth. 2, 19; 4. Kön. 1, 3 numquid = abe nicht — Der Uebersetzer geht noch einen Schritt weiter und gibt zu einzelnen Gedanken Zusätze, deren Inhalt aus dem Zusammenhange oder aus seinem eigenen Anschauungskreise genommen ist. Daß die Zusätze Eigen- thum des Originals sind, ist nach dem ganzen Charakter der Arbeit jicher. vgl. 1. Mos. 41, 3 = VII magir ochsen alze vngeftalt, alz sy y gesehen worn in egiptum — 2. Mos. 32, 1 Moisi ignoramus quid acciderit = Moyses den habe wir vorlorn wir wiffen wy ym geschen ist. Um nun die Schuld Aarons kleiner erscheinen zu lassen, setzt er hinzu: vnd retten sere vreuelich keyn aaron daz sich aron vorchte von dem tode vnd sprach. Ebenso ist nach v. 5 eingeschoben: aaron wolde be- hegelich sin dem volke vnd bwte — 2. Mos. 32, 17 Zusatz (daz volk) iz slet sich in den geczelden — 2. Mos. 32, 24 das Thun Aarons wird durch den Zusatz erklärt: vnd dochte daz sy iz nicht hetten getan durch der libe vnd durch der gyrkeyt czu dem golde — ähnlich der Satz: Moyses sprach: Nu wil nymant scholdig syn — Richt. 14, 5 Zusatz = vnd vrygeten ym dy vrowe — Richt. 14, 11 freier und der deutschen Anschauung verständlicher = do geselten sich czu ym XXX gesellen vz der stat vnd waren mit ym vrolich czu syner wirtschaft — Richt. 14, 16 findet es der Uebersetzer auffällig, daß die Frau Sam- sons zu weinen beginnt, bevor sie gebeten; er schiebt also ein: Si bat den man daz her iz vz lete daz geteylte si schuf an ym nicht mit bete do hub sy an czu weynen (fundebat lacrimas) ; und die echt weibliche Bitte im folgenden ist frei und gut gegeben: du haffist mich vnd haft mich nicht lib wiltu mir nicht daz cleyne ding sagen wy tustu den mit eym grosen; (et tibi indicare potero = wy mochte ich dirz gefagen) - Richt. 14, 17 ausführlicher = gehabe dich wol ich wil dirz sagen. vnd sayte iz ir — quae statim indicavit civibus suis (v. 17) findet freie Ausführung = do vur sy czu an dem sebinden tage e di sonne czu rifte gynk vnd sprach czu den XXX gesellen waz ist suser den daz honig vnd waz ist sterker den der lewe (v. 18 a bleibt weg); — Richt. 14, 18 die Bildlichkeit, die nicht jedem verständlich sein konnte, ist beseitigt: hette iz euch nicht myn huzvrow gesayt ir hettet iz nicht geratyn — 4. Kön. 1, 9 erweitert: daz her czu ym neme syne winczeg (= 50) man mit harnaschz vnd brechten czu ym Eliam ab her nicht wolde gutlich geen —
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368 — In einer Uebersetzung ist die Wortstellung ein Factor zur Be- urtheilung der Uebersetzungskunst. Betrachten wir hierin unsere Bibel, so werden wir mit Lob nicht zurückhalten dürfen, denn stellenweise liest sie sich wie eine nhd. Verdeutschung. Zur Beurtheisung müssen wir natürlich Stellen heranziehen, wo die latein. freie Wortstellung mit der deutschen nicht übereinstimmt. Z. B. clamat ad me de terra 1. Mos. 4, 10 = ruft von der erden czu mir — et omnia, quae — tuo, indicabo tibi 1. Kön. 9, 19 = vnd wil dir sagen alliz, daz — Das im Latein vor- angestellte Zeitwort tritt an den Schluß: placuit Phar. consilium I. Mos. 41, 37 = der rat behayt pharao. ebenso 2. Mos. 32, 7 — 4. Mos. 13, 3 — Jos. 2, 2 — 4. Kön. 1, 5 u. s. w. Sehen wir hier die von unserem Sprachgefühle geforderte Wort- stellung, so müssen wir bei abweichenden Fällen doch bedenken, daß jeue Zeit noch nicht unsere durch eine lange Literaturepoche eines geeinten Volkes ausgebildete Stellung der Satztheile kaunte. Wir werden also mit unserem Urtheile über Versehen der Art vorsichtig sein. Gewöhnlich ist die Nachsetzung des Objectes: daz volk hat begangen grose sunde 2. Mos. 32, 31 — ähnl. Jos. 2, 3 — 1. Kön. 9, 16 — Richt. 14, 2 — 4. Kön. 1, 2 — Härter fühlen wir Fälle wie 1. Mos. 4, 11 = di daz blut yn sich genumen hat dynez brudirz — 1. Kön. 9, 2 = der gync vbir alle lute der achsiln hoch — 2. Kön. 18, 33 = kynt myn Absolon — Abs. kynt myn — Richt. 14, 17 = an dem sebinden tage stalte sy an sich sulch leyt dy vrowe (Die Stelle ist doppelt nachge- bessert). Das sind auch alle Fälle auffälliger Wortfolge in den behandelten 15 Capiteln, und wir müssen die Verdeutschung auch in dieser Hinsicht eine gute nennen. Invertirte Wortstellung findet man außer in Conj. adhort. noch 1. Mos. 29, 10 = do Jacob dirkante, her rukkete den steyn von dem borne — 2. Mos. 32, 1 = vnd quam daz volg czu aaron — 2. Kön. 18, 8 = vnd worden vil mer vortilgit. Dem hervorragenden Charakterzuge der Arbeit, der guten Ver deutschung des latein. Originals, stehen nur wenige Fälle gegenüber, wo man wegen engen Anschlusses an die Vorlage einer minder geschickten Uebersetzung begegnet; doch mag auch das uur für unser heutiges Sprach- gefühl gelten. So 1. Mos. 4, 12 vagus et profugus eris = vnd biz ein vlyher uf der erden; ebenso v.14 — septuplum ultio dabitur 1. Mos. 4, 24 = syben rochunge wirt mir v. K. — 1. Mos. 29, 35 cessa- vitque parere = vorbas mer lyz di gebort von ir — ascendite per meridianam plagam 4. Mos. 13, 18 = Get vf ken dem mitten tage
368 — In einer Uebersetzung ist die Wortstellung ein Factor zur Be- urtheilung der Uebersetzungskunst. Betrachten wir hierin unsere Bibel, so werden wir mit Lob nicht zurückhalten dürfen, denn stellenweise liest sie sich wie eine nhd. Verdeutschung. Zur Beurtheisung müssen wir natürlich Stellen heranziehen, wo die latein. freie Wortstellung mit der deutschen nicht übereinstimmt. Z. B. clamat ad me de terra 1. Mos. 4, 10 = ruft von der erden czu mir — et omnia, quae — tuo, indicabo tibi 1. Kön. 9, 19 = vnd wil dir sagen alliz, daz — Das im Latein vor- angestellte Zeitwort tritt an den Schluß: placuit Phar. consilium I. Mos. 41, 37 = der rat behayt pharao. ebenso 2. Mos. 32, 7 — 4. Mos. 13, 3 — Jos. 2, 2 — 4. Kön. 1, 5 u. s. w. Sehen wir hier die von unserem Sprachgefühle geforderte Wort- stellung, so müssen wir bei abweichenden Fällen doch bedenken, daß jeue Zeit noch nicht unsere durch eine lange Literaturepoche eines geeinten Volkes ausgebildete Stellung der Satztheile kaunte. Wir werden also mit unserem Urtheile über Versehen der Art vorsichtig sein. Gewöhnlich ist die Nachsetzung des Objectes: daz volk hat begangen grose sunde 2. Mos. 32, 31 — ähnl. Jos. 2, 3 — 1. Kön. 9, 16 — Richt. 14, 2 — 4. Kön. 1, 2 — Härter fühlen wir Fälle wie 1. Mos. 4, 11 = di daz blut yn sich genumen hat dynez brudirz — 1. Kön. 9, 2 = der gync vbir alle lute der achsiln hoch — 2. Kön. 18, 33 = kynt myn Absolon — Abs. kynt myn — Richt. 14, 17 = an dem sebinden tage stalte sy an sich sulch leyt dy vrowe (Die Stelle ist doppelt nachge- bessert). Das sind auch alle Fälle auffälliger Wortfolge in den behandelten 15 Capiteln, und wir müssen die Verdeutschung auch in dieser Hinsicht eine gute nennen. Invertirte Wortstellung findet man außer in Conj. adhort. noch 1. Mos. 29, 10 = do Jacob dirkante, her rukkete den steyn von dem borne — 2. Mos. 32, 1 = vnd quam daz volg czu aaron — 2. Kön. 18, 8 = vnd worden vil mer vortilgit. Dem hervorragenden Charakterzuge der Arbeit, der guten Ver deutschung des latein. Originals, stehen nur wenige Fälle gegenüber, wo man wegen engen Anschlusses an die Vorlage einer minder geschickten Uebersetzung begegnet; doch mag auch das uur für unser heutiges Sprach- gefühl gelten. So 1. Mos. 4, 12 vagus et profugus eris = vnd biz ein vlyher uf der erden; ebenso v.14 — septuplum ultio dabitur 1. Mos. 4, 24 = syben rochunge wirt mir v. K. — 1. Mos. 29, 35 cessa- vitque parere = vorbas mer lyz di gebort von ir — ascendite per meridianam plagam 4. Mos. 13, 18 = Get vf ken dem mitten tage
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369 — — Jos. 2, 1 = in eyn hurrenhuz dy his raab — apparuit Samuel egrediens obviam eis 1. Kön. 9, 14 = do begeynte yn samuel czu gen. Nur ganz vereinzelte Stellen weisen auf ein Mißverstehen der Vor- lage hin, wie faciamque te in gentem magnam 2. Mos. 32, 10 = vnd wil dich dirheben vnder dem volke, er las wohl in gente magnum. 4. Mos. 13, 12 = von Joseph scepter, wo er scepter für einen Eigen- namen hält, da er in jedem Vers nur den Stanim und den Namen des Sendboteu bietet. in torrente Carith 3. Kön. 17, 3 = vnd vorberg dich by dem wassir torrens, ebenso v. 5, also mißverstanden als Eigen- name. — Mit der Vorliebe des Uebersetzers für freie Uebertragung wird man erklären 1. Mos. 41, 5 in culmo = schoner ehern VII blûnde vf dem velde — Ruth 2. Cap. werden pueri und puellae durchaus mit: myne kynde gegeben — 3. Kön. 10, 22 scheint et simias et pavos nicht verstanden; wohl mit Beziehung auf v. 25: vnd edil gewant vz der mazen vil. Die zusammenwirkenden Bestrebungen des Uebersetzers, den Text gut deutsch und in möglichster Kürze zu geben, behandelt die folgende Zusam- menstellung. Lateinische Wendungen werden gekürzt, aber dafür meist gut deutsch geboten. Das Ziel, dentlich und klar zu schreiben, hat der Ueber setzer meist erreicht. In Wörtern oder Wortverbindungen: 1. Mos. 4, 1 = Adam hatte eyn son kayn do noch eyn son abel; ähnl. v. 17. — factum est, ut offerret munera 1. Mos. 4, 3 = kayn ophirte — nec erat, qui interpretaretur 1. Mos. 41, 8 = dy konde nymant vz legen — de primogenitis gregis et de adipibus eorum 1. Mos. 4, 4 = dy ersten veysten lammechyn — egrediamur foras. Cumque essent in agro 1. Mos. 4, 8 = gehe wir uf den ackir, do — os terrae 1. Mos. 4, 11 = erde — facies terrae v. 14 = erde — os putei 1. Mos. 29, 2 = der borne — 1. Mos. 4, 16 = K. vloch vor gote keyn dem mittetage — v. 22 = Tubalchaym den ersten smyt dez eysyn — 1. Mos. 29, 10 = do iacob dirkante rachel — vocavit nomen eius 1. Mos. 29, 33 = der hyz — quibus respondit: Ite ad Joseph 1. Mos. 41, 55 = her hyz sy gen czu J. — quia lo- cutus est, ut vos averteret 5. Mos. 13, 5 = der dich czyen wil von dyme gote — uxor quae est in sinu tuo 5. Mos. 13, 6 = dyn huz- vrow — duos viros exploratores in abscondito Jos. 2, 1 = zwene speher heymelich — sic enim iuvenes facere cousueverant Richt. 14, 10 = alz man phlegit — de amicis eius et pronubis Richt. 14, 20 = in erem geſlechte — qui erat de cognatione Elimelech Ruth. 2, 3 = Elim. vrunde eyn — et nosse me dignareris Ruth 2, 10 = daz
369 — — Jos. 2, 1 = in eyn hurrenhuz dy his raab — apparuit Samuel egrediens obviam eis 1. Kön. 9, 14 = do begeynte yn samuel czu gen. Nur ganz vereinzelte Stellen weisen auf ein Mißverstehen der Vor- lage hin, wie faciamque te in gentem magnam 2. Mos. 32, 10 = vnd wil dich dirheben vnder dem volke, er las wohl in gente magnum. 4. Mos. 13, 12 = von Joseph scepter, wo er scepter für einen Eigen- namen hält, da er in jedem Vers nur den Stanim und den Namen des Sendboteu bietet. in torrente Carith 3. Kön. 17, 3 = vnd vorberg dich by dem wassir torrens, ebenso v. 5, also mißverstanden als Eigen- name. — Mit der Vorliebe des Uebersetzers für freie Uebertragung wird man erklären 1. Mos. 41, 5 in culmo = schoner ehern VII blûnde vf dem velde — Ruth 2. Cap. werden pueri und puellae durchaus mit: myne kynde gegeben — 3. Kön. 10, 22 scheint et simias et pavos nicht verstanden; wohl mit Beziehung auf v. 25: vnd edil gewant vz der mazen vil. Die zusammenwirkenden Bestrebungen des Uebersetzers, den Text gut deutsch und in möglichster Kürze zu geben, behandelt die folgende Zusam- menstellung. Lateinische Wendungen werden gekürzt, aber dafür meist gut deutsch geboten. Das Ziel, dentlich und klar zu schreiben, hat der Ueber setzer meist erreicht. In Wörtern oder Wortverbindungen: 1. Mos. 4, 1 = Adam hatte eyn son kayn do noch eyn son abel; ähnl. v. 17. — factum est, ut offerret munera 1. Mos. 4, 3 = kayn ophirte — nec erat, qui interpretaretur 1. Mos. 41, 8 = dy konde nymant vz legen — de primogenitis gregis et de adipibus eorum 1. Mos. 4, 4 = dy ersten veysten lammechyn — egrediamur foras. Cumque essent in agro 1. Mos. 4, 8 = gehe wir uf den ackir, do — os terrae 1. Mos. 4, 11 = erde — facies terrae v. 14 = erde — os putei 1. Mos. 29, 2 = der borne — 1. Mos. 4, 16 = K. vloch vor gote keyn dem mittetage — v. 22 = Tubalchaym den ersten smyt dez eysyn — 1. Mos. 29, 10 = do iacob dirkante rachel — vocavit nomen eius 1. Mos. 29, 33 = der hyz — quibus respondit: Ite ad Joseph 1. Mos. 41, 55 = her hyz sy gen czu J. — quia lo- cutus est, ut vos averteret 5. Mos. 13, 5 = der dich czyen wil von dyme gote — uxor quae est in sinu tuo 5. Mos. 13, 6 = dyn huz- vrow — duos viros exploratores in abscondito Jos. 2, 1 = zwene speher heymelich — sic enim iuvenes facere cousueverant Richt. 14, 10 = alz man phlegit — de amicis eius et pronubis Richt. 14, 20 = in erem geſlechte — qui erat de cognatione Elimelech Ruth. 2, 3 = Elim. vrunde eyn — et nosse me dignareris Ruth 2, 10 = daz
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370 — du mich — dirkennst — quem antea nesciebas Ruth 2, 11 = vremd — puer qui erat cum eo 1. Kön. 9, 5 = syn kynd — dic puero. ut antecedat nos et transeat 1. Kön. 9, 27 = laz daz kynt vor gen — angelus domini locutus 4. Kön. 1, 3 = Got sprach czu elien. Diese Kürzungen treffen nicht bloß den deutschen Ausdruck in kleineren syutakt. Verbindungen, sondern das Bestreben geht auf Kürzung ganzer Gedanken und Gedankenreihen. 1. Mos. 29, 25 heißt es: worumme hastu mir Lyam czu geleyt wen ich dir gedint habe vm Rachel — 2. Mos. 32, 14 bloß: got vorgaz synez czorns keyn dem volke — 2. Mos. 32, 18 = daz geschrey ist nicht eyn geczenke Ich hore daz sy singen vnd vrowen sich — 4. Mos. 13, 22 = sy czogen ken dem lande durch dy wustenunge Sin ken Roob — Jos. 2, 18 b di do wonen in dyme huse den sal nicht geschen — Richt. 14, 5 cumque — v. 6 discer- pens = an dem wege gync sampson durch eyn wyngarten by der stat. dez lif ym an eyn grimmeger lewe vnd czu reyz den lewen als eyn czickil — 1. Kön. 9, 12 = get snelle e her get efsen vf dem berg — 1. Kön. 9, 20 die rhetor. Frage durch einen Behauptungssaz — 2. Kön. 18, 3 heißt = sy suchen dich alleyn vnsir achten sy nicht iz ift beffir du blibeft in der stat. abe wir nu halb dirslagen worden, so achte wir euch vor X tusent — 2. Kön. 18, 12 = der knecht sprach mit nichte wen der konig gebot man solde absolon bewarn — 4. Kön. 1, 2 die Ursache der Krankheit, wohl weil nicht verstanden, uicht angegeben: Ottosiam wart sich — 4. Kön. 1, 16 = vnd sayte ym daz her sterbin solde der suche vm daz das her gerotfroyte vremde gote. Damit kommen wir auf die schon oben besprochene Eigenthümlichkeit dieser Bibelübersetzung: auf das offen überall zutage tretende Bestreben, den Text von allem unnöthigen und das Verständnis nicht förderuden Bei- werk zu befreien. Ich gebe für die behandelten 15 Cap. die Verkürzungen. freien Uebersetzungen und Auslassungen an, damit man sich über den Um- fang dieser Kürzungen eine Vorstellung machen könne. Wenn man die ein- zelnen Fälle nachprüft, findet man jederzeit als Grund das Bestreben, das minder Wichtige zu beseitigen, die Wiederholungen, die nicht immer verständliche Bildlichkeit der Rede, die für die deutschen Leser un- wichtige Erörterung jüdischer Cultgesetze wegzulassen und einen fortlaufenden. gut lesbaren Text zu bieten. Diese Kürzungen sind für die einzelnen Theile der Vorlage verschieden umfangreich s. ob. Allerdings geht die Ueber- setzung nie soweit, daß man sie nur annähernd mit einer Historienbibel vergleichen könnte. Im großen und ganzen ist die Arbeit eine an der lat. Vulgata sich anschließende Uebertragung.
370 — du mich — dirkennst — quem antea nesciebas Ruth 2, 11 = vremd — puer qui erat cum eo 1. Kön. 9, 5 = syn kynd — dic puero. ut antecedat nos et transeat 1. Kön. 9, 27 = laz daz kynt vor gen — angelus domini locutus 4. Kön. 1, 3 = Got sprach czu elien. Diese Kürzungen treffen nicht bloß den deutschen Ausdruck in kleineren syutakt. Verbindungen, sondern das Bestreben geht auf Kürzung ganzer Gedanken und Gedankenreihen. 1. Mos. 29, 25 heißt es: worumme hastu mir Lyam czu geleyt wen ich dir gedint habe vm Rachel — 2. Mos. 32, 14 bloß: got vorgaz synez czorns keyn dem volke — 2. Mos. 32, 18 = daz geschrey ist nicht eyn geczenke Ich hore daz sy singen vnd vrowen sich — 4. Mos. 13, 22 = sy czogen ken dem lande durch dy wustenunge Sin ken Roob — Jos. 2, 18 b di do wonen in dyme huse den sal nicht geschen — Richt. 14, 5 cumque — v. 6 discer- pens = an dem wege gync sampson durch eyn wyngarten by der stat. dez lif ym an eyn grimmeger lewe vnd czu reyz den lewen als eyn czickil — 1. Kön. 9, 12 = get snelle e her get efsen vf dem berg — 1. Kön. 9, 20 die rhetor. Frage durch einen Behauptungssaz — 2. Kön. 18, 3 heißt = sy suchen dich alleyn vnsir achten sy nicht iz ift beffir du blibeft in der stat. abe wir nu halb dirslagen worden, so achte wir euch vor X tusent — 2. Kön. 18, 12 = der knecht sprach mit nichte wen der konig gebot man solde absolon bewarn — 4. Kön. 1, 2 die Ursache der Krankheit, wohl weil nicht verstanden, uicht angegeben: Ottosiam wart sich — 4. Kön. 1, 16 = vnd sayte ym daz her sterbin solde der suche vm daz das her gerotfroyte vremde gote. Damit kommen wir auf die schon oben besprochene Eigenthümlichkeit dieser Bibelübersetzung: auf das offen überall zutage tretende Bestreben, den Text von allem unnöthigen und das Verständnis nicht förderuden Bei- werk zu befreien. Ich gebe für die behandelten 15 Cap. die Verkürzungen. freien Uebersetzungen und Auslassungen an, damit man sich über den Um- fang dieser Kürzungen eine Vorstellung machen könne. Wenn man die ein- zelnen Fälle nachprüft, findet man jederzeit als Grund das Bestreben, das minder Wichtige zu beseitigen, die Wiederholungen, die nicht immer verständliche Bildlichkeit der Rede, die für die deutschen Leser un- wichtige Erörterung jüdischer Cultgesetze wegzulassen und einen fortlaufenden. gut lesbaren Text zu bieten. Diese Kürzungen sind für die einzelnen Theile der Vorlage verschieden umfangreich s. ob. Allerdings geht die Ueber- setzung nie soweit, daß man sie nur annähernd mit einer Historienbibel vergleichen könnte. Im großen und ganzen ist die Arbeit eine an der lat. Vulgata sich anschließende Uebertragung.
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371 — 1. Mos. 4. v. 9 fehlt quirespondit; v. 10 ad eum, quid fecisti; v. 15. qui invenisset eum; v. 23 auscultate sermonem meum fehlt. 1. Mos. 7. v. 2—5 fallen weg, weil schon in C. 6, v. 19 f. ent halten; v. 4 ist in v. 7 nachgeholt: got sayt noe vor sebin tage; v. 10—16 b. fehlt, weil schon vorher enthalten; v. 11 ist nach v. 17 nach geholt; v. 21—22 bleibt mit Rücksicht auf v. 23 weg; v. 23 ist gekürzt: vnd vor dirbte alle creature uf der erden von den menschen czu den tyrn. 1. Mos. 29. v. 4 fehlt als unwesentlich, ebenso die Antwort dixe- runt: novimus; v. 5. Sanusne est? inquit. valet; v. 7—9 b. fehlt; v. 13 heißt es bloß: Laban quam vnd kuste iacob vnd vurte in in syn huz; v. 21 b fällt als selbstverständlich weg. 1. Mos. 41. v. 6—7 heißt es uur: dez wuchzen ander VII ehern dy woren dorre vnd vorterbete gene; v. 16 fehlt; v. 17—24 heißt es bloß, weil schon vorausgegangen: vnd sayte ym do noch dy trowme; v. 27—32 stark gekürzt; v. 38 fehlt; v. 42: vnd stiz ym eyn vingerlyn an syne hant vnd eyn ftol an synen halz; v. 54 coeperunt venire = do noch quamen; das Uebrige fehlt; v. 57 fehlt. 2. Mos. 32. v. 2 tollite, v. 3 fecit fehlt (daz volk brachte —); v. 8 fehlt Anjangss und Schlußsatz; v. 13 der zweite Theil indirect ge- macht und gekürzt; v. 25 fehlt; v. 32 si non facis fällt als selbstverständlich weg; v. 34—35 fällt aus, weil Cap. 33 am Anfang wiederholt. 3. Mos. 25. v. 3 fällt die Erwähnung des Weinberges (et — eius) weg; v. 5—10 b fällt weg, weil für Deutsche ohne Belang; v. 10 b heißt es: soln alle knechte vry syn von erem dinste vnd dy vorkouften erbe soln weder komen an ir herren; v. 11—13 fehlt; v. 14 ff. frei wiedergegeben: vnd solt rechnunge haben mit vil kouf genosen ab her dez erbiz obrig genofsen habe ader nicht vnd ouch do noch dy czit lang ift czu den guten iare; v. 15—38 fällt weg (das Jubeljahr be treffend). Das folgende heißt: Ist daz vor armut dyn bruder sych vorkouft dir czu eym dynste drucke yn nicht mit dem dinste dyner knechte sunder laz yn syn dyn houeman vnd dyn scheffir etc.; v. 42 kommt dann als Begründung mit: wen sy sint myne knechte nach v. 43; v. 46 —55 gibt die Bibel in folgender Kürze: dor vmme wil eyn man synen brudir ader syne vrunt lözen von dem dinste dorczu her sich vorkouft hat der mag rechen dy czit dy her hat czu dem guten iare (= Jubeljahr) do noch lôze her in mit dem gelde wen in dem guten
371 — 1. Mos. 4. v. 9 fehlt quirespondit; v. 10 ad eum, quid fecisti; v. 15. qui invenisset eum; v. 23 auscultate sermonem meum fehlt. 1. Mos. 7. v. 2—5 fallen weg, weil schon in C. 6, v. 19 f. ent halten; v. 4 ist in v. 7 nachgeholt: got sayt noe vor sebin tage; v. 10—16 b. fehlt, weil schon vorher enthalten; v. 11 ist nach v. 17 nach geholt; v. 21—22 bleibt mit Rücksicht auf v. 23 weg; v. 23 ist gekürzt: vnd vor dirbte alle creature uf der erden von den menschen czu den tyrn. 1. Mos. 29. v. 4 fehlt als unwesentlich, ebenso die Antwort dixe- runt: novimus; v. 5. Sanusne est? inquit. valet; v. 7—9 b. fehlt; v. 13 heißt es bloß: Laban quam vnd kuste iacob vnd vurte in in syn huz; v. 21 b fällt als selbstverständlich weg. 1. Mos. 41. v. 6—7 heißt es uur: dez wuchzen ander VII ehern dy woren dorre vnd vorterbete gene; v. 16 fehlt; v. 17—24 heißt es bloß, weil schon vorausgegangen: vnd sayte ym do noch dy trowme; v. 27—32 stark gekürzt; v. 38 fehlt; v. 42: vnd stiz ym eyn vingerlyn an syne hant vnd eyn ftol an synen halz; v. 54 coeperunt venire = do noch quamen; das Uebrige fehlt; v. 57 fehlt. 2. Mos. 32. v. 2 tollite, v. 3 fecit fehlt (daz volk brachte —); v. 8 fehlt Anjangss und Schlußsatz; v. 13 der zweite Theil indirect ge- macht und gekürzt; v. 25 fehlt; v. 32 si non facis fällt als selbstverständlich weg; v. 34—35 fällt aus, weil Cap. 33 am Anfang wiederholt. 3. Mos. 25. v. 3 fällt die Erwähnung des Weinberges (et — eius) weg; v. 5—10 b fällt weg, weil für Deutsche ohne Belang; v. 10 b heißt es: soln alle knechte vry syn von erem dinste vnd dy vorkouften erbe soln weder komen an ir herren; v. 11—13 fehlt; v. 14 ff. frei wiedergegeben: vnd solt rechnunge haben mit vil kouf genosen ab her dez erbiz obrig genofsen habe ader nicht vnd ouch do noch dy czit lang ift czu den guten iare; v. 15—38 fällt weg (das Jubeljahr be treffend). Das folgende heißt: Ist daz vor armut dyn bruder sych vorkouft dir czu eym dynste drucke yn nicht mit dem dinste dyner knechte sunder laz yn syn dyn houeman vnd dyn scheffir etc.; v. 42 kommt dann als Begründung mit: wen sy sint myne knechte nach v. 43; v. 46 —55 gibt die Bibel in folgender Kürze: dor vmme wil eyn man synen brudir ader syne vrunt lözen von dem dinste dorczu her sich vorkouft hat der mag rechen dy czit dy her hat czu dem guten iare (= Jubeljahr) do noch lôze her in mit dem gelde wen in dem guten
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372 — iare so ift her nymandis knecht wen myn (= Gottes) alleyne wenne ich habe yn gevurt vz egypto. 4. Mos. 13. v. 1 fehlt. v. 5—16 zählt er uur Stamm und Sendboten ohne weitere Angabe auf; v. 17—18 b. fehlt als überflüssig; die Schluß- bemerkung von v. 21 steht passend im v. 24; v. 25, v. 33 fehlen. 5. Mos. 13. v. 3 b. — 4 incl.; v. 7 fehlen. v. 10—18 werden durch die Bemerkung ersetzt: also saltu tuen alle den di vremden gôten dynen. Jos. 2. v. 6 steht vor v. 4; dann fehlt dort: tollens — abscondit. dafür fügt er ein: vnd di vrowe sprach czu dem boten. v. 6 domus suae und quae ibi erat fehlt als selbstverständlich; v. 9 etenim — terrae fehlt. Richt. 14. v. 4 et — Israeli fehlt; v. 9 quod — assumpserat fällt aus, bloß: do von; v. 13 ist natürlich gekürzt, doch setzt er v. 14 hinzu: ratit waz daz bedutit; v. 19 irruit — Domini fehlt. Ruth 2. v. 1 fehlt; v. 2 fehlt als selbstverständlich quae — me- tentium, v. 4 qui — v. 5 praeerat fehlt. Doch bringt er hinter puella den Zusatz: di dy ehern noch euch vf lift; v. 7 gekürzt; v. 12 reddat und recipias als ein Verb.; v. 14 et comede panem fehlt; ebenso et congessit polentam sibi; v. 16—21 getürzt; v. 22—23 fehlen. 1. Kön. 9. v. 1 die Abstammung des Cis wird weggelassen; v. 2 uur Anfangs und Schlußsatz übersetzt; v. 3 et consurgens vade fällt weg, dafür im folgenden Satze den Zusatz: wo dy hyn komen sy; v. 4 fällt als unwichtig ans, nur Salim wird genannt; v. 5 forte — asinas fehlt; ebenso v. 6 nunc — venimus; v. 11 der Temporalsatz fehlt. puellas als Sing. übersetzt; v. 13 fehlt; v. 14 ut — excelsum; v. 15, 16 kommt nach v. 17; v. 16 quia -- ad me fehlt; uach v. 22 steht der Zusatz: vnd asen mit enandir; v. 23—25 stravitque saul fehlt; v. 26 fehlt. 2. Kön. 18. v. 1 gekürzt; v. 4 per turmas — milleni ausgelassen; dafür ist nach v. 5 der Zusatz: do czoch daz volk vz wol VII Ma; v. 8 quam hi — illa fehlt; v. 9 nur vou adhaesit — quercui übersetzt; da er hier übersetzt: an dem bowme, obwohl er vorher nicht erwähnt ist, könnte man annehmen, daß in der Vorlage mehr stand. v. 11 cum terra — balteum fehlt; v. 13—14 coram te fehlt; auch der Satz mit cumque am Schluß; v. 16 fehlt; v. 17 fehlt omnis — sua; v. 18 fehlt; v. 19 gekürzt; ebenso v. 20 louf biz nicht en bosir bote wen dez konigiz jon der ist tot; daß der Schreiber vielleicht seine Vorlage eigenwillig kürzte, könnte man aus v. 21 schließen: vnd sprach Chusy vnd brochte dem
372 — iare so ift her nymandis knecht wen myn (= Gottes) alleyne wenne ich habe yn gevurt vz egypto. 4. Mos. 13. v. 1 fehlt. v. 5—16 zählt er uur Stamm und Sendboten ohne weitere Angabe auf; v. 17—18 b. fehlt als überflüssig; die Schluß- bemerkung von v. 21 steht passend im v. 24; v. 25, v. 33 fehlen. 5. Mos. 13. v. 3 b. — 4 incl.; v. 7 fehlen. v. 10—18 werden durch die Bemerkung ersetzt: also saltu tuen alle den di vremden gôten dynen. Jos. 2. v. 6 steht vor v. 4; dann fehlt dort: tollens — abscondit. dafür fügt er ein: vnd di vrowe sprach czu dem boten. v. 6 domus suae und quae ibi erat fehlt als selbstverständlich; v. 9 etenim — terrae fehlt. Richt. 14. v. 4 et — Israeli fehlt; v. 9 quod — assumpserat fällt aus, bloß: do von; v. 13 ist natürlich gekürzt, doch setzt er v. 14 hinzu: ratit waz daz bedutit; v. 19 irruit — Domini fehlt. Ruth 2. v. 1 fehlt; v. 2 fehlt als selbstverständlich quae — me- tentium, v. 4 qui — v. 5 praeerat fehlt. Doch bringt er hinter puella den Zusatz: di dy ehern noch euch vf lift; v. 7 gekürzt; v. 12 reddat und recipias als ein Verb.; v. 14 et comede panem fehlt; ebenso et congessit polentam sibi; v. 16—21 getürzt; v. 22—23 fehlen. 1. Kön. 9. v. 1 die Abstammung des Cis wird weggelassen; v. 2 uur Anfangs und Schlußsatz übersetzt; v. 3 et consurgens vade fällt weg, dafür im folgenden Satze den Zusatz: wo dy hyn komen sy; v. 4 fällt als unwichtig ans, nur Salim wird genannt; v. 5 forte — asinas fehlt; ebenso v. 6 nunc — venimus; v. 11 der Temporalsatz fehlt. puellas als Sing. übersetzt; v. 13 fehlt; v. 14 ut — excelsum; v. 15, 16 kommt nach v. 17; v. 16 quia -- ad me fehlt; uach v. 22 steht der Zusatz: vnd asen mit enandir; v. 23—25 stravitque saul fehlt; v. 26 fehlt. 2. Kön. 18. v. 1 gekürzt; v. 4 per turmas — milleni ausgelassen; dafür ist nach v. 5 der Zusatz: do czoch daz volk vz wol VII Ma; v. 8 quam hi — illa fehlt; v. 9 nur vou adhaesit — quercui übersetzt; da er hier übersetzt: an dem bowme, obwohl er vorher nicht erwähnt ist, könnte man annehmen, daß in der Vorlage mehr stand. v. 11 cum terra — balteum fehlt; v. 13—14 coram te fehlt; auch der Satz mit cumque am Schluß; v. 16 fehlt; v. 17 fehlt omnis — sua; v. 18 fehlt; v. 19 gekürzt; ebenso v. 20 louf biz nicht en bosir bote wen dez konigiz jon der ist tot; daß der Schreiber vielleicht seine Vorlage eigenwillig kürzte, könnte man aus v. 21 schließen: vnd sprach Chusy vnd brochte dem
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373 — konige di botschaft. Dann kommt sofort v. 24 frei übersetzt und gekürzt: der wechter sprach herre ich sehe durt her loufen eynen menschen alleyne; v. 25 properante bis v. 26 ait fehlt; ebenso v. 27; v. 28 ist zur Erklärung der Ankunft des Achimas nichts gesagt: Ach. quam vnd sprach. v. 28 salve — ait fehlt; v. 29—31 fehlt. 3. Kön. 10. v. 1. tentare — anigmatibus fehlt. v. 2 und 3 ge fürzt; v. 5 fehlt non habebat ultra spiritum; v. 7 fehlt et probavi — fuerit; v. 8 fehlt et audiunt sapientiam tuam; v. 9 fehlt cui compla- cuisti und eo quod — sempiteruum; v. 11—12 fehlt; v. 13 gekürzt; v. 14—20 incl. fehlt, mit der Bemerkung: di czirheyt dez konigis salo- monis seczt man hy nicht durch der korczwile; v. 21 beginnt: ydoch svndirlich alle syn geuese daz waz goldyn; das Uebrige fehlt; v. 22 fehlt die Erwähnung der Flotte; die Stelle wird dadurch unverständlich, da gleich darauf di brochte steht; es wäre möglich, daß unser Abschreiber willkürlich und ungeschickt gekürzt hat; v. 23—29 ist stark gekürzt. 4. Kön. 1. v. 1 fehlt; v. 4 fehlt et abiit Elias; v. 5 qui dixit eis und der ganze v. 6 fehlt, dafür: vnd sayten ym dy rede; v. 10 fehlt: et quinquaginta qui erant cum eo; v. 11 fehlt die Schlußrede, ebenso v. 12 ganz; es heißt nur: den geschach ouch daz semelich alz dem ersten; v. 13 fehlt qui cum venisset. v. 16 ist gekürzt; v. 17 bis 18 fehlen. Bloß aus den behandelten Cap. mögen einige Vocabeln hier Platz finden, die für das Wörterbuch oder der Uebersetzung wegen interessant sind: di bulge wazzirs (Bl. 8 b) = utrem aquae 1. Mos. 21, v. 14 und 19, also Lederschlauch — ebincrist im 2. Mos. 2, 13 als anachronist. Ueber setzung von proximus tuus — etherichen, er etricht 3. Mos. 11 = ru- minare = wiederkänen — gegen (= eggen) als Uebersetzung von arare 3. Kön. 19, 19 — geraten = günstig 1. Mos. 39. Gegensatz vngysag (ungefaget bei Lexer) als Uebertragung von indignans — geteyltis (= spil) = problema Richt. 14, 12, dann v. 15 daz ratsal — dominus = got hänfig — neclich = nen — Vorliebe für femin. auf aung -unge: rochunge = ultio ; wonunge = consuetudo 1. Mos. 29, 26 ; wustenunge häufig; czyrung = Zierrat. IV. Stellung zu den mijd. Aebersetzungen. Wir versuchen im Folgenden, auf Grund des von W. Walther in seinem umfassenden Werke: „Die deutsche Bibelübersetzung des Ma." (3 Bde. 1889—92) gegebenen Materials die Stelle ausfindig zu machen
373 — konige di botschaft. Dann kommt sofort v. 24 frei übersetzt und gekürzt: der wechter sprach herre ich sehe durt her loufen eynen menschen alleyne; v. 25 properante bis v. 26 ait fehlt; ebenso v. 27; v. 28 ist zur Erklärung der Ankunft des Achimas nichts gesagt: Ach. quam vnd sprach. v. 28 salve — ait fehlt; v. 29—31 fehlt. 3. Kön. 10. v. 1. tentare — anigmatibus fehlt. v. 2 und 3 ge fürzt; v. 5 fehlt non habebat ultra spiritum; v. 7 fehlt et probavi — fuerit; v. 8 fehlt et audiunt sapientiam tuam; v. 9 fehlt cui compla- cuisti und eo quod — sempiteruum; v. 11—12 fehlt; v. 13 gekürzt; v. 14—20 incl. fehlt, mit der Bemerkung: di czirheyt dez konigis salo- monis seczt man hy nicht durch der korczwile; v. 21 beginnt: ydoch svndirlich alle syn geuese daz waz goldyn; das Uebrige fehlt; v. 22 fehlt die Erwähnung der Flotte; die Stelle wird dadurch unverständlich, da gleich darauf di brochte steht; es wäre möglich, daß unser Abschreiber willkürlich und ungeschickt gekürzt hat; v. 23—29 ist stark gekürzt. 4. Kön. 1. v. 1 fehlt; v. 4 fehlt et abiit Elias; v. 5 qui dixit eis und der ganze v. 6 fehlt, dafür: vnd sayten ym dy rede; v. 10 fehlt: et quinquaginta qui erant cum eo; v. 11 fehlt die Schlußrede, ebenso v. 12 ganz; es heißt nur: den geschach ouch daz semelich alz dem ersten; v. 13 fehlt qui cum venisset. v. 16 ist gekürzt; v. 17 bis 18 fehlen. Bloß aus den behandelten Cap. mögen einige Vocabeln hier Platz finden, die für das Wörterbuch oder der Uebersetzung wegen interessant sind: di bulge wazzirs (Bl. 8 b) = utrem aquae 1. Mos. 21, v. 14 und 19, also Lederschlauch — ebincrist im 2. Mos. 2, 13 als anachronist. Ueber setzung von proximus tuus — etherichen, er etricht 3. Mos. 11 = ru- minare = wiederkänen — gegen (= eggen) als Uebersetzung von arare 3. Kön. 19, 19 — geraten = günstig 1. Mos. 39. Gegensatz vngysag (ungefaget bei Lexer) als Uebertragung von indignans — geteyltis (= spil) = problema Richt. 14, 12, dann v. 15 daz ratsal — dominus = got hänfig — neclich = nen — Vorliebe für femin. auf aung -unge: rochunge = ultio ; wonunge = consuetudo 1. Mos. 29, 26 ; wustenunge häufig; czyrung = Zierrat. IV. Stellung zu den mijd. Aebersetzungen. Wir versuchen im Folgenden, auf Grund des von W. Walther in seinem umfassenden Werke: „Die deutsche Bibelübersetzung des Ma." (3 Bde. 1889—92) gegebenen Materials die Stelle ausfindig zu machen
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374 — die unsere Uebersetzung unter den bereits bekannten Arbeiten des Mittel- alters einnimmt. Wir finden die interessante Thatsache, daß keiner der 40 Uebersetzungszweige, die Walther eingeordnet und besprochen hat (mit ungefähr 200 Hss. und vielen späteren Drucken) mit unserer Recension übereinstimmt, daß wir keinen Zusammenhang mit einer der allerdings nicht zahlreichen Uebersetzungen des alten Testamentes feststellen konnten. Unsere Uebersetzung muß als selbständige Arbeit bezeichnet werden. Wohl werden unsere Vergleiche mit mehreren Zweigen Walthers Berührungen zeigen; directe Vorläufer, auf denen sie beruhte, oder Nachfolger, die denselben Text brächten, hat die Hs. unter den bekannt gewordenen Bibel- übersetzungen nicht. Vergleichen wir den von Walth. Sp. 350 ff. besprochenen 6. Ueber- setzungszweig — eine Münchener Hs. Nr. 341 aus dem Ende des 14. Jahrhdts. — sie enthält in gesonderter Recension 1. Mos. 1—2. Mos. 20. Die Probe 1. Mos. 1 mit unserer am 1. Blatt leider ver- stümmelten Hs. verglichen, gibt durchaus keine Uebereinstimmung. Auch in der Stelle 1. Mos. 3 zeigen sich nur geringe Anklänge. v. 3 in beiden Hss.: daz wir iht sterben. v. 4 M: Nicht enjterbet ir dez todes — Kr: mit nichte sterbet ir tot. Von v. 5 ab ist die Uebereinstimmung größer: M. v. 5. wan got der weiz daz in welhem tag ir vo im ezzet So werdent geoffent ew’ augen vn ir wert als got wijfen gut vn bos. v. 6. Dar vmb jach daz weip daz daz holcz gut was zu ezzen vnd schon vor den augen vn lustleich dem gesiht vñ nam d' frücht vn azz v� gab ire mann vii d' azz. v. 7. vn do wart geoffent ir beider augen. do sie im sich erkanten bloz do machten sie von den pletern der veigen bamü in selber kosten Kr. weyz gôt an welchem tage irs eszet so offen sich ewr ougen Vnd wert alz dy wysjenden gôte ôbyl vnd güt. daz wip sach daz daz holcz waz gut czu essen schône den ougen lostsam dem gesichte vnd nä der frücht vnd az vnd gab dem man der az vch do offenten sich ir beydir ougen vnd der kante sich bloz vnd na- më lowber der vigẽ vnd machtẽ dor vz queſten Die folgenden Stellen stimmen wohl schon in der benützten Vulgata nicht überein; in Kr. kommt zuerst die Frage des Herru nach Adam. So ist keine nähere Uebereinstimmung bis v. 16. Vergleichen wir noch die von Walth. aus M. beigebrachten Stellen, die vom lat. Texte abweichen, mit Kr. — 1. Mos. 19.
374 — die unsere Uebersetzung unter den bereits bekannten Arbeiten des Mittel- alters einnimmt. Wir finden die interessante Thatsache, daß keiner der 40 Uebersetzungszweige, die Walther eingeordnet und besprochen hat (mit ungefähr 200 Hss. und vielen späteren Drucken) mit unserer Recension übereinstimmt, daß wir keinen Zusammenhang mit einer der allerdings nicht zahlreichen Uebersetzungen des alten Testamentes feststellen konnten. Unsere Uebersetzung muß als selbständige Arbeit bezeichnet werden. Wohl werden unsere Vergleiche mit mehreren Zweigen Walthers Berührungen zeigen; directe Vorläufer, auf denen sie beruhte, oder Nachfolger, die denselben Text brächten, hat die Hs. unter den bekannt gewordenen Bibel- übersetzungen nicht. Vergleichen wir den von Walth. Sp. 350 ff. besprochenen 6. Ueber- setzungszweig — eine Münchener Hs. Nr. 341 aus dem Ende des 14. Jahrhdts. — sie enthält in gesonderter Recension 1. Mos. 1—2. Mos. 20. Die Probe 1. Mos. 1 mit unserer am 1. Blatt leider ver- stümmelten Hs. verglichen, gibt durchaus keine Uebereinstimmung. Auch in der Stelle 1. Mos. 3 zeigen sich nur geringe Anklänge. v. 3 in beiden Hss.: daz wir iht sterben. v. 4 M: Nicht enjterbet ir dez todes — Kr: mit nichte sterbet ir tot. Von v. 5 ab ist die Uebereinstimmung größer: M. v. 5. wan got der weiz daz in welhem tag ir vo im ezzet So werdent geoffent ew’ augen vn ir wert als got wijfen gut vn bos. v. 6. Dar vmb jach daz weip daz daz holcz gut was zu ezzen vnd schon vor den augen vn lustleich dem gesiht vñ nam d' frücht vn azz v� gab ire mann vii d' azz. v. 7. vn do wart geoffent ir beider augen. do sie im sich erkanten bloz do machten sie von den pletern der veigen bamü in selber kosten Kr. weyz gôt an welchem tage irs eszet so offen sich ewr ougen Vnd wert alz dy wysjenden gôte ôbyl vnd güt. daz wip sach daz daz holcz waz gut czu essen schône den ougen lostsam dem gesichte vnd nä der frücht vnd az vnd gab dem man der az vch do offenten sich ir beydir ougen vnd der kante sich bloz vnd na- më lowber der vigẽ vnd machtẽ dor vz queſten Die folgenden Stellen stimmen wohl schon in der benützten Vulgata nicht überein; in Kr. kommt zuerst die Frage des Herru nach Adam. So ist keine nähere Uebereinstimmung bis v. 16. Vergleichen wir noch die von Walth. aus M. beigebrachten Stellen, die vom lat. Texte abweichen, mit Kr. — 1. Mos. 19.
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— 375 — M. v. ] pronus in terram — vft der erden v. 2 vnd ewre füzz werden ge- wajchen — jo get dann ewren weg . 3 vnd furt jie in jein haus . 6 post tergum — nach im . 7 fratres mei — liben bruder — tut jo übel nicht v. 8 tüt mit in was ir wolt v. 9 du bijt anders wo her kvmen — vnd grozzen freuel taten jie loth v. 14 vnd jie wanten er jchimpet mit in v. 17 pariter — nidt überjebt. v. 28 vnd daz ertreich alles des kvnigreiches vnd gedaht vnd 444 Kr. uf dir erden wazchet ewer vüze den morgiz wädirt vorbas L. twang {i yn czu gen in jyn huz noch ym libe brudir — tut nicht daz boze an yn vnd gebruch ir noch ewrn willen — fehlt. Sy toten loth gedone fi lachte vi hatte ere jchympf dorvz — ebenjo. [ach óbir daz lant czu jodoma vi gomorrà vi jach vünkyn vf jach nider gen fünken von dem hymel ober 1. Mos. 3, 12 dare sociam — zu einer gejellin geben — Kr. gabijt czu eyn' gejellyn. 1. Mos. 8, 21 rocke von rauhen velen — Kr. ledryn rókke. 1. Mos. 2, 24 er heltet jich zu jeiner haujfrawen — Kr. vnd wont by jyner houfrawen. Wir jehen, baB ищете Neberfegung mit diefenı 6. ungefähr gleich- altrigen Zweige faft ebenjo vieles gemein hat wie veridieben. Gemeinfant haben beibe auch die große Freiheit in der Ueberfepung und bie Ве. mithungen, ein qutes Deutjd) qu. j)reiber. Bergleichen wir nun die fog. Wenzelbibel und ihren Kreis mit unjerem Funde. Dieje Ueberfepung (den 2. Kreis) verlegt Walth. der Gntftehungszeit nach in die Jahre 1370—80. Die Hss. diejes ‚Zweiges find ziemlich gleichlautend; wir nehmen die uns vorliegenden Proben ber Wenzelbibel (Wiener Hs. No. 2759 ff). — Jd) ftelle ben Text diejer Hs. für 1. Mos. 1 fer: v. 2 die erde was aber vnnücz vnd lere vnd vinjternüjje warn auf der gejtalt der abegründ vnu gotes geijt wart gefurt auf den wajjern — v. 6 vnd got jprach. Es werde ein vejtenunge in der mitte der wajjer vnd teilte die wajjer vo den wajjern. — v. 7. vnd got gen alz vz eyn ouen
— 375 — M. v. ] pronus in terram — vft der erden v. 2 vnd ewre füzz werden ge- wajchen — jo get dann ewren weg . 3 vnd furt jie in jein haus . 6 post tergum — nach im . 7 fratres mei — liben bruder — tut jo übel nicht v. 8 tüt mit in was ir wolt v. 9 du bijt anders wo her kvmen — vnd grozzen freuel taten jie loth v. 14 vnd jie wanten er jchimpet mit in v. 17 pariter — nidt überjebt. v. 28 vnd daz ertreich alles des kvnigreiches vnd gedaht vnd 444 Kr. uf dir erden wazchet ewer vüze den morgiz wädirt vorbas L. twang {i yn czu gen in jyn huz noch ym libe brudir — tut nicht daz boze an yn vnd gebruch ir noch ewrn willen — fehlt. Sy toten loth gedone fi lachte vi hatte ere jchympf dorvz — ebenjo. [ach óbir daz lant czu jodoma vi gomorrà vi jach vünkyn vf jach nider gen fünken von dem hymel ober 1. Mos. 3, 12 dare sociam — zu einer gejellin geben — Kr. gabijt czu eyn' gejellyn. 1. Mos. 8, 21 rocke von rauhen velen — Kr. ledryn rókke. 1. Mos. 2, 24 er heltet jich zu jeiner haujfrawen — Kr. vnd wont by jyner houfrawen. Wir jehen, baB ищете Neberfegung mit diefenı 6. ungefähr gleich- altrigen Zweige faft ebenjo vieles gemein hat wie veridieben. Gemeinfant haben beibe auch die große Freiheit in der Ueberfepung und bie Ве. mithungen, ein qutes Deutjd) qu. j)reiber. Bergleichen wir nun die fog. Wenzelbibel und ihren Kreis mit unjerem Funde. Dieje Ueberfepung (den 2. Kreis) verlegt Walth. der Gntftehungszeit nach in die Jahre 1370—80. Die Hss. diejes ‚Zweiges find ziemlich gleichlautend; wir nehmen die uns vorliegenden Proben ber Wenzelbibel (Wiener Hs. No. 2759 ff). — Jd) ftelle ben Text diejer Hs. für 1. Mos. 1 fer: v. 2 die erde was aber vnnücz vnd lere vnd vinjternüjje warn auf der gejtalt der abegründ vnu gotes geijt wart gefurt auf den wajjern — v. 6 vnd got jprach. Es werde ein vejtenunge in der mitte der wajjer vnd teilte die wajjer vo den wajjern. — v. 7. vnd got gen alz vz eyn ouen
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— 376 — machte ein firmament. vnd schied die wajser die do waren vnder dem firmament von den die do waren auf dem firmament. vnd es geschach also — 1. Mos. 3, v. 4 die nater sprach. Mit nichte nicht sterbit ir des todes — v. 5 wenne got der weis so das in welchem tage ir do von esset so werden ewer ougen augen aufgetan, vnd werdet als die gote wiffende gutes vnd bozes — v. 6 Nu sach dorvmbe das wip das der bovme gut czu efsen was vnd schone in den ougen vnd an czu sehen gelustig vnd nam von seiner frucht vnd as vnd gab irem manne. Vnd er as — v. 7 vnd ouf wurden ir beider ougen vnd do sie sich erkannten das si nakkent waren do bvnden sie czu sammen von feig- bovm laup vnd machten in do qwesten. Vergleichen wir diese Stellen mit unserem Texte (s. s. 360), so finden wir recht wenig Vergleichbares; mehr stimmt Kr. mit dem 6. Ueber- setzungszweig überein, der eigentlich nur (für ein Stück des alten Testam.) von Walther aus einer Hs. des 2. Zweiges als 6. Zweig ansgehoben ist. — Die von Walth. Sp. 305 aufgeführte Uebersetzung der Wenzel- bibel 1. Mos. 11: ein öpfeltragendes holcz hat auch unsere Hs.: ein apphiltragende holcz. Vielleicht ist es einer eingehenden Untersuchnng vorbehalten, das genanere Verhältniß des 2., 6. Kreises und unserer Recension aufzuhellen. Zur holl. niederd. Classe der Bibelübersetzungen gehört der von Walther als 35. besprochene Zweig (Wiener Hs. No. 2771—2; aus dem 14. Jahrhunderte, altes und neues Testament). Die von Walther Spalte 635 angeführte Probe stimmt mit unserer Arbeit nicht überein. Gemein haben beide die Eigenthümlichkeit, daß sie weitläufige, wenig werthvolle Ausein- andersetzungen übergehen. So werden die Salomonsschen Lehrbücher nicht vollständig gegeben „vm der cortheit will". vgl. mit unseren Stellen s. 359. Einzelne Capitel werden wie in unserer Uebersetzung ganz überschlagen mit der Bemerkung: „van dit capittel sla ic een deel ouer, soe wie dat lesen wil, soeket in die latiinsche bibel,“ so in 3. Mos. 15 u. 18 und 20; 5. Mos. 22, wo v. 13—21 fehlt. Aber gerade diese Capitel bringt unsere in jenen Büchern sonst stark gekürzte Arbeit alle ziemlich ansführlich. 1. Mos. 22, 7 ist nach Walth. dort übersetzt: (ecce ignis et ligna) sich hij vuer ende hout — Kr. hy ist vûgir vñ holcz, also die Ellipse vervollständigt. Jos. 2, 11 (ad introitum vestrum) te uwen in- comen — Kr. fehlt die Stelle. — Eine engere Verbindung ist nicht zu erweisen.
— 376 — machte ein firmament. vnd schied die wajser die do waren vnder dem firmament von den die do waren auf dem firmament. vnd es geschach also — 1. Mos. 3, v. 4 die nater sprach. Mit nichte nicht sterbit ir des todes — v. 5 wenne got der weis so das in welchem tage ir do von esset so werden ewer ougen augen aufgetan, vnd werdet als die gote wiffende gutes vnd bozes — v. 6 Nu sach dorvmbe das wip das der bovme gut czu efsen was vnd schone in den ougen vnd an czu sehen gelustig vnd nam von seiner frucht vnd as vnd gab irem manne. Vnd er as — v. 7 vnd ouf wurden ir beider ougen vnd do sie sich erkannten das si nakkent waren do bvnden sie czu sammen von feig- bovm laup vnd machten in do qwesten. Vergleichen wir diese Stellen mit unserem Texte (s. s. 360), so finden wir recht wenig Vergleichbares; mehr stimmt Kr. mit dem 6. Ueber- setzungszweig überein, der eigentlich nur (für ein Stück des alten Testam.) von Walther aus einer Hs. des 2. Zweiges als 6. Zweig ansgehoben ist. — Die von Walth. Sp. 305 aufgeführte Uebersetzung der Wenzel- bibel 1. Mos. 11: ein öpfeltragendes holcz hat auch unsere Hs.: ein apphiltragende holcz. Vielleicht ist es einer eingehenden Untersuchnng vorbehalten, das genanere Verhältniß des 2., 6. Kreises und unserer Recension aufzuhellen. Zur holl. niederd. Classe der Bibelübersetzungen gehört der von Walther als 35. besprochene Zweig (Wiener Hs. No. 2771—2; aus dem 14. Jahrhunderte, altes und neues Testament). Die von Walther Spalte 635 angeführte Probe stimmt mit unserer Arbeit nicht überein. Gemein haben beide die Eigenthümlichkeit, daß sie weitläufige, wenig werthvolle Ausein- andersetzungen übergehen. So werden die Salomonsschen Lehrbücher nicht vollständig gegeben „vm der cortheit will". vgl. mit unseren Stellen s. 359. Einzelne Capitel werden wie in unserer Uebersetzung ganz überschlagen mit der Bemerkung: „van dit capittel sla ic een deel ouer, soe wie dat lesen wil, soeket in die latiinsche bibel,“ so in 3. Mos. 15 u. 18 und 20; 5. Mos. 22, wo v. 13—21 fehlt. Aber gerade diese Capitel bringt unsere in jenen Büchern sonst stark gekürzte Arbeit alle ziemlich ansführlich. 1. Mos. 22, 7 ist nach Walth. dort übersetzt: (ecce ignis et ligna) sich hij vuer ende hout — Kr. hy ist vûgir vñ holcz, also die Ellipse vervollständigt. Jos. 2, 11 (ad introitum vestrum) te uwen in- comen — Kr. fehlt die Stelle. — Eine engere Verbindung ist nicht zu erweisen.
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377 Eine westmitteldeutsche fragmentarische Uebersetzung des alten Test. bis 1. Kön. 10 (Münstersche Hs. [Abschrift] des 15. Jahrhunderts Nr. 183 — bei Walth. Zweig 36) soll nach Walth. Sp. 653 ihren Ursprung im 14. Jahrhunderte haben; die Uebersetzungen sei eine der besten des späteren Ma. Auch diese Recension stimmt in den mitgetheilten Proben nicht zu unserer Arbeit. Eine Uebersetzung, die unserer Hs. eigenthümlich ähnlich ist, finden wir in Walth. 13. Zweige (Berliner Hs. Nr. 67; angefertigt vor dem Jahre 1465, also bedeutend jünger als unsere Arbeit, die ganze Bibel umfassend). „Wo man die Berliner Hs. aufschlägt, begegnet man Aus- lajsungen,“ sagt Walth. Sp. 413; es fehlen Worte, Sätze, ganze Abschnitte. Und gerade das ist eine Haupteigenthümlichkeit auch unserer Hs. So sind dort 2. Mos. 40 nur folgende vv. übersetzt: 1—5, 14, 15, 32, 33, 36 b, und nun vgl. man unsere Hs.1) Got sprach czu Moysi an de erste tage dez erſtë möde dez and'n Jarez rechte vf daz betehuze vn secze dor in dy arche vn de tisch vn lege dor vf czwelf brot czu eyme ewigen gedechtnifse d' czwelfe geslechte vn and' gevese vn ny daz geseynte ôl vnd bestrich de altir vnd di cleydir vn daz geuese vnd secze yclich an syn stat vnd nym aaron mit syne kinde vnd wyge sy czu prift'n vnd wasche yn hende vnd vůse e sy in daz betehüje geen. vnd bestrich sich mit de helygë ôle Moyses tet alz ym got gebot do daz betehuz wart vf gericht Do quã ey wolke vn vme gab daz bete- huz vnd schey sote clarheyt doryñe do Moyses dor in nicht mochte gen. byz dy clarheyt vorginc do gink Moyses mit de Jude. doryn dez tagez bedackte dy wolke daz betehuz vor de glacze der sonne dez nacht bedacte daz vugir daz bethůz daz dy kyndir vö ifrl mochte gesehë. Bei 3. Mos. 27, wo dort v. 10 b, 12 b, 13, 16—25, 27—29, 31—4 fehlen, gibt unsere Hs. nur einen kurzen Auszug, da diese Be- stimmungen des jüdischen Gesetzes für ihren Zweck belanglos waren: In de stucke gebwtit got waz mä gote globit iz sy mensche vie ad' ge- treyde daz jal ma halden gote. vn sal daz nicht enpfremdě noch in key bozers noch in key bezzirz vowandiln daz syn deſe gebot dy got moysi gegebin hat vf dem berge synay. In 5. Mos. 14 fehlen in B. v. 6 b — 9 a, 10 a — 21 a, 23, 25 b, 26 a — bei Kr. fehlt daselbst: 1b, 2, 5, 7—8, 13—22 (bloß: vnd and' vogil di uor geschrebin syn), 23—28 gekürzt, 29. 1) Ich führe die Stelle ganz an, um einen etwaigen eingehenden Vgl. der beiden Recensionen entgegenzukomnen.
377 Eine westmitteldeutsche fragmentarische Uebersetzung des alten Test. bis 1. Kön. 10 (Münstersche Hs. [Abschrift] des 15. Jahrhunderts Nr. 183 — bei Walth. Zweig 36) soll nach Walth. Sp. 653 ihren Ursprung im 14. Jahrhunderte haben; die Uebersetzungen sei eine der besten des späteren Ma. Auch diese Recension stimmt in den mitgetheilten Proben nicht zu unserer Arbeit. Eine Uebersetzung, die unserer Hs. eigenthümlich ähnlich ist, finden wir in Walth. 13. Zweige (Berliner Hs. Nr. 67; angefertigt vor dem Jahre 1465, also bedeutend jünger als unsere Arbeit, die ganze Bibel umfassend). „Wo man die Berliner Hs. aufschlägt, begegnet man Aus- lajsungen,“ sagt Walth. Sp. 413; es fehlen Worte, Sätze, ganze Abschnitte. Und gerade das ist eine Haupteigenthümlichkeit auch unserer Hs. So sind dort 2. Mos. 40 nur folgende vv. übersetzt: 1—5, 14, 15, 32, 33, 36 b, und nun vgl. man unsere Hs.1) Got sprach czu Moysi an de erste tage dez erſtë möde dez and'n Jarez rechte vf daz betehuze vn secze dor in dy arche vn de tisch vn lege dor vf czwelf brot czu eyme ewigen gedechtnifse d' czwelfe geslechte vn and' gevese vn ny daz geseynte ôl vnd bestrich de altir vnd di cleydir vn daz geuese vnd secze yclich an syn stat vnd nym aaron mit syne kinde vnd wyge sy czu prift'n vnd wasche yn hende vnd vůse e sy in daz betehüje geen. vnd bestrich sich mit de helygë ôle Moyses tet alz ym got gebot do daz betehuz wart vf gericht Do quã ey wolke vn vme gab daz bete- huz vnd schey sote clarheyt doryñe do Moyses dor in nicht mochte gen. byz dy clarheyt vorginc do gink Moyses mit de Jude. doryn dez tagez bedackte dy wolke daz betehuz vor de glacze der sonne dez nacht bedacte daz vugir daz bethůz daz dy kyndir vö ifrl mochte gesehë. Bei 3. Mos. 27, wo dort v. 10 b, 12 b, 13, 16—25, 27—29, 31—4 fehlen, gibt unsere Hs. nur einen kurzen Auszug, da diese Be- stimmungen des jüdischen Gesetzes für ihren Zweck belanglos waren: In de stucke gebwtit got waz mä gote globit iz sy mensche vie ad' ge- treyde daz jal ma halden gote. vn sal daz nicht enpfremdě noch in key bozers noch in key bezzirz vowandiln daz syn deſe gebot dy got moysi gegebin hat vf dem berge synay. In 5. Mos. 14 fehlen in B. v. 6 b — 9 a, 10 a — 21 a, 23, 25 b, 26 a — bei Kr. fehlt daselbst: 1b, 2, 5, 7—8, 13—22 (bloß: vnd and' vogil di uor geschrebin syn), 23—28 gekürzt, 29. 1) Ich führe die Stelle ganz an, um einen etwaigen eingehenden Vgl. der beiden Recensionen entgegenzukomnen.
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378 Dort bleibt 2. Kön. 22 ganz weg mit der Bemerkung: do sang Dauit den psalm diligam te domine der XVII psalm; ebenso feblt Capitel 23 ganz. Und unsere Hs. weiß von diesen 2 Capiteln zu schreiben: Got d’ h’re my heyler my sterke ich hoffe in yn vn beſloz dor yn den ganczẽ salme diliga te dme fortitudo mea daz ift di leczte rede di dauid sp’ch d' edle psalmijta gesaczt von gote dez geyst vnsirz h'ren. redt mit mir vnd syne rede mit myner czunge vnd saget do noch syn gancze salm de Do mochte czu de lecztẽ mole d' ist nicht geschrybï andirthalbhundirt salm ydoch ist h’ beschrebin in d' bybilie de ich vndirwege laze durch der korczewil vnd hebet h’ sich an. Spt dm locuts e p me et s' mo eis p ligwa meam. (Daun noch ein längerer Satz über die Helden Davids.) Walther vermuthet, daß schon das Original v. B. diese Auslassungen aufgewiesen habe, anch constatirt er, daß im 1. Mos. sehr wenig fehle, diese Auslassungen seien größer in den übrigen Büchern Mos.; gering im Buche der Richter, und zwar alles nach klarem Plane. Vgl. unsere Beschreibnng von Kr. Im Folgenden vergleichen wir Einzelheiten beider ebersetzungen. 1. Mos. 19. v. 5 fehlt huc in B—Kr.: vnd vure sy h’vz. v. 8 fehlt ad vos — Kr.: di bringe ich euch. v. 9 fehlt et rursus inqui- unt — Kr. hat noch kürzer: vnd gib uns di geſte. v. 11 jehlt a mi- nimo usque ad maximum — Kr. hat aber di minsten czu de grosten. v. 12: fehlt beider seits quempiam tuorum, ebenso v. 16 duarum. ebeuso v. 18 ad eos, ebenso v. 19 quam fecisti, v. 20 numquid non modica est, in Kr. fehlt noch mehr. v. 21 fehlt ad eum, bei Kr. dixitque ad eum. v. 22 beiderseits illuc; v. 27 prius; v. 35 und v. 15—17 ijt Kr. noch kürzer. v. 31 nach der gewonheit der welt, — Kr.: als gewon- lich ist uf der erden. Jos. 2, 6 sagt B.: und sie het die man mit flachs bedeck oben in irem hausz — Kr. hat v. 4 die Verheimlichung nicht erwähnt und bringt darum v. 6 ausführlicher: di vrowe his dy man styge vf de salir vnd leyte vf sy vlachz. 1. Kön. 2, 29 ut come- deretis = das sie essen bleibt in Kr. weg. 2. Mos. 2, 3 fehlt beiderseits in carecto (= Röhricht), Kr.: vï leyte yn vf daz wassir. 1. Mos. 14, 18 das Partic. (proferens) aufgelöst: er opfert — Kr.: brochte ym wyn vn brot. 1. Kön. 2, 30 absit hoc a me = das sei von mir — Kr. daz sal vorwaz nymer syn. Zur Auflösung des Partic, vgl. 2. Mos. 2, 5:
378 Dort bleibt 2. Kön. 22 ganz weg mit der Bemerkung: do sang Dauit den psalm diligam te domine der XVII psalm; ebenso feblt Capitel 23 ganz. Und unsere Hs. weiß von diesen 2 Capiteln zu schreiben: Got d’ h’re my heyler my sterke ich hoffe in yn vn beſloz dor yn den ganczẽ salme diliga te dme fortitudo mea daz ift di leczte rede di dauid sp’ch d' edle psalmijta gesaczt von gote dez geyst vnsirz h'ren. redt mit mir vnd syne rede mit myner czunge vnd saget do noch syn gancze salm de Do mochte czu de lecztẽ mole d' ist nicht geschrybï andirthalbhundirt salm ydoch ist h’ beschrebin in d' bybilie de ich vndirwege laze durch der korczewil vnd hebet h’ sich an. Spt dm locuts e p me et s' mo eis p ligwa meam. (Daun noch ein längerer Satz über die Helden Davids.) Walther vermuthet, daß schon das Original v. B. diese Auslassungen aufgewiesen habe, anch constatirt er, daß im 1. Mos. sehr wenig fehle, diese Auslassungen seien größer in den übrigen Büchern Mos.; gering im Buche der Richter, und zwar alles nach klarem Plane. Vgl. unsere Beschreibnng von Kr. Im Folgenden vergleichen wir Einzelheiten beider ebersetzungen. 1. Mos. 19. v. 5 fehlt huc in B—Kr.: vnd vure sy h’vz. v. 8 fehlt ad vos — Kr.: di bringe ich euch. v. 9 fehlt et rursus inqui- unt — Kr. hat noch kürzer: vnd gib uns di geſte. v. 11 jehlt a mi- nimo usque ad maximum — Kr. hat aber di minsten czu de grosten. v. 12: fehlt beider seits quempiam tuorum, ebenso v. 16 duarum. ebeuso v. 18 ad eos, ebenso v. 19 quam fecisti, v. 20 numquid non modica est, in Kr. fehlt noch mehr. v. 21 fehlt ad eum, bei Kr. dixitque ad eum. v. 22 beiderseits illuc; v. 27 prius; v. 35 und v. 15—17 ijt Kr. noch kürzer. v. 31 nach der gewonheit der welt, — Kr.: als gewon- lich ist uf der erden. Jos. 2, 6 sagt B.: und sie het die man mit flachs bedeck oben in irem hausz — Kr. hat v. 4 die Verheimlichung nicht erwähnt und bringt darum v. 6 ausführlicher: di vrowe his dy man styge vf de salir vnd leyte vf sy vlachz. 1. Kön. 2, 29 ut come- deretis = das sie essen bleibt in Kr. weg. 2. Mos. 2, 3 fehlt beiderseits in carecto (= Röhricht), Kr.: vï leyte yn vf daz wassir. 1. Mos. 14, 18 das Partic. (proferens) aufgelöst: er opfert — Kr.: brochte ym wyn vn brot. 1. Kön. 2, 30 absit hoc a me = das sei von mir — Kr. daz sal vorwaz nymer syn. Zur Auflösung des Partic, vgl. 2. Mos. 2, 5:
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379 — B. sie sant eine von iren dirnen die ir das bracht vnd do sie das auff tet do sahe sie ein kleins kint zabeln do erbarmt sie sich des vnd sprach Kr. noch kürzer: vi sach de korb her vliſen vn hiz de korb ir meyde ey vſ tùn vi dirbarmte sichz vn sp'ch. v. 7 cui soror pueri = vnd sein swester sprach bietet Kr. noch ver ständlicher: dez hatte di swest' noch geuolget vi sp'ch. — Die part. constr. (stante — considerante) v. 4 vnd sein swester stand von fer- rens das sie merckt die zukunfft des dings — Kr.: do stüt dez kyn- dis sw. nô do by vn sach dy geschicht. — 4. Kön. 1, 5 die boten wider kerten zu Ochefiam — Kr.: besser: di boten quome wedir czu Och. — 4. Kön. 1, 2 do viel Ochosias durch ein gegitter — über- setzt Kr. nicht, weil er die Sache nicht verstand (per cancellos coena- culi sui) Ottofiam wart sich. 2. Mos. 2, 3 iam non = nicht lenger — Kr. umständlicher: czu leczten konde h' iz nich vorhelyn. 2. Mos. 2, 18 velocius solito gibt B. wörtlich: endlicher dann andermal — Kr. wy syt ir hute zo schire wed' kome. 4. Kön. 1, 9 sedenti in vertice montis = der wirbel des berges — Kr.: der sach (= saz) hoch vf eynen berge. Ans diesen Vergleichsstellen geht hervor, daß Kr. der Uebersetzung B sehr nahe steht, sowohl was die Bemühungen betrifft, ein gutes, ver- ständliches Deutsch zu schreiben als auch in dem Bestreben, alles was der Verständlichfeit entgegenwirken konnte, wie besonders Theile des 3.—5. Buches Mos., der Bücher der Könige, zu kürzen, den Hauptinhalt zu geben, ganze Theile wegzulassen — die Uebersetzungstechnik ist dieselbe. In dem Texte selbst können wir trotz vieler Aehnlichkeiten doch nicht feststellen, daß das jüngere B aus Kr. hervorgegangen ist, da Kr. theilweise sogar fürzer zu sein scheint. Wollen wir aber einen Zusammenhang annehmen, so wären zwei Möglichkeiten: Entweder bietet einer der beiden Texte das Ursprüngliche und der andere hat geändert, oder beide gehen durch ge- änderte Mittelglieder anf dieselbe Arbeit zurück, in der schon deutlich die Neigung herrschte, alles der Deutlichkeit und Kürze Abträgliche wegzu- lassen. Vielleicht bringen neue Funde die Bindeglieder zwischen mehreren vorläufig noch getrennten Gruppen. Wenn Walther Sp. 426 meint, die Berliner Version (13. Zweig) dürfte erst im 15. Jahrhundert entstanden sein, weil sie die Hussiten schon kennt (Im Prolog zu Job läßt sie diesen in terra usitidi wobnen), so ist diese Stelle wegen ihrer Unklarheit nicht
379 — B. sie sant eine von iren dirnen die ir das bracht vnd do sie das auff tet do sahe sie ein kleins kint zabeln do erbarmt sie sich des vnd sprach Kr. noch kürzer: vi sach de korb her vliſen vn hiz de korb ir meyde ey vſ tùn vi dirbarmte sichz vn sp'ch. v. 7 cui soror pueri = vnd sein swester sprach bietet Kr. noch ver ständlicher: dez hatte di swest' noch geuolget vi sp'ch. — Die part. constr. (stante — considerante) v. 4 vnd sein swester stand von fer- rens das sie merckt die zukunfft des dings — Kr.: do stüt dez kyn- dis sw. nô do by vn sach dy geschicht. — 4. Kön. 1, 5 die boten wider kerten zu Ochefiam — Kr.: besser: di boten quome wedir czu Och. — 4. Kön. 1, 2 do viel Ochosias durch ein gegitter — über- setzt Kr. nicht, weil er die Sache nicht verstand (per cancellos coena- culi sui) Ottofiam wart sich. 2. Mos. 2, 3 iam non = nicht lenger — Kr. umständlicher: czu leczten konde h' iz nich vorhelyn. 2. Mos. 2, 18 velocius solito gibt B. wörtlich: endlicher dann andermal — Kr. wy syt ir hute zo schire wed' kome. 4. Kön. 1, 9 sedenti in vertice montis = der wirbel des berges — Kr.: der sach (= saz) hoch vf eynen berge. Ans diesen Vergleichsstellen geht hervor, daß Kr. der Uebersetzung B sehr nahe steht, sowohl was die Bemühungen betrifft, ein gutes, ver- ständliches Deutsch zu schreiben als auch in dem Bestreben, alles was der Verständlichfeit entgegenwirken konnte, wie besonders Theile des 3.—5. Buches Mos., der Bücher der Könige, zu kürzen, den Hauptinhalt zu geben, ganze Theile wegzulassen — die Uebersetzungstechnik ist dieselbe. In dem Texte selbst können wir trotz vieler Aehnlichkeiten doch nicht feststellen, daß das jüngere B aus Kr. hervorgegangen ist, da Kr. theilweise sogar fürzer zu sein scheint. Wollen wir aber einen Zusammenhang annehmen, so wären zwei Möglichkeiten: Entweder bietet einer der beiden Texte das Ursprüngliche und der andere hat geändert, oder beide gehen durch ge- änderte Mittelglieder anf dieselbe Arbeit zurück, in der schon deutlich die Neigung herrschte, alles der Deutlichkeit und Kürze Abträgliche wegzu- lassen. Vielleicht bringen neue Funde die Bindeglieder zwischen mehreren vorläufig noch getrennten Gruppen. Wenn Walther Sp. 426 meint, die Berliner Version (13. Zweig) dürfte erst im 15. Jahrhundert entstanden sein, weil sie die Hussiten schon kennt (Im Prolog zu Job läßt sie diesen in terra usitidi wobnen), so ist diese Stelle wegen ihrer Unklarheit nicht
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380 sicher beweisend und kann überdies erst später hineingekommen sein unsere Hs. kennt überhaupt keine Prologe. Die Neigung, die Bibel durch Auslassungen für Deutsche un- wichtiger Dinge dentlicher und kürzer zu gestalten, findet sich auch soust öfter in diesen Uebersetzungen. So in der von Walther als 19. Zweig angeführten obd. Evangelien-lebersetzung (Münchner Hs. Nr. 532) vom Jahre 1367; anch hier will der Uebersetzer vor allem den Text fließend, durchsichtig gestalten. Weil der Zeit nach vorausgehend, stelle ich noch vergleichend die md. Evgl. Uebertragung aus dem Jahre 1343 her (20. Zweig; Leipziger Hs. Nr. 34; von R. Bechstein herausgegeben). Sie ist sprachlich der unseren sehr ähnlich. Doch übersetzt sie wörtlich und bietet uur die Evangelien. Wir haben alle Uebersetzungszweige des alten Testamieutes, die zeitlich vor, neben und nach unserem Texte liegen, zum Vergleiche — soweit er sich nach Walthers Werk durchführen läßt — herangezogen. Keine stimmt uach dem Wortlaute des Textes mit unserer Version überein. Als unseren Texte näherstehend kamen bloß der 6. Zweig aus dem Ende des 14. Jahr- hunderts (München Nr. 341), der 35. Zweig (uiederd.) aus dem 14. Jahr- hunderte; die Wenzelbibel und ihre Schwesterhaudschriften als 2. Zweig aus dem Ende des 14. Jahrhunderts in Betracht; und als wahrscheinlich uahe verwandt mußten wir den 13. Zweig (Berlin) bezeichnen, der aller- dings fast 100 Jahre jünger als unser Tert ist. Unsere Handschrift nimmt in Rücksicht anf Alter (mnd wir dirfen wohl sagen auch in Rücksicht auf Uebersetzungstechnik) eine hervorragende Stelle ein unter allen mhd. Bibelübersetzungen in allgemeinen und denen des alten Testamentes im Besonderen; sie steht unter den ältesten Arbeiten der Nebertragung dieses wichtigen Theiles des alten Testamentes. V. Sprace. Wir schreiten zur Darstellung der Mundart unseres Denfmals. Bei seinem Umfange ist es begreiflich, daß unsere Beispiele und Aufstellungen nur auf der genauen Behandlung etwa des 7. Theiles der 116 Bl. aus verschiedenen Partien des Textes beruhen. Doch ist das Deukmal auch als Ganzes berücksichtigt und würde eine Uutersuchung jedes Blattes bloß die Zahl der Beispiele mehren, den von uns vorgeführten sprachlichen Charakter aber nicht beeinflussen. Das Denkmal ist mitteldeutsch.
380 sicher beweisend und kann überdies erst später hineingekommen sein unsere Hs. kennt überhaupt keine Prologe. Die Neigung, die Bibel durch Auslassungen für Deutsche un- wichtiger Dinge dentlicher und kürzer zu gestalten, findet sich auch soust öfter in diesen Uebersetzungen. So in der von Walther als 19. Zweig angeführten obd. Evangelien-lebersetzung (Münchner Hs. Nr. 532) vom Jahre 1367; anch hier will der Uebersetzer vor allem den Text fließend, durchsichtig gestalten. Weil der Zeit nach vorausgehend, stelle ich noch vergleichend die md. Evgl. Uebertragung aus dem Jahre 1343 her (20. Zweig; Leipziger Hs. Nr. 34; von R. Bechstein herausgegeben). Sie ist sprachlich der unseren sehr ähnlich. Doch übersetzt sie wörtlich und bietet uur die Evangelien. Wir haben alle Uebersetzungszweige des alten Testamieutes, die zeitlich vor, neben und nach unserem Texte liegen, zum Vergleiche — soweit er sich nach Walthers Werk durchführen läßt — herangezogen. Keine stimmt uach dem Wortlaute des Textes mit unserer Version überein. Als unseren Texte näherstehend kamen bloß der 6. Zweig aus dem Ende des 14. Jahr- hunderts (München Nr. 341), der 35. Zweig (uiederd.) aus dem 14. Jahr- hunderte; die Wenzelbibel und ihre Schwesterhaudschriften als 2. Zweig aus dem Ende des 14. Jahrhunderts in Betracht; und als wahrscheinlich uahe verwandt mußten wir den 13. Zweig (Berlin) bezeichnen, der aller- dings fast 100 Jahre jünger als unser Tert ist. Unsere Handschrift nimmt in Rücksicht anf Alter (mnd wir dirfen wohl sagen auch in Rücksicht auf Uebersetzungstechnik) eine hervorragende Stelle ein unter allen mhd. Bibelübersetzungen in allgemeinen und denen des alten Testamentes im Besonderen; sie steht unter den ältesten Arbeiten der Nebertragung dieses wichtigen Theiles des alten Testamentes. V. Sprace. Wir schreiten zur Darstellung der Mundart unseres Denfmals. Bei seinem Umfange ist es begreiflich, daß unsere Beispiele und Aufstellungen nur auf der genauen Behandlung etwa des 7. Theiles der 116 Bl. aus verschiedenen Partien des Textes beruhen. Doch ist das Deukmal auch als Ganzes berücksichtigt und würde eine Uutersuchung jedes Blattes bloß die Zahl der Beispiele mehren, den von uns vorgeführten sprachlichen Charakter aber nicht beeinflussen. Das Denkmal ist mitteldeutsch.
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381 — Vocalismus Mhd. à ist regelmäßig erhalten. Der Umlaut (geschrieben e) über- schreitet manchmal die gewöhnliche Grenze: daz elder, gespeldene cloen, lemmechyn, behegelich, nepfe (pl.), der gere (= gare), pl. di hende, aber di nacht (Bl. 20), di vatir; mit wegen (eurrus Bl. 108 b). Die durchaus herrschenden Formen: wen, wenne, den, denne — aber öfter die Verbindung wol dan — lassen md. Herkunft erkennen. di erbeyt (durchaus) ist md. Wh. mhd. Gr. § 28. — Die opphil neben apphil mag Umlaut sein. — Neben dem gewöhnl. altir (= altaere) findet sich die md. bekannte Form eltir. Der md. Widerstand gegen die Verdumpfung des kurzen a zeigt sich noch in den Formen sal, salt (neben sol), die überwiegen; einmal auch er wante (Bl. 15), meist adir für oder, ab, abe für ob. — Selten findet sich außergewöhnliche Verdumpfung: gemochen, tofiln, vvstoffil (vuozstaphe), er bot (Bl. 94 d). Für é findet sich manchmal (md.) i: di stirkesten manne (Bl. 94 c), stirke (= fortitudo Bl. 58), si vorczirten (vorzern). age ai erscheint vorwiegend: mayt, sayt, sayte, neben saget, haylen (= hageln), yayte (Bl. 115 = jagte), di wayn (neben wegen) (Bl. 106 c) ahe § ä slahen neben slan u. s. w. ège ei: leyte, der reyn, reynen, geseynen in allen Formen. subst. mit dem seyne. Durchaus keyn = gegen, selten kegin ist md. Wh. § 335; daneben häufig ken. Dieses md. ê für ei auch in begente (= begegnete) Bl. 101 c. mhd. ë und i. Für i steht immer auch y. stër, welf, brem (swm.) — czwischen, geschribin. Doch tritt häufig, in manchen Wörtern ausschließlich, für i die md. Lautung e ein. Nicht bloß im indic. sgl. des st. Zeitw. durchaus in brenge, werden. Abwechselnd mit den i-Formen in: ich gebe, er gibit, ich bete dich (oft), ich jehe neben sich (imp.); rich, er richet, ji gebert (gebörn); auch in anderen Verb.-Formen: si stegyn (impf.), trebyn, gesegit neben sigen, obirstretin, vnbesnetin — in speln, eren, ere, durch¬ aus neben öfterem ir, vnczemelich, sent dem mole, wedir, nedir, dejer vielleicht durchaus, wesil (f.), mete durchaus; sete, der vrede (immer), czu den snetern, sebin, regil (Riegel), dyne swegir (socrus); einzelne finden sich uur in dieser Lautung, manche wechseln mit i. quë § ko — durchaus in komen und seinen Formen. Das praet. ist immer quam, quamen, als feste md. Form. kôt aus quât; quejte (f.) nicht koste.
381 — Vocalismus Mhd. à ist regelmäßig erhalten. Der Umlaut (geschrieben e) über- schreitet manchmal die gewöhnliche Grenze: daz elder, gespeldene cloen, lemmechyn, behegelich, nepfe (pl.), der gere (= gare), pl. di hende, aber di nacht (Bl. 20), di vatir; mit wegen (eurrus Bl. 108 b). Die durchaus herrschenden Formen: wen, wenne, den, denne — aber öfter die Verbindung wol dan — lassen md. Herkunft erkennen. di erbeyt (durchaus) ist md. Wh. mhd. Gr. § 28. — Die opphil neben apphil mag Umlaut sein. — Neben dem gewöhnl. altir (= altaere) findet sich die md. bekannte Form eltir. Der md. Widerstand gegen die Verdumpfung des kurzen a zeigt sich noch in den Formen sal, salt (neben sol), die überwiegen; einmal auch er wante (Bl. 15), meist adir für oder, ab, abe für ob. — Selten findet sich außergewöhnliche Verdumpfung: gemochen, tofiln, vvstoffil (vuozstaphe), er bot (Bl. 94 d). Für é findet sich manchmal (md.) i: di stirkesten manne (Bl. 94 c), stirke (= fortitudo Bl. 58), si vorczirten (vorzern). age ai erscheint vorwiegend: mayt, sayt, sayte, neben saget, haylen (= hageln), yayte (Bl. 115 = jagte), di wayn (neben wegen) (Bl. 106 c) ahe § ä slahen neben slan u. s. w. ège ei: leyte, der reyn, reynen, geseynen in allen Formen. subst. mit dem seyne. Durchaus keyn = gegen, selten kegin ist md. Wh. § 335; daneben häufig ken. Dieses md. ê für ei auch in begente (= begegnete) Bl. 101 c. mhd. ë und i. Für i steht immer auch y. stër, welf, brem (swm.) — czwischen, geschribin. Doch tritt häufig, in manchen Wörtern ausschließlich, für i die md. Lautung e ein. Nicht bloß im indic. sgl. des st. Zeitw. durchaus in brenge, werden. Abwechselnd mit den i-Formen in: ich gebe, er gibit, ich bete dich (oft), ich jehe neben sich (imp.); rich, er richet, ji gebert (gebörn); auch in anderen Verb.-Formen: si stegyn (impf.), trebyn, gesegit neben sigen, obirstretin, vnbesnetin — in speln, eren, ere, durch¬ aus neben öfterem ir, vnczemelich, sent dem mole, wedir, nedir, dejer vielleicht durchaus, wesil (f.), mete durchaus; sete, der vrede (immer), czu den snetern, sebin, regil (Riegel), dyne swegir (socrus); einzelne finden sich uur in dieser Lautung, manche wechseln mit i. quë § ko — durchaus in komen und seinen Formen. Das praet. ist immer quam, quamen, als feste md. Form. kôt aus quât; quejte (f.) nicht koste.
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382 — Die md. Verschmelzung ëhe 8 é scheint lantlich Regel, wenn sie auch in der Schrift nicht immer zutage tritt: ich sehe, ich se, du siest, sehent neben seht und bejet, gesehn, seen; ebenso in geschehen; das Verb. jëhen fand ich nicht belegt; czehen neben czen (= zehn); czwene speher. Wh. § 52. Mhd. ó und Umlaut. Das o findet sich als o und ó geschrieben. welche Bezeichnung den schwankenden Charakter des Lautes andenten wird: genomen, gôt. Umlant bezeichnet dieses diakritische Zeichen wohl selten: crôten, ôl. Vereinzelt findet sich u für o: er vorstukkete neben vorstokte; trukens vusis; immer sulch. mhd. u und Umlaut. Hier wie bei o ist keine Scheidung zu constatiren; es erscheinen die Zeichen u und ü, letzteres selten gebraucht und dann nicht zuverlässig den Umlaut bezeichnend. Der md. Schwebe- lant zwischen u und o kommt in der Schrift zum Ausdrucke; regelmäßig son ausnahmsweise syn; konig neben kunig gleichwertig; bornen = brennen; gebort (f); di worcze (f), derczornt; her was gegort (gegürtet), ver- golden (swv.), bedolgig (= geduldig), durchaus: di sonne, vromme lute — besonders im Plur. praet. starker Verb. hänfig o für u: si worden, storben, worfen, do czoge wir, ir czogit; si entphlohen, czohen neben dy vunden (auch vonden Bl. 94), trunken, gewunnen; ebeuso partic.: getrunken, gewunnen — vbir neben obir, nach dem vlojse; er koste neben kuſte; aber sundir, rukke, vrucht, pl. fruchte. Ebenso findet sich in den Fällen, wo mhd. der Umlant gebräuchlich ist, eine sichere Bezeichnung nur in: ginstik, gynstig; vielleicht schücze (stm.); auch hier das Eindringen des o für die nicht ungelauteten For- men: er vorchtit, imp. vorchte, ebenso impf.; er ervolte; aber ich dirvulle, daz worde (= würde); dorsten (infin. = dürsten); czukonftig; di tôr = Thüre; daneben sunde, einen vursten, vürsten; ein gelobde neben gelubde; der vlogil; daz ich dirsluge; in autworten zeigt sich besonders dieses Schwanken: her entwürte, her entworte; her entwerte; letztere Form gilt als md. Wh. § 28. Mhd. â und Umlant: ane. getan, si asen; Umlaut geschrieben e. Vor r und h: beswert, si weren, brechte, ferner: er queme, genedig, du retist. Die auch auf md. Gebiete bis ins mnl. beliebte Verdumpfung zu o (gedehntes offenes o) Whd. § 90 findet sich in zahlreichen Fällen vor allen Conson.: wo, jo, cloen, (clâ, clâwe), dor uf, dor vmme; si worn, ir wort neben waren; daz hor, worheyt, czu eyme mole. neben male, der some; mond, mondes (= Monat); er wonte, si nomen neben namen; quomen vereinzelt neben quamen. er vorsmohte, brochte.
382 — Die md. Verschmelzung ëhe 8 é scheint lantlich Regel, wenn sie auch in der Schrift nicht immer zutage tritt: ich sehe, ich se, du siest, sehent neben seht und bejet, gesehn, seen; ebenso in geschehen; das Verb. jëhen fand ich nicht belegt; czehen neben czen (= zehn); czwene speher. Wh. § 52. Mhd. ó und Umlaut. Das o findet sich als o und ó geschrieben. welche Bezeichnung den schwankenden Charakter des Lautes andenten wird: genomen, gôt. Umlant bezeichnet dieses diakritische Zeichen wohl selten: crôten, ôl. Vereinzelt findet sich u für o: er vorstukkete neben vorstokte; trukens vusis; immer sulch. mhd. u und Umlaut. Hier wie bei o ist keine Scheidung zu constatiren; es erscheinen die Zeichen u und ü, letzteres selten gebraucht und dann nicht zuverlässig den Umlaut bezeichnend. Der md. Schwebe- lant zwischen u und o kommt in der Schrift zum Ausdrucke; regelmäßig son ausnahmsweise syn; konig neben kunig gleichwertig; bornen = brennen; gebort (f); di worcze (f), derczornt; her was gegort (gegürtet), ver- golden (swv.), bedolgig (= geduldig), durchaus: di sonne, vromme lute — besonders im Plur. praet. starker Verb. hänfig o für u: si worden, storben, worfen, do czoge wir, ir czogit; si entphlohen, czohen neben dy vunden (auch vonden Bl. 94), trunken, gewunnen; ebeuso partic.: getrunken, gewunnen — vbir neben obir, nach dem vlojse; er koste neben kuſte; aber sundir, rukke, vrucht, pl. fruchte. Ebenso findet sich in den Fällen, wo mhd. der Umlant gebräuchlich ist, eine sichere Bezeichnung nur in: ginstik, gynstig; vielleicht schücze (stm.); auch hier das Eindringen des o für die nicht ungelauteten For- men: er vorchtit, imp. vorchte, ebenso impf.; er ervolte; aber ich dirvulle, daz worde (= würde); dorsten (infin. = dürsten); czukonftig; di tôr = Thüre; daneben sunde, einen vursten, vürsten; ein gelobde neben gelubde; der vlogil; daz ich dirsluge; in autworten zeigt sich besonders dieses Schwanken: her entwürte, her entworte; her entwerte; letztere Form gilt als md. Wh. § 28. Mhd. â und Umlant: ane. getan, si asen; Umlaut geschrieben e. Vor r und h: beswert, si weren, brechte, ferner: er queme, genedig, du retist. Die auch auf md. Gebiete bis ins mnl. beliebte Verdumpfung zu o (gedehntes offenes o) Whd. § 90 findet sich in zahlreichen Fällen vor allen Conson.: wo, jo, cloen, (clâ, clâwe), dor uf, dor vmme; si worn, ir wort neben waren; daz hor, worheyt, czu eyme mole. neben male, der some; mond, mondes (= Monat); er wonte, si nomen neben namen; quomen vereinzelt neben quamen. er vorsmohte, brochte.
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383 — si stochen, czubrochen neben sprachen; do noch (immer); do mete; dy rochunge, volbrocht, vohen, vohet, neben enphaen, du enpheft, slan, sahen; phloge, phlogen (plagen), er vrogete, wogete, mogeschaft; di schof, schoffe; slof (imp.) neben sloffen, slaffen; vorlosen neben lazen; si boten, der obent; vz der mozen; si vorgosen; man blojit (vgl. oben du retift), host neben hast. Ueber mhd. ê ist nichts zu berichten: herre. Mhd 1, häufig y geschrieben. Interessant ist das Verhalten des Textes zur obd. Zerdehnung zu ei. Das 1 ist fast durchweg erhalten; daneben fand ich folgende Fälle der neuen Zerdehnung: meyn, deyn vereinzelt neben myn, dyn; hineyn; geweyst vereinzelt neben: wisen, wyst, si wisten; streyten vereinzelt neben stryt (imp.), stryten; stryt (m.); vereinzelt schreyen; obirschreytit; schreyb (imp.), neygit (imp.); aber nur win, ysen, liden, stygen, bi und soust immer. In Berücksichtigung der Zeit der Abschrift müssen diese spärlichen Fälle uns anf das östliche Mittel-Deutschland weisen, wo gegen Ende des 14. Jahrhunderts die neue Lautung Eingang gefunden hatte und fand. Diese Ansätze finden sich in Ostfranken und Schlesien. Im westlichen Ostfxanken (Würzburg) kam die neue Lautung in Aufnahme, in Schlesien sind überall schon Ansätze. In Böhmen und im angrenzenden Ostfranken hatte der neue Diph¬ thong starke Fortschritte gemacht (Prager Kanzlei); in Meißen tritt er erst 40 Jahre später auf Whd. § 108. „ê für i ist den md. Mundarten dieser Zeit nicht fremd, wenn auch nicht stark entwickelt,“ sagt Wh. § 107. Ich finde: se vereinzelt für si, sy (= sie) und ir stretit (Bl. 72 c). Mhd. ô und Umlaut. Für beide Laute findet sich ohne ersicht- lichen Grund o neben &, 3. B. groz neben grôz, er goz, czoch, oftir- kofsen, schônen (swv.), daz ore, derhôen. Vereinzelt zeigt sich die von Whd. als west-md. und schlesisch be- legte Senkung zu û in: er gebwt neben gebot, zwu, regelmäßige Form des fem. — Die gleiche Willkür weist der Umlaut auf: losen, horen in allen Formen; snode, schône, getôtit u. s. w. Ob einzelne Fälle den Umlaut bezeichnen, ist zweifelhaft und nicht zu unterscheiden. Im allg. kommt das diakritische Zeichen nicht hänfig zur Anwendung. Mhd. ü und Umlaut. Bezeichnung u, ü, seltener w, w. Der Umlaut ist uicht nachweisbar. der buch, sugen, gebruchen, swbirliche, hůz, wyntrübel, er bwte (bůwete). Die bair. Zerdehnung zu ou fand ich nur in einem Falle: kowme (adv.) Bl. 108 a; dasselbe Wort das
383 — si stochen, czubrochen neben sprachen; do noch (immer); do mete; dy rochunge, volbrocht, vohen, vohet, neben enphaen, du enpheft, slan, sahen; phloge, phlogen (plagen), er vrogete, wogete, mogeschaft; di schof, schoffe; slof (imp.) neben sloffen, slaffen; vorlosen neben lazen; si boten, der obent; vz der mozen; si vorgosen; man blojit (vgl. oben du retift), host neben hast. Ueber mhd. ê ist nichts zu berichten: herre. Mhd 1, häufig y geschrieben. Interessant ist das Verhalten des Textes zur obd. Zerdehnung zu ei. Das 1 ist fast durchweg erhalten; daneben fand ich folgende Fälle der neuen Zerdehnung: meyn, deyn vereinzelt neben myn, dyn; hineyn; geweyst vereinzelt neben: wisen, wyst, si wisten; streyten vereinzelt neben stryt (imp.), stryten; stryt (m.); vereinzelt schreyen; obirschreytit; schreyb (imp.), neygit (imp.); aber nur win, ysen, liden, stygen, bi und soust immer. In Berücksichtigung der Zeit der Abschrift müssen diese spärlichen Fälle uns anf das östliche Mittel-Deutschland weisen, wo gegen Ende des 14. Jahrhunderts die neue Lautung Eingang gefunden hatte und fand. Diese Ansätze finden sich in Ostfranken und Schlesien. Im westlichen Ostfxanken (Würzburg) kam die neue Lautung in Aufnahme, in Schlesien sind überall schon Ansätze. In Böhmen und im angrenzenden Ostfranken hatte der neue Diph¬ thong starke Fortschritte gemacht (Prager Kanzlei); in Meißen tritt er erst 40 Jahre später auf Whd. § 108. „ê für i ist den md. Mundarten dieser Zeit nicht fremd, wenn auch nicht stark entwickelt,“ sagt Wh. § 107. Ich finde: se vereinzelt für si, sy (= sie) und ir stretit (Bl. 72 c). Mhd. ô und Umlaut. Für beide Laute findet sich ohne ersicht- lichen Grund o neben &, 3. B. groz neben grôz, er goz, czoch, oftir- kofsen, schônen (swv.), daz ore, derhôen. Vereinzelt zeigt sich die von Whd. als west-md. und schlesisch be- legte Senkung zu û in: er gebwt neben gebot, zwu, regelmäßige Form des fem. — Die gleiche Willkür weist der Umlaut auf: losen, horen in allen Formen; snode, schône, getôtit u. s. w. Ob einzelne Fälle den Umlaut bezeichnen, ist zweifelhaft und nicht zu unterscheiden. Im allg. kommt das diakritische Zeichen nicht hänfig zur Anwendung. Mhd. ü und Umlaut. Bezeichnung u, ü, seltener w, w. Der Umlaut ist uicht nachweisbar. der buch, sugen, gebruchen, swbirliche, hůz, wyntrübel, er bwte (bůwete). Die bair. Zerdehnung zu ou fand ich nur in einem Falle: kowme (adv.) Bl. 108 a; dasselbe Wort das
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384 — Weinhold § 118 schon aus Gudrun str. 1603, Mantel v. 965 belegt; bair. um diese Zeit allgemein, weist uns der vereinzelte Fall wieder wie bei 1 ei auf das westl. Ostfranken oder Schlesien. Die Lautung ô für ů findet Wh. § 121 im Mittelfränkischen. Wir lesen: czw toben und ein hoffen steyne (Bl. 102 d). Mhd. ei, ai erscheint als ey, ei, selten ay. Die im md. des 14. Jahrhunderts beliebte Vereinfachung des ei § ê zeigt sich in einzelnen Fällen: sy sweg; das neutr. num. durchaus zwe; einmal di cledir, in helyg; daneben aber als Regel: er schrey. schray, schreib, czureyz, begreyf, dirschein, steyg. Auch Erhöhung zu 1 in er stig, obirstryt Wh. § 99, wenn nicht Analogie. Mhd. ou, au geschrieben ou, ow, seltener aw. Nach Weinhold § 127 zeigen Thüringen und Meißen wenig Vorliebe für au: ouch. ougen, bowm, stowb, dir lowbt, lawfen ; — vrawe, vrowe, beschawen, beschowete. mit gehownyn holcze. Umlaut nicht ersichtlich; ich finde ihn nur in der md.-Bezeichnung en, und der md. beliebte unorgan. Umlaut des ou (Wh. § 128) mag sich in einzelnen Schreibungen kundthun: euch neben regelm. ouch (etiam); czewberer; neben czowberer, er strewte (= ströuwete). Die Verengung ou & ô in geloben (Bl. 43); auch die alem. im 14. Jahthundert bekannten Formen er lo, geloffen finden sich Bl. 94d u. Bl. 108 b; sie sind md verbreitet nach Wh. § 112. Neben dem regelmäßigen ouch findet sich öfter vch, was als md. Verengung und Verdumpfung aufzufassen ist (vielleicht trat auch Verkürzung ein). Mhd. iu erscheint durchaus in der md. Vereinfachung zu û, ge- schrieben u, mehrmals ů: lute, lůte, suche, hůte, der geczug, dersufczen, vuchte (f.), vruntschaft. Int sgl. des Verb. er czucht, du czuheft, czuch, man czut; du gebutiz, er luget, ez vlust, du vlusist. Merkwürdig ist die im fränk. bis in die älteste Zeit belegbare Lautung ui für iu in der Form: vugir. vügir, die regelmäßig ist. Wh. § 132. adj. vûrig, ein mal vigir (Bl. 86). Nur vereinzelt findet sich auch hier die Zerdehmung zu eu in der pronom-Form (regelm.) euch und ewr, und in dem Falle veurr (acc.). Die md. Lautung ou für in (Wh. § 133) mag das wiederholte ouch bezeugen = euch, das auch Rückert für Schlesien belegt. Die Brechung ie zeigt durchaus die md. Lautung 1. geschrieben i, y. Einmal fand ich die Form des red. verb. si vieln nedir; einmal (Bl. 1 a) liecht neben licht, lycht. Mhd. uo und Umlautüe: Wir finden durchaus die md. Lau- tung u, geschrieben u und ü 3. B. wustenunge, gutlich, di rute, rutte,
384 — Weinhold § 118 schon aus Gudrun str. 1603, Mantel v. 965 belegt; bair. um diese Zeit allgemein, weist uns der vereinzelte Fall wieder wie bei 1 ei auf das westl. Ostfranken oder Schlesien. Die Lautung ô für ů findet Wh. § 121 im Mittelfränkischen. Wir lesen: czw toben und ein hoffen steyne (Bl. 102 d). Mhd. ei, ai erscheint als ey, ei, selten ay. Die im md. des 14. Jahrhunderts beliebte Vereinfachung des ei § ê zeigt sich in einzelnen Fällen: sy sweg; das neutr. num. durchaus zwe; einmal di cledir, in helyg; daneben aber als Regel: er schrey. schray, schreib, czureyz, begreyf, dirschein, steyg. Auch Erhöhung zu 1 in er stig, obirstryt Wh. § 99, wenn nicht Analogie. Mhd. ou, au geschrieben ou, ow, seltener aw. Nach Weinhold § 127 zeigen Thüringen und Meißen wenig Vorliebe für au: ouch. ougen, bowm, stowb, dir lowbt, lawfen ; — vrawe, vrowe, beschawen, beschowete. mit gehownyn holcze. Umlaut nicht ersichtlich; ich finde ihn nur in der md.-Bezeichnung en, und der md. beliebte unorgan. Umlaut des ou (Wh. § 128) mag sich in einzelnen Schreibungen kundthun: euch neben regelm. ouch (etiam); czewberer; neben czowberer, er strewte (= ströuwete). Die Verengung ou & ô in geloben (Bl. 43); auch die alem. im 14. Jahthundert bekannten Formen er lo, geloffen finden sich Bl. 94d u. Bl. 108 b; sie sind md verbreitet nach Wh. § 112. Neben dem regelmäßigen ouch findet sich öfter vch, was als md. Verengung und Verdumpfung aufzufassen ist (vielleicht trat auch Verkürzung ein). Mhd. iu erscheint durchaus in der md. Vereinfachung zu û, ge- schrieben u, mehrmals ů: lute, lůte, suche, hůte, der geczug, dersufczen, vuchte (f.), vruntschaft. Int sgl. des Verb. er czucht, du czuheft, czuch, man czut; du gebutiz, er luget, ez vlust, du vlusist. Merkwürdig ist die im fränk. bis in die älteste Zeit belegbare Lautung ui für iu in der Form: vugir. vügir, die regelmäßig ist. Wh. § 132. adj. vûrig, ein mal vigir (Bl. 86). Nur vereinzelt findet sich auch hier die Zerdehmung zu eu in der pronom-Form (regelm.) euch und ewr, und in dem Falle veurr (acc.). Die md. Lautung ou für in (Wh. § 133) mag das wiederholte ouch bezeugen = euch, das auch Rückert für Schlesien belegt. Die Brechung ie zeigt durchaus die md. Lautung 1. geschrieben i, y. Einmal fand ich die Form des red. verb. si vieln nedir; einmal (Bl. 1 a) liecht neben licht, lycht. Mhd. uo und Umlautüe: Wir finden durchaus die md. Lau- tung u, geschrieben u und ü 3. B. wustenunge, gutlich, di rute, rutte,
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385 — rufen, ruffen die Doppelconsonanz bezeichnet hier wie in andern Fällen die Länge der Silbe, vielleicht mit Kürzung des Vocales: schoffe, hurren, di schupen, vorsuchte, buze, buch, si slugen, daz geschude (= ge- schuohede), di snûre, vrů. Zweifelhaft ist, ob durch das diakritische Zeichen der Umlant bezeichnet werden soll. Man findet: man vulte (= vüelte), wir musen, er vure, ein vûrer, vûren, mûde. Dieses û für uo, üe herrscht nach Wh. § 142 md. auch in Ostfranken, Meißen, Schlesien; so verschwinden die einzelnen Belege für ô in stont uf neben stunt, stun- den, daz got (Bl. 51 c), ein gote bote (Bl. 52 c) neben sonstigem gut. Die irrationalen Vocale der Vor und Nachsilben — en, ent, el, er, der und ver weisen in der Mehrzahl die md. Bezeichnung i auf. In meinen Umschreibungen sind alle Kürzungen von ir und in als er, en aufgelöst, so daß der reine Charakter nur in den mitgetheilten Proben zum Ausdrucke komut. Consonantismus. Lippenlaute. Imn Anlaute und Inlaute unverschobenes b durch- aus. Einzelne Ausnahmen werden durch die lautliche Umgebung erklärt: vruchper (immer) als zweiter Theil der Zusammensetzung Wh. § 155. enpyten (nach ent), di plyben, daz betrubnisse, neben betrubniz. Er sampte sich, das öfter neben samente auftritt, ist wohl Einschiebung eines p, ebenso einmal: czusampne (Bl. 114). — Im Auslaut durchaus das md. b (tonlos) z. B. gab, hub, lib, stowb, gib, bleyb, (imp.), starb, daz grab, schreyb (impf.), wib u. a. — w für b in wiz (= biz) Ausfall des Lippenlautes in Folge Iässiger Aussprache einmal in bleistu (du blîbet) Bl. 116 a. mb immer als mm in vm, vmme. Gemeingern. p zeigt aber Verschiebung zu pf, ph — f, ff wie im obd.: pfhennige, apphel — slafen, sloffen, koufen, loufen, rufen und Auslaut (napf) nepfe; schof, schofe; in entlehnten Wörtern opfirn, phloge, phlogen (v.). F, v wie mhd. f, v; geschrieben im Anlaut v, seltener f, im In- laut und Auslaut f; vereinzelt auch u in houeman, hymiluar, geuangen, geuolget; — ebenso w für f in wigen (ficus) neben figen. Auf md lässige Aussprache ist zurückzuführen vůstoffil (Bl. 108a). w, geschrieben w; einmal v in vuchz (wuohs); vereinzelt erscheint b für w in bazzir, gebert (Bl. 59 a); es ist obd. und md. bekannt. Zahnlaute: d und t entsprechen im Anlaut gemein-mhd. d und t; ebenso im Inlante; uur ist nach Liquiden die Erhaltung des alten d
385 — rufen, ruffen die Doppelconsonanz bezeichnet hier wie in andern Fällen die Länge der Silbe, vielleicht mit Kürzung des Vocales: schoffe, hurren, di schupen, vorsuchte, buze, buch, si slugen, daz geschude (= ge- schuohede), di snûre, vrů. Zweifelhaft ist, ob durch das diakritische Zeichen der Umlant bezeichnet werden soll. Man findet: man vulte (= vüelte), wir musen, er vure, ein vûrer, vûren, mûde. Dieses û für uo, üe herrscht nach Wh. § 142 md. auch in Ostfranken, Meißen, Schlesien; so verschwinden die einzelnen Belege für ô in stont uf neben stunt, stun- den, daz got (Bl. 51 c), ein gote bote (Bl. 52 c) neben sonstigem gut. Die irrationalen Vocale der Vor und Nachsilben — en, ent, el, er, der und ver weisen in der Mehrzahl die md. Bezeichnung i auf. In meinen Umschreibungen sind alle Kürzungen von ir und in als er, en aufgelöst, so daß der reine Charakter nur in den mitgetheilten Proben zum Ausdrucke komut. Consonantismus. Lippenlaute. Imn Anlaute und Inlaute unverschobenes b durch- aus. Einzelne Ausnahmen werden durch die lautliche Umgebung erklärt: vruchper (immer) als zweiter Theil der Zusammensetzung Wh. § 155. enpyten (nach ent), di plyben, daz betrubnisse, neben betrubniz. Er sampte sich, das öfter neben samente auftritt, ist wohl Einschiebung eines p, ebenso einmal: czusampne (Bl. 114). — Im Auslaut durchaus das md. b (tonlos) z. B. gab, hub, lib, stowb, gib, bleyb, (imp.), starb, daz grab, schreyb (impf.), wib u. a. — w für b in wiz (= biz) Ausfall des Lippenlautes in Folge Iässiger Aussprache einmal in bleistu (du blîbet) Bl. 116 a. mb immer als mm in vm, vmme. Gemeingern. p zeigt aber Verschiebung zu pf, ph — f, ff wie im obd.: pfhennige, apphel — slafen, sloffen, koufen, loufen, rufen und Auslaut (napf) nepfe; schof, schofe; in entlehnten Wörtern opfirn, phloge, phlogen (v.). F, v wie mhd. f, v; geschrieben im Anlaut v, seltener f, im In- laut und Auslaut f; vereinzelt auch u in houeman, hymiluar, geuangen, geuolget; — ebenso w für f in wigen (ficus) neben figen. Auf md lässige Aussprache ist zurückzuführen vůstoffil (Bl. 108a). w, geschrieben w; einmal v in vuchz (wuohs); vereinzelt erscheint b für w in bazzir, gebert (Bl. 59 a); es ist obd. und md. bekannt. Zahnlaute: d und t entsprechen im Anlaut gemein-mhd. d und t; ebenso im Inlante; uur ist nach Liquiden die Erhaltung des alten d
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386 — Regel. daz aldir, elder (adj.), hindir, halden, gespelden, schelden, wolde, ganz selten wolte. Im Anlaut tritt vereinzelt für germ. d ein th neben t auf: thochter, neben tochter, thysch (= Tisch), [die Schreibung th sonst un- gewöhnlich, z. B. enketh]. trache (m) und für germ. th in vorterben, für welches verb. Whd. § 198 allgemein md. Gebrauch mit t aufweist. Im Auslaut tritt Tenuis nach gemein-mhd. Gebrauch für d — t ein, auch nach Liquiden: wart, golt, walt, kynt, hant, gewant, der obent. Verdopplung des t findet sich öfter in bettehuz; ferner in den schw- Praeteriten er gerette, bette, redte, totte. Ansatz von t ist regelmäßig in nymant; dann habicht, auffälliger in lafsent (infin.) Bl. 58 b. nurt, nwirt (solum) Bl. 72, Bl.114 a. t fällt mehrmals ab in Worte lan(t) Bl. 43 d; mehrmals in nich für nicht; regelmäßig in der 3. p. plur. In Folge lässiger Aussprache fast immer in vruchper. Einen eigenthümlichen Wechsel zwischen Lippen und Zahnlaut darf ich nicht übergehen, zumal ich ihn in meinen gramm. Behelfen uicht be- sprochen finde. d wechselt mit b: adir (= oder) erscheint öfter als abir: 3. B. abir ob (lat. an); abir nicht (lat. necne) Bl. 108 d. Ich fenne den Gebrauch aus heutiger Mundart südlich von Kaaden a. d. Eger: willsts móchn owa net? Ebenso findet sich die entgegengesetzte Erscheinung. Für abir (sed) erscheint adir. Beisp.: (Sie haben Hilfe) wir haben adir keine hilfe; ebenso Bl. 108 b: oder kynder der geb ich ym nicht; als Uebersetzung von autem. Herr Professor Seemüller überläßt mir freundlichst folgende Belege. aber (= oder) findet sich in einem Briefe des Kurfürsten Albrecht von Brandenburg v. I. 1485 (Deutsche Privatbriefe des Mittelalters hs. v. Steinhausen I. s. 267.); in einem Briefe der Kurfürstin Anna von Brandenburg, ungefähr aus dem Jahre 1491 (ebenda s. 294); der Markgräfin Barbara v. Br. v. I. 1493 (s. 302 mehrmals); (s. 303) in einem Briefe derselben Frau v. I. 1494 (s. 307). ader (= aber) in einem Briefe der Aebtissin Margrete von Bran- denburg v. I. 1486 (s. 274). Die Belege stammen also durchweg aus Briefen der kurfürstl. Familie in Brandenburg (Margarete und Barbara sind Töchter Albr. v. Br.). Die Erscheinung muß als festes Eigenthum der Mundart gelten. Sie gewinnen bei so frühen Vorkommen für die Sprachbetrachtung unseres Denkmals eine nicht geringe Bedeutung und sind geeignet, bei der Locali¬- sirung der Handschrift beachtet zu werden.
386 — Regel. daz aldir, elder (adj.), hindir, halden, gespelden, schelden, wolde, ganz selten wolte. Im Anlaut tritt vereinzelt für germ. d ein th neben t auf: thochter, neben tochter, thysch (= Tisch), [die Schreibung th sonst un- gewöhnlich, z. B. enketh]. trache (m) und für germ. th in vorterben, für welches verb. Whd. § 198 allgemein md. Gebrauch mit t aufweist. Im Auslaut tritt Tenuis nach gemein-mhd. Gebrauch für d — t ein, auch nach Liquiden: wart, golt, walt, kynt, hant, gewant, der obent. Verdopplung des t findet sich öfter in bettehuz; ferner in den schw- Praeteriten er gerette, bette, redte, totte. Ansatz von t ist regelmäßig in nymant; dann habicht, auffälliger in lafsent (infin.) Bl. 58 b. nurt, nwirt (solum) Bl. 72, Bl.114 a. t fällt mehrmals ab in Worte lan(t) Bl. 43 d; mehrmals in nich für nicht; regelmäßig in der 3. p. plur. In Folge lässiger Aussprache fast immer in vruchper. Einen eigenthümlichen Wechsel zwischen Lippen und Zahnlaut darf ich nicht übergehen, zumal ich ihn in meinen gramm. Behelfen uicht be- sprochen finde. d wechselt mit b: adir (= oder) erscheint öfter als abir: 3. B. abir ob (lat. an); abir nicht (lat. necne) Bl. 108 d. Ich fenne den Gebrauch aus heutiger Mundart südlich von Kaaden a. d. Eger: willsts móchn owa net? Ebenso findet sich die entgegengesetzte Erscheinung. Für abir (sed) erscheint adir. Beisp.: (Sie haben Hilfe) wir haben adir keine hilfe; ebenso Bl. 108 b: oder kynder der geb ich ym nicht; als Uebersetzung von autem. Herr Professor Seemüller überläßt mir freundlichst folgende Belege. aber (= oder) findet sich in einem Briefe des Kurfürsten Albrecht von Brandenburg v. I. 1485 (Deutsche Privatbriefe des Mittelalters hs. v. Steinhausen I. s. 267.); in einem Briefe der Kurfürstin Anna von Brandenburg, ungefähr aus dem Jahre 1491 (ebenda s. 294); der Markgräfin Barbara v. Br. v. I. 1493 (s. 302 mehrmals); (s. 303) in einem Briefe derselben Frau v. I. 1494 (s. 307). ader (= aber) in einem Briefe der Aebtissin Margrete von Bran- denburg v. I. 1486 (s. 274). Die Belege stammen also durchweg aus Briefen der kurfürstl. Familie in Brandenburg (Margarete und Barbara sind Töchter Albr. v. Br.). Die Erscheinung muß als festes Eigenthum der Mundart gelten. Sie gewinnen bei so frühen Vorkommen für die Sprachbetrachtung unseres Denkmals eine nicht geringe Bedeutung und sind geeignet, bei der Locali¬- sirung der Handschrift beachtet zu werden.
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387 — Als Vorwegnahme der Articulation mag man bedolgig = bedul- dig auffassen Bl. 43. Auch die tönende Spir. z, geschrieben z, im Inlaut z, s. sf. im Auslaut z. s entspricht dem mhd. Lautstand. — Für s, Schreibung z, 5. im Auslaut z, s tritt vereinzelt im Anlaut z auf: zo, zyn. Die Affricata z = ts erscheint immer als cz, unverschobenes t fand ich nicht. sch erscheint als sch (vereinzelte Schreibungen: dir wichschte, valchschen, di azzche, harnachs, vleichz, si drachz (= dreschen). sl, sm. sn, sp, sw, st sind erhalten: slissen, besniten, swert u. s. w.; vereinzelt sogar — screyben — Nasal. Verklingen des n, in der Schrei¬- bung durch Auslassen bezeichnet, tritt häufig in der 1. p. plur. auf; gerne in der Aufforderung: besicze wir, kyse wir, vlihe wir, czy wir, wel wir; auch sonst: nu habe wir, moge wir; do czoge wir, den czubroche wir — ich ha vereinzelt; auch im Inf. ich wil beschowe. Es ist md. allgemein. Der allgem. Charakter der Zahnlaute zwingt, das sonst md. Denk mal in eine dem obd. Sprachgebiet benachbarte md. Gegend zu setzen. Gaumenlaute. g und k entsprechen im In und Anlaut ge- mein-mhd. g und k. Nach ent- findet sich die vereinzelt auch md. bekannte Verhärtung Wh. § 229: er enkeet, entketh neben sonstigem entgen Bl. 108 a. Die obd. Schreibung ch = kh tritt nicht auf. In der Schreibung wechseln k und c an allen Stellen des Wortes (Doppel-k geschrieben ck, kk). Aber auslautend g wandell sich nicht in k (c), sondern bleibt ge wöhnlich g: berg, ding, er gyng, barg, styg (imp.) slug, mag, tag, weg, wenig, czornig, mechtig, gynstig, vzseczig — Ausnahmen sind öfter: gync, gynk, sluk, wek, tak, ginstik, inwendik, vndirtenik. Als Ver- treter von auslautend germ. k einmal chk (Bl. 79) trynchk. Anlautend k als Vertreter gewöhnlicher Media nur in den md. Gebieten von der Wetterau bis Schlesien Wh. § 229 im Worte gegen: kegen, keyn, ken, das unsere Hs. durchaus bietet: s. ob. ebenso in loukent, das md. bekannt ist. md. g als Vertreter von k im Auslaut nach 1, n (Wh. § 226) zeigt sich vereinzelt: daz volg neben volk, werg — werk, sy trengte daz kynt; auch soust mehrmals: er dirschrag (Bl. 72) neben dirschrak (Bl. 79), dirschrack (Bl. 86). Auflösung des g findet sich immer im adv. dat: morne.
387 — Als Vorwegnahme der Articulation mag man bedolgig = bedul- dig auffassen Bl. 43. Auch die tönende Spir. z, geschrieben z, im Inlaut z, s. sf. im Auslaut z. s entspricht dem mhd. Lautstand. — Für s, Schreibung z, 5. im Auslaut z, s tritt vereinzelt im Anlaut z auf: zo, zyn. Die Affricata z = ts erscheint immer als cz, unverschobenes t fand ich nicht. sch erscheint als sch (vereinzelte Schreibungen: dir wichschte, valchschen, di azzche, harnachs, vleichz, si drachz (= dreschen). sl, sm. sn, sp, sw, st sind erhalten: slissen, besniten, swert u. s. w.; vereinzelt sogar — screyben — Nasal. Verklingen des n, in der Schrei¬- bung durch Auslassen bezeichnet, tritt häufig in der 1. p. plur. auf; gerne in der Aufforderung: besicze wir, kyse wir, vlihe wir, czy wir, wel wir; auch sonst: nu habe wir, moge wir; do czoge wir, den czubroche wir — ich ha vereinzelt; auch im Inf. ich wil beschowe. Es ist md. allgemein. Der allgem. Charakter der Zahnlaute zwingt, das sonst md. Denk mal in eine dem obd. Sprachgebiet benachbarte md. Gegend zu setzen. Gaumenlaute. g und k entsprechen im In und Anlaut ge- mein-mhd. g und k. Nach ent- findet sich die vereinzelt auch md. bekannte Verhärtung Wh. § 229: er enkeet, entketh neben sonstigem entgen Bl. 108 a. Die obd. Schreibung ch = kh tritt nicht auf. In der Schreibung wechseln k und c an allen Stellen des Wortes (Doppel-k geschrieben ck, kk). Aber auslautend g wandell sich nicht in k (c), sondern bleibt ge wöhnlich g: berg, ding, er gyng, barg, styg (imp.) slug, mag, tag, weg, wenig, czornig, mechtig, gynstig, vzseczig — Ausnahmen sind öfter: gync, gynk, sluk, wek, tak, ginstik, inwendik, vndirtenik. Als Ver- treter von auslautend germ. k einmal chk (Bl. 79) trynchk. Anlautend k als Vertreter gewöhnlicher Media nur in den md. Gebieten von der Wetterau bis Schlesien Wh. § 229 im Worte gegen: kegen, keyn, ken, das unsere Hs. durchaus bietet: s. ob. ebenso in loukent, das md. bekannt ist. md. g als Vertreter von k im Auslaut nach 1, n (Wh. § 226) zeigt sich vereinzelt: daz volg neben volk, werg — werk, sy trengte daz kynt; auch soust mehrmals: er dirschrag (Bl. 72) neben dirschrak (Bl. 79), dirschrack (Bl. 86). Auflösung des g findet sich immer im adv. dat: morne.
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388 — Der grammat. Wechsel tritt mehrmals nicht ein: unauffällig im Beisp.: si entphlohen (ph uur nach ent-) Bl. 94 neben geuolgen als Uebersetzung von fugiens (Richt. 12, 5 — Bl. 72c), mit Umstellung des 1; ob geuolgen gramm. Wechsel bedentet, ist zweifelhaft. si czohen Bl. 94 a) neben sonstigem czogen. — Als md. muß wohl die Form wygen (= wihen) aufgefaßt werden Wh. § 224. Ein k wird eingeschoben: dy rosynken (Bl. 101 c) also velar = nasal. = rosîne, mir mundartlich bekannt aus der obengenanuten dentsch¬ böhm. Gegend. g für j in lilge, gar (Bl. 39) ueben sonstigem jar, iar; auch meyge (Bl. 105 c); hieher wohl auch vugir. Doch anders Wh. § 224. der hier g als Vertreter von w anffaßt. ch und h (Verschiebung und Hauchlaut) entsprechen dent mhd. Laut- stand, nur ist ch für h in der Schreibung vorgedrungen: neben vorsmehte (swv.) steht brochte; ersteres vielleicht ohne phonetische Bedeutung. Im Auslaut verschärft sich der Hauchlaut zu ch: sach, czoch, hoch — imperat. beuelch, enphach slach, czuch, sich. Zwischen Vocalen und im Auslaut nach Vocalen schwindet h leicht; so lesen wir die md. leicht erklärbaren Formen: czyhen, czyen, czyn, czyt, czy, man czut, du czuheft — derhoen, in der hoe, der hohefte; di schue (schuohe) Bl. 79 — daz vie, vieh, vich; vohet, voen, slan neben slahen. (Ueber sëhen, geschëhen s. ob.). Oefter ist dieses h wohl uur Schriftzeichen, den Absatz zwischen den Silben bezeichnend: gehn, gehen, geen, gen. h schwindet öfter leicht uach l, vor t; Wh. § 244; nichrmals die Form nit = nicht; miehrmals geslette (Bl. 65 d) neben regelmäßigem geslechte — beuolen. Der unorganische Vorantritt des Hanchlautes ver- einzelt in hesil,helyas. Für chs tritt in der Schreibung auch sch, sogar schich auf: er geweschet, di wuschschen; für ich steht einmal isch. Apokope. Das Verhalten der Mundart gegen das e in Nebensilben ist für den sprachlichen Charakter des Deukmals wichtig genug, es in einem eigenen Abschnitte zu besprechen. Die mhd. Regel, e nach 1 und r bei kurzer Stammsilbe abfallen zu lassen, findet sich in der vielleicht über- wiegenden Zahl der (für 16 Blätter der Hs.) beobachteten Fälle nicht eingehalten: imp.: swere; 3. p. conj. er schere; der gere (= gare), den are, in dem ole, mit dem hère — sogar vereinzelt noch richtere
388 — Der grammat. Wechsel tritt mehrmals nicht ein: unauffällig im Beisp.: si entphlohen (ph uur nach ent-) Bl. 94 neben geuolgen als Uebersetzung von fugiens (Richt. 12, 5 — Bl. 72c), mit Umstellung des 1; ob geuolgen gramm. Wechsel bedentet, ist zweifelhaft. si czohen Bl. 94 a) neben sonstigem czogen. — Als md. muß wohl die Form wygen (= wihen) aufgefaßt werden Wh. § 224. Ein k wird eingeschoben: dy rosynken (Bl. 101 c) also velar = nasal. = rosîne, mir mundartlich bekannt aus der obengenanuten dentsch¬ böhm. Gegend. g für j in lilge, gar (Bl. 39) ueben sonstigem jar, iar; auch meyge (Bl. 105 c); hieher wohl auch vugir. Doch anders Wh. § 224. der hier g als Vertreter von w anffaßt. ch und h (Verschiebung und Hauchlaut) entsprechen dent mhd. Laut- stand, nur ist ch für h in der Schreibung vorgedrungen: neben vorsmehte (swv.) steht brochte; ersteres vielleicht ohne phonetische Bedeutung. Im Auslaut verschärft sich der Hauchlaut zu ch: sach, czoch, hoch — imperat. beuelch, enphach slach, czuch, sich. Zwischen Vocalen und im Auslaut nach Vocalen schwindet h leicht; so lesen wir die md. leicht erklärbaren Formen: czyhen, czyen, czyn, czyt, czy, man czut, du czuheft — derhoen, in der hoe, der hohefte; di schue (schuohe) Bl. 79 — daz vie, vieh, vich; vohet, voen, slan neben slahen. (Ueber sëhen, geschëhen s. ob.). Oefter ist dieses h wohl uur Schriftzeichen, den Absatz zwischen den Silben bezeichnend: gehn, gehen, geen, gen. h schwindet öfter leicht uach l, vor t; Wh. § 244; nichrmals die Form nit = nicht; miehrmals geslette (Bl. 65 d) neben regelmäßigem geslechte — beuolen. Der unorganische Vorantritt des Hanchlautes ver- einzelt in hesil,helyas. Für chs tritt in der Schreibung auch sch, sogar schich auf: er geweschet, di wuschschen; für ich steht einmal isch. Apokope. Das Verhalten der Mundart gegen das e in Nebensilben ist für den sprachlichen Charakter des Deukmals wichtig genug, es in einem eigenen Abschnitte zu besprechen. Die mhd. Regel, e nach 1 und r bei kurzer Stammsilbe abfallen zu lassen, findet sich in der vielleicht über- wiegenden Zahl der (für 16 Blätter der Hs.) beobachteten Fälle nicht eingehalten: imp.: swere; 3. p. conj. er schere; der gere (= gare), den are, in dem ole, mit dem hère — sogar vereinzelt noch richtere
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389 — — gegen bewar dich, gewer, opfir (imp. und conj.), bi dem mer — Auch sonst ist Apokope Ausnahme: mit dem sone, wone (imp. u. conj.), er lêre, wêre, vure, swêre, sêre, daz ôre, sint dem môle, von iare ezu iare gegen: ez wêr, mer, jint dem mol — in dem hofe, ich habe, trage, gote, mite, ich gebe, kome, er neme (einmal nem), abe (= ab), abe (ob), sonſt ab; in dem huze, wije (imp.), vroge (imp.), ebenso vorchte, vorkoufe, huzvrowe; vereinzelt apok. Formen: vorcht, er straft (imp.); statt des regelm. auftretenden plur.: schofe auch schof; aber neutr. pl. di vùs; czyrung, vielleicht alte Ableitung neben gewöhnlichem -unge; huzvrow. Synkope. Umgekehrt ist bei der Synkope in den meisten Fällen die Regel befolgt, aber eine Minderzahl nicht synkop. Formen ist zu belegen: speln (inf.), dirvarn, vorczern, wern, mert, dirwelt, des mers, die gespiln, auch vorwandiln, geborn, dervert, — gegen: bescheren (inf.), du gerift, beuolen, bi dem geren (= gare), dez měris. Nach langer Silbe bei 1, r, nach langer und kurzer bei n, m stehen die synk. neben den unsynk. Formen: horen, horn, du horift, gehort; er czustort, eins mols neben öfterem einis moles, beswêrt, mêrn, si worn neben woren, si weren, swurn, er rurit aber gevurt, begynnet — daneben auch by iaren. czu czen molen, vorseret (part.) — einmal die menige; du komist neben komt (durchaus), dirvult, er wont, wonte, nemt (imp.), dirkennist, getrowmit neben weinte, vordint (imp. u. part.). In Mutastämmen ist Synkope Ausnahme, Regel die volle Form nach kurzen und langen Stämmen: ir habit, gehabt, er gibit, ich le- bete, gelobete, gelobit neben: das gelobte lant — gesalbit, blibit, be- trubete, betrubet, stirbit, grifet neben grift — dagegen nur: erlowbt, daz houbt, dem houbte, aber noch wetewe, werft (imp.), vorkouft (part.) — des nachtis, herjchit, gegrusit, wisset, du vlusist, er blosit; gegen: er heift, geweyst (von wijen), er loste, erlost, man hast — saget, legit, gelegit, gesiget, dirwegit, richit, gesundiget, gereineget, ge- kreftegit — geczeygit, er vorstukkete, besprengete, vortilgete, vrogete, wogete; neygit, merkete, slingit, dunkit, gedenkit, volget, geuolget, volgete — dagegen: er trynkt, gemacht, ir sprecht, spracht. Auch das Verhalten in diesen sprachlichen Erscheinungen muß auf ein dem obd. benachbartes md. Gebiet hinführen. Die Vorsilbe ge- erscheint auch synkop. in gnade neben genade, genedig, vngelowbig, daz globte lant neben gelobte, globen, glich.
389 — — gegen bewar dich, gewer, opfir (imp. und conj.), bi dem mer — Auch sonst ist Apokope Ausnahme: mit dem sone, wone (imp. u. conj.), er lêre, wêre, vure, swêre, sêre, daz ôre, sint dem môle, von iare ezu iare gegen: ez wêr, mer, jint dem mol — in dem hofe, ich habe, trage, gote, mite, ich gebe, kome, er neme (einmal nem), abe (= ab), abe (ob), sonſt ab; in dem huze, wije (imp.), vroge (imp.), ebenso vorchte, vorkoufe, huzvrowe; vereinzelt apok. Formen: vorcht, er straft (imp.); statt des regelm. auftretenden plur.: schofe auch schof; aber neutr. pl. di vùs; czyrung, vielleicht alte Ableitung neben gewöhnlichem -unge; huzvrow. Synkope. Umgekehrt ist bei der Synkope in den meisten Fällen die Regel befolgt, aber eine Minderzahl nicht synkop. Formen ist zu belegen: speln (inf.), dirvarn, vorczern, wern, mert, dirwelt, des mers, die gespiln, auch vorwandiln, geborn, dervert, — gegen: bescheren (inf.), du gerift, beuolen, bi dem geren (= gare), dez měris. Nach langer Silbe bei 1, r, nach langer und kurzer bei n, m stehen die synk. neben den unsynk. Formen: horen, horn, du horift, gehort; er czustort, eins mols neben öfterem einis moles, beswêrt, mêrn, si worn neben woren, si weren, swurn, er rurit aber gevurt, begynnet — daneben auch by iaren. czu czen molen, vorseret (part.) — einmal die menige; du komist neben komt (durchaus), dirvult, er wont, wonte, nemt (imp.), dirkennist, getrowmit neben weinte, vordint (imp. u. part.). In Mutastämmen ist Synkope Ausnahme, Regel die volle Form nach kurzen und langen Stämmen: ir habit, gehabt, er gibit, ich le- bete, gelobete, gelobit neben: das gelobte lant — gesalbit, blibit, be- trubete, betrubet, stirbit, grifet neben grift — dagegen nur: erlowbt, daz houbt, dem houbte, aber noch wetewe, werft (imp.), vorkouft (part.) — des nachtis, herjchit, gegrusit, wisset, du vlusist, er blosit; gegen: er heift, geweyst (von wijen), er loste, erlost, man hast — saget, legit, gelegit, gesiget, dirwegit, richit, gesundiget, gereineget, ge- kreftegit — geczeygit, er vorstukkete, besprengete, vortilgete, vrogete, wogete; neygit, merkete, slingit, dunkit, gedenkit, volget, geuolget, volgete — dagegen: er trynkt, gemacht, ir sprecht, spracht. Auch das Verhalten in diesen sprachlichen Erscheinungen muß auf ein dem obd. benachbartes md. Gebiet hinführen. Die Vorsilbe ge- erscheint auch synkop. in gnade neben genade, genedig, vngelowbig, daz globte lant neben gelobte, globen, glich.
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390 — Zum Verbum gebe ich nur einzelne Bemerkungen. Die 2. p. sgl. endigt auf -est, vereinzelt anj -is: waz du gebutiz (Bl. 79 b) wenn wirklich Indic. Die 3. plur. hat regelmäßig die Endung -en. Kurze Prä teritalformen des schwachen Zeitwortes in gerette, redte, totte, entworte, bette, vorspotte — gerett, vzgebreyt, gegort (v. gürten); auch sonst vereinzelt Zusammenrücknng: ir redt, er bet an; immer er wirt, ir wert. — statt -net steht -ent: er samente sich, statt -enet ir lowkent. In rufen wird nur die schwache Form rufte gebraucht. Vom starken verb. finden sich schwache praet.: si geberte (= peperit) Bl. 15.; ge- bugit haben v. biegen, Bl. 108 b. — Dafür vom schwachen Verbun schouwen die starke Form: sy hatten beschowen Bl. 43 d. — Ohne die Vorsilbe ge- finde ich part. perf.: brocht Bl. 65, vunden Bl. 79 a. — ich habe neben han gleichberechtigt in allen Formen; ich hatte, conj. hette; gehat, gehabt. Praeteritopraesentia: Ich führe uur belegte Formen an: ich mag, du macht, wir mogin, ir mogit, ich mochte. (md.) — ich sal, daneben sol, du salt; conj. ich sulle; wir sullen, sollen, suln, soln; einmal si sollent, schollent vereinzelt; ir solt, ir salt, ir sult. ich solde; die Form schollen weist auf Ostfranken — (ich gan) infin. gonnen, imp. gunne mir (öfter); ich gonde neben gunde — ich kan, ir kant (indic. Bl. 22 a) — ich tar, ich torste — ich muz. wir musen — ich weiz, ich woste. (md) — Das Zeitwort wollen fand ich in den Formen: ich wil, du wilt. wir wollen, wir wellen, wel wir, wil wir, ir wellit. Conj. du wellejt. ich wolde — Das Zeitwort stehen hat uur die ê Formen; ste, sten. stunt, auch stont; ebenso gen, ge; imp. gee, get; part. gende; gynk — tuon: ich tu, imp. tu, tue; du tuft, er tut ; wir tun ; inf. tuen. tun; imp. tet, si teten, si toten — sîn, wesen: ich bin, biſt, ijt: wir sin, vereinzelt wir seyn; ir jit, si sin neben jint; conj. ich ji; imp. biz; inf.: sin. wejin; impf. waz, wir waren, worn; conj. wir wern. were wir; part. gewest. Zur Declination erwähne ich bloß die md. Vorliebe für den neutr. Plur. auf -er in nom.: kyndir. gen. kyndir und kynde; dat. kynden — di kleydir, di tücher. Das Pronomen der 3. pers. ijt durchaus her = er, als md. Erscheinung. Nach Wh. § 476 ist in Ostfrauken he gebränchlich, das später mit her wechselt, während dem Schlesischen die Form her eut- spricht, ueben der seltener he erscheint. Neben deser steht dirre, auch in dat. fem. 3. B. an dirre stunt; auch an irre vzvart ueben ere. Die
390 — Zum Verbum gebe ich nur einzelne Bemerkungen. Die 2. p. sgl. endigt auf -est, vereinzelt anj -is: waz du gebutiz (Bl. 79 b) wenn wirklich Indic. Die 3. plur. hat regelmäßig die Endung -en. Kurze Prä teritalformen des schwachen Zeitwortes in gerette, redte, totte, entworte, bette, vorspotte — gerett, vzgebreyt, gegort (v. gürten); auch sonst vereinzelt Zusammenrücknng: ir redt, er bet an; immer er wirt, ir wert. — statt -net steht -ent: er samente sich, statt -enet ir lowkent. In rufen wird nur die schwache Form rufte gebraucht. Vom starken verb. finden sich schwache praet.: si geberte (= peperit) Bl. 15.; ge- bugit haben v. biegen, Bl. 108 b. — Dafür vom schwachen Verbun schouwen die starke Form: sy hatten beschowen Bl. 43 d. — Ohne die Vorsilbe ge- finde ich part. perf.: brocht Bl. 65, vunden Bl. 79 a. — ich habe neben han gleichberechtigt in allen Formen; ich hatte, conj. hette; gehat, gehabt. Praeteritopraesentia: Ich führe uur belegte Formen an: ich mag, du macht, wir mogin, ir mogit, ich mochte. (md.) — ich sal, daneben sol, du salt; conj. ich sulle; wir sullen, sollen, suln, soln; einmal si sollent, schollent vereinzelt; ir solt, ir salt, ir sult. ich solde; die Form schollen weist auf Ostfranken — (ich gan) infin. gonnen, imp. gunne mir (öfter); ich gonde neben gunde — ich kan, ir kant (indic. Bl. 22 a) — ich tar, ich torste — ich muz. wir musen — ich weiz, ich woste. (md) — Das Zeitwort wollen fand ich in den Formen: ich wil, du wilt. wir wollen, wir wellen, wel wir, wil wir, ir wellit. Conj. du wellejt. ich wolde — Das Zeitwort stehen hat uur die ê Formen; ste, sten. stunt, auch stont; ebenso gen, ge; imp. gee, get; part. gende; gynk — tuon: ich tu, imp. tu, tue; du tuft, er tut ; wir tun ; inf. tuen. tun; imp. tet, si teten, si toten — sîn, wesen: ich bin, biſt, ijt: wir sin, vereinzelt wir seyn; ir jit, si sin neben jint; conj. ich ji; imp. biz; inf.: sin. wejin; impf. waz, wir waren, worn; conj. wir wern. were wir; part. gewest. Zur Declination erwähne ich bloß die md. Vorliebe für den neutr. Plur. auf -er in nom.: kyndir. gen. kyndir und kynde; dat. kynden — di kleydir, di tücher. Das Pronomen der 3. pers. ijt durchaus her = er, als md. Erscheinung. Nach Wh. § 476 ist in Ostfrauken he gebränchlich, das später mit her wechselt, während dem Schlesischen die Form her eut- spricht, ueben der seltener he erscheint. Neben deser steht dirre, auch in dat. fem. 3. B. an dirre stunt; auch an irre vzvart ueben ere. Die
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391 — ie-Formen in die, sie erscheinen als i, y. Neben sulch findet sich oft soten (= sôgetân). Das ZahIwort 2 heißt m.: czwene, czwen; f.: czwu; n.: czwe; gen.: czweier — Die Negation ist nicht, vereinzelt -en — die Präposition und das Präfix heißt vor, vor-, czu, czu-. Zusammenfassend können wir sagen: Wir finden durchaus md. Vocalismus und vorwiegend md. Consonantismus. Die einzelnen Erschei¬ nungen weisen auf eine dem obd. Gebiete benachbarte md. Gegend. Besonders sind es die Erscheinungen in der neuen bairischen Diphthon- gisirung, welche uns einen Anhaltspunkt geben, das Denkmal in das westliche Ostfranken oder nach Schlesien (nicht nach Deutschböhmen oder Meißen) zu verlegen. Betrachten wir nun die oben erwähnte Eintragung aus einer Urkunde Karls IV. und ziehen wir schließlich als nebensächlichen Stützpunkt auch den Fundort der Bibel heran, so werden wir Schlesien als Ort der Entstehung der Abschrift annehmen dürfen, mit welchem Lande Böhmen in engster Verbindung stand. Eine nähere Vergleichung mit schlesischen und deutschböhmischen Denkmälern soll unser vorläufiges Ergebnis einer endgiltigen Entscheidung zuführen. Naheliegend wäre es, die Abschrift in Böhmen zu localisiren. Außer deutschböhmischen Urkundensammlungen haben wir im Prager Stadtrecht des 14. Jahrhunderts ein umfangreiches Prosadenkmal, dessen sprachlicher Zustand in ziemlicher Uebereinstimmung mit der Kanzlei der Luxemburger steht, welche ihrerseits besonders gegen Ende des Jahr- hunderts von unserer Bibelübersetzung stark abweichende Erscheinungen aufweist. Doch mögen die wichtigsten Unterschiede von der deutschböhmischen Mundart jener Zeit hier zusammengestellt werden. Es ist richtig, daß wir auch für das 14. Jahrhundert in Böhmen nicht von einer einzigen Mundart sprechen dürfen. Aber die schriftlichen Aufzeichnungen sind von der Prager Kanzlei und ihrem Schreibgebrauch so beeinflußt, daß wir einen ziemlich einheitlichen Charakter feststellen können. Wenn also auch mancher nordböhmische Ort jener Zeit den lautlichen Charakter unserer Hs. aufgewiesen haben kann, die schriftlichen Aufzeichnungen bewegen sich immer ziemlich stark im Rahmen der Prager Kanzleisprache. In allen Punkten, die im Folgenden nicht behandelt werden, finden wir Uebereinstimmung. Aber mhd. 1 ei, ů«au (außer uf), iu eu (außer frunt) erscheint schon zwischen 1340—50 in den deutschböhmischen Urkunden im Uebergewichte, wenn nicht ausnahmslos durchgedrungen, im vollsten Gegensatz zur Hs. Kr., die noch im Jahre 1380 (und sicherlich als Sprache des Schreibers) mit ganz vereinzelten Ausnahmen die alten
391 — ie-Formen in die, sie erscheinen als i, y. Neben sulch findet sich oft soten (= sôgetân). Das ZahIwort 2 heißt m.: czwene, czwen; f.: czwu; n.: czwe; gen.: czweier — Die Negation ist nicht, vereinzelt -en — die Präposition und das Präfix heißt vor, vor-, czu, czu-. Zusammenfassend können wir sagen: Wir finden durchaus md. Vocalismus und vorwiegend md. Consonantismus. Die einzelnen Erschei¬ nungen weisen auf eine dem obd. Gebiete benachbarte md. Gegend. Besonders sind es die Erscheinungen in der neuen bairischen Diphthon- gisirung, welche uns einen Anhaltspunkt geben, das Denkmal in das westliche Ostfranken oder nach Schlesien (nicht nach Deutschböhmen oder Meißen) zu verlegen. Betrachten wir nun die oben erwähnte Eintragung aus einer Urkunde Karls IV. und ziehen wir schließlich als nebensächlichen Stützpunkt auch den Fundort der Bibel heran, so werden wir Schlesien als Ort der Entstehung der Abschrift annehmen dürfen, mit welchem Lande Böhmen in engster Verbindung stand. Eine nähere Vergleichung mit schlesischen und deutschböhmischen Denkmälern soll unser vorläufiges Ergebnis einer endgiltigen Entscheidung zuführen. Naheliegend wäre es, die Abschrift in Böhmen zu localisiren. Außer deutschböhmischen Urkundensammlungen haben wir im Prager Stadtrecht des 14. Jahrhunderts ein umfangreiches Prosadenkmal, dessen sprachlicher Zustand in ziemlicher Uebereinstimmung mit der Kanzlei der Luxemburger steht, welche ihrerseits besonders gegen Ende des Jahr- hunderts von unserer Bibelübersetzung stark abweichende Erscheinungen aufweist. Doch mögen die wichtigsten Unterschiede von der deutschböhmischen Mundart jener Zeit hier zusammengestellt werden. Es ist richtig, daß wir auch für das 14. Jahrhundert in Böhmen nicht von einer einzigen Mundart sprechen dürfen. Aber die schriftlichen Aufzeichnungen sind von der Prager Kanzlei und ihrem Schreibgebrauch so beeinflußt, daß wir einen ziemlich einheitlichen Charakter feststellen können. Wenn also auch mancher nordböhmische Ort jener Zeit den lautlichen Charakter unserer Hs. aufgewiesen haben kann, die schriftlichen Aufzeichnungen bewegen sich immer ziemlich stark im Rahmen der Prager Kanzleisprache. In allen Punkten, die im Folgenden nicht behandelt werden, finden wir Uebereinstimmung. Aber mhd. 1 ei, ů«au (außer uf), iu eu (außer frunt) erscheint schon zwischen 1340—50 in den deutschböhmischen Urkunden im Uebergewichte, wenn nicht ausnahmslos durchgedrungen, im vollsten Gegensatz zur Hs. Kr., die noch im Jahre 1380 (und sicherlich als Sprache des Schreibers) mit ganz vereinzelten Ausnahmen die alten
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392 — langen Vocale bejitzt. Sogar die Suffixe -lich, -in wurden ergriffen, doch drang dies nicht durch und kehrte bald zur alten Lantung zurück. Mhd. ie findet sich in Böhmen kaum in einem Denkmale durchaus in der md. Vereinfachung i, y, sondern die Schreiber zeigen häufig genug ie, ja wir sehen sogar gegen Ende des 14. Jahrhunderts (so im Prager Stadtrecht und anderen Urkunden) die Schreibung ie die Uebermacht gewinnen. Mhd. ou, das auch in unserer Hs. bis auf vereinzelte Fälle als ou auftritt, wird in Deutschböhmen nach der Mitte des Jahrhunderts immer als au, aw geschrieben. Das schwachtonige und unbetonte e der Neben- silben findet sich im Stadtrecht selten als i wie in Kr., doch ist dieser Unterschied deshalb nicht von Bedeutung, weil Schriften des nördlichen Böhmens das i in der Mehrzahl der Fälle aufweisen. Das Vorwort und die Vorsilbe vur, vor, ver- tritt immer gemischt auf, während in Kr. nur vor, vor- herrscht. Dem md. Consonantismus der Krummauer Hs. gegenüber zeigen sich in den böhmischen, von der Prager Kanzlei und obd. Schreibern beeinflußten Schriften hänfig genug p im Anlaute für b, in manchen Urkunden fast regelmäßig. Für mhd. k im Anlaut stirbt (z. B. im Prager Stadtrecht) das obd. ch bis gegen Ende des Jahrhunderts nicht aus. Hs. Kr. kennt es nicht. In diesem Vergleiche wurde von südböhmischen, offenbar bair.-österr. Denkmälern ganz abgesehen. Wir können mit Rücksicht auf die gewichtigen sprachlichen Unterschiede die uene Bibelübersetzung nicht in Böhmen localisiren. Gehen wir nach Schlesien und benützen Rückerts Arbeit1) als Grund- lade des Vergleiches. Sind wir schon während der Sprachuntersuchung der neuen Diphthonge wiederholt nach Schlesien gewiesen worden (neben der ostfränk. Gegend von Würzburg), so wird die kurze Zusammenstellung der für den Vergleich wichtigen Eigenheiten schlesischer Mundart unser Schwanken endgiltig für dieses Land als Heimat der Hs. entscheiden. In graphischer (also wenig beweisender) Hinsicht ist in den schlesischen Denk- mälern Wechsel zwischen i und y, v und u, v und f. Die willkürliche Verwendung von diakritischen Zeichen über u und w ohne phonetische Bedeutung; e für den Umlaut von a; Schreibung von ff auch nach langen Vocalen; seltene Schreibung von c statt k (Rück. s. 157); wahl loser Gebrauch von s und z. Einzige Abweichung au und aw für das 1) Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Ma. hs. v. Pietsch 1878.
392 — langen Vocale bejitzt. Sogar die Suffixe -lich, -in wurden ergriffen, doch drang dies nicht durch und kehrte bald zur alten Lantung zurück. Mhd. ie findet sich in Böhmen kaum in einem Denkmale durchaus in der md. Vereinfachung i, y, sondern die Schreiber zeigen häufig genug ie, ja wir sehen sogar gegen Ende des 14. Jahrhunderts (so im Prager Stadtrecht und anderen Urkunden) die Schreibung ie die Uebermacht gewinnen. Mhd. ou, das auch in unserer Hs. bis auf vereinzelte Fälle als ou auftritt, wird in Deutschböhmen nach der Mitte des Jahrhunderts immer als au, aw geschrieben. Das schwachtonige und unbetonte e der Neben- silben findet sich im Stadtrecht selten als i wie in Kr., doch ist dieser Unterschied deshalb nicht von Bedeutung, weil Schriften des nördlichen Böhmens das i in der Mehrzahl der Fälle aufweisen. Das Vorwort und die Vorsilbe vur, vor, ver- tritt immer gemischt auf, während in Kr. nur vor, vor- herrscht. Dem md. Consonantismus der Krummauer Hs. gegenüber zeigen sich in den böhmischen, von der Prager Kanzlei und obd. Schreibern beeinflußten Schriften hänfig genug p im Anlaute für b, in manchen Urkunden fast regelmäßig. Für mhd. k im Anlaut stirbt (z. B. im Prager Stadtrecht) das obd. ch bis gegen Ende des Jahrhunderts nicht aus. Hs. Kr. kennt es nicht. In diesem Vergleiche wurde von südböhmischen, offenbar bair.-österr. Denkmälern ganz abgesehen. Wir können mit Rücksicht auf die gewichtigen sprachlichen Unterschiede die uene Bibelübersetzung nicht in Böhmen localisiren. Gehen wir nach Schlesien und benützen Rückerts Arbeit1) als Grund- lade des Vergleiches. Sind wir schon während der Sprachuntersuchung der neuen Diphthonge wiederholt nach Schlesien gewiesen worden (neben der ostfränk. Gegend von Würzburg), so wird die kurze Zusammenstellung der für den Vergleich wichtigen Eigenheiten schlesischer Mundart unser Schwanken endgiltig für dieses Land als Heimat der Hs. entscheiden. In graphischer (also wenig beweisender) Hinsicht ist in den schlesischen Denk- mälern Wechsel zwischen i und y, v und u, v und f. Die willkürliche Verwendung von diakritischen Zeichen über u und w ohne phonetische Bedeutung; e für den Umlaut von a; Schreibung von ff auch nach langen Vocalen; seltene Schreibung von c statt k (Rück. s. 157); wahl loser Gebrauch von s und z. Einzige Abweichung au und aw für das 1) Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Ma. hs. v. Pietsch 1878.
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393 — in unserer Hs. verwendete ou, ow, aw. Doch wird der Unterschied kaum in Anschlag gebracht werden können. Daneben aber durchgreifende Gleichheit in sprachlichen Dingen. Die Verdumpfung von â ô fast durchgedrungen, die von à o nur in geringerem Maße; vgl. bei Kr. (Rück. s. 39). Für o auch Verdumpfung zu u. Für uo und üe wie in Kr. durchaus u (Rück. s. 45). Das ie fast ausschließlich durch i, y wiedergegeben (Rück. s. 106); ebenso Kr. Anlautend p nur recht selten für b (Rück. f. 124). ehe, ee, 6 in gleichem Wechsel wie in unserem Denkmal. Herrschende Verwendung von sl, sn u. s. w. (Rück. 144). Einschiebung von p zwischen m-t (Rück. 191), vereinzelt auch in Kr.; ebenso vmb nur selten neben vmme. wenn, wen, den fast durchaus neben vereinzelt unumgelauteten Formen (Rück. s. 29 und Anhang); vgl. Kr. sol neben sal schon im Gebrauch. Die Apokope und Synkope nur im geringen Maße auftretend. Vgl. besonders den Tractat über das Leben des hl. Paphnutius aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts (Rück. Anhang s. 32 ff.), wo übrigens die Flexionssilben -er, -en, -est uicht mit md. i gegeben werden. Wir finden in allen Punkten auffallende Aehnlichkeit mit den schlesischen Urkunden derselben Zeit. Die Zerdehnung 1§ei, ů &ou, au; iu eu setzt sich, wie schon in der Sprachbetrachtung erwähnt, in Schlesien um 1400 fest, besonders in den südöstlichen Theilen und in den fürstl. Kanzleien (Rückert, s. 96). Da unser Denkmal zwar manches Beispiel für 1 ei, doch bei so bedeu- tendem Umfange für ůou, iu § eu kaum erst Spuren zeigt, so werden wir ihm eine mehr westlich gelegene, dem Obersächsischen benachbarte Gegend als Heimat zuweisen. Und darauf hat uns auch jener Anhalts- punkt hingewiesen, der durch die Belege Prof. Seemüllers Bedeutung erlangte. adir (= aber), abir (= oder) in unserer Uebersetzung und in brandenburgischen Briefen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Wir sind aber nicht gezwungen, den Boden Schlesiens zu verlassen, da sich auch auf ihm der erwähnte Gebrauch von adir für aber findet (D. Privat- briefe I., s. 351 f.), Brief des Hauptmanns von Oels, Michael von Schmotten v. J. 1414. Wir können also mit einiger Gewißheit die Abschrift unserer Bibel localisiren. Sie wird im nordwestlichen Theile Schlesiens geschrieben sein.
393 — in unserer Hs. verwendete ou, ow, aw. Doch wird der Unterschied kaum in Anschlag gebracht werden können. Daneben aber durchgreifende Gleichheit in sprachlichen Dingen. Die Verdumpfung von â ô fast durchgedrungen, die von à o nur in geringerem Maße; vgl. bei Kr. (Rück. s. 39). Für o auch Verdumpfung zu u. Für uo und üe wie in Kr. durchaus u (Rück. s. 45). Das ie fast ausschließlich durch i, y wiedergegeben (Rück. s. 106); ebenso Kr. Anlautend p nur recht selten für b (Rück. f. 124). ehe, ee, 6 in gleichem Wechsel wie in unserem Denkmal. Herrschende Verwendung von sl, sn u. s. w. (Rück. 144). Einschiebung von p zwischen m-t (Rück. 191), vereinzelt auch in Kr.; ebenso vmb nur selten neben vmme. wenn, wen, den fast durchaus neben vereinzelt unumgelauteten Formen (Rück. s. 29 und Anhang); vgl. Kr. sol neben sal schon im Gebrauch. Die Apokope und Synkope nur im geringen Maße auftretend. Vgl. besonders den Tractat über das Leben des hl. Paphnutius aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts (Rück. Anhang s. 32 ff.), wo übrigens die Flexionssilben -er, -en, -est uicht mit md. i gegeben werden. Wir finden in allen Punkten auffallende Aehnlichkeit mit den schlesischen Urkunden derselben Zeit. Die Zerdehnung 1§ei, ů &ou, au; iu eu setzt sich, wie schon in der Sprachbetrachtung erwähnt, in Schlesien um 1400 fest, besonders in den südöstlichen Theilen und in den fürstl. Kanzleien (Rückert, s. 96). Da unser Denkmal zwar manches Beispiel für 1 ei, doch bei so bedeu- tendem Umfange für ůou, iu § eu kaum erst Spuren zeigt, so werden wir ihm eine mehr westlich gelegene, dem Obersächsischen benachbarte Gegend als Heimat zuweisen. Und darauf hat uns auch jener Anhalts- punkt hingewiesen, der durch die Belege Prof. Seemüllers Bedeutung erlangte. adir (= aber), abir (= oder) in unserer Uebersetzung und in brandenburgischen Briefen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Wir sind aber nicht gezwungen, den Boden Schlesiens zu verlassen, da sich auch auf ihm der erwähnte Gebrauch von adir für aber findet (D. Privat- briefe I., s. 351 f.), Brief des Hauptmanns von Oels, Michael von Schmotten v. J. 1414. Wir können also mit einiger Gewißheit die Abschrift unserer Bibel localisiren. Sie wird im nordwestlichen Theile Schlesiens geschrieben sein.
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Ritfheiſungen des Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXVIII. Jahrgang. Redigirt vou Dr. A. Horčička und Dr. D. Weber. Nebst der literarischen Betlage. Prag 1900. Im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. I. G. Calvelſche k. u. k. Hof Joief und Universitäts-Buchhandlung Koch. Comnnsitoitsperlas.
Ritfheiſungen des Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXVIII. Jahrgang. Redigirt vou Dr. A. Horčička und Dr. D. Weber. Nebst der literarischen Betlage. Prag 1900. Im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. I. G. Calvelſche k. u. k. Hof Joief und Universitäts-Buchhandlung Koch. Comnnsitoitsperlas.
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