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Titel Erhebung
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Titel - MVGDB
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Název:
Die Erhebung von Neumarkt zur Stadt, MVGDB 37
Autor:
Horčička, Adalbert
Rok vydání:
1899
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
4
Obsah:
- 211: Titel Erhebung
- 214: Titel - MVGDB
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211 Die Erhebung von Neumarkt zur Stadt (1459). Von Dr. Ad. Horčička. Während des heurigen Sommers war mir Gelegenheit geboten, die Bücherei des Prämoustratenser Stiftes Schlägl in Oberösterreich ein gehend kennen zu lernen, wobei ich nicht unterlassen kann, an diesem Orte dem Bücherwart derselben, Hrn. P. Gottfried Vielhaber, für seine ganz besoudere Liebenswürdigkeit und sein außerordentlich freundliches Entgegen- kommen den Dank auszusprechen. Ich habe daselbst einige kleine Beiträge gefunden, welche für die culturelle Entwicklung Böhmens im XV. Jahr¬ hunderte nicht ohne Belang sind, die ich im Laufe der Zeit in diesen Blättern zu veröffentlichen beabsichtige. So enthält z. B. eine Mappe der Stiftsbücherei mehrere lose Per- gament und Papierblätter, welche früher entweder als Umschlag für Handschriften dienten, oder aber an der Innenseite der Deckel angeklebt waren; andere waren zum Schutze des Titelblattes einer Handschrift bei¬ gegeben. Dieselben sind meistens stark beschädigt und am Rande beschnitten. Anf Böhmen bezieht sich daselbst die vorliegende Pergamenturkunde (30 X 18 em hoch), sonst sehr gut erhalten; leider aber fehlen am Rande rechts etwa 6 cm, darunter auch ein Theil des Textes, der sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit ergänzen läßt. In dieser Urkunde verleiht König Georg über besonderen Wunsch des Abtes Sigmund von Tepl an 19. No- vember 1459 Nenmarft (opidum Novumforum seu utery), einen im Bezirke Tepl dem Stifte gehörigen Orte, das Marktrecht mit Abhaltung des Jahrmarktes am Gedächtnißtage der Geburt Johannes des Täufers, welcher anf den 24. Juni fällt. Unter den Heiligen der katholischen Kirche hat Johann der Täufer als Vorläufer Christi, ausnahmsweise zwei Fest- tage für seine Geburt eingeräumt, von denen der erstere zum Andenken an die irdische Geburt, die sonst bei den Heiligen der katholischen Kirche nicht gefeiert wird, anf den 24. Jnni fällt, während seine Geburtsfeier für das hinnlische Leben mit seinem Tode als Blutzeuge am 29. August (decol- latio Johannis Baptistae) zusammenfällt. Hier kann nur der erstere Tag gemeint sein, da die Juterlinearglosse des Schreibers über dem Worte
211 Die Erhebung von Neumarkt zur Stadt (1459). Von Dr. Ad. Horčička. Während des heurigen Sommers war mir Gelegenheit geboten, die Bücherei des Prämoustratenser Stiftes Schlägl in Oberösterreich ein gehend kennen zu lernen, wobei ich nicht unterlassen kann, an diesem Orte dem Bücherwart derselben, Hrn. P. Gottfried Vielhaber, für seine ganz besoudere Liebenswürdigkeit und sein außerordentlich freundliches Entgegen- kommen den Dank auszusprechen. Ich habe daselbst einige kleine Beiträge gefunden, welche für die culturelle Entwicklung Böhmens im XV. Jahr¬ hunderte nicht ohne Belang sind, die ich im Laufe der Zeit in diesen Blättern zu veröffentlichen beabsichtige. So enthält z. B. eine Mappe der Stiftsbücherei mehrere lose Per- gament und Papierblätter, welche früher entweder als Umschlag für Handschriften dienten, oder aber an der Innenseite der Deckel angeklebt waren; andere waren zum Schutze des Titelblattes einer Handschrift bei¬ gegeben. Dieselben sind meistens stark beschädigt und am Rande beschnitten. Anf Böhmen bezieht sich daselbst die vorliegende Pergamenturkunde (30 X 18 em hoch), sonst sehr gut erhalten; leider aber fehlen am Rande rechts etwa 6 cm, darunter auch ein Theil des Textes, der sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit ergänzen läßt. In dieser Urkunde verleiht König Georg über besonderen Wunsch des Abtes Sigmund von Tepl an 19. No- vember 1459 Nenmarft (opidum Novumforum seu utery), einen im Bezirke Tepl dem Stifte gehörigen Orte, das Marktrecht mit Abhaltung des Jahrmarktes am Gedächtnißtage der Geburt Johannes des Täufers, welcher anf den 24. Juni fällt. Unter den Heiligen der katholischen Kirche hat Johann der Täufer als Vorläufer Christi, ausnahmsweise zwei Fest- tage für seine Geburt eingeräumt, von denen der erstere zum Andenken an die irdische Geburt, die sonst bei den Heiligen der katholischen Kirche nicht gefeiert wird, anf den 24. Jnni fällt, während seine Geburtsfeier für das hinnlische Leben mit seinem Tode als Blutzeuge am 29. August (decol- latio Johannis Baptistae) zusammenfällt. Hier kann nur der erstere Tag gemeint sein, da die Juterlinearglosse des Schreibers über dem Worte
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212 — Johannis Baptiste „dominica proxima ante afpostolorum Petri et Pauli]“ gerade für das Jahr 1459 paßt, da in diesem der Sonntag vor dem Feste Petri und Pauli (29. Juni) auf den 24. Juni fiel. Gegen wärtig wird der dritte Jahrmarkt daselbst auch heute noch am 24. Juni abgehalten. Und zwar soll sich Neumarkt derselben Rechtsgebräuche erfreuen, welche die benachbarten Städte durch Gewohnheit oder durch Recht bereits besitzen (quibus vicina opida in suis muris gaudent de consuetudine vel de iure). Es dürfte daher — und die Frage ist mir weiter nicht bekannt — sein Stadtrecht in ähnlicher Begnadung erhalten haben, wie es das zur Pilsner Städtegruppe gehörige Tachau oder das nahegelegene Königswart und Plan schon lange Zeit besaßen. Neumarkt, dessen Bevöl- kerung gegenwärtig ganz deutsch ist, war im 15. Jahrhundert ein unbe- deutender Ort (er zählte 1848 nur 150 Häuser mit 953 Einwohnern), der aber durch seine Lage an der Pilsener Straße gegen Eger zu uumittelbar vor Tepl für das Stift eine gewisse Bedentung hatte. Und aus diesem Grunde mochte sich auch Abt Sigmund bei König Georg um die Verleihung des Stadtrechtes für Neumarkt verwendet haben. Leider ist bei der Datirung der Urkunde die Ortsangabe abge- schnitten; mit ziemlicher Sicherheit läßt sich aber uachweisen, daß die Urkunde in Eger ausgestellt wurde. Am 11. November 1459 hat in Eger die Vermählung von König Georgs Tochter Zdenka mit dem Herzog Albrecht von Sachsen durch den Erzbischof von Magdeburg stattgefunden. Da aus diesem Anlaß auch die Herzoge Wilhelm von Sachsen und Otto von Baiern, die Markgrafen Friedrich und Albrecht von Brandenburg, ferner Pfalzgraf Ludwig in Eger anwesend waren, blieb König Georg, der diese Gelegenheit zum Abschlusse von Verträgen und zur Schlichtung von Streitigkeiten benützte, länger in Eger; so wurde thatsächlich am 20. No- vember eine Einigung zwischen Böhmen und Herzog Albrecht von Baiern (Münchener Linie) abgeschlossen. Wir treffen daher den König vom 11.—20. November in Eger, wo jedenfalls auch Abt Sigmund von Tepl sich eingefunden hatte, auf dessen Wunsch, und jedenfalls um sich das Wohl- wollen der katholischen Kircheufürsten für die nächste Zeit zu sichern, der König diesem, dem Stifte gehörigen Ort Neumarkt das Stadtrecht ver lieh. Endlich sei nur noch bemerkt, daß am Schlusse der Urkunde die Bemerkung „Georgius bis in quorum“ ein Zusatz vom Schreiber oder von einer anderen Hand des 15. Jahrhundertes ist, der mit der ursprüng- lichen Ausfertigung in keinem Zusammenhang steht.
212 — Johannis Baptiste „dominica proxima ante afpostolorum Petri et Pauli]“ gerade für das Jahr 1459 paßt, da in diesem der Sonntag vor dem Feste Petri und Pauli (29. Juni) auf den 24. Juni fiel. Gegen wärtig wird der dritte Jahrmarkt daselbst auch heute noch am 24. Juni abgehalten. Und zwar soll sich Neumarkt derselben Rechtsgebräuche erfreuen, welche die benachbarten Städte durch Gewohnheit oder durch Recht bereits besitzen (quibus vicina opida in suis muris gaudent de consuetudine vel de iure). Es dürfte daher — und die Frage ist mir weiter nicht bekannt — sein Stadtrecht in ähnlicher Begnadung erhalten haben, wie es das zur Pilsner Städtegruppe gehörige Tachau oder das nahegelegene Königswart und Plan schon lange Zeit besaßen. Neumarkt, dessen Bevöl- kerung gegenwärtig ganz deutsch ist, war im 15. Jahrhundert ein unbe- deutender Ort (er zählte 1848 nur 150 Häuser mit 953 Einwohnern), der aber durch seine Lage an der Pilsener Straße gegen Eger zu uumittelbar vor Tepl für das Stift eine gewisse Bedentung hatte. Und aus diesem Grunde mochte sich auch Abt Sigmund bei König Georg um die Verleihung des Stadtrechtes für Neumarkt verwendet haben. Leider ist bei der Datirung der Urkunde die Ortsangabe abge- schnitten; mit ziemlicher Sicherheit läßt sich aber uachweisen, daß die Urkunde in Eger ausgestellt wurde. Am 11. November 1459 hat in Eger die Vermählung von König Georgs Tochter Zdenka mit dem Herzog Albrecht von Sachsen durch den Erzbischof von Magdeburg stattgefunden. Da aus diesem Anlaß auch die Herzoge Wilhelm von Sachsen und Otto von Baiern, die Markgrafen Friedrich und Albrecht von Brandenburg, ferner Pfalzgraf Ludwig in Eger anwesend waren, blieb König Georg, der diese Gelegenheit zum Abschlusse von Verträgen und zur Schlichtung von Streitigkeiten benützte, länger in Eger; so wurde thatsächlich am 20. No- vember eine Einigung zwischen Böhmen und Herzog Albrecht von Baiern (Münchener Linie) abgeschlossen. Wir treffen daher den König vom 11.—20. November in Eger, wo jedenfalls auch Abt Sigmund von Tepl sich eingefunden hatte, auf dessen Wunsch, und jedenfalls um sich das Wohl- wollen der katholischen Kircheufürsten für die nächste Zeit zu sichern, der König diesem, dem Stifte gehörigen Ort Neumarkt das Stadtrecht ver lieh. Endlich sei nur noch bemerkt, daß am Schlusse der Urkunde die Bemerkung „Georgius bis in quorum“ ein Zusatz vom Schreiber oder von einer anderen Hand des 15. Jahrhundertes ist, der mit der ursprüng- lichen Ausfertigung in keinem Zusammenhang steht.
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213 König Georg erhebt Neumarkt bei Tepl zur Stadt und gewährt die Abhaltung des Jahrmarktes am 24. Juni. [Eger], 1459, November 19. Georgius dei gracia Bohemie rex, Morauie marchio, Lucemburgensis et Slesie dux ac Lufsacie mar]chio. 1) notumfacimus tenore presencium vniuersis, quod accedens maiestatis nostre presenciam religiosuſs vir Sigismun]dus, abbas monasterii beate virginis Marie in Tepla, ordinis premonstratensis, deuotus noster dilectus n[os humilliter supplicauit, quatenus opido Novumforum alias Vtery nundinas seu annale forum, in festo natiuitatiſs sancti Joan]nis Baptiste 2) tenendum ex solita benignitate regia concedere dignaremur. nos et monasterii vtilitati et e[ius opidi] statui meliori consulere volentes, non per errorem aut improuide, sed animo deliberato, accedente eciam pfredictorum] fidelium no- strorum consilio, de certa nostra sciencia auctoritate regia opido supradicto Vteri, eius incolis et ha[bitantibus ibidem] damus et concedimus nundinas in festo sancti Johannis Baptiste annis singulis perpetfuo habendas] et agendas cum omnibus libertatibus, consuetudinibus, vsibus et iuribus, quibus vicina opida in suis mufris gau]dent de consuetudine uel de iure. mandamus igitur vniuersis subditis nostris, ut predictos opidanos [nostra regia] gracia donatos protegant et defendant, nec a quoquam forum prefatum impedire volente molestare seu [prohibere] permittant, in quorum fidem has nostras litteras fieri et sigilli nostri regii iussimus appensione muniri. [datum Egre] die decima nona nouem- bris anno domini millesimo quadringentesimo quinquagesimo nono re[gni nostri secundo. (Georgius dei gracia Bohemie rex, Morauie marchio, Lucembrugensis et Slesie dux ac Lusacie mafrchio]. Item religosus. In quorum.)3) Auf der Rückseite: Rta. Johannes de Brunna. 1) Die in Klammern [. ] stehenden Worte sind die Ergänzungen der abge schnittenen Textstellen. 2) Darüber „dominica proxima ante aspostolorum Petri et Pauli]“ von der- selben Hand. 3) Zusatz zur Urkunde von dem Schreiber oder von anderer Hand des 15. Jahr hundertes, zum Schriftstücke selbst nicht gehörig.
213 König Georg erhebt Neumarkt bei Tepl zur Stadt und gewährt die Abhaltung des Jahrmarktes am 24. Juni. [Eger], 1459, November 19. Georgius dei gracia Bohemie rex, Morauie marchio, Lucemburgensis et Slesie dux ac Lufsacie mar]chio. 1) notumfacimus tenore presencium vniuersis, quod accedens maiestatis nostre presenciam religiosuſs vir Sigismun]dus, abbas monasterii beate virginis Marie in Tepla, ordinis premonstratensis, deuotus noster dilectus n[os humilliter supplicauit, quatenus opido Novumforum alias Vtery nundinas seu annale forum, in festo natiuitatiſs sancti Joan]nis Baptiste 2) tenendum ex solita benignitate regia concedere dignaremur. nos et monasterii vtilitati et e[ius opidi] statui meliori consulere volentes, non per errorem aut improuide, sed animo deliberato, accedente eciam pfredictorum] fidelium no- strorum consilio, de certa nostra sciencia auctoritate regia opido supradicto Vteri, eius incolis et ha[bitantibus ibidem] damus et concedimus nundinas in festo sancti Johannis Baptiste annis singulis perpetfuo habendas] et agendas cum omnibus libertatibus, consuetudinibus, vsibus et iuribus, quibus vicina opida in suis mufris gau]dent de consuetudine uel de iure. mandamus igitur vniuersis subditis nostris, ut predictos opidanos [nostra regia] gracia donatos protegant et defendant, nec a quoquam forum prefatum impedire volente molestare seu [prohibere] permittant, in quorum fidem has nostras litteras fieri et sigilli nostri regii iussimus appensione muniri. [datum Egre] die decima nona nouem- bris anno domini millesimo quadringentesimo quinquagesimo nono re[gni nostri secundo. (Georgius dei gracia Bohemie rex, Morauie marchio, Lucembrugensis et Slesie dux ac Lusacie mafrchio]. Item religosus. In quorum.)3) Auf der Rückseite: Rta. Johannes de Brunna. 1) Die in Klammern [. ] stehenden Worte sind die Ergänzungen der abge schnittenen Textstellen. 2) Darüber „dominica proxima ante aspostolorum Petri et Pauli]“ von der- selben Hand. 3) Zusatz zur Urkunde von dem Schreiber oder von anderer Hand des 15. Jahr hundertes, zum Schriftstücke selbst nicht gehörig.
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I itfheiſungen bes Vereines für Geſchichte der Deutſchen in öhmen. XXXVII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Horčička und Dr. G. Weber. Rebſt der literarischen Beilage. G. Calve'sche k. u. k. Hof Josef Prag 1899. Im Selbstverlage des Vereines. ud Universitäts-Buchbandlung Koch. Comnissionsverlag.
I itfheiſungen bes Vereines für Geſchichte der Deutſchen in öhmen. XXXVII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Horčička und Dr. G. Weber. Rebſt der literarischen Beilage. G. Calve'sche k. u. k. Hof Josef Prag 1899. Im Selbstverlage des Vereines. ud Universitäts-Buchbandlung Koch. Comnissionsverlag.
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