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Titel Beifriede
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Titel - MVGDB
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- s. 194: ...wenigstens pfandweise, Braunau zur Glatzer Grafschaft und zwar von 1472—1483. Herzog Heinrich trieb uach den Worten des Chronisten Eschenloer den Abt mit...
- s. 201: ...Eintracht gehalten werden. Diesen Vorschlag nahmen die Böhmen an, voran Herzog Heinrich, doch erklärten sie, in den Frieden dürfe einer von den...
Název:
Der Beifriede von Brannau im Jahre 1477, MVGDB 37
Autor:
Wintera, Laurenz
Rok vydání:
1899
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
17
Obsah:
- 190: Titel Beifriede
- 206: Titel - MVGDB
upravit
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190 — Der Beifriede von Braunan in Jahre 1477. Von Caur. Wintera. Jeder, der mit der Geschichte der schlesischen Kriege in der Zeit nach dem Tode Georgs von Podiebrad vertraut ist, wird den Beifrieden von Brannau dem Namen nach kennen; eingehendere Berichte, besonders aber eine wirkliche einheitliche Zusammenstellung der zu Gebote stehenden Einzelnheiten dieses immerhin wichtigen historischen Ereignisses sind nirgends veröffentlicht worden. Nicht nur vom Standpunkte der Localgeschichte, sondern auch als wesentlicher Bestandtheil der getreuen Darstellung iener mierquicklichen schlesisch-böhmischen Zwistigkeiten zur Zeit des Ungarn- königs Matthias und des Jagellonen Wladislaw hat indeß der Braunauer Beifriede Interesse. Haben doch bei diesem Friedensvertrage Kaiser und Könige, Herzoge und Fürsten, schlesische, böhmische und Lausitzer Stände theilgenommen und das zum großen Theile direct und unmittelbar. Erst die allmähliche Herausgabe der „schlesischen Geschichtsquellen“, darunter besonders die im I. 1893 veröffentlichte „Politische Correspondenz Breslaus von 1469—1479“ hat im Vereine anderer archivalischer Quellen die vorliegende historische Skize möglich gemacht. König Georg von Podiebrad besaß sicherlich viele treffsiche Eigen- schaften, aber seine Regiernng, beziehungsweise die ans seinem utraqui
190 — Der Beifriede von Braunan in Jahre 1477. Von Caur. Wintera. Jeder, der mit der Geschichte der schlesischen Kriege in der Zeit nach dem Tode Georgs von Podiebrad vertraut ist, wird den Beifrieden von Brannau dem Namen nach kennen; eingehendere Berichte, besonders aber eine wirkliche einheitliche Zusammenstellung der zu Gebote stehenden Einzelnheiten dieses immerhin wichtigen historischen Ereignisses sind nirgends veröffentlicht worden. Nicht nur vom Standpunkte der Localgeschichte, sondern auch als wesentlicher Bestandtheil der getreuen Darstellung iener mierquicklichen schlesisch-böhmischen Zwistigkeiten zur Zeit des Ungarn- königs Matthias und des Jagellonen Wladislaw hat indeß der Braunauer Beifriede Interesse. Haben doch bei diesem Friedensvertrage Kaiser und Könige, Herzoge und Fürsten, schlesische, böhmische und Lausitzer Stände theilgenommen und das zum großen Theile direct und unmittelbar. Erst die allmähliche Herausgabe der „schlesischen Geschichtsquellen“, darunter besonders die im I. 1893 veröffentlichte „Politische Correspondenz Breslaus von 1469—1479“ hat im Vereine anderer archivalischer Quellen die vorliegende historische Skize möglich gemacht. König Georg von Podiebrad besaß sicherlich viele treffsiche Eigen- schaften, aber seine Regiernng, beziehungsweise die ans seinem utraqui
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191 stischen Patriotismus und den eben obwaltenden äußeren Umständen resultirenden Folgen brachten manches Unglück über Böhmen und dessen Krouländer. Als Nichtkatholik hatte er besonders den Einfluß der römischen Curie gegen sich, ein Untstand, der vielfach kritische Lagen über Böhmen herbeiführen mußte. Eine ganz eigenthümliche Stellung nun erwuchs aus dem genamnten Mißverhältuisse für das Gebiet, das man „Braunauer Ländchen“ nennt. Dieses, ganz nahe an der Grafschaft Glatz und an Nachod gelegen, war von den Truppen Georgs, dem diese beiden Besitzstände zu eigen gehörten, sehr scharf bewacht, andererseits sollte und mußte der Gutsherr dieses Ländchens, das Brannauer Benedictinerstift, dem Papste gehorsam sein und der königlichen Botmäßigkeit entsagen. Solange nun die äußeren Verhältnisse halbwegs ruhige blieben, lag es uur an der diplomatischen Geschicklichkeit der Braunaner Aebte, einen neutralen Mittelweg zu finden; als aber im J. 1468 die officielle Kriegserklärung des Ungarnkönigs Matthias erfolgte, der ein Bundesgenosse und Vertreter des Papstes war, da war für Braunan die Nothwendigkeit gegeben, offen herauszutreten und Farbe zu bekennen. Es war für Brannan von großer Wichtigkeit, ob die benachbarten schlesischen Fürstenthümer für oder gegen Georg gesinnt waren; Schlesien war unn, ob offen oder insgeheim, gegen den Böhmenkönig. Abt Peter II. von Braunau (1464—1475) hatte daher, wenn er offen gegen den Utra quisten auftrat, an den Schlesiern willkommenen Anschluß. Er hätte diesen Auschluß auch gesucht und behauptet, wenn die Stadt Braunau nicht hinderlich in den Weg getreten wäre. Noch im J. 1465 ist Abt Peter mit den Breslauern in gutem Einvernehmen, indem er diese Bürger vor einem argen Plane des Böhmenkönigs warnt; aber schon zwei Jahre darauf (1467) beklagen sich die zu Strelin versammelten Fürstenstände Schlesiens über denselben Braunauer Abt, daß er zu wenig ihre Partri ergreife und uicht gegen den König Georg austrete. Brannau ward uach¬- gerade als utraquistisch angesehen; Beweis dessen ein noch erhaltenes Schriftstück, uämlich die Zuschrijt des Glatzer Hauptmannes Hans von Warusdorf, worin dieser Michael, dem Propste von Glatz, den Rath ertheilt, da er von dem eben nach Glatz gekommenen Sohne K. Georgs ausgewiesen sei, ja nicht uach dem katholischen Breslau, sonderu nach dem halb befreundeten Braunan zu gehen. Offenbar hielten es hier die Bürger wegen der Nähe der Besitzungen Georgs mit diesem, der Abt dagegen wegen seiner katholischen Ueberzeugnng mit den Schlesiern.
191 stischen Patriotismus und den eben obwaltenden äußeren Umständen resultirenden Folgen brachten manches Unglück über Böhmen und dessen Krouländer. Als Nichtkatholik hatte er besonders den Einfluß der römischen Curie gegen sich, ein Untstand, der vielfach kritische Lagen über Böhmen herbeiführen mußte. Eine ganz eigenthümliche Stellung nun erwuchs aus dem genamnten Mißverhältuisse für das Gebiet, das man „Braunauer Ländchen“ nennt. Dieses, ganz nahe an der Grafschaft Glatz und an Nachod gelegen, war von den Truppen Georgs, dem diese beiden Besitzstände zu eigen gehörten, sehr scharf bewacht, andererseits sollte und mußte der Gutsherr dieses Ländchens, das Brannauer Benedictinerstift, dem Papste gehorsam sein und der königlichen Botmäßigkeit entsagen. Solange nun die äußeren Verhältnisse halbwegs ruhige blieben, lag es uur an der diplomatischen Geschicklichkeit der Braunaner Aebte, einen neutralen Mittelweg zu finden; als aber im J. 1468 die officielle Kriegserklärung des Ungarnkönigs Matthias erfolgte, der ein Bundesgenosse und Vertreter des Papstes war, da war für Braunan die Nothwendigkeit gegeben, offen herauszutreten und Farbe zu bekennen. Es war für Brannan von großer Wichtigkeit, ob die benachbarten schlesischen Fürstenthümer für oder gegen Georg gesinnt waren; Schlesien war unn, ob offen oder insgeheim, gegen den Böhmenkönig. Abt Peter II. von Braunau (1464—1475) hatte daher, wenn er offen gegen den Utra quisten auftrat, an den Schlesiern willkommenen Anschluß. Er hätte diesen Auschluß auch gesucht und behauptet, wenn die Stadt Braunau nicht hinderlich in den Weg getreten wäre. Noch im J. 1465 ist Abt Peter mit den Breslauern in gutem Einvernehmen, indem er diese Bürger vor einem argen Plane des Böhmenkönigs warnt; aber schon zwei Jahre darauf (1467) beklagen sich die zu Strelin versammelten Fürstenstände Schlesiens über denselben Braunauer Abt, daß er zu wenig ihre Partri ergreife und uicht gegen den König Georg austrete. Brannau ward uach¬- gerade als utraquistisch angesehen; Beweis dessen ein noch erhaltenes Schriftstück, uämlich die Zuschrijt des Glatzer Hauptmannes Hans von Warusdorf, worin dieser Michael, dem Propste von Glatz, den Rath ertheilt, da er von dem eben nach Glatz gekommenen Sohne K. Georgs ausgewiesen sei, ja nicht uach dem katholischen Breslau, sonderu nach dem halb befreundeten Braunan zu gehen. Offenbar hielten es hier die Bürger wegen der Nähe der Besitzungen Georgs mit diesem, der Abt dagegen wegen seiner katholischen Ueberzeugnng mit den Schlesiern.
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192 — Damit nun Braunan der katholischen Partei gesichert bleibe, schickte der Hauptvertreter dieser letzteren, König Matthias von Ungarn, seinen besten Feldhauptmann Franz von Hag mit 400 Reitern und 300 Fuß- soldaten nach Schlesien, und zwar mit dem ausdrücklichen Befehle, er möge Braunau besetzen. Am 18. August 1469 kam Hag in Schweidnitz, uicht viel später in Braunau an. Abt Peter hatte zur Aufnahme Hags eigentlich uicht eingewilligt, aber der Cardinal Legat Rudolf, Bischof von Breslau, dann die Bres: lauer, Schweidnitzer und Jaurer hatten so lange gedroht und gebeten, bis er Hag die Thore öffnete. Franz von Hag versprach übrigens bei seinem Einmarsche, nichts von dem Eigenthume der Bürger nud des Stiftes zu nehmen, den Unterhalt der Truppe ans eigenem Solde zu bestreiten und nur als freundlicher Gast in der Stadt zu verweilen. Bald jedoch bewies der Feldhauptmann, daß man in Kriegszeiten auf Versprechungen wenig oder gar nichts geben solle. Nicht uur, daß er sich nicht als Freund und Gast benahm, drückte er das Stift und die Bewohner viel schlimmer als ein offener Feind. Die Stadt Braunau gerieth in die äußerste Bedränguiß „Verderbuns und Armuth“, (wie sich das älteste Stadtbuch v. 1403—1475 zu wiederholten Malen ausdrückt) und viele Bürger zogen es damals vor, gänzlich auszuwandern. In den schlesischen Geschichtsquellen fünden sich fortwährende Klagen über das Beuehmen Hags; der Abt klagte über ihn an den Breslauer Bischof, an die Breslauer, Schweidnitzer und andererorts, ohne von jemand Antwort oder Abhilfe zu erlangen. Die Unbilden, die sich Hag in Stadt und Land Braunau erlaubte, wurden sogar in ganz Schlefien bekannt, und man nahm in den Städten Anlaß. Hag uicht mehr aufzunehmen. So beriefen sich später die Namslauer darauf, als sie aufgefordert wurden, Hag aufzunehmen; sie berichteten an die Breslaner „wie das sye haben vorstauden von des abtis zu Braunaw, der denne zen willen s. kn. gn. (König Matthias) seine stadt Braunaw herrn Franczen ein gegeben habe; un sey her von den seynen also swerlich vorterbt worden mehe denn von den finden, daß die wirte derselbigen Stadt der meyste teyl entwichen seyen und her habe uicht seyn broth genuglich zu essen.“ 1) Hag unternahm von Braunau aus kühne Ausfälle ins Böhmerland bis gegen Königinhof und Jaromierz, einmal auch bis Gitschin. Am 25. Aug. 1469 nahm er rasch Wünschelburg den Königlichen ab, besetzte das Städtchen und nahm auch die Stadt Politz, wo man zu Georg hielt. 1) Script. rer. Sil. XIII, 74.
192 — Damit nun Braunan der katholischen Partei gesichert bleibe, schickte der Hauptvertreter dieser letzteren, König Matthias von Ungarn, seinen besten Feldhauptmann Franz von Hag mit 400 Reitern und 300 Fuß- soldaten nach Schlesien, und zwar mit dem ausdrücklichen Befehle, er möge Braunau besetzen. Am 18. August 1469 kam Hag in Schweidnitz, uicht viel später in Braunau an. Abt Peter hatte zur Aufnahme Hags eigentlich uicht eingewilligt, aber der Cardinal Legat Rudolf, Bischof von Breslau, dann die Bres: lauer, Schweidnitzer und Jaurer hatten so lange gedroht und gebeten, bis er Hag die Thore öffnete. Franz von Hag versprach übrigens bei seinem Einmarsche, nichts von dem Eigenthume der Bürger nud des Stiftes zu nehmen, den Unterhalt der Truppe ans eigenem Solde zu bestreiten und nur als freundlicher Gast in der Stadt zu verweilen. Bald jedoch bewies der Feldhauptmann, daß man in Kriegszeiten auf Versprechungen wenig oder gar nichts geben solle. Nicht uur, daß er sich nicht als Freund und Gast benahm, drückte er das Stift und die Bewohner viel schlimmer als ein offener Feind. Die Stadt Braunau gerieth in die äußerste Bedränguiß „Verderbuns und Armuth“, (wie sich das älteste Stadtbuch v. 1403—1475 zu wiederholten Malen ausdrückt) und viele Bürger zogen es damals vor, gänzlich auszuwandern. In den schlesischen Geschichtsquellen fünden sich fortwährende Klagen über das Beuehmen Hags; der Abt klagte über ihn an den Breslauer Bischof, an die Breslauer, Schweidnitzer und andererorts, ohne von jemand Antwort oder Abhilfe zu erlangen. Die Unbilden, die sich Hag in Stadt und Land Braunau erlaubte, wurden sogar in ganz Schlefien bekannt, und man nahm in den Städten Anlaß. Hag uicht mehr aufzunehmen. So beriefen sich später die Namslauer darauf, als sie aufgefordert wurden, Hag aufzunehmen; sie berichteten an die Breslaner „wie das sye haben vorstauden von des abtis zu Braunaw, der denne zen willen s. kn. gn. (König Matthias) seine stadt Braunaw herrn Franczen ein gegeben habe; un sey her von den seynen also swerlich vorterbt worden mehe denn von den finden, daß die wirte derselbigen Stadt der meyste teyl entwichen seyen und her habe uicht seyn broth genuglich zu essen.“ 1) Hag unternahm von Braunau aus kühne Ausfälle ins Böhmerland bis gegen Königinhof und Jaromierz, einmal auch bis Gitschin. Am 25. Aug. 1469 nahm er rasch Wünschelburg den Königlichen ab, besetzte das Städtchen und nahm auch die Stadt Politz, wo man zu Georg hielt. 1) Script. rer. Sil. XIII, 74.
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193 — Nicht lange darauf betheiligte er sich an dent Feldzuge der Schlesier gegen Zittau, wo das böhmische Hauptheer lag, kehrte dann zurück und brachte sich 150 Reiter und 300 Mann Fußvolk Verstärkung mit. Nach einiger Zeit zog er zum zweiten Male mit den Schlesiern gegen das böhmische Heer, welches von Zittan über die Oberlausitz in Schlesien selbst ein- gebrochen war. Als dann die Böhmen ans Glatz und Troppau bei Neisse einfielen, machte Hag den Versuch, die Stadt Náchod zu nehmen, erlitt aber harte Verluste und mußte sich nach Braunau zurückziehen. Bei dem Politzer Stiftsdorfe Piek au holte ihu eine zun Eutsatze von Náchod her- beigeeilte Hiljstruppe ein und lieferte ihn int August 1469 ein kleines Treffen, in welchem Hag zwar nicht siegte, aber doch so viel erreichte, daß sein Rückzug gesichert blieb. Im F. 1470 ernannte der Ungarukönig den Franz von Hag zum obersten Hauptmanne in Schlesien, was seine Entjernung von Brannau zur Folge hatte. Ein Theil seiner Truppen blieb jedoch als Besatzung in Braunan und schädigte Stadt und Kloster immer ärger. Es kam so weit, daß die Söldner in ihrer Ungebundenheit sogar Hänser zerstörten und die Landleute an der Feldarbeit hinderten, damit das Elend immer größer würde. So blieb es drei Jahre lang, trotz wiederholter Vorstellungen von Seiten des Abtes Peter an die verbündeten Schlesier und an König Matthias. Unterdessen starb König Georg von Podiebrad im I. 1471. Seine Söhne Heinrich und Victorin beerbten ihu in Frivatbesitze, die Krone aber wurde von dem utraquistischen Adel Wladislaw, dem jungen Sohne des Polenkönigs Kazimir, übertragen, während ein mächtiger Theil der Adeligen und viele Städte den Ungarnkönig Matthias zum Könige haben wollten. Hieraus entstand ein äußerst unerquicklicher Zustand, der zu unousgesetzten Streitigfeiten und Schädigungen des Landes führte. Wenn die böhmischen Länder nicht zerrissen werden sollten, mußte einer von den erwählten Königen zuricktreten; da dies jedoch keiner von beiden that, blieven die Parteien, zu welchen auch Schlesien gehörte, in fortwährender Verfeindung, sozusagen auf ständigem Kriegsfuße. Man bemühte sich zwar immier und immer wieder, eine Einigung herbeizuführen, und unter diesen Friedensversuchen ist eben der Beifriede von Braunau einer der wich¬ tigsten, aber die kriegerische und zugleich ehrgeizige Natur des Ungarn- königs, dem ansehuliche Geldmittel uicht fehlten, ließ keinen eigentlichen Frieden zu Stande kommen. Der ältere Sohn König Georgs Heinrich erbte nebst anderen Besitzthümern nach seinent Vater die Grafschaft Glatz. Er stand mit dem
193 — Nicht lange darauf betheiligte er sich an dent Feldzuge der Schlesier gegen Zittau, wo das böhmische Hauptheer lag, kehrte dann zurück und brachte sich 150 Reiter und 300 Mann Fußvolk Verstärkung mit. Nach einiger Zeit zog er zum zweiten Male mit den Schlesiern gegen das böhmische Heer, welches von Zittan über die Oberlausitz in Schlesien selbst ein- gebrochen war. Als dann die Böhmen ans Glatz und Troppau bei Neisse einfielen, machte Hag den Versuch, die Stadt Náchod zu nehmen, erlitt aber harte Verluste und mußte sich nach Braunau zurückziehen. Bei dem Politzer Stiftsdorfe Piek au holte ihu eine zun Eutsatze von Náchod her- beigeeilte Hiljstruppe ein und lieferte ihn int August 1469 ein kleines Treffen, in welchem Hag zwar nicht siegte, aber doch so viel erreichte, daß sein Rückzug gesichert blieb. Im F. 1470 ernannte der Ungarukönig den Franz von Hag zum obersten Hauptmanne in Schlesien, was seine Entjernung von Brannau zur Folge hatte. Ein Theil seiner Truppen blieb jedoch als Besatzung in Braunan und schädigte Stadt und Kloster immer ärger. Es kam so weit, daß die Söldner in ihrer Ungebundenheit sogar Hänser zerstörten und die Landleute an der Feldarbeit hinderten, damit das Elend immer größer würde. So blieb es drei Jahre lang, trotz wiederholter Vorstellungen von Seiten des Abtes Peter an die verbündeten Schlesier und an König Matthias. Unterdessen starb König Georg von Podiebrad im I. 1471. Seine Söhne Heinrich und Victorin beerbten ihu in Frivatbesitze, die Krone aber wurde von dem utraquistischen Adel Wladislaw, dem jungen Sohne des Polenkönigs Kazimir, übertragen, während ein mächtiger Theil der Adeligen und viele Städte den Ungarnkönig Matthias zum Könige haben wollten. Hieraus entstand ein äußerst unerquicklicher Zustand, der zu unousgesetzten Streitigfeiten und Schädigungen des Landes führte. Wenn die böhmischen Länder nicht zerrissen werden sollten, mußte einer von den erwählten Königen zuricktreten; da dies jedoch keiner von beiden that, blieven die Parteien, zu welchen auch Schlesien gehörte, in fortwährender Verfeindung, sozusagen auf ständigem Kriegsfuße. Man bemühte sich zwar immier und immer wieder, eine Einigung herbeizuführen, und unter diesen Friedensversuchen ist eben der Beifriede von Braunau einer der wich¬ tigsten, aber die kriegerische und zugleich ehrgeizige Natur des Ungarn- königs, dem ansehuliche Geldmittel uicht fehlten, ließ keinen eigentlichen Frieden zu Stande kommen. Der ältere Sohn König Georgs Heinrich erbte nebst anderen Besitzthümern nach seinent Vater die Grafschaft Glatz. Er stand mit dem
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194 Könige Wladislaw, dem er gute Dienste erwies, auf gutem Fuße und vertrat mit Energie dessen Partei. Heiurich der Aeltere, bekannt unter dem Namen Herzog von Münsterberg, residirte gleich vom J. 1471 an in Glatz selbst und war also ein unmittelbarer Nachbar Braunaus. An diesen mächtigen Nachbarn nun, der um diese Zeit dem Utra- quismus entsagt hatte, wandte sich der Braunauer Abt Peter, um die lästige Besatzung der ungarischen Söldner aus Brannau zu entiernen. Am 24. April 1472 lud der Abt im Einverständuisse mit den Braunauern die Officiere der Besatzung ins Kloster zu einer Tafel ein; während uun die Herren im Stifte aßen und tranken, drangen unerwartet die Glatzer und Böhmen herein, bemächtigten sich der Besatzung und zwangen die Officiere zur Waffenstreckung. Mit bloßen Stöcken in der Hand entferuten sich die Ungarn, um niemals mehr zurückzukehren.1) Braunau blieb auf diese Weise in der Hand des Herzogs von Münsterberg, welcher sich von Wladislaw das ganze Ländchen in aller Form zu Pfande verschreiben ließ. So gehörte, wenigstens pfandweise, Braunau zur Glatzer Grafschaft und zwar von 1472—1483. Herzog Heinrich trieb uach den Worten des Chronisten Eschenloer den Abt mit seinen Brüdern weg, d. h. er wies ihnen vielleicht ein Gnadenbrod an, benahm sich aber als eigentlicher Herr über Brannau. das doch durch den Abt in seine Hände gekommen war und Stiftsbesitz zu sein uicht aufgehört hatte. Der Herzog kümmerte sich nicht darum, daß der Pfaudbrief nur auf eine gewisse Zeit lautete, er sah das Brannauer Ländchen als sein volles Eigenthum an und ertheilte den Bürgern von Brannau, die ihn wie einen Retter und Befreier verehrten, mehrere Privilegien und Zu- geständnisse, die das Stift schädigen mußten und ihm die Herzen der Braunauer sichern sollten. Heinrich von Münsterberg hatte eine mächtige Stellung; war doch Glatz ein Bollwerk, auf welches sich ein Feind nicht so leicht heranwagte. Der Glatzer Hauptmann Hans von Warnsdorf war eine wahre Geißel für die Schlesier, denen er, sei es vom Glatzer Gebiet, sei es von Braunau mit geübten Truppen empfindliche Schäden beibrachte. Um diese Ansfälle möglichst fern zu halten, brachten einzelne schlesische Städte ab und zu freiwillige oder vereinbarte Kriegsgelder und Coutributionen, die für die Söhne König Georgs eine reiche Einnahmsquelle bildeten. Wer aber nicht zahlte, war vor dem Sengen und Brennen der Truppen Heinrichs uicht sicher. 1) Vgl. Eschenloers Chronik, ed. Kunisch II 266, Bachmann, Fontes rer. Sil. 46. Nr. 166 u. a.
194 Könige Wladislaw, dem er gute Dienste erwies, auf gutem Fuße und vertrat mit Energie dessen Partei. Heiurich der Aeltere, bekannt unter dem Namen Herzog von Münsterberg, residirte gleich vom J. 1471 an in Glatz selbst und war also ein unmittelbarer Nachbar Braunaus. An diesen mächtigen Nachbarn nun, der um diese Zeit dem Utra- quismus entsagt hatte, wandte sich der Braunauer Abt Peter, um die lästige Besatzung der ungarischen Söldner aus Brannau zu entiernen. Am 24. April 1472 lud der Abt im Einverständuisse mit den Braunauern die Officiere der Besatzung ins Kloster zu einer Tafel ein; während uun die Herren im Stifte aßen und tranken, drangen unerwartet die Glatzer und Böhmen herein, bemächtigten sich der Besatzung und zwangen die Officiere zur Waffenstreckung. Mit bloßen Stöcken in der Hand entferuten sich die Ungarn, um niemals mehr zurückzukehren.1) Braunau blieb auf diese Weise in der Hand des Herzogs von Münsterberg, welcher sich von Wladislaw das ganze Ländchen in aller Form zu Pfande verschreiben ließ. So gehörte, wenigstens pfandweise, Braunau zur Glatzer Grafschaft und zwar von 1472—1483. Herzog Heinrich trieb uach den Worten des Chronisten Eschenloer den Abt mit seinen Brüdern weg, d. h. er wies ihnen vielleicht ein Gnadenbrod an, benahm sich aber als eigentlicher Herr über Brannau. das doch durch den Abt in seine Hände gekommen war und Stiftsbesitz zu sein uicht aufgehört hatte. Der Herzog kümmerte sich nicht darum, daß der Pfaudbrief nur auf eine gewisse Zeit lautete, er sah das Brannauer Ländchen als sein volles Eigenthum an und ertheilte den Bürgern von Brannau, die ihn wie einen Retter und Befreier verehrten, mehrere Privilegien und Zu- geständnisse, die das Stift schädigen mußten und ihm die Herzen der Braunauer sichern sollten. Heinrich von Münsterberg hatte eine mächtige Stellung; war doch Glatz ein Bollwerk, auf welches sich ein Feind nicht so leicht heranwagte. Der Glatzer Hauptmann Hans von Warnsdorf war eine wahre Geißel für die Schlesier, denen er, sei es vom Glatzer Gebiet, sei es von Braunau mit geübten Truppen empfindliche Schäden beibrachte. Um diese Ansfälle möglichst fern zu halten, brachten einzelne schlesische Städte ab und zu freiwillige oder vereinbarte Kriegsgelder und Coutributionen, die für die Söhne König Georgs eine reiche Einnahmsquelle bildeten. Wer aber nicht zahlte, war vor dem Sengen und Brennen der Truppen Heinrichs uicht sicher. 1) Vgl. Eschenloers Chronik, ed. Kunisch II 266, Bachmann, Fontes rer. Sil. 46. Nr. 166 u. a.
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195 — Ein kurzer Waffenstillstand zwischen den Parteien Wladislaws und Matthias wurde am 1. Mai 1472 auf die Frist eines Jahres zu Ofen geschlossen; ein weiterer wichtigerer Friedensversuch wurde durch die Con- vention vom 31. Mai 1472 in Deutsch-Brod gemacht, aber auch dieser, ziemlich detaillirter Vertrag wurde bald gebrochen. Schon im August (13. Angust 1472) beschwert sich der Glatzer Hauptmann Hans von Warnsdorf bei den Breslauern, daß der Deutsch-Broder Friede nicht gehalten werde, indem man von Seite der Schlesier dem Herzog Heinrich von Münsterberg die Herrschaft Braunau, die er ohne weiters als „sein anführt, nehmen wolle, sowie allerlei Unruhe in Braunau schüre. „Dorzu meyner gnedigen herschaft,“ so schreibt er wörtlich, „umb ir schoß Brawn gerue breugen wolden, wenn selden fein nacht ist, das sie uicht umb das schlos krüchen, oder ich hoffe zu Gott, das in ir mawsen velhet; und dorzu manchveldige plackerey der stroschen, den armen lewten des nachts in die dorfer valhen und in das ir nehmen und sunderlich uf das Newrodisch gut an meynsten geschyt und hoflewt, die mir zustehen, ab fohen in pferde und habe in uehmende an alle schult, als nemlich Naschwitz und sust andere mehr. Und ihr wohl verstehen möget, das sulche sachen fridbruchig sein und nicht geschehen solden in die wirdige crone in sulchem friedlichen staude.“ Aehnliche Klagen haben sich mehrere erhalten.1) Angesichts dieser Beschwerden und der damit verbundenen Dro- hungen des Glatzer Hauptmaunes versuchte man von Breslau aus eine neue Friedensvermittlung durch die sog. Couferen; von Neisse (angefangen am 13. März 1473) und bald daranf von anderer Seite durch die Con- vention zu Beneschau, Troppau und die zweite zu Beneschau. Das Re sultat dieser vielfachen Berathungen war eine totale Zügellosigkeit der im Felde stehenden Truppen und die Willkür der schlesischen Fürsten. Herzog Heinrich von Glatz-Münsterberg begann als Herr der Koselfestung Feind- seligkeiten mit dem Fürsten von Rybnitz, der den Schutz des Ungarn- königs aurief. Da dieser gern gewährt wurde, sah sich der Polenkönig Kazimir als Schutzherr der Partei Wladislaws gezwungen, auch seiner- seits einzugreifen und den Glatzer Herzog zu unterstützen. Hiemit war der offene Krieg wiederum im Gange. Matthias selbst kam nach Mähren und eroberte mehre Städte, gleichzeitig fiel der Fürst von Sagan in Polen ein. Bald waren die Truppen aller drei Könige in Schlesien, um sich hier zu messen. Im November 1474 schaffte ein persönliches Zu- 1) Vgl. Geschichtsquellen der Grafschaft Glatz II, 329.
195 — Ein kurzer Waffenstillstand zwischen den Parteien Wladislaws und Matthias wurde am 1. Mai 1472 auf die Frist eines Jahres zu Ofen geschlossen; ein weiterer wichtigerer Friedensversuch wurde durch die Con- vention vom 31. Mai 1472 in Deutsch-Brod gemacht, aber auch dieser, ziemlich detaillirter Vertrag wurde bald gebrochen. Schon im August (13. Angust 1472) beschwert sich der Glatzer Hauptmann Hans von Warnsdorf bei den Breslauern, daß der Deutsch-Broder Friede nicht gehalten werde, indem man von Seite der Schlesier dem Herzog Heinrich von Münsterberg die Herrschaft Braunau, die er ohne weiters als „sein anführt, nehmen wolle, sowie allerlei Unruhe in Braunau schüre. „Dorzu meyner gnedigen herschaft,“ so schreibt er wörtlich, „umb ir schoß Brawn gerue breugen wolden, wenn selden fein nacht ist, das sie uicht umb das schlos krüchen, oder ich hoffe zu Gott, das in ir mawsen velhet; und dorzu manchveldige plackerey der stroschen, den armen lewten des nachts in die dorfer valhen und in das ir nehmen und sunderlich uf das Newrodisch gut an meynsten geschyt und hoflewt, die mir zustehen, ab fohen in pferde und habe in uehmende an alle schult, als nemlich Naschwitz und sust andere mehr. Und ihr wohl verstehen möget, das sulche sachen fridbruchig sein und nicht geschehen solden in die wirdige crone in sulchem friedlichen staude.“ Aehnliche Klagen haben sich mehrere erhalten.1) Angesichts dieser Beschwerden und der damit verbundenen Dro- hungen des Glatzer Hauptmaunes versuchte man von Breslau aus eine neue Friedensvermittlung durch die sog. Couferen; von Neisse (angefangen am 13. März 1473) und bald daranf von anderer Seite durch die Con- vention zu Beneschau, Troppau und die zweite zu Beneschau. Das Re sultat dieser vielfachen Berathungen war eine totale Zügellosigkeit der im Felde stehenden Truppen und die Willkür der schlesischen Fürsten. Herzog Heinrich von Glatz-Münsterberg begann als Herr der Koselfestung Feind- seligkeiten mit dem Fürsten von Rybnitz, der den Schutz des Ungarn- königs aurief. Da dieser gern gewährt wurde, sah sich der Polenkönig Kazimir als Schutzherr der Partei Wladislaws gezwungen, auch seiner- seits einzugreifen und den Glatzer Herzog zu unterstützen. Hiemit war der offene Krieg wiederum im Gange. Matthias selbst kam nach Mähren und eroberte mehre Städte, gleichzeitig fiel der Fürst von Sagan in Polen ein. Bald waren die Truppen aller drei Könige in Schlesien, um sich hier zu messen. Im November 1474 schaffte ein persönliches Zu- 1) Vgl. Geschichtsquellen der Grafschaft Glatz II, 329.
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196 — sammentreffen Wladislaws mit Matthias in Breslan etwas Ruhe, doch zeigte es sich immer mehr, daß ohne gewaltsame Theilung der böhmischen Lande oder ohne Zurücktreten des einen Königs eine dauernde Verein- barung uicht möglich war. Noch mehr zeigte sich dies in den bald darauf folgenden Verhandlungen zu Prag und zu Brünn, nach welchen die Feindschaft zwischen den Königen und dem Kaiser Friedrich womöglich noch schroffer wurde. Der Kaiser, der von allen Seiten bedrängt war, heischte von den beiden Rivalen der böhmischen Krone thatfrästige Hilse gegen seine Feinde; da er mehr dem Jagellonen wohlwollte als dem Ungarn, so versprach er jenem die Anerkennung und die Zuweisung der Regalien, wenn er ihm eine bestinunte Anzahl Truppen zur Verfügung stellen würde. Im Januar 1477 kam wirtlich eine Vereinbarung in diesem Sinne zu Stande. Das genügte nun dem König Matthias, um allen Ernstes dem Kaiser Krieg zu erklären. Wladislaw erlangte unterdessen vom böhmischen Landtage Truppenaufgebote, stellte sie theils dem Kaiser zur Verfügung, theils ließ er sie in der Oberlausitz und in Niederschlesien einrücken. Da diese Leute sich gegen die Bewohnerschaft glimpflich benahmen, war der größere Theil Schlesiens bald für Wladislaw gewonnen und dem Matthias so gut als entfremdet. Dieser schritt am 11. Juli 1477 zu einem offenen Angriffe auf Niederösterreich und Wien. Am 14. Angust ward Wien eingeschlossen, es hielt sich jedoch tapfer und wurde nicht genommen. Trotzdent ließ sich Matthias, der sein Hoflager in Kornenburg aufgeschlagen hatte, allent halben huldigen, als ob er das ganze Land erobert hätte. In dieser ganz merkwürdigen Gestaltung der Dinge nun, wo ein großer Theil Schlesiens in der Hand Wladislaws, ein uicht minderer Theil Oesterreichs in der Hand des Ungarnkönigs war, wo Kaiser Friedrich sich in sehr bedrängter Lage befand, da regte sich von Neuem ein mäch¬ tiges Bedürfniß nach Frieden; dieses Bedürfuiß war diesmal von all seitigem Entgegenkommen begleitet und berechtigte daher zu den bestent Hoffnungen. Die triftigsten Gründe, einen Frieden ernstlich auzubahnen, hatten die Schlesier; war doch dies Gebiet seit langer Zeit nicht zur Ruhe gekommen, ohne daß dadurch dem Lande auch nur der geringste Vortheil erwachsen wäre. Es führte daher das friedliche Bestreben hier zu der ersten Frucht, nämlich zur Schließung des Sonderfriedens der sonst so kriegerisch aufgelegten Schweidnitzer und Jaurer Bürger mit dem König von Böhmen (2. Mai 1477). Da aber dieser Vertrag für die Lausitz
196 — sammentreffen Wladislaws mit Matthias in Breslan etwas Ruhe, doch zeigte es sich immer mehr, daß ohne gewaltsame Theilung der böhmischen Lande oder ohne Zurücktreten des einen Königs eine dauernde Verein- barung uicht möglich war. Noch mehr zeigte sich dies in den bald darauf folgenden Verhandlungen zu Prag und zu Brünn, nach welchen die Feindschaft zwischen den Königen und dem Kaiser Friedrich womöglich noch schroffer wurde. Der Kaiser, der von allen Seiten bedrängt war, heischte von den beiden Rivalen der böhmischen Krone thatfrästige Hilse gegen seine Feinde; da er mehr dem Jagellonen wohlwollte als dem Ungarn, so versprach er jenem die Anerkennung und die Zuweisung der Regalien, wenn er ihm eine bestinunte Anzahl Truppen zur Verfügung stellen würde. Im Januar 1477 kam wirtlich eine Vereinbarung in diesem Sinne zu Stande. Das genügte nun dem König Matthias, um allen Ernstes dem Kaiser Krieg zu erklären. Wladislaw erlangte unterdessen vom böhmischen Landtage Truppenaufgebote, stellte sie theils dem Kaiser zur Verfügung, theils ließ er sie in der Oberlausitz und in Niederschlesien einrücken. Da diese Leute sich gegen die Bewohnerschaft glimpflich benahmen, war der größere Theil Schlesiens bald für Wladislaw gewonnen und dem Matthias so gut als entfremdet. Dieser schritt am 11. Juli 1477 zu einem offenen Angriffe auf Niederösterreich und Wien. Am 14. Angust ward Wien eingeschlossen, es hielt sich jedoch tapfer und wurde nicht genommen. Trotzdent ließ sich Matthias, der sein Hoflager in Kornenburg aufgeschlagen hatte, allent halben huldigen, als ob er das ganze Land erobert hätte. In dieser ganz merkwürdigen Gestaltung der Dinge nun, wo ein großer Theil Schlesiens in der Hand Wladislaws, ein uicht minderer Theil Oesterreichs in der Hand des Ungarnkönigs war, wo Kaiser Friedrich sich in sehr bedrängter Lage befand, da regte sich von Neuem ein mäch¬ tiges Bedürfniß nach Frieden; dieses Bedürfuiß war diesmal von all seitigem Entgegenkommen begleitet und berechtigte daher zu den bestent Hoffnungen. Die triftigsten Gründe, einen Frieden ernstlich auzubahnen, hatten die Schlesier; war doch dies Gebiet seit langer Zeit nicht zur Ruhe gekommen, ohne daß dadurch dem Lande auch nur der geringste Vortheil erwachsen wäre. Es führte daher das friedliche Bestreben hier zu der ersten Frucht, nämlich zur Schließung des Sonderfriedens der sonst so kriegerisch aufgelegten Schweidnitzer und Jaurer Bürger mit dem König von Böhmen (2. Mai 1477). Da aber dieser Vertrag für die Lausitz
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197 — und Glatz, sowie für die entlegeneren Theilfürsten keine Geltung und uatürlicher Weise auf Kaiser Friedrich und dessen Verhältniß zu Matthias keinen Einfluß hatte, stand der eigentliche Friedensschluß noch immer aus. Man sprach viel und hegte thatsächlich große Erwartungen von dem ueu zu schließenden Frieden. So schrieb am 27. Juni 1477 der Breslauer Cardinal an die Görlitzer, wie sehx er und andere Fürsten sich nach Frieden sehnten, er hätte auch mit mehreren Fürsten über den Ort und Tag der Verhandlungen Berathungen gepflogen und bestimmt, man solle an den Herzog Heinrich von Münsterberg Abgesandte schicken, um ihn, als den rührigsten Friedensstörer zu fragen, welchen Ort der Unterhand- lungen er sich wünsche. Es sei große Gejahr, daß es zwischen den Ma- jestäten und deren Völkern „czu großer aufrure kommen werde, die der almechtig get czum besten und friedlichen ende wenden welle“.1) Aehnlich correspondirte der Liegnitzer Fürst mit den Breslauern, auch der Herzog von Oels wünschte lebhaft Frieden. Da man dem Münsterberger freie Wahl ließ, den Ort der Friedens verhandlungen zu bestimmen, besann er sich nicht lange und schlug als solchen das ihm als Pfandbesitz unterstehende Braunau vor, das vermöge seiner Lage den Schlesiern und Böhmen genehm sein konnte. Die schle sischen Stände nahmen diese Wahl auch an und bestimmten als Tag der Zusammenkunft den 10. August 1477. Rechtzeitig verständigte man auch den König Wladislaw und den Kaiser vor diesen Bestimmungen; Matthias hatte seine natürlichen Verfechter in den Schlesiern, von denen er sowohl vor als auch nach den Verhandlungen ausführliche Berichte empfing. König Wladislaw legte den Braunauer Verhandlungen ziemlichen Werth bei, was daraus zu ersehen ist, daß er für dieselben seine mäch- tigsten Anhänger auf dieser Seite als Stellvertreter ernannte und ab- schickte. Es waren dies: der Münsterberger selbst, der Burggraf vom König-rätzer Kreise Kruschina von Leuchtenburg, der ehemalige Glatzer, nun Trautenauer Hauptmann Hans von Warnsdorf und zwei andere mächtige Herren. Diesen stellte er folgende Beglaubigung aus: „Wladislaus von Gots Gnaden König zcu Behem, marggrave zcu Merhern. Hochwirdigen, wirdigen, hochgebornen, edlen, gestrengen, ersamen, weisen, andechtigen, liebin ohmen und besundern. Wir schickin zcu euch den hochgebornen fursten herrn Heinriche her- zcogen zu Monsterberg, grave zu Glotz, etc. und dy edeln gestrengen Wilhelm Cruschin von Leuchtenburg. Petern Kdulenitz von Ostro- 1) Script. rer. Sil. XIII, 214. Mittheilungen. 37. Jahrgang. 2. Heft. 14
197 — und Glatz, sowie für die entlegeneren Theilfürsten keine Geltung und uatürlicher Weise auf Kaiser Friedrich und dessen Verhältniß zu Matthias keinen Einfluß hatte, stand der eigentliche Friedensschluß noch immer aus. Man sprach viel und hegte thatsächlich große Erwartungen von dem ueu zu schließenden Frieden. So schrieb am 27. Juni 1477 der Breslauer Cardinal an die Görlitzer, wie sehx er und andere Fürsten sich nach Frieden sehnten, er hätte auch mit mehreren Fürsten über den Ort und Tag der Verhandlungen Berathungen gepflogen und bestimmt, man solle an den Herzog Heinrich von Münsterberg Abgesandte schicken, um ihn, als den rührigsten Friedensstörer zu fragen, welchen Ort der Unterhand- lungen er sich wünsche. Es sei große Gejahr, daß es zwischen den Ma- jestäten und deren Völkern „czu großer aufrure kommen werde, die der almechtig get czum besten und friedlichen ende wenden welle“.1) Aehnlich correspondirte der Liegnitzer Fürst mit den Breslauern, auch der Herzog von Oels wünschte lebhaft Frieden. Da man dem Münsterberger freie Wahl ließ, den Ort der Friedens verhandlungen zu bestimmen, besann er sich nicht lange und schlug als solchen das ihm als Pfandbesitz unterstehende Braunau vor, das vermöge seiner Lage den Schlesiern und Böhmen genehm sein konnte. Die schle sischen Stände nahmen diese Wahl auch an und bestimmten als Tag der Zusammenkunft den 10. August 1477. Rechtzeitig verständigte man auch den König Wladislaw und den Kaiser vor diesen Bestimmungen; Matthias hatte seine natürlichen Verfechter in den Schlesiern, von denen er sowohl vor als auch nach den Verhandlungen ausführliche Berichte empfing. König Wladislaw legte den Braunauer Verhandlungen ziemlichen Werth bei, was daraus zu ersehen ist, daß er für dieselben seine mäch- tigsten Anhänger auf dieser Seite als Stellvertreter ernannte und ab- schickte. Es waren dies: der Münsterberger selbst, der Burggraf vom König-rätzer Kreise Kruschina von Leuchtenburg, der ehemalige Glatzer, nun Trautenauer Hauptmann Hans von Warnsdorf und zwei andere mächtige Herren. Diesen stellte er folgende Beglaubigung aus: „Wladislaus von Gots Gnaden König zcu Behem, marggrave zcu Merhern. Hochwirdigen, wirdigen, hochgebornen, edlen, gestrengen, ersamen, weisen, andechtigen, liebin ohmen und besundern. Wir schickin zcu euch den hochgebornen fursten herrn Heinriche her- zcogen zu Monsterberg, grave zu Glotz, etc. und dy edeln gestrengen Wilhelm Cruschin von Leuchtenburg. Petern Kdulenitz von Ostro- 1) Script. rer. Sil. XIII, 214. Mittheilungen. 37. Jahrgang. 2. Heft. 14
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198 mircz, Hansen von Warnstorff auf Trautenaw und Cristoff Talcken- berg zcum Talckensteyn, unsern ohmen, rate und liebe getrawen, den wir unsere meinunge und befelhe an euch zu brengen, muntlich zu reden befolhen haben. Begern wir an euch in vleis, was unser ohme und dy bemelten unser rethe dismal an euch brengin und werbin werden, yn des gentzlichen alz uns selbst zu glewben und euch gein yn halden, als wir getrawen haben, ir thun werdet, kompt uns von euch zu dancke. Geben zu Prage am donrstag vor sandt Lorentzitage unsers reichs in sechsten jare. Ad mandatum regis. Den hochwirdigen hochgebornen .. herrn Rudolff bischofe zcu Breslaw etc. ., hern Cunraden dem weissen zcu Olssen etc., herrn Frederiche zcu Legenitz etc., herzcogen in Slesien und allen anderen fursten prelaten herrn mannschaften und steten, dy itzunt auf den tag zu Brawna gesamelt beyeinander seynt, unseren liben ohmen und besundern.“ Außer diesem Schriftstücke brachten die Abgesaudten des Königs ein ausdrückliches Mandat des Kaisers mit, worin den Schlesiern die An- erkennung Wladislaws anbefohlen wird, sowie das entsprechende Schreiben Wladislaws, datirt vom 7. Angust 1477.1) Der Kaiser hatte die Gele- genheit wahrgenommen, auf die Anerkennung des polnischen Prinzen zu dringen, weil er benachrichtigt worden war, daß zu Brannan so zienlich alle Stände Schlesiens vertreten waren. Thatsächlich war die schlesische Vertretung zu Braunau eine sehr zahlreiche, soweit wir die Namen der Theilnehmer ausfindig machen kounten. Da war persönlich Bischof Rudolph von Breslan mit seinem tüchtigen Secretär, dem Canonicus Dr. Fabian Hanko, ferner Herzog Friedrich von Liegnitz anch persönlich, für den Herzog Kourad von Oels war anwesend Otto von Parchewiz, viele Herren aus dem Fürstenthume Schweidnitz und Jauer, unter anderem Ritter Diprand von Reibuitz, Abgesandte aus den Sechsstädten und der Nieder-Lausitz, die Fürsten Johann und Niclas von Oppeln, als Vertreter der Oberlausitz mehrere Städter, darunter Johann Frauenburg ans Görlitz und Caspar Nostitz aus Schochau, endlich die Breslauer Lucas Eisenreich, ein findiger, diplo- matischer Kopf. und ein gewisser Albrecht Schlichtling. Die Braunauer Bürger wurden in ihrem Magistrate zu den Berathungen anch heran- gezogen. Schloßhauptmann von Braunau war damals Wenzel von 1) Siche schlesische Lehensurkunden I, 84 if.
198 mircz, Hansen von Warnstorff auf Trautenaw und Cristoff Talcken- berg zcum Talckensteyn, unsern ohmen, rate und liebe getrawen, den wir unsere meinunge und befelhe an euch zu brengen, muntlich zu reden befolhen haben. Begern wir an euch in vleis, was unser ohme und dy bemelten unser rethe dismal an euch brengin und werbin werden, yn des gentzlichen alz uns selbst zu glewben und euch gein yn halden, als wir getrawen haben, ir thun werdet, kompt uns von euch zu dancke. Geben zu Prage am donrstag vor sandt Lorentzitage unsers reichs in sechsten jare. Ad mandatum regis. Den hochwirdigen hochgebornen .. herrn Rudolff bischofe zcu Breslaw etc. ., hern Cunraden dem weissen zcu Olssen etc., herrn Frederiche zcu Legenitz etc., herzcogen in Slesien und allen anderen fursten prelaten herrn mannschaften und steten, dy itzunt auf den tag zu Brawna gesamelt beyeinander seynt, unseren liben ohmen und besundern.“ Außer diesem Schriftstücke brachten die Abgesaudten des Königs ein ausdrückliches Mandat des Kaisers mit, worin den Schlesiern die An- erkennung Wladislaws anbefohlen wird, sowie das entsprechende Schreiben Wladislaws, datirt vom 7. Angust 1477.1) Der Kaiser hatte die Gele- genheit wahrgenommen, auf die Anerkennung des polnischen Prinzen zu dringen, weil er benachrichtigt worden war, daß zu Brannan so zienlich alle Stände Schlesiens vertreten waren. Thatsächlich war die schlesische Vertretung zu Braunau eine sehr zahlreiche, soweit wir die Namen der Theilnehmer ausfindig machen kounten. Da war persönlich Bischof Rudolph von Breslan mit seinem tüchtigen Secretär, dem Canonicus Dr. Fabian Hanko, ferner Herzog Friedrich von Liegnitz anch persönlich, für den Herzog Kourad von Oels war anwesend Otto von Parchewiz, viele Herren aus dem Fürstenthume Schweidnitz und Jauer, unter anderem Ritter Diprand von Reibuitz, Abgesandte aus den Sechsstädten und der Nieder-Lausitz, die Fürsten Johann und Niclas von Oppeln, als Vertreter der Oberlausitz mehrere Städter, darunter Johann Frauenburg ans Görlitz und Caspar Nostitz aus Schochau, endlich die Breslauer Lucas Eisenreich, ein findiger, diplo- matischer Kopf. und ein gewisser Albrecht Schlichtling. Die Braunauer Bürger wurden in ihrem Magistrate zu den Berathungen anch heran- gezogen. Schloßhauptmann von Braunau war damals Wenzel von 1) Siche schlesische Lehensurkunden I, 84 if.
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199 — Garten, der im Namen des Münsterbergers über Stadt und Land befehligte. Für Braunau war die Versammlung freilich ein großer, nie da- gewesener Tag. Was mag es da für Schauen und Staunen gegeben haben! Die Herren kamen ja mit ansehnlichem Gefolge und mancherlei prunkender Ausstattung. Schloß Braunau, aus dem die Geistlichen seit fünf Jahren vertrieben waren, ist zwar geräumig genug. aber alle die Herrschaften mit ihren Dienern zu fassen, war es wohl nicht im Stande, weshalb die Bürgerschaft gerne mit ihren besten Kemenaten herhielt, gerne deswegen, weil dadurch dem Herzoge Heinrich, von dem sie große Dinge erwartete, ein Gefallen geschah. Der damalige Magistrat bestand (nach dem ältesten Stadtbuche von 1403—1480) aus folgenden Bürgern: Stadtvogt Niclas Schober, Bürgermeister Stefan Hansemann, geschworene Schöppen: Jost Marquard, Mathes Winter, Mathes Welzenberg, Stefan Zocher, Paul Scholz, Hannes Knottel, Paul Cristann, Hans Marscher. Die geistliche Herrschaft wurde freilich nicht beigezogen und war gar nicht einmal anwesend. Mit großer Spannung ging man endlich daran, die officiellen Friedensverhandlungen zu eröffnen. Es existirt ein Manuscript, das leider in einer äußerst unleserlichen lateinischen Schrift von einem der tagenden Theilnehmer verfaßt, über die hauptsächlichsten Vorgänge in Braunau Aufschluß gibt. Diese Schrift, in Form bloßer Notizen, findet sich auf der Rückseite zweier Blätter, welche Abschrifien der Briefe des Kaisers und König Wladislaws vom 14. Juni und 7. August 1477 enthalten. Der Schreiber ist einer von den Deputirten aus der Oberlausitz, mit Namen Johann Frauenburg. Er war der lateinischen Sprache, wie aus den Aufzeichnungen ersichtlich, gar nicht einmal mächtig, da er ein Handwerker, vermuthlich Tuchmacher aus Görlitz war; er interessirte sich nämlich für die damals bereits blühende Braunauer Tuchmacherei und für einen Streit der Görlitzer mit den sächsischen Herzogen, betreffend den Handel mit „Waid“ und „Mennig“, weschen Handel die Sachsen nach der Niederlausitz und das Saganische herunterzuziehen bemüht waren. Frauenburg hielt zu der Partei des Ungarukönigs. Im Ganzen läßt sich aus den dürftigen Nachrichten Frauenburgs, Eschenloers und Scultetus' (Collectanea)1) etwa folgender Hergang der Verhandlungen zu Brannau zusammeustellen. 1) Script. rer. Sil. X, 115—117.
199 — Garten, der im Namen des Münsterbergers über Stadt und Land befehligte. Für Braunau war die Versammlung freilich ein großer, nie da- gewesener Tag. Was mag es da für Schauen und Staunen gegeben haben! Die Herren kamen ja mit ansehnlichem Gefolge und mancherlei prunkender Ausstattung. Schloß Braunau, aus dem die Geistlichen seit fünf Jahren vertrieben waren, ist zwar geräumig genug. aber alle die Herrschaften mit ihren Dienern zu fassen, war es wohl nicht im Stande, weshalb die Bürgerschaft gerne mit ihren besten Kemenaten herhielt, gerne deswegen, weil dadurch dem Herzoge Heinrich, von dem sie große Dinge erwartete, ein Gefallen geschah. Der damalige Magistrat bestand (nach dem ältesten Stadtbuche von 1403—1480) aus folgenden Bürgern: Stadtvogt Niclas Schober, Bürgermeister Stefan Hansemann, geschworene Schöppen: Jost Marquard, Mathes Winter, Mathes Welzenberg, Stefan Zocher, Paul Scholz, Hannes Knottel, Paul Cristann, Hans Marscher. Die geistliche Herrschaft wurde freilich nicht beigezogen und war gar nicht einmal anwesend. Mit großer Spannung ging man endlich daran, die officiellen Friedensverhandlungen zu eröffnen. Es existirt ein Manuscript, das leider in einer äußerst unleserlichen lateinischen Schrift von einem der tagenden Theilnehmer verfaßt, über die hauptsächlichsten Vorgänge in Braunau Aufschluß gibt. Diese Schrift, in Form bloßer Notizen, findet sich auf der Rückseite zweier Blätter, welche Abschrifien der Briefe des Kaisers und König Wladislaws vom 14. Juni und 7. August 1477 enthalten. Der Schreiber ist einer von den Deputirten aus der Oberlausitz, mit Namen Johann Frauenburg. Er war der lateinischen Sprache, wie aus den Aufzeichnungen ersichtlich, gar nicht einmal mächtig, da er ein Handwerker, vermuthlich Tuchmacher aus Görlitz war; er interessirte sich nämlich für die damals bereits blühende Braunauer Tuchmacherei und für einen Streit der Görlitzer mit den sächsischen Herzogen, betreffend den Handel mit „Waid“ und „Mennig“, weschen Handel die Sachsen nach der Niederlausitz und das Saganische herunterzuziehen bemüht waren. Frauenburg hielt zu der Partei des Ungarukönigs. Im Ganzen läßt sich aus den dürftigen Nachrichten Frauenburgs, Eschenloers und Scultetus' (Collectanea)1) etwa folgender Hergang der Verhandlungen zu Brannau zusammeustellen. 1) Script. rer. Sil. X, 115—117.
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200 — 10. August (Sonntag) 1477: Am Tage des hl. Laurentius langte erst der Bischof von Breslau und der Liegnitzer Fürst, dann die Breslauer und mehrere Lausitzer an; es konnte somit an diesem Tage, zumal es der Tag des Herru war, nicht zur Arbeit geschritten werden. 11. August (Montag): Der Cardinallegat Bischof Rudolf von Breslau hielt einen feier- lichen Gottesdienst ab, worauf er die Theilnehmer in einem der Säle des Schlosses willkommen hieß und den Zweck der Zusammenkunft darlegte. Darauf traten die Abgesandten des Königs Wladislaw vor, darunter der Hausherr Herzog Heinrich selbst, um ihre Beglaubignng, sodann die Zu- schrift Wladislaws und die des Kaisers vorzuzeigen. Die drei Schrijten wurden feierlich vorgelesen und dann darüber eine Debatte eröffnet. Als officieller Redner und Berichterstatter namens der böhmischen Abgesandten sprach Hans von Warnsdorf. Wie denn dieser Herr überhaupt hitzig und kriegerisch veranlagt war, so scheint es, daß er seine Worte auch hier etwas schroff wählte, wenigstens erhoben die Schlesier alsbald heftigen Wider- spruch. Sie sagten, sie hätten vermeint, zu Unterhandlungen eingeladen worden zu sein und nicht um Befehle anzuhören. Den König Wladislaw anzuerkennen, wie es der Kaiser wünsche, müßten sie sich erst reiflich über- legen, besonders auch diejenigen befragen, von denen sie geschickt worden. Sie erklärten nach längeren Auseinandersetzungen, auf die Zuschrift des Kaisers keine Antwort geben zu können. Was den König Matthias an- belaugt, so verdiene er zum mindesten nicht den Spott, der ihm von den Anhängern Wladislaws vielfach nachgeschlendert würde, wie z. B. der landläufige Satz, „er wäre zu Iglau mit einer Papierkrone gekrönt worden“. Die Worte des Kaisers hätten übrigens bei ihnen wenig Ge- wicht, weil er ja die Gewohnheit habe, heute das zu widerrufen, was er gestern befohlen hätte. Der Liegnitzer Herzog sagte wörtlich: „Sulle wir so ofte thun das, was er uns gebewt, so mußte wir fil eren haben; wir mussen ir ouch fils verthun. Im weiteren Verlaufe der Berathungen beklagten sich die Ober- lausitzer bitter über ihren Gegner, den Herzog Hans von Oelsnitz, der eine langwierige Fehde mit ihnen hatte; über diesen Gegenstand wurde lange gesprochen, die gemäßigteren mahnten zu Nachsicht, andere wollten friedliche Absichten nicht aufkommen lassen. Auch über andere Privat- fehden, die der oder jener zur Sprache brachte, wurde verhandelt.
200 — 10. August (Sonntag) 1477: Am Tage des hl. Laurentius langte erst der Bischof von Breslau und der Liegnitzer Fürst, dann die Breslauer und mehrere Lausitzer an; es konnte somit an diesem Tage, zumal es der Tag des Herru war, nicht zur Arbeit geschritten werden. 11. August (Montag): Der Cardinallegat Bischof Rudolf von Breslau hielt einen feier- lichen Gottesdienst ab, worauf er die Theilnehmer in einem der Säle des Schlosses willkommen hieß und den Zweck der Zusammenkunft darlegte. Darauf traten die Abgesandten des Königs Wladislaw vor, darunter der Hausherr Herzog Heinrich selbst, um ihre Beglaubignng, sodann die Zu- schrift Wladislaws und die des Kaisers vorzuzeigen. Die drei Schrijten wurden feierlich vorgelesen und dann darüber eine Debatte eröffnet. Als officieller Redner und Berichterstatter namens der böhmischen Abgesandten sprach Hans von Warnsdorf. Wie denn dieser Herr überhaupt hitzig und kriegerisch veranlagt war, so scheint es, daß er seine Worte auch hier etwas schroff wählte, wenigstens erhoben die Schlesier alsbald heftigen Wider- spruch. Sie sagten, sie hätten vermeint, zu Unterhandlungen eingeladen worden zu sein und nicht um Befehle anzuhören. Den König Wladislaw anzuerkennen, wie es der Kaiser wünsche, müßten sie sich erst reiflich über- legen, besonders auch diejenigen befragen, von denen sie geschickt worden. Sie erklärten nach längeren Auseinandersetzungen, auf die Zuschrift des Kaisers keine Antwort geben zu können. Was den König Matthias an- belaugt, so verdiene er zum mindesten nicht den Spott, der ihm von den Anhängern Wladislaws vielfach nachgeschlendert würde, wie z. B. der landläufige Satz, „er wäre zu Iglau mit einer Papierkrone gekrönt worden“. Die Worte des Kaisers hätten übrigens bei ihnen wenig Ge- wicht, weil er ja die Gewohnheit habe, heute das zu widerrufen, was er gestern befohlen hätte. Der Liegnitzer Herzog sagte wörtlich: „Sulle wir so ofte thun das, was er uns gebewt, so mußte wir fil eren haben; wir mussen ir ouch fils verthun. Im weiteren Verlaufe der Berathungen beklagten sich die Ober- lausitzer bitter über ihren Gegner, den Herzog Hans von Oelsnitz, der eine langwierige Fehde mit ihnen hatte; über diesen Gegenstand wurde lange gesprochen, die gemäßigteren mahnten zu Nachsicht, andere wollten friedliche Absichten nicht aufkommen lassen. Auch über andere Privat- fehden, die der oder jener zur Sprache brachte, wurde verhandelt.
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201 Die böhmischen Abgesandten antworteten im Ganzen begütigend, so daß die Lausitzer und Schlesier schließlich doch einlenkten und erklärten, sie wollen auf die Aufforderung des Kaisers und des Königs Wladislaw doch Antwort geben, aber erst in 14 Tagen, bis sie den Ungarnkönig befragt hätten. Bis dahin und auch weiters bis zu dem Termine Georgi 1478 solle Friede und Eintracht gehalten werden. Diesen Vorschlag nahmen die Böhmen an, voran Herzog Heinrich, doch erklärten sie, in den Frieden dürfe einer von den schlesischen Theil- fürsten, Herzog von Sagan, nicht eingeschlossen werden, weil er als Bundesgenosse des Königs Matthias die Braut Königs Wladislaws, die Fürstenwitwe Varbara von Glogau befehdet und widerrechtlich be- handelt hätte. Da bereits der Tag weit vorgeschritten war, sollte im Sinne der gepflogenen Verhandlungen ein Protokoll aufgesetzt werden, zu dessen Verfafsern ernannt wurden: Der Breslauer Domherr Dr. Fabian von Hanko, Otto von Parchewitz, Lucas Eisenreich, Diprand von Reibenitz, ferner Peter Kdulenitz, Hans von Warnsdorf und Wilhelm Kruschina. 12. August (Dieustag). Bereits früh Morgens machte sich die zur Abfassung des Protokolls gewählte Commission an die Arbeit, um die einzelnen Artikel aufzu- schreiben. Die übrigen Theilnehmer besahen sich die Stadt Braunau, besonders die Pfarre und die Schloßbibliothek.1) Dann ging man in die Schloßkirche, um die abgefaßten Beschlüsse in Form eines Friedensvertrages zu prüfen und zu unterzeichnen. Bei der Stelle des Protokolls, wo der Saganer Herzog vom Frieden ausgeschlossen wurde, erhob sich muthig Albrecht Schlichtling und bat, man möge doch diesen Fürsten nicht aus- nehmen, da er ja Bundesgenosse aller Schlesier sei und es mit Matthias balte, wie die übrigen. Zu Dr. Fabian von Hanko gewendet ersuchte er, dieser möge doch die Fürsten dazu bewegen. Darauf antwortete zuerst der angeredete Domherr, dann der Bischof und zuletzt der Liegnitzer Herzog. Sie sagten, man hätte in der Commission drei Stunden lang gearbeitet und sich die größte Mühe gegeben, um den Saganer Herzog einzubeziehen. Schlichtling bestand fest auf seiner Bitte; der Bischof antwortete ihm noch mals, man könne nicht Schlesien in Gefahr versetzen wegen eines, den sie doch auf keine Weise bei sich haben dürfen. Auch der Liegnitzer Fürst 1) Damals war hier der „Codex diabolicus“, ein Riesenbuch als Schau- fück zu sehen und erweckte die Bewunderung der Gäste.
201 Die böhmischen Abgesandten antworteten im Ganzen begütigend, so daß die Lausitzer und Schlesier schließlich doch einlenkten und erklärten, sie wollen auf die Aufforderung des Kaisers und des Königs Wladislaw doch Antwort geben, aber erst in 14 Tagen, bis sie den Ungarnkönig befragt hätten. Bis dahin und auch weiters bis zu dem Termine Georgi 1478 solle Friede und Eintracht gehalten werden. Diesen Vorschlag nahmen die Böhmen an, voran Herzog Heinrich, doch erklärten sie, in den Frieden dürfe einer von den schlesischen Theil- fürsten, Herzog von Sagan, nicht eingeschlossen werden, weil er als Bundesgenosse des Königs Matthias die Braut Königs Wladislaws, die Fürstenwitwe Varbara von Glogau befehdet und widerrechtlich be- handelt hätte. Da bereits der Tag weit vorgeschritten war, sollte im Sinne der gepflogenen Verhandlungen ein Protokoll aufgesetzt werden, zu dessen Verfafsern ernannt wurden: Der Breslauer Domherr Dr. Fabian von Hanko, Otto von Parchewitz, Lucas Eisenreich, Diprand von Reibenitz, ferner Peter Kdulenitz, Hans von Warnsdorf und Wilhelm Kruschina. 12. August (Dieustag). Bereits früh Morgens machte sich die zur Abfassung des Protokolls gewählte Commission an die Arbeit, um die einzelnen Artikel aufzu- schreiben. Die übrigen Theilnehmer besahen sich die Stadt Braunau, besonders die Pfarre und die Schloßbibliothek.1) Dann ging man in die Schloßkirche, um die abgefaßten Beschlüsse in Form eines Friedensvertrages zu prüfen und zu unterzeichnen. Bei der Stelle des Protokolls, wo der Saganer Herzog vom Frieden ausgeschlossen wurde, erhob sich muthig Albrecht Schlichtling und bat, man möge doch diesen Fürsten nicht aus- nehmen, da er ja Bundesgenosse aller Schlesier sei und es mit Matthias balte, wie die übrigen. Zu Dr. Fabian von Hanko gewendet ersuchte er, dieser möge doch die Fürsten dazu bewegen. Darauf antwortete zuerst der angeredete Domherr, dann der Bischof und zuletzt der Liegnitzer Herzog. Sie sagten, man hätte in der Commission drei Stunden lang gearbeitet und sich die größte Mühe gegeben, um den Saganer Herzog einzubeziehen. Schlichtling bestand fest auf seiner Bitte; der Bischof antwortete ihm noch mals, man könne nicht Schlesien in Gefahr versetzen wegen eines, den sie doch auf keine Weise bei sich haben dürfen. Auch der Liegnitzer Fürst 1) Damals war hier der „Codex diabolicus“, ein Riesenbuch als Schau- fück zu sehen und erweckte die Bewunderung der Gäste.
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202 wies auf die Gefahx hin, daß man dadurch den Böhmenkönig leicht reizen würde und daß dann alle davon den Schaden tragen müßten. Endlich versprachen die schlesischen Fürsten alle, daß sie bis zum Galli-Termine 1478 abwarten und die Einbeziehung des Saganers betreiben wollen. König Matthias vermerkte es nachträglich den Schlesiern sehr übel, daß sie den Herzog von Sagan nicht durchzusetzen vermochten, und am 13. October 1477 schickten alle zu Braunau versammelten Stände an ihn ein Entschuldigungsschreiben wegen dieser Sache.1) Bei der Einzelberathung über den Wortlaut des Friedensinstru- mentes machte auch der Titel König Wladislaws als Markgrafen von Mähren Schwierigkeiten, weil diesen der Ungarnkönig in Anspruch nahm. Nach der endlichen Durchberathung des Wortlautes berief der Bischof alle schlesischen Theilnehmer in sein Gemach, um über den an den Sa- ganer Fürsten abzuschickenden Brief und über eine Zuschrift an König Matthias zu berathen und um die aufgesetzte Friedensurkunde siegeln zu lassen. Eine Copie des Schriftstückes sollte an alle Theilfürsten Schlesiens geschickt werden. Der Wortlaut der Urkunde war aber folgender: „„Von gots gnaden Rudolf bischof zu Breslow, Conrad der weisse herre zur Olssen Wolow etc., Friedrich herre zu Liegnitz Goltberg etc. Johannes und Niclas gebruder herren zu Oppuln. fursten und herczogen in Slesien, prelaten, ritterschaft, lantschaft. burgermeister, ratmanne und gemeinde der furstenthumern, lande und stete Breslow, Swidnicz, Jawor, prelaten, herrn, manne und stete in Obir und Nider Lusicz: bekennen und tun kunt offentlich mit disem brif vor allirmeniglich, das wir hewte alhie zu Brawne mit dem irluchten hochgebornen fursten und hern h. Heinrich her- zcugen zu Monsterberg grafen czu Glacz und mit dem edilen wol- gebornen gestrengen namhaftigen herrn, erbarn woltuchtigen herrn Wilhelm Cruschin von Luchtemburg, h. Petir Gdulnicz von Ostro- miers. h. Hansen von Warnstorf ritter uf Trawtenow und Cristof Talkenberg vom Talkenstein an stat und in macht des durchluch- tigsten fursten und herrn h. Wladislai, ires herrn konigs zu Behem, marggrafs zu Merhern etc. eine fruntliche handelunge gehabt haben uf ein gutlich und fruntlich ansteen ; dorumb auch diser Tag ist gelegt gewest. Haben sie uns etliche kaiserliche und ires herrn konigs brife furbrocht, dodurch sie uns ermanten den nochfolge zu tun und 1) Siehe: Script. rer. Sil. X, 66.
202 wies auf die Gefahx hin, daß man dadurch den Böhmenkönig leicht reizen würde und daß dann alle davon den Schaden tragen müßten. Endlich versprachen die schlesischen Fürsten alle, daß sie bis zum Galli-Termine 1478 abwarten und die Einbeziehung des Saganers betreiben wollen. König Matthias vermerkte es nachträglich den Schlesiern sehr übel, daß sie den Herzog von Sagan nicht durchzusetzen vermochten, und am 13. October 1477 schickten alle zu Braunau versammelten Stände an ihn ein Entschuldigungsschreiben wegen dieser Sache.1) Bei der Einzelberathung über den Wortlaut des Friedensinstru- mentes machte auch der Titel König Wladislaws als Markgrafen von Mähren Schwierigkeiten, weil diesen der Ungarnkönig in Anspruch nahm. Nach der endlichen Durchberathung des Wortlautes berief der Bischof alle schlesischen Theilnehmer in sein Gemach, um über den an den Sa- ganer Fürsten abzuschickenden Brief und über eine Zuschrift an König Matthias zu berathen und um die aufgesetzte Friedensurkunde siegeln zu lassen. Eine Copie des Schriftstückes sollte an alle Theilfürsten Schlesiens geschickt werden. Der Wortlaut der Urkunde war aber folgender: „„Von gots gnaden Rudolf bischof zu Breslow, Conrad der weisse herre zur Olssen Wolow etc., Friedrich herre zu Liegnitz Goltberg etc. Johannes und Niclas gebruder herren zu Oppuln. fursten und herczogen in Slesien, prelaten, ritterschaft, lantschaft. burgermeister, ratmanne und gemeinde der furstenthumern, lande und stete Breslow, Swidnicz, Jawor, prelaten, herrn, manne und stete in Obir und Nider Lusicz: bekennen und tun kunt offentlich mit disem brif vor allirmeniglich, das wir hewte alhie zu Brawne mit dem irluchten hochgebornen fursten und hern h. Heinrich her- zcugen zu Monsterberg grafen czu Glacz und mit dem edilen wol- gebornen gestrengen namhaftigen herrn, erbarn woltuchtigen herrn Wilhelm Cruschin von Luchtemburg, h. Petir Gdulnicz von Ostro- miers. h. Hansen von Warnstorf ritter uf Trawtenow und Cristof Talkenberg vom Talkenstein an stat und in macht des durchluch- tigsten fursten und herrn h. Wladislai, ires herrn konigs zu Behem, marggrafs zu Merhern etc. eine fruntliche handelunge gehabt haben uf ein gutlich und fruntlich ansteen ; dorumb auch diser Tag ist gelegt gewest. Haben sie uns etliche kaiserliche und ires herrn konigs brife furbrocht, dodurch sie uns ermanten den nochfolge zu tun und 1) Siehe: Script. rer. Sil. X, 66.
Strana 203
203 — begerten doruf unsire antwort zu gebin, die wir nicht haben mögen gebin, nachdem wir in abscheit von den unsiren von sulchen brifen nichtis gewost haben. Darumb so als wir solche brife und meynunge hinder uns haben sullen brengen, haben sie uns dorczu einen frunt- lichen und gutlichen anstant vergonnet und zugelossen, den wir ufgenommen haben und ufnemen in craft und von data des brifs bis uf sand Jorgen tag nehstkommende; also das wir in sulchir czeit doruf unsire antwort geben sullen, was wir uf sulche kaiserliche und konigliche gebot und begere tun wellen und das auch in sulcher czeit zwischen dem genanten irem durchluchtigsten h. konige, der wirdigen cron zu Behem und allen seynir koniglichen gnaden undir- tanen, geistlichen und weltlichen, wo und in welchen landen die sein und uns und allen undirthanen geistlichen und weltlichen ein gutlich anstand bleiben sal in massen als hirnoch geschrieben stet. Zum ersten das die strossen frey und sicher sein sullen dem koufmanne und eyme izclichen, was standes er sey, aws der wir- digen cron in die obberurten unsire lande furstenthumer und stete und wiederumb aws unsiren landen furstenthumern und steten in die wirdige cron zu Behem ane allirley hindernis, als das vormals in eynikeit der lande gewest ist. Und ap ymandis sulches gutlichen anstandes ein stôrer sein ader seinen eigen willen dowider haben und sich an glich und rechte nicht welde lossen gnugen, wie sich das finden môchte, sullen wir an beiden teilen enander getrewlich helfen, eyme sulchen seinen eigen willen nicht gestatten und die- selben auch uf keinem teile nicht halden, hawsen noch hofen, es sey in landen steten ader slôssern. Und ap auch ymandis in was standes er were welde furnemen befestenunge ader behawsunge in steten slos ader hofen, uf welchem teile das geschege, dem andiren teile zu schaden, das sullen beide teile enander getrewlich helfen zu undirsteen und zu weren und ein teile dem andiren gonnen und gestatten zu weren ane hindernis bis zu awsstreitunge desselben eigenwilliges ; wurde es denn not tun mit macht ufzusein, sol iczlich teil mit seyner ganczen macht ufsein und dorczutun — so es von dem andiren teil erfordert wirt — das sulche beseczunge behaw- sunge und fürnemen môge gehindert und abgetan werden. Und ap ymandis wider disen gutlichen anstant was tun würde. sal doch domit das gutlich ansteen nicht gebrochen sein, sunder es sal vor den richteren uf beiden teilen dorczu gesaczt, nemlich vo den obgenanten hochgebornen fursten herczoge Heinrichen und her
203 — begerten doruf unsire antwort zu gebin, die wir nicht haben mögen gebin, nachdem wir in abscheit von den unsiren von sulchen brifen nichtis gewost haben. Darumb so als wir solche brife und meynunge hinder uns haben sullen brengen, haben sie uns dorczu einen frunt- lichen und gutlichen anstant vergonnet und zugelossen, den wir ufgenommen haben und ufnemen in craft und von data des brifs bis uf sand Jorgen tag nehstkommende; also das wir in sulchir czeit doruf unsire antwort geben sullen, was wir uf sulche kaiserliche und konigliche gebot und begere tun wellen und das auch in sulcher czeit zwischen dem genanten irem durchluchtigsten h. konige, der wirdigen cron zu Behem und allen seynir koniglichen gnaden undir- tanen, geistlichen und weltlichen, wo und in welchen landen die sein und uns und allen undirthanen geistlichen und weltlichen ein gutlich anstand bleiben sal in massen als hirnoch geschrieben stet. Zum ersten das die strossen frey und sicher sein sullen dem koufmanne und eyme izclichen, was standes er sey, aws der wir- digen cron in die obberurten unsire lande furstenthumer und stete und wiederumb aws unsiren landen furstenthumern und steten in die wirdige cron zu Behem ane allirley hindernis, als das vormals in eynikeit der lande gewest ist. Und ap ymandis sulches gutlichen anstandes ein stôrer sein ader seinen eigen willen dowider haben und sich an glich und rechte nicht welde lossen gnugen, wie sich das finden môchte, sullen wir an beiden teilen enander getrewlich helfen, eyme sulchen seinen eigen willen nicht gestatten und die- selben auch uf keinem teile nicht halden, hawsen noch hofen, es sey in landen steten ader slôssern. Und ap auch ymandis in was standes er were welde furnemen befestenunge ader behawsunge in steten slos ader hofen, uf welchem teile das geschege, dem andiren teile zu schaden, das sullen beide teile enander getrewlich helfen zu undirsteen und zu weren und ein teile dem andiren gonnen und gestatten zu weren ane hindernis bis zu awsstreitunge desselben eigenwilliges ; wurde es denn not tun mit macht ufzusein, sol iczlich teil mit seyner ganczen macht ufsein und dorczutun — so es von dem andiren teil erfordert wirt — das sulche beseczunge behaw- sunge und fürnemen môge gehindert und abgetan werden. Und ap ymandis wider disen gutlichen anstant was tun würde. sal doch domit das gutlich ansteen nicht gebrochen sein, sunder es sal vor den richteren uf beiden teilen dorczu gesaczt, nemlich vo den obgenanten hochgebornen fursten herczoge Heinrichen und her
Strana 204
204 — czoge Friedrich zu awstrag kommen. Also wem was zu kurcz geschee uf unsirem teile, der sal sich erclagen vor Herzog Heinrich egenant; geschege ader ymandis zu kurcz uf irem teile, der sal sich erclagen vor herczoge Fridrich obgenannt, dorczu ir iczlicher zu sich nemen und besenden mag von den landen und steten desselben teiles, wene ire gnad haben wellen und nüczlich erkennen; was denn also durch irer iczlichen gnaden erkant und awsgesprochen wirt, das sal gehalden werden ane alle widerrede. Item als denn iczunder man- chirley irrunge sint czwischen etlichen guten lewten uf beiden teilen wie die sint, môgen sie kommen hieczwischen sand Michils tage vor die egenanten fürsten beide adir vor ir einen und ire clage und zu- spruche melden, das doruf das widerteile seine antwort tun môge. Was denn dieselben hern fürsten durch sich ader ire rete, die ire gnaden eynir zu dem andiren schicken mag, darobir erkennen werden, dobey sal es unstreflich bleiben ane alle widerrede. Sulches obberurt gutlich steen in allen puncten und artikiln globen wir obgenannten, bischof fuersten prelaten landen und stete, stete und unverbruchlich zu halten bey unsiren guten trewen, allis getrewlich und ungeferlich, und des zu worer urkunt haben wir ob- genaunte bischof und Fridrich herczoge unsire insigel uf disen brif lossen drůcken, der wir alle andire obbestimpt mitgebrauchen, zu eynir sicherheit, das ein brif uf perment dis lawtes sal gelegt werden mit anhangenden insigeln noch notturft vorsigilt. Geben zu Brawne am dinstag noch sand Lorencz tag a. d. MCCCCLXXVII.“ Die Bestimmungen des Braunauer Friedens haben, nach diesem Wortlaute zu schließen, die Hoffnungen, die man auf denselben gesetzt hatte, nicht erfüllt; kam doch ein definitiver Friede uicht zu Stande, und war ja nicht einmal der Waffenstillstand angesichts der Ausschließung des Saganer Herzogs ein vollständiger und allseits gewährleisteter. Dennoch sprach man noch längere Zeit von diesem politischen Ereignisse, und die Gewährsmänner des Friedens hatten thatsächlich einigemal ihres Amtes zu walten. Auch hatte der Friede seine Folgen und Wirkungen. Die hauptsächlichste der letzteren war ein vom Bischof Rudolf uach Breslau einberufener Fürstentag zu Breslau, wo sich die in Braunau versammelten Fürsten und Deputirten für ihre Haltung gegenüber den Interessen des Ungarnkönigs, besonders wegen der Ansschließung des Herzoges von Sagan zu verautworten hatten. Der König Matthias konnte
204 — czoge Friedrich zu awstrag kommen. Also wem was zu kurcz geschee uf unsirem teile, der sal sich erclagen vor Herzog Heinrich egenant; geschege ader ymandis zu kurcz uf irem teile, der sal sich erclagen vor herczoge Fridrich obgenannt, dorczu ir iczlicher zu sich nemen und besenden mag von den landen und steten desselben teiles, wene ire gnad haben wellen und nüczlich erkennen; was denn also durch irer iczlichen gnaden erkant und awsgesprochen wirt, das sal gehalden werden ane alle widerrede. Item als denn iczunder man- chirley irrunge sint czwischen etlichen guten lewten uf beiden teilen wie die sint, môgen sie kommen hieczwischen sand Michils tage vor die egenanten fürsten beide adir vor ir einen und ire clage und zu- spruche melden, das doruf das widerteile seine antwort tun môge. Was denn dieselben hern fürsten durch sich ader ire rete, die ire gnaden eynir zu dem andiren schicken mag, darobir erkennen werden, dobey sal es unstreflich bleiben ane alle widerrede. Sulches obberurt gutlich steen in allen puncten und artikiln globen wir obgenannten, bischof fuersten prelaten landen und stete, stete und unverbruchlich zu halten bey unsiren guten trewen, allis getrewlich und ungeferlich, und des zu worer urkunt haben wir ob- genaunte bischof und Fridrich herczoge unsire insigel uf disen brif lossen drůcken, der wir alle andire obbestimpt mitgebrauchen, zu eynir sicherheit, das ein brif uf perment dis lawtes sal gelegt werden mit anhangenden insigeln noch notturft vorsigilt. Geben zu Brawne am dinstag noch sand Lorencz tag a. d. MCCCCLXXVII.“ Die Bestimmungen des Braunauer Friedens haben, nach diesem Wortlaute zu schließen, die Hoffnungen, die man auf denselben gesetzt hatte, nicht erfüllt; kam doch ein definitiver Friede uicht zu Stande, und war ja nicht einmal der Waffenstillstand angesichts der Ausschließung des Saganer Herzogs ein vollständiger und allseits gewährleisteter. Dennoch sprach man noch längere Zeit von diesem politischen Ereignisse, und die Gewährsmänner des Friedens hatten thatsächlich einigemal ihres Amtes zu walten. Auch hatte der Friede seine Folgen und Wirkungen. Die hauptsächlichste der letzteren war ein vom Bischof Rudolf uach Breslau einberufener Fürstentag zu Breslau, wo sich die in Braunau versammelten Fürsten und Deputirten für ihre Haltung gegenüber den Interessen des Ungarnkönigs, besonders wegen der Ansschließung des Herzoges von Sagan zu verautworten hatten. Der König Matthias konnte
Strana 205
205 — es den Schlesiern immer noch nicht vergessen, daß sie seinen getreuen Schützling so wenig berücksichtigt hatten, er war deswegen von dem Braunauer Frieden an bis zu den Ofner Unterhandlungen und dem Frieden zu Olmütz auf die Schlesier sehr übel zu sprechen. Berufungen auf den Braunauer Frieden, besonders wenn Friedens- brüche vorkamen, gab es im I. 1477 und im Frühjahre des folgenden Jahres mehrere. So von dem Breslaner Stadtschreiber, der in einer Privatsehde der Breslauer eingeferkert worden war, ferner von dem Car- dinallegaten Balthasar von Piscia wegen des bald nach dem Braunauer Frieden gefangen genommenen Dr. Fabian von Hanko, der es sich mit dem Herzoge Johann von Oelsnitz verdorben hatte und auch vom Herzoge von Sagan wegen der Haltung bei den Braunauer Verhandlungen grimmig gehaßt wurde. Der Braunauer Friedensschluß hatte thatsächlich eine geschichtliche Bedeutung, wenn anch der danernde Friede durch denselben nicht zu Stande kam.
205 — es den Schlesiern immer noch nicht vergessen, daß sie seinen getreuen Schützling so wenig berücksichtigt hatten, er war deswegen von dem Braunauer Frieden an bis zu den Ofner Unterhandlungen und dem Frieden zu Olmütz auf die Schlesier sehr übel zu sprechen. Berufungen auf den Braunauer Frieden, besonders wenn Friedens- brüche vorkamen, gab es im I. 1477 und im Frühjahre des folgenden Jahres mehrere. So von dem Breslaner Stadtschreiber, der in einer Privatsehde der Breslauer eingeferkert worden war, ferner von dem Car- dinallegaten Balthasar von Piscia wegen des bald nach dem Braunauer Frieden gefangen genommenen Dr. Fabian von Hanko, der es sich mit dem Herzoge Johann von Oelsnitz verdorben hatte und auch vom Herzoge von Sagan wegen der Haltung bei den Braunauer Verhandlungen grimmig gehaßt wurde. Der Braunauer Friedensschluß hatte thatsächlich eine geschichtliche Bedeutung, wenn anch der danernde Friede durch denselben nicht zu Stande kam.
Strana 206
Rittheiſungen bes Vereines für Geſchichte der Dentſchen in Böhmen. XXXVII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Horčička und Dr. O. Weber. Rebst der literarischen Beilage. ZG. Calve'sche k. u. k. Hof Josef Prag 1899. Im Selbstverlage des Vereines. und Universitäts-Buchbandlung Koch. Commionsverlag.
Rittheiſungen bes Vereines für Geſchichte der Dentſchen in Böhmen. XXXVII. Jahrgang. Redigirt von Dr. A. Horčička und Dr. O. Weber. Rebst der literarischen Beilage. ZG. Calve'sche k. u. k. Hof Josef Prag 1899. Im Selbstverlage des Vereines. und Universitäts-Buchbandlung Koch. Commionsverlag.
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