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Titel - MVGDB
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- s. 103: ...in dieser Zustimmung ein Zeugniß freundschaftlicher Beziehuugen sieht, die zwischen Peter Parler und dem Hofgoldschmiede des Kaisers bestehen mochten. Sicher wohnten aber...
- s. 104: ...lassen mochte. Erwägt man, daß der auch vom Kaiser beschäftigte Peter Parler, der Hofmaler Theodorich und der Hofgoldschmied Hanusch, sowie Johannes, der...
Název:
Beiträge zur Geschichte der Klöster und der Kunstübung Böhmens im Mittelalte I, MVGDB 34
Autor:
Neuwirth, Joseph
Rok vydání:
1896
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
33
Obsah:
- 92: Titel - Beiträge
- 124: Titel - MVGDB
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92 Beiträge zur Geschichte der Klöster und der Kunstübung Böhmens im Aittelalter. Von Joseph Neuwirth. I. Zur Geschichte des Klosters Břewnow. 1) Die Nachrichten für die Geschichte des ersten böhmischen Benedictiner- klosters Břewnow, einer Stiftung des Landespatrons Adalbert, sind beson-- ders zur Beleuchtung der vor den Husitenkriegen daselbst herrschenden Zustände verhältnißmäßig ziemlich spärlich. Sie betreffen meist äußere Verhältnisse des Hauses, seine Besitzungen und verbrieften Rechte und lassen erst seit den Tagen des baulustigen Abtes Paul Bawor II., der für die würdige Erhaltung und Ausstattung der Klosterbauten gar manches 1) Das in aüswärtigen Archiven und Bibliotheken befindliche Material dieser Beiträge lernte Verf. auf Studienreisen kennen, für welche ihm die „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“ die Mittel zur Verfügung stellte.
92 Beiträge zur Geschichte der Klöster und der Kunstübung Böhmens im Aittelalter. Von Joseph Neuwirth. I. Zur Geschichte des Klosters Břewnow. 1) Die Nachrichten für die Geschichte des ersten böhmischen Benedictiner- klosters Břewnow, einer Stiftung des Landespatrons Adalbert, sind beson-- ders zur Beleuchtung der vor den Husitenkriegen daselbst herrschenden Zustände verhältnißmäßig ziemlich spärlich. Sie betreffen meist äußere Verhältnisse des Hauses, seine Besitzungen und verbrieften Rechte und lassen erst seit den Tagen des baulustigen Abtes Paul Bawor II., der für die würdige Erhaltung und Ausstattung der Klosterbauten gar manches 1) Das in aüswärtigen Archiven und Bibliotheken befindliche Material dieser Beiträge lernte Verf. auf Studienreisen kennen, für welche ihm die „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“ die Mittel zur Verfügung stellte.
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93 — that, 1) auch ab und zu einen Blick in das Kloster selbst thun, welches nach den feststellbaren Bautheilen eine ausgedehnte Anlage mit allen für eine klösterliche Niederlassung in Betracht kommenden Nebengebäuden gewesen sein muß. Die Husitenstürme haben wie von manch anderem kunstvollen böhmischen Klosterbaue auch davon nichts übrig gelassen. Die Zahl der Mönche des Klosters Břewnow war schon im 13. Jahr- hunderte eine recht stattliche. Dies läßt eine Notiz des in der Münchener Hofbibliothek befindlichen Cod. lat. 23.358 feststellen, welcher aus dem Kloster Oberaltaich stammt; die somit aus einem Benedictinerkloster selbst herrührende Angabe von einer Hand des 13. Jahrhundertes gewinnt dadurch an Werth, weil ihr Aufzeichner über die veranlassende Beziehung sehr wohl unterrichtet sein konnte. Sie lautet: Bl. 71'. Hic notatur conuentus brewnoviensis ecclesie, quia nigram fraternitatem acceperunt : Dluhomilus abbas. Pribizlaus prior.2) Dietricus. Michael. Matheus paulus Johannes. Andreas petrus Gedeon. vitalis Radozlaus Lambertus. Gregorius. Johannes Yazapule. prosine (!) Quetek Matheus (!) Woyzlaus. Milota. Laurencius. Symon. Jacobus. Clemens. Borat. Witko. Marata Walek Hayek Milgost Otto Chunrat et alii quorum domino nomina nota sunt. Der Grund für die Aufzeichnung dieser Namen der Břewnower Mönche war ihre Zugehörigkeit zu einer „nigra fraternitas“, der offen- bar auch Oberaltaich angehörte, weil uur unter dieser Voraussetzung eine gewisse Evidenzerhaltung einen Zweck haben konnte. Die Zeit ist genau bestimmbar, da der genannte Abt Dluhomil von 1220 bis gegen 1238 als Vorstand des Klosters Břewnow erwiesen3) werden kann. Denn schon 1220 erfolgte 4) eine Privilegsbestätigung „ad iustam et instantem petitionem domini Dluhomili venerabilis abbatis in Brevnov"; in 1) Neuwirth, Geschichte der christlichen Kunst in Böhmen bis zum Aussterben der Přemysliden. S. 322 und 323. 2) Letzteres darüber geschrieben. 3) Ziegelbauer, Epitome historica regii, liberi, exempti, in regno Bohe- miae antiquissimi, celeberrimi ac amplissimi monasterii Brevnoviensis vulgo s. Margarethae ordinis s. Benedicti prope Pragam. Coloniae 1740. S. 63 setzt die Regierungszeit dieses 13. Abtes für einen noch längeren Zeit- raum an, was sich jedoch mit Rücksicht auf den schon 1238 genannten Břew- nower Abt Clemens als unhaltbar erweist. — Frind, Die Kirchengeschichte Böhmens II., S. 180, Anm. 1 begrenzt in gleichem Sinne die Regierungs- dauer Dluhomils mit 1239. 4) Ziegelbauer, Epitome historica monasterii Brevnoviensis, S. 249, N. V.
93 — that, 1) auch ab und zu einen Blick in das Kloster selbst thun, welches nach den feststellbaren Bautheilen eine ausgedehnte Anlage mit allen für eine klösterliche Niederlassung in Betracht kommenden Nebengebäuden gewesen sein muß. Die Husitenstürme haben wie von manch anderem kunstvollen böhmischen Klosterbaue auch davon nichts übrig gelassen. Die Zahl der Mönche des Klosters Břewnow war schon im 13. Jahr- hunderte eine recht stattliche. Dies läßt eine Notiz des in der Münchener Hofbibliothek befindlichen Cod. lat. 23.358 feststellen, welcher aus dem Kloster Oberaltaich stammt; die somit aus einem Benedictinerkloster selbst herrührende Angabe von einer Hand des 13. Jahrhundertes gewinnt dadurch an Werth, weil ihr Aufzeichner über die veranlassende Beziehung sehr wohl unterrichtet sein konnte. Sie lautet: Bl. 71'. Hic notatur conuentus brewnoviensis ecclesie, quia nigram fraternitatem acceperunt : Dluhomilus abbas. Pribizlaus prior.2) Dietricus. Michael. Matheus paulus Johannes. Andreas petrus Gedeon. vitalis Radozlaus Lambertus. Gregorius. Johannes Yazapule. prosine (!) Quetek Matheus (!) Woyzlaus. Milota. Laurencius. Symon. Jacobus. Clemens. Borat. Witko. Marata Walek Hayek Milgost Otto Chunrat et alii quorum domino nomina nota sunt. Der Grund für die Aufzeichnung dieser Namen der Břewnower Mönche war ihre Zugehörigkeit zu einer „nigra fraternitas“, der offen- bar auch Oberaltaich angehörte, weil uur unter dieser Voraussetzung eine gewisse Evidenzerhaltung einen Zweck haben konnte. Die Zeit ist genau bestimmbar, da der genannte Abt Dluhomil von 1220 bis gegen 1238 als Vorstand des Klosters Břewnow erwiesen3) werden kann. Denn schon 1220 erfolgte 4) eine Privilegsbestätigung „ad iustam et instantem petitionem domini Dluhomili venerabilis abbatis in Brevnov"; in 1) Neuwirth, Geschichte der christlichen Kunst in Böhmen bis zum Aussterben der Přemysliden. S. 322 und 323. 2) Letzteres darüber geschrieben. 3) Ziegelbauer, Epitome historica regii, liberi, exempti, in regno Bohe- miae antiquissimi, celeberrimi ac amplissimi monasterii Brevnoviensis vulgo s. Margarethae ordinis s. Benedicti prope Pragam. Coloniae 1740. S. 63 setzt die Regierungszeit dieses 13. Abtes für einen noch längeren Zeit- raum an, was sich jedoch mit Rücksicht auf den schon 1238 genannten Břew- nower Abt Clemens als unhaltbar erweist. — Frind, Die Kirchengeschichte Böhmens II., S. 180, Anm. 1 begrenzt in gleichem Sinne die Regierungs- dauer Dluhomils mit 1239. 4) Ziegelbauer, Epitome historica monasterii Brevnoviensis, S. 249, N. V.
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— 94 einem gleichen Falle wurde 1224 in einem königlichen Privileg 1) hervor- gehoben „accedens ad nos venerabilis abbas supradicti monasterii Dluhomilus nomine praesentavit nobis privilegium suprascriptum" (des Papstes Johann XV. v. 993). 1222 fand eine „transactio inter Dluhomilum abbatem Brewnow. et Gradicensem super possessione" statt; 2) 1229 erklärte König Wenzel I. betreffs der von seinem Vater dem Kloster gemachten Schenkung des Politzer Eremitoriums: „Ego si- quidem ad instantiam venerabilis viri Domini Dluhomili Abbatis Brevnoviensis, qui Chuoni successit, donationem illustrissimi patris mei Othacari Regis tam solempnem quam salubrem approbo.“ 3) Derselbe Herrscher vollzog 1234 eine weitere Privilegsertheilung „ad iustam peticionem et instantiam venerabilis Dlugomili abbatis in Brevnow“, 4) wogegen 1238 schon ein Tausch zwischen „Clementem abbatem Brzewnowiensem et Zulizlaum Burgravium de Loket“ be willigt wurde. 5) Die oben mitgetheilten Namen repräsentiren also die Mitglieder des Břewnower Conventes zwischen 1220 bis 1238, mit welchem Jahre die Erwähnung des Abtes Clemens einen Conventsbestand unter Abt Dluhomil begrenzt. Zwei nicht unwichtige Thatsachen ergeben sich aus der namentlichen Anführung der Břewnower Mönche. Dürfen Namensformen überhaupt Grundlagen für die Feststellung der Nationa- lität der betreffenden Namensträger werden, so lassen die verhältnißmäßig zahlreichen tschechischen Namen darauf schließen, daß zur Zeit, als ein Abt und ein Prior, die offenbar der tschechischen Bevölkerung des Landes entstammten, dem Kloster Břewnow vorstanden, auch ein beträchtlicher Bruchtheil des Conventes aus Tschechen bestand. Trotzdem war aber selbst unter diesen ihrer Herkunft nach tschechischen Klostervorständen der Verkehr Břewnows mit deutschen Klöstern außerhalb Böhmens ein augen- scheinlich sehr reger; denn sonst hätte man wohl ebensowenig mit Ober- altaich Fraternitätsbeziehungen angeknüpft, welche nach dem Ausdrucke „acceperunt“ früher noch nicht bestanden haben können, als in dem genannten auswärtigen Kloster die genaue Aufzeichnung des zu dieser 1) Ziegelbauer, Epitome historica monasterii Brevnoviensis, S. 254, N. VI. 2) Historia diplomatica Brzewnoviensis primi in Bohemia monasterii ordi- nis s. Benedicti ab anno 993 usque ad annum 1726 in Dobuers Monu- menta historica Boemiae nusquam antehac edita (Prag 1785), tom. VI., S. 10, N. XVIII. 3) Ziegelbauer, Epitome historica monasterii Brevnoviensis, S. 282. N. XIV. 4) Ebendaf. S. 258, N. VIII. 5) Historia diplomatica Brzewnoviensis monasterii, S. 17, N. XXIX.
— 94 einem gleichen Falle wurde 1224 in einem königlichen Privileg 1) hervor- gehoben „accedens ad nos venerabilis abbas supradicti monasterii Dluhomilus nomine praesentavit nobis privilegium suprascriptum" (des Papstes Johann XV. v. 993). 1222 fand eine „transactio inter Dluhomilum abbatem Brewnow. et Gradicensem super possessione" statt; 2) 1229 erklärte König Wenzel I. betreffs der von seinem Vater dem Kloster gemachten Schenkung des Politzer Eremitoriums: „Ego si- quidem ad instantiam venerabilis viri Domini Dluhomili Abbatis Brevnoviensis, qui Chuoni successit, donationem illustrissimi patris mei Othacari Regis tam solempnem quam salubrem approbo.“ 3) Derselbe Herrscher vollzog 1234 eine weitere Privilegsertheilung „ad iustam peticionem et instantiam venerabilis Dlugomili abbatis in Brevnow“, 4) wogegen 1238 schon ein Tausch zwischen „Clementem abbatem Brzewnowiensem et Zulizlaum Burgravium de Loket“ be willigt wurde. 5) Die oben mitgetheilten Namen repräsentiren also die Mitglieder des Břewnower Conventes zwischen 1220 bis 1238, mit welchem Jahre die Erwähnung des Abtes Clemens einen Conventsbestand unter Abt Dluhomil begrenzt. Zwei nicht unwichtige Thatsachen ergeben sich aus der namentlichen Anführung der Břewnower Mönche. Dürfen Namensformen überhaupt Grundlagen für die Feststellung der Nationa- lität der betreffenden Namensträger werden, so lassen die verhältnißmäßig zahlreichen tschechischen Namen darauf schließen, daß zur Zeit, als ein Abt und ein Prior, die offenbar der tschechischen Bevölkerung des Landes entstammten, dem Kloster Břewnow vorstanden, auch ein beträchtlicher Bruchtheil des Conventes aus Tschechen bestand. Trotzdem war aber selbst unter diesen ihrer Herkunft nach tschechischen Klostervorständen der Verkehr Břewnows mit deutschen Klöstern außerhalb Böhmens ein augen- scheinlich sehr reger; denn sonst hätte man wohl ebensowenig mit Ober- altaich Fraternitätsbeziehungen angeknüpft, welche nach dem Ausdrucke „acceperunt“ früher noch nicht bestanden haben können, als in dem genannten auswärtigen Kloster die genaue Aufzeichnung des zu dieser 1) Ziegelbauer, Epitome historica monasterii Brevnoviensis, S. 254, N. VI. 2) Historia diplomatica Brzewnoviensis primi in Bohemia monasterii ordi- nis s. Benedicti ab anno 993 usque ad annum 1726 in Dobuers Monu- menta historica Boemiae nusquam antehac edita (Prag 1785), tom. VI., S. 10, N. XVIII. 3) Ziegelbauer, Epitome historica monasterii Brevnoviensis, S. 282. N. XIV. 4) Ebendaf. S. 258, N. VIII. 5) Historia diplomatica Brzewnoviensis monasterii, S. 17, N. XXIX.
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95 Fraternität zählenden Břewnower Conventsbestandes für nothwendig gehalten. Die Thatsache, daß in dem Nekrologium von Oberaltaich auch „Fridericus dux boemie“ begegnet und der in Břewnow gleichfalls nicht unbekannte „Guntherus eremita“ genannt ist, 1) bestätigt das Vorhanden sein von Beziehungen Oberaltaichs zu Böhmen. Dem böhmischen Kloster Břewnow schenkten aber auch außer Ober- altaich noch andere deutsche Klöster desselben Ordens eine gewisse Auf- merksamkeit, welche unstreitig auf einen regen Verkehr der Häuser unter- einander zurückgeführt werden muß. Dies bestätigt die Einzeichnung des einst dem bekannten Kloster Wessobrunn gehörigen Cod. lat. Monac. 22.008, welche nach der Angabe einer großen, ehedem im Kreuzgange des Břewnower Klosters liegenden Handschrift die 72 Sprachen aufzählt, deren Gebrauch nach der Sprachenverwirrung beim Thurmbaue zu Babel eintrat. Sie hat (Bl. 1785) folgenden Wortlaut: Nomina horum LXXII lingwagiorum reperiebantur conscripta in quodam gradu in magno libro iacenti quondam in ambitu mona- sterii Srimouiensi (!) 2) ordinis Sanctj Benedicti in regno Bohemie prope Pragam vbi sic scribebatur: hee sunt septuaginte due lingue in quas diuisit dominus populum3) vniuerse terre in edificacione turris Babel quod ante hoc erat terra unius labij et sermonum eorundem vt patet Gen. 11. statim in principio tali. Quorum omnium prima est hebrea. assiria. Caldea. Maris. persica. Elamasir. Arabica. Scitica. peresica (!). kaldia kenia. Gerfestanica. Samaria. Ethyopia. Allan. Amasonia. Zelet. Mascur. Oze. Tretiz. Lepegia. Apamachut. Epeperich. latina. Greca. wirit. Armenia. Alleuant. francia. Brittania. Aquitania. Hyspania. Scocia. Betinac. Tussia. Vulgaria (!). Vngaria. Ciporia. India. Numedia. Sclauonia. Saxonia. Artmony. Patracioni. Carteriani. Ismahelite. Partia. Seuortia. Gallacia. Wasconia. Briccia. Pamphilia. Burbachia. Chananea. Sydonia. Sadochia. Macedonia. Acti- tonia. Chercia. Epiphona. Tarsia. Paupolia. Abbassia. Samsitia. Arca- 1) Wiedemann, Necrologium des ehemaligen Klosters Oberaltaich in Nieder bayern. Archiv für österreichische Geschichte (Wien, 1861), Bd. 26, S. 320 und 344. — Der S. 346 erwähnte Abt Boleslaus von Niederaltaich war seiner Abkunft nach offenbar ein Böhme slawischer Nationalität. Die Richtigkeit dieser Bezeichnung läßt sich durch den Vergleich mit anderen S, i und m erweisen; nach der näheren Ortsangabe „prope Pragam“ und der Charakterisirung des Klosters als eines „ordinis Sanctj Benedicti“ kann an der Identität mit Břewnow nicht gezweifelt werden. 3) Durchstrichen „suum“. 2)
95 Fraternität zählenden Břewnower Conventsbestandes für nothwendig gehalten. Die Thatsache, daß in dem Nekrologium von Oberaltaich auch „Fridericus dux boemie“ begegnet und der in Břewnow gleichfalls nicht unbekannte „Guntherus eremita“ genannt ist, 1) bestätigt das Vorhanden sein von Beziehungen Oberaltaichs zu Böhmen. Dem böhmischen Kloster Břewnow schenkten aber auch außer Ober- altaich noch andere deutsche Klöster desselben Ordens eine gewisse Auf- merksamkeit, welche unstreitig auf einen regen Verkehr der Häuser unter- einander zurückgeführt werden muß. Dies bestätigt die Einzeichnung des einst dem bekannten Kloster Wessobrunn gehörigen Cod. lat. Monac. 22.008, welche nach der Angabe einer großen, ehedem im Kreuzgange des Břewnower Klosters liegenden Handschrift die 72 Sprachen aufzählt, deren Gebrauch nach der Sprachenverwirrung beim Thurmbaue zu Babel eintrat. Sie hat (Bl. 1785) folgenden Wortlaut: Nomina horum LXXII lingwagiorum reperiebantur conscripta in quodam gradu in magno libro iacenti quondam in ambitu mona- sterii Srimouiensi (!) 2) ordinis Sanctj Benedicti in regno Bohemie prope Pragam vbi sic scribebatur: hee sunt septuaginte due lingue in quas diuisit dominus populum3) vniuerse terre in edificacione turris Babel quod ante hoc erat terra unius labij et sermonum eorundem vt patet Gen. 11. statim in principio tali. Quorum omnium prima est hebrea. assiria. Caldea. Maris. persica. Elamasir. Arabica. Scitica. peresica (!). kaldia kenia. Gerfestanica. Samaria. Ethyopia. Allan. Amasonia. Zelet. Mascur. Oze. Tretiz. Lepegia. Apamachut. Epeperich. latina. Greca. wirit. Armenia. Alleuant. francia. Brittania. Aquitania. Hyspania. Scocia. Betinac. Tussia. Vulgaria (!). Vngaria. Ciporia. India. Numedia. Sclauonia. Saxonia. Artmony. Patracioni. Carteriani. Ismahelite. Partia. Seuortia. Gallacia. Wasconia. Briccia. Pamphilia. Burbachia. Chananea. Sydonia. Sadochia. Macedonia. Acti- tonia. Chercia. Epiphona. Tarsia. Paupolia. Abbassia. Samsitia. Arca- 1) Wiedemann, Necrologium des ehemaligen Klosters Oberaltaich in Nieder bayern. Archiv für österreichische Geschichte (Wien, 1861), Bd. 26, S. 320 und 344. — Der S. 346 erwähnte Abt Boleslaus von Niederaltaich war seiner Abkunft nach offenbar ein Böhme slawischer Nationalität. Die Richtigkeit dieser Bezeichnung läßt sich durch den Vergleich mit anderen S, i und m erweisen; nach der näheren Ortsangabe „prope Pragam“ und der Charakterisirung des Klosters als eines „ordinis Sanctj Benedicti“ kann an der Identität mit Břewnow nicht gezweifelt werden. 3) Durchstrichen „suum“. 2)
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96 — nutricia. Partania. Mesopotania. Taranea. Disponia. Patrenauica. Waspurgania. Nesopia. hec ibi. Gleichfalls aus dem 13. Jahrhunderte stammend, läßt diese Angabe eine genaue Kenntniß an Ort und Stelle, in Brewnow selbst, voraus- setzen, da nicht nur auf das Größenverhältniß und den Aufbewahrungs ort der Handschrift, sondern auch auf die nähere Bestimmung der Kloster- lage eingegangen ist. Mit der Bezeichnung „in ambitu“ ist offenbar der sogenannte Lesegang gemeint, in welchem das Aufliegen einer HHandschrift gar nichts Auffälliges an sich hat. Durch sie ist auch der Bestand einer älteren Kreuzgangsanlage sichergestellt im Vergleiche zu jener, deren Bau Abt Paul Bawor II. 1296 in Angriff nahm. Ein auswärtiger Bene- dictiner, den man wohl unter den Angehörigen des Klosters Wessobrunn suchen darf, hat augenscheinlich im Břewnower Kreuzgange selbst die ihn interessirende Notiz abgeschrieben. Auch dadurch fällt ein Lichtstrahl auf den Verkehr des Klosters Břewnow mit deutschen Klöstern während des 13. Jahrhundertes. II. Der Baubeginn der Stiftskirche in Sazawa. Genauere Quellenangaben für die Bestimmung der Bauzeit der Kirche des böhmischen Benedictinerklosters Sazawa haben bisher voll- ständig gefehlt. Man konnte zu derselben uur die künstlerischen Eigen- thümlichkeiten des Werkes selbst heranziehen, die besonders für eine Bau- führung während der Regierung König Johanns sprachen 1) und daraus hinweisen, 2) daß die Schuldenlast des Klosters zur Zeit des Erzbischofes Ernest von Pardubitz vielleicht eine Folge des Baues war, der wohl kaum in einer Zeit materieller Bedrängniß geführt wurde, aber leicht zu einer solchen führen konnte. Daß dieser Vorgang immerhin dem That- bestande sehr nahe kam und der zuletzt berührte Hinweis wirklich das Richtige zu treffen scheint, bestätigt eine Angabe, welche sich unter den im Cod. lat. Monac. 26.666 begegnenden Nachrichten über verschiedene Herrscher, Landespatrone und Vorgänge Böhmens (Bl. 133 und 134) befindet. In diesen annalistisch angeordneten Aufzeichnungen heißt es auf Bl. 134: 1) Grueber, Die Kunst des Mittelalters in Böhmen I. S. 31 u. f. uud III. S. 19—20. 2) Neuwirth, Geschichte der bildenden Kunst in Böhmen vom Tode Wenzels III. bis zu den Husitenkriegen. I. S. 441.
96 — nutricia. Partania. Mesopotania. Taranea. Disponia. Patrenauica. Waspurgania. Nesopia. hec ibi. Gleichfalls aus dem 13. Jahrhunderte stammend, läßt diese Angabe eine genaue Kenntniß an Ort und Stelle, in Brewnow selbst, voraus- setzen, da nicht nur auf das Größenverhältniß und den Aufbewahrungs ort der Handschrift, sondern auch auf die nähere Bestimmung der Kloster- lage eingegangen ist. Mit der Bezeichnung „in ambitu“ ist offenbar der sogenannte Lesegang gemeint, in welchem das Aufliegen einer HHandschrift gar nichts Auffälliges an sich hat. Durch sie ist auch der Bestand einer älteren Kreuzgangsanlage sichergestellt im Vergleiche zu jener, deren Bau Abt Paul Bawor II. 1296 in Angriff nahm. Ein auswärtiger Bene- dictiner, den man wohl unter den Angehörigen des Klosters Wessobrunn suchen darf, hat augenscheinlich im Břewnower Kreuzgange selbst die ihn interessirende Notiz abgeschrieben. Auch dadurch fällt ein Lichtstrahl auf den Verkehr des Klosters Břewnow mit deutschen Klöstern während des 13. Jahrhundertes. II. Der Baubeginn der Stiftskirche in Sazawa. Genauere Quellenangaben für die Bestimmung der Bauzeit der Kirche des böhmischen Benedictinerklosters Sazawa haben bisher voll- ständig gefehlt. Man konnte zu derselben uur die künstlerischen Eigen- thümlichkeiten des Werkes selbst heranziehen, die besonders für eine Bau- führung während der Regierung König Johanns sprachen 1) und daraus hinweisen, 2) daß die Schuldenlast des Klosters zur Zeit des Erzbischofes Ernest von Pardubitz vielleicht eine Folge des Baues war, der wohl kaum in einer Zeit materieller Bedrängniß geführt wurde, aber leicht zu einer solchen führen konnte. Daß dieser Vorgang immerhin dem That- bestande sehr nahe kam und der zuletzt berührte Hinweis wirklich das Richtige zu treffen scheint, bestätigt eine Angabe, welche sich unter den im Cod. lat. Monac. 26.666 begegnenden Nachrichten über verschiedene Herrscher, Landespatrone und Vorgänge Böhmens (Bl. 133 und 134) befindet. In diesen annalistisch angeordneten Aufzeichnungen heißt es auf Bl. 134: 1) Grueber, Die Kunst des Mittelalters in Böhmen I. S. 31 u. f. uud III. S. 19—20. 2) Neuwirth, Geschichte der bildenden Kunst in Böhmen vom Tode Wenzels III. bis zu den Husitenkriegen. I. S. 441.
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97 — „Anno domini M'CCCX° Mathias abbas chorum incepit sancti Procopij et primum lapidem posuit.“ Steht diese Angabe mitten unter anderen nur für Böhmen beson- deres Interesse besitzenden Aufzeichnungen, dann muß sie zweifellos zunächst auf einen Klosterbau Böhmens bezogen werden, über welchen angesichts des Umstandes, daß auf Bl. 133' auch zum Jahre 1204 des „corpus sancti Procopii“ gedacht ist, kein Zweifel bestehen kann. Denn bei der Wichtigkeit des Leibes dieses Heiligen für das von ihm gestiftete Kloster Sazawa darf zunächst nur an letzteres gedacht werden, zudem dessen Kirche auch landläufig seit Jahrhunderten als Prokopskirche bezeichnet wird und gerade während der auf Abt Matthias entfallenden Zeit Sa- zawas mehrmals als des „monasterii sancti Procopii“ gedacht ist. 1) Die Geschichte des Benedictinerklosters Sazawa bestätigt die Ver- wendbarkeit der oben mitgetheilten Notiz für die Zeitbestimmung des Kirchenbaues, obzwar aus derselben nichts anderes als der Name des Abtes zur Verfügung steht. Deun als zwölfter Abt von Sazawa, der 1299 die Leitung des Klosters übernahm und vor 1332 gestorben sein dürfte, ist jener Abt Matthias genaunt, der 1314 auch eine Verbrüdernng zwischen seinem Kloster und Wilemow abschloß.2) Die Uebereinstimmung des Namens spricht gewiß dafür, daß dieser Abt Matthias von Sazawa, dessen Lebenszeit und Wirksankeit gerade in den von obiger Notiz getrof- fenen Zeitraum fällt, 1310 den Chorban der Prokopskirche beginnen und den Grundstein dazu legen ließ, womit ein für Böhmens Kunstgeschichte nicht unwichtiges Datum quellenmäßig gesichert erscheint. Nächst der Frage der Zulässigkeit, die Baunachricht von 1310 auf den Klosterban in Sazawa zu beziehen, bleibt im Jnteresse des absoluten Werthes noch die Verläßlichkeit der Augabe zu erörtern, welche eine festere Grundlage sichert. Wenn z. B. der Beginn des Königsaaler Klosterbaues unter Wenzel II., der Tod Karls IV., die Prager Juden- verfolgung von 1389, die Ereiguisse von 1356 sowie der Baubeginn der Prager Moldaubrücke 3) richtig eingesetzt sind, so darf gewiß die Richtig- 1) Emler, Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae III. S. 273, Nr. 650; S. 492, Nr. 1265 und S. 520—521, Nr. 1334. 2) Bienenberg, Biographie des heil. Abtes Prokop nebst der Geschichte seines Klosters zu Sazawa. Prag 1796. S. 31 und 32. — Abt Matthias ist auch am 29. Jänner 1321 erwähnt; vgl. Emler, Regesta Bohemiae III. S. 273, Nr. 650. 3) Cod. lat. Monac. Bl. 134 bietet allerdings: „Anno domini M'CCCVII (!) fundatus est pons Pragensis. Da aber unmittelbar zuvor das auf 1356
97 — „Anno domini M'CCCX° Mathias abbas chorum incepit sancti Procopij et primum lapidem posuit.“ Steht diese Angabe mitten unter anderen nur für Böhmen beson- deres Interesse besitzenden Aufzeichnungen, dann muß sie zweifellos zunächst auf einen Klosterbau Böhmens bezogen werden, über welchen angesichts des Umstandes, daß auf Bl. 133' auch zum Jahre 1204 des „corpus sancti Procopii“ gedacht ist, kein Zweifel bestehen kann. Denn bei der Wichtigkeit des Leibes dieses Heiligen für das von ihm gestiftete Kloster Sazawa darf zunächst nur an letzteres gedacht werden, zudem dessen Kirche auch landläufig seit Jahrhunderten als Prokopskirche bezeichnet wird und gerade während der auf Abt Matthias entfallenden Zeit Sa- zawas mehrmals als des „monasterii sancti Procopii“ gedacht ist. 1) Die Geschichte des Benedictinerklosters Sazawa bestätigt die Ver- wendbarkeit der oben mitgetheilten Notiz für die Zeitbestimmung des Kirchenbaues, obzwar aus derselben nichts anderes als der Name des Abtes zur Verfügung steht. Deun als zwölfter Abt von Sazawa, der 1299 die Leitung des Klosters übernahm und vor 1332 gestorben sein dürfte, ist jener Abt Matthias genaunt, der 1314 auch eine Verbrüdernng zwischen seinem Kloster und Wilemow abschloß.2) Die Uebereinstimmung des Namens spricht gewiß dafür, daß dieser Abt Matthias von Sazawa, dessen Lebenszeit und Wirksankeit gerade in den von obiger Notiz getrof- fenen Zeitraum fällt, 1310 den Chorban der Prokopskirche beginnen und den Grundstein dazu legen ließ, womit ein für Böhmens Kunstgeschichte nicht unwichtiges Datum quellenmäßig gesichert erscheint. Nächst der Frage der Zulässigkeit, die Baunachricht von 1310 auf den Klosterban in Sazawa zu beziehen, bleibt im Jnteresse des absoluten Werthes noch die Verläßlichkeit der Augabe zu erörtern, welche eine festere Grundlage sichert. Wenn z. B. der Beginn des Königsaaler Klosterbaues unter Wenzel II., der Tod Karls IV., die Prager Juden- verfolgung von 1389, die Ereiguisse von 1356 sowie der Baubeginn der Prager Moldaubrücke 3) richtig eingesetzt sind, so darf gewiß die Richtig- 1) Emler, Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae III. S. 273, Nr. 650; S. 492, Nr. 1265 und S. 520—521, Nr. 1334. 2) Bienenberg, Biographie des heil. Abtes Prokop nebst der Geschichte seines Klosters zu Sazawa. Prag 1796. S. 31 und 32. — Abt Matthias ist auch am 29. Jänner 1321 erwähnt; vgl. Emler, Regesta Bohemiae III. S. 273, Nr. 650. 3) Cod. lat. Monac. Bl. 134 bietet allerdings: „Anno domini M'CCCVII (!) fundatus est pons Pragensis. Da aber unmittelbar zuvor das auf 1356
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98 keit dieser anderweitig mehrfach aufs zuverlässigste gesicherten Angaben eine wichtige Stütze für die volle Glaubwürdigkeit der aus obiger Notiz feststellbaren Thatsache werden. Daher erscheint auch vom Standpunkte der Verläßlichkeit der Quelle nichts gegen die Annahme eingewendet werden zu können, daß der Grundstein zu dem uuter Abt Matthias begonnenen Chorbaue der Stiftskirche in Sazawa 1310 gelegt wurde, womit die Durchführung des Sazawaer Kirchenbaues in die auf anderem Wege dafür eruirte Regierungszeit König Johanns fällt. III. Hofkünstler der Luxemburger. A. Ulrich Glanast von Sulzbach, Bogner Karls IV. Unter den Herrschern aus dem Hause der Luxemburger tritt zum ersten Male in den Kunstverhältnissen Böhmens die Bestellung bestimmter, offenbar von ihren Genossen durch besondere Geschicklichkeit sich auszeich nender Künstler für die Ausführung der im Anftrage des Herrschers unternommenen Arbeiten entschiedener in den Vordergrund. Architekten, Maler, Buchmaler, Goldschmiede und Steinschleifer arbeiteten für den Hof, 1) der augenscheinlich die künstlerisch hervorragendsten Kräfte gewann und beschäftigte. Als ein bisher unbeachtet gebliebener Hoffünstler Karls IV. stellt sich der Bogner Ulrich Glanast von Sulzbach dar, dessen Stammbaum im Cod. 468 (Helmst. 433) der berühmten Bibliothek zu Wolfenbüttel erhalten ist; er befindet sich auf Bl. 172' und 173, identisch mit S. 344 und 345 einer alten Seitenzählung. Bl. 173 bietet die Angaben über die Nachkommenschaft der zweiten Tochter Ulrich Glanasts, Namens Mar- gareta, bis zu seinen Urenkeln, Bl. 172' jene über die drei anderen Kinder und die von dem zweiten Sohne Konrad abstammenden Enkel. So kurz diese Bemerkungen sind, begegnen darin doch manche für Böhmen nicht uninteressante Thatsachen, welche Beziehungen der Familie zu Böhmen feststellen lassen. Der erste Sohn Ulrich, dem Berufe des Vaters folgend und in Bamberg seßhaft, heiratete eine Böhmin, der Enkel Hans Glanast, ein Sohn des zweiten Sohnes Konrad, fiel im Kampfe mit den Böhmen offenbar während der Husitenkriege. Spricht die Verheiratung des ersten Fallende angegeben ist, so kann hier nur ein Schreibfehler vorliegen, der auf dem Auslassen eines 1 beruht, indes den Schreiber zweifellos die richtige Thatsache vorschwebte. 1) Neuwirth, Geschichte der bild. Kunst in Böhmen. I. S. 194 bis 196.
98 keit dieser anderweitig mehrfach aufs zuverlässigste gesicherten Angaben eine wichtige Stütze für die volle Glaubwürdigkeit der aus obiger Notiz feststellbaren Thatsache werden. Daher erscheint auch vom Standpunkte der Verläßlichkeit der Quelle nichts gegen die Annahme eingewendet werden zu können, daß der Grundstein zu dem uuter Abt Matthias begonnenen Chorbaue der Stiftskirche in Sazawa 1310 gelegt wurde, womit die Durchführung des Sazawaer Kirchenbaues in die auf anderem Wege dafür eruirte Regierungszeit König Johanns fällt. III. Hofkünstler der Luxemburger. A. Ulrich Glanast von Sulzbach, Bogner Karls IV. Unter den Herrschern aus dem Hause der Luxemburger tritt zum ersten Male in den Kunstverhältnissen Böhmens die Bestellung bestimmter, offenbar von ihren Genossen durch besondere Geschicklichkeit sich auszeich nender Künstler für die Ausführung der im Anftrage des Herrschers unternommenen Arbeiten entschiedener in den Vordergrund. Architekten, Maler, Buchmaler, Goldschmiede und Steinschleifer arbeiteten für den Hof, 1) der augenscheinlich die künstlerisch hervorragendsten Kräfte gewann und beschäftigte. Als ein bisher unbeachtet gebliebener Hoffünstler Karls IV. stellt sich der Bogner Ulrich Glanast von Sulzbach dar, dessen Stammbaum im Cod. 468 (Helmst. 433) der berühmten Bibliothek zu Wolfenbüttel erhalten ist; er befindet sich auf Bl. 172' und 173, identisch mit S. 344 und 345 einer alten Seitenzählung. Bl. 173 bietet die Angaben über die Nachkommenschaft der zweiten Tochter Ulrich Glanasts, Namens Mar- gareta, bis zu seinen Urenkeln, Bl. 172' jene über die drei anderen Kinder und die von dem zweiten Sohne Konrad abstammenden Enkel. So kurz diese Bemerkungen sind, begegnen darin doch manche für Böhmen nicht uninteressante Thatsachen, welche Beziehungen der Familie zu Böhmen feststellen lassen. Der erste Sohn Ulrich, dem Berufe des Vaters folgend und in Bamberg seßhaft, heiratete eine Böhmin, der Enkel Hans Glanast, ein Sohn des zweiten Sohnes Konrad, fiel im Kampfe mit den Böhmen offenbar während der Husitenkriege. Spricht die Verheiratung des ersten Fallende angegeben ist, so kann hier nur ein Schreibfehler vorliegen, der auf dem Auslassen eines 1 beruht, indes den Schreiber zweifellos die richtige Thatsache vorschwebte. 1) Neuwirth, Geschichte der bild. Kunst in Böhmen. I. S. 194 bis 196.
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99 — Sohnes mit einer Böhmin mindestens für ein in der Zeitdauer unbe- stimmtes Verweilen desselben in Böhmen, von wo aus auch der zweite Sohn leichter Beziehungen zu österreichischen Adeligen anknüpfen konnte so bleibt es doch zweifelhaft, ob Ulrich Glanast selbst in Böhmen ansässig war und nicht in Sulzbach selbst die Aufträge Karls IV. ausführte. In ersterem Falle müßte wohl an ein Verweilen in der Residenzstadt des Kaisers gedacht werden; allein weder unter Karl IV. noch unter Wenzel IV. begegnet in der Zahl der quellenmäßig feststellbaren Prager Hausbesitzer ein Bogner des Kaisers Ulrich Glanast von Sulzbach, ja nicht einmal ein Bogner Ulrich.1) Der unter den genannten Herrschern in Prag mehrmals nachzuweisende Ulrich von Sulzbach2) war als Dechant des Collegiat- capitels zu Aller Heiligen auf der Prager Burg natürlich mit dem Bogner des Kaisers nicht identisch, könnte aber immerhin Beziehungen zwischen dem Sulzbacher Bogner Ulrich Glanast, der ihm bekannt sein mochte, und dem Kaiser vermittelt haben. Der Umstand, daß die erste Tochter in Sulzbach selbst, die zweite in Amberg sich verheiratete, spricht für die Seßhaftigkeit des Bogners Ulrich Glanast in Sulzbach, da wohl die Nähe des Elternhauses für den Versorgungsort der Töchter zunächst in Betracht zu kommen hat und letz- terer unter gewöhnlichen Verhältnisseu einen Rückschluß auf die Lage des ersteren gestattet. Andererseits deutet die Heirat des ersten Sohnes mit einer Böhmin darauf, daß die Beziehungen des Vaters zum Kaiser- hofe sehr leicht zu einem derartigen Ehebündnisse des Sohnes führen mochten. Von den übrigen Angaben kann jene über den ersten Mann der Margareta Glanast und ihren Sohn aus erster Ehe kunstgeschichtlichen Werth haben; ersterer ist als „Maister Hans Stainmecz zu amberg“ letzterer als „Connradt Stainmecz“ bezeichnet. Liegt in der Bezeichnung „Stainmecz“ nicht bereits ein Familienname, was vielleicht im Hinblicke auf „Glanast“, „Lobenhoffer“, „Pottenstetter“ desselben Stammbaumes angenommen werden möchte, so sind dadurch Beziehungen der Familie des kaiserlichen Bogners Ulrich Glanast zu Künstlern des ausgehenden Mittelalters verbürgt. Daß der Sohn dem Berufe des Vaters folgte, welchen man nach seiner Stellung als „Maister“ unstreitig für einen irgend einer Kunstübung Beflissenen und nach dem Zusatze „Stainmecz“ für 1) Tomek, Základy starého místopisu Pražského. Registerband unter Ulricus. 2) Ebendas. III. S. 124, 147, 172 und 174 genannt in den Jahren 1377, 1381, 1376 und 1380.
99 — Sohnes mit einer Böhmin mindestens für ein in der Zeitdauer unbe- stimmtes Verweilen desselben in Böhmen, von wo aus auch der zweite Sohn leichter Beziehungen zu österreichischen Adeligen anknüpfen konnte so bleibt es doch zweifelhaft, ob Ulrich Glanast selbst in Böhmen ansässig war und nicht in Sulzbach selbst die Aufträge Karls IV. ausführte. In ersterem Falle müßte wohl an ein Verweilen in der Residenzstadt des Kaisers gedacht werden; allein weder unter Karl IV. noch unter Wenzel IV. begegnet in der Zahl der quellenmäßig feststellbaren Prager Hausbesitzer ein Bogner des Kaisers Ulrich Glanast von Sulzbach, ja nicht einmal ein Bogner Ulrich.1) Der unter den genannten Herrschern in Prag mehrmals nachzuweisende Ulrich von Sulzbach2) war als Dechant des Collegiat- capitels zu Aller Heiligen auf der Prager Burg natürlich mit dem Bogner des Kaisers nicht identisch, könnte aber immerhin Beziehungen zwischen dem Sulzbacher Bogner Ulrich Glanast, der ihm bekannt sein mochte, und dem Kaiser vermittelt haben. Der Umstand, daß die erste Tochter in Sulzbach selbst, die zweite in Amberg sich verheiratete, spricht für die Seßhaftigkeit des Bogners Ulrich Glanast in Sulzbach, da wohl die Nähe des Elternhauses für den Versorgungsort der Töchter zunächst in Betracht zu kommen hat und letz- terer unter gewöhnlichen Verhältnisseu einen Rückschluß auf die Lage des ersteren gestattet. Andererseits deutet die Heirat des ersten Sohnes mit einer Böhmin darauf, daß die Beziehungen des Vaters zum Kaiser- hofe sehr leicht zu einem derartigen Ehebündnisse des Sohnes führen mochten. Von den übrigen Angaben kann jene über den ersten Mann der Margareta Glanast und ihren Sohn aus erster Ehe kunstgeschichtlichen Werth haben; ersterer ist als „Maister Hans Stainmecz zu amberg“ letzterer als „Connradt Stainmecz“ bezeichnet. Liegt in der Bezeichnung „Stainmecz“ nicht bereits ein Familienname, was vielleicht im Hinblicke auf „Glanast“, „Lobenhoffer“, „Pottenstetter“ desselben Stammbaumes angenommen werden möchte, so sind dadurch Beziehungen der Familie des kaiserlichen Bogners Ulrich Glanast zu Künstlern des ausgehenden Mittelalters verbürgt. Daß der Sohn dem Berufe des Vaters folgte, welchen man nach seiner Stellung als „Maister“ unstreitig für einen irgend einer Kunstübung Beflissenen und nach dem Zusatze „Stainmecz“ für 1) Tomek, Základy starého místopisu Pražského. Registerband unter Ulricus. 2) Ebendas. III. S. 124, 147, 172 und 174 genannt in den Jahren 1377, 1381, 1376 und 1380.
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100 — einen Architekten und Bildhauer halten darf, hat nichts Auffallendes und findet in dem Stammbaume der Parler, der Ensinger, Roritzer oder Böblinger bestätigende Analogien. Abgesehen von den erörterten Thatsachen besteht die Bedeutung des Stammbaumes des kaiserlichen Bogners Ulrich Glanast von Sulzbach gewiß auch darin, daß sich in mittelalterlichen Quellen wohl kaum viel Eintragungen finden, welche sich unmittelbar als ein in deutscher Sprache niedergeschriebener Stammbaum einer bürgerlichen Familie geben. Offen- bar von einem Familienmitgliede oder von einem mit den Familien- verhältnissen besonders Vertrauten aufgezeichnet, läßt dieser Stammbaum erkennen, daß man sich auf die Stellung des Ahnherrn etwas zugute that, deren Gedenken auch in späteren Generationen nicht erloschen war. Außerdem vermehrt die Erweisbarkeit eines im Dienste Karls IV. stehen- den deutschen Bogners, der auch wiederholt am kaiserlichen Hoflager geweilt haben muß und dadurch, selbst wenn er sonst in Sulzbach lebte, nach Prag zu kommen, sowie mit seinen Arbeiten vorbildlich und muster giltig zu wirken, Gelegenheit fand, die Fäden der Verknüpfbarkeit des künstlerischen und kunstgewerblichen Schaffens in Böhmen mit den für deutsche Meister maßgebenden und durch sie gepflegten Kunstanschauungen und die Zahl der im Dienste der Luxemburger schaffenden deutschen Hofkünstler. Im Anschlusse an diese Erörterungen sei auf Seite 101 und 102 der Wortlaut des Stammbaumtextes im Wolfenbütteler Cod. 468 mit- getheilt. B. Hanusch von Kolin, Hofgoldschmied Karls IV. Der im Prager Stadtarchive erhaltene „Liber contractuum seu venditionum civitatis Hradczanensis Nr. I“, welcher so viele wichtige Nachrichten über den zweiten Prager Dombaumeister Peter Parler von Gmünd und jene über die Seßhaftigkeit des Hofmalers Theodorich ans dem Hradschin enthält, bringt auch Kunde von dem Goldschmiede Hanusch von Kolin, der 1373 ausdrücklich als „aurifaber domini imperatoris" bezeichnet wird und somit als Hofgoldschmied Karls IV. zu. betrachten ist. Merkwürdigerweise verzichtet der Quellennachweis, welchen Tomek in seinen Základy über den Hauskauf des Genannten auf dem Hradschin für das Jahr 1373 beibringt, 1) auf die Wiedergabe des gewiß nicht belanglosen Zusatzes „de Kolyn“, der sich sogar zweimal findet. 1) Tomek, Základy starého místopisu Pražského. III. S. 139.
100 — einen Architekten und Bildhauer halten darf, hat nichts Auffallendes und findet in dem Stammbaume der Parler, der Ensinger, Roritzer oder Böblinger bestätigende Analogien. Abgesehen von den erörterten Thatsachen besteht die Bedeutung des Stammbaumes des kaiserlichen Bogners Ulrich Glanast von Sulzbach gewiß auch darin, daß sich in mittelalterlichen Quellen wohl kaum viel Eintragungen finden, welche sich unmittelbar als ein in deutscher Sprache niedergeschriebener Stammbaum einer bürgerlichen Familie geben. Offen- bar von einem Familienmitgliede oder von einem mit den Familien- verhältnissen besonders Vertrauten aufgezeichnet, läßt dieser Stammbaum erkennen, daß man sich auf die Stellung des Ahnherrn etwas zugute that, deren Gedenken auch in späteren Generationen nicht erloschen war. Außerdem vermehrt die Erweisbarkeit eines im Dienste Karls IV. stehen- den deutschen Bogners, der auch wiederholt am kaiserlichen Hoflager geweilt haben muß und dadurch, selbst wenn er sonst in Sulzbach lebte, nach Prag zu kommen, sowie mit seinen Arbeiten vorbildlich und muster giltig zu wirken, Gelegenheit fand, die Fäden der Verknüpfbarkeit des künstlerischen und kunstgewerblichen Schaffens in Böhmen mit den für deutsche Meister maßgebenden und durch sie gepflegten Kunstanschauungen und die Zahl der im Dienste der Luxemburger schaffenden deutschen Hofkünstler. Im Anschlusse an diese Erörterungen sei auf Seite 101 und 102 der Wortlaut des Stammbaumtextes im Wolfenbütteler Cod. 468 mit- getheilt. B. Hanusch von Kolin, Hofgoldschmied Karls IV. Der im Prager Stadtarchive erhaltene „Liber contractuum seu venditionum civitatis Hradczanensis Nr. I“, welcher so viele wichtige Nachrichten über den zweiten Prager Dombaumeister Peter Parler von Gmünd und jene über die Seßhaftigkeit des Hofmalers Theodorich ans dem Hradschin enthält, bringt auch Kunde von dem Goldschmiede Hanusch von Kolin, der 1373 ausdrücklich als „aurifaber domini imperatoris" bezeichnet wird und somit als Hofgoldschmied Karls IV. zu. betrachten ist. Merkwürdigerweise verzichtet der Quellennachweis, welchen Tomek in seinen Základy über den Hauskauf des Genannten auf dem Hradschin für das Jahr 1373 beibringt, 1) auf die Wiedergabe des gewiß nicht belanglosen Zusatzes „de Kolyn“, der sich sogar zweimal findet. 1) Tomek, Základy starého místopisu Pražského. III. S. 139.
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102 — — A ——cunaus. Maritus” ZA ^as S90 — is o = D anc nme <- Mares Primus Margaretha dye ander tochter hat -© TN gehabt zwen man der erst genant Der Erst man Hanns Maister Hans Stainmecz zu amberg Stainmecz hat gehabt hat gehabt pej Im ainen Sun auch ge- bej Margerethen ainen nant Connrad Stainmecz vnd der Sun genant Connradt Ander man hat gehaisen Vlrich pottner(!) Stainmecz. dorpej hat gehabt sy gehabt(!) vir erben Connradt stainmetz der hat gelassen zwen erben ainen Sun vnd ain tochter. „Sec = un, nm Der ander man Vlrich pottenstetter (!) purger zw Amberg der hat pey de(r) Margarethen gehabt vir (erben) ainer genant Erhart vnd (zwo) tochter dye alle ab sind gangen; (der) ander genandt Vlrich der ein weltlicher priester ist w(orden?) Nw pfarrer zu Rainspaw Rengenspurger Bistum. / A S Ulrich Priesterer (!) Pfarer zu Rainspaw Rengenspurger Bistumbs. Z VP a Z Š Der Sun.haist Martein vnd ist ain Dye tachter haisset Margaretha ein Munich gebessen zu Pawngartenperg Burgerin zu Niwnberg. zwelff Jar oder mer. 1) Nämlich be8 liívid) Gianaft. D. 2) Jit natinlid) anf die Todter des ,Conuradt jtainınek“ zu bezichen.
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103 — Der Hofgoldschmied Hanusch von Kolin kaufte nämlich 1373 von Hanusch, dem Sohne des Dachdeckers Henzlin, um 54 Schock Prager Groschen ein Haus, 1) welches auf dem Hradschin zwischen dem Hause des als Dombaudirector hochverdienten Saazer Archidiakons Benesch von Weitmühl und dem Hause der Mansionare lag, in welchem 1372 der Dombaumeister Peter Parler wohnte. 2) Letzterem hatte am 10. März 1372 3) der genannte Hanusch, Sohn des verstorbenen Dachdeckers Henz- lin, das erwähnte Haus auf zwei Jahre zur Benützung abgetreten. Nach einem am 25. Mai 1372 getroffenen Uebereinkommen konnte der Besitzer nur „secundum voluntatem magistri Petri lapicide et operis ecclesie sancti Wenczeslay“ zum Verkaufe des Hauses schreiten, 4) was folgern läßt, daß der Dombaumeister, da zur Zeit des Verkaufes — im Novem- ber 1373 — die zwei ausbedungenen Jahre noch nicht abgelaufen waren, seine Zustimmung zum Verkaufsvollzuge nicht vorenthielt. Vielleicht geht man nicht zu weit, wenn man in dieser Zustimmung ein Zeugniß freundschaftlicher Beziehuugen sieht, die zwischen Peter Parler und dem Hofgoldschmiede des Kaisers bestehen mochten. Sicher wohnten aber die beiden Künstler seit dem Ende des Jahres 1373 unmittelbar nebeneinander, was gewiß die Unterhaltung eines mehr als alltägliche Fragen berührenden Verkehres annehmen läßt. Auf das Bild des Künstler- verkehres der karolinischen Zeit wirft diese Thatsache ein ungemein charak teristisches, durchaus nicht unerfreuliches Licht; denn daß bei der Abhängig- keit gar mancher Goldschmiedearbeiten von den Architekturformen gerade der Hofgoldschmied von dem Dombaumeister manch brauchbare Anregung gewinnen kounte, ist nicht zu bestreiten. Der Hofgoldschmied Hanusch von Kolin war augenscheinlich ein nicht unbemittelter Manu, da er die Kaufsumme bis auf 31/2 Schock sofort erlegte und die Zahlung letzterer bis zum nächsten Lichtmeßtermine nicht nur in Aussicht stellte, sondern auch leistete. Mit der Befriedigung der verschiedenen Gläubiger des Verkäufers, welche man aus der Speciali¬ sirung der erfolgten Zahlungen kennen lernt, ging Hand in Hand die Zuschreibung des Besitzes an Meister Hanusch, seine Gattin, Erben und Verwandten; er war demnach beim Verkaufsvollzuge unstreitig schon ver- heiratet und hatte offenbar auch schon Kinder. 1) Tomek, Základy, III. S. 139, indificirt mit Nr. 63 auf dem Hradschiner Platze. 2) Neuwirth, Peter Parler von Gmünd, Dombaumeister in Brag, und seine Familie. S. 120, urk. Nachw. Nr. 11. 3) Ebendas. S. 119, urk. Nachw. Nr. 9. 4) Ebendas. S. 119—120, urkundl. Nachw. Nr. 10.
103 — Der Hofgoldschmied Hanusch von Kolin kaufte nämlich 1373 von Hanusch, dem Sohne des Dachdeckers Henzlin, um 54 Schock Prager Groschen ein Haus, 1) welches auf dem Hradschin zwischen dem Hause des als Dombaudirector hochverdienten Saazer Archidiakons Benesch von Weitmühl und dem Hause der Mansionare lag, in welchem 1372 der Dombaumeister Peter Parler wohnte. 2) Letzterem hatte am 10. März 1372 3) der genannte Hanusch, Sohn des verstorbenen Dachdeckers Henz- lin, das erwähnte Haus auf zwei Jahre zur Benützung abgetreten. Nach einem am 25. Mai 1372 getroffenen Uebereinkommen konnte der Besitzer nur „secundum voluntatem magistri Petri lapicide et operis ecclesie sancti Wenczeslay“ zum Verkaufe des Hauses schreiten, 4) was folgern läßt, daß der Dombaumeister, da zur Zeit des Verkaufes — im Novem- ber 1373 — die zwei ausbedungenen Jahre noch nicht abgelaufen waren, seine Zustimmung zum Verkaufsvollzuge nicht vorenthielt. Vielleicht geht man nicht zu weit, wenn man in dieser Zustimmung ein Zeugniß freundschaftlicher Beziehuugen sieht, die zwischen Peter Parler und dem Hofgoldschmiede des Kaisers bestehen mochten. Sicher wohnten aber die beiden Künstler seit dem Ende des Jahres 1373 unmittelbar nebeneinander, was gewiß die Unterhaltung eines mehr als alltägliche Fragen berührenden Verkehres annehmen läßt. Auf das Bild des Künstler- verkehres der karolinischen Zeit wirft diese Thatsache ein ungemein charak teristisches, durchaus nicht unerfreuliches Licht; denn daß bei der Abhängig- keit gar mancher Goldschmiedearbeiten von den Architekturformen gerade der Hofgoldschmied von dem Dombaumeister manch brauchbare Anregung gewinnen kounte, ist nicht zu bestreiten. Der Hofgoldschmied Hanusch von Kolin war augenscheinlich ein nicht unbemittelter Manu, da er die Kaufsumme bis auf 31/2 Schock sofort erlegte und die Zahlung letzterer bis zum nächsten Lichtmeßtermine nicht nur in Aussicht stellte, sondern auch leistete. Mit der Befriedigung der verschiedenen Gläubiger des Verkäufers, welche man aus der Speciali¬ sirung der erfolgten Zahlungen kennen lernt, ging Hand in Hand die Zuschreibung des Besitzes an Meister Hanusch, seine Gattin, Erben und Verwandten; er war demnach beim Verkaufsvollzuge unstreitig schon ver- heiratet und hatte offenbar auch schon Kinder. 1) Tomek, Základy, III. S. 139, indificirt mit Nr. 63 auf dem Hradschiner Platze. 2) Neuwirth, Peter Parler von Gmünd, Dombaumeister in Brag, und seine Familie. S. 120, urk. Nachw. Nr. 11. 3) Ebendas. S. 119, urk. Nachw. Nr. 9. 4) Ebendas. S. 119—120, urkundl. Nachw. Nr. 10.
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104 — Zum Hauskaufe in der Nähe der kaiserlichen Residenz bestimmte ihn wohl seine besonders bevorzugte Stellung, welche in Rücksicht auf die ihm vom Kaiser gewiß zahlreich zugehenden Aufträge und auf die dies- bezüglich einzuholende Unterweisung oder auf die dem hohen Besteller über den Stand der Arbeiten zu ertheilende Auskunft eine Wohnung in der nächsten Uingebung der Burg erstrebenswerth erscheinen lassen mochte. Erwägt man, daß der auch vom Kaiser beschäftigte Peter Parler, der Hofmaler Theodorich und der Hofgoldschmied Hanusch, sowie Johannes, der Maler Wenzels IV., auf dem Hradschin wohnten, so spricht diese Uebereinstimmung gewiß dafür, daß die Hofkünstler sich auch durch die Lage ihrer Wohnung die Möglichkeit eines raschen Verkehres mit ihrem hauptsächlichsten Auftraggeber zu sichern suchten. Die consequente Bezeichnung des in Rede stehenden Meisters als „Hanuss“ oder „Hanussius“ und der zweimalige Zusatz „de Kolyn" haben augenscheinlich für die Bestimmung der Nationalität und Herkunft des Hofgoldschmiedes unverkennbare Bedeutung. Erstere läßt denselben als einen aus der tschechoslawischen Bevölkerung des Landes hervor- gegangenen Künstler betrachten, der aus Kolin stammte. So erweitert sich der Kreis der luxemburgischen Hofkünstler um einen tschechischen Meister, dessen Kunstfertigkeit offenbar alle anderen Berufsgenossen seiner Zeit überragte. Zugleich ergibt sich daraus die Thatsache, daß die Arbeiten von Goldschmieden tschechischer Herkunft bereits mit den Schöpfungen der damals in Prag zahlreichen deutschen Meister concurrenzfähig wurden, wenn sich auch nicht etwa bestimmen läßt, daß sich irgend ein tschechisch nationaler Zug in den Leistungen dieser einheimischen Goldschmiede hervorthat. Die urkundlichen Nachweise über den Hofgoldschmied Hanusch von Kolin beschränken sich auf folgende Eintragungen des Hradschiner Stadt- buches: I. Der kaiserliche Goldschmied Hanusch kauft von Hanusch. den Sohne des verstorbenen Dachdeckers Henzlin, das Haus Nr. 63 auf dem Hradschiner Platze un 54 Schock. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 61." Anno domini millesimo trecentesimo LXXIII° Nos Thomas iudex, Johan- nes, Wenczeslaus, Nycolaus, Henricus, Duchko et Vitko Jurati in Hradczano, cum resideremus inter IIIIor scampna iudiciaria in iudicio contestato, ubi omnia iura plenum vigorem habere dinoscuntur, recognovit(!) 1) se domum suam vendidisse in Hradczano domino Hanussio aurifabro domini imperatoris pro LIIIIor sex. 1) Auf dem Rande steht zu „recognovit“ gehörig „Hanuss filius Sskrzy- dlarzii."
104 — Zum Hauskaufe in der Nähe der kaiserlichen Residenz bestimmte ihn wohl seine besonders bevorzugte Stellung, welche in Rücksicht auf die ihm vom Kaiser gewiß zahlreich zugehenden Aufträge und auf die dies- bezüglich einzuholende Unterweisung oder auf die dem hohen Besteller über den Stand der Arbeiten zu ertheilende Auskunft eine Wohnung in der nächsten Uingebung der Burg erstrebenswerth erscheinen lassen mochte. Erwägt man, daß der auch vom Kaiser beschäftigte Peter Parler, der Hofmaler Theodorich und der Hofgoldschmied Hanusch, sowie Johannes, der Maler Wenzels IV., auf dem Hradschin wohnten, so spricht diese Uebereinstimmung gewiß dafür, daß die Hofkünstler sich auch durch die Lage ihrer Wohnung die Möglichkeit eines raschen Verkehres mit ihrem hauptsächlichsten Auftraggeber zu sichern suchten. Die consequente Bezeichnung des in Rede stehenden Meisters als „Hanuss“ oder „Hanussius“ und der zweimalige Zusatz „de Kolyn" haben augenscheinlich für die Bestimmung der Nationalität und Herkunft des Hofgoldschmiedes unverkennbare Bedeutung. Erstere läßt denselben als einen aus der tschechoslawischen Bevölkerung des Landes hervor- gegangenen Künstler betrachten, der aus Kolin stammte. So erweitert sich der Kreis der luxemburgischen Hofkünstler um einen tschechischen Meister, dessen Kunstfertigkeit offenbar alle anderen Berufsgenossen seiner Zeit überragte. Zugleich ergibt sich daraus die Thatsache, daß die Arbeiten von Goldschmieden tschechischer Herkunft bereits mit den Schöpfungen der damals in Prag zahlreichen deutschen Meister concurrenzfähig wurden, wenn sich auch nicht etwa bestimmen läßt, daß sich irgend ein tschechisch nationaler Zug in den Leistungen dieser einheimischen Goldschmiede hervorthat. Die urkundlichen Nachweise über den Hofgoldschmied Hanusch von Kolin beschränken sich auf folgende Eintragungen des Hradschiner Stadt- buches: I. Der kaiserliche Goldschmied Hanusch kauft von Hanusch. den Sohne des verstorbenen Dachdeckers Henzlin, das Haus Nr. 63 auf dem Hradschiner Platze un 54 Schock. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 61." Anno domini millesimo trecentesimo LXXIII° Nos Thomas iudex, Johan- nes, Wenczeslaus, Nycolaus, Henricus, Duchko et Vitko Jurati in Hradczano, cum resideremus inter IIIIor scampna iudiciaria in iudicio contestato, ubi omnia iura plenum vigorem habere dinoscuntur, recognovit(!) 1) se domum suam vendidisse in Hradczano domino Hanussio aurifabro domini imperatoris pro LIIIIor sex. 1) Auf dem Rande steht zu „recognovit“ gehörig „Hanuss filius Sskrzy- dlarzii."
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105 grossorum Pragensium denariorum et hoc cum omnibus iuribus nostre civitatis Hradczanensis. Et predictus Hanuss aurifaber persolvit predictam domum ple- narie et ex toto. Tunc predictus Hanuss aurifaber intabulat domum iam dictam et emptam sibi, uxori sue, heredibus et suis propinquis tenendam, possidendam, utifruendam, habitandam et faciendam de predicta domo, quiquid placuerit sue voluntati, et hoc cum omnibus iuribus nostre civitatis Hanussio vicepurgravio in iudicio presidente iudice et iuratis predictis. Acta sunt hec in domo Thome iudicis feria IIIa post festum Briccij confessoris anno ut supra. II. Der Goldschmied Hanusch schuldet von der Kaufsumme noch 31/2 Schock, die er zu Lichtmeß zu zahlen verspricht. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 62. Predictus Hanuss aurifaber adhuc de predicta pecunia non dedit IIIJ sex grossor. Pragens. denariorum, sed promisit nobis iuratis dare in purificatione s. Marie virginis dubio non obstante. III. Der Goldschmied Hanusch erlegt 31/2 Schock als letzten Rest der Kaufsumme für das von Hanusch genannt Sskrzidlarz überlassene Haus. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 62. Nos Johannes coquus, Johannes pictor, Bohunco pictor, Thomas, Martyn skalnik, Nicolaus sutor, Crux iudex iurati civitatis Hradczanensis Crux iudex(!) recongnoscimus presentium tenore universis, quod honestus vir Hanussius auri- faber persolvit IIIJ sexag. grossorum ultimam pecuniam pro domo Hanussy dicti Sskrzidlarz, quam tenebatur reponere ad manus iuratorum. 1) IV. Der kaiserliche Goldschmied Hanusch von Kolin leistet verschiedene Theilzahlungen für das Haus, das ihm Hanusch, der Sohn des Dachdeckers Henzlin, verkauft hat. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 72'. Hanussii aurifabri. 2) Hanuss aurifaber domini imperatoris de Kolyn persolvit XX sexag. domino Paulo civi de maiori civitate Pragensi pro domo Hanussii filii quondam Henzlyni tectoris, que domus sita est in Hradczano penes domum domini Benessii archi- diaconi Zaczensis parte una et domum dominorum mansionariorum parte ex altera feria III post festum Briccii confessoris anno domini M'CCC LXXIII° in domo Thome iudicis. Alias vero XX sexag. dedit orphano, videlicet sorori Hanussii filii Henzlyni quondam tectoris anno die ut supra et hoc factum est inter IIIIor scampna iudiciaria, ubi omnia iura plenum vigorem habere dinos- cuntur in iudicio contestato. Item eodem die predictus (Bl. 73) Hanuss aurifaber domini Imperatoris dedit IJ sex. gross. Pragen. den. Uhroni portulano puerorum domini Imperatoris pro domo predicta Hanussii predicti et factum est hoc totum in iudicio contestato cum consilio iudicis et iuratorum anno, die, loco ut supra. Item predictus Hanuss aurifaber de Kolyn propter dictam domo(!) in Hradczano dedit Nycolao fabro de Byela II sex. et XV gr. Pragen. monete et hoc factum 1) Ist der Termin genau eingehalten, dann erfolgte diese Zahlung am 2. Feb- ruar 1374. 2) Anf dem Rande.
105 grossorum Pragensium denariorum et hoc cum omnibus iuribus nostre civitatis Hradczanensis. Et predictus Hanuss aurifaber persolvit predictam domum ple- narie et ex toto. Tunc predictus Hanuss aurifaber intabulat domum iam dictam et emptam sibi, uxori sue, heredibus et suis propinquis tenendam, possidendam, utifruendam, habitandam et faciendam de predicta domo, quiquid placuerit sue voluntati, et hoc cum omnibus iuribus nostre civitatis Hanussio vicepurgravio in iudicio presidente iudice et iuratis predictis. Acta sunt hec in domo Thome iudicis feria IIIa post festum Briccij confessoris anno ut supra. II. Der Goldschmied Hanusch schuldet von der Kaufsumme noch 31/2 Schock, die er zu Lichtmeß zu zahlen verspricht. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 62. Predictus Hanuss aurifaber adhuc de predicta pecunia non dedit IIIJ sex grossor. Pragens. denariorum, sed promisit nobis iuratis dare in purificatione s. Marie virginis dubio non obstante. III. Der Goldschmied Hanusch erlegt 31/2 Schock als letzten Rest der Kaufsumme für das von Hanusch genannt Sskrzidlarz überlassene Haus. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 62. Nos Johannes coquus, Johannes pictor, Bohunco pictor, Thomas, Martyn skalnik, Nicolaus sutor, Crux iudex iurati civitatis Hradczanensis Crux iudex(!) recongnoscimus presentium tenore universis, quod honestus vir Hanussius auri- faber persolvit IIIJ sexag. grossorum ultimam pecuniam pro domo Hanussy dicti Sskrzidlarz, quam tenebatur reponere ad manus iuratorum. 1) IV. Der kaiserliche Goldschmied Hanusch von Kolin leistet verschiedene Theilzahlungen für das Haus, das ihm Hanusch, der Sohn des Dachdeckers Henzlin, verkauft hat. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 72'. Hanussii aurifabri. 2) Hanuss aurifaber domini imperatoris de Kolyn persolvit XX sexag. domino Paulo civi de maiori civitate Pragensi pro domo Hanussii filii quondam Henzlyni tectoris, que domus sita est in Hradczano penes domum domini Benessii archi- diaconi Zaczensis parte una et domum dominorum mansionariorum parte ex altera feria III post festum Briccii confessoris anno domini M'CCC LXXIII° in domo Thome iudicis. Alias vero XX sexag. dedit orphano, videlicet sorori Hanussii filii Henzlyni quondam tectoris anno die ut supra et hoc factum est inter IIIIor scampna iudiciaria, ubi omnia iura plenum vigorem habere dinos- cuntur in iudicio contestato. Item eodem die predictus (Bl. 73) Hanuss aurifaber domini Imperatoris dedit IJ sex. gross. Pragen. den. Uhroni portulano puerorum domini Imperatoris pro domo predicta Hanussii predicti et factum est hoc totum in iudicio contestato cum consilio iudicis et iuratorum anno, die, loco ut supra. Item predictus Hanuss aurifaber de Kolyn propter dictam domo(!) in Hradczano dedit Nycolao fabro de Byela II sex. et XV gr. Pragen. monete et hoc factum 1) Ist der Termin genau eingehalten, dann erfolgte diese Zahlung am 2. Feb- ruar 1374. 2) Anf dem Rande.
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106 est in iudicio contestato cum consilio iudicis et iuratorum anno die loco ut supra. Item predictus Hanuss aurifaber propter dictam domo(!) in Hradczano dedit Cunssoni civi de Maiori civitate Pragensi II sex. et X gr. Prag. denar. et hoc factum est in iudicio contestato cum consilio iudicum et iuratorum. Item predictus Hanuss aurifaber propter dictam domo in Hradczano dedit Johanni uni de iuratis IIIIJ sex. gross. Pragens. denariorum. Actum in iudicio contestato cum consilio iudicum et iuratorum anno die loco ut supra C. Johannes, der Hofmaler Wenzels IV. Da bereits unter Karl IV. zwei für ihn in Böhmen arbeitende Hofmaler in Nicolaus Wurmser aus Straßburg und in dem Maler Theodorich begegnen und die Pflege der Malerei in Prag, wie die Ein- tragungen des Buches der Prager Malerzeche und mehrere Werke schließen lassen, auch während der ersten Regierungshälfte Wenzels IV. offenbar eine recht rege war, so kann es nicht befremden, daß gerade in dem zu- letzt erwähnten Zeitabschnitte wieder ein Hofmaler auf dem Prager Boden nachzuweisen ist. Denn mit ihm erscheint ja die Continuität einer von Karl IV. geförderten Institution gewahrt. Dieser Hofmaler Wenzels IV. ist der am 5. October 1392 erwähnte „Johannes pictor regis Romanorum et Bohemie“, welcher das von Tomek auf Nr. 175 der Lorettogasse localisirte Haus1) dem Herrn Johann d. Jüng. von Liblitz um 37 Schock Prager Groschen verkaufte. Nach der Kennzeichnung der Lage dieses Hauses, das auf der einen Seite das Haus einer Adliczcze zum Nachbar hatte, muß der vom Hofmaler Johann veräußerte Besitz identisch sein mit jenem Hause, das am 6. Mai 1382 der Maler Jeschek auf dem Hradschin von dem Schneider Wenzel um 30 Schock erwarb und das Hradschiner Stadtbuch als „sitam in Hradczano inter domos honeste mulieris Kytlyczow parte ab una et domum Adlycze mulieris de Tynecz parte ex altera“ bezeichnet. Denn für dieses Haus, welches auch eine Urkunde vom 2. Juli 1382 und das letztere wiederholende Hradschiner Stadtbuch als „penes domum Kytly- czonis ex una parte et Adlyczcze vidue ex parte altera“ charakteri siren, verpflichtete sich der Maler Johann zu einem Jahreszinse von einem Schock zugunsten des Dorotheenaltares im Prager Dome. Diesen Zins, der zu gleichen Theilen am Georgi und am Gallifeste jedes Jahres von genanntem Hause bei Vermeidung bestimmter Strafen entrichtet werden sollte, hatte von dem Maler Johann um 10 Schock jener Altarist Cunsso des Dorotheenaltares erworben, dessen 1389 vollendete Bibel sich in der 1) Tomek, Základy starého místopisu Pražského III. S. 149.
106 est in iudicio contestato cum consilio iudicis et iuratorum anno die loco ut supra. Item predictus Hanuss aurifaber propter dictam domo(!) in Hradczano dedit Cunssoni civi de Maiori civitate Pragensi II sex. et X gr. Prag. denar. et hoc factum est in iudicio contestato cum consilio iudicum et iuratorum. Item predictus Hanuss aurifaber propter dictam domo in Hradczano dedit Johanni uni de iuratis IIIIJ sex. gross. Pragens. denariorum. Actum in iudicio contestato cum consilio iudicum et iuratorum anno die loco ut supra C. Johannes, der Hofmaler Wenzels IV. Da bereits unter Karl IV. zwei für ihn in Böhmen arbeitende Hofmaler in Nicolaus Wurmser aus Straßburg und in dem Maler Theodorich begegnen und die Pflege der Malerei in Prag, wie die Ein- tragungen des Buches der Prager Malerzeche und mehrere Werke schließen lassen, auch während der ersten Regierungshälfte Wenzels IV. offenbar eine recht rege war, so kann es nicht befremden, daß gerade in dem zu- letzt erwähnten Zeitabschnitte wieder ein Hofmaler auf dem Prager Boden nachzuweisen ist. Denn mit ihm erscheint ja die Continuität einer von Karl IV. geförderten Institution gewahrt. Dieser Hofmaler Wenzels IV. ist der am 5. October 1392 erwähnte „Johannes pictor regis Romanorum et Bohemie“, welcher das von Tomek auf Nr. 175 der Lorettogasse localisirte Haus1) dem Herrn Johann d. Jüng. von Liblitz um 37 Schock Prager Groschen verkaufte. Nach der Kennzeichnung der Lage dieses Hauses, das auf der einen Seite das Haus einer Adliczcze zum Nachbar hatte, muß der vom Hofmaler Johann veräußerte Besitz identisch sein mit jenem Hause, das am 6. Mai 1382 der Maler Jeschek auf dem Hradschin von dem Schneider Wenzel um 30 Schock erwarb und das Hradschiner Stadtbuch als „sitam in Hradczano inter domos honeste mulieris Kytlyczow parte ab una et domum Adlycze mulieris de Tynecz parte ex altera“ bezeichnet. Denn für dieses Haus, welches auch eine Urkunde vom 2. Juli 1382 und das letztere wiederholende Hradschiner Stadtbuch als „penes domum Kytly- czonis ex una parte et Adlyczcze vidue ex parte altera“ charakteri siren, verpflichtete sich der Maler Johann zu einem Jahreszinse von einem Schock zugunsten des Dorotheenaltares im Prager Dome. Diesen Zins, der zu gleichen Theilen am Georgi und am Gallifeste jedes Jahres von genanntem Hause bei Vermeidung bestimmter Strafen entrichtet werden sollte, hatte von dem Maler Johann um 10 Schock jener Altarist Cunsso des Dorotheenaltares erworben, dessen 1389 vollendete Bibel sich in der 1) Tomek, Základy starého místopisu Pražského III. S. 149.
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107 Bibliothek des Grafen Nostitz-Rhienek in Prag erhalten hat. Derselbe wies den Zinsbetrag einer nach seinem Tode zu errichtenden Meßstiftung für sein und seiner Eltern Seelenheil zu. Am 4. Juli 1382 erfolgte die Intabulirung einer Schuld von 5 Schock, deren Bezahlung dem Maler Johann bis zum Prokopifeste des nächsten Jahres an die Eheleute Henzlin und Swatka vorgeschrieben wurde. Da am 17. November 1383 eine weitere, noch erheblich größere Schuld des Malers Johann feststellbar ist und am 16. Jänner 1387 ein Guthaben von 8 Schock und 20 Groschen für Frau Agnes von Poten- stein auf dem Besitze dieses Meisters sichergestellt wurde, so scheint der Hradschiner Maler Johann, den auch der auf der Altstadt wohnhafte Zbynek wegen des Betrages von 23/4 Schock gerichtlich belangte, sich nicht gerade in besonders günstigen materiellen Verhältnissen befunden zu haben. Der Maler Johann war gleichwohl eine auf dem Hradschin ange- sehene Persönlichkeit, die sich eines allgemeinen Vertrauens erfreut haben muß, da sie wiederholt unter den Vertretern dieses selbständigen Gemeinde wesens begegnet. Denn der „Johannes pictor“, welcher bereits 1374 eine solche Vertrauensstellung bekleidet, muß offenbar mit den 1382, 1383 und 1387 zu demselben Amte berufenen Maler Johannes identisch sein, der sich als eine und dieselbe Person mit dem 1392 genaunten Hofmaler Johannes darstellt. Wie der Maler Bohunko, der 1374 neben dem Maler Johannes als Stadtverordneter des Hradschin erscheint, kein anderer als der 1382, 1383 und 1387 in gleicher Stellung nachweisbare Maler des- selben Namens sein muß, so kann der mit ihm gewissermaßen gleichen Schritt haltende Maler Johannes auch schon 1374 nur auf ienen Kunst- genossen bezogen werden, der später Hofmaler des römischen und böhmi- schen Königes wurde. Berief man aber 1374 den Maler Johann unter die Hradschiner Stadtvertreter, so war er offenbar bereits einige Zeit in dieser Stadt seßhaft, weshalb man ihn mindestens für den Beginn der 70er Jahre des 14. Jahrhundertes unter die Hradschiner Bürgerschaft rechnen darf. Seine wiederholte Theilnahme an der Leitung des Hrad- schiner Gemeindewesens beweist gleich der ähnlichen Betheiligung Peter Parlers von 1360 bis 1366,1) wie angesehen hervorragende Meister, die beim Hofe in Gunst standen, unter ihren Mitbürgern waren, denen sie ihre Mitwirkung bezüglich der Regelung allgemeiner Angelegenheiten nicht vorenthielten. Solche Verhältnisse erklären es auch, daß die Hradschiner Bürger dem Maler Johann wiederholt Beweise rein persönlichen Ver- 1) Neuwirth, Peter Parler. S. 116, urk. Nachw. 3.
107 Bibliothek des Grafen Nostitz-Rhienek in Prag erhalten hat. Derselbe wies den Zinsbetrag einer nach seinem Tode zu errichtenden Meßstiftung für sein und seiner Eltern Seelenheil zu. Am 4. Juli 1382 erfolgte die Intabulirung einer Schuld von 5 Schock, deren Bezahlung dem Maler Johann bis zum Prokopifeste des nächsten Jahres an die Eheleute Henzlin und Swatka vorgeschrieben wurde. Da am 17. November 1383 eine weitere, noch erheblich größere Schuld des Malers Johann feststellbar ist und am 16. Jänner 1387 ein Guthaben von 8 Schock und 20 Groschen für Frau Agnes von Poten- stein auf dem Besitze dieses Meisters sichergestellt wurde, so scheint der Hradschiner Maler Johann, den auch der auf der Altstadt wohnhafte Zbynek wegen des Betrages von 23/4 Schock gerichtlich belangte, sich nicht gerade in besonders günstigen materiellen Verhältnissen befunden zu haben. Der Maler Johann war gleichwohl eine auf dem Hradschin ange- sehene Persönlichkeit, die sich eines allgemeinen Vertrauens erfreut haben muß, da sie wiederholt unter den Vertretern dieses selbständigen Gemeinde wesens begegnet. Denn der „Johannes pictor“, welcher bereits 1374 eine solche Vertrauensstellung bekleidet, muß offenbar mit den 1382, 1383 und 1387 zu demselben Amte berufenen Maler Johannes identisch sein, der sich als eine und dieselbe Person mit dem 1392 genaunten Hofmaler Johannes darstellt. Wie der Maler Bohunko, der 1374 neben dem Maler Johannes als Stadtverordneter des Hradschin erscheint, kein anderer als der 1382, 1383 und 1387 in gleicher Stellung nachweisbare Maler des- selben Namens sein muß, so kann der mit ihm gewissermaßen gleichen Schritt haltende Maler Johannes auch schon 1374 nur auf ienen Kunst- genossen bezogen werden, der später Hofmaler des römischen und böhmi- schen Königes wurde. Berief man aber 1374 den Maler Johann unter die Hradschiner Stadtvertreter, so war er offenbar bereits einige Zeit in dieser Stadt seßhaft, weshalb man ihn mindestens für den Beginn der 70er Jahre des 14. Jahrhundertes unter die Hradschiner Bürgerschaft rechnen darf. Seine wiederholte Theilnahme an der Leitung des Hrad- schiner Gemeindewesens beweist gleich der ähnlichen Betheiligung Peter Parlers von 1360 bis 1366,1) wie angesehen hervorragende Meister, die beim Hofe in Gunst standen, unter ihren Mitbürgern waren, denen sie ihre Mitwirkung bezüglich der Regelung allgemeiner Angelegenheiten nicht vorenthielten. Solche Verhältnisse erklären es auch, daß die Hradschiner Bürger dem Maler Johann wiederholt Beweise rein persönlichen Ver- 1) Neuwirth, Peter Parler. S. 116, urk. Nachw. 3.
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108 trauens gaben, indem sie ihn z. B. zum Schiedsrichter in einer Grund- besitzstreitigkeit wählten oder bei einem Hausverkaufe als einen der „ex- brigatores" bestellten. Daß der offenbar hochgeachtete Meister eine Werkstätte hielt, in welcher junge Kunstbeflissene ihre Ausbildung suchten, läßt sich aus einer Entscheidung der Hradschiner Stadtvertretung schließen, welche in einem bestimmten, auf seinen weiteren Sachverhalt nicht prüfbaren Falle be- züglich des Lehrverhältnisses des Petrus genannt Sobyen zugunsten des Malers Johann entschied. Der zuletzt Genannte war 1382 schon mehrere Jahre verheiratet, da er bei dem am 6. Mai 1382 vollzogenen Hauskaufe den Besitz für den Fall seines Todes seiner rechtmäßigen Gattin Anna, den gegenwärtigen und zukünftigen Nachkommen1) und seinem Bruder Mytschyk zugesichert wissen will. Dieser Gattin ist auch in der Urkunde vom 2. Juli 1382 gedacht. Was die nationale Zugehörigkeit anbelangt, so scheint der auf dem Hradschin seßhafte Maler Johann der tschechoslawischen Bevölkerung Böhmens zu entstammen. Aus dem Namen allein ließe sich für dieses Verhältniß freilich ebensowenig eine vollständig sachgemäße Begründung ableiten als aus der tschechisirten Koseform „Jessco“ oder „Jessek", mag dieselbe auch mit oder ohne Zusatz „malerz“ begegnen; denn der „Johan- nes pictor“ überwiegt doch und könnte von einem tschechischen Stadt- schreiber gewiß ebenso wie von manchem tschechischen Mitbürger mit einer seiner Muttersprache geläufigeren Namensform bedacht worden sein, wie ja Peter Parler auch ab und zu als „Parlerz“ bezeichnet erscheint Selbst die 1388 begegnende Bezeichnung „duom Jesskuow,“ welche den Besitz des Malers Johann trifft, ändert daran nichts. Wohl aber fällt es sehr gewichtig in die Wagschale, daß am 6. Mai 1382 der Meister selbst bei der Intabulation des gekauften Hauses in folgender Weise redend angeführt ist: „Post mortem meam Anne uxori legitime ac pueris presentibus et futuris necnon et fratri meo Mykssyconi." Er erwähnt Letzteren also in einer tschechischen Namensform, welche die tschechische Herkunft der Brüder vollauf verbürgt. Denn es liegt klar zutage, daß diese Namensform von dem Maler Johann nicht gebraucht wurde, weil andere ab und zu oder im Allgemeinen seinen Bruder damit bezeichneten, 1) Der Ausdruck „pueris“ muß wohl also gedeutet werden und läßt vielleicht schließen, daß in Augenblicke der Verfügung wirklich nur „pueri“ vorhanden waren, die wenigstens den „pueris presentibus“ entsprachen.
108 trauens gaben, indem sie ihn z. B. zum Schiedsrichter in einer Grund- besitzstreitigkeit wählten oder bei einem Hausverkaufe als einen der „ex- brigatores" bestellten. Daß der offenbar hochgeachtete Meister eine Werkstätte hielt, in welcher junge Kunstbeflissene ihre Ausbildung suchten, läßt sich aus einer Entscheidung der Hradschiner Stadtvertretung schließen, welche in einem bestimmten, auf seinen weiteren Sachverhalt nicht prüfbaren Falle be- züglich des Lehrverhältnisses des Petrus genannt Sobyen zugunsten des Malers Johann entschied. Der zuletzt Genannte war 1382 schon mehrere Jahre verheiratet, da er bei dem am 6. Mai 1382 vollzogenen Hauskaufe den Besitz für den Fall seines Todes seiner rechtmäßigen Gattin Anna, den gegenwärtigen und zukünftigen Nachkommen1) und seinem Bruder Mytschyk zugesichert wissen will. Dieser Gattin ist auch in der Urkunde vom 2. Juli 1382 gedacht. Was die nationale Zugehörigkeit anbelangt, so scheint der auf dem Hradschin seßhafte Maler Johann der tschechoslawischen Bevölkerung Böhmens zu entstammen. Aus dem Namen allein ließe sich für dieses Verhältniß freilich ebensowenig eine vollständig sachgemäße Begründung ableiten als aus der tschechisirten Koseform „Jessco“ oder „Jessek", mag dieselbe auch mit oder ohne Zusatz „malerz“ begegnen; denn der „Johan- nes pictor“ überwiegt doch und könnte von einem tschechischen Stadt- schreiber gewiß ebenso wie von manchem tschechischen Mitbürger mit einer seiner Muttersprache geläufigeren Namensform bedacht worden sein, wie ja Peter Parler auch ab und zu als „Parlerz“ bezeichnet erscheint Selbst die 1388 begegnende Bezeichnung „duom Jesskuow,“ welche den Besitz des Malers Johann trifft, ändert daran nichts. Wohl aber fällt es sehr gewichtig in die Wagschale, daß am 6. Mai 1382 der Meister selbst bei der Intabulation des gekauften Hauses in folgender Weise redend angeführt ist: „Post mortem meam Anne uxori legitime ac pueris presentibus et futuris necnon et fratri meo Mykssyconi." Er erwähnt Letzteren also in einer tschechischen Namensform, welche die tschechische Herkunft der Brüder vollauf verbürgt. Denn es liegt klar zutage, daß diese Namensform von dem Maler Johann nicht gebraucht wurde, weil andere ab und zu oder im Allgemeinen seinen Bruder damit bezeichneten, 1) Der Ausdruck „pueris“ muß wohl also gedeutet werden und läßt vielleicht schließen, daß in Augenblicke der Verfügung wirklich nur „pueri“ vorhanden waren, die wenigstens den „pueris presentibus“ entsprachen.
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109 sondern weil sie ihm von Jugend auf geläufig war und er seinen Bruder überhaupt nicht anders zu benennen pflegte. Diese Benennungsweise, in welcher die Macht jahrzehentelanger Gewohnheit das Wort behält, muß gewiß auf die Jugendzeit der Brüder, auf den Umgang im Elternhause zurückgeführt werden, in welchem eine tschechische Namensform sich in der Ausdrucksweise der Hausgenossen einbürgerte, um in jener des erwachsenen Bruders durchs ganze Leben nachzuklingen. Da in der 1382 vom Maler Johann für seinen Bruder gebrauchten Namensform unzweifelhaft jene Bezeichnungsart erhalten ist, die er in den Knabenjahren sich beim intimsten Verkehre angeeignet und, wie es in solchen Fällen noch heute zu geschehen pflegt, späterhin treu bewahrt hatte, und da die Entstehung einer solchen, von der Nationalität der engsten Familienangehörigen beeinflußten und allzeit abhängigen Namengebung sich zunächst auf die vier Wände eines Hausstandes beschränken muß, dessen Mitglieder tschechoslawischer Her- kunft waren, in tschechischer Sprache miteinander verkehrten und dem ge- mäß tagtäglich tschechische Namensformen und ihre Zärtlichkeitsspielarten gebrauchten, so war offenbar nicht uur der in tschechischer Namensform bezeichnete Bruder des Malers Johann, sondern auch dieser Künstler selbst tschechoslawischer Herkunft. Die nationale Zugehörigkeit des einen verbürgt nach den Thatsachen des Alltagslebens unter natürlichen Ver- hältnissen auch jene des anderen. Wenn Letzterer nun nicht minder bei Eintragungen in das Stadtbuch wiederholt in tschechischen Bezeichnungs- weisen begegnet, so stellen sich dieselben kaum mehr als im persönlichen Belieben des Stadtschreibers gelegen dar, der ja im Allgemeinen doch an die gebränchlichste Namensform gebunden war, sondern mögen auch aus den Gebrauch der tschechischen Mitbürger zurückgehen, die im gewöhnlichen Verkehre einem Meister einen tschechischen Namen gaben, weil ihm als einem Angehörigen ihrer Nationalität ein solcher sowohl zukam, als auch verständlich und geläufig war. Johann, der Hofmaler Wenzels IV., der nahezu durch zwei volle Jahrzehente unter den Hradschiner Bürgern nachgewiesen werden kann, muß demnach wohl als ein Künstler tschecho- slawischer Herkunft betrachtet werden. Um welche Zeit er in den Dienst des Königs trat und seit wann er als „pictor regis Romanorum et Bohemie“ bezeichnet werden durfte, läßt sich nicht genau bestimmen. Denn die Thatsache, daß der zuletzt er- wähnte Titel in den Eintragungen des Hradschiner Stadtbuches erst am 5. October 1392 begegnet, spricht noch nicht dafür, daß er dem Künstler nicht schon früher zukam, ohne daß ihm auch von Seite des Stadtschrei¬ bers Rechnung getragen wurde. So ist z. B. auch die Bezeichnungs-
109 sondern weil sie ihm von Jugend auf geläufig war und er seinen Bruder überhaupt nicht anders zu benennen pflegte. Diese Benennungsweise, in welcher die Macht jahrzehentelanger Gewohnheit das Wort behält, muß gewiß auf die Jugendzeit der Brüder, auf den Umgang im Elternhause zurückgeführt werden, in welchem eine tschechische Namensform sich in der Ausdrucksweise der Hausgenossen einbürgerte, um in jener des erwachsenen Bruders durchs ganze Leben nachzuklingen. Da in der 1382 vom Maler Johann für seinen Bruder gebrauchten Namensform unzweifelhaft jene Bezeichnungsart erhalten ist, die er in den Knabenjahren sich beim intimsten Verkehre angeeignet und, wie es in solchen Fällen noch heute zu geschehen pflegt, späterhin treu bewahrt hatte, und da die Entstehung einer solchen, von der Nationalität der engsten Familienangehörigen beeinflußten und allzeit abhängigen Namengebung sich zunächst auf die vier Wände eines Hausstandes beschränken muß, dessen Mitglieder tschechoslawischer Her- kunft waren, in tschechischer Sprache miteinander verkehrten und dem ge- mäß tagtäglich tschechische Namensformen und ihre Zärtlichkeitsspielarten gebrauchten, so war offenbar nicht uur der in tschechischer Namensform bezeichnete Bruder des Malers Johann, sondern auch dieser Künstler selbst tschechoslawischer Herkunft. Die nationale Zugehörigkeit des einen verbürgt nach den Thatsachen des Alltagslebens unter natürlichen Ver- hältnissen auch jene des anderen. Wenn Letzterer nun nicht minder bei Eintragungen in das Stadtbuch wiederholt in tschechischen Bezeichnungs- weisen begegnet, so stellen sich dieselben kaum mehr als im persönlichen Belieben des Stadtschreibers gelegen dar, der ja im Allgemeinen doch an die gebränchlichste Namensform gebunden war, sondern mögen auch aus den Gebrauch der tschechischen Mitbürger zurückgehen, die im gewöhnlichen Verkehre einem Meister einen tschechischen Namen gaben, weil ihm als einem Angehörigen ihrer Nationalität ein solcher sowohl zukam, als auch verständlich und geläufig war. Johann, der Hofmaler Wenzels IV., der nahezu durch zwei volle Jahrzehente unter den Hradschiner Bürgern nachgewiesen werden kann, muß demnach wohl als ein Künstler tschecho- slawischer Herkunft betrachtet werden. Um welche Zeit er in den Dienst des Königs trat und seit wann er als „pictor regis Romanorum et Bohemie“ bezeichnet werden durfte, läßt sich nicht genau bestimmen. Denn die Thatsache, daß der zuletzt er- wähnte Titel in den Eintragungen des Hradschiner Stadtbuches erst am 5. October 1392 begegnet, spricht noch nicht dafür, daß er dem Künstler nicht schon früher zukam, ohne daß ihm auch von Seite des Stadtschrei¬ bers Rechnung getragen wurde. So ist z. B. auch die Bezeichnungs-
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110 — weise des Hofmalers Karls IV., des viel umstrittenen Meisters Theodorich, oder des Hofgoldschmiedes Hanusch von Kolin im Hradschiner Stadtbuche nicht gleichmäßig. Des Ersteren wird 1359 als des „malerii imperatoris Theodorici,“ 1368 nur als des „Theodorici pictoris“ gedacht,1) obwohl die vom 28. April 1367 datirte Steuerbefreiungsurkunde für den Hof in Mořin angesichts der darin vom Kaiser ausgesprochenen hohen Anerken- nung 2) darauf schließen läßt, daß der in so außerordentlicher Gunst stehende Maler auch noch 1368 die für 1359 bezeugte Stellung bekleidete. Der Hofgoldschmied Hanusch ist in zwei Eintragungen, welche zeitlich gar nicht lange nach seinem Hauskaufe am 15. November 1373 erfolgt sein können, einfach als „aurifaber“ bezeichnet und bei der Aufzählung der Theilzahlungen vorwiegend als solcher und überhaupt nur dreimal mit dem Zusatze „domini imperatoris“ genannt. Wie der im Hradschiner Stadtbuche nur 1359 als Maler des Kaisers erwähnte Theodorich sicher noch am 28. April 1367 als der mit „pictor noster“ von Karl IV. ausgezeichnete Künstler die Stelle eines Hofmalers bekleidete, welche man gewiß nicht minder als die des „Theodorici pictoris“ betrachten darf, und mithin trotz der bloß einmaligen ausdrücklichen Nennung als Hof- maler fast ein ganzes Jahrzehent in dieser Stellung thätig war, so wird man die Thätigkeit des Hradschiner Malers Johann, den die genanute Quelle nicht öfter denn einmal als „pictor regis Romanorum et Bohe- mie“ kennt, gewiß feineswegs ausschließlich auf 1392 beschränken dürfen. Es liegt wohl die Annahme nahe, daß Meister Theodorich, der durch eine Reihe von Jahren als Hofmaler wirkte, auch schon vor seiner ersten Erwähnung in dieser Stellung in gleich auszeichnender Weise vom Kaiser beschäftigt und nicht gerade erst 1359 mit Aufträgen bedacht wurde, wie er ja fernerhin noch als Hofmaler arbeitete, ohne daß ihn das Hradschi¬ ner Stadtbuch jemals wieder als solchen bezeichnet. Diese Erwägungen be rechtigen zu der Ansicht, daß der seit 1374 auj dem Hradschin nachweis- bare Maler Johann, der durch nahezu zwei Jahrzehente unter seinen Mitbürgern eine angesehene Persönlichkeit war, schon einige Zeit vor dem 5. October 1392 und wahrscheinlich auch noch nach diesem Erwähnungs- termine als Hofmaler Wenzels IV. bestellt war; man darf wohl die Thätigkeit des Genannten in der Stellung eines Hofmalers unbedenklich 1) Tomek, Základy starého místopisu Pražského. III. S. 172. 2) Pangerl-Woltmann, Das Buch der Malerzeche in Prag. Quellen schriften für Kunstgeschichte des Mittelalters und der Renaissance. (Wien 1878.) XIII. S. 117 und 118, Anm. 204.
110 — weise des Hofmalers Karls IV., des viel umstrittenen Meisters Theodorich, oder des Hofgoldschmiedes Hanusch von Kolin im Hradschiner Stadtbuche nicht gleichmäßig. Des Ersteren wird 1359 als des „malerii imperatoris Theodorici,“ 1368 nur als des „Theodorici pictoris“ gedacht,1) obwohl die vom 28. April 1367 datirte Steuerbefreiungsurkunde für den Hof in Mořin angesichts der darin vom Kaiser ausgesprochenen hohen Anerken- nung 2) darauf schließen läßt, daß der in so außerordentlicher Gunst stehende Maler auch noch 1368 die für 1359 bezeugte Stellung bekleidete. Der Hofgoldschmied Hanusch ist in zwei Eintragungen, welche zeitlich gar nicht lange nach seinem Hauskaufe am 15. November 1373 erfolgt sein können, einfach als „aurifaber“ bezeichnet und bei der Aufzählung der Theilzahlungen vorwiegend als solcher und überhaupt nur dreimal mit dem Zusatze „domini imperatoris“ genannt. Wie der im Hradschiner Stadtbuche nur 1359 als Maler des Kaisers erwähnte Theodorich sicher noch am 28. April 1367 als der mit „pictor noster“ von Karl IV. ausgezeichnete Künstler die Stelle eines Hofmalers bekleidete, welche man gewiß nicht minder als die des „Theodorici pictoris“ betrachten darf, und mithin trotz der bloß einmaligen ausdrücklichen Nennung als Hof- maler fast ein ganzes Jahrzehent in dieser Stellung thätig war, so wird man die Thätigkeit des Hradschiner Malers Johann, den die genanute Quelle nicht öfter denn einmal als „pictor regis Romanorum et Bohe- mie“ kennt, gewiß feineswegs ausschließlich auf 1392 beschränken dürfen. Es liegt wohl die Annahme nahe, daß Meister Theodorich, der durch eine Reihe von Jahren als Hofmaler wirkte, auch schon vor seiner ersten Erwähnung in dieser Stellung in gleich auszeichnender Weise vom Kaiser beschäftigt und nicht gerade erst 1359 mit Aufträgen bedacht wurde, wie er ja fernerhin noch als Hofmaler arbeitete, ohne daß ihn das Hradschi¬ ner Stadtbuch jemals wieder als solchen bezeichnet. Diese Erwägungen be rechtigen zu der Ansicht, daß der seit 1374 auj dem Hradschin nachweis- bare Maler Johann, der durch nahezu zwei Jahrzehente unter seinen Mitbürgern eine angesehene Persönlichkeit war, schon einige Zeit vor dem 5. October 1392 und wahrscheinlich auch noch nach diesem Erwähnungs- termine als Hofmaler Wenzels IV. bestellt war; man darf wohl die Thätigkeit des Genannten in der Stellung eines Hofmalers unbedenklich 1) Tomek, Základy starého místopisu Pražského. III. S. 172. 2) Pangerl-Woltmann, Das Buch der Malerzeche in Prag. Quellen schriften für Kunstgeschichte des Mittelalters und der Renaissance. (Wien 1878.) XIII. S. 117 und 118, Anm. 204.
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111 mindestens auf einige Jahre im letzten Jahrzehent des 14. Jahrhundertes ansetzen. Ein der tschechischen Bevölkerung entstammender Hofmaler Wen- zels IV. entspricht 1392 bereits vollständig dem Charakter einer Zeit- strömung, in welcher die Tschechen allmählich die maßgebenden Stellungen einzunehmen begannen. Wurden in dem Zeitalter Karls IV. vom Hofe wiederholt bewährte, aus der Fremde berufene Künstler beschäftigt, so trat unter Wenzel IV. langsam eine größere Beschränkung auf Meister einheimischer Herkunft mit fortschreitender Berücksichtigung der Tschechen ein, denen der 1392 als Hofmaler dieses Herrschers genannte Hradschiner Meister Johann zuzuzählen ist. Für den Nachweis dieses Künstlers kommen nachstehende Eintra gungen des Hradschiner Stadtbuches in Betracht. I. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 77. In nomine domini Amen. Nos Buczo vicepurgravius, Johannes coquus, Bohunco pictor, Jo[hannes] pictor, Tomas villicus, Nicolaus sutor, Martyn de Pohorzelecz, consules iurati civitatis Hradczanensis recongnoscimus universis publice protestantes quod constitutus coram nobis ante IIIIor scampna iudiciaria discretus Wenceslaus sartor nobis domini Hinconis de Ustye confessus est libere vendidisse iusto vendicionis tytulo domum et aream sitam in Hradczano inter domos honeste mulieris Kytlyczow parte ab una et domum Adlycze mulieris de Tynecz parte ex altera pro XXXta sexagenis grossorum Pragensium ydoneo Jessconi pictori ibidem de Hradczano ac eciam (?) integram pecuniam percepisse. Et promittit Wenceslaus domum istam sic venditam secundum consuetudinem civilem disbrigare et exbrigare a quolibet homine ipsam voluntatem impediente uno anno et die una exbrigatorem huius Marssonem sartorem dictum Noha ob- ligando. Ibidem Jessek pictor empta sic domo predicta et persoluta petivit et fecit intabulari ad perpetuam possessionem dicens: "Post mortem meam Anne uxori legitime ac pueris presentibus et futuris necnon etiam fratri meo Myks- syconi,“ sed sibi iurisdictionem prius tamquam pater familias reservando. Acta sunt hec anno domini M'CCCLXXXII° in die sancti Johannis ante portam Latinam. II. Nos Zacharias de Chrustyenycz, vicepurkrabius castri Pragensis, Crux iudex, Thomas dictus Wladarz, Johannes dictus Kucharz, Nicolaus sutor, Bo- hunko pictor, Martinus dictus Scalnyk, Johannes pictor, cives iurati consules civitatis Gradczanensis penes castrum Pragense, recognoscimus tenore presen- cium inspectoribus universis publice protestantes, quod honestus vir Johannes pictor, noster concivis et iuratus, coram nobis inter quatuor scampna iudiciaria, dum iudicio pleno presideremus contestatus, ubi quevis hominum gesta plenum
111 mindestens auf einige Jahre im letzten Jahrzehent des 14. Jahrhundertes ansetzen. Ein der tschechischen Bevölkerung entstammender Hofmaler Wen- zels IV. entspricht 1392 bereits vollständig dem Charakter einer Zeit- strömung, in welcher die Tschechen allmählich die maßgebenden Stellungen einzunehmen begannen. Wurden in dem Zeitalter Karls IV. vom Hofe wiederholt bewährte, aus der Fremde berufene Künstler beschäftigt, so trat unter Wenzel IV. langsam eine größere Beschränkung auf Meister einheimischer Herkunft mit fortschreitender Berücksichtigung der Tschechen ein, denen der 1392 als Hofmaler dieses Herrschers genannte Hradschiner Meister Johann zuzuzählen ist. Für den Nachweis dieses Künstlers kommen nachstehende Eintra gungen des Hradschiner Stadtbuches in Betracht. I. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 77. In nomine domini Amen. Nos Buczo vicepurgravius, Johannes coquus, Bohunco pictor, Jo[hannes] pictor, Tomas villicus, Nicolaus sutor, Martyn de Pohorzelecz, consules iurati civitatis Hradczanensis recongnoscimus universis publice protestantes quod constitutus coram nobis ante IIIIor scampna iudiciaria discretus Wenceslaus sartor nobis domini Hinconis de Ustye confessus est libere vendidisse iusto vendicionis tytulo domum et aream sitam in Hradczano inter domos honeste mulieris Kytlyczow parte ab una et domum Adlycze mulieris de Tynecz parte ex altera pro XXXta sexagenis grossorum Pragensium ydoneo Jessconi pictori ibidem de Hradczano ac eciam (?) integram pecuniam percepisse. Et promittit Wenceslaus domum istam sic venditam secundum consuetudinem civilem disbrigare et exbrigare a quolibet homine ipsam voluntatem impediente uno anno et die una exbrigatorem huius Marssonem sartorem dictum Noha ob- ligando. Ibidem Jessek pictor empta sic domo predicta et persoluta petivit et fecit intabulari ad perpetuam possessionem dicens: "Post mortem meam Anne uxori legitime ac pueris presentibus et futuris necnon etiam fratri meo Myks- syconi,“ sed sibi iurisdictionem prius tamquam pater familias reservando. Acta sunt hec anno domini M'CCCLXXXII° in die sancti Johannis ante portam Latinam. II. Nos Zacharias de Chrustyenycz, vicepurkrabius castri Pragensis, Crux iudex, Thomas dictus Wladarz, Johannes dictus Kucharz, Nicolaus sutor, Bo- hunko pictor, Martinus dictus Scalnyk, Johannes pictor, cives iurati consules civitatis Gradczanensis penes castrum Pragense, recognoscimus tenore presen- cium inspectoribus universis publice protestantes, quod honestus vir Johannes pictor, noster concivis et iuratus, coram nobis inter quatuor scampna iudiciaria, dum iudicio pleno presideremus contestatus, ubi quevis hominum gesta plenum
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112 robur obtinent firmitatis, personaliter constitutus sponte et libere recognovit et fassus est, se super domo sua et suis pertinenciis sita in Gradczano penes domum Kytlyczonis ex una parte et Adlyczcze vidue ex parte altera unam sexagenam grossorum pragensium denariorum census annui perpetui et liberi ab omnibus collectis, steuris, exaccionibus, contribucionibus, vigiliis et ab aliis quibuslibet iuribus, oneribus ac fatigis nostre civitatis penitus et exempti, pro quibus quidem oneribus preexpressis prefatus Johannes pictor heredesque ac successores sui quolibet tempore, dum huiusmodi onera in nostra occurrerint civitate, nobis et nostre civitati satisfacere debet et debebunt, pro decem sexa- genis grossorum pragensium denariorum sibi plene persolutis rite et raciona- biliter ac iusto vendicionis tytulo suo et domine Anne, conthoralis sue legittime, et heredum ac amicorum necnon omnium suorum successorum nomine vendi- disse et venditam tradidisse ac resignasse honesto viro domino Cunssoni, alta- riste altaris sancte Dorothee in ecclesia Pragensi, et ipsius successoribus dicti altaris altaristis seu ministris, universis ad habendam, tenendam, tollendam, percipiendam et iure hereditario perpetuo per eum modum, ut infra sequitur possidendam pacifice et quiete. Solvetur autem et solvi debet census memoratus hoc modo, videlicet in festo sancti Galli nunc proxime instanti media sexagena grossorum et in festo sancti Georgii tunc inmediate sequenti similiter media sexagena grossorum predictorum, et sic exnunc et deinceps singulis festis me- moratis quolibet anno occurrentibus de dicta domo et suis pertinenciis solvi debet omni contradictione remota. In quocumque autem iam dictorum festorum festo et infra eius octavam inmediate sequentem census non solveretur supra- dictus, extunc statim super huius modi censum non solutum quatuor grossi no- mine pene accrescent et accrescere debent ipso [facto] et consimilis pena crescet et crescere debet singulis septimanis tamdiu, quoad usque prenotatus census unacum omnibus et singulis penis suis supradictis plene et integraliter fuerit prescripti altaris altariste, qui fuerit pro tempore, persolutus. Pro quo quidem censu et penis ipsius prenotatis memorati altaris minister, qui fuerit pro tempore, poterit, dum sibi placuerit, per se vel per nunccium suum pre- dictum Johannem pictorem heredesque ac successores ipsius necnon universos dicte domus succedentes possessores cum adiutorio iudicis et iuratorum nostre civitatis tamquam in bonis propriis libere ac licite inpignerare in tantum et tociens, in quantum et quociens necessarium fuerit et oportunum et quousque prescriptus census unacum omnibus et singulis penis suis prenominatis dicto altariste aut ipsius successoribus, qui pro tempore fuerint, plene et integraliter fuerit persolutus. Si vero pignera pro predicto censu et penis sufficiencia infra unius anni revolucionem in prescripta domo sive area necnon ipsius pertinen- ciis universis nequiverint inveniri, extunc mox eadem domus vel area una cum omnibus suis pertinenciis universis ad predictum sancte Dorothee altare et ipsius ministrum, qui fuerit pro tempore illo, devolvetur et devolvi debet omnis contradictlionis inpedimento sublato, isto preterea notabiliter adiuncto, quod si umquam dicta domus involveretur aliquibus debitis, ita quod debitum altaris sancte Dorothee, videlicet decem sexagene, sine aliqua dempcione sit principale, et si presens moneta fuerit inmutata, extunc valor dictorum grossorum solvi et adimpleri debebitur solucione et pagamento tunc temporis gratis, acceptis, da- tivis pariter et transitivis in singulis sancti Galli et sancti Georgii festis me-
112 robur obtinent firmitatis, personaliter constitutus sponte et libere recognovit et fassus est, se super domo sua et suis pertinenciis sita in Gradczano penes domum Kytlyczonis ex una parte et Adlyczcze vidue ex parte altera unam sexagenam grossorum pragensium denariorum census annui perpetui et liberi ab omnibus collectis, steuris, exaccionibus, contribucionibus, vigiliis et ab aliis quibuslibet iuribus, oneribus ac fatigis nostre civitatis penitus et exempti, pro quibus quidem oneribus preexpressis prefatus Johannes pictor heredesque ac successores sui quolibet tempore, dum huiusmodi onera in nostra occurrerint civitate, nobis et nostre civitati satisfacere debet et debebunt, pro decem sexa- genis grossorum pragensium denariorum sibi plene persolutis rite et raciona- biliter ac iusto vendicionis tytulo suo et domine Anne, conthoralis sue legittime, et heredum ac amicorum necnon omnium suorum successorum nomine vendi- disse et venditam tradidisse ac resignasse honesto viro domino Cunssoni, alta- riste altaris sancte Dorothee in ecclesia Pragensi, et ipsius successoribus dicti altaris altaristis seu ministris, universis ad habendam, tenendam, tollendam, percipiendam et iure hereditario perpetuo per eum modum, ut infra sequitur possidendam pacifice et quiete. Solvetur autem et solvi debet census memoratus hoc modo, videlicet in festo sancti Galli nunc proxime instanti media sexagena grossorum et in festo sancti Georgii tunc inmediate sequenti similiter media sexagena grossorum predictorum, et sic exnunc et deinceps singulis festis me- moratis quolibet anno occurrentibus de dicta domo et suis pertinenciis solvi debet omni contradictione remota. In quocumque autem iam dictorum festorum festo et infra eius octavam inmediate sequentem census non solveretur supra- dictus, extunc statim super huius modi censum non solutum quatuor grossi no- mine pene accrescent et accrescere debent ipso [facto] et consimilis pena crescet et crescere debet singulis septimanis tamdiu, quoad usque prenotatus census unacum omnibus et singulis penis suis supradictis plene et integraliter fuerit prescripti altaris altariste, qui fuerit pro tempore, persolutus. Pro quo quidem censu et penis ipsius prenotatis memorati altaris minister, qui fuerit pro tempore, poterit, dum sibi placuerit, per se vel per nunccium suum pre- dictum Johannem pictorem heredesque ac successores ipsius necnon universos dicte domus succedentes possessores cum adiutorio iudicis et iuratorum nostre civitatis tamquam in bonis propriis libere ac licite inpignerare in tantum et tociens, in quantum et quociens necessarium fuerit et oportunum et quousque prescriptus census unacum omnibus et singulis penis suis prenominatis dicto altariste aut ipsius successoribus, qui pro tempore fuerint, plene et integraliter fuerit persolutus. Si vero pignera pro predicto censu et penis sufficiencia infra unius anni revolucionem in prescripta domo sive area necnon ipsius pertinen- ciis universis nequiverint inveniri, extunc mox eadem domus vel area una cum omnibus suis pertinenciis universis ad predictum sancte Dorothee altare et ipsius ministrum, qui fuerit pro tempore illo, devolvetur et devolvi debet omnis contradictlionis inpedimento sublato, isto preterea notabiliter adiuncto, quod si umquam dicta domus involveretur aliquibus debitis, ita quod debitum altaris sancte Dorothee, videlicet decem sexagene, sine aliqua dempcione sit principale, et si presens moneta fuerit inmutata, extunc valor dictorum grossorum solvi et adimpleri debebitur solucione et pagamento tunc temporis gratis, acceptis, da- tivis pariter et transitivis in singulis sancti Galli et sancti Georgii festis me-
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113 moratis sub pena per omnia superius an[njotata. Et quia honorabilis vir domi- nus Cunsso, minister altaris sancte Dorothee in ecclesia Pragensi, prescriptum censum, unam sexagenam grossorum, pro remedio anime sue et patris sui Jo- hannis et matris sue Elyzabeth et suorum predecessorum comparavit et altario sancte Dorothee predicto et eiusdem altaris ministro et ipsius successoribus post mortem suam dedit, donavit et adiunxit nomine sui testamenti, ut sic ipsius domini Cunssonis et Johannis, patris sui, et matris sue Elyzabeth et animarum eorum iugis memoria habeatur, statuit et sic haberi voluit, quod quilibet mi- nister altaris sancte Dorothee in anniversario ipsorum legat unam missam sin- gulis septimanis defunctorum et expendet quinque grossos, prout in alio privile- gio expressum est, pro missis, offertorio et candelis. In cuius rei testimonium evidens et robur firmius temporibus perpetuis valiturum sigillum maius nostre civitatis de certa nostra sciencia presentibus duximus appendendum. Datum et actum in Gradczano anno domini millesimo trecentesimo octuagesimo secundo, feria quarta infra octavas sanctorum apostolorum Petri et Pauli. (2. Juli 1382.)1) (Orig. membr. in arch. capituli eccl. Prag. XVI. 17.) III. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 78°. Nos Buzco vicepurgravius, Crux iudex, Thomas Wladarz, Jessek pictor, Jessek kucharz, Bohunek pictor, Martyn skalnyk, Nicolaus sutor cives iurati consules civitatis Hradczanensis recognosimus quod providus vir Johannes pictor, concivis noster et consul, comfessus est et recognovit se teneri V sexag gross. Pragens. denariorum in parata et numerata pecunia mutuata discreto viro Henzlino vectori Nasonis et uxori sue legitime Swatcze et promisit absque omni fraude solvere easdem in festo sancti Procopii anni affuturi et ipsa Swathca debet sedere in domo predicti Jessconis per illum annum in censu III. sexag. nec ab ipso Jescone infra illum annum moveri de eadem. Et die seu festo sancti Procopii adveniente prefatus Jessco pictor tenebitur predictas V sexa- genas prenominato Henzlino et uxori sue prefate solvere cum effectu. Quod si non fecerit, tunc prefatus Henzlinus debebit residere nullo precio soluto tamdiu donec prefata pecunia integraliter ipsis fuerit. Acta sunt hec anno domini M'CCCLXXXII° in die sancti Procopii com- fessoris gloriosi in domo Wladarzonis, dum ad hoc consules specialiter sunt convocati. *) Vorstehende Urkunde ist eingetragen im Liber contr. seu vend. Hradcz. I Bl. 79 unter dent Titel „Privilegium super una census sexagena pro altari sancte Dorothee per dominum Cunssonem rectorem eiusdem altaris donati ;“ sie bricht ab bei: „extunc valor dictorum grossorum solvi et adimpleri debebitur solucione" und fährt fort: „superius annotata. Acta sunt hec transsumendo de originali coram iudicio contestato anno domini millesimo MCCCLXXXII° infra octavas sancti Procopii feria tercia confessoris.“ Einige Einzel heiten weichen unwesentlich ab; genauer ist „Adlyczcze vidue de Tynecz parte ex altera.“
113 moratis sub pena per omnia superius an[njotata. Et quia honorabilis vir domi- nus Cunsso, minister altaris sancte Dorothee in ecclesia Pragensi, prescriptum censum, unam sexagenam grossorum, pro remedio anime sue et patris sui Jo- hannis et matris sue Elyzabeth et suorum predecessorum comparavit et altario sancte Dorothee predicto et eiusdem altaris ministro et ipsius successoribus post mortem suam dedit, donavit et adiunxit nomine sui testamenti, ut sic ipsius domini Cunssonis et Johannis, patris sui, et matris sue Elyzabeth et animarum eorum iugis memoria habeatur, statuit et sic haberi voluit, quod quilibet mi- nister altaris sancte Dorothee in anniversario ipsorum legat unam missam sin- gulis septimanis defunctorum et expendet quinque grossos, prout in alio privile- gio expressum est, pro missis, offertorio et candelis. In cuius rei testimonium evidens et robur firmius temporibus perpetuis valiturum sigillum maius nostre civitatis de certa nostra sciencia presentibus duximus appendendum. Datum et actum in Gradczano anno domini millesimo trecentesimo octuagesimo secundo, feria quarta infra octavas sanctorum apostolorum Petri et Pauli. (2. Juli 1382.)1) (Orig. membr. in arch. capituli eccl. Prag. XVI. 17.) III. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 78°. Nos Buzco vicepurgravius, Crux iudex, Thomas Wladarz, Jessek pictor, Jessek kucharz, Bohunek pictor, Martyn skalnyk, Nicolaus sutor cives iurati consules civitatis Hradczanensis recognosimus quod providus vir Johannes pictor, concivis noster et consul, comfessus est et recognovit se teneri V sexag gross. Pragens. denariorum in parata et numerata pecunia mutuata discreto viro Henzlino vectori Nasonis et uxori sue legitime Swatcze et promisit absque omni fraude solvere easdem in festo sancti Procopii anni affuturi et ipsa Swathca debet sedere in domo predicti Jessconis per illum annum in censu III. sexag. nec ab ipso Jescone infra illum annum moveri de eadem. Et die seu festo sancti Procopii adveniente prefatus Jessco pictor tenebitur predictas V sexa- genas prenominato Henzlino et uxori sue prefate solvere cum effectu. Quod si non fecerit, tunc prefatus Henzlinus debebit residere nullo precio soluto tamdiu donec prefata pecunia integraliter ipsis fuerit. Acta sunt hec anno domini M'CCCLXXXII° in die sancti Procopii com- fessoris gloriosi in domo Wladarzonis, dum ad hoc consules specialiter sunt convocati. *) Vorstehende Urkunde ist eingetragen im Liber contr. seu vend. Hradcz. I Bl. 79 unter dent Titel „Privilegium super una census sexagena pro altari sancte Dorothee per dominum Cunssonem rectorem eiusdem altaris donati ;“ sie bricht ab bei: „extunc valor dictorum grossorum solvi et adimpleri debebitur solucione" und fährt fort: „superius annotata. Acta sunt hec transsumendo de originali coram iudicio contestato anno domini millesimo MCCCLXXXII° infra octavas sancti Procopii feria tercia confessoris.“ Einige Einzel heiten weichen unwesentlich ab; genauer ist „Adlyczcze vidue de Tynecz parte ex altera.“
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114 IV. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 85. Nos Crux iudex, Thomas dictus Wladarz, Johannes dictus Coquus, Jo- hannes pictor, Bohunek pictor, Martyn de Pohorzelecz, Nicolaus sutor consules iurati civitatis Hradczanensis recongnoscimus, quod Petrus dictus Sobyen ser- vilis condicionis artis mechanice, que alias dicitur Sczitarsky, debuit ex condi- cione servire Johanni pictori in Hradczano. V. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 123. Nota quod Maczko lathomus ex una et Jessek Cucharz et Wladarz parte ex altera super causam ipsorum, que inter ipsos vertitur, exelegerunt sibi arbi- tros. Puta Maczko elegit Bohunkonem et Lyskonem cives minoris civitatis Pra- gensis et Jessek et Wladarz elegerunt Jessconem pictorem etc. Factum est anno domini M'CCCLXXXIII feria IIIa post Penthecosten. VI. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 86. Nos Buzco vicepurgravius, Crux iudex, Thomas dictus Wladarz, Crux Snopek, Martyn de Pohorzelecz, Jenek minor, Swach de Pohorzelecz consules civitatis Hradczanensis presentibus protestamur quod Johannes pictor civis de Hradczano coram nobis comfessus esse obligatum in XVIIJ sexag. et VII gr. sexagenis (!) grossorum Pragensium denariorum veri mutui. In quibus pecuniis obligat predictus Johannes pictor domum suam sitam in Hradczano inter domos Kytlyczowe ex una et Adlicze parte ex altera tali sub conditione, quod si pre- fatus Johannes pictor non solverit pecunias supradictas imfra hinc et festum sancti Georgii, quod Johannes coquus intromittat se de domo predicta ad veram, perpetuam ac pacificam possessionem. Si vero contigerit, predictum Jo- hannem coquum mori, quod absit, quod Dorothee uxori ipsius Jesconis et pueris equaliter ius competat in negocio supradicto. Datum et actum feria tercia ante festum sancte Elizabet anno domini millesimo CCC LXXXIII°. VII. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 94. Johannes pictor domine Angnesce. In nomine domini Amen. Anno nativitatis eiusdem M'CCC'LXXXVII" coram Buzcone vicepurgravio, Johanne dicto Ostoy iudice, Johanne dicto kucharz et Thomassone dicto Wladarz, Rzehacone de Pohorzelecz, Johanne dicto Pykna, Walentyno Hyncze sutore in iudicio contestato, ubi iusticia plenum vigorem habere dinoscitur, veniens Johannes pictor recognovit se recepisse a generosa domina Agnezca de Potenstayn VIII° sexag. cum XXti gr. Pragensium dena- riorum, quam quidem prefatam pecuniam ipse Johannes debet et tenetur sol-
114 IV. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 85. Nos Crux iudex, Thomas dictus Wladarz, Johannes dictus Coquus, Jo- hannes pictor, Bohunek pictor, Martyn de Pohorzelecz, Nicolaus sutor consules iurati civitatis Hradczanensis recongnoscimus, quod Petrus dictus Sobyen ser- vilis condicionis artis mechanice, que alias dicitur Sczitarsky, debuit ex condi- cione servire Johanni pictori in Hradczano. V. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 123. Nota quod Maczko lathomus ex una et Jessek Cucharz et Wladarz parte ex altera super causam ipsorum, que inter ipsos vertitur, exelegerunt sibi arbi- tros. Puta Maczko elegit Bohunkonem et Lyskonem cives minoris civitatis Pra- gensis et Jessek et Wladarz elegerunt Jessconem pictorem etc. Factum est anno domini M'CCCLXXXIII feria IIIa post Penthecosten. VI. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 86. Nos Buzco vicepurgravius, Crux iudex, Thomas dictus Wladarz, Crux Snopek, Martyn de Pohorzelecz, Jenek minor, Swach de Pohorzelecz consules civitatis Hradczanensis presentibus protestamur quod Johannes pictor civis de Hradczano coram nobis comfessus esse obligatum in XVIIJ sexag. et VII gr. sexagenis (!) grossorum Pragensium denariorum veri mutui. In quibus pecuniis obligat predictus Johannes pictor domum suam sitam in Hradczano inter domos Kytlyczowe ex una et Adlicze parte ex altera tali sub conditione, quod si pre- fatus Johannes pictor non solverit pecunias supradictas imfra hinc et festum sancti Georgii, quod Johannes coquus intromittat se de domo predicta ad veram, perpetuam ac pacificam possessionem. Si vero contigerit, predictum Jo- hannem coquum mori, quod absit, quod Dorothee uxori ipsius Jesconis et pueris equaliter ius competat in negocio supradicto. Datum et actum feria tercia ante festum sancte Elizabet anno domini millesimo CCC LXXXIII°. VII. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 94. Johannes pictor domine Angnesce. In nomine domini Amen. Anno nativitatis eiusdem M'CCC'LXXXVII" coram Buzcone vicepurgravio, Johanne dicto Ostoy iudice, Johanne dicto kucharz et Thomassone dicto Wladarz, Rzehacone de Pohorzelecz, Johanne dicto Pykna, Walentyno Hyncze sutore in iudicio contestato, ubi iusticia plenum vigorem habere dinoscitur, veniens Johannes pictor recognovit se recepisse a generosa domina Agnezca de Potenstayn VIII° sexag. cum XXti gr. Pragensium dena- riorum, quam quidem prefatam pecuniam ipse Johannes debet et tenetur sol-
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115 vere predicte domine Agnezeze in festo sancti Georgii venturo de proximo, quod si solverit, extunc ipsum Johannem predicta domina Agnezca reddit quitum et solutum ab omni exaccione. Sin autem non, extunc iudex et iurati debent dictare, ut ipsi domine Agnezce et famoso viro domino Raczconi et Johanni dicto Rozye sit provisum de nadie sufficienti in domo ipsius Johannis pictoris necnon in omnibus, que habet vel habere poterit iuxta pecunie valorem. — Acta sunt proxima quarta feria ante festum sanctorum Sebastiani et Fabiani.) VIII. Beim Hausverkanf des Diwisch von Miliczin wird auch der Hradschiner Bürger „Johannes dictus pictor“ als einer der „exbrigatores“ genannt. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 111. Et super hec sunt exbrigatores cives huius civitatis Crux dictus Snopek et Johannes dictus pictor per unum annum et diem. Acta sunt hec anno do- mini M'CCCXC proxima feria tercia ante festum sancti Galli. IX. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 118. Johannes iunior de Liblicz. Nos Zdycho presidens seu vices gerens sereni militis domini Tyemye vicepurgravii castri Pragensis, Wencesslaus viceiudex, Johannes coquus, Crux dictus Snopek, Swack skalnik, Martinek skalnik, Nicolaus sutor, Blaha carnifex iurati cives civitatis Gradczanensis ante castrum Pragense recognoscimus pre- sencia universis quod veniens ad presenciam nostram discretus vir Johannes pictor regis Romanorum et Bohemie, dum inter IIIIor scampna iudiciaria plene et contestato presideremus, ubi quevis gesta hominum sui roboris obtinent fir- mitatem, fassus est, se vendidisse domum suam et aream eius pro XXXVII se- xagenis grossorum Pragensium denariorum, que domus sita est in Gradczano inter domum Jacobi dicti Srb parte ex una et domum Adliczcze parte ab altera sagaci viro domino Johanni iuniori de Liblis. Quam quidem domum pre- dictus Johannes intabulat sibimet et successoribus inhabitandam, regendam, protegendam, reformandam, atque per omnia tenendam prout condecet verum heredem. In qua quidem domo intabulat XX grossorum sexag. Pragens. dena- riorum Styborio et Alsoni de Malicovicz et veri debiti obligati. Cum autem conduxerit predictas XX sexagenas de bonis predictorum, quod ipse per am- plius domum predictam possideat pro sua voluntate quod ipsi edicant una voce se satis habere pro eisdem pecuniam. Et huiusmodi domus disbrigatores sunt Johannes coquus et Crux dictus Snopek ad unum annum diem prout con- cernent iurati civitatis. — Acta sunt hec anno domini M'CCCXCII sabbato proximo post festum sancti Wencesslai. 1) Folgende Bestimmung erscheint in der Eintragung wieder getilgt: Insuper ipsa domina Agneczca promisit sibi Johanni pictori pro meritis et seruiciis que sibi exhibuit satisfacere omni dubio procul amoto.
115 vere predicte domine Agnezeze in festo sancti Georgii venturo de proximo, quod si solverit, extunc ipsum Johannem predicta domina Agnezca reddit quitum et solutum ab omni exaccione. Sin autem non, extunc iudex et iurati debent dictare, ut ipsi domine Agnezce et famoso viro domino Raczconi et Johanni dicto Rozye sit provisum de nadie sufficienti in domo ipsius Johannis pictoris necnon in omnibus, que habet vel habere poterit iuxta pecunie valorem. — Acta sunt proxima quarta feria ante festum sanctorum Sebastiani et Fabiani.) VIII. Beim Hausverkanf des Diwisch von Miliczin wird auch der Hradschiner Bürger „Johannes dictus pictor“ als einer der „exbrigatores“ genannt. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 111. Et super hec sunt exbrigatores cives huius civitatis Crux dictus Snopek et Johannes dictus pictor per unum annum et diem. Acta sunt hec anno do- mini M'CCCXC proxima feria tercia ante festum sancti Galli. IX. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 118. Johannes iunior de Liblicz. Nos Zdycho presidens seu vices gerens sereni militis domini Tyemye vicepurgravii castri Pragensis, Wencesslaus viceiudex, Johannes coquus, Crux dictus Snopek, Swack skalnik, Martinek skalnik, Nicolaus sutor, Blaha carnifex iurati cives civitatis Gradczanensis ante castrum Pragense recognoscimus pre- sencia universis quod veniens ad presenciam nostram discretus vir Johannes pictor regis Romanorum et Bohemie, dum inter IIIIor scampna iudiciaria plene et contestato presideremus, ubi quevis gesta hominum sui roboris obtinent fir- mitatem, fassus est, se vendidisse domum suam et aream eius pro XXXVII se- xagenis grossorum Pragensium denariorum, que domus sita est in Gradczano inter domum Jacobi dicti Srb parte ex una et domum Adliczcze parte ab altera sagaci viro domino Johanni iuniori de Liblis. Quam quidem domum pre- dictus Johannes intabulat sibimet et successoribus inhabitandam, regendam, protegendam, reformandam, atque per omnia tenendam prout condecet verum heredem. In qua quidem domo intabulat XX grossorum sexag. Pragens. dena- riorum Styborio et Alsoni de Malicovicz et veri debiti obligati. Cum autem conduxerit predictas XX sexagenas de bonis predictorum, quod ipse per am- plius domum predictam possideat pro sua voluntate quod ipsi edicant una voce se satis habere pro eisdem pecuniam. Et huiusmodi domus disbrigatores sunt Johannes coquus et Crux dictus Snopek ad unum annum diem prout con- cernent iurati civitatis. — Acta sunt hec anno domini M'CCCXCII sabbato proximo post festum sancti Wencesslai. 1) Folgende Bestimmung erscheint in der Eintragung wieder getilgt: Insuper ipsa domina Agneczca promisit sibi Johanni pictori pro meritis et seruiciis que sibi exhibuit satisfacere omni dubio procul amoto.
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116 X. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 122'. Zbynek incola civitatis antique citavit Johannem pictorem pro IIIbus sexagenis minus fertone, in quo iudicio Johannes citatus comparare non curavit, propter quod ius suum primo pro termino infregit. 1) XI. Das Haus des Malers Johannes auf dem Hradschin ist bei Bestimmung der Lage anderer Hänser in folgender Weise erwähnt: 1388: mezi domem Jescowym; Lib. contr. seu vend. Hradez. I. Bl. 101. Feria III. prox. post conversionem sancti Pauli 1389: Jesconis dicti malerz parte ab altera; ebendas. Bl. 104. Feria III. pridie vigilie sanctorum Petri et Pauli apostolorum 1391: Johannis pictoris parte ab altera; ebendaſ. Bl. 113. XII. Unter den Hradschiner Stadtvertretern ist der Maler Johann in folgender Weise erwähnt: Tag und Jahr. Als „iuratus“ oder "con- sul iuratus“ civitatis Hradczanensis genannt. Quelle. Johannes Wahrscheinlich in purifi- catione beate Marie virg. 1374: in die s. Johan. ante port. Lat. 1382: feria VI. prox. Sigis- mundi 1382: feria III. ante Procopii 1382: in die s. Procopii 1382: Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Jessek pictor. Lib. contr. seu vend. civit. Hradcz. I. Bl. 62“. — Ebendas. Bl. 77. — Ebendas. Bl. 77°. — Ebendas. Bl. 77. 78. — Ebendas. Bl. 78. — Ebendas. Bl. 78. feria IIII. infra octavas ss. apost. Petri et Pauli 1382: Johannes pictor. —Ebendas. Bl. 79 und Prag, Metropolitan- capitelarchiv, XVI. 17. 1) Die Eintragungen auf der vorhergehenden Seite stammen aus dem Jahre 1393, in welches offenbar auch die obenstehende Angabe verlegt werden darf.
116 X. Lib. contr. seu vend. Hradcz. I. Bl. 122'. Zbynek incola civitatis antique citavit Johannem pictorem pro IIIbus sexagenis minus fertone, in quo iudicio Johannes citatus comparare non curavit, propter quod ius suum primo pro termino infregit. 1) XI. Das Haus des Malers Johannes auf dem Hradschin ist bei Bestimmung der Lage anderer Hänser in folgender Weise erwähnt: 1388: mezi domem Jescowym; Lib. contr. seu vend. Hradez. I. Bl. 101. Feria III. prox. post conversionem sancti Pauli 1389: Jesconis dicti malerz parte ab altera; ebendas. Bl. 104. Feria III. pridie vigilie sanctorum Petri et Pauli apostolorum 1391: Johannis pictoris parte ab altera; ebendaſ. Bl. 113. XII. Unter den Hradschiner Stadtvertretern ist der Maler Johann in folgender Weise erwähnt: Tag und Jahr. Als „iuratus“ oder "con- sul iuratus“ civitatis Hradczanensis genannt. Quelle. Johannes Wahrscheinlich in purifi- catione beate Marie virg. 1374: in die s. Johan. ante port. Lat. 1382: feria VI. prox. Sigis- mundi 1382: feria III. ante Procopii 1382: in die s. Procopii 1382: Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Jessek pictor. Lib. contr. seu vend. civit. Hradcz. I. Bl. 62“. — Ebendas. Bl. 77. — Ebendas. Bl. 77°. — Ebendas. Bl. 77. 78. — Ebendas. Bl. 78. — Ebendas. Bl. 78. feria IIII. infra octavas ss. apost. Petri et Pauli 1382: Johannes pictor. —Ebendas. Bl. 79 und Prag, Metropolitan- capitelarchiv, XVI. 17. 1) Die Eintragungen auf der vorhergehenden Seite stammen aus dem Jahre 1393, in welches offenbar auch die obenstehende Angabe verlegt werden darf.
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117 — Tag und Jahr. Als „iuratus“ oder „con- sul iuratus“ civitatis Hradczanensis genannt. Quelle. feria III. infra oct. s. Procopii 1382: Johannes pictor. Lib. contr. seu vend. civit. Hradcz. I. Bl. 79. feria III. post Exalt. s. Сruc. 1382: f. s. Wenceslai 1382: feria III. a. Sim. et Jud 1382: Jessek pictor. Jo. pictor. Jessek dictus malerz, Jes- sek malerz, Jessco pictor. Ebendas. Bl. 79. — Ebendas. Bl. 79. — Ebendas. Bl. 80 u. 80'. dom. Circumdederunt 1383: dom. Exurge domine 1383: feria II. post Invocavit 1383: feria ante Corp. Christi 1383: feria III. in oct. Nativ. b. Virg. 1383: feria IIII. post Purific. Marie 1383: die IIII. Febr. 1383: Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Jessek pictor. Ebendas. Bl. 81 u. 81°. — Ebendas. Bl. 82. — Ebendas. Bl. 83' u. 84. —Ebendas. Bl. 84°. —Ebendas. Bl. 82. — Ebendas. Bl. 83. — Ebendas. Bl. 83. —Ebendas. Bl. 58. u. 60. 1387: IV. Zwei Verzeichnisse der beim Feste der Reliquienzeigung in Prag ausgestellten Reliquien. Wenige Länder Mitteleuropas haben im 14. Jahrhunderte der Reliquienverehrung im gleichen Grade wie Böhmen gehuldigt; hier war dieselbe namentlich während der Regierung Karls IV. nahezu ins Unge- messene gestiegen, 1) da dieser Herrscher nicht nur die deutschen Reichs- kleinodien nach Böhmen überführen ließ, sondern auch iede Gelegenheit zur Erwerbung der mannigfachsten Reliquien benützte, die er theils der Prager Metropolitankirche schenkte, theils in Karlstein zu einer großartigen 1) Horčička, Die Kunstthätigkeit in Prag zur Zeit Karls IV. (Zwölfter Jahres- bericht über das deutsche Staatsgymnasium in Prag-Altstadt für das Schul- jahr 1883—84.) S. 1 u. f. — Neuwirth, Geschichte d. bild. Kunst in Böhmen I. S. 167 u. f.
117 — Tag und Jahr. Als „iuratus“ oder „con- sul iuratus“ civitatis Hradczanensis genannt. Quelle. feria III. infra oct. s. Procopii 1382: Johannes pictor. Lib. contr. seu vend. civit. Hradcz. I. Bl. 79. feria III. post Exalt. s. Сruc. 1382: f. s. Wenceslai 1382: feria III. a. Sim. et Jud 1382: Jessek pictor. Jo. pictor. Jessek dictus malerz, Jes- sek malerz, Jessco pictor. Ebendas. Bl. 79. — Ebendas. Bl. 79. — Ebendas. Bl. 80 u. 80'. dom. Circumdederunt 1383: dom. Exurge domine 1383: feria II. post Invocavit 1383: feria ante Corp. Christi 1383: feria III. in oct. Nativ. b. Virg. 1383: feria IIII. post Purific. Marie 1383: die IIII. Febr. 1383: Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Johannes pictor. Jessek pictor. Ebendas. Bl. 81 u. 81°. — Ebendas. Bl. 82. — Ebendas. Bl. 83' u. 84. —Ebendas. Bl. 84°. —Ebendas. Bl. 82. — Ebendas. Bl. 83. — Ebendas. Bl. 83. —Ebendas. Bl. 58. u. 60. 1387: IV. Zwei Verzeichnisse der beim Feste der Reliquienzeigung in Prag ausgestellten Reliquien. Wenige Länder Mitteleuropas haben im 14. Jahrhunderte der Reliquienverehrung im gleichen Grade wie Böhmen gehuldigt; hier war dieselbe namentlich während der Regierung Karls IV. nahezu ins Unge- messene gestiegen, 1) da dieser Herrscher nicht nur die deutschen Reichs- kleinodien nach Böhmen überführen ließ, sondern auch iede Gelegenheit zur Erwerbung der mannigfachsten Reliquien benützte, die er theils der Prager Metropolitankirche schenkte, theils in Karlstein zu einer großartigen 1) Horčička, Die Kunstthätigkeit in Prag zur Zeit Karls IV. (Zwölfter Jahres- bericht über das deutsche Staatsgymnasium in Prag-Altstadt für das Schul- jahr 1883—84.) S. 1 u. f. — Neuwirth, Geschichte d. bild. Kunst in Böhmen I. S. 167 u. f.
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118 Sammlung anhäufte. Karl IV. wollte jedoch die nach dem Glauben der Kirche an die Reliquienverehrung gebundenen Segnungen selbst den wei- testen Kreisen zugute kommen lassen und hatte daher besonders zum Andenken an die feierliche Einholung der deutschen Reichskleinodien nach Prag vom Papste Innocenz VI. die Einsetzung des „festum armorum Christi“ erwirkt,1) bei welchem ein Theil der von dem Kaiser erworbenen Reliquien dem versammelten Volke gezeigt wurde, dessen zahlreiches Zuströmen die Aussicht auf besondere, uur für die Festbesucher in Prag erreichbare Indulgenzen erhöhen sollte. Die sonst hinter dem Hochaltare der Karlsteiner Kreuzkapelle aufbewahrten Reichsreliquien wurden zu diesem Zwecke uach Prag überführt und an dem Freitage nach Quasi- modo geniti nebst anderen besonders hervorragenden Reliquien zur öffent- lichen Verehrung ausgestellt. Die Ansstellung erfolgte auf dem heutigen Karlsplatze der oberen Neustadt anfangs in einem eigens dazu aufge führten Holzthurme, später in der an dessen Stelle unter Wenzel IV. erbauten, kunstgeschichtlich höchst interessanten Frohuleichnamskapelle, 2) die leider nicht mehr erhalten ist. Die ungewöhulich starke Betheiligung der Festbesucher, die vereinzelt sogar eine vorübergehende, bedeutende Lebensmittelvertheuerung in Prag veranlaßte und selbst die Herrichtnug eines zweiten Festplatzes nöthig erscheinen ließ, rechtfertigt wohl die Frage, welche Reliquien bei diesem Anlasse ausgestellt wurden. Dieselbe wird ansreichend beantwortet durch zwei Verzeichnisse in Münchener Handschriften, im Cod. lat. Monac. 6686 und im Cod. lat. Monac. 15.956. Das erstere ist etwas ansführlicher gehalten, befindet sich gruppenweise geordnet auf Bl. 324' md lautet also: Hic sunt subscripta nomina Imperialium et aliarum Reliquiarum que ostendi solent singullis annis in Ciuitate pragensi feria sexta post dominicam 3) Quasimodo geniti 4) que est prima dominica post festum Pasche etc. C. Primo: Capud sancti Wenceslay. Capud sancti Viti martiris. Capud sancti Sygismundi. Capud sancti Adalberti. Capud sancti Marci Ewangeliste. Capud sancti Luce ewangeliste. Capud sancti Urbani pappe (!). Capud sancti Gregorij pape. 1) Neuwirth, Geschichte d. bild. Kunst in Böhmen I. S. 170. — Horčička, Kunstthätigkeit in Prag zur Zeit Karls IV. a. a. O. S. 53 und 54. 2) Neuwirth, Geschichte der bild. Kunst in Böhmen I. S. 549 und 550. 3) Darnach durchstrichen „Misericordia“. 4) Statt des unrichtigen „Misericordia“ auf den Rand gesetzt.
118 Sammlung anhäufte. Karl IV. wollte jedoch die nach dem Glauben der Kirche an die Reliquienverehrung gebundenen Segnungen selbst den wei- testen Kreisen zugute kommen lassen und hatte daher besonders zum Andenken an die feierliche Einholung der deutschen Reichskleinodien nach Prag vom Papste Innocenz VI. die Einsetzung des „festum armorum Christi“ erwirkt,1) bei welchem ein Theil der von dem Kaiser erworbenen Reliquien dem versammelten Volke gezeigt wurde, dessen zahlreiches Zuströmen die Aussicht auf besondere, uur für die Festbesucher in Prag erreichbare Indulgenzen erhöhen sollte. Die sonst hinter dem Hochaltare der Karlsteiner Kreuzkapelle aufbewahrten Reichsreliquien wurden zu diesem Zwecke uach Prag überführt und an dem Freitage nach Quasi- modo geniti nebst anderen besonders hervorragenden Reliquien zur öffent- lichen Verehrung ausgestellt. Die Ansstellung erfolgte auf dem heutigen Karlsplatze der oberen Neustadt anfangs in einem eigens dazu aufge führten Holzthurme, später in der an dessen Stelle unter Wenzel IV. erbauten, kunstgeschichtlich höchst interessanten Frohuleichnamskapelle, 2) die leider nicht mehr erhalten ist. Die ungewöhulich starke Betheiligung der Festbesucher, die vereinzelt sogar eine vorübergehende, bedeutende Lebensmittelvertheuerung in Prag veranlaßte und selbst die Herrichtnug eines zweiten Festplatzes nöthig erscheinen ließ, rechtfertigt wohl die Frage, welche Reliquien bei diesem Anlasse ausgestellt wurden. Dieselbe wird ansreichend beantwortet durch zwei Verzeichnisse in Münchener Handschriften, im Cod. lat. Monac. 6686 und im Cod. lat. Monac. 15.956. Das erstere ist etwas ansführlicher gehalten, befindet sich gruppenweise geordnet auf Bl. 324' md lautet also: Hic sunt subscripta nomina Imperialium et aliarum Reliquiarum que ostendi solent singullis annis in Ciuitate pragensi feria sexta post dominicam 3) Quasimodo geniti 4) que est prima dominica post festum Pasche etc. C. Primo: Capud sancti Wenceslay. Capud sancti Viti martiris. Capud sancti Sygismundi. Capud sancti Adalberti. Capud sancti Marci Ewangeliste. Capud sancti Luce ewangeliste. Capud sancti Urbani pappe (!). Capud sancti Gregorij pape. 1) Neuwirth, Geschichte d. bild. Kunst in Böhmen I. S. 170. — Horčička, Kunstthätigkeit in Prag zur Zeit Karls IV. a. a. O. S. 53 und 54. 2) Neuwirth, Geschichte der bild. Kunst in Böhmen I. S. 549 und 550. 3) Darnach durchstrichen „Misericordia“. 4) Statt des unrichtigen „Misericordia“ auf den Rand gesetzt.
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119 C. Secundo : Peplum sagwineum Marie virginis. De cruce domini. Clauus de sinistra manu. Pars de mensa in qua Christus cenauit cum discipulis. Magna pars de mensali domini in quo cenauit Christus cum discipulis. Pars de sudario quod fuit circumvolutum capiti Ihesu in sepulchro. Pars Albe tunice in qua Christus fuit derisus. Pars tunice purpuree in qua Christus fuit coronatus. Pars tunice inconsutilis Jhesu Christi. Pars cathene Clementis pape cum qua se flagellauit. C. Tercio : Pars cathene sancti Johannis apostoli et ewangeliste. Pars cathene sancti Petri apostoli. Pars cathene sancti Pauli apo- stoli. Pars tunice sancti Johannis ewangeliste cum qua tres mortui fuerunt resuscitati. Pars de presepe domini. Pars de panno qui fuit circumuolutus Jhesu pendente in cruce. Magna crux habens tres partes, unam partem contulit rex Francie, secundam rex grecie, terciam Imperator Henricus. Clauus de dextra manu. Pars funis cum quo erat ligatus Jhesus ad crucem. Pars spongie cum qua iudei Jhesum prebuerunt pro bibere (!) dum pendebat in cruce. Duas spinas de corona domini. Pars sagwinis Wenczeslai. Pars Brachij sancti Johannis Baptiste. C. Quarto: Gladius quem angelus de celo portauit impera- tore (!) karolo cum quo vicit paganos in prelio. Gladius sancti Mau- ricij. Corona sancti Karoli. Dens sancti Johannis Baptiste. Pars Brachij Sancte Anne Matris virginis gloriose. Pars de ligno sancte crucis. Lancea que perforauit latus Jhesu. Clauus de pedibus Jhesu. Et vno anno fuit pronunciatum in ostensione predictarum reliqui- arum quod clauus ultimo nominatus esset inclusus in lancea predicta. Da die dem Verzeichnisse folgenden Tractate von 1408 datirt sind, so darf die Niederschrift desselben wohl in dieselbe Zeit, in den Anfang des 15. Jahrhundertes, verlegt werden, zudem mit den Husitenunruhen die regelmäßige Feier des Festes aufhörte und die Reichskleinodien, welche bei der Reliquienzeigung eine hervorragende Rolle spielten, von Sigismund zuerst nach Ungarn1) und bald darauf nach Nürnberg in Sicherheit gebracht wurden, um nie mehr auf böhmischen Boden zu kommen. Das zweite Verzeichniß erscheint uur als eine Verkürzung des ersten, da es in der Aufzählung vier Gruppen scheidet und fast alle Einzelheiten 1) Dies geschah schon 1420; vgl. Palacký, Geschichte von Böhmen. III., 2, S. 147.
119 C. Secundo : Peplum sagwineum Marie virginis. De cruce domini. Clauus de sinistra manu. Pars de mensa in qua Christus cenauit cum discipulis. Magna pars de mensali domini in quo cenauit Christus cum discipulis. Pars de sudario quod fuit circumvolutum capiti Ihesu in sepulchro. Pars Albe tunice in qua Christus fuit derisus. Pars tunice purpuree in qua Christus fuit coronatus. Pars tunice inconsutilis Jhesu Christi. Pars cathene Clementis pape cum qua se flagellauit. C. Tercio : Pars cathene sancti Johannis apostoli et ewangeliste. Pars cathene sancti Petri apostoli. Pars cathene sancti Pauli apo- stoli. Pars tunice sancti Johannis ewangeliste cum qua tres mortui fuerunt resuscitati. Pars de presepe domini. Pars de panno qui fuit circumuolutus Jhesu pendente in cruce. Magna crux habens tres partes, unam partem contulit rex Francie, secundam rex grecie, terciam Imperator Henricus. Clauus de dextra manu. Pars funis cum quo erat ligatus Jhesus ad crucem. Pars spongie cum qua iudei Jhesum prebuerunt pro bibere (!) dum pendebat in cruce. Duas spinas de corona domini. Pars sagwinis Wenczeslai. Pars Brachij sancti Johannis Baptiste. C. Quarto: Gladius quem angelus de celo portauit impera- tore (!) karolo cum quo vicit paganos in prelio. Gladius sancti Mau- ricij. Corona sancti Karoli. Dens sancti Johannis Baptiste. Pars Brachij Sancte Anne Matris virginis gloriose. Pars de ligno sancte crucis. Lancea que perforauit latus Jhesu. Clauus de pedibus Jhesu. Et vno anno fuit pronunciatum in ostensione predictarum reliqui- arum quod clauus ultimo nominatus esset inclusus in lancea predicta. Da die dem Verzeichnisse folgenden Tractate von 1408 datirt sind, so darf die Niederschrift desselben wohl in dieselbe Zeit, in den Anfang des 15. Jahrhundertes, verlegt werden, zudem mit den Husitenunruhen die regelmäßige Feier des Festes aufhörte und die Reichskleinodien, welche bei der Reliquienzeigung eine hervorragende Rolle spielten, von Sigismund zuerst nach Ungarn1) und bald darauf nach Nürnberg in Sicherheit gebracht wurden, um nie mehr auf böhmischen Boden zu kommen. Das zweite Verzeichniß erscheint uur als eine Verkürzung des ersten, da es in der Aufzählung vier Gruppen scheidet und fast alle Einzelheiten 1) Dies geschah schon 1420; vgl. Palacký, Geschichte von Böhmen. III., 2, S. 147.
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120 in der gleichen Reihenfolge anführt; es ist auf der Innenseite des rück- wärtigen Deckels des Cod. lat. Monac. 15.956 in folgender Weise ein getragen: Nota Prage tempore ostensionis Reliquiarum hee reliquie sunt ostense: primo capita sanctorum s. Veneslay (!) Viti Sigismundi Adal- berti Marcij (!) Luce Vrbani Gregorij. — 2° pepulum (!) beate Vir- ginis Crucem Clauum Mensale domini Linteamen sepulchri Tunica domini in qua derisus Tunica in qua coronatus Tunica inconsutilis Cathena sancti Clementis — 3° Cathene sancti Petri, Cathena sancti Johannis Ewangeliste de qua legitur tres mortuos esse suscitatos De presepio domini. Pannus quo fuerat circumdatus. Tres partes sancte crucis, unam dedit rex francie aliam Rex grecie Tertiam karolus (!) Imperator. Item Spongia. Due spine corone Cruor sancti Veneczlay De brachio sancti Johannis Baptiste. — 4° gladius sancti karuli de celo missus. gladius sancti Mauricij. Corona sancti Karuli Dens sancti Johannis Baptiste. Brahium (!) sancte Anne. Crux per- tinens ad Regnum. Lancea domini. In nomine domini Amen. Die Abfassung des Verzeichnisses der beim Feste der Reliquien- zeigung ausgestellten Reliquien muß gewiß noch bei Lebzeiten Karls IV. erfolgt sein; sie läßt sich mit Wahrscheinlichkeit auf die Zeit zwischen 1368 bis 1378 beschränken. Unter den büstenartigen Reliquienbehältern, die an erster Stelle genaunt sind, begegnet bereits das caput s. Sigis- mundi, dessen Leib Karl IV. erst 1365 nach Prag gebracht hatte, während die Reliquien für die capita der Heiligen Marcus, Urban und Gregor 1353 in Reichenau, Ersheim und Petershausen, 1) jene des heil. Lucas 1354 beim Besuche der Benedictinerabtei St. Justina in Padua 2) erworben waren. Da all diese capita sanctorum schon in dem 1368 aufgenom menen Inventare des Prager Domschatzes aufgezählt und außer jenen der Landespatrone Veit, Wentzel und Adalbert als Schenkungen Karls IV. hervorgehoben sind,3) so kann ein Verzeichniß für die Reliquienzeigung, das bereits das „caput s. Sigismundi“ erwähnt, uicht vor 1365 abgefaßt sein. Bei dem besonderen Interesse, das Karl IV. der Verehrung des heil. Sigismund entgegenbrachte, muß angenommen werden, daß er bald 1) Pessina de Czechorod, Phosphorus septicornis, stella alias matutina, hoc est: sanctae Metropolitanae divi Viti ecclesiae Pragensis majestas et gloria. Brag 1673. S. 435 und 436. 2) Ebendas. S. 454 u. f. 3) Ebendas. S. 466 u. 467.
120 in der gleichen Reihenfolge anführt; es ist auf der Innenseite des rück- wärtigen Deckels des Cod. lat. Monac. 15.956 in folgender Weise ein getragen: Nota Prage tempore ostensionis Reliquiarum hee reliquie sunt ostense: primo capita sanctorum s. Veneslay (!) Viti Sigismundi Adal- berti Marcij (!) Luce Vrbani Gregorij. — 2° pepulum (!) beate Vir- ginis Crucem Clauum Mensale domini Linteamen sepulchri Tunica domini in qua derisus Tunica in qua coronatus Tunica inconsutilis Cathena sancti Clementis — 3° Cathene sancti Petri, Cathena sancti Johannis Ewangeliste de qua legitur tres mortuos esse suscitatos De presepio domini. Pannus quo fuerat circumdatus. Tres partes sancte crucis, unam dedit rex francie aliam Rex grecie Tertiam karolus (!) Imperator. Item Spongia. Due spine corone Cruor sancti Veneczlay De brachio sancti Johannis Baptiste. — 4° gladius sancti karuli de celo missus. gladius sancti Mauricij. Corona sancti Karuli Dens sancti Johannis Baptiste. Brahium (!) sancte Anne. Crux per- tinens ad Regnum. Lancea domini. In nomine domini Amen. Die Abfassung des Verzeichnisses der beim Feste der Reliquien- zeigung ausgestellten Reliquien muß gewiß noch bei Lebzeiten Karls IV. erfolgt sein; sie läßt sich mit Wahrscheinlichkeit auf die Zeit zwischen 1368 bis 1378 beschränken. Unter den büstenartigen Reliquienbehältern, die an erster Stelle genaunt sind, begegnet bereits das caput s. Sigis- mundi, dessen Leib Karl IV. erst 1365 nach Prag gebracht hatte, während die Reliquien für die capita der Heiligen Marcus, Urban und Gregor 1353 in Reichenau, Ersheim und Petershausen, 1) jene des heil. Lucas 1354 beim Besuche der Benedictinerabtei St. Justina in Padua 2) erworben waren. Da all diese capita sanctorum schon in dem 1368 aufgenom menen Inventare des Prager Domschatzes aufgezählt und außer jenen der Landespatrone Veit, Wentzel und Adalbert als Schenkungen Karls IV. hervorgehoben sind,3) so kann ein Verzeichniß für die Reliquienzeigung, das bereits das „caput s. Sigismundi“ erwähnt, uicht vor 1365 abgefaßt sein. Bei dem besonderen Interesse, das Karl IV. der Verehrung des heil. Sigismund entgegenbrachte, muß angenommen werden, daß er bald 1) Pessina de Czechorod, Phosphorus septicornis, stella alias matutina, hoc est: sanctae Metropolitanae divi Viti ecclesiae Pragensis majestas et gloria. Brag 1673. S. 435 und 436. 2) Ebendas. S. 454 u. f. 3) Ebendas. S. 466 u. 467.
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121 für die Herstellung des ans reinem Golde angefertigten Büstenreliquiares sorgte, das nicht nur 1368 sicher schon dem Prager Domschatze angehörte, sondern auch wie die anderen erwähnten sofort für die Reliquienzeigung herangezogen wurde. Für die zweite und dritte Abtheilung der ausgestellten Reliquien läßt sich größtentheils die Erwerbung auf der 1353 und 1354 durch Süd- deutschland unternommenen Reise Karls IV. nachweisen. Kempten über- ließ die Reliquien de tunica inconsutili Salvatoris, de praesepi et pannis involutionis eiusdem et de veste purpurea Domini nostri,1) Weißenburg de alba veste, in qua Christum sprevit Herodes et illu- sum remisisse legitur ad Pilatum,“ vom St. Albanskloster in Mainz „de mensa coenae Domini, de fascia, qua Christus involutus legitur Evangelica veritate, de sudario Christi.“2) Vom Trierer Domschatze er- hielt Karl IV. nach der Urkunde vom 17. Februar 1354 „certam partem de ligno Crucis Dominicae"3) sowie „partem cathenae ferreae B. Petri apostoli", indes er „tertiam partem Pepli B. Mariae Virginis“4) aus dem Kloster St. Maximin in Trier gewann. Die „duas spinas de corona domini“ hatte König Johann von Frankreich 1356 durch den Dauphin Karl IV. überreichen lassen.5) Im Domschatzverzeichuisse von 1368 lassen sich die erwähnten Reliquien sowie andere, die im Reliquien- zeigungsverzeichnisse soust noch angeführt sind, unter den Reliquien Jesu Christi 6) und der Jungfrau Maria7) fast ausnahmslos nachweisen und auch die Formen der Reliquienbehältnisse feststellen. Die Reliquie „tunice sancti Johannis ewangeliste,“ mit welcher die wunderbare Erweckung der drei Todten in Zusammenhang gebracht wurde, war ebenso ein Ge schenk Karls IV.8) wie der Theil „Brachij sancti Johannis Baptiste, den man wohl unter den vom Kaiser aus Italien gebrachten Stücken suchen muß.9) Dem Prager Domschatzinventare von 1368 sind unter dem Titel „Sequentibus porro annis hisce ss. Reliquiis accesserunt“ auch spätere Schenkungen angeschlossen, von denen sich einige mit Stücken des Reli- 1) Pessina, Phosphorus septicornis. S. 434. 2) Ebendas. S. 436. 3) Ebendas. S. 439. 4) Ebendas. S. 440. S. 464—465. 5) Ebendas. 6) Ebendas. S. 469 und 470; dazu ergänzend im Diarium ebendas. S. 509. 7) Ebendas. S. 470. 8) Ebendas. S. 509 nud 524. 9) Ebendas. S. 512.
121 für die Herstellung des ans reinem Golde angefertigten Büstenreliquiares sorgte, das nicht nur 1368 sicher schon dem Prager Domschatze angehörte, sondern auch wie die anderen erwähnten sofort für die Reliquienzeigung herangezogen wurde. Für die zweite und dritte Abtheilung der ausgestellten Reliquien läßt sich größtentheils die Erwerbung auf der 1353 und 1354 durch Süd- deutschland unternommenen Reise Karls IV. nachweisen. Kempten über- ließ die Reliquien de tunica inconsutili Salvatoris, de praesepi et pannis involutionis eiusdem et de veste purpurea Domini nostri,1) Weißenburg de alba veste, in qua Christum sprevit Herodes et illu- sum remisisse legitur ad Pilatum,“ vom St. Albanskloster in Mainz „de mensa coenae Domini, de fascia, qua Christus involutus legitur Evangelica veritate, de sudario Christi.“2) Vom Trierer Domschatze er- hielt Karl IV. nach der Urkunde vom 17. Februar 1354 „certam partem de ligno Crucis Dominicae"3) sowie „partem cathenae ferreae B. Petri apostoli", indes er „tertiam partem Pepli B. Mariae Virginis“4) aus dem Kloster St. Maximin in Trier gewann. Die „duas spinas de corona domini“ hatte König Johann von Frankreich 1356 durch den Dauphin Karl IV. überreichen lassen.5) Im Domschatzverzeichuisse von 1368 lassen sich die erwähnten Reliquien sowie andere, die im Reliquien- zeigungsverzeichnisse soust noch angeführt sind, unter den Reliquien Jesu Christi 6) und der Jungfrau Maria7) fast ausnahmslos nachweisen und auch die Formen der Reliquienbehältnisse feststellen. Die Reliquie „tunice sancti Johannis ewangeliste,“ mit welcher die wunderbare Erweckung der drei Todten in Zusammenhang gebracht wurde, war ebenso ein Ge schenk Karls IV.8) wie der Theil „Brachij sancti Johannis Baptiste, den man wohl unter den vom Kaiser aus Italien gebrachten Stücken suchen muß.9) Dem Prager Domschatzinventare von 1368 sind unter dem Titel „Sequentibus porro annis hisce ss. Reliquiis accesserunt“ auch spätere Schenkungen angeschlossen, von denen sich einige mit Stücken des Reli- 1) Pessina, Phosphorus septicornis. S. 434. 2) Ebendas. S. 436. 3) Ebendas. S. 439. 4) Ebendas. S. 440. S. 464—465. 5) Ebendas. 6) Ebendas. S. 469 und 470; dazu ergänzend im Diarium ebendas. S. 509. 7) Ebendas. S. 470. 8) Ebendas. S. 509 nud 524. 9) Ebendas. S. 512.
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122 quienzeigungsverzeichnisses offenbar decken, als „De sudario Domini ad- hibito in sepultura ejus duae insignes partes; pars de fune, quo erat ligatus; pars de spongia.“ 1) Diese Uebereinstimmung bedingt demnach für die Abfassung des Reliquienzeigungsverzeichnisses einen nach dem 18. August 1368 fallenden Termin, weil an diesem Tage die zuletzt genannten Stücke, die für die Reliquienzeigung von Bedeutung waren, noch nicht dem Domschatze angehörten. Die Reliquienzeigung im Sinne der Angaben der beiden Münchener Inventare kann vor 1369 uicht stattgefunden haben. In diesem Jahre war das Fest nach zeitgenössischem Berichte außerordentlich stark besucht, weil vielleicht seine Anziehungskraft durch neue Objecte sich gestei¬ gert hatte. Die Sonderung der zur Ausstellung gelangenden Reliquien in vier übereinstimmende Gruppen, deren vierte die in der Urkunde von 1350 aufgezählten „Reliquias sacri Imperii“ (unam auream Crucem,... in qua Cruce est Lancea una cum clavo Domini nostri, in illa est etiam pars Sanctae Crucis, unus Dens s. Joannis Baptiste in crystallo et s. Annae brachium; adsunt quoque speciatim duo gladii, unus s. Mauritii et alter s. Caroli in deauratis vaginis; adest etiam . . Caroli aurea Corona cum arcu et cruce 2) umfaßt, deutet auf eine regel- mäßig eingehaltene, genan festgesetzte Ordnung der Reliquienzeigung hin. Hat Karl IV. wirklich mit seinen Theologen einen für dieses Fest zu be- obachtenden Ritus aufgestellt, dann darf mit letzterem gewiß auch die Bestimmung der Gruppen in Zusammenhang gebracht werden, in welchen die Reliquien gezeigt wurden. Unter solchen Umständen wäre dem Kaiser selbst eine gewisse Einflußnahme darauf nicht abzusprechen und das letzte Jahrzehent seiner Regierung als jene Zeit zu bezeichnen, iu welcher eine Reliquienzeigung nach den Angaben der Münchener Verzeichnisse erfolgen konnte. Dieselbe erstreckte sich auf die Vorzeigung büstenförmiger Reli¬ quiare böhmischer Landespatrone, zweier Evangelisten und zweier Päpste, auf die besonders zahlreichen Reliquien Jesu Christi, vereinzelte der heil. Jungfrau, der beiden Apostelfürsten und der beiden Johannes und end- lich auf die deutschen Reichsreliquien. Nur die letzteren wurden von Karlstein nach Prag gebracht, da alle übrigen Objecte als zum Prager Domschatze gehörig erwiesen werden können. Beim Feste der Reliquienzeigung gelangten mithin alljährlich in Prag dieselben genau bestimmten Objecte des Domschatzes und der 1) Pessina, Phosphorus septicornis. S. 474. 2) Ebendas. S. 403 und 404.
122 quienzeigungsverzeichnisses offenbar decken, als „De sudario Domini ad- hibito in sepultura ejus duae insignes partes; pars de fune, quo erat ligatus; pars de spongia.“ 1) Diese Uebereinstimmung bedingt demnach für die Abfassung des Reliquienzeigungsverzeichnisses einen nach dem 18. August 1368 fallenden Termin, weil an diesem Tage die zuletzt genannten Stücke, die für die Reliquienzeigung von Bedeutung waren, noch nicht dem Domschatze angehörten. Die Reliquienzeigung im Sinne der Angaben der beiden Münchener Inventare kann vor 1369 uicht stattgefunden haben. In diesem Jahre war das Fest nach zeitgenössischem Berichte außerordentlich stark besucht, weil vielleicht seine Anziehungskraft durch neue Objecte sich gestei¬ gert hatte. Die Sonderung der zur Ausstellung gelangenden Reliquien in vier übereinstimmende Gruppen, deren vierte die in der Urkunde von 1350 aufgezählten „Reliquias sacri Imperii“ (unam auream Crucem,... in qua Cruce est Lancea una cum clavo Domini nostri, in illa est etiam pars Sanctae Crucis, unus Dens s. Joannis Baptiste in crystallo et s. Annae brachium; adsunt quoque speciatim duo gladii, unus s. Mauritii et alter s. Caroli in deauratis vaginis; adest etiam . . Caroli aurea Corona cum arcu et cruce 2) umfaßt, deutet auf eine regel- mäßig eingehaltene, genan festgesetzte Ordnung der Reliquienzeigung hin. Hat Karl IV. wirklich mit seinen Theologen einen für dieses Fest zu be- obachtenden Ritus aufgestellt, dann darf mit letzterem gewiß auch die Bestimmung der Gruppen in Zusammenhang gebracht werden, in welchen die Reliquien gezeigt wurden. Unter solchen Umständen wäre dem Kaiser selbst eine gewisse Einflußnahme darauf nicht abzusprechen und das letzte Jahrzehent seiner Regierung als jene Zeit zu bezeichnen, iu welcher eine Reliquienzeigung nach den Angaben der Münchener Verzeichnisse erfolgen konnte. Dieselbe erstreckte sich auf die Vorzeigung büstenförmiger Reli¬ quiare böhmischer Landespatrone, zweier Evangelisten und zweier Päpste, auf die besonders zahlreichen Reliquien Jesu Christi, vereinzelte der heil. Jungfrau, der beiden Apostelfürsten und der beiden Johannes und end- lich auf die deutschen Reichsreliquien. Nur die letzteren wurden von Karlstein nach Prag gebracht, da alle übrigen Objecte als zum Prager Domschatze gehörig erwiesen werden können. Beim Feste der Reliquienzeigung gelangten mithin alljährlich in Prag dieselben genau bestimmten Objecte des Domschatzes und der 1) Pessina, Phosphorus septicornis. S. 474. 2) Ebendas. S. 403 und 404.
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123 deutschen Reichsreliquien, über deren Zahl und gruppenweise Vorführung die mitgetheilten Verzeichnisse die bisher vermißte nähere Auskunft geben, zur Ausstellung. Die große Verehrung, welche man damals den Reli¬ quien zollte, erklärt sowohl den zahlreichen Besuch des Festes als auch die wiederholte Aufzeichnung des Verzeichnisses der ausgestellten Reliquien, die auf ein bestimmtes, nicht vor 1369 abgefaßtes Formular zurückgeht. (Schluß folgt.) e-
123 deutschen Reichsreliquien, über deren Zahl und gruppenweise Vorführung die mitgetheilten Verzeichnisse die bisher vermißte nähere Auskunft geben, zur Ausstellung. Die große Verehrung, welche man damals den Reli¬ quien zollte, erklärt sowohl den zahlreichen Besuch des Festes als auch die wiederholte Aufzeichnung des Verzeichnisses der ausgestellten Reliquien, die auf ein bestimmtes, nicht vor 1369 abgefaßtes Formular zurückgeht. (Schluß folgt.) e-
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Wittheiſungen des Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXIV. Jahrgang. Dteolgtrí Don Dr. G. Biermann und Dr. A. Horčička. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1896. Sn Selbjiverlage des Beretns und in Sommijton bet H. Domtnicis.
Wittheiſungen des Vereines für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXXIV. Jahrgang. Dteolgtrí Don Dr. G. Biermann und Dr. A. Horčička. Nebst der literarischen Beilage. Prag 1896. Sn Selbjiverlage des Beretns und in Sommijton bet H. Domtnicis.
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