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Titel St. Veitsdom
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Titel - MVGDB
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Název:
Der vorkarolinische St. Veitsdom in Prag, MVGDB 37
Autor:
Neuwirth, Joseph
Rok vydání:
1899
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
26
Obsah:
- 210: Titel St. Veitsdom
- 235: Titel - MVGDB
upravit
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210 Der vorkarolinische St. Veitsdon in Prag. Von Dr. Joseph Neuwirth. Nahezn ein volles Jahrtausend reichen die Nachrichten über den Bestand der Veitskirche in Prag zurück, die als Hauptkirche des Böhmer- landes namentlich seit der Errichtung des Bisthumes und des Erzbisthumes Prag im Laufe der Jahrhunderte in prächtigen Neubauten ansehulich er weitert und immer glänzender und reicher ausgeschmückt wurde. Der beengte Bau des heil. Wenzel machte schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundertes einer weiträunigen, doppelchörigen Basilika Platz, in welcher zahlreiche Altäre aufgestellt werden komnten. Noch manches Jahr- zehent stand der große romanische Dom neben dem seit 1344 langsam fortschreitenden gothischen Neubaue, dessen erst im 19. Jahrhunderte auf genommene Fortführung nunmehr rasch ihrem Abschlusse entgegengeht. Von den beiden älteren Veitskirchen hat sich außer in der Wenzels- kapelle kein wesentlicher Bautheil erhalten, da selbst Reste einer vor 20 Jahren bloßgelegten Krypta nur geringe Aufschlüsse über den vorkaroli¬ nischen Dom bieten konnten. Immerhin vermitteln jedoch verschiedene Quellennachrichten eine freilich uicht in allen Einzelheiten vollständige Vorstellung über die Anlage und Ausschmückung der beiden vorkarolinischen Prager Veitskirchen, deren Typen sich ganz zweifellos feststellen lassen. Als Veranlassung zum Baue der ersten Veitskirche wird die That- sache angegeben, daß der deutsche König Heinrich I. dem frommen Herzoge Wenzel von Böhmen einen Arm des heil. Veit schenkte, für welche Reliquie der Landesfürst eine Kirche als würdige Aufbewahrungsstätte errichten lassen wollte.1) Obzwar damals bereits auf dem Hradschin eine von Spitihniew I. gegründete Marienkirche und die von Wratislaw I., Wenzels Vater, erbaute Georgskirche bestanden,2) gab der Regensburger Bischoj 1) Gumpoldi vita s. Wenceslai. Fontes rerum Bohemicarum I. (Prag 1873), S. 157. Jam parvo interiacente tempore vir deo carus voto salu- tari propositum obligavit, se deo donante aecclesiam nobili operum arti- ficio constructurum, .. Viti martiris honori dicandam; dazu Font. rer. Boh. I., S. 186, 215 u. 220. 2) Gumpoldi vita s. Wenceslai a. a. D. S. 148. Zpuytignev . . domos dei ad beatissimae eius genitricis Mariae sauctique apostolorum principis memorandam veneracionem construxit. — Wratizlav . . beato martiri Georgio basilicam deo dicandam .. erexit.
210 Der vorkarolinische St. Veitsdon in Prag. Von Dr. Joseph Neuwirth. Nahezn ein volles Jahrtausend reichen die Nachrichten über den Bestand der Veitskirche in Prag zurück, die als Hauptkirche des Böhmer- landes namentlich seit der Errichtung des Bisthumes und des Erzbisthumes Prag im Laufe der Jahrhunderte in prächtigen Neubauten ansehulich er weitert und immer glänzender und reicher ausgeschmückt wurde. Der beengte Bau des heil. Wenzel machte schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundertes einer weiträunigen, doppelchörigen Basilika Platz, in welcher zahlreiche Altäre aufgestellt werden komnten. Noch manches Jahr- zehent stand der große romanische Dom neben dem seit 1344 langsam fortschreitenden gothischen Neubaue, dessen erst im 19. Jahrhunderte auf genommene Fortführung nunmehr rasch ihrem Abschlusse entgegengeht. Von den beiden älteren Veitskirchen hat sich außer in der Wenzels- kapelle kein wesentlicher Bautheil erhalten, da selbst Reste einer vor 20 Jahren bloßgelegten Krypta nur geringe Aufschlüsse über den vorkaroli¬ nischen Dom bieten konnten. Immerhin vermitteln jedoch verschiedene Quellennachrichten eine freilich uicht in allen Einzelheiten vollständige Vorstellung über die Anlage und Ausschmückung der beiden vorkarolinischen Prager Veitskirchen, deren Typen sich ganz zweifellos feststellen lassen. Als Veranlassung zum Baue der ersten Veitskirche wird die That- sache angegeben, daß der deutsche König Heinrich I. dem frommen Herzoge Wenzel von Böhmen einen Arm des heil. Veit schenkte, für welche Reliquie der Landesfürst eine Kirche als würdige Aufbewahrungsstätte errichten lassen wollte.1) Obzwar damals bereits auf dem Hradschin eine von Spitihniew I. gegründete Marienkirche und die von Wratislaw I., Wenzels Vater, erbaute Georgskirche bestanden,2) gab der Regensburger Bischoj 1) Gumpoldi vita s. Wenceslai. Fontes rerum Bohemicarum I. (Prag 1873), S. 157. Jam parvo interiacente tempore vir deo carus voto salu- tari propositum obligavit, se deo donante aecclesiam nobili operum arti- ficio constructurum, .. Viti martiris honori dicandam; dazu Font. rer. Boh. I., S. 186, 215 u. 220. 2) Gumpoldi vita s. Wenceslai a. a. D. S. 148. Zpuytignev . . domos dei ad beatissimae eius genitricis Mariae sauctique apostolorum principis memorandam veneracionem construxit. — Wratizlav . . beato martiri Georgio basilicam deo dicandam .. erexit.
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211 Tuto, zu dessen Diöcese das ganze Böhmerland gehörte, dem Herzoge die durch Entsendung besonderer Boten angesuchte kirchenbehördliche Er- laubniß zum Kirchenbaue. Letzterer wurde durch rasch zusammenberufene Künstler eifrig betrieben und reich ausgestattet, aber offenbar von Wenzel selbst nicht vollendet; 1) die Consecration der ersten Veitskirche, in welcher die Ueberreste ihres Gründers 938 in prächtigem Grabe beigesetzt wurden, erfolgte wahrscheinlich erst nach 942 durch den Regensburger Bischof Michael.2) Hatte auch Herzog Wenzel gewiß ein für jene Zeit recht stattliches Gotteshaus aufzuführen beabsichtigt, das in kunstvoller Ausführung er- richtet und reich mit Gold und edlen Metallen geschmückt wurde, so war dasselbe doch offenbar räumlich sehr beschränkt. Denn die Erbauung der zweiten vorkarolinischen Veitskirche wurde vom Herzoge Spitihniew II. deshalb in Angriff genommen, weil er sich 1060 beim Wenzelsfeste über- zeugt hatte, daß die alte Veitskirche nebst dem Zubaue des Adalberts- kirchleins für die zusammenströmende Volksmenge nicht ausreichte. War doch die Errichtung des eben genannten Kirchleins dadurch nothwendig geworden, daß der Innenraum der Veitskirche selbst für die Unterbrin- gung des 1039 von Gnesen nach Prag gebrachten Leichnames des heil. Adalbert keinen entsprechenden Platz bot, weshalb zu letzterwähntem Zwecke ein an das Gotteshaus anstoßendes und gleichsam in dessen Ein- gangshalle gelegenes Kirchlein aufgeführt wurde, in dessen Mitte auf sehr beschxänktem Raume sich das Grabmal des heil. Bischofes erhob.3) Von der Innenausstattung der ersten Veitskirche ist außer dem Altare des 1) Gumpoldi vita s. Wenceslai a. a. O. S. 157. Missis Ratesponae sedi regiae legatariis Tutonem episcopum . . cuius diocesi tota subcluditur Boemia, supplici rogatu, quo idem opus deo sacrandum eius licentia et assensu fieret, implorat. Dato iuxta beati ducis vota ab episcopo permissu remissisque caritate nuntiis, artifices celeri iussione convocat; fervet opus, labor inpatiens effulget, aecclesia ad perfecti ornatus extremam manum perducitur, miroque metallorum fulgore decorata exornatur; dazu S. 186, 215, 216, 220. 2) Neuwirth. Geschichte der christlichen Kunst in Böhmen bis zum Aussterben der Přemysliden. (Prag 1888) S. 14. — Schindler, Der heil. Wolfgang iu seinem Leben und Wirken. (Prag 1885) S. 92 u. 95. 3) Cosmae chronicon. Fontes rerum Bohemicarum II. (Prag 1874) S. 92. Anno dominicae incarnationis cum ad festum sancti Wencezlai dux Spi- tignev venisset Pragam, videns ecclesiam sancti Viti non adeo magnam nec capessentem populum concurrentem ad festivitatem sanctam, quam videlicet ipse sanctus Wencezlaus construxerat ad similitudinem Romanae ecclesiae rotundam, in qua etiam eiusdem corpus sancti Wenceslai quie- scebat; similiter et aliam ecclesiolam, quae fuit contigua et quasi in porticu
211 Tuto, zu dessen Diöcese das ganze Böhmerland gehörte, dem Herzoge die durch Entsendung besonderer Boten angesuchte kirchenbehördliche Er- laubniß zum Kirchenbaue. Letzterer wurde durch rasch zusammenberufene Künstler eifrig betrieben und reich ausgestattet, aber offenbar von Wenzel selbst nicht vollendet; 1) die Consecration der ersten Veitskirche, in welcher die Ueberreste ihres Gründers 938 in prächtigem Grabe beigesetzt wurden, erfolgte wahrscheinlich erst nach 942 durch den Regensburger Bischof Michael.2) Hatte auch Herzog Wenzel gewiß ein für jene Zeit recht stattliches Gotteshaus aufzuführen beabsichtigt, das in kunstvoller Ausführung er- richtet und reich mit Gold und edlen Metallen geschmückt wurde, so war dasselbe doch offenbar räumlich sehr beschränkt. Denn die Erbauung der zweiten vorkarolinischen Veitskirche wurde vom Herzoge Spitihniew II. deshalb in Angriff genommen, weil er sich 1060 beim Wenzelsfeste über- zeugt hatte, daß die alte Veitskirche nebst dem Zubaue des Adalberts- kirchleins für die zusammenströmende Volksmenge nicht ausreichte. War doch die Errichtung des eben genannten Kirchleins dadurch nothwendig geworden, daß der Innenraum der Veitskirche selbst für die Unterbrin- gung des 1039 von Gnesen nach Prag gebrachten Leichnames des heil. Adalbert keinen entsprechenden Platz bot, weshalb zu letzterwähntem Zwecke ein an das Gotteshaus anstoßendes und gleichsam in dessen Ein- gangshalle gelegenes Kirchlein aufgeführt wurde, in dessen Mitte auf sehr beschxänktem Raume sich das Grabmal des heil. Bischofes erhob.3) Von der Innenausstattung der ersten Veitskirche ist außer dem Altare des 1) Gumpoldi vita s. Wenceslai a. a. O. S. 157. Missis Ratesponae sedi regiae legatariis Tutonem episcopum . . cuius diocesi tota subcluditur Boemia, supplici rogatu, quo idem opus deo sacrandum eius licentia et assensu fieret, implorat. Dato iuxta beati ducis vota ab episcopo permissu remissisque caritate nuntiis, artifices celeri iussione convocat; fervet opus, labor inpatiens effulget, aecclesia ad perfecti ornatus extremam manum perducitur, miroque metallorum fulgore decorata exornatur; dazu S. 186, 215, 216, 220. 2) Neuwirth. Geschichte der christlichen Kunst in Böhmen bis zum Aussterben der Přemysliden. (Prag 1888) S. 14. — Schindler, Der heil. Wolfgang iu seinem Leben und Wirken. (Prag 1885) S. 92 u. 95. 3) Cosmae chronicon. Fontes rerum Bohemicarum II. (Prag 1874) S. 92. Anno dominicae incarnationis cum ad festum sancti Wencezlai dux Spi- tignev venisset Pragam, videns ecclesiam sancti Viti non adeo magnam nec capessentem populum concurrentem ad festivitatem sanctam, quam videlicet ipse sanctus Wencezlaus construxerat ad similitudinem Romanae ecclesiae rotundam, in qua etiam eiusdem corpus sancti Wenceslai quie- scebat; similiter et aliam ecclesiolam, quae fuit contigua et quasi in porticu
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212 — Kirchenpatrones selbst 1) uur noch ein in der altslawischen Wenzelslegende genaunter Altar der zwölf Apostel bekannt, an dessen rechter Seite man den heil. Wenzel selbst beigesetzt hatte.2) Die für den Baucharakter der ersten Veitskirche wichtigste Angabe macht der älteste Geschichtschreiber Böhmens Cosmas, der den Ban noch in seinen ersten Jünglingsjahren gesehen hatte und auch in seiner Stellung als Dechant bei St. Veit über die Art der Anlage naturgemäß Zuver lässiges berichten konnte. Er schildert die älteste Veitskirche Prags als ein Gotteshaus, welches der heil. Wenzel „ad similitudinem Romanae ecclesiae rotundam“ errichtet hatte. Eine Miniatur der Bautzener Handschrift der Cosmaschronik bietet leider keineswegs eine innerhalb der Burg gelegene Kirche als einen Rundbau, dessen bildliche Darstellung wenigstens den Typus der Anlage richtig wiedergeben möchte, sondern beschränkt sich uur auf die Andeutung der befestigten Burg selbst.3) Die vom heil. Wenzel erbaute Veitskirche war also ein Rundban, für welchen ein der römischen Kirche wohlbekauntes Muster verwerthet wurde; ja, wenn in dem „Romanae“ durch Cosmas, wie es allen Anschein hat, ein ganz bestimmter localer Hinweis gegeben werden sollte, da Cosmas selbst in Italien gewesen war4) und sich über das als „Romanus“ zu Bezeich¬ nende zuverlässige Anschauungen bilden kounte, so müßte man das Vor- bild für die erste Prager Veitskirche in jener Art des Centralbaues suchen, der als Rundkirche in Italien während der altchristlichen Periode nach römischen Mustern sich ausgebildet und auch vielfach als Grab- kapelle Verwendung gefunden hatte. Da aber die Beuützung der Veits- 1) 3) 4) sita eiusdem ecclesiae, cuius in medio nimis in arto loco erat mausoleum sancti Adalberti; optimum ratus fore, ut ambas destrueret et unam utrisque patronis magnam construeret ecclesiam. Cosmae chron. a. a. O. S. 38. Tunc praesul .. ut ventum est Pragam, iuxta altare sancti Viti intronizatur. — Ebendaj. S. 47. Anno dom. inc. 998 Nonis Julii consecratus est Teadagus .. ad cornu altaris sancti Viti in- tronizatur. 2) Život sv. Václava. Font. rer. Boh. I. S. 134. In tschechischer Ueber- setzung: I položili ho v chrámě svatého Víta .. po pravé straně oltaře 12ti apostolův. Aehnlich ebendas. S. 135. Monumenta Germaniae historica. Script. IX. (Hannover 1851), Taf. zu Cosmas. — Illustrirte Chronik von Böhmen. I. (Prag 1853), Taf. zu S. 13. — Ambros, Der Dom zu Prag. (Prag 1858) S. 32 behauptet unrichtig, daß diese Ansicht der Wenzelsburg auch „die älteste St. Veitskirche in der beschriebenen Gestalt zeige. Einleitung zu Cosmae chron. a. a. O. S. VII. — Palacký, Würdigung der alten böhmischen Geschichtschreiber. (Prag 1830.) S. 2.
212 — Kirchenpatrones selbst 1) uur noch ein in der altslawischen Wenzelslegende genaunter Altar der zwölf Apostel bekannt, an dessen rechter Seite man den heil. Wenzel selbst beigesetzt hatte.2) Die für den Baucharakter der ersten Veitskirche wichtigste Angabe macht der älteste Geschichtschreiber Böhmens Cosmas, der den Ban noch in seinen ersten Jünglingsjahren gesehen hatte und auch in seiner Stellung als Dechant bei St. Veit über die Art der Anlage naturgemäß Zuver lässiges berichten konnte. Er schildert die älteste Veitskirche Prags als ein Gotteshaus, welches der heil. Wenzel „ad similitudinem Romanae ecclesiae rotundam“ errichtet hatte. Eine Miniatur der Bautzener Handschrift der Cosmaschronik bietet leider keineswegs eine innerhalb der Burg gelegene Kirche als einen Rundbau, dessen bildliche Darstellung wenigstens den Typus der Anlage richtig wiedergeben möchte, sondern beschränkt sich uur auf die Andeutung der befestigten Burg selbst.3) Die vom heil. Wenzel erbaute Veitskirche war also ein Rundban, für welchen ein der römischen Kirche wohlbekauntes Muster verwerthet wurde; ja, wenn in dem „Romanae“ durch Cosmas, wie es allen Anschein hat, ein ganz bestimmter localer Hinweis gegeben werden sollte, da Cosmas selbst in Italien gewesen war4) und sich über das als „Romanus“ zu Bezeich¬ nende zuverlässige Anschauungen bilden kounte, so müßte man das Vor- bild für die erste Prager Veitskirche in jener Art des Centralbaues suchen, der als Rundkirche in Italien während der altchristlichen Periode nach römischen Mustern sich ausgebildet und auch vielfach als Grab- kapelle Verwendung gefunden hatte. Da aber die Beuützung der Veits- 1) 3) 4) sita eiusdem ecclesiae, cuius in medio nimis in arto loco erat mausoleum sancti Adalberti; optimum ratus fore, ut ambas destrueret et unam utrisque patronis magnam construeret ecclesiam. Cosmae chron. a. a. O. S. 38. Tunc praesul .. ut ventum est Pragam, iuxta altare sancti Viti intronizatur. — Ebendaj. S. 47. Anno dom. inc. 998 Nonis Julii consecratus est Teadagus .. ad cornu altaris sancti Viti in- tronizatur. 2) Život sv. Václava. Font. rer. Boh. I. S. 134. In tschechischer Ueber- setzung: I položili ho v chrámě svatého Víta .. po pravé straně oltaře 12ti apostolův. Aehnlich ebendas. S. 135. Monumenta Germaniae historica. Script. IX. (Hannover 1851), Taf. zu Cosmas. — Illustrirte Chronik von Böhmen. I. (Prag 1853), Taf. zu S. 13. — Ambros, Der Dom zu Prag. (Prag 1858) S. 32 behauptet unrichtig, daß diese Ansicht der Wenzelsburg auch „die älteste St. Veitskirche in der beschriebenen Gestalt zeige. Einleitung zu Cosmae chron. a. a. O. S. VII. — Palacký, Würdigung der alten böhmischen Geschichtschreiber. (Prag 1830.) S. 2.
Strana 213
— 213 kirche als Grabkirche schon frühe sowohl durch die Bergung der Veits- reliquie als auch durch die Beisetzung des heil. Wenzel selbst nachweisbar ist, so scheint der Rundbau mit dem von italienischen Mustern abhängigen Centralbaue, der überdies andere alte Kirchenanlagen Deutschlands beein- flußte, in einem gewissen Zusammenhange zu stehen. Die Feststellung dieser Grundrißform für eine gerade durch den heil. Wenzel erbaute Kirche, die nach der Errichtung des Bisthumes Prag Hauptkirche des Herzogthumes wurde und eine gewisse vorbildliche Bedeutung für den Kircheubau des ganzen Landes erlangte, erklärt wahrscheinlich aufs natürlichste eine in der Geschichte der ältesten Kirchenbauten Böhmens auffallende Thatsache. Die verhältnißmäßig größere Anzahl von Rund- bauten unter den ältesten böhmischen Kirchenanlagen dürfte, da in anderen Ländern eine ähnliche Menge gleicher Bauten sich nur vereinzelt nach weisen läßt, augenscheinlich darauf zurückgehen, daß jene Form, deren Verwendung der hochverehrte Landespatron1) gleichsam selbst an einem von ihm in Angriff genommenen Kirchenbaue vorbildlich geheiligt hatte, für die anfangs mehr beschränkte Bedürfnisse berücksichtigenden Gottes- häuser üblich wurde; in diesem Sinne läßt sich vielleicht ein gewisses Abhängigkeitsverhältuiß der böhmischen Rundkirchen von der ältesten Prager Veitskirche annehmen. Die Entsendung der Boten nach Regensburg, die Ertheilung der Erlaubniß zum Kirchenbaue von Seite des Regensburger Bischofes und die Weihe des fertigen Werkes durch denselben lassen angesichts der Thatsache, daß die Zahl der Kirchenbauten Böhmens damals uoch ver- hältnißmäßig klein war, anch eine den Typus der Anlage bestimmende Einflußnahme Regensburgs für die Prager Veitskirche umso mehr an- nehmen, als gerade dort in den Tagen Ludwigs des Deutschen (845) böhmische Edle getauft worden waren2) und Böhmen bis zur Errichtung des Bisthumes Prag (973) dem Bisthume Regensburg einverleibt war. Gerade das letzterwähnte Abhängigkeitsverhältniß, dessen natürlicher Aus-- gangspunkt die Taufe der böhmischen Edlen in Regensburg wurde, mußte auch die Entwicklung der kirchlichen Architektur des neubekehrten Gebietes hier ebenso gut wie anderwärts beeinflussen; dies geschah gewiß schon um die Mitte des 9. Jahrhundertes, da man zweifellos bald daran ging, geeignete gottesdienstliche Stätten hie und da im Böhmerlande zu errichten. 1) Neuwirth, Geschichte der christl. Kunst i. Böhm. S. 16 u. 17. 2) Rudolfi annal. Fuldens. M. G. SS. I., S. 364: Hludowicus 14 ex ducibus Boemanorum cum hominibus suis christianam religionem desi- derantes suscepit et in octavis theophanie baptizari iussit.
— 213 kirche als Grabkirche schon frühe sowohl durch die Bergung der Veits- reliquie als auch durch die Beisetzung des heil. Wenzel selbst nachweisbar ist, so scheint der Rundbau mit dem von italienischen Mustern abhängigen Centralbaue, der überdies andere alte Kirchenanlagen Deutschlands beein- flußte, in einem gewissen Zusammenhange zu stehen. Die Feststellung dieser Grundrißform für eine gerade durch den heil. Wenzel erbaute Kirche, die nach der Errichtung des Bisthumes Prag Hauptkirche des Herzogthumes wurde und eine gewisse vorbildliche Bedeutung für den Kircheubau des ganzen Landes erlangte, erklärt wahrscheinlich aufs natürlichste eine in der Geschichte der ältesten Kirchenbauten Böhmens auffallende Thatsache. Die verhältnißmäßig größere Anzahl von Rund- bauten unter den ältesten böhmischen Kirchenanlagen dürfte, da in anderen Ländern eine ähnliche Menge gleicher Bauten sich nur vereinzelt nach weisen läßt, augenscheinlich darauf zurückgehen, daß jene Form, deren Verwendung der hochverehrte Landespatron1) gleichsam selbst an einem von ihm in Angriff genommenen Kirchenbaue vorbildlich geheiligt hatte, für die anfangs mehr beschränkte Bedürfnisse berücksichtigenden Gottes- häuser üblich wurde; in diesem Sinne läßt sich vielleicht ein gewisses Abhängigkeitsverhältuiß der böhmischen Rundkirchen von der ältesten Prager Veitskirche annehmen. Die Entsendung der Boten nach Regensburg, die Ertheilung der Erlaubniß zum Kirchenbaue von Seite des Regensburger Bischofes und die Weihe des fertigen Werkes durch denselben lassen angesichts der Thatsache, daß die Zahl der Kirchenbauten Böhmens damals uoch ver- hältnißmäßig klein war, anch eine den Typus der Anlage bestimmende Einflußnahme Regensburgs für die Prager Veitskirche umso mehr an- nehmen, als gerade dort in den Tagen Ludwigs des Deutschen (845) böhmische Edle getauft worden waren2) und Böhmen bis zur Errichtung des Bisthumes Prag (973) dem Bisthume Regensburg einverleibt war. Gerade das letzterwähnte Abhängigkeitsverhältniß, dessen natürlicher Aus-- gangspunkt die Taufe der böhmischen Edlen in Regensburg wurde, mußte auch die Entwicklung der kirchlichen Architektur des neubekehrten Gebietes hier ebenso gut wie anderwärts beeinflussen; dies geschah gewiß schon um die Mitte des 9. Jahrhundertes, da man zweifellos bald daran ging, geeignete gottesdienstliche Stätten hie und da im Böhmerlande zu errichten. 1) Neuwirth, Geschichte der christl. Kunst i. Böhm. S. 16 u. 17. 2) Rudolfi annal. Fuldens. M. G. SS. I., S. 364: Hludowicus 14 ex ducibus Boemanorum cum hominibus suis christianam religionem desi- derantes suscepit et in octavis theophanie baptizari iussit.
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214 — Daher entspricht die mehr mit Emphase als geschichtlicher Begründung ausgesprochene Behauptung, das denkwürdige, quelleumäßig jedoch keines wegs sichergestellte Jahr 874, in welchem der heil. Method zu Welehrad den Herzog Bořiwoj taufte, sei „zugleich das Geburtsjahr der Architektur Böhmens“ 1) durchaus uicht den Thatsachen, weil einfach schon vor diesem mit nationaler Voreingenommenheit aufgestellten Geburtsjahre der böhmischen Architektur in dem Gebiete der mit ihren Untergebenen zu Regensburg getauften böhmischen Edlen mindestens einige Gotteshäuser bestanden haben müssen. Wie diese Behauptung eben uur auf eine ganz harmlos aussehende, aber absichtliche Beiseiteschiebung des schon lange vor Method vorhandenen deutschen Einflusses hinausläust, so sucht Lehuer auch die böhmischen Rundkirchen in einer ähnlichen, wieder anf Ablehnung deutscher Beziehungen abzielenden Weise zu erklären, indem er die Ansicht aufstellt,2) „die böhmische Architektur hat ihre tausendjährige Pilgerfahrt mit einem charakteristischen, selbständig coustruirten Bauwerke angetreten“. Als solches wird ein kreisrundes Schiff mit einer daran anschließenden halbrunden Apsis angegeben; diesen Typus vertreten die Rundbauten in Budetsch, Prag. Holubitz, Schelkowitz, Hradeschin, Pra wonin, Teinitz, Pilsenetz, Kopanina oder auf dem Ripberge u. a. Im Anschlusse an die kurze Charakteristik dieser Anlageform behauptet Lehner: „Gleich an der Schwelle der Kunstgeschichte kam demmach der Volksgeist der böhmischen Nation an einem ebenso originellen als schönen Kunst- werke zum Ausdruck.“ Die Selbständigkeit der Coustruction und die Originalität werden also bei den alten böhmischen Rundbanten dem tschechischen Volke und seiner besonderen künstlerischen Regsamkeit zugerechnet. In die Gruppe dieser gewöhnlich im Raume recht beschränkten Gotteshäuser gehörte offenbar auch die von dem heil. Wenzel erbante Rundkirche des heil. Veit in Prag, deren räumliche Unzulänglichkeit direct als Grund für das Niederreißen angegeben wird. Hinsichtlich der- selben macht aber Cosmas gerade Angaben, die weder einem „selbständig construirten“ noch emem „originellen“ Bauwerke entsprechen. Mit den Hinweise „ad similitudinem Romanae ecclesiae“ löst der Vater der böhmischen Geschichtschreibung3) die ganze Frage der böhmischen Rund- 1) Lehner, Romanische Architektur. Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band Böhmen, 2. Abtheilung (Wien 1896), S. 193. 2) Lehner, Romanische Architektur. S. 196. 3) Mádl, Okrouhlé kosteliky v Čechách. Památky archaeologické a místo- pisne XIV. (Prag 1889), Sp. 427 u. f. geht bei der Erörterung über die böh¬ mischen Rundkirchen auf die kritische Würdigung dieses Hinweises gar nicht ein.
214 — Daher entspricht die mehr mit Emphase als geschichtlicher Begründung ausgesprochene Behauptung, das denkwürdige, quelleumäßig jedoch keines wegs sichergestellte Jahr 874, in welchem der heil. Method zu Welehrad den Herzog Bořiwoj taufte, sei „zugleich das Geburtsjahr der Architektur Böhmens“ 1) durchaus uicht den Thatsachen, weil einfach schon vor diesem mit nationaler Voreingenommenheit aufgestellten Geburtsjahre der böhmischen Architektur in dem Gebiete der mit ihren Untergebenen zu Regensburg getauften böhmischen Edlen mindestens einige Gotteshäuser bestanden haben müssen. Wie diese Behauptung eben uur auf eine ganz harmlos aussehende, aber absichtliche Beiseiteschiebung des schon lange vor Method vorhandenen deutschen Einflusses hinausläust, so sucht Lehuer auch die böhmischen Rundkirchen in einer ähnlichen, wieder anf Ablehnung deutscher Beziehungen abzielenden Weise zu erklären, indem er die Ansicht aufstellt,2) „die böhmische Architektur hat ihre tausendjährige Pilgerfahrt mit einem charakteristischen, selbständig coustruirten Bauwerke angetreten“. Als solches wird ein kreisrundes Schiff mit einer daran anschließenden halbrunden Apsis angegeben; diesen Typus vertreten die Rundbauten in Budetsch, Prag. Holubitz, Schelkowitz, Hradeschin, Pra wonin, Teinitz, Pilsenetz, Kopanina oder auf dem Ripberge u. a. Im Anschlusse an die kurze Charakteristik dieser Anlageform behauptet Lehner: „Gleich an der Schwelle der Kunstgeschichte kam demmach der Volksgeist der böhmischen Nation an einem ebenso originellen als schönen Kunst- werke zum Ausdruck.“ Die Selbständigkeit der Coustruction und die Originalität werden also bei den alten böhmischen Rundbanten dem tschechischen Volke und seiner besonderen künstlerischen Regsamkeit zugerechnet. In die Gruppe dieser gewöhnlich im Raume recht beschränkten Gotteshäuser gehörte offenbar auch die von dem heil. Wenzel erbante Rundkirche des heil. Veit in Prag, deren räumliche Unzulänglichkeit direct als Grund für das Niederreißen angegeben wird. Hinsichtlich der- selben macht aber Cosmas gerade Angaben, die weder einem „selbständig construirten“ noch emem „originellen“ Bauwerke entsprechen. Mit den Hinweise „ad similitudinem Romanae ecclesiae“ löst der Vater der böhmischen Geschichtschreibung3) die ganze Frage der böhmischen Rund- 1) Lehner, Romanische Architektur. Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band Böhmen, 2. Abtheilung (Wien 1896), S. 193. 2) Lehner, Romanische Architektur. S. 196. 3) Mádl, Okrouhlé kosteliky v Čechách. Památky archaeologické a místo- pisne XIV. (Prag 1889), Sp. 427 u. f. geht bei der Erörterung über die böh¬ mischen Rundkirchen auf die kritische Würdigung dieses Hinweises gar nicht ein.
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215 — kirchen, da wohl doch uicht anzunehmen ist, daß man nur für diesen Bau des heil. Wenzel allein ein fremdes Vorbild wählte, dessen charakteristisches Merkmal sich auffallender Weise gerade mit jenem der böhmischen Rund bauten deckt, während sonst im ganzen Böhmerlande seit 874 ein selbst- ständiger Zug des Kirchenbaues sich entwickelt haben soll. Wenn letzteres wirklich der Fall gewesen wäre, so mußte man nach 40 Jahren doch wohl so weit gekommen sein, daß „der Volksgeist der böhmischen Nation" auch bereits etwas Brauchbares für die Errichtung der Hauptkirche des Landes beisteuern konnte und nicht einer Anlehnung an ein fremdes Vor- bild ruhig zusehen mußte. Gerade diese Anlehnung widerlegt schlagend das Vorhandensein selbständig construirter Bauwerke, deren Schätzung recht gering gewesen sein müßte, weun sie nicht einmal in einem solchen Falle ausschließlich als Vorbilder dienten, sondern fremde Muster ihnen vorgezogen wurden. Die Augaben eines Zeitgenossen, der nach seiner Bildung und Stellung über das wichtigste kirchliche Bauwerk mit einent gewissen Sachverständnisse zu urtheilen in der Lage war, verdienen jedenfalls mehr Glauben als alle gekünstelten Deutungen des 19. Jahrhundertes, welche die Abhängigkeit von Deutschland um jeden Preis bestreiten und dafür entweder byzantinische Einflüsse oder tschechoslawische Selbständig- keit einschieben wollen. Daß die Veitskirche des heil. Wenzel als ein „byzantinisches Kirchlein“ gedentet werden dürfe,1) schließen die Worte „Romanae ecclesiae“ aus, die direct auf einen in Italien gebräuchlichen Rundbautypus gehen, bei welchem allerdings byzantinische Einflüsse nicht bestritten werden sollen. Cosmas war ja 1092 mit den Bischöfen von Prag und Olmütz in Mantua gewesen.2) Wenn er nun einmal anläß lich des Mauerbaues einer Stadt die Wendung3) gebraucht „opere Romano, sicut hodie cernitur“, so entspricht dieselbe vollständig der Wahrnehmung eines Augenzeugen, der auch Bauten anderer Länder, so in den Niederlanden, in Deutschland und Ungarn,4) auf verschiedenen Reisen kennen und vergleichen gelernt hatte. Die bis 1060 stehende Prager Veitskirche kannte er noch aus eigener Anschauung; seine An- gaben über dieselbe und ihr Verhältniß zum anstoßenden Adalberts kirchlein machen ganz den Eindruck persönlicher Beobachtung des That-- sächlichen. Der mit den Eigenthümlichkeiten fremdländischer Kirchenbauten 1) Tomek, Geschichte der Stadt Prag, I., S. 14. 2) Cosmae chron. a. a. D. Einleitung S. VII. 3) Ebendas. S. 32. 4) Ebendas. Einleitung S. VI, VII u. X.
215 — kirchen, da wohl doch uicht anzunehmen ist, daß man nur für diesen Bau des heil. Wenzel allein ein fremdes Vorbild wählte, dessen charakteristisches Merkmal sich auffallender Weise gerade mit jenem der böhmischen Rund bauten deckt, während sonst im ganzen Böhmerlande seit 874 ein selbst- ständiger Zug des Kirchenbaues sich entwickelt haben soll. Wenn letzteres wirklich der Fall gewesen wäre, so mußte man nach 40 Jahren doch wohl so weit gekommen sein, daß „der Volksgeist der böhmischen Nation" auch bereits etwas Brauchbares für die Errichtung der Hauptkirche des Landes beisteuern konnte und nicht einer Anlehnung an ein fremdes Vor- bild ruhig zusehen mußte. Gerade diese Anlehnung widerlegt schlagend das Vorhandensein selbständig construirter Bauwerke, deren Schätzung recht gering gewesen sein müßte, weun sie nicht einmal in einem solchen Falle ausschließlich als Vorbilder dienten, sondern fremde Muster ihnen vorgezogen wurden. Die Augaben eines Zeitgenossen, der nach seiner Bildung und Stellung über das wichtigste kirchliche Bauwerk mit einent gewissen Sachverständnisse zu urtheilen in der Lage war, verdienen jedenfalls mehr Glauben als alle gekünstelten Deutungen des 19. Jahrhundertes, welche die Abhängigkeit von Deutschland um jeden Preis bestreiten und dafür entweder byzantinische Einflüsse oder tschechoslawische Selbständig- keit einschieben wollen. Daß die Veitskirche des heil. Wenzel als ein „byzantinisches Kirchlein“ gedentet werden dürfe,1) schließen die Worte „Romanae ecclesiae“ aus, die direct auf einen in Italien gebräuchlichen Rundbautypus gehen, bei welchem allerdings byzantinische Einflüsse nicht bestritten werden sollen. Cosmas war ja 1092 mit den Bischöfen von Prag und Olmütz in Mantua gewesen.2) Wenn er nun einmal anläß lich des Mauerbaues einer Stadt die Wendung3) gebraucht „opere Romano, sicut hodie cernitur“, so entspricht dieselbe vollständig der Wahrnehmung eines Augenzeugen, der auch Bauten anderer Länder, so in den Niederlanden, in Deutschland und Ungarn,4) auf verschiedenen Reisen kennen und vergleichen gelernt hatte. Die bis 1060 stehende Prager Veitskirche kannte er noch aus eigener Anschauung; seine An- gaben über dieselbe und ihr Verhältniß zum anstoßenden Adalberts kirchlein machen ganz den Eindruck persönlicher Beobachtung des That-- sächlichen. Der mit den Eigenthümlichkeiten fremdländischer Kirchenbauten 1) Tomek, Geschichte der Stadt Prag, I., S. 14. 2) Cosmae chron. a. a. D. Einleitung S. VII. 3) Ebendas. S. 32. 4) Ebendas. Einleitung S. VI, VII u. X.
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216 — Vertraute fand aber auch rasch das ihn besonders interessirende Ver- gleichsmoment der Anlageform heraus, die er auf ein ihm selbst nicht unbekannt gebliebenes Land bezog. Der Umstand, daß Cosmas die erste Prager Veitskirche ebenso gut wie manche Kirche Italiens selbst gesehen hatte, stützt die Zuverlässigkeit seiner Beschreibung umso mehr in ganz außerordentlicher Weise, als er ja auch sonst gar keine Ursache haben konnte, in diesem Falle mit Absicht irgendeine unzutreffende Bemerkung zu machen. Uebrigens wäre er, selbst wenn er Italien nie gesehen hätte, auch als Prager Domdechant in einer nicht einmal 200 Jahre hinter der Erbauung der ersten Veitskirche liegenden Zeit stets noch im Stande gewesen, sich verläßliche Auskunft über das Vorbild seiner Domkirche zu verschaffen, da man im Capitel denn doch wohl über diese nicht unwichtige Frage zweifellos irgendwelche zuverlässige Ueberlieferungen hatte und namentlich wegen ihres Zusammenhanges mit den Landespatrone und Kirchengründer hoch in Ehren hielt. Unter solchen Umständen läßt sich gar nicht bezweifeln, daß Cosmas mit den Worten „ad similitudinem Romanae ecclesiae rotundam“ eine dem Bauzustande der ersten Prager Veitskirche vollständig entsprechende Angabe über das Abhängigkeitsver- hältniß von bestimmten, auch ihm bekannten Vorbildern machen konnte und wollte. Sie verweist direct auf Anlehnung an frendländische Muster und auf ihre Nachbildung bei der Hauptkirche des Böhmerlandes, dessen vereinzelte kleine Gotteshäuser in den verschiedenen Gauen doch kaum mehr Selbständigkeit in Kirchenbaufragen gezeigt haben können, als man sich in der Residenz des Herzoges selbst gestattete. Dies alles deutet, da der gut unterrichtete Augenzeuge glaubwürdiger erscheint als eine willkür liche Annahme des 19. Jahrhundertes, entschieden darauf hin, daß bei der Rundkirche des heil. Wenzel wie bei den anderen offenbar in ihrem Typus errichteten böhmischen Rundkirchen weder von einem „selbständig construirten“ noch von einem „originellen“ Bauwerke die Rede sein könne, sondern anerkannte und wohlbekannte Nachahmung vorwaltete. Die von dem heil. Wenzel errichtete erste Prager Veitskirche war ein gleich der Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen auf italienische Vorbilder zurückgehender Centralbau. Schon lange, ehe man in Böhmen überhaupt an einen Kirchenbau dachte, war die Rundkirche in Italien gebränchlich und durch die von dort ausgehenden Auregungen auch in Deutschland verwendet worden; 1) sie brauchte nicht erst mehrere Jahr- 1) Dehio-Bezold, Die kirchliche Baukunst des Abendlandes. (Stuttgart 1884 u. f.) Taf. 1—4, 7—11. — Neuwirth, Geschichte der chriftlichen Kunst in Böhmen. S. 16.
216 — Vertraute fand aber auch rasch das ihn besonders interessirende Ver- gleichsmoment der Anlageform heraus, die er auf ein ihm selbst nicht unbekannt gebliebenes Land bezog. Der Umstand, daß Cosmas die erste Prager Veitskirche ebenso gut wie manche Kirche Italiens selbst gesehen hatte, stützt die Zuverlässigkeit seiner Beschreibung umso mehr in ganz außerordentlicher Weise, als er ja auch sonst gar keine Ursache haben konnte, in diesem Falle mit Absicht irgendeine unzutreffende Bemerkung zu machen. Uebrigens wäre er, selbst wenn er Italien nie gesehen hätte, auch als Prager Domdechant in einer nicht einmal 200 Jahre hinter der Erbauung der ersten Veitskirche liegenden Zeit stets noch im Stande gewesen, sich verläßliche Auskunft über das Vorbild seiner Domkirche zu verschaffen, da man im Capitel denn doch wohl über diese nicht unwichtige Frage zweifellos irgendwelche zuverlässige Ueberlieferungen hatte und namentlich wegen ihres Zusammenhanges mit den Landespatrone und Kirchengründer hoch in Ehren hielt. Unter solchen Umständen läßt sich gar nicht bezweifeln, daß Cosmas mit den Worten „ad similitudinem Romanae ecclesiae rotundam“ eine dem Bauzustande der ersten Prager Veitskirche vollständig entsprechende Angabe über das Abhängigkeitsver- hältniß von bestimmten, auch ihm bekannten Vorbildern machen konnte und wollte. Sie verweist direct auf Anlehnung an frendländische Muster und auf ihre Nachbildung bei der Hauptkirche des Böhmerlandes, dessen vereinzelte kleine Gotteshäuser in den verschiedenen Gauen doch kaum mehr Selbständigkeit in Kirchenbaufragen gezeigt haben können, als man sich in der Residenz des Herzoges selbst gestattete. Dies alles deutet, da der gut unterrichtete Augenzeuge glaubwürdiger erscheint als eine willkür liche Annahme des 19. Jahrhundertes, entschieden darauf hin, daß bei der Rundkirche des heil. Wenzel wie bei den anderen offenbar in ihrem Typus errichteten böhmischen Rundkirchen weder von einem „selbständig construirten“ noch von einem „originellen“ Bauwerke die Rede sein könne, sondern anerkannte und wohlbekannte Nachahmung vorwaltete. Die von dem heil. Wenzel errichtete erste Prager Veitskirche war ein gleich der Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen auf italienische Vorbilder zurückgehender Centralbau. Schon lange, ehe man in Böhmen überhaupt an einen Kirchenbau dachte, war die Rundkirche in Italien gebränchlich und durch die von dort ausgehenden Auregungen auch in Deutschland verwendet worden; 1) sie brauchte nicht erst mehrere Jahr- 1) Dehio-Bezold, Die kirchliche Baukunst des Abendlandes. (Stuttgart 1884 u. f.) Taf. 1—4, 7—11. — Neuwirth, Geschichte der chriftlichen Kunst in Böhmen. S. 16.
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217 hunderte später in Böhmen bei „einem charakteristischen selbständig con- struirten Bauwerke“ ebenso originell als schön zum Ausdrucke des Volksgeistes der böhmischen (tschechischen) Nation zu werden. Die ganze Entwicklungsgeschichte der Gedanken des außerhalb Böhmens bereits durch Jahrhunderte bekaunten und oft benützten Centralbaues widerstreitet aufs entschiedenste der ganz willkürlichen Behauptung, daß in den böhmischen Rundkirchen von allem Aufange an charakteristische Selbständigkeit und Originalität sich erfolgreich geregt und bethätigt habe. Uebrigens zeigt schon ein Blick auf das benachbarte Niederösterreich, das zahlreiche roma- nische Rundkirchen an verschiedenen, niemals von Böhmen beeinflußten Orten besitzt,1) die Verwendung dieser Anlageform in anderen Ländern; auch in Mähren,2) Steiermark,3) Kärnthen,4) Ungarn5) und bis nach Zara6) hinab findet sie sich in späteren und früheren Tagen, der beste Beweis, daß ihre Originalität ebenso wenig an den „Volksgeist der böh mischen Nation“ als an Böhmen gebunden zu werden brauchte. Man darf gewiß annehmen, daß die von dem heil. Wenzel für die erste Prager Veitskirche gewählte Rundform gerade, weil sie bei der vom Landespatrone selbst erbauten Hauptkirche des Landes verwendet war, auf lange Zeit hinaus für den Kirchenbau Böhmens eine gewisse Vor- bildlichkeit behauptete, die mit der verhältuißmäßig uicht unbeträchtlichen Zahl böhmischer Rundkirchen in einer gewissen Wechselbeziehung zu stehn scheint. Ist nun erstere erweisbar von fremden Vorbildern beeinflußt und abhängig, dann läßt sich unbedingt das zunächst von ihr maßgebend Bestimnte weder als selbständig noch als originell bezeichnen, geschweige denn noch weiter mit Erust als solches festhalten. War aber irgend eine Beeinflussung bei der Wahl des Vorbildes für den Bau der ersten Veits- kirche von einem bestimmten Vororte aus erfolgt, so konnte dies nur Regensburg sein, dessen Bischof die Banbewilligung ertheilte und die Entwicklung aller kirchlichen Verhältnisse des ihm untersteheuden Böhmer- 1) Lind, Ueber Rundbanten mit besonderer Berücksichtigung der Dreikönigskapelle zu Tulln in Niederösterreich. Mittheilungen der k. k. Centralcommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XII. Jahrgang (Wien 1867), S. 146 u. f. 2) Ebendaj. S. 149, Fig. 3. 3) Ebendaf. S. 153, Fig. 15, S. 155, Fig. 19, §. 152 u. 158, Fig. 13, 26 u. 27. 4) Ebendas. S. 151, Fig. 8. 5) Ebendas. S. 151, Fig. 10, S. 157, Fig. 25, S. 159 u. 160, Fig. 28—30. 6) Eitelberger, Die mittelalterlichen Kunstdenkmale Dalmatiens. Jahrbuch der k. k. Centralconunission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. V. Band (Wien 1861), S. 161 u. Taf. V.
217 hunderte später in Böhmen bei „einem charakteristischen selbständig con- struirten Bauwerke“ ebenso originell als schön zum Ausdrucke des Volksgeistes der böhmischen (tschechischen) Nation zu werden. Die ganze Entwicklungsgeschichte der Gedanken des außerhalb Böhmens bereits durch Jahrhunderte bekaunten und oft benützten Centralbaues widerstreitet aufs entschiedenste der ganz willkürlichen Behauptung, daß in den böhmischen Rundkirchen von allem Aufange an charakteristische Selbständigkeit und Originalität sich erfolgreich geregt und bethätigt habe. Uebrigens zeigt schon ein Blick auf das benachbarte Niederösterreich, das zahlreiche roma- nische Rundkirchen an verschiedenen, niemals von Böhmen beeinflußten Orten besitzt,1) die Verwendung dieser Anlageform in anderen Ländern; auch in Mähren,2) Steiermark,3) Kärnthen,4) Ungarn5) und bis nach Zara6) hinab findet sie sich in späteren und früheren Tagen, der beste Beweis, daß ihre Originalität ebenso wenig an den „Volksgeist der böh mischen Nation“ als an Böhmen gebunden zu werden brauchte. Man darf gewiß annehmen, daß die von dem heil. Wenzel für die erste Prager Veitskirche gewählte Rundform gerade, weil sie bei der vom Landespatrone selbst erbauten Hauptkirche des Landes verwendet war, auf lange Zeit hinaus für den Kirchenbau Böhmens eine gewisse Vor- bildlichkeit behauptete, die mit der verhältuißmäßig uicht unbeträchtlichen Zahl böhmischer Rundkirchen in einer gewissen Wechselbeziehung zu stehn scheint. Ist nun erstere erweisbar von fremden Vorbildern beeinflußt und abhängig, dann läßt sich unbedingt das zunächst von ihr maßgebend Bestimnte weder als selbständig noch als originell bezeichnen, geschweige denn noch weiter mit Erust als solches festhalten. War aber irgend eine Beeinflussung bei der Wahl des Vorbildes für den Bau der ersten Veits- kirche von einem bestimmten Vororte aus erfolgt, so konnte dies nur Regensburg sein, dessen Bischof die Banbewilligung ertheilte und die Entwicklung aller kirchlichen Verhältnisse des ihm untersteheuden Böhmer- 1) Lind, Ueber Rundbanten mit besonderer Berücksichtigung der Dreikönigskapelle zu Tulln in Niederösterreich. Mittheilungen der k. k. Centralcommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XII. Jahrgang (Wien 1867), S. 146 u. f. 2) Ebendaj. S. 149, Fig. 3. 3) Ebendaf. S. 153, Fig. 15, S. 155, Fig. 19, §. 152 u. 158, Fig. 13, 26 u. 27. 4) Ebendas. S. 151, Fig. 8. 5) Ebendas. S. 151, Fig. 10, S. 157, Fig. 25, S. 159 u. 160, Fig. 28—30. 6) Eitelberger, Die mittelalterlichen Kunstdenkmale Dalmatiens. Jahrbuch der k. k. Centralconunission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. V. Band (Wien 1861), S. 161 u. Taf. V.
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218 — landes, also auch seines Kirchenbaues mit dem größten Interesse ver- folgen sowie durch Rath und That unterstützen mußte. Nahezu 120 Jahre stand der Bau des heil. Wenzel, als Spitihniew II. angesichts der räumlichen Beschxänktheit desselben sowie jener des anstoßenden Adalbertskirchleins 1060 den Plan faßte, beide Gotteshäuser niederreißen und offenbar auf dem Platze derselben eine große Kirche zu Ehren der beiden Landespatrone erbanen zu lassen. Dem Entschlusse folgte rasch die Inangriffnahme der Ausführung, da der bereits am 28. Jänner 1061 gestorbene Herzog noch den Platz für den Neubau in weitem Uu- fange ausstecken und den Grund legen ließ.1) Diese zweite vorkarolinische Veitskirche lag westlicher als der Chor- bau des heutigen Domes, vorwiegend auf jener Grundfläche, über welche sich der noch unvollendete Bau des Langhauses der Kathedrale erstreckt. Denn anläßlich der Krönung der Königin Elisabeth, der Gemahlin Wenzels II., ist 1303 ausdrücklich des großen, zwischen der Veitskirche und der Georgskirche liegenden Platzes gedacht.2) Auf letzterem fand am 21. November 1344 an einer außerhalb des alten Domes liegenden Stelle3) die Grundsteinlegung zur dritten Veitskirche statt, die sich dem- nach nicht unmittelbar auf dem Grunde der zweiten, sondern östlich von derselben zu erheben begann, während noch durch mehrere Jahrzehente der Gottesdienst in dent älteren Baue ununterbrochen abgehalten wurde, und die allmähliche Niederreißung einzelner Theile des letzteren erst er- folgte, als die Fortschritte des immer miehr gegen Westen vorrückenden Neubaues dies forderten.4) Die mehr westliche Lage des von Spiti- 1) Cosmae chronicon a. a. D. S. 92. Continuo per longum gyrum designat ecclesiae locum, iacit fundamenta, fervet opus, surgit murus; sed eius felicia coepta in subsequenti mox anno intercipit mors inepta. 2) Chronicon Aulae Regiae. Fontes rerum Bohemicarum. IV. (Prag 1884) S. 86. Facta fuit tunc curia regalis sive ambitus inter ecclesias beati Viti et Georgii martyrum mire magnitudinis et structure de serratis roboribus et dolatis, compaginacionibus quoque feruminatis. 3) Benessii de Weitmil chronicon. Font. rer. Boh. IV., S. 495. Exeuntes de Pragensi ecclesia, veniunt ad locum efossum et pro funda- mento novo preparatum. — Francisci Pragensis chronicon. Font. rer. Boh. IV., S. 438. Archiepiscopus accepto pallio egressus de ecclesia . . novam fundavit ecclesiam Prage. 4) Benessii de Weitmil chronicon a. a. D. S. 540. (1369) Eodem anno die V. Novembris recondita sunt duorum presulum ecclesie Pragensis ossa in capella sanctorum Symonis et Jude .. quia fractis muris antique ec- clesie oportebat necessario illa in alium locum transferri et collocari. — Ebendaj. S. 547. (1373) Eodem anno de mense Decembri .. translata sunt
218 — landes, also auch seines Kirchenbaues mit dem größten Interesse ver- folgen sowie durch Rath und That unterstützen mußte. Nahezu 120 Jahre stand der Bau des heil. Wenzel, als Spitihniew II. angesichts der räumlichen Beschxänktheit desselben sowie jener des anstoßenden Adalbertskirchleins 1060 den Plan faßte, beide Gotteshäuser niederreißen und offenbar auf dem Platze derselben eine große Kirche zu Ehren der beiden Landespatrone erbanen zu lassen. Dem Entschlusse folgte rasch die Inangriffnahme der Ausführung, da der bereits am 28. Jänner 1061 gestorbene Herzog noch den Platz für den Neubau in weitem Uu- fange ausstecken und den Grund legen ließ.1) Diese zweite vorkarolinische Veitskirche lag westlicher als der Chor- bau des heutigen Domes, vorwiegend auf jener Grundfläche, über welche sich der noch unvollendete Bau des Langhauses der Kathedrale erstreckt. Denn anläßlich der Krönung der Königin Elisabeth, der Gemahlin Wenzels II., ist 1303 ausdrücklich des großen, zwischen der Veitskirche und der Georgskirche liegenden Platzes gedacht.2) Auf letzterem fand am 21. November 1344 an einer außerhalb des alten Domes liegenden Stelle3) die Grundsteinlegung zur dritten Veitskirche statt, die sich dem- nach nicht unmittelbar auf dem Grunde der zweiten, sondern östlich von derselben zu erheben begann, während noch durch mehrere Jahrzehente der Gottesdienst in dent älteren Baue ununterbrochen abgehalten wurde, und die allmähliche Niederreißung einzelner Theile des letzteren erst er- folgte, als die Fortschritte des immer miehr gegen Westen vorrückenden Neubaues dies forderten.4) Die mehr westliche Lage des von Spiti- 1) Cosmae chronicon a. a. D. S. 92. Continuo per longum gyrum designat ecclesiae locum, iacit fundamenta, fervet opus, surgit murus; sed eius felicia coepta in subsequenti mox anno intercipit mors inepta. 2) Chronicon Aulae Regiae. Fontes rerum Bohemicarum. IV. (Prag 1884) S. 86. Facta fuit tunc curia regalis sive ambitus inter ecclesias beati Viti et Georgii martyrum mire magnitudinis et structure de serratis roboribus et dolatis, compaginacionibus quoque feruminatis. 3) Benessii de Weitmil chronicon. Font. rer. Boh. IV., S. 495. Exeuntes de Pragensi ecclesia, veniunt ad locum efossum et pro funda- mento novo preparatum. — Francisci Pragensis chronicon. Font. rer. Boh. IV., S. 438. Archiepiscopus accepto pallio egressus de ecclesia . . novam fundavit ecclesiam Prage. 4) Benessii de Weitmil chronicon a. a. D. S. 540. (1369) Eodem anno die V. Novembris recondita sunt duorum presulum ecclesie Pragensis ossa in capella sanctorum Symonis et Jude .. quia fractis muris antique ec- clesie oportebat necessario illa in alium locum transferri et collocari. — Ebendaj. S. 547. (1373) Eodem anno de mense Decembri .. translata sunt
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219 — hniew II. begonnenen Domes ist auch festgestellt durch die 1879 vorge- nommenen Ansgrabungen auf dem zur ehemaligen Dompropstei gehörigen Hofe. Bei denselben wurde nämlich die Apsis einer Krypta bloßgelegt, deren Wölbung einst auf Säulen ruhte.1) Spitihniew II. starb bald nach den Beginne des Baues, den sein Bruder Wratislaw II. offenbar rasch weiter führte, da der am 9. De- cember 1067 gestorbene Bischof Severus bereits die Wenzelskapelle er- weitern ließ.2) Am 17. April 1091 traf das Domkloster und mit ihm die neue Veitskirche, deren Vollendungsjahr uicht sicher erweisbar ist, eine schwere Feuersbrunst,3) welche mehr die Innenausstattung des Domes als das Mauerwerk desselben beschädigt haben mag. Denn schon am 27. September 1094 wurde auf besonderen Besehl des Herzoges Břetis- law II. der Hochaltar des heil. Veit durch Bischof Cosmas wieder ge- weiht,4) der am 14. April 1096 auch die neue Consecration der Don- kirche zu Ehren der Heil. Veit, Wenzel und Adalbert vornahm.5) Mehr als durch die verhältuißmäßig nicht lange, für die vollständige Wieder- corpora antiquorum principum et regum Boemie de antiquis sepulchris suis et posita ac tumulata in novo choro ecclesie Pragensis. — Ebendas. S. 548. (1374) Et quia olym, dum rumperetur ecclesia Pragensis antiqua, multa episcoporum corpora sunt obruta et deperdita in cripta sancti Gaudencii .. . Hec corpora sunt translata, ne simul cum illis successu temporis per oblivionem, dum rumperetur antiqua fabrica, per negligen- ciam perderentur. — Grueber, Die Kunst des Mittelalters in Böhmen (4 Theile, Wien 1871—1879), III., S. 45. Item anno domini MCCCLXXXXVI . . translatum est corpus sancti Adalberti .. de antiqua ecclesia in medium nove Pragensis ecclesie. 1) Neuwirth, Geschichte d. christl. Kunst i. Böhm. S. 44. 2) Cosmae chronicon a. a. D. S. 187. Tempore enim suo Severus sextus huius sedis episcopus ampliorem dilatans capellam, circa sacram praedicti patroni tumbam ossa praedicti clientis (Podivin) effodiens, quia aliter non poterat fundari murus, et collocans ea in sarcophago, posuerat in camera, ubi ecclesiastica servabantur xenia. 3) Ebendaf. S. 124. Eodem anno (1091) XV Kal. Maii IV feria in secunda ebdomada paschae combustum est monasterium sanctorum martyrum Viti, Wencezlai atque Adalberti in urbe Praga. 4) Ebendaf. S. 138. Item eodem anno (1094) et eodem duce iubente Cosmas episcopus V Kal. Octobris consecravit altare sancti Viti martiris, quia monasterium adhuc non erat perductum ad ultimam manum. 5) Ebendas. S. 138. Anno dominicae incarnationis 1096 XVII Kal. Mai iu- bente gloriosissimo duce Boemorum Bracizlao a venerabili episcopo Cosma consecratum est monasterium sanctorum martirum Viti, Wencezlai atque Adalberti.
219 — hniew II. begonnenen Domes ist auch festgestellt durch die 1879 vorge- nommenen Ansgrabungen auf dem zur ehemaligen Dompropstei gehörigen Hofe. Bei denselben wurde nämlich die Apsis einer Krypta bloßgelegt, deren Wölbung einst auf Säulen ruhte.1) Spitihniew II. starb bald nach den Beginne des Baues, den sein Bruder Wratislaw II. offenbar rasch weiter führte, da der am 9. De- cember 1067 gestorbene Bischof Severus bereits die Wenzelskapelle er- weitern ließ.2) Am 17. April 1091 traf das Domkloster und mit ihm die neue Veitskirche, deren Vollendungsjahr uicht sicher erweisbar ist, eine schwere Feuersbrunst,3) welche mehr die Innenausstattung des Domes als das Mauerwerk desselben beschädigt haben mag. Denn schon am 27. September 1094 wurde auf besonderen Besehl des Herzoges Břetis- law II. der Hochaltar des heil. Veit durch Bischof Cosmas wieder ge- weiht,4) der am 14. April 1096 auch die neue Consecration der Don- kirche zu Ehren der Heil. Veit, Wenzel und Adalbert vornahm.5) Mehr als durch die verhältuißmäßig nicht lange, für die vollständige Wieder- corpora antiquorum principum et regum Boemie de antiquis sepulchris suis et posita ac tumulata in novo choro ecclesie Pragensis. — Ebendas. S. 548. (1374) Et quia olym, dum rumperetur ecclesia Pragensis antiqua, multa episcoporum corpora sunt obruta et deperdita in cripta sancti Gaudencii .. . Hec corpora sunt translata, ne simul cum illis successu temporis per oblivionem, dum rumperetur antiqua fabrica, per negligen- ciam perderentur. — Grueber, Die Kunst des Mittelalters in Böhmen (4 Theile, Wien 1871—1879), III., S. 45. Item anno domini MCCCLXXXXVI . . translatum est corpus sancti Adalberti .. de antiqua ecclesia in medium nove Pragensis ecclesie. 1) Neuwirth, Geschichte d. christl. Kunst i. Böhm. S. 44. 2) Cosmae chronicon a. a. D. S. 187. Tempore enim suo Severus sextus huius sedis episcopus ampliorem dilatans capellam, circa sacram praedicti patroni tumbam ossa praedicti clientis (Podivin) effodiens, quia aliter non poterat fundari murus, et collocans ea in sarcophago, posuerat in camera, ubi ecclesiastica servabantur xenia. 3) Ebendaf. S. 124. Eodem anno (1091) XV Kal. Maii IV feria in secunda ebdomada paschae combustum est monasterium sanctorum martyrum Viti, Wencezlai atque Adalberti in urbe Praga. 4) Ebendaf. S. 138. Item eodem anno (1094) et eodem duce iubente Cosmas episcopus V Kal. Octobris consecravit altare sancti Viti martiris, quia monasterium adhuc non erat perductum ad ultimam manum. 5) Ebendas. S. 138. Anno dominicae incarnationis 1096 XVII Kal. Mai iu- bente gloriosissimo duce Boemorum Bracizlao a venerabili episcopo Cosma consecratum est monasterium sanctorum martirum Viti, Wencezlai atque Adalberti.
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220 — instandsetzung nöthige Zeit erscheint durch die Thatsache, daß nachweisbar die Sacristei vor und nach dem Brande an derselben Stelle lag1) und vor und nach der Feuersbrunst die Krypta der Heiligen Cosmas und Damian in gleicher Weise als Aufbewahrungsstätte für den Leichnam des Gnesener Erzbischofes Gaudentius diente,2) der Fortbestand der unter Spitihniew II. begonnenen Anlage verbürgt. Geringe Beschädigungen erlitt die Veitskirche bei dem Brande, welcher 1142 während der Belage- rung Prags durch Konrad von Znaim den Hradschin heimsuchte und insbesondere die Kirche des Georgsklosters einäscherte.3) Denu da die Bischöfe von Prag, Olmütz und Bamberg bereits am 30. September 1143 die neue Weihe des Prager Domes vornehmen konnten,4) bis zu welcher zweifellos alle Beschädigungen wieder behoben sein mußten, so waren letztere offenbar durchaus nicht bedentend und betrafen vielleicht noch mehr das anstoßende Domkloster und den Domschatz. Von dieser Zeit an erhielt sich der Bau abgesehen von einer 1252 durchgeführten Erhöhung des Hauptchores und der gleichzeitig vorgenommenen baulichen Veränderung der Sacristei5) sowie von der 1270 unter Bischof Johann III. vollendeten Wiederherstellung des 1264 zusammengestürzten Thurmess 1) Sieh oben S. 219, Anm. 2. 2) Cosmae chronicon a. a. O. S. 110. (1074) Dum psalmiculos rumi- narem stans in cripta sanctorum martirum Cosmae et Damiani u. s. w. — Sieh oben S. 218—219, Anm. 4. 3) Monachus Sazaviensis, Font. rer. Boh. II., S. 261. (1142) Monasteria sanctorum Viti, Wencezlai atque Adalberti sanctique Georgii incendio vastaverunt. — Vincentii chronicon. Font. rer. Boh. II., S. 413. Monasterium predictum (sancti Viti) cum maximo thesauro et plurimis ecclesiis combustum est. 4) Ebendaj. S. 262. Eodem anno (1143) venerabilis dedicatio monasterii sanctorum Viti, Wencezlai atque Adalberti II. Kal. Octobris a tribus episcopis, Ottone Pragensi et Heinrico Olomucensi et Babenbergensi episcopo. 5) Continuatores Cosmae, Font. rer. Boh. II. S. 289. Eodem anno (1252) tempore veris et ante initium aestatis erectus est chorus in eccle- sia Pragensi et capella sancti Michaelis dilatata. — Ebendaf. S. 322. (Vitus decanus) capellam sancti Michaelis, in qua vestiuntur ministri ad missas celebrandas, amplificavit subtus cameris testudinatis et supra, et locavit altare sancti Michaelis. 6) Ebendaf. S. 298. Item eodem anno (1264) XI Kal. Martii aedificium turris Pragensis ecclesiae, quod vulgariter dicitur campanarium, corruit. — Ebendaſ. S. 300 (1270) Turris Pragensis ecclesiae, quae ante multos annos corruerat, reparata est domino Johanne venerabili episcopo pro- curante.
220 — instandsetzung nöthige Zeit erscheint durch die Thatsache, daß nachweisbar die Sacristei vor und nach dem Brande an derselben Stelle lag1) und vor und nach der Feuersbrunst die Krypta der Heiligen Cosmas und Damian in gleicher Weise als Aufbewahrungsstätte für den Leichnam des Gnesener Erzbischofes Gaudentius diente,2) der Fortbestand der unter Spitihniew II. begonnenen Anlage verbürgt. Geringe Beschädigungen erlitt die Veitskirche bei dem Brande, welcher 1142 während der Belage- rung Prags durch Konrad von Znaim den Hradschin heimsuchte und insbesondere die Kirche des Georgsklosters einäscherte.3) Denu da die Bischöfe von Prag, Olmütz und Bamberg bereits am 30. September 1143 die neue Weihe des Prager Domes vornehmen konnten,4) bis zu welcher zweifellos alle Beschädigungen wieder behoben sein mußten, so waren letztere offenbar durchaus nicht bedentend und betrafen vielleicht noch mehr das anstoßende Domkloster und den Domschatz. Von dieser Zeit an erhielt sich der Bau abgesehen von einer 1252 durchgeführten Erhöhung des Hauptchores und der gleichzeitig vorgenommenen baulichen Veränderung der Sacristei5) sowie von der 1270 unter Bischof Johann III. vollendeten Wiederherstellung des 1264 zusammengestürzten Thurmess 1) Sieh oben S. 219, Anm. 2. 2) Cosmae chronicon a. a. O. S. 110. (1074) Dum psalmiculos rumi- narem stans in cripta sanctorum martirum Cosmae et Damiani u. s. w. — Sieh oben S. 218—219, Anm. 4. 3) Monachus Sazaviensis, Font. rer. Boh. II., S. 261. (1142) Monasteria sanctorum Viti, Wencezlai atque Adalberti sanctique Georgii incendio vastaverunt. — Vincentii chronicon. Font. rer. Boh. II., S. 413. Monasterium predictum (sancti Viti) cum maximo thesauro et plurimis ecclesiis combustum est. 4) Ebendaj. S. 262. Eodem anno (1143) venerabilis dedicatio monasterii sanctorum Viti, Wencezlai atque Adalberti II. Kal. Octobris a tribus episcopis, Ottone Pragensi et Heinrico Olomucensi et Babenbergensi episcopo. 5) Continuatores Cosmae, Font. rer. Boh. II. S. 289. Eodem anno (1252) tempore veris et ante initium aestatis erectus est chorus in eccle- sia Pragensi et capella sancti Michaelis dilatata. — Ebendaf. S. 322. (Vitus decanus) capellam sancti Michaelis, in qua vestiuntur ministri ad missas celebrandas, amplificavit subtus cameris testudinatis et supra, et locavit altare sancti Michaelis. 6) Ebendaf. S. 298. Item eodem anno (1264) XI Kal. Martii aedificium turris Pragensis ecclesiae, quod vulgariter dicitur campanarium, corruit. — Ebendaſ. S. 300 (1270) Turris Pragensis ecclesiae, quae ante multos annos corruerat, reparata est domino Johanne venerabili episcopo pro- curante.
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221 iu seiner ursprünglichen Anlage bis in die Tage der Luxemburger und wurde von den Landesfürsten, den Bischöfen und anderen frommen Per- sonen immer reicher und glänzender ausgestattet. Erst im Jahre 1369 ist es mit Sicherheit nachzuweisen,1) daß man Theile des vorkarolinischen Domes, der für den Gottesdienst bis dahin ununterbrochen verwendet worden war, niederreißen und abtragen ließ. Die Nachrichten, welche sich für die Uebertragung der sterblichen Ueberreste böhmischer Fürsten und Bischöfe aus dem alten Dome in den neuen erhalten haben, gestatten die Weiterverfolgung der Abtragungsarbeiten bis 1373 und 1374. Doch wurde selbst in dem letztgenannten Jahre keineswegs schon die vollständige Abtragung der vorkarolinischen Veitskirche durchgeführt oder in nahe Aussicht genommen, weil man bei der Uebertragung der Bischofsleich¬ name als Ursache hervorhob, daß dieselben nicht wie die Leichname in der Krypta der Heiligen Cosmas und Damian „mit der Zeit“ (successu temporis), bis das alte Gebäude niedergerissen würde, verloren gingen. Ja, der alte Hauptchor war auch im Jahre 1404 noch nicht abge- brochen,2) sondern wurde erst später demolirt; ein Theil des vorkaroli¬ nischen Domes überdauerte nicht nur den Husitensturm, sondern wahr- scheinlich auch den furchtbaren Brand von 1541, wie wenigstens aus dem Briefe des Prager Domdechantes Scribonius vom Jahre 1548 hervorgeht, da derselbe ausdrücklich auf den Zusammensturz des alten Thurmes auf der Nordseite verweist, welcher im Hiublick auf den anderi jüngeren, beute noch bestehenden Hauptthurm einem älteren Baue, also dem Dome Spitihniews II., angehört haben muß. Bei den Wiederher- stellungsarbeiten, die unter Ferdinand I. zur Instandsetzung des schwer beschädigten Veitsdomes ausgeführt wurden, scheinen die letzten Ueberreste der vorkarolinischen Anlage vollständig verschwunden zu sein; denn nach Beczkowskys Berichte ließ man „die von dem gegen Mitternacht gestan denen und eingefallenen Thurm übrig gebliebenen Steine herausklauben und für die Wiedererbauung des verbrannten Chors oder Presbyteriis ver wenden.3) Die Anlage und die Ausstattung des vorkarolinischen Veitsdomes lassen sich aus verschiedenen Quellenbelegen ziemlich eingehend feststellen. Die Erwähnung zweier Chöre, nämlich des auch dem heil. Wenzel ge- 1) Sieh oben S. 218, Anm. 4. 2) Tomek, Základy starého místopisu Pražského (Prag 1865—1875) III., S. 104 u. 112. 3) Legis Glückselig, Der Prager Dom zu St. Veit. (Prag—Leitmeritz 1855), S. 43.
221 iu seiner ursprünglichen Anlage bis in die Tage der Luxemburger und wurde von den Landesfürsten, den Bischöfen und anderen frommen Per- sonen immer reicher und glänzender ausgestattet. Erst im Jahre 1369 ist es mit Sicherheit nachzuweisen,1) daß man Theile des vorkarolinischen Domes, der für den Gottesdienst bis dahin ununterbrochen verwendet worden war, niederreißen und abtragen ließ. Die Nachrichten, welche sich für die Uebertragung der sterblichen Ueberreste böhmischer Fürsten und Bischöfe aus dem alten Dome in den neuen erhalten haben, gestatten die Weiterverfolgung der Abtragungsarbeiten bis 1373 und 1374. Doch wurde selbst in dem letztgenannten Jahre keineswegs schon die vollständige Abtragung der vorkarolinischen Veitskirche durchgeführt oder in nahe Aussicht genommen, weil man bei der Uebertragung der Bischofsleich¬ name als Ursache hervorhob, daß dieselben nicht wie die Leichname in der Krypta der Heiligen Cosmas und Damian „mit der Zeit“ (successu temporis), bis das alte Gebäude niedergerissen würde, verloren gingen. Ja, der alte Hauptchor war auch im Jahre 1404 noch nicht abge- brochen,2) sondern wurde erst später demolirt; ein Theil des vorkaroli¬ nischen Domes überdauerte nicht nur den Husitensturm, sondern wahr- scheinlich auch den furchtbaren Brand von 1541, wie wenigstens aus dem Briefe des Prager Domdechantes Scribonius vom Jahre 1548 hervorgeht, da derselbe ausdrücklich auf den Zusammensturz des alten Thurmes auf der Nordseite verweist, welcher im Hiublick auf den anderi jüngeren, beute noch bestehenden Hauptthurm einem älteren Baue, also dem Dome Spitihniews II., angehört haben muß. Bei den Wiederher- stellungsarbeiten, die unter Ferdinand I. zur Instandsetzung des schwer beschädigten Veitsdomes ausgeführt wurden, scheinen die letzten Ueberreste der vorkarolinischen Anlage vollständig verschwunden zu sein; denn nach Beczkowskys Berichte ließ man „die von dem gegen Mitternacht gestan denen und eingefallenen Thurm übrig gebliebenen Steine herausklauben und für die Wiedererbauung des verbrannten Chors oder Presbyteriis ver wenden.3) Die Anlage und die Ausstattung des vorkarolinischen Veitsdomes lassen sich aus verschiedenen Quellenbelegen ziemlich eingehend feststellen. Die Erwähnung zweier Chöre, nämlich des auch dem heil. Wenzel ge- 1) Sieh oben S. 218, Anm. 4. 2) Tomek, Základy starého místopisu Pražského (Prag 1865—1875) III., S. 104 u. 112. 3) Legis Glückselig, Der Prager Dom zu St. Veit. (Prag—Leitmeritz 1855), S. 43.
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222 — weihten östlichen Hauptchores1) und des offenbar westlichen Marien- chores,2) steht mit jener zweier Krypten, nämlich der verschließbaren Krypta der Heil. Cosmas und Damians) sowie der Martinskrypta,4) in einem gewissen Zusammenhange; war doch bei größeren Kirchen der romanischen Zeit in der Regel unterhalb des Chorranmes eine Krypta angelegt. Daher charakterisiren die doppelten Chöre und die doppelten Krypten den vorkarolinischen Veitsdom zuverlässig als eine doppelchörige Basilika,5) welcher Typus auch der gleichzeitig bei den größeren Kirchen- bauten Deutschlands geradezu bevorzugten Grundrißbildung entspricht und sich angesichts der Abhängigkeit der kirchlichen Verhältnisse Böhmens von Deutschland vollauf erklärt. Gerade in den mit Böhmen vielfach verkehrenden uächsten Bischofstädten Regensburg und Bamberg sowie in Mainz, dem Sitze des über Böhmen gebietenden Erzbischofes, begegnen doppelchörige Anlagen, die bei gleichem Zwecke auch für Prag vorbildlich werden konnten. Mit dem Marienchore des karolinischen Domes, dem vorderen Theile des Presbyteriums, welcher besonders für den Gottes- dienst der damals erst gestifteten Mansionare bestimmt wurde, läßt sich jener des vorkarolinischen Baues nach dem Brauche der jeweiligen Bau- zeiten weder auf dieselbe Stufe stellens) noch aus dem gleichen Bedürf 1) Erben, Regesta Bohemiae et Moraviae I. (Prag 1855), S. 188, N. 418. (1194) Haec autem omnia . . me praesente et collaudante ab omnibus canonicis, qui aderant, finitis vesperis in medio chori sancti Wencezlai recognita sunt. 2) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 322. (Vitus decanus) locavit altare sanctorum euangelistarum ad latus chori sanctae Mariae a sinistris. 3) Ebendas. S. 344. Von den Kriegern Ottos von Brandenburg, die 1279 in die Wenzelskapelle und in die Krypta eindrangen, heißt es: „Intrantes criptam sanctorum Cozmae et Damiani .. Ad ultimum receptis clavibus a sacrista per vim criptae et capellae u. s. w. — Sieh oben 220, Ann. 2. 4) Cosmae chron. a. a. D. S. 187. Sepultus est (1124) autem in Praga metropoli . . ad principalem ecclesiam sanctorum martyrum Viti, Wen- cezlai atque Adalberti in cripta sancti Martini episcopi et confessoris. Tontek, Der Aufban der Prager Sct. Veitskirche. Kalender des Prager Dombauvereines für 1862, S. 29 behauptet, daß beide Krypten „sich symnie- trisch rechts und links von dem Hauptchore in den Apsiden der beiden Seitenschiffe“ befanden. Tomek, Aufbau d. Prag. Sct. Veitskirche a. a. D. S. 28 nimut für das Presbyterium zwei Abtheilungen an, „wovon die eine dem Hauptaltare nähere den Hauptchor, die andere entferutere bei einent in der Mitte des Presbyteri¬ uns stehenden Marienaltare den Marieuchor gebildet hat“. — Für dieje un haltbare Deutung tritt auch ein Chytil, Zur Kunstgeschichte Böhmens. Kunstchronik, 23. Jahrgang (Leipzig 1888), Sp. 564. 5) 6)
222 — weihten östlichen Hauptchores1) und des offenbar westlichen Marien- chores,2) steht mit jener zweier Krypten, nämlich der verschließbaren Krypta der Heil. Cosmas und Damians) sowie der Martinskrypta,4) in einem gewissen Zusammenhange; war doch bei größeren Kirchen der romanischen Zeit in der Regel unterhalb des Chorranmes eine Krypta angelegt. Daher charakterisiren die doppelten Chöre und die doppelten Krypten den vorkarolinischen Veitsdom zuverlässig als eine doppelchörige Basilika,5) welcher Typus auch der gleichzeitig bei den größeren Kirchen- bauten Deutschlands geradezu bevorzugten Grundrißbildung entspricht und sich angesichts der Abhängigkeit der kirchlichen Verhältnisse Böhmens von Deutschland vollauf erklärt. Gerade in den mit Böhmen vielfach verkehrenden uächsten Bischofstädten Regensburg und Bamberg sowie in Mainz, dem Sitze des über Böhmen gebietenden Erzbischofes, begegnen doppelchörige Anlagen, die bei gleichem Zwecke auch für Prag vorbildlich werden konnten. Mit dem Marienchore des karolinischen Domes, dem vorderen Theile des Presbyteriums, welcher besonders für den Gottes- dienst der damals erst gestifteten Mansionare bestimmt wurde, läßt sich jener des vorkarolinischen Baues nach dem Brauche der jeweiligen Bau- zeiten weder auf dieselbe Stufe stellens) noch aus dem gleichen Bedürf 1) Erben, Regesta Bohemiae et Moraviae I. (Prag 1855), S. 188, N. 418. (1194) Haec autem omnia . . me praesente et collaudante ab omnibus canonicis, qui aderant, finitis vesperis in medio chori sancti Wencezlai recognita sunt. 2) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 322. (Vitus decanus) locavit altare sanctorum euangelistarum ad latus chori sanctae Mariae a sinistris. 3) Ebendas. S. 344. Von den Kriegern Ottos von Brandenburg, die 1279 in die Wenzelskapelle und in die Krypta eindrangen, heißt es: „Intrantes criptam sanctorum Cozmae et Damiani .. Ad ultimum receptis clavibus a sacrista per vim criptae et capellae u. s. w. — Sieh oben 220, Ann. 2. 4) Cosmae chron. a. a. D. S. 187. Sepultus est (1124) autem in Praga metropoli . . ad principalem ecclesiam sanctorum martyrum Viti, Wen- cezlai atque Adalberti in cripta sancti Martini episcopi et confessoris. Tontek, Der Aufban der Prager Sct. Veitskirche. Kalender des Prager Dombauvereines für 1862, S. 29 behauptet, daß beide Krypten „sich symnie- trisch rechts und links von dem Hauptchore in den Apsiden der beiden Seitenschiffe“ befanden. Tomek, Aufbau d. Prag. Sct. Veitskirche a. a. D. S. 28 nimut für das Presbyterium zwei Abtheilungen an, „wovon die eine dem Hauptaltare nähere den Hauptchor, die andere entferutere bei einent in der Mitte des Presbyteri¬ uns stehenden Marienaltare den Marieuchor gebildet hat“. — Für dieje un haltbare Deutung tritt auch ein Chytil, Zur Kunstgeschichte Böhmens. Kunstchronik, 23. Jahrgang (Leipzig 1888), Sp. 564. 5) 6)
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223 uisse ableiten. Die Ausmalung des vor allem als „sanctuarium“ gel- teuden Ostchores, welche Bischof Nicolaus 1253 ausführen ließ,1) hing mit der 1252 vollendeten Chorerhöhung zusammen. Das Langhaus, welches Chorschranken2) vom Presbyterium treunten, war dreischiffig und mit einer cassetirten Felderdecke geschmückt, die, offen bar wie der gestirnte Himmel bemalt, über den Häuptern der Andächtigen sich ausspannte.3) Da 1264 ausdrücklich die Beschädigung der Glasfenster des Veitsdomes verzeichnet wurde,4) so besaß letzterer offenbar schon ziemlich frühe die nöthige Verglasung seiner Lichtöffnungen. Glasmalereien erhielt er jedoch erst 1276, in welchem Jahre Bischof Johann III. zwei fein und kostbar gearbeitete Fenster mit Darstellungen aus dem alten und neuen Testamente spendete.5) An Stelle der alten Orgel beschaffte man 1255 um 26 Mark Silber ein neues Werk, das im folgenden Jahre aufgestellt wurde.6) Die Zahl der Altäre stieg im 14. Jahrhunderte bis anf 47,7) ein sprechender Beleg für die Größe der Spitihniewschen Anlage, die dem früheren Raummangel gründlich abhalf. Nicht nur das 1129 vom Bischofe Meinhard aufs neue mit Gold, Silber und Krystall geschmückte Adalberts- grabmal,s) sondern auch manch Grabdenkmal und manche prächtige Altar- ausstattung zierten das im Laufe der Zeit immer reicher bedachte Gotteshaus. 1) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 291. Eodem anno (1253) depictum est sanctuarium maioris ecclesiae procurante episcopo Nicolao III Kal. Aprilis. 2) Tomek, Základy III., S. 109 u. 112 weist für den Katharinenaltar die örtliche Bestimnnnng „in cancellis“ und „intra cancellum“ nach. 3) Continuat. Cosmac a. a. D. S. 294 u. 295. Rodem anno (1257) in medio veris dominus Nicolaus, episcopus Pragensis, tabulatum, quod vul- gariter dicitur coelum, veteri destructo, renovavit. 4) Ebendaj. S. 298. Fenestrae etiam Pragensis ecclesiae vitreae sunt con- fractae. 5) Ebendaj. S. 302. Fecit etiam duas fenestras magnas de subtili opere et pretioso, et vitro eas clausit, in quibus materia depicta continebatur veteris et novi testamenti. 6) Ebendaſ. S. 293. Eodem anno (1255) organa nova facta sunt in ecclesia Pragensi, quae constiterunt XXVI marcas argenti, sed perfecta sunt futuro anno tempore quadragesimae. 7) Tomek, Aufbau der Prager Sct. Veitskirche a. a. D. S. 33—38. 8) Canonici Wissegradensis continuatio Cosmae. Font. rer. Boh. II., S. 207. Eodemque anno dominus Meynhardus, episcopus Pra- gensis ecclesiae, renovat sepulcrum sancti Adalberti pontificis auro et argento et cristallo. — Den ursprünglichen Schmuck beschreibt Cosmae chron. a. a. D. S. 77. Quinto loco ferunt tabulas tres graves auro,
223 uisse ableiten. Die Ausmalung des vor allem als „sanctuarium“ gel- teuden Ostchores, welche Bischof Nicolaus 1253 ausführen ließ,1) hing mit der 1252 vollendeten Chorerhöhung zusammen. Das Langhaus, welches Chorschranken2) vom Presbyterium treunten, war dreischiffig und mit einer cassetirten Felderdecke geschmückt, die, offen bar wie der gestirnte Himmel bemalt, über den Häuptern der Andächtigen sich ausspannte.3) Da 1264 ausdrücklich die Beschädigung der Glasfenster des Veitsdomes verzeichnet wurde,4) so besaß letzterer offenbar schon ziemlich frühe die nöthige Verglasung seiner Lichtöffnungen. Glasmalereien erhielt er jedoch erst 1276, in welchem Jahre Bischof Johann III. zwei fein und kostbar gearbeitete Fenster mit Darstellungen aus dem alten und neuen Testamente spendete.5) An Stelle der alten Orgel beschaffte man 1255 um 26 Mark Silber ein neues Werk, das im folgenden Jahre aufgestellt wurde.6) Die Zahl der Altäre stieg im 14. Jahrhunderte bis anf 47,7) ein sprechender Beleg für die Größe der Spitihniewschen Anlage, die dem früheren Raummangel gründlich abhalf. Nicht nur das 1129 vom Bischofe Meinhard aufs neue mit Gold, Silber und Krystall geschmückte Adalberts- grabmal,s) sondern auch manch Grabdenkmal und manche prächtige Altar- ausstattung zierten das im Laufe der Zeit immer reicher bedachte Gotteshaus. 1) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 291. Eodem anno (1253) depictum est sanctuarium maioris ecclesiae procurante episcopo Nicolao III Kal. Aprilis. 2) Tomek, Základy III., S. 109 u. 112 weist für den Katharinenaltar die örtliche Bestimnnnng „in cancellis“ und „intra cancellum“ nach. 3) Continuat. Cosmac a. a. D. S. 294 u. 295. Rodem anno (1257) in medio veris dominus Nicolaus, episcopus Pragensis, tabulatum, quod vul- gariter dicitur coelum, veteri destructo, renovavit. 4) Ebendaj. S. 298. Fenestrae etiam Pragensis ecclesiae vitreae sunt con- fractae. 5) Ebendaj. S. 302. Fecit etiam duas fenestras magnas de subtili opere et pretioso, et vitro eas clausit, in quibus materia depicta continebatur veteris et novi testamenti. 6) Ebendaſ. S. 293. Eodem anno (1255) organa nova facta sunt in ecclesia Pragensi, quae constiterunt XXVI marcas argenti, sed perfecta sunt futuro anno tempore quadragesimae. 7) Tomek, Aufbau der Prager Sct. Veitskirche a. a. D. S. 33—38. 8) Canonici Wissegradensis continuatio Cosmae. Font. rer. Boh. II., S. 207. Eodemque anno dominus Meynhardus, episcopus Pra- gensis ecclesiae, renovat sepulcrum sancti Adalberti pontificis auro et argento et cristallo. — Den ursprünglichen Schmuck beschreibt Cosmae chron. a. a. D. S. 77. Quinto loco ferunt tabulas tres graves auro,
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224 — In der Wenzelskapelle stand die Tumba des heil. Landespatrones, 1) die 1358 durch ein noch viel prächtigeres Werk ersetzt wurde, welches auf der Welt damals nicht seinesgleichen fand.2) Den „tumulum Gebhardi episcopi“ 3) darf man wohl auch als ein tumbenartiges Grabmal betrachten. Ein solches, mit Steinplatte versehen, war dem 1271 verstorbenen Don- dechant Veit 4) errichtet worden. Dieselbe Form hatten wohl auch die Denkmäler über den Beisetzungsstätten einzelner Mitglieder 5) des Herrscher- hauses, nach deren Uebertragung in den neuen Dom in den Chorkapellen ähnliche Tumben neu aufgestellt wurden. Durch besondere Pracht der Ausführung zeichnete sich das in der Silvesterkapelle errichtete Grab- denkmal des letzten Prager Bischofes Johann IV. von Dražitz aus, das der Geschichtschreiber Franz von Prag in folgender Weise näher be schreibt: 6) „Et adhuc plena fruens sospitate fieri mandavit ymaginem de auricalco artificiali opere consumatam et optime deauratam ad- instar presulis in pontificalibus, que locabitur suo tempore super thumulum lapidemque magnum concavum ad corpus ipsius locandum, et tabulam argenteam, in qua ewangelium: „In principio erat verbum" est mirifice sculptum; de aliis quoque cunctis studiose providit, que ad sepulturam dinoscuntur pertinere. Tabulas vero sive asseres cypressinos magne quantitatis pro arca sive capsa ex eis facienda pro corpore suo . . in eadem tempore Dei adveniente condiendo magnis sumptibus et expensis per Pragenses institores in Weneciis conquisivit.“ Als 1374 die Ueberreste der ehemaligen Prager Bischöfe in den neuen Dom übertragen und beigesetzt wurden, blieb dieses Grab- denkmal in der noch bestehenden Silvesterkapelle des alten Domes.7) Wie lange es bestand, läßt sich nicht mehr quellenmäßig feststellen. Unter den Grabdenkmälern des vorkarolinischen Domes ragte es durch Kunst werth und als Werk der Gußtechnik offenbar gauz bedeutend hervor. quae circa altare, ubi sanctum corpus quievit, positae fuerant. Erat enim maior tabula quinque ulnarum in longitudine et decem palmarum in lati- tudine, valde adornata lapidibus pretiosis et cristallinis sachis. 1) Sieh oben S. 219, Aum. 2. 2) Benessii de Weitmil chron. a. a. D. S. 527. 3) Cosmae chron. a. a. O. S. 187. 4) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 326. Hoc etiam epitaphium lapidi ipsius tumbae superposito scriptum erat: Nomen sortitus fuit a vita vere Vitus — Cuius erat vita morum fidei redimita. 5) Tomek, Základy, III., S. 101 u. f. 6) Francisci Pragensis chron. a. a. O. S. 423. 7) Benessii de Weitmil chron. a. a. O. S. 548. In alio loco iacet dominus Johannes, episcopus XXVII, videlicet in capella sancti Sylvestri.
224 — In der Wenzelskapelle stand die Tumba des heil. Landespatrones, 1) die 1358 durch ein noch viel prächtigeres Werk ersetzt wurde, welches auf der Welt damals nicht seinesgleichen fand.2) Den „tumulum Gebhardi episcopi“ 3) darf man wohl auch als ein tumbenartiges Grabmal betrachten. Ein solches, mit Steinplatte versehen, war dem 1271 verstorbenen Don- dechant Veit 4) errichtet worden. Dieselbe Form hatten wohl auch die Denkmäler über den Beisetzungsstätten einzelner Mitglieder 5) des Herrscher- hauses, nach deren Uebertragung in den neuen Dom in den Chorkapellen ähnliche Tumben neu aufgestellt wurden. Durch besondere Pracht der Ausführung zeichnete sich das in der Silvesterkapelle errichtete Grab- denkmal des letzten Prager Bischofes Johann IV. von Dražitz aus, das der Geschichtschreiber Franz von Prag in folgender Weise näher be schreibt: 6) „Et adhuc plena fruens sospitate fieri mandavit ymaginem de auricalco artificiali opere consumatam et optime deauratam ad- instar presulis in pontificalibus, que locabitur suo tempore super thumulum lapidemque magnum concavum ad corpus ipsius locandum, et tabulam argenteam, in qua ewangelium: „In principio erat verbum" est mirifice sculptum; de aliis quoque cunctis studiose providit, que ad sepulturam dinoscuntur pertinere. Tabulas vero sive asseres cypressinos magne quantitatis pro arca sive capsa ex eis facienda pro corpore suo . . in eadem tempore Dei adveniente condiendo magnis sumptibus et expensis per Pragenses institores in Weneciis conquisivit.“ Als 1374 die Ueberreste der ehemaligen Prager Bischöfe in den neuen Dom übertragen und beigesetzt wurden, blieb dieses Grab- denkmal in der noch bestehenden Silvesterkapelle des alten Domes.7) Wie lange es bestand, läßt sich nicht mehr quellenmäßig feststellen. Unter den Grabdenkmälern des vorkarolinischen Domes ragte es durch Kunst werth und als Werk der Gußtechnik offenbar gauz bedeutend hervor. quae circa altare, ubi sanctum corpus quievit, positae fuerant. Erat enim maior tabula quinque ulnarum in longitudine et decem palmarum in lati- tudine, valde adornata lapidibus pretiosis et cristallinis sachis. 1) Sieh oben S. 219, Aum. 2. 2) Benessii de Weitmil chron. a. a. D. S. 527. 3) Cosmae chron. a. a. O. S. 187. 4) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 326. Hoc etiam epitaphium lapidi ipsius tumbae superposito scriptum erat: Nomen sortitus fuit a vita vere Vitus — Cuius erat vita morum fidei redimita. 5) Tomek, Základy, III., S. 101 u. f. 6) Francisci Pragensis chron. a. a. O. S. 423. 7) Benessii de Weitmil chron. a. a. O. S. 548. In alio loco iacet dominus Johannes, episcopus XXVII, videlicet in capella sancti Sylvestri.
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225 — Vereinzelt erscheint ein Altar1) als „de ligno positum“. Um die Altarvermehrung machte sich der Domdechant Veit sehr verdient, 2) dem der Chronist auch nachrühmt: „Erexit enim pulpitum facultatibus pro- priis testudinatum . . erexit etiam aliud pulpitum.“ Hinter ihm blieb Bischof Johann III. nicht zurück, der von 1276 bis 1277 „erexit etiam ibidem duo pulpita decori et magnifici operis.“3) Domdechant Veit ließ sich auch die Beschaffung der verschiedenartigsten gottesdienstlichen Bücher angelegen sein, 4) um deren Vermehrung sich nicht minder Bischof Tobias bemühte;5) zu seinen Spenden zählten das heute noch erhaltene, 1293 geschriebene Evangeliar A. 61 und das 1294 vollendete Agenden buch P. 3 in der Prager Capitelbibliothek 6). Bischof Tobias stellte außerdem verschiedene gottesdienstliche Gewänder und manches Ausstat- tungsstück für die Altäre7) bei. Am berühmtesten ist wohl von den Aus- stattungsgegenständen romanischer Kunst der oft genannte, angeblich aus Salomos Tempel stammende Leuchterfußs) mit seinen phantastischen Orna- menten, Thiers und Menschenformen. Kostbare Paramente und Altar- geräthe dankte der Dom auch der Freigebigkeit der Herrscher, besonders Přemysl Ottokars II.9) Mit der wachsenden Pracht der Innenausstattung ging die Bedachtnahme auf entsprechende würdige Hebung des Aeußeren Hand in Hand. Bischof Johann III. ließ den Dom 1276 mit schönem 1) Tomek, Základy, III., S. 104. 2) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 322. Ampliavit etiam Pragensem ecclesiam construendo altaria. 3) Ebendas. S. 302. 4) Ebendaf. S. 321. Compilavit lectionarium, quod matutinale appellatur .. Procuravit etiam libros plures musicos scribi ad officium divini cultus pertinentes suis propriis sumptibus .. Erant enim libri antiqui usuales et simplices, quidam etiam iam vetustate consumti, inutiles .. Sunt autem hi libri, qui conscripti sunt Viti decani pretio et expensis, missalia, gra- dualia, antifonaria musica, psalteria, ymnaria, collectaria, baptisteria, breviaria et alii plures sermonum libri. 5) Ebendaf. S. 368. Contulit etiam missale magnum .. nocturnale magnum . . breviarium. 6) Neüwirth, Gesch. d. christl. Kunst i. Böhm. S. 442 u. 443. 7) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 367. Ecclesiam Pragensem .. con- fovendo providit ei in ornatibus pretiosis et libris ecclesiasticis mit fol- gender Einzelaufzählung. 8) Heider-Eitelberger, Mittelalterliche Kunstdenkmale des österreichischen Kaiserstaates. I. (Stuttgart 1858), S. 197 u. f. m. Taf. XXXV. 9) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 335. Mittheilungen. 38. Jahrgang. 3. Heft.
225 — Vereinzelt erscheint ein Altar1) als „de ligno positum“. Um die Altarvermehrung machte sich der Domdechant Veit sehr verdient, 2) dem der Chronist auch nachrühmt: „Erexit enim pulpitum facultatibus pro- priis testudinatum . . erexit etiam aliud pulpitum.“ Hinter ihm blieb Bischof Johann III. nicht zurück, der von 1276 bis 1277 „erexit etiam ibidem duo pulpita decori et magnifici operis.“3) Domdechant Veit ließ sich auch die Beschaffung der verschiedenartigsten gottesdienstlichen Bücher angelegen sein, 4) um deren Vermehrung sich nicht minder Bischof Tobias bemühte;5) zu seinen Spenden zählten das heute noch erhaltene, 1293 geschriebene Evangeliar A. 61 und das 1294 vollendete Agenden buch P. 3 in der Prager Capitelbibliothek 6). Bischof Tobias stellte außerdem verschiedene gottesdienstliche Gewänder und manches Ausstat- tungsstück für die Altäre7) bei. Am berühmtesten ist wohl von den Aus- stattungsgegenständen romanischer Kunst der oft genannte, angeblich aus Salomos Tempel stammende Leuchterfußs) mit seinen phantastischen Orna- menten, Thiers und Menschenformen. Kostbare Paramente und Altar- geräthe dankte der Dom auch der Freigebigkeit der Herrscher, besonders Přemysl Ottokars II.9) Mit der wachsenden Pracht der Innenausstattung ging die Bedachtnahme auf entsprechende würdige Hebung des Aeußeren Hand in Hand. Bischof Johann III. ließ den Dom 1276 mit schönem 1) Tomek, Základy, III., S. 104. 2) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 322. Ampliavit etiam Pragensem ecclesiam construendo altaria. 3) Ebendas. S. 302. 4) Ebendaf. S. 321. Compilavit lectionarium, quod matutinale appellatur .. Procuravit etiam libros plures musicos scribi ad officium divini cultus pertinentes suis propriis sumptibus .. Erant enim libri antiqui usuales et simplices, quidam etiam iam vetustate consumti, inutiles .. Sunt autem hi libri, qui conscripti sunt Viti decani pretio et expensis, missalia, gra- dualia, antifonaria musica, psalteria, ymnaria, collectaria, baptisteria, breviaria et alii plures sermonum libri. 5) Ebendaf. S. 368. Contulit etiam missale magnum .. nocturnale magnum . . breviarium. 6) Neüwirth, Gesch. d. christl. Kunst i. Böhm. S. 442 u. 443. 7) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 367. Ecclesiam Pragensem .. con- fovendo providit ei in ornatibus pretiosis et libris ecclesiasticis mit fol- gender Einzelaufzählung. 8) Heider-Eitelberger, Mittelalterliche Kunstdenkmale des österreichischen Kaiserstaates. I. (Stuttgart 1858), S. 197 u. f. m. Taf. XXXV. 9) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 335. Mittheilungen. 38. Jahrgang. 3. Heft.
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226 — dauerhaftem Ziegelbelage decken, 1) aus dessen besonderer Erwähnung auf eine ursprünglich andere, wahrscheinlich nur hölzerne Dachdeckung geschlossen werden darf; letztere hatte das Ausbrechen des Brandes im Jahre 1142 begünstigt. 2) An den Langseiten des Domes waren zwei Thürme angeordnet. Der am 10. April 1132 durch Blitzstrahl zerstörte Wenzelsthurm,3) welcher zwischen dem Nicolausaltare und dem Grabmale des 1089 ge- storbenen Bischofes Gebhard emporstieg, enthielt im Erdgeschosse eine Kapelle; Ietztere war offenbar mit der schon vor 1068 erweiterten Wenzels- kapelle identisch, da die Beisetzung der bei der Erweiterung beseitigten Gebeine Podiwens, die Bischof Meinhard 1124 in einer Thurmkapelle1) bergen ließ, gerade in einem diesem Heiligen geweihten Kapellenraume natürlich erscheint; der treue Begleiter verdiente den Ruheplatz unmittelbar neben seinem heiligen Gebieter. Die heutige Wenzelskapelle erweist sich als ein Bautheil des Prager Domes, dessen Errichtung aus mannigfachen Gründen 5) noch der vor Karl IV. liegenden Bauperiode, wenn auch bereits der Gothik des 14. Jahr- hundertes zufällt. Ihre Einbeziehung in den neuen Dombau, die augen- scheinlich auf Wunsch des Bauherrn aus besonderen Rücksichten erfolgte und vom zweiten Dombaumeister Peter Parler von Gmünd bis 1366 vollendet war, störte die Gleichmäßigkeit der Grundrißentwicklung des Neubaues. Stand die Wenzelskapelle mit dem vorkarolinischen Veitsdome in unmittelbarem Zusammenhange, so wäre ein solcher nur an der heutigen Südseite denkbar, da die Fenstereinstellung in den drei anderen Wänden ein nach diesen Seiten ursprünglich freies Vortreten des Kapellenraumes und ehemals unbehinderten Lichtzufluß von Westen, Norden und Osten 1) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 302. Anno domini 1276 Johannes, episcopus Pragensis, cooperuit ecclesiam sancti Viti kathedralem pulchri et durabilis operis lapideis tegulis. 2) Vincentii chronicon a. a. D. S. 412—413. Quidam nefarius . . sagitte sue igne per artem adiuncto eam uersus monasterium sancti Uiti dirigit, que tecto monasterii affixa predictum monasterium incendit. 3) Canonici Wissegrad. continuat. a. a. O. S. 215. Inaudita ful- gura apparuerunt, ex quibus turris sancti Wenceslai succensa est .. sola turris tantummodo combusta est, ecclesia autem tuta ab igne permansit 4) Cosmae chron. a. a. D. S. 187. Megnardus casu reperiens in sacrario ossa Podivin condit humi in capella, quae est sub turre inter altare sancti Nicolai episcopi et confessoris et tumulum Gebeardi episcopi. — Sieh dazu oben S. 219, Aum. 2. 5) Neuwirth, Der Dom St. Veit zu Prag. (Borrmann-Graul, Die Baukunst. 2. Heft, Berlin 1898), S. 8.
226 — dauerhaftem Ziegelbelage decken, 1) aus dessen besonderer Erwähnung auf eine ursprünglich andere, wahrscheinlich nur hölzerne Dachdeckung geschlossen werden darf; letztere hatte das Ausbrechen des Brandes im Jahre 1142 begünstigt. 2) An den Langseiten des Domes waren zwei Thürme angeordnet. Der am 10. April 1132 durch Blitzstrahl zerstörte Wenzelsthurm,3) welcher zwischen dem Nicolausaltare und dem Grabmale des 1089 ge- storbenen Bischofes Gebhard emporstieg, enthielt im Erdgeschosse eine Kapelle; Ietztere war offenbar mit der schon vor 1068 erweiterten Wenzels- kapelle identisch, da die Beisetzung der bei der Erweiterung beseitigten Gebeine Podiwens, die Bischof Meinhard 1124 in einer Thurmkapelle1) bergen ließ, gerade in einem diesem Heiligen geweihten Kapellenraume natürlich erscheint; der treue Begleiter verdiente den Ruheplatz unmittelbar neben seinem heiligen Gebieter. Die heutige Wenzelskapelle erweist sich als ein Bautheil des Prager Domes, dessen Errichtung aus mannigfachen Gründen 5) noch der vor Karl IV. liegenden Bauperiode, wenn auch bereits der Gothik des 14. Jahr- hundertes zufällt. Ihre Einbeziehung in den neuen Dombau, die augen- scheinlich auf Wunsch des Bauherrn aus besonderen Rücksichten erfolgte und vom zweiten Dombaumeister Peter Parler von Gmünd bis 1366 vollendet war, störte die Gleichmäßigkeit der Grundrißentwicklung des Neubaues. Stand die Wenzelskapelle mit dem vorkarolinischen Veitsdome in unmittelbarem Zusammenhange, so wäre ein solcher nur an der heutigen Südseite denkbar, da die Fenstereinstellung in den drei anderen Wänden ein nach diesen Seiten ursprünglich freies Vortreten des Kapellenraumes und ehemals unbehinderten Lichtzufluß von Westen, Norden und Osten 1) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 302. Anno domini 1276 Johannes, episcopus Pragensis, cooperuit ecclesiam sancti Viti kathedralem pulchri et durabilis operis lapideis tegulis. 2) Vincentii chronicon a. a. D. S. 412—413. Quidam nefarius . . sagitte sue igne per artem adiuncto eam uersus monasterium sancti Uiti dirigit, que tecto monasterii affixa predictum monasterium incendit. 3) Canonici Wissegrad. continuat. a. a. O. S. 215. Inaudita ful- gura apparuerunt, ex quibus turris sancti Wenceslai succensa est .. sola turris tantummodo combusta est, ecclesia autem tuta ab igne permansit 4) Cosmae chron. a. a. D. S. 187. Megnardus casu reperiens in sacrario ossa Podivin condit humi in capella, quae est sub turre inter altare sancti Nicolai episcopi et confessoris et tumulum Gebeardi episcopi. — Sieh dazu oben S. 219, Aum. 2. 5) Neuwirth, Der Dom St. Veit zu Prag. (Borrmann-Graul, Die Baukunst. 2. Heft, Berlin 1898), S. 8.
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227 — verbürgt. Bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundertes ist die Wenzelskapelle als ein seitlich vortretender Erweiterungsbau des vor- karolinischen Veitsdomes erweisbar, 1) dessen Platz man auch beibehalten mochte, als man — wahrscheinlich unter König Johann von Luxemburg 2) — einen Neubau der Kapelle in Angriff nahm. Derselbe könnte mithin der letzte sichtbare Ueberrest der vorkarolinischen Domanlage genannt werden, welcher jedoch durch die Meisterhand Peter Parlers dem Charakter des karolinischen Baues vollständig angeglichen erscheint und in der Edelstein- decoration und den Wandbildern der Wände einen gerade dem Zeitalter Karls IV. bekannten Wandschmuck erhielt. Dem an der einen Domseite liegenden Wenzelsthurm entsprach an der anderen die ausdrücklich als „campanarium“ oder „campanile" bezeichnete Thurmanlage, die 1264 zusammenstürzte und bis 1270 wieder instand gesetzt war.3) In ihrem Erdgeschosse befand sich eine Kapelle mit dem Stanislausaltare, der 1259 errichtet wurde und auch zwischen 1368 und 1373 als „in campanili“ liegend genannt ist. 4) Die Reste eines solchen noch im 16. Jahrhunderte erwähnten Thurmes verschwanden erst nach dem Brande von 1541. Vielleicht war durch die Anordnung eines Süd und eines Nordthurmes die Kreuzform in der Anlage des Domes ähnlich wie bei der Kirche des benachbarten Georgsklosters betont. In der bekannten Bilderbibel Welislaws in der Lobkowitzischen Bibliothek in Prag ist die Veitskirche als romanische Basilika mit drei Thürmen dargestellt. Das Fehlen der Doppelchörigkeit der Anlage berechtigt aber zu dem Schlusse, daß hier uicht eine dem Thatsächlichen entsprechende Darstellung angestrebt wurde, sondern nur ein allgemein gebräuchlicher Typus ohne Rücksicht auf den Bauzustaud selbst Verwendung fand. An der Nordseite des Domes befand sich die Kapelle des heil. Gotthard, die Bischof Johann I. (1134—1139) nach Durchbrechung der nördlichen Langhausmauer hatte errichten lassen und zu seiner Grabstätte wählte.5) Da an der Nordseite auch der Domkreuzgang längs des Lang- hauses sich hinzog und gegen Osten nächst dem Hauptchore der Glocken- 1) Sieh oben S. 219, Anm. 2 und S. 226. 2) Neuwirth, Geschichte der bildenden Kunst in Böhmen vom Tode Wenzels III. bis zu den Husitenkriegen. I. Band (Prag 1893), S. 422 u. 423. 3) Sieh oben S. 220, Anm. 6. 4) Tomek, Základy III., S. 108. 5) Canonici Wissegrad, continuat. a. a. D. S. 231. Sepultus est autem in capella sancti Gothardi episcopi et confessoris, quam ipse perforato pariete ecclesiae sancti Wencezlai ad aquilonem construi iusserat.
227 — verbürgt. Bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundertes ist die Wenzelskapelle als ein seitlich vortretender Erweiterungsbau des vor- karolinischen Veitsdomes erweisbar, 1) dessen Platz man auch beibehalten mochte, als man — wahrscheinlich unter König Johann von Luxemburg 2) — einen Neubau der Kapelle in Angriff nahm. Derselbe könnte mithin der letzte sichtbare Ueberrest der vorkarolinischen Domanlage genannt werden, welcher jedoch durch die Meisterhand Peter Parlers dem Charakter des karolinischen Baues vollständig angeglichen erscheint und in der Edelstein- decoration und den Wandbildern der Wände einen gerade dem Zeitalter Karls IV. bekannten Wandschmuck erhielt. Dem an der einen Domseite liegenden Wenzelsthurm entsprach an der anderen die ausdrücklich als „campanarium“ oder „campanile" bezeichnete Thurmanlage, die 1264 zusammenstürzte und bis 1270 wieder instand gesetzt war.3) In ihrem Erdgeschosse befand sich eine Kapelle mit dem Stanislausaltare, der 1259 errichtet wurde und auch zwischen 1368 und 1373 als „in campanili“ liegend genannt ist. 4) Die Reste eines solchen noch im 16. Jahrhunderte erwähnten Thurmes verschwanden erst nach dem Brande von 1541. Vielleicht war durch die Anordnung eines Süd und eines Nordthurmes die Kreuzform in der Anlage des Domes ähnlich wie bei der Kirche des benachbarten Georgsklosters betont. In der bekannten Bilderbibel Welislaws in der Lobkowitzischen Bibliothek in Prag ist die Veitskirche als romanische Basilika mit drei Thürmen dargestellt. Das Fehlen der Doppelchörigkeit der Anlage berechtigt aber zu dem Schlusse, daß hier uicht eine dem Thatsächlichen entsprechende Darstellung angestrebt wurde, sondern nur ein allgemein gebräuchlicher Typus ohne Rücksicht auf den Bauzustaud selbst Verwendung fand. An der Nordseite des Domes befand sich die Kapelle des heil. Gotthard, die Bischof Johann I. (1134—1139) nach Durchbrechung der nördlichen Langhausmauer hatte errichten lassen und zu seiner Grabstätte wählte.5) Da an der Nordseite auch der Domkreuzgang längs des Lang- hauses sich hinzog und gegen Osten nächst dem Hauptchore der Glocken- 1) Sieh oben S. 219, Anm. 2 und S. 226. 2) Neuwirth, Geschichte der bildenden Kunst in Böhmen vom Tode Wenzels III. bis zu den Husitenkriegen. I. Band (Prag 1893), S. 422 u. 423. 3) Sieh oben S. 220, Anm. 6. 4) Tomek, Základy III., S. 108. 5) Canonici Wissegrad, continuat. a. a. D. S. 231. Sepultus est autem in capella sancti Gothardi episcopi et confessoris, quam ipse perforato pariete ecclesiae sancti Wencezlai ad aquilonem construi iusserat.
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228 — thurm anstieg, so muß die Gotthardskapelle am nordwestlichen Ende des Langhauses sich befunden haben. Neben dem Hauptchore lag zweifellos die Sacristei, schon frühe ausdrücklich als Aufbewahrungsort der Kirchenschätze und Ankleideraum der celebrirenden Priester genaunt. Denn als der Chor 1252 erhöht wurde, setzte man auch auf die Sacristeimauern ein dieser Erhöhung offenbar entsprechendes Stockwerk auf und wölbte beide Geschosse ein, deren unteres, als Antleideraum benütztes nach Aufstellung des Michaels- altares1) auch zur Michaelskapelle und am 21. Mai 1252 vom Bischofe Nicolaus geweiht wurde.2) Das 1298 erwähnte Hauptportal der doppelchörigen Basilika3) konnte in Rücksicht auf die nördlich unmittelbar an den Dom anstoßenden Bauten nur an der Südseite angeordnet werden. Der „porta maior“ stehen die gewöhnlichen „portae“ als Nebeneingänge oder Seitenschiffs- portale gegenüber. Dem schon Cosmas bekannten Eingange zum linken Seitenschiffe,4) vor welchem Herzog Bretislaw II. auf dem beim Dome liegenden Beerdigungsplatze begraben wurde, muß nach den zweifellos genau unterscheidenden Worten „a sinistris“ auch ein ähnlicher Eingang zum rechten Seitenschiffe entsprochen haben, so daß diese beiden Neben- portale symmetrisch neben dem westlichen Marienchore angeordnet waren. Aus dem nördlichen Seitenschiffe führte ein 1357 genannter Eingang unmittelbar in den Kreuzgang.5) ein anderer, 1305 erwähnter ins Freie und zur Domdechantei.s) 1) Sieh oben S. 220, Anm. 5. 2) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 289—290. Capella sancti Michaelis in ecclesia Pragensi XII Kal. Junii dedicata est a venerabili patre domino Nicolao, episcopo Pragensi. 3) Tomek, Základy III., S. 103. Ego Adalbertus de Podehus . . in ecclesia Pragensi altare construxi retro portam ecclesiae maiorem. 4) Cosmae chron. a. a. D. S. 147. Sepultus est . . in polyandro sancti Wencezlai ecclesiae forinsecus ante portam a sinistris, uti ipse dis- posuerat. 5) Tomek, Základy III., S. 104. Pro ecclesia Pragensi ad altare sancti Blasii in ambitu ecclesiae Pragensis a sinistris, ubi de ipsa ecclesia itur ad ambitum. 6) Emler, Regesta Boh. II., S. 1212, Nr. 2772. Volumus preterea, vt camera, que est in ecclesia ipsa Pragensi prope altare s. Petri ambitu contigua et domus, que est iuncta refectorio aput altare s. Gothardi extra ecclesiam prope hostium ecclesie, quod ducit ad domum decani, ad ipsum altare s. Siluestri pertineat ad conseruandum in ipsa camera ornatus et in- habitanda in ea ministris, qui pro tempore fuerint ipsius altaris.
228 — thurm anstieg, so muß die Gotthardskapelle am nordwestlichen Ende des Langhauses sich befunden haben. Neben dem Hauptchore lag zweifellos die Sacristei, schon frühe ausdrücklich als Aufbewahrungsort der Kirchenschätze und Ankleideraum der celebrirenden Priester genaunt. Denn als der Chor 1252 erhöht wurde, setzte man auch auf die Sacristeimauern ein dieser Erhöhung offenbar entsprechendes Stockwerk auf und wölbte beide Geschosse ein, deren unteres, als Antleideraum benütztes nach Aufstellung des Michaels- altares1) auch zur Michaelskapelle und am 21. Mai 1252 vom Bischofe Nicolaus geweiht wurde.2) Das 1298 erwähnte Hauptportal der doppelchörigen Basilika3) konnte in Rücksicht auf die nördlich unmittelbar an den Dom anstoßenden Bauten nur an der Südseite angeordnet werden. Der „porta maior“ stehen die gewöhnlichen „portae“ als Nebeneingänge oder Seitenschiffs- portale gegenüber. Dem schon Cosmas bekannten Eingange zum linken Seitenschiffe,4) vor welchem Herzog Bretislaw II. auf dem beim Dome liegenden Beerdigungsplatze begraben wurde, muß nach den zweifellos genau unterscheidenden Worten „a sinistris“ auch ein ähnlicher Eingang zum rechten Seitenschiffe entsprochen haben, so daß diese beiden Neben- portale symmetrisch neben dem westlichen Marienchore angeordnet waren. Aus dem nördlichen Seitenschiffe führte ein 1357 genannter Eingang unmittelbar in den Kreuzgang.5) ein anderer, 1305 erwähnter ins Freie und zur Domdechantei.s) 1) Sieh oben S. 220, Anm. 5. 2) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 289—290. Capella sancti Michaelis in ecclesia Pragensi XII Kal. Junii dedicata est a venerabili patre domino Nicolao, episcopo Pragensi. 3) Tomek, Základy III., S. 103. Ego Adalbertus de Podehus . . in ecclesia Pragensi altare construxi retro portam ecclesiae maiorem. 4) Cosmae chron. a. a. D. S. 147. Sepultus est . . in polyandro sancti Wencezlai ecclesiae forinsecus ante portam a sinistris, uti ipse dis- posuerat. 5) Tomek, Základy III., S. 104. Pro ecclesia Pragensi ad altare sancti Blasii in ambitu ecclesiae Pragensis a sinistris, ubi de ipsa ecclesia itur ad ambitum. 6) Emler, Regesta Boh. II., S. 1212, Nr. 2772. Volumus preterea, vt camera, que est in ecclesia ipsa Pragensi prope altare s. Petri ambitu contigua et domus, que est iuncta refectorio aput altare s. Gothardi extra ecclesiam prope hostium ecclesie, quod ducit ad domum decani, ad ipsum altare s. Siluestri pertineat ad conseruandum in ipsa camera ornatus et in- habitanda in ea ministris, qui pro tempore fuerint ipsius altaris.
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229 Westlich oder nördlich neben dem Dome erstreckte sich der eben angeführte Beerdigungsplatz, auf welchem Ludmila, die Schwester Břetislaws II., eine für das Lesen der täglichen Seelenmessen bestimmte gewölbte Rund- kapelle zu Ehren des heil. Thomas hatte errichten lassen.1) Es scheint, daß dieser Beerdigungsplatz allmählich von den Bauten des Domklosters ganz umschlossen wurde und die später neu hergerichtete Thomaskapelle für die Abhaltung der Capitel in Verwendung kam. Ist doch die Weihe einer Thomaskapelle, die uach der Erwähnung desselben Thomasaltares „in antiquo capitulo“ nur im Kreuzgange gesucht werden muß,2) für 1228 bei der Prager Domkirche 3) verbürgt. Die einige Jahrzehnte später erfolgte Errichtung einer Todtenleuchte mitten auf dem vom Domkreuz- gange umschlossenen Platze 4) spricht auch dafür, die in Rede stehende Beerdigungsstätte hieher zu verlegen, da ja nur auf einem Beerdigungs- platze die Aufstellung einer Todtenleuchte ihre volle Berechtigung hat und ganz erklärlich bleibt. Die Gemeinschaftlichkeit des Lebens der Domcapitularen nach einer für alle gleichen Vorschrift fand wie bei den Klöstern ihren baukünstlerischen Ausdruck in einer streng geschlossenen, an die Hauptkirche anstoßenden Anlage, welche alle für die Wohnung und andere Bedürfnisse der Capi¬- tularen erforderlichen Räume enthielt. Sie war auch bei dem vor- karolinischen Dome in Prag vorhanden und läßt sich in ihren Einzel- heiten noch ziemlich genan verfolgen. Dieses Domkloster lag an der Nordseite des Domes 5) und hatte an der Ostseite einen Ausgang gegen den königlichen Palast zu;6) seine 1) Sieh oben S. 228, Anm. 4; dazu Cosmae chron. a. a. O. S. 147. Ubi soror eius Ludmila . . supra testudines construxit arcuatam in honore sancti Thomae apostoli capellam, et constituit, ut cottidie ibi celebraretur missa pro defunctis. 2) Tomek, Základy III., S. 109 u. 114. 3) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 284. XVI Kal. Julii consecrata est capella sancti Thomae. 4) Ebendaj. S. 300. Hoc anno (1270) turris lapidea erecta est in medic claustri Pragensis ecclesiae ad lumen ponendum in ea, Gregorio milite regis et reginae procurante eam in expensis. 5) Das unmittelbare Anschließen an den Dom ist verbürgt durch die Art und Weise der Erwähnung des Blasiusaltares im Kreuzgange; vergl. Tomek, Základy, III., S. 104. Altare sancti Blasii in ambitu ecclesiae Pragensis a sinistris, ubi de ipsa ecclesia itur ad ambitum. — Die Anlage er- streckte sich bis zu der oberhalb des Hirschgrabens hinlaufenden Burgmauer, bei deren Einsturz auch der Domkreuzgang und das Refectorium bedroht waren. 6) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 322. Induxit .. ad construendam ecclesiam omnium sanctorum, quae sita est in exitu claustri versus curiam regalem.
229 Westlich oder nördlich neben dem Dome erstreckte sich der eben angeführte Beerdigungsplatz, auf welchem Ludmila, die Schwester Břetislaws II., eine für das Lesen der täglichen Seelenmessen bestimmte gewölbte Rund- kapelle zu Ehren des heil. Thomas hatte errichten lassen.1) Es scheint, daß dieser Beerdigungsplatz allmählich von den Bauten des Domklosters ganz umschlossen wurde und die später neu hergerichtete Thomaskapelle für die Abhaltung der Capitel in Verwendung kam. Ist doch die Weihe einer Thomaskapelle, die uach der Erwähnung desselben Thomasaltares „in antiquo capitulo“ nur im Kreuzgange gesucht werden muß,2) für 1228 bei der Prager Domkirche 3) verbürgt. Die einige Jahrzehnte später erfolgte Errichtung einer Todtenleuchte mitten auf dem vom Domkreuz- gange umschlossenen Platze 4) spricht auch dafür, die in Rede stehende Beerdigungsstätte hieher zu verlegen, da ja nur auf einem Beerdigungs- platze die Aufstellung einer Todtenleuchte ihre volle Berechtigung hat und ganz erklärlich bleibt. Die Gemeinschaftlichkeit des Lebens der Domcapitularen nach einer für alle gleichen Vorschrift fand wie bei den Klöstern ihren baukünstlerischen Ausdruck in einer streng geschlossenen, an die Hauptkirche anstoßenden Anlage, welche alle für die Wohnung und andere Bedürfnisse der Capi¬- tularen erforderlichen Räume enthielt. Sie war auch bei dem vor- karolinischen Dome in Prag vorhanden und läßt sich in ihren Einzel- heiten noch ziemlich genan verfolgen. Dieses Domkloster lag an der Nordseite des Domes 5) und hatte an der Ostseite einen Ausgang gegen den königlichen Palast zu;6) seine 1) Sieh oben S. 228, Anm. 4; dazu Cosmae chron. a. a. O. S. 147. Ubi soror eius Ludmila . . supra testudines construxit arcuatam in honore sancti Thomae apostoli capellam, et constituit, ut cottidie ibi celebraretur missa pro defunctis. 2) Tomek, Základy III., S. 109 u. 114. 3) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 284. XVI Kal. Julii consecrata est capella sancti Thomae. 4) Ebendaj. S. 300. Hoc anno (1270) turris lapidea erecta est in medic claustri Pragensis ecclesiae ad lumen ponendum in ea, Gregorio milite regis et reginae procurante eam in expensis. 5) Das unmittelbare Anschließen an den Dom ist verbürgt durch die Art und Weise der Erwähnung des Blasiusaltares im Kreuzgange; vergl. Tomek, Základy, III., S. 104. Altare sancti Blasii in ambitu ecclesiae Pragensis a sinistris, ubi de ipsa ecclesia itur ad ambitum. — Die Anlage er- streckte sich bis zu der oberhalb des Hirschgrabens hinlaufenden Burgmauer, bei deren Einsturz auch der Domkreuzgang und das Refectorium bedroht waren. 6) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 322. Induxit .. ad construendam ecclesiam omnium sanctorum, quae sita est in exitu claustri versus curiam regalem.
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230 Anlage wurde durch den in der Mitte liegenden Kreuzgang bestimmt, welcher unmittelbar vom nördlichen Seitenschiffe des Domes zugänglich war. Ob dieselbe streng symmetrisch war, ist deshalb zweifelhaft, weil der nördliche Flügel zweimal ansdrücklich als „longa via“ bezeichnet wird, was vielleicht auf eine rechteckige Grundrißform schließen ließe, da bei dieser immerhin zwei Seiten im Vergleiche zu den andern „lang genannt werden konnten. Uebrigens deutet der Ausdruck „longa via versus aquilonem“, der offenbar durch den Zusatz der Himmelsrichtung erst un- zweideutig wurde, auf das Vorhandensein einer zweiten „longa via“ des Kreuzganges; dieselbe müßte als der an den Dom anstoßende Südflügel erklärt werden. Wäre aber thatsächlich nur der Nordflügel als „longa via“ bezeichnet worden, mithin allein länger als die drei anderen Kreuz- gangsflügel gewesen, so würde diese Unregelmäßigkeit eine vom Süden nach Nordosten verlaufende Richtung des Ostflügels bedingen, welche zu dem Ostausgange gegenüber dem Königspalaste vollauf stimmen würde. Im zweiten Viertel des 13. Jahrhundertes wurden umfassende Bau herstellungen des Domklosters durchgeführt, deren solide Steins und Wölbungsarbeit 12341) gerühmt ist. Es handelte sich offenbar um eine größere Bauunternehmung, vielleicht theilweise um einen Neubau. Denn die Wölbung des Nordffügels, der nach dem inneren Hofe mit schön sculpirten Säulenanordnungen sich öffnete2) und seit 1243 in seiner ganzen Ausdehnung mit Malereien ansgestattet wurde,3) vollendete erst 4) der als Kunstförderer hochberühmte Domdechant Veit, ein geistlicher Würdenträger, der sich unter Wenzel I. und Přemysl Ottokar II. die größten Verdienste um die Belebung des Kunstschaffeus im Dienste der Kirche erwarb. 1244 waren alle Wandmalereien des Domflosters fertig gestellt, die augenschein lich eines der bedeutendsten Werke des Pinsels der Uebergangszeit vom romanischen zum gothischen Stile gewesen, jedoch vollständig verloren und nicht einmal ihren Gegenständen nach befannt sind. Vielleicht befand sich 1) Continuat. Cosmae a.a. D. S. 284. 1234. Claustrum ecclesiae Pragensis reparatum est de lapidibus et testudinatum. 2) Ebendaf. S. 322. Per ipsum etiam consumatum est opus claustri in longa via versus aquilonem in columnis sculptis et testudinibus et pictura totius claustri. 3) Ebendaf. S. 285. (1243) Longa via claustri versus aquilonem depicta est. — (1244) Eodem anno claustrum Pragense depictum est. 4) Die wiederholte Erwähnung der Wölbung des Kreuzganges und die aus drückliche Hervorhebung des Steinbaues lassen die Vermuthung aufkommen, daß das Domkloster bis ins 13. Jahrhundert ungewölbt und vielleicht zum großen Theile nur ein Holzbau war.
230 Anlage wurde durch den in der Mitte liegenden Kreuzgang bestimmt, welcher unmittelbar vom nördlichen Seitenschiffe des Domes zugänglich war. Ob dieselbe streng symmetrisch war, ist deshalb zweifelhaft, weil der nördliche Flügel zweimal ansdrücklich als „longa via“ bezeichnet wird, was vielleicht auf eine rechteckige Grundrißform schließen ließe, da bei dieser immerhin zwei Seiten im Vergleiche zu den andern „lang genannt werden konnten. Uebrigens deutet der Ausdruck „longa via versus aquilonem“, der offenbar durch den Zusatz der Himmelsrichtung erst un- zweideutig wurde, auf das Vorhandensein einer zweiten „longa via“ des Kreuzganges; dieselbe müßte als der an den Dom anstoßende Südflügel erklärt werden. Wäre aber thatsächlich nur der Nordflügel als „longa via“ bezeichnet worden, mithin allein länger als die drei anderen Kreuz- gangsflügel gewesen, so würde diese Unregelmäßigkeit eine vom Süden nach Nordosten verlaufende Richtung des Ostflügels bedingen, welche zu dem Ostausgange gegenüber dem Königspalaste vollauf stimmen würde. Im zweiten Viertel des 13. Jahrhundertes wurden umfassende Bau herstellungen des Domklosters durchgeführt, deren solide Steins und Wölbungsarbeit 12341) gerühmt ist. Es handelte sich offenbar um eine größere Bauunternehmung, vielleicht theilweise um einen Neubau. Denn die Wölbung des Nordffügels, der nach dem inneren Hofe mit schön sculpirten Säulenanordnungen sich öffnete2) und seit 1243 in seiner ganzen Ausdehnung mit Malereien ansgestattet wurde,3) vollendete erst 4) der als Kunstförderer hochberühmte Domdechant Veit, ein geistlicher Würdenträger, der sich unter Wenzel I. und Přemysl Ottokar II. die größten Verdienste um die Belebung des Kunstschaffeus im Dienste der Kirche erwarb. 1244 waren alle Wandmalereien des Domflosters fertig gestellt, die augenschein lich eines der bedeutendsten Werke des Pinsels der Uebergangszeit vom romanischen zum gothischen Stile gewesen, jedoch vollständig verloren und nicht einmal ihren Gegenständen nach befannt sind. Vielleicht befand sich 1) Continuat. Cosmae a.a. D. S. 284. 1234. Claustrum ecclesiae Pragensis reparatum est de lapidibus et testudinatum. 2) Ebendaf. S. 322. Per ipsum etiam consumatum est opus claustri in longa via versus aquilonem in columnis sculptis et testudinibus et pictura totius claustri. 3) Ebendaf. S. 285. (1243) Longa via claustri versus aquilonem depicta est. — (1244) Eodem anno claustrum Pragense depictum est. 4) Die wiederholte Erwähnung der Wölbung des Kreuzganges und die aus drückliche Hervorhebung des Steinbaues lassen die Vermuthung aufkommen, daß das Domkloster bis ins 13. Jahrhundert ungewölbt und vielleicht zum großen Theile nur ein Holzbau war.
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231 — hier oder im Dome selbst jenes Wandbild der Synagoge, von dem Barthel Regenbogen in seinem „Rat von dem boume und dem bilde“ sagt:1) „Ich fantz ze Prag an einer want". Von hohem ikonographischem Interesse ist die Beschreibung der Figur, die „uf irem houpt trüc .. vier kron“ und betreffs welcher Barthel Regenbogen „von wisen liuten“ hörte, „ez si din synagog so schon“; er berichtet von ihr weiter: „Diu ougen waren verbunden ir mit einem tüch, daz was drierlei siuten: diu erst was rot, geloubet mir, diu ander gel, daz kan ich iu bediuten, diu dritte farb, sült ir verste, unt din was swarz genant. das was für war din alten e ze hant. uf irem houpt trüc si vier kron vnd ouch ein sper daz war mitten enzwei. ir ougen warn verbunden schon. Im unmittelbaren Anschlusse an die erste Erwähnung des Bildes fährt Barthel Regenbogen fort: „Mer fant ich da an einer mure ein schoenez bilt daz was so minneclich gestalt." Mitten im Klosterhofe war 1270 auf Kosten des Ritters Gregor eine thurmförmige Todtenleuchte aus Stein errichtet, was mit der Ver- wendung dieses Platzes als Beerdigungsstätte zusammenhing.2) Eine Wiederinstandsetzung des Prager Domkreuzganges faßte nicht lange vor seinem Tode der kunstfreundliche Bischof Johann IV. von Dražitz (1301 bis 1343) ins Auge, weshalb er entsprechende Sammlungen frommer Beiträge zur Ausführung des Werkes vornehmen ließ.3) Dieser Neubau mochte wohl seit 1281 immer nothwendiger erscheinen, da bei dem durch Regengüsse verursachten Einsturze der nördlichen Burgmauer gegen den Hirschgraben die Wölbungen des Nordflügels zusammenbrachen und die eine Kreuzgangshälfte nebst dem Refectorium, von der Erdbewegung mit ergriffen, einzustürzen drohte. 1) Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts. II. (Leipzig 1867), S. 261. — Neuwirth, Das Prager Synagogenbild nach Barthel Regenbogen. Zeitschrift für chriftliche Kunst, Jahrg. XII, (Düsseldorf 1899), S. 175—184. 2) Sieh oben S. 229, Anm. 4. 3) Tomek, Základy, III, S. 103. Negotium petitorum Pragensis ecclesiae nostrae super reaedificando ambitu suo admitti fecimus in ecclesiis vestris.
231 — hier oder im Dome selbst jenes Wandbild der Synagoge, von dem Barthel Regenbogen in seinem „Rat von dem boume und dem bilde“ sagt:1) „Ich fantz ze Prag an einer want". Von hohem ikonographischem Interesse ist die Beschreibung der Figur, die „uf irem houpt trüc .. vier kron“ und betreffs welcher Barthel Regenbogen „von wisen liuten“ hörte, „ez si din synagog so schon“; er berichtet von ihr weiter: „Diu ougen waren verbunden ir mit einem tüch, daz was drierlei siuten: diu erst was rot, geloubet mir, diu ander gel, daz kan ich iu bediuten, diu dritte farb, sült ir verste, unt din was swarz genant. das was für war din alten e ze hant. uf irem houpt trüc si vier kron vnd ouch ein sper daz war mitten enzwei. ir ougen warn verbunden schon. Im unmittelbaren Anschlusse an die erste Erwähnung des Bildes fährt Barthel Regenbogen fort: „Mer fant ich da an einer mure ein schoenez bilt daz was so minneclich gestalt." Mitten im Klosterhofe war 1270 auf Kosten des Ritters Gregor eine thurmförmige Todtenleuchte aus Stein errichtet, was mit der Ver- wendung dieses Platzes als Beerdigungsstätte zusammenhing.2) Eine Wiederinstandsetzung des Prager Domkreuzganges faßte nicht lange vor seinem Tode der kunstfreundliche Bischof Johann IV. von Dražitz (1301 bis 1343) ins Auge, weshalb er entsprechende Sammlungen frommer Beiträge zur Ausführung des Werkes vornehmen ließ.3) Dieser Neubau mochte wohl seit 1281 immer nothwendiger erscheinen, da bei dem durch Regengüsse verursachten Einsturze der nördlichen Burgmauer gegen den Hirschgraben die Wölbungen des Nordflügels zusammenbrachen und die eine Kreuzgangshälfte nebst dem Refectorium, von der Erdbewegung mit ergriffen, einzustürzen drohte. 1) Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts. II. (Leipzig 1867), S. 261. — Neuwirth, Das Prager Synagogenbild nach Barthel Regenbogen. Zeitschrift für chriftliche Kunst, Jahrg. XII, (Düsseldorf 1899), S. 175—184. 2) Sieh oben S. 229, Anm. 4. 3) Tomek, Základy, III, S. 103. Negotium petitorum Pragensis ecclesiae nostrae super reaedificando ambitu suo admitti fecimus in ecclesiis vestris.
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232 Um den Kreuzgang als Grundstock der klösterlichen Anlage waren die übrigen Gebändetheile der letzteren angeordnet. Als Capitelsaal diente anfangs die Thomaskapelle,1) später aber die zwischen 1327 bis 1333 durch den Domdechant Heinrich errichtete Kapelle des heil. Geistes,2) außer welchen beiden Kapellen noch eine Allerheiligenkapelle im Dom kreuzgange3) bestand. Das gleichfalls für Capitelabhaltung benützte,4) als selbständiger Bautheil vortretende Refectorium stieß an den Nordflügel des Kreuzganges und zugleich an die Burgmauer an, mit welcher es im Jahre 1281 in Folge eines heftigen Regens sich im Mauerwerke setzte, daß man seinen Einsturz befürchten mußte;5) es lag demnach uördlich vom Dome unmittelbar oberhalb des Abhanges gegen den Hirschgraben. Neben dem Refectorium befand sich ein mit demselben in Verbindung stehendes Haus, das 1305 dem Priester des Silvesteraltares 6) zugewiesen wurde. Die nördliche Lage desselben ergibt sich aus der Ortsbestimmung „aput altare s. Gothardi extra ecclesiam“; denn die Gotthardskapelle war ja nach Durchbrechen der Dommauer „ad aquilonem“ erbaut worden, weshalb ein ihr naheliegendes Gebäude gleichfalls auf diese Seite verlegt werden muß. Im Kreuzgange war auch links vont Eingange aus dem Dome ein Altar zu Ehren des heil. Blasius aufgestellt,7) auf welchen man, da nicht minder in dem Kreuzgange der Leitmeritzer Collegiatkirche während des 1) Sieh oben S. 229, Anm. 1 bis 3. 2) Tomek, Základy, III, S. 104. 1350 erklärt der Prager Canonicus Wernher bei einer Stiftung „ad altare S. Spiritus, per avunculum nostrum piae recordationis dominum Henricum decanum Pragensem in ambitu seu capitulo ecclesiae Pragensis erectum.“ — 1343 erfolgt die Wahl Ernsts von Pardubitz „apud eandem nostram ecclesiam in ambitu in capella s. Spiritus, ubi capitulum per nos consuetum est celebrari." 3) Ebendaf. S. 104. 1358. Budco minister quondam altaris capellae Omnium Sanctorum in ambitu ecclesiae Pragensis. 4) Ebendaſ. S. 119. 1349. Aput ecclesiam memoratam in domo refectorii, in quo solitum est capitulum celebrari, congregati capitulariter; auch 1341 erfolgt die Aueftellung einer Urkunde durch König Johann „in domo refectorii ecclesiae Pragensis“. 5) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 342. (1281.) Item in ecclesia Pragensi testudines claustri in longa via versus aquilonem omnes confractae et dimidia parte ambitus claustri et refectorium cum muro castri mota sunt de loco suo et omnia ruinam minantur. 6) Sieh oben S. 228, Anm. 6. 7) Sieh oben S. 229, Anm. 5.
232 Um den Kreuzgang als Grundstock der klösterlichen Anlage waren die übrigen Gebändetheile der letzteren angeordnet. Als Capitelsaal diente anfangs die Thomaskapelle,1) später aber die zwischen 1327 bis 1333 durch den Domdechant Heinrich errichtete Kapelle des heil. Geistes,2) außer welchen beiden Kapellen noch eine Allerheiligenkapelle im Dom kreuzgange3) bestand. Das gleichfalls für Capitelabhaltung benützte,4) als selbständiger Bautheil vortretende Refectorium stieß an den Nordflügel des Kreuzganges und zugleich an die Burgmauer an, mit welcher es im Jahre 1281 in Folge eines heftigen Regens sich im Mauerwerke setzte, daß man seinen Einsturz befürchten mußte;5) es lag demnach uördlich vom Dome unmittelbar oberhalb des Abhanges gegen den Hirschgraben. Neben dem Refectorium befand sich ein mit demselben in Verbindung stehendes Haus, das 1305 dem Priester des Silvesteraltares 6) zugewiesen wurde. Die nördliche Lage desselben ergibt sich aus der Ortsbestimmung „aput altare s. Gothardi extra ecclesiam“; denn die Gotthardskapelle war ja nach Durchbrechen der Dommauer „ad aquilonem“ erbaut worden, weshalb ein ihr naheliegendes Gebäude gleichfalls auf diese Seite verlegt werden muß. Im Kreuzgange war auch links vont Eingange aus dem Dome ein Altar zu Ehren des heil. Blasius aufgestellt,7) auf welchen man, da nicht minder in dem Kreuzgange der Leitmeritzer Collegiatkirche während des 1) Sieh oben S. 229, Anm. 1 bis 3. 2) Tomek, Základy, III, S. 104. 1350 erklärt der Prager Canonicus Wernher bei einer Stiftung „ad altare S. Spiritus, per avunculum nostrum piae recordationis dominum Henricum decanum Pragensem in ambitu seu capitulo ecclesiae Pragensis erectum.“ — 1343 erfolgt die Wahl Ernsts von Pardubitz „apud eandem nostram ecclesiam in ambitu in capella s. Spiritus, ubi capitulum per nos consuetum est celebrari." 3) Ebendaf. S. 104. 1358. Budco minister quondam altaris capellae Omnium Sanctorum in ambitu ecclesiae Pragensis. 4) Ebendaſ. S. 119. 1349. Aput ecclesiam memoratam in domo refectorii, in quo solitum est capitulum celebrari, congregati capitulariter; auch 1341 erfolgt die Aueftellung einer Urkunde durch König Johann „in domo refectorii ecclesiae Pragensis“. 5) Continuat. Cosmae a. a. D. S. 342. (1281.) Item in ecclesia Pragensi testudines claustri in longa via versus aquilonem omnes confractae et dimidia parte ambitus claustri et refectorium cum muro castri mota sunt de loco suo et omnia ruinam minantur. 6) Sieh oben S. 228, Anm. 6. 7) Sieh oben S. 229, Anm. 5.
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233 — 14. Jahrhundertes eine Blasiuskapelle begegnet,1) bei den Kreuzgängen böhmischer Collegiatcapitel Bedacht genommen zu haben scheint. An der Nordseite des Domes ist endlich die in der Nähe des Petrusaltares an den Kreuzgang anstoßende Kammer zu suchen, welche zur Aufbewahrung der Kirchengewänder des Silvesteraltares bestimmt war. Südlich oder südwestlich vom Dome erhob sich die von 1388 bis 1414 mehrmals er- wähnte Mauritiuskapelle,2) die offenbar schon aus früherer Zeit stammte. Außer der Domdechantei3) und der Wohnung des Domsacristans4) befand sich in der Nähe des Domes der schon 1109 ausdrücklich genannte 5) bischöfliche Palast, der offenbar erst im 13. Jahrhunderte mit der Bischofs- residenz neben der Moldaubrücke auf der Kleinseites) vertauscht wurde, innerhalb der Burgmauern nächst dem Dome7) und der Dompropstei lag.s) Schon 1194 ist ein großer Versammlungsraum desselben genannt, in welchem man bei Tischen sich niedersetzen konnte.9) Gegen den Klein- seitener Bischofshof, der 1253 stattlich befestigt10) und namentlich durch Bischof Johann IV. prächtig instand gesetzt worden war,11) trat jener auf dem Hradschin seit dem Beginne des 14. Jahrhunderts ganz zurück. Der vorkarolinische Veitsdom in Prag stellte in Verbindung mit dem zu ihm gehörigen Domkloster und mit den genannten Wohnhäusern der hervorragendsten Würdenträger des Capitels einen sehr stattlichen Gebäudecomplex dar. Derselbe mochte aber trotzdem mit den steigenden 1) Neuwirth, Geschichte der bildenden Kunst in Böhmen vom Tode Wenzels III. bis zu den Husitenkriegen. I. (Prag 1893), S. 90 m. Anm. 4. 2) Tomek, Základy, III., S. 119. Um 1414 wird sie erwähnt als „Capella s. Mauritii in latere ecclesie Pragensis“. 3) Sieh oben S. 228, Anm. 6. 4) Tomek, Základy, III., S. 120. 5) Cosmae chron. a. a. D., S. 165. Praesul autem Hermannus in suo palatio deprehensus. 6) Tomek, Základy, III., S. 25 u. f. 7) Ebendas. S. 119. 1350. In domo nostra (archiepiscopi Pragensis), ubi vicarius noster inhabitare consuevit ; retro domum nostram, quam habemus in castro Pragensi intra muros ipsius castri. — 1382. In castro Pragensi in curia archiepiscopali, quae est contigua ecclesiae Pragensi. 8) Ebendaj. 119bis 1486. In castro domus archiepiscopi et praepositi in unam construitur per dominum praepositum. 9) Erben, Regesta Boh. I., S. 188, Nr. 418. Alii, qui sedebant ad mensas in stuba magna episcopali. 10) Continuat. Cosmae a. a. O. II., S. 291. Curia episcopalis ad pedem pontis posita alienata est ab episcopo Nicolao Pragensi et munita vallis et propugnaculis. 11) Francisci Pragensis chron. a. a. D. S. 368.
233 — 14. Jahrhundertes eine Blasiuskapelle begegnet,1) bei den Kreuzgängen böhmischer Collegiatcapitel Bedacht genommen zu haben scheint. An der Nordseite des Domes ist endlich die in der Nähe des Petrusaltares an den Kreuzgang anstoßende Kammer zu suchen, welche zur Aufbewahrung der Kirchengewänder des Silvesteraltares bestimmt war. Südlich oder südwestlich vom Dome erhob sich die von 1388 bis 1414 mehrmals er- wähnte Mauritiuskapelle,2) die offenbar schon aus früherer Zeit stammte. Außer der Domdechantei3) und der Wohnung des Domsacristans4) befand sich in der Nähe des Domes der schon 1109 ausdrücklich genannte 5) bischöfliche Palast, der offenbar erst im 13. Jahrhunderte mit der Bischofs- residenz neben der Moldaubrücke auf der Kleinseites) vertauscht wurde, innerhalb der Burgmauern nächst dem Dome7) und der Dompropstei lag.s) Schon 1194 ist ein großer Versammlungsraum desselben genannt, in welchem man bei Tischen sich niedersetzen konnte.9) Gegen den Klein- seitener Bischofshof, der 1253 stattlich befestigt10) und namentlich durch Bischof Johann IV. prächtig instand gesetzt worden war,11) trat jener auf dem Hradschin seit dem Beginne des 14. Jahrhunderts ganz zurück. Der vorkarolinische Veitsdom in Prag stellte in Verbindung mit dem zu ihm gehörigen Domkloster und mit den genannten Wohnhäusern der hervorragendsten Würdenträger des Capitels einen sehr stattlichen Gebäudecomplex dar. Derselbe mochte aber trotzdem mit den steigenden 1) Neuwirth, Geschichte der bildenden Kunst in Böhmen vom Tode Wenzels III. bis zu den Husitenkriegen. I. (Prag 1893), S. 90 m. Anm. 4. 2) Tomek, Základy, III., S. 119. Um 1414 wird sie erwähnt als „Capella s. Mauritii in latere ecclesie Pragensis“. 3) Sieh oben S. 228, Anm. 6. 4) Tomek, Základy, III., S. 120. 5) Cosmae chron. a. a. D., S. 165. Praesul autem Hermannus in suo palatio deprehensus. 6) Tomek, Základy, III., S. 25 u. f. 7) Ebendas. S. 119. 1350. In domo nostra (archiepiscopi Pragensis), ubi vicarius noster inhabitare consuevit ; retro domum nostram, quam habemus in castro Pragensi intra muros ipsius castri. — 1382. In castro Pragensi in curia archiepiscopali, quae est contigua ecclesiae Pragensi. 8) Ebendaj. 119bis 1486. In castro domus archiepiscopi et praepositi in unam construitur per dominum praepositum. 9) Erben, Regesta Boh. I., S. 188, Nr. 418. Alii, qui sedebant ad mensas in stuba magna episcopali. 10) Continuat. Cosmae a. a. O. II., S. 291. Curia episcopalis ad pedem pontis posita alienata est ab episcopo Nicolao Pragensi et munita vallis et propugnaculis. 11) Francisci Pragensis chron. a. a. D. S. 368.
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234 — Bedürfnissen des Gottesdienstes und seiner Prachtentfaltung namentlich dann nicht mehr ausreichend erscheinen, als die Errichtung des Erzbis- thumes Prag festere Gestalt anzunehmen begann. Manche sicher erweis- bare Einzelheit wird uur durch den Hinblick auf den Zusammenhang mit Deutschland leicht erklärlich, der namentlich die Verhältnisse der Kirchen- organisation und die von letzterer abhängige Kunstpflege beeinflußte; so hat auch die älteste Geschichte der Hauptkirche Böhmens gar vielfach Be- deutung für die Feststellung deutscher Anschauungen im Kunstleben des Landes.
234 — Bedürfnissen des Gottesdienstes und seiner Prachtentfaltung namentlich dann nicht mehr ausreichend erscheinen, als die Errichtung des Erzbis- thumes Prag festere Gestalt anzunehmen begann. Manche sicher erweis- bare Einzelheit wird uur durch den Hinblick auf den Zusammenhang mit Deutschland leicht erklärlich, der namentlich die Verhältnisse der Kirchen- organisation und die von letzterer abhängige Kunstpflege beeinflußte; so hat auch die älteste Geschichte der Hauptkirche Böhmens gar vielfach Be- deutung für die Feststellung deutscher Anschauungen im Kunstleben des Landes.
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R itfHeiſungen bes Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXVIII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Horčička und Dr. O. Weber. Nebst der literarischen Betlage. prag 1900. Im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. I. G. Calreſche f. u. k. Hof- Joief und Universitäts-Buchhandlung Koch. Commitiionsverlag.
R itfHeiſungen bes Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXVIII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Horčička und Dr. O. Weber. Nebst der literarischen Betlage. prag 1900. Im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. I. G. Calreſche f. u. k. Hof- Joief und Universitäts-Buchhandlung Koch. Commitiionsverlag.
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