z 373 stránek
Titel
I
II
III
IV
V
VI
Einleitung
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
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XXIV
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XXVI
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XXVIII
XXIX
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Stachel der Liebe
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Nachtrag
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Inhalt
339
Název:
Schriften Johanns von Neumarkt III. Stachel der Liebe
Autor:
Klapper, Joseph
Rok vydání:
1939
Místo vydání:
Berlin
Počet stran celkem:
373
Obsah:
- I: Titel
- VII: Einleitung
- 1: Stachel der Liebe
- 333: Nachtrag
- 339: Inhalt
upravit
Strana I
SCHRIFTEN JOHANNS VON NEUMARKT HERAUSGEGEBEN VON JOSEPH KLAPPER DRITTER TEIL STACHEL DER LIEBE UBERSETZUNG DES LIBER, QUI DICITUR STIMULUS AMORIS BERLIN WEIDMANNSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG 1939
SCHRIFTEN JOHANNS VON NEUMARKT HERAUSGEGEBEN VON JOSEPH KLAPPER DRITTER TEIL STACHEL DER LIEBE UBERSETZUNG DES LIBER, QUI DICITUR STIMULUS AMORIS BERLIN WEIDMANNSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG 1939
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VOM MITTELALTER ZUR REFORMATION FORSCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN BILDUNG IM AUFTRAGE DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN HERA BEN VON KONRAD BURDACH † SECHSTER BAND SCHRIFTEN JOHANNS VON NEUMARKT DRITTER TEIL BERLIN WEIDMANNSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG 1939
VOM MITTELALTER ZUR REFORMATION FORSCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN BILDUNG IM AUFTRAGE DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN HERA BEN VON KONRAD BURDACH † SECHSTER BAND SCHRIFTEN JOHANNS VON NEUMARKT DRITTER TEIL BERLIN WEIDMANNSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG 1939
Strana III
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DRUCK VON C. SCHULZE & 0O., GMBH, GRÁFENHAINICHEN
DRUCK VON C. SCHULZE & 0O., GMBH, GRÁFENHAINICHEN
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Johann von Neumarkt Stachel der Liebe Ubersetzung des Liber, qui dicitur Stimulus Amoris
Johann von Neumarkt Stachel der Liebe Ubersetzung des Liber, qui dicitur Stimulus Amoris
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Einleitung. Die deutschen Ubersetzungen Johanns von Neumarkt. IE Kultur in Prag ist zur Zeit des Kaisers Karl IV. bei aller Betonung der kirchlichen Uberlieferungen weltoffen und dem tätigen Leben zugewandt. Das im höfischen Kreise erblühende deutsche Schrifttum läßt Neigung zu den mystischen Spekulationen, die aus dem deutschen Südwesten oder von den Spiritualen Italiens herüberwirken, nur gelegentlich und in Spuren erkennen. Auch die von religiösem Reformdrang beseelte politische Gedankenwelt eines Cola di Rienzo bleibt dem höfischen Denken in Prag im Grunde unverständlich. Mittelalterlichem Formelwesen verhaftet, sucht man hier einen Zugang zu der freieren Bildungswelt Petrarcas. Ein Weg, der in diese lockende Freiheit führt, ist die Erschließung lateinischer religiöser Werke, die berühmten Theologen zuge- schrieben werden, durch ihre Ubertragung in die Sprache der ge- bildeten deutschen Hofgesellschaft. Vertraut mit dem Gedanken- gute dieser Werke kann es der Ubersetzer wagen, seiner Mutter- sprache die Gesetze des neuen Stilvorbildes der italienischen La- tinität aufzuprägen. Diese Arbeit wird zur Schule, in der die Sprache die Auflockerung und Wendigkeit des Ausdrucks erlernt, den Wortschatz im besonderen in der Richtung auf geistige Inhalte hin ausbaut und zur Fülle des Ausdrucks angeleitet wird. Von dieser formal-rhetorischen Seite her sind die deutschen Werke Johanns von Neumarkt zunächst zu würdigen als Vorbilder eines neuen sprachlichen Stils. Aber man darf darüber nicht ver- gessen, daß auch ihr gedanklicher Gehalt eine wesentliche Be- reicherung der höfischen Kultur bedeutet und über den engeren Gesellschaftsbereich hinaus für lange Zeit auch auf die bürger- liche Schicht nicht nur Ostdeutschlands bildend eingewirkt hat.
Einleitung. Die deutschen Ubersetzungen Johanns von Neumarkt. IE Kultur in Prag ist zur Zeit des Kaisers Karl IV. bei aller Betonung der kirchlichen Uberlieferungen weltoffen und dem tätigen Leben zugewandt. Das im höfischen Kreise erblühende deutsche Schrifttum läßt Neigung zu den mystischen Spekulationen, die aus dem deutschen Südwesten oder von den Spiritualen Italiens herüberwirken, nur gelegentlich und in Spuren erkennen. Auch die von religiösem Reformdrang beseelte politische Gedankenwelt eines Cola di Rienzo bleibt dem höfischen Denken in Prag im Grunde unverständlich. Mittelalterlichem Formelwesen verhaftet, sucht man hier einen Zugang zu der freieren Bildungswelt Petrarcas. Ein Weg, der in diese lockende Freiheit führt, ist die Erschließung lateinischer religiöser Werke, die berühmten Theologen zuge- schrieben werden, durch ihre Ubertragung in die Sprache der ge- bildeten deutschen Hofgesellschaft. Vertraut mit dem Gedanken- gute dieser Werke kann es der Ubersetzer wagen, seiner Mutter- sprache die Gesetze des neuen Stilvorbildes der italienischen La- tinität aufzuprägen. Diese Arbeit wird zur Schule, in der die Sprache die Auflockerung und Wendigkeit des Ausdrucks erlernt, den Wortschatz im besonderen in der Richtung auf geistige Inhalte hin ausbaut und zur Fülle des Ausdrucks angeleitet wird. Von dieser formal-rhetorischen Seite her sind die deutschen Werke Johanns von Neumarkt zunächst zu würdigen als Vorbilder eines neuen sprachlichen Stils. Aber man darf darüber nicht ver- gessen, daß auch ihr gedanklicher Gehalt eine wesentliche Be- reicherung der höfischen Kultur bedeutet und über den engeren Gesellschaftsbereich hinaus für lange Zeit auch auf die bürger- liche Schicht nicht nur Ostdeutschlands bildend eingewirkt hat.
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VIII Einleitung. Die Stellung der deutschen Schriften Johanns im geistigen Ge- samtbilde der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist durch meh- rere Tatsachen gekennzeichnet. Ihre lateinischen Vorlagen sind in Italien oder im Umkreise von Avignon entstanden, und zwar um die Wende zum 14. Jahrhundert. Die deutsche Wiedergabe fallt in die Zeit zwischen 1360 und 1380; sie erschließt somit eine religiös-geistige Haltung, deren Beginn bereits über zwei Genera- tionen vorüber ist. Doch wäre es nicht richtig, wollte man annehmen, daß die böhmisch-mährische Kultur um diese Zeitspanne hinter der geistigen Bewegung Oberitaliens zurückgeblieben sei. Das mag für den Fortschritt in der weltlichen Literatur zutreffen; in der geistlichen ist zu beachten, daß auch in Italien bis gegen die Mitte des Jahrhunderts keine entscheidende Wendung wahrzunehmen ist. Wenn etwa der angesehene Rechtslehrer Johannes Andreae in Bologna nach 1340 sein Werk zu Ehren des Schutzheiligen des jungen Humanismus, des hl. Hieronymus, schreibt, so baut er es auf den gleichen Schriften auf, die um 1370 Johann von Neumarkt in seinem 'Hieronymus’ verdeutscht, nachdem er sie dem Kaiser lateinisch überreicht hat. Es bleibt weiter zu beachten, daß sich die deutschen Übersetzungen an Laien wenden. Diese neue reli- giöse Laienkultur bleibt im ostdeutschen Raume im Grunde der scholastisch-theologischen Universitätsgelehrsamkeit fern und knüpft an die Theologie der älteren großen Kirchenlehrer an, deren belehrendes und erbauendes Schrifttum erst jetzt durch die Verdeutschung Bildungsstoff der höheren Schicht der Laienwelt werden kann. Es ist kein Zufall, daß es sich dabei nicht um echte Werke jener großen Theologen handelt. Die Schriften, deren latei- nischer Text unter ihrem Namen verbreitet wird, verdanken ihr Ansehen bei der Laienschaft eben der Tatsache, daß sie von Augustin oder Bernhard oder aus dem Kreise des Hieronymus zu stammen vorgeben. Sie werden dadurch dem Vergleich mit derzeit- genössischen Theologie entrückt und bleiben in den Augen der Leser zeitlos wertvoll und behaupten sich auch im lateinischen Gewande in Theologenkreisen selbst bis weit in die Neuzeit hinein. An ihrer Echt- heit hat kein geistlicher, und noch weniger ein weltlicher Leser ge- zweifelt. Man darf annehmen, daß die Durchsetzung echten Ge- dankengutes der angeblichen Verfasser mit theologischen Lehrmei- nungen der Zeit um 1300 erst die Voraussetzungen geschaffen hat, unter denen der außerordentliche Erfolg dieser Werke möglich wurde.
VIII Einleitung. Die Stellung der deutschen Schriften Johanns im geistigen Ge- samtbilde der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist durch meh- rere Tatsachen gekennzeichnet. Ihre lateinischen Vorlagen sind in Italien oder im Umkreise von Avignon entstanden, und zwar um die Wende zum 14. Jahrhundert. Die deutsche Wiedergabe fallt in die Zeit zwischen 1360 und 1380; sie erschließt somit eine religiös-geistige Haltung, deren Beginn bereits über zwei Genera- tionen vorüber ist. Doch wäre es nicht richtig, wollte man annehmen, daß die böhmisch-mährische Kultur um diese Zeitspanne hinter der geistigen Bewegung Oberitaliens zurückgeblieben sei. Das mag für den Fortschritt in der weltlichen Literatur zutreffen; in der geistlichen ist zu beachten, daß auch in Italien bis gegen die Mitte des Jahrhunderts keine entscheidende Wendung wahrzunehmen ist. Wenn etwa der angesehene Rechtslehrer Johannes Andreae in Bologna nach 1340 sein Werk zu Ehren des Schutzheiligen des jungen Humanismus, des hl. Hieronymus, schreibt, so baut er es auf den gleichen Schriften auf, die um 1370 Johann von Neumarkt in seinem 'Hieronymus’ verdeutscht, nachdem er sie dem Kaiser lateinisch überreicht hat. Es bleibt weiter zu beachten, daß sich die deutschen Übersetzungen an Laien wenden. Diese neue reli- giöse Laienkultur bleibt im ostdeutschen Raume im Grunde der scholastisch-theologischen Universitätsgelehrsamkeit fern und knüpft an die Theologie der älteren großen Kirchenlehrer an, deren belehrendes und erbauendes Schrifttum erst jetzt durch die Verdeutschung Bildungsstoff der höheren Schicht der Laienwelt werden kann. Es ist kein Zufall, daß es sich dabei nicht um echte Werke jener großen Theologen handelt. Die Schriften, deren latei- nischer Text unter ihrem Namen verbreitet wird, verdanken ihr Ansehen bei der Laienschaft eben der Tatsache, daß sie von Augustin oder Bernhard oder aus dem Kreise des Hieronymus zu stammen vorgeben. Sie werden dadurch dem Vergleich mit derzeit- genössischen Theologie entrückt und bleiben in den Augen der Leser zeitlos wertvoll und behaupten sich auch im lateinischen Gewande in Theologenkreisen selbst bis weit in die Neuzeit hinein. An ihrer Echt- heit hat kein geistlicher, und noch weniger ein weltlicher Leser ge- zweifelt. Man darf annehmen, daß die Durchsetzung echten Ge- dankengutes der angeblichen Verfasser mit theologischen Lehrmei- nungen der Zeit um 1300 erst die Voraussetzungen geschaffen hat, unter denen der außerordentliche Erfolg dieser Werke möglich wurde.
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Der lateinische Stimulus amoris. XI finden könne, wie er zu ihm kommen und ihn in enger Umarmung festhalten könne: quaerere, invenire, accedere et tenere. Die Betrachtungen weisen den dreifachen Weg der Reinigung, der Er- leuchtung und der Vereinigung auf: via purgativa, illuminativa et unitiva1. Von dieser ersten Fassung gibt es nur wenige Handschriften. Seine Verbreitung verdankt das Werk den erweiternden Be- arbeitungen, die schon im frühen 14. Jahrhundert in Ober- italien vorgenommen werden. Wir übergehen hier eine seltenere Bearbeitung in zwei Hauptteilen, die in ungeschickter Weise die echten Kapitel kürzt. Entscheidend für den Erfolg wird eine Er- weiterung in drei Hauptteilen, die die echten Kapitel umordnet und um die gleiche Kapitelzahl vermehrt2. In dieser neuen Fas- sung gilt das Werk von nun an häufig als Schöpfung des Johannes Bonaventura, aus dessen Schriften in der Tat mannigfache Wendungen und Abschnitte entlehnt werden3; vereinzelt ist auch 1 Dieses Werkchen liegt seit 1905 in einer kritischen Ausgabe der Fran- ziskaner von Quaracchi vor; hier wird der Versuch gemacht, die echten Kapitel in richtiger Ordnung zu bieten: Bibl. Francisc. ascet. medii aevi, Tom. IV. Ad Claras Aquas: Stimulus amoris Fr. Jacobi Mediolanen- sis. Zugrunde liegt die erwähnte Handschrift aus S. Croce in Florenz; benutzt sind weiter Clm. 5159, Pergam., Ende des 13. Jahrhunderts; Mainz. Stadtb. 498, Anf. 14. Jahrhunderts; Erfurt 153, 14. Jahrhundert; Utrecht, Univ.-Bibl. 241, 15. Jahrhundert; Cod. Vatic. 7690, 14. Jahr- hundert; Lüttich, Seminarbibl. Cod. 6 M 26, 14. Jahrhundert. Alle Hand- schriften haben bereits mannigfache Einschübe. 2 Sbaralea, a.a. O., S. 166 erwähnt davon eine Porgamenthandschrift in 8° bei den Franziskanern in Assisi, in der auch Bonaventuras 'Lig- num vitae' enthalten ist ; Anf.: Currite gentes. Einleitung und Anordnung sind hier wie in unserer Ausgabe. Der Schluß laßt einen Minoriton als Verfasser erkennen: Expliciunt meditaciones cuiusdam simplicis cordati et pauperculi discalceati et contemptibilis denudati, sapientum rudissimi, elec- torum infirmi(ssimi) et minorum minimi. Deo gracias. Amen. — Eino Hand- schrift der Bibl. Bodeiana (1 Fol. 8) hat in der Uberschrift die gleiche Erwähnung des Verfassers, doch ohne das Wort cordati'. Eine weitere Hs. in Assisi beginnt ohne Hinweis auf den Verfasser mit dem Prolog Ad te levavi' ; wie in vielen Handschriften des deutschen Ostens folgt auf das Werk die Explicatio des Salve regina und des Ave Maria, doch ohne die Erklärung des Pater noster. 3 Unter die Schriften Bonaventuras ist das Werk z. B. aufgenommen in der Ed. Vaticana: Opera omnia S. Bonaventurae, Tom. VII, S. 205 ff.; vgl. in der Ausgabe der Werke Bonaventuras: Quaracchi, Tom. VIII die
Der lateinische Stimulus amoris. XI finden könne, wie er zu ihm kommen und ihn in enger Umarmung festhalten könne: quaerere, invenire, accedere et tenere. Die Betrachtungen weisen den dreifachen Weg der Reinigung, der Er- leuchtung und der Vereinigung auf: via purgativa, illuminativa et unitiva1. Von dieser ersten Fassung gibt es nur wenige Handschriften. Seine Verbreitung verdankt das Werk den erweiternden Be- arbeitungen, die schon im frühen 14. Jahrhundert in Ober- italien vorgenommen werden. Wir übergehen hier eine seltenere Bearbeitung in zwei Hauptteilen, die in ungeschickter Weise die echten Kapitel kürzt. Entscheidend für den Erfolg wird eine Er- weiterung in drei Hauptteilen, die die echten Kapitel umordnet und um die gleiche Kapitelzahl vermehrt2. In dieser neuen Fas- sung gilt das Werk von nun an häufig als Schöpfung des Johannes Bonaventura, aus dessen Schriften in der Tat mannigfache Wendungen und Abschnitte entlehnt werden3; vereinzelt ist auch 1 Dieses Werkchen liegt seit 1905 in einer kritischen Ausgabe der Fran- ziskaner von Quaracchi vor; hier wird der Versuch gemacht, die echten Kapitel in richtiger Ordnung zu bieten: Bibl. Francisc. ascet. medii aevi, Tom. IV. Ad Claras Aquas: Stimulus amoris Fr. Jacobi Mediolanen- sis. Zugrunde liegt die erwähnte Handschrift aus S. Croce in Florenz; benutzt sind weiter Clm. 5159, Pergam., Ende des 13. Jahrhunderts; Mainz. Stadtb. 498, Anf. 14. Jahrhunderts; Erfurt 153, 14. Jahrhundert; Utrecht, Univ.-Bibl. 241, 15. Jahrhundert; Cod. Vatic. 7690, 14. Jahr- hundert; Lüttich, Seminarbibl. Cod. 6 M 26, 14. Jahrhundert. Alle Hand- schriften haben bereits mannigfache Einschübe. 2 Sbaralea, a.a. O., S. 166 erwähnt davon eine Porgamenthandschrift in 8° bei den Franziskanern in Assisi, in der auch Bonaventuras 'Lig- num vitae' enthalten ist ; Anf.: Currite gentes. Einleitung und Anordnung sind hier wie in unserer Ausgabe. Der Schluß laßt einen Minoriton als Verfasser erkennen: Expliciunt meditaciones cuiusdam simplicis cordati et pauperculi discalceati et contemptibilis denudati, sapientum rudissimi, elec- torum infirmi(ssimi) et minorum minimi. Deo gracias. Amen. — Eino Hand- schrift der Bibl. Bodeiana (1 Fol. 8) hat in der Uberschrift die gleiche Erwähnung des Verfassers, doch ohne das Wort cordati'. Eine weitere Hs. in Assisi beginnt ohne Hinweis auf den Verfasser mit dem Prolog Ad te levavi' ; wie in vielen Handschriften des deutschen Ostens folgt auf das Werk die Explicatio des Salve regina und des Ave Maria, doch ohne die Erklärung des Pater noster. 3 Unter die Schriften Bonaventuras ist das Werk z. B. aufgenommen in der Ed. Vaticana: Opera omnia S. Bonaventurae, Tom. VII, S. 205 ff.; vgl. in der Ausgabe der Werke Bonaventuras: Quaracchi, Tom. VIII die
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X Einleitung. in der er im 14. Jahrhundert in Böhmen vorlag, durchaus zum mystischen Schrifttum zu rechnen ; er hat hier eine heute kaum noch begreifliche Verbreitung gefunden. Die recht verwickelte Text- geschichte der späteren Zeit können wir übergehen; bis zur Zeit Johanns von Neumarkt sind zwei Entwicklungsstufen zu unter- scheiden. Der lateinische Stimulus amoris. s ist franziskanische Christusmystik, die Versenkung in das Leiden des Erlösers, die Vereinigung der Seele mit dem Gekreuzigten unter dem Bilde der Brautschaft der Seele und in Wendungen des Hohen Liedes, die hier den Weg der Vollkommenheit weisen will. Als Verfasser des Büchleins der Betrachtungen, das den Erwei- terungen der späteren Zeit zugrunde liegt, gilt heute ein Franzis- kanerlektor Jacobus Mediolanensis. Es entstand noch im Ausgange des 13. Jahrhunderts und war für Ordensleute und Geist- liche bestimmt1. Wie der Verfasser im Vorwort sagt, hat er auf die Bitte eines Freundes in innerem Eifer diese Anleitung geschrie- ben, um zu zeigen, wie der Mensch Gott suchen solle, wie er ihn 1 A. M. Bandini, Cat. codd. latt. Bibl. Mediceae Laurentianae, Tom. IV, col. 561—66 beschreibt einen Codex aus S. Croce in Florenz (Nr. 208 in 8°) vom Ende des 13. Jahrhunderts; er beginnt : Incipit prolo- gus in librum compositum a fratre Jacobo lectore Mediolanensi de ordine Fratrum Minorum: Ad te levavi animam meam (usw.); vgl. J. H. Sbaralea, Supplementum et castigatio ad scriptores trium ordinum s. Francisci a Waddingo aliisve descriptos. Ed.nova, Romae MCMVIII. Tom. I. p. 13. Auf den Prolog Ad te levavi' folgen hier 27 Kapitelüberschriften, dann der 2. Prolog 'Transfige', dann Kap. 1 'Qualiter homo possit amplius in bono proficere (usw.). Primo studeat, quantum potest' (usw.). Die unechten Schluß. kapitel enthalten bereits den Traktat Qualiter sacerdos debet esse ordinatus ad missam'. Sbaralea weist auch für einzelne Teile italienische Über- setzungen nach, so in der Markusbibl. in Venedig eine Quarthandschrift in Pergament aus dem 14. Jahrhundert (Index dieser Bibl. S. 223, Cod. 7): Meditazioni della vita di Cristo di Frate Jacopo dell'Ordine de Minori translato da grammatica in latino: A zascuna persona de questo mondo terreno che vole andare a vita eterna. Se vole andare a vita eterna (usw.). Die Ver- fasserschaft des Jacobus wird auch durch eine Wendung in dem Drucke der späteren dreiteiligen Umarbeitung Venedig 1535 in 12° von J. Pata- vinus et V. Ruffinellus erwiesen, in der der Prolog Ad te levavi' auch die Wendung enthält: a me indigno nomine tamen 'supplantatore' vocato, id est Jacobo (Sbaralea, p. 14).
X Einleitung. in der er im 14. Jahrhundert in Böhmen vorlag, durchaus zum mystischen Schrifttum zu rechnen ; er hat hier eine heute kaum noch begreifliche Verbreitung gefunden. Die recht verwickelte Text- geschichte der späteren Zeit können wir übergehen; bis zur Zeit Johanns von Neumarkt sind zwei Entwicklungsstufen zu unter- scheiden. Der lateinische Stimulus amoris. s ist franziskanische Christusmystik, die Versenkung in das Leiden des Erlösers, die Vereinigung der Seele mit dem Gekreuzigten unter dem Bilde der Brautschaft der Seele und in Wendungen des Hohen Liedes, die hier den Weg der Vollkommenheit weisen will. Als Verfasser des Büchleins der Betrachtungen, das den Erwei- terungen der späteren Zeit zugrunde liegt, gilt heute ein Franzis- kanerlektor Jacobus Mediolanensis. Es entstand noch im Ausgange des 13. Jahrhunderts und war für Ordensleute und Geist- liche bestimmt1. Wie der Verfasser im Vorwort sagt, hat er auf die Bitte eines Freundes in innerem Eifer diese Anleitung geschrie- ben, um zu zeigen, wie der Mensch Gott suchen solle, wie er ihn 1 A. M. Bandini, Cat. codd. latt. Bibl. Mediceae Laurentianae, Tom. IV, col. 561—66 beschreibt einen Codex aus S. Croce in Florenz (Nr. 208 in 8°) vom Ende des 13. Jahrhunderts; er beginnt : Incipit prolo- gus in librum compositum a fratre Jacobo lectore Mediolanensi de ordine Fratrum Minorum: Ad te levavi animam meam (usw.); vgl. J. H. Sbaralea, Supplementum et castigatio ad scriptores trium ordinum s. Francisci a Waddingo aliisve descriptos. Ed.nova, Romae MCMVIII. Tom. I. p. 13. Auf den Prolog Ad te levavi' folgen hier 27 Kapitelüberschriften, dann der 2. Prolog 'Transfige', dann Kap. 1 'Qualiter homo possit amplius in bono proficere (usw.). Primo studeat, quantum potest' (usw.). Die unechten Schluß. kapitel enthalten bereits den Traktat Qualiter sacerdos debet esse ordinatus ad missam'. Sbaralea weist auch für einzelne Teile italienische Über- setzungen nach, so in der Markusbibl. in Venedig eine Quarthandschrift in Pergament aus dem 14. Jahrhundert (Index dieser Bibl. S. 223, Cod. 7): Meditazioni della vita di Cristo di Frate Jacopo dell'Ordine de Minori translato da grammatica in latino: A zascuna persona de questo mondo terreno che vole andare a vita eterna. Se vole andare a vita eterna (usw.). Die Ver- fasserschaft des Jacobus wird auch durch eine Wendung in dem Drucke der späteren dreiteiligen Umarbeitung Venedig 1535 in 12° von J. Pata- vinus et V. Ruffinellus erwiesen, in der der Prolog Ad te levavi' auch die Wendung enthält: a me indigno nomine tamen 'supplantatore' vocato, id est Jacobo (Sbaralea, p. 14).
Strana XI
Die deutschen Ubersetzungen Johanns von Neumarkt. IX Als Johann von Neumarkt mit seinem Kaiser aus Italien heimkehrt, bringt er die Handschrift der "Soliloquien’ mit, die als Werk Augustins galten. Wohl als Dank für seine Erhebung auf den bischöflichen Stuhl von Leitomischl widmet er dem kaiser- lichen Freunde die Verdeutschung unter dem Titel Buch der Liebkosung’: ein Werk mäßigen Umfanges, aber hohen Geistes- fluges, das in 37 Abschnitten Gott als Vater, Schöpfer und ewiges Licht preist, das die Menschenseele erleuchtet, eine Selbstanklage des Menschen, der in Sünde fiel und fern von Gott ein Nichts ward und seine Würde erst durch die Rückkehr zu seinem Schöpfer wiederfand, eine Bitte um Gnade und Kraft im Kampfe mit dem Teufel, um allesverzehrende Liebe zu dem Gotte der Güte und endlich ein Hymnus auf die Dreieinigkeit, zu der die Menschenseele eingehen soll. Als Johann Bischof in Olmütz ist und die zweite Fahrt nach Italien neue Beziehungen zu dem theologischen Schrifttum dieses Landes ermöglicht hat, versieht er ein dreiteiliges Sammelwerk zu Ehren des hl. Hieronymus, das er in Italien kennengelernt hat, mit einer besonderen Widmung an den Kaiser und übersetzt es kurz darauf für die mährische Markgräfin Elisabeth, die seine Gönnerin geworden ist. In diesem Hieronymus' wechseln Betrachtungen und Anleitungen zum christlichen Leben, die dem Heiligen in den Mund gelegt werden, mit einer Fülle von Wundergeschichten; alt- christliches Aszetentum und mittelalterliche religiöse Forderungen sind hier durch die Eleganz der Sprache des Übersetzers und ge- schiekte Umdeutung in Einklang gebracht mit der höfischen Denkungsart und dem Lebensstil der neuen Zeit. Dazu tritt als letzte umfängliche Übersetzungsleistung ein Buch, in dem sich der alternde Bischof, der vereinsamt und kränk- lich in seiner mährischen Diözese wie in der Verbannung lebt, zur religiösen Vertiefung hinwendet und den Geistlichen und Klöstern seines Amtsbereiches sein geistliches Testament errichtet: das Buch vom "Stachel der Liebe'. In Böhmen und Mähren schrieb man, italienischem Vorbilde folgend, die Verfasserschaft vornehmlich dem hl. Bernhard von Clairvaux zu. Außerhalb dieses Kreises wird als Verfasser des Stimulus amoris häufiger Bonaventura genannt, mit besserem Rechte insofern, als manche Kapitel darin aus seinen Werken entnommen sind. Der Stimulus amoris ist in der Gestalt.
Die deutschen Ubersetzungen Johanns von Neumarkt. IX Als Johann von Neumarkt mit seinem Kaiser aus Italien heimkehrt, bringt er die Handschrift der "Soliloquien’ mit, die als Werk Augustins galten. Wohl als Dank für seine Erhebung auf den bischöflichen Stuhl von Leitomischl widmet er dem kaiser- lichen Freunde die Verdeutschung unter dem Titel Buch der Liebkosung’: ein Werk mäßigen Umfanges, aber hohen Geistes- fluges, das in 37 Abschnitten Gott als Vater, Schöpfer und ewiges Licht preist, das die Menschenseele erleuchtet, eine Selbstanklage des Menschen, der in Sünde fiel und fern von Gott ein Nichts ward und seine Würde erst durch die Rückkehr zu seinem Schöpfer wiederfand, eine Bitte um Gnade und Kraft im Kampfe mit dem Teufel, um allesverzehrende Liebe zu dem Gotte der Güte und endlich ein Hymnus auf die Dreieinigkeit, zu der die Menschenseele eingehen soll. Als Johann Bischof in Olmütz ist und die zweite Fahrt nach Italien neue Beziehungen zu dem theologischen Schrifttum dieses Landes ermöglicht hat, versieht er ein dreiteiliges Sammelwerk zu Ehren des hl. Hieronymus, das er in Italien kennengelernt hat, mit einer besonderen Widmung an den Kaiser und übersetzt es kurz darauf für die mährische Markgräfin Elisabeth, die seine Gönnerin geworden ist. In diesem Hieronymus' wechseln Betrachtungen und Anleitungen zum christlichen Leben, die dem Heiligen in den Mund gelegt werden, mit einer Fülle von Wundergeschichten; alt- christliches Aszetentum und mittelalterliche religiöse Forderungen sind hier durch die Eleganz der Sprache des Übersetzers und ge- schiekte Umdeutung in Einklang gebracht mit der höfischen Denkungsart und dem Lebensstil der neuen Zeit. Dazu tritt als letzte umfängliche Übersetzungsleistung ein Buch, in dem sich der alternde Bischof, der vereinsamt und kränk- lich in seiner mährischen Diözese wie in der Verbannung lebt, zur religiösen Vertiefung hinwendet und den Geistlichen und Klöstern seines Amtsbereiches sein geistliches Testament errichtet: das Buch vom "Stachel der Liebe'. In Böhmen und Mähren schrieb man, italienischem Vorbilde folgend, die Verfasserschaft vornehmlich dem hl. Bernhard von Clairvaux zu. Außerhalb dieses Kreises wird als Verfasser des Stimulus amoris häufiger Bonaventura genannt, mit besserem Rechte insofern, als manche Kapitel darin aus seinen Werken entnommen sind. Der Stimulus amoris ist in der Gestalt.
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XII Einleitung. David de Augusta genannt, noch öfter wird es dem hl. Bern- hard zugeschrieben1. Der deutsche Osten beweist für diesen Stimulus amoris eine besondere Vorliebe. Die Kapitelbibliothek in Prag besitzt acht Handschriften2, die Universitätsbibliothek sechs3; in der Staats- und Universitätsbibliothek in Breslau ist es siebenmal vertreten4. Aus bayrischen Klöstern besitzt die Staatsbibliothek in München das Werk über zwanzigmal ; doch wird hier St. Bern- hard nur einmal ausdrücklich als Verfasser bezeichnet5. Die dreiteilige Bearbeitung vereinigt in ihrem ersten Teile 14 Kapitel, im zweiten 18, im dritten 12 Kapitel, wozu hier in sehr vielen Handschriften die umfängliche Erklärung des Ave, eine längere und eine kurze Erklärung des Paternoster und eine Notiz p. CXI; über die Zuschreibung der Paternostererklärung an Bona- ventura ebenda, Tom. VII, p. XV. 1 Unter den Werken Bornhards steht es Migne, Patr. lat., Tom. 148. col. 1171; die Paternostererklärung ebda. 149, 570; die zweite kürzere Erklärung Spalte 576; Ave Maria Sp. 577; Salve Sp. 583. 2 A. Podlaha, Soupis Rukopisů knihovny metropolitní kapitoly Pražské Nr. 549 aus den Jahren 1376—1377, enthält auch die Grabrede des Erzb. Joh. Očko auf Kaiser Karl IV. — Nr. 125, Ende des 14. Jahr- hunderts; vorausgehen die pseudoaugustinischen Soliloquien. — Nr. 784 vom J. 1395. — Aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts stammen die Hand- schriften Nr. 151; 269; 391 ; aus der zweiten Halfte des 15. Jahrhunderts Nr. 490 und 398 (1471). Bernhard wird als Verfasser genannt in Nr. 125 und 391. 3 Nr. 575 vom Jahre 1397; Nr. 870 vom Jahre 1389; Auszüge in Nr. 1853 vom Jahre 1391—1393; aus dem 15. Jahrhundert Nr. 48; 939; 1962. Bernhard zugeschrieben in Nr. 939; 1853; 1962. 4 Aus dem Zisterzienserkloster Heinrichau stammt Handschrift I F 569, Ende des 14. Jahrhunderts, böhmischer Herkunft, die unserer Ausgabe für die lateinische Textgestaltung zugrunde gelegt ist. — Aus dem Augustiner-Chorherrenstifte zu Sagan Handschrift I F 643 vom Jahre 1432, die aus der Gegend von Thorn stammt. — I F 281, Mitte des 15. Jahrhunderts; I O 19, zweite Halfte des 15. Jahrhunderts. — Aus dem Breslauer Dominikanerkloster I Q 89, 15.2 Jahrhundert. — Aus der Breslauer Elisabethkirche I F 269, Ende 14. Jahrhunderts. — I F 278, 15.2 Jahrhundert. — St. Bernhard zugeschrieben in I F 643; I Q 89; 1 O 19. 5 Clm. 7970 aus Kaisheim. Handschriften des 14. Jahrhunderts sind hier Clm. 4759; 5119; 7014 vom Jahre 1382; 16072; 17296. — In der Danziger Handschrift Ms. Mar. F 133 aus dem Anfang des 15. Jahr- hunderts ist Bernhard als Verfasser genannt.
XII Einleitung. David de Augusta genannt, noch öfter wird es dem hl. Bern- hard zugeschrieben1. Der deutsche Osten beweist für diesen Stimulus amoris eine besondere Vorliebe. Die Kapitelbibliothek in Prag besitzt acht Handschriften2, die Universitätsbibliothek sechs3; in der Staats- und Universitätsbibliothek in Breslau ist es siebenmal vertreten4. Aus bayrischen Klöstern besitzt die Staatsbibliothek in München das Werk über zwanzigmal ; doch wird hier St. Bern- hard nur einmal ausdrücklich als Verfasser bezeichnet5. Die dreiteilige Bearbeitung vereinigt in ihrem ersten Teile 14 Kapitel, im zweiten 18, im dritten 12 Kapitel, wozu hier in sehr vielen Handschriften die umfängliche Erklärung des Ave, eine längere und eine kurze Erklärung des Paternoster und eine Notiz p. CXI; über die Zuschreibung der Paternostererklärung an Bona- ventura ebenda, Tom. VII, p. XV. 1 Unter den Werken Bornhards steht es Migne, Patr. lat., Tom. 148. col. 1171; die Paternostererklärung ebda. 149, 570; die zweite kürzere Erklärung Spalte 576; Ave Maria Sp. 577; Salve Sp. 583. 2 A. Podlaha, Soupis Rukopisů knihovny metropolitní kapitoly Pražské Nr. 549 aus den Jahren 1376—1377, enthält auch die Grabrede des Erzb. Joh. Očko auf Kaiser Karl IV. — Nr. 125, Ende des 14. Jahr- hunderts; vorausgehen die pseudoaugustinischen Soliloquien. — Nr. 784 vom J. 1395. — Aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts stammen die Hand- schriften Nr. 151; 269; 391 ; aus der zweiten Halfte des 15. Jahrhunderts Nr. 490 und 398 (1471). Bernhard wird als Verfasser genannt in Nr. 125 und 391. 3 Nr. 575 vom Jahre 1397; Nr. 870 vom Jahre 1389; Auszüge in Nr. 1853 vom Jahre 1391—1393; aus dem 15. Jahrhundert Nr. 48; 939; 1962. Bernhard zugeschrieben in Nr. 939; 1853; 1962. 4 Aus dem Zisterzienserkloster Heinrichau stammt Handschrift I F 569, Ende des 14. Jahrhunderts, böhmischer Herkunft, die unserer Ausgabe für die lateinische Textgestaltung zugrunde gelegt ist. — Aus dem Augustiner-Chorherrenstifte zu Sagan Handschrift I F 643 vom Jahre 1432, die aus der Gegend von Thorn stammt. — I F 281, Mitte des 15. Jahrhunderts; I O 19, zweite Halfte des 15. Jahrhunderts. — Aus dem Breslauer Dominikanerkloster I Q 89, 15.2 Jahrhundert. — Aus der Breslauer Elisabethkirche I F 269, Ende 14. Jahrhunderts. — I F 278, 15.2 Jahrhundert. — St. Bernhard zugeschrieben in I F 643; I Q 89; 1 O 19. 5 Clm. 7970 aus Kaisheim. Handschriften des 14. Jahrhunderts sind hier Clm. 4759; 5119; 7014 vom Jahre 1382; 16072; 17296. — In der Danziger Handschrift Ms. Mar. F 133 aus dem Anfang des 15. Jahr- hunderts ist Bernhard als Verfasser genannt.
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Die ältere deutsche Übersetzung. XIII lange Erklärung des Salve regina treten. Die Überlieferung des lateinischen Textes spaltet sich in zwei Zweige, die sich in Les- arten und kleinen Zusätzen unterscheiden; beide begegnen in Handschriften des deutschen Ostens. Die ältere deutsche Übersetzung. Es ist verständlich, daß eine derartige Verbreitung dieser mystisch- aszetischen Anleitung zur Übersetzung für diejenigen Klöster drängte, in denen die Lateinkenntnis nicht allgemeiner Bildungs- besitz war. Aber bezeichnend für die geistige Aufgeschlossenheit der Deutschen im Prager Kulturkreise bleibt die Tatsache, daß hier an der sprachlichen Ostgrenze in Brünn bereits unabhängig von dem Aufschwunge, den die religiöse Übersetzungsbewegung durch das Vorbild Johanns von Neumarkt erfuhr, der erste Verdeutschungsversuch des Stimulus amoris im Kreise der Au- gustiner-Eremiten vorgenommen wird, deren Kloster erst im Jahre 1356 eingeweiht worden war. Von dieser wohl gegen 1370 anzu- setzenden Verdeutschung liegen heute noch drei Handschriften vor, von denen zwei der Studienbibliothek in Olmütz, die dritte der Bibliothek in Gotha angehört. O Olmütz, Studienbibliothek (Bibl. der Cyrillo-Methodischen Fakultät); Signatur 74, früher I VI 4. Vgl. M. Grolig, Die deut- schen Handschriften der Studienbibliothek in Olmütz, in: Zeitschr. des deutschen Vereins für die Geschichte Mährens und Schlesiens, 31. Jahrg., Brünn 1929, S. 85ff.; hier S. 89 Nr. 13. 87 Bl. Pergam. Die Lagen sind Bl. 1—62 gezählt I—VIII; Bl. 707—715 von einer zweiten Hand. Größe 24:18 cm, Schriftspiegel 181/2: 14 cm. Etwa aus der Zeit um 1370. Zwei Spalten zu je 38 Zeilen. Bunte Zierbuchstaben bis zu sechs Zeilen Höhe. Rote Überschriften: rot gestrichelte oder nachgemalte rote Anfangsbuchstaben; ab- wechselnd rote und grüne, je 3—4 Zeilen hohe Anfangsbuchstaben der Kapitel. Mit gestempeltem braunem Leder bezogener Holz- band; Rücken erneuert; Reste von zwei Schließen. Vorbesitzer war das Jesuitenkolleg in Brünn, wie der auf dem sonst leeren Vorsatzblatte im 17. Jahrhundert eingetragene Vermerk erweist: Cath: inscriptus Brunae. Inhalt:
Die ältere deutsche Übersetzung. XIII lange Erklärung des Salve regina treten. Die Überlieferung des lateinischen Textes spaltet sich in zwei Zweige, die sich in Les- arten und kleinen Zusätzen unterscheiden; beide begegnen in Handschriften des deutschen Ostens. Die ältere deutsche Übersetzung. Es ist verständlich, daß eine derartige Verbreitung dieser mystisch- aszetischen Anleitung zur Übersetzung für diejenigen Klöster drängte, in denen die Lateinkenntnis nicht allgemeiner Bildungs- besitz war. Aber bezeichnend für die geistige Aufgeschlossenheit der Deutschen im Prager Kulturkreise bleibt die Tatsache, daß hier an der sprachlichen Ostgrenze in Brünn bereits unabhängig von dem Aufschwunge, den die religiöse Übersetzungsbewegung durch das Vorbild Johanns von Neumarkt erfuhr, der erste Verdeutschungsversuch des Stimulus amoris im Kreise der Au- gustiner-Eremiten vorgenommen wird, deren Kloster erst im Jahre 1356 eingeweiht worden war. Von dieser wohl gegen 1370 anzu- setzenden Verdeutschung liegen heute noch drei Handschriften vor, von denen zwei der Studienbibliothek in Olmütz, die dritte der Bibliothek in Gotha angehört. O Olmütz, Studienbibliothek (Bibl. der Cyrillo-Methodischen Fakultät); Signatur 74, früher I VI 4. Vgl. M. Grolig, Die deut- schen Handschriften der Studienbibliothek in Olmütz, in: Zeitschr. des deutschen Vereins für die Geschichte Mährens und Schlesiens, 31. Jahrg., Brünn 1929, S. 85ff.; hier S. 89 Nr. 13. 87 Bl. Pergam. Die Lagen sind Bl. 1—62 gezählt I—VIII; Bl. 707—715 von einer zweiten Hand. Größe 24:18 cm, Schriftspiegel 181/2: 14 cm. Etwa aus der Zeit um 1370. Zwei Spalten zu je 38 Zeilen. Bunte Zierbuchstaben bis zu sechs Zeilen Höhe. Rote Überschriften: rot gestrichelte oder nachgemalte rote Anfangsbuchstaben; ab- wechselnd rote und grüne, je 3—4 Zeilen hohe Anfangsbuchstaben der Kapitel. Mit gestempeltem braunem Leder bezogener Holz- band; Rücken erneuert; Reste von zwei Schließen. Vorbesitzer war das Jesuitenkolleg in Brünn, wie der auf dem sonst leeren Vorsatzblatte im 17. Jahrhundert eingetragene Vermerk erweist: Cath: inscriptus Brunae. Inhalt:
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XIV Einleitung. Bl. 1ra Stachel der Liebe. Anf.: Das puch das do geheisset ist ein stachel der lyb. das mag man pillichen in den sûssen vnd den guten herren Jesum vnsern heiler sprechen. vnd das teilet sich in drew teil. Es folgt das Kapitelverzeichnis des 1. Teiles; dann Bl. 1rb Das erste capitel. Nv laufet ir menschen allenthalben. vnd wundert [Bl. 17a] euch der libe di got czu eüch hat. wundert eüch der plintheit vnd ewer posheit. di ir czu ym hat. Diese Ubersetzung enthält sämtliche Kapitél des lateinischen Textes mit Einschluß der Zusätze. Bl. 54va Erklärungen des Ave: Das funfczehende capitel [des 3. Teiles]. Gegrusset seist maria uol ge[54vb]naden der herr ist mit dir etc. Dir herre mein got. ich gebe dancken di (!) ich mag. Bl. 57'b Erklärung des Vaterunsers. Das sechsczehen (!) capitel. Uater vnser der du bist in den himeln etc. O du vnmessige mildekeit. Bl. 62ra Erklärung des Salve Regina. Das siben czehende capitel. Czu grüssen di selige iuncfraw. Ende Bl. 65va den auserwelten di ewige freide. Amen. Rest des Blattes frei. Bl. 66ra Naturwissenschaftliches Notat von neun Zeilen. Wi sich das kint enpfehet in der muter leibe. Di erste materie di ist weis vncz an den neénten tag .. . bis: Vnd an dem sechs vnd fyr- czigsten tage. s0 wirt di sele dem leichnam eyngegossen. Bl. 66va Von gleichem Ubersetzer die deutsche Ubersetzung des Traktats Papst Innozenz' III. De miseria conditionis hu- manae libri tres (De contemptu mundi). Domino patri carissimo P....Cap. 1 De miserabili humanae conditionis ingressu. Quare de vulva matris egressus sum ...(Migne, Patr. lat. 217, 701). Anfang der Übersetzung Dicz ist das pûchelein des heiligen pabstes Innocencij uon menschlicher durftikeit. Meinem liben herren Petro uon gotes genaden pischof der stat Portuensi enpeût Lotarius... Das erste capitel. Woróm, sprach Jeremias, bin ich uon muter leibe geporn ... Ende Bl. 87'b vnd di gruntlose parmherczikeit genediclichen. Amen. Hy hat das puch das der heilige fater pabst Innocencius uon menschlicher durftikeit vnd iomerkeit gemachet ein Ende. Auf der Innenseite des Vorderdeckels ist ein Papierbl. aufge- klebt, das ein Stückchen eines theologischen Traktats des 15. Jahr- hunderts enthält; Pergamentstreifen mit theologischen Text- resten des 14. Jahrhunderts sind beim Binden verwendet. In der Lagenmitte nach Bl. 51 sind zwei Blätter mit Text verloren- gegangen.
XIV Einleitung. Bl. 1ra Stachel der Liebe. Anf.: Das puch das do geheisset ist ein stachel der lyb. das mag man pillichen in den sûssen vnd den guten herren Jesum vnsern heiler sprechen. vnd das teilet sich in drew teil. Es folgt das Kapitelverzeichnis des 1. Teiles; dann Bl. 1rb Das erste capitel. Nv laufet ir menschen allenthalben. vnd wundert [Bl. 17a] euch der libe di got czu eüch hat. wundert eüch der plintheit vnd ewer posheit. di ir czu ym hat. Diese Ubersetzung enthält sämtliche Kapitél des lateinischen Textes mit Einschluß der Zusätze. Bl. 54va Erklärungen des Ave: Das funfczehende capitel [des 3. Teiles]. Gegrusset seist maria uol ge[54vb]naden der herr ist mit dir etc. Dir herre mein got. ich gebe dancken di (!) ich mag. Bl. 57'b Erklärung des Vaterunsers. Das sechsczehen (!) capitel. Uater vnser der du bist in den himeln etc. O du vnmessige mildekeit. Bl. 62ra Erklärung des Salve Regina. Das siben czehende capitel. Czu grüssen di selige iuncfraw. Ende Bl. 65va den auserwelten di ewige freide. Amen. Rest des Blattes frei. Bl. 66ra Naturwissenschaftliches Notat von neun Zeilen. Wi sich das kint enpfehet in der muter leibe. Di erste materie di ist weis vncz an den neénten tag .. . bis: Vnd an dem sechs vnd fyr- czigsten tage. s0 wirt di sele dem leichnam eyngegossen. Bl. 66va Von gleichem Ubersetzer die deutsche Ubersetzung des Traktats Papst Innozenz' III. De miseria conditionis hu- manae libri tres (De contemptu mundi). Domino patri carissimo P....Cap. 1 De miserabili humanae conditionis ingressu. Quare de vulva matris egressus sum ...(Migne, Patr. lat. 217, 701). Anfang der Übersetzung Dicz ist das pûchelein des heiligen pabstes Innocencij uon menschlicher durftikeit. Meinem liben herren Petro uon gotes genaden pischof der stat Portuensi enpeût Lotarius... Das erste capitel. Woróm, sprach Jeremias, bin ich uon muter leibe geporn ... Ende Bl. 87'b vnd di gruntlose parmherczikeit genediclichen. Amen. Hy hat das puch das der heilige fater pabst Innocencius uon menschlicher durftikeit vnd iomerkeit gemachet ein Ende. Auf der Innenseite des Vorderdeckels ist ein Papierbl. aufge- klebt, das ein Stückchen eines theologischen Traktats des 15. Jahr- hunderts enthält; Pergamentstreifen mit theologischen Text- resten des 14. Jahrhunderts sind beim Binden verwendet. In der Lagenmitte nach Bl. 51 sind zwei Blätter mit Text verloren- gegangen.
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Die ältere deutsche Übersetzung. XV Der 'Stachel der Liebe’ dieser Handschrift O ist, wie Schreib- versehen beweisen, eine Abschrift, wohl unmittelbar vom Original- text genommene Reinschrift. O1 Olmütz, Studienbibliothek; Signatur 11, früher I V 11. Vgl. M. Grolig, a. a. O. S. 87 Nr. 4. Papier, 117 beschriebene und 7 leere Blätter, dann 11/2 Lage leere Blätter herausgeschnitten und 13 weitere leere Blätter. Größe 211/2 : 14 cm, Schriftspiegel 15 : 9 cm. Mitte des 15. Jahrhunderts. Einspaltig, Seite zu 29 Zeilen. Linien- schema eingezeichnet. Großbuchstaben vielfach rot gestrichelt. Rote Überschriften. An Kapitelanfängen zwei Zeilen hohe rote Anfangsbuchstaben. Schreibgewandte Kursivschrift. Vorn ist vom alten Umschlage ein gelbes Schweinslederblatt erhalten; dann ein zur ersten Lage gehörendes Papiervorsatzblatt. Gegen die Innenseite des Vorderdeckels geklebt ein Papierblatt 19: 14 cm mit leicht gelb getönter Federzeichnung: Schmerzensmann in der Grabkiste, Halbfigur mit Besen und Geißel in Bandornament- umrahmung, darüber Spruchband INRI. (15. Jahrhundert). Mit braunem Leder bezogener Holzband. Vorn ist das Mittelfeld in Rauten aufgeteilt, die gekrönte Doppeladler und fünfblättrige Rosetten (Stempel) aufweisen. In der Mitte Messingbuckel; Messingecken; ähnlich hinten; zwei Messingschließen. Beim Binden sind Pergamentstückchen mit Breviertext des 14.2 Jahrhunderts verwendet, worunter auch Stellen aus dem Wenzelsoffizium; ferner Pergamentstreifen mit hebräischem Text einer Schriftrolle. Bis Blatt 120 sind 10 Lagen gezählt. Besitzvermerk auf dem vor- deren Papierschutzblatte: Collegij Socli“ Jesu Brunae; ähnlich Blatt I oben; unter dem roten Titel des Traktats: Domus Proba- tionis Catalogo Inscript. Anno 1606. 16. Sept. fol. 213. Der deutsche Text des Stimulus amoris dieser Handschrift ist eine bis auf Schreibversehen und leichte orthographische An- derungen wortgetreue Abschrift aus der Hs. O. In ihr ist der wegen Blattverlust in O fehlende Text nach Bl. 51 noch vorhanden; die Mundart zeigt eine stärkere bayrisch-österreichische Färbung. Bl. 1° Das puch das do geheisset ist ein stachel der der (!) lyb/ das mag man pillichen in den süssen vnd den guten herren Jesum vnsern heiler sprechen vnd das teilet sich in drev teil . . . Kapitelver-
Die ältere deutsche Übersetzung. XV Der 'Stachel der Liebe’ dieser Handschrift O ist, wie Schreib- versehen beweisen, eine Abschrift, wohl unmittelbar vom Original- text genommene Reinschrift. O1 Olmütz, Studienbibliothek; Signatur 11, früher I V 11. Vgl. M. Grolig, a. a. O. S. 87 Nr. 4. Papier, 117 beschriebene und 7 leere Blätter, dann 11/2 Lage leere Blätter herausgeschnitten und 13 weitere leere Blätter. Größe 211/2 : 14 cm, Schriftspiegel 15 : 9 cm. Mitte des 15. Jahrhunderts. Einspaltig, Seite zu 29 Zeilen. Linien- schema eingezeichnet. Großbuchstaben vielfach rot gestrichelt. Rote Überschriften. An Kapitelanfängen zwei Zeilen hohe rote Anfangsbuchstaben. Schreibgewandte Kursivschrift. Vorn ist vom alten Umschlage ein gelbes Schweinslederblatt erhalten; dann ein zur ersten Lage gehörendes Papiervorsatzblatt. Gegen die Innenseite des Vorderdeckels geklebt ein Papierblatt 19: 14 cm mit leicht gelb getönter Federzeichnung: Schmerzensmann in der Grabkiste, Halbfigur mit Besen und Geißel in Bandornament- umrahmung, darüber Spruchband INRI. (15. Jahrhundert). Mit braunem Leder bezogener Holzband. Vorn ist das Mittelfeld in Rauten aufgeteilt, die gekrönte Doppeladler und fünfblättrige Rosetten (Stempel) aufweisen. In der Mitte Messingbuckel; Messingecken; ähnlich hinten; zwei Messingschließen. Beim Binden sind Pergamentstückchen mit Breviertext des 14.2 Jahrhunderts verwendet, worunter auch Stellen aus dem Wenzelsoffizium; ferner Pergamentstreifen mit hebräischem Text einer Schriftrolle. Bis Blatt 120 sind 10 Lagen gezählt. Besitzvermerk auf dem vor- deren Papierschutzblatte: Collegij Socli“ Jesu Brunae; ähnlich Blatt I oben; unter dem roten Titel des Traktats: Domus Proba- tionis Catalogo Inscript. Anno 1606. 16. Sept. fol. 213. Der deutsche Text des Stimulus amoris dieser Handschrift ist eine bis auf Schreibversehen und leichte orthographische An- derungen wortgetreue Abschrift aus der Hs. O. In ihr ist der wegen Blattverlust in O fehlende Text nach Bl. 51 noch vorhanden; die Mundart zeigt eine stärkere bayrisch-österreichische Färbung. Bl. 1° Das puch das do geheisset ist ein stachel der der (!) lyb/ das mag man pillichen in den süssen vnd den guten herren Jesum vnsern heiler sprechen vnd das teilet sich in drev teil . . . Kapitelver-
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XVI Einleitung. zeichnis des 1. Teiles. Bl. 2° Das erste capitel. Nv laufet ir menschen allenthalben vnd wundert euch der libe dy got czu euch hat. wundert euch der plintheit vnd ewr posheit dy Ir czu Im hat ...Ende Bl. 117" ewige freide. AMEN. Gol Gotha A 21. Vgl. E. S. Cyprian, Cat. cod. m ss. bibl. Gothanae Leipzig 1714, S. 49, Nr. XXI; Fr. Jakobs und F. A. Uckert, Beiträge zur älteren Literatur, Leipzig, 1836, II, 107ff. Papier, nur Bl. 1, 6, 7 und 12 Pergam. 198 Bl. Größe 301/2 : 211/2 cm, Schriftspiegel 23 : 16 cm. Buchschrift des 15.1 Jahrhunderts. Zwei Spalten zu je 41 Zeilen. Rote Uberschriften; rote und rot-schwarze Anfangsbuchstaben. Bl. 1ra Initialbildchen: im D Hieronymus in rotem Untergewand und grünem Obergewand mit rotem Kardinals- hute und rotem Nimbus sitzend vor gelbem Pult ; der Löwe (gelb) auf den Hinterpfoten sitzend hebt die linke Vorderpranke, aus der Hieronymus mit dem Griffel den Dorn löst ; Rankenwerk. Mit dunk- lem, stark beschädigtem Leder bezogener Holzband, einst mit fünf Schutznägeln beschlagen; Spur von 2 Schließen. Vorn Zettel des 16.1 Jahrhunderts: Von sant Jeronimo vnd von dem stachel der lieb vnd sant Pauls Episteln N. 8. Blattweiser. Gegen die Innen- seiten der Deckel sind Pergamentbl. mit hebräischem Text auf- geklebt. Inhalt: Bl. 1ra—72va Johann v. Neumarkt, Hieronymus. Vgl. Vom Mittelalt. z. Ref. VI, 2, S. IX unter Sigle Go. — — Bl. 73r Dicz ist ein vorrede auf dy den do wider ist dy deütschen schrift di do nüczlich vnd tüglich ist den menschen czu selikeit iren seln. MEyne anefechter ... Ende Bl. 76vb daz geruch auch mir czu vorleihen got vatter svn vnd heiliger geist. Amen. Vgl. J. Klapper, Im Kampf um die deutsche Bibel. Zwei Traktate des 14. Jahr- hunderts, Breslau 1922, S. 28 unter Sigle G; sowie Alfr. Ber- geler, Das deutsche Bibelwerk Heinrichs von Mügeln, Berlin 1938, wo der Nachweis erbracht wird, daß dieser auch der Verfasser der beiden Traktate ist. Bl. 77 Die (!) stachel der lieb. Daz erste capitulum. Das buch ist geheysen ein stachel der libe Daz mag man billichen in den sûzsen vnd den guten herren Jhesvm vneern heiler sprechen ... Ende Bl. 1437 hy hat ein ende das buch der stachel der lybe. Amen herre got.
XVI Einleitung. zeichnis des 1. Teiles. Bl. 2° Das erste capitel. Nv laufet ir menschen allenthalben vnd wundert euch der libe dy got czu euch hat. wundert euch der plintheit vnd ewr posheit dy Ir czu Im hat ...Ende Bl. 117" ewige freide. AMEN. Gol Gotha A 21. Vgl. E. S. Cyprian, Cat. cod. m ss. bibl. Gothanae Leipzig 1714, S. 49, Nr. XXI; Fr. Jakobs und F. A. Uckert, Beiträge zur älteren Literatur, Leipzig, 1836, II, 107ff. Papier, nur Bl. 1, 6, 7 und 12 Pergam. 198 Bl. Größe 301/2 : 211/2 cm, Schriftspiegel 23 : 16 cm. Buchschrift des 15.1 Jahrhunderts. Zwei Spalten zu je 41 Zeilen. Rote Uberschriften; rote und rot-schwarze Anfangsbuchstaben. Bl. 1ra Initialbildchen: im D Hieronymus in rotem Untergewand und grünem Obergewand mit rotem Kardinals- hute und rotem Nimbus sitzend vor gelbem Pult ; der Löwe (gelb) auf den Hinterpfoten sitzend hebt die linke Vorderpranke, aus der Hieronymus mit dem Griffel den Dorn löst ; Rankenwerk. Mit dunk- lem, stark beschädigtem Leder bezogener Holzband, einst mit fünf Schutznägeln beschlagen; Spur von 2 Schließen. Vorn Zettel des 16.1 Jahrhunderts: Von sant Jeronimo vnd von dem stachel der lieb vnd sant Pauls Episteln N. 8. Blattweiser. Gegen die Innen- seiten der Deckel sind Pergamentbl. mit hebräischem Text auf- geklebt. Inhalt: Bl. 1ra—72va Johann v. Neumarkt, Hieronymus. Vgl. Vom Mittelalt. z. Ref. VI, 2, S. IX unter Sigle Go. — — Bl. 73r Dicz ist ein vorrede auf dy den do wider ist dy deütschen schrift di do nüczlich vnd tüglich ist den menschen czu selikeit iren seln. MEyne anefechter ... Ende Bl. 76vb daz geruch auch mir czu vorleihen got vatter svn vnd heiliger geist. Amen. Vgl. J. Klapper, Im Kampf um die deutsche Bibel. Zwei Traktate des 14. Jahr- hunderts, Breslau 1922, S. 28 unter Sigle G; sowie Alfr. Ber- geler, Das deutsche Bibelwerk Heinrichs von Mügeln, Berlin 1938, wo der Nachweis erbracht wird, daß dieser auch der Verfasser der beiden Traktate ist. Bl. 77 Die (!) stachel der lieb. Daz erste capitulum. Das buch ist geheysen ein stachel der libe Daz mag man billichen in den sûzsen vnd den guten herren Jhesvm vneern heiler sprechen ... Ende Bl. 1437 hy hat ein ende das buch der stachel der lybe. Amen herre got.
Strana XVII
Die jüngere Übersetzung Johanns v. Neumarkt. XVII Bl. 144f Allhy heben sich an sente Pauls Episteln. Do das gotes wort des ewangelii zu Rome von erste gepredigt wart ... Sämtliche paulinischen Briefe in gewohnter Ordnung. Ende Bl. 196vb Allhy enden sich sente Pauls Episteln czu den Jvden. Amen. Die Handschrift weist eine böhmisch-obersächsische Mundart auf, in der leicht bayrisch-österreichische Züge (wohl aus der Vorlage) anzutreffen sind. Sie kann nicht aus Hs. O abgeleitet werden; sie geht über Zwischenstufen auf eine gemeinsame Grund- lage zurück. In diese nach Mähren weisende Handschriftengruppe der älteren Übersetzung gehören die Gebete, die in ’Vom Mittel- alter z. Ref. VI, 4, S. 65, Nr. 7 u. S. 66, Nr. 8 zu Unrecht Johanns v. Neumarkt Ubersetzung des Stachels der Liebe zuge- schrieben worden sind; sie stammen aus der Hs. der Univ.-Bibl. zu Prag XVI G2 8 und stehen der Hs. O in ihrer Textgestalt nahe, sind wohl sogar aus ihr entlehnt. Das Verwandtschaftsver- hältnis ist somit folgendes : Altere Ubersetzung. O (um 1370) Zwischenhss. 01 (Mitte 15. Jh.) Gebete (15.1 Jh.) Gol (15.1 Jh.) Die jüngere Ubersetzung Johanns von Neumarkt. IE im mährischen Kreise deutscher Augustinereremiten um das Jahr 1370 anzusetzende Verdeutschung des Stimulus amoris hat außer dem im böhmisch-obersächsischen Grenzgebiete aus- mündenden Zweige, der durch die Gothaer Handschrift vertreten ist, anscheinend keine weiteren Abschriften aufzuweisen. Der Grund ist ersichtlich. Gerade in dieser Zeit wandelt sich der literarische Geschmack. Die Anforderungen, die nun an eine Ubersetzung gestellt werden, sind bestimmt von der Eleganz des Satzbaus und er Fülle des Ausdrucks, die dem neuen Prager Prosastil eigen sind.
Die jüngere Übersetzung Johanns v. Neumarkt. XVII Bl. 144f Allhy heben sich an sente Pauls Episteln. Do das gotes wort des ewangelii zu Rome von erste gepredigt wart ... Sämtliche paulinischen Briefe in gewohnter Ordnung. Ende Bl. 196vb Allhy enden sich sente Pauls Episteln czu den Jvden. Amen. Die Handschrift weist eine böhmisch-obersächsische Mundart auf, in der leicht bayrisch-österreichische Züge (wohl aus der Vorlage) anzutreffen sind. Sie kann nicht aus Hs. O abgeleitet werden; sie geht über Zwischenstufen auf eine gemeinsame Grund- lage zurück. In diese nach Mähren weisende Handschriftengruppe der älteren Übersetzung gehören die Gebete, die in ’Vom Mittel- alter z. Ref. VI, 4, S. 65, Nr. 7 u. S. 66, Nr. 8 zu Unrecht Johanns v. Neumarkt Ubersetzung des Stachels der Liebe zuge- schrieben worden sind; sie stammen aus der Hs. der Univ.-Bibl. zu Prag XVI G2 8 und stehen der Hs. O in ihrer Textgestalt nahe, sind wohl sogar aus ihr entlehnt. Das Verwandtschaftsver- hältnis ist somit folgendes : Altere Ubersetzung. O (um 1370) Zwischenhss. 01 (Mitte 15. Jh.) Gebete (15.1 Jh.) Gol (15.1 Jh.) Die jüngere Ubersetzung Johanns von Neumarkt. IE im mährischen Kreise deutscher Augustinereremiten um das Jahr 1370 anzusetzende Verdeutschung des Stimulus amoris hat außer dem im böhmisch-obersächsischen Grenzgebiete aus- mündenden Zweige, der durch die Gothaer Handschrift vertreten ist, anscheinend keine weiteren Abschriften aufzuweisen. Der Grund ist ersichtlich. Gerade in dieser Zeit wandelt sich der literarische Geschmack. Die Anforderungen, die nun an eine Ubersetzung gestellt werden, sind bestimmt von der Eleganz des Satzbaus und er Fülle des Ausdrucks, die dem neuen Prager Prosastil eigen sind.
Strana XVIII
XVIII Einleitung. Die Übersetzungen nehmen jetzt nicht mehr ihren Weg aus dem Kloster in die gebildete Welt, sondern verbreiten sich umgekehrt aus der höfischen Sphäre in die von hier aus begünstigten Klöster. Doch darf man die ältere Ubersetzung des Stimulus amoris nicht einfach vom stilistischen Standpunkte aus werten und ablehnen1. Wortschatz und Mundart decken sich mit der jüngeren Uber� setzung Johanns von Neumarkt in wesentlichen Zügen. So wird die ältere Übersetzung zum anschaulichen Beispiel für den Stil- wandel, der sich in der deutschen Sprache des Prager Hofes voll- zieht. Bei manchen Abschnitten, die inhaltlich einfach sind und in der Vorlage keine Besonderheiten lateinischen Sprachstils ent- halten, ähneln sich die Übersetzungen in solchem Umfange, daß man geneigt sein könnte, eine Benutzung der älteren durch die jüngere anzunehmen. Ein Blick auf den lateinischen Text jedoch belehrt uns, daß in diesen Fällen die wortgetreue Wiedergabe der Vorlage zu einer so starken Verwandtschaft der deutschen Texte geführt hat. Aber man darf doch annehmen, daß der Verfasser der jüngeren Ubersetzung die ältere Verdeutschung gekannt hat. Der Unterschied im Stil offenbart sich vornehmlich dann, wenn der lateinische Text Schwierigkeiten im Satzbau oder im Sinne bietet. Hier versagt der ältere Ubersetzer in den meisten Fällen. Es mag sein, daß er eine schon stark fehlerhafte lateinische Vor- lage hatte, in der vor allem durch eine unzulängliche Zeichensetzung und die Verwirrung, die in die Kennzeichnung der Satzkola durch die falsche Verwendung von Großbuchstaben gekommen war, die Gliederung der Sinneinheiten unübersichtlich geworden war. Die jüngere Übersetzung geht auf eine viel bessere lateinische Überlieferung zurück. Sie beweist durchweg, daß der Ubersetzer jeder Schwierigkeit im Satzbau der Vorlage Herr wird und die deutsche Form mit sicherem Stilgefühl meistert. Weit ausladende Satzgefüge lösen hier oft den knappen lateinischen Satzbau auf. Das Zeitwort vor allem erhält durch die Wiedergabe im mehrglied— rigen Ausdruck eine größere Sinnfülle und zwingt den Leser zum gedanklichen Verweilen. Die Bindewörter, die Nebensätze ein- leiten, sind zum Teil Neuprägungen, die sich aus mehreren Wörtern zusammenbauen. Beifügungen zum Zeitwort haben überwiegend 1 Man vergleiche das aus der älteren Ubersetzung in dieser Ausgabe wiedergegebene Kapitel I 8.
XVIII Einleitung. Die Übersetzungen nehmen jetzt nicht mehr ihren Weg aus dem Kloster in die gebildete Welt, sondern verbreiten sich umgekehrt aus der höfischen Sphäre in die von hier aus begünstigten Klöster. Doch darf man die ältere Ubersetzung des Stimulus amoris nicht einfach vom stilistischen Standpunkte aus werten und ablehnen1. Wortschatz und Mundart decken sich mit der jüngeren Uber� setzung Johanns von Neumarkt in wesentlichen Zügen. So wird die ältere Übersetzung zum anschaulichen Beispiel für den Stil- wandel, der sich in der deutschen Sprache des Prager Hofes voll- zieht. Bei manchen Abschnitten, die inhaltlich einfach sind und in der Vorlage keine Besonderheiten lateinischen Sprachstils ent- halten, ähneln sich die Übersetzungen in solchem Umfange, daß man geneigt sein könnte, eine Benutzung der älteren durch die jüngere anzunehmen. Ein Blick auf den lateinischen Text jedoch belehrt uns, daß in diesen Fällen die wortgetreue Wiedergabe der Vorlage zu einer so starken Verwandtschaft der deutschen Texte geführt hat. Aber man darf doch annehmen, daß der Verfasser der jüngeren Ubersetzung die ältere Verdeutschung gekannt hat. Der Unterschied im Stil offenbart sich vornehmlich dann, wenn der lateinische Text Schwierigkeiten im Satzbau oder im Sinne bietet. Hier versagt der ältere Ubersetzer in den meisten Fällen. Es mag sein, daß er eine schon stark fehlerhafte lateinische Vor- lage hatte, in der vor allem durch eine unzulängliche Zeichensetzung und die Verwirrung, die in die Kennzeichnung der Satzkola durch die falsche Verwendung von Großbuchstaben gekommen war, die Gliederung der Sinneinheiten unübersichtlich geworden war. Die jüngere Übersetzung geht auf eine viel bessere lateinische Überlieferung zurück. Sie beweist durchweg, daß der Ubersetzer jeder Schwierigkeit im Satzbau der Vorlage Herr wird und die deutsche Form mit sicherem Stilgefühl meistert. Weit ausladende Satzgefüge lösen hier oft den knappen lateinischen Satzbau auf. Das Zeitwort vor allem erhält durch die Wiedergabe im mehrglied— rigen Ausdruck eine größere Sinnfülle und zwingt den Leser zum gedanklichen Verweilen. Die Bindewörter, die Nebensätze ein- leiten, sind zum Teil Neuprägungen, die sich aus mehreren Wörtern zusammenbauen. Beifügungen zum Zeitwort haben überwiegend 1 Man vergleiche das aus der älteren Ubersetzung in dieser Ausgabe wiedergegebene Kapitel I 8.
Strana XIX
Die Verfasserschaft Johanns v. Neumarkt. XIX die tonschweren Endungen auf -leichen oder sind aus Hauptwort mit Vorwort gebildet. Das Ebenmaß im Aufbau läßt auch längere Satzgefüge mühelos überschauen. Wenn der Leser der älteren Uber- setzungdurch Mißverständnisse, Dunkelheiten und häufiges Versagen dem lateinischen Texte gegenüber vom Übersetzer auf eine harte Probe in seiner Aufnahmebereitschaft gestellt wird, findet er sich beim Lesen der jüngeren Übersetzung in dem breiten Strome, in dem sie dahinfließt, der Mühe des eigenen Nachdenkens über- hoben und gerät dabei leicht in einen Zustand, der vor dem sti- listischen Spiel den Inhalt zurücktreten läßt. Der Vergleich mit der lateinischen Vorlage zeigt so manchesmal, daß die Gedanken- tiefe des Mystikers und Aszeten in der deutschen Wiedergabe der Glätte des Ausdrucks geopfert worden ist. Die Verfasserschaft Johanns von Neumarkt. IE jüngere Übersetzung hat weder Vorwort noch Widmung; Johann von Neumarkt nennt sich nirgends als Übersetzer. Aber seine Verfasserschaft unterliegt keinem Zweifel. Die Uberlieferung führt auf die mährisch-böhmische Sprachlandschaft zurück; eine im Grunde mitteldeutsche Lautgebung zeigt leichte bayrisch- österreichische Färbung der Vorlage für alle Handschriften. Laute, Formen, Wortschatz und Satzbau decken sich mit der Überlieferung der Johann von Neumarkt zweifellos zugehörenden Texte wie des Hieronymus und des Buches der Liebkosung. Bezeichnend ist auch hier die Verwendung des von Johann ein- geführten Bindewortausdrucks auf die rede daz, der weder in der älteren Ubersetzung noch in der zeitgenössischen Prosa vorkommt. Die Stilmittel sind die gleichen wie in Johanns Sprachkunst mit ihrer Neigung zur Mehrgliedrigkeit der Zeitwörter in der Satz- aussage und zum reich ausgestatteten Satzgefüge, mit der Vorliebe für einen abstrakten Wortschatz, bei dem Silbenfülle durch mehr- silbige Endungen erstrebt wird, mit umfänglichen Beifügungen, besonders zum Zeitwort, und mit der offenkundigen Absicht, im Wechsel der Tonstärke der Wortsilben einen freien rhythmischen Ausgleich herzustellen. Dazu kommt die Sicherheit in der Erfassung des Sinnes der lateinischen Vorlage, die von überlegener Sprach- kunst zeugende klare deutsche Wiedergabe, in der der tastenden Ausdeutung der älteren Ubersetzung die gewandte Umschreibung
Die Verfasserschaft Johanns v. Neumarkt. XIX die tonschweren Endungen auf -leichen oder sind aus Hauptwort mit Vorwort gebildet. Das Ebenmaß im Aufbau läßt auch längere Satzgefüge mühelos überschauen. Wenn der Leser der älteren Uber- setzungdurch Mißverständnisse, Dunkelheiten und häufiges Versagen dem lateinischen Texte gegenüber vom Übersetzer auf eine harte Probe in seiner Aufnahmebereitschaft gestellt wird, findet er sich beim Lesen der jüngeren Übersetzung in dem breiten Strome, in dem sie dahinfließt, der Mühe des eigenen Nachdenkens über- hoben und gerät dabei leicht in einen Zustand, der vor dem sti- listischen Spiel den Inhalt zurücktreten läßt. Der Vergleich mit der lateinischen Vorlage zeigt so manchesmal, daß die Gedanken- tiefe des Mystikers und Aszeten in der deutschen Wiedergabe der Glätte des Ausdrucks geopfert worden ist. Die Verfasserschaft Johanns von Neumarkt. IE jüngere Übersetzung hat weder Vorwort noch Widmung; Johann von Neumarkt nennt sich nirgends als Übersetzer. Aber seine Verfasserschaft unterliegt keinem Zweifel. Die Uberlieferung führt auf die mährisch-böhmische Sprachlandschaft zurück; eine im Grunde mitteldeutsche Lautgebung zeigt leichte bayrisch- österreichische Färbung der Vorlage für alle Handschriften. Laute, Formen, Wortschatz und Satzbau decken sich mit der Überlieferung der Johann von Neumarkt zweifellos zugehörenden Texte wie des Hieronymus und des Buches der Liebkosung. Bezeichnend ist auch hier die Verwendung des von Johann ein- geführten Bindewortausdrucks auf die rede daz, der weder in der älteren Ubersetzung noch in der zeitgenössischen Prosa vorkommt. Die Stilmittel sind die gleichen wie in Johanns Sprachkunst mit ihrer Neigung zur Mehrgliedrigkeit der Zeitwörter in der Satz- aussage und zum reich ausgestatteten Satzgefüge, mit der Vorliebe für einen abstrakten Wortschatz, bei dem Silbenfülle durch mehr- silbige Endungen erstrebt wird, mit umfänglichen Beifügungen, besonders zum Zeitwort, und mit der offenkundigen Absicht, im Wechsel der Tonstärke der Wortsilben einen freien rhythmischen Ausgleich herzustellen. Dazu kommt die Sicherheit in der Erfassung des Sinnes der lateinischen Vorlage, die von überlegener Sprach- kunst zeugende klare deutsche Wiedergabe, in der der tastenden Ausdeutung der älteren Ubersetzung die gewandte Umschreibung
Strana XX
XX Einleitung. und selbstherrliche Deutung der sprachlich schwierigen oder im Sinne dunklen Stellen des lateinischen Textes gegenübersteht. Über diese Vorzüge verfügt in der Zeit, in der diese Übersetzung entstanden ist, im mährisch-böhmischen Raume allein der Kanzler des Kaisers. Die älteste Handschrift der jüngeren Übersetzung, die Breslauer Handschrift (Br), geht noch ins Ende des 14. Jahr- hunderts zurück. Ihre Schwesterhandschrift, die Nürnberger (N). stammt etwa aus dem Jahre 1420. Ihre gemeinsame Vorlage, die bereits eine Auswahl aus der Vollübersetzung darstellte, gehört somit in das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts. Die einzige Voll- handschrift, die Gothaer (Go) ist im Jahre 1404, wohl in Nürnberg, geschrieben. Die gemeinsame Grundlage für die Vorlage der Handschriften BrN und der Vollhandschrift Go ist somit in den Beginn des letzten Viertels des 14. Jahrhunderts, gegen 1375—1380, anzusetzen; sie ist wohl eine unmittelbare Abschrift des Originals gewesen. Sprache, Stil, Herkunft und Entstehungszeit der jün- geren Übersetzung des Stimulus amoris weisen also auf die Ver- fasserschaft Johanns von Neumarkt hin. Psychologische Gründe bekräftigen dieses Ergebnis. Der alternde Olmützer Bischof hat nur noch lose Beziehungen zum Prager Hofe. Er steht zwar wie früher der mährischen Markgräfin Elisabeth nahe, aber mit ihrem Gemahl wird er wiederholt in ärgerliche Streitigkeiten ver- wickelt. Das macht die Fortführung der einst so erfolgreichen Übersetzerarbeit im Kreise der Hofgesellschaft unmöglich. Anderer- seits zeigt sein lateinischer Briefwechsel deutlich, daß er auch als von den Kanzlergeschäften entbundener Bischof in Olmütz durch- aus nicht auf seine literarischen Neigungen und die liebgewordene Arbeit als Schriftsteller verzichtet hat. Ein Mann, der von einem so starken Selbstbewußtsein als stilistischer Gestalter beseelt ist, kann die eigene Arbeit gar nicht aufgeben. Wir müssen annehmen, daß er von dem zweiten Aufenthalte in Italien, von wo er im Juli 1369 heimkehrt, auch eine Handschrift des Stimulus amoris mit- brachte, in der als Verfasser der von ihm so hochgeschätzte Bern- hard von Clairvaux genannt war. Der Übersetzung liegt ja eine lateinische Redaktion zugrunde, die von der in Böhmen verbreiteten Textgestalt abweicht. Nun fand er in seinem mährischen Bistum eine Verdeutschung vor, die wohl um 1370 bei den Augustiner- Eremiten in Brünn entstanden war. Ihr Stil widersprach in jedem Sinne seinem literarischen Geschmack. Man muß sich erinnern,
XX Einleitung. und selbstherrliche Deutung der sprachlich schwierigen oder im Sinne dunklen Stellen des lateinischen Textes gegenübersteht. Über diese Vorzüge verfügt in der Zeit, in der diese Übersetzung entstanden ist, im mährisch-böhmischen Raume allein der Kanzler des Kaisers. Die älteste Handschrift der jüngeren Übersetzung, die Breslauer Handschrift (Br), geht noch ins Ende des 14. Jahr- hunderts zurück. Ihre Schwesterhandschrift, die Nürnberger (N). stammt etwa aus dem Jahre 1420. Ihre gemeinsame Vorlage, die bereits eine Auswahl aus der Vollübersetzung darstellte, gehört somit in das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts. Die einzige Voll- handschrift, die Gothaer (Go) ist im Jahre 1404, wohl in Nürnberg, geschrieben. Die gemeinsame Grundlage für die Vorlage der Handschriften BrN und der Vollhandschrift Go ist somit in den Beginn des letzten Viertels des 14. Jahrhunderts, gegen 1375—1380, anzusetzen; sie ist wohl eine unmittelbare Abschrift des Originals gewesen. Sprache, Stil, Herkunft und Entstehungszeit der jün- geren Übersetzung des Stimulus amoris weisen also auf die Ver- fasserschaft Johanns von Neumarkt hin. Psychologische Gründe bekräftigen dieses Ergebnis. Der alternde Olmützer Bischof hat nur noch lose Beziehungen zum Prager Hofe. Er steht zwar wie früher der mährischen Markgräfin Elisabeth nahe, aber mit ihrem Gemahl wird er wiederholt in ärgerliche Streitigkeiten ver- wickelt. Das macht die Fortführung der einst so erfolgreichen Übersetzerarbeit im Kreise der Hofgesellschaft unmöglich. Anderer- seits zeigt sein lateinischer Briefwechsel deutlich, daß er auch als von den Kanzlergeschäften entbundener Bischof in Olmütz durch- aus nicht auf seine literarischen Neigungen und die liebgewordene Arbeit als Schriftsteller verzichtet hat. Ein Mann, der von einem so starken Selbstbewußtsein als stilistischer Gestalter beseelt ist, kann die eigene Arbeit gar nicht aufgeben. Wir müssen annehmen, daß er von dem zweiten Aufenthalte in Italien, von wo er im Juli 1369 heimkehrt, auch eine Handschrift des Stimulus amoris mit- brachte, in der als Verfasser der von ihm so hochgeschätzte Bern- hard von Clairvaux genannt war. Der Übersetzung liegt ja eine lateinische Redaktion zugrunde, die von der in Böhmen verbreiteten Textgestalt abweicht. Nun fand er in seinem mährischen Bistum eine Verdeutschung vor, die wohl um 1370 bei den Augustiner- Eremiten in Brünn entstanden war. Ihr Stil widersprach in jedem Sinne seinem literarischen Geschmack. Man muß sich erinnern,
Strana XXI
Die Verbreitung der Übersetzung Johanns. XXI daß auch Johanns Verdeutschung des lateinischen Werkes zum Lobe des Hieronymus einen sprachlich ähnlich unzulänglichen Vor- läufer gehabt hat, eine Übersetzung, die uns die Handschrift 2956 der Nationalbibliothek in Wien überliefert1. Wie dort die Wahr- scheinlichkeit besteht, daß Johann diesem verfehlten Verdeut- schungsversuch seine im neuen Stil geschriebene 'Hieronymus’- Übersetzung entgegengesetzt hat, so spricht auch beim "Stachel der Liebe’ manches dafür, daß er sein letztes literarisches Werk der älteren Übersetzung als Leistung der neuen Übersetzerkunst gegenüberstellen wollte, diesmal zunächst für den Kreis der Geist- lichen und Ordensleute seines Sprengels, denen er damit ein Er- bauungsbuch und eine Regel des geistlichen Lebens schenkt. Doch fehlen dem Werke wie die Einleitung des Ubersetzers auch die Kapitel 8 und 12 des ersten Teils, die in der älteren Übersetzung vorhanden sind, desgleichen die hier mitübersetzten Anhänge der Erklärung des Ave Maria, Paternoster und Salve Regina. Mögen diese Zusätze wie in manchen anderen lateinischen Handschriften in Johanns lateinischer Vorlage auch nicht enthalten gewesen sein, so bleiben die Lücken im ersten Teile, die kaum den späteren Abschreibern zur Last gelegt werden können, recht auffallig, ebenso die Tatsache, daß Johanns vorhandener lateinischer Briefwechsel keine Andeutung über den "Stachel der Liebe’ enthält. Eine Er- klärung für all dieses bietet die Annahme, daß das Werk seine letzte Form nicht mehr erhalten konnte, weil die kirchenpolitische Lage. die zeitraubenden Verhandlungen wegen der Vertauschung des Olmützer Amtes mit der Breslauer Bischofswürde, schließlich Krankheit und Tod (24. Dez. 1380) die Vollendung dieses aszetischen Werkes hinausgeschoben und unmöglich gemacht haben. Für diese Annahme spricht auch die spärliche handschriftliche Uberlieferung, die auf eine nur beschränkte Verbreitung schließen läßt. Die Verbreitung der Ubersetzung Johanns. AS Werk ist mit dem Hieronymus’ Johanns zusammen in seiner vollständigen Form in einer einzigen Handschrift, der Go- thaer (Go), auf uns gekommen ; es steht hier an zweiter Stelle, hinter dem Hieronymus', ist also wohl aus einer Olmützer Vorlage ent- .. .. . . - - - 1 Vgl. den Abdruck: V. M. z. Ref. VI 2, S. 14ff. unter dem Strich Diese Übersetzung entstand wohl in der Wiener Kartause.
Die Verbreitung der Übersetzung Johanns. XXI daß auch Johanns Verdeutschung des lateinischen Werkes zum Lobe des Hieronymus einen sprachlich ähnlich unzulänglichen Vor- läufer gehabt hat, eine Übersetzung, die uns die Handschrift 2956 der Nationalbibliothek in Wien überliefert1. Wie dort die Wahr- scheinlichkeit besteht, daß Johann diesem verfehlten Verdeut- schungsversuch seine im neuen Stil geschriebene 'Hieronymus’- Übersetzung entgegengesetzt hat, so spricht auch beim "Stachel der Liebe’ manches dafür, daß er sein letztes literarisches Werk der älteren Übersetzung als Leistung der neuen Übersetzerkunst gegenüberstellen wollte, diesmal zunächst für den Kreis der Geist- lichen und Ordensleute seines Sprengels, denen er damit ein Er- bauungsbuch und eine Regel des geistlichen Lebens schenkt. Doch fehlen dem Werke wie die Einleitung des Ubersetzers auch die Kapitel 8 und 12 des ersten Teils, die in der älteren Übersetzung vorhanden sind, desgleichen die hier mitübersetzten Anhänge der Erklärung des Ave Maria, Paternoster und Salve Regina. Mögen diese Zusätze wie in manchen anderen lateinischen Handschriften in Johanns lateinischer Vorlage auch nicht enthalten gewesen sein, so bleiben die Lücken im ersten Teile, die kaum den späteren Abschreibern zur Last gelegt werden können, recht auffallig, ebenso die Tatsache, daß Johanns vorhandener lateinischer Briefwechsel keine Andeutung über den "Stachel der Liebe’ enthält. Eine Er- klärung für all dieses bietet die Annahme, daß das Werk seine letzte Form nicht mehr erhalten konnte, weil die kirchenpolitische Lage. die zeitraubenden Verhandlungen wegen der Vertauschung des Olmützer Amtes mit der Breslauer Bischofswürde, schließlich Krankheit und Tod (24. Dez. 1380) die Vollendung dieses aszetischen Werkes hinausgeschoben und unmöglich gemacht haben. Für diese Annahme spricht auch die spärliche handschriftliche Uberlieferung, die auf eine nur beschränkte Verbreitung schließen läßt. Die Verbreitung der Ubersetzung Johanns. AS Werk ist mit dem Hieronymus’ Johanns zusammen in seiner vollständigen Form in einer einzigen Handschrift, der Go- thaer (Go), auf uns gekommen ; es steht hier an zweiter Stelle, hinter dem Hieronymus', ist also wohl aus einer Olmützer Vorlage ent- .. .. . . - - - 1 Vgl. den Abdruck: V. M. z. Ref. VI 2, S. 14ff. unter dem Strich Diese Übersetzung entstand wohl in der Wiener Kartause.
Strana XXII
XXII Einleitung. nommen, die bereits beide Übersetzungen vereinigt enthielt. Im übrigen muß schon sehr zeitig, wahrscheinlich bereits aus der Originalhandschrift, eine Auswahl von 21 Kapiteln abgeschrieben und verbreitet worden sein. Diese Auswahl ist in fünffacher Über- lieferung erhalten ; sie bietet einen treueren Text als die mundartlich und in einzelnen Worten und Wendungen leicht überarbeitete Vollüberlieferung der Gothaer Handschrift, die in Nürnberg im Jahre 1404 geschrieben ist. Der Auswahltext liegt vor in einer Bres- lauer Handschrift der achtziger Jahre des 14. Jahrhunderts (Br) und in einer um etwa dreißig Jahre jüngeren Handschrift der Stadtbibliothek in Nürnberg. Beide Handschriften gehen ohne Zwischenstufen auf eine Vorlage zurück, die wohl unmittelbar dem Original entstammt. Sie unterscheiden sich nur dadurch vonein- ander, daß die jüngere Abschrift oberfränkische Mundartzüge auf- weist, während die Breslauer Abschrift die Olmützer Mundart bewahrt. Diese Handschrift, die am Anfange stark vom Moder zerstört ist, beginnt in gleicher Mundart mit der Verdeutschung des Briefes des Hieronymus an Eustochium de custodia virginitatis und enthält neben kleineren aszetischen Texten am Schluß die Legende der hl. Eufrosina, ist also gewiß für Frauen zusammen- gestellt worden. Die Nürnberger Auswahlhandschrift, die einst im Katharinenkloster benutzt wurde, führt auf Augustiner-Ere- mitenkreise des Bamberger Sprengels zurück, wie die zum Binden verwendeten Reste einer Urkunde erkennen lassen, die vom Bamberger Bischof Lamprecht im Jahre 1394 zugunsten eines Augustinerklosters seiner Diözese ausgestellt worden ist. Zu den beiden Handschriften gemeinsamen 21 Kapiteln stellt die Bres- lauer Handschrift ein von anderer Hand geschriebenes 22. Kapitel, das den Schluß des dritten Teiles des lateinischen Textes in einer Verdeutschung bringt, die weder mit Johanns Ubersetzung noch mit der älteren Ubersetzung übereinstimmt1. Diese Auswahl bildet weiterhin den Kern einer Verdeutschung. die in zwei Münchener Handschriften Cgm 640. und Cgm 790. beide aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, vorliegt. Ihre gemeinsame Grundlage hat zu den 21 Kapiteln, die ihr zur Ver- fügung standen, nach einer lateinischen Vorlage des Stimulus amoris 1 Kap. XIII des Textes des Jacobus Mediolanensis: Klage des Fleisches vor Gott gegen Christus, der die Seele für sich gewonnen hat.
XXII Einleitung. nommen, die bereits beide Übersetzungen vereinigt enthielt. Im übrigen muß schon sehr zeitig, wahrscheinlich bereits aus der Originalhandschrift, eine Auswahl von 21 Kapiteln abgeschrieben und verbreitet worden sein. Diese Auswahl ist in fünffacher Über- lieferung erhalten ; sie bietet einen treueren Text als die mundartlich und in einzelnen Worten und Wendungen leicht überarbeitete Vollüberlieferung der Gothaer Handschrift, die in Nürnberg im Jahre 1404 geschrieben ist. Der Auswahltext liegt vor in einer Bres- lauer Handschrift der achtziger Jahre des 14. Jahrhunderts (Br) und in einer um etwa dreißig Jahre jüngeren Handschrift der Stadtbibliothek in Nürnberg. Beide Handschriften gehen ohne Zwischenstufen auf eine Vorlage zurück, die wohl unmittelbar dem Original entstammt. Sie unterscheiden sich nur dadurch vonein- ander, daß die jüngere Abschrift oberfränkische Mundartzüge auf- weist, während die Breslauer Abschrift die Olmützer Mundart bewahrt. Diese Handschrift, die am Anfange stark vom Moder zerstört ist, beginnt in gleicher Mundart mit der Verdeutschung des Briefes des Hieronymus an Eustochium de custodia virginitatis und enthält neben kleineren aszetischen Texten am Schluß die Legende der hl. Eufrosina, ist also gewiß für Frauen zusammen- gestellt worden. Die Nürnberger Auswahlhandschrift, die einst im Katharinenkloster benutzt wurde, führt auf Augustiner-Ere- mitenkreise des Bamberger Sprengels zurück, wie die zum Binden verwendeten Reste einer Urkunde erkennen lassen, die vom Bamberger Bischof Lamprecht im Jahre 1394 zugunsten eines Augustinerklosters seiner Diözese ausgestellt worden ist. Zu den beiden Handschriften gemeinsamen 21 Kapiteln stellt die Bres- lauer Handschrift ein von anderer Hand geschriebenes 22. Kapitel, das den Schluß des dritten Teiles des lateinischen Textes in einer Verdeutschung bringt, die weder mit Johanns Ubersetzung noch mit der älteren Ubersetzung übereinstimmt1. Diese Auswahl bildet weiterhin den Kern einer Verdeutschung. die in zwei Münchener Handschriften Cgm 640. und Cgm 790. beide aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, vorliegt. Ihre gemeinsame Grundlage hat zu den 21 Kapiteln, die ihr zur Ver- fügung standen, nach einer lateinischen Vorlage des Stimulus amoris 1 Kap. XIII des Textes des Jacobus Mediolanensis: Klage des Fleisches vor Gott gegen Christus, der die Seele für sich gewonnen hat.
Strana XXIII
Die Handschriften der Ubersetzung Johanns v. Neumarkt. XXIII sämtliche fehlenden Kapitel neu übertragen mit Einschluß der drei Anhänge. Die so entstandene Vollübersetzung ist in Cgm 640 voll- ständig und gewissenhaft in bayrischer Mundart abgeschrieben worden; diese Handschrift stammt aus dem oberbayrischen Bene- diktinerkloster Scheyern. Die Handschrift Cgm 790 stammt aus Tegernsee; der Abschreiber beschränkte sich auf die beiden ersten Teile des dreiteiligen deutschen Werkes. Die Mundart ist hier grob bayrisch; Umstellungen und Abweichungen von der Vorlage sind so häufig, daß diese Uberlieferung für eine Herstellung des ursprünglichen Textes fast wertlos wird. Den gleichen Misch- text bietet in älterer Überlieferung des beginnenden 15. Jahr- hunderts die Hs. Rochester (USA) in Nürnberger Mundart. Sie enthält alle drei Teile. Wie in M Ml ist am Schluß des 2. Teils das Gebet II 15 Transfige in der Ubersetzung Johanns von Neu- markt wiederholt: O du allersuster Jhesus durchstich (usw.). Beschreibung der Handschriften des 'Stachels der Liebe' in der Ubersetzung Johanns von Neumarkt. Br. Breslau, Staats- u. Univ.-Bibl. I Q 119. Papier. 96 Bl., davon die ersten 18 Bl. bis auf Randreste vom Moder zerstört. Größe 20: 141/2 cm, Schriftspiegel 15:81/2 cm; Seite zu etwa 30 Zeilen. Geschrieben um 1385. Mitteldeutsch mit stärkerem bayrisch- österreichischem Einschlag der Gegend Olmütz-Troppau. Eine 1. Hand schrieb Bl. 1—777; eine 2. Hand Bl. 78r—84r, die 3. Hand Bl. 85r—967. Der Text ist rubriziert; Überschriften und Anfangs- buchstaben sind rot. Neuer Pappband. Inhalt: Bl. 1° Reste einer deutschen kürzenden Ubersetzung des Briefes des Hieronymus an Eustochium: De custodia virgini- tatis (Migne, Patrol. lat. 22, Sp. 394); Ende Bl. 177 do tegleicher reynt in dem haws ist. Dy gnade vnsers herren sey mit vns. Amen. Bl. 177 Das ist von den syben czehern. Das erst weynen komt von der gnad des heiligen geistes. Ende Bl. 187 wann ich deinen hei- ligen leichname fróleichen entpfangen habe. Amen. Maria. Jesu Christe. Ego sum alpha et o, principium et finis. Bl. 19° Vom beschaulichen Leben. Sant Augustinus spricht, daz selikeit ist frewd. Mit Ende Bl. 24 unvollständig abbrechend : Doch ist ez arbeit den willen stetikleich geben zu dem, daz daz gericht lobet.
Die Handschriften der Ubersetzung Johanns v. Neumarkt. XXIII sämtliche fehlenden Kapitel neu übertragen mit Einschluß der drei Anhänge. Die so entstandene Vollübersetzung ist in Cgm 640 voll- ständig und gewissenhaft in bayrischer Mundart abgeschrieben worden; diese Handschrift stammt aus dem oberbayrischen Bene- diktinerkloster Scheyern. Die Handschrift Cgm 790 stammt aus Tegernsee; der Abschreiber beschränkte sich auf die beiden ersten Teile des dreiteiligen deutschen Werkes. Die Mundart ist hier grob bayrisch; Umstellungen und Abweichungen von der Vorlage sind so häufig, daß diese Uberlieferung für eine Herstellung des ursprünglichen Textes fast wertlos wird. Den gleichen Misch- text bietet in älterer Überlieferung des beginnenden 15. Jahr- hunderts die Hs. Rochester (USA) in Nürnberger Mundart. Sie enthält alle drei Teile. Wie in M Ml ist am Schluß des 2. Teils das Gebet II 15 Transfige in der Ubersetzung Johanns von Neu- markt wiederholt: O du allersuster Jhesus durchstich (usw.). Beschreibung der Handschriften des 'Stachels der Liebe' in der Ubersetzung Johanns von Neumarkt. Br. Breslau, Staats- u. Univ.-Bibl. I Q 119. Papier. 96 Bl., davon die ersten 18 Bl. bis auf Randreste vom Moder zerstört. Größe 20: 141/2 cm, Schriftspiegel 15:81/2 cm; Seite zu etwa 30 Zeilen. Geschrieben um 1385. Mitteldeutsch mit stärkerem bayrisch- österreichischem Einschlag der Gegend Olmütz-Troppau. Eine 1. Hand schrieb Bl. 1—777; eine 2. Hand Bl. 78r—84r, die 3. Hand Bl. 85r—967. Der Text ist rubriziert; Überschriften und Anfangs- buchstaben sind rot. Neuer Pappband. Inhalt: Bl. 1° Reste einer deutschen kürzenden Ubersetzung des Briefes des Hieronymus an Eustochium: De custodia virgini- tatis (Migne, Patrol. lat. 22, Sp. 394); Ende Bl. 177 do tegleicher reynt in dem haws ist. Dy gnade vnsers herren sey mit vns. Amen. Bl. 177 Das ist von den syben czehern. Das erst weynen komt von der gnad des heiligen geistes. Ende Bl. 187 wann ich deinen hei- ligen leichname fróleichen entpfangen habe. Amen. Maria. Jesu Christe. Ego sum alpha et o, principium et finis. Bl. 19° Vom beschaulichen Leben. Sant Augustinus spricht, daz selikeit ist frewd. Mit Ende Bl. 24 unvollständig abbrechend : Doch ist ez arbeit den willen stetikleich geben zu dem, daz daz gericht lobet.
Strana XXIV
XXIV Einleitung. Bl. 25r—77. Stachel der Liebe; hieraus als Probe bei Heinr. Rückert und P. Pietsch, Entwurf einer systematischen Dar- stellung der schles. Mundart im Mittelalter, 1878, Anhang S. (32) bis (36) das Kapitelregister und der Anf. von Kap. 1. Bl. 781 Kap. XIII der Ausg. Quaracchi 1905 des Stimulus amoris = Teil III, Kap. 14 des dreiteiligen Stimulus, gedr. in Bonaventura, Opera, ed. Lugduni 1668, VII, 192; in selbstän- diger Verdeutschung. Anf. [O] gerechter got vnd vater aller barm- hercziheyt, ich clage dyr. Ende Bl. 79r wenne ich pyn der, der do lebet ewiclichen. Amen. Bl. 797 Von der Liebe Gottes. Sende Bernhart spricht von der libe: Libe ist eyn grozzer wille got czv dynen. Ende Bl. 837 an eyschunge wederlones. Amen. Bl. 837 Weihnachtsantiphon. [Djas ist der tage, den got sunderlich gemach hot. Ende Bl. 84' herre, ere sey dyr gesaget ewic- lichen. Amen. Bl. 85r Legende der hl. Eufrosina; deutsche Bearbeitung der Fassung, die angeführt ist in Bibliotheca hagiographica latina, Nr. 2723. Anf.: [E]s waz gessessen in Allexandria ein man, des name waz Pafnucius. Mit Ende Bl. 96° unvollständig abbrechend: vnd hast mich betrubten man hinderstelligen lassen bleiben. Do daz Aga- pitus erhórt... N Nürnberg, Stadtbibl. IV 43 N. Papier. 185 Bl. Größe 22: 151/2 cm. Schriftspiegel 15:9 cm. Oberfränkisch. Geschrieben um 1420. Rote Uberschriften; rote, schwarz ausgezierte bis zu vier Zeilen hohe Anfangsbuchstaben; an Satzanfängen und bei vielen Anfängen der Satzkola rot gestrichelt. Schwarze Seiten- umrandung. Seite zu etwa 30 Zeilen. Mit rotem Leder bezogener Holzband; Reste von zwei Messingschließen; einst mit vier Eck- nägeln und mittlerem Buckelnagel. Hinten innen als Deckel- beklebung ein Oktav-Pergamentblatt aus einem lateinischen Psalter des 12. Jahrhunderts mit einigen deutschen Interlinearglossen. Vorn innen Reiberdruck: St. Katharina mit Rad und Schwert; bunt ausgemalt ; schwäbisch um 1440—1450; vgl. M. Weinberger, Formschnitte des Katharinenklosters zu Nürnberg, 1925, S. 85 u. Tafel II. Inhalt:
XXIV Einleitung. Bl. 25r—77. Stachel der Liebe; hieraus als Probe bei Heinr. Rückert und P. Pietsch, Entwurf einer systematischen Dar- stellung der schles. Mundart im Mittelalter, 1878, Anhang S. (32) bis (36) das Kapitelregister und der Anf. von Kap. 1. Bl. 781 Kap. XIII der Ausg. Quaracchi 1905 des Stimulus amoris = Teil III, Kap. 14 des dreiteiligen Stimulus, gedr. in Bonaventura, Opera, ed. Lugduni 1668, VII, 192; in selbstän- diger Verdeutschung. Anf. [O] gerechter got vnd vater aller barm- hercziheyt, ich clage dyr. Ende Bl. 79r wenne ich pyn der, der do lebet ewiclichen. Amen. Bl. 797 Von der Liebe Gottes. Sende Bernhart spricht von der libe: Libe ist eyn grozzer wille got czv dynen. Ende Bl. 837 an eyschunge wederlones. Amen. Bl. 837 Weihnachtsantiphon. [Djas ist der tage, den got sunderlich gemach hot. Ende Bl. 84' herre, ere sey dyr gesaget ewic- lichen. Amen. Bl. 85r Legende der hl. Eufrosina; deutsche Bearbeitung der Fassung, die angeführt ist in Bibliotheca hagiographica latina, Nr. 2723. Anf.: [E]s waz gessessen in Allexandria ein man, des name waz Pafnucius. Mit Ende Bl. 96° unvollständig abbrechend: vnd hast mich betrubten man hinderstelligen lassen bleiben. Do daz Aga- pitus erhórt... N Nürnberg, Stadtbibl. IV 43 N. Papier. 185 Bl. Größe 22: 151/2 cm. Schriftspiegel 15:9 cm. Oberfränkisch. Geschrieben um 1420. Rote Uberschriften; rote, schwarz ausgezierte bis zu vier Zeilen hohe Anfangsbuchstaben; an Satzanfängen und bei vielen Anfängen der Satzkola rot gestrichelt. Schwarze Seiten- umrandung. Seite zu etwa 30 Zeilen. Mit rotem Leder bezogener Holzband; Reste von zwei Messingschließen; einst mit vier Eck- nägeln und mittlerem Buckelnagel. Hinten innen als Deckel- beklebung ein Oktav-Pergamentblatt aus einem lateinischen Psalter des 12. Jahrhunderts mit einigen deutschen Interlinearglossen. Vorn innen Reiberdruck: St. Katharina mit Rad und Schwert; bunt ausgemalt ; schwäbisch um 1440—1450; vgl. M. Weinberger, Formschnitte des Katharinenklosters zu Nürnberg, 1925, S. 85 u. Tafel II. Inhalt:
Strana XXV
Die Handschriften der Übersetzung Johanns v. Neumarkt. XXV Bl. 1°—40r Stachel der Liebe. Hie hebt sich an daz puch der reyssunge zu der libe vnd daz ist daz erste Capitel. NV lauffet ir menschen vberal. Vnd wundert euch der libe) die got zu euch hat vnd ewer plintheit/ vnd poszheit die ir zu jm habt. Ende Bl. 40r zu dem lobe gotes. Das vns geruche zu geben vnser herre Jhesus Cristus. Amen. Daz puch ist genant in der lateyn Stimulus Amoris. Bl. 407—1197 Deutscher Traktat über die zehn Gebote. Sepcies in die cadit iustus. Prouerbiorum XXIIII°. Also spricht der weisz man Salomon. Sibenstund ... Gespräch zwischen Meister und Jünger. Oberfränkisch mit bayrischen Zügen. Der gleiche Traktat in der Handschrift IV 31, Bl. 4r v. J. 1421, sowie IV 36 in Nürnberger Mundart. Ende Bl. 119° vnd enphecht die ewig geburt. Amen. Daz synd die zehen gebot. Bl. 120—1217 leer. Bl. 122 Handwechsel; frühes 15. Jahrhundert Seuse, Dicz ist er (!) ewigen weiszheit puch. Es stund ein prediger czw einer czeit noch einer mettem vor einem crucifix ... Ende Bl. 1851 als man alle tag mit andacht schöll sprechen. Amen. Amen. Amen. Explicit horologium sapiencie vnd heist in dewtsch das buch der ewi- gen weysheyt. Dann 29 leere Blätter. Besitzer des Bandes war das Katharinenkloster in Nürn- berg, doch ist die Handschrift im alten Verzeichnisse nicht nach- weisbar. Go. Bibliothek zu Gotha, Hs. A 27 = E. S. Cyprian, Cat. cod. mss. bibl. Gothanae, Leipz. 1714, S. 50, Nr. XXVI; Fr. Jacobs und F. A. Uckert, Beiträge zur älteren Literatur, Leipzig 1836, II, S. 111ff. Papier. 212 Blätter; Lagenzählung 1—18. Größe 291/2:20 cm; Schriftspiegel 22: 151/2 cm. Zweispaltig; Spalte zwischen 39 und 46 Zeilen. Hinten unvollständig. Rot gestrichelte Großbuchstaben, rote Uberschriften, abwechselnd rote und blaue Anfangsbuchstaben, die an Kapitelanfängen drei bis vier Zeilen hoch und blau-rot gemalt sind. Durchweg von einer Hand. Mit rotem Leder bezogener Holzband; beide Deckel sind gesprungen. Spuren von fünf Schutznägeln und Schließen. Ecken und Rücken erneuert. Eintrag auf der Innenseite (15. Jahrhundert) Gen sant clarn in nürnberg; dort ist die Handschrift wohl auch geschrie- ben; vgl. den Schreibervermerk Bl. 99ra. Inhalt:
Die Handschriften der Übersetzung Johanns v. Neumarkt. XXV Bl. 1°—40r Stachel der Liebe. Hie hebt sich an daz puch der reyssunge zu der libe vnd daz ist daz erste Capitel. NV lauffet ir menschen vberal. Vnd wundert euch der libe) die got zu euch hat vnd ewer plintheit/ vnd poszheit die ir zu jm habt. Ende Bl. 40r zu dem lobe gotes. Das vns geruche zu geben vnser herre Jhesus Cristus. Amen. Daz puch ist genant in der lateyn Stimulus Amoris. Bl. 407—1197 Deutscher Traktat über die zehn Gebote. Sepcies in die cadit iustus. Prouerbiorum XXIIII°. Also spricht der weisz man Salomon. Sibenstund ... Gespräch zwischen Meister und Jünger. Oberfränkisch mit bayrischen Zügen. Der gleiche Traktat in der Handschrift IV 31, Bl. 4r v. J. 1421, sowie IV 36 in Nürnberger Mundart. Ende Bl. 119° vnd enphecht die ewig geburt. Amen. Daz synd die zehen gebot. Bl. 120—1217 leer. Bl. 122 Handwechsel; frühes 15. Jahrhundert Seuse, Dicz ist er (!) ewigen weiszheit puch. Es stund ein prediger czw einer czeit noch einer mettem vor einem crucifix ... Ende Bl. 1851 als man alle tag mit andacht schöll sprechen. Amen. Amen. Amen. Explicit horologium sapiencie vnd heist in dewtsch das buch der ewi- gen weysheyt. Dann 29 leere Blätter. Besitzer des Bandes war das Katharinenkloster in Nürn- berg, doch ist die Handschrift im alten Verzeichnisse nicht nach- weisbar. Go. Bibliothek zu Gotha, Hs. A 27 = E. S. Cyprian, Cat. cod. mss. bibl. Gothanae, Leipz. 1714, S. 50, Nr. XXVI; Fr. Jacobs und F. A. Uckert, Beiträge zur älteren Literatur, Leipzig 1836, II, S. 111ff. Papier. 212 Blätter; Lagenzählung 1—18. Größe 291/2:20 cm; Schriftspiegel 22: 151/2 cm. Zweispaltig; Spalte zwischen 39 und 46 Zeilen. Hinten unvollständig. Rot gestrichelte Großbuchstaben, rote Uberschriften, abwechselnd rote und blaue Anfangsbuchstaben, die an Kapitelanfängen drei bis vier Zeilen hoch und blau-rot gemalt sind. Durchweg von einer Hand. Mit rotem Leder bezogener Holzband; beide Deckel sind gesprungen. Spuren von fünf Schutznägeln und Schließen. Ecken und Rücken erneuert. Eintrag auf der Innenseite (15. Jahrhundert) Gen sant clarn in nürnberg; dort ist die Handschrift wohl auch geschrie- ben; vgl. den Schreibervermerk Bl. 99ra. Inhalt:
Strana XXVI
XXVI Einleitung. Bl. 3ra Johann von Neumarkt, Hieronymus; vgl. V. Mit- telalt. z. Ref. VI 2 (1932), S. IX, Sigle Go 1. Ende Bl. 581) Daz puch hat ein ende/ Got den heiligen gaist in vns sende. Bl. 59"2 Liber qui dicitur stimolus amoris. DJsz puch daz nicht vnpillichen gehaissen vnd genant ist ein stachel oder ein twingen zü der libe ... Bl. 59rb Daz erst Capitel. Ny lauft ir menschen vberal vnd wundert euch der libe die got zü euch hat vnd auch ewer plintheit vnd boshait die ir zü im habet. Ende Bl. 99ra der ich lebe got ewicliche. amen. Explicit libellus qui dicitur stymolus amoris in nomine Jhesu Christi filij dei. Bl. 99ra Libellus iste de penitencia tres habet tractatus. Primus est de partibus penitencie et de peccatis in generali et de contricione. Habent Moysen et prophetas. Lateinisch-deutscher Traktat. Ende Bl. 129vh Confecto fine, pia, te laudo, virgo Maria. Me tibi, virgo pia, semper commendo, Maria. Hab ich yndert zü kurcz oder zi vil ge- ret ... Auch pit ich, wer daz puchlein schreiben wil Daz er nicht daz latein on daz teütsche. noch daz teutsche on daz latein schreibe. Wenn einez nicht volkümen ist on daz ander [Bl. 130ra] Explicit libellus de penitencia ad laudem dei qui sit benedictus. amen. Scriptus per manus Johannes Bibracher Sub anno domini MOCOCOC'CO et anno quarto feria quinta ante festum sancte (!) Egidij hora nona. Bl. 130va Seuse, Hie hebet sich an daz puch daz da genant ist die ewige weisheit. Ez stunde ein prediger ... Ende Bl. 173va Dicz gepete oder vermanunge sol man sprechen vor einem crucifix ... der zarten edeln schonen Junkfrawen. Bl. 174ra Hie hebet sich an daz puch von den seche namen die daz wirdig heilig sacrament hat in der schrifft dez leichnams vnsers lieben hern Jhesu Christi vnd spricht also mid der vorrede. HEtte ich ein zungen geflochten auz allen züngen vnd ge- drungen ... Ende Bl. 202ra vnd lazz disen wechsel sein dein parm- herczikeit umb diz puchlein. Hie haben die VI namen ein ende. Got vns sein heilige gnad sende. Bl. 202ra Matthäus von Krakau, Darnach hebet sich an daz puchlein von dem kampf oder krieg der vernunft vnd der gewissen vmb gotes leichnam wirdiclichen zu en- pfahen ...UIl menschen prister vnd leyen ... Mit Ende Bl. 212vb unvollständig abbrechend Daz die muter der cristenheit ir lere mischet mit suzzem gesange Dorvmb daz sie...
XXVI Einleitung. Bl. 3ra Johann von Neumarkt, Hieronymus; vgl. V. Mit- telalt. z. Ref. VI 2 (1932), S. IX, Sigle Go 1. Ende Bl. 581) Daz puch hat ein ende/ Got den heiligen gaist in vns sende. Bl. 59"2 Liber qui dicitur stimolus amoris. DJsz puch daz nicht vnpillichen gehaissen vnd genant ist ein stachel oder ein twingen zü der libe ... Bl. 59rb Daz erst Capitel. Ny lauft ir menschen vberal vnd wundert euch der libe die got zü euch hat vnd auch ewer plintheit vnd boshait die ir zü im habet. Ende Bl. 99ra der ich lebe got ewicliche. amen. Explicit libellus qui dicitur stymolus amoris in nomine Jhesu Christi filij dei. Bl. 99ra Libellus iste de penitencia tres habet tractatus. Primus est de partibus penitencie et de peccatis in generali et de contricione. Habent Moysen et prophetas. Lateinisch-deutscher Traktat. Ende Bl. 129vh Confecto fine, pia, te laudo, virgo Maria. Me tibi, virgo pia, semper commendo, Maria. Hab ich yndert zü kurcz oder zi vil ge- ret ... Auch pit ich, wer daz puchlein schreiben wil Daz er nicht daz latein on daz teütsche. noch daz teutsche on daz latein schreibe. Wenn einez nicht volkümen ist on daz ander [Bl. 130ra] Explicit libellus de penitencia ad laudem dei qui sit benedictus. amen. Scriptus per manus Johannes Bibracher Sub anno domini MOCOCOC'CO et anno quarto feria quinta ante festum sancte (!) Egidij hora nona. Bl. 130va Seuse, Hie hebet sich an daz puch daz da genant ist die ewige weisheit. Ez stunde ein prediger ... Ende Bl. 173va Dicz gepete oder vermanunge sol man sprechen vor einem crucifix ... der zarten edeln schonen Junkfrawen. Bl. 174ra Hie hebet sich an daz puch von den seche namen die daz wirdig heilig sacrament hat in der schrifft dez leichnams vnsers lieben hern Jhesu Christi vnd spricht also mid der vorrede. HEtte ich ein zungen geflochten auz allen züngen vnd ge- drungen ... Ende Bl. 202ra vnd lazz disen wechsel sein dein parm- herczikeit umb diz puchlein. Hie haben die VI namen ein ende. Got vns sein heilige gnad sende. Bl. 202ra Matthäus von Krakau, Darnach hebet sich an daz puchlein von dem kampf oder krieg der vernunft vnd der gewissen vmb gotes leichnam wirdiclichen zu en- pfahen ...UIl menschen prister vnd leyen ... Mit Ende Bl. 212vb unvollständig abbrechend Daz die muter der cristenheit ir lere mischet mit suzzem gesange Dorvmb daz sie...
Strana XXVII
Die Handschriften der Ubersetzung Johanns v. Neumarkt. XXVII M München, Staatsbibl. Cgm 640. Papier. 92 Bl. Größe 27 : 19 cm. Zweispaltig; Spalte zu etwa 38 Zeilen. Zweite Hälfte des 15. Jahr- hunderts. Bayrisch. Rubriziert; rote Uberschriften; rote, zum Teil leicht verzierte, drei bis sechs Zeilen hohe Stück- und Kapitel- anfangsbuchstaben. Pappeinband mit hellem Lederrücken und Lederecken des 18. Jahrhunderts. Auf Bl. 1 Besitzvermerk: Monasterii Schirensis. Inhalt: Bl. 1ra—61rb Stachel der Liebe. Enthält die in den Hand- schriften Br und N vorhandenen Kapitel in der Ubersetzung Jo- hanns von Neumarkt; alle anderen Teile des lateinischen Werkes in drei Büchern sind in selbständiger Übersetzung aus gleicher Vorlage wie in Hs. MI und R gegeben. Bl. 1ra DAs puch mag nicht vnpilleich genant werden der stackchl der lieb ... Einleitung ohne Kapitel- register ; Bl. 1ra Das erst capitel das der mensch gern schall das leyden Christi wetrachten warumb es nücze sey. NV lauffet ir menschin über alle ... Die Übersetzung bringt gelegentliche kurze Erweite- rungen über die lateinische Vorlage hinaus, darunter in Buch 2, Kap. 17 das Verbot für die Geistlichen, andere Worte als die des Meßkanons bei der Messe laut zu sagen, mit dem Zusatz Sunder dij laijen mogen wol wen sy zu gen di vnd ander geleiche wort minnic- leichen sprechen. Gleicher Zusatz in Cgm 790 = M1. Wie in MI ist in Buch 2, Kap. 15 (Bl. 35rb) das lateinische Gebet 'Transfige" in selbständiger Übersetzung vorhanden; doch weist ein Rädchen am Rande auf den am Schluß des 3. Buches nachgetragenen An- fang des gleichen Gebetes in der Übersetzung Johanns von Neu- markt hin. Da Hs. M1 diese Doppelung am Ende des 2. Buches bringt, mit dem hier der Text überhaupt endet, muß die Vorlage von MI noch den vollständigen dreiteiligen Text enthalten haben. Bl. 61va Veronikalegende. [D’ vnser herre di marter layd on dem kraüts ... Ende Bl. 671h davor behut vns vnser herre. Amen. Bl. 67va Predigt über Mariae Verkündigung. [Mlissus est angelus gabrihel. Also schreibt Sanctus lucas an dem Ewangelio vnd lobt vnser frawen an Syben togenden; Bl. 69va unvollständig abbrechend Si sprach ich will gern gott gehorsam sein... Bl. 70—92 sind von etwas älterer Hand und bildeten einst eine selbständige Handschrift. Sermones fratris Pauli Sawrer ord. Predicatorum et ecclesie Pataviensis generalis predicator contra
Die Handschriften der Ubersetzung Johanns v. Neumarkt. XXVII M München, Staatsbibl. Cgm 640. Papier. 92 Bl. Größe 27 : 19 cm. Zweispaltig; Spalte zu etwa 38 Zeilen. Zweite Hälfte des 15. Jahr- hunderts. Bayrisch. Rubriziert; rote Uberschriften; rote, zum Teil leicht verzierte, drei bis sechs Zeilen hohe Stück- und Kapitel- anfangsbuchstaben. Pappeinband mit hellem Lederrücken und Lederecken des 18. Jahrhunderts. Auf Bl. 1 Besitzvermerk: Monasterii Schirensis. Inhalt: Bl. 1ra—61rb Stachel der Liebe. Enthält die in den Hand- schriften Br und N vorhandenen Kapitel in der Ubersetzung Jo- hanns von Neumarkt; alle anderen Teile des lateinischen Werkes in drei Büchern sind in selbständiger Übersetzung aus gleicher Vorlage wie in Hs. MI und R gegeben. Bl. 1ra DAs puch mag nicht vnpilleich genant werden der stackchl der lieb ... Einleitung ohne Kapitel- register ; Bl. 1ra Das erst capitel das der mensch gern schall das leyden Christi wetrachten warumb es nücze sey. NV lauffet ir menschin über alle ... Die Übersetzung bringt gelegentliche kurze Erweite- rungen über die lateinische Vorlage hinaus, darunter in Buch 2, Kap. 17 das Verbot für die Geistlichen, andere Worte als die des Meßkanons bei der Messe laut zu sagen, mit dem Zusatz Sunder dij laijen mogen wol wen sy zu gen di vnd ander geleiche wort minnic- leichen sprechen. Gleicher Zusatz in Cgm 790 = M1. Wie in MI ist in Buch 2, Kap. 15 (Bl. 35rb) das lateinische Gebet 'Transfige" in selbständiger Übersetzung vorhanden; doch weist ein Rädchen am Rande auf den am Schluß des 3. Buches nachgetragenen An- fang des gleichen Gebetes in der Übersetzung Johanns von Neu- markt hin. Da Hs. M1 diese Doppelung am Ende des 2. Buches bringt, mit dem hier der Text überhaupt endet, muß die Vorlage von MI noch den vollständigen dreiteiligen Text enthalten haben. Bl. 61va Veronikalegende. [D’ vnser herre di marter layd on dem kraüts ... Ende Bl. 671h davor behut vns vnser herre. Amen. Bl. 67va Predigt über Mariae Verkündigung. [Mlissus est angelus gabrihel. Also schreibt Sanctus lucas an dem Ewangelio vnd lobt vnser frawen an Syben togenden; Bl. 69va unvollständig abbrechend Si sprach ich will gern gott gehorsam sein... Bl. 70—92 sind von etwas älterer Hand und bildeten einst eine selbständige Handschrift. Sermones fratris Pauli Sawrer ord. Predicatorum et ecclesie Pataviensis generalis predicator contra
Strana XXVIII
XXVIII Einleitung. iniustam excommunicacionem Chanslar emanatam contra reuerendum dominum electum et capitulum ecclesie Pataviensis. Vier Pre- digten. Ende Bl. 85° Sermo magistri Pauli in Patavia actus synodaliter sub anno domini MOCCCCOLXX in domino expletus. Finis istorum sermonum per me Johannem Praittnawr'. Bl. 86 Dialogus inter Salomonem et Marcolphum. Rex Salomon sum ego; Ende Bl. 921 Et sic est saluatus. MI München, Staatsbibl. Cgm 790. Alte schwarze Signatur auf der Vorderseite des Einbandes: Q 69 1°. Papier. 157 beschriebene und sechs leere Blätter. Größe 22 : 15 cm; Schriftspiegel 141/2 : 10 cm. Einspaltig, Seite zu etwa 30 Zeilen. Zweite Hälfte des 15. Jahr- hunderts. Bayrisch. Rubriziert; rote Überschriften und rote Stück- und Kapitelinitialen, die zwei bis fünf Zeilen hoch sind. Mit glattem hellem Leder bezogener Holzband; Spuren von Schutznägeln und Schließen. Auf gleichaltrigem Papier-Titelschild: Sant Bona- ventur. Von dem leydem(!) Jhesu Christi genant der Gart göt- licher lieb. Auf dem Papier-Vorsatzblatt ein Stückverzeichnis Dis puch hellt Inn: Bonauentur Von dem gart gotleicher lieb. Aus- legen der mess. Von dem leyden Cristi ain schone predig Extendit manum etc. Ein andechtigs gepet zw der Junckfrawn Maria. Be- sitzvermerk unten Dicz püchl gehort dem gotz [haus fehlt] zu Tegern- see; ebenso auf dem hinteren Schutzblatt. Inhalt: Bl. 1—81' Stachel der Liebe, bis auf die in BrN enthaltenen Kapitel der Ubersetzung des Johann von Neumarkt eine selb- ständige Übersetzung, wie in Hs. M und R, doch zu einem zwei- teiligen Werke gekürzt. Das buch würt nit vnbillich genant ain stachel der lieb in dem aller süssisten vnd genedigisten herren Jhesum Christum vnserm hajlant vnd wirt getailt in zwa) tail. Dann Kapitelregister des 1. Buches; dann Bl. 17 Das erst capitel des ersten tayls. Ni lauft ir menschen über all vnd wündert eürer plinthayt vnd böszhayt die w zu im habt. Wie in M (Cgm 640) im Kapitel der Meßerklärung (Buch 2, Kap. 17) der Zusatz: wann ich glaube das da nicht füglich sey ander wort ze sprechen dann die beschlossen sind in dem canon. Sunder allain die lain mügen wol die vnd ander wort mit dem münd sprechen so sij hin züj wollent gen. Ende Bl. 80° verwandel die lieb das ich werd ganczer götleich. Werd
XXVIII Einleitung. iniustam excommunicacionem Chanslar emanatam contra reuerendum dominum electum et capitulum ecclesie Pataviensis. Vier Pre- digten. Ende Bl. 85° Sermo magistri Pauli in Patavia actus synodaliter sub anno domini MOCCCCOLXX in domino expletus. Finis istorum sermonum per me Johannem Praittnawr'. Bl. 86 Dialogus inter Salomonem et Marcolphum. Rex Salomon sum ego; Ende Bl. 921 Et sic est saluatus. MI München, Staatsbibl. Cgm 790. Alte schwarze Signatur auf der Vorderseite des Einbandes: Q 69 1°. Papier. 157 beschriebene und sechs leere Blätter. Größe 22 : 15 cm; Schriftspiegel 141/2 : 10 cm. Einspaltig, Seite zu etwa 30 Zeilen. Zweite Hälfte des 15. Jahr- hunderts. Bayrisch. Rubriziert; rote Überschriften und rote Stück- und Kapitelinitialen, die zwei bis fünf Zeilen hoch sind. Mit glattem hellem Leder bezogener Holzband; Spuren von Schutznägeln und Schließen. Auf gleichaltrigem Papier-Titelschild: Sant Bona- ventur. Von dem leydem(!) Jhesu Christi genant der Gart göt- licher lieb. Auf dem Papier-Vorsatzblatt ein Stückverzeichnis Dis puch hellt Inn: Bonauentur Von dem gart gotleicher lieb. Aus- legen der mess. Von dem leyden Cristi ain schone predig Extendit manum etc. Ein andechtigs gepet zw der Junckfrawn Maria. Be- sitzvermerk unten Dicz püchl gehort dem gotz [haus fehlt] zu Tegern- see; ebenso auf dem hinteren Schutzblatt. Inhalt: Bl. 1—81' Stachel der Liebe, bis auf die in BrN enthaltenen Kapitel der Ubersetzung des Johann von Neumarkt eine selb- ständige Übersetzung, wie in Hs. M und R, doch zu einem zwei- teiligen Werke gekürzt. Das buch würt nit vnbillich genant ain stachel der lieb in dem aller süssisten vnd genedigisten herren Jhesum Christum vnserm hajlant vnd wirt getailt in zwa) tail. Dann Kapitelregister des 1. Buches; dann Bl. 17 Das erst capitel des ersten tayls. Ni lauft ir menschen über all vnd wündert eürer plinthayt vnd böszhayt die w zu im habt. Wie in M (Cgm 640) im Kapitel der Meßerklärung (Buch 2, Kap. 17) der Zusatz: wann ich glaube das da nicht füglich sey ander wort ze sprechen dann die beschlossen sind in dem canon. Sunder allain die lain mügen wol die vnd ander wort mit dem münd sprechen so sij hin züj wollent gen. Ende Bl. 80° verwandel die lieb das ich werd ganczer götleich. Werd
Strana XXIX
Die Handschriften der Übersetzung Johanns v. Neumarkt. XXIX auf than das hercz werden geöffent die wünden werden zesamgefügt die aller nidristen ding vnd ich sey ains mit in. amen. Am Ende dieses 2. Teiles steht als Schlußgebet in der Fassung der Ubersetzung Johanns von Neumarkt aus Buch 2, Kap. 15 0 du aller sussister Jhesus durch stich das aller indrist mark ..., also eine Doppelung. da bereits Bl. 737 der gleiche lateinische Text 'Transfige’ in selb- ständiger Übertragung vorhanden ist. Bl. 817 Hye nach volgt ain köstpar auslegung vnd red von dem ambt der heyligen mess. In der heligen cristenhait ist gewonhait das man ... nicht uergist der marter Christi; Ende Bl. 106" Des puechs synn ist am aller maisten genomen aws dem puech das Innocencius (III., De sacro altaris mysterio, Migne, Patr. lat. CCXVII, 773) der babst gemacht hat von dem ampt der mess ... vnd geschriben ist amen. amen. amen etc. Bl. 107r Von dem leyden vnsers herren Jhesu Christi ain andachtig predig. Extendit manum ... Gen. XXII°. Er ruckht auf dij hant...Uon dem leiden vnsers herren spricht Augu- stinus... Ende Bl. 1437 vnd meinen liebhaber ymer vnd an end. amen. Als Verfasser gilt jetzt Mag. Heinrich v. St. Gallen, 1371—1397 Pfarrer in Prag; vgl. W. Schmidt, in: Z.f.dt.Philol. 57 (1932) S. 233. Bl. 1437 Mystikertraktat. Sant Pawls spricht in ainer epistel: Ich wais ain menschen in Christo vor vierzehen Jaren. Ende Bl. 1481 Dar vmb maint man er hab es Dionisio seinem Jünger gesagt ... end zw versten ist. Bl. 148r Mystikertraktat. Wann vnser sinn vnd vnser wil sich piegen züj got, so get [er] in die sel vnd durch vert darin an fünf wegen. Ende Bl. 152r der da gesegent ist über dije welt ewiclichen amen etc. Bl. 152r Ain andachtigs gepet zu der Junckfraun Maria [und zu Jesus]. O Maria der cheüschait. Ende Bl. 157r vnd fro- lockünd sije ewicleichen vnd an end. amen. etc. Jhesus. Maria. R Rochester, New York, University. Papier, 177 Bl. (Bl. 11 doppelt). Anf. d. 15. Jhs. Größe 201/2: 14 cm, Schriftspiegel 14: 10 cm. Zwei Spalten, je 4 cm breit zu 21 bis 27 Zeilen. Zwei Hände: 1. Bl. 1—177h, Zeile 9 und Bl. 1677a bis Ende; 2. Bl. 17rb, Zeile 10 bis Bl. 166vb unten. Die 1. Hand macht einen weicheren, jüngeren
Die Handschriften der Übersetzung Johanns v. Neumarkt. XXIX auf than das hercz werden geöffent die wünden werden zesamgefügt die aller nidristen ding vnd ich sey ains mit in. amen. Am Ende dieses 2. Teiles steht als Schlußgebet in der Fassung der Ubersetzung Johanns von Neumarkt aus Buch 2, Kap. 15 0 du aller sussister Jhesus durch stich das aller indrist mark ..., also eine Doppelung. da bereits Bl. 737 der gleiche lateinische Text 'Transfige’ in selb- ständiger Übertragung vorhanden ist. Bl. 817 Hye nach volgt ain köstpar auslegung vnd red von dem ambt der heyligen mess. In der heligen cristenhait ist gewonhait das man ... nicht uergist der marter Christi; Ende Bl. 106" Des puechs synn ist am aller maisten genomen aws dem puech das Innocencius (III., De sacro altaris mysterio, Migne, Patr. lat. CCXVII, 773) der babst gemacht hat von dem ampt der mess ... vnd geschriben ist amen. amen. amen etc. Bl. 107r Von dem leyden vnsers herren Jhesu Christi ain andachtig predig. Extendit manum ... Gen. XXII°. Er ruckht auf dij hant...Uon dem leiden vnsers herren spricht Augu- stinus... Ende Bl. 1437 vnd meinen liebhaber ymer vnd an end. amen. Als Verfasser gilt jetzt Mag. Heinrich v. St. Gallen, 1371—1397 Pfarrer in Prag; vgl. W. Schmidt, in: Z.f.dt.Philol. 57 (1932) S. 233. Bl. 1437 Mystikertraktat. Sant Pawls spricht in ainer epistel: Ich wais ain menschen in Christo vor vierzehen Jaren. Ende Bl. 1481 Dar vmb maint man er hab es Dionisio seinem Jünger gesagt ... end zw versten ist. Bl. 148r Mystikertraktat. Wann vnser sinn vnd vnser wil sich piegen züj got, so get [er] in die sel vnd durch vert darin an fünf wegen. Ende Bl. 152r der da gesegent ist über dije welt ewiclichen amen etc. Bl. 152r Ain andachtigs gepet zu der Junckfraun Maria [und zu Jesus]. O Maria der cheüschait. Ende Bl. 157r vnd fro- lockünd sije ewicleichen vnd an end. amen. etc. Jhesus. Maria. R Rochester, New York, University. Papier, 177 Bl. (Bl. 11 doppelt). Anf. d. 15. Jhs. Größe 201/2: 14 cm, Schriftspiegel 14: 10 cm. Zwei Spalten, je 4 cm breit zu 21 bis 27 Zeilen. Zwei Hände: 1. Bl. 1—177h, Zeile 9 und Bl. 1677a bis Ende; 2. Bl. 17rb, Zeile 10 bis Bl. 166vb unten. Die 1. Hand macht einen weicheren, jüngeren
Strana XXX
XXX Einleitung. Eindruck ; gepflegte Kursivschrift, Neigung zum Verschreiben und zu Nachträgen am Rande. Die 2. Hand gehört einem energischeren, älteren Schreiber, der sich von Fehlern freier hält und zu Abkür- zungen neigt. Beim Hauptschreiber etwas stärkerer bayrischer Einschlag, sonst durchweg Nürnberger Mundart. Bl. I Initiale O, obwohl der Text mit D (daz) beginnt, 9 Zeilen hoch, darin ein Herz, das von unten nach oben von einem Pfeile durchbohrt ist ; einige Paragraphenköpfe, größere Buchstaben bei neuen Absätzen, 2—3 Zeilen hohe Kapitelinitialen. Uberschriften von anderer Hand, rot. Die Schreiber zählen in der Mitte oben die Blätter mit ara- bischen Ziffern. Auf dem Vorsatzblatt innen Holzschnitt (um 1430) : Tod Mariens; Maria kniet, von Johannes an der Hüfte gestützt, betend neben ihrem Lager; am Kopfende steht auf der hinteren Seite Christus, der auf dem linken Arme ihre Seele (sitzendes Figür- chen) trägt; hinter dem Lager vier sichtbare Apostelköpfe und der Nimbus von vier anderen; zu Häupten bärtiger Petruskopf; im Vordergrunde zwei sitzende Apostel, der vordere langbärtig, lesend. Leder-Holzbd., Schutznägel, Schließen. Auf dem Vor- satzblatt von einer Hand um 1430: disz puch gehort in daz Closter zu medingen prediger ordens. Schlußschrift Bl. 177'b Disz puch gehort in daz Closter zu medingen prediger ordens vnd ist dar ge- schickt worden von Nürmberg der swester kungunt zecherin. Das Dominikanerinnenkloster Maria-Mödingen bei Dillingen an der Donau, gestiftet 1239, war im 14. Jh. eine Stätte deutscher Mystik, die ihren Mittelpunkt in Margareta Ebner († 1351), ihre Leitung in Heinrich von Nördlingen hatte. Der Text gehört eng zusammen mit M MI (Cgm 790), doch enthält er wie M (Cgm 640) alle drei Teile und die Anhänge. Bezeichnend ist, daß Kap. II 13 am Ende des Gesamttextes nachgetragen ist. R bietet für die Textgestaltung keine nennenswerte Hilfe. Aus einigen von der Bibliothek zur Verfügung gestellten Photokopien sind Lesarten unter der Sigle R aufgenommen. Anf.: Daz puch nicht mag vnblichen (!) genant werden der stachel der liebe in den susten vnd gutigsten herren Cristi Jhesu vnser heillant vnd wirt geteilt in drew teil In dem ersten teil sagt es von der aller Erbersten leidunge Cristy Jhesum Daz ist wie der mensche gern sol betrachten daz leiden Jhesum Cristi vnd war zu es nücze ist vnd war vmbe der mensch sein sel sol geprauchen zü mit leiden vnserm herren Jhesüm Cristi vnd ander vil ding von seinem heiligen leiden
XXX Einleitung. Eindruck ; gepflegte Kursivschrift, Neigung zum Verschreiben und zu Nachträgen am Rande. Die 2. Hand gehört einem energischeren, älteren Schreiber, der sich von Fehlern freier hält und zu Abkür- zungen neigt. Beim Hauptschreiber etwas stärkerer bayrischer Einschlag, sonst durchweg Nürnberger Mundart. Bl. I Initiale O, obwohl der Text mit D (daz) beginnt, 9 Zeilen hoch, darin ein Herz, das von unten nach oben von einem Pfeile durchbohrt ist ; einige Paragraphenköpfe, größere Buchstaben bei neuen Absätzen, 2—3 Zeilen hohe Kapitelinitialen. Uberschriften von anderer Hand, rot. Die Schreiber zählen in der Mitte oben die Blätter mit ara- bischen Ziffern. Auf dem Vorsatzblatt innen Holzschnitt (um 1430) : Tod Mariens; Maria kniet, von Johannes an der Hüfte gestützt, betend neben ihrem Lager; am Kopfende steht auf der hinteren Seite Christus, der auf dem linken Arme ihre Seele (sitzendes Figür- chen) trägt; hinter dem Lager vier sichtbare Apostelköpfe und der Nimbus von vier anderen; zu Häupten bärtiger Petruskopf; im Vordergrunde zwei sitzende Apostel, der vordere langbärtig, lesend. Leder-Holzbd., Schutznägel, Schließen. Auf dem Vor- satzblatt von einer Hand um 1430: disz puch gehort in daz Closter zu medingen prediger ordens. Schlußschrift Bl. 177'b Disz puch gehort in daz Closter zu medingen prediger ordens vnd ist dar ge- schickt worden von Nürmberg der swester kungunt zecherin. Das Dominikanerinnenkloster Maria-Mödingen bei Dillingen an der Donau, gestiftet 1239, war im 14. Jh. eine Stätte deutscher Mystik, die ihren Mittelpunkt in Margareta Ebner († 1351), ihre Leitung in Heinrich von Nördlingen hatte. Der Text gehört eng zusammen mit M MI (Cgm 790), doch enthält er wie M (Cgm 640) alle drei Teile und die Anhänge. Bezeichnend ist, daß Kap. II 13 am Ende des Gesamttextes nachgetragen ist. R bietet für die Textgestaltung keine nennenswerte Hilfe. Aus einigen von der Bibliothek zur Verfügung gestellten Photokopien sind Lesarten unter der Sigle R aufgenommen. Anf.: Daz puch nicht mag vnblichen (!) genant werden der stachel der liebe in den susten vnd gutigsten herren Cristi Jhesu vnser heillant vnd wirt geteilt in drew teil In dem ersten teil sagt es von der aller Erbersten leidunge Cristy Jhesum Daz ist wie der mensche gern sol betrachten daz leiden Jhesum Cristi vnd war zu es nücze ist vnd war vmbe der mensch sein sel sol geprauchen zü mit leiden vnserm herren Jhesüm Cristi vnd ander vil ding von seinem heiligen leiden
Strana XXXI
Die Handschriften der Ubersetzung Johanns v. Neumarkt. XXXI (usw.). Als Textproben für die darin enthaltenen echten Kapitel folgen die Anfangssätze von Kap. 1 und das Gebet Kap. 2. [Bl. 4ra] Nu laufet ir menschen vber vnd wundert euch der liebe die got zü euch hat vnd ewre plintheit vnd poscheit die ir zü im habt Wann Seit daz gotes sun sich vnscheidenlichen zu fugen wolt der menschlichen natür So solt vil mer vnser sel sich im vnscheidenlichen zu fugen Vnd seit der selbe gotz sun wolt mit so grozzer hicze der liebe im vereinen solche so gar snode aschen vil genzlicher in lieblichen zü enpfahen solt yder mensche sein hercze auf tün Waz torheit ist doch daz ein sele ein solches versawmet Vnd sich lieber an [4"b] vnfletigen mist wil hencken (usw.) — [Bl. 4va] HErre heiliger vater durch deiner miltickeit willen vnd der leidung deines suns der vmb meinen willen den tod gelyden hat vnd durch der vbertretenden heilickeit willen seiner müter vnde auch dez verdinens willen allen heiligen verleiche mir sundern vnd vnwirdigen aller deiner gutet daz ich die (!) allein lieb- haben müzz vnd in deiner lieb alle zeit prinne daz ich alle zeit dein ere begern vnd meinen müz die gutet der leidung deines suns steticlichen in meinem herczen haben müzz Mein durftickeit [4b] erkennen müzz von allen lewten vnd (!) treten vnd versmecht werden begern müzz daz mich nicht anders czem (!) vnd reissen müz wenn du vnd mich nicht anders betruben muge wenn sunde. Amen. Handschriftenstammbaum. Original (um 1375—1380) Br (um 1385) Auswahl von 21 Kap. (um 1420) Go (1404) Ergänzung der fehlenden Teile R (Anf. 15. Jh.) MI M (15. Jh.) (15.3 Jh.)
Die Handschriften der Ubersetzung Johanns v. Neumarkt. XXXI (usw.). Als Textproben für die darin enthaltenen echten Kapitel folgen die Anfangssätze von Kap. 1 und das Gebet Kap. 2. [Bl. 4ra] Nu laufet ir menschen vber vnd wundert euch der liebe die got zü euch hat vnd ewre plintheit vnd poscheit die ir zü im habt Wann Seit daz gotes sun sich vnscheidenlichen zu fugen wolt der menschlichen natür So solt vil mer vnser sel sich im vnscheidenlichen zu fugen Vnd seit der selbe gotz sun wolt mit so grozzer hicze der liebe im vereinen solche so gar snode aschen vil genzlicher in lieblichen zü enpfahen solt yder mensche sein hercze auf tün Waz torheit ist doch daz ein sele ein solches versawmet Vnd sich lieber an [4"b] vnfletigen mist wil hencken (usw.) — [Bl. 4va] HErre heiliger vater durch deiner miltickeit willen vnd der leidung deines suns der vmb meinen willen den tod gelyden hat vnd durch der vbertretenden heilickeit willen seiner müter vnde auch dez verdinens willen allen heiligen verleiche mir sundern vnd vnwirdigen aller deiner gutet daz ich die (!) allein lieb- haben müzz vnd in deiner lieb alle zeit prinne daz ich alle zeit dein ere begern vnd meinen müz die gutet der leidung deines suns steticlichen in meinem herczen haben müzz Mein durftickeit [4b] erkennen müzz von allen lewten vnd (!) treten vnd versmecht werden begern müzz daz mich nicht anders czem (!) vnd reissen müz wenn du vnd mich nicht anders betruben muge wenn sunde. Amen. Handschriftenstammbaum. Original (um 1375—1380) Br (um 1385) Auswahl von 21 Kap. (um 1420) Go (1404) Ergänzung der fehlenden Teile R (Anf. 15. Jh.) MI M (15. Jh.) (15.3 Jh.)
Strana XXXII
XXXII Einleitung. Ubersetzungen späterer Zeit. N Klosterkreisen ist das Werk im 15. Jahrhundert noch wieder- holt verdeutscht worden. Bekannt sind bisher die folgenden Handschriften: Cgm 4374 v. J. 1423 in 63 Kapiteln: Bl. 131—289; bayr.-schwäb. Mundart. Hie sint geschriben diu Capitel vnd stükke dez bůches daz man in latein haisset Stimulum amoris vnd ze tütsch ainen garten oder raiczung zů gótlich minne vnd lieb ... Diu vorred in daz bûch in dem der mensche zû götlicher minne vnd liebe geraiczet vnd gezogen wirt. HErre Ihesu Christe warer got dein miltiu güttikeit zůcht mich dor zů ... Ende Dicz büch ist geschriben do man zalt von Cristi bürt XIIII hundert jar vnd in dem XXIII jar in die Blasij etc. Cgm 4482, Bl. 116—128, spätestes 15. Jahrhundert, bayr. Mundart. Die gleiche Ubersetzung in Bruchstücken. Cgm 353, Bl. 219—223, v. J. 1439, ein Stückchen daraus in bayr. Mundart. Berlin, Staatsbibl. Gq 73, Bl. 1—171, 15. Jahrhundert, elsässi- sche Mundart; die gleiche Ubersetzung: Das ist der garte oder die reitzunge zu göttlicher liebe. Berlin, Staatsbibl. Gq 658, v. J. 1440, schwäbische Mundart. Aus dem Kloster Inzigkofen: Raitzung zu gotlicher Minne. Berlin, Staatsbibl. Gq 1131, 15. Jahrhundert, aus der Kartause Buxheim; ein Stückchen Bl. 19°—207: Item merk hie zehen staffel der demütikait. Cgm 4393. 4°, 40 Bl.. v. J. 1497, entstanden in St. Peter in Salzburg. Textvergleichung. Spalte 1: Die Kapitel der lateinischen Erweiterung. Spalte 2: Vollübersetzung Johanns v. Neumarkt in Go. Spalte 3: Das Werk des Jacobus Mediolanensis. Spalte 4: Die Auswahl in Br NMMIR. Erweiterung Go Jac. Med. Auswahl Vorwort I 1 2 Vorwort 1 2 14 Oratio 14
XXXII Einleitung. Ubersetzungen späterer Zeit. N Klosterkreisen ist das Werk im 15. Jahrhundert noch wieder- holt verdeutscht worden. Bekannt sind bisher die folgenden Handschriften: Cgm 4374 v. J. 1423 in 63 Kapiteln: Bl. 131—289; bayr.-schwäb. Mundart. Hie sint geschriben diu Capitel vnd stükke dez bůches daz man in latein haisset Stimulum amoris vnd ze tütsch ainen garten oder raiczung zů gótlich minne vnd lieb ... Diu vorred in daz bûch in dem der mensche zû götlicher minne vnd liebe geraiczet vnd gezogen wirt. HErre Ihesu Christe warer got dein miltiu güttikeit zůcht mich dor zů ... Ende Dicz büch ist geschriben do man zalt von Cristi bürt XIIII hundert jar vnd in dem XXIII jar in die Blasij etc. Cgm 4482, Bl. 116—128, spätestes 15. Jahrhundert, bayr. Mundart. Die gleiche Ubersetzung in Bruchstücken. Cgm 353, Bl. 219—223, v. J. 1439, ein Stückchen daraus in bayr. Mundart. Berlin, Staatsbibl. Gq 73, Bl. 1—171, 15. Jahrhundert, elsässi- sche Mundart; die gleiche Ubersetzung: Das ist der garte oder die reitzunge zu göttlicher liebe. Berlin, Staatsbibl. Gq 658, v. J. 1440, schwäbische Mundart. Aus dem Kloster Inzigkofen: Raitzung zu gotlicher Minne. Berlin, Staatsbibl. Gq 1131, 15. Jahrhundert, aus der Kartause Buxheim; ein Stückchen Bl. 19°—207: Item merk hie zehen staffel der demütikait. Cgm 4393. 4°, 40 Bl.. v. J. 1497, entstanden in St. Peter in Salzburg. Textvergleichung. Spalte 1: Die Kapitel der lateinischen Erweiterung. Spalte 2: Vollübersetzung Johanns v. Neumarkt in Go. Spalte 3: Das Werk des Jacobus Mediolanensis. Spalte 4: Die Auswahl in Br NMMIR. Erweiterung Go Jac. Med. Auswahl Vorwort I 1 2 Vorwort 1 2 14 Oratio 14
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Textvergleichung. XXXIII Erweiterung Go Jac. Med. Auswahl 4 4 5 6 Oratio 1 15 4 5 6 10 11 12 13 14 8 10 11 12 Vorw. zu II Vorw. II 1 2 5 17 20 10 18 8 9 10 11 10 12 13 14 15 11 16 17 Vorw. zu III 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Vorw. III 1 2 22 21 Or. nach Prol. 19 12 13 141 15 16 17 1 In Handschrift R am Schluß von Teil III ; in M MI nach Teil II.
Textvergleichung. XXXIII Erweiterung Go Jac. Med. Auswahl 4 4 5 6 Oratio 1 15 4 5 6 10 11 12 13 14 8 10 11 12 Vorw. zu II Vorw. II 1 2 5 17 20 10 18 8 9 10 11 10 12 13 14 15 11 16 17 Vorw. zu III 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Vorw. III 1 2 22 21 Or. nach Prol. 19 12 13 141 15 16 17 1 In Handschrift R am Schluß von Teil III ; in M MI nach Teil II.
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XXXIV Einleitung. Erweiterung Go Jac. Med. Auswahl 4 5 4 5 23 18 19 201 213 8 9 10 11 12 13 14 10 11 12 13 14 11 16 5 12 13 Einrichtung der Ausgabe. ER Ausgabe ist der Text der Hs. Br zugrunde gelegt worden; die hier fehlenden Kapitel sind der Hs. des Volltextes Go ent- nommen; die in der Ubersetzung Johanns nicht vorhandenen Kapitel I 8 und 12 sind aus der älteren Übersetzung der Hs. O ergänzt. Die Lesarten enthalten sämtliche für die Textgestalt und die Mundart wesentlichen Abweichungen der Hss. Br N Go M, sowie eine knappe Auswahl aus M1 und Proben aus R. Der lateinische Text ist ein Abdruck der Hs. der Staats- u. Univ.-Bibl. zu Breslau I F 569 aus dem Ende des 14. Jahr- hunderts. Diese Hs., die früher dem Zisterzienserkloster Hein- richau i. Schl. gehörte, ist böhmischen Ursprungs und steht der Textgestalt der vom Übersetzer benutzten Hs. am nächsten. Ihre Verderbnisse sind berichtigt nach der Ausgabe der Opera omnia S. Bonaventurae (Ed. Vaticana) VII, p. 205 und dem kri- tischen Texte in der Bibl. Francisc. ascet. medii aevi IV, ad Claras Aquas (Quaracchi) 1905: Stimulus amoris Fr. Jacobi Mediola- nensis. Auf die Zufügung eines kritischen Apparates konnte dabei verzichtet werden. — 1 In Handschrift Br N nach Kap. 21. 2 In Handschrift Br N vor Kap. 20.
XXXIV Einleitung. Erweiterung Go Jac. Med. Auswahl 4 5 4 5 23 18 19 201 213 8 9 10 11 12 13 14 10 11 12 13 14 11 16 5 12 13 Einrichtung der Ausgabe. ER Ausgabe ist der Text der Hs. Br zugrunde gelegt worden; die hier fehlenden Kapitel sind der Hs. des Volltextes Go ent- nommen; die in der Ubersetzung Johanns nicht vorhandenen Kapitel I 8 und 12 sind aus der älteren Übersetzung der Hs. O ergänzt. Die Lesarten enthalten sämtliche für die Textgestalt und die Mundart wesentlichen Abweichungen der Hss. Br N Go M, sowie eine knappe Auswahl aus M1 und Proben aus R. Der lateinische Text ist ein Abdruck der Hs. der Staats- u. Univ.-Bibl. zu Breslau I F 569 aus dem Ende des 14. Jahr- hunderts. Diese Hs., die früher dem Zisterzienserkloster Hein- richau i. Schl. gehörte, ist böhmischen Ursprungs und steht der Textgestalt der vom Übersetzer benutzten Hs. am nächsten. Ihre Verderbnisse sind berichtigt nach der Ausgabe der Opera omnia S. Bonaventurae (Ed. Vaticana) VII, p. 205 und dem kri- tischen Texte in der Bibl. Francisc. ascet. medii aevi IV, ad Claras Aquas (Quaracchi) 1905: Stimulus amoris Fr. Jacobi Mediola- nensis. Auf die Zufügung eines kritischen Apparates konnte dabei verzichtet werden. — 1 In Handschrift Br N nach Kap. 21. 2 In Handschrift Br N vor Kap. 20.
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[1137a] Incipit liber, qui dicitur stimulus amoris. IBER iste, qui stimulus amoris in dulcissimum et pium dominum Ihesum, salua- torem nostrum, non incongrue potest dici, in tres diuiditur partes. Isz puch, daz nicht vnpil- lichen gehaissen vnd genant ist ein stachel oder ein twingen zü der libe in den so gar suzzen vnd guten Ihesum, vnsern herren vnd heilant, teilet sich in drew teil. Daz erst tail ist von dem achpern leiden Ihesu Christi, nemlichen wie ieder mensch gern daz selbe leiden betrachten sol, vnd worzu ez nuczze sei, vnd warvmb der mensch dez gern geprauchen sol mitleidunge zu haben mit vnserm herren Ihesum Christum, der do ge- kreüczigt ist, vnd auch ander dinck, die man pei der leidung do bei begreiffen mag vnd ver- nemen. In secunda parte de hijs, Daz ander tail ist von den dingen, die do schicken vnd ! que ad contemplacionem dispo�20 In quarum prima de glorio- sissima passione agitur, vide- 10 licet quomodo homo libenter ipsam passionem meditari debet. et quare hoc sit utile, et quare homo libenter uti debet ad compaciendum domino Ihesu 15 Christo crucifixo, et alia, que circa ipsam passionem compre- hendi possunt. 5 [59ra] Liber, qui dicitur Stimulus amoris. 1 Uberschrift aus Go Verzeichnis der Bücher und ihrer Kapitel 1, 3—3, 23 aus Go, ähnlich, doch aus selbständiger Ubersetzung in M, fehlt N. Br stellt Bl. 25r—25° die Uberschriften der hier vorhandenen 21 Kapitel voran. Sie sind in dieser Ausgabe als Uberschriften der entsprechenden Kapitel verwendet worden. MI zählt 14 Kapitel des 1. Teiles auf; der Wortlaut lehnt sich an die vor den Kapiteln stehenden Uberschriften von M eng an. 6 zü. Die diakritischen Punkte über dem u sind handschriftgetreu bei- behalten worden. 15 mitleidungel mere leidunge Go 19 leidungl lere Go
[1137a] Incipit liber, qui dicitur stimulus amoris. IBER iste, qui stimulus amoris in dulcissimum et pium dominum Ihesum, salua- torem nostrum, non incongrue potest dici, in tres diuiditur partes. Isz puch, daz nicht vnpil- lichen gehaissen vnd genant ist ein stachel oder ein twingen zü der libe in den so gar suzzen vnd guten Ihesum, vnsern herren vnd heilant, teilet sich in drew teil. Daz erst tail ist von dem achpern leiden Ihesu Christi, nemlichen wie ieder mensch gern daz selbe leiden betrachten sol, vnd worzu ez nuczze sei, vnd warvmb der mensch dez gern geprauchen sol mitleidunge zu haben mit vnserm herren Ihesum Christum, der do ge- kreüczigt ist, vnd auch ander dinck, die man pei der leidung do bei begreiffen mag vnd ver- nemen. In secunda parte de hijs, Daz ander tail ist von den dingen, die do schicken vnd ! que ad contemplacionem dispo�20 In quarum prima de glorio- sissima passione agitur, vide- 10 licet quomodo homo libenter ipsam passionem meditari debet. et quare hoc sit utile, et quare homo libenter uti debet ad compaciendum domino Ihesu 15 Christo crucifixo, et alia, que circa ipsam passionem compre- hendi possunt. 5 [59ra] Liber, qui dicitur Stimulus amoris. 1 Uberschrift aus Go Verzeichnis der Bücher und ihrer Kapitel 1, 3—3, 23 aus Go, ähnlich, doch aus selbständiger Ubersetzung in M, fehlt N. Br stellt Bl. 25r—25° die Uberschriften der hier vorhandenen 21 Kapitel voran. Sie sind in dieser Ausgabe als Uberschriften der entsprechenden Kapitel verwendet worden. MI zählt 14 Kapitel des 1. Teiles auf; der Wortlaut lehnt sich an die vor den Kapiteln stehenden Uberschriften von M eng an. 6 zü. Die diakritischen Punkte über dem u sind handschriftgetreu bei- behalten worden. 15 mitleidungel mere leidunge Go 19 leidungl lere Go
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2 Stachel der Liebe. anrichten einen menschen zu anschawendem vnd hymeltrech- tigen leben, nemlichen, wie der mensch mer zugenemen vnd gote mer beheglichen werden muge, vnd wie er geordnet sol sein zu got vnd zü im selben vnd zü seinem nechsten, vnd dorzü auch ander dinck. Daz drit tail vnd daz leczte tail ist von der rwe dez an- schawenden lebens, also die capitel leütern vnd besagen. Vnd daz sein die capitel dez 15 ersten tailes. Daz erst, wie gern der mensche die leidunge Ihesu Christi betrachten sol, vnd wor- vmme sie nucze sein. 20 Daz ander capitel ist ein gepete zü got vmb die leidünge in gedechtnüsse zü haben. " Daz dritte ist ein betrach- tunge, wie der mensche sol 25 mitleidunge haben mit dem ge- kreuczigten Ihesu Christo. Daz virde ist ein gepete zü Ihesu Cristo. “ Daz funft ein betrachtunge 3o der dinge, die die selig junck- frawe Maria het an dem kar- freitage. Daz sechst, daz bei dem leiden Ihesu Christi sechs dinck 35 zu mercken seint. Daz sibende, daz die lei- dung vnsers hern zü[59rblge- eigent wirt den vier begirlichen neigungen dez gemutes. 5 10 sita sunt, tractatur, videlicet quomodo homo possit amplius proficere et magis deo placere, qualiterque ordinatus debet esse ad deum, ad se, ad proximum 5 et alia plura. In tercia et vltima parte de ipsa contemplacionis quiete pro- sequitur et cetera, ut in capi- tulis declaratur. Prime igitur partis capitula premittuntur. Primum. Quomodo homo libenter Christi passionem debet meditari, et qualiter sit vtilis. 15 II. Oracio ad dominum pro passione in memoria habenda. III. Meditacio uel qualiter debet compati Christo cruci- fixo. IIII. Oracio ad Christum. V. Meditacio super hijs, que beata Virgo sustinuit in pa- rasceue. VI. Quod circa passionem 25 Christi sex consideranda sunt. VII. Quod passio domini adap- tatur quatuor affectibus animi. 10 20
2 Stachel der Liebe. anrichten einen menschen zu anschawendem vnd hymeltrech- tigen leben, nemlichen, wie der mensch mer zugenemen vnd gote mer beheglichen werden muge, vnd wie er geordnet sol sein zu got vnd zü im selben vnd zü seinem nechsten, vnd dorzü auch ander dinck. Daz drit tail vnd daz leczte tail ist von der rwe dez an- schawenden lebens, also die capitel leütern vnd besagen. Vnd daz sein die capitel dez 15 ersten tailes. Daz erst, wie gern der mensche die leidunge Ihesu Christi betrachten sol, vnd wor- vmme sie nucze sein. 20 Daz ander capitel ist ein gepete zü got vmb die leidünge in gedechtnüsse zü haben. " Daz dritte ist ein betrach- tunge, wie der mensche sol 25 mitleidunge haben mit dem ge- kreuczigten Ihesu Christo. Daz virde ist ein gepete zü Ihesu Cristo. “ Daz funft ein betrachtunge 3o der dinge, die die selig junck- frawe Maria het an dem kar- freitage. Daz sechst, daz bei dem leiden Ihesu Christi sechs dinck 35 zu mercken seint. Daz sibende, daz die lei- dung vnsers hern zü[59rblge- eigent wirt den vier begirlichen neigungen dez gemutes. 5 10 sita sunt, tractatur, videlicet quomodo homo possit amplius proficere et magis deo placere, qualiterque ordinatus debet esse ad deum, ad se, ad proximum 5 et alia plura. In tercia et vltima parte de ipsa contemplacionis quiete pro- sequitur et cetera, ut in capi- tulis declaratur. Prime igitur partis capitula premittuntur. Primum. Quomodo homo libenter Christi passionem debet meditari, et qualiter sit vtilis. 15 II. Oracio ad dominum pro passione in memoria habenda. III. Meditacio uel qualiter debet compati Christo cruci- fixo. IIII. Oracio ad Christum. V. Meditacio super hijs, que beata Virgo sustinuit in pa- rasceue. VI. Quod circa passionem 25 Christi sex consideranda sunt. VII. Quod passio domini adap- tatur quatuor affectibus animi. 10 20
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Kapitelregister: Go 3 [Das achte ist, das Cristus di wege der selikeit in seiner leidunge uolkumenlich hat gehabt.] € Daz achte, daz Christus in 5 seiner leidunge die acht selikait volkümenlichen gehabt hat. € Daz newnde, daz an dem kreücze vnsers herren erschinen die frucht, die der zwelfpot 10 benennet. a Daz zehent, daz von dem lei- den vnsers hern alle sacrament ir craft zihen, wenn ez gibt die schrift anziivernemen. 15 [Daz ezwelfte, wi der mensch sich Vbet in der leidunge vnsers herren ezu den siben werken der heiligen parmhcerczikeit.] € Daz eilift, wie der mensche zo in der leidunge geraiczzet wirt zů den wercken der parm- herczikait. C Daz zwelfte ist gar ein gut gepete bei der leidunge. VIII. De septemplici ascensione in passione [113Yb5] Christi secun- dum septiformem [graciam] Spiritus saneti. IX. Quod Christus beatitu- dines uie perfecte in passione habuit. X. Quod in cruce apparent fructus, quos enumerat aposto- ]us. XI. Quod a passione omnia sacramenta trahunt uirtutem et quod dat intelligere scrip- turas. XII. Quomodo in beata passione relucent ierarchie et summa poten- cia et bonitas diuina et cetera ex- citatiua. XIII. Quomodo in passione excitatur ad septem opera mi- sericordie. XIIII. Oracio ualde deuota circa passionem domini. 1 Kap. 8 im Kleindruck fehlt Br N Go und ist dem nicht Joh. v. Neu- markt gehórigen Texte der Hs. O entnommen. für uie die Zahl VIII gehabt haben nische Kap. 12 fehlt in den Hss. Br N Go. 5 Die lat. Vorlage mag 11 von] in Go 15 Das latei- Es steht in Ool GI, d. h. in der älteren Übersetzung vor Joh. v. Neumarkt; Text aus 0. M MI bringen einen auf sclbständiger Übersetzung späterer Zeit beruhenden Text. z 10 15 20
Kapitelregister: Go 3 [Das achte ist, das Cristus di wege der selikeit in seiner leidunge uolkumenlich hat gehabt.] € Daz achte, daz Christus in 5 seiner leidunge die acht selikait volkümenlichen gehabt hat. € Daz newnde, daz an dem kreücze vnsers herren erschinen die frucht, die der zwelfpot 10 benennet. a Daz zehent, daz von dem lei- den vnsers hern alle sacrament ir craft zihen, wenn ez gibt die schrift anziivernemen. 15 [Daz ezwelfte, wi der mensch sich Vbet in der leidunge vnsers herren ezu den siben werken der heiligen parmhcerczikeit.] € Daz eilift, wie der mensche zo in der leidunge geraiczzet wirt zů den wercken der parm- herczikait. C Daz zwelfte ist gar ein gut gepete bei der leidunge. VIII. De septemplici ascensione in passione [113Yb5] Christi secun- dum septiformem [graciam] Spiritus saneti. IX. Quod Christus beatitu- dines uie perfecte in passione habuit. X. Quod in cruce apparent fructus, quos enumerat aposto- ]us. XI. Quod a passione omnia sacramenta trahunt uirtutem et quod dat intelligere scrip- turas. XII. Quomodo in beata passione relucent ierarchie et summa poten- cia et bonitas diuina et cetera ex- citatiua. XIII. Quomodo in passione excitatur ad septem opera mi- sericordie. XIIII. Oracio ualde deuota circa passionem domini. 1 Kap. 8 im Kleindruck fehlt Br N Go und ist dem nicht Joh. v. Neu- markt gehórigen Texte der Hs. O entnommen. für uie die Zahl VIII gehabt haben nische Kap. 12 fehlt in den Hss. Br N Go. 5 Die lat. Vorlage mag 11 von] in Go 15 Das latei- Es steht in Ool GI, d. h. in der älteren Übersetzung vor Joh. v. Neumarkt; Text aus 0. M MI bringen einen auf sclbständiger Übersetzung späterer Zeit beruhenden Text. z 10 15 20
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Erstes Buch. DAZ erste capitel ist, wy gerne der mensch dy leidunge Cristi Ihesu be- s trachten sol, vnd worczu sy nůcze sey. V lauffet, ir menschen, Vberal vnd wundert euch der libe, dy got czu ewch hat, io vnd ewr plyntheit vnd bosheyt, dy ir czu ym habt. Wann synt das gotes sun sich vnscheiden- leich czufügen wolde der mensch- leichen naturen, so sólde vil 1s mer vnser sele sich ym vn- Scheidleich czufügen. Vnd synt der selbe gotes sün wolde mit so grosser hicze der liebe ym voraynen sólche so gar snóde eo aschen, vil hiczicleicher in lip- leichen czu entpfahen sólde yder mensche sein hercze aufftun. € Was torheit ist doch das einer selen, dy ein sólches vor- zs sawmet vnd sich liber an vnfle- tigen mist wil hengen! Auch hat gotes sun nicht dorvmb daz menschleich fleisch an sich 2 Kap. I1. Text aus Br. Stachel der Liebe ı Primus liber, gui dicitur ; stimulus. "I. Quomodo homo libenter i Christi passionem debet meditari et qualiter sit vtilis. URBITE, gentes, vndique et miramini erga uos cari- tatem dei, erga ipsum cecitatem et maliciam vestram. Si enim filius dei uoluit inseparabiliter nature coniungi humane, quanto magis anima nostra deberet sibi inseparabiliter copulari! Et si idem filius dei uoluit tanto caritatis feruore sic vilissimos cineres sibi vnire, quanto auidius deberet quisque ad ipsum reci- piendum cor &uum aperire! Que est uesania anime, que hoc negligit et pocius vult ster- eoribus adherere? Non enim assumpsit filius dei carnem, ut Überschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25" Br, während vor Kap. 1 nur steht Daz erst capitel diser ler Br. Hie hebt sich an daz puch der reyssunge zu der libe vnd daz ist daz erste Capitel N, Das erst capitel, das d’ mensch gern schall das leydfi xpi we- trachten warüb es nücze sey M, Das erst capitl’ des ersten tayls M1. Das erste capitel Go 8 vb' R euch bis 10 erstes vnd fehit M1 10 vnd auch Go ewre R 18 hieze der libe] lieb der hiez M1, hicziger libe Go 19 so gar fehlt N gar fehlt Br 20 hiczicleicher] genczlich' M R, begirlicher Go in] vnd Br lipleicher Br, leip- lichen Go 21sol N 23 doch] daz Go 24 ein sele R dy fehlt R 26 hahen M1, hencken RGo 28 fleisch] geslecht Go
Erstes Buch. DAZ erste capitel ist, wy gerne der mensch dy leidunge Cristi Ihesu be- s trachten sol, vnd worczu sy nůcze sey. V lauffet, ir menschen, Vberal vnd wundert euch der libe, dy got czu ewch hat, io vnd ewr plyntheit vnd bosheyt, dy ir czu ym habt. Wann synt das gotes sun sich vnscheiden- leich czufügen wolde der mensch- leichen naturen, so sólde vil 1s mer vnser sele sich ym vn- Scheidleich czufügen. Vnd synt der selbe gotes sün wolde mit so grosser hicze der liebe ym voraynen sólche so gar snóde eo aschen, vil hiczicleicher in lip- leichen czu entpfahen sólde yder mensche sein hercze aufftun. € Was torheit ist doch das einer selen, dy ein sólches vor- zs sawmet vnd sich liber an vnfle- tigen mist wil hengen! Auch hat gotes sun nicht dorvmb daz menschleich fleisch an sich 2 Kap. I1. Text aus Br. Stachel der Liebe ı Primus liber, gui dicitur ; stimulus. "I. Quomodo homo libenter i Christi passionem debet meditari et qualiter sit vtilis. URBITE, gentes, vndique et miramini erga uos cari- tatem dei, erga ipsum cecitatem et maliciam vestram. Si enim filius dei uoluit inseparabiliter nature coniungi humane, quanto magis anima nostra deberet sibi inseparabiliter copulari! Et si idem filius dei uoluit tanto caritatis feruore sic vilissimos cineres sibi vnire, quanto auidius deberet quisque ad ipsum reci- piendum cor &uum aperire! Que est uesania anime, que hoc negligit et pocius vult ster- eoribus adherere? Non enim assumpsit filius dei carnem, ut Überschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25" Br, während vor Kap. 1 nur steht Daz erst capitel diser ler Br. Hie hebt sich an daz puch der reyssunge zu der libe vnd daz ist daz erste Capitel N, Das erst capitel, das d’ mensch gern schall das leydfi xpi we- trachten warüb es nücze sey M, Das erst capitl’ des ersten tayls M1. Das erste capitel Go 8 vb' R euch bis 10 erstes vnd fehit M1 10 vnd auch Go ewre R 18 hieze der libe] lieb der hiez M1, hicziger libe Go 19 so gar fehlt N gar fehlt Br 20 hiczicleicher] genczlich' M R, begirlicher Go in] vnd Br lipleicher Br, leip- lichen Go 21sol N 23 doch] daz Go 24 ein sele R dy fehlt R 26 hahen M1, hencken RGo 28 fleisch] geslecht Go
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Buch I Kap. 1: Br 5 genomen, daz yder mensch auff sein fleisch vorflissen sey. Sun- der, alz gotes sun in mensch- leichem fleische waz vnd seyn 5 fleisch peinigte vnd dy fleisch- leichen dinck vorsmechte vnd sein sel allezeit auff got, den va- ter, vorflissen was, alzo sol auch yder mensch sein fleisch 10 tôten vnd sein gemûte allezeit auffrichten ezu gôtleichen din- gen. " O du wunderleiche plynt- heit dez menschen! Synt das 15 er gescheppfet ist peide, sele vnd fleisch, vnd dy sele vn- reitleich edeler ist denn das fleisch, ydoch so verczeret der mensch all sein czeit in den 20 dingen, dy das fleisch fürdert, vnd vorsawmet sein sele, gleich als ab sy nichtesnicht sey, vnd wil dy nicht erneren noch fleis haben, das sy rwe gehaben 25 môchte yn yrem ôbersten schôppfer, wann er doch das selbe vnreitleichen leychtic[267]- leicher vnd lüsticleicher mochte erwerben! Wann got erbewtet s0 sich vberal dem menschen vnd furdert dorvmb kein andern carni adhereat. Et sicut ipse in carne existens carnem af- flixit et carnalia contempsit et anima eius semper deo patri adhesit, sic homo carnem morti- ficet et se semper erigat ad di- uina. O mirabilis cecitas hominis! Qui cum consistat ex anima et carne et anima sine com- 10 paracione [114ra] sit nobilior carne, totum tamen tempus suum expendit in hijs, que caro requirit, et animam suam ne- gligit, acsi nichil esset, nec ipsam 15 nutrire, nec in summo creatore quietare studet, cum tamen hoc leuius et delectabilius sine com- paracione ualeat impetrare. Vbique enim offert se deus homini 20 et sui ipsius, nisi mortem filii, 4 seyn] menschlich Go 2 seine fleisse Go 5 peingte N 7 got fehlt R 16 vnd bis 18 fleisch fehlt M 16f. vnreichleicher N. 18 verczyret Br, uezert MI vnreitlicher R, vil weiter MI, vil Go 20 vodert N. an gehôrt Go 22 sey] were Br 23 dy nicht erneren] wed' die eren Go 27 vnreitleichen] vil MI, vnrechtlichen Go 28 vnd lüsticleicher fehlt N 27f. leichtleicher Br, leichter MI 29 got der Br 31 ander Br
Buch I Kap. 1: Br 5 genomen, daz yder mensch auff sein fleisch vorflissen sey. Sun- der, alz gotes sun in mensch- leichem fleische waz vnd seyn 5 fleisch peinigte vnd dy fleisch- leichen dinck vorsmechte vnd sein sel allezeit auff got, den va- ter, vorflissen was, alzo sol auch yder mensch sein fleisch 10 tôten vnd sein gemûte allezeit auffrichten ezu gôtleichen din- gen. " O du wunderleiche plynt- heit dez menschen! Synt das 15 er gescheppfet ist peide, sele vnd fleisch, vnd dy sele vn- reitleich edeler ist denn das fleisch, ydoch so verczeret der mensch all sein czeit in den 20 dingen, dy das fleisch fürdert, vnd vorsawmet sein sele, gleich als ab sy nichtesnicht sey, vnd wil dy nicht erneren noch fleis haben, das sy rwe gehaben 25 môchte yn yrem ôbersten schôppfer, wann er doch das selbe vnreitleichen leychtic[267]- leicher vnd lüsticleicher mochte erwerben! Wann got erbewtet s0 sich vberal dem menschen vnd furdert dorvmb kein andern carni adhereat. Et sicut ipse in carne existens carnem af- flixit et carnalia contempsit et anima eius semper deo patri adhesit, sic homo carnem morti- ficet et se semper erigat ad di- uina. O mirabilis cecitas hominis! Qui cum consistat ex anima et carne et anima sine com- 10 paracione [114ra] sit nobilior carne, totum tamen tempus suum expendit in hijs, que caro requirit, et animam suam ne- gligit, acsi nichil esset, nec ipsam 15 nutrire, nec in summo creatore quietare studet, cum tamen hoc leuius et delectabilius sine com- paracione ualeat impetrare. Vbique enim offert se deus homini 20 et sui ipsius, nisi mortem filii, 4 seyn] menschlich Go 2 seine fleisse Go 5 peingte N 7 got fehlt R 16 vnd bis 18 fleisch fehlt M 16f. vnreichleicher N. 18 verczyret Br, uezert MI vnreitlicher R, vil weiter MI, vil Go 20 vodert N. an gehôrt Go 22 sey] were Br 23 dy nicht erneren] wed' die eren Go 27 vnreitleichen] vil MI, vnrechtlichen Go 28 vnd lüsticleicher fehlt N 27f. leichtleicher Br, leichter MI 29 got der Br 31 ander Br
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6 lon wenn newr den tod seines sunes. Wen ez were denne das Cristus gestorben were, wy vil der mensche gutes getan 5 hette, so hett er got nicht gesehen in den ewigen eren. Aber dy leipleichen dinck flihen _ vnd vorgen allezeit, vnd wy grosse mw vnd sorgfeldickeit 1» man dorvmb hat, so mag sy doch nymant vôllicleich be- siczen in diser werlde, wir wol- den denn leiht sprechen, daz der mensch alle dinck volkvm- 15 leich besiczet, der alle dinck volkvmleich vorsmechet. Vnd was vnsynnickeit macht ir doch dy sele domit, allein sy etwas czu dem fleische geneiget ist, 20 doch vnwetwungen, das sy sich so willicleich dem fleische vnder- gibt vnd will allezeyt dy fleisch- lichen dinck volbringen vnd sich alzo dem fleische vndertenig 25 machen, das sy czu yren aygen frvmmen nicht wil tun den willen gotes, des herren! Wer- leiche, vnd were dy sele nicht póser denn kein vnvorntmftig 30 thyr, so sólde sy yo got, deme sy enleich ist, Vber alle dinck 6 gesehen fehlt M sich zu si gebessert N Go 15 der da M mikait Go 25 irem N ""1-uernüftigs M1 27 des] vnsers Br 8 vorgen] vorriché N 12 diser] der N 14f. volkomleieh alle dinckch M 16 volkYmleicht. Br, wolküméliehn N 19 ezu dem fehlt M, zum Go 29 vnvornwmftige Br, vnu'gifftig N, 30 so sdlde sy] sie solt N Stachel der Liebe precium non requirit. Quia nisi mortuus fuisset, homo deum in gloria non haberet. Corporalia autem fugiunt. nec eciam cum omni sollicitudine et anxietate possunt plene possi- deri ab homine in hoc mundo, nisi forte dicamus, quod plene omnia possidet, qui omnia plene contempnit. Que demencia, ut anima, licet ad carnem aliquantulum in- clinata, non tamen coacta. uoluntarie se subdit carni et nititur carnalia adimplere et sic se subdere, ut in bono proprio. id est in propria utilitate, non uelit facere uoluntatem domini! Certe, si anima non esset peior omni animali, deum, cui similis est, deberet super omnia diligere ac de ceteris non curare. 10 man fehlt Br 13 leht Br 14 der] Jener volkvmleich fehlt Go 17 versaü- 21 dem fleische fehlt Br N yo wird, soweit es nicht ausfällt, ersetzt durch yc M M1, ia Go 10 m
6 lon wenn newr den tod seines sunes. Wen ez were denne das Cristus gestorben were, wy vil der mensche gutes getan 5 hette, so hett er got nicht gesehen in den ewigen eren. Aber dy leipleichen dinck flihen _ vnd vorgen allezeit, vnd wy grosse mw vnd sorgfeldickeit 1» man dorvmb hat, so mag sy doch nymant vôllicleich be- siczen in diser werlde, wir wol- den denn leiht sprechen, daz der mensch alle dinck volkvm- 15 leich besiczet, der alle dinck volkvmleich vorsmechet. Vnd was vnsynnickeit macht ir doch dy sele domit, allein sy etwas czu dem fleische geneiget ist, 20 doch vnwetwungen, das sy sich so willicleich dem fleische vnder- gibt vnd will allezeyt dy fleisch- lichen dinck volbringen vnd sich alzo dem fleische vndertenig 25 machen, das sy czu yren aygen frvmmen nicht wil tun den willen gotes, des herren! Wer- leiche, vnd were dy sele nicht póser denn kein vnvorntmftig 30 thyr, so sólde sy yo got, deme sy enleich ist, Vber alle dinck 6 gesehen fehlt M sich zu si gebessert N Go 15 der da M mikait Go 25 irem N ""1-uernüftigs M1 27 des] vnsers Br 8 vorgen] vorriché N 12 diser] der N 14f. volkomleieh alle dinckch M 16 volkYmleicht. Br, wolküméliehn N 19 ezu dem fehlt M, zum Go 29 vnvornwmftige Br, vnu'gifftig N, 30 so sdlde sy] sie solt N Stachel der Liebe precium non requirit. Quia nisi mortuus fuisset, homo deum in gloria non haberet. Corporalia autem fugiunt. nec eciam cum omni sollicitudine et anxietate possunt plene possi- deri ab homine in hoc mundo, nisi forte dicamus, quod plene omnia possidet, qui omnia plene contempnit. Que demencia, ut anima, licet ad carnem aliquantulum in- clinata, non tamen coacta. uoluntarie se subdit carni et nititur carnalia adimplere et sic se subdere, ut in bono proprio. id est in propria utilitate, non uelit facere uoluntatem domini! Certe, si anima non esset peior omni animali, deum, cui similis est, deberet super omnia diligere ac de ceteris non curare. 10 man fehlt Br 13 leht Br 14 der] Jener volkvmleich fehlt Go 17 versaü- 21 dem fleische fehlt Br N yo wird, soweit es nicht ausfällt, ersetzt durch yc M M1, ia Go 10 m
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Buch I Kap. 1: Br lieb haben vnd ander ding nicht achten. € O dorvm, du sele, ist daz du menschleich fleisch libhast, s so hab kein anders lib denn das fleisch Cristi Ihesu! Wann das selbe ist durch deinen vnd durch alles menschleichen ge- slechtes willen vnd czw hayl- 10 barer selickeit auff dem alter des krewczes geoppfert. Dorvmb so solt du stetickleichen sein leidung tragen vnd anderweiden in deinem herczen. Wann dy ' 15 stetig betracht[27']vnge des lei- dens Cristi Ihesu erhebt das menschleich gemüte vnd czaygt . ym. was czu tun, czu betrach- | ten vnd czu entpfinden sey, vnd 20 entczvndet yn czu leczten zu | hohen dingen vnd macht, das er begeret vornichtet, vorsmehet vnd gekwelit czu werden. Sy anweiset yn auch in seinen ge- | :» dancken, worten vnd wercken. | | € O du begirleiche leydunge, o du wunderleicher tod! Was ist doch wunderleicher, denn das der tod lebendig machet so vind daz dy wunden hayl ma- chen vnd das das rote plut weis | 1 dinger N, dinge Go denn] wan Go selikait willen Go 9 willen fehlt M Go Go heil war' N, hailunder M1 wordé N MI 12 wo fehlt M Br. fehit M1 15 stete Br, stütleich M1 18 waz nv Go 28 denn] wen M, wan Go 3 dortm du fehlt M 6 Ihesu Christi M, xp1 Go 8 durch fehlt N 9f. vnd bis selickeit] hail vni salichait willen M, fehlt 13 leiden Br M1 19 erstes vnd fehlt Go 31 vnd fehlt M Si tu, o anima, carnem diligis, ' nullam nisi carnem Christi ames. Hec enim pro tua et tociusgeneris humani salute est in ara crucis oblata. Cuius pas[114'"]sionem in corde ruminemus continue. Hec autem passionis Christi meditacio continua mentem ele- : uabit et indicabit, quid agen- dum, meditandum et sencien- dum ait, demum ad ardua in- flammabit, te vilificari et con- tempni et affligi faciet affectare, te in cogitacione, locucione, operacione eciam regulabit. O passio desiderabilis morsque ammirabilis! Quid mirabilius, quam quod mors uiuificat et vulnera sanant, et sariguis album 5 an anders Br 7 deinen] deiner 8f. geslechten] kiinnes M Go 10 dem] den N 11 geopphert. ander vornewen 16 Thesu xp1 M1, xpi Go 26 behegliche N 5
Buch I Kap. 1: Br lieb haben vnd ander ding nicht achten. € O dorvm, du sele, ist daz du menschleich fleisch libhast, s so hab kein anders lib denn das fleisch Cristi Ihesu! Wann das selbe ist durch deinen vnd durch alles menschleichen ge- slechtes willen vnd czw hayl- 10 barer selickeit auff dem alter des krewczes geoppfert. Dorvmb so solt du stetickleichen sein leidung tragen vnd anderweiden in deinem herczen. Wann dy ' 15 stetig betracht[27']vnge des lei- dens Cristi Ihesu erhebt das menschleich gemüte vnd czaygt . ym. was czu tun, czu betrach- | ten vnd czu entpfinden sey, vnd 20 entczvndet yn czu leczten zu | hohen dingen vnd macht, das er begeret vornichtet, vorsmehet vnd gekwelit czu werden. Sy anweiset yn auch in seinen ge- | :» dancken, worten vnd wercken. | | € O du begirleiche leydunge, o du wunderleicher tod! Was ist doch wunderleicher, denn das der tod lebendig machet so vind daz dy wunden hayl ma- chen vnd das das rote plut weis | 1 dinger N, dinge Go denn] wan Go selikait willen Go 9 willen fehlt M Go Go heil war' N, hailunder M1 wordé N MI 12 wo fehlt M Br. fehit M1 15 stete Br, stütleich M1 18 waz nv Go 28 denn] wen M, wan Go 3 dortm du fehlt M 6 Ihesu Christi M, xp1 Go 8 durch fehlt N 9f. vnd bis selickeit] hail vni salichait willen M, fehlt 13 leiden Br M1 19 erstes vnd fehlt Go 31 vnd fehlt M Si tu, o anima, carnem diligis, ' nullam nisi carnem Christi ames. Hec enim pro tua et tociusgeneris humani salute est in ara crucis oblata. Cuius pas[114'"]sionem in corde ruminemus continue. Hec autem passionis Christi meditacio continua mentem ele- : uabit et indicabit, quid agen- dum, meditandum et sencien- dum ait, demum ad ardua in- flammabit, te vilificari et con- tempni et affligi faciet affectare, te in cogitacione, locucione, operacione eciam regulabit. O passio desiderabilis morsque ammirabilis! Quid mirabilius, quam quod mors uiuificat et vulnera sanant, et sariguis album 5 an anders Br 7 deinen] deiner 8f. geslechten] kiinnes M Go 10 dem] den N 11 geopphert. ander vornewen 16 Thesu xp1 M1, xpi Go 26 behegliche N 5
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8 Stachel der Liebe vnd reyne machet vnd das der i facit et mundat, dolor dul- smerczen laytet in suzzickeyt corem inducit, apercio lateris vnd das dy aufftvunge der sey- cor cordi coniungit? ten ein hercz mit dem andern 5 herczen czusammen pringt ? “ Aber wir sôllen noch nicht auffhôren vns czu wundern, das dy vorfinsterte sonne mer erleüchtet, wen es gewônleich 10 ist, das das vorloschene fewr mer enzundet, wen es gewôn- leich ist, vnd das dy lasterbere leidvnge mere achper machet, wen es gewônleich ist. Yo wer- 15 leich, es ist yo wunderleich, das der durstende Cristus am kreucze den menschen truncken machet, vnd nacter wesende den menschen czyret mit dem kleyde zo der tvgende vnd sein ange- nagelten hende aufflôsen, das sein durchgraben fûzze vns lauf- fende machen, daz er seinen geist auffgebende vns eyngeistet 25 das leben, daz er am holcze sterbende vns rwffet czu den hymelischen dingen. O wy ein wunderleiche leydunge, dy iren betrachter 3o entpfremdet von dem tode vnd yn nicht allein englisch machet, Sed uere mirabile, quod Christus in cruce siciens inebriat, nudus 10 existens virtutum uestimentis ornat, sed et eius manus ligno conclauate nos soluunt, pedes confossi currere faciunt, emittens spiritum vitam inspirat, in ligno 15 decedens ad celestia uocat. O passio mirabilis, que suum meditatorem alienat a morte et non solum reddit angelicum. sed diuinum! Sed adhuc mirari non cesses, quia sol obscuratus plus solito 5 illuminabit, ignis extinctus ma- gis inflammabit, passio igno- miniosa glorificat. 7 vorwundern Br 8 vorvinstere N, ervinstert MI 9 wen] den M 10 das das bis 12 ist fehlt Br N 11f. gewonlich verloschen Go 13 lei- 16 dursti den Br, durstige N an dem M MIGo dyvnge Br 18 nacter] nach der N 19f. mit tugenden clait Ml dem kleyde] cleidern Go 21 vns auf losen M 23 seinen bis 25 leben] mit dem auf geben seins gaists vns lebendig macht MI 24 ef gewszet N, ein geust 25f. am bis vns] vns sterbünd vns MI 28 O wy] O M. Welich M Go liepleich wund’leich M
8 Stachel der Liebe vnd reyne machet vnd das der i facit et mundat, dolor dul- smerczen laytet in suzzickeyt corem inducit, apercio lateris vnd das dy aufftvunge der sey- cor cordi coniungit? ten ein hercz mit dem andern 5 herczen czusammen pringt ? “ Aber wir sôllen noch nicht auffhôren vns czu wundern, das dy vorfinsterte sonne mer erleüchtet, wen es gewônleich 10 ist, das das vorloschene fewr mer enzundet, wen es gewôn- leich ist, vnd das dy lasterbere leidvnge mere achper machet, wen es gewônleich ist. Yo wer- 15 leich, es ist yo wunderleich, das der durstende Cristus am kreucze den menschen truncken machet, vnd nacter wesende den menschen czyret mit dem kleyde zo der tvgende vnd sein ange- nagelten hende aufflôsen, das sein durchgraben fûzze vns lauf- fende machen, daz er seinen geist auffgebende vns eyngeistet 25 das leben, daz er am holcze sterbende vns rwffet czu den hymelischen dingen. O wy ein wunderleiche leydunge, dy iren betrachter 3o entpfremdet von dem tode vnd yn nicht allein englisch machet, Sed uere mirabile, quod Christus in cruce siciens inebriat, nudus 10 existens virtutum uestimentis ornat, sed et eius manus ligno conclauate nos soluunt, pedes confossi currere faciunt, emittens spiritum vitam inspirat, in ligno 15 decedens ad celestia uocat. O passio mirabilis, que suum meditatorem alienat a morte et non solum reddit angelicum. sed diuinum! Sed adhuc mirari non cesses, quia sol obscuratus plus solito 5 illuminabit, ignis extinctus ma- gis inflammabit, passio igno- miniosa glorificat. 7 vorwundern Br 8 vorvinstere N, ervinstert MI 9 wen] den M 10 das das bis 12 ist fehlt Br N 11f. gewonlich verloschen Go 13 lei- 16 dursti den Br, durstige N an dem M MIGo dyvnge Br 18 nacter] nach der N 19f. mit tugenden clait Ml dem kleyde] cleidern Go 21 vns auf losen M 23 seinen bis 25 leben] mit dem auf geben seins gaists vns lebendig macht MI 24 ef gewszet N, ein geust 25f. am bis vns] vns sterbünd vns MI 28 O wy] O M. Welich M Go liepleich wund’leich M
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Buch I Kap. 1: Br 9 sunder auch gôtleich! Wann der mensch, der mit betrachtvng wonet in den peinen vnd mar- tern Ihesu Cristi, [27'] sycht s auch sich selber nicht, sunder er sicht allezeit an sein gemarter- ten herren. Er wolde gern das krewcze mit seinem herren tra- gen, vnd so treyt er den in 10 seinem herczen, der hymelreich vnd ertreich in seiner hant beslewsset. Er wolde gerne mit seinem herren mit dôrnen ge- krônet werden, vnd so wirt er 15 gekrônet mit hoffenunge der ewigen eren. Er welde gern mit seinem herren am kreweze an kleyder erkalden, vnd so wirt er enczûndet mit grosser hicze 20 der libe. Er wolde gern mit ym den essyg kosten, vnd so wirt er getrencket mit dem weynne der vnawssprechleichen sûzzickeyt. Er wolde gern mit 25 ym am krewcze vorspotet wer- den, vnd so wirt er von den engeln geeret vnd von der junckfrawen Marie czu einem sune erwellet. So er sich mit s0 Cristo betruben wil, so frewet Nam per meditacionem com- morans in Christi vulneribus et [114va] in tormentis, eciam seip- sum non uidet, sed semper in- tuetur dominum suum passum. Vult secum crucem baiulare, et ipse in corde portat celum ter- ramque pugillo continentem. Vult secum spinis coronari, et ipse spe gracie coronatur. Vult secum in ligno sine vestimentis frigescere, et nimio ardore amoris accenditur. Vult secum acetum gustare, et vino inenarrabilis dulcedinis potatur. 15 Vult secum sibi illudi, et ipse ab angelis honoratur et a beata Virgine in filium adoptatur. Cum Christo uolens tristari le- 5 10 4 Cristi Ihosu Br, Cristi N 3f. marter Br 4f. sicht nicht an 9 so fehlt Go sich selben MI 5 auch] auff Br 8 seinen N treg N den] denn zu den korr. Br, denn N, in MI, fehlt Go 13 dôrne Br 19 libe hicze N, prünst M MIGo 20 der] vnd MI Er] Herre Go 22f. mit dem wein getrenckt N trenckt MI 23 vnaussprech- 27 vnd] Er wolt g'n mit Im verchauft werden vn so wirt licher N 28 marië N, mariam MI, marian M Go 30 so bis 10,2 wil er M fehlt Go
Buch I Kap. 1: Br 9 sunder auch gôtleich! Wann der mensch, der mit betrachtvng wonet in den peinen vnd mar- tern Ihesu Cristi, [27'] sycht s auch sich selber nicht, sunder er sicht allezeit an sein gemarter- ten herren. Er wolde gern das krewcze mit seinem herren tra- gen, vnd so treyt er den in 10 seinem herczen, der hymelreich vnd ertreich in seiner hant beslewsset. Er wolde gerne mit seinem herren mit dôrnen ge- krônet werden, vnd so wirt er 15 gekrônet mit hoffenunge der ewigen eren. Er welde gern mit seinem herren am kreweze an kleyder erkalden, vnd so wirt er enczûndet mit grosser hicze 20 der libe. Er wolde gern mit ym den essyg kosten, vnd so wirt er getrencket mit dem weynne der vnawssprechleichen sûzzickeyt. Er wolde gern mit 25 ym am krewcze vorspotet wer- den, vnd so wirt er von den engeln geeret vnd von der junckfrawen Marie czu einem sune erwellet. So er sich mit s0 Cristo betruben wil, so frewet Nam per meditacionem com- morans in Christi vulneribus et [114va] in tormentis, eciam seip- sum non uidet, sed semper in- tuetur dominum suum passum. Vult secum crucem baiulare, et ipse in corde portat celum ter- ramque pugillo continentem. Vult secum spinis coronari, et ipse spe gracie coronatur. Vult secum in ligno sine vestimentis frigescere, et nimio ardore amoris accenditur. Vult secum acetum gustare, et vino inenarrabilis dulcedinis potatur. 15 Vult secum sibi illudi, et ipse ab angelis honoratur et a beata Virgine in filium adoptatur. Cum Christo uolens tristari le- 5 10 4 Cristi Ihosu Br, Cristi N 3f. marter Br 4f. sicht nicht an 9 so fehlt Go sich selben MI 5 auch] auff Br 8 seinen N treg N den] denn zu den korr. Br, denn N, in MI, fehlt Go 13 dôrne Br 19 libe hicze N, prünst M MIGo 20 der] vnd MI Er] Herre Go 22f. mit dem wein getrenckt N trenckt MI 23 vnaussprech- 27 vnd] Er wolt g'n mit Im verchauft werden vn so wirt licher N 28 marië N, mariam MI, marian M Go 30 so bis 10,2 wil er M fehlt Go
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10 Stachel der Liebe er sich. So er sich mit ym pey- nigen wil, so wirt er getrôstet vnd entpfyndet vil wunne. So er mit Cristo am krewcze wil 5 hangen, so wirt er von Cristo gar sůzzicleich vmbfangen. So er mit ym wil das todvarbe antlweze nyder neigen, so hebt im Cristus sein hawbt auff vnd 10 kůsset es libpleych. O du lipleicher tod, o du gelüsticleicher tod! O worvmb was ich nicht an des krewczes stat, daz Cristus mir were an- 15 genagelt worden? Werleich, ich hette yo czu Joseph gespro- chen : 'Nicht nym yn von mir, sunder begrabe mich mit ym in dem grabe, wenn ich wil 20 fürbas [285] mere von ym nicht gescheiden werden'. Vnd ab ich daz yezunt leipleich nicht getun mag, so wil ich es aber tun mit meinem gemûte. Wenn 25 es ist yo gut mit ym czu sein. Dorýmb so wil ich an ym drey geczelt machen, eynes in den henden, das ander in den fûzzen, daz dritte stetickleichen inseiner so seiten. Do selbist wil ich rwen vnde slaffen, lesen vnd peten, essen vnd trincken vnd alle tatur. Secum uolens affligi con- solatur et nimium iocundatur. Cum Christo vult in cruce pen- dere, et eum Christus dulcissi- me amplexatur. Secum vult faciem mortis pallore perfusam inclinare, et eius caput Christus eleuans suauiter osculatur. O mors ammirabilis, o mors delectabilis! Cur locoistius crucis 10 non fui, ut Christus fuisset in me conclauatus ? Certe, Joseph dixissem: "Non auferas ipsum a me, sed me secum sepelias in sepulchro, non enim uolo am- 15 plius ab ipso separari'. Sed si hoc facere modo non possum, hoc saltem facere mente uolo. Bonum quippe est secum esse. Et in ipso uolo tria [114vb] ta- 20 bernacula facere, vnum in ma- nibus, vnum in pedibus. sed aliud continuum in latere. Ibi uolo quiescere et dormire, legere et orare, comedere et bibere 25 5 — - If. vnd so er sich gern mit im wolt lassen peinigen MI 6 gar 9 im fehlt Br M fehlt Go entpfangen Br 7 tode varbe Br 10 süsleichn M 12 lüstleich’ M o fehlt Br, o we M 13 krewcze Br 14 were mir Br, mein herr wer MI 16 hette N 19 der grube N 20 nicht mer von im MI nicht von ym Go 22 daz] ez Go nicht 26 an fehlt Go vnd fehlt N 31 vnde fehlt N fehlt Go 32 allez Go
10 Stachel der Liebe er sich. So er sich mit ym pey- nigen wil, so wirt er getrôstet vnd entpfyndet vil wunne. So er mit Cristo am krewcze wil 5 hangen, so wirt er von Cristo gar sůzzicleich vmbfangen. So er mit ym wil das todvarbe antlweze nyder neigen, so hebt im Cristus sein hawbt auff vnd 10 kůsset es libpleych. O du lipleicher tod, o du gelüsticleicher tod! O worvmb was ich nicht an des krewczes stat, daz Cristus mir were an- 15 genagelt worden? Werleich, ich hette yo czu Joseph gespro- chen : 'Nicht nym yn von mir, sunder begrabe mich mit ym in dem grabe, wenn ich wil 20 fürbas [285] mere von ym nicht gescheiden werden'. Vnd ab ich daz yezunt leipleich nicht getun mag, so wil ich es aber tun mit meinem gemûte. Wenn 25 es ist yo gut mit ym czu sein. Dorýmb so wil ich an ym drey geczelt machen, eynes in den henden, das ander in den fûzzen, daz dritte stetickleichen inseiner so seiten. Do selbist wil ich rwen vnde slaffen, lesen vnd peten, essen vnd trincken vnd alle tatur. Secum uolens affligi con- solatur et nimium iocundatur. Cum Christo vult in cruce pen- dere, et eum Christus dulcissi- me amplexatur. Secum vult faciem mortis pallore perfusam inclinare, et eius caput Christus eleuans suauiter osculatur. O mors ammirabilis, o mors delectabilis! Cur locoistius crucis 10 non fui, ut Christus fuisset in me conclauatus ? Certe, Joseph dixissem: "Non auferas ipsum a me, sed me secum sepelias in sepulchro, non enim uolo am- 15 plius ab ipso separari'. Sed si hoc facere modo non possum, hoc saltem facere mente uolo. Bonum quippe est secum esse. Et in ipso uolo tria [114vb] ta- 20 bernacula facere, vnum in ma- nibus, vnum in pedibus. sed aliud continuum in latere. Ibi uolo quiescere et dormire, legere et orare, comedere et bibere 25 5 — - If. vnd so er sich gern mit im wolt lassen peinigen MI 6 gar 9 im fehlt Br M fehlt Go entpfangen Br 7 tode varbe Br 10 süsleichn M 12 lüstleich’ M o fehlt Br, o we M 13 krewcze Br 14 were mir Br, mein herr wer MI 16 hette N 19 der grube N 20 nicht mer von im MI nicht von ym Go 22 daz] ez Go nicht 26 an fehlt Go vnd fehlt N 31 vnde fehlt N fehlt Go 32 allez Go
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Buch I Kap. 1: Br 11 mein geschefte begen. Do et omnia negocia in eo pertrac- selbist wil ich seinem herczen tare. Ibi loquor ad cor eius et quid uoluero impetrabo. Sic ezusprechen vnd von ym er- berben, was ich wil. Vnd also faciens uestigia dulcissima ma- tris eius sequar, cuius animam s selbest tuende so volge ich passionis filii gladius pertransi- nach den fusparen seiner aller- uit. Securus de cetero ipsam sûsten muter, der seln durch- alloquar vulneratus ipsamque. gangen hat das swert der lei- dunge yres kindes. Vnd ich wil ad quod uoluero, inclinabo, et non solum appararebo cum suo 10 10 alzo vorwundet ir fürbasme filio crucifixus, sed ad presepe sicherleichen czusprechen vnd rediens ibi cum eo iacebo par- sy neigen. worezu ich wil, vnd uulus, ut ibidem cum suo filio wil nicht allein gekrewezigt mit suis uberibus merear adlactari. irem kinde erscheinen, sunder 15 auch geende czu der crippen. Do selbist wil ich mit ym ligen als ein kleines kint, auff dy rede das ich mit yrem kinde von iren brüsten gesewget vnd 20 erneret můge werden. Dorvmb so wil ich ezusammen mischen dy milch der muter vnd das plut des kindes vnd wil mir gar ein sůzzen tranck machen. 25 O ir allerlipsten wunden vnsers herren Ihesu Cristi! Wann eines moles, do ich in dy selben wunden ginck mit offen augen. do wurden mein awgen 3o vol plutes, vnd wenn ich anders nicht saach, so begunde ich Miscebo igitur lac matris cum 15 sanguine filii et michi faciam vnam dulcissimam pocionem. O amantissima vulnera domini nostri Ihesu Christi! Nam cum ea quadam uice oculis subintra- 20 rem apertis, ipsi oculi sunt san- guine repleti. Sed quia nichil aliud uidi, cepi ingredi manu 5 4f. Vnd bis tuende] wen ich das tüe M 1 legen Br also] als Br. da MI, alda Go 5 so fehlt N 6 fuszsporen N Go 6f. allernehsten N 10f. ir bis sicherleichen fehlt MI 12 neyge N 13 gecrewczigt werden N 15 geende gen M 18 ich fehlt Go 20 generet Go 24 Ich will on sehen was mir furpas ze tün sey Zusatz nach machen M 25 allerlipleichsten Br 26 Cristi Ihesu Br 27 eines moles] ainsten M 27f. dy selben] den M 29 do bis awgen fehlt N mein awgen] sy mir 31 so bis 12, 2 lang] da gieng ich vmb greiffen mit den henden M! MI
Buch I Kap. 1: Br 11 mein geschefte begen. Do et omnia negocia in eo pertrac- selbist wil ich seinem herczen tare. Ibi loquor ad cor eius et quid uoluero impetrabo. Sic ezusprechen vnd von ym er- berben, was ich wil. Vnd also faciens uestigia dulcissima ma- tris eius sequar, cuius animam s selbest tuende so volge ich passionis filii gladius pertransi- nach den fusparen seiner aller- uit. Securus de cetero ipsam sûsten muter, der seln durch- alloquar vulneratus ipsamque. gangen hat das swert der lei- dunge yres kindes. Vnd ich wil ad quod uoluero, inclinabo, et non solum appararebo cum suo 10 10 alzo vorwundet ir fürbasme filio crucifixus, sed ad presepe sicherleichen czusprechen vnd rediens ibi cum eo iacebo par- sy neigen. worezu ich wil, vnd uulus, ut ibidem cum suo filio wil nicht allein gekrewezigt mit suis uberibus merear adlactari. irem kinde erscheinen, sunder 15 auch geende czu der crippen. Do selbist wil ich mit ym ligen als ein kleines kint, auff dy rede das ich mit yrem kinde von iren brüsten gesewget vnd 20 erneret můge werden. Dorvmb so wil ich ezusammen mischen dy milch der muter vnd das plut des kindes vnd wil mir gar ein sůzzen tranck machen. 25 O ir allerlipsten wunden vnsers herren Ihesu Cristi! Wann eines moles, do ich in dy selben wunden ginck mit offen augen. do wurden mein awgen 3o vol plutes, vnd wenn ich anders nicht saach, so begunde ich Miscebo igitur lac matris cum 15 sanguine filii et michi faciam vnam dulcissimam pocionem. O amantissima vulnera domini nostri Ihesu Christi! Nam cum ea quadam uice oculis subintra- 20 rem apertis, ipsi oculi sunt san- guine repleti. Sed quia nichil aliud uidi, cepi ingredi manu 5 4f. Vnd bis tuende] wen ich das tüe M 1 legen Br also] als Br. da MI, alda Go 5 so fehlt N 6 fuszsporen N Go 6f. allernehsten N 10f. ir bis sicherleichen fehlt MI 12 neyge N 13 gecrewczigt werden N 15 geende gen M 18 ich fehlt Go 20 generet Go 24 Ich will on sehen was mir furpas ze tün sey Zusatz nach machen M 25 allerlipleichsten Br 26 Cristi Ihesu Br 27 eines moles] ainsten M 27f. dy selben] den M 29 do bis awgen fehlt N mein awgen] sy mir 31 so bis 12, 2 lang] da gieng ich vmb greiffen mit den henden M! MI
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v 10 15 30 12 hinein czu geen mit der hant | taffende alzo lang, bis das ich kwam in dy ynnersten dinck : seiner libe, mit den ich Yberal Vmbgeben wart, alzo das ich ; nicht widerkeren mochte. Dor- : [28"]Vmb so wone ich nw do selbist vnd nücze dy speise, ; dy er nüczet, vnd werde trun- | cken von seinem trancke. Do | selbist pin ich volflüzzig mit so ! grosser süzzickeit, das ich es | nicht kan volsagen. Vnd der | do vormals was in dem leich- | nam der iunckfrawen durch | der sunder willen, der gerucht | | | | nv mich dürftigen in seinem | leibe czu tragen. Aber ich fürchte mich sere, daz er mich icht gebern werde, vnd daz ich von den wollüsten gescheiden werde, der ich yczund gebrauche. Aber ab er mich nw geberit, so sol er mich auch alz ein muter , sewgen mit den brüsten, auff- heben mit den henden, tragen in den armen, mit dem münde kWssen vnd trewteln in der schós. Ader was ich denn tun werde, daz wil ich nw offen- . waren. Wy oft er mich geberit, | so ways ich vorwar wol, daz seine | tastend M, greiffen Go kóren Br 7 nw fehlt Go fehlt N N Go, geperden M, pern M1 N, pert M1 25 brüsteln M1 31 gewert N | Viscera caritatis sue, l hinein für getilgtes einhin Br, einhin N, in M, hin Go bis] vnez N 9 er] ir Br 17 durstigen N Go, fehlt M1 wurde Go 29 tün denn N Stachel dor Liebe palpans, donec perueni ad intima quibus vndique cireumplexus reuerti nequiui. Ideoque ibi habito et, quibus [1157*] uescitur cibis, uescor ac | inebrior suo potu. Ibi habundo tanta dulcedine, ut non ualeam enarrare. Et qui prius fuerat in vtero virginali pro peccatori- 10 bus, nunc dignatur me miserum intra sua viscera comportare. Sed multum timeo, ne ueniat i partus eius et ab illis delicijs excludar, quibus fruor. Certe,etsi 15 me pepererit, debebit sicut mater lactare uberibus, leuare manibus. portare brachijs, ore osculare. : fouere gremijs. Aut quid faciam. explanabo. Certe, scio, quod semper sunt 2 greiffent 3 hin ein in Go 6 wider ge- 14f. dem leichnam 20 icht] ich Go geweré 23 nw fehlt Go gewert 30 nw] In M
v 10 15 30 12 hinein czu geen mit der hant | taffende alzo lang, bis das ich kwam in dy ynnersten dinck : seiner libe, mit den ich Yberal Vmbgeben wart, alzo das ich ; nicht widerkeren mochte. Dor- : [28"]Vmb so wone ich nw do selbist vnd nücze dy speise, ; dy er nüczet, vnd werde trun- | cken von seinem trancke. Do | selbist pin ich volflüzzig mit so ! grosser süzzickeit, das ich es | nicht kan volsagen. Vnd der | do vormals was in dem leich- | nam der iunckfrawen durch | der sunder willen, der gerucht | | | | nv mich dürftigen in seinem | leibe czu tragen. Aber ich fürchte mich sere, daz er mich icht gebern werde, vnd daz ich von den wollüsten gescheiden werde, der ich yczund gebrauche. Aber ab er mich nw geberit, so sol er mich auch alz ein muter , sewgen mit den brüsten, auff- heben mit den henden, tragen in den armen, mit dem münde kWssen vnd trewteln in der schós. Ader was ich denn tun werde, daz wil ich nw offen- . waren. Wy oft er mich geberit, | so ways ich vorwar wol, daz seine | tastend M, greiffen Go kóren Br 7 nw fehlt Go fehlt N N Go, geperden M, pern M1 N, pert M1 25 brüsteln M1 31 gewert N | Viscera caritatis sue, l hinein für getilgtes einhin Br, einhin N, in M, hin Go bis] vnez N 9 er] ir Br 17 durstigen N Go, fehlt M1 wurde Go 29 tün denn N Stachel dor Liebe palpans, donec perueni ad intima quibus vndique cireumplexus reuerti nequiui. Ideoque ibi habito et, quibus [1157*] uescitur cibis, uescor ac | inebrior suo potu. Ibi habundo tanta dulcedine, ut non ualeam enarrare. Et qui prius fuerat in vtero virginali pro peccatori- 10 bus, nunc dignatur me miserum intra sua viscera comportare. Sed multum timeo, ne ueniat i partus eius et ab illis delicijs excludar, quibus fruor. Certe,etsi 15 me pepererit, debebit sicut mater lactare uberibus, leuare manibus. portare brachijs, ore osculare. : fouere gremijs. Aut quid faciam. explanabo. Certe, scio, quod semper sunt 2 greiffent 3 hin ein in Go 6 wider ge- 14f. dem leichnam 20 icht] ich Go geweré 23 nw fehlt Go gewert 30 nw] In M
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Buch I Kap. 1: Br 13 wunden alle czeit offen sein. Dorvmb so wil ich aber durch dy wunden in seinen leichnam gen vnd wil daz alz ofte voran- 5 derweiten, bis daz ich mit ym vnscheidenleiche werde vor- aynet. " O du plintheit der kinder Adams, dy durch dyse wunden 1o nicht künnen in Cristum gen! Sy erbeiten vber ir kraft vnnucz- leichen, vnd dy tôre synd offen czu der rwe. Ader wisset ir nicht, das Cristus ein frewde 15 ist der seligen ? Worymb vor- ezihet ir doch einezugen durch dy hôlere seines leichnames? Wy seyt ir so vnsynnig, wenn dy selickeit der engel ist yo 20 offenbar, vnd dy vmstende [29’] wand ist yo czubrochen, vnd ir vorsawmet dorein czu gen ? Ader gelaubt ir nicht, das ewr seln in Cristo můgen rwe 25 gehaben, ee wenn sy sich von ewrem leichnamen scheiden? O du mensche, gelaube [115rb] Crede michi, o homo, quod, si in ipsum per hec mir, ist das du krigest einczugen angusta foramina intrare con- durch dy engen hôlere, nicht so alleine dein sele, sunder auch tenderis, non solum anima, 25 dein leichnam wirt wunder- sed et quietam et mirabilem leiche sûzzickeit vinden, vnd dulcedinem inueniet corpus tu- alles, daz do fleischleich ist vnd , um, et, quod carnale est ad vulnera aperta. Ideo per ea in eius vterum iterum introibo. Et hoc tociens replicabo, quous- que ero sibi inseparabiliter con- globatus. O cecitas filiorum Ade, qui per hec vulnera in Christum nesciunt introire! Super suas vires laborant in vanum, et aperta sunt hostia ad quietem. 10 An ignoratis, quod Christus est gaudium beatorum ? Cur ergo tardatis introire sui corporis foramina ? Quomodo insanitis, quod beatitudo angelorum patet 15 et circumstans paries est frac- tus, et uos intrare negligitis? An non creditis, quod anima in Christo ualeat quietari, priusquam resoluatur corpus 20 uestrum? 3 leichnan N 4 alz fehlt N 11f. vnüczlich N 14 xps Ihesus M frewnde N 15 heiligen Go 16 ir fehlt Go 19 yo fehlt MIGo 20 auffgetan ader offenbar Br, auf getan offenbar N, geoffenbart Go ýmstende] westande M 21 yo fehlt N MI, iezo Go 24 mügen in xpo Go 28 erkrigest Go 29 hôlere] löcher MI 33 do] du Br, fehlt Go
Buch I Kap. 1: Br 13 wunden alle czeit offen sein. Dorvmb so wil ich aber durch dy wunden in seinen leichnam gen vnd wil daz alz ofte voran- 5 derweiten, bis daz ich mit ym vnscheidenleiche werde vor- aynet. " O du plintheit der kinder Adams, dy durch dyse wunden 1o nicht künnen in Cristum gen! Sy erbeiten vber ir kraft vnnucz- leichen, vnd dy tôre synd offen czu der rwe. Ader wisset ir nicht, das Cristus ein frewde 15 ist der seligen ? Worymb vor- ezihet ir doch einezugen durch dy hôlere seines leichnames? Wy seyt ir so vnsynnig, wenn dy selickeit der engel ist yo 20 offenbar, vnd dy vmstende [29’] wand ist yo czubrochen, vnd ir vorsawmet dorein czu gen ? Ader gelaubt ir nicht, das ewr seln in Cristo můgen rwe 25 gehaben, ee wenn sy sich von ewrem leichnamen scheiden? O du mensche, gelaube [115rb] Crede michi, o homo, quod, si in ipsum per hec mir, ist das du krigest einczugen angusta foramina intrare con- durch dy engen hôlere, nicht so alleine dein sele, sunder auch tenderis, non solum anima, 25 dein leichnam wirt wunder- sed et quietam et mirabilem leiche sûzzickeit vinden, vnd dulcedinem inueniet corpus tu- alles, daz do fleischleich ist vnd , um, et, quod carnale est ad vulnera aperta. Ideo per ea in eius vterum iterum introibo. Et hoc tociens replicabo, quous- que ero sibi inseparabiliter con- globatus. O cecitas filiorum Ade, qui per hec vulnera in Christum nesciunt introire! Super suas vires laborant in vanum, et aperta sunt hostia ad quietem. 10 An ignoratis, quod Christus est gaudium beatorum ? Cur ergo tardatis introire sui corporis foramina ? Quomodo insanitis, quod beatitudo angelorum patet 15 et circumstans paries est frac- tus, et uos intrare negligitis? An non creditis, quod anima in Christo ualeat quietari, priusquam resoluatur corpus 20 uestrum? 3 leichnan N 4 alz fehlt N 11f. vnüczlich N 14 xps Ihesus M frewnde N 15 heiligen Go 16 ir fehlt Go 19 yo fehlt MIGo 20 auffgetan ader offenbar Br, auf getan offenbar N, geoffenbart Go ýmstende] westande M 21 yo fehlt N MI, iezo Go 24 mügen in xpo Go 28 erkrigest Go 29 hôlere] löcher MI 33 do] du Br, fehlt Go
Strana 14
14 Stachel czu fleischleichen dingen may- nvng hat, das wirt alles geist- leich von dem eingange der selben wunden, alzo das er alle s lůste vor nicht hat an dy, der | er do selbist entpfindet. "Vnd auch vnderweylen, so leiht dy sele gedencket do von czu schay- den durch gehorsam ader nuczes 10 willen, so spricht daz fleysch, so es nu gerayczet wirt mit der selben suzzickeit, daz man lenger do selbst bleiben vnd wonen schólle. Vnd ist daz das es also 15 geschicht von dem leichnam, wy vil grösser suzzickeit wenest du denne daz dy sele gebrawch, dy durch dyse hölere czuge- fügt wirt dem herczen Ihesu 29 Cristi? Werleichen, ich kan dir es nicht mit worten ge- sagen, sünder erforsch es mit der entpfindunge, so wirst du es wissen. 23 € Sich vnd nym war: dy apateke ist auffgetan, dy do : vol ist aller wolrichender salben, dy czu ercznei gut ist. Dorÿmb so gee eyn durch dy fenster . so der wunden vnd nym do dy der Liebe carnalia tendens, ex illorum vulnerum introitu fiet adeo spi- rituale, ut ceteras preter eas, : quas ibi sentit delicias, reputet i esse nichil. . Ymmo fortasse | aliquando anima propter ali- | quam obedienciam uel vtilita- tem dictabit esse recedendum, et caro illecta illa dulcedine dicet esse immorandum. quanta credis animam frui dul- cedine, que per illa foramina coniungitur cordi Christi ? Certe, | tibi exprimere nequeo, sed ex- | perire, et scito. | i | Et si ita accidit de corpore. | Ecce, aperta est apoteca aro- matibus medicinalibus plena! ' Per vulnerum ergo fenestras intra et accipe medicinam sana- tiuam, restauratiuam, conser- uatiuam. heilenden yrczney, dy wider- 1 dinge N 1f. neygung N Go 7 auch] yo Br, so auch M1 fehlt M1 leiht] sich Go BrN 12 selben] selen Go tilgtes ez N 16 vil fehlt Go forche N, ich erforsche Go 29 eyn hyn Br N 5 vor nicht] v’mehte N, nicht M vnderweylen] etwen M1 so leiht 9 ader durch N 11 so] wenn 14 sulln N M daz] daz für ge- 19f. Cristi Ihesu Br N 22 er- 3 entpfindigunge Br, erpfindung N 31 heilbaren Br N, hailsa M1
14 Stachel czu fleischleichen dingen may- nvng hat, das wirt alles geist- leich von dem eingange der selben wunden, alzo das er alle s lůste vor nicht hat an dy, der | er do selbist entpfindet. "Vnd auch vnderweylen, so leiht dy sele gedencket do von czu schay- den durch gehorsam ader nuczes 10 willen, so spricht daz fleysch, so es nu gerayczet wirt mit der selben suzzickeit, daz man lenger do selbst bleiben vnd wonen schólle. Vnd ist daz das es also 15 geschicht von dem leichnam, wy vil grösser suzzickeit wenest du denne daz dy sele gebrawch, dy durch dyse hölere czuge- fügt wirt dem herczen Ihesu 29 Cristi? Werleichen, ich kan dir es nicht mit worten ge- sagen, sünder erforsch es mit der entpfindunge, so wirst du es wissen. 23 € Sich vnd nym war: dy apateke ist auffgetan, dy do : vol ist aller wolrichender salben, dy czu ercznei gut ist. Dorÿmb so gee eyn durch dy fenster . so der wunden vnd nym do dy der Liebe carnalia tendens, ex illorum vulnerum introitu fiet adeo spi- rituale, ut ceteras preter eas, : quas ibi sentit delicias, reputet i esse nichil. . Ymmo fortasse | aliquando anima propter ali- | quam obedienciam uel vtilita- tem dictabit esse recedendum, et caro illecta illa dulcedine dicet esse immorandum. quanta credis animam frui dul- cedine, que per illa foramina coniungitur cordi Christi ? Certe, | tibi exprimere nequeo, sed ex- | perire, et scito. | i | Et si ita accidit de corpore. | Ecce, aperta est apoteca aro- matibus medicinalibus plena! ' Per vulnerum ergo fenestras intra et accipe medicinam sana- tiuam, restauratiuam, conser- uatiuam. heilenden yrczney, dy wider- 1 dinge N 1f. neygung N Go 7 auch] yo Br, so auch M1 fehlt M1 leiht] sich Go BrN 12 selben] selen Go tilgtes ez N 16 vil fehlt Go forche N, ich erforsche Go 29 eyn hyn Br N 5 vor nicht] v’mehte N, nicht M vnderweylen] etwen M1 so leiht 9 ader durch N 11 so] wenn 14 sulln N M daz] daz für ge- 19f. Cristi Ihesu Br N 22 er- 3 entpfindigunge Br, erpfindung N 31 heilbaren Br N, hailsa M1
Strana 15
Buch I Kap. 1: Br 15 [29"]pringende vnd dy ent- | haldende. i € Nym do selbist, welcherley | wurcz du wilt. Entpfach do : s selbst alle dy czertleiche elec- : tuaria, welcher dich nwr ge- lwstet. Ist auch daz du dir lynden vnd senften wild mit der salben des süzzen roches, so 10 las nicht vnderwegen eynczugen dy ee genanten wunden. Sich vnd nym war: dy pforten des paradiz stet offen vnd daz sper Longini, des ritters, hat abge- 15 triben vnd weck geweyset daz : feWrig vnd czweysneidig swert, | daz für daz paradiz czw hůte | geseczt waz. | € Sich, das holez des lebens | 20 ist payde, an seinen esten vnd | | an seinem stamme, dorchlóchert. Vnd es sey den das du in dy sclben lócher seczest dy füsse deiner begyrung, so magst du ; 25 nicht seiner früchte begreyffen. ; C Sich, es ist auffgetan der | schacz der gótleichen weisheit vnd der ewigen stat. Dorvmb so gee eyn durch dy offenen 30 wunden, so wirst du neWr mit | gedancken wollust erkrigen. i $3 welcherley bis 5 selbst fehlt N Ibi, quas uolueris species, ac- cipe. Ibi, quecumque appecieris delicata electuaria, sume. Si eciam suauitatis vnguento volu- eris deliniri, per illa intrare : vulnera non postponas. Ecce, aperta est ianua paradisi, et per lanceam Longini militis gladius versatilis est motus. Ecce, lignum uite tam in ramis quam in stipite |115"*] perforatum. In quibus fora- minibus nisi pedes affectus po- sueris, non poteris carpere fruc- tus eius. Ecce, apertus est thesaurus eius diuine sapiencie et ciuitatis eterne. Intra ergo per vulnerum aperturam, et cum cogitacioni- bus delicias obtinebis. 5 aller Br 6 dich] dir Br 8 lynden] leiden Go 9 rüches N, rauches M M1Go 12 vnd fehlt M 14 Longinij Br 16 czwsnedig Br, daz czweisneidig N M, zwischneidunt M1, zu snytige Go 17 hüte] hant M 18 waz] wart Go 20 an fehlt M 21 seynen N dorlóchert Br 25 ergreiffen N Go 29 ein hyn Br N, hin Go 30 newr fehlt M 31 gedancken] den Inwonendn M m 15 20
Buch I Kap. 1: Br 15 [29"]pringende vnd dy ent- | haldende. i € Nym do selbist, welcherley | wurcz du wilt. Entpfach do : s selbst alle dy czertleiche elec- : tuaria, welcher dich nwr ge- lwstet. Ist auch daz du dir lynden vnd senften wild mit der salben des süzzen roches, so 10 las nicht vnderwegen eynczugen dy ee genanten wunden. Sich vnd nym war: dy pforten des paradiz stet offen vnd daz sper Longini, des ritters, hat abge- 15 triben vnd weck geweyset daz : feWrig vnd czweysneidig swert, | daz für daz paradiz czw hůte | geseczt waz. | € Sich, das holez des lebens | 20 ist payde, an seinen esten vnd | | an seinem stamme, dorchlóchert. Vnd es sey den das du in dy sclben lócher seczest dy füsse deiner begyrung, so magst du ; 25 nicht seiner früchte begreyffen. ; C Sich, es ist auffgetan der | schacz der gótleichen weisheit vnd der ewigen stat. Dorvmb so gee eyn durch dy offenen 30 wunden, so wirst du neWr mit | gedancken wollust erkrigen. i $3 welcherley bis 5 selbst fehlt N Ibi, quas uolueris species, ac- cipe. Ibi, quecumque appecieris delicata electuaria, sume. Si eciam suauitatis vnguento volu- eris deliniri, per illa intrare : vulnera non postponas. Ecce, aperta est ianua paradisi, et per lanceam Longini militis gladius versatilis est motus. Ecce, lignum uite tam in ramis quam in stipite |115"*] perforatum. In quibus fora- minibus nisi pedes affectus po- sueris, non poteris carpere fruc- tus eius. Ecce, apertus est thesaurus eius diuine sapiencie et ciuitatis eterne. Intra ergo per vulnerum aperturam, et cum cogitacioni- bus delicias obtinebis. 5 aller Br 6 dich] dir Br 8 lynden] leiden Go 9 rüches N, rauches M M1Go 12 vnd fehlt M 14 Longinij Br 16 czwsnedig Br, daz czweisneidig N M, zwischneidunt M1, zu snytige Go 17 hüte] hant M 18 waz] wart Go 20 an fehlt M 21 seynen N dorlóchert Br 25 ergreiffen N Go 29 ein hyn Br N, hin Go 30 newr fehlt M 31 gedancken] den Inwonendn M m 15 20
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16 Stachel der Liebe C O welch ein seliges sper vnd wy selig nagel, dy do vor- dinet haben dy selbe offenunge czu machen! O vnde wer ich geweest an des selben speris stat, ich were yo awzz der seyten Ihesu Cristi fůrbasme nicht ge- gangen, [30'] sunder ich hette gesprochen: *Dicz schol mein 10 rwe sein ymmer ewickleichen. Alhye wil ich wonen, wanne ich hab sy awserwelt'. C O ir tórechten vnd tregen an ewrn herczen, dy ir vnder- weilen durch vnébene weise ein- gehet czu besiczen etwas eytels vnd vnnwcezes, vnd mógt gar oft doraws nicht kvmmen, vnd welt nicht eingeen durch dy 20 offenen wunden czu besiczen gotes sun, das hóchste gut, den ewigen schein vnd daz ewige liecht ! C O du sele nach dem pilde 25 gotis gemacht, wy macht du w 1 < » rte ram it rt O iii i dich fürbasme enthalden? Nym ' war, dein allersüssister prewti- gam. der durch deinen willen vorwundet ist, vnd yczund ach- gar süzze kusse czu geben. Vnd O quam beata lancea et beati claui, qui apercionem huius facere meruerunt! O si fuissem loco illius lancee, de latere Christi amplius exire noluis- sem, sed dixissem: *Hec requies mea in secula seculorum. Hic habitabo, quia elegi eam'. O stulti et tardi corde, qui ad possidendum aliquod vanum per ineptam formam introitis et inde eciam exire multociens non potestis, et ad possidendum dei fiim, summum bonum, can- dorem et splendorem eternum, per aperturas vulnerum non intratis! O anima, ad ymaginem dei creata, quomodo te potes am- plius continere? Ecce, sponsus tuus dulcissimus pro te vulne- ratus, iam factus gloriosus, te : eupit amplecti, tibi dulcissima so perlych geclaydet ist, begert : dich czu vmbvahen vnd dir : du vorsawmest czu ym czu elargiri oscula. Ad ipsum negli- gis festinare! 1 welch] wie N M1, werleich M, wol Go 2.vnd fehlt N 3 auf- tuunge М 100 4 O fehlt Go wér N 7 Cristi Ihesu Br N furbas nicht mer N M1, nicht mer M 12 erwelt Go 14 ir fehlt M 24 dem] de’ M 27 allerlibster Br N 28 durch] vmb M 32 gekó«e Br, goluste N
16 Stachel der Liebe C O welch ein seliges sper vnd wy selig nagel, dy do vor- dinet haben dy selbe offenunge czu machen! O vnde wer ich geweest an des selben speris stat, ich were yo awzz der seyten Ihesu Cristi fůrbasme nicht ge- gangen, [30'] sunder ich hette gesprochen: *Dicz schol mein 10 rwe sein ymmer ewickleichen. Alhye wil ich wonen, wanne ich hab sy awserwelt'. C O ir tórechten vnd tregen an ewrn herczen, dy ir vnder- weilen durch vnébene weise ein- gehet czu besiczen etwas eytels vnd vnnwcezes, vnd mógt gar oft doraws nicht kvmmen, vnd welt nicht eingeen durch dy 20 offenen wunden czu besiczen gotes sun, das hóchste gut, den ewigen schein vnd daz ewige liecht ! C O du sele nach dem pilde 25 gotis gemacht, wy macht du w 1 < » rte ram it rt O iii i dich fürbasme enthalden? Nym ' war, dein allersüssister prewti- gam. der durch deinen willen vorwundet ist, vnd yczund ach- gar süzze kusse czu geben. Vnd O quam beata lancea et beati claui, qui apercionem huius facere meruerunt! O si fuissem loco illius lancee, de latere Christi amplius exire noluis- sem, sed dixissem: *Hec requies mea in secula seculorum. Hic habitabo, quia elegi eam'. O stulti et tardi corde, qui ad possidendum aliquod vanum per ineptam formam introitis et inde eciam exire multociens non potestis, et ad possidendum dei fiim, summum bonum, can- dorem et splendorem eternum, per aperturas vulnerum non intratis! O anima, ad ymaginem dei creata, quomodo te potes am- plius continere? Ecce, sponsus tuus dulcissimus pro te vulne- ratus, iam factus gloriosus, te : eupit amplecti, tibi dulcissima so perlych geclaydet ist, begert : dich czu vmbvahen vnd dir : du vorsawmest czu ym czu elargiri oscula. Ad ipsum negli- gis festinare! 1 welch] wie N M1, werleich M, wol Go 2.vnd fehlt N 3 auf- tuunge М 100 4 O fehlt Go wér N 7 Cristi Ihesu Br N furbas nicht mer N M1, nicht mer M 12 erwelt Go 14 ir fehlt M 24 dem] de’ M 27 allerlibster Br N 28 durch] vmb M 32 gekó«e Br, goluste N
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Buch I Kap. 1: Br eylen! Wann für grosser libe so hat er ym sein seyten lassen auffgetan. daz er dir sein hercze gebe. > (c Er wolde ym auch sein hend vnd füzze lassen durch- . lóchert werden, auff dy rede, wenn du czu ym kwernst, daz - dein hende alzo gyengen in sein . lu hent vnd dein füzze in sein füsse. daz du ym vnscheiden- leichen czugefügt würdest. Ich pete dich flelichen nach dem rate des |30'] czwelfpoten, der 1: do leret alle dinck vorsüchen: Ste dornach, daz du dis dinck erforschest, vnd ab es dich gut : duncket, so schayd fürbasme nicht dovon. Vnd ich czweifl 20 doran nicht, wirst du diser : dinger entpfinden, du werdest : yo alle dinck ane Ihesum Cri- stum für eyn bitterckeit achten, 17 , Nam pre nimio amore uperuit sibi latus, ut tibi tribuat cor suum. Et sibi eciam uoluit perfo- rari manus et pedes, ut [115'*] tu ad ipsum peruenires. Sic manus tue intrent in suas ac pedes tui in suos, ut sibi inse- parabiliter coniungaris. Obsecro secundum consilium apostoli ‘Omnia probate’, hoc experiri coneris et, si tibi bonum uide- bitur. inde amplius non disce- das. Non dubito, quod, si ; fueris expertus, omnia preter ipsum amaritudinem reputabis. ; Velles libenter tune tibi illa | vulnerum hostia, postquam in- traueris, obserari, ut inde exire amplius non ualeres. miraberis super tuam et ali- vnd du woldest denn gern, das | “5 dir dy tóre seiner wunden vor- slossen würden, nach dem alz du dorein gest, das du fürbasme dorawz nicht komen móchtest, vnd dich würde denn wundern 2 so fehlt M seyten] wunden Br tan M, auf than M1, auff lazzen gotan Go 2f. lassen auff tün N, auf ge- 5 sein fehlt M 6f. durch lassen loehrot N, durchlochert lassen werden M, durch lóchorn lassen M1 7 rede] ding M1 9 gigen N liehn N, vleissicleichen M M1 dink v’suche Go 17 dich es Br, dichs Go furpas M nomé M dest den inne Go M, bist gangen M1 12 werdest N, würst M1 13 flech- 15 alle dinck vorsüchen] daz man alle vorsüchen] zu versehmehen M1 18 dunckot] zimbt M1 21 werest Br, werst M1, wurdest Go 23f. Cristum Ihesum BrN, Cristum M 25 türen N, 16 dis] daz N schaya dich Br 22 anc] ausge- 24 du bis gern] wur- thiir M1 27 gegoest N, giengst Et ad- z o s
Buch I Kap. 1: Br eylen! Wann für grosser libe so hat er ym sein seyten lassen auffgetan. daz er dir sein hercze gebe. > (c Er wolde ym auch sein hend vnd füzze lassen durch- . lóchert werden, auff dy rede, wenn du czu ym kwernst, daz - dein hende alzo gyengen in sein . lu hent vnd dein füzze in sein füsse. daz du ym vnscheiden- leichen czugefügt würdest. Ich pete dich flelichen nach dem rate des |30'] czwelfpoten, der 1: do leret alle dinck vorsüchen: Ste dornach, daz du dis dinck erforschest, vnd ab es dich gut : duncket, so schayd fürbasme nicht dovon. Vnd ich czweifl 20 doran nicht, wirst du diser : dinger entpfinden, du werdest : yo alle dinck ane Ihesum Cri- stum für eyn bitterckeit achten, 17 , Nam pre nimio amore uperuit sibi latus, ut tibi tribuat cor suum. Et sibi eciam uoluit perfo- rari manus et pedes, ut [115'*] tu ad ipsum peruenires. Sic manus tue intrent in suas ac pedes tui in suos, ut sibi inse- parabiliter coniungaris. Obsecro secundum consilium apostoli ‘Omnia probate’, hoc experiri coneris et, si tibi bonum uide- bitur. inde amplius non disce- das. Non dubito, quod, si ; fueris expertus, omnia preter ipsum amaritudinem reputabis. ; Velles libenter tune tibi illa | vulnerum hostia, postquam in- traueris, obserari, ut inde exire amplius non ualeres. miraberis super tuam et ali- vnd du woldest denn gern, das | “5 dir dy tóre seiner wunden vor- slossen würden, nach dem alz du dorein gest, das du fürbasme dorawz nicht komen móchtest, vnd dich würde denn wundern 2 so fehlt M seyten] wunden Br tan M, auf than M1, auff lazzen gotan Go 2f. lassen auff tün N, auf ge- 5 sein fehlt M 6f. durch lassen loehrot N, durchlochert lassen werden M, durch lóchorn lassen M1 7 rede] ding M1 9 gigen N liehn N, vleissicleichen M M1 dink v’suche Go 17 dich es Br, dichs Go furpas M nomé M dest den inne Go M, bist gangen M1 12 werdest N, würst M1 13 flech- 15 alle dinck vorsüchen] daz man alle vorsüchen] zu versehmehen M1 18 dunckot] zimbt M1 21 werest Br, werst M1, wurdest Go 23f. Cristum Ihesum BrN, Cristum M 25 türen N, 16 dis] daz N schaya dich Br 22 anc] ausge- 24 du bis gern] wur- thiir M1 27 gegoest N, giengst Et ad- z o s
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18 Stachel der Liebe deiner vnd auch ander lewt plyntheit, dy ir czu disen dingen gehabt habt. Auch würdest du dich frewen der grossen suzzi- 5 ckeit, der du entpfindest, vnd dein hercze wûrde so sere en- czündet, das es rechte alz vech- tende gerne welde ein weile aws deinem leibe gen vnd wonen in 10 den wunden Cristi Ihesu. Wann vor grosser suzzickeit vnd vor hicziger libe wirt dein hercz in diser weis truncken vnd mag sich kawm czu andern dingen geben. 15 C Oirwunden, dye die steynen herczen vorwunden vnd dye gefrornen vnd kalden gemýte ynczunden vnd dy herten prûste erweichen von so grosser lib ! 20 C O du sele, werleich, dyse [315] dinck synt dein leben, dein suzzickeit vnd dein hoffenung, alzo verre als du mit deiner betrachtunge der leydunge Ihe- 25 su Cristi kymst czu sôlcher sůz- zickeit, dovon ich gesprochen hab, ader czu grôsserer! Du schold auch merckende gedencken, das du icht dy selbe 30 leidunge betrachten welst durch keiner czeitleichen sûzzickeit wil- len, svnder dorwmb das du dy gûttete deines schôppfers dor- vnder erkennen môgst vnd in orum superhabitam hic ceci- tatem. Gaudebis nichilominus de tanta dulcedine, quam tu sentis, et in tantum eciam inflammabitur cor tuum, ut quasi nitens ad literam de cor- pore exire velit et materialiter in Christi vulneribus habitare. Inebriabitur enim nimia dul- cedine et feruore, uixque po- 10 teris ad aliud inclinari. O vulnera saxea corda vul- nerancia et mentes congelatas inflammancia, pectora adaman- tina liquefaciencia pre amore! 1s O certe, uita, dulcedo et spes tua, anima, si tamen per medi- tacionem illius passionis ad illam perueneris dulcedinem. de qua dixi, uel eciam ad maiorem! Attende uero, ne uelis ipsam passionem meditare propter ali- quam dulcedinem temporalem. sed ut tui creatoris beneficium cognoscere ualeas, et in eius 25 5 20 4f. wirdichait od' sussichait M 3 hat Br N 6 sere] gar M 11 fůr Br, von N 7 alz fehlt Go zweites vor fehlt Br N 14 ge- 18 hirten Br 15 steynynen Br průste] hercz M gebn M Go 23 als] das M 24f. Cristi Ihesu Br, xpi M Go 27 grozzerr Go 29 selbe] sele M 33 gůte Br
18 Stachel der Liebe deiner vnd auch ander lewt plyntheit, dy ir czu disen dingen gehabt habt. Auch würdest du dich frewen der grossen suzzi- 5 ckeit, der du entpfindest, vnd dein hercze wûrde so sere en- czündet, das es rechte alz vech- tende gerne welde ein weile aws deinem leibe gen vnd wonen in 10 den wunden Cristi Ihesu. Wann vor grosser suzzickeit vnd vor hicziger libe wirt dein hercz in diser weis truncken vnd mag sich kawm czu andern dingen geben. 15 C Oirwunden, dye die steynen herczen vorwunden vnd dye gefrornen vnd kalden gemýte ynczunden vnd dy herten prûste erweichen von so grosser lib ! 20 C O du sele, werleich, dyse [315] dinck synt dein leben, dein suzzickeit vnd dein hoffenung, alzo verre als du mit deiner betrachtunge der leydunge Ihe- 25 su Cristi kymst czu sôlcher sůz- zickeit, dovon ich gesprochen hab, ader czu grôsserer! Du schold auch merckende gedencken, das du icht dy selbe 30 leidunge betrachten welst durch keiner czeitleichen sûzzickeit wil- len, svnder dorwmb das du dy gûttete deines schôppfers dor- vnder erkennen môgst vnd in orum superhabitam hic ceci- tatem. Gaudebis nichilominus de tanta dulcedine, quam tu sentis, et in tantum eciam inflammabitur cor tuum, ut quasi nitens ad literam de cor- pore exire velit et materialiter in Christi vulneribus habitare. Inebriabitur enim nimia dul- cedine et feruore, uixque po- 10 teris ad aliud inclinari. O vulnera saxea corda vul- nerancia et mentes congelatas inflammancia, pectora adaman- tina liquefaciencia pre amore! 1s O certe, uita, dulcedo et spes tua, anima, si tamen per medi- tacionem illius passionis ad illam perueneris dulcedinem. de qua dixi, uel eciam ad maiorem! Attende uero, ne uelis ipsam passionem meditare propter ali- quam dulcedinem temporalem. sed ut tui creatoris beneficium cognoscere ualeas, et in eius 25 5 20 4f. wirdichait od' sussichait M 3 hat Br N 6 sere] gar M 11 fůr Br, von N 7 alz fehlt Go zweites vor fehlt Br N 14 ge- 18 hirten Br 15 steynynen Br průste] hercz M gebn M Go 23 als] das M 24f. Cristi Ihesu Br, xpi M Go 27 grozzerr Go 29 selbe] sele M 33 gůte Br
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Buch I Kap. 2: Br seiner lib enezundet werdst. Vnd das schol alezeit dein ste- ' tiges gepete sein: Daz ander capitel ist ein sgepete czu got Ymb dy leidunge in gedecht- nüsse ze haben. Erre, heiliger vater, durch deiner mildickeit willen vnd 10 der leydung deines sones, der durch meinen willen den tod ge- liden hat, vnd durch. der vber- tretenden heilickeit willen seiner muter vnd durch des vordinens 15 willen aller heiligen, vorleich mir sünder vnd vnwirdigen aller deiner guttete, daz ich dich ' allein lip haben müsse vnd yn deiner libe allezeit prynne, das | 20 ich alczeit dein ere begeren vnd : maynen müsse, dy guttete der leydunge deines sones stetick- leichen in meinem herczen haben müsse, mein dürftikeit erkennen 25 müsse vnd von allen lewten vn- dertreten vnd vorsmecht werden wegeren müsse, [810] das mich | 1 werst Br 5 Kap. I2. Text aus Br. Bl. 25" Br, wilrend vor Kap. 2 nur 2 das] dits M R - fehlt Go 19 , amore accendaris. Et hec debet esse tua [116'*] continua oracio semper: II. Oracio ad deum pro passione in memoria ha- benda. OwINE, sancte pater, prop- ter tuam largitatem et filii tui passionem, quam propter me sustinuit, et mortem matris- ! que eius excellentissimam sanc- titatem atque omnium sancto- rum merita, concede michi pec- catori et omni beneficio tuo indigno, ut te solum diligan:. tuo amore semper perferueam, tuum honorem semper siciam, beneficium passionis tue con- tinue in corde habeam, meam miseriam recognoscam et ab . eupiam. Nichil me afficiat nisi tu, nichil me contristet nisi | culpa. Amen. 9 sey etc. N Überschrift aus dem Kapitelregister steht Daz ander capitel diser lere etc. Br, Das ist das Capitel N, Das ander capitel ist ein gepet zu gott vmb das leydfi zc habfi in der gedechtnusz (BI. 3%) M, II M1, Daz ander Capitel sant B’n Go 11f. erlidn M fehlt M1 durch] auch R die E 18 lip haben] lipplichn N 21 mynen M dy] d’ M leichen M1 25f. und treten R 9 vr durch Go 10 di lydigug M 12f. tretin getilgt vor vbertretund N, übertreffenden M. 15 allen R 22 leydigunge Br 23 meinen N, dein6 M 26 vnd fehlt MR 11 durch] vmb R Go 16 sundern R 17 dich| 19 prinnen M, prynnen musse M 7 Go 22f. stetlichen N, stát- 24 mcin bis 27 müsse fehlt Go 27 mich fehlt N 9* omnibus conculcari et contempni » u = € v o
Buch I Kap. 2: Br seiner lib enezundet werdst. Vnd das schol alezeit dein ste- ' tiges gepete sein: Daz ander capitel ist ein sgepete czu got Ymb dy leidunge in gedecht- nüsse ze haben. Erre, heiliger vater, durch deiner mildickeit willen vnd 10 der leydung deines sones, der durch meinen willen den tod ge- liden hat, vnd durch. der vber- tretenden heilickeit willen seiner muter vnd durch des vordinens 15 willen aller heiligen, vorleich mir sünder vnd vnwirdigen aller deiner guttete, daz ich dich ' allein lip haben müsse vnd yn deiner libe allezeit prynne, das | 20 ich alczeit dein ere begeren vnd : maynen müsse, dy guttete der leydunge deines sones stetick- leichen in meinem herczen haben müsse, mein dürftikeit erkennen 25 müsse vnd von allen lewten vn- dertreten vnd vorsmecht werden wegeren müsse, [810] das mich | 1 werst Br 5 Kap. I2. Text aus Br. Bl. 25" Br, wilrend vor Kap. 2 nur 2 das] dits M R - fehlt Go 19 , amore accendaris. Et hec debet esse tua [116'*] continua oracio semper: II. Oracio ad deum pro passione in memoria ha- benda. OwINE, sancte pater, prop- ter tuam largitatem et filii tui passionem, quam propter me sustinuit, et mortem matris- ! que eius excellentissimam sanc- titatem atque omnium sancto- rum merita, concede michi pec- catori et omni beneficio tuo indigno, ut te solum diligan:. tuo amore semper perferueam, tuum honorem semper siciam, beneficium passionis tue con- tinue in corde habeam, meam miseriam recognoscam et ab . eupiam. Nichil me afficiat nisi tu, nichil me contristet nisi | culpa. Amen. 9 sey etc. N Überschrift aus dem Kapitelregister steht Daz ander capitel diser lere etc. Br, Das ist das Capitel N, Das ander capitel ist ein gepet zu gott vmb das leydfi zc habfi in der gedechtnusz (BI. 3%) M, II M1, Daz ander Capitel sant B’n Go 11f. erlidn M fehlt M1 durch] auch R die E 18 lip haben] lipplichn N 21 mynen M dy] d’ M leichen M1 25f. und treten R 9 vr durch Go 10 di lydigug M 12f. tretin getilgt vor vbertretund N, übertreffenden M. 15 allen R 22 leydigunge Br 23 meinen N, dein6 M 26 vnd fehlt MR 11 durch] vmb R Go 16 sundern R 17 dich| 19 prinnen M, prynnen musse M 7 Go 22f. stetlichen N, stát- 24 mcin bis 27 müsse fehlt Go 27 mich fehlt N 9* omnibus conculcari et contempni » u = € v o
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20 Stachel der Liebe nicht anders czyhen noch rey- czen můsse wenn du, vnd mich anders nicht betrûben môge denn svnden. 5 Daz dritte capitel ist ein betrachtunge, wy der mensch sol mitleidung haben. III. Meditacio vel qualiter debet compati Christo cru- cifixo. ILT du mitleydunge haben 10 mit vnserm gecrewczigten herren Ihesu Cristo, so scholt du czu dem ersten alz vil, alzo du magst, dich doran fleissen, das du ym voraynet werdest mit 15 hicziger lib. Wann ye hiczick- leicher du yn lib hast, y me du mitleydung hast mit seinem hei- ligen leiden, vnd ye me du mit- leidunge mit ym hast, ye me dein 20 begyrung kegen im enczündet wirt. Vnd alzo werden sich mit einander meren lib vnd mit- leidunge, alzo lang bis daz du kvmst czu volkummenheit, es 25 sey denne das es vnderwegen bleib durch deiner tracheit vnd důrftickeit willen. Vnd czu D compaciendum domino Ihesu Christo crucifixo pri- mo studeas, quantum potes, te illi unire per feruentem amorem. Nam quanto feruencius diligis eum, tanto plus compacieris sue passioni. Et quanto plus 10 compacieris, tanto plus erga eum accendetur tuus affectus. Unde sic mutuo se augebunt dileccio et compassio, donec 15 uenias ad perfectum, nisi hoc remanserit propter aliquam tuam miseriam. Et precipue 4 denn] wen M RGo die I czyhen] zem MR noch] und R sunde Amë N, die sunde Go 5 Kap. 13. Text aus Br. Uberschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25° Br, während vor Kap. 3 nur steht Daz dritte capitel Br, Das ist daz dritte capitolum N, Das dritt capitl betrachtüg wie ein mensch sol mitleyden xpo dem gechreuczigtn (Bl. 3"b) M, III MI 10 vnsern N 11 Cristo fleissigen Br 13 dich daran machst M Ihesu Br, Jesu N 15 ye hiczig' M 16f. y me 14 ym] ymer R vorayniget Br bis hast fehlt N 17 mitleiden MIGo 17f. heiligen fehlt M MIR 18f. ye bis hast fehlt M mit im leidung hast R 20 im] dir Br 22 die libe N 26 vnd] oder Go
20 Stachel der Liebe nicht anders czyhen noch rey- czen můsse wenn du, vnd mich anders nicht betrûben môge denn svnden. 5 Daz dritte capitel ist ein betrachtunge, wy der mensch sol mitleidung haben. III. Meditacio vel qualiter debet compati Christo cru- cifixo. ILT du mitleydunge haben 10 mit vnserm gecrewczigten herren Ihesu Cristo, so scholt du czu dem ersten alz vil, alzo du magst, dich doran fleissen, das du ym voraynet werdest mit 15 hicziger lib. Wann ye hiczick- leicher du yn lib hast, y me du mitleydung hast mit seinem hei- ligen leiden, vnd ye me du mit- leidunge mit ym hast, ye me dein 20 begyrung kegen im enczündet wirt. Vnd alzo werden sich mit einander meren lib vnd mit- leidunge, alzo lang bis daz du kvmst czu volkummenheit, es 25 sey denne das es vnderwegen bleib durch deiner tracheit vnd důrftickeit willen. Vnd czu D compaciendum domino Ihesu Christo crucifixo pri- mo studeas, quantum potes, te illi unire per feruentem amorem. Nam quanto feruencius diligis eum, tanto plus compacieris sue passioni. Et quanto plus 10 compacieris, tanto plus erga eum accendetur tuus affectus. Unde sic mutuo se augebunt dileccio et compassio, donec 15 uenias ad perfectum, nisi hoc remanserit propter aliquam tuam miseriam. Et precipue 4 denn] wen M RGo die I czyhen] zem MR noch] und R sunde Amë N, die sunde Go 5 Kap. 13. Text aus Br. Uberschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25° Br, während vor Kap. 3 nur steht Daz dritte capitel Br, Das ist daz dritte capitolum N, Das dritt capitl betrachtüg wie ein mensch sol mitleyden xpo dem gechreuczigtn (Bl. 3"b) M, III MI 10 vnsern N 11 Cristo fleissigen Br 13 dich daran machst M Ihesu Br, Jesu N 15 ye hiczig' M 16f. y me 14 ym] ymer R vorayniget Br bis hast fehlt N 17 mitleiden MIGo 17f. heiligen fehlt M MIR 18f. ye bis hast fehlt M mit im leidung hast R 20 im] dir Br 22 die libe N 26 vnd] oder Go
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Buch I Kap. 3: Br fůrderst scholt du dich fleissen, daz du von dir werfest alle dürstige vormessenheit, misse- trawen vnd vorsawmnüsse. s Wenn yder mensch sol gen czu sólchen edeln wercken demütick- leich, getrewleich vnd stetick- leich vnd mit reynickeit des herczen, so er allermeyst nag. 10 Vnd wy wol daz sey daz den menschen duncket, das er eines sólchen nicht wirdig sey, ydoch so schol er dorvmb nicht abe- lassen, wann Cristus durch der 1» sünder willen gecreWwczigt ist. Dorvmb so solt du czu dem ersten dich ym alzo mit lib voreynen, daz dich duncke, das dein hercz ym, vnd nicht [32"] 20 dir, czugefüget sey. € Vnd wy móchtest du denne seiner wunden nicht entpfinden, ader was leydens hette er, do- mit dein herez nicht begossen 25 worde ? € Dorümb fleiss dich, so du aller mayst magst, daz dein hercz yn yn czumale gee, vnd dich an yn solt du vor nicht so achten vnd dein an yn kein sorge haben. Alle dein sorg schol czu- 1 fürdest Br, foderst N, vodrist M1, vordest Go 5 yder] d' M 11 duncket] zimbt M1 3 dürftige Br, dürstikait M1 7 vnd fehlt Br N wirdig M sey fehlt N, ist MI 21 Vnd] Vnd von notdurft N 28. zu mal in In M du Go 22 wunder N 29 an bis du fehlt Go 31f. schol bis sein] solt dw czemall geben vnd werffen M 21 | studeas abicere omnem pre- sumpcionem, diffidenciam et ne- gligenciam. [116'"] Debet enim homo tam nobile opus aggredi humiliter, confidenter, instanter s et cum quanta potest mundicia cordis. Et quamuis homo uidea- tur sibi indignus et nequam, nichilo minus non desistat, quia ipse pro peccatoribus crucifixus est. Primo igitur sic uniaris amore sibi, ut cor tuum iam sibi, non tibi, uideatur coniunctum. | Quomodotunc non sencieseius vulnera aut quas passiones ha- 15 bebit, que non perfundant cor tuum ? Studeas ergo, quantum potes, ut cor tuum intret in ipsum totaliter, et extra ipsum tan- quam de nullo curabis. Tota 20 2 alle fehlt Br 6 wercken] dingen Br 12 nicht wirdig] vn- 18 dich so N dunckcht M 26 fleissig Br N du fehlt M 30 dein]
Buch I Kap. 3: Br fůrderst scholt du dich fleissen, daz du von dir werfest alle dürstige vormessenheit, misse- trawen vnd vorsawmnüsse. s Wenn yder mensch sol gen czu sólchen edeln wercken demütick- leich, getrewleich vnd stetick- leich vnd mit reynickeit des herczen, so er allermeyst nag. 10 Vnd wy wol daz sey daz den menschen duncket, das er eines sólchen nicht wirdig sey, ydoch so schol er dorvmb nicht abe- lassen, wann Cristus durch der 1» sünder willen gecreWwczigt ist. Dorvmb so solt du czu dem ersten dich ym alzo mit lib voreynen, daz dich duncke, das dein hercz ym, vnd nicht [32"] 20 dir, czugefüget sey. € Vnd wy móchtest du denne seiner wunden nicht entpfinden, ader was leydens hette er, do- mit dein herez nicht begossen 25 worde ? € Dorümb fleiss dich, so du aller mayst magst, daz dein hercz yn yn czumale gee, vnd dich an yn solt du vor nicht so achten vnd dein an yn kein sorge haben. Alle dein sorg schol czu- 1 fürdest Br, foderst N, vodrist M1, vordest Go 5 yder] d' M 11 duncket] zimbt M1 3 dürftige Br, dürstikait M1 7 vnd fehlt Br N wirdig M sey fehlt N, ist MI 21 Vnd] Vnd von notdurft N 28. zu mal in In M du Go 22 wunder N 29 an bis du fehlt Go 31f. schol bis sein] solt dw czemall geben vnd werffen M 21 | studeas abicere omnem pre- sumpcionem, diffidenciam et ne- gligenciam. [116'"] Debet enim homo tam nobile opus aggredi humiliter, confidenter, instanter s et cum quanta potest mundicia cordis. Et quamuis homo uidea- tur sibi indignus et nequam, nichilo minus non desistat, quia ipse pro peccatoribus crucifixus est. Primo igitur sic uniaris amore sibi, ut cor tuum iam sibi, non tibi, uideatur coniunctum. | Quomodotunc non sencieseius vulnera aut quas passiones ha- 15 bebit, que non perfundant cor tuum ? Studeas ergo, quantum potes, ut cor tuum intret in ipsum totaliter, et extra ipsum tan- quam de nullo curabis. Tota 20 2 alle fehlt Br 6 wercken] dingen Br 12 nicht wirdig] vn- 18 dich so N dunckcht M 26 fleissig Br N du fehlt M 30 dein]
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22 male gewant sein auff deinen gepeynigten herren. Wann du pist yo sein, waz du nw pist, vnd schold auch von dir ny- s mande vsser ym nicht erbiten. € Vnd wenn du yn yn alzo gewandelt wirst, so mag ich anders nicht gelawben, denn daz du yo mit seinen wunden 19 vorwundet werdest vnd be- gossen mit den scheltworten, vorspotunge vnd lesterung, dy ym erboten waren. € Wy grozz wunsamckeit vnd 15 Suzzikeit du denn erfolgest, das wirt dich got durch sein barm- herczickeit lassen gewar werden. Wann ich kan dir daz nicht wol mit dem griffel ader mit der 2» federn gelaütern. Vnd ab dich duncket, daz dir dise dinck all- czu hoch sein vnd du dorczu nicht alz wol kvmen mógest, alz du gern weldest, so macht du 25 dich doezu üben yn gróberer weise. Du scholt gedencken, | . agsareris wy groz leidung du hettest, so i du geschunden wordest als sand . Bartholomeus, ader gerôstet : 30 [32"] wůrdest alz sand Lorencz, ader so man dir mit eyseren . 3 nw fehlt N, io Go NGo, ichts M1 erbeiten Go Go denn] wen M Go werdest] v'wundest Go 17 gewar lassen werdn .M 21 dise] alle di Br, di N 22 vnd] daz M Go 20 weise] mas NI cisnem Go 4 auch fehlt Go 7 v'wandelt M 9 ye M MI, fehlt Go vnd auch Go 18 dir fehlt Go 21f. allczu] czu Br, alle zu M MI 23 nicht fehlt N Go 28 geschindet N, gevilt M1 Stachel der Liebe eura tua uertatur in deum do- minum tuum passum. Nam eius es, quidquid es, nec debes alteri aliquid exhibere. Sic transformatus in ipsum 5 non possum credere quin eius vulneribus vulnereris et perfun- daris eius contumelijs, illusioni- bus et obprobrijs. o Tunc quantam iocunditatem. dulcedinem assequaris, dominus per suam misericordiam te faciet experiri. Male enim scirem tibi hoc calamo declarare. Et si tibi hec nimis uidentur alta nec ad hoc bene pertingere potes, sicut uelles, ad hoc exercitare debes modo grossiori. Debes enim cogi- tare, quantam passionem sus- [116"*]tineres, si excoriareris si- 20 cut beatus Bartholomeus aut sicut beatus Lau- rencius aut usque ad ossa carnes - 5 5 ym] in M icht 8 nicht anders 10 vorwundet 12 lest'ungen Go 19 der fehlt Go 25 grober M Go, andern M1 31 eysnen N,
22 male gewant sein auff deinen gepeynigten herren. Wann du pist yo sein, waz du nw pist, vnd schold auch von dir ny- s mande vsser ym nicht erbiten. € Vnd wenn du yn yn alzo gewandelt wirst, so mag ich anders nicht gelawben, denn daz du yo mit seinen wunden 19 vorwundet werdest vnd be- gossen mit den scheltworten, vorspotunge vnd lesterung, dy ym erboten waren. € Wy grozz wunsamckeit vnd 15 Suzzikeit du denn erfolgest, das wirt dich got durch sein barm- herczickeit lassen gewar werden. Wann ich kan dir daz nicht wol mit dem griffel ader mit der 2» federn gelaütern. Vnd ab dich duncket, daz dir dise dinck all- czu hoch sein vnd du dorczu nicht alz wol kvmen mógest, alz du gern weldest, so macht du 25 dich doezu üben yn gróberer weise. Du scholt gedencken, | . agsareris wy groz leidung du hettest, so i du geschunden wordest als sand . Bartholomeus, ader gerôstet : 30 [32"] wůrdest alz sand Lorencz, ader so man dir mit eyseren . 3 nw fehlt N, io Go NGo, ichts M1 erbeiten Go Go denn] wen M Go werdest] v'wundest Go 17 gewar lassen werdn .M 21 dise] alle di Br, di N 22 vnd] daz M Go 20 weise] mas NI cisnem Go 4 auch fehlt Go 7 v'wandelt M 9 ye M MI, fehlt Go vnd auch Go 18 dir fehlt Go 21f. allczu] czu Br, alle zu M MI 23 nicht fehlt N Go 28 geschindet N, gevilt M1 Stachel der Liebe eura tua uertatur in deum do- minum tuum passum. Nam eius es, quidquid es, nec debes alteri aliquid exhibere. Sic transformatus in ipsum 5 non possum credere quin eius vulneribus vulnereris et perfun- daris eius contumelijs, illusioni- bus et obprobrijs. o Tunc quantam iocunditatem. dulcedinem assequaris, dominus per suam misericordiam te faciet experiri. Male enim scirem tibi hoc calamo declarare. Et si tibi hec nimis uidentur alta nec ad hoc bene pertingere potes, sicut uelles, ad hoc exercitare debes modo grossiori. Debes enim cogi- tare, quantam passionem sus- [116"*]tineres, si excoriareris si- 20 cut beatus Bartholomeus aut sicut beatus Lau- rencius aut usque ad ossa carnes - 5 5 ym] in M icht 8 nicht anders 10 vorwundet 12 lest'ungen Go 19 der fehlt Go 25 grober M Go, andern M1 31 eysnen N,
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Buch I Kap. 3: Br 23 krewln dein fleisch abryss bis auff das gebein. Vnd sulche ander pein vnd leidigunge ge- : denck, welche. du wild. s € Vnd wenn du alzo sólche dinck gedenckest vnd dovon : einen grawen entpfest, so ge- denck den, wy vnser herre Ihe- sus Cristus durch dich snóden : 1) sünder vil swerer vnd vnleid- leicher smerczen an dem krewcz geliden hat, wenn du geleyden móchtest yn den egenanten lei- dungen. Dorimb so scholt du 15 denn mit betrachtung vorander- wayten in deinem herczen, wy groz engste vnd marter Cristus . geliden hat, vnd wy groz lib | yn dorezu getwungen hat. :) € Vnd alzo schol dein hercz | in betrachtvnge gereyczet wer- den mit seinen smerczen, so daz mayste gesein mag. € Vnd gleych alz ab du sólche 25 smerczen selber lydest, scholt du gar mit bittern czehern begossen werden. Vnd dopey ist kein ezweifel, sy werden yo gewandelt in grosse süzzickeit. tue dentibus ferreis carperentur. Et alias eciam cogita penas, quas uolueris, et passiones. Et cum ista supra te cogi- tando conceperis horrorem, tunc cogita, quomodo dominus Ihesus Cristus pro te, vilissimo pecca- tore, multo grauiores et intolle- rabiliores sustinuit in cruce do- lores, quam tu sustineres in passionibus supradictis. Tunc ergo rumina in corde tuo, quan- tam sustinuit angustiam et af- fliccionem, et quantus amor ipsum ad hoc induxit. Et sic meditando afficiatur cor tuum illis doloribus, quan- tum potest. Et quasi illos sustineres, ama- rissime lacrimis perfunderis, nec dubium, quod in dulcedinem conuertentur. I crewlein N, krappen M, krampen M1, kroppen Go 2 gobein] pein Br — 2f. sulche bis vnd fehlt Br — 3 pein vnd fehlt M1 5 sólche] peinleich M 7 einen grawen] ein erschreckchfi M, ain rew M1 entpfest] gewiinnen hast M1 9 Cristus fehlt N Go 10f. vn- leidenlichern Go 12 hat] heit N 13 obgenanten M Go, vor- genanten M1 17 angst N 21 gereysset N, betwüngen M1 sulchen N, sólhen M1, solichen Go xps Ihesus M 19 wetwungn M 22 seinem MIGo 24 ab fehlt M 25 so soltu N 26 mit gar Br 27 kein úber dcin N 28 yo fehlt Go -
Buch I Kap. 3: Br 23 krewln dein fleisch abryss bis auff das gebein. Vnd sulche ander pein vnd leidigunge ge- : denck, welche. du wild. s € Vnd wenn du alzo sólche dinck gedenckest vnd dovon : einen grawen entpfest, so ge- denck den, wy vnser herre Ihe- sus Cristus durch dich snóden : 1) sünder vil swerer vnd vnleid- leicher smerczen an dem krewcz geliden hat, wenn du geleyden móchtest yn den egenanten lei- dungen. Dorimb so scholt du 15 denn mit betrachtung vorander- wayten in deinem herczen, wy groz engste vnd marter Cristus . geliden hat, vnd wy groz lib | yn dorezu getwungen hat. :) € Vnd alzo schol dein hercz | in betrachtvnge gereyczet wer- den mit seinen smerczen, so daz mayste gesein mag. € Vnd gleych alz ab du sólche 25 smerczen selber lydest, scholt du gar mit bittern czehern begossen werden. Vnd dopey ist kein ezweifel, sy werden yo gewandelt in grosse süzzickeit. tue dentibus ferreis carperentur. Et alias eciam cogita penas, quas uolueris, et passiones. Et cum ista supra te cogi- tando conceperis horrorem, tunc cogita, quomodo dominus Ihesus Cristus pro te, vilissimo pecca- tore, multo grauiores et intolle- rabiliores sustinuit in cruce do- lores, quam tu sustineres in passionibus supradictis. Tunc ergo rumina in corde tuo, quan- tam sustinuit angustiam et af- fliccionem, et quantus amor ipsum ad hoc induxit. Et sic meditando afficiatur cor tuum illis doloribus, quan- tum potest. Et quasi illos sustineres, ama- rissime lacrimis perfunderis, nec dubium, quod in dulcedinem conuertentur. I crewlein N, krappen M, krampen M1, kroppen Go 2 gobein] pein Br — 2f. sulche bis vnd fehlt Br — 3 pein vnd fehlt M1 5 sólche] peinleich M 7 einen grawen] ein erschreckchfi M, ain rew M1 entpfest] gewiinnen hast M1 9 Cristus fehlt N Go 10f. vn- leidenlichern Go 12 hat] heit N 13 obgenanten M Go, vor- genanten M1 17 angst N 21 gereysset N, betwüngen M1 sulchen N, sólhen M1, solichen Go xps Ihesus M 19 wetwungn M 22 seinem MIGo 24 ab fehlt M 25 so soltu N 26 mit gar Br 27 kein úber dcin N 28 yo fehlt Go -
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24 € Ist aber daz dich dis dinck noch nicht dorezu bringen mag, so macht du es bas vnd noch yn grôberer weize vorsüchen. 5 € Mach dir ein gute geizel, dy dich wol rWre vnd smyreze, vnd : dich, doch nicht vher dy masse, vorsere, vnd geisele dich domit ritterleichauffeinem heymleichen : 10 orte vnd schone deines leibes nicht, alz lang bis daz er über- al mit smerczen wol begossen werde. [337] Vnd wen du nw fülest den selben smerczen, so 15 richt dein gedancken an den : gemarterten Cristum. € Vnd betrachte, wy dein liber prewtigam, deine libe, dy senleiche begyrung deiner seln, 20 der ein frewde ist der engel vnd daz ewig lon aller seligen, dein herre Ihesus Cristus durch dich snóden sunder vnd stinckenden vnflat wolde an seinem heiligen 25 leichnam vnreitleichen vil grosser smerczen leiden. Vnd czweifel doran nicht, dyse leczte püsse ! ist ymmer hyczu gar tógleich. : 1 dich fehlt N 4 grober N Go gaisel M1 do mitterlich N 15 dancken Go Ihesum M fehlt M1 24 wolt M MI Go den] deiné N deine] den M 2 noch fehlt Br M 5 dir] wir N ein8 gutn pesen M, ain guten besem M] 6f. vnd dich] dich vn M 11 daz fehit M entpfindest M, enpfinst M1, enpfehehest (!) Go 18 prewtigan N, brewtigan M1 19 senleiche] sülche BrN, senftlichen Go 28 vnezelleichen Br, vil M1, vnrechtlichen Go 28 hyezu fehlt M1, heiz vfi Go Stachel der Liebo Et 8i adhuc hoc tibi uolueris melius experiri, facias tibi vnum bonum flagel- lum multum afflictiuum et non nimis lesiuum, et in abscondito egregie te flagella, non parcens eorpori, donec bene fuerit per- fusum dolore. Et tune, cum illos sencies dolores, ad Chri- stum passum diri[ll6""]ge co- gitatum. Et meditare, quod dilectus sponsus tuus, amor tuus, desi- derium anime tue, angelorum solacium, beatorum premium. dominus Ihesus pro te, vilissimo stercore, uoluit in suo corpore quasi sine comparacione susti- nere multo intensiores dolores. Et non dubites, quod illud viti- mum remedium multum ualet. 3 vil paz N vnd fehlt N ein peyezeichen die (!) N peitze Go 6 smicz M. 8 sere M 8f.domit ritterleich] 13 nw fehlt Go 14 fülest] woll den]. d' M xpm deiné leibe Go. 16 gekreüezigten Br grossern teglich N M1, tägleich M 5 20 ts
24 € Ist aber daz dich dis dinck noch nicht dorezu bringen mag, so macht du es bas vnd noch yn grôberer weize vorsüchen. 5 € Mach dir ein gute geizel, dy dich wol rWre vnd smyreze, vnd : dich, doch nicht vher dy masse, vorsere, vnd geisele dich domit ritterleichauffeinem heymleichen : 10 orte vnd schone deines leibes nicht, alz lang bis daz er über- al mit smerczen wol begossen werde. [337] Vnd wen du nw fülest den selben smerczen, so 15 richt dein gedancken an den : gemarterten Cristum. € Vnd betrachte, wy dein liber prewtigam, deine libe, dy senleiche begyrung deiner seln, 20 der ein frewde ist der engel vnd daz ewig lon aller seligen, dein herre Ihesus Cristus durch dich snóden sunder vnd stinckenden vnflat wolde an seinem heiligen 25 leichnam vnreitleichen vil grosser smerczen leiden. Vnd czweifel doran nicht, dyse leczte püsse ! ist ymmer hyczu gar tógleich. : 1 dich fehlt N 4 grober N Go gaisel M1 do mitterlich N 15 dancken Go Ihesum M fehlt M1 24 wolt M MI Go den] deiné N deine] den M 2 noch fehlt Br M 5 dir] wir N ein8 gutn pesen M, ain guten besem M] 6f. vnd dich] dich vn M 11 daz fehit M entpfindest M, enpfinst M1, enpfehehest (!) Go 18 prewtigan N, brewtigan M1 19 senleiche] sülche BrN, senftlichen Go 28 vnezelleichen Br, vil M1, vnrechtlichen Go 28 hyezu fehlt M1, heiz vfi Go Stachel der Liebo Et 8i adhuc hoc tibi uolueris melius experiri, facias tibi vnum bonum flagel- lum multum afflictiuum et non nimis lesiuum, et in abscondito egregie te flagella, non parcens eorpori, donec bene fuerit per- fusum dolore. Et tune, cum illos sencies dolores, ad Chri- stum passum diri[ll6""]ge co- gitatum. Et meditare, quod dilectus sponsus tuus, amor tuus, desi- derium anime tue, angelorum solacium, beatorum premium. dominus Ihesus pro te, vilissimo stercore, uoluit in suo corpore quasi sine comparacione susti- nere multo intensiores dolores. Et non dubites, quod illud viti- mum remedium multum ualet. 3 vil paz N vnd fehlt N ein peyezeichen die (!) N peitze Go 6 smicz M. 8 sere M 8f.domit ritterleich] 13 nw fehlt Go 14 fülest] woll den]. d' M xpm deiné leibe Go. 16 gekreüezigten Br grossern teglich N M1, tägleich M 5 20 ts
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Buch I Kap. 3: Br 25 Wann in leidunge so lernet ein ; quia per passiones addiscit homo mensch mitleidunge czu haben mit eim andern leidenden men- : schen. Vnd czu allen dysen 5 dingen soltu dein gepet tun vnd deinen herren Ihesum Cri- stum stetickleichen piten, daz er dein gemute vorwunde mit seinen wunden. € Vnd richt auch alczeit dei- nes herezen begyrung vnd an- gesichte auff sein wunden vnd leydunge, vnd auff dy rede das du mit Yberiger drozzung czu 1;leezte von seiner milden güte erwerbest, daz du meynest. € Vnd ab dich nw alle dyse dinck yo nicht helfen wider dy hertickeit deines herczen, so ? schol dir vor dir selben grawen alz vor einem stynckenden vn- flate. Vnd webeyne dich pitter- leich vnd sprich: Wy lang wil doch dy posheit meines herczen 5 [33"] widersten meinem gepey- nigten herren? Sein wunden haben dy gewalt dez teüfels Vberwunden vnd dy gift vnsers ersten vaters. Sy haben auch 30 ezubrochen dy pforten der hel- len vnd dy tóre des paradises auffgetan. ^ Vnd noch ist dy 10 posheit meines herezen so grozz, ! lleiden M1Go so fehlt M 6f. Cristum Ihesum Br N 14 dreszung M, lieb M1, betrubung Go was M Go meynest fehlt Go 18 yo fehlt Go 20 selber vor dir Go den N 25 widersten bis 33 hercezen fehlt N 3 and'n leyde den N mitleidendé Go 8 vorwundet N M1 compati pacienti. Ad hec om- nia addas oracionem, et quasi continue depreceris dominum Ihesum Christum, ut suis vul- 5 neribus vulneret mentem tuam. Et ad ipsas passiones et vul- nera dirige cordis tui animum et oculos, ut a& sua largitate tandem nimia inportunitate 10 inpetres, quod intendis. Et si hec non ualent tibi con- tra duriciam cordis tui, te tan- quam stereus &bhorrens plora amare et dicas: Vsquequo cor- 15 dis mei nequicia preualebit ad- uersus dominum meum pas- sum? Cuius vulnera vicerunt dyaboli potenciam, superauerunt primi parentis ueneficia, con- 0 fregerunt portas inferni et ape- ruerunt portas paradisi. Et in tantum habundat malicia cordis 13 vnd fehlt N Go 18 von] in N 16 daz] 17 dyse fehlt N Go, die MI vor] für Br, ab M1 dir | 28 dy] den M
Buch I Kap. 3: Br 25 Wann in leidunge so lernet ein ; quia per passiones addiscit homo mensch mitleidunge czu haben mit eim andern leidenden men- : schen. Vnd czu allen dysen 5 dingen soltu dein gepet tun vnd deinen herren Ihesum Cri- stum stetickleichen piten, daz er dein gemute vorwunde mit seinen wunden. € Vnd richt auch alczeit dei- nes herezen begyrung vnd an- gesichte auff sein wunden vnd leydunge, vnd auff dy rede das du mit Yberiger drozzung czu 1;leezte von seiner milden güte erwerbest, daz du meynest. € Vnd ab dich nw alle dyse dinck yo nicht helfen wider dy hertickeit deines herczen, so ? schol dir vor dir selben grawen alz vor einem stynckenden vn- flate. Vnd webeyne dich pitter- leich vnd sprich: Wy lang wil doch dy posheit meines herczen 5 [33"] widersten meinem gepey- nigten herren? Sein wunden haben dy gewalt dez teüfels Vberwunden vnd dy gift vnsers ersten vaters. Sy haben auch 30 ezubrochen dy pforten der hel- len vnd dy tóre des paradises auffgetan. ^ Vnd noch ist dy 10 posheit meines herezen so grozz, ! lleiden M1Go so fehlt M 6f. Cristum Ihesum Br N 14 dreszung M, lieb M1, betrubung Go was M Go meynest fehlt Go 18 yo fehlt Go 20 selber vor dir Go den N 25 widersten bis 33 hercezen fehlt N 3 and'n leyde den N mitleidendé Go 8 vorwundet N M1 compati pacienti. Ad hec om- nia addas oracionem, et quasi continue depreceris dominum Ihesum Christum, ut suis vul- 5 neribus vulneret mentem tuam. Et ad ipsas passiones et vul- nera dirige cordis tui animum et oculos, ut a& sua largitate tandem nimia inportunitate 10 inpetres, quod intendis. Et si hec non ualent tibi con- tra duriciam cordis tui, te tan- quam stereus &bhorrens plora amare et dicas: Vsquequo cor- 15 dis mei nequicia preualebit ad- uersus dominum meum pas- sum? Cuius vulnera vicerunt dyaboli potenciam, superauerunt primi parentis ueneficia, con- 0 fregerunt portas inferni et ape- ruerunt portas paradisi. Et in tantum habundat malicia cordis 13 vnd fehlt N Go 18 von] in N 16 daz] 17 dyse fehlt N Go, die MI vor] für Br, ab M1 dir | 28 dy] den M
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26 das es nicht kan erweichet wer- den von so gar ůbertretender gůte. € Vnd waz ist doch snóder 5 wenn ich, vnd waz ist grósser denn dy schalckheyt meines herczen ! € Waffen! was schol ich doch tun, seynt ich so sich pin vnd - 10 nicht entpfahen kan dy yrczney der leydunge meines herren ? C Dorýmb so schóllen mein augen nicht auffhóren czu way- nen, bis daz dy menge meiner 15 ezeher erweichen mógen dy her- tikeit meines herczen. € Waffen! waffen! wo entgee ich, herre, deinem geiste, daz ist deinem czorn vnd vngena- 2 den? Adir waz schol ich tun, seynt ich nicht vynden kan das leben meiner selen ' vnd nicht ' entpfinden mag der hohen er- gissung der gótleichen güte, dy ' 25 mir erboten ist? Werleich, ich wil dorvmb siczen in dem styn- ckenden misthewselein vnd wil den ayter vnd vnflat meines gemütes mit einem schirben 30 abschaben. 1 es] ich Go M1 3 guteto Br schalckheyt] selikait Go &ufhoren M waicken M1 17 wohin M1 18 herre fehlt M1 irgeisunge Go 24 guttete Br schimpfheuslein M, mist M1, schimpfhewflein Go fehlt M 29 schirben] scherm M Stachel der Liebe mei, ut non deuincatur a tam excellen[117'*]tissima bonitate! Quid ergo me nequius et quid maius nequicia cordis mei? Heu michi, quid faciam, qui tam infirmus passionis domini nostri Ihesu Christi nequeo reci- pere medicinam ? Non cessent oculi mei ex ploratu, donec lacrimarum ha- bundancia emolliat duriciam cordis mei. Heu, heu, quo ibo a spiritu tuo? Quid faciam, ex quo anime mee nescio uitam inuenire et erga me summam diffusionem diuine clemencie non valeo de- gustare ? Sedebo in sterquilinio et mentis mee saniem testa radam. 2 überswenckiger Br, vbertretende N. Vberflü<siger 6 wenn] den N, dann M1 8 doch] nü N 14 menge] meynüge Go engee M Br, enphleuch M1, engen Go 23 ervinden M 6 denn] wan Go 13f. ze wainë nicht 15 erweicken N, er- 23f. erezeigüg M, erzney MI, 26f. stinckchendem M 27 atel vn 28 ayter vnd 30 abschaben vii abstreichen Go
26 das es nicht kan erweichet wer- den von so gar ůbertretender gůte. € Vnd waz ist doch snóder 5 wenn ich, vnd waz ist grósser denn dy schalckheyt meines herczen ! € Waffen! was schol ich doch tun, seynt ich so sich pin vnd - 10 nicht entpfahen kan dy yrczney der leydunge meines herren ? C Dorýmb so schóllen mein augen nicht auffhóren czu way- nen, bis daz dy menge meiner 15 ezeher erweichen mógen dy her- tikeit meines herczen. € Waffen! waffen! wo entgee ich, herre, deinem geiste, daz ist deinem czorn vnd vngena- 2 den? Adir waz schol ich tun, seynt ich nicht vynden kan das leben meiner selen ' vnd nicht ' entpfinden mag der hohen er- gissung der gótleichen güte, dy ' 25 mir erboten ist? Werleich, ich wil dorvmb siczen in dem styn- ckenden misthewselein vnd wil den ayter vnd vnflat meines gemütes mit einem schirben 30 abschaben. 1 es] ich Go M1 3 guteto Br schalckheyt] selikait Go &ufhoren M waicken M1 17 wohin M1 18 herre fehlt M1 irgeisunge Go 24 guttete Br schimpfheuslein M, mist M1, schimpfhewflein Go fehlt M 29 schirben] scherm M Stachel der Liebe mei, ut non deuincatur a tam excellen[117'*]tissima bonitate! Quid ergo me nequius et quid maius nequicia cordis mei? Heu michi, quid faciam, qui tam infirmus passionis domini nostri Ihesu Christi nequeo reci- pere medicinam ? Non cessent oculi mei ex ploratu, donec lacrimarum ha- bundancia emolliat duriciam cordis mei. Heu, heu, quo ibo a spiritu tuo? Quid faciam, ex quo anime mee nescio uitam inuenire et erga me summam diffusionem diuine clemencie non valeo de- gustare ? Sedebo in sterquilinio et mentis mee saniem testa radam. 2 überswenckiger Br, vbertretende N. Vberflü<siger 6 wenn] den N, dann M1 8 doch] nü N 14 menge] meynüge Go engee M Br, enphleuch M1, engen Go 23 ervinden M 6 denn] wan Go 13f. ze wainë nicht 15 erweicken N, er- 23f. erezeigüg M, erzney MI, 26f. stinckchendem M 27 atel vn 28 ayter vnd 30 abschaben vii abstreichen Go
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Buch I Kap. 3: Br 27 C Ich wil mich fürbasme mere kweln vnd peynigen vnd wil mein keines schonen, alz lang piz daz ich in meiner leydunge 5 vinden mûge meinen gepeinig- ten herren. C Es ist, werleich, wunder, wy ein [34] mensch gedult yn ym selben gehaben môge, wenn 10 er sichet so grosse schalcheyt seines herczen. O du pôses vnd tewfelysches herez! Wy lange widerstest du der grossen mildi- keyt deines herren ? Worvmb 15 hast du doch mer lust in den wunden der sünden den in den wunden Ihesu Cristi ? Worum hast du me mitleidung vmb ein clein vorseren deines füsses 20 wenn ýmb den so gar swern tod deines herren vnd vmb den zo grossen smerczen Cristi, deines haubtes, der das leben ist deiner seln? 25 C O du mensche, wo ist doch grosser vnselde vnd vnsinni- ckeyt ? Ader duncket dich nicht, daz du den me liphabest, mit 3o dem du me mitleidunge hast in smerczen? Vnd du hast yo me mitleidung vmb ein klein vor- serung deines fusses wenn vmb Affligam me de cetero, nec aliquatenus michi parcam, donec per afflicciones inueniam domi- num afflictum. Mirum est, certe, quomodo 5 homo habere potest pacienciam in se ipso, uidens tantam ne- quiciam cordis sui! O pessimum cor, ymmo dyabolicum! Vsque- quo resistis largitati immense ? 10 Quare magis delectaris in vul- neribus peccati quam in vulne- ribus Ihesu Christi ? Quare magis conpateris parue puncture pedis tui quam gra[117 hjuissime morti 15 domini tui et intentissimo dolori capitis, anime uite tue, Christi? Ubi maior imbecillitas et in- sania? Nonne tibi uidetur, quod il- 20 lum plus diligis, cui plus conpa- teris in dolore? Plus condoles tibi in parua affliccione pedis tui quam domino tuo in magna an- gustia et dolore ? 3 kain schamüg haben MI schones N keines] nicht Go 10 so fehlt Go 11 vnd du Br, fehlt Go 13 widerstu dich N, uerschmestu MI, darbestu Go der] die MI 16 den in] wan in Go 17 Cristi Ihesu BrN 19 clain wetagen MI, klaine v’serunge Go 20 gar 21 denn N so gar MI Go 22 xp. fehlt M groszen sweren N ihesu M 25 du fehlt M 31 yo fehlt MIGo 32 ein fehlt N
Buch I Kap. 3: Br 27 C Ich wil mich fürbasme mere kweln vnd peynigen vnd wil mein keines schonen, alz lang piz daz ich in meiner leydunge 5 vinden mûge meinen gepeinig- ten herren. C Es ist, werleich, wunder, wy ein [34] mensch gedult yn ym selben gehaben môge, wenn 10 er sichet so grosse schalcheyt seines herczen. O du pôses vnd tewfelysches herez! Wy lange widerstest du der grossen mildi- keyt deines herren ? Worvmb 15 hast du doch mer lust in den wunden der sünden den in den wunden Ihesu Cristi ? Worum hast du me mitleidung vmb ein clein vorseren deines füsses 20 wenn ýmb den so gar swern tod deines herren vnd vmb den zo grossen smerczen Cristi, deines haubtes, der das leben ist deiner seln? 25 C O du mensche, wo ist doch grosser vnselde vnd vnsinni- ckeyt ? Ader duncket dich nicht, daz du den me liphabest, mit 3o dem du me mitleidunge hast in smerczen? Vnd du hast yo me mitleidung vmb ein klein vor- serung deines fusses wenn vmb Affligam me de cetero, nec aliquatenus michi parcam, donec per afflicciones inueniam domi- num afflictum. Mirum est, certe, quomodo 5 homo habere potest pacienciam in se ipso, uidens tantam ne- quiciam cordis sui! O pessimum cor, ymmo dyabolicum! Vsque- quo resistis largitati immense ? 10 Quare magis delectaris in vul- neribus peccati quam in vulne- ribus Ihesu Christi ? Quare magis conpateris parue puncture pedis tui quam gra[117 hjuissime morti 15 domini tui et intentissimo dolori capitis, anime uite tue, Christi? Ubi maior imbecillitas et in- sania? Nonne tibi uidetur, quod il- 20 lum plus diligis, cui plus conpa- teris in dolore? Plus condoles tibi in parua affliccione pedis tui quam domino tuo in magna an- gustia et dolore ? 3 kain schamüg haben MI schones N keines] nicht Go 10 so fehlt Go 11 vnd du Br, fehlt Go 13 widerstu dich N, uerschmestu MI, darbestu Go der] die MI 16 den in] wan in Go 17 Cristi Ihesu BrN 19 clain wetagen MI, klaine v’serunge Go 20 gar 21 denn N so gar MI Go 22 xp. fehlt M groszen sweren N ihesu M 25 du fehlt M 31 yo fehlt MIGo 32 ein fehlt N
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28 Stachel der Liebe dy gar grossen engsten vnd lei- dunge deines herren ? “ O du grosse plintheit! O du mensche, der du pôzer pist wenn 5dy giftige slange, dy doch in yr leydung den ganczen leib darstrecket durch mitleidung ires heübtes! Aber werleichen, es scheinet wol, daz wir alz dy 10 fawlen glider von vnserm heübte Cristo abgesnyten sein, synt daz er vorwundet ist vnd wir seiner wunden nicht entpfinden. Waffen vnd we mir, liber 15 herre! Worczu hast du mich doch geschaffen, synt ich dir nicht schol czugefûgt sein ? Pin ich dir aber czugefügt, worum pin ich denn nicht mit sampt dir 20 vorwundet? Herre, du pist [34'] durch meinen willen vor- wundet, nicht durch deinen wil- len. Vnd du tregist wunden vnd ich nicht. Waz ist doch das ? 25 Ich scholde yo leiden, nicht du. Wann ich pin es, der do ge- sündiget hat vnd der do pôsleich getan hat. Aber du vnschuldiges lamp, was hast du doch übels O cecitas inmensa, serpente deterior, qui in affliccione con- paciendo capiti totum corpus suum flagello exponit! Sed certe, uidetur, quod tanquam membra putrida a capite nostro Cristo excisi sumus, quia ipso vulnerato eius vulnera non sen- timus. Heu, heu, domine mi, quare 10 me fecisti, si tibi non debeo esse coniunctus? Aut si tibi sum coniunctus, quare non sum te- cum pro me pariter vulneratus ? Domine, pro me vulneratus es. 15 non pro te. Et tu vulnera por- tas, et non ego. Quid est hoc ? Ego debeo pati, non tu. Quia ego sum, qui peccaui. Ego sum. qui inique egi. Sed tu, qui es 20 agnus innocens, quid fecisti? 5 If. dy bis herren] das so gar graws angstleich leiden deins herre vnd deins gots vnd dein herez wirt gar ein clains zu im kert oder etwan gar nichez MI angst N leidigunge Br 2 h’rrn zu dem dein h'rez nicht oder gar wenick wirt genaigM 3 grosseu N 6 iren leip ganez Go leichnam MI 7 mitleydüg willn M 9 es] em Go wol fehlt N 11 Cristo Ihesu Br N 14f. mein allerliebster herr MI, herre meiner Go 16 weschaffen N, geschepfet M Go, beschaffen MI 17 zu gefugt sol NM 17f. wen ich der aber zü gefuget wirde Go 18 aber] dann MI 19 nicht fehlt M 22 vnd nicht N MI 24 daz. daz Go 25 yo fehlt MIGo 26 do] der Br, fehlt M 27f. vnd bis hat fehlt Go do fehlt MI der do fehlt M 29 übel Br
28 Stachel der Liebe dy gar grossen engsten vnd lei- dunge deines herren ? “ O du grosse plintheit! O du mensche, der du pôzer pist wenn 5dy giftige slange, dy doch in yr leydung den ganczen leib darstrecket durch mitleidung ires heübtes! Aber werleichen, es scheinet wol, daz wir alz dy 10 fawlen glider von vnserm heübte Cristo abgesnyten sein, synt daz er vorwundet ist vnd wir seiner wunden nicht entpfinden. Waffen vnd we mir, liber 15 herre! Worczu hast du mich doch geschaffen, synt ich dir nicht schol czugefûgt sein ? Pin ich dir aber czugefügt, worum pin ich denn nicht mit sampt dir 20 vorwundet? Herre, du pist [34'] durch meinen willen vor- wundet, nicht durch deinen wil- len. Vnd du tregist wunden vnd ich nicht. Waz ist doch das ? 25 Ich scholde yo leiden, nicht du. Wann ich pin es, der do ge- sündiget hat vnd der do pôsleich getan hat. Aber du vnschuldiges lamp, was hast du doch übels O cecitas inmensa, serpente deterior, qui in affliccione con- paciendo capiti totum corpus suum flagello exponit! Sed certe, uidetur, quod tanquam membra putrida a capite nostro Cristo excisi sumus, quia ipso vulnerato eius vulnera non sen- timus. Heu, heu, domine mi, quare 10 me fecisti, si tibi non debeo esse coniunctus? Aut si tibi sum coniunctus, quare non sum te- cum pro me pariter vulneratus ? Domine, pro me vulneratus es. 15 non pro te. Et tu vulnera por- tas, et non ego. Quid est hoc ? Ego debeo pati, non tu. Quia ego sum, qui peccaui. Ego sum. qui inique egi. Sed tu, qui es 20 agnus innocens, quid fecisti? 5 If. dy bis herren] das so gar graws angstleich leiden deins herre vnd deins gots vnd dein herez wirt gar ein clains zu im kert oder etwan gar nichez MI angst N leidigunge Br 2 h’rrn zu dem dein h'rez nicht oder gar wenick wirt genaigM 3 grosseu N 6 iren leip ganez Go leichnam MI 7 mitleydüg willn M 9 es] em Go wol fehlt N 11 Cristo Ihesu Br N 14f. mein allerliebster herr MI, herre meiner Go 16 weschaffen N, geschepfet M Go, beschaffen MI 17 zu gefugt sol NM 17f. wen ich der aber zü gefuget wirde Go 18 aber] dann MI 19 nicht fehlt M 22 vnd nicht N MI 24 daz. daz Go 25 yo fehlt MIGo 26 do] der Br, fehlt M 27f. vnd bis hat fehlt Go do fehlt MI der do fehlt M 29 übel Br
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Buch I Kap. 3: Br 29 getan ? Nichtesnicht. Ich pyte dich, daz dise wunden yn mich gekart werden vnd in das haws meines vaters. Gib vns, herre, gib vns wider vnser wunden, daz du, vnschuldiger, ycht schul- dig erscheynest, so du beheldest dy fremden wunden! Ader vor- wunde doch mitsampt dir vnser 10 herczen! Sich czu, ich wil ster- ben, du vorwundest denn mein gemûte. Ist aber daz czumole alle dise dinck dich nicht helfen, so 15 dencke, dastu durch deiner gros- sen sûnden willen vnwirdig pist so edler guttete. Vnd du scholt dich fürbas mer nicht für einen menschen haben, sünder fûr ein 20 vnvornunftiges tyre, vnd dein wanunge schol sein mit dem wilde, wann du vnwirdig pist der geselschaft der engel. Wir- dest du dich denn sere demûti- 25 gen, leichte wirt got ansechen dy demůtikeyt deiner seln, der do ansach dy demutickeyt sei- ner dirnen, vnd wirt dir geben ein newes hercze, daz du erken- Vertantur, obsecro, hec vulnera in me et in domum patris mei. Redde nobis, domine, redde vul- nera nostra, ne, qui in[117va]no- cens es, nocens appareas reti- nens vulnera aliena. Aut sal- tem tecum convulnera corda no- stra. En, mori uolo, nisi vul- neres mentem meam. Si hec omnia non ualuerint 10 tibi, tam nobilissimo beneficio es indignus. Et de cetero non reputes te hominem, sed be- stiam, et cum feris sit habitacio tua, quia indignus es consorcio 15 angelorum. Forte, si multum te humilia- ueris, ille, qui respexit humili- tatem ancille sue, respiciet humilitatem anime tue et da. 20 bit tibi cor nouum, ut cognos- 5 . .. . 6 nicht N, nichez MI 8 dy fehlt N 10 hercze vnd mein gemůte Br 12 gemute, dann Zusatz Mir grawt vn scheuczt ab meinë h'rezn ich sech dan dar In meinë v’wunttn h’rri vnd hailer d’ also genagelt ist durch meinë willn on das chreütz. Her v’wund mein h’rez mit dir od’ gib urlaub das mein h’rez durchstochn werd mit einë leipleichn swertt. Wan ich wil nicht lebn vnu’wüdet nu ich dich siech v’wundet M 13 das dich M 18 mer fehlt Br N, davor 14 dich fehlt M 15 gedenckch M getilgt einen menschen haben Go 21f. den wilden M 22 vnwirdig 24 denn dich N denn fehlt Br MI vnv'nufftig N 26 deiner seln fehlt M 29 newes fehlt M
Buch I Kap. 3: Br 29 getan ? Nichtesnicht. Ich pyte dich, daz dise wunden yn mich gekart werden vnd in das haws meines vaters. Gib vns, herre, gib vns wider vnser wunden, daz du, vnschuldiger, ycht schul- dig erscheynest, so du beheldest dy fremden wunden! Ader vor- wunde doch mitsampt dir vnser 10 herczen! Sich czu, ich wil ster- ben, du vorwundest denn mein gemûte. Ist aber daz czumole alle dise dinck dich nicht helfen, so 15 dencke, dastu durch deiner gros- sen sûnden willen vnwirdig pist so edler guttete. Vnd du scholt dich fürbas mer nicht für einen menschen haben, sünder fûr ein 20 vnvornunftiges tyre, vnd dein wanunge schol sein mit dem wilde, wann du vnwirdig pist der geselschaft der engel. Wir- dest du dich denn sere demûti- 25 gen, leichte wirt got ansechen dy demůtikeyt deiner seln, der do ansach dy demutickeyt sei- ner dirnen, vnd wirt dir geben ein newes hercze, daz du erken- Vertantur, obsecro, hec vulnera in me et in domum patris mei. Redde nobis, domine, redde vul- nera nostra, ne, qui in[117va]no- cens es, nocens appareas reti- nens vulnera aliena. Aut sal- tem tecum convulnera corda no- stra. En, mori uolo, nisi vul- neres mentem meam. Si hec omnia non ualuerint 10 tibi, tam nobilissimo beneficio es indignus. Et de cetero non reputes te hominem, sed be- stiam, et cum feris sit habitacio tua, quia indignus es consorcio 15 angelorum. Forte, si multum te humilia- ueris, ille, qui respexit humili- tatem ancille sue, respiciet humilitatem anime tue et da. 20 bit tibi cor nouum, ut cognos- 5 . .. . 6 nicht N, nichez MI 8 dy fehlt N 10 hercze vnd mein gemůte Br 12 gemute, dann Zusatz Mir grawt vn scheuczt ab meinë h'rezn ich sech dan dar In meinë v’wunttn h’rri vnd hailer d’ also genagelt ist durch meinë willn on das chreütz. Her v’wund mein h’rez mit dir od’ gib urlaub das mein h’rez durchstochn werd mit einë leipleichn swertt. Wan ich wil nicht lebn vnu’wüdet nu ich dich siech v’wundet M 13 das dich M 18 mer fehlt Br N, davor 14 dich fehlt M 15 gedenckch M getilgt einen menschen haben Go 21f. den wilden M 22 vnwirdig 24 denn dich N denn fehlt Br MI vnv'nufftig N 26 deiner seln fehlt M 29 newes fehlt M
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1 2 0 e = = ts = 30 nest, daz er geliden hat. Aber wenn wirt daz sein, liber herre ? Vorczyhen ist mir der tod, vnd ist daz du lange peitest, so werde ich leicht czulassen vor senvnge, vnd czu leezte [35%] in so wei- chem dinge mügen dy wunden nicht eingedrückt werden. Wan mein sele, herre, hebit yczund an czu süchten vnd wirt alz czu nichte, seint daz si begert von deinen wunden getrdstet werden. O herre, wo ist dein weisheit ? Ader weist du nicht, daz sy alzo czu nichte werde ? Dorvmb pit ich dich: Vorczeńch nicht lenger mich czu vorwun- den, daz du ycht mit dem vor- czihen vorliesest, den du mit dei- nem plute erłóst hast. € Lauff, liber her, lauff vnd vorwunde mich! Wann ist daz du peitest, so vindest du leichte von mir nichtes me. Aber waf- fen vnd we mir! Wy gar snód pin ich worden! Wenn es er- scheinet wol, daz mich der has- set, der dach dy vynde lib hat. 1 das daz Br N h'r wen wirt das sein M N, verserunge Go 9 herre fehit Br N Go seüfezen Go reckt als M 15 ist] wirt MI Go vmb so M nicht N, nicht M1 | Stachel der Liebe cas eum passum. Sed quando. domine, erit hoc? Differre michi mors est, et si multum expectaueris, forte desiderio li- quescam et in postmodum in liquido vulnera permanencia in- primi non ualebunt. Nam anima mea, domine, iam incipit lan- guere et quasi ad nichilum redi- gor, desiderans tuis vulneribus consolari. O domine, ubi est sapiencia tua ? An ignoras, quod melius est te habere creaturam ! vulneratam quam ad nichilum daz es wol pesser ist, daz du dein : creatur vorwundet habst, den ' erliden Br Go 5 zerfliessen M, zergen M1 6f. wcichen dingen N M Go, woiche ding M1 yezund fehlt M 11 nichtesnicht Br du fehlt Go 19 mich nicht leng' M redactam ? Non ergo, queso, me differas vulnerare, ne dila- cione amittas, quem tuo san- guine redemisti. Curre, curre, domine Ihesu. eurre et vulnera me, quia for- : tasse nichil de me invenies, si exspectas. Sed heu michi! Quam vilis factus sum! Quia videtur eciam, quod deus, qui inimicos diligit, me odiat. Nunquid ergo hat fehlt Go 1f. Aber lieb vor sewmuge 10 «ochň M, sicché M1, scint. fehlt Br 16 den] weń M Go 18 Dar- 26 von Jvor N nichtez 27 we mir] nür we N, we MI a ©
1 2 0 e = = ts = 30 nest, daz er geliden hat. Aber wenn wirt daz sein, liber herre ? Vorczyhen ist mir der tod, vnd ist daz du lange peitest, so werde ich leicht czulassen vor senvnge, vnd czu leezte [35%] in so wei- chem dinge mügen dy wunden nicht eingedrückt werden. Wan mein sele, herre, hebit yczund an czu süchten vnd wirt alz czu nichte, seint daz si begert von deinen wunden getrdstet werden. O herre, wo ist dein weisheit ? Ader weist du nicht, daz sy alzo czu nichte werde ? Dorvmb pit ich dich: Vorczeńch nicht lenger mich czu vorwun- den, daz du ycht mit dem vor- czihen vorliesest, den du mit dei- nem plute erłóst hast. € Lauff, liber her, lauff vnd vorwunde mich! Wann ist daz du peitest, so vindest du leichte von mir nichtes me. Aber waf- fen vnd we mir! Wy gar snód pin ich worden! Wenn es er- scheinet wol, daz mich der has- set, der dach dy vynde lib hat. 1 das daz Br N h'r wen wirt das sein M N, verserunge Go 9 herre fehit Br N Go seüfezen Go reckt als M 15 ist] wirt MI Go vmb so M nicht N, nicht M1 | Stachel der Liebe cas eum passum. Sed quando. domine, erit hoc? Differre michi mors est, et si multum expectaueris, forte desiderio li- quescam et in postmodum in liquido vulnera permanencia in- primi non ualebunt. Nam anima mea, domine, iam incipit lan- guere et quasi ad nichilum redi- gor, desiderans tuis vulneribus consolari. O domine, ubi est sapiencia tua ? An ignoras, quod melius est te habere creaturam ! vulneratam quam ad nichilum daz es wol pesser ist, daz du dein : creatur vorwundet habst, den ' erliden Br Go 5 zerfliessen M, zergen M1 6f. wcichen dingen N M Go, woiche ding M1 yezund fehlt M 11 nichtesnicht Br du fehlt Go 19 mich nicht leng' M redactam ? Non ergo, queso, me differas vulnerare, ne dila- cione amittas, quem tuo san- guine redemisti. Curre, curre, domine Ihesu. eurre et vulnera me, quia for- : tasse nichil de me invenies, si exspectas. Sed heu michi! Quam vilis factus sum! Quia videtur eciam, quod deus, qui inimicos diligit, me odiat. Nunquid ergo hat fehlt Go 1f. Aber lieb vor sewmuge 10 «ochň M, sicché M1, scint. fehlt Br 16 den] weń M Go 18 Dar- 26 von Jvor N nichtez 27 we mir] nür we N, we MI a ©
Strana 31
Buch I Kap. 3: Br Ader man sag mir: Pin ich noch erger vnd mere wenn ein veynt ? Wan er wolde yo dortmb tót- leichen werden vorwundet, daz 5 er dy vinde erlöst. Vnd ich pin nw hinfellig, vnd er wil mir nicht erczneyen. € Dorvimb, liber her, ich pite ; nicht, daz du für mich aber ' 1€ anderweid vorwundet werdest, sinder daz du mir alz einem toten dein wunden czufügest, so werde ich wider lebende. € Liber her, du woldest doch ' 15 gestaten, daz ein eysen, daz sin ' vnsynleich creatur ist, in deinen : [35"] leichnam ginge vnd dich vorwundet. Vnd wild nicht vor- | hengen, daz ich als ein vor- 20 nûftige creatur gee in dy alreit ' gemachten wunden ? € Vnd waz ist doch das? Ist | nw mein hercz herter vnd erger : den kein eysen? Ader wenest 25 du, daz es grwfreisleicher sey ? Vnd was schadet dir doch mein . grwfreislichkeit, ab ich in deine wunden gee, synt daz du doch : fürbasme vnleidleich pist ? 1 man fehlt Go 2 wenn] den M werdń N Go vorwundet fehlt M1 ercznen M1 9 aber fehlt M 15 staten M 16 vnentphintlcich M nüftige N fehlt Go hirter Br Br Go 28 doch fehlt N 20 die alrote N, die werait M, dcin albereit Go 24 den] wenn N M Go licher N, grausamleicher M M1, fraislicher Go N, grausamlichait M, grawsamkait M1, fraislichenkait Go 31 | plus quam inimicus factus sum ? | Nam ut inimicos redimeret, vo- | luit letaliter vulnerari. Et ego I deficio, et non videtur curare. Non peto, ut pro me amplius vulnereris, sed ut michi quasi : mortuo [117""] applices tua vul- ; nera, et reuiuam. Domine, ferrum, creaturam insensibilem, uoluisti tuum cor- pus vulnerando intrare. Et me, | creaturam racionabilem, intrarc | per iam facta vulnera non per- i mittis ? | I | Quid est hoc? Nunquid cor meum durius est et vilius est | omni ferro? An cogitas, quod , erudelius est? Sed quid tibi mea crudelitas oberit, si in- trauero, cum ammodo sis in- passibilis ? 3f. totleich darüb M — 4 v'wündet 7 ercztey gebfi N, ercztñ M, 13 lebendig N, lebentig M 18 woltz N 19f. vnver- 23 nw 25 grawfreisz- 27 grawfreiszlichkeit deinen m 5
Buch I Kap. 3: Br Ader man sag mir: Pin ich noch erger vnd mere wenn ein veynt ? Wan er wolde yo dortmb tót- leichen werden vorwundet, daz 5 er dy vinde erlöst. Vnd ich pin nw hinfellig, vnd er wil mir nicht erczneyen. € Dorvimb, liber her, ich pite ; nicht, daz du für mich aber ' 1€ anderweid vorwundet werdest, sinder daz du mir alz einem toten dein wunden czufügest, so werde ich wider lebende. € Liber her, du woldest doch ' 15 gestaten, daz ein eysen, daz sin ' vnsynleich creatur ist, in deinen : [35"] leichnam ginge vnd dich vorwundet. Vnd wild nicht vor- | hengen, daz ich als ein vor- 20 nûftige creatur gee in dy alreit ' gemachten wunden ? € Vnd waz ist doch das? Ist | nw mein hercz herter vnd erger : den kein eysen? Ader wenest 25 du, daz es grwfreisleicher sey ? Vnd was schadet dir doch mein . grwfreislichkeit, ab ich in deine wunden gee, synt daz du doch : fürbasme vnleidleich pist ? 1 man fehlt Go 2 wenn] den M werdń N Go vorwundet fehlt M1 ercznen M1 9 aber fehlt M 15 staten M 16 vnentphintlcich M nüftige N fehlt Go hirter Br Br Go 28 doch fehlt N 20 die alrote N, die werait M, dcin albereit Go 24 den] wenn N M Go licher N, grausamleicher M M1, fraislicher Go N, grausamlichait M, grawsamkait M1, fraislichenkait Go 31 | plus quam inimicus factus sum ? | Nam ut inimicos redimeret, vo- | luit letaliter vulnerari. Et ego I deficio, et non videtur curare. Non peto, ut pro me amplius vulnereris, sed ut michi quasi : mortuo [117""] applices tua vul- ; nera, et reuiuam. Domine, ferrum, creaturam insensibilem, uoluisti tuum cor- pus vulnerando intrare. Et me, | creaturam racionabilem, intrarc | per iam facta vulnera non per- i mittis ? | I | Quid est hoc? Nunquid cor meum durius est et vilius est | omni ferro? An cogitas, quod , erudelius est? Sed quid tibi mea crudelitas oberit, si in- trauero, cum ammodo sis in- passibilis ? 3f. totleich darüb M — 4 v'wündet 7 ercztey gebfi N, ercztñ M, 13 lebendig N, lebentig M 18 woltz N 19f. vnver- 23 nw 25 grawfreisz- 27 grawfreiszlichkeit deinen m 5
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32 Stachel der Liebe C Wann, wy vil, wy ofte, wy verre vnd wy tieff ich in deine wunden kome, vnd was ich dorynne vmblauff vnd dein fleisch vor libe gesse, so bleibest du doch alczeit vnleidleich. Vnd mein begyrung wirt gesetigt, alzo doch, daz sy noch me wirt enczündet. Aber worczu schrey 10 ich doch fürbasme! Wenn du kýmst nicht vnd ich pin yczund mûde vnd hinfellig vnd heb an zu wûten. Mich anweiset libe vnd nicht vornunft, vnd ich 15 lauffe mit einem hawe, wohin du mich wilt haben. Wenn alle, dy mich sehen, dy spotten mein vnd erkennen nicht, daz ich in deiner libe truncken pin, svnder 20 sy sprechen: "Der ist vnsynnig. Er schreyet auff den gassen." Aber sy mercken nicht, wy gros dy sennung sey meines her- czen. Sy wissen nicht, daz ein 25 grosse lib hindert dy vbunge der synnen, vnd daz [365] der mensch, der dich hiczicleichen sûchet, sich selben vnd alle dinck vnderwegen lest. Vnd 30 wer dich sûchet von ganczem herczen, der achtet gar clein der ausseren dinge vnd merckt auch gar offt nicht, was er tut. 5 Quantumeunque intrem per tua vulnera et discurram et car- nes tuas comedam pre amore. semper inpassibilis permanebis. Et meus saciabitur appetitus, 5 ita tamen, quod amplius accen- datur. Sed quid vociferabo am- plius ? Tardas et non venis, et iam lassatus sum. Amor regit, et non racio, et curro cum im- 10 petu, quocumque me volueris inclinare. Nam qui me vident, derident et, quod tuo amore sim ebrius, non cognoscunt. Dicunt enim: Quid iste insanus voci- 15 feratur in plateis?' Et quantum sit desiderium, non advertunt. Ignorant, quod amor tuus in- census impedit usum sensus. et quod, qui te ferventer querit, 20 seipsum et omnia derelinquit, et qui te querit puro corde, sic parvum de extrinsecis curat. ut eciam, quid faciat, multociens non advertat. 25 6 du fehlt N 3 komen Go 4 vmbgelauf M 5 isz M 11 ich fehlt N 8 mer furpas werdn M 10 doch] den Go 12f. vnd hinfellig bis wûten fehlt Br hinfellig] hewfellig Go 23 sewmüg N 15 kawffe N 27 herczig. hawe] eylen M lichn N 28 vn sich Go 29 hintter wegn M
32 Stachel der Liebe C Wann, wy vil, wy ofte, wy verre vnd wy tieff ich in deine wunden kome, vnd was ich dorynne vmblauff vnd dein fleisch vor libe gesse, so bleibest du doch alczeit vnleidleich. Vnd mein begyrung wirt gesetigt, alzo doch, daz sy noch me wirt enczündet. Aber worczu schrey 10 ich doch fürbasme! Wenn du kýmst nicht vnd ich pin yczund mûde vnd hinfellig vnd heb an zu wûten. Mich anweiset libe vnd nicht vornunft, vnd ich 15 lauffe mit einem hawe, wohin du mich wilt haben. Wenn alle, dy mich sehen, dy spotten mein vnd erkennen nicht, daz ich in deiner libe truncken pin, svnder 20 sy sprechen: "Der ist vnsynnig. Er schreyet auff den gassen." Aber sy mercken nicht, wy gros dy sennung sey meines her- czen. Sy wissen nicht, daz ein 25 grosse lib hindert dy vbunge der synnen, vnd daz [365] der mensch, der dich hiczicleichen sûchet, sich selben vnd alle dinck vnderwegen lest. Vnd 30 wer dich sûchet von ganczem herczen, der achtet gar clein der ausseren dinge vnd merckt auch gar offt nicht, was er tut. 5 Quantumeunque intrem per tua vulnera et discurram et car- nes tuas comedam pre amore. semper inpassibilis permanebis. Et meus saciabitur appetitus, 5 ita tamen, quod amplius accen- datur. Sed quid vociferabo am- plius ? Tardas et non venis, et iam lassatus sum. Amor regit, et non racio, et curro cum im- 10 petu, quocumque me volueris inclinare. Nam qui me vident, derident et, quod tuo amore sim ebrius, non cognoscunt. Dicunt enim: Quid iste insanus voci- 15 feratur in plateis?' Et quantum sit desiderium, non advertunt. Ignorant, quod amor tuus in- census impedit usum sensus. et quod, qui te ferventer querit, 20 seipsum et omnia derelinquit, et qui te querit puro corde, sic parvum de extrinsecis curat. ut eciam, quid faciat, multociens non advertat. 25 6 du fehlt N 3 komen Go 4 vmbgelauf M 5 isz M 11 ich fehlt N 8 mer furpas werdn M 10 doch] den Go 12f. vnd hinfellig bis wûten fehlt Br hinfellig] hewfellig Go 23 sewmüg N 15 kawffe N 27 herczig. hawe] eylen M lichn N 28 vn sich Go 29 hintter wegn M
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Buch I Kap. 3: Br 33 Dorýmb kvm, liber her, vnd vorczeůch es nw nicht lenger, daz ich ycht vor grosser senun- ge czumale werde an synnen! s (C Aber du meynest leicht, daz dorvnder so ich nw von allen dingen abgeczogen werde, daz ich denn alzo lawter gee in dein achtpern wunden, domit du czu 10 Jeczte völlichleich vorwundest Veni, domine bone Ihesu, et noli amplius tardare, ne pro nimio desiderio fiam simpliciter sine sensu! Ned forsitan hoc requiris, ut, cum ab omnibus fuero abstrac- tus, purius intrem per vulnera tua gloriosa, quibus tunc plena- rie vulneras amantem. Tunc clamabo et dicam: Heu michi, das hercze deines liphabenden. | domine! — Quomodo te uideo Denn so wil ich schreyen und , crudeliter vulneratum! Quanto sprechen: Waffen mir, mein | dolore te uideo aggrauatum! herre! Wy sehe ich dich so 15 grawsamleich vorwundet! Wy ' mit grossem smerczen sich ich | dich wesweret! Wer gibt mir, | Quis michi tribuat, ut pro te das ich für dich sterbe, aller- moriar, dulcissime domineIhesu ? | i | | | | | | süster Ihesu! Ich mag nicht er- | Te uidere uiuere in tanto dolore 20 leiden, daz ich dich sehe yn so | sustinere non possum. Te eciam grossem smerczen. Dich auch | liberare mors michi esset. von dem creweze freyen vnd ledigen, daz wer mir der tod. C Wenn mir aus der mossen Et ideo angustie michi sunt ss sere grawet dich anczusehen, , vndique. Et quid eligam, igno- : dorvmb so pin ich yn engsten ^ro, nisi tecum crucifigi. allenthalben vnd ways nicht, was ich welen ader kysen schülle, wenn newr, daz ich mitsampt s» dir gecreWziget werde. C Wenn so ich dein engsten Tuas angustias considerans in mercke, so neme [36"] ich yn mir | meipso deficio et iam exanimis selben abe vnd werde recht | efficior pre dolore. amechtig vor layde. 2 nw fehlt Go 3 vor] von Br 3f. sawmunge N 6 nw fehlt Go 8 deiné N, den M 12 so] do Br 13£. h'rre mein M, aller liebater herr M1, h’re meiner Go 14dochdich M 16 sich bis 21 auch fehlt Go 17 mir doch Br 19 Ihesu] h'rre M 21 grossen N 22 dem] deiné N 23 erledigen Br 29f. mit dir sampt Br 31 dein] den Go —
Buch I Kap. 3: Br 33 Dorýmb kvm, liber her, vnd vorczeůch es nw nicht lenger, daz ich ycht vor grosser senun- ge czumale werde an synnen! s (C Aber du meynest leicht, daz dorvnder so ich nw von allen dingen abgeczogen werde, daz ich denn alzo lawter gee in dein achtpern wunden, domit du czu 10 Jeczte völlichleich vorwundest Veni, domine bone Ihesu, et noli amplius tardare, ne pro nimio desiderio fiam simpliciter sine sensu! Ned forsitan hoc requiris, ut, cum ab omnibus fuero abstrac- tus, purius intrem per vulnera tua gloriosa, quibus tunc plena- rie vulneras amantem. Tunc clamabo et dicam: Heu michi, das hercze deines liphabenden. | domine! — Quomodo te uideo Denn so wil ich schreyen und , crudeliter vulneratum! Quanto sprechen: Waffen mir, mein | dolore te uideo aggrauatum! herre! Wy sehe ich dich so 15 grawsamleich vorwundet! Wy ' mit grossem smerczen sich ich | dich wesweret! Wer gibt mir, | Quis michi tribuat, ut pro te das ich für dich sterbe, aller- moriar, dulcissime domineIhesu ? | i | | | | | | süster Ihesu! Ich mag nicht er- | Te uidere uiuere in tanto dolore 20 leiden, daz ich dich sehe yn so | sustinere non possum. Te eciam grossem smerczen. Dich auch | liberare mors michi esset. von dem creweze freyen vnd ledigen, daz wer mir der tod. C Wenn mir aus der mossen Et ideo angustie michi sunt ss sere grawet dich anczusehen, , vndique. Et quid eligam, igno- : dorvmb so pin ich yn engsten ^ro, nisi tecum crucifigi. allenthalben vnd ways nicht, was ich welen ader kysen schülle, wenn newr, daz ich mitsampt s» dir gecreWziget werde. C Wenn so ich dein engsten Tuas angustias considerans in mercke, so neme [36"] ich yn mir | meipso deficio et iam exanimis selben abe vnd werde recht | efficior pre dolore. amechtig vor layde. 2 nw fehlt Go 3 vor] von Br 3f. sawmunge N 6 nw fehlt Go 8 deiné N, den M 12 so] do Br 13£. h'rre mein M, aller liebater herr M1, h’re meiner Go 14dochdich M 16 sich bis 21 auch fehlt Go 17 mir doch Br 19 Ihesu] h'rre M 21 grossen N 22 dem] deiné N 23 erledigen Br 29f. mit dir sampt Br 31 dein] den Go —
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34 « Vnd worýmb leidest du . doch für mich sülche so grosse vnd so hóse dinck ? du getan? Durch was pist du, allerhóchster, durch mich so gar snóden an daz crewcz ge- stigen? Vnd was pin ich anders den ein gar snóder worm vnd ein vorpfeytes faules dinck, vmb des willen du, her vnd got aller creaturen, scholt alzo gepeiniget werden? Vnd synt daz du pist t 10 dy weisheit gotes des vaters, ; worczu hast du ein sölches 1 geben daz leben vmb den tod, dy worhait mb dy eytelkeit, gnad %mb posheit, dein ere vmb dy dürftickeyt ? 20 cken, worvmb du das getan hast ? dein gar so grosse lib, vnd doran erscheynt dy grosse vnd vnge- messenheit deiner güte. O liber Ihesu, was es nicht pesser, daz 2 o Was hast | Wenn das machet yo - Ntachel der Liebe Quid pro me sustines tanta mala? [1187*] Quid fecisti, do- mine? Quare pro me vilissimo ' tu altissimus ascendisti in cruce ? wechsel getan, das du woldest ; € Vnd wer kan daz volden- . Et quid sum ego, vilissimus vermis, putredo detestabilis, pro quo tu, deus omnium, debebas affligi ? Cum tu sis sapiencia patris. quare talem commutacionern fe- cisti, ut dares uitam pro morte. ueritatem pro uanitate. graciam pro malicia, gloriam pro mise- ria ? Quare hoc feceris, quis po- terit cogitare? — Nimia fuit di- leccio tua, et in hoc apparuit . tue immensitas pietatis. Nonne ich nicht geschópfet worden : were, denn das ich dich tóten : schülde, do ich nu geschepfet 30 was ? 1 darvmb Go 2 doch fehlt M Vnd worýmb gesse ich ; melius erat, Ihesu, ut non es- sem, guam ut factus te occide- rem? Et cur non carnes meas sülche fehlt MI Go so fehlt N 3 dinck vnd so bdse Br N 6 gar fehlt M 9 vorpfuites N. v'speites M Go, verspibens M1 mb] durch M1 Go 10 vnd] du M1, vn du Go wechseln Go 19 dursticheit M 23 gar so fehlt N M M1 24 erschan N, erschein Go vnmessigen M1 28 denn] Wenn N M M1Go fehlt N ysse N M MI 12 daz fehlt M gar fehlt Go 14f. sólhen wechsel M1, sulchen 21 darumb M 22 yo fehlt Go 23f. doran erscheynt fehlt M1 24f. dy bis deiner] die menig deiner dy grosse vnd] dein gar grosse Go 29 sulle Go 26 was] wàr M nu] io Go 30 Vnd
34 « Vnd worýmb leidest du . doch für mich sülche so grosse vnd so hóse dinck ? du getan? Durch was pist du, allerhóchster, durch mich so gar snóden an daz crewcz ge- stigen? Vnd was pin ich anders den ein gar snóder worm vnd ein vorpfeytes faules dinck, vmb des willen du, her vnd got aller creaturen, scholt alzo gepeiniget werden? Vnd synt daz du pist t 10 dy weisheit gotes des vaters, ; worczu hast du ein sölches 1 geben daz leben vmb den tod, dy worhait mb dy eytelkeit, gnad %mb posheit, dein ere vmb dy dürftickeyt ? 20 cken, worvmb du das getan hast ? dein gar so grosse lib, vnd doran erscheynt dy grosse vnd vnge- messenheit deiner güte. O liber Ihesu, was es nicht pesser, daz 2 o Was hast | Wenn das machet yo - Ntachel der Liebe Quid pro me sustines tanta mala? [1187*] Quid fecisti, do- mine? Quare pro me vilissimo ' tu altissimus ascendisti in cruce ? wechsel getan, das du woldest ; € Vnd wer kan daz volden- . Et quid sum ego, vilissimus vermis, putredo detestabilis, pro quo tu, deus omnium, debebas affligi ? Cum tu sis sapiencia patris. quare talem commutacionern fe- cisti, ut dares uitam pro morte. ueritatem pro uanitate. graciam pro malicia, gloriam pro mise- ria ? Quare hoc feceris, quis po- terit cogitare? — Nimia fuit di- leccio tua, et in hoc apparuit . tue immensitas pietatis. Nonne ich nicht geschópfet worden : were, denn das ich dich tóten : schülde, do ich nu geschepfet 30 was ? 1 darvmb Go 2 doch fehlt M Vnd worýmb gesse ich ; melius erat, Ihesu, ut non es- sem, guam ut factus te occide- rem? Et cur non carnes meas sülche fehlt MI Go so fehlt N 3 dinck vnd so bdse Br N 6 gar fehlt M 9 vorpfuites N. v'speites M Go, verspibens M1 mb] durch M1 Go 10 vnd] du M1, vn du Go wechseln Go 19 dursticheit M 23 gar so fehlt N M M1 24 erschan N, erschein Go vnmessigen M1 28 denn] Wenn N M M1Go fehlt N ysse N M MI 12 daz fehlt M gar fehlt Go 14f. sólhen wechsel M1, sulchen 21 darumb M 22 yo fehlt Go 23f. doran erscheynt fehlt M1 24f. dy bis deiner] die menig deiner dy grosse vnd] dein gar grosse Go 29 sulle Go 26 was] wàr M nu] io Go 30 Vnd
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Buch I Kap. 3: Br nicht mein fleisch vor leyde ? Ader wy ist dem, daz mich nicht ; all creaturen töten, synt ich ein vrsache pin gewest deines todes ? » Ader ist das nicht ein wunder- ' leiches czu gedencken, [377] daz ' du, allergütigster herre, für mich ' zo gar snóden gestorben pist, vnd daz ich nicht amechtig werd : 10 für grossem trübsal?^ Dorvm so schol ich mich laiden mit grosser vngeduld, geleich alz ob ich lide meynen veind für mey- : nen augen, den ich von ganczem 15 herczen begerte czu tóten, al- leyne ich dach nicht torste. Vnd ; ist daz nicht gar eyn schalchaf- : tiges dinck, daz ich nach den | fruchperen vnd bundersamen ' 20 gutteten deyner marter vnd ley- dunge nicht aufhóre czu sün- degen yn dem angesichte deyner gótlichen augen, geleych alz ob deyn leydung vor nicht wer? € O liber Ihesu, du hast dich selber mir geben, vnd ich vor- smehe dich. Du hast dy vyn- sternüsse weg getriben, vnd ich lauffe doreyn. Du hast dy werlt зо vorborffen, und ich auzerwel sy. : 25 35 comedo pre dolore? Aut quo- modo omnis creatura non me occidit, qui fui occasio tue mor- tis? Nonne mirabile uidetur cogitare te tam benignissimuin dominum pro me tam vilissimo mortuum et non statim deficere pre nimia tristicia? Cum im- paciencia ergo magna me debeo sustinere, sicut sustinerem ali- quem meum inimicum coram oculis meis, quem toto corde occidere affectarem, quainuis non auderem. Nonne hoc ne- quissimum est, quod post fruc- tuosum tue passi[118'^]onis be- ' neficium et admirabile non cesso peccare in conspectu oculorum tuorum, acsi passio tua nichil esset ? O bone Ihesu, tu te michi de- disti, et ego te renuo, tenebras effugasti, et ipsas incurro, mun- dum abiecisti, et ipsum eligo. 1 vor leyde mein fleysch № М1 mein eigen Go 2 dem] denne Br 5f. vnd ist das halt nit wünderleich M1 10 grossen N * 11 so fehlt M1 11f. mich bis geleich] in gedült mitleiden haben recht M1 mich] nicht Go léyden N 12 grosser fehlt M ob fehlt Br M 13 meiné feint lide M lide) sech Br 14 so vó N 20f. leidenug N 21f. sunden M 23 gotlicher N ab fehlt Br 24 vor fehlt M1Go 26 selbñ N Go 27f. vinster M1 28 hin week Go 29 Du] vnd N sÿ] dy werlt M 30 auz vorborffen Br auszerwelt N e - s zu
Buch I Kap. 3: Br nicht mein fleisch vor leyde ? Ader wy ist dem, daz mich nicht ; all creaturen töten, synt ich ein vrsache pin gewest deines todes ? » Ader ist das nicht ein wunder- ' leiches czu gedencken, [377] daz ' du, allergütigster herre, für mich ' zo gar snóden gestorben pist, vnd daz ich nicht amechtig werd : 10 für grossem trübsal?^ Dorvm so schol ich mich laiden mit grosser vngeduld, geleich alz ob ich lide meynen veind für mey- : nen augen, den ich von ganczem 15 herczen begerte czu tóten, al- leyne ich dach nicht torste. Vnd ; ist daz nicht gar eyn schalchaf- : tiges dinck, daz ich nach den | fruchperen vnd bundersamen ' 20 gutteten deyner marter vnd ley- dunge nicht aufhóre czu sün- degen yn dem angesichte deyner gótlichen augen, geleych alz ob deyn leydung vor nicht wer? € O liber Ihesu, du hast dich selber mir geben, vnd ich vor- smehe dich. Du hast dy vyn- sternüsse weg getriben, vnd ich lauffe doreyn. Du hast dy werlt зо vorborffen, und ich auzerwel sy. : 25 35 comedo pre dolore? Aut quo- modo omnis creatura non me occidit, qui fui occasio tue mor- tis? Nonne mirabile uidetur cogitare te tam benignissimuin dominum pro me tam vilissimo mortuum et non statim deficere pre nimia tristicia? Cum im- paciencia ergo magna me debeo sustinere, sicut sustinerem ali- quem meum inimicum coram oculis meis, quem toto corde occidere affectarem, quainuis non auderem. Nonne hoc ne- quissimum est, quod post fruc- tuosum tue passi[118'^]onis be- ' neficium et admirabile non cesso peccare in conspectu oculorum tuorum, acsi passio tua nichil esset ? O bone Ihesu, tu te michi de- disti, et ego te renuo, tenebras effugasti, et ipsas incurro, mun- dum abiecisti, et ipsum eligo. 1 vor leyde mein fleysch № М1 mein eigen Go 2 dem] denne Br 5f. vnd ist das halt nit wünderleich M1 10 grossen N * 11 so fehlt M1 11f. mich bis geleich] in gedült mitleiden haben recht M1 mich] nicht Go léyden N 12 grosser fehlt M ob fehlt Br M 13 meiné feint lide M lide) sech Br 14 so vó N 20f. leidenug N 21f. sunden M 23 gotlicher N ab fehlt Br 24 vor fehlt M1Go 26 selbñ N Go 27f. vinster M1 28 hin week Go 29 Du] vnd N sÿ] dy werlt M 30 auz vorborffen Br auszerwelt N e - s zu
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36 Stachel der Liebe Oder sichstu nicht, allergeduldig- ster herre, daz ich alleczeyt ge- denck czu tun, waz deynem willen wyder ist ? Ich sehe auch s auf dich nicht, geleich alz ab du nichtisnicht seyst. Sunder ich kere daz antlicz meynes herczen vnd meynes leybes czu sûlchen dingen, dy eytel synt, 10 vnd vnder weylen czu sûlchen, dy vnczymlich synt czu nennen. Vnd meyn hercz wirt den selben dyngen mit dem pande der lieb alzo czugepunden, daz is sich 15 nicht czu dir erbôren mag. Vnd daz ist, werlich, eyn pôzes misse- prauchen. Aber sag mir, liber [377] herre: Woldest du denn für mich vmsůst gestorben seyn ? 20 Worvm hast du doch vmsůst vorloren, den du so tewr gekauft hast? Ich pitte dich, daz du mich mitsamp dir tôtest vnd creûczigest, daz ich nicht für- 25 basmer von dir gescheyden werde, sunder daz ich mit dir geleben můge ewicklich. Amen. An non uides, pacientissime do- mine, quod semper nitor facere tue contrarium uoluntati? Ad te, acsi nichil esses, aspicio. Sed conuerto cordis et corporis mei faciem ad ea, que uana sunt, et aliquando ad illa, que incon- gruum est nominare. Sic eis cor meum amoris vinculo colli- gatur, ut ad te, cuius est, ne- 10 queat eleuari. Et hoc, certe, detestabilis abusio est. Sed nunquid, bone domine. uoluisti pro me frustra mori? Quare sic, quod care emisti, pro 15 nichilo perdidisti? Me tecum occidas et pariter crucifigas, ne a te amplius valeam separari et tecum possim viuere in eter- num. Amen. I sichstu] sie hestu N, seistu Go 2 alle die zeit N 7 kere] pit Go 9 die do N 10 sulchen dingen N, den 8 herczen] herrë Go 12 hercze daz N selben dingen MI 11 vnnuczlichi N 14 also 13 den panten der bösen vnd vngeordentn lieb MI sere N 15 erbôren] enpieten N, verpergen MI, erpüren Go 17 mir 20 doch fehlt M vmsůst] vmb nicht M, fehlt MIGo dan M 24 daz] 21 vorloren] den nicht v'lazzen Go 23 sampt ir Go auf die red das MI fürbas nicht 24f. nicht von dir furbaz Go MI
36 Stachel der Liebe Oder sichstu nicht, allergeduldig- ster herre, daz ich alleczeyt ge- denck czu tun, waz deynem willen wyder ist ? Ich sehe auch s auf dich nicht, geleich alz ab du nichtisnicht seyst. Sunder ich kere daz antlicz meynes herczen vnd meynes leybes czu sûlchen dingen, dy eytel synt, 10 vnd vnder weylen czu sûlchen, dy vnczymlich synt czu nennen. Vnd meyn hercz wirt den selben dyngen mit dem pande der lieb alzo czugepunden, daz is sich 15 nicht czu dir erbôren mag. Vnd daz ist, werlich, eyn pôzes misse- prauchen. Aber sag mir, liber [377] herre: Woldest du denn für mich vmsůst gestorben seyn ? 20 Worvm hast du doch vmsůst vorloren, den du so tewr gekauft hast? Ich pitte dich, daz du mich mitsamp dir tôtest vnd creûczigest, daz ich nicht für- 25 basmer von dir gescheyden werde, sunder daz ich mit dir geleben můge ewicklich. Amen. An non uides, pacientissime do- mine, quod semper nitor facere tue contrarium uoluntati? Ad te, acsi nichil esses, aspicio. Sed conuerto cordis et corporis mei faciem ad ea, que uana sunt, et aliquando ad illa, que incon- gruum est nominare. Sic eis cor meum amoris vinculo colli- gatur, ut ad te, cuius est, ne- 10 queat eleuari. Et hoc, certe, detestabilis abusio est. Sed nunquid, bone domine. uoluisti pro me frustra mori? Quare sic, quod care emisti, pro 15 nichilo perdidisti? Me tecum occidas et pariter crucifigas, ne a te amplius valeam separari et tecum possim viuere in eter- num. Amen. I sichstu] sie hestu N, seistu Go 2 alle die zeit N 7 kere] pit Go 9 die do N 10 sulchen dingen N, den 8 herczen] herrë Go 12 hercze daz N selben dingen MI 11 vnnuczlichi N 14 also 13 den panten der bösen vnd vngeordentn lieb MI sere N 15 erbôren] enpieten N, verpergen MI, erpüren Go 17 mir 20 doch fehlt M vmsůst] vmb nicht M, fehlt MIGo dan M 24 daz] 21 vorloren] den nicht v'lazzen Go 23 sampt ir Go auf die red das MI fürbas nicht 24f. nicht von dir furbaz Go MI
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Buch I Kap. 4: Br 37 Daz vierde capitel ist ein IIII. Oracio ad Christum. gepet ezu Ihesu Cristo. HERRE Ihesu Crist, ich pite dich, vorser meyn herez mit 5 deynen wunden vnd mach trun- eken meyn gemût mit deynem plut, auf di red, wohyn ich mich newr kere, daz ich dich all- czeyt sehe gecreûcziget, vnd 10 waz ich newr ansehe, daz mir daz alles alleczeyt erscheyne gerôtet mit deynem plut, auf daz daz ich gancz vnd czumal in dich meynung habe, vnd ane 15 dich anders nicht vinden můg vnd anders nicht angesehen môg wann deyn wunden. Dis sey mir eyn trost, daz ich mit dir, liber her, vorwundet werde. 20 Aber dis sey mir eyn ynnerlich peyn, daz ich ane dich anders icht gedenck. Ich pit dich, liber her Ihesu, daz meyn hercz nicht rue hab, ez vinde denn dich, seyn OMINE Ihesu Christe, cor meum vulneribus saucia et mentem meam tuo sanguine inebria, ut, quocumque me ver- tam, semper te uideam cruci- fixum, et quidquid aspexero, [118va] tuo sanguine rubricatum, ut sic, totus in te tendens, nichil nisi tua vulnera ualeam intueri. 10 Hec michi sit consolacio te- cum, mi domine, vulnerari. Hec nimia sit michi affliccio sine te aliquid meditari. Non quiescat ea, meum, bone Ihesu, donec 15 5 1 Kap. 14. Text aus Br. Uberschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25° Br, während vor Kap. 4 nur stcht Daz virde capitel Br, das vierde capitolum N, Das vierd capitel ist ein gepet von xpo ihu M, IIII MI, Das vierd Capitel B'n Go. Dieses Kapitel steht auch aus einer besonderen Vor- lage abgeschrieben zusammen mit den Kap. I 8 u. I 14 in der Sammelhs. Nürnberg, Stadtbibl. VII 39, 8° (verschiedene Hände des ausgehenden 15. und des 16. Jahrhunderts) von ciner Hand des 16. Jahrhunderts. Bl. 53r. Daraus einige Lesarten unter Sigle NI 8 newr 7 hyn fehlt N nũN 9 gecre czigten NI 10 newr] mir N, fehlt MI 13 nur ein daz MIGo 14 meyn ynnung Br ane fehlt Go 15 nicht anders Br můg bis 17 wann] noch mit andern dingen nicht genesen müg dann mit MI 17 Dis] Das N Go 19 liber her] lebe Herre N werde ich N 20 dis] daz N yemerlich Br, sünderliche MI, nimerliche Go 22 her fehlt N Go 23 ihesu criste 21 nicht N. ichz MI MMINI
Buch I Kap. 4: Br 37 Daz vierde capitel ist ein IIII. Oracio ad Christum. gepet ezu Ihesu Cristo. HERRE Ihesu Crist, ich pite dich, vorser meyn herez mit 5 deynen wunden vnd mach trun- eken meyn gemût mit deynem plut, auf di red, wohyn ich mich newr kere, daz ich dich all- czeyt sehe gecreûcziget, vnd 10 waz ich newr ansehe, daz mir daz alles alleczeyt erscheyne gerôtet mit deynem plut, auf daz daz ich gancz vnd czumal in dich meynung habe, vnd ane 15 dich anders nicht vinden můg vnd anders nicht angesehen môg wann deyn wunden. Dis sey mir eyn trost, daz ich mit dir, liber her, vorwundet werde. 20 Aber dis sey mir eyn ynnerlich peyn, daz ich ane dich anders icht gedenck. Ich pit dich, liber her Ihesu, daz meyn hercz nicht rue hab, ez vinde denn dich, seyn OMINE Ihesu Christe, cor meum vulneribus saucia et mentem meam tuo sanguine inebria, ut, quocumque me ver- tam, semper te uideam cruci- fixum, et quidquid aspexero, [118va] tuo sanguine rubricatum, ut sic, totus in te tendens, nichil nisi tua vulnera ualeam intueri. 10 Hec michi sit consolacio te- cum, mi domine, vulnerari. Hec nimia sit michi affliccio sine te aliquid meditari. Non quiescat ea, meum, bone Ihesu, donec 15 5 1 Kap. 14. Text aus Br. Uberschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25° Br, während vor Kap. 4 nur stcht Daz virde capitel Br, das vierde capitolum N, Das vierd capitel ist ein gepet von xpo ihu M, IIII MI, Das vierd Capitel B'n Go. Dieses Kapitel steht auch aus einer besonderen Vor- lage abgeschrieben zusammen mit den Kap. I 8 u. I 14 in der Sammelhs. Nürnberg, Stadtbibl. VII 39, 8° (verschiedene Hände des ausgehenden 15. und des 16. Jahrhunderts) von ciner Hand des 16. Jahrhunderts. Bl. 53r. Daraus einige Lesarten unter Sigle NI 8 newr 7 hyn fehlt N nũN 9 gecre czigten NI 10 newr] mir N, fehlt MI 13 nur ein daz MIGo 14 meyn ynnung Br ane fehlt Go 15 nicht anders Br můg bis 17 wann] noch mit andern dingen nicht genesen müg dann mit MI 17 Dis] Das N Go 19 liber her] lebe Herre N werde ich N 20 dis] daz N yemerlich Br, sünderliche MI, nimerliche Go 22 her fehlt N Go 23 ihesu criste 21 nicht N. ichz MI MMINI
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38 Stachel der Liebe lecztes mittelpunct. Do selbest ! inueniat centrum suum. Ibi můz iz ruen, do selbest mûsse, cubet, ibi suum terminet appe- ez enden seyn wegerung. Amen. titum. Daz fymft capitel ist V. Meditacio super his. 5 ein betrachtunge der din- que beata Virgo sustinuit s in parasceve. ger, dye dy selige iunck- fraw Maria layd an dem guten freitag. s stund pey dem creucz 10 Ihesu Maria, seyn muter. O meyn fraw, wo stundest du ? Sag mir: Stundest du newr neben dem creûcz mit deinem kinde ? Jo vor war, du stundest 15 auch an dem creücz mit deynem kynd! Wann do selbist pist du [387] mitsampt ym gekreů- cziget worden. Daz průffe wir doran, wenn er an seynem leib 20 gecreücziget wart, aber du an deynem herczen. Auch waren seyn wunden über al seynem leychname gestreühet, aber yn deynem herczen waren sy ge- 25 samment. Vnd do selbist, fraw, TABAT iuxta crucem Ihesu mater eius. O domina mea. vbi stabas? Nunquid tantum circa crucem ? Ymmo certe, in 10 cruce cum filio. Ibi enim cruci- fixa es secum. Hoc testat, quia ipse in corpo- re, tu autem in corde. Necnon et eius vulnera per corpus eius dis- 15 sipata sunt in corde tuo vnita. Ibi enim lanceatum est cor 1 lecztes mittelpunct] grünt vest MI, leezte zuversicht an dir Go 2 do můz iz Br, ez müsse N. musz ich Go 2f. ruen bis ez fehlt N 3 ez am Rande für getilgtes ich Go begerüng, dann vnd sein willen er vollen in sein werchen seins liebhab’ afmen] MI 4 Kap. 15. Text aus Br. Uberschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25° Br, während vor Kap. 5 nur steht Daz fünft capitel Br, Das funft cap N, Das funft capitel ist Betrachtüg ub' di ding di Ma'ia getan hat I 11 so wo N seinem leydn M, V MI, Daz funft Capitel B' Go 13 neben den N 13f. mit deinem kinde fehlt Br M 18 Daz] da M 22 über al bis 25 fraw fehlt MI 21 Auch] wann da selbs MI 22 vberal an N, vberal in Go 23 leibe vnd leichnam N
38 Stachel der Liebe lecztes mittelpunct. Do selbest ! inueniat centrum suum. Ibi můz iz ruen, do selbest mûsse, cubet, ibi suum terminet appe- ez enden seyn wegerung. Amen. titum. Daz fymft capitel ist V. Meditacio super his. 5 ein betrachtunge der din- que beata Virgo sustinuit s in parasceve. ger, dye dy selige iunck- fraw Maria layd an dem guten freitag. s stund pey dem creucz 10 Ihesu Maria, seyn muter. O meyn fraw, wo stundest du ? Sag mir: Stundest du newr neben dem creûcz mit deinem kinde ? Jo vor war, du stundest 15 auch an dem creücz mit deynem kynd! Wann do selbist pist du [387] mitsampt ym gekreů- cziget worden. Daz průffe wir doran, wenn er an seynem leib 20 gecreücziget wart, aber du an deynem herczen. Auch waren seyn wunden über al seynem leychname gestreühet, aber yn deynem herczen waren sy ge- 25 samment. Vnd do selbist, fraw, TABAT iuxta crucem Ihesu mater eius. O domina mea. vbi stabas? Nunquid tantum circa crucem ? Ymmo certe, in 10 cruce cum filio. Ibi enim cruci- fixa es secum. Hoc testat, quia ipse in corpo- re, tu autem in corde. Necnon et eius vulnera per corpus eius dis- 15 sipata sunt in corde tuo vnita. Ibi enim lanceatum est cor 1 lecztes mittelpunct] grünt vest MI, leezte zuversicht an dir Go 2 do můz iz Br, ez müsse N. musz ich Go 2f. ruen bis ez fehlt N 3 ez am Rande für getilgtes ich Go begerüng, dann vnd sein willen er vollen in sein werchen seins liebhab’ afmen] MI 4 Kap. 15. Text aus Br. Uberschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25° Br, während vor Kap. 5 nur steht Daz fünft capitel Br, Das funft cap N, Das funft capitel ist Betrachtüg ub' di ding di Ma'ia getan hat I 11 so wo N seinem leydn M, V MI, Daz funft Capitel B' Go 13 neben den N 13f. mit deinem kinde fehlt Br M 18 Daz] da M 22 über al bis 25 fraw fehlt MI 21 Auch] wann da selbs MI 22 vberal an N, vberal in Go 23 leibe vnd leichnam N
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Buch I Kap. 4: Br 39 wart deyn herez mit dem sper durchstochen vnd angenagelt vnd mit dornen gecrônet. Do selbist wart is gelestert, vor- 5 spottet vnd vol scheltwort vnd auch mit essig vnd mit galle getrencket. O fraw, durch waz gingestu geoppfert werden? Durch vnser willen! Sag an mir: 10 Hett vns nicht genuck getan daz leyden deynes kyndes, du, seyn mutter, wôrdest dannoch ge- creûcziget ? O du lipliches hercz! Worvm pist du doch gewandelt 15 in eynen haufen des leydes? Fraw, ich sehe an deyn hercz, vnd sehe nů nicht eyn hercz, sunder ich sehe myrre, wermůt vnd gall. Ich sûche dy muter 2o gotes, vnd so vind ich vor- speyung, geysellung vnd wun- den. Wenn du pist czumal ge- wandelt yn dy selben ding. O du voll yn bitterkeyt! Waz hast 25 du getan ? Worým hast du ge- ffesse der heilickeyt gemachet ezu eynem gefesse der peynlich- keyt? Worvm plaibest du nicht tuum, ibi spinis coronatum, ibi illusum, exprobratum et con- tumelijs plenum acetoque et felle potatum. O domina, cur iuisti ymmolari? Pro nobis. Nunquid non sufficiebat filij passio pro nobis, nisi crucifigere- tur et mater ? O cor amoris, cur conuersum es in globum doloris? Aspicio, 10 domina, cor tuum, et iam non cor, sed mirram, absinthiumet fel uideo. Quero matrem deiet, ecce, inuenio sputa, flagella et[118vby vulnera, quia tota conuersa es 15 in ista. O amaritudine plena! Quid fecisti ? Cur uas sanctita- tis fecisti vas penalitatis? O domina, quare non es solitaria 5 . 1 - 3 Dein herez wart dir auf than mit dem sper dein hent vnd füessz durch graben mit nageln vnd würd chrönt mit dorn MI 3 mit dornen] 5f. vol scheltwort] v'scholten Go 6 vn galln M doren Br 7 O dü zarte frawe Go durch waz] warüb M 8 giengst du zu dem 9 an fehlt N Go 10 hat N 10f. nicht daz Chrewez vn woltest M leyden deynes kyndes genuck getan Br die leydung NGo 11 liben 12 dannoch] den auch Br, dennach auch N, kindes N. süns MI a ver- 14 pist du] hastu N danach M 12f. gecreüczet Br wandelt MI 15 leydes] leibs N, leidens Go 17 nů fehlt MIGo 18 mirre sche N wermut mirre M MI myrre] newr Go 23 dy selben] dyse Br N 25f. Worym bis geffesse] O fraw ein vas M 26f. ge- 27f. peinüng MI, peinlichait Go machet bis gefesse] O fraw M
Buch I Kap. 4: Br 39 wart deyn herez mit dem sper durchstochen vnd angenagelt vnd mit dornen gecrônet. Do selbist wart is gelestert, vor- 5 spottet vnd vol scheltwort vnd auch mit essig vnd mit galle getrencket. O fraw, durch waz gingestu geoppfert werden? Durch vnser willen! Sag an mir: 10 Hett vns nicht genuck getan daz leyden deynes kyndes, du, seyn mutter, wôrdest dannoch ge- creûcziget ? O du lipliches hercz! Worvm pist du doch gewandelt 15 in eynen haufen des leydes? Fraw, ich sehe an deyn hercz, vnd sehe nů nicht eyn hercz, sunder ich sehe myrre, wermůt vnd gall. Ich sûche dy muter 2o gotes, vnd so vind ich vor- speyung, geysellung vnd wun- den. Wenn du pist czumal ge- wandelt yn dy selben ding. O du voll yn bitterkeyt! Waz hast 25 du getan ? Worým hast du ge- ffesse der heilickeyt gemachet ezu eynem gefesse der peynlich- keyt? Worvm plaibest du nicht tuum, ibi spinis coronatum, ibi illusum, exprobratum et con- tumelijs plenum acetoque et felle potatum. O domina, cur iuisti ymmolari? Pro nobis. Nunquid non sufficiebat filij passio pro nobis, nisi crucifigere- tur et mater ? O cor amoris, cur conuersum es in globum doloris? Aspicio, 10 domina, cor tuum, et iam non cor, sed mirram, absinthiumet fel uideo. Quero matrem deiet, ecce, inuenio sputa, flagella et[118vby vulnera, quia tota conuersa es 15 in ista. O amaritudine plena! Quid fecisti ? Cur uas sanctita- tis fecisti vas penalitatis? O domina, quare non es solitaria 5 . 1 - 3 Dein herez wart dir auf than mit dem sper dein hent vnd füessz durch graben mit nageln vnd würd chrönt mit dorn MI 3 mit dornen] 5f. vol scheltwort] v'scholten Go 6 vn galln M doren Br 7 O dü zarte frawe Go durch waz] warüb M 8 giengst du zu dem 9 an fehlt N Go 10 hat N 10f. nicht daz Chrewez vn woltest M leyden deynes kyndes genuck getan Br die leydung NGo 11 liben 12 dannoch] den auch Br, dennach auch N, kindes N. süns MI a ver- 14 pist du] hastu N danach M 12f. gecreüczet Br wandelt MI 15 leydes] leibs N, leidens Go 17 nů fehlt MIGo 18 mirre sche N wermut mirre M MI myrre] newr Go 23 dy selben] dyse Br N 25f. Worym bis geffesse] O fraw ein vas M 26f. ge- 27f. peinüng MI, peinlichait Go machet bis gefesse] O fraw M
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40 alleynyndeyner kamer ? Worczu gyngst du an dy stat der ent- : heüpten? Es waz yo deyner ge- | wonheyt [38"] nicht, daz du czu s Sülchen offenbaren vnd schem- lichenschawsteten gyngest. Wor- vm behilt dich nicht dy jünck- frewlich scham? Worvm we- hilt dich nicht dy weiplich plódi- 10 keit? Worvm behilt dich nicht die grawsamckeyt der sunden ? Worvm behilt dich nicht der stat snódikeyt ? Worvm wider- wantte dich nicht dy menyg des 15 Volkes vnd dy vorpfeyung desz pózen dynges? Worvm er- werte dir eyn sülches nicht dy sterck vnd grawse dez schreis, der toren vnsynnykeyt vnd dy zo schar der tewflischen? Abir, fraw, du hast an dyse dyng nicht | gemercket, wenn du warest dey- nes herczen enpfremdet vor grossem leyd. Deyn hercz waz ss nicht yn dir, sunder yn den : peynen vnd yn den wunden vnd : Stachel der Liebe in camera tua? Quare ad cal- uarie locum iuisti? Non est consuetudo tua, domina, ad ta- ! lia spectacula properare. Cur | te non retinuit verecundia vir- s | ginalis? Cur te non retinuit pu- ; dor muliebris? Cur te non reti- | nuit horror facinoris? Cur te | | non retinuit turpitudo loci ? Cur te non retinuit multitudo vulgi ? Cur te non re*inuit detestacio mali ? 10 Cur non retinuit clamoris uehe- mencia, stultorum insania, de- moniacorum caterua? Hec non w» : considerasti, domina, quia cor | tuum alienatum a te erat pre dolore. | Non erat in te, sed in afflic- cione, in vulneribus et morte 20 vnici filij dilecti. Non consi- yn dem tod deynes eynigen : liben kyndes. Dein hercz merckt I yn deyner kamer allcyn Br 4 nicht bis 6 gyngest fehlt N kranckhait M1 M1 M1 Worczu] Warvmb N 6 schawsteten] steten M Go de N Worvm bis 9f. plódikeit nach 6 gyngest Br N 11 graWwsamckeyt der sunden] aislichhait der sunder 12f. die snodikeit der stat Go vorpfniuge N, v'speyung M, vorphounge Go 3 yo fehlt Go 8 scham- 9f. plódikeit] 15f. vnd bis dynges fehlt 16—20 vnd warvmb wert dir nicht dein mitgen das graws geschraÿ der vnsinnigen vnd vnd (!) der teüflischen lewt M1 20 tewflichen Br, zweifelischen menschë Go 27f. deynes kyndes eyniges Br, deins ewigen kinds M1 19 vnsynnkeit N 24 daz was N 18 grawe Br, grosse N M Go
40 alleynyndeyner kamer ? Worczu gyngst du an dy stat der ent- : heüpten? Es waz yo deyner ge- | wonheyt [38"] nicht, daz du czu s Sülchen offenbaren vnd schem- lichenschawsteten gyngest. Wor- vm behilt dich nicht dy jünck- frewlich scham? Worvm we- hilt dich nicht dy weiplich plódi- 10 keit? Worvm behilt dich nicht die grawsamckeyt der sunden ? Worvm behilt dich nicht der stat snódikeyt ? Worvm wider- wantte dich nicht dy menyg des 15 Volkes vnd dy vorpfeyung desz pózen dynges? Worvm er- werte dir eyn sülches nicht dy sterck vnd grawse dez schreis, der toren vnsynnykeyt vnd dy zo schar der tewflischen? Abir, fraw, du hast an dyse dyng nicht | gemercket, wenn du warest dey- nes herczen enpfremdet vor grossem leyd. Deyn hercz waz ss nicht yn dir, sunder yn den : peynen vnd yn den wunden vnd : Stachel der Liebe in camera tua? Quare ad cal- uarie locum iuisti? Non est consuetudo tua, domina, ad ta- ! lia spectacula properare. Cur | te non retinuit verecundia vir- s | ginalis? Cur te non retinuit pu- ; dor muliebris? Cur te non reti- | nuit horror facinoris? Cur te | | non retinuit turpitudo loci ? Cur te non retinuit multitudo vulgi ? Cur te non re*inuit detestacio mali ? 10 Cur non retinuit clamoris uehe- mencia, stultorum insania, de- moniacorum caterua? Hec non w» : considerasti, domina, quia cor | tuum alienatum a te erat pre dolore. | Non erat in te, sed in afflic- cione, in vulneribus et morte 20 vnici filij dilecti. Non consi- yn dem tod deynes eynigen : liben kyndes. Dein hercz merckt I yn deyner kamer allcyn Br 4 nicht bis 6 gyngest fehlt N kranckhait M1 M1 M1 Worczu] Warvmb N 6 schawsteten] steten M Go de N Worvm bis 9f. plódikeit nach 6 gyngest Br N 11 graWwsamckeyt der sunden] aislichhait der sunder 12f. die snodikeit der stat Go vorpfniuge N, v'speyung M, vorphounge Go 3 yo fehlt Go 8 scham- 9f. plódikeit] 15f. vnd bis dynges fehlt 16—20 vnd warvmb wert dir nicht dein mitgen das graws geschraÿ der vnsinnigen vnd vnd (!) der teüflischen lewt M1 20 tewflichen Br, zweifelischen menschë Go 27f. deynes kyndes eyniges Br, deins ewigen kinds M1 19 vnsynnkeit N 24 daz was N 18 grawe Br, grosse N M Go
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Buch I Kap. 5: Br nicht auf daz volk, sunder auf ! dy wunden. Es merckt nicht : an den gedranck, sunder an dy : stich. Es merckt nicht an daz geschrey, sunder an den smer- ezen. Es merckt nicht an den grawen, sunder an den wetagen. € O fraw, ker wider an deyn erst stat, daz wir icht, zo der hirtte geslagen wird, dich auch vorlisen. Aber alz ich wene, du macht diser wort nicht gehdren, wann du pist vol pitterkeyt. Dein hercz, frawe, ist czumal gekart auf daz leyden deines . kyndes. O welch eyn wünder- lich dinck! Du pist [39"Y] czu- mal in den wunden Cristi, vnd der gecreüczigte Cristus ist czu- : mal yn den ynnersten dingen : deines herczen. Wy ist dem, daz daz behaldende ding ist yn dem behalden dynge? O du ; mensch, vorwunde deyn hercz, wiltu dyse vrog vornemen. Tu auf deyn hercz mit den nageln vnd mit dem spere, zo wirt dy У 10 15 25 1 auf] vf Go 2 wunden fehlt Go Br, an das N M1, auf daz Go ; questionem. 8 O dů zarte frawe Go 41 derabat cor tuum vulgus, sed vulnus, non pressuram, sed fixu- ram, non clamorem, sed liuo- ' rem, non horrorem, sed dolorem. Reuertere, domina, ad locum pristinum, ne cum percussione pastoris te eciam amittamus. Sed non potes, quia amaritu- dine plena es. Totum cor tuum versum est, domina, circa filij tui passionem. O mira res! Tota es in vulneribus [1197*] Christi. Totus Christus crucifixus est in tuis visceribus cordis tui. Quo- modo est hoc, quod continens sit in contento? O homo, vul- nera cor tuum, si vis intelligere Aperiet cor tuum clauis et lancea, veritasque sub- 3 an den getranckch M an dein 9 daz] so M 9 icht bis 12 gehóren] dich nicht mit s&mbt deinem kind verliesen. Aber selige fraw ich versih mich das du der wort nicht gehoren miigst M1 10 hirte N erslagen Go werden Br dich] di M 11 ver- lie-«cn, dann Zusatz vnd das wir icht als einer zcit peder vorgeng werauht weren. Es ist nicht ein wonhait ein weib ein frawé mit solché tod v'dampt wern vii ist auch wider dich solch vrtail nicht geoffent М 12 mocht Br M, magest N 17 pistu N creliczigte] geczewgen N, gechrewczt M1 22 wchaltn M, behalten Go magstu Go 16f. wunderlichs NGo 21 dem] deň Go dingň M, den behalden dingen Go 11f. so 16 belch Br, fehlt M 18 xpr Ihesu M 19 ge- 20 ynnersten] ersten M 23 dem wehaltendem 27 zo] also N - m 5
Buch I Kap. 5: Br nicht auf daz volk, sunder auf ! dy wunden. Es merckt nicht : an den gedranck, sunder an dy : stich. Es merckt nicht an daz geschrey, sunder an den smer- ezen. Es merckt nicht an den grawen, sunder an den wetagen. € O fraw, ker wider an deyn erst stat, daz wir icht, zo der hirtte geslagen wird, dich auch vorlisen. Aber alz ich wene, du macht diser wort nicht gehdren, wann du pist vol pitterkeyt. Dein hercz, frawe, ist czumal gekart auf daz leyden deines . kyndes. O welch eyn wünder- lich dinck! Du pist [39"Y] czu- mal in den wunden Cristi, vnd der gecreüczigte Cristus ist czu- : mal yn den ynnersten dingen : deines herczen. Wy ist dem, daz daz behaldende ding ist yn dem behalden dynge? O du ; mensch, vorwunde deyn hercz, wiltu dyse vrog vornemen. Tu auf deyn hercz mit den nageln vnd mit dem spere, zo wirt dy У 10 15 25 1 auf] vf Go 2 wunden fehlt Go Br, an das N M1, auf daz Go ; questionem. 8 O dů zarte frawe Go 41 derabat cor tuum vulgus, sed vulnus, non pressuram, sed fixu- ram, non clamorem, sed liuo- ' rem, non horrorem, sed dolorem. Reuertere, domina, ad locum pristinum, ne cum percussione pastoris te eciam amittamus. Sed non potes, quia amaritu- dine plena es. Totum cor tuum versum est, domina, circa filij tui passionem. O mira res! Tota es in vulneribus [1197*] Christi. Totus Christus crucifixus est in tuis visceribus cordis tui. Quo- modo est hoc, quod continens sit in contento? O homo, vul- nera cor tuum, si vis intelligere Aperiet cor tuum clauis et lancea, veritasque sub- 3 an den getranckch M an dein 9 daz] so M 9 icht bis 12 gehóren] dich nicht mit s&mbt deinem kind verliesen. Aber selige fraw ich versih mich das du der wort nicht gehoren miigst M1 10 hirte N erslagen Go werden Br dich] di M 11 ver- lie-«cn, dann Zusatz vnd das wir icht als einer zcit peder vorgeng werauht weren. Es ist nicht ein wonhait ein weib ein frawé mit solché tod v'dampt wern vii ist auch wider dich solch vrtail nicht geoffent М 12 mocht Br M, magest N 17 pistu N creliczigte] geczewgen N, gechrewczt M1 22 wchaltn M, behalten Go magstu Go 16f. wunderlichs NGo 21 dem] deň Go dingň M, den behalden dingen Go 11f. so 16 belch Br, fehlt M 18 xpr Ihesu M 19 ge- 20 ynnersten] ersten M 23 dem wehaltendem 27 zo] also N - m 5
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42 worheyt doreyn gehen. Wenne . dy sunne der gerechtikeyt get ; nicht yn eyn geslozzen hercz. O du vorwuntte fraw, vorwunde 5 vnser hercze vnd vornew in. vnsern herczen dy leydung dei- nes kyndes! hercze vige czu vnserm herczen, 10 dir vorwundet werden mit den wunden deynes kyndes! O frawe, worvm hab ich doch nicht daz selbe dein hercze, auf dy rede, wo ich hyn kome, daz 1 ich. alezeyt sehe, daz du mit deinem kynde vorwundet pist ? Stachel der Liebe intrabit. Non enim intrat sol iusticie in cor clausum. Sed. o vulnerata domina, vulnera cor nostrum, in cordibus nostris filij tui renoua passionem. Cor ' tuum vulneratum coniunge cordi Dein vorwuntes : nostro, ut tecum tuis vulneribus . vulneremur. Cur hoc tuum cor auf dy rede daz wir mitsampt . quocumque pergam, semper filio O frawe, ist daz du mir nicht . geben wilt deynen vorwuntten sun, so gib mir doch, ich pit zo dich, dy wunden deines sunes vnd seyne scheltwort, vorspot- tung vnd lestrunge! Worczu enpfindest du doch der selben . ding yn dir? Vnd waz muter ist ‘ 25 daz, dy nicht gerne von ir vnd : : passiones et in suo poneret von irem kynde neme leydung, ab sy mócht, vnd sy geb irem knecht? Ist aber daz du alzo truncken pist von den selben so wunden vnd sy nicht wilt von deynem herczen noch von dey- nem [39%] kynd scheyden, alzo : daz du sy ymande geben wól- non habeo, o domina, saltem, ut, tuo uideam te confixam * O do- mina, si non vis dare filium tuum vulneratum, saltem queso. michi tribue filij tui vulnera. contumelias, illusiones, obpro- bria, aut que in te sentis ista. Que enim mater, si posset, a se eta filio suo libenter non auferret seruo? Aut si sic inebriata es in istis, nec vis ea a tuo corde et a tuo filio separare, saltem, do- 3 eins N geslossens N, verschlossens M1, beslozzen Go 5herzzen Go 8 vnsern Br M M1Go kome] wer M1 Br 21f. vorspotung Br lage quare voraus iran kinde vi vO ir Go 14 dy rede] den sin M1 15 alezeit nicht M1 22 Woroezu setzt Zeile 16 der lat. Vor- 23 enpfingestu N 33 vns getilgt vor «y Go hyn ich Br hin fehlt 21 scheltwórter 24 mutern Br 25f. vO 33f. woldest Go
42 worheyt doreyn gehen. Wenne . dy sunne der gerechtikeyt get ; nicht yn eyn geslozzen hercz. O du vorwuntte fraw, vorwunde 5 vnser hercze vnd vornew in. vnsern herczen dy leydung dei- nes kyndes! hercze vige czu vnserm herczen, 10 dir vorwundet werden mit den wunden deynes kyndes! O frawe, worvm hab ich doch nicht daz selbe dein hercze, auf dy rede, wo ich hyn kome, daz 1 ich. alezeyt sehe, daz du mit deinem kynde vorwundet pist ? Stachel der Liebe intrabit. Non enim intrat sol iusticie in cor clausum. Sed. o vulnerata domina, vulnera cor nostrum, in cordibus nostris filij tui renoua passionem. Cor ' tuum vulneratum coniunge cordi Dein vorwuntes : nostro, ut tecum tuis vulneribus . vulneremur. Cur hoc tuum cor auf dy rede daz wir mitsampt . quocumque pergam, semper filio O frawe, ist daz du mir nicht . geben wilt deynen vorwuntten sun, so gib mir doch, ich pit zo dich, dy wunden deines sunes vnd seyne scheltwort, vorspot- tung vnd lestrunge! Worczu enpfindest du doch der selben . ding yn dir? Vnd waz muter ist ‘ 25 daz, dy nicht gerne von ir vnd : : passiones et in suo poneret von irem kynde neme leydung, ab sy mócht, vnd sy geb irem knecht? Ist aber daz du alzo truncken pist von den selben so wunden vnd sy nicht wilt von deynem herczen noch von dey- nem [39%] kynd scheyden, alzo : daz du sy ymande geben wól- non habeo, o domina, saltem, ut, tuo uideam te confixam * O do- mina, si non vis dare filium tuum vulneratum, saltem queso. michi tribue filij tui vulnera. contumelias, illusiones, obpro- bria, aut que in te sentis ista. Que enim mater, si posset, a se eta filio suo libenter non auferret seruo? Aut si sic inebriata es in istis, nec vis ea a tuo corde et a tuo filio separare, saltem, do- 3 eins N geslossens N, verschlossens M1, beslozzen Go 5herzzen Go 8 vnsern Br M M1Go kome] wer M1 Br 21f. vorspotung Br lage quare voraus iran kinde vi vO ir Go 14 dy rede] den sin M1 15 alezeit nicht M1 22 Woroezu setzt Zeile 16 der lat. Vor- 23 enpfingestu N 33 vns getilgt vor «y Go hyn ich Br hin fehlt 21 scheltwórter 24 mutern Br 25f. vO 33f. woldest Go
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Buch I Kap. 5: Br lest, zo fůge doch mich vnwirdi- gen auch, fraw, czu den selben wunden, daz dir vnd deynem . kynde eyn frewde sey, daz ir 5 eynen gesellen habt ynn peynen. O by selig wer ich denn, móchte ich euch doch yn den wunden czugesellet werden! O libe fraw, sage mir: Mag icht grós- 10 sers geseyn yn dysem leben, wenn daz eyn mensch hab seyn hercz vorreinet mit deynem offen herczen vnd mit dem 15 des ? O meyn fraw, worvm gibst du mir nicht, daz ich dich bite ? Hab ich dich erczornet ader wider dich icht getan, zo vor- wunde meyn hercz dir czu zu rach. Hab ich dir aber icht ge- ; : justicia cor meum vulnera. durchlôcherten leib deynes kyn- ; dinet, zo pit ich nu dÿ wunden | czu lon. Vnd wo ist doch, fraw, deyn miltickeyt, deyne güte vnd freiwillikeyt ? Worvm : > pist du mir zo karc worden, wenn du alleczeit milde gewest pist? Fraw, ich pit nicht von 2 mein selige fraw M1, zarte frawe Go peynen] mitleiden M1 8f. liepleiche vnd erwirdige fraw M1, peynen habt Br deinem kind M1 frawe mcine Go yn] an Go 9f. grösser Br 43 mina, illis ignominijs me in- dignissimum coniunge, ut tibi et filio sit solamen habere so- cium penarum. O quam beatus essem uobiscum saltem in vul- neribus sociari! Nam quid est [119^] maius in presenti, do- mina mea, quam habere cor iunctum cordi tuo et filij tui corpori perforato* O domina mea, quare, quod peto, ammodo non tribuis? Si offendi, pro Ni tibi seruiui, nunc pro mercede peto vulnera. Et ubi est, domi- na, et liberalitas et pietas tua? Quare es michi auara, que sem- per larga fuisti? Non peto, do- selbigen M 5 ynu 7 euch] auch N, dir vnd 10 sein N 14f. kyndes, dann Zusatz v'ainct ist. Nu auch dem d' cin freud ist d? salign durch- stochn ist warüb lauft nicht di süssichait sein' genad in moin h'rez das mit Im geainet ist. Aber ich fiircht das wir vnd’ stund ver von dir sein vü wünen wir sein dir gar nahent M 15 mein selige fraw M1, frawe meine Go 16 dich] dy Br bete Br 20 roch Go aber dir Br 21 ich dich Br nu] nür N, fehlt Go 22 ist] ich Go 23 zurte frawe Go 24 frciwilkcyt Br 26 wenn] dy Br, vnd doch M1, seint Go 26f. pist milde gewest Br pist gewesen N, erschainst Go 27 pitte dich N MI 15
Buch I Kap. 5: Br lest, zo fůge doch mich vnwirdi- gen auch, fraw, czu den selben wunden, daz dir vnd deynem . kynde eyn frewde sey, daz ir 5 eynen gesellen habt ynn peynen. O by selig wer ich denn, móchte ich euch doch yn den wunden czugesellet werden! O libe fraw, sage mir: Mag icht grós- 10 sers geseyn yn dysem leben, wenn daz eyn mensch hab seyn hercz vorreinet mit deynem offen herczen vnd mit dem 15 des ? O meyn fraw, worvm gibst du mir nicht, daz ich dich bite ? Hab ich dich erczornet ader wider dich icht getan, zo vor- wunde meyn hercz dir czu zu rach. Hab ich dir aber icht ge- ; : justicia cor meum vulnera. durchlôcherten leib deynes kyn- ; dinet, zo pit ich nu dÿ wunden | czu lon. Vnd wo ist doch, fraw, deyn miltickeyt, deyne güte vnd freiwillikeyt ? Worvm : > pist du mir zo karc worden, wenn du alleczeit milde gewest pist? Fraw, ich pit nicht von 2 mein selige fraw M1, zarte frawe Go peynen] mitleiden M1 8f. liepleiche vnd erwirdige fraw M1, peynen habt Br deinem kind M1 frawe mcine Go yn] an Go 9f. grösser Br 43 mina, illis ignominijs me in- dignissimum coniunge, ut tibi et filio sit solamen habere so- cium penarum. O quam beatus essem uobiscum saltem in vul- neribus sociari! Nam quid est [119^] maius in presenti, do- mina mea, quam habere cor iunctum cordi tuo et filij tui corpori perforato* O domina mea, quare, quod peto, ammodo non tribuis? Si offendi, pro Ni tibi seruiui, nunc pro mercede peto vulnera. Et ubi est, domi- na, et liberalitas et pietas tua? Quare es michi auara, que sem- per larga fuisti? Non peto, do- selbigen M 5 ynu 7 euch] auch N, dir vnd 10 sein N 14f. kyndes, dann Zusatz v'ainct ist. Nu auch dem d' cin freud ist d? salign durch- stochn ist warüb lauft nicht di süssichait sein' genad in moin h'rez das mit Im geainet ist. Aber ich fiircht das wir vnd’ stund ver von dir sein vü wünen wir sein dir gar nahent M 15 mein selige fraw M1, frawe meine Go 16 dich] dy Br bete Br 20 roch Go aber dir Br 21 ich dich Br nu] nür N, fehlt Go 22 ist] ich Go 23 zurte frawe Go 24 frciwilkcyt Br 26 wenn] dy Br, vnd doch M1, seint Go 26f. pist milde gewest Br pist gewesen N, erschainst Go 27 pitte dich N MI 15
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44 Stachel dir dy sunne noch daz gestirne, sunder ich pit wunden. Waz ist daz, daz du zo karc pist an dysen ' Enczweder nym von ; mir daz leiplich leben oder | dyngen ? vorwunde, fraw, meyn hercz. Ez ist mir io schemlich vnd vnerlich, daz ich sehe meynen . herren vorwundett vnd dich, 1e fraw, vorwundet, vnd daz ich snôder knecht schol dovon kum- men vnvorsert. Werlich, ich : weys wol, waz ich tun schol. Enezweder ich wil steticlich 15 [40] vnd an vnderlaz mit ge- schrey vnd mit trenen dir «zu füssen vallen vnd heischen vnd wil dich czumal ser drdssen, du gebest mir denn dyse ding. 20 Adir ab du mich slahen wirst, | zo wil ich nicht weggehen, sunder ich wil so lang sten vnd deyn sleg leyden, piz daz ich allenthalben werde vorwunt. Tst : der Liebe : mina, & te solem nec sydera, sed | peto vulnera. Quid est hoc, si ! de istis es auara? Aut a me : uitam corporalem auferas, do- | mina, aut cor meum vulnera. ' Verecundum et obprobriosum | est michi videre dominum meum ; vulneratum et te vulneratam ! dominam et me seruum indig- nissimum pertransire illesum. i Certe, scio, quid faciam. Vel ' tibi continue et sine intermis- ; sione cum clamore et lacrimis j pedibus prouolutus postulabo et tibi nimium inportunus, aut michi hoc tribues. Aut si me percusseris, ut recedam, tamen stabo et sustinebo tua flagella. donec ero vndique vulneratus. Si autem sine percussione blan- dire volueris, et perseuerabo i pulsans et con[119'*]stans et tua . recipiam blandimenta, et ipse blandicie vulnerabunt cor meum ss aber daz du ane sleg mir lip- | kozzen wilt, zo wil ich stete beharren vnd wil aufnemen deyn lipkossung, vnd dy selben senfte : gekóse werden vorwunden meyn : 2 die wundě Go an] in M M1 7 io fehlt Go 9f. vnd bis vorwundet fehlt M M1 soll chomě M 15f. schreÿ Br 3 karc] chranckch M 3 f. an dysen dyngen pist Br 9 h’reze ver getilgt vor herren N 10 frawen vorwundñ N 11f. dauon 16 trewen N, zächern M M1Go dir bis 19 ding] zu füess vallen vntz das dich sein verdrissen wirt vnd mir die ding geben wirst M1 25 mir ane «lcg Br M1 koszung N, chos MI wirt N 17 valen Br 18 dich bis dróssen] dir ze moll vn (!) sere vngestuem sein M gchen Br, wenckchen M, weichen M1, hin weg gen Go 27 vnd wil] vnd M1 Go ayschen N, heschen M 21 vor- 24 v'wunden Go deyn] die N 29 ge- 29f. mein hercze v'wundň N M1
44 Stachel dir dy sunne noch daz gestirne, sunder ich pit wunden. Waz ist daz, daz du zo karc pist an dysen ' Enczweder nym von ; mir daz leiplich leben oder | dyngen ? vorwunde, fraw, meyn hercz. Ez ist mir io schemlich vnd vnerlich, daz ich sehe meynen . herren vorwundett vnd dich, 1e fraw, vorwundet, vnd daz ich snôder knecht schol dovon kum- men vnvorsert. Werlich, ich : weys wol, waz ich tun schol. Enezweder ich wil steticlich 15 [40] vnd an vnderlaz mit ge- schrey vnd mit trenen dir «zu füssen vallen vnd heischen vnd wil dich czumal ser drdssen, du gebest mir denn dyse ding. 20 Adir ab du mich slahen wirst, | zo wil ich nicht weggehen, sunder ich wil so lang sten vnd deyn sleg leyden, piz daz ich allenthalben werde vorwunt. Tst : der Liebe : mina, & te solem nec sydera, sed | peto vulnera. Quid est hoc, si ! de istis es auara? Aut a me : uitam corporalem auferas, do- | mina, aut cor meum vulnera. ' Verecundum et obprobriosum | est michi videre dominum meum ; vulneratum et te vulneratam ! dominam et me seruum indig- nissimum pertransire illesum. i Certe, scio, quid faciam. Vel ' tibi continue et sine intermis- ; sione cum clamore et lacrimis j pedibus prouolutus postulabo et tibi nimium inportunus, aut michi hoc tribues. Aut si me percusseris, ut recedam, tamen stabo et sustinebo tua flagella. donec ero vndique vulneratus. Si autem sine percussione blan- dire volueris, et perseuerabo i pulsans et con[119'*]stans et tua . recipiam blandimenta, et ipse blandicie vulnerabunt cor meum ss aber daz du ane sleg mir lip- | kozzen wilt, zo wil ich stete beharren vnd wil aufnemen deyn lipkossung, vnd dy selben senfte : gekóse werden vorwunden meyn : 2 die wundě Go an] in M M1 7 io fehlt Go 9f. vnd bis vorwundet fehlt M M1 soll chomě M 15f. schreÿ Br 3 karc] chranckch M 3 f. an dysen dyngen pist Br 9 h’reze ver getilgt vor herren N 10 frawen vorwundñ N 11f. dauon 16 trewen N, zächern M M1Go dir bis 19 ding] zu füess vallen vntz das dich sein verdrissen wirt vnd mir die ding geben wirst M1 25 mir ane «lcg Br M1 koszung N, chos MI wirt N 17 valen Br 18 dich bis dróssen] dir ze moll vn (!) sere vngestuem sein M gchen Br, wenckchen M, weichen M1, hin weg gen Go 27 vnd wil] vnd M1 Go ayschen N, heschen M 21 vor- 24 v'wunden Go deyn] die N 29 ge- 29f. mein hercze v'wundň N M1
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Buch I Kap. 6: Br hercz mit deyner lib. Ist aber daz du nichtisnicht tun noch sprechen wirdest, zo wirt meyn hercze vorwundet mit betrůb- ; s nůsse vnd mit leid, vnd yn dyser masse wil ich an wunden - vnd smercze do von nicht schei- den. Daz sechste capitel, daz 19 pey dem leyden Cristi sechs dinck ezu mercken synt. Ev der leydunge vnsers herren Ihesu Cristi mag sich yder mensch alzo halden 15 vnd sy ezu sechs dingen mer- cken. Czu dem ersten czu nach- folgen, czu dem andern czu mitleiden, czu dem dritten mal sich czu wundern, czu dem zo virden mal sich czu frewen, czu dem fünften mal sich czu ent- lózen vnd czu uorwandeln, czu dem sechsten mal czu rwen. € Czu dem ersten, sprich ich, 25 Schal der mensch dy leydung 4f. trübnüsso Er M- 9 Kap. I 6. 45 tuo amore. Si autem nec quid- quam dixeris vel feceris, tunc cor meum vulnerabitur tristicia et dolore, et sic sine dolore et vul- nere non recedam. VI. Quod cirea passionem Christi sex consideranda sunt. IRCA passionem domini Ihe- su sic potest homo se habere et ad sex eam considerare. Pri- mo ad imitandum, secundo ad conpaciendum, tercio ad ammi- randum, quarto ad exultandum. quinto ad resoluendum, sexto ad quiescendum. Primo ad imitandum consi- . deret. Hec enim est summa et mercken ir czu nachfolgen. Wenn dis ist dy hóchste vnd | volkumenste nachfolgung Cristi, | perfectissima imitacio Christi, Text aus Br. Überschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25* Br, wáhrend vor Kap. 6 nur steht Daz sechste capitel diser lere Br. Capitolum VI N, Das sechst capitel ist das pey d6 leydfi des h'ren Sechs ding sint ze merckn M, Kapitelzahl fehlt M1, Daz sechst Capitel B'n Go 13 Cristi Ihesu Br, fehlt MGo 16 Des ersten M1 ersten mall N 21f. entlassen NMI zu rüen M vnd die N 24 so spriche Go 22 vnd] ader Go 26 czu fehlt N 14 sich fehlt N yder] der Go 20 mal fehlt Br 23 mal fehlt Go sich 27 dis] daz N 16f. volgen Go
Buch I Kap. 6: Br hercz mit deyner lib. Ist aber daz du nichtisnicht tun noch sprechen wirdest, zo wirt meyn hercze vorwundet mit betrůb- ; s nůsse vnd mit leid, vnd yn dyser masse wil ich an wunden - vnd smercze do von nicht schei- den. Daz sechste capitel, daz 19 pey dem leyden Cristi sechs dinck ezu mercken synt. Ev der leydunge vnsers herren Ihesu Cristi mag sich yder mensch alzo halden 15 vnd sy ezu sechs dingen mer- cken. Czu dem ersten czu nach- folgen, czu dem andern czu mitleiden, czu dem dritten mal sich czu wundern, czu dem zo virden mal sich czu frewen, czu dem fünften mal sich czu ent- lózen vnd czu uorwandeln, czu dem sechsten mal czu rwen. € Czu dem ersten, sprich ich, 25 Schal der mensch dy leydung 4f. trübnüsso Er M- 9 Kap. I 6. 45 tuo amore. Si autem nec quid- quam dixeris vel feceris, tunc cor meum vulnerabitur tristicia et dolore, et sic sine dolore et vul- nere non recedam. VI. Quod cirea passionem Christi sex consideranda sunt. IRCA passionem domini Ihe- su sic potest homo se habere et ad sex eam considerare. Pri- mo ad imitandum, secundo ad conpaciendum, tercio ad ammi- randum, quarto ad exultandum. quinto ad resoluendum, sexto ad quiescendum. Primo ad imitandum consi- . deret. Hec enim est summa et mercken ir czu nachfolgen. Wenn dis ist dy hóchste vnd | volkumenste nachfolgung Cristi, | perfectissima imitacio Christi, Text aus Br. Überschrift aus dem Kapitelregister Bl. 25* Br, wáhrend vor Kap. 6 nur steht Daz sechste capitel diser lere Br. Capitolum VI N, Das sechst capitel ist das pey d6 leydfi des h'ren Sechs ding sint ze merckn M, Kapitelzahl fehlt M1, Daz sechst Capitel B'n Go 13 Cristi Ihesu Br, fehlt MGo 16 Des ersten M1 ersten mall N 21f. entlassen NMI zu rüen M vnd die N 24 so spriche Go 22 vnd] ader Go 26 czu fehlt N 14 sich fehlt N yder] der Go 20 mal fehlt Br 23 mal fehlt Go sich 27 dis] daz N 16f. volgen Go
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es 10 15 25 © 30 46 Stachel dy [40"] hóchste geistlichkeit eines volkumen menschen vnd eyn anweisung der volkumen- heit vnd eyn pilde der togend vnd alliz guten lebens, daz ist namlich Cristo nachfolgen yn seiner leidung vnd in seinem tod. Dorvm zo schol vnser anweisung sein czu leben dy leidung vnsers heilandes. wir schüllen dester mer doran getróstet seyn, y mer wir ym vns enlichen vnd nach ym czihen mit dem leben. Wir schûllen auch dester mer be- trübet vnd gemissetróstet seyn, vnd leben virren. Dorvm, alz vil alz daz an vns leit, zo schil wir alleczeit wellen von allen leüten vndertreten werden vnd vorworffen, vornichtet, vorspot- der Liebe Vnd : tet, geáchtet, geneiniget vnd . yn dem dinst gotes von yn allen gelestert werden. Wir schullen nackent seyn mit dem nackten Cristo, vnd czumal nichtisnicht czu haben schülle wir vns wünschen, vnd ist auch daz wir etwaz haben, daz schol 2 volkumen menschen] menschen der do volkómen ist N 11 schüllen] wern M 12 seyn fehlt M y mer bis 14 czihen] so wir im ye mer 12f. ym vns] in M dor vmb Go dem M noch volgen M1 16 vnd gemissetróstet fehlt M1 furen N 21 vnd fehit BrN 24 dem] den N zo fehlt M 26 nackat Br et summa religio perfecti et regula perfeccionis et exemplar omnis uite et uirtutis, scilicet Christum imitari in passione et ; in morte. Sit ergo regula nostra uiuendi passio saluatoris. Et tanto amplius in hoc console- mur, quanto amplius Christo conformamur. Et tanto plus desolemur, quanto i plus ab hoc exemplari amplius ye mer wir vns von seinem bilde : elongamur. Semper igitur, in guantum in nobis est, uelimus ab omnibus conculcari, deici, ; vilipendi, illudi, persequi, flagel- lari et in diui[119""]nis obsequijs i ab omnibus exprobrari. Simus nudi cum nudo, nichil ; penitus cupiamus habere, ymmo. 29 f. ist bis etwaz] ob wir ichez M1 aliquid habere sit nobis grauis- 8 vii doran] in 15f. betrubt sein M1 Go genustrot N 18 voriren Br, 23 geachtet N, geüchtigt N, v'echtet Go 28 nihts Go ezu fehlt № бо ist auch] iach ist vns Br
es 10 15 25 © 30 46 Stachel dy [40"] hóchste geistlichkeit eines volkumen menschen vnd eyn anweisung der volkumen- heit vnd eyn pilde der togend vnd alliz guten lebens, daz ist namlich Cristo nachfolgen yn seiner leidung vnd in seinem tod. Dorvm zo schol vnser anweisung sein czu leben dy leidung vnsers heilandes. wir schüllen dester mer doran getróstet seyn, y mer wir ym vns enlichen vnd nach ym czihen mit dem leben. Wir schûllen auch dester mer be- trübet vnd gemissetróstet seyn, vnd leben virren. Dorvm, alz vil alz daz an vns leit, zo schil wir alleczeit wellen von allen leüten vndertreten werden vnd vorworffen, vornichtet, vorspot- der Liebe Vnd : tet, geáchtet, geneiniget vnd . yn dem dinst gotes von yn allen gelestert werden. Wir schullen nackent seyn mit dem nackten Cristo, vnd czumal nichtisnicht czu haben schülle wir vns wünschen, vnd ist auch daz wir etwaz haben, daz schol 2 volkumen menschen] menschen der do volkómen ist N 11 schüllen] wern M 12 seyn fehlt M y mer bis 14 czihen] so wir im ye mer 12f. ym vns] in M dor vmb Go dem M noch volgen M1 16 vnd gemissetróstet fehlt M1 furen N 21 vnd fehit BrN 24 dem] den N zo fehlt M 26 nackat Br et summa religio perfecti et regula perfeccionis et exemplar omnis uite et uirtutis, scilicet Christum imitari in passione et ; in morte. Sit ergo regula nostra uiuendi passio saluatoris. Et tanto amplius in hoc console- mur, quanto amplius Christo conformamur. Et tanto plus desolemur, quanto i plus ab hoc exemplari amplius ye mer wir vns von seinem bilde : elongamur. Semper igitur, in guantum in nobis est, uelimus ab omnibus conculcari, deici, ; vilipendi, illudi, persequi, flagel- lari et in diui[119""]nis obsequijs i ab omnibus exprobrari. Simus nudi cum nudo, nichil ; penitus cupiamus habere, ymmo. 29 f. ist bis etwaz] ob wir ichez M1 aliquid habere sit nobis grauis- 8 vii doran] in 15f. betrubt sein M1 Go genustrot N 18 voriren Br, 23 geachtet N, geüchtigt N, v'echtet Go 28 nihts Go ezu fehlt № бо ist auch] iach ist vns Br
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Buch I vns gar peinlich vnd gar leit seyn. Hab wir aber nichtis- nicht, daz schol vns seyn ein grosse frewd. Wir süllen vns s auch schemen, die lůstigen vnd sůzzen dinck czu kosten. Wir schülle vil liber wóllen gespeiset werden mit geringen vnd pittern dingen. Wir schüllen auch pring denn eynen suzzen, wann Cristus mit gall vnd mit ezzig getrenckt wart. "Vnd daz ich 15 kórcz red: Wir schûllen mercken, was er durch vnsern willen geliden hat vnd wie er sich in seinem leiden gehalten hat, vnd schüllen vns denn nach vnser 20 masse ym ánlichen vnd nach ym czihen alzo vil, alzo wir migen. € Czu dem andern mal schol yder mensch dise leidung mer- wir schüllen mercken seyn gayss- lung vnd auch yn vnserm spottung vnd lestrung. Kap. 6: Br i i | 47 sima pena et dolor intensus: nichil autem habere plena exul- tacio. Abhorreamus delectabilia et dulcia degustare. Et pocius uelimus uilibus et amaris cibari, et desideremus, quod quelibet cibaria felleum nobis pociusquam melleum ferant saporem, quia . ipse fuit felle et aceto potatus. 10 wegeren, daz vns iczlich speis - mer einen [41"] pittern smack , Et ut breuiter dicam: Considere- mus, que pro nobis sustinuit, qualiter in passione se habuit, et nos pro modulo nostro, quan- tum possumus, conformemur eidem. Secundo debet eam conside- i rare ad conpaciendum. Debe- 25 ckenmitleidung czuhaben. Wann | mus considerare ipsius flagella, illusiones et obprobria in corde i nostro ruminare et ymaginari, herczen betrachten seyn vor- : Wir 3 schûllen auch gedencken, wÿ . 1 gar vor layd fehlt N M1 Go susze B 13 ezzig vnd mit gall Br M1 17f. vnd wie bis hat nur Go 7 werden getilgt vor wollen Go zweites mit fehlt M 18f. vnd schüllen bis 22 mügen] sülln wir 5 scheven Br 5f. lustige vnd 12 denn] wat M1Go 15 dy red Br im emsicleichen nach volgen als vil das an vns gesein mag MI 19f. dannoch auz der mazzen Go 23 mal fehlt Br leydůg M vnd M Go sullñ auch N 20 ym dar In M 24 yder] ein yezlicher N Go dureh mitleidung Br N 21 alzo vil wir Br 25 zu haben mit- 27 vnsers Br 29 Wir] 20
Buch I vns gar peinlich vnd gar leit seyn. Hab wir aber nichtis- nicht, daz schol vns seyn ein grosse frewd. Wir süllen vns s auch schemen, die lůstigen vnd sůzzen dinck czu kosten. Wir schülle vil liber wóllen gespeiset werden mit geringen vnd pittern dingen. Wir schüllen auch pring denn eynen suzzen, wann Cristus mit gall vnd mit ezzig getrenckt wart. "Vnd daz ich 15 kórcz red: Wir schûllen mercken, was er durch vnsern willen geliden hat vnd wie er sich in seinem leiden gehalten hat, vnd schüllen vns denn nach vnser 20 masse ym ánlichen vnd nach ym czihen alzo vil, alzo wir migen. € Czu dem andern mal schol yder mensch dise leidung mer- wir schüllen mercken seyn gayss- lung vnd auch yn vnserm spottung vnd lestrung. Kap. 6: Br i i | 47 sima pena et dolor intensus: nichil autem habere plena exul- tacio. Abhorreamus delectabilia et dulcia degustare. Et pocius uelimus uilibus et amaris cibari, et desideremus, quod quelibet cibaria felleum nobis pociusquam melleum ferant saporem, quia . ipse fuit felle et aceto potatus. 10 wegeren, daz vns iczlich speis - mer einen [41"] pittern smack , Et ut breuiter dicam: Considere- mus, que pro nobis sustinuit, qualiter in passione se habuit, et nos pro modulo nostro, quan- tum possumus, conformemur eidem. Secundo debet eam conside- i rare ad conpaciendum. Debe- 25 ckenmitleidung czuhaben. Wann | mus considerare ipsius flagella, illusiones et obprobria in corde i nostro ruminare et ymaginari, herczen betrachten seyn vor- : Wir 3 schûllen auch gedencken, wÿ . 1 gar vor layd fehlt N M1 Go susze B 13 ezzig vnd mit gall Br M1 17f. vnd wie bis hat nur Go 7 werden getilgt vor wollen Go zweites mit fehlt M 18f. vnd schüllen bis 22 mügen] sülln wir 5 scheven Br 5f. lustige vnd 12 denn] wat M1Go 15 dy red Br im emsicleichen nach volgen als vil das an vns gesein mag MI 19f. dannoch auz der mazzen Go 23 mal fehlt Br leydůg M vnd M Go sullñ auch N 20 ym dar In M 24 yder] ein yezlicher N Go dureh mitleidung Br N 21 alzo vil wir Br 25 zu haben mit- 27 vnsers Br 29 Wir] 20
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48 grosse vornichtung vnd vor- smehung vnsers herren doran gewest ist, vnd wy groz vor-. seren an seynem leib vnd yn 5 scinem herczen gewest ist, vnd wÿ daz alles vns czu mitleidung vnd vm vnser sind geschen ist. Wir schülen auch mercken, wy mit grosser pitterckeyt do 10 selbest alfol wart dy süzzikeit der engel, vnd wy gar ser Cristum do selbist beswerte nicht allein seyne peyne vnd vnser vndangnamckeyt, sunder 15 auch dy kwal vnd peyn seiner muter, dy neben ym stunt, dy er gar lip hat vnd sach, daz si recht amechtig vnd hynuellig wart vor leid dez mitleidens. 20 Do selbist wart daz kynd mit der muter gecreücziget, vnd [41"] von irem mitleiden peyder- seyt durch der grossen lib willen, dy sy payderseyt czusamme 23 hatten, zo waz auch do ir peyder peyn gar groz, vnd allermeist dovon, daz iczliches vor daz ander leit. ^ Wann dy muter wol wuste, daz ir sun gelich so wol vór sy leyt alz für ander menschen, dy erlóst schólden 3 vnd bis 5 ist fehlt N willen Go 12 beswérte N vndancksamchait M lip] erplickt Br fehlt Br 24 payderseyt fehlt M1 es auch M1, fehlt Go 6 mitleiden Go 10 alfol] erfult M MI, als vol Go 13 mit seyner peyne Br 15 der wetag M1, die quelen Go 18 vnmechtig Go — 201. dy muter mit dem kynd Br N M1 do fehlt Br Stachel der Liebe quanta ibi deiectio et contemp- tus erga dominum nostrum, quantaue affliccio in corde et corpore, quod totum pro con- passione et racione peccatorum nostrorum fuit. Consideremus, quanta tunc amaritudine reple- tus erat angelorum [120"*] dulce- do, quantum et aggrauabat eum non tantum penarum illacio et nostra ingratitudo, sed eciam assistentis matris affliccio, qua Bic diligebat et quasi deficere pre conpassionis dolore videbat. Ibi filius crucifigebatur cum matre et per mutuam intensiuam dileccionem ex conpassione mu- tua erat nimia affliccio utriusque et maxime, eum pro inuicem paterentur. Sciebat mater. quod filius paciebatur pro ipsa sicut 7 vnser sind] vnsern 11 gar fehlt M 14 vndanckperkeit N MI, 17 gar 18 vnd hynuellig fehlt Go 22 leiden Go 23 grossen zu einander M1 25 zo] vn Go p
48 grosse vornichtung vnd vor- smehung vnsers herren doran gewest ist, vnd wy groz vor-. seren an seynem leib vnd yn 5 scinem herczen gewest ist, vnd wÿ daz alles vns czu mitleidung vnd vm vnser sind geschen ist. Wir schülen auch mercken, wy mit grosser pitterckeyt do 10 selbest alfol wart dy süzzikeit der engel, vnd wy gar ser Cristum do selbist beswerte nicht allein seyne peyne vnd vnser vndangnamckeyt, sunder 15 auch dy kwal vnd peyn seiner muter, dy neben ym stunt, dy er gar lip hat vnd sach, daz si recht amechtig vnd hynuellig wart vor leid dez mitleidens. 20 Do selbist wart daz kynd mit der muter gecreücziget, vnd [41"] von irem mitleiden peyder- seyt durch der grossen lib willen, dy sy payderseyt czusamme 23 hatten, zo waz auch do ir peyder peyn gar groz, vnd allermeist dovon, daz iczliches vor daz ander leit. ^ Wann dy muter wol wuste, daz ir sun gelich so wol vór sy leyt alz für ander menschen, dy erlóst schólden 3 vnd bis 5 ist fehlt N willen Go 12 beswérte N vndancksamchait M lip] erplickt Br fehlt Br 24 payderseyt fehlt M1 es auch M1, fehlt Go 6 mitleiden Go 10 alfol] erfult M MI, als vol Go 13 mit seyner peyne Br 15 der wetag M1, die quelen Go 18 vnmechtig Go — 201. dy muter mit dem kynd Br N M1 do fehlt Br Stachel der Liebe quanta ibi deiectio et contemp- tus erga dominum nostrum, quantaue affliccio in corde et corpore, quod totum pro con- passione et racione peccatorum nostrorum fuit. Consideremus, quanta tunc amaritudine reple- tus erat angelorum [120"*] dulce- do, quantum et aggrauabat eum non tantum penarum illacio et nostra ingratitudo, sed eciam assistentis matris affliccio, qua Bic diligebat et quasi deficere pre conpassionis dolore videbat. Ibi filius crucifigebatur cum matre et per mutuam intensiuam dileccionem ex conpassione mu- tua erat nimia affliccio utriusque et maxime, eum pro inuicem paterentur. Sciebat mater. quod filius paciebatur pro ipsa sicut 7 vnser sind] vnsern 11 gar fehlt M 14 vndanckperkeit N MI, 17 gar 18 vnd hynuellig fehlt Go 22 leiden Go 23 grossen zu einander M1 25 zo] vn Go p
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Buch I Kap. 6: Br werden. Zo wuste auch der sun wol vnd enpfant dez ynner- lichen. daz daz swert seiner ' marter seyner muter zel durch- s ging von der mitleidung wegen. ; Dovon dy leidung dez suns waz dy leidung der muter. Eya, dorvm, du cristen mensch, czumal mit den selben lastern vnd peynen, zo du sihest, daz dein got vnd dein preütigam für dich sülche dinck leyt. 1 Wann, wirst du ym mit lib wol voreynet sein, zo wirst du wetagen dez haüptes, wy pist zo du denn eyn dinck mit Cristo ? Wann, gelich alz man mer mit- leidung schol haben mit dem heüpt denn mit den andern nydersten glidern, alzo schülle 25 wir auch mit Cristo mer mit- leidung haben denn mit keynem 49 pro reliquis redimendis. Sciebat filius et intime scrutabatur, quod sui martirij gladius ex conpas- . Sione matris animam pertransi- bat. Vnde passio filij erat passio s matris. Eya ergo, christiane, : hec verte in corde tuo, et totum . eor tuum reple illis conuicijs et handele dise dinck.yn deinem : 10 herczen vnd ville dein hercz : penis, videns deum tuum et sponsum tuum pro te talia su- stinere! Si enim per amorem bene vnitus fueris, tunc con- pacieris ei. Si autem non sentis dolorescapitis, quomodo es vnum cum Christo? Nam sicut plus . conpaciendum est capiti quam auch denn mit ym leyden. Ist ! aber daz du nicht pfülest den : ceteris membris inferioribus, sic magis sine conparacione [120] sibi conpati debemus quam quantumcunque dilecto filio uel zo ! amico, ymmo, plus quam nobis . ipsis, si supradicta omnia pate- | | kynd oder freWnt vnd auch mer : dann mit vns selber, ob wir. alle dy vorgenanten dinck liden. : so Dorvm, ir allerlibsten, schülle wir nu truncken werden von der galle, wermüte vnd mirren vnd [42] schüllen alleyne seiner | remur. lam ergo, karissimi, felle et absinthio atque mirra inebriemur et solum eius vul- s 8 cristenern Br 16 wol fehlt M sein fehlt M, voreynnet Br 17 deh auch Go denn fehlt M1 pfindest M, beclagst M1 23 denn] wen M den fehlt Br M M1Go selbfi Go 29 alle] halt M1 mit ym leyden] dinen N den] dein N 27 auch] noch Br, vil N obgenantn M, obern M7 18 fullest N Go, en- .20 dinck] glid M 24 Inderstn M 26 denn] wen 28 dann] wen M Go leiden M 1 Go
Buch I Kap. 6: Br werden. Zo wuste auch der sun wol vnd enpfant dez ynner- lichen. daz daz swert seiner ' marter seyner muter zel durch- s ging von der mitleidung wegen. ; Dovon dy leidung dez suns waz dy leidung der muter. Eya, dorvm, du cristen mensch, czumal mit den selben lastern vnd peynen, zo du sihest, daz dein got vnd dein preütigam für dich sülche dinck leyt. 1 Wann, wirst du ym mit lib wol voreynet sein, zo wirst du wetagen dez haüptes, wy pist zo du denn eyn dinck mit Cristo ? Wann, gelich alz man mer mit- leidung schol haben mit dem heüpt denn mit den andern nydersten glidern, alzo schülle 25 wir auch mit Cristo mer mit- leidung haben denn mit keynem 49 pro reliquis redimendis. Sciebat filius et intime scrutabatur, quod sui martirij gladius ex conpas- . Sione matris animam pertransi- bat. Vnde passio filij erat passio s matris. Eya ergo, christiane, : hec verte in corde tuo, et totum . eor tuum reple illis conuicijs et handele dise dinck.yn deinem : 10 herczen vnd ville dein hercz : penis, videns deum tuum et sponsum tuum pro te talia su- stinere! Si enim per amorem bene vnitus fueris, tunc con- pacieris ei. Si autem non sentis dolorescapitis, quomodo es vnum cum Christo? Nam sicut plus . conpaciendum est capiti quam auch denn mit ym leyden. Ist ! aber daz du nicht pfülest den : ceteris membris inferioribus, sic magis sine conparacione [120] sibi conpati debemus quam quantumcunque dilecto filio uel zo ! amico, ymmo, plus quam nobis . ipsis, si supradicta omnia pate- | | kynd oder freWnt vnd auch mer : dann mit vns selber, ob wir. alle dy vorgenanten dinck liden. : so Dorvm, ir allerlibsten, schülle wir nu truncken werden von der galle, wermüte vnd mirren vnd [42] schüllen alleyne seiner | remur. lam ergo, karissimi, felle et absinthio atque mirra inebriemur et solum eius vul- s 8 cristenern Br 16 wol fehlt M sein fehlt M, voreynnet Br 17 deh auch Go denn fehlt M1 pfindest M, beclagst M1 23 denn] wen M den fehlt Br M M1Go selbfi Go 29 alle] halt M1 mit ym leyden] dinen N den] dein N 27 auch] noch Br, vil N obgenantn M, obern M7 18 fullest N Go, en- .20 dinck] glid M 24 Inderstn M 26 denn] wen 28 dann] wen M Go leiden M 1 Go
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50 wunden enpfinden. Sein lest- rung, geisslung vnd dy wunden schůllen durchstechen dy ynner- sten dinck vnsers herczen, vnd s yn vns schol keyn dinck sein, daz nicht begossen sey mit mit- leidung vnd nicht gekwelt mit grossem leyd. € Czu dem dritten mal schill 10 wir dy leidung mercken durch wunders willen. Wann, ist daz wir mercken, wer, waz, durch wen vnd von wem er geliden hat, zo schülle wir vns io sere ı5 wundern. Wer hat geliden? Nemlich der ware gotes sun, der allermeist gewaldig, weise | vnd gütig ist, vnd slechticlich, waz du ym edilkeit czuge- 20 schreiben macht, zo ist iz alles vor nicht kegen seiner gróz. Aber waz hat er geliden? Ellend, vlihen, durst, hunger, hicz vnd kelde, vngewiter, aneuechtung, 2$ schewczen, echtung, wegelogun- ge, nachseunge, gcisslunge, pyn- gung, vorspottung vnd we- tagen. Wann dy ewig ere wart 2 dy fehlt M mitleiden M1 4 vnser Br 14 io fehlt M1Go dann M1 M, ez noch Go 19f. ezuschreiben Br 21 vonicht Br durst vnd hung! N, hunger durst Go i uaciones, herezen] herren Go 71. vnd bis leyd] vns ze wundern M 10f. durch wunders willen] etc. M, vó wunders wegen Go 15 Wer] wie er N ; magnitudinis sue. Stachel der Liebo nera senciamus. Transfigant cordis nostri intima eius con- uicia, flagella et vulnera, nec in nobis sit, quod non perfundatur conpassione et dolore affligatur 5 inmenso. Tercio consideremus eam ad admirandum. Si enim considera- mus, que, quis, pro quibus et a quibus passus est, multum mi- rari debemus. Quis? Scilicet filius dei verus, summe potens. sapiens et bonus. Et simpliciter. quidquid nobilitatis ei attribue- ris, adhuc nichil est respectu Sed que? Peregrinacionem et fugam, sitim et famem, calorem et frigus, tempestates, temptaciones et horrores, persecuciones, obser- 20 vincula et flagella, illusiones et dolores. Conspuitur 6f. leidung Br, 8 leiden Go 12 werer N 16 Nemlich] niembt anders 20 zo ist iz] das ist M1 es doch 23 vlihen] vill M, smacheit Go 25 schewczen] schemczen Br, swiczen N, fehlt M,schewczüng M1 25f. wege lawgunge N, welangung M, peiniung M1 nachsenügen Go 26 nachsaunge Br, nachsagunge N, nachsehung M MI, 26 pyndigung Br, v'speyung pindüg M
50 wunden enpfinden. Sein lest- rung, geisslung vnd dy wunden schůllen durchstechen dy ynner- sten dinck vnsers herczen, vnd s yn vns schol keyn dinck sein, daz nicht begossen sey mit mit- leidung vnd nicht gekwelt mit grossem leyd. € Czu dem dritten mal schill 10 wir dy leidung mercken durch wunders willen. Wann, ist daz wir mercken, wer, waz, durch wen vnd von wem er geliden hat, zo schülle wir vns io sere ı5 wundern. Wer hat geliden? Nemlich der ware gotes sun, der allermeist gewaldig, weise | vnd gütig ist, vnd slechticlich, waz du ym edilkeit czuge- 20 schreiben macht, zo ist iz alles vor nicht kegen seiner gróz. Aber waz hat er geliden? Ellend, vlihen, durst, hunger, hicz vnd kelde, vngewiter, aneuechtung, 2$ schewczen, echtung, wegelogun- ge, nachseunge, gcisslunge, pyn- gung, vorspottung vnd we- tagen. Wann dy ewig ere wart 2 dy fehlt M mitleiden M1 4 vnser Br 14 io fehlt M1Go dann M1 M, ez noch Go 19f. ezuschreiben Br 21 vonicht Br durst vnd hung! N, hunger durst Go i uaciones, herezen] herren Go 71. vnd bis leyd] vns ze wundern M 10f. durch wunders willen] etc. M, vó wunders wegen Go 15 Wer] wie er N ; magnitudinis sue. Stachel der Liebo nera senciamus. Transfigant cordis nostri intima eius con- uicia, flagella et vulnera, nec in nobis sit, quod non perfundatur conpassione et dolore affligatur 5 inmenso. Tercio consideremus eam ad admirandum. Si enim considera- mus, que, quis, pro quibus et a quibus passus est, multum mi- rari debemus. Quis? Scilicet filius dei verus, summe potens. sapiens et bonus. Et simpliciter. quidquid nobilitatis ei attribue- ris, adhuc nichil est respectu Sed que? Peregrinacionem et fugam, sitim et famem, calorem et frigus, tempestates, temptaciones et horrores, persecuciones, obser- 20 vincula et flagella, illusiones et dolores. Conspuitur 6f. leidung Br, 8 leiden Go 12 werer N 16 Nemlich] niembt anders 20 zo ist iz] das ist M1 es doch 23 vlihen] vill M, smacheit Go 25 schewczen] schemczen Br, swiczen N, fehlt M,schewczüng M1 25f. wege lawgunge N, welangung M, peiniung M1 nachsenügen Go 26 nachsaunge Br, nachsagunge N, nachsehung M MI, 26 pyndigung Br, v'speyung pindüg M
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Buch I Kap. 6: Br 51 vorspeiet, dy gerechtikeit wart ; enim gloria, condempnatur iu- vortümet. der richter wart ge- | richtet vnd vorvrteilet, der vn- | sus inculpatur, innocens infa- schuldige wart weschuldiget, der : 5do ane sunde waz, der wart | beschemt, got wart gelestert, | Cristus wart vndertreten, daz leben wart getótet, dy sunne | wart vortunckelt, der mande : 10 wart vorswerczet, daz gestirne . wart gestrewt. Vnd alle dise : dinck hat Cristus geliden ge- duldiclich alz ein lamp, [42"] wenn er doch allis geschepfde 15 ner in einem wincken mócht gesencket haben yn den grunt : der helle. € Abir durch wez willen hat er dise dinck geliden vnd für :) wen? "lrewen, für seyn schalk- haftig eygene knechte vnd ge- synd, für daz allersündigest vich vnd ioch für dy tewf- lischen manne vnd für dez 25 tewfel kinder mit der nach- : folgung, für dy vorsmeher der ; gôtlichen mechte vnd für dy vndancksamen der gótlichen gütte. Dorvm ným war, ein : so sůlcher vnd ein zo grosser hat | 4 geschuldiget N schemet N, geschentt M MI 9 getunckchelt M Go M1Go 13 recht als N 16 den grunt] abgrunt M1 sicherlich M1 das ist M1 vns M der fehlt N M1 sticia, iudex iudicatur, inoffen- tuatur, deus blasphematur. Christus conculcatur et occidi- tur uita, [120"*] obscuratur sol, luna denigratur, sidera disper- guntur. . Hec omnia tolerat pa- cienter ut agnus, cum solo nutu omnem creaturam demergere posset in profundum inferni. Sed pro quibus hec patitur ! Pro nequissimis mancipijs, pro scelestissimis iumentis et, ymmo, pro dyabolicis viris et per imi- tacionem dyaboli filijs, pro con- temptoribus diuine maiestatis et pro ingratis diuine pietatis. Ergo talis et tantus talia pro 5 wart fehlt Go 6 ge- 6f. got bis vndertreten fehlt N 10f. daz bis gestrewt fehlt N 14 alle geschópfe .M 18 Abir] Oder N 20f. für bis gesynd] newr für als menschlich goslecht schalkhaftigen eygen N ioch] auch NM, fehlt M1, halt Go 11 zerstrewt geschemde N 20 trewe Br, 23 vich] wie Go 28 götlich Br vnd] pe 0
Buch I Kap. 6: Br 51 vorspeiet, dy gerechtikeit wart ; enim gloria, condempnatur iu- vortümet. der richter wart ge- | richtet vnd vorvrteilet, der vn- | sus inculpatur, innocens infa- schuldige wart weschuldiget, der : 5do ane sunde waz, der wart | beschemt, got wart gelestert, | Cristus wart vndertreten, daz leben wart getótet, dy sunne | wart vortunckelt, der mande : 10 wart vorswerczet, daz gestirne . wart gestrewt. Vnd alle dise : dinck hat Cristus geliden ge- duldiclich alz ein lamp, [42"] wenn er doch allis geschepfde 15 ner in einem wincken mócht gesencket haben yn den grunt : der helle. € Abir durch wez willen hat er dise dinck geliden vnd für :) wen? "lrewen, für seyn schalk- haftig eygene knechte vnd ge- synd, für daz allersündigest vich vnd ioch für dy tewf- lischen manne vnd für dez 25 tewfel kinder mit der nach- : folgung, für dy vorsmeher der ; gôtlichen mechte vnd für dy vndancksamen der gótlichen gütte. Dorvm ným war, ein : so sůlcher vnd ein zo grosser hat | 4 geschuldiget N schemet N, geschentt M MI 9 getunckchelt M Go M1Go 13 recht als N 16 den grunt] abgrunt M1 sicherlich M1 das ist M1 vns M der fehlt N M1 sticia, iudex iudicatur, inoffen- tuatur, deus blasphematur. Christus conculcatur et occidi- tur uita, [120"*] obscuratur sol, luna denigratur, sidera disper- guntur. . Hec omnia tolerat pa- cienter ut agnus, cum solo nutu omnem creaturam demergere posset in profundum inferni. Sed pro quibus hec patitur ! Pro nequissimis mancipijs, pro scelestissimis iumentis et, ymmo, pro dyabolicis viris et per imi- tacionem dyaboli filijs, pro con- temptoribus diuine maiestatis et pro ingratis diuine pietatis. Ergo talis et tantus talia pro 5 wart fehlt Go 6 ge- 6f. got bis vndertreten fehlt N 10f. daz bis gestrewt fehlt N 14 alle geschópfe .M 18 Abir] Oder N 20f. für bis gesynd] newr für als menschlich goslecht schalkhaftigen eygen N ioch] auch NM, fehlt M1, halt Go 11 zerstrewt geschemde N 20 trewe Br, 23 vich] wie Go 28 götlich Br vnd] pe 0
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52 Stachel der Liebe geliden sülche vnd zo grosse dinck für dy allergeryngesten vnd allirvorborffensten. C Aber von wem hat er ge- : 5 liden? Trewen, von den, dy er sünderlichen lip hatte, vnd für ander auserwelten, den er alle gütte beweiste, der allergróste von den allergeringesten, der 10 allerweiste von den allertórech- sten, wenn er ist io daz wort vnd dy weisheit gotes dez vaters. | Der allirgitickste hat geliden von den vngütigen, der ewig 15 schein von dem stinckenden vnflate. Vnd yn allen disen dingen schülle wir vns erbóren czu wundern der gótlichen gütte. € Czu dem virdem mal so 20 schûl wir dise leydung mercken vns czu frewen. Wir schullen vns yn ir frewen der mensch- lichen erlóz[43"]ung, der enge- lischen widerprengung vnd der ss góttlichen gite. Wir schillen vns an czweiffel sere frewen der menschlichen erlózung, dy do geschehen ist durch dy lei- dung vnde den tod Cristi. Vnde | tam vilissimis et abiectissimis . passus est. Sed a quibus? A specialiter dilectis, alijs preelectis, quibus omnem benignitatem ostendit, a uilissimis maximus, a stultissi- mis sapientissimus, quia dei ver- bum et dei sapiencia, ab impijs | summe pius, & sanie fetidissima | splendor eternus. In hijs ergo | omnibus in diuine benignitatis admiracionem eleuemur. Quarto consideremus eam ad exultandum. Exultare in ea de- bemus deredemp[120""]cione hu- mana, restauracione angelica et dominica clemencia. De re- dempcione humana sine dubio nimis gaudere debemus facta per Christi passionem et mortem. 2f. aller bösissten vnd nidristen M1 4 Aber von wem] Vnd warvmb M1 Aber] od’ N newr M1 er fehlt N 6 f. 5 trewe Br, trüwen N, sicherlich vor andern auserwelt M 7 alle) sein M1, aller Go 9 von] vm N allen geringsten N, aller mynsten M1Go 9f. der allerweiste] der aller vorworfenste der aller weiszist N 10f. von den allertórechsten] den aller vnweisisten M 1 aller torhesten N 11 io fehlt Go 15 dem so N Go 17 schille] so N enpuren N, erheben M1, erbüren Go 18 gotliche N 19 so fehit Br M MI 22 frawen Br 22f. menschlier N, menschen Go 23f. englische N 24 der fehlt Br M1 29 durch den M1 Go
52 Stachel der Liebe geliden sülche vnd zo grosse dinck für dy allergeryngesten vnd allirvorborffensten. C Aber von wem hat er ge- : 5 liden? Trewen, von den, dy er sünderlichen lip hatte, vnd für ander auserwelten, den er alle gütte beweiste, der allergróste von den allergeringesten, der 10 allerweiste von den allertórech- sten, wenn er ist io daz wort vnd dy weisheit gotes dez vaters. | Der allirgitickste hat geliden von den vngütigen, der ewig 15 schein von dem stinckenden vnflate. Vnd yn allen disen dingen schülle wir vns erbóren czu wundern der gótlichen gütte. € Czu dem virdem mal so 20 schûl wir dise leydung mercken vns czu frewen. Wir schullen vns yn ir frewen der mensch- lichen erlóz[43"]ung, der enge- lischen widerprengung vnd der ss góttlichen gite. Wir schillen vns an czweiffel sere frewen der menschlichen erlózung, dy do geschehen ist durch dy lei- dung vnde den tod Cristi. Vnde | tam vilissimis et abiectissimis . passus est. Sed a quibus? A specialiter dilectis, alijs preelectis, quibus omnem benignitatem ostendit, a uilissimis maximus, a stultissi- mis sapientissimus, quia dei ver- bum et dei sapiencia, ab impijs | summe pius, & sanie fetidissima | splendor eternus. In hijs ergo | omnibus in diuine benignitatis admiracionem eleuemur. Quarto consideremus eam ad exultandum. Exultare in ea de- bemus deredemp[120""]cione hu- mana, restauracione angelica et dominica clemencia. De re- dempcione humana sine dubio nimis gaudere debemus facta per Christi passionem et mortem. 2f. aller bösissten vnd nidristen M1 4 Aber von wem] Vnd warvmb M1 Aber] od’ N newr M1 er fehlt N 6 f. 5 trewe Br, trüwen N, sicherlich vor andern auserwelt M 7 alle) sein M1, aller Go 9 von] vm N allen geringsten N, aller mynsten M1Go 9f. der allerweiste] der aller vorworfenste der aller weiszist N 10f. von den allertórechsten] den aller vnweisisten M 1 aller torhesten N 11 io fehlt Go 15 dem so N Go 17 schille] so N enpuren N, erheben M1, erbüren Go 18 gotliche N 19 so fehit Br M MI 22 frawen Br 22f. menschlier N, menschen Go 23f. englische N 24 der fehlt Br M1 29 durch den M1 Go
Strana 53
Buch I Kap. 6: Br wer frewtte sich doch nicht aufspringende, zo er sehe, daz er mit dyser seligen leidung gefreihet wer von der ewigen s vórtůmpnůss, von der wesche- mung der sůnden vnd von dem gewalt dez tewfels? Aber wer wórde sich doch nicht vrolocken vnd vbirflissiclich frewen, zo 1) er sehe, daz yn got zo lip hette, daz got vm seinen willen sich zo grosser vnd snóder vornich- tung vnd peynlichkeit vnder- geben hat? Nicht daz er sich 1; frewen schüll seiner pein vnd seines todes oder seiner vor- nichtung, sunder seiner begir | vnd offenbarung seiner lib. Dor- vm zo schüll wir vns erbüren 20 in grossen aufspringenden frew- den. Wenn vns Cristus vnreit- leich mer liphat, denn wir selb vns liphaben. Dorvm zo schüll wir vns frewen vnd wol gemut 25 sein, daz durch die leidung | | i | | i 53 Quis, queso, non exultet et gau- ' deat, cum cernit se per hanc beatissimam passionem libera- tum a dampnacione eterna, a culpe ignominia, a potestate dyabolica. Sed quis non exultet inmense, cum cernit deum ipsum in tantum diligere, ut tante vili- tati et penalitati subiecerit seip- sum pro eo? Non quod gaudeat de eius penalitate et morte seu uilitate, sed de eius affectu et amoris manifestacione. : Igitur debemus superextolli in- mensa exultacione. Plus enim Sine conparacione nos diligit quam ipsimet nos. Gaudeamuset exultemus, quod per Christi pas- sionem restaurata est angelica Cristi ist widerpracht der val | 2 vrspringende Go 3 leidunge getilgt vor seligen leilung (o 9 verdampnusze N M M1Go 5f. weschauung M 6sundeN 8 fro- lokennde N 12 so snoder N 13 peinikeit N 15 sulle frewen N 18 lib, dann Zusatz weleh? furst od? hr frewoet. sieh. nicht «P? do ist in dem reich eines ehunigs od' eines chaysers vri erckennet das In d' chunig als lieb hatt das er werait ist vmb seiné willen ze sterben Vill mer wir durftig menschn vii schalcktheftig sünd? vn chnccht sull vns frewen vn frolockchn wen wir schen den h'rrri ubcr all h'rrn vfi den kunig uber all kunig vh vnserhi schópfer das d? vns als lieb hatt Das er sich selb durch vnserfi willn hat willicleich gcopfert vn geben in den aller schemleichstn tôd M, ähnlich, aber verderb& M1 19 zo fehlt M enpuren N, erhebh M M1 20 aüspringeden Go 21 xpus ihesus M 21f. vn. reitleich] freWntlich Br, gar M1, vnrechtlichen Go 22 mer fehlt Br denn] wen M Go 23 vns selber Go 25 die fehlt. Br
Buch I Kap. 6: Br wer frewtte sich doch nicht aufspringende, zo er sehe, daz er mit dyser seligen leidung gefreihet wer von der ewigen s vórtůmpnůss, von der wesche- mung der sůnden vnd von dem gewalt dez tewfels? Aber wer wórde sich doch nicht vrolocken vnd vbirflissiclich frewen, zo 1) er sehe, daz yn got zo lip hette, daz got vm seinen willen sich zo grosser vnd snóder vornich- tung vnd peynlichkeit vnder- geben hat? Nicht daz er sich 1; frewen schüll seiner pein vnd seines todes oder seiner vor- nichtung, sunder seiner begir | vnd offenbarung seiner lib. Dor- vm zo schüll wir vns erbüren 20 in grossen aufspringenden frew- den. Wenn vns Cristus vnreit- leich mer liphat, denn wir selb vns liphaben. Dorvm zo schüll wir vns frewen vnd wol gemut 25 sein, daz durch die leidung | | i | | i 53 Quis, queso, non exultet et gau- ' deat, cum cernit se per hanc beatissimam passionem libera- tum a dampnacione eterna, a culpe ignominia, a potestate dyabolica. Sed quis non exultet inmense, cum cernit deum ipsum in tantum diligere, ut tante vili- tati et penalitati subiecerit seip- sum pro eo? Non quod gaudeat de eius penalitate et morte seu uilitate, sed de eius affectu et amoris manifestacione. : Igitur debemus superextolli in- mensa exultacione. Plus enim Sine conparacione nos diligit quam ipsimet nos. Gaudeamuset exultemus, quod per Christi pas- sionem restaurata est angelica Cristi ist widerpracht der val | 2 vrspringende Go 3 leidunge getilgt vor seligen leilung (o 9 verdampnusze N M M1Go 5f. weschauung M 6sundeN 8 fro- lokennde N 12 so snoder N 13 peinikeit N 15 sulle frewen N 18 lib, dann Zusatz weleh? furst od? hr frewoet. sieh. nicht «P? do ist in dem reich eines ehunigs od' eines chaysers vri erckennet das In d' chunig als lieb hatt das er werait ist vmb seiné willen ze sterben Vill mer wir durftig menschn vii schalcktheftig sünd? vn chnccht sull vns frewen vn frolockchn wen wir schen den h'rrri ubcr all h'rrn vfi den kunig uber all kunig vh vnserhi schópfer das d? vns als lieb hatt Das er sich selb durch vnserfi willn hat willicleich gcopfert vn geben in den aller schemleichstn tôd M, ähnlich, aber verderb& M1 19 zo fehlt M enpuren N, erhebh M M1 20 aüspringeden Go 21 xpus ihesus M 21f. vn. reitleich] freWntlich Br, gar M1, vnrechtlichen Go 22 mer fehlt Br denn] wen M Go 23 vns selber Go 25 die fehlt. Br
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54 der engel. Werlich, vns schol do- von sein ein grosse wunsam- keit, zo wir sehen, daz durch dy leidung vnd marter Cristi ein 5 sûlch edel samenunge schol von vns wider gancz gemacht wer- den, alzo daz denn ein hert [43"] schaff werd vnd ein hirt, vnd daz wir ein dinck sein yn 1» einem ding. sich frewen daz gancz hymlisch her vnd auch dy ritternde kirch. Aber czu fórderst schül wir vns frewen, daz wir in den ege- 15 nannten dingen sehen dy hóche , gütt gotes vnsers herren. Vnd ich wenne, hóchst ere der heiligen, peyde, der leüt vnd auch der engel, zv zo sy allerÿnnerste vnd allir- Vnd dez schûlle Stachel der Liebe ruina. Magna, certe, iocunditas debet esse nobis, cum uidemus per Christi passionem [121""] tam nobile collegium reparari de nobis, ut fiat vnum ouile et vnus 5 pastor et simus vnum in vno. In hoc dehet illa celestis curia et eciam ecclesia militans glo- riari, gratulari. Precipue autem gaudere debemus, cernentes in predictis summam clemenciam . dei et domini nostri. Hoc puto ' esse summam gloriam tam ho- ; minum quam eciam angelorum, daz dis sei dy: quanto intimius et profundius contemplantur beneuolenciam et clemenciam dei et inmensitatem : bonitatis eius. Et hec debet esse tiefste angeschawen mügen dy : güt seiner miltickeit vnd dy diz schol sein ein auz herczen 2 springende frewde eines icz- cuiuslibet contemplantis exul- tacio medullaris. Sed ubi, queso, maior diffusio bonitatis diuine ; et clemencie domini nostri Ihesu vngemessenheit seiner güte. Vnd : lichen anschauenden menschen. ‘ Vnd wo erscheinet doch grósser ! ergiessung der góttlichen güte vnd der miltikeit vnsers herren 1 Werlich] Wer Br 4 grosse leydunge N fehlt N gancz fehlt M fiber 1 Go 10 ding fehlt Go 12 vnd bis kirch fehlt M1 13 Ober B 16 gotes fehlt N M daz N ynnerste vnd fehlt M auz] ewers N, aus M, einez Go fehlt Br Go doch fehlt Br 19 leüt] menschen Go 1f. sein do von Go xpi Ihesu M 9 sein] werdn M dez fehlt Go ritternde] streitend M, heilig Go aller maist Go 3 durch] auch N 5 von fehlt Br 6 vns yn] mit getilget, dar- 11 daz] des M Go h'rrn ihesu christi M 17 dis) auch fehlt Br N 20 aller- 22 gutwillichait M 24 ein 26 auzschauenden Br N 27 wo 28 lib vnd güte Br
54 der engel. Werlich, vns schol do- von sein ein grosse wunsam- keit, zo wir sehen, daz durch dy leidung vnd marter Cristi ein 5 sûlch edel samenunge schol von vns wider gancz gemacht wer- den, alzo daz denn ein hert [43"] schaff werd vnd ein hirt, vnd daz wir ein dinck sein yn 1» einem ding. sich frewen daz gancz hymlisch her vnd auch dy ritternde kirch. Aber czu fórderst schül wir vns frewen, daz wir in den ege- 15 nannten dingen sehen dy hóche , gütt gotes vnsers herren. Vnd ich wenne, hóchst ere der heiligen, peyde, der leüt vnd auch der engel, zv zo sy allerÿnnerste vnd allir- Vnd dez schûlle Stachel der Liebe ruina. Magna, certe, iocunditas debet esse nobis, cum uidemus per Christi passionem [121""] tam nobile collegium reparari de nobis, ut fiat vnum ouile et vnus 5 pastor et simus vnum in vno. In hoc dehet illa celestis curia et eciam ecclesia militans glo- riari, gratulari. Precipue autem gaudere debemus, cernentes in predictis summam clemenciam . dei et domini nostri. Hoc puto ' esse summam gloriam tam ho- ; minum quam eciam angelorum, daz dis sei dy: quanto intimius et profundius contemplantur beneuolenciam et clemenciam dei et inmensitatem : bonitatis eius. Et hec debet esse tiefste angeschawen mügen dy : güt seiner miltickeit vnd dy diz schol sein ein auz herczen 2 springende frewde eines icz- cuiuslibet contemplantis exul- tacio medullaris. Sed ubi, queso, maior diffusio bonitatis diuine ; et clemencie domini nostri Ihesu vngemessenheit seiner güte. Vnd : lichen anschauenden menschen. ‘ Vnd wo erscheinet doch grósser ! ergiessung der góttlichen güte vnd der miltikeit vnsers herren 1 Werlich] Wer Br 4 grosse leydunge N fehlt N gancz fehlt M fiber 1 Go 10 ding fehlt Go 12 vnd bis kirch fehlt M1 13 Ober B 16 gotes fehlt N M daz N ynnerste vnd fehlt M auz] ewers N, aus M, einez Go fehlt Br Go doch fehlt Br 19 leüt] menschen Go 1f. sein do von Go xpi Ihesu M 9 sein] werdn M dez fehlt Go ritternde] streitend M, heilig Go aller maist Go 3 durch] auch N 5 von fehlt Br 6 vns yn] mit getilget, dar- 11 daz] des M Go h'rrn ihesu christi M 17 dis) auch fehlt Br N 20 aller- 22 gutwillichait M 24 ein 26 auzschauenden Br N 27 wo 28 lib vnd güte Br
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Buch I Kap. 6: Br Iesu Cristi wenn in seiner lei- dung, do er zo snód vnd zo . swer ding leiden wold, auf dy red daz sein veind gefreiet vnd s geachperet würden, vnd do er : auch leiden wolde für den eyteln vnd snóden menschen, der do wirdig waz des ewigen todes? In dise frewd schal gehen der 10 mensche vnd schol erqwicket werden von der milten groz- mechtickeit der gótlichen güt. Der mensch schol auch treten : czu einem hohen herczen, daz 15 ist czu einer hohen vornunft, vnd yn seinem herczen schol erhdhet werden dy Vberswencke vnd vnauzsprechlich git dez gemarterten Cristi. 20 [44] € Czu dem fümften mal : schûlle wir mercken dy heiligen ; leidung Cristi czu einer ent- lózung vnser herczen in Cristum. Vnd daz geschit mit einer vol- 25 kumen vorwandelung in in, zo der mensch nicht allein nach- folget, mitleidet, sich wundert vnd frewet, sunder auch czumol gekart wirt in den selben vn- so sern gekreWczigten herren, alzo ] Cristi Jesu Br N vh geüchtwüret M 15 hohen] grossen Br swenckende Go digung M 25 in in] ynnen Br, in Ihih xpm M7 prenget Go 4 vind Br, gefrewt M1 7 do fehlt Br llf. grossen mâächtichait M M1Go 17 Vberswenck Br, vnerdenckleich M1, vber- 18 vnsprechliche Go 22f. entsliszung N, verwandlung MY 55 Christi quam in passione sua, vbi tam turpia et tam grauia sustinere uoluit pro inimico suo liberando et glorificando, pro vanitate et vilitate quadam dig- 5 na morte eterna? In istud gau- dium intret homo et reficiatur per magnificenciam — bonitatis dei. Accedat homo ad cor altum et in corde suo exaltetur excel. lentissima et inenarrabili clemen- cia Christi passionis. 0 Quinto eciam consideremus sanctissimam Christi passionem [1217^] ad cordium nostrorum resolucionem in Christum, et hoc per perfectam reformacionem in ipsum. Quod fit, quando non solum imitatur, conpatitur, ad- miratur et exultatur, sed eciam 20 totus conuertitur in eundem do- minum nostrum Ihesum Chri- stum crucifixum, ut quasi iam gepreit Go — 5 würden 10 erwecket Br, enchukcht M / 14 hohen] grossen Br 21 so schullen Go 22 ley- 24f. wolkümen N 97 wundet N 28 freWet |
Buch I Kap. 6: Br Iesu Cristi wenn in seiner lei- dung, do er zo snód vnd zo . swer ding leiden wold, auf dy red daz sein veind gefreiet vnd s geachperet würden, vnd do er : auch leiden wolde für den eyteln vnd snóden menschen, der do wirdig waz des ewigen todes? In dise frewd schal gehen der 10 mensche vnd schol erqwicket werden von der milten groz- mechtickeit der gótlichen güt. Der mensch schol auch treten : czu einem hohen herczen, daz 15 ist czu einer hohen vornunft, vnd yn seinem herczen schol erhdhet werden dy Vberswencke vnd vnauzsprechlich git dez gemarterten Cristi. 20 [44] € Czu dem fümften mal : schûlle wir mercken dy heiligen ; leidung Cristi czu einer ent- lózung vnser herczen in Cristum. Vnd daz geschit mit einer vol- 25 kumen vorwandelung in in, zo der mensch nicht allein nach- folget, mitleidet, sich wundert vnd frewet, sunder auch czumol gekart wirt in den selben vn- so sern gekreWczigten herren, alzo ] Cristi Jesu Br N vh geüchtwüret M 15 hohen] grossen Br swenckende Go digung M 25 in in] ynnen Br, in Ihih xpm M7 prenget Go 4 vind Br, gefrewt M1 7 do fehlt Br llf. grossen mâächtichait M M1Go 17 Vberswenck Br, vnerdenckleich M1, vber- 18 vnsprechliche Go 22f. entsliszung N, verwandlung MY 55 Christi quam in passione sua, vbi tam turpia et tam grauia sustinere uoluit pro inimico suo liberando et glorificando, pro vanitate et vilitate quadam dig- 5 na morte eterna? In istud gau- dium intret homo et reficiatur per magnificenciam — bonitatis dei. Accedat homo ad cor altum et in corde suo exaltetur excel. lentissima et inenarrabili clemen- cia Christi passionis. 0 Quinto eciam consideremus sanctissimam Christi passionem [1217^] ad cordium nostrorum resolucionem in Christum, et hoc per perfectam reformacionem in ipsum. Quod fit, quando non solum imitatur, conpatitur, ad- miratur et exultatur, sed eciam 20 totus conuertitur in eundem do- minum nostrum Ihesum Chri- stum crucifixum, ut quasi iam gepreit Go — 5 würden 10 erwecket Br, enchukcht M / 14 hohen] grossen Br 21 so schullen Go 22 ley- 24f. wolkümen N 97 wundet N 28 freWet |
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56 daz er recht vberal vnd alleczeit gecrewcziget ym enkegen lauffe. Yo für war, denn zo wirt der | mensch in Cristum gewandelt, s wenn er auz ym selben gehit vnd sich vber alle werlt seczet, vnd iach czumal Ÿber sich selben, vnd abgeczogen wirt von : allen dingen vnd czumal gekart 10in seinen gemarterten herren, alzo daz er werlich anders nicht sehe noch füle in ym selben wenn Cristum, der für vns ge- crewcziget, vorspottet, gelestert 1 vnd gemartert ist. € Czu dem sechsten mal schül wir mercken dy selig leidung Cristi rW czu haben yn ynniger lyb. Daz geschit denn, zo der 2 mensch nu entlozst vnd vor- wandelt wirt, alz ich gesprochen hab, vnd nicht aufhórt beger- lich eczu betrachten dy selbe leidung vnd gehet nach seinem 25 vormügen yn den selben tewern schacz der leidung demûticlich vnd andachticlich vnd wirt recht weych vnd czulazzen yn ynniger lib vnd yn hicziger [44"] andacht. so Wenn, y mer der mensch auf seynen liben Cristum vorflizzen ist, y mer er mit gar ynniger 2 lauffen Go 3 Yo] So M geczogen N 12 noch] nach N sehen M1, enpfinde Go 18 rew Br, rewe N, riien M 25 trewen Br dachtiger lieb MI fehlt Go innige Go 32 er fehlt Br 15 ist vfi gemartert M 20 nu fehlt M 27 erstes vnd fehlt Br N Stachel der Liebe | ubique et semper sibi crucifixus . occurrat. Ymmo, tunc uere re- soluitur, quando ex se exiens homo et suprapositus vniuerso, ymmo, totus supra se abstractus 5 ab omnibus totusque conuersus | ad dominum suum passum, nec aliud uideat aut senciat intra | semetipsum nisi Christum cruci- fixum, illusum, exprobratum et passum pro nobis. Sexto consideremus beatissi- mam Christi passionem ad quies- cendum in amore dileccionis. , Quod fit, quando resolutus ho- mo, ut dixi, sitibundus eandem : passionem ruminare non cessat, intrans secundum suum posse in ilum passionis thesaurum humiliter et devote, et liquescit 20 amore devoto et fervida devo- cione. Quia, quanto plus homo dilecto pro se mortuo inheret. tanto plus deuotissimo amore in 7 iach] auch N M M1, ia Go 8 ob- fYle] nochfolge N, well M. wóll 17 leydigung M 22f. gerlichen Go 28f. in inhicziger vnd an- 30 y mer] Im N 31 liben gar mit M
56 daz er recht vberal vnd alleczeit gecrewcziget ym enkegen lauffe. Yo für war, denn zo wirt der | mensch in Cristum gewandelt, s wenn er auz ym selben gehit vnd sich vber alle werlt seczet, vnd iach czumal Ÿber sich selben, vnd abgeczogen wirt von : allen dingen vnd czumal gekart 10in seinen gemarterten herren, alzo daz er werlich anders nicht sehe noch füle in ym selben wenn Cristum, der für vns ge- crewcziget, vorspottet, gelestert 1 vnd gemartert ist. € Czu dem sechsten mal schül wir mercken dy selig leidung Cristi rW czu haben yn ynniger lyb. Daz geschit denn, zo der 2 mensch nu entlozst vnd vor- wandelt wirt, alz ich gesprochen hab, vnd nicht aufhórt beger- lich eczu betrachten dy selbe leidung vnd gehet nach seinem 25 vormügen yn den selben tewern schacz der leidung demûticlich vnd andachticlich vnd wirt recht weych vnd czulazzen yn ynniger lib vnd yn hicziger [44"] andacht. so Wenn, y mer der mensch auf seynen liben Cristum vorflizzen ist, y mer er mit gar ynniger 2 lauffen Go 3 Yo] So M geczogen N 12 noch] nach N sehen M1, enpfinde Go 18 rew Br, rewe N, riien M 25 trewen Br dachtiger lieb MI fehlt Go innige Go 32 er fehlt Br 15 ist vfi gemartert M 20 nu fehlt M 27 erstes vnd fehlt Br N Stachel der Liebe | ubique et semper sibi crucifixus . occurrat. Ymmo, tunc uere re- soluitur, quando ex se exiens homo et suprapositus vniuerso, ymmo, totus supra se abstractus 5 ab omnibus totusque conuersus | ad dominum suum passum, nec aliud uideat aut senciat intra | semetipsum nisi Christum cruci- fixum, illusum, exprobratum et passum pro nobis. Sexto consideremus beatissi- mam Christi passionem ad quies- cendum in amore dileccionis. , Quod fit, quando resolutus ho- mo, ut dixi, sitibundus eandem : passionem ruminare non cessat, intrans secundum suum posse in ilum passionis thesaurum humiliter et devote, et liquescit 20 amore devoto et fervida devo- cione. Quia, quanto plus homo dilecto pro se mortuo inheret. tanto plus deuotissimo amore in 7 iach] auch N M M1, ia Go 8 ob- fYle] nochfolge N, well M. wóll 17 leydigung M 22f. gerlichen Go 28f. in inhicziger vnd an- 30 y mer] Im N 31 liben gar mit M
Strana 57
Buch I Kap. 6: Br 57 lib yn ym selber hynuellig wirt vnd czulazzen vnd rwt denn yn seinem liben gecrewczigten her- ren für anhangender vorflissen- 5 heit vnd vor ynniger lib. Vnd zo er yn dyser masse yn seines liben vmfengen gehalten wirt, zo wil er dovon nicht scheiden, daz sich alzo dorvnder dy anhan- 10 gende vorflissenheit vnd der lib ynnikeit peiderseit meren, alzo lang pis daz der mensch ezumal hynuellig wirt von deme liplichen eytôven der leidung 15 seines lipgehabten, geleich alz wenn dy geistlich praut ruet yn den vmfengen ires liben prewtigames, der do schreiet vnd spricht : Ich weswer eûch, 20 tachter von Syon, daz ir nicht erwecket meyn liphaberin, alzo lang alz sy selber wil'. Vnd dorvm yn sûlcher masse schal sein yn der leidung vnsers her- 25 ren dy nachfolgung ezu reini- gung vnd anweyzung, dy mit- leidung czu voreinigung vnd czu lib, dy wunderung czu dez gemûtis erbôrung, dy frewd 3o vnd wolgemutikeit czu dez her- se deficit, liquescit et requiescit in dilecto domino crucifixo pre adhesionis et deuocionis amore. Ac in eius amplexibus detentus non vult ab hoc separari, ut 5 sic mutuo se augeat adhesio, a[121va Jmoris deuocio, donec to- tus deficiens absorbeatur ab illo camino amoris passionis dilecti, sicut in amplexibus sponsi spon- 10 sa quiescit, qui clamat et dicit: Adiuro uos, filie Syon, ne euigi- lare faciatis, donec ipsa uelit." Sic circa passionem domini de- bet esse imitacio ad purgacio- 15 nem et direccionem, conpassio ad vnionem et amorem, admira- cio ad mentis eleuacionem, gau- dium et exultacio ad cordis di- * I f. hinfellig vn zelassen wirt M hinfellig bis vnd fehlt MI hen- 2 vnd fehlt MI 4 für] von NMI fellig Go, fehlt MI an- gangender N 8 nicht do von Go 10 fleissikait MI, vberflizzikait Go 11 merren N 14 leiplichem N, leipleichë MI 13 henfellig Go eytôven] eyntônen Br N, hiczofen M MI, hicze (aber auch dem) Go 15 liphabers Br, liebhabünden herren MI 16 wenn fehlt Br 17 dom vmb fahen Go 18 prawtigans N 18 f. schreiet vnd fehlt MIGo 20 ir tohter Go 21 liebgehabten M Go 27 v'ainũg M 28 der 29 erpurung N, orbegüg M, erhebüng M, erburünge Go libe Go
Buch I Kap. 6: Br 57 lib yn ym selber hynuellig wirt vnd czulazzen vnd rwt denn yn seinem liben gecrewczigten her- ren für anhangender vorflissen- 5 heit vnd vor ynniger lib. Vnd zo er yn dyser masse yn seines liben vmfengen gehalten wirt, zo wil er dovon nicht scheiden, daz sich alzo dorvnder dy anhan- 10 gende vorflissenheit vnd der lib ynnikeit peiderseit meren, alzo lang pis daz der mensch ezumal hynuellig wirt von deme liplichen eytôven der leidung 15 seines lipgehabten, geleich alz wenn dy geistlich praut ruet yn den vmfengen ires liben prewtigames, der do schreiet vnd spricht : Ich weswer eûch, 20 tachter von Syon, daz ir nicht erwecket meyn liphaberin, alzo lang alz sy selber wil'. Vnd dorvm yn sûlcher masse schal sein yn der leidung vnsers her- 25 ren dy nachfolgung ezu reini- gung vnd anweyzung, dy mit- leidung czu voreinigung vnd czu lib, dy wunderung czu dez gemûtis erbôrung, dy frewd 3o vnd wolgemutikeit czu dez her- se deficit, liquescit et requiescit in dilecto domino crucifixo pre adhesionis et deuocionis amore. Ac in eius amplexibus detentus non vult ab hoc separari, ut 5 sic mutuo se augeat adhesio, a[121va Jmoris deuocio, donec to- tus deficiens absorbeatur ab illo camino amoris passionis dilecti, sicut in amplexibus sponsi spon- 10 sa quiescit, qui clamat et dicit: Adiuro uos, filie Syon, ne euigi- lare faciatis, donec ipsa uelit." Sic circa passionem domini de- bet esse imitacio ad purgacio- 15 nem et direccionem, conpassio ad vnionem et amorem, admira- cio ad mentis eleuacionem, gau- dium et exultacio ad cordis di- * I f. hinfellig vn zelassen wirt M hinfellig bis vnd fehlt MI hen- 2 vnd fehlt MI 4 für] von NMI fellig Go, fehlt MI an- gangender N 8 nicht do von Go 10 fleissikait MI, vberflizzikait Go 11 merren N 14 leiplichem N, leipleichë MI 13 henfellig Go eytôven] eyntônen Br N, hiczofen M MI, hicze (aber auch dem) Go 15 liphabers Br, liebhabünden herren MI 16 wenn fehlt Br 17 dom vmb fahen Go 18 prawtigans N 18 f. schreiet vnd fehlt MIGo 20 ir tohter Go 21 liebgehabten M Go 27 v'ainũg M 28 der 29 erpurung N, orbegüg M, erhebüng M, erburünge Go libe Go
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58 Stachel der Liebe czen erpreitung, dy entlôzung czu einer volkumen glichformi- keit, dy rw vnd gemachsamkeit ezu einer volpringung der ynny- 5 keyt. latacionem, resolucio ad perfec- tam conformacionem, quies et pausacio ad deuocionis consu- macionem. 10 Daz sibende, daz die lei- VII. Quod passio domini 5 adaptatur quatuor affec- dung vnsers hern zügeei- tibus animi. gent wirt den vier begir- lichen neigungen dez ge- mutes. [66rb] IR schullen aber noch nicht aufhoren zü betrachten die achtbern lei- dunge Christi, daz wir von ir i5 angeweiset vnd geleitet werden in allen guten begerungen, in tugenden, in weisheit, in ge- dancken, in worten vnd in wercken. 20 Aber zü dem ersten sullen Sed primo de quatuor affecti- bus animi videamus. qui sunt: wir sehen von den vier bege- rungen dez gemutes. das ist : gaudium, dolor, spes, timor. In 15 ET necdum ruminare cesse- mus gloriosam passionem, ut per eam dirigamur in omni bona 10 affeccione, virtute, sapiencia, co- gitacione, locucione, operacione. I enpreytunge N, beraitüng MI. erbeitvnge Go entsloszung N entlassum M, verwandlüg MI 2f. formüng MI 3 rew Br 4f. yny- keit Br. reinikait Go 5 Schlußgebet etc. Got helf vns ynz hymelreich. 'Amen' sprecht gemeyniclych etc. Br 6 Kap. 17. Text aus Go. Nicht in Br N. Die in MMIR vorhandenen Terte stammen aus selbständiger späterer Ubersetzung. Aus ihnen wie aus der älteren in O (OIGoI) überlieferten Ubersetzung werden in den Lesarten nur einige für Wortschatz und Stil kennzeichnende Stellen angeführt; das gilt auch für alle späteren nicht durch BrN (M MIR) überlieferten Kapitel. Die Uberschriften stammen in diesen Fällen aus dem vor Buch I angeführten Kapitelverzeichnis der Hs. Go. Uberschrift vor dem Text nur Daz sibent capitel B'n Go, Das sibent ca. Das das leyden dz h’rrn wirt zugefuget dë vierlai begerung dz gemutes M, 7m MI 13 achbern Go, herliche O 14 ir] in Go 15 angeweiset vnd geleitet] gefertiget O leiden Go 21 sehen] merken OMI
58 Stachel der Liebe czen erpreitung, dy entlôzung czu einer volkumen glichformi- keit, dy rw vnd gemachsamkeit ezu einer volpringung der ynny- 5 keyt. latacionem, resolucio ad perfec- tam conformacionem, quies et pausacio ad deuocionis consu- macionem. 10 Daz sibende, daz die lei- VII. Quod passio domini 5 adaptatur quatuor affec- dung vnsers hern zügeei- tibus animi. gent wirt den vier begir- lichen neigungen dez ge- mutes. [66rb] IR schullen aber noch nicht aufhoren zü betrachten die achtbern lei- dunge Christi, daz wir von ir i5 angeweiset vnd geleitet werden in allen guten begerungen, in tugenden, in weisheit, in ge- dancken, in worten vnd in wercken. 20 Aber zü dem ersten sullen Sed primo de quatuor affecti- bus animi videamus. qui sunt: wir sehen von den vier bege- rungen dez gemutes. das ist : gaudium, dolor, spes, timor. In 15 ET necdum ruminare cesse- mus gloriosam passionem, ut per eam dirigamur in omni bona 10 affeccione, virtute, sapiencia, co- gitacione, locucione, operacione. I enpreytunge N, beraitüng MI. erbeitvnge Go entsloszung N entlassum M, verwandlüg MI 2f. formüng MI 3 rew Br 4f. yny- keit Br. reinikait Go 5 Schlußgebet etc. Got helf vns ynz hymelreich. 'Amen' sprecht gemeyniclych etc. Br 6 Kap. 17. Text aus Go. Nicht in Br N. Die in MMIR vorhandenen Terte stammen aus selbständiger späterer Ubersetzung. Aus ihnen wie aus der älteren in O (OIGoI) überlieferten Ubersetzung werden in den Lesarten nur einige für Wortschatz und Stil kennzeichnende Stellen angeführt; das gilt auch für alle späteren nicht durch BrN (M MIR) überlieferten Kapitel. Die Uberschriften stammen in diesen Fällen aus dem vor Buch I angeführten Kapitelverzeichnis der Hs. Go. Uberschrift vor dem Text nur Daz sibent capitel B'n Go, Das sibent ca. Das das leyden dz h’rrn wirt zugefuget dë vierlai begerung dz gemutes M, 7m MI 13 achbern Go, herliche O 14 ir] in Go 15 angeweiset vnd geleitet] gefertiget O leiden Go 21 sehen] merken OMI
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Buch I Kap. 7: Go frewde, smerczen, hoffenunge vnd forcht. Wann in diser aller- ' seligsten leidunge wirt gegeben - ein vrsache gar edler frewden 5$ vnd ein starcke wunsamikeit. C Do selbest ist auch ein absneidurige der vnnuczzen vnd schedlichen frewden. Wann wo : ist doch ein grozzer vrsache vnd 10 erweckunge der frewden wenn in der leidunge Christi, mit der wir von allem gewalt dez teufels gevreiet werden vnd erlost von pein vnd von schulde 15 vnd werden erwelet zü gotes kindern vnd Christo zii der ee getrewet ? Mit der selben lei- dunge wirt auch vns genade gegeben, der himel aufgetan 20 vind die ewig ere erpoten. Уп wo ist doch grosser vnd vber- tretender vrsachen der frewden wenn daran, daz wir sehen, daz vns got so liep hat, daz er soliche dunge der vnnuczzen vnd sched- lichen frewden. Wenn merke die selige leidunge vnsers herren, 3o so wirdestu sehen, wie sich gebüret abzüsneiden aller leip- 1 smerezen fehlt Go lustige O 9 vrsache] matery M M1 (immer) gaistes M M1 gevreiet] geruret Go gefüget O, verainet M M1 M M1 2 leit vnd forcht Go 7 ab (getilgt scheidunge) sneidunge Go, abschaýdung M 59 hac beatissima passione datur nobilissimi gaudij materia et uehemens exultacio. Ibi eciam est inutilis et nociui gaudij resecacio. Vbi enim est s maior materia gaudij et excita- cio quam circa Christi passio- nem, qua ab omni potestate dyaboli liberamur, [121"*] a pena et a culpa soluimur, in dei filios 1o adoptamur, Christo in matrimo- nium iungimur, qua eciam gra- cia elargitur et celum aperitur. gloria offertur et datur? Vbi maior est et excellencior gaudij 15 materia, quam ut uideamus nos & deo tantum diligi, ut talia uoluerit pati pro nobis? [Et eciam ibi est inutilis et nociui gaudij resecacio.] Considera do- 20 mini nostri beatissimam passio- : nem et uidebis, quomodo resoe- 25 ding fur vns leiden wolde? Auch ist do selbst ein absnei- canda est omnis consolacio cor- 5 starcke] snelle 12 der] dem Go 15 werdet Go 13 teufels] pôsen 17 getrewet] 19 aufgetan] geoppfert O, geoffent Go1 21f. vbertretender vrsachon] wirdiger werk O 26—28 Der deutsche Tezt folgt hier der lat. Vorlage, die den Satz Zeile 4 f. wiederholt. 26f. abschaydń M MI 29 herren fehlt Go
Buch I Kap. 7: Go frewde, smerczen, hoffenunge vnd forcht. Wann in diser aller- ' seligsten leidunge wirt gegeben - ein vrsache gar edler frewden 5$ vnd ein starcke wunsamikeit. C Do selbest ist auch ein absneidurige der vnnuczzen vnd schedlichen frewden. Wann wo : ist doch ein grozzer vrsache vnd 10 erweckunge der frewden wenn in der leidunge Christi, mit der wir von allem gewalt dez teufels gevreiet werden vnd erlost von pein vnd von schulde 15 vnd werden erwelet zü gotes kindern vnd Christo zii der ee getrewet ? Mit der selben lei- dunge wirt auch vns genade gegeben, der himel aufgetan 20 vind die ewig ere erpoten. Уп wo ist doch grosser vnd vber- tretender vrsachen der frewden wenn daran, daz wir sehen, daz vns got so liep hat, daz er soliche dunge der vnnuczzen vnd sched- lichen frewden. Wenn merke die selige leidunge vnsers herren, 3o so wirdestu sehen, wie sich gebüret abzüsneiden aller leip- 1 smerezen fehlt Go lustige O 9 vrsache] matery M M1 (immer) gaistes M M1 gevreiet] geruret Go gefüget O, verainet M M1 M M1 2 leit vnd forcht Go 7 ab (getilgt scheidunge) sneidunge Go, abschaýdung M 59 hac beatissima passione datur nobilissimi gaudij materia et uehemens exultacio. Ibi eciam est inutilis et nociui gaudij resecacio. Vbi enim est s maior materia gaudij et excita- cio quam circa Christi passio- nem, qua ab omni potestate dyaboli liberamur, [121"*] a pena et a culpa soluimur, in dei filios 1o adoptamur, Christo in matrimo- nium iungimur, qua eciam gra- cia elargitur et celum aperitur. gloria offertur et datur? Vbi maior est et excellencior gaudij 15 materia, quam ut uideamus nos & deo tantum diligi, ut talia uoluerit pati pro nobis? [Et eciam ibi est inutilis et nociui gaudij resecacio.] Considera do- 20 mini nostri beatissimam passio- : nem et uidebis, quomodo resoe- 25 ding fur vns leiden wolde? Auch ist do selbst ein absnei- canda est omnis consolacio cor- 5 starcke] snelle 12 der] dem Go 15 werdet Go 13 teufels] pôsen 17 getrewet] 19 aufgetan] geoppfert O, geoffent Go1 21f. vbertretender vrsachon] wirdiger werk O 26—28 Der deutsche Tezt folgt hier der lat. Vorlage, die den Satz Zeile 4 f. wiederholt. 26f. abschaydń M MI 29 herren fehlt Go
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60 Stachel der Liebe licher trost, frewde, allez lop vnd ere, die do menschlich ist. Auch ist in der selben se- ligen leidunge ein vrsache grozzes 5 leidens vnd betrubnusses. Wenn in dem betrubnusse vnsers her- ren schullen wir innerlich mit- leit vnd leiden mit im haben vnd allermaist darvmb, seint 10 vnser sunden im ein sache ge- west seint so grosser vornich- [66va]tunge vnd so grozzer pein vnd qualen. T Auch ist do selbest ein 15 vrsache der hoffenunge. Wenn got, der seinem einigen sune nicht vertragen noch geschonet hat, sunder hat in fur vns alle in den tot gegeben, in welicher 20 mozze hat er vns doch nicht auch alle dinck gegeben mit dem selben seinem sune ? Auch ist noch da selbest ein vrsach grozzer vorcht. Wenn 25 ist daz vmb vnser sunden also geliden hat got vnd mensch, in dem sunde nicht mocht gesein, wi vil mer werden gepeinigt die sunder ? Vnd ist allso geschehen 30 an dem grünen, daz ist an Christo, waz geschiht denn an dem durren, daz ist an vns men- schen? poralis et omne gaudium corpo- rale et omnis laus humana. Est eciam in hac beatissima passione materia inmensi dolo- ris. In dolore domini nostri in- time debemus sibi condolere et compati, maxime quia peccata 5 nostra fuerunt sibi occasio tante abieccionis et tam inmense af- fliccionis. Est autem ibi materia spei. Qui enim proprio filio suo non 10 pepercit, sed pro nobis omnibus tradidit illum, quomodo eciam cum illo non omnia nobis do- nauit ? Est adhuc ibi [122ra] materia 15 uehementis timoris. Si enim sic pro delictis nostris passus est homo deus, in quo non potuit esse peccatum, quanto magis punientur peccatores? Si sic 20 factum est in uiridi, in arido quid fiet ? 4f. ein bis betrubnusses] das werk der vngemessen [vnmezzigen Gol] marter O Gol 6f. dem betrubnusse vnsers herren] seiner marter O 10 vnserr sunde Go 11f. vig gestr. 7f. mitleit] vnd leit Go 13 qualen] leidunge vn seines pittern (fehlt vor vornichtunge Go Go1) todes O Gol 14 f. ein vrsache] das werk O 24 vrsach] werk O 27 sunde fehlt Go 28 wi fehlt Go 29 allso] alls Go
60 Stachel der Liebe licher trost, frewde, allez lop vnd ere, die do menschlich ist. Auch ist in der selben se- ligen leidunge ein vrsache grozzes 5 leidens vnd betrubnusses. Wenn in dem betrubnusse vnsers her- ren schullen wir innerlich mit- leit vnd leiden mit im haben vnd allermaist darvmb, seint 10 vnser sunden im ein sache ge- west seint so grosser vornich- [66va]tunge vnd so grozzer pein vnd qualen. T Auch ist do selbest ein 15 vrsache der hoffenunge. Wenn got, der seinem einigen sune nicht vertragen noch geschonet hat, sunder hat in fur vns alle in den tot gegeben, in welicher 20 mozze hat er vns doch nicht auch alle dinck gegeben mit dem selben seinem sune ? Auch ist noch da selbest ein vrsach grozzer vorcht. Wenn 25 ist daz vmb vnser sunden also geliden hat got vnd mensch, in dem sunde nicht mocht gesein, wi vil mer werden gepeinigt die sunder ? Vnd ist allso geschehen 30 an dem grünen, daz ist an Christo, waz geschiht denn an dem durren, daz ist an vns men- schen? poralis et omne gaudium corpo- rale et omnis laus humana. Est eciam in hac beatissima passione materia inmensi dolo- ris. In dolore domini nostri in- time debemus sibi condolere et compati, maxime quia peccata 5 nostra fuerunt sibi occasio tante abieccionis et tam inmense af- fliccionis. Est autem ibi materia spei. Qui enim proprio filio suo non 10 pepercit, sed pro nobis omnibus tradidit illum, quomodo eciam cum illo non omnia nobis do- nauit ? Est adhuc ibi [122ra] materia 15 uehementis timoris. Si enim sic pro delictis nostris passus est homo deus, in quo non potuit esse peccatum, quanto magis punientur peccatores? Si sic 20 factum est in uiridi, in arido quid fiet ? 4f. ein bis betrubnusses] das werk der vngemessen [vnmezzigen Gol] marter O Gol 6f. dem betrubnusse vnsers herren] seiner marter O 10 vnserr sunde Go 11f. vig gestr. 7f. mitleit] vnd leit Go 13 qualen] leidunge vn seines pittern (fehlt vor vornichtunge Go Go1) todes O Gol 14 f. ein vrsache] das werk O 24 vrsach] werk O 27 sunde fehlt Go 28 wi fehlt Go 29 allso] alls Go
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Buch I Kap. 8: O 61 Aber du mensch scholt züsamen fugen die hoffenunge vnd die vorcht, daz ist, du solt sie paide haben allezeit, daz 5 du icht kumest in verzweifeln oder in turstige vermessenheit. Inuicem autem coniunge spem et timorem, ne desperacionem incurras uel presumpcionem. 10 Das achte ist, das Cristus di wege der selikeit in seiner leidunge uolkumenlich hat gehabt. VIII. De septemplici ascen- sione in passione Christi se- 5 cundum septiformem [graci- am] spiritus sancti. [107b] Jn diser hêrlichen leidunge vnsers herren erscheinet auch der spigel der weisheit vnd der uornuft, des rotes vnd der 15 sterke, der kunst, der güte vnd der forchte. Wanne, der mit Cristo gekreücziget wirt, der steiget mit gabe der weisheit in den wippfel des anschawenden lebens in der 20 masse : So der mensche merket den selben almechtigen, das er durch vnsern willen czutreten ist, so wirt gemerket di weisheit in seiner grossen leidunge. Wann do wirt geprufet, das der allerweisiste uorspottet wart als ein tore, der allerbeste mit pitterkeit erfüllet, vnd wart als der allersnôdiste eines schemlichen todes uortůmet. Vnd so uon dem erhebet sich des menschen 25 n hac eciam gloriosissima pas- sione relucet speculum sapiencie et intellectus, consilii et fortitudi- 10 nis, sciencie, pietatis et timoris. Nam in illo crucifixus cum Christo ad acumen contemplacionis ascen- dit per sapiencie donum hoc modo: Consideracio sapiencialis est in hac 15 beatissima passione, quando homo considerat illum potentissimum pro nobis conculcari, sapientissimum ad modum stulti illudi, optimum amaritudine repleri et tamquam 20 pessimum turpissima morte con- dempnari. Et ex hoc exsurrexit 6 turstigen Go 7 Kap. 18. Der dem lateinischen Texte entsprechende Abschnitt I 8 fehlt in Br N Go, ist also auch in der von J. v. N. hergestellten Ubersetzung nicht vorhanden gewesen. Er steht dagegen in O(OIGol), d. h. in der älteren Ubersetzung deutsch-mährischen Ursprungs. Daraus wird er hier als Stil- und Sprachprobe dieser Ubersetzung eingefügt. Die Lesarten aus dem in M MI vorhandenen Texte (jüngere Ergänzung zu den in der Fassung Br N vorhandenen Kapiteln) deuten einige Unterschiede in Wortschatz und Uberschrift aus dem Bl. I vorangestellten Kapitelregister Satzbau an. der Hs. O, während vor dem Kapitel selbst nur steht Das achte capitel O 28 vnd fehlt Gol 18 in den wippfel] zu d' höch M
Buch I Kap. 8: O 61 Aber du mensch scholt züsamen fugen die hoffenunge vnd die vorcht, daz ist, du solt sie paide haben allezeit, daz 5 du icht kumest in verzweifeln oder in turstige vermessenheit. Inuicem autem coniunge spem et timorem, ne desperacionem incurras uel presumpcionem. 10 Das achte ist, das Cristus di wege der selikeit in seiner leidunge uolkumenlich hat gehabt. VIII. De septemplici ascen- sione in passione Christi se- 5 cundum septiformem [graci- am] spiritus sancti. [107b] Jn diser hêrlichen leidunge vnsers herren erscheinet auch der spigel der weisheit vnd der uornuft, des rotes vnd der 15 sterke, der kunst, der güte vnd der forchte. Wanne, der mit Cristo gekreücziget wirt, der steiget mit gabe der weisheit in den wippfel des anschawenden lebens in der 20 masse : So der mensche merket den selben almechtigen, das er durch vnsern willen czutreten ist, so wirt gemerket di weisheit in seiner grossen leidunge. Wann do wirt geprufet, das der allerweisiste uorspottet wart als ein tore, der allerbeste mit pitterkeit erfüllet, vnd wart als der allersnôdiste eines schemlichen todes uortůmet. Vnd so uon dem erhebet sich des menschen 25 n hac eciam gloriosissima pas- sione relucet speculum sapiencie et intellectus, consilii et fortitudi- 10 nis, sciencie, pietatis et timoris. Nam in illo crucifixus cum Christo ad acumen contemplacionis ascen- dit per sapiencie donum hoc modo: Consideracio sapiencialis est in hac 15 beatissima passione, quando homo considerat illum potentissimum pro nobis conculcari, sapientissimum ad modum stulti illudi, optimum amaritudine repleri et tamquam 20 pessimum turpissima morte con- dempnari. Et ex hoc exsurrexit 6 turstigen Go 7 Kap. 18. Der dem lateinischen Texte entsprechende Abschnitt I 8 fehlt in Br N Go, ist also auch in der von J. v. N. hergestellten Ubersetzung nicht vorhanden gewesen. Er steht dagegen in O(OIGol), d. h. in der älteren Ubersetzung deutsch-mährischen Ursprungs. Daraus wird er hier als Stil- und Sprachprobe dieser Ubersetzung eingefügt. Die Lesarten aus dem in M MI vorhandenen Texte (jüngere Ergänzung zu den in der Fassung Br N vorhandenen Kapiteln) deuten einige Unterschiede in Wortschatz und Uberschrift aus dem Bl. I vorangestellten Kapitelregister Satzbau an. der Hs. O, während vor dem Kapitel selbst nur steht Das achte capitel O 28 vnd fehlt Gol 18 in den wippfel] zu d' höch M
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62 gemüte in einem wirdigen götlichen wunder vnd wundert sich seiner grossen gute, di er vns vnwirdigen be[11"%weisct hat. Vnd denn so 5 der mensch das faste kewet, so he- bet sich an ezu enezünden di bege- rung des gemütes vnd di hieze der libe gegen seinem herren. Vnd der mensche der anderwait di mildikeit 10 vnsers herren mit sünderlicher be- gerunge. Vnd denn so hebet sich an czu sissen der smak des ge- můtes, vnd die begerunge der sele di wirt gespeiset mit sůsser lust- 15 berkeit. Vnd so wirt denn der inneristo menschc gefremdet uon ym selber vnd wirt ruen in Cristo. Vnd also wirt uolpracht das an- schavende leben. Wann der men- 20 sche enpfindet di höchste vnd di vnuolsprechenliche süsse süssikeit der höchsten mildikeit vnsers her- ren, der durch vnsern willen sterben wolde vnd wolde sich fügen mit 25 vnuolsprechenlicher pitterkeit, der der mensche enpfindet, so er myt- i leidunge hat mit der marter vnsers herren Iesu Cristi. 30 sammen das gemüte vnd uoreinet es. auf das uoreinte gemüte in der sel- ben leidunge vnd gcüst sich gar in 35 got vnd wundert sich, vnd wirt der mensche, als ab er enpfremdet sei uon ym selben vnd als ab er trun- ken sei uon grosser libe, vnd fellet in got. In der pitterkeit der myt- «0 leidunge vnsers herren so wirt di sele so reyn als golt in dem ofen. In der merkunge seiner mildikeit 2 wund'nus M Gol, süssichait .M wundert] ein gut vnder Go1 Das wunder ! seiner mytleidunge claubet czu- : ' dit. Das wunder in der gotlichen | güte in der selben leidungo hebet i 3 vnwirdigen menschen Go4 31 in der gotlichen] gotlicher Gol Stachel der Liebe mens in quandam admiracionem diuine dignacionis ct tante erga nos indignos sue benignitatis. [12275] Et tune, quando masticat ista, incipit mentis desiderium et amoris ardor erga dominum accendi. Et quadam auiditate hanc excellen- ! tissimam saluatoris clemenciam ru- minat. Incipit gustus animi in quodam ineffabili gustu dulco- rari, appetitus refici et totus homo interior alienari a se et quietari in Christo. Et in hoc perficitur con- templacio speculantis, quie summam et inenarra&bilem dul- coris suauitatem, quamsoentit incon- sideracione illius summe clemencie. qua dignatus est pro nobis mori, con- iungit cum inestimabili amaritu- dine, quam sentit conpaciendo do- loribus Christi passi. Amaritudo enim compassionis animi recolligit et vnit. Admiracio diuine clemencie in eadem animi passione tam vni- tum cleuat et totum in deum diffun- Et obstupescit in predictis quasi alienatur sibi, quod totus ebrius amore corruit in deum. In eonpassione illius amaritudinis fit quasi aurum in fornace [122"*] ani- ma purissima, in consideracione uero clemencie illius et benignitatis 14f. lustikeit 34f. in bis 41 sam ein gold in einà glüendem ofen M 20 25
62 gemüte in einem wirdigen götlichen wunder vnd wundert sich seiner grossen gute, di er vns vnwirdigen be[11"%weisct hat. Vnd denn so 5 der mensch das faste kewet, so he- bet sich an ezu enezünden di bege- rung des gemütes vnd di hieze der libe gegen seinem herren. Vnd der mensche der anderwait di mildikeit 10 vnsers herren mit sünderlicher be- gerunge. Vnd denn so hebet sich an czu sissen der smak des ge- můtes, vnd die begerunge der sele di wirt gespeiset mit sůsser lust- 15 berkeit. Vnd so wirt denn der inneristo menschc gefremdet uon ym selber vnd wirt ruen in Cristo. Vnd also wirt uolpracht das an- schavende leben. Wann der men- 20 sche enpfindet di höchste vnd di vnuolsprechenliche süsse süssikeit der höchsten mildikeit vnsers her- ren, der durch vnsern willen sterben wolde vnd wolde sich fügen mit 25 vnuolsprechenlicher pitterkeit, der der mensche enpfindet, so er myt- i leidunge hat mit der marter vnsers herren Iesu Cristi. 30 sammen das gemüte vnd uoreinet es. auf das uoreinte gemüte in der sel- ben leidunge vnd gcüst sich gar in 35 got vnd wundert sich, vnd wirt der mensche, als ab er enpfremdet sei uon ym selben vnd als ab er trun- ken sei uon grosser libe, vnd fellet in got. In der pitterkeit der myt- «0 leidunge vnsers herren so wirt di sele so reyn als golt in dem ofen. In der merkunge seiner mildikeit 2 wund'nus M Gol, süssichait .M wundert] ein gut vnder Go1 Das wunder ! seiner mytleidunge claubet czu- : ' dit. Das wunder in der gotlichen | güte in der selben leidungo hebet i 3 vnwirdigen menschen Go4 31 in der gotlichen] gotlicher Gol Stachel der Liebe mens in quandam admiracionem diuine dignacionis ct tante erga nos indignos sue benignitatis. [12275] Et tune, quando masticat ista, incipit mentis desiderium et amoris ardor erga dominum accendi. Et quadam auiditate hanc excellen- ! tissimam saluatoris clemenciam ru- minat. Incipit gustus animi in quodam ineffabili gustu dulco- rari, appetitus refici et totus homo interior alienari a se et quietari in Christo. Et in hoc perficitur con- templacio speculantis, quie summam et inenarra&bilem dul- coris suauitatem, quamsoentit incon- sideracione illius summe clemencie. qua dignatus est pro nobis mori, con- iungit cum inestimabili amaritu- dine, quam sentit conpaciendo do- loribus Christi passi. Amaritudo enim compassionis animi recolligit et vnit. Admiracio diuine clemencie in eadem animi passione tam vni- tum cleuat et totum in deum diffun- Et obstupescit in predictis quasi alienatur sibi, quod totus ebrius amore corruit in deum. In eonpassione illius amaritudinis fit quasi aurum in fornace [122"*] ani- ma purissima, in consideracione uero clemencie illius et benignitatis 14f. lustikeit 34f. in bis 41 sam ein gold in einà glüendem ofen M 20 25
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Buch I Kap. 8: O [11"9] vnd seiner genemlichkeit so wirt si uon der sunnen der gerechti- keit allererleůchtiste. Si wirt auch uon der pitterkeit seiner leidunge s allervnschuldigste. Si wirt uon der selben genemheit allerandechtigsto, vnd der inner mensche wirt uon der selben pitterkeit abgeczogen uon leiplichen dingen vnd wirt uon 10 der selben grossen mildikeit aller- gotlichste. Was sal ich nv spre- chen? Ich spreche, das der wol gevbte mensche uon dem inneristen angesichte vnd uon der vnfol- 15 sprechenlichen mildikeit vnsers her- ren wirt a&lezumale uorslunden. Denne so rvet di praut mit dem preutigam vnd enslefet in wunder- grosser süssikeit. Es ist auch ein 20 aufsteigen uon der liplichen lei- dunge vnsers herren mit der gabe der uorstentikeit. Das geschihet in der masse: So der mensche ge- denket, das gotes svn woldoe sůl- 25 liche dink leiden yn czu erldsen, so erkennet der mensche, wi wir- dig vnd wi edel sein sele sei, durch der wille gotes svn sterben wolde vnd si erlósen. Vnd douon so wirt so der mensch ermanet czu edlen dingen vnd auch, so er derkennet, das got mit seinem tevren plute di sele des menschen reinigen wolde vnd das laster der sünden uor- 35 smchen. Wann er auch crkennet, das got mit seiner seligen leidunge den fal der engel uon den men- schen widerprengen wolde, dorum wirt er geraiczet vnd er(11"*|manet 4) czu einem engelischen leben vnd 1 gemeinikeit Gol mit alle Gol v'nunft M manchen Gol 28 masse] weys M 63 ab illo sole iusticie splendidissima. Fit quidem illa amaritudine inno- centissima, fit ab illa benignitate devotissima. Fit homo interior illu amaritudine abstractissimus et fit 5 | illa clemencie inmensitate diuinis- 3 aller leuterest Gol 14f. der vnfolsprechenlichen] vnsprechlicher Gol 20 leiplichen O, minicleichi M simus. Quid dicam? Exercitatus fit aspectus interior et in illa ineffa- bili clemencia absorptus. Tuno requiescit sponsus cum sponsa et mira suauitate sopitur. Est eciam ascensus in preamabili pas- sione per donum intellectus hoc modo: Eo enim, quod cogitat, quod filius dei uoluit pro ipso redimendo talia sufferre, recognoscit, quante dignitatis quanteque nobilitatis sit anima sua, pro qua redimenda uo- luit filius dei mori. Et hoe ipso ad nobilia animatur, et quia illum pre- 20 ciosissimum sanguinem pro anima sua dealbanda esse effusum agnos- cit, dedignatur vilitatibus viciorum peccatorumque de cetero substerni. Quia cognoscit eciam per illain s5 beatissimam passionem ruinam an- gelorum de hominibus reparari, ideo prouocatur et animatur [12279] ad angelice viuendum et 15 6 gemeinheit Gol 16 alczumale] al 22 uorstentikeit] 24f. fülliche(!) O 30 edlen] 34 laster] vnflatichait M
Buch I Kap. 8: O [11"9] vnd seiner genemlichkeit so wirt si uon der sunnen der gerechti- keit allererleůchtiste. Si wirt auch uon der pitterkeit seiner leidunge s allervnschuldigste. Si wirt uon der selben genemheit allerandechtigsto, vnd der inner mensche wirt uon der selben pitterkeit abgeczogen uon leiplichen dingen vnd wirt uon 10 der selben grossen mildikeit aller- gotlichste. Was sal ich nv spre- chen? Ich spreche, das der wol gevbte mensche uon dem inneristen angesichte vnd uon der vnfol- 15 sprechenlichen mildikeit vnsers her- ren wirt a&lezumale uorslunden. Denne so rvet di praut mit dem preutigam vnd enslefet in wunder- grosser süssikeit. Es ist auch ein 20 aufsteigen uon der liplichen lei- dunge vnsers herren mit der gabe der uorstentikeit. Das geschihet in der masse: So der mensche ge- denket, das gotes svn woldoe sůl- 25 liche dink leiden yn czu erldsen, so erkennet der mensche, wi wir- dig vnd wi edel sein sele sei, durch der wille gotes svn sterben wolde vnd si erlósen. Vnd douon so wirt so der mensch ermanet czu edlen dingen vnd auch, so er derkennet, das got mit seinem tevren plute di sele des menschen reinigen wolde vnd das laster der sünden uor- 35 smchen. Wann er auch crkennet, das got mit seiner seligen leidunge den fal der engel uon den men- schen widerprengen wolde, dorum wirt er geraiczet vnd er(11"*|manet 4) czu einem engelischen leben vnd 1 gemeinikeit Gol mit alle Gol v'nunft M manchen Gol 28 masse] weys M 63 ab illo sole iusticie splendidissima. Fit quidem illa amaritudine inno- centissima, fit ab illa benignitate devotissima. Fit homo interior illu amaritudine abstractissimus et fit 5 | illa clemencie inmensitate diuinis- 3 aller leuterest Gol 14f. der vnfolsprechenlichen] vnsprechlicher Gol 20 leiplichen O, minicleichi M simus. Quid dicam? Exercitatus fit aspectus interior et in illa ineffa- bili clemencia absorptus. Tuno requiescit sponsus cum sponsa et mira suauitate sopitur. Est eciam ascensus in preamabili pas- sione per donum intellectus hoc modo: Eo enim, quod cogitat, quod filius dei uoluit pro ipso redimendo talia sufferre, recognoscit, quante dignitatis quanteque nobilitatis sit anima sua, pro qua redimenda uo- luit filius dei mori. Et hoe ipso ad nobilia animatur, et quia illum pre- 20 ciosissimum sanguinem pro anima sua dealbanda esse effusum agnos- cit, dedignatur vilitatibus viciorum peccatorumque de cetero substerni. Quia cognoscit eciam per illain s5 beatissimam passionem ruinam an- gelorum de hominibus reparari, ideo prouocatur et animatur [12279] ad angelice viuendum et 15 6 gemeinheit Gol 16 alczumale] al 22 uorstentikeit] 24f. fülliche(!) O 30 edlen] 34 laster] vnflatichait M
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64 Stachel erkennet, wi er wonen sal in hime- ; lischen dingen. Vnd auch dorým das er sihot, das sich Cristus gar gegeben hat an das kreüeze durch 5 vnsern willen, so dunken yn denne alle leiden geringe vnd wolt denn gorne, das er ym allein móchte ge- leben vnd beheglich sein. Er ge- denket, das yn Cristus liphabe, 10 den er sihet also iomerlich vnd also herblichen czuslagen. Vnd douon so wirt er enezündet mit dor libe vnd welde denn, gerne nach seinem uormügen geen in di brust seines 15 herren, di durch seinen willen auf- getan ist. Scin gomüte das prinnet als cin fewer vnd begeret denn uon ganezem herezen gekreücziget wor- den mit seinem liben herren Ihesu 20 Cristo. Er gedenket, das er sei in swerem dinste vnd in not. Er dersüfezet vnd engest sich also lange, biz das er mit der selben leidunge uolkumenlichen begossen 23 vnd noch seinem dem gekreüczigton herren wirt gepildet "vnd auch in dem plute seines erlósers wirt be- halden. Er gedenket nicht, das er ein mensche sei, sünder das er 30 erger sei denn cin vnuornünftiges tyr, es sei denn das er gocleidet werde mit der leidunge seines ; herren. Ym scheüezet czu uor- sawinen das cdele gut gotes. Vnd 35 dor*m so wil er alwege doran ge- denken. Wann rechte als er wil alweg sein erlost, al[11YP]so wil er alweg das lon der erlósunge I wonet O 3 sehe Go! 8 beglich sein O, geuallen M slagen Gol 14 geen] sehen Gol dem gekreuczigten Gol 30f. vnuornünftiges tyr] fiech M 36f. allewege wil Go1 der Liebe i | | | celestibus conuersari. Et quia uidet Christum in eruce totum pro nobis expositum tribulacioni, iam omnia sibi leuia uidentur, dummodo illi soli possit uiuere et placere. Re- 5 cogitat quidem ab ipso Christo di- lectum se esse, guem per se uidet sic ignominiose et acerbe tracta- tum. Et amore accensus illud latus beatissimum pro suo modulo niti- tur introire, quod pro se et sibi oo- gnoscit esse apertum. o Ardescit guasi ignis animus eius et cum Christo totocorde desiderat eru- cifigi. In seruitute et miseria repu- tat se esse. Et suspirat et anxiatur, nisi plenarie illa passione perfunda- tur et in suo domino crucifixo transformetur, et nisi consternatur in sanguine redemptoris. Non repu- 20 tat se hominem, ymmo peius quam . bestiam, nisi sit uestitus dominica 5 dunket Gol passione. Abhorret negligere tam nobilissi- 25 mum beneficium dei. Et ideo semper uel quasi vult meditari (123'*] de ipsa. Sicut enim vult semper redemptus manere, sic vult 6 alles Gol ringe O 10f. also sihet so iemerlich ge- 11 czuslagen] gehandelt M brust] seyttn M 28 er fehlt O 18 denn fehlt Gol 15f. geóffent M 25 f. herren 29 f. sünder bis sei felt Gol 33 schawczet Gol, grauet M
64 Stachel erkennet, wi er wonen sal in hime- ; lischen dingen. Vnd auch dorým das er sihot, das sich Cristus gar gegeben hat an das kreüeze durch 5 vnsern willen, so dunken yn denne alle leiden geringe vnd wolt denn gorne, das er ym allein móchte ge- leben vnd beheglich sein. Er ge- denket, das yn Cristus liphabe, 10 den er sihet also iomerlich vnd also herblichen czuslagen. Vnd douon so wirt er enezündet mit dor libe vnd welde denn, gerne nach seinem uormügen geen in di brust seines 15 herren, di durch seinen willen auf- getan ist. Scin gomüte das prinnet als cin fewer vnd begeret denn uon ganezem herezen gekreücziget wor- den mit seinem liben herren Ihesu 20 Cristo. Er gedenket, das er sei in swerem dinste vnd in not. Er dersüfezet vnd engest sich also lange, biz das er mit der selben leidunge uolkumenlichen begossen 23 vnd noch seinem dem gekreüczigton herren wirt gepildet "vnd auch in dem plute seines erlósers wirt be- halden. Er gedenket nicht, das er ein mensche sei, sünder das er 30 erger sei denn cin vnuornünftiges tyr, es sei denn das er gocleidet werde mit der leidunge seines ; herren. Ym scheüezet czu uor- sawinen das cdele gut gotes. Vnd 35 dor*m so wil er alwege doran ge- denken. Wann rechte als er wil alweg sein erlost, al[11YP]so wil er alweg das lon der erlósunge I wonet O 3 sehe Go! 8 beglich sein O, geuallen M slagen Gol 14 geen] sehen Gol dem gekreuczigten Gol 30f. vnuornünftiges tyr] fiech M 36f. allewege wil Go1 der Liebe i | | | celestibus conuersari. Et quia uidet Christum in eruce totum pro nobis expositum tribulacioni, iam omnia sibi leuia uidentur, dummodo illi soli possit uiuere et placere. Re- 5 cogitat quidem ab ipso Christo di- lectum se esse, guem per se uidet sic ignominiose et acerbe tracta- tum. Et amore accensus illud latus beatissimum pro suo modulo niti- tur introire, quod pro se et sibi oo- gnoscit esse apertum. o Ardescit guasi ignis animus eius et cum Christo totocorde desiderat eru- cifigi. In seruitute et miseria repu- tat se esse. Et suspirat et anxiatur, nisi plenarie illa passione perfunda- tur et in suo domino crucifixo transformetur, et nisi consternatur in sanguine redemptoris. Non repu- 20 tat se hominem, ymmo peius quam . bestiam, nisi sit uestitus dominica 5 dunket Gol passione. Abhorret negligere tam nobilissi- 25 mum beneficium dei. Et ideo semper uel quasi vult meditari (123'*] de ipsa. Sicut enim vult semper redemptus manere, sic vult 6 alles Gol ringe O 10f. also sihet so iemerlich ge- 11 czuslagen] gehandelt M brust] seyttn M 28 er fehlt O 18 denn fehlt Gol 15f. geóffent M 25 f. herren 29 f. sünder bis sei felt Gol 33 schawczet Gol, grauet M
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Buch I Kap. 8: O 65 gedenken tragen in seinem herezen. Vnd das ist sein leben vnd sein lust, das er alleczeit gedenke, das Cristus geliden hat durch 5 seinen willen. Vnd dorým so wonet er alweg mit ym. O wi ein grosse leidunge ist das dem selben men- schen vnd wi ein grosses lait, so er sihet, das sein hereze czu andern 10 dingen genaiget ist denn czu der leidunge vnsers herren! Wann er labet sich mit dem plute Cristi vnd wil ny nicht geprauchen keiner andern trenke. Vnd das selbe plut Cristi das cziret seine wenge- lein, vnd also wirt di praut Cristi gepildet nach ym. Si erkennet wol, das uon dem auftvn seiner seiten ist si ym gefüget czu ee. Vnd 20 dorvm so wil si alweg steen pei seiner seiten. Si greifet vnd rûret iren uorwunten preûtigam vnd sein hercze, das gar uorwundet ist durch iren willen. Das plut ires 25 prevtigames das fleûsset aus vnd fleüsset in di wunden der praut. Vnd denne so nymt si ab vnd wirt erwaichet in der libe. Do selbest ruet si denne. Das dritte 30 aufsteigen in derselben seligen lei- dunge das kûmt uon der gabe dez rates in der masse: Das gemûte des anschavers das gedenket, das vnser herre Jesus seinem fater 35 vndertenig gewesen ist bis in den tot des kreüczes vnd durch vnsern willen vndertenig gewesen ist aller snôdikeit, aller uornichtung vnd 15 semper redempcionis precium in corde portans meditari. Suam vitam et suas delicias reputat Chri- stum passum. Et ideo semper con- uersatur cum illo. O quantus dolor quantaque tristicia, si uideat cor suum ad aliud inclinari! Inebriat se Christi cruore et iam dedignatur perfrui alia pocione. Nam sanguis Christi ornauit genas eius, et christi- 10 formis fit sponsa Christi. Agnoscit enim, quod apercione lateris eius copulata est in coniugium. Et ideo semper vult stare ad latus eius. Palpat et attractat sponsum suum 15 vulneratum, et totum vulneratur cor eius. Emanat sanguis sponsi in vulnera sponse, et ipsa deficit dolore et amore liquescit ibique re- quiescit. Tercius ascensus est in illa bea- tissima passione per donum con- silij hoc modo: Recogitat ani- mus contemplantis, quod dominus noster Ihesus Christus usque ad 25 mortem fuit obediens patri, omni uilitati, abieccioni et irrisioni sub- 20 5 wonet] I gedenken di O, gedenkenden Gol 4 Cristus fehlt Go 1 12 labet waint Gol 6 alweg] alle tage Gol ein] dein Gol sich] füllet sich Gol, macht sy trückchi M 14 Vnd] wen Gol auftvn] offen M der 18 dem] seinem Gol 15 f. wangn M 21 růret] handelt M seiner Gol 19 ist bis 21 seiton fehlt Gol 32 masse] 28 wirt gewaichet Gol, zufleust M 25 aus fehlt Gol weys M 35 vndertenigl gehorsam M 33 anschawens Gol
Buch I Kap. 8: O 65 gedenken tragen in seinem herezen. Vnd das ist sein leben vnd sein lust, das er alleczeit gedenke, das Cristus geliden hat durch 5 seinen willen. Vnd dorým so wonet er alweg mit ym. O wi ein grosse leidunge ist das dem selben men- schen vnd wi ein grosses lait, so er sihet, das sein hereze czu andern 10 dingen genaiget ist denn czu der leidunge vnsers herren! Wann er labet sich mit dem plute Cristi vnd wil ny nicht geprauchen keiner andern trenke. Vnd das selbe plut Cristi das cziret seine wenge- lein, vnd also wirt di praut Cristi gepildet nach ym. Si erkennet wol, das uon dem auftvn seiner seiten ist si ym gefüget czu ee. Vnd 20 dorvm so wil si alweg steen pei seiner seiten. Si greifet vnd rûret iren uorwunten preûtigam vnd sein hercze, das gar uorwundet ist durch iren willen. Das plut ires 25 prevtigames das fleûsset aus vnd fleüsset in di wunden der praut. Vnd denne so nymt si ab vnd wirt erwaichet in der libe. Do selbest ruet si denne. Das dritte 30 aufsteigen in derselben seligen lei- dunge das kûmt uon der gabe dez rates in der masse: Das gemûte des anschavers das gedenket, das vnser herre Jesus seinem fater 35 vndertenig gewesen ist bis in den tot des kreüczes vnd durch vnsern willen vndertenig gewesen ist aller snôdikeit, aller uornichtung vnd 15 semper redempcionis precium in corde portans meditari. Suam vitam et suas delicias reputat Chri- stum passum. Et ideo semper con- uersatur cum illo. O quantus dolor quantaque tristicia, si uideat cor suum ad aliud inclinari! Inebriat se Christi cruore et iam dedignatur perfrui alia pocione. Nam sanguis Christi ornauit genas eius, et christi- 10 formis fit sponsa Christi. Agnoscit enim, quod apercione lateris eius copulata est in coniugium. Et ideo semper vult stare ad latus eius. Palpat et attractat sponsum suum 15 vulneratum, et totum vulneratur cor eius. Emanat sanguis sponsi in vulnera sponse, et ipsa deficit dolore et amore liquescit ibique re- quiescit. Tercius ascensus est in illa bea- tissima passione per donum con- silij hoc modo: Recogitat ani- mus contemplantis, quod dominus noster Ihesus Christus usque ad 25 mortem fuit obediens patri, omni uilitati, abieccioni et irrisioni sub- 20 5 wonet] I gedenken di O, gedenkenden Gol 4 Cristus fehlt Go 1 12 labet waint Gol 6 alweg] alle tage Gol ein] dein Gol sich] füllet sich Gol, macht sy trückchi M 14 Vnd] wen Gol auftvn] offen M der 18 dem] seinem Gol 15 f. wangn M 21 růret] handelt M seiner Gol 19 ist bis 21 seiton fehlt Gol 32 masse] 28 wirt gewaichet Gol, zufleust M 25 aus fehlt Gol weys M 35 vndertenigl gehorsam M 33 anschawens Gol
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66 Stachel der Liebe [12ra] aller uorspottunge vnd hat mit seiner uornichtunge erworben di feterliche ere. Wann rechte als wir yn vneren mit vnsern sünden, 5 also wolde er yn wider eren durch vnsern willen schemlichen czu ster- ben. Auch gedenket das selbe gemûte, wi Cristus alweg arm ge- wesen ist, vnd an dem kreûcze ist 10 er allerermiste gewest, do ym seine cleider wurden ausgeczogen vnd plaib naket hangen an dem holcze. Auch gedenket er, das der, der do was ein süssikeit vnd ein trost der 15 engel, wart an dem kreûcz mit pitterkeit vnd mit leidunge der- füllet. Wann aller lust vnd aller leiplicher trost wart ym enczogen. Vnd dorým uon den dingen so stêt 20 des menschen gemûte auf sülche dink czu tun vnd wil sich czihen uon aller begerunge der eren, uon aller besiczunge des gutes vnd uon allem leiplichen troste. Vnd denn 25 czu dem ersten so sihet er an Cristum seinen herren den uor- smehten vnd den uorworfen. Vnd dorým so tracht er nicht der werlt- lichen ere, sunder er begeret uon 3o ganczem herczen, das er môchte mit seinem herren geen vnder alle uornichtunge vnd uorsmehunge vnd uorspottunge, in dem er seinem liben herren etlicher masse gleich 35 mochte werden. Er welde ny gerne di leipliche ere uorsmehen als den [121b] snôden myst vnd welde ny nicht begern den le"ten czu gefallen, sunder er wolde yn 4o liber missehagen vnd welde, das allen leûten schevczte für ym, vnd iectus, pro nobis paternum cum sua [1231b] deiectione requirens honorem, ut sicut, quantum erat ex parte nostra, peccatis nostris inhonoramus eum, sic ipsum hono- raret ignominiose moriendo pro nobis. Recogitat eciam, si et Chri- stus semper fuerit pauper, in cruce tamen pauperrimus fuit, cum ex- spoliatus remansit nudus pendens 10 in ligno. Item in cruce fuit amari- tudine et dolore plenus, qui ange- lorum dulcedo et solacium erat. Elongata enim erat ab eo omnis delectacio et consolacio temporalis. 15 Ex hijs ergo consurgit animus ad consimilia facienda et iam se ab- strahere cupit ab omni appetitu honoris, ab omni rerum possessione. ab omni corporali consolacione. 20 Primo ergo intuens abiectum domi- num suum Christum et vilificatum. iam temporalem honorem non appe- tit, sed toto corde desiderat cum domino suo omnem uilitatem, abiec- 25 cionem et derisionem subire, in quibus possit domino suo aliquali- ter conformari. Honores tanquam vilissimum ster- cus abhorret. Jam non desiderat so placere [123va] hominibus, sed po- cius, quantum in se est, displi- cere, ab omnibus abhorreri, tamen 17 alle lust Gol 25 er fehlt O 32 vorspotvnge vnd vorsmehvnge Gol seinen O 34 etlicher masse fehlt Gol 40 missevallen Gol, nicht geualln M grausam sein M 27 uorworfen] gelestert M 33 in den er seinen Gol 34 f. mochte gleich Gol 40f. welde bis ym] alln menschn
66 Stachel der Liebe [12ra] aller uorspottunge vnd hat mit seiner uornichtunge erworben di feterliche ere. Wann rechte als wir yn vneren mit vnsern sünden, 5 also wolde er yn wider eren durch vnsern willen schemlichen czu ster- ben. Auch gedenket das selbe gemûte, wi Cristus alweg arm ge- wesen ist, vnd an dem kreûcze ist 10 er allerermiste gewest, do ym seine cleider wurden ausgeczogen vnd plaib naket hangen an dem holcze. Auch gedenket er, das der, der do was ein süssikeit vnd ein trost der 15 engel, wart an dem kreûcz mit pitterkeit vnd mit leidunge der- füllet. Wann aller lust vnd aller leiplicher trost wart ym enczogen. Vnd dorým uon den dingen so stêt 20 des menschen gemûte auf sülche dink czu tun vnd wil sich czihen uon aller begerunge der eren, uon aller besiczunge des gutes vnd uon allem leiplichen troste. Vnd denn 25 czu dem ersten so sihet er an Cristum seinen herren den uor- smehten vnd den uorworfen. Vnd dorým so tracht er nicht der werlt- lichen ere, sunder er begeret uon 3o ganczem herczen, das er môchte mit seinem herren geen vnder alle uornichtunge vnd uorsmehunge vnd uorspottunge, in dem er seinem liben herren etlicher masse gleich 35 mochte werden. Er welde ny gerne di leipliche ere uorsmehen als den [121b] snôden myst vnd welde ny nicht begern den le"ten czu gefallen, sunder er wolde yn 4o liber missehagen vnd welde, das allen leûten schevczte für ym, vnd iectus, pro nobis paternum cum sua [1231b] deiectione requirens honorem, ut sicut, quantum erat ex parte nostra, peccatis nostris inhonoramus eum, sic ipsum hono- raret ignominiose moriendo pro nobis. Recogitat eciam, si et Chri- stus semper fuerit pauper, in cruce tamen pauperrimus fuit, cum ex- spoliatus remansit nudus pendens 10 in ligno. Item in cruce fuit amari- tudine et dolore plenus, qui ange- lorum dulcedo et solacium erat. Elongata enim erat ab eo omnis delectacio et consolacio temporalis. 15 Ex hijs ergo consurgit animus ad consimilia facienda et iam se ab- strahere cupit ab omni appetitu honoris, ab omni rerum possessione. ab omni corporali consolacione. 20 Primo ergo intuens abiectum domi- num suum Christum et vilificatum. iam temporalem honorem non appe- tit, sed toto corde desiderat cum domino suo omnem uilitatem, abiec- 25 cionem et derisionem subire, in quibus possit domino suo aliquali- ter conformari. Honores tanquam vilissimum ster- cus abhorret. Jam non desiderat so placere [123va] hominibus, sed po- cius, quantum in se est, displi- cere, ab omnibus abhorreri, tamen 17 alle lust Gol 25 er fehlt O 32 vorspotvnge vnd vorsmehvnge Gol seinen O 34 etlicher masse fehlt Gol 40 missevallen Gol, nicht geualln M grausam sein M 27 uorworfen] gelestert M 33 in den er seinen Gol 34 f. mochte gleich Gol 40f. welde bis ym] alln menschn
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v 1 25 35 Buch I Kap. 8: O das welde er doch tun czu den eren gotes. Denn so wird ym alles das . fedissime laudes de ipso, vnde so- lop, das man ym tete, stinkende, wann er nicht anderz suchet denn das lob gotes. Do selbst fleńsset er gar aus vnd wirt entslossen vnd suchet denn in allen dingen mit einem vnuorleschenden durste nicht anders denn sein gótliche ere. Denn so frevet sich sere sein ge- 67 ad honorem dei. Sunt enim sibi ' Jum diuinas laudes requirit, ibique můte, wenn er mit der lesterunge, ' di ym erpoten wirt, eret seinen herren. Was sal ich nv sprechen uon dem armüte? Der mensche wolde gerne naket sein mit dem nakten an dem kreücze. Es ist ym ein grosse leidunge etwas czu haben vnd ist ym ein grosse freüde ' nichtesnicht czu haben in dem, ; das ym eigen ist, ader in dem, das ym gemaine ist, ader in dem, das des herren ist, ader das des knechtes ; Wann einem sülehen men- : ist. schen ist gar bcheglich di vbunge des armutes, vnd di notturft des geistlichen nvczes lesset nicht den mensehen darben in vbunge. Dorÿm, nach dem als der mensche sihet, was den eren vnsers herren füget, das heldet der mensche alweg, doch also als ein scharfes swert in seinem her- czen. Dorým so geprauchet er der leiplichen dinge messiclichen vnd ringet sich uon yn, [12Y*] als vil als er mag, vnd etwenn mer, denn er mag. Er hat nicht lust in irer merunge, sunder er frevet sich mer in irer abczihunge. Was sal 1 tvn doch Gol 3 stinkene O schenden Gol 15 naket] plos M 25 armutes] gemutes O Gol 37 denn] wefi Gol 4 denn] wen Gol 16 plosen M keinerlay ; totus effluit, resoluitur et siti inextingwibili in omnibus, solum dummodo dei honorem requirit. Tune maxime letatur animus eius, quando eum uituperio suo honori- ficat deum, quia ad utrumque ten- dit. Sed quid dicam de paupertate ? Semper uellet esse nudus eum nudo . ineruec. Dolor enirn est sibi nimius , habere aliquid, gaudium maximum | vsibus indigere, ! siue non habere in proprio siue in communi, siue quantum ad domi- |; num, siue quantum ad seruum. Usus paupertatis maxime ei placet. Sed quia necessitas aut spiritualis utilitas non permittit aliquorum ideo, | quod ad honorem dei uidet esse, | 9 denn dein O, wen di Gol 31 vnd doch Gol 39 seiner abnemvnge Gol, irer minnerung M tenet ea, scmper tamen quasi gla- dium acutum in corde. Ideo pau- eioribus utitur, quibus potest, alie- Nec delectatur in locupletando, sed gaudet in abiciendo. Sed quid decor- 2f. würd bis das] wurden im alle lobe di Gol 5 do fleuzzet Gol 8 vnle- 11 lezzerunge Gol 17 ym] nv Gol 23 sûlchem O 35 ringet] reiniget secundum 20 | nansse ab eis amplius, guam potest. 25
v 1 25 35 Buch I Kap. 8: O das welde er doch tun czu den eren gotes. Denn so wird ym alles das . fedissime laudes de ipso, vnde so- lop, das man ym tete, stinkende, wann er nicht anderz suchet denn das lob gotes. Do selbst fleńsset er gar aus vnd wirt entslossen vnd suchet denn in allen dingen mit einem vnuorleschenden durste nicht anders denn sein gótliche ere. Denn so frevet sich sere sein ge- 67 ad honorem dei. Sunt enim sibi ' Jum diuinas laudes requirit, ibique můte, wenn er mit der lesterunge, ' di ym erpoten wirt, eret seinen herren. Was sal ich nv sprechen uon dem armüte? Der mensche wolde gerne naket sein mit dem nakten an dem kreücze. Es ist ym ein grosse leidunge etwas czu haben vnd ist ym ein grosse freüde ' nichtesnicht czu haben in dem, ; das ym eigen ist, ader in dem, das ym gemaine ist, ader in dem, das des herren ist, ader das des knechtes ; Wann einem sülehen men- : ist. schen ist gar bcheglich di vbunge des armutes, vnd di notturft des geistlichen nvczes lesset nicht den mensehen darben in vbunge. Dorÿm, nach dem als der mensche sihet, was den eren vnsers herren füget, das heldet der mensche alweg, doch also als ein scharfes swert in seinem her- czen. Dorým so geprauchet er der leiplichen dinge messiclichen vnd ringet sich uon yn, [12Y*] als vil als er mag, vnd etwenn mer, denn er mag. Er hat nicht lust in irer merunge, sunder er frevet sich mer in irer abczihunge. Was sal 1 tvn doch Gol 3 stinkene O schenden Gol 15 naket] plos M 25 armutes] gemutes O Gol 37 denn] wefi Gol 4 denn] wen Gol 16 plosen M keinerlay ; totus effluit, resoluitur et siti inextingwibili in omnibus, solum dummodo dei honorem requirit. Tune maxime letatur animus eius, quando eum uituperio suo honori- ficat deum, quia ad utrumque ten- dit. Sed quid dicam de paupertate ? Semper uellet esse nudus eum nudo . ineruec. Dolor enirn est sibi nimius , habere aliquid, gaudium maximum | vsibus indigere, ! siue non habere in proprio siue in communi, siue quantum ad domi- |; num, siue quantum ad seruum. Usus paupertatis maxime ei placet. Sed quia necessitas aut spiritualis utilitas non permittit aliquorum ideo, | quod ad honorem dei uidet esse, | 9 denn dein O, wen di Gol 31 vnd doch Gol 39 seiner abnemvnge Gol, irer minnerung M tenet ea, scmper tamen quasi gla- dium acutum in corde. Ideo pau- eioribus utitur, quibus potest, alie- Nec delectatur in locupletando, sed gaudet in abiciendo. Sed quid decor- 2f. würd bis das] wurden im alle lobe di Gol 5 do fleuzzet Gol 8 vnle- 11 lezzerunge Gol 17 ym] nv Gol 23 sûlchem O 35 ringet] reiniget secundum 20 | nansse ab eis amplius, guam potest. 25
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68 ich nv sprechen uon den leiplichen | trösten vnd uon iren lůsten? Nvr das, das sich cin sülcher mensche czeńhet uon yn, dorim 5 das si uon gote nicht sein vnd sein ; auch nicht in gote vnd pei gote. Dorvm ezeühet er uon yn, so er allerpeste mag. Er begerct alwege erfüllet werden mit pitterkeit vnd 10 mit uorsórunge mit scinem herren Cristo. Alles, das seinem leichnam beheglich ist ader di ein sache sein der selben dinge, uor den selben gravet ym. Ym scheüczet in den 15 leiplichen trôsten, sunder er frevot sich sere in pitterkcit vnd in lei- dunge. | Vnd darvm, wer cin rechter anschavor ist, der czeühet : sich uon allen leiplichen dingen mit 20 der gabe des rates in der leidunge | Cristi vnd heldet sich gar czu gote vnd wirt auch erhaben vber alle dink. Wann er nv alleine mit Cristo wil wonen vnd wil pci den 25 gótlichen eren, pei den gótlichen scheczen vnd pei den gótlichen vnmessigen listen in der leidunge vnsers herren Jesu Cristi di ge- schefte seincr sele uolpringen. Do 80 selbst do wil si wonen in irem liben | herren. Ir hereze das wirt erslisset, di prust erwaichet, das gemite erhaben vnd die libe sele gesettot. Das fyrde aufsteigen kümt uon 35 der gabe der [12'P] sterke in der uor- gesprochen leidunge in der masse: Wann di sele fleissiclichen ander- waidet di selbe leidunge, so merket si das starke vnd das willige vnder- 40 druken Cristi in di leidunge, wi 5 si fehlt O 11 ihesus cristus Gol ym] scheuczet im Gol M 23 f. mit gote wonet Gol fullet Gol o -— 8 allermaist Gol 12 beheglich ist] gefellet M scheüczet] gravet M 26 gdtlichen fehlt O 39 f. vnderdruken] treten Go1 Stachel der Liebe poreis consolacionibus dicam ? Di- c&m breuiter: Ab oinni consolacione. que non est a deo, secundum deum vel in deum, se abstrahit, quantum potest. Semper desiderat amaritu- 5 dine et affliccione cum Christo re- pleri. Quod conplacet suo corpori aut corporis occasione, abhorret. Ab- horret in consolacionibus. In amari- tudinibus et doloribus gaudet. Sic 10 ergo egregius contemplator per do- num consilij in passione Christi ab omnibus se abstrahens et totus in deum tendens super omnia eleuatur. Jam solus cum deo solo uersa- 15 tur et circa diuinos honores, circa eternas diuicias et inmensas dei delicias negociatur in predicta pas- sione Christi anima delicata. Ibi habitat, ibi requiescit. In domino dco 29 suo dulcoratur cor eius, liquescit pectus, mens super se cleuatur, anima carissima inebriatur. Quar- tus ascensus per donum fortitu- dinis per hunc modum in predicta 25 passione: Nam anima diligenter illam domini sui ruminans consi- derat Christi fortitudinem in aggre- diendo uoluntarie obprobriosa, con- 10 uorséórunge] leydn M 14 gravet 17 wer] der Go1 33 gesettet] er-
68 ich nv sprechen uon den leiplichen | trösten vnd uon iren lůsten? Nvr das, das sich cin sülcher mensche czeńhet uon yn, dorim 5 das si uon gote nicht sein vnd sein ; auch nicht in gote vnd pei gote. Dorvm ezeühet er uon yn, so er allerpeste mag. Er begerct alwege erfüllet werden mit pitterkeit vnd 10 mit uorsórunge mit scinem herren Cristo. Alles, das seinem leichnam beheglich ist ader di ein sache sein der selben dinge, uor den selben gravet ym. Ym scheüczet in den 15 leiplichen trôsten, sunder er frevot sich sere in pitterkcit vnd in lei- dunge. | Vnd darvm, wer cin rechter anschavor ist, der czeühet : sich uon allen leiplichen dingen mit 20 der gabe des rates in der leidunge | Cristi vnd heldet sich gar czu gote vnd wirt auch erhaben vber alle dink. Wann er nv alleine mit Cristo wil wonen vnd wil pci den 25 gótlichen eren, pei den gótlichen scheczen vnd pei den gótlichen vnmessigen listen in der leidunge vnsers herren Jesu Cristi di ge- schefte seincr sele uolpringen. Do 80 selbst do wil si wonen in irem liben | herren. Ir hereze das wirt erslisset, di prust erwaichet, das gemite erhaben vnd die libe sele gesettot. Das fyrde aufsteigen kümt uon 35 der gabe der [12'P] sterke in der uor- gesprochen leidunge in der masse: Wann di sele fleissiclichen ander- waidet di selbe leidunge, so merket si das starke vnd das willige vnder- 40 druken Cristi in di leidunge, wi 5 si fehlt O 11 ihesus cristus Gol ym] scheuczet im Gol M 23 f. mit gote wonet Gol fullet Gol o -— 8 allermaist Gol 12 beheglich ist] gefellet M scheüczet] gravet M 26 gdtlichen fehlt O 39 f. vnderdruken] treten Go1 Stachel der Liebe poreis consolacionibus dicam ? Di- c&m breuiter: Ab oinni consolacione. que non est a deo, secundum deum vel in deum, se abstrahit, quantum potest. Semper desiderat amaritu- 5 dine et affliccione cum Christo re- pleri. Quod conplacet suo corpori aut corporis occasione, abhorret. Ab- horret in consolacionibus. In amari- tudinibus et doloribus gaudet. Sic 10 ergo egregius contemplator per do- num consilij in passione Christi ab omnibus se abstrahens et totus in deum tendens super omnia eleuatur. Jam solus cum deo solo uersa- 15 tur et circa diuinos honores, circa eternas diuicias et inmensas dei delicias negociatur in predicta pas- sione Christi anima delicata. Ibi habitat, ibi requiescit. In domino dco 29 suo dulcoratur cor eius, liquescit pectus, mens super se cleuatur, anima carissima inebriatur. Quar- tus ascensus per donum fortitu- dinis per hunc modum in predicta 25 passione: Nam anima diligenter illam domini sui ruminans consi- derat Christi fortitudinem in aggre- diendo uoluntarie obprobriosa, con- 10 uorséórunge] leydn M 14 gravet 17 wer] der Go1 33 gesettet] er-
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Buch I Kap. 8: O er sich in smacheit vnd in snóde leidunge gegeben hat durch vnsern willen, wann wir anpeter waren der fremden goter vnd sein feinde, 5 vnd in der leidunge seiner herben ercaturen, di er uorterbet móchte haben in einem augenblike, vnd in seinor vndertenikeit des kreuczes, domit er den tevfel vberwunden | 10 hat vnd den tot sterbende hat uor- terbet. Vnd also tut ein starker ritter Cristi, der ein rechter nach- folger ist seines herren. Als vil ein dink swerer ist vnd schem- 15 licher, als vil greifet er is an yn- hiczielicher, liber, doch also ab es sei czu dem lobe vnsers herren vnd ein selikeit ander leüte ader ein nvez der sele. 20 Das alles gehóret czu dem gót- lichen lobe. Wenn das geschihet, so dunket den menschen, ym sei ; nichtes nicht czu swer vnd nichtes nicht czu schemlich in allo den 25 dingen, di er tut durch des willen, ; der vm yn vnwirdigen slnder sûlche grosse leidunge geliden hat, vnd dunken auch alle dink süsse, di er durch seinen willen lait. Si 30 dunken yn alle liplich, alle lóblich vnd vrteilet si alle begirlich. Vnd dorYm iclicher sülcher mensch wirt seiner smchlichen leidunge czu- gefüget, ye liber es der mensche 35 enpfet vnd ye begirlicher er si vmfehet. Er suchet si, er gedenket an si fleissiclicher vnd begeret sein 4 seinen veint Go/ 9 der 10f. hat uorterbet] vber wunden fehit O 14 dink fehlt Gol 17 czu dem] czvin Gol lobe gotes Gol Gol alle vor lóblich fehlt Gol Gol 35 er si fehlt Gol begeret] gedenket Gol YVberflüssiclicher vnd | si fehlt Gol 69 tumeliosa, offerendo se ad t&m vilia et acerbissima, perferendo pro nobis ydolatris et ini[124"*]micis suis, in tolerando tam acerba a sua crea- tura, quam in momento decerpore : poterat, ect subiugando se in cruce, dyabolum subiugauit et mortem moriendo destruxit. Sic et fortis Christi miles et imitator domini sui. | l | | | Quanto res difficilior est et ignomi- | niosior, tanto feruencius et atten- | cius et libencius eam aggreditur, | dum tamen sit ad dei laudem et aliorum salutem uel anime utilita- ! tem, quod totum ad honorem diui- | num est. Jam nichil ei difficile esse | uel ignominiosum uidetur, dum pro ipso facit, qui pro ipso indigno talia | est aggressus, ymmo, omnia dulcia, | omnia amabilia, omnia laudabilia j et desiderabilia iudicat. Et quanto plus assimilatur ille ignominiose passioni, illam libencius astringit, amplectitur auidius. hec cogitat, Hec querit, hee sicienti amino tevfel Gol, den bosen gaist M hat Gol, hat zestort M 13 vil 16 Vberfliissiclicher] vleizziclicher Gol 19 andern lewten Go1 28 vnd dunken] In dunket Gol 20f. gôtlichen lobe] 30 dvnkct in auch 32 iclicher sülcher] ye gleicher der 37 an si fehlt Gol w > 20 25
Buch I Kap. 8: O er sich in smacheit vnd in snóde leidunge gegeben hat durch vnsern willen, wann wir anpeter waren der fremden goter vnd sein feinde, 5 vnd in der leidunge seiner herben ercaturen, di er uorterbet móchte haben in einem augenblike, vnd in seinor vndertenikeit des kreuczes, domit er den tevfel vberwunden | 10 hat vnd den tot sterbende hat uor- terbet. Vnd also tut ein starker ritter Cristi, der ein rechter nach- folger ist seines herren. Als vil ein dink swerer ist vnd schem- 15 licher, als vil greifet er is an yn- hiczielicher, liber, doch also ab es sei czu dem lobe vnsers herren vnd ein selikeit ander leüte ader ein nvez der sele. 20 Das alles gehóret czu dem gót- lichen lobe. Wenn das geschihet, so dunket den menschen, ym sei ; nichtes nicht czu swer vnd nichtes nicht czu schemlich in allo den 25 dingen, di er tut durch des willen, ; der vm yn vnwirdigen slnder sûlche grosse leidunge geliden hat, vnd dunken auch alle dink süsse, di er durch seinen willen lait. Si 30 dunken yn alle liplich, alle lóblich vnd vrteilet si alle begirlich. Vnd dorYm iclicher sülcher mensch wirt seiner smchlichen leidunge czu- gefüget, ye liber es der mensche 35 enpfet vnd ye begirlicher er si vmfehet. Er suchet si, er gedenket an si fleissiclicher vnd begeret sein 4 seinen veint Go/ 9 der 10f. hat uorterbet] vber wunden fehit O 14 dink fehlt Gol 17 czu dem] czvin Gol lobe gotes Gol Gol alle vor lóblich fehlt Gol Gol 35 er si fehlt Gol begeret] gedenket Gol YVberflüssiclicher vnd | si fehlt Gol 69 tumeliosa, offerendo se ad t&m vilia et acerbissima, perferendo pro nobis ydolatris et ini[124"*]micis suis, in tolerando tam acerba a sua crea- tura, quam in momento decerpore : poterat, ect subiugando se in cruce, dyabolum subiugauit et mortem moriendo destruxit. Sic et fortis Christi miles et imitator domini sui. | l | | | Quanto res difficilior est et ignomi- | niosior, tanto feruencius et atten- | cius et libencius eam aggreditur, | dum tamen sit ad dei laudem et aliorum salutem uel anime utilita- ! tem, quod totum ad honorem diui- | num est. Jam nichil ei difficile esse | uel ignominiosum uidetur, dum pro ipso facit, qui pro ipso indigno talia | est aggressus, ymmo, omnia dulcia, | omnia amabilia, omnia laudabilia j et desiderabilia iudicat. Et quanto plus assimilatur ille ignominiose passioni, illam libencius astringit, amplectitur auidius. hec cogitat, Hec querit, hee sicienti amino tevfel Gol, den bosen gaist M hat Gol, hat zestort M 13 vil 16 Vberfliissiclicher] vleizziclicher Gol 19 andern lewten Go1 28 vnd dunken] In dunket Gol 20f. gôtlichen lobe] 30 dvnkct in auch 32 iclicher sülcher] ye gleicher der 37 an si fehlt Gol w > 20 25
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70 durstiges gemite mit ir czu setten. Er sprichet nicht: ‘Worvm ist sülche leidunge auf mich gefallen ader bin ich mit ir besweret ?' 3 sunder er sprichet: *Worvm leid ich nicht pillich das vnd alles das, das mir got gibet czu leiden, wi swer mir gesein mag ?' Vnd dorvm, wil der mensche gote scinem herren 10 nachfolgen in der beswervnge seiner leidunge, so wirt denn der mensch ein geduldiges lamp uor seinen bescherern, uor seinen uorspottern, uor seinen geisslern vnd uorstum- 1; met vnd tut seinen munt nicht auf. Vnd in allen den selben dingen so lachet sein hercze, wonn er sihet, das er seinem herren gleich worden ist der selben leidunge vnd des zo lones, das ym got geben wil in dem himelreiche. Auch freüet er sich des, das sein herre uon seinent- wegen geerct wirt. Dr folget auch seinem herren in der sterke seines 25 gowaldes. Wann er machet ym vntertcnig di begerunge seines ge- mitcs, das si ym czu nichte sched- lichen ist, czu nichte eitel, vnd gibt sich nicht czu kei[13'P]nen vn- 30 nuczen dingen. Sein hercze wirt behutet als ein festes closter, das nicht alleine di schedlichen dinge, sunder auch nicht di müssigen vnd di vnfruchpern lesset das 35 hercze in sich nicht kumen. Der mensche der bchütet sein hercze mit aller behüttunge vnd wil alweg ' 1 durste des gemvtes Gol Stachel der Liebe adimplere desiderat. — Non dicit: *Quare inpositum est michi hoc et illud onus ?' sed: *Quare non subco hoc et illud grauissimum et vilissi- mum pondus ?' Ex hoc eciam nititur 5 imitari dominum deum [124!^] su- um in tolerancia passionum, ac si- ; eut. agnus coram se tondentibus, irridentibus, flagellantibus penitus obmutescit. Ymmo, in hijs omnibus 10 arridet cor eius, uidens se domino conformari et pro meritis digna pati et ex ipso dominum honorari. Irni- tatur eciam dominum in fortitu- dine dominandi. Subiugat enim 15 sibi omnem animi appetitum, ut ad nil nociuum, ad nil nanum uel inu- tile extendatur. Quasi castrum fortissimum cor suum custodit. ut non solum no- 20 ciua, sed nec eciam ociosa uel infructuosa permittit ibi uagari. Omni eustodi& cor suum custodit et setten] erfüllen Gol, d'vóllon M 4 ader worÿm Gol 6 erates das fehlt Gol alles fehlt Go1 8 mir] ymmer Gol 12f. seinem scherer Gol 19, ist vnd wirdik worden ist Gol 22 defi des Gol 23 f. auch nach Gol 24 ste ike O seincs] des Gol vnd fehlt Gol, di vnnuez vnd M fehit Gol 26 vntenig O sam ein starckch' vest' wehutt' seines haus .M 31 behutet bis closter] recht 33 f. di missigen 35 nicht in sich Gol 36 der
70 durstiges gemite mit ir czu setten. Er sprichet nicht: ‘Worvm ist sülche leidunge auf mich gefallen ader bin ich mit ir besweret ?' 3 sunder er sprichet: *Worvm leid ich nicht pillich das vnd alles das, das mir got gibet czu leiden, wi swer mir gesein mag ?' Vnd dorvm, wil der mensche gote scinem herren 10 nachfolgen in der beswervnge seiner leidunge, so wirt denn der mensch ein geduldiges lamp uor seinen bescherern, uor seinen uorspottern, uor seinen geisslern vnd uorstum- 1; met vnd tut seinen munt nicht auf. Vnd in allen den selben dingen so lachet sein hercze, wonn er sihet, das er seinem herren gleich worden ist der selben leidunge vnd des zo lones, das ym got geben wil in dem himelreiche. Auch freüet er sich des, das sein herre uon seinent- wegen geerct wirt. Dr folget auch seinem herren in der sterke seines 25 gowaldes. Wann er machet ym vntertcnig di begerunge seines ge- mitcs, das si ym czu nichte sched- lichen ist, czu nichte eitel, vnd gibt sich nicht czu kei[13'P]nen vn- 30 nuczen dingen. Sein hercze wirt behutet als ein festes closter, das nicht alleine di schedlichen dinge, sunder auch nicht di müssigen vnd di vnfruchpern lesset das 35 hercze in sich nicht kumen. Der mensche der bchütet sein hercze mit aller behüttunge vnd wil alweg ' 1 durste des gemvtes Gol Stachel der Liebe adimplere desiderat. — Non dicit: *Quare inpositum est michi hoc et illud onus ?' sed: *Quare non subco hoc et illud grauissimum et vilissi- mum pondus ?' Ex hoc eciam nititur 5 imitari dominum deum [124!^] su- um in tolerancia passionum, ac si- ; eut. agnus coram se tondentibus, irridentibus, flagellantibus penitus obmutescit. Ymmo, in hijs omnibus 10 arridet cor eius, uidens se domino conformari et pro meritis digna pati et ex ipso dominum honorari. Irni- tatur eciam dominum in fortitu- dine dominandi. Subiugat enim 15 sibi omnem animi appetitum, ut ad nil nociuum, ad nil nanum uel inu- tile extendatur. Quasi castrum fortissimum cor suum custodit. ut non solum no- 20 ciua, sed nec eciam ociosa uel infructuosa permittit ibi uagari. Omni eustodi& cor suum custodit et setten] erfüllen Gol, d'vóllon M 4 ader worÿm Gol 6 erates das fehlt Gol alles fehlt Go1 8 mir] ymmer Gol 12f. seinem scherer Gol 19, ist vnd wirdik worden ist Gol 22 defi des Gol 23 f. auch nach Gol 24 ste ike O seincs] des Gol vnd fehlt Gol, di vnnuez vnd M fehit Gol 26 vntenig O sam ein starckch' vest' wehutt' seines haus .M 31 behutet bis closter] recht 33 f. di missigen 35 nicht in sich Gol 36 der
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Buch I Kap. 8: O di gotlichen dinge vnd alles, das sich ezu gote richtet, anderweiden vnd bedenken. Vnd dorm, di weile wir in dem geprechenlichen 5 leben sein, so sei wir alweg als di sprew, di mit dem waicze gemüschet seint. wurfschavfel in seiner hant halden, das er seine hofstat wol gereinigen 10 můge. Er sal seczen vor die tür seines leichnams einen rewtelink ader ein scharfes swert, das yn behüte fleissiclich als das paradis i gotes. Wer nv gedonket in soinem 15 herezen, das er gespeiset wil wer- den uon dem holeze des lebens, der wirt wol dorezu gefüdert vnd erneret. Wer aber czu dem uor- poten holcze sihet mit fleisse, den 20 scheidet got czuhant uon seinem herezen. Wann do selbst ist kein eyngank der schevczlichon natern. Do wirt aueh nicht gefunden kein weiplicher vnkeuschcr gedanke. 25 Wyrde er aber do gefunden, er würde ezuhant mit grossem ge- walde ausgetriben vnd mit grosser smocheit. Do selbest werden ge- funden nicht ander dink nvr men- 30 liche. [13/8] Wer nv der ist, der eines reinen herezen vnd eines reinen lebens ist, der mag sich wol hengen an di gótliche anschavunge. Er derhebet nicht seine augen czu 35 eitelkeit, seine oren czu vnnvczen schedlichen dingen, seine nase czu ruchsamkeit, seinen smak czu sis- sikeit, scin greifen czu lindikeit, sunder er hittet sich fleissiclichen 7 so sal Gol deisesGol 14 wer, Nv Gol 24 leiplicher Go], weybischen M ist] leichnames leben Go1 Dorvm sal der mensche di , 8 wurfschufel Gol, kerbesen M 11f. einen rewtclink bis scharfes] ein zwisneidigs M 20 sneidet Go1 vnkcuscher fehlt Go1 M 34 hebet Go1 od' fülen zu (sussen gestrichen) '"lingen "finden M 71 semper vult diuina uel ad deum ten- dencia ruminare. Et quamdiu in hac uita sumus, quasi semper palea cum tritico admiscemur. Ideo sem- per uentilabrum tenet in manu et 5 continue ad purgacionem aree sue. In hostio corporis sui statuat versa- tilem gladium, ut ipsum quasi dei paradisum — custodiat diligenter. Quisquis cogitatus in corde suo uesci uoluerit de ligno uite, diligen- ter hunc fouet et nutrit. Qui uero ad lignum [124Y*] uetitum solum aspectum direxerit, illum statim de corde suo abscidit. Non ibi introi- tus colubri tortuosi, nec mulicbris cogitacio reperitur. Et si inuenia- tur, cum vituperio et quodam im- petu ammouetur. Solum ibi virilia nutriuntur. Hic uere diuine con- 29 templacioni potest adherore, qui purificato corde et mundo corpore incedit. Non enim leuat oculos ad uana, non aures ad invtili&, non nares ad odorifera, non gustum ad 25 duleia, non tactum ad mollia, sed totaliter interius, exterius cum dili- 10 9 hofstat] tenne M 13 also das para- 22 schevczlichen fehlt Gol 32 lobens 38 nicht sein entpfinden 39 fleiclichen O
Buch I Kap. 8: O di gotlichen dinge vnd alles, das sich ezu gote richtet, anderweiden vnd bedenken. Vnd dorm, di weile wir in dem geprechenlichen 5 leben sein, so sei wir alweg als di sprew, di mit dem waicze gemüschet seint. wurfschavfel in seiner hant halden, das er seine hofstat wol gereinigen 10 můge. Er sal seczen vor die tür seines leichnams einen rewtelink ader ein scharfes swert, das yn behüte fleissiclich als das paradis i gotes. Wer nv gedonket in soinem 15 herezen, das er gespeiset wil wer- den uon dem holeze des lebens, der wirt wol dorezu gefüdert vnd erneret. Wer aber czu dem uor- poten holcze sihet mit fleisse, den 20 scheidet got czuhant uon seinem herezen. Wann do selbst ist kein eyngank der schevczlichon natern. Do wirt aueh nicht gefunden kein weiplicher vnkeuschcr gedanke. 25 Wyrde er aber do gefunden, er würde ezuhant mit grossem ge- walde ausgetriben vnd mit grosser smocheit. Do selbest werden ge- funden nicht ander dink nvr men- 30 liche. [13/8] Wer nv der ist, der eines reinen herezen vnd eines reinen lebens ist, der mag sich wol hengen an di gótliche anschavunge. Er derhebet nicht seine augen czu 35 eitelkeit, seine oren czu vnnvczen schedlichen dingen, seine nase czu ruchsamkeit, seinen smak czu sis- sikeit, scin greifen czu lindikeit, sunder er hittet sich fleissiclichen 7 so sal Gol deisesGol 14 wer, Nv Gol 24 leiplicher Go], weybischen M ist] leichnames leben Go1 Dorvm sal der mensche di , 8 wurfschufel Gol, kerbesen M 11f. einen rewtclink bis scharfes] ein zwisneidigs M 20 sneidet Go1 vnkcuscher fehlt Go1 M 34 hebet Go1 od' fülen zu (sussen gestrichen) '"lingen "finden M 71 semper vult diuina uel ad deum ten- dencia ruminare. Et quamdiu in hac uita sumus, quasi semper palea cum tritico admiscemur. Ideo sem- per uentilabrum tenet in manu et 5 continue ad purgacionem aree sue. In hostio corporis sui statuat versa- tilem gladium, ut ipsum quasi dei paradisum — custodiat diligenter. Quisquis cogitatus in corde suo uesci uoluerit de ligno uite, diligen- ter hunc fouet et nutrit. Qui uero ad lignum [124Y*] uetitum solum aspectum direxerit, illum statim de corde suo abscidit. Non ibi introi- tus colubri tortuosi, nec mulicbris cogitacio reperitur. Et si inuenia- tur, cum vituperio et quodam im- petu ammouetur. Solum ibi virilia nutriuntur. Hic uere diuine con- 29 templacioni potest adherore, qui purificato corde et mundo corpore incedit. Non enim leuat oculos ad uana, non aures ad invtili&, non nares ad odorifera, non gustum ad 25 duleia, non tactum ad mollia, sed totaliter interius, exterius cum dili- 10 9 hofstat] tenne M 13 also das para- 22 schevczlichen fehlt Gol 32 lobens 38 nicht sein entpfinden 39 fleiclichen O
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72 Stachel allenthalben vnd herschet ym selben volkumenlichen, als vil getun mag in disem gegenwürtigen leben. Das tut er durch seiner 5 reinikeit willen. Er wirt wol ge- füget czu enpfahen di gotlichen | scheine. Wenn di sunne der ge- rechtikeit di wonet gerne in einem sülchen geezelte vnd di leuchtet in 10 etliche winkele des gelben geczeltes in der innikeit. So widerscheinet di lauterkeit der selben sunne, wann si findet nichtesnicht hin- dernusse noch widerstreites, douon 16 si gehindert möchte werden. Si scheinet vnd widerscheinet also lange, bis das das reine hereze des menschen uon gótlicher clar- : heit durchgossen wirt. Denn so der Liebe als er ; 20 geschiet das, das di sele erhaben : wirt Vber sich selben in di gótliche : finsternüsse. Denn so schreiet si vnd sprichet: 'Di nacht ist mein erleüchtunge in meinen lüsten.' Das 25 fünfte aufsteigen ist in di seligen leidunge gotes mit der gabe der kunst. Wiltu enpfahen di gabe der kunst mitten in der wonunge der po[13"^]sen vnd der uorkarten, so 30 findestu di materien in der leidunge Cristi weislichen do czu leben. Wann wir mügen in der uorgenanten gabe der kunst nemen, als es ist in der nidristen bekentlichkeit, also 35 vil als si hülflich sein vnd czu- fürende czu geistlichkeit vnd czu der himelischen beschavunge. Vnd das müge wir finden in der leidunge vnsers herren Jesu Cristi, so wir 40 faste merken di widerwertigen be- 2 er das Gol 9f. vnd bis geczeltes fehlt Gol sihet Gol Spalte. Rest fehlt Gol . furenden Gol, lcytende M 25 di seligen] der selben Gol bekentlichkeit] derkantnüs M 36 gôtlichkeit Gol gencia se eustodit et dominatur ple- narie sui, secundum quod potest assequi in hae uita. Sieque propter sui puritatem aptissimus fit ad sus- cepcionem diuinarum irradiacio- 5 num. Libenter in tali habitaculo sol iusticie habitat et fulget in quibus- dam angulis eius, in intimo resplen- det claritas huius solis. «quia nichil inpediens inuenit uel resistens. ie Splendet et resplendet. donec illud eor purum absorbeatur diuina cla- ritate. Tune super omnia eleuata diuinam caliginem intrat. Tunc cla- mat et dicit: ‘Nox illuminacio mea 15 in delicijs meis? [124Y*] Quintus ascensum est in beatissima passione domini per donum sciencie. Et si uelis accipere donum sciencie in medio nacionis praue et peruerse. 20 materiam inuenies in Christi pas- sione ad prudenter ibi conuersan- dum. Possumus autem prefatum sciencie donum accipere, prout est inferior cognicio, in quantum ipsa sunt auxiliancia et ducencia ad spiritualia et supercelestia con- templanda. Et hoc in passione do- mini nostri Ihesu Christi inuenire poterimus, maxime considerantes 30 correspondenciam figurarum. Et Bf. in bis geczelte] in solch’ rain’ wonüg M 15 mvgen Gol 21 selben vnd 34 nidristen] en, neue 35f. czu 37 anschawunge GoI
72 Stachel allenthalben vnd herschet ym selben volkumenlichen, als vil getun mag in disem gegenwürtigen leben. Das tut er durch seiner 5 reinikeit willen. Er wirt wol ge- füget czu enpfahen di gotlichen | scheine. Wenn di sunne der ge- rechtikeit di wonet gerne in einem sülchen geezelte vnd di leuchtet in 10 etliche winkele des gelben geczeltes in der innikeit. So widerscheinet di lauterkeit der selben sunne, wann si findet nichtesnicht hin- dernusse noch widerstreites, douon 16 si gehindert möchte werden. Si scheinet vnd widerscheinet also lange, bis das das reine hereze des menschen uon gótlicher clar- : heit durchgossen wirt. Denn so der Liebe als er ; 20 geschiet das, das di sele erhaben : wirt Vber sich selben in di gótliche : finsternüsse. Denn so schreiet si vnd sprichet: 'Di nacht ist mein erleüchtunge in meinen lüsten.' Das 25 fünfte aufsteigen ist in di seligen leidunge gotes mit der gabe der kunst. Wiltu enpfahen di gabe der kunst mitten in der wonunge der po[13"^]sen vnd der uorkarten, so 30 findestu di materien in der leidunge Cristi weislichen do czu leben. Wann wir mügen in der uorgenanten gabe der kunst nemen, als es ist in der nidristen bekentlichkeit, also 35 vil als si hülflich sein vnd czu- fürende czu geistlichkeit vnd czu der himelischen beschavunge. Vnd das müge wir finden in der leidunge vnsers herren Jesu Cristi, so wir 40 faste merken di widerwertigen be- 2 er das Gol 9f. vnd bis geczeltes fehlt Gol sihet Gol Spalte. Rest fehlt Gol . furenden Gol, lcytende M 25 di seligen] der selben Gol bekentlichkeit] derkantnüs M 36 gôtlichkeit Gol gencia se eustodit et dominatur ple- narie sui, secundum quod potest assequi in hae uita. Sieque propter sui puritatem aptissimus fit ad sus- cepcionem diuinarum irradiacio- 5 num. Libenter in tali habitaculo sol iusticie habitat et fulget in quibus- dam angulis eius, in intimo resplen- det claritas huius solis. «quia nichil inpediens inuenit uel resistens. ie Splendet et resplendet. donec illud eor purum absorbeatur diuina cla- ritate. Tune super omnia eleuata diuinam caliginem intrat. Tunc cla- mat et dicit: ‘Nox illuminacio mea 15 in delicijs meis? [124Y*] Quintus ascensum est in beatissima passione domini per donum sciencie. Et si uelis accipere donum sciencie in medio nacionis praue et peruerse. 20 materiam inuenies in Christi pas- sione ad prudenter ibi conuersan- dum. Possumus autem prefatum sciencie donum accipere, prout est inferior cognicio, in quantum ipsa sunt auxiliancia et ducencia ad spiritualia et supercelestia con- templanda. Et hoc in passione do- mini nostri Ihesu Christi inuenire poterimus, maxime considerantes 30 correspondenciam figurarum. Et Bf. in bis geczelte] in solch’ rain’ wonüg M 15 mvgen Gol 21 selben vnd 34 nidristen] en, neue 35f. czu 37 anschawunge GoI
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Buch I Kap. 8: O 73 deûtunge. Vnd do selbest wirstu werlichen finden den wunderhaf- tigen schâcz uorporgen vnder den selben figuren. Dorinne ist di grosse süssikeit der andacht vnd di selikeit der selen, vnd wer mit fleisse dorinne grebet, dem wirt das gut alles mildiclichen gegeben. Vnd dorým sûlle wir alle dink, 10 also vil als wir uormůgen, in Cri- stum füren den gekreüczigten vnd sullen sprechen: In dem beginst- nůsse, das ist in dem svne also gekreücziget, hat got gescheppfet 15 himelreich vnd ertreich, das ist engelische vnd menschliche nature, di menschliche czu erlôsen, di englische uon dem menschen wider czu prengen. Got sprach: Werd 20 ein licht!. Er ist das selbe licht an dem kreücze vnd treibet aus alle di finsternůsse der sünden vnd machet den tag mit seiner gegen- würtikeit vnd di nacht mit seiner 25 vngegenwürtikeit. Er ist auch gewesen das firma[14ra]ment in dem mittel der wasser, das ist an dem heiligen kreûcze, do er hatte geschiden di czeitliche trôste uon so den ewigen ader di wasser der sunden uon den wassern der ge- naden ader di wasser der not uon den wassern der trôste. Auch do er hing an dem kreücze, do wurden 35 di wasser gesamment, di vnder dem himel waren. Wann got der hette gesaczt in yn alle vnser posheit, das seint di peine, di wir geliden solden haben ým vnser missetat. 40 Es ist auch worden di sammenunge aller wasser in ym. Wann es ist in ym worden di sintflut aller lei- uere reperies ibi mirabilem thesau- rum sub illis figuris absconditum, in quo mira deuocionis suauitas et ani- marum sacietas fodienti cum dili- gencia elargitur. Omnia ergo, in quantum poterimus, ad Christum crucifixum reducamus et dicamus: 'In principio, id est in filio, creauit deus celum et terram, scilicet ange- licam et humanam creaturam, hu— 10 manam redimendo et angelicam de hominibus reparando. Dixit deus: Fiat lux!' In cruce ipse est lux expellens omnes peccatorum tene- bras, per sui presenciam faciens 15 diem, per absenciam noctem. Fuit eciam firmamentum in medio aqua- rum, in cruce diuidens consolacio- nes [125ra] temporales ab eternis. uel diuidens aquas sapiencie humane 20 ab aquis sapiencie diuine, id est di- uidens aquas viciorum ab aquis gra- ciarum, uel aquas tribulacionum ab aquis consolacionum. Item in Christo existente in cruce congre- 25 gate sunt aque, que sub celo erant. quia deus posuit in eo omnes ini- quitates nostras, id est penas pro nostris iniquitatibus debitas. In eo uero facta est congregacio aquarum, 30 quia in eo fuit diluuium passionum, 5 2 f. wunderlichen Gol 6 sicherheit der selden Gol wer] nvr O 9 Vnd bis 14 gekreücziget fehlt Gol 12f. beginstnusse] anefanckch M 25 vngegenwürtikeit] abseyung M 29 czeitliche] leiplichen Gol 41 in ym fehlt hier Gol 40 di] in im Gol 42 aller] der Gol
Buch I Kap. 8: O 73 deûtunge. Vnd do selbest wirstu werlichen finden den wunderhaf- tigen schâcz uorporgen vnder den selben figuren. Dorinne ist di grosse süssikeit der andacht vnd di selikeit der selen, vnd wer mit fleisse dorinne grebet, dem wirt das gut alles mildiclichen gegeben. Vnd dorým sûlle wir alle dink, 10 also vil als wir uormůgen, in Cri- stum füren den gekreüczigten vnd sullen sprechen: In dem beginst- nůsse, das ist in dem svne also gekreücziget, hat got gescheppfet 15 himelreich vnd ertreich, das ist engelische vnd menschliche nature, di menschliche czu erlôsen, di englische uon dem menschen wider czu prengen. Got sprach: Werd 20 ein licht!. Er ist das selbe licht an dem kreücze vnd treibet aus alle di finsternůsse der sünden vnd machet den tag mit seiner gegen- würtikeit vnd di nacht mit seiner 25 vngegenwürtikeit. Er ist auch gewesen das firma[14ra]ment in dem mittel der wasser, das ist an dem heiligen kreûcze, do er hatte geschiden di czeitliche trôste uon so den ewigen ader di wasser der sunden uon den wassern der ge- naden ader di wasser der not uon den wassern der trôste. Auch do er hing an dem kreücze, do wurden 35 di wasser gesamment, di vnder dem himel waren. Wann got der hette gesaczt in yn alle vnser posheit, das seint di peine, di wir geliden solden haben ým vnser missetat. 40 Es ist auch worden di sammenunge aller wasser in ym. Wann es ist in ym worden di sintflut aller lei- uere reperies ibi mirabilem thesau- rum sub illis figuris absconditum, in quo mira deuocionis suauitas et ani- marum sacietas fodienti cum dili- gencia elargitur. Omnia ergo, in quantum poterimus, ad Christum crucifixum reducamus et dicamus: 'In principio, id est in filio, creauit deus celum et terram, scilicet ange- licam et humanam creaturam, hu— 10 manam redimendo et angelicam de hominibus reparando. Dixit deus: Fiat lux!' In cruce ipse est lux expellens omnes peccatorum tene- bras, per sui presenciam faciens 15 diem, per absenciam noctem. Fuit eciam firmamentum in medio aqua- rum, in cruce diuidens consolacio- nes [125ra] temporales ab eternis. uel diuidens aquas sapiencie humane 20 ab aquis sapiencie diuine, id est di- uidens aquas viciorum ab aquis gra- ciarum, uel aquas tribulacionum ab aquis consolacionum. Item in Christo existente in cruce congre- 25 gate sunt aque, que sub celo erant. quia deus posuit in eo omnes ini- quitates nostras, id est penas pro nostris iniquitatibus debitas. In eo uero facta est congregacio aquarum, 30 quia in eo fuit diluuium passionum, 5 2 f. wunderlichen Gol 6 sicherheit der selden Gol wer] nvr O 9 Vnd bis 14 gekreücziget fehlt Gol 12f. beginstnusse] anefanckch M 25 vngegenwürtikeit] abseyung M 29 czeitliche] leiplichen Gol 41 in ym fehlt hier Gol 40 di] in im Gol 42 aller] der Gol
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74 Stachel dunge, das ist smerczen, pitterkeit vnd mancherlai smocheit. Vnd dorým erschain vnser ertreich uon seinen genaden. Wann wir di sein, 5 di do wirdig waren der sintflut aller peine, vud dorým so worde wir pillcich erledigt mit seiner leidunge. Wann er werlich gewesen ist das grosse meer vnd das weite vnd das 10 allertifiste. Vnd dorvm saltu also laufen durch di schrift, nach dem vnd als dir der herre gibet. Wann du findest dorinn vnvolezelliche dink, di do gar schöne bedeüten di lei- 15 dunge vnsers herren. Wann, wer der were, der sich fleissiclichen sammente vnd wüge gróslich in seinem herezen, worinne si bededton di leidunge vnsers herren, er sehe 20 in ym di wunderliche widerwertige bedeütunge. Er würde auch hören do sel[14"P]best ein wunderlich ge- 25 vnd wůrde machen den menschen geende in di heilikeit des herren. Nym ein ander figure, welche du wilt, uon der leidunge des herren, der Liebe i sum &ec profundum nimis. tribulacionum, amaritudinum et opprobriorum. Et ideo gracia sui terra nostra apparuit, quia pro pec- catis nostris digni eramus invnda- cione omnis pene. Liberati sumus 5 passionis sue merito. Vnde uere ipse fuit magnum mare et spacio- Et sic . discurre per scripturas, secundum quod dominus tibi dabit. Quia quasi infinita inuenies, que ibi pul- cherrime dominicam passionem de- signant. Nam si quis diligenter eas colligeret et perpenderet, in quo Christi passionem demonstrant, ui- deret in eis mirabilem correspon- denciam et audiret ibi mirabilein melodiam, que miro modo dulco- 15 . raret cor suum et facit ipsum : ingredi sanctuarium dei [1255] 20 domini. Accipe vnamquamque , aliam figuram de passione domini, dóne, vnd das würde in wunder- © licher masse ersüssen sein hereze | s0 wirstu schen, wi gros di sussikeit | 30 ist. ab du si wol mit fleisse beden- © kest vad anderweidest in. deinem herezen. Ieh pite dich durch den ‘ tot vnsers herren, das du ansehost | di figur des Abrahames, wi er ein : 85 kelbelein gab den dreien engeln : czu einer speise, vnd prufe, was sûssikeit das bedelite der anschav- unge. Vnd doch so scheint es cleine in vnserm angesichte. also 40 es ist an dem holcze des lebens 12 als dir] dir es O 18 worým Gol melody od’ gesang M 37 sůssikeit] selikeit Gol es Gol des fehlt Gol et uidebis, quanta est dulcedo, si bene cum diligencia ruminetur. Uide, obsecro, illam Abrahe figuram $5 de uitulo, quem tribus angeli ad uescendum tribuit, quantam duloe- dinem contemplacionis continet. : Que tamen in apparencia parum 16 sich] si Gol 21 bedeütunge] leidvnge Gol 24 masse] weize Go1 M 39 vnsern augen angesichte Go1 apparet, sicut est illa ligni uite in 30 17 groblich Gol 22f. gedóne] 356 calbe Gol 40 ist
74 Stachel dunge, das ist smerczen, pitterkeit vnd mancherlai smocheit. Vnd dorým erschain vnser ertreich uon seinen genaden. Wann wir di sein, 5 di do wirdig waren der sintflut aller peine, vud dorým so worde wir pillcich erledigt mit seiner leidunge. Wann er werlich gewesen ist das grosse meer vnd das weite vnd das 10 allertifiste. Vnd dorvm saltu also laufen durch di schrift, nach dem vnd als dir der herre gibet. Wann du findest dorinn vnvolezelliche dink, di do gar schöne bedeüten di lei- 15 dunge vnsers herren. Wann, wer der were, der sich fleissiclichen sammente vnd wüge gróslich in seinem herezen, worinne si bededton di leidunge vnsers herren, er sehe 20 in ym di wunderliche widerwertige bedeütunge. Er würde auch hören do sel[14"P]best ein wunderlich ge- 25 vnd wůrde machen den menschen geende in di heilikeit des herren. Nym ein ander figure, welche du wilt, uon der leidunge des herren, der Liebe i sum &ec profundum nimis. tribulacionum, amaritudinum et opprobriorum. Et ideo gracia sui terra nostra apparuit, quia pro pec- catis nostris digni eramus invnda- cione omnis pene. Liberati sumus 5 passionis sue merito. Vnde uere ipse fuit magnum mare et spacio- Et sic . discurre per scripturas, secundum quod dominus tibi dabit. Quia quasi infinita inuenies, que ibi pul- cherrime dominicam passionem de- signant. Nam si quis diligenter eas colligeret et perpenderet, in quo Christi passionem demonstrant, ui- deret in eis mirabilem correspon- denciam et audiret ibi mirabilein melodiam, que miro modo dulco- 15 . raret cor suum et facit ipsum : ingredi sanctuarium dei [1255] 20 domini. Accipe vnamquamque , aliam figuram de passione domini, dóne, vnd das würde in wunder- © licher masse ersüssen sein hereze | s0 wirstu schen, wi gros di sussikeit | 30 ist. ab du si wol mit fleisse beden- © kest vad anderweidest in. deinem herezen. Ieh pite dich durch den ‘ tot vnsers herren, das du ansehost | di figur des Abrahames, wi er ein : 85 kelbelein gab den dreien engeln : czu einer speise, vnd prufe, was sûssikeit das bedelite der anschav- unge. Vnd doch so scheint es cleine in vnserm angesichte. also 40 es ist an dem holcze des lebens 12 als dir] dir es O 18 worým Gol melody od’ gesang M 37 sůssikeit] selikeit Gol es Gol des fehlt Gol et uidebis, quanta est dulcedo, si bene cum diligencia ruminetur. Uide, obsecro, illam Abrahe figuram $5 de uitulo, quem tribus angeli ad uescendum tribuit, quantam duloe- dinem contemplacionis continet. : Que tamen in apparencia parum 16 sich] si Gol 21 bedeütunge] leidvnge Gol 24 masse] weize Go1 M 39 vnsern augen angesichte Go1 apparet, sicut est illa ligni uite in 30 17 groblich Gol 22f. gedóne] 356 calbe Gol 40 ist
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Buch I Kap. 8: O 75 mitten in dem paradise, das ist Cristus an dem kreûcze mitten in der heiligen cristenheit ader mitten in dem herczen der iuncfrawen, di do was als ein paradis, vnd aus dem ein prunne flos uon der stat der wollustikeit, das ist aus der seiten Cristi. Ich pite dich, sag mir, was bedeûtet vns das czarte kelbe- 10 lein, das der Abraham nam aus dem fyhe vnd gab es czu einer speise den dreien mannen? Nicht anders denn got den fater, der sein eingeporn syn, den eyngefleischten 15 vnd den vnschuldigen, wolde geben in den tot des kreuczes vm vnser posheit. Was bedeûten aber di drei manne, di er speisen wolde mit dem kelbelein? Nicht anders, 20 nvr das er wolde der ganczen dri- faldikeit genuk tun mit [14va] seiner leidunge, di hungrig was nach der gerechtikeit ým vnser sünde. Vnd doran erscheinet di sûssikeit 25 der figûren, das wir pei dem Abra- ham uorstén got den fater, pei dem kelblein gotes svn, pei den dreien mannen di heilige drifaldi- keit. Vnd doch so teile wir nicht 30 den fater vnd den svn uon der heiligen drifaldikeit. Wann si seint czwu person aus den dreien. Vnd ich spreche, das doran er- scheinet ein wundergrosse vnd vnuol- 35 denkliche süssikeit den anschaw- ern. Wann dorvm, das got ge- hungert hat nach der gerechtikeit, so hat er durch seiner grossen ge- nemheit willen sein gerichte ge- 5 medio paradisi, id est Christi in cruce in medio ecclesie siue in corde virginis, que erat sicut paradisus, et de fonte egrediente de loco uolup- tatis, id est de latere Christi. Quid est, obsecro, Abraham vitulum te- nerrimum de armento dare ad nes- cendum tribus viris, nisi deum pa- trem filium suum vnigenitum, in- carnatum, innocentissimum pro no- 10 stris iniquitatibus tradere morti crucis ? Et quid est tres viros vitulo vesci nisi ex illa passione toti satis- fieri trinitati, que erat pro nostris iniquitatibus ad iusticiam famelica ? 15 In hoc apparet illius dulcedo figure, quod per Abraham intelligitur deus pater, per filium dei vitulus, et per illos tres viros ipsa trinitas, cum tamen non distinguantur pater et 20 filius ab ipsa trinitate, quia sunt de tribus personis due. In hoc, dico. apparet mira et inestimabilis dul- cedo cordi contemplantis, quia deo ad iusticiam famescente in seipsum 25 propter nimiam benignitatem[125 va] suum iudicium flexit. Alioquin de- 5 9 vns I ist fehlt Gol 4 ivngfrawen marian Gol 6 ein fehlt O 10f. aus dem fyhe] von d’ waid M 14 den eyngefleisch- fehlt Gol ten] d’ mësch was wordn M 21 genuk tun fehlt Gol 22 di do Gol 24f. do erschein di figur der süssikeit Gol 29 Vnd bis nicht doppelt O 32 aus] von Gol 38 f. grossen genemheit] gemain 33 dorvs Gol heit Gol
Buch I Kap. 8: O 75 mitten in dem paradise, das ist Cristus an dem kreûcze mitten in der heiligen cristenheit ader mitten in dem herczen der iuncfrawen, di do was als ein paradis, vnd aus dem ein prunne flos uon der stat der wollustikeit, das ist aus der seiten Cristi. Ich pite dich, sag mir, was bedeûtet vns das czarte kelbe- 10 lein, das der Abraham nam aus dem fyhe vnd gab es czu einer speise den dreien mannen? Nicht anders denn got den fater, der sein eingeporn syn, den eyngefleischten 15 vnd den vnschuldigen, wolde geben in den tot des kreuczes vm vnser posheit. Was bedeûten aber di drei manne, di er speisen wolde mit dem kelbelein? Nicht anders, 20 nvr das er wolde der ganczen dri- faldikeit genuk tun mit [14va] seiner leidunge, di hungrig was nach der gerechtikeit ým vnser sünde. Vnd doran erscheinet di sûssikeit 25 der figûren, das wir pei dem Abra- ham uorstén got den fater, pei dem kelblein gotes svn, pei den dreien mannen di heilige drifaldi- keit. Vnd doch so teile wir nicht 30 den fater vnd den svn uon der heiligen drifaldikeit. Wann si seint czwu person aus den dreien. Vnd ich spreche, das doran er- scheinet ein wundergrosse vnd vnuol- 35 denkliche süssikeit den anschaw- ern. Wann dorvm, das got ge- hungert hat nach der gerechtikeit, so hat er durch seiner grossen ge- nemheit willen sein gerichte ge- 5 medio paradisi, id est Christi in cruce in medio ecclesie siue in corde virginis, que erat sicut paradisus, et de fonte egrediente de loco uolup- tatis, id est de latere Christi. Quid est, obsecro, Abraham vitulum te- nerrimum de armento dare ad nes- cendum tribus viris, nisi deum pa- trem filium suum vnigenitum, in- carnatum, innocentissimum pro no- 10 stris iniquitatibus tradere morti crucis ? Et quid est tres viros vitulo vesci nisi ex illa passione toti satis- fieri trinitati, que erat pro nostris iniquitatibus ad iusticiam famelica ? 15 In hoc apparet illius dulcedo figure, quod per Abraham intelligitur deus pater, per filium dei vitulus, et per illos tres viros ipsa trinitas, cum tamen non distinguantur pater et 20 filius ab ipsa trinitate, quia sunt de tribus personis due. In hoc, dico. apparet mira et inestimabilis dul- cedo cordi contemplantis, quia deo ad iusticiam famescente in seipsum 25 propter nimiam benignitatem[125 va] suum iudicium flexit. Alioquin de- 5 9 vns I ist fehlt Gol 4 ivngfrawen marian Gol 6 ein fehlt O 10f. aus dem fyhe] von d’ waid M 14 den eyngefleisch- fehlt Gol ten] d’ mësch was wordn M 21 genuk tun fehlt Gol 22 di do Gol 24f. do erschein di figur der süssikeit Gol 29 Vnd bis nicht doppelt O 32 aus] von Gol 38 f. grossen genemheit] gemain 33 dorvs Gol heit Gol
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w 10 e 8 40 ! | | | ! | l | | | | i i 5 wart vind gevrteilet. Dorým, liber | tur filius Abrahe seni de Sara anti- | 76 Stachel der Liebe pogen in ym selben. Wo das nicht ; uorasset nos iusticie fames, quia were geschehen, so het vns der | non erat, qui satisfacere posset illi hunger der gerechtikeit gefressen | appetitui nisi ille tenerrimus vitulus. vnd uorezeret. Wann cs was ny- | mant, der genuk mochte haben ge- i tan dem selben hunger vnd der ' selben begerunge, nvr das selbe ! ezarte vngemailigte kelbelein. Dor- ! $m hat got der fater gegeben seinen svn in alle uorsérunge vnd uorspottunge, das er genuk wolde tun ym selber vnd seinem svne vnd dem heiligen geiste vnd vm das vnrecht, das wir ym hetten getan. | Was ist das? Solde er sich selber | richten, dorvm das wir yn betrübet hetten, vnd solde also treten in di pein der uorserünge ? Ich sag dir: | Cristus wart boetrübet [14"^] uon i vns vnd wart anderweit gevrteilet uon vns, in vns vnd $m vns. Es geschach aber nicht noch mancher- ley naturn, es geschach aber an der selben person, an der er betrübet Deus ergo pater tradidit filium suum omni affliccioni et derisioni ad satisfaciendum ct sibi ac filio et spiritui sancto et pro iniuria illa- ta a nobis. Quid est hoc ? Nunquid non, quia offendimus eum, debuit se ipsum iudicare aliter nisi adire penam offense ?. Ipse Christus offen- sus erat a nobis, ct iterum iudica- tus fuit a nobis, in nobis ct pro nobis, ctsi non per diuersas naturas, : tamen cadem persona fuit offensa et iudicata. Comede crgo et tu de uitulo Abrahe, si vis habere mira- bilem refeccionem. Attende ergo. quod in figura sequitur. Promitti- mensche, iss auch des-selben kelb- leins Abrahe, ist das du wilt ein | wündersusse speise haben. Merke, mensche, abersant, was in der figurn : nachfolget. Ich sage dir. dns dem | alden Abraham ein svn wart ge- lobet uon der alden Sara. Was ist nv das? Ader muste das geschehen, das nach dem tode Cristi wart Cristus anderweit geporn, der vns bedeutet wirt pei dem Ysank? Ich sag dir gewislichen, es geschiet in vnsern herezen. Wann der alde | iste Abraham senex est deus pater. Abraham bedeütet vns got der ' qui antiquus dierum in Danyele fater, der do geheissen ist cin alder ‘ der tage in dem profeten Daniele qua. Quid est hoc ? Nunquid post mortem Christi nascitur denuo Christus, qui per Ysaac intelligitur ? Certe sie, in cordibus nostris. Nam 3 seiner gerechtikeit Gol 4 v'tzert od' gessen M 8f. vnvor- meiligte Go] 9 got fehlt Gol 10 uorsérunge] quelüge 28 Nv merke Gol 29 ab'sant (wiede:um?) O, aber mer Gol 32 xaran Gol 40 der] den Gol 41 Danieli O 20 25
w 10 e 8 40 ! | | | ! | l | | | | i i 5 wart vind gevrteilet. Dorým, liber | tur filius Abrahe seni de Sara anti- | 76 Stachel der Liebe pogen in ym selben. Wo das nicht ; uorasset nos iusticie fames, quia were geschehen, so het vns der | non erat, qui satisfacere posset illi hunger der gerechtikeit gefressen | appetitui nisi ille tenerrimus vitulus. vnd uorezeret. Wann cs was ny- | mant, der genuk mochte haben ge- i tan dem selben hunger vnd der ' selben begerunge, nvr das selbe ! ezarte vngemailigte kelbelein. Dor- ! $m hat got der fater gegeben seinen svn in alle uorsérunge vnd uorspottunge, das er genuk wolde tun ym selber vnd seinem svne vnd dem heiligen geiste vnd vm das vnrecht, das wir ym hetten getan. | Was ist das? Solde er sich selber | richten, dorvm das wir yn betrübet hetten, vnd solde also treten in di pein der uorserünge ? Ich sag dir: | Cristus wart boetrübet [14"^] uon i vns vnd wart anderweit gevrteilet uon vns, in vns vnd $m vns. Es geschach aber nicht noch mancher- ley naturn, es geschach aber an der selben person, an der er betrübet Deus ergo pater tradidit filium suum omni affliccioni et derisioni ad satisfaciendum ct sibi ac filio et spiritui sancto et pro iniuria illa- ta a nobis. Quid est hoc ? Nunquid non, quia offendimus eum, debuit se ipsum iudicare aliter nisi adire penam offense ?. Ipse Christus offen- sus erat a nobis, ct iterum iudica- tus fuit a nobis, in nobis ct pro nobis, ctsi non per diuersas naturas, : tamen cadem persona fuit offensa et iudicata. Comede crgo et tu de uitulo Abrahe, si vis habere mira- bilem refeccionem. Attende ergo. quod in figura sequitur. Promitti- mensche, iss auch des-selben kelb- leins Abrahe, ist das du wilt ein | wündersusse speise haben. Merke, mensche, abersant, was in der figurn : nachfolget. Ich sage dir. dns dem | alden Abraham ein svn wart ge- lobet uon der alden Sara. Was ist nv das? Ader muste das geschehen, das nach dem tode Cristi wart Cristus anderweit geporn, der vns bedeutet wirt pei dem Ysank? Ich sag dir gewislichen, es geschiet in vnsern herezen. Wann der alde | iste Abraham senex est deus pater. Abraham bedeütet vns got der ' qui antiquus dierum in Danyele fater, der do geheissen ist cin alder ‘ der tage in dem profeten Daniele qua. Quid est hoc ? Nunquid post mortem Christi nascitur denuo Christus, qui per Ysaac intelligitur ? Certe sie, in cordibus nostris. Nam 3 seiner gerechtikeit Gol 4 v'tzert od' gessen M 8f. vnvor- meiligte Go] 9 got fehlt Gol 10 uorsérunge] quelüge 28 Nv merke Gol 29 ab'sant (wiede:um?) O, aber mer Gol 32 xaran Gol 40 der] den Gol 41 Danieli O 20 25
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Buch I Kap. 8: O durch des beginstnýsses willen seines gewaldes, der do gewonet hat czu bleiben pei den alden. Der alde fater hat uon der alden Saran s noch dem essen des kelbleins Ysaac geperet czu seinem śvne, den er getragen vnd geperet hat in seiner ewikeit, das ist, do or yn an dem kreücze vm vns geopfert i10 hat vnd yn gesant hat in vnser gemüte, das vol alder poshcit was, nicht das er wandelte di stat, sunder das er derleüchtet vnser gemüte. Vnd dorvm so muge wir 15 werlichen gesehen, wi süsse das licht ist vnd wi liplich di sunne der gerechtikeit vnsern augen an[15"*]- czuschen ist. Vnd dorÿm so ist Ysaak also vil gesprochen als ein 20 lachen. Nv sage mir: Ist das nicht cin wunder gewest, das der alde uon der alden geperct hat? Also ist sich wol pillichen ezu wundern vnd danknem sein ezu goto, das 25 der selbe. der den allerhóchsten gewalt lat vnd der alleredelste ist uon des beginstnüsses wegen seines gewaldes, wolde gedenken der snóden selen, der anpeterinne 30 der abgóter, di aller der alden pos- heit vnd snódikeit uol waren. Daz dunket vns auch ein grosses wun- der, das nach dem tode des kelb- leins, das ist nach dem tode gotes 35 svnes, den wir haben getótet, vnd woren wirdig der beraubunge seiner gegenwürtikeit, vnd dennoch so hat er yn vns gegeben in den tot vnd hat vns wol getan vm das, 2 gewaldes di (!) O Go1 9 geopfert] gepert O Gol 15 sehen Gol alden geporn ist Gol sein] mit dancknemcheit M Gol 35 son O heten Go! ——[—u—— HEHE REŻ H-.= _€E 77 dieitur propter principalitatem &uctoritatis, que residere consueuit apud senes. Iste pater antiquus de Sara antiqua post vituli com- mestionem Ysaac genuit in filium, 5 quem genuit et [125"^] generauit ab eterno, id est, postquam in cruce immolatus est, in mentes nostras omni malicia antiquas misit, non per loci mutacionem, sed per men- cium nostrarum irradiacionem. Et tune uere poterimus uidere, quia dulce est lumen ot delectabile est oculis. Et ideo uerc Ysaac, id est risus. Sed nunquid donum mira- bile fuit, quod antiquus de antiqua generaret ? Ita omrti admiracione et graciarum accione dignum, quod ille, qui est summe maiestatis et antiquus propter auctoritatis prin- 20 cipalitatem, vilissimarum anima- rum ot ydolatrarum et omni malicia antiquarum uoluerit recordari. Sed hoc maxime mirumuidetur, quia post mortem vituli, id est Christi, 25 fili dei, quem occideramus et co ipso digni eramus carencia eius, in illa morte ipsum nobis donauit et fecit nobis bene, quia fecimus vi 41. uon bis kelbleins] das kelbelein Go1 12 wandelt di tage der stat Gol 16 vnd fehlt Gol 23 czu wundern pillich Go? 30 alle Go1 20 lacher Go] 22 von dem 24 danknem 31 vnd snódikeit fehlt
Buch I Kap. 8: O durch des beginstnýsses willen seines gewaldes, der do gewonet hat czu bleiben pei den alden. Der alde fater hat uon der alden Saran s noch dem essen des kelbleins Ysaac geperet czu seinem śvne, den er getragen vnd geperet hat in seiner ewikeit, das ist, do or yn an dem kreücze vm vns geopfert i10 hat vnd yn gesant hat in vnser gemüte, das vol alder poshcit was, nicht das er wandelte di stat, sunder das er derleüchtet vnser gemüte. Vnd dorvm so muge wir 15 werlichen gesehen, wi süsse das licht ist vnd wi liplich di sunne der gerechtikeit vnsern augen an[15"*]- czuschen ist. Vnd dorÿm so ist Ysaak also vil gesprochen als ein 20 lachen. Nv sage mir: Ist das nicht cin wunder gewest, das der alde uon der alden geperct hat? Also ist sich wol pillichen ezu wundern vnd danknem sein ezu goto, das 25 der selbe. der den allerhóchsten gewalt lat vnd der alleredelste ist uon des beginstnüsses wegen seines gewaldes, wolde gedenken der snóden selen, der anpeterinne 30 der abgóter, di aller der alden pos- heit vnd snódikeit uol waren. Daz dunket vns auch ein grosses wun- der, das nach dem tode des kelb- leins, das ist nach dem tode gotes 35 svnes, den wir haben getótet, vnd woren wirdig der beraubunge seiner gegenwürtikeit, vnd dennoch so hat er yn vns gegeben in den tot vnd hat vns wol getan vm das, 2 gewaldes di (!) O Go1 9 geopfert] gepert O Gol 15 sehen Gol alden geporn ist Gol sein] mit dancknemcheit M Gol 35 son O heten Go! ——[—u—— HEHE REŻ H-.= _€E 77 dieitur propter principalitatem &uctoritatis, que residere consueuit apud senes. Iste pater antiquus de Sara antiqua post vituli com- mestionem Ysaac genuit in filium, 5 quem genuit et [125"^] generauit ab eterno, id est, postquam in cruce immolatus est, in mentes nostras omni malicia antiquas misit, non per loci mutacionem, sed per men- cium nostrarum irradiacionem. Et tune uere poterimus uidere, quia dulce est lumen ot delectabile est oculis. Et ideo uerc Ysaac, id est risus. Sed nunquid donum mira- bile fuit, quod antiquus de antiqua generaret ? Ita omrti admiracione et graciarum accione dignum, quod ille, qui est summe maiestatis et antiquus propter auctoritatis prin- 20 cipalitatem, vilissimarum anima- rum ot ydolatrarum et omni malicia antiquarum uoluerit recordari. Sed hoc maxime mirumuidetur, quia post mortem vituli, id est Christi, 25 fili dei, quem occideramus et co ipso digni eramus carencia eius, in illa morte ipsum nobis donauit et fecit nobis bene, quia fecimus vi 41. uon bis kelbleins] das kelbelein Go1 12 wandelt di tage der stat Gol 16 vnd fehlt Gol 23 czu wundern pillich Go? 30 alle Go1 20 lacher Go] 22 von dem 24 danknem 31 vnd snódikeit fehlt
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78 Stachel der Liebe dus wir ym %bel haben getan. O mensche, besinne dich vnd merke di genemheit vnd di wunder gotes! Aber bist du nicht in 5 engsten in den leczten tagen der alden Saran? Was wer es, ab si nv gestorben were? Lasse wir nv vnderwegen vil rede vnd spreche wir also: ‘Herre, wir danken dir, 10 das du vnser gedocht hast in dem widerstreite vnser missetat. Herre, wir süllen vns dir gar geben, vnd das, das wir dir geben süllen vber das, das wir gar sein, das ist an 15 ende. Wann du hast vns nicht &lleine gemachet, sunder du hast vns mit deiner [15'^] vngemessen gute gar erlóset. "Vnd doróm so wil ich ezu dir gén vnd wil mich 20 gar an dich hengen. Do selbest sal mein hereze rven vnd wil denn fürbas uon dir keinen krummen weg laufen. Vnd also sal das : menschliche gemüte in der uorge- 25 nanten leidunge vnsers herren sich erheben mit der kunst dcr wider- bedeütlichen figuren. Er sal auch si mit groszem fleisse anderwaiden vnd sal gcen in di selbe genemheit 30 der gótlichen schecze vnd in di selben uorstentikeit also lange, bis das er derhaben werde so hoch, das alles sein gemůte mit scinem uor- wunten herren allenthalben be- 35 gosscn werde, also das sein hercze uon grosser libe alezumale uor- slunden werde. Vnd das ist ein gabe vnsers herren. Das sal der mensche male. Vide et attende benignita- tem et mirabilia dei. Scd nonne anxiaris in nouissimis diebus iam : sene Sara? Quid si csset mortua ? Transeamus multa et dicamus: *Gracias tibi, domine, quia recor- datus es [126^] nostri, repugnanti- bus meritis nostris. Totos tibi nos debemus, ymmo in infinitum plus quam totos. Quia non solum nos fecisti, sed eciam inmensa bonigni- tate nos totos redemisti. Accedam igitur ad te et tibi totaliter adhe- rebo. Ibi quiescat cor meum et de cetero per deuia non discurrat'. Sic ergo in predicta passione mens eleuari debet per scienciam corres- pondencium et prefigurancium ip- sam beatissimam passionem. Debet enim eas cum magna diligen- cia ruminareetinillosdiuine benigni- tatis thesauros per ipsam considera- cionem introire, donec eleuetur in tantum, ut ipsa mens in ipsum vul- neratum suum dominum totaliter perfundatur, ut eius amore absor- beatur cor cius. Hoc tamcn dei donum ent. Que ab ipso petere et 1 haben bel Go] 2 dich fehlt Gol 3 di fehlt Gol 13 vber] ader Gol 14 dein sein Gol 16 Wann] vnd Gol 17 vnmezzigen Gol 18 Vnd fehit Gol 221. kein krvmen wege von dir Gol keinen krummen weg] durch dy abbeg M 28 grossem fehlt Gol anderbciden Gol 29 geen in di selbe] sehen in dise libe Go1 31 vor- stenikeit Gol, mercküg M 32 werde am Rande O 33 alle O 36 alczumale] almit alle Gol 38 Das] des Gol 15 20 25
78 Stachel der Liebe dus wir ym %bel haben getan. O mensche, besinne dich vnd merke di genemheit vnd di wunder gotes! Aber bist du nicht in 5 engsten in den leczten tagen der alden Saran? Was wer es, ab si nv gestorben were? Lasse wir nv vnderwegen vil rede vnd spreche wir also: ‘Herre, wir danken dir, 10 das du vnser gedocht hast in dem widerstreite vnser missetat. Herre, wir süllen vns dir gar geben, vnd das, das wir dir geben süllen vber das, das wir gar sein, das ist an 15 ende. Wann du hast vns nicht &lleine gemachet, sunder du hast vns mit deiner [15'^] vngemessen gute gar erlóset. "Vnd doróm so wil ich ezu dir gén vnd wil mich 20 gar an dich hengen. Do selbest sal mein hereze rven vnd wil denn fürbas uon dir keinen krummen weg laufen. Vnd also sal das : menschliche gemüte in der uorge- 25 nanten leidunge vnsers herren sich erheben mit der kunst dcr wider- bedeütlichen figuren. Er sal auch si mit groszem fleisse anderwaiden vnd sal gcen in di selbe genemheit 30 der gótlichen schecze vnd in di selben uorstentikeit also lange, bis das er derhaben werde so hoch, das alles sein gemůte mit scinem uor- wunten herren allenthalben be- 35 gosscn werde, also das sein hercze uon grosser libe alezumale uor- slunden werde. Vnd das ist ein gabe vnsers herren. Das sal der mensche male. Vide et attende benignita- tem et mirabilia dei. Scd nonne anxiaris in nouissimis diebus iam : sene Sara? Quid si csset mortua ? Transeamus multa et dicamus: *Gracias tibi, domine, quia recor- datus es [126^] nostri, repugnanti- bus meritis nostris. Totos tibi nos debemus, ymmo in infinitum plus quam totos. Quia non solum nos fecisti, sed eciam inmensa bonigni- tate nos totos redemisti. Accedam igitur ad te et tibi totaliter adhe- rebo. Ibi quiescat cor meum et de cetero per deuia non discurrat'. Sic ergo in predicta passione mens eleuari debet per scienciam corres- pondencium et prefigurancium ip- sam beatissimam passionem. Debet enim eas cum magna diligen- cia ruminareetinillosdiuine benigni- tatis thesauros per ipsam considera- cionem introire, donec eleuetur in tantum, ut ipsa mens in ipsum vul- neratum suum dominum totaliter perfundatur, ut eius amore absor- beatur cor cius. Hoc tamcn dei donum ent. Que ab ipso petere et 1 haben bel Go] 2 dich fehlt Gol 3 di fehlt Gol 13 vber] ader Gol 14 dein sein Gol 16 Wann] vnd Gol 17 vnmezzigen Gol 18 Vnd fehit Gol 221. kein krvmen wege von dir Gol keinen krummen weg] durch dy abbeg M 28 grossem fehlt Gol anderbciden Gol 29 geen in di selbe] sehen in dise libe Go1 31 vor- stenikeit Gol, mercküg M 32 werde am Rande O 33 alle O 36 alczumale] almit alle Gol 38 Das] des Gol 15 20 25
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Buch 1 Kap. 8: O gar piten uon ym vnd erkennen vnd sal das tun, also vil als das in ym ist. Das sechste aufsteigen das ist auch do uon der gabe der gite. 5 Wenn der mensche merket das selb inwendige gederme der güte vnsers herren Jesu Cristi, das er durch vnsern willen an dem kreüeze tot ist, so wirt er beweget vnd sein 10 hercze tut sich auf gegen scinem nehsten vnd wil sich gerne gar ym geben durch seiner selikeit willen. Wann er sihet, das soin herre durch seinen willen gekreüeziget ist. Auch 15 wirt sein hercze erweitet czu yn, wenn si erloset sein mit dem plute Cristi. Vnd recht als er uon [15'*] ganczem herczen mitleidunge hat mit seinem herren Cristo, als er 20 hing àn dem kreücze, also hat er inwendige mytlcidunge mit seinem nehsten als mit ym selben, so er sihet, das er schaidet uon den wun- den Jesu Cristi. Vnd dorim so wirt 25 sein hercze uorwundet uon der uorsmehunge seines uorwunten her- ren vnd uon der mitleidunge seines nehsten, der do uorwechselt hat vnd gewandelt williclich das ewige leben 30 vm den ewigen tot. Vnd rechte als er mytleidunge hat mit den posen, also frevet er sich mit den guten, so er sihet, das er uon den wunden vnsers herren vil nvezes vnd seli- 35 keit enpfehet. Mit alle den selben guten geet er in di wunden vnsers herren vnd uoreinet sich mit yn. Er frevet sich des guten mit den freünden vnd betrübet sich dos 40 pósen mit den traurigen. Er wiget einen iclichen seinen nehsten als | | | | | | 79 recognoscere debet. Faciat tamen id, quod in se est. Sextus est eciam iste ascensus per donum pietatis. Cum enim homo considerat illa in- time pietatis viscera domini nostri 5 Ihesu Christi in cruce mortui pro nobis, mouetur et apcritur cor eius erga proximum suum, ut libenter pro salute sua se totum ci inpendat, pro guo uidet dominum suum cruci- fixum. Dilatatur cor eius [126'P] ad sanguinem Christi redemptoris. Et sicut toto corde compatitur do- mino suo in cruce pendenti, ita in- time et quasi sibi ipsi condolet pro- ximo suo ab istis vulneribus rece- denti. Ideo vulneratur cor eius propter contemptum domini sui vulnerati et propter compassionem proximi beatam uitam in eternam 20 mortem uoluntarie commutantis. - 5 Et sicut malis condolet, it& bonis congaudet, videns eos recipientes effectum vulnerum Christi Ihesu. Cum omnibus intrat vulnera illa et 25 fit vnum cum eis. Cum gaudenti- bus de bono gaudet et cum tristan- tibus de malo tristatur. Quemlibet proximum reputat sicut se ipsum, 6 güte] gabe Gol 7 er fehlt Gol 11 im gar Gol 19 seinem fehlt O 21 inwendige] cin wenik Gol 25 wundet O 35 allen Gol 35f. dem selben gute O 36 wunden fehlt O 89 freünden] guten Gol
Buch 1 Kap. 8: O gar piten uon ym vnd erkennen vnd sal das tun, also vil als das in ym ist. Das sechste aufsteigen das ist auch do uon der gabe der gite. 5 Wenn der mensche merket das selb inwendige gederme der güte vnsers herren Jesu Cristi, das er durch vnsern willen an dem kreüeze tot ist, so wirt er beweget vnd sein 10 hercze tut sich auf gegen scinem nehsten vnd wil sich gerne gar ym geben durch seiner selikeit willen. Wann er sihet, das soin herre durch seinen willen gekreüeziget ist. Auch 15 wirt sein hercze erweitet czu yn, wenn si erloset sein mit dem plute Cristi. Vnd recht als er uon [15'*] ganczem herczen mitleidunge hat mit seinem herren Cristo, als er 20 hing àn dem kreücze, also hat er inwendige mytlcidunge mit seinem nehsten als mit ym selben, so er sihet, das er schaidet uon den wun- den Jesu Cristi. Vnd dorim so wirt 25 sein hercze uorwundet uon der uorsmehunge seines uorwunten her- ren vnd uon der mitleidunge seines nehsten, der do uorwechselt hat vnd gewandelt williclich das ewige leben 30 vm den ewigen tot. Vnd rechte als er mytleidunge hat mit den posen, also frevet er sich mit den guten, so er sihet, das er uon den wunden vnsers herren vil nvezes vnd seli- 35 keit enpfehet. Mit alle den selben guten geet er in di wunden vnsers herren vnd uoreinet sich mit yn. Er frevet sich des guten mit den freünden vnd betrübet sich dos 40 pósen mit den traurigen. Er wiget einen iclichen seinen nehsten als | | | | | | 79 recognoscere debet. Faciat tamen id, quod in se est. Sextus est eciam iste ascensus per donum pietatis. Cum enim homo considerat illa in- time pietatis viscera domini nostri 5 Ihesu Christi in cruce mortui pro nobis, mouetur et apcritur cor eius erga proximum suum, ut libenter pro salute sua se totum ci inpendat, pro guo uidet dominum suum cruci- fixum. Dilatatur cor eius [126'P] ad sanguinem Christi redemptoris. Et sicut toto corde compatitur do- mino suo in cruce pendenti, ita in- time et quasi sibi ipsi condolet pro- ximo suo ab istis vulneribus rece- denti. Ideo vulneratur cor eius propter contemptum domini sui vulnerati et propter compassionem proximi beatam uitam in eternam 20 mortem uoluntarie commutantis. - 5 Et sicut malis condolet, it& bonis congaudet, videns eos recipientes effectum vulnerum Christi Ihesu. Cum omnibus intrat vulnera illa et 25 fit vnum cum eis. Cum gaudenti- bus de bono gaudet et cum tristan- tibus de malo tristatur. Quemlibet proximum reputat sicut se ipsum, 6 güte] gabe Gol 7 er fehlt Gol 11 im gar Gol 19 seinem fehlt O 21 inwendige] cin wenik Gol 25 wundet O 35 allen Gol 35f. dem selben gute O 36 wunden fehlt O 89 freünden] guten Gol
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80 sich selben. Wenn er sihet sich vnd seinen nehsten, das si paide uon ym gescheppfet scin vnd mit einem glcichen pilde geczeichent sein vnd init dem selben plute erlóset sein vnd auch czu dem selben lone ge- schiket. Vnd dorYm tut er sein hereze auf seinem nehsten. Wenn er sihet, das sein herre vm yn vnd vm alle menschon gecreucziget ist. Vnd dorvm suchet er den menschen in allen dingon vnd merket yn in allen sachen vnd sihet yn an nach seiner mosse allenthalben. Er ist gar scines nehsten, dorm das cr gar ist des ge[15Y”]kreuczigten. O wi vin grosse freûde ist das dem her- ezen! O wi cin grosse wunsainkcit das ist, so cr sihet, das sein nehster sei- nen herren eret mit guten werken! jr neidet yn nicht, er mürmelt wi- der yn nicht vnd afterkoset nicht. Er widerezeühet ym nicht, er hin- dert yn nicht, er uorsaumet yn nicht. Sunder yn dürstet nach dem gute seines nehsten "vnd hindert seine geprechen vnd achtet si als di seinen. Vnd dorvm wirt er faste behcglich dem gekreücezigten herren Jesu Cristo. Wenn er durch der wu 1 15 20 25 30 selikeit willen der selen vnd der : feterlichen eren ist genagelt an das kreücze. di gotliche ere, die inytleidunge Cristi vnd àcin enezundungce di seint eigentlich ezu merken in den wun- den Cristi. Vnd mit der selben gabe der güte wirt die sele erhaben in einer wündcrlichen mazzc in iren 40 herren. Wann der mensche sich gleichen wil der selben gótlichen 35 Das hcil der selen vnd ' Stachel der Liebe uidens se et proximum esseab codem ereatos et consimili ymagine insig- nitos, in eodem sangwinc redemptos et ad idem premium ordinatos. Et hoc precipuc aperit cor suum pro- ximo, qui& uidet dominum suum pro omnibus crucifixum. Et ideo ipsum in omnibus requirit, in om- nibus considerat, in omnibus suo modulo intuetur. Totus est pro- ximi, quia totus est crucifixi. O quantum gaudium cordis! Quantum tripudium, cum uidet proximum dominum suum bonis operibus [126 "?] honorare! Non inuidct, non murmurat, non emulatur, non de- trahit, non retrahit, non inpedit. non retardat. Sed totaliter sitit profectum proximi et detestatur defectum, vtrumque reputans sicut 20 suum. Et maxime placet domino Ihesu Christo crucifixo. Quia pro ani- marum sa&lute et paterno honore est ipse affixus in cruce. Animarum zs salus et honor diuinus, compassio Christi ct inflummacio sui sunt pro- prie attendenda in vulneribus Chri- sti. Et per illud pietatis donum modo mirabili anima eleuatur in 30 dominum suum. Quando enim homo, in quantum potest, se niti- tur conformare ille diuine pietati, 5 sein erlost Gol 8 auf] vf kegen Gol seinen O 11 so suchet Gol 16 wi] welch Go1 17 dem] den O 18 wi] welch Go1 24 yn] im G1 26 seiner O 27 als] recht sam Gol 28 sein Gol so wirt Gol 30 eristi Gol 39 mazze fehlt O
80 sich selben. Wenn er sihet sich vnd seinen nehsten, das si paide uon ym gescheppfet scin vnd mit einem glcichen pilde geczeichent sein vnd init dem selben plute erlóset sein vnd auch czu dem selben lone ge- schiket. Vnd dorYm tut er sein hereze auf seinem nehsten. Wenn er sihet, das sein herre vm yn vnd vm alle menschon gecreucziget ist. Vnd dorvm suchet er den menschen in allen dingon vnd merket yn in allen sachen vnd sihet yn an nach seiner mosse allenthalben. Er ist gar scines nehsten, dorm das cr gar ist des ge[15Y”]kreuczigten. O wi vin grosse freûde ist das dem her- ezen! O wi cin grosse wunsainkcit das ist, so cr sihet, das sein nehster sei- nen herren eret mit guten werken! jr neidet yn nicht, er mürmelt wi- der yn nicht vnd afterkoset nicht. Er widerezeühet ym nicht, er hin- dert yn nicht, er uorsaumet yn nicht. Sunder yn dürstet nach dem gute seines nehsten "vnd hindert seine geprechen vnd achtet si als di seinen. Vnd dorvm wirt er faste behcglich dem gekreücezigten herren Jesu Cristo. Wenn er durch der wu 1 15 20 25 30 selikeit willen der selen vnd der : feterlichen eren ist genagelt an das kreücze. di gotliche ere, die inytleidunge Cristi vnd àcin enezundungce di seint eigentlich ezu merken in den wun- den Cristi. Vnd mit der selben gabe der güte wirt die sele erhaben in einer wündcrlichen mazzc in iren 40 herren. Wann der mensche sich gleichen wil der selben gótlichen 35 Das hcil der selen vnd ' Stachel der Liebe uidens se et proximum esseab codem ereatos et consimili ymagine insig- nitos, in eodem sangwinc redemptos et ad idem premium ordinatos. Et hoc precipuc aperit cor suum pro- ximo, qui& uidet dominum suum pro omnibus crucifixum. Et ideo ipsum in omnibus requirit, in om- nibus considerat, in omnibus suo modulo intuetur. Totus est pro- ximi, quia totus est crucifixi. O quantum gaudium cordis! Quantum tripudium, cum uidet proximum dominum suum bonis operibus [126 "?] honorare! Non inuidct, non murmurat, non emulatur, non de- trahit, non retrahit, non inpedit. non retardat. Sed totaliter sitit profectum proximi et detestatur defectum, vtrumque reputans sicut 20 suum. Et maxime placet domino Ihesu Christo crucifixo. Quia pro ani- marum sa&lute et paterno honore est ipse affixus in cruce. Animarum zs salus et honor diuinus, compassio Christi ct inflummacio sui sunt pro- prie attendenda in vulneribus Chri- sti. Et per illud pietatis donum modo mirabili anima eleuatur in 30 dominum suum. Quando enim homo, in quantum potest, se niti- tur conformare ille diuine pietati, 5 sein erlost Gol 8 auf] vf kegen Gol seinen O 11 so suchet Gol 16 wi] welch Go1 17 dem] den O 18 wi] welch Go1 24 yn] im G1 26 seiner O 27 als] recht sam Gol 28 sein Gol so wirt Gol 30 eristi Gol 39 mazze fehlt O
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Buch I Kap. 8: O güte, di er vns geoffenbaret hat an dem kreücze, vnd tut das noch sei- nem uormügen, so wirt sein sele vnserm herren Cristo beheglich für s allen dingen. Vnd so si ym so gleich worden ist vnd di lyb auf- getan seiner güte, so füret er si als ein erwelte pravt czu seinem Vm- fange vnd hat si lip vnd pindet si 10 czu ym. Wann er sihet, das si mit ym enpfindet, mit ym mytleidunge hat, mit ym smeket vnd irn herren mit ym eret. Si hat [16'*] mit ym lip das heil der séln dürstende. Si 15 pildet sich noch ym prinnende in grosser libe. Vnd dor*m ist di gute ezu allen dingen nYeze, di di gót- liche ere begert vnd di smerczen der séln austreibet vnd dürstet 20 noch der forchte der sóln vnd das plut Cristi suchet vnd di libe gegen got vnd gegen dem nehsten enezün- det. Di gabe hat got lib uor di andern alle. Dorvin stlle wir scheppfen di 25 güte aus seiner seiten vnd sůllen sein ein dink in dem einen vnserm herren, dem gekreüczigten, vnd süllen nichtes niéht suchen in vn- serm nehsten, nvr Jesum, den ge- 30 kreüczigten. Vnd also sülle wir vns halden czu vnserm nehsten, das wir mit ym alleczeit laufen in di wunden Cristi. Wir sullen nicht an- sehen vnsers nehsten schóne ader ss sůlche dine, di vnser gemite r&iczen ader mügen czihen uon seiner libe, sunder sulche dink, an den wir erkennen, das vnser nech- sten mit dem tode Cristi erlóset 40 Sein vnd mit seinem heiligen plute 3 wirt] geuellet M lip vnd vf getan Gol stende Gol fehlt Gol 36 czu raiczen Gol | | | | | | 4 beheglich fehlt M 12 irn) den Gol 20 forchte] frucht Gol 26 ein dink sein Gol - mabus expellit et animarum fruc- 81 quam erga nos manifestavit in cruce, tunc anima precipue placet ipsi Christo. Et ideo sibi conforma- tam, sibi dilectam pietate, apertam ad suos amplexus tanquam spon- 5 sam electam adducit. Hanc diligit, hane ad se stringit, quam uidet idem secum sentire sibi compaci- endo, idem sapere deum honorando, id est zelare animarum salutem, si- ciendo in ipsum transformari, nimio amore ardendo. Ideo pietas [126Y5] ad omnia vtilis est, que et diuinum honorem appetit et dolores ab ani- tum sitit et Christi sanguinem re- quirit et amorem erga deum et proximum ignit. Istud donum inter omnia et pre alijs placet domino. Ideo pietatem hauriamus ex latere vo eius. Simus omnes vnum in vno domino nostro Ihesu Christo cruci- fixo. Et ni) nisi Ihesum crucifixum in proximo requiramus et sic in proximum tendamus, ut semper in Christi vulnera recurramus cum ipso. Non proximum aspiciamus pulerum et huiusmodi, que homi- nem distrahere aut retrahere ab eius amore possunt, sed ut morte 30 Christi redemptum et sanguine 25 64. dí lyb aufgotan) 14 důrstende] mit vor- 23 ander Gol 25 güte vnsern Gol 27 den Gol
Buch I Kap. 8: O güte, di er vns geoffenbaret hat an dem kreücze, vnd tut das noch sei- nem uormügen, so wirt sein sele vnserm herren Cristo beheglich für s allen dingen. Vnd so si ym so gleich worden ist vnd di lyb auf- getan seiner güte, so füret er si als ein erwelte pravt czu seinem Vm- fange vnd hat si lip vnd pindet si 10 czu ym. Wann er sihet, das si mit ym enpfindet, mit ym mytleidunge hat, mit ym smeket vnd irn herren mit ym eret. Si hat [16'*] mit ym lip das heil der séln dürstende. Si 15 pildet sich noch ym prinnende in grosser libe. Vnd dor*m ist di gute ezu allen dingen nYeze, di di gót- liche ere begert vnd di smerczen der séln austreibet vnd dürstet 20 noch der forchte der sóln vnd das plut Cristi suchet vnd di libe gegen got vnd gegen dem nehsten enezün- det. Di gabe hat got lib uor di andern alle. Dorvin stlle wir scheppfen di 25 güte aus seiner seiten vnd sůllen sein ein dink in dem einen vnserm herren, dem gekreüczigten, vnd süllen nichtes niéht suchen in vn- serm nehsten, nvr Jesum, den ge- 30 kreüczigten. Vnd also sülle wir vns halden czu vnserm nehsten, das wir mit ym alleczeit laufen in di wunden Cristi. Wir sullen nicht an- sehen vnsers nehsten schóne ader ss sůlche dine, di vnser gemite r&iczen ader mügen czihen uon seiner libe, sunder sulche dink, an den wir erkennen, das vnser nech- sten mit dem tode Cristi erlóset 40 Sein vnd mit seinem heiligen plute 3 wirt] geuellet M lip vnd vf getan Gol stende Gol fehlt Gol 36 czu raiczen Gol | | | | | | 4 beheglich fehlt M 12 irn) den Gol 20 forchte] frucht Gol 26 ein dink sein Gol - mabus expellit et animarum fruc- 81 quam erga nos manifestavit in cruce, tunc anima precipue placet ipsi Christo. Et ideo sibi conforma- tam, sibi dilectam pietate, apertam ad suos amplexus tanquam spon- 5 sam electam adducit. Hanc diligit, hane ad se stringit, quam uidet idem secum sentire sibi compaci- endo, idem sapere deum honorando, id est zelare animarum salutem, si- ciendo in ipsum transformari, nimio amore ardendo. Ideo pietas [126Y5] ad omnia vtilis est, que et diuinum honorem appetit et dolores ab ani- tum sitit et Christi sanguinem re- quirit et amorem erga deum et proximum ignit. Istud donum inter omnia et pre alijs placet domino. Ideo pietatem hauriamus ex latere vo eius. Simus omnes vnum in vno domino nostro Ihesu Christo cruci- fixo. Et ni) nisi Ihesum crucifixum in proximo requiramus et sic in proximum tendamus, ut semper in Christi vulnera recurramus cum ipso. Non proximum aspiciamus pulerum et huiusmodi, que homi- nem distrahere aut retrahere ab eius amore possunt, sed ut morte 30 Christi redemptum et sanguine 25 64. dí lyb aufgotan) 14 důrstende] mit vor- 23 ander Gol 25 güte vnsern Gol 27 den Gol
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82 Stachel begossen. Di sele vnsers nehsten di sal mit dem plute Cristi in vnser hercze geen, vnd sal nichtesnicht czu swer sein vnd nichtesnicht czu 5 snôde. Wir sullen eines schemlichen todes sterben vm yn, vm den vnser herre so iemerlich gekrcûcziget wart. Vns sal alle dürsten nach der selen sclikeit. Wir süllen leiden ge- 10 duldiclich alle uorsérung, [167%] alle iamcrkeit vnd auch einen iemer- lichen tot durch iren willen. Also sal oin iclicher sein als wvnser hereze, vm das das hereze vnsers 15 herren Jesu ist mit sülcher lecidunge besweret. Wir süllen meren di pre- dige, vbunge, gute pilde vnd das gepete, di faste vnd di pigunge der kny, di uorsinchunge vnser selbes vm das hcil der selen. Das sal sein vnser ambt, vnscr ere vnd vnser trost. Wir süllen alleczeit etwas oppfern Vm di betrübten seln. Der prvnne vnser czeher sal nicht auf- hóren czu flissen aus vnsern augen vm die sünde vnser nchsten. Vns sal genvgen in dem taal des iamers, das wir mit sülchem laide gesettet werden. Di sünde vnser nehsten vnd di vnsern di süllen alleezeit hangen für vnsern augen vnd süllen eyngeen vnd durchgeen also lange, das si kumen in den grunt vnsers herczen. Vnser herre. Cristus. der 20 25 30 E s alle vnsern dingen engegen laufen gekreůczigt. Das aufsteigen der gûte erwaichet daz hereze gar vnd machet es weit vnd seczet es in den 40 vinfank Cristi vnd machet es rv- sam. 3 vnd] vns Gol lichen] schemleichii M 17 guter Gol zéher M 40f. revsam O 8 allen O 23 oppfer O 16 meren] merken Gol 32 einsehen vnd durchsehen Gol der Liebe Christi perfusurn. Anima proximi cum sanguine Christi intret cor nostrum. Nil nobis sit difficile, nil uideatur vile, eciam ignominiosa morte mori pro illo, pro quo domi- nus noster cum tanta ignominia est erucifixus. Ymmo, omnes siciamus pro animarum sa&lutc omnem af- fliccionem, omnem ignominiam et mortem eciam turpissimam susti- nere. Sit [1277^] quisque proximus sicut cor nostrum, pro quo est cor domini nostri Ihesu Christi tot dolo- ribus aggrauatum. Multiplicemus predicaciones, excercitaciones, bona exempla. oraciones, ieiunia et genu- flexiones, vilifienciones pro anima- rum salute. Hoc sit officium no- strum, hec gloria, consolacio nostra Non cesset lacrimarum fons ab oculis nostris pro nostris ct proxi- morum peccatis. Sufficiat nobis hijs doloribus in hac valle miserie saciari. rum et nostra pendeant in oculis nostris. Ymmo intrent et penetrent intima cordis nostri. Semper et ubique et in omnibus dominus noster pro peccatis nostris cruci- fixus occurrat. Hcc pietatis ascen- sio in deum totum cor mollit ot dilatat et inter amplexus Christi collocat et quietat. > sal Vns alweg vnd allenthalben in : 11 iamerkeit] pein M 11f. iemer- 16f. predig vnd Gol seln] herczen Gol 27 tall der 33 pis das Gol 10 semper pro animabus aliquid offerre. 20 Semper peccata proximo- 25 30
82 Stachel begossen. Di sele vnsers nehsten di sal mit dem plute Cristi in vnser hercze geen, vnd sal nichtesnicht czu swer sein vnd nichtesnicht czu 5 snôde. Wir sullen eines schemlichen todes sterben vm yn, vm den vnser herre so iemerlich gekrcûcziget wart. Vns sal alle dürsten nach der selen sclikeit. Wir süllen leiden ge- 10 duldiclich alle uorsérung, [167%] alle iamcrkeit vnd auch einen iemer- lichen tot durch iren willen. Also sal oin iclicher sein als wvnser hereze, vm das das hereze vnsers 15 herren Jesu ist mit sülcher lecidunge besweret. Wir süllen meren di pre- dige, vbunge, gute pilde vnd das gepete, di faste vnd di pigunge der kny, di uorsinchunge vnser selbes vm das hcil der selen. Das sal sein vnser ambt, vnscr ere vnd vnser trost. Wir süllen alleczeit etwas oppfern Vm di betrübten seln. Der prvnne vnser czeher sal nicht auf- hóren czu flissen aus vnsern augen vm die sünde vnser nchsten. Vns sal genvgen in dem taal des iamers, das wir mit sülchem laide gesettet werden. Di sünde vnser nehsten vnd di vnsern di süllen alleezeit hangen für vnsern augen vnd süllen eyngeen vnd durchgeen also lange, das si kumen in den grunt vnsers herczen. Vnser herre. Cristus. der 20 25 30 E s alle vnsern dingen engegen laufen gekreůczigt. Das aufsteigen der gûte erwaichet daz hereze gar vnd machet es weit vnd seczet es in den 40 vinfank Cristi vnd machet es rv- sam. 3 vnd] vns Gol lichen] schemleichii M 17 guter Gol zéher M 40f. revsam O 8 allen O 23 oppfer O 16 meren] merken Gol 32 einsehen vnd durchsehen Gol der Liebe Christi perfusurn. Anima proximi cum sanguine Christi intret cor nostrum. Nil nobis sit difficile, nil uideatur vile, eciam ignominiosa morte mori pro illo, pro quo domi- nus noster cum tanta ignominia est erucifixus. Ymmo, omnes siciamus pro animarum sa&lutc omnem af- fliccionem, omnem ignominiam et mortem eciam turpissimam susti- nere. Sit [1277^] quisque proximus sicut cor nostrum, pro quo est cor domini nostri Ihesu Christi tot dolo- ribus aggrauatum. Multiplicemus predicaciones, excercitaciones, bona exempla. oraciones, ieiunia et genu- flexiones, vilifienciones pro anima- rum salute. Hoc sit officium no- strum, hec gloria, consolacio nostra Non cesset lacrimarum fons ab oculis nostris pro nostris ct proxi- morum peccatis. Sufficiat nobis hijs doloribus in hac valle miserie saciari. rum et nostra pendeant in oculis nostris. Ymmo intrent et penetrent intima cordis nostri. Semper et ubique et in omnibus dominus noster pro peccatis nostris cruci- fixus occurrat. Hcc pietatis ascen- sio in deum totum cor mollit ot dilatat et inter amplexus Christi collocat et quietat. > sal Vns alweg vnd allenthalben in : 11 iamerkeit] pein M 11f. iemer- 16f. predig vnd Gol seln] herczen Gol 27 tall der 33 pis das Gol 10 semper pro animabus aliquid offerre. 20 Semper peccata proximo- 25 30
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Buch I Kap. 8: O € Das sibende vnd das leczte auf- steigen ist uon der gabe der forchte, uon der ein iclich werk der vol- kumenhcit vnd cines anschavenden 5lebens wirt bchalden, ist das das dinst. das ist di knechtliche forchte, ausgetriben wirt. [16Y*] Das auf- steigen der leidunge vnsers herren geschiet in der masse: Wann der 10 mensch sihet, das gotes svn, sein herre, an. menschlicher nature, di er enpfangen hat, so vil geliden hat Ÿm vnser sûnde, vnd das her, der vnschuldige richter, Vm sünde so 15 swerlich gerichtet ist worden, so sal er merken, wi gros di pein vod die smacheit vnd di uorspottunge vnd di geiselunge mag gesein, der er wirdig ist, wann er es mit sciner 20 poshcit alles uordinet hat. Er mag auch wol erkennen an dem, wi gros seine sûnde ist, mit der er vnbcheg- lich worden ist dem ôbristen ge- walde, vnd wi sere gote gescheticzet 25 hat uor ir, do got seinen svn gab in den tot des kredezes si czu uor- tilgen. Got der wolde liber seinen svn geben dem kreüczo, denn er di vnlust vnser sunden wolde leiden. 30 DorŸm sal der mensch nv sehen vnd prufen, wi swerlich er den obristen gewalt uorseret hat, do er seinen got nach sülcher marter hat uor- smehet vnd hat got, als vil an ym 35 ist, anderweide gekreücziget. Es ist ein wunder, das der mensche sich nieht alleczeit fórchtet einer grossen forchte für gotes svn, den er betrübet hat, vnd das cr nicht 40 ezittert uor ym als das plat an dem papelpavme, das uon dem grossen 20 alles] also Gol 28 denn] wenn Gol 34 als vil als Gol ein papelplat M | | 83 Septimus et ultimus ascensus est per donum timoris, a quo omnis perfeccio accionis et contemplacio- nis conseruatur, si seruitus, id est timor seruilis, excludatur. Est au- tem per hunc modum ascensus ille in passione domini nostri: Quando enim uidet homo, quod filius dei, dominus deus suus, natura humana assumpta tanta pro peccatis nostris sustinuit ct tam grauissime pecca- tum nostrum in se iudice inno- [127'*]eentissimo iudicatur, consi- deret, quanta pena et quantis ob- probrijs, illusionibus et flagellis dignus est ipse, qui ipsam nequiciam perpetrauit. Cognoscat eciam ex hoc, quantum peccatum suum sum- me maiestati displicuit ct quantum ipse &bhorruit, dum ad ipsum abo- lendum filium suum tradidit morti erucis. Magis placuit sibi filium tradere cruci quam dedecus peccati nostri sustinere. Videat ergo horno et consideret, quantum illam sum- mam maiestatem offendat, dum ipsum deum eciam post tale iudi- eium contempsit et rursus, quan- tum in se est, dei filium crucifigit. Mirum est, quomodo homo nimio timore non continue tremit coram : doi filio, quem offendit, sieut tremit populeum folium, cum magno uento 22f. vnbeheglich worden ist] misscuelt M 31 er fehlt Go1 37 alleezcit fehlt Go1 33 silcher] seiner Gol 40f. das bis papelpavmo] 15 20 i2 25
Buch I Kap. 8: O € Das sibende vnd das leczte auf- steigen ist uon der gabe der forchte, uon der ein iclich werk der vol- kumenhcit vnd cines anschavenden 5lebens wirt bchalden, ist das das dinst. das ist di knechtliche forchte, ausgetriben wirt. [16Y*] Das auf- steigen der leidunge vnsers herren geschiet in der masse: Wann der 10 mensch sihet, das gotes svn, sein herre, an. menschlicher nature, di er enpfangen hat, so vil geliden hat Ÿm vnser sûnde, vnd das her, der vnschuldige richter, Vm sünde so 15 swerlich gerichtet ist worden, so sal er merken, wi gros di pein vod die smacheit vnd di uorspottunge vnd di geiselunge mag gesein, der er wirdig ist, wann er es mit sciner 20 poshcit alles uordinet hat. Er mag auch wol erkennen an dem, wi gros seine sûnde ist, mit der er vnbcheg- lich worden ist dem ôbristen ge- walde, vnd wi sere gote gescheticzet 25 hat uor ir, do got seinen svn gab in den tot des kredezes si czu uor- tilgen. Got der wolde liber seinen svn geben dem kreüczo, denn er di vnlust vnser sunden wolde leiden. 30 DorŸm sal der mensch nv sehen vnd prufen, wi swerlich er den obristen gewalt uorseret hat, do er seinen got nach sülcher marter hat uor- smehet vnd hat got, als vil an ym 35 ist, anderweide gekreücziget. Es ist ein wunder, das der mensche sich nieht alleczeit fórchtet einer grossen forchte für gotes svn, den er betrübet hat, vnd das cr nicht 40 ezittert uor ym als das plat an dem papelpavme, das uon dem grossen 20 alles] also Gol 28 denn] wenn Gol 34 als vil als Gol ein papelplat M | | 83 Septimus et ultimus ascensus est per donum timoris, a quo omnis perfeccio accionis et contemplacio- nis conseruatur, si seruitus, id est timor seruilis, excludatur. Est au- tem per hunc modum ascensus ille in passione domini nostri: Quando enim uidet homo, quod filius dei, dominus deus suus, natura humana assumpta tanta pro peccatis nostris sustinuit ct tam grauissime pecca- tum nostrum in se iudice inno- [127'*]eentissimo iudicatur, consi- deret, quanta pena et quantis ob- probrijs, illusionibus et flagellis dignus est ipse, qui ipsam nequiciam perpetrauit. Cognoscat eciam ex hoc, quantum peccatum suum sum- me maiestati displicuit ct quantum ipse &bhorruit, dum ad ipsum abo- lendum filium suum tradidit morti erucis. Magis placuit sibi filium tradere cruci quam dedecus peccati nostri sustinere. Videat ergo horno et consideret, quantum illam sum- mam maiestatem offendat, dum ipsum deum eciam post tale iudi- eium contempsit et rursus, quan- tum in se est, dei filium crucifigit. Mirum est, quomodo homo nimio timore non continue tremit coram : doi filio, quem offendit, sieut tremit populeum folium, cum magno uento 22f. vnbeheglich worden ist] misscuelt M 31 er fehlt Go1 37 alleezcit fehlt Go1 33 silcher] seiner Gol 40f. das bis papelpavmo] 15 20 i2 25
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84 winde sich růret vnd czittert. Der mensche solde erschreken vnd solde werden recht als di erde vor grozen forchten. O ir [16YP] vil liben, wir 5 sûllen wider laufen ezu vnser citel- keit vnd czu aller vnser póshcit vnd ezu der gótlichen uorsérunge mit vnserm gedechtnüssc vnd aül- len vns dimütigen für ym, so wir 10 allermeiste mügen. Es ist noch ein wenig der ezeit vnd der craft, in der wir vnser posheit künnen gedenken vnd vns dimütigen gegen seiner almechtikeit. Wir süllen vns fórch- 5 ten vnd schamen vnser augen czu erheben gegen himcl. Cloppfe wir an vnser hercze, als der offenbare sunder getan hat, das er sich er- parme vber vns sûnder, vnd spreche 20 wil ansehen goenediclich, wann wir in uorsmehet haben $m den sněden myst’. Wir sûllen mit der hérlichen forchte seiner ôbristen mechtikeit 5 vns uornichten, so wir allermeiste mügen, vnd süllen fürbas an vns nichtesnicht enpfinden nvr snôdi- keit. Wir süllen mánhaft sein gegen vnser poshcit vnd süllen richter scin 30 vher vns selben. Wir sûllen rechen an vns das vnrecht vnsors herren vnd süllen vns czutreten also, als wir mügen. Mein horre der ist uor- snódet vnd uorseret $m mein 35 sünde. Wi mócht ich denn meiner snódikeit vnd meiner uerserunge uortragen, wenn ich gestindet habe ? Des engebe got nicht, das ich für- bas so tirstig sei! Wann ich nichtes- 1 riret) reget Gol leydung M getan Gol 10 aller fehit Gol 20 ist das Gol vnd uorsmeret] v'nicht vnd gepcinigt M wir: ‘Es ist cin gros dink, das cr vns | | 2 erschreken] sich bekeren Gol bis 4f. forchten] sich sere forchten uor der grossen rede O Stachel der Liebe mouetur. Deberet quasi in cinerem et terram prc timore resolui. Re- curramus ergo, karissimi, ad vani- tatem et nequiciam nostram et diui- nam offensam a&e coram ipso nox- metipsos humiliemus, quantum- eumque poterimus. Adhuc modi. eum est, quod congruet nequicie nostre et maiestati sue. Paucamus et uereamur oculos nostros ad ce- lum eleuare. Tundamus pecto- [127**]ra nostr& more publicani. ut nobis peccatoribus misereatur. Di- eamus: e *Magnum est, si dignabitur nos aspicere, qui pro vilissimo ster- core contempsimus ipsum.’ Timore reuerencie maiestatis illius summe in nichilum, prout possumus, redi- gamur, et de cetero de nobis non 29 nisi vilia senciamus. Contra no- stram nequiciam animemur et nos ipsi nostri iudices simus. Vindice- mus in nobis iniuriam domini nostri et, quantum possumus, nos coneul- $5 cemus. Si pro peccatis meis domi- nus meus ita vilificatus est et afflic- tus, quomodo mee vilitati et. afflic- cioni parcere possum, quia peccaui * Absit a me, ut de cetero presumam. 30 2 solde 7 uorsérunge] 15f. vf ezu hebcn Gol 18 hat 22 in fehlt O 33f. uorsnódet 38 türftig O
84 winde sich růret vnd czittert. Der mensche solde erschreken vnd solde werden recht als di erde vor grozen forchten. O ir [16YP] vil liben, wir 5 sûllen wider laufen ezu vnser citel- keit vnd czu aller vnser póshcit vnd ezu der gótlichen uorsérunge mit vnserm gedechtnüssc vnd aül- len vns dimütigen für ym, so wir 10 allermeiste mügen. Es ist noch ein wenig der ezeit vnd der craft, in der wir vnser posheit künnen gedenken vnd vns dimütigen gegen seiner almechtikeit. Wir süllen vns fórch- 5 ten vnd schamen vnser augen czu erheben gegen himcl. Cloppfe wir an vnser hercze, als der offenbare sunder getan hat, das er sich er- parme vber vns sûnder, vnd spreche 20 wil ansehen goenediclich, wann wir in uorsmehet haben $m den sněden myst’. Wir sûllen mit der hérlichen forchte seiner ôbristen mechtikeit 5 vns uornichten, so wir allermeiste mügen, vnd süllen fürbas an vns nichtesnicht enpfinden nvr snôdi- keit. Wir süllen mánhaft sein gegen vnser poshcit vnd süllen richter scin 30 vher vns selben. Wir sûllen rechen an vns das vnrecht vnsors herren vnd süllen vns czutreten also, als wir mügen. Mein horre der ist uor- snódet vnd uorseret $m mein 35 sünde. Wi mócht ich denn meiner snódikeit vnd meiner uerserunge uortragen, wenn ich gestindet habe ? Des engebe got nicht, das ich für- bas so tirstig sei! Wann ich nichtes- 1 riret) reget Gol leydung M getan Gol 10 aller fehit Gol 20 ist das Gol vnd uorsmeret] v'nicht vnd gepcinigt M wir: ‘Es ist cin gros dink, das cr vns | | 2 erschreken] sich bekeren Gol bis 4f. forchten] sich sere forchten uor der grossen rede O Stachel der Liebe mouetur. Deberet quasi in cinerem et terram prc timore resolui. Re- curramus ergo, karissimi, ad vani- tatem et nequiciam nostram et diui- nam offensam a&e coram ipso nox- metipsos humiliemus, quantum- eumque poterimus. Adhuc modi. eum est, quod congruet nequicie nostre et maiestati sue. Paucamus et uereamur oculos nostros ad ce- lum eleuare. Tundamus pecto- [127**]ra nostr& more publicani. ut nobis peccatoribus misereatur. Di- eamus: e *Magnum est, si dignabitur nos aspicere, qui pro vilissimo ster- core contempsimus ipsum.’ Timore reuerencie maiestatis illius summe in nichilum, prout possumus, redi- gamur, et de cetero de nobis non 29 nisi vilia senciamus. Contra no- stram nequiciam animemur et nos ipsi nostri iudices simus. Vindice- mus in nobis iniuriam domini nostri et, quantum possumus, nos coneul- $5 cemus. Si pro peccatis meis domi- nus meus ita vilificatus est et afflic- tus, quomodo mee vilitati et. afflic- cioni parcere possum, quia peccaui * Absit a me, ut de cetero presumam. 30 2 solde 7 uorsérunge] 15f. vf ezu hebcn Gol 18 hat 22 in fehlt O 33f. uorsnódet 38 türftig O
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Buch I Kap. 8: O nicht bin vnd [17"%] bin uorworfen vnd snóde vnd vnmensechlicher myst, des gestankes ich selber nicht erleiden mag, dorvm das ich meinen » herren. uorsmehet habe vnd Vm den gestank mein herre tot ist. Wenn alle meinen cleidern scheüczet uor mir, vnd ist ein wunder, das mich nicht alle creaturen uor- 10 smehen, wann ich alle creature uorsmehet habe. Wir süllen vns doch also fórchten, das wir der vngemessen gótlichen mildikeit alleczeit getraven. Wann sein vn- 15 grinessene gute Vbertrittet vnser posheit. Vnd di uorgesprochne forchte der dimütikeit vnd der er- hérliechkeit ist ein grosse sache des aufsteigens in got. Wann es ge- 290 schiet für allen dingen, das der mensche wirt gefüret in di vber- flüssikeit der genaden. Sunder, ab daz geschehoe, daa ich uon der sache der forcht etlichen ausgank machen 25 würde uon der leidunge vnsers her- ren, doch 8o hab ich willen wider czu keren. "Vnd auch des ich di enpfohunge der forchte czu worte kinde brengen, so dunket mich nv, 30 des alles dicz geschefte diser werlde wider mich vnd nohen mir schem- lichen schreiet vnd spricht: 'Das ist der, der seinen herren uor- smehet hat. Das ist der allereitelste ss vnd der allerschalkhaftigste, der mer lip hat gehabt di eitelkoit denne 7f. Wan mir ma&chn grawen meine claider M 9f. creatur vorsmehet haben Gol 85 Nichilsum, detestabile, vilissimum et &bhominabile stercus, cuius fetorem ego ipse sustinere non possum, eo ipso quod contempsi dominum et pro quo mortuus est dominus meus. 5 Nam horrent me uestimenta mea et mirum videtur, quomodo non detes- tetur me omnis creatura, quia om- nium creatorem contempsi. Sic tamen timere debemus, ut semper de dei infinita clemencia confida- mus. Quia infinita sua bonitas ex- cellit maliciam nostram. Et ille supradictus timorhumilitatis [127Y^] et reuerencie est mire ascensionis 15 occasio. Quia tunc precipue ducitur homo ad superhabundanciam gra- eie. Sed ne displiceat, huiusmodi timoris occasione si aliquam digres- sionem fecero & dominice passione. 20 Intendo enim tandem reuerti ad istam. Et ut istius timoris con- temptum exprimam: Jam michi videtur, ut tota illius mundi ma- china contra me et post me ne-: phande proclamet et dicat: 'Iste est ille, qui dominum deum nostrum contempsit. Hic est ille vanissimus et nequissimus, qui plus vanitatem alle fehlt Gol 10f. wann bis habe fehlt Gol, der deutsche Text erfordert als lat. Vorlage omnem creaturam, was aber sinnlos ist. schehe] were Go1 kume Gol lichen Gol 30 diser] der Gol 36 denne] weń Gol 13 vnmezzen mildikeit gotes Gol erhérlichkeit] vnser herlichkeit Gol 27 dasich] das am Rande, ich fehlt O 17f. vnd der 18 grosse fehlt Gol 23 ge- 28f. worten 31 nohen] nach Go1 31 f. smech-
Buch I Kap. 8: O nicht bin vnd [17"%] bin uorworfen vnd snóde vnd vnmensechlicher myst, des gestankes ich selber nicht erleiden mag, dorvm das ich meinen » herren. uorsmehet habe vnd Vm den gestank mein herre tot ist. Wenn alle meinen cleidern scheüczet uor mir, vnd ist ein wunder, das mich nicht alle creaturen uor- 10 smehen, wann ich alle creature uorsmehet habe. Wir süllen vns doch also fórchten, das wir der vngemessen gótlichen mildikeit alleczeit getraven. Wann sein vn- 15 grinessene gute Vbertrittet vnser posheit. Vnd di uorgesprochne forchte der dimütikeit vnd der er- hérliechkeit ist ein grosse sache des aufsteigens in got. Wann es ge- 290 schiet für allen dingen, das der mensche wirt gefüret in di vber- flüssikeit der genaden. Sunder, ab daz geschehoe, daa ich uon der sache der forcht etlichen ausgank machen 25 würde uon der leidunge vnsers her- ren, doch 8o hab ich willen wider czu keren. "Vnd auch des ich di enpfohunge der forchte czu worte kinde brengen, so dunket mich nv, 30 des alles dicz geschefte diser werlde wider mich vnd nohen mir schem- lichen schreiet vnd spricht: 'Das ist der, der seinen herren uor- smehet hat. Das ist der allereitelste ss vnd der allerschalkhaftigste, der mer lip hat gehabt di eitelkoit denne 7f. Wan mir ma&chn grawen meine claider M 9f. creatur vorsmehet haben Gol 85 Nichilsum, detestabile, vilissimum et &bhominabile stercus, cuius fetorem ego ipse sustinere non possum, eo ipso quod contempsi dominum et pro quo mortuus est dominus meus. 5 Nam horrent me uestimenta mea et mirum videtur, quomodo non detes- tetur me omnis creatura, quia om- nium creatorem contempsi. Sic tamen timere debemus, ut semper de dei infinita clemencia confida- mus. Quia infinita sua bonitas ex- cellit maliciam nostram. Et ille supradictus timorhumilitatis [127Y^] et reuerencie est mire ascensionis 15 occasio. Quia tunc precipue ducitur homo ad superhabundanciam gra- eie. Sed ne displiceat, huiusmodi timoris occasione si aliquam digres- sionem fecero & dominice passione. 20 Intendo enim tandem reuerti ad istam. Et ut istius timoris con- temptum exprimam: Jam michi videtur, ut tota illius mundi ma- china contra me et post me ne-: phande proclamet et dicat: 'Iste est ille, qui dominum deum nostrum contempsit. Hic est ille vanissimus et nequissimus, qui plus vanitatem alle fehlt Gol 10f. wann bis habe fehlt Gol, der deutsche Text erfordert als lat. Vorlage omnem creaturam, was aber sinnlos ist. schehe] were Go1 kume Gol lichen Gol 30 diser] der Gol 36 denne] weń Gol 13 vnmezzen mildikeit gotes Gol erhérlichkeit] vnser herlichkeit Gol 27 dasich] das am Rande, ich fehlt O 17f. vnd der 18 grosse fehlt Gol 23 ge- 28f. worten 31 nohen] nach Go1 31 f. smech-
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es 1 - = - s 20 $ 35 86 Stachel der Liebe seinen herren. Er ist der allersnó- : diste vnd der aller vndanknemiste. Er hat sich mer czihen lassen die teüfelischen ezeichen [1775] denn di götliche gute. Ym ist mer be- heglich gewesen die teüfelische schalkeit denn di götliche gunst. Er : wolde liber sein ein knecht des teů- fels denn cin svn gotes. Er ist der, der in der gegenwůrtikeit gotes sich nicht forchte seinem herren vnrecht czu tun. Er mochte nicht geczogen ; werden mit der götlichen gute ader mit gótlicher senftikeit. Er wolde nicht erschreken des götlichen ge- richtes. Der ist es, der den got- lichen gewalt, sein weisheit vnd sein güte mit sciner posheit hat . uorsmehet, vnd also vil als er moch- te, hat er si uorspottet. Er hat sich mer gefórchtet uor einem cranken manne vnrecht czu tun denn für * dem höchsten gcwalde gotes. Er hat sich 1ner geschemet für einem pa- wern snóde werk ezu gewirken, denn uor der óbristen wcisheit gotes schemliche dine czu uolpringen. Er hat liber den stinkenden myst vmfangen denn das haste gut vnd di hóchste sclikeit. herren für nichtc geachtet vnd hat durch got nicht gepetet. Er hat sich gekart czu dem vnmenschlichen eiter vnd hat seinen ruke gekart gegen der gôtlichen almcchtikeit. O wus sal ich sprechen? Er hat sich nicht geforcht czu uolprengen in der gegenwürtikeit gotes alle vnmenschliche dink, vnd nicht ist Er hat seinen ! i ficijs uel blandicijs, quam dominum dilexit. Pessimus et ingratissimus, qui plus dyabolicis figmentis quam diuinis beneficijs est tractus. Plus sibi placuit dya- bolica nequicia quam diuina bcne- ficia. Magis elegit esse seruus dya- boli quam filius dci. Iste est, qui in presencia dei iniuriari non timuit. Iste tr&hi non potuit diuinis bene- nec terreri diuinis iudicijs. Iste est, qui diui- nam sa&pienciam. potenciam. boni- tatem suis maleficijs contempsit et. quantum in se fuit, irrisit. Plus timuit vni infir[1297*]missimo viro 15 iniuriari quam summe potencie dci. Plus uerecundabatur coram vno rustico turpia peragere quam coram oculis summe sapiencie dei nephan- dissima perpetrare. Plus amplexatus est stercus fetidissimum quam sum- mum bonum et suminum suauissi- mum. Iste deum pro nichilo repu- tauit nec pro deo adorauit. Conuer- tebat se ad abhominabilem saniem et dorsum vertebat ad diuinam maientatem. Quid dicam ? Omnia abhominabilia non timuit in dei presencia perpetrare nec veritus est 3 Er bis 5 gute] Mer hat im geualln teufelische poszhait wen gotleiche waltung M wenGol kunst Go1 23 hôchste O 25 ein snddes Gol Rande O uolpringe O 4 czeichen] czihen Go1 9 denn] weïi Go1 gewaldigen got Go1 wirken Gol 28 myst] horn M vh di hóchste gut gestrichen vor vnd O denn] wenn Gol 7 denn] 14 senftikeit am RandeO 24f. pawern] armé meschn M denn] wen Gol 27 czu am 29 denn] weń Gol 30 selikeit] süzzikeit Go1 w &
es 1 - = - s 20 $ 35 86 Stachel der Liebe seinen herren. Er ist der allersnó- : diste vnd der aller vndanknemiste. Er hat sich mer czihen lassen die teüfelischen ezeichen [1775] denn di götliche gute. Ym ist mer be- heglich gewesen die teüfelische schalkeit denn di götliche gunst. Er : wolde liber sein ein knecht des teů- fels denn cin svn gotes. Er ist der, der in der gegenwůrtikeit gotes sich nicht forchte seinem herren vnrecht czu tun. Er mochte nicht geczogen ; werden mit der götlichen gute ader mit gótlicher senftikeit. Er wolde nicht erschreken des götlichen ge- richtes. Der ist es, der den got- lichen gewalt, sein weisheit vnd sein güte mit sciner posheit hat . uorsmehet, vnd also vil als er moch- te, hat er si uorspottet. Er hat sich mer gefórchtet uor einem cranken manne vnrecht czu tun denn für * dem höchsten gcwalde gotes. Er hat sich 1ner geschemet für einem pa- wern snóde werk ezu gewirken, denn uor der óbristen wcisheit gotes schemliche dine czu uolpringen. Er hat liber den stinkenden myst vmfangen denn das haste gut vnd di hóchste sclikeit. herren für nichtc geachtet vnd hat durch got nicht gepetet. Er hat sich gekart czu dem vnmenschlichen eiter vnd hat seinen ruke gekart gegen der gôtlichen almcchtikeit. O wus sal ich sprechen? Er hat sich nicht geforcht czu uolprengen in der gegenwürtikeit gotes alle vnmenschliche dink, vnd nicht ist Er hat seinen ! i ficijs uel blandicijs, quam dominum dilexit. Pessimus et ingratissimus, qui plus dyabolicis figmentis quam diuinis beneficijs est tractus. Plus sibi placuit dya- bolica nequicia quam diuina bcne- ficia. Magis elegit esse seruus dya- boli quam filius dci. Iste est, qui in presencia dei iniuriari non timuit. Iste tr&hi non potuit diuinis bene- nec terreri diuinis iudicijs. Iste est, qui diui- nam sa&pienciam. potenciam. boni- tatem suis maleficijs contempsit et. quantum in se fuit, irrisit. Plus timuit vni infir[1297*]missimo viro 15 iniuriari quam summe potencie dci. Plus uerecundabatur coram vno rustico turpia peragere quam coram oculis summe sapiencie dei nephan- dissima perpetrare. Plus amplexatus est stercus fetidissimum quam sum- mum bonum et suminum suauissi- mum. Iste deum pro nichilo repu- tauit nec pro deo adorauit. Conuer- tebat se ad abhominabilem saniem et dorsum vertebat ad diuinam maientatem. Quid dicam ? Omnia abhominabilia non timuit in dei presencia perpetrare nec veritus est 3 Er bis 5 gute] Mer hat im geualln teufelische poszhait wen gotleiche waltung M wenGol kunst Go1 23 hôchste O 25 ein snddes Gol Rande O uolpringe O 4 czeichen] czihen Go1 9 denn] weïi Go1 gewaldigen got Go1 wirken Gol 28 myst] horn M vh di hóchste gut gestrichen vor vnd O denn] wenn Gol 7 denn] 14 senftikeit am RandeO 24f. pawern] armé meschn M denn] wen Gol 27 czu am 29 denn] weń Gol 30 selikeit] süzzikeit Go1 w &
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Buch I Kap. 8: O er erschroken uor seinem scheppfer.' Es schreien alle creature masse vnd sprechen: ‘Der ist es, der vnser [177%] nicht geprauchet hat. ;3 Er solde vns in der wolbeheglich- keit des scheppfers geordent haben. . ereatorem suum.' in irr ; So hat er vns helfen dinen in dem liste des teüfels, do er vns lip hette vber got. Der schemliche mensche 10 hat vns gros vnrecht getan. Wir waren gescheppfet czu den eren gotes, vnd er hat vns gekart in das vnreceht vnsers scheppfers. Er was gepildet nach gote vnd hat das 15 pilde uormailiget. Dorm so wolde er alle vnser pilde noch seinem pilde uormailigen. Er was noch irdischer denn das ertreiche, flüssiger denn das wasser, eiteler denn di luft vnd 30 prinnender in dem fewer der be. gerunge. Er was herter denn di steine. O was sal ich sprechen? Er fórchtet sich nicht uor gote vnd schamte sich nicht vor den ledten. 25 Er gos scine gift der sünden, als vil als in ym was, in vil leüte, eine weile . mit den augen, anderweile mit den geperden. etwenn mit den worten, i vnd lys ym nicht genügen, das er 30 got betrübte mit seinen werken, sunder er betrübte yn mit andern leüten vnd hat got gereiezet, als vil er mochte. Er gedochte nicht, das got almechtig were, do er wider den 35 willen gotes lebte vnd nach keinem rechte sein leben schiken wolde, sunder er wolde nach seinem luste 87 Clamant suo more creature et dicunt: 'Ille est, qui nobis abusus est, et gui nos debuit in beneplacito creatoris ordi- nare, nos fecit in dyaboli dolum 5 seruire, dum nos supra deum ama- uit. Magnam iniuriam fecit nobis iste nephandissimus homo, qui nos ad honorem dei factas in iniuriam dei conuertit. Erat ad dei [12975| ymaginem factus et ipsam detur- pans voluit omnium nostrum yma- ginem insignire. Terrenior enim fuit quam terra, fluxibilior quam aqua, vanior quam aer, plus exar- descens igne concupiscencie, du- rior saxis. Quid dicam? Nec deum timuit, nec homines reueritus est. 0 5 Suum uenenum, quantum in se fuit, in multos diffudit. ^ Nunc 20 oculis, nune gestis, nunc verbis et factis non suffecit deo iniuriari in se, sed et alios in dei iniuriam, in quantum potuit, prouocauit. Non omnipotentem estimauit, 25 dum nec dei uoluntate, nec aliqua lege uoluit regulari. Sed pro libito l er fehit O 4 geprachet O, recht geprawchet Gol 6 schrepp- fers O 7 helfen] heisen Go1 8 do bis hette] der er lip hat Gol 13 Er) Es 0 16 seinem pilde] im Gol 17 noch] nach ir O 18 erstes denn] wen Gol vnd fluzziger weri Go1 19 denn] wen Go! 23 nicht. fehlt O 24 schemet Gol 25 Er] Es Gol sein Gol der sinden fehlt Gol 26 erstes in] an Go1 27 di ander weil Go1 32 als vil als Gol 35 gotes willen Gol 36 rechten Gol nicht schiken Gol 37 seinen lusten Gol
Buch I Kap. 8: O er erschroken uor seinem scheppfer.' Es schreien alle creature masse vnd sprechen: ‘Der ist es, der vnser [177%] nicht geprauchet hat. ;3 Er solde vns in der wolbeheglich- keit des scheppfers geordent haben. . ereatorem suum.' in irr ; So hat er vns helfen dinen in dem liste des teüfels, do er vns lip hette vber got. Der schemliche mensche 10 hat vns gros vnrecht getan. Wir waren gescheppfet czu den eren gotes, vnd er hat vns gekart in das vnreceht vnsers scheppfers. Er was gepildet nach gote vnd hat das 15 pilde uormailiget. Dorm so wolde er alle vnser pilde noch seinem pilde uormailigen. Er was noch irdischer denn das ertreiche, flüssiger denn das wasser, eiteler denn di luft vnd 30 prinnender in dem fewer der be. gerunge. Er was herter denn di steine. O was sal ich sprechen? Er fórchtet sich nicht uor gote vnd schamte sich nicht vor den ledten. 25 Er gos scine gift der sünden, als vil als in ym was, in vil leüte, eine weile . mit den augen, anderweile mit den geperden. etwenn mit den worten, i vnd lys ym nicht genügen, das er 30 got betrübte mit seinen werken, sunder er betrübte yn mit andern leüten vnd hat got gereiezet, als vil er mochte. Er gedochte nicht, das got almechtig were, do er wider den 35 willen gotes lebte vnd nach keinem rechte sein leben schiken wolde, sunder er wolde nach seinem luste 87 Clamant suo more creature et dicunt: 'Ille est, qui nobis abusus est, et gui nos debuit in beneplacito creatoris ordi- nare, nos fecit in dyaboli dolum 5 seruire, dum nos supra deum ama- uit. Magnam iniuriam fecit nobis iste nephandissimus homo, qui nos ad honorem dei factas in iniuriam dei conuertit. Erat ad dei [12975| ymaginem factus et ipsam detur- pans voluit omnium nostrum yma- ginem insignire. Terrenior enim fuit quam terra, fluxibilior quam aqua, vanior quam aer, plus exar- descens igne concupiscencie, du- rior saxis. Quid dicam? Nec deum timuit, nec homines reueritus est. 0 5 Suum uenenum, quantum in se fuit, in multos diffudit. ^ Nunc 20 oculis, nune gestis, nunc verbis et factis non suffecit deo iniuriari in se, sed et alios in dei iniuriam, in quantum potuit, prouocauit. Non omnipotentem estimauit, 25 dum nec dei uoluntate, nec aliqua lege uoluit regulari. Sed pro libito l er fehit O 4 geprachet O, recht geprawchet Gol 6 schrepp- fers O 7 helfen] heisen Go1 8 do bis hette] der er lip hat Gol 13 Er) Es 0 16 seinem pilde] im Gol 17 noch] nach ir O 18 erstes denn] wen Gol vnd fluzziger weri Go1 19 denn] wen Go! 23 nicht. fehlt O 24 schemet Gol 25 Er] Es Gol sein Gol der sinden fehlt Gol 26 erstes in] an Go1 27 di ander weil Go1 32 als vil als Gol 35 gotes willen Gol 36 rechten Gol nicht schiken Gol 37 seinen lusten Gol
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88 Stachel wider got leben noch seinem willen. Vnd er derhub sich selben noch seinem uormügen Vber got. Sunder got dor hat. nicht erfüllet des men- 5 schen wil [17Y*]len. Er hat ym et- liche widerwertige dine gegeben vnd hat yn nicht besehen alleczeit in seiner eûserlichen selikeit, das er icht sich wider seinen herren secze 10 vnd yn betrübet als einen knecht. Ist abcr das das er yn hat gelassen, so hat er yn doch nicht etwenn las- sen sünden durch des neides willen vnd uorkisunge des pósen vnd auch 15 durch der libe willen des hóchsten gutes, sunder doróm, das ст ge- forcht hat seines leibes. So ist doch alweg gewesen ein widerpigunge czu ym, eintweder in der gestatvnge 20 ader in der uolprengvnge. Das ist &lles geschehen durch seinen willen. Er hab sein gestattet ader hab ев uolpr&cht als wol an dem pósen als an dem guten, so wolde er 25 doran gelobet werden. Was sal ich fürbas sprechen ? Der mensche was hoffertiger denn dor tevfel Lucifer, tůrstiger donn Adam, der do geworfen wart aus dem paradise, | зо wann si uol waren der gótlichen libe vnd hetten grossen lust czu der türstikeit. Aber der mensche was vnflates uol vnd finsternüsses vnd vnselden vnd hette nicht denn 35 widerczihunge'. Nv schreien pilli- chen wider yn alle creaturen vnd sprechen: "Wol dán vnd uorterbe wir yn, wann er czumale gegeben ist der vngerechtikeit vnsers her- der Liebe contra deum et, prout sibi placuit, vagauit. Se pro posse suo supra deum erexit. Si deus non adim- pleuit uelle illius et aliqua aduersa intulit uel non sue semper felicitati prouidit, contra ipsum dominum deum suum quasi contra vnum famulum turbabatur. Si dimisit aliquando peccare, non dimisit propter odium et de- testacionem mali ac dileccionem summi boni, sed quia timuit [129Y*] aliquando sue pelli. Vnde semper ad se erat reflexio, siue in dimittendo siue in faciendo, et omnia propter se uel dimisit, ucl fecit. Tam de malis quam de bonis uoluit com- mendari. Quid vltra discurram ? Superbior fuit Lucifero, presump- 20 cior fuit Ada eiecto de paradiso, quia caritate pleni habuerunt maxi- mum allectiuum ad presumendum. Iste uero plenus stercore, tene- brositate ac miseria non habuit ?5 nisi retrahencia’. ^ Clamant ergo . contra me digne vniuerse creature et dicunt: ‘Venite et disperdamus eum, qui totus fuit deditus iniurie dei nostri!” Vnde suo more clamat 39 ren!” Vnd dorÿm so schreict das 1 vnd nach G1 9 sich icht Go1 seczte Gol 12 etwefi nicht Gol 13 neides] meiden Gol 14 vorkisen Gol 16 gotes Gol er fehlt Gol 19 enczweder Gol 27 denn] wen Gol 28 wen der adam Gol 33 vol vnflates Gol vinsternüzze Gol 34 denn] well Gol 39 gerechtikeit Gol
88 Stachel wider got leben noch seinem willen. Vnd er derhub sich selben noch seinem uormügen Vber got. Sunder got dor hat. nicht erfüllet des men- 5 schen wil [17Y*]len. Er hat ym et- liche widerwertige dine gegeben vnd hat yn nicht besehen alleczeit in seiner eûserlichen selikeit, das er icht sich wider seinen herren secze 10 vnd yn betrübet als einen knecht. Ist abcr das das er yn hat gelassen, so hat er yn doch nicht etwenn las- sen sünden durch des neides willen vnd uorkisunge des pósen vnd auch 15 durch der libe willen des hóchsten gutes, sunder doróm, das ст ge- forcht hat seines leibes. So ist doch alweg gewesen ein widerpigunge czu ym, eintweder in der gestatvnge 20 ader in der uolprengvnge. Das ist &lles geschehen durch seinen willen. Er hab sein gestattet ader hab ев uolpr&cht als wol an dem pósen als an dem guten, so wolde er 25 doran gelobet werden. Was sal ich fürbas sprechen ? Der mensche was hoffertiger denn dor tevfel Lucifer, tůrstiger donn Adam, der do geworfen wart aus dem paradise, | зо wann si uol waren der gótlichen libe vnd hetten grossen lust czu der türstikeit. Aber der mensche was vnflates uol vnd finsternüsses vnd vnselden vnd hette nicht denn 35 widerczihunge'. Nv schreien pilli- chen wider yn alle creaturen vnd sprechen: "Wol dán vnd uorterbe wir yn, wann er czumale gegeben ist der vngerechtikeit vnsers her- der Liebe contra deum et, prout sibi placuit, vagauit. Se pro posse suo supra deum erexit. Si deus non adim- pleuit uelle illius et aliqua aduersa intulit uel non sue semper felicitati prouidit, contra ipsum dominum deum suum quasi contra vnum famulum turbabatur. Si dimisit aliquando peccare, non dimisit propter odium et de- testacionem mali ac dileccionem summi boni, sed quia timuit [129Y*] aliquando sue pelli. Vnde semper ad se erat reflexio, siue in dimittendo siue in faciendo, et omnia propter se uel dimisit, ucl fecit. Tam de malis quam de bonis uoluit com- mendari. Quid vltra discurram ? Superbior fuit Lucifero, presump- 20 cior fuit Ada eiecto de paradiso, quia caritate pleni habuerunt maxi- mum allectiuum ad presumendum. Iste uero plenus stercore, tene- brositate ac miseria non habuit ?5 nisi retrahencia’. ^ Clamant ergo . contra me digne vniuerse creature et dicunt: ‘Venite et disperdamus eum, qui totus fuit deditus iniurie dei nostri!” Vnde suo more clamat 39 ren!” Vnd dorÿm so schreict das 1 vnd nach G1 9 sich icht Go1 seczte Gol 12 etwefi nicht Gol 13 neides] meiden Gol 14 vorkisen Gol 16 gotes Gol er fehlt Gol 19 enczweder Gol 27 denn] wen Gol 28 wen der adam Gol 33 vol vnflates Gol vinsternüzze Gol 34 denn] well Gol 39 gerechtikeit Gol
Strana 89
Buch I Kap. 8: O ertreiche nach seinem uormügen vnd spricht: *Worvm leide ich einen sülchen schalkhaftigen men- schen ? Auch sprichet daz wasscr: 5 ‘Worvm uortrenke ich yn nicht?’ [18™]. Di luft spricht: ‘Worvin neme ich in ym nicht abe?” Das fever spricht: ‘Warim uorprenn ich yn nicht?” Der steyn spricht: 10 ‘Worvm steine ich yn nicht?” Di helle spricht: ‘Worvm fresse ich yn nicht czu der ewigen pein?’ So sprichet der mensche: ‘We we, ich dürftiger, was sal ich tun ader wo 15 gec ich hyn? Wann alle dink di seint pitter gegen mir. Czu weme sal ich nv flihen? Ich hab di hei- ligen gelestert, di levte manicfeldic- lichen betrübet vnd andere crea- 20 ture nicht geprauchet. Wo sal ich nv hin laufen? Ich habe vnrecht getan an dem scheppfer aller crea- turen. Domit habe ich betrubet alle creatur. Ich armer sünder wais 25 nicht, wo ich mich hin kere. Wann ich han mich gemachet einen feint aller creaturen. Ich mag weder hinauf noch hinab, weder hinfür noch hinhinter, weder czu der rech- so ten, noch czu der linken hant. Ich mag laider nyndert entrinnen, we- der inwendig noch auswendig. Wann mein gewissen streitet wider mich vnd ınein hereze ist gar wider 85 mich. Ich dürftiger, ich wil er- wachen vnd wil wainen mit meinen augen an ende, di weil ich bin in 1 seinen Gol 7 nicht in im Gol 16 nv piter Gol 21 nv fehlt Gol 26 cin Gol 27 wider Gol czu Gol 29f. rechten hant Gol 31f. wider inwennik Gol mich fehlt Gol | ! | i | | | | 3 xůlchcn fehlt Gol 13 deň der mensch Gol 19f. vnd hat der creaturen nicht wol Gol 23f. Domit bis creatur fehlt O 28 wider Gol 30 hant fehlt Gol 32 vswennik Gol 89 terra et dicit: *Quare tam nequis- simum sustineo? ^ Aqua dicit: Quare eum non suffoco?' Dicit aer: Quare ei non doficio ?' Ignis ait: ‘Quare eum non comburo?' ; Lapis: ‘Quare eum non lapido *’ Infernus: ‘Quare eum non deuoro et crucio?” Heu, heu miser! quid faciam? Quo ibo, quia omnia contra me sunt amara? Ad quem recurram ? Sanctos inhonoraui. homines viatores multipliciter offen- di, &busus sum ceteris creaturis. Quo diseur[129"P]ro? Hoe ipso, quod creatori omnium iniuriatus 15 sum, omnem creaturam offendi. Nescio ergo miser, quo me vertam, quia omnium me constitui ini- micum. Neo superius, nec inferius. ante uel retro, a dextris uel a sini- 20 stris declinare possum, ymmo, nec interius. Consciencia enim mea pugnat contra me et totum diui- sum est cor meum. Euigilabo igitur miser et oculis meis sine fine 25 plorabo, dum sum in hac valle 6 spricht über der Zeile O 15 gee] sal Gol 24 ich weis Gol 29 weder czu] wert 31 nyrent Gol 34f. vnd bis
Buch I Kap. 8: O ertreiche nach seinem uormügen vnd spricht: *Worvm leide ich einen sülchen schalkhaftigen men- schen ? Auch sprichet daz wasscr: 5 ‘Worvm uortrenke ich yn nicht?’ [18™]. Di luft spricht: ‘Worvin neme ich in ym nicht abe?” Das fever spricht: ‘Warim uorprenn ich yn nicht?” Der steyn spricht: 10 ‘Worvm steine ich yn nicht?” Di helle spricht: ‘Worvm fresse ich yn nicht czu der ewigen pein?’ So sprichet der mensche: ‘We we, ich dürftiger, was sal ich tun ader wo 15 gec ich hyn? Wann alle dink di seint pitter gegen mir. Czu weme sal ich nv flihen? Ich hab di hei- ligen gelestert, di levte manicfeldic- lichen betrübet vnd andere crea- 20 ture nicht geprauchet. Wo sal ich nv hin laufen? Ich habe vnrecht getan an dem scheppfer aller crea- turen. Domit habe ich betrubet alle creatur. Ich armer sünder wais 25 nicht, wo ich mich hin kere. Wann ich han mich gemachet einen feint aller creaturen. Ich mag weder hinauf noch hinab, weder hinfür noch hinhinter, weder czu der rech- so ten, noch czu der linken hant. Ich mag laider nyndert entrinnen, we- der inwendig noch auswendig. Wann mein gewissen streitet wider mich vnd ınein hereze ist gar wider 85 mich. Ich dürftiger, ich wil er- wachen vnd wil wainen mit meinen augen an ende, di weil ich bin in 1 seinen Gol 7 nicht in im Gol 16 nv piter Gol 21 nv fehlt Gol 26 cin Gol 27 wider Gol czu Gol 29f. rechten hant Gol 31f. wider inwennik Gol mich fehlt Gol | ! | i | | | | 3 xůlchcn fehlt Gol 13 deň der mensch Gol 19f. vnd hat der creaturen nicht wol Gol 23f. Domit bis creatur fehlt O 28 wider Gol 30 hant fehlt Gol 32 vswennik Gol 89 terra et dicit: *Quare tam nequis- simum sustineo? ^ Aqua dicit: Quare eum non suffoco?' Dicit aer: Quare ei non doficio ?' Ignis ait: ‘Quare eum non comburo?' ; Lapis: ‘Quare eum non lapido *’ Infernus: ‘Quare eum non deuoro et crucio?” Heu, heu miser! quid faciam? Quo ibo, quia omnia contra me sunt amara? Ad quem recurram ? Sanctos inhonoraui. homines viatores multipliciter offen- di, &busus sum ceteris creaturis. Quo diseur[129"P]ro? Hoe ipso, quod creatori omnium iniuriatus 15 sum, omnem creaturam offendi. Nescio ergo miser, quo me vertam, quia omnium me constitui ini- micum. Neo superius, nec inferius. ante uel retro, a dextris uel a sini- 20 stris declinare possum, ymmo, nec interius. Consciencia enim mea pugnat contra me et totum diui- sum est cor meum. Euigilabo igitur miser et oculis meis sine fine 25 plorabo, dum sum in hac valle 6 spricht über der Zeile O 15 gee] sal Gol 24 ich weis Gol 29 weder czu] wert 31 nyrent Gol 34f. vnd bis
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90 Stachel disern tàl der vnselden, ab mich der Liebe leichte der süsse futer genediclichen : wella ansehen. Ich wais wol, was ich mir firgesaczt habe czu tun. 5 Ich wil mich werfen in di gegen- würtikeit meines herren vnd wil sprechen: 'Werlichen, herre, ich bins der selbe, der dein póser feint ist vnd dein schalkhaftiger knecht 10 vnd dein [18'5] schemliche creature. Ich bins der, der di posheit getan liat in deiner gegenwürtikeit. Ich bin nicht wirdig deine creature czu sein in aller der pein, do ich ein- 15 gesaczet were. Vnd hett ich allein alle hellische pein, di alle tevfel haben vnd di uordamten vnd di si haben sillen, si indchten alle meine sunde nicht genuk gepeinigen. 20 liber herre, praite auf deinen man- miserie, si fortc piissimus pater dignatur me respicere. Scio. quid facere disposui. Proiciam me in conspectu dci mei et dicam: 'Vere, domine, ego sum ille tuus pessimus inimicus, nequissimus seruus tuus, nephandissima creatura, que feci detestabilia in conspectu tuo. Non sum dignus esse tua& creatura. eciam in quaecunque constitutus pena. Si enim ego solus haberem penam illam omnem infernalem, quam habent omnes demones et dampnati et habebunt, non suf. fieerent me& peccata punire. Ex- pende super [1287*] miserum palli- ' um inmense clemencie tue et vincat o : : tuam, tel deiner vngemessen mildikeit, © das dein vngemessen gůte vber- winde mein schalkeit! O herre, ich erkenne in mir dein pilde, das ich meam nequiciam inmensa bonitas tua. Recognosce in me ymaginem quamuis deturpatam, et 20 reduc me ouem errantem ad te pium pastorem, Gratuletur tua dul- : eissima paternitas de me prodigo ; filio redeunte. O dies felix et hora, 25 laider uormailigt habe, ich das irre : scheffelein. dir süssen hirten. mir dein süsse feterliche trewe. Wann ich bins der uorlorne wider- 30 kerende svn. O wi cin seliger tag wer der vnd ein selige czeit, so du czu mir lüffest vnd filest mir vm meinen hals vnd erpütest mir deinen kvs! Ich wais wol. was ich tun wil, 35 das ich dich gesenften můge. Ich wil mich wappen gegen mir selber vnd fraisamer scin gegen mir wenn alle creaturen vnd wil sein gegen mir ein herter richter. Ich wil mich 40 angreifen mit grosser peinlichkeit vnd mit grossen engsten vnd wil 21 der vnmezzigen Gol 25 Ich pins das Gol 28 süsse fehlt O 32 laufest. vnd fellest GoI Fire mich - wider czu : Herre, beweise : quando supra collum meum irrues 25 et oscula exhibebis! Et ut te qui- dem .ossim placare, scio. quid ' faciam. Contra me ego ipse arma- : bor et ero pre ceteris crudelior 23 ich fehlt Gol 26 wider fehlt O 29f. widerkerenden Go1 33 erpevtest Gol michi ot seuissimus iudex. —Afti. ciam me vndique penalitatibus, angustia, et me tanquam lutum 24 ich fehlt Gol 27 süsser hirte Gol 30 wi] welch Go1
90 Stachel disern tàl der vnselden, ab mich der Liebe leichte der süsse futer genediclichen : wella ansehen. Ich wais wol, was ich mir firgesaczt habe czu tun. 5 Ich wil mich werfen in di gegen- würtikeit meines herren vnd wil sprechen: 'Werlichen, herre, ich bins der selbe, der dein póser feint ist vnd dein schalkhaftiger knecht 10 vnd dein [18'5] schemliche creature. Ich bins der, der di posheit getan liat in deiner gegenwürtikeit. Ich bin nicht wirdig deine creature czu sein in aller der pein, do ich ein- 15 gesaczet were. Vnd hett ich allein alle hellische pein, di alle tevfel haben vnd di uordamten vnd di si haben sillen, si indchten alle meine sunde nicht genuk gepeinigen. 20 liber herre, praite auf deinen man- miserie, si fortc piissimus pater dignatur me respicere. Scio. quid facere disposui. Proiciam me in conspectu dci mei et dicam: 'Vere, domine, ego sum ille tuus pessimus inimicus, nequissimus seruus tuus, nephandissima creatura, que feci detestabilia in conspectu tuo. Non sum dignus esse tua& creatura. eciam in quaecunque constitutus pena. Si enim ego solus haberem penam illam omnem infernalem, quam habent omnes demones et dampnati et habebunt, non suf. fieerent me& peccata punire. Ex- pende super [1287*] miserum palli- ' um inmense clemencie tue et vincat o : : tuam, tel deiner vngemessen mildikeit, © das dein vngemessen gůte vber- winde mein schalkeit! O herre, ich erkenne in mir dein pilde, das ich meam nequiciam inmensa bonitas tua. Recognosce in me ymaginem quamuis deturpatam, et 20 reduc me ouem errantem ad te pium pastorem, Gratuletur tua dul- : eissima paternitas de me prodigo ; filio redeunte. O dies felix et hora, 25 laider uormailigt habe, ich das irre : scheffelein. dir süssen hirten. mir dein süsse feterliche trewe. Wann ich bins der uorlorne wider- 30 kerende svn. O wi cin seliger tag wer der vnd ein selige czeit, so du czu mir lüffest vnd filest mir vm meinen hals vnd erpütest mir deinen kvs! Ich wais wol. was ich tun wil, 35 das ich dich gesenften můge. Ich wil mich wappen gegen mir selber vnd fraisamer scin gegen mir wenn alle creaturen vnd wil sein gegen mir ein herter richter. Ich wil mich 40 angreifen mit grosser peinlichkeit vnd mit grossen engsten vnd wil 21 der vnmezzigen Gol 25 Ich pins das Gol 28 süsse fehlt O 32 laufest. vnd fellest GoI Fire mich - wider czu : Herre, beweise : quando supra collum meum irrues 25 et oscula exhibebis! Et ut te qui- dem .ossim placare, scio. quid ' faciam. Contra me ego ipse arma- : bor et ero pre ceteris crudelior 23 ich fehlt Gol 26 wider fehlt O 29f. widerkerenden Go1 33 erpevtest Gol michi ot seuissimus iudex. —Afti. ciam me vndique penalitatibus, angustia, et me tanquam lutum 24 ich fehlt Gol 27 süsser hirte Gol 30 wi] welch Go1
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Buch I Kap. 8: O 91 mich czutreten als einen stinken- den myst vnd wil mich uorwerfen als einen pôsen vnflat. Ich wil mich freüen in allen meinen schan- 5den, in alle meiner uorwerfunge vnd alle meiner uornichtunge vnd wil fro sein alle meiner smocheit, di mir beweiset wirt uon mir ader uon andern. Vnd dorvimn das ich mich 10 selber [18va] nicht mag genug uor- nichten, so wil ich ein grosse sam- menunge uon allen creaturen sam- men wider mich vnd wil mich lassen smehen vnd peinigen ein icliche be- 15 sundern, wann ich laider irn schepp- fer uorsmehet han'. Das wirt mir ein begerender schacz, das ich sam- men werde auf mich pein vnd smacheit vnd werde si liphaben 20 uon inwendikeit meines herczen, di mich finden an dem werke. Mir wirt scheüczen uor allem troste, uor allen eren dises gegenwürtigen le- bens, vnd meine lybkoser di werd ich haben als meine feinde. Ich ge- laube genezlich, werd ich also tun, wi sere ich alle creature betrübet habe, dennoch werde ich si mer naigen ezu mir mytleidunge czu 30 haben denn mich czu richten vnd ezu vrteilen. Auch di, di uor wider mich schriren. di werden ny iren scheppfer nach irem uormügen für mich piten. O herre, tu auf den 35 schacz deiner gotlichen gûte vber mich vnwirdigen vnd iamerigen, so werd ich erleüchtet uon deinen eren. O herre, czeûch mir abe di cleider der clage vnd lege mir an 25 fetidissimum conculcabo. Abho- minabor me sicut stercus in mea confusione, deieccione et concul- cacione siue a me, siue ab alijs illata. Letabor et exultabo, cum apparuerit ignominia mea. Et quia non sufficio me detestari, contra me vniuersarum creaturarum ce- tum congregabo, a quibus con- fundi et puni[128r Jri desiderabo, 10 quia carum creatorem contempsi'. Hic erit michi desiderabilis thesau- rus, super me penas et obprobria congregare et eos intimo corde diligere, qui me adiuuerint in hoc 15 facto. Omnem consolacionem pre- sentis uite et honorem horrebo et blandientes michi tanquam hostes habebo. Credo, si sic fecero, vni- uersa, licet a me offensa, ad michi 20 compaciendum pocius quam ad iudicandum inclinabo. Eciam que contra me prius clamabant, nunc suo creatori pro me suo more inter- cedent. Aperietur super indignum 25 et miserrimum diuine pietatis the- saurus, et illustrabor a gloria sua. Exuar ueste uiduitatis, et clara 5 * . . .. e- — If. mich als ein ubels smeckendes horn vndertreten M 4 aller meiner Gol 5 aller Gol 10 nicht selber Gol 21 finden an dem werke] hassen an dem wege Gol, dem deutschen Text entspräche lat. adinue- 24 di nerint 21 f. Mir wirt scheûczen] Ich wil si schaczen Gol 28 mer fehlt Gol fehlt Gol 25 grossen feinde O 29 czu mir 30 mer den Gol neigen Gol 32 schreen Gol
Buch I Kap. 8: O 91 mich czutreten als einen stinken- den myst vnd wil mich uorwerfen als einen pôsen vnflat. Ich wil mich freüen in allen meinen schan- 5den, in alle meiner uorwerfunge vnd alle meiner uornichtunge vnd wil fro sein alle meiner smocheit, di mir beweiset wirt uon mir ader uon andern. Vnd dorvimn das ich mich 10 selber [18va] nicht mag genug uor- nichten, so wil ich ein grosse sam- menunge uon allen creaturen sam- men wider mich vnd wil mich lassen smehen vnd peinigen ein icliche be- 15 sundern, wann ich laider irn schepp- fer uorsmehet han'. Das wirt mir ein begerender schacz, das ich sam- men werde auf mich pein vnd smacheit vnd werde si liphaben 20 uon inwendikeit meines herczen, di mich finden an dem werke. Mir wirt scheüczen uor allem troste, uor allen eren dises gegenwürtigen le- bens, vnd meine lybkoser di werd ich haben als meine feinde. Ich ge- laube genezlich, werd ich also tun, wi sere ich alle creature betrübet habe, dennoch werde ich si mer naigen ezu mir mytleidunge czu 30 haben denn mich czu richten vnd ezu vrteilen. Auch di, di uor wider mich schriren. di werden ny iren scheppfer nach irem uormügen für mich piten. O herre, tu auf den 35 schacz deiner gotlichen gûte vber mich vnwirdigen vnd iamerigen, so werd ich erleüchtet uon deinen eren. O herre, czeûch mir abe di cleider der clage vnd lege mir an 25 fetidissimum conculcabo. Abho- minabor me sicut stercus in mea confusione, deieccione et concul- cacione siue a me, siue ab alijs illata. Letabor et exultabo, cum apparuerit ignominia mea. Et quia non sufficio me detestari, contra me vniuersarum creaturarum ce- tum congregabo, a quibus con- fundi et puni[128r Jri desiderabo, 10 quia carum creatorem contempsi'. Hic erit michi desiderabilis thesau- rus, super me penas et obprobria congregare et eos intimo corde diligere, qui me adiuuerint in hoc 15 facto. Omnem consolacionem pre- sentis uite et honorem horrebo et blandientes michi tanquam hostes habebo. Credo, si sic fecero, vni- uersa, licet a me offensa, ad michi 20 compaciendum pocius quam ad iudicandum inclinabo. Eciam que contra me prius clamabant, nunc suo creatori pro me suo more inter- cedent. Aperietur super indignum 25 et miserrimum diuine pietatis the- saurus, et illustrabor a gloria sua. Exuar ueste uiduitatis, et clara 5 * . . .. e- — If. mich als ein ubels smeckendes horn vndertreten M 4 aller meiner Gol 5 aller Gol 10 nicht selber Gol 21 finden an dem werke] hassen an dem wege Gol, dem deutschen Text entspräche lat. adinue- 24 di nerint 21 f. Mir wirt scheûczen] Ich wil si schaczen Gol 28 mer fehlt Gol fehlt Gol 25 grossen feinde O 29 czu mir 30 mer den Gol neigen Gol 32 schreen Gol
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92 die cleider der clarheit. Ich bin des ; gewis, ist das ich mich also uor- nichte, als ich gesprochen habe, wi ich nv allen ereaturen vnmensch- 5 lich worden bin vnd wirdig man- cherley peine, so wirt mich doch mein herre durch seiner grossen | mildikeit willen cziren in allen din- gen vnd enpfahen czu seiner liben 10 praut. So wil ich denne geen mit ym in sein gemechelein vnd wil mit ym uolprengen eine vnschidlicho kunschaft. Ich wil czu[18YP]fiissen in ym vnd wil cin geoist werden mit 15 ym, vnd als ich uor gewesen bin ein teüfeliseher mensche, also. wil ich nv werden cin gótlicher. O herre mein got, wi wunderlich vnd wi vn- folsprechenlich vnd wi gerecht ist 20 dein wandelunge! ich nicht, das ich welle erfüllen das, das ich gesprochen habe? Ader wi mügen meine augen den slaf enpfohen, ader wi mag mein hercze 25 rusam sein, es sei denn, das ich kume czu meinem herren vnd czu meinem preütigam, des ich lange han begeret ? allenthalben smacheit vnd geiseln 30 czu mir lifen vnd fürten mich schalkhaftigen czu ineinem ge- nemen herren. Ich welde, das alle ere vnd alle lüste ferre uon mir flühen vnd das si nicht gchóret wür- 35 den in vnsern landen, nvr allein die gótliche ere vnd vnser uorwerfunge würde gesuchet in allen dingen. Ich wais wol, was ich tun wil. Ich wil geen in di wunden meines herren, 40 in sein leiden vnd in sein smacheit, 1 der fehlt O wil O 8f. dinge O 13 kuntschaft O, kunthaft Gol Gol 28 begeret han Go] 34 fluhe Gol Worczu gedenk . 5f. mancher hant Gol 9 sciner] einer Go1 wirt ich vollendn mit d' geistleichn ec M 18f. vnsprechlich Go1 33 lustikcit Go] 40 in bis vnd fehlt Gol ! nostra. Nv welde ich, das : Stachel der Liebe ueste fulgebo. Et certus sum, si i sie me doiecero, sicut dixi, qui nune omnibus creaturis abhominabilis sum et malo dignissimus, propter nimiam clemenciam dei ornabor 5 monilibus et in eius sponsam assu- mar. Introibo secum in cubiculum eius et tandem secum matrimonio [12878] consummato resoluar in ipsum et fiam vnus spiritus cum eo, et qui prius eram demoniacus, ero diuinus. O mira et inenarrabilis mutacio dextre tue, domine deus meus! Ad quid ergo retardabo inplere, que dixi? Quomodo ca- x: piunt sompnum oculi mei et quie- tem cor meum, donec ueniam ad diu desideratum sponsum meum et dominum? Currant ergo vndique obprobria ct flagella et me nequis- 20 simum introducant ad benignissi- mum dominum meum. Omne honorificum et delectabile sit procul & nobis, nec audiatur in finibus nostris. Solus enim honor diuinus 25 in omnibus requiratur et a&bicccio Scio eciam, quid faciam. In domini mei vulnera introibo et in eius dolores et obprobria, 7f. sein grosse mildikeit 11— 13 slafkemerlein vfi den 12 vnscheidenliche Go] 25 gesein ferre] were Gol
92 die cleider der clarheit. Ich bin des ; gewis, ist das ich mich also uor- nichte, als ich gesprochen habe, wi ich nv allen ereaturen vnmensch- 5 lich worden bin vnd wirdig man- cherley peine, so wirt mich doch mein herre durch seiner grossen | mildikeit willen cziren in allen din- gen vnd enpfahen czu seiner liben 10 praut. So wil ich denne geen mit ym in sein gemechelein vnd wil mit ym uolprengen eine vnschidlicho kunschaft. Ich wil czu[18YP]fiissen in ym vnd wil cin geoist werden mit 15 ym, vnd als ich uor gewesen bin ein teüfeliseher mensche, also. wil ich nv werden cin gótlicher. O herre mein got, wi wunderlich vnd wi vn- folsprechenlich vnd wi gerecht ist 20 dein wandelunge! ich nicht, das ich welle erfüllen das, das ich gesprochen habe? Ader wi mügen meine augen den slaf enpfohen, ader wi mag mein hercze 25 rusam sein, es sei denn, das ich kume czu meinem herren vnd czu meinem preütigam, des ich lange han begeret ? allenthalben smacheit vnd geiseln 30 czu mir lifen vnd fürten mich schalkhaftigen czu ineinem ge- nemen herren. Ich welde, das alle ere vnd alle lüste ferre uon mir flühen vnd das si nicht gchóret wür- 35 den in vnsern landen, nvr allein die gótliche ere vnd vnser uorwerfunge würde gesuchet in allen dingen. Ich wais wol, was ich tun wil. Ich wil geen in di wunden meines herren, 40 in sein leiden vnd in sein smacheit, 1 der fehlt O wil O 8f. dinge O 13 kuntschaft O, kunthaft Gol Gol 28 begeret han Go] 34 fluhe Gol Worczu gedenk . 5f. mancher hant Gol 9 sciner] einer Go1 wirt ich vollendn mit d' geistleichn ec M 18f. vnsprechlich Go1 33 lustikcit Go] 40 in bis vnd fehlt Gol ! nostra. Nv welde ich, das : Stachel der Liebe ueste fulgebo. Et certus sum, si i sie me doiecero, sicut dixi, qui nune omnibus creaturis abhominabilis sum et malo dignissimus, propter nimiam clemenciam dei ornabor 5 monilibus et in eius sponsam assu- mar. Introibo secum in cubiculum eius et tandem secum matrimonio [12878] consummato resoluar in ipsum et fiam vnus spiritus cum eo, et qui prius eram demoniacus, ero diuinus. O mira et inenarrabilis mutacio dextre tue, domine deus meus! Ad quid ergo retardabo inplere, que dixi? Quomodo ca- x: piunt sompnum oculi mei et quie- tem cor meum, donec ueniam ad diu desideratum sponsum meum et dominum? Currant ergo vndique obprobria ct flagella et me nequis- 20 simum introducant ad benignissi- mum dominum meum. Omne honorificum et delectabile sit procul & nobis, nec audiatur in finibus nostris. Solus enim honor diuinus 25 in omnibus requiratur et a&bicccio Scio eciam, quid faciam. In domini mei vulnera introibo et in eius dolores et obprobria, 7f. sein grosse mildikeit 11— 13 slafkemerlein vfi den 12 vnscheidenliche Go] 25 gesein ferre] were Gol
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Buch I Kap. 8: O als ich mag, vnd wil mich in ym uor- newen. Ich wil mich cleiden in sein smehliche leidunge als in ein künicliches clait vnd wil nichtes- 5nicht anders suchen nvr alle di dink, die seiner leidunge allernehste sein, vnd alle di andern dinge di wil ich uorwerfen als einen myst. Welche creature wirt türren furbas 10 schreien nach mir, ist das ich mit dem cleide angeleget werde ? Wann die leidunge Cristi di wirt rittern “her mich, noch dem vnd es mir not wirt. Es wirt nicht sein, das 15 wider mich türre streiten, ist das ich beczeichnet werde mit den [197*] wunden Cristi. Ich wil allent- halben vnd alleczeit in yn wonen, das ich sicher sei uor aller póser 20 anfechtunge. Es wirt vnmüglich, ist das ich wol uorgepildet werde in Cristo dem gekreuczigeten, das ich nicht würde ym gleich vnd ein myt- Érbe mit ym in dem himelrciche. 25 Di selben, allersüsten, di mit Cristo gecreücziget sein, die begeüsset er mit seinem heiligen plute vnd mag yn das nicht uorsagen. Vnd dorm so wil ich moine wengelein eziren 30 vnd ferben mit seinem heiligen plute, so werd ich gote liplich, der werlde wunderlich vnd der gesel- schaft aller heiligen 18blich. So werden si denn schreien vnd spre- 35 chen: ‘Wer ist der schöne in seinem loblichen cleide? Wer ist, der also herrlichen geet geedelt in dem plute Cristi?’ Also werden si mich alle selig predigen. Ir vil liben, es 40 ist nicht czu czweifeln, das das nicht sei di obriste czuflucht uon allen 9 türren furbas] furbas treten Gol 15 streiten] rittern M 21 vorpildet Gol 40 nur ein das O mir] als mir es Gol 18 yn] im Gol 39 liben] leben Gol О quantum potero, transformabor. Eius obprobriissimam passionem induam tanquam uestimentum re- gale. Et nil requiram nisi, que sunt eonfiniora passioni. Cetera abiciam 5 Sicut stercus. Que creaturarum audebit de cetero clamitare contra me post, si fuero hac ueste indutus ? Nam Christi passio, [128*b] ut necesse fuerit, contra omnia mili- 10 tabit. Non erit, quod contra me militare audeat, si Christi stigma- tibus ero insignitus. Vbique et semper habitabo in illis, ut sim securus ab omni inpulsu maligno. Inpossibile erit, si bene fuero in Christum crucifixum transfor- matus, quin sim sibi conformis ot coheres in regno. Illis autem, dul. cissimi, qui sunt crucifixi cum 30 Christo, non potest se deus negare sauguine perfuso. Ornabo ergo genas meas Christi eruore et ero dco amabilis, mundo mirabilis et consorcio beatorum laudabilis. Cla- 25 mabunt et dicent: ‘Quis est iste formosus in stola sua? Quis est iste, qui sic gloriose incedit lau- reatus in sanguine Christi ?' Certe, omnes predicabunt me beatum. 30 Non est dubitandum, karissimi, quin istud sit summum refugium 13 Vber] fur Gol vnd es 16 beczeichen Gol 23 werde 24 erbling M
Buch I Kap. 8: O als ich mag, vnd wil mich in ym uor- newen. Ich wil mich cleiden in sein smehliche leidunge als in ein künicliches clait vnd wil nichtes- 5nicht anders suchen nvr alle di dink, die seiner leidunge allernehste sein, vnd alle di andern dinge di wil ich uorwerfen als einen myst. Welche creature wirt türren furbas 10 schreien nach mir, ist das ich mit dem cleide angeleget werde ? Wann die leidunge Cristi di wirt rittern “her mich, noch dem vnd es mir not wirt. Es wirt nicht sein, das 15 wider mich türre streiten, ist das ich beczeichnet werde mit den [197*] wunden Cristi. Ich wil allent- halben vnd alleczeit in yn wonen, das ich sicher sei uor aller póser 20 anfechtunge. Es wirt vnmüglich, ist das ich wol uorgepildet werde in Cristo dem gekreuczigeten, das ich nicht würde ym gleich vnd ein myt- Érbe mit ym in dem himelrciche. 25 Di selben, allersüsten, di mit Cristo gecreücziget sein, die begeüsset er mit seinem heiligen plute vnd mag yn das nicht uorsagen. Vnd dorm so wil ich moine wengelein eziren 30 vnd ferben mit seinem heiligen plute, so werd ich gote liplich, der werlde wunderlich vnd der gesel- schaft aller heiligen 18blich. So werden si denn schreien vnd spre- 35 chen: ‘Wer ist der schöne in seinem loblichen cleide? Wer ist, der also herrlichen geet geedelt in dem plute Cristi?’ Also werden si mich alle selig predigen. Ir vil liben, es 40 ist nicht czu czweifeln, das das nicht sei di obriste czuflucht uon allen 9 türren furbas] furbas treten Gol 15 streiten] rittern M 21 vorpildet Gol 40 nur ein das O mir] als mir es Gol 18 yn] im Gol 39 liben] leben Gol О quantum potero, transformabor. Eius obprobriissimam passionem induam tanquam uestimentum re- gale. Et nil requiram nisi, que sunt eonfiniora passioni. Cetera abiciam 5 Sicut stercus. Que creaturarum audebit de cetero clamitare contra me post, si fuero hac ueste indutus ? Nam Christi passio, [128*b] ut necesse fuerit, contra omnia mili- 10 tabit. Non erit, quod contra me militare audeat, si Christi stigma- tibus ero insignitus. Vbique et semper habitabo in illis, ut sim securus ab omni inpulsu maligno. Inpossibile erit, si bene fuero in Christum crucifixum transfor- matus, quin sim sibi conformis ot coheres in regno. Illis autem, dul. cissimi, qui sunt crucifixi cum 30 Christo, non potest se deus negare sauguine perfuso. Ornabo ergo genas meas Christi eruore et ero dco amabilis, mundo mirabilis et consorcio beatorum laudabilis. Cla- 25 mabunt et dicent: ‘Quis est iste formosus in stola sua? Quis est iste, qui sic gloriose incedit lau- reatus in sanguine Christi ?' Certe, omnes predicabunt me beatum. 30 Non est dubitandum, karissimi, quin istud sit summum refugium 13 Vber] fur Gol vnd es 16 beczeichen Gol 23 werde 24 erbling M
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94 Stachel der Liebe sûnden si czu meiden vnd czu allem gute czu erfolgen. Das ist di lustber- keit des paradises, vnd aus der selben seiten des mittelers so fleûsset 5 alle genuchtsamkeit der susse vnd der süssikeit. Do selbest wirt der mensche erfüllet mit vnvolsprechen- licher süssikeit vnd wirt mit wun- dergrosser schönheit enpfremdet uon 10 ym selben vnd ruct in den ýmfengen seines liben preûtigames. Vnd alle dise dink di sûlle wir eigen czu dreien sachen, czu den wir alleczeit werden getriben, das ist czu den 15 eren gotes, czu der mytleidunge Cristi vnd czu der uorwerfunge vnser selbes. Czu den [19rb] vnd czu nichte anders sal vns důrsten uon ganczem vnserm herczen. Das 20 uorlei vns der, der do lebet vnd hêr- schet ny vnd ymmermer! Amen. ad omne malum uitandum et ad omne bonum assequendum. Hic deliciarum paradisus, de cuius la- teris medio habundancia omnis decoris et suauitatis emanat. Ibi [130ra] inebriatur dulcedine indi- cibili et mira amenitate alienatur a se et requiescit inter amplexus sponsi dilecti. Hec autem omnia redigamus ad tria. ad que semper tenemur, scilicet ad honorem dei, ad conpassionem Christi et deiec- cionem nostri. Et hec toto corde nilque aliud siciamus. Quod nobis concedat, qui uiuit et regnat in 15 secula seculorum! 5 10 25 Daz newnde, daz Christus in seiner leidunge die acht selikait volkümenlichen gehabt hat. IX. Quod Christus beati- tudines vie perfecte in passione habuit. N hac eciam beatissima pas- 20 VCH erscheinet in diser aller- heiligisten leidung gar ein sione domini nostri beatitudi- clarer glancz der acht selikait. num VIII refulget clarissimus 1f. czu allem bis erfolgen] alles gut czu erfüllen Gol 2f. lustikeit 5 genvksamkeit Gol 13 den] 7f. vnsprechlicher Gol Gol dem O 22 Kap. 19. Text aus Go. Das Kap. fehlt in Br N. Der Text in MMIR stellt eine besondere Ubersetzung dar, aus der in den Lesarten kennzeichnende Stellen (Wortwahl und Satzbau) verzeichnet werden. Uberschrift aus dem Buch I vorangehenden Kapitelregister, während vor Kap. I 9 nur steht Daz acht capitel S. B'n Go. Die Uberschrift der lateinischen Vorlage für Go mag VIII anstatt vie gehabt haben; so ist auch im ersten lat. Satze VIII anstatt des vie der Hs. eingesetzt worden. Von hier an bleibt die Hs. wegen des fehlenden lat. Kap. 8 jedesmal um eins hinter der lat. Kapitelzählung, wie sie auch in O Gol MMIR vorhanden ist, zurück. Das Newnt capiti das xps di selikeit des weges volkomelich hat gehabt 1 seinë leyden M 22 newnde] acht Go 28 glancz] schein M
94 Stachel der Liebe sûnden si czu meiden vnd czu allem gute czu erfolgen. Das ist di lustber- keit des paradises, vnd aus der selben seiten des mittelers so fleûsset 5 alle genuchtsamkeit der susse vnd der süssikeit. Do selbest wirt der mensche erfüllet mit vnvolsprechen- licher süssikeit vnd wirt mit wun- dergrosser schönheit enpfremdet uon 10 ym selben vnd ruct in den ýmfengen seines liben preûtigames. Vnd alle dise dink di sûlle wir eigen czu dreien sachen, czu den wir alleczeit werden getriben, das ist czu den 15 eren gotes, czu der mytleidunge Cristi vnd czu der uorwerfunge vnser selbes. Czu den [19rb] vnd czu nichte anders sal vns důrsten uon ganczem vnserm herczen. Das 20 uorlei vns der, der do lebet vnd hêr- schet ny vnd ymmermer! Amen. ad omne malum uitandum et ad omne bonum assequendum. Hic deliciarum paradisus, de cuius la- teris medio habundancia omnis decoris et suauitatis emanat. Ibi [130ra] inebriatur dulcedine indi- cibili et mira amenitate alienatur a se et requiescit inter amplexus sponsi dilecti. Hec autem omnia redigamus ad tria. ad que semper tenemur, scilicet ad honorem dei, ad conpassionem Christi et deiec- cionem nostri. Et hec toto corde nilque aliud siciamus. Quod nobis concedat, qui uiuit et regnat in 15 secula seculorum! 5 10 25 Daz newnde, daz Christus in seiner leidunge die acht selikait volkümenlichen gehabt hat. IX. Quod Christus beati- tudines vie perfecte in passione habuit. N hac eciam beatissima pas- 20 VCH erscheinet in diser aller- heiligisten leidung gar ein sione domini nostri beatitudi- clarer glancz der acht selikait. num VIII refulget clarissimus 1f. czu allem bis erfolgen] alles gut czu erfüllen Gol 2f. lustikeit 5 genvksamkeit Gol 13 den] 7f. vnsprechlicher Gol Gol dem O 22 Kap. 19. Text aus Go. Das Kap. fehlt in Br N. Der Text in MMIR stellt eine besondere Ubersetzung dar, aus der in den Lesarten kennzeichnende Stellen (Wortwahl und Satzbau) verzeichnet werden. Uberschrift aus dem Buch I vorangehenden Kapitelregister, während vor Kap. I 9 nur steht Daz acht capitel S. B'n Go. Die Uberschrift der lateinischen Vorlage für Go mag VIII anstatt vie gehabt haben; so ist auch im ersten lat. Satze VIII anstatt des vie der Hs. eingesetzt worden. Von hier an bleibt die Hs. wegen des fehlenden lat. Kap. 8 jedesmal um eins hinter der lat. Kapitelzählung, wie sie auch in O Gol MMIR vorhanden ist, zurück. Das Newnt capiti das xps di selikeit des weges volkomelich hat gehabt 1 seinë leyden M 22 newnde] acht Go 28 glancz] schein M
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Buch I Kap. 9: Go 95 Vnd do selbest ist auch eigent- lichen ein prunne vnd ein vr- sprink vnd ein raiczzendes vnd anweisendes pilde. Wer waz 5 doch arm an gaist, daz ist an hoffart, wenn der nackent Chri- stus am kreucze? Wer waz auch senftmutig, wenn der do als ein schoff zü dem tode gefurt 10 wart vnd vor seinem bescherer seinen munt nicht auftet ? Wer waz auch weynent wenn Chri- stus, der mit grozzem geschrei vnd mit zehern sein gepete 15 oppfert vnd geantwurtet hat ? Wenn er vnser sunde beweinet mer wenn sein eigen pein, vns mitleidende mer wenn im selben. Wen hat auch gehungert vnd 20 gedurstet nach der gerechtikait wenn Christum,, der fur vnser sunde am kreücze genünk ge- tan hat gegen dem vnrechten, daz an seinem vater geschehen 25 waz, den do selbest auch hungert vnd durstet nach der selikait der selen ? Vnd zu einem zaichen des selben so sprach er am kreucze: Mich durstet'. Wer so waz aber parmherczig wann diser Samaritanus, der, so der prister vnd der leüit fur in gin- gen, ole vnd wein eingozz dem verwundeten, im sein wunden a pant vnd in auf sein vihe leget ? splendor. Ymmo, hic proprie est fons et origo earum et allecti- uum ac directiuum exemplar. Quis autem spiritu pauper nisi Christus in cruce nudus ? Quis mitis, nisi qui tanquam ouis ad occisionem ductus est et co- ram tondente se non aperuit os suum? Quis lugens, nisi qui cum clamore ualido et lacrimis 10 preces et supplicaciones obtulit? Ipse enim plus peccata nostra lugebat quam penam suam, plus compaciendo nobis quam sibi. Quis uero esuriuit et sitiuit 15 iusticiam nisi Christus, in cruce pro peccatis nostris satisfacien- do iniurie patris, esuriens et si- ciens sa[130rb]lutem animarum ? In cuius rei signum dicebat: 20 Sicio'. Quis autem misericors nisi hic Samaritanus, qui, trans- eunte sacerdote et leuita, in- fundens oleum et vinum, vul- nerati alligauit vulnera et in-25 posuit iumento suo, scilicet cor- 5 . - — 10 bescherende M, schrey- 9 schoff] lemblein M, lempel MI 26 der selikait] dem haill M MI unden MI 35 vihe] Joch M MI
Buch I Kap. 9: Go 95 Vnd do selbest ist auch eigent- lichen ein prunne vnd ein vr- sprink vnd ein raiczzendes vnd anweisendes pilde. Wer waz 5 doch arm an gaist, daz ist an hoffart, wenn der nackent Chri- stus am kreucze? Wer waz auch senftmutig, wenn der do als ein schoff zü dem tode gefurt 10 wart vnd vor seinem bescherer seinen munt nicht auftet ? Wer waz auch weynent wenn Chri- stus, der mit grozzem geschrei vnd mit zehern sein gepete 15 oppfert vnd geantwurtet hat ? Wenn er vnser sunde beweinet mer wenn sein eigen pein, vns mitleidende mer wenn im selben. Wen hat auch gehungert vnd 20 gedurstet nach der gerechtikait wenn Christum,, der fur vnser sunde am kreücze genünk ge- tan hat gegen dem vnrechten, daz an seinem vater geschehen 25 waz, den do selbest auch hungert vnd durstet nach der selikait der selen ? Vnd zu einem zaichen des selben so sprach er am kreucze: Mich durstet'. Wer so waz aber parmherczig wann diser Samaritanus, der, so der prister vnd der leüit fur in gin- gen, ole vnd wein eingozz dem verwundeten, im sein wunden a pant vnd in auf sein vihe leget ? splendor. Ymmo, hic proprie est fons et origo earum et allecti- uum ac directiuum exemplar. Quis autem spiritu pauper nisi Christus in cruce nudus ? Quis mitis, nisi qui tanquam ouis ad occisionem ductus est et co- ram tondente se non aperuit os suum? Quis lugens, nisi qui cum clamore ualido et lacrimis 10 preces et supplicaciones obtulit? Ipse enim plus peccata nostra lugebat quam penam suam, plus compaciendo nobis quam sibi. Quis uero esuriuit et sitiuit 15 iusticiam nisi Christus, in cruce pro peccatis nostris satisfacien- do iniurie patris, esuriens et si- ciens sa[130rb]lutem animarum ? In cuius rei signum dicebat: 20 Sicio'. Quis autem misericors nisi hic Samaritanus, qui, trans- eunte sacerdote et leuita, in- fundens oleum et vinum, vul- nerati alligauit vulnera et in-25 posuit iumento suo, scilicet cor- 5 . - — 10 bescherende M, schrey- 9 schoff] lemblein M, lempel MI 26 der selikait] dem haill M MI unden MI 35 vihe] Joch M MI
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96 Daz ist, auf seinen eigen leich- ‘ nam nam er vnser krankeit, leidende fur vnser sunde, wann : er alle vnser posheit trug piz auf 5 daz kreucze. Vnd wo erleuchtet auch reinikait dez hereczen wenn Stachel der Liebe pori proprio, nostras infirmitates ' assumens, pro nostris peccatis in dem, der vnschuldig in den | tot geoppfert wart vnd der mit ' seinem tewren plut vnsere her- : 19 ezen gewaschen vnd gerainiget . hat? Wer ist auch fridmachende gewest, wenn der do vnser fride ist vnd der auz zweien dingen einez gemachet hat, daz ist auz 1, Juden vnd auz heiden einen cristengelauben, vnd der mit ; seiner leidunge vnd mit seinem . plute mit got seinem vater vns ' gefreiet vnd versunet hat? Wer 20 hat auch echtunge geliden vmb die gerechtikait, die er hatte, di er tet, die er prediget vnd nach | der in durste, wenn der, der von den Juden gekreucziget wart ? 25 Diser ist werlichen selig, wenn paciens, quia iniquitates por- tauit super lignum ? Ubi relucet mundicia cordis nisi in eo, qui 5 innocens immolatur et ipse cor- da nostra suo precioso sanguine mundauit et lauit? Quis uero pacificus nisi ille, qui est pax nostra, qui fecit vtraque vnum, 10 qui in passione sua pacificauit nos deo sanguine suo? Quis insuper persecucionem pas- sus est propter iusticiam, quam habebat, quam faciebat, quam predicabat, quam siciebat, nisi . ille, qui est à Judeis crucifixus ? im die leut vbel gesprochen ha- : ben vnd auf in lügen. Disz seint die selikait, die er gelert hat zu haben vnd hat beweiset so an im selben vnd mit seinem eigen pilde, wie sie zu erfullen vnd zu volbringen seint. 9 erleuchtet] erscheint M M1 15f. ein Christenhait M M1 6 herczzen Go Hicest uere beatus, cui maledixe- runt homines aduersus eum men- cientes. Hec sunt beatitudines, 2 quas habere docuit et ipse in seipso, qualiter sint adimplende, exemplo suo monstrauit. 11 fridsam M M1 26 vbel gesprochen] gefluchet M M1
96 Daz ist, auf seinen eigen leich- ‘ nam nam er vnser krankeit, leidende fur vnser sunde, wann : er alle vnser posheit trug piz auf 5 daz kreucze. Vnd wo erleuchtet auch reinikait dez hereczen wenn Stachel der Liebe pori proprio, nostras infirmitates ' assumens, pro nostris peccatis in dem, der vnschuldig in den | tot geoppfert wart vnd der mit ' seinem tewren plut vnsere her- : 19 ezen gewaschen vnd gerainiget . hat? Wer ist auch fridmachende gewest, wenn der do vnser fride ist vnd der auz zweien dingen einez gemachet hat, daz ist auz 1, Juden vnd auz heiden einen cristengelauben, vnd der mit ; seiner leidunge vnd mit seinem . plute mit got seinem vater vns ' gefreiet vnd versunet hat? Wer 20 hat auch echtunge geliden vmb die gerechtikait, die er hatte, di er tet, die er prediget vnd nach | der in durste, wenn der, der von den Juden gekreucziget wart ? 25 Diser ist werlichen selig, wenn paciens, quia iniquitates por- tauit super lignum ? Ubi relucet mundicia cordis nisi in eo, qui 5 innocens immolatur et ipse cor- da nostra suo precioso sanguine mundauit et lauit? Quis uero pacificus nisi ille, qui est pax nostra, qui fecit vtraque vnum, 10 qui in passione sua pacificauit nos deo sanguine suo? Quis insuper persecucionem pas- sus est propter iusticiam, quam habebat, quam faciebat, quam predicabat, quam siciebat, nisi . ille, qui est à Judeis crucifixus ? im die leut vbel gesprochen ha- : ben vnd auf in lügen. Disz seint die selikait, die er gelert hat zu haben vnd hat beweiset so an im selben vnd mit seinem eigen pilde, wie sie zu erfullen vnd zu volbringen seint. 9 erleuchtet] erscheint M M1 15f. ein Christenhait M M1 6 herczzen Go Hicest uere beatus, cui maledixe- runt homines aduersus eum men- cientes. Hec sunt beatitudines, 2 quas habere docuit et ipse in seipso, qualiter sint adimplende, exemplo suo monstrauit. 11 fridsam M M1 26 vbel gesprochen] gefluchet M M1
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Buch I Kap. 10: Go 97 Daz zehent, daz an dem kreücze vnsers herren er- scheinen die frucht, die der zwelfpot benennet. X. Quod in cruce apparent fructus, quos enumerat apostolus. A UCH seint auf disem baum des kreüczes dise gar susse frucht, die der zwelfpot be- nennet in dem puch zü den Ga- latenses, do er spricht: Die 10 fruht dez gaistes seint libe, frew- de, gedult, lankmutikait, gute, senftmütikait, wolgezogenheit, gelaube’. Wann do selbest ist ein gruntfest dez gelaüben, ein 15 veste aufenthaltunge vnd ein [67ra] gelustikait von dez ge- laüben gegenwurffes vnd seines vnterwurffes wegen, daz ist Chri- stus, wenn in Christowaznicht ge- 20 laube. Darnach volget: die mez- zikait, enthaltung vnd keüsch- eit'. Alle dise dinck erschei- nen gar offenberlichen in der lei- dung Christi an dem kreucze. 25 Vnd do selbest spricht auch der zwelfpot gar eben : Welich men- schen aber Christo seint, die haben ir flaische gekreücziget an vntügenden vnd an posen be- 30 gerungen’, auf die rede daz er offenlichen beweiset, daz die [130va] N hac eciam crucis ar- bore sunt illi suauissi- 5 mi fructus, quos enumerat apos- tolus ad Galathas dicens: Fruc- tus autem Spiritus sancti karitas, gaudium, paciencia, longanimi- tas, bonitas, benignitas, man- 10 swetudo, fides', quia uel est fidei fundamentum et fulcimentum et oblectamentum in racione obiecti et sui subiecti, quia in Christo non fuit fides. Sequitur : 15 modestia, continencia, castitas'. Hec omnia manifestissime relu- cent in passione Christi in cruce. Et non incongrue subdit idem apostolus : Qui autem sunt Chri- 20 sti, carnem suam crucifixerunt cum vicijs et concupiscencijs', scilicet ut manifeste ostendat 1 Kap. 110. Text aus Go. Der Text fehlt in Br N. Uberschrift aus dem Buch I vorangestellten Kapitelregister, während vor Kap. 10 selbst nur steht Daz nevnde capitel B'n Go. Die Texte in M MIR stellen eine selb- ständige Ubersetzung dar. Das zehn das i dë chreucz erscheinë dy zwelf frucht di sãd pauls zelt zu dẽ galathen M ; der Text in MI ist stark gekürzt. 26 gar eben] nicht vn- 2 f. erschinen Go I zehent] newnde Go bequemlich M 29 vntügenden] sündn M
Buch I Kap. 10: Go 97 Daz zehent, daz an dem kreücze vnsers herren er- scheinen die frucht, die der zwelfpot benennet. X. Quod in cruce apparent fructus, quos enumerat apostolus. A UCH seint auf disem baum des kreüczes dise gar susse frucht, die der zwelfpot be- nennet in dem puch zü den Ga- latenses, do er spricht: Die 10 fruht dez gaistes seint libe, frew- de, gedult, lankmutikait, gute, senftmütikait, wolgezogenheit, gelaube’. Wann do selbest ist ein gruntfest dez gelaüben, ein 15 veste aufenthaltunge vnd ein [67ra] gelustikait von dez ge- laüben gegenwurffes vnd seines vnterwurffes wegen, daz ist Chri- stus, wenn in Christowaznicht ge- 20 laube. Darnach volget: die mez- zikait, enthaltung vnd keüsch- eit'. Alle dise dinck erschei- nen gar offenberlichen in der lei- dung Christi an dem kreucze. 25 Vnd do selbest spricht auch der zwelfpot gar eben : Welich men- schen aber Christo seint, die haben ir flaische gekreücziget an vntügenden vnd an posen be- 30 gerungen’, auf die rede daz er offenlichen beweiset, daz die [130va] N hac eciam crucis ar- bore sunt illi suauissi- 5 mi fructus, quos enumerat apos- tolus ad Galathas dicens: Fruc- tus autem Spiritus sancti karitas, gaudium, paciencia, longanimi- tas, bonitas, benignitas, man- 10 swetudo, fides', quia uel est fidei fundamentum et fulcimentum et oblectamentum in racione obiecti et sui subiecti, quia in Christo non fuit fides. Sequitur : 15 modestia, continencia, castitas'. Hec omnia manifestissime relu- cent in passione Christi in cruce. Et non incongrue subdit idem apostolus : Qui autem sunt Chri- 20 sti, carnem suam crucifixerunt cum vicijs et concupiscencijs', scilicet ut manifeste ostendat 1 Kap. 110. Text aus Go. Der Text fehlt in Br N. Uberschrift aus dem Buch I vorangestellten Kapitelregister, während vor Kap. 10 selbst nur steht Daz nevnde capitel B'n Go. Die Texte in M MIR stellen eine selb- ständige Ubersetzung dar. Das zehn das i dë chreucz erscheinë dy zwelf frucht di sãd pauls zelt zu dẽ galathen M ; der Text in MI ist stark gekürzt. 26 gar eben] nicht vn- 2 f. erschinen Go I zehent] newnde Go bequemlich M 29 vntügenden] sündn M
Strana 98
98 selben frucht hangen an dem paume des kreuczes, die solich menschen ergreiffen vnd prechen mügen, die sich Christo enlichen 5 vnd sich an das kreucz heften vnd annageln. Daz eilift, daz in dem lei- den vnsers hern alle sa- crament ir craft zihen, 1 wenn ez gibt die schrift anzüvernemen. V ON diser gar heiligen leidunge zihen auch ire craft di sacra- ment der heiligen kirchen, die 1 vns sein wider alle gaistlich seuchen gar ein hailbere ercze- ney. Auch ist vns die selb lei- dunge ein slussel her Dauits zü vernemen die heiligen geschrift, s») der do aufsleuzzet vnd nymant züsleuzzet, der auch züsleuzzet vndnimantaufsleuzzet. Wannon diseleidungist ez vnmuglichenzü vernemen die heiligen geschrift. 2; Vnd wenn der selbe sluzzel dem gemute wol eingedrucket wirt, so werden alle dink cler vnd licht erscheinen. Nü hebe an an Adam, wie Eua auz seiner Stachel der Liebe | | hos fructus pendere in arbore sancte crucis, quos capere pos- sunt conformantes se ei et af- figentes se cruci. XI. Quod a passione omnia sacramenta trahunt virtu- tem et quod dat intelli- gere scripturas. B hac sacratissima passione 10 A omnia sacramenta ecclesia- stica trahunt virtutem, que sunt nobis contra omnem morbum spiritualem saluberrima medi- cina. Hec eciam est nobis sa- 15 erarum [130""] scripturarum Da- uitica clauis, que aperit, et nemo claudit, claudit, et nemo aperit. Sine hac inpossibile est intrare in sacram scripturam. Et hac 2 bene in mente expressa omnia in luce clarescunt. Incipias ah Adam, et quomodo Eua de la- tere eius formata est, et de ligno uite in medio paradisi et de ymo- ss so Seiten geformet wart, vnd ge- ! dencke auch von dem holcze dez | lebens mitten in dem paradeis Text aus Go. Der Text fehlt in Br N. Übe 7 Kap. I 11. rachrift aus dem Buch I vorangestellten Kapitelregister, während vor Kap. 11 selbst nur steht Daz zehent capitel B'n Go. Die Tezte in M M1 R stellen eine selb- atündige Übersetzung dar. Das ainleft das vo d6 leydn xpi alle sacramet ziehfi ir vrsprück un gibt zu v'sten «li geschrift M 7 eilift] zehent Go
98 selben frucht hangen an dem paume des kreuczes, die solich menschen ergreiffen vnd prechen mügen, die sich Christo enlichen 5 vnd sich an das kreucz heften vnd annageln. Daz eilift, daz in dem lei- den vnsers hern alle sa- crament ir craft zihen, 1 wenn ez gibt die schrift anzüvernemen. V ON diser gar heiligen leidunge zihen auch ire craft di sacra- ment der heiligen kirchen, die 1 vns sein wider alle gaistlich seuchen gar ein hailbere ercze- ney. Auch ist vns die selb lei- dunge ein slussel her Dauits zü vernemen die heiligen geschrift, s») der do aufsleuzzet vnd nymant züsleuzzet, der auch züsleuzzet vndnimantaufsleuzzet. Wannon diseleidungist ez vnmuglichenzü vernemen die heiligen geschrift. 2; Vnd wenn der selbe sluzzel dem gemute wol eingedrucket wirt, so werden alle dink cler vnd licht erscheinen. Nü hebe an an Adam, wie Eua auz seiner Stachel der Liebe | | hos fructus pendere in arbore sancte crucis, quos capere pos- sunt conformantes se ei et af- figentes se cruci. XI. Quod a passione omnia sacramenta trahunt virtu- tem et quod dat intelli- gere scripturas. B hac sacratissima passione 10 A omnia sacramenta ecclesia- stica trahunt virtutem, que sunt nobis contra omnem morbum spiritualem saluberrima medi- cina. Hec eciam est nobis sa- 15 erarum [130""] scripturarum Da- uitica clauis, que aperit, et nemo claudit, claudit, et nemo aperit. Sine hac inpossibile est intrare in sacram scripturam. Et hac 2 bene in mente expressa omnia in luce clarescunt. Incipias ah Adam, et quomodo Eua de la- tere eius formata est, et de ligno uite in medio paradisi et de ymo- ss so Seiten geformet wart, vnd ge- ! dencke auch von dem holcze dez | lebens mitten in dem paradeis Text aus Go. Der Text fehlt in Br N. Übe 7 Kap. I 11. rachrift aus dem Buch I vorangestellten Kapitelregister, während vor Kap. 11 selbst nur steht Daz zehent capitel B'n Go. Die Tezte in M M1 R stellen eine selb- atündige Übersetzung dar. Das ainleft das vo d6 leydn xpi alle sacramet ziehfi ir vrsprück un gibt zu v'sten «li geschrift M 7 eilift] zehent Go
Strana 99
Buch I Kap. 11: Go; Kap. 12: O 99 vnd von dem oppfer Abels vnd von seinem tode. Vnd durchlauff also die ganczen geschrift, ist das- tu sehen wilt, wie die warheit leühtet in dem spigel seiner heiligen leidunge. lacione Abel et morte eius. Et sic per totam scripturam discurre, si uis uidere, quomodo ueritas eius relucet in speculo passionis. Daz czwelfte, wi der mensche sich vbet in der leidunge vnsers herren czu den siben 10 werken der heiligen parm- herczikeit. Capitulum duodecimum. Quomodo in passione excercitatur ad septem opera misericordie. In der selben seligen leidunge er- leüchtet hoch alle volkummen- heit, die schône vnd di czirheit aller 15 engelischen fürsten trône. Wann in der selben leidunge so erleûchtet czu dem ersten di schare der engel, di do genant seint Serafin, di prin- nen in der gôtlichen libe. Ich ge- 20 laube nicht, das alle engel mochten enpfahen mit irer uorstentikeit di gar grosse libe, di got vnser herre gehabt hat czu vns, das er wolde leiden vm vns snôden vnd schalk- 25 haftige knechte. Es scheinet auch in seiner leidunge di schaar der engel, di do heissen Cherubin, di do sein ein clarheit vnd ein uorsten- tikeit der warheit. Ich wais nichtes- so nicht in diser werlde, das di war- heit der heiligen schrift also faste erleüchte vnd das anschawen czu den himelischen dingen also faste erhebe vnd den menschen also N eadem beatissima passione Ieciam resplendet omnis perfeccio, 10 pulchritudo et decor angelice ye- rarchie. Nam in ipsa primo et principaliter refulget ille seraphicus ordo amoris. Non enim credo, quod omnes angeli possent suis intelligen- 15 cijs capere uchemenciam caritatis, quod dominus noster uoluerit talia pati pro nobis vilissimis seruis, ymmo, nequissimis inimicis. Refulget eciam cherubita, speculacio 20 et intelligencia ueritatis. Nichil enim scio in mundo, quod tantum ueritatem scripture elucidet, tan- tum ad contemplandum celestia [131ra] eleuet, tantum ad deum sa- 25 7 Kap. 112. Fehlt in den Hes., die Johanns Ubersetzung bieten. MMIR bringen auf zwei Spalten eine selbständige Ubersetzung in sinnentstellender stärkster Kürzung. Text aus O, Lesarten aus Gol (ältere Ubersetzung aus 17 aller ersten Gol 21 vorstentlich- der mährischen Landschaft). 24 f. snoden keit Gol, v'nunft M 21f. di gabe grosser O 26 seiner] diser Gol knechte vnd schalkhaftigen knechte Gol 34 erhebet Gol 32 duchlcüchtet Gol 7*
Buch I Kap. 11: Go; Kap. 12: O 99 vnd von dem oppfer Abels vnd von seinem tode. Vnd durchlauff also die ganczen geschrift, ist das- tu sehen wilt, wie die warheit leühtet in dem spigel seiner heiligen leidunge. lacione Abel et morte eius. Et sic per totam scripturam discurre, si uis uidere, quomodo ueritas eius relucet in speculo passionis. Daz czwelfte, wi der mensche sich vbet in der leidunge vnsers herren czu den siben 10 werken der heiligen parm- herczikeit. Capitulum duodecimum. Quomodo in passione excercitatur ad septem opera misericordie. In der selben seligen leidunge er- leüchtet hoch alle volkummen- heit, die schône vnd di czirheit aller 15 engelischen fürsten trône. Wann in der selben leidunge so erleûchtet czu dem ersten di schare der engel, di do genant seint Serafin, di prin- nen in der gôtlichen libe. Ich ge- 20 laube nicht, das alle engel mochten enpfahen mit irer uorstentikeit di gar grosse libe, di got vnser herre gehabt hat czu vns, das er wolde leiden vm vns snôden vnd schalk- 25 haftige knechte. Es scheinet auch in seiner leidunge di schaar der engel, di do heissen Cherubin, di do sein ein clarheit vnd ein uorsten- tikeit der warheit. Ich wais nichtes- so nicht in diser werlde, das di war- heit der heiligen schrift also faste erleüchte vnd das anschawen czu den himelischen dingen also faste erhebe vnd den menschen also N eadem beatissima passione Ieciam resplendet omnis perfeccio, 10 pulchritudo et decor angelice ye- rarchie. Nam in ipsa primo et principaliter refulget ille seraphicus ordo amoris. Non enim credo, quod omnes angeli possent suis intelligen- 15 cijs capere uchemenciam caritatis, quod dominus noster uoluerit talia pati pro nobis vilissimis seruis, ymmo, nequissimis inimicis. Refulget eciam cherubita, speculacio 20 et intelligencia ueritatis. Nichil enim scio in mundo, quod tantum ueritatem scripture elucidet, tan- tum ad contemplandum celestia [131ra] eleuet, tantum ad deum sa- 25 7 Kap. 112. Fehlt in den Hes., die Johanns Ubersetzung bieten. MMIR bringen auf zwei Spalten eine selbständige Ubersetzung in sinnentstellender stärkster Kürzung. Text aus O, Lesarten aus Gol (ältere Ubersetzung aus 17 aller ersten Gol 21 vorstentlich- der mährischen Landschaft). 24 f. snoden keit Gol, v'nunft M 21f. di gabe grosser O 26 seiner] diser Gol knechte vnd schalkhaftigen knechte Gol 34 erhebet Gol 32 duchlcüchtet Gol 7*
Strana 100
100 faste erleüchte czu dem smake gotez als di leidunge Cristi Jesu. Do findet man werlichen di fülle der kunst. Vnd do selbest do er- 5 leuchten auch faste gegen der götlichen maicstat di hórlichen engel, di do heissen tróne. Wann also heissen di himclischen geiste di tróne, 10 ruet als in seinem trone. Vnd das tut er durch irr grossen hérlichkeit willen, di si haben gegen der got- lichen maiestate. Wann er ruct auf [20'*] den dimütigen vnd auf 15 den, di seine rede férchten. Vnd also wirt gesprochen, das got rvet in seiner heiligen leidunge als in seinem heiligen trone, dorvm das do gewesen ist di Ybertretende 20 dimütikeit, erberkeit vnd éórunge gegen der gótlichen maiestat. Ich gelaube, das kein erberkeit der engel der gegleichet müge werden. Vnd dorm das ich rede, wann der 25 geist gotes mit vnsern sünden geraiczet wart vnd gemüct, da hat er geruet in der scligen lei- dunge. Dorvm so mag si natür- lichen geheissen scin ein tron, czu 30 dem ersten dorÿm, das got in ir, das ist in iren czeichen, richten wirt di werlt. Wenn so er kurnen wirt di werlt czu richten vm ir schalkheit, so wirt do erscheinen 35 das kreücze, das spér, di dûrneine krone, di nagele, der swammce vnd sülche dink vnd der herre mit seinen masen der wunden vnd wirt 2 Jesu Cristi Go1 10 seinem] eynem Go1 gewissen Go1 | | | dorvm das got in yn ' 4 f. erleuchtet O Gol 18 heiligen fehlt Gol 20 erberkcit] herlichkeit Go 1 Stachel der Liebe piendum illuminet sicut passio Chri- sti. Hic uere inuenitur sciencie ple- nitudo. Hic eciam splendet maxime erga maiestatem diuinam thronica| ?] reuerencia. Sic cnim illi celestes Spiritus throni dicuntur, quia in ipsis uidetur deus tanquam in suo throno quiescere propter nimiam uener&cionem, quam erga diuinam maiestatem habent. Quia ipse quiescit in humiles et trementes ser- mones eius. Sic in beatissima pas- sione domini dicitur dominus tan- quam in suo throno quiescere, quia ibi fuit excellens humilitas, reucren- ci& et veneracio summa erga diui- nam inaicstatem. Nullam credo angelorum reucrenciam posse huic comparari. Et ideo, ut per antro- popatus loquar, quia spiritus dei, peccatis nostris irritatus et inquieta- tus, in hae beatissima passione re- quieuit. Naturalitcr thronus potest appellari, primo quia in ea, id cst in signis cius iudicaturus est mun- : dum. Vnde ad iudicandum [131'*5] mundunmi de sua nequicia apparebit ibi crux, lancea, corona spinea, claui, spongia ct huiusmodi. Et do- minus cum stigmatibus suis clama- 19f. per antropopatus = ‘Gott menschliche Seelenregungen zu- sehreibend’. Der deutsche Text übergeht dieses Wort in Zeile 24. 9 throni Gol, stiill M 19 do gewesen] dy 22 herlichkeit Gol 24 Mit Vnd beginnt Daz XIII cap. mit Alinea und dreizeiligem rotem Grofbuchataben Gol Gol auch Gol herre fehlt Gol 26 da bis 27f. leidunge fehlt O 28f. geheisen sein natürlichen Gol 38 seinen fehlt O 28 Dor*m fehlt 37 sûlche dink vnd) der] seiner O 15 20
100 faste erleüchte czu dem smake gotez als di leidunge Cristi Jesu. Do findet man werlichen di fülle der kunst. Vnd do selbest do er- 5 leuchten auch faste gegen der götlichen maicstat di hórlichen engel, di do heissen tróne. Wann also heissen di himclischen geiste di tróne, 10 ruet als in seinem trone. Vnd das tut er durch irr grossen hérlichkeit willen, di si haben gegen der got- lichen maiestate. Wann er ruct auf [20'*] den dimütigen vnd auf 15 den, di seine rede férchten. Vnd also wirt gesprochen, das got rvet in seiner heiligen leidunge als in seinem heiligen trone, dorvm das do gewesen ist di Ybertretende 20 dimütikeit, erberkeit vnd éórunge gegen der gótlichen maiestat. Ich gelaube, das kein erberkeit der engel der gegleichet müge werden. Vnd dorm das ich rede, wann der 25 geist gotes mit vnsern sünden geraiczet wart vnd gemüct, da hat er geruet in der scligen lei- dunge. Dorvm so mag si natür- lichen geheissen scin ein tron, czu 30 dem ersten dorÿm, das got in ir, das ist in iren czeichen, richten wirt di werlt. Wenn so er kurnen wirt di werlt czu richten vm ir schalkheit, so wirt do erscheinen 35 das kreücze, das spér, di dûrneine krone, di nagele, der swammce vnd sülche dink vnd der herre mit seinen masen der wunden vnd wirt 2 Jesu Cristi Go1 10 seinem] eynem Go1 gewissen Go1 | | | dorvm das got in yn ' 4 f. erleuchtet O Gol 18 heiligen fehlt Gol 20 erberkcit] herlichkeit Go 1 Stachel der Liebe piendum illuminet sicut passio Chri- sti. Hic uere inuenitur sciencie ple- nitudo. Hic eciam splendet maxime erga maiestatem diuinam thronica| ?] reuerencia. Sic cnim illi celestes Spiritus throni dicuntur, quia in ipsis uidetur deus tanquam in suo throno quiescere propter nimiam uener&cionem, quam erga diuinam maiestatem habent. Quia ipse quiescit in humiles et trementes ser- mones eius. Sic in beatissima pas- sione domini dicitur dominus tan- quam in suo throno quiescere, quia ibi fuit excellens humilitas, reucren- ci& et veneracio summa erga diui- nam inaicstatem. Nullam credo angelorum reucrenciam posse huic comparari. Et ideo, ut per antro- popatus loquar, quia spiritus dei, peccatis nostris irritatus et inquieta- tus, in hae beatissima passione re- quieuit. Naturalitcr thronus potest appellari, primo quia in ea, id cst in signis cius iudicaturus est mun- : dum. Vnde ad iudicandum [131'*5] mundunmi de sua nequicia apparebit ibi crux, lancea, corona spinea, claui, spongia ct huiusmodi. Et do- minus cum stigmatibus suis clama- 19f. per antropopatus = ‘Gott menschliche Seelenregungen zu- sehreibend’. Der deutsche Text übergeht dieses Wort in Zeile 24. 9 throni Gol, stiill M 19 do gewesen] dy 22 herlichkeit Gol 24 Mit Vnd beginnt Daz XIII cap. mit Alinea und dreizeiligem rotem Grofbuchataben Gol Gol auch Gol herre fehlt Gol 26 da bis 27f. leidunge fehlt O 28f. geheisen sein natürlichen Gol 38 seinen fehlt O 28 Dor*m fehlt 37 sûlche dink vnd) der] seiner O 15 20
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Buch I Kap. 12: O schreien: "'Secht, welehe dink han ich gceliden uon eüch, in euch vnd vm etich! Vnd doch so seit ir vndanknem gewesen vnd habet si. uorsmehet. Ir habt mein pein vnd mein smocheit uor nichte ge- wegen. Vnd dorvm so geet ir uorfluchten in das ewige fewer! Auch erscheinet in seiner leidunge 10 di siezunge seiner herlichkeit in den engeln, di do heissen domina- ciones. Wann er hat sich gedi- mütigt vnd ist worden gchorsam bis in den tot, das was der tot des 15 kreüczes. Vnd dorvm hat yn got erhóhet. Vnd do selbst erscheinet di siczunge des gewaldes. Wann er hat den selben gótlichen gewalt, uon dem gesprochen ist: ‘Es ist 20 nyndert ein gewalt auf ertreiche, der ym gleich sei.’ Er hat ym den selben gewalt vntertenig [20%] ge- machcet mit dcm galgen des kreuczes vnd hat den tot sterbende uorter- 25 het. Es derscheinet auch in der selben seligen leidunge eine wirk- liche wirkunge der tugent. Vnd do ist gewesen di durchgeende vnd czuczihende ereftige tugent der 30 herezen. Vnd dorvm ist czu merken, das er sprach: ‘Wenn ich erhaben werde uon dem ertreiche, so wil ich alle dink czihen czu mir, dorvm das wir gelauben, 35 das das, das wir liphaben, das wir das vns mit nichte czuczihen mügen. "Wann nymant ezu mir kumen mag, er werde denne gcezogen'. Vnd doran so merket man di bewegunge, 4» di nicht in dem gewalde vnsers willen ist, sunder in dem gecwalde 3 doch so] des Gol 21 habeO Gol 32 erhdhet Gol 36 vns das Gol 2 in euch fehlt O 20 nyndert ein] nyrent Go? 28 durchgenende Gol 35 nur zwei das Gol 101 bit: ‘Videte, qualia a uobis, in uo- bis, pro uobis passus sum! Et tam ingrati omnia contempsistis et pro nichilo penam et ignominiam meam duxistis. Ite ergo, maledicti, in 5 ignem eternum! In hac eciam re- lucet dominacionum presidencia. Humiliauit enim semetipsum, factus obediens usque ad mortem, mortein autem crucis. Propter quod et deus exaltauit illum. Ibi eciam resplendet potestatum residencia, quia illam di&abolicam potestatem, de qua dici- tur, quod non est potestas super ter- ram, que comparetur ei, uictorio- sissime sibi subiugauit per patibu- lum erucis, et mortem moriendo destruxit. Refulget eciam ibi vir- tutum efficix operacio. Et precipuum ibi fuit virtus cordium penetratiua 20 et attractiua. Vnde cst illud: *Cumexaltatus fuero aterra',idoo, ut credamus, quod id, quod diligimus, nullomodo nobis attribuamus. *Quia nemo uenit nisi tractus. In quo 25 [131"*] notatur motus non uolun- tarius ex parte nostra, sed pocius 9 seiner] der O ym] yn Go1 277 der fehlt Go1 33 f. czu mir ezihen Gol 37 czu mir fehlt Gol
Buch I Kap. 12: O schreien: "'Secht, welehe dink han ich gceliden uon eüch, in euch vnd vm etich! Vnd doch so seit ir vndanknem gewesen vnd habet si. uorsmehet. Ir habt mein pein vnd mein smocheit uor nichte ge- wegen. Vnd dorvm so geet ir uorfluchten in das ewige fewer! Auch erscheinet in seiner leidunge 10 di siezunge seiner herlichkeit in den engeln, di do heissen domina- ciones. Wann er hat sich gedi- mütigt vnd ist worden gchorsam bis in den tot, das was der tot des 15 kreüczes. Vnd dorvm hat yn got erhóhet. Vnd do selbst erscheinet di siczunge des gewaldes. Wann er hat den selben gótlichen gewalt, uon dem gesprochen ist: ‘Es ist 20 nyndert ein gewalt auf ertreiche, der ym gleich sei.’ Er hat ym den selben gewalt vntertenig [20%] ge- machcet mit dcm galgen des kreuczes vnd hat den tot sterbende uorter- 25 het. Es derscheinet auch in der selben seligen leidunge eine wirk- liche wirkunge der tugent. Vnd do ist gewesen di durchgeende vnd czuczihende ereftige tugent der 30 herezen. Vnd dorvm ist czu merken, das er sprach: ‘Wenn ich erhaben werde uon dem ertreiche, so wil ich alle dink czihen czu mir, dorvm das wir gelauben, 35 das das, das wir liphaben, das wir das vns mit nichte czuczihen mügen. "Wann nymant ezu mir kumen mag, er werde denne gcezogen'. Vnd doran so merket man di bewegunge, 4» di nicht in dem gewalde vnsers willen ist, sunder in dem gecwalde 3 doch so] des Gol 21 habeO Gol 32 erhdhet Gol 36 vns das Gol 2 in euch fehlt O 20 nyndert ein] nyrent Go? 28 durchgenende Gol 35 nur zwei das Gol 101 bit: ‘Videte, qualia a uobis, in uo- bis, pro uobis passus sum! Et tam ingrati omnia contempsistis et pro nichilo penam et ignominiam meam duxistis. Ite ergo, maledicti, in 5 ignem eternum! In hac eciam re- lucet dominacionum presidencia. Humiliauit enim semetipsum, factus obediens usque ad mortem, mortein autem crucis. Propter quod et deus exaltauit illum. Ibi eciam resplendet potestatum residencia, quia illam di&abolicam potestatem, de qua dici- tur, quod non est potestas super ter- ram, que comparetur ei, uictorio- sissime sibi subiugauit per patibu- lum erucis, et mortem moriendo destruxit. Refulget eciam ibi vir- tutum efficix operacio. Et precipuum ibi fuit virtus cordium penetratiua 20 et attractiua. Vnde cst illud: *Cumexaltatus fuero aterra',idoo, ut credamus, quod id, quod diligimus, nullomodo nobis attribuamus. *Quia nemo uenit nisi tractus. In quo 25 [131"*] notatur motus non uolun- tarius ex parte nostra, sed pocius 9 seiner] der O ym] yn Go1 277 der fehlt Go1 33 f. czu mir ezihen Gol 37 czu mir fehlt Gol
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102 gotes. In der scligen leidunge erscheinet auch di firstenliche schikunge. Wann sein firstenlicher gewalt ist erschynen auf seinen s schuldern. Do selbst grunet der erczongel offenbarunge. Wann di heimliche schrift vnd gotliche heimlichkeit werden geoffenbaret mit der auftuvnge der seiten Jesu 10 Christi. Vnd dorým rays pillichen der vmhanc des tempels in seinem tode, das di dink, di in der heim- likeit der heiligen waren, offenbar erschinen mit den uorgesprochen 15 pilden. Di loidunge Cristi hat mit der ordenunge der engel, di do was, ein ezymliches vnd ein wol : czugefigtes werk, nicht alleine selen czu erlóscn, sunder auch czu 20 schiken vnd czu orden czu einer , widerpringunge des engelischen falles. Werlichen, er ist cnczunt worden in einer enczindunge der libe gegen gote vnd gegen seinem 25 nehsten vnd ward cnczundet in allen [207] dingen durch der grossen libe willen, di an dem kreücze er- schayn. Vnd also wurden di leüte wider gegeben vnd werden noch so wider gegeben, di do gefuget sein ezu der hohen ordenunge der engel, di do genant sein Serafin. Auch werden di leüte erleüchtet mit der uorgesprochen lauterkeit czu der 35 gótlichen werlichen bekentlichkeit, so si ansehen vnd beschawen vnd gefiget scin czu der widerprengungo der engel, di do genant seint Che- rubin. Auch werden di leüte mit 40 grosser demütikeit vnd hérlich- keit vnd Śrunge gegen gotes al- 7 hymelische Gol 5 grunet] ruet Gol hanc ader das vel Gol tempel O ligen O, heiligen leidvnge Go1 27 libe] sünden O | | | | | waren fehlt Go1 Stachel der Liebe violentus. Clarescit eciam ibi prin- cipatuum regimen, quia factus est principatus super humerum eius. Ibi eciam virescit archangelorum reuelacio, quia occulte scripture et 5; diuinorum misteriorum secreta pan- duntur per apercionem lateris Chri- sti. Et ideo in eius morte merito ue- lum templi scissum est, et apparue- runt, que erant in sanctis sancto- rum. Per has eciam predictas con- formitates, quas habet passio Christi cum angelorum ordinibus, conuc- nientissimum et aptissimum opus fuit, non solum animas redimere, sed eciam ad reparacionem ruine angelice disponere et ordinare. Vere propter nimiam caritatem, que splendebat in cruce, incendium amoris erga deum et proximum in 20 omnibus accendebatur, et sic redde- bantur et adhue redduntur apti ad supereminentem seraphiticum ordinem. Eciam in hae expresse illuminantur homines ipsum con- 25 templantes ad diuine ueritatis cog- nicionem, et ideo apti ad cognicio- nem et restauracionem Cherubin. Eciam per magnam humilitatem et reuerenciam et veneracionem erga % 9 vftvnde Gol 11 vm- 12 f. heilikeit O Gol 13 heim- 14 erscheinen Gol
102 gotes. In der scligen leidunge erscheinet auch di firstenliche schikunge. Wann sein firstenlicher gewalt ist erschynen auf seinen s schuldern. Do selbst grunet der erczongel offenbarunge. Wann di heimliche schrift vnd gotliche heimlichkeit werden geoffenbaret mit der auftuvnge der seiten Jesu 10 Christi. Vnd dorým rays pillichen der vmhanc des tempels in seinem tode, das di dink, di in der heim- likeit der heiligen waren, offenbar erschinen mit den uorgesprochen 15 pilden. Di loidunge Cristi hat mit der ordenunge der engel, di do was, ein ezymliches vnd ein wol : czugefigtes werk, nicht alleine selen czu erlóscn, sunder auch czu 20 schiken vnd czu orden czu einer , widerpringunge des engelischen falles. Werlichen, er ist cnczunt worden in einer enczindunge der libe gegen gote vnd gegen seinem 25 nehsten vnd ward cnczundet in allen [207] dingen durch der grossen libe willen, di an dem kreücze er- schayn. Vnd also wurden di leüte wider gegeben vnd werden noch so wider gegeben, di do gefuget sein ezu der hohen ordenunge der engel, di do genant sein Serafin. Auch werden di leüte erleüchtet mit der uorgesprochen lauterkeit czu der 35 gótlichen werlichen bekentlichkeit, so si ansehen vnd beschawen vnd gefiget scin czu der widerprengungo der engel, di do genant seint Che- rubin. Auch werden di leüte mit 40 grosser demütikeit vnd hérlich- keit vnd Śrunge gegen gotes al- 7 hymelische Gol 5 grunet] ruet Gol hanc ader das vel Gol tempel O ligen O, heiligen leidvnge Go1 27 libe] sünden O | | | | | waren fehlt Go1 Stachel der Liebe violentus. Clarescit eciam ibi prin- cipatuum regimen, quia factus est principatus super humerum eius. Ibi eciam virescit archangelorum reuelacio, quia occulte scripture et 5; diuinorum misteriorum secreta pan- duntur per apercionem lateris Chri- sti. Et ideo in eius morte merito ue- lum templi scissum est, et apparue- runt, que erant in sanctis sancto- rum. Per has eciam predictas con- formitates, quas habet passio Christi cum angelorum ordinibus, conuc- nientissimum et aptissimum opus fuit, non solum animas redimere, sed eciam ad reparacionem ruine angelice disponere et ordinare. Vere propter nimiam caritatem, que splendebat in cruce, incendium amoris erga deum et proximum in 20 omnibus accendebatur, et sic redde- bantur et adhue redduntur apti ad supereminentem seraphiticum ordinem. Eciam in hae expresse illuminantur homines ipsum con- 25 templantes ad diuine ueritatis cog- nicionem, et ideo apti ad cognicio- nem et restauracionem Cherubin. Eciam per magnam humilitatem et reuerenciam et veneracionem erga % 9 vftvnde Gol 11 vm- 12 f. heilikeit O Gol 13 heim- 14 erscheinen Gol
Strana 103
Buch I Kap. 12: O mechtikeit, di in der selben lei- dunge was, faste gereyczet czu einem sülchen. "Vnd also werden si gcfüget czu der widerprengunge 5der engel, di do gcnant sein di tróne, czu einem pilde der selben Ÿbertretenden herschaft, uon der gesprochen ist: ‘Got hat yn dorým erhaben vnd hat ym gegeben einen 10 namen, der do ist vber alle namen’, das ist: ‘In dem selben namen Jesu müssen sich pigen alle kny, di himelischen, di irdischen vnd di hellischen. Auch werden di leüte 15 gerayczet, das si wellen init leip- licher kestigunge vnd uorserunge den sünden vnd der begerunge herschen vnd wellen alle liste ires leiplichen gemütes czemen, 2% das nicht müssiges, nicht vnórden- liches tûrre der redlichkeit des menschen hérschen, sunder alle dink 103 dei maiestatem, que fuit in dei pas- sione, prouocantur homines ad con- simile, ut sic apti sint ad trono- rum reparacionem. Exemplo enim illius excellentissime dominacionis, e ' de qua dietum est: 'Propter quod uon des gerechten gerichtes wegen ' der selben begerunge di kny peügen. . 25 Vnd also werden si gefiget czu der . widerprengunge der ordenunge der engel, di do heissen dominaciones. et deus exeltauit illum', homines prouocantur ut macera- cionibus et affliccionibus corpora- libus nitantur uicijs et concupis- ceneijs dominari et omnem sibi animi appetitum subiugare, ut nil ociosum, nil inordinatum presume- ret in racione hominis dominari, sed omnis recto iudi[131'P]cio hominis huius appetituum genua flectantur. Et sic apti sunt ad reparacionem ordinis dominacionum. Ut autem breuiter pertranseam: sic per reli- i quos ordines discurre, siue per zg Das ich aber müge kürezlich výber- ; laufen: der uolkumenheit, als es ist mit der widerhaldunge gegen der teüfe- lischen anfechtunge vnd trügnüsse. Czu der ordennunge der engel, di 35 do genant sein potestaten, magstu gefüget werden mit tugentlichen werken vnd mit einem tugent- lichen leben. Czu der schär der engel, di do genant sein virtutes, 40 mit der vleizzigen schikunge alle deiner sinne vnd alle deiner nidristen 11 ist fehlt Gol Gol 29 mit der Gol Macht dy Go! mit orden[21'*]unge dor | 30 andern engel, es sei mit ordenunge | 17 siinden herschen Gol 27 heissen] geheisen sein Gol 30 mit der Gol 40 vleizzigen fehlt O ordinem perfeccionis ut supra, soi- licet per resistenciam contra dya- bolicas teinptaciones et fraudes ad potestates, et per uirtuosas opera- ciones et conuersaciones ad uirtutes, 25 per diligens regimen omnium sen- suum tuorum et motuum inferio- 18 herschen fehlt 28 kurczlichen mige Gol 85 potestates Gol magstu] 41 aller Gol
Buch I Kap. 12: O mechtikeit, di in der selben lei- dunge was, faste gereyczet czu einem sülchen. "Vnd also werden si gcfüget czu der widerprengunge 5der engel, di do gcnant sein di tróne, czu einem pilde der selben Ÿbertretenden herschaft, uon der gesprochen ist: ‘Got hat yn dorým erhaben vnd hat ym gegeben einen 10 namen, der do ist vber alle namen’, das ist: ‘In dem selben namen Jesu müssen sich pigen alle kny, di himelischen, di irdischen vnd di hellischen. Auch werden di leüte 15 gerayczet, das si wellen init leip- licher kestigunge vnd uorserunge den sünden vnd der begerunge herschen vnd wellen alle liste ires leiplichen gemütes czemen, 2% das nicht müssiges, nicht vnórden- liches tûrre der redlichkeit des menschen hérschen, sunder alle dink 103 dei maiestatem, que fuit in dei pas- sione, prouocantur homines ad con- simile, ut sic apti sint ad trono- rum reparacionem. Exemplo enim illius excellentissime dominacionis, e ' de qua dietum est: 'Propter quod uon des gerechten gerichtes wegen ' der selben begerunge di kny peügen. . 25 Vnd also werden si gefiget czu der . widerprengunge der ordenunge der engel, di do heissen dominaciones. et deus exeltauit illum', homines prouocantur ut macera- cionibus et affliccionibus corpora- libus nitantur uicijs et concupis- ceneijs dominari et omnem sibi animi appetitum subiugare, ut nil ociosum, nil inordinatum presume- ret in racione hominis dominari, sed omnis recto iudi[131'P]cio hominis huius appetituum genua flectantur. Et sic apti sunt ad reparacionem ordinis dominacionum. Ut autem breuiter pertranseam: sic per reli- i quos ordines discurre, siue per zg Das ich aber müge kürezlich výber- ; laufen: der uolkumenheit, als es ist mit der widerhaldunge gegen der teüfe- lischen anfechtunge vnd trügnüsse. Czu der ordennunge der engel, di 35 do genant sein potestaten, magstu gefüget werden mit tugentlichen werken vnd mit einem tugent- lichen leben. Czu der schär der engel, di do genant sein virtutes, 40 mit der vleizzigen schikunge alle deiner sinne vnd alle deiner nidristen 11 ist fehlt Gol Gol 29 mit der Gol Macht dy Go! mit orden[21'*]unge dor | 30 andern engel, es sei mit ordenunge | 17 siinden herschen Gol 27 heissen] geheisen sein Gol 30 mit der Gol 40 vleizzigen fehlt O ordinem perfeccionis ut supra, soi- licet per resistenciam contra dya- bolicas teinptaciones et fraudes ad potestates, et per uirtuosas opera- ciones et conuersaciones ad uirtutes, 25 per diligens regimen omnium sen- suum tuorum et motuum inferio- 18 herschen fehlt 28 kurczlichen mige Gol 85 potestates Gol magstu] 41 aller Gol
Strana 104
104 Stachel der Liebe bewegunge vnd auch ander leûte, ab si czu geschiket sein. Czu den engeln, di genant seint princzi- patus, magstu gefüget werden mit der offenbarunge der notturft, vnd mit der notturft deiner nehsten czu den engeln, di do geheissen sein archangeli. Man mag auch ein ander sache kürczlichen merken, 10 worým di leidunge Cristi wirdig gewesen ist czu einer widerpren- gunge der engel. Vnd das merke wir also. Wann rechte als si mit der hôchsten turstikeit vnd hoffart 15 gefallen sein, also solden di uor- gesprochen kôre der engel mit grosser nyderunge vnd dimůtikeit des gekreûczigten Cristi, der do got vnd monsche was, aus den 20 menschen in iren uornichten vnd dimůtigen augen den selben kor der engel wider prengen. Dorvber das ambt der erczengel vnd der engel, das in der selben leidunge wirt 25 bedeûtet, als gesprochen ist, das beczaichent in den seligen menschen di czirde der guldein crône, di do angehôret di lerer vnd prediger, di marterer vnd die iunkfrawen. Wann Cristus [211b] hat geleret auf dem meisterlichen stule des heiligen kreüczes vnd ist gewesen ein haubt der mertrer vnd ein iunkfrawe. Vnd dorým hat er di iunkfrawe 35 oiner iunkfrawen befolhen. Du salt wissen, das di fûlle der eren der seligen nicht alleine derscheinet in der seligen leidunge, sunder si fleûsset auch aus irem lone. Vnd 40 do můge wir eigentlichen uon sprechen, das Cristus mit dem auf- tun seiner seiten hat uordinet den 5 30 rum et eciam aliorum hominum, si ad ipsum spectant. Ad principatus per reuelacionem necessitatum, et per indigenciam proximorum ad archangelos. Potes et aliam bre- uem assignare racionem, quare pas- sio Christi ydonea fuit ad reparacio- nem angelorum, quod, sicud illi per presumpcionem et superbiam ceciderunt, ita per infimam exinani- 10 cionem et humiliacionem Christi. crucifixi dei et hominis, debuerunt predicti ordines ex hominibus in suis oculis abiectis et humilibus re- parari. Officio insuper angelorum. 15 archangelorum, quod representatur in illa passione, ut dictum est, cor- respondet in hominibus beatis decor aureole, que debetur doctoribus et predicatoribus, martiribus et vir- 20 ginibus. Nam Christus in cathedra crucis docuit et martirum caput fuit. Ecce, virgo virginem virgini com- mendauit. Non solum autem ip- 25 sorum beatorum plenitudo glorie refulget in hac beatissima passione. sed eciam ab ipsa meritorie e[ 132ra]. manat, et ut appropriate loquamur: per apercionem lateris meruit sanc- 30 4 magstu] macht dy Gol 8 archengeli Gol 2 dir geschiket O 19 dem O Gol 21 iren augen Gol 12. Vnd fehlt Gol 28 angehôren di leren O Gol 35 der iunkfrawen Gol koren
104 Stachel der Liebe bewegunge vnd auch ander leûte, ab si czu geschiket sein. Czu den engeln, di genant seint princzi- patus, magstu gefüget werden mit der offenbarunge der notturft, vnd mit der notturft deiner nehsten czu den engeln, di do geheissen sein archangeli. Man mag auch ein ander sache kürczlichen merken, 10 worým di leidunge Cristi wirdig gewesen ist czu einer widerpren- gunge der engel. Vnd das merke wir also. Wann rechte als si mit der hôchsten turstikeit vnd hoffart 15 gefallen sein, also solden di uor- gesprochen kôre der engel mit grosser nyderunge vnd dimůtikeit des gekreûczigten Cristi, der do got vnd monsche was, aus den 20 menschen in iren uornichten vnd dimůtigen augen den selben kor der engel wider prengen. Dorvber das ambt der erczengel vnd der engel, das in der selben leidunge wirt 25 bedeûtet, als gesprochen ist, das beczaichent in den seligen menschen di czirde der guldein crône, di do angehôret di lerer vnd prediger, di marterer vnd die iunkfrawen. Wann Cristus [211b] hat geleret auf dem meisterlichen stule des heiligen kreüczes vnd ist gewesen ein haubt der mertrer vnd ein iunkfrawe. Vnd dorým hat er di iunkfrawe 35 oiner iunkfrawen befolhen. Du salt wissen, das di fûlle der eren der seligen nicht alleine derscheinet in der seligen leidunge, sunder si fleûsset auch aus irem lone. Vnd 40 do můge wir eigentlichen uon sprechen, das Cristus mit dem auf- tun seiner seiten hat uordinet den 5 30 rum et eciam aliorum hominum, si ad ipsum spectant. Ad principatus per reuelacionem necessitatum, et per indigenciam proximorum ad archangelos. Potes et aliam bre- uem assignare racionem, quare pas- sio Christi ydonea fuit ad reparacio- nem angelorum, quod, sicud illi per presumpcionem et superbiam ceciderunt, ita per infimam exinani- 10 cionem et humiliacionem Christi. crucifixi dei et hominis, debuerunt predicti ordines ex hominibus in suis oculis abiectis et humilibus re- parari. Officio insuper angelorum. 15 archangelorum, quod representatur in illa passione, ut dictum est, cor- respondet in hominibus beatis decor aureole, que debetur doctoribus et predicatoribus, martiribus et vir- 20 ginibus. Nam Christus in cathedra crucis docuit et martirum caput fuit. Ecce, virgo virginem virgini com- mendauit. Non solum autem ip- 25 sorum beatorum plenitudo glorie refulget in hac beatissima passione. sed eciam ab ipsa meritorie e[ 132ra]. manat, et ut appropriate loquamur: per apercionem lateris meruit sanc- 30 4 magstu] macht dy Gol 8 archengeli Gol 2 dir geschiket O 19 dem O Gol 21 iren augen Gol 12. Vnd fehlt Gol 28 angehôren di leren O Gol 35 der iunkfrawen Gol koren
Strana 105
Buch I Kap. 12: O heiligen ein offenbar anschawen, ' mit den genagelten henden vnd ' füssen hat er uordinet ein feste behaldunge, mit dem kosten des s essiges vnd der galle di fille der libe. Vnd das geschach, do yn durste. Mit dem twingen der pant hat er uordinet wirklichkeit. Mit 10 speiunge hat er uordinet der sunnen clarheit, init seinem tode vntót- seinem gr&be behendikeit, mit der dürneyn krone hat er uordinet 15 nicht alleine di guldein krone, sunder auch di schóne der guldein krone den dreierlei leüten, iunkfravn, den martrern vnd den lerern. Vnd ich gelaub, alles, 20 das wir gesprechen mügen, das sei in diser seligen leidunge ein YVbertretende materie der eren, ein grosse freüde der engel vnd der seligen menschen. — So di leüte 25 sehen, das si mit der selben lei- dunge erlost sein, so treten si uon grossen freüden aus yn selben in got vnd erkennen in ir den vnuol- sprechenlichen gewalt vnd weis- so heit vnd auch di vngemessene mildikeit gotes. Es wirt auch in der selben seligen leidunge geoffen- baret di oberhimelische ie[21Y*]. rarchia, di selber der got ist. Mit 35 der erscheinet di hóchste mechtikeit gzotes, weishcit, genemheit vnd seine inildikeit in der leidunge scines svnes vnd in der erlósunge, in der gerechtmachunge, in der 105 tis uisionem apertam, per pedum et manuum conclauacionem tenen- ' eiam firmam, per gustacionem aceti et fellis inebriacionem amoris, et hoc per sitim. Per coartacionem 5 ligaminum meruit nobis agilitatem, per illusionem sputorum solis clari- . tatem, per mortem et passibilita- der uorspottunge vnd der uor- : tem immortalitatem, per inclusio- nem in sepulcro subtilitatem, per . coronam spineam non solum auree, lichkeit, mit der beslissunge in : sed eciam aureole uenustatem illis tribus generibus hominum, virgi- num, martirum et doctorum. Et quidquid dicamus, credo, quod in — w . beatissima passione sit materia ex- den ' | | | | | | | cellentissime glorie, eciam inimensi gaudij tem hominum quam ange- lorum beatorum. Homines enim uidentes se per illam passionem : redemptos gaudent et totaliter in deum excedunt, cognoscentes in ea tem potenciam quam sa&pienciam inestimabilem et inmensam clemen- ciam deisui. Supercelestis eciam, sci- licet ierarchia, que deus est, mańi- festatur in hao beatissima passione, in qua refulget dei potencia summa sapienciaque, beniuolencia et cle- mencia eius, scilicet tolerando ot 30 liberando, iustificando et susten- Е (——— — - - .. 2 handen O 3 f. vestes behalden Go1 10 er vns Go1 1Lf. vii sterblichkeit Go1 12f. seinem vorslizzen in dem grabe Go1 14 er vns Gol 21 disem seligen leiden Go1 22 vnd ein Gol 26 uon| vor Gol 28 ir] im Go1 got] güte Gol erleuchtunge des stnders Go] 34 di selber] in der selben O, di selbe Go1 36 genemheit fehlt Gol 37f. leidunge seines svnes) 39 rechtmachvnge Gol
Buch I Kap. 12: O heiligen ein offenbar anschawen, ' mit den genagelten henden vnd ' füssen hat er uordinet ein feste behaldunge, mit dem kosten des s essiges vnd der galle di fille der libe. Vnd das geschach, do yn durste. Mit dem twingen der pant hat er uordinet wirklichkeit. Mit 10 speiunge hat er uordinet der sunnen clarheit, init seinem tode vntót- seinem gr&be behendikeit, mit der dürneyn krone hat er uordinet 15 nicht alleine di guldein krone, sunder auch di schóne der guldein krone den dreierlei leüten, iunkfravn, den martrern vnd den lerern. Vnd ich gelaub, alles, 20 das wir gesprechen mügen, das sei in diser seligen leidunge ein YVbertretende materie der eren, ein grosse freüde der engel vnd der seligen menschen. — So di leüte 25 sehen, das si mit der selben lei- dunge erlost sein, so treten si uon grossen freüden aus yn selben in got vnd erkennen in ir den vnuol- sprechenlichen gewalt vnd weis- so heit vnd auch di vngemessene mildikeit gotes. Es wirt auch in der selben seligen leidunge geoffen- baret di oberhimelische ie[21Y*]. rarchia, di selber der got ist. Mit 35 der erscheinet di hóchste mechtikeit gzotes, weishcit, genemheit vnd seine inildikeit in der leidunge scines svnes vnd in der erlósunge, in der gerechtmachunge, in der 105 tis uisionem apertam, per pedum et manuum conclauacionem tenen- ' eiam firmam, per gustacionem aceti et fellis inebriacionem amoris, et hoc per sitim. Per coartacionem 5 ligaminum meruit nobis agilitatem, per illusionem sputorum solis clari- . tatem, per mortem et passibilita- der uorspottunge vnd der uor- : tem immortalitatem, per inclusio- nem in sepulcro subtilitatem, per . coronam spineam non solum auree, lichkeit, mit der beslissunge in : sed eciam aureole uenustatem illis tribus generibus hominum, virgi- num, martirum et doctorum. Et quidquid dicamus, credo, quod in — w . beatissima passione sit materia ex- den ' | | | | | | | cellentissime glorie, eciam inimensi gaudij tem hominum quam ange- lorum beatorum. Homines enim uidentes se per illam passionem : redemptos gaudent et totaliter in deum excedunt, cognoscentes in ea tem potenciam quam sa&pienciam inestimabilem et inmensam clemen- ciam deisui. Supercelestis eciam, sci- licet ierarchia, que deus est, mańi- festatur in hao beatissima passione, in qua refulget dei potencia summa sapienciaque, beniuolencia et cle- mencia eius, scilicet tolerando ot 30 liberando, iustificando et susten- Е (——— — - - .. 2 handen O 3 f. vestes behalden Go1 10 er vns Go1 1Lf. vii sterblichkeit Go1 12f. seinem vorslizzen in dem grabe Go1 14 er vns Gol 21 disem seligen leiden Go1 22 vnd ein Gol 26 uon| vor Gol 28 ir] im Go1 got] güte Gol erleuchtunge des stnders Go] 34 di selber] in der selben O, di selbe Go1 36 genemheit fehlt Gol 37f. leidunge seines svnes) 39 rechtmachvnge Gol
Strana 106
106 erqwikunge vnd in der erho- hungo. Ich spreche, als wir etliche gemaine dine sehen, daz in der leidunge geoffenbaret wirt di gót- 5liche sterke vnd seine mildikeit an dem, das er den sünder leidet. Aber was? Das der, der got ist aller ereaturen vnd beheldet alle dink, als wir wissen, das an seine 10 hende alle dink ezu nichte würden, behilt geduldiclichen den sünder vm nicht vnd würde also uortriben, wann er doch vberal was, ader würde gcpunden, der vngemessen 15 was, ader würde gogeiselt, der do érlich was, ader gchalslaget, der di werlt gesceppfot hat, ader uor- speiet der ewigo schein, ader ge- smehet der fater der vngemessen 20 gute, ader gevrtoilot der richter des vngemessen gewaldoes, gekreü- ezigt der herre der ewigen vreiheit, getrenket mit essig vnd mit galle der prunne der vngemessen süssi- 25 keit, uorseret di freüde der engel, getótet das leben der lebendigen, mit dorne gekronet di krone der eren, di seiten aufgetan dem künige der vngemessen mildikeit, vnder so dem Steine begraben di sunne der gerechtikeit. Das hat er alles uon den schalkhaftigen Juden dureh der sünder willen geliden geduldiclichen vnd hat fur si ge- ss peten. Das ist alles gewesen uon seinem vngemessen gewalde vnd 3 gemaine] geneme Gol Gol 11 er beheldet Gol Gol wart Gol 15 ader würde] Er wart Gol wart Gol 18f. gesmehet wart Gol waldes fehlt Gol 25 wart vorseret Gol mit dem gedürne Go1 also fehlt Go1 16 ader] Er wart Gol 18 der der ewige schein was Gol 20 ader] vnd Gol 22 vreiheit] warheit O 26 wart getdtet Gol 28 wart aufgetan Gol | | 7 was] das Gol 12 vm nicht] Er hat geliden vm sist Stachel der Liebe tando in magnificando. Dico, ut aliqua communia videamus, quod in hoe manifestatur fortitudo dei et clemencia in tolerando. Quid au- tem? Qui est deus omnium et s omnia conseruat, sine cuius manu omnia rediguntur in nichilum, su- stinuit pacienter effuga[132!b]ri, qui ubique erat, ligari, qui inmensus erat, flagellari, qui gloriosus erat, alapari, qui mundum creauerat. eonspui splendor eternus, blasphe- mari pater inmense bonitatis, adiu- dieari iudex infinite potestatis, cru- cifigi dominus eterne libertatis, aceto et felle potari fons inmense suauitatis, gaudium angelorum af- fligi, uita uiuencium occidi, spinis coronari glorie corona, latus aperiri inmense clemencie rex, in lapide 30 sepoliri sol iusticie. Hec omni& & nequissimis hominibus pro eis pu- cienter sustinere, ymmo, pro eis orare fuit potestatis inmense, to- lerancie, bonitatis et clemencie in- 25 10 9f. seinen henden 13f. ader würde] Er wart Go1 17 ader] Er ader fehlt Gol 21 des] der Gol ge- 23 wart getrenket Gol der] des O 27 wart 30 wart begraben Gol
106 erqwikunge vnd in der erho- hungo. Ich spreche, als wir etliche gemaine dine sehen, daz in der leidunge geoffenbaret wirt di gót- 5liche sterke vnd seine mildikeit an dem, das er den sünder leidet. Aber was? Das der, der got ist aller ereaturen vnd beheldet alle dink, als wir wissen, das an seine 10 hende alle dink ezu nichte würden, behilt geduldiclichen den sünder vm nicht vnd würde also uortriben, wann er doch vberal was, ader würde gcpunden, der vngemessen 15 was, ader würde gogeiselt, der do érlich was, ader gchalslaget, der di werlt gesceppfot hat, ader uor- speiet der ewigo schein, ader ge- smehet der fater der vngemessen 20 gute, ader gevrtoilot der richter des vngemessen gewaldoes, gekreü- ezigt der herre der ewigen vreiheit, getrenket mit essig vnd mit galle der prunne der vngemessen süssi- 25 keit, uorseret di freüde der engel, getótet das leben der lebendigen, mit dorne gekronet di krone der eren, di seiten aufgetan dem künige der vngemessen mildikeit, vnder so dem Steine begraben di sunne der gerechtikeit. Das hat er alles uon den schalkhaftigen Juden dureh der sünder willen geliden geduldiclichen vnd hat fur si ge- ss peten. Das ist alles gewesen uon seinem vngemessen gewalde vnd 3 gemaine] geneme Gol Gol 11 er beheldet Gol Gol wart Gol 15 ader würde] Er wart Gol wart Gol 18f. gesmehet wart Gol waldes fehlt Gol 25 wart vorseret Gol mit dem gedürne Go1 also fehlt Go1 16 ader] Er wart Gol 18 der der ewige schein was Gol 20 ader] vnd Gol 22 vreiheit] warheit O 26 wart getdtet Gol 28 wart aufgetan Gol | | 7 was] das Gol 12 vm nicht] Er hat geliden vm sist Stachel der Liebe tando in magnificando. Dico, ut aliqua communia videamus, quod in hoe manifestatur fortitudo dei et clemencia in tolerando. Quid au- tem? Qui est deus omnium et s omnia conseruat, sine cuius manu omnia rediguntur in nichilum, su- stinuit pacienter effuga[132!b]ri, qui ubique erat, ligari, qui inmensus erat, flagellari, qui gloriosus erat, alapari, qui mundum creauerat. eonspui splendor eternus, blasphe- mari pater inmense bonitatis, adiu- dieari iudex infinite potestatis, cru- cifigi dominus eterne libertatis, aceto et felle potari fons inmense suauitatis, gaudium angelorum af- fligi, uita uiuencium occidi, spinis coronari glorie corona, latus aperiri inmense clemencie rex, in lapide 30 sepoliri sol iusticie. Hec omni& & nequissimis hominibus pro eis pu- cienter sustinere, ymmo, pro eis orare fuit potestatis inmense, to- lerancie, bonitatis et clemencie in- 25 10 9f. seinen henden 13f. ader würde] Er wart Go1 17 ader] Er ader fehlt Gol 21 des] der Gol ge- 23 wart getrenket Gol der] des O 27 wart 30 wart begraben Gol
Strana 107
Buch I Kep. 12: O uon der erleidunge seiner gvte | vnd seiner vngemessen mildi[21Y*]. keit. Also erscheinet gotes mildi- keit vnd seine güte in der leidunge 5 des sünders. Es was auch ein czeichen seiner grossen mechti- keit vnd seiner gvte in der erlo- sunge des sinders. Das der gekred- czigte den allermechtigsten pant 10 vnd sterbende den tot tótte vnd vorderbte vnd der begraben di . helle beraubte, das was ein czeichen seines grossen gewaldes. Sunder das was ein czeichen seiner vngomessen 15 vnd vbertretenden mildikeit, daz er vm seiner schalkhaftigen feinde willen wolde sterben vnd si erlosen uon dem ewigen tode. Das ist auch vnuoldenklich, das er di 20 morder erlóset uon dem tode, di yn tótten. Wann ver pillichen solde noch menschlichem gerichte vns alle uortumen des cwigen todes, dorim das er uon vns so snóden 25 wirmelein getottet ist. Ich gelaube nicht, das di engel des paradisecs mochten gedocht haben di hohe mildikeit, e den si yn geoffenbaret wart. Si ist auch gewesen ein so vngemesne mechtikeit vnd ein czei- chen der wolwillikeit in der gerech- tunge. Ist das wor, das das grosser ist, das got einen pósen gerecht mache, denn das er himel vnd erde 3$ uon newes scheppfe, durch des widerstreites wegen des menschen willen, worüm was czu heilen der gotlichen güte vnd seiner moechti- keit vnd gerecht czu machen den 40 pósen, der di hóchste vngüto er- 1 uon fehlt Go1 derbet vnd tötet Go1 24 vor vns als so Go1 28 e den] wen Gol 35 schepfte Gol 40 grdste Gol 107 mense. Sio ergo patet diuina cle- mencia et bonitas in tolerando. Signum et fuit inmense potencie et bonitatis in liberando. Quod enim erucifixus potentissimum ligaret et s mortem moriendo destrueret et occideret et sepultus infernum spo- liaret, fuit inmense potencie signum. Sed et hoc fuit inmense et excessiue clemencie signum, quod pro suis inimicis nequissimis & morte libe- randis dignatus est mori. Hoc eciam inexcogitabile est, quod pro : morte, que sibi infertur, liberet in- 4 erleidvnge Gol 19 auch] doch O 25 getótet ist des todes Go1 31 gutwillikeit Gol 37 worüm; sinnlos; hatte Vorlage quare für quante? ferentes & morte, cum propter hoc pocius debuisset secundum iudi- cium humanum nos omnes eterna morte dumpnare, eo quod a nobis et occasione nostra fu[132Y*]isset tam vili et crudeli morte occisus. 20 Non credo, quod angeli de para- dyso potuissent hanc summam cle- menciam cogitasse, antequam fuit reuelatum eisdem. . Fuit eciam inmense potencie et beniuolencie 25 signum in iustificando. Si enim maius iustificare impium quam ce- lum et terram creare propter re- pungnanciam voluntatis, quante ergo clemencie, potencie fuit sal. 30 uare ct iustificare impium summam 9 bvnde Gol 10f. vor- 19f. erldset di morder Gol 27 bedeucht Gol 34 denn] wenn Gol
Buch I Kep. 12: O uon der erleidunge seiner gvte | vnd seiner vngemessen mildi[21Y*]. keit. Also erscheinet gotes mildi- keit vnd seine güte in der leidunge 5 des sünders. Es was auch ein czeichen seiner grossen mechti- keit vnd seiner gvte in der erlo- sunge des sinders. Das der gekred- czigte den allermechtigsten pant 10 vnd sterbende den tot tótte vnd vorderbte vnd der begraben di . helle beraubte, das was ein czeichen seines grossen gewaldes. Sunder das was ein czeichen seiner vngomessen 15 vnd vbertretenden mildikeit, daz er vm seiner schalkhaftigen feinde willen wolde sterben vnd si erlosen uon dem ewigen tode. Das ist auch vnuoldenklich, das er di 20 morder erlóset uon dem tode, di yn tótten. Wann ver pillichen solde noch menschlichem gerichte vns alle uortumen des cwigen todes, dorim das er uon vns so snóden 25 wirmelein getottet ist. Ich gelaube nicht, das di engel des paradisecs mochten gedocht haben di hohe mildikeit, e den si yn geoffenbaret wart. Si ist auch gewesen ein so vngemesne mechtikeit vnd ein czei- chen der wolwillikeit in der gerech- tunge. Ist das wor, das das grosser ist, das got einen pósen gerecht mache, denn das er himel vnd erde 3$ uon newes scheppfe, durch des widerstreites wegen des menschen willen, worüm was czu heilen der gotlichen güte vnd seiner moechti- keit vnd gerecht czu machen den 40 pósen, der di hóchste vngüto er- 1 uon fehlt Go1 derbet vnd tötet Go1 24 vor vns als so Go1 28 e den] wen Gol 35 schepfte Gol 40 grdste Gol 107 mense. Sio ergo patet diuina cle- mencia et bonitas in tolerando. Signum et fuit inmense potencie et bonitatis in liberando. Quod enim erucifixus potentissimum ligaret et s mortem moriendo destrueret et occideret et sepultus infernum spo- liaret, fuit inmense potencie signum. Sed et hoc fuit inmense et excessiue clemencie signum, quod pro suis inimicis nequissimis & morte libe- randis dignatus est mori. Hoc eciam inexcogitabile est, quod pro : morte, que sibi infertur, liberet in- 4 erleidvnge Gol 19 auch] doch O 25 getótet ist des todes Go1 31 gutwillikeit Gol 37 worüm; sinnlos; hatte Vorlage quare für quante? ferentes & morte, cum propter hoc pocius debuisset secundum iudi- cium humanum nos omnes eterna morte dumpnare, eo quod a nobis et occasione nostra fu[132Y*]isset tam vili et crudeli morte occisus. 20 Non credo, quod angeli de para- dyso potuissent hanc summam cle- menciam cogitasse, antequam fuit reuelatum eisdem. . Fuit eciam inmense potencie et beniuolencie 25 signum in iustificando. Si enim maius iustificare impium quam ce- lum et terram creare propter re- pungnanciam voluntatis, quante ergo clemencie, potencie fuit sal. 30 uare ct iustificare impium summam 9 bvnde Gol 10f. vor- 19f. erldset di morder Gol 27 bedeucht Gol 34 denn] wenn Gol
Strana 108
108 Stachel der Liebe worben hette vnd den heiler vnd des menschen gerechtmacher totte! Werlichen, das [22ra] was der hôchsten mechtikeit vnd seiner 5 mildikeit, das er vns gerecht hat gemachet mit dem lone seiner leidunge, di do gescheppfet ist worden aus vnser schalkeit. Vnd pillichen aus vnser schalkeit. Di 10 dink seint alczumale vnuolhôrlich vnd sein ein wunder einem iclichen menschen, der si fleissiclichen an- derweidet, vnd seint wirdig alles wunders. Do nymmet ab alle 15 redlichkeit des menschen vnd alle scin uornunft vnd sein begerünge wirt faste enczundet. Do ist auch erschinen der hôchste gewalt in seiner vrstendunge. Es ist slecht, 20 das er uon dem tode erstanden ist vnd allermeiste uon ym selber ader das er einen toten erqwikete. Es ist peiderseit seines grossen ge- waldes vnd ist paiderseit do ge- 25 wesen. Wann er erstunt vnd der- qwikte etliche mit ym, di do qwamen in di heilige stat vnd er- schinen vil leûten. Sunder das was auch sein vngemesne mildi- 30 keit, das er nicht czuhant wold ersten, sunder er uorczoch es durch vnsern gelauben vnd wold etliche czeit tot bleiben durch vnsern willen, das wir gelauben, das er ein 35 warer mensche gewesen were vnd ander erqwiket hette, das si seine geczûge weren. Er wolde auch selber fyrczig tage erscheinen in mancherlei bewerunge. Auch uor- 40 czoch er sein himelfart mit aller wirdikeit vnd mit ynhicziger libe. impietatem perpetrantem et sal- uatorem et iustificatorem occidere! Uere summe potencie et clemencie hoc fuit, quod nos iustificauit merito passionis sue, que procreata est a 5 nequicia nostra, merito et nequicie nostre. Hec omnia inaudita et mirabilia sunt diligenter ruminanti et omni admiracione digna, et deficit ibi 10 omnis racio intellectus et non modi- cum incenditur affectus. Apparuit eciam in surgendo. Planum est enim a mortuis resurgere et maxime per se uel mortuum susci- 15 tare. Vtrumque enim infinite po- tencie, et vtrumque ibi fuit. quia resurrexit et secum aliquos suscitauit, qui uenerunt in sanctam ciuitatem et apparuerunt multis. 20 Sed et hoc fuit inmensa clemencia. quod dignatus non statim resurgere. sed pro fide nostra aliquantulum differre et pro nobis mortuus per- manere, ut ipsum fuisse verum ho- 25 minem credamus, et alios susci- tauit, ut testimonium ei redderent. Et ipsemet per quadraginta dies apparens in multis enim argumentis [132vb] in celum ascendere distulit. 30 cum omni dignacione et feruenti 2 totte] vnd auch totter O, vnd auch den toten lebendik Gol 4 mechtikeit vnd seiner fehlt Gol 5 mildikeit ein Gol 9 aus vnser schalkeit fehlt Gol 19 slecht] recht 10 alczumale] an mittal Gol 35 were] ist Gol 29 vngemesne fehlt Gol 28 Sunder fehlt Gol Gol
108 Stachel der Liebe worben hette vnd den heiler vnd des menschen gerechtmacher totte! Werlichen, das [22ra] was der hôchsten mechtikeit vnd seiner 5 mildikeit, das er vns gerecht hat gemachet mit dem lone seiner leidunge, di do gescheppfet ist worden aus vnser schalkeit. Vnd pillichen aus vnser schalkeit. Di 10 dink seint alczumale vnuolhôrlich vnd sein ein wunder einem iclichen menschen, der si fleissiclichen an- derweidet, vnd seint wirdig alles wunders. Do nymmet ab alle 15 redlichkeit des menschen vnd alle scin uornunft vnd sein begerünge wirt faste enczundet. Do ist auch erschinen der hôchste gewalt in seiner vrstendunge. Es ist slecht, 20 das er uon dem tode erstanden ist vnd allermeiste uon ym selber ader das er einen toten erqwikete. Es ist peiderseit seines grossen ge- waldes vnd ist paiderseit do ge- 25 wesen. Wann er erstunt vnd der- qwikte etliche mit ym, di do qwamen in di heilige stat vnd er- schinen vil leûten. Sunder das was auch sein vngemesne mildi- 30 keit, das er nicht czuhant wold ersten, sunder er uorczoch es durch vnsern gelauben vnd wold etliche czeit tot bleiben durch vnsern willen, das wir gelauben, das er ein 35 warer mensche gewesen were vnd ander erqwiket hette, das si seine geczûge weren. Er wolde auch selber fyrczig tage erscheinen in mancherlei bewerunge. Auch uor- 40 czoch er sein himelfart mit aller wirdikeit vnd mit ynhicziger libe. impietatem perpetrantem et sal- uatorem et iustificatorem occidere! Uere summe potencie et clemencie hoc fuit, quod nos iustificauit merito passionis sue, que procreata est a 5 nequicia nostra, merito et nequicie nostre. Hec omnia inaudita et mirabilia sunt diligenter ruminanti et omni admiracione digna, et deficit ibi 10 omnis racio intellectus et non modi- cum incenditur affectus. Apparuit eciam in surgendo. Planum est enim a mortuis resurgere et maxime per se uel mortuum susci- 15 tare. Vtrumque enim infinite po- tencie, et vtrumque ibi fuit. quia resurrexit et secum aliquos suscitauit, qui uenerunt in sanctam ciuitatem et apparuerunt multis. 20 Sed et hoc fuit inmensa clemencia. quod dignatus non statim resurgere. sed pro fide nostra aliquantulum differre et pro nobis mortuus per- manere, ut ipsum fuisse verum ho- 25 minem credamus, et alios susci- tauit, ut testimonium ei redderent. Et ipsemet per quadraginta dies apparens in multis enim argumentis [132vb] in celum ascendere distulit. 30 cum omni dignacione et feruenti 2 totte] vnd auch totter O, vnd auch den toten lebendik Gol 4 mechtikeit vnd seiner fehlt Gol 5 mildikeit ein Gol 9 aus vnser schalkeit fehlt Gol 19 slecht] recht 10 alczumale] an mittal Gol 35 were] ist Gol 29 vngemesne fehlt Gol 28 Sunder fehlt Gol Gol
Strana 109
Buch I Kap. 12: O Wann er wolde beraiten vnser seli- keit. Ym was nicht genvk tót- lichen vnd leidenlichen mit vns czu wonen, sunder hérlich vnd vn- 5 sterben[22'*]lich wolde er mit vns wonen. Fyrezig tage wolde er derscheinen ofienberlich vnd wolde di sein lern uon dem reiche gotes. O du gotliche libe, wi hastu uoreinct 10 mit vns einen sülchen grossen, der vnser herre ist, der nach dünken uon vns nicht gescheiden móchte werden, vnd wold vns snodes aiter mit grossen fleisse ym selber mit 16 dem gelauben vnd mit der libe uoreinen! Sein hóchste mechtikeit di ist offenbar in seiner gróssungo. Wann er hat yn gegrósset in der wegenwürtikeit der künige vnd 20 der fürsten, der doch gros gewesen it. alleczeit in der gegenwürtikoit gotus des herren. Vnd das ist ge- wesen di hóchste mechtikeit. Wenn das wir gelauben, das got mensche 25 gewesen sei vnd gekreńcziget, das ist gewesen wider di weisheit der Krichen, wider di ergerunge der Jvden, wider di rómischen anpeter der apgóter, wider alle di list des 30 teüfels, wider das grimmen der tyrannen, vber alle redlichkeit vnd uornunft des menschen. Vnd das ist gewesen sein hóchste mildikeit, das wir ym gelauben vnd. auch in yn gclauben, wider alle vnser herti- keit vnd vnser schalkoit, das er vns czu ym ezcühet mit seiner innigen craft. Vnd dorvin sei wir ym schul- dig di höchste danknemkeit. Wann 40 es ist nicht geschehen uon vnserm willen nach uon vnserm laufe, sun- der uon seiner grossen parmherczi- keit. Was hab wir ym gutes getan, 16 seiner hdchsten Gol grusset in seiner Gol | 17 ist im Gol 27 kirchen Gol 109 dileccione nostram salutem procu- rans. Non enim suffecit ei mortaliset passibilis conuersari nobiscum, sed eciam gloriosus et inmortalis per quadraginta dies manifeste appa- ; rere et suos de regno dei docere. O &mor, quantum deum nostrum vinxisti nobiscum, qui non videtur separari posae a nobis et nos vilissi- mam saniem dignatur cum dili- gencia sibi per fidem et amorem vnire! Manifesta est eciam ibi summa potencia in magnificando. Magnificauit enim eum in conspectu regum et principum, qui tamen in conspectu domini dei fuit sempor magnus. Et fuit summo potencie, quia contra sapieneiam Grecorum. contra scandalum Judoorum, contra ydolatriam Romanorum, contra omnem astuciam demoniorum, con- tra seuiciam tyrannorum, supra omnem racionom et intellectum fuit deum credere esse hominem erucifixum. Et istud fuit summe elemencie, quod nos fecerit sibi eredere, ymmo in eum credere, eontra omnem duriciam et nequi- ciam nostram nos ad se sua intima virtute trahendo. Et ideo summas grates ei debemus, quia non fuit uolentis neque currentis, sed dei miserentis. Quid enim sibi nox grvsunge Gol 18 ge- 20 30
Buch I Kap. 12: O Wann er wolde beraiten vnser seli- keit. Ym was nicht genvk tót- lichen vnd leidenlichen mit vns czu wonen, sunder hérlich vnd vn- 5 sterben[22'*]lich wolde er mit vns wonen. Fyrezig tage wolde er derscheinen ofienberlich vnd wolde di sein lern uon dem reiche gotes. O du gotliche libe, wi hastu uoreinct 10 mit vns einen sülchen grossen, der vnser herre ist, der nach dünken uon vns nicht gescheiden móchte werden, vnd wold vns snodes aiter mit grossen fleisse ym selber mit 16 dem gelauben vnd mit der libe uoreinen! Sein hóchste mechtikeit di ist offenbar in seiner gróssungo. Wann er hat yn gegrósset in der wegenwürtikeit der künige vnd 20 der fürsten, der doch gros gewesen it. alleczeit in der gegenwürtikoit gotus des herren. Vnd das ist ge- wesen di hóchste mechtikeit. Wenn das wir gelauben, das got mensche 25 gewesen sei vnd gekreńcziget, das ist gewesen wider di weisheit der Krichen, wider di ergerunge der Jvden, wider di rómischen anpeter der apgóter, wider alle di list des 30 teüfels, wider das grimmen der tyrannen, vber alle redlichkeit vnd uornunft des menschen. Vnd das ist gewesen sein hóchste mildikeit, das wir ym gelauben vnd. auch in yn gclauben, wider alle vnser herti- keit vnd vnser schalkoit, das er vns czu ym ezcühet mit seiner innigen craft. Vnd dorvin sei wir ym schul- dig di höchste danknemkeit. Wann 40 es ist nicht geschehen uon vnserm willen nach uon vnserm laufe, sun- der uon seiner grossen parmherczi- keit. Was hab wir ym gutes getan, 16 seiner hdchsten Gol grusset in seiner Gol | 17 ist im Gol 27 kirchen Gol 109 dileccione nostram salutem procu- rans. Non enim suffecit ei mortaliset passibilis conuersari nobiscum, sed eciam gloriosus et inmortalis per quadraginta dies manifeste appa- ; rere et suos de regno dei docere. O &mor, quantum deum nostrum vinxisti nobiscum, qui non videtur separari posae a nobis et nos vilissi- mam saniem dignatur cum dili- gencia sibi per fidem et amorem vnire! Manifesta est eciam ibi summa potencia in magnificando. Magnificauit enim eum in conspectu regum et principum, qui tamen in conspectu domini dei fuit sempor magnus. Et fuit summo potencie, quia contra sapieneiam Grecorum. contra scandalum Judoorum, contra ydolatriam Romanorum, contra omnem astuciam demoniorum, con- tra seuiciam tyrannorum, supra omnem racionom et intellectum fuit deum credere esse hominem erucifixum. Et istud fuit summe elemencie, quod nos fecerit sibi eredere, ymmo in eum credere, eontra omnem duriciam et nequi- ciam nostram nos ad se sua intima virtute trahendo. Et ideo summas grates ei debemus, quia non fuit uolentis neque currentis, sed dei miserentis. Quid enim sibi nox grvsunge Gol 18 ge- 20 30
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110 das er vnz erwelet hat für ander mer in yn czu gelauben? Dorvm sulle wir gróslich mit aller forchte vnd mit aller libe ym dinen mit 5 einem uolkammen [22Y?] herczon, mit einem willigen gemüte. Wir süllen ym auch iubiliren mit allen den creften vnsers herezen. Wann er hat vns vnwirdigen geleüchtet 10 mit wunsamikeit, vnd mit seinem wunderlichen lichte, vnd mit seiner süssen clarheit hat er durchbrehent di inwendikcit des gemutes vnd hat di finsternüsse gewandelt in ein licht. Er hat erhaben vnd ezu- sammen gefüget. Er hat gegehen vnd entslossen. Es erscheinet an den uorgesprochen worten, das di höchste mechtikeit vnd mildikeit erleüchtet in der leidunge vnsers herren Jesu Christi. Nv sülle wir sehen, wi di höchste weisheit er- leůchtet in der selben leidunge. Alleine das sei das wir dem nicht genug sein noch wissen douon czu 16 25 Stachel der Liebe | fecimus, ut in eum plus guam ceteri crederemus ? . Fideliter ergo et cum omni timore et amore seruiamus ei | corde perfecto et animo volenti. Ac iubilemus ei cum totis precordiis. 5 quia indignis nobis luxit cum iocun- ditate admirabile lumen suum et dulcissima claritate [133'*] irradiat intima mentis et tenebras conuertit in lucem. Eleuat et coniungit, dei- ficat et resoluit. Ex predictis patet, quod summa potencia et. clemencia refulget in passione domini nostri Ihesu Christi. Nunc restat uidere. qualiter summa sapiencia relucet | ibidem. Et licet non sufficiamus nec '! Bciamus enarrare, tamen aliqua de | multis narremus. Sapiencia summn i in hae passione apparet et gratissi- | ma correspondencia et in omnibus 20 ; misterijs redempoeionis a culpa. | sagen, doch sülle wir etliche ezoei- : chen nemen aus vil dingen ezu : sagen. Scine hóchste weisheit er- | schcinet in der leidunge, in der aller- 3e genemisten bedeütunge vnd aller heilikeit der erlósunge uon vnser schult. Wann rechte als das weip uon dem keüschen vleischo enp- fangen ist, vnd do si gemachet wart, do wart si betrogen, recht also wart É Cristus geporn uon der iunkfravn i vnd wart gekreùcziget. Vnd als si | nam uon dem uorpoten obse vnd gab das irem manne, uon dem si 40 gemachet wart, also hat Cristus williclichen an dem holeze des kreüczes geliden. Vnd di selbe lei- 2 mer fehlt Gol 17 an fehlt O, in Gol 28 hohe Gol 30 in aller Gol Nam sicut mulier de uirginea carne sumpta et facta seducta est, sic Christus de virgine natus est cruci- fixus. Et sicut accepit de ligno uetito 25 uite et dedit uiro suo, de quo facta erat, sic Christus in ligno crucis est : uoluntarie passus. Et hanc passio- 12 durchbrochen Gol 18 uorsprochen O 16 gegeben] geoffent Gol 25 douon] das Gol 33 vleische] leibe O
110 das er vnz erwelet hat für ander mer in yn czu gelauben? Dorvm sulle wir gróslich mit aller forchte vnd mit aller libe ym dinen mit 5 einem uolkammen [22Y?] herczon, mit einem willigen gemüte. Wir süllen ym auch iubiliren mit allen den creften vnsers herezen. Wann er hat vns vnwirdigen geleüchtet 10 mit wunsamikeit, vnd mit seinem wunderlichen lichte, vnd mit seiner süssen clarheit hat er durchbrehent di inwendikcit des gemutes vnd hat di finsternüsse gewandelt in ein licht. Er hat erhaben vnd ezu- sammen gefüget. Er hat gegehen vnd entslossen. Es erscheinet an den uorgesprochen worten, das di höchste mechtikeit vnd mildikeit erleüchtet in der leidunge vnsers herren Jesu Christi. Nv sülle wir sehen, wi di höchste weisheit er- leůchtet in der selben leidunge. Alleine das sei das wir dem nicht genug sein noch wissen douon czu 16 25 Stachel der Liebe | fecimus, ut in eum plus guam ceteri crederemus ? . Fideliter ergo et cum omni timore et amore seruiamus ei | corde perfecto et animo volenti. Ac iubilemus ei cum totis precordiis. 5 quia indignis nobis luxit cum iocun- ditate admirabile lumen suum et dulcissima claritate [133'*] irradiat intima mentis et tenebras conuertit in lucem. Eleuat et coniungit, dei- ficat et resoluit. Ex predictis patet, quod summa potencia et. clemencia refulget in passione domini nostri Ihesu Christi. Nunc restat uidere. qualiter summa sapiencia relucet | ibidem. Et licet non sufficiamus nec '! Bciamus enarrare, tamen aliqua de | multis narremus. Sapiencia summn i in hae passione apparet et gratissi- | ma correspondencia et in omnibus 20 ; misterijs redempoeionis a culpa. | sagen, doch sülle wir etliche ezoei- : chen nemen aus vil dingen ezu : sagen. Scine hóchste weisheit er- | schcinet in der leidunge, in der aller- 3e genemisten bedeütunge vnd aller heilikeit der erlósunge uon vnser schult. Wann rechte als das weip uon dem keüschen vleischo enp- fangen ist, vnd do si gemachet wart, do wart si betrogen, recht also wart É Cristus geporn uon der iunkfravn i vnd wart gekreùcziget. Vnd als si | nam uon dem uorpoten obse vnd gab das irem manne, uon dem si 40 gemachet wart, also hat Cristus williclichen an dem holeze des kreüczes geliden. Vnd di selbe lei- 2 mer fehlt Gol 17 an fehlt O, in Gol 28 hohe Gol 30 in aller Gol Nam sicut mulier de uirginea carne sumpta et facta seducta est, sic Christus de virgine natus est cruci- fixus. Et sicut accepit de ligno uetito 25 uite et dedit uiro suo, de quo facta erat, sic Christus in ligno crucis est : uoluntarie passus. Et hanc passio- 12 durchbrochen Gol 18 uorsprochen O 16 gegeben] geoffent Gol 25 douon] das Gol 33 vleische] leibe O
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Buch I Kap. 12: O dunge hat er teilhaftig gemachet seine muter, der sele durchsniten hat das swert der leidunge. Ich hab nicht gewest bis auf disen heü- 5 tigen tag, worüm der [22Yb] herre Jesus seine sÜsse muter pei ym wolde lassen stón vnd si sülcher leidunge mit ym wolde lassen uor- s»eren. Wann vns doch wol hette 10 genŸget an seiner leidunge. Sunder das ich das prûfe, das sein grosse mildikeit vnd sein grosse weisheit das hat gefodert, alleine wir sein vnwirdig waren. Vnd also di Eva 15 uorlaitet wart, do si wolde sein als got, also hat der mensche got ge- liden. Vnd als si uon der seiten des mannes gemachet wart ein beginne vnser uordamnüsse, dorÿm das si 20 machte, das ir der mân folgte, also hat Cristus seine seite aufgetan, doraus geflossen ist di craft dor hei- ligen sacrament. "Vnd als si sach di frucht des holczes, das es schone 25 was anczusehen, süsse czu essen, also ist Cristus uorspeiet an seinem antlicze vnd hat gekostet di pitter- keit der gallen. Vnd als ir füsse gelaufen sein czu dem holeze vnd so sich ir hende erpoten haben czu der frucht, also ist Cristus mit henden vnd mit fůssen genagelt an das kreůcze. Si was gar Vvbermvtig, aber er was gar dimütig. Si was gar 35 vngehorsam, er waz aber gar ge- horsam bis in den tot des kreuczes. Wider ir begerung des wissens wart di weishcit gotes uortimet. Adam vnd Efa würden peide naket, do si 40 hetten gesûndet. Aber di Juden enplóstenCristum, do si yn kreuczig- ten. Adam vnd Eva uorpurgen sich 7 si fehlt Gol 24 es] si O 37 wissen Gol 25 ezu sehen O | 13 gefodert] gefuget Go1 111 nem matri sue, de qua natus fuerat, communicauit, cuius animam dolo- ris gledius pertransiuit. ^ Usque enim hodie ignoravi, quomodo do- minus Ihesus illam duleissimam ma- 5 trem suam sibi uoluit assistere et secum tanto dolore affligi; cum tamen bene nobis sufficeret passio huius. Sed, ut uideo, hoc summa clemencia et sapiencia exigebat, 10 quamuis essemus indigni. Et sicut Eua seducta est volendo esse sicut deus, it& passus est homo deus. Et sicut illa de latere viri fuit faeta principium nostre dampnacionis, 15 quia virum sibi consentiro fecit, sic Christus latus apperuit, vnde sa- eramentorum virtus emanauit. Et sicut illa uidit lignum, quod erat pulerum visui et ad [133'5] uescen- 20 dum suaue, sic Christus consputus est in vultu et amaritudine fellis gustatus. Et sicut illius pedes cu- currerunt in lignum et manus se extenderunt in fructum, sic Chri- 25 stus pedibus et manibus est in cruce affixus. Illa ambiciosissima, ille humilimus, illa inobedientissima, iste usque ad mortem crucis obe- dientissimus. ^ Contra appetitum 30 sciencie dei sapiencia condempna- tur. Illi ambo erant nudi, cum pec- cauerunt. Christum autem Judei nudum crucifixerunt. Ibi homines 16 der fehlt O 30 sich] se Gol hat Gol
Buch I Kap. 12: O dunge hat er teilhaftig gemachet seine muter, der sele durchsniten hat das swert der leidunge. Ich hab nicht gewest bis auf disen heü- 5 tigen tag, worüm der [22Yb] herre Jesus seine sÜsse muter pei ym wolde lassen stón vnd si sülcher leidunge mit ym wolde lassen uor- s»eren. Wann vns doch wol hette 10 genŸget an seiner leidunge. Sunder das ich das prûfe, das sein grosse mildikeit vnd sein grosse weisheit das hat gefodert, alleine wir sein vnwirdig waren. Vnd also di Eva 15 uorlaitet wart, do si wolde sein als got, also hat der mensche got ge- liden. Vnd als si uon der seiten des mannes gemachet wart ein beginne vnser uordamnüsse, dorÿm das si 20 machte, das ir der mân folgte, also hat Cristus seine seite aufgetan, doraus geflossen ist di craft dor hei- ligen sacrament. "Vnd als si sach di frucht des holczes, das es schone 25 was anczusehen, süsse czu essen, also ist Cristus uorspeiet an seinem antlicze vnd hat gekostet di pitter- keit der gallen. Vnd als ir füsse gelaufen sein czu dem holeze vnd so sich ir hende erpoten haben czu der frucht, also ist Cristus mit henden vnd mit fůssen genagelt an das kreůcze. Si was gar Vvbermvtig, aber er was gar dimütig. Si was gar 35 vngehorsam, er waz aber gar ge- horsam bis in den tot des kreuczes. Wider ir begerung des wissens wart di weishcit gotes uortimet. Adam vnd Efa würden peide naket, do si 40 hetten gesûndet. Aber di Juden enplóstenCristum, do si yn kreuczig- ten. Adam vnd Eva uorpurgen sich 7 si fehlt Gol 24 es] si O 37 wissen Gol 25 ezu sehen O | 13 gefodert] gefuget Go1 111 nem matri sue, de qua natus fuerat, communicauit, cuius animam dolo- ris gledius pertransiuit. ^ Usque enim hodie ignoravi, quomodo do- minus Ihesus illam duleissimam ma- 5 trem suam sibi uoluit assistere et secum tanto dolore affligi; cum tamen bene nobis sufficeret passio huius. Sed, ut uideo, hoc summa clemencia et sapiencia exigebat, 10 quamuis essemus indigni. Et sicut Eua seducta est volendo esse sicut deus, it& passus est homo deus. Et sicut illa de latere viri fuit faeta principium nostre dampnacionis, 15 quia virum sibi consentiro fecit, sic Christus latus apperuit, vnde sa- eramentorum virtus emanauit. Et sicut illa uidit lignum, quod erat pulerum visui et ad [133'5] uescen- 20 dum suaue, sic Christus consputus est in vultu et amaritudine fellis gustatus. Et sicut illius pedes cu- currerunt in lignum et manus se extenderunt in fructum, sic Chri- 25 stus pedibus et manibus est in cruce affixus. Illa ambiciosissima, ille humilimus, illa inobedientissima, iste usque ad mortem crucis obe- dientissimus. ^ Contra appetitum 30 sciencie dei sapiencia condempna- tur. Illi ambo erant nudi, cum pec- cauerunt. Christum autem Judei nudum crucifixerunt. Ibi homines 16 der fehlt O 30 sich] se Gol hat Gol
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112 Stachel der Liebe nach der schult für dem antlicze gotes. Cristus, vnser herre, wart uorporgen nach seinem tode in dem grabe uor dem [23ra] antlicze der 5 leûte. Adam und Efa stygen in di tife czu der arweit. Cristus vnser herre staig in di helle si czu be- rauben. Also erscheinet hy nicht alleine di obriste gôtliche weisheit, 10 sunder auch di hôchste wirdikeit gotes vnd sein mildikeit. Wann er wold vm di speise des selben uor- poten holczes steigen an das holcz des kreuczes. Vm das erpiten der 15 hende czu der frucht wold er mit seinen henden genagelt werden an das kreûcze. Das ist gewesen sein hohe vnuoldenkliche mildikeit. Vnd ich gelaube nicht, das kein creatur 20 di grosse wirdikeit begreifen müge mit irer uornunft. Vnd ich wene, das di engel vnd di seligen si nicht můgen vbertreten. Wenn si vber- gossen wirt mit seiner vngemessen mildikeit recht als der fisch in dem mere. den wir dorczu gleichen, al- leine das gleichnüsse nicht uol- kumen ist. Ir vil liben, wir sûllen nv czutreten czu einem hoen her- 30 czen, vnd in di selben vngemessen geneme tife sulle wir vns czumale senken. Trete wir ny mit getrawen czu der seiten Cristi vnd gee wir in yn. Ir vil liben, gee wir czu ym 35 vnd sterben mit ym. Ir vil liben, ich pit evch, gee wir czu seinem vmfange. Er hat sein arme aus- gepraitet. O guter Jesu, was hastu getan, das du mich so faste gelibet 40 hast ? O worým, liber herre, worým ? Was pin ich ? Ich pin nicht wirdig, das du geest vnder mein dach. 25 post culpam se abscondunt a facie dei. Hic Christus, deus noster. post mortem in sepulcro absconditur a facie hominum. Illi descendunt ad imum, ut laborarent. Hic descondit ad infernum spoliandum. Sic patet hic non solum summa dei sapiencia. sed eciam summa dei dignacio et clemencia, cum ipse uoluit pro co- mestione illius ligni crucis lignum 10 ascendere, pro extensis ad fructum manibus clauari in cruce et huius- modi, que superius dicta sunt. Hoc summe et inestimabilis clemencie. Nec credo, quod tanta dignacio pos- 15 sit a creatura aliqua comprehendi. Sed puto, quod nec ipsam angeli et beati excedunt. Et superinfun- duntur illius clemencia et inmensi- tate utpote sicut piscis in mari, etsi 20 non sit similitudo perfecta. Acce- damus autem, karissimi, ad cor altum et in illa profunditate benig- nitatis inmense totaliter inmerga- mur. Accedamus cum fiducia 25 Christi latus, intremus in ipsum. Accedamus, karissimi, accedamus et mo[133va]riamur cum ipso. Acce- damus, obsecro, accedamus, quia ad amplexus eius brachia sunt ex- 30 tensa. O bone Ihesu, quid fecisti. quod me tantum amasti? Quare. domine, quare? Quid sum ego? Non sum dignus, ut intres sub tee- 5 I der schult] dem valle Gol 5 steigen O 8 hy] si Gol begreiffen můgen noch Gol 3 f. in dem grabe noch seinem tode Gol 20 mildikeit vn wirdikeit Gol 23 můgen] 39 gemynet Gol 34 nv czu Gol
112 Stachel der Liebe nach der schult für dem antlicze gotes. Cristus, vnser herre, wart uorporgen nach seinem tode in dem grabe uor dem [23ra] antlicze der 5 leûte. Adam und Efa stygen in di tife czu der arweit. Cristus vnser herre staig in di helle si czu be- rauben. Also erscheinet hy nicht alleine di obriste gôtliche weisheit, 10 sunder auch di hôchste wirdikeit gotes vnd sein mildikeit. Wann er wold vm di speise des selben uor- poten holczes steigen an das holcz des kreuczes. Vm das erpiten der 15 hende czu der frucht wold er mit seinen henden genagelt werden an das kreûcze. Das ist gewesen sein hohe vnuoldenkliche mildikeit. Vnd ich gelaube nicht, das kein creatur 20 di grosse wirdikeit begreifen müge mit irer uornunft. Vnd ich wene, das di engel vnd di seligen si nicht můgen vbertreten. Wenn si vber- gossen wirt mit seiner vngemessen mildikeit recht als der fisch in dem mere. den wir dorczu gleichen, al- leine das gleichnüsse nicht uol- kumen ist. Ir vil liben, wir sûllen nv czutreten czu einem hoen her- 30 czen, vnd in di selben vngemessen geneme tife sulle wir vns czumale senken. Trete wir ny mit getrawen czu der seiten Cristi vnd gee wir in yn. Ir vil liben, gee wir czu ym 35 vnd sterben mit ym. Ir vil liben, ich pit evch, gee wir czu seinem vmfange. Er hat sein arme aus- gepraitet. O guter Jesu, was hastu getan, das du mich so faste gelibet 40 hast ? O worým, liber herre, worým ? Was pin ich ? Ich pin nicht wirdig, das du geest vnder mein dach. 25 post culpam se abscondunt a facie dei. Hic Christus, deus noster. post mortem in sepulcro absconditur a facie hominum. Illi descendunt ad imum, ut laborarent. Hic descondit ad infernum spoliandum. Sic patet hic non solum summa dei sapiencia. sed eciam summa dei dignacio et clemencia, cum ipse uoluit pro co- mestione illius ligni crucis lignum 10 ascendere, pro extensis ad fructum manibus clauari in cruce et huius- modi, que superius dicta sunt. Hoc summe et inestimabilis clemencie. Nec credo, quod tanta dignacio pos- 15 sit a creatura aliqua comprehendi. Sed puto, quod nec ipsam angeli et beati excedunt. Et superinfun- duntur illius clemencia et inmensi- tate utpote sicut piscis in mari, etsi 20 non sit similitudo perfecta. Acce- damus autem, karissimi, ad cor altum et in illa profunditate benig- nitatis inmense totaliter inmerga- mur. Accedamus cum fiducia 25 Christi latus, intremus in ipsum. Accedamus, karissimi, accedamus et mo[133va]riamur cum ipso. Acce- damus, obsecro, accedamus, quia ad amplexus eius brachia sunt ex- 30 tensa. O bone Ihesu, quid fecisti. quod me tantum amasti? Quare. domine, quare? Quid sum ego? Non sum dignus, ut intres sub tee- 5 I der schult] dem valle Gol 5 steigen O 8 hy] si Gol begreiffen můgen noch Gol 3 f. in dem grabe noch seinem tode Gol 20 mildikeit vn wirdikeit Gol 23 můgen] 39 gemynet Gol 34 nv czu Gol
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Buch I Kap. 12: O Vil me pin ich nicht wirdig, das du sterbest vm mci[23'^]ne sůnde. Sun- der sprich cin wort, so wirt mein «el gesunt. O, wor*m wolstu dein 5 sele aufgcben, also das du di meine geheilen móchtest ? Es ist gonuk, herre, cs ist genue an deinem worte. O. worÿm wolstu uorgissen doin plut mit einem sülchen schem- 10 lichen, iemerlichen tode? Nv hastu doch mit einem worte di engel, di himel vnd alle di werlt gescheppfet. Ader worüm wolstu mit sulcher arweit. mit cinem sûlchen herten, 15 schemlichen tode mich, deinen schalkhaftigen knecht, erlósen? O ir vil liben, di stimme vnsers herren di sal nv erlauten in vnsern oren vnd auch in dem innersten vnsers 20 herezen: *Merket vnd sehet, ab yndert ein leidunge sei so gros, di meiner leidunge gleich sei'. Nv süllen alle seine leidunge dringen in vnser innikcit, vnd alle di smer- 25 ezen der selben leidunge süllen uor- wünden vnser herezon. Gec wir czu seiner seiten vnd sawg wir sein heiliges plut, wann das ist ym wol beheglich. Nicht gestatte wir, das 30 er di not aller vmsüst geliden hab. Nicht lasse wir das heilige plut rynnen auf ertroiche. Vnser her- czen süllen vas sein des plutes vnsers herren vnd sullen cs enp- 35 fahen. Vnd so wir des heiligen plutes erfullet werden, so sülle wir sprechen: Des geb got nicht, das wir vns in kcinen andern dingeon frewen, nvr in dem kreucze vnsers «o herren Jesu Cristi! Das uorleih vns der fa&ter vnd der svn vnd der : heilige geist! Amen. 5 aufgeben] vflassen Gol 18 erleuten Gol 21 yndert] irent Go1 113 tum meum, sed tantum dic verbum et sanabitur anima mea. Quare ad ipsam saluandam uis emittere ani- mam? Sufficit, domine, sufficit uerbum tuum. Quare tam igno- 5 miniosa et crudeli morte effudisti sanguinem tuum ? Solo verbo ange- los, celos et mundum creasti. Quare tot laboribus, tam dura et crudeli morte me seruum nequissimum rede- misti ? Sonet, obsecro uos, carissimi fratres, vox illa domini nostri Ihesu Christi in auribus nostris, ymmo, in intimo cordis nostri: *Attendite et uidete, si est dolor similis sicut dolor 1 meus'. Penetrent ibi intima nostra et corda nostra istis doloribus gla. dientur. Accedamus ad latus eius, ut sugamus sanguinem eius, quia hoc est beneplacitum eius. Non w faciamus eum talia frustra pati. Non permittamus hunc sanguinem fluere super terram. Consistant ergo nostra corda receptacula et vasa sanguinis domini, et eiusinebriati do- 25 loribus dicamus: Absit gloriari nisi in eruce domini nostri Ihesu Christi. Quod nobis concedat, qui viuit et regnat in secula seculorum! Amen. 6 geheilen môchtest] behildest Go/ 19 der innikeit Go1 32 das ertreich Gol 20 Merket nv Go! 33 faas O
Buch I Kap. 12: O Vil me pin ich nicht wirdig, das du sterbest vm mci[23'^]ne sůnde. Sun- der sprich cin wort, so wirt mein «el gesunt. O, wor*m wolstu dein 5 sele aufgcben, also das du di meine geheilen móchtest ? Es ist gonuk, herre, cs ist genue an deinem worte. O. worÿm wolstu uorgissen doin plut mit einem sülchen schem- 10 lichen, iemerlichen tode? Nv hastu doch mit einem worte di engel, di himel vnd alle di werlt gescheppfet. Ader worüm wolstu mit sulcher arweit. mit cinem sûlchen herten, 15 schemlichen tode mich, deinen schalkhaftigen knecht, erlósen? O ir vil liben, di stimme vnsers herren di sal nv erlauten in vnsern oren vnd auch in dem innersten vnsers 20 herezen: *Merket vnd sehet, ab yndert ein leidunge sei so gros, di meiner leidunge gleich sei'. Nv süllen alle seine leidunge dringen in vnser innikcit, vnd alle di smer- 25 ezen der selben leidunge süllen uor- wünden vnser herezon. Gec wir czu seiner seiten vnd sawg wir sein heiliges plut, wann das ist ym wol beheglich. Nicht gestatte wir, das 30 er di not aller vmsüst geliden hab. Nicht lasse wir das heilige plut rynnen auf ertroiche. Vnser her- czen süllen vas sein des plutes vnsers herren vnd sullen cs enp- 35 fahen. Vnd so wir des heiligen plutes erfullet werden, so sülle wir sprechen: Des geb got nicht, das wir vns in kcinen andern dingeon frewen, nvr in dem kreucze vnsers «o herren Jesu Cristi! Das uorleih vns der fa&ter vnd der svn vnd der : heilige geist! Amen. 5 aufgeben] vflassen Gol 18 erleuten Gol 21 yndert] irent Go1 113 tum meum, sed tantum dic verbum et sanabitur anima mea. Quare ad ipsam saluandam uis emittere ani- mam? Sufficit, domine, sufficit uerbum tuum. Quare tam igno- 5 miniosa et crudeli morte effudisti sanguinem tuum ? Solo verbo ange- los, celos et mundum creasti. Quare tot laboribus, tam dura et crudeli morte me seruum nequissimum rede- misti ? Sonet, obsecro uos, carissimi fratres, vox illa domini nostri Ihesu Christi in auribus nostris, ymmo, in intimo cordis nostri: *Attendite et uidete, si est dolor similis sicut dolor 1 meus'. Penetrent ibi intima nostra et corda nostra istis doloribus gla. dientur. Accedamus ad latus eius, ut sugamus sanguinem eius, quia hoc est beneplacitum eius. Non w faciamus eum talia frustra pati. Non permittamus hunc sanguinem fluere super terram. Consistant ergo nostra corda receptacula et vasa sanguinis domini, et eiusinebriati do- 25 loribus dicamus: Absit gloriari nisi in eruce domini nostri Ihesu Christi. Quod nobis concedat, qui viuit et regnat in secula seculorum! Amen. 6 geheilen môchtest] behildest Go/ 19 der innikeit Go1 32 das ertreich Gol 20 Merket nv Go! 33 faas O
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114 Stachel der Liebe 5 Daz dreizehnt, wie der mensche in der leidunge geraiczzet wirt zü den wercken der parmherczi- kait. XIII. Quomodo in passione excitatur ad septem opera misericordie. IR wollen auch sehen vnter andern dingen, wie in der leidunge vnsers herren ist ein vbunge, ein enzundunge, 10 [67!] ein pilde vnd ein spigel der werck der parmherczikait, do von der herre spricht, wie er in dem leczten gericht dovon taidingen wolle. 'Kumt', spricht 15 er, ir gebenedicten meines va- ters, in daz reich, daz euch be- raitet ist von angenge der werlt. Wann mich hat gehungert, vnd ir habt mich gespeist. Mich hat 2o gedurstet, vnd ir habt mich getrenckt’, vnd die andern ding, die do selbest geschriben sten. Nü sullen wir mit fleisse an- sehen dise allerseligeste leidung 25 vnd schullen abstreichen daz tunckel von den aügen vnsers herczen, so werd wir lauter sehen, wie in ir die egenanten dinck der parmherczikait ade- so lich erscheynen, die auch loben die heiligen sproche. Aber wir schullen von Sed primo uideamus, qualiter ersten sehen, wie wir die selben ad ipsa complenda allicimur. Intueamur enim diligentissi- 15 me illam beatissimam passionem et abstersa caligine ab oculis cordium videbimus clare, qua- liter in ipsa predicta opera misericordie, que eloquium sa-20 crum commendauit, eleganter relucent. A LIJS pretermissis uideamus, qualiter in ipsa passione s domini est exercitacio, inflam- macio, exemplar et spe[133vb culum illorum operum miseri- cordie, de quibus in Mattheo dominus noster dicit se in iudicio 10 disceptaturum et pro illis eter- num premium largiturum: 'Ue- nite', inquit, benedicti' etc. Esurii' etc. 1 Kap. 113. Text aus Go. Der Text fehlt Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Buch I vorangestellten Kapitelregister, während vor Kap. 13 nur steht Daz eilift capitel B’n Go. Das dreyczzehn wie in dẽ leydn des h’rrn erweckt wirt zu I dreizehnt] eilift Co 15 gesegen- sibn werkn d’ parmh’zikait M ten M
114 Stachel der Liebe 5 Daz dreizehnt, wie der mensche in der leidunge geraiczzet wirt zü den wercken der parmherczi- kait. XIII. Quomodo in passione excitatur ad septem opera misericordie. IR wollen auch sehen vnter andern dingen, wie in der leidunge vnsers herren ist ein vbunge, ein enzundunge, 10 [67!] ein pilde vnd ein spigel der werck der parmherczikait, do von der herre spricht, wie er in dem leczten gericht dovon taidingen wolle. 'Kumt', spricht 15 er, ir gebenedicten meines va- ters, in daz reich, daz euch be- raitet ist von angenge der werlt. Wann mich hat gehungert, vnd ir habt mich gespeist. Mich hat 2o gedurstet, vnd ir habt mich getrenckt’, vnd die andern ding, die do selbest geschriben sten. Nü sullen wir mit fleisse an- sehen dise allerseligeste leidung 25 vnd schullen abstreichen daz tunckel von den aügen vnsers herczen, so werd wir lauter sehen, wie in ir die egenanten dinck der parmherczikait ade- so lich erscheynen, die auch loben die heiligen sproche. Aber wir schullen von Sed primo uideamus, qualiter ersten sehen, wie wir die selben ad ipsa complenda allicimur. Intueamur enim diligentissi- 15 me illam beatissimam passionem et abstersa caligine ab oculis cordium videbimus clare, qua- liter in ipsa predicta opera misericordie, que eloquium sa-20 crum commendauit, eleganter relucent. A LIJS pretermissis uideamus, qualiter in ipsa passione s domini est exercitacio, inflam- macio, exemplar et spe[133vb culum illorum operum miseri- cordie, de quibus in Mattheo dominus noster dicit se in iudicio 10 disceptaturum et pro illis eter- num premium largiturum: 'Ue- nite', inquit, benedicti' etc. Esurii' etc. 1 Kap. 113. Text aus Go. Der Text fehlt Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Buch I vorangestellten Kapitelregister, während vor Kap. 13 nur steht Daz eilift capitel B’n Go. Das dreyczzehn wie in dẽ leydn des h’rrn erweckt wirt zu I dreizehnt] eilift Co 15 gesegen- sibn werkn d’ parmh’zikait M ten M
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Buch I Kap. 13: Go 115 werck zů volbringen geraiczzet | Postea uidere poterimus, gua- werden vnd gezogen. Darnach ! liter in ipsam in eisdem operibus so muge wir gesehen, wie wir pei der seligen leidunge in den 5 selben wercken angeweiset wer- den. Wenn, ist daz wir mercken, wie Christus durch vnsern willen hunger vnd durst geliden hat, so schüllen wir gar sere beweget 10 werden die hungrigen vnd dur- stigen zü speisen, daz wir im in seinen gelydern in diser mozze : zü hilfe kümen. Vnd auf die rede daz wir alle dinck zü dem 1; kreucze der leidung Christi ge- Schicken vnd georden mugen, so schullen wir horen, wie er an dem kreücze geschrien hat : “Mich durstet!’ 20 daz alle die selig seint, die do hungert vnd durstet nach der gerechtikait, vil mer er, der do vol genaden vnd volkümenheit waz, ist in seiner seligen lei- 2 dunge hungerig vnd durstig gewest nach vnser gerechtikait. Wann er starb vmb die gerechti- kait. Vnd er het nicht allein den gaistlichen hunger vnd durst san dem kreucze, sunder ich gelaübe gar gewislichen, daz er auch den leiplichen durst gehabt hat. Wann er in [67*%*] der vor- dern nacht vil gearbeit vnd : æ gewacht het in seinem gepete Wenn, seint | vnd darnach in den engsten : seines gefenknüss vnd aber dar- 5 angeweiset] geordent M regulamur. Si enim considera- mus, qualiter dominus noster esuriuit et sitiuit pro nobis, s multum moueri debemus, ut esurientes et sicientes pascamus, ut sic sibi in suis membris subueniamus. Et ut omnia redu- camus ad Christi passionis cru- cem, audiamus ipsum in cruce clamantem: 'Sicio" Nam si beati sunt, qui esuriunt et siciunt iusticiam, ipse, qui plenus fuit omni iusticia, gracia 15 et perfeccione, maxime in ipsa beatissima passione nostram iusticiam esuriit et sitiuit. Quia moriebatur pro ea, et non solum esuriem hanc et sitim spiri- 20 tualem habuit in cruce, sed eciam ualde probabiliter credo, quod corporalem, quia in nocte pre- cedenti multum laborauerat et uigilauerat in oracione et post- 25 modum in capcionis anxietate
Buch I Kap. 13: Go 115 werck zů volbringen geraiczzet | Postea uidere poterimus, gua- werden vnd gezogen. Darnach ! liter in ipsam in eisdem operibus so muge wir gesehen, wie wir pei der seligen leidunge in den 5 selben wercken angeweiset wer- den. Wenn, ist daz wir mercken, wie Christus durch vnsern willen hunger vnd durst geliden hat, so schüllen wir gar sere beweget 10 werden die hungrigen vnd dur- stigen zü speisen, daz wir im in seinen gelydern in diser mozze : zü hilfe kümen. Vnd auf die rede daz wir alle dinck zü dem 1; kreucze der leidung Christi ge- Schicken vnd georden mugen, so schullen wir horen, wie er an dem kreücze geschrien hat : “Mich durstet!’ 20 daz alle die selig seint, die do hungert vnd durstet nach der gerechtikait, vil mer er, der do vol genaden vnd volkümenheit waz, ist in seiner seligen lei- 2 dunge hungerig vnd durstig gewest nach vnser gerechtikait. Wann er starb vmb die gerechti- kait. Vnd er het nicht allein den gaistlichen hunger vnd durst san dem kreucze, sunder ich gelaübe gar gewislichen, daz er auch den leiplichen durst gehabt hat. Wann er in [67*%*] der vor- dern nacht vil gearbeit vnd : æ gewacht het in seinem gepete Wenn, seint | vnd darnach in den engsten : seines gefenknüss vnd aber dar- 5 angeweiset] geordent M regulamur. Si enim considera- mus, qualiter dominus noster esuriuit et sitiuit pro nobis, s multum moueri debemus, ut esurientes et sicientes pascamus, ut sic sibi in suis membris subueniamus. Et ut omnia redu- camus ad Christi passionis cru- cem, audiamus ipsum in cruce clamantem: 'Sicio" Nam si beati sunt, qui esuriunt et siciunt iusticiam, ipse, qui plenus fuit omni iusticia, gracia 15 et perfeccione, maxime in ipsa beatissima passione nostram iusticiam esuriit et sitiuit. Quia moriebatur pro ea, et non solum esuriem hanc et sitim spiri- 20 tualem habuit in cruce, sed eciam ualde probabiliter credo, quod corporalem, quia in nocte pre- cedenti multum laborauerat et uigilauerat in oracione et post- 25 modum in capcionis anxietate
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s" 1 - = > s 20 30 35 5 seinen prudern. 116 nach, so er von mangerley pein vnd arbait mude wart vnd er an daz krcucze zii der sehsten stunde gekreiicziget wart, so die lust der speisen an dem grosten ist zü enpfahen, vnd auch vasten must biz zü der newnden stunde. Dorvmb, seint daz vn- sern hern gehungert vnd ge- durstet hat durch vnsern willen, so sulle wir dovon sere gereiczzet | werden in zü speisen in seinen gelidern. Er ist auch ein pil- greim gewest, wann, do im die 5 leidung nahent waz, do sprach er: ‘Mein reich ist nicht von diser werlt’. Vnd allermaist am kreucze waz er vor vns ein pilgreim vnd ein fremder ge- achtet. Wann sein freunt vnd sein nehsten waren do selhest ferre von im gescheiden, vnd er wart recht als ein pilgreim vnd ein auslendischer gemacht Darvmb, aller- libsten pruder, sullen wir in an seinen gelidern herbergen, der Stachel der Liebe et demum diuersis flagellis et laboribus fatigatus circa horam sextam. quando appetitus con- sueuit excitari et incendi, fuit erucifixus in cruce et usque horam nonam ieiunauit. Sic ergo, quia dominus noster esurijt et sitiuit pro nobis. [134%] mul- tum pro eo debemus allici ad ipsum pascendum in membris suis. Peregrinus eciam fuit. quia eciam dixit imminente ei . illa. beatissima passione: 'Reg- num meum non est de hoc - mundo.’ Maxime in cruce peregrinus et alienus fuit repu- tatus ipse pro nobis, quia amici et proximi eius longe tunc recesserunt, ah eo, et tamquam peregrinus et alienus factus est fratribus suis. Hunc ergo. fratres carissimi. peregrinum recolligamus in membris suis. durch vns ein pilgreim worden . ist. Er waz auch durch vnsern . willen gevangen vnd als gevan- gen zü dem kreucze gefurt vnd doran gehangen vnd angenagelt. Dorvmb schullen wir auch gen zü seinen gevangen vnd ein- gekerkerten gelidern. Vnd in diser weise ist noch wol offen- bar. wie in der vorgesprochen 22 gescheiden] gewichen M Captus est pro nobis et captiuus : ad crucem deductus et in ea» suspensus et conclauatus. Ad membra igitur sua captiua et incarcerata eamus. Sic ergo patet, qualiter in prehabita pas- 27 herbergen] fur vns nemé M
s" 1 - = > s 20 30 35 5 seinen prudern. 116 nach, so er von mangerley pein vnd arbait mude wart vnd er an daz krcucze zii der sehsten stunde gekreiicziget wart, so die lust der speisen an dem grosten ist zü enpfahen, vnd auch vasten must biz zü der newnden stunde. Dorvmb, seint daz vn- sern hern gehungert vnd ge- durstet hat durch vnsern willen, so sulle wir dovon sere gereiczzet | werden in zü speisen in seinen gelidern. Er ist auch ein pil- greim gewest, wann, do im die 5 leidung nahent waz, do sprach er: ‘Mein reich ist nicht von diser werlt’. Vnd allermaist am kreucze waz er vor vns ein pilgreim vnd ein fremder ge- achtet. Wann sein freunt vnd sein nehsten waren do selhest ferre von im gescheiden, vnd er wart recht als ein pilgreim vnd ein auslendischer gemacht Darvmb, aller- libsten pruder, sullen wir in an seinen gelidern herbergen, der Stachel der Liebe et demum diuersis flagellis et laboribus fatigatus circa horam sextam. quando appetitus con- sueuit excitari et incendi, fuit erucifixus in cruce et usque horam nonam ieiunauit. Sic ergo, quia dominus noster esurijt et sitiuit pro nobis. [134%] mul- tum pro eo debemus allici ad ipsum pascendum in membris suis. Peregrinus eciam fuit. quia eciam dixit imminente ei . illa. beatissima passione: 'Reg- num meum non est de hoc - mundo.’ Maxime in cruce peregrinus et alienus fuit repu- tatus ipse pro nobis, quia amici et proximi eius longe tunc recesserunt, ah eo, et tamquam peregrinus et alienus factus est fratribus suis. Hunc ergo. fratres carissimi. peregrinum recolligamus in membris suis. durch vns ein pilgreim worden . ist. Er waz auch durch vnsern . willen gevangen vnd als gevan- gen zü dem kreucze gefurt vnd doran gehangen vnd angenagelt. Dorvmb schullen wir auch gen zü seinen gevangen vnd ein- gekerkerten gelidern. Vnd in diser weise ist noch wol offen- bar. wie in der vorgesprochen 22 gescheiden] gewichen M Captus est pro nobis et captiuus : ad crucem deductus et in ea» suspensus et conclauatus. Ad membra igitur sua captiua et incarcerata eamus. Sic ergo patet, qualiter in prehabita pas- 27 herbergen] fur vns nemé M
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Buch I Kap. 13: Go seligen leidunge gewest ein raicz- zender vnd ein erweckender wurff zů volbrengen die vor- genanten werck der parmherczi- s kait in den gelidern Christi. € Nu schullen wir auch sehen. wie in den selben werken Christus gewest ist ein bewe- 117 sione fuit obiectum allectiuum et excitatiuum ad predicta mi- sericordie opera explenda in membris suis. Nunc uideaimus, qualiter fuit exemplar motiuum et direc- gendes vnd ein anweisendez , 10 bilde, wann er die selben werck sein seiten aufgetan zü trencken die durstigen. Er hat auf dem altar dez kreuczes in dem fewr 15 der libe sein flaisch gar sere ge- braten zü speisen die hungeri- gen. Vnd darvmb, do der herre daz abentezzen azz, do saczt er daz sacrament dez altars vns o zii einer speise. Daz selb sa- crament ist auch ein gedechtnuss der leidunge vnsers hern. Wann sein flaisch ist werlichen ein speise vnd sein plut ist werlichen z5 ein trank. als er selber daz gezewget. Darvmb, ist daz vnser herre vns speise vnd tiuum in operibus supradictis. Ipse enim eadem opera exercuit. . Latus eius aperuit et sanguinem gevbet [67'"] hat. Er hat auch suum fudit ad sicientes potan- dum. Carnem suam in ara cru- cis igne amoris nimij concre- mauit ad esurientes pascendum. Et in cena, domino prebente Sacramentum, ordinauit me- moriale dominice passionis. Nam caro sua uere est cibus et san- guis suus vere est potus, sicut trancke von im selben gemacht : hat. vil mer schullen wir speisen | » die hungrigen vnd durstigen, | nicht allein mit vnsern vbrigen dingen. sunder auch mit vnsern notdurftigen dingen. Hat vns vnser herre sein flaisch zii einer » speise gegeben, vil mer schullen wir nu an seinen gelidern geben 2f. erweckender wurff| gegnwurf M 31 ub'flussigen M 14 altar] rost M dominus ipse testatur. Si ergo dominus noster de se fecit cibum nobis et potum, magis nos alere debemus esurientes et sicientes, non solum de superfluis, sed [134""] eciam de necessarijs no- stris. Si enim dominus noster de- dit nobis carnem suam in cibum, quanto magis nos debemus dare ei in membro suo carnes bestia- 9 anweisendez] leÿtende M 36 geben fehlt (Co ts o z
Buch I Kap. 13: Go seligen leidunge gewest ein raicz- zender vnd ein erweckender wurff zů volbrengen die vor- genanten werck der parmherczi- s kait in den gelidern Christi. € Nu schullen wir auch sehen. wie in den selben werken Christus gewest ist ein bewe- 117 sione fuit obiectum allectiuum et excitatiuum ad predicta mi- sericordie opera explenda in membris suis. Nunc uideaimus, qualiter fuit exemplar motiuum et direc- gendes vnd ein anweisendez , 10 bilde, wann er die selben werck sein seiten aufgetan zü trencken die durstigen. Er hat auf dem altar dez kreuczes in dem fewr 15 der libe sein flaisch gar sere ge- braten zü speisen die hungeri- gen. Vnd darvmb, do der herre daz abentezzen azz, do saczt er daz sacrament dez altars vns o zii einer speise. Daz selb sa- crament ist auch ein gedechtnuss der leidunge vnsers hern. Wann sein flaisch ist werlichen ein speise vnd sein plut ist werlichen z5 ein trank. als er selber daz gezewget. Darvmb, ist daz vnser herre vns speise vnd tiuum in operibus supradictis. Ipse enim eadem opera exercuit. . Latus eius aperuit et sanguinem gevbet [67'"] hat. Er hat auch suum fudit ad sicientes potan- dum. Carnem suam in ara cru- cis igne amoris nimij concre- mauit ad esurientes pascendum. Et in cena, domino prebente Sacramentum, ordinauit me- moriale dominice passionis. Nam caro sua uere est cibus et san- guis suus vere est potus, sicut trancke von im selben gemacht : hat. vil mer schullen wir speisen | » die hungrigen vnd durstigen, | nicht allein mit vnsern vbrigen dingen. sunder auch mit vnsern notdurftigen dingen. Hat vns vnser herre sein flaisch zii einer » speise gegeben, vil mer schullen wir nu an seinen gelidern geben 2f. erweckender wurff| gegnwurf M 31 ub'flussigen M 14 altar] rost M dominus ipse testatur. Si ergo dominus noster de se fecit cibum nobis et potum, magis nos alere debemus esurientes et sicientes, non solum de superfluis, sed [134""] eciam de necessarijs no- stris. Si enim dominus noster de- dit nobis carnem suam in cibum, quanto magis nos debemus dare ei in membro suo carnes bestia- 9 anweisendez] leÿtende M 36 geben fehlt (Co ts o z
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118 daz flaisch vnser vnvernunftigen ; rum nostrarum! tire. Seint daz er vns zü ezzen gegeben hat sich selben als ein lebendiges prot, daz von dem 5 himel kumen ist, vil mer schullen wir im an seinen gelidern geben vnser totes prot, daz in der erden gewachsen ist. Stachel der Licbe Si enim se , ipsum panem viuum, qui de ! vns gegeben die speise der engel, ' 10 vil mer schullen wir im in seinen gelidern geben die narunge der wurm. celo descendit, dedit nobis ad manducandum, quanto magis dare ei debemus in membris 5 | eius panem mortuum, qui de , terra. exivit! Hat er : Si nobis dedit cibum spiritualem, panem sci- licet angelorum, quanto magis nos ei in membris suis debemus 10 : dare vermium nutrimentum! Si- Darvmb so schullen ; wir fleissig sein zü erneren die : armen vnsers hern lhesu Christi 1 vnd auch Christum selben an seinen armen vnd notdurftigen. Vnser herre Ihesus Christus vbet auch am kreucz daz werck der behaüsung. Wann do selbest 20 waz ein pilgreim, der einen ferren weck gegangen het vnd der Christum vmb die herberg pat vnd sprach: “Herre, ge- dencke mein heut, wenn dü 25 kümest in dein reich', als [68'*] ob er spreche: 'Herre Ihesu Christe, gedenck disen pilgreim zü erkennen vnd in deines reiches palast zü seczzen.' € O du wundersame gute gotes! Iczzunt scheinet der- gleich, als ob er vergezzen habe, daz er vormals ienem sprach, der nach seiner herberg fraget: 3 ‘Die fuhs haben ire locher vnd die vogel dez himels haben ire 30 1f. vnv'nuftige tiren Go gruben M | | | | | | | | 19 behaüsung] wirtechaft Go mus ergo solliciti ad alendos pauperes Christi, ymmo, ad alendum Christum in pauperi- bus suis. Opus eciam hospitali- 15 tatis in cruce exercuit. Nam ibi erat quidam peregrinus, qui iuerat uiam longinquam et a Christo hospicium petens ait: *Memento mei, domine, dui 20 ueneris in regnum tuum', quasi diceret: *Digneris, domine Ihesu Christe, peregrinum recognos- cere et in illo regni tui pallacio recolligere.’ 25 O miranda dei clemencia! Jam oblitus uidetur, guod alias dixit illi, gui de eius hospicio interrogabat: "Vulpes foueas habent et volucres celi nidos, so 35 locher]
118 daz flaisch vnser vnvernunftigen ; rum nostrarum! tire. Seint daz er vns zü ezzen gegeben hat sich selben als ein lebendiges prot, daz von dem 5 himel kumen ist, vil mer schullen wir im an seinen gelidern geben vnser totes prot, daz in der erden gewachsen ist. Stachel der Licbe Si enim se , ipsum panem viuum, qui de ! vns gegeben die speise der engel, ' 10 vil mer schullen wir im in seinen gelidern geben die narunge der wurm. celo descendit, dedit nobis ad manducandum, quanto magis dare ei debemus in membris 5 | eius panem mortuum, qui de , terra. exivit! Hat er : Si nobis dedit cibum spiritualem, panem sci- licet angelorum, quanto magis nos ei in membris suis debemus 10 : dare vermium nutrimentum! Si- Darvmb so schullen ; wir fleissig sein zü erneren die : armen vnsers hern lhesu Christi 1 vnd auch Christum selben an seinen armen vnd notdurftigen. Vnser herre Ihesus Christus vbet auch am kreucz daz werck der behaüsung. Wann do selbest 20 waz ein pilgreim, der einen ferren weck gegangen het vnd der Christum vmb die herberg pat vnd sprach: “Herre, ge- dencke mein heut, wenn dü 25 kümest in dein reich', als [68'*] ob er spreche: 'Herre Ihesu Christe, gedenck disen pilgreim zü erkennen vnd in deines reiches palast zü seczzen.' € O du wundersame gute gotes! Iczzunt scheinet der- gleich, als ob er vergezzen habe, daz er vormals ienem sprach, der nach seiner herberg fraget: 3 ‘Die fuhs haben ire locher vnd die vogel dez himels haben ire 30 1f. vnv'nuftige tiren Go gruben M | | | | | | | | 19 behaüsung] wirtechaft Go mus ergo solliciti ad alendos pauperes Christi, ymmo, ad alendum Christum in pauperi- bus suis. Opus eciam hospitali- 15 tatis in cruce exercuit. Nam ibi erat quidam peregrinus, qui iuerat uiam longinquam et a Christo hospicium petens ait: *Memento mei, domine, dui 20 ueneris in regnum tuum', quasi diceret: *Digneris, domine Ihesu Christe, peregrinum recognos- cere et in illo regni tui pallacio recolligere.’ 25 O miranda dei clemencia! Jam oblitus uidetur, guod alias dixit illi, gui de eius hospicio interrogabat: "Vulpes foueas habent et volucres celi nidos, so 35 locher]
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Buch I Kap. 13: Go 119 neste, aber dez menschen kint filius autem hominis non habet, ubi caput suum reclinet.' Sed hat nicht, da ez sein haubt hin quid ? Non tardavit ipsum hospi- leg." Aber waz geschach ? Christus verzoch niht den ege- cio recipere non sub porticu, non in stabulo, non Post cras', 5 nanten pilgreim in sein herberg sed: Hodie mecum eris in zü enpfahen, vnd nicht vnter paradiso'. O misera hominum die halle, nicht vnter dem stalle, sunder in im selben, nicht Vber- nequicia! Dominus noster in seipso latronem hospicio rece- morgen’ sunder: Heüt', sprach pit, et nos in terrenis et luteis 10 10 er, wirstu mit mir sein in dem domibus eciam bonos homines paradeis.' O du durftige schalk- recipere nolumus, sed excusamus heit der menschen! Vnser herre hat in im selben den nos et dicimus: Forte ipsi sunt latrones.' Memento, miser schacher zü herberge genvmen, 15 vnd wir wollen nicht frume leüt homo, quod ipse deus latronem 15 in vnser irdische vnd snode recepit. Et si forte recipere non potes, quia et tu pauper es, in hewser enpfahen! Sunder wir materiali domo, recollige saltem entschuldigen vns vnd spre- chen: Sie seint leicht verretter in corde tuo ei compaciendo. 20 oder dibe." Gedencke, du durf- tiger mensche, daz vnser herre den schacher selber enpfangen hat. Vnd ob du in leicht niht vermagst zu enpfahen in dem 25 leiblichen hause, dorvmb dastu arm pist, so herberge in doch in deinem herezzen in mitlei- dunge. Vnser herre hat sich auch enplozzet, auf die rede so daz vnser schemigen dinck be- dackt wurden, vnd hing dorvmb nackent am kreucze. Vil mer schullen wir vnser rocke en- plozzen got zu bedecken an 35 seinen armen menschen vnd auch vmb die winckel vnser Dominus eciam nudauit se ad 2o nostra uerenda operienda et nudus pependit in cruce. Quan- to magis nos personas nostras nudare debemus ad operi[134val- endum deum in pauperibus suis, 25 aut, ut de nobis loquar, cellarum 5 2f. hin leg] hin naig M 11f. schalheit Go, poshait M 19f. ver- retter oder dibe] pufen vn lötter M 25 leichlich haus Go
Buch I Kap. 13: Go 119 neste, aber dez menschen kint filius autem hominis non habet, ubi caput suum reclinet.' Sed hat nicht, da ez sein haubt hin quid ? Non tardavit ipsum hospi- leg." Aber waz geschach ? Christus verzoch niht den ege- cio recipere non sub porticu, non in stabulo, non Post cras', 5 nanten pilgreim in sein herberg sed: Hodie mecum eris in zü enpfahen, vnd nicht vnter paradiso'. O misera hominum die halle, nicht vnter dem stalle, sunder in im selben, nicht Vber- nequicia! Dominus noster in seipso latronem hospicio rece- morgen’ sunder: Heüt', sprach pit, et nos in terrenis et luteis 10 10 er, wirstu mit mir sein in dem domibus eciam bonos homines paradeis.' O du durftige schalk- recipere nolumus, sed excusamus heit der menschen! Vnser herre hat in im selben den nos et dicimus: Forte ipsi sunt latrones.' Memento, miser schacher zü herberge genvmen, 15 vnd wir wollen nicht frume leüt homo, quod ipse deus latronem 15 in vnser irdische vnd snode recepit. Et si forte recipere non potes, quia et tu pauper es, in hewser enpfahen! Sunder wir materiali domo, recollige saltem entschuldigen vns vnd spre- chen: Sie seint leicht verretter in corde tuo ei compaciendo. 20 oder dibe." Gedencke, du durf- tiger mensche, daz vnser herre den schacher selber enpfangen hat. Vnd ob du in leicht niht vermagst zu enpfahen in dem 25 leiblichen hause, dorvmb dastu arm pist, so herberge in doch in deinem herezzen in mitlei- dunge. Vnser herre hat sich auch enplozzet, auf die rede so daz vnser schemigen dinck be- dackt wurden, vnd hing dorvmb nackent am kreucze. Vil mer schullen wir vnser rocke en- plozzen got zu bedecken an 35 seinen armen menschen vnd auch vmb die winckel vnser Dominus eciam nudauit se ad 2o nostra uerenda operienda et nudus pependit in cruce. Quan- to magis nos personas nostras nudare debemus ad operi[134val- endum deum in pauperibus suis, 25 aut, ut de nobis loquar, cellarum 5 2f. hin leg] hin naig M 11f. schalheit Go, poshait M 19f. ver- retter oder dibe] pufen vn lötter M 25 leichlich haus Go
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120 Stachel der Liebe kammern vnd pette ledigen uel lectorum angulos a superfluis von rocken vnd andern solichen amiculis seu alijs pro pauperi- bus Christi euacuare debemus! dingen durch der armen willen Christi, vnsers herren. O wie grosse frewde solt vns davon sein, wenn wir vns durch Christi willen enplozzen mochten, also daz wir nicht alleine vnser vbrigen dinck, 10 sunder auch vnser notdurftigen geben armen leüten! Wann (hristus ist vmb meinen [68rh] willen nackent gewest, vnd ich wil nicht vmb seinen willen geprechen leiden? Dorvmb, ir allerlibsten, daz sol ferre von vns sein, daz wir nicht vnser dinck vnd auch vns selben vn- serm nehsten geben schullen zo vnd auch Christo selben an vn- serm nehsten. Weun er hat vns sich gancz gegeben vnd zümal gegeben. Er hat auch vns krancken besucht vnd hat za daz kreücz getragen vnser kranckheit vnd auch die engsten vnd smerczen aller vnser siech- tum. Als selbest, ir allerlibsten, sullen wir auch sein siechen 3o fleissiclichen besuchen vnd ir kranckeit mitleiden, in vns ne- men vnd verwandeln, daz wir mit dem zwelfpoten gesprechen mugen: Wer ist kranck, mit 3a dem ich nicht krank sei?" Vnser herre hat auch pei den dreien O quantum gaudium esse nobis deberet, cum nos exuere posse- 5 mus pro Christo, ut eciam non solum superflua, sed eciam neces- saria pauperibus elargiremur! Ipse enim pro me nudatus est, et ego pro ipso nolo indigenciam 10 aliquam pati? Absit a nobis hoc. karissimi, ut non solum nostra. sed nos proximis, ymmo, Christo in proximis, largiamur, quia ipse totum se nobis dedit. Nam eciam nos infirmos uisitauit et in cruce infirmitates nostras et cunctarum infirmitatum nostra- rum angustias et dolorum por- tauit. Sic et, karissimi, infirmos 20 eius sollicite visitemus et eorum infirmitates in nos conpaciendo recipiamus siue transformemus, ut dicamus cum apostolo: Quis enim infirmatur, et ego non in- 25 firmor ? Item eciam dominus b 15 15 29 siechen] chranckchen M 31 kranckeit] seuchn M
120 Stachel der Liebe kammern vnd pette ledigen uel lectorum angulos a superfluis von rocken vnd andern solichen amiculis seu alijs pro pauperi- bus Christi euacuare debemus! dingen durch der armen willen Christi, vnsers herren. O wie grosse frewde solt vns davon sein, wenn wir vns durch Christi willen enplozzen mochten, also daz wir nicht alleine vnser vbrigen dinck, 10 sunder auch vnser notdurftigen geben armen leüten! Wann (hristus ist vmb meinen [68rh] willen nackent gewest, vnd ich wil nicht vmb seinen willen geprechen leiden? Dorvmb, ir allerlibsten, daz sol ferre von vns sein, daz wir nicht vnser dinck vnd auch vns selben vn- serm nehsten geben schullen zo vnd auch Christo selben an vn- serm nehsten. Weun er hat vns sich gancz gegeben vnd zümal gegeben. Er hat auch vns krancken besucht vnd hat za daz kreücz getragen vnser kranckheit vnd auch die engsten vnd smerczen aller vnser siech- tum. Als selbest, ir allerlibsten, sullen wir auch sein siechen 3o fleissiclichen besuchen vnd ir kranckeit mitleiden, in vns ne- men vnd verwandeln, daz wir mit dem zwelfpoten gesprechen mugen: Wer ist kranck, mit 3a dem ich nicht krank sei?" Vnser herre hat auch pei den dreien O quantum gaudium esse nobis deberet, cum nos exuere posse- 5 mus pro Christo, ut eciam non solum superflua, sed eciam neces- saria pauperibus elargiremur! Ipse enim pro me nudatus est, et ego pro ipso nolo indigenciam 10 aliquam pati? Absit a nobis hoc. karissimi, ut non solum nostra. sed nos proximis, ymmo, Christo in proximis, largiamur, quia ipse totum se nobis dedit. Nam eciam nos infirmos uisitauit et in cruce infirmitates nostras et cunctarum infirmitatum nostra- rum angustias et dolorum por- tauit. Sic et, karissimi, infirmos 20 eius sollicite visitemus et eorum infirmitates in nos conpaciendo recipiamus siue transformemus, ut dicamus cum apostolo: Quis enim infirmatur, et ego non in- 25 firmor ? Item eciam dominus b 15 15 29 siechen] chranckchen M 31 kranckeit] seuchn M
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Buch I Kap. 14: Go tagen, als er in dem grab lag, die hellischen besucht. Wie mag denn kein kerker so tieff oder so vinster gesein, daz wir dorin t nicht besuchen die gevangen ; vnd auch an den gevangen ! vnsern herren selber? Wenn vnser herre reitet, daz ez zü- ; male im selben geschehe, waz u wir seinen gelidern tun durch ; seiner lieb willen. Aber vnter allen den guten vnd miltikaiten, die in vnserm hern waren, so waz iene gute mer tiigend sterk- - 1s kende vnd enthaltende, in der : er bat vor die, die in kreüczigten. Aldo selbest schullen wir auch vnser gute vnd parmherczikait . behalden vnd vben gegen vn- : z» serm hern vnd gegen vnserm nehsten, doran das wir nicht allein vertragen vnd vergeben den, die vns erzurnt haben, vnd gegen in ein stilles vnd ein zs geriietes gemüte haben, sunder daz wir auch fur sie zü gote . liplich gepete senden. | Daz vns geruche zu geben vnd zü verleihen, der do got lebet vnd . » herschet ymmer on ende! Amen. Daz vierzehent ist gar ein , gut gepete bei der leidunge. | [68'*] 0 Herre Ihesu Christe, o dů warer freünt, | 8 reitet] acht M 31 Kap. I 14. 11 Oder Go Text aus Go. ; tat dominus sibi 121 noster in illo triduo captiuos infernales adijt. Quomodo ergo erit sic profundissimus carcer et teterrimus, quin ibi uisitemus eaptiuos, ymmo, in captiuis do- 5 minum nostrum? "lotum repu- fieri, quod amore eius fecimus ipsius mem- bris. Omnium autem istarum pietatum in domino nostro com- pulsiua et confortatiua et con- seruatiua fuit illa pietas, qua pro suis crucifixoribus exorauit. Sic et nos nostram pietatem et misericordiam aput [134"^] pro- ximum conseruare debemus in hoe: non solum nos offendenti- 5 " bus parcamus et erga eos tran- quillum animum habeamus, ve- rum et pro ipsis affectuosissimas »o ad deum preces fundamus. Quod nobis concedat etc. . XIV. Oracio valde deuota circa passionem. DoMriNE Ihesu Christe, o5 vere amice, o amantissime o 16 6 bet] hat Go Der Tert fehlt in Br N. Der Text in M MIR stellt eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Buch I
Buch I Kap. 14: Go tagen, als er in dem grab lag, die hellischen besucht. Wie mag denn kein kerker so tieff oder so vinster gesein, daz wir dorin t nicht besuchen die gevangen ; vnd auch an den gevangen ! vnsern herren selber? Wenn vnser herre reitet, daz ez zü- ; male im selben geschehe, waz u wir seinen gelidern tun durch ; seiner lieb willen. Aber vnter allen den guten vnd miltikaiten, die in vnserm hern waren, so waz iene gute mer tiigend sterk- - 1s kende vnd enthaltende, in der : er bat vor die, die in kreüczigten. Aldo selbest schullen wir auch vnser gute vnd parmherczikait . behalden vnd vben gegen vn- : z» serm hern vnd gegen vnserm nehsten, doran das wir nicht allein vertragen vnd vergeben den, die vns erzurnt haben, vnd gegen in ein stilles vnd ein zs geriietes gemüte haben, sunder daz wir auch fur sie zü gote . liplich gepete senden. | Daz vns geruche zu geben vnd zü verleihen, der do got lebet vnd . » herschet ymmer on ende! Amen. Daz vierzehent ist gar ein , gut gepete bei der leidunge. | [68'*] 0 Herre Ihesu Christe, o dů warer freünt, | 8 reitet] acht M 31 Kap. I 14. 11 Oder Go Text aus Go. ; tat dominus sibi 121 noster in illo triduo captiuos infernales adijt. Quomodo ergo erit sic profundissimus carcer et teterrimus, quin ibi uisitemus eaptiuos, ymmo, in captiuis do- 5 minum nostrum? "lotum repu- fieri, quod amore eius fecimus ipsius mem- bris. Omnium autem istarum pietatum in domino nostro com- pulsiua et confortatiua et con- seruatiua fuit illa pietas, qua pro suis crucifixoribus exorauit. Sic et nos nostram pietatem et misericordiam aput [134"^] pro- ximum conseruare debemus in hoe: non solum nos offendenti- 5 " bus parcamus et erga eos tran- quillum animum habeamus, ve- rum et pro ipsis affectuosissimas »o ad deum preces fundamus. Quod nobis concedat etc. . XIV. Oracio valde deuota circa passionem. DoMriNE Ihesu Christe, o5 vere amice, o amantissime o 16 6 bet] hat Go Der Tert fehlt in Br N. Der Text in M MIR stellt eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Buch I
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122 Stachel der Liebe o dü allerlibster prewtigam! Mache ein teiglein von spaicheln vnd salbe mir mein augen, daz ich plinder müge gesehen dein 5 wunden. Leite mich gar vnwir- digen deinen knecht in den gaistlichen oppferstock deines tempels, daz ich muge erkennen, waz vnd wie vil du gote dem 10 vater geoppfert habest vmb vnsern willen. Leite mein sele! Allein sie von dir, warer brew- tigam, ist verweiset mit vil sunden, wirt sie dir do selbest 15 zwei scherpf oppfern. Enpfahe, lieber herre, deinen verlornen oder wustenden sune, daz er mit dir esse daz gemestet vnd daz vaist kelblein, daz an dem 20 kreucze gepraten wart! Lerne mich die schecze der weisheit deines seligen todes! Aber vnd aber pite ich dich, herre, ge- ruche aufzütün dein seiten 25 mir schalkhaftigen. Hilf, lieber herre, daz mein aügen, die mir mein sele abgeraubet haben, vinden müszen iren raub in deiner seiten. O lieber Ihesu, 3o mein herez ist alzü steinein, ez sei denn daz ez erweichet werde mit deinem plute. Mein hercze ist allczu züstrewet, ez sei denn sponse, fac lutum ex sputo et lini oculos meos, ut, qui cecus sum, videre ualeam vulnera tua. Introduc me, domine, quamuis indignissimum famulum tuum, in gazophilacium veri templi tui, ut intueri ualeam, quid quan- tumque obtuleris patri pro nobis. Licet anima mea a te, vero spon- 10 so, multis iniquitatibus uiduata sit, offeret tibi duo minuta. Re- cipe me, quamuis filium prodi- gum, ad comedendum tecum ui- tulum saginatum, in cruce assa-15 tum! Doce me thesauros sapien- cie beatissime mortis tue ! Iterum atque iterum, domine, aperire digneris latus tuum michi ne- quissimo. Oculi, qui depredati 2o sunt animam meam, in tuo latere inveniant predam meam. O bone Ihesu, nimium est saxeum cor meum, nisi emolliatur sanguine vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz zwelfte Capitel Bti B'n Go. Das vierzehnt Cap. ein Inniges gepet vö dë 121,31 vierzehent] zwelfte Go leyden des herrens M 7 schacz- stoch M M I 12 von] vor Go 13 verweitelet Go 14 sie fehlt Go 17 vnstendenden Go 31 erwecket Go 33 allczu] allez Go
122 Stachel der Liebe o dü allerlibster prewtigam! Mache ein teiglein von spaicheln vnd salbe mir mein augen, daz ich plinder müge gesehen dein 5 wunden. Leite mich gar vnwir- digen deinen knecht in den gaistlichen oppferstock deines tempels, daz ich muge erkennen, waz vnd wie vil du gote dem 10 vater geoppfert habest vmb vnsern willen. Leite mein sele! Allein sie von dir, warer brew- tigam, ist verweiset mit vil sunden, wirt sie dir do selbest 15 zwei scherpf oppfern. Enpfahe, lieber herre, deinen verlornen oder wustenden sune, daz er mit dir esse daz gemestet vnd daz vaist kelblein, daz an dem 20 kreucze gepraten wart! Lerne mich die schecze der weisheit deines seligen todes! Aber vnd aber pite ich dich, herre, ge- ruche aufzütün dein seiten 25 mir schalkhaftigen. Hilf, lieber herre, daz mein aügen, die mir mein sele abgeraubet haben, vinden müszen iren raub in deiner seiten. O lieber Ihesu, 3o mein herez ist alzü steinein, ez sei denn daz ez erweichet werde mit deinem plute. Mein hercze ist allczu züstrewet, ez sei denn sponse, fac lutum ex sputo et lini oculos meos, ut, qui cecus sum, videre ualeam vulnera tua. Introduc me, domine, quamuis indignissimum famulum tuum, in gazophilacium veri templi tui, ut intueri ualeam, quid quan- tumque obtuleris patri pro nobis. Licet anima mea a te, vero spon- 10 so, multis iniquitatibus uiduata sit, offeret tibi duo minuta. Re- cipe me, quamuis filium prodi- gum, ad comedendum tecum ui- tulum saginatum, in cruce assa-15 tum! Doce me thesauros sapien- cie beatissime mortis tue ! Iterum atque iterum, domine, aperire digneris latus tuum michi ne- quissimo. Oculi, qui depredati 2o sunt animam meam, in tuo latere inveniant predam meam. O bone Ihesu, nimium est saxeum cor meum, nisi emolliatur sanguine vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz zwelfte Capitel Bti B'n Go. Das vierzehnt Cap. ein Inniges gepet vö dë 121,31 vierzehent] zwelfte Go leyden des herrens M 7 schacz- stoch M M I 12 von] vor Go 13 verweitelet Go 14 sie fehlt Go 17 vnstendenden Go 31 erwecket Go 33 allczu] allez Go
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Buch I Kap. 14: Go daz ez wider gesamment werde in deiner seiten. O lieber Ihesus, ich pins daz schoff, daz verdorben ist vnd geirret hat, 5 fur dastu dein. sele ani kreucze hast aufgegeben. Erkenne mich vnd fur mich in den schaffstal deiner wunden. Herre, beware mich mit fleisse in deiner lei- . dias me diligenter. 1» dunge, wenn on deinen tot so stirbe ich, ane deine wunden so wurde ich verwundet, ane is ich geslagen mit der ruten, : guia nesciui in tua beatissima 123 tuo. Nimis distractum est cor meum, nisi recolligatur in latere tuo. O bone pastor, ego sum illa ouis, que perijt et errauit, pro qua in eruce posuisti animam : tuam. Agnosce me et introduc in caulas vulnerum tuorum. Tu. domine, in tua passione custo- Nam sine morte tua morior, sine [135'*] vulneribus tuis vulneror, sine . tuis convicijs conuicior, sine dein lesterunge so wurd ich - gelestert, ane dein pein so wurde : nicht der gleicheit, sunder der " vngleicheit. Aber ich hab daz nicht gewist vnd ich pin doch : in deiner seligen leidunge gar 20 zii nichte worden. Seint ich die schentlichkait dez kreiiczes so pin ich schamlich worden. Seint ich die krankeit deines 2 leidens versaummet hab, so pin ich krank worden. Dorvmb daz ich von den smerczen deiner stifte mich geverret habe, so bin ich gestochen mit den dor- so nen boser begerunge. tuis flagellis virga non equitatis, sed iniquitatis, flagellor. Sed passione commorari, sum quasi in nichilum redactus. Quia ignominiam crucis dimisi. . ignominiosus factus sum. Quin vnterwegen gelazzen habe, [68'*] : Waz sol ; ich mer sprechen? Ez sey denn : daz mein hercze mit deinen smerczzen aufgetan werde, so wirt ez aufgetan den schem- ss lichen vntiigenden. Ez sey denn daz mein hercze kunne 14 wirde Go rechtichait M infirmitatem tue passionis ne- glexi, infirmus factus sum. Quia a doloribus aculeorum tuorum recessi, spinisconcupiscenciarum confixus sum. Quid dicam ? Nisi eor meum aperiatur doloribus : tuis, nefandissimis nequicijs et vieijs aperietur. Nisi sciat lati- 15f. mit der gertń nicht d' gerechtichait sund’ vn- 25 versaummet Go 29f. den dornen] dem stachel M > 0 20 ws N
Buch I Kap. 14: Go daz ez wider gesamment werde in deiner seiten. O lieber Ihesus, ich pins daz schoff, daz verdorben ist vnd geirret hat, 5 fur dastu dein. sele ani kreucze hast aufgegeben. Erkenne mich vnd fur mich in den schaffstal deiner wunden. Herre, beware mich mit fleisse in deiner lei- . dias me diligenter. 1» dunge, wenn on deinen tot so stirbe ich, ane deine wunden so wurde ich verwundet, ane is ich geslagen mit der ruten, : guia nesciui in tua beatissima 123 tuo. Nimis distractum est cor meum, nisi recolligatur in latere tuo. O bone pastor, ego sum illa ouis, que perijt et errauit, pro qua in eruce posuisti animam : tuam. Agnosce me et introduc in caulas vulnerum tuorum. Tu. domine, in tua passione custo- Nam sine morte tua morior, sine [135'*] vulneribus tuis vulneror, sine . tuis convicijs conuicior, sine dein lesterunge so wurd ich - gelestert, ane dein pein so wurde : nicht der gleicheit, sunder der " vngleicheit. Aber ich hab daz nicht gewist vnd ich pin doch : in deiner seligen leidunge gar 20 zii nichte worden. Seint ich die schentlichkait dez kreiiczes so pin ich schamlich worden. Seint ich die krankeit deines 2 leidens versaummet hab, so pin ich krank worden. Dorvmb daz ich von den smerczen deiner stifte mich geverret habe, so bin ich gestochen mit den dor- so nen boser begerunge. tuis flagellis virga non equitatis, sed iniquitatis, flagellor. Sed passione commorari, sum quasi in nichilum redactus. Quia ignominiam crucis dimisi. . ignominiosus factus sum. Quin vnterwegen gelazzen habe, [68'*] : Waz sol ; ich mer sprechen? Ez sey denn : daz mein hercze mit deinen smerczzen aufgetan werde, so wirt ez aufgetan den schem- ss lichen vntiigenden. Ez sey denn daz mein hercze kunne 14 wirde Go rechtichait M infirmitatem tue passionis ne- glexi, infirmus factus sum. Quia a doloribus aculeorum tuorum recessi, spinisconcupiscenciarum confixus sum. Quid dicam ? Nisi eor meum aperiatur doloribus : tuis, nefandissimis nequicijs et vieijs aperietur. Nisi sciat lati- 15f. mit der gertń nicht d' gerechtichait sund’ vn- 25 versaummet Go 29f. den dornen] dem stachel M > 0 20 ws N
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- 1 20 Wu z m 2% er 124 wonen vnd loschen in deinen wunden, sust wurd ez beraubet von den pfadhaüchen vnd dorzü grosse slege enpfahen. Wann dein leidung ist die hohste erczeney wider die hoffart, wi- der die eiteln ere, wider die geitikait, wider neit, has, zorne, trackeit, frezzikait vnd vn- keüscheit, vnd auch on dein leidung ist dowider kein ander erczeney. — Wider die hoffart ist dein deimütikait, wider die eiteln ere ist dein vernichtunge, wider die geitikait ist «dein grozze miltikait, vnd also muge wir sprechen auch von den andern. Dein leidung ist auch. die dez menschen oren ver- zeymet, daz sie icht eitel ding horen. Sie versleuzt die aügen, daz sie icht tot brengende oder schedliche dinge ansehen. Nie verstoppfet den miint, daz icht mit rede oder mit smecken wider got tu. Nie verdrucket die naslocher, daz sie icht mit wol richenden dingen sundigen. Nie annagelt die hende an daz kreucze, daz sie icht gerecket werden zů vn- zimlichen dingen oder zü vn- tügentlichem greiffen. Sie an- heftet auch die fuzze an daz kreucze, daz sie iht vnnucz- lichen oder s:hedlichen vmb- 3 pfadhaiichen] mórdern M den Go Stachel der Liebe tare in vulneribus tuis. a latroni- bus plagis inpositis spoliabitur. Nam contra superbiam et va- nam gloriam, auariciam et in- vidiam, odium siue iram et acci- diam, gulam siue luxuriam sum- ma medicina. ymmo, sine qua nulla alia, est passio tua. Contra superbiam eius humilitas. va- nam gloriam eius vilitas, auari- ciam eius nimia largitas. et sic de alijs. ]lpsa est, que aures sepit, ne audiant vana. Oculosclaudit.neaspiciant morti- fera uel nociua. Os obstruit. nelo- u: quela uel gustu offendat. Nares obturat, ne circa odorifera offen- dant. Manus ligno affigit, ne ad tactus extendantur uel opera uiciosa. Pedes conclauat cruci, ne invtiliter vel nociue discur- 21 So v'sleuzz Go 22 brengen- 25 er ich mit] sie icht mere Go - p 20
- 1 20 Wu z m 2% er 124 wonen vnd loschen in deinen wunden, sust wurd ez beraubet von den pfadhaüchen vnd dorzü grosse slege enpfahen. Wann dein leidung ist die hohste erczeney wider die hoffart, wi- der die eiteln ere, wider die geitikait, wider neit, has, zorne, trackeit, frezzikait vnd vn- keüscheit, vnd auch on dein leidung ist dowider kein ander erczeney. — Wider die hoffart ist dein deimütikait, wider die eiteln ere ist dein vernichtunge, wider die geitikait ist «dein grozze miltikait, vnd also muge wir sprechen auch von den andern. Dein leidung ist auch. die dez menschen oren ver- zeymet, daz sie icht eitel ding horen. Sie versleuzt die aügen, daz sie icht tot brengende oder schedliche dinge ansehen. Nie verstoppfet den miint, daz icht mit rede oder mit smecken wider got tu. Nie verdrucket die naslocher, daz sie icht mit wol richenden dingen sundigen. Nie annagelt die hende an daz kreucze, daz sie icht gerecket werden zů vn- zimlichen dingen oder zü vn- tügentlichem greiffen. Sie an- heftet auch die fuzze an daz kreucze, daz sie iht vnnucz- lichen oder s:hedlichen vmb- 3 pfadhaiichen] mórdern M den Go Stachel der Liebe tare in vulneribus tuis. a latroni- bus plagis inpositis spoliabitur. Nam contra superbiam et va- nam gloriam, auariciam et in- vidiam, odium siue iram et acci- diam, gulam siue luxuriam sum- ma medicina. ymmo, sine qua nulla alia, est passio tua. Contra superbiam eius humilitas. va- nam gloriam eius vilitas, auari- ciam eius nimia largitas. et sic de alijs. ]lpsa est, que aures sepit, ne audiant vana. Oculosclaudit.neaspiciant morti- fera uel nociua. Os obstruit. nelo- u: quela uel gustu offendat. Nares obturat, ne circa odorifera offen- dant. Manus ligno affigit, ne ad tactus extendantur uel opera uiciosa. Pedes conclauat cruci, ne invtiliter vel nociue discur- 21 So v'sleuzz Go 22 brengen- 25 er ich mit] sie icht mere Go - p 20
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Buch I Kap. 14: Go lauffen. Sie heget libe paider- seit. Sie meret die innern an- dacht. Sie erhebet daz gemüte zü einem anschawen himelischer sdinge. Dorvmb. liber herre, gib mir die selben dein so gar pittere vnd schemliche leidunge zü einer gaistlichen praüt vnd fuge sie zü mir mit einem [69'"] 10 vnscheidenlichen — vnd vrilos- lichen bande, wenn ich hab sie liep vber alle weip, daz ist vber alle zeitliche luste vnd trost. Idoch so hab ich sie vor- 1; mals oft versmehlichen von mir getriben vnd ein andere vber sie eingefurt. Abeı nu kume ich vnd haisch sie wider. Ich pit dich, herre, nicht taiding mit 20 mir dorvmb eines strengen ge- richtes. sunder mitentweichünge deiner gute, vnd gib mir sie, lieber herre, wenn ich sie liep- habe vnd ir begere auz den in- ?5 nersten dingen meines herczen. An ir allein genvget mir wol. Sie alleine erneret vnd erkvcket mich innerlichen in disem leben. Sie ist mein leben, mein trost 3» vnd mein wollust. Sie ist mein licht vnd gedult. Sie widerfuret mich, sie geleitet mich vnd zü- fvret mich. Ane sie so irre ich vnd abwende mich von dem X ort vnd von dem vbere dez heiles. .O lieber Ihesus, ich 10f. vnloslichen] vnv”flossenden Go 17 nu] wo Go 26 genuvnget newr Go 125 rant. Ipsa fouet mutuam dilecci- onem, auget internam deuoci- onem, eleuat ad supernam con- templacionem. — [135''] Hanc ergo, domine, acerbissimam et + ignominiosam passionem da michi in sponsam et indiuisibili ac insolubili vinculo ipsam michi coniunge. Super omnes mulieres, id est delicias et consolaciones temporales, adamaui eam. Et tamen sepe alia superducta re- pudiaui eam. Nunc modo venio et requiro eam. Ne mecum agas iuris rigore, sed tue clemencie disposicione. — Hanc ergo da michi, domine, quia hanc amaui et totis uisceribus concupiui. Ipsa sola michi sufficit, ipsa me sola medullitus nutrit et reficit so in hac uita. Ipsa est vita et consolacio mea et delicie mee. Ipsa lux et paciencia mea. Ipsa me reducit et deducit et addu- cit. Sine ipsa deuio, erro et a = portu salutis declino. O bone 11 banden Go (6 ander Go 34 abwende! neig ich M
Buch I Kap. 14: Go lauffen. Sie heget libe paider- seit. Sie meret die innern an- dacht. Sie erhebet daz gemüte zü einem anschawen himelischer sdinge. Dorvmb. liber herre, gib mir die selben dein so gar pittere vnd schemliche leidunge zü einer gaistlichen praüt vnd fuge sie zü mir mit einem [69'"] 10 vnscheidenlichen — vnd vrilos- lichen bande, wenn ich hab sie liep vber alle weip, daz ist vber alle zeitliche luste vnd trost. Idoch so hab ich sie vor- 1; mals oft versmehlichen von mir getriben vnd ein andere vber sie eingefurt. Abeı nu kume ich vnd haisch sie wider. Ich pit dich, herre, nicht taiding mit 20 mir dorvmb eines strengen ge- richtes. sunder mitentweichünge deiner gute, vnd gib mir sie, lieber herre, wenn ich sie liep- habe vnd ir begere auz den in- ?5 nersten dingen meines herczen. An ir allein genvget mir wol. Sie alleine erneret vnd erkvcket mich innerlichen in disem leben. Sie ist mein leben, mein trost 3» vnd mein wollust. Sie ist mein licht vnd gedult. Sie widerfuret mich, sie geleitet mich vnd zü- fvret mich. Ane sie so irre ich vnd abwende mich von dem X ort vnd von dem vbere dez heiles. .O lieber Ihesus, ich 10f. vnloslichen] vnv”flossenden Go 17 nu] wo Go 26 genuvnget newr Go 125 rant. Ipsa fouet mutuam dilecci- onem, auget internam deuoci- onem, eleuat ad supernam con- templacionem. — [135''] Hanc ergo, domine, acerbissimam et + ignominiosam passionem da michi in sponsam et indiuisibili ac insolubili vinculo ipsam michi coniunge. Super omnes mulieres, id est delicias et consolaciones temporales, adamaui eam. Et tamen sepe alia superducta re- pudiaui eam. Nunc modo venio et requiro eam. Ne mecum agas iuris rigore, sed tue clemencie disposicione. — Hanc ergo da michi, domine, quia hanc amaui et totis uisceribus concupiui. Ipsa sola michi sufficit, ipsa me sola medullitus nutrit et reficit so in hac uita. Ipsa est vita et consolacio mea et delicie mee. Ipsa lux et paciencia mea. Ipsa me reducit et deducit et addu- cit. Sine ipsa deuio, erro et a = portu salutis declino. O bone 11 banden Go (6 ander Go 34 abwende! neig ich M
Strana 126
126 pit nicht anders von dir in disem leben, wenn daz ich mit dir am kreucze volkumenlichen 5 Ihesu, werlichen, ich wil nicht leben, ez sei denn daz ich mit gib mir den zeitlichen vnd leidenlichen tod, ader drucke 1» deinen tot in mein hercze. We mir! Worczü bin ich geporn, sol ich nicht meinen hern vmb- vahen an dem kreucze, daz ich niuge geruen in seinen wünden! 15 Ich wil vil mer aüzwelen, lieber herre, mit dir in diser zeit gekreucziget werden, wenn dasz mir die wolluste one dich zü- flussen. — Dein selige leidunge | | Stachel der Liebe Ihesu, nil aliud & te peto in hac uita, nisi ut tecum sim perfecte ; erucifixus in cruce. Certe, dilec- gekreücziget sey. Allersussister : tissime Ihesu, nolo tecum uiuere, . nisi ut tecum moriar. Aut ergo s , da michi mortem temporalem dir sterbe. Dorvmb, eintweder 20 wil vnd bite ich vnd begere ir - von ganczem herczen. Ich ver- zihe mir durch iren willen aller andern dinge vnd wil auch mich selben lazzen. Sie sol. 25 mir sein mein leip, mein sele : [69'*] vnd alle mein trost. Wann : dein truncken vnd dein wetagen zü- spalten mein hercze. Lieber so herre, dů hast vmb meinen wilen gemacht den himel, die sonnen, den monden, daz ge- stirn, fewr, lüft, wasser vnd erde, die vogel, vische, tir vnd 3; gewurme, die báumen, plümen, gewurceze vnd gesteine vnd allez ercz vnd varbe. plut daz macht mich . Aber wer hat ' uel corporalem, aut in corde meo inprime mortem tuam. Heu michi! quare natus.sum, nisi dominum meum amplectar in 10 cruce, ut requiescam in vulneri- bus eius! Magis eligo ad presens tecum crucifigi quam sine te delicijs affluere. Hanc tuam bea- tissimam [135'*] passionem uolo, peto et totis uisceribus concu- pisco. Omnibus pro ipsa abre- nunccio et eciam me ipsum re- linquo. Ipsa sit michi anima mea, corpus meum et omnis 20 consolacio mea. Nam omnis sangwis tuus inebriat me et do- lores tui scindunt cor meum. Domine, pro me fecisti celum et solem, lunam et stellas, ignem, 2s aerem, aquam et terram, aues et pisces, bestias et reptilia, arbores et flores, herbas et lapides, metalla et colores. Sed 9 ader] aber Go — 28 wetagen] smeroz M . 28f. züspalten] sneidn .M
126 pit nicht anders von dir in disem leben, wenn daz ich mit dir am kreucze volkumenlichen 5 Ihesu, werlichen, ich wil nicht leben, ez sei denn daz ich mit gib mir den zeitlichen vnd leidenlichen tod, ader drucke 1» deinen tot in mein hercze. We mir! Worczü bin ich geporn, sol ich nicht meinen hern vmb- vahen an dem kreucze, daz ich niuge geruen in seinen wünden! 15 Ich wil vil mer aüzwelen, lieber herre, mit dir in diser zeit gekreucziget werden, wenn dasz mir die wolluste one dich zü- flussen. — Dein selige leidunge | | Stachel der Liebe Ihesu, nil aliud & te peto in hac uita, nisi ut tecum sim perfecte ; erucifixus in cruce. Certe, dilec- gekreücziget sey. Allersussister : tissime Ihesu, nolo tecum uiuere, . nisi ut tecum moriar. Aut ergo s , da michi mortem temporalem dir sterbe. Dorvmb, eintweder 20 wil vnd bite ich vnd begere ir - von ganczem herczen. Ich ver- zihe mir durch iren willen aller andern dinge vnd wil auch mich selben lazzen. Sie sol. 25 mir sein mein leip, mein sele : [69'*] vnd alle mein trost. Wann : dein truncken vnd dein wetagen zü- spalten mein hercze. Lieber so herre, dů hast vmb meinen wilen gemacht den himel, die sonnen, den monden, daz ge- stirn, fewr, lüft, wasser vnd erde, die vogel, vische, tir vnd 3; gewurme, die báumen, plümen, gewurceze vnd gesteine vnd allez ercz vnd varbe. plut daz macht mich . Aber wer hat ' uel corporalem, aut in corde meo inprime mortem tuam. Heu michi! quare natus.sum, nisi dominum meum amplectar in 10 cruce, ut requiescam in vulneri- bus eius! Magis eligo ad presens tecum crucifigi quam sine te delicijs affluere. Hanc tuam bea- tissimam [135'*] passionem uolo, peto et totis uisceribus concu- pisco. Omnibus pro ipsa abre- nunccio et eciam me ipsum re- linquo. Ipsa sit michi anima mea, corpus meum et omnis 20 consolacio mea. Nam omnis sangwis tuus inebriat me et do- lores tui scindunt cor meum. Domine, pro me fecisti celum et solem, lunam et stellas, ignem, 2s aerem, aquam et terram, aues et pisces, bestias et reptilia, arbores et flores, herbas et lapides, metalla et colores. Sed 9 ader] aber Go — 28 wetagen] smeroz M . 28f. züspalten] sneidn .M
Strana 127
Buch I Kap. 14: Go die selben ding von deinen hen- den gehaischen? Ane alle bete vnd vordrunge hastu vns alle dink gegeben. Vnd ich quele s mein sele disen ganezen tag dich pitende vmb einen schem- lichen tot vnd mag kaüm ein cleines troplein vondir erwerben. Idoch wisse, herre, daz vmb 1» deinen willen alle sihtige dink snode vnd geringe von mir geachtet seint. Ich gib dir wider alle dinck. ^ Gib mir newr dein wunden, wann sie w vber den himel mein hercz wol geschicket machen. Sie schey- nen mir vber allez gestirn vnd erleuchten mein vernunft. Sie enzunden vber daz fewr mein 2» begerunge. Vber den luft ma- chen sie fruchtig mein rede vnd vber daz wasser erwaichen sie mein gemute. Sie seint nuczer dann alle vogel, tir vnd vische, 25 suzzer wann alle frucht, wun- niclicher wann alle paume vnd plude, tewrer wann allez golt, silber vnd edel gestain. Vnd werlichen, alle die selben dink so seint anders nicht wenn eitel- kait, smehtum gegen deiner seligen leidunge. Die selbe wil ich, herre, vnd gib mir sie zü einem geinale. Ich pit nicht a» die schonde dez himels, sunder 2 gehaischen) eruolget M 21 fruchtig] senft M 127 quis de manibus tuis hoc quesi- uit? Sine peticione et instancia hec omnia nobis dedisti. Et tota die affligo animam meam pe- tendo ignominiosam mortem tu- 5 am et vix possum aliquam guttu- lam impetrare. Scias, domine, quia omnia visibilia michi vilu- erunt pro ipsa. Tibi vniuersa restituo et da michi uulnera tua. 10 Hec super celum habilitant cor meum. Super sydera refulgent michi et illuminant intellectum meum. Super ignem accendunt meum affectum. Super aerem fecundant sermonem meum. Su- per aquam emolliunt animum meum. Hec auibus, bestijs et piscibus vtiliora, fructibus sua- uiora, arboribus et floribus ame- : niora, argento, auro et preciosis lapidibus preciosiora, ymmo, certe, hec omnia nichil nisi vani- tas [135Y"] respectu tue passionis beatissime. Hanc uolo, domine, 25 hanc tribue michi vxorem. Non peto puleritudinem celi, sed 8 troplein] wiselein M, pissol M1 25 f. wunniclicher] lustbar M 27 tewr Go 34 einem mole Go, ein' hausfrawen M
Buch I Kap. 14: Go die selben ding von deinen hen- den gehaischen? Ane alle bete vnd vordrunge hastu vns alle dink gegeben. Vnd ich quele s mein sele disen ganezen tag dich pitende vmb einen schem- lichen tot vnd mag kaüm ein cleines troplein vondir erwerben. Idoch wisse, herre, daz vmb 1» deinen willen alle sihtige dink snode vnd geringe von mir geachtet seint. Ich gib dir wider alle dinck. ^ Gib mir newr dein wunden, wann sie w vber den himel mein hercz wol geschicket machen. Sie schey- nen mir vber allez gestirn vnd erleuchten mein vernunft. Sie enzunden vber daz fewr mein 2» begerunge. Vber den luft ma- chen sie fruchtig mein rede vnd vber daz wasser erwaichen sie mein gemute. Sie seint nuczer dann alle vogel, tir vnd vische, 25 suzzer wann alle frucht, wun- niclicher wann alle paume vnd plude, tewrer wann allez golt, silber vnd edel gestain. Vnd werlichen, alle die selben dink so seint anders nicht wenn eitel- kait, smehtum gegen deiner seligen leidunge. Die selbe wil ich, herre, vnd gib mir sie zü einem geinale. Ich pit nicht a» die schonde dez himels, sunder 2 gehaischen) eruolget M 21 fruchtig] senft M 127 quis de manibus tuis hoc quesi- uit? Sine peticione et instancia hec omnia nobis dedisti. Et tota die affligo animam meam pe- tendo ignominiosam mortem tu- 5 am et vix possum aliquam guttu- lam impetrare. Scias, domine, quia omnia visibilia michi vilu- erunt pro ipsa. Tibi vniuersa restituo et da michi uulnera tua. 10 Hec super celum habilitant cor meum. Super sydera refulgent michi et illuminant intellectum meum. Super ignem accendunt meum affectum. Super aerem fecundant sermonem meum. Su- per aquam emolliunt animum meum. Hec auibus, bestijs et piscibus vtiliora, fructibus sua- uiora, arboribus et floribus ame- : niora, argento, auro et preciosis lapidibus preciosiora, ymmo, certe, hec omnia nichil nisi vani- tas [135Y"] respectu tue passionis beatissime. Hanc uolo, domine, 25 hanc tribue michi vxorem. Non peto puleritudinem celi, sed 8 troplein] wiselein M, pissol M1 25 f. wunniclicher] lustbar M 27 tewr Go 34 einem mole Go, ein' hausfrawen M
Strana 128
128 dein schamlichkait. Ich pit nicht die wollust diser werlt, sunder dein engste. Lieber herre, gib mir sie. vnd wille in mich, wenn ich libe vnd wille in sie. So wirt die e zwischen vns stete vnd vertig. Dein [69'""] wunden muzzen gen, begere ich, in o 10 Sie liebe | mein hercze, in mein sele, so ' wirt die e gancz volbracht. Aber ' wer bin ichs, lieber herre, daz : ich ein so grozzes ding zii einer . praut tar piten, dastu nur dein : 15 grosten vnd innersten frewnden zü einer grossern freuntschaft pflegest zü geben ? Idoch, allein ich anders nicht pin wenn eitel- keit vnd cin vnreiner eiter, so 20 vngemezzen gute. Vnd ist daz ich nicht habe die reinikait vnd heilikait deiner muter, daz ich wirdiclichen mit dir muge mit- 5 die posheit dez schachers, daz ich mit dir zü deiner seiten sulle . Herre, mer in disem gekreuczigt werden. ich sene mich 3t = kreücze, wann mit dir aufzü- steigen den perck deiner claren verwandelunge mit Petro, Ja- : cobo vnd Johanne. Ich begere dich auch mer mit den aügen meines ge:nüteszüsehen verspeit, 35 4f. lieben vnd willen Go 30 an fehlt Go 31 wann fehlt Go getrawe ich doch allezeit deiner : Stachel der Liebe ignominiam tuam. non mundi delicias, sed tuas angustias. Cito michi, domine. tribue eam. Con- senciat in me, domine, quia con- sencio in eam, quia et est ma- s trimonium ratum. Intrent vul- nera tua cor meum et animam meam, et erit matrimonium consumatum. Sed quis sum. domine mi, ut rem in sponsam iv audeam petere, quam solam tuis intimis amicis et maximis amicis tuis coniungis? "Tamen, licet nichil sim nisi vanitas et detestanda sanies, presumo sem- per de inmensa clemencia tua. . Et si non habeam puritatem et leidunge haben, so hab ich doch : sanctitatem matris tue. ut digne tibi compaciar. latronis tamen prauitatem habeo, ut secum ad zo latus tuum crucifigi debeam. Magis in hac uita desidero. do- mine, cum latrone in crucem ascendere, quam cum Petro. leben mit dem schacher an daz | Jacobo et Johanne in montem ss tue transfiguracionis conscen- ; dere et te oculis mentis uidere 15 frewden Go 34 Johannem Go 22 die fehlt Go 36 v'spreezt M
128 dein schamlichkait. Ich pit nicht die wollust diser werlt, sunder dein engste. Lieber herre, gib mir sie. vnd wille in mich, wenn ich libe vnd wille in sie. So wirt die e zwischen vns stete vnd vertig. Dein [69'""] wunden muzzen gen, begere ich, in o 10 Sie liebe | mein hercze, in mein sele, so ' wirt die e gancz volbracht. Aber ' wer bin ichs, lieber herre, daz : ich ein so grozzes ding zii einer . praut tar piten, dastu nur dein : 15 grosten vnd innersten frewnden zü einer grossern freuntschaft pflegest zü geben ? Idoch, allein ich anders nicht pin wenn eitel- keit vnd cin vnreiner eiter, so 20 vngemezzen gute. Vnd ist daz ich nicht habe die reinikait vnd heilikait deiner muter, daz ich wirdiclichen mit dir muge mit- 5 die posheit dez schachers, daz ich mit dir zü deiner seiten sulle . Herre, mer in disem gekreuczigt werden. ich sene mich 3t = kreücze, wann mit dir aufzü- steigen den perck deiner claren verwandelunge mit Petro, Ja- : cobo vnd Johanne. Ich begere dich auch mer mit den aügen meines ge:nüteszüsehen verspeit, 35 4f. lieben vnd willen Go 30 an fehlt Go 31 wann fehlt Go getrawe ich doch allezeit deiner : Stachel der Liebe ignominiam tuam. non mundi delicias, sed tuas angustias. Cito michi, domine. tribue eam. Con- senciat in me, domine, quia con- sencio in eam, quia et est ma- s trimonium ratum. Intrent vul- nera tua cor meum et animam meam, et erit matrimonium consumatum. Sed quis sum. domine mi, ut rem in sponsam iv audeam petere, quam solam tuis intimis amicis et maximis amicis tuis coniungis? "Tamen, licet nichil sim nisi vanitas et detestanda sanies, presumo sem- per de inmensa clemencia tua. . Et si non habeam puritatem et leidunge haben, so hab ich doch : sanctitatem matris tue. ut digne tibi compaciar. latronis tamen prauitatem habeo, ut secum ad zo latus tuum crucifigi debeam. Magis in hac uita desidero. do- mine, cum latrone in crucem ascendere, quam cum Petro. leben mit dem schacher an daz | Jacobo et Johanne in montem ss tue transfiguracionis conscen- ; dere et te oculis mentis uidere 15 frewden Go 34 Johannem Go 22 die fehlt Go 36 v'spreezt M
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Buch I Kap. 14: Go wann in der weise geclari- | ficirt. Vnd ob ich nicht pin als der edel furhank in dem tempel, daz ich gerissen wurde 5 in deinem tode, so pin ich doch ein stinckendez grab, daz ich aufgetan schulle werden gegen der auftuünge deiner seiten. Waz suchestu doch an mir, 10 allersuzzester herre, ist daz in deinem tode die staine gerissen seint, vnd ich doch herter pin wenn ein stein? Ist daz die erde erweget ist, vnd ich doch 15 80 gar irdischen pin? Vnd waz posheit gepricht doch an mir, daz ich nicht durffen sulle deines todes? Vnd ob ich nv niht himelisch pin dir mitleidunge zü 20 haben vnd auch nicht mag mit der sunnen vervinstert werden, so pin ich doch eines hellischen lebens vnd mit[69""]samkeit, daz ich pei den dreien tagen 25 deines todes von dir schulle besücht werden. Dorvmb pit ich dich, lieber herre, daz dich mein posheit nicht wider zihe, sunder dastu mir dise gar edle s praut, daz ist deinen tot, vn- Scheidenlich züfügen wollest. Wenn er ist der allerschonste vnter allen weiben, daz ist allervbertretenst vnter allen ge- ss naden. In im ist der hohste gotes € dinst vnd ere, die hohst lf. geclarificirt] verwandelt M 34 allervbertretenst] all' edclst M 129 consputum quam transfigura- tum. Et si non sum tamquam uelum nobilissimum in templo, ut in morte tua scindar, sum tamen fetidissimum monumen- 5 tum, ut apercione tui lateris aperiri debeam. Quid in me queris, dilectissime domine, si in morte tua petre scisse sunt, et ego sum durior petra? Si terra mota est, et ego terrenissi- mus sum ? Quid ergo iniquitatis deest in me, ut indigeam tua morte? Et si celestis non sum tibi compaciendo nec [136'*] 1 queam cum sole obscurari, ta- men infernalis conuersacionis sum, ut in hoc triduo mortis tue & te debeam uisitari. Non ergo te, domine, retrahat iniquitas 20 mea, quin michi hanc nobilem sponsam, scilicet mortem tuam, inseparabiliter coniungas. Ipsa enim est pulcherrima omnium mulierum et excellentissima om- 25 nium graciarum. In ipsa fuit summus dei cultus, summa dei dignacio, summa ad nos dei 3 das all’ edelst velum M 395—133, 3 Lücke M M1
Buch I Kap. 14: Go wann in der weise geclari- | ficirt. Vnd ob ich nicht pin als der edel furhank in dem tempel, daz ich gerissen wurde 5 in deinem tode, so pin ich doch ein stinckendez grab, daz ich aufgetan schulle werden gegen der auftuünge deiner seiten. Waz suchestu doch an mir, 10 allersuzzester herre, ist daz in deinem tode die staine gerissen seint, vnd ich doch herter pin wenn ein stein? Ist daz die erde erweget ist, vnd ich doch 15 80 gar irdischen pin? Vnd waz posheit gepricht doch an mir, daz ich nicht durffen sulle deines todes? Vnd ob ich nv niht himelisch pin dir mitleidunge zü 20 haben vnd auch nicht mag mit der sunnen vervinstert werden, so pin ich doch eines hellischen lebens vnd mit[69""]samkeit, daz ich pei den dreien tagen 25 deines todes von dir schulle besücht werden. Dorvmb pit ich dich, lieber herre, daz dich mein posheit nicht wider zihe, sunder dastu mir dise gar edle s praut, daz ist deinen tot, vn- Scheidenlich züfügen wollest. Wenn er ist der allerschonste vnter allen weiben, daz ist allervbertretenst vnter allen ge- ss naden. In im ist der hohste gotes € dinst vnd ere, die hohst lf. geclarificirt] verwandelt M 34 allervbertretenst] all' edclst M 129 consputum quam transfigura- tum. Et si non sum tamquam uelum nobilissimum in templo, ut in morte tua scindar, sum tamen fetidissimum monumen- 5 tum, ut apercione tui lateris aperiri debeam. Quid in me queris, dilectissime domine, si in morte tua petre scisse sunt, et ego sum durior petra? Si terra mota est, et ego terrenissi- mus sum ? Quid ergo iniquitatis deest in me, ut indigeam tua morte? Et si celestis non sum tibi compaciendo nec [136'*] 1 queam cum sole obscurari, ta- men infernalis conuersacionis sum, ut in hoc triduo mortis tue & te debeam uisitari. Non ergo te, domine, retrahat iniquitas 20 mea, quin michi hanc nobilem sponsam, scilicet mortem tuam, inseparabiliter coniungas. Ipsa enim est pulcherrima omnium mulierum et excellentissima om- 25 nium graciarum. In ipsa fuit summus dei cultus, summa dei dignacio, summa ad nos dei 3 das all’ edelst velum M 395—133, 3 Lücke M M1
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o 1 - < = m 5 4 5 5 libe prinnen. 130 gotes geruchunge vnd gegen vns die hohst gotes erschei- nunge. heit vnd macht. slagen den hoffertigen, daz ist den teufel, vnd hat die selen auz der helle gefurt in den himel. Er hat vns got gegeben, des veiol varbe vmbfan die demü- tigen vnd die beichtiger, dez lilien scheine vmbvahen die vnschuldigen vnd die junck- frawen, dez rosen rote vmb- vahen die mertrer vnd die in Wenn in disem seligen tode waz die hohst de- Stachel der Liebe diffusio. Ipsa summa sapiencia | et potencia percussit superbum Er ist die hohst weis- | Er hat ge- | lit in celum, donauit deum, cuius ; tantur mortui. mütikait, die allervnschuldigiste ' junckfrawlichait, die allervber- swenckenste vnd vbertretenste libe. Seiner roten vnd purpur varbe wundern sich die engele, von seinem wolrichenden roche werden erwecket die toten, von : seinem senften berüren werden seinem so gar suzzen smacke werden gespeiset vnd enthalten die volkumen. Eya! wie getan ist, ir sün vnd ir tochter von lherusalem, mein praut vnd die senunge meiner sele, wenn sie vberwindet meinen veint, den teufel! Sie erbiiret mich von der werlt vnd kestiget auch mein flaisch. Dorvmb sol ferre von mir allez rümen sein wenn 6 den] der Go swenckiste Go 8 des] der Go 22 rocke Go 34 kestiget] bestetiget Go. et animas de inferno transtu- violeum colorem amplectuntur humiles et confessores, lileum candorem innocentes et virgines, roseum nitorem martires et in caritate feruentes. Quia in ea fuit humilitas summa, innocen- tissima virginitas et excellentis- sima et excessiua caritas. Cuius purpureum et coccineum colo- . rem ammirantur angeli, ad eius fraglantissimum odorem susci- 15 Ad eius sua- uissimum tactum roborantur in- firmi. Ad eius dulcissimum gu- stum reficiuntur et conseruan- tur perfecti. Talis est, filij et filie Iherusalem, sponsa mea, desi- derium anime mee. [Ipsa ini- micum meum dyabolum superat, | me & mundo eleuat, carnem die krancken gestercket, von | i eciam meam casti[136'"]gat. Michi absit gloriari nisi in cruce 11 lileion Go 18 f. allervber- 36 raümen Go 25
o 1 - < = m 5 4 5 5 libe prinnen. 130 gotes geruchunge vnd gegen vns die hohst gotes erschei- nunge. heit vnd macht. slagen den hoffertigen, daz ist den teufel, vnd hat die selen auz der helle gefurt in den himel. Er hat vns got gegeben, des veiol varbe vmbfan die demü- tigen vnd die beichtiger, dez lilien scheine vmbvahen die vnschuldigen vnd die junck- frawen, dez rosen rote vmb- vahen die mertrer vnd die in Wenn in disem seligen tode waz die hohst de- Stachel der Liebe diffusio. Ipsa summa sapiencia | et potencia percussit superbum Er ist die hohst weis- | Er hat ge- | lit in celum, donauit deum, cuius ; tantur mortui. mütikait, die allervnschuldigiste ' junckfrawlichait, die allervber- swenckenste vnd vbertretenste libe. Seiner roten vnd purpur varbe wundern sich die engele, von seinem wolrichenden roche werden erwecket die toten, von : seinem senften berüren werden seinem so gar suzzen smacke werden gespeiset vnd enthalten die volkumen. Eya! wie getan ist, ir sün vnd ir tochter von lherusalem, mein praut vnd die senunge meiner sele, wenn sie vberwindet meinen veint, den teufel! Sie erbiiret mich von der werlt vnd kestiget auch mein flaisch. Dorvmb sol ferre von mir allez rümen sein wenn 6 den] der Go swenckiste Go 8 des] der Go 22 rocke Go 34 kestiget] bestetiget Go. et animas de inferno transtu- violeum colorem amplectuntur humiles et confessores, lileum candorem innocentes et virgines, roseum nitorem martires et in caritate feruentes. Quia in ea fuit humilitas summa, innocen- tissima virginitas et excellentis- sima et excessiua caritas. Cuius purpureum et coccineum colo- . rem ammirantur angeli, ad eius fraglantissimum odorem susci- 15 Ad eius sua- uissimum tactum roborantur in- firmi. Ad eius dulcissimum gu- stum reficiuntur et conseruan- tur perfecti. Talis est, filij et filie Iherusalem, sponsa mea, desi- derium anime mee. [Ipsa ini- micum meum dyabolum superat, | me & mundo eleuat, carnem die krancken gestercket, von | i eciam meam casti[136'"]gat. Michi absit gloriari nisi in cruce 11 lileion Go 18 f. allervber- 36 raümen Go 25
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Buch I Kap. 14: Go in dem kreucze vnsers hern | Ihesu Christi. Herre, mir ist dovon ein grozzer rüm, alz dü durch meinen willen den 5 himel, daz gestirn vnd ander : nyderwendige creatur geschepp- fet hast. Aber vnreitlich mer grozzer rüm ist mir dovon, dastu ge[70'*]ruchet hast mensch 10 vmb meinen willen zü werden, eines knechtes gestalt an dich nemende, der dü mich gemacht hast nach deinem pilde vnd gleichnusse. Ein grozzer wan 1 vnd rum ist mir auch dovon, dastu mich mit vil gütteten ernerst vnd beschirmst. Aber vil grosser dovon, daz dich vmb meinen willen gehungert 20 vnd gedurstet hat vnd mude auf dem prunnen gesezzen pist vnd vil vngemaches geliden hast. Ein grozzer rum ist mir dovon, das dü mich vber alle : 2; tir geseczt hast. Aber vnreitlich grozzer dovon, dastü dich, ein ; herre aller scheppfunge, vmb meinen willen vntertenig ge- macht hast einer junckfrawen : s vnd einem smede. Ein grozzer rum ist mir dovon, istdazichdein freunt wirde, seint dastii mich eren wirdest in dem himel. Aber vnreitlich grozzer ist mir dovon, ss dastů vmb mich posen deinen feint woldest in mir verspeiet, verlestert vnd mangerley ver- : 14 won Go 181 domini nostri Ihesu Christi. Magna quippe michi gloriacio. domine, quod pro me celum et sydera et alias creaturas inferio- res fecisti. Sed multo sine com- paracione maior michi gloriacio, quod pro me dignatus es homo fieri, formam serui accipiens, qui me fecisti ad ymaginem et simi- litudinem tuam. Magna michi gloriacio, quod tot beneficijs gubernas me et nutris. Sed maior, quod pro me esuristi et sitisti ac fatigatus supra fontem sedisti et multa incommoda sus- i; tinuisti. Magna michi gloriacio, quod cunctis animalibus me preposuisti. Sed sine compara- cione maior, quod pro me te do- minum omnium vni puelle et fabro subdidisti. Magna michi gloriacio, quod me sicut amicos tuos honorificaturus es in celo. Sed sine comparacione maior, quod pro me adhuc pessimo ini- »; mico tuo conuiciatus, consputus et multipliciter es illusus in me. m te < 34 grozzer fchlt Go
Buch I Kap. 14: Go in dem kreucze vnsers hern | Ihesu Christi. Herre, mir ist dovon ein grozzer rüm, alz dü durch meinen willen den 5 himel, daz gestirn vnd ander : nyderwendige creatur geschepp- fet hast. Aber vnreitlich mer grozzer rüm ist mir dovon, dastu ge[70'*]ruchet hast mensch 10 vmb meinen willen zü werden, eines knechtes gestalt an dich nemende, der dü mich gemacht hast nach deinem pilde vnd gleichnusse. Ein grozzer wan 1 vnd rum ist mir auch dovon, dastu mich mit vil gütteten ernerst vnd beschirmst. Aber vil grosser dovon, daz dich vmb meinen willen gehungert 20 vnd gedurstet hat vnd mude auf dem prunnen gesezzen pist vnd vil vngemaches geliden hast. Ein grozzer rum ist mir dovon, das dü mich vber alle : 2; tir geseczt hast. Aber vnreitlich grozzer dovon, dastü dich, ein ; herre aller scheppfunge, vmb meinen willen vntertenig ge- macht hast einer junckfrawen : s vnd einem smede. Ein grozzer rum ist mir dovon, istdazichdein freunt wirde, seint dastii mich eren wirdest in dem himel. Aber vnreitlich grozzer ist mir dovon, ss dastů vmb mich posen deinen feint woldest in mir verspeiet, verlestert vnd mangerley ver- : 14 won Go 181 domini nostri Ihesu Christi. Magna quippe michi gloriacio. domine, quod pro me celum et sydera et alias creaturas inferio- res fecisti. Sed multo sine com- paracione maior michi gloriacio, quod pro me dignatus es homo fieri, formam serui accipiens, qui me fecisti ad ymaginem et simi- litudinem tuam. Magna michi gloriacio, quod tot beneficijs gubernas me et nutris. Sed maior, quod pro me esuristi et sitisti ac fatigatus supra fontem sedisti et multa incommoda sus- i; tinuisti. Magna michi gloriacio, quod cunctis animalibus me preposuisti. Sed sine compara- cione maior, quod pro me te do- minum omnium vni puelle et fabro subdidisti. Magna michi gloriacio, quod me sicut amicos tuos honorificaturus es in celo. Sed sine comparacione maior, quod pro me adhuc pessimo ini- »; mico tuo conuiciatus, consputus et multipliciter es illusus in me. m te < 34 grozzer fchlt Go
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132 spottet werden. Ein grosser rum ist mir dovon, ist daz ich ; gerecht worden pin, daz dů mich reich wilt machen in dei- s nem reich. Aber grosser do- von, daz dů fur mich sunder am holcz dez kreüczes gewest pist in dem leczten armüte, do dü hettest zü kosten, do dich 10 durstet, gallen vnd ezzig, do dü auch hettest zü einem cleid deinen nackten leichnam, vnd zü einem gelender oder zü einer stewr hettestu nicht, do- 15 hin du dein haubt mochtest ge- leynen. Vnd werlichen, die durnein krone die waz dein kusse vnd dein polster. Ein grosser rum ist mir auch dovon, 20 ist daz ich engelisch leben wirde, dastü mich den engeln in dem hymel zügesellen wilt. Aber vil grosser dovon, dastüfurmich,der ich ein tuwelisch leben fur, mit 2s dem schacher auf ertreich ge- kreiicziget pist vnd geachtet mit den posen vnd vngerechten. Dorvmb so sol ferre von mir вет, daz ich [70'*] mich anders so icht rume wenn dez kreüczes vnsers hern Ihesu Christi. Wenn, 186 daz der tot der heiligen tewr ist in dem angesicht gotes dez herren, wenn sie leiden vnd ss Sterben vmb seinen willen, vil mer so sol in vnserm angesicht tewr sein der tot vnsers hern, 3 goreicht Go 6 sundern Go Stachel der Liebe Magna michi gloriacio, quod me, si iustus fuero, ditaturus es in regno tuo. Sed multo maior, guod pro me peccatore in ex- trema paupertate fuisti in ligno crucis, quoniam ad gustum, cum sitires, fel habuisti et ace- tum, ad operimentum corpus habuisti nudum, guoniam ad reclinatorium non habuisti, vbi caput tuum reclinares. Ymmo, corona spinea fuit puluinar tu- um. Magna michi gloriacio. quod, si angelice vixero, an- gelis es me sociaturus in celis. Sed multo maior, quod pro me dyabolicam uitam ducente cum w = © i latronibus es cruci[136'*]fixus i in terris et reputatus cum impijs et iniquis. Michi igitur zo absit nisi in cruce domini nostri Ihesu Christi gloriari. Si enim preciosa est in conspectu do- mini mors sanctorum eius. quia paciuntur et moriuntur pro ipso. 5 quanto magis debet esse in conspectu nostro mors domini 8 armüten Go
132 spottet werden. Ein grosser rum ist mir dovon, ist daz ich ; gerecht worden pin, daz dů mich reich wilt machen in dei- s nem reich. Aber grosser do- von, daz dů fur mich sunder am holcz dez kreüczes gewest pist in dem leczten armüte, do dü hettest zü kosten, do dich 10 durstet, gallen vnd ezzig, do dü auch hettest zü einem cleid deinen nackten leichnam, vnd zü einem gelender oder zü einer stewr hettestu nicht, do- 15 hin du dein haubt mochtest ge- leynen. Vnd werlichen, die durnein krone die waz dein kusse vnd dein polster. Ein grosser rum ist mir auch dovon, 20 ist daz ich engelisch leben wirde, dastü mich den engeln in dem hymel zügesellen wilt. Aber vil grosser dovon, dastüfurmich,der ich ein tuwelisch leben fur, mit 2s dem schacher auf ertreich ge- kreiicziget pist vnd geachtet mit den posen vnd vngerechten. Dorvmb so sol ferre von mir вет, daz ich [70'*] mich anders so icht rume wenn dez kreüczes vnsers hern Ihesu Christi. Wenn, 186 daz der tot der heiligen tewr ist in dem angesicht gotes dez herren, wenn sie leiden vnd ss Sterben vmb seinen willen, vil mer so sol in vnserm angesicht tewr sein der tot vnsers hern, 3 goreicht Go 6 sundern Go Stachel der Liebe Magna michi gloriacio, quod me, si iustus fuero, ditaturus es in regno tuo. Sed multo maior, guod pro me peccatore in ex- trema paupertate fuisti in ligno crucis, quoniam ad gustum, cum sitires, fel habuisti et ace- tum, ad operimentum corpus habuisti nudum, guoniam ad reclinatorium non habuisti, vbi caput tuum reclinares. Ymmo, corona spinea fuit puluinar tu- um. Magna michi gloriacio. quod, si angelice vixero, an- gelis es me sociaturus in celis. Sed multo maior, quod pro me dyabolicam uitam ducente cum w = © i latronibus es cruci[136'*]fixus i in terris et reputatus cum impijs et iniquis. Michi igitur zo absit nisi in cruce domini nostri Ihesu Christi gloriari. Si enim preciosa est in conspectu do- mini mors sanctorum eius. quia paciuntur et moriuntur pro ipso. 5 quanto magis debet esse in conspectu nostro mors domini 8 armüten Go
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Buch I Kap. 14: Go seint daz er geliden hat vnd gestorben ist durch vnsern wil- len. Dorvmb so muzze wir vns rumen dez kreüczes vnsers hern 5 Ihesu Christi. Aber leider, ich hore aber Ihesum anderweit schreien vnd sprechen: 'Herre, dü hast mein bekanten ferre von mir gemacht. Sie haben 10 mich eingesetzt zü einem grawen vnd zü einer vnmenschlichkait. Du hast von mir geferret den freunt vnd den nehsten vnd mein bekanten von der iamer- 15 kait. Sie seint von mir aüs hin geflohen, vnd ez ist niht, der do vorder mein sele. Ich pin ein fremder worden meinen pru- dern vnd ein pilgreim den kin- 20 dern meiner muter. Ich harret, ob ymant were, der auch be- trubet were, vnd ez waz nicht, vnd ob mich ymant trostet, vnd ich vant nicht. Ir sullet 25 nicht flihen, ir aller libsten, ir sullet nicht flihen. Ir sullet niht den gekreüczigten Chri- | stum in dem mittel der schacher allein lazzen. Ich pit euch, s? keret wider vnd kümet wider, vnd gen wir vnd sterben mit im. Sie seint alle von im geflohen, newr sein muter, vnser frawe, ist allein pey im beliben. 3 wir mit Gen ; Johannem vnd sehe . wir vnd gesellen vns zü vnser ' frawe vnd sten mit ir neben , 21 nymant Go 37 nebem Go i 133 nostri; cum ipse paciatur et moriatur pro nobis! Gloriari ergo nos oportet in cruce do- mini nostri Ihesu Christi. Sed, heu, audio iterum Ihesum cla- 5 mantem et dicentem: 'Longe fecisti notos meos & me. Posue- runt me abhominacionem sibi. Elongasti & me amicum et proximum et notos, a miseria 10 foras fugerunt a me et non est, qui requirat animam meam. Extraneus factus sum fratribus meis et peregrinus filijs matris mee. Sustinui, qui simul con- 15 tristaretur, et non fuit, et qui consolaretur, non inveni. No- lite, karissimi, fugere, nolite Christum . crucifixum in medio latronum solum derelinquere. 0 Redite, obsecro, et eamus et moriamur cum ill. Omnes fugerunt, sola mater domina remansit cum illo. Eamus cum Johanne et associemur domi- 25 ne nostre et stemus cum
Buch I Kap. 14: Go seint daz er geliden hat vnd gestorben ist durch vnsern wil- len. Dorvmb so muzze wir vns rumen dez kreüczes vnsers hern 5 Ihesu Christi. Aber leider, ich hore aber Ihesum anderweit schreien vnd sprechen: 'Herre, dü hast mein bekanten ferre von mir gemacht. Sie haben 10 mich eingesetzt zü einem grawen vnd zü einer vnmenschlichkait. Du hast von mir geferret den freunt vnd den nehsten vnd mein bekanten von der iamer- 15 kait. Sie seint von mir aüs hin geflohen, vnd ez ist niht, der do vorder mein sele. Ich pin ein fremder worden meinen pru- dern vnd ein pilgreim den kin- 20 dern meiner muter. Ich harret, ob ymant were, der auch be- trubet were, vnd ez waz nicht, vnd ob mich ymant trostet, vnd ich vant nicht. Ir sullet 25 nicht flihen, ir aller libsten, ir sullet nicht flihen. Ir sullet niht den gekreüczigten Chri- | stum in dem mittel der schacher allein lazzen. Ich pit euch, s? keret wider vnd kümet wider, vnd gen wir vnd sterben mit im. Sie seint alle von im geflohen, newr sein muter, vnser frawe, ist allein pey im beliben. 3 wir mit Gen ; Johannem vnd sehe . wir vnd gesellen vns zü vnser ' frawe vnd sten mit ir neben , 21 nymant Go 37 nebem Go i 133 nostri; cum ipse paciatur et moriatur pro nobis! Gloriari ergo nos oportet in cruce do- mini nostri Ihesu Christi. Sed, heu, audio iterum Ihesum cla- 5 mantem et dicentem: 'Longe fecisti notos meos & me. Posue- runt me abhominacionem sibi. Elongasti & me amicum et proximum et notos, a miseria 10 foras fugerunt a me et non est, qui requirat animam meam. Extraneus factus sum fratribus meis et peregrinus filijs matris mee. Sustinui, qui simul con- 15 tristaretur, et non fuit, et qui consolaretur, non inveni. No- lite, karissimi, fugere, nolite Christum . crucifixum in medio latronum solum derelinquere. 0 Redite, obsecro, et eamus et moriamur cum ill. Omnes fugerunt, sola mater domina remansit cum illo. Eamus cum Johanne et associemur domi- 25 ne nostre et stemus cum
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134 dem kreucze. [Ist daz Maria Cleophe vnd Maria dalena sich der junckfrawen vnd muter zügesellet haben, e der muter vnd dem junger. Vnd ich gelaub genczlichen, daz vns mit Johannem ziigesprochen werd: 'Nemt war. daz ist ewer muter', zaigende auf vnser fra- wen, vnd daz ir werde ge- sprochen: 'Sich, daz seint deine kinder, Ir allerlibsten, wir schullen [70'*] mit in sein, ist 10 — ov Mag- | so müge wir vns wol zügesellen ; daz wir den sün mit der muter : erkriegen vnd gewinnen wollen. : Wann ez mag nicht eines on daz ander erworben werden. Wir sullen mit in aufsteigen an den palmpaum vnd sein fruht er- greiffen, wenn ez hanget daran der junckfrawen hercze mit dem kinde. Dorvmb so sol sich nymant entschuldigen, in we- » lichem wesen der mensch sei, 2 = wenn ez ist nymant, der nicht vinde an dem selben paüme : gar suzze vnd gar genuksame : narunge. Wenn, ist daz dastii xo ein sunder pist, so mercke die so gar herbe vnd schemleiche leidunge die sunde zü versmehen vnd zü verschewen, wenn Chri- stus fur vnser sunde gestorben : 35 ist. vnd ein puzzender mensch pist, so soltu mercken die selben 1 daz sich Go Ist daz dü ein anhebender i 28 genunksame Go Stachel der Liebe ea iuxta crucem. Si enim Maria Cleophe et Maria Magda- lene associantur matri virgini. bene possumus nos sociare matri et discipulo. Credo firmiter, 5 quod cum Johane dicetur nobis: *Ecce, mater uestra' de domina nostra, et ei dicetur: "Ecce, filij tui. Simus, karissimi. cum eis, si volumus [136""] filium cum matre lucrari. Non enim potest vnus sine altero impetrari. ^ Ascendamus cum eis in palmam et apprehen- damus fructum eius. Nam in ea cor virginis cum filio pendet. Nullus se excuset, in quocumque sit statu, quia nullus, qui non inveniat in hac arbore suauis- simum ac sufficientissimum nu- 20 trimentum. Nam si peccator es, illam acerbissiniam et igno- miniosam passionem considera ad detestandum peccatum hor- rendum, quia ipse pro peccatis 2s nostris mortuus est. Si es in- cipiens et penitens, considera - s 33 verschonen Go
134 dem kreucze. [Ist daz Maria Cleophe vnd Maria dalena sich der junckfrawen vnd muter zügesellet haben, e der muter vnd dem junger. Vnd ich gelaub genczlichen, daz vns mit Johannem ziigesprochen werd: 'Nemt war. daz ist ewer muter', zaigende auf vnser fra- wen, vnd daz ir werde ge- sprochen: 'Sich, daz seint deine kinder, Ir allerlibsten, wir schullen [70'*] mit in sein, ist 10 — ov Mag- | so müge wir vns wol zügesellen ; daz wir den sün mit der muter : erkriegen vnd gewinnen wollen. : Wann ez mag nicht eines on daz ander erworben werden. Wir sullen mit in aufsteigen an den palmpaum vnd sein fruht er- greiffen, wenn ez hanget daran der junckfrawen hercze mit dem kinde. Dorvmb so sol sich nymant entschuldigen, in we- » lichem wesen der mensch sei, 2 = wenn ez ist nymant, der nicht vinde an dem selben paüme : gar suzze vnd gar genuksame : narunge. Wenn, ist daz dastii xo ein sunder pist, so mercke die so gar herbe vnd schemleiche leidunge die sunde zü versmehen vnd zü verschewen, wenn Chri- stus fur vnser sunde gestorben : 35 ist. vnd ein puzzender mensch pist, so soltu mercken die selben 1 daz sich Go Ist daz dü ein anhebender i 28 genunksame Go Stachel der Liebe ea iuxta crucem. Si enim Maria Cleophe et Maria Magda- lene associantur matri virgini. bene possumus nos sociare matri et discipulo. Credo firmiter, 5 quod cum Johane dicetur nobis: *Ecce, mater uestra' de domina nostra, et ei dicetur: "Ecce, filij tui. Simus, karissimi. cum eis, si volumus [136""] filium cum matre lucrari. Non enim potest vnus sine altero impetrari. ^ Ascendamus cum eis in palmam et apprehen- damus fructum eius. Nam in ea cor virginis cum filio pendet. Nullus se excuset, in quocumque sit statu, quia nullus, qui non inveniat in hac arbore suauis- simum ac sufficientissimum nu- 20 trimentum. Nam si peccator es, illam acerbissiniam et igno- miniosam passionem considera ad detestandum peccatum hor- rendum, quia ipse pro peccatis 2s nostris mortuus est. Si es in- cipiens et penitens, considera - s 33 verschonen Go
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Buch I Kap. 14: Go leidung zů einem pilde der pusse vnd genungtuung. Ist aber dastii ein zunemender mensche pist, so mercke die selben lei- 135 ilam passionem ad exemplum penitencie et satisfaccionem ha- . bendam. Si es proficiens, con- s dunge ir frucht zü betrachten, : doran ein mensch sere zünymt. Ist dastü ein volkümener mensch pist, so mercke die selben leidunge zii haben in- 10 nerlichen mitleidunge mit Christo vnd mit seiner muter vnd dich zü verwandeln gancz vnd zü- male in die selben leidung. Ist aber dastü volbracht pist win gerechtikait. so mercke die egenanten leidunge dich zii wun- dern der lieb gotes, die er hat gegen vns. Darvmb so sol sich nymant entschuldigen, 20 yder mensch vindet do selbest sein weide, sein port vnd sein wenn : vber, sein haüsgemach vnd sein : lecztez mittelpunckt. Vnd dor- vmb sullet ir dise funf wesen, 2 daz ist die funf wunden vnd slege vnsers herren, mit hicz- ziclicher senunge ergreiffen vnd seczen in die sorge vnd stete fleizzikait ewers herczen. Daz so vns daz geruche zii verleihen, der do ge[70']benedicket ist ewiclichen on ende! Amen. 7 vollkümender Go segent M M1 | | | | | 20 vindet ez Go sidera passionem illam ad eius effectus ruminandum, in quo homo proficit multum. Si es perfectus, considera illam pas- sionem ad compaciendum Chri- sto et matri eius intime et to- tum te in illam passionem trans- formandum. Si es in iusticia consumatus, considera illam pas- sionem ad dei dileccionem erga nos admirandum. Nullus ergo se excuset, quin hic inveniat i suum pabulum, portum, do- micilium atque centrum. Hos igitur quinque status, quinque domini nostri plagas cum estu- anti desiderio apprehendite in [137'*] curam et sollicitudinem continuam cordis vestri. Quod ipse concedat, qui est benedic- ! tus in secula seculorum! Amen. 28 steter Go 31 ge- m
Buch I Kap. 14: Go leidung zů einem pilde der pusse vnd genungtuung. Ist aber dastii ein zunemender mensche pist, so mercke die selben lei- 135 ilam passionem ad exemplum penitencie et satisfaccionem ha- . bendam. Si es proficiens, con- s dunge ir frucht zü betrachten, : doran ein mensch sere zünymt. Ist dastü ein volkümener mensch pist, so mercke die selben leidunge zii haben in- 10 nerlichen mitleidunge mit Christo vnd mit seiner muter vnd dich zü verwandeln gancz vnd zü- male in die selben leidung. Ist aber dastü volbracht pist win gerechtikait. so mercke die egenanten leidunge dich zii wun- dern der lieb gotes, die er hat gegen vns. Darvmb so sol sich nymant entschuldigen, 20 yder mensch vindet do selbest sein weide, sein port vnd sein wenn : vber, sein haüsgemach vnd sein : lecztez mittelpunckt. Vnd dor- vmb sullet ir dise funf wesen, 2 daz ist die funf wunden vnd slege vnsers herren, mit hicz- ziclicher senunge ergreiffen vnd seczen in die sorge vnd stete fleizzikait ewers herczen. Daz so vns daz geruche zii verleihen, der do ge[70']benedicket ist ewiclichen on ende! Amen. 7 vollkümender Go segent M M1 | | | | | 20 vindet ez Go sidera passionem illam ad eius effectus ruminandum, in quo homo proficit multum. Si es perfectus, considera illam pas- sionem ad compaciendum Chri- sto et matri eius intime et to- tum te in illam passionem trans- formandum. Si es in iusticia consumatus, considera illam pas- sionem ad dei dileccionem erga nos admirandum. Nullus ergo se excuset, quin hic inveniat i suum pabulum, portum, do- micilium atque centrum. Hos igitur quinque status, quinque domini nostri plagas cum estu- anti desiderio apprehendite in [137'*] curam et sollicitudinem continuam cordis vestri. Quod ipse concedat, qui est benedic- ! tus in secula seculorum! Amen. 28 steter Go 31 ge- m
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136 Zweiles Buch. Is seint die capitel dez andern tailes diczpuchs. C Daz erst, wie ein mensch 5 mer müge zügenemen vnd got mer behagen. C Daz ander, wie ein mensch . sich raiczzen schulle zü der liebe : gotes, vnd wie er sein hercz 10 feiirig machen schulle, so er maist mag. C Daz dritte, wie ein mensche sein hercze got gern geben schulle. 15 € Daz virde, wie ein mensche seine gedancken orden schulle, also daz er allezeit got in sey- nem herczen habe. C Daz funft, wie der mensch 20 hiczzig werd gute wercke zů tun. C Daz sehst, wie der mensche sich volkümenlichen schicken vnd orden schulle, daz er got 25 volkümenlichen liephabe. C Daz sibent, wie der men- sche in den wurckungen ge- prauchen sol der anschawunge. € Daz achte ist ein lustiges 30 reiczzen vnd züzihen. € Daz newnde, daz ein men- sche wol geschicket vnd ge- ordent sein sol in seinen ge- dancken, worten vnd wercken. Stachel der Liebe Incipiunt capitula secun- de partis. I. Qualiter possit homo am- plius proficere et magis deo placere. II. Qualiter homo ad amorem se debet concitare et quantum potest ignire cor suum. III. Quod homo libenter debet dare cor suum deo. IIII. Qualiter homo ordinet cogitaciones suas ita, quod deum suum habeat in corde. V. Qualiter homo ad bene operandum ferueat. VI. Qualiter homo se perfecte ordinet, ut. deum perfecte dili- gat. VII. Qualiter homo in accione debet frui contemplacione. VIII. Quoddam delectabile et allectiuum. IX. Quod bene ordinatus sit in cogitacione, locucione et ope- racione. 1 Buch II. Das Kapitelregister steht nur in Go, ea fehlt in M M1 R(Br und N gliedern den Text nicht in mehrere Bücher). Die Überschriften von Kap. 1 und 2 sind vertauscht Go 10 feürig] berürig Go 4 erst] ander Go 7 ander] erst Gu
136 Zweiles Buch. Is seint die capitel dez andern tailes diczpuchs. C Daz erst, wie ein mensch 5 mer müge zügenemen vnd got mer behagen. C Daz ander, wie ein mensch . sich raiczzen schulle zü der liebe : gotes, vnd wie er sein hercz 10 feiirig machen schulle, so er maist mag. C Daz dritte, wie ein mensche sein hercze got gern geben schulle. 15 € Daz virde, wie ein mensche seine gedancken orden schulle, also daz er allezeit got in sey- nem herczen habe. C Daz funft, wie der mensch 20 hiczzig werd gute wercke zů tun. C Daz sehst, wie der mensche sich volkümenlichen schicken vnd orden schulle, daz er got 25 volkümenlichen liephabe. C Daz sibent, wie der men- sche in den wurckungen ge- prauchen sol der anschawunge. € Daz achte ist ein lustiges 30 reiczzen vnd züzihen. € Daz newnde, daz ein men- sche wol geschicket vnd ge- ordent sein sol in seinen ge- dancken, worten vnd wercken. Stachel der Liebe Incipiunt capitula secun- de partis. I. Qualiter possit homo am- plius proficere et magis deo placere. II. Qualiter homo ad amorem se debet concitare et quantum potest ignire cor suum. III. Quod homo libenter debet dare cor suum deo. IIII. Qualiter homo ordinet cogitaciones suas ita, quod deum suum habeat in corde. V. Qualiter homo ad bene operandum ferueat. VI. Qualiter homo se perfecte ordinet, ut. deum perfecte dili- gat. VII. Qualiter homo in accione debet frui contemplacione. VIII. Quoddam delectabile et allectiuum. IX. Quod bene ordinatus sit in cogitacione, locucione et ope- racione. 1 Buch II. Das Kapitelregister steht nur in Go, ea fehlt in M M1 R(Br und N gliedern den Text nicht in mehrere Bücher). Die Überschriften von Kap. 1 und 2 sind vertauscht Go 10 feürig] berürig Go 4 erst] ander Go 7 ander] erst Gu
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Buch II Vorwort: Go; Kap. 1: Br C Daz zehent, wie der men- | sche geschicket sei gegen seinem | nehsten. C Daz eylift, wie sich der s selen liephaber sol schicken vnd ordenen. € Daz zwelfte, wie die sele alleine von der lieb Christi sol geraiczzet sein vnd gezogen 19 werden vnd die irdischen dinck | versmehen sulle. € Daz dreyzehende ist ein | beschreibunge der selikait. € Daz vierczehent von der 1s durchstechung der sele mit der suzzikait Christi, vnd ist ein gut gepete. 1 € Daz funfezehent ist ein bete zii vben daz hercze in der ! so libe dez allerlibsten Ihesu. € Daz sechezehende, wie sich | ein prister haben sol, so er zü der messe wil gen. C Daz sibenczehent ist ein 25 andechtiges gepete. Daz erste capitel, wy ein mensch můge me czune- 137 X. Ordinacio ad proximum. XI. Qualiter zelator anima- rum se debet ordinare. XII. Quod anima debet affici tantum amore solius Christi, 5 terrenorum vilitate contempta. XIII. Descripcio beatitudinis. XIV. De transfixione anime dulcedine Christi quedam allec- tiua non modica. 10 XV. Peticio ad excercitandum cor in amore dilectissimi Ihesu. XVI. Qualiter debet se ha- bere sacerdos, cum ad missam vult accedere. XVII. Oracio valde deuota. Incipit secunda pars, que specialiter tractat de profectu hominis ad con- templacionem. : 1. Qualiter possit homo men vnd gote me gefallen. . [45%] AT daz daz ein mensch % mer czugenemen miige amplius proficere et ma- gis deo placere. [137] U: homo possit am- plius proficere ac ma- 25 26 Kap. II 1. Text aus Br. Uberschrift aus dem vorangestellten Ka- pitelregister, Bl. 25*, wo dieser Abschnitt als 7. Kapitel bezeichnet ist, wührend vor dem Kapitel aelbat nur steht Das sibent capitel Br, dus sibent Capito-
Buch II Vorwort: Go; Kap. 1: Br C Daz zehent, wie der men- | sche geschicket sei gegen seinem | nehsten. C Daz eylift, wie sich der s selen liephaber sol schicken vnd ordenen. € Daz zwelfte, wie die sele alleine von der lieb Christi sol geraiczzet sein vnd gezogen 19 werden vnd die irdischen dinck | versmehen sulle. € Daz dreyzehende ist ein | beschreibunge der selikait. € Daz vierczehent von der 1s durchstechung der sele mit der suzzikait Christi, vnd ist ein gut gepete. 1 € Daz funfezehent ist ein bete zii vben daz hercze in der ! so libe dez allerlibsten Ihesu. € Daz sechezehende, wie sich | ein prister haben sol, so er zü der messe wil gen. C Daz sibenczehent ist ein 25 andechtiges gepete. Daz erste capitel, wy ein mensch můge me czune- 137 X. Ordinacio ad proximum. XI. Qualiter zelator anima- rum se debet ordinare. XII. Quod anima debet affici tantum amore solius Christi, 5 terrenorum vilitate contempta. XIII. Descripcio beatitudinis. XIV. De transfixione anime dulcedine Christi quedam allec- tiua non modica. 10 XV. Peticio ad excercitandum cor in amore dilectissimi Ihesu. XVI. Qualiter debet se ha- bere sacerdos, cum ad missam vult accedere. XVII. Oracio valde deuota. Incipit secunda pars, que specialiter tractat de profectu hominis ad con- templacionem. : 1. Qualiter possit homo men vnd gote me gefallen. . [45%] AT daz daz ein mensch % mer czugenemen miige amplius proficere et ma- gis deo placere. [137] U: homo possit am- plius proficere ac ma- 25 26 Kap. II 1. Text aus Br. Uberschrift aus dem vorangestellten Ka- pitelregister, Bl. 25*, wo dieser Abschnitt als 7. Kapitel bezeichnet ist, wührend vor dem Kapitel aelbat nur steht Das sibent capitel Br, dus sibent Capito-
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138 Stachel der Liebe vnd got mer behagen, zo schol er fleizzig sein dyse czehen ding an ym czu haben, dy hernach geschriben sten. Czu dem ersten schol er sich fleissen, zo er meist mag, daz er sich achte fûr den aller- geringesten menschen vnd für vnwirdig aller gûttete gotis, 10 alzo daz er ym selben missehage vnd begere got allein czu be- hagen vnd ezu dinen. Er schol auch wôllen, daz er von andern leûten gering vnd frat, nicht 15 demůtig geachtet werd. Vnd er schol auch doran dy hôchste gûtte gotes erkennen, wy wol daz sey daz er sey ein snôder stinckender mist, in allen dingen 20 vngetrew, gar snelle vnd gereit czu dem vngerechten wider dy grôsse vnd gôtlich mechtikeit, daz in dennoch got dorvber gerûchet czu enpfahen yn seinen 25 knecht, vnd daz noch mer ist. czu erwelen yn seinen sun. 5 gis deo placere, ista decem, que secuntur, studeat in se ha- bere. Primo studeat, quantum po- test, se vilissimum reputare et 5 indignum omni beneficio dei. Sibi displiceat, soli deo placere cupiat, ab alijs velit non humilis reputari, sed uilis. Ex hoc summam dei cle- 10 menciam recognoscat, quod, cum stercus sit vilissimum, in omnibus infidelissimum, ad in- mense maiestatis iniuriam promptissimum, dignatur in ser- 15 uum suum assumere et, quod magis est, in filium adoptare. lum N, Daz erst capitel B'n Go, Des andern tails sind Sibenczehen capitel. das erst wie ein mensch möge mer zunemë vn gott geualln in alln dingn M. MI teilt das Werk in zwei Hauptteile und setzt Bl. 48" seinem zweiten Teilr ein Kapitelverzeichnis voraus, das 16 Kapitel umfaßt. Der Wortlaut wird jeweils in vorliegender Ausgabe in die Lesarten zu den Kapitelüberschriften aufgenommen. Kap. II I Das erst capitel ist wie der mensch müg mer zw genemen vnd got gevallen M. Der Text in M MIR entspricht wieder der Uberlieferung von Br N. 1 gehagn M 5 Zum M ersten mal Go 8 für fehlt Go MI 10 selden N 12 vnd 7f. allen geringsten N auch czu N 14f. nicht demůtig] mit dymütikeit N 16 er fehlt N 19 stinckender] sein kinder N, vn ein stinkender Go 20 vi gar Go werait M 21 vngrechten N, vnrecht M MI, vnrechten Go 22 vn die Go 23 in] jm N 24 rüchtet M yn seinen] zu eynem M 26 yn seinen] zu eynem M MIGo MI Go
138 Stachel der Liebe vnd got mer behagen, zo schol er fleizzig sein dyse czehen ding an ym czu haben, dy hernach geschriben sten. Czu dem ersten schol er sich fleissen, zo er meist mag, daz er sich achte fûr den aller- geringesten menschen vnd für vnwirdig aller gûttete gotis, 10 alzo daz er ym selben missehage vnd begere got allein czu be- hagen vnd ezu dinen. Er schol auch wôllen, daz er von andern leûten gering vnd frat, nicht 15 demůtig geachtet werd. Vnd er schol auch doran dy hôchste gûtte gotes erkennen, wy wol daz sey daz er sey ein snôder stinckender mist, in allen dingen 20 vngetrew, gar snelle vnd gereit czu dem vngerechten wider dy grôsse vnd gôtlich mechtikeit, daz in dennoch got dorvber gerûchet czu enpfahen yn seinen 25 knecht, vnd daz noch mer ist. czu erwelen yn seinen sun. 5 gis deo placere, ista decem, que secuntur, studeat in se ha- bere. Primo studeat, quantum po- test, se vilissimum reputare et 5 indignum omni beneficio dei. Sibi displiceat, soli deo placere cupiat, ab alijs velit non humilis reputari, sed uilis. Ex hoc summam dei cle- 10 menciam recognoscat, quod, cum stercus sit vilissimum, in omnibus infidelissimum, ad in- mense maiestatis iniuriam promptissimum, dignatur in ser- 15 uum suum assumere et, quod magis est, in filium adoptare. lum N, Daz erst capitel B'n Go, Des andern tails sind Sibenczehen capitel. das erst wie ein mensch möge mer zunemë vn gott geualln in alln dingn M. MI teilt das Werk in zwei Hauptteile und setzt Bl. 48" seinem zweiten Teilr ein Kapitelverzeichnis voraus, das 16 Kapitel umfaßt. Der Wortlaut wird jeweils in vorliegender Ausgabe in die Lesarten zu den Kapitelüberschriften aufgenommen. Kap. II I Das erst capitel ist wie der mensch müg mer zw genemen vnd got gevallen M. Der Text in M MIR entspricht wieder der Uberlieferung von Br N. 1 gehagn M 5 Zum M ersten mal Go 8 für fehlt Go MI 10 selden N 12 vnd 7f. allen geringsten N auch czu N 14f. nicht demůtig] mit dymütikeit N 16 er fehlt N 19 stinckender] sein kinder N, vn ein stinkender Go 20 vi gar Go werait M 21 vngrechten N, vnrecht M MI, vnrechten Go 22 vn die Go 23 in] jm N 24 rüchtet M yn seinen] zu eynem M 26 yn seinen] zu eynem M MIGo MI Go
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Buch II Kap. 1: Br. 139 Dorvm so scholt du iz nicht fůr gros haben, daz du gotte dinest, sunder vôr gar ein gros dinck reiten, daz got geruchet 5 czu haben zo gar einen vnvolku- men vnd durftigen knecht. Czu dem ander mal schol der mensch fleis haben, daz ym vmb kein ander dinck leyt sey 10 denn vm sünde vnd vm sůlch dinck, dy czu sunden weisen vnd leiten vnd von guten [45"] dingen czihen vnd verren, vnd er schol sich auch frewen alles 15 andern trůpsals vnd vnrechten vnd auch peynigung, dy ym môcht geschen. Vnd dy im súlch ding czufůgen vnd czu- czihen, dy schol er ynnerlich 20 lyp haben vnd sünderlich gepete für si tun. Er schol auch got gross lob dorvm erbieten vnd erkennen, daz er got vm zo groz guttete nicht genuck ge- 25 daneken můg. Wann, wen got liphat, den straft er vnd kestiget yn, vnd dy trůpsal twingen vns czu gote czu geen. Czu dem dritten mal, so daz der mensch allis armut vnd allen kumer liphab durch Cristi willen vnd daz er von disen Non ergo reputes magnum, quod deo seruis, sed reputa maximum, quod ipse dignatur habere sic in- sufficientem et miserum seruum. Secundo, ut de nichilo nisi 5 de promptitudine de peccato in peccatum ducente et a bono retrahente doleat, ymmo, de quacunque tribulacione, iniuria et affliccione gaudeat, inferentes 10 intime diligat et specialem ora- cionem pro eis faciat. Inde deo copiosas laudes referat. ad regraciandum de tanto beni- ficio insufficientem se recognos- 15 cat, quia, quem deus diligit, cor- ripit et castigat, et tribulaciones nos ad deum ire compellunt. Tercio, ut paupertatem et omnem penuriam propter Chri- 20 stum diligat, de temporalibus 3 behagest vn dinest Go gar fur N gar fehlt MI eins Br 6 měschn 7 Zum M MI so sol Go 10 wen M Go 11 den od' knecht M sunden Br N 13 vorirren vnd czihen Br, furen vnd zihen N, zichen 14 auch] Io M 15 andern] schaden Br 16 dy] mi vnd laiten MI Im die N 17 mochten N, fehlt Go 18 ding fehlt M fugn M 26 lipt Br 23 derkennen N 22 lob] lieb M 28 zwingen M 29 Zum M 30 allis] alle NMMIGo
Buch II Kap. 1: Br. 139 Dorvm so scholt du iz nicht fůr gros haben, daz du gotte dinest, sunder vôr gar ein gros dinck reiten, daz got geruchet 5 czu haben zo gar einen vnvolku- men vnd durftigen knecht. Czu dem ander mal schol der mensch fleis haben, daz ym vmb kein ander dinck leyt sey 10 denn vm sünde vnd vm sůlch dinck, dy czu sunden weisen vnd leiten vnd von guten [45"] dingen czihen vnd verren, vnd er schol sich auch frewen alles 15 andern trůpsals vnd vnrechten vnd auch peynigung, dy ym môcht geschen. Vnd dy im súlch ding czufůgen vnd czu- czihen, dy schol er ynnerlich 20 lyp haben vnd sünderlich gepete für si tun. Er schol auch got gross lob dorvm erbieten vnd erkennen, daz er got vm zo groz guttete nicht genuck ge- 25 daneken můg. Wann, wen got liphat, den straft er vnd kestiget yn, vnd dy trůpsal twingen vns czu gote czu geen. Czu dem dritten mal, so daz der mensch allis armut vnd allen kumer liphab durch Cristi willen vnd daz er von disen Non ergo reputes magnum, quod deo seruis, sed reputa maximum, quod ipse dignatur habere sic in- sufficientem et miserum seruum. Secundo, ut de nichilo nisi 5 de promptitudine de peccato in peccatum ducente et a bono retrahente doleat, ymmo, de quacunque tribulacione, iniuria et affliccione gaudeat, inferentes 10 intime diligat et specialem ora- cionem pro eis faciat. Inde deo copiosas laudes referat. ad regraciandum de tanto beni- ficio insufficientem se recognos- 15 cat, quia, quem deus diligit, cor- ripit et castigat, et tribulaciones nos ad deum ire compellunt. Tercio, ut paupertatem et omnem penuriam propter Chri- 20 stum diligat, de temporalibus 3 behagest vn dinest Go gar fur N gar fehlt MI eins Br 6 měschn 7 Zum M MI so sol Go 10 wen M Go 11 den od' knecht M sunden Br N 13 vorirren vnd czihen Br, furen vnd zihen N, zichen 14 auch] Io M 15 andern] schaden Br 16 dy] mi vnd laiten MI Im die N 17 mochten N, fehlt Go 18 ding fehlt M fugn M 26 lipt Br 23 derkennen N 22 lob] lieb M 28 zwingen M 29 Zum M 30 allis] alle NMMIGo
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140 Stachel der Liebe ezeitlichen dingen nicht wenn nisi stricte necessitatem requirat nerlich sein notdůrfte sůch vnd aut appetat, sed Christo capiti wegere vnd sich dez frew, daz in paupertate et in omnis con- er sich Cristo, seinem heupt, solacionis refutacione corporis- geânlichen vnd etwaz geleichen que deieccione se studeat con- 5 formare. Et hoc debet maximum můg in armut vnd yn vor- reputare, quia rex regum et smeung allis leiplichen trostis dominus dominancium Christus vnd auch yn vornichtung seines [1377a] seruum sic vilissimum leibes. Vnd er schol auch daz 10 für gar eyn groz dink wegen, suis dignatur induere ornamen- 10 tis. Ideoque, quanto se uidet daz der kûnig aller kûnige vnd diciorem et in pluribus corporis der herre der herschenden, Cri- consolacionibus habundare. stus, geruchet anczulegen mit seinen czirheiten seinen zo gar tanto debet intimius et profun- dius contristari, cernens se eo 15 15 snôden vnd fraten knecht. Vnd dorvm, y me reicher sich der magis a Christi similitudine elon- mensch sihet vnd czunemen vnd gatum. volfluzig zu sein in den leiplichen trôsten, y mer er ynnerlich vnd 2o tieffer schol wetrůbet sein, zo er doran sihet, daz er dester mer gefirret ist von [461] der ânlichkeit Cristi. Czu dem virden mal, daz 25 der mensch yn disen oder auch yn andern guten dingen sich mer fleiz einz ander menschen willen czu volpringen denn sein eigen willen, vnd er schol sich Quarto, ut in hijs bonis seu in omnibus pocius alterius quam suam studeat adimplere uolun- 20 tatem, ymmo, semper suam in exterioribus actibus studeat ab- negare, aliorum beneplacita af I dingen dy czeittliche sint Br 4f. Cristo bis etwaz fehlt MMI 9 leichnam MI Go 11 aller kûnige fehlt Br, der kunige N 12 her- schenden] herren Go 15 vnd fehlt Br 16 me fehlt M richer Br 18 über flüssiger MI, vb’flussig Go 19 vi ye Go er fehlt Br ynnic- 20 betrubt sol M 22 gefiert N, ververrt MI lich Br 23 Cristi. dann Zusatz Wan als uil wirt d' mensch abgeschaidn von d’ gotleichn lieb, als uil er in Irdischn dingn getrost wirt Als auch sand augustin spricht Ist das du rain pist so hastu nicht lust in d' werlt M (ähnlich MII 24 Zum M 25 disen fehlt Br, disem N, den MI 26 andern] alln M 27 mer fehlt N 28f. czu bis willen fehlt M fleisset N. fleissen Go denn] wen Go 29 sich fehlt Br N
140 Stachel der Liebe ezeitlichen dingen nicht wenn nisi stricte necessitatem requirat nerlich sein notdůrfte sůch vnd aut appetat, sed Christo capiti wegere vnd sich dez frew, daz in paupertate et in omnis con- er sich Cristo, seinem heupt, solacionis refutacione corporis- geânlichen vnd etwaz geleichen que deieccione se studeat con- 5 formare. Et hoc debet maximum můg in armut vnd yn vor- reputare, quia rex regum et smeung allis leiplichen trostis dominus dominancium Christus vnd auch yn vornichtung seines [1377a] seruum sic vilissimum leibes. Vnd er schol auch daz 10 für gar eyn groz dink wegen, suis dignatur induere ornamen- 10 tis. Ideoque, quanto se uidet daz der kûnig aller kûnige vnd diciorem et in pluribus corporis der herre der herschenden, Cri- consolacionibus habundare. stus, geruchet anczulegen mit seinen czirheiten seinen zo gar tanto debet intimius et profun- dius contristari, cernens se eo 15 15 snôden vnd fraten knecht. Vnd dorvm, y me reicher sich der magis a Christi similitudine elon- mensch sihet vnd czunemen vnd gatum. volfluzig zu sein in den leiplichen trôsten, y mer er ynnerlich vnd 2o tieffer schol wetrůbet sein, zo er doran sihet, daz er dester mer gefirret ist von [461] der ânlichkeit Cristi. Czu dem virden mal, daz 25 der mensch yn disen oder auch yn andern guten dingen sich mer fleiz einz ander menschen willen czu volpringen denn sein eigen willen, vnd er schol sich Quarto, ut in hijs bonis seu in omnibus pocius alterius quam suam studeat adimplere uolun- 20 tatem, ymmo, semper suam in exterioribus actibus studeat ab- negare, aliorum beneplacita af I dingen dy czeittliche sint Br 4f. Cristo bis etwaz fehlt MMI 9 leichnam MI Go 11 aller kûnige fehlt Br, der kunige N 12 her- schenden] herren Go 15 vnd fehlt Br 16 me fehlt M richer Br 18 über flüssiger MI, vb’flussig Go 19 vi ye Go er fehlt Br ynnic- 20 betrubt sol M 22 gefiert N, ververrt MI lich Br 23 Cristi. dann Zusatz Wan als uil wirt d' mensch abgeschaidn von d’ gotleichn lieb, als uil er in Irdischn dingn getrost wirt Als auch sand augustin spricht Ist das du rain pist so hastu nicht lust in d' werlt M (ähnlich MII 24 Zum M 25 disen fehlt Br, disem N, den MI 26 andern] alln M 27 mer fehlt N 28f. czu bis willen fehlt M fleisset N. fleissen Go denn] wen Go 29 sich fehlt Br N
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15 wóllen haben. Dorvm, ist daz Buch II Kap. 1: Br 141 iach fleissen yn den eüssern : fectans cum omni vigilancia in dingen oder wercken alleczeit * licitis adimplere. czu widersagen seinem eigen willen vnd begern mit ernste, ; ander leüt beheglichkeit yn czymlichen dingen czu volfüren. Vnd ist daz er dise dinck kegen allen letitten tun schal, zo schol er doch czufórderst seiner obir- 10 sten beheglichkeit durch ge- horsam vmfahen mit ganczem ynnern gemite vnd auch vol- pringen allis, daz si sprechen, daz erberlich sey, ader gehabet Et hoc circa omnes facere debet. suorum tamen superiorum debet tis uisceribus amplexari et, que- cunque dixerint honesta esse aut uelle fieri, adimplere. Si ergo aliqua intimauerint, debet pro posse suo cum 1nagno desiderio effectui mancipare. si icht heissen ader czu wissen tun, daz schol der mensch mit grosser begerung czu den wer- | cken prengen. | C Czu dem fúmften mal, daz | er keinen menschen vorsmehe, wy dúrftig er seý, sunder er schol ken allen leúten mit mú- terlicher begerung beweget wer- ss den vnd mit yn allen ynnerlich mitleidung haben alz ein muter mit irem einigen kynd. Alle ir dürftigkeit vnd vnseld schol er rditten, alz ab sy sein eygen so weren, vnd schol yn allen czu steWr kumen alz ym selb vnd , alz vil, alz er mag. Vnd allein ' | Quinto, ut nullum quantum- | cunque miserum despiciat, sed | erga omnes pocius materno mo- | ueatur affectu, et sic omnibus | compaciatur, sicut mater com- | pateretur vnico filio dilecto. | Omnes enim miserias reputet | esse suas et sicut sibimetipsi | debet omnibus, secundum quod 1 ia Br, auch N MGo, fehlt M1 2 oder würcken Br, fehlt MI Go 3 czu fehlt M 8 leütten] menschen M1 9 czu aller foderist sein6 N 10 durch] der Br N M M1 10f. dez gehorsamen vmb vohens Go — 14f. ader gehabet wóllen haben daz irberlich sey Br N ader] vnd das M1 15 werde getilgt vor haben Go 16 nicht Br 17 der] dir Br 18 wegir M 20 Zum M 23f. mitterlich' N 27 iren liebt eigen kindě Go einigen] lieben M1 31 selber M obediendo beneplacitatotis men- : m 5 20
15 wóllen haben. Dorvm, ist daz Buch II Kap. 1: Br 141 iach fleissen yn den eüssern : fectans cum omni vigilancia in dingen oder wercken alleczeit * licitis adimplere. czu widersagen seinem eigen willen vnd begern mit ernste, ; ander leüt beheglichkeit yn czymlichen dingen czu volfüren. Vnd ist daz er dise dinck kegen allen letitten tun schal, zo schol er doch czufórderst seiner obir- 10 sten beheglichkeit durch ge- horsam vmfahen mit ganczem ynnern gemite vnd auch vol- pringen allis, daz si sprechen, daz erberlich sey, ader gehabet Et hoc circa omnes facere debet. suorum tamen superiorum debet tis uisceribus amplexari et, que- cunque dixerint honesta esse aut uelle fieri, adimplere. Si ergo aliqua intimauerint, debet pro posse suo cum 1nagno desiderio effectui mancipare. si icht heissen ader czu wissen tun, daz schol der mensch mit grosser begerung czu den wer- | cken prengen. | C Czu dem fúmften mal, daz | er keinen menschen vorsmehe, wy dúrftig er seý, sunder er schol ken allen leúten mit mú- terlicher begerung beweget wer- ss den vnd mit yn allen ynnerlich mitleidung haben alz ein muter mit irem einigen kynd. Alle ir dürftigkeit vnd vnseld schol er rditten, alz ab sy sein eygen so weren, vnd schol yn allen czu steWr kumen alz ym selb vnd , alz vil, alz er mag. Vnd allein ' | Quinto, ut nullum quantum- | cunque miserum despiciat, sed | erga omnes pocius materno mo- | ueatur affectu, et sic omnibus | compaciatur, sicut mater com- | pateretur vnico filio dilecto. | Omnes enim miserias reputet | esse suas et sicut sibimetipsi | debet omnibus, secundum quod 1 ia Br, auch N MGo, fehlt M1 2 oder würcken Br, fehlt MI Go 3 czu fehlt M 8 leütten] menschen M1 9 czu aller foderist sein6 N 10 durch] der Br N M M1 10f. dez gehorsamen vmb vohens Go — 14f. ader gehabet wóllen haben daz irberlich sey Br N ader] vnd das M1 15 werde getilgt vor haben Go 16 nicht Br 17 der] dir Br 18 wegir M 20 Zum M 23f. mitterlich' N 27 iren liebt eigen kindě Go einigen] lieben M1 31 selber M obediendo beneplacitatotis men- : m 5 20
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142 er sich keigen yn allen müter- . lich [46'] haben schol yn mit- : leiden vnd yn hantreichen, ydoch zo schol er sy alle alz seine vütere vnd herren yn wirden haben. € Czu dem sechsten mal, daz . er nymand vrteil vm sein sünd, zo er nicht weis, waz dy gótliche genad in der selen wirke. Vnd ab er nu nach gedunken mercket einen sünder an etlichen offen- 10 baren czeichen, zo schol ym mer vin yenes sunde leit sein, wenn ab er an seinem eigen leichennam czu tawssent malen getötet würde. Er schol ge- dencken, daz ein sele tewrer ist, dy also totlichen verwundet 20 wirt, wann alle leichenam dez ' ganczen menschlichen geslechtis. | Vnd dorvm, gelich alz er seinen eigen leichnam bewarte vor dem tod, alz selbist vnd noch 25 vil mer schol er seinen nechsten e : debet proximum cum omni dili- » mit allem fleisse webaren vnd yn : von sünden czihen mit gepet, mit ebenpilden vnd mit erma- : nung. Stachel der Liebe poterit, subuenire. Et quamuis erga omnes in compaciendo et ministrando debeat maternaliter se habere, debet tamen omnes tamquam patres et dominos rc- uereri. Sexto, ut nullum iudicet de peccato, cum ignorat. quod di- uina gracia in'anima opcretur. Sed si aliquem per signa mani- festa coniecerit [137 "] peccato- . rem, plus de peccato illius doleat. quam si proprio corpori mors milies inferretur. ^ Recogitet, quod preciosior est anima, que ; sic letaliter vulneratur, quam omnia corpora vniuersi generis. Et ideo, sicut corpus suum a morte, sic, ymmo multo magis. gencia custodire et a peccato retrahere exhortacione, oracione et exemplo. lf. müterlich bts 3 hantreichen] mit hantreichen freuntleich erzaigen sol M1 2f. mitleidung Br vii in wirden Go 10 der selen] den selbà N Go gedancken N, zimen M1 14 yenes] des M mal Br, moll M slechtis] kunnes Go M1 23 bewartte Br 26 flisse Br gepet vnd Br 15 ab er] ab’ N 5 vätere] veter N wirden] eren MI wurckcht M 12f. offenbaren czeichen] dingen Br 19f. dy bis wirt fehlt Br N 22 dorvm fehlt Go vor] für Br, von N 27f. mit crmanüg mit gepet vn mit ebenpilden M 28 pilden Br, ebenpildem N, pildc Go 5f. in eren haben 8 nymäcz N 11 ab er nu] aber N 7 Zum M 16 czu tawssent malen fehlt M1 20 aller N 21 ge- geleich’ weisz N, recht 24 alz bis noch fehlt M vnd fehlt Br © ©
142 er sich keigen yn allen müter- . lich [46'] haben schol yn mit- : leiden vnd yn hantreichen, ydoch zo schol er sy alle alz seine vütere vnd herren yn wirden haben. € Czu dem sechsten mal, daz . er nymand vrteil vm sein sünd, zo er nicht weis, waz dy gótliche genad in der selen wirke. Vnd ab er nu nach gedunken mercket einen sünder an etlichen offen- 10 baren czeichen, zo schol ym mer vin yenes sunde leit sein, wenn ab er an seinem eigen leichennam czu tawssent malen getötet würde. Er schol ge- dencken, daz ein sele tewrer ist, dy also totlichen verwundet 20 wirt, wann alle leichenam dez ' ganczen menschlichen geslechtis. | Vnd dorvm, gelich alz er seinen eigen leichnam bewarte vor dem tod, alz selbist vnd noch 25 vil mer schol er seinen nechsten e : debet proximum cum omni dili- » mit allem fleisse webaren vnd yn : von sünden czihen mit gepet, mit ebenpilden vnd mit erma- : nung. Stachel der Liebe poterit, subuenire. Et quamuis erga omnes in compaciendo et ministrando debeat maternaliter se habere, debet tamen omnes tamquam patres et dominos rc- uereri. Sexto, ut nullum iudicet de peccato, cum ignorat. quod di- uina gracia in'anima opcretur. Sed si aliquem per signa mani- festa coniecerit [137 "] peccato- . rem, plus de peccato illius doleat. quam si proprio corpori mors milies inferretur. ^ Recogitet, quod preciosior est anima, que ; sic letaliter vulneratur, quam omnia corpora vniuersi generis. Et ideo, sicut corpus suum a morte, sic, ymmo multo magis. gencia custodire et a peccato retrahere exhortacione, oracione et exemplo. lf. müterlich bts 3 hantreichen] mit hantreichen freuntleich erzaigen sol M1 2f. mitleidung Br vii in wirden Go 10 der selen] den selbà N Go gedancken N, zimen M1 14 yenes] des M mal Br, moll M slechtis] kunnes Go M1 23 bewartte Br 26 flisse Br gepet vnd Br 15 ab er] ab’ N 5 vätere] veter N wirden] eren MI wurckcht M 12f. offenbaren czeichen] dingen Br 19f. dy bis wirt fehlt Br N 22 dorvm fehlt Go vor] für Br, von N 27f. mit crmanüg mit gepet vn mit ebenpilden M 28 pilden Br, ebenpildem N, pildc Go 5f. in eren haben 8 nymäcz N 11 ab er nu] aber N 7 Zum M 16 czu tawssent malen fehlt M1 20 aller N 21 ge- geleich’ weisz N, recht 24 alz bis noch fehlt M vnd fehlt Br © ©
Strana 143
Buch II Kap. 1: Br € Czu dem sibenden mal, daz er seines nechsten pestes lip- hab alz sein eigens, vnd alz ein muter frólich ist czu dem s pesten ires kindes, alzo schol er sich auch frewen czu dem pesten aller lebenden lewt vnd aller- meist czu den dingen, dy do geistlich sint vnd dy czu geist- 19 lichen dingen weisen. Vnd er Schol auch ander leüt pestes schaffen alz sein eigen ding vnd sy auch dorezu fürdern mit allem fleizz vnd sol auch alle- 15 ezeit [47] grosser vnd mer gutis : von seinem nechsten gelauben, den er an ym gesehen mag. Er schol auch sich der czeitlichen dinge seines nechsten gar ser 20 frewen. € Czu dem achten mal, daz er anders nichtisnicht liphab denn got oder leüterlich durch got, daz yn disser masse yn allen 25 dingen got allein leüterlichen vnd ane gesellen lipgehabet werde. Yn schol auch nicht dorczu reissen keines menschen . heilickeit, so ader dy grósse der güttete, daz er ymande mit sünderlicher lieb 1 Zum M siben N N, fehlt M1, lebendige Go 9f. gotleich M seres M 16 gelauben] gebenden N gesagen Go ” 18 sich auch Go 21 Zum M 22 nichtisnicht anders Br N fehlt Go 23 oder fehlt N, od’ wen M Go 27 Yn] Er Br wy gross Sy sey, | 6 freWen fehlt N leWt] menschen M1 11 zu dem pesten M 28 raiczen M M1 Go 143 Septimo, ut bonum proximi diligat sicut suum, et sicut ma- ter in bonis filij iocundatur, sic in bonis omnium viuencium de- bet iocundari, et maxime de hijs. que spiritualia sunt et ad spiri- tualia inductiua. Et sic, acsi sua essent, debet aliorum bona procurare et procurata sollicite promouere, et semper plura et maiora debet de proximo cre- dere, quam ualet intueri. Bonis debet nichilominus temporali- bus proximi non modicum con- gaudere. Octauo, ut nichil preter deum diligat aut pure propter deum, ut in omnibus solus deus sin- ceriter diligatur sine socio. Nec eum alliciat, quantacunque sit sanctitas alicuius aut benifici- orum inmensitas, ut aliquem amore diligat singulari, sed 7 lemdigen Br, lebende 8 den fehlt Br N 12 recht als N 15 grós- 17 den] wen M gesehen] auch fehlt M1 19 dinge N anders fehlt M1 nicht 26 gessellen Br 30 gůtte Br, guttěte N, tůgent M7 15 č 20
Buch II Kap. 1: Br € Czu dem sibenden mal, daz er seines nechsten pestes lip- hab alz sein eigens, vnd alz ein muter frólich ist czu dem s pesten ires kindes, alzo schol er sich auch frewen czu dem pesten aller lebenden lewt vnd aller- meist czu den dingen, dy do geistlich sint vnd dy czu geist- 19 lichen dingen weisen. Vnd er Schol auch ander leüt pestes schaffen alz sein eigen ding vnd sy auch dorezu fürdern mit allem fleizz vnd sol auch alle- 15 ezeit [47] grosser vnd mer gutis : von seinem nechsten gelauben, den er an ym gesehen mag. Er schol auch sich der czeitlichen dinge seines nechsten gar ser 20 frewen. € Czu dem achten mal, daz er anders nichtisnicht liphab denn got oder leüterlich durch got, daz yn disser masse yn allen 25 dingen got allein leüterlichen vnd ane gesellen lipgehabet werde. Yn schol auch nicht dorczu reissen keines menschen . heilickeit, so ader dy grósse der güttete, daz er ymande mit sünderlicher lieb 1 Zum M siben N N, fehlt M1, lebendige Go 9f. gotleich M seres M 16 gelauben] gebenden N gesagen Go ” 18 sich auch Go 21 Zum M 22 nichtisnicht anders Br N fehlt Go 23 oder fehlt N, od’ wen M Go 27 Yn] Er Br wy gross Sy sey, | 6 freWen fehlt N leWt] menschen M1 11 zu dem pesten M 28 raiczen M M1 Go 143 Septimo, ut bonum proximi diligat sicut suum, et sicut ma- ter in bonis filij iocundatur, sic in bonis omnium viuencium de- bet iocundari, et maxime de hijs. que spiritualia sunt et ad spiri- tualia inductiua. Et sic, acsi sua essent, debet aliorum bona procurare et procurata sollicite promouere, et semper plura et maiora debet de proximo cre- dere, quam ualet intueri. Bonis debet nichilominus temporali- bus proximi non modicum con- gaudere. Octauo, ut nichil preter deum diligat aut pure propter deum, ut in omnibus solus deus sin- ceriter diligatur sine socio. Nec eum alliciat, quantacunque sit sanctitas alicuius aut benifici- orum inmensitas, ut aliquem amore diligat singulari, sed 7 lemdigen Br, lebende 8 den fehlt Br N 12 recht als N 15 grós- 17 den] wen M gesehen] auch fehlt M1 19 dinge N anders fehlt M1 nicht 26 gessellen Br 30 gůtte Br, guttěte N, tůgent M7 15 č 20
Strana 144
144 liphab, sunder mit einer ge- meinen lib, alzo daz er alle: menschen mit gótlicher lib yn got trage, vnd doch den pesten 5für dy andern mer liphab. Ydoch so mag er guttete mit gutteten widergelten ane sünd vnd sünderlich gepet tun czu got vm sein eldern vnd nesten 10 frewnde, vnd dy ym gitlich tuen vnd getan haben, vm daz heil vnd selickeit ir selen. € Czu dem newnden mal, waz er tu vnd mit waz geschefte 15 er beworren sey, daz er yo got allezeit alreit vnd wirklich yn seinem herczen hab vnd anders nicht wenn gotis ere yn allen dingen meine vnd dornach stee, 2o czu fórderst daz er got allzeit alzo vorneme, alz ab er yn in seinem wesen sehe, vnd yn auch alzo fürchte vnd vor augen hab vnd alz selbest [47"] mit 25 grosser lib yn got getragen werd vnd sein auch geprauche yn Stachel der Liebe amore communi, ut, scilicet cari- tate omnes in deum referens. : magis diligat meliorem. Potest i tamen benificia pro benificijs | rependere et pro benefactoribus i ac propinquis et precipue paren- tibus oracionem deo ad salutem animarum effundere specialem. | | | | | | Nono, ut, quidquid faciat et | quibuslibet negocijs implicetur, deum semper actu habeat in corde et nichil aliud quam hono- rem suum intendat, [138'*] et ad hoc precipue nitatur, ut sic sem- per deum intelligat, acsi ipsum eum timeat et reuereatur, ac inmenso amore in ipsum feratur eoque, prout potest, in uia e 5 fruatur et in ipso, non in alio, »o in sua videret essencia. Sicque | requiescat. disem leben, alzo vil alz er : mag, vnd dorczu yn ym rue 1f. gemainer N liep haben Go, fehlt M1 guetat M1 doppelt Go 8f. zü got tun Go bis selen fehlt M M1 12 irr Go v'worren N, wechumert M, bekümert M1, worden Go 16 anreit N, albereit Go 18 wenn] vii M 24 haben Go, fehlt M1 mit] in N M1 gebrauche auch N, geprauchn M yo fehlt M1 Go wurkleich (!) Go seh M1 23 vorchten Go fehlt M1, auch Go beger M1 rue] selb ruen M 2 al Br, allé Go 6f. güttóven mit guttéte № 7 widergelten] widergeben N 9 eldel Br, vorvadern M1 | 4 tragen M1Go 5 ander Br mit ander 8 sunderlichen sunderlich 11f. vm 15 beworen Br, sey] ist .M werleich M, werchlich M1. 19 maynen B stee] sehe Br. alz selbest 26 sein albeg 28 vnd fehit M 14 gescheftn M 25 tragn M
144 liphab, sunder mit einer ge- meinen lib, alzo daz er alle: menschen mit gótlicher lib yn got trage, vnd doch den pesten 5für dy andern mer liphab. Ydoch so mag er guttete mit gutteten widergelten ane sünd vnd sünderlich gepet tun czu got vm sein eldern vnd nesten 10 frewnde, vnd dy ym gitlich tuen vnd getan haben, vm daz heil vnd selickeit ir selen. € Czu dem newnden mal, waz er tu vnd mit waz geschefte 15 er beworren sey, daz er yo got allezeit alreit vnd wirklich yn seinem herczen hab vnd anders nicht wenn gotis ere yn allen dingen meine vnd dornach stee, 2o czu fórderst daz er got allzeit alzo vorneme, alz ab er yn in seinem wesen sehe, vnd yn auch alzo fürchte vnd vor augen hab vnd alz selbest [47"] mit 25 grosser lib yn got getragen werd vnd sein auch geprauche yn Stachel der Liebe amore communi, ut, scilicet cari- tate omnes in deum referens. : magis diligat meliorem. Potest i tamen benificia pro benificijs | rependere et pro benefactoribus i ac propinquis et precipue paren- tibus oracionem deo ad salutem animarum effundere specialem. | | | | | | Nono, ut, quidquid faciat et | quibuslibet negocijs implicetur, deum semper actu habeat in corde et nichil aliud quam hono- rem suum intendat, [138'*] et ad hoc precipue nitatur, ut sic sem- per deum intelligat, acsi ipsum eum timeat et reuereatur, ac inmenso amore in ipsum feratur eoque, prout potest, in uia e 5 fruatur et in ipso, non in alio, »o in sua videret essencia. Sicque | requiescat. disem leben, alzo vil alz er : mag, vnd dorczu yn ym rue 1f. gemainer N liep haben Go, fehlt M1 guetat M1 doppelt Go 8f. zü got tun Go bis selen fehlt M M1 12 irr Go v'worren N, wechumert M, bekümert M1, worden Go 16 anreit N, albereit Go 18 wenn] vii M 24 haben Go, fehlt M1 mit] in N M1 gebrauche auch N, geprauchn M yo fehlt M1 Go wurkleich (!) Go seh M1 23 vorchten Go fehlt M1, auch Go beger M1 rue] selb ruen M 2 al Br, allé Go 6f. güttóven mit guttéte № 7 widergelten] widergeben N 9 eldel Br, vorvadern M1 | 4 tragen M1Go 5 ander Br mit ander 8 sunderlichen sunderlich 11f. vm 15 beworen Br, sey] ist .M werleich M, werchlich M1. 19 maynen B stee] sehe Br. alz selbest 26 sein albeg 28 vnd fehit M 14 gescheftn M 25 tragn M
Strana 145
Buch II Kap. 1: Br 145 hab vnd süst yn keinen andern dingen. Czu dem czehenden mal, daz sich der mensch fleize, ab er 5 nu alle dise dinck erkrig vnd er- folge, daz er dorvnder erkenne, daz is dy grossen gûttete gotis sein. Doch schol er auch der andern vnczellichen guttete gotis 1o gedencken, alz vil alz er mag, vnd czu förderst, daz er yn mit seinem pild wold edelich ezeichen, sein nature an sich nemen vnd sich durch seinen 15 willen yn den tod geben vnd sich hye yn disem leben geben wolde ym czu einer wegfertigen speise vnd dort yn den ebigen eren czu einem ewigen lone. 20 Vnd sind daz yn der mensch noch nicht czu lone erfolget vnd erkriget hat, zo schol er yn yn disem leben ansehen vnd weschawen an dem galgen dez 25 crewczes vnd schol alzo mitlei- dung mit ym haben, geleich alz ab er al sein wunden selber lid an seinem eigen lichennam. Vnd ym schol auch czu fůr- s0 derste leit sein dorvin, daz er Decimo, ut, si predicta asse- qui potest, esse dei magna beni- ficia recognoscat. Debet tamen et ceterorum benificiorum innu- merabilium, ut potest, reminisci, et precipue, quod sua eum uoluit ymagine insignire, ipsius natu- ram assumere et se pro ipso morti tradere, se hic in cibum viaticum et premium in gloria 10 tribuere. Et quia nondum est assecutus eum in premium, tandem in uia aspiciat eum in patibulo sicque sibi compaciatur, acsi eius anima 15 uulnera in suo corpore sustineret. Et de hoc precipue dolere debet, 5 I ander Br, fehlt N, anderm M 2 ding M 3 Zum M czehen- denn Br 4 der mensch fehlt N 5 nu] im Br. noch Go 5f. erkrig vnd erfolge gewint MI erfolget Br, ervolgte N 7 is] er NMM! 9 guttetn M 10 gedencke N 12 edlich Br 13 czeichen] ziern M! 17 wegfirtige N, gegenwertigen MI 15 geben sich Br N, gegebn M 18f. yn dem ebigen leben Br N, fehlt MI 20 Vnd fehlt M sind fehlt N 21 noch] nach Br folget Br N, gewünnen MI 22 vnd erkregen Br, orkrigen N 23 disen N, dem MI bis hat fehlt MI 24 dem] den N 26 ym] jn N 28 leibe Go 27 ab er] ab' N
Buch II Kap. 1: Br 145 hab vnd süst yn keinen andern dingen. Czu dem czehenden mal, daz sich der mensch fleize, ab er 5 nu alle dise dinck erkrig vnd er- folge, daz er dorvnder erkenne, daz is dy grossen gûttete gotis sein. Doch schol er auch der andern vnczellichen guttete gotis 1o gedencken, alz vil alz er mag, vnd czu förderst, daz er yn mit seinem pild wold edelich ezeichen, sein nature an sich nemen vnd sich durch seinen 15 willen yn den tod geben vnd sich hye yn disem leben geben wolde ym czu einer wegfertigen speise vnd dort yn den ebigen eren czu einem ewigen lone. 20 Vnd sind daz yn der mensch noch nicht czu lone erfolget vnd erkriget hat, zo schol er yn yn disem leben ansehen vnd weschawen an dem galgen dez 25 crewczes vnd schol alzo mitlei- dung mit ym haben, geleich alz ab er al sein wunden selber lid an seinem eigen lichennam. Vnd ym schol auch czu fůr- s0 derste leit sein dorvin, daz er Decimo, ut, si predicta asse- qui potest, esse dei magna beni- ficia recognoscat. Debet tamen et ceterorum benificiorum innu- merabilium, ut potest, reminisci, et precipue, quod sua eum uoluit ymagine insignire, ipsius natu- ram assumere et se pro ipso morti tradere, se hic in cibum viaticum et premium in gloria 10 tribuere. Et quia nondum est assecutus eum in premium, tandem in uia aspiciat eum in patibulo sicque sibi compaciatur, acsi eius anima 15 uulnera in suo corpore sustineret. Et de hoc precipue dolere debet, 5 I ander Br, fehlt N, anderm M 2 ding M 3 Zum M czehen- denn Br 4 der mensch fehlt N 5 nu] im Br. noch Go 5f. erkrig vnd erfolge gewint MI erfolget Br, ervolgte N 7 is] er NMM! 9 guttetn M 10 gedencke N 12 edlich Br 13 czeichen] ziern M! 17 wegfirtige N, gegenwertigen MI 15 geben sich Br N, gegebn M 18f. yn dem ebigen leben Br N, fehlt MI 20 Vnd fehlt M sind fehlt N 21 noch] nach Br folget Br N, gewünnen MI 22 vnd erkregen Br, orkrigen N 23 disen N, dem MI bis hat fehlt MI 24 dem] den N 26 ym] jn N 28 leibe Go 27 ab er] ab' N
Strana 146
10 146 sihet, daz zo grosse gůttete an vil menschen verloren wer- den. Dornach schol der mensch sehen, daz sein got vnd schóp- 5 pfer auf dem alter ym geben vnd erpoten ist czu speise vnd czu tranck, der do hat alles smackes süzzikeit. [48'] Vnd alzo yn seinem herren erlustiget, zo schol er mit ganczer begerung schreien vnd sprechen : *HerreIesu Criste, du pist ein prot dez lebens. Geruch mich, herre, alzo von dir gesetiget werden, daz mich nach keinen dingen hungere denn nach dir. Vnd geruch mich alzo von dir truncken czu machen, daz mich nach keinem ding dórst denn nach dir. Herre, halt alzo mein gemüt, daz ich nicht, zo der schate der irdischen ding dorvnder kumpt, von dir, warew sunne der gerechtikeit, gescheiden werde.' = mag, vnd alzo sprechen: 'Aller- sister Ihesu, geruch mich kran- ken sünder alzo czu bestellen, daz ich deiner muter pillich vnd e GC Abir der muter Cristi schol ; er erbiten alle wirdikeit, dy er | 1 l | l i 1 | schüldig wirdikeit irpite. Vnd ! ' ciam exhibeat et dicat: i; cissime Ihesu, dignare me infir- ' mum peccatorem matri tue de- Stachel der Liebe quod tot uidet frustrari benificio tam inmenso. Cernat ipsum denique in altario exhibitum Sibi in cibum et potum omnis saporis suauitatem habentem, et in ipso toto affectu delectatus clamet et dicat: "Domine Ihesu Christe, tu es panis uite. Ita de te me saciare digneris, ut nichil preter te esuriam. Ita de te me inebries. ut nichil preter te siciam. Tene, domine, mentem meam, ne inter- ueniente vmbra terre a te, vero sole iusticie, separetur.' Matri autem ipsius Christi omnem, quam poterit, reueren- *Dul- bitam reuerenciam exhibere. Et 3 Dornach bis 4f. schóppfer] Er soll sehn seinen gott vn schopfer der M 4f. sein scheppher N als Br, fehlt Go 13f. von dir also M 5 dem] den N gegeben N 9 herren fehlt Br 14 gesettig N, gespeist MI 8 alzo] 10 er fehlt Br 15 keinem ding zo fehlt Go Br M, kain andern dingen M1 hungert Go 16 denn] wen M Go Vnd bis 19 dir fehlt M Go 21 irdissen Br 22 dir] d' M 23 waren N M Go, fehlt M1 svnnen M 24 werden Go 28 Ihesu] h'r M 30 willige M, fehlt M1, pillichen Go 31 vnd wirdikeit N erpieten N 16
10 146 sihet, daz zo grosse gůttete an vil menschen verloren wer- den. Dornach schol der mensch sehen, daz sein got vnd schóp- 5 pfer auf dem alter ym geben vnd erpoten ist czu speise vnd czu tranck, der do hat alles smackes süzzikeit. [48'] Vnd alzo yn seinem herren erlustiget, zo schol er mit ganczer begerung schreien vnd sprechen : *HerreIesu Criste, du pist ein prot dez lebens. Geruch mich, herre, alzo von dir gesetiget werden, daz mich nach keinen dingen hungere denn nach dir. Vnd geruch mich alzo von dir truncken czu machen, daz mich nach keinem ding dórst denn nach dir. Herre, halt alzo mein gemüt, daz ich nicht, zo der schate der irdischen ding dorvnder kumpt, von dir, warew sunne der gerechtikeit, gescheiden werde.' = mag, vnd alzo sprechen: 'Aller- sister Ihesu, geruch mich kran- ken sünder alzo czu bestellen, daz ich deiner muter pillich vnd e GC Abir der muter Cristi schol ; er erbiten alle wirdikeit, dy er | 1 l | l i 1 | schüldig wirdikeit irpite. Vnd ! ' ciam exhibeat et dicat: i; cissime Ihesu, dignare me infir- ' mum peccatorem matri tue de- Stachel der Liebe quod tot uidet frustrari benificio tam inmenso. Cernat ipsum denique in altario exhibitum Sibi in cibum et potum omnis saporis suauitatem habentem, et in ipso toto affectu delectatus clamet et dicat: "Domine Ihesu Christe, tu es panis uite. Ita de te me saciare digneris, ut nichil preter te esuriam. Ita de te me inebries. ut nichil preter te siciam. Tene, domine, mentem meam, ne inter- ueniente vmbra terre a te, vero sole iusticie, separetur.' Matri autem ipsius Christi omnem, quam poterit, reueren- *Dul- bitam reuerenciam exhibere. Et 3 Dornach bis 4f. schóppfer] Er soll sehn seinen gott vn schopfer der M 4f. sein scheppher N als Br, fehlt Go 13f. von dir also M 5 dem] den N gegeben N 9 herren fehlt Br 14 gesettig N, gespeist MI 8 alzo] 10 er fehlt Br 15 keinem ding zo fehlt Go Br M, kain andern dingen M1 hungert Go 16 denn] wen M Go Vnd bis 19 dir fehlt M Go 21 irdissen Br 22 dir] d' M 23 waren N M Go, fehlt M1 svnnen M 24 werden Go 28 Ihesu] h'r M 30 willige M, fehlt M1, pillichen Go 31 vnd wirdikeit N erpieten N 16
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Buch II Kap.'2: Go du, allergůtigste muter, erwirb mir, daz ich dir czu dinst ge- geben sey vnd daz ich dir alzeit dinen müzz mit laüterm 5 gemüt, vnd daz ich deiner gütt vnd wirdikeit steticlichen pei- stehen müzze n.it andachtigem vnd ynnigem herczen. Daz ander, wie ein mensch 1? sich raizzen schulle zü der liebe gotes vnd wie er sein hercz feiirig machen schulle, so er maist mag. Amen. | [727*] QY ErxT daz hercze dez an- : 15 kJ schawenden menschen niht aufhoren sol zü erforschen, : wie ez mer enczundet vnd enprant werde in der libe seines scheppfers, so hab ich stam- 20 melnder mir furge[72""]seczt etwaz ausweisendes dinges do- von zü reden vnd inziibrengen. € Dorvmb zu dem ersten male so soltu erkennen, o dü 25 mensche, daz kein ding ist, daz dich so sere mit seiner libe en- ezunde, als die grozzen gaben ! 1 du fehlt Br 2f. sey gegeben Br leichen trew M1 fehlt M1 muter] fraw M 4 lawtorn N 5f. gûtt vnd fehlt M 6f. peistchen müzze] beste Go 147 tu, clementissima domina, im- petra et da, ut [138'"] tue sim deditus seruituti et tibi omni tempore obsequar pura mente et corde deuoto continue tue dignitati assistem'. II. Qualiter homo ad amo- rem se debet concitare et, quantum potest, ignire cor suum. UIA cor contemplantis ces- sare non debet inuestigare, quomodo sui creatoris amore amplius inardescat, proposui balbuciens ad hoc inducere ali- quod inductiuum. Primum ergo agnosce, o ho- mo, quod nil est, quod eius amore te tantum inflammet sicut benificiorum eius inmensa dona- 2 mir vnd gib mir M 5 daz bis gütt] doiner mütter- guttéte N 6 steticlichen 8 Amen nur Br 9 Kap. II 2. Tezt aus Go. Der Tezt fehlt Br N. Er stellt eine selh- ständige Übersetzung dar in M M1. Überschrift aus dem Buch II voran- gestellten Kapitclregister, wührend vor dem Kapitel selbst nur steht Da ander Capitel B'n Go. Das and’ capitel wie d’ mésch sich schol raiczii zu dem tod xpi vii wic nil es mag cnzudfi das h'rez M (dhnlich MI). 12 feürig| berürig Go 16 erforschen] erfragen M1 19 ich mit Go er
Buch II Kap.'2: Go du, allergůtigste muter, erwirb mir, daz ich dir czu dinst ge- geben sey vnd daz ich dir alzeit dinen müzz mit laüterm 5 gemüt, vnd daz ich deiner gütt vnd wirdikeit steticlichen pei- stehen müzze n.it andachtigem vnd ynnigem herczen. Daz ander, wie ein mensch 1? sich raizzen schulle zü der liebe gotes vnd wie er sein hercz feiirig machen schulle, so er maist mag. Amen. | [727*] QY ErxT daz hercze dez an- : 15 kJ schawenden menschen niht aufhoren sol zü erforschen, : wie ez mer enczundet vnd enprant werde in der libe seines scheppfers, so hab ich stam- 20 melnder mir furge[72""]seczt etwaz ausweisendes dinges do- von zü reden vnd inziibrengen. € Dorvmb zu dem ersten male so soltu erkennen, o dü 25 mensche, daz kein ding ist, daz dich so sere mit seiner libe en- ezunde, als die grozzen gaben ! 1 du fehlt Br 2f. sey gegeben Br leichen trew M1 fehlt M1 muter] fraw M 4 lawtorn N 5f. gûtt vnd fehlt M 6f. peistchen müzze] beste Go 147 tu, clementissima domina, im- petra et da, ut [138'"] tue sim deditus seruituti et tibi omni tempore obsequar pura mente et corde deuoto continue tue dignitati assistem'. II. Qualiter homo ad amo- rem se debet concitare et, quantum potest, ignire cor suum. UIA cor contemplantis ces- sare non debet inuestigare, quomodo sui creatoris amore amplius inardescat, proposui balbuciens ad hoc inducere ali- quod inductiuum. Primum ergo agnosce, o ho- mo, quod nil est, quod eius amore te tantum inflammet sicut benificiorum eius inmensa dona- 2 mir vnd gib mir M 5 daz bis gütt] doiner mütter- guttéte N 6 steticlichen 8 Amen nur Br 9 Kap. II 2. Tezt aus Go. Der Tezt fehlt Br N. Er stellt eine selh- ständige Übersetzung dar in M M1. Überschrift aus dem Buch II voran- gestellten Kapitclregister, wührend vor dem Kapitel selbst nur steht Da ander Capitel B'n Go. Das and’ capitel wie d’ mésch sich schol raiczii zu dem tod xpi vii wic nil es mag cnzudfi das h'rez M (dhnlich MI). 12 feürig| berürig Go 16 erforschen] erfragen M1 19 ich mit Go er
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1 m c 148 seiner guttet. Wenn, domit . dastu gedenkest, daz er milde vnd freiwillig ist dir zü geben grosse vnd vnausprechliche dink, daz twinget dich sere in liepzühaben. Vnd waz ist doch daz, daz den menschen mer raizze ' zü libe, wenn daz er liepgehabt ' ist? Wenn daz selb tün auch : die rohen vnd groben menschen, _ daz sie ire liephaber wider liep- haben, allain sie daz versaümen zü tün gegen irem scheppfer von anweisunge dez toeüfels. Nü gedenke, waz dü wilt, von deinem scheppfer, so hastü nicht ein cleine vrsache in liepzü- haben. Dorvmb so solt dü zü im gen in diser weise. Wann dü solt nicht triigenhafticlichen, sunder werlichen gedencken, wie dii beisteest deinem hern. Wann er ist do selbest, do di pist, gleich als er ist in dem vuerscheinenden himel. Vnd ge- : dencke auch, dastü sein seist vnd nicht dein. Vnd zweyfel doran nicht, dü erwirbest von : im, waz dü zü deiner selikait - vnd nicht zü deinem schaden ' pitest. ^ Werlichen, dise ding seint ein anzunden in der libe. | Wie magstu in doch nicht ge- | liben, des du pist, vnd der do : gereit ist dir zů geben :lle : 14 unweisunge] einsprechn. M leich M 25 feurign M 33f. ‚ad amorem quam diligi ; adimplere. Stachel der Liebe cio. Hoc enim ipso. quod eum ad elargiendum tibi ineffabilia liberalem recogitas, ipsum di- . ligere nimium cogeris. Et quid est, quod magis hominem incitet ; et amari? Hoc enim guantumcun- que crudeles homines faciunt, quia diligentes sediligunt, quam- uis hoc erga suum creatorem iw instigante dyabolo negligant Cogita. quidquid uelis, de creatore tuo. Non modi- cam inuenies materiam diligen- di eum. Accede ergo ipsum per 15 hunc modum. Debes enim, non fictiue, sed veraciter cogitare te assistere domino tuo. Ibi enim est, ubi es, sicut est in celo em- pireo. Et te esse suum. non » tuum, cogita. Non dubites. quod ab eo, quidquid ad salu- tem, non ad tuum dampnum pecieris, impetrabis. Hec, certe. sunt omnia incitatiua amoris. ss Quomodo non diliges eum, cuius es et qui paratus est omnia tibi 20 triigenhafticlichen] gleiszen- geliben des du] gehabé dastü Go
1 m c 148 seiner guttet. Wenn, domit . dastu gedenkest, daz er milde vnd freiwillig ist dir zü geben grosse vnd vnausprechliche dink, daz twinget dich sere in liepzühaben. Vnd waz ist doch daz, daz den menschen mer raizze ' zü libe, wenn daz er liepgehabt ' ist? Wenn daz selb tün auch : die rohen vnd groben menschen, _ daz sie ire liephaber wider liep- haben, allain sie daz versaümen zü tün gegen irem scheppfer von anweisunge dez toeüfels. Nü gedenke, waz dü wilt, von deinem scheppfer, so hastü nicht ein cleine vrsache in liepzü- haben. Dorvmb so solt dü zü im gen in diser weise. Wann dü solt nicht triigenhafticlichen, sunder werlichen gedencken, wie dii beisteest deinem hern. Wann er ist do selbest, do di pist, gleich als er ist in dem vuerscheinenden himel. Vnd ge- : dencke auch, dastü sein seist vnd nicht dein. Vnd zweyfel doran nicht, dü erwirbest von : im, waz dü zü deiner selikait - vnd nicht zü deinem schaden ' pitest. ^ Werlichen, dise ding seint ein anzunden in der libe. | Wie magstu in doch nicht ge- | liben, des du pist, vnd der do : gereit ist dir zů geben :lle : 14 unweisunge] einsprechn. M leich M 25 feurign M 33f. ‚ad amorem quam diligi ; adimplere. Stachel der Liebe cio. Hoc enim ipso. quod eum ad elargiendum tibi ineffabilia liberalem recogitas, ipsum di- . ligere nimium cogeris. Et quid est, quod magis hominem incitet ; et amari? Hoc enim guantumcun- que crudeles homines faciunt, quia diligentes sediligunt, quam- uis hoc erga suum creatorem iw instigante dyabolo negligant Cogita. quidquid uelis, de creatore tuo. Non modi- cam inuenies materiam diligen- di eum. Accede ergo ipsum per 15 hunc modum. Debes enim, non fictiue, sed veraciter cogitare te assistere domino tuo. Ibi enim est, ubi es, sicut est in celo em- pireo. Et te esse suum. non » tuum, cogita. Non dubites. quod ab eo, quidquid ad salu- tem, non ad tuum dampnum pecieris, impetrabis. Hec, certe. sunt omnia incitatiua amoris. ss Quomodo non diliges eum, cuius es et qui paratus est omnia tibi 20 triigenhafticlichen] gleiszen- geliben des du] gehabé dastü Go
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Buch II Kap. 2: Go 149 ding? Sag mir, hastü einen solichen nicht sere liep, der dir etwaz gebet? Dorvmb so hab got liep, der dir auch dich s selben gegeben hat. Vnd ist dastü dich liephast, wie hastü denn den nicht liep, der dich gescheppfet hat ? Dü hast dich verderbet vnd verderbest dich [72va] noch allezeit, vnd hast dich darvber dannoch liep, vnd der dich gescheppft hat vnd anderwait gescheppfet hat vnd dich entheldet, den hastü nicht 15 liep ? Darvmb so sprich : Herre, ich pin dein scheppfunge, vnd dü magst dich mir selben nicht versagen.' Vnd wenn du fur- baz gest, so gedencke diser 20 dinge, die dü gesprochen hast, so wirdestü enzundet in lieb. Vnd wer mag sich denn furbaz enthalden ? Wenn yeder mensch musz sich zühant zümal in got 25 werffen, vnd nicht einez teils, vnd aller andern dinge vergessen, so er siht, daz got sein herre, der do ist daz hohst gut, die wollust der engel vnd daz lon 3o der auserwelten, sich nicht ver- sagen mag einem swachen vnd pruchigen menschen, dez vn- selde nymant volsagen mag. Vnd ist auch daz er sich als 35 ein sunder zü got keret, er er- 10 dare ? Nonne multum diligis, qui aliquid tibi tribuit? Dilige ergo deum, qui eciam tribuit tibi temetipsum. Si te diligis, quomodo ipsum, [138va] qui te fecit, non diligis ? Tu te destru- xisti et adhuc te destruis, et amas, et ipsum, qui te construxit et restruxit et conseruat, non amas ? Dic ergo : Domine, crea- 10 tura tua sum, et michi teipsum negare non potes'. Sed ante- quam procedas, hec, que dixisti, memorare, et inflammaberis amore. Quis enim se continere 15 potest, quatinus omnibus obli- tis in deum se totum proiciat, non per partes, dum cogitat dominum suum, summum bo- num, delicias angelorum, pre- 20 mium beatorum, homini infirmo et corruptibili, cuius miseriam nemo potest exprimere, seip- sum negare non posse. Si ad ip- sum peccator se conuertit et 25 5 29 lust M 16 schepfunge] creatur M 31f. totleichē vn chranckchi M 33 volsagen] ausgesprechn M 30 auserwelten] selige M 32f. vnselde] durftichait M
Buch II Kap. 2: Go 149 ding? Sag mir, hastü einen solichen nicht sere liep, der dir etwaz gebet? Dorvmb so hab got liep, der dir auch dich s selben gegeben hat. Vnd ist dastü dich liephast, wie hastü denn den nicht liep, der dich gescheppfet hat ? Dü hast dich verderbet vnd verderbest dich [72va] noch allezeit, vnd hast dich darvber dannoch liep, vnd der dich gescheppft hat vnd anderwait gescheppfet hat vnd dich entheldet, den hastü nicht 15 liep ? Darvmb so sprich : Herre, ich pin dein scheppfunge, vnd dü magst dich mir selben nicht versagen.' Vnd wenn du fur- baz gest, so gedencke diser 20 dinge, die dü gesprochen hast, so wirdestü enzundet in lieb. Vnd wer mag sich denn furbaz enthalden ? Wenn yeder mensch musz sich zühant zümal in got 25 werffen, vnd nicht einez teils, vnd aller andern dinge vergessen, so er siht, daz got sein herre, der do ist daz hohst gut, die wollust der engel vnd daz lon 3o der auserwelten, sich nicht ver- sagen mag einem swachen vnd pruchigen menschen, dez vn- selde nymant volsagen mag. Vnd ist auch daz er sich als 35 ein sunder zü got keret, er er- 10 dare ? Nonne multum diligis, qui aliquid tibi tribuit? Dilige ergo deum, qui eciam tribuit tibi temetipsum. Si te diligis, quomodo ipsum, [138va] qui te fecit, non diligis ? Tu te destru- xisti et adhuc te destruis, et amas, et ipsum, qui te construxit et restruxit et conseruat, non amas ? Dic ergo : Domine, crea- 10 tura tua sum, et michi teipsum negare non potes'. Sed ante- quam procedas, hec, que dixisti, memorare, et inflammaberis amore. Quis enim se continere 15 potest, quatinus omnibus obli- tis in deum se totum proiciat, non per partes, dum cogitat dominum suum, summum bo- num, delicias angelorum, pre- 20 mium beatorum, homini infirmo et corruptibili, cuius miseriam nemo potest exprimere, seip- sum negare non posse. Si ad ip- sum peccator se conuertit et 25 5 29 lust M 16 schepfunge] creatur M 31f. totleichē vn chranckchi M 33 volsagen] ausgesprechn M 30 auserwelten] selige M 32f. vnselde] durftichait M
Strana 150
150 Stachel der Liebe wirbet, waz er pitet. Daz selbe begert er vns zü piten vnd in zü geben, so er spricht: Bitet, so wert ir nemen.' Ich waiz 5 nicht, waz wir vns furbaz muen vnd werden alle tage gequelt vmb nihtsnicht, so wir doch den scheppfer aller dinge moch- ten besiczzen. Vnd seint ich 10 doch allez gut so leihtlichen ge- haben mag, worvmb krige ich denn zü besiczzen die dink, die vol iamers vnd durftikait seint ? O herre, mein got, waz 15 haben wir dir anders wenn vn- recht getan, dastü dich vns gibst so williclichen? Ez brengt dir nihtsniht frümen, ist daz wir dich haben. Vnd dü hast vns 20 doch also liep, dastü sprichest, ez sein dein wollust, so dü mit vns pist. Vnd worvmb hastü vns doch so sere liep, dastü vns lieber dich selben gibst 25 wenn ander ding, daz wir piten ? Vnd sicherlichen, ich wil auch furbaz mer anders nicht be- siczen, seint daz ich mit schul- diger vnd pillicher bete be[72vb]- 3o siczzen mag got, meinen hern. Dorvmb so wil ich mich ziren mit furspangen, daz ist mit guten wercken, vnd wil in furen in daz praütpette meins s5 herczen vnd wil do selbest furbaz mer mit im ruen. Ich pecierit, obtinebit. Hoc nos desiderat petere et largiri, cum dicitur: 'Petite, et accipietis'. Nescio, quid amplius laboramus et cottidie affligimur circa nichil. cum possidere creatorem om- nium ualeamus. Si omne bonum sic faciliter habere ualeo, cur nitar plena miserijs possidere !" O domine deus meus. quid tibi 10 nisi iniuriam fecimus, quod te nobis sic tribuis libenter ? Nichil enim tibi confert, si te habe- mus, et tamen sic nos diligis. quod te esse nobiscum delicias 15 tuas dicis. Quare tantum nos diligis, ut libencius te ipsum nobis tribuas quam aliud. quod petamus? Et certe, nec ego volo de cetero aliud possi- 20 dere, ex quo debita peticione ualeo possidere deum meum. Ornabo me monilibus et ip- sum introducam ad talamum cordis mei et ibi secum de 25 cetero requiescam. Bene scio. 5 21 lust M 28f. mit schuldiger] vnschuldiger Go 35 herczzen Go praütpette] dy slofkamer M 34 daz
150 Stachel der Liebe wirbet, waz er pitet. Daz selbe begert er vns zü piten vnd in zü geben, so er spricht: Bitet, so wert ir nemen.' Ich waiz 5 nicht, waz wir vns furbaz muen vnd werden alle tage gequelt vmb nihtsnicht, so wir doch den scheppfer aller dinge moch- ten besiczzen. Vnd seint ich 10 doch allez gut so leihtlichen ge- haben mag, worvmb krige ich denn zü besiczzen die dink, die vol iamers vnd durftikait seint ? O herre, mein got, waz 15 haben wir dir anders wenn vn- recht getan, dastü dich vns gibst so williclichen? Ez brengt dir nihtsniht frümen, ist daz wir dich haben. Vnd dü hast vns 20 doch also liep, dastü sprichest, ez sein dein wollust, so dü mit vns pist. Vnd worvmb hastü vns doch so sere liep, dastü vns lieber dich selben gibst 25 wenn ander ding, daz wir piten ? Vnd sicherlichen, ich wil auch furbaz mer anders nicht be- siczen, seint daz ich mit schul- diger vnd pillicher bete be[72vb]- 3o siczzen mag got, meinen hern. Dorvmb so wil ich mich ziren mit furspangen, daz ist mit guten wercken, vnd wil in furen in daz praütpette meins s5 herczen vnd wil do selbest furbaz mer mit im ruen. Ich pecierit, obtinebit. Hoc nos desiderat petere et largiri, cum dicitur: 'Petite, et accipietis'. Nescio, quid amplius laboramus et cottidie affligimur circa nichil. cum possidere creatorem om- nium ualeamus. Si omne bonum sic faciliter habere ualeo, cur nitar plena miserijs possidere !" O domine deus meus. quid tibi 10 nisi iniuriam fecimus, quod te nobis sic tribuis libenter ? Nichil enim tibi confert, si te habe- mus, et tamen sic nos diligis. quod te esse nobiscum delicias 15 tuas dicis. Quare tantum nos diligis, ut libencius te ipsum nobis tribuas quam aliud. quod petamus? Et certe, nec ego volo de cetero aliud possi- 20 dere, ex quo debita peticione ualeo possidere deum meum. Ornabo me monilibus et ip- sum introducam ad talamum cordis mei et ibi secum de 25 cetero requiescam. Bene scio. 5 21 lust M 28f. mit schuldiger] vnschuldiger Go 35 herczzen Go praütpette] dy slofkamer M 34 daz
Strana 151
Buch 1I Kap. 2: Go waiz wol, daz er nicht anders pitet. Er begert in mein sele zů gen, vnd ist iczzunt lange, daz er angekloppfet hat. Idoch : s ist mir lait, daz ich so lange ; soliches gutes gedarbet hab. ° Dorvmb so wil ich zii im spre- chen: Herre, ich waiz wol, daz dii mich mer liephast wenn ich 10 gelber. Ich wil mein furbaz mer kain sorge haben, sunder ich wil newr auf dein wollust verflissen sein, vnd hab du allein sorge. 15 dein vnd mein miteinander ge- warten. wechsel haben, so nym dů war vnd sihe auf mein krankeit, daz dů sie aufhebest, so wil ich dei- 20 ner gute war nemen, daz ich in ir lust habe. Vnd wie wol Vnd dorvmb, wiltü | daz ist daz ich mit dir vil ge- winne vnd dü mit mir nichts- nicht, so waiz ich doch wol, das- 25 tu vil lieber mit mir pist, daz dü mich enthaldest vnd furderst, wenn ich mit dir, daz ich deiner gute geprauche. Vnd wovon ist daz? *0 anders wovon nicht, wenn daz ich mich hasse vnd dü hast mich liep. "Vnd ob ich doch, herre, durchlauffen wolde alle zaichen deiner libe, so gebreche mir ss hiran. Wenn, ist daz ichderengel vnd der leute gecziinge hette, 12f. auf bis sein] anhangh dcind liistn M 36 geczciige rette Go Sicherlichen, ez ist . 151 quod nil aliud petit. Ipse ani- mam meam intrare desiderat, et diu est, quod pulsauit. Doleo tamen, quod tantum [138""] carui tali bono. Dicam ergo ei: e Scio, domine, quod plus quam ego me diligis. De me amplius non curabo, sed solum tuis de- licijs inherebo, et tu tantuin curam habeto. Non possum : intendere michi et tibi. Et ideo Ich mag nicht permutatim tu intende mee in- firmitati, ut ipsam subleues, et ego intendam tue bonitati, ut ipsa delecter. Et quamuis ego tecum lucrer nimis et tu mecum nichil, scio tamen, quod liben- cius mecum es et me conseruas et promoues, quam ego tecum. ut tua perfruar bonitate. Vnde » hoc? Certe, non nisi quia me odi et tu me diligis. Si autem, domine, uellem discurrere per omnia tue dileccionis signa, de- ficerem, quia nec bona nature, ss 22f. gewinnen Go
Buch 1I Kap. 2: Go waiz wol, daz er nicht anders pitet. Er begert in mein sele zů gen, vnd ist iczzunt lange, daz er angekloppfet hat. Idoch : s ist mir lait, daz ich so lange ; soliches gutes gedarbet hab. ° Dorvmb so wil ich zii im spre- chen: Herre, ich waiz wol, daz dii mich mer liephast wenn ich 10 gelber. Ich wil mein furbaz mer kain sorge haben, sunder ich wil newr auf dein wollust verflissen sein, vnd hab du allein sorge. 15 dein vnd mein miteinander ge- warten. wechsel haben, so nym dů war vnd sihe auf mein krankeit, daz dů sie aufhebest, so wil ich dei- 20 ner gute war nemen, daz ich in ir lust habe. Vnd wie wol Vnd dorvmb, wiltü | daz ist daz ich mit dir vil ge- winne vnd dü mit mir nichts- nicht, so waiz ich doch wol, das- 25 tu vil lieber mit mir pist, daz dü mich enthaldest vnd furderst, wenn ich mit dir, daz ich deiner gute geprauche. Vnd wovon ist daz? *0 anders wovon nicht, wenn daz ich mich hasse vnd dü hast mich liep. "Vnd ob ich doch, herre, durchlauffen wolde alle zaichen deiner libe, so gebreche mir ss hiran. Wenn, ist daz ichderengel vnd der leute gecziinge hette, 12f. auf bis sein] anhangh dcind liistn M 36 geczciige rette Go Sicherlichen, ez ist . 151 quod nil aliud petit. Ipse ani- mam meam intrare desiderat, et diu est, quod pulsauit. Doleo tamen, quod tantum [138""] carui tali bono. Dicam ergo ei: e Scio, domine, quod plus quam ego me diligis. De me amplius non curabo, sed solum tuis de- licijs inherebo, et tu tantuin curam habeto. Non possum : intendere michi et tibi. Et ideo Ich mag nicht permutatim tu intende mee in- firmitati, ut ipsam subleues, et ego intendam tue bonitati, ut ipsa delecter. Et quamuis ego tecum lucrer nimis et tu mecum nichil, scio tamen, quod liben- cius mecum es et me conseruas et promoues, quam ego tecum. ut tua perfruar bonitate. Vnde » hoc? Certe, non nisi quia me odi et tu me diligis. Si autem, domine, uellem discurrere per omnia tue dileccionis signa, de- ficerem, quia nec bona nature, ss 22f. gewinnen Go
Strana 152
152 so mocht ich nichtauzgesprechen : noch volsagen daz gut der naturen noch daz gut dez ge- luckes noch der genaden oder , > der ewigen eren. wil ich diser ding gesweigen vnd deinem sune mit hoffenung ke- ren. O mein got, wie*gar grozz : ist die lieb gewest, die dú zú 10 Dorvmb so : Stachel der Liebe necbona fortune, gracie uel glorie, si hominum et angelorum lin- gwis loquerer, exprimere possem. Et ideohijstacitis intuum filium. pater eterne, respirabo. O quan- s , ta fuit erga hominem dileccio wil mich, dü ewiger vater, zü dem menschen gehabt hast, dastü, got, mensche woldest ' sein vnd geheis[73'*]sen wer- : den! Waz woldestu doch dem 1 > in dir vnscheidenlichen ver- einet hast? Vnd waz spreche menschen mer tun, wenn dastü . ich von dem krancken vnd swachen weibesgeslecht? Dü woldest deinen sun von dem selben geslecht geporn werden, vnd der do waz dein eingeporner vnd eigen sün, den woldestu auch einer junckfrawen siin genant werden. Vnd paide, an mannes vnd an weibes ge- slecht, herre, so hastu sere erhohet daz menschlich künne. seint du woldest, daz dein siin, der dir gleich ist, mensch wurde vnd ein sün eines weibes. Di woldest nicht daz selbe zaichen der libe an den engeln beweisen. Wann der engel hat daz nicht ss ervolget, sunder der same Abra- hames. Ez ist werlichen ein wunder, wie die herczen der 30 16 on abscheidenleich M tua, deus meus, gui eum tan- tum dilexisti, ut uelles hominem esse deum et appellari! Quid enim plus sibi facere uoluisti, quam quod eum tibi inseparabi- liter vnisti ? Quid dicam de sexu fragili? Ipsum filium tuum de ipso sexu nasci voluisti, et qui erat tuus vnigenitus et proprius filius, voluisti filium virginis nominari. Multum quidem, do- mine, secundum vtrumque se- xum, exaltasti genus humanum, má 0 . qui tibi equalem filium uoluisti 20 hominem esse et mulieris filium. Non hoc dileccionis signum uolu- isti cirea. angelos demonstrare. Non enim angelus apprehendit, sed semen Abrahe. Mirum est, 25 certe, quomodo pro tui [139'*] 30 worden Go
152 so mocht ich nichtauzgesprechen : noch volsagen daz gut der naturen noch daz gut dez ge- luckes noch der genaden oder , > der ewigen eren. wil ich diser ding gesweigen vnd deinem sune mit hoffenung ke- ren. O mein got, wie*gar grozz : ist die lieb gewest, die dú zú 10 Dorvmb so : Stachel der Liebe necbona fortune, gracie uel glorie, si hominum et angelorum lin- gwis loquerer, exprimere possem. Et ideohijstacitis intuum filium. pater eterne, respirabo. O quan- s , ta fuit erga hominem dileccio wil mich, dü ewiger vater, zü dem menschen gehabt hast, dastü, got, mensche woldest ' sein vnd geheis[73'*]sen wer- : den! Waz woldestu doch dem 1 > in dir vnscheidenlichen ver- einet hast? Vnd waz spreche menschen mer tun, wenn dastü . ich von dem krancken vnd swachen weibesgeslecht? Dü woldest deinen sun von dem selben geslecht geporn werden, vnd der do waz dein eingeporner vnd eigen sün, den woldestu auch einer junckfrawen siin genant werden. Vnd paide, an mannes vnd an weibes ge- slecht, herre, so hastu sere erhohet daz menschlich künne. seint du woldest, daz dein siin, der dir gleich ist, mensch wurde vnd ein sün eines weibes. Di woldest nicht daz selbe zaichen der libe an den engeln beweisen. Wann der engel hat daz nicht ss ervolget, sunder der same Abra- hames. Ez ist werlichen ein wunder, wie die herczen der 30 16 on abscheidenleich M tua, deus meus, gui eum tan- tum dilexisti, ut uelles hominem esse deum et appellari! Quid enim plus sibi facere uoluisti, quam quod eum tibi inseparabi- liter vnisti ? Quid dicam de sexu fragili? Ipsum filium tuum de ipso sexu nasci voluisti, et qui erat tuus vnigenitus et proprius filius, voluisti filium virginis nominari. Multum quidem, do- mine, secundum vtrumque se- xum, exaltasti genus humanum, má 0 . qui tibi equalem filium uoluisti 20 hominem esse et mulieris filium. Non hoc dileccionis signum uolu- isti cirea. angelos demonstrare. Non enim angelus apprehendit, sed semen Abrahe. Mirum est, 25 certe, quomodo pro tui [139'*] 30 worden Go
Strana 153
Buch II Kap. 2: Go menschenkinder nicht gespalten werden durch deiner liebe willen. Waz hette got anders zü tun, wann, do wir gesundigten, daz »er vns in den grunt der helle gesenckt hette vnd zühant ein edler creatur gescheppfet het, ob er gewolt hette? Vnd ach, wie grozz waz die lieb gotes, 10 daz er nach vnserm valle ge- ruchet hat vns zü suchen so gutlich vnd vns mer wenn vor- mals zü erhohen, nach dem als wir sere wider in getan hetten! 1s Waz ist daz? Man sage mir: Het vnser sunde erhohunge ver- dinet ? Werlichen, neyn! Sun- der daz wir furbaz mer nicht © von im flügen, so wolt er im die 29 menschlichen natur vnscheiden- lichen vereinen. Ez erscheinet wol daran dein wundersame libe, got, herre meiner, dastü : die liebhast vnd erhohest, die 25 dich hazzen. Darvmb dastii vns liebhast so sere, seint daz wir vor nicht seint vnd dü der hohst pist, wie muge wir durftigen denn dich nicht liep- so gehaben, der dü pist allez gut ? O dü hereze dez betrachtenden menschen, wie wurdes[73'"]tü nicht hinvellig vor libe gegen der begirde so gar vbertrach- ss tender libe! Waz wolde doch got anders domit, wenn daz er vns mit seiner libe truncken 2 werden| wolden Go 27 vernichtet Go 153 amore corda filiorum hominum non scinduntur. Quid habuit aliud facere quam, cum pecca- uimus, in inferni profundum nos dimergere et aliam nobilio- rem creaturam, si uoluisset, in instanti creare? Quanta fuit illa dileccio dei, quod post lap- sum dignatus est nos querere tam benigne et post eius offen- sam nos plus quam prius exal- tare? Quid fuit istud? Nun- quid exaltacionem meruit culpa nostra? Certe, non! Sed ne a se amplius fugeremus, humanam naturam sibi vnire inseparabili- ter uoluit. Mira videtur tua dileccio, deus meus, qui te odientes diligis et exaltas. Si ergo nos, qui nichil sumus, tantum diligis, qui es summus, quomodo nos miseri te non dili- gamus, omne bonum? O cor : meditantis, quomodo in tam deinen excellentis dileccionis affectu non deficis pre amore? Quid in hoc deus uoluit, nisi ut suo nos inebriaret amore? Qanta est lieben Go 3 Waz| vnd Go 20
Buch II Kap. 2: Go menschenkinder nicht gespalten werden durch deiner liebe willen. Waz hette got anders zü tun, wann, do wir gesundigten, daz »er vns in den grunt der helle gesenckt hette vnd zühant ein edler creatur gescheppfet het, ob er gewolt hette? Vnd ach, wie grozz waz die lieb gotes, 10 daz er nach vnserm valle ge- ruchet hat vns zü suchen so gutlich vnd vns mer wenn vor- mals zü erhohen, nach dem als wir sere wider in getan hetten! 1s Waz ist daz? Man sage mir: Het vnser sunde erhohunge ver- dinet ? Werlichen, neyn! Sun- der daz wir furbaz mer nicht © von im flügen, so wolt er im die 29 menschlichen natur vnscheiden- lichen vereinen. Ez erscheinet wol daran dein wundersame libe, got, herre meiner, dastü : die liebhast vnd erhohest, die 25 dich hazzen. Darvmb dastii vns liebhast so sere, seint daz wir vor nicht seint vnd dü der hohst pist, wie muge wir durftigen denn dich nicht liep- so gehaben, der dü pist allez gut ? O dü hereze dez betrachtenden menschen, wie wurdes[73'"]tü nicht hinvellig vor libe gegen der begirde so gar vbertrach- ss tender libe! Waz wolde doch got anders domit, wenn daz er vns mit seiner libe truncken 2 werden| wolden Go 27 vernichtet Go 153 amore corda filiorum hominum non scinduntur. Quid habuit aliud facere quam, cum pecca- uimus, in inferni profundum nos dimergere et aliam nobilio- rem creaturam, si uoluisset, in instanti creare? Quanta fuit illa dileccio dei, quod post lap- sum dignatus est nos querere tam benigne et post eius offen- sam nos plus quam prius exal- tare? Quid fuit istud? Nun- quid exaltacionem meruit culpa nostra? Certe, non! Sed ne a se amplius fugeremus, humanam naturam sibi vnire inseparabili- ter uoluit. Mira videtur tua dileccio, deus meus, qui te odientes diligis et exaltas. Si ergo nos, qui nichil sumus, tantum diligis, qui es summus, quomodo nos miseri te non dili- gamus, omne bonum? O cor : meditantis, quomodo in tam deinen excellentis dileccionis affectu non deficis pre amore? Quid in hoc deus uoluit, nisi ut suo nos inebriaret amore? Qanta est lieben Go 3 Waz| vnd Go 20
Strana 154
m c 20 m 154 machte ? ist dise geruchunge vnsers scheppfers, daz er so sere be- geret vns nü zü geben den wirden mit dem pand der libe! "Wie mag doch dez menschen hercze anders icht gedencken ? vmb, lieber herre, auf die rede daz dü vns erhohest, so wol- destü klain geporn werden. Das- tü vns, die do wuchsen in den sunden, hymelisch gemachest, so woldestü vnter daz vnver- nunftig tier oder vihe in die krippen geleget werden. O du eis vnd nicht ein hercze, worvmb wurdestü nicht zulazzen von diser hieze! Woffen [ch waiz nicht, weliche wege vns got furbaz mer suche, seint daz er vns disen weg nicht ge- haben mag. Oder waz sol ich sprechen? Christus, der do ist ein züphounge vnd cin gemach der auzgetribenen, der wolt fliben gegen Egipten. Nage mir, lieber herre, seint dastü an allen enden vnd vberal worest, dorffestü denn flihen? — Neyn, sicherlichen ! dein veinde in deiner gewalt hettest. Sunder du woldest Dor- ; Wann, wie grozz | hec creatoris dignacio, mir! ' Wenn du alle © tua potestate tenebas. daz selbe tun, auf die rede dastü, . ein soliches fur mich leidende, mir dein lieb offenbarest, vnd daz ich zü dir flühe, so ich ge- : echtet wurde. O lieber got, ich 18 hiczze Go 24 entpfahung M Stachel der Liebe quod tantum desiderat nos sibi per dileccionis vinculum colligari! Quomodo potest cor hominis aliud cogitare? Ut sic nos ergo exaltares, deus noster, uoluisti paruus nasci. Ut nos bestiales per peccatum celestes faceres. uoluisti inter bestias in pre- sepio reclinari. O glacies. non cor! Cur non liquescis ad hunc calorem? Heu michi! Nescio, per quam uiam deus amplius nos requirat, ex quo per hanc nos non habet. Sed quid dicam ? Christus, qui est re- [139""]ceptaculum expulsorum, uoluit fugere in Egiptum. Nun- quid, domine, qui eras vbique, fugere indigebas? Non, certe! Quia omnes inimicos tuos in Sed hoc facere uoluisti, ut hoc pro me paciens tuum michi mani- festares amorem et ad te fuge- rem persecutus. O deus meus. 28 vber Go 36 flihe Go
m c 20 m 154 machte ? ist dise geruchunge vnsers scheppfers, daz er so sere be- geret vns nü zü geben den wirden mit dem pand der libe! "Wie mag doch dez menschen hercze anders icht gedencken ? vmb, lieber herre, auf die rede daz dü vns erhohest, so wol- destü klain geporn werden. Das- tü vns, die do wuchsen in den sunden, hymelisch gemachest, so woldestü vnter daz vnver- nunftig tier oder vihe in die krippen geleget werden. O du eis vnd nicht ein hercze, worvmb wurdestü nicht zulazzen von diser hieze! Woffen [ch waiz nicht, weliche wege vns got furbaz mer suche, seint daz er vns disen weg nicht ge- haben mag. Oder waz sol ich sprechen? Christus, der do ist ein züphounge vnd cin gemach der auzgetribenen, der wolt fliben gegen Egipten. Nage mir, lieber herre, seint dastü an allen enden vnd vberal worest, dorffestü denn flihen? — Neyn, sicherlichen ! dein veinde in deiner gewalt hettest. Sunder du woldest Dor- ; Wann, wie grozz | hec creatoris dignacio, mir! ' Wenn du alle © tua potestate tenebas. daz selbe tun, auf die rede dastü, . ein soliches fur mich leidende, mir dein lieb offenbarest, vnd daz ich zü dir flühe, so ich ge- : echtet wurde. O lieber got, ich 18 hiczze Go 24 entpfahung M Stachel der Liebe quod tantum desiderat nos sibi per dileccionis vinculum colligari! Quomodo potest cor hominis aliud cogitare? Ut sic nos ergo exaltares, deus noster, uoluisti paruus nasci. Ut nos bestiales per peccatum celestes faceres. uoluisti inter bestias in pre- sepio reclinari. O glacies. non cor! Cur non liquescis ad hunc calorem? Heu michi! Nescio, per quam uiam deus amplius nos requirat, ex quo per hanc nos non habet. Sed quid dicam ? Christus, qui est re- [139""]ceptaculum expulsorum, uoluit fugere in Egiptum. Nun- quid, domine, qui eras vbique, fugere indigebas? Non, certe! Quia omnes inimicos tuos in Sed hoc facere uoluisti, ut hoc pro me paciens tuum michi mani- festares amorem et ad te fuge- rem persecutus. O deus meus. 28 vber Go 36 flihe Go
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Buch II Kap. 2: Go sihe nv wol, dastů gancz vnd | zümal mein pist vnd wilt mich | zümale besiczen. mer ? Ich gesweige deines 5 lebens, dastü hie auf erden ge- furt hast, wenn dü zümal vol libe pist, vnd kume zu den packenslegen vnd verspeiunge. Werlichen, disz zaichen der libe 1. vermag dez menschen hercze nicht voldencken. Wenn, het- testü nicht mer getan vnd wol- dest [73"] auch hernachmals mer tun, wenn dastü, ewiger 15 got, in meiner naturen leiden Aber waz woldest soliche lastbere dink, ' so solde ich zümal fewrig sein : in deiner libe. Wenn, waz ist grozzer denn got, vnd waz ge- 20 ringer vnd snoder wenn ein sunder! Auch woldestii durch der sunder willen von den sun- dern verspeiet vnd verspottet | werden. O liber got, waz ist 25 doch daz, daz dü so snode dinck geliden hast von deiner crea- turen, di du doch in einem aügenplicke vertiligen mochtest ? Wenn, so sie dich nanten vnd so hiezzen einen teüfelischen, so antwurtestü in so gar senftmii- ' O wol ein hohe ‘ offenbarvnge deiner libe, der | ticlichen. dü soliche dinck von den teüfe- 35 lischen gehort hast durch vn- 3 besiczzen Go lebens M 155 bene uideo, quod totus es meus et me uis totaliter possidere. Sed quid plura? Taceo tue uite processum, qui totus es dileccione plenus, et venio ad alapas et sputa. Certe, hoc dileccionis signum cor hominis non sufficit cogitare. Si enim nil amplius michi fecisses nec eciam facturus esses, nisi quod tu, deus meus eternus, in mea natura sustinere uoluisti hec obprobria, deberem totaliter tuo igniri amore. Quid enim maius deo, et quid uilius peccatore? Et tu, deus, pro peccatoribus uoluisti a peccatoribus conspui et illudi. Deus meus, quid fuit istud, quod & creatura tua, quam in momento delere po- teras, sic uilia tolerasti? Di- centibus te esse demoniacum benignissime respondebas. O summa tue manifestacio cari- tatis, qui talia pro nobis a de- 4 doines bis 6 hast] den aufganekch deines 8 halsslogn vfi v'spirezn M 21 Auch fehlt Go 30 teiife- lischen] wesessen mit dem posen gaist M 5 10
Buch II Kap. 2: Go sihe nv wol, dastů gancz vnd | zümal mein pist vnd wilt mich | zümale besiczen. mer ? Ich gesweige deines 5 lebens, dastü hie auf erden ge- furt hast, wenn dü zümal vol libe pist, vnd kume zu den packenslegen vnd verspeiunge. Werlichen, disz zaichen der libe 1. vermag dez menschen hercze nicht voldencken. Wenn, het- testü nicht mer getan vnd wol- dest [73"] auch hernachmals mer tun, wenn dastü, ewiger 15 got, in meiner naturen leiden Aber waz woldest soliche lastbere dink, ' so solde ich zümal fewrig sein : in deiner libe. Wenn, waz ist grozzer denn got, vnd waz ge- 20 ringer vnd snoder wenn ein sunder! Auch woldestii durch der sunder willen von den sun- dern verspeiet vnd verspottet | werden. O liber got, waz ist 25 doch daz, daz dü so snode dinck geliden hast von deiner crea- turen, di du doch in einem aügenplicke vertiligen mochtest ? Wenn, so sie dich nanten vnd so hiezzen einen teüfelischen, so antwurtestü in so gar senftmii- ' O wol ein hohe ‘ offenbarvnge deiner libe, der | ticlichen. dü soliche dinck von den teüfe- 35 lischen gehort hast durch vn- 3 besiczzen Go lebens M 155 bene uideo, quod totus es meus et me uis totaliter possidere. Sed quid plura? Taceo tue uite processum, qui totus es dileccione plenus, et venio ad alapas et sputa. Certe, hoc dileccionis signum cor hominis non sufficit cogitare. Si enim nil amplius michi fecisses nec eciam facturus esses, nisi quod tu, deus meus eternus, in mea natura sustinere uoluisti hec obprobria, deberem totaliter tuo igniri amore. Quid enim maius deo, et quid uilius peccatore? Et tu, deus, pro peccatoribus uoluisti a peccatoribus conspui et illudi. Deus meus, quid fuit istud, quod & creatura tua, quam in momento delere po- teras, sic uilia tolerasti? Di- centibus te esse demoniacum benignissime respondebas. O summa tue manifestacio cari- tatis, qui talia pro nobis a de- 4 doines bis 6 hast] den aufganekch deines 8 halsslogn vfi v'spirezn M 21 Auch fehlt Go 30 teiife- lischen] wesessen mit dem posen gaist M 5 10
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o © 20 2 3U w o 5 herter 156 sern willen! O dii hercze noch mer wenn steinein! hereze, vnd doch nicht ein herez, worvmb wirstu nicht enzundet vor libe! Ein stein, der von hiczze zelost wirt, der wirt verwandelt in ercz oder in glas. Vnd dü pleibest vnwandelbar von so grozzer hicze der libe! Dorvmb wolt : moniacis audiebas! O di. Stachel der Liebe O cor plus quam lapideum! O cor. non cor, cur non accenderis pre . amore! Lapis calore solutus in got, daz du stainein werest vnd ' nicht flcischein! Vnd waz ist daz auch wunderlicher, daz ein fleisch vnd vnenpfenklicher wenn ein stain vunden wirt? Aber man sage mir: Sprach wenn dez herczen es et vitrum vertitur, et tu ad tantum calorem inmutabilis per- seueras! Vtinam ergo lapideum esses, non carneum! Et quid mirabilius, quam quod caro cordis lapide durior et insensi- bilior invenitur? [139%] Sed nonne dixit dominus, quod aufe- ret a nobis cor lapideum et dabit nobis cor carneum? Ym- . mo, ex quo lapis cicius mutatur , quam eor carneum, det lapi- nicht got, vnser herre, daz er : von vns nemen wolde daz stei- ' nein hereze vnd vns ein flei- schein hercze geben wolde? Ja fur war. seint «daz ein stein schirer gewandelt wirt wann ein : flaischein hercz. so piten wir, daz er vns pillicber gebe ein . stainein hercz. Vnd rede ich vns zü schanden. dü gar schalkhaftiges hercze! dises | O . . infidelissimum! O [73"] dü gar vngetrewez : hereze! Warvmb hassestü dich in diser weise? Worvmb zii- reissestü vnd verzerest dich in diser mozze? Warvmb hastii nicht den liep, der dich so krefticlichen liephat? O di so gar rohes vnd grawsams flaischliches hercze, worvmb 10 hiczze Go 20. 21. 30 herczze Go ! nou diligis ? deum cor auferendo carneum. Ad uerecundiam nostram dico. O cor nequissimum! O cor Cur sic te odis. cur sic te laceras et consumis ? Cur sic fortiter diligentem te O crudelissimum cor! Cur plus quam vitam 23 schirer] schwer Go
o © 20 2 3U w o 5 herter 156 sern willen! O dii hercze noch mer wenn steinein! hereze, vnd doch nicht ein herez, worvmb wirstu nicht enzundet vor libe! Ein stein, der von hiczze zelost wirt, der wirt verwandelt in ercz oder in glas. Vnd dü pleibest vnwandelbar von so grozzer hicze der libe! Dorvmb wolt : moniacis audiebas! O di. Stachel der Liebe O cor plus quam lapideum! O cor. non cor, cur non accenderis pre . amore! Lapis calore solutus in got, daz du stainein werest vnd ' nicht flcischein! Vnd waz ist daz auch wunderlicher, daz ein fleisch vnd vnenpfenklicher wenn ein stain vunden wirt? Aber man sage mir: Sprach wenn dez herczen es et vitrum vertitur, et tu ad tantum calorem inmutabilis per- seueras! Vtinam ergo lapideum esses, non carneum! Et quid mirabilius, quam quod caro cordis lapide durior et insensi- bilior invenitur? [139%] Sed nonne dixit dominus, quod aufe- ret a nobis cor lapideum et dabit nobis cor carneum? Ym- . mo, ex quo lapis cicius mutatur , quam eor carneum, det lapi- nicht got, vnser herre, daz er : von vns nemen wolde daz stei- ' nein hereze vnd vns ein flei- schein hercze geben wolde? Ja fur war. seint «daz ein stein schirer gewandelt wirt wann ein : flaischein hercz. so piten wir, daz er vns pillicber gebe ein . stainein hercz. Vnd rede ich vns zü schanden. dü gar schalkhaftiges hercze! dises | O . . infidelissimum! O [73"] dü gar vngetrewez : hereze! Warvmb hassestü dich in diser weise? Worvmb zii- reissestü vnd verzerest dich in diser mozze? Warvmb hastii nicht den liep, der dich so krefticlichen liephat? O di so gar rohes vnd grawsams flaischliches hercze, worvmb 10 hiczze Go 20. 21. 30 herczze Go ! nou diligis ? deum cor auferendo carneum. Ad uerecundiam nostram dico. O cor nequissimum! O cor Cur sic te odis. cur sic te laceras et consumis ? Cur sic fortiter diligentem te O crudelissimum cor! Cur plus quam vitam 23 schirer] schwer Go
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Buch II Kap. 2: Go hastů den tot mer liep wenn daz leben ? enpfehest nicht den, der dich also suchet? O ir staine vnd 5 vnsinliche creaturen, helfet mir beweinen die vnsinnikait : meines herczen! Sicherlichen, herre, wer ez noch dastü mich hazzest, seint dü mein got 10 pist vnd mein züflucht vnd allein mein beschirmer vnd be- warer, so scholt ich dich doch liebhaben. Vnd mer, so dü mich so sere liephast vnd mir ıs nachvolgest mit deinen gutte- ten, so ich dich flihe. Wann dü hast mich so vast liep, daz recht dergleich scheinet, als ob dü dich hazzest vmb meinen willen. 20 Nü sage mir, richter aller cre- | Worvmb libestü vnd , | | ' sustinere ? ature, woldest dů vmb meinen : wilen gevrtailt vnd gerichtet werden vnd den schemlichen : vnd so sweren tot leiden ? mer tin? Werlichen, hette mir ein soliches getan gar ein geringer gebawr, so solt ich in ewiclichen liephaben. Vnd ich so hab nicht liep meinen got! Ich sage nicht von der vergis- sunge deines plutes, die do vol lieb waz. angesicht solt mich truncken ss machen. Vil mer dein so gar swere leidung, die do vol schem- lichkait waz. Werlichen, di woldest mich ziimale haben, der dii dich ziimale mir gegeben | sunder alleine dein | o. zs mein got, waz soltestii mir doch |! 157 mortem diligis? Cur te queren- tem non recipis et non diligis ? O lapides et creature insensi- biles, flete vesaniam cordis mei' Certe, domine, eciam si me odires, ex quo deus meus es et refugium meum et solus pro- tector et gubernator meus, di- ligere te deberem. Quanto magis, cum me tantum diligas et me sequaris tuis beneficijs fugientem! Nam tantum me diligis, ut pro me te odire vide- aris. Nonne tu, iudex omnium, uoluisti pro me iudicari et mor- tem turpissimam et grauissimam O deus meus, quid michi amplius facere debuisti ? Certe, si hoc michi fecisset minimus rusticus, ipsum debe- rem diligere in eternum. Et ego non te diligo, deum meum ? Non dico: sanguinis effusio, que tota fit plena caritate, sed solus tuus aspectus me inebriare de- beret. Quanto magis passio tua grauissima et ignominia plena! Certe, me totum uoluisti, qui te totum michi tribuisti. 10 35
Buch II Kap. 2: Go hastů den tot mer liep wenn daz leben ? enpfehest nicht den, der dich also suchet? O ir staine vnd 5 vnsinliche creaturen, helfet mir beweinen die vnsinnikait : meines herczen! Sicherlichen, herre, wer ez noch dastü mich hazzest, seint dü mein got 10 pist vnd mein züflucht vnd allein mein beschirmer vnd be- warer, so scholt ich dich doch liebhaben. Vnd mer, so dü mich so sere liephast vnd mir ıs nachvolgest mit deinen gutte- ten, so ich dich flihe. Wann dü hast mich so vast liep, daz recht dergleich scheinet, als ob dü dich hazzest vmb meinen willen. 20 Nü sage mir, richter aller cre- | Worvmb libestü vnd , | | ' sustinere ? ature, woldest dů vmb meinen : wilen gevrtailt vnd gerichtet werden vnd den schemlichen : vnd so sweren tot leiden ? mer tin? Werlichen, hette mir ein soliches getan gar ein geringer gebawr, so solt ich in ewiclichen liephaben. Vnd ich so hab nicht liep meinen got! Ich sage nicht von der vergis- sunge deines plutes, die do vol lieb waz. angesicht solt mich truncken ss machen. Vil mer dein so gar swere leidung, die do vol schem- lichkait waz. Werlichen, di woldest mich ziimale haben, der dii dich ziimale mir gegeben | sunder alleine dein | o. zs mein got, waz soltestii mir doch |! 157 mortem diligis? Cur te queren- tem non recipis et non diligis ? O lapides et creature insensi- biles, flete vesaniam cordis mei' Certe, domine, eciam si me odires, ex quo deus meus es et refugium meum et solus pro- tector et gubernator meus, di- ligere te deberem. Quanto magis, cum me tantum diligas et me sequaris tuis beneficijs fugientem! Nam tantum me diligis, ut pro me te odire vide- aris. Nonne tu, iudex omnium, uoluisti pro me iudicari et mor- tem turpissimam et grauissimam O deus meus, quid michi amplius facere debuisti ? Certe, si hoc michi fecisset minimus rusticus, ipsum debe- rem diligere in eternum. Et ego non te diligo, deum meum ? Non dico: sanguinis effusio, que tota fit plena caritate, sed solus tuus aspectus me inebriare de- beret. Quanto magis passio tua grauissima et ignominia plena! Certe, me totum uoluisti, qui te totum michi tribuisti. 10 35
Strana 158
158 hast. Worvmb waz dir doch sorge von so snodem geschepfe ? Nicherlichen, nicht anders vor- dert daz wenn dein grozze gute . s vnd vnmessige libe. Wenn, seint dastü vns erlosen woldest, so inochtestü ez in ander weise getan haben. Aber dü woldest ‘ daz also tun, auf daz [74™] 10 dii vns dester mer enzundest in deiner libe. O du liebe vnd senunge dez herczen vnd dů suzzikait vnd smackhaftikait dez gemutes! O dii prunst 15 vnd ein enczundunge der pruste! O dü licht vnd clarheit der aügen! saitenspil der oren! O dů wolrichendez oppfer gotes dez 20 vaters! O dů mein sele, mein leben vnd die ingeweide meines herczen! der gepeine! vnd aufhaldunge dez flaisches! :5 O dü sinnemachüng der sinne- lichen geczeiiwe! gaistunge der verniinft vnd mein frolockende frewde! pin ich nicht ziimol gekert indein so libe? Wie mag ich doch anders icht gedencken? Vnd waz ist suzzer wenn dein libe? Worvmb pin ich denn nicht bestricket vnd gevangen mit deiner libe? 2 geschepfe] geschefte Go wegerüg M kendes M mein' gelider M lieb M O dii inneres marck . O di stercke i O dů ein- | Worvmb | 14 prunst] hicz M 23 stercke] lebung M 31 ist fehlt Go Stachel der Liebe ! Cur tibi cura fuit tam de uilis- , sima creatura ? Certe, nil aliud . nisi tua [139""] nimia bonitas et inmensa dileccio exegit. Nam : si nos redimere volebas, aliter " facere potuisti. Sed sic facere dignatus es, ut nos tuo amplius | inflammares amore. O amor et ! desiderium cordis! O dulcedo et suauitas mentis! O ardor et inflammacio pectoris! O lux et claritas oculorum! O aurium simphonia! O hostia odorifera deo patri! O anima mea, uita mea et uiscera cordis mei! O dü suzze laütendes : O medulla ossium, vegetacio carnium, sensificacio organo- ; rum, intellectus inspiracio et ; exultacio mea! Cur ego non sum ; eonuersus totus in tuum amo- | rem? Quomodo possum aliud i meditari? Et quid tuo amore | dulcius? Cur ego non sum illa- queatus illo et captus vndique ? | i 10 dů] dastů Go 12 senunge] 17 suzzes Go 19 woll smek- 25f. O bis geczeiiwe] vi aller 33f. nicht gancz gekert in dcin
158 hast. Worvmb waz dir doch sorge von so snodem geschepfe ? Nicherlichen, nicht anders vor- dert daz wenn dein grozze gute . s vnd vnmessige libe. Wenn, seint dastü vns erlosen woldest, so inochtestü ez in ander weise getan haben. Aber dü woldest ‘ daz also tun, auf daz [74™] 10 dii vns dester mer enzundest in deiner libe. O du liebe vnd senunge dez herczen vnd dů suzzikait vnd smackhaftikait dez gemutes! O dii prunst 15 vnd ein enczundunge der pruste! O dü licht vnd clarheit der aügen! saitenspil der oren! O dů wolrichendez oppfer gotes dez 20 vaters! O dů mein sele, mein leben vnd die ingeweide meines herczen! der gepeine! vnd aufhaldunge dez flaisches! :5 O dü sinnemachüng der sinne- lichen geczeiiwe! gaistunge der verniinft vnd mein frolockende frewde! pin ich nicht ziimol gekert indein so libe? Wie mag ich doch anders icht gedencken? Vnd waz ist suzzer wenn dein libe? Worvmb pin ich denn nicht bestricket vnd gevangen mit deiner libe? 2 geschepfe] geschefte Go wegerüg M kendes M mein' gelider M lieb M O dii inneres marck . O di stercke i O dů ein- | Worvmb | 14 prunst] hicz M 23 stercke] lebung M 31 ist fehlt Go Stachel der Liebe ! Cur tibi cura fuit tam de uilis- , sima creatura ? Certe, nil aliud . nisi tua [139""] nimia bonitas et inmensa dileccio exegit. Nam : si nos redimere volebas, aliter " facere potuisti. Sed sic facere dignatus es, ut nos tuo amplius | inflammares amore. O amor et ! desiderium cordis! O dulcedo et suauitas mentis! O ardor et inflammacio pectoris! O lux et claritas oculorum! O aurium simphonia! O hostia odorifera deo patri! O anima mea, uita mea et uiscera cordis mei! O dü suzze laütendes : O medulla ossium, vegetacio carnium, sensificacio organo- ; rum, intellectus inspiracio et ; exultacio mea! Cur ego non sum ; eonuersus totus in tuum amo- | rem? Quomodo possum aliud i meditari? Et quid tuo amore | dulcius? Cur ego non sum illa- queatus illo et captus vndique ? | i 10 dů] dastů Go 12 senunge] 17 suzzes Go 19 woll smek- 25f. O bis geczeiiwe] vi aller 33f. nicht gancz gekert in dcin
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Buch II Kap. 2: Go Mich vmbgibt allenthalben dein lieb, vnd ich waiz nicht, waz libe ist. Aber we mir! Worvmb pleib ich vnenpfintlichen an 5 sachen ? Worvmb hat mich : mer eitelkeit wann warheit ge- ' : gnitas saluatoris me attraxit ? heit wann dez heilandes guti- | reiczzet vnd mer gezogen die pos- kait ? 10 mer liebgehabt den has des vnflates wenn die liebe meines : O mein got, wie gar ; erlosers ? vast hastii den menschen liep- gehabt! Wann di woldest 1 nicht allein an dem kreucze fur in leiden, sunder dii hast in auch besucht in der helle. Lieber herre, mochtestii nicht vmb seinen willen gesenden *o einen auz den engeln, dü zugest in denn selber auz der helle? Worvmb wiltü dir vberall den menschen zügesellen ? Wor- vmb wiltü allenthalben mit den s menschen wonen? Waz hat doch der mensch anders wenn snode, frate dink? Worvmb hastü in doch so vnmezziclichen liep? Auch so dü nv erstanden xo [74^] worest, do woldestü den- noch virczig tage den leuten erscheinen vnd, algereit ge- clarbert, woldestü mit in die speise nuczen. Du gebest in ss den fride vnd erbotest dich in 7 mer fehlt Go landes M gekrönet M Worvmb hab ich doch | | | | | 10f. den has des vnflates] die poshait M 27 snode frate] v'schemliche M 33f. die speise nuczen] essen M 159 Circumdat me amor tuus et nescio, quid sit amor! Sed heu michi! Cur insensibilis maneo sine causa? Cur vanitas plus quam veritas me allexit ? Quo- modo iniquitas plus quam beni- Cur stercorum odium plus quam redemptoris mei amorem ada- maui? O quantum dilexisti hominem, deus meus! Non enim solum pro ipso in cruce pati uoluisti, sed eciam eum aput inferos uisitasti et tecum ad superos reduxisti. Nonne potuisti, domine, pro ipso mit- tere aliquem angelorum, nisi ipsum extraheres per teipsum ? Cur vbique uis hominem tibi sociare ? cum homine habitare? Quid t habet nisi uilia ipse homo? [1407] Cur ipsum diligis sic inmense? Postquam eciam re- surrexisti, uoluisti adhuc qua- draginta diebus hominibus appa- rere. Sed eciam cum eis glori- ficatus uesci uoluisti, pacem donasti et te eis palpabilem 12 hay- 32f. geclarbert] o Cur in omni loco vis 20
Buch II Kap. 2: Go Mich vmbgibt allenthalben dein lieb, vnd ich waiz nicht, waz libe ist. Aber we mir! Worvmb pleib ich vnenpfintlichen an 5 sachen ? Worvmb hat mich : mer eitelkeit wann warheit ge- ' : gnitas saluatoris me attraxit ? heit wann dez heilandes guti- | reiczzet vnd mer gezogen die pos- kait ? 10 mer liebgehabt den has des vnflates wenn die liebe meines : O mein got, wie gar ; erlosers ? vast hastii den menschen liep- gehabt! Wann di woldest 1 nicht allein an dem kreucze fur in leiden, sunder dii hast in auch besucht in der helle. Lieber herre, mochtestii nicht vmb seinen willen gesenden *o einen auz den engeln, dü zugest in denn selber auz der helle? Worvmb wiltü dir vberall den menschen zügesellen ? Wor- vmb wiltü allenthalben mit den s menschen wonen? Waz hat doch der mensch anders wenn snode, frate dink? Worvmb hastü in doch so vnmezziclichen liep? Auch so dü nv erstanden xo [74^] worest, do woldestü den- noch virczig tage den leuten erscheinen vnd, algereit ge- clarbert, woldestü mit in die speise nuczen. Du gebest in ss den fride vnd erbotest dich in 7 mer fehlt Go landes M gekrönet M Worvmb hab ich doch | | | | | 10f. den has des vnflates] die poshait M 27 snode frate] v'schemliche M 33f. die speise nuczen] essen M 159 Circumdat me amor tuus et nescio, quid sit amor! Sed heu michi! Cur insensibilis maneo sine causa? Cur vanitas plus quam veritas me allexit ? Quo- modo iniquitas plus quam beni- Cur stercorum odium plus quam redemptoris mei amorem ada- maui? O quantum dilexisti hominem, deus meus! Non enim solum pro ipso in cruce pati uoluisti, sed eciam eum aput inferos uisitasti et tecum ad superos reduxisti. Nonne potuisti, domine, pro ipso mit- tere aliquem angelorum, nisi ipsum extraheres per teipsum ? Cur vbique uis hominem tibi sociare ? cum homine habitare? Quid t habet nisi uilia ipse homo? [1407] Cur ipsum diligis sic inmense? Postquam eciam re- surrexisti, uoluisti adhuc qua- draginta diebus hominibus appa- rere. Sed eciam cum eis glori- ficatus uesci uoluisti, pacem donasti et te eis palpabilem 12 hay- 32f. geclarbert] o Cur in omni loco vis 20
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160 Stachel der Liebe greiffenlichen. Man mercketi tribuisti. Uidetur, quod tan- tum hominem dilexeris, ut ab wol, dastü so sere den menschen ipso non uolueris abstinere. An liepgehabt hast, daz dü on in ignorabas, quod tam de ex- nicht sein woldest. Oder westest 5 dü nicht, daz wir vndancksam cellenti beneficio passionis fuera- 5 mus ingrati? Eciam quos spe- waren den so grozzen gutteten ciales habueras, increduli exti- deiner leidung? Vnd die du terunt. Quomodo ergo nos auch sunderlichen für heimlich potuisti amplius intueri? O hettest, die waren vngelaubig. 10 Vnd wie mochtestü vns doch quam mirabilis est tua dileccio, 10 furbaz mer angesehen ? O wie dulcissime domine! Nonne, quia ascensurus eras ad dexte- wunderlich ist dein lieb, aller- suzzister herre! Hastü nicht ram patris tui, potestatem ho- den menschen macht gelosen, mini dimisisti, ut te, cum uelit. 15 do dü aufvarn woldest zü der habeat in altari ? Hanc po- 15 testatem, antequam mori in- rechten hant deines vaters, daz dich der mensch auf dem alter ciperes, tribuisti, ne amittere te hette, wenn er wolde ? Dü hast timeret. Sed cur hoc facere im die selben macht gegeben, e uoluisti, cum ad eos missurus esses spiritum sanctum? Cur 20 20 wenn dü begundest zu sterben, semper cum homine uis morari ! daz er nicht vorcht dich zu verlisen. Aber warvmb hastu daz getan, seint dastü zü in senden woldest den heiligen 25 gaist ? Worvmb wiltu doch alle- zeit mit dem menschen wonen ? Aber dorvmb woldestü vns also speisen mit deinem leichnam vnd trencken mit deinem plut, so daz wir alle do selbest truncken in deiner libe mitsampt dir ein hercz vnd ein sele hetten. Vnd waz ist ez anders dein plut trincken, daz ein stule der 35 selen ist, wenn vnser selen mit deiner selen vnscheidenlichen Tuo corpore cibare nos taliter uoluisti et tuo potare sangwine, ut sic tuo inebriati amore te- cum vnum cor et vnam animam 25 haberemus. Quid enim aliud est tuum sanguinem bibere, qui sedes est anime, quam nostram animam tue anime insepara- 3 on] von Go 5 vndancksam] an dancksam Go 21 nicht] noch Go geben] machst getilgt, macht Go 19 macht ge- 30 trincken Go
160 Stachel der Liebe greiffenlichen. Man mercketi tribuisti. Uidetur, quod tan- tum hominem dilexeris, ut ab wol, dastü so sere den menschen ipso non uolueris abstinere. An liepgehabt hast, daz dü on in ignorabas, quod tam de ex- nicht sein woldest. Oder westest 5 dü nicht, daz wir vndancksam cellenti beneficio passionis fuera- 5 mus ingrati? Eciam quos spe- waren den so grozzen gutteten ciales habueras, increduli exti- deiner leidung? Vnd die du terunt. Quomodo ergo nos auch sunderlichen für heimlich potuisti amplius intueri? O hettest, die waren vngelaubig. 10 Vnd wie mochtestü vns doch quam mirabilis est tua dileccio, 10 furbaz mer angesehen ? O wie dulcissime domine! Nonne, quia ascensurus eras ad dexte- wunderlich ist dein lieb, aller- suzzister herre! Hastü nicht ram patris tui, potestatem ho- den menschen macht gelosen, mini dimisisti, ut te, cum uelit. 15 do dü aufvarn woldest zü der habeat in altari ? Hanc po- 15 testatem, antequam mori in- rechten hant deines vaters, daz dich der mensch auf dem alter ciperes, tribuisti, ne amittere te hette, wenn er wolde ? Dü hast timeret. Sed cur hoc facere im die selben macht gegeben, e uoluisti, cum ad eos missurus esses spiritum sanctum? Cur 20 20 wenn dü begundest zu sterben, semper cum homine uis morari ! daz er nicht vorcht dich zu verlisen. Aber warvmb hastu daz getan, seint dastü zü in senden woldest den heiligen 25 gaist ? Worvmb wiltu doch alle- zeit mit dem menschen wonen ? Aber dorvmb woldestü vns also speisen mit deinem leichnam vnd trencken mit deinem plut, so daz wir alle do selbest truncken in deiner libe mitsampt dir ein hercz vnd ein sele hetten. Vnd waz ist ez anders dein plut trincken, daz ein stule der 35 selen ist, wenn vnser selen mit deiner selen vnscheidenlichen Tuo corpore cibare nos taliter uoluisti et tuo potare sangwine, ut sic tuo inebriati amore te- cum vnum cor et vnam animam 25 haberemus. Quid enim aliud est tuum sanguinem bibere, qui sedes est anime, quam nostram animam tue anime insepara- 3 on] von Go 5 vndancksam] an dancksam Go 21 nicht] noch Go geben] machst getilgt, macht Go 19 macht ge- 30 trincken Go
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Buch II Kap. 3: Br 161 züsamen pinden? Daz ist ez, sicherlichen, mein got, dastü wilt vnd dez begerst. Daz ist ez, mein erloser vnd mein herre, daz dü so lange zeit geschaffet hast vnd besorgest. Wann vmb daz selbe hastü von deiner kint- heit oft mue vnd arbeit gehabt. Daz vns auch geruche zü geben, 10 der do lebet vnd herschet, got ymmer ewiclichen on ende in ewige selikait! Amen. biliter colligare? Hoc est, certe, quod uis, quod desideras, deus meus, hoc, redemptor et domine mi, quod tanto tempore procurasti. Per hoc enim a tua infancia laborasti. Quod nobis concedat, qui est benedictus in secula seculorum! Amen. 15 Daz dritte capitel, wy ein mensch sein hercze got gern geben sôlle. III. Quod homo libenter debet dare cor suum deo. 10 HERRE, du hast mir mein hercz gegeben vnd du pe- test ez von mir. Vnd wy gros ist doch mein hercz, mein liber 20 herre, vnd yn welchen wirden, wenn du zo gar ôbirtretende gros pist! Wann, ab ich nu ein hercz hette, daz allein grôsser wer denn mit einander alle herczen 25 der menschen sein vnd dy be- gerung der engel, [487] daz selb geb ich dir czumal oder sold [140rb] DOMINE, tu te michi dedisti et a me cor meum petis. Sed quantum est hoc, domine mi, qui ita excel- lens es! Si enim haberem vnum 15 cor, quod solum maius esset quam simul omnia corda ho- minum et omnis affectus ange- lorum, ipsum totum tribuerem 1 Daz] doch Go 3 dez] doch Go gehabt Go 13 Kap. II3. Textaus Br. Uberlieferung in Br N NI (= VII 39, Bl. 53 der Stadtbibl. Nürnberg) M MIRGo. Uberschrift aus dem vorangestellten Kapitelregister (Bl. 257), während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz achte capitel Br. Daz ist das VIII capitel N, Das dritte capitel das d' mësch g’n sol den sein h’rez gott gebn M, Das dritt das der mensch gern got sein hercz sol geben MI, Daz dritte Capitel B'n Go 13 dritte] achte Br N 17 geben Br MI du fchlt Br MI 22 nu fehlt MI. 21 du] do M 25 sein fehlt M 27 sold] schůll Br 24 denn] wen M Go noch Go 7 hastü] dastü Go 8 hast
Buch II Kap. 3: Br 161 züsamen pinden? Daz ist ez, sicherlichen, mein got, dastü wilt vnd dez begerst. Daz ist ez, mein erloser vnd mein herre, daz dü so lange zeit geschaffet hast vnd besorgest. Wann vmb daz selbe hastü von deiner kint- heit oft mue vnd arbeit gehabt. Daz vns auch geruche zü geben, 10 der do lebet vnd herschet, got ymmer ewiclichen on ende in ewige selikait! Amen. biliter colligare? Hoc est, certe, quod uis, quod desideras, deus meus, hoc, redemptor et domine mi, quod tanto tempore procurasti. Per hoc enim a tua infancia laborasti. Quod nobis concedat, qui est benedictus in secula seculorum! Amen. 15 Daz dritte capitel, wy ein mensch sein hercze got gern geben sôlle. III. Quod homo libenter debet dare cor suum deo. 10 HERRE, du hast mir mein hercz gegeben vnd du pe- test ez von mir. Vnd wy gros ist doch mein hercz, mein liber 20 herre, vnd yn welchen wirden, wenn du zo gar ôbirtretende gros pist! Wann, ab ich nu ein hercz hette, daz allein grôsser wer denn mit einander alle herczen 25 der menschen sein vnd dy be- gerung der engel, [487] daz selb geb ich dir czumal oder sold [140rb] DOMINE, tu te michi dedisti et a me cor meum petis. Sed quantum est hoc, domine mi, qui ita excel- lens es! Si enim haberem vnum 15 cor, quod solum maius esset quam simul omnia corda ho- minum et omnis affectus ange- lorum, ipsum totum tribuerem 1 Daz] doch Go 3 dez] doch Go gehabt Go 13 Kap. II3. Textaus Br. Uberlieferung in Br N NI (= VII 39, Bl. 53 der Stadtbibl. Nürnberg) M MIRGo. Uberschrift aus dem vorangestellten Kapitelregister (Bl. 257), während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz achte capitel Br. Daz ist das VIII capitel N, Das dritte capitel das d' mësch g’n sol den sein h’rez gott gebn M, Das dritt das der mensch gern got sein hercz sol geben MI, Daz dritte Capitel B'n Go 13 dritte] achte Br N 17 geben Br MI du fchlt Br MI 22 nu fehlt MI. 21 du] do M 25 sein fehlt M 27 sold] schůll Br 24 denn] wen M Go noch Go 7 hastü] dastü Go 8 hast
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162 Stachel der Liebe dir iz geben, vnd dennoch geb ich dir gar ein klein gab, dir zo gar grossen herren, vnd wer ‘ dach als vor nichtisnicht. Vil s mer disen cleinen funcken mei- nes herczen, den ich do hab, wil ich dir geben vnd wil den czumal in dich legen. Wenn daz ist mir yo gar ein gross ding, 10 daz du geruchest mein hercze czu haben. Dorvin zo sag man mir: Wer ich nicht ein rechter tor, daz ich mein hercz fürbaz : mer keiner creatur czuwendet : 1 vnd czufuget, sint daz iz mein got haben wil? Ich wil auch nicht, daz iz fürbaz mer yn mir selber pleib, sunder iz schol czumal yn dir ruen, liber herre, 20 der du iz geschepphet hast dich czu loben! Sicherlich, ez ist pesser, daz mein hercz pleib in der ewigen wunsamkeit, in der gótlichen mechte vnd in der ; :; vnmessigen gütte wenn yn mei- ner swachheit, yo vorwar, in deiner gotheit wenn yn meiner posheit. O du himeltrachtender mensch! Ist daz du ein silch 3 dink wegerest czu haben, zo tibi aut tribuere deberem, et adhuc tanto domino munuscu- lum paruum, ymmo, quasi nil esset. Quanto magis illam paruam cordis scintillam, quam habeo, tibi dabo et totaliter in , te ponam! Hoc enim permaxi- mum est michi, quod cor meum habere dignaris. Nonne ergo stultus essem, si illud appli- carem de cetero alicui creature, cum deus meus velit illud habere ? Eciam in me ipso nolo quod remaneat ammodo, sed tota- liter requiescat in te, qui creasti illud ad laudandum te. Melius, certe, est, quod cor meum ma- neat in eterna iocunditate, in diuina maiestate, in inmensa bonitate quam in mea fragili- 20 tate, in tua scilicet diuinitate quam in mea iniquitate. Si hoc habere, o contemplative. cupis, multum corde desideres 2 gab fehlt N 4 dach] auch N, io M, ich MI Go alles Br M 5 den clain vancken M1 geben fehlt N 9 yo fehlt Br Go dise klayne Go 7 wil bis 10 geruchet Br, begerst M1 hercze] sele Go 14f. czuwendet vnd czufuget] zu chert MI 15 zu- gefiiget Go iz fehlt M 16 Ich wil fehlt Br 17 mer fehlt MI Go 18 selbn M, fehlt Go must getilgt vor schol Go 19 wen lieber M1Go 20 gescheppher N1, geschaffen M7 23 erstes der: 26 yo] so M 30 zo fehlt N1 dir Go ewigen] eynigen N w 15
162 Stachel der Liebe dir iz geben, vnd dennoch geb ich dir gar ein klein gab, dir zo gar grossen herren, vnd wer ‘ dach als vor nichtisnicht. Vil s mer disen cleinen funcken mei- nes herczen, den ich do hab, wil ich dir geben vnd wil den czumal in dich legen. Wenn daz ist mir yo gar ein gross ding, 10 daz du geruchest mein hercze czu haben. Dorvin zo sag man mir: Wer ich nicht ein rechter tor, daz ich mein hercz fürbaz : mer keiner creatur czuwendet : 1 vnd czufuget, sint daz iz mein got haben wil? Ich wil auch nicht, daz iz fürbaz mer yn mir selber pleib, sunder iz schol czumal yn dir ruen, liber herre, 20 der du iz geschepphet hast dich czu loben! Sicherlich, ez ist pesser, daz mein hercz pleib in der ewigen wunsamkeit, in der gótlichen mechte vnd in der ; :; vnmessigen gütte wenn yn mei- ner swachheit, yo vorwar, in deiner gotheit wenn yn meiner posheit. O du himeltrachtender mensch! Ist daz du ein silch 3 dink wegerest czu haben, zo tibi aut tribuere deberem, et adhuc tanto domino munuscu- lum paruum, ymmo, quasi nil esset. Quanto magis illam paruam cordis scintillam, quam habeo, tibi dabo et totaliter in , te ponam! Hoc enim permaxi- mum est michi, quod cor meum habere dignaris. Nonne ergo stultus essem, si illud appli- carem de cetero alicui creature, cum deus meus velit illud habere ? Eciam in me ipso nolo quod remaneat ammodo, sed tota- liter requiescat in te, qui creasti illud ad laudandum te. Melius, certe, est, quod cor meum ma- neat in eterna iocunditate, in diuina maiestate, in inmensa bonitate quam in mea fragili- 20 tate, in tua scilicet diuinitate quam in mea iniquitate. Si hoc habere, o contemplative. cupis, multum corde desideres 2 gab fehlt N 4 dach] auch N, io M, ich MI Go alles Br M 5 den clain vancken M1 geben fehlt N 9 yo fehlt Br Go dise klayne Go 7 wil bis 10 geruchet Br, begerst M1 hercze] sele Go 14f. czuwendet vnd czufuget] zu chert MI 15 zu- gefiiget Go iz fehlt M 16 Ich wil fehlt Br 17 mer fehlt MI Go 18 selbn M, fehlt Go must getilgt vor schol Go 19 wen lieber M1Go 20 gescheppher N1, geschaffen M7 23 erstes der: 26 yo] so M 30 zo fehlt N1 dir Go ewigen] eynigen N w 15
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Buch II Kap. 4: Br 163 sene dich ser dornach mit dem herezen vnd heische iz vaste mit dem mund, zo wirt dir got geben dy senung deiner selen 5 vnd wirst nicht betrogen an deinem willen. Vnd er wirt dein gemûte erheben vnd vorkomen dich czu begaben mit den ge- benedeiungen der sûzzikeit vnd 10 wirt dein [49’] gemûte mit yim selben vmmegeben geleich alz mit einer cron eines edeln gestei- nes. C Dez ist eine regel : Nymand 15 mag vôlliclich got vinden, der sich selben nicht vôlliclich vor- leûset. et multum ore postules, et desi- derium anime tue deus tibi tribuet, et uoluntate tua non fraudaberis, sed mentem tuam eleuans in benediccionibus dul- cedinis te preueniet et tam- quam corona lapidis preciosi semetipso circumdabit mentem tuam. Regula. Nullus perfecte po- 10 test invenire deum, qui se per- fecte non perdit. 5 Daz vierde, wy der men- sche seyne gedancken or- 2o den sûlle, also das er all- czeyt got in seinem her- czen habe. IV. Qualiter homo ordinet cogitaciones suas ita, quod deum semper habeat in 15 corde. DU mensch, ist daz du wilt erkennen, wy du deine 25 gedanken gefürest, zo gedenk, HOMO, vis cognos- [140va] O cere, quomodo tu- um dirigas cogitatum, semper 2 heissche iz Br, I sene] sere N NI ser fehlt NNIMI aysches M vaste] waz Go 3 got dir Go 7 vnd vorkomen] v'komen N, für komen M 8 gaben M in fur chomüng MI mit fehlt N 8f. zu wendigungë N, der benedeiung NI, dö segn 15 gevinden M MI, den gebidictüngen Go 11 selben] selden N NIM, gebinden Go 16 vollich Br, genezlich MI 18 Kap. 114. Textaus Br. Uberlieferung BrNMMIRGo. Uber- schrift aus dem vorangestellten Kapitelregister (Bl. 257), während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz newnde capitel Br. daz ist daz IX cap N, Das vierd capitel wie d' mësch sol den orden sein gedanckn also das er got stets hab in seinë h’rezi M. Das vierd wie der mensch sein gedancken sal ordi also das er got stet in seim herezen trag oder hab MI, Daz virde Capitel Go 18 vierde] newnde Br
Buch II Kap. 4: Br 163 sene dich ser dornach mit dem herezen vnd heische iz vaste mit dem mund, zo wirt dir got geben dy senung deiner selen 5 vnd wirst nicht betrogen an deinem willen. Vnd er wirt dein gemûte erheben vnd vorkomen dich czu begaben mit den ge- benedeiungen der sûzzikeit vnd 10 wirt dein [49’] gemûte mit yim selben vmmegeben geleich alz mit einer cron eines edeln gestei- nes. C Dez ist eine regel : Nymand 15 mag vôlliclich got vinden, der sich selben nicht vôlliclich vor- leûset. et multum ore postules, et desi- derium anime tue deus tibi tribuet, et uoluntate tua non fraudaberis, sed mentem tuam eleuans in benediccionibus dul- cedinis te preueniet et tam- quam corona lapidis preciosi semetipso circumdabit mentem tuam. Regula. Nullus perfecte po- 10 test invenire deum, qui se per- fecte non perdit. 5 Daz vierde, wy der men- sche seyne gedancken or- 2o den sûlle, also das er all- czeyt got in seinem her- czen habe. IV. Qualiter homo ordinet cogitaciones suas ita, quod deum semper habeat in 15 corde. DU mensch, ist daz du wilt erkennen, wy du deine 25 gedanken gefürest, zo gedenk, HOMO, vis cognos- [140va] O cere, quomodo tu- um dirigas cogitatum, semper 2 heissche iz Br, I sene] sere N NI ser fehlt NNIMI aysches M vaste] waz Go 3 got dir Go 7 vnd vorkomen] v'komen N, für komen M 8 gaben M in fur chomüng MI mit fehlt N 8f. zu wendigungë N, der benedeiung NI, dö segn 15 gevinden M MI, den gebidictüngen Go 11 selben] selden N NIM, gebinden Go 16 vollich Br, genezlich MI 18 Kap. 114. Textaus Br. Uberlieferung BrNMMIRGo. Uber- schrift aus dem vorangestellten Kapitelregister (Bl. 257), während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz newnde capitel Br. daz ist daz IX cap N, Das vierd capitel wie d' mësch sol den orden sein gedanckn also das er got stets hab in seinë h’rezi M. Das vierd wie der mensch sein gedancken sal ordi also das er got stet in seim herezen trag oder hab MI, Daz virde Capitel Go 18 vierde] newnde Br
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164 daz du pist in der kegenwerti- keit deines gotes, vnd hab in steticlich in deinen gedanken. ; Vnd sůnderlich auf Cristum, der s so swerlich fůr dich vorwundet - ist, scholt du alleweg nach dei- nem vormůgen deine gedancken | richten vnd dorczu betrachten, | daz er dein got ist, der fur dich ! 10 sûlch dink geliden hat. Vnd gar ofte scholt du auch mit aller wirdikeit gedenken czu der mu- | ter Cristi, di do ist ein trost der : dürftigen. Vnd alzo oft alz 15 du deine gedanken czu ir kerest, zo gedencke, daz sy sey dy | muter gotes, auf dy red, wohin - du neWr deine gedancken schi- kest, daz du steticlichen got 20 habest in deinem herezen. Vnd | wenne du alzo alleczeit pist in seiner kegenwertikeit, zo schalt du dich wundern seiner grósse ' vnd deine dürftikeit erkennen : Stachel der Liebe | te esse cogita in dei tui presen- ; cia et ipsum in cogitatu semper ; habeas. Super Christum autem | pro te grauissime vulneratum | quasi semper dirigas cogitatum | et, quod ipse sit deus tuus, qui | | | m pro te talia passus est, cogi- tabis. Sepe uero ad Christi matrem, que est miserorum ; solacium, cum reuerencia festi- | nabis. Et quociens ad ipsam | tuum cogitatum dirigis. ipsam | cogita matrem dei, ut sic, quo- | cumque dirigas cogitatum, deum | | tuum habeas in corde. Et semper coram existens suamque ad- mirans magnitudinem et tuam miseriam recognoscens, quan- tum poteris, resilies in teipsum, admirans non modicum, quod zo dignatur rem tam fetidam co- ; ram oculis suis presentare et te ad momentum patitur in sua » vnd alzo wider in dich selbe keren, alzo vil alz du macht. Dich schol auch nicht [49"] wenig wundern, daz er geruchet ein sülch stinckende ding fur s» Sein augen lazzen geantwert werden, vnd daz er dich einen : augenplick leidet in 4 Vnd fehlt Go 19 in deme gestrichen vor daz N 21 pist alle ezeit Br N 22 gegenburtikeit N fehlt Br M1 dinckch N 26 magst N, wilt Go seiner ' 5 so fehlt Br M1, do N 9f. der bis dink] vn sólche ding fur dich M 30 geantwert lazzen Br N 6 so soltü Go 16 gedenckch N da gestrichen vor steticlichen N 21f. albeg in seiner gegenwürtichait pist M1 23 dich fehlt M Go 24 deiner Go 25 wider 29 ein] in N stinckender Go 31 daz fehlt N
164 daz du pist in der kegenwerti- keit deines gotes, vnd hab in steticlich in deinen gedanken. ; Vnd sůnderlich auf Cristum, der s so swerlich fůr dich vorwundet - ist, scholt du alleweg nach dei- nem vormůgen deine gedancken | richten vnd dorczu betrachten, | daz er dein got ist, der fur dich ! 10 sûlch dink geliden hat. Vnd gar ofte scholt du auch mit aller wirdikeit gedenken czu der mu- | ter Cristi, di do ist ein trost der : dürftigen. Vnd alzo oft alz 15 du deine gedanken czu ir kerest, zo gedencke, daz sy sey dy | muter gotes, auf dy red, wohin - du neWr deine gedancken schi- kest, daz du steticlichen got 20 habest in deinem herezen. Vnd | wenne du alzo alleczeit pist in seiner kegenwertikeit, zo schalt du dich wundern seiner grósse ' vnd deine dürftikeit erkennen : Stachel der Liebe | te esse cogita in dei tui presen- ; cia et ipsum in cogitatu semper ; habeas. Super Christum autem | pro te grauissime vulneratum | quasi semper dirigas cogitatum | et, quod ipse sit deus tuus, qui | | | m pro te talia passus est, cogi- tabis. Sepe uero ad Christi matrem, que est miserorum ; solacium, cum reuerencia festi- | nabis. Et quociens ad ipsam | tuum cogitatum dirigis. ipsam | cogita matrem dei, ut sic, quo- | cumque dirigas cogitatum, deum | | tuum habeas in corde. Et semper coram existens suamque ad- mirans magnitudinem et tuam miseriam recognoscens, quan- tum poteris, resilies in teipsum, admirans non modicum, quod zo dignatur rem tam fetidam co- ; ram oculis suis presentare et te ad momentum patitur in sua » vnd alzo wider in dich selbe keren, alzo vil alz du macht. Dich schol auch nicht [49"] wenig wundern, daz er geruchet ein sülch stinckende ding fur s» Sein augen lazzen geantwert werden, vnd daz er dich einen : augenplick leidet in 4 Vnd fehlt Go 19 in deme gestrichen vor daz N 21 pist alle ezeit Br N 22 gegenburtikeit N fehlt Br M1 dinckch N 26 magst N, wilt Go seiner ' 5 so fehlt Br M1, do N 9f. der bis dink] vn sólche ding fur dich M 30 geantwert lazzen Br N 6 so soltü Go 16 gedenckch N da gestrichen vor steticlichen N 21f. albeg in seiner gegenwürtichait pist M1 23 dich fehlt M Go 24 deiner Go 25 wider 29 ein] in N stinckender Go 31 daz fehlt N
Strana 165
Buch II Kap. 4: Br 165 kegenwertikeit czu harren. Vnd alzo tuende zo scholt du got danck sagen von zo grosser gab vnd von allen andern. Vnd 5 dy selbew dinck vnd alle ander, dy er dir vorlihen hat, scholt du mit allem fleizz bewaren vnd alleczeit hicziclich begeren grôsser dinck czu haben. Vnd io ab du nu deine gedancken von seiner kegenwertikeit abczihen würdest durch deiner důrfti- keit oder aussers gescheftnûsses willen, zo scholt du dich fleizzen 15 mit aller angst wider czu keren, do du vor warest, daz ist czu der kegenwertikeit gotes. Vnd zo du daz tust, wy du denn fürwaz gen schalt, daz wirt 20 dich dy salbung leren, daz ist der heilig geist. Aber ydoch scholt du daz für war haben: wy is nu vm ander dinck sei, zo scholt du dich alleczeit czu 25 nichte machen, zo du meist macht, vnd dich für den ge- ringsten achten vnder allen sündern vnd peide, für dich vnd auch für ander leût, de- 3 můticlich peten von got vm presencia commorari. Sic fa- ciens de hoc dono maximo et alijs omnibus deo gracias referas. Istaque et alia, que tibi con- cesserit, cum vigilancia custo- 5 dias, semper cum magna auidi- tate inhyans ad maiora. Si uero propter tuam miseriam aut oc- cupacionem exteriorem cogi- tatum tuum a sua presencia 10 absentares, cum magna anxie- tate reuerti studeas, ubi eras, scilicet ad presenciam dei. Et hoc faciens, qualem proces- sum habere debeas, vnecio te 15 docebit. Hoc tamen pro certo habeas, quod, quidquid sit de alijs, semper te debes ad nichi- lum redigere, quantum potes, et omnium peccatorum te infi-20 mum reputare et tam pro te quam pro alijs a deo [140vb] harren] hörn M Go I gegenburtikeit N 3f. grossen gabn M 4 von fehlt N andern, dann Zusatz Vnd das du im gedanckn mögst das solt du achtn fur ein grosse gab M, ähnlich MI 5 selben N M MIGo 8 zu begeren N 9 dinckch N 10 nu fehlt Br, noch Go 19 furbaz mer Go 11 gegenburtikeit N 15 wid'keren M 20 salbe gestrichen vor salbunge Go 23 nu fehlt MIGo 26 magst N, mügest Go 27f. vnder allen sundern] vn fur alle sunder Go 28 peide] pithe N, fehlt MI 29 auch für fehlt M auch fehlt MI Go 29f. soltu demüticlichen Go, fehlt MI
Buch II Kap. 4: Br 165 kegenwertikeit czu harren. Vnd alzo tuende zo scholt du got danck sagen von zo grosser gab vnd von allen andern. Vnd 5 dy selbew dinck vnd alle ander, dy er dir vorlihen hat, scholt du mit allem fleizz bewaren vnd alleczeit hicziclich begeren grôsser dinck czu haben. Vnd io ab du nu deine gedancken von seiner kegenwertikeit abczihen würdest durch deiner důrfti- keit oder aussers gescheftnûsses willen, zo scholt du dich fleizzen 15 mit aller angst wider czu keren, do du vor warest, daz ist czu der kegenwertikeit gotes. Vnd zo du daz tust, wy du denn fürwaz gen schalt, daz wirt 20 dich dy salbung leren, daz ist der heilig geist. Aber ydoch scholt du daz für war haben: wy is nu vm ander dinck sei, zo scholt du dich alleczeit czu 25 nichte machen, zo du meist macht, vnd dich für den ge- ringsten achten vnder allen sündern vnd peide, für dich vnd auch für ander leût, de- 3 můticlich peten von got vm presencia commorari. Sic fa- ciens de hoc dono maximo et alijs omnibus deo gracias referas. Istaque et alia, que tibi con- cesserit, cum vigilancia custo- 5 dias, semper cum magna auidi- tate inhyans ad maiora. Si uero propter tuam miseriam aut oc- cupacionem exteriorem cogi- tatum tuum a sua presencia 10 absentares, cum magna anxie- tate reuerti studeas, ubi eras, scilicet ad presenciam dei. Et hoc faciens, qualem proces- sum habere debeas, vnecio te 15 docebit. Hoc tamen pro certo habeas, quod, quidquid sit de alijs, semper te debes ad nichi- lum redigere, quantum potes, et omnium peccatorum te infi-20 mum reputare et tam pro te quam pro alijs a deo [140vb] harren] hörn M Go I gegenburtikeit N 3f. grossen gabn M 4 von fehlt N andern, dann Zusatz Vnd das du im gedanckn mögst das solt du achtn fur ein grosse gab M, ähnlich MI 5 selben N M MIGo 8 zu begeren N 9 dinckch N 10 nu fehlt Br, noch Go 19 furbaz mer Go 11 gegenburtikeit N 15 wid'keren M 20 salbe gestrichen vor salbunge Go 23 nu fehlt MIGo 26 magst N, mügest Go 27f. vnder allen sundern] vn fur alle sunder Go 28 peide] pithe N, fehlt MI 29 auch für fehlt M auch fehlt MI Go 29f. soltu demüticlichen Go, fehlt MI
Strana 166
166 fürgebünge vnd genad. Aber | deine merckung scholt du dorauf | schicken in diser weis: Du : scholt [50"] nymmer gedencken, ; 5daz ander sünder alzo verre : von got geirret sein, sy keren | sich yo auch gar oft in iren © herczen czu irem herren, allein : sy daz nicht alzeit tun, vnd : 10 betrachten auch denn ynner- lich iren herren vnd erkennen yn klárer vnd sein auch denn mit grósser erbitung der eren : in gotes kegenwürtikeit vnd 15 haben auch denn grósser scham | vm ir sünd vnd antwurten sich auch denn got dester demáütic- licher vnd werden auch denn mit grósser vnd hicziger begirde 2o beweget in der kegenwirtikeit : zo grosses guten. Vnd ob du | daz selbe nicht mit follem her- | ezen gedencken macht, dorvm | zo schalt du dich vor gar einen 2 hochfertigen achten vnd schalt dich auch dovon den allerny- dersten vrteilen vnder allen leütten. Wenn kein mensch auf erden an geprechen ist, s daz du doch an dir nicht mercken wilt durch deiner . 4 nymm'mer N, ymmer M 7 yo fehlt M1Go 10 denn fehlt M1Go 15 gros M 17 f. demüticlich Br, demütiglichn N 21 grosser gutichait M1 24 dich fehlt M gar vor Br MI 27 vrteilen] achten Br N auch fehlt N MI 11 derkennen N schem N, schand M Go gutes Go 28 leûtten] menschen Go Stachel der Liebe humiliter ueniam postulare. Tu- am autem consideracionem su- per hoc dirige per hunc modum: Numquam cogites, quod alij peccatores sint a deo adeo s elongati, quin sepe, etsi non semper, ad dominum suum corde se uertant, et quin dominum suum tunc intimius recogitent, quin et clarius recognoscant, et quin maiori coram ipso assi- stant reuerencia et maiorem suorum confus.onem habeant peccatorum et humilius se ipsi presentent, quin et maiori et ardenciori moueantur affectu in presencia tanti boni. Et si hoc pleno corde non potes cogitare, : hoc ipso debes te superbissimum reputare, ymmo, infimum ex hoc zo omnium te iudices. Quia aliquem defectum potes in quolibet re- perire, quem in aliis tam excel- lenter non possumus invenire. : Debes firmiter tunc presumere, :5 quod superbia sit illud vicium, in quo tu singulariter excedis. 6 gefurt N M M1, geverret Go 9 daz] dez N, fchlt M1 14 gegenburtikeit N 16 sy antwurten Br M/ 19 begir N, begerung M1 Go 23 magst do N, mügest Go 26 dich fehlt Br io von Br 29 prechen N
166 fürgebünge vnd genad. Aber | deine merckung scholt du dorauf | schicken in diser weis: Du : scholt [50"] nymmer gedencken, ; 5daz ander sünder alzo verre : von got geirret sein, sy keren | sich yo auch gar oft in iren © herczen czu irem herren, allein : sy daz nicht alzeit tun, vnd : 10 betrachten auch denn ynner- lich iren herren vnd erkennen yn klárer vnd sein auch denn mit grósser erbitung der eren : in gotes kegenwürtikeit vnd 15 haben auch denn grósser scham | vm ir sünd vnd antwurten sich auch denn got dester demáütic- licher vnd werden auch denn mit grósser vnd hicziger begirde 2o beweget in der kegenwirtikeit : zo grosses guten. Vnd ob du | daz selbe nicht mit follem her- | ezen gedencken macht, dorvm | zo schalt du dich vor gar einen 2 hochfertigen achten vnd schalt dich auch dovon den allerny- dersten vrteilen vnder allen leütten. Wenn kein mensch auf erden an geprechen ist, s daz du doch an dir nicht mercken wilt durch deiner . 4 nymm'mer N, ymmer M 7 yo fehlt M1Go 10 denn fehlt M1Go 15 gros M 17 f. demüticlich Br, demütiglichn N 21 grosser gutichait M1 24 dich fehlt M gar vor Br MI 27 vrteilen] achten Br N auch fehlt N MI 11 derkennen N schem N, schand M Go gutes Go 28 leûtten] menschen Go Stachel der Liebe humiliter ueniam postulare. Tu- am autem consideracionem su- per hoc dirige per hunc modum: Numquam cogites, quod alij peccatores sint a deo adeo s elongati, quin sepe, etsi non semper, ad dominum suum corde se uertant, et quin dominum suum tunc intimius recogitent, quin et clarius recognoscant, et quin maiori coram ipso assi- stant reuerencia et maiorem suorum confus.onem habeant peccatorum et humilius se ipsi presentent, quin et maiori et ardenciori moueantur affectu in presencia tanti boni. Et si hoc pleno corde non potes cogitare, : hoc ipso debes te superbissimum reputare, ymmo, infimum ex hoc zo omnium te iudices. Quia aliquem defectum potes in quolibet re- perire, quem in aliis tam excel- lenter non possumus invenire. : Debes firmiter tunc presumere, :5 quod superbia sit illud vicium, in quo tu singulariter excedis. 6 gefurt N M M1, geverret Go 9 daz] dez N, fchlt M1 14 gegenburtikeit N 16 sy antwurten Br M/ 19 begir N, begerung M1 Go 23 magst do N, mügest Go 26 dich fehlt Br io von Br 29 prechen N
Strana 167
Buch II Kap. 4: Br hochuart willen. Aber dein hochfertig gedencken sagen dir leicht alzo: “Wy mag ich doch : daz von den vngeleubigen ge- 5 dencken. daz ich niderer sei ‘ denn si, wenn si io got nicht erkennen!” Höre, du plinde hochfart! Weist du nicht, ist daz du got erkennest vnd ge- 10 laubest, daz er dich erlöst hat mit seinem tewren plut, [50"] vnd derhebest dich mit hochuart Vber daz wider in, daz du vil swerlicher sundest, wenn zo 15du dy selben dinck nicht ge- wost hest? Sag mir, ist do nicht dester grösser vorsme- nüsse vnd grösser sünd, wo grósser erkentnüsse ist mit sün- : 2 den? | Dorvm zo schalt du nymant auznemen, o du vn- sinnekeit, sunder du scholt dich aus ganczem herczen demûtigen vnd deine dürftikeit erkennen. 2 Vnd ab dir denn ein sülch gedanck vndersleichen wold ader würde, daz du dorvm vor- echtet oder alz vortümet seist von got, den selben gedancken so scholt du reschlich auzslizzen 167 Sed forsan tua superba cogi- | tacio tibi dicet: *Quomodo hoc de infidelibus cogitare possum, scilicet quod sim eis infimus, qui nec deum eciam cognos- cunt Audi, superbia ceca! An ignoras, quod, si deum cognoscis ipsumque te rede- misse credis suo sanguine pre- cjioso et contra eum superbia 10 eleuaris, grauius peccasti, quam 8i hec omnia ignorasses ? Nonne, ubi cum peccato maior est cognicio, maior est et con- temptus, maius est peccatum ? 1s 5 ; Nullum ergo excipias, o insa- nia, sed pleno corde te humilians tuam miseriam recognosce. Et si tibi tunc subrepat cogitacio: ‘Ergo tu es a deo reprobatus’, 20 : hane quamtocius excludere de- 2 gedenck M 3f. Wy bis daz] vnd das da doch M1 doch daz] dich daz N, dicz Go 5 daz fehlt N 6 denn] wen M erstes si fehlt N io fehlt M1 Go 13 wider in vber daz Br N 14 swerlich M, 15 du fehlt M 16f. nicht do Go swerlichen Go gewizzet Go 21f. vnsinnig’ M ader fehlt M welle N 27 f. als v'echtet Go aus vnd fürcht dich dar vnter nit 27 ader 26 vndersleichen wold] ainvelt M1 selben fehlt M 15f. gewost M1. 18f. wo grösser] vn gros M 26 f. wold würde fehlt MI Go du nu Br N 29 den bis 168, 3 fürchten] den schlah als pald ain wenig M 1 30 auzlazzen Br
Buch II Kap. 4: Br hochuart willen. Aber dein hochfertig gedencken sagen dir leicht alzo: “Wy mag ich doch : daz von den vngeleubigen ge- 5 dencken. daz ich niderer sei ‘ denn si, wenn si io got nicht erkennen!” Höre, du plinde hochfart! Weist du nicht, ist daz du got erkennest vnd ge- 10 laubest, daz er dich erlöst hat mit seinem tewren plut, [50"] vnd derhebest dich mit hochuart Vber daz wider in, daz du vil swerlicher sundest, wenn zo 15du dy selben dinck nicht ge- wost hest? Sag mir, ist do nicht dester grösser vorsme- nüsse vnd grösser sünd, wo grósser erkentnüsse ist mit sün- : 2 den? | Dorvm zo schalt du nymant auznemen, o du vn- sinnekeit, sunder du scholt dich aus ganczem herczen demûtigen vnd deine dürftikeit erkennen. 2 Vnd ab dir denn ein sülch gedanck vndersleichen wold ader würde, daz du dorvm vor- echtet oder alz vortümet seist von got, den selben gedancken so scholt du reschlich auzslizzen 167 Sed forsan tua superba cogi- | tacio tibi dicet: *Quomodo hoc de infidelibus cogitare possum, scilicet quod sim eis infimus, qui nec deum eciam cognos- cunt Audi, superbia ceca! An ignoras, quod, si deum cognoscis ipsumque te rede- misse credis suo sanguine pre- cjioso et contra eum superbia 10 eleuaris, grauius peccasti, quam 8i hec omnia ignorasses ? Nonne, ubi cum peccato maior est cognicio, maior est et con- temptus, maius est peccatum ? 1s 5 ; Nullum ergo excipias, o insa- nia, sed pleno corde te humilians tuam miseriam recognosce. Et si tibi tunc subrepat cogitacio: ‘Ergo tu es a deo reprobatus’, 20 : hane quamtocius excludere de- 2 gedenck M 3f. Wy bis daz] vnd das da doch M1 doch daz] dich daz N, dicz Go 5 daz fehlt N 6 denn] wen M erstes si fehlt N io fehlt M1 Go 13 wider in vber daz Br N 14 swerlich M, 15 du fehlt M 16f. nicht do Go swerlichen Go gewizzet Go 21f. vnsinnig’ M ader fehlt M welle N 27 f. als v'echtet Go aus vnd fürcht dich dar vnter nit 27 ader 26 vndersleichen wold] ainvelt M1 selben fehlt M 15f. gewost M1. 18f. wo grösser] vn gros M 26 f. wold würde fehlt MI Go du nu Br N 29 den bis 168, 3 fürchten] den schlah als pald ain wenig M 1 30 auzlazzen Br
Strana 168
168 vnd von dir berffen. Ydoch scholt du dich dorvnder nicht Du scholt : wenig fürchten. auch dy gütte dez óbristen gotes erhóchen, gros ist, vnd getrawen den wunden Cristi vnd auch der milden güte seiner muter. Wann | 10 dy parmherczikeit vnsers gotes gros ist, vnd ob nu in dir alleine weren alle sünd, dy ie begangen sint ader hernach- malz móchten begangen werden, 1, dennoch zo $bertrit vnmessic- lich dy parmherczikeit vnsers herren, vnd alle dy selb sund vorgeb er dir durch seiner milten gute willen, is& daz du newWr: czulauf vnd [517] czuvorsicht . czu ym hettest. Ist auch ab dir denn ein gedanck keme, ab du im lieb seist oder nicht, dorvnder schalt du dich auch 2 ane czweiffel vérchten. Ydoch hit dich, daz du nicht eigent- lich auf der selben teil eines daz ist, du scholt gedencken, daz sein güte : Stachel der Liebe bes. Timere tamen debes non modicum et altissimi dei super- extollere pietatem ac confidere in Christi vulneribus et in clemencia matris eius. Inmensa enim est [1417*] misericordia dei nostri. Et si essent in te solo omnia peccata, que vmquam facta sunt uel possent de cetero perpetrari, in infinitum super- excellit misericordia dei, et tibi . hec omnia, si ad se recurreres, |i propter suam pietatem largissi- mam condonaret. Si eciam veniat tibi tunc cogitacio, utrum 15 sis in caritate an non, timere procul dubio debes, sed caue, ne determinate in partem ali- quam inclineris. Fideliter age et de diuina misericordia sem- 20 per spera. Si enim hoc egeris et geneiget werdest, sunder wircke , getreWlich vnd hoff alleczeit | so czu der gótlichen parmherczikeit. Wann ist daz du daz tuest vnd 3 ein wenig Go sol N keit Br gote N hernachmalz] vfi noch M lauffest Go 24 auch] nicht N 31 du daz] da tu M 11 gros fehlt M 15 zo fehlt Go fehit Br N, vnd der milten güet seiner müter wann M1 22 kome N, quele M, einuiel M1, kóme Go 26 icht N 5 gotes fehlt Br 12 weren fehlt Br 10 parmhercz- 13 £. ader 18f. durch bis willen 20 hin zi 23 in Br 28 seist ader werdest Go
168 vnd von dir berffen. Ydoch scholt du dich dorvnder nicht Du scholt : wenig fürchten. auch dy gütte dez óbristen gotes erhóchen, gros ist, vnd getrawen den wunden Cristi vnd auch der milden güte seiner muter. Wann | 10 dy parmherczikeit vnsers gotes gros ist, vnd ob nu in dir alleine weren alle sünd, dy ie begangen sint ader hernach- malz móchten begangen werden, 1, dennoch zo $bertrit vnmessic- lich dy parmherczikeit vnsers herren, vnd alle dy selb sund vorgeb er dir durch seiner milten gute willen, is& daz du newWr: czulauf vnd [517] czuvorsicht . czu ym hettest. Ist auch ab dir denn ein gedanck keme, ab du im lieb seist oder nicht, dorvnder schalt du dich auch 2 ane czweiffel vérchten. Ydoch hit dich, daz du nicht eigent- lich auf der selben teil eines daz ist, du scholt gedencken, daz sein güte : Stachel der Liebe bes. Timere tamen debes non modicum et altissimi dei super- extollere pietatem ac confidere in Christi vulneribus et in clemencia matris eius. Inmensa enim est [1417*] misericordia dei nostri. Et si essent in te solo omnia peccata, que vmquam facta sunt uel possent de cetero perpetrari, in infinitum super- excellit misericordia dei, et tibi . hec omnia, si ad se recurreres, |i propter suam pietatem largissi- mam condonaret. Si eciam veniat tibi tunc cogitacio, utrum 15 sis in caritate an non, timere procul dubio debes, sed caue, ne determinate in partem ali- quam inclineris. Fideliter age et de diuina misericordia sem- 20 per spera. Si enim hoc egeris et geneiget werdest, sunder wircke , getreWlich vnd hoff alleczeit | so czu der gótlichen parmherczikeit. Wann ist daz du daz tuest vnd 3 ein wenig Go sol N keit Br gote N hernachmalz] vfi noch M lauffest Go 24 auch] nicht N 31 du daz] da tu M 11 gros fehlt M 15 zo fehlt Go fehit Br N, vnd der milten güet seiner müter wann M1 22 kome N, quele M, einuiel M1, kóme Go 26 icht N 5 gotes fehlt Br 12 weren fehlt Br 10 parmhercz- 13 £. ader 18f. durch bis willen 20 hin zi 23 in Br 28 seist ader werdest Go
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Buch II Kap. 5: Br 169 dich für einen sünder achtest vnd daz du allenthalben mit der nacht der sûnden beuallen seist vnd pist leidig vm zo grosse 5 vinsterkait vnd kerest auch daz antlûcz deines gemûtes de- můticlich czu dem prune der güte vnd parmherczikeit, zo wirt in den selben vinsternůssen 10 dein lyecht aufgehen, vnd dy zo gar sûzze gûtte gotes, vnsers herrens, wirt dich erheben czu beschawen himlisch dink vnd wirst auch folflůzzig sein in 15 wolůsten, daz du sprechen we- ginest mit dem profeten: Vnd dy nacht ist mein erleüchtung in meinen wolůsten.' Amen. te reputaueris peccatorem nocte vndique obrutum ac de tanta tenebrositate dolens ad fontem pietatis humiliter conuertes fa- ciem tuam, orietur in illis te- nebris lux tua et eleuaberis dei nostri dulcissima pietate ad celestia contemplanda et in de- licijs habundabis, ut dicas cum propheta: 'Et nox illuminacio 10 mea in delicijs meis'. Quod ipse prestare etc. 5 Daz fýmft capitel, wy der V. Qualiter homo ad bene 2o mensch hiczyg werde gute operandum ferueat. werck czu tun. ST daz du merckest, o du mensch, daz dich got ge- schepfet hat nach seinem pilde 25 vnd vm deinen willen zo vil vnd zo edele creatur geschepfet hat vnd, dein natur an sich Q1 attendis, o homo, quod te deus ad ymaginem su- am fecit et pro te tot et tam 15 nobiles condidit creaturas et, tuam naturam assumens, tam 3 seist fehlt I achtest] scheczt MI 2 allenthalbent seist Br hier Br, pist Go 4 ledig N M 5 vinsternüs MI, vinsterheit Go 18 wollustn. Das vns gott geruch ze gebn d' do 16 dem] denGo ewicleichf lebet vn h'rschet. Amen M Go Amen fchlt N 19 Kap. I15. Text aus Br. Uberlieferung in Br N MMIRGo. Uber- schrift aus dem (Bl. 257) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kap. selbst nur steht Das czehende capitel diser lere Br. Das X Capi- tolum N, Das funft capitl wie d’ mësch hiczig werd wol zu wurckn M, Das fünft wie der mensch inhiczig werd güet wol ze würcken MI. Das 24 nach] mit N funft Capitel Go 19 fýmft] czehende Br
Buch II Kap. 5: Br 169 dich für einen sünder achtest vnd daz du allenthalben mit der nacht der sûnden beuallen seist vnd pist leidig vm zo grosse 5 vinsterkait vnd kerest auch daz antlûcz deines gemûtes de- můticlich czu dem prune der güte vnd parmherczikeit, zo wirt in den selben vinsternůssen 10 dein lyecht aufgehen, vnd dy zo gar sûzze gûtte gotes, vnsers herrens, wirt dich erheben czu beschawen himlisch dink vnd wirst auch folflůzzig sein in 15 wolůsten, daz du sprechen we- ginest mit dem profeten: Vnd dy nacht ist mein erleüchtung in meinen wolůsten.' Amen. te reputaueris peccatorem nocte vndique obrutum ac de tanta tenebrositate dolens ad fontem pietatis humiliter conuertes fa- ciem tuam, orietur in illis te- nebris lux tua et eleuaberis dei nostri dulcissima pietate ad celestia contemplanda et in de- licijs habundabis, ut dicas cum propheta: 'Et nox illuminacio 10 mea in delicijs meis'. Quod ipse prestare etc. 5 Daz fýmft capitel, wy der V. Qualiter homo ad bene 2o mensch hiczyg werde gute operandum ferueat. werck czu tun. ST daz du merckest, o du mensch, daz dich got ge- schepfet hat nach seinem pilde 25 vnd vm deinen willen zo vil vnd zo edele creatur geschepfet hat vnd, dein natur an sich Q1 attendis, o homo, quod te deus ad ymaginem su- am fecit et pro te tot et tam 15 nobiles condidit creaturas et, tuam naturam assumens, tam 3 seist fehlt I achtest] scheczt MI 2 allenthalbent seist Br hier Br, pist Go 4 ledig N M 5 vinsternüs MI, vinsterheit Go 18 wollustn. Das vns gott geruch ze gebn d' do 16 dem] denGo ewicleichf lebet vn h'rschet. Amen M Go Amen fchlt N 19 Kap. I15. Text aus Br. Uberlieferung in Br N MMIRGo. Uber- schrift aus dem (Bl. 257) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kap. selbst nur steht Das czehende capitel diser lere Br. Das X Capi- tolum N, Das funft capitl wie d’ mësch hiczig werd wol zu wurckn M, Das fünft wie der mensch inhiczig werd güet wol ze würcken MI. Das 24 nach] mit N funft Capitel Go 19 fýmft] czehende Br
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170 nemende, dich zo tewr erlóst hat, [51"] (vnd nicht allein hat er sich dir gegeben czu einer speisse in disem leben, sunder » er hat auch sich selben dir ge- lobet czukünfticlich czu einem ewigen lon), vnd ist daz du auch gedenkest, wy er dir iczunt genad eingeüsset vnd dich ent- 10 heldet, zo würdest du recht dein ' selbes vorgessen vnd dich alzo vor nicht achten. Vnd waz dir eren, trostis, trüpsalz oder vn- ; rechtes widerfüre, daz würdest 15 du recht wegen, alz ab dir nichtz- nicht gescheen wer. Sunder du würdest daz allis czumal tragen vnd benden czu lob vnd czu eren deinesschepfers. Vnd wenn deiner sel czu selikeit, zo wur- dest du nicht wegen, ab dir ein sülches swer wer, sundern mit snellikeit deines gemütes vnd 25 iach mit snellikeit einer hiczigen lieb würdest du is volpringen. Wann werest du wol enczündet in der lib deines schepfers, zo würdest du auch vm seinen so willen nichtisnicht achten, ob ] nemen N, genómen M, genomen hat vnd M1 5 auch er hat M 7 auch das du M 9 f. entheldet, dann Zusatz vn dise ding tut er alle zu seinen hat erloset Go auch fehit M1Go test Go 3 gebn M Stachel der Liebe care te redemit et non solum, ut ipsum in cibum habeas in presenti, sed se ipsum in futu- rum tibi in premium repromisit, naturam conseruat graciamque 5 ; nunc infundit, quasi tui oblitus pro nichilo, quitquid honoris. consolacionis aut tribulacionis siue iniurie tibi contingeret, acsi nichil accideret, reputares, 1e totum in laudem et honorem referens creatoris. Et quando quid faceres ad dei honorem [141] animeque tue salutem, vtrum difficile esset, non iudi- 15 cares, sed quodam inpetu men- tis, ymmo, amore feruenti adim- plere studeres. Si enim bene , esses creatoris tui angore suc- 20 du icht tetst gote czu eren oder - census, nichil pro ipso iniurio- 2e If. erlóst hat] allein sich auch N 8 bedenckst M1, gedech- eren. Vnd ist das du yn in gest als dich on gehórt vfi in allň dingň allein sein ere süchest vnd wegerst M (ühnlich M1) 17 alls Br 23 zü swere Go einer] sein! M nichte M1 186 sei getilgt vor wer N 21 zü deiner sele Go »nellikeit fchlt M M1 12 v'nieht N. für 18 zweites ozu fehlt Br 25 iach] auch N M M1 do
170 nemende, dich zo tewr erlóst hat, [51"] (vnd nicht allein hat er sich dir gegeben czu einer speisse in disem leben, sunder » er hat auch sich selben dir ge- lobet czukünfticlich czu einem ewigen lon), vnd ist daz du auch gedenkest, wy er dir iczunt genad eingeüsset vnd dich ent- 10 heldet, zo würdest du recht dein ' selbes vorgessen vnd dich alzo vor nicht achten. Vnd waz dir eren, trostis, trüpsalz oder vn- ; rechtes widerfüre, daz würdest 15 du recht wegen, alz ab dir nichtz- nicht gescheen wer. Sunder du würdest daz allis czumal tragen vnd benden czu lob vnd czu eren deinesschepfers. Vnd wenn deiner sel czu selikeit, zo wur- dest du nicht wegen, ab dir ein sülches swer wer, sundern mit snellikeit deines gemütes vnd 25 iach mit snellikeit einer hiczigen lieb würdest du is volpringen. Wann werest du wol enczündet in der lib deines schepfers, zo würdest du auch vm seinen so willen nichtisnicht achten, ob ] nemen N, genómen M, genomen hat vnd M1 5 auch er hat M 7 auch das du M 9 f. entheldet, dann Zusatz vn dise ding tut er alle zu seinen hat erloset Go auch fehit M1Go test Go 3 gebn M Stachel der Liebe care te redemit et non solum, ut ipsum in cibum habeas in presenti, sed se ipsum in futu- rum tibi in premium repromisit, naturam conseruat graciamque 5 ; nunc infundit, quasi tui oblitus pro nichilo, quitquid honoris. consolacionis aut tribulacionis siue iniurie tibi contingeret, acsi nichil accideret, reputares, 1e totum in laudem et honorem referens creatoris. Et quando quid faceres ad dei honorem [141] animeque tue salutem, vtrum difficile esset, non iudi- 15 cares, sed quodam inpetu men- tis, ymmo, amore feruenti adim- plere studeres. Si enim bene , esses creatoris tui angore suc- 20 du icht tetst gote czu eren oder - census, nichil pro ipso iniurio- 2e If. erlóst hat] allein sich auch N 8 bedenckst M1, gedech- eren. Vnd ist das du yn in gest als dich on gehórt vfi in allň dingň allein sein ere süchest vnd wegerst M (ühnlich M1) 17 alls Br 23 zü swere Go einer] sein! M nichte M1 186 sei getilgt vor wer N 21 zü deiner sele Go »nellikeit fchlt M M1 12 v'nieht N. für 18 zweites ozu fehlt Br 25 iach] auch N M M1 do
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Buch II Kap. 5: Br dir icht vnrechtes geschee, adir | ob dir icht czu swer wer. Vnd : alle dinck würden dich leicht, : liplich. süzze vnd senfte dûncken : 5 vnd du würdst alle dinck zo daz du recht alz nichtznicht 171 sum nichilque difficile repu- tares. Omnia tibi leuia, ama- bilia, dulcia et suauia appare- rent, et tam libenter hec omnia ! impleres, ut, cum omnia per- 5 williclich volpringen, daz du : recht gelaubtest, wenn du nu - alle dinck vol[52"]pracht hetst, : 1 vm seinen willen getan hetst, : vnd daz du iach vil pillicher doran geprechlich werest vnd dir selber dorvm alzo gehessig werest, daz du 15 móchtz etlich weil geleiden, vnd fecisses, quasi nichil pro ipso fecisse te crederes, ymmo po- cius defecisse, teque exosum tantum haberes, ut te uix posses aliquatenus tolerare. Et cogi- tares sollicite, quomodo posses maiora facere aut saltem per- : feccius. Proponeres in corde tuo dich kavme : , gellari. würdest auch fleizzigelich ge- dencken, wy du móchtz grósser dinck getun, ader doch di selben - dinck volkómlicher volpringen. : zo Du würdest dir auch in deinem . herczen fürseczen swerlich ge- czichtiget werden vm deine geprechen. wenn du würdest : dich auch ser schemen vnd. 25 beleidigen, daz du zo dürfticlich ' dintest deinem zo gar hochen : gote. Waz schol ich mer sprechen ? Y mer du czunemen wirdest, y mer du gedechtest, so alz, ab du abnemest. Vnd alzo enezündet in lib würdest du . alczeit gedencken, wy du grósser ' lichtdirN — abir Br, aber N 7 gelaubest Br M 11 iach] auch N Go, io M Jehlt N 16 wiirst N 22 deinč M 26 dynest Go 5 würst Br, wirst N nu] noch Go 12 wérest N 13 also geheszig darvmb M Go 18 ader] aber Br N 30 abnemen wurdest M pro defectibus tuis grauiter fla- Nam erubesceres non modicum et doleres tam miser- rime ministrare deo altissimo tuo. » Quid plura dicam? Quanto plus proficeres, tanto plus te 20 deficere cogitares et, amore ac- census, semper maiora reincipere 6 v'pringen N 10 hest Br vnd bis 14 werust 14 dich] nicht N 21f. geczuchtikeit N 32 dencken Br 8 hest Br
Buch II Kap. 5: Br dir icht vnrechtes geschee, adir | ob dir icht czu swer wer. Vnd : alle dinck würden dich leicht, : liplich. süzze vnd senfte dûncken : 5 vnd du würdst alle dinck zo daz du recht alz nichtznicht 171 sum nichilque difficile repu- tares. Omnia tibi leuia, ama- bilia, dulcia et suauia appare- rent, et tam libenter hec omnia ! impleres, ut, cum omnia per- 5 williclich volpringen, daz du : recht gelaubtest, wenn du nu - alle dinck vol[52"]pracht hetst, : 1 vm seinen willen getan hetst, : vnd daz du iach vil pillicher doran geprechlich werest vnd dir selber dorvm alzo gehessig werest, daz du 15 móchtz etlich weil geleiden, vnd fecisses, quasi nichil pro ipso fecisse te crederes, ymmo po- cius defecisse, teque exosum tantum haberes, ut te uix posses aliquatenus tolerare. Et cogi- tares sollicite, quomodo posses maiora facere aut saltem per- : feccius. Proponeres in corde tuo dich kavme : , gellari. würdest auch fleizzigelich ge- dencken, wy du móchtz grósser dinck getun, ader doch di selben - dinck volkómlicher volpringen. : zo Du würdest dir auch in deinem . herczen fürseczen swerlich ge- czichtiget werden vm deine geprechen. wenn du würdest : dich auch ser schemen vnd. 25 beleidigen, daz du zo dürfticlich ' dintest deinem zo gar hochen : gote. Waz schol ich mer sprechen ? Y mer du czunemen wirdest, y mer du gedechtest, so alz, ab du abnemest. Vnd alzo enezündet in lib würdest du . alczeit gedencken, wy du grósser ' lichtdirN — abir Br, aber N 7 gelaubest Br M 11 iach] auch N Go, io M Jehlt N 16 wiirst N 22 deinč M 26 dynest Go 5 würst Br, wirst N nu] noch Go 12 wérest N 13 also geheszig darvmb M Go 18 ader] aber Br N 30 abnemen wurdest M pro defectibus tuis grauiter fla- Nam erubesceres non modicum et doleres tam miser- rime ministrare deo altissimo tuo. » Quid plura dicam? Quanto plus proficeres, tanto plus te 20 deficere cogitares et, amore ac- census, semper maiora reincipere 6 v'pringen N 10 hest Br vnd bis 14 werust 14 dich] nicht N 21f. geczuchtikeit N 32 dencken Br 8 hest Br
Strana 172
172 dinck wider angehůbest, vnd ; dein begerung móchte nymmer : vóllich gesetiget werden an den dingen, dy du sehest czu gotes 5 eren gehóren. O du wünderliche hicze der lib, dy du zo schir den men- schen anrichtest vnd czuleczt ‘ gewant wirst in daz ewig lon! 10 Ich czweifel auch doran nicht, dein hercz würde io denn vor grosser hicz aufsiden. Du wür- dest auch dem slaffe gehessig Stachel der Liebe conareris. Nunquid enim de hijs, que ad honorem dei cer- neres, tuus posset refici appe- titus ? O mirabilis calor amoris, qui > Sic cito dirigi facis et tandem conuerteris in premium sine fine! : Non dubito, quod tunc nimio feruore ebulliret cor tuum somp- numque haberes exosum et aliud te subtrahens a seruicio dei. |52Y] sein vnd alle dem, daz 15 dich ezüg von dem dinste deines gotes. czeit duncken, daz du treg werest, vnd ander leüt, dy auch gote dienten, würden dich gar 20 ressch vnd hiczig düncken kegen dir czu reitten, vnd ir reschheit würd dir sein ein grosse frewd vnd dein trackeit ein grosses trauren. Dorvm, du mensch, 25 gehe czu einem hochen herczen, daz ist ezu einer hochen vor- deinen wercken. Wirstu aber haben gar ein nyders vnd ir- Ydoch würde dich alle- Tamen videreris tibi pigeralijque deo seruientes respectu tui vide- rentur tibi promptissimi et fer- uentissimi et eorum promtitas !5 tibi esset in magnum [141""] gaudium, sed pigricia in mero- rem. Accede ergo, homo, ad cor altum, et in tuis actibus exaltabitur tibi deus tuus. Site ergo habueris cor infimum et terrenum, minima seruicia maxi- nunft, zo wirt got erhóet in . 3v disches herez, zo wirst du auch : gar clein dinst räitten für gar grosse vnd swer dinst. Vnd dy . dinck, dy du williclich tetest ; l wider fehlt Br N Go 9 gewent N Go io fehlt M1Go alle] allain M dientten Br nÿdrissches Br anhubest N den ewigń M 13 deinem sloffen Go l5f. gotes deines herren Br N 23f. grosse trawrung N 30 wurdestu Go ma reputabis et difficilia. Et illa, que pro te uel pro vno 4 sehest] scheczt Go die czu 11 io denn feh M 14 werdn getilgt vor sein M 19 gote fehlt M 29 ein gar N 29f. vnd ein 33 williclich] pillichen N
172 dinck wider angehůbest, vnd ; dein begerung móchte nymmer : vóllich gesetiget werden an den dingen, dy du sehest czu gotes 5 eren gehóren. O du wünderliche hicze der lib, dy du zo schir den men- schen anrichtest vnd czuleczt ‘ gewant wirst in daz ewig lon! 10 Ich czweifel auch doran nicht, dein hercz würde io denn vor grosser hicz aufsiden. Du wür- dest auch dem slaffe gehessig Stachel der Liebe conareris. Nunquid enim de hijs, que ad honorem dei cer- neres, tuus posset refici appe- titus ? O mirabilis calor amoris, qui > Sic cito dirigi facis et tandem conuerteris in premium sine fine! : Non dubito, quod tunc nimio feruore ebulliret cor tuum somp- numque haberes exosum et aliud te subtrahens a seruicio dei. |52Y] sein vnd alle dem, daz 15 dich ezüg von dem dinste deines gotes. czeit duncken, daz du treg werest, vnd ander leüt, dy auch gote dienten, würden dich gar 20 ressch vnd hiczig düncken kegen dir czu reitten, vnd ir reschheit würd dir sein ein grosse frewd vnd dein trackeit ein grosses trauren. Dorvm, du mensch, 25 gehe czu einem hochen herczen, daz ist ezu einer hochen vor- deinen wercken. Wirstu aber haben gar ein nyders vnd ir- Ydoch würde dich alle- Tamen videreris tibi pigeralijque deo seruientes respectu tui vide- rentur tibi promptissimi et fer- uentissimi et eorum promtitas !5 tibi esset in magnum [141""] gaudium, sed pigricia in mero- rem. Accede ergo, homo, ad cor altum, et in tuis actibus exaltabitur tibi deus tuus. Site ergo habueris cor infimum et terrenum, minima seruicia maxi- nunft, zo wirt got erhóet in . 3v disches herez, zo wirst du auch : gar clein dinst räitten für gar grosse vnd swer dinst. Vnd dy . dinck, dy du williclich tetest ; l wider fehlt Br N Go 9 gewent N Go io fehlt M1Go alle] allain M dientten Br nÿdrissches Br anhubest N den ewigń M 13 deinem sloffen Go l5f. gotes deines herren Br N 23f. grosse trawrung N 30 wurdestu Go ma reputabis et difficilia. Et illa, que pro te uel pro vno 4 sehest] scheczt Go die czu 11 io denn feh M 14 werdn getilgt vor sein M 19 gote fehlt M 29 ein gar N 29f. vnd ein 33 williclich] pillichen N
Strana 173
Buch II Kap. 6: Br 173 durch deiner geringen frewnd einen, dy werden dich gar sere besweren czu tun durch deines gar hôen gotes willen. Wann s ein krankes auge schewet sich vor den brâhen vnd glensten der waren sunne der gerechtig- keit vnd begeret liber czu ban- dern in den vinsternůssen. Vnd i0 ist denn daz du in sûlcher weis treg pist got czu dinen, vnd du daz gôtlich licht alzo hassest vnd hast hend vnd fûzze gepunden von guten wercken, zo geport 15 sich nicht anders czu tun, denn daz du yn dy aussern vinster- nûsse geworffen werdest. amico tuo vilissimo libenter faceres, pro deo tuo altissimo grauabunt. Oculus infirmus irra- diaciones veri solis iusticie ab- horrebit et ambulare in tenebris affectabit. Si ergo sic ad seruien- dum deo piger fueris et lucem diuinam oderis pedesque et ma- nus ligatas a bono opere habu- eris, non restat, nisi ut in tene- 10 bras exteriores iaciaris. A qui- bus ipse nos custodiat, cuius misericordia plenus est orbis! 5 Daz sechste, wy der mensch sich volkýmleich schicken 2o vnd orden sûlle, das her got volkýmleich lieb habe. VI. Qualiter homo se per- fecte ordinet, vt deum per- 15 fecte diligat. [531] QINT dem mal daz dy lib gotes czu er- krigen hindert iene lib, domit 2s ein mensch sich selben lip hat, UONIAM ad dileccionem dei habendam inpedit dilec- cio sui, et quanto plus incenditur 2 weren Br N, werden M MI, wurden Go sere] so gar M stete Br 3 zesweren M 6 den brâhen] den brechen N, dem schein MI, den bron Go vnd glensten fehlt MI 9 der vinster- 13 hast hend] hastẽde N nûsse Br N, der vinster MI 15 denn] wen MGo 16 ausern Br N 17 wirst Br, dann da vor vns der behüt des barmherezichait vol ist die welt. amen MIGo 18 Kap. I16. Text aus Br. Uberlieferung in BrNMMIRGo. Uberschrift aus dem (Bl. 257) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz eilfte capitel Br. Das XI Capitolum N, Das sechst wie d' mësch sich volkomenleichn orden das er volkomëleich got lieb M. Das sechst wie sich der mensch volkümenleichen orden auf das er got volkumenleich lieb hab MI, Daz sechst Capitel Go 18 sechste] eilfte Br
Buch II Kap. 6: Br 173 durch deiner geringen frewnd einen, dy werden dich gar sere besweren czu tun durch deines gar hôen gotes willen. Wann s ein krankes auge schewet sich vor den brâhen vnd glensten der waren sunne der gerechtig- keit vnd begeret liber czu ban- dern in den vinsternůssen. Vnd i0 ist denn daz du in sûlcher weis treg pist got czu dinen, vnd du daz gôtlich licht alzo hassest vnd hast hend vnd fûzze gepunden von guten wercken, zo geport 15 sich nicht anders czu tun, denn daz du yn dy aussern vinster- nûsse geworffen werdest. amico tuo vilissimo libenter faceres, pro deo tuo altissimo grauabunt. Oculus infirmus irra- diaciones veri solis iusticie ab- horrebit et ambulare in tenebris affectabit. Si ergo sic ad seruien- dum deo piger fueris et lucem diuinam oderis pedesque et ma- nus ligatas a bono opere habu- eris, non restat, nisi ut in tene- 10 bras exteriores iaciaris. A qui- bus ipse nos custodiat, cuius misericordia plenus est orbis! 5 Daz sechste, wy der mensch sich volkýmleich schicken 2o vnd orden sûlle, das her got volkýmleich lieb habe. VI. Qualiter homo se per- fecte ordinet, vt deum per- 15 fecte diligat. [531] QINT dem mal daz dy lib gotes czu er- krigen hindert iene lib, domit 2s ein mensch sich selben lip hat, UONIAM ad dileccionem dei habendam inpedit dilec- cio sui, et quanto plus incenditur 2 weren Br N, werden M MI, wurden Go sere] so gar M stete Br 3 zesweren M 6 den brâhen] den brechen N, dem schein MI, den bron Go vnd glensten fehlt MI 9 der vinster- 13 hast hend] hastẽde N nûsse Br N, der vinster MI 15 denn] wen MGo 16 ausern Br N 17 wirst Br, dann da vor vns der behüt des barmherezichait vol ist die welt. amen MIGo 18 Kap. I16. Text aus Br. Uberlieferung in BrNMMIRGo. Uberschrift aus dem (Bl. 257) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz eilfte capitel Br. Das XI Capitolum N, Das sechst wie d' mësch sich volkomenleichn orden das er volkomëleich got lieb M. Das sechst wie sich der mensch volkümenleichen orden auf das er got volkumenleich lieb hab MI, Daz sechst Capitel Go 18 sechste] eilfte Br
Strana 174
174 Stachel der Liebe vnd y me sich eine lib meret, y i vna, remittitur altera, ideo, ut me dy ander abenýmpt, dorvm, perfecte possimus deum amare. debemus nos perfecte odire. auf daz daz wir got můgen vôlliclichen lipgehaben, zo schůl 5 wir vns vôlliclichen hassen. Aber denn zo hazzest du dich vôlliclich, wenn du begerest von ganczem herczen von allen leûtten vndertreten werden vnd 10 fûr den allergeringsten vnd fretisten geâchtet werden vnd gepeinniget vnd vorborffen vnd recht alz czu nichte gemacht werden vnd alle dise dinck gar 15 für clein achtest; vnd auch zo du lust dorynne hast, daz dir gewalt vnd vnrecht geschit, vnd wilt nicht allein, daz dir dise dinck von den leûten gescheen, 2o sunder du begerest auch, daz si gelauben, daz du der selben gewalt vnd trůpsals gar wol wert seist. Vnd dis sprich ich dorvm, wenn vil leut begeren 25 czu leiden widerczemige dinck, auf dy red daz si in ir geduld von andern leûten gelobt werden. Aber dy selben hassen sich nicht, sunder si haben sich so lip vnd nemen iren lon hie in diser werld. Aber denn zo hassest du dich volkomlich, Tunc autem perfecte te odis, cum appetis ab omnibus pleno 5 corde conculcari et vilissimum reputari, flagellari, deici et quasi ad nichilum redigi, et, hec omnia reputans esse pauca, in tuis iniurijs delectaris et non solum 10 tibi vis ab omnibus hoc inferri, sed eciam cupis eos credere te istis iniurijs et tribulacionibus esse dignum. Hoc dico, quia multi appetunt sustinere ad- 15 uersa, ut in eorum tolerancia ab hominibus commendentur. Tales autem non se odiunt. sed diligunt, et mercedem suam recipiunt in hoc mundo. Tunc 20 uero [141 vb- perfecte te odis, I eine] seine Go mügen 3 f. got vollicleichen mügen MI got N 4 williglichen NGo lip haben Br MI 8 ganczem dem N 9 leûtten] menschē Go vntreten Go 10 allö geringsten N, leich- tisten MI 17 vngerecht Go 10 f. vnd fresten Br, fehlt MI 19 den fehlt Go 21 den selben N 23 Vnd fehlt N dis] daz N 24 leut] menschen Go 26 iren gedulden Br 27 leůten] menschen Go 30 iren] ir Br 31 zo fehlt Go
174 Stachel der Liebe vnd y me sich eine lib meret, y i vna, remittitur altera, ideo, ut me dy ander abenýmpt, dorvm, perfecte possimus deum amare. debemus nos perfecte odire. auf daz daz wir got můgen vôlliclichen lipgehaben, zo schůl 5 wir vns vôlliclichen hassen. Aber denn zo hazzest du dich vôlliclich, wenn du begerest von ganczem herczen von allen leûtten vndertreten werden vnd 10 fûr den allergeringsten vnd fretisten geâchtet werden vnd gepeinniget vnd vorborffen vnd recht alz czu nichte gemacht werden vnd alle dise dinck gar 15 für clein achtest; vnd auch zo du lust dorynne hast, daz dir gewalt vnd vnrecht geschit, vnd wilt nicht allein, daz dir dise dinck von den leûten gescheen, 2o sunder du begerest auch, daz si gelauben, daz du der selben gewalt vnd trůpsals gar wol wert seist. Vnd dis sprich ich dorvm, wenn vil leut begeren 25 czu leiden widerczemige dinck, auf dy red daz si in ir geduld von andern leûten gelobt werden. Aber dy selben hassen sich nicht, sunder si haben sich so lip vnd nemen iren lon hie in diser werld. Aber denn zo hassest du dich volkomlich, Tunc autem perfecte te odis, cum appetis ab omnibus pleno 5 corde conculcari et vilissimum reputari, flagellari, deici et quasi ad nichilum redigi, et, hec omnia reputans esse pauca, in tuis iniurijs delectaris et non solum 10 tibi vis ab omnibus hoc inferri, sed eciam cupis eos credere te istis iniurijs et tribulacionibus esse dignum. Hoc dico, quia multi appetunt sustinere ad- 15 uersa, ut in eorum tolerancia ab hominibus commendentur. Tales autem non se odiunt. sed diligunt, et mercedem suam recipiunt in hoc mundo. Tunc 20 uero [141 vb- perfecte te odis, I eine] seine Go mügen 3 f. got vollicleichen mügen MI got N 4 williglichen NGo lip haben Br MI 8 ganczem dem N 9 leûtten] menschē Go vntreten Go 10 allö geringsten N, leich- tisten MI 17 vngerecht Go 10 f. vnd fresten Br, fehlt MI 19 den fehlt Go 21 den selben N 23 Vnd fehlt N dis] daz N 24 leut] menschen Go 26 iren gedulden Br 27 leůten] menschen Go 30 iren] ir Br 31 zo fehlt Go
Strana 175
Buch II Kap. 6: Br 175 wenn du nicht alleine wilt von allen leûten vndertreten wer- den, sunder [53"] auch wenn dir vôr dir selb graut zo sere, daz sdu dich kawm erleidest vnd pist dir recht vngehewr vnd woldest auch, daz du von den vnuornünftigen tyren ange- fochten würdest, vnd wen du 1o etwaz nymst vnd nůczest durch deiner notdurft willen, daz do etwaz gelüstlich ist vnd nicht peinlich, daz du denn wider dich selb vnmůtig wirst vnd got 15 alleine sûchest vnd vorsmehest alle ander dinck aussen ym. Aber czu der selben grossen gab macht du wol kumen, ist daz du auz herczen vnd mit einem getrawen ofte betest von got. Ydach zo můgen deinenthalben etlich dinck sein, dy czu der selben gab schicken vnd weisen. Czu dem ersten mal schalt 25 du mercken, daz du in sünden geporn pist vnd von der czeit, alz du anderweit geporn, ge- reinniget vnd gewaschen pist auz der tauf, nach dem alz du so dein freye wilkôr geûben vnd genüczen mochst, piz auf dyse 20 quando non solum uis ab om- nibus conculcari, sed eciam teip- sum abhorres, ut uix te toleres et esses tibi abhominabilis et uelles insuper a creaturis irra- cionabilibus inpugnari, et cum aliquid propter tuam necessi- tatem delectabile aut non af- flictiuum recipis, contra te ip- sum turbaris, solum deum que- 10 ris et omnia renuis extra ipsum. Ad hoc autem donum permaxi- mum peruenire ualebis, si con- fidenter et ex corde sepe pecieris hoc a deo. Ex parte tamen tua 15 possunt esse aliqua inductiua et dispositiua ad donum istud. Primum considerare debes, quod natus es in peccato, et ex quo ab illo lauacro regeneratus es 20 et purgatus ac lotus, postquam usum liberi arbitrij habuisti, usque ad hanc horam quasi 5 3 auch fehlt Go 2 leûten] menschen Go 3f. dir selben grawet von dir selber Go 4 vôr] von MI graut zo sere] vast grawst MI 6 vngehemer M, vngemer gebessert zu vngenemer Go 13 wider fehlt Br 14 vmmůtig Br, amechtig MI werdest M, pist gestrichen vor wurdest Go 16 ausser MI Go 18 magst du N Go wol kumen] volkumě Go 19 auz] an N, von MI 20 getrewen Br, rechten 21 dinenthalben Br 22 dy] dich MI Go trewn MI 24 Zum 27 f. vn gerainigt Go erstem M 31 mochst N
Buch II Kap. 6: Br 175 wenn du nicht alleine wilt von allen leûten vndertreten wer- den, sunder [53"] auch wenn dir vôr dir selb graut zo sere, daz sdu dich kawm erleidest vnd pist dir recht vngehewr vnd woldest auch, daz du von den vnuornünftigen tyren ange- fochten würdest, vnd wen du 1o etwaz nymst vnd nůczest durch deiner notdurft willen, daz do etwaz gelüstlich ist vnd nicht peinlich, daz du denn wider dich selb vnmůtig wirst vnd got 15 alleine sûchest vnd vorsmehest alle ander dinck aussen ym. Aber czu der selben grossen gab macht du wol kumen, ist daz du auz herczen vnd mit einem getrawen ofte betest von got. Ydach zo můgen deinenthalben etlich dinck sein, dy czu der selben gab schicken vnd weisen. Czu dem ersten mal schalt 25 du mercken, daz du in sünden geporn pist vnd von der czeit, alz du anderweit geporn, ge- reinniget vnd gewaschen pist auz der tauf, nach dem alz du so dein freye wilkôr geûben vnd genüczen mochst, piz auf dyse 20 quando non solum uis ab om- nibus conculcari, sed eciam teip- sum abhorres, ut uix te toleres et esses tibi abhominabilis et uelles insuper a creaturis irra- cionabilibus inpugnari, et cum aliquid propter tuam necessi- tatem delectabile aut non af- flictiuum recipis, contra te ip- sum turbaris, solum deum que- 10 ris et omnia renuis extra ipsum. Ad hoc autem donum permaxi- mum peruenire ualebis, si con- fidenter et ex corde sepe pecieris hoc a deo. Ex parte tamen tua 15 possunt esse aliqua inductiua et dispositiua ad donum istud. Primum considerare debes, quod natus es in peccato, et ex quo ab illo lauacro regeneratus es 20 et purgatus ac lotus, postquam usum liberi arbitrij habuisti, usque ad hanc horam quasi 5 3 auch fehlt Go 2 leûten] menschen Go 3f. dir selben grawet von dir selber Go 4 vôr] von MI graut zo sere] vast grawst MI 6 vngehemer M, vngemer gebessert zu vngenemer Go 13 wider fehlt Br 14 vmmůtig Br, amechtig MI werdest M, pist gestrichen vor wurdest Go 16 ausser MI Go 18 magst du N Go wol kumen] volkumě Go 19 auz] an N, von MI 20 getrewen Br, rechten 21 dinenthalben Br 22 dy] dich MI Go trewn MI 24 Zum 27 f. vn gerainigt Go erstem M 31 mochst N
Strana 176
176 Stachel der Liebe stund, an vnderlaz vnd alzeit vngedechtig gebest pist deiner ersten waschung, dy do kumen vnd gerunnen ist auz der seiten 5 Cristi Ihesu, vnd dich mit sünden beselbet vnd geunfletiget hast vnd hast nicht dorvnder ge- schewet vnd geforchtet dy gôt- liche mechti[54 ]keit, in des 1o kegenwertikeit du alleczeit ge- best pist, vnd hast alzo wider dich selber vnd dir czu schaden getan mer wan kein grausamer veint. Waz hasse wir doch 15 anders denn pôze dinck vnd widerczemige vnd schedlich dinck ? Vnd waz ist pôzzer oder ërger, wenn daz sich ein mensch aufleinet vnd seczet wider daz 20 hôchste gut, daz got ist ? Waz ist auch widerczemiger, wenn vorlazzen vnd ausspeien dy ereznei des plutes Cristi? Waz ist auch schedlicher, wenn daz 25 ein mensch tôtet sein eigne sel ? Vnd ein sûlcher pist du dir gebest vnd iach mer, wenn du gedencken macht. Du scholt auch gedencken, y mer du von 30 den aûssern dingen betrübit vnd continue inmemor ablucionis prime, que deriuauit a latere Ihesu Christi, te sordidasti et diuinam non reuereris maiesta- tem, in cuius presencia exis- tebas, et te ipsum offendens plus quam crudelissimus ini- micus. Quomodo, si hoc cogi- taueris, non te odisti? Quid enim odimus nisi mala, contra- 10 ria et nociua? Et quid peius quam se opponere summo bono ? Quid contrarius quam sangwinis Christi euomere medicinam? Quid nociuius quam anime sue i5 occisio? Et tu talis tibi fuisti. eciam plus, quam ualeas cogi- tare. Debes eciam cogitare, quod, quanto ab extrinsecis 5 2 pist fehlt Br 3 abwaschung Br der] 4 genomen N 5 ihu xpi M 6 selber besalbt N, gesalbet M MIGo dein' M 7 dich nicht Go 7 f. geschemet M 8 vnd] noch M 12 selbn M 14 vint Br 15 den Br, wen M Go 16 wid’zemige ding M Go 17 oder]an 19 sezzet sich Go 20 ist fehlt Go 22 vor- dir N, vn Ho 23 Jesu Cristi sperzzen Br, v'speien N, aus speiben MI 27 iach] nach Br, seines plutes N xpi Ihu M, Ihu xpi MI 30 den] der Br 29 du fehlt Br auch N, fehlt M, ia Go dinge'n N
176 Stachel der Liebe stund, an vnderlaz vnd alzeit vngedechtig gebest pist deiner ersten waschung, dy do kumen vnd gerunnen ist auz der seiten 5 Cristi Ihesu, vnd dich mit sünden beselbet vnd geunfletiget hast vnd hast nicht dorvnder ge- schewet vnd geforchtet dy gôt- liche mechti[54 ]keit, in des 1o kegenwertikeit du alleczeit ge- best pist, vnd hast alzo wider dich selber vnd dir czu schaden getan mer wan kein grausamer veint. Waz hasse wir doch 15 anders denn pôze dinck vnd widerczemige vnd schedlich dinck ? Vnd waz ist pôzzer oder ërger, wenn daz sich ein mensch aufleinet vnd seczet wider daz 20 hôchste gut, daz got ist ? Waz ist auch widerczemiger, wenn vorlazzen vnd ausspeien dy ereznei des plutes Cristi? Waz ist auch schedlicher, wenn daz 25 ein mensch tôtet sein eigne sel ? Vnd ein sûlcher pist du dir gebest vnd iach mer, wenn du gedencken macht. Du scholt auch gedencken, y mer du von 30 den aûssern dingen betrübit vnd continue inmemor ablucionis prime, que deriuauit a latere Ihesu Christi, te sordidasti et diuinam non reuereris maiesta- tem, in cuius presencia exis- tebas, et te ipsum offendens plus quam crudelissimus ini- micus. Quomodo, si hoc cogi- taueris, non te odisti? Quid enim odimus nisi mala, contra- 10 ria et nociua? Et quid peius quam se opponere summo bono ? Quid contrarius quam sangwinis Christi euomere medicinam? Quid nociuius quam anime sue i5 occisio? Et tu talis tibi fuisti. eciam plus, quam ualeas cogi- tare. Debes eciam cogitare, quod, quanto ab extrinsecis 5 2 pist fehlt Br 3 abwaschung Br der] 4 genomen N 5 ihu xpi M 6 selber besalbt N, gesalbet M MIGo dein' M 7 dich nicht Go 7 f. geschemet M 8 vnd] noch M 12 selbn M 14 vint Br 15 den Br, wen M Go 16 wid’zemige ding M Go 17 oder]an 19 sezzet sich Go 20 ist fehlt Go 22 vor- dir N, vn Ho 23 Jesu Cristi sperzzen Br, v'speien N, aus speiben MI 27 iach] nach Br, seines plutes N xpi Ihu M, Ihu xpi MI 30 den] der Br 29 du fehlt Br auch N, fehlt M, ia Go dinge'n N
Strana 177
Buch II Kap. 6: Br 177 geleidigt wirst, y mer dir der wege vorslozzen vnd gewert wirt vberal, daz du icht irre weg vmlauffest vnd daz du 5 icht dein gemûte vnd begerung gebest vnd ezufůgest den ge- scheppften dingen, sünder daz du in got alleine geruen môgest. Vnd wer wurde doch nicht 10 hassen sûlchis slossis auftuung, domit er von gote gen mag? Sicherlich, denn wirt is aufgetan, zo daz eigene trůpsal dez men- schen nicht lipgehabet wirt, 15 sunder gefleuhet vnd getriben [547] wirt auz dem mute vnd in diser weise der mensch liber in kot vnd in mist ruen wil denn in got. Dorvm zo schalt du 20 gedencken, daz alleine got ge- puret ere vnd wirdikeit vnd daz got allein in im vnd in seinen creaturen schol lipgehabt wer- den. Vnd dorvm, ist daz du got 25 werlich liphast, zo schol dir io dovor schewczen vnd grawen, wenn du von ymand geeret ader lipgehabet wirst. Wy mag mir dovor nicht grawen, zo mir ge- a geben vnd erboten wirt, daz got angehôrt ? Yo ezwar, ich amplius molestaris, tanto magis prescinditur tibi via, ne vndique vageris per deuia aut affectum applices creature, sed ut in solo deo altissimo requiescas. 5 Quis ergo non odibit illius [1421] clausure apercionem, vnde potest exire a deo ? Certe, tunc aperitur, cum propria tri- bulacio non amatur, sed ab 10 animo effugatur, pocius uolens quiescere in stercore quam in deo. Cogita ergo, quod soli deo debetur reuerencia et honor et ipse in se et in suis creaturis 15 solus est diligendus. Et ideo, uere si deum diligis, debes te honorari et diligi abhorrere. Quomodo non abhorrebo michi tribui, quod est dei? Ymmo, 20 . . 2 gewirt N. wirst] pist Go 1 geleidet Br, beleidigt M 4 vnd fehlt Br du fehlt Br geverret Go 3 du fehlt N 5 icht] ich Br 8 in got fehlt N alleine fehlt Go 13 eynige N betrůpsal Br uertriben MI, auz getriben Go 15 gefleuget M vn mist M denn] wen M Go 18 in vor kot fehlt Br, im MI 20 f. geporet Br, gepirret N, zimbt MI 22 got] get N im] in Br 26 schewczen vnd fehlt Go 25 io fehlt MI Go 28 mag fehlt N 29 f. geben Br N 31 Yo] Si M
Buch II Kap. 6: Br 177 geleidigt wirst, y mer dir der wege vorslozzen vnd gewert wirt vberal, daz du icht irre weg vmlauffest vnd daz du 5 icht dein gemûte vnd begerung gebest vnd ezufůgest den ge- scheppften dingen, sünder daz du in got alleine geruen môgest. Vnd wer wurde doch nicht 10 hassen sûlchis slossis auftuung, domit er von gote gen mag? Sicherlich, denn wirt is aufgetan, zo daz eigene trůpsal dez men- schen nicht lipgehabet wirt, 15 sunder gefleuhet vnd getriben [547] wirt auz dem mute vnd in diser weise der mensch liber in kot vnd in mist ruen wil denn in got. Dorvm zo schalt du 20 gedencken, daz alleine got ge- puret ere vnd wirdikeit vnd daz got allein in im vnd in seinen creaturen schol lipgehabt wer- den. Vnd dorvm, ist daz du got 25 werlich liphast, zo schol dir io dovor schewczen vnd grawen, wenn du von ymand geeret ader lipgehabet wirst. Wy mag mir dovor nicht grawen, zo mir ge- a geben vnd erboten wirt, daz got angehôrt ? Yo ezwar, ich amplius molestaris, tanto magis prescinditur tibi via, ne vndique vageris per deuia aut affectum applices creature, sed ut in solo deo altissimo requiescas. 5 Quis ergo non odibit illius [1421] clausure apercionem, vnde potest exire a deo ? Certe, tunc aperitur, cum propria tri- bulacio non amatur, sed ab 10 animo effugatur, pocius uolens quiescere in stercore quam in deo. Cogita ergo, quod soli deo debetur reuerencia et honor et ipse in se et in suis creaturis 15 solus est diligendus. Et ideo, uere si deum diligis, debes te honorari et diligi abhorrere. Quomodo non abhorrebo michi tribui, quod est dei? Ymmo, 20 . . 2 gewirt N. wirst] pist Go 1 geleidet Br, beleidigt M 4 vnd fehlt Br du fehlt Br geverret Go 3 du fehlt N 5 icht] ich Br 8 in got fehlt N alleine fehlt Go 13 eynige N betrůpsal Br uertriben MI, auz getriben Go 15 gefleuget M vn mist M denn] wen M Go 18 in vor kot fehlt Br, im MI 20 f. geporet Br, gepirret N, zimbt MI 22 got] get N im] in Br 26 schewczen vnd fehlt Go 25 io fehlt MI Go 28 mag fehlt N 29 f. geben Br N 31 Yo] Si M
Strana 178
178 wil liber begeren, waz den selben dingen gerade wider ist, auf dy red, zo ich leicht daz mittel hal- ten wóld, daz ich nicht in der 5 aussern vnd leczten dinge eines gekrümt vnd geneiget werde. O by gar nücz sint dy aussern trüpsal! Sicherlich, wir kómen domit czu erkentnüsse . vnser 1» dürftikeit vnd von dem erkent- nüsse vnsers selbs czu dem er- kentnüsse gotis. Wenn y me der mensch ein erkenner ist seiner fretikeit, y mer er ein be- 15 schawer ist der gótlichen mech- tikeit. Vnd wazist doch nüczers, denn daz ein mensch von sül- chen dingen gedemütigt wirt vnd czu himlischen dingen er- 20 haben wirt? Wer wirt doch widersagen sich czu hassen vnd von allen leüten vndertreten werden ? Werlich, ich weis nicht, er sei denn ein tore. [55'] 25 Dorvm, o mensch, ist daz du vorchtest sülch dinck, dy dir von leiplichen dingen gescheen vnd ezugefüget werden, vil mer schalt du fürchten sülche dinck, s» dy dir von got peinlich ezuge- tragen werden. Vnd ist daz du iene trüpsal fürchtest, dy von got kumen, zo wirst du io dise 6 genaigt vn gekrümet wirt M nusze N M1, plodikeit Go máütig Br, tiemütigt M1 25 O dü mensche darvmb Go M1 do 33 io fehlt M1 Go ———— 11 f. zu der erkenntnusze N M1 16 niiczer M 20 wirt] wir N Dorvm fehlt M1 Stachel der Liebe oppositum pocius affectabo, ne, si medium tenere uellem, in- euruer in extremum. .O quam utilis sunt iste afflicciones ex- irinsece! Certe, per ipsas ad s cognicionem nostre miserie deue- nimus et per cognicionem nostri ad cognicionem dei. Nam. quanto magis quis sue uilitatis est cognitor, tanto plus est 10 diuine maiestatis inspector. Quid ergo utilius quam per hoc humiliari et ad celestia exaltari ? Quis renuet se odire et ab omnibus concul- i cari? Certe, nescio, nisi stul- tus.. Si ergo times, o homo. que & corporabilibus inferuntur. quanto magis timere debes, que a domino infliguntur? Et si» illa times, certe, ista diliges. 10f. wekentnüsse Br, bekennt- 14 fretikeit] leichtichait 17 denn] weń M Go 18 de- 22 leàten] menschen Go 30f. zu gefügt
178 wil liber begeren, waz den selben dingen gerade wider ist, auf dy red, zo ich leicht daz mittel hal- ten wóld, daz ich nicht in der 5 aussern vnd leczten dinge eines gekrümt vnd geneiget werde. O by gar nücz sint dy aussern trüpsal! Sicherlich, wir kómen domit czu erkentnüsse . vnser 1» dürftikeit vnd von dem erkent- nüsse vnsers selbs czu dem er- kentnüsse gotis. Wenn y me der mensch ein erkenner ist seiner fretikeit, y mer er ein be- 15 schawer ist der gótlichen mech- tikeit. Vnd wazist doch nüczers, denn daz ein mensch von sül- chen dingen gedemütigt wirt vnd czu himlischen dingen er- 20 haben wirt? Wer wirt doch widersagen sich czu hassen vnd von allen leüten vndertreten werden ? Werlich, ich weis nicht, er sei denn ein tore. [55'] 25 Dorvm, o mensch, ist daz du vorchtest sülch dinck, dy dir von leiplichen dingen gescheen vnd ezugefüget werden, vil mer schalt du fürchten sülche dinck, s» dy dir von got peinlich ezuge- tragen werden. Vnd ist daz du iene trüpsal fürchtest, dy von got kumen, zo wirst du io dise 6 genaigt vn gekrümet wirt M nusze N M1, plodikeit Go máütig Br, tiemütigt M1 25 O dü mensche darvmb Go M1 do 33 io fehlt M1 Go ———— 11 f. zu der erkenntnusze N M1 16 niiczer M 20 wirt] wir N Dorvm fehlt M1 Stachel der Liebe oppositum pocius affectabo, ne, si medium tenere uellem, in- euruer in extremum. .O quam utilis sunt iste afflicciones ex- irinsece! Certe, per ipsas ad s cognicionem nostre miserie deue- nimus et per cognicionem nostri ad cognicionem dei. Nam. quanto magis quis sue uilitatis est cognitor, tanto plus est 10 diuine maiestatis inspector. Quid ergo utilius quam per hoc humiliari et ad celestia exaltari ? Quis renuet se odire et ab omnibus concul- i cari? Certe, nescio, nisi stul- tus.. Si ergo times, o homo. que & corporabilibus inferuntur. quanto magis timere debes, que a domino infliguntur? Et si» illa times, certe, ista diliges. 10f. wekentnüsse Br, bekennt- 14 fretikeit] leichtichait 17 denn] weń M Go 18 de- 22 leàten] menschen Go 30f. zu gefügt
Strana 179
Buch II czeitliche vnd leiplich trüpsal liphaben. Wenn dise czeitlich vnd ÿssern tripsal sint wege czu dem vaterland vnd ein sach s grosses gutes. Aber dy czeit- lichen tróst sint wege czu den peinnen vnd ein sache grosses valles. Dy czeitlichen tróst vórbosen vnd tóten dy sel. 10 Aber czeitlich vnd aüsser trüp- . sal waschen vnd reinnigen dy sel von der beuleckung vnd von dem stanck der sünden, daz sy, : Kap. 6: Br 179 Nam ille sunt uie ad patriam et materia magni boni. Con- solaciones vero uie sunt ad penas et materia magni casus. Iste scilicet consolaciones ani- mam inficiunt et deturpant. ‘ J i i i Hec autem animam a maculis lauant et purgant a scoria pec- : catorum, ut sic dealbata et mundata uideat deum suum. in diser weis gereiniget vnd weis : 1s gemacht, iren got geschen müg. | O liber got, wer begert doch nicht dis dinck czu haben, wenn der do nicht wegert dich czu sehen oder aufwertes fligen, zo 20 er gestirbet ? Vnd wy wirt doch ein mensch gemerket vnd be- wert, daz er dein warer frewnd sey, er wólle denn vm deinen willen widerezemig dinck lei- 25 den ? Man sag mir, ob recht ! vnd ware freůntschaft man ge- : O deus, guis non appetit hec habere, nisi gui non appetit te uidere uel superius euo- [142™]lare? Et quomodo pro- babitur aliquis esse tuus uerus amicus, nisi qui pro te aduersa uoluerit sustinere? — Nunquid uera amicicia probatur in con- solacionibus et honoribus huius mundi? Certe, sic pauci inue- nirentur mali, quia pauci sunt kisen mig in trósten vnd erung : dyser werlt. [55"] Wann in sülcher weis wür- so den gar wenig pózer leut funden, Werlich, neÿn! : 1 czeitliche dinck Br, czeitleiche N 2 czeitleiche N 3 Vssern] vnsern N liphaben gestr. vor sint N 5 guten Go 9 vór- wesen Br, v'boszen N, v'pósen M, fehlt M1, v'wust8 Go 12 den flecken MI bekleckunge N, fleckung M, vnfletikait Go 13 gestancke N, gestanckt M1 14 sunde weisc Go gereiniget fehlt Br 15 ge- macht wirt daz si Br geschen mug] gesenunge N mugen Go 19 zu fliegn M 21f. bewart N 23 denn wider Br vm] durch Go 25 man recht Br N 26 man fehlt Br N 26 f. kisen M, gewinnen M1 27 mochte Go er M1, erungen Go 30 fundn pôzer lewt M finden N, sunde Go v 10 15 20
Buch II czeitliche vnd leiplich trüpsal liphaben. Wenn dise czeitlich vnd ÿssern tripsal sint wege czu dem vaterland vnd ein sach s grosses gutes. Aber dy czeit- lichen tróst sint wege czu den peinnen vnd ein sache grosses valles. Dy czeitlichen tróst vórbosen vnd tóten dy sel. 10 Aber czeitlich vnd aüsser trüp- . sal waschen vnd reinnigen dy sel von der beuleckung vnd von dem stanck der sünden, daz sy, : Kap. 6: Br 179 Nam ille sunt uie ad patriam et materia magni boni. Con- solaciones vero uie sunt ad penas et materia magni casus. Iste scilicet consolaciones ani- mam inficiunt et deturpant. ‘ J i i i Hec autem animam a maculis lauant et purgant a scoria pec- : catorum, ut sic dealbata et mundata uideat deum suum. in diser weis gereiniget vnd weis : 1s gemacht, iren got geschen müg. | O liber got, wer begert doch nicht dis dinck czu haben, wenn der do nicht wegert dich czu sehen oder aufwertes fligen, zo 20 er gestirbet ? Vnd wy wirt doch ein mensch gemerket vnd be- wert, daz er dein warer frewnd sey, er wólle denn vm deinen willen widerezemig dinck lei- 25 den ? Man sag mir, ob recht ! vnd ware freůntschaft man ge- : O deus, guis non appetit hec habere, nisi gui non appetit te uidere uel superius euo- [142™]lare? Et quomodo pro- babitur aliquis esse tuus uerus amicus, nisi qui pro te aduersa uoluerit sustinere? — Nunquid uera amicicia probatur in con- solacionibus et honoribus huius mundi? Certe, sic pauci inue- nirentur mali, quia pauci sunt kisen mig in trósten vnd erung : dyser werlt. [55"] Wann in sülcher weis wür- so den gar wenig pózer leut funden, Werlich, neÿn! : 1 czeitliche dinck Br, czeitleiche N 2 czeitleiche N 3 Vssern] vnsern N liphaben gestr. vor sint N 5 guten Go 9 vór- wesen Br, v'boszen N, v'pósen M, fehlt M1, v'wust8 Go 12 den flecken MI bekleckunge N, fleckung M, vnfletikait Go 13 gestancke N, gestanckt M1 14 sunde weisc Go gereiniget fehlt Br 15 ge- macht wirt daz si Br geschen mug] gesenunge N mugen Go 19 zu fliegn M 21f. bewart N 23 denn wider Br vm] durch Go 25 man recht Br N 26 man fehlt Br N 26 f. kisen M, gewinnen M1 27 mochte Go er M1, erungen Go 30 fundn pôzer lewt M finden N, sunde Go v 10 15 20
Strana 180
180 vnd ir ist io wenig vnd kaume etlich, dy nicht begeren ge- tróstet werden. Aber dise, liber | herre, werden gesaczt vnd ge- 5 habet vor deine kinder, dy du nicht aufhórest czu straffen. Wann mit den selben wonest du alleczeit. Dorvm zo schal ny- | mand disem ding widersagen, | 10 sunder is liphaben, es sei dann ein silcher mensch, der nicht wonen wólle mit vnserm herren alz ein sunderlicher frewnd, vnd ia alz ein liber sin. Dise egenante 15 dinck nótigen vns alleczeit vnd ! machen, daz wir lauffen czu gróssern dingen, vnd schaffen auch, daz wir aufsteigen daz : gepirge vnd die hymlischen ding 20 czu beschawen. Dis sint, wer- lich, dy dinck, dy. do lernen einen menschen, wy er mit an- dern leydenden menschen vnd glidern mitleidung haben schûl. 25 Vnd wie mag ichdochmitleidung gehaben mit Christo, der do ge- ; liden hat gewalt vnd vnrecht, ; peinigung vnd schaden, sint dem mal daz ich sülche dinck ny so vorsucht hab? Stachel der Liebe | et uix aliqui, qui non appetant ; consolari. Sed illi tui filij con- stituuntur, quos corrigere non | desinis. Nam semper cum ta- ! libus commoraris. Non ergo i homo renuat aduersa, sed di- : ligat, nisi qui non uult tamquam | specialis amicus, ymmo, tam- | quam carissimus filius cum do- | mino habitare. Hec enim nos semper stimulant et faciunt eurrere ad maiora, faciunt con- scendere ad montana et ad Hec | sunt, certe, que ceteris pacien- , tibus membris compati instru- , unt. Quomodo enim pro Christo iniurias, passiones et dampna pacienti compaciar, qui nun- quam probaui propria? Dicit apostolus ad Hebreos: 'Non enim habemus pontificem, qui : celestia contemplanda. Dorvm spricht ' der czwelfpot czu den Juden: "Wir haben nicht einen so ge- tanen bischolf, der do nicht mig 1 ir fehlt M N, den dingen M1 oft steigen Go 19 vnd fehlt Br 28 schand Br, schandó N 32f. so gotanen] sûlchen Br 3 dise] die M1, dise menschen Go 11 d’ do M 14 ia] auch gar N, fehlt M M1, iach Go dem] den N 33 do fehlt N Go 9 disen dingen 13 sunder Br, sund’lich N 17 grösser Br 18 auch 21 leren N 23 lerenden N 30 Dorvm zo Br
180 vnd ir ist io wenig vnd kaume etlich, dy nicht begeren ge- tróstet werden. Aber dise, liber | herre, werden gesaczt vnd ge- 5 habet vor deine kinder, dy du nicht aufhórest czu straffen. Wann mit den selben wonest du alleczeit. Dorvm zo schal ny- | mand disem ding widersagen, | 10 sunder is liphaben, es sei dann ein silcher mensch, der nicht wonen wólle mit vnserm herren alz ein sunderlicher frewnd, vnd ia alz ein liber sin. Dise egenante 15 dinck nótigen vns alleczeit vnd ! machen, daz wir lauffen czu gróssern dingen, vnd schaffen auch, daz wir aufsteigen daz : gepirge vnd die hymlischen ding 20 czu beschawen. Dis sint, wer- lich, dy dinck, dy. do lernen einen menschen, wy er mit an- dern leydenden menschen vnd glidern mitleidung haben schûl. 25 Vnd wie mag ichdochmitleidung gehaben mit Christo, der do ge- ; liden hat gewalt vnd vnrecht, ; peinigung vnd schaden, sint dem mal daz ich sülche dinck ny so vorsucht hab? Stachel der Liebe | et uix aliqui, qui non appetant ; consolari. Sed illi tui filij con- stituuntur, quos corrigere non | desinis. Nam semper cum ta- ! libus commoraris. Non ergo i homo renuat aduersa, sed di- : ligat, nisi qui non uult tamquam | specialis amicus, ymmo, tam- | quam carissimus filius cum do- | mino habitare. Hec enim nos semper stimulant et faciunt eurrere ad maiora, faciunt con- scendere ad montana et ad Hec | sunt, certe, que ceteris pacien- , tibus membris compati instru- , unt. Quomodo enim pro Christo iniurias, passiones et dampna pacienti compaciar, qui nun- quam probaui propria? Dicit apostolus ad Hebreos: 'Non enim habemus pontificem, qui : celestia contemplanda. Dorvm spricht ' der czwelfpot czu den Juden: "Wir haben nicht einen so ge- tanen bischolf, der do nicht mig 1 ir fehlt M N, den dingen M1 oft steigen Go 19 vnd fehlt Br 28 schand Br, schandó N 32f. so gotanen] sûlchen Br 3 dise] die M1, dise menschen Go 11 d’ do M 14 ia] auch gar N, fehlt M M1, iach Go dem] den N 33 do fehlt N Go 9 disen dingen 13 sunder Br, sund’lich N 17 grösser Br 18 auch 21 leren N 23 lerenden N 30 Dorvm zo Br
Strana 181
Buch II Kap. 6: Br mitleidung gehaben in vnsern krancheiten. Vnd daz waz all- zo, wenn [56'] er sülcher kran- cheit an seinem leichenam enp- s funden hatt, alz er do selbist gewenet. Dorvm, ist daz wir iczunt nicht mitleidung haben mit andern menschen, wy mig wir denn mit Cristo czukünftic- 10]ich gehirschen? Ist aber daz wir tote vnd vnenpfintliche ge- lider sein, waz gebüret sich denn anders, denn daz wir von dem lichenam abgesniten werden? w Aber sag mir: by kanst du mit Cristo, deinem heüpt, mitlei- dung gehaben, der du nichtis- nicht leidest? Ist aber daz du nicht leidest, wy macht du ym 20 denn ánlich gesein? Aber, wer- lich, ab dich nu ander dink nicht bewegeten, zo schilde dich io dis dinck allein geyrig machen czu leiden. Waz ist 25 doch erger vnd mer totprengen- de wenn nicht mitleidung ha- 181 non possit compati infirmitati- bus nostris, Et hoc est, quia in suo corpore fuit ipsas ex- pertus, sicut ibidem innuitur. Quodsi nunc alijs non compa- ; timur, quomodo cum illo con- regnabimus? Aut si membra mortua et insensibilia sumus, i quid restat, nisi ut de corpore | excidamur? Aut dicito michi: Quomodo ipsi capiti Christo qui non pateris? Aut si non pateris, quomodo sibi poteris conformari? Sed, certe, si te aliud non moueret, hoc solum deberet te facere auidum passio- num. Quid peius uel [142"*] magis mortiferum quam passio- nibus Christi non compati aut 20 | | | l | pro te mortuo scies compati, | | l ‘ tanti beneficij ingratum exis- ‘tere? Aut quid fructuosius ben mit den leiden Cristi vnd ; alzo vndangnem pleiben zo gros- ° ser gutete ? Oder waz ist frucht- ' I mitleydń M 6 gewahet M, beweret Go wen M Go feit M sein N du felut N noch nit ander dinck bewegen Go dis] dez N, das M71 io Br, fehlt M1Go 24 leydungn M Waz] daz N mitleiden M1, dem leidenden Go M Go 29 Oder] Aber M1 Go 1f. vnser krancheit Br 11 vnd fehlt N Go 16f. ein mitleidung Br 19 nihtz nicht Go 21f. nu bis bewegeton] ander ding nicht bewegen wolt M1, 4seinen N leichennam Br 12 gepuret M denn] 18 f. Ist bis loidest 20 denn fehlt Go 18 leidet N 22 soltu N, sol Go 23 doch allein fehlt Br N 27 den leidung Br, denn nicht 28 vngenem N, vndancksam
Buch II Kap. 6: Br mitleidung gehaben in vnsern krancheiten. Vnd daz waz all- zo, wenn [56'] er sülcher kran- cheit an seinem leichenam enp- s funden hatt, alz er do selbist gewenet. Dorvm, ist daz wir iczunt nicht mitleidung haben mit andern menschen, wy mig wir denn mit Cristo czukünftic- 10]ich gehirschen? Ist aber daz wir tote vnd vnenpfintliche ge- lider sein, waz gebüret sich denn anders, denn daz wir von dem lichenam abgesniten werden? w Aber sag mir: by kanst du mit Cristo, deinem heüpt, mitlei- dung gehaben, der du nichtis- nicht leidest? Ist aber daz du nicht leidest, wy macht du ym 20 denn ánlich gesein? Aber, wer- lich, ab dich nu ander dink nicht bewegeten, zo schilde dich io dis dinck allein geyrig machen czu leiden. Waz ist 25 doch erger vnd mer totprengen- de wenn nicht mitleidung ha- 181 non possit compati infirmitati- bus nostris, Et hoc est, quia in suo corpore fuit ipsas ex- pertus, sicut ibidem innuitur. Quodsi nunc alijs non compa- ; timur, quomodo cum illo con- regnabimus? Aut si membra mortua et insensibilia sumus, i quid restat, nisi ut de corpore | excidamur? Aut dicito michi: Quomodo ipsi capiti Christo qui non pateris? Aut si non pateris, quomodo sibi poteris conformari? Sed, certe, si te aliud non moueret, hoc solum deberet te facere auidum passio- num. Quid peius uel [142"*] magis mortiferum quam passio- nibus Christi non compati aut 20 | | | l | pro te mortuo scies compati, | | l ‘ tanti beneficij ingratum exis- ‘tere? Aut quid fructuosius ben mit den leiden Cristi vnd ; alzo vndangnem pleiben zo gros- ° ser gutete ? Oder waz ist frucht- ' I mitleydń M 6 gewahet M, beweret Go wen M Go feit M sein N du felut N noch nit ander dinck bewegen Go dis] dez N, das M71 io Br, fehlt M1Go 24 leydungn M Waz] daz N mitleiden M1, dem leidenden Go M Go 29 Oder] Aber M1 Go 1f. vnser krancheit Br 11 vnd fehlt N Go 16f. ein mitleidung Br 19 nihtz nicht Go 21f. nu bis bewegeton] ander ding nicht bewegen wolt M1, 4seinen N leichennam Br 12 gepuret M denn] 18 f. Ist bis loidest 20 denn fehlt Go 18 leidet N 22 soltu N, sol Go 23 doch allein fehlt Br N 27 den leidung Br, denn nicht 28 vngenem N, vndancksam
Strana 182
182 perer vnd smachaftiger wenn mit der selben leidung mitlei- dung czu haben auz ganczem : herczen, daz nymand wol getun - » mag, wenn der do vnrecht vnd . expertus est? trüpsal leidende vórsücht hat? ' Aber sag mir, du mensch, waz ist doch edeler wenn änlich czu werden [56°] gotes sun ? Vnd wy reich ánlich gesein, ist daz wir ym hy vnánlich sein an czeit- lichen trósten vnd eren? lich, gar clein! Vnd waz ist 15 doch vnmenschlicher, wenn daz ich sehe, daz der sun gotes in der ; an sich genomen menschheit fir mich stinckenden vnflat wolt gewalt, vnrecht vnd lestrung zu leiden vnd gar einen sweren vnd schemlichen tod dulden, vnd ich wil dorüber von den leüten geeret werden vnd wil, daz mir dy wólüste czuflizzen ? 25 O du mensch, noch mer wenn ein stinckender mist! Auch vm daz vnrecht, daz du ym getan hast, zo hat er sich czu sülchen dingen geurteilt. Vnd er, selber Stachel der Liebe uel suauius quam illius passio- nis ex corde compassionem ple- nam gerere, quod nullus potest bene facere, nisi qui iniurias Aut dic michi, 5 quid nobilius quam assimilari filio dei? Quomodo, si ei dissi- miles fuerimus per consola- . ciones et honores, erimus sibi 10 mig wir ym doch yn seinem : Wer- : cijs affluere? . talia iudicauit. so vorderer vnde richter, hat fir ' dich schültigen über sich lazzen ergeen gar ein herbis gericht. . Vnd du, der du ym noch alleczeit : 5 do] der N Go 10 mag N, miigen Go gescin] werden Go dem reich M 16 in fehlt Go 18 wolt fehlt N Go schemlichen fehlt M1 27 du fehlt N 6 leidende fehlt M, leidenden Go 11 reich] rothe N 14 clein, dann Zusatz wer wir sein mit brüderñ in 17 gonomen hat N Go, genómendń M 20 f. vnd bis dulden fehlt N 22 denn Br conformes in regno? Minime! Quid enim abhominabilius quam uidere pro me stercore dei fi- lium in assumpta humanitate iniurias et obprobria sustinere, mortem grauissimam et tur- pissimam tolerare, et ego uelim ab hominibus honorari et deli- O homo plus quam stercus! Et pro iniuria, quam sibi feceras, ipse se ad so Idem actor et iudex pro te reo super se reo reflexit iudicium amarissimum. Et tu coram eo, qui sibi adhuc | 8 ist] waz Br angelich N, endlich M/ auch garGo 21 vnd 25 nach Br wenn) den M
182 perer vnd smachaftiger wenn mit der selben leidung mitlei- dung czu haben auz ganczem : herczen, daz nymand wol getun - » mag, wenn der do vnrecht vnd . expertus est? trüpsal leidende vórsücht hat? ' Aber sag mir, du mensch, waz ist doch edeler wenn änlich czu werden [56°] gotes sun ? Vnd wy reich ánlich gesein, ist daz wir ym hy vnánlich sein an czeit- lichen trósten vnd eren? lich, gar clein! Vnd waz ist 15 doch vnmenschlicher, wenn daz ich sehe, daz der sun gotes in der ; an sich genomen menschheit fir mich stinckenden vnflat wolt gewalt, vnrecht vnd lestrung zu leiden vnd gar einen sweren vnd schemlichen tod dulden, vnd ich wil dorüber von den leüten geeret werden vnd wil, daz mir dy wólüste czuflizzen ? 25 O du mensch, noch mer wenn ein stinckender mist! Auch vm daz vnrecht, daz du ym getan hast, zo hat er sich czu sülchen dingen geurteilt. Vnd er, selber Stachel der Liebe uel suauius quam illius passio- nis ex corde compassionem ple- nam gerere, quod nullus potest bene facere, nisi qui iniurias Aut dic michi, 5 quid nobilius quam assimilari filio dei? Quomodo, si ei dissi- miles fuerimus per consola- . ciones et honores, erimus sibi 10 mig wir ym doch yn seinem : Wer- : cijs affluere? . talia iudicauit. so vorderer vnde richter, hat fir ' dich schültigen über sich lazzen ergeen gar ein herbis gericht. . Vnd du, der du ym noch alleczeit : 5 do] der N Go 10 mag N, miigen Go gescin] werden Go dem reich M 16 in fehlt Go 18 wolt fehlt N Go schemlichen fehlt M1 27 du fehlt N 6 leidende fehlt M, leidenden Go 11 reich] rothe N 14 clein, dann Zusatz wer wir sein mit brüderñ in 17 gonomen hat N Go, genómendń M 20 f. vnd bis dulden fehlt N 22 denn Br conformes in regno? Minime! Quid enim abhominabilius quam uidere pro me stercore dei fi- lium in assumpta humanitate iniurias et obprobria sustinere, mortem grauissimam et tur- pissimam tolerare, et ego uelim ab hominibus honorari et deli- O homo plus quam stercus! Et pro iniuria, quam sibi feceras, ipse se ad so Idem actor et iudex pro te reo super se reo reflexit iudicium amarissimum. Et tu coram eo, qui sibi adhuc | 8 ist] waz Br angelich N, endlich M/ auch garGo 21 vnd 25 nach Br wenn) den M
Strana 183
Buch II Kap. 6: Br 183 vnrecht tust in seiner kegen- würtigkeit, wiltu vngeczüchtiget vnd genossen auzgeen? Be- weise doch etwaz ein trawren 5 vor den augen dez, der alzo fûr dich geliden hat, vnd erbeut dich mit dem herczen semelich dinck czu leiden. Werlich, du schalt nicht ezweiflen, ist daz 1o du in diser weis genuck ge- kwelet wirst vnd daz selb aber anderweit leiden wôlest vnd dez von ganczem herczen begerest, zo [57'] widerfûr dir daz nicht, 15 wann got wil nicht, daz vm ein vnrecht der mensch ezwir ge- peiniget werde. Sunder daz du dir vôr vnrecht hast, daz wan- delt er in ere, vnd waz du ge- zo laubest, daz is trůpsal sei, daz wirt gewandelt in trôste, vnd do du wenest, daz schad sei, do wirst du grossen frumen vinden. Vnd ye grôsser daz vnrecht ist, 25 daz dir geschit, y mer du erwir- diger wirst, vnd y grôsser dy trůpsal vnd dy kwal sein wirt, y mer du getrôstet wirst. Vnd ab du nu alle dinck von gotes so willen vorleůst, werlich, zo wirst du in besiczen, der ôbir alle dinck ist. Ist aber daz du eren iniuriaris, uis transire inmunis? Saltem coram oculis sic pro te afflicti pretende merorem et corde te offer ad consimilia paciendum. Certe, non dubites, ex quo fueris sic sufficienter pu- nitus, si enim hoc iterum susti- nere uelles et toto appeteres corde, non sustineres, quia non uult, ut pro eadem iniuria bis 10 passio inferatur. Sed quod credis esse iniurias, in honorem con- uertetur, et quod credis tribula- cionem esse, in consolacionem uidebis conuerti, et ubi credis 15 dampnum esse, reperies fructum multum. Ac quanto [142vhy iniuria maior, tanto honorabilior eris. Quanto tribulacio et afflic- cio intensior, tanto magis conso- 20 laberis. Et si omnia propter ipsum amiseris, certe, ipsum, qui est super omnia, possidebis. Si autem honorem pecieris, de- 5 I vnrecht tust fehlt Br N 2 wilt Br, fehlt N vnzüchtigt MI 3f. Webeisze N, erzaig MI 3 vngenossen NM 4 ein] in N 6 erken Br N soliche Go 7 dem] dein N 10 weil Br N. mas MI 13 wegertest M 12 woltest M 15 daz fehlt M 18 dir] dich M eins M 20 daz bis sei ein vnrecht Br N 25f. erwirger Br 22 wennest Br 26 dý] das N M fehlt M 27 quele M 29 nu fehlt M 31 in] en Br, denn N
Buch II Kap. 6: Br 183 vnrecht tust in seiner kegen- würtigkeit, wiltu vngeczüchtiget vnd genossen auzgeen? Be- weise doch etwaz ein trawren 5 vor den augen dez, der alzo fûr dich geliden hat, vnd erbeut dich mit dem herczen semelich dinck czu leiden. Werlich, du schalt nicht ezweiflen, ist daz 1o du in diser weis genuck ge- kwelet wirst vnd daz selb aber anderweit leiden wôlest vnd dez von ganczem herczen begerest, zo [57'] widerfûr dir daz nicht, 15 wann got wil nicht, daz vm ein vnrecht der mensch ezwir ge- peiniget werde. Sunder daz du dir vôr vnrecht hast, daz wan- delt er in ere, vnd waz du ge- zo laubest, daz is trůpsal sei, daz wirt gewandelt in trôste, vnd do du wenest, daz schad sei, do wirst du grossen frumen vinden. Vnd ye grôsser daz vnrecht ist, 25 daz dir geschit, y mer du erwir- diger wirst, vnd y grôsser dy trůpsal vnd dy kwal sein wirt, y mer du getrôstet wirst. Vnd ab du nu alle dinck von gotes so willen vorleůst, werlich, zo wirst du in besiczen, der ôbir alle dinck ist. Ist aber daz du eren iniuriaris, uis transire inmunis? Saltem coram oculis sic pro te afflicti pretende merorem et corde te offer ad consimilia paciendum. Certe, non dubites, ex quo fueris sic sufficienter pu- nitus, si enim hoc iterum susti- nere uelles et toto appeteres corde, non sustineres, quia non uult, ut pro eadem iniuria bis 10 passio inferatur. Sed quod credis esse iniurias, in honorem con- uertetur, et quod credis tribula- cionem esse, in consolacionem uidebis conuerti, et ubi credis 15 dampnum esse, reperies fructum multum. Ac quanto [142vhy iniuria maior, tanto honorabilior eris. Quanto tribulacio et afflic- cio intensior, tanto magis conso- 20 laberis. Et si omnia propter ipsum amiseris, certe, ipsum, qui est super omnia, possidebis. Si autem honorem pecieris, de- 5 I vnrecht tust fehlt Br N 2 wilt Br, fehlt N vnzüchtigt MI 3f. Webeisze N, erzaig MI 3 vngenossen NM 4 ein] in N 6 erken Br N soliche Go 7 dem] dein N 10 weil Br N. mas MI 13 wegertest M 12 woltest M 15 daz fehlt M 18 dir] dich M eins M 20 daz bis sei ein vnrecht Br N 25f. erwirger Br 22 wennest Br 26 dý] das N M fehlt M 27 quele M 29 nu fehlt M 31 in] en Br, denn N
Strana 184
184 begerest, zo wirst du nider gedrücket. Ist daz du der tróst wegerest, so wirst du mit trüpsal geczüchtiget. Ist daz 5du wegerest czeitlicher dinge, zo wirst du arm beleiben. Wenn, wer an got ichtis begeret, der peiniget sich, vnd io für war, ist daz er daz selb dinck vnórden- w lich liphat, zo tótet er sich. Ist aber daz er sich selb hasset vnd got liphat, zo wirt er got vólliclich besiczen. Wenn, wer : got liphat, der hat auch got, : 15 vnd y volkómlicher er yn liphat, - y volkómlicher er yn hat. O ir - allertórechsten leüte! bendet ir nicht hieczu [57"] ewer augen? Ist daz ir wóllet, daz 20 eüch vor eüch selben vnde vor allen czeitlichen dingen grawe, sicherlich, zo ir sehen werdet, Worvm daz ir besiczet den schóppfer aller ding vnd ewr gemüte in гв ут rue gewinnet, zo wert ir. alle ander dinck achten fir ein eitelkeit. Vnd ewr lichnam, dy weil sy noch tótlich sint, werden | eůch recht vngehewr sein alz so ein stinkender mist, vnd werdet eüch auch auz herczen frewen, zo ir gewalt vnd vnrecht leidet. 4 trubsalen Go M1 Go 12 zo fehlt N 11 selbñ M Br Go 16 yn auch N Go 18 hieczu] zw MI, dar ab Go werdet] kumet Br die werden Go 7 wer] wir N 9f. vnórdenlich fehlt N, in vnordnüg M7 13 williglichen N 17 aller tórechten Br, aller tóristen M 21 aisen M1, grawen Go 23 daz fehlt № 29 eüch fehlt N Stachel der Liebe primeris, si consolaciones, tribu- laberis, si temporalia, pauper eris. Qui enim preter ipsum aliquid appecierit, se affliget, ymmo. si eciam indebite dilexerit. se occidet. Si uero se odierit, deum dilexerit, ipsum plenarie possidc- bit. Vnde, qui deum diligit, ipsum habet, et quanto perfec- cius diligit, tanto perfeccius ip- sum habet. O stultissimi homi- nes, quomodo hic oculos vestros non ponitis? Si vultis vos et omnia abhorrere, certe, cum uideritis vos possidere creato- rem omnium et mens vestra in ipso quieta fuerit, omnia uani- tatem reputabitis, et corpora uestra, dum adhuc sunt morta- lia, tamquam stercora erunt uobis abhominabilia, et paciendo iniurias exultabitis. Nam nil po- an] sund' M 8 io fehl 10 tötet bis 14 auch fehlt 22 schen 24 dinng Br 28 sy] sich N vngen&mer M
184 begerest, zo wirst du nider gedrücket. Ist daz du der tróst wegerest, so wirst du mit trüpsal geczüchtiget. Ist daz 5du wegerest czeitlicher dinge, zo wirst du arm beleiben. Wenn, wer an got ichtis begeret, der peiniget sich, vnd io für war, ist daz er daz selb dinck vnórden- w lich liphat, zo tótet er sich. Ist aber daz er sich selb hasset vnd got liphat, zo wirt er got vólliclich besiczen. Wenn, wer : got liphat, der hat auch got, : 15 vnd y volkómlicher er yn liphat, - y volkómlicher er yn hat. O ir - allertórechsten leüte! bendet ir nicht hieczu [57"] ewer augen? Ist daz ir wóllet, daz 20 eüch vor eüch selben vnde vor allen czeitlichen dingen grawe, sicherlich, zo ir sehen werdet, Worvm daz ir besiczet den schóppfer aller ding vnd ewr gemüte in гв ут rue gewinnet, zo wert ir. alle ander dinck achten fir ein eitelkeit. Vnd ewr lichnam, dy weil sy noch tótlich sint, werden | eůch recht vngehewr sein alz so ein stinkender mist, vnd werdet eüch auch auz herczen frewen, zo ir gewalt vnd vnrecht leidet. 4 trubsalen Go M1 Go 12 zo fehlt N 11 selbñ M Br Go 16 yn auch N Go 18 hieczu] zw MI, dar ab Go werdet] kumet Br die werden Go 7 wer] wir N 9f. vnórdenlich fehlt N, in vnordnüg M7 13 williglichen N 17 aller tórechten Br, aller tóristen M 21 aisen M1, grawen Go 23 daz fehlt № 29 eüch fehlt N Stachel der Liebe primeris, si consolaciones, tribu- laberis, si temporalia, pauper eris. Qui enim preter ipsum aliquid appecierit, se affliget, ymmo. si eciam indebite dilexerit. se occidet. Si uero se odierit, deum dilexerit, ipsum plenarie possidc- bit. Vnde, qui deum diligit, ipsum habet, et quanto perfec- cius diligit, tanto perfeccius ip- sum habet. O stultissimi homi- nes, quomodo hic oculos vestros non ponitis? Si vultis vos et omnia abhorrere, certe, cum uideritis vos possidere creato- rem omnium et mens vestra in ipso quieta fuerit, omnia uani- tatem reputabitis, et corpora uestra, dum adhuc sunt morta- lia, tamquam stercora erunt uobis abhominabilia, et paciendo iniurias exultabitis. Nam nil po- an] sund' M 8 io fehl 10 tötet bis 14 auch fehlt 22 schen 24 dinng Br 28 sy] sich N vngen&mer M
Strana 185
Buch II Kap. 6: Br Vnd denn zo kan eůch nichtis- | ' i nicht widerwertigesdingeswider- | faren. Wann dy werltlichen trdst | vnd eren mügen euch denn nicht | s betrigen, dorvm daz ir ir nicht achtet, wenn ir begeret io, waz : gerad dowider ist. Zo mügen ; euch auch dy widerwertigen dinck nicht betrigen, dorvm daz wir ir nicht achtet, sunder si begeret. grösser eWr tripsal ist, y grósser auch ewr trost ist, wenn in der geschichte wirt eWr senung de- ıs ster mer erfüllet. Vnd io für wer, y Werlich, is : schülde io alz selbist sein. Vnd ' wer schülde sich doch nicht frewen, wenn er von der eitel- : keit gescheiden würde vnd der 20 warheit czugefüget? Vnd wer ist anders die warheit denn got ? Dorvm zo sint alle dinck czu schewen ane got alleine vnd dy . dinck, [58'] dy czu got weisen. 25 Wann, werest du alzo geschicket, o du mensch, daz du in got al- ; leine mit begerung woldest ge- ' reiczet werden vnd also begir- lichen meinest sein ere vnd dich : so nicht liphettest, sunder has- sest, alz vor gesprochen ist, vnd 2 ding M 3 wertlichen Br begert gestr. vor wenn N 11 io fehlt Go eWr trast MI fehlt Br 13 auch] euch M schülde] wir scholden Go 23 schemen M vnd als uil begir hieczt M7 8 ouch fehlt Br N 11f. so Ye grósw” ist ewr trubsal ye grósser ist auch y bis trüpsal ist fehlt N 16 io alz fehlt M1, alda Go 21 anders die] an der Br 25 Wann fehlt Br 29 meinet Go 185 terit uobis euenire aduersi, quia consolaciones et honores non poterunt uos decipere, eo quod de ipsis non curabitis, quia con- trarium appetetis. Aduersitates 5 eciam non poterunt uos decipere, quia ipsas affectabitis. Ymmo, quanto maior est tribulacio, tanto maior erit consolacio, quia magis in hoc casu inplebitur de- siderium. Nam, certe, sic debe- ret esse. Et quis non deberet gaudere, si separaretur a uani- tate et iungeretur ueritati ? 3 Et quis est ueritas nisi deus? i5 Ideo omnia preter déum aut, que [143'^] in ipsum non tendunt, abhorrenda sunt. Si enim sic esset, o homo, quod in solo deo velles affici et suum sitires ho- 20 norem et te, ut dictum est, non 4 denn fehlt M 6 sund’ sie 10 nur ein ir N 12 y bis trost ist 17 wer denn] wen M 28f. vnd bias ere fehlt Br N. 31 vor] oben AJ
Buch II Kap. 6: Br Vnd denn zo kan eůch nichtis- | ' i nicht widerwertigesdingeswider- | faren. Wann dy werltlichen trdst | vnd eren mügen euch denn nicht | s betrigen, dorvm daz ir ir nicht achtet, wenn ir begeret io, waz : gerad dowider ist. Zo mügen ; euch auch dy widerwertigen dinck nicht betrigen, dorvm daz wir ir nicht achtet, sunder si begeret. grösser eWr tripsal ist, y grósser auch ewr trost ist, wenn in der geschichte wirt eWr senung de- ıs ster mer erfüllet. Vnd io für wer, y Werlich, is : schülde io alz selbist sein. Vnd ' wer schülde sich doch nicht frewen, wenn er von der eitel- : keit gescheiden würde vnd der 20 warheit czugefüget? Vnd wer ist anders die warheit denn got ? Dorvm zo sint alle dinck czu schewen ane got alleine vnd dy . dinck, [58'] dy czu got weisen. 25 Wann, werest du alzo geschicket, o du mensch, daz du in got al- ; leine mit begerung woldest ge- ' reiczet werden vnd also begir- lichen meinest sein ere vnd dich : so nicht liphettest, sunder has- sest, alz vor gesprochen ist, vnd 2 ding M 3 wertlichen Br begert gestr. vor wenn N 11 io fehlt Go eWr trast MI fehlt Br 13 auch] euch M schülde] wir scholden Go 23 schemen M vnd als uil begir hieczt M7 8 ouch fehlt Br N 11f. so Ye grósw” ist ewr trubsal ye grósser ist auch y bis trüpsal ist fehlt N 16 io alz fehlt M1, alda Go 21 anders die] an der Br 25 Wann fehlt Br 29 meinet Go 185 terit uobis euenire aduersi, quia consolaciones et honores non poterunt uos decipere, eo quod de ipsis non curabitis, quia con- trarium appetetis. Aduersitates 5 eciam non poterunt uos decipere, quia ipsas affectabitis. Ymmo, quanto maior est tribulacio, tanto maior erit consolacio, quia magis in hoc casu inplebitur de- siderium. Nam, certe, sic debe- ret esse. Et quis non deberet gaudere, si separaretur a uani- tate et iungeretur ueritati ? 3 Et quis est ueritas nisi deus? i5 Ideo omnia preter déum aut, que [143'^] in ipsum non tendunt, abhorrenda sunt. Si enim sic esset, o homo, quod in solo deo velles affici et suum sitires ho- 20 norem et te, ut dictum est, non 4 denn fehlt M 6 sund’ sie 10 nur ein ir N 12 y bis trost ist 17 wer denn] wen M 28f. vnd bias ere fehlt Br N. 31 vor] oben AJ
Strana 186
186 begertest auch von andern leůt- weren vnd vorstoppen, daz er s mit nichte czu dir einkomen möchte. Wenn doran sint dy lerer eintrechtig, daz alle poz- heit ist von vorchten oder von lib. Vnd iach dy lib, domit ein 1» mensch sich selben liphat, ist ein vrsach der vorchten vnd der pózheit. Vnd wy macht du denn vor vorchten gesünden, zo du begerest gekwelet, vorsmehit 1, vnd vndertreten werden von allen leütten? "Vnd wy macht du auch von lib wegen deines ' selbes gesünden, wenn du dich vólliclichen hassest vnd deinen ze schóppfer allein liphast? Si- cherlich, ist daz du dise dinck haben wirst, zo wirstu auch kómen czu volkomener vnschuld vnd czu einer volprengung der zn heilikeit. Vnd der du etwenn dez teüfels gewest pist, wirst du nu . werden der gróssten einer in dem reich gotes. so czu erkrigen? Vm waz [58"] vorseümest du dich dise vol- komenheit czu haben? Wenest du, daz dir got dise grosse gab 3 io fehlt M1 Go 14 vnd vorsmehit Br 26 teüfel Br du fehlt M 31 du fehlt Br habe gestr. vor gabe N Vnd worvm | vorczeůhest du doch dise dinck : 4 verschopfen M 9 iach] nach Br, auch N, fehlt M M1, doch Go 15 vnd fehlt Br nu] noch Go 32 haben] holen Go Stachel der Liebe ; diligeres, sed ndires et ab alijs ten vndertreten werden, zo wür- | dest du io dem telfel den weg ' appeteres conculcari, uiam dya- bolo obstrueres, ut penitus ad te intrare non posset. In hoc enim concordant doctores, quod : omnis malicia est timor uel amor. ymmo eciam, ipsius causa est amor sui. Quomodo ergo ex ti- more peccare poteris. qui desi- derabis affligi et contempni et 10 ab omnibus conculcari ? Et quo- modo amore tui peccare poteris, qui te perfecte odis et creatorem tuum diligis? Hoc, certe, si ha- bueris, ad perfectam innocen- 16 ciam pertinges, et qui aliquando fuisti seruus dyaboli, eris per- maximus in regno dei. Quid ergo assequi ista tardas? Quare negligis hanc perfeccionem ha- zo bere? Nunquid hoc donum ex- cellentissimum negabit tibi deus, 5 kumen N 7 leren Br 13 vor] von Br N 24 der fehlt Br 27 groszte N, grossň M 33 dir] der Go zu dise N
186 begertest auch von andern leůt- weren vnd vorstoppen, daz er s mit nichte czu dir einkomen möchte. Wenn doran sint dy lerer eintrechtig, daz alle poz- heit ist von vorchten oder von lib. Vnd iach dy lib, domit ein 1» mensch sich selben liphat, ist ein vrsach der vorchten vnd der pózheit. Vnd wy macht du denn vor vorchten gesünden, zo du begerest gekwelet, vorsmehit 1, vnd vndertreten werden von allen leütten? "Vnd wy macht du auch von lib wegen deines ' selbes gesünden, wenn du dich vólliclichen hassest vnd deinen ze schóppfer allein liphast? Si- cherlich, ist daz du dise dinck haben wirst, zo wirstu auch kómen czu volkomener vnschuld vnd czu einer volprengung der zn heilikeit. Vnd der du etwenn dez teüfels gewest pist, wirst du nu . werden der gróssten einer in dem reich gotes. so czu erkrigen? Vm waz [58"] vorseümest du dich dise vol- komenheit czu haben? Wenest du, daz dir got dise grosse gab 3 io fehlt M1 Go 14 vnd vorsmehit Br 26 teüfel Br du fehlt M 31 du fehlt Br habe gestr. vor gabe N Vnd worvm | vorczeůhest du doch dise dinck : 4 verschopfen M 9 iach] nach Br, auch N, fehlt M M1, doch Go 15 vnd fehlt Br nu] noch Go 32 haben] holen Go Stachel der Liebe ; diligeres, sed ndires et ab alijs ten vndertreten werden, zo wür- | dest du io dem telfel den weg ' appeteres conculcari, uiam dya- bolo obstrueres, ut penitus ad te intrare non posset. In hoc enim concordant doctores, quod : omnis malicia est timor uel amor. ymmo eciam, ipsius causa est amor sui. Quomodo ergo ex ti- more peccare poteris. qui desi- derabis affligi et contempni et 10 ab omnibus conculcari ? Et quo- modo amore tui peccare poteris, qui te perfecte odis et creatorem tuum diligis? Hoc, certe, si ha- bueris, ad perfectam innocen- 16 ciam pertinges, et qui aliquando fuisti seruus dyaboli, eris per- maximus in regno dei. Quid ergo assequi ista tardas? Quare negligis hanc perfeccionem ha- zo bere? Nunquid hoc donum ex- cellentissimum negabit tibi deus, 5 kumen N 7 leren Br 13 vor] von Br N 24 der fehlt Br 27 groszte N, grossň M 33 dir] der Go zu dise N
Strana 187
Buch II Kap. 6: Br 187 vorsagen môg, ist daz du si von | si ab ipso postulare uolueris ? vm heisschen wilt? Werlich, nein! Dez wil ich dich sichern, wÿ ich mag, daz dir got dis i i | sdinck gar williclichen geben wirt. Aber ich spreche nicht, daz er dir leiden geb. Wenn er ein sülches nicht allen lewten gibt. Sunder er gibt dir wol 1») einen willen czu leiden. Vnd ist daz du sein wirdig pist, zo wirt er dir leicht auch ienes geben. Vnd ob du nu sprechest: ‘Ich mag nicht alzo vil mi gehaben, kem’, zo sag ich dir, daz czu sÜülchen dingen. daz man got Certe, non! De hoc te certifico, sicut possum, ymmo, hoc liben- tissime tibi dabit. Non dico. quod tibi det pati, quia non om- s nibus concedit, sed tribuet uelle : pati. Et forte, si dignus fueris. tibi eciam istud dabit. Et si di- cis: 'Non possum tantum labo- rare, ut ad tantam sanctitatem 10 venirem', ego dico tibi, quod ad deum solum diligendum et te guper omnia abhorrendum et ab . alijs appetere uilipendi non re- 1$ daz ich czu sülcher heilikeit | allein liphabe, vnd daz du dich ' ôber alle ding scheüest vnd daz : 20 du begerst von ander leüten vor ; nicht geachtet werden, dorczu gehórt nicht dy aüsser arbeit noch dy sterck dez lichenams, sunder vil mer dy sorgueltikeit z; dez herczen vnd rue dez liche- names. Dorczu gehort, sprech ich, mi vnd śrbeit dez herczen vnd ru dez gemütes. Is gehórt nicht dorczu vil alsser arbeit. » Wann dovon wirt der ynner mensch czustreüet vnd czu[59']- czogen. Ydach ist dorczu vnd czu allen dingen nicz vnd gut 2 aischn M fehlt Br 4 daz dir] dastii Go 8f. allen bis er fehlt Br quiritur iste labor extrinsecus 15 aut corporis ualitudo, sed pocius sollici[143'"]tudo cordis et quies corporis, labor cordis et quies mentis. Non requiritur, dico. multus labor extrinsecus, quia per illum distrahitur homo in- terior. Labor tamen pietatis et 6 Ober N, ader Go 7 er lewten] menschen M! Go 9 wol fehlt M 12 leicht fehlt N 13 auch ob N nu] leicht Go 16 kem] quel mer .M sag fehlt N 19 schemest M 20 begern wirst M1 ledten] menschenGo 20f. vor nicht] v'emeht N 25 zweites dez] deines N 31 czustreüet] zuswenkt N 33 czu] vor Go
Buch II Kap. 6: Br 187 vorsagen môg, ist daz du si von | si ab ipso postulare uolueris ? vm heisschen wilt? Werlich, nein! Dez wil ich dich sichern, wÿ ich mag, daz dir got dis i i | sdinck gar williclichen geben wirt. Aber ich spreche nicht, daz er dir leiden geb. Wenn er ein sülches nicht allen lewten gibt. Sunder er gibt dir wol 1») einen willen czu leiden. Vnd ist daz du sein wirdig pist, zo wirt er dir leicht auch ienes geben. Vnd ob du nu sprechest: ‘Ich mag nicht alzo vil mi gehaben, kem’, zo sag ich dir, daz czu sÜülchen dingen. daz man got Certe, non! De hoc te certifico, sicut possum, ymmo, hoc liben- tissime tibi dabit. Non dico. quod tibi det pati, quia non om- s nibus concedit, sed tribuet uelle : pati. Et forte, si dignus fueris. tibi eciam istud dabit. Et si di- cis: 'Non possum tantum labo- rare, ut ad tantam sanctitatem 10 venirem', ego dico tibi, quod ad deum solum diligendum et te guper omnia abhorrendum et ab . alijs appetere uilipendi non re- 1$ daz ich czu sülcher heilikeit | allein liphabe, vnd daz du dich ' ôber alle ding scheüest vnd daz : 20 du begerst von ander leüten vor ; nicht geachtet werden, dorczu gehórt nicht dy aüsser arbeit noch dy sterck dez lichenams, sunder vil mer dy sorgueltikeit z; dez herczen vnd rue dez liche- names. Dorczu gehort, sprech ich, mi vnd śrbeit dez herczen vnd ru dez gemütes. Is gehórt nicht dorczu vil alsser arbeit. » Wann dovon wirt der ynner mensch czustreüet vnd czu[59']- czogen. Ydach ist dorczu vnd czu allen dingen nicz vnd gut 2 aischn M fehlt Br 4 daz dir] dastii Go 8f. allen bis er fehlt Br quiritur iste labor extrinsecus 15 aut corporis ualitudo, sed pocius sollici[143'"]tudo cordis et quies corporis, labor cordis et quies mentis. Non requiritur, dico. multus labor extrinsecus, quia per illum distrahitur homo in- terior. Labor tamen pietatis et 6 Ober N, ader Go 7 er lewten] menschen M! Go 9 wol fehlt M 12 leicht fehlt N 13 auch ob N nu] leicht Go 16 kem] quel mer .M sag fehlt N 19 schemest M 20 begern wirst M1 ledten] menschenGo 20f. vor nicht] v'emeht N 25 zweites dez] deines N 31 czustreüet] zuswenkt N 33 czu] vor Go
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188 Stachel der Liebe dy mu der miltikeit vnde dymů- humilitatis ad hoc et ad omnia tikeit, alzo verre alz ein mensch vtilis est, dum tamen homo quie- dorvnder dy ru dez gemûtes tem mentis custodiat. Nec re- wol bewaret. Is gehôrt auch quiritur ualitudo corporis, quia s nicht dorczu dy sterck vnde repungnat ualitudini spiritus. 5 gesuntheit dez leibes, wann si wider ist der stercke dez geistes. Sunder is gehôret dorczu mů dez herczen, daz sich ein mensch do- 10 mit erbôre vnd erheb von disen nydern vnd irdisschen dingen vnd aufsteige czu den himlis- schen. Vnd wenn du alzo auf- steigest, zo gehôret dorczu dy 15 ru dez gemûtes. Wann got scheûhet daz gar ser, zo in ein mensch gekostet vnd selbist nicht ruet, sunder vil mer sich widerkert czu vmfahen sünd 20 vnd vnfletige dinge, geleich alz ab ym got nicht genug sei, vnd denn alzo bevlecket wil aber anderweit seinen herren vm- fahen. Aber sint dem mal daz 25 wir ein sülches einem pawer nicht törsten tůn, dez halben zo achte wir got geringer wenn ein pawer vnd wôllen doch io, daz er an allen dingen genuck tu 3o vnserm willen. Aber is wirt nicht alzo sein, sunder, ist daz du erberwen wilt ane vorsagen dise Requiritur autem labor cordis in surgendo et totaliter se euel- lendo ab istis infimis et ad ce- lestia ascendendo. Et dum as- cenderis, requiritur quies men- 10 tis. Multum enim abhorret deus eum, qui ipsum degustat et ibi non requiescit, sed pocius, tam- quam deus sibi non esset suffi- ciens, redit ad amplexanda 15 stercora, et sic inquinatus iterum uult amplexari. Sed tamen hoe vni rustico facere non audere- mus. Hoc ipso dominum plus vni rustico vilipendimus, et ni- 20 chilominus volumus, quod in omnibus satisfaciat nostre uo- luntati. Sed non erit ita, ymmo. si impetrare volueris sine repulsa 2 alzo] sor N 10 enpüre N, erheb MI disem N 12 auf stei- gen Go den] dem Br, fehlt M 15 du getilgt vor got N 16 schemet M in fellt N 20f. ob als N 22 alzo bis 23f. vmfahen] aber uermailigt wil vmb vahn seinen hern MI wil] vil Br 22f. aber anderweit] ab ander Br 24 seint den moln M dem] die N 25 gepawer Go 28 gepawr Go 26 tůn fehlt N, getun M 27 wenn] den M io fehlt Go 30 vnsern N 32 an fursarge N, on allez v'sagen Go
188 Stachel der Liebe dy mu der miltikeit vnde dymů- humilitatis ad hoc et ad omnia tikeit, alzo verre alz ein mensch vtilis est, dum tamen homo quie- dorvnder dy ru dez gemûtes tem mentis custodiat. Nec re- wol bewaret. Is gehôrt auch quiritur ualitudo corporis, quia s nicht dorczu dy sterck vnde repungnat ualitudini spiritus. 5 gesuntheit dez leibes, wann si wider ist der stercke dez geistes. Sunder is gehôret dorczu mů dez herczen, daz sich ein mensch do- 10 mit erbôre vnd erheb von disen nydern vnd irdisschen dingen vnd aufsteige czu den himlis- schen. Vnd wenn du alzo auf- steigest, zo gehôret dorczu dy 15 ru dez gemûtes. Wann got scheûhet daz gar ser, zo in ein mensch gekostet vnd selbist nicht ruet, sunder vil mer sich widerkert czu vmfahen sünd 20 vnd vnfletige dinge, geleich alz ab ym got nicht genug sei, vnd denn alzo bevlecket wil aber anderweit seinen herren vm- fahen. Aber sint dem mal daz 25 wir ein sülches einem pawer nicht törsten tůn, dez halben zo achte wir got geringer wenn ein pawer vnd wôllen doch io, daz er an allen dingen genuck tu 3o vnserm willen. Aber is wirt nicht alzo sein, sunder, ist daz du erberwen wilt ane vorsagen dise Requiritur autem labor cordis in surgendo et totaliter se euel- lendo ab istis infimis et ad ce- lestia ascendendo. Et dum as- cenderis, requiritur quies men- 10 tis. Multum enim abhorret deus eum, qui ipsum degustat et ibi non requiescit, sed pocius, tam- quam deus sibi non esset suffi- ciens, redit ad amplexanda 15 stercora, et sic inquinatus iterum uult amplexari. Sed tamen hoe vni rustico facere non audere- mus. Hoc ipso dominum plus vni rustico vilipendimus, et ni- 20 chilominus volumus, quod in omnibus satisfaciat nostre uo- luntati. Sed non erit ita, ymmo. si impetrare volueris sine repulsa 2 alzo] sor N 10 enpüre N, erheb MI disem N 12 auf stei- gen Go den] dem Br, fehlt M 15 du getilgt vor got N 16 schemet M in fellt N 20f. ob als N 22 alzo bis 23f. vmfahen] aber uermailigt wil vmb vahn seinen hern MI wil] vil Br 22f. aber anderweit] ab ander Br 24 seint den moln M dem] die N 25 gepawer Go 28 gepawr Go 26 tůn fehlt N, getun M 27 wenn] den M io fehlt Go 30 vnsern N 32 an fursarge N, on allez v'sagen Go
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Buch 1I Kap. 7: Go grosse gab vnd auch ander ding, | zo schalt du erberlich mit dei- : nem herczen [59*] czu ym auf- | steigen vnd do selbist ruen. Vnd s pit yn denn mit fleizze, daz er | dich nicht laz widerkeren czu sunden alz ein hunt czu seinem vngedeWten kóstel. Vnd ist daz du als selbist tust, zo czweifel | 10 ich nicht, du werdest io erleůch- tet von dem ewigen schein vnd werdest deine důrftikeit er- kennen vnd dich vnd alle dinck hassen vnd wirst auch enpfinden 15 der gótlichen güte vnd wirst alle : benedictus! ding achten alz einen stincken- _ den mist vnd wirst auch got : allein. czugefüget werden mit : dem pand der libe etc. w Daz sibent, wie der men- | sche in den wurckungen : geprauchen sol der an-. schawunge. ER daz sache daz ein mensche also wol „wi py 2 erberlich] werleich M nymbt M1 seiner ausgespeiten koste Go also M1, das selbe also Go | | | | 189 tam precellens donum quam : alia, ad ipsum reuerenter con- scendas ibique quiescas. Et solli- cite roga eum, ut amplius non te permittat redire ad vomitum. Et : si sic feceris, non dubito, quod. ab illo splendore eterno illumina- tus, tuas miserias recognosces et super omnia te odibis [143^] di- uinamque experieris bonitatem et omnia tamquam stercora re- putabis. ^ Coniungeris insuper ; amoris vinculo soli deo. Quod ipse concedat, qui est in secula Amen. VII. Qualiter homo in ac- ' cione debet frui contem- placione. S. homo bene inebriatus amore k 15 sui creatoris nichil in omnibus »o 7f. hunt sein verworfine speis wider seinen vngedewten kosten N, seinem ausgespeytñ kôstel M. 8 das/das M 10 nicht daran M 9 als selbist] das M, io fehlt Go 11 schein] sehen M1 14 haszest M vnd/du M 19 ctc.] das vns gerüch zu gebn der da gebenedewt ist ewicloich M Go, das verlcih vns ze geben der da ewiclich lebt. amen M1 20 Kap. II 7. Text aus Go. Nur in Go überlicfert. Der Text in M MI R stellt eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (Bl. 70%) vorangcstellt ist, während vor dem Ka- pitel selbst nur steht Daz VII Capitel B'n Go. Das sibnd wie d’ mösch in d’ wurcküg sol gebrauchñ d’ weschauüg M, Das sibend wic der mensch in dem würchen der beschawiig süll prauchen M1
Buch 1I Kap. 7: Go grosse gab vnd auch ander ding, | zo schalt du erberlich mit dei- : nem herczen [59*] czu ym auf- | steigen vnd do selbist ruen. Vnd s pit yn denn mit fleizze, daz er | dich nicht laz widerkeren czu sunden alz ein hunt czu seinem vngedeWten kóstel. Vnd ist daz du als selbist tust, zo czweifel | 10 ich nicht, du werdest io erleůch- tet von dem ewigen schein vnd werdest deine důrftikeit er- kennen vnd dich vnd alle dinck hassen vnd wirst auch enpfinden 15 der gótlichen güte vnd wirst alle : benedictus! ding achten alz einen stincken- _ den mist vnd wirst auch got : allein. czugefüget werden mit : dem pand der libe etc. w Daz sibent, wie der men- | sche in den wurckungen : geprauchen sol der an-. schawunge. ER daz sache daz ein mensche also wol „wi py 2 erberlich] werleich M nymbt M1 seiner ausgespeiten koste Go also M1, das selbe also Go | | | | 189 tam precellens donum quam : alia, ad ipsum reuerenter con- scendas ibique quiescas. Et solli- cite roga eum, ut amplius non te permittat redire ad vomitum. Et : si sic feceris, non dubito, quod. ab illo splendore eterno illumina- tus, tuas miserias recognosces et super omnia te odibis [143^] di- uinamque experieris bonitatem et omnia tamquam stercora re- putabis. ^ Coniungeris insuper ; amoris vinculo soli deo. Quod ipse concedat, qui est in secula Amen. VII. Qualiter homo in ac- ' cione debet frui contem- placione. S. homo bene inebriatus amore k 15 sui creatoris nichil in omnibus »o 7f. hunt sein verworfine speis wider seinen vngedewten kosten N, seinem ausgespeytñ kôstel M. 8 das/das M 10 nicht daran M 9 als selbist] das M, io fehlt Go 11 schein] sehen M1 14 haszest M vnd/du M 19 ctc.] das vns gerüch zu gebn der da gebenedewt ist ewicloich M Go, das verlcih vns ze geben der da ewiclich lebt. amen M1 20 Kap. II 7. Text aus Go. Nur in Go überlicfert. Der Text in M MI R stellt eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (Bl. 70%) vorangcstellt ist, während vor dem Ka- pitel selbst nur steht Daz VII Capitel B'n Go. Das sibnd wie d’ mösch in d’ wurcküg sol gebrauchñ d’ weschauüg M, Das sibend wic der mensch in dem würchen der beschawiig süll prauchen M1
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190 truncken wurde in der lieb seines scheppfers, daz er in allen din- gen nicht anders suche, wann wie er seinem scheppfer fleizzic- »licher vnd volliclicher gedinen mocht vnd seinen eigen willen gar absnyte, so er maist mochte, vnd allein gedecht soliche dinck zü ervolgen mit reschem mute, 10 die er allermaist trawet got zü behagen, daz er also in allen dingen vnd durch alle dinck nicht suchet seinen eigen nücz, sunder die [78'*] dinck, die 15 Ihesu Cristo seint, der selbe mensche wurde in etlicher mazze sein selbes vergessen vnd gotes allein gedencken. Ein solicher vnd so getaner mensch wurde 20 von hicze vnd von vnmezzikait der libe nicht vil vnterscheydens haben, als ich gelaube, zwischen grade vnd grade, zwischen leben vnd leben, wesen vnd wesen, zs zwischen persone vnd per- sone, zwischen zeit vnd zeit, zwischen stat vnd stat, sunder, in welicher weise vnd zu welicher stunde er newr erkennen mocht, so laz er seinem scheppfer mer be- hagen mocht, zii hant stunde er darnach ez zii volbrengen vnd fleissige maynung zu haben zu got mit ganczer begirde dez ge- ss mutes. Wann y weniger die creature zu got geordent vnd 9 ervollgen Go 20 hiczze Go fehlt Go 25 personen Go 985 weniger] mer Go reschem mute] vnstiimichait M Stachel der Liebe quereret nisi, quomodo suo crea- tori posset diligencius et perfec- cius deseruire et propriam peni- tus, quantum posset, uolunta- tem abscindens solum, que magis 5 deo crederet placere, conaretur cum impetu animi assequi, ut sic in omnibus et per omnia non. que sua sunt, quereret, sed que Ihesu Christi, obliuisceretur quo- dammodo sui, solius memor dei. Hic talis et tantus pre feruore et amoris inmensitate non multum distingweret, ut credo, inter gra- dum et gradum, uitam et uitam. statum et statum, personam et personam, tempus et tempus, locum et locum. Sed quocum- que modo et quacumque hora discernere posset, quid amplius zo suo creatori placeret, statim perficere conaretur, toto animi affectu tendens in deum. Quan- to creature ad deum minus redi- M 10 die] wieGo - 982 vnd fehlt Go 33 erstes zu
190 truncken wurde in der lieb seines scheppfers, daz er in allen din- gen nicht anders suche, wann wie er seinem scheppfer fleizzic- »licher vnd volliclicher gedinen mocht vnd seinen eigen willen gar absnyte, so er maist mochte, vnd allein gedecht soliche dinck zü ervolgen mit reschem mute, 10 die er allermaist trawet got zü behagen, daz er also in allen dingen vnd durch alle dinck nicht suchet seinen eigen nücz, sunder die [78'*] dinck, die 15 Ihesu Cristo seint, der selbe mensche wurde in etlicher mazze sein selbes vergessen vnd gotes allein gedencken. Ein solicher vnd so getaner mensch wurde 20 von hicze vnd von vnmezzikait der libe nicht vil vnterscheydens haben, als ich gelaube, zwischen grade vnd grade, zwischen leben vnd leben, wesen vnd wesen, zs zwischen persone vnd per- sone, zwischen zeit vnd zeit, zwischen stat vnd stat, sunder, in welicher weise vnd zu welicher stunde er newr erkennen mocht, so laz er seinem scheppfer mer be- hagen mocht, zii hant stunde er darnach ez zii volbrengen vnd fleissige maynung zu haben zu got mit ganczer begirde dez ge- ss mutes. Wann y weniger die creature zu got geordent vnd 9 ervollgen Go 20 hiczze Go fehlt Go 25 personen Go 985 weniger] mer Go reschem mute] vnstiimichait M Stachel der Liebe quereret nisi, quomodo suo crea- tori posset diligencius et perfec- cius deseruire et propriam peni- tus, quantum posset, uolunta- tem abscindens solum, que magis 5 deo crederet placere, conaretur cum impetu animi assequi, ut sic in omnibus et per omnia non. que sua sunt, quereret, sed que Ihesu Christi, obliuisceretur quo- dammodo sui, solius memor dei. Hic talis et tantus pre feruore et amoris inmensitate non multum distingweret, ut credo, inter gra- dum et gradum, uitam et uitam. statum et statum, personam et personam, tempus et tempus, locum et locum. Sed quocum- que modo et quacumque hora discernere posset, quid amplius zo suo creatori placeret, statim perficere conaretur, toto animi affectu tendens in deum. Quan- to creature ad deum minus redi- M 10 die] wieGo - 982 vnd fehlt Go 33 erstes zu
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Buch II Kap. 7: Go 191 getragen werden, ie mer sie von einander gesundert werden, vnd ye mer sie zü got geordent vnd getragen werden, ie mer sie in 5 selben mit einander vereint wer- den. Dorvmb so soltu alle dinck gemainschaften, daz ist, dü solt alle dinck orden vnd tragen zü einem dinge, daz denn ein men- 1o sche tut, so er in allen dingen nicht anders sucht wenn die ere gotes, darzü auch alle dinck ge- macht seint, vnd so er alle ding dorczü ordent vnd schicket vnd 15 in seinem eigen scheppfer zü- sammen füget. Daz auch war ist, wann er alle ding an got seczt vnd got allein vor allen dingen ansicht, allezeit seüf- 20 czende vnd sich senende seinem got zü dinen in allen dingen. a Diser mensche, also zümal enzundet vnd zumale enpflam- met, wurde nicht mercken, waz 25 im senfter oder suzzer were, sunder waz got allerlibest vnd allerbehegelichest were. O wie selig wer ein mensche, der daz anschawende vnd himeltrach- 30 tend leben het mit dem wur- ckenden leben, vnd er also sei- nem hern hantreichet als Martha, vnd [787h] er doch nicht von den fuzzen dez herren scheide mit 3 Marian vnd sich in diser weise dechte den engelischen gaisten enlich zü machen, die vns hant- reichend nicht enpern der got- guntur, tanto a se invicem dis- iunguntur, et quanto plus ad deum reducuntur, tanto in se mutuo amplius vniuntur. Omnia ergo communicans, id est ad vnum commune omnia redu- cens (quod facit, cum nil requirit in omnibus nisi honorificenciam dei, ad quam facta sunt vni- versa) ad hoc [143 h] omnia 10 ordinat et in vno creatore con- iungit. Quod verum est, cum vniversa in deo collocat et solum deum pre omnibus, in omnibus intuetur, semper suspirans et 15 anhelans ad seruiendum in om- nibus deo suo. Totus accensus, totus igni- tus non consideraret, quid sibi suauius, quid sibi dulcius esset, 20 sed quid deo amabilius. O felix talis, qui cum actiua uita contemplatiuam haberet! Sic domino ministraret ut Mar- tha, vbi tamen a pedibus domini 25 non discederet cum Maria. Sic se angelicis spiritibus niteretur conformare, qui nobis mini- strando a diuina contempla- 5 19 ansicht fehlt Go
Buch II Kap. 7: Go 191 getragen werden, ie mer sie von einander gesundert werden, vnd ye mer sie zü got geordent vnd getragen werden, ie mer sie in 5 selben mit einander vereint wer- den. Dorvmb so soltu alle dinck gemainschaften, daz ist, dü solt alle dinck orden vnd tragen zü einem dinge, daz denn ein men- 1o sche tut, so er in allen dingen nicht anders sucht wenn die ere gotes, darzü auch alle dinck ge- macht seint, vnd so er alle ding dorczü ordent vnd schicket vnd 15 in seinem eigen scheppfer zü- sammen füget. Daz auch war ist, wann er alle ding an got seczt vnd got allein vor allen dingen ansicht, allezeit seüf- 20 czende vnd sich senende seinem got zü dinen in allen dingen. a Diser mensche, also zümal enzundet vnd zumale enpflam- met, wurde nicht mercken, waz 25 im senfter oder suzzer were, sunder waz got allerlibest vnd allerbehegelichest were. O wie selig wer ein mensche, der daz anschawende vnd himeltrach- 30 tend leben het mit dem wur- ckenden leben, vnd er also sei- nem hern hantreichet als Martha, vnd [787h] er doch nicht von den fuzzen dez herren scheide mit 3 Marian vnd sich in diser weise dechte den engelischen gaisten enlich zü machen, die vns hant- reichend nicht enpern der got- guntur, tanto a se invicem dis- iunguntur, et quanto plus ad deum reducuntur, tanto in se mutuo amplius vniuntur. Omnia ergo communicans, id est ad vnum commune omnia redu- cens (quod facit, cum nil requirit in omnibus nisi honorificenciam dei, ad quam facta sunt vni- versa) ad hoc [143 h] omnia 10 ordinat et in vno creatore con- iungit. Quod verum est, cum vniversa in deo collocat et solum deum pre omnibus, in omnibus intuetur, semper suspirans et 15 anhelans ad seruiendum in om- nibus deo suo. Totus accensus, totus igni- tus non consideraret, quid sibi suauius, quid sibi dulcius esset, 20 sed quid deo amabilius. O felix talis, qui cum actiua uita contemplatiuam haberet! Sic domino ministraret ut Mar- tha, vbi tamen a pedibus domini 25 non discederet cum Maria. Sic se angelicis spiritibus niteretur conformare, qui nobis mini- strando a diuina contempla- 5 19 ansicht fehlt Go
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192 lichen anschawunge! Vnd waz | cione non vacant. ist ez, so er einem gesunden menschen hantreicht oder so er dynet einem krancken, wenn 5 daz er allezeit seinen hern an- ' proximo assistendo ? siht vnd gotes geprauchet, so er seinem nehsten beistet? Er raichet die hant seinem nehsten vnd daz hercz seinem got. Er : 10 dinet seinem nehsten, nicht als einem menschen, sunder als got an dem menschen vnd treit daz ziimal allezeit zii ienem, der do sprach : "Waz ir einem von mei- 15 nen mynsten getan habt, daz habt ir mir getan'. Vnd dorvmb, wenn er siht einen siechen in dem pette, so duncket in, daz er Christum sehe, seinen herren. го Уп durch dez selben willen duncket in nichtsnicht swere noch grawsam noch schemlich sein zü tun durch dez siechen vnd ander vngetrosten willen, 2, sunder er achtet alle dinck senft vnd lieplich, wann er in der mazze hantreichet Christo an seinem nehsten. Vnd ich ge- laube on schaden, wer in diser so weise, als daz gesprochen ist, hiezziclichen vnd fleizziclichen hantreichet Christo in seinem nechsten vnd het dorvnter mei- nunge zü seinem nehsten luter- ss lichen durch Christum, daz der selbe mer verdinet vnd tugent- licher beweget wurde vnd ez wurde mere von gote geanne- | Ш 9 herzz Go 22 schemlich] v'smeohleich M Stachel der Liebe Quid est aliud nisi, cum ministrat sano, cum seruit infirmo, semper in eis dominum intueri et frui deo Manum 5 porrigit ad proximum et cor ad deum. Proximo seruit, non ut homini, sed ut in homine deo. Totum semper refert ad illum, qui dixit: Quod vni ex minimis 10 meis fecistis, michi fecistis'. Et ideo, cum in lecto uidet infir- mum, uidetur sibi, quod non uidet nisi Christum suum. Ac per hoc nichil sibi difficile. nil 1 abhominabile, nil ignominiosum estimat facere pro infirmo ac pro alijs desolatis. Sed omnia dulcia, omnia suauia et ama- bilia iudicat, cum sie in proximo ministrat Christo. Credo sine preiudicio, quod. qui sic, ut dic- tum est, feruens atque diligens Christo in proximo ministraret pure propter Christum, tendens 25 in ipsum, plus mereretur et vir[144'*]tuosius moueretur et & deo amplius approbaretur, 25 senft] susse M
192 lichen anschawunge! Vnd waz | cione non vacant. ist ez, so er einem gesunden menschen hantreicht oder so er dynet einem krancken, wenn 5 daz er allezeit seinen hern an- ' proximo assistendo ? siht vnd gotes geprauchet, so er seinem nehsten beistet? Er raichet die hant seinem nehsten vnd daz hercz seinem got. Er : 10 dinet seinem nehsten, nicht als einem menschen, sunder als got an dem menschen vnd treit daz ziimal allezeit zii ienem, der do sprach : "Waz ir einem von mei- 15 nen mynsten getan habt, daz habt ir mir getan'. Vnd dorvmb, wenn er siht einen siechen in dem pette, so duncket in, daz er Christum sehe, seinen herren. го Уп durch dez selben willen duncket in nichtsnicht swere noch grawsam noch schemlich sein zü tun durch dez siechen vnd ander vngetrosten willen, 2, sunder er achtet alle dinck senft vnd lieplich, wann er in der mazze hantreichet Christo an seinem nehsten. Vnd ich ge- laube on schaden, wer in diser so weise, als daz gesprochen ist, hiezziclichen vnd fleizziclichen hantreichet Christo in seinem nechsten vnd het dorvnter mei- nunge zü seinem nehsten luter- ss lichen durch Christum, daz der selbe mer verdinet vnd tugent- licher beweget wurde vnd ez wurde mere von gote geanne- | Ш 9 herzz Go 22 schemlich] v'smeohleich M Stachel der Liebe Quid est aliud nisi, cum ministrat sano, cum seruit infirmo, semper in eis dominum intueri et frui deo Manum 5 porrigit ad proximum et cor ad deum. Proximo seruit, non ut homini, sed ut in homine deo. Totum semper refert ad illum, qui dixit: Quod vni ex minimis 10 meis fecistis, michi fecistis'. Et ideo, cum in lecto uidet infir- mum, uidetur sibi, quod non uidet nisi Christum suum. Ac per hoc nichil sibi difficile. nil 1 abhominabile, nil ignominiosum estimat facere pro infirmo ac pro alijs desolatis. Sed omnia dulcia, omnia suauia et ama- bilia iudicat, cum sie in proximo ministrat Christo. Credo sine preiudicio, quod. qui sic, ut dic- tum est, feruens atque diligens Christo in proximo ministraret pure propter Christum, tendens 25 in ipsum, plus mereretur et vir[144'*]tuosius moueretur et & deo amplius approbaretur, 25 senft] susse M
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Buch II Kap. 7: Go met, wenn ob er hantreichet dem leichnam Christi an im selben. Vnd daz mag also offenbar wer- den: Wenn gar ein poser men- : 5 sche, ob der sehe Christum ligen | in eynem pette vnd kente in wol, daran ist nicht zweifel, er wurde : im herczenlichen vnd gar mit fleisse hantreichen. Aber dem 10 selben Christo in seinem nehsten mag nymant mit so grosser hicze vnd fleisse gehantreichen, als ich gelaube, ez sey denn ein volkumener mensch, vnd doch, 15 daz ich in der mozze [79'*] rede, mer wenn ein volkumener . mensch. Vnd dorvmb schullen : wir mit fleizziger vnd ganczer . inüe dez gemütez darnach sten, mugen. Wer wirt doch furbaz ader sich ferren von dem siechen oder versaümen den vngetro- 35 Sten, seint daz er an den selben menschen Christum vindet vnd wir mer also mügen verdinen 193 quam si proprio corpori Christi ministraret. Et sic patere po- test: Vnus enim pessimus homo, si uideret Christum esse in vno lecto et bene cognosceret ipsum, 5 non est dubium, quod sibi fer- uenter et diligentissime mini- straret. Sed eidem Christo in proximo cum tanto feruore et diligencia ministrare non posset nisi perfectus, ut credo, ymmo, ut ita loquar, et plus quam per- fectus. Et ideo toto animi cona- mine hanc graciam conemur ha- bere. Quis de cetero abhorrebit leprosum, declinabit miserum, negliget desolatum, cum in eis intuetur Christum et plus possu- , mus mereri et deo placere, quam zx daz wir dise genade gehaben : si eciam ministraremus ipsi zo : Christo? Indicabo tibi, sponsa, mer den ausseczigen schaüwen, : quem diligit anima tua. Certe, . in infirmaria iacet, ibi angusta- vnd got mer behagen, als daz : gesprochen ist, wenn ob wir. so Christo selben hantreichen? : Sich, dü gaistliche prawt, ich . dir zaige den, der dein sele liep- hat. Werlichen, dort in dem siechaiise ligt er. Do selbest 3 wirt er genotiget vnd gequelt mit wetagen. Nu lauffe vnd hantreiche im vnd habe mit- tur, ibi dolore torquetur. Curre et sibi ministra sibique compa- ss 22 ausseczigen] sundersiech M 23 ader] aberGo siechen] cranckfi M
Buch II Kap. 7: Go met, wenn ob er hantreichet dem leichnam Christi an im selben. Vnd daz mag also offenbar wer- den: Wenn gar ein poser men- : 5 sche, ob der sehe Christum ligen | in eynem pette vnd kente in wol, daran ist nicht zweifel, er wurde : im herczenlichen vnd gar mit fleisse hantreichen. Aber dem 10 selben Christo in seinem nehsten mag nymant mit so grosser hicze vnd fleisse gehantreichen, als ich gelaube, ez sey denn ein volkumener mensch, vnd doch, 15 daz ich in der mozze [79'*] rede, mer wenn ein volkumener . mensch. Vnd dorvmb schullen : wir mit fleizziger vnd ganczer . inüe dez gemütez darnach sten, mugen. Wer wirt doch furbaz ader sich ferren von dem siechen oder versaümen den vngetro- 35 Sten, seint daz er an den selben menschen Christum vindet vnd wir mer also mügen verdinen 193 quam si proprio corpori Christi ministraret. Et sic patere po- test: Vnus enim pessimus homo, si uideret Christum esse in vno lecto et bene cognosceret ipsum, 5 non est dubium, quod sibi fer- uenter et diligentissime mini- straret. Sed eidem Christo in proximo cum tanto feruore et diligencia ministrare non posset nisi perfectus, ut credo, ymmo, ut ita loquar, et plus quam per- fectus. Et ideo toto animi cona- mine hanc graciam conemur ha- bere. Quis de cetero abhorrebit leprosum, declinabit miserum, negliget desolatum, cum in eis intuetur Christum et plus possu- , mus mereri et deo placere, quam zx daz wir dise genade gehaben : si eciam ministraremus ipsi zo : Christo? Indicabo tibi, sponsa, mer den ausseczigen schaüwen, : quem diligit anima tua. Certe, . in infirmaria iacet, ibi angusta- vnd got mer behagen, als daz : gesprochen ist, wenn ob wir. so Christo selben hantreichen? : Sich, dü gaistliche prawt, ich . dir zaige den, der dein sele liep- hat. Werlichen, dort in dem siechaiise ligt er. Do selbest 3 wirt er genotiget vnd gequelt mit wetagen. Nu lauffe vnd hantreiche im vnd habe mit- tur, ibi dolore torquetur. Curre et sibi ministra sibique compa- ss 22 ausseczigen] sundersiech M 23 ader] aberGo siechen] cranckfi M
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194 leidunge mit im also siechen. Worvmb pitestu, praut, alle tage, dastü mit deines preüti- gams kusse gekusset werdest ? 5 Gee zů dem ausseczigen vnd kusse in, wann do selbest ligt der preütigam. O du praut, waz sprichestü, dastü senesochest vor lieb deines preütigams, vnd 10 du sihest in alle tag vor dir gen nackent, barfuzz vnd gequelt, vnd dü versaümest in vnd hast nicht mitleidunge mit im? Dor- vmb, lieben pruder, ist daz wir 15 nicht in allen mügen hant- raichung getun, seint daz der notdurftigen vil ist, so sullen wir doch mit in allen mitlei- dunge haben vnd schullen in in 20 allen mercken Christum vnsern hern. Wenn, vnd ist daz daz wir Christum versaümen hie in disem vnflat, so werde wir in nicht haben in dem himele. 2 Nü hore doch, waz er spricht: ‘Ich waz siech, vnd ir habt mich nicht besuchet. Get ir verfluch- ten vnd vermaledicten in daz ewig fewr, daz do berait ist den 3 teüfeln vnd allen iren engeln.’ Dorvmb schullen wir, lieben prüder, vorchten dis vrtail, [79] seint daz wir in also oft in diser weise versaumet haben. s Wir schullen in furbaz mer nicht fragen noch zu im spre- chen: “Wo leistu vnd wo sleffe- 5 sundersiechn .M Stachel der Liebe tere infirmanti. Cur. sponsa, instas cottidie, ut sponsi osculo osculeris? Accede ad leprosum et osculare eum, quia ibi iacet sponsus. Cur, sponsa, pre sponsi amore langwere te dicis, et ip- sum cottidie nudum, discalcia- tum, afflictum ante te uides transire, et negligis et nec eciam compateris sibi? Et si non pos- 10 sumus, fratres, omnibus prestare obsequia, quia multi sunt indi- gentes, saltem omnibus compas- sionem donemus et in omnibus consideremus Christum. Nam us si ipsum neglexerimus in ceno, non habebimus [144'"] in celo. Audi, quid dicit: 'Infirmus eram, et non uisitastis me etc. Ite. maledicti, in ignem eternum, zo qui paratus est diabolo et angelis eius "Timeamus ergo, fratres, hane sentenciam, quia tociens negleximus eum. Non interroge- mus eum de ceteto nec dicamus s$ ei: ‘Ubi iaces? Ubi cubas in
194 leidunge mit im also siechen. Worvmb pitestu, praut, alle tage, dastü mit deines preüti- gams kusse gekusset werdest ? 5 Gee zů dem ausseczigen vnd kusse in, wann do selbest ligt der preütigam. O du praut, waz sprichestü, dastü senesochest vor lieb deines preütigams, vnd 10 du sihest in alle tag vor dir gen nackent, barfuzz vnd gequelt, vnd dü versaümest in vnd hast nicht mitleidunge mit im? Dor- vmb, lieben pruder, ist daz wir 15 nicht in allen mügen hant- raichung getun, seint daz der notdurftigen vil ist, so sullen wir doch mit in allen mitlei- dunge haben vnd schullen in in 20 allen mercken Christum vnsern hern. Wenn, vnd ist daz daz wir Christum versaümen hie in disem vnflat, so werde wir in nicht haben in dem himele. 2 Nü hore doch, waz er spricht: ‘Ich waz siech, vnd ir habt mich nicht besuchet. Get ir verfluch- ten vnd vermaledicten in daz ewig fewr, daz do berait ist den 3 teüfeln vnd allen iren engeln.’ Dorvmb schullen wir, lieben prüder, vorchten dis vrtail, [79] seint daz wir in also oft in diser weise versaumet haben. s Wir schullen in furbaz mer nicht fragen noch zu im spre- chen: “Wo leistu vnd wo sleffe- 5 sundersiechn .M Stachel der Liebe tere infirmanti. Cur. sponsa, instas cottidie, ut sponsi osculo osculeris? Accede ad leprosum et osculare eum, quia ibi iacet sponsus. Cur, sponsa, pre sponsi amore langwere te dicis, et ip- sum cottidie nudum, discalcia- tum, afflictum ante te uides transire, et negligis et nec eciam compateris sibi? Et si non pos- 10 sumus, fratres, omnibus prestare obsequia, quia multi sunt indi- gentes, saltem omnibus compas- sionem donemus et in omnibus consideremus Christum. Nam us si ipsum neglexerimus in ceno, non habebimus [144'"] in celo. Audi, quid dicit: 'Infirmus eram, et non uisitastis me etc. Ite. maledicti, in ignem eternum, zo qui paratus est diabolo et angelis eius "Timeamus ergo, fratres, hane sentenciam, quia tociens negleximus eum. Non interroge- mus eum de ceteto nec dicamus s$ ei: ‘Ubi iaces? Ubi cubas in
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Buch II Kap. 7: Go 195 stů zů mittentag ?’, seint daz wir | meridie ?', quia iam nouimus lo- die stat yczunt wol wizzen. Wir ; wizzen wol, daz er ligt in dem siechaüs vnd sich nicht geburet 5 anders, wenn daz wir im dinst erbicten. Aber der do wil an- schawendes leben mit dem wur- kenden haben, daz er seinen herren in allen dingen anschawe, vnd guter weg darzii sein, nem- ziimal sammen vnd in sein hercze ge. Vnd so er in die innersten 1 dinge seines herczen get, so sol er sich entlosen vnd ver- wandeln in got, daz er nicht anders sehe noch enpfinde wenn got. 20 licher mazze gotlichen gemacht vnd in got verwandelt wirt, wor- zü er sich denn newr keret, so mercket er nicht anders wenn got. Vnd waz merckens er newr 25 tut, so wenet er, daz er ez nicht eynem menschen, sunder allein got getan habe. Vnd so er dise forme vnd weise halden wirt, so wirt er got sehen in allen dingen, so vnd in der arbeit dez wurcken- den lebens wirt er auch daz an- schawende geprauchen. Vnd ist daz ez geschiht, vnd ia zwar ez geschiht, daz er von diser edeln cum. Scimus enim, quod in in- firmaria iacet. Non restat nisi prestare obsequium. Uel qui uult cum actiua contemplatiuam : habere, ut suum dominum in omnibus contempletur, videtur hec uia breuis et bona, videlicet ; ut, se totum recolligens, intret 10 so duncket mich dicz ein kurczer | ad cor suum et, intima cordis , ingrediens, se resoluat in deum, lichen daz er sich gancz vnd : Vnd wenn er also in et- : s» formen vnd weysen scheiden ' müz, so sol er sich zü hant er- : bieten wider da-zü zü kumen | 2 yezzunt Go 16 gancz zelassen M ef. mama lieb Go 34 disen Go ut nichil videat nec senciat nisi deum. Et tunc, quodammodo sic deificatus et transformatus in deum, ad quodcumque se uertet, nil nisi deum considerabit. Et quidquid operis faciat, non ho- mini, sed soli deo existimabit. Dum hanc formam tenebit, in ' omnibus deum uidebit et in la- zo : bore actiue contemplatiuam ha- : bebit. Et sicontingat, ymmoque continget, ab hac nobili forma discedere, ad ipsam statim nita- 15 herczzen Go
Buch II Kap. 7: Go 195 stů zů mittentag ?’, seint daz wir | meridie ?', quia iam nouimus lo- die stat yczunt wol wizzen. Wir ; wizzen wol, daz er ligt in dem siechaüs vnd sich nicht geburet 5 anders, wenn daz wir im dinst erbicten. Aber der do wil an- schawendes leben mit dem wur- kenden haben, daz er seinen herren in allen dingen anschawe, vnd guter weg darzii sein, nem- ziimal sammen vnd in sein hercze ge. Vnd so er in die innersten 1 dinge seines herczen get, so sol er sich entlosen vnd ver- wandeln in got, daz er nicht anders sehe noch enpfinde wenn got. 20 licher mazze gotlichen gemacht vnd in got verwandelt wirt, wor- zü er sich denn newr keret, so mercket er nicht anders wenn got. Vnd waz merckens er newr 25 tut, so wenet er, daz er ez nicht eynem menschen, sunder allein got getan habe. Vnd so er dise forme vnd weise halden wirt, so wirt er got sehen in allen dingen, so vnd in der arbeit dez wurcken- den lebens wirt er auch daz an- schawende geprauchen. Vnd ist daz ez geschiht, vnd ia zwar ez geschiht, daz er von diser edeln cum. Scimus enim, quod in in- firmaria iacet. Non restat nisi prestare obsequium. Uel qui uult cum actiua contemplatiuam : habere, ut suum dominum in omnibus contempletur, videtur hec uia breuis et bona, videlicet ; ut, se totum recolligens, intret 10 so duncket mich dicz ein kurczer | ad cor suum et, intima cordis , ingrediens, se resoluat in deum, lichen daz er sich gancz vnd : Vnd wenn er also in et- : s» formen vnd weysen scheiden ' müz, so sol er sich zü hant er- : bieten wider da-zü zü kumen | 2 yezzunt Go 16 gancz zelassen M ef. mama lieb Go 34 disen Go ut nichil videat nec senciat nisi deum. Et tunc, quodammodo sic deificatus et transformatus in deum, ad quodcumque se uertet, nil nisi deum considerabit. Et quidquid operis faciat, non ho- mini, sed soli deo existimabit. Dum hanc formam tenebit, in ' omnibus deum uidebit et in la- zo : bore actiue contemplatiuam ha- : bebit. Et sicontingat, ymmoque continget, ab hac nobili forma discedere, ad ipsam statim nita- 15 herczzen Go
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196 vnd sol daz tun als oft vnd als dicke, bis daz er ez recht prenge in ein zoüweliche vnd wol ge- schickte guten gewonheit. Der s sol auch gelaüben, daz er ein solich ding mer erwerbe von der gotlichen miltikait wenn von eigener klücheit vnd stetikait. Vnd ob dich duncket, daz dir 10 dise dinck alzu swer seint, so ste doch hernach, dastü allezeit vnd in allen dingen denckest zü tun, daz do got mer ere beweisende sey vnd Christo mer enlichen : 15 sey, dir vnd deinem nehsten mer : nüecze [79"] sey vnd deinem . eigen leichnam mer peinlich vnd schemlich sey. Daz vns geruche zü geben, der do gebenedict ist 20 ewiclichen ! Daz achte ist ein lustiges reizzen vnd züzihen. ‘№ [ Erw sele ist zülosen worden, | do der lieb gerett hat’, vnd 25 die andern wort do selbest. O wie ein wundersame vnd vnauz- : sprechenliche craft der libe! Sie neiget got zii der erden. Sie erhebet daz menschliche gemute 13 beweisender Go Stachel der Liebe tur redire. Et hoc tociens faciat, ut quasi in habitum ducat. Et hoc magis honore [ ?] et diuina largitate quam aliqua industria se impetrare credat. Etsi hecom- s nia tibi nimis difficilia uideantur, saltem ad hoc conare, ut semper in omnibus queras facere, quod sit magis honorificum deo, con- forme Christo, [144"*] vtile tibi et proximo, afflictiuum et igno- miniosum corpori proprio. Quod nobis concedat, qui est bene- dietus in secula seculorum! pe VIII. Quoddam delectabile s et allectiuum. *A NiMA mea liquefacta est, ut dilectus meus locutus est' etc. O mira et inestimabilis virtus amoris! Deum inclinat ad ter- s : ram, mentem eleuat ad patriam. 18 schemlich] versmechleich M 21 Kap.II8. Text ausGo. Nur in Go überliefert. Der Text von M MI R stellt eine selbständige Übersetzng dar. Überschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (BI. 70%) vorangestellt ist, wihrend vor dem Ka- pitel selbst nur steht Daz VITI capitel S B'n Go. Das acht ist ein lustleichs vii ein zulockendes ding M, Das acht ist ein lüstigs vnd zw lockuntz ding MI 23 zeflossen M 29 menschliche gemute] h'rcz M 26 wunderware M 28 dem ertreich M
196 vnd sol daz tun als oft vnd als dicke, bis daz er ez recht prenge in ein zoüweliche vnd wol ge- schickte guten gewonheit. Der s sol auch gelaüben, daz er ein solich ding mer erwerbe von der gotlichen miltikait wenn von eigener klücheit vnd stetikait. Vnd ob dich duncket, daz dir 10 dise dinck alzu swer seint, so ste doch hernach, dastü allezeit vnd in allen dingen denckest zü tun, daz do got mer ere beweisende sey vnd Christo mer enlichen : 15 sey, dir vnd deinem nehsten mer : nüecze [79"] sey vnd deinem . eigen leichnam mer peinlich vnd schemlich sey. Daz vns geruche zü geben, der do gebenedict ist 20 ewiclichen ! Daz achte ist ein lustiges reizzen vnd züzihen. ‘№ [ Erw sele ist zülosen worden, | do der lieb gerett hat’, vnd 25 die andern wort do selbest. O wie ein wundersame vnd vnauz- : sprechenliche craft der libe! Sie neiget got zii der erden. Sie erhebet daz menschliche gemute 13 beweisender Go Stachel der Liebe tur redire. Et hoc tociens faciat, ut quasi in habitum ducat. Et hoc magis honore [ ?] et diuina largitate quam aliqua industria se impetrare credat. Etsi hecom- s nia tibi nimis difficilia uideantur, saltem ad hoc conare, ut semper in omnibus queras facere, quod sit magis honorificum deo, con- forme Christo, [144"*] vtile tibi et proximo, afflictiuum et igno- miniosum corpori proprio. Quod nobis concedat, qui est bene- dietus in secula seculorum! pe VIII. Quoddam delectabile s et allectiuum. *A NiMA mea liquefacta est, ut dilectus meus locutus est' etc. O mira et inestimabilis virtus amoris! Deum inclinat ad ter- s : ram, mentem eleuat ad patriam. 18 schemlich] versmechleich M 21 Kap.II8. Text ausGo. Nur in Go überliefert. Der Text von M MI R stellt eine selbständige Übersetzng dar. Überschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (BI. 70%) vorangestellt ist, wihrend vor dem Ka- pitel selbst nur steht Daz VITI capitel S B'n Go. Das acht ist ein lustleichs vii ein zulockendes ding M, Das acht ist ein lüstigs vnd zw lockuntz ding MI 23 zeflossen M 29 menschliche gemute] h'rcz M 26 wunderware M 28 dem ertreich M
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Buch II Kap. 8: Go zů dem vaterlande. Sie pindet züsammen got vnd die sele zu den ewigen eren. got zü menschen vnd den men- 5schen zu got. Den zeitlichen machet sie ewig, sie totet den vntotlichen vnd den totlichen macht sie vntotlich. Den nider- sten seczt sie vor hoch. Denveint 10 macht sie zü freünde. Sie ma- chet den knecht zü einem sun, vnd den verschmelichen macht sie geachtbert. Sie machet die kalten dinck fewrig, vnd die vin- i Sie machet : 15 stern dinck macht sie liecht vnd : clar vnd die herten dinck ma- : chet sie waich vnd zülozzen. Wenn 'mein sele ist zülozzen worden, do der libe gerett hat’. 20 O dü wunderliches vnd gelust- liches wort! O herre, mein got! Ich pin so gar frater vnd schalk- 197 deum et animam simul conglu- tinat ad gloriam, deum facit hominem et hominem facit de- um, temporalem facit eternum, inmortalem occidit, mortalem 5 inmortalem facit et ymum ex- celsum constituit, inimicum fa- cit amicum, seruum facit filium et abhominabilem facit glorio- sum, frigida facit ignea, obscura facit clara et dura facit liquida. ; Nam 'anima mea liquefacta est, ; Domine deus meus, ego vilissi- haftiger kneht, der ich auch nicht : bin wirdig dein creature zii 25 haizzen noch zü sein. Wie pin ich dir mit so starcken panden der libe zugebunden, daz ich von deinem wort bin zülozzen worden von libe! O du prunst der libe, so der dů die innersten dinck dez : gemutes auzgeüzzest in got! If. pindet züsammen] veraint mit ein and’ M 11 sun] chind M 13 geachtbert] erberg M 18f. zülozzen worden] zeflossen M 22 so gar frater] aller snôdist M 24f. ze wesen noch gent werdn M 29 du prunst] hiez M irdischen Go smechtn M send M vh lustpars M Go zeflossen M krefte des h'rezń M ut dilectus locutus est'. O uer- bum admirabile et delectabile! — 5 mus et neguissimus seruus tuus, gui eciam non sum dignus aligua tua creatura uocari nec esse. guomodo sum tibi tanto vin- culo colligatus, ut ad verbum zo : tuum pre amore fuerim lique- factus? O ardor amoris, qui : intima mentis in deum effundis! 8f. nidersten] 12 vnmenschlichen Go, ver- 17 waich vnd zülozzen] flies- 20f. wunderbars 24 wirdig fehlt 28 zülozzen worden] 30f. dinek dez gemutes]
Buch II Kap. 8: Go zů dem vaterlande. Sie pindet züsammen got vnd die sele zu den ewigen eren. got zü menschen vnd den men- 5schen zu got. Den zeitlichen machet sie ewig, sie totet den vntotlichen vnd den totlichen macht sie vntotlich. Den nider- sten seczt sie vor hoch. Denveint 10 macht sie zü freünde. Sie ma- chet den knecht zü einem sun, vnd den verschmelichen macht sie geachtbert. Sie machet die kalten dinck fewrig, vnd die vin- i Sie machet : 15 stern dinck macht sie liecht vnd : clar vnd die herten dinck ma- : chet sie waich vnd zülozzen. Wenn 'mein sele ist zülozzen worden, do der libe gerett hat’. 20 O dü wunderliches vnd gelust- liches wort! O herre, mein got! Ich pin so gar frater vnd schalk- 197 deum et animam simul conglu- tinat ad gloriam, deum facit hominem et hominem facit de- um, temporalem facit eternum, inmortalem occidit, mortalem 5 inmortalem facit et ymum ex- celsum constituit, inimicum fa- cit amicum, seruum facit filium et abhominabilem facit glorio- sum, frigida facit ignea, obscura facit clara et dura facit liquida. ; Nam 'anima mea liquefacta est, ; Domine deus meus, ego vilissi- haftiger kneht, der ich auch nicht : bin wirdig dein creature zii 25 haizzen noch zü sein. Wie pin ich dir mit so starcken panden der libe zugebunden, daz ich von deinem wort bin zülozzen worden von libe! O du prunst der libe, so der dů die innersten dinck dez : gemutes auzgeüzzest in got! If. pindet züsammen] veraint mit ein and’ M 11 sun] chind M 13 geachtbert] erberg M 18f. zülozzen worden] zeflossen M 22 so gar frater] aller snôdist M 24f. ze wesen noch gent werdn M 29 du prunst] hiez M irdischen Go smechtn M send M vh lustpars M Go zeflossen M krefte des h'rezń M ut dilectus locutus est'. O uer- bum admirabile et delectabile! — 5 mus et neguissimus seruus tuus, gui eciam non sum dignus aligua tua creatura uocari nec esse. guomodo sum tibi tanto vin- culo colligatus, ut ad verbum zo : tuum pre amore fuerim lique- factus? O ardor amoris, qui : intima mentis in deum effundis! 8f. nidersten] 12 vnmenschlichen Go, ver- 17 waich vnd zülozzen] flies- 20f. wunderbars 24 wirdig fehlt 28 zülozzen worden] 30f. dinek dez gemutes]
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198 Wann mein sele waz herte als ein adamas, aber nu züfleüzzet sie von libe. Nu get sie auz ir selbes vnd ergeuzzet sich zü- s male in got. Sie lezzet ir eigen stat vnd lauft in got. Sie wirt recht also versuffen vnd ver- slunden von got vnd vergizzet ir selbes. O libe, waz gib ich 1. dir, daz dü mich gotlichen ge- macht hast? 'Ich lebe, aber yczunt nicht ich, sunder Chri- stus lebet in mir’. O libe, wie | | | gar vnsprechlichen ist dein craft, : 15 Seint dastü einen [79""] irdischen slam in got wandelst! Waz ist | doch mechtiger wann dů, waz : ist suzzer, waz ist wünniclicher! 20 dii, seint daz dü die irdischen dinck in den himel seczzest! O libe, die du mich vereynet machest mit meinem liebge- habten! O du selige libe, die vns 25 senesochende machet, daz wir aufenthalten werden in dem vmbvange vnsers preütigams! O dü begirliche lieb, die dü vns durftigen petler volmachest mit ' quid nobilius, obsecro, qui ter- Ich pit dich, waz ist edler wenn : » den hohsten wollusten! Aber o : dü sele, ist ob du zülazzen wur- - dest oder zülazzen pist von dem : wort dez preütigams, wie er- leidestu sein vmbvenge ? 2 nu] noch Go Go gehabten] gesponsen M Wie | ss wurdestu nicht zümale verzert . 7f. versuffen vnd verslunden] v'flicket M 15f. irdischen slam] erdklos M 29 potlorn Go Stachel der Liebe Nam adamantina erat anima mea, nunc autem amore liques- cit, nunc autem extra se exit et in deum totaliter se diffundit, proprium locum relinquit et in deum incurrit, absorbetur a deo et obliuiscitur sui. O amor, quid tibi tribuam, quod me fecisti di- uinum? 'Viuo, autem iam non ego, viuit in me Christus'. Ine- narrabilis est uirtus tua, o amor. qui lutum in deum transfiguras. wv Quid ergo te [144""] potencius, quid dulcius, quidque iocundius, rena ponis in celo? Deficio tui memor, o amor, qui facis me vniri dilecto. O felix amor, qui nos langwidos facis sponsi nostri amplexibus sustentari! O desi- 2o derabilis amor, qui summis deli- cijs reples egenos! Sed, o anima, si liquefacta es ad verbum eius, quomodo sustines amplexus eius? Quomodo non es con-% 12 yczzunt 18 wunsamer M 23f. lieb- 31 zeflosson M
198 Wann mein sele waz herte als ein adamas, aber nu züfleüzzet sie von libe. Nu get sie auz ir selbes vnd ergeuzzet sich zü- s male in got. Sie lezzet ir eigen stat vnd lauft in got. Sie wirt recht also versuffen vnd ver- slunden von got vnd vergizzet ir selbes. O libe, waz gib ich 1. dir, daz dü mich gotlichen ge- macht hast? 'Ich lebe, aber yczunt nicht ich, sunder Chri- stus lebet in mir’. O libe, wie | | | gar vnsprechlichen ist dein craft, : 15 Seint dastü einen [79""] irdischen slam in got wandelst! Waz ist | doch mechtiger wann dů, waz : ist suzzer, waz ist wünniclicher! 20 dii, seint daz dü die irdischen dinck in den himel seczzest! O libe, die du mich vereynet machest mit meinem liebge- habten! O du selige libe, die vns 25 senesochende machet, daz wir aufenthalten werden in dem vmbvange vnsers preütigams! O dü begirliche lieb, die dü vns durftigen petler volmachest mit ' quid nobilius, obsecro, qui ter- Ich pit dich, waz ist edler wenn : » den hohsten wollusten! Aber o : dü sele, ist ob du zülazzen wur- - dest oder zülazzen pist von dem : wort dez preütigams, wie er- leidestu sein vmbvenge ? 2 nu] noch Go Go gehabten] gesponsen M Wie | ss wurdestu nicht zümale verzert . 7f. versuffen vnd verslunden] v'flicket M 15f. irdischen slam] erdklos M 29 potlorn Go Stachel der Liebe Nam adamantina erat anima mea, nunc autem amore liques- cit, nunc autem extra se exit et in deum totaliter se diffundit, proprium locum relinquit et in deum incurrit, absorbetur a deo et obliuiscitur sui. O amor, quid tibi tribuam, quod me fecisti di- uinum? 'Viuo, autem iam non ego, viuit in me Christus'. Ine- narrabilis est uirtus tua, o amor. qui lutum in deum transfiguras. wv Quid ergo te [144""] potencius, quid dulcius, quidque iocundius, rena ponis in celo? Deficio tui memor, o amor, qui facis me vniri dilecto. O felix amor, qui nos langwidos facis sponsi nostri amplexibus sustentari! O desi- 2o derabilis amor, qui summis deli- cijs reples egenos! Sed, o anima, si liquefacta es ad verbum eius, quomodo sustines amplexus eius? Quomodo non es con-% 12 yczzunt 18 wunsamer M 23f. lieb- 31 zeflosson M
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Buch II Kap. 8: Go vnd zünichte von seinen kussen, ist dastü zülazzen worden pist von seinem züsprechen? Wie pistu nicht recht versuffen vnd : s verslunden, do dů in die wunden - gingest vnd zü seinem herczen . komest ? O wie ein wundersame suzzikait vnd wundersame wun- verdinen zii nennen! dine nicht zii sein ein dirne, vnd pin wert gemacht zii sein die allerlibste in den wollusten. » Wer vermag doch anzüsehen gar einen klainen funcken so gar grozzer libe? Waz ist doch daz ? Ich kan ez nicht begreiffen, sunder ich erschricke von wun- 20 der vnd byn wunniclich vor ge- lustikait vnd bin truncken vor herczenlichen frewden. Aber waz hab ich verdinet? Waz hab ich getan, lieber herre, 2 dastů mir so grozze guttet erbewtest? Ich hab dich ge- echtet. vnd ich pin in dich ge- saczt worden. Ich hab dein antlucz verspeiet, vnd dü hast so mir deinen kusse gegeben. Ich hab dich mit dem swert ver- wundet, vnd dü hast mich erlost mit libe. Ich hab dich smerczens vol gemacht, vnd ss dů hast mich vol gemacht frew- 2 zeflossen M 10 keuwen] erkennen Go 199 sumpta ad oscula, si liquefacta es ad affatum eius? Quomodo non es absorpta, cum intrares per vulnera eius perueniens ad eor eius? Sed o mira dulcedo, 5 mira iocunditas, ut, quod non , mereremur nominare, possimus ; masticare! Non mereor osse an- dersamikait, daz wir ein soliches : 1» mügen keuwen, daz wir nicht : Ich ver- . cilla, et factus sum carissima in delicijs. Quis sufficit tanti amo- 10 ris eciam scintillam modicam intueri? Quid est hoc? Capere nequeo, sed obstupesco admira- cione, iocundor delectacione, inebrior exultacione. Sed quid w merui? Quid feci, ut tanta michi benificia exhiberes ? Te persecutus sum et in te col- locatus sum. Tuam faciem con- spui, tuum osculum michi tri- 20 buisti. Te vulneraui gladio, et tu me amore liberasti. Te repleui do- lore, et tu megaudio, exultacione 4f. versuffen vnd verslunden] verfleckt M 14 lüsten M 19f. erschricke von wunder] wunder mich M 15 doch] nicht Go 29 verspirezt M
Buch II Kap. 8: Go vnd zünichte von seinen kussen, ist dastü zülazzen worden pist von seinem züsprechen? Wie pistu nicht recht versuffen vnd : s verslunden, do dů in die wunden - gingest vnd zü seinem herczen . komest ? O wie ein wundersame suzzikait vnd wundersame wun- verdinen zii nennen! dine nicht zii sein ein dirne, vnd pin wert gemacht zii sein die allerlibste in den wollusten. » Wer vermag doch anzüsehen gar einen klainen funcken so gar grozzer libe? Waz ist doch daz ? Ich kan ez nicht begreiffen, sunder ich erschricke von wun- 20 der vnd byn wunniclich vor ge- lustikait vnd bin truncken vor herczenlichen frewden. Aber waz hab ich verdinet? Waz hab ich getan, lieber herre, 2 dastů mir so grozze guttet erbewtest? Ich hab dich ge- echtet. vnd ich pin in dich ge- saczt worden. Ich hab dein antlucz verspeiet, vnd dü hast so mir deinen kusse gegeben. Ich hab dich mit dem swert ver- wundet, vnd dü hast mich erlost mit libe. Ich hab dich smerczens vol gemacht, vnd ss dů hast mich vol gemacht frew- 2 zeflossen M 10 keuwen] erkennen Go 199 sumpta ad oscula, si liquefacta es ad affatum eius? Quomodo non es absorpta, cum intrares per vulnera eius perueniens ad eor eius? Sed o mira dulcedo, 5 mira iocunditas, ut, quod non , mereremur nominare, possimus ; masticare! Non mereor osse an- dersamikait, daz wir ein soliches : 1» mügen keuwen, daz wir nicht : Ich ver- . cilla, et factus sum carissima in delicijs. Quis sufficit tanti amo- 10 ris eciam scintillam modicam intueri? Quid est hoc? Capere nequeo, sed obstupesco admira- cione, iocundor delectacione, inebrior exultacione. Sed quid w merui? Quid feci, ut tanta michi benificia exhiberes ? Te persecutus sum et in te col- locatus sum. Tuam faciem con- spui, tuum osculum michi tri- 20 buisti. Te vulneraui gladio, et tu me amore liberasti. Te repleui do- lore, et tu megaudio, exultacione 4f. versuffen vnd verslunden] verfleckt M 14 lüsten M 19f. erschricke von wunder] wunder mich M 15 doch] nicht Go 29 verspirezt M
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b 10 = = 25 25 30 200 den, trostes vnd aufspringen- der frolichkeit. Ich hab dich, : meum, et tu michi felicem uitam Stachel der Liebe . et consolacione. Occidi te deum meinen got, getotet, vnd du hast mir ein seliges leben be- schert. O wie ein wunderliche [80'^] wunderwandelunge deiner rechten hant! Dorvmb so ist ez nicht wunder, ob mein hercze zülazzen wirt von deinem worte. Ja zwar, ich wil furbaz mer zümal zülazzen werden vnd zu- mal enzundet werden, auf die rede daz auzgegossen sey. Ich sol auch nichtsnicht on dich enpfinden noch sehen. wort vnd werck sullen auch in kein ander dink gen noch ge- want werden in keine weise. ich zümal in dich ; tribuisti. O mira mutacio dextre tue! Non ergo mirum, si ad uer- bum tuum liquescit cor meum. Ynmmo, de cetero totus accendar et totus liquefiam, ut [145'*] to- taliter in te sim effusus, nichil preterte senciam, uideam. Nec in , aliud cogitata, dicta, facta tran- . seant vllomodo. Ymmo, mirum Mein gedencken, videtur, quomodo non sumus ‚ Sic intenti ad te omniaque igno- Vnd ia fur war, ez ist wunder, : wie wir nicht so gar auf dich verflissen sein, daz wir vmb alle dinck nicht wizzen wenn nur vmb dich. Vnd ist daz wir dich : haben, waz wolle wir doch : mer? Dorvmb, dü allersuzzister herre, in dir muzze ruen vnser | tur a nobis ? gemute vnd muzze auch nicht ' gar ein cleines von dir gesundert werden. Wenn ez wer gar tor- lichen zü gen auz so gar edeler, wunniclicher stat. ^ Vnd wie turre wir doch anders icht ge- sehen, wenn vnsern allerlibsten preütigam, daz er vns nicht gestolen vnd vnterzogen werde! . Waz beweget vns doch anders : 9 zülazzen wirt] zefleuszt .M remus preter te. Si habemus te, in quid amplius uolumus ? te ergo, dulcissime, «quiescat mens nostra et a te nec ad modi- cum separetur. Stultissimum quidem est tam nobilissimum et iocundissimum locumexire. Quo- modo audemus nisi dulcissimum sponsum inspicere, ne subtraha- Quid, queso. nos 26 wir fehlt Go In x 10 20
b 10 = = 25 25 30 200 den, trostes vnd aufspringen- der frolichkeit. Ich hab dich, : meum, et tu michi felicem uitam Stachel der Liebe . et consolacione. Occidi te deum meinen got, getotet, vnd du hast mir ein seliges leben be- schert. O wie ein wunderliche [80'^] wunderwandelunge deiner rechten hant! Dorvmb so ist ez nicht wunder, ob mein hercze zülazzen wirt von deinem worte. Ja zwar, ich wil furbaz mer zümal zülazzen werden vnd zu- mal enzundet werden, auf die rede daz auzgegossen sey. Ich sol auch nichtsnicht on dich enpfinden noch sehen. wort vnd werck sullen auch in kein ander dink gen noch ge- want werden in keine weise. ich zümal in dich ; tribuisti. O mira mutacio dextre tue! Non ergo mirum, si ad uer- bum tuum liquescit cor meum. Ynmmo, de cetero totus accendar et totus liquefiam, ut [145'*] to- taliter in te sim effusus, nichil preterte senciam, uideam. Nec in , aliud cogitata, dicta, facta tran- . seant vllomodo. Ymmo, mirum Mein gedencken, videtur, quomodo non sumus ‚ Sic intenti ad te omniaque igno- Vnd ia fur war, ez ist wunder, : wie wir nicht so gar auf dich verflissen sein, daz wir vmb alle dinck nicht wizzen wenn nur vmb dich. Vnd ist daz wir dich : haben, waz wolle wir doch : mer? Dorvmb, dü allersuzzister herre, in dir muzze ruen vnser | tur a nobis ? gemute vnd muzze auch nicht ' gar ein cleines von dir gesundert werden. Wenn ez wer gar tor- lichen zü gen auz so gar edeler, wunniclicher stat. ^ Vnd wie turre wir doch anders icht ge- sehen, wenn vnsern allerlibsten preütigam, daz er vns nicht gestolen vnd vnterzogen werde! . Waz beweget vns doch anders : 9 zülazzen wirt] zefleuszt .M remus preter te. Si habemus te, in quid amplius uolumus ? te ergo, dulcissime, «quiescat mens nostra et a te nec ad modi- cum separetur. Stultissimum quidem est tam nobilissimum et iocundissimum locumexire. Quo- modo audemus nisi dulcissimum sponsum inspicere, ne subtraha- Quid, queso. nos 26 wir fehlt Go In x 10 20
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Buch II Kap. 9: Br 201 icht anzüsehen? Man sage mir: Seint die irdischen ding nicht ein vnflat, vnd dicz ding ist daz hohste gut? Werden s doch nicht alle dinck vnsmack- haft ? Vnd wie werden niht alle dinck stinckende in der gegenwurtikait so grozzes guten ? C O! O! O du torheit solicher 1o vngutigen leute! Komet vnd keret wider, ir vbertreter, zü ewern herezen! Benvmet ist euch daz reich gotes, vnd ir wutet nach stinckendem eyter i5 vnd vntergebet euch dem teü- felischen dinste ? Sicherlichen, in euch ist ewer got. Keret euch zü im vnd geprauchet sein vnd lazzet euchdarangenügen. Vnd dicz sey 20 ewer geburndes tail. Daz vns ge- ruche zü geben, der do gebene- dickt ist ewiclichen! Amen. mouet aliud intueri? Nonne terrena sunt stercora et hoc est summum bonum ? Quomodo omnia non desipiunt, quomodo omnia non fetent ad presenciam 5 tanti boni? O! O! O stulticia hominum impiorum! Redite, preuari- catores, ad cor! In uobis est regnum dei, et uos pro sanie 10 fetidissima insanitis et dyaboli- cam seruitutem subitis? In uo- bis, certe, est deus vester. Con- uertimini super eum et fruimini ipso. Hoc contenti sitis, et hec 15 sit porcio vestra! Quod conce- dat etc. Daz newnde capitel ist, IX. Quod bene ordinatus daz ein mensche wol ge- sit in cogitacione, locu- 25 schicket vnd geordent sey cione et operacione. in seinen gedancken, wor- ten vnd wercken. ER knecht gotes scholde nimmer anders icht ge- ERUUS dei nunquam deberet nec aliud nec aliter cogitare, 20 14 wutet nach I nicht Go Benvmen Go 12 herczzen Go 20 geburtes Go seyt vnsynnick vmb M 23 Kap. I19. Text aus Br. Uberliefert in BrNMMIRGo. Uber- schrift aus dem (Bl. 257) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz ezwelfte capitel diser ler Br, Daz ist daz XII Ca- pitel N, Das Neunt capitel ist das d' mësch sey wol geordnet i gedäken redn vi wirküg M, Das neünd das der mensch wol geordent sey in ge- dancken in worten vnd in wercki MI, Daz IX Capitel s. B'n Go 23 newnde] czwelfte Br 28 sol NMI 29 nicht N, nichtz MI
Buch II Kap. 9: Br 201 icht anzüsehen? Man sage mir: Seint die irdischen ding nicht ein vnflat, vnd dicz ding ist daz hohste gut? Werden s doch nicht alle dinck vnsmack- haft ? Vnd wie werden niht alle dinck stinckende in der gegenwurtikait so grozzes guten ? C O! O! O du torheit solicher 1o vngutigen leute! Komet vnd keret wider, ir vbertreter, zü ewern herezen! Benvmet ist euch daz reich gotes, vnd ir wutet nach stinckendem eyter i5 vnd vntergebet euch dem teü- felischen dinste ? Sicherlichen, in euch ist ewer got. Keret euch zü im vnd geprauchet sein vnd lazzet euchdarangenügen. Vnd dicz sey 20 ewer geburndes tail. Daz vns ge- ruche zü geben, der do gebene- dickt ist ewiclichen! Amen. mouet aliud intueri? Nonne terrena sunt stercora et hoc est summum bonum ? Quomodo omnia non desipiunt, quomodo omnia non fetent ad presenciam 5 tanti boni? O! O! O stulticia hominum impiorum! Redite, preuari- catores, ad cor! In uobis est regnum dei, et uos pro sanie 10 fetidissima insanitis et dyaboli- cam seruitutem subitis? In uo- bis, certe, est deus vester. Con- uertimini super eum et fruimini ipso. Hoc contenti sitis, et hec 15 sit porcio vestra! Quod conce- dat etc. Daz newnde capitel ist, IX. Quod bene ordinatus daz ein mensche wol ge- sit in cogitacione, locu- 25 schicket vnd geordent sey cione et operacione. in seinen gedancken, wor- ten vnd wercken. ER knecht gotes scholde nimmer anders icht ge- ERUUS dei nunquam deberet nec aliud nec aliter cogitare, 20 14 wutet nach I nicht Go Benvmen Go 12 herczzen Go 20 geburtes Go seyt vnsynnick vmb M 23 Kap. I19. Text aus Br. Uberliefert in BrNMMIRGo. Uber- schrift aus dem (Bl. 257) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz ezwelfte capitel diser ler Br, Daz ist daz XII Ca- pitel N, Das Neunt capitel ist das d' mësch sey wol geordnet i gedäken redn vi wirküg M, Das neünd das der mensch wol geordent sey in ge- dancken in worten vnd in wercki MI, Daz IX Capitel s. B'n Go 23 newnde] czwelfte Br 28 sol NMI 29 nicht N, nichtz MI
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202 Stachel der Liebe dencken, reden noch gewürcken, | loqui et operari, quam ut deum denn alz ab er got sehe von ant- | facie ad faciem videret. Non lůcz czu antlůcze. Wenn doran | enim dubium est, quod sic est ' nobis presens deus et sic nos : uidet, sicut si essemus in celo s , empyreo in sede beate virginis, fewrscheinenden himel auf dem ' ist nicht czweifel: Vns ist io got 5 also kegenwürtig vnd sihet vns, geleich alz ab wir weren in dem stule der allerseligsten junck- frawen Maria, alleine got alhie 1 alzo nicht einfleüsset alz dort. Vnd wy wol daz ist daz wir yn nicht sehen, sint daz wir wissen, daz er pei vns ist vnd ia in den ynnersten dingen vnsers . 15 herczen, zo schülle wir doch dorvm nicht mer noch mynner noch anders bürcken, [607] reden noch gedencken, denn alz ob wir quamuis non sic influat hic sicut ibi. Et ideo, licet eum non uidea- mus, ex quo scimus eum esse iuxta nos et eciam in intimis cordis nostri, non debemus prop- ter hoc plus uel minus uel aliter operari, loqui (145'"] aut cogi- tare, quam si semper uideremus . eum. Timeret enim seruus impe- 15 . ratorem, si sciret, quod impera- ; tor esset iuxta eum et videret yn alleczeit sehen. Wann eines : 20 káisers knecht, &b der wüst, daz der keiser pey ym wer vnd yn auch sehe, alleine; der selbe knecht den keiser nicht ge- sehen mochte, dennoch geleich 2, wol wirde er sich alzo sere , vórchten, alz ob er den keiser ' hinwider auch sehe. Vnd is ist io eigen vnd gewónlich an einem iczlichen knecht, daz er so sich vórcht, zo er von seinem herren gesehen wirt. Wenn 1 wurcken Br fehlt M 4 Vns) vn M als M 7 vnerscheynenden Go riam M1, marian Go fehlt Br 16 mynner] nyfñer N Go ob fehlt Br N chaiser M 2 denn] weni M M1 Go got ye M 10 einfleûset Br, zu-|zefileust M 13 ia] auch N M, doch M1 Go 17,18 nach Br 22 auch] nicht Br N M1 sehö N, angesehen MI eum. Quamuis ipse non posset uidere imperatorem, tamen tan- tum timeret, quantum ipse ti- » meret, si imperatorem videret. Et proprium est cuilibet seruo timere, cum videtur & domino. ab er] aber N 5 also] allis Br 8f. mit junckfrawen N. ab vns] 9 ma- 11 Vnd 15 doch] auch M 18 denn] wen M M1 Go 23f. nicht gesehn mocht den 26 ob fehlt Br 28 io fehlt Go
202 Stachel der Liebe dencken, reden noch gewürcken, | loqui et operari, quam ut deum denn alz ab er got sehe von ant- | facie ad faciem videret. Non lůcz czu antlůcze. Wenn doran | enim dubium est, quod sic est ' nobis presens deus et sic nos : uidet, sicut si essemus in celo s , empyreo in sede beate virginis, fewrscheinenden himel auf dem ' ist nicht czweifel: Vns ist io got 5 also kegenwürtig vnd sihet vns, geleich alz ab wir weren in dem stule der allerseligsten junck- frawen Maria, alleine got alhie 1 alzo nicht einfleüsset alz dort. Vnd wy wol daz ist daz wir yn nicht sehen, sint daz wir wissen, daz er pei vns ist vnd ia in den ynnersten dingen vnsers . 15 herczen, zo schülle wir doch dorvm nicht mer noch mynner noch anders bürcken, [607] reden noch gedencken, denn alz ob wir quamuis non sic influat hic sicut ibi. Et ideo, licet eum non uidea- mus, ex quo scimus eum esse iuxta nos et eciam in intimis cordis nostri, non debemus prop- ter hoc plus uel minus uel aliter operari, loqui (145'"] aut cogi- tare, quam si semper uideremus . eum. Timeret enim seruus impe- 15 . ratorem, si sciret, quod impera- ; tor esset iuxta eum et videret yn alleczeit sehen. Wann eines : 20 káisers knecht, &b der wüst, daz der keiser pey ym wer vnd yn auch sehe, alleine; der selbe knecht den keiser nicht ge- sehen mochte, dennoch geleich 2, wol wirde er sich alzo sere , vórchten, alz ob er den keiser ' hinwider auch sehe. Vnd is ist io eigen vnd gewónlich an einem iczlichen knecht, daz er so sich vórcht, zo er von seinem herren gesehen wirt. Wenn 1 wurcken Br fehlt M 4 Vns) vn M als M 7 vnerscheynenden Go riam M1, marian Go fehlt Br 16 mynner] nyfñer N Go ob fehlt Br N chaiser M 2 denn] weni M M1 Go got ye M 10 einfleûset Br, zu-|zefileust M 13 ia] auch N M, doch M1 Go 17,18 nach Br 22 auch] nicht Br N M1 sehö N, angesehen MI eum. Quamuis ipse non posset uidere imperatorem, tamen tan- tum timeret, quantum ipse ti- » meret, si imperatorem videret. Et proprium est cuilibet seruo timere, cum videtur & domino. ab er] aber N 5 also] allis Br 8f. mit junckfrawen N. ab vns] 9 ma- 11 Vnd 15 doch] auch M 18 denn] wen M M1 Go 23f. nicht gesehn mocht den 26 ob fehlt Br 28 io fehlt Go
Strana 203
Buch II Kap. 9: Br aber der knecht wůste, daz in sein herre nicht gesehen möchte vnd auch nicht gewissen möcht, waz der knecht tete, zo würde s er 10 denn, alz ich wene, seinen herren nicht fürchten. Aber wüst er, daz yn der her sehe vnd er den herren doch nicht 10 io ser fürchten. Vil mer dorvm schül wir alleczeit beweget werden init forchten vnd er- ! wirdikeit, mit andacht, lib vnd schemung der sinden in der 13 kegenwWrtikeit vnsers gotes, der mit vns vnd in vns ist vnd alle dinck sihet. Es ist werlich wunder, wy ein sülcher cleiner funck. alz vnser hercz ist, nicht 20 czumal vorslunden wirt von 203 Nam si sciret pro certo, quod dominus suus non posset eum uidere nec scire, quid seruus fa- ceret, non timeret tunc domi- num, prout puto. Sed si sciret s se videri a domino et dominum tamen uidere non posset, tunc ; multum timeret. Quanto magis gesehen möcht, zo würd er sich ; der grossen güte gotis, vnd wy ; ein [60%] knecht vor lib gotis, : seines herren, nicht alczeit geet, : alz ab er truncken sey. Ich ge- ' 2; laub, daz ein silches geschee: wenn er sein hercz der grossen ' gûte gotes czufugen .wirde, er wer auch in diser masse besser : vnd volkómener. Vnd wer sein so hercz auf daz hóchste czugefigen möchte in süllcher weise, daz er czumal aller ding ane gotes : 1 wüste] gewest M MI 5 io fehlt Go Jehlt M1 Go lib fehlt M1 h'rrn M 17 dinkch N libe Go 24 sey] wer Br 32 er fehlt Br 12f. orberkeit Br 3 vnd bis möcht fehlt N 6 nicht fchlt Br ergo coram deo nostro, qui no- biscum et in nobis est et omnia intuetur, debemus moueri sem- per timore, reuerencia et deuo- cione, amore et erubescencia peccatorum. Mirum est, certe, quomodo sic modica scintilla, sicut est cor nostrum, non ab- sorbetur totaliter ab inmensa bonitate dei, et guomodo seruus amore eius semper inebriatus non incedit. Hoc, credo, fieret: 20 si illi bonitati inmense vellet applicare cor suum, tanto me- lior et perfeccior esset. Et qui in summo applicare posset, ut penitus oblitus omnium preter +5 m 1 geweisen Br, wissen 7 er fehlt Br 10 io] zo Br, 13 andachtiger N, andechtichait M1 14 schewiig Br N, scham M1, schômunge Go 21 giite gotis] gotes guten Go 28 vil pesser N 15 gotes] 22 gotes 30 zufugé N M1
Buch II Kap. 9: Br aber der knecht wůste, daz in sein herre nicht gesehen möchte vnd auch nicht gewissen möcht, waz der knecht tete, zo würde s er 10 denn, alz ich wene, seinen herren nicht fürchten. Aber wüst er, daz yn der her sehe vnd er den herren doch nicht 10 io ser fürchten. Vil mer dorvm schül wir alleczeit beweget werden init forchten vnd er- ! wirdikeit, mit andacht, lib vnd schemung der sinden in der 13 kegenwWrtikeit vnsers gotes, der mit vns vnd in vns ist vnd alle dinck sihet. Es ist werlich wunder, wy ein sülcher cleiner funck. alz vnser hercz ist, nicht 20 czumal vorslunden wirt von 203 Nam si sciret pro certo, quod dominus suus non posset eum uidere nec scire, quid seruus fa- ceret, non timeret tunc domi- num, prout puto. Sed si sciret s se videri a domino et dominum tamen uidere non posset, tunc ; multum timeret. Quanto magis gesehen möcht, zo würd er sich ; der grossen güte gotis, vnd wy ; ein [60%] knecht vor lib gotis, : seines herren, nicht alczeit geet, : alz ab er truncken sey. Ich ge- ' 2; laub, daz ein silches geschee: wenn er sein hercz der grossen ' gûte gotes czufugen .wirde, er wer auch in diser masse besser : vnd volkómener. Vnd wer sein so hercz auf daz hóchste czugefigen möchte in süllcher weise, daz er czumal aller ding ane gotes : 1 wüste] gewest M MI 5 io fehlt Go Jehlt M1 Go lib fehlt M1 h'rrn M 17 dinkch N libe Go 24 sey] wer Br 32 er fehlt Br 12f. orberkeit Br 3 vnd bis möcht fehlt N 6 nicht fchlt Br ergo coram deo nostro, qui no- biscum et in nobis est et omnia intuetur, debemus moueri sem- per timore, reuerencia et deuo- cione, amore et erubescencia peccatorum. Mirum est, certe, quomodo sic modica scintilla, sicut est cor nostrum, non ab- sorbetur totaliter ab inmensa bonitate dei, et guomodo seruus amore eius semper inebriatus non incedit. Hoc, credo, fieret: 20 si illi bonitati inmense vellet applicare cor suum, tanto me- lior et perfeccior esset. Et qui in summo applicare posset, ut penitus oblitus omnium preter +5 m 1 geweisen Br, wissen 7 er fehlt Br 10 io] zo Br, 13 andachtiger N, andechtichait M1 14 schewiig Br N, scham M1, schômunge Go 21 giite gotis] gotes guten Go 28 vil pesser N 15 gotes] 22 gotes 30 zufugé N M1
Strana 204
10 leben. 204 vorgesse, vnd wer mit ganczer meinung dez gemůtes auf in vorflizzen vnd do selbist auch ruet vnd nicht czuhand sich 5 kerthe von zo grossem gute, ich gelaube wol, daz er denn recht alz vorslunden in süzzikeit volpracht vnd gesaczt würde in ein volkumens besen vnd ezwischen trósten vnd trüp- Stachel der Liebe ipsum toto animi conamine in ipsum tenderet, ibi quiesceret, non enim statim a tanto bono resiliens, credo, guod nunc ab- . sorptus dulcedine consumaretur Denn zo würde er : saln, scheltworten vnd erung, . vorspottung | vnd recht vnenpfintlich dorvnder 1 hingeen vnd würde nicht mer fülen wenn got alleine vnd gotes ere begeren. Vnd denn zo mócht er pillicher ein begreiffer dez ebigen lebens geheissen wer- zo den wenn ein wegfertiger in disem leben, vil pillicher ein seliger vnd nicht ein dórftiger, vil pillicher ein engel vnd nicht ein mensch, vil pillicher ein 25 [617] heiliger vnd nicht ein sünder. Vnd ist daz du czu lipkosung | disen dingen begerst czu kumen, : o du mensch, zo halt dise kurcz regel: Wer do wil eines vol- so prachten vnd volkumen wesens vnd lebens sein, der schol an : seiner eigen craft czumal vor- l gancze N 2 gemeinung Br 9f. lobn vn wesen M 12 slecht worte N, scheltwort M1 dürstñ M, enpfinden M1, wollen Go begreiffen N 19 leben M 22 selliger Br 3 do fehlt Br vnd leben fehlt Br N, leben getilgt vor wesen Go geheisen Br 30f. wesens vnd fehlt Br N in statu. Tunc inter consolacio- nes, tribulaciones, uituperia et honores, obprobria et blandi- menta insensibilis pertransiret, nichil senciens nisi deum solum, suum affectans [146""] honorem. Tunc comprehensor dici posset pocius quam uiator, beatus, non miser, angelus, non homo, Sanctus, non peccator. Et si ad hoc pertinere cupis, o homo. hanc breuem regulam tene: Qui- cunque uult esse consumatus in statu, debet de sua virtute tota- 5 grossn güten M erung] crgerüg M 16 fullen N. 18 pilleich' N, pilleich M1 21 vil] vnd Br 32 seinen eigen kreften Go
10 leben. 204 vorgesse, vnd wer mit ganczer meinung dez gemůtes auf in vorflizzen vnd do selbist auch ruet vnd nicht czuhand sich 5 kerthe von zo grossem gute, ich gelaube wol, daz er denn recht alz vorslunden in süzzikeit volpracht vnd gesaczt würde in ein volkumens besen vnd ezwischen trósten vnd trüp- Stachel der Liebe ipsum toto animi conamine in ipsum tenderet, ibi quiesceret, non enim statim a tanto bono resiliens, credo, guod nunc ab- . sorptus dulcedine consumaretur Denn zo würde er : saln, scheltworten vnd erung, . vorspottung | vnd recht vnenpfintlich dorvnder 1 hingeen vnd würde nicht mer fülen wenn got alleine vnd gotes ere begeren. Vnd denn zo mócht er pillicher ein begreiffer dez ebigen lebens geheissen wer- zo den wenn ein wegfertiger in disem leben, vil pillicher ein seliger vnd nicht ein dórftiger, vil pillicher ein engel vnd nicht ein mensch, vil pillicher ein 25 [617] heiliger vnd nicht ein sünder. Vnd ist daz du czu lipkosung | disen dingen begerst czu kumen, : o du mensch, zo halt dise kurcz regel: Wer do wil eines vol- so prachten vnd volkumen wesens vnd lebens sein, der schol an : seiner eigen craft czumal vor- l gancze N 2 gemeinung Br 9f. lobn vn wesen M 12 slecht worte N, scheltwort M1 dürstñ M, enpfinden M1, wollen Go begreiffen N 19 leben M 22 selliger Br 3 do fehlt Br vnd leben fehlt Br N, leben getilgt vor wesen Go geheisen Br 30f. wesens vnd fehlt Br N in statu. Tunc inter consolacio- nes, tribulaciones, uituperia et honores, obprobria et blandi- menta insensibilis pertransiret, nichil senciens nisi deum solum, suum affectans [146""] honorem. Tunc comprehensor dici posset pocius quam uiator, beatus, non miser, angelus, non homo, Sanctus, non peccator. Et si ad hoc pertinere cupis, o homo. hanc breuem regulam tene: Qui- cunque uult esse consumatus in statu, debet de sua virtute tota- 5 grossn güten M erung] crgerüg M 16 fullen N. 18 pilleich' N, pilleich M1 21 vil] vnd Br 32 seinen eigen kreften Go
Strana 205
Buch II Kap. 10: Br czweifeln vnd sich völliclich . der götlichen güte beuelhen vnd ; ir mit ganczem herczen ge- trawen vnd schol auch nichtis- 5 nicht vnderwegen lassen in den dingen, dy sich gepórn czu tun, alzo vil alz daz an im ist, sunder er schol getrewlich tun vnd volpringen alles, daz er er- 1 kennen mag, daz is czu gotes eren gehóre. Aber dennoch in . diser regel ist do pey dy grosse ' gab gottes, vnd wer si hat, der schal getrewlich bekennen, daz 1 er si nicht von ym selb, sunder von got habe, vnd schal auch fürwar wissen, daz er dorczu von ym selb vnmóglich komen mag, sundern daz er vil mer 2» bereit ist czu den dingen, dy do wert sint dez ewigen todis. Daz czehende capitel, wy der mensche geschicket sol seinkegenseinem nechsten. 25 oN dem nechsten schalt V du nemen dise lere. Einen iczlichen menschen in diser werlt schalt du achten, alz ab du iz 1 williglich N 4f. nichts M 7 vil fehle M ist] was M nach Br, darnach M fehlt Br 20 gereit Br N 205 liter desperare et, plenarie se committens in manibus pietatis inmense, toto corde confidat de ipsa nichilque, quantum in se est, obmittens de contingentibus fideliter agat, quod potest cer- nere ad eius pertingere honorem. Sed et hoc in hac regula anne- xum est donum dei permaxi- mum, et quisquis ipsum habu- . erit, non a se, sed a deo fideliter 10 is] ist N 12 dy fehlt M recognoseat, sciens pro certo, quod ad hoc inpossibilis esset per se et pronus pocius ad digna mortis eterne. X. Ordinacio ad proximum. E proximo accipe hanc doc- trinam. Vnumquemque ho- 5 in] an M 6 gepuren N M 11 gehoren N don- 15 selb hat Br 16 habe 22 Kap. II 10. Tezt aus Br. Überliefert in Br N M MI RGo. Über- schrift aus dem (Bl. 25*) vorangestellten Kapitelregister, wührend vor dem Kap. selbst nur steht Daz dreiczehende capitel Br. Das ist das XIII cap. N, Das zehent capitl Ordeniig d’ lieb zu dé nechsten M, Das zehend ist ain ordniing der lieb zu .dem nachsten M1, Daz X Capitel 8 B'n Go 22 zehende] dreiczehende Br 15
Buch II Kap. 10: Br czweifeln vnd sich völliclich . der götlichen güte beuelhen vnd ; ir mit ganczem herczen ge- trawen vnd schol auch nichtis- 5 nicht vnderwegen lassen in den dingen, dy sich gepórn czu tun, alzo vil alz daz an im ist, sunder er schol getrewlich tun vnd volpringen alles, daz er er- 1 kennen mag, daz is czu gotes eren gehóre. Aber dennoch in . diser regel ist do pey dy grosse ' gab gottes, vnd wer si hat, der schal getrewlich bekennen, daz 1 er si nicht von ym selb, sunder von got habe, vnd schal auch fürwar wissen, daz er dorczu von ym selb vnmóglich komen mag, sundern daz er vil mer 2» bereit ist czu den dingen, dy do wert sint dez ewigen todis. Daz czehende capitel, wy der mensche geschicket sol seinkegenseinem nechsten. 25 oN dem nechsten schalt V du nemen dise lere. Einen iczlichen menschen in diser werlt schalt du achten, alz ab du iz 1 williglich N 4f. nichts M 7 vil fehle M ist] was M nach Br, darnach M fehlt Br 20 gereit Br N 205 liter desperare et, plenarie se committens in manibus pietatis inmense, toto corde confidat de ipsa nichilque, quantum in se est, obmittens de contingentibus fideliter agat, quod potest cer- nere ad eius pertingere honorem. Sed et hoc in hac regula anne- xum est donum dei permaxi- mum, et quisquis ipsum habu- . erit, non a se, sed a deo fideliter 10 is] ist N 12 dy fehlt M recognoseat, sciens pro certo, quod ad hoc inpossibilis esset per se et pronus pocius ad digna mortis eterne. X. Ordinacio ad proximum. E proximo accipe hanc doc- trinam. Vnumquemque ho- 5 in] an M 6 gepuren N M 11 gehoren N don- 15 selb hat Br 16 habe 22 Kap. II 10. Tezt aus Br. Überliefert in Br N M MI RGo. Über- schrift aus dem (Bl. 25*) vorangestellten Kapitelregister, wührend vor dem Kap. selbst nur steht Daz dreiczehende capitel Br. Das ist das XIII cap. N, Das zehent capitl Ordeniig d’ lieb zu dé nechsten M, Das zehend ist ain ordniing der lieb zu .dem nachsten M1, Daz X Capitel 8 B'n Go 22 zehende] dreiczehende Br 15
Strana 206
m“ e nA ec 30 » macht. 206 selber seist. Vnd ist daz du daz : selb in deinem herezen wol . sum. Si hoc bene in corde tuo eindruckest, zo ist doran nicht czweifelz, du wirst deines [61"] nechsten pestes liphaben alz dein eigens, vnd waz dich düncken wirt, daz czu seiner selikeit gehóre, daz wirst du für in alz für dich selb fleizzic- liehen schaffen vnd füdern mit gepet, mit dermanunge vnd mit andern dingen, womit du macht. "Vnd wenn du sehen wirst, daz er icht wol tun oder sprechen wirt, zo wirst du vol frewden werden, geleich alz ab du iz selber tetst oder sprechest. Ist aber daz du weist, daz er : in sunden ist oder in einer geist- lichen missetat oder in einem geprechen, zo wirt dir gar leid vm yn sein vnd wirst yn von dem pózzen czu dem guten rüffen vnd zihen, zo du maist Vnd vm dy dürftikeit seines lichenams wirst du mit im mitleidung haben, geleich alz ab du si an deinem eigen leichenam hetest. "Vnd wirst ym alzo gerne vnd alz fleizzic- lich dinen alz dir selbs. Vnd auch, sint daz du in lip haben scholt vnd dich hassen, ist daz er icht wider dich tut mit 2 in fehlt M selb fehlt M Br, wolt M1 so gar Go vnd zihen fehlt Br, vn füren M Go 10 furdern Go 2f. wolendruckest N 11 der maynung N 16 werden fehlt N 23 den poszen zu den guten N Stachel der Liebe minem de mundo reputa teip- inpresseris, non est dubium, quin bonum illius sicut tuum di- ligas et, quod ad salutem suam spectare videris, sicut pro te sollicite procurabis oracione et exhortacione et alio modo, quo poteris. Et cum ipsum videris bona dicere uel facere, gaudio repleberis, sicut si diceres aut faceres ipse. Si sciueris autem ipsum esse in peccato aut in in aliquo spirituali delicto uel defectu, nimium condolebis et 15 ipsum & malo, ut poteris, reuo- cabis et induces ad bonum. De miserijs corporis sic [145*"] com- pacieris sibi, acsi illas in proprio corpore haberes, et sic libenter so ac diligenter seruias ei, sicut faceres tibi. Et eciam, quia te debes odire, illum autem dili- gere, si te offenderet dicto uel 8 gehört M 9 alz] vn M 15 wirt] wil 19f. geistleichen .N 21 dir 24 zihen oder ruffen N 28 alz fehlt N 31 selbi M
m“ e nA ec 30 » macht. 206 selber seist. Vnd ist daz du daz : selb in deinem herezen wol . sum. Si hoc bene in corde tuo eindruckest, zo ist doran nicht czweifelz, du wirst deines [61"] nechsten pestes liphaben alz dein eigens, vnd waz dich düncken wirt, daz czu seiner selikeit gehóre, daz wirst du für in alz für dich selb fleizzic- liehen schaffen vnd füdern mit gepet, mit dermanunge vnd mit andern dingen, womit du macht. "Vnd wenn du sehen wirst, daz er icht wol tun oder sprechen wirt, zo wirst du vol frewden werden, geleich alz ab du iz selber tetst oder sprechest. Ist aber daz du weist, daz er : in sunden ist oder in einer geist- lichen missetat oder in einem geprechen, zo wirt dir gar leid vm yn sein vnd wirst yn von dem pózzen czu dem guten rüffen vnd zihen, zo du maist Vnd vm dy dürftikeit seines lichenams wirst du mit im mitleidung haben, geleich alz ab du si an deinem eigen leichenam hetest. "Vnd wirst ym alzo gerne vnd alz fleizzic- lich dinen alz dir selbs. Vnd auch, sint daz du in lip haben scholt vnd dich hassen, ist daz er icht wider dich tut mit 2 in fehlt M selb fehlt M Br, wolt M1 so gar Go vnd zihen fehlt Br, vn füren M Go 10 furdern Go 2f. wolendruckest N 11 der maynung N 16 werden fehlt N 23 den poszen zu den guten N Stachel der Liebe minem de mundo reputa teip- inpresseris, non est dubium, quin bonum illius sicut tuum di- ligas et, quod ad salutem suam spectare videris, sicut pro te sollicite procurabis oracione et exhortacione et alio modo, quo poteris. Et cum ipsum videris bona dicere uel facere, gaudio repleberis, sicut si diceres aut faceres ipse. Si sciueris autem ipsum esse in peccato aut in in aliquo spirituali delicto uel defectu, nimium condolebis et 15 ipsum & malo, ut poteris, reuo- cabis et induces ad bonum. De miserijs corporis sic [145*"] com- pacieris sibi, acsi illas in proprio corpore haberes, et sic libenter so ac diligenter seruias ei, sicut faceres tibi. Et eciam, quia te debes odire, illum autem dili- gere, si te offenderet dicto uel 8 gehört M 9 alz] vn M 15 wirt] wil 19f. geistleichen .N 21 dir 24 zihen oder ruffen N 28 alz fehlt N 31 selbi M
Strana 207
Buch II Kap. 10: Br wortten oder mit wercken; zo wirst du is nicht mer achten, wenn alz &b du dir ein sülches selber getan oder gesprochen s hetest. Vnd io czwar, is wirt dir dester mer behagen, wenn do selbist ist grósser vrsach dez ; vordienens. Vnd ist daz [02'] du icht gutis tust oder redest, 19 zo wirst du dich dez nicht mer : oberheben, wenn alz ab daz ein ander getan oder gesprochen hett. Ist aber daz du vor andern leütten icht geprech- w liches tun wirst, daz nicht sünt- 207 facto, non plus curabis, quam 8i tu tibi hoc dixisses uel fecisses. | Ymmo placebit tibi, quia ibi est | maior materia merendi. Et si quid boni dixeris uel feceris, non plus eleuaberis, quam si alius dixisset uel fecisset. Si uero ali- , quem defectum non culpabilem . feceris coram alijs, non plus ' eurabis, quam si in priuato, ubi 10 nullus uidisset, fecisses. Inde eciam sequitur, quod, si quem- que reputaueris teipsum, nul- ; lum specialem habebis, quia ; omnes tibi singulares erunt. 15 lich ist, dez wirst du nicht mer : achten, denn alz ab du daz auf einem orte getan hettest, do is nymand gesehen het. Dor- zo nach folget auch: Ist daz du einen iczlichen menschen achtest alz dich selb, zo wirst du keinen sünderlich haben, sunder si wer- den dir all sunderlich sein. Du 25 wirst auch keinen mer liphaben wenn den andern, denn alzo vil alz du erkennest, daz er besser sey denn ein ander, vnd nicht dorvmb, daz er dir s» mer bekant vnd heimlich sey. Nullum plus altero diliges, nisi in quantum ipsum noueris melio- rem, non quia sit tibi plus fami- liaris e£ notus. Nec eciam circa : quantumcunque debemus bo-»» ; num affici, sed solummodo circa Wir schüllen auch von keinem : gut, wy groz is sei, gereizzet . werden mit begerung, sunder 3 ab fehlt N M Go 7 dez fehlt N fehlt N M leichs M1 24 Du] vn M wen M Go du fehlt Br 16 ist fehlt Br 8 vordiens Br, v'dines N, verdiens M1 l4f. geprechenlichs icht M 17 denn] wen .M Go 26 wenn] denn Br ein ander] ander N, ander lewt M 5 Vnd io] dorvm Br N, vń MI 11 alz grprechlichers N, prech- 22 selbn M denn] wen M Go 28 denn]
Buch II Kap. 10: Br wortten oder mit wercken; zo wirst du is nicht mer achten, wenn alz &b du dir ein sülches selber getan oder gesprochen s hetest. Vnd io czwar, is wirt dir dester mer behagen, wenn do selbist ist grósser vrsach dez ; vordienens. Vnd ist daz [02'] du icht gutis tust oder redest, 19 zo wirst du dich dez nicht mer : oberheben, wenn alz ab daz ein ander getan oder gesprochen hett. Ist aber daz du vor andern leütten icht geprech- w liches tun wirst, daz nicht sünt- 207 facto, non plus curabis, quam 8i tu tibi hoc dixisses uel fecisses. | Ymmo placebit tibi, quia ibi est | maior materia merendi. Et si quid boni dixeris uel feceris, non plus eleuaberis, quam si alius dixisset uel fecisset. Si uero ali- , quem defectum non culpabilem . feceris coram alijs, non plus ' eurabis, quam si in priuato, ubi 10 nullus uidisset, fecisses. Inde eciam sequitur, quod, si quem- que reputaueris teipsum, nul- ; lum specialem habebis, quia ; omnes tibi singulares erunt. 15 lich ist, dez wirst du nicht mer : achten, denn alz ab du daz auf einem orte getan hettest, do is nymand gesehen het. Dor- zo nach folget auch: Ist daz du einen iczlichen menschen achtest alz dich selb, zo wirst du keinen sünderlich haben, sunder si wer- den dir all sunderlich sein. Du 25 wirst auch keinen mer liphaben wenn den andern, denn alzo vil alz du erkennest, daz er besser sey denn ein ander, vnd nicht dorvmb, daz er dir s» mer bekant vnd heimlich sey. Nullum plus altero diliges, nisi in quantum ipsum noueris melio- rem, non quia sit tibi plus fami- liaris e£ notus. Nec eciam circa : quantumcunque debemus bo-»» ; num affici, sed solummodo circa Wir schüllen auch von keinem : gut, wy groz is sei, gereizzet . werden mit begerung, sunder 3 ab fehlt N M Go 7 dez fehlt N fehlt N M leichs M1 24 Du] vn M wen M Go du fehlt Br 16 ist fehlt Br 8 vordiens Br, v'dines N, verdiens M1 l4f. geprechenlichs icht M 17 denn] wen .M Go 26 wenn] denn Br ein ander] ander N, ander lewt M 5 Vnd io] dorvm Br N, vń MI 11 alz grprechlichers N, prech- 22 selbn M denn] wen M Go 28 denn]
Strana 208
208 Stachel der Liebe von got allein, ez sei slechtlich an ým selb ader sůst, alzo vil alz got disem menschen ader ienem sûlch groz gut gibet vnd vorleihet. Ydach zo můg wir für dy leût mer peten, den wir ein sulches mer schuldig sein, wenn für ander. Wir schullen doch nicht alzo für di selben 10 peten, daz wir di andern czumol vnderwegen lassen. Vnd diz allein scholt du dir czueigen, [627] nemlich sûnde vnd dein geprechen, vnd daz du dich ge- 15 ringer vnd frêter achtest vnder allen leûten. Vnd nicht allein dein sünd, sunder auch ander leůt sůnd scholt du achten, alz ab sy dein eigen sein, vnd 2o schalt dorvm vorgebung piten. Du schalt auch nicht sprechen: Wy mag ich all leût alz mich selb geachten ? Wenn daz selb lernet dich dy volkomne lib. 25 dy dich yn czufügende ein ding machet. Ydach zo sihet diser mensch dis dinck clârer vnd wirt dorczu is czu tun leicht- licher beweget vnd anpracht, 3o der sein hercz czumol in vnd czu gotes eren worczelnde ge- pfroppfet hat vnd nicht anders in im selber vnd in andern deum, siue in se absolute, siue eciam isti uel illi tanta bona largitur. Possumus tamen pro ipsis orare, quibus sumus magis obligati, nec tamen sic orandum 5 est pro illis, ut alios dimittamus. Hoc solum tibi appropriabis, scilicet culpas et defectus tuos, et quod te viliorem omnibus re- putes. Et non solum tua sed 10 eciam aliena peccata reputes esse tua, et pro ipsis veniam postu- labis. Et ne dicas: Quomodo possum omnes homines esti- mare esse meipsum ? Quia hoc 15 te docet facere perfecta caritas, que te coniungens vnum facit. Hoc tamen clarius intuetur et [146ra] ad hoc faciendum moue- tur facilius, qui cor suum in ho- 20 norem dei totaliter radicauit, nil aliud nec in se nec in alijs que- 4 vnd] oder Br N 5 v'leicht N 6 fûr fehlt M denn N 10 ander Br 11 v'geben gestr. vor vnt’wegen lassen N, wollë lazzen vnt’wegë Go 22 leût] menschen Go 23 selbn M 24 leret Go dich joN 29 weweget N 31 erer Br 31f. worczelnde gepfroppfet] 32 ander Br, an dez N gewürczt M
208 Stachel der Liebe von got allein, ez sei slechtlich an ým selb ader sůst, alzo vil alz got disem menschen ader ienem sûlch groz gut gibet vnd vorleihet. Ydach zo můg wir für dy leût mer peten, den wir ein sulches mer schuldig sein, wenn für ander. Wir schullen doch nicht alzo für di selben 10 peten, daz wir di andern czumol vnderwegen lassen. Vnd diz allein scholt du dir czueigen, [627] nemlich sûnde vnd dein geprechen, vnd daz du dich ge- 15 ringer vnd frêter achtest vnder allen leûten. Vnd nicht allein dein sünd, sunder auch ander leůt sůnd scholt du achten, alz ab sy dein eigen sein, vnd 2o schalt dorvm vorgebung piten. Du schalt auch nicht sprechen: Wy mag ich all leût alz mich selb geachten ? Wenn daz selb lernet dich dy volkomne lib. 25 dy dich yn czufügende ein ding machet. Ydach zo sihet diser mensch dis dinck clârer vnd wirt dorczu is czu tun leicht- licher beweget vnd anpracht, 3o der sein hercz czumol in vnd czu gotes eren worczelnde ge- pfroppfet hat vnd nicht anders in im selber vnd in andern deum, siue in se absolute, siue eciam isti uel illi tanta bona largitur. Possumus tamen pro ipsis orare, quibus sumus magis obligati, nec tamen sic orandum 5 est pro illis, ut alios dimittamus. Hoc solum tibi appropriabis, scilicet culpas et defectus tuos, et quod te viliorem omnibus re- putes. Et non solum tua sed 10 eciam aliena peccata reputes esse tua, et pro ipsis veniam postu- labis. Et ne dicas: Quomodo possum omnes homines esti- mare esse meipsum ? Quia hoc 15 te docet facere perfecta caritas, que te coniungens vnum facit. Hoc tamen clarius intuetur et [146ra] ad hoc faciendum moue- tur facilius, qui cor suum in ho- 20 norem dei totaliter radicauit, nil aliud nec in se nec in alijs que- 4 vnd] oder Br N 5 v'leicht N 6 fûr fehlt M denn N 10 ander Br 11 v'geben gestr. vor vnt’wegen lassen N, wollë lazzen vnt’wegë Go 22 leût] menschen Go 23 selbn M 24 leret Go dich joN 29 weweget N 31 erer Br 31f. worczelnde gepfroppfet] 32 ander Br, an dez N gewürczt M
Strana 209
Buch II Kap. 11: Go 209 dingen sûchet denn got. Vnd dovon ist gar ein gut regel: Wer do wil got vnd seinen nechsten liphaben, der schal 5 gotes eren allein begeren vnd si mit grosser girheit sûchen, nicht anders meinende yn allen dingen denn got alleine. rens. Vnde hec uia optima, quod, qui vult deum et proxi- mum diligere, solum dei hono- rem siciat et cum magna auidi- tate querat, nil aliud intendens 5 in omnibus nisi solum deum etc. Daz eylift, wie sich der XI. Qualiter zelator ani- io selen liephaber sol schik- marum se debet ordinare. ken vnd ordnen. [8113] A Lso sol sein die weise vnd forme sich zü schicken vnd zü bereiten, daz 15 ein mensch müge frucht vnd nuczz pringen seinem [811h) nehsten ane seinen eigen scha- den: I Wenn ez geschicht oder 20 mag wol geschehen, so ein mensch schaffet vnd furdert ander leüt selikait, daz er sein eygene versaümet vnd ver- dempfet. Vnd darvmb, wenn 25 dü wilt peten fur deinen nehsten oder im predigen oder leczzen lesen oder sein peicht horen, so soltü zum ersten daz antlucz QIc debet esse modus et forma preparandi et disponendi se, 10 ut possit quis fructificare pro- ximo sine sui detrimento: Quia contingit aut contingere potest, quod in procurando ali- orum salutem propria negligi- 15 tur, ymmo, propria suffocatur. Cum ergo uis pro proximo orare uel ei predicare aut leccionem legere uel eius confessionem au- dire, primo faciem mentis ad 20 I denn] weñ Go 6 begirde Go alleyne etcetera N wenn Go 9 Kap. 1111. Text aus Go. Der Text fehlt in Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (Bl. 70"b) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XI capitel B'n Go. Das ainleft capitel wie d' liebhab' d’ sele sich sol orden M. Das aindleft wie sich der liebhaber sol (von lieb begirlich sein mit versten des ainigen Ihu xpi gestrichen, da Teil der Uber- 12f. weise schrift des folgenden Kapitels) der sel sull orden MI 20 wol] vnt’stundn M vnd forme] mas vnd die weis M 8 denn] 7 meinen Br, main MI
Buch II Kap. 11: Go 209 dingen sûchet denn got. Vnd dovon ist gar ein gut regel: Wer do wil got vnd seinen nechsten liphaben, der schal 5 gotes eren allein begeren vnd si mit grosser girheit sûchen, nicht anders meinende yn allen dingen denn got alleine. rens. Vnde hec uia optima, quod, qui vult deum et proxi- mum diligere, solum dei hono- rem siciat et cum magna auidi- tate querat, nil aliud intendens 5 in omnibus nisi solum deum etc. Daz eylift, wie sich der XI. Qualiter zelator ani- io selen liephaber sol schik- marum se debet ordinare. ken vnd ordnen. [8113] A Lso sol sein die weise vnd forme sich zü schicken vnd zü bereiten, daz 15 ein mensch müge frucht vnd nuczz pringen seinem [811h) nehsten ane seinen eigen scha- den: I Wenn ez geschicht oder 20 mag wol geschehen, so ein mensch schaffet vnd furdert ander leüt selikait, daz er sein eygene versaümet vnd ver- dempfet. Vnd darvmb, wenn 25 dü wilt peten fur deinen nehsten oder im predigen oder leczzen lesen oder sein peicht horen, so soltü zum ersten daz antlucz QIc debet esse modus et forma preparandi et disponendi se, 10 ut possit quis fructificare pro- ximo sine sui detrimento: Quia contingit aut contingere potest, quod in procurando ali- orum salutem propria negligi- 15 tur, ymmo, propria suffocatur. Cum ergo uis pro proximo orare uel ei predicare aut leccionem legere uel eius confessionem au- dire, primo faciem mentis ad 20 I denn] weñ Go 6 begirde Go alleyne etcetera N wenn Go 9 Kap. 1111. Text aus Go. Der Text fehlt in Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (Bl. 70"b) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XI capitel B'n Go. Das ainleft capitel wie d' liebhab' d’ sele sich sol orden M. Das aindleft wie sich der liebhaber sol (von lieb begirlich sein mit versten des ainigen Ihu xpi gestrichen, da Teil der Uber- 12f. weise schrift des folgenden Kapitels) der sel sull orden MI 20 wol] vnt’stundn M vnd forme] mas vnd die weis M 8 denn] 7 meinen Br, main MI
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210 deines gemůtes keren zů dem ewigen licht vnd solt von sei- nem schein gestercket werden an deinem gaist, daz dein flaisch 5 dem gaist icht angesige. Czeuch dich abe von dem auzzern menschen, so dii maist magst, ; dastii zi den ynnern dingen allein gekert seist. Darnach so 10 soltü den selben innern men- schen mercken an deinem nechsten vnd seines auzzern ' menschen nichtsnicht achten wenn newr als vil, als er zü 15 dem ynnern geordent wirt. Vnd denn so sol der ynner mensch zii dem innern deines nechsten gekert werden, vnd ewer peider auzzer mensche sol in den ege- 20 nanten wercken als ein eitel- keit gesawmet sein, daz nicht der inner mensch: von dem ewssern zü eiteln dingen gezogen werde. Dorvmb so soltii den 25 auzzern menschen deines nech- sten als einen mystsack vnter- wegen lazzen vnd solt mercken, daz sein inner mensch nach dem pilde gotes gemacht ist vnd so erlost vnd gewaschen ist mit dem plute Christi, vnd daz er ist ein wonhaus dez heiligen gaistes vnd ein stule Christi, : der craft vnd weisheit gotes dez 35 vaters, vnd daz er muglich ist 8 dingen] chreftn M den Go M1 31 er fehit Go 21 gesawmet sein fehlt Go 26 sam ein secklein des mistz M, sam ein seckel des mists 34 der] dez Go Stachel der Liebe eternum lumen conuerte et eius splendore confortare spiritum. ut non preualeat caro. Abstine ab exteriori homine, quantum potes, ut solum sis ad interiora 5 conuersus. Tunc eundem inte- rioem hominem in proximo considera, de eius exteriori non curans, nisi quantum ad interio- rem ordinatur. Tunc interior 10 tuus homo ad interiorem proximi conuertatur et utriusque ex- terior in supradictis actibus tam- quam uanitas negligatur, ne per exteriorem interior ad vana tra- hatur. Ipsum ergo exteriorem proximi hominem tamquam sac- culum stercoris relinquens, con- sidera interiorem ad ymaginem dei factum, sanguine Christi re- 20 demptum et lotum, spiritus sancti habitaculum, Christi, dei virtutis et sapiencie sedem, et ad eternam [146*"] beatitudinem 22 dem]
210 deines gemůtes keren zů dem ewigen licht vnd solt von sei- nem schein gestercket werden an deinem gaist, daz dein flaisch 5 dem gaist icht angesige. Czeuch dich abe von dem auzzern menschen, so dii maist magst, ; dastii zi den ynnern dingen allein gekert seist. Darnach so 10 soltü den selben innern men- schen mercken an deinem nechsten vnd seines auzzern ' menschen nichtsnicht achten wenn newr als vil, als er zü 15 dem ynnern geordent wirt. Vnd denn so sol der ynner mensch zii dem innern deines nechsten gekert werden, vnd ewer peider auzzer mensche sol in den ege- 20 nanten wercken als ein eitel- keit gesawmet sein, daz nicht der inner mensch: von dem ewssern zü eiteln dingen gezogen werde. Dorvmb so soltii den 25 auzzern menschen deines nech- sten als einen mystsack vnter- wegen lazzen vnd solt mercken, daz sein inner mensch nach dem pilde gotes gemacht ist vnd so erlost vnd gewaschen ist mit dem plute Christi, vnd daz er ist ein wonhaus dez heiligen gaistes vnd ein stule Christi, : der craft vnd weisheit gotes dez 35 vaters, vnd daz er muglich ist 8 dingen] chreftn M den Go M1 31 er fehit Go 21 gesawmet sein fehlt Go 26 sam ein secklein des mistz M, sam ein seckel des mists 34 der] dez Go Stachel der Liebe eternum lumen conuerte et eius splendore confortare spiritum. ut non preualeat caro. Abstine ab exteriori homine, quantum potes, ut solum sis ad interiora 5 conuersus. Tunc eundem inte- rioem hominem in proximo considera, de eius exteriori non curans, nisi quantum ad interio- rem ordinatur. Tunc interior 10 tuus homo ad interiorem proximi conuertatur et utriusque ex- terior in supradictis actibus tam- quam uanitas negligatur, ne per exteriorem interior ad vana tra- hatur. Ipsum ergo exteriorem proximi hominem tamquam sac- culum stercoris relinquens, con- sidera interiorem ad ymaginem dei factum, sanguine Christi re- 20 demptum et lotum, spiritus sancti habitaculum, Christi, dei virtutis et sapiencie sedem, et ad eternam [146*"] beatitudinem 22 dem]
Strana 211
Buch II Kap. 11: Go 211 zü der ewigen selikait. Vnd denn soltü erseüffezen, durstende nach den eren gotes, deines hern, vnd solt beweinen, daz dü 5 sihest sein pilde also verswerczet werden, den allertewersten vn- dertreten werden, daz wonhaus dez heiligen gaistes also be- flecket werden vnd die praüt 10 Christi vnelich vergeben wer- den, seinen stul verworffen wer- den vnd alle sein selikait vmb stinckenden vnflat ver[81va]- smeht werden. Werlichen, ez 15 ist wunder, wie die aügen eines gerechten menschen mügen auf- gehoren von weinen, so sie sehen so grozze torheit an sei- nem nehsten vnd iach, daz ein 20 solichs auch etwenn an im selben gewest ist vnd daz so grozzes vnrecht geschicht an seinem gote. Vnd wer gibt mir doch daz, daz ich mit Mardo- 25 cheo in eynen sack angelegt werde vnd daz ich alle tag weyne vmb so getanen tot so vil volkes, nicht, der so nohen ist, als iener der Juden was, so sunder der algereit geschehen ist, vnd daz ich steticlichen heülende gee biz zü den toren dez palasts ? Wenn ist daz possibilem. Tunc honorîs dei, domini tui, sitibundus ingemisce et plora, quia eius ymaginem vides denigrari, preciosissimum conculcari, spiritus sancti habi- taculum pollui, sponsam Christi prostitui, eius sedem deici et totam suam beatitudinem pro vilissimis stercoribus contempni. Mirum, certe, videtur, quomodo 10 oculi videri possunt iusti a plo- ratu cessare, videntes tantam vesaniam in proximo, ymmo eciam fuisse quandoque in seipso, et tantam iniuriam fieri deo 15 suo. Quis michi, queso, dabit, ut cum Mardocheo indutus sacco pro tanta populi nece, non inmi- nente, sicut illa Judeorum, sed iam facta, plorem cottidie, im - 20 mo continue usque ad fores pal- lacij' vlulando? Si enim ille 5 - I der fehlt Go 5 sihest] seist Go 6 allertewersten] aller nyder- sten Go 6f. vndertreten] vntter di füs gedruckt vn getrett M 7 wonüg M 8f. beflecket] v'mailigt M 10 vnelich vergeben] andern 13 stinckenden vnflat] armē gegebi vn enwett M 11 nid’geborffen M mist M 30 der] die Go algereit] ytzund M 31 f. steticlichen heülende] webainë tägleich vn halcz stetz lauffend M 32 houilnde Go
Buch II Kap. 11: Go 211 zü der ewigen selikait. Vnd denn soltü erseüffezen, durstende nach den eren gotes, deines hern, vnd solt beweinen, daz dü 5 sihest sein pilde also verswerczet werden, den allertewersten vn- dertreten werden, daz wonhaus dez heiligen gaistes also be- flecket werden vnd die praüt 10 Christi vnelich vergeben wer- den, seinen stul verworffen wer- den vnd alle sein selikait vmb stinckenden vnflat ver[81va]- smeht werden. Werlichen, ez 15 ist wunder, wie die aügen eines gerechten menschen mügen auf- gehoren von weinen, so sie sehen so grozze torheit an sei- nem nehsten vnd iach, daz ein 20 solichs auch etwenn an im selben gewest ist vnd daz so grozzes vnrecht geschicht an seinem gote. Vnd wer gibt mir doch daz, daz ich mit Mardo- 25 cheo in eynen sack angelegt werde vnd daz ich alle tag weyne vmb so getanen tot so vil volkes, nicht, der so nohen ist, als iener der Juden was, so sunder der algereit geschehen ist, vnd daz ich steticlichen heülende gee biz zü den toren dez palasts ? Wenn ist daz possibilem. Tunc honorîs dei, domini tui, sitibundus ingemisce et plora, quia eius ymaginem vides denigrari, preciosissimum conculcari, spiritus sancti habi- taculum pollui, sponsam Christi prostitui, eius sedem deici et totam suam beatitudinem pro vilissimis stercoribus contempni. Mirum, certe, videtur, quomodo 10 oculi videri possunt iusti a plo- ratu cessare, videntes tantam vesaniam in proximo, ymmo eciam fuisse quandoque in seipso, et tantam iniuriam fieri deo 15 suo. Quis michi, queso, dabit, ut cum Mardocheo indutus sacco pro tanta populi nece, non inmi- nente, sicut illa Judeorum, sed iam facta, plorem cottidie, im - 20 mo continue usque ad fores pal- lacij' vlulando? Si enim ille 5 - I der fehlt Go 5 sihest] seist Go 6 allertewersten] aller nyder- sten Go 6f. vndertreten] vntter di füs gedruckt vn getrett M 7 wonüg M 8f. beflecket] v'mailigt M 10 vnelich vergeben] andern 13 stinckenden vnflat] armē gegebi vn enwett M 11 nid’geborffen M mist M 30 der] die Go algereit] ytzund M 31 f. steticlichen heülende] webainë tägleich vn halcz stetz lauffend M 32 houilnde Go
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212 iener Mardocheus vmb den leip- lichen tot der Juden so grozzes lai& vnd betrubnüz beweiset hat offenlich durch grozzer liebe 5 willen, die er het, wie mag denn ich durftiger meinen zehern rüwe gegeben, der ich sihe so grozzen vnd vnzellichen mort der selen, vnd daz got so gar 10 vor nicht geachtet wirt? Dor- vmb so sol die sele dez gerechten menschen mutik vnd ermanet werden von disen dingen vnd sol nicht leiden die versme- 15 hunge ires gotes vnd sol sche- wen den tot so vil selen vnd sol sich auch muen in aller weise, wie sie mag, daz sie andere selen von sunden erlosen muge. :? Wie mag doch ein mensche ge- sprechen, daz er got liep hab vnd daz er seiner libe begere, der do siht, daz gotes pilde in einem stinckenden schimpfheüs- 25 lein ligt vnd darauf nicht ach- tunge hat? Oder wie mag er denn nicht gewunschen fur die selen zü sterben, ist daz er ge- dencket, daz der gotes sün fur 30 die selen gestorben ist, vnd aller- maist, so er siht daz plut Christi mit fuzzen vntertreten werden ? Wie mag er doch diez vnrecht seines gotes erleiden? Wie gibt ss er sich doch zůmale niht teglich zů gepete vnd schreiet in der 4f. liebe willen] lieben Go tet Go 14 solt Go 6 durfftiger Go 15f. schawen Go Stachel der Liebe | pro corporali morte Judeorum tantum dolorem et tristiciam per nimiam plenitudinem cari- tatis publice pretendebat, guo- modo ego miser lacrimis inpono 5 | guietem, gui infinitam stragem | video animarum et deum meum | pro nichilo reputari? Animetur | hijs anima viri iusti et, dei sui | contemptum non sustinens, ani- 10 | marum mortem abhorrens, co- netur modis omnibus, quibus potest, a peccatis animas li- berare. Quomodo potest dicere se deum diligere et eius amorem 15 appetere, qui eius ymaginem videt iacere insterquilinio et non curat? Aut, si cogitat, quod filius dei pro animabus mor- tuus est, quomodo et ipse [146"*] 20 pro animabus mori non cupit, et maxime, cum uidet Christi san- guinem pedibus conculcari? Quomodo, queso. potest hanc dei sui iniuriam sustinere ? Quo- 2: modo se totum non fundit in | oracione cottidie, clamat predi- 10 vor nicht] vernich- 23f. in einem misthaus M
212 iener Mardocheus vmb den leip- lichen tot der Juden so grozzes lai& vnd betrubnüz beweiset hat offenlich durch grozzer liebe 5 willen, die er het, wie mag denn ich durftiger meinen zehern rüwe gegeben, der ich sihe so grozzen vnd vnzellichen mort der selen, vnd daz got so gar 10 vor nicht geachtet wirt? Dor- vmb so sol die sele dez gerechten menschen mutik vnd ermanet werden von disen dingen vnd sol nicht leiden die versme- 15 hunge ires gotes vnd sol sche- wen den tot so vil selen vnd sol sich auch muen in aller weise, wie sie mag, daz sie andere selen von sunden erlosen muge. :? Wie mag doch ein mensche ge- sprechen, daz er got liep hab vnd daz er seiner libe begere, der do siht, daz gotes pilde in einem stinckenden schimpfheüs- 25 lein ligt vnd darauf nicht ach- tunge hat? Oder wie mag er denn nicht gewunschen fur die selen zü sterben, ist daz er ge- dencket, daz der gotes sün fur 30 die selen gestorben ist, vnd aller- maist, so er siht daz plut Christi mit fuzzen vntertreten werden ? Wie mag er doch diez vnrecht seines gotes erleiden? Wie gibt ss er sich doch zůmale niht teglich zů gepete vnd schreiet in der 4f. liebe willen] lieben Go tet Go 14 solt Go 6 durfftiger Go 15f. schawen Go Stachel der Liebe | pro corporali morte Judeorum tantum dolorem et tristiciam per nimiam plenitudinem cari- tatis publice pretendebat, guo- modo ego miser lacrimis inpono 5 | guietem, gui infinitam stragem | video animarum et deum meum | pro nichilo reputari? Animetur | hijs anima viri iusti et, dei sui | contemptum non sustinens, ani- 10 | marum mortem abhorrens, co- netur modis omnibus, quibus potest, a peccatis animas li- berare. Quomodo potest dicere se deum diligere et eius amorem 15 appetere, qui eius ymaginem videt iacere insterquilinio et non curat? Aut, si cogitat, quod filius dei pro animabus mor- tuus est, quomodo et ipse [146"*] 20 pro animabus mori non cupit, et maxime, cum uidet Christi san- guinem pedibus conculcari? Quomodo, queso. potest hanc dei sui iniuriam sustinere ? Quo- 2: modo se totum non fundit in | oracione cottidie, clamat predi- 10 vor nicht] vernich- 23f. in einem misthaus M
Strana 213
Buch II Kap. 11: Go 213 prediget oder lernet in den leczen oder horet der leut peicht, auf die rede [817b] daz er daz plut seines herren wider zü- sammen geclaüben müge vnd die selen bekeren? Vnd waz sol ich mer sprechen! Gelaübstü, dastü seist ein wonhaüs dez heiligen gaistes, der du sihest, 10 daz sein tempel gemachet wirt zü einem stinckenden schimpf- haüs, vnd schreist nicht, sunder dü sihst durch die vinger vnd suchst newr allein dein eigen 15 gemach ? Ader wie gelaubstü, dastü die freuntschaft dez preü- tigams gehaben mügest, der dü sein braüt nicht bewarest vor ebruche, oder der dü sie nicht 2 eylende widerbrengest zü irem prewtigam ? Wie magstu doch ewiclichen geprauchen dez hoh- sten guten, daz dü sihst so sere versmeht werden, daz ez ver- 25 wechselt vnd versaumt wirt vmb einen stinckenden eyter vnd auch gelestert wirt, vnd dü doch versaümest zü wenden die selen von dem selben versmeh- so nusse vnd sich zü keren zü der libe gotes ? Nach disen also gehorten dingen so pit ich, daz vnser herczen gerizzen werden vnd 35 daz wir in kayner weise leiden, 5 cacione aut instruit leccione aut eos audit in confessione, ut hoc domini sui sanguinem recolli- gere possit animas conuertendo ? Quid plura dicam? Credis te 5 esse habitaculum spiritus sancti, qui, eius uidens templum latri- nam fieri, non clamas, sed simu- las solumque tuam quietem requiris? Aut quomodo credis 10 te posse amiciciam sponsi habere, qui eius sponsam ab adulterio non custodis aut adulterum non reprehendis, cum facultas non desit, aut eam festinando ad 15 sponsum reducis? Quomodo eternaliter poteris perfrui sum- mo bono, quod vides adeo con- tempni, ut pro uilissima sanie commutetur et negligatur, ym- 20 mo pocius blasphemetur, et ta- men ab hoc contemptu negligis animas amouere et ad eius amorem conuertere ? Hijs auditis scindantur, ob-25 secro, corda nostra et nullomodo 10f. wirt werdn ein vnflatigs misthaus M 13 sihst durch die vinger] über siechst M 15 Aber Go 16 veintschaft M 17f. dü bis be- warest] do nicht behut sein praut M 20 eylende] zehant M wider- 26 ein all’ vnflatigistes aitter M fürest M 34 gerizzen] aufspaldn M
Buch II Kap. 11: Go 213 prediget oder lernet in den leczen oder horet der leut peicht, auf die rede [817b] daz er daz plut seines herren wider zü- sammen geclaüben müge vnd die selen bekeren? Vnd waz sol ich mer sprechen! Gelaübstü, dastü seist ein wonhaüs dez heiligen gaistes, der du sihest, 10 daz sein tempel gemachet wirt zü einem stinckenden schimpf- haüs, vnd schreist nicht, sunder dü sihst durch die vinger vnd suchst newr allein dein eigen 15 gemach ? Ader wie gelaubstü, dastü die freuntschaft dez preü- tigams gehaben mügest, der dü sein braüt nicht bewarest vor ebruche, oder der dü sie nicht 2 eylende widerbrengest zü irem prewtigam ? Wie magstu doch ewiclichen geprauchen dez hoh- sten guten, daz dü sihst so sere versmeht werden, daz ez ver- 25 wechselt vnd versaumt wirt vmb einen stinckenden eyter vnd auch gelestert wirt, vnd dü doch versaümest zü wenden die selen von dem selben versmeh- so nusse vnd sich zü keren zü der libe gotes ? Nach disen also gehorten dingen so pit ich, daz vnser herczen gerizzen werden vnd 35 daz wir in kayner weise leiden, 5 cacione aut instruit leccione aut eos audit in confessione, ut hoc domini sui sanguinem recolli- gere possit animas conuertendo ? Quid plura dicam? Credis te 5 esse habitaculum spiritus sancti, qui, eius uidens templum latri- nam fieri, non clamas, sed simu- las solumque tuam quietem requiris? Aut quomodo credis 10 te posse amiciciam sponsi habere, qui eius sponsam ab adulterio non custodis aut adulterum non reprehendis, cum facultas non desit, aut eam festinando ad 15 sponsum reducis? Quomodo eternaliter poteris perfrui sum- mo bono, quod vides adeo con- tempni, ut pro uilissima sanie commutetur et negligatur, ym- 20 mo pocius blasphemetur, et ta- men ab hoc contemptu negligis animas amouere et ad eius amorem conuertere ? Hijs auditis scindantur, ob-25 secro, corda nostra et nullomodo 10f. wirt werdn ein vnflatigs misthaus M 13 sihst durch die vinger] über siechst M 15 Aber Go 16 veintschaft M 17f. dü bis be- warest] do nicht behut sein praut M 20 eylende] zehant M wider- 26 ein all’ vnflatigistes aitter M fürest M 34 gerizzen] aufspaldn M
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214 daz so grozzes vnrecht gote ge- schehe. Vnd auf daz daz ich euch gezihen vnd geraizzen muge zü der ersten libe der : s sele, bekenne ich, daz ez also in meinem herczen gewant ist: Ob ich noch dez gar gewisz wer, daz ich meines gotes nymer geprauchen scholde, dennoch io durch seiner eren willen so : in presenti sustinerem, wolt ich williclichen gern fur ein icliche sundige sele zü einem : mol sterben, also daz ich also mangen tot in disem leben 15 leiden wolt, als mange sundige sele in diser werlt ist, in den . worten daz sie hie in disem leben genade ervolgten vnd zü- kunfticlichen die ewigen ere. zo Darvmb vil mer scholt ich ein soliches tun, ist daz ich mit gote hernachmals herschen schol. Diez seint, ir aller[82'*]libsten, die dinck, nemlich die gotliche 2; versmehung vnd der tot der selen, die vns enczunden vnd reiczen sulden zu predigen, zii beicht horen, zu gebete vnd zi beweisung guter pilde, nicht so eytel ere, nicht vnvertikait dez herczen, nicht menschliche be- heglichait oder keyn werltlicher nucz. Wir schullen allein von stum. Wenn sie seint gekauft gar vmb einen tewren schacz. l daz fehlt Go Stachel der Liebe tantam dei iniuriam paciamur. Fateor, ut uos ad zelum amoris allieiam, in corde meo iacere, quod, si certissimus essem, quod nunquam debuerim perfrui deo, s me nichilominus ad honorem suum vellem libentissime pro qualibet anima peccatrice semel mori, ita quod tot mor[146""]tes quot 10 sunt in mundo anime pecca- trices, ut ipse consequerentur graciam in presenti et gloriam in futuro. Quanto magis, si secum deberem postmodum glo- 1s riari! Ista, dilectissimi, scilicet diui- nus contemptus et animarum interitus, sunt, que debc- rent nos inflammare ad predi- zo caciones, confessiones et ora- ciones ac bonorum exemplorum exhibiciones, non vana gloria, non cordis iactancia, non com- placencia humana nec aliqua z vtilitas mundana. . Solum ab u m ; animabus Ihesum Christum cru- den selen suchen vnd vordern , 35 den gekreuczigten Ihesum Chri- ; 1f. geschehen Go cifixum queramus. Empte enim sunt precio magno. Ut aut igi- 37 vmb einem tewren schacze Go
214 daz so grozzes vnrecht gote ge- schehe. Vnd auf daz daz ich euch gezihen vnd geraizzen muge zü der ersten libe der : s sele, bekenne ich, daz ez also in meinem herczen gewant ist: Ob ich noch dez gar gewisz wer, daz ich meines gotes nymer geprauchen scholde, dennoch io durch seiner eren willen so : in presenti sustinerem, wolt ich williclichen gern fur ein icliche sundige sele zü einem : mol sterben, also daz ich also mangen tot in disem leben 15 leiden wolt, als mange sundige sele in diser werlt ist, in den . worten daz sie hie in disem leben genade ervolgten vnd zü- kunfticlichen die ewigen ere. zo Darvmb vil mer scholt ich ein soliches tun, ist daz ich mit gote hernachmals herschen schol. Diez seint, ir aller[82'*]libsten, die dinck, nemlich die gotliche 2; versmehung vnd der tot der selen, die vns enczunden vnd reiczen sulden zu predigen, zii beicht horen, zu gebete vnd zi beweisung guter pilde, nicht so eytel ere, nicht vnvertikait dez herczen, nicht menschliche be- heglichait oder keyn werltlicher nucz. Wir schullen allein von stum. Wenn sie seint gekauft gar vmb einen tewren schacz. l daz fehlt Go Stachel der Liebe tantam dei iniuriam paciamur. Fateor, ut uos ad zelum amoris allieiam, in corde meo iacere, quod, si certissimus essem, quod nunquam debuerim perfrui deo, s me nichilominus ad honorem suum vellem libentissime pro qualibet anima peccatrice semel mori, ita quod tot mor[146""]tes quot 10 sunt in mundo anime pecca- trices, ut ipse consequerentur graciam in presenti et gloriam in futuro. Quanto magis, si secum deberem postmodum glo- 1s riari! Ista, dilectissimi, scilicet diui- nus contemptus et animarum interitus, sunt, que debc- rent nos inflammare ad predi- zo caciones, confessiones et ora- ciones ac bonorum exemplorum exhibiciones, non vana gloria, non cordis iactancia, non com- placencia humana nec aliqua z vtilitas mundana. . Solum ab u m ; animabus Ihesum Christum cru- den selen suchen vnd vordern , 35 den gekreuczigten Ihesum Chri- ; 1f. geschehen Go cifixum queramus. Empte enim sunt precio magno. Ut aut igi- 37 vmb einem tewren schacze Go
Strana 215
Buch II Kap. 11: Go 215 Vnd auf daz daz sie itweder den selben schacz wider geben oder in dem kauffe beleiben, so sullen wir sie truncken s machen mit dem plut Christi, vnd nicht mit virwiczikait. daz sie in der mazze vnsers hern begern mussen. Vnser itlicher sol czü in sprechen: Ich 10 hab mich gezaiget vnd beweiset vnter euch, daz ich anders nicht wizze wenn vnsern hern Ihesum Christum vnd daz er selber gekreücziget ist', vnd 15 nicht dy weisheit Aristotelis oder Platonis. Ich wene auch, daz der allein dis wort ge- sprechen muge, der nicht anders von seinem nechsten haischet 20 vnd vordert wenn newr die leidunge Christi, vnd den do duncket, daz er in einem itlichem nehsten sehe den gemarterten Christum. Vnd dorvmb so 25 spricht der zwelfpot: 'Ich habe nichtsnicht anders vnter euch gewizzet, daz ich wisse', gleich als ob er spreche : 'Nicht alleine wil ich ewer dinge vnd behage 3o mir nicht, vnd ich begere euch auch nicht zu behagen, sunder auch vnter euch selben beweise ich, daz ich anders nicht er- kenne wenn allein vnsern herren 35 Ihesum Christum, vnd daz der selbe gekreücziget ist. Vnd wol tur precium reddant aut in empcione permaneant, inebrie- mus eas sangwine, non curiosi- tate, ut sic dominum nostrum concupiscant. Dicat quilibet 5 nostrum eis : 'Nichil iudicaui me scire inter uos nisi dominum Ihesum, et hune crucifixum," non, certe, Aristotelis aut Plato- nis philosophiam. Illum reputo 10 hoc dicere posse verbum, qui nichil a proximo nisi Christi pas- sionem requirit et in quolibet proximo videtur sibi, quod vi- deat Christum passum. Vnde 15 apostolus: Nichil me iudicaui scire inter uos', quasi diceret: Non solum uestra non uolo aut uobis placere cupio, sed eciam inter uos ipsos nil aliud cognos- 20 cere me iudico nisi solum domi- num Ihesum, et hunc cruci- fixum'. Et bene dicit: 'Non 2 den selben schacze Go, das gelt M Go 25 der zwelfpot Paulus M 6 virwiczzikait Go 19 haisset 29 behagen Go 32 beweisen Go
Buch II Kap. 11: Go 215 Vnd auf daz daz sie itweder den selben schacz wider geben oder in dem kauffe beleiben, so sullen wir sie truncken s machen mit dem plut Christi, vnd nicht mit virwiczikait. daz sie in der mazze vnsers hern begern mussen. Vnser itlicher sol czü in sprechen: Ich 10 hab mich gezaiget vnd beweiset vnter euch, daz ich anders nicht wizze wenn vnsern hern Ihesum Christum vnd daz er selber gekreücziget ist', vnd 15 nicht dy weisheit Aristotelis oder Platonis. Ich wene auch, daz der allein dis wort ge- sprechen muge, der nicht anders von seinem nechsten haischet 20 vnd vordert wenn newr die leidunge Christi, vnd den do duncket, daz er in einem itlichem nehsten sehe den gemarterten Christum. Vnd dorvmb so 25 spricht der zwelfpot: 'Ich habe nichtsnicht anders vnter euch gewizzet, daz ich wisse', gleich als ob er spreche : 'Nicht alleine wil ich ewer dinge vnd behage 3o mir nicht, vnd ich begere euch auch nicht zu behagen, sunder auch vnter euch selben beweise ich, daz ich anders nicht er- kenne wenn allein vnsern herren 35 Ihesum Christum, vnd daz der selbe gekreücziget ist. Vnd wol tur precium reddant aut in empcione permaneant, inebrie- mus eas sangwine, non curiosi- tate, ut sic dominum nostrum concupiscant. Dicat quilibet 5 nostrum eis : 'Nichil iudicaui me scire inter uos nisi dominum Ihesum, et hune crucifixum," non, certe, Aristotelis aut Plato- nis philosophiam. Illum reputo 10 hoc dicere posse verbum, qui nichil a proximo nisi Christi pas- sionem requirit et in quolibet proximo videtur sibi, quod vi- deat Christum passum. Vnde 15 apostolus: Nichil me iudicaui scire inter uos', quasi diceret: Non solum uestra non uolo aut uobis placere cupio, sed eciam inter uos ipsos nil aliud cognos- 20 cere me iudico nisi solum domi- num Ihesum, et hunc cruci- fixum'. Et bene dicit: 'Non 2 den selben schacze Go, das gelt M Go 25 der zwelfpot Paulus M 6 virwiczzikait Go 19 haisset 29 behagen Go 32 beweisen Go
Strana 216
216 *hab ich nichts gewizzet', wenn | ob ich noch auch andere dinck wais vnd kan noch zemlicher gewonheit, idoch so pin ich s so gar verflissen auf [82'"] die leidunge Christi, daz mein be- weisen zii andern dingen nicht geweget ist. Auch mocht dicz wort anders auzgelegt werden 10 zii trost der selen: daz ich pin vast truncken worden in der leidung vnsers hern. Waz mir newr furbracht vnd geantwurt wirt oder meinem gesicht, mei- 15 nen oren, meinem smacke oder andern sinnen, vnd waz der- selbenley ist, so acht ich daz allez fur nichte on daz leiden Christi. Wann ich hab iczunt 20 kainen lust noch kein rumikait wenn newr in dem plut Ihesu Christi. Dorzii hab ich mich zümale so gar gekart, daz mein aügen nicht vol seint von :; sunden vnd ebrechen, sunder von der marter Ihesu Christi. Mein munt ist nicht vol after- ! kosens vnd abcziender rede, sunder dez leidens Christi. Vnd so also selbest imagstu sprechen von den andern synnen. Vnd ob dise maynunge also nicht gewest sant Paulus, dez zwelf- poten, in disen worten, so sol s ez doch vnser maynung sein. . Wenn ich wil hie nicht sant | 16 ist vnd Go 27f. afterkosens] nach redens M 217, 5 Amen fehit M MI i | | 1 28 vnd so gar Go Stachel der Liebe iudicaui', quia, etsi alia habitu- aliter sciam, tamen sic ad Christi passionem totaliter sum inten- tus, ut meum iudicium [1477*] ad aliud non reflectatur. Posset s autem istud verbum aliter ad animarum consolacionem ex- poni, id est: Tantum sum hac passione domini inebriatus, ut, quidquid aliud offeratur michi aut uisui aut auditui aut gustui siue alij sensui, et quidquid sit aliud preter istud, totum reputo esse nichil, quia iam non delec- tor, iam non glorior nisi in san- guine Ihesu Christi. Ad hoc sum totaliter sic conuersus, quod non sunt oculi mei pleni adul- terio, sed Christi tormento. Non os meum plenum est detraccione. 0 sed Christi passione. Et sic de alijs prosequere sensibus. Et si in hijs verbis non fuit hoc inten- cio Pauli, sit tamen hec intencio mea, quia non intendo hic Pauli 16 26 marter] qual M 28 abczinder Go 31 Vnd bis
216 *hab ich nichts gewizzet', wenn | ob ich noch auch andere dinck wais vnd kan noch zemlicher gewonheit, idoch so pin ich s so gar verflissen auf [82'"] die leidunge Christi, daz mein be- weisen zii andern dingen nicht geweget ist. Auch mocht dicz wort anders auzgelegt werden 10 zii trost der selen: daz ich pin vast truncken worden in der leidung vnsers hern. Waz mir newr furbracht vnd geantwurt wirt oder meinem gesicht, mei- 15 nen oren, meinem smacke oder andern sinnen, vnd waz der- selbenley ist, so acht ich daz allez fur nichte on daz leiden Christi. Wann ich hab iczunt 20 kainen lust noch kein rumikait wenn newr in dem plut Ihesu Christi. Dorzii hab ich mich zümale so gar gekart, daz mein aügen nicht vol seint von :; sunden vnd ebrechen, sunder von der marter Ihesu Christi. Mein munt ist nicht vol after- ! kosens vnd abcziender rede, sunder dez leidens Christi. Vnd so also selbest imagstu sprechen von den andern synnen. Vnd ob dise maynunge also nicht gewest sant Paulus, dez zwelf- poten, in disen worten, so sol s ez doch vnser maynung sein. . Wenn ich wil hie nicht sant | 16 ist vnd Go 27f. afterkosens] nach redens M 217, 5 Amen fehit M MI i | | 1 28 vnd so gar Go Stachel der Liebe iudicaui', quia, etsi alia habitu- aliter sciam, tamen sic ad Christi passionem totaliter sum inten- tus, ut meum iudicium [1477*] ad aliud non reflectatur. Posset s autem istud verbum aliter ad animarum consolacionem ex- poni, id est: Tantum sum hac passione domini inebriatus, ut, quidquid aliud offeratur michi aut uisui aut auditui aut gustui siue alij sensui, et quidquid sit aliud preter istud, totum reputo esse nichil, quia iam non delec- tor, iam non glorior nisi in san- guine Ihesu Christi. Ad hoc sum totaliter sic conuersus, quod non sunt oculi mei pleni adul- terio, sed Christi tormento. Non os meum plenum est detraccione. 0 sed Christi passione. Et sic de alijs prosequere sensibus. Et si in hijs verbis non fuit hoc inten- cio Pauli, sit tamen hec intencio mea, quia non intendo hic Pauli 16 26 marter] qual M 28 abczinder Go 31 Vnd bis
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Buch II Kap. 12: Go 217 Paulus maynung auzlegen, sun- der domit vnser ynnikait er- werben vnd erwecken. Daz vns geruche zü geben, der do ge- 5 benedickt ist ewiclichen! Amen. intencionem exponere, sed no- stram deuocionem excitare. Quod nobis concedat, qui est benedictus in secula seculorum! Daz zwelfte, wie die sele alleine von der lieb Christi sol geraizzet sein vnd ge- zogen werden vnd die ir- 1o dischen dinck versmehen sulle. XII. Quod anima debet af- 5 fici tantum amore solius Christi, terrenorum vili- tate contempta. YE vernunftig vnd redliche sele, die nach dem got- lichen pilde gescheppfet ist vnd 15 zwischen got vnd den vnver- nunftigen creaturen ist in daz mittel geseczt, solt sich nicht mit libe zü den nydern vnd irdischen dingen geben noch 20 neigen, sunder allein zü got sich aufrichten vnd von seiner libe truncken werden vnd versmehen die snodikait dernydersten dinge. Vnd ob ez sich geburet, daz sie 25 sich kerte zü etlicher crea- turen, die ir gleich were, oder zü einem tyer oder zü einem menschen oder zü einem engel, czuhant scholt sie alle soliche so dinck mit der maynung tragen A NIMA racionalis ad diuinam ymaginem procreata, inter 10 deum et irracionales creaturas media constituta, non ad infima per amorem se deberet inclinare, sed solum se erigere ad deum, eius inebriata amore et inferio- 15 rum vilitate contempta. Sed si ad aliquam contigerit se uertere creaturam, eciam equalem, aut animalium, hominum uel ange- lorum, statim deberet omnia ad 20 6 Kap. II12. Textaus Go. Text fehlt in Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Übersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (Bl. 70"b) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XII cap B'n Go. Das zwelft ist das di sel allain sol vö lieb begerlich sein des einign Cristi ihu mit v'smechung alles irdischn nüczes M, Das zwelft das die sel allain sol von lieb begirlich sein mit versten des ainigen Ihu xpi MI 16 in fehlt Go 23 sundikait Go 25 kerten zü etlichen Go
Buch II Kap. 12: Go 217 Paulus maynung auzlegen, sun- der domit vnser ynnikait er- werben vnd erwecken. Daz vns geruche zü geben, der do ge- 5 benedickt ist ewiclichen! Amen. intencionem exponere, sed no- stram deuocionem excitare. Quod nobis concedat, qui est benedictus in secula seculorum! Daz zwelfte, wie die sele alleine von der lieb Christi sol geraizzet sein vnd ge- zogen werden vnd die ir- 1o dischen dinck versmehen sulle. XII. Quod anima debet af- 5 fici tantum amore solius Christi, terrenorum vili- tate contempta. YE vernunftig vnd redliche sele, die nach dem got- lichen pilde gescheppfet ist vnd 15 zwischen got vnd den vnver- nunftigen creaturen ist in daz mittel geseczt, solt sich nicht mit libe zü den nydern vnd irdischen dingen geben noch 20 neigen, sunder allein zü got sich aufrichten vnd von seiner libe truncken werden vnd versmehen die snodikait dernydersten dinge. Vnd ob ez sich geburet, daz sie 25 sich kerte zü etlicher crea- turen, die ir gleich were, oder zü einem tyer oder zü einem menschen oder zü einem engel, czuhant scholt sie alle soliche so dinck mit der maynung tragen A NIMA racionalis ad diuinam ymaginem procreata, inter 10 deum et irracionales creaturas media constituta, non ad infima per amorem se deberet inclinare, sed solum se erigere ad deum, eius inebriata amore et inferio- 15 rum vilitate contempta. Sed si ad aliquam contigerit se uertere creaturam, eciam equalem, aut animalium, hominum uel ange- lorum, statim deberet omnia ad 20 6 Kap. II12. Textaus Go. Text fehlt in Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Übersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (Bl. 70"b) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XII cap B'n Go. Das zwelft ist das di sel allain sol vö lieb begerlich sein des einign Cristi ihu mit v'smechung alles irdischn nüczes M, Das zwelft das die sel allain sol von lieb begirlich sein mit versten des ainigen Ihu xpi MI 16 in fehlt Go 23 sundikait Go 25 kerten zü etlichen Go
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218 zů der lieb ires liebgehabten, vnd allein zů irem eigen preů- tigam ynnerlich vnd mit snelli- kait willen vnd maynunge ha- 5 ben, anders nicht vindende, die teübische [82%] braüt, dorin sie gerůwe, wenn newr in irem breütigam. Ir füz, daz ist ir begerunge, sol auch nyndert 10 anhaften noch verflissen sein. Wenn die so gar keiische praut . kan nicht geleben wann mit irem preutigam, gleich als der . visch nicht geleben kan wann 1 jn dem wazzer. wirt sie gespeiset, do selbest wirt sie vnauzsprechenlichen erlusti- get mit gar suzzer narunge. : Vnd ist daz sie in kayner weise darauz get, zühant be- gynnet sie zü zittern vnd sich | zü vorchten vnd get wider zü- Do selbest . swimmet die zarte sele, do selbest | Stachel der Liebe | amorem dilecti referre, solum | ad suum sponsum vnicum me- | dullitus cum impetu tendens nil- : que inveniens, columbina spon- i sa, in quo nisi in sponso [147'"] ; requiescat. Pes eius nec eciam ; appodiare deberet uel adherere. Castissima enim sponsa nescit viuere nisi cum sponso, sicut nec piscis nisi in aqua. Ibi natat anima delicata, ibi reficitur. ibi delectatur inenarrabiliter sua- uissimo nutrimento. Si quo modo exit, statim incipit pal- pitare, statimque ad flumen igneum rapidumque redit, ex- ' tra ipsum omnia reputans uel : Buspicans mortem, quia tota li- quescit et resoluitur in dilec- ; tum. hant zu dem veurigen vnd wu- ' 25 tunden flusse, daz ist zü den sunden, vnd alle dinck auzzer irem got vnd preütigam ark- wanet sie vnd achtet, daz ez . der tot sey, wenn sie wirt zümal 3o ziilazzen vnd entloset in iren liepgehabten. O dii liebe, waz machestu? Waz ist doch edler wenn dise libe? Waz ist nuezer? Waz ist suzzer? Vnd , O amor, quid facis? ^ Quid hoc &more nobilius, id est, quid vtilius, quid suauius ? Et tamen , omnes uel quasi omnes negligunt ss doch vil nahent alle menschen , 6 teubuschen Go iren Go 21 weise fehlt Go 25 flusse] fleisse Go dorvmb Go get fehlt Go 26 auzzer] suzzer Go 7 sie] so Go in irem] 24 veurigen] vorigen Go 30 irem Go w
218 zů der lieb ires liebgehabten, vnd allein zů irem eigen preů- tigam ynnerlich vnd mit snelli- kait willen vnd maynunge ha- 5 ben, anders nicht vindende, die teübische [82%] braüt, dorin sie gerůwe, wenn newr in irem breütigam. Ir füz, daz ist ir begerunge, sol auch nyndert 10 anhaften noch verflissen sein. Wenn die so gar keiische praut . kan nicht geleben wann mit irem preutigam, gleich als der . visch nicht geleben kan wann 1 jn dem wazzer. wirt sie gespeiset, do selbest wirt sie vnauzsprechenlichen erlusti- get mit gar suzzer narunge. : Vnd ist daz sie in kayner weise darauz get, zühant be- gynnet sie zü zittern vnd sich | zü vorchten vnd get wider zü- Do selbest . swimmet die zarte sele, do selbest | Stachel der Liebe | amorem dilecti referre, solum | ad suum sponsum vnicum me- | dullitus cum impetu tendens nil- : que inveniens, columbina spon- i sa, in quo nisi in sponso [147'"] ; requiescat. Pes eius nec eciam ; appodiare deberet uel adherere. Castissima enim sponsa nescit viuere nisi cum sponso, sicut nec piscis nisi in aqua. Ibi natat anima delicata, ibi reficitur. ibi delectatur inenarrabiliter sua- uissimo nutrimento. Si quo modo exit, statim incipit pal- pitare, statimque ad flumen igneum rapidumque redit, ex- ' tra ipsum omnia reputans uel : Buspicans mortem, quia tota li- quescit et resoluitur in dilec- ; tum. hant zu dem veurigen vnd wu- ' 25 tunden flusse, daz ist zü den sunden, vnd alle dinck auzzer irem got vnd preütigam ark- wanet sie vnd achtet, daz ez . der tot sey, wenn sie wirt zümal 3o ziilazzen vnd entloset in iren liepgehabten. O dii liebe, waz machestu? Waz ist doch edler wenn dise libe? Waz ist nuezer? Waz ist suzzer? Vnd , O amor, quid facis? ^ Quid hoc &more nobilius, id est, quid vtilius, quid suauius ? Et tamen , omnes uel quasi omnes negligunt ss doch vil nahent alle menschen , 6 teubuschen Go iren Go 21 weise fehlt Go 25 flusse] fleisse Go dorvmb Go get fehlt Go 26 auzzer] suzzer Go 7 sie] so Go in irem] 24 veurigen] vorigen Go 30 irem Go w
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Buch II Kap. 13: Go 219 versäumen dise libe. Noch mag | hunc amorem. Nunc hic dici man hie sprechen: 'Wer do | potest: 'Qui manet in caritate, pleibet in der libe, der pleibet in got vnd got in im'. ist ein s Daz drevzehende LLERLIBSTER pruder, nim werlichen die wort, die ich | vnwirdiger von der selikait spre- 1» chen. werde. Wenn ich wene, daz sie also beschriben müge werden, idoch so pesser ez. Nelikait ist ein volle vnd ynner i l 1 | | i | | 1 i | i I entlosung vnd verwandelunge : win got. Selikait ist die hohst frolockung von der erwirdikait gotes. Selikait ist ein vol- brengunge der ee zwischen dem prewtigam vnd der praůt mit 20 der keüschen vnd ewigen vmb- : vahunge. Selikait ist ein trun- ; ckenmachunge dergotlichen suz- zikait ane ende vnd ein ofen der libe vnd ein ymmerwerender 25 schein der sunnen der gerechti- kait. Selikait ist mit vnmezziger begervnge ein volle erkuckunge. Zii der vns geruche zii pringen, der do ewiglichen lebet vnd her- 3o schet mit dem etc. XIII. beschreibunge der selikait. ! | ipsam posse describi, tu tamen in deo manet, et deus in eo. Quod etc. Descripcio beatitu- s dinis. AT carissime frater, sane verba, que de beatitudine dicam indignus. Nam sic puto corrige. Beatitudo est plena et intima in deum resolucio. Beatitudo est summa exultacio de honorificencia dei. Beatitudo est ex castissimis et eternis am- plexibus sponsi cum sponsa ma- trimonij consumacio. Beatitudo est diuine dulcedinis inebriacio sine fine fornaxque amoris ac : solis iusticie splendor eternus. 20 | | | | | | Beatitudo est cum inmenso desi- derio refeccio plena. Ad quam nos perducat, qui viuit et re- gnat etc. 5 Kap. II 13. Textaua Go. Text fehlt in Br N. Der Text in M M1 R stellt eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile ( Bl. 709) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XIII Capitel s. B'n Go. Das dreiezehri beschreibüg d' ewigh selikaitt M. Überschrift und Alinea fehlen in M1 23 ofen der] offende Go 30 mit dem ete.] got cwiclich on onde M Go 14 zulosung M. speysung M 7 nim] mein 27 orkuckunge]
Buch II Kap. 13: Go 219 versäumen dise libe. Noch mag | hunc amorem. Nunc hic dici man hie sprechen: 'Wer do | potest: 'Qui manet in caritate, pleibet in der libe, der pleibet in got vnd got in im'. ist ein s Daz drevzehende LLERLIBSTER pruder, nim werlichen die wort, die ich | vnwirdiger von der selikait spre- 1» chen. werde. Wenn ich wene, daz sie also beschriben müge werden, idoch so pesser ez. Nelikait ist ein volle vnd ynner i l 1 | | i | | 1 i | i I entlosung vnd verwandelunge : win got. Selikait ist die hohst frolockung von der erwirdikait gotes. Selikait ist ein vol- brengunge der ee zwischen dem prewtigam vnd der praůt mit 20 der keüschen vnd ewigen vmb- : vahunge. Selikait ist ein trun- ; ckenmachunge dergotlichen suz- zikait ane ende vnd ein ofen der libe vnd ein ymmerwerender 25 schein der sunnen der gerechti- kait. Selikait ist mit vnmezziger begervnge ein volle erkuckunge. Zii der vns geruche zii pringen, der do ewiglichen lebet vnd her- 3o schet mit dem etc. XIII. beschreibunge der selikait. ! | ipsam posse describi, tu tamen in deo manet, et deus in eo. Quod etc. Descripcio beatitu- s dinis. AT carissime frater, sane verba, que de beatitudine dicam indignus. Nam sic puto corrige. Beatitudo est plena et intima in deum resolucio. Beatitudo est summa exultacio de honorificencia dei. Beatitudo est ex castissimis et eternis am- plexibus sponsi cum sponsa ma- trimonij consumacio. Beatitudo est diuine dulcedinis inebriacio sine fine fornaxque amoris ac : solis iusticie splendor eternus. 20 | | | | | | Beatitudo est cum inmenso desi- derio refeccio plena. Ad quam nos perducat, qui viuit et re- gnat etc. 5 Kap. II 13. Textaua Go. Text fehlt in Br N. Der Text in M M1 R stellt eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile ( Bl. 709) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XIII Capitel s. B'n Go. Das dreiezehri beschreibüg d' ewigh selikaitt M. Überschrift und Alinea fehlen in M1 23 ofen der] offende Go 30 mit dem ete.] got cwiclich on onde M Go 14 zulosung M. speysung M 7 nim] mein 27 orkuckunge]
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220 Stachel der Liebe Daz vierczehent von der durchstechvng der sele mit der suzzikait Cristi, vnd ist ein gut gepete. Mein got, mein libe! 5 [82vb] O mein lustliches licht! Du vnvoldenckliche suz- zikait! O so gar senfte erleüch- tung! Dü so gar wunnicliche 1o anschawunge! Dü gotlich machende narünge! Dü so gar smackhaftige kostunge! Dü vnauzsprechenliche speisunge! O du honickfliezzender kus! Dü 15 so gar seliger vmbvange! Du vnauflozliche zusamenfügunge! Du herezenliche ergissunge! Dü allernuhterste trunckenma- chunge! Dü so gar nehste zü- 20 gesammente zülosunge! O mein prewtigam! Meines herczen ju- bilus! Dü prunst dez gemutes! Du allersuzzeste lust vnd aller- worhaftigiste frewde! Erleucht 25 vnd durchscheine mit deinen glenstern mein sele, die durch- XIV. De transfixione ani- me dulcedine Christi que- dam allectiua non modica. DEUS meus, o amor meus, o lux mea delectabilis, dulcis, s inestimabilis! O sua[147 a]uis- sima irradiacio, iocundissima contemplacio, nutrimentum dei- ficum, sapidissima degustacio! O mellifluum osculum, amplexus 10 felicissimus, indissolubilis con- iunccio, cordialis diffusio, so- brijssima inebriacio, liquacio so- lidissima! O sponse meus, cordis iubilus, mentis ardor, dulcissi- 15 mum solacium, verissimum gau- dium! Irradia fulgoribus ani- 1 Kap. II14. Text 220, 1—221, 6 aus Go, 221, 7—223, 23 aus Br. Der Text des ersten Stückes fehlt Br N. Er entspricht dem lat. Texte des Stimulus amoris II 14. An ihn schließt sich der im heutigen lat. Drucktext. als zweiter Prolog stehende Teil; dieser Teil bildet in Br N das Kap. 14: er tritt in dieser Ausgabe an die Stelle des Textes von Go. Er steht auch in NI (Nürnberg, Stadt-Bibl. VII 39, Bl. 54"). Der Text in M MIR stellt eine selb- ständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelregister, das dem 2. Teile (Bl. 70 b) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XIIII capitel B'n Go. Das vierczehn vô d' durchstechüg d' sele vo d' sussikait ihu M, Das treyczehend von der sel durchstechung in der sussikait Ihuxpi MI 10f. gotliche wachende Go 14 honicksuzzender Go, honickflüssig’ M 16 vnauzfluzzige Go zusammenfügunge] v'einigüg M 18f. trunckenhait M 21 prewtigam] gespons M 25f. deiner 26—221, 1 durchschossen M glenstern Go, deinë schein M
220 Stachel der Liebe Daz vierczehent von der durchstechvng der sele mit der suzzikait Cristi, vnd ist ein gut gepete. Mein got, mein libe! 5 [82vb] O mein lustliches licht! Du vnvoldenckliche suz- zikait! O so gar senfte erleüch- tung! Dü so gar wunnicliche 1o anschawunge! Dü gotlich machende narünge! Dü so gar smackhaftige kostunge! Dü vnauzsprechenliche speisunge! O du honickfliezzender kus! Dü 15 so gar seliger vmbvange! Du vnauflozliche zusamenfügunge! Du herezenliche ergissunge! Dü allernuhterste trunckenma- chunge! Dü so gar nehste zü- 20 gesammente zülosunge! O mein prewtigam! Meines herczen ju- bilus! Dü prunst dez gemutes! Du allersuzzeste lust vnd aller- worhaftigiste frewde! Erleucht 25 vnd durchscheine mit deinen glenstern mein sele, die durch- XIV. De transfixione ani- me dulcedine Christi que- dam allectiua non modica. DEUS meus, o amor meus, o lux mea delectabilis, dulcis, s inestimabilis! O sua[147 a]uis- sima irradiacio, iocundissima contemplacio, nutrimentum dei- ficum, sapidissima degustacio! O mellifluum osculum, amplexus 10 felicissimus, indissolubilis con- iunccio, cordialis diffusio, so- brijssima inebriacio, liquacio so- lidissima! O sponse meus, cordis iubilus, mentis ardor, dulcissi- 15 mum solacium, verissimum gau- dium! Irradia fulgoribus ani- 1 Kap. II14. Text 220, 1—221, 6 aus Go, 221, 7—223, 23 aus Br. Der Text des ersten Stückes fehlt Br N. Er entspricht dem lat. Texte des Stimulus amoris II 14. An ihn schließt sich der im heutigen lat. Drucktext. als zweiter Prolog stehende Teil; dieser Teil bildet in Br N das Kap. 14: er tritt in dieser Ausgabe an die Stelle des Textes von Go. Er steht auch in NI (Nürnberg, Stadt-Bibl. VII 39, Bl. 54"). Der Text in M MIR stellt eine selb- ständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelregister, das dem 2. Teile (Bl. 70 b) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XIIII capitel B'n Go. Das vierczehn vô d' durchstechüg d' sele vo d' sussikait ihu M, Das treyczehend von der sel durchstechung in der sussikait Ihuxpi MI 10f. gotliche wachende Go 14 honicksuzzender Go, honickflüssig’ M 16 vnauzfluzzige Go zusammenfügunge] v'einigüg M 18f. trunckenhait M 21 prewtigam] gespons M 25f. deiner 26—221, 1 durchschossen M glenstern Go, deinë schein M
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Buch II Kap. stochen ist mit der strolen deiner allersuzzisten libe vnd enzundet : ist mit der vackeln der libe. Vnd erkucke sie, die durch- ; s suzzet ist mit deinen so smack- . haftigen begerungen. O du allersüster Jesu, durch- stich daz ynnerste marck mei- ner selen mit derzo gar samften 10 vid heilbaren wunden deiner lib! Vorwund daz yngeweid meiner selen mit der waren immer- werenden vnd von oben abher gesantten lieb, daz [63'] mein sel 15 warhaftigclich prynne vor inner senesucht vnd czulazzen werde, daz si alleine vor lieb vnd senung 1 der strolen] dem geschos M 7 Von hier an Text aus Br. | i | | | 14: Go und Br 221 mam meam dulcissime caritatis tue transfixam iaculo et amoris facula inflammatam. Sapidissi- mis affeccionibus tuis refice dul- coratam. O dulcissime Ihesu, transfige medullas anime mee suauissimo ac saluberrino amoris tui vul- nere! Vulnera uiscera anime mee vera sempiterna et apostolica caritate, ut vere ardeat et lan- gweat, liquefiat anima me&. Solo semper amore et desiderio tui Überlieferung des Textes Johanna v. Neumarkt in Br N Go; M MI R führen ihre selbständige Übersetzung fort bis zum Ende des Kapitels, doch fügen M M1 R an den Schluß ihres 2. Teiles die Fassung dea Textes Johanns an. M verweist ( Bl. 35'*) durch ein Rüdchen am Seitenrande auf dieses SchluBgebet, das (Bl. 51%) den 2. Teil beendet; dort aber bricht der Text nach wenigen Zeilen ab, indem mit dem gleichen Rüdchen auf Bl. 35™ zuriickverwiesen wird: Das Siben- zehn in pittung zu erbecküg das h’rez in der forcht dz all’ sustñ ihesu. O du aller sust' ihu durchstich das innerst marck mein' sele mit d' so gar senftn vnd hailbern wunden dein’ lieb verwund dy ingewaid mein’ sele mit. Das cupitel such gancz in dem vierzcehn eapitel bey dé zaichn (9 und unter dem T'eztrande in dem and'n tail des puchs. M1 schließt dagegen mit dem vollständigen Texte (Bl. 80°) den Gesamttext ab, ohne den 3. Teil anzufügen; die Lesarten von M1 sind hier mitaufgenommen. | Überschrift Das sechezehent ain erpietung zu erwecken das herez in der vorcht des siissen Ihu xpi. Auch die Nürnberger Hs. N1 (-- VII 39, Bl. 54*) enthàlt unseren Gebetstext. Uberschriften: Das XIIII ist von der durchstechunge der selen mit der süzzikeit cristi ihu vnd ist cin gutes gepete ( Bl. 25*) Br, Daz ist daz XIIII cap N 9 der] den Go samfte N 10 hail- same M 1 Go 12 warn vnd M1 12f. vmmerwerenden Br, Immer. werrender N, Innern M1 13f. vnd bis gesantten fehlt M1 14 ge- sante N auf das M1 15 warhaftigclich bis 222, 1 sei] nach dir allain prynn mit warhafter senüng (vnd getilgt) alezeit hinvellig dein begerund sey M1 vor inner fehlt Br N vor] von Go 10
Buch II Kap. stochen ist mit der strolen deiner allersuzzisten libe vnd enzundet : ist mit der vackeln der libe. Vnd erkucke sie, die durch- ; s suzzet ist mit deinen so smack- . haftigen begerungen. O du allersüster Jesu, durch- stich daz ynnerste marck mei- ner selen mit derzo gar samften 10 vid heilbaren wunden deiner lib! Vorwund daz yngeweid meiner selen mit der waren immer- werenden vnd von oben abher gesantten lieb, daz [63'] mein sel 15 warhaftigclich prynne vor inner senesucht vnd czulazzen werde, daz si alleine vor lieb vnd senung 1 der strolen] dem geschos M 7 Von hier an Text aus Br. | i | | | 14: Go und Br 221 mam meam dulcissime caritatis tue transfixam iaculo et amoris facula inflammatam. Sapidissi- mis affeccionibus tuis refice dul- coratam. O dulcissime Ihesu, transfige medullas anime mee suauissimo ac saluberrino amoris tui vul- nere! Vulnera uiscera anime mee vera sempiterna et apostolica caritate, ut vere ardeat et lan- gweat, liquefiat anima me&. Solo semper amore et desiderio tui Überlieferung des Textes Johanna v. Neumarkt in Br N Go; M MI R führen ihre selbständige Übersetzung fort bis zum Ende des Kapitels, doch fügen M M1 R an den Schluß ihres 2. Teiles die Fassung dea Textes Johanns an. M verweist ( Bl. 35'*) durch ein Rüdchen am Seitenrande auf dieses SchluBgebet, das (Bl. 51%) den 2. Teil beendet; dort aber bricht der Text nach wenigen Zeilen ab, indem mit dem gleichen Rüdchen auf Bl. 35™ zuriickverwiesen wird: Das Siben- zehn in pittung zu erbecküg das h’rez in der forcht dz all’ sustñ ihesu. O du aller sust' ihu durchstich das innerst marck mein' sele mit d' so gar senftn vnd hailbern wunden dein’ lieb verwund dy ingewaid mein’ sele mit. Das cupitel such gancz in dem vierzcehn eapitel bey dé zaichn (9 und unter dem T'eztrande in dem and'n tail des puchs. M1 schließt dagegen mit dem vollständigen Texte (Bl. 80°) den Gesamttext ab, ohne den 3. Teil anzufügen; die Lesarten von M1 sind hier mitaufgenommen. | Überschrift Das sechezehent ain erpietung zu erwecken das herez in der vorcht des siissen Ihu xpi. Auch die Nürnberger Hs. N1 (-- VII 39, Bl. 54*) enthàlt unseren Gebetstext. Uberschriften: Das XIIII ist von der durchstechunge der selen mit der süzzikeit cristi ihu vnd ist cin gutes gepete ( Bl. 25*) Br, Daz ist daz XIIII cap N 9 der] den Go samfte N 10 hail- same M 1 Go 12 warn vnd M1 12f. vmmerwerenden Br, Immer. werrender N, Innern M1 13f. vnd bis gesantten fehlt M1 14 ge- sante N auf das M1 15 warhaftigclich bis 222, 1 sei] nach dir allain prynn mit warhafter senüng (vnd getilgt) alezeit hinvellig dein begerund sey M1 vor inner fehlt Br N vor] von Go 10
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222 nach dir alleczeit begerende sei vnd hinfellig, daz si in deinem vórsale wónsche czu entlóst wer- den vnd mit dir czu sein. Gib 5 mir, daz meine sel hünger nach dir alleine, du prot dez himelis- schen lebens, daz du von himel komen pist, prot der engel vnd speis der heiligen sel, vnser teg- 10 liches vnd Óberwesentliches prot, daz do hat alle süzzikeit vnd al- len smack vnd alle gelüstlichkeit der smackhaftikeit. Mein hercz müzze allezeit hungeren vnd 15 essen dich, den di engel wegeren anczusehen, vnd dy yngeweid | meiner sel müssen erfüllet wer- den mit der suzzikeit deines smakes. Mein sel müzze alle- 20 czeit dürsten vnd wegeren dich, prun des lebens, prun der weis- heit, prun dez wissens, prun dez ewigen lichtis, dich flys der wolüst, dich volflüzzige frucht- | Si 25 perkeit dez hauses gotis. müzze alleczeit nach dir geitic- lichen wünschen, dich süchen, dich vinden. Si müsse czu dir 1 nach dir allzeit nach dir N fehlt Br, vnd mit nachgetragenem zu N1 do Br N 8 pist] ist Br N Stachel der Liebe concupiscat et deficiat anima mea, in atria tua cupiat dissolui ; et esse tecum. Da, ut anima mea ! esuriat te solum, panem uite celestis, qui de celo descendisti, 5 panem angelorum et refeccio- nem animarum sanctarum, pa- nem nostrum cottidianum, su- persubstancialem, habentem omnem dulcedinem et saporem et omne delectamentum suaui- | tatis. Te, in quem desiderant | prospicere angeli, semper esuriat | et comedat cor meum, et dulce- | dine saporis tui repleantur uis- | cera anime mee. Te semper si- ! eiat, fontem uite, fontem sapien- | cie, fontem [147""] sciencie, fon- | tem eterni luminis, torrentem | uoluptatis, ubertatem | domus 20 | dei. Te semper ambiat, te | querat, te inueniat. Ad te ten- 2 vnd bis 4 sein fehlt MI 3 czu 9f. entlosz werde NI 7 du] vnd prot Br vnd fehit M1 11 alle bis 13 smackhaftikeit] allen lust vnd allen gesmachen der siissikait M1 12 gelustikeit N hiingern vnd dich niessen M1 M1 musset N begern M1 volflzzige] von M1, dich vorflussige Go 26f. gótlichen Br N, genczlichen Go fruchperkait Go vinden Go 13 der smackhaftikeit fehlt Br 15 Engeln N 19 geschmachens M1 23 flüs N, fliessuntz wasser M1, fluzz Go 14f. nach dir 17 meiner sc] feAlt 20 wegeren dich] dein 24 dich 24f. wollustikait der 28 vfi
222 nach dir alleczeit begerende sei vnd hinfellig, daz si in deinem vórsale wónsche czu entlóst wer- den vnd mit dir czu sein. Gib 5 mir, daz meine sel hünger nach dir alleine, du prot dez himelis- schen lebens, daz du von himel komen pist, prot der engel vnd speis der heiligen sel, vnser teg- 10 liches vnd Óberwesentliches prot, daz do hat alle süzzikeit vnd al- len smack vnd alle gelüstlichkeit der smackhaftikeit. Mein hercz müzze allezeit hungeren vnd 15 essen dich, den di engel wegeren anczusehen, vnd dy yngeweid | meiner sel müssen erfüllet wer- den mit der suzzikeit deines smakes. Mein sel müzze alle- 20 czeit dürsten vnd wegeren dich, prun des lebens, prun der weis- heit, prun dez wissens, prun dez ewigen lichtis, dich flys der wolüst, dich volflüzzige frucht- | Si 25 perkeit dez hauses gotis. müzze alleczeit nach dir geitic- lichen wünschen, dich süchen, dich vinden. Si müsse czu dir 1 nach dir allzeit nach dir N fehlt Br, vnd mit nachgetragenem zu N1 do Br N 8 pist] ist Br N Stachel der Liebe concupiscat et deficiat anima mea, in atria tua cupiat dissolui ; et esse tecum. Da, ut anima mea ! esuriat te solum, panem uite celestis, qui de celo descendisti, 5 panem angelorum et refeccio- nem animarum sanctarum, pa- nem nostrum cottidianum, su- persubstancialem, habentem omnem dulcedinem et saporem et omne delectamentum suaui- | tatis. Te, in quem desiderant | prospicere angeli, semper esuriat | et comedat cor meum, et dulce- | dine saporis tui repleantur uis- | cera anime mee. Te semper si- ! eiat, fontem uite, fontem sapien- | cie, fontem [147""] sciencie, fon- | tem eterni luminis, torrentem | uoluptatis, ubertatem | domus 20 | dei. Te semper ambiat, te | querat, te inueniat. Ad te ten- 2 vnd bis 4 sein fehlt MI 3 czu 9f. entlosz werde NI 7 du] vnd prot Br vnd fehit M1 11 alle bis 13 smackhaftikeit] allen lust vnd allen gesmachen der siissikait M1 12 gelustikeit N hiingern vnd dich niessen M1 M1 musset N begern M1 volflzzige] von M1, dich vorflussige Go 26f. gótlichen Br N, genczlichen Go fruchperkait Go vinden Go 13 der smackhaftikeit fehlt Br 15 Engeln N 19 geschmachens M1 23 flüs N, fliessuntz wasser M1, fluzz Go 14f. nach dir 17 meiner sc] feAlt 20 wegeren dich] dein 24 dich 24f. wollustikait der 28 vfi
Strana 223
Buch II Kap. 14: Br 223 willen haben vnd czu dir ku- men, dich wetrachten, dich re- den vnd alle dinck tun vnd wirken ezu lob vnd czu eren dei- 5 nes namen mit demůtikeit [637) vnd mit liphabung, mit gerink- můtikeit vnd mit wirklicher tat, mit geduld vnd mit fride vnd mit czunemung vnd mit 10 begerung pis an daz end, vnd müssest mir alleczeit sein meine hoffung, mein getrawen, mein reichtum, mein liphabung, mein frewd, mein rw, mein stilheit, 15 mein roch, mein sûzzikeit, mein speis, mein erkwickung, mein ezuflucht, mein hûlf, mein ge- duld, mein smeckende weisheit, mein besiczung, mein schacz, 20 in deme mein gemûte vnd mein hercz alleczeit stete, veste vnd vnbeweglich sey geworczelt vnd gepfropphet. Amen. dat, ad te perueniat, te medite- tur, te loquatur et omnia opere- tur in laudem et gloriam nomi- nis tui cum humilitate et dilec- cione, cum facilitate et effectu, cum paciencia, pace et profectu, cum perseuerancia vsque in finem. Et tu sis michi semper tota spes mea, fiducia mea, diui- cie mee, dileccio mea, gaudium 10 meum, quies mea, tranquillitas mea, color meus, dulcedo mea, cibus meus, refeccio mea, refu- gium meum, auxilium meum, paciencia mea, sapiencia mea, 15 possessio mea, thesaurus meus, in quo firma et fixa et immobi- liter semper sit radicata mens mea et cor meum. Amen. 5 I vnd fehlt M 4 loben Go 4f. deinen M 6 vnd fehlt M 8 tat] tot Go 7 würchunder M 6f. mit ringem gemüt M 9 zwnemen MI, sünüge Go 10 begerunge alle Hss. (für beharrunge ?) pis] vnez M vnd du M 11 missest N 14 rew Br stilheit] salheit Br, still M, sallichait mein frid MI, sallikait vn sicherhait Go 15 roch] schmachn M, süssichait mein güter geschmachen MI mein sûzzikeit fehlt (hier) MI 16 erkwickung] sterck MI 17f. mein 18 smeckende fehlt MI 19 besiczen M geduld fehlt MI 22f. gewurczt 21 stete veste] vest stee M 22 vmb weglich Go 23 Amen fehlt Go vnd erchannt sey amen M
Buch II Kap. 14: Br 223 willen haben vnd czu dir ku- men, dich wetrachten, dich re- den vnd alle dinck tun vnd wirken ezu lob vnd czu eren dei- 5 nes namen mit demůtikeit [637) vnd mit liphabung, mit gerink- můtikeit vnd mit wirklicher tat, mit geduld vnd mit fride vnd mit czunemung vnd mit 10 begerung pis an daz end, vnd müssest mir alleczeit sein meine hoffung, mein getrawen, mein reichtum, mein liphabung, mein frewd, mein rw, mein stilheit, 15 mein roch, mein sûzzikeit, mein speis, mein erkwickung, mein ezuflucht, mein hûlf, mein ge- duld, mein smeckende weisheit, mein besiczung, mein schacz, 20 in deme mein gemûte vnd mein hercz alleczeit stete, veste vnd vnbeweglich sey geworczelt vnd gepfropphet. Amen. dat, ad te perueniat, te medite- tur, te loquatur et omnia opere- tur in laudem et gloriam nomi- nis tui cum humilitate et dilec- cione, cum facilitate et effectu, cum paciencia, pace et profectu, cum perseuerancia vsque in finem. Et tu sis michi semper tota spes mea, fiducia mea, diui- cie mee, dileccio mea, gaudium 10 meum, quies mea, tranquillitas mea, color meus, dulcedo mea, cibus meus, refeccio mea, refu- gium meum, auxilium meum, paciencia mea, sapiencia mea, 15 possessio mea, thesaurus meus, in quo firma et fixa et immobi- liter semper sit radicata mens mea et cor meum. Amen. 5 I vnd fehlt M 4 loben Go 4f. deinen M 6 vnd fehlt M 8 tat] tot Go 7 würchunder M 6f. mit ringem gemüt M 9 zwnemen MI, sünüge Go 10 begerunge alle Hss. (für beharrunge ?) pis] vnez M vnd du M 11 missest N 14 rew Br stilheit] salheit Br, still M, sallichait mein frid MI, sallikait vn sicherhait Go 15 roch] schmachn M, süssichait mein güter geschmachen MI mein sûzzikeit fehlt (hier) MI 16 erkwickung] sterck MI 17f. mein 18 smeckende fehlt MI 19 besiczen M geduld fehlt MI 22f. gewurczt 21 stete veste] vest stee M 22 vmb weglich Go 23 Amen fehlt Go vnd erchannt sey amen M
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224 Stachel der Liebe Das funfczehent ist ein bete zü vben daz hercze in der libe dez allerlibsten Ihesu. XV. Peticio ad excercitan- dum cor in amore dilectis- simi Ihesu. 5 [831a] B nV ein furst einen gar fraten vnd ge- ringen armen menschen geladen hette zü einer volfluzzigen vnd zirlichen wirtschaft, in der do 1o were alle genuge vnd smack- haftikait, die man in gescheppf- ten dingen vinden mochte, vnd disem menschen graüwet doch vor sulicher edler wirtschaft vnd 15 het mer fleizze vnd müe zü stinckendem myste vnd vnflat, der selbe solde gar für torecht geachtet werden. Gleich als do selbest vnd auch vnreitlich mer 20 solt [831b] ein itlicher mensch fur torecht geachtet werden, vnd allermaist ein volkumener mensch, der zü den himelischen hochzeiten vnd praütlauften ge- 25 rüfen ist, vnd zü vorderst ein prister, der die himelischen speise newzzet, ist daz er sein hercze gibt zü disen vergenk- lichen dingen. Vnd gleich als 3o ein wollustiger, weiser, zarter I enim aliquis princeps invi- tasset pauperem et vilissi- s mum hominem ad conuiuium ni- mium habundans et delicatum. in quo omnis sufficiencia et sua- uitas esset, que experiri posset in aliqua creatura, et ille uilis 10 homo nausearet super illo con- uiuio nobilissimo et ad stercora pocius inhyaret, deberet stultissi- mus reputari. Sic, ymmo sine comparacione plus, stultus repu- 15 tari debet quilibet homo, et maxime vir perfectus, qui est ad celestes nupcias uocatus, et pre- cipue sacerdos, qui celestibus [148ra] alimentis uescitur, si cor 2o suum istis corruptibilibus appli- cat. Et sicut sapiens et delicio- 1 Kap. II15. Text aus Go. Der Text fehlt Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelre- gister, das (Bl. 70rb) dem 2. Teile vorangeht, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XV Capitel s. B'n Go. In M Ml ist das Kapitel ohne Majuskel und Alinea an den vorangehenden Text angeschlossen. 6f. gar fraten vnd geringen armen] armen vnd einë aller vorborfensten M 8 überfiüssigen M 10 genunge Go 11f. gescheppften dingen] ein' creatur M 13 grüwet Go, het grawen M, hiet aysn MI 30 weicher Go 15f. zw fawler vnd vngesunter speis M MI
224 Stachel der Liebe Das funfczehent ist ein bete zü vben daz hercze in der libe dez allerlibsten Ihesu. XV. Peticio ad excercitan- dum cor in amore dilectis- simi Ihesu. 5 [831a] B nV ein furst einen gar fraten vnd ge- ringen armen menschen geladen hette zü einer volfluzzigen vnd zirlichen wirtschaft, in der do 1o were alle genuge vnd smack- haftikait, die man in gescheppf- ten dingen vinden mochte, vnd disem menschen graüwet doch vor sulicher edler wirtschaft vnd 15 het mer fleizze vnd müe zü stinckendem myste vnd vnflat, der selbe solde gar für torecht geachtet werden. Gleich als do selbest vnd auch vnreitlich mer 20 solt [831b] ein itlicher mensch fur torecht geachtet werden, vnd allermaist ein volkumener mensch, der zü den himelischen hochzeiten vnd praütlauften ge- 25 rüfen ist, vnd zü vorderst ein prister, der die himelischen speise newzzet, ist daz er sein hercze gibt zü disen vergenk- lichen dingen. Vnd gleich als 3o ein wollustiger, weiser, zarter I enim aliquis princeps invi- tasset pauperem et vilissi- s mum hominem ad conuiuium ni- mium habundans et delicatum. in quo omnis sufficiencia et sua- uitas esset, que experiri posset in aliqua creatura, et ille uilis 10 homo nausearet super illo con- uiuio nobilissimo et ad stercora pocius inhyaret, deberet stultissi- mus reputari. Sic, ymmo sine comparacione plus, stultus repu- 15 tari debet quilibet homo, et maxime vir perfectus, qui est ad celestes nupcias uocatus, et pre- cipue sacerdos, qui celestibus [148ra] alimentis uescitur, si cor 2o suum istis corruptibilibus appli- cat. Et sicut sapiens et delicio- 1 Kap. II15. Text aus Go. Der Text fehlt Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelre- gister, das (Bl. 70rb) dem 2. Teile vorangeht, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XV Capitel s. B'n Go. In M Ml ist das Kapitel ohne Majuskel und Alinea an den vorangehenden Text angeschlossen. 6f. gar fraten vnd geringen armen] armen vnd einë aller vorborfensten M 8 überfiüssigen M 10 genunge Go 11f. gescheppften dingen] ein' creatur M 13 grüwet Go, het grawen M, hiet aysn MI 30 weicher Go 15f. zw fawler vnd vngesunter speis M MI
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Buch IL Kap. 15: Go mensch nicht allein gar stin- ckenden ayter nicht begeret, sunder im auch dovor graüwet, ab er den eyter sehe oder hore 5 nennen. gleich also solt grawen eynem itlichen volkümen men- schen. sunderlichen einem pri- ster, vor allem dem, daz die innern wollust in keiner weise 10 hinderte oder daz wonhaüs Christi vormailiget. IDorvmb so solt er mit aller vnd fleizziger hute sein hereze bewaren. € O wol ein wundersame 15 plintheit aller vngütigen vnd sundigen menschen, die mer vnd lieber kisen vmb ire sele von dem teüfel zu kauffen ein stin- : ckende, frate lust, wenn daz sie trost von got vmbsust vnd ver- gebens haben wolden! Wer hette doch den nicht fur einen toren, der do lieber von einem z5 kreczheymer stinckenden vnd bruchigen wein vmb alle sein gut vnd habe kaüffen wolde vnd sich zümale enplozzen vnd berauben allez seines gutes vmb so so gar snoden tranck, wenn daz er von einem andern vmbsust so : gar suzze weine haben wolde vnd dovon allez guten erfullet wer- den? Ein sogetane torheit vnd 2avter] vnflat M/ 10 hindern Go 4 horet Go die wonung M 25 kreczheymer] lewtgebn M, leiggeben M1 stinckendigsten M 27 güte Go Klapper- lhurdach. Vom Mittelalter z. Reform. Bd. VI/3. 225 sus homo fetidissimam saniem non solum non appeteret, uel eciam, si uideret uel nominaret, abhorreret, sic omnis vir per- fectus, et sacerdos precipue, ab- s horrere deberet, quidquid illas , internas delicias modo aliquo in- pediret aut illud Christi habita- eulum macularet. "Vnde omni custodia deberet custodire cor suum. O mira cecitas omnium im- piorum, qui magis eligunt pre- cio anime sue & dyabolo emere fetidissimam consolacionem et vilissimam, quam summam et : excellentissimam consolacionem 20 gar hohen vnd vbertretenden . a deo gratis habere! Quis non putaret stultum illum, qui plus uellet ab vno thabernario vinum corruptumet fetidissimum emere precio omnium bonorum suo- . rum et se totaliter omni bono suo pro tam uilissimo potu eua- cuare seu exspoliare, quam ab » vno alio dulcissima vina gratis habere et ex hoc bonis omnibus repleri? Hanc tamen stulticiam 9 in keiner weise] in eczleich” masz M 18f. aller stinckendigstn trost M 26 bruchigen] aller vmbsust fehlt Go 15 31 von fehlt Go
Buch IL Kap. 15: Go mensch nicht allein gar stin- ckenden ayter nicht begeret, sunder im auch dovor graüwet, ab er den eyter sehe oder hore 5 nennen. gleich also solt grawen eynem itlichen volkümen men- schen. sunderlichen einem pri- ster, vor allem dem, daz die innern wollust in keiner weise 10 hinderte oder daz wonhaüs Christi vormailiget. IDorvmb so solt er mit aller vnd fleizziger hute sein hereze bewaren. € O wol ein wundersame 15 plintheit aller vngütigen vnd sundigen menschen, die mer vnd lieber kisen vmb ire sele von dem teüfel zu kauffen ein stin- : ckende, frate lust, wenn daz sie trost von got vmbsust vnd ver- gebens haben wolden! Wer hette doch den nicht fur einen toren, der do lieber von einem z5 kreczheymer stinckenden vnd bruchigen wein vmb alle sein gut vnd habe kaüffen wolde vnd sich zümale enplozzen vnd berauben allez seines gutes vmb so so gar snoden tranck, wenn daz er von einem andern vmbsust so : gar suzze weine haben wolde vnd dovon allez guten erfullet wer- den? Ein sogetane torheit vnd 2avter] vnflat M/ 10 hindern Go 4 horet Go die wonung M 25 kreczheymer] lewtgebn M, leiggeben M1 stinckendigsten M 27 güte Go Klapper- lhurdach. Vom Mittelalter z. Reform. Bd. VI/3. 225 sus homo fetidissimam saniem non solum non appeteret, uel eciam, si uideret uel nominaret, abhorreret, sic omnis vir per- fectus, et sacerdos precipue, ab- s horrere deberet, quidquid illas , internas delicias modo aliquo in- pediret aut illud Christi habita- eulum macularet. "Vnde omni custodia deberet custodire cor suum. O mira cecitas omnium im- piorum, qui magis eligunt pre- cio anime sue & dyabolo emere fetidissimam consolacionem et vilissimam, quam summam et : excellentissimam consolacionem 20 gar hohen vnd vbertretenden . a deo gratis habere! Quis non putaret stultum illum, qui plus uellet ab vno thabernario vinum corruptumet fetidissimum emere precio omnium bonorum suo- . rum et se totaliter omni bono suo pro tam uilissimo potu eua- cuare seu exspoliare, quam ab » vno alio dulcissima vina gratis habere et ex hoc bonis omnibus repleri? Hanc tamen stulticiam 9 in keiner weise] in eczleich” masz M 18f. aller stinckendigstn trost M 26 bruchigen] aller vmbsust fehlt Go 15 31 von fehlt Go
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226 vil ein grozzere tut vnd vol- brenget ein itlicher Wenn, gleich als der ein tore | et multo sunder. | adimplet. | wer vnd nymmer reich wurde, ' s ein solich kaüfman, der in der menig der kaüfmanschaft [83"*] die stete, zeit vnd weise dez kauffslages wol merckte vnd weste vnd daz auch andern 1» kaufleüten saget vnd kundiget vnd in im selben oft verander- weite, vnd doch nymmer kein nuczes oder gutes kaufslahen getet, gleich als daz selb ist, wer 15 einen ganczen tag von dem reiche der himel die schrift manikfeltiget vnd dorauf sorg vnd fleisz het vnd sie andern leüten in der predig kundiget, : vnd doch selber nymmer kein gut werck getut. Waz ist ez doch nucze, o ir torechten kauf- leüt, die schrift mit fleisse lernen vnd predigen vnd mit den 2 wercken nicht volbrengen ? Auch gleich als ein edel vnd zarte praiit vnd die het einen gar edeln, schonen, weisen vnd frü- men preütigam vnd sich dorvber so gebe mit der begerunge zů einem stinckenden ausseczel, gleich als daz selb vnd vil mer scholt dy begerunge einez Stachel der Liebe maiorem peccator Sicut enim stultus reputari deberet et nunquam ad opulenciam perueniret ille mercator, qui in caterva merca- torum loca et tempora et w ; modum mercandi notaret et hoc volkümen menschen nicht al- . 35 leine von der libe seines gotes : 6 der] die Go laies Go 7 weyse zu chaufmanschaezen M 13 nuczes bis kaufslahon] kaufe noch niiczń M ausseczel] zu ainé aller stinckendigstn sundersiechn M alijs referret et in se ipso sepius repeteret, et nunquam tamen mercacionem aliquam bonam et 10 vtilem faceret, sic. qui toto die de regno celorum scripta multi- plicat et ipsis uacat alijsque in predicacione denuncciat, et ta- men nunquam aggreditur ali- 15 quam operacionem bonam. Quid prodest, o [148] stultissimi mercatores, studere et predicare et opere non implere? Sicut sponsa delicata et nobilis, que 20 haberet nobilissimum sponsum, pulcherrimum ac sapientissi- mum, optimum, inclinaretur ad afficiendum circa aliquem le- prosum fetidissimum, sic, ymmo a5 multo magis, affectus viri per- fecti non solum separari, sed nec 8 kauft - 30f. zü bis 32 selb ist Go
226 vil ein grozzere tut vnd vol- brenget ein itlicher Wenn, gleich als der ein tore | et multo sunder. | adimplet. | wer vnd nymmer reich wurde, ' s ein solich kaüfman, der in der menig der kaüfmanschaft [83"*] die stete, zeit vnd weise dez kauffslages wol merckte vnd weste vnd daz auch andern 1» kaufleüten saget vnd kundiget vnd in im selben oft verander- weite, vnd doch nymmer kein nuczes oder gutes kaufslahen getet, gleich als daz selb ist, wer 15 einen ganczen tag von dem reiche der himel die schrift manikfeltiget vnd dorauf sorg vnd fleisz het vnd sie andern leüten in der predig kundiget, : vnd doch selber nymmer kein gut werck getut. Waz ist ez doch nucze, o ir torechten kauf- leüt, die schrift mit fleisse lernen vnd predigen vnd mit den 2 wercken nicht volbrengen ? Auch gleich als ein edel vnd zarte praiit vnd die het einen gar edeln, schonen, weisen vnd frü- men preütigam vnd sich dorvber so gebe mit der begerunge zů einem stinckenden ausseczel, gleich als daz selb vnd vil mer scholt dy begerunge einez Stachel der Liebe maiorem peccator Sicut enim stultus reputari deberet et nunquam ad opulenciam perueniret ille mercator, qui in caterva merca- torum loca et tempora et w ; modum mercandi notaret et hoc volkümen menschen nicht al- . 35 leine von der libe seines gotes : 6 der] die Go laies Go 7 weyse zu chaufmanschaezen M 13 nuczes bis kaufslahon] kaufe noch niiczń M ausseczel] zu ainé aller stinckendigstn sundersiechn M alijs referret et in se ipso sepius repeteret, et nunquam tamen mercacionem aliquam bonam et 10 vtilem faceret, sic. qui toto die de regno celorum scripta multi- plicat et ipsis uacat alijsque in predicacione denuncciat, et ta- men nunquam aggreditur ali- 15 quam operacionem bonam. Quid prodest, o [148] stultissimi mercatores, studere et predicare et opere non implere? Sicut sponsa delicata et nobilis, que 20 haberet nobilissimum sponsum, pulcherrimum ac sapientissi- mum, optimum, inclinaretur ad afficiendum circa aliquem le- prosum fetidissimum, sic, ymmo a5 multo magis, affectus viri per- fecti non solum separari, sed nec 8 kauft - 30f. zü bis 32 selb ist Go
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Buch II Kap. 15: Go nicht gescheiden werden, sun- der auch nymmer dovon ge- saumen durch keines gescheppf- ten dinges willen. Sie solt » auch nymmer zii kayner creatur gezogen vnd geleckert werden, sunder ir pillicher dovor lazzen grawen, als der praüt grawet vor dem stinckenden ausseczi- 10 gen. NIN itlicher mensch solt also E gutlich, rechtlchen vnd keuschlichen leben, als ob er fur war west, daz er den selben 15 tag sterben solt. Wenn ist ez nicht ein vnvolkiimenheit, daz vil leiit gemainlichen sprechen: "West ich, daz ich kurczlichen sterben solt, so wolt ich mich 20 wolberaiten vnd gar heiliclich leben’? Aber ein volkumener mensch sol nicht also sprechen, «under also: *Ob ich noch taü- sentstunt tausent iar lebet vnd 25 [83""] daz fur war weste, so wolt ich so fleizziclichen, so heiliclichen vnd so rechtlichen meinem got vnd herren dienen, als ob ich heüt von diser werlt : so Scheiden solde'. Vnd in der weise wurde ez erscheinen, daz er If. sunderlich Go gelockt’. | | | | | ! | | | | | | | l ' 2f. gesenen Go Of. cinë stinckendñi sundersiechñ M 227 eciam retardarideberet ab amore dei sui propter amorem ali- cuius creati, nec ullomodo affici circa creaturam, sed pocius ab- hominare sicut dicta sponsa 5 fetidissimum leprosum. Ic pie, iuste, et caste deberet viuere quisque, acsi sciret pro certo se eadem die moritu- rum. Vnde non est perfeccionis, quod communiter dicunt multi : "Si scirem me moriturum infra breue tempus, bene me prepa- rarem et ita sancte viuerem'. Deberet enim perfectus dicere non sic, sed sic: “Si mille milia annorum viuerem et hoc pro certo scirem, ita studiose et soli- cite, sancte et iuste volo deo meo seruire, acsi hodie deberem de 20 hoc mundo transire) Et in hoc 6 geleckert = ‘immer wieder 11 Dem lateinischen Texte entsprechend müßte hier ein neues Kapitel beginnen, obschon im lat. Kapitelregister und vor dem Kapitel eine besondere Überschrift fehlt. In der Hs. Go steht weder eine Überschrift noch Majuskel noch beginnt eine neue Zeile. Das dem 2. Teile (Bl. 70%) vorangehende Kapitelregister fiihrt keine besondere Uberschrift an. M M1 R haben einen selbstůndigen Text. der auch hier mit dem vorangehenden Kapitel verbunden bleibt.
Buch II Kap. 15: Go nicht gescheiden werden, sun- der auch nymmer dovon ge- saumen durch keines gescheppf- ten dinges willen. Sie solt » auch nymmer zii kayner creatur gezogen vnd geleckert werden, sunder ir pillicher dovor lazzen grawen, als der praüt grawet vor dem stinckenden ausseczi- 10 gen. NIN itlicher mensch solt also E gutlich, rechtlchen vnd keuschlichen leben, als ob er fur war west, daz er den selben 15 tag sterben solt. Wenn ist ez nicht ein vnvolkiimenheit, daz vil leiit gemainlichen sprechen: "West ich, daz ich kurczlichen sterben solt, so wolt ich mich 20 wolberaiten vnd gar heiliclich leben’? Aber ein volkumener mensch sol nicht also sprechen, «under also: *Ob ich noch taü- sentstunt tausent iar lebet vnd 25 [83""] daz fur war weste, so wolt ich so fleizziclichen, so heiliclichen vnd so rechtlichen meinem got vnd herren dienen, als ob ich heüt von diser werlt : so Scheiden solde'. Vnd in der weise wurde ez erscheinen, daz er If. sunderlich Go gelockt’. | | | | | ! | | | | | | | l ' 2f. gesenen Go Of. cinë stinckendñi sundersiechñ M 227 eciam retardarideberet ab amore dei sui propter amorem ali- cuius creati, nec ullomodo affici circa creaturam, sed pocius ab- hominare sicut dicta sponsa 5 fetidissimum leprosum. Ic pie, iuste, et caste deberet viuere quisque, acsi sciret pro certo se eadem die moritu- rum. Vnde non est perfeccionis, quod communiter dicunt multi : "Si scirem me moriturum infra breue tempus, bene me prepa- rarem et ita sancte viuerem'. Deberet enim perfectus dicere non sic, sed sic: “Si mille milia annorum viuerem et hoc pro certo scirem, ita studiose et soli- cite, sancte et iuste volo deo meo seruire, acsi hodie deberem de 20 hoc mundo transire) Et in hoc 6 geleckert = ‘immer wieder 11 Dem lateinischen Texte entsprechend müßte hier ein neues Kapitel beginnen, obschon im lat. Kapitelregister und vor dem Kapitel eine besondere Überschrift fehlt. In der Hs. Go steht weder eine Überschrift noch Majuskel noch beginnt eine neue Zeile. Das dem 2. Teile (Bl. 70%) vorangehende Kapitelregister fiihrt keine besondere Uberschrift an. M M1 R haben einen selbstůndigen Text. der auch hier mit dem vorangehenden Kapitel verbunden bleibt.
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228 Stachel der Liebe ein sune vnd niht ein mitling oder ein knecht were. Wenn, ist daz ich got gar liephabe vnd im alleine dine durch seines 5 selbes willen, vnd seint er gleich wol gut ist, ob ich lange lebe oder kurcze zeit lebe, so sol ich im auch gleich wol dynen. filius, non mercenarius uel ser- uus apparet. Si enim diligo deum et ipsi soli seruio propter se, cum eque bonus sit, si mul- tum viuo, sicut si parum viuo, 5 ita bene debeo ei seruire. Daz sechczehent, wie sich 1o ein prister haben sol, so er zu der messe wil gen. XVI. Qualiter debet se ha- bere sacerdos, dum ad mis- sam vult accedere. YE messe heiliclichen vnd wol zü volbrengen soltü sechs dinck mercken. 15 Daz erst ist ein erkentlich vnderscheit der vernunft gegen der warheit, daz ist, daz ein prister wizze, waz er enpfohen vnd nemen sulle. Waz sol er 2o nemen? Trawen, den waren got, der himel vnd erden ge- macht hat, vnd waren menschen, der für vns an dem kreücze gehangen hat. Aber wer sol in 25 nemen ? Trawen, ein mensche, vnd nicht ein tier mit sunden. Wenn ein prister sol vor andern menschen vnd mer wann ander AD missam celebrandam sex 10 considera attendencia. Pri- mum est racionis discrecio re- spectu veritatis, vt videlicet sciat. quis quid recipere de[148va]- beat. Quid ? Quia verum deum. 15 qui fecit celum et terram, et verum hominem, qui pro nobis pependit in ligno. Quis ? Quia homo, non bestia per peccatum. Vnde pre ceteris repellat a se a sacerdos bestialitatem peccati. 3 got fehlt Go 9 Kap. II16. Text aus Go. Der Text fehlt Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (Bl. 70 b) vorangeht, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XVI Capitel B'n Go. Das funfezehn ist wie sich sulle habn d' prist’ wen er get zu d' messe vn ein and' mësch zu dẽ leichna xpi ihu M, Das vierczehund wie sich der briester halten sal so er zu der mesz get vnd zu dem waren leichnam Ihu xpi MI 15f. erkentlich vnderscheit] weschaidenhait M 16 der fehlt Go
228 Stachel der Liebe ein sune vnd niht ein mitling oder ein knecht were. Wenn, ist daz ich got gar liephabe vnd im alleine dine durch seines 5 selbes willen, vnd seint er gleich wol gut ist, ob ich lange lebe oder kurcze zeit lebe, so sol ich im auch gleich wol dynen. filius, non mercenarius uel ser- uus apparet. Si enim diligo deum et ipsi soli seruio propter se, cum eque bonus sit, si mul- tum viuo, sicut si parum viuo, 5 ita bene debeo ei seruire. Daz sechczehent, wie sich 1o ein prister haben sol, so er zu der messe wil gen. XVI. Qualiter debet se ha- bere sacerdos, dum ad mis- sam vult accedere. YE messe heiliclichen vnd wol zü volbrengen soltü sechs dinck mercken. 15 Daz erst ist ein erkentlich vnderscheit der vernunft gegen der warheit, daz ist, daz ein prister wizze, waz er enpfohen vnd nemen sulle. Waz sol er 2o nemen? Trawen, den waren got, der himel vnd erden ge- macht hat, vnd waren menschen, der für vns an dem kreücze gehangen hat. Aber wer sol in 25 nemen ? Trawen, ein mensche, vnd nicht ein tier mit sunden. Wenn ein prister sol vor andern menschen vnd mer wann ander AD missam celebrandam sex 10 considera attendencia. Pri- mum est racionis discrecio re- spectu veritatis, vt videlicet sciat. quis quid recipere de[148va]- beat. Quid ? Quia verum deum. 15 qui fecit celum et terram, et verum hominem, qui pro nobis pependit in ligno. Quis ? Quia homo, non bestia per peccatum. Vnde pre ceteris repellat a se a sacerdos bestialitatem peccati. 3 got fehlt Go 9 Kap. II16. Text aus Go. Der Text fehlt Br N. Der Text in MMIR stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitel- register, das dem 2. Teile (Bl. 70 b) vorangeht, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XVI Capitel B'n Go. Das funfezehn ist wie sich sulle habn d' prist’ wen er get zu d' messe vn ein and' mësch zu dẽ leichna xpi ihu M, Das vierczehund wie sich der briester halten sal so er zu der mesz get vnd zu dem waren leichnam Ihu xpi MI 15f. erkentlich vnderscheit] weschaidenhait M 16 der fehlt Go
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Buch II Kap. 16: Go leüt von im treiben die vnfleti- kait der sunden. € Daz ander ist die innikait dez gemutes gegen gotes heili- skait. Wenn ein prister sol mercken, daz der, den er enpfo- hen sol, ein heiliger ist aller heiligen vnd ein vrsprunck aller heilikait. Vnd dorvmb, als vil 10 als er mag, so sol er darzü gen heiliclichen vnd inniclichen vnd von im treiben alle vnreinikait vnd hertikait mit reynen zehern vnd mit aller pitterkait, mit 1 gepete vnd suzzikait der inni- kait. € Daz dritte ist erwirdikait : des gemutes gegen gotes mechte - vnd maiestat, daz ist, daz er ; zo sich vorchte, ein soliche snode : creature, zi gen zi so grozzem vnd gewaltigemherren. Wenn, ist daz ein mensch mit faülem stancke vermailiget nicht wirdig 25 ist fur einem keyser [84'*] zu sten, vil mer ist ein durftiger mensch vnwert got den hern zu enpfohen in dem sacrament 30 kait dez menschen seint recht Secundum est mentis deuocio respectu eius sanctitatis. Debet enim considerare, quod ille, quem recepturus est, sanctus sancto- rum est et omnis sanctitatis 5 origo. Et ideo, quantum potest, sancte ac deuote accedat ad ipsum, a se expellens omnem in- | mundiciam uel duriciam per la- erimarum compunccionem et 10 omnem amaritudinem, per deuo- cionis oracionem et dulcedinem. Tercium est animi reuerencia respectu maiestatis, ut scilicet ad tam magnum et excellentem 15 dominum vereatur accedere tam vilissima creatura. Si enim ante imperatorem non esset di- gnus stare homo infectus putre- dine, quanto magis ad sacramen- 20 ; tum recipere altaris indignus est ; miser homo, cuius omnes iusticie sunt pannus menstruate! Et si , iusticie sunt tales, qualia sunt dez alters. Wann alle gerechti- , als cin tuch einez mansuchtigen ; weibes. Vnd ist daz die ge- rechtikait derley seint, wie seint denn die sunde ? Vnd werlichen, ss alle menschen seint darzii gar 1f. vnfletikait] viechlichait М 21 so fehlt Go M 25 einen Go peccata? Et quidem indignissi- 25 18 mechte vnd inaiestat] gewalt M 23f. ein bis vermailiget] ein v'gift' màsch và aitter 31f. eins vnflatign fluszign weibes M
Buch II Kap. 16: Go leüt von im treiben die vnfleti- kait der sunden. € Daz ander ist die innikait dez gemutes gegen gotes heili- skait. Wenn ein prister sol mercken, daz der, den er enpfo- hen sol, ein heiliger ist aller heiligen vnd ein vrsprunck aller heilikait. Vnd dorvmb, als vil 10 als er mag, so sol er darzü gen heiliclichen vnd inniclichen vnd von im treiben alle vnreinikait vnd hertikait mit reynen zehern vnd mit aller pitterkait, mit 1 gepete vnd suzzikait der inni- kait. € Daz dritte ist erwirdikait : des gemutes gegen gotes mechte - vnd maiestat, daz ist, daz er ; zo sich vorchte, ein soliche snode : creature, zi gen zi so grozzem vnd gewaltigemherren. Wenn, ist daz ein mensch mit faülem stancke vermailiget nicht wirdig 25 ist fur einem keyser [84'*] zu sten, vil mer ist ein durftiger mensch vnwert got den hern zu enpfohen in dem sacrament 30 kait dez menschen seint recht Secundum est mentis deuocio respectu eius sanctitatis. Debet enim considerare, quod ille, quem recepturus est, sanctus sancto- rum est et omnis sanctitatis 5 origo. Et ideo, quantum potest, sancte ac deuote accedat ad ipsum, a se expellens omnem in- | mundiciam uel duriciam per la- erimarum compunccionem et 10 omnem amaritudinem, per deuo- cionis oracionem et dulcedinem. Tercium est animi reuerencia respectu maiestatis, ut scilicet ad tam magnum et excellentem 15 dominum vereatur accedere tam vilissima creatura. Si enim ante imperatorem non esset di- gnus stare homo infectus putre- dine, quanto magis ad sacramen- 20 ; tum recipere altaris indignus est ; miser homo, cuius omnes iusticie sunt pannus menstruate! Et si , iusticie sunt tales, qualia sunt dez alters. Wann alle gerechti- , als cin tuch einez mansuchtigen ; weibes. Vnd ist daz die ge- rechtikait derley seint, wie seint denn die sunde ? Vnd werlichen, ss alle menschen seint darzii gar 1f. vnfletikait] viechlichait М 21 so fehlt Go M 25 einen Go peccata? Et quidem indignissi- 25 18 mechte vnd inaiestat] gewalt M 23f. ein bis vermailiget] ein v'gift' màsch và aitter 31f. eins vnflatign fluszign weibes M
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230 vnwirdig. Idoch sol der mensch mercken, daz gotes gute vnd geruchunge grozzer ist wenn vnser vnwirdikait, sein senft- s můtikait grozzer wenn vnser ! durftikait. ; € Daz virde ist libe vnd se- nunge dez herczen gegen gotes gutikait. Wann ein mensch sol 1) Sich gar sere huten, daz er icht gee mit verdrozzenheit oder ' trackeit dez herczen zii disem sacrament, in dem beslozzen ist die hohste gute vnd vnentlich 15 Wonsamkait. Dorvmb ist ez wunder, wie ein mensch in der selben enpfohunge nicht zů- lozzen vnd züflozzen wirt vor hieze der libe, vnd wie er 29 nicht recht als versuffen vnd ver- ; slunden wirt vor suzzikait der | smackhaftikait. ^ Der mensch | sol do selbest mercken die lei- | dunge gotes, seines hern, ist daz 25 er wil mit libe enzundet werden. Er sol auch mercken die spei- sunge dez so gar edeln leich- nams vnd plutes, ist daz er zü : senunge wil geraiczet werden i s» vnd also geraiczet züleczt er- ; kucket werden. : C Daz funft ist ein begirlichs vnd demütiges gepete mit der | | | l i i rede fur sieh vnd fur ander * leüt gegen der miltikait gotes vnd seiner parmherczikait. | 14 vnentlichkait Go his wirt] nicht gancz erlüste wirt M 17f. zülozzen bis wirt) zefleust M Stachel der Liebe mus est ad hoc omnis homo. Consideret tamen, quod maior est dignacio sua quam indignitas nostra, sua benignitas quam nostra miseria. 5 Quartum est amor et desi- derium cordis respectu sue boni- tatis. Vnde multum deberet ; eauere homo, ne cum tedio aut cordis torpore ad illud sacramen- 10 tum accedat, in quo continetur summa bonitas et infinita iocun- ditas. Ideo mirum videtur, quod in [148""] ista recepcione homo non liquescit amoris calore et 15 quomodo non absorbetur sua- uitatis dulcore., Consideret ibi ; domini sui passionem, si uult : ad amorem accendi, et illius no- bilissimi corporis et sangwinis 20 cibacionem, si uult ad deside- rium prouocari et tandem refici prouocatus. Quintum est pro se et pro alijs affectuosa et humilis depre- z5 cacio in sermone respectu sue clemencie. Ab ipso enim secure 20f. recht 29, 30 geraiczzet Go
230 vnwirdig. Idoch sol der mensch mercken, daz gotes gute vnd geruchunge grozzer ist wenn vnser vnwirdikait, sein senft- s můtikait grozzer wenn vnser ! durftikait. ; € Daz virde ist libe vnd se- nunge dez herczen gegen gotes gutikait. Wann ein mensch sol 1) Sich gar sere huten, daz er icht gee mit verdrozzenheit oder ' trackeit dez herczen zii disem sacrament, in dem beslozzen ist die hohste gute vnd vnentlich 15 Wonsamkait. Dorvmb ist ez wunder, wie ein mensch in der selben enpfohunge nicht zů- lozzen vnd züflozzen wirt vor hieze der libe, vnd wie er 29 nicht recht als versuffen vnd ver- ; slunden wirt vor suzzikait der | smackhaftikait. ^ Der mensch | sol do selbest mercken die lei- | dunge gotes, seines hern, ist daz 25 er wil mit libe enzundet werden. Er sol auch mercken die spei- sunge dez so gar edeln leich- nams vnd plutes, ist daz er zü : senunge wil geraiczet werden i s» vnd also geraiczet züleczt er- ; kucket werden. : C Daz funft ist ein begirlichs vnd demütiges gepete mit der | | | l i i rede fur sieh vnd fur ander * leüt gegen der miltikait gotes vnd seiner parmherczikait. | 14 vnentlichkait Go his wirt] nicht gancz erlüste wirt M 17f. zülozzen bis wirt) zefleust M Stachel der Liebe mus est ad hoc omnis homo. Consideret tamen, quod maior est dignacio sua quam indignitas nostra, sua benignitas quam nostra miseria. 5 Quartum est amor et desi- derium cordis respectu sue boni- tatis. Vnde multum deberet ; eauere homo, ne cum tedio aut cordis torpore ad illud sacramen- 10 tum accedat, in quo continetur summa bonitas et infinita iocun- ditas. Ideo mirum videtur, quod in [148""] ista recepcione homo non liquescit amoris calore et 15 quomodo non absorbetur sua- uitatis dulcore., Consideret ibi ; domini sui passionem, si uult : ad amorem accendi, et illius no- bilissimi corporis et sangwinis 20 cibacionem, si uult ad deside- rium prouocari et tandem refici prouocatus. Quintum est pro se et pro alijs affectuosa et humilis depre- z5 cacio in sermone respectu sue clemencie. Ab ipso enim secure 20f. recht 29, 30 geraiczzet Go
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Buch II Kap. 16: Go 231 Wenn man mag wol sicherlichen ; potest petere, qui dixit: ‘Petite. peten von dem, der do sprach: ‘Bitet, so werdet ir nemen. ; et, accipietis. ; venietis.' Suchet, so werdet ir vinden'. : 5 Vnd ich gelaub wol, daz dorvmb allermaist diez sacrament ge- : saczt sey, daz man vergebunge werbe in der oppferunge dicz 10 hohen vnd vber[84'"]tretenden sacraments vnd opphers. Querite, et in- Et ad hoc credo istud maxime sacramentum esse, ut postuletur venia et gracia impe- 5 tretur in oblacione illius excel- : lentissimi holocausti. der sunde pite vnd genad er- € Daz sehst ist ein wackeriger : fleizze dez ganzen menschen ge- gen gotesgrozzem adel vnd seiner 1» vnmezzikait. Wenn, ymant mit grozzem fleizze dynet einem werltlichen fursten, mit vil grozzerm fleizz sol ein prister seinem hern hantreichunge tun :) vnd mit aller sorgfeltikait han- deln dicz so gar werde sacra- ment. Ez sol denn do selbest sein ein gancze maynunge, ein genucktuende vnd langsame 25 auzsprechunge der worte, daz do nichtsniht gemenget oder gewenigt sey. Ez sol auch do selbest sein ein fürsihtige vnd weisliche handelunge vnd mit w aller erberkeit geziret, daz in diser mozze der prister do sel- hest alle dinck tu vnd heger mit grozzem fleizze. Dorzii so rat ich auch einem itlichen prister, ss daz er sich mer wann ander leüt allezeit verre vnd von im 10 hohen vnd vbertretenden] aller edelsten M 24 genunektuung Go tun fehlt Go Sextum est tocius hominis di- : ligencia respectu sue inmense ist daz . nobilitatis et inmensitatis. Si enim cum diligencia magna quis seruit alicui principi seculari, : quanto maiori diligencia debet : sacerdos domino suo ministrare et omni vigilancia pertractare ; illud dignissimum sacramentum! : Debet esse ibi tunc intencio tua, prolacio sufficiens et distincta, ut nil sit confusum uel diminu- tum. Debet nichilominus esse 1: contrectacio prouida et. discreta et omni honestate ornata, ut sic omnia ibi cum summa diligencia operetur sacerdos. Adhuc con- “ sulo cuilibet sacerdoti, ut pre ce- *5 , teris hominibus se omni tem- pore ab hijs omnibus, que aliquo
Buch II Kap. 16: Go 231 Wenn man mag wol sicherlichen ; potest petere, qui dixit: ‘Petite. peten von dem, der do sprach: ‘Bitet, so werdet ir nemen. ; et, accipietis. ; venietis.' Suchet, so werdet ir vinden'. : 5 Vnd ich gelaub wol, daz dorvmb allermaist diez sacrament ge- : saczt sey, daz man vergebunge werbe in der oppferunge dicz 10 hohen vnd vber[84'"]tretenden sacraments vnd opphers. Querite, et in- Et ad hoc credo istud maxime sacramentum esse, ut postuletur venia et gracia impe- 5 tretur in oblacione illius excel- : lentissimi holocausti. der sunde pite vnd genad er- € Daz sehst ist ein wackeriger : fleizze dez ganzen menschen ge- gen gotesgrozzem adel vnd seiner 1» vnmezzikait. Wenn, ymant mit grozzem fleizze dynet einem werltlichen fursten, mit vil grozzerm fleizz sol ein prister seinem hern hantreichunge tun :) vnd mit aller sorgfeltikait han- deln dicz so gar werde sacra- ment. Ez sol denn do selbest sein ein gancze maynunge, ein genucktuende vnd langsame 25 auzsprechunge der worte, daz do nichtsniht gemenget oder gewenigt sey. Ez sol auch do selbest sein ein fürsihtige vnd weisliche handelunge vnd mit w aller erberkeit geziret, daz in diser mozze der prister do sel- hest alle dinck tu vnd heger mit grozzem fleizze. Dorzii so rat ich auch einem itlichen prister, ss daz er sich mer wann ander leüt allezeit verre vnd von im 10 hohen vnd vbertretenden] aller edelsten M 24 genunektuung Go tun fehlt Go Sextum est tocius hominis di- : ligencia respectu sue inmense ist daz . nobilitatis et inmensitatis. Si enim cum diligencia magna quis seruit alicui principi seculari, : quanto maiori diligencia debet : sacerdos domino suo ministrare et omni vigilancia pertractare ; illud dignissimum sacramentum! : Debet esse ibi tunc intencio tua, prolacio sufficiens et distincta, ut nil sit confusum uel diminu- tum. Debet nichilominus esse 1: contrectacio prouida et. discreta et omni honestate ornata, ut sic omnia ibi cum summa diligencia operetur sacerdos. Adhuc con- “ sulo cuilibet sacerdoti, ut pre ce- *5 , teris hominibus se omni tem- pore ab hijs omnibus, que aliquo
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232 treibe alle ding, die do in keiner- ley weise vil oder wenig beide, vrsachlichen vnd wurcklichen, mochten sein hercze beflecken, sdaz do ist ein wonunge dez hohsten künigs. Aber zii vor- : derst soł er denn daz selb tun vnd sich zihen von allen dingen, so er maist mag, wenn er get 10 messe zü haben. Er sol sich - auch denn ganez vnd zümal in | im selben sammen vnd weder mit : synne noch gedancken zü kainen : andern dingen gegeben vnd er- : 15 gozzen werden. Er sol auch sein : gewizzen fleizziclichen ent- | schichten vnd entrichten, vnd . waz er vindet, daz sich zü: waschen geburet, daz wasche er 20 mit volflussikait der zeher. Er gee zu seinem peichtiger vnd wurge auz im alle vergiftige dinck, daz ist alle sunde. Vnd . zühant, so er also die pusse :; volbringet, ob er daz getün mag, so sol er sich aber sammen in im selben vnd erbüre sein gemute zü den gotlichen mech- ten vnd merck auch die milten 30 [84"*] groszmechtikait gotes vnd gee sich neygende zü seiner eigen durftikait, daz er in der : weise sehe, wie groz got der herre ist vnd wie cleine der . 35 knecht vnd auch wie gar eitel vnd vnnucze der knecht ist. , Er gee in got, so er maist mag. . 12 mit fehlt Go 22 wurge auz] las aus M Stachel der Liebe i modo cor suum, habitaculum regis sui, polluere possunt siue ; parum siue multum, tam occa- Sionaliter quam actualiter, se- paret, [149'*] quantum potest. s Tunc autem precipue, cum ad missam celebrandam uadit, a cunctis se abstineat, quantum potest, et se totum recolligat in se ipso, ut nec sensus nec cogi- tacio ad aliud diffundatur. Su- am conscienciam discuciat dili- genter, et quod invenerit lauan- dum, lauet habundancia lacri- marum. Vadat ad confessorem suum et extra euomat omnia uenenata, et inmediate peracta penitencia, si hoc facere poterit, iterum recolligat semetipsum. et ad diuinam maiestatem eleuet mentem suam, diuinam consi- deret magnificenciam et ad pro- priam miseriam vergat. ut sic uideat, quam magnus est domi- nus et quam paruus est seruus. ' ymmo, quam vanus et. invtilis : geruus. Intret, quantum potest. . indeum. In semetipso, quantum potest, ad nichilum redigatur. 36 vnnuczze Go 20 25
232 treibe alle ding, die do in keiner- ley weise vil oder wenig beide, vrsachlichen vnd wurcklichen, mochten sein hercze beflecken, sdaz do ist ein wonunge dez hohsten künigs. Aber zii vor- : derst soł er denn daz selb tun vnd sich zihen von allen dingen, so er maist mag, wenn er get 10 messe zü haben. Er sol sich - auch denn ganez vnd zümal in | im selben sammen vnd weder mit : synne noch gedancken zü kainen : andern dingen gegeben vnd er- : 15 gozzen werden. Er sol auch sein : gewizzen fleizziclichen ent- | schichten vnd entrichten, vnd . waz er vindet, daz sich zü: waschen geburet, daz wasche er 20 mit volflussikait der zeher. Er gee zu seinem peichtiger vnd wurge auz im alle vergiftige dinck, daz ist alle sunde. Vnd . zühant, so er also die pusse :; volbringet, ob er daz getün mag, so sol er sich aber sammen in im selben vnd erbüre sein gemute zü den gotlichen mech- ten vnd merck auch die milten 30 [84"*] groszmechtikait gotes vnd gee sich neygende zü seiner eigen durftikait, daz er in der : weise sehe, wie groz got der herre ist vnd wie cleine der . 35 knecht vnd auch wie gar eitel vnd vnnucze der knecht ist. , Er gee in got, so er maist mag. . 12 mit fehlt Go 22 wurge auz] las aus M Stachel der Liebe i modo cor suum, habitaculum regis sui, polluere possunt siue ; parum siue multum, tam occa- Sionaliter quam actualiter, se- paret, [149'*] quantum potest. s Tunc autem precipue, cum ad missam celebrandam uadit, a cunctis se abstineat, quantum potest, et se totum recolligat in se ipso, ut nec sensus nec cogi- tacio ad aliud diffundatur. Su- am conscienciam discuciat dili- genter, et quod invenerit lauan- dum, lauet habundancia lacri- marum. Vadat ad confessorem suum et extra euomat omnia uenenata, et inmediate peracta penitencia, si hoc facere poterit, iterum recolligat semetipsum. et ad diuinam maiestatem eleuet mentem suam, diuinam consi- deret magnificenciam et ad pro- priam miseriam vergat. ut sic uideat, quam magnus est domi- nus et quam paruus est seruus. ' ymmo, quam vanus et. invtilis : geruus. Intret, quantum potest. . indeum. In semetipso, quantum potest, ad nichilum redigatur. 36 vnnuczze Go 20 25
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Buch II Kap. 16: Go 233 Vnd wenn er ny verendert wirt vnd gotlich gemacht, daz er recht nicht anders siht noch enpfindet wenn got vnd alle 5 dinck achtet als ein eytelkeit ane got allein, so sol er denn gedencken, wie groz die lieb vnsers gotes gegen vns gewest sey, der do durch einez so 10 snoden vnd verworffen dings willen im vereinen wolde so gar snode natur vnd dorvmb so gar herbe vnd schemliche ding leiden von so gar snoden vnd i5 vnmenschlichen leuten. Vnd denn so sol er betrachten die grozzen milte seiner libe vnd sol auch enczunt werden, so er maist mag, von der vnvoldenck- 20 lichen hicze. Vnd wenn er do- noch fewrig von libe gegen sei- nem liepgehabten wirt, so sol er auftun die innersten dinck seiner gute vnd parmherczikait 25 vnd groszlichen mitleidunge ha- ben mit im, der alzo vmb seinen willen vernichtet vnd gepeiniget ist vnd so totlich verwundet. Alle sein wunden sol er in sich so wandeln, gleich als ob er selber totlichen verwundet were. Vnd auf die rede daz die wunden Christi seinem mute mer ynge- druckt werden, so sol er durch s5 alle wunden vnd durch itliche sunderlichen lauffen vnd sol 3 siht] seit Go 2 daz sol er Go 20 hiczze Go 20f. donoch] noch Go 36 solt Go 26 meinen Go sich Go i Et cum fuerit alteratus et diui- nus effectus, ut quasi nil aliud uideat et senciat nisi deum, et preter deum omnia alia reputet vanitatem, tunc cogitet, qualis 5 fuit erga nos dileccio dei, qui sic pro vili re, ymmo, pro tam de- testabili, voluit sic uilem vnire sibi naturam et in ea a vilissimis et abhominabilissimis tam seua 10 et turpia sustinere. Tunc rumi- net illam magnificenciam cari- tatis et illo inestimabili ardore, quantum ualet, inflammetur. Et cum ignitus fuerit caritate cir- 15 ca dilectum, adaperiat viscera pie- tatis et sic pro se vilificato, af- flicto et letaliter vulnerato com- paciatur intra se. Omnia illa vul- nera in se transformet acsi ipse 20 esset letaliter vulnera[ 149r "Jtus. Vt magis Christi vulnera eius animo inprimantur, discurrat per singula vulnera. Et nunc, 19f. vnwencklich' M 22 wirt fehlt Go 23 er]
Buch II Kap. 16: Go 233 Vnd wenn er ny verendert wirt vnd gotlich gemacht, daz er recht nicht anders siht noch enpfindet wenn got vnd alle 5 dinck achtet als ein eytelkeit ane got allein, so sol er denn gedencken, wie groz die lieb vnsers gotes gegen vns gewest sey, der do durch einez so 10 snoden vnd verworffen dings willen im vereinen wolde so gar snode natur vnd dorvmb so gar herbe vnd schemliche ding leiden von so gar snoden vnd i5 vnmenschlichen leuten. Vnd denn so sol er betrachten die grozzen milte seiner libe vnd sol auch enczunt werden, so er maist mag, von der vnvoldenck- 20 lichen hicze. Vnd wenn er do- noch fewrig von libe gegen sei- nem liepgehabten wirt, so sol er auftun die innersten dinck seiner gute vnd parmherczikait 25 vnd groszlichen mitleidunge ha- ben mit im, der alzo vmb seinen willen vernichtet vnd gepeiniget ist vnd so totlich verwundet. Alle sein wunden sol er in sich so wandeln, gleich als ob er selber totlichen verwundet were. Vnd auf die rede daz die wunden Christi seinem mute mer ynge- druckt werden, so sol er durch s5 alle wunden vnd durch itliche sunderlichen lauffen vnd sol 3 siht] seit Go 2 daz sol er Go 20 hiczze Go 20f. donoch] noch Go 36 solt Go 26 meinen Go sich Go i Et cum fuerit alteratus et diui- nus effectus, ut quasi nil aliud uideat et senciat nisi deum, et preter deum omnia alia reputet vanitatem, tunc cogitet, qualis 5 fuit erga nos dileccio dei, qui sic pro vili re, ymmo, pro tam de- testabili, voluit sic uilem vnire sibi naturam et in ea a vilissimis et abhominabilissimis tam seua 10 et turpia sustinere. Tunc rumi- net illam magnificenciam cari- tatis et illo inestimabili ardore, quantum ualet, inflammetur. Et cum ignitus fuerit caritate cir- 15 ca dilectum, adaperiat viscera pie- tatis et sic pro se vilificato, af- flicto et letaliter vulnerato com- paciatur intra se. Omnia illa vul- nera in se transformet acsi ipse 20 esset letaliter vulnera[ 149r "Jtus. Vt magis Christi vulnera eius animo inprimantur, discurrat per singula vulnera. Et nunc, 19f. vnwencklich' M 22 wirt fehlt Go 23 er]
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234 Stachel der Liebe betrachten, waz vnd wie vil er yczunt in jener wunden geliden habe, iczunt wie grozz vnd in welicher weise dise wunden vnd 5 lesterunge gewesen seint, iczunt wie grozz vnd in welicher weise iene peinlichkait vnd gaiselunge gewest seint. Daz sol er allez mit fleizze bedencken. Vnd ob er in 10 der selben mazze in diser be- trachtung mit Christo gekreu- cziget wirt, daz sich allermaist in disem sacrament wol gehort, so sol er gedencken, daz Chri- 15 stus [847b] daz selb sein edels flaisch, daz fur vns auf den altar dez kreuczes geoppfert wart, geruchet hat vns zu geben zü einer speise vnd sein plut 20 zü einem trancke, daz auz seiner seiten auzgegozzen ist zü er- losung dez menschlichen ge- slechtes. Vnd dü solt nymmer gelauben, daz ienes plut, daz 25 wir ob dem altar nemen, auzzer im vnd on seinen leichnam sey. Vnd denn so sol er mercken die libe Christi, die er zü vns gehabt hat, vnd mit betrachtung 30 voranderweiten die milten groz- mechtikait dez sacraments, als vil als er mag, wenn er mag kaüm erforschen ein klayn fun- ckel der so grozzen libe vnsers s5 hern in disem grozzen vnd werden sacrament. Vnd wenn er nv wol betrachtet hat dicz quantum in isto, quantum in illo vulnere passus sit, meditetur, nunc, quanta et qualia fuerint ista vulnera et obprobria, nunc, quanta et qualia fuerint illa5 flagella, estimet diligenter. Et cum sic in ista meditacione cum Christo fuerit crucifixus, quod in isto maxime exigitur sacramen- to, tunc cogitet, quod illam nobi- 10 lem carnem in crucis ara ymmo- latam pro nobis dignatus est nobis dare in cibum, et sanguinem eius effusum pro redempcione humani generis de latere suo in 15 potum. Et nunquam credas. quod sangwis ille, quem recipi- mus in altari, sit extra corpus eius. Tunc eius dileccionem erga nos consideret et ruminet 2o illius magnificenciam sacramenti. Hoc intelligo, quantum potest, quia vix poterit inuestigare ali- quam scintillam tam inmensi amoris domini nostri in hoc 25 sacramento. Et cum bene ru- minauerit illud magnificum sa- 9 ob fehlt Go 21f. erlosen Go 25 auzzer] auz Go
234 Stachel der Liebe betrachten, waz vnd wie vil er yczunt in jener wunden geliden habe, iczunt wie grozz vnd in welicher weise dise wunden vnd 5 lesterunge gewesen seint, iczunt wie grozz vnd in welicher weise iene peinlichkait vnd gaiselunge gewest seint. Daz sol er allez mit fleizze bedencken. Vnd ob er in 10 der selben mazze in diser be- trachtung mit Christo gekreu- cziget wirt, daz sich allermaist in disem sacrament wol gehort, so sol er gedencken, daz Chri- 15 stus [847b] daz selb sein edels flaisch, daz fur vns auf den altar dez kreuczes geoppfert wart, geruchet hat vns zu geben zü einer speise vnd sein plut 20 zü einem trancke, daz auz seiner seiten auzgegozzen ist zü er- losung dez menschlichen ge- slechtes. Vnd dü solt nymmer gelauben, daz ienes plut, daz 25 wir ob dem altar nemen, auzzer im vnd on seinen leichnam sey. Vnd denn so sol er mercken die libe Christi, die er zü vns gehabt hat, vnd mit betrachtung 30 voranderweiten die milten groz- mechtikait dez sacraments, als vil als er mag, wenn er mag kaüm erforschen ein klayn fun- ckel der so grozzen libe vnsers s5 hern in disem grozzen vnd werden sacrament. Vnd wenn er nv wol betrachtet hat dicz quantum in isto, quantum in illo vulnere passus sit, meditetur, nunc, quanta et qualia fuerint ista vulnera et obprobria, nunc, quanta et qualia fuerint illa5 flagella, estimet diligenter. Et cum sic in ista meditacione cum Christo fuerit crucifixus, quod in isto maxime exigitur sacramen- to, tunc cogitet, quod illam nobi- 10 lem carnem in crucis ara ymmo- latam pro nobis dignatus est nobis dare in cibum, et sanguinem eius effusum pro redempcione humani generis de latere suo in 15 potum. Et nunquam credas. quod sangwis ille, quem recipi- mus in altari, sit extra corpus eius. Tunc eius dileccionem erga nos consideret et ruminet 2o illius magnificenciam sacramenti. Hoc intelligo, quantum potest, quia vix poterit inuestigare ali- quam scintillam tam inmensi amoris domini nostri in hoc 25 sacramento. Et cum bene ru- minauerit illud magnificum sa- 9 ob fehlt Go 21f. erlosen Go 25 auzzer] auz Go
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Buch II Kap. 16: Go werde sacrament vnsers hei- landes vnd yczunt mit den hy- melischen suzzikaiten recht be- gozzen vnd vol wirt, so sol er 5 demüticlichen vnd erwerlichen gen zü dem selben sacrament vnd volbringen sein ampt mit allem fleizze vnd volfuren darzü die andern vmbstendigen dinck, 10 die ich an dem anvange dicz capitels gesaczt vnd gehandelt ment enpfahen sol, so mag er etwaz vorbedencken, ob er wil, 1, nemlichen in seinem herczen mag er sprechen: 'Dicz so gar | | | | | 235 cramentum saluatoris et iam guadam celesti dulcedine indu- tus fuerit, humiliter et reueren- ter ad hoc sacramentum accedat et cum omni diligencia prosegua- tur adhibitis alijs circumstan- cijs, guas in huius capituli prin- cipio pertractaui. Cum autem _ recipere debuerit, aliqua potest | premeditari, si placet, utpote _ dicat in corde suo : ‘Ad sacramen- hab. Vnd so er nv daz sacra- ' edel sacrament zü enpfahen : wern tausent iar nicht genuck : zü einer gleich wirdigen be- so reitung. "Vil mer bin ich durf- tiger vnwirdig dorzü, der ich alle tage sundige vnd pleibe dar- zü darvnder vngestraffet vnd vngepessert vnd gen hinzü vn- 25 bereitet! O herre, warvmb hastü : mich gescheppfet, daz ich dir so grawsams vnd vnmenschliches vnrecht vnd gewalt tun, domit daz ich dich gebe vnd lege in daz 3o schimpfhaus der sunden meiner selen? Wenn ein schimpfhaus ist nicht mer stinkender wenn mein sele. Wolt got, daz doch ein fliesz der rewe [85'*] etwaz ss durch mein vnreine sele ge- lauffen were, daz do selbest 2 mit fehlt Go priuct M 8 volfur Go tum tam nobile recipiendum non [149"*] sufficerent mille anni ad preparacionem condignam. Quanto magis ego miser indi- gnus sum, qui cottidie pecco, in- corrigibilis perseuero et inpre- paratus &ccedo! ^ Quare me, domine, fecisti, ut tibi execran- dam iniuriam facerem, quod te , pono in latrinam peccatorum : anime mee? Etenim non est cloaca magis fetida quam pecca- : trix anima mea. Saltem si per : hane inmundam animam meam 25 31 ein schimpfhaus] chein priuet M aliqualis compunccionis fluuius decurrisset, ut ibi non fuisset 18 genunck Go 30 schimpfhaus] 34 fleisz Go
Buch II Kap. 16: Go werde sacrament vnsers hei- landes vnd yczunt mit den hy- melischen suzzikaiten recht be- gozzen vnd vol wirt, so sol er 5 demüticlichen vnd erwerlichen gen zü dem selben sacrament vnd volbringen sein ampt mit allem fleizze vnd volfuren darzü die andern vmbstendigen dinck, 10 die ich an dem anvange dicz capitels gesaczt vnd gehandelt ment enpfahen sol, so mag er etwaz vorbedencken, ob er wil, 1, nemlichen in seinem herczen mag er sprechen: 'Dicz so gar | | | | | 235 cramentum saluatoris et iam guadam celesti dulcedine indu- tus fuerit, humiliter et reueren- ter ad hoc sacramentum accedat et cum omni diligencia prosegua- tur adhibitis alijs circumstan- cijs, guas in huius capituli prin- cipio pertractaui. Cum autem _ recipere debuerit, aliqua potest | premeditari, si placet, utpote _ dicat in corde suo : ‘Ad sacramen- hab. Vnd so er nv daz sacra- ' edel sacrament zü enpfahen : wern tausent iar nicht genuck : zü einer gleich wirdigen be- so reitung. "Vil mer bin ich durf- tiger vnwirdig dorzü, der ich alle tage sundige vnd pleibe dar- zü darvnder vngestraffet vnd vngepessert vnd gen hinzü vn- 25 bereitet! O herre, warvmb hastü : mich gescheppfet, daz ich dir so grawsams vnd vnmenschliches vnrecht vnd gewalt tun, domit daz ich dich gebe vnd lege in daz 3o schimpfhaus der sunden meiner selen? Wenn ein schimpfhaus ist nicht mer stinkender wenn mein sele. Wolt got, daz doch ein fliesz der rewe [85'*] etwaz ss durch mein vnreine sele ge- lauffen were, daz do selbest 2 mit fehlt Go priuct M 8 volfur Go tum tam nobile recipiendum non [149"*] sufficerent mille anni ad preparacionem condignam. Quanto magis ego miser indi- gnus sum, qui cottidie pecco, in- corrigibilis perseuero et inpre- paratus &ccedo! ^ Quare me, domine, fecisti, ut tibi execran- dam iniuriam facerem, quod te , pono in latrinam peccatorum : anime mee? Etenim non est cloaca magis fetida quam pecca- : trix anima mea. Saltem si per : hane inmundam animam meam 25 31 ein schimpfhaus] chein priuet M aliqualis compunccionis fluuius decurrisset, ut ibi non fuisset 18 genunck Go 30 schimpfhaus] 34 fleisz Go
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236 Stachel der Liebe nicht gesamment were so grozzer vnflat der sunden! O here, waz ist dicz ding ? Sag mir, sol ich dich enpfahen? Aber, lieber 5 herre, dein parmherczikait ist ymmer vnmezzlichen grozzer wenn mein durftikait. Dorvmb so wil ich getrawen deiner gute vnd mich erwegen dich zünemen, 10 auf die rede daz ich siecher vnd krancker in diser weise ge zü so gar suzzem arczt vnd von meiner kranckeit erlost werde mit dei- ner erczeney. Wenn, ye mer ich 15 kranck pin, ye mer ich, lieber herre, darf der erczeney, vnd in meiner erlosunge erscheynet dester mer die vnmezzikait dei- ner gute. Vnd dorvmb so wil 20 ich mit einem getrawen gen zü meinem gote, wann sein parm- herczikait vbergrozz vnd vn- entlich seint, vnd wil mit im geprauchen der wolluste der guten dinge. Ich wil zü im ein- hin gen als ein praüt zü irm preütigam vnd wil do selbest mit im vnscheidenlichen wonen. Vnd ich wil auch furbaz mer 30 nymant anders zühangen, auf daz daz ich mit im alleine frewde gehaben müge ane ende'. Dise dinck vnd auch andere, die der prister sprechen wil, die sol er 35 sprechen in dem herczen, nicht mit dem munde. Wann ich ge- laube nicht, daz ez do selbest be- 25 tanta peccatorum sanies congre- gata! Domine, quid est hoc ? Nunquid ibi ponere te debeo ? Sed in infinitum maior est mise- ricordia tua quam miseria mea. Et ideo de tua benignitate con- fidens te presumo sumere, ut sic infirmus accedam ad te medi- cum dulcissimum, ut tua liberer medicina. Quanto enim plus 10 infirmus sum, tanto plus indigeo remedio, deus meus. et in mei liberacione magis apparebit tue inmensitas pietatis. Accedam ergo ad deum meum confiden- 15 ter, quia infinite sunt misericor- die eius, et secum fruar delicijs bonorum. Ingrediar ut sponsa ad sponsum secumque uolo in- separabiliter commorari. Nolo 20 amplius alteri adherere, ut cum ipso solo gaudium habeam sine fine'. Hec et alia, que dicere uoluerit, corde dicat, non ore, quia non credo expedire ibi pro- 25 5 12 arezt fehlt Go 22f. vnwentlich Go 27 wil fehlt Go
236 Stachel der Liebe nicht gesamment were so grozzer vnflat der sunden! O here, waz ist dicz ding ? Sag mir, sol ich dich enpfahen? Aber, lieber 5 herre, dein parmherczikait ist ymmer vnmezzlichen grozzer wenn mein durftikait. Dorvmb so wil ich getrawen deiner gute vnd mich erwegen dich zünemen, 10 auf die rede daz ich siecher vnd krancker in diser weise ge zü so gar suzzem arczt vnd von meiner kranckeit erlost werde mit dei- ner erczeney. Wenn, ye mer ich 15 kranck pin, ye mer ich, lieber herre, darf der erczeney, vnd in meiner erlosunge erscheynet dester mer die vnmezzikait dei- ner gute. Vnd dorvmb so wil 20 ich mit einem getrawen gen zü meinem gote, wann sein parm- herczikait vbergrozz vnd vn- entlich seint, vnd wil mit im geprauchen der wolluste der guten dinge. Ich wil zü im ein- hin gen als ein praüt zü irm preütigam vnd wil do selbest mit im vnscheidenlichen wonen. Vnd ich wil auch furbaz mer 30 nymant anders zühangen, auf daz daz ich mit im alleine frewde gehaben müge ane ende'. Dise dinck vnd auch andere, die der prister sprechen wil, die sol er 35 sprechen in dem herczen, nicht mit dem munde. Wann ich ge- laube nicht, daz ez do selbest be- 25 tanta peccatorum sanies congre- gata! Domine, quid est hoc ? Nunquid ibi ponere te debeo ? Sed in infinitum maior est mise- ricordia tua quam miseria mea. Et ideo de tua benignitate con- fidens te presumo sumere, ut sic infirmus accedam ad te medi- cum dulcissimum, ut tua liberer medicina. Quanto enim plus 10 infirmus sum, tanto plus indigeo remedio, deus meus. et in mei liberacione magis apparebit tue inmensitas pietatis. Accedam ergo ad deum meum confiden- 15 ter, quia infinite sunt misericor- die eius, et secum fruar delicijs bonorum. Ingrediar ut sponsa ad sponsum secumque uolo in- separabiliter commorari. Nolo 20 amplius alteri adherere, ut cum ipso solo gaudium habeam sine fine'. Hec et alia, que dicere uoluerit, corde dicat, non ore, quia non credo expedire ibi pro- 25 5 12 arezt fehlt Go 22f. vnwentlich Go 27 wil fehlt Go
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Buch II Kap. 16: Go 237 queme vnd fuglich sey ander dinge auzzüsprechen, wenn die in dem canon geschriben sten. Auch mercke, daz dise zwey ding wol tügen daz sacrament wurek- lich vnd nuczlich zü enpfahen: daz ist die mitleidunge dez todes Christi vnd vernichtung sein selbes, daz ein mensch, der 10 daz sacrament nemen sol, in seinen eigen aügen vnwert vnd geringe werde, so er maist mag. Wann aber daz sacrament vol- bracht wirt, so sol er nach so 15 gar edler speise in seinem her- ezen gedencken vnd sprechen: Ich wil nicht furbaz mer den vnflat, daz ist die sunde, kosten, vnd seint den molen [851b] daz 2o der die hohst wunsamikait ist, den ich enpfangen hab, sol ich furbaz mer nicht gezogen noch geraiczet werden von keiner creaturen’. Ist aber daz er do 25 selbst kein gaistliche speise ge- habt hat, so sol er gedencken, daz ez ein zaichen sey seiner kranckeit oder seines todes. Wann er hat fewr in sein schoz so geleget, vnd er hat der hicze nicht enpfunden. Er hat honig in den munt gelegt, vnd hat der suzzikait nicht enpfunden. Vnd 5 ferre alia quam ea, que in ca- none continentur. Et nota, quod hec duo ad istud sacramen- tum effica[149vb]citer recipien- dum valent, scilicet passio mor- 5 tis Christi ac uilificacio et ad- nichilacio sui, ut, quantum po- test, uilis fiat et indignus in ocu- lis suis, qui recipere debet. Cum autem sacramentum completum 10 fuerit, cogitet in corde suo post tam nobilem cibum dicens : ‘Nolo stercora degustare, cum ipse, quem sumpsi, summa sit iocun- ditas. Nolo de cetero affici circa 15 aliquam creaturam'. Si uero nullam refeccionem habuit, re- cogitet signum esse infirmitatis uel mortis. Ignem enim posuit in sinu, et calorem non sensit. 20 Mel posuit in ore, et dulcedinem ignorauit. Et ideo talis mise- 3 Zusatz nach sten: Sund’ dy layen mogn wol wen sy zu gen di vn and’ geleiche wort minnicleichn sprechn M, Sunder allain die layn mügn wol die vnd ander wort mit dem münd sprechn so sy hin zw 17f. den bis kosten] versuchen stinckend speys M wollent gen MI 23 geraiczzet Go koste Go 18 ist] ich Go 30 hiczze Go
Buch II Kap. 16: Go 237 queme vnd fuglich sey ander dinge auzzüsprechen, wenn die in dem canon geschriben sten. Auch mercke, daz dise zwey ding wol tügen daz sacrament wurek- lich vnd nuczlich zü enpfahen: daz ist die mitleidunge dez todes Christi vnd vernichtung sein selbes, daz ein mensch, der 10 daz sacrament nemen sol, in seinen eigen aügen vnwert vnd geringe werde, so er maist mag. Wann aber daz sacrament vol- bracht wirt, so sol er nach so 15 gar edler speise in seinem her- ezen gedencken vnd sprechen: Ich wil nicht furbaz mer den vnflat, daz ist die sunde, kosten, vnd seint den molen [851b] daz 2o der die hohst wunsamikait ist, den ich enpfangen hab, sol ich furbaz mer nicht gezogen noch geraiczet werden von keiner creaturen’. Ist aber daz er do 25 selbst kein gaistliche speise ge- habt hat, so sol er gedencken, daz ez ein zaichen sey seiner kranckeit oder seines todes. Wann er hat fewr in sein schoz so geleget, vnd er hat der hicze nicht enpfunden. Er hat honig in den munt gelegt, vnd hat der suzzikait nicht enpfunden. Vnd 5 ferre alia quam ea, que in ca- none continentur. Et nota, quod hec duo ad istud sacramen- tum effica[149vb]citer recipien- dum valent, scilicet passio mor- 5 tis Christi ac uilificacio et ad- nichilacio sui, ut, quantum po- test, uilis fiat et indignus in ocu- lis suis, qui recipere debet. Cum autem sacramentum completum 10 fuerit, cogitet in corde suo post tam nobilem cibum dicens : ‘Nolo stercora degustare, cum ipse, quem sumpsi, summa sit iocun- ditas. Nolo de cetero affici circa 15 aliquam creaturam'. Si uero nullam refeccionem habuit, re- cogitet signum esse infirmitatis uel mortis. Ignem enim posuit in sinu, et calorem non sensit. 20 Mel posuit in ore, et dulcedinem ignorauit. Et ideo talis mise- 3 Zusatz nach sten: Sund’ dy layen mogn wol wen sy zu gen di vn and’ geleiche wort minnicleichn sprechn M, Sunder allain die layn mügn wol die vnd ander wort mit dem münd sprechn so sy hin zw 17f. den bis kosten] versuchen stinckend speys M wollent gen MI 23 geraiczzet Go koste Go 18 ist] ich Go 30 hiczze Go
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238 dorvmb so sol ein solicher men- sche sein durftikait erkennen vnd sein leben in ein pessers wandeln. Ist aber daz er do sel- 5 best gaistlicher speise enpfun- den hat, so sol er daz nicht im selber züschreiben, sunder der gotlichen gute, die sich auz- preitet vnd recket vber die guten 19 vnd auch die posen, vnd sol sprechen in seinem herczen: "Got der wurcket in mir wunder- liche dinck, auf daz daz ich verspeie vnd verwerffe mein s sunde vnd durftikait vnd daz er mit seinen gutteten vberwinde mein grozze poshait. Wann er hat gemacht, daz ich toter fule vnd daz ich snoder wurm hime- 20 lische dinck smecke. Ist daz der herre mir sunder suliche ding getan hat, waz wenestu daz er tün werde, ist daz ich mein leben pessere vnd mit müe vnd mit fleisse mich furdern wil zü pes- sern dingen vnd auch mich den himelischen betrachtungen ge- ben vnd züfügen wil vnd auf got allein furbaz mer verflizzen s) sein ? Idoch so sol er gedencken, daz selbe furbaz mer zü tün mit der hilf gotes dez hern, vnd nicht von eigener craft. Vnd wie er gedencket, also sol er ez auch as mit den wercken volbrengen. Daz vns geruche zü geben, der 11 herezzen Go M 16 gutenteten Go ||| —— — Stachel der Liebe riam suam recognoscat et mutet in melius uitam suam. Si autem refeccionem suauem ibi recepe- rit, non sibi attribuat, sed diuine bonitati, que se ad bonos et 5 malos extendit, et dicat in corde suo: 'In me domínus mi- rabilia operatur ad detesta- cionem miserie mee et ad ma- gnam meam iniquitatem bene- 10 ficijs conuincendam. Nam me mortuum fecit sentire et ver- mem vilissimum celestia de- gustare. Si michi sic peccatori talia fecit dominus, quid faciet, si correxero uitam meam et cum conamine uoluero in melius promouere et celestibus medi- tacionibus dedicare ac sibi soli de cetero adherere ? Quod ta- » men facere cogitet auxilio do- mini, non propria virtute, et sicut cogitat, sic opere adim- pleat. Quod concedat etc. 18 auf bis 15 sunde vnd] zu v'smechüng mein' 18 faule Go
238 dorvmb so sol ein solicher men- sche sein durftikait erkennen vnd sein leben in ein pessers wandeln. Ist aber daz er do sel- 5 best gaistlicher speise enpfun- den hat, so sol er daz nicht im selber züschreiben, sunder der gotlichen gute, die sich auz- preitet vnd recket vber die guten 19 vnd auch die posen, vnd sol sprechen in seinem herczen: "Got der wurcket in mir wunder- liche dinck, auf daz daz ich verspeie vnd verwerffe mein s sunde vnd durftikait vnd daz er mit seinen gutteten vberwinde mein grozze poshait. Wann er hat gemacht, daz ich toter fule vnd daz ich snoder wurm hime- 20 lische dinck smecke. Ist daz der herre mir sunder suliche ding getan hat, waz wenestu daz er tün werde, ist daz ich mein leben pessere vnd mit müe vnd mit fleisse mich furdern wil zü pes- sern dingen vnd auch mich den himelischen betrachtungen ge- ben vnd züfügen wil vnd auf got allein furbaz mer verflizzen s) sein ? Idoch so sol er gedencken, daz selbe furbaz mer zü tün mit der hilf gotes dez hern, vnd nicht von eigener craft. Vnd wie er gedencket, also sol er ez auch as mit den wercken volbrengen. Daz vns geruche zü geben, der 11 herezzen Go M 16 gutenteten Go ||| —— — Stachel der Liebe riam suam recognoscat et mutet in melius uitam suam. Si autem refeccionem suauem ibi recepe- rit, non sibi attribuat, sed diuine bonitati, que se ad bonos et 5 malos extendit, et dicat in corde suo: 'In me domínus mi- rabilia operatur ad detesta- cionem miserie mee et ad ma- gnam meam iniquitatem bene- 10 ficijs conuincendam. Nam me mortuum fecit sentire et ver- mem vilissimum celestia de- gustare. Si michi sic peccatori talia fecit dominus, quid faciet, si correxero uitam meam et cum conamine uoluero in melius promouere et celestibus medi- tacionibus dedicare ac sibi soli de cetero adherere ? Quod ta- » men facere cogitet auxilio do- mini, non propria virtute, et sicut cogitat, sic opere adim- pleat. Quod concedat etc. 18 auf bis 15 sunde vnd] zu v'smechüng mein' 18 faule Go
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Buch II Kap. 17: Go 239 do on ende lebet vnd herschet, vnser herre Ihesus Christus ! Daz sibenczehent ist ein andechtiges gepete. XVII. Oracio valde deuota. HERRE, mein got, wie tar ich gesprechen, ich so gar snode creatur, wenn ich ein stinckender vnd schewczlicher vnflat bin vnd gar ein schalkhaf- 10 tiger wurm vnd so gar ein eitel mensche! Aber dü pist ein got der gotter, [85va] ein kunik der künig vnd ein herre derherschen- den, allez gut, aller nucze, alle 15 wunsamkait, alle senftikait, ein prunne dez scheines, dez ruches vnd der suzzikait, ein brunne der libe vnd der innersten vmb- vahunge vnd liephabunge! Vnd 2o du pitest mich, vnd ich fleuh von dir. Du pist vmb mich sere sorgfeltig, vnd ich acht dein nicht. Dü dinest mir allezeit, vnd ich tun allzeit wider dich. 25 Du gibst dich mir, vnd ich ver- smehe dich. Vnd dorvmb so [150ra] DOMINE, deus meus, quomodo ausus sum te alloqui, uilissima crea- tura? Nam fetidissimus et 5 horribilissimus sum, stercus et vermis, nequissimus et vanissi- mus homo. Tu autem deus deorum, rex regum et dominus dominancium, omne bonum, om- 10 nis vtilitas, amenitas, suauitas, fons splendoris, odoris et dul- coris, fons amoris et intimus dileccionis amplexus. Et tu me rogas, et ego fugio. De me es 15 sollicitus, et de te non curo. Michi semper seruis, et ego te semper offendo. Te michi tribuis, et ego te contempno. 3 Kap. II 17. Die lateinische Vorlage ist entnommen aus dem Traktat Bonaventuras De instructione sacerdotis, wo diese Oratio am Schlusse steht; vgl. die Ausgabe der Opera, Lugduni, Tom. VII, p. 72. Der deutsche Text aus Go. Das Kap. fehlt Br N. Der Text in M MIR stellt eine selb- ständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitalregister, das (Bl. 70"b) dem 2. Teile vorausgeht, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XVII Capitel B'n Go. Das Sechezehn ist ein Inniges gepet vò xpo 6 gesprechen] dich an- M. Das fünfezehent ain innigs gepet MI reden M 6f. so gar snode] all’ v’worfenste M 7 wenn fehlt Go 8f. schewezlicher vnflat] all' v’smechlichst' mist M 10 eitel] aller 20 fleuh] pleibe Go 18f. vmbvahungen Go vppigst' M
Buch II Kap. 17: Go 239 do on ende lebet vnd herschet, vnser herre Ihesus Christus ! Daz sibenczehent ist ein andechtiges gepete. XVII. Oracio valde deuota. HERRE, mein got, wie tar ich gesprechen, ich so gar snode creatur, wenn ich ein stinckender vnd schewczlicher vnflat bin vnd gar ein schalkhaf- 10 tiger wurm vnd so gar ein eitel mensche! Aber dü pist ein got der gotter, [85va] ein kunik der künig vnd ein herre derherschen- den, allez gut, aller nucze, alle 15 wunsamkait, alle senftikait, ein prunne dez scheines, dez ruches vnd der suzzikait, ein brunne der libe vnd der innersten vmb- vahunge vnd liephabunge! Vnd 2o du pitest mich, vnd ich fleuh von dir. Du pist vmb mich sere sorgfeltig, vnd ich acht dein nicht. Dü dinest mir allezeit, vnd ich tun allzeit wider dich. 25 Du gibst dich mir, vnd ich ver- smehe dich. Vnd dorvmb so [150ra] DOMINE, deus meus, quomodo ausus sum te alloqui, uilissima crea- tura? Nam fetidissimus et 5 horribilissimus sum, stercus et vermis, nequissimus et vanissi- mus homo. Tu autem deus deorum, rex regum et dominus dominancium, omne bonum, om- 10 nis vtilitas, amenitas, suauitas, fons splendoris, odoris et dul- coris, fons amoris et intimus dileccionis amplexus. Et tu me rogas, et ego fugio. De me es 15 sollicitus, et de te non curo. Michi semper seruis, et ego te semper offendo. Te michi tribuis, et ego te contempno. 3 Kap. II 17. Die lateinische Vorlage ist entnommen aus dem Traktat Bonaventuras De instructione sacerdotis, wo diese Oratio am Schlusse steht; vgl. die Ausgabe der Opera, Lugduni, Tom. VII, p. 72. Der deutsche Text aus Go. Das Kap. fehlt Br N. Der Text in M MIR stellt eine selb- ständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitalregister, das (Bl. 70"b) dem 2. Teile vorausgeht, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XVII Capitel B'n Go. Das Sechezehn ist ein Inniges gepet vò xpo 6 gesprechen] dich an- M. Das fünfezehent ain innigs gepet MI reden M 6f. so gar snode] all’ v’worfenste M 7 wenn fehlt Go 8f. schewezlicher vnflat] all' v’smechlichst' mist M 10 eitel] aller 20 fleuh] pleibe Go 18f. vmbvahungen Go vppigst' M
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240 Stachel der Liebe hastü mich ia liep, der ich ein eytelkeit vnd vor nicht pin, vnd ich verwirf dich smehlichen, der dü pist daz wunniclich vnd vn- 5 ausprechenlich gut. Eynen stanck, graüwen, totlichen smerczen secze vnd libe ich fur dich, o dü aller- seligister. allergütigister vnd 10 allerlibligster preutigam! Mich raiczet vil mer die scheppfunge wenn der scheppfer, vil mer die eitelkait wenn die ewikait, vil mer die schentlichait vnd durfti- 15 kait wenn die hohste selikait. Mich pewgen vnd erweichen vil mer die stinckenden vnflat, wenn daz mich erhebet die schonde, vil mer die dinsthaftikait wenn 20 die grozze, vil mer die pitterkait wenn die suzzikait! Vnd die wunden dez liephabenden seint pesser wenn die kusse dez trü- genhaftigen, vnd ich anneme 25 vnd begere vil mer die wunden dez trügenhaftigen wenn die kusse dez liephabenden! Aber, herre, nicht piz gedenckende meiner missetat ader meiner so eltern, sunder deiner ynnerngute vnd parmherczikait vnd der smerczen deiner wunden. Ge- dencke vnd sich an mir nicht, daz ich getan hab, sunder dastü 85 getan hast. Mercke an mir nicht, daz ich begangen habe, sunder Me ergo vanitatem et nichil diligis, et ego te infinitum et inenarrabile bonum sperno. Fe- torem, horrorem, mortalem do- lorem tibi, o beatissime et aman- 5 tissime sponse, prepono. Plus me allicit creatura quam creator, vanitas quam eternitas, de- testabilissima miseria quam feli- citas summa. Plus inclinant 10 sordes quam eleuat pulcritudo. seruitus quam magnitudo, ama- ritudo quam dulcedo. Nam meliora sunt vulnera diligentis quam fraudulentis oscula, et 15 tamen plus approbo et affecto fraudulentis vulnera quam os- cula diligentis. Ne reminis- caris, domine, delicta mea uel pa- rentum meorum, sed pietatis 20 tue uiscera et dolores vulnerum tuorum. Non, quod ego, sed quod tu fecisti, in me respice! Non, quod egi, sed quod tu 2 vernicht Go 7f. smerczenlichen secze ich vnd libe daz Go 10 preutigam] gespons M 11 raiczzet Go 30 ynner Go
240 Stachel der Liebe hastü mich ia liep, der ich ein eytelkeit vnd vor nicht pin, vnd ich verwirf dich smehlichen, der dü pist daz wunniclich vnd vn- 5 ausprechenlich gut. Eynen stanck, graüwen, totlichen smerczen secze vnd libe ich fur dich, o dü aller- seligister. allergütigister vnd 10 allerlibligster preutigam! Mich raiczet vil mer die scheppfunge wenn der scheppfer, vil mer die eitelkait wenn die ewikait, vil mer die schentlichait vnd durfti- 15 kait wenn die hohste selikait. Mich pewgen vnd erweichen vil mer die stinckenden vnflat, wenn daz mich erhebet die schonde, vil mer die dinsthaftikait wenn 20 die grozze, vil mer die pitterkait wenn die suzzikait! Vnd die wunden dez liephabenden seint pesser wenn die kusse dez trü- genhaftigen, vnd ich anneme 25 vnd begere vil mer die wunden dez trügenhaftigen wenn die kusse dez liephabenden! Aber, herre, nicht piz gedenckende meiner missetat ader meiner so eltern, sunder deiner ynnerngute vnd parmherczikait vnd der smerczen deiner wunden. Ge- dencke vnd sich an mir nicht, daz ich getan hab, sunder dastü 85 getan hast. Mercke an mir nicht, daz ich begangen habe, sunder Me ergo vanitatem et nichil diligis, et ego te infinitum et inenarrabile bonum sperno. Fe- torem, horrorem, mortalem do- lorem tibi, o beatissime et aman- 5 tissime sponse, prepono. Plus me allicit creatura quam creator, vanitas quam eternitas, de- testabilissima miseria quam feli- citas summa. Plus inclinant 10 sordes quam eleuat pulcritudo. seruitus quam magnitudo, ama- ritudo quam dulcedo. Nam meliora sunt vulnera diligentis quam fraudulentis oscula, et 15 tamen plus approbo et affecto fraudulentis vulnera quam os- cula diligentis. Ne reminis- caris, domine, delicta mea uel pa- rentum meorum, sed pietatis 20 tue uiscera et dolores vulnerum tuorum. Non, quod ego, sed quod tu fecisti, in me respice! Non, quod egi, sed quod tu 2 vernicht Go 7f. smerczenlichen secze ich vnd libe daz Go 10 preutigam] gespons M 11 raiczzet Go 30 ynner Go
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Buch II Kap. 17: Go dastü fur mich geliden hast. Ist dastü mich liephast, als dü wol beweisest, worvmb verlezzestü mich denn? Worvmb ver- ; uagari permittis ? s hengestu, daz ich irre gen? Dor[835""]vmb, allerlibster herre, halt mich mit sorgen, wider- twinge mich mit libe, mach mich rüwig mit suzzikait! Aller- 10 suzzister preütigam, ich vermag : nicht, ich enkan nicht, ich wil nicht dir dienen, dir zü behagen, dich liepzühaben mit ganczem herczen vnd kaüme mit einem 15 klainen tail dez herczen. selbe magstü vnd kanst ez in mir gewurcken. Daz selbe wiltü von mir vnd haischest ez von mir. Darvmb so sol ich abnemen :)» in meinem beheglichen willen, vnd nicht dü in deinem. Ich pit dich, herre, daz nicht der mensch gesige, sunder got. Dü solt nicht in diser widerzemikait abnemen, 25 sunder erkucke mich! Dü solt nicht vnderligen, sunder kum mir zü hilfe palde! Wenn, vmb daz daz ich vnkeuschlich gelebt habe, daz ist, daz ich mich, vnd % ander dein creaturen allzii lust- lich vnd begirlichen liepgehabt habe, so hab ich allez mein gut vnd habe züstrewet vnd auzge- spendet. Aber yczunt, nv ich 3s meinen kiimer vnd mein durfti- kait erkenne vnd mit hungriger 9 rimig Go 10. gespons M von ainé clainé stücklein .M 241 pro me sustinuisti, considera! Si me, ut ostendis, diligis, cur me relinquis, eur me [150*"] Me ergo, amantissime, tene timore, re- stringe amore, quieta dulcore! c Duleissime sponse, nequeo, ne- scio, nolo tibi seruire, tibi adhe- : rere, te toto corde, ynimo, uix particula cordis, amare. Hoc in me operari tu potes et scis. . Hoc de me tu uis et a me Daz ' exigis. Ergo deficiam in bene- placito meo, non tu in tuo. Obsecro, ut non preualeat homo, 15 sed deus. Noli in hac contrarie- tate deficere, sed me reficere, non succumbere, sed succurrere festinanter. Nam uiuendo luxu- riose, id est nimis me et tuas 2 creaturas lasciue amando, to- tam meam substanciam dissi- paui. Nunc ergo recognoscenti penuriam et miseriam suam et famelico appetitu ad paterne : 14 küme Go 14f. mit bis tail] 34 yczzunt Go
Buch II Kap. 17: Go dastü fur mich geliden hast. Ist dastü mich liephast, als dü wol beweisest, worvmb verlezzestü mich denn? Worvmb ver- ; uagari permittis ? s hengestu, daz ich irre gen? Dor[835""]vmb, allerlibster herre, halt mich mit sorgen, wider- twinge mich mit libe, mach mich rüwig mit suzzikait! Aller- 10 suzzister preütigam, ich vermag : nicht, ich enkan nicht, ich wil nicht dir dienen, dir zü behagen, dich liepzühaben mit ganczem herczen vnd kaüme mit einem 15 klainen tail dez herczen. selbe magstü vnd kanst ez in mir gewurcken. Daz selbe wiltü von mir vnd haischest ez von mir. Darvmb so sol ich abnemen :)» in meinem beheglichen willen, vnd nicht dü in deinem. Ich pit dich, herre, daz nicht der mensch gesige, sunder got. Dü solt nicht in diser widerzemikait abnemen, 25 sunder erkucke mich! Dü solt nicht vnderligen, sunder kum mir zü hilfe palde! Wenn, vmb daz daz ich vnkeuschlich gelebt habe, daz ist, daz ich mich, vnd % ander dein creaturen allzii lust- lich vnd begirlichen liepgehabt habe, so hab ich allez mein gut vnd habe züstrewet vnd auzge- spendet. Aber yczunt, nv ich 3s meinen kiimer vnd mein durfti- kait erkenne vnd mit hungriger 9 rimig Go 10. gespons M von ainé clainé stücklein .M 241 pro me sustinuisti, considera! Si me, ut ostendis, diligis, cur me relinquis, eur me [150*"] Me ergo, amantissime, tene timore, re- stringe amore, quieta dulcore! c Duleissime sponse, nequeo, ne- scio, nolo tibi seruire, tibi adhe- : rere, te toto corde, ynimo, uix particula cordis, amare. Hoc in me operari tu potes et scis. . Hoc de me tu uis et a me Daz ' exigis. Ergo deficiam in bene- placito meo, non tu in tuo. Obsecro, ut non preualeat homo, 15 sed deus. Noli in hac contrarie- tate deficere, sed me reficere, non succumbere, sed succurrere festinanter. Nam uiuendo luxu- riose, id est nimis me et tuas 2 creaturas lasciue amando, to- tam meam substanciam dissi- paui. Nunc ergo recognoscenti penuriam et miseriam suam et famelico appetitu ad paterne : 14 küme Go 14f. mit bis tail] 34 yczzunt Go
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o 242 begerunge widerkere zů den in- nern deiner veterlichen parm- herczikait, so vergib vnd versihe mir mit den aügen deiner gute : $ vnd geruch mir mit de.: brehen vndden glenstern deinergenaden mir milticlich zü geben mit dei- nen vmbvengen dye kusse dez i 10 fridens vnd der rwe. ich erkenne wol, daz ich dich | Werlich, vorsmende wider den himel, daz ist, wider den ganczen himeli- schen hof vnd wider die cristen- | lichen kirchen, gesundiget hab vnd auch wider alle dein ge- scheppfunge vnd in deinergegen- wurtikait. Vnd ich hab auch dir alleine gesundiget vnd vor 20 dir poses begangen. Vnd sicher- lich, ich pin nicht wert, daz ich dein sun geheizzen werde oder dein myetknecht vnd auch nicht kein dein snode vnd frate crea- zs tur. Sunder [86'*] erbarme dich mein vnd wische abe mein pos- heit, daz dii gerechtvertiget werdest in deinen reden vnd vberwindest, so dů geurtailt werdest. Wenn sie sprechen zü | meiner sele: 'Ir ist nicht heiles - in irem got'. Ich pit dich, herre, ich fleh, heyzze, daz mir gegeben - werde daz erst clait der libe vnd | ss daz vingerlein dez hiczigen ge- | laubens vnd daz mein fuzze, daz - ist mein begerung, bedecket vnd 1 den] der Co 5 den bron Go Stachel der Liebe misericordie uiscera redeunti oculis tue pietatis ignosce. Et dignare michi radijs tue gracie letabundus occurrere, ut cum amplexibus pacis et quietis os- | eula largiaris. Certe, cognosco, frolihen engegen zü lauffen vnd : quod in celum et in totam ce- lestem curiam et eciam katho- licam, ymmo, in omnem crea- turam tuam et coram te, te contempnendo, peccaui. Ymmo eciam tibi soli peccaui et malum coram te feci. Et, certe, non sum dignus uocari filius tuus nec mercennarius eciam aut ali- 1: gua uilissima creatura tua. Sed | miserere mei et dele iniqui- tatem meam, ut iustificeris in sermonibus tuis et vincas, cum iudicaris, quia dicunt anime so mee: *Non est salus ipsi in deo eius'. Obsecro, [150'**] iube, ut detur michi prima caritatis stola. fidei feruentis annulus, et cal- ciamentis eleuantis et confir- 2; mantis spei protegantur pedes. id est affectus. Aperias cor 8 miltikait (70 10 rewe Go
o 242 begerunge widerkere zů den in- nern deiner veterlichen parm- herczikait, so vergib vnd versihe mir mit den aügen deiner gute : $ vnd geruch mir mit de.: brehen vndden glenstern deinergenaden mir milticlich zü geben mit dei- nen vmbvengen dye kusse dez i 10 fridens vnd der rwe. ich erkenne wol, daz ich dich | Werlich, vorsmende wider den himel, daz ist, wider den ganczen himeli- schen hof vnd wider die cristen- | lichen kirchen, gesundiget hab vnd auch wider alle dein ge- scheppfunge vnd in deinergegen- wurtikait. Vnd ich hab auch dir alleine gesundiget vnd vor 20 dir poses begangen. Vnd sicher- lich, ich pin nicht wert, daz ich dein sun geheizzen werde oder dein myetknecht vnd auch nicht kein dein snode vnd frate crea- zs tur. Sunder [86'*] erbarme dich mein vnd wische abe mein pos- heit, daz dii gerechtvertiget werdest in deinen reden vnd vberwindest, so dů geurtailt werdest. Wenn sie sprechen zü | meiner sele: 'Ir ist nicht heiles - in irem got'. Ich pit dich, herre, ich fleh, heyzze, daz mir gegeben - werde daz erst clait der libe vnd | ss daz vingerlein dez hiczigen ge- | laubens vnd daz mein fuzze, daz - ist mein begerung, bedecket vnd 1 den] der Co 5 den bron Go Stachel der Liebe misericordie uiscera redeunti oculis tue pietatis ignosce. Et dignare michi radijs tue gracie letabundus occurrere, ut cum amplexibus pacis et quietis os- | eula largiaris. Certe, cognosco, frolihen engegen zü lauffen vnd : quod in celum et in totam ce- lestem curiam et eciam katho- licam, ymmo, in omnem crea- turam tuam et coram te, te contempnendo, peccaui. Ymmo eciam tibi soli peccaui et malum coram te feci. Et, certe, non sum dignus uocari filius tuus nec mercennarius eciam aut ali- 1: gua uilissima creatura tua. Sed | miserere mei et dele iniqui- tatem meam, ut iustificeris in sermonibus tuis et vincas, cum iudicaris, quia dicunt anime so mee: *Non est salus ipsi in deo eius'. Obsecro, [150'**] iube, ut detur michi prima caritatis stola. fidei feruentis annulus, et cal- ciamentis eleuantis et confir- 2; mantis spei protegantur pedes. id est affectus. Aperias cor 8 miltikait (70 10 rewe Go
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Buch II Kap. 17: Go beschirmet werden mit dem ge- meum, bone Ihesu, ad vulnera schuhe der vberhebenden hoffe- Ihesu, nu tü auf mein hercz ge- s gen deinen wunden, daz ich er- kennen müge, dastü mich so gar 243 , tua, ut, quantum me diligas, nünge vnd bestetigunge. Lieber ' recognoscam, ut sic ebrius tuo ; sanguine totus in te resoluar liephast, daz ich in der weise . truncken werde von deinem plut vnd mit libe in dich gewandelt : 10 vnd entlost werde. Dein smereze muzze gen in mein innersten dinck vnd auzfegen alle fremde libe. Ich muzze mit dir ge- kreücziget sein der werlt, daz, 15 ich also gestorben, meyn leben : sey allein mit dir verporgen in ' got. O wol cin seliges vnd heili- | ges leben, daz do verporgen ist diser werlt vnd,Christozügefuget, : 20 riiwet in got als in seinem cen- tro vnd leczten mittelpunckte. Eines dinges ist mir notdurft vnd ein dinck alleine suche ich. ; delectet, nil alliciat nisi Chri-: . stus Ihesus. Dorvmb so schullen von mir 25 weichen die menige der trug- nisse. Einer ist mein liepgehab- | ter, mein breütigam vnd mein : sele, mein herre Ihesus Christus. : Dorvmb so muzze mir niehts- : s nichtsmecken, nichtsnicht muzze . mich gelusten, nichtsniht muzze | mich raiczen wenn Ihesus Chri- | stus. Er muzze zümale mein ' hercze sein, vnd ich muz zümal : 35 sein sein, vnd mein hereze muzze ein dinck werden mit in, auf die rede daz ich beweise, daz ich 2 vberhabenden Go 3 besteigunge Go amore. Intret dolor tuus intima mea, et omnem amorem excipiat alienum. Sim tecum crucifixus mundo, ut, sic mortuus, uita mea sit sola abscondita tecum in deo. O uita felix et beata, que abscondita est ipsi mundo et, sociata ipsi Christo, in deo, centro suo, quietatur! Vnum est michi necessarium et vnum solum quero. Abscedat ergo fantasmatum multitudo. Vnus est dilectus meus, sponsus et amor meus, Ihesus Christus do- minus. Jgitur nil sapiat, nil Totus sit meus, totus sim suus, et fiat cor meum vnum cum ipso, nil me iudicans scire, nil amare, nil 21 mittel punekten Go 1e* Az c
Buch II Kap. 17: Go beschirmet werden mit dem ge- meum, bone Ihesu, ad vulnera schuhe der vberhebenden hoffe- Ihesu, nu tü auf mein hercz ge- s gen deinen wunden, daz ich er- kennen müge, dastü mich so gar 243 , tua, ut, quantum me diligas, nünge vnd bestetigunge. Lieber ' recognoscam, ut sic ebrius tuo ; sanguine totus in te resoluar liephast, daz ich in der weise . truncken werde von deinem plut vnd mit libe in dich gewandelt : 10 vnd entlost werde. Dein smereze muzze gen in mein innersten dinck vnd auzfegen alle fremde libe. Ich muzze mit dir ge- kreücziget sein der werlt, daz, 15 ich also gestorben, meyn leben : sey allein mit dir verporgen in ' got. O wol cin seliges vnd heili- | ges leben, daz do verporgen ist diser werlt vnd,Christozügefuget, : 20 riiwet in got als in seinem cen- tro vnd leczten mittelpunckte. Eines dinges ist mir notdurft vnd ein dinck alleine suche ich. ; delectet, nil alliciat nisi Chri-: . stus Ihesus. Dorvmb so schullen von mir 25 weichen die menige der trug- nisse. Einer ist mein liepgehab- | ter, mein breütigam vnd mein : sele, mein herre Ihesus Christus. : Dorvmb so muzze mir niehts- : s nichtsmecken, nichtsnicht muzze . mich gelusten, nichtsniht muzze | mich raiczen wenn Ihesus Chri- | stus. Er muzze zümale mein ' hercze sein, vnd ich muz zümal : 35 sein sein, vnd mein hereze muzze ein dinck werden mit in, auf die rede daz ich beweise, daz ich 2 vberhabenden Go 3 besteigunge Go amore. Intret dolor tuus intima mea, et omnem amorem excipiat alienum. Sim tecum crucifixus mundo, ut, sic mortuus, uita mea sit sola abscondita tecum in deo. O uita felix et beata, que abscondita est ipsi mundo et, sociata ipsi Christo, in deo, centro suo, quietatur! Vnum est michi necessarium et vnum solum quero. Abscedat ergo fantasmatum multitudo. Vnus est dilectus meus, sponsus et amor meus, Ihesus Christus do- minus. Jgitur nil sapiat, nil Totus sit meus, totus sim suus, et fiat cor meum vnum cum ipso, nil me iudicans scire, nil amare, nil 21 mittel punekten Go 1e* Az c
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244 nichtsnicht liephabe, nicht begere wenn vnsern hern Ihesum Christum, vnd daz er gekreücziget ist. Dorvmb, lieber 5 [86'^] herre, sammen mich mit deinen ingeweiden vnd speise mich mit deinen brusten vnd mache mich trunken mit deinen wunden. Erwache, mein sele, 10 mit den ynnern mitleidungen, mit den vnser herre Ihesus Chri- stus geweynet hat vber die stat Iherusalem, vber Lazarüm vnd am kreucze, vnd auch in den nichts- ' 15 selben dingen vber dich, wenn : do selbest auzging ein flyz von der stat der wollust zü erfruch- : ten daz paradeis, daz auch in vier haubt getailet ist. Darvmb, . 20 ist daz ein fliz der zehere auz- : gerunnen ist von der stat der wunnesamikait vnd aller wol- lust, vil mer solt ez auzrinnen von der stat aller sunden vnd 25 vnrainikait. — Dorvmb, lieber Ihesus, du voller der hohsten wollust, also hastu fur mich ge- weinet. Erwache auch, mein : sele, gegen den worten der lere, ' so der ermanunge vnd der gelubde, wenn dü hast etwaz von dem worte dez ewigen lebens. Er- wache auch gegen den wunden der lesterunge, der verspottunge 3$ vnd totvnge vnd gegen den smerczen der leidunge, wenn er 5f. claube mich zcsamen vo dein’ gedermen M 16 auzginge Go Stachel der Liebe affectare nisi dominum nostrum Ihesum Christum, et hunc cruci- fixum. Ergo, domine bone Ihesu, recollige me uisceribus. refice vberibus, inebria vulne- 5 ribus! ^ Euigila, anima mea, ad uiscera compassionum, qui- bus plorauit dominus Ihesus Christus super Iherusalem, su- per Lazarum et in cruce, ymmo, in illis super te, quia egredieba- tur fluuius de loco uoluptatis ad irrigandum paradisum, qui est | in quatuor capita diuisus. Siergofluuius[150*"]lacrimarum 15 egrediebatur de loco uoluptatis et omnium deliciarum. quanto inagis debet egredi de loco om- nium spurciciarum! Igitur. bone Ihesu, pro me, summis 20 delicijs plenus, plorasti. Euigila eciam, anima mea, ad uerba instruecionum, exhortacionum et promissionum, quia de uerbo uite eterne habes. Euigila ss . insuper ad uulnera exprobraci- onis, illusionis et occisionis, ad dolores, scilicet passionis: 'At- 9 Erweiche Go 24f. aller bis vnrainikait) alles vnflota M
244 nichtsnicht liephabe, nicht begere wenn vnsern hern Ihesum Christum, vnd daz er gekreücziget ist. Dorvmb, lieber 5 [86'^] herre, sammen mich mit deinen ingeweiden vnd speise mich mit deinen brusten vnd mache mich trunken mit deinen wunden. Erwache, mein sele, 10 mit den ynnern mitleidungen, mit den vnser herre Ihesus Chri- stus geweynet hat vber die stat Iherusalem, vber Lazarüm vnd am kreucze, vnd auch in den nichts- ' 15 selben dingen vber dich, wenn : do selbest auzging ein flyz von der stat der wollust zü erfruch- : ten daz paradeis, daz auch in vier haubt getailet ist. Darvmb, . 20 ist daz ein fliz der zehere auz- : gerunnen ist von der stat der wunnesamikait vnd aller wol- lust, vil mer solt ez auzrinnen von der stat aller sunden vnd 25 vnrainikait. — Dorvmb, lieber Ihesus, du voller der hohsten wollust, also hastu fur mich ge- weinet. Erwache auch, mein : sele, gegen den worten der lere, ' so der ermanunge vnd der gelubde, wenn dü hast etwaz von dem worte dez ewigen lebens. Er- wache auch gegen den wunden der lesterunge, der verspottunge 3$ vnd totvnge vnd gegen den smerczen der leidunge, wenn er 5f. claube mich zcsamen vo dein’ gedermen M 16 auzginge Go Stachel der Liebe affectare nisi dominum nostrum Ihesum Christum, et hunc cruci- fixum. Ergo, domine bone Ihesu, recollige me uisceribus. refice vberibus, inebria vulne- 5 ribus! ^ Euigila, anima mea, ad uiscera compassionum, qui- bus plorauit dominus Ihesus Christus super Iherusalem, su- per Lazarum et in cruce, ymmo, in illis super te, quia egredieba- tur fluuius de loco uoluptatis ad irrigandum paradisum, qui est | in quatuor capita diuisus. Siergofluuius[150*"]lacrimarum 15 egrediebatur de loco uoluptatis et omnium deliciarum. quanto inagis debet egredi de loco om- nium spurciciarum! Igitur. bone Ihesu, pro me, summis 20 delicijs plenus, plorasti. Euigila eciam, anima mea, ad uerba instruecionum, exhortacionum et promissionum, quia de uerbo uite eterne habes. Euigila ss . insuper ad uulnera exprobraci- onis, illusionis et occisionis, ad dolores, scilicet passionis: 'At- 9 Erweiche Go 24f. aller bis vnrainikait) alles vnflota M
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Buch II Kap. 17: Go sprach: “Mercket mit fleizze vnd sehet, ob ye kein smercz gleich sey. als mein smercze ist'. Ja zwar. herre, ich wil mercken vnd s Sehen. ob yndert ein libe sey wenn newr dein liebe. Vnd dorvmb so wil ich nichtanicht liephaben wenn dich oder vmb deinen willen. Herre, du hast so 1o sere liepgehabt mich vngerech- ten vnd so posen deinen ver- smeher, mich snoden stanck, den vnflat vnd grawen der wurme, dastii geruchest fur mich zů lei- 245 tendite, inguit, et uidete, si est similis sicut dolor meus.' Ymmo, attendam et uidebo, si est amor sicut amor tuus. Et ideo nisi te uel propter te s uolo amare te. Tu, domine, me, iniquum et pessimum con- temptorem tuum, uilissimum fe- torem stercorum et horrorem vermium, amasti tantum, ut tanta pro medignareris sustinere et pati. Et ego te, infinitum 10 : bonum, patrem pijssimum, spon- 1 den vnd zü dulden. Vnd ich habe ' ' principium, non tantum dili- nicht also vil liep dich vnent- liches gut, dich allergutigisten vater, dich allerlibsten preüti- gam, dich vrsprunglichen ane- 2o vanck aller schonde vnd suzzi- kait, daz ich newr der werlt sterben wolde vmb deinen willen vnd daz ich mir selben sturbe, daz ich gancz vnd zümale mit : sum dulcissimum, omnis pul- critudinis et suauitatis fontale — en gam, ut saltem pro te mo- {151"*riar mundo? Ymmo et ' moriar et michi, ut, totus te- cum affixus ligno, non sencium nisi te, ut viuam, non ego, sed uiuat in me Christus. Quid ss dir an daz kreucze geheftet . werde vnd anders [86"*] nicht enpfinde wenn dich, auf daz daz ich lebe, aber iczunt nicht ich, sunder daz Christus in mir lebet ? зо Waz gib ich doch meinem herren : fur alle dinck, die er mir wider- : gegeben hat? Ich wirde nemen : den kelich dez heilandes vnd wirde anruffen den namen dez ss hern. Dorvmb so sei allezeit der kelich der leidunge in mei- nem leichnamen, vnd vberfluz- 18f. gespons M 28lebet Go ; enim retribuam domino pro omnibus, que retribuit michi? Calicem salutaris accipiam et nomen domini inuocabo. Sit ergo calix passionis continuus in corpore, et superhabundans 35 sei] sie Go 36 erstes der] den Go
Buch II Kap. 17: Go sprach: “Mercket mit fleizze vnd sehet, ob ye kein smercz gleich sey. als mein smercze ist'. Ja zwar. herre, ich wil mercken vnd s Sehen. ob yndert ein libe sey wenn newr dein liebe. Vnd dorvmb so wil ich nichtanicht liephaben wenn dich oder vmb deinen willen. Herre, du hast so 1o sere liepgehabt mich vngerech- ten vnd so posen deinen ver- smeher, mich snoden stanck, den vnflat vnd grawen der wurme, dastii geruchest fur mich zů lei- 245 tendite, inguit, et uidete, si est similis sicut dolor meus.' Ymmo, attendam et uidebo, si est amor sicut amor tuus. Et ideo nisi te uel propter te s uolo amare te. Tu, domine, me, iniquum et pessimum con- temptorem tuum, uilissimum fe- torem stercorum et horrorem vermium, amasti tantum, ut tanta pro medignareris sustinere et pati. Et ego te, infinitum 10 : bonum, patrem pijssimum, spon- 1 den vnd zü dulden. Vnd ich habe ' ' principium, non tantum dili- nicht also vil liep dich vnent- liches gut, dich allergutigisten vater, dich allerlibsten preüti- gam, dich vrsprunglichen ane- 2o vanck aller schonde vnd suzzi- kait, daz ich newr der werlt sterben wolde vmb deinen willen vnd daz ich mir selben sturbe, daz ich gancz vnd zümale mit : sum dulcissimum, omnis pul- critudinis et suauitatis fontale — en gam, ut saltem pro te mo- {151"*riar mundo? Ymmo et ' moriar et michi, ut, totus te- cum affixus ligno, non sencium nisi te, ut viuam, non ego, sed uiuat in me Christus. Quid ss dir an daz kreucze geheftet . werde vnd anders [86"*] nicht enpfinde wenn dich, auf daz daz ich lebe, aber iczunt nicht ich, sunder daz Christus in mir lebet ? зо Waz gib ich doch meinem herren : fur alle dinck, die er mir wider- : gegeben hat? Ich wirde nemen : den kelich dez heilandes vnd wirde anruffen den namen dez ss hern. Dorvmb so sei allezeit der kelich der leidunge in mei- nem leichnamen, vnd vberfluz- 18f. gespons M 28lebet Go ; enim retribuam domino pro omnibus, que retribuit michi? Calicem salutaris accipiam et nomen domini inuocabo. Sit ergo calix passionis continuus in corpore, et superhabundans 35 sei] sie Go 36 erstes der] den Go
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z 1 = - o 20 re 30 3 246 zige genade die muzze wurczeln in meinem herczen. Ein suzzer gesanck dez gotlichen lobes muzze sich recht steticlichen er- gizzen in rneinem munde. Wenn ich wil loben meinen hern in meinem leben vnd wil psalliren meinem got, also lange als ich werende pin. Im müzze wunne- sam sein mein gekose. Aber ich wil lust haben in dem herren. Ich wil mich erbüren vnd im weisen daz antlücz meines ge- mutes, vnd in seinen oren muzze erlauten von meinem munde grozze dancksagunge vnd lop : seiner milten groszmechtikait. . Dorvmb so schullen scheiden die alten dink von meinem munde vnd auz meinem müte. Wenn got ist ein herre der kunste, vnd im werden bereitet die gedancken vnd die stimmen. Ich wird vber- winden den pogen der starcken, : * daz ist die logungen der posen ; gaist, vnd werde mit kraft an- geleget von obenabher. Frewend wil ich mich frewen alleine in dem hern, vnd mein hercze wirt erfullet mit dem jubilo, vnd alle meine gepeine werden fro- locken in meinem gote. Wenn ich wil mich ganeze vnd zümale geben vnd antwurten meinem heilande. Mein hercze wirt riiwen in der suzzikait der groz- ; | 10 Aber] Oder Go Go men Go 12 wil mich erbüren] werd erhabn M 14 f. muzze erlauten] wirt widerhelln M Stachel der Liebe gracia radicetur in corde. Melos diuine laudis diffundatur quasi continue in ore. Laudabo enim deum meum in uita mea, psal- lam deo meo, quamdiu fuero. Jocundum sit ei eloquium me- um. Ego uero delectabor in domino. Eleuabor et ostendam ei faciem mentis mee, et in auribus eius resonabit de ore meo inmensa accio graciarum et magnificencie sue laudes. Recedant ergo de cetero vetera de ore meo et de animo meo, quia deus scienciarum dominus est et ipsi preparantur cogita- ciones ac uoces. Arcum forcium superabo et induar virtute ex alto. Gaudens gaudebo solum » in domino et replebitur cor o meum iubilo. Et omnia ossa mea exultabunt in domino, quia to- tum offero me saluatori meo. Quiescet cor meum in dulcedine 14 oren] eren 15 erleiihtenGo 23stum-
z 1 = - o 20 re 30 3 246 zige genade die muzze wurczeln in meinem herczen. Ein suzzer gesanck dez gotlichen lobes muzze sich recht steticlichen er- gizzen in rneinem munde. Wenn ich wil loben meinen hern in meinem leben vnd wil psalliren meinem got, also lange als ich werende pin. Im müzze wunne- sam sein mein gekose. Aber ich wil lust haben in dem herren. Ich wil mich erbüren vnd im weisen daz antlücz meines ge- mutes, vnd in seinen oren muzze erlauten von meinem munde grozze dancksagunge vnd lop : seiner milten groszmechtikait. . Dorvmb so schullen scheiden die alten dink von meinem munde vnd auz meinem müte. Wenn got ist ein herre der kunste, vnd im werden bereitet die gedancken vnd die stimmen. Ich wird vber- winden den pogen der starcken, : * daz ist die logungen der posen ; gaist, vnd werde mit kraft an- geleget von obenabher. Frewend wil ich mich frewen alleine in dem hern, vnd mein hercze wirt erfullet mit dem jubilo, vnd alle meine gepeine werden fro- locken in meinem gote. Wenn ich wil mich ganeze vnd zümale geben vnd antwurten meinem heilande. Mein hercze wirt riiwen in der suzzikait der groz- ; | 10 Aber] Oder Go Go men Go 12 wil mich erbüren] werd erhabn M 14 f. muzze erlauten] wirt widerhelln M Stachel der Liebe gracia radicetur in corde. Melos diuine laudis diffundatur quasi continue in ore. Laudabo enim deum meum in uita mea, psal- lam deo meo, quamdiu fuero. Jocundum sit ei eloquium me- um. Ego uero delectabor in domino. Eleuabor et ostendam ei faciem mentis mee, et in auribus eius resonabit de ore meo inmensa accio graciarum et magnificencie sue laudes. Recedant ergo de cetero vetera de ore meo et de animo meo, quia deus scienciarum dominus est et ipsi preparantur cogita- ciones ac uoces. Arcum forcium superabo et induar virtute ex alto. Gaudens gaudebo solum » in domino et replebitur cor o meum iubilo. Et omnia ossa mea exultabunt in domino, quia to- tum offero me saluatori meo. Quiescet cor meum in dulcedine 14 oren] eren 15 erleiihtenGo 23stum-
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Buch II Kap. 17: Go 247 zen gute. Ich wil loben die grozze der so gar hohen achber- keit vnd wil nachvolgen den fuz- sporen der herben leidunge. 5 Mein leichnam sol vndertreten werden vnd mein herez erhaben. Aber mein munt sol erful[ 86vb]let werden mit lobe, daz ich tag vnd nacht singe die grozze meines 10 gotes. Alle ding abwerfende, zümale in dir, lieber herre, dur- stende, nichtsnicht sunder dich enpfindende, muz ich in dich geentlost vnd gewandelt wer- 15 den. als ich in dir als in meinem centro vnd leczten mittelpunckte geruwe. Ez sol entweichen die eytelkait vnd herzü gen die got- heit. Die libe muzze mich ver- 2o wandeln, daz ich zümal gotlich werde. Mein hercze muzze aufge- tan werden. Die wunden Christi muzzen auch aufgetan werden, vnd vnser innersten dinck muz- 25 zen gesamment werden, daz ich ein dinck sei myt Christo. Amen. bonitatis inmense. Laudabo excellenciam glorie summe et sequar uestigia passionis acerbe. Corpus conculcetur, cor eleue- tur. Laude uero repleatur os 5 meum, ut die ac nocte dei mei magnitudinem cantem. Om- nia abiciens, totus in te siciens, nil preter te senciens, resoluar et in te totaliter requiescam. 10 Abscedat uanitas, accedat [151tby deitas, transformet caritas, ut fiam diuinus. Aperiatur cor, aperiantur uulnera, iungantur intima, ut sim vnum cum Chri- 15 sto. Amen. Explicit secunda pars Stimuli amoris. 6 erheben Go 10 abwerffende Go 17 geruwe] grawe Go 26 Der 2. Teil wird in M MI R beschlossen durch das im Wortlaut des Textes Johanns v. Neumarkt angefügte Gebet O du aller sust' thu durch- stich (oben S. 221.7), das in Go den Hauptteil von Kap. II 14 ausmacht und in Br N Kap. 14 bildet; vgl. dazu die Angaben 221, 7. MI enthält den 3. Teil nicht, da hier das Werk von Anfang an nur auf zwei Haupt- teile angelegt war, wie die Eingangeübersicht vor dem Kapitelregister des ersten Teiles besagt.
Buch II Kap. 17: Go 247 zen gute. Ich wil loben die grozze der so gar hohen achber- keit vnd wil nachvolgen den fuz- sporen der herben leidunge. 5 Mein leichnam sol vndertreten werden vnd mein herez erhaben. Aber mein munt sol erful[ 86vb]let werden mit lobe, daz ich tag vnd nacht singe die grozze meines 10 gotes. Alle ding abwerfende, zümale in dir, lieber herre, dur- stende, nichtsnicht sunder dich enpfindende, muz ich in dich geentlost vnd gewandelt wer- 15 den. als ich in dir als in meinem centro vnd leczten mittelpunckte geruwe. Ez sol entweichen die eytelkait vnd herzü gen die got- heit. Die libe muzze mich ver- 2o wandeln, daz ich zümal gotlich werde. Mein hercze muzze aufge- tan werden. Die wunden Christi muzzen auch aufgetan werden, vnd vnser innersten dinck muz- 25 zen gesamment werden, daz ich ein dinck sei myt Christo. Amen. bonitatis inmense. Laudabo excellenciam glorie summe et sequar uestigia passionis acerbe. Corpus conculcetur, cor eleue- tur. Laude uero repleatur os 5 meum, ut die ac nocte dei mei magnitudinem cantem. Om- nia abiciens, totus in te siciens, nil preter te senciens, resoluar et in te totaliter requiescam. 10 Abscedat uanitas, accedat [151tby deitas, transformet caritas, ut fiam diuinus. Aperiatur cor, aperiantur uulnera, iungantur intima, ut sim vnum cum Chri- 15 sto. Amen. Explicit secunda pars Stimuli amoris. 6 erheben Go 10 abwerffende Go 17 geruwe] grawe Go 26 Der 2. Teil wird in M MI R beschlossen durch das im Wortlaut des Textes Johanns v. Neumarkt angefügte Gebet O du aller sust' thu durch- stich (oben S. 221.7), das in Go den Hauptteil von Kap. II 14 ausmacht und in Br N Kap. 14 bildet; vgl. dazu die Angaben 221, 7. MI enthält den 3. Teil nicht, da hier das Werk von Anfang an nur auf zwei Haupt- teile angelegt war, wie die Eingangeübersicht vor dem Kapitelregister des ersten Teiles besagt.
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248 Stachel Drittes Buch Daz erst capitel. Weliche die dinck seint, dieden menschen einleyten zü der rwe der be- 5 schawunge. € Daz ander, wie gar achber ez sey sich zü wandeln in got, vnd wie ein mensche da selbest ge- wandelt werde. € Daz dritte, wie wunder- lichen ez sey, daz ein mensche, der zü einem mal got gekostet hat, hernach mag dovon ge- scheiden werden. C Daz virde, daz ein mensche in kurezer Zeit müge volkümen werden. € Daz funfte, wie die sele von got truncken gemacht wirt in 2 der anschawunge. € Daz sechst, wie die sele vor dem encziicken manger- weise truncken wirt. € Daz sibend, daz ein an- :5 schawender mensch sich frewen sol dez pesten seines nechsten, anders er beget drei pose dinck. € Daz achte, daz ein an- ! 30 schawender mensche nicht vr- tailen sol ander leüt durch der scheynenden geprechen willen. € Daz newnde, daz ein an- | schawender mensch nicht achten 1 Des drittn tails sind Sibenezehr capitel M 12 got fehlt Go nienurinGo 4 rewe Go der Liebe ; Incipiunt capitula tercie ; partis de Stimulo amoris. UE sunt, que inducunt ho- minem ad contemplacio- nis quietem. Quam gloriosum sit se mutare in deum et qualiter ipse homo mutetur. Quam mirabile semel deum gustantem posse post separari. Quod homo in breui tempore possit esse perfectus. | — Quomodo anima inebriatur ! in contemplacione a creatore. Quod anima ante diuersimode inebriatur. raptum Quod contemplatiuus debet gaudere de bonis proximi, aliter tria mala committit. defectus. Quod contemplatiuus non re- | putet alios inperfectos. dicet alios propter apparentes | | | | 2 Kapitelverzeich - 27 drei posej die posen Go Quod contemplatiuus non iu- :
248 Stachel Drittes Buch Daz erst capitel. Weliche die dinck seint, dieden menschen einleyten zü der rwe der be- 5 schawunge. € Daz ander, wie gar achber ez sey sich zü wandeln in got, vnd wie ein mensche da selbest ge- wandelt werde. € Daz dritte, wie wunder- lichen ez sey, daz ein mensche, der zü einem mal got gekostet hat, hernach mag dovon ge- scheiden werden. C Daz virde, daz ein mensche in kurezer Zeit müge volkümen werden. € Daz funfte, wie die sele von got truncken gemacht wirt in 2 der anschawunge. € Daz sechst, wie die sele vor dem encziicken manger- weise truncken wirt. € Daz sibend, daz ein an- :5 schawender mensch sich frewen sol dez pesten seines nechsten, anders er beget drei pose dinck. € Daz achte, daz ein an- ! 30 schawender mensche nicht vr- tailen sol ander leüt durch der scheynenden geprechen willen. € Daz newnde, daz ein an- | schawender mensch nicht achten 1 Des drittn tails sind Sibenezehr capitel M 12 got fehlt Go nienurinGo 4 rewe Go der Liebe ; Incipiunt capitula tercie ; partis de Stimulo amoris. UE sunt, que inducunt ho- minem ad contemplacio- nis quietem. Quam gloriosum sit se mutare in deum et qualiter ipse homo mutetur. Quam mirabile semel deum gustantem posse post separari. Quod homo in breui tempore possit esse perfectus. | — Quomodo anima inebriatur ! in contemplacione a creatore. Quod anima ante diuersimode inebriatur. raptum Quod contemplatiuus debet gaudere de bonis proximi, aliter tria mala committit. defectus. Quod contemplatiuus non re- | putet alios inperfectos. dicet alios propter apparentes | | | | 2 Kapitelverzeich - 27 drei posej die posen Go Quod contemplatiuus non iu- :
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Buch III Vorwort: Go 249 schol ander leüt, daz sie vnvol- kümen seint. Daz zehent ist wider die hoffertigen anschawenden men- 5 schen, die von in selben vil hal- den vnd sich hoch vermezzen. Daz eilift, daz wenig leüt seint, die wol gehorsam seint. Daz zwelfte, daz die ane- 10 fechtung nucze seint den dienern gots. Daz dreiczehend, daz die anefechtunge von der vorbe- sagunge vnd vorschickunge go- i5 tes ein mensche sol von im trei- ben vnd ir widersten vnd vnter- drucken. Daz vierczehent ist ein clag dez fleisches zü got dem vater 20 vber Christum vnd dogegen ein antwurt. Contra superbos et de se presumentes. De paucitate bene obedien- cium. Quam utiles sint temptaciones 5 seruis dei. Quod temptacio de predesti- nacione reprimi debet. Questio carnis ad deum pa- trem de Christo et responsio. 10 Das erst ist, welch dy dinck sein, dy den men- schen einleiten czu der 2s rwe der beschewleichkeit. I. Que sunt, que inducunt hominem ad contemplaci- onis quietem. ST daz du czu der rûe der an- schawung komen wilt, zo hab fleis drei dinck in dich czu wur- [151va] I ad contemplacionis quietem uolueris per- 15 uenire, in te tria studeas radicare. 3 weder Go 18 clag] glit Go 22 Kap. III1. Grundlage des latcinischen Textes ist der Traktat Bonarenturas De perfectione vitae ad sorores, c. V, n. 2; vgl. Opera, Lugduni, Tom. VIII, p. 117. Deutscher Text aus Br. Uberlieferung in Br NMRGo. Uberschrift aus dem (Bl. 257) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XV capitel Br. Daz ist das XV capitolum N, Das erst welch ding sein di den mëschn laittn zu d' rüe 22 erst] XV Br d’ weschauung M, Daz erst Capitel sci B'ndy Go 26 rewe Go 25 beschewleickeit Br
Buch III Vorwort: Go 249 schol ander leüt, daz sie vnvol- kümen seint. Daz zehent ist wider die hoffertigen anschawenden men- 5 schen, die von in selben vil hal- den vnd sich hoch vermezzen. Daz eilift, daz wenig leüt seint, die wol gehorsam seint. Daz zwelfte, daz die ane- 10 fechtung nucze seint den dienern gots. Daz dreiczehend, daz die anefechtunge von der vorbe- sagunge vnd vorschickunge go- i5 tes ein mensche sol von im trei- ben vnd ir widersten vnd vnter- drucken. Daz vierczehent ist ein clag dez fleisches zü got dem vater 20 vber Christum vnd dogegen ein antwurt. Contra superbos et de se presumentes. De paucitate bene obedien- cium. Quam utiles sint temptaciones 5 seruis dei. Quod temptacio de predesti- nacione reprimi debet. Questio carnis ad deum pa- trem de Christo et responsio. 10 Das erst ist, welch dy dinck sein, dy den men- schen einleiten czu der 2s rwe der beschewleichkeit. I. Que sunt, que inducunt hominem ad contemplaci- onis quietem. ST daz du czu der rûe der an- schawung komen wilt, zo hab fleis drei dinck in dich czu wur- [151va] I ad contemplacionis quietem uolueris per- 15 uenire, in te tria studeas radicare. 3 weder Go 18 clag] glit Go 22 Kap. III1. Grundlage des latcinischen Textes ist der Traktat Bonarenturas De perfectione vitae ad sorores, c. V, n. 2; vgl. Opera, Lugduni, Tom. VIII, p. 117. Deutscher Text aus Br. Uberlieferung in Br NMRGo. Uberschrift aus dem (Bl. 257) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XV capitel Br. Daz ist das XV capitolum N, Das erst welch ding sein di den mëschn laittn zu d' rüe 22 erst] XV Br d’ weschauung M, Daz erst Capitel sci B'ndy Go 26 rewe Go 25 beschewleickeit Br
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250 Stachel der Liebe ezeln vnd czu pfroppfen. Daz erst ist, daz du erkennen schalt, wy sere vnd wy vil du wider deinen scheppfer getan hast vnd 5 wy vil er von dir vnd auch von andern leûtten alle tag erczôrnet wirt. Vnd zo dir vm dein sünd leid ist, zo schalt du auch mit andern leûtten mitleidung haben io alz mit dir selb vnd schalt alle tag volflůzzigclich weinen, ob du macht. Vnd wenn du dise dink bedenckest, so schalt [645] du mer begeren betrûpt czu sein 15 wenn dich czu frewen, zo du sihest, daz wir nicht sein in dem wesen vnd state der frewden, sunder dez trawrens. Wenn is ist ymmer ein grossis dinck, ist 20 daz wir alleczeit, dy wir leben, weinende gesenftigen můgen got vnser herren, den wir zo swer- lich mit vnsern sünden erczornet haben. Vnd den selben trost 25 sûlle wir vns in disem leben auzwelen, ab wir vnser posheit vnd auch vnser nechsten alle- ezeit weweinen môchten. Wann der allergûtickst herre einer 3o selen, dy alzo getrewlich in bitterkeit ist, grosse frewd ein- gewst nach irem weinen vnd Primum est, ut, quantum tuum conditorem offenderis et a te et ab alijs cottidie offenditur, recognoscas. De tuis sceleribus intime dolens alterique tam- 5 quam tibi compaciens habun- danter, si potes, cottidie lacri- meris. Et hoc cogitans magis tristari desideres quam gau- dere, cernens, quod non sumus 19 in statu leticie, sed meroris. Magnum est enim, si deum nostrum sic grauiter offensum nostris delictis possimus toto tempore uite nostre plorando 15 placare. Et hanc consolacio- nem debemus eligere in pre- senti: posse semper et nostras et proximorum nequicias de- plorare. Et ipse benignissimus zo dominus anime sic fideliter in amaritudine existenti post lacri- macionem et fletum exultacio- 10 sel- I vnd czu pfropfen fehlt M 6 leûtten] menschen Go 13 bedenckest] bekennest Go 12 macht fehlt N ben M 17 staten Br N, stete Go 18 trauren M 20 di weil M 21 můgen 25 disem] dem Br 26 aus- gesenftigen BrN 24 habent Br wesen Go 27 vnsern BrN M 27f. alleczeit bis môchten fehlt N 31f. ein gêwszt N, ergeuzzet Go 32 iren wôynen N 31 ist in N
250 Stachel der Liebe ezeln vnd czu pfroppfen. Daz erst ist, daz du erkennen schalt, wy sere vnd wy vil du wider deinen scheppfer getan hast vnd 5 wy vil er von dir vnd auch von andern leûtten alle tag erczôrnet wirt. Vnd zo dir vm dein sünd leid ist, zo schalt du auch mit andern leûtten mitleidung haben io alz mit dir selb vnd schalt alle tag volflůzzigclich weinen, ob du macht. Vnd wenn du dise dink bedenckest, so schalt [645] du mer begeren betrûpt czu sein 15 wenn dich czu frewen, zo du sihest, daz wir nicht sein in dem wesen vnd state der frewden, sunder dez trawrens. Wenn is ist ymmer ein grossis dinck, ist 20 daz wir alleczeit, dy wir leben, weinende gesenftigen můgen got vnser herren, den wir zo swer- lich mit vnsern sünden erczornet haben. Vnd den selben trost 25 sûlle wir vns in disem leben auzwelen, ab wir vnser posheit vnd auch vnser nechsten alle- ezeit weweinen môchten. Wann der allergûtickst herre einer 3o selen, dy alzo getrewlich in bitterkeit ist, grosse frewd ein- gewst nach irem weinen vnd Primum est, ut, quantum tuum conditorem offenderis et a te et ab alijs cottidie offenditur, recognoscas. De tuis sceleribus intime dolens alterique tam- 5 quam tibi compaciens habun- danter, si potes, cottidie lacri- meris. Et hoc cogitans magis tristari desideres quam gau- dere, cernens, quod non sumus 19 in statu leticie, sed meroris. Magnum est enim, si deum nostrum sic grauiter offensum nostris delictis possimus toto tempore uite nostre plorando 15 placare. Et hanc consolacio- nem debemus eligere in pre- senti: posse semper et nostras et proximorum nequicias de- plorare. Et ipse benignissimus zo dominus anime sic fideliter in amaritudine existenti post lacri- macionem et fletum exultacio- 10 sel- I vnd czu pfropfen fehlt M 6 leûtten] menschen Go 13 bedenckest] bekennest Go 12 macht fehlt N ben M 17 staten Br N, stete Go 18 trauren M 20 di weil M 21 můgen 25 disem] dem Br 26 aus- gesenftigen BrN 24 habent Br wesen Go 27 vnsern BrN M 27f. alleczeit bis môchten fehlt N 31f. ein gêwszt N, ergeuzzet Go 32 iren wôynen N 31 ist in N
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Buch III Kap. 1: Br 251 trengissen. Vnd geleich alz daz wasser, daz do vorfault in dem weinstock, oder zo is von der sunnen hicze dorynne gesoten 5 wirt, in wein gewandelt wirt, geleich alz selbist werden auch dy tren in den wein der frewden gewandelt, dy do von der hicz der gôtlichen lieb gesoten wer- 1o den in einem wolrewigen men- schen. Ez czimet sich auch nicht, daz zo ein edeler herre wone yn keinem haus, er vind is denn vor gar rein vnd daz is 15 gar fleizzigclich mit trenen [641] gekart vnd gefeget sey. Daz ander ist, daz du mý vnd fleiz habest nach deinem vormůgen, daz du mitleidung 20 habst in der leidung Cristi vnd daz du si vberall mit dir vm- tragest in deinem herczen. Wenn, is sei denn daz wir leiden er- kennen in mitleidung, zo môg 25 wir vns nicht mit im gefrewen. Ist aber daz du dy leidung Cristi wol betrachtest vnd vast in seine seiten gest, zo wirst du gar schir czu seinem herczen 3o kumen. O welch ein seliges hercz, daz in diser weis dem herczen Cristi zo sůssiclich czu- nem infundit. Et sicut aqua in uite putrefacta solis calore decocta in vinum conuertitur. sic lacrime in pectore contrito feruore caritatis decocte in vi- num leticie conuertuntur. Nec enim deceret dominum tam nobilissimum in aliqua domo habitare, nisi mundissimam in- venerit et cum omni diligen- 10 cia lacrimis expiatam. Secunda est, ut innitaris, quantum possis, Christi com- pati passioni et vbique eam circumferre in corde, quia, nisi 15 compaciendo noueris pati, se- cum non poteris iocundari. Si enim bene fueris passionem me- ditatus et multum intraueris latus eius, cito uenies ad cor 20 eius. [151vb] O felix cor, quod sic cordi Christi dulciter colli- 5 1 trengissen ('Tränenvergießen') Br, trewgissen N, trauren M, zeher gizzen Go 2 in bis 5 erstes wirt fehlt M 7 tren] trewe N, traubn M. zeher Go den] dem N 8 gewandelt gegozzon Br 10 vol rewigen N, wol reynigen Go 14 vor denn Br, sey den vor Go 15 trenen] trewen Br, trewon N M, zeh'n Go 16 gefüget M sey] wirt Br N 21f. in deinem herczë vmb tragest Go 24 mitleidung Cristi Br N 25 frowen Go 30 welch] wie N, wol Go 31 weis] mozze Go
Buch III Kap. 1: Br 251 trengissen. Vnd geleich alz daz wasser, daz do vorfault in dem weinstock, oder zo is von der sunnen hicze dorynne gesoten 5 wirt, in wein gewandelt wirt, geleich alz selbist werden auch dy tren in den wein der frewden gewandelt, dy do von der hicz der gôtlichen lieb gesoten wer- 1o den in einem wolrewigen men- schen. Ez czimet sich auch nicht, daz zo ein edeler herre wone yn keinem haus, er vind is denn vor gar rein vnd daz is 15 gar fleizzigclich mit trenen [641] gekart vnd gefeget sey. Daz ander ist, daz du mý vnd fleiz habest nach deinem vormůgen, daz du mitleidung 20 habst in der leidung Cristi vnd daz du si vberall mit dir vm- tragest in deinem herczen. Wenn, is sei denn daz wir leiden er- kennen in mitleidung, zo môg 25 wir vns nicht mit im gefrewen. Ist aber daz du dy leidung Cristi wol betrachtest vnd vast in seine seiten gest, zo wirst du gar schir czu seinem herczen 3o kumen. O welch ein seliges hercz, daz in diser weis dem herczen Cristi zo sůssiclich czu- nem infundit. Et sicut aqua in uite putrefacta solis calore decocta in vinum conuertitur. sic lacrime in pectore contrito feruore caritatis decocte in vi- num leticie conuertuntur. Nec enim deceret dominum tam nobilissimum in aliqua domo habitare, nisi mundissimam in- venerit et cum omni diligen- 10 cia lacrimis expiatam. Secunda est, ut innitaris, quantum possis, Christi com- pati passioni et vbique eam circumferre in corde, quia, nisi 15 compaciendo noueris pati, se- cum non poteris iocundari. Si enim bene fueris passionem me- ditatus et multum intraueris latus eius, cito uenies ad cor 20 eius. [151vb] O felix cor, quod sic cordi Christi dulciter colli- 5 1 trengissen ('Tränenvergießen') Br, trewgissen N, trauren M, zeher gizzen Go 2 in bis 5 erstes wirt fehlt M 7 tren] trewe N, traubn M. zeher Go den] dem N 8 gewandelt gegozzon Br 10 vol rewigen N, wol reynigen Go 14 vor denn Br, sey den vor Go 15 trenen] trewen Br, trewon N M, zeh'n Go 16 gefüget M sey] wirt Br N 21f. in deinem herczë vmb tragest Go 24 mitleidung Cristi Br N 25 frowen Go 30 welch] wie N, wol Go 31 weis] mozze Go
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252 gefůget wirt, dez lincke hant ist vnder dez selben menschen ; heupt vnd dez rechte hant yn vmfangen hat! praut in den slafgadem ge- saczt. Aber du allerlipstes hercz, ich pite dich, sag mir von der sůssikeit, der du enpfindest, | 10 vnd vorpirg mir nicht dy wolist, dy dir czuflizzen. Aber alz ich , nu wol sehe, zo hórest du mich nicht, wenn du ein vorsunkens hercz pist vor süssikeit. Iczunt 15 hastu vorgessen deines trost- : mannes, der in dem kerker ist. Auch sehe ich dich von zo grosser wunsamkeit enczucket, daz [65'] dir iezunt ist weder stym noch 20 synne. Dorvm, wer do czu der süzzickeit der anschawung an- Denn zo wirt ; s von recht der prewtigam mit der : Stachel der Licbe , gatur, cuius leua sub capite eius i et dextera eum amplexabitur' i Recte tunc cum sponsa collo- ! eatur in cubiculo. Sed, o bea- tum cor, michi narra, obsecro, ! dulcedinem, quam tu sentis, | quibus affluis delicijs, non oc- | cultes. Sed, ut bene video. non ; audis, quia cor absorptum est i pre dulcedine. [am tui inter- pretis existentis in carcere es Oblitus. Cerno enim te sic ; amenitate nimia esse raptum. ut iam non sit uox neque sen Sus. Quicumque igitur ad . eontemplacionis dulcedinem nisi per istud hostium intrare uolue- rit, furem reputet se et latronem. ders eingen wolle, der schal sich : achten für einen dip vnd pfad- : hauchen. 25 hast wenn got oder waz dir anders fürpracht wirt oder waz sodu anders sihest oder hörest nennen, dez scholt du alles nicht achten geleich alz von alzo vil 1 dez fehlt Br 3 rechten M 6f. gesaczet Br, gerufft vn gesaczt Go 18 v'sunckes N, versunckens vfi ein v'suffenes Go fehlt Go mannes] trost wan ez N, tretschmanes M 22 eingen] ayge N, engen Go der] wider N Br wen durch dise tür M nach Br € Daz dritte ist, daz du an- > ders nicht begerest czu besiczen ' wenn got. Vnd waz du anders ; 23f. pfadhuchen Go Tercium est, ut possidere non cupias nisi deum, et quidquid nisi deum habueris aut oblatum fuerit uel uideris uel nominare audieris, debes tam- 6 den] denn Br, fehlt N, dem Go 8 seg] so N 10 nicht 15f. trost- 16 kerker] herczenGo 19we- welle 32 alz felt M 20
252 gefůget wirt, dez lincke hant ist vnder dez selben menschen ; heupt vnd dez rechte hant yn vmfangen hat! praut in den slafgadem ge- saczt. Aber du allerlipstes hercz, ich pite dich, sag mir von der sůssikeit, der du enpfindest, | 10 vnd vorpirg mir nicht dy wolist, dy dir czuflizzen. Aber alz ich , nu wol sehe, zo hórest du mich nicht, wenn du ein vorsunkens hercz pist vor süssikeit. Iczunt 15 hastu vorgessen deines trost- : mannes, der in dem kerker ist. Auch sehe ich dich von zo grosser wunsamkeit enczucket, daz [65'] dir iezunt ist weder stym noch 20 synne. Dorvm, wer do czu der süzzickeit der anschawung an- Denn zo wirt ; s von recht der prewtigam mit der : Stachel der Licbe , gatur, cuius leua sub capite eius i et dextera eum amplexabitur' i Recte tunc cum sponsa collo- ! eatur in cubiculo. Sed, o bea- tum cor, michi narra, obsecro, ! dulcedinem, quam tu sentis, | quibus affluis delicijs, non oc- | cultes. Sed, ut bene video. non ; audis, quia cor absorptum est i pre dulcedine. [am tui inter- pretis existentis in carcere es Oblitus. Cerno enim te sic ; amenitate nimia esse raptum. ut iam non sit uox neque sen Sus. Quicumque igitur ad . eontemplacionis dulcedinem nisi per istud hostium intrare uolue- rit, furem reputet se et latronem. ders eingen wolle, der schal sich : achten für einen dip vnd pfad- : hauchen. 25 hast wenn got oder waz dir anders fürpracht wirt oder waz sodu anders sihest oder hörest nennen, dez scholt du alles nicht achten geleich alz von alzo vil 1 dez fehlt Br 3 rechten M 6f. gesaczet Br, gerufft vn gesaczt Go 18 v'sunckes N, versunckens vfi ein v'suffenes Go fehlt Go mannes] trost wan ez N, tretschmanes M 22 eingen] ayge N, engen Go der] wider N Br wen durch dise tür M nach Br € Daz dritte ist, daz du an- > ders nicht begerest czu besiczen ' wenn got. Vnd waz du anders ; 23f. pfadhuchen Go Tercium est, ut possidere non cupias nisi deum, et quidquid nisi deum habueris aut oblatum fuerit uel uideris uel nominare audieris, debes tam- 6 den] denn Br, fehlt N, dem Go 8 seg] so N 10 nicht 15f. trost- 16 kerker] herczenGo 19we- welle 32 alz felt M 20
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Buch III Kap. 1: Br eiteler vnd vnnůczer ding. In got allein schalt du veste seczen dein gemüte, vnd du allein schalt mit ym allein gesamment 5 werden. Denn zo wirt in deinen oren erlauten der süsse gesanck seines gekóses. Vnd er wirt dir offenwaren dy schecze seiner weisheit vnd dir auch hónickflies- 1» sende kósse erbiten. Vor wol- listen zo macht du dich nicht erleiden, vnd dich aufhaltende in seinen vmfengen, wirst du rechte vorslunden vor grosser 15 sûssikeit. O du selige sel, wy pist du alzo von vns gegangen, daz du vns in zo grosser pitter- keit gelassen hast ? Enpeût vnd vorbotte vns, dez pitt ich dich, 20 ab dir [65"] genüge an dem selben gute ader ab du wilt, daz wir | | | | dir von vnsern gaben vnd din- ; sten etwaz senden. Aber alz mich «üncket, zo wenest du 25 nicht, Jaz wir gaben, sunder vnflates volflüzzig sein. O du sel, waz schenck wir dir denn, | sint daz du grósser wunsamkeit ' vol pist vnd sint du auch vnser | m allergrôssteû dinck nicht ge- ruchest anczuschen? Worvm vorsmehest du doch alzo di ding, l vnnuezó dinge Go 7 gekôsses Br 10 küs M fehlt N auf enthalten Go 15 selige| heilige Br bette Br, v'peut M, verbeut Go ab] aber Go 22 von fehlt. Br groben Go 2 sceze N 11 so magstu doppelt Go 16 von fehlt N 20f. den selbn gutñ M Go 27 schenck] sencke N 253 guam de tot folijs non curare. In deo solo stabilias mentem tuam et solus illi iungaris. Tunc in auribus tuis melos eloquencie resonabit, thesauros sue sapi- encie reuelabit, melliflua oscula exhibebit. Te pre delicijs non poteris sustinere et suis te su- stentans amplexibus nimia dul- cedine absorberis. € felix ani- ma, quomodo abisti, quod nos in tanta amaritudine reliquisti ? Nunccia nobis, obsecro, si tibi sufficit illud honum! An uis, quod de nostris exenijs tibi transmittamus? Sed, ut puto, non reputas nos exenijs, sed stercoribus habundare. Quid tibi offeramus, o anima nimia iocunditate [152] repleta, quia eciam maxima nostra aspicere non dignaris? Quare sic, que 1 folijs = ital. follin, vanitas? 6 gesanck] ganck Br 12 dich 14 v'slundé vi versuffen Go 18 geslagen Go 19 vor- 21 ader 25 gahen] 30 allergrosster N 22f. dinensten Br
Buch III Kap. 1: Br eiteler vnd vnnůczer ding. In got allein schalt du veste seczen dein gemüte, vnd du allein schalt mit ym allein gesamment 5 werden. Denn zo wirt in deinen oren erlauten der süsse gesanck seines gekóses. Vnd er wirt dir offenwaren dy schecze seiner weisheit vnd dir auch hónickflies- 1» sende kósse erbiten. Vor wol- listen zo macht du dich nicht erleiden, vnd dich aufhaltende in seinen vmfengen, wirst du rechte vorslunden vor grosser 15 sûssikeit. O du selige sel, wy pist du alzo von vns gegangen, daz du vns in zo grosser pitter- keit gelassen hast ? Enpeût vnd vorbotte vns, dez pitt ich dich, 20 ab dir [65"] genüge an dem selben gute ader ab du wilt, daz wir | | | | dir von vnsern gaben vnd din- ; sten etwaz senden. Aber alz mich «üncket, zo wenest du 25 nicht, Jaz wir gaben, sunder vnflates volflüzzig sein. O du sel, waz schenck wir dir denn, | sint daz du grósser wunsamkeit ' vol pist vnd sint du auch vnser | m allergrôssteû dinck nicht ge- ruchest anczuschen? Worvm vorsmehest du doch alzo di ding, l vnnuezó dinge Go 7 gekôsses Br 10 küs M fehlt N auf enthalten Go 15 selige| heilige Br bette Br, v'peut M, verbeut Go ab] aber Go 22 von fehlt. Br groben Go 2 sceze N 11 so magstu doppelt Go 16 von fehlt N 20f. den selbn gutñ M Go 27 schenck] sencke N 253 guam de tot folijs non curare. In deo solo stabilias mentem tuam et solus illi iungaris. Tunc in auribus tuis melos eloquencie resonabit, thesauros sue sapi- encie reuelabit, melliflua oscula exhibebit. Te pre delicijs non poteris sustinere et suis te su- stentans amplexibus nimia dul- cedine absorberis. € felix ani- ma, quomodo abisti, quod nos in tanta amaritudine reliquisti ? Nunccia nobis, obsecro, si tibi sufficit illud honum! An uis, quod de nostris exenijs tibi transmittamus? Sed, ut puto, non reputas nos exenijs, sed stercoribus habundare. Quid tibi offeramus, o anima nimia iocunditate [152] repleta, quia eciam maxima nostra aspicere non dignaris? Quare sic, que 1 folijs = ital. follin, vanitas? 6 gesanck] ganck Br 12 dich 14 v'slundé vi versuffen Go 18 geslagen Go 19 vor- 21 ader 25 gahen] 30 allergrosster N 22f. dinensten Br
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254 dy wir liphaben? Aber alz ich | sehe, zo sprichest du vns nicht czu, wenn du pist geczucket von deinem lipgehabten. O du vn- s sprechlich lib, dy du ein hercz alzo czufügest seinem end! O du wundersame güte vnsers hei- landes, dy do mit zo óbertreten- der gaben besüchet, dy yn sun- 1v derlich liphaben! Daz ander, wy gar acht- par es sey, sich czu wan- deln in got, vnd wy ein mensch als selbest gewan- 15 delt werde. WELCH ein wunderlich vor- wandelung der rechten hand dez hôchsten! Wann geleich alz is wünderlich wer vnder leütten, 20 dy czeitliche dinck liphaben, ab ymand einen stinckenden mist vorwandelte in alle wollüste vnd eren diser werlt, nemlich alzo, daz er vm einen stinckenden z; mist het volle hirschung diser werlde peyde, an czeitlichen dingen in eines hirschendes 2 du fehlt Go 6 züfüget Go 9 süchet Br N yn fehlt M "-—————————————— LS 190 o — 4f. vnaussprechenliches M 7f. hern heilandes Go Stachel der Liebe diligimus, tu contempnis ? Ned, ut uideo, nobis non loqueris. quia rapta es a dilecto. O amor ineffabilis, qui cor sic congluti- ! nat suo fini! O mira benignitas ; saluatoris, que se singulariter diligentem tam dono visitat excellenti! II. Quam gloriosum sit se mutare in deum et qua- 10 liter ipse homo mutetur. MIRABILIS mutacio dextre excelsi! Sicut enim aput homines temporalia amantes mirabile esset, si quis vnum is fetidissimum stercus commu- taret in omnes delicias et hono- res mundi huius (scilicet pro vno fetidissimo stercore haberet hu- ius mundi plenam dominacio- 2o nem, quantum ad temporalia 5 du fehlt Go 8 dy fehlt M so mit Go 11 Kap. III 2. Text aus Br. Überlieferung Br N M R Go. Überschrift aus dem (BI. 25°) vorangestelllen Kapitelregister, wührend vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XVI capitel Br. Daz XVI cap. etc. N, Das and’ ca. das erleich ist sich 1 got wandeln vri d' mésch v'wandlt wirt M, Daz II Capitel B'n Go 24 er alz Br 11 ander] XVI Br 17 hende M 22 liste Br
254 dy wir liphaben? Aber alz ich | sehe, zo sprichest du vns nicht czu, wenn du pist geczucket von deinem lipgehabten. O du vn- s sprechlich lib, dy du ein hercz alzo czufügest seinem end! O du wundersame güte vnsers hei- landes, dy do mit zo óbertreten- der gaben besüchet, dy yn sun- 1v derlich liphaben! Daz ander, wy gar acht- par es sey, sich czu wan- deln in got, vnd wy ein mensch als selbest gewan- 15 delt werde. WELCH ein wunderlich vor- wandelung der rechten hand dez hôchsten! Wann geleich alz is wünderlich wer vnder leütten, 20 dy czeitliche dinck liphaben, ab ymand einen stinckenden mist vorwandelte in alle wollüste vnd eren diser werlt, nemlich alzo, daz er vm einen stinckenden z; mist het volle hirschung diser werlde peyde, an czeitlichen dingen in eines hirschendes 2 du fehlt Go 6 züfüget Go 9 süchet Br N yn fehlt M "-—————————————— LS 190 o — 4f. vnaussprechenliches M 7f. hern heilandes Go Stachel der Liebe diligimus, tu contempnis ? Ned, ut uideo, nobis non loqueris. quia rapta es a dilecto. O amor ineffabilis, qui cor sic congluti- ! nat suo fini! O mira benignitas ; saluatoris, que se singulariter diligentem tam dono visitat excellenti! II. Quam gloriosum sit se mutare in deum et qua- 10 liter ipse homo mutetur. MIRABILIS mutacio dextre excelsi! Sicut enim aput homines temporalia amantes mirabile esset, si quis vnum is fetidissimum stercus commu- taret in omnes delicias et hono- res mundi huius (scilicet pro vno fetidissimo stercore haberet hu- ius mundi plenam dominacio- 2o nem, quantum ad temporalia 5 du fehlt Go 8 dy fehlt M so mit Go 11 Kap. III 2. Text aus Br. Überlieferung Br N M R Go. Überschrift aus dem (BI. 25°) vorangestelllen Kapitelregister, wührend vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XVI capitel Br. Daz XVI cap. etc. N, Das and’ ca. das erleich ist sich 1 got wandeln vri d' mésch v'wandlt wirt M, Daz II Capitel B'n Go 24 er alz Br 11 ander] XVI Br 17 hende M 22 liste Br
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Buch III Kap. 2: Br 255 keisers weise vnd an geistlichen ! ad modum imperatoris regnan- : tis et quantum ad spiritualia [66'] vnd hett dorunder keine : dingen in eines pabstes weise, widersteung vnd dorezu auch, 5 daz ym die pózen geist gehorsam weren vnd nicht alleine dy erde, sunder auch dy sterne dez hy- mels angericht würden nach sei- nem willen, vnd daz er auch [ge- 1» toten móchte vnd] dy toten auf- ad modum pape, et nullam . resistenciam habere posset et insuper maligni spiritus obtem- 5 perarent ei et non solum terra. sed eciam celi sydera ad suum , regerentur nutum, eciam posset erwecken vnd dy sichen gesunt : machen vnd den lauf der natur in allen dingen gewandeln mócht vnd het auch alle wollüst vnd 15 reichtum, dý got gemachen móchte, dy weil dy selben ding nicht czu got weisen, gleich alz selbist vnd iach vnreitlich vil : mer wunderlich, lóbelich vnd : го liplich ist dise vorwandelung, do mit sich ein mensch wandelt ; in got. Wenn is ist vnreitlich ein : grosser vnderscheid czwischen : got vnd dem menschen wenn 2s czwischen der allersnódisten - creatur vnd alle den dingen, dy : got sunder vnd beaussen ym selben gemachen móchte. Aber denn zo wandelt sich der mensch x in got, wenn er keüst gehasset werden, vnd daz er got allein l an) in Br 2 dingen fehlt Br 8 wurd M 9f. getcůten Br gewandeln Go wirt gestr. vor mócht M fehlt N vnd] der Br glich Br N 18 da selbest Go rechtlich N Go 23 grosse Br N M Br, beiaussen N, pussen M, auz Go 19f. vnd liplich fehlt Go . 26 alle den] all8 andern Go et mortuos suscitare, infirmos curare et cursum nature in omnibus mutare et haberet om- nes delicias et diuicias, quas deus posset facere, dum tamen ad deum non ducerent), sic, ymmo multo plus mirabilis, 15 laudabilis et amabilis illa com- mutacio, qua quis commutat se in deum. Nam maior est sine comparacione distancia inter hominem et deum quam 20 inter quamcumque vilissimam creaturam ac omnia, que deus citra se facere posset. Tunc autem homo mutat se in deum, quando eligit odiri et solum di- ss ligere deum et circa nil aliud 5 die fehlt Br 6 werden Br 13 gewandelt M, gewonlichen 14 vnd bis 16 möchte 17 czu got weisen] geweiseten Go iach] auch NG, io N vn- 22 ich getilgt vor is Go 27 beraussen 30 koüst] kewsch N, wolt M
Buch III Kap. 2: Br 255 keisers weise vnd an geistlichen ! ad modum imperatoris regnan- : tis et quantum ad spiritualia [66'] vnd hett dorunder keine : dingen in eines pabstes weise, widersteung vnd dorezu auch, 5 daz ym die pózen geist gehorsam weren vnd nicht alleine dy erde, sunder auch dy sterne dez hy- mels angericht würden nach sei- nem willen, vnd daz er auch [ge- 1» toten móchte vnd] dy toten auf- ad modum pape, et nullam . resistenciam habere posset et insuper maligni spiritus obtem- 5 perarent ei et non solum terra. sed eciam celi sydera ad suum , regerentur nutum, eciam posset erwecken vnd dy sichen gesunt : machen vnd den lauf der natur in allen dingen gewandeln mócht vnd het auch alle wollüst vnd 15 reichtum, dý got gemachen móchte, dy weil dy selben ding nicht czu got weisen, gleich alz selbist vnd iach vnreitlich vil : mer wunderlich, lóbelich vnd : го liplich ist dise vorwandelung, do mit sich ein mensch wandelt ; in got. Wenn is ist vnreitlich ein : grosser vnderscheid czwischen : got vnd dem menschen wenn 2s czwischen der allersnódisten - creatur vnd alle den dingen, dy : got sunder vnd beaussen ym selben gemachen móchte. Aber denn zo wandelt sich der mensch x in got, wenn er keüst gehasset werden, vnd daz er got allein l an) in Br 2 dingen fehlt Br 8 wurd M 9f. getcůten Br gewandeln Go wirt gestr. vor mócht M fehlt N vnd] der Br glich Br N 18 da selbest Go rechtlich N Go 23 grosse Br N M Br, beiaussen N, pussen M, auz Go 19f. vnd liplich fehlt Go . 26 alle den] all8 andern Go et mortuos suscitare, infirmos curare et cursum nature in omnibus mutare et haberet om- nes delicias et diuicias, quas deus posset facere, dum tamen ad deum non ducerent), sic, ymmo multo plus mirabilis, 15 laudabilis et amabilis illa com- mutacio, qua quis commutat se in deum. Nam maior est sine comparacione distancia inter hominem et deum quam 20 inter quamcumque vilissimam creaturam ac omnia, que deus citra se facere posset. Tunc autem homo mutat se in deum, quando eligit odiri et solum di- ss ligere deum et circa nil aliud 5 die fehlt Br 6 werden Br 13 gewandelt M, gewonlichen 14 vnd bis 16 möchte 17 czu got weisen] geweiseten Go iach] auch NG, io N vn- 22 ich getilgt vor is Go 27 beraussen 30 koüst] kewsch N, wolt M
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256 liphat vnd wil von keinen andern : dingen begerlich gereizzet wer- den wenn newr [66%] von got, vnd zo got allein leit in seiner 5 begerung vnd er nichtznicht an- ders achtet noch sorg hat wenn newr czu got, vnd zo yn gencz- lich vnd ezumal d erstet, wy got, sein herre, von ym selb vnd auch 10 von andern leüten geeret werd. O welch ein begerlich wandlung! Stachel der Liebe vult affici nisi solum circa deum et ille solus iacet in suo affectu [1527*] et de nichilo curat nisi ; de ipso deo et totaliter sitit, , O mutacio desiderabilis! Wenn der selb mensch wandelt | dy wunden der sünden in dy wunden Cristi vnd den stanck 15 seines gemütes in dy gute gotes, sein snôdikeit in gotes maiestat, tem, suam nequiciam in dei quomodo per se et per alios 5 honorificetur dominus, deussuus. Nam iste vulnera peccatorum in Chri- sti uulnera commutat et men- . tis fetiditatem in dei bonitatem. 10 , suam uilitatem in dei maiesta- sein schalkeit in gotes gitikeit, ' seines herczen pitterkeit in dez scheppfers süssikeit. Wenn der 20 selb mensch ist gancz vnd czu- mal gotes. Er sûchet auch nicht anders wenn got. Sein hercz ist vol gotis, er hat sich selb aus- geczogen vnd got angeczogen. clemenciam, amaritudinem cor- dis in dulcedinem creatoris, quia totus est dei et nichil nisi deum requirit. Cor suum plenum est ipso deo. Se exuit et deum m“ 5 . induit, zelo dei sibimet gwerram : facit 25 Mit der ernsthaften libe gotes ' machet er im selb einen krig geleich alz seinem grausamen veind. Dorvm.sint daz dise wand- lung derley ist, du schalck- | 3 haftiger knecht, du vngetrewer dinstpot vnd du vnnüeze schep- pfung, worvm vorczelihest du is denn czu volpringen ? Du schalt If. keinem andern ding Br 6 nach Br 7 zo yn] zü im Go werdn M stark N 22 got fehlt Br ‚fehlt M 25 ernsthafte N haftigster M 31 vnnüezige M 11 welch] wie N, wol Go 23 selbn M got Br 3 von] vor N 5 tamquam crudelissimo hosti. Si ergo talis est commu- 2o tacio ista, cur, serue nequam, infidele mancipium, invtilis cre- atura, hoc adimplere retardas ? niehtznit Br 10 von] vor M 12 selbig N 14 stanck| 24 vnd got angeezogen 28 vind Br 29f. schalck- 31f. schepphnuge N 9 selbri M
256 liphat vnd wil von keinen andern : dingen begerlich gereizzet wer- den wenn newr [66%] von got, vnd zo got allein leit in seiner 5 begerung vnd er nichtznicht an- ders achtet noch sorg hat wenn newr czu got, vnd zo yn gencz- lich vnd ezumal d erstet, wy got, sein herre, von ym selb vnd auch 10 von andern leüten geeret werd. O welch ein begerlich wandlung! Stachel der Liebe vult affici nisi solum circa deum et ille solus iacet in suo affectu [1527*] et de nichilo curat nisi ; de ipso deo et totaliter sitit, , O mutacio desiderabilis! Wenn der selb mensch wandelt | dy wunden der sünden in dy wunden Cristi vnd den stanck 15 seines gemütes in dy gute gotes, sein snôdikeit in gotes maiestat, tem, suam nequiciam in dei quomodo per se et per alios 5 honorificetur dominus, deussuus. Nam iste vulnera peccatorum in Chri- sti uulnera commutat et men- . tis fetiditatem in dei bonitatem. 10 , suam uilitatem in dei maiesta- sein schalkeit in gotes gitikeit, ' seines herczen pitterkeit in dez scheppfers süssikeit. Wenn der 20 selb mensch ist gancz vnd czu- mal gotes. Er sûchet auch nicht anders wenn got. Sein hercz ist vol gotis, er hat sich selb aus- geczogen vnd got angeczogen. clemenciam, amaritudinem cor- dis in dulcedinem creatoris, quia totus est dei et nichil nisi deum requirit. Cor suum plenum est ipso deo. Se exuit et deum m“ 5 . induit, zelo dei sibimet gwerram : facit 25 Mit der ernsthaften libe gotes ' machet er im selb einen krig geleich alz seinem grausamen veind. Dorvm.sint daz dise wand- lung derley ist, du schalck- | 3 haftiger knecht, du vngetrewer dinstpot vnd du vnnüeze schep- pfung, worvm vorczelihest du is denn czu volpringen ? Du schalt If. keinem andern ding Br 6 nach Br 7 zo yn] zü im Go werdn M stark N 22 got fehlt Br ‚fehlt M 25 ernsthafte N haftigster M 31 vnnüezige M 11 welch] wie N, wol Go 23 selbn M got Br 3 von] vor N 5 tamquam crudelissimo hosti. Si ergo talis est commu- 2o tacio ista, cur, serue nequam, infidele mancipium, invtilis cre- atura, hoc adimplere retardas ? niehtznit Br 10 von] vor M 12 selbig N 14 stanck| 24 vnd got angeezogen 28 vind Br 29f. schalck- 31f. schepphnuge N 9 selbri M
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Buch III Kap. 2: Br dich auch hůten, daz du daz selb [67"] icht geruchest czu volpringen mit tragheit dez wer- ckes, mit swerheit des herczens, ; mit engesten der prust oder vn- enpfindelichkeit dez gemütes, sunder mit aller begerlichkeit dez gemutes, mit merung der hicz vnd mit grósse der lib vnd aller- 1 meist dorvm, wenn dem men- schen nicht nüczlichers ist, nicht gelüstlichers vnd nicht edelers. Dorvm. ist daz du dich selb aus- czeüchest vnd in diser weis in 1, got gest. zo hüt dich, daz du in keiner weis ausser ym funden werdest. Vnd ab iz geschit, daz du auz ym gingest von vor- seümnüz wegen oder von kranc- : 20 heit begen deines gemütes, zo lauf czuhant weinende do selbist : wider hin vnd pit in flehlich, daz er dir ein sülches vorgeb vnd dich seinen flüchtigen knecht 25 geruch wider czu nemen. Vnd denn zo schalt du dir in deinem herczen genczlich fürseczen, daz du fürbaz mer von dannen nicht auzgest. 257 Caue eciam, ne hoc adimplere studeas cum tepore operis, gra- uamine cordis, anxietate pecto- ris, insensibilitate mentis, wed pocius cum omni animi auiditate, feruoris intencione, amoris in- mensitate, maxime cum nichil ; sit homini utilius, nil delecta- bilius, nil nobilius. Si ergo teipsum exueris et per hunc modum in deum intraueris, caue, ne extra ipsum possis | modo aliguo inveniri. Et si aliqua mentis infirmitate uel , negligencia exire contigerit, illuc statim recurre cum fletu et deprecare suppliciter, ut tibi : indulgeat et dignetur te fugi- tiuum seruum recipere. Et tunc proponas firmiter in corde 2» tuo, ne amplius inde exeas. Non tamen dico, ut tale propositum facias, quod te [152*"] ad nouam culpam obliget, quia fragiles sumus et inconstantes. Et sis v 5 Ydach zo sprich ich so nicht, daz du einen sülchen vor- | sacz tuest, der dich czu einer newen schult vorpinde, wann : wir swach vnd vnstete sein. Vnd : 1 dich fehlt Go 7f. mit bis gemutes fchlt M funden] in sunden N fehlt M 3 torheit Br N beheglichkeit Go 13f. aufezewhest N, ewzzencst Go 17 geschehe Go 21 weinende do selbest weynende Go 28 mer vó dan nicht mcr M dez] deins getilgt, ü. Z. des N 8 mutes Br N 15 goct N 16 ausser ym 19f. oder bis begen fehlt N 22 fleizzigelich Br N 26 zo 29 angest N, auz gen solt Go
Buch III Kap. 2: Br dich auch hůten, daz du daz selb [67"] icht geruchest czu volpringen mit tragheit dez wer- ckes, mit swerheit des herczens, ; mit engesten der prust oder vn- enpfindelichkeit dez gemütes, sunder mit aller begerlichkeit dez gemutes, mit merung der hicz vnd mit grósse der lib vnd aller- 1 meist dorvm, wenn dem men- schen nicht nüczlichers ist, nicht gelüstlichers vnd nicht edelers. Dorvm. ist daz du dich selb aus- czeüchest vnd in diser weis in 1, got gest. zo hüt dich, daz du in keiner weis ausser ym funden werdest. Vnd ab iz geschit, daz du auz ym gingest von vor- seümnüz wegen oder von kranc- : 20 heit begen deines gemütes, zo lauf czuhant weinende do selbist : wider hin vnd pit in flehlich, daz er dir ein sülches vorgeb vnd dich seinen flüchtigen knecht 25 geruch wider czu nemen. Vnd denn zo schalt du dir in deinem herczen genczlich fürseczen, daz du fürbaz mer von dannen nicht auzgest. 257 Caue eciam, ne hoc adimplere studeas cum tepore operis, gra- uamine cordis, anxietate pecto- ris, insensibilitate mentis, wed pocius cum omni animi auiditate, feruoris intencione, amoris in- mensitate, maxime cum nichil ; sit homini utilius, nil delecta- bilius, nil nobilius. Si ergo teipsum exueris et per hunc modum in deum intraueris, caue, ne extra ipsum possis | modo aliguo inveniri. Et si aliqua mentis infirmitate uel , negligencia exire contigerit, illuc statim recurre cum fletu et deprecare suppliciter, ut tibi : indulgeat et dignetur te fugi- tiuum seruum recipere. Et tunc proponas firmiter in corde 2» tuo, ne amplius inde exeas. Non tamen dico, ut tale propositum facias, quod te [152*"] ad nouam culpam obliget, quia fragiles sumus et inconstantes. Et sis v 5 Ydach zo sprich ich so nicht, daz du einen sülchen vor- | sacz tuest, der dich czu einer newen schult vorpinde, wann : wir swach vnd vnstete sein. Vnd : 1 dich fehlt Go 7f. mit bis gemutes fchlt M funden] in sunden N fehlt M 3 torheit Br N beheglichkeit Go 13f. aufezewhest N, ewzzencst Go 17 geschehe Go 21 weinende do selbest weynende Go 28 mer vó dan nicht mcr M dez] deins getilgt, ü. Z. des N 8 mutes Br N 15 goct N 16 ausser ym 19f. oder bis begen fehlt N 22 fleizzigelich Br N 26 zo 29 angest N, auz gen solt Go
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258 ab du nu zu tausent molen auz ym auzgest, zo lauf alz oft wider czu ym. "Vnd daz ist ein regel dis capitels: s Nymand [67"] mag wol vnd : vôliclich mit got voreinet wer- den oder gesein, der sein gemit vnd begerung czu keiner crea- turen hat gepunden oder czu- 10 geneiget. Das dritte capitel, wy wunderlich es sey, daseyn mensch, der ein mole got 15 gekostet hat, hernachmols müge gescheiden dovon werden. NS schal ser wundern, vnd iach daz vns nicht wundert, zo daz schol vns wundern, wy ein mensch, der einmal dy süzzikeit gotes gekost, fiirbaz mer ymmer von ym mag gescheiden werden, wy er nicht aller ding vorgisset 25 vor grosser trunckenheit peyde, essen, trincken vnd slaffen. Vnd : ab anders icht für in gelegt wirt, wy mag er doch do selbist : anders icht angesehen wenn : 1 zü taüsent vn aber zü tausent malen Go 8 vnd] od’ M 4 dits M, dez Go Stachel der Liebe milies ab eo exieris, tociens ad ipsum recurras. Regula istius capituli bona: Nullus potest bene et perfecte vniri cum deo uel esse, qui 5 alicui creature affectum ligatum siue inclinatum habet. Capitulum tercium. Quam mirabile semel deum gustantem posse post o separari. ULTUM mirari debemus, M ymmo, nos non mirari mi- remur, quomodo homo semel degustans dulcedinem dei potest ab eo amplius aliquatenus se- parari, quomodo non obliuisci- tur omnia ex ebrietate nimia : et comedere, bibere et dormire. Et si quid aliud ante ipsum po- natur, quomodo potest ibi aliud 3 daz] dez Br 9f. geneiget Go 11 Kap. III 3. Text aus Br. Uberlieferung Br N M R Go. Uber- schrift aus dem (Bl. 25*) vorangestellten Kapitelregister. dem Kap. selbst mur steht Daz XVII C Br. während vor Das XVII cap N, Das dritt das wund'leich ist d' eins gott v'sucht mógn darnach abgeschaidn w'dn M, Da (!) III Capitel B'n Go 19 iach] auch N M Go 26 essen vnd Br N 20 wy] wenn Go vnd fehlt Br N 11 dritte capitel] XVII C. Br 25 peyde] bei den Go 27 gelegen Go wurd M
258 ab du nu zu tausent molen auz ym auzgest, zo lauf alz oft wider czu ym. "Vnd daz ist ein regel dis capitels: s Nymand [67"] mag wol vnd : vôliclich mit got voreinet wer- den oder gesein, der sein gemit vnd begerung czu keiner crea- turen hat gepunden oder czu- 10 geneiget. Das dritte capitel, wy wunderlich es sey, daseyn mensch, der ein mole got 15 gekostet hat, hernachmols müge gescheiden dovon werden. NS schal ser wundern, vnd iach daz vns nicht wundert, zo daz schol vns wundern, wy ein mensch, der einmal dy süzzikeit gotes gekost, fiirbaz mer ymmer von ym mag gescheiden werden, wy er nicht aller ding vorgisset 25 vor grosser trunckenheit peyde, essen, trincken vnd slaffen. Vnd : ab anders icht für in gelegt wirt, wy mag er doch do selbist : anders icht angesehen wenn : 1 zü taüsent vn aber zü tausent malen Go 8 vnd] od’ M 4 dits M, dez Go Stachel der Liebe milies ab eo exieris, tociens ad ipsum recurras. Regula istius capituli bona: Nullus potest bene et perfecte vniri cum deo uel esse, qui 5 alicui creature affectum ligatum siue inclinatum habet. Capitulum tercium. Quam mirabile semel deum gustantem posse post o separari. ULTUM mirari debemus, M ymmo, nos non mirari mi- remur, quomodo homo semel degustans dulcedinem dei potest ab eo amplius aliquatenus se- parari, quomodo non obliuisci- tur omnia ex ebrietate nimia : et comedere, bibere et dormire. Et si quid aliud ante ipsum po- natur, quomodo potest ibi aliud 3 daz] dez Br 9f. geneiget Go 11 Kap. III 3. Text aus Br. Uberlieferung Br N M R Go. Uber- schrift aus dem (Bl. 25*) vorangestellten Kapitelregister. dem Kap. selbst mur steht Daz XVII C Br. während vor Das XVII cap N, Das dritt das wund'leich ist d' eins gott v'sucht mógn darnach abgeschaidn w'dn M, Da (!) III Capitel B'n Go 19 iach] auch N M Go 26 essen vnd Br N 20 wy] wenn Go vnd fehlt Br N 11 dritte capitel] XVII C. Br 25 peyde] bei den Go 27 gelegen Go wurd M
Strana 259
Buch III Kap. 3: seinen allergůtigisten herren vnd in ym nicht mit gar hoher süz- zikeit erlustiget werden, zo er weiz, daz got in allen dingen ist » vnd daz er in in allen dingen mag vinden vnd got auch in allen dingen ruet ? ist der got von Israhel den men- schen, dy eines gerechten her- 1 ezen sint! O wy süzze vnd wy samftsmeckende ist sein geist in den selben menschen! O wy mit gar grosser pitterkeit, wy mit Br; Kap. 4: Br 259 quam suum dominum benignis- simum intueri et in eo summa ; dulcedine delectari, cum in om- t omnibus requiescat ? O wy gut | | | | grossem betrüpnüz vnd wy mit : 15 grosser angst scholde erfüllet werden dermát, der einen augen- plick von zo grosser süzzikeit wirt gescheiden! Daz virde capitel, daz ein 20 mensch in kurczer czeit schauung komen czu der hóe dez pergesgotes, derschal | recto sunt corde! nibus sciat eum esse et in omnibus ualeat inuenire et in O quam bonus Israhel deus hijs, qui O quam dulcis et suauis est spiritus in eis! O quanta amaritudine, quanta tristicia, quanta anxi- etate repleri debet animus, qui tanta dulcedine ad momentum sequestratur! c IV. Quod homo in breui ' tempore possit esse per- müge volkvmen werden. [68'] (7 ER do wil durch dý an- . 25 nymmer geruen, zo er wachet, : sunder er schal allczeit aufstei- 1 aller libsten Go Br N, grosse M, 7 rüen M 8 den] dem N 14. grosser trübnüsse M 15 er erfullet N herren fehlt M 4f. ist bis dingen fehlt M grossen N 18 gescheiden etect'a N fectus. (ovans per contempla- cionem uult ad summi- tatem montis peruenire, nun- »o quam quiescat, dum vigilat, sed semper per mentis eleuacio- 2 mit fehlt M grosser 6 gevinden Br 13 gar fehlt M betrubnusse daz hereze Go 9 rechth M 19 Kap, III 4. Text aus Br. Uberlieferuny Br NM R Go. Uber- schrift «us dem (Bl. 25") vorangestellten Kapitelregister, wührend vor dem Kap. selbst nur steht Daz XVIII capitel discr ler Br € Daz XVIII capi- tolum N, Das vierd das d' mésch in kurcz' zeit mag sein uolkomen M, Daz IIII Cap B'n Go fehlt Br nymmant N 19 virde] XVIII Br 22f. ausschawunge N do 25 nymmer] 22 Wer] Der N 24 perg M
Buch III Kap. 3: seinen allergůtigisten herren vnd in ym nicht mit gar hoher süz- zikeit erlustiget werden, zo er weiz, daz got in allen dingen ist » vnd daz er in in allen dingen mag vinden vnd got auch in allen dingen ruet ? ist der got von Israhel den men- schen, dy eines gerechten her- 1 ezen sint! O wy süzze vnd wy samftsmeckende ist sein geist in den selben menschen! O wy mit gar grosser pitterkeit, wy mit Br; Kap. 4: Br 259 quam suum dominum benignis- simum intueri et in eo summa ; dulcedine delectari, cum in om- t omnibus requiescat ? O wy gut | | | | grossem betrüpnüz vnd wy mit : 15 grosser angst scholde erfüllet werden dermát, der einen augen- plick von zo grosser süzzikeit wirt gescheiden! Daz virde capitel, daz ein 20 mensch in kurczer czeit schauung komen czu der hóe dez pergesgotes, derschal | recto sunt corde! nibus sciat eum esse et in omnibus ualeat inuenire et in O quam bonus Israhel deus hijs, qui O quam dulcis et suauis est spiritus in eis! O quanta amaritudine, quanta tristicia, quanta anxi- etate repleri debet animus, qui tanta dulcedine ad momentum sequestratur! c IV. Quod homo in breui ' tempore possit esse per- müge volkvmen werden. [68'] (7 ER do wil durch dý an- . 25 nymmer geruen, zo er wachet, : sunder er schal allczeit aufstei- 1 aller libsten Go Br N, grosse M, 7 rüen M 8 den] dem N 14. grosser trübnüsse M 15 er erfullet N herren fehlt M 4f. ist bis dingen fehlt M grossen N 18 gescheiden etect'a N fectus. (ovans per contempla- cionem uult ad summi- tatem montis peruenire, nun- »o quam quiescat, dum vigilat, sed semper per mentis eleuacio- 2 mit fehlt M grosser 6 gevinden Br 13 gar fehlt M betrubnusse daz hereze Go 9 rechth M 19 Kap, III 4. Text aus Br. Uberlieferuny Br NM R Go. Uber- schrift «us dem (Bl. 25") vorangestellten Kapitelregister, wührend vor dem Kap. selbst nur steht Daz XVIII capitel discr ler Br € Daz XVIII capi- tolum N, Das vierd das d' mésch in kurcz' zeit mag sein uolkomen M, Daz IIII Cap B'n Go fehlt Br nymmant N 19 virde] XVIII Br 22f. ausschawunge N do 25 nymmer] 22 Wer] Der N 24 perg M
Strana 260
260 Stachel gen mit der erhebung dez ge- mütes. Wenn in dem selben auf- steigen ist nicht ruen ein ruwen. Vnd wer do ruen wil, der wirt s mid vnd mag dornach in der selben weis nicht wol aufsteigen. Vnd is geschit ia vnderweilen, zo er nv ruen wil, daz er zo ser mid wirt, daz er fürbaz mer in keiner 1 weis mag aufsteigen. Wann in dem aufsteigen eines leip- lichen perges zo süchet daz . fleisch vnderleslich rue, wenn iz swach vnd kranck ist, aber in 15 dem aufsteigen eines geistlichen perges, sint der geist genendig ist, zo ist is gerad dowider vnd gepórt sich namlich, daz der ! geist nicht rue. Sunder zo er 20 mid werden wil, zo schal er dester sneller aufsteigen vnd mechticlicher lauffen, zo wirt er dester vrischer vnd giriger czu gróssern dingen. "Vnd is wirt 25 yn dester leichter düncken vnd er wirt auch dester lüsticlicher, senfticlicher vnd süzziclicher fürbaz gen vnd wirt kisen nicht der Liebe nem ascendat. Nam in isto ascensu non quiescere est quies- cere, et qui quiescere uult. fatigatur. Nec postea sic bene potest ascendere, ymmo, con- s tingit quandoque. quod, cum quiescere vult, in tantum fati- gatur, [152*"] ut amplius nullo- modo possit ascendere. In ascensu enim montis materialis, quia caro infirma est, quietem interpolatam requirit. Sed in ascensu montis spiritualis, quia spiritus promptus est, contra- rium requiritur, ut scilicet non quiescat. Sed, dum fatigatur, ascendere debet uelocius, cur- rere forcius, et recencior fiet i et auidior erit ad maiora. ruen für dy rue. Vnd dorvm zo : so Sint sülch menschen vnweise vnd | vnerfaren, waz anschawung sey, | Et sibi leuius apparebit et delec- 2v tabilius ac suauius et dulcius gradietur, non quiescere eligens pro quiete. Et ideo sunt stulti et, quid sit contemplacio, in- 2 dem] den N 3 ist] ich N, so ist M ruen] rů in N 6 auf- gesteign M 7 ia] auch N Go, fehlt M 9 keyne Go 10 auf gesteigen Br 11f. liplichen Br, liepleichni M, lieplichen Go 13 vnt'- lazliche Go 14 chranck vri swach M 16 genedig N, genaigt M 18 gepüret M 20 muder N 21f. vnd bis lauffen fehit Br 22 mechtigliche N 28 vrisscher Br gering' N Go 24 grösser Br, grossen M Go dinge N 25 vnd fehlt M 27 suzziclichen Go 28 vnd fehlt Br 29 zo fehlt NM 31 vnv'faren N
260 Stachel gen mit der erhebung dez ge- mütes. Wenn in dem selben auf- steigen ist nicht ruen ein ruwen. Vnd wer do ruen wil, der wirt s mid vnd mag dornach in der selben weis nicht wol aufsteigen. Vnd is geschit ia vnderweilen, zo er nv ruen wil, daz er zo ser mid wirt, daz er fürbaz mer in keiner 1 weis mag aufsteigen. Wann in dem aufsteigen eines leip- lichen perges zo süchet daz . fleisch vnderleslich rue, wenn iz swach vnd kranck ist, aber in 15 dem aufsteigen eines geistlichen perges, sint der geist genendig ist, zo ist is gerad dowider vnd gepórt sich namlich, daz der ! geist nicht rue. Sunder zo er 20 mid werden wil, zo schal er dester sneller aufsteigen vnd mechticlicher lauffen, zo wirt er dester vrischer vnd giriger czu gróssern dingen. "Vnd is wirt 25 yn dester leichter düncken vnd er wirt auch dester lüsticlicher, senfticlicher vnd süzziclicher fürbaz gen vnd wirt kisen nicht der Liebe nem ascendat. Nam in isto ascensu non quiescere est quies- cere, et qui quiescere uult. fatigatur. Nec postea sic bene potest ascendere, ymmo, con- s tingit quandoque. quod, cum quiescere vult, in tantum fati- gatur, [152*"] ut amplius nullo- modo possit ascendere. In ascensu enim montis materialis, quia caro infirma est, quietem interpolatam requirit. Sed in ascensu montis spiritualis, quia spiritus promptus est, contra- rium requiritur, ut scilicet non quiescat. Sed, dum fatigatur, ascendere debet uelocius, cur- rere forcius, et recencior fiet i et auidior erit ad maiora. ruen für dy rue. Vnd dorvm zo : so Sint sülch menschen vnweise vnd | vnerfaren, waz anschawung sey, | Et sibi leuius apparebit et delec- 2v tabilius ac suauius et dulcius gradietur, non quiescere eligens pro quiete. Et ideo sunt stulti et, quid sit contemplacio, in- 2 dem] den N 3 ist] ich N, so ist M ruen] rů in N 6 auf- gesteign M 7 ia] auch N Go, fehlt M 9 keyne Go 10 auf gesteigen Br 11f. liplichen Br, liepleichni M, lieplichen Go 13 vnt'- lazliche Go 14 chranck vri swach M 16 genedig N, genaigt M 18 gepüret M 20 muder N 21f. vnd bis lauffen fehit Br 22 mechtigliche N 28 vrisscher Br gering' N Go 24 grösser Br, grossen M Go dinge N 25 vnd fehlt M 27 suzziclichen Go 28 vnd fehlt Br 29 zo fehlt NM 31 vnv'faren N
Strana 261
Buch III Kap. 4: Br dý do ruen durch dez willen, haben. daz si in der selben růe sdv kraft nicht wider nemen, sunder si vil mer vorlisen. Dor- vm. ist daz der mut dez anscha- wenden menschen vaste lauffet, zo ist ym samft. Ist aber daz er 1» gemelich vnd slechtlich get, zo wirt er müd; ist aber daz er ruet, zo vorleüst er dy kreft. Vnd dorvm zo ist dis ding nicht 261 , experti, qui causa resumendi daz si kraft wider [08"] genemen : mögen. Si schüllen daz für gebis : anders wenn mit der seligen | 1 iunckfrawn Maria daz gepirg eilende vnd mit snellikeit auf- steigen. Vnd ab ymand dis ding nicht ergreiffen mag sunder ruen wil vnd hat doch in be- 20 gerung daz aufsteigen, zo ge- bóret ym dokegen dise büsse vnd vires requiescunt. Habeant pro certo, quod in illa quiete non resumunt, sed pocius vires perdunt. Vnde, si fortiter currit 5 animus contemplantis, tunc sua- ue est ei. Si plane vadit, incipit fatigari, si quiescit, vires perdit. Et ideo non est aliud nisi cum Virgine beata in mon- tana cum festinacione ascendere. Si quis hoc capere non potest, . Sed uult quiescere, et cum ascen- ercznei, allein si sich den vorge- ' schriben dingen nicht geleichen mag, daz ist, daz er doch nicht vn- 2» derwegen lazze dy weise sûlcher menschen, dy einen natürlichen vnd leiplichen perck aufsteigen. Wenn die einen leiplichen perck aufsteigen vnd ruen wellen, zo so $i in der mitten mid werden, zo gen si nicht wider abher in daz tal durch ru willen, wann si möchten in diser weis nÿmmer 1 dez fehlt M 4 si] so N lich Go vnd] oder Go wir Go 12 geruet M 15 marian Go 16 elende Br 20daz]dezN 20f. gepurt M 31 daz] den N 32 ruen M sum in desiderio habet, hoc restat remedium, quamuis non ualeat iam dictis adequari, sci- licet ut saltem modum ascen- dencium naturaliter ucl mate- rialiter non deserat. Nam qui materialem montem ascendunt »o et in medio fatigati uolunt quiescere, non descendunt ad quiescendum in uallem, quia ; Sic ad summitatem nunquam sleichlich N, slcchticloich M 13 dis] dez N, das M 17 dits M 22 alloin] Alle M 28f. Wenn bis aufsteigen fehlt Br N 10 me - 11 wirt ] 14 selige N 19f. der begirungc N 22f. vorschriben Br 30 mitten] mit denn Br, mit M 7f. anschawendes Br
Buch III Kap. 4: Br dý do ruen durch dez willen, haben. daz si in der selben růe sdv kraft nicht wider nemen, sunder si vil mer vorlisen. Dor- vm. ist daz der mut dez anscha- wenden menschen vaste lauffet, zo ist ym samft. Ist aber daz er 1» gemelich vnd slechtlich get, zo wirt er müd; ist aber daz er ruet, zo vorleüst er dy kreft. Vnd dorvm zo ist dis ding nicht 261 , experti, qui causa resumendi daz si kraft wider [08"] genemen : mögen. Si schüllen daz für gebis : anders wenn mit der seligen | 1 iunckfrawn Maria daz gepirg eilende vnd mit snellikeit auf- steigen. Vnd ab ymand dis ding nicht ergreiffen mag sunder ruen wil vnd hat doch in be- 20 gerung daz aufsteigen, zo ge- bóret ym dokegen dise büsse vnd vires requiescunt. Habeant pro certo, quod in illa quiete non resumunt, sed pocius vires perdunt. Vnde, si fortiter currit 5 animus contemplantis, tunc sua- ue est ei. Si plane vadit, incipit fatigari, si quiescit, vires perdit. Et ideo non est aliud nisi cum Virgine beata in mon- tana cum festinacione ascendere. Si quis hoc capere non potest, . Sed uult quiescere, et cum ascen- ercznei, allein si sich den vorge- ' schriben dingen nicht geleichen mag, daz ist, daz er doch nicht vn- 2» derwegen lazze dy weise sûlcher menschen, dy einen natürlichen vnd leiplichen perck aufsteigen. Wenn die einen leiplichen perck aufsteigen vnd ruen wellen, zo so $i in der mitten mid werden, zo gen si nicht wider abher in daz tal durch ru willen, wann si möchten in diser weis nÿmmer 1 dez fehlt M 4 si] so N lich Go vnd] oder Go wir Go 12 geruet M 15 marian Go 16 elende Br 20daz]dezN 20f. gepurt M 31 daz] den N 32 ruen M sum in desiderio habet, hoc restat remedium, quamuis non ualeat iam dictis adequari, sci- licet ut saltem modum ascen- dencium naturaliter ucl mate- rialiter non deserat. Nam qui materialem montem ascendunt »o et in medio fatigati uolunt quiescere, non descendunt ad quiescendum in uallem, quia ; Sic ad summitatem nunquam sleichlich N, slcchticloich M 13 dis] dez N, das M 17 dits M 22 alloin] Alle M 28f. Wenn bis aufsteigen fehlt Br N 10 me - 11 wirt ] 14 selige N 19f. der begirungc N 22f. vorschriben Br 30 mitten] mit denn Br, mit M 7f. anschawendes Br
Strana 262
262 auf dy hóch kuimen vnd würden | auch gar tórecht geachtet von | allen loüten. Gleich alz selbest | sint auch vor vnweis geachtet | sülch leüt vnd kómen nymmer | czu der hóch der [69'] anschaw- | ung, dy do hewt vil oder wenig | aufsteigen czu der anschawung vnd, zo si vordrossen werden, | widerkeren czu der ru an dy | stat, von dann si gegangen wa- | ren, vnd gelauben, daz si in dem | | | l s 1 tal der sůnden oder der eitelkeit oder auf dem plane ir vnvol- komenheit genendiger vnd ster- cker werden aufczusteigen. Vnd si wissen nicht, daz si kawm mógen wider kumen an dy stat oder an daz wesen, dohin : si kumen waren. Vnd daz ist : dy sach, alz ich wene, worvm ' zo gar wenig anschavender leüt den vippfel vnd dy hóch dez | perges gotes erreichen. Wenn. , 2 ab ein mensch alz heüt aufstig, alzo vil alz er mócht, vnd do © selbist rute vnd von dannen : mit nichte schid vnd sich pis : morgen von der selben stat - se baz vnd hócher erhüb vnd do selbist auch seczte vnd anhafte . dý fúz vnd begerung des her- : - a 20 3 Glich Br alz fehlt N schawung fehlt Br N od’ di M 14 irr Go fehlt Go ich fehlt Br schawen der N 23 gippfel N Br 28 nichtte Br scheide N : redire. , eredo, quare sic pauci homines 6f. anschawend Br ]1 gegangen] kumen Go 15 genediger N M dorvmb Go 24 pirg N 32f. vnd begerung des herezen fehl! Br Stachel der Liebe uenire possent et stultissimi reputarentur ab omnibus. Si- militer sunt stulti reputandi et nunquam ad cacumen contein- placionis perueniunt, qui hodie 5 ad contemplacionem modicum uel multum ascendunt et, af- fecti tedio, ad statum, vnde secesserant, [153'*] redeunt ad quiescendum et in peccatorum siue uanitatum uallibus siue inperfeccionis planicie credunt ad ascendendum effici promp- ciores uel forciores. ignorantes. quod uix poterunt ad locum v siue statum, ad quem uenerant, Et ista est racio. ut . contemplatiui attingunt super- cilium montis. Vnde. si homo 2 ascenderet, quantum posset. et ibi quiesceret, non recedens ali- quo modo, et cras eleuaretur aleius, et ibi eciam figeret pe- ; dem cordis et postmodum inde :: 8 czu der an- 13 oder der] oder Br, 19 an fehlt Br 21 sach 22 so grösser gar M an- 26 alzo] so N 27 rutte
262 auf dy hóch kuimen vnd würden | auch gar tórecht geachtet von | allen loüten. Gleich alz selbest | sint auch vor vnweis geachtet | sülch leüt vnd kómen nymmer | czu der hóch der [69'] anschaw- | ung, dy do hewt vil oder wenig | aufsteigen czu der anschawung vnd, zo si vordrossen werden, | widerkeren czu der ru an dy | stat, von dann si gegangen wa- | ren, vnd gelauben, daz si in dem | | | l s 1 tal der sůnden oder der eitelkeit oder auf dem plane ir vnvol- komenheit genendiger vnd ster- cker werden aufczusteigen. Vnd si wissen nicht, daz si kawm mógen wider kumen an dy stat oder an daz wesen, dohin : si kumen waren. Vnd daz ist : dy sach, alz ich wene, worvm ' zo gar wenig anschavender leüt den vippfel vnd dy hóch dez | perges gotes erreichen. Wenn. , 2 ab ein mensch alz heüt aufstig, alzo vil alz er mócht, vnd do © selbist rute vnd von dannen : mit nichte schid vnd sich pis : morgen von der selben stat - se baz vnd hócher erhüb vnd do selbist auch seczte vnd anhafte . dý fúz vnd begerung des her- : - a 20 3 Glich Br alz fehlt N schawung fehlt Br N od’ di M 14 irr Go fehlt Go ich fehlt Br schawen der N 23 gippfel N Br 28 nichtte Br scheide N : redire. , eredo, quare sic pauci homines 6f. anschawend Br ]1 gegangen] kumen Go 15 genediger N M dorvmb Go 24 pirg N 32f. vnd begerung des herezen fehl! Br Stachel der Liebe uenire possent et stultissimi reputarentur ab omnibus. Si- militer sunt stulti reputandi et nunquam ad cacumen contein- placionis perueniunt, qui hodie 5 ad contemplacionem modicum uel multum ascendunt et, af- fecti tedio, ad statum, vnde secesserant, [153'*] redeunt ad quiescendum et in peccatorum siue uanitatum uallibus siue inperfeccionis planicie credunt ad ascendendum effici promp- ciores uel forciores. ignorantes. quod uix poterunt ad locum v siue statum, ad quem uenerant, Et ista est racio. ut . contemplatiui attingunt super- cilium montis. Vnde. si homo 2 ascenderet, quantum posset. et ibi quiesceret, non recedens ali- quo modo, et cras eleuaretur aleius, et ibi eciam figeret pe- ; dem cordis et postmodum inde :: 8 czu der an- 13 oder der] oder Br, 19 an fehlt Br 21 sach 22 so grösser gar M an- 26 alzo] so N 27 rutte
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m - - 20 30 Buch III czen, vnd dornach von dannen aber fürbaz aufstig vnd tet alz xelhist alleczeit, ich sag euch daz, daz der selb in einem mande mer czuneme wenn ein ander in virczig iaren. der wider hinder sich ging durch der ru willen vnd allezeit czu dem selben wider kwem. Vnd ich gelaub, daz ein sülcher in kürczer czeit volpracht würd in seinem stat vnd [69‘] würd vor got gar achpar sein vnd gar lip gehabt von dem ganczen himlischen hof. Vnd ab du dich an dem perg etwaz fürchten wirst, zo lauf in dy hóler der wunden Cristi. von dem tal nicht enthalten macht. wenn du do selbist Kap. 4: Br I | | ' | | ! Ist aber daz du dich | erczogen vnd erneret pist, vnd . wilt auch nicht volpringen, daz ich oben gesprochen hab, zo tu dach dis, daz du czu dem tal deiner dürftikeit vnd dez ganczen menschlichen kunnes absteigest mit der demûtikeit kegen dir vnd mit der mitlei- dung kegen deinem nechsten, alzo daz dir vm dein vnd auch vm andern leut sünd leit seÿ vnd du dorvm vorgebung petest von got. Dý vns auch verleihe, | dornach fehlt M also M. do selbest Go 6 hinder fchlt N 11 seiner Br N 17in]Jau N 18crist N 25 durstikeit N dy deinen Br 33 von] vor N 2 aber fehlt Br N 3 euch] auch Go 19 tal fehlt N 26 kunnes] geslcehtis Br N 263 ascenderet, sic faciendo semper, dico uobis, quod iste proficeret plus in vno mense quam alius in quadraginta annis, qui retrocede- ret ad quiescendum et semper ad idem rediret. Et puto, quod talis in breui consumaretur in statu et esset gloriosus coram deo et a tota celesti curia pre- dilectus. Si in monte timueris aliquid, curras ad cauernas vul- nerum Christi. Si uero non poteris abstinere a ualle, quia ibi nutritus es, nec vis adimplere, quod dixi, hoc saltem fac, ut i ad uallem tue miserie et, tocius generis humani conscendas per humilitatem tui et per compassi- onem proximi, tam de tuis - v quam de alienis dolendo peccatis zv et pro eis ueniam postulando a deo. Quam ipse concedat. qui auf steigen N 4 der selb] dir Br 14 ganczem M 15 du fehlt Br 2] erezoge N 24 dits M 27 oh steigest N — 30 dcin| dy bis 204, 2 Amen fehlt Br N 2f. alz selbist.] moncyd M
m - - 20 30 Buch III czen, vnd dornach von dannen aber fürbaz aufstig vnd tet alz xelhist alleczeit, ich sag euch daz, daz der selb in einem mande mer czuneme wenn ein ander in virczig iaren. der wider hinder sich ging durch der ru willen vnd allezeit czu dem selben wider kwem. Vnd ich gelaub, daz ein sülcher in kürczer czeit volpracht würd in seinem stat vnd [69‘] würd vor got gar achpar sein vnd gar lip gehabt von dem ganczen himlischen hof. Vnd ab du dich an dem perg etwaz fürchten wirst, zo lauf in dy hóler der wunden Cristi. von dem tal nicht enthalten macht. wenn du do selbist Kap. 4: Br I | | ' | | ! Ist aber daz du dich | erczogen vnd erneret pist, vnd . wilt auch nicht volpringen, daz ich oben gesprochen hab, zo tu dach dis, daz du czu dem tal deiner dürftikeit vnd dez ganczen menschlichen kunnes absteigest mit der demûtikeit kegen dir vnd mit der mitlei- dung kegen deinem nechsten, alzo daz dir vm dein vnd auch vm andern leut sünd leit seÿ vnd du dorvm vorgebung petest von got. Dý vns auch verleihe, | dornach fehlt M also M. do selbest Go 6 hinder fchlt N 11 seiner Br N 17in]Jau N 18crist N 25 durstikeit N dy deinen Br 33 von] vor N 2 aber fehlt Br N 3 euch] auch Go 19 tal fehlt N 26 kunnes] geslcehtis Br N 263 ascenderet, sic faciendo semper, dico uobis, quod iste proficeret plus in vno mense quam alius in quadraginta annis, qui retrocede- ret ad quiescendum et semper ad idem rediret. Et puto, quod talis in breui consumaretur in statu et esset gloriosus coram deo et a tota celesti curia pre- dilectus. Si in monte timueris aliquid, curras ad cauernas vul- nerum Christi. Si uero non poteris abstinere a ualle, quia ibi nutritus es, nec vis adimplere, quod dixi, hoc saltem fac, ut i ad uallem tue miserie et, tocius generis humani conscendas per humilitatem tui et per compassi- onem proximi, tam de tuis - v quam de alienis dolendo peccatis zv et pro eis ueniam postulando a deo. Quam ipse concedat. qui auf steigen N 4 der selb] dir Br 14 ganczem M 15 du fehlt Br 2] erezoge N 24 dits M 27 oh steigest N — 30 dcin| dy bis 204, 2 Amen fehlt Br N 2f. alz selbist.] moncyd M
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264 Stachel der Liebe der do gebenedickt ist ewicli- chen! Amen. Vnd dise kurcze regel begreiffet dy selben ding alle czumal: Wer do wil durch dy be- schewlichkeit kômen ezu der hôch dez gôtlichen perges, der schol nicht ruen noch wider hinder sich gen, alzo lang pis 1o daz er erfolget, daz er meinet, er wôld denn leicht absteigen czu dem leit vnd betrůpnůsse seiner sunden oder ander leût. est benedictus in secula seculo- rum! Amen. Vnde hec breuis regula omnia comprehendit: Qui uult per contemplacionem peruenire ad summitatem montis diuini, non requiescat uel retro- cedat, donec assecutus fuerit. quod intendat, nisi forte descen- dere uelit ad suorum et aliorum tristiciam peccatorum. 5 10 Daz fünft, wy dy sele von 15 gote truncken gemachet wirt in der anschawunge. V. Quod anima inebriatur in contemplacione a cre- atore. WELCH hôch vnd tewf der reichtum der weisheit vnd der wissung gotes! Wy gar 2o vnbegriffenlich sint sein vrteil vnd westellung, vnd [70.] wy vnerforschlich sint sein weg ! Wer wirt doch den perck aufsteigen dez herren, oder wer 25 wirt doch sten an seiner heiligen stat ? Vnd ob nu ymand auf- [153ra]“ ALTITUDO diuiciarum sapiencie et sciencie i5 dei! Quam incomprehensibilia sunt iudicia eius et investiga- biles vie eius'! Quis ascendet in montem domini, aut quis stabit in loco sancto eius ? 20 Sed, si quis ascendere uolue- If. ewicleichi on ende M 3 weg- I gebenedickt] gesegët M reif M 8 nach Go wider fehlt N 9 zü gen Go 10 zweites daz] des M 12 vnd od M 13 oder] vn Go leût sünde Br 14 Kap. II15. Text aus Br. Uberlieferung Br N M RGO. Überschrift aus dem (Bl. 255) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XVIIII capitel diser ler Br. Daz XIX capitolum N. Das funft wie di sel wirt truncken von dem schöpfer in d' weschauůg M. Das V Capitels. B'n Go 14 fünft] XVIIII Br 17 welch] wie Go vnd wie Go 19 wissung] weisunge N, kunst Go 20 sein] dein Br N 20f. vrteil vnd fehlt Go 21 bestellügë vn gericht Go 22 vnv'fors- lich N 23 denn Br 23f. auf steygen auf den berg Go 24 auf- steigen fehlt M oder] aber N 25 an] in Go heligen Br
264 Stachel der Liebe der do gebenedickt ist ewicli- chen! Amen. Vnd dise kurcze regel begreiffet dy selben ding alle czumal: Wer do wil durch dy be- schewlichkeit kômen ezu der hôch dez gôtlichen perges, der schol nicht ruen noch wider hinder sich gen, alzo lang pis 1o daz er erfolget, daz er meinet, er wôld denn leicht absteigen czu dem leit vnd betrůpnůsse seiner sunden oder ander leût. est benedictus in secula seculo- rum! Amen. Vnde hec breuis regula omnia comprehendit: Qui uult per contemplacionem peruenire ad summitatem montis diuini, non requiescat uel retro- cedat, donec assecutus fuerit. quod intendat, nisi forte descen- dere uelit ad suorum et aliorum tristiciam peccatorum. 5 10 Daz fünft, wy dy sele von 15 gote truncken gemachet wirt in der anschawunge. V. Quod anima inebriatur in contemplacione a cre- atore. WELCH hôch vnd tewf der reichtum der weisheit vnd der wissung gotes! Wy gar 2o vnbegriffenlich sint sein vrteil vnd westellung, vnd [70.] wy vnerforschlich sint sein weg ! Wer wirt doch den perck aufsteigen dez herren, oder wer 25 wirt doch sten an seiner heiligen stat ? Vnd ob nu ymand auf- [153ra]“ ALTITUDO diuiciarum sapiencie et sciencie i5 dei! Quam incomprehensibilia sunt iudicia eius et investiga- biles vie eius'! Quis ascendet in montem domini, aut quis stabit in loco sancto eius ? 20 Sed, si quis ascendere uolue- If. ewicleichi on ende M 3 weg- I gebenedickt] gesegët M reif M 8 nach Go wider fehlt N 9 zü gen Go 10 zweites daz] des M 12 vnd od M 13 oder] vn Go leût sünde Br 14 Kap. II15. Text aus Br. Uberlieferung Br N M RGO. Überschrift aus dem (Bl. 255) vorangestellten Kapitelregister, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XVIIII capitel diser ler Br. Daz XIX capitolum N. Das funft wie di sel wirt truncken von dem schöpfer in d' weschauůg M. Das V Capitels. B'n Go 14 fünft] XVIIII Br 17 welch] wie Go vnd wie Go 19 wissung] weisunge N, kunst Go 20 sein] dein Br N 20f. vrteil vnd fehlt Go 21 bestellügë vn gericht Go 22 vnv'fors- lich N 23 denn Br 23f. auf steygen auf den berg Go 24 auf- steigen fehlt M oder] aber N 25 an] in Go heligen Br
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Buch III Kap. 5: Br steigen wolde, welchen weg wil er doch steigen, sint daz dy weg gotes vnerforschlich sint? О du lipgehabte sel, hór deinen lipgehabten vnd frew dich! Zo du mit allem fleizz mic hast czu volpringen alle die dink, dy oben gesprochen sint, vnd zo du czumal ym alzo nahen kumst, daz du nicht anders denn vn gedencken macht, vnd all ander dinck ausser ym sint dir in grosser pitterkeit, vnd du recht liber wóldest, daz dein sel von deinem leib gescheiden würd. wenn daz dein sele ge- scheiden würd von der stetigen betrachtung deines gotes, vnd dich auch recht duncken wirt, 2o daz du dich selb nicht liphabest sünder got, nv hór vnd merck mit fleiz, o du vol von lib vnd iach die du recht czumal in libe gekart pist, waz dir von z. deinem — lipgehabten geschit. Diser dein lipgehabter, o du lipgehabte, von dem du dich in keiner weis macht geschei- den. der wirt sich selber etwaz зо vorstelen vnd vnderczihen von w 1 - У 1 wolde] wôl Br allain mit müe vleis M prungen Br die fehlt Br mal fehlt N 11 denn] wen N Go ein grosse M 14 wollest N fehlt Br M wen daz daz N stetiger N 19 gerecht N N Go, fehlt M die du] dich Br, die do N 24 bekart N 23 geschickt M 2 auf steygn M mie] nu Br 9 zo bis nahen] do zii nii also nv Go wen das M 20 dich selb] sich selbn M 265 rit, per quam uiam ascendet, cum inuestigabiles sint uie eius? Audi dilectum tuum, anima dilecta, et gaude! Cum euncta, que dicta sunt, cum omni vigilancia studueris adim- plere, et sic deo appropinqua- ueris, ut nil preter deum valeas cogitare, et cetera preter eum sint tibi in nimia amaritudine et quasi libencius uelles ani- mam a corpore separari quam animam tuam separari a con- tinua meditacione dei tui et quasi uidebitur tibi, quod teip- 1 sum non ames sed ipsum: quid tibi de dilecto contingat, aus- culta, amore repleta, ymmo, quasi tota in amorem conuersa. Iste dilectus tuus, o dilecta, & quo non potes aliquatenus separari, seipsum a cogitatu 6 du vol- 3 vnforschlich N 7 czu fehlt Br 13 dir fehlt Go in grosser| 16f. wenn bis würd 17 der stetigen] steigen Br 23 iach] auch czumal fehlt M 29 selbn M 30 vorstellen N e
Buch III Kap. 5: Br steigen wolde, welchen weg wil er doch steigen, sint daz dy weg gotes vnerforschlich sint? О du lipgehabte sel, hór deinen lipgehabten vnd frew dich! Zo du mit allem fleizz mic hast czu volpringen alle die dink, dy oben gesprochen sint, vnd zo du czumal ym alzo nahen kumst, daz du nicht anders denn vn gedencken macht, vnd all ander dinck ausser ym sint dir in grosser pitterkeit, vnd du recht liber wóldest, daz dein sel von deinem leib gescheiden würd. wenn daz dein sele ge- scheiden würd von der stetigen betrachtung deines gotes, vnd dich auch recht duncken wirt, 2o daz du dich selb nicht liphabest sünder got, nv hór vnd merck mit fleiz, o du vol von lib vnd iach die du recht czumal in libe gekart pist, waz dir von z. deinem — lipgehabten geschit. Diser dein lipgehabter, o du lipgehabte, von dem du dich in keiner weis macht geschei- den. der wirt sich selber etwaz зо vorstelen vnd vnderczihen von w 1 - У 1 wolde] wôl Br allain mit müe vleis M prungen Br die fehlt Br mal fehlt N 11 denn] wen N Go ein grosse M 14 wollest N fehlt Br M wen daz daz N stetiger N 19 gerecht N N Go, fehlt M die du] dich Br, die do N 24 bekart N 23 geschickt M 2 auf steygn M mie] nu Br 9 zo bis nahen] do zii nii also nv Go wen das M 20 dich selb] sich selbn M 265 rit, per quam uiam ascendet, cum inuestigabiles sint uie eius? Audi dilectum tuum, anima dilecta, et gaude! Cum euncta, que dicta sunt, cum omni vigilancia studueris adim- plere, et sic deo appropinqua- ueris, ut nil preter deum valeas cogitare, et cetera preter eum sint tibi in nimia amaritudine et quasi libencius uelles ani- mam a corpore separari quam animam tuam separari a con- tinua meditacione dei tui et quasi uidebitur tibi, quod teip- 1 sum non ames sed ipsum: quid tibi de dilecto contingat, aus- culta, amore repleta, ymmo, quasi tota in amorem conuersa. Iste dilectus tuus, o dilecta, & quo non potes aliquatenus separari, seipsum a cogitatu 6 du vol- 3 vnforschlich N 7 czu fehlt Br 13 dir fehlt Go in grosser| 16f. wenn bis würd 17 der stetigen] steigen Br 23 iach] auch czumal fehlt M 29 selbn M 30 vorstellen N e
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266 Stachel der Liebe deinem steten gedechtnûs, alzo daz sich dein herz beginnet czu etlichen andern dingen [707] czu geben vnd irre czu gen, vnd nemlich, daz dein lip wil wissen, ob du yn recht liphast. Dorvm zo du ny sihest, daz er von dir gescheiden ist, den du zo creftic- lich liphaben scholt, mit grosser 10 geitikeit wirst du yn suchen vberal, wy du yn mugest aber anderweid vinden. Vnd kürcz- lich, du wirst vorbotschaften allen creaturen, daz si dir czei- 15 gen, wo dein lip sei, vnd deinem lieb enpiten, daz du sensůch- tende seist vor leid. Wy mit grossem weinen vnd wy mit grosser clag du denne begossen 20 wirst. ist daz du yn vast lip- hast, vnd auch wý mit grosser angst du nach deinem lib vm- lauffen wirst, daz kan ich dir nicht volsagen. Aber, o du 25 wünderliche trunckenheit der lib, dez halben daz du willen vnd meinung czu ym hast, zo pist du mit ym vnd weist sein nicht. Aber waz wirt doch dein 30 lipgehabter tun, o du sel, dy du so gar vol lib pist ? Sag mir, mag er sich fürbaz mer lenger vorpergen? Neyn! Sunder dein 5 tuo continuo paulisper sub- trahet, ita quod cor tuum circa aliquid aliud incipit euagari. uolendo scilicet scire, an bene diligas eum. Quare, cum uideris 5 eum, quem sic fortiter debes diligere, abscessisse, nimia auidi- tate repleta queras eum vn- dique, quomodo possis iterum invenire. Omnibus creaturis 10 breuiter nuncciabis, ut indicent tibi, ubi est dilectus tuus, et nunccient dilecto, quia langwida efficeris pre dolore. Quanto tunc fletu, quanta lamentacione 15 perfundaris, si fortiter diligis. quantaue anxietate post di- lectum tuum [153va] discurras. tibi nescio enarrare. Sed. o ammirabilis amoris inebriacio, z hoc ipso, quod in ipsum tendis, cum ipso es et ignoras. Sed quid faciet dilectus tuus, o anima, nimio amore repleta? Nunquid se poterit amplius oc- 25 cultare ? Non ! Sed dilectissimus 5 dein] das M 4 czu fehlt N I stetigen M 11 mugest fehlt Br N, nü gest Go 12 vindest Br habest Go 17 seist fehlt N 16f. senesüchtig M 13 von potschafften N begossen] begriften Go leid] libe Go 19 du denne] den du N 21 auch fehlt N 28 ym fehlt N 21f. grozzen engsten Go 30 liphaber Br 6 liep
266 Stachel der Liebe deinem steten gedechtnûs, alzo daz sich dein herz beginnet czu etlichen andern dingen [707] czu geben vnd irre czu gen, vnd nemlich, daz dein lip wil wissen, ob du yn recht liphast. Dorvm zo du ny sihest, daz er von dir gescheiden ist, den du zo creftic- lich liphaben scholt, mit grosser 10 geitikeit wirst du yn suchen vberal, wy du yn mugest aber anderweid vinden. Vnd kürcz- lich, du wirst vorbotschaften allen creaturen, daz si dir czei- 15 gen, wo dein lip sei, vnd deinem lieb enpiten, daz du sensůch- tende seist vor leid. Wy mit grossem weinen vnd wy mit grosser clag du denne begossen 20 wirst. ist daz du yn vast lip- hast, vnd auch wý mit grosser angst du nach deinem lib vm- lauffen wirst, daz kan ich dir nicht volsagen. Aber, o du 25 wünderliche trunckenheit der lib, dez halben daz du willen vnd meinung czu ym hast, zo pist du mit ym vnd weist sein nicht. Aber waz wirt doch dein 30 lipgehabter tun, o du sel, dy du so gar vol lib pist ? Sag mir, mag er sich fürbaz mer lenger vorpergen? Neyn! Sunder dein 5 tuo continuo paulisper sub- trahet, ita quod cor tuum circa aliquid aliud incipit euagari. uolendo scilicet scire, an bene diligas eum. Quare, cum uideris 5 eum, quem sic fortiter debes diligere, abscessisse, nimia auidi- tate repleta queras eum vn- dique, quomodo possis iterum invenire. Omnibus creaturis 10 breuiter nuncciabis, ut indicent tibi, ubi est dilectus tuus, et nunccient dilecto, quia langwida efficeris pre dolore. Quanto tunc fletu, quanta lamentacione 15 perfundaris, si fortiter diligis. quantaue anxietate post di- lectum tuum [153va] discurras. tibi nescio enarrare. Sed. o ammirabilis amoris inebriacio, z hoc ipso, quod in ipsum tendis, cum ipso es et ignoras. Sed quid faciet dilectus tuus, o anima, nimio amore repleta? Nunquid se poterit amplius oc- 25 cultare ? Non ! Sed dilectissimus 5 dein] das M 4 czu fehlt N I stetigen M 11 mugest fehlt Br N, nü gest Go 12 vindest Br habest Go 17 seist fehlt N 16f. senesüchtig M 13 von potschafften N begossen] begriften Go leid] libe Go 19 du denne] den du N 21 auch fehlt N 28 ym fehlt N 21f. grozzen engsten Go 30 liphaber Br 6 liep
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Buch III Kap. 5: Br allerlibster prewtigam wirt sich dir gar reschlich beweisen vnd : antworten. Vnd zo du in sihest, den du mit zo grosser girheit 5 gesüchet hast. den wirst du vnd mit forchten. 261 sponsus tuus quamtocius se tibi presentabit. Et cum illum : uideris, quem cum tanta auidi- ' tate quesieras, nimio amore ; amplexaberis eum, cum semper 5 71'] mit gar grosser lib vm- : fahen. ÿdach mit aller erberkeit . Wy gear. grosser trost dir denn peysein . w wirt, dez wirst du wol enpfinden, ‘ ist daz du weis sein wirst. Aber hór. o du allerlipste sel! Zo du dieh nv vor sicher hast, zo wirt er sich dir aber enczihen, 1,vnd denn zo wirst du grósser hicze haben yn czu sûchen wenn vormalz. Waz schol ich dir mer sagen? Er wirt sich alz ofte weck stelen vnd enczihen, z pis daz du zo gar sorgueltig vnd fleizzig wirst yn czu be- waren vnd sein ezu hüten, daz du dich nicht tarst vor sicher haben vnd daz du nv alle 2; dinck vor arck wenest. Aber, o du selige sel. hér, baz dir dein lipgehabter tun wirt, zo du mit ym beginnest czu ruen. Er beginnet dich mit gar süzzem x wein czu trencken, vnd zo du mit seiner süzzikeit gereiczt 1 aller fehle Br 4 zo fehlt № dich fehlt Br 18 mer fehlt M Go 22 czu fehlt M winnest M sich fehlt Br 9 preysein Br du fehlt N sich dir Br 29 gewinet N nv fehlt Go 28 trast Br. macht M tamen omni reuerencia et ti- more. Quanta uero tunc assit tibi consolacio, si sapiens fueris. experieris. Sed audi, o amantissi- ma anima! Cum te securum reddideris, se iterum absentabit. et tunc maiorem ardorem quam prius ipsum requirendo habhehis. = Quid dicam tibi? Se tociens absentabit, donec sic sis solli- cita custodire eum, ut te secu- ram non audeas reddere et omnia hahebis iam suspecta. e Sed, o felix anima, audi, quid tibi faciet dilectus tuus, cüm zo secum incipies quietari. Vino dulcissimo incipiet te potare, et tu, eius illecta dulcedine, amplius 2 gur dir gar N resslich Br 12 allerliplichste Br N 13 du vorsichert Br N 20 sûrguellig Br, sargveltig N vorsichert Br 28 ye- suszen N 30 ezu fehlt M
Buch III Kap. 5: Br allerlibster prewtigam wirt sich dir gar reschlich beweisen vnd : antworten. Vnd zo du in sihest, den du mit zo grosser girheit 5 gesüchet hast. den wirst du vnd mit forchten. 261 sponsus tuus quamtocius se tibi presentabit. Et cum illum : uideris, quem cum tanta auidi- ' tate quesieras, nimio amore ; amplexaberis eum, cum semper 5 71'] mit gar grosser lib vm- : fahen. ÿdach mit aller erberkeit . Wy gear. grosser trost dir denn peysein . w wirt, dez wirst du wol enpfinden, ‘ ist daz du weis sein wirst. Aber hór. o du allerlipste sel! Zo du dieh nv vor sicher hast, zo wirt er sich dir aber enczihen, 1,vnd denn zo wirst du grósser hicze haben yn czu sûchen wenn vormalz. Waz schol ich dir mer sagen? Er wirt sich alz ofte weck stelen vnd enczihen, z pis daz du zo gar sorgueltig vnd fleizzig wirst yn czu be- waren vnd sein ezu hüten, daz du dich nicht tarst vor sicher haben vnd daz du nv alle 2; dinck vor arck wenest. Aber, o du selige sel. hér, baz dir dein lipgehabter tun wirt, zo du mit ym beginnest czu ruen. Er beginnet dich mit gar süzzem x wein czu trencken, vnd zo du mit seiner süzzikeit gereiczt 1 aller fehle Br 4 zo fehlt № dich fehlt Br 18 mer fehlt M Go 22 czu fehlt M winnest M sich fehlt Br 9 preysein Br du fehlt N sich dir Br 29 gewinet N nv fehlt Go 28 trast Br. macht M tamen omni reuerencia et ti- more. Quanta uero tunc assit tibi consolacio, si sapiens fueris. experieris. Sed audi, o amantissi- ma anima! Cum te securum reddideris, se iterum absentabit. et tunc maiorem ardorem quam prius ipsum requirendo habhehis. = Quid dicam tibi? Se tociens absentabit, donec sic sis solli- cita custodire eum, ut te secu- ram non audeas reddere et omnia hahebis iam suspecta. e Sed, o felix anima, audi, quid tibi faciet dilectus tuus, cüm zo secum incipies quietari. Vino dulcissimo incipiet te potare, et tu, eius illecta dulcedine, amplius 2 gur dir gar N resslich Br 12 allerliplichste Br N 13 du vorsichert Br N 20 sûrguellig Br, sargveltig N vorsichert Br 28 ye- suszen N 30 ezu fehlt M
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268 wirst, zo beginnest du mer czu begeren. Vnd er, der aller- miltist. wirt dir dester mer geben, vnd y mer er dir geben birt, y mer du heischen wirst. Vnd er. der allergütigist, wirt dir auch dester mer erbiten. Waz schal ich dir sagen? Du kanst nicht gesetiget werden, |71"] alzo lang pis daz du trunken wirst vnd óberal mit wein begossen. Aber ob du nach zo stetiger vnd zo grosser - trunckenheit den geistlichen slaff oder daz ýnczůcken er- fulgen werdist, daz macht du wol enpfinden, ab dir daz der her vorleihen wirt. Wenn er gar milt ist vnd gibt vnreitlich mer, wenn man gelauben mag. Ydach zo schalt du alleczeit dis in deinem herczen liaben, daz du seist gar ein snód, vntüchtig creatur, vnd daz du mit nichte czu disem ding eben vnd ge- schiket seist. Vnd yo czwar, is schal dich gar ein grosses ding düncken, ab er deine sünde | abtilget mit der grósten kwal , vnd pein, di in diser werld : gesein mag. 1 m 20 25 30 5 eyschn M 6 der| dir N gossen Go ob fehit B 15 enzuken N l5f. erfullen N revtlich N, vnmoslichen (o 27 gar fcht M etcetera N 13 nach] nv Go 23 du so N 28 ab er] Ab’ N Stachel der Liebe incipies affectare. Et ipse lar- gissimus amplius tibi dabit, et quanto plus tibi dabit, amplius postulabis, et ipse benignissi- mus amplius ministrabit. Quid 5 dicam? Saciari non poteris, donec inebriata fueris et vino iam vndique perfusa. | Num ' autem post frequentem [153'"] et nimiam inebriacionem sopo- rem aut raptum consequeris, si tibi dominus concesserit, po- teris experiri. Largissimus enim est et plus sine comparacione, quam credi ualeat, elargitur. Hoc tamen semper debes habere in corde tuo, et quod tu sis vilissima creatura et quod nullo modo ad hoc apta sis. Y mmo, permaximun debet tibi uideri, zo si ipse delet peccata tua et cum quantacunque penarum afflic- cione, que in hoc mundo potest esse. ullergütigister Br 12 ge- beidc zo fchlen M 17 daz] dez N M 19 yn vntüchtig fehlt M 29 der] dem Go 31 meg
268 wirst, zo beginnest du mer czu begeren. Vnd er, der aller- miltist. wirt dir dester mer geben, vnd y mer er dir geben birt, y mer du heischen wirst. Vnd er. der allergütigist, wirt dir auch dester mer erbiten. Waz schal ich dir sagen? Du kanst nicht gesetiget werden, |71"] alzo lang pis daz du trunken wirst vnd óberal mit wein begossen. Aber ob du nach zo stetiger vnd zo grosser - trunckenheit den geistlichen slaff oder daz ýnczůcken er- fulgen werdist, daz macht du wol enpfinden, ab dir daz der her vorleihen wirt. Wenn er gar milt ist vnd gibt vnreitlich mer, wenn man gelauben mag. Ydach zo schalt du alleczeit dis in deinem herczen liaben, daz du seist gar ein snód, vntüchtig creatur, vnd daz du mit nichte czu disem ding eben vnd ge- schiket seist. Vnd yo czwar, is schal dich gar ein grosses ding düncken, ab er deine sünde | abtilget mit der grósten kwal , vnd pein, di in diser werld : gesein mag. 1 m 20 25 30 5 eyschn M 6 der| dir N gossen Go ob fehit B 15 enzuken N l5f. erfullen N revtlich N, vnmoslichen (o 27 gar fcht M etcetera N 13 nach] nv Go 23 du so N 28 ab er] Ab’ N Stachel der Liebe incipies affectare. Et ipse lar- gissimus amplius tibi dabit, et quanto plus tibi dabit, amplius postulabis, et ipse benignissi- mus amplius ministrabit. Quid 5 dicam? Saciari non poteris, donec inebriata fueris et vino iam vndique perfusa. | Num ' autem post frequentem [153'"] et nimiam inebriacionem sopo- rem aut raptum consequeris, si tibi dominus concesserit, po- teris experiri. Largissimus enim est et plus sine comparacione, quam credi ualeat, elargitur. Hoc tamen semper debes habere in corde tuo, et quod tu sis vilissima creatura et quod nullo modo ad hoc apta sis. Y mmo, permaximun debet tibi uideri, zo si ipse delet peccata tua et cum quantacunque penarum afflic- cione, que in hoc mundo potest esse. ullergütigister Br 12 ge- beidc zo fchlen M 17 daz] dez N M 19 yn vntüchtig fehlt M 29 der] dem Go 31 meg
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Buch III Kap. 6: Br 269 Daz sechst. wie die sele ! VI. Quod anima ante rap- vor dem enczücken man- tum diuersimode inebri- atur. gerweise truncken wirt. [72"] QINT dem mal daz wir haben an vil steten der egenanten capitel, daz ein hirter mensch von der gôt- lichen ezuflůssikeit truncken werden mag, auf daz daz dein 10 gemût mer erhaben werd, zo wil ich, daz du nicht vnwissen- de seist di trunckenheit der selben gôtlichen czuflůzzikeit. Dorvm zo macht du wol vor- 15 nemen, dazein beschawendervnd himeltrachtender mensch, al- lein er [72"] vil ander geistlicher trôst hat, zo mag er doch czwefeltiger trunkenheit enp- 2o finden, e wenn er czu dem geist- lichen slaff vnd enczucken kumpt. ezu dem doch wenig leůt kumen. T Dy erst trunkenheit ist Prima est quedam habundan- 25 ein volflůzzikeit der wunne in cia iocunditatis in corde et vehe- UONIAM in pluribus supra- dictorum capitulorum locis habemus hominem durum diuina 5 affluencia inebriari posse, ut mens tua plus eleuetur, volo. quatenus ebrietatem illarum affluenciarum diuinarum non ig- nores. Potes uero intelligere, in quod vir contemplatiuus, quam- uis multas alias consolaciones spirituales habeat, antequam ad soporem et raptum perueniat. ad quos pauci attingunt, ualet 15 ebrietatem duplicem experiri. 1 Kap. III6. Text aus Br. Uberlieferung Br NMRGo. In Br N stcht dieses Kapitel erst nach dem folgenden. Dic Uberschrift ist aus dem vor dem 3. Teile (Bl. 86"b) stehenden Kapitelverzeichnis genommen Go. Sie fchlt in Br in dem (Bl. 25") vorangestellten Kapitelregister; vor dem Kapitel selbst steht Daz XX capitel diser lere Br. Das ist das XXI Capitel N, Das sechst capitel das dy sole vor dẽ entzuckf maniguelticleich wirt trückn M, Daz VI Capitel B'n Go 4 Seint den moln M 8 czu- 9 mag werdn M nur ein daz BrN flüssikeit] selikait Go 10 erhabett N 11 ich nicht M nicht fehlt nach du M 11f. vn- weissende Br 12 di trunckenheit fehlt N 16 hymeltrachtende N 17 er] her N 21f. slaff 19 zweyfeliche Go 20f. geistliche N kumpt vnd enczucken Br N 25 volflůzzikeit] 22 doch] dick N wollustikeit N
Buch III Kap. 6: Br 269 Daz sechst. wie die sele ! VI. Quod anima ante rap- vor dem enczücken man- tum diuersimode inebri- atur. gerweise truncken wirt. [72"] QINT dem mal daz wir haben an vil steten der egenanten capitel, daz ein hirter mensch von der gôt- lichen ezuflůssikeit truncken werden mag, auf daz daz dein 10 gemût mer erhaben werd, zo wil ich, daz du nicht vnwissen- de seist di trunckenheit der selben gôtlichen czuflůzzikeit. Dorvm zo macht du wol vor- 15 nemen, dazein beschawendervnd himeltrachtender mensch, al- lein er [72"] vil ander geistlicher trôst hat, zo mag er doch czwefeltiger trunkenheit enp- 2o finden, e wenn er czu dem geist- lichen slaff vnd enczucken kumpt. ezu dem doch wenig leůt kumen. T Dy erst trunkenheit ist Prima est quedam habundan- 25 ein volflůzzikeit der wunne in cia iocunditatis in corde et vehe- UONIAM in pluribus supra- dictorum capitulorum locis habemus hominem durum diuina 5 affluencia inebriari posse, ut mens tua plus eleuetur, volo. quatenus ebrietatem illarum affluenciarum diuinarum non ig- nores. Potes uero intelligere, in quod vir contemplatiuus, quam- uis multas alias consolaciones spirituales habeat, antequam ad soporem et raptum perueniat. ad quos pauci attingunt, ualet 15 ebrietatem duplicem experiri. 1 Kap. III6. Text aus Br. Uberlieferung Br NMRGo. In Br N stcht dieses Kapitel erst nach dem folgenden. Dic Uberschrift ist aus dem vor dem 3. Teile (Bl. 86"b) stehenden Kapitelverzeichnis genommen Go. Sie fchlt in Br in dem (Bl. 25") vorangestellten Kapitelregister; vor dem Kapitel selbst steht Daz XX capitel diser lere Br. Das ist das XXI Capitel N, Das sechst capitel das dy sole vor dẽ entzuckf maniguelticleich wirt trückn M, Daz VI Capitel B'n Go 4 Seint den moln M 8 czu- 9 mag werdn M nur ein daz BrN flüssikeit] selikait Go 10 erhabett N 11 ich nicht M nicht fehlt nach du M 11f. vn- weissende Br 12 di trunckenheit fehlt N 16 hymeltrachtende N 17 er] her N 21f. slaff 19 zweyfeliche Go 20f. geistliche N kumpt vnd enczucken Br N 25 volflůzzikeit] 22 doch] dick N wollustikeit N
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270 dem herczen vnd ein starck iubilirung dez gemütes, di nach vil weinen oder nach vil mer- ckung der leidung Cristi oder lichen lib czu got kumt in des Stachel der Liebe mens iubilacio mentis, que post multum fletum aut multam com- passionem passionis Christi aut , per magnum feruorem amoris 5 von grosser hicez der sünder- ' menschen gemüt von einer neüen gótlichen erleüchtung we- . gen. Vnd dy selb frewd ist zo 1 gros in dem herczen, daz si sich auch erhebet in di gelider des leichnams vnd macht auch, daz di selben gelider di gót- lichen güt anlachen. Vnd vor 15 alczu grossem frolocken zo gehet er alz mit einem haw vnd snellich in eines truncken weis e singularis ante deum uenit ex quadam noua diuina irradia- cione in mentem. Et illa leticia tantum habundat in corde, ut eciam in menbra corporis redun- det et ea faciat diuine clemencie arridere. Et pre exultacione nimia ad modum ebrij precipi- tatus graditur, quietem non ‚ sustinens, et creaturas, quas in- ! venit, sui condi[154'*]toris amo- !> vnd leidet nicht rw, vnd all ; creaturen seines scheppfers, di 20 er vindet, di vmfehet er gar mit grosser lib. Vnd du macht . wol gelauben, daz der selb : mensch sein hercz nicht vil wendet czu irdischen dingen, 2 sunder waz von sûlchen dingen im enkegen leüft, daz er daz alles achtet für ein eitelkeit. € Dy ander süzzikeit oder trunkenheit ist, dy [73'] eines sm menschen hercz vol macht mit grosser süzzikeit von der gót- lichen geselleschaft wegen. Dise süzzikeit kumpt durch dy rue 2 mutes Br N 3 veynen N licher N 8f. wege N 13f. gótlich Br ulso M 14 güt fehlt Go grossen N Go 28 sûzzikeit oder fehlt Br N 11 auch fehlt Go 16 er fehlt Br haw Br (= hiwe, ‘Ansturm’), huwe Go ris magnitudine amplexatur. Et bene potes credere, quod cor suum non multum applicat ad terrena, sed, si quid occurrerit. omnia reputat esse vana. 20 Alia dulcedo siue ebrietas est. que nimia dulcedine replet cor ex diuino consorcio. Hec uenit 6 des] der Go 8 newer got- erhebet] ergibt M von Br 15zu N, alz bis vnd fehit M 18 row Br alin M anlachet M 32 Dise] Die Go
270 dem herczen vnd ein starck iubilirung dez gemütes, di nach vil weinen oder nach vil mer- ckung der leidung Cristi oder lichen lib czu got kumt in des Stachel der Liebe mens iubilacio mentis, que post multum fletum aut multam com- passionem passionis Christi aut , per magnum feruorem amoris 5 von grosser hicez der sünder- ' menschen gemüt von einer neüen gótlichen erleüchtung we- . gen. Vnd dy selb frewd ist zo 1 gros in dem herczen, daz si sich auch erhebet in di gelider des leichnams vnd macht auch, daz di selben gelider di gót- lichen güt anlachen. Vnd vor 15 alczu grossem frolocken zo gehet er alz mit einem haw vnd snellich in eines truncken weis e singularis ante deum uenit ex quadam noua diuina irradia- cione in mentem. Et illa leticia tantum habundat in corde, ut eciam in menbra corporis redun- det et ea faciat diuine clemencie arridere. Et pre exultacione nimia ad modum ebrij precipi- tatus graditur, quietem non ‚ sustinens, et creaturas, quas in- ! venit, sui condi[154'*]toris amo- !> vnd leidet nicht rw, vnd all ; creaturen seines scheppfers, di 20 er vindet, di vmfehet er gar mit grosser lib. Vnd du macht . wol gelauben, daz der selb : mensch sein hercz nicht vil wendet czu irdischen dingen, 2 sunder waz von sûlchen dingen im enkegen leüft, daz er daz alles achtet für ein eitelkeit. € Dy ander süzzikeit oder trunkenheit ist, dy [73'] eines sm menschen hercz vol macht mit grosser süzzikeit von der gót- lichen geselleschaft wegen. Dise süzzikeit kumpt durch dy rue 2 mutes Br N 3 veynen N licher N 8f. wege N 13f. gótlich Br ulso M 14 güt fehlt Go grossen N Go 28 sûzzikeit oder fehlt Br N 11 auch fehlt Go 16 er fehlt Br haw Br (= hiwe, ‘Ansturm’), huwe Go ris magnitudine amplexatur. Et bene potes credere, quod cor suum non multum applicat ad terrena, sed, si quid occurrerit. omnia reputat esse vana. 20 Alia dulcedo siue ebrietas est. que nimia dulcedine replet cor ex diuino consorcio. Hec uenit 6 des] der Go 8 newer got- erhebet] ergibt M von Br 15zu N, alz bis vnd fehit M 18 row Br alin M anlachet M 32 Dise] Die Go
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Buch III Kap. 6: Br 271 der beschewlichkeit vnd ist zo gar gros in dez menschen hercz, daz si sich volflůzziglich ergibt in alle gelider dez leichenams s zo gar ser, daz in duncket, daz er peid, auzwendig dinck vnd vnnewendig, czumal hônick- fliezzende sei. Vnd alz dy erst trunckenheit vor frewden 1o nicht rue erleidet, alzo tut dise trunckenheit einen menschen ruen vor grosser sûzzikeit. Vnd is sei denn daz dise truncken- heit sich zo gar ser mere, daz i5 si den geistlichen slaff macht, zo benympt si nicht czumal an dem menschen dy werck der aûssern sinne, daz ist sehen, hôren vnd der andern, sunder 20 alz einem truncken menschen zo lest si di selben werck der synne nicht frey. Alle dinck, dy du denn sehen wirst, dy werden dich düncken, alz ab si 2s götlicher sůzzikeit volflůzzig sein. Vnd wy wol daz ist daz di erst trunckenheit geschit in merung der gôtlichen frewden vnd dise ander in merung der so sůzzikeit, ydach zo darf man nicht czweifeln, dy erst en- [73 lpfinde io auch sůzzikeit vnd di ander habe auch frewde. per contemplacionis quietem, et in tantum habundat hec dulcedo in corde, ut redundet in omnia membra habunde, adeo ut totus sibi interius quam exterius melli- fluus uideatur. Et sicut prima ebrietas pre hylaritate quietem non sustinebat, sic ista pre nimia dulcedine quiescere facit. Et hec, nisi in tantum intendat, 10 ut in soporem degeneret, non au- fert totaliter particularium sen- suum actus, sed ad modum ebrij esse liberos non permittit. Tunc quasi, quidquid uideris, repu- 15 tabis quadam diuina dulcedine habundare. Et quamuis prima sit in intencione leticie et ista in intencione dulcedinis, tamen non oportebit dubitare, quod 20 illa sentit dulcedinem et ista leticia non priuatur. Et quam- 5 3 sich ergibt = ‘sich ausbreitet', vgl. Lexer I 628 6 dinck fehlt M 10 dise] die Go 14 zo fehlt N 15 den geistliche N mache M 16 nympt Br 18 sinnen Br 22 synnen Br 21 last N 30 dorff N, darft Go 28 freud M 32 io fehlt Go auch in Go 33 die einemand’ N, dise ander Go
Buch III Kap. 6: Br 271 der beschewlichkeit vnd ist zo gar gros in dez menschen hercz, daz si sich volflůzziglich ergibt in alle gelider dez leichenams s zo gar ser, daz in duncket, daz er peid, auzwendig dinck vnd vnnewendig, czumal hônick- fliezzende sei. Vnd alz dy erst trunckenheit vor frewden 1o nicht rue erleidet, alzo tut dise trunckenheit einen menschen ruen vor grosser sûzzikeit. Vnd is sei denn daz dise truncken- heit sich zo gar ser mere, daz i5 si den geistlichen slaff macht, zo benympt si nicht czumal an dem menschen dy werck der aûssern sinne, daz ist sehen, hôren vnd der andern, sunder 20 alz einem truncken menschen zo lest si di selben werck der synne nicht frey. Alle dinck, dy du denn sehen wirst, dy werden dich düncken, alz ab si 2s götlicher sůzzikeit volflůzzig sein. Vnd wy wol daz ist daz di erst trunckenheit geschit in merung der gôtlichen frewden vnd dise ander in merung der so sůzzikeit, ydach zo darf man nicht czweifeln, dy erst en- [73 lpfinde io auch sůzzikeit vnd di ander habe auch frewde. per contemplacionis quietem, et in tantum habundat hec dulcedo in corde, ut redundet in omnia membra habunde, adeo ut totus sibi interius quam exterius melli- fluus uideatur. Et sicut prima ebrietas pre hylaritate quietem non sustinebat, sic ista pre nimia dulcedine quiescere facit. Et hec, nisi in tantum intendat, 10 ut in soporem degeneret, non au- fert totaliter particularium sen- suum actus, sed ad modum ebrij esse liberos non permittit. Tunc quasi, quidquid uideris, repu- 15 tabis quadam diuina dulcedine habundare. Et quamuis prima sit in intencione leticie et ista in intencione dulcedinis, tamen non oportebit dubitare, quod 20 illa sentit dulcedinem et ista leticia non priuatur. Et quam- 5 3 sich ergibt = ‘sich ausbreitet', vgl. Lexer I 628 6 dinck fehlt M 10 dise] die Go 14 zo fehlt N 15 den geistliche N mache M 16 nympt Br 18 sinnen Br 22 synnen Br 21 last N 30 dorff N, darft Go 28 freud M 32 io fehlt Go auch in Go 33 die einemand’ N, dise ander Go
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272 Stachel der Liebe Vnd alleine is nicht notdôrft ist, daz man sich fürchte in der ersten trunckenheit, sunder vil pillicher frewe, ydach pei der 5 andern trunckenheit, di do ist in wunderlicher sůzzikeit des herczens, ist is alleczeit sicher vnd gut sorge ezu haben. Wann der tewfel, der sich vorwandelt 10 in einen engel dez lichtes, hat gebonheit vnderweil auch seme- liche dinck czu schaffen. Wenn er wôlde gern, daz der mensch vbermut an ym het vnd sich 15 etwaz für werd achte, vnd daz der mensch sûlcher wollůst dez tewfels geprauchte vnd do selbist ru hette vnd sich in diser weis von got kert. Dis ding vorhinge 20 wol got vnser herre, daz is geschee, wann etlich anschau- ende leût vormessen sich vnder- weilen vnd halten alczu vil von in selb vnd vorsmehen 25 ander leût vnd wenen, daz si got allernechst sint, zo si doch durch ir hochfart willen von ym gar verre geirret sein. Vnd dorvm zo nympt der tew- 3o fel, der ein vater ist der hoch- fart, disen gewald wider sûlche leût, daz er si mit sûlchen wollůsten wetrigen můg. Dorvm uis non sit necesse timere de prima, sed pocius sit gauden- dum, tamen de secunda, que consistit in quadam dulcedine admirabili cordis, semper secu- rum est dubitare, quia dyabolus, transfigurans se in angelum lu- cis, consueuit aliquando similia procreare. Uellet enim. quod homo superbiret ac se aliquid 1o reputaret et ut talibus delicijs frueretur ibique quiesceret et sic se uerteretur a deo. Hoc bene permitteret dominus euenire. quia [154tb] quidam contempla- 15 tiui aliquando nimis presumunt de se aliosque contempnunt et credunt se esse deo proximos, cum tamen sint propter super- biam nimis elongati. Et ideo 20 dyabolus, pater superbie. hane potestatem in eos accipit, ut ta- libus delicijs eos decipere possit. 5 1 notdôrf Br, notdürftig M Go 8 gut fehlt Br 11 vnd' weiln M 11f. smehliche Go 15 achten Go 17 gebrauchë Go 19 kere dits M 20 wol]wolt Br 22 leût] menscheGo 24 selb’ M 25 vnd] Si Br daz daz N 26 die aller nehsten Go doch 28 vorirret Br, geferret M, gesundert Go 30f. der hoffart fehlt N ist Go 31 dise Br mag Br 33 wolluste N
272 Stachel der Liebe Vnd alleine is nicht notdôrft ist, daz man sich fürchte in der ersten trunckenheit, sunder vil pillicher frewe, ydach pei der 5 andern trunckenheit, di do ist in wunderlicher sůzzikeit des herczens, ist is alleczeit sicher vnd gut sorge ezu haben. Wann der tewfel, der sich vorwandelt 10 in einen engel dez lichtes, hat gebonheit vnderweil auch seme- liche dinck czu schaffen. Wenn er wôlde gern, daz der mensch vbermut an ym het vnd sich 15 etwaz für werd achte, vnd daz der mensch sûlcher wollůst dez tewfels geprauchte vnd do selbist ru hette vnd sich in diser weis von got kert. Dis ding vorhinge 20 wol got vnser herre, daz is geschee, wann etlich anschau- ende leût vormessen sich vnder- weilen vnd halten alczu vil von in selb vnd vorsmehen 25 ander leût vnd wenen, daz si got allernechst sint, zo si doch durch ir hochfart willen von ym gar verre geirret sein. Vnd dorvm zo nympt der tew- 3o fel, der ein vater ist der hoch- fart, disen gewald wider sûlche leût, daz er si mit sûlchen wollůsten wetrigen můg. Dorvm uis non sit necesse timere de prima, sed pocius sit gauden- dum, tamen de secunda, que consistit in quadam dulcedine admirabili cordis, semper secu- rum est dubitare, quia dyabolus, transfigurans se in angelum lu- cis, consueuit aliquando similia procreare. Uellet enim. quod homo superbiret ac se aliquid 1o reputaret et ut talibus delicijs frueretur ibique quiesceret et sic se uerteretur a deo. Hoc bene permitteret dominus euenire. quia [154tb] quidam contempla- 15 tiui aliquando nimis presumunt de se aliosque contempnunt et credunt se esse deo proximos, cum tamen sint propter super- biam nimis elongati. Et ideo 20 dyabolus, pater superbie. hane potestatem in eos accipit, ut ta- libus delicijs eos decipere possit. 5 1 notdôrf Br, notdürftig M Go 8 gut fehlt Br 11 vnd' weiln M 11f. smehliche Go 15 achten Go 17 gebrauchë Go 19 kere dits M 20 wol]wolt Br 22 leût] menscheGo 24 selb’ M 25 vnd] Si Br daz daz N 26 die aller nehsten Go doch 28 vorirret Br, geferret M, gesundert Go 30f. der hoffart fehlt N ist Go 31 dise Br mag Br 33 wolluste N
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Buch III Kap. 6: Br zo ist mit grossem fleizz czu ' mercken, [747] wenn dir dis ding gepórt. daz du denn di scherffe deines gemütes vnd . 3 ynnern gesichtes czu got kerst vnd daz dein hercz mit nichte : von ym scheid, ab ez sich nv , gepóret czu gelüsten, daz du yn got alleine lust habst. Wer 10 is denn daz di selb süzzikeit von got allein küme, zo schulde si sich meren, wer si aber von dem . tewfel, zo schülde si benvmen oder doch gemynnert werden. 1 Vnd ab dich got vnderweil . domite trósten wil, sint daz du : in leid vnd pitterkeit pist vmb dein sünd vnd auch vm ander let. daz du auch vnderweilen 2o dokegen der wollust geprau- chest, zo schalt du ym dancken, zo du meist macht. noch ist is wol czimlich vórchte czu haben, daz du nicht kómest 25 in vormessenheit. daz daz dein hercz gedemitiget werd, so macht du gedencken auf sülch sussikeit, daz leicht | Vnd den- : 273 Quare cum summa diligencia attendendum est, ut, quando- cumque tibi acciderit, aciem mentis in deum dirigas, nec ab ipso cor tuum discedat, ut, si delectari oporteat, solum delec- teris in deo. Tunc, si a deo | esset illa. dulcedo, deberet in- . tendi, si à dyabolo, deberet pri- uari aut saltem remitti. Quod- si deus in hoc te uoluerit ali- quando consolari, ut, qui pro tuis aliorumque peccatis amari- tudine repleris, quandoque de- licijs perfruaris, regraciari sibi debes, ut potes. Et adhuc tamen licitum est timere, ne presump- cionem incurras. Potes enim ! eciam cogitare ad humiliandum ; eor tuum super hac dulcedine, zo | quod dominus pro aliquo paruo bono, quod facis in presenti et Wenn, auf got der herre dir dis wil czu 30 lon geben vór etwaz cleines . gutis, daz du in disem leben 2 dits M fruchten vfi mit demiitikait Go 4 schoffe scherffe Go kerest mit 10 daz 5 gesichtest N 8 gelüsten] belasten N fehlt Br selb] sele Go 11 allein fehlt Go küme] geneme (also in der Vorlage queme) Go si fehlt Br 12 weren Go si icht N dem] den N 13 abnemen Br, benemen N 14 oder] aber N doch fehlt Br 15 vntt’ weylen M 17 vnd in Br 18 dein] die N vm fehlt M 24 icht M 28 demůtikeit Br N Go 29 dits M
Buch III Kap. 6: Br zo ist mit grossem fleizz czu ' mercken, [747] wenn dir dis ding gepórt. daz du denn di scherffe deines gemütes vnd . 3 ynnern gesichtes czu got kerst vnd daz dein hercz mit nichte : von ym scheid, ab ez sich nv , gepóret czu gelüsten, daz du yn got alleine lust habst. Wer 10 is denn daz di selb süzzikeit von got allein küme, zo schulde si sich meren, wer si aber von dem . tewfel, zo schülde si benvmen oder doch gemynnert werden. 1 Vnd ab dich got vnderweil . domite trósten wil, sint daz du : in leid vnd pitterkeit pist vmb dein sünd vnd auch vm ander let. daz du auch vnderweilen 2o dokegen der wollust geprau- chest, zo schalt du ym dancken, zo du meist macht. noch ist is wol czimlich vórchte czu haben, daz du nicht kómest 25 in vormessenheit. daz daz dein hercz gedemitiget werd, so macht du gedencken auf sülch sussikeit, daz leicht | Vnd den- : 273 Quare cum summa diligencia attendendum est, ut, quando- cumque tibi acciderit, aciem mentis in deum dirigas, nec ab ipso cor tuum discedat, ut, si delectari oporteat, solum delec- teris in deo. Tunc, si a deo | esset illa. dulcedo, deberet in- . tendi, si à dyabolo, deberet pri- uari aut saltem remitti. Quod- si deus in hoc te uoluerit ali- quando consolari, ut, qui pro tuis aliorumque peccatis amari- tudine repleris, quandoque de- licijs perfruaris, regraciari sibi debes, ut potes. Et adhuc tamen licitum est timere, ne presump- cionem incurras. Potes enim ! eciam cogitare ad humiliandum ; eor tuum super hac dulcedine, zo | quod dominus pro aliquo paruo bono, quod facis in presenti et Wenn, auf got der herre dir dis wil czu 30 lon geben vór etwaz cleines . gutis, daz du in disem leben 2 dits M fruchten vfi mit demiitikait Go 4 schoffe scherffe Go kerest mit 10 daz 5 gesichtest N 8 gelüsten] belasten N fehlt Br selb] sele Go 11 allein fehlt Go küme] geneme (also in der Vorlage queme) Go si fehlt Br 12 weren Go si icht N dem] den N 13 abnemen Br, benemen N 14 oder] aber N doch fehlt Br 15 vntt’ weylen M 17 vnd in Br 18 dein] die N vm fehlt M 24 icht M 28 demůtikeit Br N Go 29 dits M
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274 tust, vnd daz du fůr gros achtest, wenn dich got nicht wirdig achtet dez ewigen lones. Auch macht du dich vörchten, s daz icht diser zo gar süsser wein dir, der du noch geistlich sich pist, besorgung vnd verlichkeit dez todes pring, daz ist, daz er [74"] dich icht vrsachlich hoch- 10 fertig mache. Dorvm, dy weil wir noch in disem tale der dürftikeit sein, zo schul wir mit ganczem herczen mer begern ; mit Cristo gekreücziget werden 1 von vnser sind, wenn daz vns : czuflizzen dy verlichen bollüst. Vnd alz wir alle tag sündigen vnd iach an wvnderlaz, alzo sille wir auch wdllen stetic- 20 lichen pein leiden vin dy selben sind. Vnd alz wir sein gar frat vnd vntüchtig diner gotis, alzo süld auch vns wol behagen, wir schülden iach dez begeren, daz 2 wir von allen leüten frat vnd vntóchtig geacht würden. Vnd alz wir auch gescheppfet sein ezu den eren gotes, alzo schuld vns auch peide, an vns selben su vnd an andern leüten, daz allein behagen, daz gotz eren angehórt, vnd daz allein missehagen, daz 5 wein fehlt Br M Go 11 nach Br lichen Go 22 vntugent M 25 wir fehlt N — 26 vntugent M peide] laid M 30 ander Br 32f. daz dowider ist] waz Go 23 sol Go 6 dir der] wenn Go 16 flissen Br N 18 iach] auch N Go, io M vns auch M Stachel der Liebe tu reputas esse magnum, for- tasse uult tibi pro premio dare illud, quod te premijs eternis non reputat esse dignum. Potes eciam timere, ne illud dulcissi- mum vinum tibi adhuc spiri- tualiter febricitanti periculum mortis inducat, id est, occasiona- liter faciat superbire. Ideo pleno corde, dum sumus in hac ualle miserie constituti, debemus ap- petere magis pro peccatis cum Christo crucifigi quam afflui de- licijs periculosis. Et sicut cotti- die peccamus, ymmo quasi con- tinue, sic debemus pro eisdem peccatis penitenciam continue [154'*] sustinere. Sicutque su- mus vilissimi serui dei, deberet : nobis placere, ymmo, deberemus so appetere ab omnibus nos vilissi- mos reputari. Et sicut ad hono- | rem dei facti sumus, sic illud : solum deberet nobis et in nobis | orn al et in alijs placere, quod ad suum ss tendit honorem, et illud solum ‘ displicere, quod in contrarium pe ue nach Br 7 werlicheit werntlichen N, werlt- 19f. steticlichen wolle Go 24 iach] auch N Go, ye M 27 sein feht N 29 auch fehlt Go 31f. behagen bis allein fehlt N daz] was M
274 tust, vnd daz du fůr gros achtest, wenn dich got nicht wirdig achtet dez ewigen lones. Auch macht du dich vörchten, s daz icht diser zo gar süsser wein dir, der du noch geistlich sich pist, besorgung vnd verlichkeit dez todes pring, daz ist, daz er [74"] dich icht vrsachlich hoch- 10 fertig mache. Dorvm, dy weil wir noch in disem tale der dürftikeit sein, zo schul wir mit ganczem herczen mer begern ; mit Cristo gekreücziget werden 1 von vnser sind, wenn daz vns : czuflizzen dy verlichen bollüst. Vnd alz wir alle tag sündigen vnd iach an wvnderlaz, alzo sille wir auch wdllen stetic- 20 lichen pein leiden vin dy selben sind. Vnd alz wir sein gar frat vnd vntüchtig diner gotis, alzo süld auch vns wol behagen, wir schülden iach dez begeren, daz 2 wir von allen leüten frat vnd vntóchtig geacht würden. Vnd alz wir auch gescheppfet sein ezu den eren gotes, alzo schuld vns auch peide, an vns selben su vnd an andern leüten, daz allein behagen, daz gotz eren angehórt, vnd daz allein missehagen, daz 5 wein fehlt Br M Go 11 nach Br lichen Go 22 vntugent M 25 wir fehlt N — 26 vntugent M peide] laid M 30 ander Br 32f. daz dowider ist] waz Go 23 sol Go 6 dir der] wenn Go 16 flissen Br N 18 iach] auch N Go, io M vns auch M Stachel der Liebe tu reputas esse magnum, for- tasse uult tibi pro premio dare illud, quod te premijs eternis non reputat esse dignum. Potes eciam timere, ne illud dulcissi- mum vinum tibi adhuc spiri- tualiter febricitanti periculum mortis inducat, id est, occasiona- liter faciat superbire. Ideo pleno corde, dum sumus in hac ualle miserie constituti, debemus ap- petere magis pro peccatis cum Christo crucifigi quam afflui de- licijs periculosis. Et sicut cotti- die peccamus, ymmo quasi con- tinue, sic debemus pro eisdem peccatis penitenciam continue [154'*] sustinere. Sicutque su- mus vilissimi serui dei, deberet : nobis placere, ymmo, deberemus so appetere ab omnibus nos vilissi- mos reputari. Et sicut ad hono- | rem dei facti sumus, sic illud : solum deberet nobis et in nobis | orn al et in alijs placere, quod ad suum ss tendit honorem, et illud solum ‘ displicere, quod in contrarium pe ue nach Br 7 werlicheit werntlichen N, werlt- 19f. steticlichen wolle Go 24 iach] auch N Go, ye M 27 sein feht N 29 auch fehlt Go 31f. behagen bis allein fehlt N daz] was M
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Buch III Kap. 7: Br dowider ist. Vnd der ander ding, dy czwiscnen den selben : ezwein sint, schülle wir kein . sorg haben, wenn daz wir alle 5 dinck meinen vnd tragen schül- len czu dem lob gotes. geruch vns czu geben vnser herre Iesus Cristus! Amen. Das sybend capitel, daz 10 ein anschawender mensche sich frewen sol des guten seines nesten, anders er beget drey bóse dinck. UM DU beschawender 15 0 mensch! Alle dise dinck schalt du wünschen einem iezlichen menschen vnd für icz- lichen menschen dein gepet tun. Vnd wenn du icht gutis sihest | 20 an deinem nechsten, zo schalt | du dich ser frewen, ab du is nicht sihest an dir selb. Vnd ist daz du dis nicht tust, sunder daz dir leicht vil mer vm ein 25 sülches leid ist, zo begehist du domit drei grosse pózze ding. 1 dowider] wider N vns geruche der etc. Go 275 vergit. De indifferentibus nullo modo debemus curare, nisi guia omnia deberemus ad laudem dei | referre. Quod ipse nobis conce- ' dat etc. Daz | VII. Quod contemplatiuus debet gaudere de bonis proximi, aliter tria mala committit. H? et eciam omnia appetere, o contemplatiue, debes cuili- , bet et pro guolibet homine solli- cite rogare. 'Et guando uides bo- num in proximo, mirabiliter de- bes gaudere, eciam si illud non cernas in te. Quod si non fe- ' eeris, sed pocius dolueris, tria vnd der vnder N 8 Cristus Marie chind .M maxima mala in hoc committis. 6—8 Daz Amen fehlt M 4 wenn] newr Go 9 Kap. III 7. Text aus Br. Überlieferung in Br N M RGo. In Br N steht dieses Kapitel vor dem Kap. III 6. Uberschrift aus dem ( Bl. 25") vorangcatellten Kapitelregister, wihrend vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XX capitel Br. Das ist daz Czwuinczigiste Capitolum N, Das sibende capitl ist das d’ weschauend sol sich frewen von dë gutñ des nechstäi and’s er beget dreyerlai übel M, Daz VII Capitel B'n Go 9 sybond] XX Br 10 anschawendo Br 17f. vnd bis menschen fehlt Br 18 dein] ein N 21f. du es nü M 22f. sihest bis nicht fehlt N 25 du fehlt .N 20 pózze fehlt Go -— 0
Buch III Kap. 7: Br dowider ist. Vnd der ander ding, dy czwiscnen den selben : ezwein sint, schülle wir kein . sorg haben, wenn daz wir alle 5 dinck meinen vnd tragen schül- len czu dem lob gotes. geruch vns czu geben vnser herre Iesus Cristus! Amen. Das sybend capitel, daz 10 ein anschawender mensche sich frewen sol des guten seines nesten, anders er beget drey bóse dinck. UM DU beschawender 15 0 mensch! Alle dise dinck schalt du wünschen einem iezlichen menschen vnd für icz- lichen menschen dein gepet tun. Vnd wenn du icht gutis sihest | 20 an deinem nechsten, zo schalt | du dich ser frewen, ab du is nicht sihest an dir selb. Vnd ist daz du dis nicht tust, sunder daz dir leicht vil mer vm ein 25 sülches leid ist, zo begehist du domit drei grosse pózze ding. 1 dowider] wider N vns geruche der etc. Go 275 vergit. De indifferentibus nullo modo debemus curare, nisi guia omnia deberemus ad laudem dei | referre. Quod ipse nobis conce- ' dat etc. Daz | VII. Quod contemplatiuus debet gaudere de bonis proximi, aliter tria mala committit. H? et eciam omnia appetere, o contemplatiue, debes cuili- , bet et pro guolibet homine solli- cite rogare. 'Et guando uides bo- num in proximo, mirabiliter de- bes gaudere, eciam si illud non cernas in te. Quod si non fe- ' eeris, sed pocius dolueris, tria vnd der vnder N 8 Cristus Marie chind .M maxima mala in hoc committis. 6—8 Daz Amen fehlt M 4 wenn] newr Go 9 Kap. III 7. Text aus Br. Überlieferung in Br N M RGo. In Br N steht dieses Kapitel vor dem Kap. III 6. Uberschrift aus dem ( Bl. 25") vorangcatellten Kapitelregister, wihrend vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XX capitel Br. Das ist daz Czwuinczigiste Capitolum N, Das sibende capitl ist das d’ weschauend sol sich frewen von dë gutñ des nechstäi and’s er beget dreyerlai übel M, Daz VII Capitel B'n Go 9 sybond] XX Br 10 anschawendo Br 17f. vnd bis menschen fehlt Br 18 dein] ein N 21f. du es nü M 22f. sihest bis nicht fehlt N 25 du fehlt .N 20 pózze fehlt Go -— 0
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276 C Daz erst ist, daz man sihet, [72"] das du di ere gotes hassest, Stachel der Liebe Primum est, quod honorem dei, qui in bonis istis resultat, di in deines nechsten guten | odire uideris. dingen erscheinet. 5 € Daz ander ist, daz du vorsmehest di leidung Cristi, der dorvm geliden hat, daz ein iclich mensch volflüzzig sei an tugenden. € Daz drit ist, daz du czu- reissest vnd czuteilest di gót- lich lib, domit du deinen nech- sten alz dich selb liphaben schüldest vnd auch sein bestes 15 begeren alz dein eigen. Dorvm schalt du vast liphaben daz pest deines nechsten vnd is auch wesorgen vnd füdern, czu fórderst daz geistlich, vnd auch, 2 zo is sich von not gepórt, daz 10 czeitlich. Zo wirt dir got alle- . czeit geistlich dinck geben vnd . dich lischen dingen riffen. Amen. 2s Daz achte, daz ein an- schawender mensche nicht vrtailen sol ander leüt durch der scheynenden ge- prechen willen. zo [90'*] Dea teüfel, der do veraltet ist in pos- 1 1 sihet] sich 2 sich N 9 tugend Br 17 is] ist N fehlt NM Go lateyn Stimulus Amoris N 4 erscheinen N 11f. gótleichn M 18f. zu voderst M Schlußeschrift (Bl. 40") Daz puch isz genant in der In Br folgt. ( Bl. 75") ohne Überschrift und czuleczst zu den him- Secundum est, guod passio- nem Christi, gui ad hoc passus s est, ut guisgue habundet virtuti- bus, contempnis. Tercium est, guod caritatem, gua proximum sicut teipsum debes diligere et eius bonum sicut tuum affectare, laceras et diuidis. Multum ergo bonum proximi diligas et procures, ma- 10 | xime spirituale, et eciam, cum necessitas se obtulit, temporale. 15 Et semper tibi dominus spiri- tualia exhibebit et tandem ad celestia te uocabit. VIII. Quod contemplatiuus non iudicet alios propter zo apparentes defectus. D in malicia anti- quus viros contemplatiuos 5 du nicht N 15 aignes M 23 zu] in Br N 6 ley digůg M 16 so solt M 24 Amen Initialbuchstaben von anderer Hand eine Übersetzung des lat. Kap. III 14. die weder mit Go noch mit M. R identisch ist. 25 Kap. III 85. Nur in Go überliefert. Der Text in MR stellt eine selbständige Übersetzung dar. Über -
276 C Daz erst ist, daz man sihet, [72"] das du di ere gotes hassest, Stachel der Liebe Primum est, quod honorem dei, qui in bonis istis resultat, di in deines nechsten guten | odire uideris. dingen erscheinet. 5 € Daz ander ist, daz du vorsmehest di leidung Cristi, der dorvm geliden hat, daz ein iclich mensch volflüzzig sei an tugenden. € Daz drit ist, daz du czu- reissest vnd czuteilest di gót- lich lib, domit du deinen nech- sten alz dich selb liphaben schüldest vnd auch sein bestes 15 begeren alz dein eigen. Dorvm schalt du vast liphaben daz pest deines nechsten vnd is auch wesorgen vnd füdern, czu fórderst daz geistlich, vnd auch, 2 zo is sich von not gepórt, daz 10 czeitlich. Zo wirt dir got alle- . czeit geistlich dinck geben vnd . dich lischen dingen riffen. Amen. 2s Daz achte, daz ein an- schawender mensche nicht vrtailen sol ander leüt durch der scheynenden ge- prechen willen. zo [90'*] Dea teüfel, der do veraltet ist in pos- 1 1 sihet] sich 2 sich N 9 tugend Br 17 is] ist N fehlt NM Go lateyn Stimulus Amoris N 4 erscheinen N 11f. gótleichn M 18f. zu voderst M Schlußeschrift (Bl. 40") Daz puch isz genant in der In Br folgt. ( Bl. 75") ohne Überschrift und czuleczst zu den him- Secundum est, guod passio- nem Christi, gui ad hoc passus s est, ut guisgue habundet virtuti- bus, contempnis. Tercium est, guod caritatem, gua proximum sicut teipsum debes diligere et eius bonum sicut tuum affectare, laceras et diuidis. Multum ergo bonum proximi diligas et procures, ma- 10 | xime spirituale, et eciam, cum necessitas se obtulit, temporale. 15 Et semper tibi dominus spiri- tualia exhibebit et tandem ad celestia te uocabit. VIII. Quod contemplatiuus non iudicet alios propter zo apparentes defectus. D in malicia anti- quus viros contemplatiuos 5 du nicht N 15 aignes M 23 zu] in Br N 6 ley digůg M 16 so solt M 24 Amen Initialbuchstaben von anderer Hand eine Übersetzung des lat. Kap. III 14. die weder mit Go noch mit M. R identisch ist. 25 Kap. III 85. Nur in Go überliefert. Der Text in MR stellt eine selbständige Übersetzung dar. Über -
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Buch III Kap. 8: Go heit, so er sicht, daz die hymel- trachtenden menschen bewaret sein vnd ir leben treiben in den hymelischen dingen, von dan- s nen er verstozzen wart durch hoffart willen, so muet er sich, wie er sie in etlicher weise mit im in die helle gezihen müge. Vnd so er siht, daz er sie offen- 1 lichen nicht vberwinden mag, so hat er fleizze, wie er sie doch heimlichen betrigen müge. Vnd allein er zu mangerley zeiten mangerley pose dinck den leüten 15 einplest, yedoch so get er auch . darauf mit fleiz, daz ein be- | schawender mensche etwaz von : im selben halde mit vermezzen- ; heit vnd ander menschen sundig 20 vrtail vnd sich halde an. den synnen dez zwelfpoten, der do spricht: ‘Der gaistlich mensch richtet oder vrtailet alle dinck, aber er wirt von nymant ge- 2 richtet.” O derswerenseuche vnd dez sweren vnd heimlichen todes! Dise seuche flewhet got, dem do grawet fur so gar poser vermezzenhait. Sie machet den so ernerten mit gar zertlicherspeise, daz er vmbfehet stinckenden 277 cernens in celestibus conuer- sari, vnde propter superbiam eiectus est, incipit modo aliquo secum eos trahere [154%] ad inferna. Et quia uidet eos s non posse vincere in aperto, conatur saltem eos decipere in occulto. Et quamuis diuersa mala diuersis temporibus sug- gerat, tamen ad hoc nititur, ut contemplatiuus de se presumat et alios iudicet uiciosos, apo- stolice inherens sentencie: "Omnia iudicat spiritualis, et ipse a nemine iudicatur”. Sed, o pes- sima pestis atque mors grauis- sima et occulta! Hec deum fu- gat presumpcionem pessimam abhorrentem. Hec vescentem vo- luptuose facit stercora ample- 20 xari. schrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile ( Bl. 869) vorausgeht, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz acht Capitel B'n Go. Das acht ist das der weschaucn (!) nicht and” urtail M If. hymeltrachtenden] wcschanenden M 6 muct er sich] arbait er M fen M zwelfpoten] Sand pauls M 29 vermezzenhait] durstichaitt M 25. 27 suche Go 5 verstozzen] gewor- 7 weise] masz M 21 dez 28 grawet] geruet Go
Buch III Kap. 8: Go heit, so er sicht, daz die hymel- trachtenden menschen bewaret sein vnd ir leben treiben in den hymelischen dingen, von dan- s nen er verstozzen wart durch hoffart willen, so muet er sich, wie er sie in etlicher weise mit im in die helle gezihen müge. Vnd so er siht, daz er sie offen- 1 lichen nicht vberwinden mag, so hat er fleizze, wie er sie doch heimlichen betrigen müge. Vnd allein er zu mangerley zeiten mangerley pose dinck den leüten 15 einplest, yedoch so get er auch . darauf mit fleiz, daz ein be- | schawender mensche etwaz von : im selben halde mit vermezzen- ; heit vnd ander menschen sundig 20 vrtail vnd sich halde an. den synnen dez zwelfpoten, der do spricht: ‘Der gaistlich mensch richtet oder vrtailet alle dinck, aber er wirt von nymant ge- 2 richtet.” O derswerenseuche vnd dez sweren vnd heimlichen todes! Dise seuche flewhet got, dem do grawet fur so gar poser vermezzenhait. Sie machet den so ernerten mit gar zertlicherspeise, daz er vmbfehet stinckenden 277 cernens in celestibus conuer- sari, vnde propter superbiam eiectus est, incipit modo aliquo secum eos trahere [154%] ad inferna. Et quia uidet eos s non posse vincere in aperto, conatur saltem eos decipere in occulto. Et quamuis diuersa mala diuersis temporibus sug- gerat, tamen ad hoc nititur, ut contemplatiuus de se presumat et alios iudicet uiciosos, apo- stolice inherens sentencie: "Omnia iudicat spiritualis, et ipse a nemine iudicatur”. Sed, o pes- sima pestis atque mors grauis- sima et occulta! Hec deum fu- gat presumpcionem pessimam abhorrentem. Hec vescentem vo- luptuose facit stercora ample- 20 xari. schrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile ( Bl. 869) vorausgeht, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz acht Capitel B'n Go. Das acht ist das der weschaucn (!) nicht and” urtail M If. hymeltrachtenden] wcschanenden M 6 muct er sich] arbait er M fen M zwelfpoten] Sand pauls M 29 vermezzenhait] durstichaitt M 25. 27 suche Go 5 verstozzen] gewor- 7 weise] masz M 21 dez 28 grawet] geruet Go
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278 vnflat. Sie machet den geclei- vnd verdrozzenheit. Die dinck, mir, o du mensch, bistu dar- beschawlichkait, dastu also tunde vnd ander leüt vrtailende : ı5 dester grossern vnd kreftic- lichern val leiden soldest ? Dor- vmb so merck dich selben vnd . secze dich an die leczten ny- dersten stat, so macht dü nicht . 20 gevallen, vnd lobe die werck gotes vnd alle dinck, die zü . loben seint. Dorvmb so mercke, : der dü in der suzzikait der an- die creaturen gescheppfet hat vnd manigen creaturen vil ma- nigerley gaben gegeben, auf | daz daz er nicht in einer weise, so sunder in manigerhande weise | geeret werde vnd daz sein | schacze in der selben mazze geoffenbart werden mügen, auf die rede daz wir in mangerley 3 weise ein vrsache gehaben mugen zü loben sein grozzmechtikait. 5f. angst vnd verdrozzenheit] 18 seczze Go 32 schaczze Go trackeit M Stachel der Liebe : Hec uestitum in croceis facit deten in rote cleider, daz er mit : stinckendem vnflat wirdet vmb- : geben. Der do vol ist gaistlicher . » frewden, den leitet sie in angst . stercora amplexari. Hec spiri- tuali plenum leticia ad accidiam ducit. Hec ad honorem dei re- ferenda facit dyabolice fraudi s i dari. Sed, o homo, nunquid in die man zü den eren gotes . wenden vnd keren solt, die tut ; sie gegeben werden der teufe- 10 lischen betrigung. Aber sag altum contemplacionis ascen- disti, ut sic faciens aliosque iu- dicans debeas maius precipicium sustinere ? Pone ergo tui consi- o . deracione te in nouissimo loco, vmb aufgestigen die hohe der et cadere non valebis, dei com- mendans opera et omnia com- mendanda. Attende ergo, in contemplacio- 15 ! nis. dulcedine constitutus, et schawung pist, vnd erkenne, . 2, wie got durch seiner cren willen : cognosce, qualiter deus. propter sui honorem faciens creaturam. diuersis diuers& uoluit munera elargiri, vt non vno modo, sed » multiformiter. honoretur atque sui thesauri manifestentur, ut commendandi suam magnificen- ciam materiam multiformiter habeamus. 25 9 sie] er Go 36 grozzmechtikait] milticheit M
278 vnflat. Sie machet den geclei- vnd verdrozzenheit. Die dinck, mir, o du mensch, bistu dar- beschawlichkait, dastu also tunde vnd ander leüt vrtailende : ı5 dester grossern vnd kreftic- lichern val leiden soldest ? Dor- vmb so merck dich selben vnd . secze dich an die leczten ny- dersten stat, so macht dü nicht . 20 gevallen, vnd lobe die werck gotes vnd alle dinck, die zü . loben seint. Dorvmb so mercke, : der dü in der suzzikait der an- die creaturen gescheppfet hat vnd manigen creaturen vil ma- nigerley gaben gegeben, auf | daz daz er nicht in einer weise, so sunder in manigerhande weise | geeret werde vnd daz sein | schacze in der selben mazze geoffenbart werden mügen, auf die rede daz wir in mangerley 3 weise ein vrsache gehaben mugen zü loben sein grozzmechtikait. 5f. angst vnd verdrozzenheit] 18 seczze Go 32 schaczze Go trackeit M Stachel der Liebe : Hec uestitum in croceis facit deten in rote cleider, daz er mit : stinckendem vnflat wirdet vmb- : geben. Der do vol ist gaistlicher . » frewden, den leitet sie in angst . stercora amplexari. Hec spiri- tuali plenum leticia ad accidiam ducit. Hec ad honorem dei re- ferenda facit dyabolice fraudi s i dari. Sed, o homo, nunquid in die man zü den eren gotes . wenden vnd keren solt, die tut ; sie gegeben werden der teufe- 10 lischen betrigung. Aber sag altum contemplacionis ascen- disti, ut sic faciens aliosque iu- dicans debeas maius precipicium sustinere ? Pone ergo tui consi- o . deracione te in nouissimo loco, vmb aufgestigen die hohe der et cadere non valebis, dei com- mendans opera et omnia com- mendanda. Attende ergo, in contemplacio- 15 ! nis. dulcedine constitutus, et schawung pist, vnd erkenne, . 2, wie got durch seiner cren willen : cognosce, qualiter deus. propter sui honorem faciens creaturam. diuersis diuers& uoluit munera elargiri, vt non vno modo, sed » multiformiter. honoretur atque sui thesauri manifestentur, ut commendandi suam magnificen- ciam materiam multiformiter habeamus. 25 9 sie] er Go 36 grozzmechtikait] milticheit M
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Buch III Kap. 8: Go 279 C Dorvmb so soltü zum ersten gedencken, daz got als ein guter vater seines gesindes sein haus ordent vnd schicket vnd wiget die macht, die weisheit vnd die gute seiner kinder, vnd nach dem als in fuglich duncket, so beweiset er die macht vnd gibt die wirdikait. 10 Dorvmb so gedencke zü dem ersten dü, der der beschawlich- kait wartet, daz got als dein allergetrewester, gutigster vater wol weste, dastü zu allen dingen 15 swach vnd vnbestentlichen we- rest, vnd wolt nicht, dastü hant- reichtest in verlichen vnd swe- ren [91ra] vnd verworren wer- cken, sünder er wolt von seiner 20 güte, dastü auch als krancker in der rüwe der beschawlichkait getrostet wurdest. Aber an andern leüten erkant er, daz sie hiczig woren vnd in liebe 25 vesticlichen gewurczelt. Dorvmb wolt er die selben ordenen vnd seczen vber verliche vnd swere dinck vnd in darzü auch geben die gaistlichen rüwe nach der so arbait vnd grozzen trost in der erbeit. Dorvmb, ob dü nv sihest, dastü auf gaistliche dinck verflizzen pist vnd daz ander leüt mit aussern dingen bekum- s5 mert sein, so soltü sie nicht 5 Debes ergo primo cogitare, quod deus, sicut bonus pater- familias ordinans suam domum, pensat filiorum potenciam, sa- pienciam et bonitatem et, se- 5 cundum quod uiderit, diuersa committit officia et tribuit dig- nitates. [155ra] Cogita ergo primo tu, qui contemplacioni uacas, quod deus, benignissimus pater 10 tuus, sciens te ad omnia inbecil- lem noluit te in periculosis ac difficilibus ac implicatis operi- bus ministrare, sed sua clemen- cia tamquam infirmum per con- 15 solacionis quietem te uoluit con- solari. Alios autem cernens in caritate feruentes et fortiter radicatos uoluit super periculosa et difficilia ordinare, nichilo-20 minus sibi quietem tribuens post laborem et consolacionem non modicam in labore. Si ergo uideris te spiritualibus in- herere, ceteros autem circa alia 25 laborare, non eos iudices, sed 3 vater seines gesindes] haus vat' M I1 der der] der die Go 17 werltlichen Go 18 v’worffen getilgt vor v’worren Go 24 hiczzig Go, 25 vesticlichen] sterckleich M 27 seczzen Go prinnend M
Buch III Kap. 8: Go 279 C Dorvmb so soltü zum ersten gedencken, daz got als ein guter vater seines gesindes sein haus ordent vnd schicket vnd wiget die macht, die weisheit vnd die gute seiner kinder, vnd nach dem als in fuglich duncket, so beweiset er die macht vnd gibt die wirdikait. 10 Dorvmb so gedencke zü dem ersten dü, der der beschawlich- kait wartet, daz got als dein allergetrewester, gutigster vater wol weste, dastü zu allen dingen 15 swach vnd vnbestentlichen we- rest, vnd wolt nicht, dastü hant- reichtest in verlichen vnd swe- ren [91ra] vnd verworren wer- cken, sünder er wolt von seiner 20 güte, dastü auch als krancker in der rüwe der beschawlichkait getrostet wurdest. Aber an andern leüten erkant er, daz sie hiczig woren vnd in liebe 25 vesticlichen gewurczelt. Dorvmb wolt er die selben ordenen vnd seczen vber verliche vnd swere dinck vnd in darzü auch geben die gaistlichen rüwe nach der so arbait vnd grozzen trost in der erbeit. Dorvmb, ob dü nv sihest, dastü auf gaistliche dinck verflizzen pist vnd daz ander leüt mit aussern dingen bekum- s5 mert sein, so soltü sie nicht 5 Debes ergo primo cogitare, quod deus, sicut bonus pater- familias ordinans suam domum, pensat filiorum potenciam, sa- pienciam et bonitatem et, se- 5 cundum quod uiderit, diuersa committit officia et tribuit dig- nitates. [155ra] Cogita ergo primo tu, qui contemplacioni uacas, quod deus, benignissimus pater 10 tuus, sciens te ad omnia inbecil- lem noluit te in periculosis ac difficilibus ac implicatis operi- bus ministrare, sed sua clemen- cia tamquam infirmum per con- 15 solacionis quietem te uoluit con- solari. Alios autem cernens in caritate feruentes et fortiter radicatos uoluit super periculosa et difficilia ordinare, nichilo-20 minus sibi quietem tribuens post laborem et consolacionem non modicam in labore. Si ergo uideris te spiritualibus in- herere, ceteros autem circa alia 25 laborare, non eos iudices, sed 3 vater seines gesindes] haus vat' M I1 der der] der die Go 17 werltlichen Go 18 v’worffen getilgt vor v’worren Go 24 hiczzig Go, 25 vesticlichen] sterckleich M 27 seczzen Go prinnend M
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280 vrtailen, sunder mercke die weis- heit vnd die güte gotes vnd er- 5 leut starck sein. magstů dich doch fur stark geachten, seint dastů vor deiner die weicheit dez petes, daz ist 10 die suzzikait der beschawunge, Stachel der Liebe sapienciam et bonitatem dei in- ; spice, te infirmum agnosce alios- kenne dü, daz du swach vnd : kranck pist, vnd daz ander ; Vnd wie : que considera fortes. Quomodo enim te fortem reputare potes. qui propter tuam nimiam infir- 5 mitatem lecti molliciem in con- ; templacionis mollicie, id est con- krankeit nicht erleiden magst ; templacionis dulcedinem, susti- ' nere non uales, sed ad modum , harundinis omni uento moueris ? sunder dü wirdest als ein rore ! bewegt von allem winde? Vnd waz tetestü denn, ob dü mit einer hant baüwen mustest vnd : 1, mit der andern swertes halben die veinde slagen? Werlichen, von vorhten wenn alleyne wur- destu dernyder ligen. Dorvmb so lob got, dein hern, der die 20 mechtigen gesaczt hat vber die hohen vnd widerzemigen dinck. Die klügen hat er verflizzen gemacht auf schrift vnd ler- nunge. Die gutigen hat er ge- z5 Schicket, daz sie auzgeber seint der zeitlichen guter. Aber dich, dastü icht dernyder ligest, wolte er bestellen, dastü rüwest in beschawlichait. Vnd dastü nicht w irres& vnd slechte einfeltikait hettest, so wolt er nicht, dastii erforschest die behenden vnd virwiczig dinck. Vnd dastü nicht ein poser auzgeber werest x der zeitlichen dinge, so wolde er, dastü widersagest allen din- 9 weicheit] lindichait M 31 hohen] heftige M 16 slügen Go, v'iagen M 27 wolle Go Quid ergo faceres, si te oporteret vna manu edificare et alia ho- stes gladio effugare? ^ Nempe solo pauore deficeres. me Lauda ergo dominum deum 15 tuum, qui potentes in arduis posuit et aduersis, prudentes intentos fecit, studijs, clementes bonorum temporalium debi- tores ordinauit, te autem. ne deficeres, uoluit quiescere per contemplacionem. Ne errares. noluit te subtilia et curiosa investigare, ut simplicitatem ha- beres. Ne malus dispensator % esses, uoluit te omnia abnegare, 19 deinn Go 33 virwiezen Go, hübschen M
280 vrtailen, sunder mercke die weis- heit vnd die güte gotes vnd er- 5 leut starck sein. magstů dich doch fur stark geachten, seint dastů vor deiner die weicheit dez petes, daz ist 10 die suzzikait der beschawunge, Stachel der Liebe sapienciam et bonitatem dei in- ; spice, te infirmum agnosce alios- kenne dü, daz du swach vnd : kranck pist, vnd daz ander ; Vnd wie : que considera fortes. Quomodo enim te fortem reputare potes. qui propter tuam nimiam infir- 5 mitatem lecti molliciem in con- ; templacionis mollicie, id est con- krankeit nicht erleiden magst ; templacionis dulcedinem, susti- ' nere non uales, sed ad modum , harundinis omni uento moueris ? sunder dü wirdest als ein rore ! bewegt von allem winde? Vnd waz tetestü denn, ob dü mit einer hant baüwen mustest vnd : 1, mit der andern swertes halben die veinde slagen? Werlichen, von vorhten wenn alleyne wur- destu dernyder ligen. Dorvmb so lob got, dein hern, der die 20 mechtigen gesaczt hat vber die hohen vnd widerzemigen dinck. Die klügen hat er verflizzen gemacht auf schrift vnd ler- nunge. Die gutigen hat er ge- z5 Schicket, daz sie auzgeber seint der zeitlichen guter. Aber dich, dastü icht dernyder ligest, wolte er bestellen, dastü rüwest in beschawlichait. Vnd dastü nicht w irres& vnd slechte einfeltikait hettest, so wolt er nicht, dastii erforschest die behenden vnd virwiczig dinck. Vnd dastü nicht ein poser auzgeber werest x der zeitlichen dinge, so wolde er, dastü widersagest allen din- 9 weicheit] lindichait M 31 hohen] heftige M 16 slügen Go, v'iagen M 27 wolle Go Quid ergo faceres, si te oporteret vna manu edificare et alia ho- stes gladio effugare? ^ Nempe solo pauore deficeres. me Lauda ergo dominum deum 15 tuum, qui potentes in arduis posuit et aduersis, prudentes intentos fecit, studijs, clementes bonorum temporalium debi- tores ordinauit, te autem. ne deficeres, uoluit quiescere per contemplacionem. Ne errares. noluit te subtilia et curiosa investigare, ut simplicitatem ha- beres. Ne malus dispensator % esses, uoluit te omnia abnegare, 19 deinn Go 33 virwiezen Go, hübschen M
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Buch III Kap. 8: Go gen, auf die rede dastů arm werest. Dorvmb so soltü dich nicht durch diser dinge willen hofferticlichen vberheben, sun- s dern demütigen. Du solt auch nicht ander leut vrtailen, sun- der sie loben vnd hoch kun- [91'"]digen. Dü solt auch von disen dingen iene nicht aussliz- 1 zen, die dü sihst muzzig gen. Wenn dü solt gedencken, daz sie gleich als die weisen vnd frümen den gewonnen schacz verpergen, daz er nicht gestolen . 15 werde, vnd daz die selben heim- - lichen erbeiten vnd offenlichen rüwe haben. 281 ut pau[l55'P]per esses. Non ergo te de istis exaltes, nec alios iudices, sed exaltes. Nec ab hijs excludas eos, quos uideris ocio- sos. Debes enim cogitare, quod 5 tamquam sapientes et probi the- saurum acquisitum abscondunt, laborantes in occulto et in pu- blico quiescentes. Aut debes cogitare, quod deus permittit 1o eos in istis minimis et manifestis deficere, ne de maximis, que sibi concessit, in superbiam ele- uentur. Et quamuis sic facere debeas de omnibus supradictis, 15 : tamen, quia uides eos in periculo Oder du magst gedencken, daz got die selben ' lezzet in den klaynen vnd offen- 20 baren dingen gebrechlichen sein, daz sie nicht in den grozzen in hoffart erhaben werden. Vnd allein du als selbest tiin vnd 25 dich also halden solt in allen den obgesprochen dingen, doch, so dü die selben leut sihst sorg- lichen in gevaren sten, so soltü, der dü in rüwe pist, got fur sie so piten, ob dii sie mochtest in riiwe gezihen. Auch soltii die selben dink wizzen vnd tragen zü dem lob vnsers scheppfers, daz du in diser weise tün magst, s vnd noch vil paz, ist daz dir got geruchet zü erzeigen. Wann, so du sihst etlich leüt, daz sie gesaczt seint an werltlichen oder 4f. sunder der demütikait Go esse, debes tu, qui in quiete exi- stis, pro eis orare, ut sic eos alli- cias ad quietem. Debes secundo ad laudem creatoris reducere, 20 ' quod facere poteris per hune dingen, die in got verlihen hat, ' modum, et eciam melius, si do- minus dignabitur indicare. Cum enim uideris aliquos in prelacione temporali siue spirituali uel dig- 25 17 du fehlt Go
Buch III Kap. 8: Go gen, auf die rede dastů arm werest. Dorvmb so soltü dich nicht durch diser dinge willen hofferticlichen vberheben, sun- s dern demütigen. Du solt auch nicht ander leut vrtailen, sun- der sie loben vnd hoch kun- [91'"]digen. Dü solt auch von disen dingen iene nicht aussliz- 1 zen, die dü sihst muzzig gen. Wenn dü solt gedencken, daz sie gleich als die weisen vnd frümen den gewonnen schacz verpergen, daz er nicht gestolen . 15 werde, vnd daz die selben heim- - lichen erbeiten vnd offenlichen rüwe haben. 281 ut pau[l55'P]per esses. Non ergo te de istis exaltes, nec alios iudices, sed exaltes. Nec ab hijs excludas eos, quos uideris ocio- sos. Debes enim cogitare, quod 5 tamquam sapientes et probi the- saurum acquisitum abscondunt, laborantes in occulto et in pu- blico quiescentes. Aut debes cogitare, quod deus permittit 1o eos in istis minimis et manifestis deficere, ne de maximis, que sibi concessit, in superbiam ele- uentur. Et quamuis sic facere debeas de omnibus supradictis, 15 : tamen, quia uides eos in periculo Oder du magst gedencken, daz got die selben ' lezzet in den klaynen vnd offen- 20 baren dingen gebrechlichen sein, daz sie nicht in den grozzen in hoffart erhaben werden. Vnd allein du als selbest tiin vnd 25 dich also halden solt in allen den obgesprochen dingen, doch, so dü die selben leut sihst sorg- lichen in gevaren sten, so soltü, der dü in rüwe pist, got fur sie so piten, ob dii sie mochtest in riiwe gezihen. Auch soltii die selben dink wizzen vnd tragen zü dem lob vnsers scheppfers, daz du in diser weise tün magst, s vnd noch vil paz, ist daz dir got geruchet zü erzeigen. Wann, so du sihst etlich leüt, daz sie gesaczt seint an werltlichen oder 4f. sunder der demütikait Go esse, debes tu, qui in quiete exi- stis, pro eis orare, ut sic eos alli- cias ad quietem. Debes secundo ad laudem creatoris reducere, 20 ' quod facere poteris per hune dingen, die in got verlihen hat, ' modum, et eciam melius, si do- minus dignabitur indicare. Cum enim uideris aliquos in prelacione temporali siue spirituali uel dig- 25 17 du fehlt Go
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282 gaistlichen gewalt vnd ampt | oder an etliche wirdikait, so soltu gedencken, daz ein soliches geschehen sey, daz dovon ; s die milte grozzmechtikait gotes : gelobet werd. Dorvmb so soltü ! die auch loben. So du aber sihst sichetlichezü kunsten geben, vnd ; daz sie erforschen nicht allein 1o dez scheppfers verborgen dinck, sunder auch der scheppfunge, vnd daz sie ein itlich versikel , gar virwiezlichen ordenen vnd ; seczen, so soltü wissen, daz ein 15 soliches ist dorvmb, daz die. weisheit gotes geoffenbart wer- : de. Dorvmb soltü auch in den selben die weisheit gotes loben. Wenn dü aber sihst, daz sich . 20 etliche geben zü zeitlichen vnd . zü werltlichen geschefftnüssen, so soltü an den selben loben die gotliche kluckeit, die durch die selben schaffet mit vordechti- : 2s kait den rwenden leüten ir ! notdurft. [91'*] Ist aber dastü | etliche sihst sich geben zů | den wercken der milten parm- ; herczikait, so soltü an den so selben loben die gotlichen gute, die sich zü allen dingen ergewz- zet. Sihstü aber, daz etlich ander leüt richten vnd vrtailen, : so vorcht dü daz gotlich ge- | 25 richt. Sihstü ander leüt mit puzze peinigen vnd zuchtigen, so bedencke die gotlichen rache 7f. sihst etliche zükunft Go Stachel der Liebo nitate aliqua constitutos, hoc esse factum ad commendandam i magnificenciam dei cogitabis at- que laudabis. Cum autem uideris aliquos sciencie insistere et non solum creatoris, sed eciam crea- turarum occultissima inquiren- tes et quemlibet versiculum curi- osissime ordinantes, esse ad ma- nifestandam dei sapienciam non 10 ignores et in eis diuinam sapien- ciam commendabis. Cum uero videris alios temporalibus nego- : eijs insistentes, in ipsis laudabis diuinam prouidenciam per tales 15 quiescentibus prouidentem. Si quos uideris insistere operibus , pietatis, in ipsis laudabis [155Y*] diuinam bonitatem se ad omnia diffundentem. Si uideris quos- 20 dam ceteros iudicare, diuinum iudicium time; si penitenciam inferentes, diuinam cogita iusti- 21 werltlichem Go
282 gaistlichen gewalt vnd ampt | oder an etliche wirdikait, so soltu gedencken, daz ein soliches geschehen sey, daz dovon ; s die milte grozzmechtikait gotes : gelobet werd. Dorvmb so soltü ! die auch loben. So du aber sihst sichetlichezü kunsten geben, vnd ; daz sie erforschen nicht allein 1o dez scheppfers verborgen dinck, sunder auch der scheppfunge, vnd daz sie ein itlich versikel , gar virwiezlichen ordenen vnd ; seczen, so soltü wissen, daz ein 15 soliches ist dorvmb, daz die. weisheit gotes geoffenbart wer- : de. Dorvmb soltü auch in den selben die weisheit gotes loben. Wenn dü aber sihst, daz sich . 20 etliche geben zü zeitlichen vnd . zü werltlichen geschefftnüssen, so soltü an den selben loben die gotliche kluckeit, die durch die selben schaffet mit vordechti- : 2s kait den rwenden leüten ir ! notdurft. [91'*] Ist aber dastü | etliche sihst sich geben zů | den wercken der milten parm- ; herczikait, so soltü an den so selben loben die gotlichen gute, die sich zü allen dingen ergewz- zet. Sihstü aber, daz etlich ander leüt richten vnd vrtailen, : so vorcht dü daz gotlich ge- | 25 richt. Sihstü ander leüt mit puzze peinigen vnd zuchtigen, so bedencke die gotlichen rache 7f. sihst etliche zükunft Go Stachel der Liebo nitate aliqua constitutos, hoc esse factum ad commendandam i magnificenciam dei cogitabis at- que laudabis. Cum autem uideris aliquos sciencie insistere et non solum creatoris, sed eciam crea- turarum occultissima inquiren- tes et quemlibet versiculum curi- osissime ordinantes, esse ad ma- nifestandam dei sapienciam non 10 ignores et in eis diuinam sapien- ciam commendabis. Cum uero videris alios temporalibus nego- : eijs insistentes, in ipsis laudabis diuinam prouidenciam per tales 15 quiescentibus prouidentem. Si quos uideris insistere operibus , pietatis, in ipsis laudabis [155Y*] diuinam bonitatem se ad omnia diffundentem. Si uideris quos- 20 dam ceteros iudicare, diuinum iudicium time; si penitenciam inferentes, diuinam cogita iusti- 21 werltlichem Go
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Buch III Kap. 8: Go vnd gerechtikait. Sihstu ymant strenge sein, so vorcht dů die strengheit der gotlichen rache vnd gerechtikait. Sihstu stroffer sder sachen in taidingen, so gedencke der entscheydunge dez zükunftigen gerichtes. Sihstü die prelaten vnd obersten zü vil vergeben vnd zü waich sein 10 an zuchtigvnge, so soltii an in | | l | | | | | l | : suum uoluit filium incarnari et loben gotes gute vnd parm- ; herezikait. Ist dastü hicze leidest, so betrachte die grossen libe gotes dez vaters gegen vns, 283 ciam; si rigidos, diuine iusticie expauesce rigorem; si reprehen- SOres causarum discussionis, fu- turi iudicij recordare. Si uideris prelatos circa punicionem re- s missos, in eis diuinam misericor- diam commendabis. Si calorem habueris, recogita erga nos dei patris nimiam caritatem, qua pro nobis omnibus crucifigi. Si frigus habueris, ab omni estu , miserie refrigerium anhelabis. Et 1 mit der er wolt seinen ewigen : sün in menschlicher naturen geporn werden. Ist aber dastü kelte leidest. so sene dich sic omnia potes ad laudem redu- cere conditoris. Non enim debet ! , esse creatura, in qua suum non nach labung vnd erkuckünge : 20 von aller prunst diser durfti- kait. Vnd in solicher mazze honorifices creatorem. Et ideo omnis creatura digna est omni laude, quod. a deo condita est et . ab eodem conseruatur in esse. so magstü alle ding prengen vnd : ordenen zü dem lobe vnsers 25 scheppfunge sein, in der di nicht erwirdigest deinen schep- pfer. Et istud est diuinum iudicium. ad quod te apostolus uoluit , inuitare in auctoritate premissa. scheppfers. Wann ez sol kain : Vnd dezhalben ist alle creatür allez lobes wert vnd : wirdig, daz sie von got geschep- so pfet ist vnd von got in irem we- sen behalden wirt. Vnd diez ist daz gotlich vrteilen vnd richten, ezu dem dich der zwelfpote laden vnd reiczzen wolde in der i ss vorgeschriben lere vnd auctori- teten, die dů poslichen dir zů 9f. zü bis zuchtigvnge] lindleich peynign M 24 sol] sein Go 18 keltenGo 20 prunst] hiez M quam tu pessime assumebas. 12 hiezze Go 33 die zwelfpoten Go
Buch III Kap. 8: Go vnd gerechtikait. Sihstu ymant strenge sein, so vorcht dů die strengheit der gotlichen rache vnd gerechtikait. Sihstu stroffer sder sachen in taidingen, so gedencke der entscheydunge dez zükunftigen gerichtes. Sihstü die prelaten vnd obersten zü vil vergeben vnd zü waich sein 10 an zuchtigvnge, so soltii an in | | l | | | | | l | : suum uoluit filium incarnari et loben gotes gute vnd parm- ; herezikait. Ist dastü hicze leidest, so betrachte die grossen libe gotes dez vaters gegen vns, 283 ciam; si rigidos, diuine iusticie expauesce rigorem; si reprehen- SOres causarum discussionis, fu- turi iudicij recordare. Si uideris prelatos circa punicionem re- s missos, in eis diuinam misericor- diam commendabis. Si calorem habueris, recogita erga nos dei patris nimiam caritatem, qua pro nobis omnibus crucifigi. Si frigus habueris, ab omni estu , miserie refrigerium anhelabis. Et 1 mit der er wolt seinen ewigen : sün in menschlicher naturen geporn werden. Ist aber dastü kelte leidest. so sene dich sic omnia potes ad laudem redu- cere conditoris. Non enim debet ! , esse creatura, in qua suum non nach labung vnd erkuckünge : 20 von aller prunst diser durfti- kait. Vnd in solicher mazze honorifices creatorem. Et ideo omnis creatura digna est omni laude, quod. a deo condita est et . ab eodem conseruatur in esse. so magstü alle ding prengen vnd : ordenen zü dem lobe vnsers 25 scheppfunge sein, in der di nicht erwirdigest deinen schep- pfer. Et istud est diuinum iudicium. ad quod te apostolus uoluit , inuitare in auctoritate premissa. scheppfers. Wann ez sol kain : Vnd dezhalben ist alle creatür allez lobes wert vnd : wirdig, daz sie von got geschep- so pfet ist vnd von got in irem we- sen behalden wirt. Vnd diez ist daz gotlich vrteilen vnd richten, ezu dem dich der zwelfpote laden vnd reiczzen wolde in der i ss vorgeschriben lere vnd auctori- teten, die dů poslichen dir zů 9f. zü bis zuchtigvnge] lindleich peynign M 24 sol] sein Go 18 keltenGo 20 prunst] hiez M quam tu pessime assumebas. 12 hiezze Go 33 die zwelfpoten Go
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284 hilfe genvmen vnd gealligiret hast. Wenn der zwelfpot maynt nicht domit, daz ein gaistlicher mensch ander leüt verurtailen 5 sulle, wenn er anderswo spricht: Stachel der Liebe Non enim uult innuere, quod ; spiritualis homo ceteros debeat ' condempnare, cum tamen alibi : dicat: "Nolite ante tempus iudi- : care. "Ir schullet nicht wollen vrtailen . ee der zeit. Vnd anders spricht er: 'Wer pist dü ez, der dü vrtai- lest einen fremden [91"^] knecht ?' 10 Aber dü sprichest leiht, daz ein flaischlicher mensch nicht ver- nymt die tügent vnd die heim- lichen dinck der gotleichen weis- heit, sunder ein gaistlicher men- 15 sche, der kan baz in einer itlichen creatiir geurtailen, daz ist vnter- scheidenlich erkennen. Dor- vmb so urtail auch di, daz ist, erkenne vnterscheidenlich in zo allem gescheppfde die gotliche macht, die weisheit vnd gute. Vnd dorvmb so erwirdig auch ' Et alibi: *Qui es, qui s alienum seruum iudicas ^ Sed dices, quod hec secreta diuine sapiencie non percipit carnalis . homo, sed spiritualis melius in creatura qualibet iudicabit. id est, discernet. Iudica ergo et tu omnia, idest, diuinam potenciam. bonita[155""]tem et sapienciam, in omni creatura discerne, et ve- rum omnium, ut premittitur, ho- norifices conditorem. Si autem aliquem certitudinaliter ac pro- babiliter noueris peccatorem. caue diligenter. ne propter hoc ipsum condempnes nec eciam 20 ipsum commendes, sed vicium den scheppfer aller dinge, als vor geschriben ist. Ist aber zs dastii gewislichen vnd ernst- lichen erkennest einen sundigen menschen, so hut dich fleizzic- lichen, dastü in darvmb nicht vrtailest vnd auch nicht lobest, so sunder dir sol missehagen sein . sunde vnd vntügent, vnd hab . mitleidunge mit der selben per- sone, so du maist magst. solt auch denn loben got, deinen » hern, daz er nicht verhenget hat, dastü selber swerlichen gevalen pist vnd dastü niht die sunde begangen hast. Wann dü solt darinnen in kein weise Du tibi displiceat, et compaciaris. in quantum potes, persone. Lau- dabis eciam dominum deum tuuin, qui non permisit te ipsun ss grauius cadere nec eciam illud vicium perpetrare. Nullo enim
284 hilfe genvmen vnd gealligiret hast. Wenn der zwelfpot maynt nicht domit, daz ein gaistlicher mensch ander leüt verurtailen 5 sulle, wenn er anderswo spricht: Stachel der Liebe Non enim uult innuere, quod ; spiritualis homo ceteros debeat ' condempnare, cum tamen alibi : dicat: "Nolite ante tempus iudi- : care. "Ir schullet nicht wollen vrtailen . ee der zeit. Vnd anders spricht er: 'Wer pist dü ez, der dü vrtai- lest einen fremden [91"^] knecht ?' 10 Aber dü sprichest leiht, daz ein flaischlicher mensch nicht ver- nymt die tügent vnd die heim- lichen dinck der gotleichen weis- heit, sunder ein gaistlicher men- 15 sche, der kan baz in einer itlichen creatiir geurtailen, daz ist vnter- scheidenlich erkennen. Dor- vmb so urtail auch di, daz ist, erkenne vnterscheidenlich in zo allem gescheppfde die gotliche macht, die weisheit vnd gute. Vnd dorvmb so erwirdig auch ' Et alibi: *Qui es, qui s alienum seruum iudicas ^ Sed dices, quod hec secreta diuine sapiencie non percipit carnalis . homo, sed spiritualis melius in creatura qualibet iudicabit. id est, discernet. Iudica ergo et tu omnia, idest, diuinam potenciam. bonita[155""]tem et sapienciam, in omni creatura discerne, et ve- rum omnium, ut premittitur, ho- norifices conditorem. Si autem aliquem certitudinaliter ac pro- babiliter noueris peccatorem. caue diligenter. ne propter hoc ipsum condempnes nec eciam 20 ipsum commendes, sed vicium den scheppfer aller dinge, als vor geschriben ist. Ist aber zs dastii gewislichen vnd ernst- lichen erkennest einen sundigen menschen, so hut dich fleizzic- lichen, dastü in darvmb nicht vrtailest vnd auch nicht lobest, so sunder dir sol missehagen sein . sunde vnd vntügent, vnd hab . mitleidunge mit der selben per- sone, so du maist magst. solt auch denn loben got, deinen » hern, daz er nicht verhenget hat, dastü selber swerlichen gevalen pist vnd dastü niht die sunde begangen hast. Wann dü solt darinnen in kein weise Du tibi displiceat, et compaciaris. in quantum potes, persone. Lau- dabis eciam dominum deum tuuin, qui non permisit te ipsun ss grauius cadere nec eciam illud vicium perpetrare. Nullo enim
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Buch III Kap. 8: Go zweifeln, were daz sache daz dich got nicht behutet vor dem posen, dü würdest so gar swere vnd so gar schemliche dink zů ; s wercken prengen. Di solt auch denn got flehlichen piten, daz er den selben menschen vnd einen itlichen sunder auz sun- den pringe vnd auch dich be- : 10 hute vor allem posen. Vnd ez ; sey denn dastü kunnest mit- : leidung haben vmb die sünde : der nehsten, so wirdet dein hercze verhertet zii guten din- dinck on allez widersten vnd aufhaldunge. Wenn, wer nicht getrewlichen schaffet vnd fur- dert daz peste seines nehsten zo mit piten vnd ermanunge, so er daz getun mag, so zweifel ich nicht, got der herre ferre sich von dem selben menschen. Aber i | | | | i ! | 285 modo dubites, quod, si te non custodiret a malo, grauissima et turpissima produceres ad effec- tum. Deum eciam suppliciter exorabis, ut ipsum et quemlibet peccatorem releuet a peccato et te custodiat ab omni malo. Nisi enim noueris peccatis compati proximorum, ad bonum indura- bitur cor tuum et forte in malum irrues sine freno. Qui, certe, fide- liter oracione et exhortacione bonum proximi non procurat, ; cum facere potest, non dubito, 1 gen vnd vellest leicht in pose quod ab ipso dominus elongatur. Sed quanto magis credis ab hijs dominum elongari, qui, arridendo detractoribus et ceteris pecca- toribus applaudendo, eos in mali- cia sua fouent et audaciam tri- 20 . buunt iterum similia faciendi! . Si ergo oportunitas se obtulerit, vil mer soltü gelauben, daz sich : 25 got von solichen leuten ferre, die, den afterko[927*]sern vnd abzihern zülachende vnd andern sundern gunstlichen liebkosen- de, sie in irr posheit stercken s» vnd hegen vnd in domit gebeu kunheit vnd trostlichait ander- weide nemliche dinck zu tün. Dorvmb. ist daz ez sich von zcit vnd stat wegen gepüret, ss so straffe die sunde vnd pose 14 verherttet Go vnd Go 28 sunden Go 16f. on bis aufhaldunge] on zaum M vn liekosende (!) Go malum argue, aut si non expedit, 20 mit 31f. ander- weide nemliche] ader werden sie menliche Go
Buch III Kap. 8: Go zweifeln, were daz sache daz dich got nicht behutet vor dem posen, dü würdest so gar swere vnd so gar schemliche dink zů ; s wercken prengen. Di solt auch denn got flehlichen piten, daz er den selben menschen vnd einen itlichen sunder auz sun- den pringe vnd auch dich be- : 10 hute vor allem posen. Vnd ez ; sey denn dastü kunnest mit- : leidung haben vmb die sünde : der nehsten, so wirdet dein hercze verhertet zii guten din- dinck on allez widersten vnd aufhaldunge. Wenn, wer nicht getrewlichen schaffet vnd fur- dert daz peste seines nehsten zo mit piten vnd ermanunge, so er daz getun mag, so zweifel ich nicht, got der herre ferre sich von dem selben menschen. Aber i | | | | i ! | 285 modo dubites, quod, si te non custodiret a malo, grauissima et turpissima produceres ad effec- tum. Deum eciam suppliciter exorabis, ut ipsum et quemlibet peccatorem releuet a peccato et te custodiat ab omni malo. Nisi enim noueris peccatis compati proximorum, ad bonum indura- bitur cor tuum et forte in malum irrues sine freno. Qui, certe, fide- liter oracione et exhortacione bonum proximi non procurat, ; cum facere potest, non dubito, 1 gen vnd vellest leicht in pose quod ab ipso dominus elongatur. Sed quanto magis credis ab hijs dominum elongari, qui, arridendo detractoribus et ceteris pecca- toribus applaudendo, eos in mali- cia sua fouent et audaciam tri- 20 . buunt iterum similia faciendi! . Si ergo oportunitas se obtulerit, vil mer soltü gelauben, daz sich : 25 got von solichen leuten ferre, die, den afterko[927*]sern vnd abzihern zülachende vnd andern sundern gunstlichen liebkosen- de, sie in irr posheit stercken s» vnd hegen vnd in domit gebeu kunheit vnd trostlichait ander- weide nemliche dinck zu tün. Dorvmb. ist daz ez sich von zcit vnd stat wegen gepüret, ss so straffe die sunde vnd pose 14 verherttet Go vnd Go 28 sunden Go 16f. on bis aufhaldunge] on zaum M vn liekosende (!) Go malum argue, aut si non expedit, 20 mit 31f. ander- weide nemliche] ader werden sie menliche Go
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286 dinck. beweise doch zü dem geringsten dorvmb daz lait vnd betrub- : s nusse deines antluczes, auf daz ' daz der sunder etwaz beschemet werde. Vnd schewhe dü nicht noch sihe an ymants grozz. , Vnd zwar den soltü newr fur . sich nehet : 10 groz achten, der deinem got, vnd dester grozzer, ye mer er sich neher machet. : Wenn so die verkartheit vnd : posheit machet, daz man dez 1 teüfels dyner vorchtet vnd fur grozz achtet vnd daz man den : erwelten vnd zügewunschten sun gots versmehet, der doch icz- zunt daz mohelschacz vnd an- 20 heben dez ewigen vaterlandes besiczt, daz ist ymmer ein grozze vnsinnikeit. Da vor vns der parmherczig got be- hute! Amen. zx; Daz newnde, daz ein an- schawender mensch nicht achten schol ander leüt, daz sie vnvolkümen seint. ER alt veint lezzet nicht 30 ab, so er nicht mag den 12 vnd ye mer Go Ist ez aber nicht be- : quemlichen noch fuglichen, so . Stachel der Liebe saltem tristiciam pretende fa- ciei, ut aliqualiter confundatur peccator. Nec attendas magni- tudinem alicuius, ymmo, illum reputa magnum esse, qui ap- ; proximat deo tuo, et tanto maiorem, quanto plus appropin- ; quabit. Quem enim peruersitas : facit seruum dyaboli timere et | magnum reputare [156'*] et fili- | um dei adoptiuum contempnere ; arram patrie possidentem ? Est vesania nimis magna. À qua nos custodiat misericors dominus! i Amen. 1 i IX. Quod contemplatiuus non reputet alios imper- fectos. ] ON cessans antiquus hostis, cum non potest virum con- 25 Kap. III 9. Nur in Go überliefert. Der Text in M H stellt eine sclh- stándige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitelregister, das dcm 3. Teile (869) vorangestellt ist, wührend vor dem Kapitel selbst nur steht Daz IX Capitel Go. Das newnt ist das d' weschauéd nicht acht and' vnuol- komen .M 29 alt veint] pos gaist M.
286 dinck. beweise doch zü dem geringsten dorvmb daz lait vnd betrub- : s nusse deines antluczes, auf daz ' daz der sunder etwaz beschemet werde. Vnd schewhe dü nicht noch sihe an ymants grozz. , Vnd zwar den soltü newr fur . sich nehet : 10 groz achten, der deinem got, vnd dester grozzer, ye mer er sich neher machet. : Wenn so die verkartheit vnd : posheit machet, daz man dez 1 teüfels dyner vorchtet vnd fur grozz achtet vnd daz man den : erwelten vnd zügewunschten sun gots versmehet, der doch icz- zunt daz mohelschacz vnd an- 20 heben dez ewigen vaterlandes besiczt, daz ist ymmer ein grozze vnsinnikeit. Da vor vns der parmherczig got be- hute! Amen. zx; Daz newnde, daz ein an- schawender mensch nicht achten schol ander leüt, daz sie vnvolkümen seint. ER alt veint lezzet nicht 30 ab, so er nicht mag den 12 vnd ye mer Go Ist ez aber nicht be- : quemlichen noch fuglichen, so . Stachel der Liebe saltem tristiciam pretende fa- ciei, ut aliqualiter confundatur peccator. Nec attendas magni- tudinem alicuius, ymmo, illum reputa magnum esse, qui ap- ; proximat deo tuo, et tanto maiorem, quanto plus appropin- ; quabit. Quem enim peruersitas : facit seruum dyaboli timere et | magnum reputare [156'*] et fili- | um dei adoptiuum contempnere ; arram patrie possidentem ? Est vesania nimis magna. À qua nos custodiat misericors dominus! i Amen. 1 i IX. Quod contemplatiuus non reputet alios imper- fectos. ] ON cessans antiquus hostis, cum non potest virum con- 25 Kap. III 9. Nur in Go überliefert. Der Text in M H stellt eine sclh- stándige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitelregister, das dcm 3. Teile (869) vorangestellt ist, wührend vor dem Kapitel selbst nur steht Daz IX Capitel Go. Das newnt ist das d' weschauéd nicht acht and' vnuol- komen .M 29 alt veint] pos gaist M.
Strana 287
Buch III Kap. 9: Go himeltrachtenden menschen be- trigen daran, daz er ander leut vrtailen wolle, sunder er get darauf, daz er den menschen s darzü prenge, so sich der mensch siht selben frümen haben vnd zünemend in vil guten wercken, die er tut, daz er denn vrtaile, daz ander leüt vnvolkumen seint, 10 darvmb daz sie sich nicht auch zü solicher erbeit geben vnd | zünemen oder daz sie nicht vben vnd treiben soliche sorck- : feltikait vnd rüwe oder wachen 1, vnd abzihen der speise, als er | vbet vnd [92^] treibet, sunder : daz er sie noch seinem wane vil mer muzzig vnd ledig siht, : ader daz sie mit solichen dingen 2o beworren seint, domit er auch etwenn geirret vnd wider got getan hat, alleine er yczünt in der mazze zünympt. Dü poser vnd heimlicher irrsal, der also 2 nach den aussern geferten vnd geberden wil vrtailen von dem ynnern menschen! Wenn daz gaistliche gebewde vnd pesse- runge vordert vnd heischet s» nicht also vil müe vnd arbeit dez leichnams als die müe dez herczen. Vnd zwar, gegen got zů reiten, so taug daz erst niht on daz ander. Aber daz ander ist % gar nucze ane daz erst. Wann, 1 himeltrachtenden] weschauendń M zihen der speise] messichait M 22 yezzünt Go 24 irrsal der] irrsaler Go 287 | templatiuum in hoc decipere, | guod non uelit alios iudicare, sal- | tem nititur eum ad hoc dedu- | cere, ut, guia se in multis bonis | operibus, que ipse facit, profi- cere uidit, alios inperfectos esse iudicet, quia non uacant eisdem laboribus, uel, certe, quia eadem, | qua ipse, sollicitudine et quiete, | siue uigilia et abstinencia non vtuntur, sed pocius eos videt | secundum suumiudicium ociosos ; uel cernit eos circa talia impli- ' eatos, in quibus ipse, qui sic | modo proficit, quandoque erra- 16 ; uit. Sed error pessimus et occul- ' tus, qui secundum exteriorem ! eonsideracionem vult de inte- | riori homine iudicare! Non enim | requirit tantum laborem corpo- 2o | ris quamlaborem cordisedificium | spirituale, ymmo, primum apud deum sine secundo non ualet. | Secundum uero est perutile sine | 9 volkumen Go 15 ab- 20 beworren] wekómert M 32 herezzen Go 38 daz] der Go
Buch III Kap. 9: Go himeltrachtenden menschen be- trigen daran, daz er ander leut vrtailen wolle, sunder er get darauf, daz er den menschen s darzü prenge, so sich der mensch siht selben frümen haben vnd zünemend in vil guten wercken, die er tut, daz er denn vrtaile, daz ander leüt vnvolkumen seint, 10 darvmb daz sie sich nicht auch zü solicher erbeit geben vnd | zünemen oder daz sie nicht vben vnd treiben soliche sorck- : feltikait vnd rüwe oder wachen 1, vnd abzihen der speise, als er | vbet vnd [92^] treibet, sunder : daz er sie noch seinem wane vil mer muzzig vnd ledig siht, : ader daz sie mit solichen dingen 2o beworren seint, domit er auch etwenn geirret vnd wider got getan hat, alleine er yczünt in der mazze zünympt. Dü poser vnd heimlicher irrsal, der also 2 nach den aussern geferten vnd geberden wil vrtailen von dem ynnern menschen! Wenn daz gaistliche gebewde vnd pesse- runge vordert vnd heischet s» nicht also vil müe vnd arbeit dez leichnams als die müe dez herczen. Vnd zwar, gegen got zů reiten, so taug daz erst niht on daz ander. Aber daz ander ist % gar nucze ane daz erst. Wann, 1 himeltrachtenden] weschauendń M zihen der speise] messichait M 22 yezzünt Go 24 irrsal der] irrsaler Go 287 | templatiuum in hoc decipere, | guod non uelit alios iudicare, sal- | tem nititur eum ad hoc dedu- | cere, ut, guia se in multis bonis | operibus, que ipse facit, profi- cere uidit, alios inperfectos esse iudicet, quia non uacant eisdem laboribus, uel, certe, quia eadem, | qua ipse, sollicitudine et quiete, | siue uigilia et abstinencia non vtuntur, sed pocius eos videt | secundum suumiudicium ociosos ; uel cernit eos circa talia impli- ' eatos, in quibus ipse, qui sic | modo proficit, quandoque erra- 16 ; uit. Sed error pessimus et occul- ' tus, qui secundum exteriorem ! eonsideracionem vult de inte- | riori homine iudicare! Non enim | requirit tantum laborem corpo- 2o | ris quamlaborem cordisedificium | spirituale, ymmo, primum apud deum sine secundo non ualet. | Secundum uero est perutile sine | 9 volkumen Go 15 ab- 20 beworren] wekómert M 32 herezzen Go 38 daz] der Go
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288 gleich als die antlucz der men- schen mangerley gestaltnuss seint, gleich als so selbst seint auch die weisen zü leben vnd dez 5 zünemens in guten dingen. Vnd dorvmb, wenn dü dich sihst erscheinen in loblichen wercken vnd ander leüt auf ander dink verflissen seint vnd daz sie an 10 guten wercken versewmig seint, so soltu gedencken, alleine sie also seint offenberlichen, ydoch heimlich oder in dem slofpette ires herczen so arbeiten sie gar 1 zarte werck. Vnd seint daz got die selben menschen sunder- lichen liephat vmb die heilikait irs herczen, so hat er nicht achtung sie zu besweren mit 20 aussern arbeiten, auf die rede, Stachel der Liebe primo. Nam sicut facies homi- , num sunt diuerse, sic et modi viuendi et in bono proficiendi. Et ideo, quando uides te laudabili- bus fulgere operibus aliosque 5 circa alia intentos uides eadem negligentes, cogitare debes, quod, licet ista sint in aperto, in occul- to tamen uel saltem in cordis thalamo ipsi laborant opera deli- 10 cata. Et quia deus illos propter cordis sanctitatem specialiter diligit, forte non curat eos ex- terioribus labori[156™]bus ag- ' grauare, ne tam interius quam 16 so sie auswendig müe vnd arbeit . hetten, daz sie ez nicht erleiden ! mochten. Dorvmb so soltii bedencken in deinem herczen 25 durch aüstreibunge willen diser anvechtunge vnd bekorunge, daz ez nicht gewonlichen ist, daz . sich die kinder der künige alle . tage quelen vnd peingen mit so hantwercken vmb ir prot zů- erkrigen, sunder daz sie gar | zertlichen vnd on grozze arbeit : von den küniklichen reichtu- : [92Y#]men gespeiset vnd erneret : 35 werden. Wenn ez 4 loben Go ist nach ! 13 der slofkäm’ M exterius laborent, quod sustinere non possent. Debes ergo ad istam temptacionem expellen- dam primo in corde tuo cogitare non esse consuetudinis, quod 20 filij regum cottidie ad lucran- dum panem suum manualibus operibus se affligant, sed ut delicate et sine labore magno de regalibus diuicijs nutriantur. % 24 herezzen Go 27—30 das di tócht' d' kunig tügleichn zu gewinne ir prott sich quelfi mit hant- würckleichn werkrn M 33f. reichtummen Go
288 gleich als die antlucz der men- schen mangerley gestaltnuss seint, gleich als so selbst seint auch die weisen zü leben vnd dez 5 zünemens in guten dingen. Vnd dorvmb, wenn dü dich sihst erscheinen in loblichen wercken vnd ander leüt auf ander dink verflissen seint vnd daz sie an 10 guten wercken versewmig seint, so soltu gedencken, alleine sie also seint offenberlichen, ydoch heimlich oder in dem slofpette ires herczen so arbeiten sie gar 1 zarte werck. Vnd seint daz got die selben menschen sunder- lichen liephat vmb die heilikait irs herczen, so hat er nicht achtung sie zu besweren mit 20 aussern arbeiten, auf die rede, Stachel der Liebe primo. Nam sicut facies homi- , num sunt diuerse, sic et modi viuendi et in bono proficiendi. Et ideo, quando uides te laudabili- bus fulgere operibus aliosque 5 circa alia intentos uides eadem negligentes, cogitare debes, quod, licet ista sint in aperto, in occul- to tamen uel saltem in cordis thalamo ipsi laborant opera deli- 10 cata. Et quia deus illos propter cordis sanctitatem specialiter diligit, forte non curat eos ex- terioribus labori[156™]bus ag- ' grauare, ne tam interius quam 16 so sie auswendig müe vnd arbeit . hetten, daz sie ez nicht erleiden ! mochten. Dorvmb so soltii bedencken in deinem herczen 25 durch aüstreibunge willen diser anvechtunge vnd bekorunge, daz ez nicht gewonlichen ist, daz . sich die kinder der künige alle . tage quelen vnd peingen mit so hantwercken vmb ir prot zů- erkrigen, sunder daz sie gar | zertlichen vnd on grozze arbeit : von den küniklichen reichtu- : [92Y#]men gespeiset vnd erneret : 35 werden. Wenn ez 4 loben Go ist nach ! 13 der slofkäm’ M exterius laborent, quod sustinere non possent. Debes ergo ad istam temptacionem expellen- dam primo in corde tuo cogitare non esse consuetudinis, quod 20 filij regum cottidie ad lucran- dum panem suum manualibus operibus se affligant, sed ut delicate et sine labore magno de regalibus diuicijs nutriantur. % 24 herezzen Go 27—30 das di tócht' d' kunig tügleichn zu gewinne ir prott sich quelfi mit hant- würckleichn werkrn M 33f. reichtummen Go
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Buch III Kap. 9: Go schriftlichem sinnen also, daz oft ein mensche grozze müe vnd arbeit haben muzze zü erkrigen ein klaine andacht oder ein 5 innere schickunge, vnd daz ein ander mensch daz selbe paz gehaben mag, so er newr allein sein gemute zii got keret. € Czü dem andern male solt . 1» dü gedencken, daz ienes ding, darnach dü steest zü erkriegen vnd nv von newens beginnest zü kosten, 289 Nam sic est ad litteram, quod multociens oportet virum ad habendam modicam deuocionem aut aliquam interiorem ordina- eionem multum laborare, et alter 5 illud idem melius habet in sola ad deum mentis conuersione. Secundo cogitare debes illud | esse, quod laboras habere et . modo de nouo incipis degustare, 1o in andern leüten nv : veraltet sey vnd vesticlichen ' 1; gewurezelt. Vnd dicz ist leicht dye sache, daz man sie nicht siht als dich auzwendig von gaist- lichen guten dingen gezogen vnd geraiczet werden. 20 die gaistlich suzzikait, die do von newens kumt, macht wan- iam in alijs inueteratum et for- titer radicatum. Et forte ista est vna racio, quia ipsi affici sicut tu exterius circa bona spiritualia . non uidentur, quia dulcedo spiri- 15 tualis ueniens de nouo mutacio- . nem inducit, sed non sic, ut puto, wann delunge in dem menschen. Aber : ienem tut sie nicht also, als ich wene, der yczunt lange 25 gewandelt ist, sunder sie machet in volkiimen vnd weheldet in. Vnd dorvmb, wenn dii sihst dich in etlicher mazze vor libe zii- | lozzen werden vnd andere men- so schen nicht, so gedenke, daz gegen hicze der sunnen der gerechtikait gleich als gegen der leiplichen vnd naturlichen sunnen etlich levt vor hicze 3s der libe also ser zülozzen wer- den, daz sie ire gelider kaüm 17 auzwendig] auz wendet Go 26 weheldet] euch eldet Go 19 geraiczzet Go afficit illum, qui iam diu est mu- tatus, sed perficit et conseruat. Et quando uides te quodammodo *v liquefieri pre amore et alios mi- nime, cogitare debes, quod ad ealorem solis iusticie ad simili- tudinem solis materialis aliqui liquefiunt pre amoris feruore s adeo, ut sua membra uix aut 24 yczzunt Go 28f. ziilozzen werden] zufliessen M
Buch III Kap. 9: Go schriftlichem sinnen also, daz oft ein mensche grozze müe vnd arbeit haben muzze zü erkrigen ein klaine andacht oder ein 5 innere schickunge, vnd daz ein ander mensch daz selbe paz gehaben mag, so er newr allein sein gemute zii got keret. € Czü dem andern male solt . 1» dü gedencken, daz ienes ding, darnach dü steest zü erkriegen vnd nv von newens beginnest zü kosten, 289 Nam sic est ad litteram, quod multociens oportet virum ad habendam modicam deuocionem aut aliquam interiorem ordina- eionem multum laborare, et alter 5 illud idem melius habet in sola ad deum mentis conuersione. Secundo cogitare debes illud | esse, quod laboras habere et . modo de nouo incipis degustare, 1o in andern leüten nv : veraltet sey vnd vesticlichen ' 1; gewurezelt. Vnd dicz ist leicht dye sache, daz man sie nicht siht als dich auzwendig von gaist- lichen guten dingen gezogen vnd geraiczet werden. 20 die gaistlich suzzikait, die do von newens kumt, macht wan- iam in alijs inueteratum et for- titer radicatum. Et forte ista est vna racio, quia ipsi affici sicut tu exterius circa bona spiritualia . non uidentur, quia dulcedo spiri- 15 tualis ueniens de nouo mutacio- . nem inducit, sed non sic, ut puto, wann delunge in dem menschen. Aber : ienem tut sie nicht also, als ich wene, der yczunt lange 25 gewandelt ist, sunder sie machet in volkiimen vnd weheldet in. Vnd dorvmb, wenn dii sihst dich in etlicher mazze vor libe zii- | lozzen werden vnd andere men- so schen nicht, so gedenke, daz gegen hicze der sunnen der gerechtikait gleich als gegen der leiplichen vnd naturlichen sunnen etlich levt vor hicze 3s der libe also ser zülozzen wer- den, daz sie ire gelider kaüm 17 auzwendig] auz wendet Go 26 weheldet] euch eldet Go 19 geraiczzet Go afficit illum, qui iam diu est mu- tatus, sed perficit et conseruat. Et quando uides te quodammodo *v liquefieri pre amore et alios mi- nime, cogitare debes, quod ad ealorem solis iusticie ad simili- tudinem solis materialis aliqui liquefiunt pre amoris feruore s adeo, ut sua membra uix aut 24 yczzunt Go 28f. ziilozzen werden] zufliessen M
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e 1 o > vw 25 290 oder nicht aufgehaben mügen. Oder ander menschen ver- trucken nicht allein von der Stachel der Liebe non ualeant sustinere. Alij uero ; desiccantur non solum ab aguo- wazzerkeit der sunden, sunder : auch von der fewhtikait der vberbleybunge der sunden vnd werden also gevestent in guten | dingen vnd also gestercket wider die posen ding, daz sie nichts- : nicht mag gescheiden von der lieb gotes. Aber etliche men- schen seint so zeitlich oder verzihent, duz sie sich payde, inwendig vnd auswendig, dun- : 5 cken aüz der mozzen suzze sein vnd daz von in abgewischet sey alle pitterkait dez gemutes, vnd yczunt mer begeren zü wonen in dem ewigen [92""] vaterlande wenn an disem wege. Auch so wachsen etliche men- schen als die baüme, vnd allein die selben nicht alda selbest kosten die suzzikait, doch so wachsent sie von tag zü tage vnd werden gegen got ye lenger, ye grozzer. Aber etliche werden fail vnd stinckende als die stinckenden menschen vnd die egenanten würckunge enpfin- sitate peccati, sed eciam ab hu- miditate reliquiarum peccati, et in bono ita consoli[156"*]dantur s et confortantur contra malum, ut nichil a caritate dei eos valeat separare. Aliqui autem matures- cunt ita, quod sibi tam interius ; quam exterius dulcissimi vide- 10 i antur et, abolita omni mentis om m acerbitate, iam pocius in patria quam in via habitare cernantur. : Aliqui eciam crescunt ad mo- : dum arborum et quamuis sic 15 tales dulcedines non degustent. crescentes tamen de die in diem fiunt aput deum maiores. Aliqui, certe, putrefiunt ut mali. Cum ergo aliquem istorum effectuum 20 recipis, debes credere, quod ille ; idem effectus uel melior sit in posen. Dorvmb, wenn dü etliche : dest an dir, so solt dü gelaüben, : daz die selbe wurckunge oder ein pessere auch sey an deinem nehsten. Vnd wie wol daz sei daz er niht also schire zülozzen werde vor libe als dü, so wirt 2f. verdrucken Go i | | « 6 vberbleybunge] abrerech M fratre tuo. Et quamuis non sic cito liquefiat pre amore sicut 20 wenn die Go
e 1 o > vw 25 290 oder nicht aufgehaben mügen. Oder ander menschen ver- trucken nicht allein von der Stachel der Liebe non ualeant sustinere. Alij uero ; desiccantur non solum ab aguo- wazzerkeit der sunden, sunder : auch von der fewhtikait der vberbleybunge der sunden vnd werden also gevestent in guten | dingen vnd also gestercket wider die posen ding, daz sie nichts- : nicht mag gescheiden von der lieb gotes. Aber etliche men- schen seint so zeitlich oder verzihent, duz sie sich payde, inwendig vnd auswendig, dun- : 5 cken aüz der mozzen suzze sein vnd daz von in abgewischet sey alle pitterkait dez gemutes, vnd yczunt mer begeren zü wonen in dem ewigen [92""] vaterlande wenn an disem wege. Auch so wachsen etliche men- schen als die baüme, vnd allein die selben nicht alda selbest kosten die suzzikait, doch so wachsent sie von tag zü tage vnd werden gegen got ye lenger, ye grozzer. Aber etliche werden fail vnd stinckende als die stinckenden menschen vnd die egenanten würckunge enpfin- sitate peccati, sed eciam ab hu- miditate reliquiarum peccati, et in bono ita consoli[156"*]dantur s et confortantur contra malum, ut nichil a caritate dei eos valeat separare. Aliqui autem matures- cunt ita, quod sibi tam interius ; quam exterius dulcissimi vide- 10 i antur et, abolita omni mentis om m acerbitate, iam pocius in patria quam in via habitare cernantur. : Aliqui eciam crescunt ad mo- : dum arborum et quamuis sic 15 tales dulcedines non degustent. crescentes tamen de die in diem fiunt aput deum maiores. Aliqui, certe, putrefiunt ut mali. Cum ergo aliquem istorum effectuum 20 recipis, debes credere, quod ille ; idem effectus uel melior sit in posen. Dorvmb, wenn dü etliche : dest an dir, so solt dü gelaüben, : daz die selbe wurckunge oder ein pessere auch sey an deinem nehsten. Vnd wie wol daz sei daz er niht also schire zülozzen werde vor libe als dü, so wirt 2f. verdrucken Go i | | « 6 vberbleybunge] abrerech M fratre tuo. Et quamuis non sic cito liquefiat pre amore sicut 20 wenn die Go
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Buch III Kap. 9: Go er aber gefestent vnd zeitig , oder nympt zů in guten dingen. Vnd dise wurckunge seint leicht ' die pesten. Vnd, werlichen, so s dü wenest. daz dü waich vnd zülozzen werdest, so beginnestü zü dorren. Vnd dorvmb so soltü durch solicher dinge willen ander leüt nicht mynner vol- 1o kümen vrteilen, wenn dü pist, : sunder dü solt dich pillicher . vorchten, dastü dich in nicht . gegleichen mügest. Wenn ob ‘ nv das wachs, daz weich vnd 1 zülozzen wirt gegen der sunnen, : zü den andern creaturen spre- che: 'Ir enpfaht von der sunne . kein guttet ader nicht also grozze guttet als ich', daz wer ; 2») ein torliches. Wann, ob nv andere creaturen nicht zü- lozzen werden gegen der sunnen als daz wachs, so enpfohen doch die paüme pessere gvttet, die 25 do frucht tragen vnd prengen. | Auch magstu in ander weise die ! obgenanten bekorunge von dir | | | fluhtig machen. Wann dü solt gedencken, daz, gleich als wir i x alle tailhaftig werden der güte : gotes in zeitlichen guten dingen, . also doch daz diser nach einer ; andern sachen anders wenn iener dez tailhaftig wirt, vnd wie vil - ssleut sein vnd auch wie vil : creaturen seint, also vil ir auch , enpfohen sachen mangerhand- , 18 ob du Go 32 diser fehlt Go 291 tu, fortassis consolidatur et ma- turescit uel crescit in bono. Et hy sunt forsan meliores effectus. Et, certe, cum credideris lique- . fieri, tu marcescis. Et ideo alios 5 non minus te propter talia per- fectos iudices, sed pocius time, ne sibi non ualeas comparari. Nam si cera, cum liquescit ad : Solem, ceteris creaturis diceret: 10 *Nullum benificium solis aut non ita magnum percipitis sicud ego', stultum esset. Quia etsi non liquefiant ad solem sicud ipsa, tamen arboftes pociora perci- i5 piunt benificia, que dant fruc- tus. Potes et aliter supradictam temptacionem effugare. Debes enim cogitare, quod, sicut quan- tum ad bona temporalia dei zo bonitatem percipimus omnes, ita tamen, quod secundum aliam racionem aliter iste quam iste, et quot ho[156""]mines, ymmo, quot creature, tot participandi 25
Buch III Kap. 9: Go er aber gefestent vnd zeitig , oder nympt zů in guten dingen. Vnd dise wurckunge seint leicht ' die pesten. Vnd, werlichen, so s dü wenest. daz dü waich vnd zülozzen werdest, so beginnestü zü dorren. Vnd dorvmb so soltü durch solicher dinge willen ander leüt nicht mynner vol- 1o kümen vrteilen, wenn dü pist, : sunder dü solt dich pillicher . vorchten, dastü dich in nicht . gegleichen mügest. Wenn ob ‘ nv das wachs, daz weich vnd 1 zülozzen wirt gegen der sunnen, : zü den andern creaturen spre- che: 'Ir enpfaht von der sunne . kein guttet ader nicht also grozze guttet als ich', daz wer ; 2») ein torliches. Wann, ob nv andere creaturen nicht zü- lozzen werden gegen der sunnen als daz wachs, so enpfohen doch die paüme pessere gvttet, die 25 do frucht tragen vnd prengen. | Auch magstu in ander weise die ! obgenanten bekorunge von dir | | | fluhtig machen. Wann dü solt gedencken, daz, gleich als wir i x alle tailhaftig werden der güte : gotes in zeitlichen guten dingen, . also doch daz diser nach einer ; andern sachen anders wenn iener dez tailhaftig wirt, vnd wie vil - ssleut sein vnd auch wie vil : creaturen seint, also vil ir auch , enpfohen sachen mangerhand- , 18 ob du Go 32 diser fehlt Go 291 tu, fortassis consolidatur et ma- turescit uel crescit in bono. Et hy sunt forsan meliores effectus. Et, certe, cum credideris lique- . fieri, tu marcescis. Et ideo alios 5 non minus te propter talia per- fectos iudices, sed pocius time, ne sibi non ualeas comparari. Nam si cera, cum liquescit ad : Solem, ceteris creaturis diceret: 10 *Nullum benificium solis aut non ita magnum percipitis sicud ego', stultum esset. Quia etsi non liquefiant ad solem sicud ipsa, tamen arboftes pociora perci- i5 piunt benificia, que dant fruc- tus. Potes et aliter supradictam temptacionem effugare. Debes enim cogitare, quod, sicut quan- tum ad bona temporalia dei zo bonitatem percipimus omnes, ita tamen, quod secundum aliam racionem aliter iste quam iste, et quot ho[156""]mines, ymmo, quot creature, tot participandi 25
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292 weis tailhaftig zu werden der gute gotes. gleich auch als do selbst ist ez zů gelauben an gaistlichen guten dingen in den s vernunftigen creaturen. Vnd dise mangerleikeit in den gaist- [93'*]lichen gaben vnd guten dingen wenet der zwelfpot, do er sprach zü den Corinthen: 10 ‘Ich wil, daz alle menschen seint als ich selber) Cziihant darnach spricht er aber: ‘Ein itlicher mensch hat sein eigen gabe auz gote. iener also, der 1s ander also.’ dicz ist also, wie mag denn nicht ein ander mensch gaist- lich geleben vnd got gedienen in ander weise wenn dii ? Wann 20 etliche menschen haben mey- nunge zü got durch rüwe vnd ander mit arbeit, etlich sust, die andern also. Vnd ist oft der pes- ser, der do arger geachtet wirt. 25 Dorvmb so soltu nicht vrtailen, daz ymant vnvolkümener sey, wenn dü pist, ob er nv nicht alle ding tüt, die dü tust. Auch . sicut meipsum esse’. | quidem sic, alius uero sic." Stachel der Liebe dei bonitatem differenter raci- ones recipiunt, ita simili modo credendum est quantum ad bona spiritualia in racionabilibus crea- turis. Et hanc diuersitatem in spiritualibus donis innuit apo- stolus, ad Corinthios cum dixis- set: “Volo autem omnes homines Statim subdit: ‘Sed vnusquisque pro- prium donum ex deo habet. alius Si ! ergo ita est, quomodo non aliter : spiritualiter viuet et seruiet iste Darvmb, ist daz : wenn dü sihst deinen nehsten : so wonen init andern menschen vnd dü einig pist vnd allein wonende, denn so soltü ge- dencken, daz der selbe mensche volkümen ist in gotleicher libe, 3; daz durch seiner grozzen lieb- habung willen gotes vberal got mit im sey, er sei mit seinen neh- 8 zwelfpot Paulus M 26 volkümener Go 19 anderr Go quam tu? Aliqui enim tendunt ad deum per quietem, alij per laborem, alij sic, alij uero sic. Et multociens melior est, qui uilior reputatur. Non ergo ali- quem inperfecciorem te iudices. si non facit omnia, que tu facis. Cum eciam uides fratrem tuum cum aliquo siue cum alijs com- morari et tu solitarius es. tunc cogitare debes, quod iste perfec- tus est in caritate, ut propter magnam dileccionem dei deus vbique sit cum eo. siue cum fra- 21 durch] zii Go — 23 ander Go 20 25
292 weis tailhaftig zu werden der gute gotes. gleich auch als do selbst ist ez zů gelauben an gaistlichen guten dingen in den s vernunftigen creaturen. Vnd dise mangerleikeit in den gaist- [93'*]lichen gaben vnd guten dingen wenet der zwelfpot, do er sprach zü den Corinthen: 10 ‘Ich wil, daz alle menschen seint als ich selber) Cziihant darnach spricht er aber: ‘Ein itlicher mensch hat sein eigen gabe auz gote. iener also, der 1s ander also.’ dicz ist also, wie mag denn nicht ein ander mensch gaist- lich geleben vnd got gedienen in ander weise wenn dii ? Wann 20 etliche menschen haben mey- nunge zü got durch rüwe vnd ander mit arbeit, etlich sust, die andern also. Vnd ist oft der pes- ser, der do arger geachtet wirt. 25 Dorvmb so soltu nicht vrtailen, daz ymant vnvolkümener sey, wenn dü pist, ob er nv nicht alle ding tüt, die dü tust. Auch . sicut meipsum esse’. | quidem sic, alius uero sic." Stachel der Liebe dei bonitatem differenter raci- ones recipiunt, ita simili modo credendum est quantum ad bona spiritualia in racionabilibus crea- turis. Et hanc diuersitatem in spiritualibus donis innuit apo- stolus, ad Corinthios cum dixis- set: “Volo autem omnes homines Statim subdit: ‘Sed vnusquisque pro- prium donum ex deo habet. alius Si ! ergo ita est, quomodo non aliter : spiritualiter viuet et seruiet iste Darvmb, ist daz : wenn dü sihst deinen nehsten : so wonen init andern menschen vnd dü einig pist vnd allein wonende, denn so soltü ge- dencken, daz der selbe mensche volkümen ist in gotleicher libe, 3; daz durch seiner grozzen lieb- habung willen gotes vberal got mit im sey, er sei mit seinen neh- 8 zwelfpot Paulus M 26 volkümener Go 19 anderr Go quam tu? Aliqui enim tendunt ad deum per quietem, alij per laborem, alij sic, alij uero sic. Et multociens melior est, qui uilior reputatur. Non ergo ali- quem inperfecciorem te iudices. si non facit omnia, que tu facis. Cum eciam uides fratrem tuum cum aliquo siue cum alijs com- morari et tu solitarius es. tunc cogitare debes, quod iste perfec- tus est in caritate, ut propter magnam dileccionem dei deus vbique sit cum eo. siue cum fra- 21 durch] zii Go — 23 ander Go 20 25
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Buch III Kap. 9: Go sten oder allein. Aber seit daz du vnvolkümen pist in libe, so magstu dich kaum gekeren zü deinem nehsten, so tustü etwaz 5 wider got. Aber du magst dich kaüm oder nymmer zü got wol gekeren, du muzzest dich von deinem nehsten scheiden. Vnd daz ist ein vnvolkümenes: 10 dinck. Wenn die engel, die do volkumen seint in gotlicher libe, die werden gleichwol in got beweget, so sie mit vns seint oder so sie vns hantreichen, 15 als so sie sein in dem vuer- scheinenden hymel. Dorvmb spricht man, daz sie allezeit sehen daz antlucz gotes dez vaters in den hymeln. Diez z sprich ich nicht also, daz ich gelaube. daz ez genczlich als da selbst an vns geschehen müge, die weil wir hie wegfertig sein, sunder daz wir den engeln et- z licher mazze volgen mügen. Auch magstü darzu gedencken, daz etlich mensche abgezogen seint von disen auzzern dingen vnd warten nev'r gotes allein s») vnd wer[93'"]den so hicziclichen beweget in got, daz durch so grozzer meynung willen dez gemutes ir leichnam gesehen wirt recht als entloset zü werden s vnd in gar grozze kranckeit gewandelt werden. Vnd dorvmb, 9 volkümenes Go 15f. dem prinnenden himel M 35 vnd fehlt Go 293 tribus sit siue solus. Et quia tu in dileccione es inperfectus, vix te potes conuertere ad proxi- mum, quin offendas. Vix aut nunguam ad deum bene te potes 5 conuertere, guin te oporteat a proximo sequestrari. Sed hoc, certe, inperfeccionis est. Angeli, qui sunt in caritate perfecti, ita . bene mouentur in deum, cum 10 sunt nobiscum aut cum nobis ministrant, sicut cum sunt in celo empireo. Ideo dicitur, quod semper vident faciem patris in celo. Hoc non dico, quia credas i5 sic totaliter posse nos fieri, dum uiatores [157^] sumus, sed quod aliqualiter eos possumus sequi. Adhuc eciam potes cogitare, quod sunt ab istis exterioribus 20 abstracti et soli deo uacant et ita feruenter mouentur in ip- sum, quod propter nimiam in- tencionem mentis corpus dissol- ui uideatur et ad nimiam redi- ss gatur debilitatem. Et ideo, ut vnerscheinen der hymele Go, dem grozzer Go
Buch III Kap. 9: Go sten oder allein. Aber seit daz du vnvolkümen pist in libe, so magstu dich kaum gekeren zü deinem nehsten, so tustü etwaz 5 wider got. Aber du magst dich kaüm oder nymmer zü got wol gekeren, du muzzest dich von deinem nehsten scheiden. Vnd daz ist ein vnvolkümenes: 10 dinck. Wenn die engel, die do volkumen seint in gotlicher libe, die werden gleichwol in got beweget, so sie mit vns seint oder so sie vns hantreichen, 15 als so sie sein in dem vuer- scheinenden hymel. Dorvmb spricht man, daz sie allezeit sehen daz antlucz gotes dez vaters in den hymeln. Diez z sprich ich nicht also, daz ich gelaube. daz ez genczlich als da selbst an vns geschehen müge, die weil wir hie wegfertig sein, sunder daz wir den engeln et- z licher mazze volgen mügen. Auch magstü darzu gedencken, daz etlich mensche abgezogen seint von disen auzzern dingen vnd warten nev'r gotes allein s») vnd wer[93'"]den so hicziclichen beweget in got, daz durch so grozzer meynung willen dez gemutes ir leichnam gesehen wirt recht als entloset zü werden s vnd in gar grozze kranckeit gewandelt werden. Vnd dorvmb, 9 volkümenes Go 15f. dem prinnenden himel M 35 vnd fehlt Go 293 tribus sit siue solus. Et quia tu in dileccione es inperfectus, vix te potes conuertere ad proxi- mum, quin offendas. Vix aut nunguam ad deum bene te potes 5 conuertere, guin te oporteat a proximo sequestrari. Sed hoc, certe, inperfeccionis est. Angeli, qui sunt in caritate perfecti, ita . bene mouentur in deum, cum 10 sunt nobiscum aut cum nobis ministrant, sicut cum sunt in celo empireo. Ideo dicitur, quod semper vident faciem patris in celo. Hoc non dico, quia credas i5 sic totaliter posse nos fieri, dum uiatores [157^] sumus, sed quod aliqualiter eos possumus sequi. Adhuc eciam potes cogitare, quod sunt ab istis exterioribus 20 abstracti et soli deo uacant et ita feruenter mouentur in ip- sum, quod propter nimiam in- tencionem mentis corpus dissol- ui uideatur et ad nimiam redi- ss gatur debilitatem. Et ideo, ut vnerscheinen der hymele Go, dem grozzer Go
Strana 294
294 auf die rede daz sie wider kreft zů in genemen vnd daz sie nicht zümole hinfelig wer- den vnd auch daz nicht ir 5 heilikait von andern menschen gemercket werde, so geben sie sich, als wir sehen, zü dem schimpfspil ir nehsten vnd tun doch allezeit alle dinck zü den 10 eren gotes. Vnd dorvmb so ist ez torlichen, daz ein mensch seinen nehsten vmb ein ge- teüsche zühant vrtaile oder auch ' vnvolkümen acht. Wann ir 15 seint gar vil zii disem tag, die gar sitticlichen vnd hubschlichen künnen gebarn auswendig, die doch gar klayn zünemen in- wendig. Auch seint vil men- 2 schen verlazzen an iren siten vnd geperden. die doch in irem herczen gar heilig seint vnd gar libe freunde gotes seint. Aber daz noch erger ist, so seint etlich 2; menschen guten ruch prengende den leuten, daz ist, daz sie ein gutes wort haben, aber vor got seint sie gar stinckende, vnd sie habent yezunt iren lon ge- 30 nymen vmb ir aüswendige heili- kait. Auch erscheinen etlich menschen den leüten, als ob sie sunder seint, der leben vnd may- nunge in den himeln ist. Idoch 35 so rede ich daz also nicht, wenn 1 daz bis 3f. werden] nicht gancz abnemen M vii d' freudń M irr Go prengende] woll smeckend M ruch] ruffe Go Stachel der Liebe |! vires resumant nec penitus defi- ciant et ne eciam sua sanctitas ab alijs aduertatur, se offerunt. ut cernimus, solacio proximo- rum, semper tamen omnia ad honorem facientes dei. Et ideo stultum est fratrem suum pro truffa aliqua iudicare aut imper- fectum eciam reputare. Multi enim hodie sunt honestissimi exterius, qui proficiunt parum . interius. Et multi sunt dissoluti in gestibus, qui sunt in corde | sanctissimi e& amantissimi dei. Aut quod peius est: aliqui sunt odoriferi hominibus, et coram deo sunt fetidissimi, et sue ex- terioris sanctitatis receperunt mercedem. Et aliqui apparent hominibus peccatores. quorum interior conuersacio in celis est. Non tamen dico, quin multociens ex- 8 schimpfspil] schimpf 25 guten ruch 29 yezzunt Go 22 herezzen Go 10 20
294 auf die rede daz sie wider kreft zů in genemen vnd daz sie nicht zümole hinfelig wer- den vnd auch daz nicht ir 5 heilikait von andern menschen gemercket werde, so geben sie sich, als wir sehen, zü dem schimpfspil ir nehsten vnd tun doch allezeit alle dinck zü den 10 eren gotes. Vnd dorvmb so ist ez torlichen, daz ein mensch seinen nehsten vmb ein ge- teüsche zühant vrtaile oder auch ' vnvolkümen acht. Wann ir 15 seint gar vil zii disem tag, die gar sitticlichen vnd hubschlichen künnen gebarn auswendig, die doch gar klayn zünemen in- wendig. Auch seint vil men- 2 schen verlazzen an iren siten vnd geperden. die doch in irem herczen gar heilig seint vnd gar libe freunde gotes seint. Aber daz noch erger ist, so seint etlich 2; menschen guten ruch prengende den leuten, daz ist, daz sie ein gutes wort haben, aber vor got seint sie gar stinckende, vnd sie habent yezunt iren lon ge- 30 nymen vmb ir aüswendige heili- kait. Auch erscheinen etlich menschen den leüten, als ob sie sunder seint, der leben vnd may- nunge in den himeln ist. Idoch 35 so rede ich daz also nicht, wenn 1 daz bis 3f. werden] nicht gancz abnemen M vii d' freudń M irr Go prengende] woll smeckend M ruch] ruffe Go Stachel der Liebe |! vires resumant nec penitus defi- ciant et ne eciam sua sanctitas ab alijs aduertatur, se offerunt. ut cernimus, solacio proximo- rum, semper tamen omnia ad honorem facientes dei. Et ideo stultum est fratrem suum pro truffa aliqua iudicare aut imper- fectum eciam reputare. Multi enim hodie sunt honestissimi exterius, qui proficiunt parum . interius. Et multi sunt dissoluti in gestibus, qui sunt in corde | sanctissimi e& amantissimi dei. Aut quod peius est: aliqui sunt odoriferi hominibus, et coram deo sunt fetidissimi, et sue ex- terioris sanctitatis receperunt mercedem. Et aliqui apparent hominibus peccatores. quorum interior conuersacio in celis est. Non tamen dico, quin multociens ex- 8 schimpfspil] schimpf 25 guten ruch 29 yezzunt Go 22 herezzen Go 10 20
Strana 295
Buch III Kap. 9: Go daz gar oft die ewszere mitsami- kait antwurtet auch der innern. auch, daz do wider ist, nicht s vnterscheidenlichen mügen. so schůllen wir richten vnd vrtailen. daz alle menschen gote« kinder seint, vnd daz wir mit in allen die allernydersten 10 sein. wir sehen denn offenbar- lichen etwaz, daz dowider were. Wenn wir seint ia vngewis dez guten vnd pesten vnsers nehsten vnd der hohe seiner heilikait, 1 aber vnser manikfeltigen pos- heit sein [93'*] wir ye gewis. Auch ist ez gar ein grozze tursti- kait. daz ich gegen meinem neh- sten wolt engen vnd ein zile »0seczen in die einflizzunge der gotlichen gute, dorvmb daz mir allein sein sitten nicht behagen. Vnd waz ist doch vnsinniger, wann daz ich die gotlichen be- 25 heglichkait wolde twingen vnd reguliren nach meiner beheglich- kait? Vnd daz selbe tun ich 295 terior conuersacio correspon- " deat interiori. Et quia hoc uel Vnd seint wir ein solichs oder - erkennen : denn, so ich wene, daz got auch . . eogitare debes, quod illa ad lau- » haget. Auch wenn dü sihst, daz . nicht behage, waz mir nicht be- etlich menschen mit auzzern dingen beworren seint, so solt dii gedencken, daz sie so getane dinek maynen vnd tragen zü ss dem lobe ires scheppfers, vnd et contrarium discernere non ualemus, omnes esse dei filios iudicemus et nos inferiores om- nibus, nisi manifeste contrarium uideamus. Nam de bonis pro- ximi et de sue eminencia sancti- tatis incerti sumus, sed de multi- plici nostra malicia certi sumus. = Magna est enim presumptio uelle erga proximum meum limitare influenciam diuine bonitatis, quia michi omnes mores sui non [157"’] placent. Et quid insa- i5 nius quam uelle diuinam com- placenciam secundum meam complacenciam regulare? Hoc tunc facio, cum illud, quod non placet michi, deo suspicor non 20 placere. Cum eciam uides eos circa exteriora implicari, tunc dem sui creatoris referant et If. day oft dy ausser wandelüg ubor ain trett mit d' innern M 19 eingen Go güt M 20 seczzen Go ein bis 21 gute] vni v'schoppen deiné einflüs gótlich' 22 sin Go
Buch III Kap. 9: Go daz gar oft die ewszere mitsami- kait antwurtet auch der innern. auch, daz do wider ist, nicht s vnterscheidenlichen mügen. so schůllen wir richten vnd vrtailen. daz alle menschen gote« kinder seint, vnd daz wir mit in allen die allernydersten 10 sein. wir sehen denn offenbar- lichen etwaz, daz dowider were. Wenn wir seint ia vngewis dez guten vnd pesten vnsers nehsten vnd der hohe seiner heilikait, 1 aber vnser manikfeltigen pos- heit sein [93'*] wir ye gewis. Auch ist ez gar ein grozze tursti- kait. daz ich gegen meinem neh- sten wolt engen vnd ein zile »0seczen in die einflizzunge der gotlichen gute, dorvmb daz mir allein sein sitten nicht behagen. Vnd waz ist doch vnsinniger, wann daz ich die gotlichen be- 25 heglichkait wolde twingen vnd reguliren nach meiner beheglich- kait? Vnd daz selbe tun ich 295 terior conuersacio correspon- " deat interiori. Et quia hoc uel Vnd seint wir ein solichs oder - erkennen : denn, so ich wene, daz got auch . . eogitare debes, quod illa ad lau- » haget. Auch wenn dü sihst, daz . nicht behage, waz mir nicht be- etlich menschen mit auzzern dingen beworren seint, so solt dii gedencken, daz sie so getane dinek maynen vnd tragen zü ss dem lobe ires scheppfers, vnd et contrarium discernere non ualemus, omnes esse dei filios iudicemus et nos inferiores om- nibus, nisi manifeste contrarium uideamus. Nam de bonis pro- ximi et de sue eminencia sancti- tatis incerti sumus, sed de multi- plici nostra malicia certi sumus. = Magna est enim presumptio uelle erga proximum meum limitare influenciam diuine bonitatis, quia michi omnes mores sui non [157"’] placent. Et quid insa- i5 nius quam uelle diuinam com- placenciam secundum meam complacenciam regulare? Hoc tunc facio, cum illud, quod non placet michi, deo suspicor non 20 placere. Cum eciam uides eos circa exteriora implicari, tunc dem sui creatoris referant et If. day oft dy ausser wandelüg ubor ain trett mit d' innern M 19 eingen Go güt M 20 seczzen Go ein bis 21 gute] vni v'schoppen deiné einflüs gótlich' 22 sin Go
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s r > £m 296 daz sie mer in den selben dingen werden, wenn so dü dich gar rechtlichen zü got kerest. Wann sie haben leicht got in diser wei- se liep, daz sie krefticlichen fleizze haben in zü suchen in allen creaturen. Wenn sie er- kennen wol, daz er in allen din- gen ist aiiz der mazzen loblich vnd begirlich. Wenn daz ist ir grozze frewde vnd wunne, daz sie auch sehen, daz in den gar ; snoden vnd vnzuchtigen dingen | 5 auch wunderlich zü loben ist : sein macht, sein weisheit, sein gute. Vnd dorvmb so handeln sie leicht gern in der weise die snoden vnd geringen dinge. Vnd die selben werden vns nicht ge- gleiehet, wenn vns alle dinck schedlichen seint. Vnd leicht, so wir wenen, daz sie muzzig sein, so werden sie inwendig be- gozzen allezeit mit vnausspre- chenlichen frewden, alleine die weisen menschen daz selb ver- pergen vnd nicht der gleich tün. Oder darvmb leicht, daz sie sich snode vnd frat achten, so turren sie sich nicht steticlichen also dem gotlichen antlucze beweisen vnd antwurten, sunder sie haben sich also zü den fraten vnd ge- ringen dingen vnd fleizzen sich erwir[93""]digen got in irem her- ezen, also doch daz sie in vnter- weilen in der warheit anschawen. Vnd diez mag die sache sein, Stachel der Liebe ; magis in illis circa deum affician- mit begerunge zii got geraiczet . tur quam tu, cum te recte con- uertis ad deum. Fortasse enim. quia sic diligunt deum, uehe- menter ipsum student querere in omnibus creaturis, quia ipsum esse nimis laudabilem et desi- derabilem recognoscunt. Et hoc magnum gaudium eorum et leti- cia, cum vident eciam in rebus uilissimis suam potenciam, sa- pienciam et bonitatem mirabi- liter commendandam. Et ideo forte illa uilia sic libenter per- tractant, nec assimilantur nobis. quibus omnia sunt nociua. Et forte, quando credimus eos ocio- ' sos esse, tunc inenarrabili leti- cia semper spirituali interius perfunduntur, quamuis hec dis- 2 simulent sapientes. Aut forte. quia reputant se esse viles. sci- licet non presumunt sic se faciei ' diuine continue offerre, sed sicut vilibus se adiungentes, ipsum nituntur reuereri in corde uel i tamen ipsum in ueritate ali- ; quando contemplantur. Et hec potest esse racio, quare sic sem-
s r > £m 296 daz sie mer in den selben dingen werden, wenn so dü dich gar rechtlichen zü got kerest. Wann sie haben leicht got in diser wei- se liep, daz sie krefticlichen fleizze haben in zü suchen in allen creaturen. Wenn sie er- kennen wol, daz er in allen din- gen ist aiiz der mazzen loblich vnd begirlich. Wenn daz ist ir grozze frewde vnd wunne, daz sie auch sehen, daz in den gar ; snoden vnd vnzuchtigen dingen | 5 auch wunderlich zü loben ist : sein macht, sein weisheit, sein gute. Vnd dorvmb so handeln sie leicht gern in der weise die snoden vnd geringen dinge. Vnd die selben werden vns nicht ge- gleiehet, wenn vns alle dinck schedlichen seint. Vnd leicht, so wir wenen, daz sie muzzig sein, so werden sie inwendig be- gozzen allezeit mit vnausspre- chenlichen frewden, alleine die weisen menschen daz selb ver- pergen vnd nicht der gleich tün. Oder darvmb leicht, daz sie sich snode vnd frat achten, so turren sie sich nicht steticlichen also dem gotlichen antlucze beweisen vnd antwurten, sunder sie haben sich also zü den fraten vnd ge- ringen dingen vnd fleizzen sich erwir[93""]digen got in irem her- ezen, also doch daz sie in vnter- weilen in der warheit anschawen. Vnd diez mag die sache sein, Stachel der Liebe ; magis in illis circa deum affician- mit begerunge zii got geraiczet . tur quam tu, cum te recte con- uertis ad deum. Fortasse enim. quia sic diligunt deum, uehe- menter ipsum student querere in omnibus creaturis, quia ipsum esse nimis laudabilem et desi- derabilem recognoscunt. Et hoc magnum gaudium eorum et leti- cia, cum vident eciam in rebus uilissimis suam potenciam, sa- pienciam et bonitatem mirabi- liter commendandam. Et ideo forte illa uilia sic libenter per- tractant, nec assimilantur nobis. quibus omnia sunt nociua. Et forte, quando credimus eos ocio- ' sos esse, tunc inenarrabili leti- cia semper spirituali interius perfunduntur, quamuis hec dis- 2 simulent sapientes. Aut forte. quia reputant se esse viles. sci- licet non presumunt sic se faciei ' diuine continue offerre, sed sicut vilibus se adiungentes, ipsum nituntur reuereri in corde uel i tamen ipsum in ueritate ali- ; quando contemplantur. Et hec potest esse racio, quare sic sem-
Strana 297
Buch III Kap. 9: Go worvmb sie also allezeit mit andern menschen frolichen sein. Wann in entspringet davon ein frewde. als sie sich frat vnd ge- s ringe leůt wegen, daz sie also mit den menschen mügen getrostet werden. die sie achten fur gotes kinder. Vnd ob sie dorvmb sol- den mit den menschen wonen 1 vnd leben, die pesser seint, so sprich ich, daz sie leicht die menschen besser achten, die do nyndert der gleich tün, als ab sie heilig seint. Oder leicht 15 achten sie sich nicht wirdig mit den zi sein, die do pesser seint, wenn sie duncket, daz ir leben alzu vngleich sey iener men- schen leben vnd mitsamkait. 29 Vnd dorvib 80 duncket sie, daz es in genuck sey, ist daz sie mügen gesein mit jenen gotes kindern, den sie etlich mozze gevolgen mügen. Oder leicht 25 wolden sie nicht sein mit den gar volkümen, daz nicht ir gute maynunge erkant werde. Auch magstu gedencken, daz in leicht got der herre daz verlihen hat, * daz sie mit den aussern dingen beworren seint vnd mit andern iren nehsten wonen vnd leben, wenn sie in der selben weise got swerlicher besiczen, wenn ob $ sie einig vnd allein wonende bleiben, vnd ye mit grozzerm 11 die] den Go 21 genunck Go 297 per eum alijs iocundantur, quia oritur eis leticia, quod, sicut viles homines se esse existimant, sicut cum eis, quos filios dei re- putant, consolantur. Et si dicis s propter quosdam, quod debe- rent cum melioribus conuersari, dico, quod forte illos meliores reputant, qui minime simulant [157"*] sanctitatem. Aut forte 10 cum illis esse non reputant se fore dignos, gui nimis a con- uersacione illorum videntur esse dissimiles uita sua. Et ideo suf- ficiens eis videtur, si ualent esse 15 cum illis dei filijs, guos possunt aliqualiter imitari. Aut forte nolunt esse cum nimis perfectis, ne bona sua: intencio cognosca- tur. Potes eciam cogitare, quod 20 eciam hoc forte concessit sibi dominus, ut circa ista extrinseca implicentur et cum alijs fratri- bus conuersentur, quia sic est deum difficilius possidere, quam »s si solitarij permanent, et quanto 19 leben vnd mitsamkait] wandelung M 26 nicht ir] ich Go 34 hesioczzen Go
Buch III Kap. 9: Go worvmb sie also allezeit mit andern menschen frolichen sein. Wann in entspringet davon ein frewde. als sie sich frat vnd ge- s ringe leůt wegen, daz sie also mit den menschen mügen getrostet werden. die sie achten fur gotes kinder. Vnd ob sie dorvmb sol- den mit den menschen wonen 1 vnd leben, die pesser seint, so sprich ich, daz sie leicht die menschen besser achten, die do nyndert der gleich tün, als ab sie heilig seint. Oder leicht 15 achten sie sich nicht wirdig mit den zi sein, die do pesser seint, wenn sie duncket, daz ir leben alzu vngleich sey iener men- schen leben vnd mitsamkait. 29 Vnd dorvib 80 duncket sie, daz es in genuck sey, ist daz sie mügen gesein mit jenen gotes kindern, den sie etlich mozze gevolgen mügen. Oder leicht 25 wolden sie nicht sein mit den gar volkümen, daz nicht ir gute maynunge erkant werde. Auch magstu gedencken, daz in leicht got der herre daz verlihen hat, * daz sie mit den aussern dingen beworren seint vnd mit andern iren nehsten wonen vnd leben, wenn sie in der selben weise got swerlicher besiczen, wenn ob $ sie einig vnd allein wonende bleiben, vnd ye mit grozzerm 11 die] den Go 21 genunck Go 297 per eum alijs iocundantur, quia oritur eis leticia, quod, sicut viles homines se esse existimant, sicut cum eis, quos filios dei re- putant, consolantur. Et si dicis s propter quosdam, quod debe- rent cum melioribus conuersari, dico, quod forte illos meliores reputant, qui minime simulant [157"*] sanctitatem. Aut forte 10 cum illis esse non reputant se fore dignos, gui nimis a con- uersacione illorum videntur esse dissimiles uita sua. Et ideo suf- ficiens eis videtur, si ualent esse 15 cum illis dei filijs, guos possunt aliqualiter imitari. Aut forte nolunt esse cum nimis perfectis, ne bona sua: intencio cognosca- tur. Potes eciam cogitare, quod 20 eciam hoc forte concessit sibi dominus, ut circa ista extrinseca implicentur et cum alijs fratri- bus conuersentur, quia sic est deum difficilius possidere, quam »s si solitarij permanent, et quanto 19 leben vnd mitsamkait] wandelung M 26 nicht ir] ich Go 34 hesioczzen Go
Strana 298
298 Stachel der Liebe streite vnd erbeit sie got be- halden, ye mer ez in loblichen ist. Vnd wer zweifelt daran, ist daz ein mensch beworren ist mit gescheft dez wurkenden lebens vnd doch also volliclichen got besiczet als iener mensche, der allein wonet, ez ist im dester loblicher. Vnd sicherlich, wo 10 grozzer widersteung ist. do sel- best wirt auch vnterweilen die craft der libe gemeret. vnd mit manicfeltiger merunge der werck oder der hicze wirt auch 15 gemeret daz wesen der gotlichen liebe, vnd ein mensch ervolget dovon dester grozzern lon. Dor- vmb, so dü wenest, daz sie ver- lisen, [94ra] so gewynnen sie. 20 Vnd so dich duncket, daz sie swach vnd kranck sein, so wir- destü sie vinden vber dich er- haben in dem ewigen vater- lande, also ferre doch also auch 25 dü do sein wirdest. Wann ez ist gar sere zü forchten, als ir demutikeit sie sere erhebet, daz icht aldo selbest vnser hoffart, do- mit wir alle ander menschen vr- so tailen wollen, vns in die helle ver- stozze. Oder dü magst mercken vnd gedencken von in, daz sie mer liben vnd annemen, daz sie got mügen volliclichen ge- 35 dienen in den dingen, dorzü sie sich gereit vinden, wenn daz sie 5 cum maiori pungna et labore deum obtinent, tanto est lauda- bilius eis. Quis dubitat, quodsi homo implicatus uite actiue negocijs adeo perfecte possideret deum sicut ille, qui inmoratur solitarie, quin ei laudabilius sit? Et, certe, ubi est maior resisten- cia, ibi quandoque intenditur vis amoris et per multiplicem 10 actus intencionem siue feruoris augetur substancia caritatis, et inde maius premium assequun- tur. Cum ergo eos credis per- dere, ipsi lucrantur. Et cum 15 estimabis infirmos, in patria eos super te invenies exaltatos, si tamen ibi fueris. Multum enim timendum est, ne, sicut humili- tas ipsos exaltat, ita nostra su- 20 perbia, qui omnes alios uolumus iudicare, nos deiciat in infernum. Aut cogita de eis, quod ipsi ma- gis approbant posse deo seruire perfecte in hijs, ad que se in- 25 veniunt paratos, quam ascen- 7 besiczzen Go 31 Oder] O Go 13 bogerunge Go 32 vnd] in Go 30f. v'stozzen Go, nid’werfe M
298 Stachel der Liebe streite vnd erbeit sie got be- halden, ye mer ez in loblichen ist. Vnd wer zweifelt daran, ist daz ein mensch beworren ist mit gescheft dez wurkenden lebens vnd doch also volliclichen got besiczet als iener mensche, der allein wonet, ez ist im dester loblicher. Vnd sicherlich, wo 10 grozzer widersteung ist. do sel- best wirt auch vnterweilen die craft der libe gemeret. vnd mit manicfeltiger merunge der werck oder der hicze wirt auch 15 gemeret daz wesen der gotlichen liebe, vnd ein mensch ervolget dovon dester grozzern lon. Dor- vmb, so dü wenest, daz sie ver- lisen, [94ra] so gewynnen sie. 20 Vnd so dich duncket, daz sie swach vnd kranck sein, so wir- destü sie vinden vber dich er- haben in dem ewigen vater- lande, also ferre doch also auch 25 dü do sein wirdest. Wann ez ist gar sere zü forchten, als ir demutikeit sie sere erhebet, daz icht aldo selbest vnser hoffart, do- mit wir alle ander menschen vr- so tailen wollen, vns in die helle ver- stozze. Oder dü magst mercken vnd gedencken von in, daz sie mer liben vnd annemen, daz sie got mügen volliclichen ge- 35 dienen in den dingen, dorzü sie sich gereit vinden, wenn daz sie 5 cum maiori pungna et labore deum obtinent, tanto est lauda- bilius eis. Quis dubitat, quodsi homo implicatus uite actiue negocijs adeo perfecte possideret deum sicut ille, qui inmoratur solitarie, quin ei laudabilius sit? Et, certe, ubi est maior resisten- cia, ibi quandoque intenditur vis amoris et per multiplicem 10 actus intencionem siue feruoris augetur substancia caritatis, et inde maius premium assequun- tur. Cum ergo eos credis per- dere, ipsi lucrantur. Et cum 15 estimabis infirmos, in patria eos super te invenies exaltatos, si tamen ibi fueris. Multum enim timendum est, ne, sicut humili- tas ipsos exaltat, ita nostra su- 20 perbia, qui omnes alios uolumus iudicare, nos deiciat in infernum. Aut cogita de eis, quod ipsi ma- gis approbant posse deo seruire perfecte in hijs, ad que se in- 25 veniunt paratos, quam ascen- 7 besiczzen Go 31 Oder] O Go 13 bogerunge Go 32 vnd] in Go 30f. v'stozzen Go, nid’werfe M
Strana 299
Buch III Kap. 9: Go 299 aufklymmen auf hohe dinck vnd : [157*^]dere ardua et ibi deficere, do selbest abnemen vnd der- ! nyder ligen, als dü tust. Wann : sje achten gar vnfuglichen, daz s man ihts iht vnvolkumenlichen - tut einem so gar grozzen herren. Oder leicht versuchen sie zü tün beide. grozze ding heimlichen vnd klaine dink offenberlichen, 10 vind beide. irdische vnd hime- lische dink, auf die rede daz in allen dingen der veinde dez men- schen kunnes von in mit kampfe gestriten werde, vnd daz also sie 15 an allen dingen verdinen mügen. Vnd alleine sie dich in der mozze vnvolkümen duncken, so wer- den sie doch leiht mer bewegt mit einer ynnern bewegunge 20 wenn du in vil bewegungen vnd noch mer wann dü in allen be- wegungen. Vnd dorvmb, seint dastü dise ding nicht waist, so vrtail auch nicht ander leüt, daz 25 sie mynner sein wann du pist, sunder lob got den herren, der dich gerüchet hat in zü gesellen, von der verdinens wegen leicht dü auch gaistlichen lebest. Vnd 3» ob dü nicht allgereit lebest, so wirdestü doch leicht von irer hilf wegen wider lebend werden, daz ist, in genaden. Dise ding hab ich gesprochen zü wider- 35 drucken die bekorung vnd ane- l aufstcign M im Go vinde Go 17 volkümen Go sicut facis. Vere multum repu- tant seu reputare deberent in- congruum aliquid tanto domino agere inperfecte. Aut forte tam magna in occulto quam parua in publico, tam terrena quam celestia attemptant facere, ut in omnibus inimicus ab eis humani generis inpugnetur et ipsi in omnibus mereantur. Et quam- uis sic tibi imperfecti uideantur, forte plus in vno motu interiori mouentur quam tu in multis, ymmo, quam tu in omnibus. 15 s Cum igitur hec ignores, minores te alios non iudices, sed lauda dominum, qui dignatus est te eis sociare, quorum forte meritis spiritualiter viuis, et, si non 20 uiuis, per eos forsan reuiuisces. Hec autem dixi ad reprimendam dyabolicam temptacionem. Et 12f. der bis in] er vnde dez menschen kunste von 18 kunnes] geslechtes M 34-—300, 1 zu tempfen di teuflischn an vechtigüg M 14 worden Go
Buch III Kap. 9: Go 299 aufklymmen auf hohe dinck vnd : [157*^]dere ardua et ibi deficere, do selbest abnemen vnd der- ! nyder ligen, als dü tust. Wann : sje achten gar vnfuglichen, daz s man ihts iht vnvolkumenlichen - tut einem so gar grozzen herren. Oder leicht versuchen sie zü tün beide. grozze ding heimlichen vnd klaine dink offenberlichen, 10 vind beide. irdische vnd hime- lische dink, auf die rede daz in allen dingen der veinde dez men- schen kunnes von in mit kampfe gestriten werde, vnd daz also sie 15 an allen dingen verdinen mügen. Vnd alleine sie dich in der mozze vnvolkümen duncken, so wer- den sie doch leiht mer bewegt mit einer ynnern bewegunge 20 wenn du in vil bewegungen vnd noch mer wann dü in allen be- wegungen. Vnd dorvmb, seint dastü dise ding nicht waist, so vrtail auch nicht ander leüt, daz 25 sie mynner sein wann du pist, sunder lob got den herren, der dich gerüchet hat in zü gesellen, von der verdinens wegen leicht dü auch gaistlichen lebest. Vnd 3» ob dü nicht allgereit lebest, so wirdestü doch leicht von irer hilf wegen wider lebend werden, daz ist, in genaden. Dise ding hab ich gesprochen zü wider- 35 drucken die bekorung vnd ane- l aufstcign M im Go vinde Go 17 volkümen Go sicut facis. Vere multum repu- tant seu reputare deberent in- congruum aliquid tanto domino agere inperfecte. Aut forte tam magna in occulto quam parua in publico, tam terrena quam celestia attemptant facere, ut in omnibus inimicus ab eis humani generis inpugnetur et ipsi in omnibus mereantur. Et quam- uis sic tibi imperfecti uideantur, forte plus in vno motu interiori mouentur quam tu in multis, ymmo, quam tu in omnibus. 15 s Cum igitur hec ignores, minores te alios non iudices, sed lauda dominum, qui dignatus est te eis sociare, quorum forte meritis spiritualiter viuis, et, si non 20 uiuis, per eos forsan reuiuisces. Hec autem dixi ad reprimendam dyabolicam temptacionem. Et 12f. der bis in] er vnde dez menschen kunste von 18 kunnes] geslechtes M 34-—300, 1 zu tempfen di teuflischn an vechtigüg M 14 worden Go
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sy 1 = = ~ 30 35 300 fechtunge dez teüfels. Vnd al- leine ez also ist oder also gesein mag vnd al[94'"]so zü gelauben ist von dem nehsten, als daz oben berüret ist, idoch so be- haget mir slechticlichen mer (ich gelaube auch wol, daz ez got mer behage,) daz anschawende leben wenn daz würckende le- ben, vnd mer daz einwonende leben wenn daz in der gemainde. Mir behaget auch mer sitige erberkeit wenn verlazzenheit. lch gelaub auch wol, daz ein anschawendes vnd einwonendes vnd sitiges vnd erbergs leben mer zü kisen sein. Vnd ob man nv soliche dinck in diser weise schicken vnd ordenen mag vnd sie auch von den weisen men- schen also geordent werden, idoch, waz allezeit dem ende allernehst ist, daz ist mer zü kisen, vnd auch daz ende ist mer s zů kisen wenn daz dinck, daz zü dem ende weiset. Vnd ob sich nv dise dinck also haben, idoch ist dez nicht zweifel, wenn daz iene personen, die dise ding ha- ben, haben sich gleich als vber- tretende dinck vnd dink, die vbertreten seint. Wann etliche wurckend menschen haben mer libe vnd verdienens wann etlich anschawende vnd auch her- wider, vnd auchetlich menschen, die in der gemeinde leben, haben 25 kisen] erweln M Stachel der Liebe quamuis sit aut possit sic esse et sic de proximo sit credendum. ut tactum est, tamen michi sim- pliciter magis placet. et credo. quod plus placeat deo, uita con- templatiua quam actiua, et soli- taria quam domestica. Et magis placet michi honestas quam dis- solucio. Credo eciam contem- platiuam, solitariam et hones- tam uitam plus esse eligenda, quia, etsi alia ita possit ordinari in deum et a sapientibus ordine- tur, tamen, quod semper pro- pinquius est fini, magis eligen- dum est, et magis ipsefinis, quam id, quod est ad finem. Et si ita habeant sese ista, tamen non du- bium est, quin persone ista habentes se habeant ut exceden- »o cia et excelsa. Nam aliqui actiui maioris sunt caritatis quamaliquicontemplatiui[158""] et econuerso, et aliqui domestici
sy 1 = = ~ 30 35 300 fechtunge dez teüfels. Vnd al- leine ez also ist oder also gesein mag vnd al[94'"]so zü gelauben ist von dem nehsten, als daz oben berüret ist, idoch so be- haget mir slechticlichen mer (ich gelaube auch wol, daz ez got mer behage,) daz anschawende leben wenn daz würckende le- ben, vnd mer daz einwonende leben wenn daz in der gemainde. Mir behaget auch mer sitige erberkeit wenn verlazzenheit. lch gelaub auch wol, daz ein anschawendes vnd einwonendes vnd sitiges vnd erbergs leben mer zü kisen sein. Vnd ob man nv soliche dinck in diser weise schicken vnd ordenen mag vnd sie auch von den weisen men- schen also geordent werden, idoch, waz allezeit dem ende allernehst ist, daz ist mer zü kisen, vnd auch daz ende ist mer s zů kisen wenn daz dinck, daz zü dem ende weiset. Vnd ob sich nv dise dinck also haben, idoch ist dez nicht zweifel, wenn daz iene personen, die dise ding ha- ben, haben sich gleich als vber- tretende dinck vnd dink, die vbertreten seint. Wann etliche wurckend menschen haben mer libe vnd verdienens wann etlich anschawende vnd auch her- wider, vnd auchetlich menschen, die in der gemeinde leben, haben 25 kisen] erweln M Stachel der Liebe quamuis sit aut possit sic esse et sic de proximo sit credendum. ut tactum est, tamen michi sim- pliciter magis placet. et credo. quod plus placeat deo, uita con- templatiua quam actiua, et soli- taria quam domestica. Et magis placet michi honestas quam dis- solucio. Credo eciam contem- platiuam, solitariam et hones- tam uitam plus esse eligenda, quia, etsi alia ita possit ordinari in deum et a sapientibus ordine- tur, tamen, quod semper pro- pinquius est fini, magis eligen- dum est, et magis ipsefinis, quam id, quod est ad finem. Et si ita habeant sese ista, tamen non du- bium est, quin persone ista habentes se habeant ut exceden- »o cia et excelsa. Nam aliqui actiui maioris sunt caritatis quamaliquicontemplatiui[158""] et econuerso, et aliqui domestici
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Buch III Kap. 10: Go 301 mer libe vnd verdynen mer wenn quam solitarii. Quidquid tamen die einwonenden vnd auch her- non habeamus, dummodo deo wider. Idoch, waz wir nicht placeamus, magnum erit, quia haben, die weile wir newr got in tanta multitudine hominum pauci sunt deo grati. Cuius rei s behagen, so ist ez ein grozzes dinek. Wenn in so grozzer men- causa tam et pro nobis et pro ipsis deberemus cottidie non ge der leüt seint gar wenig modicum lacrimari et quasi con- menschen got anneme. Vnd dorvmb so schulle wir peide, tinue deprecari, ut dignetur 10 fur vns vnd fur ander leüt, alle nos sibi facere gratos aut, si 10 tage sere weinen vnd got den sumus, usque in finem in gra- cia nos conseruet. Quod ipse hern recht on vnterlaz piten, daz er vns geruche im anneme nobis concedat, qui propter nos uoluit incarnari ac letaliter vul- zü machen, oder ob wir im an- nerari! 15 neme sein, daz er vns biz an daz ende in genaden behalde. Daz vns geruche zü geben. der do durch dez selben willen wolde mensch werden vnd auch tot- 20 lichen verwundet werden, [94va vnser herre Ihesus Christus! Amen. 5 15 Daz zehent ist weder die hoffertigen anschawenden 25 menschen, die von in sel- ben vil halden vnd sich hoch vermezzen. X. Contra superbos et de se presumentes. Dü hoffertiger mensch, o du nachvolger Lucifers dez teu- 3o fels ! Antwurt mir! Sag mir, wenestu, daz dü ein herre seist ? SUPERBE, o Luciferiimitator! Responde! Nunquid te cogitas dominum esse? An 20 6 f. meynunge Go 23 Kap. III10. Uberlieferung nur in Go. Der Text in M R stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile (Bl. 86"b) vorangestellt ist, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz X capitel Go. Daz zehnt wid’ di houertign M 31 wenestu] Gedenckst du M
Buch III Kap. 10: Go 301 mer libe vnd verdynen mer wenn quam solitarii. Quidquid tamen die einwonenden vnd auch her- non habeamus, dummodo deo wider. Idoch, waz wir nicht placeamus, magnum erit, quia haben, die weile wir newr got in tanta multitudine hominum pauci sunt deo grati. Cuius rei s behagen, so ist ez ein grozzes dinek. Wenn in so grozzer men- causa tam et pro nobis et pro ipsis deberemus cottidie non ge der leüt seint gar wenig modicum lacrimari et quasi con- menschen got anneme. Vnd dorvmb so schulle wir peide, tinue deprecari, ut dignetur 10 fur vns vnd fur ander leüt, alle nos sibi facere gratos aut, si 10 tage sere weinen vnd got den sumus, usque in finem in gra- cia nos conseruet. Quod ipse hern recht on vnterlaz piten, daz er vns geruche im anneme nobis concedat, qui propter nos uoluit incarnari ac letaliter vul- zü machen, oder ob wir im an- nerari! 15 neme sein, daz er vns biz an daz ende in genaden behalde. Daz vns geruche zü geben. der do durch dez selben willen wolde mensch werden vnd auch tot- 20 lichen verwundet werden, [94va vnser herre Ihesus Christus! Amen. 5 15 Daz zehent ist weder die hoffertigen anschawenden 25 menschen, die von in sel- ben vil halden vnd sich hoch vermezzen. X. Contra superbos et de se presumentes. Dü hoffertiger mensch, o du nachvolger Lucifers dez teu- 3o fels ! Antwurt mir! Sag mir, wenestu, daz dü ein herre seist ? SUPERBE, o Luciferiimitator! Responde! Nunquid te cogitas dominum esse? An 20 6 f. meynunge Go 23 Kap. III10. Uberlieferung nur in Go. Der Text in M R stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile (Bl. 86"b) vorangestellt ist, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz X capitel Go. Daz zehnt wid’ di houertign M 31 wenestu] Gedenckst du M
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302 Oder waistü nicht, daz alle i i dink von got dem herren seint ? Dorvmb, ist dastii bezeiigest vnd sprichest, daz ihts iht von 5 dir sey, werlichen, so sprichestü, dastü ez got seist. Aber sich furbaz mer, auf die rede daz . dein vnsinnikait widerdrucket werde. 10 fremder ding sich zü rümen. Dorvmb, seint daz alle dinck von got seint vnd ist dastü dich ihts iht rümest, so bewerestii, dastü ein tor seist. Ist aber dastü 15 diez nicht waist, so bewerestü, dastii plint seist. Dorvmb so hore, dii vnsinniger mensch: Ist dastü dich rümen wilt vnd doch torecht nicht erscheinen wilt, so zo sleüz aus die dinck, die nicht dein seint, vnd rüme dich von dem vbrigen. Aber sicherlichen: Ist dastü alle dink auzsleüzzest, die nicht dein seint, so wurdestü 25 zü nichte. Dorvmb so soltü dich nichtsnicht rümen, ist dastü nicht werden wilt zü einer eitel- kait. Sunderlichen auch so wol- Wann ez torlichen ist ! Stachel der Liebe omnia esse a deo ignoras? $i ergo a te aliquid esse protesta- ris, certe, te deum esse fateris. Sed amplius uide, ut tua insania reprimatur. Nam de alienis 5 stultum est reputari. Cum igitur cuncta sunt a deo. si de aliquo gloriaris, te comprobas esse stultum. — Si autem hec ignoras, te comprobas esse ce- 10 cum. Audi ergo, insane! Si ; gloriari uis et stultus apparere ' non uis, exclude, que non sunt . tua, et de reliquo glorieris. Sed, certe, si omnia non tua exclu- 15 seris, in nichilum redigeris. Ergo de nichilo gloriare, si non uis incurrere vanitatem. Specialius eciam ad dona gratum faciencia descendamus. De illis nempe 20 gloriari non potes, quia hec te habere ignoras, ymmo, si glo- riaris, non habes. Sed, quod ' tu habeas, supponamus, et qua- len wir kumen zü den gaben, : s» die do einen menschen an- nemen gegen got machen. Wenn von den selben magstü dich nicht gerümen, dorvmb dastü nicht enwaist, ob dü sie habest. Vnd zwar, ist dastü dich dovon rümest, so hastü ir nicht. Aber lazze ez nv da selbest sein, dastü 30f. genem .M
302 Oder waistü nicht, daz alle i i dink von got dem herren seint ? Dorvmb, ist dastii bezeiigest vnd sprichest, daz ihts iht von 5 dir sey, werlichen, so sprichestü, dastü ez got seist. Aber sich furbaz mer, auf die rede daz . dein vnsinnikait widerdrucket werde. 10 fremder ding sich zü rümen. Dorvmb, seint daz alle dinck von got seint vnd ist dastü dich ihts iht rümest, so bewerestii, dastü ein tor seist. Ist aber dastü 15 diez nicht waist, so bewerestü, dastii plint seist. Dorvmb so hore, dii vnsinniger mensch: Ist dastü dich rümen wilt vnd doch torecht nicht erscheinen wilt, so zo sleüz aus die dinck, die nicht dein seint, vnd rüme dich von dem vbrigen. Aber sicherlichen: Ist dastü alle dink auzsleüzzest, die nicht dein seint, so wurdestü 25 zü nichte. Dorvmb so soltü dich nichtsnicht rümen, ist dastü nicht werden wilt zü einer eitel- kait. Sunderlichen auch so wol- Wann ez torlichen ist ! Stachel der Liebe omnia esse a deo ignoras? $i ergo a te aliquid esse protesta- ris, certe, te deum esse fateris. Sed amplius uide, ut tua insania reprimatur. Nam de alienis 5 stultum est reputari. Cum igitur cuncta sunt a deo. si de aliquo gloriaris, te comprobas esse stultum. — Si autem hec ignoras, te comprobas esse ce- 10 cum. Audi ergo, insane! Si ; gloriari uis et stultus apparere ' non uis, exclude, que non sunt . tua, et de reliquo glorieris. Sed, certe, si omnia non tua exclu- 15 seris, in nichilum redigeris. Ergo de nichilo gloriare, si non uis incurrere vanitatem. Specialius eciam ad dona gratum faciencia descendamus. De illis nempe 20 gloriari non potes, quia hec te habere ignoras, ymmo, si glo- riaris, non habes. Sed, quod ' tu habeas, supponamus, et qua- len wir kumen zü den gaben, : s» die do einen menschen an- nemen gegen got machen. Wenn von den selben magstü dich nicht gerümen, dorvmb dastü nicht enwaist, ob dü sie habest. Vnd zwar, ist dastü dich dovon rümest, so hastü ir nicht. Aber lazze ez nv da selbest sein, dastü 30f. genem .M
Strana 303
Buch III Kap. 10: Go sie habest, vnd so wollen wir gehen, wie dü sie besiczest. Got, der allergutigst vnser herre, hat dir, vngetrewen kneht vnd ver- sretere deines herren, gegeben die selben gerechtikait, die dü hast, recht als gar ein weisses tuch, vnd dü horest nicht auf ez : zü betrauffen mit [94""] dem ; 10 plute einesmansuchtigen weibes. | O dü volle torheit! Wolt got, daz dü doch also vil schamde hettest als ein offenbares sun- : diges weip! Sage mir, wo ist 15 doch ein soliches offenbares weip so gar vnverschamt, die sich rümet ires monfluzzes ? Vnd zwar dü vindest kayne, die sich nicht | eines solichen ynniclichen scha- so me. Vnd ez tar auch nicht ein braüt irem gar lieben prewtigam ein soliches dinck offenbaren. O darvmb, dü allertorechster mensch, waz rümestü dich dei- 25 ner posheit ? einem male in dem monden als ein weip kranck vnd hinfellig wurdest, so hettestu leicht ein sache dich zü rümen. Aber » schame dich vnd biz leidig, wann dein floz ist on vnterlaz! Dorvmb, ist daz von dir newr poses kumt vnd von got newr 7f. weises tucht Go fluessenden M 17 monfluzzes] vnrainigñ flüs M torechter Go gewonhait der frawen hest M 9 betrauffen] v'vnr&inen M 12 schanden Go, ein stirn M 308 | liter ea possideas, videamus. | Tibi infideli seruo, proditori | domini tui, iusticiam, quam | habes, noster benignissimus do- | minus tanquam pannum albis- ;: simum dedit, et tu eam | stillare non cessas sanguine men- struate. Sed, o plene vesania, | vtinam saltem frontem mulieris [158'"] meretricis haberes. Que- 80, que sit meretrix sic corrupta, que menstruo suo glorietur ? Ym- i mo, nullam invenies, que de hoc | non intime confundatur. Nec | eciam audet sponsa hec sponso | suo dilectissimo reuelare. Quid ergo, o stultissime, in malicia | gloriaris? Si tantum semel in | mense ad modum mulierum | deficeres, haberes forte causam ; gloriandi. Sed erubesce et dole, | quia continuus est fluxus tuus. Ob du newr zi . | Si ergo a te tantum malum et a deo tantum bonum, non in 10 mansuchtigen] 16 vnversamt Go 19f. schamen Go 23 aller 25—28 Wer du das allain in dem moneyd nach der 27 heufellig Go 30 ledig Go
Buch III Kap. 10: Go sie habest, vnd so wollen wir gehen, wie dü sie besiczest. Got, der allergutigst vnser herre, hat dir, vngetrewen kneht vnd ver- sretere deines herren, gegeben die selben gerechtikait, die dü hast, recht als gar ein weisses tuch, vnd dü horest nicht auf ez : zü betrauffen mit [94""] dem ; 10 plute einesmansuchtigen weibes. | O dü volle torheit! Wolt got, daz dü doch also vil schamde hettest als ein offenbares sun- : diges weip! Sage mir, wo ist 15 doch ein soliches offenbares weip so gar vnverschamt, die sich rümet ires monfluzzes ? Vnd zwar dü vindest kayne, die sich nicht | eines solichen ynniclichen scha- so me. Vnd ez tar auch nicht ein braüt irem gar lieben prewtigam ein soliches dinck offenbaren. O darvmb, dü allertorechster mensch, waz rümestü dich dei- 25 ner posheit ? einem male in dem monden als ein weip kranck vnd hinfellig wurdest, so hettestu leicht ein sache dich zü rümen. Aber » schame dich vnd biz leidig, wann dein floz ist on vnterlaz! Dorvmb, ist daz von dir newr poses kumt vnd von got newr 7f. weises tucht Go fluessenden M 17 monfluzzes] vnrainigñ flüs M torechter Go gewonhait der frawen hest M 9 betrauffen] v'vnr&inen M 12 schanden Go, ein stirn M 308 | liter ea possideas, videamus. | Tibi infideli seruo, proditori | domini tui, iusticiam, quam | habes, noster benignissimus do- | minus tanquam pannum albis- ;: simum dedit, et tu eam | stillare non cessas sanguine men- struate. Sed, o plene vesania, | vtinam saltem frontem mulieris [158'"] meretricis haberes. Que- 80, que sit meretrix sic corrupta, que menstruo suo glorietur ? Ym- i mo, nullam invenies, que de hoc | non intime confundatur. Nec | eciam audet sponsa hec sponso | suo dilectissimo reuelare. Quid ergo, o stultissime, in malicia | gloriaris? Si tantum semel in | mense ad modum mulierum | deficeres, haberes forte causam ; gloriandi. Sed erubesce et dole, | quia continuus est fluxus tuus. Ob du newr zi . | Si ergo a te tantum malum et a deo tantum bonum, non in 10 mansuchtigen] 16 vnversamt Go 19f. schamen Go 23 aller 25—28 Wer du das allain in dem moneyd nach der 27 heufellig Go 30 ledig Go
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304 Stachel allez gut, so soltü dich nicht von dir, sunder von got rümen, vnd solt dich steticlichen schamen vor den augen der gotlichen 5 mechte deiner schemlichen sno- dikait, gleich als dü nicht auf- horest abzunemen. Vnd ob di sprichest: ‘Ich wil mich furbaz | mer von mir niht rümen, sunder | 10 ich begere newr, daz ich von allen leüten gelobt werde', o dü | poser loter, hore! Sag mir, ist ez nicht torlichen, daz man dem so gar milten herren, der alle | 15 dinck volfluzziclichen gibt, ste- len sol ein dinck, daz im aller- ' libest ist, vnd allermaist, so er ' der Liebe | te, sed in deo glorieris. et de tua turpitudine coram oculis diuine maistavis continue eru- bescas, sicut deficere non de- sistis. Sed dicis: "In me nolo | de cetero gloriari, sed tamen ab i omnibus cupio commendari" ! Sed, impie latro, audi! Nonne | stultum est largissimo domino, ! qui omnia tribuit habundanter, | furari id, quod ei est carissi- ; mum, maxime, cum uideat et Sibi displiceat et sustinere non | ualeat? Sic stultus est, qui ab | hominibus laudem querit. l | daz siht vnd im missehaget vnd ; ez nicht erleiden mag ? Gleich . 20 aldo selbest ist der aüch torecht, : der do lob suchet von den leu- : ten. Dorvmb, seint dem malen daz got der herre alle dinck ge- macht hat durch sein selbes 25 willen, so soltü allez lob vnd alle | dinck, die lobes wert seint, tra- gen vnd meinen zü den eren ! deines gotes. In dir selben soltü fleizziclichen gedencken, dastü s» darzü gescheppfet vnd erlost | pist, nicht dastü, sunder daz got in deinen werckengelobet werde. [95"*] Dorvmb, wenn dii nv den willen gotes deines herren ge- ss trewlichen volfurest vnd vol- bringest, so soldir dovor grawen, dastü gelobet wirdest, vnd solt | 15 überflüssicleich M | Ideoque, cum vniuersa prop- | ter ipsum operatus sit dominus. omnes laudes, omnia, que laude | digna, ad honorem referas dei tui. In te ipso cogita diligenter, | quod ad hec creatus es et re- demptus, ut non tu, sed deus | in tuis operibus commendetur. | | ! | | Cum ergo domini uoluntatem fideliter exequaris, ut laudari abhorreas, deum atque gaudeas v 20
304 Stachel allez gut, so soltü dich nicht von dir, sunder von got rümen, vnd solt dich steticlichen schamen vor den augen der gotlichen 5 mechte deiner schemlichen sno- dikait, gleich als dü nicht auf- horest abzunemen. Vnd ob di sprichest: ‘Ich wil mich furbaz | mer von mir niht rümen, sunder | 10 ich begere newr, daz ich von allen leüten gelobt werde', o dü | poser loter, hore! Sag mir, ist ez nicht torlichen, daz man dem so gar milten herren, der alle | 15 dinck volfluzziclichen gibt, ste- len sol ein dinck, daz im aller- ' libest ist, vnd allermaist, so er ' der Liebe | te, sed in deo glorieris. et de tua turpitudine coram oculis diuine maistavis continue eru- bescas, sicut deficere non de- sistis. Sed dicis: "In me nolo | de cetero gloriari, sed tamen ab i omnibus cupio commendari" ! Sed, impie latro, audi! Nonne | stultum est largissimo domino, ! qui omnia tribuit habundanter, | furari id, quod ei est carissi- ; mum, maxime, cum uideat et Sibi displiceat et sustinere non | ualeat? Sic stultus est, qui ab | hominibus laudem querit. l | daz siht vnd im missehaget vnd ; ez nicht erleiden mag ? Gleich . 20 aldo selbest ist der aüch torecht, : der do lob suchet von den leu- : ten. Dorvmb, seint dem malen daz got der herre alle dinck ge- macht hat durch sein selbes 25 willen, so soltü allez lob vnd alle | dinck, die lobes wert seint, tra- gen vnd meinen zü den eren ! deines gotes. In dir selben soltü fleizziclichen gedencken, dastü s» darzü gescheppfet vnd erlost | pist, nicht dastü, sunder daz got in deinen werckengelobet werde. [95"*] Dorvmb, wenn dii nv den willen gotes deines herren ge- ss trewlichen volfurest vnd vol- bringest, so soldir dovor grawen, dastü gelobet wirdest, vnd solt | 15 überflüssicleich M | Ideoque, cum vniuersa prop- | ter ipsum operatus sit dominus. omnes laudes, omnia, que laude | digna, ad honorem referas dei tui. In te ipso cogita diligenter, | quod ad hec creatus es et re- demptus, ut non tu, sed deus | in tuis operibus commendetur. | | ! | | Cum ergo domini uoluntatem fideliter exequaris, ut laudari abhorreas, deum atque gaudeas v 20
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Buch III Kap. 10: Go dich frewen, daz got von den : leüten mit lobe erhohet wirt, | vnd ye mer got von ymant ge- lobet wirt, ye mer in grozzer | s frewde dü erhaben werden solt. Vnd fleizze dich auch, so dü maist magst, daz dü deinen got allezeit erest mit deinem gemute, mit der zungen vnd mit den 10 wercken, vnd allezeit soltii wurkleich newr allein sein lop meynen. Wenne, ist dastü got deinen herren recht liephettest vnd sein ere begertest, als dü sol- 15 test, so woldestü vil lieber alle- zeit mit allerley pittern dingen gespeiset werden vnd ein stin- ckender vnflat von allen leuten geachtet werden vnd auch von 2 allen leuten als ein stinckender vnflat verschewczet vnd er- grawet werden, wenn dastii wol- dest von allerley wollusten vol- fluzzig sein oder gar hoch von 2s den leuten mit lobe erhaben werden oder wenn dii gar groz- zer gesuntheit dez leibes ge- prauchest, wurde newr dein got dester mer dovon gelobet. Vnd sob ez nv were, daz der lon gleich grozz wer beiderseit, dan- noch solt ez vns gar sere zü dancke sein, ob der so gar hohe got vnser herre durch vns vnd 305 ab hominibus exaltari, et quanto plus ab aliquo commendatur, tanto in maius gaudium ele- ueris et studeas, quantum [158Y*] potes, mente, lingwa, opere 5 deum tuum omni tempore ho- norare, semper actu solam lau- dem suam intendens. Si enim bene diligeres dominum deum tuum eiusque honorem appe- 16 teres, ut deberes, malles amaris- simis quibusque pasci semper et stercus ab omnibus reputari, ymmo, tamquam stercus ab om- nibus abhorreri, quam quibus- 15 cunque delicijs — habundare, quantumcunque ab hominibus eleuari uel quantumcunque cor- porali perfrui sospitate, si deus tuus amplius laudaretur inde. 20 Eciam posito, quod par esset premium vtrobique, hoc debet esse gratissimum nobis, ut altis- simus deus noster a nobis et de nobis aliquod laudis munus- 25 s von vns etwaz lobes geruche | culum recipere dignaretur. Sed zu nemen. Aber durch vnser 14 begerest Go vhi halt sam ein kott von allen v'smecht M 17 ein bis 21f. crgrawct] ein all’ stinckendigst’ mist 21 verschewrzzet Go
Buch III Kap. 10: Go dich frewen, daz got von den : leüten mit lobe erhohet wirt, | vnd ye mer got von ymant ge- lobet wirt, ye mer in grozzer | s frewde dü erhaben werden solt. Vnd fleizze dich auch, so dü maist magst, daz dü deinen got allezeit erest mit deinem gemute, mit der zungen vnd mit den 10 wercken, vnd allezeit soltii wurkleich newr allein sein lop meynen. Wenne, ist dastü got deinen herren recht liephettest vnd sein ere begertest, als dü sol- 15 test, so woldestü vil lieber alle- zeit mit allerley pittern dingen gespeiset werden vnd ein stin- ckender vnflat von allen leuten geachtet werden vnd auch von 2 allen leuten als ein stinckender vnflat verschewczet vnd er- grawet werden, wenn dastii wol- dest von allerley wollusten vol- fluzzig sein oder gar hoch von 2s den leuten mit lobe erhaben werden oder wenn dii gar groz- zer gesuntheit dez leibes ge- prauchest, wurde newr dein got dester mer dovon gelobet. Vnd sob ez nv were, daz der lon gleich grozz wer beiderseit, dan- noch solt ez vns gar sere zü dancke sein, ob der so gar hohe got vnser herre durch vns vnd 305 ab hominibus exaltari, et quanto plus ab aliquo commendatur, tanto in maius gaudium ele- ueris et studeas, quantum [158Y*] potes, mente, lingwa, opere 5 deum tuum omni tempore ho- norare, semper actu solam lau- dem suam intendens. Si enim bene diligeres dominum deum tuum eiusque honorem appe- 16 teres, ut deberes, malles amaris- simis quibusque pasci semper et stercus ab omnibus reputari, ymmo, tamquam stercus ab om- nibus abhorreri, quam quibus- 15 cunque delicijs — habundare, quantumcunque ab hominibus eleuari uel quantumcunque cor- porali perfrui sospitate, si deus tuus amplius laudaretur inde. 20 Eciam posito, quod par esset premium vtrobique, hoc debet esse gratissimum nobis, ut altis- simus deus noster a nobis et de nobis aliquod laudis munus- 25 s von vns etwaz lobes geruche | culum recipere dignaretur. Sed zu nemen. Aber durch vnser 14 begerest Go vhi halt sam ein kott von allen v'smecht M 17 ein bis 21f. crgrawct] ein all’ stinckendigst’ mist 21 verschewrzzet Go
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306 Stachol der Liebe sunden vnd durftikait willen so krigen wir dowider disen ganczen tag. Aber o wie ein wunder vnd vnauzsprechliche s vnd liepliche gutikait vnsers heilants, die so gar senftmiitic- lichen vnsern durftikaiten ent- weichet vnd geneiget ist! Wer kan sie doch auzgesprechen vnd 10 volsagen! O du mensch, gib dich ganze vnd zümale in sein parmherezikait vnd laz dich | wundern vnd hore nicht auf danck zů sagen dem so gar 15 guzzen hern! O lieber herre, waz hab [95'^] ich dir doch gegeben, dastü mich hoffertigen vnd vbermütigen so gar suzzic- lichen handelst vnd hegest! 20 Waz genad ist daz, dastü mich vor dir einen augenplick leidest ! Sicherlichen, ich hàb daz nicht verdinet, sunder vil pillicher, 1 | | i | | | daz ich mit den hellischen wonen . 25 Scholde. Vnd zwar, lieber herre, ich pin nicht wert dein creatur : genant werden. O du vnmezzi- kait der gute, waz wirde ich dir doch wider tün vmb dise so dink ? Waz mag ich dir doch er- biten vmb so grozze guttet ? Ich kan nicht genuk getun | vmb die sunde vnd auch nicht geerbeiten vmb die guttet. So ss vermag ich dir auch nichtsnicht zii geben, wenn daz do dein ist. propter nostras miserias in con- trarium nitimur tota die. Sed, o mira et ineffabilis amabilisque clemencia saluatoris, que tam benignissime nostris miserijs condescendit! Quis illam poterit nuncciare? O homo, totaliter inuolue in sua misericordia et mirare, et tam dulci domino gracias agere non desistas. O mi domine, quid tibi contuli, quod dulciter me superbum et arrogantem pertractas et foues! Que est gracia, quam inveni, quod ante te me sustines ad momentum? Certe, hoc non merui, sed pocius cum in- feris habitare. Ymmo, bone domine, nec eciam ibi creatura tua mereor nominari. Quid tibi » pro hijs faciam, o inmensitas bonitatis? Quid pro tantis be- neficijs potero exhibere? Ego nescio satisfacere pro delictis, nedum pro benefici(188""]js la- borare, nec tibi dare aliquid valeo nisi tuum. Scio, quid 6 gar bis 8 ist] genedicleich vnser durftichaitt enttringt M 24f. daz bis scholde] ze wonen mit den niderstü in d' helle M 32 genunk Go 25
306 Stachol der Liebe sunden vnd durftikait willen so krigen wir dowider disen ganczen tag. Aber o wie ein wunder vnd vnauzsprechliche s vnd liepliche gutikait vnsers heilants, die so gar senftmiitic- lichen vnsern durftikaiten ent- weichet vnd geneiget ist! Wer kan sie doch auzgesprechen vnd 10 volsagen! O du mensch, gib dich ganze vnd zümale in sein parmherezikait vnd laz dich | wundern vnd hore nicht auf danck zů sagen dem so gar 15 guzzen hern! O lieber herre, waz hab [95'^] ich dir doch gegeben, dastü mich hoffertigen vnd vbermütigen so gar suzzic- lichen handelst vnd hegest! 20 Waz genad ist daz, dastü mich vor dir einen augenplick leidest ! Sicherlichen, ich hàb daz nicht verdinet, sunder vil pillicher, 1 | | i | | | daz ich mit den hellischen wonen . 25 Scholde. Vnd zwar, lieber herre, ich pin nicht wert dein creatur : genant werden. O du vnmezzi- kait der gute, waz wirde ich dir doch wider tün vmb dise so dink ? Waz mag ich dir doch er- biten vmb so grozze guttet ? Ich kan nicht genuk getun | vmb die sunde vnd auch nicht geerbeiten vmb die guttet. So ss vermag ich dir auch nichtsnicht zii geben, wenn daz do dein ist. propter nostras miserias in con- trarium nitimur tota die. Sed, o mira et ineffabilis amabilisque clemencia saluatoris, que tam benignissime nostris miserijs condescendit! Quis illam poterit nuncciare? O homo, totaliter inuolue in sua misericordia et mirare, et tam dulci domino gracias agere non desistas. O mi domine, quid tibi contuli, quod dulciter me superbum et arrogantem pertractas et foues! Que est gracia, quam inveni, quod ante te me sustines ad momentum? Certe, hoc non merui, sed pocius cum in- feris habitare. Ymmo, bone domine, nec eciam ibi creatura tua mereor nominari. Quid tibi » pro hijs faciam, o inmensitas bonitatis? Quid pro tantis be- neficijs potero exhibere? Ego nescio satisfacere pro delictis, nedum pro benefici(188""]js la- borare, nec tibi dare aliquid valeo nisi tuum. Scio, quid 6 gar bis 8 ist] genedicleich vnser durftichaitt enttringt M 24f. daz bis scholde] ze wonen mit den niderstü in d' helle M 32 genunk Go 25
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Buch III Kap. 10: Go Ich waiz wol, waz ich tun wil. Ich wil mich dir zůmale er- geben vnd wil mich in dich gancz werffen vnd allezeit vol s vorchten vnd schamde wil ich dir erberkeit erbieten, so ich meist kan oder mag. "Vnd ob dü dez geruchest, so wil ich dir on vnterlaz getrewlichen 1. dienen. Vnd ob nv daz selbe wenig ist, idoch, seint ich getan hab, waz ich mochte, so zweifel ich nicht, dü wirdest ez an- nemen. Aber dicz ist gar ein 15 grozzes dinck, ob du mich leiden wilt mit dir auf der hofreiten zii wonen. O got, dii hohstes gut, wie gar suzze wer mir denn dein gegenwurtikait! Ich wil 2 hinzii gen mit stillikait vnd wil endecken dein fuzze, auf die rede dastü zu vergebunge meiner sunden mich geruchest dir zü rechter ee vertrewen. 25 Werlichen, ich wil nicht rüwen also lange, biz daz ich mich deiner vmbvenge gefrewen miige vnd biz daz ich in vnauz- sprechlicher suzzikait mit dir » entsloffen in deinen armen ge- riiwen miige. Denn so werden mir die wollust ziflizzen, vnd mein hercze wirt sich wundern vnd erbreitet werden. Vnd so ss ich dorvmb von dir mit wunder- 15—17 das du wirst geruchfi mich lassfńi mit dir wonen M 25 nicht] mich Go 31f. den wird ich erfüllet mit lusten M stillikait] sweygnt M liche Go 29 dir] den Go 307 faciam. Me tibi totaliter exhi- bebo et meipsum in te totum proiciam, et semper timore et uerecundia plenus tibi, in quan- tum potero, reuerenciam exhi- bebo. Et si dignaberis, tibi fideliter continue ministrabo. w Et si hoc parum sit, tamen, quia feci, quod potui, non dubito, approbabis. Sed hoc maxi- io mum est, si dignaberis me tecum in area commorari. O guam michi eciam dulcis esset tua presencia, deus, summum bo- num! Accedam tamen silencio 15 et discooperiam pedes tuos, ut me digneris ad ueniam in matri- monium copulare. Non quies- cam, certe, donec tuis amplexi- bus gaudeam et inenarrabili zo dulcedine consopitus in tuis brachijs conquiescam. Tunc delicijs affluam, et mirabiliter di- latabitur cor meum, et mira 20 mit 28f. vnauzsprech- 20*
Buch III Kap. 10: Go Ich waiz wol, waz ich tun wil. Ich wil mich dir zůmale er- geben vnd wil mich in dich gancz werffen vnd allezeit vol s vorchten vnd schamde wil ich dir erberkeit erbieten, so ich meist kan oder mag. "Vnd ob dü dez geruchest, so wil ich dir on vnterlaz getrewlichen 1. dienen. Vnd ob nv daz selbe wenig ist, idoch, seint ich getan hab, waz ich mochte, so zweifel ich nicht, dü wirdest ez an- nemen. Aber dicz ist gar ein 15 grozzes dinck, ob du mich leiden wilt mit dir auf der hofreiten zii wonen. O got, dii hohstes gut, wie gar suzze wer mir denn dein gegenwurtikait! Ich wil 2 hinzii gen mit stillikait vnd wil endecken dein fuzze, auf die rede dastü zu vergebunge meiner sunden mich geruchest dir zü rechter ee vertrewen. 25 Werlichen, ich wil nicht rüwen also lange, biz daz ich mich deiner vmbvenge gefrewen miige vnd biz daz ich in vnauz- sprechlicher suzzikait mit dir » entsloffen in deinen armen ge- riiwen miige. Denn so werden mir die wollust ziflizzen, vnd mein hercze wirt sich wundern vnd erbreitet werden. Vnd so ss ich dorvmb von dir mit wunder- 15—17 das du wirst geruchfi mich lassfńi mit dir wonen M 25 nicht] mich Go 31f. den wird ich erfüllet mit lusten M stillikait] sweygnt M liche Go 29 dir] den Go 307 faciam. Me tibi totaliter exhi- bebo et meipsum in te totum proiciam, et semper timore et uerecundia plenus tibi, in quan- tum potero, reuerenciam exhi- bebo. Et si dignaberis, tibi fideliter continue ministrabo. w Et si hoc parum sit, tamen, quia feci, quod potui, non dubito, approbabis. Sed hoc maxi- io mum est, si dignaberis me tecum in area commorari. O guam michi eciam dulcis esset tua presencia, deus, summum bo- num! Accedam tamen silencio 15 et discooperiam pedes tuos, ut me digneris ad ueniam in matri- monium copulare. Non quies- cam, certe, donec tuis amplexi- bus gaudeam et inenarrabili zo dulcedine consopitus in tuis brachijs conquiescam. Tunc delicijs affluam, et mirabiliter di- latabitur cor meum, et mira 20 mit 28f. vnauzsprech- 20*
Strana 308
308 Stachel der Liebe barer suzzikeit gespeiset werde, so mag ich nicht [957a] anders wenn dich gedencken. Idoch so pit ich auch yczunt, aller- 5 libster herre, dastü mich zü keiner zeit losen wollest meiner eigen ausweisüng, wenn ich bin ein züreisser meiner sele vnd ir vnnuczer verwuster. Alle ding, 10 die dü mir geben wilt, also dü mir sie gibest, also behalt mir sie auch. Vnd dir sey alleyne ere vnd achberkait! Amen. suauitate potatus, nil nisi te potero cogitare. Attamen et nunc obsecro, amabilis domine, ut meo regimini nullo tempore me dimittas, quia sum mee anime lacerator et dilapidator ipsius. Omnia, que uolueris michi elargiri, sicut tribuis, tu conserua. Et tibi soli sit honor et gloria! Amen. 10 Daz eilift, daz wenig leüt 15 seint, die wol gehorsam seint. JER gibt doch meinem haubt daz wasser vnd meinen aügen den regen der 20 zeher, daz ich beweynen muge daz wesen der volkümen men- schen, daz iczünt recht als zü nichte ist worden? Wann der acker, der do beraitet vnd 25 durcharbaitet waz mit gotlichen reten vnd mit den pilden Chri- sti, der treit vnd brengt nv dorner vnd disteln fur getreide. Sicherlichen, ye mer daz ding so edler ist, daz verlorn wirt, ye XI. De paucitate bene obe- diencium. UIS dabit capiti meo aquam et oculis meis ymbrem lacrimarum, ut plorare ualeam 15 perfectorum statum quasi ad nichilum iam redactum! Nam terra cultiuata diuinis consilijs et Christi exemplis spinas et tri- bulos germinat pro frumento. 20 Certe, quanto res perdita nobi- 9 verwuster] ny wuster Go, v’derb' M 14 Kap. III11. Nur in Go überliefert. Der Text in M R stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile (Bl. 86rb) vorangestellt ist, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XI Capitel B'n Go. Das ainleft capitel von d' clainikeit d' di do wol gehorsam sein M 24f. der bis waz] daz woll geackert ertreich M
308 Stachel der Liebe barer suzzikeit gespeiset werde, so mag ich nicht [957a] anders wenn dich gedencken. Idoch so pit ich auch yczunt, aller- 5 libster herre, dastü mich zü keiner zeit losen wollest meiner eigen ausweisüng, wenn ich bin ein züreisser meiner sele vnd ir vnnuczer verwuster. Alle ding, 10 die dü mir geben wilt, also dü mir sie gibest, also behalt mir sie auch. Vnd dir sey alleyne ere vnd achberkait! Amen. suauitate potatus, nil nisi te potero cogitare. Attamen et nunc obsecro, amabilis domine, ut meo regimini nullo tempore me dimittas, quia sum mee anime lacerator et dilapidator ipsius. Omnia, que uolueris michi elargiri, sicut tribuis, tu conserua. Et tibi soli sit honor et gloria! Amen. 10 Daz eilift, daz wenig leüt 15 seint, die wol gehorsam seint. JER gibt doch meinem haubt daz wasser vnd meinen aügen den regen der 20 zeher, daz ich beweynen muge daz wesen der volkümen men- schen, daz iczünt recht als zü nichte ist worden? Wann der acker, der do beraitet vnd 25 durcharbaitet waz mit gotlichen reten vnd mit den pilden Chri- sti, der treit vnd brengt nv dorner vnd disteln fur getreide. Sicherlichen, ye mer daz ding so edler ist, daz verlorn wirt, ye XI. De paucitate bene obe- diencium. UIS dabit capiti meo aquam et oculis meis ymbrem lacrimarum, ut plorare ualeam 15 perfectorum statum quasi ad nichilum iam redactum! Nam terra cultiuata diuinis consilijs et Christi exemplis spinas et tri- bulos germinat pro frumento. 20 Certe, quanto res perdita nobi- 9 verwuster] ny wuster Go, v’derb' M 14 Kap. III11. Nur in Go überliefert. Der Text in M R stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile (Bl. 86rb) vorangestellt ist, während vor dem Kapitel selbst nur steht Daz XI Capitel B'n Go. Das ainleft capitel von d' clainikeit d' di do wol gehorsam sein M 24f. der bis waz] daz woll geackert ertreich M
Strana 309
Buch III Kap. 11: Go mer grozzer daz lait dorvmb sein sol. Aber daz wir vnter vil dingen etliche gesehen mügen, so wollen wir zü dem ersten 5 handeln die gehorsam als ein gruntfest dez gaistlichen lebens. Aber ia laider! Lauf vnd vm- lauff, ob du sie in irer volkümen- hait an ymande vinden mügest. 19 Ich gelaube, das dü sie kaüm oder nymmer etwo loschende vindest. Sunder dich mag wundern, seint daz die closter vnd die orden vnd gaistlich 15 leut so gar sere gemanicfeltiget sein, wie dem sey, daz die vol- kümenheit der gehorsam so gar in wenig leuten vnd iach recht als in nymant mag erforschet zo werden. Werlichen, ob do nv daz volk gemanicfeltiget ist, so ist doch nicht die gaistlich frewde von seynen arbeiten dester grozzer worden. Aber s ich pite dich, dasti mir sagest: Wer ist der, der einen prelaten vnd obersten haben wolle ym zü gepieten vnd nicht vil pillicher ym zü dienen ?* Wir » wollen yczunt nicht der pre- laten vnd obristen [95"*] willen gevolgen, sunder wir wollen, daz sie vnsern willen in allen dingen volbringen sullen. Vnd ss ob dez icht geprichet, so keifen wir vnd murmeln von in dorvmb mer wenn die herren von iren 20 do] dü Go 23 Beynen] beynen Go 309 lior, tanto dolor intensior debet esse. Sed ut de multis aliqua videamus, [159'*] de obediencia tamquam de religionis funda- mento primitus pertractemus. 5 Heu! Curre, discurre, utrum possis in sua perfeccione eam in aliquibus inuenire! Credo, quod uix aut nunquam eam inuenies latitantem. Sed mirari 10 potes, cum religiones et reli- giosi multiplicentur ualde, quo- modo obediencie perfeccio sic in paucis, ymmo, quasi in nullis ualeat experiri. Certe, etsi mul- 15 tiplicata est gens, non est tamen magnificata leticia spiritualis in- tensiue. Queso, ut michi dicas: Quis est ille, qui uelit habere prelatum ad precipiendum, non- so ne pocius ad seruiendum ? Iam nolumus prelatorum voluntati- bus assentire, sed uolumus, ut ipsi uoluntates nostras debeant in omnibus adimplere. Et siss aliquid deest, iam plus de ipsis quam domini de seruis scutiferis 24 noch dester Go
Buch III Kap. 11: Go mer grozzer daz lait dorvmb sein sol. Aber daz wir vnter vil dingen etliche gesehen mügen, so wollen wir zü dem ersten 5 handeln die gehorsam als ein gruntfest dez gaistlichen lebens. Aber ia laider! Lauf vnd vm- lauff, ob du sie in irer volkümen- hait an ymande vinden mügest. 19 Ich gelaube, das dü sie kaüm oder nymmer etwo loschende vindest. Sunder dich mag wundern, seint daz die closter vnd die orden vnd gaistlich 15 leut so gar sere gemanicfeltiget sein, wie dem sey, daz die vol- kümenheit der gehorsam so gar in wenig leuten vnd iach recht als in nymant mag erforschet zo werden. Werlichen, ob do nv daz volk gemanicfeltiget ist, so ist doch nicht die gaistlich frewde von seynen arbeiten dester grozzer worden. Aber s ich pite dich, dasti mir sagest: Wer ist der, der einen prelaten vnd obersten haben wolle ym zü gepieten vnd nicht vil pillicher ym zü dienen ?* Wir » wollen yczunt nicht der pre- laten vnd obristen [95"*] willen gevolgen, sunder wir wollen, daz sie vnsern willen in allen dingen volbringen sullen. Vnd ss ob dez icht geprichet, so keifen wir vnd murmeln von in dorvmb mer wenn die herren von iren 20 do] dü Go 23 Beynen] beynen Go 309 lior, tanto dolor intensior debet esse. Sed ut de multis aliqua videamus, [159'*] de obediencia tamquam de religionis funda- mento primitus pertractemus. 5 Heu! Curre, discurre, utrum possis in sua perfeccione eam in aliquibus inuenire! Credo, quod uix aut nunquam eam inuenies latitantem. Sed mirari 10 potes, cum religiones et reli- giosi multiplicentur ualde, quo- modo obediencie perfeccio sic in paucis, ymmo, quasi in nullis ualeat experiri. Certe, etsi mul- 15 tiplicata est gens, non est tamen magnificata leticia spiritualis in- tensiue. Queso, ut michi dicas: Quis est ille, qui uelit habere prelatum ad precipiendum, non- so ne pocius ad seruiendum ? Iam nolumus prelatorum voluntati- bus assentire, sed uolumus, ut ipsi uoluntates nostras debeant in omnibus adimplere. Et siss aliquid deest, iam plus de ipsis quam domini de seruis scutiferis 24 noch dester Go
Strana 310
310 knechten vnd dienern. Wir schonen ir auch nicht mit der zungen auf sie zü reden, vnd daz noch vil erger ist: daz vns 5 von einem menschen zü dan- cken were, dezhalben daz ez von den obersten geschicht, so ist ez vns hesslich. Wir ge- dencken yczunt nicht, wie wir 10 iren willen volliclicher vol- brengen mügen vnd vnserm willen volliclicher widersagen, sunder wie wir in in allen dingen widersten mugen vnd sie ge- 1 twingen zů tun, wez wir be- geren, vnd wie wir zü versmehen, daz sie vns gebieten, etwaz helferede erdencken mügen, oder vorschen darnach fleizziclichen, 20 wie wir in nicht schuldig gesein ' in disem oder in dem dinge gehorsam zü seyn. Aber woffen vber vns nachvolger Lucifers, dez teüfels, seint daz wir ia 20 mer vber andern bevor sein ; wollen wenn vntertenig! Ich vorcht vnd hab sorge, daz wir : mit im wonunge werden haben. Nü musze doch vns zü schanden 30 erscheinen Christus, der vmb vnsern willen die marter ge- liden hat vnd seinem vater piz in den tot gehorsam sein wolde, vnd hat sich volliclichen ver- ss nichtet vnd im nichtsniht be- halden in allen dingen, daz der eygen wille gewonheit hat zů 8 ez fehlt Go hesslich] hilflich Go Stachel der Liebe murmuramus. Eis gladio lingwe non parcimus, et quod peius est: quod nobis ab alio esset gratum, hoc ipso, quod fit a prelatis, fit nobis odiosum. Iam non cogi- tamus, quomodo eorum uolun- tatem possimus plenius adim- plere ac nostram perfeccius ab- negare, sed quomodo possimus eis in omnibus resistere et ad faciendum, quod cupimus, eos coartare, uel ad renuendum, | quod nobis iniungunt, excusa- ciones aliquas palliare, aut dili- | | | | | | l l v genter investigamus, quomodo : non teneamur eis in hoc uel in hoc aliquatenus obedire. Sed heu! Luciferi imitatores, qui preesse pocius uoluit quam sub- esse! "Timeo, ne secum habita- zo culum habeamus. Ad confu- sionem nostram appareat Chri- stus passus, qui pro nobis patri usque &d mortem [159'"] uoluit obedire, et nil sibi retinens, que »s : propria uoluntas in omnibus appetere consueuit, se ipsum | | | | 35 nichs niht Go
310 knechten vnd dienern. Wir schonen ir auch nicht mit der zungen auf sie zü reden, vnd daz noch vil erger ist: daz vns 5 von einem menschen zü dan- cken were, dezhalben daz ez von den obersten geschicht, so ist ez vns hesslich. Wir ge- dencken yczunt nicht, wie wir 10 iren willen volliclicher vol- brengen mügen vnd vnserm willen volliclicher widersagen, sunder wie wir in in allen dingen widersten mugen vnd sie ge- 1 twingen zů tun, wez wir be- geren, vnd wie wir zü versmehen, daz sie vns gebieten, etwaz helferede erdencken mügen, oder vorschen darnach fleizziclichen, 20 wie wir in nicht schuldig gesein ' in disem oder in dem dinge gehorsam zü seyn. Aber woffen vber vns nachvolger Lucifers, dez teüfels, seint daz wir ia 20 mer vber andern bevor sein ; wollen wenn vntertenig! Ich vorcht vnd hab sorge, daz wir : mit im wonunge werden haben. Nü musze doch vns zü schanden 30 erscheinen Christus, der vmb vnsern willen die marter ge- liden hat vnd seinem vater piz in den tot gehorsam sein wolde, vnd hat sich volliclichen ver- ss nichtet vnd im nichtsniht be- halden in allen dingen, daz der eygen wille gewonheit hat zů 8 ez fehlt Go hesslich] hilflich Go Stachel der Liebe murmuramus. Eis gladio lingwe non parcimus, et quod peius est: quod nobis ab alio esset gratum, hoc ipso, quod fit a prelatis, fit nobis odiosum. Iam non cogi- tamus, quomodo eorum uolun- tatem possimus plenius adim- plere ac nostram perfeccius ab- negare, sed quomodo possimus eis in omnibus resistere et ad faciendum, quod cupimus, eos coartare, uel ad renuendum, | quod nobis iniungunt, excusa- ciones aliquas palliare, aut dili- | | | | | | l l v genter investigamus, quomodo : non teneamur eis in hoc uel in hoc aliquatenus obedire. Sed heu! Luciferi imitatores, qui preesse pocius uoluit quam sub- esse! "Timeo, ne secum habita- zo culum habeamus. Ad confu- sionem nostram appareat Chri- stus passus, qui pro nobis patri usque &d mortem [159'"] uoluit obedire, et nil sibi retinens, que »s : propria uoluntas in omnibus appetere consueuit, se ipsum | | | | 35 nichs niht Go
Strana 311
Buch III Kap. 11: Go 311 begern. Dem selben Christo | exinaniuit usque ad plenum. haben vnser veter nachgevolget, die, do sie prelaten waren, sich vntertenig machten iren vnter- 5 tenigen. Daz waz in suzze vnd gelustlich vnd gar lieplich, iren vndersten gehorsam zü sein in den dingen, die allermaist irem willen widerzemig woren, vnd 10 in den dingen, die do gehorten zü des auzzern menschen be- schemunge, gepeynigunge vnd vernichtunge. Wann sie wugen ' nicht virwiczziclichen, ab dicz ' 1 ding pesser [96'*] were oder | ienes oder ob dicz sicherer oder | ienes loblicher were, als etliche tun durch flucht willen, sunder alle dinck, die nicht wider got :9 waren, wie hoch oder geringe sie waren, die volbrachten sie mit grozzer geiczikait, so sie sohen, daz ez waz nv irer obristen beheglichkait. Ez waz so grozze 2 liephabunge der gehorsam in in, daz die gehorsam zü volbringen sie nicht vorchten auf die wasser zü lauffen, noch zü uohen die leüwinnen, so in daz gepoten * wart, vnd vil ander dinge, dy ich nicht mag volsagen. Vnd eynen, der seinem apt gehorsam waz, dauht ez nicht vnfrucht- perlichen sein, daz er gar swer- 35 lichen wolde ein ganczes iar ein durres holeze zü wasser tragen 11 des] dem Go 26 die] den Go l llf. beschauunge Go 27 nicht] mit Go Hunc imitati sunt patres nostri, qui, cum prelati essent, se sub- ditos subditis faciebant. Hoc Sibi dulce, hoc delectabile, hoc : Sibi peramabile, in hijs, que magis sue uoluntati contraria existebant, in hijs, que exterio- ris hominis confusionem, afflic- cionem et exinanicionem spec- tabant, ibi infimis obedire. Non enim curiose librabant, an hoc melius esset illo, hoc securius, - hoc laudabilius, sicut faciunt causa fuge, sed cuncta, que non essent contra deum, quantum- cunque ardua et vilia, dum cer- nerent esse secundum prela- torum beneplacita, auiditate maxima adimplebant. Tanta » erat in eis obediencie dileccio, ut ad eam implendam non time- rent discurrere super aquas nec ire ad capiendum leenas, cum tamen iniungeretur eis, et multa 5 alia, que non sufficio enarrare. wv Nec enim iudicauit esse infruc- tuosum, qui, obediens abbati, quasi inportabiliter uoluit per annum lignum aridum ada-s 18 flucht] sloffe Go 29 laüwinnen Go
Buch III Kap. 11: Go 311 begern. Dem selben Christo | exinaniuit usque ad plenum. haben vnser veter nachgevolget, die, do sie prelaten waren, sich vntertenig machten iren vnter- 5 tenigen. Daz waz in suzze vnd gelustlich vnd gar lieplich, iren vndersten gehorsam zü sein in den dingen, die allermaist irem willen widerzemig woren, vnd 10 in den dingen, die do gehorten zü des auzzern menschen be- schemunge, gepeynigunge vnd vernichtunge. Wann sie wugen ' nicht virwiczziclichen, ab dicz ' 1 ding pesser [96'*] were oder | ienes oder ob dicz sicherer oder | ienes loblicher were, als etliche tun durch flucht willen, sunder alle dinck, die nicht wider got :9 waren, wie hoch oder geringe sie waren, die volbrachten sie mit grozzer geiczikait, so sie sohen, daz ez waz nv irer obristen beheglichkait. Ez waz so grozze 2 liephabunge der gehorsam in in, daz die gehorsam zü volbringen sie nicht vorchten auf die wasser zü lauffen, noch zü uohen die leüwinnen, so in daz gepoten * wart, vnd vil ander dinge, dy ich nicht mag volsagen. Vnd eynen, der seinem apt gehorsam waz, dauht ez nicht vnfrucht- perlichen sein, daz er gar swer- 35 lichen wolde ein ganczes iar ein durres holeze zü wasser tragen 11 des] dem Go 26 die] den Go l llf. beschauunge Go 27 nicht] mit Go Hunc imitati sunt patres nostri, qui, cum prelati essent, se sub- ditos subditis faciebant. Hoc Sibi dulce, hoc delectabile, hoc : Sibi peramabile, in hijs, que magis sue uoluntati contraria existebant, in hijs, que exterio- ris hominis confusionem, afflic- cionem et exinanicionem spec- tabant, ibi infimis obedire. Non enim curiose librabant, an hoc melius esset illo, hoc securius, - hoc laudabilius, sicut faciunt causa fuge, sed cuncta, que non essent contra deum, quantum- cunque ardua et vilia, dum cer- nerent esse secundum prela- torum beneplacita, auiditate maxima adimplebant. Tanta » erat in eis obediencie dileccio, ut ad eam implendam non time- rent discurrere super aquas nec ire ad capiendum leenas, cum tamen iniungeretur eis, et multa 5 alia, que non sufficio enarrare. wv Nec enim iudicauit esse infruc- tuosum, qui, obediens abbati, quasi inportabiliter uoluit per annum lignum aridum ada-s 18 flucht] sloffe Go 29 laüwinnen Go
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312 vnd swemmen. Doran er- schayn die hohe der gehorsam, wann daz holez, daz nv tot vnd durre waz, daz pracht frucht 5 durch daz verdinen dez gehor- samen menschen. Dorvmb, waz rüme wir vns vnser vngehor- sam? Worvmb werd wir nicht pillicher schemig von vnser hof- 1 fart? Man sag mir, ob wir in diser weise schawende menschen mugen genant werden. Ich vorcht auch, daz wir nicht cristenmenschen, sunder vil pil- 15 licher teüfelisch vnd nachvolger Lucifers mügen gehaizzen wer- den. Wie mag doch der ein cristenmensche genant werden, der do fleiz hat zů volbringen 29 Soliche dinck, die Christo wider seint ? Man sage mir, ob Christus mercket, daz er got waz vnd nach der menscheit vol aller genaden vnd künst vnd zs auch nach der selen allerseligst, der doch vntertenig waz der seligen juncfrawen Marian vnd Joseph. Er wolt auch gehorsam sein dez teüfels dienern doran, so daz er den pfenning gab zü zolle. Aber wir seint die grab, die do weiz seint von gleissen- heit vnd vol der toten gepeyne, die wir [96^] auswendig recht ss als tot den leüten erscheynen, vnd inwendig lebe wir von geswulst der hoffart. Vnd wir 7 daz vnser Go | | 8 nicht fehlt Go Stachel der Liebe quare. Ibi apparuit obediencie celsitudo, quia, quod mortuum et aridum fuerat, per obedientis meritum fructum fecit. Quid ergo de inobediencia gloriamur ? Cur non pocius de nostra super- bia confundimur? Nundauid viri contemplatiui possumus no- minari? Timeo, quod nec eciam christiani, sed pocius imitatores 10 Luciferi et demoniaci possumus appellari. Quomodo enim chri- stianus dici [159"*] potest, qui Christo contraria nititur adim- plere? Nunquid Christus con- v siderauit, quod ipse erat deus et secundum humanitatem omni gracia et sciencia plenus, ymmo, quantum ad animam beatus, qui beate Virgini et Joseph erat zo subditus? In soluendo eciam didragma seruis demonum uoluit obedire. Nos uero sumus sepul- cra dealbata ypocrisi, plena ossibus mortuorum, hominibus 2 exterius mortui apparentes, et interius tumore superbie uege- tamur. Iam obedire renuentes o - = 37 geswulst] zu plosen M
312 vnd swemmen. Doran er- schayn die hohe der gehorsam, wann daz holez, daz nv tot vnd durre waz, daz pracht frucht 5 durch daz verdinen dez gehor- samen menschen. Dorvmb, waz rüme wir vns vnser vngehor- sam? Worvmb werd wir nicht pillicher schemig von vnser hof- 1 fart? Man sag mir, ob wir in diser weise schawende menschen mugen genant werden. Ich vorcht auch, daz wir nicht cristenmenschen, sunder vil pil- 15 licher teüfelisch vnd nachvolger Lucifers mügen gehaizzen wer- den. Wie mag doch der ein cristenmensche genant werden, der do fleiz hat zů volbringen 29 Soliche dinck, die Christo wider seint ? Man sage mir, ob Christus mercket, daz er got waz vnd nach der menscheit vol aller genaden vnd künst vnd zs auch nach der selen allerseligst, der doch vntertenig waz der seligen juncfrawen Marian vnd Joseph. Er wolt auch gehorsam sein dez teüfels dienern doran, so daz er den pfenning gab zü zolle. Aber wir seint die grab, die do weiz seint von gleissen- heit vnd vol der toten gepeyne, die wir [96^] auswendig recht ss als tot den leüten erscheynen, vnd inwendig lebe wir von geswulst der hoffart. Vnd wir 7 daz vnser Go | | 8 nicht fehlt Go Stachel der Liebe quare. Ibi apparuit obediencie celsitudo, quia, quod mortuum et aridum fuerat, per obedientis meritum fructum fecit. Quid ergo de inobediencia gloriamur ? Cur non pocius de nostra super- bia confundimur? Nundauid viri contemplatiui possumus no- minari? Timeo, quod nec eciam christiani, sed pocius imitatores 10 Luciferi et demoniaci possumus appellari. Quomodo enim chri- stianus dici [159"*] potest, qui Christo contraria nititur adim- plere? Nunquid Christus con- v siderauit, quod ipse erat deus et secundum humanitatem omni gracia et sciencia plenus, ymmo, quantum ad animam beatus, qui beate Virgini et Joseph erat zo subditus? In soluendo eciam didragma seruis demonum uoluit obedire. Nos uero sumus sepul- cra dealbata ypocrisi, plena ossibus mortuorum, hominibus 2 exterius mortui apparentes, et interius tumore superbie uege- tamur. Iam obedire renuentes o - = 37 geswulst] zu plosen M
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Buch III Kap. 11: Go versmehen iczunt gehorsam zů sein vnd sprechen, daz wir nicht geruffen sein zu dinste, sunder vil pillicher zü freyheit, vnd 5 wissen nicht, daz in disem dinst der gehorsam got dienen ist ein herschen. Wenn, ye mer wir vns vntertenig machen, ye mer wir wirdiger werden dester grozzer 1» eren. Vnd der gehorsam macht nicht allein kunig zükunftic- lichen, sunder auch yczünt, ist daz er in seiner volkümen- heit ist, so tut er herschen vber - 15 alle creatüren. Er widerbringt auch den menschen zü seinem ersten wesen vnd stat vnd lezzet in kaines beleidiget noch be- trubet werden wenn newr vmb 2 soliche dinck, die do wider seint dem frumen vnd zünemen der sele. Die widerwertigen dinck machet er gluckselig vnd einen menschen, der noch in totlichem 2 flaische ist, macht er engelisch sich zü halden vnd machet auch, daz er seines herren eren hicziclichen begeret vnd daz er alle ding vnterwegen lezzet vnd s» gotes ere newr mit geiczikeit suchet in einer itlichen crea- turen. Vnd er lezzet auch nicht einen aügenplick der zeit hingen auz dem dinste seines ss gotes. O wie ein wunderliche tügent, die dü machest einem menschen sein selbes vergezzen vnd alle zeit maynunge zü haben in seinen erloser! Vnd 313 dicimus, quod non sumus uocati in seruitutem, sed pocius liber- tatem. Ignoramus enim, quod seruire deo in hac obediencie seruitute regnare est. Quanto 5 ergo magis nos subicimus, tanto maiori honore efficimur digni- ores. Et non solum ipsa obedien- cia reges constituet in futuro, sed et nunc, si in sua perfec- cione existat, facit creaturis omnibus dominari. Ad statum reducit pristinum et nil, nisi contrarium ad profectum anime fuerit, ^ molestari permittit. ma Aduersa facit prospera, et ho- minem adhuc in carne mortali facit angelice se habere nec non et sui domini facit honorem appetere cum feruore, et om- 2o nibus postpositis laudem dei f&cit querere cum magna auidi- tate in qualibet creatura, nec momentum permittit pertransire & seruicio dei sui. O uirtus ss mirabilis, que sui facis hominem obliuisci et semper in suum tendere redemptorem, et in ter-
Buch III Kap. 11: Go versmehen iczunt gehorsam zů sein vnd sprechen, daz wir nicht geruffen sein zu dinste, sunder vil pillicher zü freyheit, vnd 5 wissen nicht, daz in disem dinst der gehorsam got dienen ist ein herschen. Wenn, ye mer wir vns vntertenig machen, ye mer wir wirdiger werden dester grozzer 1» eren. Vnd der gehorsam macht nicht allein kunig zükunftic- lichen, sunder auch yczünt, ist daz er in seiner volkümen- heit ist, so tut er herschen vber - 15 alle creatüren. Er widerbringt auch den menschen zü seinem ersten wesen vnd stat vnd lezzet in kaines beleidiget noch be- trubet werden wenn newr vmb 2 soliche dinck, die do wider seint dem frumen vnd zünemen der sele. Die widerwertigen dinck machet er gluckselig vnd einen menschen, der noch in totlichem 2 flaische ist, macht er engelisch sich zü halden vnd machet auch, daz er seines herren eren hicziclichen begeret vnd daz er alle ding vnterwegen lezzet vnd s» gotes ere newr mit geiczikeit suchet in einer itlichen crea- turen. Vnd er lezzet auch nicht einen aügenplick der zeit hingen auz dem dinste seines ss gotes. O wie ein wunderliche tügent, die dü machest einem menschen sein selbes vergezzen vnd alle zeit maynunge zü haben in seinen erloser! Vnd 313 dicimus, quod non sumus uocati in seruitutem, sed pocius liber- tatem. Ignoramus enim, quod seruire deo in hac obediencie seruitute regnare est. Quanto 5 ergo magis nos subicimus, tanto maiori honore efficimur digni- ores. Et non solum ipsa obedien- cia reges constituet in futuro, sed et nunc, si in sua perfec- cione existat, facit creaturis omnibus dominari. Ad statum reducit pristinum et nil, nisi contrarium ad profectum anime fuerit, ^ molestari permittit. ma Aduersa facit prospera, et ho- minem adhuc in carne mortali facit angelice se habere nec non et sui domini facit honorem appetere cum feruore, et om- 2o nibus postpositis laudem dei f&cit querere cum magna auidi- tate in qualibet creatura, nec momentum permittit pertransire & seruicio dei sui. O uirtus ss mirabilis, que sui facis hominem obliuisci et semper in suum tendere redemptorem, et in ter-
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314 Stachel der Liebe den, der auf ertreich wandelt, machstü wonen in den hymeln. Dorvmb, o du hoffertiger men- sche, waz mürmelstü von der gehorsam ? Wenn domit daz der zwelfpot spricht, daz wir nicht zü dinsthaftikait geruffen seint, so meynet er, daz wir nicht gehorsam schullen sein 10 got vnd den obristen in knecht- licher vorchten als die knecht, sunder in freywilliger libe, als die kinder tün. Das sal hinweg sein, daz er wolle gesprochen 15 haben, daz wir furbaz mer vn- sern eigen willen tun schullen. Wenn, [967a] do got sprach: Wer do nach mir kümen wil', do sprach er nicht darzü: der 20 volge seiner eigen beheglich- kait', sunder er sprach: der absag im selber vnd volge mir nach'. Auch so lobet die ge- horsam die gancz heilige ge- 25 schrift. Wenn were daz sache dastü gute hoffart an dir hettest, so versmehtestü nicht got, beide an im selben gehorsam zü sein vnd auch an einem itlichen so gar geringen prelaten, sunder dü wurdest wol pillicher ver- smehen dein so gar edele sele vntertenig zü machen kainer andern creaturen. Ez ist wun- 35 der, daz ein mensche misse- ruchet zü dyenen got in einem 5 ris ambulantem facis in cele- stibus habitare! Quid ergo ruminas de obediencia, o su- perbe? Cum enim dicit aposto- lus, [159 b] quod in seruitutem 5 non sumus uocati, innuit, quod non debemus nec deo nec pre- latis obedire timore seruili ad modum seruorum, sed amore liberali ad modum filiorum. Ab- 10 sit, quod uoluerit dicere, ut de cetero uoluntatem propriam faciamus. Cum enim dominus dixit : ' Qui vult uenire post me', non adiunxit: 'beneplacitum 15 suum sequatur', sed: abneget, inquit, semetipsum et sequatur me'. Et tota sacra scriptura obedienciam laudat. Si enim bonam superbiam haberes, non 20 renueres deo tam in se quam in quolibet prelato vilissimo obedire, sed pocius dedignareris animam tuam tam nobilem sub- icere alicui alij creature. Mi- 25 rum est, quod dedignatur seruire 6 zwelfpott Paulus M 2 magstu Go 35f. misseruchet] v'smecht M 13f. Das bis sein fehlt Go
314 Stachel der Liebe den, der auf ertreich wandelt, machstü wonen in den hymeln. Dorvmb, o du hoffertiger men- sche, waz mürmelstü von der gehorsam ? Wenn domit daz der zwelfpot spricht, daz wir nicht zü dinsthaftikait geruffen seint, so meynet er, daz wir nicht gehorsam schullen sein 10 got vnd den obristen in knecht- licher vorchten als die knecht, sunder in freywilliger libe, als die kinder tün. Das sal hinweg sein, daz er wolle gesprochen 15 haben, daz wir furbaz mer vn- sern eigen willen tun schullen. Wenn, [967a] do got sprach: Wer do nach mir kümen wil', do sprach er nicht darzü: der 20 volge seiner eigen beheglich- kait', sunder er sprach: der absag im selber vnd volge mir nach'. Auch so lobet die ge- horsam die gancz heilige ge- 25 schrift. Wenn were daz sache dastü gute hoffart an dir hettest, so versmehtestü nicht got, beide an im selben gehorsam zü sein vnd auch an einem itlichen so gar geringen prelaten, sunder dü wurdest wol pillicher ver- smehen dein so gar edele sele vntertenig zü machen kainer andern creaturen. Ez ist wun- 35 der, daz ein mensche misse- ruchet zü dyenen got in einem 5 ris ambulantem facis in cele- stibus habitare! Quid ergo ruminas de obediencia, o su- perbe? Cum enim dicit aposto- lus, [159 b] quod in seruitutem 5 non sumus uocati, innuit, quod non debemus nec deo nec pre- latis obedire timore seruili ad modum seruorum, sed amore liberali ad modum filiorum. Ab- 10 sit, quod uoluerit dicere, ut de cetero uoluntatem propriam faciamus. Cum enim dominus dixit : ' Qui vult uenire post me', non adiunxit: 'beneplacitum 15 suum sequatur', sed: abneget, inquit, semetipsum et sequatur me'. Et tota sacra scriptura obedienciam laudat. Si enim bonam superbiam haberes, non 20 renueres deo tam in se quam in quolibet prelato vilissimo obedire, sed pocius dedignareris animam tuam tam nobilem sub- icere alicui alij creature. Mi- 25 rum est, quod dedignatur seruire 6 zwelfpott Paulus M 2 magstu Go 35f. misseruchet] v'smecht M 13f. Das bis sein fehlt Go
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Buch III Kap. 12: Go prelaten vnd nicht misseruchet zü dienen einem buche oder einer andern vnzuchtigen cre- aturen, vnd fleizzet sich alle 5 sein zeit zů verzeren bey nichts- nicht. Vnd dorvmb, ein armer ! einwonender mensch, so der sicht, daz er mer wenn ein: ander mensche wider got getan : 10 hat, vnd sich hofferticlichen wi- . der got gesezt hat, der het ia miie, daz er zu einer rache gotes vnd sein selbes seinem eygen willen absaget in allen dingen, 15 vnd, sich selber furscheüczende, wolde er gern von allen leuten vntertreten werden, vnd doch : allezeit so mainet er alle dinck : zü den eren seines gotes. Daz 1:9 vns geruche zü geben, der do got dem vater gehorsam waz vnd gekreüczigt wolt werden durch vnsern willen! Daz zwelfte, daz die ane- , | 2 fechtung nucze seint den : dienern gots. Db allerhochster vnd wun- [ dersamer gute got, herre, : der dü verhengest, daz wir mit so der bekorunge angevochten wer- 1 vorsmecht M ein hiczig’ mon M 2 cinem buche] einez bauche Go. ist wahrscheinlich ebenso verderbt wie lat. libro 315 deo in prelato et non dedignatur servire vni libro aut alij vilissi- me creature, et totum tem- pus suum nititur expendere circa nichil. Ideoque pauper s solitarius, si cerneret, quod plus quam alius se offenderit et contra deum superbe egerit, suam uoluntatem in vindictam dei et sui niteretur in omnibus abnegare et, seipsum abhorrens, uellet ab omnibus conculcari, semper tamen ad honorem dei sui omnia referens. Quod ipse concedat nobis, qui obediens 15 pro nobis uoluit crucifigi etc. Capitulum duodecimum. Quam vtiles sint tempta- ciones seruis dei. MIRE benignitatis altissime, 20 qui nos temptari permittis, Auch buche 6f. ein bis mensch] 15 furscheüczende] v'smehend M 24 Kap. III 12. Uberlieferung nur in Go. Der Text in M R atellt eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile (Bl. 86%) vorangestellt ist, wührend vor dem Kap. selbst nur steht Daz XII Capitel Go. anuechtüg M Das zwelft das nucze sein den dienern gots
Buch III Kap. 12: Go prelaten vnd nicht misseruchet zü dienen einem buche oder einer andern vnzuchtigen cre- aturen, vnd fleizzet sich alle 5 sein zeit zů verzeren bey nichts- nicht. Vnd dorvmb, ein armer ! einwonender mensch, so der sicht, daz er mer wenn ein: ander mensche wider got getan : 10 hat, vnd sich hofferticlichen wi- . der got gesezt hat, der het ia miie, daz er zu einer rache gotes vnd sein selbes seinem eygen willen absaget in allen dingen, 15 vnd, sich selber furscheüczende, wolde er gern von allen leuten vntertreten werden, vnd doch : allezeit so mainet er alle dinck : zü den eren seines gotes. Daz 1:9 vns geruche zü geben, der do got dem vater gehorsam waz vnd gekreüczigt wolt werden durch vnsern willen! Daz zwelfte, daz die ane- , | 2 fechtung nucze seint den : dienern gots. Db allerhochster vnd wun- [ dersamer gute got, herre, : der dü verhengest, daz wir mit so der bekorunge angevochten wer- 1 vorsmecht M ein hiczig’ mon M 2 cinem buche] einez bauche Go. ist wahrscheinlich ebenso verderbt wie lat. libro 315 deo in prelato et non dedignatur servire vni libro aut alij vilissi- me creature, et totum tem- pus suum nititur expendere circa nichil. Ideoque pauper s solitarius, si cerneret, quod plus quam alius se offenderit et contra deum superbe egerit, suam uoluntatem in vindictam dei et sui niteretur in omnibus abnegare et, seipsum abhorrens, uellet ab omnibus conculcari, semper tamen ad honorem dei sui omnia referens. Quod ipse concedat nobis, qui obediens 15 pro nobis uoluit crucifigi etc. Capitulum duodecimum. Quam vtiles sint tempta- ciones seruis dei. MIRE benignitatis altissime, 20 qui nos temptari permittis, Auch buche 6f. ein bis mensch] 15 furscheüczende] v'smehend M 24 Kap. III 12. Uberlieferung nur in Go. Der Text in M R atellt eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile (Bl. 86%) vorangestellt ist, wührend vor dem Kap. selbst nur steht Daz XII Capitel Go. anuechtüg M Das zwelft das nucze sein den dienern gots
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316 den, nicht auf die rede daz wir | gevangen werden, sunder daz wir vns vorchtende zu dir, allersichirsten vfer vnd porte, ! 5flihen schullen! O lieber herre, | du tust nach der weise einer guten muter, die ir kint, so ez | ferre von ir ist, begeret zů | enpfahen. So [96""] machet sie | 1» im ein vorchte etwo mite, daz | erschrecklichen ist, vnd preitet | auz ir arme vnd enpfehet ir kint mit frewden vnd lachet im | | | | zů vnd gipt im suzze kusse. Vnd 15daz is nicht ein ander male aber wil von ir gen, so vermanet sie ez, auf die rede daz im nicht boses widervar. Vnd sie trostet ez vnd drucket ez zů ir vnd er- : 20 bewt im züleczt ire brust. O | wie ein selige bekorunge, die : do twinget zü flihen zü den i gotlichen vmbvengen! O di suzzer herre, der dů vberall 25 gestatest, daz wir gefloget wer- den, vnd dich alle zeit gybest zu einer heilbern züfluht, auf daz wir stetiges mit dir gewonen mügen! Dorvmb, o dü mensche, 30 nicht lazze dich wundern, dastü anefechtung hast, sunder er- schreckende flewch zü got vnd do selbest pleib siczende, ist dastü nicht wilt angefochten 3 werden. Tustü aber anders 4 vfer] auf ere Go, ub’ M 21 bekorunge] v'suchung M halbñ gagñ vñ gibst dich stetcz M Stachel der Liebe non ut capiamur, sed ut timentes ad te, portum tutissimum, fugiamus. More bone matris facis, o domine, que filium suum a se elongatum uidere desiderans 5 | et peramplexari, per aliquod terribile inducit timorem et ex- pandens bra[160'*]chia, si bene recipit fugientem cum gaudio, arridet sibi et oscula dulcia elargitur. Et ne alias a se rece- dat, hortatur, ut non accidat sibi malum, consolatur ad se restringens et demum vbera subministrat. O felix tempta- 15 cio, que ad diuos amplexus fugere nos compellit! O dulcis domine, qui nos permittis vn- dique effugari, et te semper tribuis refugium salutare, ut so tecum omni tempore commo- remur. Non ergo te tempta- ciones habere mireris, o homo, sed ad deum fugias expauescens, ibique, si temptari nolueris, re- ss sidebis. Sin autem, capi poteris 9 mache Go 20 bewtet Go 23 O dü bis 26 gybest] vns lest allent- 32 flewhet Go
316 den, nicht auf die rede daz wir | gevangen werden, sunder daz wir vns vorchtende zu dir, allersichirsten vfer vnd porte, ! 5flihen schullen! O lieber herre, | du tust nach der weise einer guten muter, die ir kint, so ez | ferre von ir ist, begeret zů | enpfahen. So [96""] machet sie | 1» im ein vorchte etwo mite, daz | erschrecklichen ist, vnd preitet | auz ir arme vnd enpfehet ir kint mit frewden vnd lachet im | | | | zů vnd gipt im suzze kusse. Vnd 15daz is nicht ein ander male aber wil von ir gen, so vermanet sie ez, auf die rede daz im nicht boses widervar. Vnd sie trostet ez vnd drucket ez zů ir vnd er- : 20 bewt im züleczt ire brust. O | wie ein selige bekorunge, die : do twinget zü flihen zü den i gotlichen vmbvengen! O di suzzer herre, der dů vberall 25 gestatest, daz wir gefloget wer- den, vnd dich alle zeit gybest zu einer heilbern züfluht, auf daz wir stetiges mit dir gewonen mügen! Dorvmb, o dü mensche, 30 nicht lazze dich wundern, dastü anefechtung hast, sunder er- schreckende flewch zü got vnd do selbest pleib siczende, ist dastü nicht wilt angefochten 3 werden. Tustü aber anders 4 vfer] auf ere Go, ub’ M 21 bekorunge] v'suchung M halbñ gagñ vñ gibst dich stetcz M Stachel der Liebe non ut capiamur, sed ut timentes ad te, portum tutissimum, fugiamus. More bone matris facis, o domine, que filium suum a se elongatum uidere desiderans 5 | et peramplexari, per aliquod terribile inducit timorem et ex- pandens bra[160'*]chia, si bene recipit fugientem cum gaudio, arridet sibi et oscula dulcia elargitur. Et ne alias a se rece- dat, hortatur, ut non accidat sibi malum, consolatur ad se restringens et demum vbera subministrat. O felix tempta- 15 cio, que ad diuos amplexus fugere nos compellit! O dulcis domine, qui nos permittis vn- dique effugari, et te semper tribuis refugium salutare, ut so tecum omni tempore commo- remur. Non ergo te tempta- ciones habere mireris, o homo, sed ad deum fugias expauescens, ibique, si temptari nolueris, re- ss sidebis. Sin autem, capi poteris 9 mache Go 20 bewtet Go 23 O dü bis 26 gybest] vns lest allent- 32 flewhet Go
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Buch III Kap. 12: Go 317 wenn also, so magstü gevangen vnd vertumet werden. Ist aber dastü dich alzü sere von deinem got geferret hast vnd 5 magst nicht zü im gelauffen mit ganczem herczen, so gee ey- lende zü Christo, der dir nohent ist, vnd verbirge dich in den wunden seiner seyten vnd lege 10 vor mit einem raynen tuche, vnd vorchte dich nicht denn, daz dich der veint icht vind. Vnd hab doch allezeit fur ein ge- meyne regel: Wenn dü wilt, 15 daz got zu dir tief geneiget sey, so trage in deinem herczen die wunden Christi, vnd besprenget mit seinem plute antwurt dich got dem vater als einen ein- 2o gepornen sun, vnd er als ein gar suzzer vater wirt vollic- lichen fur dich besorgend ge- dencken. Dorvmb so gee zü Christo vnd pit in flehlichen, 25 seint den molen daz ez im nicht zymet anderwait verwundet werden, daz er geruche sein wunden wider [97ra] vernewen in seinem plute vnd dich zü- so male rot machen in seinem plute, vnd dastü, also in purpur angeleit, mügest eingen in den palas des küniges. O dü ange- fochtener mensche, betracht teg- s5 lichen dise wunden, so werden sie dir allezeit ein trost sein et dampnari. Si autem a deo tuo nimium elongasti nec potes ad eum recurrere pleno corde, ad Christum tibi proximum accele- rabis et in sui lateris vulneribus 5 puro panno supposito absconde- ris, et ne timeas, quod te inveniet inimicus. Hoc semper habeas pro regula generali: quod, quando- cunque deum ad te profunde 10 uolueris inclinare, in corde tuo uulnera Christi porta. Conspersus sangwine te patri quasi vnigeni- tum presentabis, et ipse quasi pater dulcissimus tibi plenarie 15 prouidebit. Accede ergo ad Christum et eum suppliciter depreceris, ut, ex quo non decet ipsum denuo uulnerari, dignetur in suo sanguine sua vulnera 20 renouare teque totaliter suo sanguine rubricare. Et sic in- dutus purpura, poteris palaci- um regis introire. O temptate, hec vulnera cottidie meditare, 25 et hec semper erunt tibi refri- 2 vertummet Go 9 liget Go 17 vi die Go 24 fleizziclichen Go 25 in Go
Buch III Kap. 12: Go 317 wenn also, so magstü gevangen vnd vertumet werden. Ist aber dastü dich alzü sere von deinem got geferret hast vnd 5 magst nicht zü im gelauffen mit ganczem herczen, so gee ey- lende zü Christo, der dir nohent ist, vnd verbirge dich in den wunden seiner seyten vnd lege 10 vor mit einem raynen tuche, vnd vorchte dich nicht denn, daz dich der veint icht vind. Vnd hab doch allezeit fur ein ge- meyne regel: Wenn dü wilt, 15 daz got zu dir tief geneiget sey, so trage in deinem herczen die wunden Christi, vnd besprenget mit seinem plute antwurt dich got dem vater als einen ein- 2o gepornen sun, vnd er als ein gar suzzer vater wirt vollic- lichen fur dich besorgend ge- dencken. Dorvmb so gee zü Christo vnd pit in flehlichen, 25 seint den molen daz ez im nicht zymet anderwait verwundet werden, daz er geruche sein wunden wider [97ra] vernewen in seinem plute vnd dich zü- so male rot machen in seinem plute, vnd dastü, also in purpur angeleit, mügest eingen in den palas des küniges. O dü ange- fochtener mensche, betracht teg- s5 lichen dise wunden, so werden sie dir allezeit ein trost sein et dampnari. Si autem a deo tuo nimium elongasti nec potes ad eum recurrere pleno corde, ad Christum tibi proximum accele- rabis et in sui lateris vulneribus 5 puro panno supposito absconde- ris, et ne timeas, quod te inveniet inimicus. Hoc semper habeas pro regula generali: quod, quando- cunque deum ad te profunde 10 uolueris inclinare, in corde tuo uulnera Christi porta. Conspersus sangwine te patri quasi vnigeni- tum presentabis, et ipse quasi pater dulcissimus tibi plenarie 15 prouidebit. Accede ergo ad Christum et eum suppliciter depreceris, ut, ex quo non decet ipsum denuo uulnerari, dignetur in suo sanguine sua vulnera 20 renouare teque totaliter suo sanguine rubricare. Et sic in- dutus purpura, poteris palaci- um regis introire. O temptate, hec vulnera cottidie meditare, 25 et hec semper erunt tibi refri- 2 vertummet Go 9 liget Go 17 vi die Go 24 fleizziclichen Go 25 in Go
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318 vnd ein erkuckunge. Vnd zweifel daran nicht, ist daz du sie deinem herczen wol eindrucken wirst, so wirt keyner anfech- s tunge stat vnd züganc ver- hengen noch erscheynen. Wer torst doch aber anderweit sunde begen, so er siht, daz der herre der ewigen ere mit vnsern sun- 10 den so gar swerlichen ist ver- wundet worden? Vnd ab er noch von den sunden nicht ablizze durch erberkeit vnd mit- leidens willen der selben wun- 1; den, idoch, wenn er sehe daz dem sunder vnreitlichen grozzer pein gebüret wenn Christo, der in allen dingen vnschuldig waz vnd ist, so scholt er sich vorch- 20 ten vnd ablazzen von den sun- den. Vnd ob dich nv duncket, daz Christus auch vmb dein posheit wider dich vngenedig ist, so hab züflucht zü seiner 25 muter, die ein hoffenunge ist der sunder, vnd erbewt ir er- wirdikait als der muter gotes vnd pit hilf von ir mit flizzen- den zehern. Vnd ist dastü so beharrest vnd nicht ablezzest, so zweifel niht, dü erwirbest von ir, waz dü wilt. Wann die parmherczikait ist mit ir der- wachsen, vnd daz ampt den 35 durftigen genuk zü tun vnd fur sie zü piten ist ir bevolhen. Vnd seint daz sie daz mit grozzem Stachel der Liebe gerium et solamen. Nec dubites. quod, si ea bene in corde tuo impresseris, nulli temptacioni aditus apparebit. Quis enim uidens dominum glorie pro s nostris sceleribus sic grauiter uulneratum auderet [160'"] ite- rum scelera perpetrare? Et si pro ipsorum vulnerum reue- rencia et compassione non de- 1o Sisteret & peccato, saltem, si uideret, quod sine comparacione grauior pen& debetur peccanti quam in omnibus innocenti, timere et a peccato deberet eciam abstinere. Si uero contra te Christum eciam propter tuas nequicias uideris indignatum. ad spem peccatorum confugias. matrem suam, et ipsi tamquam matri dei reuerenciam exhibebis ac fusis lacrimis eius auxilium postulabis. Et si perseuerabis,’ non quiescens, non dubites, quin ab ea, quod uolueris, im- petrabis. Secum enim creuit miseracio et sibi miseris satis- facere et pro ipsis orare ex officio est commissum. Ac cum diligencia magna hoc exercet 2 du fehlt Go — 16 vnrechtlichen Go, on achtüg M — 35 vnd fehlt Go
318 vnd ein erkuckunge. Vnd zweifel daran nicht, ist daz du sie deinem herczen wol eindrucken wirst, so wirt keyner anfech- s tunge stat vnd züganc ver- hengen noch erscheynen. Wer torst doch aber anderweit sunde begen, so er siht, daz der herre der ewigen ere mit vnsern sun- 10 den so gar swerlichen ist ver- wundet worden? Vnd ab er noch von den sunden nicht ablizze durch erberkeit vnd mit- leidens willen der selben wun- 1; den, idoch, wenn er sehe daz dem sunder vnreitlichen grozzer pein gebüret wenn Christo, der in allen dingen vnschuldig waz vnd ist, so scholt er sich vorch- 20 ten vnd ablazzen von den sun- den. Vnd ob dich nv duncket, daz Christus auch vmb dein posheit wider dich vngenedig ist, so hab züflucht zü seiner 25 muter, die ein hoffenunge ist der sunder, vnd erbewt ir er- wirdikait als der muter gotes vnd pit hilf von ir mit flizzen- den zehern. Vnd ist dastü so beharrest vnd nicht ablezzest, so zweifel niht, dü erwirbest von ir, waz dü wilt. Wann die parmherczikait ist mit ir der- wachsen, vnd daz ampt den 35 durftigen genuk zü tun vnd fur sie zü piten ist ir bevolhen. Vnd seint daz sie daz mit grozzem Stachel der Liebe gerium et solamen. Nec dubites. quod, si ea bene in corde tuo impresseris, nulli temptacioni aditus apparebit. Quis enim uidens dominum glorie pro s nostris sceleribus sic grauiter uulneratum auderet [160'"] ite- rum scelera perpetrare? Et si pro ipsorum vulnerum reue- rencia et compassione non de- 1o Sisteret & peccato, saltem, si uideret, quod sine comparacione grauior pen& debetur peccanti quam in omnibus innocenti, timere et a peccato deberet eciam abstinere. Si uero contra te Christum eciam propter tuas nequicias uideris indignatum. ad spem peccatorum confugias. matrem suam, et ipsi tamquam matri dei reuerenciam exhibebis ac fusis lacrimis eius auxilium postulabis. Et si perseuerabis,’ non quiescens, non dubites, quin ab ea, quod uolueris, im- petrabis. Secum enim creuit miseracio et sibi miseris satis- facere et pro ipsis orare ex officio est commissum. Ac cum diligencia magna hoc exercet 2 du fehlt Go — 16 vnrechtlichen Go, on achtüg M — 35 vnd fehlt Go
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Buch III Kap. 12: Go fleizze vbet gegen allen leuten gemeinlichen vnd fur sie alle, so mag sie dir ez nicht ver- sagen. Ist aber daz dü sihst, sdastii in keyner weise magst getrostet werden, so wizze, daz dich got liep hat, der diz machet, dastü die tiffe deiner sunden erkennest vnd nicht vn- 1 wissende seist dein durftikait. Vnd daz ist ein grozze [97''"] gabe gotes. Wenn got behaget nicht die vermezzenheit etlicher menschen, die sich gerecht ach- 15 ten vnd zu dem allerhohsten got gen gleich als zü irem heimlichen freunde. Wenn, sicherlichen, got wil, wie grozze der mensche sey, daz er sich so durftig vnd recht fur nicht achte vnd zu im küme mit beschemunge seiner sunden vnd auch mit erberkeit vnd mit vorchten. Vnd er sol auch daz 25 fur ein grozzes dinck wegen, ob der vnmezzig grosz got, vnser herre, in geruchet anzüsehen gar von ferrens. Dorvmb so sol ein mensche mit ganczem her- so czen der grozz gotes vnd seiner eigen vnmechtikeit bekennen vnd sprechen: *O herre, nicht allein pin ich nicht wirdig, daz dü eingest vnter mein dach, ss sunder auch daz ich mich in keiner weise dir nv genachen 9f. wissende Go Go 18 got] wenn got der Go 36 keiner weise] gegeinweise Go 319 diligenter erga omnes et pro cunctis, nec tibi poterit dene- gare. Quod et si nullomodo te uideris consolari, noscas deum te diligere, qui hec fecit, ut peccatorum tuorum profundi- tates agnoscas et tuam miseriam non ignores. Et hoc est maxi- mum dei donum. Non enim sibi placet presumpcio aliquorum, 10 qui se iustos reputant et ad ipsum altissimum tamquam ad familiarem amicum accedunt. Vult vere, ut, quantumcunque Sit magnus, se miserum et quasi 15 nichil reputans ad ipsum veniat cum peccatorum suorum con- fusione ac magna reuerencia et timore. Ymmo, maximum repu- tet, si ipsum inmensus deus o noster dignatur saltem a longe intueri. Ideoque pleno corde dei magnitudinem et suam par- uitatem confiteatur ac dicat: *Domine, non solum non sum 25 dignus, [160"*] ut intres sub tectum meum, sed nec ut tibi appropinquare ualeam ullo mo- do. Sufficit enim michi, ut tue 22 beschawunge
Buch III Kap. 12: Go fleizze vbet gegen allen leuten gemeinlichen vnd fur sie alle, so mag sie dir ez nicht ver- sagen. Ist aber daz dü sihst, sdastii in keyner weise magst getrostet werden, so wizze, daz dich got liep hat, der diz machet, dastü die tiffe deiner sunden erkennest vnd nicht vn- 1 wissende seist dein durftikait. Vnd daz ist ein grozze [97''"] gabe gotes. Wenn got behaget nicht die vermezzenheit etlicher menschen, die sich gerecht ach- 15 ten vnd zu dem allerhohsten got gen gleich als zü irem heimlichen freunde. Wenn, sicherlichen, got wil, wie grozze der mensche sey, daz er sich so durftig vnd recht fur nicht achte vnd zu im küme mit beschemunge seiner sunden vnd auch mit erberkeit vnd mit vorchten. Vnd er sol auch daz 25 fur ein grozzes dinck wegen, ob der vnmezzig grosz got, vnser herre, in geruchet anzüsehen gar von ferrens. Dorvmb so sol ein mensche mit ganczem her- so czen der grozz gotes vnd seiner eigen vnmechtikeit bekennen vnd sprechen: *O herre, nicht allein pin ich nicht wirdig, daz dü eingest vnter mein dach, ss sunder auch daz ich mich in keiner weise dir nv genachen 9f. wissende Go Go 18 got] wenn got der Go 36 keiner weise] gegeinweise Go 319 diligenter erga omnes et pro cunctis, nec tibi poterit dene- gare. Quod et si nullomodo te uideris consolari, noscas deum te diligere, qui hec fecit, ut peccatorum tuorum profundi- tates agnoscas et tuam miseriam non ignores. Et hoc est maxi- mum dei donum. Non enim sibi placet presumpcio aliquorum, 10 qui se iustos reputant et ad ipsum altissimum tamquam ad familiarem amicum accedunt. Vult vere, ut, quantumcunque Sit magnus, se miserum et quasi 15 nichil reputans ad ipsum veniat cum peccatorum suorum con- fusione ac magna reuerencia et timore. Ymmo, maximum repu- tet, si ipsum inmensus deus o noster dignatur saltem a longe intueri. Ideoque pleno corde dei magnitudinem et suam par- uitatem confiteatur ac dicat: *Domine, non solum non sum 25 dignus, [160"*] ut intres sub tectum meum, sed nec ut tibi appropinquare ualeam ullo mo- do. Sufficit enim michi, ut tue 22 beschawunge
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320 Stachel der Liebe müge. Mir ist genvek daz dü mich mit den aügen deiner güte vnd parmherczikait von ferrens geruchest anzüsehen.' Ich sag 5 dir, ist dastü dorinnen beharrest vnd nicht ablezzest, nicht al- leine wirt er dich sehen, sunder auch dich einfuren zü seinen heimlichen dingen. Daz er 10 geruche zü tun, der do gebene- dickt ist ewiclichen! Amen. pietatis oculis me digneris aspi- cere a remotis'. Dico, quod, si in hoc perseueraueris, non quies- cens, non solum te uidebit, sed ad sua secreta introducet. Quod ipse dignetur facere, qui est in secula benedictus! Amen. Daz dreiczehend, daz die anefechtunge von der vor- besagunge vnd vorschi- 15 ckunge gotes ein mensche sol von im treiben vnd ir widersten vnd vnter- drucken. XIII. Quod contemplacio de predestinacione repri- mi debet. 10 B dir von der ewigen vor- 20schickunge gotis oder von seiner vorwissunge icht ge- dancken vnderschleich, so ant- wurt also dem teüfel, der dir soliche dinck schencket: Waz 25 vnd wie ez nv vmb mich ist, so ist ez gewis, dastü vertümet bist. Vnd ob ich nv vorgewest bin, daz ich meinen got nicht haben schulle nach disem leben, so I de predestinacione aut presciencia dei tibi aliqua cogitacio subrepat, sic responde dyabolo talia propinanti: Quid enim sit de me, te certum est 15 esse dampnatum. Sed si ego prescitus sum, ut deum meum non debeam habere post hanc 10f. gesegẽt M 1 genvnck Go 12 Kap. III13. Uberlieferung nur in Go. Der Text in M R stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelre- gister, das dem 3. Teile (Bl. 87ra) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XIII capitel B'n Go. Das dreyczehnt ist wie man ub’windn sull dy anuechtung võ d’ erwelüg od’ v’dapnũg M 19f. vorschickunge] erwelung zu dem ewigin lebn M 20 von] vor Go 22 vnderschleich] vnderscheyn Go 26 vertümet] vor- besehn M
320 Stachel der Liebe müge. Mir ist genvek daz dü mich mit den aügen deiner güte vnd parmherczikait von ferrens geruchest anzüsehen.' Ich sag 5 dir, ist dastü dorinnen beharrest vnd nicht ablezzest, nicht al- leine wirt er dich sehen, sunder auch dich einfuren zü seinen heimlichen dingen. Daz er 10 geruche zü tun, der do gebene- dickt ist ewiclichen! Amen. pietatis oculis me digneris aspi- cere a remotis'. Dico, quod, si in hoc perseueraueris, non quies- cens, non solum te uidebit, sed ad sua secreta introducet. Quod ipse dignetur facere, qui est in secula benedictus! Amen. Daz dreiczehend, daz die anefechtunge von der vor- besagunge vnd vorschi- 15 ckunge gotes ein mensche sol von im treiben vnd ir widersten vnd vnter- drucken. XIII. Quod contemplacio de predestinacione repri- mi debet. 10 B dir von der ewigen vor- 20schickunge gotis oder von seiner vorwissunge icht ge- dancken vnderschleich, so ant- wurt also dem teüfel, der dir soliche dinck schencket: Waz 25 vnd wie ez nv vmb mich ist, so ist ez gewis, dastü vertümet bist. Vnd ob ich nv vorgewest bin, daz ich meinen got nicht haben schulle nach disem leben, so I de predestinacione aut presciencia dei tibi aliqua cogitacio subrepat, sic responde dyabolo talia propinanti: Quid enim sit de me, te certum est 15 esse dampnatum. Sed si ego prescitus sum, ut deum meum non debeam habere post hanc 10f. gesegẽt M 1 genvnck Go 12 Kap. III13. Uberlieferung nur in Go. Der Text in M R stellt eine selbständige Ubersetzung dar. Uberschrift aus dem Kapitelre- gister, das dem 3. Teile (Bl. 87ra) vorangestellt ist, während vor dem Kap. selbst nur steht Daz XIII capitel B'n Go. Das dreyczehnt ist wie man ub’windn sull dy anuechtung võ d’ erwelüg od’ v’dapnũg M 19f. vorschickunge] erwelung zu dem ewigin lebn M 20 von] vor Go 22 vnderschleich] vnderscheyn Go 26 vertümet] vor- besehn M
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Buch III Kap. 13: Go wil ich mit allen kreften darnach sten vnd arbeiten, daz ich in doch in disem gehaben müge vnd auch besiczen, so ich s maist mag, daz ich nicht in paiden leben vnd wesen darben durf so gar grozzes guten. Dorvmb so wil ich furbaz mer nicht einen augenplick der zeit 10 vnterwegen lazzen, sunder ich [97] wil nach meinem ver- mügen zümale gotes geprauchen vnd wil allezeit in diser hohsten wunne lust haben, seint daz 15 ich zükunfticleichen die ewigen durftikait sol ervolgen. Man sag mir, wer is nicht die hohste vnsinnikeit, ob ich nv gewis pin, daz ich.in den ewigen s» vueren sol gepeiniget werden, daz ich mich auch dem veinde in diser zeit gebe vnd nv zühant anhube mit dem teüfel zu leben vnd zü wonen? Ist ez nicht s; genug an iener durftikait, ich mache mich dannoch ee der zeit durftig? — Vnd zwar, ich wil mich auch dester mer zümale ergeben vnd erbieten meinem s» got, der mich also fursehen hat, daz nichtsnicht in mir sey, weder hereze noch zunge oder ander gelider, sie muzzen on vnterlaz sein in dem dinste ss meines gotes, daz ich doch daz hohst gut habe, die weil ich mag vnd so ich maist mag. Vnd 6 lebenen Go 21 den vinde Go 321 uitam, totis uiribus laborabo, ut eum saltem habeam in pre- senti et ipsum possideam, quan- tum possum, ne in vtroque statu caream tanto bono. Momentum ergo temporis de cetero non dimittam, quin secundum posse meum totaliter fruar ipso et semper in ipsa summa iocun- ditate delecter, ex quo eternam miseriam assequi debeo in fu- turo. Nonne michi summa uesania esset, si certus sum me eternalibus ignibus cruciandum, me inimico tradere in presenti 15 et ex nunc incipere cum dyabolo conuersari? Nonne sufficit illa miseria, nisi nunc me miserum faciam ante tempus? Ymmo certe, plus me predestinanti deo 2o meo, prout potero, totaliter exhibebo, ut nichil sit in me, nec cor, nec lingwa, nec cetera membra, quin continue sint in seruicio dei mei, ut saltem, ss dum possum, quantum potero, habeam summum bonum. Sicut 36 gut fehit Go
Buch III Kap. 13: Go wil ich mit allen kreften darnach sten vnd arbeiten, daz ich in doch in disem gehaben müge vnd auch besiczen, so ich s maist mag, daz ich nicht in paiden leben vnd wesen darben durf so gar grozzes guten. Dorvmb so wil ich furbaz mer nicht einen augenplick der zeit 10 vnterwegen lazzen, sunder ich [97] wil nach meinem ver- mügen zümale gotes geprauchen vnd wil allezeit in diser hohsten wunne lust haben, seint daz 15 ich zükunfticleichen die ewigen durftikait sol ervolgen. Man sag mir, wer is nicht die hohste vnsinnikeit, ob ich nv gewis pin, daz ich.in den ewigen s» vueren sol gepeiniget werden, daz ich mich auch dem veinde in diser zeit gebe vnd nv zühant anhube mit dem teüfel zu leben vnd zü wonen? Ist ez nicht s; genug an iener durftikait, ich mache mich dannoch ee der zeit durftig? — Vnd zwar, ich wil mich auch dester mer zümale ergeben vnd erbieten meinem s» got, der mich also fursehen hat, daz nichtsnicht in mir sey, weder hereze noch zunge oder ander gelider, sie muzzen on vnterlaz sein in dem dinste ss meines gotes, daz ich doch daz hohst gut habe, die weil ich mag vnd so ich maist mag. Vnd 6 lebenen Go 21 den vinde Go 321 uitam, totis uiribus laborabo, ut eum saltem habeam in pre- senti et ipsum possideam, quan- tum possum, ne in vtroque statu caream tanto bono. Momentum ergo temporis de cetero non dimittam, quin secundum posse meum totaliter fruar ipso et semper in ipsa summa iocun- ditate delecter, ex quo eternam miseriam assequi debeo in fu- turo. Nonne michi summa uesania esset, si certus sum me eternalibus ignibus cruciandum, me inimico tradere in presenti 15 et ex nunc incipere cum dyabolo conuersari? Nonne sufficit illa miseria, nisi nunc me miserum faciam ante tempus? Ymmo certe, plus me predestinanti deo 2o meo, prout potero, totaliter exhibebo, ut nichil sit in me, nec cor, nec lingwa, nec cetera membra, quin continue sint in seruicio dei mei, ut saltem, ss dum possum, quantum potero, habeam summum bonum. Sicut 36 gut fehit Go
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322 gleich als die werltlichen leute, so sie in der vasten flaisch nicht ezzen schullen, so wollen sie an der vasnacht genuk flaisch 5 haben, czà gleicher weise solt ez mit got halten vnd tun ein mensche, der nv gewis were seiner vorwissunge. Vnd zii vor- derst tete daz selb ein mensch, 10 der nv gekostet het, wie suzze der herre ist, vnd alle andere zeitliche vnd lustliche dinck recht als ein wermut achtet. Aber wie vil ich waiz, daz mich 15 got vorwisse, so weiz ich wider dogegen, daz er sich selben nicht versagen mag. Dorvmb so wil ich in mit ganczen innern kref- ten meines gemutes vmbvahen : vnd in mechticlichen zů mir drucken. Vnd ob nv die mor- genrot erscheinet, ez sei denn daz er mich gebenedicke, so wil ich in nicht lazzen. Vnd ob er 2s mich nv gebenedicte, dannoch so wil ich in nicht lazzen. Vnd also mag er on mich nicht wesen gescheiden. Wann ez ist mir wol erlaiibet im gewalt zii so tun in diser [97°] mazze, seint daz er selber iene lobet, die daz reich der hymel gewalticlichen gezucken. Wer wirt doch leihtic- licher vberwunden wenn got, Stachel der Liebe enim [160*^] seculares, quia in quadragesima non debent co- medere carnes, uolunt in carnis- priuio carnibus habundare, sic de deo facere deberet, qui de s sui presciencia eciam esset cer- tus. Et hoc precipue faceret. qui, quam suauis est dominus. degustaret, cetera, certe deli- cata, absinthium reputaret. Sed quantumcunque, quod deus me presciuerit, sciam, quoque con- tra scio, quod seipsum negare non potest. Cum ipsum igitur totis mentis uisceribus ample- :: xabor et ipsum stringens fortiter, eciam si aurora apparuerit, nisi michi benedixerit, non dimit- tam, et si benedixerit michi. nec tunc eciam dimittam, et »o sine me recedere non ualebit. Licitum enim est michi sibi inferre uiolenciam in hac parte, cum ipse commendet illos, qui regnum celorum rapiunt violen- 25 ter. Quis leuius vincitur quam 4f. genunk flaisch haben Go, uberflüssicleichni sich fleisch genieten M 8 v'wissunge Go 15 verwisse Go 23 mich gebenedicke] mir wirt gebn seine segen M 17 versagen] besorgen Go 31 die] daz Go 33 gezucken] gezucket wirt Go, raubfi M
322 gleich als die werltlichen leute, so sie in der vasten flaisch nicht ezzen schullen, so wollen sie an der vasnacht genuk flaisch 5 haben, czà gleicher weise solt ez mit got halten vnd tun ein mensche, der nv gewis were seiner vorwissunge. Vnd zii vor- derst tete daz selb ein mensch, 10 der nv gekostet het, wie suzze der herre ist, vnd alle andere zeitliche vnd lustliche dinck recht als ein wermut achtet. Aber wie vil ich waiz, daz mich 15 got vorwisse, so weiz ich wider dogegen, daz er sich selben nicht versagen mag. Dorvmb so wil ich in mit ganczen innern kref- ten meines gemutes vmbvahen : vnd in mechticlichen zů mir drucken. Vnd ob nv die mor- genrot erscheinet, ez sei denn daz er mich gebenedicke, so wil ich in nicht lazzen. Vnd ob er 2s mich nv gebenedicte, dannoch so wil ich in nicht lazzen. Vnd also mag er on mich nicht wesen gescheiden. Wann ez ist mir wol erlaiibet im gewalt zii so tun in diser [97°] mazze, seint daz er selber iene lobet, die daz reich der hymel gewalticlichen gezucken. Wer wirt doch leihtic- licher vberwunden wenn got, Stachel der Liebe enim [160*^] seculares, quia in quadragesima non debent co- medere carnes, uolunt in carnis- priuio carnibus habundare, sic de deo facere deberet, qui de s sui presciencia eciam esset cer- tus. Et hoc precipue faceret. qui, quam suauis est dominus. degustaret, cetera, certe deli- cata, absinthium reputaret. Sed quantumcunque, quod deus me presciuerit, sciam, quoque con- tra scio, quod seipsum negare non potest. Cum ipsum igitur totis mentis uisceribus ample- :: xabor et ipsum stringens fortiter, eciam si aurora apparuerit, nisi michi benedixerit, non dimit- tam, et si benedixerit michi. nec tunc eciam dimittam, et »o sine me recedere non ualebit. Licitum enim est michi sibi inferre uiolenciam in hac parte, cum ipse commendet illos, qui regnum celorum rapiunt violen- 25 ter. Quis leuius vincitur quam 4f. genunk flaisch haben Go, uberflüssicleichni sich fleisch genieten M 8 v'wissunge Go 15 verwisse Go 23 mich gebenedicke] mir wirt gebn seine segen M 17 versagen] besorgen Go 31 die] daz Go 33 gezucken] gezucket wirt Go, raubfi M
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Buch III Kap. 13: Go der sich in disem vnvertigen leben gibt solichen menschen, die in vmbvahen nür alleine mit den vmbvangen ires hein s vnd denn zů vorderst erscheinet, als ob im gewalt geschehe, so er gestatet vnd verhengt dem sunder, seinem veinde, den er nach banne also verachtet vnd 1. vertumet hat, daz der selbe sich gotes vnd seines reiches newr allein mit vmbvengen vn- terwindet? Ez sol nymmer ein sunder so gar verzweifelt sein, 15 ist daz er got suchet vnd in zü im drucket mit begerung dez gemutes, als er sol, daz er nicht got vnd sein vaterlant besiczen müge. Dorvmb ist e ez gar gut got den hern zů vmbringen mit beheglichen vmb- vengen, wenn wir wol gesigen mügen wider sein vrtail vnd wider seinen rat. Idoch so ist 25 daz gesigen sein, wann ez kumt her von seiner grozzen gute. Oder werlichen, ich waiz wol, waz ich tün wirde. In den holern vnd gruben seiner wun- x den wil ich mich vorbegraben vnd do selbest gerüwiclichen loschen, so kan er mich mit auz im selben nicht vinden. So zymt im auch nicht, daz er mich s» auztreibe, wenn er gesprochen hat : ‘Den, der zü mir kumt, den 10 vertummet Go vnd do gerüesam' luschn M | 29 holern vnd gruben] lóchern M 323 deus, yui solo amplexu cordis se in via tribuit amplexanti et quasi tunc precipue uiolari uidetur, cum a peccatore ini- mico, quem reprobasse creditur, 5 se et suum regnum solummodo amplexibus permittit invadi? Non enim sit peccator despera- tus, si deum requireret et ipsum stringit mentis affectu, ut debet, 10 quod ipsum et suam patriam non ualeat possidere. Bonum est cum domino nostro affec- tuosis luctari amplexibus, quia contra eius sentenciam per suum 15 consilium poterimus preualere. Hec tamen uictoria sua est, quia procedit & sua nimia bonitate. Aut scio certe, quid faciam. In cauernis suorum uulnerum 20 me abscondam ibique quiecius latitabo, nec extra se me pote- rit inuenire. Et eciam exire com- pellere non decebit, quia dixit: "Eum, qui venit ad me, non» 30—32 Del Aal WE 21*
Buch III Kap. 13: Go der sich in disem vnvertigen leben gibt solichen menschen, die in vmbvahen nür alleine mit den vmbvangen ires hein s vnd denn zů vorderst erscheinet, als ob im gewalt geschehe, so er gestatet vnd verhengt dem sunder, seinem veinde, den er nach banne also verachtet vnd 1. vertumet hat, daz der selbe sich gotes vnd seines reiches newr allein mit vmbvengen vn- terwindet? Ez sol nymmer ein sunder so gar verzweifelt sein, 15 ist daz er got suchet vnd in zü im drucket mit begerung dez gemutes, als er sol, daz er nicht got vnd sein vaterlant besiczen müge. Dorvmb ist e ez gar gut got den hern zů vmbringen mit beheglichen vmb- vengen, wenn wir wol gesigen mügen wider sein vrtail vnd wider seinen rat. Idoch so ist 25 daz gesigen sein, wann ez kumt her von seiner grozzen gute. Oder werlichen, ich waiz wol, waz ich tün wirde. In den holern vnd gruben seiner wun- x den wil ich mich vorbegraben vnd do selbest gerüwiclichen loschen, so kan er mich mit auz im selben nicht vinden. So zymt im auch nicht, daz er mich s» auztreibe, wenn er gesprochen hat : ‘Den, der zü mir kumt, den 10 vertummet Go vnd do gerüesam' luschn M | 29 holern vnd gruben] lóchern M 323 deus, yui solo amplexu cordis se in via tribuit amplexanti et quasi tunc precipue uiolari uidetur, cum a peccatore ini- mico, quem reprobasse creditur, 5 se et suum regnum solummodo amplexibus permittit invadi? Non enim sit peccator despera- tus, si deum requireret et ipsum stringit mentis affectu, ut debet, 10 quod ipsum et suam patriam non ualeat possidere. Bonum est cum domino nostro affec- tuosis luctari amplexibus, quia contra eius sentenciam per suum 15 consilium poterimus preualere. Hec tamen uictoria sua est, quia procedit & sua nimia bonitate. Aut scio certe, quid faciam. In cauernis suorum uulnerum 20 me abscondam ibique quiecius latitabo, nec extra se me pote- rit inuenire. Et eciam exire com- pellere non decebit, quia dixit: "Eum, qui venit ad me, non» 30—32 Del Aal WE 21*
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324 wil ich nicht aüzjagen. Vnd in diser weise so mag er mich nicht vervrtailen, er wolt denn sich selben auch verurtailen s vnd richten. Oder ich wil sten vnd vallen zü den fuzzen seiner muter vnd wil do selbst laüt- baren, daz sie ein muter gotes worden sey durch der sunder 1» willen, vnd wil sie piten, daz sie mir genade vnd vergebunge der sunden erwerbe. Vnd ich wird nicht von ir hinweck ge- triben, wann alle leute sagen 15 vnd predigen, daz sie ein prunne sei der gute vnd der parm- herczikait. Wann sie kan sich wol erparmen, vnd den durftigen nicht genuck tun kunde sie nie z) gelernen. So gelaube ich auch nicht, daz sie vmb meinen willen wolle mit einer [98'*] newen leczen vnderweiset werden. Dorvmb von grozzer mitlei- 25 dunge wegen so wirt sie mir vor irem sune, ob man daz gesprechen mag, durftig erschei- nen vnd wirt gar schire iren eigen sun neigen vnd lencken so mir zii vergebunge der sunden. Vnd in diser weise hab ich drifeltige ziiflucht, die recht als ein drifeltigez sail vnsanft zii- prechen mag. Vnd ob ich nv ss ewiclichen verschicket pin, vnd 13 ir] dir Go 18 durftikait Go ———M M — — — ——— ——————— M ———— Stachel der Liebe eiciam foras. [161'*] Et sic me condempnare non poterit, nisi seipsum uoluerit iudicare. Aut ad matris sue pedes pro- uolutus stabo et, quod propter 5 peccatores mater dei facta est, allegabo, et ut michi veniam impetret, postulabo, nec repul- sam ab ea pati potero, quia fons pietatis ab omnibus predi- 10 eatur. Ipsa enim non misereri ignorat et miseris non satis- facere nunquam sciuit. Non credo, quod propter me nouam uelit addiscere leccionem. Ideo ex compassione maxima ante filium suum mecum, si dici po- test, misera apparebit et michi ad indulgenciam quamtocius su- um vnicum inclinabit. Et sic zo triplex habeo refugium, quod quasi triplex funiculus difficile dirumpetur. Quodsi predesti- 15 19 genunck Go sie nie] sein Go 35f. verschicket bis 325, 2 schulle] vorbesehn vfi erwelt zu dem ebigen lebńi das zu wesiczfi mit den engeln M
324 wil ich nicht aüzjagen. Vnd in diser weise so mag er mich nicht vervrtailen, er wolt denn sich selben auch verurtailen s vnd richten. Oder ich wil sten vnd vallen zü den fuzzen seiner muter vnd wil do selbst laüt- baren, daz sie ein muter gotes worden sey durch der sunder 1» willen, vnd wil sie piten, daz sie mir genade vnd vergebunge der sunden erwerbe. Vnd ich wird nicht von ir hinweck ge- triben, wann alle leute sagen 15 vnd predigen, daz sie ein prunne sei der gute vnd der parm- herczikait. Wann sie kan sich wol erparmen, vnd den durftigen nicht genuck tun kunde sie nie z) gelernen. So gelaube ich auch nicht, daz sie vmb meinen willen wolle mit einer [98'*] newen leczen vnderweiset werden. Dorvmb von grozzer mitlei- 25 dunge wegen so wirt sie mir vor irem sune, ob man daz gesprechen mag, durftig erschei- nen vnd wirt gar schire iren eigen sun neigen vnd lencken so mir zii vergebunge der sunden. Vnd in diser weise hab ich drifeltige ziiflucht, die recht als ein drifeltigez sail vnsanft zii- prechen mag. Vnd ob ich nv ss ewiclichen verschicket pin, vnd 13 ir] dir Go 18 durftikait Go ———M M — — — ——— ——————— M ———— Stachel der Liebe eiciam foras. [161'*] Et sic me condempnare non poterit, nisi seipsum uoluerit iudicare. Aut ad matris sue pedes pro- uolutus stabo et, quod propter 5 peccatores mater dei facta est, allegabo, et ut michi veniam impetret, postulabo, nec repul- sam ab ea pati potero, quia fons pietatis ab omnibus predi- 10 eatur. Ipsa enim non misereri ignorat et miseris non satis- facere nunquam sciuit. Non credo, quod propter me nouam uelit addiscere leccionem. Ideo ex compassione maxima ante filium suum mecum, si dici po- test, misera apparebit et michi ad indulgenciam quamtocius su- um vnicum inclinabit. Et sic zo triplex habeo refugium, quod quasi triplex funiculus difficile dirumpetur. Quodsi predesti- 15 19 genunck Go sie nie] sein Go 35f. verschicket bis 325, 2 schulle] vorbesehn vfi erwelt zu dem ebigen lebńi das zu wesiczfi mit den engeln M
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Buch III Kap. 13: Go daz ich daz ewig vaterlant mit den engeln besiczen schulle, werlichen, so sol ich iczunt ein engelisches leben furen, vnd s nicht ein menschliches. Ich sol mich im gancze vnd zůmale er- geben, der mich zů lone bercitet hat, vnd sol mir an dem selben geburnden taile lazzen genvgen 1 vnd anders nicht furbaz mer begern. Wenn er ist gerecht, vnd wer ez daz ich anders icht suchte wenn in, so mohte er von rechten schulden mir vnge- 1 nedig werden. "Vnd den ich sehen solde gegen mir gut- willig, den wurde ich gar schire zornig sehen vnd daz er wider mich ein vrtail sprechen vnd 29 geben wurd. € Dorvmb züleczt so besleüz dein rede wider den teufel also: Waz vnd wie ez nv vmb mich zükunfticlichen sein wirt, so 25 wil ich nicht ablazzen von dem dinst gotes. Vnd we dir, der du nicht magst so gar grozzem herren gedienen vnd wunne noch frewde gehaben in seiner suzzen so gegenwurtikait ! 9 geburten Go 28 herren fehlt Go genvngen Go | | | | 325 natus sum et eternam patriam debeo cum angelis possidere, certe debeo ex nunc angelicam uitam ducere, non humanam. Totum me illi exhibere debeo, qui se michi in premium prepa- rauit et, hac porcione contentus, nil aliud ammodo debeo affec- tare. Iustus est enim, et si aliud quam ipsum quererem, con- 1o tra me posset racionabiliter indi- gnari. Et quem visurus sum michi beneuolum, cito uiderem iratum ac contra me sentenciam inferentem. 15 Igitur in fine dyabolo sic conclude: Quidquid de me futurum sit, a dei seruicio non desistam. Et ve tibi, qui non potes tanto domino ministrare so : et eius dulci presencia iocun- dari! 26 we dir der] wider den Go 29 gehaben magst Go
Buch III Kap. 13: Go daz ich daz ewig vaterlant mit den engeln besiczen schulle, werlichen, so sol ich iczunt ein engelisches leben furen, vnd s nicht ein menschliches. Ich sol mich im gancze vnd zůmale er- geben, der mich zů lone bercitet hat, vnd sol mir an dem selben geburnden taile lazzen genvgen 1 vnd anders nicht furbaz mer begern. Wenn er ist gerecht, vnd wer ez daz ich anders icht suchte wenn in, so mohte er von rechten schulden mir vnge- 1 nedig werden. "Vnd den ich sehen solde gegen mir gut- willig, den wurde ich gar schire zornig sehen vnd daz er wider mich ein vrtail sprechen vnd 29 geben wurd. € Dorvmb züleczt so besleüz dein rede wider den teufel also: Waz vnd wie ez nv vmb mich zükunfticlichen sein wirt, so 25 wil ich nicht ablazzen von dem dinst gotes. Vnd we dir, der du nicht magst so gar grozzem herren gedienen vnd wunne noch frewde gehaben in seiner suzzen so gegenwurtikait ! 9 geburten Go 28 herren fehlt Go genvngen Go | | | | 325 natus sum et eternam patriam debeo cum angelis possidere, certe debeo ex nunc angelicam uitam ducere, non humanam. Totum me illi exhibere debeo, qui se michi in premium prepa- rauit et, hac porcione contentus, nil aliud ammodo debeo affec- tare. Iustus est enim, et si aliud quam ipsum quererem, con- 1o tra me posset racionabiliter indi- gnari. Et quem visurus sum michi beneuolum, cito uiderem iratum ac contra me sentenciam inferentem. 15 Igitur in fine dyabolo sic conclude: Quidquid de me futurum sit, a dei seruicio non desistam. Et ve tibi, qui non potes tanto domino ministrare so : et eius dulci presencia iocun- dari! 26 we dir der] wider den Go 29 gehaben magst Go
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326 Daz vierczehent ist ein elag dez fleisches zü got dem vater vber Christum vnd dogegen ein antwurt. 5 TV Боге vnd merck mit fleizze die clage dez flai- - sches wider die selen vnd auch wider Christum, der die sele | erhebet. | @ Daz flaisch spricht: Ich : clag dir, got vater, der dü gerecht vnd vnentlicher parm- herczikait bist, vber deinen sün, auf die rede daz dein gerechti- | 15 kait mercke den gewalt, der an mir geschehen, vnd daz dein | barmherczikait geneiget sei mei- | ner durftikeit. Der selbe dein | sun, der do vol ist weisheit vnd 20 kraft, hat mich listiclichen vmb- kümen mit seiner weisheit, vnd | mit seiner craft hat er mir laide - getan. [98'"] Der selb dein | sune hat sich mit seiner woeis- :5 heit verporgen vnter flaisch, daz mir enlichen ist, vnd ist zü mir listiclichen eingegangen mit gar grozzer demütikait vnd | mit vnsprechenlicher gute. Er i so waz demütiger wenn alle ander | 10 | I | | | Stachel der Liebe XIV. Questio carnis ad deum patrem de Christo et responsio. ARNEM contra spiritum per C contemplacionem eleua- 5 tum conquerentem, ymmo, contra Christum eleuantem ani- mam nunc ausculta. Ait caro: Tibi, deo patri iusto ac misericordie infinite, de tuo filio conqueror, [161'"] ut tua iusticia consideret michi uiolenciam factam, et tua mi- sericordia mee miserie condes- cendat. Ille tuus filius plenus sapiencia et uirtute me sua sapiencia circumuenit et sua uirtute molestiam michi fecit. - $ Ille tuus filius sua sapiencia se . Sub carne michi simili occultauit »o ac ad me humilitate nimia et benignitate inenarrabili calide subintrauit. Omnibus fuit hu- l Kap. II114. Überlieferung nur in Go. Der von anderer Hand geschriebene Nachtrag Bl. 75* in Hs. Br und der Text in M R stellen je eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile (Bl. 87**) vorangestellt 4st, wührend vor dem Kap. selbst nur steht Daz XIII capitel Go. vó xpo vn di àtwurt M erhabn gaist durch dy weschauüg 17 geneiget] genedig Br seret Br Das vierezehnt wie das fleisch elagt dé vat' 2 clag glit Go 6 die bis 9 erhebet] den M 15 gewalt] freuel Br 21— 23 vnd hot mich myt syner crafft vor- 27 eingegangen] eynkomen Br
326 Daz vierczehent ist ein elag dez fleisches zü got dem vater vber Christum vnd dogegen ein antwurt. 5 TV Боге vnd merck mit fleizze die clage dez flai- - sches wider die selen vnd auch wider Christum, der die sele | erhebet. | @ Daz flaisch spricht: Ich : clag dir, got vater, der dü gerecht vnd vnentlicher parm- herczikait bist, vber deinen sün, auf die rede daz dein gerechti- | 15 kait mercke den gewalt, der an mir geschehen, vnd daz dein | barmherczikait geneiget sei mei- | ner durftikeit. Der selbe dein | sun, der do vol ist weisheit vnd 20 kraft, hat mich listiclichen vmb- kümen mit seiner weisheit, vnd | mit seiner craft hat er mir laide - getan. [98'"] Der selb dein | sune hat sich mit seiner woeis- :5 heit verporgen vnter flaisch, daz mir enlichen ist, vnd ist zü mir listiclichen eingegangen mit gar grozzer demütikait vnd | mit vnsprechenlicher gute. Er i so waz demütiger wenn alle ander | 10 | I | | | Stachel der Liebe XIV. Questio carnis ad deum patrem de Christo et responsio. ARNEM contra spiritum per C contemplacionem eleua- 5 tum conquerentem, ymmo, contra Christum eleuantem ani- mam nunc ausculta. Ait caro: Tibi, deo patri iusto ac misericordie infinite, de tuo filio conqueror, [161'"] ut tua iusticia consideret michi uiolenciam factam, et tua mi- sericordia mee miserie condes- cendat. Ille tuus filius plenus sapiencia et uirtute me sua sapiencia circumuenit et sua uirtute molestiam michi fecit. - $ Ille tuus filius sua sapiencia se . Sub carne michi simili occultauit »o ac ad me humilitate nimia et benignitate inenarrabili calide subintrauit. Omnibus fuit hu- l Kap. II114. Überlieferung nur in Go. Der von anderer Hand geschriebene Nachtrag Bl. 75* in Hs. Br und der Text in M R stellen je eine selbständige Übersetzung dar. Überschrift aus dem Kapitelregister, das dem 3. Teile (Bl. 87**) vorangestellt 4st, wührend vor dem Kap. selbst nur steht Daz XIII capitel Go. vó xpo vn di àtwurt M erhabn gaist durch dy weschauüg 17 geneiget] genedig Br seret Br Das vierezehnt wie das fleisch elagt dé vat' 2 clag glit Go 6 die bis 9 erhebet] den M 15 gewalt] freuel Br 21— 23 vnd hot mich myt syner crafft vor- 27 eingegangen] eynkomen Br
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Buch III Kap. 14: Go leüt, versmehter wann alle leut. Aller menschen notdurftikait nam er an sich vnd trug vnser | aller kranckeit vnd wolt durch 5 vnser willen grawsamlichen ge- kreücziget werden. Er wolt leiden mitleidung vnd mit lei- dunge gar swerlichen gepeiniget werden vnd wolt auch beweisen 10 mit der auftuung seiner seyten die libe seines herczen vnd von danne wolt er auch, daz do fluzzen die heiligen sacrament vns zü einer abwaschung von 1 vnsern sunden. — Waz mer? Sein menschlich flaisch hat er geseczt zü einer speise, sein plut zü einem tranck vnd sich selben gelobet zü lone. Die menschen, zo die dein gepot teten, nante er muter vnd pruder. Züleczt, nicht allin in disem leben, sunder auch in dem vaterlande gelobet er, daz er sich vntergurten vnd 25 schurczen wolde vnd eingende hantreichen vnd dienen wolde, so sie ob deinem tische ezzen wolden. € Mit allen disen dingen vnd so auch mit andern, die ich nicht weiz noch mag volsagen, so hat er die sele, die mir gegeben ist, zu im reschlichen gezogen ] leüt] menschen Br leychen Br wo Go 20 dein] scin Go ezvgefugit Br | | | | | | | | | leut] menschen Br 8 herticleichen Br 14f. abwaschung von vnsern sunden] erczney den menschen Br 31 weiz fehlt Go 33 resschlichen Go, gar vast Br 327 milior, omnibus despeccior, om- nium necessitates assumpsit et omnium infirmitates portauit, pro omnibus uoluit crudelissime crucifigi, tam compassione quam 5 passione grauissimeuoluit affligi, cordis sui amorem per aper- cionem sui lateris uoluit demon- Strare, inde eciam uoluit sacra- menta suis in remedium ema- 10 nare. Quid plura? Suam car- nem constituit in cibum, suum sanguinem in potum et in pre- mium se promisit. "Tua pre- cepta facientes matrem fra- 15 tresque uocabat, demum non solum in uia, sed eciam in patria promittebat, quod se succingeret et eis ad mensam tuam comedentibus transiens 20 ministraret. Hys omnibus et alijs, que neo scio nec uolo enarrare, animam michi deputatam allexit nimis. 2 nótikeyt Br 10 offenunge Br 5 grew- 11 von] volsprechen Br 32 gegeben]
Buch III Kap. 14: Go leüt, versmehter wann alle leut. Aller menschen notdurftikait nam er an sich vnd trug vnser | aller kranckeit vnd wolt durch 5 vnser willen grawsamlichen ge- kreücziget werden. Er wolt leiden mitleidung vnd mit lei- dunge gar swerlichen gepeiniget werden vnd wolt auch beweisen 10 mit der auftuung seiner seyten die libe seines herczen vnd von danne wolt er auch, daz do fluzzen die heiligen sacrament vns zü einer abwaschung von 1 vnsern sunden. — Waz mer? Sein menschlich flaisch hat er geseczt zü einer speise, sein plut zü einem tranck vnd sich selben gelobet zü lone. Die menschen, zo die dein gepot teten, nante er muter vnd pruder. Züleczt, nicht allin in disem leben, sunder auch in dem vaterlande gelobet er, daz er sich vntergurten vnd 25 schurczen wolde vnd eingende hantreichen vnd dienen wolde, so sie ob deinem tische ezzen wolden. € Mit allen disen dingen vnd so auch mit andern, die ich nicht weiz noch mag volsagen, so hat er die sele, die mir gegeben ist, zu im reschlichen gezogen ] leüt] menschen Br leychen Br wo Go 20 dein] scin Go ezvgefugit Br | | | | | | | | | leut] menschen Br 8 herticleichen Br 14f. abwaschung von vnsern sunden] erczney den menschen Br 31 weiz fehlt Go 33 resschlichen Go, gar vast Br 327 milior, omnibus despeccior, om- nium necessitates assumpsit et omnium infirmitates portauit, pro omnibus uoluit crudelissime crucifigi, tam compassione quam 5 passione grauissimeuoluit affligi, cordis sui amorem per aper- cionem sui lateris uoluit demon- Strare, inde eciam uoluit sacra- menta suis in remedium ema- 10 nare. Quid plura? Suam car- nem constituit in cibum, suum sanguinem in potum et in pre- mium se promisit. "Tua pre- cepta facientes matrem fra- 15 tresque uocabat, demum non solum in uia, sed eciam in patria promittebat, quod se succingeret et eis ad mensam tuam comedentibus transiens 20 ministraret. Hys omnibus et alijs, que neo scio nec uolo enarrare, animam michi deputatam allexit nimis. 2 nótikeyt Br 10 offenunge Br 5 grew- 11 von] volsprechen Br 32 gegeben]
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328 alzü sere, vnd nicht allein zü- | gezogen, sunder auch inwendig | in sie gende hat er sie mit seiner | liebkosunge so vast mit im | 5 vereynet, daz sie yczunt mein | nicht achtet, sunder daz sie | mich vil mer quelet, verwirft, | vndertrit vnd zü nicht macht. Vnd daz noch vil swerer ist: | 10 die mir die selben ding tiin vnd | fiigen, die hat sie liep vnd tut | fur sie sunderliche gepete. Aber | waz tut sie? Sie züfuget mir | lait auf lait, vnd daz ich newr | 15 grozzen smerczen leid, daz wun- | schet sie. Daz duncket sie ir : ein grozze ere sein, daz mir | gewalt, vnrecht vnd lesterunge : [98"*] widerfare, vnd daz do allersnodest gesein mag, vnd aldo selbest hat sie mich ver- ! weiset, vngetrostet vnd gepei- | niget gelazzen. Vnd sie wil | auch allezeit mit deinem sune ! 25 wonen, von seinem flaische ge- ! speiset werden vnd von seynem | plut getrencket werden. Iczunt | erscheynet sie mit im in der | krippen kleyne, getragen in den | so armen der Junkfrawen vnd dor- | zů vmbvangen. Sie wirt yczunt erneret mit der milch der Junck- frawen. Iczunt durstet sie mit | im, yczunt hungert sie mit im. i 4 libunge Br verwurff Go, peiniget entseczet Br daz Go lesterunge] widermut smahoyt Br 4f. mit im vereynet] ezv ym gefuget Br 15 grozzen] gruntlicher Br Stachel der Liebe Et non solum allexit, sed eciam intus intrans sua virtute in tantum sibi ipsam suis blandi- cijs coniunxit, ut sic iam de me non curet, sed pocius affli- ; gat, deiciat, conculcet et ad nichilum redigat, et, quod graui- | us videtur, hec michi inferentes diligat ac pro eis oracionem spe- cialem infundat. Sed quid? Dolorem dolori addit [161"*] et, ut intense doleam, ipsa cupit. Hec gloria sua uidetur michi inferre iniuriam, contumeliam et quidquid vilissimum potest 1: . eredi, siceque me desolatam, af- , flictam relinquit. Et ipsa sem- per wult cum tuo filio commo- rari, sua carne cibari, suo san- guine inebriari. Nunc secum zo apparet in presepio parua. Nunc autem cum eo Virginis brachijs deportatur et amplexatur, Vir- ginis lacte fouetur. Nunc secum | sitit, nunc secum famescit, nunc ss 7 quele, 11 die] 18 gcwalt, vnrecht vnd 22 vngetrostet] vnd gotrostot Go 8 machte Go, bringet Br
328 alzü sere, vnd nicht allein zü- | gezogen, sunder auch inwendig | in sie gende hat er sie mit seiner | liebkosunge so vast mit im | 5 vereynet, daz sie yczunt mein | nicht achtet, sunder daz sie | mich vil mer quelet, verwirft, | vndertrit vnd zü nicht macht. Vnd daz noch vil swerer ist: | 10 die mir die selben ding tiin vnd | fiigen, die hat sie liep vnd tut | fur sie sunderliche gepete. Aber | waz tut sie? Sie züfuget mir | lait auf lait, vnd daz ich newr | 15 grozzen smerczen leid, daz wun- | schet sie. Daz duncket sie ir : ein grozze ere sein, daz mir | gewalt, vnrecht vnd lesterunge : [98"*] widerfare, vnd daz do allersnodest gesein mag, vnd aldo selbest hat sie mich ver- ! weiset, vngetrostet vnd gepei- | niget gelazzen. Vnd sie wil | auch allezeit mit deinem sune ! 25 wonen, von seinem flaische ge- ! speiset werden vnd von seynem | plut getrencket werden. Iczunt | erscheynet sie mit im in der | krippen kleyne, getragen in den | so armen der Junkfrawen vnd dor- | zů vmbvangen. Sie wirt yczunt erneret mit der milch der Junck- frawen. Iczunt durstet sie mit | im, yczunt hungert sie mit im. i 4 libunge Br verwurff Go, peiniget entseczet Br daz Go lesterunge] widermut smahoyt Br 4f. mit im vereynet] ezv ym gefuget Br 15 grozzen] gruntlicher Br Stachel der Liebe Et non solum allexit, sed eciam intus intrans sua virtute in tantum sibi ipsam suis blandi- cijs coniunxit, ut sic iam de me non curet, sed pocius affli- ; gat, deiciat, conculcet et ad nichilum redigat, et, quod graui- | us videtur, hec michi inferentes diligat ac pro eis oracionem spe- cialem infundat. Sed quid? Dolorem dolori addit [161"*] et, ut intense doleam, ipsa cupit. Hec gloria sua uidetur michi inferre iniuriam, contumeliam et quidquid vilissimum potest 1: . eredi, siceque me desolatam, af- , flictam relinquit. Et ipsa sem- per wult cum tuo filio commo- rari, sua carne cibari, suo san- guine inebriari. Nunc secum zo apparet in presepio parua. Nunc autem cum eo Virginis brachijs deportatur et amplexatur, Vir- ginis lacte fouetur. Nunc secum | sitit, nunc secum famescit, nunc ss 7 quele, 11 die] 18 gcwalt, vnrecht vnd 22 vngetrostet] vnd gotrostot Go 8 machte Go, bringet Br
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Buch III Kap. 14: Go Iczunt wirt sie mit im ver- | speiet, verwundet, betrubt vnd recht als gekreiicziget. Iczunt frewet sie sich vnd wirt ge- , s trostet mit im bei dir, got vater, _ in den hymeln. Wohin newr i dein sun wandert, so get sie ' mit im. Sie suchet nicht on in ; zii sein. Sie mag sich auch zü : 10 kainen dingen gekeren sunder an : in. Dorvmb, waz sol ich dir sagen, got vater, von deinem sun, der mein sele, die mir gegeben ist, also truncken ge- ı5 macht hat mit seiner lieb vnd sie auch von mir enpfremdet, daz ist, daz er einen raup getan hat? Vnd heizze in wider geben! | Vnd ez duncket mich nicht ein | 2o klain dinck sein,daz man indiser weise ein gemiite vahen sol. Warvmb hat doch mein sele newr allein deinen sun liep? Warvmb hasset sie mich doch 25 also vnd lezzet alle andere dink | vnterwegen? Sie get recht als | an synnen verslunden in der libe | deines sunes. Sie horet yezunt | nicht anders, noch siht, noch | so kostet, noch reuchet, sunder sie wil allezeit wonen in seinen armen. Do selbest frewet sie | sich vnd ist vol wunnen vnd | darzü volfluzzig in wollusten. Do | 7 wandert] git Br nindert Br ertrunken Br 16 enpfindet Go . letatur et consolatur. git Go, czewhet Br 22. 24 Dorvmb Go 30 kostet] smeket Br 329 : secum conspuitur, vulneratur, tristatur et quasi crucifigitur. Nunc secum in celis aput te Quo- cunque perrexerit, secum vadit, s sine ipso esse non requirit, ad nil potest se uertere sine ipso. Quid ergo tibi dicam, deus pater, de filio tuo, qui animam michi datam sic suo inebriauit 10 amore, sic alienauit a me, sic rapinam commisit ? Tubeas restitui! Nec enim michi pa- ; rum uidetur sic capere unam i mentem. Cur enim anima michi is deputata solum filium tuum diligit? ^ Cur sic me odit et cetera derelinquit? Tui filij amore absorpta graditur sine sensu. lam nil aliud audit, so uidet aut gustat aut odoratur, sed semper uult inter brachia sua commorari. Ibi letatur, iocun- datur delicijs, quibus habundat. 9f. zü kainen dingen] 27 verslunden]
Buch III Kap. 14: Go Iczunt wirt sie mit im ver- | speiet, verwundet, betrubt vnd recht als gekreiicziget. Iczunt frewet sie sich vnd wirt ge- , s trostet mit im bei dir, got vater, _ in den hymeln. Wohin newr i dein sun wandert, so get sie ' mit im. Sie suchet nicht on in ; zii sein. Sie mag sich auch zü : 10 kainen dingen gekeren sunder an : in. Dorvmb, waz sol ich dir sagen, got vater, von deinem sun, der mein sele, die mir gegeben ist, also truncken ge- ı5 macht hat mit seiner lieb vnd sie auch von mir enpfremdet, daz ist, daz er einen raup getan hat? Vnd heizze in wider geben! | Vnd ez duncket mich nicht ein | 2o klain dinck sein,daz man indiser weise ein gemiite vahen sol. Warvmb hat doch mein sele newr allein deinen sun liep? Warvmb hasset sie mich doch 25 also vnd lezzet alle andere dink | vnterwegen? Sie get recht als | an synnen verslunden in der libe | deines sunes. Sie horet yezunt | nicht anders, noch siht, noch | so kostet, noch reuchet, sunder sie wil allezeit wonen in seinen armen. Do selbest frewet sie | sich vnd ist vol wunnen vnd | darzü volfluzzig in wollusten. Do | 7 wandert] git Br nindert Br ertrunken Br 16 enpfindet Go . letatur et consolatur. git Go, czewhet Br 22. 24 Dorvmb Go 30 kostet] smeket Br 329 : secum conspuitur, vulneratur, tristatur et quasi crucifigitur. Nunc secum in celis aput te Quo- cunque perrexerit, secum vadit, s sine ipso esse non requirit, ad nil potest se uertere sine ipso. Quid ergo tibi dicam, deus pater, de filio tuo, qui animam michi datam sic suo inebriauit 10 amore, sic alienauit a me, sic rapinam commisit ? Tubeas restitui! Nec enim michi pa- ; rum uidetur sic capere unam i mentem. Cur enim anima michi is deputata solum filium tuum diligit? ^ Cur sic me odit et cetera derelinquit? Tui filij amore absorpta graditur sine sensu. lam nil aliud audit, so uidet aut gustat aut odoratur, sed semper uult inter brachia sua commorari. Ibi letatur, iocun- datur delicijs, quibus habundat. 9f. zü kainen dingen] 27 verslunden]
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330 selbest sleft sie truncken ge- machet mit gar grozzer suzzikait der libe. Vndez ist nicht wunder, ob meinselesogarsere auf deinen 5 sün verflizzen ist. Wenn, sie wer denn [98”] herter wenn ein | stein vnd vnenpfintlicher wenn ein eysen, so solt sie nicht anders tün, seint dem molen daz ir dein 10 8iin soliche vnd so grozze dinck getan hat. Vnd sie wer auch an- ders gar torecht. Vnd wo ist doch ein stain so gar herte, der Stachel der Liebe Ibi nimio amoris dulcore ine- ! briata cubat. Nec mirum, si hec : anima mea tantum filio tuo : adhesit, quia, nisi esset lapide j durior et ferro insensibilior, et s | ex quo sibi tanta filius tuus fecit, | [161"*] aliter facere non deberet, | ymmo, aliter stultissima appa- | reret. Et vbi est sic durus lapis, | qui tanti amoris ardore non 10 ' scinderetur, ymmo, liquefieret | sicud cera, si sibi fierent omnia | supradicta ? so von so grozzer hicze der libe 15 nicht reizzen wurde vnd auch zü- fluzze als ein wachs, so im die egenanten ding widerfuren ? € Dorvmb, dü allergutigister vater, so clage ich dir niht vber 20 die sele, wenn sie hat getan, daz sie scholde, sunder vber deinen sün, der sie mit gutteten alczii sere zii im gereiczet vnd gezogen hat vnd mich in so grosser durf- 25 tikait zülazzen. € Nü merke vnd hore, waz : der allergutigiste vater antwurt dem flaische: Wenn dü mein : creaturen pist, so wil ich dir ; so laisten gerechtikait mit der : parmherczikait. Wenn so di ein dirn werest der sele, idoch so woldestu allezeit herschen vnd : hast allezeit vnordenlichen ge- 35 tan vnd machtest, daz die sele 1f. gemachet] machen Go 15 reizzen wurde] von einander sich clübe Br Quapropter non conqueror de anima tibi, pater benignis- 15 sime, quia fecit, quod debuit. | sed de tuo filio, qui eam nimijs allexit beneficijs ac me in tanta miseria dereliquit. Attende et audi, quid respon- 2o deat carni benignissimus pater: Quia creatura mea es, tibi iusticiam cum misericordia ex- hibebo. Nam cum ancilla anime | esses, semper tamen dominari ss uoluisti ac semper inordinate egisti, tibi, non michi eam 7 vnenpfintlicher] vnendezebender Br 27 aller gutigst' Go 29 creaturen] schephunge Br 30 laisten] bewysen Br 32dirn]meyt Br 35 machest Go
330 selbest sleft sie truncken ge- machet mit gar grozzer suzzikait der libe. Vndez ist nicht wunder, ob meinselesogarsere auf deinen 5 sün verflizzen ist. Wenn, sie wer denn [98”] herter wenn ein | stein vnd vnenpfintlicher wenn ein eysen, so solt sie nicht anders tün, seint dem molen daz ir dein 10 8iin soliche vnd so grozze dinck getan hat. Vnd sie wer auch an- ders gar torecht. Vnd wo ist doch ein stain so gar herte, der Stachel der Liebe Ibi nimio amoris dulcore ine- ! briata cubat. Nec mirum, si hec : anima mea tantum filio tuo : adhesit, quia, nisi esset lapide j durior et ferro insensibilior, et s | ex quo sibi tanta filius tuus fecit, | [161"*] aliter facere non deberet, | ymmo, aliter stultissima appa- | reret. Et vbi est sic durus lapis, | qui tanti amoris ardore non 10 ' scinderetur, ymmo, liquefieret | sicud cera, si sibi fierent omnia | supradicta ? so von so grozzer hicze der libe 15 nicht reizzen wurde vnd auch zü- fluzze als ein wachs, so im die egenanten ding widerfuren ? € Dorvmb, dü allergutigister vater, so clage ich dir niht vber 20 die sele, wenn sie hat getan, daz sie scholde, sunder vber deinen sün, der sie mit gutteten alczii sere zii im gereiczet vnd gezogen hat vnd mich in so grosser durf- 25 tikait zülazzen. € Nü merke vnd hore, waz : der allergutigiste vater antwurt dem flaische: Wenn dü mein : creaturen pist, so wil ich dir ; so laisten gerechtikait mit der : parmherczikait. Wenn so di ein dirn werest der sele, idoch so woldestu allezeit herschen vnd : hast allezeit vnordenlichen ge- 35 tan vnd machtest, daz die sele 1f. gemachet] machen Go 15 reizzen wurde] von einander sich clübe Br Quapropter non conqueror de anima tibi, pater benignis- 15 sime, quia fecit, quod debuit. | sed de tuo filio, qui eam nimijs allexit beneficijs ac me in tanta miseria dereliquit. Attende et audi, quid respon- 2o deat carni benignissimus pater: Quia creatura mea es, tibi iusticiam cum misericordia ex- hibebo. Nam cum ancilla anime | esses, semper tamen dominari ss uoluisti ac semper inordinate egisti, tibi, non michi eam 7 vnenpfintlicher] vnendezebender Br 27 aller gutigst' Go 29 creaturen] schephunge Br 30 laisten] bewysen Br 32dirn]meyt Br 35 machest Go
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Buch III Kap. 14: Go dir vnd nicht mir dinet, vnd schuffest, daz sie zu allen posen dingen bereit vnd gewendet waz, vnd daz noch vil erger ist: s Sie, die nach meinem pilde ge- machet ist, hettestü dez teufels dinste vntertenig gemacht vnd hettest sie snoder gemacht, wenn die grawsamen tir seint, vnd 10 darzii stinckende vnd scheücz- lich vnd hettest sie auch be- swerzet vber allez, daz do vin- . ster vnd tunckel gesein mag, vnd hettest sie so sere verendert in 15 irem wesen, daz ich meine so edele creature nicht erkennen mochte. Dorvmb so must ez sein, seint daz ich die sele, die in dem flaisch waz, gar liep 20 hatte, daz mein sun in dem flaische geporn wurde, auf daz daz er sie zii meiner vnd zii sei- ner libe ziige vnd reiczet. Vnd wenn die sele, dir flaische ge- 25 traüwende, tot waz, auf daz daz sie wider lebende wurde, so wolt : ich, daz mein hercze, mein son, | der do mensche worden ist, vinb iren willen getotet wür[99'*]de. so Vnd daz waz nicht meines sunes kein vmbkomen oder betrigunge, geruchunge. Vnd wenn dü der 2 zu fehlt Go 23 gereiczot Go, libecht Br 31 betrůgnůzze Br | 8 snoder] frayssamer Br 24 flaischende Go 33f. genade vnd geruchunge] wyrde vnd gütikeyt Br sunder ez waz mein vnd seine : vnaussprechenliche genade vnd : 331 seruire fecisti, ipsam ad omnia mala pronam reddidisti, et quod peius est, eam ad imaginem meam factam diabolice servi- tuti subdidisti, eam peyorem 5 bestijs fecisti, eam fetidam et abhominabilem exhibuisti, eam super omnem caliginem deni- grasti et in tantum alterasti, ut creaturam meam sic nobilem 10 cognoscere non ualeam. Oportuit ergo, quia eam carnalem nimis diligebam, meum filium incar- nari, ut eam alliceret ad meum suumque amorem. Et quia 15 tibi carni anima credendo mor- tua erat, ut uiuificaretur, uolui cor meum, filium incarnatum, pro ea occidi. Nec fuit hoo filij mei aliqua circumuencio uel » decepcio, sed mea suaque ine- narrabilis dignacio. Et quia 11f. besweret Go 26 lebentig Br
Buch III Kap. 14: Go dir vnd nicht mir dinet, vnd schuffest, daz sie zu allen posen dingen bereit vnd gewendet waz, vnd daz noch vil erger ist: s Sie, die nach meinem pilde ge- machet ist, hettestü dez teufels dinste vntertenig gemacht vnd hettest sie snoder gemacht, wenn die grawsamen tir seint, vnd 10 darzii stinckende vnd scheücz- lich vnd hettest sie auch be- swerzet vber allez, daz do vin- . ster vnd tunckel gesein mag, vnd hettest sie so sere verendert in 15 irem wesen, daz ich meine so edele creature nicht erkennen mochte. Dorvmb so must ez sein, seint daz ich die sele, die in dem flaisch waz, gar liep 20 hatte, daz mein sun in dem flaische geporn wurde, auf daz daz er sie zii meiner vnd zii sei- ner libe ziige vnd reiczet. Vnd wenn die sele, dir flaische ge- 25 traüwende, tot waz, auf daz daz sie wider lebende wurde, so wolt : ich, daz mein hercze, mein son, | der do mensche worden ist, vinb iren willen getotet wür[99'*]de. so Vnd daz waz nicht meines sunes kein vmbkomen oder betrigunge, geruchunge. Vnd wenn dü der 2 zu fehlt Go 23 gereiczot Go, libecht Br 31 betrůgnůzze Br | 8 snoder] frayssamer Br 24 flaischende Go 33f. genade vnd geruchunge] wyrde vnd gütikeyt Br sunder ez waz mein vnd seine : vnaussprechenliche genade vnd : 331 seruire fecisti, ipsam ad omnia mala pronam reddidisti, et quod peius est, eam ad imaginem meam factam diabolice servi- tuti subdidisti, eam peyorem 5 bestijs fecisti, eam fetidam et abhominabilem exhibuisti, eam super omnem caliginem deni- grasti et in tantum alterasti, ut creaturam meam sic nobilem 10 cognoscere non ualeam. Oportuit ergo, quia eam carnalem nimis diligebam, meum filium incar- nari, ut eam alliceret ad meum suumque amorem. Et quia 15 tibi carni anima credendo mor- tua erat, ut uiuificaretur, uolui cor meum, filium incarnatum, pro ea occidi. Nec fuit hoo filij mei aliqua circumuencio uel » decepcio, sed mea suaque ine- narrabilis dignacio. Et quia 11f. besweret Go 26 lebentig Br
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332 Stachel der Liebe selen von dem anfange ir ein- gissunge vnd scheppfunge piz auf dise zeit allezeit vbel mitgevaren hast, aber mein sun gegen ir 5 entprant waz mit gar grozzer libe vnd sich ir auch zümole er- pot, dorvmb so haischet vnd vordert mein grozze gerechti- kait, daz ich die sele gancz vnd 10 zümal ir selben lose vnd daz sie dich mer schewe wenn ein stin- ckenden myst vnd daz sie auch begere, dastü von allen leuten verscheuczet werdest. Aber seint 15 dem mole daz nicht dü allaine vmb gerechtikait, sunder auch vmb parmherczikait gepeten hast, so wil ich, dastü vnter- weilen begozzen werdest mit der 2o suzzikait, der dü in meinem süne enpfindest. Dorvber wil ich auch zükunfticlichen gar edellichen vnd volkümenlichen dich begaben, vnd ist dastü der 25 selen in allen dingen wol gehor- sam bist, so wil ich nicht allaine von der ewigen pein, sunder auch von dem vegfeuer dich enpinden, der ich lebe got ewic- so liche. Amen. ei a sue infusionis principio vsque modo semper male egisti, meus uero filius erga eam nimis exarsit amore et se totum sibi exhibuit, ideo iusticia mea multa s exigit, ut eam totam et totaliter sibi dimittam et ipsa te plus quam stercus abhorreat [162ra) et ab omnibus abhorreri cupiat. Sed quia non solum iusticiam, 10 sed misericordiam inplorasti, uolo, ut quandoque eciam in presenti dulcedine, quam in meo sentis filio, perfundaris. Et insuper in futuro nobilissime 15 ac perfectissime te donabo et, si bene anime in omnibus obe- dieris ex nunc, non solum a pena eterna, sed a purgatorio te ab- soluo. Qui in eternum viuo. 20 I anfange] begynne Br irr Go 6 sich ir fehlt Go 11 schewe] versmêhe Br 11f. stinckenden myst] vnflat Br 13 leuten] creaturen Br 14 verschuczet Go Oder Go 17 gepeten] angeruffen Br 21 enp. fundest Go, enczebest Br 25f. gehorsam] geresam Br 28 dem veg- feuer] den veinden Go 30 Schlußschrift Explicit libellus qui dicitur Stymolus amoris in nomine Ihesu Christi filij dei Go
332 Stachel der Liebe selen von dem anfange ir ein- gissunge vnd scheppfunge piz auf dise zeit allezeit vbel mitgevaren hast, aber mein sun gegen ir 5 entprant waz mit gar grozzer libe vnd sich ir auch zümole er- pot, dorvmb so haischet vnd vordert mein grozze gerechti- kait, daz ich die sele gancz vnd 10 zümal ir selben lose vnd daz sie dich mer schewe wenn ein stin- ckenden myst vnd daz sie auch begere, dastü von allen leuten verscheuczet werdest. Aber seint 15 dem mole daz nicht dü allaine vmb gerechtikait, sunder auch vmb parmherczikait gepeten hast, so wil ich, dastü vnter- weilen begozzen werdest mit der 2o suzzikait, der dü in meinem süne enpfindest. Dorvber wil ich auch zükunfticlichen gar edellichen vnd volkümenlichen dich begaben, vnd ist dastü der 25 selen in allen dingen wol gehor- sam bist, so wil ich nicht allaine von der ewigen pein, sunder auch von dem vegfeuer dich enpinden, der ich lebe got ewic- so liche. Amen. ei a sue infusionis principio vsque modo semper male egisti, meus uero filius erga eam nimis exarsit amore et se totum sibi exhibuit, ideo iusticia mea multa s exigit, ut eam totam et totaliter sibi dimittam et ipsa te plus quam stercus abhorreat [162ra) et ab omnibus abhorreri cupiat. Sed quia non solum iusticiam, 10 sed misericordiam inplorasti, uolo, ut quandoque eciam in presenti dulcedine, quam in meo sentis filio, perfundaris. Et insuper in futuro nobilissime 15 ac perfectissime te donabo et, si bene anime in omnibus obe- dieris ex nunc, non solum a pena eterna, sed a purgatorio te ab- soluo. Qui in eternum viuo. 20 I anfange] begynne Br irr Go 6 sich ir fehlt Go 11 schewe] versmêhe Br 11f. stinckenden myst] vnflat Br 13 leuten] creaturen Br 14 verschuczet Go Oder Go 17 gepeten] angeruffen Br 21 enp. fundest Go, enczebest Br 25f. gehorsam] geresam Br 28 dem veg- feuer] den veinden Go 30 Schlußschrift Explicit libellus qui dicitur Stymolus amoris in nomine Ihesu Christi filij dei Go
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Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester. Ein von der Verwaltung der Universitätsbibliothek Rochester in dankens. werter Weise zur Verfügung gestellter Film der Handschrift R hat es ermög- licht, die Lesarten dieser Handschrift als Nachtrag beizugeben. R setzt immer wenn für denn, meist ihus xpus (usw.) für Christus. 4, 10 poscheit 24 ein sele dy fehlt 26 hencken. 5, 20 ver- 29 der peutet 30 vber allen den 28 lüstlicher dert 24 rew 6, 14 der Inner 14f. vollyclichen 16 vollyclichen 7,8f. kunnes 23 quelet 29 lebende 30 hele 18 tun ist vnd 8, 13 achper wesende fehlt 20 tugen- machet] achtberet 14 Ja 18 nacket den 21 aufflôsen] vns auflassen 26 sterben 28 wyl welch 29 So bis 19 hicze] prunst 30 vom 9, 11 ertrich 13 dorn 10, 1 sich fehlt 10,7 wil fehlt hier 8 wil nyder 10 suszlichen 12 lust- 11, 6 fuszsporn 15 gen licher 15 wellichen 28 den] seinen 24 getranck 30 vnd fehlt 12,1 hinein] in in hende 2 taffen- 5 vmbgegeben de] greiffen tasten 21 wol- 6 widergekeren 26 app. 14, 5 ver nicht 23 wirt lustigen 13, 28 kreigest 14 lon- dek 27 wolrichenden 15, 4 gewurcz 5f. electaüaria 25 ergreiffen 29 gen Innen 30 newr] bevor ginn I des ritter 28 durch] vmb 31 wollusten 16, 3 aufftuung 30 geclaret 9 gingẽ also 18 fleischliche 15 zu v'suchen 17, 6 lassen fehlt 25 tur 27 gegest 18,7es] er 18 furbas 21 dinge 22 yo fehlt 14 gegeben 15 steinein 23 fere 30 wollest 33 seines 19, 16 sun- dern 25f. vnd tretě 17f. heiligen fehlt 20, 1 noch] vnd 18f. mer dü mit im leidung 21 wirt. 21, 12 nicht wirdig] vnwirdig 16 zum 26 so fleiss 28 zu male in in gee 22, 5 icht 13 wer- den 14 groz zü 17 gewar lassen werden 29 geroschet 31 eysse- 23, 1 krewin] krappen 7 grawen] rewe 13 macht yn den rein obgenanten 17 angst 19 beczwungen 24, 2 macht dor zü pringen s vnd noch fehlt 4 noch versuchen 5 ein guten pesem 6 smiczn 15 gedencken 28 teglich 26 czweifelt 14 fülest] wolst 18 ie 28 vber winden 27 den gewalt 25, 14 dressung 26, 20 Oder 23f. erczeigunge 25 gepoten 27f. eiter vnd schimpf- hawslein 28 vnd vnd wil 27, 5f. gepeynigen 15 in bis 18 mit- leidung fehlt 20 gar] grozë 22 grossen fehlt hier 32f. verseren 28, 1 angest 7 mitleidungen willen 12 er] der 16 gescheppfet 26f. pins der gesundet 24f. doch daz ich ie solt leiden 29, 9 dir
Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester. Ein von der Verwaltung der Universitätsbibliothek Rochester in dankens. werter Weise zur Verfügung gestellter Film der Handschrift R hat es ermög- licht, die Lesarten dieser Handschrift als Nachtrag beizugeben. R setzt immer wenn für denn, meist ihus xpus (usw.) für Christus. 4, 10 poscheit 24 ein sele dy fehlt 26 hencken. 5, 20 ver- 29 der peutet 30 vber allen den 28 lüstlicher dert 24 rew 6, 14 der Inner 14f. vollyclichen 16 vollyclichen 7,8f. kunnes 23 quelet 29 lebende 30 hele 18 tun ist vnd 8, 13 achper wesende fehlt 20 tugen- machet] achtberet 14 Ja 18 nacket den 21 aufflôsen] vns auflassen 26 sterben 28 wyl welch 29 So bis 19 hicze] prunst 30 vom 9, 11 ertrich 13 dorn 10, 1 sich fehlt 10,7 wil fehlt hier 8 wil nyder 10 suszlichen 12 lust- 11, 6 fuszsporn 15 gen licher 15 wellichen 28 den] seinen 24 getranck 30 vnd fehlt 12,1 hinein] in in hende 2 taffen- 5 vmbgegeben de] greiffen tasten 21 wol- 6 widergekeren 26 app. 14, 5 ver nicht 23 wirt lustigen 13, 28 kreigest 14 lon- dek 27 wolrichenden 15, 4 gewurcz 5f. electaüaria 25 ergreiffen 29 gen Innen 30 newr] bevor ginn I des ritter 28 durch] vmb 31 wollusten 16, 3 aufftuung 30 geclaret 9 gingẽ also 18 fleischliche 15 zu v'suchen 17, 6 lassen fehlt 25 tur 27 gegest 18,7es] er 18 furbas 21 dinge 22 yo fehlt 14 gegeben 15 steinein 23 fere 30 wollest 33 seines 19, 16 sun- dern 25f. vnd tretě 17f. heiligen fehlt 20, 1 noch] vnd 18f. mer dü mit im leidung 21 wirt. 21, 12 nicht wirdig] vnwirdig 16 zum 26 so fleiss 28 zu male in in gee 22, 5 icht 13 wer- den 14 groz zü 17 gewar lassen werden 29 geroschet 31 eysse- 23, 1 krewin] krappen 7 grawen] rewe 13 macht yn den rein obgenanten 17 angst 19 beczwungen 24, 2 macht dor zü pringen s vnd noch fehlt 4 noch versuchen 5 ein guten pesem 6 smiczn 15 gedencken 28 teglich 26 czweifelt 14 fülest] wolst 18 ie 28 vber winden 27 den gewalt 25, 14 dressung 26, 20 Oder 23f. erczeigunge 25 gepoten 27f. eiter vnd schimpf- hawslein 28 vnd vnd wil 27, 5f. gepeynigen 15 in bis 18 mit- leidung fehlt 20 gar] grozë 22 grossen fehlt hier 32f. verseren 28, 1 angest 7 mitleidungen willen 12 er] der 16 gescheppfet 26f. pins der gesundet 24f. doch daz ich ie solt leiden 29, 9 dir
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334 Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester fehlt 18 mer fehlt 24f. demüticlichen 25 sehen an 30, 1f. Aber wenn lieber herre wenn wirt daz sein 6f. weichen dingen 10 recht 18 Verzeucht 20 daz daz 31, 4 verwundet werden alz 18 leben 25 grawfreislicher 27 grawfreislichkeit 32, 5 gisse 15 hawe] awe 30 dich] sich 33, 1 her fehlt 18 doch daz 28 erwelen 34,8 gar ein 19 Ihesu] herre 13 weischeit 18 vmb die 23 so fehlt 26 herre Ihesu xpi 30 gisse 35, 10 grosser 12 grosser fehlt 15 gert 25 herre gedult 1s lude 30 auzherwele die werlt 16f. misse- Ihesu 36, 15 erweren 27 Amen fehlt 20 doch vmsůst] vmb nicht prechen 37, 5 deynen fehlt 9f. geczewcziget bis ansehe fehlt 38, 13f. mit 39, 8 gingestu] gunst wurden 9 an fehlt deinem kinde fehlt 12 dannoch] auch denn 40, 6 schweczlichë steten 18 vnd groz des 22 behaltn 42, 3 beslozzens geschreyes. 41, 16 O we wie 14 hin ich 21 seyne] durch die 43, 16 daz] dez 25 karger. 44, 3 an] in 7ie 9f. vnd bis vorwundet fehlt 18 drôssen] stroffen 21 weggehen] wencken 45, 1 mit bis 4 hercze fehlt 12 Bey] Sey 13 Ihesu Cristi fehlt 16 Czum 17 czum 19 czum 20f. czum 26 nackot 22 f. czum 24 Czum 46, 2f. volkumen bis der fehlt 47, 6 die suzze 15 die rede 27 nackenten 7 wôllen fehlt 16 vnsern willen fehlt 17f. vnd bis hat fehlt 20 ym fehlt 23 Czum 30 auch fehlt 48, 14 vndanksamkeit 25 do bis 27 dovon] von 49, 28 selben 50,7 vnd nicht gequelet sey mit leydung vor vnd (Doppelung) 14f. zo bis hat fehlt 19f. zuschreiben 23 vlihen] vil 25 f. schewczen bis nachseunge fehlt 6 geschent 51, 5 do fehlt 9 mon 11 zustreut . 20 Traun 20f. schalkhaftigen 23 ioch] auch 17 erberen 52, 5 trawn 7 den] daz 15 dem] den so 19 Czum 53,5 v'dampnuz 19 erberen 20 grozz' 54, 12 rittern 23 vngemessen gutwillikeit 55, 22f. entlazzung 56, 3 Yo] So 18 Rew 57, 2 wirt 5 get 7 iach] auch 10 xpm vnsern h’ren 14 hiczofen vnd rwnet 16f. praut bis liben fehlt 29 erwerung 20 ir tochter 58,1 ent- 21 liebgehabte lazung 138, 10 myssevalle 11f. gevallen 20 bereit 139, 4 geret 17 im] vmb 7 czum 140, 5 geânlichen] genczlichen 6f. armut 20 betrubt sol bis leiplichen fehlt 7 trostest 18 lieplichen 22 geferret 29 allen and'n 28f. czu bis willen fehlt 141, 1 iach] io 2 dingen oder fehlt 3 seinen 10 durch fehlt 10f. des gehorsams 10 wirket 21 ge- 27 liebn kind 142,7 Czum 18 begir 7 lebendigẽ slechtis] kůnnes 25 vechster 143, 1 Czum 9 dy 30 dy 21 Czum fehlt 11 pestẽ oder wenn 11f. vm 8 tun fehlt 144, 1 lieb habn grôsse] wie groz 145, 3 cze- bis selen fehlt 22 sehn 24 alz] do 26 geprauchen 146, 2f. werden 22 erkriegen 24 an dem] am henden] sehsten bis 4 daz fehlt 5 gegebě 15 keinem ding 23f. von bis gerechtikeit er- fehlt 30 muter pillich] mut’liche 147, 1 muter] frawe 5 gůtt] mut’lichen trew 6 steticlichen fehlt wirb vnd gib 10 daz] 161, 16 mein fehlt 25 sein fehlt 162, 4 dach als] allez
334 Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester fehlt 18 mer fehlt 24f. demüticlichen 25 sehen an 30, 1f. Aber wenn lieber herre wenn wirt daz sein 6f. weichen dingen 10 recht 18 Verzeucht 20 daz daz 31, 4 verwundet werden alz 18 leben 25 grawfreislicher 27 grawfreislichkeit 32, 5 gisse 15 hawe] awe 30 dich] sich 33, 1 her fehlt 18 doch daz 28 erwelen 34,8 gar ein 19 Ihesu] herre 13 weischeit 18 vmb die 23 so fehlt 26 herre Ihesu xpi 30 gisse 35, 10 grosser 12 grosser fehlt 15 gert 25 herre gedult 1s lude 30 auzherwele die werlt 16f. misse- Ihesu 36, 15 erweren 27 Amen fehlt 20 doch vmsůst] vmb nicht prechen 37, 5 deynen fehlt 9f. geczewcziget bis ansehe fehlt 38, 13f. mit 39, 8 gingestu] gunst wurden 9 an fehlt deinem kinde fehlt 12 dannoch] auch denn 40, 6 schweczlichë steten 18 vnd groz des 22 behaltn 42, 3 beslozzens geschreyes. 41, 16 O we wie 14 hin ich 21 seyne] durch die 43, 16 daz] dez 25 karger. 44, 3 an] in 7ie 9f. vnd bis vorwundet fehlt 18 drôssen] stroffen 21 weggehen] wencken 45, 1 mit bis 4 hercze fehlt 12 Bey] Sey 13 Ihesu Cristi fehlt 16 Czum 17 czum 19 czum 20f. czum 26 nackot 22 f. czum 24 Czum 46, 2f. volkumen bis der fehlt 47, 6 die suzze 15 die rede 27 nackenten 7 wôllen fehlt 16 vnsern willen fehlt 17f. vnd bis hat fehlt 20 ym fehlt 23 Czum 30 auch fehlt 48, 14 vndanksamkeit 25 do bis 27 dovon] von 49, 28 selben 50,7 vnd nicht gequelet sey mit leydung vor vnd (Doppelung) 14f. zo bis hat fehlt 19f. zuschreiben 23 vlihen] vil 25 f. schewczen bis nachseunge fehlt 6 geschent 51, 5 do fehlt 9 mon 11 zustreut . 20 Traun 20f. schalkhaftigen 23 ioch] auch 17 erberen 52, 5 trawn 7 den] daz 15 dem] den so 19 Czum 53,5 v'dampnuz 19 erberen 20 grozz' 54, 12 rittern 23 vngemessen gutwillikeit 55, 22f. entlazzung 56, 3 Yo] So 18 Rew 57, 2 wirt 5 get 7 iach] auch 10 xpm vnsern h’ren 14 hiczofen vnd rwnet 16f. praut bis liben fehlt 29 erwerung 20 ir tochter 58,1 ent- 21 liebgehabte lazung 138, 10 myssevalle 11f. gevallen 20 bereit 139, 4 geret 17 im] vmb 7 czum 140, 5 geânlichen] genczlichen 6f. armut 20 betrubt sol bis leiplichen fehlt 7 trostest 18 lieplichen 22 geferret 29 allen and'n 28f. czu bis willen fehlt 141, 1 iach] io 2 dingen oder fehlt 3 seinen 10 durch fehlt 10f. des gehorsams 10 wirket 21 ge- 27 liebn kind 142,7 Czum 18 begir 7 lebendigẽ slechtis] kůnnes 25 vechster 143, 1 Czum 9 dy 30 dy 21 Czum fehlt 11 pestẽ oder wenn 11f. vm 8 tun fehlt 144, 1 lieb habn grôsse] wie groz 145, 3 cze- bis selen fehlt 22 sehn 24 alz] do 26 geprauchen 146, 2f. werden 22 erkriegen 24 an dem] am henden] sehsten bis 4 daz fehlt 5 gegebě 15 keinem ding 23f. von bis gerechtikeit er- fehlt 30 muter pillich] mut’liche 147, 1 muter] frawe 5 gůtt] mut’lichen trew 6 steticlichen fehlt wirb vnd gib 10 daz] 161, 16 mein fehlt 25 sein fehlt 162, 4 dach als] allez
Strana 335
Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester 335 25 vngemezzigen alz 163, 12 mit fehlt 15 iz fehlt 21 lebn 165,20 lerně 21 doch 166, 3 Vnd du 25 gedencket alleczeit 6 gefuret 10f. Innerlicher 26 auch] iach 15 schande 19 begir 167, 4 gelaubigen 6 io fehlt 21 nymandes 26f. wold ader fehlt 169, 18 him- 28 v'dampet 168, 22 kome] quele 30 reslich lischer 19 Amen] Daz vns got geruche zu gebn d' do ewigelichen lebn (!) vnd herschet! Amen 26 edele and’e 170, 24 snelheit 171, 11 iach] io 13 dorvm fehlt 4 sichest 29 bedechtest 172,1 anhubest 11 ie 14 allen den 6 prehen 29 ein gar neydes 173, 2 so gar 9 der vinst'nuzz 22 Seit den moln 14 gepuret 175, 9f. vnd 19 du sie 176, 6—s besalbet vnd vngefletiget bis nůczest doppelt 27 iach] io 22 auspeië vnd host dor vnd' niht geschemet noch 3 ie mer dir gestr. vor vberal irre 177, 1 beleidiget 2 geweret bis 5 icht fehlt 6f. geschofften 18 katt 20 dazdu 29 doch da vö 81 Yo] So niht gegrawen 34 io fehlt 178, 6 gekumert 8 seint wege zu den peinen vn ein sach 179, 5 grosses bis 7 sache fehlt grozzes valles. Die zeitlichen trost eingeschoben nach trôst 9 vnd die 27 kiessen 30f. pôzer bis 10 Aber die ermüge toten wenig fehlt 180, 5 deinë 14 io 20f. czu bis dinck fehlt 22 mit bis 24 glidern fehlt 24 sullen 33 do fehlt 181,1 mitleidung fehlt 6 gewonet 1sf. Ist bis leidest 10 aber fehlt 12 gepuret fehlt 24 Waz bis 27 leiden fehlt 28 vndancksam 182, 2f. mit- 20 sw’lichē 24 wollustn 26 daz leidung fehlt 5 do] der 33 der du fehlt 5 vor] von 7 dich ein 183, 3 vngenossen 20 trůbsaln soin 26f. daz doch 12 woldest 13 begertest 8 ia 14 auch hat trübsall 27 quelle 184,7 an] sund' 29 vngemer 185, 6 ie 11 ia 16 ie 23 schemē 186, 3 ie 4 v'stopphě 13 vor] von 14 gequellet 33 grozzen 9 iach] io 187, 16 kem] quell 19 schemest 9f. do 188, 6 wann] Vnd mit ein mensch erbure 12 auf steigen 16 scheinet 17 do sel- best 25 gepawren 26 tûn bis 28 pawer fehlt 28 ie s0 vnser 189, 2 erwerlich s vngespeiten kostn 10 io fehlt 10f. erlaucht 202, 2 wen alz ob er sehe got 4 ie 13 i0 14 nidersten 15 doch] io nymm' 20 weste 28 ie 203,1 aber] ab 5 io fehlt 7 west 10 ie 27 gutet 204, 9f. vnd leben fehlt 21 f. vil 16 fullen bis dorftiger fehlt 205, 6 gepuren 206, 2 in fehlt 11 vnd mit 24 zihen] furen 17 sprichst 14 wolt 207, 3 ab fehlt 28 ein ander] andre 24 Du] vnd 208, 13 sünde vnd dein] Sund’ 221, 11 daz] die 13 abher] 14 dich fehlt 31 wurczeln vö dem 15 vor inner fehlt 222, 11f. vnd bis gelüstlichkeit ab er po- 26 dir] d' fehlt 223, 15 rache 250, 26 auzerweln 27 vnszern 5 in bis wirt 251, 1 trawegiezzen scheit 15 trenen] getrawen 7 tren] czeh’ fehlt 252, 15f. tretsch- 30 alle grozten 23f. pfahdhauchen 253,7 gekosses mannes 16 O welch] Swelch 255, 1f. vnd bis weise 254,7 wunsame fehlt 8 wern 18 iach] io 27 puzzen 256, 27 seinen 257, 5f. empfintlichkeit 258, 19 ioch grausamen 29 dreyerley
Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester 335 25 vngemezzigen alz 163, 12 mit fehlt 15 iz fehlt 21 lebn 165,20 lerně 21 doch 166, 3 Vnd du 25 gedencket alleczeit 6 gefuret 10f. Innerlicher 26 auch] iach 15 schande 19 begir 167, 4 gelaubigen 6 io fehlt 21 nymandes 26f. wold ader fehlt 169, 18 him- 28 v'dampet 168, 22 kome] quele 30 reslich lischer 19 Amen] Daz vns got geruche zu gebn d' do ewigelichen lebn (!) vnd herschet! Amen 26 edele and’e 170, 24 snelheit 171, 11 iach] io 13 dorvm fehlt 4 sichest 29 bedechtest 172,1 anhubest 11 ie 14 allen den 6 prehen 29 ein gar neydes 173, 2 so gar 9 der vinst'nuzz 22 Seit den moln 14 gepuret 175, 9f. vnd 19 du sie 176, 6—s besalbet vnd vngefletiget bis nůczest doppelt 27 iach] io 22 auspeië vnd host dor vnd' niht geschemet noch 3 ie mer dir gestr. vor vberal irre 177, 1 beleidiget 2 geweret bis 5 icht fehlt 6f. geschofften 18 katt 20 dazdu 29 doch da vö 81 Yo] So niht gegrawen 34 io fehlt 178, 6 gekumert 8 seint wege zu den peinen vn ein sach 179, 5 grosses bis 7 sache fehlt grozzes valles. Die zeitlichen trost eingeschoben nach trôst 9 vnd die 27 kiessen 30f. pôzer bis 10 Aber die ermüge toten wenig fehlt 180, 5 deinë 14 io 20f. czu bis dinck fehlt 22 mit bis 24 glidern fehlt 24 sullen 33 do fehlt 181,1 mitleidung fehlt 6 gewonet 1sf. Ist bis leidest 10 aber fehlt 12 gepuret fehlt 24 Waz bis 27 leiden fehlt 28 vndancksam 182, 2f. mit- 20 sw’lichē 24 wollustn 26 daz leidung fehlt 5 do] der 33 der du fehlt 5 vor] von 7 dich ein 183, 3 vngenossen 20 trůbsaln soin 26f. daz doch 12 woldest 13 begertest 8 ia 14 auch hat trübsall 27 quelle 184,7 an] sund' 29 vngemer 185, 6 ie 11 ia 16 ie 23 schemē 186, 3 ie 4 v'stopphě 13 vor] von 14 gequellet 33 grozzen 9 iach] io 187, 16 kem] quell 19 schemest 9f. do 188, 6 wann] Vnd mit ein mensch erbure 12 auf steigen 16 scheinet 17 do sel- best 25 gepawren 26 tûn bis 28 pawer fehlt 28 ie s0 vnser 189, 2 erwerlich s vngespeiten kostn 10 io fehlt 10f. erlaucht 202, 2 wen alz ob er sehe got 4 ie 13 i0 14 nidersten 15 doch] io nymm' 20 weste 28 ie 203,1 aber] ab 5 io fehlt 7 west 10 ie 27 gutet 204, 9f. vnd leben fehlt 21 f. vil 16 fullen bis dorftiger fehlt 205, 6 gepuren 206, 2 in fehlt 11 vnd mit 24 zihen] furen 17 sprichst 14 wolt 207, 3 ab fehlt 28 ein ander] andre 24 Du] vnd 208, 13 sünde vnd dein] Sund’ 221, 11 daz] die 13 abher] 14 dich fehlt 31 wurczeln vö dem 15 vor inner fehlt 222, 11f. vnd bis gelüstlichkeit ab er po- 26 dir] d' fehlt 223, 15 rache 250, 26 auzerweln 27 vnszern 5 in bis wirt 251, 1 trawegiezzen scheit 15 trenen] getrawen 7 tren] czeh’ fehlt 252, 15f. tretsch- 30 alle grozten 23f. pfahdhauchen 253,7 gekosses mannes 16 O welch] Swelch 255, 1f. vnd bis weise 254,7 wunsame fehlt 8 wern 18 iach] io 27 puzzen 256, 27 seinen 257, 5f. empfintlichkeit 258, 19 ioch grausamen 29 dreyerley
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336 Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester 259, 1 herren fehlt 10 vnd fehlt 260,3 So ist ein ruwen fehlt 6 aufgesteigen 16 geneiget 18 puret 7 io 11f. lieblichn 24 grozzen 261,1 dez fehlt 23 vnd dester geringer 2 si] die 10 slechticlích 12 v'lauft 15 Marian 3 fur war gewisse genediger 25 dy] ie 27 leipleichen (!) 20 f. gepurt 262, 15 24 gotes fehlt 30 erhuhe (!) 263,4 mened 17 höller 26 kunnes 264, 1 gebenedeit sey ist 10 volget 17 O welch] Swelch 19 wissen 20 vnbegreifflich 23f. auf steigen den perk dez h’ren 265, 2 auf steigen 9 czumal zu 13 in grosser] ein grozze 23 ioch 25f. ge- 266, 14 creaturen fehlt 15 ist dein schit bis lipgehabter fehlt 24 ad' 25 der] dez 30 selle 267,7 Erwerkeit 12 all’lieblichste 268, 1f. zu beg’n bis 4 gebn wiederholt nach 4 geben 11 vb’ alle 269, 4 Seint den moln 7 mensch truncken 15f. vnd himeltrachtender 271, 6 dinck fehlt fehlt 25 wunne wunden 270, 16 hwue 9 vor bis 11 trunckenheit fehlt 15 mache 32 io 33 di] dise 273, 3 geburet 8 ge- 272, 28 geferret 30f. ein bis wider fehlt buret 11 allein fehlt 12 dem fehlt 274,8 pringt 1s iach] io 24 iach] io 32 zweites daz] waz 275, 5f. solti 7 vns geruche 28 nicht fehlt 276,15 eigenes 16 so solt 20 gepurt Die Hs. schließt (Bl. 1771b) mit dem im Text (Bl. 105rs) ausgelassenen Kapitel II 13 Mym[!] du aller liebster die wort [usw.]. Auf der Innen- scite des Rückdeckels ist eingeklebt ein Exlibris: Wappen mit Devise Esse quam videri und Namenszug Hiram W. Sibley.
336 Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester 259, 1 herren fehlt 10 vnd fehlt 260,3 So ist ein ruwen fehlt 6 aufgesteigen 16 geneiget 18 puret 7 io 11f. lieblichn 24 grozzen 261,1 dez fehlt 23 vnd dester geringer 2 si] die 10 slechticlích 12 v'lauft 15 Marian 3 fur war gewisse genediger 25 dy] ie 27 leipleichen (!) 20 f. gepurt 262, 15 24 gotes fehlt 30 erhuhe (!) 263,4 mened 17 höller 26 kunnes 264, 1 gebenedeit sey ist 10 volget 17 O welch] Swelch 19 wissen 20 vnbegreifflich 23f. auf steigen den perk dez h’ren 265, 2 auf steigen 9 czumal zu 13 in grosser] ein grozze 23 ioch 25f. ge- 266, 14 creaturen fehlt 15 ist dein schit bis lipgehabter fehlt 24 ad' 25 der] dez 30 selle 267,7 Erwerkeit 12 all’lieblichste 268, 1f. zu beg’n bis 4 gebn wiederholt nach 4 geben 11 vb’ alle 269, 4 Seint den moln 7 mensch truncken 15f. vnd himeltrachtender 271, 6 dinck fehlt fehlt 25 wunne wunden 270, 16 hwue 9 vor bis 11 trunckenheit fehlt 15 mache 32 io 33 di] dise 273, 3 geburet 8 ge- 272, 28 geferret 30f. ein bis wider fehlt buret 11 allein fehlt 12 dem fehlt 274,8 pringt 1s iach] io 24 iach] io 32 zweites daz] waz 275, 5f. solti 7 vns geruche 28 nicht fehlt 276,15 eigenes 16 so solt 20 gepurt Die Hs. schließt (Bl. 1771b) mit dem im Text (Bl. 105rs) ausgelassenen Kapitel II 13 Mym[!] du aller liebster die wort [usw.]. Auf der Innen- scite des Rückdeckels ist eingeklebt ein Exlibris: Wappen mit Devise Esse quam videri und Namenszug Hiram W. Sibley.
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Gto te fa o Da Ca to Ca De a Ce ta tn Ua (a On ir In fo Qa (à 7 2: 8 Z. 9 Z. 10 Z. 11 Z. 12 Z. 15 Z. 16 Z. 16 Z. ‚17 2. 18 Z. 18 Z. 22 Z. 23 Z. 30 Z. 51 Z. 57 Z. 142 Z. 143 Z. 147 Z. 169 Z. . 181 Z. . 189 Z. 8f. 28 19 10 > © © © бо © 15 = ca ef. 11 14 21 7 1 18 Berichtigungen. Die durchgehende Vergleichung der Handachrift R (Rochester, vgl. oben S. 333ff.) lüBt, bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Lesartenapparates, nıchstehende Textänderungen empfehlenswert erscheinen : setze künnes ” ” welch prunst sussicleich fuszsporn widergekeren ergreyffen auftuung geclaret türen gegeben steynein icht krappen statt geslechtes weichen dingen ,, zustrewt hiczoven künnes lebendigen frawe wy hicze libpleych fusparen widerkeren begreyffen offenunge gecleydet (auch Go gecleret) tóre geben steynen nicht krewln weichem dinge gestrewt eytdven geslechtis lebenden muter (auch Go frawe) Dez vns got — zu geben, der do ewiglichen lebt vnd herschet! 28 setze vndancksam statt vndangnem ausgespeiten Amen. statt Amen. vngedeWten Klapper-Burdach, Vom Mittelalter z. Reform. Bd. VI/3. 22
Gto te fa o Da Ca to Ca De a Ce ta tn Ua (a On ir In fo Qa (à 7 2: 8 Z. 9 Z. 10 Z. 11 Z. 12 Z. 15 Z. 16 Z. 16 Z. ‚17 2. 18 Z. 18 Z. 22 Z. 23 Z. 30 Z. 51 Z. 57 Z. 142 Z. 143 Z. 147 Z. 169 Z. . 181 Z. . 189 Z. 8f. 28 19 10 > © © © бо © 15 = ca ef. 11 14 21 7 1 18 Berichtigungen. Die durchgehende Vergleichung der Handachrift R (Rochester, vgl. oben S. 333ff.) lüBt, bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Lesartenapparates, nıchstehende Textänderungen empfehlenswert erscheinen : setze künnes ” ” welch prunst sussicleich fuszsporn widergekeren ergreyffen auftuung geclaret türen gegeben steynein icht krappen statt geslechtes weichen dingen ,, zustrewt hiczoven künnes lebendigen frawe wy hicze libpleych fusparen widerkeren begreyffen offenunge gecleydet (auch Go gecleret) tóre geben steynen nicht krewln weichem dinge gestrewt eytdven geslechtis lebenden muter (auch Go frawe) Dez vns got — zu geben, der do ewiglichen lebt vnd herschet! 28 setze vndancksam statt vndangnem ausgespeiten Amen. statt Amen. vngedeWten Klapper-Burdach, Vom Mittelalter z. Reform. Bd. VI/3. 22
Strana 338
Nachwort. Der 'Stachel der Liebe’ schließt die Lücke in der Ausgabe der deutschen Schriften Johanns von Neumarkt. Teil 1 "Buch der Liebkosungen' erschien nach Überwindung mancher Schwierig- keiten im Jahre 1930, Teil 2 Hieronymus’ 1932, Teil 4 Gebete des Hofkanzlers und des Prager Kulturkreises' 1935. Der Druck des vorliegenden Textes begann wenige Wochen nach der Heim- kehr des Sudetenlandes ins Reich. KONRAD BURDACH hat in seinem Gesamtwerk Vom Mittel- alter zur Reformation’ dem Wiederaufstieg des mährisch-böh- mischen Deutschtums dienen und den Blick der Deutschen im Reiche auf den Anteil der böhmischen Kultur an der geistigen Erneuerung Deutschlands zu Beginn der Neuzeit hinlenken wollen. Er konnte sich noch der Feststellung freuen, daß Johann von Neu- markt, der Führer der Prager geistigen Bewegung, selbst dem deutschen Bürgertum Böhmens entstammt. Den Abschluß seines Unternehmens und die nationale Sinnerfüllung seines Lebens- werkes seit dem Herbste 1938 durfte er nicht mehr erleben. Seinem Gedächtnis bleibt dieses Buch geweiht. PAUL PIUR, der Verwalter des literarischen Erbes Burdachs, hat wie bei der Drucklegung der vorausgehenden Texte auch diesmal mit nie versiegender Geduld die Druckfahnen durch- gearbeitet und die zahlreichen schwierigen Stellen mitberaten und in Ordnung gebracht. Für seine aufopfernde Hilfe sei ihm von Herzen gedankt! Breslau, 25. März 1939. J. K.
Nachwort. Der 'Stachel der Liebe’ schließt die Lücke in der Ausgabe der deutschen Schriften Johanns von Neumarkt. Teil 1 "Buch der Liebkosungen' erschien nach Überwindung mancher Schwierig- keiten im Jahre 1930, Teil 2 Hieronymus’ 1932, Teil 4 Gebete des Hofkanzlers und des Prager Kulturkreises' 1935. Der Druck des vorliegenden Textes begann wenige Wochen nach der Heim- kehr des Sudetenlandes ins Reich. KONRAD BURDACH hat in seinem Gesamtwerk Vom Mittel- alter zur Reformation’ dem Wiederaufstieg des mährisch-böh- mischen Deutschtums dienen und den Blick der Deutschen im Reiche auf den Anteil der böhmischen Kultur an der geistigen Erneuerung Deutschlands zu Beginn der Neuzeit hinlenken wollen. Er konnte sich noch der Feststellung freuen, daß Johann von Neu- markt, der Führer der Prager geistigen Bewegung, selbst dem deutschen Bürgertum Böhmens entstammt. Den Abschluß seines Unternehmens und die nationale Sinnerfüllung seines Lebens- werkes seit dem Herbste 1938 durfte er nicht mehr erleben. Seinem Gedächtnis bleibt dieses Buch geweiht. PAUL PIUR, der Verwalter des literarischen Erbes Burdachs, hat wie bei der Drucklegung der vorausgehenden Texte auch diesmal mit nie versiegender Geduld die Druckfahnen durch- gearbeitet und die zahlreichen schwierigen Stellen mitberaten und in Ordnung gebracht. Für seine aufopfernde Hilfe sei ihm von Herzen gedankt! Breslau, 25. März 1939. J. K.
Strana 339
Inhalt. Selte Einleitung Die deutschen Ubersetzungen Johanns von Neumarkt . Der lateinische Stimulus amoris . . . . . . . . . . . Die ältere deutsche Ubersetzung O = Hs. Olmütz, Studienbibl. 74 . . . . . . . . O1 = Hs. Olmütz, Studienbibl. 11 . . . . . . . Gol = Hs. Gotha A 21 . . . . . . . . . . . . Verwandtschaftsverhältnis der Hss. . . . . . . . Die jüngere Ubersetzung Johanns von Neumarkt . . . Die Verfasserschaft Johanns von Neumarkt. . . . . . Die Verbreitung der Übersetzung Johanns . . . . . . Beschreibung der Handschrifton des 'Stachels der Liebe" in der Ubersetzung Johanns von Neumarkt Br = Hs. Breslau, Staats- und Univ.-Bibl. I Q 119 N = Hs. Nürnberg, Stadtbibl. IV 43 N . . . . . Go = Hs. Gotha A 27 . . . . . . . . . . . . . M = Hs. München, Staatsbibl. Cgm 640 . . . . . MI = Hs. München, Staatsbibl. Cgm 790 . . . . R = Hs. Rochester, New York, Univ.-Bibl. . . . Handschriftenstammbaum . . . . . . . . . . . . . Übersetzungen späterer Zeit . . . . . . . . . . . . Textvergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einrichtung der Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester . . . . . . . . . . Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . x XIII XV XVI XVII XVII XIX XXI XXIII XXIV XXV XXVII XXVIII XXIX XXXI XXXII XXXII XXXIV 333 337 338 VII 3 Tafeln 22*
Inhalt. Selte Einleitung Die deutschen Ubersetzungen Johanns von Neumarkt . Der lateinische Stimulus amoris . . . . . . . . . . . Die ältere deutsche Ubersetzung O = Hs. Olmütz, Studienbibl. 74 . . . . . . . . O1 = Hs. Olmütz, Studienbibl. 11 . . . . . . . Gol = Hs. Gotha A 21 . . . . . . . . . . . . Verwandtschaftsverhältnis der Hss. . . . . . . . Die jüngere Ubersetzung Johanns von Neumarkt . . . Die Verfasserschaft Johanns von Neumarkt. . . . . . Die Verbreitung der Übersetzung Johanns . . . . . . Beschreibung der Handschrifton des 'Stachels der Liebe" in der Ubersetzung Johanns von Neumarkt Br = Hs. Breslau, Staats- und Univ.-Bibl. I Q 119 N = Hs. Nürnberg, Stadtbibl. IV 43 N . . . . . Go = Hs. Gotha A 27 . . . . . . . . . . . . . M = Hs. München, Staatsbibl. Cgm 640 . . . . . MI = Hs. München, Staatsbibl. Cgm 790 . . . . R = Hs. Rochester, New York, Univ.-Bibl. . . . Handschriftenstammbaum . . . . . . . . . . . . . Übersetzungen späterer Zeit . . . . . . . . . . . . Textvergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einrichtung der Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachtrag: Lesarten der Hs. Rochester . . . . . . . . . . Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . x XIII XV XVI XVII XVII XIX XXI XXIII XXIV XXV XXVII XXVIII XXIX XXXI XXXII XXXII XXXIV 333 337 338 VII 3 Tafeln 22*
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