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Titel Ablassbrief
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Titel - MVGDB
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Název:
Ein Ablassbrief für den Brüxer Kirchenban vom 1 Jänner 1518, MVGDB 36
Autor:
Neuwirth, Joseph
Rok vydání:
1898
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
9
Obsah:
- 361: Titel Ablassbrief
- 369: Titel - MVGDB
upravit
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361 Ein Ablaßbrief für den Brüxer Kirchenbau vom 1. Jänner 1518. Von Dr. Joseph Neuwirth. Bei dem furchtbar wüthenden Brande, welcher am 11. März 1515 den größten Theil der Stadt Brüx vernichtete, 1) war auch die alte, schon im 13. Jahrhunderte urkundlich nachweisbare Brüxer Stadtpfarrkirche sehr schwer beschädigt worden. Obzwar man dieselbe nach Behebung der wesentlichsten Beschädigungen zweifellos noch eine Zeitlang für die Ab- haltung des Gottesdienstes benützte, trat man doch bald dem Gedanken eines vollständigen Neubaues nahe, für welchen der Kirchenbaumeister von Annaberg namens Jakob von Schweinfurt den Plan lieferte. Zur Durch¬ jührung eines solchen Werkes waren bedeutende Geldmittel erforderlich, für welche die durch den Verlust ihrer Habe aufs empfindlichste geschädigte Bürgerschaft allein nicht aufkommen konnte. Nach der Sitte der Zeit appellirte man an die allgemeine Mildthätigkeit und erlangte schon am 25. Mai 1515 von dem päpstlichen Cardinallegaten Thomas2) die Be- willigung zu einer allgemeinen Sammlung für die arg beschädigte Brüxer Kirche. Selbst Papst Leo X. gestattete 3) in einem am 25. Jänner 1516 in Florenz erlassenen Gnadenbriefe für das Jahr 1517, daß in Böhmen, Mähren, Schlesien und in der Lausitz ein Jubiläumsablaß verkündigt würde, dessen alle theilhaftig werden sollten, welche bestimmte Andachts- übungen verrichten und zum Wiederaufbaue der eingeäscherten Brüxer Stadtkirche an Geld, Materialien oder Handleistungen so viel beistenern würden, als jemand für sich und seine Familie zu einem Wochenunterhalte uothwendig hätte. Dem Brüxer Pfarrer und seinen Sammlern wurde die Aufstellung von Sammelbüchsen in den einzelnen Kirchen des Ablaß- gebietes bewilligt. Diese Büchsen sollten mit zwei Schlüsseln versperrt werden, deren einer sich in der Verwahrung des Brüxer Pfarrers und 1) Schlesinger, Der Neubau der Brüxer Pfarrkirche. Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 28. Jahrgang (Prag 1889). S. 17 u. f. 2) Schlesinger, Stadtbuch von Brüx bis zum Jahre 1526. (Prag 1876.) S. 187, Nr. 447. 3) Ebendaj. S. 191, Nr. 453.
361 Ein Ablaßbrief für den Brüxer Kirchenbau vom 1. Jänner 1518. Von Dr. Joseph Neuwirth. Bei dem furchtbar wüthenden Brande, welcher am 11. März 1515 den größten Theil der Stadt Brüx vernichtete, 1) war auch die alte, schon im 13. Jahrhunderte urkundlich nachweisbare Brüxer Stadtpfarrkirche sehr schwer beschädigt worden. Obzwar man dieselbe nach Behebung der wesentlichsten Beschädigungen zweifellos noch eine Zeitlang für die Ab- haltung des Gottesdienstes benützte, trat man doch bald dem Gedanken eines vollständigen Neubaues nahe, für welchen der Kirchenbaumeister von Annaberg namens Jakob von Schweinfurt den Plan lieferte. Zur Durch¬ jührung eines solchen Werkes waren bedeutende Geldmittel erforderlich, für welche die durch den Verlust ihrer Habe aufs empfindlichste geschädigte Bürgerschaft allein nicht aufkommen konnte. Nach der Sitte der Zeit appellirte man an die allgemeine Mildthätigkeit und erlangte schon am 25. Mai 1515 von dem päpstlichen Cardinallegaten Thomas2) die Be- willigung zu einer allgemeinen Sammlung für die arg beschädigte Brüxer Kirche. Selbst Papst Leo X. gestattete 3) in einem am 25. Jänner 1516 in Florenz erlassenen Gnadenbriefe für das Jahr 1517, daß in Böhmen, Mähren, Schlesien und in der Lausitz ein Jubiläumsablaß verkündigt würde, dessen alle theilhaftig werden sollten, welche bestimmte Andachts- übungen verrichten und zum Wiederaufbaue der eingeäscherten Brüxer Stadtkirche an Geld, Materialien oder Handleistungen so viel beistenern würden, als jemand für sich und seine Familie zu einem Wochenunterhalte uothwendig hätte. Dem Brüxer Pfarrer und seinen Sammlern wurde die Aufstellung von Sammelbüchsen in den einzelnen Kirchen des Ablaß- gebietes bewilligt. Diese Büchsen sollten mit zwei Schlüsseln versperrt werden, deren einer sich in der Verwahrung des Brüxer Pfarrers und 1) Schlesinger, Der Neubau der Brüxer Pfarrkirche. Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 28. Jahrgang (Prag 1889). S. 17 u. f. 2) Schlesinger, Stadtbuch von Brüx bis zum Jahre 1526. (Prag 1876.) S. 187, Nr. 447. 3) Ebendaj. S. 191, Nr. 453.
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362 seiner Sammler befand, während den andern der Stadtrath von Brüx aufbewahrte. Ein königliches Privileg vom 26. September 1516 1) em- pfahl die gastlichste Aufnahme der Brüxer Sammler, während gleichzeitig oder nicht viel später auch andere Maßnahmen erfolgten, um die Samm- lungen für den Neubau der Brüxer Kirche im Verlaufe des Jubeljahres recht ertragreich zu gestalten. Als oberster Sammlungscommissär fungirte der Brüxer Pfarrer Nicolaus Busher, welchen verschiedene Gehilfen im Vereine mit den Ab- gesandten der Brüxer Bürgerschaft bei dem Einheben der Sammelgelder unterstützten. Die Verwendung derselben controlirten die von den Brü- rern selbst bestellten Guadenherrn, deren Rechnungsbelege von den Jahren 1517 bis 1519 erhalten sind. 2) Die einzelnen Commissäre hatten bei der Bereisung des ihnen zugefallenen Gebietes den Ablaß des Papstes zu ver kündigen und die Sammelkästen aufzustellen. Sie händigten denjenigen, welche der Segnungen des Ablasses theilhaftig werden wollten, die gerade damals so viel Aergerniß erregenden Ablaßbriefe ein, für deren Druck im Juli 1517 dem Buchdrucker der Betrag von 55 fl. gezahlt worden war. Da solche Ablaßbriefe nur für bestimmie Personen Werth hatten, auf deren Namen sie lauteten, so erklärt es sich vollauf, daß diese an ein ausgespro- chenes persönliches Interesse gebundenen Belege sich uirgends in großer Anzahl erhielten. Mit dem Tode des Erwerbers erlosch in der Regel das Interesse an der Aufbewahrung des Ablaßbriefes; die Zeitströmung, welche eben gegen manche Mißbräuche des Ablaßwesens sich immer ent- schiedener zu wenden begaun, war der Erhaltung solcher Stücke immer weniger günstig. Es ist daher kein Wunder, daß sich wohl anch von den Ablaßbriefen, welche an die Förderer des Brüxer Kirchenbaues vertheilt wurden, uur ab und zu ein Exemplar erhielt. Die Kenntniß eines solchen seltenen Stickes verdanke ich meinem lieben Freunde, Herrn Professor Dr. Adalbert Horčička in Linz, der mir dasselbe in zuvorkommendster Weise als einen Nachtrag zu meinen Aus- führungen über den Bau der Brüxer Stadtkirche *) für die Veröffentli chung überließ. Der Ablaßbrief, welchen Dr. Horčička dem Archive des Bereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen schenkte, ist auf festem, gelblich granem Papiere gedruckt, links im Bruche eingerissen, rechts oben 1) Schlesinger, Stadtbuch von Brüx. S. 191—192, Nr. 455. 2) Schlesinger, Der Neuban der Brüxer Pfarrkirche a. a. O. S. 30 u. f. 3) Neuwirth, Der Bau der Stadtkirche in Brüx von 1517 bis 1532. Studien zur Geschichte der Gothik in Böhmen, I. (Prag 1892.)
362 seiner Sammler befand, während den andern der Stadtrath von Brüx aufbewahrte. Ein königliches Privileg vom 26. September 1516 1) em- pfahl die gastlichste Aufnahme der Brüxer Sammler, während gleichzeitig oder nicht viel später auch andere Maßnahmen erfolgten, um die Samm- lungen für den Neubau der Brüxer Kirche im Verlaufe des Jubeljahres recht ertragreich zu gestalten. Als oberster Sammlungscommissär fungirte der Brüxer Pfarrer Nicolaus Busher, welchen verschiedene Gehilfen im Vereine mit den Ab- gesandten der Brüxer Bürgerschaft bei dem Einheben der Sammelgelder unterstützten. Die Verwendung derselben controlirten die von den Brü- rern selbst bestellten Guadenherrn, deren Rechnungsbelege von den Jahren 1517 bis 1519 erhalten sind. 2) Die einzelnen Commissäre hatten bei der Bereisung des ihnen zugefallenen Gebietes den Ablaß des Papstes zu ver kündigen und die Sammelkästen aufzustellen. Sie händigten denjenigen, welche der Segnungen des Ablasses theilhaftig werden wollten, die gerade damals so viel Aergerniß erregenden Ablaßbriefe ein, für deren Druck im Juli 1517 dem Buchdrucker der Betrag von 55 fl. gezahlt worden war. Da solche Ablaßbriefe nur für bestimmie Personen Werth hatten, auf deren Namen sie lauteten, so erklärt es sich vollauf, daß diese an ein ausgespro- chenes persönliches Interesse gebundenen Belege sich uirgends in großer Anzahl erhielten. Mit dem Tode des Erwerbers erlosch in der Regel das Interesse an der Aufbewahrung des Ablaßbriefes; die Zeitströmung, welche eben gegen manche Mißbräuche des Ablaßwesens sich immer ent- schiedener zu wenden begaun, war der Erhaltung solcher Stücke immer weniger günstig. Es ist daher kein Wunder, daß sich wohl anch von den Ablaßbriefen, welche an die Förderer des Brüxer Kirchenbaues vertheilt wurden, uur ab und zu ein Exemplar erhielt. Die Kenntniß eines solchen seltenen Stickes verdanke ich meinem lieben Freunde, Herrn Professor Dr. Adalbert Horčička in Linz, der mir dasselbe in zuvorkommendster Weise als einen Nachtrag zu meinen Aus- führungen über den Bau der Brüxer Stadtkirche *) für die Veröffentli chung überließ. Der Ablaßbrief, welchen Dr. Horčička dem Archive des Bereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen schenkte, ist auf festem, gelblich granem Papiere gedruckt, links im Bruche eingerissen, rechts oben 1) Schlesinger, Stadtbuch von Brüx. S. 191—192, Nr. 455. 2) Schlesinger, Der Neuban der Brüxer Pfarrkirche a. a. O. S. 30 u. f. 3) Neuwirth, Der Bau der Stadtkirche in Brüx von 1517 bis 1532. Studien zur Geschichte der Gothik in Böhmen, I. (Prag 1892.)
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363 — mit einem bläu aufgedruckten S versehen und trägt auf der Rückseite ober- 1517" er ist 31.9 Ctm. breit halb des Siegels die alte Bezeichnung "Ablaß und 22 Ctm. hoch. Die Anordnung und Ausführung entspricht vollauf dem bekaunten Ablaßbriefe für einen Kreuzzug gegen die Russen, der 1509 in Görlitz ausgefertigt wurde. 1) An den allgemeinen Theil, in welchem die Stellen für die Eintragung des Namens des Ablaßerwerbers und des Datums freigelassen sind, reihen sich die „Forma absolutionis in vita totiens quotiens" und die „Forma absolutionis et plenissime remissionis se- mel in vita: et in mortis articulo quotienscunque“. Der Wortlaut der ersteren stimmt aufs genaueste mit der gleichen Stelle des Görlitzer Ablaßbriefes von 1509 überein; selbst die Aneinanderschiebung der Worte „spiritus sancti“ deckt sich vollständig. Nicht minder stimmen die beiden ersten Zeilen der zweiten Formel bis „si quam incurristi“ durchaus überein. In der Mitte des unteren Randes ist das sehr gut erhaltene Gnadensiegel beigedrückt, dessen Durchmesser 5·3 Ctm. beträgt. Die obere Hälfte des Sie- gels (Abb.) zeigt zwischen zwei mit einfachen Renaissancemotiven verzierten Pfeilern, über welchen die Tiara mit den unter derselben gekreuzten beiden Schlüssel als Abschluß angeordnet ist, das Brust- bild Marias mit dem nackten Jesuskinde, welches auf dem rechten Unterarme der Mutter sitzt, das Antlitz zu ihr leicht emporwendet und den rechten Arm etwas aus streckt. Links und rechts füllt den freibleibenden Raum zwischen den Pfeilern und der Inschrift je ein an einer Schnur aufgehängtes Wappen, nämlich das der Familie Medici, aus welcher Papst Leo X. stammte, und jenes von Böhmen, weil der Papst wie der Beherrscher Böhmens durch Begünstigungen den Fortgang des Werkes, das durch Beigabe dieser beiden Wappen als unter ihren besonderen Schutz Siegel des Ablaßbriefes für den Brüxer Kirchenbau vom 1. Jänner 1518. 1) Henne am Rhyn, Culturgeschichte des deutschen Volkes. 2. Theil (Berlin 1886), Taf. zu S. 8.
363 — mit einem bläu aufgedruckten S versehen und trägt auf der Rückseite ober- 1517" er ist 31.9 Ctm. breit halb des Siegels die alte Bezeichnung "Ablaß und 22 Ctm. hoch. Die Anordnung und Ausführung entspricht vollauf dem bekaunten Ablaßbriefe für einen Kreuzzug gegen die Russen, der 1509 in Görlitz ausgefertigt wurde. 1) An den allgemeinen Theil, in welchem die Stellen für die Eintragung des Namens des Ablaßerwerbers und des Datums freigelassen sind, reihen sich die „Forma absolutionis in vita totiens quotiens" und die „Forma absolutionis et plenissime remissionis se- mel in vita: et in mortis articulo quotienscunque“. Der Wortlaut der ersteren stimmt aufs genaueste mit der gleichen Stelle des Görlitzer Ablaßbriefes von 1509 überein; selbst die Aneinanderschiebung der Worte „spiritus sancti“ deckt sich vollständig. Nicht minder stimmen die beiden ersten Zeilen der zweiten Formel bis „si quam incurristi“ durchaus überein. In der Mitte des unteren Randes ist das sehr gut erhaltene Gnadensiegel beigedrückt, dessen Durchmesser 5·3 Ctm. beträgt. Die obere Hälfte des Sie- gels (Abb.) zeigt zwischen zwei mit einfachen Renaissancemotiven verzierten Pfeilern, über welchen die Tiara mit den unter derselben gekreuzten beiden Schlüssel als Abschluß angeordnet ist, das Brust- bild Marias mit dem nackten Jesuskinde, welches auf dem rechten Unterarme der Mutter sitzt, das Antlitz zu ihr leicht emporwendet und den rechten Arm etwas aus streckt. Links und rechts füllt den freibleibenden Raum zwischen den Pfeilern und der Inschrift je ein an einer Schnur aufgehängtes Wappen, nämlich das der Familie Medici, aus welcher Papst Leo X. stammte, und jenes von Böhmen, weil der Papst wie der Beherrscher Böhmens durch Begünstigungen den Fortgang des Werkes, das durch Beigabe dieser beiden Wappen als unter ihren besonderen Schutz Siegel des Ablaßbriefes für den Brüxer Kirchenbau vom 1. Jänner 1518. 1) Henne am Rhyn, Culturgeschichte des deutschen Volkes. 2. Theil (Berlin 1886), Taf. zu S. 8.
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364 gestellt und allen Ablaßerwerbern in noch höherem Grade unterstützungswerth erscheinen mochte, thatkräftig gefördert hatten. In der unteren Hälfte des Siegels ist vor der Mauer, auf welcher die erwähnten Pfeiler stehen, eine Kirche mit rundbogigem Hauptportale und einem Vierpaßfenster im Giebel felde angeorduet; für das Unterbringen ihres auf der Mitte des Lang- hauses austeigenden Dachreiters ist das die Maner abschließende Gesims gebrochen und springt in den mittleven Theil der oberen Siegelhälfte vor Diese Kirche wird durch das an ihrer Langseite eingestellte Brüxer Stadt wappen, dessen Brückenöffnnngen scharf ansgeprägt sind, als die im Ab- laßbriefe genaunte Brüxer Kirche bezeichnet. Letztere mit der beschriebenen Darstellung zu identificiren, ist uicht gut möglich, wenn anch die breit hingelagerte Masse des Bauwerkes eine solche Beziehnng nicht ausschließen würde; aber es fehlt jede Andentung des heute noch erhaltenen Thurm- baues, weshalb man wohl die mit dem Brüxer Stadtwappen bedachte Kirche uur als eine jeden Zweifel ausschließende Darstellung eines Kirchen- modelles betrachten darf, welche bloß vereinzelt allgemeine Uebereiustim mungen des gewählten Typus mit dem wirtlich ausgeführten Bane er- kennen läßt. Die Umschrijt des Siegels lautet: S INDVLGEN: ECCLESIE PAROCHIALIS IN - PONTE. Der Brüxer Ablaßbrief ist insoferu besonders interessant, weil der Drucker desselben und der Goldschmied, welcher das Siegel gearbeitet hat mit Sicherheit genau bestimmbar sind. In dem Ausgabenbuche der Stadt Brüx von 1517 an findet sich auf Bl. 60 eine in Juli 1517 gemachte Eintragung1) „Item Marcus Durre hot von unsertwegen geben dem Michel Lotter buchdrucker vor brive zu drucken ut supra 55 fl.“ Diese Briefe sind eben die Ablaßbriefe für die Sammlungen des Kirchenbaues gewesen, welchem von Bl. 59 die Ausgabeneintragungen hauptsächlich gelten. Sie wurden von dem Buchdrucker Michel Lotter fertiggestellt. einem Angehörigen der bekaunten Leipziger Buchdruckerfamilie, welche auch zu Luther in nahen Beziehungen stand.2) Der Bezug der Ablaßbriefe von einer Leipziger Druckerei fällt umso weniger auf, als Brüx sich ge rade damals nachweisbar3) auch in anderen mit dem Kirchenbaue zusan- menhängenden Angelegenheiten nach Leipzig wandte. Das Siegel ist eine Arbeit des Goldschmiedes Nickel, der nach der Erwähnungsart unter den Brüxer Bürgern selbst gesucht werden muß. Deun 1) Neuwirth, Der Bau der Stadtkirche in Brüx. S. 33. 2) Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst. Leipzig 1840. S. 181. Faulmaun, Illustrirte Geschichte der Buchdruckerkunst. Wien 1882. S. 257. 3) Neuwirth, Der Ban der Stadtkirche in Brüx. S. 5 u. 71.
364 gestellt und allen Ablaßerwerbern in noch höherem Grade unterstützungswerth erscheinen mochte, thatkräftig gefördert hatten. In der unteren Hälfte des Siegels ist vor der Mauer, auf welcher die erwähnten Pfeiler stehen, eine Kirche mit rundbogigem Hauptportale und einem Vierpaßfenster im Giebel felde angeorduet; für das Unterbringen ihres auf der Mitte des Lang- hauses austeigenden Dachreiters ist das die Maner abschließende Gesims gebrochen und springt in den mittleven Theil der oberen Siegelhälfte vor Diese Kirche wird durch das an ihrer Langseite eingestellte Brüxer Stadt wappen, dessen Brückenöffnnngen scharf ansgeprägt sind, als die im Ab- laßbriefe genaunte Brüxer Kirche bezeichnet. Letztere mit der beschriebenen Darstellung zu identificiren, ist uicht gut möglich, wenn anch die breit hingelagerte Masse des Bauwerkes eine solche Beziehnng nicht ausschließen würde; aber es fehlt jede Andentung des heute noch erhaltenen Thurm- baues, weshalb man wohl die mit dem Brüxer Stadtwappen bedachte Kirche uur als eine jeden Zweifel ausschließende Darstellung eines Kirchen- modelles betrachten darf, welche bloß vereinzelt allgemeine Uebereiustim mungen des gewählten Typus mit dem wirtlich ausgeführten Bane er- kennen läßt. Die Umschrijt des Siegels lautet: S INDVLGEN: ECCLESIE PAROCHIALIS IN - PONTE. Der Brüxer Ablaßbrief ist insoferu besonders interessant, weil der Drucker desselben und der Goldschmied, welcher das Siegel gearbeitet hat mit Sicherheit genau bestimmbar sind. In dem Ausgabenbuche der Stadt Brüx von 1517 an findet sich auf Bl. 60 eine in Juli 1517 gemachte Eintragung1) „Item Marcus Durre hot von unsertwegen geben dem Michel Lotter buchdrucker vor brive zu drucken ut supra 55 fl.“ Diese Briefe sind eben die Ablaßbriefe für die Sammlungen des Kirchenbaues gewesen, welchem von Bl. 59 die Ausgabeneintragungen hauptsächlich gelten. Sie wurden von dem Buchdrucker Michel Lotter fertiggestellt. einem Angehörigen der bekaunten Leipziger Buchdruckerfamilie, welche auch zu Luther in nahen Beziehungen stand.2) Der Bezug der Ablaßbriefe von einer Leipziger Druckerei fällt umso weniger auf, als Brüx sich ge rade damals nachweisbar3) auch in anderen mit dem Kirchenbaue zusan- menhängenden Angelegenheiten nach Leipzig wandte. Das Siegel ist eine Arbeit des Goldschmiedes Nickel, der nach der Erwähnungsart unter den Brüxer Bürgern selbst gesucht werden muß. Deun 1) Neuwirth, Der Bau der Stadtkirche in Brüx. S. 33. 2) Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst. Leipzig 1840. S. 181. Faulmaun, Illustrirte Geschichte der Buchdruckerkunst. Wien 1882. S. 257. 3) Neuwirth, Der Ban der Stadtkirche in Brüx. S. 5 u. 71.
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365 auswärtige Meister, welche das Brüxer Kirchenbauamt beschäftigte, wurden in den Rechnungen gewöhnlich mit Angabe ihres jeweiligen Aufenthalts ortes angeführt, wie der „Nickel moler von Jurgenthal“, Jakob von Schweinfurt, Kirchenbaumeister von Annaberg, der Ziegeldeckermeister Hans Scharfratt von Dresden, der Glockengießer Meister Martin von Freiberg. Hätte der Goldschmied Nickel, welcher die Gnadensiegel lieferte, in die Kategorie dieser Arbeitskräfte und nicht zu den Bürgern von Brüx gehört, so wäre eine derartige Herkunfts- oder Aufenthaltsbezeichnung gewiß uicht unterblieben. Weil er aber in Brüx selbst seßhaft und all- gemein bekannt war, genügte es vollkommen, ihn wie andere in den Rech- nungen genannte Brüxer Arbeitskräfte einfach mit dem Vor oder Zu- namen zu bezeichnen; denn er führte ja auch andere Aufträge für den Kirchenneubau in den nächsten Jahren aus. 1) Dieser Goldschmied Nickel, welchem man am 10. Juni 1517 „vor 3 gnodensigel zu stechen“ uach Befehl des Bürgermeisters 7 Schock zahlte, 2) ist identisch mit dem Brüxer Bürger und Goldschmiede Nickel Ryeße, welcher später selbst als Kirchen- baupfleger bestellt war. Die Dreizahl der Siegel kann nicht befremden, da mehrere Sammlungscommissäre dieselben benöthigten. Daß aber die Gnadensiegel mit den Siegeln der Ablaßbriefe identisch sein müssen, er- gibt sich in einer über jeden Zweifel erhabenen Weise aus der Thatsache, daß die aus der Brüxer Bürgerschaft bestellten Aufsichtsorgane für die Verwendung der Ablaßgelder „Gnadenherrn“ hießen, 3) und der Ausdruck „gnade“ für Ablaß sich in den von ihnen geführten Aufzeichnungen wieder- holt findet. Die Composition des Siegels muß in Ansehung des besonderen Zweckes eine recht geschickte und wohlabgewogene genannt werden. Ueber der symbolischen Andentung der durch das Stadtwappen genau bestimm- ten Brüxer Kirche erscheint die Kirchenpatronin Maria mit dem Kinde; sie ist dadurch als Hauptschützerin des Unternehmens bezeichnet, für dessen Förderung auch Papst und König — durch Beigabe ihrer Wappen be- rücksichtigt — thatkräftig eintraten. Die Mauer hinter dem Kirchenmodelle und die beiden Pfeiler der oberen Siegelhälfte theilen ansprechend die für Darstellungen freibleibende Fläche. So scharf und gut der wohlerhal tene Siegelabdruck ist, lassen sich Gesichtseinzelheiten der Gottesmutter und des Jesukindes doch uur mit dem Vergrößerungsglase wahrnehmen. Das 1) Neuwirth, Der Bau der Stadtkirche in Brüx. S. 5. 2) Ebendas. S. 33. 3) Schlesinger, Der Neubau der Brüxer Pfarrkirche a. a. O. S. 23 u. f.
365 auswärtige Meister, welche das Brüxer Kirchenbauamt beschäftigte, wurden in den Rechnungen gewöhnlich mit Angabe ihres jeweiligen Aufenthalts ortes angeführt, wie der „Nickel moler von Jurgenthal“, Jakob von Schweinfurt, Kirchenbaumeister von Annaberg, der Ziegeldeckermeister Hans Scharfratt von Dresden, der Glockengießer Meister Martin von Freiberg. Hätte der Goldschmied Nickel, welcher die Gnadensiegel lieferte, in die Kategorie dieser Arbeitskräfte und nicht zu den Bürgern von Brüx gehört, so wäre eine derartige Herkunfts- oder Aufenthaltsbezeichnung gewiß uicht unterblieben. Weil er aber in Brüx selbst seßhaft und all- gemein bekannt war, genügte es vollkommen, ihn wie andere in den Rech- nungen genannte Brüxer Arbeitskräfte einfach mit dem Vor oder Zu- namen zu bezeichnen; denn er führte ja auch andere Aufträge für den Kirchenneubau in den nächsten Jahren aus. 1) Dieser Goldschmied Nickel, welchem man am 10. Juni 1517 „vor 3 gnodensigel zu stechen“ uach Befehl des Bürgermeisters 7 Schock zahlte, 2) ist identisch mit dem Brüxer Bürger und Goldschmiede Nickel Ryeße, welcher später selbst als Kirchen- baupfleger bestellt war. Die Dreizahl der Siegel kann nicht befremden, da mehrere Sammlungscommissäre dieselben benöthigten. Daß aber die Gnadensiegel mit den Siegeln der Ablaßbriefe identisch sein müssen, er- gibt sich in einer über jeden Zweifel erhabenen Weise aus der Thatsache, daß die aus der Brüxer Bürgerschaft bestellten Aufsichtsorgane für die Verwendung der Ablaßgelder „Gnadenherrn“ hießen, 3) und der Ausdruck „gnade“ für Ablaß sich in den von ihnen geführten Aufzeichnungen wieder- holt findet. Die Composition des Siegels muß in Ansehung des besonderen Zweckes eine recht geschickte und wohlabgewogene genannt werden. Ueber der symbolischen Andentung der durch das Stadtwappen genau bestimm- ten Brüxer Kirche erscheint die Kirchenpatronin Maria mit dem Kinde; sie ist dadurch als Hauptschützerin des Unternehmens bezeichnet, für dessen Förderung auch Papst und König — durch Beigabe ihrer Wappen be- rücksichtigt — thatkräftig eintraten. Die Mauer hinter dem Kirchenmodelle und die beiden Pfeiler der oberen Siegelhälfte theilen ansprechend die für Darstellungen freibleibende Fläche. So scharf und gut der wohlerhal tene Siegelabdruck ist, lassen sich Gesichtseinzelheiten der Gottesmutter und des Jesukindes doch uur mit dem Vergrößerungsglase wahrnehmen. Das 1) Neuwirth, Der Bau der Stadtkirche in Brüx. S. 5. 2) Ebendas. S. 33. 3) Schlesinger, Der Neubau der Brüxer Pfarrkirche a. a. O. S. 23 u. f.
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366 Haar Mariä ist strähneartig zusammengedreht, die Faltenbehandlung des Ge- wandes bei knittrigen Brüchen wulstig. Beide Köpschen sind wohlgerun- det; der nackte Kindesleib zeigt volle Formen. Die geschmackvolle Durch¬- führung des päpstlichen und besonders des böhmischen Wappens sowie die Tiara, Schlüssel und die Quasten der niederringelnden Schnüre deuten darauf hin, daß dem Meister heraldische Zuthaten geläufiger waren und seiner Kunstübung näher lagen. Ueberaus beachtenswerth bleiben die Renaissancezieraten an den beiden Pfeilern zu Seiten der Madonna und die besonders an italienische Vorbilder gemahnenden Schildformen mit ihren fein geschwungenen Linien. Von einem Meister einer deutschböh mischen Stadt stammend, bezeugen sie unanfechtbar, daß schon vor dem Einsetzen der monumentalen Renaissancewerke in Böhmen die Kleinkunst mit Renaissancemotiven arbeitete, die vielleicht den Holzschnitten und Kupferstichen des beginnenden 16. Jahrhundertes entlehnt oder von fremd- ländischen Erzeugnissen der Stempelschneidekunst beeinflußt waren. Der Brüxer Goldschmied Nickel Ryeße ist jedenfalls einer der ersten in Böh- men arbeitenden Meister dieser Richtung. Er gehörte zweifellos zu den bekannteren Vertretern seines Kunstzweiges, der geschmackvolle und sach¬- gemäße Eintheilung mit sauberer Ausführung zu verbinden wußte. Der im Vorstehenden beschriebene Ablaßbrief ist von dem Frater Johannes von Lomnitz, Prior des Couventes in Strakonitz, für einen nicht näher bestimmbaren „Stephanus Vngarus scolaris“ am 1. Jänner 1518 ausgestellt. Die Seltenheit des Stückes läßt die wortgetreue Mit theilung seines ganzen Inhaltes gewiß gerechtfertigt erscheinen. Der Ab laßbrief lautet: Vniuersis et singulis presentes literas inspecturis Nicolaus Bu- scherus bonarum artium et philosophie Magister, ac ecclesie parro- chialis in Brux Pragensis diocesis Rector ad regnum et prouintias Bohemie, Morauie, Slesie, atque Lusatie, super executione sacri Jubilei pro fabrica et restauratione eiusdem ecclesie con()cessi Nun- cius et Commissarius Apostolicus Salutem in domino. Notum facimus quod sanctissimus dominus noster, dominus Leo diuina prouidentia Papa decimus et modernus, omnibus et singulis| vtriusque sexus christifidelibus dicti regni seu alias vndecunque confluentibus qui ad fabricam et reparationem ecclesie parrochialis in Brux, nuper vehe- mentissimo ignis im(Dpetu penitus deuastate, iuxta ordinationem nostram manus porrexerint adiutrices, vltra plenissimas indulgentias sacratissimi Jubilei etiam centesimi ac alias gratias| et facultates quas christifideles ipsi obtinere possunt: iuxta literarum apostolica-
366 Haar Mariä ist strähneartig zusammengedreht, die Faltenbehandlung des Ge- wandes bei knittrigen Brüchen wulstig. Beide Köpschen sind wohlgerun- det; der nackte Kindesleib zeigt volle Formen. Die geschmackvolle Durch¬- führung des päpstlichen und besonders des böhmischen Wappens sowie die Tiara, Schlüssel und die Quasten der niederringelnden Schnüre deuten darauf hin, daß dem Meister heraldische Zuthaten geläufiger waren und seiner Kunstübung näher lagen. Ueberaus beachtenswerth bleiben die Renaissancezieraten an den beiden Pfeilern zu Seiten der Madonna und die besonders an italienische Vorbilder gemahnenden Schildformen mit ihren fein geschwungenen Linien. Von einem Meister einer deutschböh mischen Stadt stammend, bezeugen sie unanfechtbar, daß schon vor dem Einsetzen der monumentalen Renaissancewerke in Böhmen die Kleinkunst mit Renaissancemotiven arbeitete, die vielleicht den Holzschnitten und Kupferstichen des beginnenden 16. Jahrhundertes entlehnt oder von fremd- ländischen Erzeugnissen der Stempelschneidekunst beeinflußt waren. Der Brüxer Goldschmied Nickel Ryeße ist jedenfalls einer der ersten in Böh- men arbeitenden Meister dieser Richtung. Er gehörte zweifellos zu den bekannteren Vertretern seines Kunstzweiges, der geschmackvolle und sach¬- gemäße Eintheilung mit sauberer Ausführung zu verbinden wußte. Der im Vorstehenden beschriebene Ablaßbrief ist von dem Frater Johannes von Lomnitz, Prior des Couventes in Strakonitz, für einen nicht näher bestimmbaren „Stephanus Vngarus scolaris“ am 1. Jänner 1518 ausgestellt. Die Seltenheit des Stückes läßt die wortgetreue Mit theilung seines ganzen Inhaltes gewiß gerechtfertigt erscheinen. Der Ab laßbrief lautet: Vniuersis et singulis presentes literas inspecturis Nicolaus Bu- scherus bonarum artium et philosophie Magister, ac ecclesie parro- chialis in Brux Pragensis diocesis Rector ad regnum et prouintias Bohemie, Morauie, Slesie, atque Lusatie, super executione sacri Jubilei pro fabrica et restauratione eiusdem ecclesie con()cessi Nun- cius et Commissarius Apostolicus Salutem in domino. Notum facimus quod sanctissimus dominus noster, dominus Leo diuina prouidentia Papa decimus et modernus, omnibus et singulis| vtriusque sexus christifidelibus dicti regni seu alias vndecunque confluentibus qui ad fabricam et reparationem ecclesie parrochialis in Brux, nuper vehe- mentissimo ignis im(Dpetu penitus deuastate, iuxta ordinationem nostram manus porrexerint adiutrices, vltra plenissimas indulgentias sacratissimi Jubilei etiam centesimi ac alias gratias| et facultates quas christifideles ipsi obtinere possunt: iuxta literarum apostolica-
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367 rum desuper confectarum continentiam. Misericorditer etiam conces- sit, vt aliquem idoneum presbyterum secularem vel | cuiusuis ordinis regularem in suum possint eligere confessorem, qui vita eis comite in casibus dicte sedi reseruatis: preterquam offense ecclesiastice libertatis, rebellionis aut I conspirationis in personam vel statum Romani pontificis seu sedem predictam, falsificationis literarum apostolica- rum, supplicationum et commissionum, inuasionis, depredationis, occupa()tionis et deuastationis terrarum et maris Romane ecclesie mediate vel immediate subiectarum, offense personalis in Episcopum vel alium prelatum, prohibitionis, deuolutionis causarum ad Roma- nam curiam, delationis armorum vel aliorum prohibitorum ad partes infidelium: semel dumtaxat in vita: in alijs vero quotiens fuerit oportunum, confessionibus| eorum diligenter auditis, pro commissis sibi debitam absolutionem impendat et iniungat penitentiam saluta- rem. Necnon vota quecunque (vltramarino, liminum beatorum apo- stolorum Pe(l)tri et Pauli, ac sancti Jacobi in Compostella: Necnon castitatis et religionis votis dumtaxat exceptis) in alia pietatis opera commutare valeat. Quodque confessor quem quilibet [ ipsorum duxe- rit eligendum, omnium peccatorum suorum de quibus corde contriti et ore confessi fuerint: etiam semel in vita, et in mortis articulo quotiens ille imminebit. etiam si eos tunc decedere non contingat, plenissimam remissionem, eis in sinceritate fidei et vnitate atque obedientia dicte Romane ecclesie persistentibus, auctoritate aposto- lica concedere(Dpossit. Sic tamen quod idem confessor satisfactionem alteri impendendam faciendam iniungat. Et ne ex confidentia con- cessionis vel remissionis predictarum aliquid illicitum committatur. Indul()sit quoque idem dominus noster sanctissimus omnes et singulos christifideles predictos et eorum parentes defunctos, ac benefactores qui cum charitate decesserunt, in omnibus precibus, suffragijs | ele- mosynis, ieiunijs, oracionibus, missis, horis canonicis, disciplinis, peregrinationibus, et ceteris omnibus spiritualibus bonis que fiunt aut fieri poterunt in tota vniuersali sa()crosancta ecclesia militante, ac omnibus membris eiusdem in perpetuum participes fieri. Quas qui- dem indulgentias, gratias et facultates idem Sanctissimus dominus noster Papa vult et de(l)cernit sub quacunque suspensione aut reuoca- tione nequaquam nunc aut in futurum comprehendi: sed super ex- ceptas censeri debere, prout in literis apostolicis desuper confectis plenius continetur. Et quia deuotus Stephanus Vngarus scolaris!) 1) Diese drei Worte sind mit blasser Tinte eingeschrieben.
367 rum desuper confectarum continentiam. Misericorditer etiam conces- sit, vt aliquem idoneum presbyterum secularem vel | cuiusuis ordinis regularem in suum possint eligere confessorem, qui vita eis comite in casibus dicte sedi reseruatis: preterquam offense ecclesiastice libertatis, rebellionis aut I conspirationis in personam vel statum Romani pontificis seu sedem predictam, falsificationis literarum apostolica- rum, supplicationum et commissionum, inuasionis, depredationis, occupa()tionis et deuastationis terrarum et maris Romane ecclesie mediate vel immediate subiectarum, offense personalis in Episcopum vel alium prelatum, prohibitionis, deuolutionis causarum ad Roma- nam curiam, delationis armorum vel aliorum prohibitorum ad partes infidelium: semel dumtaxat in vita: in alijs vero quotiens fuerit oportunum, confessionibus| eorum diligenter auditis, pro commissis sibi debitam absolutionem impendat et iniungat penitentiam saluta- rem. Necnon vota quecunque (vltramarino, liminum beatorum apo- stolorum Pe(l)tri et Pauli, ac sancti Jacobi in Compostella: Necnon castitatis et religionis votis dumtaxat exceptis) in alia pietatis opera commutare valeat. Quodque confessor quem quilibet [ ipsorum duxe- rit eligendum, omnium peccatorum suorum de quibus corde contriti et ore confessi fuerint: etiam semel in vita, et in mortis articulo quotiens ille imminebit. etiam si eos tunc decedere non contingat, plenissimam remissionem, eis in sinceritate fidei et vnitate atque obedientia dicte Romane ecclesie persistentibus, auctoritate aposto- lica concedere(Dpossit. Sic tamen quod idem confessor satisfactionem alteri impendendam faciendam iniungat. Et ne ex confidentia con- cessionis vel remissionis predictarum aliquid illicitum committatur. Indul()sit quoque idem dominus noster sanctissimus omnes et singulos christifideles predictos et eorum parentes defunctos, ac benefactores qui cum charitate decesserunt, in omnibus precibus, suffragijs | ele- mosynis, ieiunijs, oracionibus, missis, horis canonicis, disciplinis, peregrinationibus, et ceteris omnibus spiritualibus bonis que fiunt aut fieri poterunt in tota vniuersali sa()crosancta ecclesia militante, ac omnibus membris eiusdem in perpetuum participes fieri. Quas qui- dem indulgentias, gratias et facultates idem Sanctissimus dominus noster Papa vult et de(l)cernit sub quacunque suspensione aut reuoca- tione nequaquam nunc aut in futurum comprehendi: sed super ex- ceptas censeri debere, prout in literis apostolicis desuper confectis plenius continetur. Et quia deuotus Stephanus Vngarus scolaris!) 1) Diese drei Worte sind mit blasser Tinte eingeschrieben.
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368 — ad fabricam et necessariam restaurati()onem supradicte parrochialis ecclesie iuxta sanctissimi domini nostri Pape intentionem et nostram ordinationem de bonis suis contribuit 1) in cuius rei signum presentes literas ei tradidimus. Ideo eadem auctoritate apostolica nobis com- missa: et qua fungimur in hac parte ipsi vt dictis gratijs et indul- gentijs vti et eisdem gaudere pos(1)sit et valeat per presentes conce- dimus et largimur. Datum sub Sigillo per nos ad hec ordinato die I.2 Mensis Januarij 3) Anno M CCCCC XVIII. 4) Forma absolutionis in vita totiens quotiens. Misereatur tui etc. Dominus noster Jesus Christus per meritum sue passionis te absoluat, auctoritate cuius et aposto- lica mihi in hac parte commissa. et | tibi concessa: ego te absoluo ab omnibus peccatis tuis. In no- mine patris et filij et spiritus sancti Amen. Forma absolutionis et plenissime remissionis semel in vita: et in mortis articulo quotienscunque. Misereatur tui etc. Dominus noster Jesus Christus per sue passionis merita te absoluat. Et ego auctoritate ipsius et apostolica mihi in hac parte commissa et tibi con- cessa te absoluo primo ab omni sententia excom- municationis maioris et minoris si quam incurristi: et resti()tuo te sacrosanctis ecclesie sacramentis et vnioni Christifidelium. deinde ab omnibus peccatis tuis, conferendo tibi plenissimam omnium pecca- torum tuorum remissionem : etiam re(l)mittendo tibi penas purgatorii in quantum claues sancte matris ecclesie se extendunt. Et restituo te illi inno- centie et puritati quam in baptismo accepisti: ita quod tibi 1 decedenti clause sint penarum porte: et aperte delitiarum paradisi ianue. In nomine patris et filij et spiritus sancti Amen. LS, F. Joannes Lomnicensis prior Conuentus Straconicensis subs(cripsi)t. 1) Die Silbe „it“ ist zugeschrieben. 2) Eingeschrieben. 3) Zugeschrieben. 4) Der letzte Strich ist zugeschrieben.
368 — ad fabricam et necessariam restaurati()onem supradicte parrochialis ecclesie iuxta sanctissimi domini nostri Pape intentionem et nostram ordinationem de bonis suis contribuit 1) in cuius rei signum presentes literas ei tradidimus. Ideo eadem auctoritate apostolica nobis com- missa: et qua fungimur in hac parte ipsi vt dictis gratijs et indul- gentijs vti et eisdem gaudere pos(1)sit et valeat per presentes conce- dimus et largimur. Datum sub Sigillo per nos ad hec ordinato die I.2 Mensis Januarij 3) Anno M CCCCC XVIII. 4) Forma absolutionis in vita totiens quotiens. Misereatur tui etc. Dominus noster Jesus Christus per meritum sue passionis te absoluat, auctoritate cuius et aposto- lica mihi in hac parte commissa. et | tibi concessa: ego te absoluo ab omnibus peccatis tuis. In no- mine patris et filij et spiritus sancti Amen. Forma absolutionis et plenissime remissionis semel in vita: et in mortis articulo quotienscunque. Misereatur tui etc. Dominus noster Jesus Christus per sue passionis merita te absoluat. Et ego auctoritate ipsius et apostolica mihi in hac parte commissa et tibi con- cessa te absoluo primo ab omni sententia excom- municationis maioris et minoris si quam incurristi: et resti()tuo te sacrosanctis ecclesie sacramentis et vnioni Christifidelium. deinde ab omnibus peccatis tuis, conferendo tibi plenissimam omnium pecca- torum tuorum remissionem : etiam re(l)mittendo tibi penas purgatorii in quantum claues sancte matris ecclesie se extendunt. Et restituo te illi inno- centie et puritati quam in baptismo accepisti: ita quod tibi 1 decedenti clause sint penarum porte: et aperte delitiarum paradisi ianue. In nomine patris et filij et spiritus sancti Amen. LS, F. Joannes Lomnicensis prior Conuentus Straconicensis subs(cripsi)t. 1) Die Silbe „it“ ist zugeschrieben. 2) Eingeschrieben. 3) Zugeschrieben. 4) Der letzte Strich ist zugeschrieben.
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Wittheiſungen des Vereines für Geſchichte der Dentſchen in Böhmen. XXXVI. Jahrgang. Redigirt von Dr. G. Biermann und Dr. A. Horčička. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1898. Em Selbitverlage des Sereuis und in Sommufton bet S. Doutnicus.
Wittheiſungen des Vereines für Geſchichte der Dentſchen in Böhmen. XXXVI. Jahrgang. Redigirt von Dr. G. Biermann und Dr. A. Horčička. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1898. Em Selbitverlage des Sereuis und in Sommufton bet S. Doutnicus.
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