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Titel - MVGDB
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Název:
Meissnisch-Böhmische Beziehungen zur Zeit König Johanns und Karls IV, MVGDB 35
Autor:
Lippert, Woldemar
Rok vydání:
1897
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
27
Obsah:
- 240: Titel Beziehungen
- 266: Titel - MVGDB
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240 — Aleißniſch-böhmiſche Beziehungen zur Zeit Rönig *) Johanus und Karls IV. Von Staatsarchivar Dr. Wold.-Kippert. I. Fehde des Erzbischofs Arnest von Prag und des Johann von Michels- berg mit Burggraf Meinher von Meißen und Markgraf Friedrich dem Ernsten von Meißen 1344—1347. Die Beziehungen zwischen Meißen und Böhmen waren zur Zeit der Luxemburger — trotzdem die Wettiner als Verwandte und Buudes genossen König Heinrichs, des Kärntners, 1310 zu den Hauptgegnern der Throubesteigung Johanus von Luxemburg gehört hatten 1) — vor wiegend freundlich und zeitweise war das Einvernehmen sogar sehr enger Natur; mehr als einmal sind im Laufe des 14. Jahrhunderts Ehebere dungen zwischen Gliedern des wettinischen und luxemburgischen Hauses getroffen worden 2) und das politische Einvernehmen entsprach meist den familiären Beziehungen. *) Der folgende kleine Aufsatz will nicht eine umfassende Geschichte der so engen und vielseitigen politischen Bezichungen zwischen Meißen und Böhmen im 14. Jahrhundert geben; denn diese sind in den Hauptzügen schon anderwärts (in Werunskys Geschichte Karls IV., in Wencks Wettinern im 14. Jahrhundert, in meinen Wettinern und Wittelsbachern und mehreren Aufsätzen, und für Karls zweite Regiernngshälfte besonders eingehend von Ahrens, Die Wettiner und K. Karl IV.) behandelt, sondern es soll nur eine urkuudliche Nachlese zu dem bisher Bekannten erbracht werden, die nicht mnütz sein dürfte, da meh¬ rere der hier mitgetheilten Urkunden noch unbekannt sind, andere uur in knappen Regesten vorliegen und sich auch in der Darstellung noch mancherlei Ergänzungen und Berichtigungen zu dent Urkundeumaterial uud zur Kenutuiß dieser Verbältuisse beibringen ließen. 1) Vgl. meine Aufsätze: „Meißen und Böhmen 1307—1310“, im Nenen Archiv f. Sächs. Geschichte X (1889) 1 folg., uud „Zur Geschichte Köuig Heinrichs von Böhmen“, in diesen Mittheilungen XXVIII (1889) 107 folg. 2) So in den Jahren 1322, 1344, 1358, 1373, 1397, vgl. hierüber W. Lippert, „Wettiner und Wittelsbacher, sowie die Niederlausitz in 14. Jahrhundert (Dresden 1894) S. 14 und 38, und „Markgraf Wilhelm von Meißen und Eli¬ sabeth v. Mähren“, in diesen Mittheilungen XXX (1892) 93 folg.; H. Ahrens, „Die Wettiner und Kaiser Karl IV.“ (Leipziger Studien aus dem Gebiet der Geschichte, Heft II, Leipzig 1895) S. 51; K. Wenck, „Die Wettiner im14. Jahr hundert, insbesondere Markgraf Wilhelm und König Wenzel“ (Leipzig 1877) S. 56, 113.
240 — Aleißniſch-böhmiſche Beziehungen zur Zeit Rönig *) Johanus und Karls IV. Von Staatsarchivar Dr. Wold.-Kippert. I. Fehde des Erzbischofs Arnest von Prag und des Johann von Michels- berg mit Burggraf Meinher von Meißen und Markgraf Friedrich dem Ernsten von Meißen 1344—1347. Die Beziehungen zwischen Meißen und Böhmen waren zur Zeit der Luxemburger — trotzdem die Wettiner als Verwandte und Buudes genossen König Heinrichs, des Kärntners, 1310 zu den Hauptgegnern der Throubesteigung Johanus von Luxemburg gehört hatten 1) — vor wiegend freundlich und zeitweise war das Einvernehmen sogar sehr enger Natur; mehr als einmal sind im Laufe des 14. Jahrhunderts Ehebere dungen zwischen Gliedern des wettinischen und luxemburgischen Hauses getroffen worden 2) und das politische Einvernehmen entsprach meist den familiären Beziehungen. *) Der folgende kleine Aufsatz will nicht eine umfassende Geschichte der so engen und vielseitigen politischen Bezichungen zwischen Meißen und Böhmen im 14. Jahrhundert geben; denn diese sind in den Hauptzügen schon anderwärts (in Werunskys Geschichte Karls IV., in Wencks Wettinern im 14. Jahrhundert, in meinen Wettinern und Wittelsbachern und mehreren Aufsätzen, und für Karls zweite Regiernngshälfte besonders eingehend von Ahrens, Die Wettiner und K. Karl IV.) behandelt, sondern es soll nur eine urkuudliche Nachlese zu dem bisher Bekannten erbracht werden, die nicht mnütz sein dürfte, da meh¬ rere der hier mitgetheilten Urkunden noch unbekannt sind, andere uur in knappen Regesten vorliegen und sich auch in der Darstellung noch mancherlei Ergänzungen und Berichtigungen zu dent Urkundeumaterial uud zur Kenutuiß dieser Verbältuisse beibringen ließen. 1) Vgl. meine Aufsätze: „Meißen und Böhmen 1307—1310“, im Nenen Archiv f. Sächs. Geschichte X (1889) 1 folg., uud „Zur Geschichte Köuig Heinrichs von Böhmen“, in diesen Mittheilungen XXVIII (1889) 107 folg. 2) So in den Jahren 1322, 1344, 1358, 1373, 1397, vgl. hierüber W. Lippert, „Wettiner und Wittelsbacher, sowie die Niederlausitz in 14. Jahrhundert (Dresden 1894) S. 14 und 38, und „Markgraf Wilhelm von Meißen und Eli¬ sabeth v. Mähren“, in diesen Mittheilungen XXX (1892) 93 folg.; H. Ahrens, „Die Wettiner und Kaiser Karl IV.“ (Leipziger Studien aus dem Gebiet der Geschichte, Heft II, Leipzig 1895) S. 51; K. Wenck, „Die Wettiner im14. Jahr hundert, insbesondere Markgraf Wilhelm und König Wenzel“ (Leipzig 1877) S. 56, 113.
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241 — Gleichwohl hat es uicht an wiederholten Störungen gefehlt, die zum Theil durch die engen Familienbande und politischen Interessen veranlaßt wurden, welche die Wettiner mit den Wittelsbachern verkuüpften, theil-- weise aber auch durch kleinere, grenzuachbarliche Reibungen hervorgerufen waren. Mit einer solchen Grenziehde, die damals leicht größeren Um- fang annahmen, haben wir es anch in dem im Folgenden zu besprechenden Falle zu thun. Burggraf Meinher IV. von Meißen und mehrere meibuische Edel- leute, Heinrich von Schleinitz, Johann von Schönberg 1) und Johann von Miltitz, hatten 1344 Streitigkeiten mit Arnest, damals uoch Bischof von Prag, der in demselben Jahre zum Erzbischof erhoben wurde. Grenz verwicklungen, wie sie bald durch gegenseitige Räubereien der Unterthanen, bald durch Gebietsverletzungen u. a. veraulaßt wurden, mögen wohl die Ursache gewesen sein, da die burggräflichen Besitzungen mit der Herr- schaft Frauenstein in Erzgebirge bis an die böhmische Grenze heran- reichten. Am 1. Juli 1344 wurde ein Waffenstillstand bis zum kommenden Z. Martinstag, 11. November, abgeschlossen, den der Erzbischof selbst und mit ihu die Ritter Peter von Droß 2) und Heinrich von Zachwitz und der bischöftiche Vasall Ritter Jesko Nemcze, zugleich im Namen ihrer übrigen Genossen, getrenlich zu halten versprachen. 3) Gleichzeitig hören wir von der Betheiligung eines andern Mannes an dem Streite, der als wichtigster Gegner der Meißner in den Vordergrund tritt: vom 2) 1) Die Urkunde schreibt dentlich „Somburk“, doch ist Schönberg, uicht Schön- burg, gemeint, da, wie die Schleinitze und Miltitze, auch die Schöuberge als burggräftich meißuische Vajallen bekannt sind, die Vajalleuregister bei T. Märcker, „Das Burggrafthum Meißen“ (Leipzig 1842) S. 268 folg., 271 folg.; jerner steht anch in der Urkunde vom 24. Febrnar 1345 (s. im Folgenden) deutlich „Schönberk“. Vgl. auch A. Franstadt, „Gesch. des Geschlechtes von Schöu- berg meißuischen Stammes“, Bd. I. Abth. A (2. Ausg., Leipzig 1878) S. 35. Peter von Droßen komnt in Emlers Regesta Bohemiae et Moraviae auch 1337 vor als Zeuge in der Verkaufsurkunde von Guhran durch Herzog Jo- hann von Steiuan an König Johann, i. Emler IV, 164 Nr. 405. Die Namen des Heinrich von Zachwitz (Czachvicz) und Jesko Nemcze habe ich in den Regesta Bohemiae überhaupt nicht ermitteln können, ein Rudolf de Cehnitz, Czehuicz kommt 1342 und 1344 vor, s. Reg. Boh. Register S. 889; des Na mens de Nemeicz erscheinen 1338—1346 verschiedene Personen, s. Register S. 944, doch kein Jesco Nemcze. Die Urkunde bietet also auch für die böh- mische Adelsgeschichte Juteresse, da sie ihr nene Namen zugleich mit den Wappen der betreffenden Familien zuführt. 3) Druck der bei Emler fehleuden Urkunde s. am Schlusse diejes Aufsatzes als Beilage I.
241 — Gleichwohl hat es uicht an wiederholten Störungen gefehlt, die zum Theil durch die engen Familienbande und politischen Interessen veranlaßt wurden, welche die Wettiner mit den Wittelsbachern verkuüpften, theil-- weise aber auch durch kleinere, grenzuachbarliche Reibungen hervorgerufen waren. Mit einer solchen Grenziehde, die damals leicht größeren Um- fang annahmen, haben wir es anch in dem im Folgenden zu besprechenden Falle zu thun. Burggraf Meinher IV. von Meißen und mehrere meibuische Edel- leute, Heinrich von Schleinitz, Johann von Schönberg 1) und Johann von Miltitz, hatten 1344 Streitigkeiten mit Arnest, damals uoch Bischof von Prag, der in demselben Jahre zum Erzbischof erhoben wurde. Grenz verwicklungen, wie sie bald durch gegenseitige Räubereien der Unterthanen, bald durch Gebietsverletzungen u. a. veraulaßt wurden, mögen wohl die Ursache gewesen sein, da die burggräflichen Besitzungen mit der Herr- schaft Frauenstein in Erzgebirge bis an die böhmische Grenze heran- reichten. Am 1. Juli 1344 wurde ein Waffenstillstand bis zum kommenden Z. Martinstag, 11. November, abgeschlossen, den der Erzbischof selbst und mit ihu die Ritter Peter von Droß 2) und Heinrich von Zachwitz und der bischöftiche Vasall Ritter Jesko Nemcze, zugleich im Namen ihrer übrigen Genossen, getrenlich zu halten versprachen. 3) Gleichzeitig hören wir von der Betheiligung eines andern Mannes an dem Streite, der als wichtigster Gegner der Meißner in den Vordergrund tritt: vom 2) 1) Die Urkunde schreibt dentlich „Somburk“, doch ist Schönberg, uicht Schön- burg, gemeint, da, wie die Schleinitze und Miltitze, auch die Schöuberge als burggräftich meißuische Vajallen bekannt sind, die Vajalleuregister bei T. Märcker, „Das Burggrafthum Meißen“ (Leipzig 1842) S. 268 folg., 271 folg.; jerner steht anch in der Urkunde vom 24. Febrnar 1345 (s. im Folgenden) deutlich „Schönberk“. Vgl. auch A. Franstadt, „Gesch. des Geschlechtes von Schöu- berg meißuischen Stammes“, Bd. I. Abth. A (2. Ausg., Leipzig 1878) S. 35. Peter von Droßen komnt in Emlers Regesta Bohemiae et Moraviae auch 1337 vor als Zeuge in der Verkaufsurkunde von Guhran durch Herzog Jo- hann von Steiuan an König Johann, i. Emler IV, 164 Nr. 405. Die Namen des Heinrich von Zachwitz (Czachvicz) und Jesko Nemcze habe ich in den Regesta Bohemiae überhaupt nicht ermitteln können, ein Rudolf de Cehnitz, Czehuicz kommt 1342 und 1344 vor, s. Reg. Boh. Register S. 889; des Na mens de Nemeicz erscheinen 1338—1346 verschiedene Personen, s. Register S. 944, doch kein Jesco Nemcze. Die Urkunde bietet also auch für die böh- mische Adelsgeschichte Juteresse, da sie ihr nene Namen zugleich mit den Wappen der betreffenden Familien zuführt. 3) Druck der bei Emler fehleuden Urkunde s. am Schlusse diejes Aufsatzes als Beilage I.
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242 — Antheil Herrn Johanns von Michelsberg. Als das Haupt eines ange- sehenen, stattlich begüterten Geschlechts ist er eine unter König Johann wiederholt genannte Persönlichkeit, 1) und daß er, wie die meisten böhmi schen Großen, besonders zur Zeit Johanns, wo mir zu hänfig die seste Hand des Landesherrn fehlte, auch vor Krieg und Gewaltthat nicht zurück- schreckte, ist auch anderwärts überliefert. 2) Am 12. Juli 1344 nun schrieb König Johanns Sohn, der Titu- larherzog Johann von Kärnten, aus Prag an den Markgrafen Friedrich von Meißen und ersuchte ihn unter Erinnerung an die zwischen den Lu- xemburgern und Wettinern bestehende Freundschaft, den zwischen ihm und Johann von Michelsberg schwebenden Streitfall vorlänfig ruhen zu lassen, bis des Herzogs Bruder, der Markgraf Karl von Mähren, der bei Ab-- wesenheit seines königlichen Vaters Regent des Königreiches Böhmen war, wieder eingetroffen sei; dieser werde ihm volle Gerechtigkeit verschaffen. Karl befand sich, nachdem er seit dem März mit seinem Vater in Avignon beim Papste Clemens VI. geweilt hatte, damals gerade in Oberlothringen, und zwar am 14. Juli auf dem Schlosse Charmes an der Mosel, zwischen Nancy und Epinal, und tritt erst im November wieder in Prag auf. 3) Ob der Waffenstillstand am 11. November 1344 verlängert wurde, wissen wir nicht; während des Winters ruhte aber damals überhaupt 1) Vgl. J. M. Klimesch, „Die Herreu von Michelsberg als Besitzer von Wele schin“, in diesen Mittheilungen XXII (1884) S. 185; über Johann (II.) ins bejondere S. 330 folg., 334 folg. 2) Vgl. „Johanns von Guben Zittauische Jahrbücher“, Script. rer. Lusaticorum (Görlitz 1837) I, 8. Er überfiel und besetzte 1346 den Oybin bei Zittan. S. auch A. Moschkau, „Ritterburg und Kloster Oybin im Zittaner Gebirge (3. Anfl. Oybin 1891) S. 41; selbst die Ortssage hat hier seinen Namen in der Erzählnng vom Jungfernsprung festgehalten, s. Moschkan S. 65. Emler, Reg. Boh. IV, 630 Nr. 1571, jedoch falsch zum 11. Jnli 1345, statt zum 12. Juli 1344. Wohl paßt die Erwähnung von Karls Abwesenheit anch zum Juli 1345, denn Karl befand sich damals seit Ende Jnni mit seinem Vater auf dem Kriegszuge gegen König Kasimir von Polen, lagerte am 12. Juli vor Krakau und war am 5. August wieder in Prag, vgl. Huber. „Die Regesten des Kaiserreichs unter Kaiser Karl IV.“ Nr. 216, 217; We- runsky, „Geschichte Kaiser Karls IV.“ (1880) I, 383—386. Aber an diesem Zuge nahm anch sein Bruder Johaun von Kärnten theil, der sich in den Kämpfen an der Weichsel im Anfange des Juli die Ritterwürde erwarb. Die Urkunde (Orig. Papier im Hauptstaatsarchiv Dresden Nr. 3021, mit auf der Rückseite aufgedrücktem Siegel unter Papierdecke) gehört also zum Vor jahre, wo Karl gleichfalls und zwar längere Zeit außer Landes weilte, wäh- 3)
242 — Antheil Herrn Johanns von Michelsberg. Als das Haupt eines ange- sehenen, stattlich begüterten Geschlechts ist er eine unter König Johann wiederholt genannte Persönlichkeit, 1) und daß er, wie die meisten böhmi schen Großen, besonders zur Zeit Johanns, wo mir zu hänfig die seste Hand des Landesherrn fehlte, auch vor Krieg und Gewaltthat nicht zurück- schreckte, ist auch anderwärts überliefert. 2) Am 12. Juli 1344 nun schrieb König Johanns Sohn, der Titu- larherzog Johann von Kärnten, aus Prag an den Markgrafen Friedrich von Meißen und ersuchte ihn unter Erinnerung an die zwischen den Lu- xemburgern und Wettinern bestehende Freundschaft, den zwischen ihm und Johann von Michelsberg schwebenden Streitfall vorlänfig ruhen zu lassen, bis des Herzogs Bruder, der Markgraf Karl von Mähren, der bei Ab-- wesenheit seines königlichen Vaters Regent des Königreiches Böhmen war, wieder eingetroffen sei; dieser werde ihm volle Gerechtigkeit verschaffen. Karl befand sich, nachdem er seit dem März mit seinem Vater in Avignon beim Papste Clemens VI. geweilt hatte, damals gerade in Oberlothringen, und zwar am 14. Juli auf dem Schlosse Charmes an der Mosel, zwischen Nancy und Epinal, und tritt erst im November wieder in Prag auf. 3) Ob der Waffenstillstand am 11. November 1344 verlängert wurde, wissen wir nicht; während des Winters ruhte aber damals überhaupt 1) Vgl. J. M. Klimesch, „Die Herreu von Michelsberg als Besitzer von Wele schin“, in diesen Mittheilungen XXII (1884) S. 185; über Johann (II.) ins bejondere S. 330 folg., 334 folg. 2) Vgl. „Johanns von Guben Zittauische Jahrbücher“, Script. rer. Lusaticorum (Görlitz 1837) I, 8. Er überfiel und besetzte 1346 den Oybin bei Zittan. S. auch A. Moschkau, „Ritterburg und Kloster Oybin im Zittaner Gebirge (3. Anfl. Oybin 1891) S. 41; selbst die Ortssage hat hier seinen Namen in der Erzählnng vom Jungfernsprung festgehalten, s. Moschkan S. 65. Emler, Reg. Boh. IV, 630 Nr. 1571, jedoch falsch zum 11. Jnli 1345, statt zum 12. Juli 1344. Wohl paßt die Erwähnung von Karls Abwesenheit anch zum Juli 1345, denn Karl befand sich damals seit Ende Jnni mit seinem Vater auf dem Kriegszuge gegen König Kasimir von Polen, lagerte am 12. Juli vor Krakau und war am 5. August wieder in Prag, vgl. Huber. „Die Regesten des Kaiserreichs unter Kaiser Karl IV.“ Nr. 216, 217; We- runsky, „Geschichte Kaiser Karls IV.“ (1880) I, 383—386. Aber an diesem Zuge nahm anch sein Bruder Johaun von Kärnten theil, der sich in den Kämpfen an der Weichsel im Anfange des Juli die Ritterwürde erwarb. Die Urkunde (Orig. Papier im Hauptstaatsarchiv Dresden Nr. 3021, mit auf der Rückseite aufgedrücktem Siegel unter Papierdecke) gehört also zum Vor jahre, wo Karl gleichfalls und zwar längere Zeit außer Landes weilte, wäh- 3)
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243 die Kriegführung meistens, und umso mehr werden in den ranhen, un- wegsamen Gebirgsgegenden der meißnisch-böhmischen Grenze friegerische Unternehmungen sich von selbst verboten haben. Erst im Frühjahr hören wir wieder etwas von dem Streite, und zwar handelt es sich da abermals um einen Waffenstillstand. Deun sobald der Winter sich dem Eude zu- neigte und der Wiederbegiun der Feindseligkeiten drohte, hatte der Abt von Ofsegg, der durch diese Grenzkriege leicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden fürchten mochte, einen nenen Waffenstillstand vermittelt, der vom 24. Februar 1345 bis zu Pfingsten, den Pfingsttag, 15. Mai, selbst mit eingeschlossen, gelten sollte. Am 24. Februar gelobten Ulrich Johotga, Kämmerer des Prager Erzbischofs, Borsuta de Laco, Burggraf zu Geiersberg, und seine Brüder Odolenus und Henko de Laco dem Meinher, Burggrafen von Meißen und Grafen von Hartenstein, und den Rittern Johann von Miltitz, Hein- rich von Schleinitz und Johann von Schönberg die Wahrung dieses Waffenstillstandes. 1) Des Michelsbergers wird in diesem Schriftstück nicht gedacht, doch war auch seine Sache schon vorher provisorisch geregelt. Sobald König Johann und Karl uach Böhmen heimgekehrt waren, finden wir ihn am rend wir von einer Abwesenheit Herzog Johanns damals nichts wissen, wenigsiens war er am 29. März, wo Vater und Bruder längst fern waren, in Prag. s. Emler Reg. Boh. IV, 563 Nr. 1391. (Ju dieser Urkunde spricht er übrigens in gleicher Weise von Karls späterer Rückkehr „quousque ad... Karoli . . . . fratris nostri ... .. adventum . . . .). Ueber Karls Anfent halt in Avignon, Basel, Charmes, Metz. Bacharach, Siegen, s. Emler Reg. Boh. IV, 566 folg., 576, 580. 593 folg., Nr. 1398 folg., 1419 folg. 1427, 1466 folg.; Huber, Reg. Karls Nr. 196 c. — 201; Werunsky I, 348 folg. 353, 357. 1) Emler, Reg. Boh. IV, 611 Nr. 1517 nach dem Origiual in Hauptstaats- archiv zu Dresden Nr. 3011. An Pergamentstreifen vier ruude, gelbe Wachs- siegel: 1. senkrecht getheilter Schild mit drei Schrägbalfen, Umschrift: † SP VLRICI DE GICLOZICZ oder BICLCZICZ ; 2, 3, 4 Wappen: ein den Schild in der Mitte ienkrecht theilender Pfahl in Wellenlinie (Fluß), mit drei herzförmigen Blättern belegt, Umschrift in 2.....6 DE D ........; 3.. DOLCPDI .D . .......... 4 ganz unkeuntlich. Alle vier Personen kommen im IV. Band von Emler nur an dieser Stelle vor, statt Jahotga ist im Register S. 918 zu lesen: Johotga. Borsuta de Lacu wird im Register S. 930 irrig als Burggraf von Meißzen bezeichnet; über seinen Burggrafensitz, die Geiersburg, südöstlich von Teplitz, s. Hallwich, „Töplitz“ (Leipzig 1886) S. 24, 38.
243 die Kriegführung meistens, und umso mehr werden in den ranhen, un- wegsamen Gebirgsgegenden der meißnisch-böhmischen Grenze friegerische Unternehmungen sich von selbst verboten haben. Erst im Frühjahr hören wir wieder etwas von dem Streite, und zwar handelt es sich da abermals um einen Waffenstillstand. Deun sobald der Winter sich dem Eude zu- neigte und der Wiederbegiun der Feindseligkeiten drohte, hatte der Abt von Ofsegg, der durch diese Grenzkriege leicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden fürchten mochte, einen nenen Waffenstillstand vermittelt, der vom 24. Februar 1345 bis zu Pfingsten, den Pfingsttag, 15. Mai, selbst mit eingeschlossen, gelten sollte. Am 24. Februar gelobten Ulrich Johotga, Kämmerer des Prager Erzbischofs, Borsuta de Laco, Burggraf zu Geiersberg, und seine Brüder Odolenus und Henko de Laco dem Meinher, Burggrafen von Meißen und Grafen von Hartenstein, und den Rittern Johann von Miltitz, Hein- rich von Schleinitz und Johann von Schönberg die Wahrung dieses Waffenstillstandes. 1) Des Michelsbergers wird in diesem Schriftstück nicht gedacht, doch war auch seine Sache schon vorher provisorisch geregelt. Sobald König Johann und Karl uach Böhmen heimgekehrt waren, finden wir ihn am rend wir von einer Abwesenheit Herzog Johanns damals nichts wissen, wenigsiens war er am 29. März, wo Vater und Bruder längst fern waren, in Prag. s. Emler Reg. Boh. IV, 563 Nr. 1391. (Ju dieser Urkunde spricht er übrigens in gleicher Weise von Karls späterer Rückkehr „quousque ad... Karoli . . . . fratris nostri ... .. adventum . . . .). Ueber Karls Anfent halt in Avignon, Basel, Charmes, Metz. Bacharach, Siegen, s. Emler Reg. Boh. IV, 566 folg., 576, 580. 593 folg., Nr. 1398 folg., 1419 folg. 1427, 1466 folg.; Huber, Reg. Karls Nr. 196 c. — 201; Werunsky I, 348 folg. 353, 357. 1) Emler, Reg. Boh. IV, 611 Nr. 1517 nach dem Origiual in Hauptstaats- archiv zu Dresden Nr. 3011. An Pergamentstreifen vier ruude, gelbe Wachs- siegel: 1. senkrecht getheilter Schild mit drei Schrägbalfen, Umschrift: † SP VLRICI DE GICLOZICZ oder BICLCZICZ ; 2, 3, 4 Wappen: ein den Schild in der Mitte ienkrecht theilender Pfahl in Wellenlinie (Fluß), mit drei herzförmigen Blättern belegt, Umschrift in 2.....6 DE D ........; 3.. DOLCPDI .D . .......... 4 ganz unkeuntlich. Alle vier Personen kommen im IV. Band von Emler nur an dieser Stelle vor, statt Jahotga ist im Register S. 918 zu lesen: Johotga. Borsuta de Lacu wird im Register S. 930 irrig als Burggraf von Meißzen bezeichnet; über seinen Burggrafensitz, die Geiersburg, südöstlich von Teplitz, s. Hallwich, „Töplitz“ (Leipzig 1886) S. 24, 38.
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244 — Prager Hofe, 1) und gemäß der schriftlichen Zusage Herzog Johanns vom 12. Juli wird dessen Vater, der nun an Stelle Karls selbst die Bei legung des Streitfalls in die Hand nahm, auf den Herrn von Michels- berg eingewirkt haben. Ehe noch der obige Waffenstillstand vom 24. Februar 1345 abgeschlossen wurde, schrieb der König an den Markgrafen Fried rich und benachrichtigte ihn von dem gegeuwärtigen Stand der im Herbst des vorigen Jahres vereinbarten Eheangelegenheit zwischen den Häusern Luxemburg und Wettin (es handelte sich un Beibringung des päpstlichen Dispenses). Dabei theilte er ihm auch mit, daß Johann von Michels berg vorhabe, zur Entschuldigung wegen der ihm von meißznischer Seite gemachten Vorwürfe uach Pirna zu kommen, seine Rechte daselbst darzu- legen und nach Eutscheidung geeigneter, biederer Leute Recht zu geben und zu nehmen. Wolle der Markgraf hierzu einen bestimmten Tag au- gesetzt haben, so möge er es ihm schriftlich zu wissen thun. In einem Nachwort fügt der König dann noch bei, er werde betreffs des Schlosses, das durch den von Michelsberg in Besitz genommen sei, sich demgemäß halten, was er dem Markgrafen versprochen habe.2) Eine befriedigende Erledigung mag aber, selbst weun die Bespre¬ chungen in Pirna stattgefunden haben sollten, nicht erzielt worden sein, denn nachdem wir während des Sommers 1345 nichts weiter über die 1) Er ist Zeuge in Herzog Heinrichs von Glogau Urkunde, Prag, 23. November 1344 j. Emler, Reg. Boh. IV, 596 Nr. 1472 „her Jesk von Michelsperc“ Gleichzeitig weilte anch der Bischof Johann von Meißen in Prag und tritt zusammen mit dem Michelsberger als Zeuge anf. a. a. D. Nr. 1470, 1472, 1475, so daß die Annahme von Besprechungen nahe liegt. 2) Emler, Reg. Boh. IV, 608 Nr. 1509. Dieser Druck ist jedoch uicht allzu genau. S. 608 ift statt „Reynhardum de Husperg“ zu lesen „Honsperg“, 608 vorletzte Zeile statt „fratres vestros“ zu lejen „fideles“, 609 statt „litteras . . . . dirigentes" zu lejen „dirigendas“. Besonders bedauerlich ist aber die Weglassung der interessanten Nachschrift, die von derselben Hand, die das Stück schrieb, am Schlusse unter der Unterschriit „.. Rex Boemie“ zugefügt ist, denn erst durch sie erlangt die vorhergeheude Stelle über den Michelsberger Klarheit und wir erfahren hier, wornm es sich bandelte, nämlich um die Besetzung eines Schloffes. Die Stelle lautet: „Ceterum sciat vestra dileccio, nos utique facturos cum illo castro acquisitum [jedenfalls zu lesen „acquisito“] per illum de Michilsperg predictum, secundum quod vobis nos noveritis promisisse, quod et de vobis fieri instancius supplicamus“. Das Schreiben (Orig. Papier Nr. 3010a) trägt auf der Rückseite die Adresse: „Magnifico et excellenti principi domino Friderico Misnensi marchioni sororio nostro karissimo“, und war verschlossen durch Johanns braunes aufgedrücktes, jetzt abgesprungenes Secretsiegel.
244 — Prager Hofe, 1) und gemäß der schriftlichen Zusage Herzog Johanns vom 12. Juli wird dessen Vater, der nun an Stelle Karls selbst die Bei legung des Streitfalls in die Hand nahm, auf den Herrn von Michels- berg eingewirkt haben. Ehe noch der obige Waffenstillstand vom 24. Februar 1345 abgeschlossen wurde, schrieb der König an den Markgrafen Fried rich und benachrichtigte ihn von dem gegeuwärtigen Stand der im Herbst des vorigen Jahres vereinbarten Eheangelegenheit zwischen den Häusern Luxemburg und Wettin (es handelte sich un Beibringung des päpstlichen Dispenses). Dabei theilte er ihm auch mit, daß Johann von Michels berg vorhabe, zur Entschuldigung wegen der ihm von meißznischer Seite gemachten Vorwürfe uach Pirna zu kommen, seine Rechte daselbst darzu- legen und nach Eutscheidung geeigneter, biederer Leute Recht zu geben und zu nehmen. Wolle der Markgraf hierzu einen bestimmten Tag au- gesetzt haben, so möge er es ihm schriftlich zu wissen thun. In einem Nachwort fügt der König dann noch bei, er werde betreffs des Schlosses, das durch den von Michelsberg in Besitz genommen sei, sich demgemäß halten, was er dem Markgrafen versprochen habe.2) Eine befriedigende Erledigung mag aber, selbst weun die Bespre¬ chungen in Pirna stattgefunden haben sollten, nicht erzielt worden sein, denn nachdem wir während des Sommers 1345 nichts weiter über die 1) Er ist Zeuge in Herzog Heinrichs von Glogau Urkunde, Prag, 23. November 1344 j. Emler, Reg. Boh. IV, 596 Nr. 1472 „her Jesk von Michelsperc“ Gleichzeitig weilte anch der Bischof Johann von Meißen in Prag und tritt zusammen mit dem Michelsberger als Zeuge anf. a. a. D. Nr. 1470, 1472, 1475, so daß die Annahme von Besprechungen nahe liegt. 2) Emler, Reg. Boh. IV, 608 Nr. 1509. Dieser Druck ist jedoch uicht allzu genau. S. 608 ift statt „Reynhardum de Husperg“ zu lesen „Honsperg“, 608 vorletzte Zeile statt „fratres vestros“ zu lejen „fideles“, 609 statt „litteras . . . . dirigentes" zu lejen „dirigendas“. Besonders bedauerlich ist aber die Weglassung der interessanten Nachschrift, die von derselben Hand, die das Stück schrieb, am Schlusse unter der Unterschriit „.. Rex Boemie“ zugefügt ist, denn erst durch sie erlangt die vorhergeheude Stelle über den Michelsberger Klarheit und wir erfahren hier, wornm es sich bandelte, nämlich um die Besetzung eines Schloffes. Die Stelle lautet: „Ceterum sciat vestra dileccio, nos utique facturos cum illo castro acquisitum [jedenfalls zu lesen „acquisito“] per illum de Michilsperg predictum, secundum quod vobis nos noveritis promisisse, quod et de vobis fieri instancius supplicamus“. Das Schreiben (Orig. Papier Nr. 3010a) trägt auf der Rückseite die Adresse: „Magnifico et excellenti principi domino Friderico Misnensi marchioni sororio nostro karissimo“, und war verschlossen durch Johanns braunes aufgedrücktes, jetzt abgesprungenes Secretsiegel.
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245 Streitigkeiten gehört haben, liegt für den Schluß des Jahres wieder ein Zeugniß vor, aus dem die Fortdauer (oder der bald nach der eventuellen Beilegung erfolgte Wiederausbruch) der Fehde hervorgeht. Erschienen in den bisherigen Schriftstücken als Gegner des Burggrafen von Meißen uur erzbischöflich pragische Vasallen und als Gegner des Markgrafen von Meißen der Michelsberger, so ersehen wir aus der im Folgenden zu bespre¬ chenden Erklärung, daß beide Feindseligkeiten zusammenhingen und auch die Fehde Johanns von Michelsberg ursprünglich wohl nur den Burg grafen von Meißen anging, daß also Markgraf Friedrich uur als Landes herr in die Sache eingriff und gegen den böhmischen Baron vorging. Am 17. December 1345 hielt nänlich Karl als Generalstatthalter von Böhmen 1) zu Prag eine Versammlung böhmischer Herren ab, wobei verschiedene Angelegenheiten zur Besprechnug kamen. Auch Johann von Michelsberg war zugegen 2) ud auch über seine meißnische Fehde ist jedenfalls verhandelt worden, denn am selben Tage stellte er für sich, seine Freunde und Helfer, das urkundliche Versprechen aus, den durch seinen Freund Otto, genannt Lubdich, Burggrafen von Dohua 3) vermittelten Waffenstillstand zwischen ihm und dem Burggrafen Meinhard (Meinher IV. ist gemeint) von Meißen zu halten; wer Feind- seligkeiten üben wolle, solle es dem Geguer vier Wochen zuvor ausagen; der Burggraf von Dohna übernahm zugleich mit die Bürgschaft für Ein- haltung des Vertrages. 4) 1) Sein Vater Johann hatte bis in den October in Prag verweilt, daun aber sein Königreich wieder verlassen und sich nach Luxemburg begeben, s. Emler, Reg. Boh. IV, 642 Nr. 1608, 1609; 643, 645 folg., Nr. 1615, 1617 folg., 1622 folg. 2) Vgl. hierzu Emier, Reg. Boh. IV, 647 Nr. 1630, in der tschechischen Nameus- form Johannes „de Michalowicz“. 3) Die Burggrafen von Dohna nahmen als meißnische und böhmische Vasallen eine Doppelstellung ein und ihre engen Beziehungen zu Böhmen befähigten sie zu einer vermittelnden Rolle. Otto Liebedich war außerdem auch nahe verwandt mit dem meißner Burggrafen, denn Meinhers IV. Schwester Gertrud war seine Mutter, vgl. „Die Douins. Aufzeichunngen über die er loschenen Liuien der Familie Dohna“ (Berlin 1876), S. 84 mit Aum. 46, S. 85, 87. 4) Emler, Reg. Boh. IV, 648 Nr. 1631, Original Hauptstaatsarchiv Dresden Nr. 3027. Am Pergamentstreifen zwei runde, gelbe Wachssiegel: 1. senkrecht getheilter Schild, rechts schraffirt (schwarz?), links farblos (Gold oder Silber), Helnikleinod ein Vogelflug, Umschrift: „+S.IOh...D.MIChELSPER“; 2. das Siegel des Burggrafen Otto Lubdich (oder Liebedich) von Dohna s. Die Donins, Abb. S. 267 Nr. 8.Klimesch bezeichnet in diesen Mittheil. XX,
245 Streitigkeiten gehört haben, liegt für den Schluß des Jahres wieder ein Zeugniß vor, aus dem die Fortdauer (oder der bald nach der eventuellen Beilegung erfolgte Wiederausbruch) der Fehde hervorgeht. Erschienen in den bisherigen Schriftstücken als Gegner des Burggrafen von Meißen uur erzbischöflich pragische Vasallen und als Gegner des Markgrafen von Meißen der Michelsberger, so ersehen wir aus der im Folgenden zu bespre¬ chenden Erklärung, daß beide Feindseligkeiten zusammenhingen und auch die Fehde Johanns von Michelsberg ursprünglich wohl nur den Burg grafen von Meißen anging, daß also Markgraf Friedrich uur als Landes herr in die Sache eingriff und gegen den böhmischen Baron vorging. Am 17. December 1345 hielt nänlich Karl als Generalstatthalter von Böhmen 1) zu Prag eine Versammlung böhmischer Herren ab, wobei verschiedene Angelegenheiten zur Besprechnug kamen. Auch Johann von Michelsberg war zugegen 2) ud auch über seine meißnische Fehde ist jedenfalls verhandelt worden, denn am selben Tage stellte er für sich, seine Freunde und Helfer, das urkundliche Versprechen aus, den durch seinen Freund Otto, genannt Lubdich, Burggrafen von Dohua 3) vermittelten Waffenstillstand zwischen ihm und dem Burggrafen Meinhard (Meinher IV. ist gemeint) von Meißen zu halten; wer Feind- seligkeiten üben wolle, solle es dem Geguer vier Wochen zuvor ausagen; der Burggraf von Dohna übernahm zugleich mit die Bürgschaft für Ein- haltung des Vertrages. 4) 1) Sein Vater Johann hatte bis in den October in Prag verweilt, daun aber sein Königreich wieder verlassen und sich nach Luxemburg begeben, s. Emler, Reg. Boh. IV, 642 Nr. 1608, 1609; 643, 645 folg., Nr. 1615, 1617 folg., 1622 folg. 2) Vgl. hierzu Emier, Reg. Boh. IV, 647 Nr. 1630, in der tschechischen Nameus- form Johannes „de Michalowicz“. 3) Die Burggrafen von Dohna nahmen als meißnische und böhmische Vasallen eine Doppelstellung ein und ihre engen Beziehungen zu Böhmen befähigten sie zu einer vermittelnden Rolle. Otto Liebedich war außerdem auch nahe verwandt mit dem meißner Burggrafen, denn Meinhers IV. Schwester Gertrud war seine Mutter, vgl. „Die Douins. Aufzeichunngen über die er loschenen Liuien der Familie Dohna“ (Berlin 1876), S. 84 mit Aum. 46, S. 85, 87. 4) Emler, Reg. Boh. IV, 648 Nr. 1631, Original Hauptstaatsarchiv Dresden Nr. 3027. Am Pergamentstreifen zwei runde, gelbe Wachssiegel: 1. senkrecht getheilter Schild, rechts schraffirt (schwarz?), links farblos (Gold oder Silber), Helnikleinod ein Vogelflug, Umschrift: „+S.IOh...D.MIChELSPER“; 2. das Siegel des Burggrafen Otto Lubdich (oder Liebedich) von Dohna s. Die Donins, Abb. S. 267 Nr. 8.Klimesch bezeichnet in diesen Mittheil. XX,
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246 — In Zusammenhang damit steht dann auch das am 5. April 1346 zu Rauduitz gegebene Versprechen des Erzbischofs Arnest von Prag und seiner Getrenen, des Marschalls Also von der Duba und des Kuniko von Hostina, Burggrajen von Geiersberg, für sich und alle seine Genossen den Waffenstillstand mit dem Burggrafen Meinhard (Meinher) von Meißen und den Rittern Heinrich von Schleinitz und Johann von Schön- berg bis zum nächsten S. Jakobstag, 25. Juli, diesen eingeschlossen, zu halten, den Abt Konrad von Ossegg vermittelt hat. 1) 194 folg. als Wappenbild der Michelsberger einen Löwen, wie auch schon Palacky, Geschichte von Böhmen II, 2 S. 11, von einem aufrechtsteheuden Löwen, den die Michalowice, wie überhaupt die ganze Sippe der Markwartice, fühxten, spricht. E. H. Kneschke, Nenes allgemeines Deutsches Adelslexikon (Leipzig 1865) VI, 285 giebt unter Michelsperg an: „Schild der Länge nach von Silber und Schwarz getheilt“, als Stammwappen. R. J. Graf Mera- viglia, in der nenen Auflage von Siebmachers großem und allgemeinem Wappenbuch, IV. Bd., IX. Abtbeil., Der Böhmische Adel (Nürnberg 1886), S. 149 bezeichnet als ursprüngliches Wappen aller Markwartice den Löwen, später, wann dies geschah, sei unbekaunt, führten die Michalowice den Schild von Gold und Schwarz gespalten; auf seiner Tasel 68 bietet er einen ge- vierten Schild, der beide Wappen vereint: in 1 und 4 die Spaltung Schwarz= Silber, n 2 und 3 den silbernen Löwen in Roth, und als Kleinod einen schwarzen, mit goldenen Lindenblättern belegten Flug. Im Urkuudenbuch des ehemaligen Cisterzienserstiftes Goldenkron, her. von M. Paugerl (Wien 1872, Font. rer. Austriac. II. Abth., Bd. 37) sind zahlreiche Siegel der Michels- berger beschrieben, wonach Johann von M. 1296, Benesch von M. 1306 Jesko von Weleschin 1358, Benesch von Weleschin 1359, Heinrich von Wele- schin 1359 und 1361 den Löwen in Schilde nnd (wenigstens seit Jesko 1358) den Flug als Helinkleinod führen; daun tritt der seukrecht getheilte Schild ein. das Heluikleinod bleibt der Flug, so bei Johaun v. M. 1390 und 1392, Wenzel (Waczlaw) v. M. 1444, vgl. a. a. O. Nr. 12, 16, 68—71, 103, 108. 198 S. 41, 45, 127—129, 130, 134, 196, 204, 205, 455. Das Siegel unserer Urkunde zeigt nun bemerkenswerther Weije, daß die im Goldenkroner Urkun- deubuch erst zu 1390 sich findende seukrechte Theilung schon 1345 vorkommut. 1) Emler, Reg. Boh. IV, 670 Nr. 1685, Orig. Perg. Hauptstaatsarchiv Dresden Nr. 3039. An Pergamentstreifen 3 gelbe Wachssiegel, 1. oval, 2. 3. rund: 1: sitzende Bischofsfigur zu beiden Seiten die beiden Wappen, wie auf dem Siegel an der Urkunde vom 1. Juli 1344 (im folg. Beilage Nr. 1) Um schrift: „[†] S. ARDESGIo DeI o ET- APLICE o SEDIS o GRAe SCE0 PRAGED o ECCCO ARChIEPI." Auf der Rückieite rothes Se kret, dasselbe Bild wie anf dem Sekret vom 1. Juli 1344, nur der Heilige hier rechts, das Weib links, Umschrift: „† SIGILLVR SECRETI" MEI“ 2: im Schild die gekreuzten Baumäste der Dubas, Helmkleinod zwei mit Blättern besteckte Hörner, Umschrift: „+ ALE...DE DUBA.
246 — In Zusammenhang damit steht dann auch das am 5. April 1346 zu Rauduitz gegebene Versprechen des Erzbischofs Arnest von Prag und seiner Getrenen, des Marschalls Also von der Duba und des Kuniko von Hostina, Burggrajen von Geiersberg, für sich und alle seine Genossen den Waffenstillstand mit dem Burggrafen Meinhard (Meinher) von Meißen und den Rittern Heinrich von Schleinitz und Johann von Schön- berg bis zum nächsten S. Jakobstag, 25. Juli, diesen eingeschlossen, zu halten, den Abt Konrad von Ossegg vermittelt hat. 1) 194 folg. als Wappenbild der Michelsberger einen Löwen, wie auch schon Palacky, Geschichte von Böhmen II, 2 S. 11, von einem aufrechtsteheuden Löwen, den die Michalowice, wie überhaupt die ganze Sippe der Markwartice, fühxten, spricht. E. H. Kneschke, Nenes allgemeines Deutsches Adelslexikon (Leipzig 1865) VI, 285 giebt unter Michelsperg an: „Schild der Länge nach von Silber und Schwarz getheilt“, als Stammwappen. R. J. Graf Mera- viglia, in der nenen Auflage von Siebmachers großem und allgemeinem Wappenbuch, IV. Bd., IX. Abtbeil., Der Böhmische Adel (Nürnberg 1886), S. 149 bezeichnet als ursprüngliches Wappen aller Markwartice den Löwen, später, wann dies geschah, sei unbekaunt, führten die Michalowice den Schild von Gold und Schwarz gespalten; auf seiner Tasel 68 bietet er einen ge- vierten Schild, der beide Wappen vereint: in 1 und 4 die Spaltung Schwarz= Silber, n 2 und 3 den silbernen Löwen in Roth, und als Kleinod einen schwarzen, mit goldenen Lindenblättern belegten Flug. Im Urkuudenbuch des ehemaligen Cisterzienserstiftes Goldenkron, her. von M. Paugerl (Wien 1872, Font. rer. Austriac. II. Abth., Bd. 37) sind zahlreiche Siegel der Michels- berger beschrieben, wonach Johann von M. 1296, Benesch von M. 1306 Jesko von Weleschin 1358, Benesch von Weleschin 1359, Heinrich von Wele- schin 1359 und 1361 den Löwen in Schilde nnd (wenigstens seit Jesko 1358) den Flug als Helinkleinod führen; daun tritt der seukrecht getheilte Schild ein. das Heluikleinod bleibt der Flug, so bei Johaun v. M. 1390 und 1392, Wenzel (Waczlaw) v. M. 1444, vgl. a. a. O. Nr. 12, 16, 68—71, 103, 108. 198 S. 41, 45, 127—129, 130, 134, 196, 204, 205, 455. Das Siegel unserer Urkunde zeigt nun bemerkenswerther Weije, daß die im Goldenkroner Urkun- deubuch erst zu 1390 sich findende seukrechte Theilung schon 1345 vorkommut. 1) Emler, Reg. Boh. IV, 670 Nr. 1685, Orig. Perg. Hauptstaatsarchiv Dresden Nr. 3039. An Pergamentstreifen 3 gelbe Wachssiegel, 1. oval, 2. 3. rund: 1: sitzende Bischofsfigur zu beiden Seiten die beiden Wappen, wie auf dem Siegel an der Urkunde vom 1. Juli 1344 (im folg. Beilage Nr. 1) Um schrift: „[†] S. ARDESGIo DeI o ET- APLICE o SEDIS o GRAe SCE0 PRAGED o ECCCO ARChIEPI." Auf der Rückieite rothes Se kret, dasselbe Bild wie anf dem Sekret vom 1. Juli 1344, nur der Heilige hier rechts, das Weib links, Umschrift: „† SIGILLVR SECRETI" MEI“ 2: im Schild die gekreuzten Baumäste der Dubas, Helmkleinod zwei mit Blättern besteckte Hörner, Umschrift: „+ ALE...DE DUBA.
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247 — Gleichwohl kann jetzt noch kein dauernder Friede hergestellt worden sein, denn noch aus dem Jahre 1347 haben wir von der Fortdauer oder Wiederaufnahme des Kampfes ein urkundliches Zeugniß und zwar von Seiten des Markgrafen von Meißen selbst. Denn in einer nicht datirten Urkunde, die aber ins Jahr 1347 gehört, 1) weist er den Ritter Martin von Redern,2) seinen Vogt zu Dresden, an, im Verein mit andern markgräflichen Bögten an dem jetzigen Kriege gegen den von Michels- 3: Wappen nudeutlich (nach Siebmacher-Meraviglia, Böhmn. Adel S. 10 Tafel 9, ift es ein Phönix), Helmkleinod zwei Hörner, Umschrift: . VRICO LIS DE STARA.“ Der erzbischöfliche Burggraf von Geiersberg uenut sich also im Texte Cunico de Hostina, im Siegel Cunico de Stara; die Identität der Familien von Hostýn und Stara ist schon bekannt durch die Urkunde des Arnust de Stara vom 29. December 1340 (Emler IV, 806 Nr. 2067), der darin vou „frater meus Theodricus quondam de Hostyna“ spricht. Obige Urkunde ist ein weiteres Zeugniß dafür und zeigt zugleich, wie wichtig für ein Urkundenwerk unter Umständen die Beigabe genauer Siegel- beschreibungen — wenn sie auch Abbildungen uicht ersetzen können — doch immerhin ist. Aehnliche Fälle, daß der Geschlechtsname derselben Person im Urkundentext und der Siegellegende verschieden lantet, kommen auch sonst vor, vgl. z. B. W. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher, 5. 190, 220 Nr. 2. 1) Die vorausgehenden Urkunden in Copial 25 fol. 4 b, 5, sind unter der Auf- schrift „Anno XLVIImo“ registrirt und tragen die Daten des 30. Januars, 10. Novembers, 4. Julis (die eine Notiz anf fol. 4b mit dem Datum des 4. Januars 1351 ist und giebt sich auch bloß als Zusatzbestimmung zu dem Eintraa vom 10. November 1347), weiter voraus stehen Einträge des Jahres 1346, noch weiter vorn solche von 1345 und 1344. Hinter unserer undatirten Urkunde folgt fol. 5 noch eine von 9. December 1347, dann 5b und 6 solche vom April, Mai n. s. w. 1348. Alle diese erwähnten Einträge des Copialbuchs sind von derselben Hand gemacht. Die nähere zeitliche Begren zung zwischen den unmittelbar vorhergehenden uud uachfolgenden Urkuuden, d. h. 3. Juli und 11. November, ist in diesem Falle unzulässig, da ja vorher zwischen dem 4. Jannar und 3. Juli die vom 10. November gestellt, die chro uologische Folge innerhalb des Jahres also uicht streng gewahrt ist, auch auf den folgenden Blättern 7—13 sich noch mehrfach Ur- kunden der Jahre 1345—1349 durcheinander finden. Wir müssen uns deshalb mit der allgemeinen Bestimmung „im Jahre 1347“ beguügen; wahr scheinlich gehört sie in den Aufang dieses Jahres, denn im Januar und Fe¬ bruar 1347 weilte Friedrich meist in Dresden, vgl. H. St. A. Dresden, Orig. Nr. 3065—3067, 3071—3074 und anch Martin von Redern ist um dieselbe Zeit (5. Jannar 1347) in Dresden nachweislich, s. Urkundenbuch der Stadt Meißen (Cod. dipl. Saxon. reg. II, IV) S. 146 Nr. 205. 2) Ueber Martin von Redern s. W. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher S. 246 Nr. 38; über dessen Identität mit Martin de Rotis vgl. außerdem noch die Urkunde in Copial 25 fol. 3b, die in Text und der gleichzeitigen Ueber-
247 — Gleichwohl kann jetzt noch kein dauernder Friede hergestellt worden sein, denn noch aus dem Jahre 1347 haben wir von der Fortdauer oder Wiederaufnahme des Kampfes ein urkundliches Zeugniß und zwar von Seiten des Markgrafen von Meißen selbst. Denn in einer nicht datirten Urkunde, die aber ins Jahr 1347 gehört, 1) weist er den Ritter Martin von Redern,2) seinen Vogt zu Dresden, an, im Verein mit andern markgräflichen Bögten an dem jetzigen Kriege gegen den von Michels- 3: Wappen nudeutlich (nach Siebmacher-Meraviglia, Böhmn. Adel S. 10 Tafel 9, ift es ein Phönix), Helmkleinod zwei Hörner, Umschrift: . VRICO LIS DE STARA.“ Der erzbischöfliche Burggraf von Geiersberg uenut sich also im Texte Cunico de Hostina, im Siegel Cunico de Stara; die Identität der Familien von Hostýn und Stara ist schon bekannt durch die Urkunde des Arnust de Stara vom 29. December 1340 (Emler IV, 806 Nr. 2067), der darin vou „frater meus Theodricus quondam de Hostyna“ spricht. Obige Urkunde ist ein weiteres Zeugniß dafür und zeigt zugleich, wie wichtig für ein Urkundenwerk unter Umständen die Beigabe genauer Siegel- beschreibungen — wenn sie auch Abbildungen uicht ersetzen können — doch immerhin ist. Aehnliche Fälle, daß der Geschlechtsname derselben Person im Urkundentext und der Siegellegende verschieden lantet, kommen auch sonst vor, vgl. z. B. W. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher, 5. 190, 220 Nr. 2. 1) Die vorausgehenden Urkunden in Copial 25 fol. 4 b, 5, sind unter der Auf- schrift „Anno XLVIImo“ registrirt und tragen die Daten des 30. Januars, 10. Novembers, 4. Julis (die eine Notiz anf fol. 4b mit dem Datum des 4. Januars 1351 ist und giebt sich auch bloß als Zusatzbestimmung zu dem Eintraa vom 10. November 1347), weiter voraus stehen Einträge des Jahres 1346, noch weiter vorn solche von 1345 und 1344. Hinter unserer undatirten Urkunde folgt fol. 5 noch eine von 9. December 1347, dann 5b und 6 solche vom April, Mai n. s. w. 1348. Alle diese erwähnten Einträge des Copialbuchs sind von derselben Hand gemacht. Die nähere zeitliche Begren zung zwischen den unmittelbar vorhergehenden uud uachfolgenden Urkuuden, d. h. 3. Juli und 11. November, ist in diesem Falle unzulässig, da ja vorher zwischen dem 4. Jannar und 3. Juli die vom 10. November gestellt, die chro uologische Folge innerhalb des Jahres also uicht streng gewahrt ist, auch auf den folgenden Blättern 7—13 sich noch mehrfach Ur- kunden der Jahre 1345—1349 durcheinander finden. Wir müssen uns deshalb mit der allgemeinen Bestimmung „im Jahre 1347“ beguügen; wahr scheinlich gehört sie in den Aufang dieses Jahres, denn im Januar und Fe¬ bruar 1347 weilte Friedrich meist in Dresden, vgl. H. St. A. Dresden, Orig. Nr. 3065—3067, 3071—3074 und anch Martin von Redern ist um dieselbe Zeit (5. Jannar 1347) in Dresden nachweislich, s. Urkundenbuch der Stadt Meißen (Cod. dipl. Saxon. reg. II, IV) S. 146 Nr. 205. 2) Ueber Martin von Redern s. W. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher S. 246 Nr. 38; über dessen Identität mit Martin de Rotis vgl. außerdem noch die Urkunde in Copial 25 fol. 3b, die in Text und der gleichzeitigen Ueber-
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— 248 — berg theilzunehmen und ermächtigt ihn, für Schaden und Kosten, die ihm oder den Seinigen in diesem Kriege erwüchsen, Ersatzansprüche uach der Entscheidung von drei markgräflichen Mannen und drei Dresdner Bürgern geltend zu machen. Doch mit dieser Urkunde hört abermals uusere Kunde von diesen Grenzfehden auf; es sind immer uur einzelne Lichtstrahlen, die ab nud zu in das Dunkel, das diese territorialen Vorgänge umgiebt, fallen. 1) Die endgiltige Regelung dieser Verhältnisse mag vielleicht dadurch mit erschwert worden sein, daß damals die Beziehungen zwischen den Ober- herren der beiden Parteien, zwischen dem Markgrafen Friedrich und König Karl IV., sich in Folge der Zuspitzung des Conflicts zwischen den schrift ihn Martin de Rotis neunt und von derselben Hand, wie unsere obige Urkunde, geschrieben ist. die ihu in der Ueberschrift Rotis, im Texte Rederu nenut. In dieser Urkunde anf fol. 3b vom 22. März 1346. worin ihm Friedrich für frühere Verluste im markgräftichen Dienste den landesherrlichen Antheil („daz wechsel“) am Zoll zu Großenhain auf 8 Jahre verschreibt, erscheint Martin als Verwalter der Vogteien Meißen und Großenhain; die Dresdner Vogtei übernahm er also wohl nachher, Ende 1346 oder Anfang 1347. Sollte jedoch die andre Urkunde über seinen Zug gegen den Michels- berger (fol. 5) nicht zu 1347 gehören, so müsßzte die Dresdner Vogteiverwal¬ tung vor die Uebertragung der Meißner und Großenhainer Vogteien, also vor 1346, fallen und die Eutschädigungen, die in der Urkunde vom 22. März 1346 erwähnt sind, würden sich dann wohl mit auf die Kriegskosten gegen Johann von Michelsberg beziehen. Jn diesem Falle müßte die Urkunde fol. 5 also zu 1344 oder 1345 gehören, was ja bei der wenigstens in der Jahresfolge chronologischen Zusammenstellnng der Blätter 1—6 uicht gerade wahrscheinlich, bei der auf den sonstigen Blättern aber zu findenden ordnungs losen Aufzeichnung der Urkunden uicht ganz ausgeschlossen ist. 1) Vielleicht steht mit den böhmisch-meißnischen Zerwürfnissen dieser Jahre der Vertrag des Bischofs Johann von Meißen vom 14. März 1347 in Zusam- menhang, kraft dessen der Bischof seine Feste Stolpen, die nahe der damals weiter uördlich bis Hohnstein gehenden böhmischen Grenze lag, dem Burg- grafen Meinher von Meißen unter Vorbehalt des Deffnungsrechtes einräumte, „das her uns getrewelich schol raten unde helfen gegen allen unsen vienden, die wir yczunt haben“, s. Märcker, Das Burggrafthum Meißen, S. 473 Nr. 76, Cod. diplom. Saxon. II, I Urkundenbuch des Hochstifts Meißen I. 365, Nr. 447. Der Umstand, daß gerade der Feind des Michels- bergers, der Burggraf von Meißen, es ist, mit dem sich der Bischof ver- bindet, und daß er ihm gerade die gegen Böhmen gelegene starke bischöfliche Grenzburg überließ, legt die Vermuthung sehr nahe, daß nuter den Feinden des Bischofs böhmische Herren zu verstehen sind, vgl. auch Märcker a. a. O. S. 284 mit Anm. 10.
— 248 — berg theilzunehmen und ermächtigt ihn, für Schaden und Kosten, die ihm oder den Seinigen in diesem Kriege erwüchsen, Ersatzansprüche uach der Entscheidung von drei markgräflichen Mannen und drei Dresdner Bürgern geltend zu machen. Doch mit dieser Urkunde hört abermals uusere Kunde von diesen Grenzfehden auf; es sind immer uur einzelne Lichtstrahlen, die ab nud zu in das Dunkel, das diese territorialen Vorgänge umgiebt, fallen. 1) Die endgiltige Regelung dieser Verhältnisse mag vielleicht dadurch mit erschwert worden sein, daß damals die Beziehungen zwischen den Ober- herren der beiden Parteien, zwischen dem Markgrafen Friedrich und König Karl IV., sich in Folge der Zuspitzung des Conflicts zwischen den schrift ihn Martin de Rotis neunt und von derselben Hand, wie unsere obige Urkunde, geschrieben ist. die ihu in der Ueberschrift Rotis, im Texte Rederu nenut. In dieser Urkunde anf fol. 3b vom 22. März 1346. worin ihm Friedrich für frühere Verluste im markgräftichen Dienste den landesherrlichen Antheil („daz wechsel“) am Zoll zu Großenhain auf 8 Jahre verschreibt, erscheint Martin als Verwalter der Vogteien Meißen und Großenhain; die Dresdner Vogtei übernahm er also wohl nachher, Ende 1346 oder Anfang 1347. Sollte jedoch die andre Urkunde über seinen Zug gegen den Michels- berger (fol. 5) nicht zu 1347 gehören, so müsßzte die Dresdner Vogteiverwal¬ tung vor die Uebertragung der Meißner und Großenhainer Vogteien, also vor 1346, fallen und die Eutschädigungen, die in der Urkunde vom 22. März 1346 erwähnt sind, würden sich dann wohl mit auf die Kriegskosten gegen Johann von Michelsberg beziehen. Jn diesem Falle müßte die Urkunde fol. 5 also zu 1344 oder 1345 gehören, was ja bei der wenigstens in der Jahresfolge chronologischen Zusammenstellnng der Blätter 1—6 uicht gerade wahrscheinlich, bei der auf den sonstigen Blättern aber zu findenden ordnungs losen Aufzeichnung der Urkunden uicht ganz ausgeschlossen ist. 1) Vielleicht steht mit den böhmisch-meißnischen Zerwürfnissen dieser Jahre der Vertrag des Bischofs Johann von Meißen vom 14. März 1347 in Zusam- menhang, kraft dessen der Bischof seine Feste Stolpen, die nahe der damals weiter uördlich bis Hohnstein gehenden böhmischen Grenze lag, dem Burg- grafen Meinher von Meißen unter Vorbehalt des Deffnungsrechtes einräumte, „das her uns getrewelich schol raten unde helfen gegen allen unsen vienden, die wir yczunt haben“, s. Märcker, Das Burggrafthum Meißen, S. 473 Nr. 76, Cod. diplom. Saxon. II, I Urkundenbuch des Hochstifts Meißen I. 365, Nr. 447. Der Umstand, daß gerade der Feind des Michels- bergers, der Burggraf von Meißen, es ist, mit dem sich der Bischof ver- bindet, und daß er ihm gerade die gegen Böhmen gelegene starke bischöfliche Grenzburg überließ, legt die Vermuthung sehr nahe, daß nuter den Feinden des Bischofs böhmische Herren zu verstehen sind, vgl. auch Märcker a. a. O. S. 284 mit Anm. 10.
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249 — Wittelsbachern und Luxemburgern auch unfreundlicher gestaltet hatten und eine Spannung eingetreten war, die erst 1348 wieder behoben wurde. 1) II. Uebergriffe Russos von Lutitz, des böhmischen Landpflegers von Eger, gegen markgräflich meißnische Vasallen 1354. Auf einen andern Schanplatz und in andere Verhältnisse führt uns eine bisher unbekannte Urkunde Karls IV. aus dem Jahre 1354. Böh mischer Landvogt oder Pfleger im Egerlande war damals Russo von Lutitz. Derselbe gehört einer Familie an, deren Stammburg Littitz südlich von Pilsen gelegen ist. *) Seit 1343, vielleicht schon seit 1341 begegnen wir ihm in der wichtigen Stellung eines Unterkämmerers des Königreichs Böhmen und außer in eigenen, ihn selbst angehenden Urkunden sehen wir ihn hänfig als Zeugen in königlichen Urkunden auftreten. 3) Mehrfach war er auch vom König und anderen mit besonderen Aufträgen betrant, so bei Strei¬ tigkeiten, wie am 18. Febrnar 1346 als königlicher Commissar in einem Streite der Stadt Leitmeritz mit Heinrich von Kemuyk, am 19. April 1346 als Schiedsrichter im Streite der Stadt Laun mit dem Kloster Postelberg. 4) Für unseren Gegenstand kommt aber besonders eine andere Stellung in Betracht, die Lutitz längere Zeit bez. wiederholt bekleidete, die als Pfleger oder Vogt des Egerlandes. Zuerst treffen wir ihn als 1) Vgl. W. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher, S. 39, 50 folg., 58. 2) Huber in den „Regesten des Kaiserreichs unter Karl IV.“ erwähnt im Register S. 655 zwei Lutitz bez. Littitz: 1. im Kreis und südlich von Pilsen, 2. in Kreis Jičin, westlich von Senftenberg a. d. Adler. Daß Russos Stamm burg das bei Pilsen war, wird durch mehrere Urkunden so gut wie sicher, die sich auf Streitigfeiten zwischen Russo und anderen Mitgliedern seines Ge-- schlechts und der Stadt Pilsen und auf Ueberlassung von Grundbesitz durch die von Lutitz an diese Stadt beziehen, s. Euler, Reg. Bohemiae IV, 503, 504, 513 Nr. 1265, 1266, 1284 (Huber, Regesten Karls Additam. I Nr. 6409), vom 22. Mai und 23. Jnni 1343. 3) Hier seien uur einige Zenguisse über seine Unterkämuererwürde zusaumeu- gestellt, Emler, Reg. Boh. IV, 345 (wo das subcamerarius wohl auch zu Luticz und nicht zu Pflug gehört), 395, 396, 402, 513, 596, Nr. 873, 992, 994, 1008, 1284, 1472, Huber, Regesten, Additam. I Nr. 6409, 6446, von 1341—1344, ferner H. Gradl, „Geschichte des Egerlaudes bis 1437“ (Prag 1893) S. 204 zu 1350; Huber Reg. Nr. 2419, 2712, Reichssachen Nr. 228, von 1355—1357; dagegen Huber Nr. 6257 von 1365 erscheint er ohne diesen Titel. 4) Emler, Reg. Boh. IV, 670, 871 Nr. 1687, 2228.
249 — Wittelsbachern und Luxemburgern auch unfreundlicher gestaltet hatten und eine Spannung eingetreten war, die erst 1348 wieder behoben wurde. 1) II. Uebergriffe Russos von Lutitz, des böhmischen Landpflegers von Eger, gegen markgräflich meißnische Vasallen 1354. Auf einen andern Schanplatz und in andere Verhältnisse führt uns eine bisher unbekannte Urkunde Karls IV. aus dem Jahre 1354. Böh mischer Landvogt oder Pfleger im Egerlande war damals Russo von Lutitz. Derselbe gehört einer Familie an, deren Stammburg Littitz südlich von Pilsen gelegen ist. *) Seit 1343, vielleicht schon seit 1341 begegnen wir ihm in der wichtigen Stellung eines Unterkämmerers des Königreichs Böhmen und außer in eigenen, ihn selbst angehenden Urkunden sehen wir ihn hänfig als Zeugen in königlichen Urkunden auftreten. 3) Mehrfach war er auch vom König und anderen mit besonderen Aufträgen betrant, so bei Strei¬ tigkeiten, wie am 18. Febrnar 1346 als königlicher Commissar in einem Streite der Stadt Leitmeritz mit Heinrich von Kemuyk, am 19. April 1346 als Schiedsrichter im Streite der Stadt Laun mit dem Kloster Postelberg. 4) Für unseren Gegenstand kommt aber besonders eine andere Stellung in Betracht, die Lutitz längere Zeit bez. wiederholt bekleidete, die als Pfleger oder Vogt des Egerlandes. Zuerst treffen wir ihn als 1) Vgl. W. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher, S. 39, 50 folg., 58. 2) Huber in den „Regesten des Kaiserreichs unter Karl IV.“ erwähnt im Register S. 655 zwei Lutitz bez. Littitz: 1. im Kreis und südlich von Pilsen, 2. in Kreis Jičin, westlich von Senftenberg a. d. Adler. Daß Russos Stamm burg das bei Pilsen war, wird durch mehrere Urkunden so gut wie sicher, die sich auf Streitigfeiten zwischen Russo und anderen Mitgliedern seines Ge-- schlechts und der Stadt Pilsen und auf Ueberlassung von Grundbesitz durch die von Lutitz an diese Stadt beziehen, s. Euler, Reg. Bohemiae IV, 503, 504, 513 Nr. 1265, 1266, 1284 (Huber, Regesten Karls Additam. I Nr. 6409), vom 22. Mai und 23. Jnni 1343. 3) Hier seien uur einige Zenguisse über seine Unterkämuererwürde zusaumeu- gestellt, Emler, Reg. Boh. IV, 345 (wo das subcamerarius wohl auch zu Luticz und nicht zu Pflug gehört), 395, 396, 402, 513, 596, Nr. 873, 992, 994, 1008, 1284, 1472, Huber, Regesten, Additam. I Nr. 6409, 6446, von 1341—1344, ferner H. Gradl, „Geschichte des Egerlaudes bis 1437“ (Prag 1893) S. 204 zu 1350; Huber Reg. Nr. 2419, 2712, Reichssachen Nr. 228, von 1355—1357; dagegen Huber Nr. 6257 von 1365 erscheint er ohne diesen Titel. 4) Emler, Reg. Boh. IV, 670, 871 Nr. 1687, 2228.
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250 solchen im Jahre 1343, 1) 1344 erscheint ein anderer an seiner Stelle, doch 1356 und 1357 tritt er wieder als „Pfleger des Egerlandes“ ur kundlich auf. 2) Für das Jahr 1354 fehlen uns Angaben, wer das Landpflegeramt bekleidete; gleichwohl soll die Vermuthung nicht unausgesprochen bleiben, daß Russo auch schon in diesem Jahre oberster königlicher Beamter des Egerlandes war. In unserer Urkunde heißt es uämlich von ihm: „der iczunt durch frides willen in den landen gewest ist.“ Dieser Ausdruck, der auf die Einrichtung eines Landfriedens und auf Russo von Lutitz als dessen Hauptmann hinweist, zusammengehalten mit der Thatsache, daß wir zwar nicht für 1354, wohl aber für 1355 das Zeugniß von einem Landfrieden des Egerlandes haben, 3) läßzt die Annahme als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß Russo im Jahre 1354 sich in leitender Stellung im Egerlande, sei es als Hauptmann der neun Landfriedens. bewahrer, sei es als Pfieger aufhielt. Für seine Laudpflegerschaft schon 1354 spricht ferner auch der Umstand, daß ein Wechsel im Pflegeramte auch einen Wechsel im Burgrichteramte mit sich führte.4) 1356 erscheint Haward von Prostibor als der dem Pfleger Russo beigeordnete Richter; 5) da nun derselbe Haward von Prostibor (Prochibor) schon 13546) als Richter zu Eger vorkommt, spricht auch dies gleichfalls dafür, daß sein Vorgesetzter, Russo von Lutitz, auch schon 1354 im Amte war. Daß als das in unserer Urkunde unbestimmte Gebiet, wo Lutitz waltete, sich kein anderes Gebiet ebenso passend als das Egerland darbietet, geht daraus hervor, daß wir für andere nordböhmische Grenzgegenden, die an wettinisches Gebiet stoßen, nichts von einem Landfrieden in diesen Jahren wissen; ferner, daß außzer dem Nachweis eines Landfriedens im Egerlande um diese Zeit auch die Verhältnisse in dem uördlich an- stoßenden Gebiete derartig waren, daß Lutitz einen solchen Versuch wagen 1) Gradl, Gcschichte des Egerlandes. S. 188. 2) Gradl, G. d. Egerlandes, S. 190, 219, 221. 3) D. h. 1355 besteht er schon und seinem Vorhaudenjein schon 1354 steht uichts entgegen; über den Landfrieden von 1355, s. Gradl a. a. O. S. 217. In der Difsertation von F. Fischer, „Die Landfriedensverfassung unter Karl IV. (Göttingen 1883) ist dieser Laudfrieden des Egers, Elbogner= und Vogtlandes gar nicht erwähnt, da er erst im selben Jabre in den Mittheilungen des Al- terthumsvereiues zu Plauen i. V. Bd. III, S. XCIII Nr. CCCXCVII gedruckt ist. 4) — Gradl, S. 188, 190. 5) Gradl. S. 219. 6) Gradl S. 209.
250 solchen im Jahre 1343, 1) 1344 erscheint ein anderer an seiner Stelle, doch 1356 und 1357 tritt er wieder als „Pfleger des Egerlandes“ ur kundlich auf. 2) Für das Jahr 1354 fehlen uns Angaben, wer das Landpflegeramt bekleidete; gleichwohl soll die Vermuthung nicht unausgesprochen bleiben, daß Russo auch schon in diesem Jahre oberster königlicher Beamter des Egerlandes war. In unserer Urkunde heißt es uämlich von ihm: „der iczunt durch frides willen in den landen gewest ist.“ Dieser Ausdruck, der auf die Einrichtung eines Landfriedens und auf Russo von Lutitz als dessen Hauptmann hinweist, zusammengehalten mit der Thatsache, daß wir zwar nicht für 1354, wohl aber für 1355 das Zeugniß von einem Landfrieden des Egerlandes haben, 3) läßzt die Annahme als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß Russo im Jahre 1354 sich in leitender Stellung im Egerlande, sei es als Hauptmann der neun Landfriedens. bewahrer, sei es als Pfieger aufhielt. Für seine Laudpflegerschaft schon 1354 spricht ferner auch der Umstand, daß ein Wechsel im Pflegeramte auch einen Wechsel im Burgrichteramte mit sich führte.4) 1356 erscheint Haward von Prostibor als der dem Pfleger Russo beigeordnete Richter; 5) da nun derselbe Haward von Prostibor (Prochibor) schon 13546) als Richter zu Eger vorkommt, spricht auch dies gleichfalls dafür, daß sein Vorgesetzter, Russo von Lutitz, auch schon 1354 im Amte war. Daß als das in unserer Urkunde unbestimmte Gebiet, wo Lutitz waltete, sich kein anderes Gebiet ebenso passend als das Egerland darbietet, geht daraus hervor, daß wir für andere nordböhmische Grenzgegenden, die an wettinisches Gebiet stoßen, nichts von einem Landfrieden in diesen Jahren wissen; ferner, daß außzer dem Nachweis eines Landfriedens im Egerlande um diese Zeit auch die Verhältnisse in dem uördlich an- stoßenden Gebiete derartig waren, daß Lutitz einen solchen Versuch wagen 1) Gradl, Gcschichte des Egerlandes. S. 188. 2) Gradl, G. d. Egerlandes, S. 190, 219, 221. 3) D. h. 1355 besteht er schon und seinem Vorhaudenjein schon 1354 steht uichts entgegen; über den Landfrieden von 1355, s. Gradl a. a. O. S. 217. In der Difsertation von F. Fischer, „Die Landfriedensverfassung unter Karl IV. (Göttingen 1883) ist dieser Laudfrieden des Egers, Elbogner= und Vogtlandes gar nicht erwähnt, da er erst im selben Jabre in den Mittheilungen des Al- terthumsvereiues zu Plauen i. V. Bd. III, S. XCIII Nr. CCCXCVII gedruckt ist. 4) — Gradl, S. 188, 190. 5) Gradl. S. 219. 6) Gradl S. 209.
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251 konnte. Die Wettiner waren damals ja uicht bloß in Frieden, sondern sogar in nahen Beziehungen zu Karl; 1) streitige Grenzfragen, die ein böhmisches Uebergreifen ermöglicht hätten, lagen auf der übrigen Strecke der böhmisch-meißnischen Grenze uicht vor. Wohl aber mochten die minder klarliegenden Herrschaftsverhältnisse des Vogtlandes es einem böhmischen Beamten als möglich erscheinen lassen, hier durch Aufnöthi¬ gung böhmischer Lehusherrlichkeit die Macht der Wenzelskrone anf Kosten der Nachbarn auszubreiten; denn ein Theil des Vogtlandes war als reichsunmittelbares Gebiet directer Reichslehubesitz der Vögte von Plauen, andre Theile stauden unter markgräflich-meißnischer Lehusherrschaft, doch waltete dabei manche Unsicherheit über die Zugehörigkeit ob, da die Vögte wiederholt strebten, sich von dem meißzuischen Lehnsverbande möglichst freizumachen und andererseits die Markgrafen ihre Herrschaft gern weiter ausbreiteten.2) Das im Vogtlande herrschende Räuberwesen gab gerade in Herbste 1354 Anlaß zum ersten vogtländischen Kriege, den die Wettiner und Karl gemeinsam gegen die Vögte von Plauen führten: der eigentliche Krieg begann zwar erst nach dem Zeitpunkt uuseres Schrei¬ bens, doch mag durch die vorausgehenden Räubereien veraulaßt Russo von Lutitz schon vorher in seiner Eigenschaft als Landfriedenshauptmann oder Laudpfleger eingeschritten sein und es bei der Unterwerfung der Gegner nicht so genan genommen haben, ob es sich anch mit um wetti nische Vasallen handelte. Als dann jedoch Friedrich daranfhin bei Karl Klage und Einspruch erhob, sah sich der König, dem damals, kurz vor seinem beabsichtigten Römerzuge, an der Freundschaft des mächtigen Wettiners 3) gelegen sein mochte, genöthigt, das allzu eifrige Vorgehen 1) Friedrich weilte in Sommer und Herbst 1354 wiederholt und längere Zeit bei Karl in Prag uud in Franken, vgl. Lippert, Wettiner und Wittels- bacher S. 99 folg. 2) Vgl. z. B. die Streitigfeiten Markgraf Friedrichs des Erusten mit seinem ebemaligen Vormnnd Heinrich dem Reußen, Vogt von Planen, (1329), 1331 bis 1332, 1333—1335, 1337, 1342, der gerade seine Vormundschaft auch mit be- uutzt hatte, Besitzungen, die meißnische Lehen waren, sich als Reichslehen ver- leihen zu lassen, s. B. Schmidt, „Der Proceß Markgraf Friedrichs des Ernst- haften von Meißen gegen seinen Vormund Heinrich Reuß den Jüngeren, Vogt zu Planen“, in dem 54. u. 55. Jahresber. des Vogtländischen Alterthums- forschenden Vereines zu Hohenleuben (1884), S. 92 folg., 102 folg., be- sonders 104, 107. 3) Denu Meißen und Thüringen, Osters und Pleißnerland beherrschte Friedrich als Erblande, die Niederlausitz pfandweise, er war also vom Bober in Osten bis zur Saale in Westen der Grenznachbar Böhmens und seiner Nebeulande.
251 konnte. Die Wettiner waren damals ja uicht bloß in Frieden, sondern sogar in nahen Beziehungen zu Karl; 1) streitige Grenzfragen, die ein böhmisches Uebergreifen ermöglicht hätten, lagen auf der übrigen Strecke der böhmisch-meißnischen Grenze uicht vor. Wohl aber mochten die minder klarliegenden Herrschaftsverhältnisse des Vogtlandes es einem böhmischen Beamten als möglich erscheinen lassen, hier durch Aufnöthi¬ gung böhmischer Lehusherrlichkeit die Macht der Wenzelskrone anf Kosten der Nachbarn auszubreiten; denn ein Theil des Vogtlandes war als reichsunmittelbares Gebiet directer Reichslehubesitz der Vögte von Plauen, andre Theile stauden unter markgräflich-meißnischer Lehusherrschaft, doch waltete dabei manche Unsicherheit über die Zugehörigkeit ob, da die Vögte wiederholt strebten, sich von dem meißzuischen Lehnsverbande möglichst freizumachen und andererseits die Markgrafen ihre Herrschaft gern weiter ausbreiteten.2) Das im Vogtlande herrschende Räuberwesen gab gerade in Herbste 1354 Anlaß zum ersten vogtländischen Kriege, den die Wettiner und Karl gemeinsam gegen die Vögte von Plauen führten: der eigentliche Krieg begann zwar erst nach dem Zeitpunkt uuseres Schrei¬ bens, doch mag durch die vorausgehenden Räubereien veraulaßt Russo von Lutitz schon vorher in seiner Eigenschaft als Landfriedenshauptmann oder Laudpfleger eingeschritten sein und es bei der Unterwerfung der Gegner nicht so genan genommen haben, ob es sich anch mit um wetti nische Vasallen handelte. Als dann jedoch Friedrich daranfhin bei Karl Klage und Einspruch erhob, sah sich der König, dem damals, kurz vor seinem beabsichtigten Römerzuge, an der Freundschaft des mächtigen Wettiners 3) gelegen sein mochte, genöthigt, das allzu eifrige Vorgehen 1) Friedrich weilte in Sommer und Herbst 1354 wiederholt und längere Zeit bei Karl in Prag uud in Franken, vgl. Lippert, Wettiner und Wittels- bacher S. 99 folg. 2) Vgl. z. B. die Streitigfeiten Markgraf Friedrichs des Erusten mit seinem ebemaligen Vormnnd Heinrich dem Reußen, Vogt von Planen, (1329), 1331 bis 1332, 1333—1335, 1337, 1342, der gerade seine Vormundschaft auch mit be- uutzt hatte, Besitzungen, die meißnische Lehen waren, sich als Reichslehen ver- leihen zu lassen, s. B. Schmidt, „Der Proceß Markgraf Friedrichs des Ernst- haften von Meißen gegen seinen Vormund Heinrich Reuß den Jüngeren, Vogt zu Planen“, in dem 54. u. 55. Jahresber. des Vogtländischen Alterthums- forschenden Vereines zu Hohenleuben (1884), S. 92 folg., 102 folg., be- sonders 104, 107. 3) Denu Meißen und Thüringen, Osters und Pleißnerland beherrschte Friedrich als Erblande, die Niederlausitz pfandweise, er war also vom Bober in Osten bis zur Saale in Westen der Grenznachbar Böhmens und seiner Nebeulande.
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252 seines Getreuen Russo von Lutitz zu desavouiren, jene Vasallen ihrer erzwungenen böhmischen Huldigungen und Gelübde zu entbinden und sie mit ihrer Lehnspflicht wieder an den Markgrafen von Meißen zu verweisen. 1) Der Vorfall gewinnt dadurch ein allgemeineres Jnteresse, weil er als ein Glied in der Kette böhmischer Ausbreitungsversuche uach Norden hin aufzufassen ist. Der Versuch scheiterte diesmal, weil Lutitz uicht mit der erforderlichen Vorsicht zu Werke gegangen war; später wurden diese Bestrebungen bekanutlich von Karl selbst auch gegen die Wettiner mit Erfolg in Anwendung gebracht, so daß dadurch sogar das gute Einver- nehmen zeitweise arg gestört wurde. III. Nikolaus Bischof, Unterfämmerer des Königreichs Böhmen, als meißnischer Vasall 1361. Die vorausgehenden Darlegungen hatten es mit einen Manne zu thun, der unter Johann und Karl besonders in seiner Eigenschaft als königlicher Unterkämmerer bekannt ist; mit dem nächsten Inhaber des selben Amtes befassen sich die folgenden Zeilen, mit dem Brüxer Bürger Nikolaus Bischof. Markgraf Friedrich der Strenge von Meißen hielt es für ange bracht, sich den Mann, der in Finauz und Verwaltungsfragen von Ein- fluß war, sich ihm auch bisher schon durch gastliche Aufnahme und vielleicht auch andre Leistungen gefällig erwiesen hatte, durch Guaden- beweise zu verpflichten. 2) Allerdings sind die Worte: „durch annemer dinste willen, die uns der egenante Nycolaus undercamerer ofte 1) Aehnliche Versuche unberechtigter Ausbreitung des eigenen Lehnsverbandes auf Kosten schwächerer oder sorgloser Nachbarn waren damals uichts unge- wöhnliches, so daß man sich bei Vertragsverhandlungen in Voraus dagegen durch besondere urkundliche Versprechungen zu sichern suchte, daß Keiner des Anderu Vajallen ohne dessen Einwilligung zu Dienern aufnehmen wolle, vgl. z. B. für Karl selbst seine wiederholten Vereinbarungen mit den Wittelsbachern aus den Jahren 1354, 1355, 1360, s. Riedel, Codex diplomaticus Branden- burgensis“, II. Haupttheil, II. Bd. S. 361, 380, 381, 427. Auch sonst finden wir Besege über Huldbeweise seitens der Wettiner an Beamte des kaiserlichen Hofes; so erhielt, um ein Beispiel aus derselben Zeit zu geben, der kaiserliche Hofmeister Burggraf Burchard von Magdeburg im März 1362 bei Markgraf Friedrichs Anwesenheit beim Kaiser in Nürnberg ein Pferd, s. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher, S. 200, Ann. 46. 2)
252 seines Getreuen Russo von Lutitz zu desavouiren, jene Vasallen ihrer erzwungenen böhmischen Huldigungen und Gelübde zu entbinden und sie mit ihrer Lehnspflicht wieder an den Markgrafen von Meißen zu verweisen. 1) Der Vorfall gewinnt dadurch ein allgemeineres Jnteresse, weil er als ein Glied in der Kette böhmischer Ausbreitungsversuche uach Norden hin aufzufassen ist. Der Versuch scheiterte diesmal, weil Lutitz uicht mit der erforderlichen Vorsicht zu Werke gegangen war; später wurden diese Bestrebungen bekanutlich von Karl selbst auch gegen die Wettiner mit Erfolg in Anwendung gebracht, so daß dadurch sogar das gute Einver- nehmen zeitweise arg gestört wurde. III. Nikolaus Bischof, Unterfämmerer des Königreichs Böhmen, als meißnischer Vasall 1361. Die vorausgehenden Darlegungen hatten es mit einen Manne zu thun, der unter Johann und Karl besonders in seiner Eigenschaft als königlicher Unterkämmerer bekannt ist; mit dem nächsten Inhaber des selben Amtes befassen sich die folgenden Zeilen, mit dem Brüxer Bürger Nikolaus Bischof. Markgraf Friedrich der Strenge von Meißen hielt es für ange bracht, sich den Mann, der in Finauz und Verwaltungsfragen von Ein- fluß war, sich ihm auch bisher schon durch gastliche Aufnahme und vielleicht auch andre Leistungen gefällig erwiesen hatte, durch Guaden- beweise zu verpflichten. 2) Allerdings sind die Worte: „durch annemer dinste willen, die uns der egenante Nycolaus undercamerer ofte 1) Aehnliche Versuche unberechtigter Ausbreitung des eigenen Lehnsverbandes auf Kosten schwächerer oder sorgloser Nachbarn waren damals uichts unge- wöhnliches, so daß man sich bei Vertragsverhandlungen in Voraus dagegen durch besondere urkundliche Versprechungen zu sichern suchte, daß Keiner des Anderu Vajallen ohne dessen Einwilligung zu Dienern aufnehmen wolle, vgl. z. B. für Karl selbst seine wiederholten Vereinbarungen mit den Wittelsbachern aus den Jahren 1354, 1355, 1360, s. Riedel, Codex diplomaticus Branden- burgensis“, II. Haupttheil, II. Bd. S. 361, 380, 381, 427. Auch sonst finden wir Besege über Huldbeweise seitens der Wettiner an Beamte des kaiserlichen Hofes; so erhielt, um ein Beispiel aus derselben Zeit zu geben, der kaiserliche Hofmeister Burggraf Burchard von Magdeburg im März 1362 bei Markgraf Friedrichs Anwesenheit beim Kaiser in Nürnberg ein Pferd, s. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher, S. 200, Ann. 46. 2)
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253 — getan hat und furbaz tun sal“, rein formelhaft und fehren unzählig oft bei den verschiedensten Verleihungen wieder, wo uicht immer sich daraus der Schluß entuehmen läßt, daß thatsächlich der Betreffende sich solche Verdienste erworben hat. In unserem Falle sind aber die Dienste schon durch die Bezeichnung als Wirth erklärt; denn der Markgraf, der wieder- holt in Prag am Kaiserhofe weilte, berührte Brüx auf der Reise, da es an einer der damaligen Heer und Handelsstraßen zwischen Meißen und Böhmen gelegen war,1) und auch seine antliche Stellung mag dem Un- terkämmerer bei den engen Beziehungen der Wettiner zu Karl manche Gelegenheit zu Gefälligkeitsdiensten geboten haben. Letztere Annahme wird um so wahrscheinlicher, als die Verleihung gerade bei einem Aufenthalt Friedrichs in Prag ausgestellt wurde.2) Markgraf Friedrich verlieh dem Nikolaus Bischof und zugleich dem 2) 1) Vgl. H. Schurz, „Die Pässe des Erzgebirges“ (Leipzig 1891), S. 27—39; A. Simon, „Die Verkehrsstraßen in Sachsen bis zum Jahre 1500" (Stutt= gart 1892) S. 58. Nach dem Itinerar Friedrichs, das Posse, „Die Lehre von den Privaturkuuden“ — (Leipzig 1887) S. 191 giebt, ift Friedrich anßer am 9. anch noch am 13. August in Prag nachweislich; in der Zeugenreihe der Kaiserurkunden dieser Zeit bei Huber kommt er nicht vor, doch ist daselbst Nr. 3734 die zu Prag am 16. August geschehene Schenkung eines Hauses an die Markgrafen von Meißzen aufgeführt, die gleichfalls für seine Anwesenbeit in Prag spricht. Es handelt sich dabei um die Ernenerung einer Schenkung, die Karl denn Vater der Markgrafen, Friedrich dem Erusten, 1348 anf desfen Lebenszeit gemacht hatte, s. Huber, Regest. Karls IV. Nr. 773. Der vom Grafen Uctterodt, „Günther Graf von Schwarzburg“ (Leipzig 1862) S. 109 gegebene Druck dieser Ur- kunde nach dem von mir eingesehenen Original im H. St. A. Dresden, Nr. 3143, giebt als Datum den Allerheiligenabend, 31. October 1348, währeud Tomek, der in seiner „Dějepis města Prahy“ (Praze 1892, 2. Auflage), II, 11, 12 diese Schenkung von 1348 erwähnt, unter Berufung auf ein Original in Wiener Hofarchiv angiebt: sie sei am 18. Rijna (18. Oct.) zu Prag erfolgt. Dieser Anfenthalt zu Prag am 18. October 1348 steht freilich in Widerspruch mit dem soust bekannten Itinerar Karls, wonach er damals zu Fürstenberg, in der Nordostecke der Niederlausitz, sich aufhielt. Da die Urkunde von 1361 noch ungedruckt ist und zur Bestimmung der Lage des meißzner Hauses in Prag werthvolle nähere Angaben enthält, wird sie unter den Beilagen mit veröffent licht als Nr. 5. Zu dem Uetterodt'ichen Druck der Urkunde von 1348 sei hier noch ergänzend bemerkt, daß an der Urkunde Karls Königssiegel ohne Rück- siegel an rother und gelber Seidenschnur hängt; auf dem Bug steht rechts der Kanzleivermerk „per dominum regem Johannes Noviforensis“, und darunter der ältere kurze Registraturvermerk, das einfache „R“, ohne Namen des Registrators.
253 — getan hat und furbaz tun sal“, rein formelhaft und fehren unzählig oft bei den verschiedensten Verleihungen wieder, wo uicht immer sich daraus der Schluß entuehmen läßt, daß thatsächlich der Betreffende sich solche Verdienste erworben hat. In unserem Falle sind aber die Dienste schon durch die Bezeichnung als Wirth erklärt; denn der Markgraf, der wieder- holt in Prag am Kaiserhofe weilte, berührte Brüx auf der Reise, da es an einer der damaligen Heer und Handelsstraßen zwischen Meißen und Böhmen gelegen war,1) und auch seine antliche Stellung mag dem Un- terkämmerer bei den engen Beziehungen der Wettiner zu Karl manche Gelegenheit zu Gefälligkeitsdiensten geboten haben. Letztere Annahme wird um so wahrscheinlicher, als die Verleihung gerade bei einem Aufenthalt Friedrichs in Prag ausgestellt wurde.2) Markgraf Friedrich verlieh dem Nikolaus Bischof und zugleich dem 2) 1) Vgl. H. Schurz, „Die Pässe des Erzgebirges“ (Leipzig 1891), S. 27—39; A. Simon, „Die Verkehrsstraßen in Sachsen bis zum Jahre 1500" (Stutt= gart 1892) S. 58. Nach dem Itinerar Friedrichs, das Posse, „Die Lehre von den Privaturkuuden“ — (Leipzig 1887) S. 191 giebt, ift Friedrich anßer am 9. anch noch am 13. August in Prag nachweislich; in der Zeugenreihe der Kaiserurkunden dieser Zeit bei Huber kommt er nicht vor, doch ist daselbst Nr. 3734 die zu Prag am 16. August geschehene Schenkung eines Hauses an die Markgrafen von Meißzen aufgeführt, die gleichfalls für seine Anwesenbeit in Prag spricht. Es handelt sich dabei um die Ernenerung einer Schenkung, die Karl denn Vater der Markgrafen, Friedrich dem Erusten, 1348 anf desfen Lebenszeit gemacht hatte, s. Huber, Regest. Karls IV. Nr. 773. Der vom Grafen Uctterodt, „Günther Graf von Schwarzburg“ (Leipzig 1862) S. 109 gegebene Druck dieser Ur- kunde nach dem von mir eingesehenen Original im H. St. A. Dresden, Nr. 3143, giebt als Datum den Allerheiligenabend, 31. October 1348, währeud Tomek, der in seiner „Dějepis města Prahy“ (Praze 1892, 2. Auflage), II, 11, 12 diese Schenkung von 1348 erwähnt, unter Berufung auf ein Original in Wiener Hofarchiv angiebt: sie sei am 18. Rijna (18. Oct.) zu Prag erfolgt. Dieser Anfenthalt zu Prag am 18. October 1348 steht freilich in Widerspruch mit dem soust bekannten Itinerar Karls, wonach er damals zu Fürstenberg, in der Nordostecke der Niederlausitz, sich aufhielt. Da die Urkunde von 1361 noch ungedruckt ist und zur Bestimmung der Lage des meißzner Hauses in Prag werthvolle nähere Angaben enthält, wird sie unter den Beilagen mit veröffent licht als Nr. 5. Zu dem Uetterodt'ichen Druck der Urkunde von 1348 sei hier noch ergänzend bemerkt, daß an der Urkunde Karls Königssiegel ohne Rück- siegel an rother und gelber Seidenschnur hängt; auf dem Bug steht rechts der Kanzleivermerk „per dominum regem Johannes Noviforensis“, und darunter der ältere kurze Registraturvermerk, das einfache „R“, ohne Namen des Registrators.
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254 Meinher von Cydelwerde, 1) über dessen Person uichts näheres gesagt ist, zu erblichem| Lehen ein Bergwerk, namens Holzenheim, bei Grünhain, 2) mit allen in meißuischen Landen geltenden Bergwerksgerechtsamen. Nikolaus ist ein auch sonst wiederholt genannter Mann. W. Tomek giebt in seiner Geschichte der Stadt Prag3) in der Liste der Hojs und Landesbeamten auch die Reihenfolge der königlichen Unterkämmerer; er läßt auf Russo von Lutitz unsern Nikolaus Bischof, Mikuláš Biskupůw, zum Jahre 1362 folgen und bezeichnet ihn als Prager Bürger. Unsere Urkunde rückt also seine Amtsdaner ein Jahr weiter hinauf und aus Jar. Čelakovskys Codex juris municipalis regni Bohemiae 4) lernen wir ihn schon in Urkunden des Jahres 1360 als Unterkämmerer kennen und zwar auch, wie in der vorliegenden Urkunde, als aus Brüx stam- mend, und außerdem in einer dieustlichen Handlung begriffen: denn die Stadt Saaz beschwerte sich über den Tuchansschnitt zum Einzelverkauf seitens der Tuchmacher und der vom Kaiser mit der Regelung der Sache betraute Oberstkanzler von Böhmen, Bischof Dietrich von Minden (später Erzbischof von Magdeburg), beauftragte, da er selbst behindert war, den Unterkämmerer Nikolaus Episcopi und den Burggrafen Peßlin Mathäi von Elbogen mit der Untersuchung, die sie am 11. Juni 1360 zu Saaz selbst vornahmen; anf ihren Bericht von diesem Datum hin (Nikolaus nenut sich hier selbst: „Nicolaus Episcopi de Ponte sub- camerarius regni Bohemie“) entschied dann der Oberstkanzler am 3. Juli 1360 den Fall zu Gunsten der Stadt. Čelakovsky citirt ferner 5) noch eine andre Saaz betreffende Urkunde vom 8. Juli 1362, worin neben Dietrich auch wieder der Unterkämmerer Nikolaus Bischoj von Brüx vorkonnt.6) 1) Man möchte vermuthen, es sei „Cydelweide“, Zeidelweide, zu lesen, d. h. Ort, wo die damals vielverbreitete Waldbienenzucht getrieben wird, ein Wort, das auch sonst als Oertlichkeitsname vorkommt (vgl. die Czydilweyde bei Gott leuba, Cod. dipl. Saxon. II, V, 395 Nr. 86), doch hat das Copialbuch dentlich die Abkürzung „er“ Cydelwerde, und in der wenig jüngeren Abschrift in Copial 23 fol. 55 b ist das Wort auch ausgeschrieben Cydelwerde. 2) Jn Sachsen, Kreishauptmannschaft Zwickau, im Erzgebirge, zwischen Schnee- berg und Annaberg. 3) Dějepis města Prahy V (Praze 1881) S. 44. Reihe der podkomoří krá- lowský; desgl. f. auch II S. 303. 4) Bd. II. Privilegia regalium civitatum provincialium regni Bohemiae (Praze 1895), S. 563 Nr. 390. 5) A. a. O. S. 565 Anm. 6) Čelakovskys 1881 erschienene Schrift über „Das Unterkämmereramt in Böhmen“ ist mir in Dresden nicht zugänglich und uur aus der Anzeige in
254 Meinher von Cydelwerde, 1) über dessen Person uichts näheres gesagt ist, zu erblichem| Lehen ein Bergwerk, namens Holzenheim, bei Grünhain, 2) mit allen in meißuischen Landen geltenden Bergwerksgerechtsamen. Nikolaus ist ein auch sonst wiederholt genannter Mann. W. Tomek giebt in seiner Geschichte der Stadt Prag3) in der Liste der Hojs und Landesbeamten auch die Reihenfolge der königlichen Unterkämmerer; er läßt auf Russo von Lutitz unsern Nikolaus Bischof, Mikuláš Biskupůw, zum Jahre 1362 folgen und bezeichnet ihn als Prager Bürger. Unsere Urkunde rückt also seine Amtsdaner ein Jahr weiter hinauf und aus Jar. Čelakovskys Codex juris municipalis regni Bohemiae 4) lernen wir ihn schon in Urkunden des Jahres 1360 als Unterkämmerer kennen und zwar auch, wie in der vorliegenden Urkunde, als aus Brüx stam- mend, und außerdem in einer dieustlichen Handlung begriffen: denn die Stadt Saaz beschwerte sich über den Tuchansschnitt zum Einzelverkauf seitens der Tuchmacher und der vom Kaiser mit der Regelung der Sache betraute Oberstkanzler von Böhmen, Bischof Dietrich von Minden (später Erzbischof von Magdeburg), beauftragte, da er selbst behindert war, den Unterkämmerer Nikolaus Episcopi und den Burggrafen Peßlin Mathäi von Elbogen mit der Untersuchung, die sie am 11. Juni 1360 zu Saaz selbst vornahmen; anf ihren Bericht von diesem Datum hin (Nikolaus nenut sich hier selbst: „Nicolaus Episcopi de Ponte sub- camerarius regni Bohemie“) entschied dann der Oberstkanzler am 3. Juli 1360 den Fall zu Gunsten der Stadt. Čelakovsky citirt ferner 5) noch eine andre Saaz betreffende Urkunde vom 8. Juli 1362, worin neben Dietrich auch wieder der Unterkämmerer Nikolaus Bischoj von Brüx vorkonnt.6) 1) Man möchte vermuthen, es sei „Cydelweide“, Zeidelweide, zu lesen, d. h. Ort, wo die damals vielverbreitete Waldbienenzucht getrieben wird, ein Wort, das auch sonst als Oertlichkeitsname vorkommt (vgl. die Czydilweyde bei Gott leuba, Cod. dipl. Saxon. II, V, 395 Nr. 86), doch hat das Copialbuch dentlich die Abkürzung „er“ Cydelwerde, und in der wenig jüngeren Abschrift in Copial 23 fol. 55 b ist das Wort auch ausgeschrieben Cydelwerde. 2) Jn Sachsen, Kreishauptmannschaft Zwickau, im Erzgebirge, zwischen Schnee- berg und Annaberg. 3) Dějepis města Prahy V (Praze 1881) S. 44. Reihe der podkomoří krá- lowský; desgl. f. auch II S. 303. 4) Bd. II. Privilegia regalium civitatum provincialium regni Bohemiae (Praze 1895), S. 563 Nr. 390. 5) A. a. O. S. 565 Anm. 6) Čelakovskys 1881 erschienene Schrift über „Das Unterkämmereramt in Böhmen“ ist mir in Dresden nicht zugänglich und uur aus der Anzeige in
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255 — Mehrfach wird er vor seiner Amtswaltung als Unterkämmerer in Brüxer Urkunden als oberster Verwaltungsbeamter, als Richter, seiner Heimatsstadt Brüx erwähnt, so am 26. Juli 1351, am 28. Juni 1357.1) Jn einer Urkunde vom 19. Mai 1367, die auch der Richter und die Schöppen von Brüx ausstellen, 2) ist des Richters Name nicht angeführt, in einer weiteren vom 25. April 1369 hingegen 3) urkundet ein „Johannes dictus Episcopus hereditarius iudex civitatis Pontensis“, den wir uns somit als nahen Verwandten, wohl als Sohn, des Richters Nikolaus zu denken haben. Die Familie gehörte überhaupt zu den alten ansehnlichen Brüxer Geschlechtern; schon in den siebenziger Jahren des 13. Jahr hunderts erscheinen Mitglieder derselben als begüterte Bürger der Stadt.*) Beilagen. 1. Rauduitz, 1. Juli 1344. BischofArnestvon Praggelobtmit dreiböhmischen Ritteru den mit Burggraf Meinher von Meißen geschlossenen Waffeustillstaud bis zum 11. November 1344 zu halten. Nos Arnestus dei et apostolice sedis gracia Pragensis episcopus una cum strennuis militibus Petro de Dross, Henrico de Czachvicz 5) den Mittheil. d. Ver. f. Gesch. d. Deutsch. in Böhm. XX (1882) Literar. Beilage S. 21 bekanut, wonoch der Uuterkämmerer eine sehr einflnßreiche Persönlichkeit war; er hatte die Aufsicht über die Gerichtsbarkeit und Ver= waltung der königlichen Städte und leitete die Verwaltung der königlichen Einkünfte, unter Karl IV. wurden aber seine jurisdictionellen Befugnisse durch den Hofrichter beschräukt und die Verwaltung der landesherrlichen Einkünfte kam an die königliche Kammer. 1) Vgl. Lud. Schlefinger, „Stadtbuch von Brüx bis zum Jahre 1526“, (Prag. 1876) S. 33, 35, Nr. 80, 84. 2) Stadtbuch S. 39, Nr. 93. 3) Stadtbnch S. 40, Nr. 94. 4) Stadtbuch S. 7—10, 16, Nr. 23, 26, 28, 42, in letzterer Urkunde auch ein Jobanncs Episcopus, zwar uicht als Richter bezeichnet, aber da er als Ver treter der Bürgerschaft beim König Wenzel II. zwischen 1283—1305 erscheint, wohl anch als Richter zu betrachten; nach der üblichen mittelalterlichen Na- mengebung, daß der Enkel oft den Rufnamen des Großvaters führt, liegt es nahe, diesen älteren Johannes als den Großvater des 1369, also gerade zwei Menschenalter später auftretenden jüngeren Johannes und als Vater des Nikolaus Bischof zu betrachten. 5) Uusicher, ob Czachnicz oder Czachuicz, doch die Siegellegende zeigt deutlich ein W Czachwicz.
255 — Mehrfach wird er vor seiner Amtswaltung als Unterkämmerer in Brüxer Urkunden als oberster Verwaltungsbeamter, als Richter, seiner Heimatsstadt Brüx erwähnt, so am 26. Juli 1351, am 28. Juni 1357.1) Jn einer Urkunde vom 19. Mai 1367, die auch der Richter und die Schöppen von Brüx ausstellen, 2) ist des Richters Name nicht angeführt, in einer weiteren vom 25. April 1369 hingegen 3) urkundet ein „Johannes dictus Episcopus hereditarius iudex civitatis Pontensis“, den wir uns somit als nahen Verwandten, wohl als Sohn, des Richters Nikolaus zu denken haben. Die Familie gehörte überhaupt zu den alten ansehnlichen Brüxer Geschlechtern; schon in den siebenziger Jahren des 13. Jahr hunderts erscheinen Mitglieder derselben als begüterte Bürger der Stadt.*) Beilagen. 1. Rauduitz, 1. Juli 1344. BischofArnestvon Praggelobtmit dreiböhmischen Ritteru den mit Burggraf Meinher von Meißen geschlossenen Waffeustillstaud bis zum 11. November 1344 zu halten. Nos Arnestus dei et apostolice sedis gracia Pragensis episcopus una cum strennuis militibus Petro de Dross, Henrico de Czachvicz 5) den Mittheil. d. Ver. f. Gesch. d. Deutsch. in Böhm. XX (1882) Literar. Beilage S. 21 bekanut, wonoch der Uuterkämmerer eine sehr einflnßreiche Persönlichkeit war; er hatte die Aufsicht über die Gerichtsbarkeit und Ver= waltung der königlichen Städte und leitete die Verwaltung der königlichen Einkünfte, unter Karl IV. wurden aber seine jurisdictionellen Befugnisse durch den Hofrichter beschräukt und die Verwaltung der landesherrlichen Einkünfte kam an die königliche Kammer. 1) Vgl. Lud. Schlefinger, „Stadtbuch von Brüx bis zum Jahre 1526“, (Prag. 1876) S. 33, 35, Nr. 80, 84. 2) Stadtbuch S. 39, Nr. 93. 3) Stadtbnch S. 40, Nr. 94. 4) Stadtbuch S. 7—10, 16, Nr. 23, 26, 28, 42, in letzterer Urkunde auch ein Jobanncs Episcopus, zwar uicht als Richter bezeichnet, aber da er als Ver treter der Bürgerschaft beim König Wenzel II. zwischen 1283—1305 erscheint, wohl anch als Richter zu betrachten; nach der üblichen mittelalterlichen Na- mengebung, daß der Enkel oft den Rufnamen des Großvaters führt, liegt es nahe, diesen älteren Johannes als den Großvater des 1369, also gerade zwei Menschenalter später auftretenden jüngeren Johannes und als Vater des Nikolaus Bischof zu betrachten. 5) Uusicher, ob Czachnicz oder Czachuicz, doch die Siegellegende zeigt deutlich ein W Czachwicz.
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256 — et Jescone dicto Nemcze milite nostro tenore presencium publice protestamur ymmo promittimus et spondemus bona fide sine omni captione doli sive fraudis nobili viro domino Meinhero purcravio Misnensi comitique in Hartnstein ac strennuis militibus Henrico de Slinicz. Johanni de Somburk et Johanni de Milticz, quod super omni dissensionis materia, que inter nos ex una et dictum dominum Meinherum purcravium Misnensem vertitur parte ex altera, treugas et pacis federa factas et ordinatas inter nos et purcravium ante- dictum pro nobis et omnibus propter nos facientibus ac dimitten- tibus usque ad festum beati Martini proxime venturum integre et inviolabiliter conservare. In quorum omnium testimonium presentes litteras cum appensione nostrorum necnon suprascriptorum militum sigillorum dedimus roboratas. Datum in Rudnicz anno domini mille- simo trecentesimo quadragesimo quarto, Kalendis Julii. Hauptstaatsarchiv Dresden, Orig. Perg. Nr. 2992. An Pergamentstreifen 4 gelbe Wachssiegel 1. oval, 2—4 rund; 1. Bischof unter einem Baldachin sitzend, links Wappen mit Vorderrumpf eines springenden Pferdes oder Hirsches, rechts mit einem Querbalken (ichwarz?) Umschrift: S'. HREVSTI.DEI. 6T. HPLICG.SEDI'. GRH: CPI. PRHGER.. VIII; auf der Rückseite rothes rundes Sefretsiegel; bei einem Banme kniet rechts eine Figur (wohl Weib) vor einem stehenden Heiligen, der eine Fahne in der Linken hält, Umschrift: S. SECREGI.MCI. 2. Schildfigur unkenntlich, auf dem Helm ein Vogelflug, Umschrift: † S. PETRI.D. DROS; 3. im Schild ein Arm mit Schwert, Helmkleinod desgleichen, aber abwärts gekehrt, Umschrift (zerdrückt) [4. S. h] EIRICI. [Dje. CZHChWICZ; 4. Schild ohue Helmkleinod, Wappen eine Sonne, Umschrift (zum Theil abgestoßen): + S. IOhHRRIS.[REMCE unsicherJ. Indorsate nur von jüngeren Händen. 2. 1347. Markgraf Friedrich (II.) der Eruste von Meißen überträgt dem Vogt zu Dresden Martin von Redern die Führung des Krieges gegen Johannvon Michelsberg und verspricht ihm Ersatz seiner Verluste und Auslagen. Wir Fridrich bekennen, daz wir den gestrengen Martin von Redern unsern liben getruwen zcu voite zcu Dresden gesaczt haben, also daz er mit andern unsern voiten unsern krig gein dem von Michelsperg, den wir izcunt haben, halden sal, und darzcu haben wir im die macht gegeben, were, daz er und die er bi im von unsern
256 — et Jescone dicto Nemcze milite nostro tenore presencium publice protestamur ymmo promittimus et spondemus bona fide sine omni captione doli sive fraudis nobili viro domino Meinhero purcravio Misnensi comitique in Hartnstein ac strennuis militibus Henrico de Slinicz. Johanni de Somburk et Johanni de Milticz, quod super omni dissensionis materia, que inter nos ex una et dictum dominum Meinherum purcravium Misnensem vertitur parte ex altera, treugas et pacis federa factas et ordinatas inter nos et purcravium ante- dictum pro nobis et omnibus propter nos facientibus ac dimitten- tibus usque ad festum beati Martini proxime venturum integre et inviolabiliter conservare. In quorum omnium testimonium presentes litteras cum appensione nostrorum necnon suprascriptorum militum sigillorum dedimus roboratas. Datum in Rudnicz anno domini mille- simo trecentesimo quadragesimo quarto, Kalendis Julii. Hauptstaatsarchiv Dresden, Orig. Perg. Nr. 2992. An Pergamentstreifen 4 gelbe Wachssiegel 1. oval, 2—4 rund; 1. Bischof unter einem Baldachin sitzend, links Wappen mit Vorderrumpf eines springenden Pferdes oder Hirsches, rechts mit einem Querbalken (ichwarz?) Umschrift: S'. HREVSTI.DEI. 6T. HPLICG.SEDI'. GRH: CPI. PRHGER.. VIII; auf der Rückseite rothes rundes Sefretsiegel; bei einem Banme kniet rechts eine Figur (wohl Weib) vor einem stehenden Heiligen, der eine Fahne in der Linken hält, Umschrift: S. SECREGI.MCI. 2. Schildfigur unkenntlich, auf dem Helm ein Vogelflug, Umschrift: † S. PETRI.D. DROS; 3. im Schild ein Arm mit Schwert, Helmkleinod desgleichen, aber abwärts gekehrt, Umschrift (zerdrückt) [4. S. h] EIRICI. [Dje. CZHChWICZ; 4. Schild ohue Helmkleinod, Wappen eine Sonne, Umschrift (zum Theil abgestoßen): + S. IOhHRRIS.[REMCE unsicherJ. Indorsate nur von jüngeren Händen. 2. 1347. Markgraf Friedrich (II.) der Eruste von Meißen überträgt dem Vogt zu Dresden Martin von Redern die Führung des Krieges gegen Johannvon Michelsberg und verspricht ihm Ersatz seiner Verluste und Auslagen. Wir Fridrich bekennen, daz wir den gestrengen Martin von Redern unsern liben getruwen zcu voite zcu Dresden gesaczt haben, also daz er mit andern unsern voiten unsern krig gein dem von Michelsperg, den wir izcunt haben, halden sal, und darzcu haben wir im die macht gegeben, were, daz er und die er bi im von unsern
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257 — wegin in demselben krige hat, schaden in unserm dinste redelichen nemen, daz er den selben schaden und ouch darzcu die koste, die er in dem krige treit, von ûrlugis frumen, ab er anders keinis frůmen an gedinge, an gevangin oder an welchen sachen daz ist, in dem krige nymit, aberichtin mag; unde die selbe richtunge sal er tun nach rate der strengin Hermans Karaz, Lutolds von Turgow, Conrads Kuchemeisters und darzcu Wynants Cygelers, Andreas von Meideburg und Nykels Münsmeisters burgere zcu Dresden, und nicht anders. Hauptstaatsarchiv Dresden Copial 25 fol. 5 mit der Ueberschrift „Martinus — de Rotis“. Betreffs der Datirung s. im Vorausgehenden S. 247, Anm. 1. 3. Nürnberg, 25. September 1354. König Karl IV. erklärt die durch Russovon Lutitz erzwun- gene Huldigung von Mannen MarkgrafFriedrichs (III.) des Strengen von Meißen füranfgehoben undweist dieselben wieder an den Markgrafen. Wir Karl von gots gnaden Romischer kung ze allen cziten merer des riches und kung zcu Beheym verjehen und tun kunt offen- lich mit desen brieff allen den etc., daz wir gemeynlich und sun- derlich alle die man, die den hochgebornen Friderichen marcgraven zcu Missen unserm lieben oheym und fursten angehoren und von gedrengnisse und betwingen des edelen Ruzsen von Lüticz wegen unsers liben getruwen, der iczunt durch frides willen in den landen gewest ist, uns huldunge und andere gelobde getan haben, der selben hulde und gelubde der sage[n] wir sie ledig und los von unser wegen und wellen und gebiten in, daz sie sich an allen sachen und rechten an den vorgenanten unsern lieben oheymen wider halden sullen und gehorsam siefn] und underteynig. Mit urkunde dicz brieves, der geben ist zcu Norenberg nach gots geburd dryczenhundert jar in dem vier und fumfczigistem jare an donrestage vor sentte Michels tage in deme nünden jare unsers richs. Hauptstaatsarchiv Dresden, Copial 6 fol. 4 b als Nr. 7. Ueber Copial 6 vgl. Mittheil. XXX (1892) S. 102, Anm. 2, und S. 114. 4. Prag, 9. August 1361. Markgraf Friedrich (III.) der Strenge von Meißen belehut seineu Wirth Nikolaus Bischof, Bürger zu Brüx, Unter
257 — wegin in demselben krige hat, schaden in unserm dinste redelichen nemen, daz er den selben schaden und ouch darzcu die koste, die er in dem krige treit, von ûrlugis frumen, ab er anders keinis frůmen an gedinge, an gevangin oder an welchen sachen daz ist, in dem krige nymit, aberichtin mag; unde die selbe richtunge sal er tun nach rate der strengin Hermans Karaz, Lutolds von Turgow, Conrads Kuchemeisters und darzcu Wynants Cygelers, Andreas von Meideburg und Nykels Münsmeisters burgere zcu Dresden, und nicht anders. Hauptstaatsarchiv Dresden Copial 25 fol. 5 mit der Ueberschrift „Martinus — de Rotis“. Betreffs der Datirung s. im Vorausgehenden S. 247, Anm. 1. 3. Nürnberg, 25. September 1354. König Karl IV. erklärt die durch Russovon Lutitz erzwun- gene Huldigung von Mannen MarkgrafFriedrichs (III.) des Strengen von Meißen füranfgehoben undweist dieselben wieder an den Markgrafen. Wir Karl von gots gnaden Romischer kung ze allen cziten merer des riches und kung zcu Beheym verjehen und tun kunt offen- lich mit desen brieff allen den etc., daz wir gemeynlich und sun- derlich alle die man, die den hochgebornen Friderichen marcgraven zcu Missen unserm lieben oheym und fursten angehoren und von gedrengnisse und betwingen des edelen Ruzsen von Lüticz wegen unsers liben getruwen, der iczunt durch frides willen in den landen gewest ist, uns huldunge und andere gelobde getan haben, der selben hulde und gelubde der sage[n] wir sie ledig und los von unser wegen und wellen und gebiten in, daz sie sich an allen sachen und rechten an den vorgenanten unsern lieben oheymen wider halden sullen und gehorsam siefn] und underteynig. Mit urkunde dicz brieves, der geben ist zcu Norenberg nach gots geburd dryczenhundert jar in dem vier und fumfczigistem jare an donrestage vor sentte Michels tage in deme nünden jare unsers richs. Hauptstaatsarchiv Dresden, Copial 6 fol. 4 b als Nr. 7. Ueber Copial 6 vgl. Mittheil. XXX (1892) S. 102, Anm. 2, und S. 114. 4. Prag, 9. August 1361. Markgraf Friedrich (III.) der Strenge von Meißen belehut seineu Wirth Nikolaus Bischof, Bürger zu Brüx, Unter
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258 — kämmerer des Königreichs Böhmen, und Meinher von Cydelwerdemit dem Bergwerk Holzenheim bei Grünhain. Wir Fridrich etc. bekennen offenlich etc., daz wir mit wolbe- dachten mute unde guten vorrate etc. den wisen luten Nycolaus Bischoves burgere zcu Brugks undercamerer des kunigriches zcu Beheim unserm lieben wirte unde Meinhere von Cydelwerde durch annemer dinste willen, die uns der egenante Nycolaus undercamerer ofte getan hat und furbaz tun sal, daz bergwerg genant Holczenheim gelegin bie Grunhain mit alle dem rechten, alz bergwergs unde ge- birges anderswor in unsern landen recht unde gewonheit ist, geligen haben zcu rechtem erbe von uns und unsern erbin gerugelichen zeu behalden und zcu besiczzen, unde lihen in daz bergwerg Holczenheim, alz oben geschriben stet, ouch gnediglichen mit urkunde dicz briefes. Testes Fridricus de Schonenburg, Henricus Kotewicz, Judeman, Albertus hovemeister, Fridricus de Kothewicz, Johannes Miltiz. Datum Prage anno domini M° CCC° LXI° in vigilia Laurencii. Hanptstaatsarchiv Dresden Copial 25 fol. 108 mit der Ueberschrift „Nycolai Bysschoves de Brucks“; Abschrift danach auch in Copial 27 (wenig jünger als 25, wohl 1381 angefertigt) fol. 55b, desgleichen Copial 29 fol. 154. Da beide bloß ungenaue Abschriften von 25 sind, baben ihre Namenvarianten keinen Werth; zur Kennzeichnung genüge das eine Beispiel, daß die Copisten mit dem Titel „undercamerer“ nichts anzufangen wußten und deshalb das eine Mal n. .. burger ...... unde camerer“, das andre Mal „unsir ka- merer“ schrieben. Heinrich von Kottwitz war der Kanzler, Arnold Judemann der Kammermeister des Markgrafen. 5. Prag, 16. August 1361. Kaiser Karl IV. schenkt den Markgrafen Friedrich, Bal- thasar und Wilhelm von Meißen sein Hans gegenüber dem S. Jakobskloster zu Prag. Wir Karl von gots gnaden Romischer keiser, zu allen zeiten merer des richs und kunig zu Beheim, bekennen und tûn kunt allen den, die disen brieff ansehen oder horen lesen, daz wir durch sunderliche liebe, die wir alle zeit gehabt haben und noch haben zu den hochgebornen Friderich, Balthazar und Wilhelm marggrafen zu Myssen, unsern lieben oheimen und fursten, und ouch durch merkliche getrewe dienst, die si uns und dem reich offt nuczliche getan haben und sovil destmer tun wollen und mügen, als wir sie gnediclicher bedenken, den selben marggrafen unsern oheimen von
258 — kämmerer des Königreichs Böhmen, und Meinher von Cydelwerdemit dem Bergwerk Holzenheim bei Grünhain. Wir Fridrich etc. bekennen offenlich etc., daz wir mit wolbe- dachten mute unde guten vorrate etc. den wisen luten Nycolaus Bischoves burgere zcu Brugks undercamerer des kunigriches zcu Beheim unserm lieben wirte unde Meinhere von Cydelwerde durch annemer dinste willen, die uns der egenante Nycolaus undercamerer ofte getan hat und furbaz tun sal, daz bergwerg genant Holczenheim gelegin bie Grunhain mit alle dem rechten, alz bergwergs unde ge- birges anderswor in unsern landen recht unde gewonheit ist, geligen haben zcu rechtem erbe von uns und unsern erbin gerugelichen zeu behalden und zcu besiczzen, unde lihen in daz bergwerg Holczenheim, alz oben geschriben stet, ouch gnediglichen mit urkunde dicz briefes. Testes Fridricus de Schonenburg, Henricus Kotewicz, Judeman, Albertus hovemeister, Fridricus de Kothewicz, Johannes Miltiz. Datum Prage anno domini M° CCC° LXI° in vigilia Laurencii. Hanptstaatsarchiv Dresden Copial 25 fol. 108 mit der Ueberschrift „Nycolai Bysschoves de Brucks“; Abschrift danach auch in Copial 27 (wenig jünger als 25, wohl 1381 angefertigt) fol. 55b, desgleichen Copial 29 fol. 154. Da beide bloß ungenaue Abschriften von 25 sind, baben ihre Namenvarianten keinen Werth; zur Kennzeichnung genüge das eine Beispiel, daß die Copisten mit dem Titel „undercamerer“ nichts anzufangen wußten und deshalb das eine Mal n. .. burger ...... unde camerer“, das andre Mal „unsir ka- merer“ schrieben. Heinrich von Kottwitz war der Kanzler, Arnold Judemann der Kammermeister des Markgrafen. 5. Prag, 16. August 1361. Kaiser Karl IV. schenkt den Markgrafen Friedrich, Bal- thasar und Wilhelm von Meißen sein Hans gegenüber dem S. Jakobskloster zu Prag. Wir Karl von gots gnaden Romischer keiser, zu allen zeiten merer des richs und kunig zu Beheim, bekennen und tûn kunt allen den, die disen brieff ansehen oder horen lesen, daz wir durch sunderliche liebe, die wir alle zeit gehabt haben und noch haben zu den hochgebornen Friderich, Balthazar und Wilhelm marggrafen zu Myssen, unsern lieben oheimen und fursten, und ouch durch merkliche getrewe dienst, die si uns und dem reich offt nuczliche getan haben und sovil destmer tun wollen und mügen, als wir sie gnediclicher bedenken, den selben marggrafen unsern oheimen von
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259 — unsern sunderlichen gnaden 1) und von kuniglicher 1) macht unser haws gen sand Jacobs closter der Barfuzzen uber und tzwischen des Hunlins haws uff ein sit und des Frenczil Camere[r]s 2) kinder haws uff die ander seit gelegen geben haben und geben ouch mit diesem briefe in allen den rechten und in aller der mazze, als wir und seliger gedechtnuzze der hochgeborne Johans etwenne kunig zu Beheim unser vater daz selbe haws biz uff diese czeit gehabt haben. Mit urkund diz brieves versigelt mit unser keiserlichen majestat insigel. Geben zu Prag nach Cristus geburt tausent dreuhundert und ein unde sechtzig jar, am andern tage nach unser frowen tage, als sie zu himel fur, unser reiche des Romischen in dem sechtzehenden, des Behemischen in dem funftzehenden und des keisertums in dem sibenden jare. Hauptstaatsarchiv Dresden, Orig. Perg. Nr. 3648. Siegel uebst Seideuschuuren verloren. Kanzleivermerk rechts auf dem Bug: „per dominum Thymonem de Koldicz Conradus de Gysinheim“; Registraturvermerk auf der Rückseite: „R. Johannes Saxo“. IV. Den vorstehend abgedruckten Urkunden über böhmisch-meißuische Be ziehungen schließe ich noch ein paar andere Urkunden Karls an, die bis her nur in knappen Regesten bekannt sind. Die erste von ihnen (Nr. 6) ist für die Brüder Bernhard und Hermann von Schönburg ausgestellt, Mitglieder des mächtigen Geschlechts,3) das sowohl Reichslehen, wie böhmische und meißnische Lehen besaß; so war die Herrschaft Crimmit schau, die Hermann gehörte, meißnisch, Bernhards Herrschaft Hassenstein4) dagegen böhmisch. Un den Herren von Schönburg, die schon früher Karls Streben nach Ausbreitung der böhmischen Lehnsherrlichkeit in Pleiß- nerlande und Erzgebirge durch Lehensübertragung ihrer Herrschaft Mee rane entgegengekommen waren und gerade damals ihm, bez. seinem Sohne Wenzel, die Stadt und Burg Stollberg (und wohl auch Glauchau) 1) „gnaden“ und „kuniglicher“ auf Rasur. 2) Urkunde „Cameres“. Ueber ihn und seine Familie s. Tomek, Dějepis města Prahy, der auch eine Stammtafel bringt. 3) Ueber die Schönburger in dieser Zeit und ibre Lehnsverhältnisse vgl. H. Ahrens, Die Wettiner und Kaiser Karl IV., S. 31—33; R. Albrecht, Geschichte der ehemaligen Herrschaft Crimmitschan (im Verwaltungsbericht der Stadt Crimmit schau auf 1893/94), Crimmitschau 1894, S. 10, 19. Die Urkunde selbst ist anch bei Huber, Reg. Karls, verzeichnet als Nr. 4529. 4) Hasfenstein bei Platz, uördlich von Kaaden, westlich von Komotan.
259 — unsern sunderlichen gnaden 1) und von kuniglicher 1) macht unser haws gen sand Jacobs closter der Barfuzzen uber und tzwischen des Hunlins haws uff ein sit und des Frenczil Camere[r]s 2) kinder haws uff die ander seit gelegen geben haben und geben ouch mit diesem briefe in allen den rechten und in aller der mazze, als wir und seliger gedechtnuzze der hochgeborne Johans etwenne kunig zu Beheim unser vater daz selbe haws biz uff diese czeit gehabt haben. Mit urkund diz brieves versigelt mit unser keiserlichen majestat insigel. Geben zu Prag nach Cristus geburt tausent dreuhundert und ein unde sechtzig jar, am andern tage nach unser frowen tage, als sie zu himel fur, unser reiche des Romischen in dem sechtzehenden, des Behemischen in dem funftzehenden und des keisertums in dem sibenden jare. Hauptstaatsarchiv Dresden, Orig. Perg. Nr. 3648. Siegel uebst Seideuschuuren verloren. Kanzleivermerk rechts auf dem Bug: „per dominum Thymonem de Koldicz Conradus de Gysinheim“; Registraturvermerk auf der Rückseite: „R. Johannes Saxo“. IV. Den vorstehend abgedruckten Urkunden über böhmisch-meißuische Be ziehungen schließe ich noch ein paar andere Urkunden Karls an, die bis her nur in knappen Regesten bekannt sind. Die erste von ihnen (Nr. 6) ist für die Brüder Bernhard und Hermann von Schönburg ausgestellt, Mitglieder des mächtigen Geschlechts,3) das sowohl Reichslehen, wie böhmische und meißnische Lehen besaß; so war die Herrschaft Crimmit schau, die Hermann gehörte, meißnisch, Bernhards Herrschaft Hassenstein4) dagegen böhmisch. Un den Herren von Schönburg, die schon früher Karls Streben nach Ausbreitung der böhmischen Lehnsherrlichkeit in Pleiß- nerlande und Erzgebirge durch Lehensübertragung ihrer Herrschaft Mee rane entgegengekommen waren und gerade damals ihm, bez. seinem Sohne Wenzel, die Stadt und Burg Stollberg (und wohl auch Glauchau) 1) „gnaden“ und „kuniglicher“ auf Rasur. 2) Urkunde „Cameres“. Ueber ihn und seine Familie s. Tomek, Dějepis města Prahy, der auch eine Stammtafel bringt. 3) Ueber die Schönburger in dieser Zeit und ibre Lehnsverhältnisse vgl. H. Ahrens, Die Wettiner und Kaiser Karl IV., S. 31—33; R. Albrecht, Geschichte der ehemaligen Herrschaft Crimmitschan (im Verwaltungsbericht der Stadt Crimmit schau auf 1893/94), Crimmitschau 1894, S. 10, 19. Die Urkunde selbst ist anch bei Huber, Reg. Karls, verzeichnet als Nr. 4529. 4) Hasfenstein bei Platz, uördlich von Kaaden, westlich von Komotan.
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260 — überließen, einen Beweis seiner Huld zu geben, befreite er sie und ihre Unterthanen, die auf Gütern der Burg Hassenstein, welche selbst vom König von Böhmen zu Lehen gehe, säßen, vom Gerichtsstand vor dem Landrichter und andern Gerichtsbeamten und verwies eventuelle Rechts- handlungen gegen sie an den Königshof, d. h. vor das königliche Hof- gericht. Die Urkunde gehört also zur Gruppe der Actenstücke, die uus Karls Uebergriffe in den Machtbereich der wettinischen Fürsten zeigen, deun wenn diese auch rechtlich nichts gegen die Lehnsübertragung von Reichslehen an Karl (bez. Wenzel) als König von Böhmen einwenden konnten, da Karl als Kaiser sie genehmigte und den Böhmenkönig damit belehute, so verkannten sie doch die Tragweite solcher Handlungen nicht und wurden schließlich in den Karl feindlichen großen Fürstenbund von 1371—72 hineingetrieben, woranf Karl bald einlenkte. Die zweite Urkunde (Beilage Nr. 7) ist bei Huber, Regesten Karls, Additam. I, Nr. 7389 verzeichnet, aber irrig zum 11. September 1373, wozu, wie Huber anmertt, der Ausstellungsort Berlin nicht paßt, da Karl am 11. in Stendal, am 12. in Tangermünde weilte; durch die richtige Datirung zum 1. September erledigen sich die Itinerarbedenfen. Das Regest giebt den Inhalt der Urkunde richtig wieder. Zum 1. Sep- tember 1373 mit Ort Berlin bringt aber Huber als Nr. 5254 eine weitere Urkunde Karls und Wenzels, worin sie geloben, „den Markgrafen von Meißen alle ihre Briefe und mündlich gemachten Zusagen halten zu wollen“. Der Wortlaut dieses Stückes erinnert also an den der Urkunde Addit. I, Nr. 7389, nur ist die Sache ins Gegentheil verkehrt: hier wollen die Luxemburger angeblich den Wettinern ihre Versprechungen halten, dort entbinden die Luxemburger den einen der Wettiner der Ver- sprechungen, die er andern gemacht hat. Ahrens 1) hat beide Regesten Hubers auch als auf zwei verschiedene Urkunden bezüglich betrachtet; dies erscheint mir jedoch zweifelhaft. Denn einerseits sind mir die mannig fachen Uebereinstimmungen (beide von Karl und Wenzel und zwar beide zu Berlin ausgestellt, dabei das Datum der einen aber nicht einmal für Berlin passend, ferner in beiden die Rede von brieflichen oder mündlichen Versprechungen) auffällig, andrerseits stammt das Regest Nr. 5254 her von einer Mittheilung Höflers. Nun sind aber anderwärts gerade Dresdner noch ungedruckte Urkunden an Huber im Regest durch Höfler2) 1) Die Wettiner und Karl IV. S. 60 nebst Anm. 2. Ahrens hat den Fehler 11. statt 1. wohl bemerkt, nicht aber die Identität beider Schriftstücke. 2) So die in obigen mit abgedruckte Urkunde vom 16. August 1361 über das Hans der Markgrafen in Prag.
260 — überließen, einen Beweis seiner Huld zu geben, befreite er sie und ihre Unterthanen, die auf Gütern der Burg Hassenstein, welche selbst vom König von Böhmen zu Lehen gehe, säßen, vom Gerichtsstand vor dem Landrichter und andern Gerichtsbeamten und verwies eventuelle Rechts- handlungen gegen sie an den Königshof, d. h. vor das königliche Hof- gericht. Die Urkunde gehört also zur Gruppe der Actenstücke, die uus Karls Uebergriffe in den Machtbereich der wettinischen Fürsten zeigen, deun wenn diese auch rechtlich nichts gegen die Lehnsübertragung von Reichslehen an Karl (bez. Wenzel) als König von Böhmen einwenden konnten, da Karl als Kaiser sie genehmigte und den Böhmenkönig damit belehute, so verkannten sie doch die Tragweite solcher Handlungen nicht und wurden schließlich in den Karl feindlichen großen Fürstenbund von 1371—72 hineingetrieben, woranf Karl bald einlenkte. Die zweite Urkunde (Beilage Nr. 7) ist bei Huber, Regesten Karls, Additam. I, Nr. 7389 verzeichnet, aber irrig zum 11. September 1373, wozu, wie Huber anmertt, der Ausstellungsort Berlin nicht paßt, da Karl am 11. in Stendal, am 12. in Tangermünde weilte; durch die richtige Datirung zum 1. September erledigen sich die Itinerarbedenfen. Das Regest giebt den Inhalt der Urkunde richtig wieder. Zum 1. Sep- tember 1373 mit Ort Berlin bringt aber Huber als Nr. 5254 eine weitere Urkunde Karls und Wenzels, worin sie geloben, „den Markgrafen von Meißen alle ihre Briefe und mündlich gemachten Zusagen halten zu wollen“. Der Wortlaut dieses Stückes erinnert also an den der Urkunde Addit. I, Nr. 7389, nur ist die Sache ins Gegentheil verkehrt: hier wollen die Luxemburger angeblich den Wettinern ihre Versprechungen halten, dort entbinden die Luxemburger den einen der Wettiner der Ver- sprechungen, die er andern gemacht hat. Ahrens 1) hat beide Regesten Hubers auch als auf zwei verschiedene Urkunden bezüglich betrachtet; dies erscheint mir jedoch zweifelhaft. Denn einerseits sind mir die mannig fachen Uebereinstimmungen (beide von Karl und Wenzel und zwar beide zu Berlin ausgestellt, dabei das Datum der einen aber nicht einmal für Berlin passend, ferner in beiden die Rede von brieflichen oder mündlichen Versprechungen) auffällig, andrerseits stammt das Regest Nr. 5254 her von einer Mittheilung Höflers. Nun sind aber anderwärts gerade Dresdner noch ungedruckte Urkunden an Huber im Regest durch Höfler2) 1) Die Wettiner und Karl IV. S. 60 nebst Anm. 2. Ahrens hat den Fehler 11. statt 1. wohl bemerkt, nicht aber die Identität beider Schriftstücke. 2) So die in obigen mit abgedruckte Urkunde vom 16. August 1361 über das Hans der Markgrafen in Prag.
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261 mitgetheilt worden, und in Dresden ist lediglich diese eine Urkunde, wie sie Regest Nr. 7389 wiedergiebt, freilich mit dem Datum des 1. Sep- tember, vorhanden, und auch in Wien, wohin unter anderen die meisten früher in Prag befindlichen, auf auswärtige Verhältnisse bezüglichen Urkunden Karls gebracht worden sind, findet sich keine inhaltlich entspre- chende Urkunde vom 1. September 1373. Da nun schwerlich aber eine anderwärts befindliche Urkunde der Mittheilung Höflers zu Grunde liegen kann, drängt sich uns die Vermuthung auf, ja erhebt sich wohl zur Ge- wißheit, daß beide Regestennummern zu einer zu verschmelzen sind, wozn Nr. 5254 das richtige Datum, 7389 den richtigen Sachbetreff zu liefern hat. Da die bisherige, falsche Ueberlieferung sogar in eine so sorgfäl tige Specialbehandlung dieser Zeiten und Verhältuisse sich eingeschlichen hat, wie die von Ahrens, so war eine Klarstellung der Sachlage und der Abdruck des Textes zweckdienlich. Worauf sich die Zusagen bezogen, wissen wir nicht. Ahrens Deutung 1) auf Karls Versprechung über die Besetzung des Mainzer Erzbisthums erledigt sich durch das Hinfälligwerden des irrigen Regests Nr. 5254. Vermuthen ließe sich allenfalls, daß Wilhelns für die Luxemburger abgegebene Versprechungen sich auf die branden- burgischen Verhältnisse bezogen. Die dritte Urkunde (Beilage Nr. 8), bisher durch das Regest Nr. 5261 in Hubers Regesten Karls bekannt, bezieht sich zwar uicht direct auf Verhältnisse, die zwischen Böhmen und Meißen obwalteten, mag aber hier mit Platz fünden, da der Mann, den sie betrifft, beiden Ländern gleichmäßig angehört: Thimo von Kolditz,2) eine der bekanntesten Persönlichkeiten ans Karls IV. Beamtenkreis. Seiner Abstammung nach gehört er der Mark Meißen an, denn die Kolditze sind ein altes meiß- nisches Geschlecht und auch Thimo trug von den Wettinern zahlreiche Güter in der Mark Meißen zu Lehen; er hatte aber auch als reichsunmittel baren Besitz die Herrschaft Kolditz selbst mit vielen Dörfern inne. Indem er diesen letzteren im Jahre 1367 der Krone Böhmen auftrug und von Karl IV. als böhmisches Lehen empfing, war er nun gleichzeitig Vasall des Böhmenkönigs und der Markgrafen von Meißen. In Böhmen selbst besaß er auch stattlichen Grundbeſitz; die Hauptbesitzung war Graupen, wo die 1) Auch Weuck, Die Wettiner im 14. Jahrhundert, S. 23 und 101 hatte schon die Utkunde Nr. 5254 auf die Mainzer Angelegenbeit bezogen. 2) Vgl. über die Kolditze und Thimo insbesondere Lippert, in diesen Mittheil. XXX. (1892), S. 99 Anm. 1, 103 Ann. 1, 104 Ann. 2; Abrens, Die Wettiner und Karl IV., S. 30 folg.; Hallwich, „Geschichte der Bergstadt Graupen“ (Prag 1868), S. 7—12
261 mitgetheilt worden, und in Dresden ist lediglich diese eine Urkunde, wie sie Regest Nr. 7389 wiedergiebt, freilich mit dem Datum des 1. Sep- tember, vorhanden, und auch in Wien, wohin unter anderen die meisten früher in Prag befindlichen, auf auswärtige Verhältnisse bezüglichen Urkunden Karls gebracht worden sind, findet sich keine inhaltlich entspre- chende Urkunde vom 1. September 1373. Da nun schwerlich aber eine anderwärts befindliche Urkunde der Mittheilung Höflers zu Grunde liegen kann, drängt sich uns die Vermuthung auf, ja erhebt sich wohl zur Ge- wißheit, daß beide Regestennummern zu einer zu verschmelzen sind, wozn Nr. 5254 das richtige Datum, 7389 den richtigen Sachbetreff zu liefern hat. Da die bisherige, falsche Ueberlieferung sogar in eine so sorgfäl tige Specialbehandlung dieser Zeiten und Verhältuisse sich eingeschlichen hat, wie die von Ahrens, so war eine Klarstellung der Sachlage und der Abdruck des Textes zweckdienlich. Worauf sich die Zusagen bezogen, wissen wir nicht. Ahrens Deutung 1) auf Karls Versprechung über die Besetzung des Mainzer Erzbisthums erledigt sich durch das Hinfälligwerden des irrigen Regests Nr. 5254. Vermuthen ließe sich allenfalls, daß Wilhelns für die Luxemburger abgegebene Versprechungen sich auf die branden- burgischen Verhältnisse bezogen. Die dritte Urkunde (Beilage Nr. 8), bisher durch das Regest Nr. 5261 in Hubers Regesten Karls bekannt, bezieht sich zwar uicht direct auf Verhältnisse, die zwischen Böhmen und Meißen obwalteten, mag aber hier mit Platz fünden, da der Mann, den sie betrifft, beiden Ländern gleichmäßig angehört: Thimo von Kolditz,2) eine der bekanntesten Persönlichkeiten ans Karls IV. Beamtenkreis. Seiner Abstammung nach gehört er der Mark Meißen an, denn die Kolditze sind ein altes meiß- nisches Geschlecht und auch Thimo trug von den Wettinern zahlreiche Güter in der Mark Meißen zu Lehen; er hatte aber auch als reichsunmittel baren Besitz die Herrschaft Kolditz selbst mit vielen Dörfern inne. Indem er diesen letzteren im Jahre 1367 der Krone Böhmen auftrug und von Karl IV. als böhmisches Lehen empfing, war er nun gleichzeitig Vasall des Böhmenkönigs und der Markgrafen von Meißen. In Böhmen selbst besaß er auch stattlichen Grundbeſitz; die Hauptbesitzung war Graupen, wo die 1) Auch Weuck, Die Wettiner im 14. Jahrhundert, S. 23 und 101 hatte schon die Utkunde Nr. 5254 auf die Mainzer Angelegenbeit bezogen. 2) Vgl. über die Kolditze und Thimo insbesondere Lippert, in diesen Mittheil. XXX. (1892), S. 99 Anm. 1, 103 Ann. 1, 104 Ann. 2; Abrens, Die Wettiner und Karl IV., S. 30 folg.; Hallwich, „Geschichte der Bergstadt Graupen“ (Prag 1868), S. 7—12
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262 — Kolditze nachweislich seit 1331 ansässig waren. Worauf und an wen Thimos Aufträge sich richteten, welcher Art die „schwierigen Geschäfte“ waren, die er im Reiche zu besorgen hatte, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen, doch werden wir nicht fehlgehen, wenn wir seine Mission in Zu- sammenhang bringen mit der unmittelbar vorher erfolgten Besitzergreifung der Mark Brandenburg durch Karl. Am 15. August 1373 hatte er mit Markgraf Otto den Vertrag von Fürsteuwalde geschlossen, der die wittels bachische Herrschaft in Brandenburg beendete und in den folgenden Wochen durchzog er die Mark Brandenburg, um die Huldigung der Städte und Vasallen entgegenzunehmen und die üblichen Besitz und Privilegienbestä tigungen zu ertheilen. Wir finden ihn von der Mitte des Augusts bis zum 12. September zu Frankfurt a. O., Strausberg, Berlin, Stendal, Tangermünde; aus seinem Aufenthalt zu Brandenburg ist bis jetzt nur diese- eine Urkunde vom 15. bekannt. Karl war damals schon wieder auf der Rückkehr nach Böhmen, denn am 29. September weilt er wieder in Prag.1) 6. Kaaden, 1. Juni 1367. Kaiser KarlIV. befreitdie Edlen Bernhardvon Schönburg auf Hassenstein und Hermann vou Schönburg auf Crim mitschan, und deren Unterthanen, die auf den zur Burg Hassenstein, einem königlich böhmischen Lehn, gehörigen Gütern sitzen, von der Gerichtsbarkeit der Landrichter und anderer Gerichtsbeamten und stellt sie unmittelbar unter das königliche Hofgericht. Karolus quartus divina favente clemencia Romanorum imperator semper augustus et Boemie rex notum facimus tenore presencium universis, quod habita benigna consideracione ad multiplicia fideli- tatis obsequia, que nobiles Bernhardus de Schonemburg dominus in Hassenstein et Hermannus de Schonemburg dominus in Krimiczow fideles nostri dilecti grata exhibuerunt promptitudine nostre celsi- tudini et exhibere poterunt utilius in futurum, ipsos et ipsorum sub- ditos in bonis ad castrum Hassenstein, quod a nobis tamquam rege Boemie dependit in feudum, residentes auctoritate regia Boemie de- liberato animo et ex certa sciencia a iurisdiccione et quibuslibet iu- 1) Huber, Regesten Karls. Nr. 5227—5262, Additamentum I. Nr. 7388—7390.
262 — Kolditze nachweislich seit 1331 ansässig waren. Worauf und an wen Thimos Aufträge sich richteten, welcher Art die „schwierigen Geschäfte“ waren, die er im Reiche zu besorgen hatte, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen, doch werden wir nicht fehlgehen, wenn wir seine Mission in Zu- sammenhang bringen mit der unmittelbar vorher erfolgten Besitzergreifung der Mark Brandenburg durch Karl. Am 15. August 1373 hatte er mit Markgraf Otto den Vertrag von Fürsteuwalde geschlossen, der die wittels bachische Herrschaft in Brandenburg beendete und in den folgenden Wochen durchzog er die Mark Brandenburg, um die Huldigung der Städte und Vasallen entgegenzunehmen und die üblichen Besitz und Privilegienbestä tigungen zu ertheilen. Wir finden ihn von der Mitte des Augusts bis zum 12. September zu Frankfurt a. O., Strausberg, Berlin, Stendal, Tangermünde; aus seinem Aufenthalt zu Brandenburg ist bis jetzt nur diese- eine Urkunde vom 15. bekannt. Karl war damals schon wieder auf der Rückkehr nach Böhmen, denn am 29. September weilt er wieder in Prag.1) 6. Kaaden, 1. Juni 1367. Kaiser KarlIV. befreitdie Edlen Bernhardvon Schönburg auf Hassenstein und Hermann vou Schönburg auf Crim mitschan, und deren Unterthanen, die auf den zur Burg Hassenstein, einem königlich böhmischen Lehn, gehörigen Gütern sitzen, von der Gerichtsbarkeit der Landrichter und anderer Gerichtsbeamten und stellt sie unmittelbar unter das königliche Hofgericht. Karolus quartus divina favente clemencia Romanorum imperator semper augustus et Boemie rex notum facimus tenore presencium universis, quod habita benigna consideracione ad multiplicia fideli- tatis obsequia, que nobiles Bernhardus de Schonemburg dominus in Hassenstein et Hermannus de Schonemburg dominus in Krimiczow fideles nostri dilecti grata exhibuerunt promptitudine nostre celsi- tudini et exhibere poterunt utilius in futurum, ipsos et ipsorum sub- ditos in bonis ad castrum Hassenstein, quod a nobis tamquam rege Boemie dependit in feudum, residentes auctoritate regia Boemie de- liberato animo et ex certa sciencia a iurisdiccione et quibuslibet iu- 1) Huber, Regesten Karls. Nr. 5227—5262, Additamentum I. Nr. 7388—7390.
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263 — dicialibus actibus . . czudariorum 1) . . urzedniconum 2) et quorum- libet iusticiariorum provincialium eximimus, et tenore presencium libertamus ipsosque liberos, exemptos reddimus penitus et solutos, man- dantes universis et singulis ..urzedniconibus, .. czudariis provinciali- bus, .. iusticiariis et eorum vices tenentibus fidelibus nostris dilectis, gracie nostre sub optentu seriose et omnino volentes, quatenus prefatos..fratres de Schonemburg ipsorumque rusticos et subditos universos in bonis su- pradictis exnunc in antea ad sua iudicia non evocent seu pertrahant seu evocari vel pertrahi permittant nec aliquem iudicialem actum exer- ceant contra ipsos ad instanciam quorumcumque, in quocumque eciam statu aut dignitate existant. Sed si quidquam uni vel pluribus compecierit accionis contra eos aut aliquem ipsorum, eos ad regalem nostram curiam effectualiter remittant ad suam iusticiam et ius finaliter prosequendum, decernentes irritum et inane, si quid per eos aut quempiam ipsorum contra presentem nostram graciam et liber- tatem contra eos et ipsorum subditos actum, sentenciatum fuerit vel quolibet attemptatum. Presencium sub nostre maiestatis sigillo testimonio litterarum. Datum in Chadano anno domini millesimo recentesimo sexagesimo septimo, indiccione quinta, Kalendis Junii, regnorum nostrorum anno vicesimo primo, imperii vero tercio decimo. K. k. Hauss, Hof- und Staatsarchiv Wien (Status Bohemiae, Misc. Nr. 825), Orig. Perg., mit dem gewöhnlichen großen Majestätssiegel nebst rothem Rück- siegel. Fertigungsvermerk rechts anf ders Buge: „Per dominum B. de Swa- nemberg decanus Glogoviensis“, Registraturvermerk auf der Rückseite: „R. Voltzo de Wormacia“. 7. Berlin, 1. September 1373. Kaiser KarlIV. und König Wenzelvon Böhmenentbinden den Markgrafen Wilhelm I. von Meißen aller Gelübde, die er ihretwegen schriftlich oder mündlich Jemandem gethan hat. Wir Karl von gotis gnaden Romischer keiser czu allen czeiten merer des reichs und wir Wenczlaw von denselben gotis gnaden kunig zu Beheim marggraff czu Brandemborch und herczog in Sle- sien, bekennen und tun kunt uffenlich mit disem briefe allen den, 1) Der „Czudarius“ ist der Landrichter. 2) „Urzednico“, in modernen Tschechisch „úřadník“, bedeutet Beaniter überhaupt, von „úřad“ Amt, Posten, Behörde.
263 — dicialibus actibus . . czudariorum 1) . . urzedniconum 2) et quorum- libet iusticiariorum provincialium eximimus, et tenore presencium libertamus ipsosque liberos, exemptos reddimus penitus et solutos, man- dantes universis et singulis ..urzedniconibus, .. czudariis provinciali- bus, .. iusticiariis et eorum vices tenentibus fidelibus nostris dilectis, gracie nostre sub optentu seriose et omnino volentes, quatenus prefatos..fratres de Schonemburg ipsorumque rusticos et subditos universos in bonis su- pradictis exnunc in antea ad sua iudicia non evocent seu pertrahant seu evocari vel pertrahi permittant nec aliquem iudicialem actum exer- ceant contra ipsos ad instanciam quorumcumque, in quocumque eciam statu aut dignitate existant. Sed si quidquam uni vel pluribus compecierit accionis contra eos aut aliquem ipsorum, eos ad regalem nostram curiam effectualiter remittant ad suam iusticiam et ius finaliter prosequendum, decernentes irritum et inane, si quid per eos aut quempiam ipsorum contra presentem nostram graciam et liber- tatem contra eos et ipsorum subditos actum, sentenciatum fuerit vel quolibet attemptatum. Presencium sub nostre maiestatis sigillo testimonio litterarum. Datum in Chadano anno domini millesimo recentesimo sexagesimo septimo, indiccione quinta, Kalendis Junii, regnorum nostrorum anno vicesimo primo, imperii vero tercio decimo. K. k. Hauss, Hof- und Staatsarchiv Wien (Status Bohemiae, Misc. Nr. 825), Orig. Perg., mit dem gewöhnlichen großen Majestätssiegel nebst rothem Rück- siegel. Fertigungsvermerk rechts anf ders Buge: „Per dominum B. de Swa- nemberg decanus Glogoviensis“, Registraturvermerk auf der Rückseite: „R. Voltzo de Wormacia“. 7. Berlin, 1. September 1373. Kaiser KarlIV. und König Wenzelvon Böhmenentbinden den Markgrafen Wilhelm I. von Meißen aller Gelübde, die er ihretwegen schriftlich oder mündlich Jemandem gethan hat. Wir Karl von gotis gnaden Romischer keiser czu allen czeiten merer des reichs und wir Wenczlaw von denselben gotis gnaden kunig zu Beheim marggraff czu Brandemborch und herczog in Sle- sien, bekennen und tun kunt uffenlich mit disem briefe allen den, 1) Der „Czudarius“ ist der Landrichter. 2) „Urzednico“, in modernen Tschechisch „úřadník“, bedeutet Beaniter überhaupt, von „úřad“ Amt, Posten, Behörde.
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264 — dye yn sehen oder horen lesen, das wir mit wolbedachten mute und rechter wissen gelobet haben und geloben mit crafft dicz briefs in guten trewen an allis geverde dem hochgebornen Wilhelm marg- graven zu Meissen, unserm lieben oheimen und fursten, das wir ym allir und iglicher gelubde, die er von unsern wegen in brieven oder muntlichen yemandes verheissen und getan hat, genczlichen und ane seinen schaden abenemen und yn der ledigen sullen und wollen an allis geverde. Mit urkunde dicz briefs versigelt mit unsern anhan- genden insigeln. Geben zu Berlyn nach Crists gepurt dreyczen- hundert jare dornach in dem drey und sibenczigisten jare an sant Egidien tag, unser des vorgenanten keiser Karls reiche in dem acht und czwenczigisten und des keisertums in dem newnczenden jare, und unsers kunigs Wenczlaws vorgenanten kunigreichs in dem eynlefften jare. Hauptstaatsarchiv Dresden, Orig. Perg. Nr. 4058; an Pergamentstreifen Karls kaiserliches Majestätssiegel mit dem gewöhnlichen rothen Rücksiegel, und Wenzels böhmisches Köuigssiegel (mit den 7 rundumgestellten Schilden) nebst dem rothen Rücksiegel (mit dem doppelköpfigen Adler und böhmischen Löwen) in Herzschild. Fertigungsvermerk rechts auf dem Bug: „de mandato domini imperatoris Nicolaus Camericensis prepositus“; Registraturvermerk auf der Rückseite: „R. Nicolaus Pragensis". 8. Braudenburg, 15. September 1373. Kaiser Karl IV. empfiehlt allen Reichsangehörigen die Förderung seines in wichtigen dienstlichen Angelegen heiten verreisenden Kammermeisters und Hauptmanns von Breslau, Thimo von Kolditz. Karolus quartus divina favente clemencia Romano rum impe- rator semper augustus et Boemie rex universis et singulis prin- cipibus ecclesiasticis et secularibus, comitibus, baronibus, nobi- libus, ministerialibus, militibus, clientibus, capitaneis, officialibus, theoloneariis, magistris civium, consulibus, iuratis civitatum, opidorum et villarum communitatibus et rectoribus eorumdem necnon omnibus et singulis, cuiuscumque preeminencie, dignitatis, condicionis seu status extiterint, suis et imperii sacri fidelibus dilectis, ad quos presentes pervenerint, graciam suam et omne bonum. Nobilem Thi- monem de Coldicz, capitaneum Wratislaviensem, camere nostre ma- gistrum, consiliarium et fidelem nostrum dilectum exhibitorem pre-
264 — dye yn sehen oder horen lesen, das wir mit wolbedachten mute und rechter wissen gelobet haben und geloben mit crafft dicz briefs in guten trewen an allis geverde dem hochgebornen Wilhelm marg- graven zu Meissen, unserm lieben oheimen und fursten, das wir ym allir und iglicher gelubde, die er von unsern wegen in brieven oder muntlichen yemandes verheissen und getan hat, genczlichen und ane seinen schaden abenemen und yn der ledigen sullen und wollen an allis geverde. Mit urkunde dicz briefs versigelt mit unsern anhan- genden insigeln. Geben zu Berlyn nach Crists gepurt dreyczen- hundert jare dornach in dem drey und sibenczigisten jare an sant Egidien tag, unser des vorgenanten keiser Karls reiche in dem acht und czwenczigisten und des keisertums in dem newnczenden jare, und unsers kunigs Wenczlaws vorgenanten kunigreichs in dem eynlefften jare. Hauptstaatsarchiv Dresden, Orig. Perg. Nr. 4058; an Pergamentstreifen Karls kaiserliches Majestätssiegel mit dem gewöhnlichen rothen Rücksiegel, und Wenzels böhmisches Köuigssiegel (mit den 7 rundumgestellten Schilden) nebst dem rothen Rücksiegel (mit dem doppelköpfigen Adler und böhmischen Löwen) in Herzschild. Fertigungsvermerk rechts auf dem Bug: „de mandato domini imperatoris Nicolaus Camericensis prepositus“; Registraturvermerk auf der Rückseite: „R. Nicolaus Pragensis". 8. Braudenburg, 15. September 1373. Kaiser Karl IV. empfiehlt allen Reichsangehörigen die Förderung seines in wichtigen dienstlichen Angelegen heiten verreisenden Kammermeisters und Hauptmanns von Breslau, Thimo von Kolditz. Karolus quartus divina favente clemencia Romano rum impe- rator semper augustus et Boemie rex universis et singulis prin- cipibus ecclesiasticis et secularibus, comitibus, baronibus, nobi- libus, ministerialibus, militibus, clientibus, capitaneis, officialibus, theoloneariis, magistris civium, consulibus, iuratis civitatum, opidorum et villarum communitatibus et rectoribus eorumdem necnon omnibus et singulis, cuiuscumque preeminencie, dignitatis, condicionis seu status extiterint, suis et imperii sacri fidelibus dilectis, ad quos presentes pervenerint, graciam suam et omne bonum. Nobilem Thi- monem de Coldicz, capitaneum Wratislaviensem, camere nostre ma- gistrum, consiliarium et fidelem nostrum dilectum exhibitorem pre-
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— 265 — sencium in arduis nostris negociis ad diversas partes transeuntem ad presens vobis et cuilibet vestrum recommendamus, attente fide- litates vestras studiosius requirentes ymo vobis seriose mandantes, quatenus ipsum ad Cesaree maiestatis honorem vobis propensius re- commissum accipere, tractare benigne, in hiis, que itineris sui commodum et celeritatem prospiciunt, promovere gratuite necnon per terras, civitates, castra, opida, villas, districtus, territoria et quelibet loca vestra absque cuiuscumque requisicione theolonei, dacii, tributi vel alterius exaccionis solucione transire libere permittentes, sibi, dum et quocies presentibus fueritis desuper requisiti, velitis et debeatis de securitate conductus, prout expedire videritis, effectua- liter providere taliter, ut ex hoc vestre fidelitatis prompta devocio in pre- sencia maiestatis Cesaree merito commendetur. Presencium sub imperialis nostre maiestatis sigillo testimonio litterarum. Datum Brandemburg anno domini millesimo trecentesimo septuagesimo tercio, indiccione undecima, XV die Septembris, regnorum nostrorum anno vicesimo octavo, imperii vero decimo nono. K. k. Hauss, Hofs nnd Staatsarchiv Wien, Orig. Pergam. (Stat. Bohem. n. 920). An Vergamentstreifen das gewöhnliche große Majestätssiegel Karls, mit dem gewöhnlichen rothen Rücksiegel (s. Heffner, Die deutschen Kaiser und Königssiegel XI, 83 und X, 84). Kanzleivermerk rechts auf dem Bug: „Ad mandatum domini imperatoris Theodoricus Damerow“; Registraturvermerk anf der Rickseite: „R. Petrus Ruthenus“.
— 265 — sencium in arduis nostris negociis ad diversas partes transeuntem ad presens vobis et cuilibet vestrum recommendamus, attente fide- litates vestras studiosius requirentes ymo vobis seriose mandantes, quatenus ipsum ad Cesaree maiestatis honorem vobis propensius re- commissum accipere, tractare benigne, in hiis, que itineris sui commodum et celeritatem prospiciunt, promovere gratuite necnon per terras, civitates, castra, opida, villas, districtus, territoria et quelibet loca vestra absque cuiuscumque requisicione theolonei, dacii, tributi vel alterius exaccionis solucione transire libere permittentes, sibi, dum et quocies presentibus fueritis desuper requisiti, velitis et debeatis de securitate conductus, prout expedire videritis, effectua- liter providere taliter, ut ex hoc vestre fidelitatis prompta devocio in pre- sencia maiestatis Cesaree merito commendetur. Presencium sub imperialis nostre maiestatis sigillo testimonio litterarum. Datum Brandemburg anno domini millesimo trecentesimo septuagesimo tercio, indiccione undecima, XV die Septembris, regnorum nostrorum anno vicesimo octavo, imperii vero decimo nono. K. k. Hauss, Hofs nnd Staatsarchiv Wien, Orig. Pergam. (Stat. Bohem. n. 920). An Vergamentstreifen das gewöhnliche große Majestätssiegel Karls, mit dem gewöhnlichen rothen Rücksiegel (s. Heffner, Die deutschen Kaiser und Königssiegel XI, 83 und X, 84). Kanzleivermerk rechts auf dem Bug: „Ad mandatum domini imperatoris Theodoricus Damerow“; Registraturvermerk anf der Rickseite: „R. Petrus Ruthenus“.
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Rittheiſungen des Vereines für Geschichte der Deutſchen in Böhmen. XXXV. Jahrgang. Redigert von Dr. &. Biermann und Dr. A. Sorčička. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1897. Iin Selbitverlage des Bereins und in Comminjion bel H. Dominieus.
Rittheiſungen des Vereines für Geschichte der Deutſchen in Böhmen. XXXV. Jahrgang. Redigert von Dr. &. Biermann und Dr. A. Sorčička. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1897. Iin Selbitverlage des Bereins und in Comminjion bel H. Dominieus.
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