z 5 stránek
Titel Christspiel
213
214
215
216
Titel - MVGDB
217
Název:
Ein Christspiel im westlichen Nordböhmen, MVGDB 37
Autor:
Mach, Franz
Rok vydání:
1899
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
5
Obsah:
- 213: Titel Christspiel
- 217: Titel - MVGDB
upravit
Strana 213
213 — Ein Christspiel in westlichen Nordböhmen. Von Prof. Franz Aach (in Saaz). Das nachstehend geschilderte sinnige Christspiel gehört zu den wenigen Volksspielen, welche von der heranwachsenden Jugend in einzelnen Dörfern des westlichen Nordböhmens, insbesondere auch in der Gegend von 1) Die in Klammern I ] stehenden Worte sind die Ergänzungen der abge schnittenen Textstellen. 2) Darüber „dominica proxima ante aſpostolorum Petri et Pauli]“ von der- selben Hand. 3) Zusatz zur Urkunde von dem Schreiber oder von anderer Hand des 15. Jahr hundertes, zum Schriftstücke selbst nicht gehörig.
213 — Ein Christspiel in westlichen Nordböhmen. Von Prof. Franz Aach (in Saaz). Das nachstehend geschilderte sinnige Christspiel gehört zu den wenigen Volksspielen, welche von der heranwachsenden Jugend in einzelnen Dörfern des westlichen Nordböhmens, insbesondere auch in der Gegend von 1) Die in Klammern I ] stehenden Worte sind die Ergänzungen der abge schnittenen Textstellen. 2) Darüber „dominica proxima ante aſpostolorum Petri et Pauli]“ von der- selben Hand. 3) Zusatz zur Urkunde von dem Schreiber oder von anderer Hand des 15. Jahr hundertes, zum Schriftstücke selbst nicht gehörig.
Strana 214
214 — Postelberg, noch immer aufgeführt werden. Ebendaselbst lernte ich es anch vor kurzem durch einen günstigen Zufall kennen. Obwohl nämlich mein Geburtsort — Horschowitz bei Podersam — gleichfalls im uordwestlichen Böhmen liegt, ist dieses Spiel in meiner noch zum Gebiete des oberpfälzischen oder uordganischen Stammes gehörigen Heimat gänzlich unbekannt, was auf den obersächsischen Ursprung desselben hinweist und andererseits die Ansicht Gradls be- stätigt, uach welcher eine zwischen Kolleschowitz-Jechnitz, Lubenz-Rudig, Waltsch-Pomeisl u. s. w. gedachte Linie — welche, schärfer bestimmt, im Jechnitzer Gerichtsbezirke mit der von Prag nach Karlsbad führenden Reichsstraße zusammenfällt — im allgemeinen die Scheidegrenze zwischen den beiden genannten deutschböhmischen Volksstämmen bildet.1) Mit Rücksicht auf seinen Inhalt und Zweck eignet sich die Dar- stellung des hier behandelten Spieles selbstverständlich nur für die Advents- und Weihnachtszeit; in der Regel wird dasselbe aber am „heiligen Abend' als dem unmittelbaren Vortage des Christfestes aufgeführt. Zwar ist das in Rede stehende Christspiel uicht das einzige im mittleren Nordböhmen ehemals oder auch noch gegenwärtig bekaunte und gebränchliche;2) doch weist die nachstehende Version, wie ein Vergleich er gibt, mehrfache sprachliche und inhaltliche Besonderheiten und Vorzüge auf, welche es wohl rechtfertigen, dass ihm in den „Mittheilungen“ ein Plätzchen zugewiesen wird. Der Engel (tritt in das Zimmer und spricht): „Vom hohen Himmel komm' ich her Und bring' Euch eine neue Lehr. Ein weises Wort ist nicht zu viel, Das ich Ench singen und sagen will. (Er uimmt einen Stuhl, stellt ihu in die Mitte des Zimmers und spricht): „Herein, herein, Du heil'ger Christ, Der Stuhl für Dich bereitet ist, Auf den Du Dich jetzt setzen wirst, Gericht zu halten als Himmelsfürst! 1) Vgl. A. Hauffen: Einführung in die dentsch-böhmische Volksknude, Prag, 1896. S. 40 ff. 2) Vgl. G. Laube, Ein Weihnachtsspiel aus der Gegend von Teplitz (Mitth. VII., S. 49—52); F. Sechars, Ein Weihnachtsspiel aus der Gegend von Kommern bei Brüx (Touristen-Ztg. 2, S. 203); F. Hölzel, Ein deutsches Weihnachtsspiel aus Böhmen (Leipa, Gymn.-Progr. 1877, 32 S.); A. Paudler, D. Leipaer Christspiel (Excurs.-Cl. 11, S. 318—321).
214 — Postelberg, noch immer aufgeführt werden. Ebendaselbst lernte ich es anch vor kurzem durch einen günstigen Zufall kennen. Obwohl nämlich mein Geburtsort — Horschowitz bei Podersam — gleichfalls im uordwestlichen Böhmen liegt, ist dieses Spiel in meiner noch zum Gebiete des oberpfälzischen oder uordganischen Stammes gehörigen Heimat gänzlich unbekannt, was auf den obersächsischen Ursprung desselben hinweist und andererseits die Ansicht Gradls be- stätigt, uach welcher eine zwischen Kolleschowitz-Jechnitz, Lubenz-Rudig, Waltsch-Pomeisl u. s. w. gedachte Linie — welche, schärfer bestimmt, im Jechnitzer Gerichtsbezirke mit der von Prag nach Karlsbad führenden Reichsstraße zusammenfällt — im allgemeinen die Scheidegrenze zwischen den beiden genannten deutschböhmischen Volksstämmen bildet.1) Mit Rücksicht auf seinen Inhalt und Zweck eignet sich die Dar- stellung des hier behandelten Spieles selbstverständlich nur für die Advents- und Weihnachtszeit; in der Regel wird dasselbe aber am „heiligen Abend' als dem unmittelbaren Vortage des Christfestes aufgeführt. Zwar ist das in Rede stehende Christspiel uicht das einzige im mittleren Nordböhmen ehemals oder auch noch gegenwärtig bekaunte und gebränchliche;2) doch weist die nachstehende Version, wie ein Vergleich er gibt, mehrfache sprachliche und inhaltliche Besonderheiten und Vorzüge auf, welche es wohl rechtfertigen, dass ihm in den „Mittheilungen“ ein Plätzchen zugewiesen wird. Der Engel (tritt in das Zimmer und spricht): „Vom hohen Himmel komm' ich her Und bring' Euch eine neue Lehr. Ein weises Wort ist nicht zu viel, Das ich Ench singen und sagen will. (Er uimmt einen Stuhl, stellt ihu in die Mitte des Zimmers und spricht): „Herein, herein, Du heil'ger Christ, Der Stuhl für Dich bereitet ist, Auf den Du Dich jetzt setzen wirst, Gericht zu halten als Himmelsfürst! 1) Vgl. A. Hauffen: Einführung in die dentsch-böhmische Volksknude, Prag, 1896. S. 40 ff. 2) Vgl. G. Laube, Ein Weihnachtsspiel aus der Gegend von Teplitz (Mitth. VII., S. 49—52); F. Sechars, Ein Weihnachtsspiel aus der Gegend von Kommern bei Brüx (Touristen-Ztg. 2, S. 203); F. Hölzel, Ein deutsches Weihnachtsspiel aus Böhmen (Leipa, Gymn.-Progr. 1877, 32 S.); A. Paudler, D. Leipaer Christspiel (Excurs.-Cl. 11, S. 318—321).
Strana 215
215 — Christus (tritt ein und spricht, sich niedersetzend): „Auf diesen Stuhl will ich mich setzen, Will sehen, ob die Kinder schwätzen. Wenn sie fleißig beten und singen, Werd' ich ihnen 'was Schönes bringen; Sind sie aber weder brav noch fromm, Dann mit der Ruthe scharf ich komm'; Ich komme aber nicht allein, Der heil'ge Petrus wird anch mit mir sein. Petrus (hereintretend): „Petrus, Petrus bin ich genaunt, Ich trag' die Schlüssel in der Hand. Ich schließ' den Himmel auf und zu, Wer dorthin will, der Buße thu'; Wer aber seine Sünden nicht bereut, Den auszuschließen meine Pflicht gebeut. Jesus (zu Petrus): „Petrus, Petrus, Du hast Gewalt, den Himmel aufzuschließen, Und alle Deinem Spruch sich beugen müssen; Doch geh' hin in die weite Welt Und schau', wie es um sie bestellt; Ob so noch ihr Gebahren, Wie wir vergang'nes Jahr dort waren." Petrus (zu Jesus): „O Herr! die Welt hat sich gar sehr gewandelt, Es wird mehr bös als gut gehandelt; Die Meuschen sind wie Hunde jetzt und Katzen, Indem sie sich betrügen und bekratzen. Ich kam in viele Rockenstuben, Wo Mädchen waren und bei ihnen Buben; Sie thaten nichts als plaudern, singen, sinnen, An ihren Rocken thaten sie uur wenig spinnen. In einer Scheune musst ich mich verstecken, Ich fand dort uur sehr wenig, mich zu decken. Da traf ich auch ein Mütterl mit gekrümmtem Rücken, Vor der uur musste ich mich bücken; Ein Eukelkind lag vor ihr in der Windel, Sie aber drehte unverdrossen ihre Spindel.
215 — Christus (tritt ein und spricht, sich niedersetzend): „Auf diesen Stuhl will ich mich setzen, Will sehen, ob die Kinder schwätzen. Wenn sie fleißig beten und singen, Werd' ich ihnen 'was Schönes bringen; Sind sie aber weder brav noch fromm, Dann mit der Ruthe scharf ich komm'; Ich komme aber nicht allein, Der heil'ge Petrus wird anch mit mir sein. Petrus (hereintretend): „Petrus, Petrus bin ich genaunt, Ich trag' die Schlüssel in der Hand. Ich schließ' den Himmel auf und zu, Wer dorthin will, der Buße thu'; Wer aber seine Sünden nicht bereut, Den auszuschließen meine Pflicht gebeut. Jesus (zu Petrus): „Petrus, Petrus, Du hast Gewalt, den Himmel aufzuschließen, Und alle Deinem Spruch sich beugen müssen; Doch geh' hin in die weite Welt Und schau', wie es um sie bestellt; Ob so noch ihr Gebahren, Wie wir vergang'nes Jahr dort waren." Petrus (zu Jesus): „O Herr! die Welt hat sich gar sehr gewandelt, Es wird mehr bös als gut gehandelt; Die Meuschen sind wie Hunde jetzt und Katzen, Indem sie sich betrügen und bekratzen. Ich kam in viele Rockenstuben, Wo Mädchen waren und bei ihnen Buben; Sie thaten nichts als plaudern, singen, sinnen, An ihren Rocken thaten sie uur wenig spinnen. In einer Scheune musst ich mich verstecken, Ich fand dort uur sehr wenig, mich zu decken. Da traf ich auch ein Mütterl mit gekrümmtem Rücken, Vor der uur musste ich mich bücken; Ein Eukelkind lag vor ihr in der Windel, Sie aber drehte unverdrossen ihre Spindel.
Strana 216
216 — Jesus (ruft zur Thür hinaus): „Nikolaus, Du treuer Knecht, Komm herein und sag' mir recht! Nikolaus (nachdem er eingetreten): „O Herr! Wenn ich Dir sollte Wahres sagen, Da hätt ich Dir gar viel zu klagen. So die Kinder in die Schule geh’n, Bleiben gern sie auf der Gasse steh'n; Wenn sie die Eltern um 'was heißen, So murren sie und widerbeißen. Ach Christus! Hätt' ich die Gewalt wie Du, Mit Fäusten und mit Ruthen schlüg' ich zu; Pech und Schwefel ließ' ich fallen, Zur Vernichtung und zum Untergange allen!" Christus (zu Nikolaus): „Wollt' ich strafen nach Gebür, Dann blieben nur gar wen’ge hier; Wollt' ich strafen noch in dieser Stund', Dann gingen männiglich zugrund! Der Chor (singt): „Seid getröst ihr lieben Kinder, Ihx verstoß'nen Adams-Sünder; Seid getröst ihr jung und alt, Der heil'ge Christ wird kommen bald: Und die Apostel zieh'n herein, Gott selbst wird Eu'r Erlöser sein!“ —
216 — Jesus (ruft zur Thür hinaus): „Nikolaus, Du treuer Knecht, Komm herein und sag' mir recht! Nikolaus (nachdem er eingetreten): „O Herr! Wenn ich Dir sollte Wahres sagen, Da hätt ich Dir gar viel zu klagen. So die Kinder in die Schule geh’n, Bleiben gern sie auf der Gasse steh'n; Wenn sie die Eltern um 'was heißen, So murren sie und widerbeißen. Ach Christus! Hätt' ich die Gewalt wie Du, Mit Fäusten und mit Ruthen schlüg' ich zu; Pech und Schwefel ließ' ich fallen, Zur Vernichtung und zum Untergange allen!" Christus (zu Nikolaus): „Wollt' ich strafen nach Gebür, Dann blieben nur gar wen’ge hier; Wollt' ich strafen noch in dieser Stund', Dann gingen männiglich zugrund! Der Chor (singt): „Seid getröst ihr lieben Kinder, Ihx verstoß'nen Adams-Sünder; Seid getröst ihr jung und alt, Der heil'ge Christ wird kommen bald: Und die Apostel zieh'n herein, Gott selbst wird Eu'r Erlöser sein!“ —
Strana 217
I itfheiſungen bes Vereines für Geſchichte der Dentſchen in Böhmen. XXXVII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Horčička und Dr. G. Weber. Rebst der literarischen Beilage. G. Calve'sche k. u. k. Hof Josef Prag 1899. Im Selbstverlage des Dereines. und Universitäts-Buchbandlung Koch. Comitsionsverlag.
I itfheiſungen bes Vereines für Geſchichte der Dentſchen in Böhmen. XXXVII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Horčička und Dr. G. Weber. Rebst der literarischen Beilage. G. Calve'sche k. u. k. Hof Josef Prag 1899. Im Selbstverlage des Dereines. und Universitäts-Buchbandlung Koch. Comitsionsverlag.
- 213: Array
- 217: Array