z 319 stránek
Titel
Ia
Vorbericht
I
II
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XIV
Lebensgeschichte
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Název:
Lebensgeschichte des römischen und böhmischen Königs Wenceslaus, Th. 1. Buch
Autor:
Pelzel, Franz Martin
Rok vydání:
1788
Místo vydání:
Praha
Počet stran celkem:
319
Obsah:
- Ia: Titel
- I: Vorbericht
- 1: Lebensgeschichte
upravit
Strana Ia
Lebensgeſchichte des Rümischen und Böhmischen Königs Wences laus. Erster Thetl enthalt die Iahre 1361 — 1395. nebst einem Urkundenbuche von- hundert ſechzehn jetzt erſt gedruckten Diplomen, Briefen und Akten. Geſchrieben und herausgegebve. von Franz Martin Pelzel Ves Reichsgräflichen Hauses von Nostisz und Rineck Bibliothekar und Mitglied der böhmiſchen Gesellſchaft der Wiſſenſchaften. Mit zwey Kupfern. Prag, 1788.
Lebensgeſchichte des Rümischen und Böhmischen Königs Wences laus. Erster Thetl enthalt die Iahre 1361 — 1395. nebst einem Urkundenbuche von- hundert ſechzehn jetzt erſt gedruckten Diplomen, Briefen und Akten. Geſchrieben und herausgegebve. von Franz Martin Pelzel Ves Reichsgräflichen Hauses von Nostisz und Rineck Bibliothekar und Mitglied der böhmiſchen Gesellſchaft der Wiſſenſchaften. Mit zwey Kupfern. Prag, 1788.
Strana I
Borbericht. Q en der Herausgabe der Lebensgeſchichte des ſo allge= mein verrufenen Römiſchen Kónigs Wenzeslaus habe ich mir nichts weniger, als eine Schutzſchrift für ihn zu liefern, oder ihn gar, wie man fürchtete, zu kanoniſi= ren, vorgenommen. Meine Abſicht dabey ist blos, die Handlungen und Lebensumſtände deſſelben bekannter zu machen und in ein helleres Licht zu ſtellen, darnach ſodann der Leſer ſelbſt ſein Urtheil ûber ihn ſprechen mag. Denn was weis man wohl in Deutſchland ſonſt von ihm, als daß er vom Reiche ist abgeſetzt worden. In Böhmen, wo er ſo lange gelebet und regieret hat/ erzáhlt man von ihm bloß Hayekiſche Mährchen. Biel mehr weis man nicht. Woher hätte man auch mehr wissen sollen? Die Ge- ſchichtsbûcher/ worinn ſeine Regierungsjahre beſchrieben werden , ſind ſo mager/ verwirret, einſeitig und unrichtig, daß der gelehrte Geſchichtſchreiber/ Herr Háberlin mit Recht meynet, “ daß die Regierungsgeſchichte des Romi ſchen Königs Wenzeslaus ſo/ wie die Geſchichte des großen Interregnums, in der Reichshiftorie die meiſten Verbeſ= ſerungen und Zuſätze nothig habe, (Neueſte deutſche Reichsgeſchichte. I. B. Vorrede S. XI.) Ich ſchmeichle miry daß ich beydes/ ſo ein jeder Geſchichtforſcher wohl ein= ſehen wird, geleiſtet habe. Einige alte Kroniken und eine Menge von Urkunden, die mir aus verſchiedenen Archiven mitgetheilt wurden , ſetzten mich in den Stand Wenzeln von ſeiner Geburt an Schritt für Schritt bis zu ſeinem Tode zu folgen) und ſeine Ausfertigungen und den Auf enthalt beynahe auf jeden Tag anzuzeigen. Die Hand= ſchriften werde in dem Berzeichnisie der gedruckten Werke, die ich genutzt und unter dem Texte nur ganz kurz ange= führt habe, zu Ende der Borrede anmerken. Die Ar- 4 cHhi
Borbericht. Q en der Herausgabe der Lebensgeſchichte des ſo allge= mein verrufenen Römiſchen Kónigs Wenzeslaus habe ich mir nichts weniger, als eine Schutzſchrift für ihn zu liefern, oder ihn gar, wie man fürchtete, zu kanoniſi= ren, vorgenommen. Meine Abſicht dabey ist blos, die Handlungen und Lebensumſtände deſſelben bekannter zu machen und in ein helleres Licht zu ſtellen, darnach ſodann der Leſer ſelbſt ſein Urtheil ûber ihn ſprechen mag. Denn was weis man wohl in Deutſchland ſonſt von ihm, als daß er vom Reiche ist abgeſetzt worden. In Böhmen, wo er ſo lange gelebet und regieret hat/ erzáhlt man von ihm bloß Hayekiſche Mährchen. Biel mehr weis man nicht. Woher hätte man auch mehr wissen sollen? Die Ge- ſchichtsbûcher/ worinn ſeine Regierungsjahre beſchrieben werden , ſind ſo mager/ verwirret, einſeitig und unrichtig, daß der gelehrte Geſchichtſchreiber/ Herr Háberlin mit Recht meynet, “ daß die Regierungsgeſchichte des Romi ſchen Königs Wenzeslaus ſo/ wie die Geſchichte des großen Interregnums, in der Reichshiftorie die meiſten Verbeſ= ſerungen und Zuſätze nothig habe, (Neueſte deutſche Reichsgeſchichte. I. B. Vorrede S. XI.) Ich ſchmeichle miry daß ich beydes/ ſo ein jeder Geſchichtforſcher wohl ein= ſehen wird, geleiſtet habe. Einige alte Kroniken und eine Menge von Urkunden, die mir aus verſchiedenen Archiven mitgetheilt wurden , ſetzten mich in den Stand Wenzeln von ſeiner Geburt an Schritt für Schritt bis zu ſeinem Tode zu folgen) und ſeine Ausfertigungen und den Auf enthalt beynahe auf jeden Tag anzuzeigen. Die Hand= ſchriften werde in dem Berzeichnisie der gedruckten Werke, die ich genutzt und unter dem Texte nur ganz kurz ange= führt habe, zu Ende der Borrede anmerken. Die Ar- 4 cHhi
Strana II
II Vorbericht. chive aber, und meine Gönner, die mir gute Abſchriften von Wenzels Diplomen mitgetheilt haben, muß ich hier anzeigen, und Ihnen hiemit, als Beförderern dieſer Lebens= geſchichte, meinen offentlichen Dank abſtatten. So erhielt ich durch die Veranſtaltung des hochldb= lichen Böhm. Landesguberniums vidimirte Copien Wen= zeſlaiſcher Diplome aus allen Städten und Klöſtern des Königreichs. Durch den Herrn Kardinal Garampi bekam ich Abſchriften von Wenzels Diplomen/ deren Origina= le im pábſtlichen Archive liegen. Der k. k. Archivar, Herr Roſchmann von Hörburg theilte mir über zwen hundert Urkunden, theils in guten Abſchriften ganz, und theils in Auszugen, aus dem k. k. Hausarchive mit. Dem Hrn. Kanonikus an der Metropolitankirche zu Wien und Kommandeur des Maltheſer Ordens, Hrn. von Smitmer, habe ich eine Menge diplomatiſcher Beyträge zu verdan= ken. Der Herr Pralat Steinbach von Kranichſtein ließ mir aus ſeiner großen Urkundenſammlung, die er ſich aus Originalien der Mähriſchen Archive verſchafft hat, alles, was meinen Wenzel angieng/ zukommen. So habe auch von H. Prof. von Monſe in Olmütz, H. Prof. Zlobiczky in Wien, wie auch von Herrn Alexius Hab= rich/ Prior des Benediktiner Stiftes Raygern aus der daſelbſt vortrefflichen Diplomenſammlung Beyträge Mäh= riſcher Urkunden erhalten. Bon dem Hrn. Regierungsrath und Archivar Spies erhielt ich vidimirte Copien aus dem Plaſſenburger Archive. Der Hr. Kanonikus an der Metro= politankirche zu Prag, Hr. Warlich von Bubna, er= laubte mir nicht nur die dreyzehn große Bände der Errichtungsbücher, sondern auch das Archiv und man- che Handſchriften der Bibliothek des hochwürdigen Dom= kapitels einzuſehen. Der k. k. Bibliothekar Herr Ra= phael Ungar machte , daß mir ſowohl der große Bü= chervorrath , als auch die jetzt in der k. Bibliothek auf= bewahrten und wohl geordneten Archive aller in Böhmen aufgehobener Stifter und Klöster offen stunden. Der Hr.
II Vorbericht. chive aber, und meine Gönner, die mir gute Abſchriften von Wenzels Diplomen mitgetheilt haben, muß ich hier anzeigen, und Ihnen hiemit, als Beförderern dieſer Lebens= geſchichte, meinen offentlichen Dank abſtatten. So erhielt ich durch die Veranſtaltung des hochldb= lichen Böhm. Landesguberniums vidimirte Copien Wen= zeſlaiſcher Diplome aus allen Städten und Klöſtern des Königreichs. Durch den Herrn Kardinal Garampi bekam ich Abſchriften von Wenzels Diplomen/ deren Origina= le im pábſtlichen Archive liegen. Der k. k. Archivar, Herr Roſchmann von Hörburg theilte mir über zwen hundert Urkunden, theils in guten Abſchriften ganz, und theils in Auszugen, aus dem k. k. Hausarchive mit. Dem Hrn. Kanonikus an der Metropolitankirche zu Wien und Kommandeur des Maltheſer Ordens, Hrn. von Smitmer, habe ich eine Menge diplomatiſcher Beyträge zu verdan= ken. Der Herr Pralat Steinbach von Kranichſtein ließ mir aus ſeiner großen Urkundenſammlung, die er ſich aus Originalien der Mähriſchen Archive verſchafft hat, alles, was meinen Wenzel angieng/ zukommen. So habe auch von H. Prof. von Monſe in Olmütz, H. Prof. Zlobiczky in Wien, wie auch von Herrn Alexius Hab= rich/ Prior des Benediktiner Stiftes Raygern aus der daſelbſt vortrefflichen Diplomenſammlung Beyträge Mäh= riſcher Urkunden erhalten. Bon dem Hrn. Regierungsrath und Archivar Spies erhielt ich vidimirte Copien aus dem Plaſſenburger Archive. Der Hr. Kanonikus an der Metro= politankirche zu Prag, Hr. Warlich von Bubna, er= laubte mir nicht nur die dreyzehn große Bände der Errichtungsbücher, sondern auch das Archiv und man- che Handſchriften der Bibliothek des hochwürdigen Dom= kapitels einzuſehen. Der k. k. Bibliothekar Herr Ra= phael Ungar machte , daß mir ſowohl der große Bü= chervorrath , als auch die jetzt in der k. Bibliothek auf= bewahrten und wohl geordneten Archive aller in Böhmen aufgehobener Stifter und Klöster offen stunden. Der Hr.
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Vorbericht. III Hr. Doktor und Univerſtäts Syndikus Putzlacher hat mir jene Urkunden mitgetheilt, welche die Prager hohe Schule betreffen. Hr. Gmeiner, Syndikus zu Regens= burs, übermachte mir gleichfalls wichtige Abſchriften aus dem daſigen Stadtarchive mit der Genehmhaltung des löbl. Stadtraths. Eben ſo erhielt ich von Onolzbach, Meynungen und andern Orten mehr diplomatiſche Beytráge. Einen Theil dieſer Diplome, námlich I16 nebst den Actis in Curia Romana habe ich im Urkundenbuche zu dieſem erſten Theile abdrucken laſſen, denn weil ich im Texte mich ſehr kurz zu faſſen pflege, ſo wird mancher Leſer die Sache ausführlicher zu wiſſen wünſchen, davon er ſich alſo zum Theil in beygefetzten Urkundenbuche , wie auch in andern vorhin abgedruckten Diplomen/ die ich an= zeige , wird beſſer belehren können. Ich habe ferners dieſem Theile acht in Kupfer ge= ſtochene Siegel beygefüger. Nr. I. Iſt das Siegel der Kai= ſerinn Anna) des Kónigs Wenzel Mutter. Stellt man dieſen ihren Adler mit dem Adler des Kaiſers Karl IV. den er im Ruckſiegel führte, zuſammen , ſo kann man ſe= hen, wie der doppelte Adler Wenzels entſtanden ist. So= gar die Einfaſſung des mütterlichen Adlers hat man An= fangs beybehalten. Das Original liegt im Archive der königl. Appellation zu Prag. Nr. 2. Ist eins der ſelten= sten Siegel Wenzels. Es befindet sich ein Original da- von im k. k. Hausarchive zu Wien. Nr. 3. Dieß Sie= gel kömmt im erwähnten Archive auf die Jahre 1364. 1366. 1371. 1372. 1373 vor. Nr. 4. Ist weder in Wienern noch in hieſigen Archiven vorhanden. Ich habe es alſo aus des H. Gerke Cod. Dipl. Brandenb. Tom. III. entlehnt. Da es ein kleines Handſiegel Wenzels war, ſo hat der Kaiſer Karl IV. ſein Vater, ein beſonderes Siegel, ſo er etwann zum Andenken einer glucklichen Ueber= fahrt hatte ſtechen laſſen, auf der Rückſeite beygedruckt. Nr. 5. Befindet sich im k. k. Hausarchive auf die Jahre 1374. 1375. 1376. und 1379. Nr. 6. Ist das Maje- 5 stát
Vorbericht. III Hr. Doktor und Univerſtäts Syndikus Putzlacher hat mir jene Urkunden mitgetheilt, welche die Prager hohe Schule betreffen. Hr. Gmeiner, Syndikus zu Regens= burs, übermachte mir gleichfalls wichtige Abſchriften aus dem daſigen Stadtarchive mit der Genehmhaltung des löbl. Stadtraths. Eben ſo erhielt ich von Onolzbach, Meynungen und andern Orten mehr diplomatiſche Beytráge. Einen Theil dieſer Diplome, námlich I16 nebst den Actis in Curia Romana habe ich im Urkundenbuche zu dieſem erſten Theile abdrucken laſſen, denn weil ich im Texte mich ſehr kurz zu faſſen pflege, ſo wird mancher Leſer die Sache ausführlicher zu wiſſen wünſchen, davon er ſich alſo zum Theil in beygefetzten Urkundenbuche , wie auch in andern vorhin abgedruckten Diplomen/ die ich an= zeige , wird beſſer belehren können. Ich habe ferners dieſem Theile acht in Kupfer ge= ſtochene Siegel beygefüger. Nr. I. Iſt das Siegel der Kai= ſerinn Anna) des Kónigs Wenzel Mutter. Stellt man dieſen ihren Adler mit dem Adler des Kaiſers Karl IV. den er im Ruckſiegel führte, zuſammen , ſo kann man ſe= hen, wie der doppelte Adler Wenzels entſtanden ist. So= gar die Einfaſſung des mütterlichen Adlers hat man An= fangs beybehalten. Das Original liegt im Archive der königl. Appellation zu Prag. Nr. 2. Ist eins der ſelten= sten Siegel Wenzels. Es befindet sich ein Original da- von im k. k. Hausarchive zu Wien. Nr. 3. Dieß Sie= gel kömmt im erwähnten Archive auf die Jahre 1364. 1366. 1371. 1372. 1373 vor. Nr. 4. Ist weder in Wienern noch in hieſigen Archiven vorhanden. Ich habe es alſo aus des H. Gerke Cod. Dipl. Brandenb. Tom. III. entlehnt. Da es ein kleines Handſiegel Wenzels war, ſo hat der Kaiſer Karl IV. ſein Vater, ein beſonderes Siegel, ſo er etwann zum Andenken einer glucklichen Ueber= fahrt hatte ſtechen laſſen, auf der Rückſeite beygedruckt. Nr. 5. Befindet sich im k. k. Hausarchive auf die Jahre 1374. 1375. 1376. und 1379. Nr. 6. Ist das Maje- 5 stát
Strana IV
IV Vorbericht. ſtät Siegel, so er als Römischer König vom I. I376 bis an ſein Ende unverändert führte. Es kommt in allen Ar= chiven häufig vor. Nr. 7. Ist ſein ſecretum minus. Es hängt an verſchiedenen Urkunden des k. k. Hausarchives zu Wien von den Jahren 1380. 1381. 1394. 1407. Es erſcheint hier zum erstenmal im Drucke. Nr. 8. Auch dieß ist vorhin noch nicht gedruckt worden. Im zweyten Theile werde ich das Notariatszeichen nebst der Unter= ſchrift des Iohann Pomuk, wie auch die Handſchrift von Johann Hus in Kupfer stechen laſſen. Weil man die Lebensgeſchichte Wenzels, als eine Fortſetzung der Geſchichte unter der Regierung des Kaiſers Karl IV. anſehen kann, ſo halte ichs nicht für unſchick= lich hier einige Verbeſſerungen und Nachträge zum K. Karl IV. einzuſchalten/ die ich theils aus Kroniken , die ſeit der Zeit gedruckt worden , theils aus Originalurkun= den, die mir erst unter die Hand gekommen ſind, ge= nommen habe. Zum ersten Theil. Seite 3. in margine anſkatt in Oktober lies in Sept. S. 49. Blanka die Gemahlinn Karls, wohnte Au= fangs auf dem Prager Schloſſe. Ihre Hofleute, die ſie aus Frankreich mit sich gebracht hatte, wurden alle zurückgeſchickt. Weil sie nur französich ſprach, und sie mit ihrem Gemahl allein ſprechen konnte, ſo wurden ihr deutſche und böhmiſche Hofdamen zugetheilt, damit ſie dieſe Sprachen lernen moch= te. Allein ſie lernte nur deutſch , wie denn dieſe Sprache da= mals ſowohl am Hofe, als auch in den Städten Böhmens mehr, als die böhmiſche geſprochen.wurde. (Chron. aulæ Re- giæ, quod edidit Cl. Dobner in Monum. Tom. V. p. 469. S. 5I. Die Händel zwischen den Weltgeistlichen und Mönchen wurden auch durch die Bermittelung des Prager Biſchofs, welcher die Pfarrer vertrat, und Heinrich Probst zu Leutmeriſz, der die Monche vorſtellte, in ſo weit abgethan daß
IV Vorbericht. ſtät Siegel, so er als Römischer König vom I. I376 bis an ſein Ende unverändert führte. Es kommt in allen Ar= chiven häufig vor. Nr. 7. Ist ſein ſecretum minus. Es hängt an verſchiedenen Urkunden des k. k. Hausarchives zu Wien von den Jahren 1380. 1381. 1394. 1407. Es erſcheint hier zum erstenmal im Drucke. Nr. 8. Auch dieß ist vorhin noch nicht gedruckt worden. Im zweyten Theile werde ich das Notariatszeichen nebst der Unter= ſchrift des Iohann Pomuk, wie auch die Handſchrift von Johann Hus in Kupfer stechen laſſen. Weil man die Lebensgeſchichte Wenzels, als eine Fortſetzung der Geſchichte unter der Regierung des Kaiſers Karl IV. anſehen kann, ſo halte ichs nicht für unſchick= lich hier einige Verbeſſerungen und Nachträge zum K. Karl IV. einzuſchalten/ die ich theils aus Kroniken , die ſeit der Zeit gedruckt worden , theils aus Originalurkun= den, die mir erst unter die Hand gekommen ſind, ge= nommen habe. Zum ersten Theil. Seite 3. in margine anſkatt in Oktober lies in Sept. S. 49. Blanka die Gemahlinn Karls, wohnte Au= fangs auf dem Prager Schloſſe. Ihre Hofleute, die ſie aus Frankreich mit sich gebracht hatte, wurden alle zurückgeſchickt. Weil sie nur französich ſprach, und sie mit ihrem Gemahl allein ſprechen konnte, ſo wurden ihr deutſche und böhmiſche Hofdamen zugetheilt, damit ſie dieſe Sprachen lernen moch= te. Allein ſie lernte nur deutſch , wie denn dieſe Sprache da= mals ſowohl am Hofe, als auch in den Städten Böhmens mehr, als die böhmiſche geſprochen.wurde. (Chron. aulæ Re- giæ, quod edidit Cl. Dobner in Monum. Tom. V. p. 469. S. 5I. Die Händel zwischen den Weltgeistlichen und Mönchen wurden auch durch die Bermittelung des Prager Biſchofs, welcher die Pfarrer vertrat, und Heinrich Probst zu Leutmeriſz, der die Monche vorſtellte, in ſo weit abgethan daß
Strana V
Vorbericht. daß dieſe alles, was ſie wider den Prager Biſchof geredet und geprediget haben, offentlich widerrufen mußten, dagegen die wider ſie ausgeſprochene Exkommunikazion für ungultig ange= ſchen werden ſollte. (Arbitramentum extat in Codice Thomæo de 29. Nov.) Seite 52. Nach der zu Znaim gehaltenen Hochzeit gieng Karl nach Mähren ; ſeine Gemahlinn Blanka aber nach Pi= ſek. (Chron. Aulæ Regiæ p. 485. S. 62. Bey der Belagerung von Schweidniſßz wurden I50 Böhmen gefangen, welche der König Iohann mit 800 Schock Prager Groſchen, das iſt/ mit I6000 fl. ausloſen mußte. (Chron. Aulæ Reg. p. 487.) S. 64. Am 25. Nov. ſarb der Herzog Heinrich von Breslau. Karl wurde von ſeinem Bater alſogleich nach Breslau geſchickt, um dieß Herzogthum im Namen des Ko= nigs in Besitz zu nehmen. (Chron. A. R. p. 488.) In der Note zu diefer Stelle sagt H. Dobner Hæc etiam ignorata fuere Doct. Pelzelio. Auch H. Dobner ignorirte es, bis ihm dieſe Kronik bekannt wurde. Wie konnte er aber in der vor;ehenden Note Z. ſchreiben : Margarethæ istius annus na- talis et dies ignoratus fuit , quem neque Doct. Pelzelius at- tulit, da ich doch S. 55. aus dem Beneſs Balbini beydes an= führe. S. 74. Karl fiel abermals bey ſeinem Bater, dem Ko= nig Iohann in die Ungnade. Daher hat er ſich nach Tyrol begeben. Seine Gemalinn Blanka aber mußte sich indesſen, auf Befehl des Königs, zu Brünn aufhalten. (Chron. A. R. p. 496. H. Dobner ſchreibt in der Note, dieß hatte ich um 2 Jahr zu früh angesetzt. Allein Karl erzählt es selbst auf das I. I335. und es hat ja an dieſem I337ten Iahre wieder geſchehen können. Der König Iohann war ein wun= derlicher Kopf. S. 85. Am 29. April war Karl zu Nürnberg, wo er für das Kloster Königsal gewisse Gelder auf das Goldberg- werk , ſo vor kurzem bey Schlaps entdecft worden/ anweiſet. (Dipl. Archiui Bibl. Reg. Prag.) Seite
Vorbericht. daß dieſe alles, was ſie wider den Prager Biſchof geredet und geprediget haben, offentlich widerrufen mußten, dagegen die wider ſie ausgeſprochene Exkommunikazion für ungultig ange= ſchen werden ſollte. (Arbitramentum extat in Codice Thomæo de 29. Nov.) Seite 52. Nach der zu Znaim gehaltenen Hochzeit gieng Karl nach Mähren ; ſeine Gemahlinn Blanka aber nach Pi= ſek. (Chron. Aulæ Regiæ p. 485. S. 62. Bey der Belagerung von Schweidniſßz wurden I50 Böhmen gefangen, welche der König Iohann mit 800 Schock Prager Groſchen, das iſt/ mit I6000 fl. ausloſen mußte. (Chron. Aulæ Reg. p. 487.) S. 64. Am 25. Nov. ſarb der Herzog Heinrich von Breslau. Karl wurde von ſeinem Bater alſogleich nach Breslau geſchickt, um dieß Herzogthum im Namen des Ko= nigs in Besitz zu nehmen. (Chron. A. R. p. 488.) In der Note zu diefer Stelle sagt H. Dobner Hæc etiam ignorata fuere Doct. Pelzelio. Auch H. Dobner ignorirte es, bis ihm dieſe Kronik bekannt wurde. Wie konnte er aber in der vor;ehenden Note Z. ſchreiben : Margarethæ istius annus na- talis et dies ignoratus fuit , quem neque Doct. Pelzelius at- tulit, da ich doch S. 55. aus dem Beneſs Balbini beydes an= führe. S. 74. Karl fiel abermals bey ſeinem Bater, dem Ko= nig Iohann in die Ungnade. Daher hat er ſich nach Tyrol begeben. Seine Gemalinn Blanka aber mußte sich indesſen, auf Befehl des Königs, zu Brünn aufhalten. (Chron. A. R. p. 496. H. Dobner ſchreibt in der Note, dieß hatte ich um 2 Jahr zu früh angesetzt. Allein Karl erzählt es selbst auf das I. I335. und es hat ja an dieſem I337ten Iahre wieder geſchehen können. Der König Iohann war ein wun= derlicher Kopf. S. 85. Am 29. April war Karl zu Nürnberg, wo er für das Kloster Königsal gewisse Gelder auf das Goldberg- werk , ſo vor kurzem bey Schlaps entdecft worden/ anweiſet. (Dipl. Archiui Bibl. Reg. Prag.) Seite
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VI Vorbericht. Seite 96. In margine. 11. Juny anſfatt 8. Juny. S. 115. Am I4. July. Karl entſchied zu Prag, daß das Gut Kogicz dem Kloster Sedlecz gehöre, dagegen dieß Kloffer den vorigen Beſihern I4 Schock Iahrgeld und einen Winterrock geben ſollen. (Originale in Archino Sedlecz.) S. 117. 3. 4. in Mähreny wird ausgeftrichen. S. I40. Der Konig Johann und Karl reiffen über Paris, wo Karl am 16. Martii den Befehl ausfertigte, daß die Einkünfte der Kirche zu Ruchwan nicht verdußert werden ſollen. (Originale in Bibl. Reg. Prag.) S. 182. Am I6. Okt. gab auch Karl zu Taus dem Grafen Albrecht von Oettingen eine Pfandverſchreibung von 3000 Pfund Heller über Aufkirchen. (Lang Tom. I.p. 304.) S. I84. Am 3I. Okt. ſprach Karl die Burggrafen von Nürnberg von allen Iudenſchulden los. (Dipl. bey H. Spies in Archiv. Nebenarb. Th. I. S. 120.) S. 187. Am 25. Nov. nahm Karl die Grafen von Oettingen in ſeinen Schuß. (Lang Tom. II. p. 35.) S. 189. Zu Strasburg gab Karl am 16. Dec. den erwähnten Grafen einen Berſaßbrief der Iuden über tauſend Pfund Heller. (lbidem.) S. eadem. Zu Baſel.fertigte Karl ſchon am I9. Dec. einen Beſtätigungsbrief des Iudenſchuſzes halber aus. (Idem Tom. l. S. 28.) S. I90. Am 24. Dec. verſeſzte er an die Grafen von Gettingen die Iuden zu Ulm und Nördlingen um 2000 Pf. Heller. (Idem Tom. II. S. 35.) S. I99. Am 12. Febr. beſkätigte er zu Nürnberg alle Freyheitsbriefe der Stadt Brünn. (Ex Curia Brunenſi.) S. 202. Am 22. Merz ertheilte er den Brünern die Gnade, daß alle Kaufleute aus Polen, Ungarn und Oeff- reich durch die Stadt Brünn nach Böhmen fahren ſollen. (Ex Curia Brun.) S. 203. Nota I. Der gleichreitige Kroniſf Franciskus, deſſen drittes Buch H. Dobner jungft herausgab, hat den 26. Merz ausdrücklich angegeben. (Franciscus l. III. p. 311. in Monum. Tom. VI.) Seite
VI Vorbericht. Seite 96. In margine. 11. Juny anſfatt 8. Juny. S. 115. Am I4. July. Karl entſchied zu Prag, daß das Gut Kogicz dem Kloster Sedlecz gehöre, dagegen dieß Kloffer den vorigen Beſihern I4 Schock Iahrgeld und einen Winterrock geben ſollen. (Originale in Archino Sedlecz.) S. 117. 3. 4. in Mähreny wird ausgeftrichen. S. I40. Der Konig Johann und Karl reiffen über Paris, wo Karl am 16. Martii den Befehl ausfertigte, daß die Einkünfte der Kirche zu Ruchwan nicht verdußert werden ſollen. (Originale in Bibl. Reg. Prag.) S. 182. Am I6. Okt. gab auch Karl zu Taus dem Grafen Albrecht von Oettingen eine Pfandverſchreibung von 3000 Pfund Heller über Aufkirchen. (Lang Tom. I.p. 304.) S. I84. Am 3I. Okt. ſprach Karl die Burggrafen von Nürnberg von allen Iudenſchulden los. (Dipl. bey H. Spies in Archiv. Nebenarb. Th. I. S. 120.) S. 187. Am 25. Nov. nahm Karl die Grafen von Oettingen in ſeinen Schuß. (Lang Tom. II. p. 35.) S. 189. Zu Strasburg gab Karl am 16. Dec. den erwähnten Grafen einen Berſaßbrief der Iuden über tauſend Pfund Heller. (lbidem.) S. eadem. Zu Baſel.fertigte Karl ſchon am I9. Dec. einen Beſtätigungsbrief des Iudenſchuſzes halber aus. (Idem Tom. l. S. 28.) S. I90. Am 24. Dec. verſeſzte er an die Grafen von Gettingen die Iuden zu Ulm und Nördlingen um 2000 Pf. Heller. (Idem Tom. II. S. 35.) S. I99. Am 12. Febr. beſkätigte er zu Nürnberg alle Freyheitsbriefe der Stadt Brünn. (Ex Curia Brunenſi.) S. 202. Am 22. Merz ertheilte er den Brünern die Gnade, daß alle Kaufleute aus Polen, Ungarn und Oeff- reich durch die Stadt Brünn nach Böhmen fahren ſollen. (Ex Curia Brun.) S. 203. Nota I. Der gleichreitige Kroniſf Franciskus, deſſen drittes Buch H. Dobner jungft herausgab, hat den 26. Merz ausdrücklich angegeben. (Franciscus l. III. p. 311. in Monum. Tom. VI.) Seite
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Vorbericht. VII Seite 206. Bey der ersten Stiftung der Prager Uni- verſität wurden 5 Profeſſoren der Theologie angeſtellt. Ei= ner las beym Domkapitel und wurde von dem Erzbiſchef be= ſoldet. Die übrigen viere lehrten in Klöffern. Ueber das geiffliche Recht wurde von einem Bononiex Doktor in der Stadt, und vom erzbiſchöflichen Kanzler Stephan an der Schloßkirche geleſen. Alle Iahre wurde ein neuer Rektor der Univerſität gewáhlt. (Franc. 1. c. p. 3I7.) Die Phi¬ loſophen lehrten im Univerſitátshauſe, weſches Anfangs an dem Kirchhofe der Kreuzherren geſanden, ehe es in das Haus des Iuden Lazar) ſo man noch das alte Kollegium nennet/ verlegt wurde. (Ms.) S. 213. Daß Karl noch am 31. May zu Brünn ge- weſen, bezeuget ein Brief, laut deſſen er die Stadt Klattau auf 10 Iahre von allen Steuern befreyte. (Originale in Ar- chiuo Glatov.) S. 2I9. Am I0. Iuly verſchrieb Karl Heinrichen von Dornſtein, der Königinn Blanka Hofmeiſker, das Dorf Wyſſcžicz mit 150 Schock. (MS. Boh.) S. 235. Am I8. Dec. belehnte Karl den Grafen Al= brecht von Oettingen mit ſeiner Grafſchaft. (Lang Tom. III. P. 36.) S. 248. Ich vermuthete daſelbſ in der Note, daß das Beylager Karls mit der Pfälzischen Anna am 4. Merz zu Bacherach gehalten worden. Dieß beſldtigt nun der gleich= zeitige Franciskus mit den Worten: Domino Karolo Regi Rom. et Boem. exſtitit matrimonialiter copulata Filia Co- mitis de Falcz, nomine Anna, in die translationis S. Wen- ceslai, que fuit quarta feria poſt (ante) Reminiſcere, et fu- crunt nupcie ſolempniter celebrate in caſtro Bacharaco ſuper Renum. (Franc. 1. c. p. 315.) S. 250. Am 3I. Merz bestätigte Karl dem Mark- grafen von Baden die Reichsgrafſchaft Ortenberg und ſprach ihn von allen Judenſchulden los. (Dipl. ap. Schoepfl. Hist. Zarobad. p. 434 et 436.) Seite
Vorbericht. VII Seite 206. Bey der ersten Stiftung der Prager Uni- verſität wurden 5 Profeſſoren der Theologie angeſtellt. Ei= ner las beym Domkapitel und wurde von dem Erzbiſchef be= ſoldet. Die übrigen viere lehrten in Klöffern. Ueber das geiffliche Recht wurde von einem Bononiex Doktor in der Stadt, und vom erzbiſchöflichen Kanzler Stephan an der Schloßkirche geleſen. Alle Iahre wurde ein neuer Rektor der Univerſität gewáhlt. (Franc. 1. c. p. 3I7.) Die Phi¬ loſophen lehrten im Univerſitátshauſe, weſches Anfangs an dem Kirchhofe der Kreuzherren geſanden, ehe es in das Haus des Iuden Lazar) ſo man noch das alte Kollegium nennet/ verlegt wurde. (Ms.) S. 213. Daß Karl noch am 31. May zu Brünn ge- weſen, bezeuget ein Brief, laut deſſen er die Stadt Klattau auf 10 Iahre von allen Steuern befreyte. (Originale in Ar- chiuo Glatov.) S. 2I9. Am I0. Iuly verſchrieb Karl Heinrichen von Dornſtein, der Königinn Blanka Hofmeiſker, das Dorf Wyſſcžicz mit 150 Schock. (MS. Boh.) S. 235. Am I8. Dec. belehnte Karl den Grafen Al= brecht von Oettingen mit ſeiner Grafſchaft. (Lang Tom. III. P. 36.) S. 248. Ich vermuthete daſelbſ in der Note, daß das Beylager Karls mit der Pfälzischen Anna am 4. Merz zu Bacherach gehalten worden. Dieß beſldtigt nun der gleich= zeitige Franciskus mit den Worten: Domino Karolo Regi Rom. et Boem. exſtitit matrimonialiter copulata Filia Co- mitis de Falcz, nomine Anna, in die translationis S. Wen- ceslai, que fuit quarta feria poſt (ante) Reminiſcere, et fu- crunt nupcie ſolempniter celebrate in caſtro Bacharaco ſuper Renum. (Franc. 1. c. p. 315.) S. 250. Am 3I. Merz bestätigte Karl dem Mark- grafen von Baden die Reichsgrafſchaft Ortenberg und ſprach ihn von allen Judenſchulden los. (Dipl. ap. Schoepfl. Hist. Zarobad. p. 434 et 436.) Seite
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VIII Vorbericht. Seite 258. Am 31. May. Reichard Herr zu We- ſterburg huldigte Karln zu Maynz als einem Herzog von Luxenburg. (Dipl. in Archiuo Curiæ feud. Boh.) S. 273. Am 9. Okt. war Karl noch zu Eger, und beſlatigte daſelbft den egriſchen Nonnen St. Klara Ordens ihre Beſißungen. (Originale in Arch. Bibl. Reg. Prag.) S. 278. Am 7. Dec. ſchenkte Karl den Domherren bey St. Georg auf dem Prager Schloße das Dorf Taſſow und erlaubte ihnen einen jährlichen Zins von 26 Mark zu kaufen. (Originale l. c.) S. 288. lin. 6. von unten: Oczko wird weggeſtri= chen. S. 289. Daß der K. Karl nicht ſelbſk die Reichsklei- nodien zu München abgeholet, ſondern ſie durch andere hat holen laſſen, bezeuget der damals zu Prag lebende Kroniſt Franciskus. (Franc. 1. c. p. 319.) S. 286. Am 16. Febr. verſprach auch der Markgraf Ludwig gegen den Rom. Kónig Karl erkenntlich zu ſeyn, wenn er ihm die Losſprechung vom päbſlichen Banne aus= wirket. (Originale in Arch. Feud. Boh. Budissin.) S. 289. Daß Karl am 12 und 30. Merz zu Prag geweſen, bezeugen zwey Originalurkunden. In der erſten be= flätigte er dem Kloffer zu Königſal, und in der zweyten dem Kloſter bey St. Georgi ihre Freyheitsbriefe. (Originalia in Archino Bibl. Reg. Prag.) S. 304. in margine anffatt 11. lief 17. April, denn das Original hat Samſkag vor Iubilate. (Originale in Ar- chiuo Reg. Boh.) S. 304. Am I8. April verpfändete Karl die jährſiche Steuer zu Nordlingen an die Grafen von Oettingen um 3000 Pfund Heller. (Bey Lang Tom. II. p. 38.) S. 308. Daß Karl im Iulio zu Prag war, bezeuget auch eine Urkunde, wodurch er die Freyheitsbriefe der Stadt Schlackenwerth am 12. Iul. daſelbst beſtätigte. (Dipl. in Archiuo Falkenau.) Seite
VIII Vorbericht. Seite 258. Am 31. May. Reichard Herr zu We- ſterburg huldigte Karln zu Maynz als einem Herzog von Luxenburg. (Dipl. in Archiuo Curiæ feud. Boh.) S. 273. Am 9. Okt. war Karl noch zu Eger, und beſlatigte daſelbft den egriſchen Nonnen St. Klara Ordens ihre Beſißungen. (Originale in Arch. Bibl. Reg. Prag.) S. 278. Am 7. Dec. ſchenkte Karl den Domherren bey St. Georg auf dem Prager Schloße das Dorf Taſſow und erlaubte ihnen einen jährlichen Zins von 26 Mark zu kaufen. (Originale l. c.) S. 288. lin. 6. von unten: Oczko wird weggeſtri= chen. S. 289. Daß der K. Karl nicht ſelbſk die Reichsklei- nodien zu München abgeholet, ſondern ſie durch andere hat holen laſſen, bezeuget der damals zu Prag lebende Kroniſt Franciskus. (Franc. 1. c. p. 319.) S. 286. Am 16. Febr. verſprach auch der Markgraf Ludwig gegen den Rom. Kónig Karl erkenntlich zu ſeyn, wenn er ihm die Losſprechung vom päbſlichen Banne aus= wirket. (Originale in Arch. Feud. Boh. Budissin.) S. 289. Daß Karl am 12 und 30. Merz zu Prag geweſen, bezeugen zwey Originalurkunden. In der erſten be= flätigte er dem Kloffer zu Königſal, und in der zweyten dem Kloſter bey St. Georgi ihre Freyheitsbriefe. (Originalia in Archino Bibl. Reg. Prag.) S. 304. in margine anffatt 11. lief 17. April, denn das Original hat Samſkag vor Iubilate. (Originale in Ar- chiuo Reg. Boh.) S. 304. Am I8. April verpfändete Karl die jährſiche Steuer zu Nordlingen an die Grafen von Oettingen um 3000 Pfund Heller. (Bey Lang Tom. II. p. 38.) S. 308. Daß Karl im Iulio zu Prag war, bezeuget auch eine Urkunde, wodurch er die Freyheitsbriefe der Stadt Schlackenwerth am 12. Iul. daſelbst beſtätigte. (Dipl. in Archiuo Falkenau.) Seite
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Vorbericht. IX. Seite 324. Die Städte Klattau, Budweis, Hohmaux und Breslau verſprachen auch ſchriftlich, daß ſie den Prinzen Wenzel zum Kónig annehmen wollen. (Originale in Archiuo R. Boh. Die Urkunde der Stadt Eger ist auch da, und hat ausdrücklich das I. 1350. Donnerskag nach St. Bar- tholomäus.) S. 329. Damals gelobte Stephan, Pfalzgraf am Rhein und Herzog in Bayern dem König Karl daß er ihn gegen alle, die ihm ſchaden wollten, behulflich ſeyn wol. (Originale in Archiuo Curiæ Feud. Boh. Pirn 1351 am Donnerſkag nach Maria Lichtmeß.) S. 329. Am II. Merz ertheilte Karl dem Stifte Saar Ciſterzienſerordens das Bergrecht. ( H. von Steinbach Dipl. Sammlung Num. LVII.) S. 331. Am 22. April erlaubte Karl dem Bischof und Kapitel zu Strasburg, daß sie die verpfändeten Reichs güter Ortenburg 2c. von den Markgrafen zu Baden einldſen mógen. (Schoepfl. Hist. Zar. Bad. p. 440.) S. 334. Am 28. July ſchrieb Karl an die Stadt Chotieborž daß ſie die Aecker, welche der dasigen Kirche gehörten, alsogleich zurückstellen sollte, (Urkunde bey H. v. Steinbach I. c. Num. LIX.) und am nehmlichen Tage befahl er dem Burggrafen zu Leuchtenburg, das Stift Saar nicht zu beläſtigen. (Ibidem n. LX.) S. 34I. Am I3. Ienner gab auch Karl dem Kloſfer Willemow die Erlaubniß in ihren Oertern Willemow und Habern Wochenmarkte zu halten. (Monum. Boh. Tom. VI.) S. 341. Am 1. Februar belehnte Karl zu Prag den Boczko von Kunſkat mit dem Schloſſe Podiebrad. (Origin. i� Archiuo Curiæ Feud. R. B.) S. 352. Am I0. Iuny fertigte Karl zu Prag an die Herzoge Otto und Wilhelm von Braunſchweig die Erlaub= niß aus, die Belehnung ihrer Fürſkenthumer von Herzog Rudolph von Sachſen oder von Herzog zn Meklenburg, oder aber vom Biſchof zu Kamin zu empfangen. (Dipl. in Bibl. Hist, Goetting. p. 133) Seite
Vorbericht. IX. Seite 324. Die Städte Klattau, Budweis, Hohmaux und Breslau verſprachen auch ſchriftlich, daß ſie den Prinzen Wenzel zum Kónig annehmen wollen. (Originale in Archiuo R. Boh. Die Urkunde der Stadt Eger ist auch da, und hat ausdrücklich das I. 1350. Donnerskag nach St. Bar- tholomäus.) S. 329. Damals gelobte Stephan, Pfalzgraf am Rhein und Herzog in Bayern dem König Karl daß er ihn gegen alle, die ihm ſchaden wollten, behulflich ſeyn wol. (Originale in Archiuo Curiæ Feud. Boh. Pirn 1351 am Donnerſkag nach Maria Lichtmeß.) S. 329. Am II. Merz ertheilte Karl dem Stifte Saar Ciſterzienſerordens das Bergrecht. ( H. von Steinbach Dipl. Sammlung Num. LVII.) S. 331. Am 22. April erlaubte Karl dem Bischof und Kapitel zu Strasburg, daß sie die verpfändeten Reichs güter Ortenburg 2c. von den Markgrafen zu Baden einldſen mógen. (Schoepfl. Hist. Zar. Bad. p. 440.) S. 334. Am 28. July ſchrieb Karl an die Stadt Chotieborž daß ſie die Aecker, welche der dasigen Kirche gehörten, alsogleich zurückstellen sollte, (Urkunde bey H. v. Steinbach I. c. Num. LIX.) und am nehmlichen Tage befahl er dem Burggrafen zu Leuchtenburg, das Stift Saar nicht zu beläſtigen. (Ibidem n. LX.) S. 34I. Am I3. Ienner gab auch Karl dem Kloſfer Willemow die Erlaubniß in ihren Oertern Willemow und Habern Wochenmarkte zu halten. (Monum. Boh. Tom. VI.) S. 341. Am 1. Februar belehnte Karl zu Prag den Boczko von Kunſkat mit dem Schloſſe Podiebrad. (Origin. i� Archiuo Curiæ Feud. R. B.) S. 352. Am I0. Iuny fertigte Karl zu Prag an die Herzoge Otto und Wilhelm von Braunſchweig die Erlaub= niß aus, die Belehnung ihrer Fürſkenthumer von Herzog Rudolph von Sachſen oder von Herzog zn Meklenburg, oder aber vom Biſchof zu Kamin zu empfangen. (Dipl. in Bibl. Hist, Goetting. p. 133) Seite
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X Vorbericht. Seite 352. Am I. Iuly gab Karl Albrechten von Ko= lowrat die Erlaubniß den an dem Schloſſe Noczow gelege= nen Wald auszuhauen und daſelbſt eine Stadt anzulegen/ (MS. Boh.) S. 354. Am 2. Nov. beſkätigte Karl zu Prag Nikla- ſen Rokczaner die Freyheit, daß ſein Gut Dobrepole keine Steuer zahlen ſolle. (Originale in Archiuo Bibl. Reg. Prag.) S. 358. lin. ult. anſtatt Agnes lies Katharina. S. 9. wird die erſle Zeile ausgeſtrichen. S. 359. Die Bermählung Karls mit der Anna von Schweidnitz muß bald nach Oſtern, mit Anfang des Aprils) zu Ofen vor ſich gegangen ſeyn, denn am 4. May ſchrieb Karl zu Prag an die Strasburger, daß die Hochzeit zu Ofen vollzogen worden. (Apud Wenker Collecta Arch. p. 125.) S. 366. Am I7. Iuly that der Pfalzgraf Ruprecht der jungere auf die Lánder, die Karl IV. dem Pfalzgrafen Rudolph in der obern Pfalz abgekauft hatte, zu Paſſau Ber= zicht. (Originale in Archiuo Reg. Boh.) S. 371. Am 30. Sept. war Karl noch zu Kosknißz, wo er einen Brief ausfertigte daß er das Haupt des heil. Galli an die St. Galli Kirche zu Prag ſchenke. (Originale in Arch. Bibl. Reg. Prag.) S. 400. Daß Karl am 15. Juny noch zu Sulzbach geweſen, bezeuget ein Brief, kraft deſſen er das Nonnenklo= fter Chotieſchau von der zu ertheilenden Gaſffreyheit los ſpricht. (Originale l. c.) S. 410. Am 4. Okt. war Karl noch zu Salzburg, wo er an den Erzbiſchof von Maynz ſchrieb, er mochte das Feft der Heiligthůmer auch in ſeinem Sprengel einführen. (Ap. Würdtwein Noua ſubs. Dipl. Tom. VII. p. 254.) Die Fortſeßzung wird im zweyten Theile folgen. Ver=
X Vorbericht. Seite 352. Am I. Iuly gab Karl Albrechten von Ko= lowrat die Erlaubniß den an dem Schloſſe Noczow gelege= nen Wald auszuhauen und daſelbſt eine Stadt anzulegen/ (MS. Boh.) S. 354. Am 2. Nov. beſkätigte Karl zu Prag Nikla- ſen Rokczaner die Freyheit, daß ſein Gut Dobrepole keine Steuer zahlen ſolle. (Originale in Archiuo Bibl. Reg. Prag.) S. 358. lin. ult. anſtatt Agnes lies Katharina. S. 9. wird die erſle Zeile ausgeſtrichen. S. 359. Die Bermählung Karls mit der Anna von Schweidnitz muß bald nach Oſtern, mit Anfang des Aprils) zu Ofen vor ſich gegangen ſeyn, denn am 4. May ſchrieb Karl zu Prag an die Strasburger, daß die Hochzeit zu Ofen vollzogen worden. (Apud Wenker Collecta Arch. p. 125.) S. 366. Am I7. Iuly that der Pfalzgraf Ruprecht der jungere auf die Lánder, die Karl IV. dem Pfalzgrafen Rudolph in der obern Pfalz abgekauft hatte, zu Paſſau Ber= zicht. (Originale in Archiuo Reg. Boh.) S. 371. Am 30. Sept. war Karl noch zu Kosknißz, wo er einen Brief ausfertigte daß er das Haupt des heil. Galli an die St. Galli Kirche zu Prag ſchenke. (Originale in Arch. Bibl. Reg. Prag.) S. 400. Daß Karl am 15. Juny noch zu Sulzbach geweſen, bezeuget ein Brief, kraft deſſen er das Nonnenklo= fter Chotieſchau von der zu ertheilenden Gaſffreyheit los ſpricht. (Originale l. c.) S. 410. Am 4. Okt. war Karl noch zu Salzburg, wo er an den Erzbiſchof von Maynz ſchrieb, er mochte das Feft der Heiligthůmer auch in ſeinem Sprengel einführen. (Ap. Würdtwein Noua ſubs. Dipl. Tom. VII. p. 254.) Die Fortſeßzung wird im zweyten Theile folgen. Ver=
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Vorbericht. XI Berzeichniß der gedruckten und ungedruckten Wetke, welche unter dem Texte nur kurz angeführet werden. CTA in Curia Romana Iohannis a Genzenstein Archiepiſcopi Prag. III. Steben zu Ende des Urkundenbuches von Num. CXVI. ALBERTVS Argentinenſis. Edidit CHRIST. VRSTISIVS— Germaniac Hiſtorici Illuſtr. Francof. 1670. fol. BALVZII (Stephani) Vitæ Paparum Auenion, ſiue Collectio Acto- rum veterum. Paris. 1693. fol. BAKTOSSEK de Drabonicz. Edidit Cl. Dohnerus in Monumento- rum Boh. Tom. IV. Pragæ 1779. 4to. BENESSIVS Minorita. Edidit idem ibidem ſub nomine Beneſſii de Weitmil. BENESSIVS de Weitmil. Chronicon Ecclefiæ Prag. Extat in Scriptoribus Rer. Boh. Tom. II. Pragæ 1784. 8. BERGHAVER (Ioh. Thom.) Protomartyr Poenitentiæ ſiue Diuus Ioannes Nepomucenus. Tom. I. Auguſtæ Vindel. 1736. fol. BRAZYDYN ( Jacobus) Iſt eine bohmiſche Handſchrift, wel= che verſchiedene bohmiſche Kroniken enthalt. Steht in der von Neubergiſchen Bibliothek. BRZEZYNA (Laurent.) MS. latinum, quo continetur Hiſtoria Huſſitarum ab a. 1416—1422. CANCELLARIA Wenceslai IV. Eſt liber MS. in 4. qui continet varias Epistolas Wenceslai R. et B. Regis. Extat in Bibliothe- ca Regia Prag. CARPZOVII (loh. Bened.) Analecta Faſtorum Zitauienſium oder biſtoriſcher Schauplaß der Stadt Zittau. Zittau I7I6. fol- COCHLAEVS (Iohannes) Hiſtoriæ Huſſitarum libri duodecim. Ap. S. Victorem prope Mogunt. 1549. in fol. CONTINVATOR Beneſſii ab Horzowicz. MS. Bohem, latine edidit Cl. Dobner ſub nomine. CONTINVATOR Pulkauæ. Tom, IV. Monum. Boh. Pragæ 1779.4. COPIARIVM Monasterii S. Wenceslai. Ist ein Codex MS. aus dem I6ten Iahrhundert, und enthalt einige hundert Urkun= den. Stebt in der k. Bibliothek zu Prag. De CLEMANGIIS (Nicolaus) de ruina Ecclefiæ circa tempora con- cilii Conſtantienſis. Extat apud van der Hardt in actis con- cilii Conſtant. Tom. I. Helmſtedii 1700, in fol. COLLECTANEA Genealogico Hiſtorica ex Archiuo Auſtriæ infe- rioris ſtatuum excerpta. Viennæ 1705. CRVMLOWIENSE MS. Stebt in der E. Bibliothek zu Prag.
Vorbericht. XI Berzeichniß der gedruckten und ungedruckten Wetke, welche unter dem Texte nur kurz angeführet werden. CTA in Curia Romana Iohannis a Genzenstein Archiepiſcopi Prag. III. Steben zu Ende des Urkundenbuches von Num. CXVI. ALBERTVS Argentinenſis. Edidit CHRIST. VRSTISIVS— Germaniac Hiſtorici Illuſtr. Francof. 1670. fol. BALVZII (Stephani) Vitæ Paparum Auenion, ſiue Collectio Acto- rum veterum. Paris. 1693. fol. BAKTOSSEK de Drabonicz. Edidit Cl. Dohnerus in Monumento- rum Boh. Tom. IV. Pragæ 1779. 4to. BENESSIVS Minorita. Edidit idem ibidem ſub nomine Beneſſii de Weitmil. BENESSIVS de Weitmil. Chronicon Ecclefiæ Prag. Extat in Scriptoribus Rer. Boh. Tom. II. Pragæ 1784. 8. BERGHAVER (Ioh. Thom.) Protomartyr Poenitentiæ ſiue Diuus Ioannes Nepomucenus. Tom. I. Auguſtæ Vindel. 1736. fol. BRAZYDYN ( Jacobus) Iſt eine bohmiſche Handſchrift, wel= che verſchiedene bohmiſche Kroniken enthalt. Steht in der von Neubergiſchen Bibliothek. BRZEZYNA (Laurent.) MS. latinum, quo continetur Hiſtoria Huſſitarum ab a. 1416—1422. CANCELLARIA Wenceslai IV. Eſt liber MS. in 4. qui continet varias Epistolas Wenceslai R. et B. Regis. Extat in Bibliothe- ca Regia Prag. CARPZOVII (loh. Bened.) Analecta Faſtorum Zitauienſium oder biſtoriſcher Schauplaß der Stadt Zittau. Zittau I7I6. fol- COCHLAEVS (Iohannes) Hiſtoriæ Huſſitarum libri duodecim. Ap. S. Victorem prope Mogunt. 1549. in fol. CONTINVATOR Beneſſii ab Horzowicz. MS. Bohem, latine edidit Cl. Dobner ſub nomine. CONTINVATOR Pulkauæ. Tom, IV. Monum. Boh. Pragæ 1779.4. COPIARIVM Monasterii S. Wenceslai. Ist ein Codex MS. aus dem I6ten Iahrhundert, und enthalt einige hundert Urkun= den. Stebt in der k. Bibliothek zu Prag. De CLEMANGIIS (Nicolaus) de ruina Ecclefiæ circa tempora con- cilii Conſtantienſis. Extat apud van der Hardt in actis con- cilii Conſtant. Tom. I. Helmſtedii 1700, in fol. COLLECTANEA Genealogico Hiſtorica ex Archiuo Auſtriæ infe- rioris ſtatuum excerpta. Viennæ 1705. CRVMLOWIENSE MS. Stebt in der E. Bibliothek zu Prag.
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XII Dorbericht. DATT (Io. Philipp.) Volumen rerum Germanicarum nouum fiue de pace Imperii publica. Vlmæ 1698. fol. DVMONT— Corps' vniuerſel diplomatique du droit des Gens. Tom. II. P. I. Amfterdam 1726. EMVNDVS de Dynter. Extat in Magno Chronico Belgico. ENGELHVSIN, (Theodor) In Leibnitzi SS. Rer. Brunſwic. Tom. II. ERECTIONVM. libri, Vide Karl der Vierte I. Th. Vorrede. FRANCISCI chronicon Pragenſe. In SS. Rer. Bohem. T. II. Pragæ 1784. GERKEN (Philipp Wilhelm) Codex diplomaticus Brandenbur- genſis. Tomi 8. Salzwedel 1769. etc. HAEBERLIN (Fr. Domin.) Allgemeine Welthiſtorie — in eis nem vollſtändigen Auszuge. Vierter Band. Halle I769. 8. HAMMER SHMID (Toh. Florian) Gloria et Maieſtas Wiſſehraden- ſis Eccleſie. Pragæ 1700. HAYER (Wenzel) Kronyka czeſka w Praze 1541. Iſk eine boh= miſche Kronik ans dem ſechszebnten Iahrhundert. HERGOTT (Marquard) Genealogiæ diplomaticæ Aug. Gentis Habsburgicæ Volumen III. Wiennæ 1737. HIRSH (Joh. Chriſt.) des deutſchen Reichs Münzarchiv. Erste Theil. Nürnberg 1756. fol. HISTORIA Ioannis Huſſi et Hieronymi Pragenſis Martyrum et Confeſſorum Chriſti. Norinbergæ 1583. HISTORIA Norinbergenſis diplomatica. Nurnb. 1738. HONTHEIM (Io. Nicol.) Hiſtoria Treuirenſis diplomatica. Aug. Vind. 1750. fol. HORNS (Joh. Gottlob) Leben Friedrich des Streitbaren Mark= grafen zu Meissen. Leipzig 1733. 4. KARL der Vierte. IIte Th. nebft einem Urkundenbuche. Prag I78I.8. KOENIGSHOFEN (Iakob von) Elſaſfiſche und Strasburgiſche Kronik. Strasburg 1698. 4. LANG (Iakob Paul) Materialien zur Oettingiſchen ältern und neuern Geſchichte. Wallerſtein I77I. V. Bánde. MAGNVM Chronicon Belgicum. Edidit Ioh. Piſtorius Nidanus. Tom. III. SS. Rer. Germ. Veter. Ratisponæ 1731. MANLIVS (Chriſtoph) Extat in Scriptorihus Rerum Luſatic. Lip. ſiæ et Budiſf. 1719. fol. MANVSCRIPTVM Bohemicum. Ift vom J. 1450, und enthält Auszûge aus Originalurkunden vom Konige Iohann bis Albrecht. Stebt in der k. Bibliothek zu Prag. MARTENE (Edmund.) et Vrſini Durand Veterum Scriptorum et Monumentorum — — ampliſſima Collectio. Pariſiis 1729 fol. MEINE (Pelzels) diplomatiſche Beweiſe, daß der Romiſche Kö= nig Wenzel nur einmal gefangen worden. Stehen im IVten Bande der Privatgeſellſchaft in Böhmen. Prag 1779. S.
XII Dorbericht. DATT (Io. Philipp.) Volumen rerum Germanicarum nouum fiue de pace Imperii publica. Vlmæ 1698. fol. DVMONT— Corps' vniuerſel diplomatique du droit des Gens. Tom. II. P. I. Amfterdam 1726. EMVNDVS de Dynter. Extat in Magno Chronico Belgico. ENGELHVSIN, (Theodor) In Leibnitzi SS. Rer. Brunſwic. Tom. II. ERECTIONVM. libri, Vide Karl der Vierte I. Th. Vorrede. FRANCISCI chronicon Pragenſe. In SS. Rer. Bohem. T. II. Pragæ 1784. GERKEN (Philipp Wilhelm) Codex diplomaticus Brandenbur- genſis. Tomi 8. Salzwedel 1769. etc. HAEBERLIN (Fr. Domin.) Allgemeine Welthiſtorie — in eis nem vollſtändigen Auszuge. Vierter Band. Halle I769. 8. HAMMER SHMID (Toh. Florian) Gloria et Maieſtas Wiſſehraden- ſis Eccleſie. Pragæ 1700. HAYER (Wenzel) Kronyka czeſka w Praze 1541. Iſk eine boh= miſche Kronik ans dem ſechszebnten Iahrhundert. HERGOTT (Marquard) Genealogiæ diplomaticæ Aug. Gentis Habsburgicæ Volumen III. Wiennæ 1737. HIRSH (Joh. Chriſt.) des deutſchen Reichs Münzarchiv. Erste Theil. Nürnberg 1756. fol. HISTORIA Ioannis Huſſi et Hieronymi Pragenſis Martyrum et Confeſſorum Chriſti. Norinbergæ 1583. HISTORIA Norinbergenſis diplomatica. Nurnb. 1738. HONTHEIM (Io. Nicol.) Hiſtoria Treuirenſis diplomatica. Aug. Vind. 1750. fol. HORNS (Joh. Gottlob) Leben Friedrich des Streitbaren Mark= grafen zu Meissen. Leipzig 1733. 4. KARL der Vierte. IIte Th. nebft einem Urkundenbuche. Prag I78I.8. KOENIGSHOFEN (Iakob von) Elſaſfiſche und Strasburgiſche Kronik. Strasburg 1698. 4. LANG (Iakob Paul) Materialien zur Oettingiſchen ältern und neuern Geſchichte. Wallerſtein I77I. V. Bánde. MAGNVM Chronicon Belgicum. Edidit Ioh. Piſtorius Nidanus. Tom. III. SS. Rer. Germ. Veter. Ratisponæ 1731. MANLIVS (Chriſtoph) Extat in Scriptorihus Rerum Luſatic. Lip. ſiæ et Budiſf. 1719. fol. MANVSCRIPTVM Bohemicum. Ift vom J. 1450, und enthält Auszûge aus Originalurkunden vom Konige Iohann bis Albrecht. Stebt in der k. Bibliothek zu Prag. MARTENE (Edmund.) et Vrſini Durand Veterum Scriptorum et Monumentorum — — ampliſſima Collectio. Pariſiis 1729 fol. MEINE (Pelzels) diplomatiſche Beweiſe, daß der Romiſche Kö= nig Wenzel nur einmal gefangen worden. Stehen im IVten Bande der Privatgeſellſchaft in Böhmen. Prag 1779. S.
Strana XIII
Vorbericht. XIII MENKENII (Ioh, Burgh.) Scriptores Rerum Germ. Lipfiæ 1728. MüLLERS (Joh. Joach.) entdecktes Staatskabinet. Tröffnung fünfte. Jena 1716. OBRECHTI (Vlrici) adparatus Juris publici fiue acta depoſitionis Wenc, et electionis Ruperti Reg. Rom. Lipſiæ et Ienæ 1768.4. OEFELII (And. Felix) Rerum Boicarum Scriptores. Auguſtæ Vindel. Tomi duo, 1763. fol. ONSORG (Vdalr.) Chronicon Bauariæ apud Oefelium in SS. Rer. Bauar. Tom. I. PAPROCZKI (Barthol.) Diadochus ginak Poſlaupnoſt Knjzat a Kraluw czeſkych. W Praze 1602. PASSIO Pragenſium Judæorum MS. In Bibliotheca Capituli Pragenſis. PERSONA (Gobelinus) In Meibomii SS. Rer. Germ. Tom. I. Helmest. 1688. PESSINA (Thom.) Phosphorus ſepticornis, hoe est Ecclefiæ Prag. Maieſtas et Gloria. Pragæ 1673. PEZ (Bernh.) Codex diplomaticus Hiftorico Epistolaris. Aug. Vindel. 1729. PRZ (Hieronymus) Scriptorum Rerum Auſtriacarum Tomus I. Lipſiæ 1721. fol PRIVILEGIA des h. Reichs Stadt Frankfurt am Mayn. Frank= furt 1614. RAYNALDI (Odorici) Annalium Eccleſ. Tomus XVII. Coloniæ Agripp. 1691. REBDORFII (Henrici) Annales. In Freheri SS. Rer. German. Tom. I. Argentorati 1717. RECHTLICHE Erlauterung der Reichshistorie vom ersten Ur= ſprung bis 1734. Halle 1735. REDERN (von, Niklas Sigismund) Luſatia ſuperior diplomatica. Hirſchberg 1724. 4: REGESTA Regis Ruperti. Iſt eine Sammlung von Urkunden im k. k. Hausarchive MS. REGESTA Regis Sigismundi. Bine Sammlung von Urkunden. eben daſelbſt. MS. REICHS Abſchiede. Neue und vollſtändigere Sammlung. Frauk= furt am Mayn 1747. RYMERI (Thomæ) Acta publica inter Reges Angliæ et alios. Tomus VII. Londini 1709. SATTLER (Chr. Fr.) Hiſtorische Beschreibung des Herzogthums Würtenberg. Stuttgard 1752. 4. SCHANNAT (loan. Friderici) Sammlung alter hiſtoriſcher Schrif= ten und Dokumenten rc. Frankfurt 1727. 4. SCHANNAT (lo. Frid.) Hiſtoria Episcopatus Wormatienſis. Tom, II. Codicem Probationum exhibens. Francof, ad Moenum. 1734. fol. ) 2
Vorbericht. XIII MENKENII (Ioh, Burgh.) Scriptores Rerum Germ. Lipfiæ 1728. MüLLERS (Joh. Joach.) entdecktes Staatskabinet. Tröffnung fünfte. Jena 1716. OBRECHTI (Vlrici) adparatus Juris publici fiue acta depoſitionis Wenc, et electionis Ruperti Reg. Rom. Lipſiæ et Ienæ 1768.4. OEFELII (And. Felix) Rerum Boicarum Scriptores. Auguſtæ Vindel. Tomi duo, 1763. fol. ONSORG (Vdalr.) Chronicon Bauariæ apud Oefelium in SS. Rer. Bauar. Tom. I. PAPROCZKI (Barthol.) Diadochus ginak Poſlaupnoſt Knjzat a Kraluw czeſkych. W Praze 1602. PASSIO Pragenſium Judæorum MS. In Bibliotheca Capituli Pragenſis. PERSONA (Gobelinus) In Meibomii SS. Rer. Germ. Tom. I. Helmest. 1688. PESSINA (Thom.) Phosphorus ſepticornis, hoe est Ecclefiæ Prag. Maieſtas et Gloria. Pragæ 1673. PEZ (Bernh.) Codex diplomaticus Hiftorico Epistolaris. Aug. Vindel. 1729. PRZ (Hieronymus) Scriptorum Rerum Auſtriacarum Tomus I. Lipſiæ 1721. fol PRIVILEGIA des h. Reichs Stadt Frankfurt am Mayn. Frank= furt 1614. RAYNALDI (Odorici) Annalium Eccleſ. Tomus XVII. Coloniæ Agripp. 1691. REBDORFII (Henrici) Annales. In Freheri SS. Rer. German. Tom. I. Argentorati 1717. RECHTLICHE Erlauterung der Reichshistorie vom ersten Ur= ſprung bis 1734. Halle 1735. REDERN (von, Niklas Sigismund) Luſatia ſuperior diplomatica. Hirſchberg 1724. 4: REGESTA Regis Ruperti. Iſt eine Sammlung von Urkunden im k. k. Hausarchive MS. REGESTA Regis Sigismundi. Bine Sammlung von Urkunden. eben daſelbſt. MS. REICHS Abſchiede. Neue und vollſtändigere Sammlung. Frauk= furt am Mayn 1747. RYMERI (Thomæ) Acta publica inter Reges Angliæ et alios. Tomus VII. Londini 1709. SATTLER (Chr. Fr.) Hiſtorische Beschreibung des Herzogthums Würtenberg. Stuttgard 1752. 4. SCHANNAT (loan. Friderici) Sammlung alter hiſtoriſcher Schrif= ten und Dokumenten rc. Frankfurt 1727. 4. SCHANNAT (lo. Frid.) Hiſtoria Episcopatus Wormatienſis. Tom, II. Codicem Probationum exhibens. Francof, ad Moenum. 1734. fol. ) 2
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XIV Vorbericht. SCHEDELIVS (Hartmann) Extat in Oefelii Script. Rer. Boicarum Tom. I. SCHMINK (J. Herm.) Diſſertatio hiſtorica de Wenceslao Rege Romanorum. Lipſiæ. 1742. 4. SCHEID (Chriſt. Ludwig) Bibliotheca Hiſtorica Goettingenfis, worinn allerhand bishero ungedruckte alte und neuere Schrif= ten und Urkunden 2c. ans Licht geſtellet werden. I. Th. Göttingen 1758. 4. SCHOEPFLINI (Io. Dan.) Alſatiæ Dipl. Pars II. Manheimii 1775. EIVSDEM (Ioh. Dan.) Historia Zaringobadenſis. Tom. V. Carols- ruhæ 1765. SCHOETGENII (Chriſtiani) et Kreiſigii (Georg Christoph.) Di- plomataria et Scriptores Hiſtoriæ Germanicæ medii æui. To- mus I. Altenburgi 1753. in fol. SENKENBERGII (Henr. Chriſtoph.) Meditationes ins publicum et Hiſtoriam concernentes. Giſſæ 1739. EIVSDEM ſelecta Juris et Historiarum anecdota. Francof. 1738. SOMMERSBERG (Frider. Wilh.) Silefiacarum rerum Scriptores. Tomi III. Lipſiæ 1629. STEYERER (Anton.)Commentarii pro Hiſtoria Alberti II. Ducis Auſtriæ. Lips. 1725. fol. THOMASII (Chriſtiani) Programma an Imp. Wenceslaus Iegaliter ſit depofitus et tantis vitiis contaminatus, ut vulgo creditur. Halæ 1693. WENKERI (lacobi) Apparatus et inſtructus Archiuorum. Ar- gentorati 1713. EIVSDEM Collecta Archiui et Cancellariæ Jura. Argentorati 1715. 4. WILLII (Georg Andr.) de Wenceslao Imp. et ſtatu utriusque Reipublicæ ſub eo, ſpecimen Hiſtoricum. Altorfii 1766. WINDEK (Eberhardus) Hiſtoria Imp. Sigismundi. Apud Men- ken. edita Tom. I. WüRDTWEIN (Steph. Alex.) Subſidia Dipl. Heidelberg 1772. 8. EIVSDEM — Noua Subfidia Dipl. ibid. 1781. 8. Beſchrieben zu Prag I788 den 29. Febr. Der Verfaſſer.
XIV Vorbericht. SCHEDELIVS (Hartmann) Extat in Oefelii Script. Rer. Boicarum Tom. I. SCHMINK (J. Herm.) Diſſertatio hiſtorica de Wenceslao Rege Romanorum. Lipſiæ. 1742. 4. SCHEID (Chriſt. Ludwig) Bibliotheca Hiſtorica Goettingenfis, worinn allerhand bishero ungedruckte alte und neuere Schrif= ten und Urkunden 2c. ans Licht geſtellet werden. I. Th. Göttingen 1758. 4. SCHOEPFLINI (Io. Dan.) Alſatiæ Dipl. Pars II. Manheimii 1775. EIVSDEM (Ioh. Dan.) Historia Zaringobadenſis. Tom. V. Carols- ruhæ 1765. SCHOETGENII (Chriſtiani) et Kreiſigii (Georg Christoph.) Di- plomataria et Scriptores Hiſtoriæ Germanicæ medii æui. To- mus I. Altenburgi 1753. in fol. SENKENBERGII (Henr. Chriſtoph.) Meditationes ins publicum et Hiſtoriam concernentes. Giſſæ 1739. EIVSDEM ſelecta Juris et Historiarum anecdota. Francof. 1738. SOMMERSBERG (Frider. Wilh.) Silefiacarum rerum Scriptores. Tomi III. Lipſiæ 1629. STEYERER (Anton.)Commentarii pro Hiſtoria Alberti II. Ducis Auſtriæ. Lips. 1725. fol. THOMASII (Chriſtiani) Programma an Imp. Wenceslaus Iegaliter ſit depofitus et tantis vitiis contaminatus, ut vulgo creditur. Halæ 1693. WENKERI (lacobi) Apparatus et inſtructus Archiuorum. Ar- gentorati 1713. EIVSDEM Collecta Archiui et Cancellariæ Jura. Argentorati 1715. 4. WILLII (Georg Andr.) de Wenceslao Imp. et ſtatu utriusque Reipublicæ ſub eo, ſpecimen Hiſtoricum. Altorfii 1766. WINDEK (Eberhardus) Hiſtoria Imp. Sigismundi. Apud Men- ken. edita Tom. I. WüRDTWEIN (Steph. Alex.) Subſidia Dipl. Heidelberg 1772. 8. EIVSDEM — Noua Subfidia Dipl. ibid. 1781. 8. Beſchrieben zu Prag I788 den 29. Febr. Der Verfaſſer.
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I A Z * Lebensgeſchichte des Römischen und Böhmischen Königs Wenceslaus. Jer Romiſche und Böhmiſche Konig Wenceslaus I36I. oder Wenzel wurde im Iahr nach Chriſki Ge= burt ein Tauſend drey Hundert ein und ſechzig am 26. Februar. auf dem Schloſſe der Reichsſladt Nürnberg gebohren I. Sein Bater war der Romiſche Kaiſer Karl der Vierte) König in Böhmen ; ſein Großvater der kriegeriſche böhmiſche König Iohann, und ſein Ur= großvater, der von einem Dominikanermónch in Ita= lien mit Gift hingerichtete 2 Römiſche Kaiſer Heinrich der Siebente, Graf zu Luxenburg. Seine Mutter war Anna/ die dritte Gemaßlinu des Kaiſers Karl IV. 26.Feb. eine 1 ANNA Imperatrix Mater Wenceslai in epiſtolis ad Papam im Urkundenbuche Karl IV. n. CCXLVI. Ad argentinenſes ap. WENKER in apparatu p. 221. BENESSIVS de WEITM. p. 372. Die Nürnber= ger Kroniken und LVPACIVS haben den I7. Merz und DVBRAVIVS den 28. Sept. falſch angegeben. 2 FRANCISCVS p. 94. & BENESSIVS P. 227. Erster Theil. A
I A Z * Lebensgeſchichte des Römischen und Böhmischen Königs Wenceslaus. Jer Romiſche und Böhmiſche Konig Wenceslaus I36I. oder Wenzel wurde im Iahr nach Chriſki Ge= burt ein Tauſend drey Hundert ein und ſechzig am 26. Februar. auf dem Schloſſe der Reichsſladt Nürnberg gebohren I. Sein Bater war der Romiſche Kaiſer Karl der Vierte) König in Böhmen ; ſein Großvater der kriegeriſche böhmiſche König Iohann, und ſein Ur= großvater, der von einem Dominikanermónch in Ita= lien mit Gift hingerichtete 2 Römiſche Kaiſer Heinrich der Siebente, Graf zu Luxenburg. Seine Mutter war Anna/ die dritte Gemaßlinu des Kaiſers Karl IV. 26.Feb. eine 1 ANNA Imperatrix Mater Wenceslai in epiſtolis ad Papam im Urkundenbuche Karl IV. n. CCXLVI. Ad argentinenſes ap. WENKER in apparatu p. 221. BENESSIVS de WEITM. p. 372. Die Nürnber= ger Kroniken und LVPACIVS haben den I7. Merz und DVBRAVIVS den 28. Sept. falſch angegeben. 2 FRANCISCVS p. 94. & BENESSIVS P. 227. Erster Theil. A
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2 Wenceslaus I36I. eine Tochter des ſchleſiſchen Herzogs Heinrich von Schweidnitz und Iauer I. Der Kaiſer Karl war mit dieſer ſeiner Gemaß= linn, als ſie ſich der Entbindung näherte, gefließentlich nach Nürnberg gereiſet, damit das Kind, wenn es ein Prinz wáre, ſich den Deutſchen ſchon dadurch empfeh= len mochte, daß es in einer ihrer vornehmſten Reichs= ſlädte zur Welt gekommen. Seine Freude über die Geburt dieſes Prinzen war auch ſo groß, daß er Hie= von dem Pabſie , und den meisten Kdnigen und Fürsten Nachricht gab. Den Böhmen ließ er die Geburt ſei= nes Sohnes durch ein ordentliches Ausſchreiben in alle Kreiſe kund machen. Er ließ das neugebohrne Kind abwägen, und ſchenkte ſechszehn Mark Goldes , ſo viel es námlich gewogen, an die Marienkirche zu Achen. Die Kaiſerinn ſchrieb auch an den Pabſt, an die vor= nehmsten Fürsten und Städte, daß sie einen wohlge ſkalteten Sohn zur Welt gebracht hat / und ſich ſamt dem Kinde wohl und Geſund befinde 2. Die Taufe des Prinzen wurde auf den zweyten Sonntag nach Oſtern verſchoben/ und ſo mußte der Prinz ſechs Wochen und zwey Tage ungetauft liegen bleiben. Denn der Kaiſer hatte ſich vorgenommen dieſen ſeinen Sohn mit vielem Gepränge taufen zu laſſen, daher er alle Kuhrfürsten, eine Menge Reiche fürſten I BALBIN hat ſich geirret ; wenn er lib. VII. Miſ-ell. p. 189. geſchrieben Carolus IV, duos filios Wence- slaos habuit ex Anna Palatina ſuſceptos, prior —— alter fuit Wenceslaus poſtea Rex. 2 Die Briefe des Kaiſers und der Kaiſerinn ſtehen im Le= ben Kaiſers Karls IV. Urkb. n.CCX.V. CCXLVI. wo die Kaiſerinn ſagt ; maſculinam ſobolem corpu- lentam & membris ſingulis elegantem in lucem pro- duximus huius mundi, & poſt partum una cum pro- le , Deo auſpice , grata corporis ſanitate gaudemus. Wodurch Diejenigen widerlegt werden, welche be haupten wollen, das Kind ſey bucklicht und ungeſtal tet gebohren woorden, und daß es die Mutter ben der Geburt um ihr Leben gebracht hätte.
2 Wenceslaus I36I. eine Tochter des ſchleſiſchen Herzogs Heinrich von Schweidnitz und Iauer I. Der Kaiſer Karl war mit dieſer ſeiner Gemaß= linn, als ſie ſich der Entbindung näherte, gefließentlich nach Nürnberg gereiſet, damit das Kind, wenn es ein Prinz wáre, ſich den Deutſchen ſchon dadurch empfeh= len mochte, daß es in einer ihrer vornehmſten Reichs= ſlädte zur Welt gekommen. Seine Freude über die Geburt dieſes Prinzen war auch ſo groß, daß er Hie= von dem Pabſie , und den meisten Kdnigen und Fürsten Nachricht gab. Den Böhmen ließ er die Geburt ſei= nes Sohnes durch ein ordentliches Ausſchreiben in alle Kreiſe kund machen. Er ließ das neugebohrne Kind abwägen, und ſchenkte ſechszehn Mark Goldes , ſo viel es námlich gewogen, an die Marienkirche zu Achen. Die Kaiſerinn ſchrieb auch an den Pabſt, an die vor= nehmsten Fürsten und Städte, daß sie einen wohlge ſkalteten Sohn zur Welt gebracht hat / und ſich ſamt dem Kinde wohl und Geſund befinde 2. Die Taufe des Prinzen wurde auf den zweyten Sonntag nach Oſtern verſchoben/ und ſo mußte der Prinz ſechs Wochen und zwey Tage ungetauft liegen bleiben. Denn der Kaiſer hatte ſich vorgenommen dieſen ſeinen Sohn mit vielem Gepränge taufen zu laſſen, daher er alle Kuhrfürsten, eine Menge Reiche fürſten I BALBIN hat ſich geirret ; wenn er lib. VII. Miſ-ell. p. 189. geſchrieben Carolus IV, duos filios Wence- slaos habuit ex Anna Palatina ſuſceptos, prior —— alter fuit Wenceslaus poſtea Rex. 2 Die Briefe des Kaiſers und der Kaiſerinn ſtehen im Le= ben Kaiſers Karls IV. Urkb. n.CCX.V. CCXLVI. wo die Kaiſerinn ſagt ; maſculinam ſobolem corpu- lentam & membris ſingulis elegantem in lucem pro- duximus huius mundi, & poſt partum una cum pro- le , Deo auſpice , grata corporis ſanitate gaudemus. Wodurch Diejenigen widerlegt werden, welche be haupten wollen, das Kind ſey bucklicht und ungeſtal tet gebohren woorden, und daß es die Mutter ben der Geburt um ihr Leben gebracht hätte.
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wird getaufet 3 fürsten und Biſchöfe zu dieſer Feyerlichkeit nach Nürn I36I. berg geladen. Wie nun der zur Taufe beſlimmte Tag angerückt war, und ſich die hiezu gefadenen hohen Gaſte verſammſet hatten , wurde der Prinz unter einem prách= ligen mit Gold geſlickten Baldachin nach der St. See= bald Kirche getragen. Der Erzbiſchof und Kuhrfürſt von Maynzy Gerlach/ taufte den Prinzen , und legte ihm den Namen Wenzeolaus bey. Zwey andere Erzbi= schofe, nämlich der Kuhrfürst Wilhelm von Köln, und Erneſt von Prag , dann noch ſechs andere Biſcho= fe und fünf Aebte ſlunden dem Erzbiſchof von Maynz in der Handlung bey I. Der Taufſlein, über welchem Wenzel getauft wor= den , ſtehet noch heut zu Tage in der St. Seebald Kir= che zu Nurnberg. Er ist von Messing gegossen, und iff eines der alteſten Denkmale der Gießkunſt daſelbſt 2. Nach vollendeter Taufe alſo wurden ganze acht Tage mit verschiedenen Festen uh Ergößzlichkeiten, Spielen und Turniren, zur Unterhaltung der hohen Ga= ſte , zugebracht. Es ſchien , als wenn ſich ganz Deutſch= land zu Nürnberg verſammlet hätte. Nicht nur alle Gaſſen wimmelten von Menſchen, ſondern auch die umliegenden Wieſen und Felder waren mit denſelben an= gefüllt 3. Der Kaiſer hatte auch die Reichs- Kleino- dien von Prag nach Nurnberg bringen und dem Bolke porzeigen laſſen. Wer ſie anſchaute, der bekam eben den Ablaß , welcher zu Rom am grünen Donnerſtag er= theilt zu werden pflegte , welches dann eine groſſe Men= ge Bolkes herben lockte 4. Hierauf behielt man den Prinzen noch acht Tage zu Nürnberg , während welcher Zeit ſich ſein Bater, der Kaiſer, ſo wohl um einen tüchti= A 2 11Apr. I HENRICVSREBDORF. p. 643. qui aderat. 2 Murr im Journal der Kunstgeſchichte Th. 2. S. 665. MEISTERLINVS ap. WILL. p.10. 3 4 HENR. REBDORF, p. 643. der dieſe Reliquien damals zu Nurnberg geſehen und beſchrieben hat.
wird getaufet 3 fürsten und Biſchöfe zu dieſer Feyerlichkeit nach Nürn I36I. berg geladen. Wie nun der zur Taufe beſlimmte Tag angerückt war, und ſich die hiezu gefadenen hohen Gaſte verſammſet hatten , wurde der Prinz unter einem prách= ligen mit Gold geſlickten Baldachin nach der St. See= bald Kirche getragen. Der Erzbiſchof und Kuhrfürſt von Maynzy Gerlach/ taufte den Prinzen , und legte ihm den Namen Wenzeolaus bey. Zwey andere Erzbi= schofe, nämlich der Kuhrfürst Wilhelm von Köln, und Erneſt von Prag , dann noch ſechs andere Biſcho= fe und fünf Aebte ſlunden dem Erzbiſchof von Maynz in der Handlung bey I. Der Taufſlein, über welchem Wenzel getauft wor= den , ſtehet noch heut zu Tage in der St. Seebald Kir= che zu Nurnberg. Er ist von Messing gegossen, und iff eines der alteſten Denkmale der Gießkunſt daſelbſt 2. Nach vollendeter Taufe alſo wurden ganze acht Tage mit verschiedenen Festen uh Ergößzlichkeiten, Spielen und Turniren, zur Unterhaltung der hohen Ga= ſte , zugebracht. Es ſchien , als wenn ſich ganz Deutſch= land zu Nürnberg verſammlet hätte. Nicht nur alle Gaſſen wimmelten von Menſchen, ſondern auch die umliegenden Wieſen und Felder waren mit denſelben an= gefüllt 3. Der Kaiſer hatte auch die Reichs- Kleino- dien von Prag nach Nurnberg bringen und dem Bolke porzeigen laſſen. Wer ſie anſchaute, der bekam eben den Ablaß , welcher zu Rom am grünen Donnerſtag er= theilt zu werden pflegte , welches dann eine groſſe Men= ge Bolkes herben lockte 4. Hierauf behielt man den Prinzen noch acht Tage zu Nürnberg , während welcher Zeit ſich ſein Bater, der Kaiſer, ſo wohl um einen tüchti= A 2 11Apr. I HENRICVSREBDORF. p. 643. qui aderat. 2 Murr im Journal der Kunstgeſchichte Th. 2. S. 665. MEISTERLINVS ap. WILL. p.10. 3 4 HENR. REBDORF, p. 643. der dieſe Reliquien damals zu Nurnberg geſehen und beſchrieben hat.
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4 und verlobt. 3.Jun. I36I. tüchtigen Erzieher/ als anch um eine Brant für Wen= zeln umſah. Er hatte bald nach der Geburt des Prinzen an den damals berühmten Gelehrten/ Franz Petrarcha, den er in Italien geſehen, geſchrieben/ daß er nach Prag kommen , und an dem kaiſerlichen Hofe leben moch= te. Die haupt Abſicht Karls aber war, ihm die Auſ= ſicht über ſeinen Sohu aufzutragen. Allein Petrarcha war zu tráge dies wichtige und beſchwerliche Amt anf ſich zu nehmen. Es wurde hernach dem Erzbiſchof von Prag und anderu Geiſtlichen anvertrauet. I. Zur künftigen Gemahlinn Wenzels aber wáhlte der Raiſer eine Prinzeſſinn aus dem Hauſe der Fürſken und Burggrafen von Nurnberg. Dies war Eliſabeth, eine Tochter des Burggrafen Friedrich. Nachdem die= ſer ſeine Einwilligung hiezu gegeben hatte, wurde be= ſchloſſen , die Bertrāge hierüber in Prag auszufertigen. Die ganze Hofſtatt verließ alſo bald darauf die Stadt Rürnberg, und erhob ſich mit dem jungen Prinzen nach Prag. Hier wurden alſo die Heyraths - Bertrá ge von beyden Seiten aufgeſetzt , daß námlich die Ber= mählung des Prinzen Wenzel mit der Prinzeſſin Eliſa= beth nach zehn Iahren geſchehen ſolle, und wenn der Burggraf Friedrich ohne mánnliche Erben ſurbe, ſo ſollen alle ſeine Länder auf die Kinder) welche Wenzel mit Eliſabeth zeugen würde, erblich fallen 2. Am námlichen Tage fertigte der Landgraf Iohann von Leuch= tenberg eine Berſchreibung aus , daß er im Todesfalle des Burggrafen von Murnberg dieſe ge chloſſene Ehe und die feſkgeſefzten Bedingungen in Erfüllung bringen e. d wolle 3. Am dritten Tage darauf gab die Kaiſerinn An= na/ I Die Briefe, welche der Kaiſer mit Petrarchen zum Theil dieſerwegen gewechſelt, ſlehen in meinem Karl IV. 2. Th. S. 697. 707. 708. 2 Die übrigen Bedingungen ſlehen imn Heyraths-Kontrak= te. Sich im Urkundenbuche n. I. 3 Orginale in Arhivo CAES. VINDOB,
4 und verlobt. 3.Jun. I36I. tüchtigen Erzieher/ als anch um eine Brant für Wen= zeln umſah. Er hatte bald nach der Geburt des Prinzen an den damals berühmten Gelehrten/ Franz Petrarcha, den er in Italien geſehen, geſchrieben/ daß er nach Prag kommen , und an dem kaiſerlichen Hofe leben moch= te. Die haupt Abſicht Karls aber war, ihm die Auſ= ſicht über ſeinen Sohu aufzutragen. Allein Petrarcha war zu tráge dies wichtige und beſchwerliche Amt anf ſich zu nehmen. Es wurde hernach dem Erzbiſchof von Prag und anderu Geiſtlichen anvertrauet. I. Zur künftigen Gemahlinn Wenzels aber wáhlte der Raiſer eine Prinzeſſinn aus dem Hauſe der Fürſken und Burggrafen von Nurnberg. Dies war Eliſabeth, eine Tochter des Burggrafen Friedrich. Nachdem die= ſer ſeine Einwilligung hiezu gegeben hatte, wurde be= ſchloſſen , die Bertrāge hierüber in Prag auszufertigen. Die ganze Hofſtatt verließ alſo bald darauf die Stadt Rürnberg, und erhob ſich mit dem jungen Prinzen nach Prag. Hier wurden alſo die Heyraths - Bertrá ge von beyden Seiten aufgeſetzt , daß námlich die Ber= mählung des Prinzen Wenzel mit der Prinzeſſin Eliſa= beth nach zehn Iahren geſchehen ſolle, und wenn der Burggraf Friedrich ohne mánnliche Erben ſurbe, ſo ſollen alle ſeine Länder auf die Kinder) welche Wenzel mit Eliſabeth zeugen würde, erblich fallen 2. Am námlichen Tage fertigte der Landgraf Iohann von Leuch= tenberg eine Berſchreibung aus , daß er im Todesfalle des Burggrafen von Murnberg dieſe ge chloſſene Ehe und die feſkgeſefzten Bedingungen in Erfüllung bringen e. d wolle 3. Am dritten Tage darauf gab die Kaiſerinn An= na/ I Die Briefe, welche der Kaiſer mit Petrarchen zum Theil dieſerwegen gewechſelt, ſlehen in meinem Karl IV. 2. Th. S. 697. 707. 708. 2 Die übrigen Bedingungen ſlehen imn Heyraths-Kontrak= te. Sich im Urkundenbuche n. I. 3 Orginale in Arhivo CAES. VINDOB,
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Kommt nach Bohmen. 5 na, des Prinzen Mutter, ihre ſchriftliche Einwilligung I361. zu dieſer Ehe, und bestätigte sie 1. Und bald darauf 6. Iun. legten die Unterthane des Burggrafen dem verlobten Paare den Eid der Treue auf den Fall ab , wenn Burg= graf Friedrich ohne mánnliche Erben ſterben sollte 2. Die Freude der Böhmen mag ſehr groß geweſen ſeyn , da ſie ihren künftigen Erbherrn, und den Thron= folger Karls bey ſich zum erſfenmal ſahen, und verſi= chert waren, daß er bey ihnen bleiben und unter ihnen aufwachſen würde. Sie hatten auch das Bergnügen zu ſehen , daß der junge Prinz, ungeachtet er noch in den Windeln lag , von dem Raiſer den wichtigſten Bünd= niſſen und Berträgen mit den benachbarten Mächten na= mentlich beygeſchloſſen wurde. Der Kaiſer ließ ihn ſchon in ſeiner Kindheit, als eine handelnde Perſon auftreten/ Berſchreibungen/ Willenbriefe und Beſta tigungen in deſſelben Namen, wie wir unten ſehen wer= den, ausfertigen , und an den Staatsgeſchaften, die auf die Zukunft wirken ſollten, Theil nehmen. Daher ließ auch der Kaiſer ſchon in dieſem Iahre für Wen= zeln ein eigenes Siegel verfertigen, ſo wir unten be= ſchreiben werden. Wir werden alſo in der Fortſeſzung ſeiner Lebensgeſchichte immer diejenigen Berſchreibun= gen/ in welchen Wenzel oorkommt, ſo, als wenn er ſie felbſt eigenmachtig veranſaltet hatte , anführen, un= geachtet ſie ſein Bater , der Kaiſer Karl , an des Kin= des ſlatt hat ausfertigen laſſen. Zum allererſten kommt alſo Wenzel, als Theil nehmendy in derjenigen Berſchreibung vor / Kraft wel= cher zwiſchen dem Kaiſer Karl , den Herzogen von Geſt= reich und beyderſeitigen. Nachkommen eine ewige Freundſchaft errichtet worden. Die Herzoge Rudolph Friedrich , Albrecht und Leopold aren námlich nach A 3 Prag 1 Urkb. n. I. Ihr Siegel Sieh Tab. I. n. 1. 2 Dies erhellet aus einer Urkunde, wodurch dieſe Ver= bindung wieder aufgehoben wurde. Sicb Karl IV. Urkb. n. CCLXXV.
Kommt nach Bohmen. 5 na, des Prinzen Mutter, ihre ſchriftliche Einwilligung I361. zu dieſer Ehe, und bestätigte sie 1. Und bald darauf 6. Iun. legten die Unterthane des Burggrafen dem verlobten Paare den Eid der Treue auf den Fall ab , wenn Burg= graf Friedrich ohne mánnliche Erben ſterben sollte 2. Die Freude der Böhmen mag ſehr groß geweſen ſeyn , da ſie ihren künftigen Erbherrn, und den Thron= folger Karls bey ſich zum erſfenmal ſahen, und verſi= chert waren, daß er bey ihnen bleiben und unter ihnen aufwachſen würde. Sie hatten auch das Bergnügen zu ſehen , daß der junge Prinz, ungeachtet er noch in den Windeln lag , von dem Raiſer den wichtigſten Bünd= niſſen und Berträgen mit den benachbarten Mächten na= mentlich beygeſchloſſen wurde. Der Kaiſer ließ ihn ſchon in ſeiner Kindheit, als eine handelnde Perſon auftreten/ Berſchreibungen/ Willenbriefe und Beſta tigungen in deſſelben Namen, wie wir unten ſehen wer= den, ausfertigen , und an den Staatsgeſchaften, die auf die Zukunft wirken ſollten, Theil nehmen. Daher ließ auch der Kaiſer ſchon in dieſem Iahre für Wen= zeln ein eigenes Siegel verfertigen, ſo wir unten be= ſchreiben werden. Wir werden alſo in der Fortſeſzung ſeiner Lebensgeſchichte immer diejenigen Berſchreibun= gen/ in welchen Wenzel oorkommt, ſo, als wenn er ſie felbſt eigenmachtig veranſaltet hatte , anführen, un= geachtet ſie ſein Bater , der Kaiſer Karl , an des Kin= des ſlatt hat ausfertigen laſſen. Zum allererſten kommt alſo Wenzel, als Theil nehmendy in derjenigen Berſchreibung vor / Kraft wel= cher zwiſchen dem Kaiſer Karl , den Herzogen von Geſt= reich und beyderſeitigen. Nachkommen eine ewige Freundſchaft errichtet worden. Die Herzoge Rudolph Friedrich , Albrecht und Leopold aren námlich nach A 3 Prag 1 Urkb. n. I. Ihr Siegel Sieh Tab. I. n. 1. 2 Dies erhellet aus einer Urkunde, wodurch dieſe Ver= bindung wieder aufgehoben wurde. Sicb Karl IV. Urkb. n. CCLXXV.
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6 Sein erſtes Siegel. 1361. I. Aug. 1362. 11 Jul. Prag gekommen, wo ſie den zu Budweis vor kurzem mit dem Kaiſer geſchloſſenen Bund I. erneuerten und beſtátigten. Sie verſprachen einander mit einem Eide, daß ſie ihre beyderſeitigen Lander gegen Iedermann mit ganzer Macht vertheidigen, und in allen Stücken zu= ſammen halten wollen. Unſer Prinz Wenzel wurde dieſem Bunde namentlich beygeſchloſſen. Er wird in der hierüber ausgefertigten Urkunde: Der erſtgebohr= ne Sohn des Kaiſers genannt. Er legte , ſo wie die andern theilnehmenden Fürsten, die Hand auf das Evangelienbuch , zum Zeichen , daß er dem Bunde bey= trete und ihn zu halten mit einem Eide verſpreche. Das Siegel Wenzels wurde ſo wie die Siegel des Kaiſers und der vier Herzoge von Oeſtreich an die Berſchreibung gehängt, ſo wir hier in Kupfer geſtochen beylegen 2. Es ſfellt den böhmiſchen Lowen vor mit der Umschrift: S. Wencezlai. Dei. gra. heredis Regni Boem 3. Im folgenden Iahre verſohr Wenzel ſeine Mut= ter, die Kaiſerinn Anna. Sie ſarb im drey und zwanzigſken Iahre ihres Alters , und wurde in der Schloßkirche bey St. Beit zu Prag begraben 4. Ihr Bildniß von Stein gehauen skeht in der erwähnten Schloßkirche auf dem obersten Gange. An der rech= ten Seite des Bildes sieht man das Wappen ihrer Familie, nämlich einen Adler, deſſen vordere Helfte ſchwarz im rothen Felde, und die andere Helfte roth im schwarzen Felde vorkommt. Zur linken Hand ſieht der einfache kaiſerliche ſchwarze Adlex ſo wie ihn der Kaiſer Karl, ihr Gemahl führte. Hie= I STEYERER p. 321. 2 Tab. I n. II. LUNIG in 3 Dipl. apud STEYERER p. 323. C. D. G. T. I. p. 1263. Ein Original davon ist mit dem erwáhnten Siegel Wenzels im Kaiſ. Haus= archiv. 4 BENESS, de VEITM. ad h. a.
6 Sein erſtes Siegel. 1361. I. Aug. 1362. 11 Jul. Prag gekommen, wo ſie den zu Budweis vor kurzem mit dem Kaiſer geſchloſſenen Bund I. erneuerten und beſtátigten. Sie verſprachen einander mit einem Eide, daß ſie ihre beyderſeitigen Lander gegen Iedermann mit ganzer Macht vertheidigen, und in allen Stücken zu= ſammen halten wollen. Unſer Prinz Wenzel wurde dieſem Bunde namentlich beygeſchloſſen. Er wird in der hierüber ausgefertigten Urkunde: Der erſtgebohr= ne Sohn des Kaiſers genannt. Er legte , ſo wie die andern theilnehmenden Fürsten, die Hand auf das Evangelienbuch , zum Zeichen , daß er dem Bunde bey= trete und ihn zu halten mit einem Eide verſpreche. Das Siegel Wenzels wurde ſo wie die Siegel des Kaiſers und der vier Herzoge von Oeſtreich an die Berſchreibung gehängt, ſo wir hier in Kupfer geſtochen beylegen 2. Es ſfellt den böhmiſchen Lowen vor mit der Umschrift: S. Wencezlai. Dei. gra. heredis Regni Boem 3. Im folgenden Iahre verſohr Wenzel ſeine Mut= ter, die Kaiſerinn Anna. Sie ſarb im drey und zwanzigſken Iahre ihres Alters , und wurde in der Schloßkirche bey St. Beit zu Prag begraben 4. Ihr Bildniß von Stein gehauen skeht in der erwähnten Schloßkirche auf dem obersten Gange. An der rech= ten Seite des Bildes sieht man das Wappen ihrer Familie, nämlich einen Adler, deſſen vordere Helfte ſchwarz im rothen Felde, und die andere Helfte roth im schwarzen Felde vorkommt. Zur linken Hand ſieht der einfache kaiſerliche ſchwarze Adlex ſo wie ihn der Kaiſer Karl, ihr Gemahl führte. Hie= I STEYERER p. 321. 2 Tab. I n. II. LUNIG in 3 Dipl. apud STEYERER p. 323. C. D. G. T. I. p. 1263. Ein Original davon ist mit dem erwáhnten Siegel Wenzels im Kaiſ. Haus= archiv. 4 BENESS, de VEITM. ad h. a.
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Erhált Vrbrechte Hiedurch werden diejenigen Schriftsteller hinläng- lich widerlegt/ welche behaupten wollen, daß Wenzel dieſe ſeine Mutter in der Geburt getodter I. habe. Aus ihren oben angeführten Briefen haben wir gezei= get, daß sie ſich, wie ſie ſelbſt geſleht, nach der Ge= burt ihres Sohns Wenzel geſund befunden. Aus der Urkunde, die wir erſt angefüßret haben/ erhellet, daß ſie noch am 6. Iun. des vorgehenden Iahres ge lebet , und aus dem gleichreitigen Beneſch von Weit= mühl, daß sie erft ein Jahr vier Monat und vierzehn Tage nach der Geburt Wenzels geſorben ſey. Ihren Bater nennet ſie in einer Urkunde Hinko, das iſf, Heinrich, Herzog von Schweidnitz, und ihre Mutter hat Katharina geheiſſen 2. Der Kaiſer Karl ſagt, daß ſie von KöniglichemGebluthe entſproſſen ſey.3. Bermuthlich war alſo ihre Mutter Katharina eine un= gariſche Princeſſinn geweſen, denn als Karl die Anna hey= rathete, mußte er ſie aus Ungarn, wo ſie bey ihren Berwandten am Hofe erzogen worden, abhohlen. Sie hinterließ eine Tochter, Eliſabeth/ die nachma= lige Gemahlinn des Herzogs Albrecht von Geſtreich , und unſern Wenzel, welcher von ihr die Herzogthü= mer Schweidniſz und Iauer/ nach dem Tode ihres O= heims Bolko, erbte. Indeſſen war der Kaiſer darauf bedacht/ wie er ſeinem Sohne Wenzel nicht uur hohe Titel und Wur= den/ ſondernn auch vortheilhafte Ausſichten in die Zu= kunft verſchaffen mochte. Wie derſelbe alſo mit den benden Markgrafen von Brandenburg/ Ludwig dem Rõmer und Otto , zu Nürnberg eine Erbverbrüderung errichtete , ließ er Wenzeln in dieſelbe namentlich auf= nehmen. Die erwähnten Markgrafen erklarten in der Berſchreibung den Prinzen Wenzel für den Erben ih A 4 1363. 1362. rer I LIMNAEVS in Jure Publico & alii. 2 Vide Urkundenbuch CAROLI IV. n. CCLII. 3 Ibid. n. CCXLVIII.
Erhált Vrbrechte Hiedurch werden diejenigen Schriftsteller hinläng- lich widerlegt/ welche behaupten wollen, daß Wenzel dieſe ſeine Mutter in der Geburt getodter I. habe. Aus ihren oben angeführten Briefen haben wir gezei= get, daß sie ſich, wie ſie ſelbſt geſleht, nach der Ge= burt ihres Sohns Wenzel geſund befunden. Aus der Urkunde, die wir erſt angefüßret haben/ erhellet, daß ſie noch am 6. Iun. des vorgehenden Iahres ge lebet , und aus dem gleichreitigen Beneſch von Weit= mühl, daß sie erft ein Jahr vier Monat und vierzehn Tage nach der Geburt Wenzels geſorben ſey. Ihren Bater nennet ſie in einer Urkunde Hinko, das iſf, Heinrich, Herzog von Schweidnitz, und ihre Mutter hat Katharina geheiſſen 2. Der Kaiſer Karl ſagt, daß ſie von KöniglichemGebluthe entſproſſen ſey.3. Bermuthlich war alſo ihre Mutter Katharina eine un= gariſche Princeſſinn geweſen, denn als Karl die Anna hey= rathete, mußte er ſie aus Ungarn, wo ſie bey ihren Berwandten am Hofe erzogen worden, abhohlen. Sie hinterließ eine Tochter, Eliſabeth/ die nachma= lige Gemahlinn des Herzogs Albrecht von Geſtreich , und unſern Wenzel, welcher von ihr die Herzogthü= mer Schweidniſz und Iauer/ nach dem Tode ihres O= heims Bolko, erbte. Indeſſen war der Kaiſer darauf bedacht/ wie er ſeinem Sohne Wenzel nicht uur hohe Titel und Wur= den/ ſondernn auch vortheilhafte Ausſichten in die Zu= kunft verſchaffen mochte. Wie derſelbe alſo mit den benden Markgrafen von Brandenburg/ Ludwig dem Rõmer und Otto , zu Nürnberg eine Erbverbrüderung errichtete , ließ er Wenzeln in dieſelbe namentlich auf= nehmen. Die erwähnten Markgrafen erklarten in der Berſchreibung den Prinzen Wenzel für den Erben ih A 4 1363. 1362. rer I LIMNAEVS in Jure Publico & alii. 2 Vide Urkundenbuch CAROLI IV. n. CCLII. 3 Ibid. n. CCXLVIII.
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8 auf Brandenburg. I363. rer Lánder, wenn ſie beyde ohne eigene Mannserben ſterben ſollten. Sie gaben ihm auch das Recht/ daß er ſich von nun an einen Markgrafen von Branven= burg und der Lauſiſz nennen und ſchreiben, wie auch die Wappen und Zeichen dieſer Lánder führen moge I. ſo er auch im folgendem Iahre, wie wir unten ſehen werden/ zu thun nicht unterlaſſen hat. In dieſer Ur= kunde wird er noch der hochgebohrne Fürſt , des Kai= ſere Karl Erbe, genannt. Um aber Wenzeln den königl. tel zu verſchaffen ; und die böhmiſche Krone zu verſichern , beſchloß Karl IV. ihn zum König von Böhmen krönen zu lassen. Die Groſſen des Reichs willigten in das Berlangen des Kaiſers ; nur der Erzbiſchof von Prag, Arneſt, ein einsichtsvoller Mann, machte dagegen einige Vorstel- lungen Allein Karl befriedigte ihu mit der Berſicherung, daß er ihn an die Spiſze derjenigen ſellen wollte , wel= che den Prinzen erziehen und ihm die Regierungskunſt beybringen ſollten 2. Dieſer würdige Pralat mag eingeſe= hen haben, wie ſchwer es ſey einen Prinzen , der ſchon König ifk, in der Zucht zu Halten. Ein Kind, das mit Anbetern, Schmeichlern , Iaherren , kriechenden Sklaven und zitternden Lobrednern umgeben ist dem Niemand widerſpricht, oder Borſtellungen macht/ das nicht geſtraft wird, und dessen Willen in allen Stücken erfüllt wird, weil es ſchon mi der Krone einhergeht/ welches ſich ſchon in der Wicge an den Ge= danken gewohnt daß alle übrige Menſchen für ihn allein da ſind, wenn es noch dazu von Menſchen, die ihm ihren Stand durch Nachſicht und Schmeicheley lieb und angenehm zu machen glauben/ geleitet wixd, was ſoll aus einem ſolchen Kinde für ein Menſch, für ein Regent werden? Alle dieſe Gedanken mogen dem Erz= biſchof 18 Mar. 1 Dipl, apud LUNIG in C. G. D. Tom.I. p. 1278. O. rig inale eſt in Archivo Regni Boh. 2 Vide Karl IV. S. 728.
8 auf Brandenburg. I363. rer Lánder, wenn ſie beyde ohne eigene Mannserben ſterben ſollten. Sie gaben ihm auch das Recht/ daß er ſich von nun an einen Markgrafen von Branven= burg und der Lauſiſz nennen und ſchreiben, wie auch die Wappen und Zeichen dieſer Lánder führen moge I. ſo er auch im folgendem Iahre, wie wir unten ſehen werden/ zu thun nicht unterlaſſen hat. In dieſer Ur= kunde wird er noch der hochgebohrne Fürſt , des Kai= ſere Karl Erbe, genannt. Um aber Wenzeln den königl. tel zu verſchaffen ; und die böhmiſche Krone zu verſichern , beſchloß Karl IV. ihn zum König von Böhmen krönen zu lassen. Die Groſſen des Reichs willigten in das Berlangen des Kaiſers ; nur der Erzbiſchof von Prag, Arneſt, ein einsichtsvoller Mann, machte dagegen einige Vorstel- lungen Allein Karl befriedigte ihu mit der Berſicherung, daß er ihn an die Spiſze derjenigen ſellen wollte , wel= che den Prinzen erziehen und ihm die Regierungskunſt beybringen ſollten 2. Dieſer würdige Pralat mag eingeſe= hen haben, wie ſchwer es ſey einen Prinzen , der ſchon König ifk, in der Zucht zu Halten. Ein Kind, das mit Anbetern, Schmeichlern , Iaherren , kriechenden Sklaven und zitternden Lobrednern umgeben ist dem Niemand widerſpricht, oder Borſtellungen macht/ das nicht geſtraft wird, und dessen Willen in allen Stücken erfüllt wird, weil es ſchon mi der Krone einhergeht/ welches ſich ſchon in der Wicge an den Ge= danken gewohnt daß alle übrige Menſchen für ihn allein da ſind, wenn es noch dazu von Menſchen, die ihm ihren Stand durch Nachſicht und Schmeicheley lieb und angenehm zu machen glauben/ geleitet wixd, was ſoll aus einem ſolchen Kinde für ein Menſch, für ein Regent werden? Alle dieſe Gedanken mogen dem Erz= biſchof 18 Mar. 1 Dipl, apud LUNIG in C. G. D. Tom.I. p. 1278. O. rig inale eſt in Archivo Regni Boh. 2 Vide Karl IV. S. 728.
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wird zu Prag gekrónt. biſchof eingefallen ſeyn, darum er dieſe zufrühe Kros I363. nung widerrathen. Allein dem ungeachtet wurde Wenzel von dem Prager Erzbiſchof Arncſt in der Schloßkirche bey St. Beit mit dem gewöhnlichen Ge= prange zum Kónig von Böhmen gekrönt, da er erst zwen Iahre , drey Monate und neunzehn Tage ſeines Al= ters zurůck gelegt hatte I. Nun war alſo Wenzel gekrönter König von Böh= men. Unter dieſem Zitel kommt er ſchon fünf Tage nach der Krönung in jener Urkunde vor, in welcher der Kaiſer Karl die Erbfolge der Markgrafen von Mähren beſtätigte, und ſeinen Sohn, den Konig Wenzel , zur Handhabung derſelben verpflichtete 2. Unter eben dieſem Titel konmt er in den Urkun= den vor, in welchen die Brandenburgiſchen Städte eingeſleben, daß ſie dem Kaiſer Karl und Wenzeln, ſeinem Sohne, gehuldiget haben 3. Denn der Kaiſer war bald nach der Krönung Wenzels in die Mark Brandenburg gereiſet, und hatte, laut der oben an= geführten mit den Herzogen Ludwig und Otto ge= ſchloſſenen Erbverbruderung von einigen Stádten die Huldigung für Wenzeln eingeholet, damit ſich derſelbe mit mehrern Rechte auch einen Markgrafen von Bran= denburg nennen und ſchreiben dürfte. Daher finden wir/ daß ſich Wenzel bald darauf nicht uur einen König von Bohmen, ſondern auch Markgraf zu Brandenburg, des heiligen Rom. Reichs oberſter Schenk und Kammerer geſchrieben. Unter dieſen Titeln kommt er in der Berſchreibung vor, kraft welcher er die Erbverbruderung, die der Kaiſer A 5 Karl 15 Jun. 20.c.m. 26.Jul. u. 30.Jul. 1364. 1 BENESSIVS de WEITMILE ad h. a. Mehr hievon im K. Karl S. 728. 2 Volentes illuftrem Wenceslaum primogenitum noſtrum Boemiæ Regem modis omnibus obligari. Dipl. in Karls Urkb. CCLXXXIX. 3 Diplomata ap. Cl. GERKE, C. B. D. Tom. II. p. 587. und Tom. V.p. 98.
wird zu Prag gekrónt. biſchof eingefallen ſeyn, darum er dieſe zufrühe Kros I363. nung widerrathen. Allein dem ungeachtet wurde Wenzel von dem Prager Erzbiſchof Arncſt in der Schloßkirche bey St. Beit mit dem gewöhnlichen Ge= prange zum Kónig von Böhmen gekrönt, da er erst zwen Iahre , drey Monate und neunzehn Tage ſeines Al= ters zurůck gelegt hatte I. Nun war alſo Wenzel gekrönter König von Böh= men. Unter dieſem Zitel kommt er ſchon fünf Tage nach der Krönung in jener Urkunde vor, in welcher der Kaiſer Karl die Erbfolge der Markgrafen von Mähren beſtätigte, und ſeinen Sohn, den Konig Wenzel , zur Handhabung derſelben verpflichtete 2. Unter eben dieſem Titel konmt er in den Urkun= den vor, in welchen die Brandenburgiſchen Städte eingeſleben, daß ſie dem Kaiſer Karl und Wenzeln, ſeinem Sohne, gehuldiget haben 3. Denn der Kaiſer war bald nach der Krönung Wenzels in die Mark Brandenburg gereiſet, und hatte, laut der oben an= geführten mit den Herzogen Ludwig und Otto ge= ſchloſſenen Erbverbruderung von einigen Stádten die Huldigung für Wenzeln eingeholet, damit ſich derſelbe mit mehrern Rechte auch einen Markgrafen von Bran= denburg nennen und ſchreiben dürfte. Daher finden wir/ daß ſich Wenzel bald darauf nicht uur einen König von Bohmen, ſondern auch Markgraf zu Brandenburg, des heiligen Rom. Reichs oberſter Schenk und Kammerer geſchrieben. Unter dieſen Titeln kommt er in der Berſchreibung vor, kraft welcher er die Erbverbruderung, die der Kaiſer A 5 Karl 15 Jun. 20.c.m. 26.Jul. u. 30.Jul. 1364. 1 BENESSIVS de WEITMILE ad h. a. Mehr hievon im K. Karl S. 728. 2 Volentes illuftrem Wenceslaum primogenitum noſtrum Boemiæ Regem modis omnibus obligari. Dipl. in Karls Urkb. CCLXXXIX. 3 Diplomata ap. Cl. GERKE, C. B. D. Tom. II. p. 587. und Tom. V.p. 98.
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10 Wenzels Titel I364. Karl mit dem Hauſe Oeſtreich zu dieſer Zeit errichte= I0 Feb. te I./ genehmiget und beſlätiget hat 2. Wie Wenzel ei= nige Wochen darauf dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg und dessen Trben und Nachkommen die Für- ſkenwürde beſtätigte , ſchrieb er ſich Konig zu Böhmen, des heil. R. Reichs oberſter Schenk und Markgraf zu Brandenburg; welchen Brief er ſchon mit einem groſſen Inſiegel verſiegelte 3. Wie aber der Herzog Albrecht von Meklenburg hierauf vom Kaiſer Karl und Wenzeln, als einem Kónig von Böhmen zugleich mit Marniſz belehnt wurde, ſo ſefzte man zu den vo= rigen Titeln Wenzels im Lehubriefe auch dieſen eines Herzogs zu Schleſien bey 4. Erſt in den Berſchrei= bungen der Niederlauſiziſchen Stádte Gubin und Lue= kau, wo ſie bezeugen, daß ſie Wenzeln gehuldiget haben, kommt der ganze Titel vor. Er wird daſelbst Konig in Böhmeny Markgraf zu Brandenburg und II. und zu Luſitz , Herzog zu Lutzenburg und zu Schleſien, 25Nov. und Graf zu Sulzbach genannt 5. Weil nun dieſer ganze Titel Wenzele auf das groſfe Siegel paßt , welches er in dieſem Iahre zu führen angefangen hat/ ſo wollen wir es hier in Kupfer vor= ffellen und beſchreiben 6. Wenzel ſißzt auf dem Thro= ne, und iſt mit den Wappen der Länder, wovon er ſich ſchrieb umgeben. Es ſind derſelben ſieben. I. Der Böhmiſche Lów. 2. Der Luxenburgiſche Löw. 3. Eine mit Zinnen verſehene Mauer von der obern Lauſitz. 4. Tin Ochſe von der niedern Lauſitz. 5. Fünf Lilien von der Stadt und Grafschaft Sulzbach. 12.Jul. 10Mar. 6. 1 Sieh Karl IV. S. 739. 2 Diplomata apud STEYERER p. 388. Haben wir un= ſer Inſiegel an dieſenBrief gehangen. Sieh Tab.I. n. IV. 3 Urkb. n. II. 4 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1294. 5 In LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1292 &c. Origi- nalia exſtant in Archivo R. Boh. 6 Sigillum Sich Tab. 1.n. III.
10 Wenzels Titel I364. Karl mit dem Hauſe Oeſtreich zu dieſer Zeit errichte= I0 Feb. te I./ genehmiget und beſlätiget hat 2. Wie Wenzel ei= nige Wochen darauf dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg und dessen Trben und Nachkommen die Für- ſkenwürde beſtätigte , ſchrieb er ſich Konig zu Böhmen, des heil. R. Reichs oberſter Schenk und Markgraf zu Brandenburg; welchen Brief er ſchon mit einem groſſen Inſiegel verſiegelte 3. Wie aber der Herzog Albrecht von Meklenburg hierauf vom Kaiſer Karl und Wenzeln, als einem Kónig von Böhmen zugleich mit Marniſz belehnt wurde, ſo ſefzte man zu den vo= rigen Titeln Wenzels im Lehubriefe auch dieſen eines Herzogs zu Schleſien bey 4. Erſt in den Berſchrei= bungen der Niederlauſiziſchen Stádte Gubin und Lue= kau, wo ſie bezeugen, daß ſie Wenzeln gehuldiget haben, kommt der ganze Titel vor. Er wird daſelbst Konig in Böhmeny Markgraf zu Brandenburg und II. und zu Luſitz , Herzog zu Lutzenburg und zu Schleſien, 25Nov. und Graf zu Sulzbach genannt 5. Weil nun dieſer ganze Titel Wenzele auf das groſfe Siegel paßt , welches er in dieſem Iahre zu führen angefangen hat/ ſo wollen wir es hier in Kupfer vor= ffellen und beſchreiben 6. Wenzel ſißzt auf dem Thro= ne, und iſt mit den Wappen der Länder, wovon er ſich ſchrieb umgeben. Es ſind derſelben ſieben. I. Der Böhmiſche Lów. 2. Der Luxenburgiſche Löw. 3. Eine mit Zinnen verſehene Mauer von der obern Lauſitz. 4. Tin Ochſe von der niedern Lauſitz. 5. Fünf Lilien von der Stadt und Grafschaft Sulzbach. 12.Jul. 10Mar. 6. 1 Sieh Karl IV. S. 739. 2 Diplomata apud STEYERER p. 388. Haben wir un= ſer Inſiegel an dieſenBrief gehangen. Sieh Tab.I. n. IV. 3 Urkb. n. II. 4 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1294. 5 In LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1292 &c. Origi- nalia exſtant in Archivo R. Boh. 6 Sigillum Sich Tab. 1.n. III.
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und neue Siegel. 11 6. Der Brandenburgiſche und 7. der Schleſiſche A I364. dter. Die Umſchrift lautet ſo : WENCZESLAUS. QUAR- TUS. DEI. GRACIA. BOEMIE. REX. BRANDENBURGEN- SIS. ET. LUSACIE. MARCHIO. LUCZEMBURGENSIS. ET SLESIE. DUX. Zum Gegensiegel bey dieſem groſſen Siegel be= diente ſich Wenzel eines zwenköpfigen Adlers , der den böhmiſchen Ldwen , oder das kleine erſte Wappen Wen= zels/ auf der Bruſt führet. Dieſes Gegenſiegel fuhr= te Wenzel nach der Zeit bey allen ſeinen groſſen Sie= geln, ſo lange er lebte. Es ſind aber über den Ur= ſprung dieſes zweyköpfigen oder doppelten Adlers Wen= zels verſchiedene Meinungen geäußert worden. Eini= ge glaubten, dies ſey der kaiſerliche doppelte Adler. Weil ihn aber Wenzel lange zuvor geführt hat/ als er romiſcher Kónig worden , ſo findet ihre Behauptung nicht Statt. Andere I. wollen, diefer doppelte Adler bedeute hier die Mark Brandenburg und das Herzog= thum Schleſien ; der Lówe aber das Königreich Böh= men, weil dies die drey vorzüglichſten Lánder geweſen davon der Prinz Anwarter war. Ungeachtet dieſe Aus= legung ſehr paſſend und wahrſcheinlich iſf, ſo wage ich es doch eine andere Meinung hierüber zu áußern. Ich halte námlich dafür, daß dies kleine Gegensigill nichts anders, als die Abkunft des Prinzen bedeute. Sein Bater Karl IV. war romiſcher Kaiſer , und führ= te einen einkopfigen links ſchauenden Adler in ſeinem Rückſiegel 2. Seine Mutter, die römiſche Kaiſerinn Anna, hatte einen rechts ſchauenden einfachen Adler im Wappen/ wie er auf dem Siegel der Originalurkun= de N. I. vorkommt 3. Wie konnte man nun zwel Adler auf einem kleinen Schilde ſchicklicher vorſtelleny als wenn man die zwey nach entgegengeſeſzte Seiten gerich- 1 In H. Gerkens C. D. B. Tom. III. 2 Ich habe es zum Urkundenbuche Karls IV. in Kupfer geſtochen abdrucken laſsen. 3. Sieh Tab. I. n. I.
und neue Siegel. 11 6. Der Brandenburgiſche und 7. der Schleſiſche A I364. dter. Die Umſchrift lautet ſo : WENCZESLAUS. QUAR- TUS. DEI. GRACIA. BOEMIE. REX. BRANDENBURGEN- SIS. ET. LUSACIE. MARCHIO. LUCZEMBURGENSIS. ET SLESIE. DUX. Zum Gegensiegel bey dieſem groſſen Siegel be= diente ſich Wenzel eines zwenköpfigen Adlers , der den böhmiſchen Ldwen , oder das kleine erſte Wappen Wen= zels/ auf der Bruſt führet. Dieſes Gegenſiegel fuhr= te Wenzel nach der Zeit bey allen ſeinen groſſen Sie= geln, ſo lange er lebte. Es ſind aber über den Ur= ſprung dieſes zweyköpfigen oder doppelten Adlers Wen= zels verſchiedene Meinungen geäußert worden. Eini= ge glaubten, dies ſey der kaiſerliche doppelte Adler. Weil ihn aber Wenzel lange zuvor geführt hat/ als er romiſcher Kónig worden , ſo findet ihre Behauptung nicht Statt. Andere I. wollen, diefer doppelte Adler bedeute hier die Mark Brandenburg und das Herzog= thum Schleſien ; der Lówe aber das Königreich Böh= men, weil dies die drey vorzüglichſten Lánder geweſen davon der Prinz Anwarter war. Ungeachtet dieſe Aus= legung ſehr paſſend und wahrſcheinlich iſf, ſo wage ich es doch eine andere Meinung hierüber zu áußern. Ich halte námlich dafür, daß dies kleine Gegensigill nichts anders, als die Abkunft des Prinzen bedeute. Sein Bater Karl IV. war romiſcher Kaiſer , und führ= te einen einkopfigen links ſchauenden Adler in ſeinem Rückſiegel 2. Seine Mutter, die römiſche Kaiſerinn Anna, hatte einen rechts ſchauenden einfachen Adler im Wappen/ wie er auf dem Siegel der Originalurkun= de N. I. vorkommt 3. Wie konnte man nun zwel Adler auf einem kleinen Schilde ſchicklicher vorſtelleny als wenn man die zwey nach entgegengeſeſzte Seiten gerich- 1 In H. Gerkens C. D. B. Tom. III. 2 Ich habe es zum Urkundenbuche Karls IV. in Kupfer geſtochen abdrucken laſsen. 3. Sieh Tab. I. n. I.
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12 Führt den doppelten Adler. 1364. gerichtete Köpfe einem einfachen Adlerkörper aufsetzte? Der gekronte böhmniſche Lówe auf der Bruſt dieſer zwey vereiuigten Adler iſt eben der Ldwe, den Wenzel ſchon ii Iahr I361 geführt hat, und ſchon damals nichts anders, als: daß er ein böhmiſcher Prinz ſey bedentete. Dieſe meine Auslegung wird noch dadurch beſkärket, daß die Altere Schweſter Wenzels, die Herzoginn Katharina von Oeſtreich , des Herzogs Ru= dolph IV Gemahlinn , gleichfalls den zweyköpfigen Adler im Schilde führte, ehe noch Wenzel gebohren war, wodurch ſie ebenfalls nichts anders, als daß ihr Ba= ter ein Kaiſer , und die Mutter eine Kaiſerinn ſey , an= zeigen kounte 1, Weil nun Wenzel Kónig in Böhmen, Mark- graf zu Brandenburg und in der Lauſitz , wie auch Herzog in Schleſien genannt, und für den künftigen Beherrſcher dieſer Lánder angeſehen wurde, ſo mußte er verſchiedene Berhandlungen und Berſchreibungen Karls auch ſchriftlich bestätigen, oder vielmehr hiezn ſeine Einwilligung geben , damit die Sache nach der Zeit Beſland haben mochte. So hatte Karl der Stadt Zit= tau den Königswald um funf hundert prager Groſchen verkauft, welches Wenzel ſchon itzt mit ſeinem Briefe und I6 Febr. Siegel beſtátigte 2. Eben ſo gab er ſeine Einwilligung, wie Karl von den Benediktinerſlawen in der Neuſtadt Prag 1365. I Mehr hievon ſleht in melner Abhandlung über den zweyköyfigen Adſer Wenzels in den Abhandlungen der böhmiſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften auf das Iahr I785 : wo noch beyzuſeßzen wáre. I Daß ſich Wenzel dieſes Rückſiegels nie als eines Secreti minoris , wohl aber des einfachenAdlers,Tab.II. n.VII. bedienet habe. 2.Daß dieNotarien der böhmiſchen Kan= zeley immer die Lánder nach ihrer Gróffe und Wür= de in den Titeln der Könige ſeit Ottokar II. geord= net, und Schleſien imner nach Luxenburg geſetzt haben, ſo ich aus mehr als tauſend Urkunden be= weiſen konute. 2 CARPZOVIVS II. Th. p. 310. anno Boh. III.
12 Führt den doppelten Adler. 1364. gerichtete Köpfe einem einfachen Adlerkörper aufsetzte? Der gekronte böhmniſche Lówe auf der Bruſt dieſer zwey vereiuigten Adler iſt eben der Ldwe, den Wenzel ſchon ii Iahr I361 geführt hat, und ſchon damals nichts anders, als: daß er ein böhmiſcher Prinz ſey bedentete. Dieſe meine Auslegung wird noch dadurch beſkärket, daß die Altere Schweſter Wenzels, die Herzoginn Katharina von Oeſtreich , des Herzogs Ru= dolph IV Gemahlinn , gleichfalls den zweyköpfigen Adler im Schilde führte, ehe noch Wenzel gebohren war, wodurch ſie ebenfalls nichts anders, als daß ihr Ba= ter ein Kaiſer , und die Mutter eine Kaiſerinn ſey , an= zeigen kounte 1, Weil nun Wenzel Kónig in Böhmen, Mark- graf zu Brandenburg und in der Lauſitz , wie auch Herzog in Schleſien genannt, und für den künftigen Beherrſcher dieſer Lánder angeſehen wurde, ſo mußte er verſchiedene Berhandlungen und Berſchreibungen Karls auch ſchriftlich bestätigen, oder vielmehr hiezn ſeine Einwilligung geben , damit die Sache nach der Zeit Beſland haben mochte. So hatte Karl der Stadt Zit= tau den Königswald um funf hundert prager Groſchen verkauft, welches Wenzel ſchon itzt mit ſeinem Briefe und I6 Febr. Siegel beſtátigte 2. Eben ſo gab er ſeine Einwilligung, wie Karl von den Benediktinerſlawen in der Neuſtadt Prag 1365. I Mehr hievon ſleht in melner Abhandlung über den zweyköyfigen Adſer Wenzels in den Abhandlungen der böhmiſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften auf das Iahr I785 : wo noch beyzuſeßzen wáre. I Daß ſich Wenzel dieſes Rückſiegels nie als eines Secreti minoris , wohl aber des einfachenAdlers,Tab.II. n.VII. bedienet habe. 2.Daß dieNotarien der böhmiſchen Kan= zeley immer die Lánder nach ihrer Gróffe und Wür= de in den Titeln der Könige ſeit Ottokar II. geord= net, und Schleſien imner nach Luxenburg geſetzt haben, ſo ich aus mehr als tauſend Urkunden be= weiſen konute. 2 CARPZOVIVS II. Th. p. 310. anno Boh. III.
Strana 13
Bekommt eine neue Braut. 13 Prag das Dorf Morzina gegen zwey Höfe) Lhotta ge� I365. 22.Oft. nannt , eintauſchte I. Zu gleicher Zeit beſlätigte Wen= zel eben dieſen Monchen alle ihre Besitzungen, die ſie c. d von ſeinem Bater/ ihrem Stifter/ erhalten hatten 2. Und wie Karl zu dieſer Zeit denen Herzogen von Op= peln auf die Stadt Trautenau zehn tauſend Schock pra= ger Groſchen verſchrieb , wurde dieſe Berſicherung votn Kónig Wenzel bekráftiget 3. Wir haben oben auf das Iahr I36I geſehen/ daß unſer Priuz Wenzel mit einer nūrnbergiſchen Prin= zeſſinn verlobt worden. Man hat ſich aber ſeit dem, vielleicht von beyden Seiten, eines andern besonnen. Der Burggraf Friedrich hatte zwar ſeiner Tochter, Wen= zels Brant; alle ſeine Besißzungen , im Fall er keinen mánnlichen Erben hatte, verſchrieben. Während die= ſer Zeit aber bekam er Söhne ) wodurch die Ausſichten für Wenzeln von dieſer Seite ſehr verringert wurden. Karl ſah in Ungarn weit großere Bortheile fur ſeinen Sohn und fur ſein Böhmen. Er wandte ſich alſo da= hin, und warb um die Nichte des Konigs Ludwig von Ungarn, mit Namen Eliſabeth/ welche einſfens die Königreiche Ungarn, Slawonien und Dalmatien er= ben ſollte. Die Berlobung zwiſchen der nürnberger Prinzeſſinu und Wenzeln wurde alſo in ſo weit aufge= hoben , wenn ſie der Pabſt vor dem abgelegten Eide los= ſprechen würde , und daß die Unterhandlungen mit Un= garn gut von Statten gehen'ſollten 4. Während daß alſo die Unterhandlungen um die 1366. ungariſche Prinzeſſinn gepflogen wurden , verrichtete un ſer junge Kónig Wenzel zu Prag eine Sffentliche Hand= lung/ 23 Okt. 24Dec. 1 Origin. in Bibl. Regia Prag. Wenzel ſchreibt ſich daſelbst Wene. Dei Gratia Boemie Rex , Marchio Brandenb. & Luſacie , Lucemburg. & Slezie Dux ac Comes in Sulzpach, 2 Diploma in Regiſtro Slavorum. Z Urkundb. n. ilI. 4 Dipl. im Urkundbuche Karls IV. n. CCLXXV.
Bekommt eine neue Braut. 13 Prag das Dorf Morzina gegen zwey Höfe) Lhotta ge� I365. 22.Oft. nannt , eintauſchte I. Zu gleicher Zeit beſlätigte Wen= zel eben dieſen Monchen alle ihre Besitzungen, die ſie c. d von ſeinem Bater/ ihrem Stifter/ erhalten hatten 2. Und wie Karl zu dieſer Zeit denen Herzogen von Op= peln auf die Stadt Trautenau zehn tauſend Schock pra= ger Groſchen verſchrieb , wurde dieſe Berſicherung votn Kónig Wenzel bekráftiget 3. Wir haben oben auf das Iahr I36I geſehen/ daß unſer Priuz Wenzel mit einer nūrnbergiſchen Prin= zeſſinn verlobt worden. Man hat ſich aber ſeit dem, vielleicht von beyden Seiten, eines andern besonnen. Der Burggraf Friedrich hatte zwar ſeiner Tochter, Wen= zels Brant; alle ſeine Besißzungen , im Fall er keinen mánnlichen Erben hatte, verſchrieben. Während die= ſer Zeit aber bekam er Söhne ) wodurch die Ausſichten für Wenzeln von dieſer Seite ſehr verringert wurden. Karl ſah in Ungarn weit großere Bortheile fur ſeinen Sohn und fur ſein Böhmen. Er wandte ſich alſo da= hin, und warb um die Nichte des Konigs Ludwig von Ungarn, mit Namen Eliſabeth/ welche einſfens die Königreiche Ungarn, Slawonien und Dalmatien er= ben ſollte. Die Berlobung zwiſchen der nürnberger Prinzeſſinu und Wenzeln wurde alſo in ſo weit aufge= hoben , wenn ſie der Pabſt vor dem abgelegten Eide los= ſprechen würde , und daß die Unterhandlungen mit Un= garn gut von Statten gehen'ſollten 4. Während daß alſo die Unterhandlungen um die 1366. ungariſche Prinzeſſinn gepflogen wurden , verrichtete un ſer junge Kónig Wenzel zu Prag eine Sffentliche Hand= lung/ 23 Okt. 24Dec. 1 Origin. in Bibl. Regia Prag. Wenzel ſchreibt ſich daſelbst Wene. Dei Gratia Boemie Rex , Marchio Brandenb. & Luſacie , Lucemburg. & Slezie Dux ac Comes in Sulzpach, 2 Diploma in Regiſtro Slavorum. Z Urkundb. n. ilI. 4 Dipl. im Urkundbuche Karls IV. n. CCLXXV.
Strana 14
14 Belehnt ſchleſiſche Herzoge. I366. lung, als König von Böhmen. Der ſchleſiſche Herzog Iohann von Troppau und Ratibor war vor ihn mit der Bitte getreten, daß er ihm ſeine Länder, die von Böhmen rührten, zu Lehen geben mochte. Dies ge- ſchah, indem Wenzel als Ronig von Böhmen er= ſchien, und den erwähnten Herzog mit allen ſeinen Für= ſlenthumern und Herrſchaften , durch Reichung der Fah= 30 Ian. nen , belehnte I. Am námlichen Tage bezeugte anch Wenzel , daß der ſchleſiſche Herzog Wenzel von Trop= pau alle Anſpruche, die er auf Troppau haben könnte, dem erwähuten Herzog Iohann abgetreten habe 2. Nicht lange darauf langte Wladiſlaw) Herzog von Opeln aus Ungarn in Prag an. Er brachte die Bollmacht des Konigs und der Königinn von Ungarn mit ſich, einen Heyrathsvertrag zwiſchen dem jungen König Wenzel, und der ungariſchen Primzeſſinn Eli= ſabeth zu ſtiften und zu ſchließen 3. Welches zwar ge= ſcheben ; aber, wie wir unten auf das Iahr I370 ſehen werden, iſ aus dieſer Heyrath eben ſo wenig , als aus derjenigen worden, die mit der Prinzeſſinn Fliſabeth von Nürnberg war abgehandelt worden. Als hierauf der Kaiſer Karl und der Markgraf Iohann von Mähren die Erbverbrūderung mit den Her= zogen Albrecht und Leopold von Oeſtreich erneuerten, wurde unſer Rönig Wenzel gleichfalls derſelben beyge= ſchloſſen 4. Eben ſo gab Wenzel den Sſtreichiſchen Stán= den eine Berſchreibung, daß er ſie auf den Fall , wenn er Herr von Deſtreich werden ſollte, bey ihren Frey= heiten laſſen wolle 5 ; dann wurde er vom Kaiſer Karl mit den öftreichiſchen Landen auf den Fall belehnt wenn er dieſelben nach unbeerbtem Abſterben der Her= 23Mar. 26 Mar. c. d. 1rMan zoge 4 3 5 1 Urkundenb, n. IV. 2 Urkundenb. n. V. Urkundenb. n. VI. Dipl. ap. DVMONT C. D. Tom. II. P. I. p. 54. LVNIG Part. Spec. Cont. 1. Fortſ. 1. p. 60.
14 Belehnt ſchleſiſche Herzoge. I366. lung, als König von Böhmen. Der ſchleſiſche Herzog Iohann von Troppau und Ratibor war vor ihn mit der Bitte getreten, daß er ihm ſeine Länder, die von Böhmen rührten, zu Lehen geben mochte. Dies ge- ſchah, indem Wenzel als Ronig von Böhmen er= ſchien, und den erwähnten Herzog mit allen ſeinen Für= ſlenthumern und Herrſchaften , durch Reichung der Fah= 30 Ian. nen , belehnte I. Am námlichen Tage bezeugte anch Wenzel , daß der ſchleſiſche Herzog Wenzel von Trop= pau alle Anſpruche, die er auf Troppau haben könnte, dem erwähuten Herzog Iohann abgetreten habe 2. Nicht lange darauf langte Wladiſlaw) Herzog von Opeln aus Ungarn in Prag an. Er brachte die Bollmacht des Konigs und der Königinn von Ungarn mit ſich, einen Heyrathsvertrag zwiſchen dem jungen König Wenzel, und der ungariſchen Primzeſſinn Eli= ſabeth zu ſtiften und zu ſchließen 3. Welches zwar ge= ſcheben ; aber, wie wir unten auf das Iahr I370 ſehen werden, iſ aus dieſer Heyrath eben ſo wenig , als aus derjenigen worden, die mit der Prinzeſſinn Fliſabeth von Nürnberg war abgehandelt worden. Als hierauf der Kaiſer Karl und der Markgraf Iohann von Mähren die Erbverbrūderung mit den Her= zogen Albrecht und Leopold von Oeſtreich erneuerten, wurde unſer Rönig Wenzel gleichfalls derſelben beyge= ſchloſſen 4. Eben ſo gab Wenzel den Sſtreichiſchen Stán= den eine Berſchreibung, daß er ſie auf den Fall , wenn er Herr von Deſtreich werden ſollte, bey ihren Frey= heiten laſſen wolle 5 ; dann wurde er vom Kaiſer Karl mit den öftreichiſchen Landen auf den Fall belehnt wenn er dieſelben nach unbeerbtem Abſterben der Her= 23Mar. 26 Mar. c. d. 1rMan zoge 4 3 5 1 Urkundenb, n. IV. 2 Urkundenb. n. V. Urkundenb. n. VI. Dipl. ap. DVMONT C. D. Tom. II. P. I. p. 54. LVNIG Part. Spec. Cont. 1. Fortſ. 1. p. 60.
Strana 15
Wird mit Oeſtreich 15 zoge Albrecht undLeopold erben ſollte I. Weil dieſe be= lehnung zu Znaim geſcheßen, ſo iſt es ſehr wahrſchein= lich, daß man den jungen König Wenzel habe dahin kommen laſſen/ darum man auch hiezu den Maymo= nat/ die ſchonſte Iahrszeit, mag gewählet haben. Im Anguſtmonat aber treffen wir ihn zu Bürg= liſs an/ an welchem Orte er vermuthlich einen guten Theil ſeiner Kindheit , wenigſtens im Sommer, zuge= bracht haben mag. Das Schloß liegt in der Mitte von Wáldern/ wie wir ſchon im Leben Karl IV. erzählt haben. Denn auch Karl hat ſich dort in der Kindheit aufgehalten. Hier beſlatigte alſo Wenzel, als Kuhr= fürſt von Böhmen, der Reichſkadt Nürnberg diejeni= gen Freyheitsbriefe, die ſie vom Kaiſer Friedrich II. im I. I2I9. und vom Kaiſer Heinrich VII. im I. I3I3. erhalten hatte 2. Der Kaiſer Karl nicht mit dem zufrieden, daß ſein Sohn Wenzel gekronter König von Böhmen, Erbe von Schleſien; hoffnungsvoller Anwarter von Bran= denburg und der Lauſiſz , wie auch von Oeſfreich , war ſuchte noch für ihn verſchiedene Lándereyen in der Nach= barſchaft von Böhmen anzukaufen. Denn als er im Auguſtmonat nach Frankfurt reiſete, und sich einige Zeit zu Würzburg aufhielt, kaufte er von dem daſigen Biſchof Albrecht die Stadt und Herrſchaft Iphofen um ſechzehn tanſend Goldgulden 3, für unſern Wenzel. Als Rarl von Frankfurt wieder zurůck gieng, hielt er ſich abermals zu Wurzburg auf. Er gab hier Wen= zeln , welcher dieſer wegen ſeinen Bevollmáchtigten da= hin geſchickt hatte, die Erlaubniß, die Reichsdörfer Heitingsfeld, Mayenbernheim , Brieſendorf x. mit ſechstauſend und dreyhundert Pfund Heller von dem Bis= thum Würzburg; welches dieſelben Pfandweiſe vom 25Sey. Reiche 20Aug. 4. Ang. 1366. 5 Man 1 LVNIG C. G. D. t. p. 1299. Karl der Vierte S. 77I. 2 Hiſt. NORIMB. Diplomatica p. 432. 3 Dipl, in Kaiſers Karl Urkb. N. CCLXIX.
Wird mit Oeſtreich 15 zoge Albrecht undLeopold erben ſollte I. Weil dieſe be= lehnung zu Znaim geſcheßen, ſo iſt es ſehr wahrſchein= lich, daß man den jungen König Wenzel habe dahin kommen laſſen/ darum man auch hiezu den Maymo= nat/ die ſchonſte Iahrszeit, mag gewählet haben. Im Anguſtmonat aber treffen wir ihn zu Bürg= liſs an/ an welchem Orte er vermuthlich einen guten Theil ſeiner Kindheit , wenigſtens im Sommer, zuge= bracht haben mag. Das Schloß liegt in der Mitte von Wáldern/ wie wir ſchon im Leben Karl IV. erzählt haben. Denn auch Karl hat ſich dort in der Kindheit aufgehalten. Hier beſlatigte alſo Wenzel, als Kuhr= fürſt von Böhmen, der Reichſkadt Nürnberg diejeni= gen Freyheitsbriefe, die ſie vom Kaiſer Friedrich II. im I. I2I9. und vom Kaiſer Heinrich VII. im I. I3I3. erhalten hatte 2. Der Kaiſer Karl nicht mit dem zufrieden, daß ſein Sohn Wenzel gekronter König von Böhmen, Erbe von Schleſien; hoffnungsvoller Anwarter von Bran= denburg und der Lauſiſz , wie auch von Oeſfreich , war ſuchte noch für ihn verſchiedene Lándereyen in der Nach= barſchaft von Böhmen anzukaufen. Denn als er im Auguſtmonat nach Frankfurt reiſete, und sich einige Zeit zu Würzburg aufhielt, kaufte er von dem daſigen Biſchof Albrecht die Stadt und Herrſchaft Iphofen um ſechzehn tanſend Goldgulden 3, für unſern Wenzel. Als Rarl von Frankfurt wieder zurůck gieng, hielt er ſich abermals zu Wurzburg auf. Er gab hier Wen= zeln , welcher dieſer wegen ſeinen Bevollmáchtigten da= hin geſchickt hatte, die Erlaubniß, die Reichsdörfer Heitingsfeld, Mayenbernheim , Brieſendorf x. mit ſechstauſend und dreyhundert Pfund Heller von dem Bis= thum Würzburg; welches dieſelben Pfandweiſe vom 25Sey. Reiche 20Aug. 4. Ang. 1366. 5 Man 1 LVNIG C. G. D. t. p. 1299. Karl der Vierte S. 77I. 2 Hiſt. NORIMB. Diplomatica p. 432. 3 Dipl, in Kaiſers Karl Urkb. N. CCLXIX.
Strana 16
16 und Reichsgutern belehnt. 8. Jan. I366. Reiche beſaß , einzuldſen I. Weil die anweſenden Ruhr= fürsten Gerlach von Maynz und Otto von Brandcn= 27Sept burg ihre Tinwilligung hiezu gaben 2 ; ſo belehnte Karl, als romiſcher Kaiſer , ſeinen Sohn Wenzel mit den er= 1367. wähnten Reichsgütern in der Stadt Würzburg 3. Karl 1. Ian. erlaubte zugſeich Wenzeln das Dorf Heidiugsfeld zu einer Stadt zu erheben, und mit Mauern zu umfaſſen, „damit die Könige von Böhmen hier herbergen und ūber= uachten können , wenn ſie nach Frankfurt zur römiſchen Königswahl/ oder zu den Reichstagen an den Rhein rei= ten. „ Zu diejer Belehnung gaben die anweſenden Kuhrfürſten Gerlach von Maynz , Rudolf von Sach= ſen , Engelbert von Koln und Ruprecht der Altere Pfalzgraf am Rhein; ihre Einwilligung 4. Der Bi= ſchof Albrecht, wie auch das Domkapitel daſelbſt be= zeugten und verſprachen/ daß ſie dem König Wenzel an dem Beſißze dieſer Lehngüter/ namlich Heytingsfeld, Beruheim, Brüſſendorf und Wilnsheim mit Nichten I8 Ian. hinderlich ſeyn wollen 5. Dieſe Belehnung zu Würzburg muß mit vielen Feyerlichkeiten geſchehen ſeyn, weil ſo viele Kuhrfür= ſten, wie aus ihren Willeubriefen zu ſehen iff, zuge= gen waren. Aber unſer junge Kónig Wenzel war nicht perſshnlich , vielleicht der rauhen Witterung we= gen, daſelbſt. Er hatte den böhmiſchen Kanzler und Probſt auf dem Wiſchehrade, Burghard, dahin ge= ſchickt , welcher in deſſelben Namen von dem Kaiſer die Erlaubniß , die erwähnten Oerter einzuloſen verlangte, und auch an ſeiner ſlatt die Belehnung derſelben em= pfangen. Es heißt in der Urkunde: „Der ehrwür= dige 1 Dipl. apud LVNIG C. G. D. T. 1. p. 1306. Orig. in Arch. Regni Boh. 2 IBID. p. 1303—1306. 3 IBID. p. 1310. Origin, in Arch. R. Boh. 4 IBID. p. 1315—1318. Origin, in Arch. R. B. 5 IBID, p. 1315. Origin, in Arch. R. B. quod habet Montag vor ſant Agneten Tag.
16 und Reichsgutern belehnt. 8. Jan. I366. Reiche beſaß , einzuldſen I. Weil die anweſenden Ruhr= fürsten Gerlach von Maynz und Otto von Brandcn= 27Sept burg ihre Tinwilligung hiezu gaben 2 ; ſo belehnte Karl, als romiſcher Kaiſer , ſeinen Sohn Wenzel mit den er= 1367. wähnten Reichsgütern in der Stadt Würzburg 3. Karl 1. Ian. erlaubte zugſeich Wenzeln das Dorf Heidiugsfeld zu einer Stadt zu erheben, und mit Mauern zu umfaſſen, „damit die Könige von Böhmen hier herbergen und ūber= uachten können , wenn ſie nach Frankfurt zur römiſchen Königswahl/ oder zu den Reichstagen an den Rhein rei= ten. „ Zu diejer Belehnung gaben die anweſenden Kuhrfürſten Gerlach von Maynz , Rudolf von Sach= ſen , Engelbert von Koln und Ruprecht der Altere Pfalzgraf am Rhein; ihre Einwilligung 4. Der Bi= ſchof Albrecht, wie auch das Domkapitel daſelbſt be= zeugten und verſprachen/ daß ſie dem König Wenzel an dem Beſißze dieſer Lehngüter/ namlich Heytingsfeld, Beruheim, Brüſſendorf und Wilnsheim mit Nichten I8 Ian. hinderlich ſeyn wollen 5. Dieſe Belehnung zu Würzburg muß mit vielen Feyerlichkeiten geſchehen ſeyn, weil ſo viele Kuhrfür= ſten, wie aus ihren Willeubriefen zu ſehen iff, zuge= gen waren. Aber unſer junge Kónig Wenzel war nicht perſshnlich , vielleicht der rauhen Witterung we= gen, daſelbſt. Er hatte den böhmiſchen Kanzler und Probſt auf dem Wiſchehrade, Burghard, dahin ge= ſchickt , welcher in deſſelben Namen von dem Kaiſer die Erlaubniß , die erwähnten Oerter einzuloſen verlangte, und auch an ſeiner ſlatt die Belehnung derſelben em= pfangen. Es heißt in der Urkunde: „Der ehrwür= dige 1 Dipl. apud LVNIG C. G. D. T. 1. p. 1306. Orig. in Arch. Regni Boh. 2 IBID. p. 1303—1306. 3 IBID. p. 1310. Origin, in Arch. R. Boh. 4 IBID. p. 1315—1318. Origin, in Arch. R. B. 5 IBID, p. 1315. Origin, in Arch. R. B. quod habet Montag vor ſant Agneten Tag.
Strana 17
Seine Erzieher. 17 dige Burghard, Probft zum Wiſchehrad und Kanzler I367. des Königreichs zu Böheim, Prokurator, Bormund ,und Schaffer des durchläuchtigſten Wenzlaw König u Boheim, Markgraf zu Brandenburg und zu Lu= iß,. Burghard war alſo Bormund des Prinzen, duraus man nicht unwahrſcheinlich ſchließen kann, daß w zugleich die Aufsicht über die Erziehung deſielben gehabt hat. Ich muß geſlehen, daß ich über die Er= liehung dieſes Prinzen nichts gewiſfes ſagen kann. Die Kroniſken haben nichts aufgezeich net, daraus man ſeine Hofmeiſter und Lehrer errathen konnte. Es iſt au= ßer Zweifel, daß Wenzel die erſten Grundſátze in Re= ligion , Wiſſen und Denken von Geiſklichen bekommen habe , denn die Layen gaben ſich damals mit dem Erzie= hungsgeſchafte gar nicht ab/ da ſie ſich mehr auf Rit terſpiele als auf Wiſſenſchaften legten. Und der Kaifer ſcheint mehr darauf bedacht geweſen zu ſeyn daß er ſeinem Sohne immer mehr Lánder und Beſi= ßungen verſichern könnte , wie aus dem, was folget, zu ſehen iſt. Nur hie und da wollen wir gelegenheit= lich aumerken, was huf ſeine Seele habe wirken/ und ihr eine gewiſſe Richtung, die sich ſodann in ſei= nem Leben oft äußerte , hat geben können. Der Herzog Wenzel von Luxenburg , des Rai= ſers Bruder, hatte keine Rinder. Es war auch wahr= ſcheinlich , daß er keine mehr zeugen würde, in wel= chem Falle dies Herzogthum unſerm Wenzel/ laut der Bertráge zufallen sollte. Um allen Schwierigkei- tenefur die Zukunft vorzubengen, ließ ſich Karl von dem Knhefürſten Kuno von Trier, eine Berſicherung geben/ daß er Wenzeln zu dieſer Erbſchaft behulflich ſeyn wolle i4. Bermuthlich hat ſich Karl mehr dergleichen 5. Feb. Berſchreibungen geben laſſen. Weil Wenzel ein Anwarter von Schleſien war/ ſo mußte er ſchon an allem, was daſelbſt vorgenom= men 1 Dipl ap. LUNIG C. G. D. Tom. I. p. 1314. Erſter Theil. B
Seine Erzieher. 17 dige Burghard, Probft zum Wiſchehrad und Kanzler I367. des Königreichs zu Böheim, Prokurator, Bormund ,und Schaffer des durchläuchtigſten Wenzlaw König u Boheim, Markgraf zu Brandenburg und zu Lu= iß,. Burghard war alſo Bormund des Prinzen, duraus man nicht unwahrſcheinlich ſchließen kann, daß w zugleich die Aufsicht über die Erziehung deſielben gehabt hat. Ich muß geſlehen, daß ich über die Er= liehung dieſes Prinzen nichts gewiſfes ſagen kann. Die Kroniſken haben nichts aufgezeich net, daraus man ſeine Hofmeiſter und Lehrer errathen konnte. Es iſt au= ßer Zweifel, daß Wenzel die erſten Grundſátze in Re= ligion , Wiſſen und Denken von Geiſklichen bekommen habe , denn die Layen gaben ſich damals mit dem Erzie= hungsgeſchafte gar nicht ab/ da ſie ſich mehr auf Rit terſpiele als auf Wiſſenſchaften legten. Und der Kaifer ſcheint mehr darauf bedacht geweſen zu ſeyn daß er ſeinem Sohne immer mehr Lánder und Beſi= ßungen verſichern könnte , wie aus dem, was folget, zu ſehen iſt. Nur hie und da wollen wir gelegenheit= lich aumerken, was huf ſeine Seele habe wirken/ und ihr eine gewiſſe Richtung, die sich ſodann in ſei= nem Leben oft äußerte , hat geben können. Der Herzog Wenzel von Luxenburg , des Rai= ſers Bruder, hatte keine Rinder. Es war auch wahr= ſcheinlich , daß er keine mehr zeugen würde, in wel= chem Falle dies Herzogthum unſerm Wenzel/ laut der Bertráge zufallen sollte. Um allen Schwierigkei- tenefur die Zukunft vorzubengen, ließ ſich Karl von dem Knhefürſten Kuno von Trier, eine Berſicherung geben/ daß er Wenzeln zu dieſer Erbſchaft behulflich ſeyn wolle i4. Bermuthlich hat ſich Karl mehr dergleichen 5. Feb. Berſchreibungen geben laſſen. Weil Wenzel ein Anwarter von Schleſien war/ ſo mußte er ſchon an allem, was daſelbſt vorgenom= men 1 Dipl ap. LUNIG C. G. D. Tom. I. p. 1314. Erſter Theil. B
Strana 18
18 Belehnt Herzoge. 1367. men wurde, Theil nehmen. Der Herzog Bolko von Schweidnitz und deſſen Ehegemahlinn Agnes ſchenkten dem Kloſter zu Griſſau das Dorf Bertholdsdorf) wel= che Schenfung der Konig Wenzel in einem beſonderen Briefe genehmigte I. Damals war auch der Herzog Konrad von Gels nach Prag ſeiner Lehen wegen ge= kommen. Der junge Konig Wenzel reichte ihm alſo die Fürstenthümer Koſel) Oels und Beuthen zu Lehen 23.Feb. und empfing von ihm den Eid der Treue 27 welches der Herzog knieend und gebeugt vor dem Knaben ver= richten mußte. Dies geſchah in der Folge auch ofters, und man ſelle ſich vor, welche Wirkung dies anf die junge Seele Wenzels habe machen mũſſen. Hierauf kaufte der Kaiſer von Heinrich Reuſſe, Bogte von Plauen, ei= nige Ortſchaften für Wenzeln um ſechs hundert Schock Prager Groſchen. Die Verter waren die Stadt Rei= chenbach , Brotſchow , Oberreichenbach , Kunratsdorf, Brunne und Schönbach 3. Dann gab ihm auch der Kaiſer die Erlaubniß, von dem Kuhrfürsken von Maynz Oppenheim und andere Oerter mehr/ welche der Stadt Maynz um ein unil ſiebenzig tauſend Gotd= gulden vom Reiche waren verſeſzt worden, wieder 30.e.m. einzuldſen, und bis zur Ablöſung, zu beſitzen 4. Indeſſen hatte der Kaiſer mit Bernharden von Schonburg, Herrn ouf Haſſenſkein/ wegen der Burg, Stadt und Herrſchaft Stolberg einen Kauſ, abermals für den jungen Wenzel , getroffen. Um denſelben ganz in Richtigkeit zu bringen, und ſodann den Ort zu be= ſichtigen , erhob er ſich nach Kathen ſammt dem Ko= nig Wenzel. Der Kaiſer zahlte Bernharden von Schônburg ſechs tauſend Schock groſſer Pfennige 5. Dann 2I Mar. 20Febr. 2. Jun. 1 Dipl. apud de LVDEW. Rel. MS. Tom. IV. p. 394. Dipl. ap. SOMMERSB. Tom. I. p. 838. Origin, in Arehiv. Reg. Boh. 3 Dipl. apud de GVDENVS C. D. Tom. III. p. 479. 5 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1319. Origin. in Arch Reg. Boh. 2 4
18 Belehnt Herzoge. 1367. men wurde, Theil nehmen. Der Herzog Bolko von Schweidnitz und deſſen Ehegemahlinn Agnes ſchenkten dem Kloſter zu Griſſau das Dorf Bertholdsdorf) wel= che Schenfung der Konig Wenzel in einem beſonderen Briefe genehmigte I. Damals war auch der Herzog Konrad von Gels nach Prag ſeiner Lehen wegen ge= kommen. Der junge Konig Wenzel reichte ihm alſo die Fürstenthümer Koſel) Oels und Beuthen zu Lehen 23.Feb. und empfing von ihm den Eid der Treue 27 welches der Herzog knieend und gebeugt vor dem Knaben ver= richten mußte. Dies geſchah in der Folge auch ofters, und man ſelle ſich vor, welche Wirkung dies anf die junge Seele Wenzels habe machen mũſſen. Hierauf kaufte der Kaiſer von Heinrich Reuſſe, Bogte von Plauen, ei= nige Ortſchaften für Wenzeln um ſechs hundert Schock Prager Groſchen. Die Verter waren die Stadt Rei= chenbach , Brotſchow , Oberreichenbach , Kunratsdorf, Brunne und Schönbach 3. Dann gab ihm auch der Kaiſer die Erlaubniß, von dem Kuhrfürsken von Maynz Oppenheim und andere Oerter mehr/ welche der Stadt Maynz um ein unil ſiebenzig tauſend Gotd= gulden vom Reiche waren verſeſzt worden, wieder 30.e.m. einzuldſen, und bis zur Ablöſung, zu beſitzen 4. Indeſſen hatte der Kaiſer mit Bernharden von Schonburg, Herrn ouf Haſſenſkein/ wegen der Burg, Stadt und Herrſchaft Stolberg einen Kauſ, abermals für den jungen Wenzel , getroffen. Um denſelben ganz in Richtigkeit zu bringen, und ſodann den Ort zu be= ſichtigen , erhob er ſich nach Kathen ſammt dem Ko= nig Wenzel. Der Kaiſer zahlte Bernharden von Schônburg ſechs tauſend Schock groſſer Pfennige 5. Dann 2I Mar. 20Febr. 2. Jun. 1 Dipl. apud de LVDEW. Rel. MS. Tom. IV. p. 394. Dipl. ap. SOMMERSB. Tom. I. p. 838. Origin, in Arehiv. Reg. Boh. 3 Dipl. apud de GVDENVS C. D. Tom. III. p. 479. 5 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1319. Origin. in Arch Reg. Boh. 2 4
Strana 19
Reiſet in die Lauſitz. 19 Dann trat Wenzel, in Begleitung Bernhard und I367. Hermanns vor den Kaiſer mit der Bitte, ihm dieſes Reichslehen zu verleihen. Wenzel wurde alſo in Ge= genwart der anweſenden Herren mit Stolberg vom Kaiſer belehnt I. Bey ſeiner Rückkunft zu Prage. d. aber ertheilte Wenzel, als Kónig von Böhmen/ denen Gebrüdern von Schönburg, eine Berſicherung, daß er ſie bey dem Beſitze ihres Schloſſes Hasienſlein ſchū= kzen und ſchirmen wolle 2. Im Herbſte daxauf reiſte Wenzel in die Lauſißz. Diefes Land war den Markgrafen von Meißen um ein und zwanzig tauſend Schock verpfändet worden. Der Raiſer Karl hat aber daſſelbe laut eines Bertrags, den er mit den erwähnten Markgrafen iſchon im I. I364. exrichtet, ausgeldſet , und jeſzt brachte er den Maregrafen Otto von Brandenburg dahin/ daß der ſelbe dies Land dem jungen Kônig Wenzel. käuſlich überließ. Daher begab ſich Wenzel in Begleitung des Prager Erzbiſchofes, Iohann, nach Guben, um ſich daſelbſt ſowohl vom Adel als auch von den Stad= ten der Lauſitz die vorläufige Huldigung ablegen zu laſſen 3. Der Markgraf Otto von Brandenburg/ wie auch der Herzog Bolko von Schweidnitz fanden ſich auch zu Guben ein. Der erſte fertigte hier den Kauf= brief aus, worinn er bezeuget , daß er die Mark und das Fürstenthum Lausitz dem Kónig Wenzel von Böh- men für die bereits ausgezahlte Summe von ein und zwanzig tauſend Mark Silbers überlaſſe, doch unbe= ſchadet den Rechten des Herzogs Bolko von Schweid= B 2 niſz 24Aug. 1 LVNIG loc. cit. Origin, in Arch. R. B. Vide Kart IV. S. 790. 2 Origin. in Arch. R. B. 3 Eodem Anno de menſe Octobri Filius Romani Impe- ratoris Wenceslaus IIII. Boemie Rex X. etatis ſue anno ſeptimo, regni vero ſui anno quinto, intravit terram Luſatie , recipiens omagia &c. BENESS de WEITMIL p. 392.
Reiſet in die Lauſitz. 19 Dann trat Wenzel, in Begleitung Bernhard und I367. Hermanns vor den Kaiſer mit der Bitte, ihm dieſes Reichslehen zu verleihen. Wenzel wurde alſo in Ge= genwart der anweſenden Herren mit Stolberg vom Kaiſer belehnt I. Bey ſeiner Rückkunft zu Prage. d. aber ertheilte Wenzel, als Kónig von Böhmen/ denen Gebrüdern von Schönburg, eine Berſicherung, daß er ſie bey dem Beſitze ihres Schloſſes Hasienſlein ſchū= kzen und ſchirmen wolle 2. Im Herbſte daxauf reiſte Wenzel in die Lauſißz. Diefes Land war den Markgrafen von Meißen um ein und zwanzig tauſend Schock verpfändet worden. Der Raiſer Karl hat aber daſſelbe laut eines Bertrags, den er mit den erwähnten Markgrafen iſchon im I. I364. exrichtet, ausgeldſet , und jeſzt brachte er den Maregrafen Otto von Brandenburg dahin/ daß der ſelbe dies Land dem jungen Kônig Wenzel. käuſlich überließ. Daher begab ſich Wenzel in Begleitung des Prager Erzbiſchofes, Iohann, nach Guben, um ſich daſelbſt ſowohl vom Adel als auch von den Stad= ten der Lauſitz die vorläufige Huldigung ablegen zu laſſen 3. Der Markgraf Otto von Brandenburg/ wie auch der Herzog Bolko von Schweidnitz fanden ſich auch zu Guben ein. Der erſte fertigte hier den Kauf= brief aus, worinn er bezeuget , daß er die Mark und das Fürstenthum Lausitz dem Kónig Wenzel von Böh- men für die bereits ausgezahlte Summe von ein und zwanzig tauſend Mark Silbers überlaſſe, doch unbe= ſchadet den Rechten des Herzogs Bolko von Schweid= B 2 niſz 24Aug. 1 LVNIG loc. cit. Origin, in Arch. R. B. Vide Kart IV. S. 790. 2 Origin. in Arch. R. B. 3 Eodem Anno de menſe Octobri Filius Romani Impe- ratoris Wenceslaus IIII. Boemie Rex X. etatis ſue anno ſeptimo, regni vero ſui anno quinto, intravit terram Luſatie , recipiens omagia &c. BENESS de WEITMIL p. 392.
Strana 20
20 Erwirbt ſie I367. uiſz I. Ferners verband ſich Otto gegen Wenzeln, 11.Okt. daß er die von andern zu Lehen rührende Städte, Be- ſten und Güter in der Lauſits ihm auflaſſen, und de= e. d. ren Lehnung auf ihn erwirken wolle 2. In einem dritten Briefe verſprach Otto, er wolle allen lauſitzi= ſchen Mannen und Inſaffen die Annehmung dieſes Kanfs und die Huldigungs Ablegung gebiethen 3. Weil aber der Herzog Bolko die Lausitz auf lebenslang zu beſitzen hatte, ſo mußte deſſelben Einwilligung bey= geholet werden. Dieſer bezeugte alſo, daß er den zwi= ſchen dem Konig Wenzel und dem Markgrafen Otto getroffenen Kauf der Lauſitz in allen Stücken gelten laſſen wolle 4. Wenzel kehrte hierauf mit dem Erzbiſchof wieder nach Prag zurůck. Er inkorporirte hier ſchon als Markgraf von der Lauſiß ; die Pfarrkirche von Lubin der Erzdechanten zu Lauſiſz 5. Dann belehnte er Bern= harden von Schonburg mit der böhmiſchen Beſke Haſſenſtein und mit der Stadt Breſniß, als König von Bohmen 6. Am nehmlichen Tage gab Wenzel 4. Dee. dem erwáhnten Schönburg und deſſen Brudern Her= mann einen Schußbrief gegen alle Anſpruche der Kin= der des Friedrichs von Schönburg 7. c. d. In den erſken Tagen des I368 Iahrs wurde 1368. der vorſaufige Kaufvertrag/ welchen Otto mit Wen= zeln der Lauſitz wegen getroffen , erſt in gehörige Rich= tigkeit gebracht. Dies geſchah zu Nürnberg in Ge= genwart vieler Reichsftände. Der Markgraf Otto fertigte c. d. 29Nov. c. d. 1 Originale in Archivo CAES. VINDOB.Seben zuSuben am Montag vor St. Sallen. 2 Original. IBID. 3 Original. IBID. 4 Dipl. ap. LUNIG C. G. D. Tom. I. p. 1322. Origin. in Arch. Regni Boh. geben zu Suben. 5 Collectanea CL. URSINIMS. 6 Origin, in Arch. CÆS. VINDON, an St. Barbara Tag. 7 Original. IBID.
20 Erwirbt ſie I367. uiſz I. Ferners verband ſich Otto gegen Wenzeln, 11.Okt. daß er die von andern zu Lehen rührende Städte, Be- ſten und Güter in der Lauſits ihm auflaſſen, und de= e. d. ren Lehnung auf ihn erwirken wolle 2. In einem dritten Briefe verſprach Otto, er wolle allen lauſitzi= ſchen Mannen und Inſaffen die Annehmung dieſes Kanfs und die Huldigungs Ablegung gebiethen 3. Weil aber der Herzog Bolko die Lausitz auf lebenslang zu beſitzen hatte, ſo mußte deſſelben Einwilligung bey= geholet werden. Dieſer bezeugte alſo, daß er den zwi= ſchen dem Konig Wenzel und dem Markgrafen Otto getroffenen Kauf der Lauſitz in allen Stücken gelten laſſen wolle 4. Wenzel kehrte hierauf mit dem Erzbiſchof wieder nach Prag zurůck. Er inkorporirte hier ſchon als Markgraf von der Lauſiß ; die Pfarrkirche von Lubin der Erzdechanten zu Lauſiſz 5. Dann belehnte er Bern= harden von Schonburg mit der böhmiſchen Beſke Haſſenſtein und mit der Stadt Breſniß, als König von Bohmen 6. Am nehmlichen Tage gab Wenzel 4. Dee. dem erwáhnten Schönburg und deſſen Brudern Her= mann einen Schußbrief gegen alle Anſpruche der Kin= der des Friedrichs von Schönburg 7. c. d. In den erſken Tagen des I368 Iahrs wurde 1368. der vorſaufige Kaufvertrag/ welchen Otto mit Wen= zeln der Lauſitz wegen getroffen , erſt in gehörige Rich= tigkeit gebracht. Dies geſchah zu Nürnberg in Ge= genwart vieler Reichsftände. Der Markgraf Otto fertigte c. d. 29Nov. c. d. 1 Originale in Archivo CAES. VINDOB.Seben zuSuben am Montag vor St. Sallen. 2 Original. IBID. 3 Original. IBID. 4 Dipl. ap. LUNIG C. G. D. Tom. I. p. 1322. Origin. in Arch. Regni Boh. geben zu Suben. 5 Collectanea CL. URSINIMS. 6 Origin, in Arch. CÆS. VINDON, an St. Barbara Tag. 7 Original. IBID.
Strana 21
und Koldicz in Meiſfen. 21 fertigte hier alſo eine Berſicherung aus, daß er das I368. Markgrafthum Lausitz dem König Wenzel von Böh- men und deſſen Nachkommen um ein und zwanzig tau= ſend Mark lötigen Silbers erfurdiſch Brandes und Gewichts verkaufet, und das Geld empfangen habe. Otto that auch für ſich und ſeine Erben auf die Lau= ſitz Berzicht , und wies die Einwohner ſamment= lich an den König Wenzel von Böhmen. Die Zeu= gen hievon waren Rudolph Herzog in Sachſen , Wil= helm Markgraf zu Meißen/ Friedrich Graf zuSchwarz= burg, und einige Biſchofe I. Otto verſprach zu I3Ian. gleicher Zeit, daß er alle die Markgrafſchaft Lauſißz betreffende Briefſchaften dem König Wenzel überant= worten wolle 2. Der Kaiſer hatte auch damals mit der Stadt Weiſſenburg am Nordgau ein Bündniß errichtet, und ihr die Erlaubniß gegeben, auch andere Reichsſlände in daſſelbe aufzunehmen 3. Dem Zufolge vereinig= te ſich die erwáhnte Stadt auch mit unſerm Konig Wenzel von Böhmen 4. Nicht lange darauf aber erwarb Wenzel noch andere Rechte und Bortheile. Thimo von Kolditz, des Kaiſers Kammermeiſfer, Herr auf Graupen/ beſaß ſchóne Güter in Meiſſen/ námlich die Stadt Koldiſhz nebſk zwen und funfzig Dör fern. Dieſe trug er dem jungen Kónig Wenzel zu Lehen auf um von ihm einſtens Schuſz und Unterſtu= ßzung zu genießen. Wenzel nahm den Antrag an/ und reichte ſodann die Herrſchaft Koldiſß dem erwáhn= ten Thimo zu Lehen offentlich 5. Sodann giengen beyde/ der Konig Wenzel und Thimo von Kolditz vor den Kaiſer mit der Bitte, daß er dieſe. Beleßnung/ B 3 15.e.11. 17Mar. c. d. als 1 Origin, in Archivo R. B. & apud LUNIG C. G. D. Tom. I. p. 1322. 2 Origin. & LUT'IG loc. cit. 3 LUNIG Part. Spec. Cont. IV. Tom. II. p. 617. 4 IDEM. loc cit. 5 Origin. in Arch. CAES. VINDOB.
und Koldicz in Meiſfen. 21 fertigte hier alſo eine Berſicherung aus, daß er das I368. Markgrafthum Lausitz dem König Wenzel von Böh- men und deſſen Nachkommen um ein und zwanzig tau= ſend Mark lötigen Silbers erfurdiſch Brandes und Gewichts verkaufet, und das Geld empfangen habe. Otto that auch für ſich und ſeine Erben auf die Lau= ſitz Berzicht , und wies die Einwohner ſamment= lich an den König Wenzel von Böhmen. Die Zeu= gen hievon waren Rudolph Herzog in Sachſen , Wil= helm Markgraf zu Meißen/ Friedrich Graf zuSchwarz= burg, und einige Biſchofe I. Otto verſprach zu I3Ian. gleicher Zeit, daß er alle die Markgrafſchaft Lauſißz betreffende Briefſchaften dem König Wenzel überant= worten wolle 2. Der Kaiſer hatte auch damals mit der Stadt Weiſſenburg am Nordgau ein Bündniß errichtet, und ihr die Erlaubniß gegeben, auch andere Reichsſlände in daſſelbe aufzunehmen 3. Dem Zufolge vereinig= te ſich die erwáhnte Stadt auch mit unſerm Konig Wenzel von Böhmen 4. Nicht lange darauf aber erwarb Wenzel noch andere Rechte und Bortheile. Thimo von Kolditz, des Kaiſers Kammermeiſfer, Herr auf Graupen/ beſaß ſchóne Güter in Meiſſen/ námlich die Stadt Koldiſhz nebſk zwen und funfzig Dör fern. Dieſe trug er dem jungen Kónig Wenzel zu Lehen auf um von ihm einſtens Schuſz und Unterſtu= ßzung zu genießen. Wenzel nahm den Antrag an/ und reichte ſodann die Herrſchaft Koldiſß dem erwáhn= ten Thimo zu Lehen offentlich 5. Sodann giengen beyde/ der Konig Wenzel und Thimo von Kolditz vor den Kaiſer mit der Bitte, daß er dieſe. Beleßnung/ B 3 15.e.11. 17Mar. c. d. als 1 Origin, in Archivo R. B. & apud LUNIG C. G. D. Tom. I. p. 1322. 2 Origin. & LUT'IG loc. cit. 3 LUNIG Part. Spec. Cont. IV. Tom. II. p. 617. 4 IDEM. loc cit. 5 Origin. in Arch. CAES. VINDOB.
Strana 22
22 Wird Erbe 24.Dee. I369. 28.Jul. I368. als Rom. Kaiſer beſlätigen mochte, ſo auch ohne Ber= 20Mar. zug ausgefertiget wurde I. Nicht lange darauf kam Wenzel zum wirklichen Besitze des Markgrafthums Lausitz. Es war zwar bereits für ihu gekauft und bezahlt worden. Der Her= z0g Bolko von Schweidnitz aber Hatte den Genuß davon auf lebenslang. Nun ſlarb dieſex Herzog 2. Der Kaiſer Karl war damals auf ſeinem Zuge nach Rom begriffen, und erhielt zu Modena die Nachricht von dem Abſterben Bolkens. Er ſchrieb alſo an den Kö= nig Wenzel, daß er die Lauſiſz in Beſiſß nehmen ſolle. Dem Erzbiſchof von Prag/ den er zum Hauptmann von Böhmen, und Bormund des jungen Königs in ſeiner Abweſenheit ernannt hatte , befahl er die Huldi= gung und Tide von den Lausitzern zu Handen des Kó- nigs Wenzel zu empfangen, deswegen Karl zu glei= cher Zeit an die Lauſiſzer Ritter und Stádte ſeine Berordnungen abſchickte. Dit Briefe an die Stádte 24Aug. Guben und Steinau sind noch vorhanden 3. Zum Schluße dieſes Iahrs wurde noch die Be= ste Lichtenek von Hans Steinlinger für den König Wenzel und die Krone Böhmen um tauſend Pfund Helter gekauft, darůber der Berkäufer zu Sulzbach ein Bekenutniß ausſtellte 4. Wie der Kaiſer Karl aus Italien zurück kam, gieng er nach Schleſien, und Hielt ſich eine geraume Zeit zu Schweidniſz auf um die Erbfolge daſelbſt nach dem Absterben des Herzogs Bolko in Richtigkeit zu bringen. Laut der Berträge ſollte unſer Wenzel, deſſen Mutter Anna eine Nichte Bolkens war, ſein Erbe ſeyn. Es war aber die Wittwe Agnes/ des ver= 1 Origin. in loc. eit. 2 BENESS de WEITMIL p. 399. 3 Ap. LVNIGinC.G.D, Tom. I. p. 1327. Karls IV Urkb. n. CCXXV 4 Origin, in Arch. R. B.
22 Wird Erbe 24.Dee. I369. 28.Jul. I368. als Rom. Kaiſer beſlätigen mochte, ſo auch ohne Ber= 20Mar. zug ausgefertiget wurde I. Nicht lange darauf kam Wenzel zum wirklichen Besitze des Markgrafthums Lausitz. Es war zwar bereits für ihu gekauft und bezahlt worden. Der Her= z0g Bolko von Schweidnitz aber Hatte den Genuß davon auf lebenslang. Nun ſlarb dieſex Herzog 2. Der Kaiſer Karl war damals auf ſeinem Zuge nach Rom begriffen, und erhielt zu Modena die Nachricht von dem Abſterben Bolkens. Er ſchrieb alſo an den Kö= nig Wenzel, daß er die Lauſiſz in Beſiſß nehmen ſolle. Dem Erzbiſchof von Prag/ den er zum Hauptmann von Böhmen, und Bormund des jungen Königs in ſeiner Abweſenheit ernannt hatte , befahl er die Huldi= gung und Tide von den Lausitzern zu Handen des Kó- nigs Wenzel zu empfangen, deswegen Karl zu glei= cher Zeit an die Lauſiſzer Ritter und Stádte ſeine Berordnungen abſchickte. Dit Briefe an die Stádte 24Aug. Guben und Steinau sind noch vorhanden 3. Zum Schluße dieſes Iahrs wurde noch die Be= ste Lichtenek von Hans Steinlinger für den König Wenzel und die Krone Böhmen um tauſend Pfund Helter gekauft, darůber der Berkäufer zu Sulzbach ein Bekenutniß ausſtellte 4. Wie der Kaiſer Karl aus Italien zurück kam, gieng er nach Schleſien, und Hielt ſich eine geraume Zeit zu Schweidniſz auf um die Erbfolge daſelbſt nach dem Absterben des Herzogs Bolko in Richtigkeit zu bringen. Laut der Berträge ſollte unſer Wenzel, deſſen Mutter Anna eine Nichte Bolkens war, ſein Erbe ſeyn. Es war aber die Wittwe Agnes/ des ver= 1 Origin. in loc. eit. 2 BENESS de WEITMIL p. 399. 3 Ap. LVNIGinC.G.D, Tom. I. p. 1327. Karls IV Urkb. n. CCXXV 4 Origin, in Arch. R. B.
Strana 23
von Schweidnitz und Iauer. 23 verſkorbenen Herzogs Gemahlinn vorhanden, welche I369. den Genuß der Fürſkenthumer Schweidniſß und Iauer auf lebenslang haben ſollte. Karl ließ alſo den jun= gen Kónig Wenzel nach Schweidniſz kommen, um ihm ſeine Erbſchaft zu verſichern. Bor allen Dingen wur= den die Schulden, die auf dem Herzogthume hafteten, ausgezaßlt. Bon der Herzoginn Eliſabeth von Oeſt= reich/ einer Schweffer Wenzels/ kaufte man die An= ſprûche die ſie auf Schweidniſß hatte, mit baarem Gelde; dann huldigten die Baronen , Ritter und Städte dem Kónig Wenzel, als ihrem künftigen und na- turlichen Herrn I. Weil die Herzoginn Wittwe zu dieſer Huldigung- ihre Einwilligung gegeben hatte , ſo verſi= cherte ſie Wenzel dagegen/ daß er ſie bey ihrem Leib= gedinge laſsen und bis auf ihren Tod dabey Handha= ben wolle, ſo wie er es kraft ſeiner Briefe, die er ihr in ſeiner Kindheit hierüber gegeben , verſprochen hatte. Wenzel ſagt ferner in der Berſchreibung. „ Ware auch, daß wir der obgenannten unſer Muhme über dieſelbe Sache ihr keine Briefe in unſer Kindheit, und da wir unmündig waren, geben hätten können , dieſelben beſlätigen und verneuern wir nun mit rechtem Wiſſen/ wann uns dieſelben Briefe der obgenaunte unſer Bater mit kaiſerlicher Macht und Bollkommen= heit bekräftiget und gemundiget hat) ſo daß ſie ſolche Kraft und Macht haben ſollen gleicherweiſe, als ob ſie zur Zeit unſer Mündigkeit geſchrieben, ge= geben und verſiegelt wären,, 2. Dann gab Wen- II.Okr. zel denen Ständen von Schweidnitz und Iauer eine Berficherung , daß er ſie nach dem Abſferben der Herzoginn Agnes/ wenn er námlich zum wirklichen Beſitze der Lander kommen wird, bey ihren Rechten laſſen, und ſie nie von der Krone Bohmen trennen wolle, und daß ſie immer dem erſtgebohrnen Prinzen von Boh= B 4 men I BENESS de WEITMII p. 402. 2 Dip. ap. LVNIG C. G. D. Tom, II, p. 171.
von Schweidnitz und Iauer. 23 verſkorbenen Herzogs Gemahlinn vorhanden, welche I369. den Genuß der Fürſkenthumer Schweidniſß und Iauer auf lebenslang haben ſollte. Karl ließ alſo den jun= gen Kónig Wenzel nach Schweidniſz kommen, um ihm ſeine Erbſchaft zu verſichern. Bor allen Dingen wur= den die Schulden, die auf dem Herzogthume hafteten, ausgezaßlt. Bon der Herzoginn Eliſabeth von Oeſt= reich/ einer Schweffer Wenzels/ kaufte man die An= ſprûche die ſie auf Schweidniſß hatte, mit baarem Gelde; dann huldigten die Baronen , Ritter und Städte dem Kónig Wenzel, als ihrem künftigen und na- turlichen Herrn I. Weil die Herzoginn Wittwe zu dieſer Huldigung- ihre Einwilligung gegeben hatte , ſo verſi= cherte ſie Wenzel dagegen/ daß er ſie bey ihrem Leib= gedinge laſsen und bis auf ihren Tod dabey Handha= ben wolle, ſo wie er es kraft ſeiner Briefe, die er ihr in ſeiner Kindheit hierüber gegeben , verſprochen hatte. Wenzel ſagt ferner in der Berſchreibung. „ Ware auch, daß wir der obgenannten unſer Muhme über dieſelbe Sache ihr keine Briefe in unſer Kindheit, und da wir unmündig waren, geben hätten können , dieſelben beſlätigen und verneuern wir nun mit rechtem Wiſſen/ wann uns dieſelben Briefe der obgenaunte unſer Bater mit kaiſerlicher Macht und Bollkommen= heit bekräftiget und gemundiget hat) ſo daß ſie ſolche Kraft und Macht haben ſollen gleicherweiſe, als ob ſie zur Zeit unſer Mündigkeit geſchrieben, ge= geben und verſiegelt wären,, 2. Dann gab Wen- II.Okr. zel denen Ständen von Schweidnitz und Iauer eine Berficherung , daß er ſie nach dem Abſferben der Herzoginn Agnes/ wenn er námlich zum wirklichen Beſitze der Lander kommen wird, bey ihren Rechten laſſen, und ſie nie von der Krone Bohmen trennen wolle, und daß ſie immer dem erſtgebohrnen Prinzen von Boh= B 4 men I BENESS de WEITMII p. 402. 2 Dip. ap. LVNIG C. G. D. Tom, II, p. 171.
Strana 24
24 Reiſet zum erſkenmal I369. men gehören ſollen t. Alles dies wurde zu Schweid= 12.Okt. nit abgehandelt/ worauf dann der junge König wie= der nach Prag zur�ck kehrte. Unſer Prinz Wenzel ward nun neun Iahr alt. Der Kaiſer Karl beſchloß alſo ihm ene Gemahlinn beyzulegen. Derſelbe war zwar mit einer ungariſchen Prinzeſſinn/ wie wir oben erzáhlt haben, verſobt. Es wa= ren aber zwiſchen dem Konig vou Ungarn und dem Kai= ſer, wáhrend daß er in Italien geweſen, einige Miß= helligkeiten entſkanden/ ſo daß die bereits geſchloſſene Heyrath wieder von beyden Seiten zurūck genommen wurde. Die Prinzeſſinn Eliſabeth fertigte zu Ofeu eine Berſchreibung aus, daß ſie von dem mit Wenſ zeln geſchloſſenen Heyrathskontrakte abſfehe, und ſowohl den Kaiſer, als auch den Konig Ludwig von Ungarn von allen Berbindlichkeiten und Gelübden als Theilnehmer an dieſer verabredeten Heyrath , los- 5. Mar. ſpreche 2. Der Kaiſer wandte ſich alſo an das Haus Bay= ern , und warb um Iohanna, des Herzogs Albrecht zu Bayern, Grafen zu Henegau, Holland und See- land Tochter. Ihre Mutter war Margaretha/ eine Tochter des ſchleſiſchen Herzogs Ludwig von Brieg 3. Bielleicht iſt der Kaiſer in dieſer Abſicht um Oftern dieſes Iahrs mit Wenzeln nach Nürnberg gereiſet, wohin ſich der Herzog Albrecht auch verfügt haben mag. Der Kaiſer errichtete hier verſchiedene Bündniſ= ſe mit Reicheſladten , und unſer Wenzel gab den Stád= ten Biberach , Nordlingen und andern mehr die Ber= ſicherung, daß er ſie, wenn ſein Herr Bater, der Kaiſer Karl ſterben ſollte, ſo lange in ſeinen beſonde= 23.Apr. ren Schuß nehmen wolley bis ein neuer Rom. König erwáh= 1370. 1 Dipl. ad SOMMERSB. Tom. III. p. 98. Originale in Arch. R. Boh. 2 Originale in Archivo CAES. VINDOB. 3 Magnum Chron Belgii. p. 351.
24 Reiſet zum erſkenmal I369. men gehören ſollen t. Alles dies wurde zu Schweid= 12.Okt. nit abgehandelt/ worauf dann der junge König wie= der nach Prag zur�ck kehrte. Unſer Prinz Wenzel ward nun neun Iahr alt. Der Kaiſer Karl beſchloß alſo ihm ene Gemahlinn beyzulegen. Derſelbe war zwar mit einer ungariſchen Prinzeſſinn/ wie wir oben erzáhlt haben, verſobt. Es wa= ren aber zwiſchen dem Konig vou Ungarn und dem Kai= ſer, wáhrend daß er in Italien geweſen, einige Miß= helligkeiten entſkanden/ ſo daß die bereits geſchloſſene Heyrath wieder von beyden Seiten zurūck genommen wurde. Die Prinzeſſinn Eliſabeth fertigte zu Ofeu eine Berſchreibung aus, daß ſie von dem mit Wenſ zeln geſchloſſenen Heyrathskontrakte abſfehe, und ſowohl den Kaiſer, als auch den Konig Ludwig von Ungarn von allen Berbindlichkeiten und Gelübden als Theilnehmer an dieſer verabredeten Heyrath , los- 5. Mar. ſpreche 2. Der Kaiſer wandte ſich alſo an das Haus Bay= ern , und warb um Iohanna, des Herzogs Albrecht zu Bayern, Grafen zu Henegau, Holland und See- land Tochter. Ihre Mutter war Margaretha/ eine Tochter des ſchleſiſchen Herzogs Ludwig von Brieg 3. Bielleicht iſt der Kaiſer in dieſer Abſicht um Oftern dieſes Iahrs mit Wenzeln nach Nürnberg gereiſet, wohin ſich der Herzog Albrecht auch verfügt haben mag. Der Kaiſer errichtete hier verſchiedene Bündniſ= ſe mit Reicheſladten , und unſer Wenzel gab den Stád= ten Biberach , Nordlingen und andern mehr die Ber= ſicherung, daß er ſie, wenn ſein Herr Bater, der Kaiſer Karl ſterben ſollte, ſo lange in ſeinen beſonde= 23.Apr. ren Schuß nehmen wolley bis ein neuer Rom. König erwáh= 1370. 1 Dipl. ad SOMMERSB. Tom. III. p. 98. Originale in Arch. R. Boh. 2 Originale in Archivo CAES. VINDOB. 3 Magnum Chron Belgii. p. 351.
Strana 25
nach Deutſchland. 25 erwáhlet wûrde 1. Dagegen ihm die Städte Ber I370. ſicherungen ausſlellten und -ihm gelobten, daß ſie nach Kaiſer Karls Abgang ihm dieſſeits des böhmiſchen Wal= des beyſlehen und Hūlfe leiſten wollen wider jeden An= greifer, bis ein Röm. König erwáhlt feyn würde 2. 24-Apr. Eine alte Kronik, die Oefel Herausgegeben 3. beſkátigt es auch, daß um dieſe Zeit Wenzel zu Nürn= berg geweſen. Wir wollen das hier in die Kurze zie= hen , was der Kroniſk weitläufig erzählt. Der junge König wohnte auf dem Aegidien Hof bey Herrn Nik= las Muffel. Er ließ sich von deſſen Frau Barbara Kolerinn, den Kopf waſchen. Für dieſen Dienſk wollte ſie der König belohnen und ſprach zu ihr, ſie ſolle ſich von ihm etwas ausbitten. Die Frau Barba= ra bat ihn um das Stückchen vom beiligen Kreuze, ſo der Kónig am Halſe trug. Er antwortete ihr, daß er das ganze Stück nicht weggeben darfte, denn es wáre ſchon ſo lange bey der Luxenburgiſchen Familie, als ein großes Kleinod verehrt worden, und der Kai= ſer Heinrich, ſein Urgroßvater, habe es ſchon an ſei= nem Halſe getragen. Doch wolle er ihr einen Theil davon geben. Er ließ alſo ſeinen Kaplan kommen und durch ihn ein Stūckchen davon abſchneiden, ſo er der Frau Barbara ſchenkte. Dazu gab er ihr noch drey= ßig Schock böhmiſcher Groſchen/ faſt ſechs hundert Gulden heutigen Geldes. Indeſſen war der Borſchlag des Kaiſers , ſeinen Sohu Wenzel mit Iohanna von Bayern zu verheyra= then, angenommen worden. Der Herzog Albrecht/ der Prinzeſſinn Bater/ fertigte den Ehevertrag zu Kemp= naten unter folgenden Bedingungen aus : I) die Ber= mählung B 5 1 Dipl. ap. LUNIG Part. ſpec. Cont. IV. Th. I. p. 185. Th I. p. 9. 2 Origin. Civitatis NORDLING. in Arch. CAES. VIND. Seben an ſantt Georgen Tage. 3 In Scr. Rerum BOIC. T. I. p. 353.
nach Deutſchland. 25 erwáhlet wûrde 1. Dagegen ihm die Städte Ber I370. ſicherungen ausſlellten und -ihm gelobten, daß ſie nach Kaiſer Karls Abgang ihm dieſſeits des böhmiſchen Wal= des beyſlehen und Hūlfe leiſten wollen wider jeden An= greifer, bis ein Röm. König erwáhlt feyn würde 2. 24-Apr. Eine alte Kronik, die Oefel Herausgegeben 3. beſkátigt es auch, daß um dieſe Zeit Wenzel zu Nürn= berg geweſen. Wir wollen das hier in die Kurze zie= hen , was der Kroniſk weitläufig erzählt. Der junge König wohnte auf dem Aegidien Hof bey Herrn Nik= las Muffel. Er ließ sich von deſſen Frau Barbara Kolerinn, den Kopf waſchen. Für dieſen Dienſk wollte ſie der König belohnen und ſprach zu ihr, ſie ſolle ſich von ihm etwas ausbitten. Die Frau Barba= ra bat ihn um das Stückchen vom beiligen Kreuze, ſo der Kónig am Halſe trug. Er antwortete ihr, daß er das ganze Stück nicht weggeben darfte, denn es wáre ſchon ſo lange bey der Luxenburgiſchen Familie, als ein großes Kleinod verehrt worden, und der Kai= ſer Heinrich, ſein Urgroßvater, habe es ſchon an ſei= nem Halſe getragen. Doch wolle er ihr einen Theil davon geben. Er ließ alſo ſeinen Kaplan kommen und durch ihn ein Stūckchen davon abſchneiden, ſo er der Frau Barbara ſchenkte. Dazu gab er ihr noch drey= ßig Schock böhmiſcher Groſchen/ faſt ſechs hundert Gulden heutigen Geldes. Indeſſen war der Borſchlag des Kaiſers , ſeinen Sohu Wenzel mit Iohanna von Bayern zu verheyra= then, angenommen worden. Der Herzog Albrecht/ der Prinzeſſinn Bater/ fertigte den Ehevertrag zu Kemp= naten unter folgenden Bedingungen aus : I) die Ber= mählung B 5 1 Dipl. ap. LUNIG Part. ſpec. Cont. IV. Th. I. p. 185. Th I. p. 9. 2 Origin. Civitatis NORDLING. in Arch. CAES. VIND. Seben an ſantt Georgen Tage. 3 In Scr. Rerum BOIC. T. I. p. 353.
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26 Wird mit Iohanna von Beyern I370. mahlung des Prinzen mit der Prinzeſſinn ſolle noch vor Martini entweder zu Nurnberg/ Kamb oder zu Strau= bingen geſchehen. 2) Berſprach der Herzog ſeiner Toch= ter zehn tauſend Schock prager Münze zum Heyrath= gut zu gebeny ſolche in Iahr und Tag auszuzahlen, und bis dahin Wenzeln die Stadt Kamb zum Pfand zu ūberlaſſen Dagegen verſchrieb der Kaiſer der Braut funfzehn tauſend Schock, gab ihr Frauenberg, Taus und Mieß zum Unterpfande, und im Falley daß die Zahlung nicht folgen ſollte, überließ er ihr die böhmi- ſchen Stadte Wodnian/ Schüttenhofen und Karlshaus I. Zu gleicher Zeit richtete der Herzog Albrecht mit dem Kaiſer Karl und Wenzeln , ſeinem Eidam , wie er ihn ſchon neunt; ein Bündniß auf , daß ſie ihre Länder ge= gen jedermann ſchüßzen und einander Hulfe leiſten wol= len 2. Wenzel aber fertigte zu Prag für ſeine Schwe= ſter , die Markgräfinn Ratharina von Brandenburg, als Anwarter von der Mark, einen Willenbrief aus, daß ihr die brandeburgischen Städte Aruswald, Kö- nigsberg, Laudesberg, Soldin und Küstrin zum Leib 24Iun. gedinge angewieſen werden können 3. Dann erneuerte er dem Beneſch von Wartenberg einige Berſchreibun= gen, die ihm verbrannt waren, und welche ſeine Be= ſißzungen Strziekow und Swadow verſicherten 4. Bald darauf wohnte er nebſt-ſeinem Bater, dem Kaiſer, und andern hohen Gáſlen der Einweihung einer Kapelle bey. welche der Erzbiſchof von Prag in ſeinem Hauſe gebauet 7. Iul. hatte 5. Im folgenden Monate war der Kaifer Karl nach Nurnberg gereiſet , weſche Stadt zur Bermáhlung des Konigs Wenzel mit Iohanna von Bayern war beliebt worden. Er Hatte einige Reichsfürsten dahin geladen, 3. Jul. 13Iun. c. d. um 1 Dipl. apud OEFEL I. c. t. II. p. 193. 2 Dipl. apud eundem ibid. Origin, in Arch. R. Boh. 3 Dipl. apud CL. GERKE C. D. B. Tom. VI. p. 582. 4 MS. Boh. 5 BENESS de WEITMIL P. 406.
26 Wird mit Iohanna von Beyern I370. mahlung des Prinzen mit der Prinzeſſinn ſolle noch vor Martini entweder zu Nurnberg/ Kamb oder zu Strau= bingen geſchehen. 2) Berſprach der Herzog ſeiner Toch= ter zehn tauſend Schock prager Münze zum Heyrath= gut zu gebeny ſolche in Iahr und Tag auszuzahlen, und bis dahin Wenzeln die Stadt Kamb zum Pfand zu ūberlaſſen Dagegen verſchrieb der Kaiſer der Braut funfzehn tauſend Schock, gab ihr Frauenberg, Taus und Mieß zum Unterpfande, und im Falley daß die Zahlung nicht folgen ſollte, überließ er ihr die böhmi- ſchen Stadte Wodnian/ Schüttenhofen und Karlshaus I. Zu gleicher Zeit richtete der Herzog Albrecht mit dem Kaiſer Karl und Wenzeln , ſeinem Eidam , wie er ihn ſchon neunt; ein Bündniß auf , daß ſie ihre Länder ge= gen jedermann ſchüßzen und einander Hulfe leiſten wol= len 2. Wenzel aber fertigte zu Prag für ſeine Schwe= ſter , die Markgräfinn Ratharina von Brandenburg, als Anwarter von der Mark, einen Willenbrief aus, daß ihr die brandeburgischen Städte Aruswald, Kö- nigsberg, Laudesberg, Soldin und Küstrin zum Leib 24Iun. gedinge angewieſen werden können 3. Dann erneuerte er dem Beneſch von Wartenberg einige Berſchreibun= gen, die ihm verbrannt waren, und welche ſeine Be= ſißzungen Strziekow und Swadow verſicherten 4. Bald darauf wohnte er nebſt-ſeinem Bater, dem Kaiſer, und andern hohen Gáſlen der Einweihung einer Kapelle bey. welche der Erzbiſchof von Prag in ſeinem Hauſe gebauet 7. Iul. hatte 5. Im folgenden Monate war der Kaifer Karl nach Nurnberg gereiſet , weſche Stadt zur Bermáhlung des Konigs Wenzel mit Iohanna von Bayern war beliebt worden. Er Hatte einige Reichsfürsten dahin geladen, 3. Jul. 13Iun. c. d. um 1 Dipl. apud OEFEL I. c. t. II. p. 193. 2 Dipl. apud eundem ibid. Origin, in Arch. R. Boh. 3 Dipl. apud CL. GERKE C. D. B. Tom. VI. p. 582. 4 MS. Boh. 5 BENESS de WEITMIL P. 406.
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verlobt und getrauet. 27 um dieſer Bermáßlung beyzuwohnen. Als die Bor= kehrungen zu dem Feſte in Ordnung waren gebracht worden, ſchictte der Kaiſer nach Prag , und ließ Wen= zeln zu ſich laden. Dieſer reiſte mit einem glánzen= den Gefolge von Prag ab, und wie er ſich der Stadt Nürnberg náherte, ließ er an zwen Orten groſſe Feu er machen, um anzudeuten , daß der Konig von Boh= men im Anzuge ſey. Der gleichreitige Kroniſle Beneſch von Weitmil erzählt, daß dies eine alte Gewohnheit der böhmiſchen Kónige geweſen, ſo oft ſie zum kaiſer= lichen Hofe gerufen kamen. Daher hatten ſie auch in den alten Zeiten einen ſchwarzen Adler mit Flam= men im weißen Felde im Schilde gefübret. o iſzt das Wappen des Königreichs allein ist. Di- Reichsfür- ſien , der hohe Adel und die Bürger von Nürnberg kamen Wenzeln entgegen, empfingen ihn mit vielem Pompe/ und führten ihn bis zu ſeiner Wohnung. IIAug. Den dritten Tag darauf lud Wenzel alle dieſe hohe Perſonen zu ſich und gab ihnen prächtige Tafel. I. Als pierauf der zur Bermáhlung angeſetzte Tag udmlich der Sountag nach Wenzeslai. herangekommen war/ wurde der junge König Wenzel mit der Prin= reſſinn Johanna von Bayern in eben der Stadt/ in welcher er vor neun Iahren und ſieben Monaten war gebohren worden, auf das feyerlichſle getrauet 2. Das Beylager ſoll aber erſt.im I. I376, nachdem Wenzel zum Röm. Kónig gewählt ward, gehalten worden ſeyn 3. Bald darauf verließ der König Wenzel und deſſen Gemahlinn Iohanna die Stadt Nurnberg , und beyde reiffen, in der Geſellſchaft des Kaiſers nach Prag. Sobald ſie hier angekommen waren wurden in neuen 29Sep. 1370. Fe- 1 BENFSS de WEITMIL. p.407. 2 Chron. Norimb. apud OEFEL. Tom. II. p. 323 & Hift. Norimb. Dipl. p. 319. 3 PEVCERVS: Libr. V. Chron.
verlobt und getrauet. 27 um dieſer Bermáßlung beyzuwohnen. Als die Bor= kehrungen zu dem Feſte in Ordnung waren gebracht worden, ſchictte der Kaiſer nach Prag , und ließ Wen= zeln zu ſich laden. Dieſer reiſte mit einem glánzen= den Gefolge von Prag ab, und wie er ſich der Stadt Nürnberg náherte, ließ er an zwen Orten groſſe Feu er machen, um anzudeuten , daß der Konig von Boh= men im Anzuge ſey. Der gleichreitige Kroniſle Beneſch von Weitmil erzählt, daß dies eine alte Gewohnheit der böhmiſchen Kónige geweſen, ſo oft ſie zum kaiſer= lichen Hofe gerufen kamen. Daher hatten ſie auch in den alten Zeiten einen ſchwarzen Adler mit Flam= men im weißen Felde im Schilde gefübret. o iſzt das Wappen des Königreichs allein ist. Di- Reichsfür- ſien , der hohe Adel und die Bürger von Nürnberg kamen Wenzeln entgegen, empfingen ihn mit vielem Pompe/ und führten ihn bis zu ſeiner Wohnung. IIAug. Den dritten Tag darauf lud Wenzel alle dieſe hohe Perſonen zu ſich und gab ihnen prächtige Tafel. I. Als pierauf der zur Bermáhlung angeſetzte Tag udmlich der Sountag nach Wenzeslai. herangekommen war/ wurde der junge König Wenzel mit der Prin= reſſinn Johanna von Bayern in eben der Stadt/ in welcher er vor neun Iahren und ſieben Monaten war gebohren worden, auf das feyerlichſle getrauet 2. Das Beylager ſoll aber erſt.im I. I376, nachdem Wenzel zum Röm. Kónig gewählt ward, gehalten worden ſeyn 3. Bald darauf verließ der König Wenzel und deſſen Gemahlinn Iohanna die Stadt Nurnberg , und beyde reiffen, in der Geſellſchaft des Kaiſers nach Prag. Sobald ſie hier angekommen waren wurden in neuen 29Sep. 1370. Fe- 1 BENFSS de WEITMIL. p.407. 2 Chron. Norimb. apud OEFEL. Tom. II. p. 323 & Hift. Norimb. Dipl. p. 319. 3 PEVCERVS: Libr. V. Chron.
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28 Láßt ſie krónen. I7Nov. 1371. 23 Mar. 10.Apr. Feften Anſkalten gemacht. Der Sonntag nach Martini ward zur Kronung der Gemahlinn Wenzels beſkimmet. An welchem ſie dann im Gegenwart des Kaiſers/ des Kónigs Wenzel , des Herzogs Albrecht ihres Baters; und einer Menge anderer Reichsfürsten und Grafen von dem Prager Erzbiſchof in der Schloß= kirche bey St. Beit zur Königinn von Böhmen gekrónt wurde. Worauf man ganze acht Tage hindurch mit verſchiedenen Ergößzlichkeiten, Lustspielen, Bällen, Ga- ſtereyen ſowohl auf dem Schloße, als auch in der Stadt Prag zubrachte. I. Auf das folgende I37Ite Iahr haben wir von Wenzeln uicht viel zu erzählen. Wir wollen aber doch dasjenige , was ihn angeht berühren. Berthold Haller hatte ſein Gut Grevenberg der Krone Böhmen aufge= geben. Bey der Belehnung ſchwur er zugleich dem Kónig Wenzel Treue und Gehorſam 2. Es ward auch damals zwiſchen dem Sohne des Herzogs Al= brecht von Bayern und der kaiſerlichen Prinzeſſinn Anna eine Bermählung verabredet. 3. Zugleich wurde der Kaiſer, die Kaiſerinn, wie auch Kónig Wenzel zu Bormündern und Landesverweſern des jungen Herzogs Albrecht ernannt; imfalle deſſen Bater und Mutter Margareth zu frůh mit Tod abgiengen 4. Es ward aber aus dieſer Bermählung nichts , wie wir weiter Un= ten ſehen werden. Daun beſtátigte Wenzel die Erbfol= ge, welche der Markgraf Iohann von Mahren un= ter ſeinen Söhnen feftgeſeßzt hatte. Iodok, als der älteſte Sohn, ſollte das Markgrafthum erben; deſſen zwey jüngere Brüder aber, Johann und Prokop, ſollten gewiſſe in der Urkunde genannte Güter im Mark= 1370. graf= I BBNESS de WEITMIL. p. 408. 2 Origin, in Arch. R. Boh. Z Sie war im Jahr I366. den II. May gebohren. BENESS Minorita p. 47. 4 Dipl. Originale in Archivo CAES.VINDOB. Gegeben zu Prag am Donnerstag in der Osterwoche.
28 Láßt ſie krónen. I7Nov. 1371. 23 Mar. 10.Apr. Feften Anſkalten gemacht. Der Sonntag nach Martini ward zur Kronung der Gemahlinn Wenzels beſkimmet. An welchem ſie dann im Gegenwart des Kaiſers/ des Kónigs Wenzel , des Herzogs Albrecht ihres Baters; und einer Menge anderer Reichsfürsten und Grafen von dem Prager Erzbiſchof in der Schloß= kirche bey St. Beit zur Königinn von Böhmen gekrónt wurde. Worauf man ganze acht Tage hindurch mit verſchiedenen Ergößzlichkeiten, Lustspielen, Bällen, Ga- ſtereyen ſowohl auf dem Schloße, als auch in der Stadt Prag zubrachte. I. Auf das folgende I37Ite Iahr haben wir von Wenzeln uicht viel zu erzählen. Wir wollen aber doch dasjenige , was ihn angeht berühren. Berthold Haller hatte ſein Gut Grevenberg der Krone Böhmen aufge= geben. Bey der Belehnung ſchwur er zugleich dem Kónig Wenzel Treue und Gehorſam 2. Es ward auch damals zwiſchen dem Sohne des Herzogs Al= brecht von Bayern und der kaiſerlichen Prinzeſſinn Anna eine Bermählung verabredet. 3. Zugleich wurde der Kaiſer, die Kaiſerinn, wie auch Kónig Wenzel zu Bormündern und Landesverweſern des jungen Herzogs Albrecht ernannt; imfalle deſſen Bater und Mutter Margareth zu frůh mit Tod abgiengen 4. Es ward aber aus dieſer Bermählung nichts , wie wir weiter Un= ten ſehen werden. Daun beſtátigte Wenzel die Erbfol= ge, welche der Markgraf Iohann von Mahren un= ter ſeinen Söhnen feftgeſeßzt hatte. Iodok, als der älteſte Sohn, ſollte das Markgrafthum erben; deſſen zwey jüngere Brüder aber, Johann und Prokop, ſollten gewiſſe in der Urkunde genannte Güter im Mark= 1370. graf= I BBNESS de WEITMIL. p. 408. 2 Origin, in Arch. R. Boh. Z Sie war im Jahr I366. den II. May gebohren. BENESS Minorita p. 47. 4 Dipl. Originale in Archivo CAES.VINDOB. Gegeben zu Prag am Donnerstag in der Osterwoche.
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Gibt und erhalt Verſchreibungen. 29 grafthume beſiſzen, und unter Iodoken ſlehen I. Da ſich ferners der Kaiſer Karl IV. verſchrieben/ daß er Heinrichen von-Ritlitz/ Hauptmann zuEger , eine gewiſſe Summe Geldes auszahlen wolle/ ſo verband ſich Wen= zel gleichfalls ſchriftlich dazu 2. Im folgendem Herb= ſte ward zwiſchen dem Kaiſer und den. Markgrafen von Meiſſen zu Pirna ein Bertrag geſchloſſen/ welchem un= ſer Wenzel ausdrucklich bengeſchloſſen wurde 3. Die beyden Herzoge, Wenzel und Albrecht von Sachſen, hatten noch nicht die Erbverbrüderung der Mark- grafen von Brandenburg, welche im I. I363 mit dem Kaiſer Karl und Wenzeln errichtet worden, gut gehei= ßen; der erſte that es itzt, und gab hiezu ſeinen Wil= lenbrief 4. Albrecht that es erſt im folgenden Iahre; doch ſkellten beyde noch in dieſem Iahre ein Bekennt= niß aus daß ſie dem Kónig Wenzel von Böhmen ihre Schlöffer und Städte Mühlberg und Werden- heim, mit Wissen und Willen des Kaisers, verkauft haben 5. Der böhmiſche Herr, Konrad Kragirz ver= band sich auch gegen Wenzeln, daß ihm, als einem Könige von Bohmen, ſeine Schlöſſer Biſfriſz und Land= stein immer offen ſeyn sollen 6. Itzt mußte der junge Konig Wenzel ſeinen Ba I372. ter, den Kaiſer, nicht nur auf den vielen Reiſen be= gleiten , ſondern auch an den meiſten Staatsgeſchaften Theil nehmen 7. Das erste hatte den Nutzen, daß der Prinz Lander und Stadte kennen lernte. Zu dem zweyten mag ihn der Kaiſer in der Absicht ſo früh ge- rogen haben/ um ihn daran bey Zeiten zu gewöhnen/ 22 Mat ib. 23 Okt. 18 Dec. 1371. I2 Man und 1 Diploma originale in Arch. CAES. VINDOB. 2 Diploma in copiario Eeel. Miſn. 3 Diploma im Urkundenb. n. VII. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. 5 Regiſtrum Archivi Carlstein. 6 IBID. 7 Königshofen S. 141,
Gibt und erhalt Verſchreibungen. 29 grafthume beſiſzen, und unter Iodoken ſlehen I. Da ſich ferners der Kaiſer Karl IV. verſchrieben/ daß er Heinrichen von-Ritlitz/ Hauptmann zuEger , eine gewiſſe Summe Geldes auszahlen wolle/ ſo verband ſich Wen= zel gleichfalls ſchriftlich dazu 2. Im folgendem Herb= ſte ward zwiſchen dem Kaiſer und den. Markgrafen von Meiſſen zu Pirna ein Bertrag geſchloſſen/ welchem un= ſer Wenzel ausdrucklich bengeſchloſſen wurde 3. Die beyden Herzoge, Wenzel und Albrecht von Sachſen, hatten noch nicht die Erbverbrüderung der Mark- grafen von Brandenburg, welche im I. I363 mit dem Kaiſer Karl und Wenzeln errichtet worden, gut gehei= ßen; der erſte that es itzt, und gab hiezu ſeinen Wil= lenbrief 4. Albrecht that es erſt im folgenden Iahre; doch ſkellten beyde noch in dieſem Iahre ein Bekennt= niß aus daß ſie dem Kónig Wenzel von Böhmen ihre Schlöffer und Städte Mühlberg und Werden- heim, mit Wissen und Willen des Kaisers, verkauft haben 5. Der böhmiſche Herr, Konrad Kragirz ver= band sich auch gegen Wenzeln, daß ihm, als einem Könige von Bohmen, ſeine Schlöſſer Biſfriſz und Land= stein immer offen ſeyn sollen 6. Itzt mußte der junge Konig Wenzel ſeinen Ba I372. ter, den Kaiſer, nicht nur auf den vielen Reiſen be= gleiten , ſondern auch an den meiſten Staatsgeſchaften Theil nehmen 7. Das erste hatte den Nutzen, daß der Prinz Lander und Stadte kennen lernte. Zu dem zweyten mag ihn der Kaiſer in der Absicht ſo früh ge- rogen haben/ um ihn daran bey Zeiten zu gewöhnen/ 22 Mat ib. 23 Okt. 18 Dec. 1371. I2 Man und 1 Diploma originale in Arch. CAES. VINDOB. 2 Diploma in copiario Eeel. Miſn. 3 Diploma im Urkundenb. n. VII. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. 5 Regiſtrum Archivi Carlstein. 6 IBID. 7 Königshofen S. 141,
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30 Reifet nach Breßlau, 8 Febr. 1372. und ihm Kenntnisse von der Staatsverfaſfung des da= maligen Deutſchlandes nach und nach beyzubringen. Allein Karl nahm zu wenig Rücksicht auf die Jugend des Prinzen. Wenzel war itzt in dem Alter/ welches getne ſpielt und herumflattert. Staatsgeſchäfte waren für seinen jungen Geist zu ernsthaft. Doch mag es nicht ohne Nuſzen geweſen ſeyn, und wir werden ſehen/ daß ſich Wenzel gleich nach dem Tode des Kalfers in die Regierung vortrefflich zu ſchicken gewußt habe. Karl IV. wurde nicht ſo erzogen. Er lebte bis ins vierzehnte Jahr in der Stadt Paris an einem mun= teren Hofe ; von Staatsgeſchaften entfernt. Wenzely unter den Augen des ernsthaften Baters im Kabinete und von lateiniſchen Grammatikern in ſeinem Zimmer emgeben, mag wenig fröhliche Stunden gehabt haben. Mit-Anfang des Iahrs gieng alſo Wenzel mit dem Kaiſer nach Breſlau/ wo ſie ſich bis in den Hal= ben Marz aufhielten. Der Markgraf Iohann von Mähren war mit ſeinem álteſten Sohne, Iodokf auch dahin gekommen I. Beyde verſicherten ſowohl den Kaiſer als auch den König Wenzel/ ihnen mit Hulfe beyzuſtehen, wenn ſie vom Kónig Ludwig aus Un= garn feindlich ſollten angegriffen werden 2. Weil nun Iohann von Mähren ſeinen Sohn Iodok zu ſeinem Nachfolger in Mähren ernannt hatte, ſo beſlatigte der Kaiſer dieſe Beranſlaltung, und erlaubte, daß ſich Iofft noch bey Lebzeiten des Baters einen Markgrafen von Mähren nennen dürfte. Der König Wenzel gab ſeinem Better Josst eben dieſe Erlaubniß, daß es je- doch den Königen von Bohmen unnachtheilig ſeyn ſol I Iodok oder Iosst heißt nicht ſo viel als Joseph ; ist auch kein ſlawiſcher Name ; wohl aber ein engliſcher Hei= liger, der im 7ten Jahrhundert in England gelebt hat. Sein Tag fallt auf den I3. Dec. 2 Origin, in Arch. CAES. VINDOB. Geb. Breslau am Sonutag nach ſant Dorothea.
30 Reifet nach Breßlau, 8 Febr. 1372. und ihm Kenntnisse von der Staatsverfaſfung des da= maligen Deutſchlandes nach und nach beyzubringen. Allein Karl nahm zu wenig Rücksicht auf die Jugend des Prinzen. Wenzel war itzt in dem Alter/ welches getne ſpielt und herumflattert. Staatsgeſchäfte waren für seinen jungen Geist zu ernsthaft. Doch mag es nicht ohne Nuſzen geweſen ſeyn, und wir werden ſehen/ daß ſich Wenzel gleich nach dem Tode des Kalfers in die Regierung vortrefflich zu ſchicken gewußt habe. Karl IV. wurde nicht ſo erzogen. Er lebte bis ins vierzehnte Jahr in der Stadt Paris an einem mun= teren Hofe ; von Staatsgeſchaften entfernt. Wenzely unter den Augen des ernsthaften Baters im Kabinete und von lateiniſchen Grammatikern in ſeinem Zimmer emgeben, mag wenig fröhliche Stunden gehabt haben. Mit-Anfang des Iahrs gieng alſo Wenzel mit dem Kaiſer nach Breſlau/ wo ſie ſich bis in den Hal= ben Marz aufhielten. Der Markgraf Iohann von Mähren war mit ſeinem álteſten Sohne, Iodokf auch dahin gekommen I. Beyde verſicherten ſowohl den Kaiſer als auch den König Wenzel/ ihnen mit Hulfe beyzuſtehen, wenn ſie vom Kónig Ludwig aus Un= garn feindlich ſollten angegriffen werden 2. Weil nun Iohann von Mähren ſeinen Sohn Iodok zu ſeinem Nachfolger in Mähren ernannt hatte, ſo beſlatigte der Kaiſer dieſe Beranſlaltung, und erlaubte, daß ſich Iofft noch bey Lebzeiten des Baters einen Markgrafen von Mähren nennen dürfte. Der König Wenzel gab ſeinem Better Josst eben dieſe Erlaubniß, daß es je- doch den Königen von Bohmen unnachtheilig ſeyn ſol I Iodok oder Iosst heißt nicht ſo viel als Joseph ; ist auch kein ſlawiſcher Name ; wohl aber ein engliſcher Hei= liger, der im 7ten Jahrhundert in England gelebt hat. Sein Tag fallt auf den I3. Dec. 2 Origin, in Arch. CAES. VINDOB. Geb. Breslau am Sonutag nach ſant Dorothea.
Strana 31
an den Rhein. 31 ſolle 1. Welches auch Ioſſe verſicherte, und verſprach, daß er dem König Wenzel ſlats behūlflich ſeyn, und die Bertráge , Selche zwiſchen ſeinem Bater, dem Kaiſer Karl und Wenzeln errichtet worden, halten und er= füllen wolle 2. Mit Ende des Märzmonats war Wenzel mit ſei= nem Bater ſchon wieder zu Prag. Es hatten ſich zu dem Oſferfeffe eine Menge geifllicher und weltlicher Fur= ffen und Biſchofe eingefunden/ und der König Wenzel wohute am Offertage im königlichenSchmucke an der Sei= te des Kaiſers dem hohen Amte bey, wie nuch der Einweihung des ſlawiſchen Benediktinerkloffers auf der Neuſadt Prag am Oſfermontage 3. Der änweſende Hetzog Albrecht von Sachſen fertigte Hier ſelnen Wil= lenbrief über die Erbverbrüderung Wenzels mit dein Markgrafen Otto von Brandenburg aus, und ver= ſprach Wenzeln im Erbfalle für einen Kuhrfürsien von Brandenburg zu erkennen 4. Da Wenzel vom Heine rich von Gera Blankenburg und Lobensfein gekanft Hatte, ſo ward er über die Bezahlung vom Werkaufer beſcheiniget 5. Der Kónig Ludwig von Ungarn ver II Apr. glich sich zu dieſer Zeit mit dem Kaiſer Karly und der Kónig/ Wenzel wurde auch in den Friedensbund ein= geſchloſſen 6. Der Kónig Wenzel mußte abermals im Som= mer dieſes Iahrs mit dem Kaiſer eine Reiſe an den Rhein máchen. Was zu derſelben Anlaß gegeben, ha= 4April. 23 Man c.d. 28Merz 1372. 10 Fed. be 1 Urkundenb. n. VIII. 2 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1350. 1351. Originalia in Arch. R. Boh. & in Archivo CAES. VINDOB. 3 BENESSII WEITMIL p. 416. Mehr hievon im Karl IV. S. 846—847. 4 Originale in Arch. CAES. VINDOB. 5 IBID. 6 Apud LVNIG I. c. p. 1342. Origin, in Arch. R. Boh.
an den Rhein. 31 ſolle 1. Welches auch Ioſſe verſicherte, und verſprach, daß er dem König Wenzel ſlats behūlflich ſeyn, und die Bertráge , Selche zwiſchen ſeinem Bater, dem Kaiſer Karl und Wenzeln errichtet worden, halten und er= füllen wolle 2. Mit Ende des Märzmonats war Wenzel mit ſei= nem Bater ſchon wieder zu Prag. Es hatten ſich zu dem Oſferfeffe eine Menge geifllicher und weltlicher Fur= ffen und Biſchofe eingefunden/ und der König Wenzel wohute am Offertage im königlichenSchmucke an der Sei= te des Kaiſers dem hohen Amte bey, wie nuch der Einweihung des ſlawiſchen Benediktinerkloffers auf der Neuſadt Prag am Oſfermontage 3. Der änweſende Hetzog Albrecht von Sachſen fertigte Hier ſelnen Wil= lenbrief über die Erbverbrüderung Wenzels mit dein Markgrafen Otto von Brandenburg aus, und ver= ſprach Wenzeln im Erbfalle für einen Kuhrfürsien von Brandenburg zu erkennen 4. Da Wenzel vom Heine rich von Gera Blankenburg und Lobensfein gekanft Hatte, ſo ward er über die Bezahlung vom Werkaufer beſcheiniget 5. Der Kónig Ludwig von Ungarn ver II Apr. glich sich zu dieſer Zeit mit dem Kaiſer Karly und der Kónig/ Wenzel wurde auch in den Friedensbund ein= geſchloſſen 6. Der Kónig Wenzel mußte abermals im Som= mer dieſes Iahrs mit dem Kaiſer eine Reiſe an den Rhein máchen. Was zu derſelben Anlaß gegeben, ha= 4April. 23 Man c.d. 28Merz 1372. 10 Fed. be 1 Urkundenb. n. VIII. 2 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1350. 1351. Originalia in Arch. R. Boh. & in Archivo CAES. VINDOB. 3 BENESSII WEITMIL p. 416. Mehr hievon im Karl IV. S. 846—847. 4 Originale in Arch. CAES. VINDOB. 5 IBID. 6 Apud LVNIG I. c. p. 1342. Origin, in Arch. R. Boh.
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32 Wohnt Staatsgeſcháften bey. 2 Jul. 1372 be ich im Kaiser Karl IV. weitläufig beschrieben I. Wenzel wohnte daſelbſt den meiſten Staatsgeſchäften bey, und wie der Kaiser zu Köln einen Reichshof mit den anweſenden Ruhr= und Reichsfürften wegen des Viſconti Galeaz von Mayland hielt / ſo ſaß Wenzel als Ruhrfürst von Böhmen, auch daben 2. Mit Ende des Iulius war Wenzel mit der Hof= ſtatt des Raiſers in Prag wieder angelangt. Um ſich die böhmiſchen Städte verbindlich zu machen, gab er ihnen auf ausdrücklichen Befehl des Kaiſers, einige Freyheiten als Kónig in Böhmen: daß ſie namlich ih= re bewegliche und unbewegliche Güter, wes Namens ſie immer waren, vermachen/ verſchenken und an wen immer verdußern mogen. In dem Falle abery daß ſie ohne leßzten Willen verſtürben ſo ſollen ihre náchsten Anverwandten von ihnen erben / doch muſſen ſie in Städten ſäßhafte und ſleuertragende Bürger ſeyn. Fol= gende Städte. haben die Originalurkunden noch in ih= ren Archiven aufbewahret, als die kleinere Stadt Prag= Königgrät r.Brüx, Mieß, Maut, Jaromir, Tauß, 20 Okt. Wodnian und Pilsen 3. Bald darauf that Karl eine Reiſe nach Pirna, welche Stadt damals zu Böhmen gehörte/ um die Zwiſligkeiten wegen Lüneburg auszumachen 4. Ob der junge Konig dieſe Reiſe mit dem Raiſer gemacht habe iſt nicht bekannt. Doch zeigen die Urkunden, daß er denen daſelbft ausgefertigten Bertragen beygeſchloſſen worden. So bezeuget Rudolf , Graf zu Hohenberg daß er die Stadt Freydingen, die Feste und Burg Weiſenek , wie auch die Dórfer Kolbingen, Egenſchein und Rengwishauſen dem Kaiſer Karl ſowohl, als auch dem Kónig Wenzel zu einem Manulehen übergeben ha= 1 S. 849—853. 2 L. c p. 853. 3 Urkundenb. n. IX. 4 Sieh Karln IV. S. 857.
32 Wohnt Staatsgeſcháften bey. 2 Jul. 1372 be ich im Kaiser Karl IV. weitläufig beschrieben I. Wenzel wohnte daſelbſt den meiſten Staatsgeſchäften bey, und wie der Kaiser zu Köln einen Reichshof mit den anweſenden Ruhr= und Reichsfürften wegen des Viſconti Galeaz von Mayland hielt / ſo ſaß Wenzel als Ruhrfürst von Böhmen, auch daben 2. Mit Ende des Iulius war Wenzel mit der Hof= ſtatt des Raiſers in Prag wieder angelangt. Um ſich die böhmiſchen Städte verbindlich zu machen, gab er ihnen auf ausdrücklichen Befehl des Kaiſers, einige Freyheiten als Kónig in Böhmen: daß ſie namlich ih= re bewegliche und unbewegliche Güter, wes Namens ſie immer waren, vermachen/ verſchenken und an wen immer verdußern mogen. In dem Falle abery daß ſie ohne leßzten Willen verſtürben ſo ſollen ihre náchsten Anverwandten von ihnen erben / doch muſſen ſie in Städten ſäßhafte und ſleuertragende Bürger ſeyn. Fol= gende Städte. haben die Originalurkunden noch in ih= ren Archiven aufbewahret, als die kleinere Stadt Prag= Königgrät r.Brüx, Mieß, Maut, Jaromir, Tauß, 20 Okt. Wodnian und Pilsen 3. Bald darauf that Karl eine Reiſe nach Pirna, welche Stadt damals zu Böhmen gehörte/ um die Zwiſligkeiten wegen Lüneburg auszumachen 4. Ob der junge Konig dieſe Reiſe mit dem Raiſer gemacht habe iſt nicht bekannt. Doch zeigen die Urkunden, daß er denen daſelbft ausgefertigten Bertragen beygeſchloſſen worden. So bezeuget Rudolf , Graf zu Hohenberg daß er die Stadt Freydingen, die Feste und Burg Weiſenek , wie auch die Dórfer Kolbingen, Egenſchein und Rengwishauſen dem Kaiſer Karl ſowohl, als auch dem Kónig Wenzel zu einem Manulehen übergeben ha= 1 S. 849—853. 2 L. c p. 853. 3 Urkundenb. n. IX. 4 Sieh Karln IV. S. 857.
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Zieht ins Feld. 33 habe 1. Und dem Bündnisse, welches damals die 1372. I: Nov. Markgrafen von Meiſſen mit dem Kaiſer zu Pirna abermals errichteten, wurde unſer König Wenzel na= mentlich beygeſchloſſen 2. Die erſten vier Monate dieſes I373ften Iahrs haben wir gar keine Nachrichten von unſerm Wenzel; deſlo häufiger aber kommen ſie in den folgenden Mo- naten vor. Der Kaiſer, ſein Bater, gerieth damals mit dem Hauſe Bayern wegen Brandenburg in Zwi= fligkeit. Die ersten Folgen davon waren, daß die oben erwähnte Heyrath zwiſchen dem jungen Herzog Alb= recht , und Wenzels Schweſter Annay zurückgieng. Der Kaiſer verlobte ſie izt mit einem Sohne des Mark= grafen Friedrich von Thuringen 3/ um hiedurch deſſel= ben Freundſchaft zu gewinnen. Karl verſchrieb dieſer ſeiner Tochter zehn tauſend Schock Prager Münze auf die Städte Brüx und Laun zur Heimsteuer mit der Bedingung, daß die zwey Stádte dem Markgrafen ver= fallen ſeyn ſollen, wenn die Heyrath aus Berſchulden des Kaiſers oder der Prinzeſſinn nicht vollzogen würde. Alles dieß beſfätigte unſer König Wenzel und verſprach, daß er es mit ſeinem Bater vollführen wolle 4. Wi= der den Markgrafen Otto von Brandenburg und die �brigen Bayriſchen Herzoge aber mußte Karl zu Felde ziehen 5. Der junge König Wenzel wohnte dem Feld= zuge bey ; wir wollen alſo nur das berühren, was hier einen Bezug auf denſelben hat. Am Pfingſtabend war er zu Luckau in der Lauſitz. Hier verkaufte der Graf 26 c.m' 1373. May- 1 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1343. Origin. in Arch. R. Boh. 2 IDEM I. c. p. 1346. Origin. 1. c. 3 Horn im Leben Friedrichs &. I6. 4 Diploma bey Horn p. 647. Wir werden unten ſehen, daß aus dieſer Heyrath auch nichs geworden. 5 Sieh sein Leben S. 863. Krſter Theil. C
Zieht ins Feld. 33 habe 1. Und dem Bündnisse, welches damals die 1372. I: Nov. Markgrafen von Meiſſen mit dem Kaiſer zu Pirna abermals errichteten, wurde unſer König Wenzel na= mentlich beygeſchloſſen 2. Die erſten vier Monate dieſes I373ften Iahrs haben wir gar keine Nachrichten von unſerm Wenzel; deſlo häufiger aber kommen ſie in den folgenden Mo- naten vor. Der Kaiſer, ſein Bater, gerieth damals mit dem Hauſe Bayern wegen Brandenburg in Zwi= fligkeit. Die ersten Folgen davon waren, daß die oben erwähnte Heyrath zwiſchen dem jungen Herzog Alb= recht , und Wenzels Schweſter Annay zurückgieng. Der Kaiſer verlobte ſie izt mit einem Sohne des Mark= grafen Friedrich von Thuringen 3/ um hiedurch deſſel= ben Freundſchaft zu gewinnen. Karl verſchrieb dieſer ſeiner Tochter zehn tauſend Schock Prager Münze auf die Städte Brüx und Laun zur Heimsteuer mit der Bedingung, daß die zwey Stádte dem Markgrafen ver= fallen ſeyn ſollen, wenn die Heyrath aus Berſchulden des Kaiſers oder der Prinzeſſinn nicht vollzogen würde. Alles dieß beſfätigte unſer König Wenzel und verſprach, daß er es mit ſeinem Bater vollführen wolle 4. Wi= der den Markgrafen Otto von Brandenburg und die �brigen Bayriſchen Herzoge aber mußte Karl zu Felde ziehen 5. Der junge König Wenzel wohnte dem Feld= zuge bey ; wir wollen alſo nur das berühren, was hier einen Bezug auf denſelben hat. Am Pfingſtabend war er zu Luckau in der Lauſitz. Hier verkaufte der Graf 26 c.m' 1373. May- 1 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1343. Origin. in Arch. R. Boh. 2 IDEM I. c. p. 1346. Origin. 1. c. 3 Horn im Leben Friedrichs &. I6. 4 Diploma bey Horn p. 647. Wir werden unten ſehen, daß aus dieſer Heyrath auch nichs geworden. 5 Sieh sein Leben S. 863. Krſter Theil. C
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34 Liefert Verſchreibungen 1373. Graf Albrecht von Lindow Karln und Wenzeln die in Sachſen gelegene Grafſchaft Lindow und die Stadt Mokern um zwólf tauſend vier hundert Schock Prager 4. Iun. Groſchen I. Albrecht bezeugte ſodann, daß er das Geld richtig empfangen habe 2. Die Pfingsten feyerten sie zu Fürſkenberg. Am Montag reichte Wenzel / als Markgraf zu Branden= burg dem Herzog Albrecht von Meklenburg, die Prig= niſz zu Lehen. Dieß geſchah in Gegenwart des Kai= ſers , des Herzogs Wenzel von Sachſen und Lůne: burg/ des Biſchofs Lambrecht von Strasburg , und anderer Herren mehr 3. Am nehmlichen Tage ver= pfándete er ihm Havelberg für ſechs tauſend Mark brandenburgiſchen Silbers 4, und verband ſich mit ihm wider den Markgrafen Otto von Brandenburg , den Bayriſchen Herzog Stephan/ und deſſelben drey Söh= e. d. ne Stephany Friedrich und Johann 5. Tinige Ta- 6. Jun. c. d. ge 1 Beym Hrn. GERKE C. B.D. Tom. III. p. 13. Bey dieſer Urkunde kommt ein merkwürdiges und ſeltenes Siegel des Königs Wenzel vor. Man ſieht im Schilde den böhmiſchen Löwen mit der Krone, dem Zepter und der Weltkugel. Die Umſchrift lautet : Wenezeslaus quartus Dei gratia Boemie Rex. Es iſt ein ſecretum minus Regis Wenceslai, deſſen er ſich ſeit dem Iahre I363 bediente. Das Gegenſie= gel davon ſtellet ein Schiff vor, in deſſen Mitte ei= ne gekronte Perſon ſitzet. Im Bordertheile des Schiffs ſieht man einen Adler, im Hintertheile aber einen Ldwen, der das Ruder führet ; und in der Luft ſchwebt ein Engel. Die Umſchrift : Karolus Dei Gratia Rom. Imperator VII. transfretans. So be= ſchreibt es Hr. Gerke am angefübrten Orte. Sieb meine Kupfertafel Tab. I. num. IV. 2 Origin. in Arch. CAES. VINDOB. Geben Magde burg Sonnabend nach Maria Magdalena. 3 H. GERKE 1. c. Tom. II. p. 593. IDEM I. cit. Tom. I. p. 73. 5 IDEM I. c. Tom. II. p. 599. 4
34 Liefert Verſchreibungen 1373. Graf Albrecht von Lindow Karln und Wenzeln die in Sachſen gelegene Grafſchaft Lindow und die Stadt Mokern um zwólf tauſend vier hundert Schock Prager 4. Iun. Groſchen I. Albrecht bezeugte ſodann, daß er das Geld richtig empfangen habe 2. Die Pfingsten feyerten sie zu Fürſkenberg. Am Montag reichte Wenzel / als Markgraf zu Branden= burg dem Herzog Albrecht von Meklenburg, die Prig= niſz zu Lehen. Dieß geſchah in Gegenwart des Kai= ſers , des Herzogs Wenzel von Sachſen und Lůne: burg/ des Biſchofs Lambrecht von Strasburg , und anderer Herren mehr 3. Am nehmlichen Tage ver= pfándete er ihm Havelberg für ſechs tauſend Mark brandenburgiſchen Silbers 4, und verband ſich mit ihm wider den Markgrafen Otto von Brandenburg , den Bayriſchen Herzog Stephan/ und deſſelben drey Söh= e. d. ne Stephany Friedrich und Johann 5. Tinige Ta- 6. Jun. c. d. ge 1 Beym Hrn. GERKE C. B.D. Tom. III. p. 13. Bey dieſer Urkunde kommt ein merkwürdiges und ſeltenes Siegel des Königs Wenzel vor. Man ſieht im Schilde den böhmiſchen Löwen mit der Krone, dem Zepter und der Weltkugel. Die Umſchrift lautet : Wenezeslaus quartus Dei gratia Boemie Rex. Es iſt ein ſecretum minus Regis Wenceslai, deſſen er ſich ſeit dem Iahre I363 bediente. Das Gegenſie= gel davon ſtellet ein Schiff vor, in deſſen Mitte ei= ne gekronte Perſon ſitzet. Im Bordertheile des Schiffs ſieht man einen Adler, im Hintertheile aber einen Ldwen, der das Ruder führet ; und in der Luft ſchwebt ein Engel. Die Umſchrift : Karolus Dei Gratia Rom. Imperator VII. transfretans. So be= ſchreibt es Hr. Gerke am angefübrten Orte. Sieb meine Kupfertafel Tab. I. num. IV. 2 Origin. in Arch. CAES. VINDOB. Geben Magde burg Sonnabend nach Maria Magdalena. 3 H. GERKE 1. c. Tom. II. p. 593. IDEM I. cit. Tom. I. p. 73. 5 IDEM I. c. Tom. II. p. 599. 4
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und keine Schlachten. 35 ge darauf beſlätigte Wenzel dem erwähnten Herzog 1373. die Pfandschaft des Zolls zu Schnactenburg auf der Elbe bis zur Wiederlösung 1. Wenzel gab ihm auch eis 10Jun. ne Berſicherung wegen der Lehen und Pfandbeſitzun= gen in der Mark Brandenburg 2. Auf was für eine Art ſich dieſer Feldrug geendi= get/ und unter was für Bedingungen Otto und die übrigen bayriſchen Herzoge die Mark Brandenburg an die drey Söhne des Kaisers, nämlich an Wenzel, Siegmund und Johann überlaſſen haben, iſt im Kai= ſer Karl IV. beſchrieben worden 3, und es ware über= flüssig es hier zu wiederholen. Doch kann man aus dem Feldzuge ſehen, daß unſer junge König keine Ge- legenheit hier gefunden, etwas in der Kriegskunſt zu lernen ; denn es war weit und breit keine feindliche Trupp zu ſehen, die man hatte angreifen oder ſich mit ihr in ein Gefechte einlaſſen können. Es wurde blos mit der Feder und mit dem Gelde geſtritten, wie dann der Herzog Friedrich allein für die dem Kaiſer gelei- fteten guten Dienſte ein Geſchenk von dreyßig tauſend Gulden, wie es die Quittung ausweiſet/ bekommen hat 4. Dagegen derſelbe noch einen Berzichtbrief aus= fertigte , worinn ſich er, ſein Bater Stephan, und ſeine Brüder Stephan und Iohann aller Anſprüche auf Brandenburg begaben 5. Wenzel aber gab Otten eine Berſicherung, daß er alles, beſonders die ausgeſeſzten und vom Kaiſer ver= ſprochenen Zahlungen , auch halten und erfüllen wolle 6. Dann reiſte er mit dem Kaiſer und den Herzogen von C 2 16 e.m. 18 Aug. c. d. Bayern 1 H. GERKE 1. c. p. 603. 2 IDEM I. c. tom. l. p. 77. 3 S. 865 ac. 4 Originale in Arch. R. Boh. 5 Origin, in arch. CAES. VINDOB. Geben Straus= berg an ſant Agapiti Tag- 6 Aettenkhever S. 250.
und keine Schlachten. 35 ge darauf beſlätigte Wenzel dem erwähnten Herzog 1373. die Pfandschaft des Zolls zu Schnactenburg auf der Elbe bis zur Wiederlösung 1. Wenzel gab ihm auch eis 10Jun. ne Berſicherung wegen der Lehen und Pfandbeſitzun= gen in der Mark Brandenburg 2. Auf was für eine Art ſich dieſer Feldrug geendi= get/ und unter was für Bedingungen Otto und die übrigen bayriſchen Herzoge die Mark Brandenburg an die drey Söhne des Kaisers, nämlich an Wenzel, Siegmund und Johann überlaſſen haben, iſt im Kai= ſer Karl IV. beſchrieben worden 3, und es ware über= flüssig es hier zu wiederholen. Doch kann man aus dem Feldzuge ſehen, daß unſer junge König keine Ge- legenheit hier gefunden, etwas in der Kriegskunſt zu lernen ; denn es war weit und breit keine feindliche Trupp zu ſehen, die man hatte angreifen oder ſich mit ihr in ein Gefechte einlaſſen können. Es wurde blos mit der Feder und mit dem Gelde geſtritten, wie dann der Herzog Friedrich allein für die dem Kaiſer gelei- fteten guten Dienſte ein Geſchenk von dreyßig tauſend Gulden, wie es die Quittung ausweiſet/ bekommen hat 4. Dagegen derſelbe noch einen Berzichtbrief aus= fertigte , worinn ſich er, ſein Bater Stephan, und ſeine Brüder Stephan und Iohann aller Anſprüche auf Brandenburg begaben 5. Wenzel aber gab Otten eine Berſicherung, daß er alles, beſonders die ausgeſeſzten und vom Kaiſer ver= ſprochenen Zahlungen , auch halten und erfüllen wolle 6. Dann reiſte er mit dem Kaiſer und den Herzogen von C 2 16 e.m. 18 Aug. c. d. Bayern 1 H. GERKE 1. c. p. 603. 2 IDEM I. c. tom. l. p. 77. 3 S. 865 ac. 4 Originale in Arch. R. Boh. 5 Origin, in arch. CAES. VINDOB. Geben Straus= berg an ſant Agapiti Tag- 6 Aettenkhever S. 250.
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36 Vrlangt die Mark 1373. Bayern nach Frankfurt an der Oder. Hier wieſen die Herzoge Orto und Friedrich die Einwohner der Mark zu Brandenburg insgeſammt an den Kaiſer / unſern Wenzel und deſſen Brūder, und machten den Rittern und Städten kund, daß sie den böhmischen Fürsten die Mark abgetreten haben mit dem Befehle/ den Käu= 23Aug.fern die Huldigung abzulegen I. Zu Strausberg em- fieng Wenzel von der Bürgerſchaft, als Mackgraf 27 e.m. von Brandenburg, die Huldigung 2. Den Städten Brandenburg und Ratenau beſlätigte er ihre Freyhei= e. d. ten am nehmlichen Tage 3. Die Stadt Landsberg er= 28 e.m. hielt am folgenden eine eben dergleichen Berſchreibung 4, und der Stadt Stendal, wie auch dem Kapitel erneu- 29 e.m. erte Wenzel alle Freyheitsbriefe 5. Den brandenbur= giſchen Stádten Stendal, Soltwedel, Tangermünde, Seehuſen, Gardelegen 2c. ertheilte er die beſondere Gnade, daß ſie die von der Mark rührende Lehen ohne Abga- be halten und genießen ſollten 6. Den Gebrudern von Kumeltitz erneuerte er die Lehen/ welche ſie vom Mark= grafen Otto im vorigen Iahre erhalten hatten 7. Die Gebrûder Gebehard und Werner von Alvensleven erbielten eine Beſtätigung ihrer Guter und Gerechtſa= me 8. Dann bat auch der Kommenthur des Iohan= niterordens in der Mark , Bernhard von Schulenburg um die Beſtátigung der Beſitzungen, Lehen und ande= rer Freyheiten ſeiner Ordensbrūder in der Mark, die e. d. auch Wenzel nebst dem Kaiſer Karl IV. ausfertigte 9. Zuletzt c. d. c. d. c. d. 1 Ap. LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1355. Orlginalia ſunt in Arch. CAES. VINDOB. 2 Hr. GERKE C. Br. D. Tom. Il. p. 614. 3 IDEM Tom. VII. 1. c. p. 61. 4 IDEM 1. c. Tom. V. p. 198. IDEM Dipl. Vet. Marchiæ B. J. p. 165. 5 IDEM 1. c. p. 614. 6 7 IDEM C. B. D. Tom. V. p. 106. 8 IEEM Dipl. Vet. March. II. B. p. 451. 9 Dipl. ap. LVDEWIG Rel. Tom. IX. p.534.
36 Vrlangt die Mark 1373. Bayern nach Frankfurt an der Oder. Hier wieſen die Herzoge Orto und Friedrich die Einwohner der Mark zu Brandenburg insgeſammt an den Kaiſer / unſern Wenzel und deſſen Brūder, und machten den Rittern und Städten kund, daß sie den böhmischen Fürsten die Mark abgetreten haben mit dem Befehle/ den Käu= 23Aug.fern die Huldigung abzulegen I. Zu Strausberg em- fieng Wenzel von der Bürgerſchaft, als Mackgraf 27 e.m. von Brandenburg, die Huldigung 2. Den Städten Brandenburg und Ratenau beſlätigte er ihre Freyhei= e. d. ten am nehmlichen Tage 3. Die Stadt Landsberg er= 28 e.m. hielt am folgenden eine eben dergleichen Berſchreibung 4, und der Stadt Stendal, wie auch dem Kapitel erneu- 29 e.m. erte Wenzel alle Freyheitsbriefe 5. Den brandenbur= giſchen Stádten Stendal, Soltwedel, Tangermünde, Seehuſen, Gardelegen 2c. ertheilte er die beſondere Gnade, daß ſie die von der Mark rührende Lehen ohne Abga- be halten und genießen ſollten 6. Den Gebrudern von Kumeltitz erneuerte er die Lehen/ welche ſie vom Mark= grafen Otto im vorigen Iahre erhalten hatten 7. Die Gebrûder Gebehard und Werner von Alvensleven erbielten eine Beſtätigung ihrer Guter und Gerechtſa= me 8. Dann bat auch der Kommenthur des Iohan= niterordens in der Mark , Bernhard von Schulenburg um die Beſtátigung der Beſitzungen, Lehen und ande= rer Freyheiten ſeiner Ordensbrūder in der Mark, die e. d. auch Wenzel nebst dem Kaiſer Karl IV. ausfertigte 9. Zuletzt c. d. c. d. c. d. 1 Ap. LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1355. Orlginalia ſunt in Arch. CAES. VINDOB. 2 Hr. GERKE C. Br. D. Tom. Il. p. 614. 3 IDEM Tom. VII. 1. c. p. 61. 4 IDEM 1. c. Tom. V. p. 198. IDEM Dipl. Vet. Marchiæ B. J. p. 165. 5 IDEM 1. c. p. 614. 6 7 IDEM C. B. D. Tom. V. p. 106. 8 IEEM Dipl. Vet. March. II. B. p. 451. 9 Dipl. ap. LVDEWIG Rel. Tom. IX. p.534.
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Brandenburg. 37 Zuletzt fertigte noch der Markgraf Otto an die Stán I373. de der Priegniſz Briefe aus, wodurch er ſie an den Ko= nig Wenzel und ſeine Erben verwies I. Bon Strausberg reiste der König Wenzel, in Geſellſchaft des Kaiſers und anderer hohen Perſonen nach Berlin. Hier huldigten ihm die brandenburgi= ſchen Stádte Belicz, Spandau) Eberswald und Ra= tenau, als ihrem Herrn, worüber sie ein Bekenntniß I Sept. ausftellten 2. Dem Kloſter Korin/ Ciftercienſeror= dens aber beſkätigte Wenzel alle Borrechte und Frey= heitsbriefe 3. Einige Tage darauf trafen auch die Ab e. d. geordneten der Stadt Tangermünde in Berlin ein, wel= che Wenzeln die Huldigung ablegten 4. Bon Berlin 7 e. m. erhob man ſich nach Stendal, wo Wenzel denen von Winzelberg ihre- Freyheiten beſlátigte 5. Die übri= gen hier nicht genannten Städte huldigten Wenzeln im folgenden Iahre auf gleiche Art. Was aber der Kaiſer hier damals in der Mark Brandenburg gethan und ausgefertiget hat, iſt in ſeinem Leben beſchrieben wor= den. Hierauf reiſke unſer Kónig Wenzel in der Ge= ſellſchaft des Kaiſers Karl, des Markgrafen Otto, und des bayriſchen Herzogs Friedrich nach Böhmen zu= růck. Der Kaijer hatte ſich vorgenommen Wenzeln und deſfen Erben mit der Mark Brandenburg in Prag öffentlich und in Gegenwart einiger Reichsfürsten zu be- lehnen. Es wurde alſo der Sonntag nach Michaelis zu dieſer Feyerlichkeit angeſetzt. Wie nun dieſer Tag angekommen war, verſammelten ſich die anweſenden Fürsten, den- óóhmische Adel und eine Menge Bolkes C 3 10 e.m. 29 Aug. an I Hr. HAEBERLIN p. 769. 2 Origin, in Arch. CAES. VINDOB. an fant Aegidit Tag. 3 Ben H. GERKE C. D. B. Tom. II. p. 495. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. 5 5r. GERXE fragm. March, 1i. Th. p. 85.
Brandenburg. 37 Zuletzt fertigte noch der Markgraf Otto an die Stán I373. de der Priegniſz Briefe aus, wodurch er ſie an den Ko= nig Wenzel und ſeine Erben verwies I. Bon Strausberg reiste der König Wenzel, in Geſellſchaft des Kaiſers und anderer hohen Perſonen nach Berlin. Hier huldigten ihm die brandenburgi= ſchen Stádte Belicz, Spandau) Eberswald und Ra= tenau, als ihrem Herrn, worüber sie ein Bekenntniß I Sept. ausftellten 2. Dem Kloſter Korin/ Ciftercienſeror= dens aber beſkätigte Wenzel alle Borrechte und Frey= heitsbriefe 3. Einige Tage darauf trafen auch die Ab e. d. geordneten der Stadt Tangermünde in Berlin ein, wel= che Wenzeln die Huldigung ablegten 4. Bon Berlin 7 e. m. erhob man ſich nach Stendal, wo Wenzel denen von Winzelberg ihre- Freyheiten beſlátigte 5. Die übri= gen hier nicht genannten Städte huldigten Wenzeln im folgenden Iahre auf gleiche Art. Was aber der Kaiſer hier damals in der Mark Brandenburg gethan und ausgefertiget hat, iſt in ſeinem Leben beſchrieben wor= den. Hierauf reiſke unſer Kónig Wenzel in der Ge= ſellſchaft des Kaiſers Karl, des Markgrafen Otto, und des bayriſchen Herzogs Friedrich nach Böhmen zu= růck. Der Kaijer hatte ſich vorgenommen Wenzeln und deſfen Erben mit der Mark Brandenburg in Prag öffentlich und in Gegenwart einiger Reichsfürsten zu be- lehnen. Es wurde alſo der Sonntag nach Michaelis zu dieſer Feyerlichkeit angeſetzt. Wie nun dieſer Tag angekommen war, verſammelten ſich die anweſenden Fürsten, den- óóhmische Adel und eine Menge Bolkes C 3 10 e.m. 29 Aug. an I Hr. HAEBERLIN p. 769. 2 Origin, in Arch. CAES. VINDOB. an fant Aegidit Tag. 3 Ben H. GERKE C. D. B. Tom. II. p. 495. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. 5 5r. GERXE fragm. March, 1i. Th. p. 85.
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38 Wird damit belehnt. 1373. an dem beſlimmten Orte ; dann ſeſzte ſich Karl im kai= ſerlichen Schmucke auf den Thron. Hierauf erschien unſer Wenzel, welchen dann der Kaiſer, mit der Mark Brandenburg, durch Uiberreichung der Fahne 2 Okt. dieſes Landes , auf das geſeſzmáßigſte belehnte 1. Die anweſenden hohen Perſonen waren: die Herzoge Otto und Friedrich von Bayern , die Markgrafen Wilhelm zu Meiſſen/ und Iohann von Mähren/ der Burg= graf Friedrich von Nürnberg ; die Herzoge Przemiſl von Teſchen , Niklas von Troppau , Ruprecht von Lignitz/ und Heinrich von Brieg ; die Grafen Burg= hard von Magdeburg, Rudolph von Habsburg Friedrich von Teck, Engelhard von Weinsberg, Kraft von Hohenlohe, die auswártigen Biſchofe Lamb= recht von Strasburg und Agapit von Lisbon, Päbslicher Legat, nebst dem Prager Erzbischof mit ſeiner ganzen hohen Geiſtlichkeit. Der Kaiſer fertigte am nehmlichen Tage einen Machtbrief aus , worinn er bezeuget, daß er/ als Rom. Kaiſer, ſeinen Sohn Wenzel und deſſen Erben mit der Mark Brandenburg belehnt, und zugleich dieß Land der Krone Böhmen auf ewige Zeiten einverleibet habe 2. Was noch mehr und weiter mit den Bayriſchen Herzogen wegen Bran= denburg in dieſem Jahre abgehandelt worden, kann man in meiner Lebensbeschreibung Kais. Karl IV. nach- ſchlagen. Sobald alſo Wenzel mit der Mark Branden- burg belehnt, und auf dieſe Art in den Besitz derſelben trat, nahm er auch ein anderes Sigill an. Er ſitzt auf dem Throne, wie im vorigen Siegsh Unten zur Rechten c. d. I Zu oleicher Zeit wurden auch des Königs Wenzel Brüder, Siegmund und Iohann, wie auch deſſen Vettern, die Markgrafen von Máhren, mit Bran- denburg beſehnt. BEN. de WEITMIL p. 419. 2 LVNIG C. G. D. Tom. 1. p. 1358. Originalia in Ar- chivo CAES. VINDOB.
38 Wird damit belehnt. 1373. an dem beſlimmten Orte ; dann ſeſzte ſich Karl im kai= ſerlichen Schmucke auf den Thron. Hierauf erschien unſer Wenzel, welchen dann der Kaiſer, mit der Mark Brandenburg, durch Uiberreichung der Fahne 2 Okt. dieſes Landes , auf das geſeſzmáßigſte belehnte 1. Die anweſenden hohen Perſonen waren: die Herzoge Otto und Friedrich von Bayern , die Markgrafen Wilhelm zu Meiſſen/ und Iohann von Mähren/ der Burg= graf Friedrich von Nürnberg ; die Herzoge Przemiſl von Teſchen , Niklas von Troppau , Ruprecht von Lignitz/ und Heinrich von Brieg ; die Grafen Burg= hard von Magdeburg, Rudolph von Habsburg Friedrich von Teck, Engelhard von Weinsberg, Kraft von Hohenlohe, die auswártigen Biſchofe Lamb= recht von Strasburg und Agapit von Lisbon, Päbslicher Legat, nebst dem Prager Erzbischof mit ſeiner ganzen hohen Geiſtlichkeit. Der Kaiſer fertigte am nehmlichen Tage einen Machtbrief aus , worinn er bezeuget, daß er/ als Rom. Kaiſer, ſeinen Sohn Wenzel und deſſen Erben mit der Mark Brandenburg belehnt, und zugleich dieß Land der Krone Böhmen auf ewige Zeiten einverleibet habe 2. Was noch mehr und weiter mit den Bayriſchen Herzogen wegen Bran= denburg in dieſem Jahre abgehandelt worden, kann man in meiner Lebensbeschreibung Kais. Karl IV. nach- ſchlagen. Sobald alſo Wenzel mit der Mark Branden- burg belehnt, und auf dieſe Art in den Besitz derſelben trat, nahm er auch ein anderes Sigill an. Er ſitzt auf dem Throne, wie im vorigen Siegsh Unten zur Rechten c. d. I Zu oleicher Zeit wurden auch des Königs Wenzel Brüder, Siegmund und Iohann, wie auch deſſen Vettern, die Markgrafen von Máhren, mit Bran- denburg beſehnt. BEN. de WEITMIL p. 419. 2 LVNIG C. G. D. Tom. 1. p. 1358. Originalia in Ar- chivo CAES. VINDOB.
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Sein neues Siegel. 37 Rechten des Throns sieht man den Böhmischen Löwen; 1373. zur Linken den Brandenburgiſchen Adler. Zu den Füſ= ſen des Throns erſcheinen die Wappen von der Ober= und Niederlauſitz/und von Schleſien. Die Umſchrift lau= tet: Wenczeslaus: Quartus: Dei: Gratia: Boemie: Rex: Brandenburgenſis : Marchio : Luczemburgenſis : Slezie: Et : Luſacie : Dux. Das Gegenfiegel iſf eben ſo, wie beym erſken großen Siegel, nämlich der zweyköpfige Adler mit dem Böhmiſchen Löwen auf der Bruft I. So war nun der Kónig Wenzel Markgraf und Herr von Brandenburg/ welche Erwerbung aber ſeinen Bater, den Kaiſer, große Summen Geldes gekoftet hat. Der Markgraf Iohann von Mähren allein hatte ihm hiezu vier und ſechzig tauſend ungariſche Dukaten vor- geſfreckty wie ſich dann Wenzel und der Erzbiſchof von Prag schriftlich verbanden, sie wollen ihm nebst dem Kaiſer dieſe Summe in der Zeit von einem Iah= re wieder entrichten 2. Und wie hierauf der Kai= ſer dem Erzbiſchof von Prag und deſſen Nachfolgern, vielleicht in Rücksicht der erwähnten Gewährleistung, einige Güter jenſeits des Böhmerwaldes ſchenkte, damit sie ſich daſelbft aufhalten könnten, wenn ſie, als Pabſ= liche Legaten die Bißthumer Bamberg und Regens burg beſuchten/ ſo gab auch unſer Wenzel ſeine Einwilli= gung dazu 3. Mit Ende des Jahrs aber treffen wir1 Dec- Wenzeln C 4 1 Vide ſigillum Tab. II. n. V. Es kommt im kaiſ. Wiener Hausarchiv von 1374 bis 1379 viermal vor. 2 Dipl. in collectione diplom. Monasterii Raygern ex ori- ginali. Diploma in meines Karl IV. Urkundenbuche num. CCLXXXII. Daß aber der im I. I379 erwählte Prager Erzbiſchof , Iohann von Ienſtein , das Biß= thum Regensburg, als legatus natus, viſitirt habe, erhellet aus einer Stelle des Biographen deſſelben, wo es heißet : Nec hoc modice honori ſuo famula- tur , quod jurisdictionem quoque in Eccleſia Ratis- ponenſi ſibi jure legationis ſubjecte anno Domini 1386 Dominica Cantate ipſe ſuſcepit. MS. 3 3 Okt.
Sein neues Siegel. 37 Rechten des Throns sieht man den Böhmischen Löwen; 1373. zur Linken den Brandenburgiſchen Adler. Zu den Füſ= ſen des Throns erſcheinen die Wappen von der Ober= und Niederlauſitz/und von Schleſien. Die Umſchrift lau= tet: Wenczeslaus: Quartus: Dei: Gratia: Boemie: Rex: Brandenburgenſis : Marchio : Luczemburgenſis : Slezie: Et : Luſacie : Dux. Das Gegenfiegel iſf eben ſo, wie beym erſken großen Siegel, nämlich der zweyköpfige Adler mit dem Böhmiſchen Löwen auf der Bruft I. So war nun der Kónig Wenzel Markgraf und Herr von Brandenburg/ welche Erwerbung aber ſeinen Bater, den Kaiſer, große Summen Geldes gekoftet hat. Der Markgraf Iohann von Mähren allein hatte ihm hiezu vier und ſechzig tauſend ungariſche Dukaten vor- geſfreckty wie ſich dann Wenzel und der Erzbiſchof von Prag schriftlich verbanden, sie wollen ihm nebst dem Kaiſer dieſe Summe in der Zeit von einem Iah= re wieder entrichten 2. Und wie hierauf der Kai= ſer dem Erzbiſchof von Prag und deſſen Nachfolgern, vielleicht in Rücksicht der erwähnten Gewährleistung, einige Güter jenſeits des Böhmerwaldes ſchenkte, damit sie ſich daſelbft aufhalten könnten, wenn ſie, als Pabſ= liche Legaten die Bißthumer Bamberg und Regens burg beſuchten/ ſo gab auch unſer Wenzel ſeine Einwilli= gung dazu 3. Mit Ende des Jahrs aber treffen wir1 Dec- Wenzeln C 4 1 Vide ſigillum Tab. II. n. V. Es kommt im kaiſ. Wiener Hausarchiv von 1374 bis 1379 viermal vor. 2 Dipl. in collectione diplom. Monasterii Raygern ex ori- ginali. Diploma in meines Karl IV. Urkundenbuche num. CCLXXXII. Daß aber der im I. I379 erwählte Prager Erzbiſchof , Iohann von Ienſtein , das Biß= thum Regensburg, als legatus natus, viſitirt habe, erhellet aus einer Stelle des Biographen deſſelben, wo es heißet : Nec hoc modice honori ſuo famula- tur , quod jurisdictionem quoque in Eccleſia Ratis- ponenſi ſibi jure legationis ſubjecte anno Domini 1386 Dominica Cantate ipſe ſuſcepit. MS. 3 3 Okt.
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38 Reiſet nach Brandenburg. 1373. Wenzeln zu Pieſk im Königgräßzer Kreiſe an. Er be= willigte daſelbſk, daß die Herzoginn von Schweidniß Agnes/ ihrem getreuen Neplach von Oſtrow das Dorf Noroſchow/ geſegen in dem Weichbilde zu Gráßz, mit zwen Schock Groſchen verſchreiben und geben 20Dee. könne I. Im Monate Februar des folgenden Iahrs reiſfe Wenzel in Geſellſchaft des Kaiſers , der Kaiſerinn, und ſeiner zwey Brüder Siegmund und Iohann wie= der in die Mark Brandenburg 2. Man trifft ſie zu Berlin, Stendal, Prenzlau, Guben, meiſkens aber zu Tangermunde an. Zu Prenzlau wurde unſer Wenzel dem Bündniſſe eingeſchloſſen/ welches daſelbst der Kai= ſer Karl zur gemeinſchaftlichen Bertheidigung der bey= derſeitigen Beſißzungen mit den Herzogen Wratiſlaw I7 Man und Bogiſlaw von Pommern errichtete 3. Am nehm= lichen Tage belehnte Wenzel nebſt Karln die Herren von Werle mit ihren Meklenburgiſchen Gütern 4. Der Herzog Iohann von Meklenburg , wie auch ſein Sohn, thaten auf alle Anſprüche, die sie auf Bran= denburg haben könnten, Berzicht/ und verſicherten, daß die Mark dem König Wenzel und deſſen Brüdern 20 e.m. ewig bleiben ſolle 5. Indeſſen hatten ſich die Abge= ordneten der meiſten Brandenburgiſchen Städte, vierzig an der Zahl, zu Altbrandenburg verſammelt. Der König Wenzel erhob sich alſo dahin, und alle vierzig Stádte legten ihm/ und deſſen Brüdern, die Huldi= 1374. gung I Diplomatiſche Sammlung im Klofter Ra=hern ex originali. 2 BENESS de WEITM. p. 422. Die in meinem Karl IV. angeführte Urkunde vom 2. Márz gehört in das folgende 1375 I. wie denn das Datum WENKER in Coll. Arch. p. 383 richtiger, als LVNIG angegeben hat 3 Hr. GERKE C. B. D. Tom. II. p. 115. 4 IDEM I. c. p. 617. Origin. in Arch. R. Boh. 5 Originale in Arch. R. Boh.
38 Reiſet nach Brandenburg. 1373. Wenzeln zu Pieſk im Königgräßzer Kreiſe an. Er be= willigte daſelbſk, daß die Herzoginn von Schweidniß Agnes/ ihrem getreuen Neplach von Oſtrow das Dorf Noroſchow/ geſegen in dem Weichbilde zu Gráßz, mit zwen Schock Groſchen verſchreiben und geben 20Dee. könne I. Im Monate Februar des folgenden Iahrs reiſfe Wenzel in Geſellſchaft des Kaiſers , der Kaiſerinn, und ſeiner zwey Brüder Siegmund und Iohann wie= der in die Mark Brandenburg 2. Man trifft ſie zu Berlin, Stendal, Prenzlau, Guben, meiſkens aber zu Tangermunde an. Zu Prenzlau wurde unſer Wenzel dem Bündniſſe eingeſchloſſen/ welches daſelbst der Kai= ſer Karl zur gemeinſchaftlichen Bertheidigung der bey= derſeitigen Beſißzungen mit den Herzogen Wratiſlaw I7 Man und Bogiſlaw von Pommern errichtete 3. Am nehm= lichen Tage belehnte Wenzel nebſt Karln die Herren von Werle mit ihren Meklenburgiſchen Gütern 4. Der Herzog Iohann von Meklenburg , wie auch ſein Sohn, thaten auf alle Anſprüche, die sie auf Bran= denburg haben könnten, Berzicht/ und verſicherten, daß die Mark dem König Wenzel und deſſen Brüdern 20 e.m. ewig bleiben ſolle 5. Indeſſen hatten ſich die Abge= ordneten der meiſten Brandenburgiſchen Städte, vierzig an der Zahl, zu Altbrandenburg verſammelt. Der König Wenzel erhob sich alſo dahin, und alle vierzig Stádte legten ihm/ und deſſen Brüdern, die Huldi= 1374. gung I Diplomatiſche Sammlung im Klofter Ra=hern ex originali. 2 BENESS de WEITM. p. 422. Die in meinem Karl IV. angeführte Urkunde vom 2. Márz gehört in das folgende 1375 I. wie denn das Datum WENKER in Coll. Arch. p. 383 richtiger, als LVNIG angegeben hat 3 Hr. GERKE C. B. D. Tom. II. p. 115. 4 IDEM I. c. p. 617. Origin. in Arch. R. Boh. 5 Originale in Arch. R. Boh.
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Herrſcht daſelbſt. 39 gung ab worüber ſie Bekenntnißbriefe ausſtellten I. I374. 2I Man Wenzel giċkg hierauf nach Prenzlau wieder zurūck/ wo er den Herren von Werle eine Berſicherung ausſtellte, daß er ſie allezeit ſchutzen und bey ihren Gerechtſamen laſſen wolle 2. Bon Prenzlau erhob ſich der ganze Hof nach Guben. Hier fertigte der König Wenzel, als Beſitzer der Mark Brandenburg, und mit Zuzie= hung ſeiner beyden Brüder/ eine Berſchreibung aus, kraft deren er die Mark Brandenburg mit der Krone Böhmen auf ewig veremigte 3. In einem andern 28 e.m. Briefe verband er ſich und verſprach / daß er die Mart Brandenburg von der Krone Böhmen nie trennen oder ſcheiden wolle 4, und beſfátigte die Landesfreyheiten der ganzen Mark 5. Es ſcheint, daß der König Wen= zel zu eben der Zeit die Brandenburgiſchen Herren und Ritter mit ihren Gütern belehnt habe, denn sie stellten ein Bekenntniß aus , daß ſie dieſelben von der Krone Böhmen zu Lehen empfangen, und daß ſie ihre treue Baſallen ſeyn wollen 6. Am nehmlichen Tage belehn= te Wenzel, als Markgraf von Brandenburg, die Herren von Wedel mit ihren in der Mark geſegenen Gütern, wie sie es in einer Schrift bezeugten 7. Nicht lange darauf treffen wir die ganze hohe Geſellſchaft zu Tangermünde an. Was hier damals für hohe Perso- nen mit dem Kais. Hofe waren, kann man in Karl IV. ſehen 8. Der Kaiſer beſlätigte hier die von Wenzel zu Guben geſchehene Bereinigung der Mark Branden= C 5 25 e.m. c. d. c. d. c. d. c. d. burg 1 Originalia in Arch. CAES. VINDOB. 2 Hr. GEKKE I. c. p. 622. 3 IDEM Fragm. March. Tom. II. p. 77. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. LVNIG C. G. D. Tom. 1. p. 1378. 5 Origin. IBID. Seben Guben an der h. Dreyfaltigkeit Tage. 6 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1375. 7 Origin. in Arch, R. Boh. 8 S. 880.
Herrſcht daſelbſt. 39 gung ab worüber ſie Bekenntnißbriefe ausſtellten I. I374. 2I Man Wenzel giċkg hierauf nach Prenzlau wieder zurūck/ wo er den Herren von Werle eine Berſicherung ausſtellte, daß er ſie allezeit ſchutzen und bey ihren Gerechtſamen laſſen wolle 2. Bon Prenzlau erhob ſich der ganze Hof nach Guben. Hier fertigte der König Wenzel, als Beſitzer der Mark Brandenburg, und mit Zuzie= hung ſeiner beyden Brüder/ eine Berſchreibung aus, kraft deren er die Mark Brandenburg mit der Krone Böhmen auf ewig veremigte 3. In einem andern 28 e.m. Briefe verband er ſich und verſprach / daß er die Mart Brandenburg von der Krone Böhmen nie trennen oder ſcheiden wolle 4, und beſfátigte die Landesfreyheiten der ganzen Mark 5. Es ſcheint, daß der König Wen= zel zu eben der Zeit die Brandenburgiſchen Herren und Ritter mit ihren Gütern belehnt habe, denn sie stellten ein Bekenntniß aus , daß ſie dieſelben von der Krone Böhmen zu Lehen empfangen, und daß ſie ihre treue Baſallen ſeyn wollen 6. Am nehmlichen Tage belehn= te Wenzel, als Markgraf von Brandenburg, die Herren von Wedel mit ihren in der Mark geſegenen Gütern, wie sie es in einer Schrift bezeugten 7. Nicht lange darauf treffen wir die ganze hohe Geſellſchaft zu Tangermünde an. Was hier damals für hohe Perso- nen mit dem Kais. Hofe waren, kann man in Karl IV. ſehen 8. Der Kaiſer beſlätigte hier die von Wenzel zu Guben geſchehene Bereinigung der Mark Branden= C 5 25 e.m. c. d. c. d. c. d. c. d. burg 1 Originalia in Arch. CAES. VINDOB. 2 Hr. GEKKE I. c. p. 622. 3 IDEM Fragm. March. Tom. II. p. 77. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. LVNIG C. G. D. Tom. 1. p. 1378. 5 Origin. IBID. Seben Guben an der h. Dreyfaltigkeit Tage. 6 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1375. 7 Origin. in Arch, R. Boh. 8 S. 880.
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40 Reiſet mit dem Kaiſer 1374, burg mit Böhmen und alles übrige, was wegen Bran= 29Iun. denburg vorgegangen/ als Oberſfer Lehnsherr I. Wen= zel aber verſicherte den Erzbiſchof Peter von Magde= 5 Iul. burg ſeiner Lander wegen aller Anſprache frey 2/ und verband ſich mit ihm, ſo wie auch der Kaiſer, zu ge= meinſchaftlicher Hūlfe 3. Dagegen auch der Erzbiſchof eine Berſicherung ausſtellte, daß er nie nach den Lán= dern Wenzels und ſeiner Brūder ſtreben 4, wohl aber den Kaiſer Karl, den König Wenzel und die Mark= grafen Siegmund und Iohann gegen alle Angriffe vertheidigen wolle 5. Ferners wurde am dritten Tage zwiſchen dem Kaiſer und dem Fürſten Heinrich von Anhalt ein Bündniß errichtet, worinn unſer Wen= zel auch eingeſchloſſen wurde 6. Der Herzog Albrecht von Meklenburg ward Hier von Wenzeln mit dem Schloſſe Merniſze und was dazu gehört, belehnt dar= e. d. über er ein Bekenntniß ausfertigte 7. Der Kaiſer reiste hierauf wieder nach Böhmen. Die zwey jüngeren Söhne, Siegmund und Johann, ließ er zu Tangermunde unter der Aufſicht des Biſchofs von Leubus/ Iohann Ritlitz. Unſern Wenzel aber nahm er mit ſich ; und wie er im Herbſke an den Rhein eine Reiſe machte, mußte ihn Wenzel auch dahin beglei= ten. Denn Karl bemühte ſich ſchon in dieſem Iahre ſeinem Sohne Wenzel auch die Thronfolge im Reiche zu verſchaffen. Weil er die Kuhrfürsten zu dieſem ſei= nem Borhaben vorbereiten wollte, ſo war es nicht über= ſlüſſig, wenn er ihnen zugleich den hoffnungsvollen drey= 7 c. m. c. d. 1 Cl. GERKE C. D. B. Tom. III. p. 122. Origin. in Arch. CAES. VIND. 2 IDEM C. D. B. Tom. I. p. 80. IDEM I. c. Tom. IV. p. 529. 4 Orig. in Arch. CAES. VIND. Geben Tangermünde Mittwoch nach ſ. Peter und Paul Tage- 5 Originale in Arch. Regni Boh, 6 Origin. IBIDEM. 7 Origin. IBID. 3
40 Reiſet mit dem Kaiſer 1374, burg mit Böhmen und alles übrige, was wegen Bran= 29Iun. denburg vorgegangen/ als Oberſfer Lehnsherr I. Wen= zel aber verſicherte den Erzbiſchof Peter von Magde= 5 Iul. burg ſeiner Lander wegen aller Anſprache frey 2/ und verband ſich mit ihm, ſo wie auch der Kaiſer, zu ge= meinſchaftlicher Hūlfe 3. Dagegen auch der Erzbiſchof eine Berſicherung ausſtellte, daß er nie nach den Lán= dern Wenzels und ſeiner Brūder ſtreben 4, wohl aber den Kaiſer Karl, den König Wenzel und die Mark= grafen Siegmund und Iohann gegen alle Angriffe vertheidigen wolle 5. Ferners wurde am dritten Tage zwiſchen dem Kaiſer und dem Fürſten Heinrich von Anhalt ein Bündniß errichtet, worinn unſer Wen= zel auch eingeſchloſſen wurde 6. Der Herzog Albrecht von Meklenburg ward Hier von Wenzeln mit dem Schloſſe Merniſze und was dazu gehört, belehnt dar= e. d. über er ein Bekenntniß ausfertigte 7. Der Kaiſer reiste hierauf wieder nach Böhmen. Die zwey jüngeren Söhne, Siegmund und Johann, ließ er zu Tangermunde unter der Aufſicht des Biſchofs von Leubus/ Iohann Ritlitz. Unſern Wenzel aber nahm er mit ſich ; und wie er im Herbſke an den Rhein eine Reiſe machte, mußte ihn Wenzel auch dahin beglei= ten. Denn Karl bemühte ſich ſchon in dieſem Iahre ſeinem Sohne Wenzel auch die Thronfolge im Reiche zu verſchaffen. Weil er die Kuhrfürsten zu dieſem ſei= nem Borhaben vorbereiten wollte, ſo war es nicht über= ſlüſſig, wenn er ihnen zugleich den hoffnungsvollen drey= 7 c. m. c. d. 1 Cl. GERKE C. D. B. Tom. III. p. 122. Origin. in Arch. CAES. VIND. 2 IDEM C. D. B. Tom. I. p. 80. IDEM I. c. Tom. IV. p. 529. 4 Orig. in Arch. CAES. VIND. Geben Tangermünde Mittwoch nach ſ. Peter und Paul Tage- 5 Originale in Arch. Regni Boh, 6 Origin. IBIDEM. 7 Origin. IBID. 3
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nach Deutſchland. 41 dreyzehnjäßrigen Prinzen perſönlich aufführte. Wir I374. wollen nur dasjenige von dieſer Reiſe anmerken , was auf unſern Wenzel eine Beziehung hat; das übrige kann man im Karl IV. nachſehen I. Zu Nürnberg Hatten sich die Pfäszischen und Bayriſchen Fürſten, Ruprecht der Aeltere, Stephan, Otto und die übrigen, wie Karl mit Wenzeln dahin gekommen war, eingefunden. Sie verbanden ſich alle zujammen gegen den Kaiſer und ſeinen Sohn Wenzel, daß ſie auf derſelben Lande, die in Böhmen, Branden= burg, Polen, das iſk, Schleſien, Franken, Bayern und wo ſie ſonſt immer gelegen ſind, nie einen An= ſpruch machen wollen 2, und gaben Karln und Wen= zeln eine Berſicherung, daß ſie die ihnen ſchuldigen hun= dert tauſend Goldgulden in getheilten Summen nach und nach annehmen wollten 3. Die Bayriſchen Her= zoge Stephan und deſſen Söhne bezeugten auch, daß ſie die in der Pfalz an Herzog Otto für hundert tau= ſend Goldgulden verſeſzten Oerter nach Ottens Tode an niemand andern, als an Kaiſer Karl und deſſen Sohn Wenzel und Erben, wieder zu löſen geben werden 4. Was ihnen aber der Kaiser, um ihre Gunst zu ge- winnen/ verſchrieben, haben wir ſchon anderswo er= zählet 5. Bon Nürnberg gieng der Kaiſer nach Mannz. Er bemühte sich hier die geiſklichen Kuhrfürsken dahin zu bewegen, daß ſie bey einer künftigen Wahl eines Römiſchen Königs die Stimmen ſeinem Sohne, dem König Wenzel , geben mochten. Um ſie zu gewinnen, mußte er ihnen verſchiedene Bortheile und Borrechte 14. c.m. 16 c.m. 4 Okt. mit 1 S. 882 2c. 2 Origin. in Arch. CAES. VIND. LVNIGC. G. D. Tom. 1. p. 1387. 3 IDEM 1. c. p. 1387. Origin, in Arch. CAES. VIND. 4 Origin, in Arch, CAES. VIND. 5 Sieh Karl IV. S. 882.
nach Deutſchland. 41 dreyzehnjäßrigen Prinzen perſönlich aufführte. Wir I374. wollen nur dasjenige von dieſer Reiſe anmerken , was auf unſern Wenzel eine Beziehung hat; das übrige kann man im Karl IV. nachſehen I. Zu Nürnberg Hatten sich die Pfäszischen und Bayriſchen Fürſten, Ruprecht der Aeltere, Stephan, Otto und die übrigen, wie Karl mit Wenzeln dahin gekommen war, eingefunden. Sie verbanden ſich alle zujammen gegen den Kaiſer und ſeinen Sohn Wenzel, daß ſie auf derſelben Lande, die in Böhmen, Branden= burg, Polen, das iſk, Schleſien, Franken, Bayern und wo ſie ſonſt immer gelegen ſind, nie einen An= ſpruch machen wollen 2, und gaben Karln und Wen= zeln eine Berſicherung, daß ſie die ihnen ſchuldigen hun= dert tauſend Goldgulden in getheilten Summen nach und nach annehmen wollten 3. Die Bayriſchen Her= zoge Stephan und deſſen Söhne bezeugten auch, daß ſie die in der Pfalz an Herzog Otto für hundert tau= ſend Goldgulden verſeſzten Oerter nach Ottens Tode an niemand andern, als an Kaiſer Karl und deſſen Sohn Wenzel und Erben, wieder zu löſen geben werden 4. Was ihnen aber der Kaiser, um ihre Gunst zu ge- winnen/ verſchrieben, haben wir ſchon anderswo er= zählet 5. Bon Nürnberg gieng der Kaiſer nach Mannz. Er bemühte sich hier die geiſklichen Kuhrfürsken dahin zu bewegen, daß ſie bey einer künftigen Wahl eines Römiſchen Königs die Stimmen ſeinem Sohne, dem König Wenzel , geben mochten. Um ſie zu gewinnen, mußte er ihnen verſchiedene Bortheile und Borrechte 14. c.m. 16 c.m. 4 Okt. mit 1 S. 882 2c. 2 Origin. in Arch. CAES. VIND. LVNIGC. G. D. Tom. 1. p. 1387. 3 IDEM 1. c. p. 1387. Origin, in Arch. CAES. VIND. 4 Origin, in Arch, CAES. VIND. 5 Sieh Karl IV. S. 882.
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42 Sammelt Stimmen 1374. mittheilen. Was er damals für den Kuhrfürsken von Trier gethan hat, ift in ſeiner Lebensbeſchreibung er= záhlt worden I. Der Kuhrfürst von Köln erhielt gleichfalls bald darauf mancherley Freyheiten 2. Der Kuhrfürſt von Maynz brauchte damals des Kaiſers Schuß wider Adolfen von Naſſau. Dieſer war auch der erſte, der dem Kaiſer eine ſchriftliche Berſicherung zu Nürnberg ausstellte, er wolle seinen Sohn, den Wenzel, zu einem Rómiſchen Konig wáhlen 3. Nach dieſer vorläufigen Aeußerung des erſten geiſllichen Kuhr= fürsten bewog er bald darauf auch die drey Kuhrfür= ſken von Trier, Röln und Sachſen/ daß ſie ihm ſchriftlich verſprachen, ſie wollten bey einer Romiſchen Königswahl ihre Stimmen ſeinem Sohne Wenzel er= theilen/ wie es der Kuhrfürst von der Pfalz bezeuget 4. Die Stimmen von Böhmen und Brandenburg hien= gen faſf von ſeinem Willen ab/ und ſo hatte er noch den alten Kuhrfürſken von der Pfalz Ruprechten, für Wenzeln zu gewinnen. Dieſem legte er die ſchriftli= chen Berſprechungen der oben genannten Kuhrfürsten vor/ welcher dann keinen Anſkand nahm gleichfalls dem Kaiſer ſchriftlich zu verſprechen, daß er zu ſeiner Zeit ſeine Stimme mit den Stimmen der übrigen Khur= fürſten vereinigen, und den Kónig Wenzel zu einem 22 Feb. Römiſchen König und künftigen Kaiſer wáhlen wolle 5. Bielleicht wáre Wenzel ſchon in dieſem 1375ſken Iahre zum Romiſchen Kónig gewáhlet worden, wenn nicht die zwey erwählten Erzbiſchofe von Maynz Adolph 8 Dee. 1375. und 1 S. 884. 2 IBID. p. 886. 3 Urkundenbuch n. X. 4 IBIDEM n. XI. Des Kubrfürsten von Sachſen Brief ist zu Wittenberg a. 1375 am St. Antoni Tag oder den I7. Ian. datirt. Das Original liegt in Archi- vo Curiæ Feud. & Appellat. Regni Boh. 5 Urkundenb. n. XI.
42 Sammelt Stimmen 1374. mittheilen. Was er damals für den Kuhrfürsken von Trier gethan hat, ift in ſeiner Lebensbeſchreibung er= záhlt worden I. Der Kuhrfürst von Köln erhielt gleichfalls bald darauf mancherley Freyheiten 2. Der Kuhrfürſt von Maynz brauchte damals des Kaiſers Schuß wider Adolfen von Naſſau. Dieſer war auch der erſte, der dem Kaiſer eine ſchriftliche Berſicherung zu Nürnberg ausstellte, er wolle seinen Sohn, den Wenzel, zu einem Rómiſchen Konig wáhlen 3. Nach dieſer vorläufigen Aeußerung des erſten geiſllichen Kuhr= fürsten bewog er bald darauf auch die drey Kuhrfür= ſken von Trier, Röln und Sachſen/ daß ſie ihm ſchriftlich verſprachen, ſie wollten bey einer Romiſchen Königswahl ihre Stimmen ſeinem Sohne Wenzel er= theilen/ wie es der Kuhrfürst von der Pfalz bezeuget 4. Die Stimmen von Böhmen und Brandenburg hien= gen faſf von ſeinem Willen ab/ und ſo hatte er noch den alten Kuhrfürſken von der Pfalz Ruprechten, für Wenzeln zu gewinnen. Dieſem legte er die ſchriftli= chen Berſprechungen der oben genannten Kuhrfürsten vor/ welcher dann keinen Anſkand nahm gleichfalls dem Kaiſer ſchriftlich zu verſprechen, daß er zu ſeiner Zeit ſeine Stimme mit den Stimmen der übrigen Khur= fürſten vereinigen, und den Kónig Wenzel zu einem 22 Feb. Römiſchen König und künftigen Kaiſer wáhlen wolle 5. Bielleicht wáre Wenzel ſchon in dieſem 1375ſken Iahre zum Romiſchen Kónig gewáhlet worden, wenn nicht die zwey erwählten Erzbiſchofe von Maynz Adolph 8 Dee. 1375. und 1 S. 884. 2 IBID. p. 886. 3 Urkundenbuch n. X. 4 IBIDEM n. XI. Des Kubrfürsten von Sachſen Brief ist zu Wittenberg a. 1375 am St. Antoni Tag oder den I7. Ian. datirt. Das Original liegt in Archi- vo Curiæ Feud. & Appellat. Regni Boh. 5 Urkundenb. n. XI.
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zu ſeiner Rom. Kónigswahl. 43 und Ludwig, um das Erzbißthum mit dem Degen in 1375. der Hand, geſtritten hätten. Der Kaiſer bemühte ſich alſo dieſe zwey Erzbi= ſchofe mit einander zu vergleichen/ während welcher Zeit unſer Wenzel zu Prag für die Gemeinde dieſer Stadt einen Freyheitsbrief ausfertigte. Er ſprach sie von al= len Steuern und Abgaben auf ganze ſieben Iahre los und frey ; doch wurden hievon ausgenommen die ſech= zig Schock Groſchen, welche Wenzel alle Wochen dem Herzog Otto gab, und dafür die Stadt Bürgſchaft geleiffet hatte. So nahm er auch die zehn tauſend Goldgulden, welche Otten jährlich zu zahlen waren, und die dreyßig tauſend Goldgulden, die Karl und Wen= zel den Bauriſchen Herzogen Stephan und Friedrich angelobet/ weil für alles dieß die Stadt Prag Bürge war, hievon aus I. Wie aber die erwáhnten zwey Biſchöfe gegen ein= ander mit Kriegsheeren ins Feld zogen/ und Ludwig ſeinen Gegner Adolph in Erfurt belagerte, gieng der Kaiſer ſelbſt in das biſchofliche Lager. Unſer Wenzel war auch mit dem Kaiſer dahin gereiſet 2. Wenzel hatte ſich vielleicht von der Belagerung einer Stadt einen Begriff machen und zu ſeiner Zeit davon Nuſzen ziehen können, wenn ſie länger fortgeſetzt worden wáre. Allein der Kaiſer skiftete bald nach seiner Ankunft zwi- ſchen beyden Biſchöfen einen Waffenſtillftand auf zwey Iahr/ und reiſete von hier durch die Mark Branden= burg nach Lūbek 3. Unſer-Wenzel machte dieſe Reiſe mit. Wenigftens ſah er eine ſchóne Stadt/wo Handel und Wandel blühten. Er wohnte mit dem Kaiſer und Kai- ſerinn in der Iohannſkraſſe, in einem Hauſe , welches einem Herrn von Darczow gehorte 4. Im Rückweg I May. gieng 1 Liber Privil. antiq. Pragæ Tom. I. p. 98. MS. 2 Vide in Carolo IV. S. 889. 3 Siehe Karl IV. S. 889. 4 Chronicon Slavorum apud Lindenbrog.
zu ſeiner Rom. Kónigswahl. 43 und Ludwig, um das Erzbißthum mit dem Degen in 1375. der Hand, geſtritten hätten. Der Kaiſer bemühte ſich alſo dieſe zwey Erzbi= ſchofe mit einander zu vergleichen/ während welcher Zeit unſer Wenzel zu Prag für die Gemeinde dieſer Stadt einen Freyheitsbrief ausfertigte. Er ſprach sie von al= len Steuern und Abgaben auf ganze ſieben Iahre los und frey ; doch wurden hievon ausgenommen die ſech= zig Schock Groſchen, welche Wenzel alle Wochen dem Herzog Otto gab, und dafür die Stadt Bürgſchaft geleiffet hatte. So nahm er auch die zehn tauſend Goldgulden, welche Otten jährlich zu zahlen waren, und die dreyßig tauſend Goldgulden, die Karl und Wen= zel den Bauriſchen Herzogen Stephan und Friedrich angelobet/ weil für alles dieß die Stadt Prag Bürge war, hievon aus I. Wie aber die erwáhnten zwey Biſchöfe gegen ein= ander mit Kriegsheeren ins Feld zogen/ und Ludwig ſeinen Gegner Adolph in Erfurt belagerte, gieng der Kaiſer ſelbſt in das biſchofliche Lager. Unſer Wenzel war auch mit dem Kaiſer dahin gereiſet 2. Wenzel hatte ſich vielleicht von der Belagerung einer Stadt einen Begriff machen und zu ſeiner Zeit davon Nuſzen ziehen können, wenn ſie länger fortgeſetzt worden wáre. Allein der Kaiſer skiftete bald nach seiner Ankunft zwi- ſchen beyden Biſchöfen einen Waffenſtillftand auf zwey Iahr/ und reiſete von hier durch die Mark Branden= burg nach Lūbek 3. Unſer-Wenzel machte dieſe Reiſe mit. Wenigftens ſah er eine ſchóne Stadt/wo Handel und Wandel blühten. Er wohnte mit dem Kaiſer und Kai- ſerinn in der Iohannſkraſſe, in einem Hauſe , welches einem Herrn von Darczow gehorte 4. Im Rückweg I May. gieng 1 Liber Privil. antiq. Pragæ Tom. I. p. 98. MS. 2 Vide in Carolo IV. S. 889. 3 Siehe Karl IV. S. 889. 4 Chronicon Slavorum apud Lindenbrog.
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44 Gewinnt Ceſtreich. 1375. gieng der Kaiſer über Berlin, wo ihm, und dem Kö- nig Wenzel, die Herren von der Leipa eine Mühl und das SchloßBuczow an der Hawel gelegen, um 800 Mark Silbers verkaufte I. Wie alſo-der Kaiſer von ſeiner Reiſe wieder zu= růck kam, nahm er das Geschäft der Römischen Kö- nigswahl-wieder vor ſich. Er war zwar von den gu= ten Geſinnungen der Kuhrfürsten verſichert, er wollte aber auch anderer Reichsfürsten Einwilligung und Freundſchaft gewinnen, die zwar keine Kuhrfürsten waren, aber doch in die Reichsangelegenheiten großen Einfluß haben konnten. Dieſe waren die Herzoge von Oeſtreich, und Friedrich Burggraf zu Nurnberg. Karl lud beyde nach Eger/ wohin er ſich ſammt dem jungen Konig Wenzel begab. Der Herzog Albrecht von Oeſtreich hatte wider Wenzels Erhöhung nichts einzu= wenden, der ihm dagegen eine Berſicherung an Eides ſatt ausſtellte, daß, wenn er Nömiſcher Kónig würde, ſo wolle er dem Herzog alle Reichslehen, wie anch Freyheiten und Borrechte ſeiner Besiſzungen beſkäti= gen 2. Eben dieß verſprach Wenzel dem Burggrafen 25 Dec. 28 e.m. Friedrich von Mürnberg auf den erwähnten Fall s. Uiberdieß verbanden ſich ſowohl der Kaiſer als auch Wenzel, daß ſie Iohanſen, dem erffgebohrnen Sohne des Burggrafen Friedrich, die kaiſerliche Prinzeſſinn Margaretha/ ſo bald ſie acht Iahr alt ſeyn würde zur Ehe geben wollen 4. Dieſe Prinzeſſinn war im Iah= re I373 den 29. Sept. gebohren 5. Karl räumte noch einen Punkt, der die Römi= ſche Kónigswahl beſchwerlich hätte machen können, aus I6Nov. c. d. 1376. dem 1 Origin. in Arch. CAES. VIND. 2 DVMONT Corp. Dipl. Tom. II. P. I. p. 109. LV. NIG C. G. D. Tom. II. p. 526. 3 Urkundenb. n. XII. 4 Dipl. in Hiſtoria NORIMB. Diplom. S. 443. 5 BENESS de WEITMIL P. 420.
44 Gewinnt Ceſtreich. 1375. gieng der Kaiſer über Berlin, wo ihm, und dem Kö- nig Wenzel, die Herren von der Leipa eine Mühl und das SchloßBuczow an der Hawel gelegen, um 800 Mark Silbers verkaufte I. Wie alſo-der Kaiſer von ſeiner Reiſe wieder zu= růck kam, nahm er das Geschäft der Römischen Kö- nigswahl-wieder vor ſich. Er war zwar von den gu= ten Geſinnungen der Kuhrfürsten verſichert, er wollte aber auch anderer Reichsfürsten Einwilligung und Freundſchaft gewinnen, die zwar keine Kuhrfürsten waren, aber doch in die Reichsangelegenheiten großen Einfluß haben konnten. Dieſe waren die Herzoge von Oeſtreich, und Friedrich Burggraf zu Nurnberg. Karl lud beyde nach Eger/ wohin er ſich ſammt dem jungen Konig Wenzel begab. Der Herzog Albrecht von Oeſtreich hatte wider Wenzels Erhöhung nichts einzu= wenden, der ihm dagegen eine Berſicherung an Eides ſatt ausſtellte, daß, wenn er Nömiſcher Kónig würde, ſo wolle er dem Herzog alle Reichslehen, wie anch Freyheiten und Borrechte ſeiner Besiſzungen beſkäti= gen 2. Eben dieß verſprach Wenzel dem Burggrafen 25 Dec. 28 e.m. Friedrich von Mürnberg auf den erwähnten Fall s. Uiberdieß verbanden ſich ſowohl der Kaiſer als auch Wenzel, daß ſie Iohanſen, dem erffgebohrnen Sohne des Burggrafen Friedrich, die kaiſerliche Prinzeſſinn Margaretha/ ſo bald ſie acht Iahr alt ſeyn würde zur Ehe geben wollen 4. Dieſe Prinzeſſinn war im Iah= re I373 den 29. Sept. gebohren 5. Karl räumte noch einen Punkt, der die Römi= ſche Kónigswahl beſchwerlich hätte machen können, aus I6Nov. c. d. 1376. dem 1 Origin. in Arch. CAES. VIND. 2 DVMONT Corp. Dipl. Tom. II. P. I. p. 109. LV. NIG C. G. D. Tom. II. p. 526. 3 Urkundenb. n. XII. 4 Dipl. in Hiſtoria NORIMB. Diplom. S. 443. 5 BENESS de WEITMIL P. 420.
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Belehnt Iofften mit Mähren. 45 dem Wege. Sein Sohn Wenzel beſaß nun die Mark I376. Brandenburg. Mit der Zeit, wenn er zum Beſitze von Böhmen gekommen ware, hätte er zwey Ruhrfür= ffenthumer gehabt. Damit ihm alſo die Kuhrfürfken ben der bevorſlehenden Wahl dieß nicht zum Hinder niſſe machen mochten/ nahm er eine Theilung ſeiner Lander vor. Er verordnete , daß nach ſeinem Tode der Konig Wenzel das Königreich Böhmen nebſt Schle= fien, der zweyte Sohn Siegmund die Mark Bran= denburg; und der dritte Sohn Iohann das Land zu Görliſz nebſt einigen andern Oertern beſißzen ſollte. Dem zufolge wurde an die Görlitzer ein Befehl erlaſ ſen, daß ſich zehn Perſonen aus ihrer Gemeinde nach Prag begeben/ und ihrem kunftigen Herrn, dem ſechs jährigen Prinzen Iohann, die vorläufige Huldigung ablegen mochten. So ſie auch am fünf und zwanzig ſten Ienner verrichteten I. Nicht lange darauf 2 trat der König Wenzel die Mark Brandenburg seinem Bruder/ Siegmunden, ordentlich aby ſo daß man nun nicht mehr den Borwurf, als ſollte er einflens zwey Kuhrfürſfenthumer beſitzen/ machen konnte. Dann begab ſich der Kaiſer Karl mit unſerm Wenzel anf die Reiſe nach Deutſchland, um die be= ſchloſſene Römiſche Königswahl für ihn zu Stand zu bringen. Er gieng mit ihm von Prag nach Karlsbad, wo er sich mit ſeiner ganzen Hofffatt einige Zeit auf- hielt. Der junge Markgraf von Mähren/ Iodok oder Josst erſchien auch hier. Sein Bater, der Markgraf Johann Kaiſer Karls Bruder , war im vorigen Iahre geſforben. Das Markgrafthum war ein böh= miſches Lehen/ und ſo mußte ſich Ioſſt mit demſelben belehnen laſſen. Nach getroffenen Anſfalten zur feyer= lichen Belehnung, ſeßzte ſich der junge König Wenzel auf einen erhabenen Stuhl, und reichte, als König in Böhmen 1 CARPZOW p. 180 P. II. 3 Námlich im I. 1378 den II. Iuni.
Belehnt Iofften mit Mähren. 45 dem Wege. Sein Sohn Wenzel beſaß nun die Mark I376. Brandenburg. Mit der Zeit, wenn er zum Beſitze von Böhmen gekommen ware, hätte er zwey Ruhrfür= ffenthumer gehabt. Damit ihm alſo die Kuhrfürfken ben der bevorſlehenden Wahl dieß nicht zum Hinder niſſe machen mochten/ nahm er eine Theilung ſeiner Lander vor. Er verordnete , daß nach ſeinem Tode der Konig Wenzel das Königreich Böhmen nebſt Schle= fien, der zweyte Sohn Siegmund die Mark Bran= denburg; und der dritte Sohn Iohann das Land zu Görliſz nebſt einigen andern Oertern beſißzen ſollte. Dem zufolge wurde an die Görlitzer ein Befehl erlaſ ſen, daß ſich zehn Perſonen aus ihrer Gemeinde nach Prag begeben/ und ihrem kunftigen Herrn, dem ſechs jährigen Prinzen Iohann, die vorläufige Huldigung ablegen mochten. So ſie auch am fünf und zwanzig ſten Ienner verrichteten I. Nicht lange darauf 2 trat der König Wenzel die Mark Brandenburg seinem Bruder/ Siegmunden, ordentlich aby ſo daß man nun nicht mehr den Borwurf, als ſollte er einflens zwey Kuhrfürſfenthumer beſitzen/ machen konnte. Dann begab ſich der Kaiſer Karl mit unſerm Wenzel anf die Reiſe nach Deutſchland, um die be= ſchloſſene Römiſche Königswahl für ihn zu Stand zu bringen. Er gieng mit ihm von Prag nach Karlsbad, wo er sich mit ſeiner ganzen Hofffatt einige Zeit auf- hielt. Der junge Markgraf von Mähren/ Iodok oder Josst erſchien auch hier. Sein Bater, der Markgraf Johann Kaiſer Karls Bruder , war im vorigen Iahre geſforben. Das Markgrafthum war ein böh= miſches Lehen/ und ſo mußte ſich Ioſſt mit demſelben belehnen laſſen. Nach getroffenen Anſfalten zur feyer= lichen Belehnung, ſeßzte ſich der junge König Wenzel auf einen erhabenen Stuhl, und reichte, als König in Böhmen 1 CARPZOW p. 180 P. II. 3 Námlich im I. 1378 den II. Iuni.
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46 Ist zu Nürnberg I376. Böhmen/ ſeinem Better Iodok das Markgrafthum Mähren zu Lehen. In der Urkunde, die hier Wen= zel hierüber ausfertigte, werden folgende anwejende Perſonen genannt : der Kaiſer Karl, der Erzbiſchof Iohann von Prag, Ekhard Biſchof von Worms ; die Herzoge Heinrich von Brieg/ Bunzlaw von Lig= nitz, und Johann zu Troppau; Johann von Leuch= tenberg/ des Königs Hofmeiſter, Hinko von Leipe oberſter Marſchall des Königreichsy Boczko von Po- diebrad und andere mehr/ die den Kónig Wenzel nach Deutſchland begleiteten I. Der Kaiſer Karl beſlatig= te dieſe Belehnung als König in Böhmen am folgenden Tage 2. Dann ſeſzten ſie ihre Reiſe nach Rurnberg fort) wo wir sie ſchon mit Ende des Februars antreffen 3. Karl machte hier einen offenen Brief kund, wor= inn er die Einwürfe, die man gegen die Wahl Wen= zels machen könnte, widerlegte 4. Der Kaiſer ſchrieb auch, auf das Berlangen der Ruhrfürſken, an den Pabſ, daß er in die Wahl. Wenzels zu einem Rómi= ſchen Kónig und Kaiſer ſeine Einwilligung geben moch= te. Er mußte dieſen Schritt thun/ denn ſonſt hatten die damaligen Kuhrfürsten eine neue Wahl, aus Furcht 6 Mar; vor dem Pabſfe/ vielleicht nicht unternommen 5. Während daß man auf die Antwort des Pabſtes wartete, fertigte hier Karl verſchiedene Briefe aus, die man in ſeiner Lebensbeſchreibung nachſehen kann 6. Un= ſer Wenzel kömmt in denſelben einigemal, námlich auf den I4. April und auf den I4. May , als Zeuge vor wie námlich an dieſem letzten Tage der Kaiſer dem Klo= 9 Jau. ſter 1 Diploma originale in Arch. CAES. VINDOB. 2 Origin, IBID. Z Hr. Meuſels hist. Literatur aufs I. 1784. S. 487. 4 Vide HERM. SCHMINKII diſſert Hiſt. de Wences. lao, und Karl IV.S 897. 5 Sich Karl IV. S. 898 2c. Literæ extant ap. LEIB- NITZ in Mantiſſa C. D. IX. p. 200. 6 S. 900.
46 Ist zu Nürnberg I376. Böhmen/ ſeinem Better Iodok das Markgrafthum Mähren zu Lehen. In der Urkunde, die hier Wen= zel hierüber ausfertigte, werden folgende anwejende Perſonen genannt : der Kaiſer Karl, der Erzbiſchof Iohann von Prag, Ekhard Biſchof von Worms ; die Herzoge Heinrich von Brieg/ Bunzlaw von Lig= nitz, und Johann zu Troppau; Johann von Leuch= tenberg/ des Königs Hofmeiſter, Hinko von Leipe oberſter Marſchall des Königreichsy Boczko von Po- diebrad und andere mehr/ die den Kónig Wenzel nach Deutſchland begleiteten I. Der Kaiſer Karl beſlatig= te dieſe Belehnung als König in Böhmen am folgenden Tage 2. Dann ſeſzten ſie ihre Reiſe nach Rurnberg fort) wo wir sie ſchon mit Ende des Februars antreffen 3. Karl machte hier einen offenen Brief kund, wor= inn er die Einwürfe, die man gegen die Wahl Wen= zels machen könnte, widerlegte 4. Der Kaiſer ſchrieb auch, auf das Berlangen der Ruhrfürſken, an den Pabſ, daß er in die Wahl. Wenzels zu einem Rómi= ſchen Kónig und Kaiſer ſeine Einwilligung geben moch= te. Er mußte dieſen Schritt thun/ denn ſonſt hatten die damaligen Kuhrfürsten eine neue Wahl, aus Furcht 6 Mar; vor dem Pabſfe/ vielleicht nicht unternommen 5. Während daß man auf die Antwort des Pabſtes wartete, fertigte hier Karl verſchiedene Briefe aus, die man in ſeiner Lebensbeſchreibung nachſehen kann 6. Un= ſer Wenzel kömmt in denſelben einigemal, námlich auf den I4. April und auf den I4. May , als Zeuge vor wie námlich an dieſem letzten Tage der Kaiſer dem Klo= 9 Jau. ſter 1 Diploma originale in Arch. CAES. VINDOB. 2 Origin, IBID. Z Hr. Meuſels hist. Literatur aufs I. 1784. S. 487. 4 Vide HERM. SCHMINKII diſſert Hiſt. de Wences. lao, und Karl IV.S 897. 5 Sich Karl IV. S. 898 2c. Literæ extant ap. LEIB- NITZ in Mantiſſa C. D. IX. p. 200. 6 S. 900.
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Nahet ſich dem Wahlorte. 47 fter Oiwin in der Lausitz Albrechtsdorf ſammt allem I376. Zugehor ſchenkte I. Es kam auch um dieſe Zeit die I4Man Antwort des Pabſtes Gregor XI. zu Nürnberg an. Sie war am 3. May zu Avignon ausgefertiget wor= den, und der Pabſt willigte in das Berlangen des Kai= ſers ohne Anſland 2. Welches dann bey den Kuhr= fürsten eine ſo gute Wirkung machte, daß sie einſkim= mig in die Wahl auf Wenzeln ihre Einwilligung gaben. Nachdem hierauf Wenzel nebſt Karln Iohannen von Seckendorf eine Berſchreibung von vier tauſend Gold= gulden, die ihm die Herzoge von Bayern angewieſen, ausgefertiget hatten 3, verließen ſie Nürnberg, um I8 e.m. ſich dem Wahlorte zu nähern. Zu Oppenheim fertig= te Wenzel zwey Abgeordnete an den Pabſt nach Avignon ab. Es waren der Graf Valentin von Pictavia, und Odolen Bonzonis Probſt bey St. Aegidius zu Prag. Er gab ihnen die Bollmacht dem Pabſle in ſeinem Namen zu verſprechen, daß er ihm alles ſchworen wolle, was ihm die Kaiſer Heinrich der Siebente , und Karl der Vierte geſchworen haben, ſobald ihn die Ruhrfürſken einmuthig zum Röm. König gewáhlt haben würden, und er es ver- langen werde 4. Dann erhoben ſie ſich nach Bacherach, wo ſich die Wahlfürſken auch bereits eingefunden hatten. Hier wurden die Streitigkeit zwiſchen den zwey gewählten Erzbiſchöfen von Maynz/ Ludewig und Adolph/ bengelegt. Den erſten erklärten die übrigen Kuhrfürsten für den wirklichen Erzbischof und Kuhr- fürſt. Adolphen aber gab Wenzel eine Berſicherung daß er/ der Bündniße wegen, die der Rom. Kaiſer Karl 1 Privil. R. Boh. in MS. VINDOB. 2 Literæ apud RAYNALD. p. 546. Originale in Arch. CARS. VINDOB. 3 Origin, in Arch. CAES. VIND. Geben Nürnberg am Sonntag Jucunditatis. 4 Urkundenb. Karls IV. n. CCXXIII. Erſter Theil. D
Nahet ſich dem Wahlorte. 47 fter Oiwin in der Lausitz Albrechtsdorf ſammt allem I376. Zugehor ſchenkte I. Es kam auch um dieſe Zeit die I4Man Antwort des Pabſtes Gregor XI. zu Nürnberg an. Sie war am 3. May zu Avignon ausgefertiget wor= den, und der Pabſt willigte in das Berlangen des Kai= ſers ohne Anſland 2. Welches dann bey den Kuhr= fürsten eine ſo gute Wirkung machte, daß sie einſkim= mig in die Wahl auf Wenzeln ihre Einwilligung gaben. Nachdem hierauf Wenzel nebſt Karln Iohannen von Seckendorf eine Berſchreibung von vier tauſend Gold= gulden, die ihm die Herzoge von Bayern angewieſen, ausgefertiget hatten 3, verließen ſie Nürnberg, um I8 e.m. ſich dem Wahlorte zu nähern. Zu Oppenheim fertig= te Wenzel zwey Abgeordnete an den Pabſt nach Avignon ab. Es waren der Graf Valentin von Pictavia, und Odolen Bonzonis Probſt bey St. Aegidius zu Prag. Er gab ihnen die Bollmacht dem Pabſle in ſeinem Namen zu verſprechen, daß er ihm alles ſchworen wolle, was ihm die Kaiſer Heinrich der Siebente , und Karl der Vierte geſchworen haben, ſobald ihn die Ruhrfürſken einmuthig zum Röm. König gewáhlt haben würden, und er es ver- langen werde 4. Dann erhoben ſie ſich nach Bacherach, wo ſich die Wahlfürſken auch bereits eingefunden hatten. Hier wurden die Streitigkeit zwiſchen den zwey gewählten Erzbiſchöfen von Maynz/ Ludewig und Adolph/ bengelegt. Den erſten erklärten die übrigen Kuhrfürsten für den wirklichen Erzbischof und Kuhr- fürſt. Adolphen aber gab Wenzel eine Berſicherung daß er/ der Bündniße wegen, die der Rom. Kaiſer Karl 1 Privil. R. Boh. in MS. VINDOB. 2 Literæ apud RAYNALD. p. 546. Originale in Arch. CARS. VINDOB. 3 Origin, in Arch. CAES. VIND. Geben Nürnberg am Sonntag Jucunditatis. 4 Urkundenb. Karls IV. n. CCXXIII. Erſter Theil. D
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48 Wird einmüthig 8 c. m. 1 Iun. 30May 1376. Karl und die Krone Böhmen mit dem Stifte Maynz haben, ihn an dem Beſiſze der Lánder und Schiöfſer, die er von dem Stifte Maynz an ſich gebracht hat, nicht hindern, ſondern ihm, wenn er Róm. König würde, den= ſelben beſlátigen wolle I. Was aber hier der Raiſer Karl dem Erzſlifte Trier für Bortheile am folzenden Tage verſchrieben habe ſleht in ſeiner Lebensgeſchichte 2. Hierauf gieng der Kaiſer mit allen Khurfürsken nach Renſee, wo die Borwahl eines Róm. Kónigs zu geſchehen pflegt. Sie verſammelten ſich daſelbſt in dem bekannten Baumgarten, beſchloſſen einen Konig und Gehülfen des Kaiſers zu wählen, dazu sie Wenzeln, des Kaiſers Sohn/ ernannten. Zu der ordentlichen Wahl aber wurde der Dienſkag nach H. Dreyfaltigkeit in Frankfurt bestimmt. Kuno Erzbiſchof von Trier machte es den übrigen anweſenden Fürſten, Grafen und Rittern Sffentlich bekannt 3. Die ganze hohe Geſell= ſchaft reiſte sodann nach Frankfurt. Am Sonntag nach Pfingſten traf ſchon der Kaiſer mit Wenzeln und den Kuhrfürſfen von Maynz, von der Pfalz , von Sach= ſen und Orto von Brandenburg in Frankfurt ein. Die Frankfurter wollten ſchon itzt Wenzeln, als einen Röm. Kónig empfangen. Allein der Kuhrfürſk von der Pfalz ſeßzte ſich dawider, weil er noch nicht ge= wählt wáre. Am Montage langten noch die Kuhrfür= sten von Trier und von Köln an. Und am nehmli- chen Tage mogen auch die Päbſllichen Bothſchafter hier angekommen ſeyn/ in deren Hánde Wenzel einen Eid ablegte, daß er nach der Wahl zum Römiſchen König dem Pabſte alles dasjenige ſchworen und verſprechen wolle, was ſeine Borfahren, die Röm. Könige und Kaiſer demſelben geſchworen und verſprochen haben. Wie auch 1 Dipl. apud de GVDENVS C. D. M. Tom. IIl. p. 524. 2 S. 901. 902. 3 CAROLVS IV. in epistola ad Papam ap. RAYNALD 1. c. p. 547.
48 Wird einmüthig 8 c. m. 1 Iun. 30May 1376. Karl und die Krone Böhmen mit dem Stifte Maynz haben, ihn an dem Beſiſze der Lánder und Schiöfſer, die er von dem Stifte Maynz an ſich gebracht hat, nicht hindern, ſondern ihm, wenn er Róm. König würde, den= ſelben beſlátigen wolle I. Was aber hier der Raiſer Karl dem Erzſlifte Trier für Bortheile am folzenden Tage verſchrieben habe ſleht in ſeiner Lebensgeſchichte 2. Hierauf gieng der Kaiſer mit allen Khurfürsken nach Renſee, wo die Borwahl eines Róm. Kónigs zu geſchehen pflegt. Sie verſammelten ſich daſelbſt in dem bekannten Baumgarten, beſchloſſen einen Konig und Gehülfen des Kaiſers zu wählen, dazu sie Wenzeln, des Kaiſers Sohn/ ernannten. Zu der ordentlichen Wahl aber wurde der Dienſkag nach H. Dreyfaltigkeit in Frankfurt bestimmt. Kuno Erzbiſchof von Trier machte es den übrigen anweſenden Fürſten, Grafen und Rittern Sffentlich bekannt 3. Die ganze hohe Geſell= ſchaft reiſte sodann nach Frankfurt. Am Sonntag nach Pfingſten traf ſchon der Kaiſer mit Wenzeln und den Kuhrfürſfen von Maynz, von der Pfalz , von Sach= ſen und Orto von Brandenburg in Frankfurt ein. Die Frankfurter wollten ſchon itzt Wenzeln, als einen Röm. Kónig empfangen. Allein der Kuhrfürſk von der Pfalz ſeßzte ſich dawider, weil er noch nicht ge= wählt wáre. Am Montage langten noch die Kuhrfür= sten von Trier und von Köln an. Und am nehmli- chen Tage mogen auch die Päbſllichen Bothſchafter hier angekommen ſeyn/ in deren Hánde Wenzel einen Eid ablegte, daß er nach der Wahl zum Römiſchen König dem Pabſte alles dasjenige ſchworen und verſprechen wolle, was ſeine Borfahren, die Röm. Könige und Kaiſer demſelben geſchworen und verſprochen haben. Wie auch 1 Dipl. apud de GVDENVS C. D. M. Tom. IIl. p. 524. 2 S. 901. 902. 3 CAROLVS IV. in epistola ad Papam ap. RAYNALD 1. c. p. 547.
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zum Rom. Konig gewáhlt. 49 auch, daß er nur einen Tag/ und nicht länger sich zu I376. Rom aufhalten, und gleich den Tag nach ſeiner Kro= nung ſammt ſeinen Bölkern dieſe Stadt verlaſſen, und nie mehr ohne ausdrückliche Erlaubniß des Pabſfes Italien betreten wolle. Man leſe die Urkunde, und man wird über die Forderungen des Pábſllichen Hofes erſlaunen I. Kein Wunder, wenn Wenzel nach der Zeit den Römerzug immer verſchob und verzögerte, ob man gleich mit Gewißheit nicht behaupten kann, daß er dieſe Berheiſſungen unbedingt gethan habe. Am Dienſtag darauf begaben sich die Kuhrfürsten zeitlich fruh in die St. Bartholomäus Kirche, wo ſie, nach verrichtetem Gebete, unſern Wenzel zum Romiſchen König und künftigen Kaiſer einmüthig erwáhlten 2. Noch am nehmlichen Tage ſchrieb der Kaiſer an den Pabſt, und gab ihm ron der geſchehenen Waht Nachricht, mit der Bitte, daß er dem neuen Röm. König seine Huld und Gunst schenken mochte. Karl nennt Wenzeln in dieſem Briefe den Allerchriſtlichſten König von Böhmen 3. Der neue Rom. Kónig Wen= zel benachrichtigte auch den Pabſt von dieſer an ſeiner Perſon geſchloſſenen Wahl 4/ und gab zugleich ſeinen Geſandten/ die er an den Pabſt abfertigte/ die Wei= ſung , was ſie ihm verſprechen und in ſeinem Namen ſchwdren ſollten 5. Der Ruhrfürſt Ludewig von Maynz, wie auch die übrigen Kuhrfürsken, ein jeder beſonders/ machten die geſchehene Wahl dem Pabſt be= kannt , und baten ihn, Wenzeln auch für einen Röm. D 2 Iun. 10 e.m. c. d. c. d. König 1 Urkundenb. n. XIII. 2 Mehr hievon sieh Karln IV. S. 903. 904. NAV- CLERVS und MVTIVS geben das I. I370, Chron. M. Belgic. I372, und BALBIN den I2 Ienner an, welche Fehler zu verbeſſern ſind. 3 BALVZII acta Vet. 796. 4 Apud LEIDNITZ C. I. G. D. Mantiſſ. P. II. p. 262 & 267. 5 IDEM I. c. p. 268.
zum Rom. Konig gewáhlt. 49 auch, daß er nur einen Tag/ und nicht länger sich zu I376. Rom aufhalten, und gleich den Tag nach ſeiner Kro= nung ſammt ſeinen Bölkern dieſe Stadt verlaſſen, und nie mehr ohne ausdrückliche Erlaubniß des Pabſfes Italien betreten wolle. Man leſe die Urkunde, und man wird über die Forderungen des Pábſllichen Hofes erſlaunen I. Kein Wunder, wenn Wenzel nach der Zeit den Römerzug immer verſchob und verzögerte, ob man gleich mit Gewißheit nicht behaupten kann, daß er dieſe Berheiſſungen unbedingt gethan habe. Am Dienſtag darauf begaben sich die Kuhrfürsten zeitlich fruh in die St. Bartholomäus Kirche, wo ſie, nach verrichtetem Gebete, unſern Wenzel zum Romiſchen König und künftigen Kaiſer einmüthig erwáhlten 2. Noch am nehmlichen Tage ſchrieb der Kaiſer an den Pabſt, und gab ihm ron der geſchehenen Waht Nachricht, mit der Bitte, daß er dem neuen Röm. König seine Huld und Gunst schenken mochte. Karl nennt Wenzeln in dieſem Briefe den Allerchriſtlichſten König von Böhmen 3. Der neue Rom. Kónig Wen= zel benachrichtigte auch den Pabſt von dieſer an ſeiner Perſon geſchloſſenen Wahl 4/ und gab zugleich ſeinen Geſandten/ die er an den Pabſt abfertigte/ die Wei= ſung , was ſie ihm verſprechen und in ſeinem Namen ſchwdren ſollten 5. Der Ruhrfürſt Ludewig von Maynz, wie auch die übrigen Kuhrfürsken, ein jeder beſonders/ machten die geſchehene Wahl dem Pabſt be= kannt , und baten ihn, Wenzeln auch für einen Röm. D 2 Iun. 10 e.m. c. d. c. d. König 1 Urkundenb. n. XIII. 2 Mehr hievon sieh Karln IV. S. 903. 904. NAV- CLERVS und MVTIVS geben das I. I370, Chron. M. Belgic. I372, und BALBIN den I2 Ienner an, welche Fehler zu verbeſſern ſind. 3 BALVZII acta Vet. 796. 4 Apud LEIDNITZ C. I. G. D. Mantiſſ. P. II. p. 262 & 267. 5 IDEM I. c. p. 268.
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50 Verheiſfungen der Ruhrfürſten. I376. Konig zu erkennen I. Zugleich verſchickten die ſämme= I0Jun. lichen Kuhrfürsten die gewöhnlichen Berkündigungs- c. d. ſchreiben von der geſchehenen Wahl in das ganze Reich 2. Noch am nehmlichen Tage erſchien der ſámmiliche Rath der Stadt Frankfurt vor Wenzeln, und Huldigte ihm, als einem Röm. König/ daruber der Kaiſer eine Ver= kündigung ausfertigte, daß Wenzel zum Röm. König gewáhlt worden, und daß ihm die Stadt Frankfurt dieſerwegen gehuldiget habe 3. Siegmund als Mark= graf und Kuhrfürſt zu Brandenburg, ſchickte beſondere Berkündigungsbriefe an alle Stádte des Reichs von der geſchehenen Wahl , ſchloß den von der Stadt Frankfurt abgegebenen Huldigungsbrief bey, gebot ihnen ein glei= ches zu thun/ und Briefe darůber auszufertigen 4. Otto/ wailand Markgraf zu Brandenburg, der ſich aber das Wahlrecht vorbehalten , hatte auch Wenzeln ſeine Wahlſtimme, als Kuhrfürsk, gegeben ; er bezeugte nun und verſprach, daß er Wenzeln, ſo lange er le= ben wurde, für einen Römiſchen König erkennen, und Halten wolle 5. Ein Gleiches thaten die Kuhrfürſten Ludwig von Maynz , Friedrich von Köln 6, Kuno von Trier, Ruprecht von der Pfalz und Wenzel von Sachſen am Frohnleichnamstage 7. Alle Kuhrfürsten zuſammen gaben Wenzeln eine ſchriftliche Berſicherung/ daß ſie ihn als einen Rómiſchen König ſáts verthei= digen und ihm in allen Fällen hülfliche Hand leisten 12 e.m. c. d. c. d. c. d. wol= 1 Urkundenb. n. XIV. Der Brief ist merkwürdig. 2 Literæ ap. BALVZIVM 1. c. p. 262. Des neuen Markgrafen von Brandenburg , Siegmund, Brief ist in Archivo VINDOB. und beym BALVZIVS 1. c. p. 798. 3 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Th. 1. p. 588. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. Geben Frankfurt am Dienſtag nach h. Dreyfaltigkeit. 5 In Karl IV. Urkundenb. n. CCXXIV. 6 Origin, in Arch. CAES. VIND. 7 Extant in Copiario Dipl. NOSTITZ.
50 Verheiſfungen der Ruhrfürſten. I376. Konig zu erkennen I. Zugleich verſchickten die ſämme= I0Jun. lichen Kuhrfürsten die gewöhnlichen Berkündigungs- c. d. ſchreiben von der geſchehenen Wahl in das ganze Reich 2. Noch am nehmlichen Tage erſchien der ſámmiliche Rath der Stadt Frankfurt vor Wenzeln, und Huldigte ihm, als einem Röm. König/ daruber der Kaiſer eine Ver= kündigung ausfertigte, daß Wenzel zum Röm. König gewáhlt worden, und daß ihm die Stadt Frankfurt dieſerwegen gehuldiget habe 3. Siegmund als Mark= graf und Kuhrfürſt zu Brandenburg, ſchickte beſondere Berkündigungsbriefe an alle Stádte des Reichs von der geſchehenen Wahl , ſchloß den von der Stadt Frankfurt abgegebenen Huldigungsbrief bey, gebot ihnen ein glei= ches zu thun/ und Briefe darůber auszufertigen 4. Otto/ wailand Markgraf zu Brandenburg, der ſich aber das Wahlrecht vorbehalten , hatte auch Wenzeln ſeine Wahlſtimme, als Kuhrfürsk, gegeben ; er bezeugte nun und verſprach, daß er Wenzeln, ſo lange er le= ben wurde, für einen Römiſchen König erkennen, und Halten wolle 5. Ein Gleiches thaten die Kuhrfürſten Ludwig von Maynz , Friedrich von Köln 6, Kuno von Trier, Ruprecht von der Pfalz und Wenzel von Sachſen am Frohnleichnamstage 7. Alle Kuhrfürsten zuſammen gaben Wenzeln eine ſchriftliche Berſicherung/ daß ſie ihn als einen Rómiſchen König ſáts verthei= digen und ihm in allen Fällen hülfliche Hand leisten 12 e.m. c. d. c. d. c. d. wol= 1 Urkundenb. n. XIV. Der Brief ist merkwürdig. 2 Literæ ap. BALVZIVM 1. c. p. 262. Des neuen Markgrafen von Brandenburg , Siegmund, Brief ist in Archivo VINDOB. und beym BALVZIVS 1. c. p. 798. 3 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Th. 1. p. 588. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. Geben Frankfurt am Dienſtag nach h. Dreyfaltigkeit. 5 In Karl IV. Urkundenb. n. CCXXIV. 6 Origin, in Arch. CAES. VIND. 7 Extant in Copiario Dipl. NOSTITZ.
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Was die Stimmen gekoſtet. 51 wollen I. Dagegen gab der Kaiſer Karl dem Ruhrfür= flen von der Pfalz, und den �brigen, eine Berſicherung, daß e ihm in Ruckſicht der an Wenzeln geſchehenen Wahl, auf ſeine Lebtage beyſlehen und bey ihm treulich bleiben wolle, und daß ihm Wenzel, ſobald er gekrönt ſeyn wurde, eben dieß verſichern werde 2. Einige der ſpätern Kroniſken wollen behaupten) daß der Kaiſer Karl einem jeden Kuhrfürsten für die Wahlſlimme hundert tauſend Goldgulden zu zahlen ver= ſprochen habe. Weil er aber ſo viel Geld nicht auf= bringen konnte, ſo habe er ihnen ſlatt des Geldes eine Menge Oerter/ die dem Reiche zugehorten , verſeßzet. Námlich dem Kuhrfürſken von Maynz Lahnſkein; dem von Köln Andernach ; dem von Trier Boparden, We= ſel und die Abtey Prum ; dem von der Pfalz Kaiſers= lautern, Oppenheim, Odernheim und Ingelheim 3. Allein was von dieſen Berpfändungen zu halten ſey und daß die erwähnten Oerter ſchon von den vorigen Kaiſern meiſtens an die Kuhrfürsten verpfandet gewe= ſen, iſk im Leben Karl des Vierten auf dieß Iahr ge= ſagt worden 4. Daß die weltlichen Kuhrfürften, als Sachſen und Pfałz/ ſich die Wahlſkimme Hätten ſo theuer bezahlen laſſen , haben wir keine Spur gefunden. Die geiftlichen Kuhrfürsken allein mogen mit der Stim- me gewuchert haben , welches man aus einer Quittung/ welche Kuno von Trier über den Empfang von vier= zig tauſend Gulden damals an den Kaiſer Karl ausge= stellet hat, muthmasſen kann 5. Endlich stellte noch Wenzel für die Pabſllichen Geſandten eine Berſicherung aus, daß er alles dasjenige dem Pabſte ſchwdren, be= 3 12Iun. c. d. 1376. ſtätigen 1 Originale in Archivo R. Boh. 2 In Karls IV. Urkundenb. n. CCXXII. 3 STRVVIVS in Corp. Hift. p. 637, & alii apud Cl. HAEBERLIN citati p. 26. 4 S. 907. 5 Urkundenb. n. XV.
Was die Stimmen gekoſtet. 51 wollen I. Dagegen gab der Kaiſer Karl dem Ruhrfür= flen von der Pfalz, und den �brigen, eine Berſicherung, daß e ihm in Ruckſicht der an Wenzeln geſchehenen Wahl, auf ſeine Lebtage beyſlehen und bey ihm treulich bleiben wolle, und daß ihm Wenzel, ſobald er gekrönt ſeyn wurde, eben dieß verſichern werde 2. Einige der ſpätern Kroniſken wollen behaupten) daß der Kaiſer Karl einem jeden Kuhrfürsten für die Wahlſlimme hundert tauſend Goldgulden zu zahlen ver= ſprochen habe. Weil er aber ſo viel Geld nicht auf= bringen konnte, ſo habe er ihnen ſlatt des Geldes eine Menge Oerter/ die dem Reiche zugehorten , verſeßzet. Námlich dem Kuhrfürſken von Maynz Lahnſkein; dem von Köln Andernach ; dem von Trier Boparden, We= ſel und die Abtey Prum ; dem von der Pfalz Kaiſers= lautern, Oppenheim, Odernheim und Ingelheim 3. Allein was von dieſen Berpfändungen zu halten ſey und daß die erwähnten Oerter ſchon von den vorigen Kaiſern meiſtens an die Kuhrfürsten verpfandet gewe= ſen, iſk im Leben Karl des Vierten auf dieß Iahr ge= ſagt worden 4. Daß die weltlichen Kuhrfürften, als Sachſen und Pfałz/ ſich die Wahlſkimme Hätten ſo theuer bezahlen laſſen , haben wir keine Spur gefunden. Die geiftlichen Kuhrfürsken allein mogen mit der Stim- me gewuchert haben , welches man aus einer Quittung/ welche Kuno von Trier über den Empfang von vier= zig tauſend Gulden damals an den Kaiſer Karl ausge= stellet hat, muthmasſen kann 5. Endlich stellte noch Wenzel für die Pabſllichen Geſandten eine Berſicherung aus, daß er alles dasjenige dem Pabſte ſchwdren, be= 3 12Iun. c. d. 1376. ſtätigen 1 Originale in Archivo R. Boh. 2 In Karls IV. Urkundenb. n. CCXXII. 3 STRVVIVS in Corp. Hift. p. 637, & alii apud Cl. HAEBERLIN citati p. 26. 4 S. 907. 5 Urkundenb. n. XV.
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52 Seine neuen Siegel. 16 Jun. 1376. ſätigen und verſprechen wolle, was ihm ſeine Borfah= ren geſchworen und verſprochen haben, ſobald er die Beſtätigung ſeiner Wahl zum Röm. Kónig von ihm, dem Pabste, erhalten haben würde I. Allein der Pabſt Gregor XI. zauderte mit der Beſtätigung. Er mag Sachen verlangt haben, die man ihm nicht ein= geſfehen konnte. Er ſtarb endlich während den Unter= handlungen/ und erſt Urban VI. fertigte im I. 1378 die Beſtátigung aus 2, ohne daß man darauf gedrun= gen hätte. Zu dieſer Zeit nahm auch Wenzel, als Röm. Kónig, ein neues Siegel an welches er/ ſammt dem kleineren Gegenſiegel, ſo lang er lebte, führte. Er ſiſzt auf dem Throney halt den Zepter in der Rechten und den Reichsapfel mit dem Kreuze in der linken Hand. Zur Rechten ſkeht ein Schild mit dem einfachen Ro= miſchen Adier, und zur Linken der böhmiſche Löwe. Die Inſchrift heißt : Wenzeslaus Dei gratia Romanorum Rex ſemper Auguſtus & Boemie Rex. Das Gegen- ſiegel ſkellt den zwenköpfigen Adler mit dem böhmiſchen Ldwen auf der Bruſt vor wovon wir ſchon unſere Auslegung auf das Iahr I464 geäußert haben 3. Zu gleicher Zeit ließ er ſich ein kleineres einſeitiges Siegel verfertigen, deſſen er ſich bey Handbilleten und gerin= gern Ausfertigungen bediente. Es stellet einen bloſſen ausgebreiteten oder ſchwebenden Adler vor/ und hat eben die Umſchrift/ wie das erst beſchriebene großere Siegel 4. Wenzel reiſte hierauf in Geſellſchaft |des Kaiſers, der Kuhrfürſten und einer Menge anderer hohen Perſo= nen 1 Urkundenb. n. XVI. 2 Apud REYNALD ad a. 1378 n. 41. 3 Sieh auf der II. Kupfertafel n. VI. 4 Sieh Tab. II. n. VII. Es kommt im kais. Hausarchi- ve von 1380 bis 1407 viermal, und in böoniſchen Archiven auch ſpáter mehrmal vor.
52 Seine neuen Siegel. 16 Jun. 1376. ſätigen und verſprechen wolle, was ihm ſeine Borfah= ren geſchworen und verſprochen haben, ſobald er die Beſtätigung ſeiner Wahl zum Röm. Kónig von ihm, dem Pabste, erhalten haben würde I. Allein der Pabſt Gregor XI. zauderte mit der Beſtätigung. Er mag Sachen verlangt haben, die man ihm nicht ein= geſfehen konnte. Er ſtarb endlich während den Unter= handlungen/ und erſt Urban VI. fertigte im I. 1378 die Beſtátigung aus 2, ohne daß man darauf gedrun= gen hätte. Zu dieſer Zeit nahm auch Wenzel, als Röm. Kónig, ein neues Siegel an welches er/ ſammt dem kleineren Gegenſiegel, ſo lang er lebte, führte. Er ſiſzt auf dem Throney halt den Zepter in der Rechten und den Reichsapfel mit dem Kreuze in der linken Hand. Zur Rechten ſkeht ein Schild mit dem einfachen Ro= miſchen Adier, und zur Linken der böhmiſche Löwe. Die Inſchrift heißt : Wenzeslaus Dei gratia Romanorum Rex ſemper Auguſtus & Boemie Rex. Das Gegen- ſiegel ſkellt den zwenköpfigen Adler mit dem böhmiſchen Ldwen auf der Bruſt vor wovon wir ſchon unſere Auslegung auf das Iahr I464 geäußert haben 3. Zu gleicher Zeit ließ er ſich ein kleineres einſeitiges Siegel verfertigen, deſſen er ſich bey Handbilleten und gerin= gern Ausfertigungen bediente. Es stellet einen bloſſen ausgebreiteten oder ſchwebenden Adler vor/ und hat eben die Umſchrift/ wie das erst beſchriebene großere Siegel 4. Wenzel reiſte hierauf in Geſellſchaft |des Kaiſers, der Kuhrfürſten und einer Menge anderer hohen Perſo= nen 1 Urkundenb. n. XVI. 2 Apud REYNALD ad a. 1378 n. 41. 3 Sieh auf der II. Kupfertafel n. VI. 4 Sieh Tab. II. n. VII. Es kommt im kais. Hausarchi- ve von 1380 bis 1407 viermal, und in böoniſchen Archiven auch ſpáter mehrmal vor.
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Wird zu Achen gekront. 53 ſonen von Frankfurt nach Achen, um daſelbſt die Kro 1376. ne zu empfangen. Man hielt ſich zu Renſee auf. Der Kaiſer ließ daſelbſt Wenzeln auf den Königffuhl ſlei gen/ und ihn/ als einen Romiſchen Könis, dem verſam= melten Bolke vorſtellen I. Man ſeſzte ſoderm die Rei= ſe nach Achen fort , wo endlich Wenzel von dem Erz= biſchof Friedrich von Köln, und mit dem gewöhnlichen Gepränge zum Römiſchen Kónig, und ſeine Gemahlinn Iohanna von Bayern, zur Rom. Königinny gekront und geſalbt wurde. Bey der Kronung entſtand zwiſchen dem Herzog Wenzel von Lurenburg und dem Kuhrfürſken Wen= zel von Sachſen ein Streit/ weſcher von beyden dem Kaiſer das Schwert vortragen ſollte. Denn dieſer machte , als Erzmarſchall des Rom. Reichs, Auſpruch darauf ; jener aber, als Herzog von Brabant. Der Kaiſer aber entſchied für den Herzog von Sachſen, weil Wenzel von Luxenburg mit Brabant und Lothringen/ welcher Lánder wegen ihm dieß Recht zu Achen ge= būßrte, noch nicht belehnt geweſen. So trug Wenzel von Sachſen dem Kaiſer das Schwert ſowohl bey der Krónung/ als auch bey der Tafel vor 2. Nach der Kronung erſchien die Bürgerſchaft der Stadt Achen vor dem Kónig Wenzel und huldigte ihm als einem Römiſchen König und künftigem Kaiſer 3. Der Kuhrfürst Ruprecht von der Pfalz erhielt am Krönungstage von Wenzel die Erlaubniß, die ersten Bitten in den Kirchſprengeln von Speyer und Worms D 4 6 Juli. e. d. c. d. zu I Von Olenſchlager G. B. S. 415. . 2 Reverſales CAROLI IV. apud DVMONT Corps. Dipl. Tom. I. P. II. p. 326. Sas Chronicon Mag. Belgic. er- zäblt , der Kaiſer habe ſich das Schwert von ſeinem Sohne , dem jungen Siegmund , vortragen laſſen. 3 I.VDEWIG Tom. V. p. 584 in vigilia Petri & Pauli. Copiar. NOSTITZ melius habet in octava P. & P.
Wird zu Achen gekront. 53 ſonen von Frankfurt nach Achen, um daſelbſt die Kro 1376. ne zu empfangen. Man hielt ſich zu Renſee auf. Der Kaiſer ließ daſelbſt Wenzeln auf den Königffuhl ſlei gen/ und ihn/ als einen Romiſchen Könis, dem verſam= melten Bolke vorſtellen I. Man ſeſzte ſoderm die Rei= ſe nach Achen fort , wo endlich Wenzel von dem Erz= biſchof Friedrich von Köln, und mit dem gewöhnlichen Gepränge zum Römiſchen Kónig, und ſeine Gemahlinn Iohanna von Bayern, zur Rom. Königinny gekront und geſalbt wurde. Bey der Kronung entſtand zwiſchen dem Herzog Wenzel von Lurenburg und dem Kuhrfürſken Wen= zel von Sachſen ein Streit/ weſcher von beyden dem Kaiſer das Schwert vortragen ſollte. Denn dieſer machte , als Erzmarſchall des Rom. Reichs, Auſpruch darauf ; jener aber, als Herzog von Brabant. Der Kaiſer aber entſchied für den Herzog von Sachſen, weil Wenzel von Luxenburg mit Brabant und Lothringen/ welcher Lánder wegen ihm dieß Recht zu Achen ge= būßrte, noch nicht belehnt geweſen. So trug Wenzel von Sachſen dem Kaiſer das Schwert ſowohl bey der Krónung/ als auch bey der Tafel vor 2. Nach der Kronung erſchien die Bürgerſchaft der Stadt Achen vor dem Kónig Wenzel und huldigte ihm als einem Römiſchen König und künftigem Kaiſer 3. Der Kuhrfürst Ruprecht von der Pfalz erhielt am Krönungstage von Wenzel die Erlaubniß, die ersten Bitten in den Kirchſprengeln von Speyer und Worms D 4 6 Juli. e. d. c. d. zu I Von Olenſchlager G. B. S. 415. . 2 Reverſales CAROLI IV. apud DVMONT Corps. Dipl. Tom. I. P. II. p. 326. Sas Chronicon Mag. Belgic. er- zäblt , der Kaiſer habe ſich das Schwert von ſeinem Sohne , dem jungen Siegmund , vortragen laſſen. 3 I.VDEWIG Tom. V. p. 584 in vigilia Petri & Pauli. Copiar. NOSTITZ melius habet in octava P. & P.
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54 Reiſet nach Nurnberg. 8 c. m. 1376. zu ertheilen I. Den Tag nach der Krönung beſkätig= 6 Julii. te Wenzel dem Erzſlifte Trier die Oberherrſchaft über Kammerſkein, ſo wie ſie demſelben von Kaiſer Karl IV. 7 e. m. im Iahre I378 den II. Nov. war ertheilt worden 2, und am folgenden Tage der Stadt Frankfurt ihre Bor= rechte und Freyheiten, ein als Romiſcher König 3. Die Stadt Mühlhauſen ließ Wenzeln durch Abgeord= nete huldigen mit der Berſicherung, daß ſie ihn ſlats für einen Rom. König erkennen wolle 4. Bald dar= auf reiſte der ganze kaiſerliche Hof nach Nürnberg, wo er ſich einige Monate aufhielt. Was hier der neue Rómiſche Kónig Wenzel ausgefertiget, wollen wir nun weiter erzahlen. Sobald Wenzel in Nürnberg angekommen war/ fanden sich die Abgeordneten verſchiedener Reichsſtädte, wie auch Reichsfürsten in Person ein, die ihm ihre Huldigung ablegten; denen aber Wenzel, als Röm. König, ihre Borrechte beſlätigte. So erneuerte er bald nach ſeiner Ankunft der Stadt Weil ihre Freyheiten 5. Die ganze Gemeinde der Stadt Nürnberg huldigte Wenzeln am folgenden Tage mit dieſen Worten : “Wir Huldigen und schwören Herrn Wenzlau Nömi- ſchen König, künftigen Kaiſer, und Konig zu Böheim/ nach des Briefs laut und ſag, jeſzund verleſen iſt und das wir getreulich halten wollen ohne Gefährde, als bitt uns Gott zu helfen und alle Heiligen 6. „ Die Bürgermeiſker, Schöpfen, Räthe und Bürger bezeug= ten ſchriftlich, daß ſie auf Geheiß des Kaiſers und al ler 13 c.m. 27 e.m. 1 WüRTHWEIN ſubſid. diplom. Tom.H. p. 34. Wenzel ſagt in der Urkunde ratione coronationis in Romanum Regem hodie, videlicet die ſexta mensis Julii, Aquis- grani ſuſceptæ. 2 Ab HONTHEIM p. 275. 3 Privil, FRANCOFVRT. p. 178. 4 Orig in Arch. CAES. VIND. 5 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Tom. II.p. 590. 6 Apud WILL p. 12.
54 Reiſet nach Nurnberg. 8 c. m. 1376. zu ertheilen I. Den Tag nach der Krönung beſkätig= 6 Julii. te Wenzel dem Erzſlifte Trier die Oberherrſchaft über Kammerſkein, ſo wie ſie demſelben von Kaiſer Karl IV. 7 e. m. im Iahre I378 den II. Nov. war ertheilt worden 2, und am folgenden Tage der Stadt Frankfurt ihre Bor= rechte und Freyheiten, ein als Romiſcher König 3. Die Stadt Mühlhauſen ließ Wenzeln durch Abgeord= nete huldigen mit der Berſicherung, daß ſie ihn ſlats für einen Rom. König erkennen wolle 4. Bald dar= auf reiſte der ganze kaiſerliche Hof nach Nürnberg, wo er ſich einige Monate aufhielt. Was hier der neue Rómiſche Kónig Wenzel ausgefertiget, wollen wir nun weiter erzahlen. Sobald Wenzel in Nürnberg angekommen war/ fanden sich die Abgeordneten verſchiedener Reichsſtädte, wie auch Reichsfürsten in Person ein, die ihm ihre Huldigung ablegten; denen aber Wenzel, als Röm. König, ihre Borrechte beſlätigte. So erneuerte er bald nach ſeiner Ankunft der Stadt Weil ihre Freyheiten 5. Die ganze Gemeinde der Stadt Nürnberg huldigte Wenzeln am folgenden Tage mit dieſen Worten : “Wir Huldigen und schwören Herrn Wenzlau Nömi- ſchen König, künftigen Kaiſer, und Konig zu Böheim/ nach des Briefs laut und ſag, jeſzund verleſen iſt und das wir getreulich halten wollen ohne Gefährde, als bitt uns Gott zu helfen und alle Heiligen 6. „ Die Bürgermeiſker, Schöpfen, Räthe und Bürger bezeug= ten ſchriftlich, daß ſie auf Geheiß des Kaiſers und al ler 13 c.m. 27 e.m. 1 WüRTHWEIN ſubſid. diplom. Tom.H. p. 34. Wenzel ſagt in der Urkunde ratione coronationis in Romanum Regem hodie, videlicet die ſexta mensis Julii, Aquis- grani ſuſceptæ. 2 Ab HONTHEIM p. 275. 3 Privil, FRANCOFVRT. p. 178. 4 Orig in Arch. CAES. VIND. 5 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Tom. II.p. 590. 6 Apud WILL p. 12.
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Empfángt Fuldigungen. 55 ler Ruhrfürſfen dem erwáhlten und gekronten Rom. Ko I376. nig Wenzel Treue und Gehorſam geſchworen haben, und daß sie ihn all ſein Lebrage für einen Römiſchen Ko= nig halten wollen I. Am nehmlichen Tage beſätigte Wenzel die Freybeiten der Stadt Nördligen 2, wie auch der Stadt Dünkelsbühl am folgenden 3. Eini ge Tage darauf erhielt die Stadt Schweinfurt auch ei= ne Beſtätigung ihrer Borrechte von ihm 4. Die Stadt Eger hatte ihre Abgeordnete nach Nurnberg ge= ſchicft, und um die Beſkätigung ihrer Rechte und Frey= heiten gebeten/ ſo ihnen anch Wenzel ohne Verzug ausfertigte 5. Eben dieß verſangte die Stadt Hage= nau und erhielt es 6. Indessen hatte sich auch der 23 e.m. Graf Æberhard von Würtenberg zu Nürnberg einge= funden, und Wenzeln, als einem Röm. König, ge= huldiget 7. Die Markgrafen von Meiſſen thaten ein Gleiches einige Tage darauf, und verſprachen ihm zu allen Zeiten treu und hold zu seyn 8. Am nehmlichen Tage verlieh Wenzel den vier Gebrüdern, Waldſtro= mer genannt, das Forstmeisferamt über des Reichs Forst bey Nürnberg mit dem ausdrücklichen Befehl, daß sie das Wild pflegen und Hegen ſollen 9. Die Bayriſchen Herzoge Otto, Stephan , Friedrich und Iohann, Pfalzgrafen am Rhein erhielten auch hier vom Kónig Wenzel eine Beſkätigung aller ihrer Rech= D 5 28Iuli. c. d. 29 e.m. 11 Aug. 19 e.m. 28 c.m. 31e,m. c. d. te. 1 Originale in A chivo CAES. VINDOB. Impreſſ. ap. WILL l. c. Auf eben dieſe Art werden die übrigen Stadte Wenzeln auch gehuldigt haben. 2 LVNIG I. c. p. 10. 3 IDEM 1. c. Tom. I. p. 463. 4 IDEM I. c. P. II. p. 400. 5 Originale in Archivo Egrenſi. 6 Apud SCHOEPFL p. 274. 7 SOMMERSB. Tom. III. p. 65. 8 LVDEWIG Tom. V. p. 583. 9 Hiſt. NORIMB. diplomatica S. 444. Vide adhue in CAROLO IV. p. 911 in nota 3.
Empfángt Fuldigungen. 55 ler Ruhrfürſfen dem erwáhlten und gekronten Rom. Ko I376. nig Wenzel Treue und Gehorſam geſchworen haben, und daß sie ihn all ſein Lebrage für einen Römiſchen Ko= nig halten wollen I. Am nehmlichen Tage beſätigte Wenzel die Freybeiten der Stadt Nördligen 2, wie auch der Stadt Dünkelsbühl am folgenden 3. Eini ge Tage darauf erhielt die Stadt Schweinfurt auch ei= ne Beſtätigung ihrer Borrechte von ihm 4. Die Stadt Eger hatte ihre Abgeordnete nach Nurnberg ge= ſchicft, und um die Beſkätigung ihrer Rechte und Frey= heiten gebeten/ ſo ihnen anch Wenzel ohne Verzug ausfertigte 5. Eben dieß verſangte die Stadt Hage= nau und erhielt es 6. Indessen hatte sich auch der 23 e.m. Graf Æberhard von Würtenberg zu Nürnberg einge= funden, und Wenzeln, als einem Röm. König, ge= huldiget 7. Die Markgrafen von Meiſſen thaten ein Gleiches einige Tage darauf, und verſprachen ihm zu allen Zeiten treu und hold zu seyn 8. Am nehmlichen Tage verlieh Wenzel den vier Gebrüdern, Waldſtro= mer genannt, das Forstmeisferamt über des Reichs Forst bey Nürnberg mit dem ausdrücklichen Befehl, daß sie das Wild pflegen und Hegen ſollen 9. Die Bayriſchen Herzoge Otto, Stephan , Friedrich und Iohann, Pfalzgrafen am Rhein erhielten auch hier vom Kónig Wenzel eine Beſkätigung aller ihrer Rech= D 5 28Iuli. c. d. 29 e.m. 11 Aug. 19 e.m. 28 c.m. 31e,m. c. d. te. 1 Originale in A chivo CAES. VINDOB. Impreſſ. ap. WILL l. c. Auf eben dieſe Art werden die übrigen Stadte Wenzeln auch gehuldigt haben. 2 LVNIG I. c. p. 10. 3 IDEM 1. c. Tom. I. p. 463. 4 IDEM I. c. P. II. p. 400. 5 Originale in Archivo Egrenſi. 6 Apud SCHOEPFL p. 274. 7 SOMMERSB. Tom. III. p. 65. 8 LVDEWIG Tom. V. p. 583. 9 Hiſt. NORIMB. diplomatica S. 444. Vide adhue in CAROLO IV. p. 911 in nota 3.
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56 Wohnt der Belagerung I376. te, Freyheiten und Handfeste, die sie über ihre Für- II Sep. ſtenthumer und Lehen ſonſt erhalten hatten I. Der I5 e.m. Stadt Kempten aber erneuerte er alle Vorrechte 2, und dem Peter von Wartenberg und Koſt) des Kai= ſers Hofmeiſker ; beſkätigte er als Kuhrfürſt, zwey alte Turnos auf dem Zoll zu Oels , wie ihm ſie der Kaiſer zu Lehen gegeben hatte 3. Dann belehnte Wen= zel, als Röm. König die vier Gebrüder zu Wendel ſtein mit der Bogteh und dem Gerichte zu Wendel= I7 e.m. ſtein 4 , und an Matthái Abend beſtätigte Wenzel nebſt Karln der Regensburger Judenſchaft einige Freyhei= 20 e.m. ten 5. Daß übrigens Wenzel bey ſeinem Aufenthalte zu Nürnberg von weit mehr Städten und Reichsfür- sken, Grafen und. Rittern, als hier angezeigt sind, die Huldigung empfangen habe, ist nicht zu zweifeln. Die Berſchreibungen hievon liegen noch hie und da in Archiven verborgen. Bald darauf hatte Wenzel Gelegenheit einem Feldzuge bepzuwohnen. Die Stadt Ulm weigerte ſich, nebſt noch einigen Städten, dem Kaiſer die Reichsffener zu entrichten, und dem neuen Röm. König die Huldi- gung abzulegen. Karl hatte alſo dem Grafen von Würtenberg aufgetragen dieſe Stadt zu belagern. Der Kaiſer zog ſodann noch mit einigen Bölkern, und in Begleitung des Kuhrfürſken von der Pfalz, des Burggrafen von Mürnberg, und der Biſchöfe von Maynz/ Würzburz/ Bamberg und Richſtädt , vor die belagerte Stadt. Der Römiſche König Wenzel war auch dabey. Man verwüſtete das Gebiet der Ul= mer ; aber die Stadt konnte man nicht erobern, in wel= 16 e.m. 1 Dipl. in Bibliotheca Hiſt. GOETTIN. p. 130. Am Donnerſtag nach unſer Frowen Tag der lctten. 2 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Th. 1. p. 1509. 3 IDEM C. I. F. Germ. Tom. I. p. 1131. 4 Hiſt. NORIMB. Diplom. p. 447. 5 Origin. in Archivo RATISB.
56 Wohnt der Belagerung I376. te, Freyheiten und Handfeste, die sie über ihre Für- II Sep. ſtenthumer und Lehen ſonſt erhalten hatten I. Der I5 e.m. Stadt Kempten aber erneuerte er alle Vorrechte 2, und dem Peter von Wartenberg und Koſt) des Kai= ſers Hofmeiſker ; beſkätigte er als Kuhrfürſt, zwey alte Turnos auf dem Zoll zu Oels , wie ihm ſie der Kaiſer zu Lehen gegeben hatte 3. Dann belehnte Wen= zel, als Röm. König die vier Gebrüder zu Wendel ſtein mit der Bogteh und dem Gerichte zu Wendel= I7 e.m. ſtein 4 , und an Matthái Abend beſtätigte Wenzel nebſt Karln der Regensburger Judenſchaft einige Freyhei= 20 e.m. ten 5. Daß übrigens Wenzel bey ſeinem Aufenthalte zu Nürnberg von weit mehr Städten und Reichsfür- sken, Grafen und. Rittern, als hier angezeigt sind, die Huldigung empfangen habe, ist nicht zu zweifeln. Die Berſchreibungen hievon liegen noch hie und da in Archiven verborgen. Bald darauf hatte Wenzel Gelegenheit einem Feldzuge bepzuwohnen. Die Stadt Ulm weigerte ſich, nebſt noch einigen Städten, dem Kaiſer die Reichsffener zu entrichten, und dem neuen Röm. König die Huldi- gung abzulegen. Karl hatte alſo dem Grafen von Würtenberg aufgetragen dieſe Stadt zu belagern. Der Kaiſer zog ſodann noch mit einigen Bölkern, und in Begleitung des Kuhrfürſken von der Pfalz, des Burggrafen von Mürnberg, und der Biſchöfe von Maynz/ Würzburz/ Bamberg und Richſtädt , vor die belagerte Stadt. Der Römiſche König Wenzel war auch dabey. Man verwüſtete das Gebiet der Ul= mer ; aber die Stadt konnte man nicht erobern, in wel= 16 e.m. 1 Dipl. in Bibliotheca Hiſt. GOETTIN. p. 130. Am Donnerſtag nach unſer Frowen Tag der lctten. 2 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Th. 1. p. 1509. 3 IDEM C. I. F. Germ. Tom. I. p. 1131. 4 Hiſt. NORIMB. Diplom. p. 447. 5 Origin. in Archivo RATISB.
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von Ulm bey. 57 welcher ſich die Burger ſehr tapfer vertheidigten. Der I376. 2 Okt. Kaiſer hob alſo am Donnersag vor Galli die Belage- rung auf und gieng wieder nach Nürnberg zurůck I, wo wir ihn ſchon am St. Lukastag wieder antreffen 2. Und ſo bekam Wenzel abermals einen ſchlechten Be= griff von der Kriegskunſt. Die vier Biſchöfe, welche dem Feldzuge beywohnten/ waren wohl nicht Männer/ die ihm bierinn hatten einen Unterricht geben können. Der ganze kaiſerliche Hof verließ bald darauf die Stadt Nurnberg, und begab ſich nach Böhmen, wo wir den Kaiſer ſchon mit Anfang des Chriſfmonats antreffen. Und Wenzel mußte zu Prag eine Schuldverſchreibung für Hanſen Burggrafen zu Magdeburg und Grafen zu Hardek ausſtellen, daß er ihm oder ſeinen Erben 600 poliſche Mark, die Mark zu 48 Groſchen gerechnet, vermdg eines Schuldbriefs von Kaiſer Karl IV./ ſchul= dig sey, und ihm solche auf den náchsten St. Georgen- tag zu Prag bezahlen wolle 3. Dieſen Winter brachte alſo der neue Röm. Ko= nig in Prag zu. Im Frühjahre aber verließ er Böh- men, und hielt ſich eine geraume Zeit zu Rotenburg an der Tauber auf. Ehe er ſich dahin begab, ertheilte er der Stadt Leutmeriſz das Umgeld für das Salzmeſ= ſen, wie auch das Schrottamt, doch mit der Bedin= gung, daß ſie dieſe Einkünfte zur Ausbeſſerung der Stadtmauer, Graben, Thürme und zu anderen Be= důrfniſſen der Stadt verwenden ſolle 4. Am Don 8 Febr. nerffag darauf fertigte Wenzel) als Konig in Böhmen/ einen Gnadenbrief von eben dem Inhalte für die Stadt Brur aus 5. Dieſe beyden Städte hatten damals I2 c.m. nebft den Stadten Saaß, Laun und Schlan/ fünf hun= 18 e.m. 7 Dec. 1377. dert 1 Sich Karl IV. S. 912. 2 Hrn. Meuſels Lit. auf das I. 1784. S. 487. Collectio RAYGRAD. ex Origin. 3 4 Originale in Archivo LITOMERICZ. 5 Origin, in Archivo PONT.
von Ulm bey. 57 welcher ſich die Burger ſehr tapfer vertheidigten. Der I376. 2 Okt. Kaiſer hob alſo am Donnersag vor Galli die Belage- rung auf und gieng wieder nach Nürnberg zurůck I, wo wir ihn ſchon am St. Lukastag wieder antreffen 2. Und ſo bekam Wenzel abermals einen ſchlechten Be= griff von der Kriegskunſt. Die vier Biſchöfe, welche dem Feldzuge beywohnten/ waren wohl nicht Männer/ die ihm bierinn hatten einen Unterricht geben können. Der ganze kaiſerliche Hof verließ bald darauf die Stadt Nurnberg, und begab ſich nach Böhmen, wo wir den Kaiſer ſchon mit Anfang des Chriſfmonats antreffen. Und Wenzel mußte zu Prag eine Schuldverſchreibung für Hanſen Burggrafen zu Magdeburg und Grafen zu Hardek ausſtellen, daß er ihm oder ſeinen Erben 600 poliſche Mark, die Mark zu 48 Groſchen gerechnet, vermdg eines Schuldbriefs von Kaiſer Karl IV./ ſchul= dig sey, und ihm solche auf den náchsten St. Georgen- tag zu Prag bezahlen wolle 3. Dieſen Winter brachte alſo der neue Röm. Ko= nig in Prag zu. Im Frühjahre aber verließ er Böh- men, und hielt ſich eine geraume Zeit zu Rotenburg an der Tauber auf. Ehe er ſich dahin begab, ertheilte er der Stadt Leutmeriſz das Umgeld für das Salzmeſ= ſen, wie auch das Schrottamt, doch mit der Bedin= gung, daß ſie dieſe Einkünfte zur Ausbeſſerung der Stadtmauer, Graben, Thürme und zu anderen Be= důrfniſſen der Stadt verwenden ſolle 4. Am Don 8 Febr. nerffag darauf fertigte Wenzel) als Konig in Böhmen/ einen Gnadenbrief von eben dem Inhalte für die Stadt Brur aus 5. Dieſe beyden Städte hatten damals I2 c.m. nebft den Stadten Saaß, Laun und Schlan/ fünf hun= 18 e.m. 7 Dec. 1377. dert 1 Sich Karl IV. S. 912. 2 Hrn. Meuſels Lit. auf das I. 1784. S. 487. Collectio RAYGRAD. ex Origin. 3 4 Originale in Archivo LITOMERICZ. 5 Origin, in Archivo PONT.
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58 Bekommt vom Vater I377. dert Schock großer Pfennige Prager Münze an den Kaiſer und den König Wenzel gezahlt, ſo iſk zu ver= muthen, daß die drey erſt genannten Stádte eben der= gleichen Briefe bekommen haben werden. Wenzel be= lehnte auch bald darauf Albrechten und Zdenko von Sternberg mit dem Schloße Sternberg, ſo ihnen Karl und Wenzel mit acht hundert Schock Groſchen zuvor 2IFebr. abgekauft hatten I. Doch wurde noch die Bedingung hinzugeſeſzt , daß dieß Schloß oder Feſtung den Königen von Böhmen immer offen ſeyn ſolle. Die zwey jungen Markgrafen von Mähren, Ioſſt und Iohann Sobie= ſlaw, hatten damals zu Prag einen Bertrag ihrer Erb= ſchaften in Mähren wegen getroffen/ welchen Wenzel, 22 e.m. als Kónig in Böhmen, guthieß und beſkätigte 2. Um dieſe Zeit erhielt der Kaiſer von dem Pabſte Gregor XI. ein Schreiben unſers Wenzels wegen. Dieſer hatte noch nicht um die Beſlätigung ſeiner Wahl zum Röm. König angehalten, ſo man ſchon damals als eine überſlißige Sache zu betrachten anfieng. Der Pabſt aber bezeigte ſeine Berwunderung darūber, doch verſprach er die Wahl zu beſlätigen, ſobald es Wenzel ſelbft ſchriftlich verlangen würde 3. Der Kaiſer ſchick= te alſo dieſerwegen Abgeorduete an den Pabſt , urd ver= langte die Beſtätigung 4. Allein der Pabst Gregor XI. ſtarb, ehe er ſie ausfertigte. Bald darauf trat der Kónig Wenzel ſeine Reiſe nach Rotenburg an. Es ſcheint, daß ihn der Kaiſer dahin begleitet habe , denn er war um dieſe Zeit zu Rurn= berg, wie aus der Urkunde zu ſehen iſt, kraft weſcher er dem Grafen Eberhard von Würtenberg das Got= tes= 1 BALBIN. Miſe. 1. 8. p. 156. Originale in Archivo Regni Boh. 2 Collectio Dipl. RAYG. ex Origin. 3 LVNIG Part, Gen. Cont. II. p. 225. 4 Vide Procuratorium Caroli apud BELVZIVM Coll. Act. Vet. p. 860.
58 Bekommt vom Vater I377. dert Schock großer Pfennige Prager Münze an den Kaiſer und den König Wenzel gezahlt, ſo iſk zu ver= muthen, daß die drey erſt genannten Stádte eben der= gleichen Briefe bekommen haben werden. Wenzel be= lehnte auch bald darauf Albrechten und Zdenko von Sternberg mit dem Schloße Sternberg, ſo ihnen Karl und Wenzel mit acht hundert Schock Groſchen zuvor 2IFebr. abgekauft hatten I. Doch wurde noch die Bedingung hinzugeſeſzt , daß dieß Schloß oder Feſtung den Königen von Böhmen immer offen ſeyn ſolle. Die zwey jungen Markgrafen von Mähren, Ioſſt und Iohann Sobie= ſlaw, hatten damals zu Prag einen Bertrag ihrer Erb= ſchaften in Mähren wegen getroffen/ welchen Wenzel, 22 e.m. als Kónig in Böhmen, guthieß und beſkätigte 2. Um dieſe Zeit erhielt der Kaiſer von dem Pabſte Gregor XI. ein Schreiben unſers Wenzels wegen. Dieſer hatte noch nicht um die Beſlätigung ſeiner Wahl zum Röm. König angehalten, ſo man ſchon damals als eine überſlißige Sache zu betrachten anfieng. Der Pabſt aber bezeigte ſeine Berwunderung darūber, doch verſprach er die Wahl zu beſlätigen, ſobald es Wenzel ſelbft ſchriftlich verlangen würde 3. Der Kaiſer ſchick= te alſo dieſerwegen Abgeorduete an den Pabſt , urd ver= langte die Beſtätigung 4. Allein der Pabst Gregor XI. ſtarb, ehe er ſie ausfertigte. Bald darauf trat der Kónig Wenzel ſeine Reiſe nach Rotenburg an. Es ſcheint, daß ihn der Kaiſer dahin begleitet habe , denn er war um dieſe Zeit zu Rurn= berg, wie aus der Urkunde zu ſehen iſt, kraft weſcher er dem Grafen Eberhard von Würtenberg das Got= tes= 1 BALBIN. Miſe. 1. 8. p. 156. Originale in Archivo Regni Boh. 2 Collectio Dipl. RAYG. ex Origin. 3 LVNIG Part, Gen. Cont. II. p. 225. 4 Vide Procuratorium Caroli apud BELVZIVM Coll. Act. Vet. p. 860.
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Ermahnungen. 59 teshaus zu Lorch empfohlen I. Die Ermahnungen, welche Karl um dieſe Zeit ſeinem Sohne Wenzel ge= geben , mogen wohl iſzt, wie er ſich von ihm trennte/ And ihn gleichſam ſich ſelbſt überließ geſchehen ſeyn. Er ſprach zu Wenzeln: “Lieber Sun! nimm wahr und lerne Weisheit von mir, und sieh wie ich thue, al- ſo thu auch du hernach. Und hab deine Freunde und Güter lieb, denn die Güter haben dich zum Herrn und rum oberſten König gemacht. Sey friedſam, und was du durch Gûte erlangen kannſt, das ſuche nicht durch den Krieg. Erweiſe jedermann Ehre, und Hab den Pabſt, die Pfafheit und die Deutſchen zu Freunden, ſo wirft du deſko beſſer im Frieden bleiben, 2. Ein gleichzeiti- ger Kroniſfe 3 ſeſzt hinzu : 'Allein Wenzel folgte dem guten Rathe des Baters nicht.„ Er wollte ſagen, daß Wenzel kein ſo guter Wirth/ wie Karl IV./ war , und daß er sich den Pabſt, die Geiſlichkeit und die Deut ſchen nicht zu Freunden gemacht, denen er allerdings Manches zuwider gethan hat. Wenzel ſefzte hierauf ſeine Reiſe nach Rotenburg fort ; und Karl gieng nach Böhmen wieder zurück. Dex Kaiſer mag aus verſchiedenen guten Abſich= ten Wenzeln nach Rotenburg geſchickt und verſeſzt ha= ben. Der junge Römiſche König ſollte ſich námlich durch ſeinen Aufenthalt in der Mitte von Deutſchland an die deutſchen Sitten und Gewohnheiten beſſer gewoh= nen, ihre Liebe und Zuneigung gewinnen, und zugleich auf die Bewegungen der Fürsten und Stádte Achtung 1377. I6Mer; geben. 1 Apud BESOLD Monum. Würtenb. p. 460. Wider die Data dieſes Diploms iſt nichts einzuwenden, ehe mag in WILKII TICEMANN. eine Unrichtigkeit ſeyn. 2 Konigshofen S. I40. 3 Beneſch von Horzowicz, welcher den Konigshofen ums Jahr 1399 ins Böhmiſche überſetzte, deffen Kronik im I. 1488 zu Prag in fol. gedruckt wurde.
Ermahnungen. 59 teshaus zu Lorch empfohlen I. Die Ermahnungen, welche Karl um dieſe Zeit ſeinem Sohne Wenzel ge= geben , mogen wohl iſzt, wie er ſich von ihm trennte/ And ihn gleichſam ſich ſelbſt überließ geſchehen ſeyn. Er ſprach zu Wenzeln: “Lieber Sun! nimm wahr und lerne Weisheit von mir, und sieh wie ich thue, al- ſo thu auch du hernach. Und hab deine Freunde und Güter lieb, denn die Güter haben dich zum Herrn und rum oberſten König gemacht. Sey friedſam, und was du durch Gûte erlangen kannſt, das ſuche nicht durch den Krieg. Erweiſe jedermann Ehre, und Hab den Pabſt, die Pfafheit und die Deutſchen zu Freunden, ſo wirft du deſko beſſer im Frieden bleiben, 2. Ein gleichzeiti- ger Kroniſfe 3 ſeſzt hinzu : 'Allein Wenzel folgte dem guten Rathe des Baters nicht.„ Er wollte ſagen, daß Wenzel kein ſo guter Wirth/ wie Karl IV./ war , und daß er sich den Pabſt, die Geiſlichkeit und die Deut ſchen nicht zu Freunden gemacht, denen er allerdings Manches zuwider gethan hat. Wenzel ſefzte hierauf ſeine Reiſe nach Rotenburg fort ; und Karl gieng nach Böhmen wieder zurück. Dex Kaiſer mag aus verſchiedenen guten Abſich= ten Wenzeln nach Rotenburg geſchickt und verſeſzt ha= ben. Der junge Römiſche König ſollte ſich námlich durch ſeinen Aufenthalt in der Mitte von Deutſchland an die deutſchen Sitten und Gewohnheiten beſſer gewoh= nen, ihre Liebe und Zuneigung gewinnen, und zugleich auf die Bewegungen der Fürsten und Stádte Achtung 1377. I6Mer; geben. 1 Apud BESOLD Monum. Würtenb. p. 460. Wider die Data dieſes Diploms iſt nichts einzuwenden, ehe mag in WILKII TICEMANN. eine Unrichtigkeit ſeyn. 2 Konigshofen S. I40. 3 Beneſch von Horzowicz, welcher den Konigshofen ums Jahr 1399 ins Böhmiſche überſetzte, deffen Kronik im I. 1488 zu Prag in fol. gedruckt wurde.
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60 Stiftet zu Rotenburg geben. Die Haupturſache aber war, daß Wenzel, als Römiſcher König, einige Unordnungen im Reiche stillen, Friede und Einigkeit einführen, und einen or- dentlichen Landfrieden daſelbſt ſkiften ſollte. Dadurch ſollten ſich die Deutſchen ſchon itzt an ſeine Herrſchaft nach und nach gewöhnen/ denn der Kaiſer war mit der Mark Brandenburg izt ſehr beſchäftiget, und mag auch ſchon ſein nahes Ende gefühlet haben. Wenzel lud alſo die Reichsfürsten, mit denen er den Landfrieden zu errichten hatte, nach Rotenburg ein. Ehe alles zu Stand kam, beſkätigte er hier einigen Reichsſkädten, als I8 Mers derStadt Wimpfen, alle ihre Borrechte und Freyheiten I/ und gab dem böhmiſchen Herrn/ Heinrich Sſſkopek von Duba, das Borrecht, ſein Bermogen wem er wollte/ Geiſtlichen ausgenommen/ wenn er ohne Manns= I5 Apr. erben ſterben ſollte, zu vermachen 2. Wie endlich nach vielen Berathſchlagungen der Fürſten, Grafen, Nitter und Stádte der Friedensbund oder der Landfriede ge= ſchloſſen ward, ſo machte ihn der Kónig Wenzel of fentlich kund, beſkätigte ihn und legte auf dieienigen ei= ne Strafe, die dawider handeln würden. Wir wollen die Fürsken und Städte, welche in diesen Frieden auf- genommen worden, herſeſzen : Es waren der Kaiſer Karl und ſein Sohn Wenzel mit dem Königreiche Böhmen und ihren übrigen Landen; die Reichsskädte Nürnberg, Rotenberg , Winsheim/ Weiſſenburg/ Schweinfurt und das ganze Frankenland ; die Biſcho= fe Adolph zu Speyer wegen Maynz, Gerhard zu Würzburg , Lambrecht zu Bamberg Rabe zu Lichſtadt , dann die drey Ruprechte Pfalzgrafen am Rhein, die drey Herzoge von Bayern, die drey Mark= grafen in Meiſſen/ der Burggraf Friedrich von Murn= berg, die Landgrafen von Leuchtenberg und alle die Grafen/ welche im Frankenlande Güter hatten. Die 1377. Ab- 1 LVNIG Part, Spec. Cont. IV. Th.II. p. 646. 2 MS. Bohem.
60 Stiftet zu Rotenburg geben. Die Haupturſache aber war, daß Wenzel, als Römiſcher König, einige Unordnungen im Reiche stillen, Friede und Einigkeit einführen, und einen or- dentlichen Landfrieden daſelbſt ſkiften ſollte. Dadurch ſollten ſich die Deutſchen ſchon itzt an ſeine Herrſchaft nach und nach gewöhnen/ denn der Kaiſer war mit der Mark Brandenburg izt ſehr beſchäftiget, und mag auch ſchon ſein nahes Ende gefühlet haben. Wenzel lud alſo die Reichsfürsten, mit denen er den Landfrieden zu errichten hatte, nach Rotenburg ein. Ehe alles zu Stand kam, beſkätigte er hier einigen Reichsſkädten, als I8 Mers derStadt Wimpfen, alle ihre Borrechte und Freyheiten I/ und gab dem böhmiſchen Herrn/ Heinrich Sſſkopek von Duba, das Borrecht, ſein Bermogen wem er wollte/ Geiſtlichen ausgenommen/ wenn er ohne Manns= I5 Apr. erben ſterben ſollte, zu vermachen 2. Wie endlich nach vielen Berathſchlagungen der Fürſten, Grafen, Nitter und Stádte der Friedensbund oder der Landfriede ge= ſchloſſen ward, ſo machte ihn der Kónig Wenzel of fentlich kund, beſkätigte ihn und legte auf dieienigen ei= ne Strafe, die dawider handeln würden. Wir wollen die Fürsken und Städte, welche in diesen Frieden auf- genommen worden, herſeſzen : Es waren der Kaiſer Karl und ſein Sohn Wenzel mit dem Königreiche Böhmen und ihren übrigen Landen; die Reichsskädte Nürnberg, Rotenberg , Winsheim/ Weiſſenburg/ Schweinfurt und das ganze Frankenland ; die Biſcho= fe Adolph zu Speyer wegen Maynz, Gerhard zu Würzburg , Lambrecht zu Bamberg Rabe zu Lichſtadt , dann die drey Ruprechte Pfalzgrafen am Rhein, die drey Herzoge von Bayern, die drey Mark= grafen in Meiſſen/ der Burggraf Friedrich von Murn= berg, die Landgrafen von Leuchtenberg und alle die Grafen/ welche im Frankenlande Güter hatten. Die 1377. Ab- 1 LVNIG Part, Spec. Cont. IV. Th.II. p. 646. 2 MS. Bohem.
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den ersten Landfrieden. 61 Absicht dieſes Bundes war, dem Rauben, Morden, Fangen und allem Unrecht zu steuern, und die öffentli- chen Straſſen in Sicherheit zu bringen, damit jeder= mann ungeſkort ſeine Reiſen unternehmen konnte. Die Berbrecher ſollte man an den Romiſchen Konig Wenzel, oder an die Fürsten und Herren/ in deren Gebiet sie gefangen würden, bringen, und ſie beſtrafen 1. Als die Reichsſkädte in Schwaben von dieſem großen Bunde horten/ und verſichert waren, daß ein ſo großer Theil von Deutſchland Wenzeln für den Rom. König erkannte, unterwarfen sie sich gleichfalls demsel ben/ námlich Ulm) Roſtnitz, Eſſelingen/ Ruthline= gen/ Rothweil und andere mehr ; doch ließen ſie sich von ihm Berſicherungen ausftellen, daß er ſie nie we= der verſeßzen noch verkaufen wolle, und daß ſie einan= der gegen fremde Gewalt/ mit Rath und That, bey= flehen därfen 2. Was hier übrigens Wenzel noch weiter ausgefertiget hat, ist noch nicht ans Licht ge= kommen. Wir finden auch nicht eher einige Nachricht von ihm , als bis er zu Ende dieſes Iahrs auf der Reiſe nach Frankreich mit ſeinem Bater, dem Kaiſer, begriffen war. Denn Karl hatte ſich vorgenommen Frankreich, den König Karl, ſeiner Schweſter Sohn, und Paris, wo er erzogen war/ noch einmal vor ſeinem Tode zu ſe= hen. Wir haben dieſe Reiſe Karls in ſeinem Leben weitläuftig beſchrieben. Hier wollen wir nur dasjeni= ge , was Wenzeln eigentlich angeht/ kurz berühren. 27 Man 3I May 1377. Er 1 Dipl. in Hift. NORIMB. Dipl. S. 439. Die Jahr- zahl ist daſelbst I373 falſch angegeben, denn in die= ſem Iahre war Wenzel noch nicht Romiſcher König. Auch nicht im May des 1376. I. Im I. 1378 war er im May zu Prag. Es geſchah bey Lebzei= ten Karls IV., ſo muß es auf dieß I. I377 fallen. 2 LVNIG Part. Spec. Cont, IV. Th. I. p. 29. & Cont. IV. II. Th. p. 369.
den ersten Landfrieden. 61 Absicht dieſes Bundes war, dem Rauben, Morden, Fangen und allem Unrecht zu steuern, und die öffentli- chen Straſſen in Sicherheit zu bringen, damit jeder= mann ungeſkort ſeine Reiſen unternehmen konnte. Die Berbrecher ſollte man an den Romiſchen Konig Wenzel, oder an die Fürsten und Herren/ in deren Gebiet sie gefangen würden, bringen, und ſie beſtrafen 1. Als die Reichsſkädte in Schwaben von dieſem großen Bunde horten/ und verſichert waren, daß ein ſo großer Theil von Deutſchland Wenzeln für den Rom. König erkannte, unterwarfen sie sich gleichfalls demsel ben/ námlich Ulm) Roſtnitz, Eſſelingen/ Ruthline= gen/ Rothweil und andere mehr ; doch ließen ſie sich von ihm Berſicherungen ausftellen, daß er ſie nie we= der verſeßzen noch verkaufen wolle, und daß ſie einan= der gegen fremde Gewalt/ mit Rath und That, bey= flehen därfen 2. Was hier übrigens Wenzel noch weiter ausgefertiget hat, ist noch nicht ans Licht ge= kommen. Wir finden auch nicht eher einige Nachricht von ihm , als bis er zu Ende dieſes Iahrs auf der Reiſe nach Frankreich mit ſeinem Bater, dem Kaiſer, begriffen war. Denn Karl hatte ſich vorgenommen Frankreich, den König Karl, ſeiner Schweſter Sohn, und Paris, wo er erzogen war/ noch einmal vor ſeinem Tode zu ſe= hen. Wir haben dieſe Reiſe Karls in ſeinem Leben weitläuftig beſchrieben. Hier wollen wir nur dasjeni= ge , was Wenzeln eigentlich angeht/ kurz berühren. 27 Man 3I May 1377. Er 1 Dipl. in Hift. NORIMB. Dipl. S. 439. Die Jahr- zahl ist daſelbst I373 falſch angegeben, denn in die= ſem Iahre war Wenzel noch nicht Romiſcher König. Auch nicht im May des 1376. I. Im I. 1378 war er im May zu Prag. Es geſchah bey Lebzei= ten Karls IV., ſo muß es auf dieß I. I377 fallen. 2 LVNIG Part. Spec. Cont, IV. Th. I. p. 29. & Cont. IV. II. Th. p. 369.
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62 Reiſet nach Paris. 8 Dec. 1378. 4Ján. 9 c. m. 10 e.m. Er war náämlich ſchon mit Anfang des Chriſk= monats mit dem Kaiſer zu Achen/ wo er für Thimen von Kolditz einen Lehnbrief ūber den Hof und das Dorf Plaſkowißz ausfertigte 1. Bon hier ſetzten ſie die Rei= ſe fort und feyerten zu Kambray die Weihnachten. Als ſie ſich der Stadt Paris náherten, kam ihnen der Konig Karl entgegen, und führte sie in die Stadt. Der Kaiſer ritt ihm zur rechten und der König Wenz= zel zur linken Hand. Wie der König von Frankreich eine Rathsverſammlung hielt , und in derſelben dem Kai= ſer und den übrigen deutſchen Fürſken ſeine Klagen wi= der England vorbrachte, war unſer Wenzel auch in der Berſammlung. Den Tag darauf aber fertigte er an den Walter von Hohenrieth, ſeinen Amtmann und Landrichter zu Rotenburg , den Befehl ab, daß er in ſeiner und ſeines Hofmeiſkers, des Landgrafen Iohann von Leuchtenberg, Abweſenheit, das Landgericht zu Rotenburg verwalten ſolle, bis es er/ der König, oder der Landgraf , wiederrufen würden 2. Als ſich der Kaiſer ein paar Tage auf dem Schloße von Bincen= nes aufhielt, beluſfigte ſich unſer Kónig Wenzel in den daſigen Waldungen mit der Iagd/ welches ſeine Lieb= lingsunterhaltung war. Daß er die Jägerey geliebt, bezeuget auch ein alter Schriftſteller, der ihn ſogar einen großen Iäger nennt. Wie der König von Frankreich ſowohl dem Kaiſer, als auch deſſen Gefolge vor der Abreiſe Geſchenke austheilte, gab er Wenzeln zwey goldene mit Perlen und Edelgeftein ausgezierte Krůge, wie auch einen kostbaren Gürtel. An einem Samſkage darauf nahm der Kaiſer und der Kónig Wenzel von dem franzdſiſchen Hofe Abſchied , und bey= I6 c.m. de reiſten nach Luxenburg 3. 1377. Der 1 Originale in Archivo Curiæ Feud. & Appell. Regni Boh. Am Tage Marten Empfängniß. 2 Hiſt. NORIMB. Diplom. S. 449. 3 Sieh mehr hievon in K. Karl IV. von 921—933.
62 Reiſet nach Paris. 8 Dec. 1378. 4Ján. 9 c. m. 10 e.m. Er war náämlich ſchon mit Anfang des Chriſk= monats mit dem Kaiſer zu Achen/ wo er für Thimen von Kolditz einen Lehnbrief ūber den Hof und das Dorf Plaſkowißz ausfertigte 1. Bon hier ſetzten ſie die Rei= ſe fort und feyerten zu Kambray die Weihnachten. Als ſie ſich der Stadt Paris náherten, kam ihnen der Konig Karl entgegen, und führte sie in die Stadt. Der Kaiſer ritt ihm zur rechten und der König Wenz= zel zur linken Hand. Wie der König von Frankreich eine Rathsverſammlung hielt , und in derſelben dem Kai= ſer und den übrigen deutſchen Fürſken ſeine Klagen wi= der England vorbrachte, war unſer Wenzel auch in der Berſammlung. Den Tag darauf aber fertigte er an den Walter von Hohenrieth, ſeinen Amtmann und Landrichter zu Rotenburg , den Befehl ab, daß er in ſeiner und ſeines Hofmeiſkers, des Landgrafen Iohann von Leuchtenberg, Abweſenheit, das Landgericht zu Rotenburg verwalten ſolle, bis es er/ der König, oder der Landgraf , wiederrufen würden 2. Als ſich der Kaiſer ein paar Tage auf dem Schloße von Bincen= nes aufhielt, beluſfigte ſich unſer Kónig Wenzel in den daſigen Waldungen mit der Iagd/ welches ſeine Lieb= lingsunterhaltung war. Daß er die Jägerey geliebt, bezeuget auch ein alter Schriftſteller, der ihn ſogar einen großen Iäger nennt. Wie der König von Frankreich ſowohl dem Kaiſer, als auch deſſen Gefolge vor der Abreiſe Geſchenke austheilte, gab er Wenzeln zwey goldene mit Perlen und Edelgeftein ausgezierte Krůge, wie auch einen kostbaren Gürtel. An einem Samſkage darauf nahm der Kaiſer und der Kónig Wenzel von dem franzdſiſchen Hofe Abſchied , und bey= I6 c.m. de reiſten nach Luxenburg 3. 1377. Der 1 Originale in Archivo Curiæ Feud. & Appell. Regni Boh. Am Tage Marten Empfängniß. 2 Hiſt. NORIMB. Diplom. S. 449. 3 Sieh mehr hievon in K. Karl IV. von 921—933.
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Nach Luxenburg. 63 Der Herzog Wenzel von Luxenburg; des Kai 1378. ſers Bruder, hatte noch zur Zeit keine Erben, deſſen Länder konnten alſo mit der Zeit niemand andern, als unſerm Wenzel und deſſen Nachkommen zufallen. Um dieß aber in geſetzmäſſige Sicherheit zu bringen, bewog Karl den Herzog/ daß er ein ordentliches Teſkament machte, und in demſelben Karln und deſſen Sohn den Römiſchen König Wenzel, zu Erben einſeſzte, doch mit der Bedingung, daß die Tochter, wenn er eine hinterlaſſen ſollte , verſorgt werden muſſe I. Iohann, Graf von Spanheim, nebſt den übrigen Herren und Rittern des Herzogthums Luxenburg gelobten, und ſkell= ten eine Zeugenſchaft aus, daß ſie nach unbeerbtem Ab= ſterben ihres Herzogs Wenzel den Kaiſer Karl und beſſen Sohn Wenzel für Erben und rechtmäſſige Her= ren erkennen und ihnen huldigen wollen 2. Die Städte 8 Febr. Luxenburg, Arle und die übrigen verſprachen eben dieß am nehmlichen Tage 3. Nachdem alſo die Erbfolge auf das Herzogthum Luxenburg auf dieſe Art war feſt geſeſzt worden, ver= ließen ſie die Stadt Luxenburg, und giengen in die Rhein= länder. Am Matthiastage waren ſie ſchon zu Oppen= heim 4. Der Kaiſer erhob ſich hierauf nach Heidel= berg, um den alten Kuhrfürſken Ruprecht daſelbſt zu beſuchen. Der Römiſche König Wenzel aber gieng nach Speyer, und ließ ſich daſelbſt von dem Stadtrathe und der Bürgerſchaft huldigen 5. Daß noch mehrere 28 e.m. Stádte am Rheine damals Wenzeln gehuldiget/ und 30 Ian. 24 e.m. c. d. ihn 1 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1389. Origin, in Arch. Regni Boh. 2 Originale in Archivo Regni Boh. Origin. 1. c. 3 GOLDAST R. S. Th. II. p. 78. 4 5 Lehmann Speyer. Kronik p. 821. Erſter Theil. E
Nach Luxenburg. 63 Der Herzog Wenzel von Luxenburg; des Kai 1378. ſers Bruder, hatte noch zur Zeit keine Erben, deſſen Länder konnten alſo mit der Zeit niemand andern, als unſerm Wenzel und deſſen Nachkommen zufallen. Um dieß aber in geſetzmäſſige Sicherheit zu bringen, bewog Karl den Herzog/ daß er ein ordentliches Teſkament machte, und in demſelben Karln und deſſen Sohn den Römiſchen König Wenzel, zu Erben einſeſzte, doch mit der Bedingung, daß die Tochter, wenn er eine hinterlaſſen ſollte , verſorgt werden muſſe I. Iohann, Graf von Spanheim, nebſt den übrigen Herren und Rittern des Herzogthums Luxenburg gelobten, und ſkell= ten eine Zeugenſchaft aus, daß ſie nach unbeerbtem Ab= ſterben ihres Herzogs Wenzel den Kaiſer Karl und beſſen Sohn Wenzel für Erben und rechtmäſſige Her= ren erkennen und ihnen huldigen wollen 2. Die Städte 8 Febr. Luxenburg, Arle und die übrigen verſprachen eben dieß am nehmlichen Tage 3. Nachdem alſo die Erbfolge auf das Herzogthum Luxenburg auf dieſe Art war feſt geſeſzt worden, ver= ließen ſie die Stadt Luxenburg, und giengen in die Rhein= länder. Am Matthiastage waren ſie ſchon zu Oppen= heim 4. Der Kaiſer erhob ſich hierauf nach Heidel= berg, um den alten Kuhrfürſken Ruprecht daſelbſt zu beſuchen. Der Römiſche König Wenzel aber gieng nach Speyer, und ließ ſich daſelbſt von dem Stadtrathe und der Bürgerſchaft huldigen 5. Daß noch mehrere 28 e.m. Stádte am Rheine damals Wenzeln gehuldiget/ und 30 Ian. 24 e.m. c. d. ihn 1 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1389. Origin, in Arch. Regni Boh. 2 Originale in Archivo Regni Boh. Origin. 1. c. 3 GOLDAST R. S. Th. II. p. 78. 4 5 Lehmann Speyer. Kronik p. 821. Erſter Theil. E
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66 Zuráck nach Böhmen. 1378. ihn für den Römischen König erkannt haben, daran iſt nicht zu zweifeln y obgleich die Urkunden noch nicht in Vorſchein gekommen sind. Hierauf ſeßzten beyde , der Kaiſer und der Romi= ſche Kónig/ ihre Ruckreiſe nach Böhmen fort. Sie giengen über Nurnberg/ wo ſich der Kaiſer einige Ta= ge aufhielt, wie aus den daſelbſt ausgeſtellten Urkunden zu ſehen iſt I. Bermuthlich erhielt Karl zu dieſer Zeit den Brief des Pabſt Gregor XI., worinn derſelbe hprieb / er wolle Wenzels Wahl alſogleich beſlätigen/ ſobold es derſelbe verlangen wûrde 2. Alſo hatte Wen= zel die Beſtátigung vom Pabſle noch nicht verlangt. Es ſcheint auch daß sie sich in dasigen Gegenden noch einige Wochen aufgehalten haben, und erſt im Maymonat nach Böhmen über Budweis gereiſet ſind, an welchem Orte wir ſie mit Anfang dieſes Monats antreffen. Der König Wenzel erlaubte hier dem edlen Heinrich/ Grafen zu Henneberg/ daß er von Weinen und andern Waaren, die durch ſein Land geführt wur= den/ einen Zoll nehmen durfte, doch nur auf drey Iah= 6 May. re, und dann bis zum Wiederruf 3. Wenzel gab auch ſeine Einwilligung dazu/ daß Iodoken Markgrafen von Mähren/ die böhmischen Stádte Glaßz, Frankenstein, Hawelswert und Neupatzkau in ſo lange pfandweiſe überlaſſen würden/ bis ihm die vier und ſechrig tauſend Goldgulden wieder gezahlt würden) die ſein Bater, der Markgraf Iohann) dem Kaiſer Karl vorgeſtreckt hat= 7 e. m. te 4. Hierauf reisken sie vollends bis nach Prag. Um dieſe Zeit erhielt der Kaiſer die Nachricht, daß der Pabſt Gregor XI. geſkorben/ und an deſſen Stelle Urban VI. erwählt worden. Der neue Pabſt hatte dem Kaiſer ſelbſt ſeine Erhöhung kund gemacht. t:Mer Man 1 Karl IV. S. 935. 2 Literæ apud LV NIG Parte gen. Cont. II. P. 225. 3 Urkundenb. n. XVII. 4 Origin, in Archivo Statuum Morav.
66 Zuráck nach Böhmen. 1378. ihn für den Römischen König erkannt haben, daran iſt nicht zu zweifeln y obgleich die Urkunden noch nicht in Vorſchein gekommen sind. Hierauf ſeßzten beyde , der Kaiſer und der Romi= ſche Kónig/ ihre Ruckreiſe nach Böhmen fort. Sie giengen über Nurnberg/ wo ſich der Kaiſer einige Ta= ge aufhielt, wie aus den daſelbſt ausgeſtellten Urkunden zu ſehen iſt I. Bermuthlich erhielt Karl zu dieſer Zeit den Brief des Pabſt Gregor XI., worinn derſelbe hprieb / er wolle Wenzels Wahl alſogleich beſlätigen/ ſobold es derſelbe verlangen wûrde 2. Alſo hatte Wen= zel die Beſtátigung vom Pabſle noch nicht verlangt. Es ſcheint auch daß sie sich in dasigen Gegenden noch einige Wochen aufgehalten haben, und erſt im Maymonat nach Böhmen über Budweis gereiſet ſind, an welchem Orte wir ſie mit Anfang dieſes Monats antreffen. Der König Wenzel erlaubte hier dem edlen Heinrich/ Grafen zu Henneberg/ daß er von Weinen und andern Waaren, die durch ſein Land geführt wur= den/ einen Zoll nehmen durfte, doch nur auf drey Iah= 6 May. re, und dann bis zum Wiederruf 3. Wenzel gab auch ſeine Einwilligung dazu/ daß Iodoken Markgrafen von Mähren/ die böhmischen Stádte Glaßz, Frankenstein, Hawelswert und Neupatzkau in ſo lange pfandweiſe überlaſſen würden/ bis ihm die vier und ſechrig tauſend Goldgulden wieder gezahlt würden) die ſein Bater, der Markgraf Iohann) dem Kaiſer Karl vorgeſtreckt hat= 7 e. m. te 4. Hierauf reisken sie vollends bis nach Prag. Um dieſe Zeit erhielt der Kaiſer die Nachricht, daß der Pabſt Gregor XI. geſkorben/ und an deſſen Stelle Urban VI. erwählt worden. Der neue Pabſt hatte dem Kaiſer ſelbſt ſeine Erhöhung kund gemacht. t:Mer Man 1 Karl IV. S. 935. 2 Literæ apud LV NIG Parte gen. Cont. II. P. 225. 3 Urkundenb. n. XVII. 4 Origin, in Archivo Statuum Morav.
Strana 67
Befordert Bergwerke. 67 Man fertigte alſo eine Geſandtſchaft an ihn mit dem I378. Berlangen, daß er Wenzeln für den Romiſchen Kónig und künftigen Kaiſer erkennen mochte, welches der vo- rige Pabſt noch nicht gethan hatte, weil man ihm das was er verlangte, nicht beſchwören wollte I. Urban VI. ſaumte nicht das, was Wenzel begehrte, ohne Ber= zug auszufertigen, und die an ihm geſchehene Wahl gut zu heißen, mit dem Zuſatze, daß er ihm die Kaiſer= krone mit eigener Hand aufjeſzen wolle. Zugleich ent= ſchuldigte er ſeinen Borfahrer, den Pabſt Gregor XI. daß er die Genehmigung nicht ausgefertiget/ woran er durch ſeine Krankheit, und den darauf erfolgten Tod ware gehindert worden 2. Wenzel nahm ſich hierauf der mähriſchen und böh= miſchen Bergwerke an/ welche durch einize Iahre hin= durch von großen Waſſergußen viel gelitten hatten/ und gänzlich in Berfall gekommen waren. Der damalige Bergmeiſter, Moritz, trug sich an, dieselbe wieder Herzuſkellen, wenn man ihn unterſkutzen wollte. Wen= zel gab ihm alſo volle Macht, nicht nur die zu Iglau faſt verlaſſenen / ſondern auch die in Böhmen von Waſ= ſern ſehr beſchädigten Bergwerke wieder herzuſtellen. Er befahl, daß man dieſem Moritz ſo viel Holz, als er zu ſeinen Absichten nothig hatte, ans den königli- chen Wäldern herbey schaffe, und ihn auch ſonſt in ſeinem Werke unterſtūtze und ihm beyſpringe 3. Er beſtä= 25May. tigte E 2 1 Epiſtola Gregorii XI. apud BALVZ. Collect. Act. Vet. p. 802. 2 Sieh Karls Urkundenh. n. CCLI. Der Pabst bedient ſich nicht des Wortes confirmamus , er ſagt nur te nominamus , denunciamus , aſsumimus & declara- mus Regem Romanorum tuamque perſonam appro- bantes &c. das ist, Urban erkannte Wenzeln für einen Röm. König, ſo wie ihu andere Könige auch dafûr erkannten. 3 Urkundenb. n. XVIII.
Befordert Bergwerke. 67 Man fertigte alſo eine Geſandtſchaft an ihn mit dem I378. Berlangen, daß er Wenzeln für den Romiſchen Kónig und künftigen Kaiſer erkennen mochte, welches der vo- rige Pabſt noch nicht gethan hatte, weil man ihm das was er verlangte, nicht beſchwören wollte I. Urban VI. ſaumte nicht das, was Wenzel begehrte, ohne Ber= zug auszufertigen, und die an ihm geſchehene Wahl gut zu heißen, mit dem Zuſatze, daß er ihm die Kaiſer= krone mit eigener Hand aufjeſzen wolle. Zugleich ent= ſchuldigte er ſeinen Borfahrer, den Pabſt Gregor XI. daß er die Genehmigung nicht ausgefertiget/ woran er durch ſeine Krankheit, und den darauf erfolgten Tod ware gehindert worden 2. Wenzel nahm ſich hierauf der mähriſchen und böh= miſchen Bergwerke an/ welche durch einize Iahre hin= durch von großen Waſſergußen viel gelitten hatten/ und gänzlich in Berfall gekommen waren. Der damalige Bergmeiſter, Moritz, trug sich an, dieselbe wieder Herzuſkellen, wenn man ihn unterſkutzen wollte. Wen= zel gab ihm alſo volle Macht, nicht nur die zu Iglau faſt verlaſſenen / ſondern auch die in Böhmen von Waſ= ſern ſehr beſchädigten Bergwerke wieder herzuſtellen. Er befahl, daß man dieſem Moritz ſo viel Holz, als er zu ſeinen Absichten nothig hatte, ans den königli- chen Wäldern herbey schaffe, und ihn auch ſonſt in ſeinem Werke unterſtūtze und ihm beyſpringe 3. Er beſtä= 25May. tigte E 2 1 Epiſtola Gregorii XI. apud BALVZ. Collect. Act. Vet. p. 802. 2 Sieh Karls Urkundenh. n. CCLI. Der Pabst bedient ſich nicht des Wortes confirmamus , er ſagt nur te nominamus , denunciamus , aſsumimus & declara- mus Regem Romanorum tuamque perſonam appro- bantes &c. das ist, Urban erkannte Wenzeln für einen Röm. König, ſo wie ihu andere Könige auch dafûr erkannten. 3 Urkundenb. n. XVIII.
Strana 68
68 Tritt Brandenburg ab. 1378. tigte am nehmlichen Tage der Stadt Wodnian einen Freyheitsbrief/ den dieſelbe vom Kónige Johann im I. I336 erhalten hatte. Weil dieſer Brief einige merkwürdige Sachen enthalt, habe ich ihn abdrucken laſſen I. Der Stadt Kóniggräſz erlaubte Wenzel/ ſo wie der Kaiſer Karl und dessen Gemahlinn, die Kai- ſerinn Eliſabeth/ das Ungeld vom Salze, wie auch das Schrottenamt, doch mit der Bedingung, daß ſie ihre Mauern, Graben und Thurme ausbeſſere , und in gutem Stande erhalte 2. Weil ſich nun Siegmund Wenzels Bruder, anſchickte , in die Mark zu reiſen, und dieſelbe in Beſitz zu nehmen , ſo trat ihm ſie Wenzel ordentlich ab ſprach die Einwohner von dem Eide, den sie ihm geleistet hatten, los, und wies sie sam- mentlich an Siegmunden , doch mit der Bedingung, wenn dieſer ohne mánnliche Erben ſlurbe, ſo ſolle Io= hann von Görlitz, der dritte Bruder , die Mark er= ben ; ſlirbt dieſer ohne Söhne, ſo ſoll die ganze Mark an die Krone Böhmen wieder zurůck fallen 3, und so wurde der Sorge, daß Wenzel zwey Kuhrfürfkenthü= mer beſiſzen könnte/ vorgekommen. Siegmund fertig= te auch noch zu Prag als Markgraf von Branden= burg eine Verſicherung aus daß er den Einwohnern der Mark alle ihre Freyheiten beſkätigen wolle, ſobald er in die Mark kommen würde 4, wo wir ihn auch in den folgenden Monaten antreffen 5. Wenzel verſchrieb noch zu Prag dem Geſſko von Mezymuſt das Dorf Brzehon und andere, ſo auch der Kaiſer Karl gethan, 2I Iul. um fünf hundert Schock Groſchen 6. 25 Man IIJun. I4Jun. c. d. Nicht 1 Urkundenb. n. XIX. 2 Diploma beym Hrn. von Bienenb. Seſchichte der Stadt Kóniggrätz S. 169—172. 3 H. GERKE C. B. D. Tom. V. p. 294. 4 IDEM Tom. IV. p. 399. 5 IDEM Tom. VII. p. 63, & Tom. II. p. 503. 6 Mſ. Bohemicum,
68 Tritt Brandenburg ab. 1378. tigte am nehmlichen Tage der Stadt Wodnian einen Freyheitsbrief/ den dieſelbe vom Kónige Johann im I. I336 erhalten hatte. Weil dieſer Brief einige merkwürdige Sachen enthalt, habe ich ihn abdrucken laſſen I. Der Stadt Kóniggräſz erlaubte Wenzel/ ſo wie der Kaiſer Karl und dessen Gemahlinn, die Kai- ſerinn Eliſabeth/ das Ungeld vom Salze, wie auch das Schrottenamt, doch mit der Bedingung, daß ſie ihre Mauern, Graben und Thurme ausbeſſere , und in gutem Stande erhalte 2. Weil ſich nun Siegmund Wenzels Bruder, anſchickte , in die Mark zu reiſen, und dieſelbe in Beſitz zu nehmen , ſo trat ihm ſie Wenzel ordentlich ab ſprach die Einwohner von dem Eide, den sie ihm geleistet hatten, los, und wies sie sam- mentlich an Siegmunden , doch mit der Bedingung, wenn dieſer ohne mánnliche Erben ſlurbe, ſo ſolle Io= hann von Görlitz, der dritte Bruder , die Mark er= ben ; ſlirbt dieſer ohne Söhne, ſo ſoll die ganze Mark an die Krone Böhmen wieder zurůck fallen 3, und so wurde der Sorge, daß Wenzel zwey Kuhrfürfkenthü= mer beſiſzen könnte/ vorgekommen. Siegmund fertig= te auch noch zu Prag als Markgraf von Branden= burg eine Verſicherung aus daß er den Einwohnern der Mark alle ihre Freyheiten beſkätigen wolle, ſobald er in die Mark kommen würde 4, wo wir ihn auch in den folgenden Monaten antreffen 5. Wenzel verſchrieb noch zu Prag dem Geſſko von Mezymuſt das Dorf Brzehon und andere, ſo auch der Kaiſer Karl gethan, 2I Iul. um fünf hundert Schock Groſchen 6. 25 Man IIJun. I4Jun. c. d. Nicht 1 Urkundenb. n. XIX. 2 Diploma beym Hrn. von Bienenb. Seſchichte der Stadt Kóniggrätz S. 169—172. 3 H. GERKE C. B. D. Tom. V. p. 294. 4 IDEM Tom. IV. p. 399. 5 IDEM Tom. VII. p. 63, & Tom. II. p. 503. 6 Mſ. Bohemicum,
Strana 69
Verliehrt ſeinen Vater. 69 Nicht lange darauf mußte Wenzel den Kaiſer I378. nach Núrnberg begleiten/ welcher hier verſchiedene Ber= ordnungen zum Beſten des Reichs zum letztenmale aus- fertigte I. Bom Kónig Wenzel weis man nur, daß er hier der Stadt Worms einen Freyheitsbrief beſtätig= te, kraft deſſen ihr der Kaiſer alle dasige Juden, die ſonft der kaiſ. Kammer gehorten, im I. I348 geſchenket hatte 2. Am letzten August waren sie noch zu Nürn berg/ und wir finden weder von Wenzel noch von Karl einige Nachricht von dieſer Zeit an, bis zum Anfang des Novembers, da ſie wieder in Prag waren. Die Stände von Böhmen beklagten sich damals über die Unordnung, die im Münzweſen Herrſchte. Beyde Für= ſten gaben alſo eine neue Münzordnung Heraus/ welche ſowohl von den Königen/ als auch von den Ständen zu ewigen Zeiten getreulich und unverbrüchlich gehalten und beobachtet werden ſollte. Die beyden Könige ver= ordneten námlich I) zu hundert Marken feinen Silbers ſoll nichts mehr, als zwolf Mark Kupfer Zuſalz beyge= miſcht werden. 2) Aus einer ſolchen Mark Silbers ſollen ſiebenzig Groſchen ausgepräget werden. 3) Bon eben ſolchem Silber sollen die Heller geprägt werden, ſo , daß zwolfe auf einen Groſchen gehen 2. 3. Dieß war die leſzte Berordnung, welche Karl zum Beſten ſeiner Unterthane veranſkaltete. Er ward bald darauf frank , und ſkarb im 63ten Iahre ſeines Alters, nach= dem er drey und dreyßig Iahre über Deutſchland und Böhmen geherrſcht hatte. Der König Wenzel ließ ihn auf das prächtigſte begraben, wie dann das Lei= chenbegángniß vier ganze Tage dauerte. Wir haben es im Leben dieſes Kaiſers weitläufig beſchrieben 4. Nach E 3 29 c.m. 2 Nov. 28 Aug. 1 Karl IV. S. 938. 2 Moritz von der Reichſtadt Worms Appendix docum. p. 191. 3 Sieb die ganze Urkunde in ADAVCT VOIGT Münz- geſchichte Th. II. S. 162. Origin, in Arch. R. Boh. 4 S. 943.
Verliehrt ſeinen Vater. 69 Nicht lange darauf mußte Wenzel den Kaiſer I378. nach Núrnberg begleiten/ welcher hier verſchiedene Ber= ordnungen zum Beſten des Reichs zum letztenmale aus- fertigte I. Bom Kónig Wenzel weis man nur, daß er hier der Stadt Worms einen Freyheitsbrief beſtätig= te, kraft deſſen ihr der Kaiſer alle dasige Juden, die ſonft der kaiſ. Kammer gehorten, im I. I348 geſchenket hatte 2. Am letzten August waren sie noch zu Nürn berg/ und wir finden weder von Wenzel noch von Karl einige Nachricht von dieſer Zeit an, bis zum Anfang des Novembers, da ſie wieder in Prag waren. Die Stände von Böhmen beklagten sich damals über die Unordnung, die im Münzweſen Herrſchte. Beyde Für= ſten gaben alſo eine neue Münzordnung Heraus/ welche ſowohl von den Königen/ als auch von den Ständen zu ewigen Zeiten getreulich und unverbrüchlich gehalten und beobachtet werden ſollte. Die beyden Könige ver= ordneten námlich I) zu hundert Marken feinen Silbers ſoll nichts mehr, als zwolf Mark Kupfer Zuſalz beyge= miſcht werden. 2) Aus einer ſolchen Mark Silbers ſollen ſiebenzig Groſchen ausgepräget werden. 3) Bon eben ſolchem Silber sollen die Heller geprägt werden, ſo , daß zwolfe auf einen Groſchen gehen 2. 3. Dieß war die leſzte Berordnung, welche Karl zum Beſten ſeiner Unterthane veranſkaltete. Er ward bald darauf frank , und ſkarb im 63ten Iahre ſeines Alters, nach= dem er drey und dreyßig Iahre über Deutſchland und Böhmen geherrſcht hatte. Der König Wenzel ließ ihn auf das prächtigſte begraben, wie dann das Lei= chenbegángniß vier ganze Tage dauerte. Wir haben es im Leben dieſes Kaiſers weitläufig beſchrieben 4. Nach E 3 29 c.m. 2 Nov. 28 Aug. 1 Karl IV. S. 938. 2 Moritz von der Reichſtadt Worms Appendix docum. p. 191. 3 Sieb die ganze Urkunde in ADAVCT VOIGT Münz- geſchichte Th. II. S. 162. Origin, in Arch. R. Boh. 4 S. 943.
Strana 70
70 Beweint deſſen Verluſt. Nach dem Tode des Kaiſers gab Wenzel ver= ſchiedenen Fárſken und den neuen Pabſte Nachricht von den Berlufke ſeines Baters. Er ſchrieb an einen Ko- nig unter andern : Oer grauſame Tod hat uns junaft den Raiſer, unſern geliebteſten Bater, geraubet. Er iſt uns zu fruh entriſſen worden ; denn wir hofften, un= ſere Iugend wûrde von einem ſolchen Bater uno Lehrer noch lanze geleitet werden. Wir ſind ganz von Schmerz niedergedrückt, und können nicht aufhoren dieſen Ber= luſ auf das kláglichſte zu beweinen. Wie wird wohl unſere Iugend, da ſie einen solchen Meiſker verloren hat, die große Laſt von Arbeiten und Sorgen ertragen konnen? Wir geben Euch alſo mit vielen Thränen und bitterem Schmerzen Rachricht hievon.„ An den Pabſt ſchreibt Wenzel “dieser fär mich, und für Sie, Hei ligster Bater, zu frühe Zod hat in meinem jungen Her- zen einen unermeßlichen und unausloſchlichen Schmer= zen zurück gelassen — Gott wolle seiner Seele ewige Freude/ mir aber Kräften und ſeine göttliche Gnade bey Antretung der Regierung eines ſo weitläufigen Reiches verleihen.„ I Wenzel hatte in der That Ursache den Berluſt ſeines Baters zu beweinen. Da er von ihm zu den wichtigſten Berathſchlagungen und Reichsangelegenhei= ten ſeit einigen Iahren war gezogen worden/ ſo hatte er die großen Schwierigkeiten, mit welchen die Regie- rung des damaligen deutſchen Reichs verbunden war, kennen gelernet. Sein Bater/ der Kaiſer Karl , der sich doch durch seine lange Regierung bey den Reichs- ſkänden in ein großes Anſehen geſefzt hatte/ war nicht immer im Stande den unruhigen und raubſüchtigen deutſchen Adel im Zaume zu halten, und zwiſchen den Fürsken und Städten einigen Frieden fest zu seizen; wie konnte wohl. ein Iungling von achtzehn Iahren hoffen, daß 1378. 1 Beyde Briefe stehen in Urkund. Karl IV. n. CCXLIX. & CCL.
70 Beweint deſſen Verluſt. Nach dem Tode des Kaiſers gab Wenzel ver= ſchiedenen Fárſken und den neuen Pabſte Nachricht von den Berlufke ſeines Baters. Er ſchrieb an einen Ko- nig unter andern : Oer grauſame Tod hat uns junaft den Raiſer, unſern geliebteſten Bater, geraubet. Er iſt uns zu fruh entriſſen worden ; denn wir hofften, un= ſere Iugend wûrde von einem ſolchen Bater uno Lehrer noch lanze geleitet werden. Wir ſind ganz von Schmerz niedergedrückt, und können nicht aufhoren dieſen Ber= luſ auf das kláglichſte zu beweinen. Wie wird wohl unſere Iugend, da ſie einen solchen Meiſker verloren hat, die große Laſt von Arbeiten und Sorgen ertragen konnen? Wir geben Euch alſo mit vielen Thränen und bitterem Schmerzen Rachricht hievon.„ An den Pabſt ſchreibt Wenzel “dieser fär mich, und für Sie, Hei ligster Bater, zu frühe Zod hat in meinem jungen Her- zen einen unermeßlichen und unausloſchlichen Schmer= zen zurück gelassen — Gott wolle seiner Seele ewige Freude/ mir aber Kräften und ſeine göttliche Gnade bey Antretung der Regierung eines ſo weitläufigen Reiches verleihen.„ I Wenzel hatte in der That Ursache den Berluſt ſeines Baters zu beweinen. Da er von ihm zu den wichtigſten Berathſchlagungen und Reichsangelegenhei= ten ſeit einigen Iahren war gezogen worden/ ſo hatte er die großen Schwierigkeiten, mit welchen die Regie- rung des damaligen deutſchen Reichs verbunden war, kennen gelernet. Sein Bater/ der Kaiſer Karl , der sich doch durch seine lange Regierung bey den Reichs- ſkänden in ein großes Anſehen geſefzt hatte/ war nicht immer im Stande den unruhigen und raubſüchtigen deutſchen Adel im Zaume zu halten, und zwiſchen den Fürsken und Städten einigen Frieden fest zu seizen; wie konnte wohl. ein Iungling von achtzehn Iahren hoffen, daß 1378. 1 Beyde Briefe stehen in Urkund. Karl IV. n. CCXLIX. & CCL.
Strana 71
Zuſtand von Deutſchland 71 daß man ſeine Rathſchläge oder Befehle achten würde. I378. Die Geſchichte lehrt uns auch , daß es viel Zeit und Mühe koste, bis sich ein junger Regent in das Ansehen ſeßzt / welches ſich ſein Borfahrer durch eine lange Re= gierung erworben hat/ und daß indeſſen die mächti geren Glieder des Staats manche Bewegungen zu machen pflegen. Dieß war eben der Zuſkand im deutſchen Rei= che, wie Wenzel zu regieren anfieng. Sehr richtig ist alſo die Anmerkung des Herrn Schmids v/ wenn er ſchreibt: “Wenzel kam zur Regierung zu einer Zeit, wo auch der große Mann Ehre und Anſehen wagte wenn er ſich entſchloß Kaiſer zu werden.„ Wir wol= len die Schilderung: welche dieſer ſcharffinnige Ge= ſchichtſchreiber von dem damaligen Zuſfande ſeines Ba= terlandes machet , Herſeſzen. �Eine bis zur Anarchie ausſchweifende und auf das übelſke verſtandene Liebe zur Freyheit in allen Ständen, blosse Privatabsichten zu eigenen Bergrößerungen, todtliches Mißtrauen zwiſchen den edelsten Theilen der Nation, den Fürsten nämlich und Städten, unbändige Raubſucht des größten Theils des niedern Adels — — und nebſt alle dieſem noch die große Trennung in der Kirche/ waren gewiß Din= ge , die jedem Regenten zu thun machen konnten. „ Uiberdieß war ſein Bater oft gezwungen geweſen man= che Reichsſtánde, der allgemeinen Ruhe wegen, zu be= drûcken, welche nun jede Gelegenheit ergriffen ſich an dem Soßn zu rachen, und thm entgegen zu arbeiten. Der Sohn mußte die Schuld ſeines Baters tragen. Das Luxenburgiſche Haus war auch zu groß gewor= den/ als daß es andere Fürſken nicht hätten beneiden ſollen , denn es beſaß Böhmen/ Schleſien, Mähren, die ganze Lauſitz, Brandenburg/ die Oberpfalzy Lu= xenburg. Es hatte die Anwartſchaft auf Ungarn, Po= len, und auf Oeſtreich. Damit es nicht noch größer würde, wurde wider daſſelbe heimlich und Sffentlich ge= E 4 I Geſchichte der Deutſchen. ar
Zuſtand von Deutſchland 71 daß man ſeine Rathſchläge oder Befehle achten würde. I378. Die Geſchichte lehrt uns auch , daß es viel Zeit und Mühe koste, bis sich ein junger Regent in das Ansehen ſeßzt / welches ſich ſein Borfahrer durch eine lange Re= gierung erworben hat/ und daß indeſſen die mächti geren Glieder des Staats manche Bewegungen zu machen pflegen. Dieß war eben der Zuſkand im deutſchen Rei= che, wie Wenzel zu regieren anfieng. Sehr richtig ist alſo die Anmerkung des Herrn Schmids v/ wenn er ſchreibt: “Wenzel kam zur Regierung zu einer Zeit, wo auch der große Mann Ehre und Anſehen wagte wenn er ſich entſchloß Kaiſer zu werden.„ Wir wol= len die Schilderung: welche dieſer ſcharffinnige Ge= ſchichtſchreiber von dem damaligen Zuſfande ſeines Ba= terlandes machet , Herſeſzen. �Eine bis zur Anarchie ausſchweifende und auf das übelſke verſtandene Liebe zur Freyheit in allen Ständen, blosse Privatabsichten zu eigenen Bergrößerungen, todtliches Mißtrauen zwiſchen den edelsten Theilen der Nation, den Fürsten nämlich und Städten, unbändige Raubſucht des größten Theils des niedern Adels — — und nebſt alle dieſem noch die große Trennung in der Kirche/ waren gewiß Din= ge , die jedem Regenten zu thun machen konnten. „ Uiberdieß war ſein Bater oft gezwungen geweſen man= che Reichsſtánde, der allgemeinen Ruhe wegen, zu be= drûcken, welche nun jede Gelegenheit ergriffen ſich an dem Soßn zu rachen, und thm entgegen zu arbeiten. Der Sohn mußte die Schuld ſeines Baters tragen. Das Luxenburgiſche Haus war auch zu groß gewor= den/ als daß es andere Fürſken nicht hätten beneiden ſollen , denn es beſaß Böhmen/ Schleſien, Mähren, die ganze Lauſitz, Brandenburg/ die Oberpfalzy Lu= xenburg. Es hatte die Anwartſchaft auf Ungarn, Po= len, und auf Oeſtreich. Damit es nicht noch größer würde, wurde wider daſſelbe heimlich und Sffentlich ge= E 4 I Geſchichte der Deutſchen. ar
Strana 72
72 Tritt darüber 1378. arbeitet, Zwistigkeiten angesponnen und Bünduisse er- richtet/ die ein junger Regent, wie Wenzel war, zu= mal da er kein beſtändiges Heer auf den Beinen hatte, nicht hindern konnte. Alles dieß mag Wenzel ſchon itzt eingeſehen und gefiehlt haben, ſonſt würde er nicht in den oben erwähnten Briefen die Regierung eine, sei- ner Iugend unerträgliche Arbeit I genennet haben. Daher hatte er auch Urſache Gott um ſeine Gnade und Kräften bey Antretung dieſer Bürde anzuſlehen 2. Wenzel trat alſo mit einer ganzen Zuverſicht zu Gott die Regierung an. Man kann ihm die Fähigkei ten, die bey einem Regenten erfordert werden, nicht abſprechen. Er beſaß einen guten natürlichen Ber= ſtand, viel Eifer für die Gerechtigkeit, war offenherzig, gütig, und liebte die Wahrheit. Sein Bater hatte ihm die nothigen Kenntniſſe beybringen laſſen, und ihn ſeit einigen Iahren in die Reichsgeſchäfte gezogen, wo er dann ſchon durch die Erfahrung hat manches ler= nen können. Es mangelte ihm auch nicht an Thátig= keit , und an gutem Willen die Geſchäfte ſelbſt zu führen, und alles gut zu machen, wie wir bald ſehen werden. Daß man aber von dem jungen Kónig vieles erwartet, und ſich die ſchmeichelhafteſten Hoffnungen von thm gemacht habe, bezeuget ein damals lebender Schrift= ffeller , der um die Perſon unſers Kónigs geweſen/ folglich auch deſſelben Kráften, Tigenſchaften und Wil= len gekannt hat. Er ſagt : “Freuet euchy ihr Getreuen des H. R. Reichs! Frohlocket, denn Jhr könnt euch jetzt der Freude, auf die Ihr lange gewartet habt, ganz ergeben , da ißzt ein ſolcher Herrſcher die Regie= rung des Reichs antritt/ welcher durch die Gnade Got= tes 1 Importabiles adoleſcenti labores. 2 Dominus dignetur — — nos ad dirigendam orbis Rempublicam divinæ confortationis augmento , viri- bus & virtute ſuæ gratiæ stabilire. Epiſtola ejus loc. cit.
72 Tritt darüber 1378. arbeitet, Zwistigkeiten angesponnen und Bünduisse er- richtet/ die ein junger Regent, wie Wenzel war, zu= mal da er kein beſtändiges Heer auf den Beinen hatte, nicht hindern konnte. Alles dieß mag Wenzel ſchon itzt eingeſehen und gefiehlt haben, ſonſt würde er nicht in den oben erwähnten Briefen die Regierung eine, sei- ner Iugend unerträgliche Arbeit I genennet haben. Daher hatte er auch Urſache Gott um ſeine Gnade und Kräften bey Antretung dieſer Bürde anzuſlehen 2. Wenzel trat alſo mit einer ganzen Zuverſicht zu Gott die Regierung an. Man kann ihm die Fähigkei ten, die bey einem Regenten erfordert werden, nicht abſprechen. Er beſaß einen guten natürlichen Ber= ſtand, viel Eifer für die Gerechtigkeit, war offenherzig, gütig, und liebte die Wahrheit. Sein Bater hatte ihm die nothigen Kenntniſſe beybringen laſſen, und ihn ſeit einigen Iahren in die Reichsgeſchäfte gezogen, wo er dann ſchon durch die Erfahrung hat manches ler= nen können. Es mangelte ihm auch nicht an Thátig= keit , und an gutem Willen die Geſchäfte ſelbſt zu führen, und alles gut zu machen, wie wir bald ſehen werden. Daß man aber von dem jungen Kónig vieles erwartet, und ſich die ſchmeichelhafteſten Hoffnungen von thm gemacht habe, bezeuget ein damals lebender Schrift= ffeller , der um die Perſon unſers Kónigs geweſen/ folglich auch deſſelben Kráften, Tigenſchaften und Wil= len gekannt hat. Er ſagt : “Freuet euchy ihr Getreuen des H. R. Reichs! Frohlocket, denn Jhr könnt euch jetzt der Freude, auf die Ihr lange gewartet habt, ganz ergeben , da ißzt ein ſolcher Herrſcher die Regie= rung des Reichs antritt/ welcher durch die Gnade Got= tes 1 Importabiles adoleſcenti labores. 2 Dominus dignetur — — nos ad dirigendam orbis Rempublicam divinæ confortationis augmento , viri- bus & virtute ſuæ gratiæ stabilire. Epiſtola ejus loc. cit.
Strana 73
die Regierung an. 73 tes mit der glänzendsten Weisheit erleuchtet ist. Er 1378. ist zwar mit großer Macht ausgerüftet, doch wird er alles mit Gelindheit und Gluck verwalten. Bey ſeinem Regierungsantritte wird die Welt ein neues Licht er= Halten, und die Finſkerniß wird vor ihm, wie vor der aufgehenden Sonne/ verſchwinden. Er wird den Frie= den beſtellen, und die Gerechtigkeit bluhen machen ; den Nationen Sicherheit und Eintracht verſchaffen. Er wird die getheilten und in Zwiskigkeit ſtehenden Bölker vereinigen, die Feindseligkeiten aufheben, und die Ru- he allenthalben einführen. Da ſich nun der König, als das Oberhaupt, alles dieß zu bewerkftelligen, bemü= hen wird, ſo müſſen die Fürsken auch ihrer Seits die errichteten Bertráge und Berſprechungen erfüllen, und denſelben nicht im Geringffen zuwider handeln, I. Allein das leſzte , wie wir in der Folge ſehen werden, ward nicht gehalten ; und ſo konnte auch der König das/ wozu er itzt den beſken Willen hatte, und was ſich der erwáhnte Schriftſteller von ihm verſprach nicht in Er= füllung bringen. Seine erſte Sorge war alſo den Frieden ſowohl in der chrifflichen Kirche, als auch im Deutſchen Rei= che feſt zu ſeßzen/ und zu erhalten. Wir brauchen hier nicht die argernißvolle Spaltung in der Kirche, die in dieſem Iahre von der Geiſllichkeit durch die Wahl zweyer Pábſte erregt worden/ zu erzählen ; andere haben ih= E 5 ren. 1 Sacri Imperii fidelium univerſitas, plenitudine gaudio- rum laſciviens , hilareſeat. Iucundis exultet applau- ſibus & letitie cauſam concipiat diutius expectate, tanto & tali gubernatore ad ipfius Imperii Regimen accedente , qui divina munificentia illectatus, & ful- gore illuſtratus ſapientie, qui in excelſi potentatu bra- chii diſponet cuncta ſuaviter, & proſpere guberna- bit, ad cujus adventum, velut ad ortum ſurgentis aurore , diſcuſſa tenebrarum caligine , mundi facies lucem induet clariorem &c. Notarius Regis Wen- ceslai apud DATT. p. 586.
die Regierung an. 73 tes mit der glänzendsten Weisheit erleuchtet ist. Er 1378. ist zwar mit großer Macht ausgerüftet, doch wird er alles mit Gelindheit und Gluck verwalten. Bey ſeinem Regierungsantritte wird die Welt ein neues Licht er= Halten, und die Finſkerniß wird vor ihm, wie vor der aufgehenden Sonne/ verſchwinden. Er wird den Frie= den beſtellen, und die Gerechtigkeit bluhen machen ; den Nationen Sicherheit und Eintracht verſchaffen. Er wird die getheilten und in Zwiskigkeit ſtehenden Bölker vereinigen, die Feindseligkeiten aufheben, und die Ru- he allenthalben einführen. Da ſich nun der König, als das Oberhaupt, alles dieß zu bewerkftelligen, bemü= hen wird, ſo müſſen die Fürsken auch ihrer Seits die errichteten Bertráge und Berſprechungen erfüllen, und denſelben nicht im Geringffen zuwider handeln, I. Allein das leſzte , wie wir in der Folge ſehen werden, ward nicht gehalten ; und ſo konnte auch der König das/ wozu er itzt den beſken Willen hatte, und was ſich der erwáhnte Schriftſteller von ihm verſprach nicht in Er= füllung bringen. Seine erſte Sorge war alſo den Frieden ſowohl in der chrifflichen Kirche, als auch im Deutſchen Rei= che feſt zu ſeßzen/ und zu erhalten. Wir brauchen hier nicht die argernißvolle Spaltung in der Kirche, die in dieſem Iahre von der Geiſllichkeit durch die Wahl zweyer Pábſte erregt worden/ zu erzählen ; andere haben ih= E 5 ren. 1 Sacri Imperii fidelium univerſitas, plenitudine gaudio- rum laſciviens , hilareſeat. Iucundis exultet applau- ſibus & letitie cauſam concipiat diutius expectate, tanto & tali gubernatore ad ipfius Imperii Regimen accedente , qui divina munificentia illectatus, & ful- gore illuſtratus ſapientie, qui in excelſi potentatu bra- chii diſponet cuncta ſuaviter, & proſpere guberna- bit, ad cujus adventum, velut ad ortum ſurgentis aurore , diſcuſſa tenebrarum caligine , mundi facies lucem induet clariorem &c. Notarius Regis Wen- ceslai apud DATT. p. 586.
Strana 74
74 Reiſet nach Deutſchland. 1378. ren Ursprung und Fortgang gründlich beschrieben I. Wir woilen nur das anführen, was Wenzel zur Til- gung dieſer Berwirrungen, die der unbegränzte Stolz und die Herrſchſucht der Priesterſchaft angezettelt un= ternommen und veranſtaltet hat. Er folgte dem heilſamen Rathe, den ihm ſein Bater, der Kaiſer Karl auf dem Sterbebette gegeben, und erkannte den zu Rom erwáhlten und daſelbſt reſi= direnden Pabſt Urban VI. für den wahren Pabſt. Er nahm ſich auch ernſtlich vor/ dieſen zu handhaben, und dagegen den Gegenpabſt, Klemens VII., der ſich zu Avignon aufhielt, zu verdrángen. In dieſer Abſicht beſchloß er ſich je eher je beſſer nach Deutſchland zu be= geben, und in einer Reichsverſammlung die Fürſten auf ſeine Seite zu bringen. Nachdem er noch zu Prag dem Heinrich Geuder das Schultheiſſenamt und das Gericht der Stadt Nurnberg verliehen 2, und andere Ausfertigungen mehr veranſtaltet hatte, trat er ſeine Reiſe nach Deutſchland an. Als er zu Weida, einer Stadt in der Oberpfalz die ihm gehörte, ankam, ſchrieb er hier ſeinen ersten Reichstag aus, der zu Nürnberg gehalten werden soll- 12 Ian. te 3. Es erschienen zwar einige Reichsfürsten, mit welchen Wenzel zu den Berathſchlagungen den Anfang machte ; unter andern wurde ſchon hier in Gegenwart des Kardinals Pileus , der Wenzeln auf dieſer Reiſe begleitete, wegen der Kirchenſpaltung gehandelt 4. Da aber die übrigen Fürsten sich hier nicht einfanden, und die Anweſenden für gut hielten; daß der Reichstag nicht zu Nürnberg, wohl aber zu Frankfurt gehalten werden mochte, ſo hatte der König Wenzel nichts da= 12 Dec. 1379. gegen/ 1 Hr. Schmidt in der Geſchichte der Deutſchen. Hr. Haberlin in der Reichsgeſchichte. 2 Hiſtoria NORIMB. Diplom. p. 451. 3 WENKER in apparatu Archivorum p. 229. 4 Hist. NORIMB. Dipl. p. 320.
74 Reiſet nach Deutſchland. 1378. ren Ursprung und Fortgang gründlich beschrieben I. Wir woilen nur das anführen, was Wenzel zur Til- gung dieſer Berwirrungen, die der unbegränzte Stolz und die Herrſchſucht der Priesterſchaft angezettelt un= ternommen und veranſtaltet hat. Er folgte dem heilſamen Rathe, den ihm ſein Bater, der Kaiſer Karl auf dem Sterbebette gegeben, und erkannte den zu Rom erwáhlten und daſelbſt reſi= direnden Pabſt Urban VI. für den wahren Pabſt. Er nahm ſich auch ernſtlich vor/ dieſen zu handhaben, und dagegen den Gegenpabſt, Klemens VII., der ſich zu Avignon aufhielt, zu verdrángen. In dieſer Abſicht beſchloß er ſich je eher je beſſer nach Deutſchland zu be= geben, und in einer Reichsverſammlung die Fürſten auf ſeine Seite zu bringen. Nachdem er noch zu Prag dem Heinrich Geuder das Schultheiſſenamt und das Gericht der Stadt Nurnberg verliehen 2, und andere Ausfertigungen mehr veranſtaltet hatte, trat er ſeine Reiſe nach Deutſchland an. Als er zu Weida, einer Stadt in der Oberpfalz die ihm gehörte, ankam, ſchrieb er hier ſeinen ersten Reichstag aus, der zu Nürnberg gehalten werden soll- 12 Ian. te 3. Es erschienen zwar einige Reichsfürsten, mit welchen Wenzel zu den Berathſchlagungen den Anfang machte ; unter andern wurde ſchon hier in Gegenwart des Kardinals Pileus , der Wenzeln auf dieſer Reiſe begleitete, wegen der Kirchenſpaltung gehandelt 4. Da aber die übrigen Fürsten sich hier nicht einfanden, und die Anweſenden für gut hielten; daß der Reichstag nicht zu Nürnberg, wohl aber zu Frankfurt gehalten werden mochte, ſo hatte der König Wenzel nichts da= 12 Dec. 1379. gegen/ 1 Hr. Schmidt in der Geſchichte der Deutſchen. Hr. Haberlin in der Reichsgeſchichte. 2 Hiſtoria NORIMB. Diplom. p. 451. 3 WENKER in apparatu Archivorum p. 229. 4 Hist. NORIMB. Dipl. p. 320.
Strana 75
Verſchreibt einen Reichstag. 75 gegen, und fertigte hier eine neue Ausſchreibung an die I379. Reichsfürſten aus, kraft welcher er ſie auf einen Reichs= tag nach Frankfurt einlud I. Denn ſo unbedeutend aIIan. und gleichgultig es zu ſeyn ſcheint , ob die Berſamm= lung zu Nürnberg oder zu Frankfurt vor sich gehe, ſo fieht man doch ſchon daraus, wie wenig die Reichsfürſfen die Anordnung des jungen Königs Wenzel achteten. Er bestand nicht auf ſeiner ersten Ausschreibung zu Weida, ſondern that, was die Fürsten woilten, und vergab hiedurch gleich anfangs viel von ſeinem Anſehen. Doch ſcheint es, daß der Ruhrfürſt Ruprecht von der Pfalz der Acltere ſich zu Nürnberg eingefunden habe denn Wenzel beſlatigte ihm hier die Pfandſchaft auf die Schlöſſer Guttenberg und Falkenburg nebft ihrem Zu= gehor, die derſelbe von dem Grafen von Leiningen mit vierzig tauſend Gulden eingeldſk hatte, daß er dieſe Reichsgüter ſo, wie der erwähnte Graf bis zur Wie= derloſung, pfandweiſe beſiſzen moge , dazu ſchon Kaiſer Karl IV. ſeine Einwilligung gegeben hatte 2. Dann 22 e.m. ſchrieb Wenzel an den Biſchof Adolph von Speyer den Befehl, daß er die Zölle, welche er zu Höchſt und Rel- sterbach eigenmächtig und wider den Willen des seligen Kaiſers Karl IV. aufgerichtet) alſogleich aufheben ſol= le ; wie er auch zugleich den ſieben Fürſken, die über den Landfrieden in der Wetterau geſeßzt waren, ernſt= lich befahl, die erwähnten Zollämter/ als Raubhäuſer zu betrachten/ und ſolche, im Fall der Biſchof ſie nicht aufhübe, zu brechen und zu zerskören 3. Der Stadt Eger aber bestätigte hier Wenzel einen Freyheitsbrief, den ihr der Rom. Kónig Albrecht gegeben, und kraft deſſen sie einen Jahrmarkt halten moge, der am erſten Sonntag nach Pfingsten anfangen / funfzehn Tage währen/ und wie in den Reichsſkädten gehalten wer= 23 e.m. den 1 Hiſt. NORIMB. Dipl. p. 320. 2 LAGUILLE Hiſt. d'Alſace P. III. 1. 27. p. 69. Privilegia FRANCOF. p. 180. 3
Verſchreibt einen Reichstag. 75 gegen, und fertigte hier eine neue Ausſchreibung an die I379. Reichsfürſten aus, kraft welcher er ſie auf einen Reichs= tag nach Frankfurt einlud I. Denn ſo unbedeutend aIIan. und gleichgultig es zu ſeyn ſcheint , ob die Berſamm= lung zu Nürnberg oder zu Frankfurt vor sich gehe, ſo fieht man doch ſchon daraus, wie wenig die Reichsfürſfen die Anordnung des jungen Königs Wenzel achteten. Er bestand nicht auf ſeiner ersten Ausschreibung zu Weida, ſondern that, was die Fürsten woilten, und vergab hiedurch gleich anfangs viel von ſeinem Anſehen. Doch ſcheint es, daß der Ruhrfürſt Ruprecht von der Pfalz der Acltere ſich zu Nürnberg eingefunden habe denn Wenzel beſlatigte ihm hier die Pfandſchaft auf die Schlöſſer Guttenberg und Falkenburg nebft ihrem Zu= gehor, die derſelbe von dem Grafen von Leiningen mit vierzig tauſend Gulden eingeldſk hatte, daß er dieſe Reichsgüter ſo, wie der erwähnte Graf bis zur Wie= derloſung, pfandweiſe beſiſzen moge , dazu ſchon Kaiſer Karl IV. ſeine Einwilligung gegeben hatte 2. Dann 22 e.m. ſchrieb Wenzel an den Biſchof Adolph von Speyer den Befehl, daß er die Zölle, welche er zu Höchſt und Rel- sterbach eigenmächtig und wider den Willen des seligen Kaiſers Karl IV. aufgerichtet) alſogleich aufheben ſol= le ; wie er auch zugleich den ſieben Fürſken, die über den Landfrieden in der Wetterau geſeßzt waren, ernſt= lich befahl, die erwähnten Zollämter/ als Raubhäuſer zu betrachten/ und ſolche, im Fall der Biſchof ſie nicht aufhübe, zu brechen und zu zerskören 3. Der Stadt Eger aber bestätigte hier Wenzel einen Freyheitsbrief, den ihr der Rom. Kónig Albrecht gegeben, und kraft deſſen sie einen Jahrmarkt halten moge, der am erſten Sonntag nach Pfingsten anfangen / funfzehn Tage währen/ und wie in den Reichsſkädten gehalten wer= 23 e.m. den 1 Hiſt. NORIMB. Dipl. p. 320. 2 LAGUILLE Hiſt. d'Alſace P. III. 1. 27. p. 69. Privilegia FRANCOF. p. 180. 3
Strana 76
76 Zált ſich zu Nürnberg auf. I379. den ſolle I. Die Iuden aus eben dieſer Stadt hatten 25Jan. ſich bey dem neuen König beklagt, daß ſie von den auswärtigen Obrigkeiten vor Gerichte geladen, von ihnen oftmal gedrückt, und zu ihrem größten Schaden beküm= mert werden ; Wenzel verordnete alſo , daß die Egrer Iuden/ als ſeine Kammerknechte, hinführo vor keinen andern, als vor den königlichen Nichter der Stadt Eger geladen werden ſollen 2. Die Nürnberger wollten ſich die Anweſenheit des neuen Röm. Königs zu Nußze ma- chen/ daher legten ſie ihm zwey Freyheitsbriefe, die ſie vom Kaiser Karl IV. in den Jahren 1355 und 1370 erhalten hatten, vor, und baten ihn um die Beſkati= gung derſelben, ſo ſie auch ohne Berzug erhielten 3. Kraft des erſten hatte ihnen Kaiſer Karl die Freyheits- briefe des Kaiſers Heinrich VII., und anderer Rom. Kaiſer erneuert; im zweyten aber hatte er ihnen die Berſicherung gethan, daß sie künftig an ihn nicht mehr, als zwey tauſend Goldgulden alle Iahr, ſo die gewöhn= liche Steuer war, zahlen ſollten 4. Der Herzog Hein= rich von Brieg/ der damals die Stelle eines Kanzlers beym König vertrat, hatte ſich mit dem Herzog von Lignitz einer Schuld wegen verglichen, welchen Ber= gleich Wenzel beskätigte 5. An das Domkapitel zu Breslau ſchrieb Wenzel den Befehl , daß es Dietri- chen/ vormaligen Dechant daſelbſt / welcher ſich von dem Gegenpabſte zum Biſchof von Breslau hatte wei= hen und beſlätigen laſſen, nicht für einen Biſchof er= kennen noch annehmen, ſondern ihn/ als einen Schis= matiker meiden und verwerfen solle, unter dem Berlu- 30 e.m. 2. Feb. c. d. ſte 3 1 Originale in Archivo EGREN. 2 Urkundenb. n. XX. Hiftor. NORIMB. Dipl. p. 452 & 453. 4 IBIDEM p. 356 & 435. 5 Origin, in Arch. CAES. VINDOE. am U. Fr. Licht- meß.
76 Zált ſich zu Nürnberg auf. I379. den ſolle I. Die Iuden aus eben dieſer Stadt hatten 25Jan. ſich bey dem neuen König beklagt, daß ſie von den auswärtigen Obrigkeiten vor Gerichte geladen, von ihnen oftmal gedrückt, und zu ihrem größten Schaden beküm= mert werden ; Wenzel verordnete alſo , daß die Egrer Iuden/ als ſeine Kammerknechte, hinführo vor keinen andern, als vor den königlichen Nichter der Stadt Eger geladen werden ſollen 2. Die Nürnberger wollten ſich die Anweſenheit des neuen Röm. Königs zu Nußze ma- chen/ daher legten ſie ihm zwey Freyheitsbriefe, die ſie vom Kaiser Karl IV. in den Jahren 1355 und 1370 erhalten hatten, vor, und baten ihn um die Beſkati= gung derſelben, ſo ſie auch ohne Berzug erhielten 3. Kraft des erſten hatte ihnen Kaiſer Karl die Freyheits- briefe des Kaiſers Heinrich VII., und anderer Rom. Kaiſer erneuert; im zweyten aber hatte er ihnen die Berſicherung gethan, daß sie künftig an ihn nicht mehr, als zwey tauſend Goldgulden alle Iahr, ſo die gewöhn= liche Steuer war, zahlen ſollten 4. Der Herzog Hein= rich von Brieg/ der damals die Stelle eines Kanzlers beym König vertrat, hatte ſich mit dem Herzog von Lignitz einer Schuld wegen verglichen, welchen Ber= gleich Wenzel beskätigte 5. An das Domkapitel zu Breslau ſchrieb Wenzel den Befehl , daß es Dietri- chen/ vormaligen Dechant daſelbſt / welcher ſich von dem Gegenpabſte zum Biſchof von Breslau hatte wei= hen und beſlätigen laſſen, nicht für einen Biſchof er= kennen noch annehmen, ſondern ihn/ als einen Schis= matiker meiden und verwerfen solle, unter dem Berlu- 30 e.m. 2. Feb. c. d. ſte 3 1 Originale in Archivo EGREN. 2 Urkundenb. n. XX. Hiftor. NORIMB. Dipl. p. 452 & 453. 4 IBIDEM p. 356 & 435. 5 Origin, in Arch. CAES. VINDOE. am U. Fr. Licht- meß.
Strana 77
Zu Frankfurt. 77 ste aller Güter und Besitzungen 1. Eben so befahl er dem Grafen Hermann von Henneberg ſeine Fehde mit dem Grafen Iohann von Schwarzburg einzuſkellen, mit dem Bedeuten, er wolle ſie auf St. Walburgen= tag vor ſich laden, und beyde mit Gottes Hûlfe in der Güte oder nach Rechten vergleichen 2. Hierauf reiſke Wenzel nach Frankfurt, wohin er den Reichstag aus= geſchrieben hatte. Wáhrend daß man auf die Ankunft noch einiger Fürſken wartete, fertigte daſelbſt Wenzel Folgendes aus. Der Stadt Worms ertheilte er einen Zoll von Wei- nen und allen Waaren, die den Rhein auf= oder ab= fuhren auf 20 Jahr 3. Für die Stadte Zürch und rs e.m. Luzern ließ er auch einige Gnadenbriefe ausfertigen 4. 24 e m. Friedrichen von Tonburg aber belehnte er mit Lanos= krone und Königsfeld 5. Am nehmlichen Tage fertigte 25 e.m. Wenzel für den Herzog Leopold von Oeſtreich einen Pfandbrief aus, in welchem er ihm beyde Landvog- teyen in Ober und Niederſchwaben nebſt den Steuern der Stádte Augsburg und Giengen um vierzig tauſend Goldgulden verſeſzte. Dieſe Summe Geldes war der Kaiſer Karl IV. dem Herzog ſchuldig ; Wenzel wollte ſie dadurch tilgen, daß Leopolden der Berſatz alle Iahre 6525 Floren einbringen ſollte 6. Da Wenzel zugleich den erwähnten Herzog zum Landvogt über Schwaben geſetzt hatte, ſo ließ er an die Landſande dieſer Provinz den Befehl ergehen, Leopolden die Reichs= 8 c. m. c. d. 1379. 6 Febr. 1 Sub rerum & bonorum veſtrorum periculis irrecupe- rabilibus & jacturis. PESSINA in Phosph. p. 196. Leſe daſelbst ſtatt 6. Nov. 6 Febr. 2 SCHANNAT Samml. S. 20, wo am Rande das I. I380 falſch fteht. 3 MORITZ in Append. p. 192. 4 TSCHVDY P. 1. 1. 6. p. 497. 5 De GVDENVS C. M. D. Tom. II. p. 1178. 6 Origin, in Archvo CAES, VINDOB. DVMONT p. 127.
Zu Frankfurt. 77 ste aller Güter und Besitzungen 1. Eben so befahl er dem Grafen Hermann von Henneberg ſeine Fehde mit dem Grafen Iohann von Schwarzburg einzuſkellen, mit dem Bedeuten, er wolle ſie auf St. Walburgen= tag vor ſich laden, und beyde mit Gottes Hûlfe in der Güte oder nach Rechten vergleichen 2. Hierauf reiſke Wenzel nach Frankfurt, wohin er den Reichstag aus= geſchrieben hatte. Wáhrend daß man auf die Ankunft noch einiger Fürſken wartete, fertigte daſelbſt Wenzel Folgendes aus. Der Stadt Worms ertheilte er einen Zoll von Wei- nen und allen Waaren, die den Rhein auf= oder ab= fuhren auf 20 Jahr 3. Für die Stadte Zürch und rs e.m. Luzern ließ er auch einige Gnadenbriefe ausfertigen 4. 24 e m. Friedrichen von Tonburg aber belehnte er mit Lanos= krone und Königsfeld 5. Am nehmlichen Tage fertigte 25 e.m. Wenzel für den Herzog Leopold von Oeſtreich einen Pfandbrief aus, in welchem er ihm beyde Landvog- teyen in Ober und Niederſchwaben nebſt den Steuern der Stádte Augsburg und Giengen um vierzig tauſend Goldgulden verſeſzte. Dieſe Summe Geldes war der Kaiſer Karl IV. dem Herzog ſchuldig ; Wenzel wollte ſie dadurch tilgen, daß Leopolden der Berſatz alle Iahre 6525 Floren einbringen ſollte 6. Da Wenzel zugleich den erwähnten Herzog zum Landvogt über Schwaben geſetzt hatte, ſo ließ er an die Landſande dieſer Provinz den Befehl ergehen, Leopolden die Reichs= 8 c. m. c. d. 1379. 6 Febr. 1 Sub rerum & bonorum veſtrorum periculis irrecupe- rabilibus & jacturis. PESSINA in Phosph. p. 196. Leſe daſelbst ſtatt 6. Nov. 6 Febr. 2 SCHANNAT Samml. S. 20, wo am Rande das I. I380 falſch fteht. 3 MORITZ in Append. p. 192. 4 TSCHVDY P. 1. 1. 6. p. 497. 5 De GVDENVS C. M. D. Tom. II. p. 1178. 6 Origin, in Archvo CAES, VINDOB. DVMONT p. 127.
Strana 78
78 Gewinnt die Fürsten für Urban VI. I379. Reichsſieuer wie vorgſchrieben worden, zu entrichten/ und 25 Fch. ihm zu gehorchen. I. Den edlen Brunen von Ra= poltstein aber, that Wenzel in die Reichsacht auf 26 e.m. die Anklage des Grafen Rudolph von Habeburg. 2. Indeſſen hatten ſich die Reichsfürſken verſam= melt. Die vorzüglichſten darunter waren die drey geiſt lichen Kuhrfürsten von Kóln, Trier und Maynz: wie auch der alte Pfalzgraf Ruprecht am Rheine. Das merkwürdigſte, was auf dem Reichstage geſchloſ= ſen worden, war, daß sich die Reichsſtände eidlich mit Wenzeln verbanden, ſie wollen ſammentlich den Pabſt Urban VI. für den rechtmáſſigen Pabſt erkennen, ihn wiver alle ſeine Feinde vertheidigen; den Gegenpabſt aber und ſeine Anhänger verfolgen und vertilgen. Die anweſenden Erzbiſchofe und Biſchöfe verſprachen Wenzeln, daß sie keine Domherren in ihren Kapiteln aufnehmen wollten, die nicht dem Pabſt Urban VI. an= hiengen. Es wurde auch beſchloſſen, daß wenn indeſſen Wenzel ſlurbe, der künftige Röm. König vor der Wahl sich für Urban VI. erkiären müßte. 3. Ferners wur- de auf dieſem Reichstage ein Landfrieden errichtet, und die darinn aufgenommenen verbanden ſich , in ihren Ge= bieten nicht zu geſkatten, daß jemand es mit dem Ge= genpabſt wider Urban VI. Halten ſollte. 4. Da des Gegenpabſtes Abgeordneten auf dieſem Reichstage auch erſchienen waren, ſo erklärte Wenzel in ihrer Gegen= wart, daß er den Pabſt Urban VI. allein für den wah= ren Statthalter Chriſfi erkenne. 5. Und es war um dieſe Zeit, daß Wenzel einen Brief an die sämmtliche Chriſtenheit ergehen ließ, worinn er sich für Urban VI. 27 Feb. offent= 1 Originale 1. c. & LVNIG l. c. p. 887. 2 HERGOTT p. 741. 3 LVNIG Spicil. Eccl, Cont. I. p. 83. 4 WENKER in Appar. Arch. p. 230. RAYNALDVS Tom. XVII. p. 60. 5 LVNIG C.G. D. Tom. I. pag. 1399.
78 Gewinnt die Fürsten für Urban VI. I379. Reichsſieuer wie vorgſchrieben worden, zu entrichten/ und 25 Fch. ihm zu gehorchen. I. Den edlen Brunen von Ra= poltstein aber, that Wenzel in die Reichsacht auf 26 e.m. die Anklage des Grafen Rudolph von Habeburg. 2. Indeſſen hatten ſich die Reichsfürſken verſam= melt. Die vorzüglichſten darunter waren die drey geiſt lichen Kuhrfürsten von Kóln, Trier und Maynz: wie auch der alte Pfalzgraf Ruprecht am Rheine. Das merkwürdigſte, was auf dem Reichstage geſchloſ= ſen worden, war, daß sich die Reichsſtände eidlich mit Wenzeln verbanden, ſie wollen ſammentlich den Pabſt Urban VI. für den rechtmáſſigen Pabſt erkennen, ihn wiver alle ſeine Feinde vertheidigen; den Gegenpabſt aber und ſeine Anhänger verfolgen und vertilgen. Die anweſenden Erzbiſchofe und Biſchöfe verſprachen Wenzeln, daß sie keine Domherren in ihren Kapiteln aufnehmen wollten, die nicht dem Pabſt Urban VI. an= hiengen. Es wurde auch beſchloſſen, daß wenn indeſſen Wenzel ſlurbe, der künftige Röm. König vor der Wahl sich für Urban VI. erkiären müßte. 3. Ferners wur- de auf dieſem Reichstage ein Landfrieden errichtet, und die darinn aufgenommenen verbanden ſich , in ihren Ge= bieten nicht zu geſkatten, daß jemand es mit dem Ge= genpabſt wider Urban VI. Halten ſollte. 4. Da des Gegenpabſtes Abgeordneten auf dieſem Reichstage auch erſchienen waren, ſo erklärte Wenzel in ihrer Gegen= wart, daß er den Pabſt Urban VI. allein für den wah= ren Statthalter Chriſfi erkenne. 5. Und es war um dieſe Zeit, daß Wenzel einen Brief an die sämmtliche Chriſtenheit ergehen ließ, worinn er sich für Urban VI. 27 Feb. offent= 1 Originale 1. c. & LVNIG l. c. p. 887. 2 HERGOTT p. 741. 3 LVNIG Spicil. Eccl, Cont. I. p. 83. 4 WENKER in Appar. Arch. p. 230. RAYNALDVS Tom. XVII. p. 60. 5 LVNIG C.G. D. Tom. I. pag. 1399.
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Erklárt ſich ganz für ihn. 79 offentlich erklärte. Er sagt daſelbst unter andern, daß 1379. ſich die Kardinále, die einen zweyten Pabſt gewählet haben, ſo ſehr verſündiget, daß ſie weder bey Gott, noch bey den Menſchen Berzeihung verdienten. I. Wen= zel beruft sich ferners auf das Urtheil der Univerſita= ten zu Pray, Oxfort und Paris, weſche für Urbanen entſchieden hátten. Er ſchließt den Brief mit den Wor= ten. „Wir ſind geſinnt in kurzem dieſeLeute mit der Hulfe Gottes zur verdienten Strafe zu ziehen. Wir ermah= nen und bitten euch daher für uns zu beten, daß Gott der Allmáchtige unſer Reich und unſer Heil mit ſeinem Schuße beſchirmen wolle, damit ſeine heilige Rirche erhohety und die Abtrünnigen in ihr Schoß wieder zu= rückgeführt werden.“ 2. Nachdem Wenzel hier noch Herrmannen Durenſkoſſer von Arras mit einigen Gu= tern belehnt hatte, 3. verließ er Frankfurt, und erhob sich auf einige Tage nach Oppenheim. Hier wiederholte der Kónig Wenzel den Befehl/ daß die Zölle zu Höchft und Kelsterbach als Raub- neſfer angeſehen und zerſtört werden ſollen, dazu er dem Landvogte in der Wetterau und den Stádten Maynz Worms, Speyer, Frankfurt xc. die volle Macht gab. Er machte es auch zum Geſehe, daß hinführo zwiſchen Maynz 28 Feb. 2. 1 „Quam turpiter autem & damnabiliter Univerſitas prin- cipum Sacerdotum his diebus deliquerit, hoc etſi ho- mines tacerent, lapides clamarent, & in tantum de- liquit, quod nec apud Deum, nec apud homines ex- cuſationem habere meretur, nec veniam.“ "Vos exhortantes, ut pro nobis oretis , ut ipſe Deus omnipotens regnum noſtrum & ſalutem noſtram per- petua protectione cuſtodiat , ad eccleſiæ ſuæ ſanctæ exaltationem, & Schismaticorum ad ipſam revocatio- nem. „ Exstat hæc epistola Wenceslai cum epiſtolis Univerſitatum Prag. Oxon. & Paris, in libro de Schis- mate extinquendo &c. HVTTENVS in lucem edidit. Item apud LVNIG Spic. Eccl. Tom. I. p. 197. Sed non recte ad A. 1396. 3 Origin. in Arch, CÆS. VINDOB.Montag nachInvocavit.
Erklárt ſich ganz für ihn. 79 offentlich erklärte. Er sagt daſelbst unter andern, daß 1379. ſich die Kardinále, die einen zweyten Pabſt gewählet haben, ſo ſehr verſündiget, daß ſie weder bey Gott, noch bey den Menſchen Berzeihung verdienten. I. Wen= zel beruft sich ferners auf das Urtheil der Univerſita= ten zu Pray, Oxfort und Paris, weſche für Urbanen entſchieden hátten. Er ſchließt den Brief mit den Wor= ten. „Wir ſind geſinnt in kurzem dieſeLeute mit der Hulfe Gottes zur verdienten Strafe zu ziehen. Wir ermah= nen und bitten euch daher für uns zu beten, daß Gott der Allmáchtige unſer Reich und unſer Heil mit ſeinem Schuße beſchirmen wolle, damit ſeine heilige Rirche erhohety und die Abtrünnigen in ihr Schoß wieder zu= rückgeführt werden.“ 2. Nachdem Wenzel hier noch Herrmannen Durenſkoſſer von Arras mit einigen Gu= tern belehnt hatte, 3. verließ er Frankfurt, und erhob sich auf einige Tage nach Oppenheim. Hier wiederholte der Kónig Wenzel den Befehl/ daß die Zölle zu Höchft und Kelsterbach als Raub- neſfer angeſehen und zerſtört werden ſollen, dazu er dem Landvogte in der Wetterau und den Stádten Maynz Worms, Speyer, Frankfurt xc. die volle Macht gab. Er machte es auch zum Geſehe, daß hinführo zwiſchen Maynz 28 Feb. 2. 1 „Quam turpiter autem & damnabiliter Univerſitas prin- cipum Sacerdotum his diebus deliquerit, hoc etſi ho- mines tacerent, lapides clamarent, & in tantum de- liquit, quod nec apud Deum, nec apud homines ex- cuſationem habere meretur, nec veniam.“ "Vos exhortantes, ut pro nobis oretis , ut ipſe Deus omnipotens regnum noſtrum & ſalutem noſtram per- petua protectione cuſtodiat , ad eccleſiæ ſuæ ſanctæ exaltationem, & Schismaticorum ad ipſam revocatio- nem. „ Exstat hæc epistola Wenceslai cum epiſtolis Univerſitatum Prag. Oxon. & Paris, in libro de Schis- mate extinquendo &c. HVTTENVS in lucem edidit. Item apud LVNIG Spic. Eccl. Tom. I. p. 197. Sed non recte ad A. 1396. 3 Origin. in Arch, CÆS. VINDOB.Montag nachInvocavit.
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80 kommt nach Böhmen zuráck. 1379. Maynz und Frankfurt kein Zoll aufgerichtet werde. 1. 9 Merz. Der Konig belehnte auch den Grafen Heinrich von Waldeck mit ſeinen Gütern, dem er zugleich alle Frey- heitsbriefe beſlätigte. 2. Und fertigte hier auch für die Markgráfin von Meiſſen, Ratharine, ſeine Muhme, einen Lehnbrief über alle ihre Güter aus, mit der Be= dingung) daß ſie die Eide dieſer wegen mündlich able= gen ſolle, wenn ſie vor dem Kónig wird perſonlich er= ſcheinen können ; ſo auch im folgenden Jahre zu Rurn= berg geſchehen. Zugleich beſlátigte er alle ihre Frey= heitsbriefe und Vorrechte 3. Zu Baden in Ergau hul= digte ihm der Herzog Leopold von Oeſtreich und ver= ſprach ihm alle Hulfe zu leiften. 4. Dann begab er ſich auf die Ruckreiſe nach Böhmen, und wir treffen ihn ſchon in der Mitte dieſes Monats zu Prag an. Wáhrend der Zeit, daß ſich Wenzel im Reiche aufhielt, war der Päbfll. Legat und Kardinal, Pileus, nach Prag gekommen. Der Pabſt Urban VI. hatte den Prager Erzbiſchof Iohann Oczko von Wlaſchim, ſchon im vorigen Iahre zum Kardinal erhoben. Ieſzt brachte ihm Pileus den Kardinalshut, den er ihm in Gegenwart der Raiſerinwittwe Eliſabeth und einer groſſen Menge Bolkes überreichte. Der reue Kardi= nal legte nun die Würde eines Erzbiſchofs von Prag nieder, die der Pabſk dem Biſchof. Iohann von Meiſſen/ ertheilte. Der Bater dieſes neuen Erzbiſchofs war Paul von Icnſtein, ein Bruder des vorigen Erzbi= ſchofs. Andere machen ihn zum Schweſter Sohne. Allein da beyde Biſchofe Iohann Wlaſchim und Io= hann Ienſtein das nehmliche Wappen, nämlich zwen Gayersköpfe führen/ wie man auf der Gallerie der Prager Schloßkirche ſehen kann) ſo iſk es ungezweifelt, daß 6 c. m. c. d. c. d. ſie 1. Privil. FRANCOF. p. 181. 2 LVNIG Spicil. Secul. II. Th. p. 1425. 3 Müller S. 32. 4 Originale in Arch. R. Boh.
80 kommt nach Böhmen zuráck. 1379. Maynz und Frankfurt kein Zoll aufgerichtet werde. 1. 9 Merz. Der Konig belehnte auch den Grafen Heinrich von Waldeck mit ſeinen Gütern, dem er zugleich alle Frey- heitsbriefe beſlätigte. 2. Und fertigte hier auch für die Markgráfin von Meiſſen, Ratharine, ſeine Muhme, einen Lehnbrief über alle ihre Güter aus, mit der Be= dingung) daß ſie die Eide dieſer wegen mündlich able= gen ſolle, wenn ſie vor dem Kónig wird perſonlich er= ſcheinen können ; ſo auch im folgenden Jahre zu Rurn= berg geſchehen. Zugleich beſlátigte er alle ihre Frey= heitsbriefe und Vorrechte 3. Zu Baden in Ergau hul= digte ihm der Herzog Leopold von Oeſtreich und ver= ſprach ihm alle Hulfe zu leiften. 4. Dann begab er ſich auf die Ruckreiſe nach Böhmen, und wir treffen ihn ſchon in der Mitte dieſes Monats zu Prag an. Wáhrend der Zeit, daß ſich Wenzel im Reiche aufhielt, war der Päbfll. Legat und Kardinal, Pileus, nach Prag gekommen. Der Pabſt Urban VI. hatte den Prager Erzbiſchof Iohann Oczko von Wlaſchim, ſchon im vorigen Iahre zum Kardinal erhoben. Ieſzt brachte ihm Pileus den Kardinalshut, den er ihm in Gegenwart der Raiſerinwittwe Eliſabeth und einer groſſen Menge Bolkes überreichte. Der reue Kardi= nal legte nun die Würde eines Erzbiſchofs von Prag nieder, die der Pabſk dem Biſchof. Iohann von Meiſſen/ ertheilte. Der Bater dieſes neuen Erzbiſchofs war Paul von Icnſtein, ein Bruder des vorigen Erzbi= ſchofs. Andere machen ihn zum Schweſter Sohne. Allein da beyde Biſchofe Iohann Wlaſchim und Io= hann Ienſtein das nehmliche Wappen, nämlich zwen Gayersköpfe führen/ wie man auf der Gallerie der Prager Schloßkirche ſehen kann) ſo iſk es ungezweifelt, daß 6 c. m. c. d. c. d. ſie 1. Privil. FRANCOF. p. 181. 2 LVNIG Spicil. Secul. II. Th. p. 1425. 3 Müller S. 32. 4 Originale in Arch. R. Boh.
Strana 81
Verſetzet Pirna. 81 fie von der väterlichen Seite verwandt waren. Er 1379. nahm noch in dieſem Monate das Prager Erzbiß= thum in Beſitz 1. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß Wenzel bey ſeiner Ankunft in Prag alles dieß beſtá= tiget/ und daß es mit ſeinem Wiſſen und Willen geſche= hen ſey, wie er dann auch den neuen Erzbiſchof Io= hann von Ienſtein zu ſeinem Beichtvater und Kanzler wáhlte/ und ſich ſeiner Rathſchläge bediente. Wir wer= den weiter unten von dieſem Manne/ der dem Konig viel Beroruß verurſachte, und ein wunderlicher Kopf war, reden. Wenzel ſchritt gleich bey ſeiner Ankunft in Prag zu Staatsgeſchäften. Die Stadt Hagenau hatte von Kaiſer Ludwig IV. im I. 1332 eine Stadtordnung erhalten. Sie bat den König Wenzel um die Beſtá= tigung derſelben und erhielt ſie auch 2. Da er den Reichsfürsten auf dem Frankfurter Reichstage ver= ſprochen hatte, alle von ihm ſelbſt und ſeinen Borfah= ren auf dem Rheinſtrome ertheilten Zolle aufzuheben, weil dadurch die Handlung gehindert worden, ſo that er es jeßzt bey ſeiner Ankunft zu Prag 3. Am nehm= lichen Tage verſchrieb er sich an die Kuhrfürsken, daß er ohne ihr Wisſen und Willen keinen Zoll im Rei= che jemanden gönnen oder zulaſſen wolle 4. Seinem Hauptmann zu Breßlau, Thimo von Rolditz, ver= pfändete er das Schloß Pirna ſamt der Stadt und den Oertern, welche dazu gehörten, wie auch die Zinſe von Bauſzen und Zittau um fünf tauſend und acht hundert Schock Groſchen/ beynahe hundert tauſend Gulden heu= 16 Merz 28 e.m. c. d. tigen 1 Series Epp. & Archiep. Prag. in SS. Rer. Boh. Tomo 11. p. 442. 2. SCHOEPFLIN P. Il. p. 276. 3 IAC. WENKER Collecta Archiv. &c. p. 385. 4 Idem Apparat. Archiv. p. 229. Erſter Theil. S
Verſetzet Pirna. 81 fie von der väterlichen Seite verwandt waren. Er 1379. nahm noch in dieſem Monate das Prager Erzbiß= thum in Beſitz 1. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß Wenzel bey ſeiner Ankunft in Prag alles dieß beſtá= tiget/ und daß es mit ſeinem Wiſſen und Willen geſche= hen ſey, wie er dann auch den neuen Erzbiſchof Io= hann von Ienſtein zu ſeinem Beichtvater und Kanzler wáhlte/ und ſich ſeiner Rathſchläge bediente. Wir wer= den weiter unten von dieſem Manne/ der dem Konig viel Beroruß verurſachte, und ein wunderlicher Kopf war, reden. Wenzel ſchritt gleich bey ſeiner Ankunft in Prag zu Staatsgeſchäften. Die Stadt Hagenau hatte von Kaiſer Ludwig IV. im I. 1332 eine Stadtordnung erhalten. Sie bat den König Wenzel um die Beſtá= tigung derſelben und erhielt ſie auch 2. Da er den Reichsfürsten auf dem Frankfurter Reichstage ver= ſprochen hatte, alle von ihm ſelbſt und ſeinen Borfah= ren auf dem Rheinſtrome ertheilten Zolle aufzuheben, weil dadurch die Handlung gehindert worden, ſo that er es jeßzt bey ſeiner Ankunft zu Prag 3. Am nehm= lichen Tage verſchrieb er sich an die Kuhrfürsken, daß er ohne ihr Wisſen und Willen keinen Zoll im Rei= che jemanden gönnen oder zulaſſen wolle 4. Seinem Hauptmann zu Breßlau, Thimo von Rolditz, ver= pfändete er das Schloß Pirna ſamt der Stadt und den Oertern, welche dazu gehörten, wie auch die Zinſe von Bauſzen und Zittau um fünf tauſend und acht hundert Schock Groſchen/ beynahe hundert tauſend Gulden heu= 16 Merz 28 e.m. c. d. tigen 1 Series Epp. & Archiep. Prag. in SS. Rer. Boh. Tomo 11. p. 442. 2. SCHOEPFLIN P. Il. p. 276. 3 IAC. WENKER Collecta Archiv. &c. p. 385. 4 Idem Apparat. Archiv. p. 229. Erſter Theil. S
Strana 82
82 Reiſet nach Weida. 1379. tigen Geldes, welche Summe er vermuthlich zu einer 28April Reiſe nach Deutſchland, die er jetzt vor hatte) brauch= te. Die zu Pirna gehórigen Oerter werden in der Urkunde alle genannt I. Die Bürger der Stadt Leutmeritz baten Wenzeln, er mochte ihnen die Frey= heitsbriefe, welche ihnen der Konig Iohann in den Jahren 1319. 1325 und Kaiser Karl im I. 1348. ertheilet hatten, beſtatigen. Es war námlich noch da= mals zu Leutmeriſz das Magdeburgiſche Recht im Gan= ge, wohin andere böhmiſche Städte appelliren durften. Ueber dieß mußten auch die Kaufleute ihre Schiffe da= ſelbſt aufhalten, und die Waaren zum Berkaufe aus= laden. Alles dieſes bekraftigte ihnen der König Wen= zel 2. Die böhmiſchen Herren Plichta und Habard von Zierotin belehnte er am nehmlichen Tage mit dem e. d. Schloſſe Koſkomlat 3. Gleich darauf, und vermuthlich noch am nehmli= chen Tage, verließ Wenzel die Stadt Prag. Er rei= fle nach Deutſchland, und am Montag vor Florian treffen wir ihn zu Weida in der Obernpfalz an. Er belehnte hier den Biſchof, Lamprecht von Bamberg, mit ſeinen Reichsgütern, und fertigte ihm einen Be= ſtätigungsbrief seiner Freyheiten aus 4. Seinem Schwager, dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg, beſlatigte Wenzel den Genuß von vier Turnoſen oder Gerichtstagen und dem Knappengelde zu Sels, ſo wie z0 c.m. es ihm der Katſer Karl verliehen hatte 5. Bald da= rauf kehrte er wieder nach Prag zurück. 2 May. 30 e.m. Er 1 Urkb. N. XXI. 2 Origin. in Archivo LITOM, 3 Origin. in Arch. CAES. VINDOB. & apud BALE. Miſc. 1. 8. p. 150. 4 Bambergiſche Deduction de A. 1774. in Codice pro- bat. Dipl. n. 42. 5 H.Spies in archivariſchen Nebenarbeiten und Nachrich= ten Th. 1. p. 35.
82 Reiſet nach Weida. 1379. tigen Geldes, welche Summe er vermuthlich zu einer 28April Reiſe nach Deutſchland, die er jetzt vor hatte) brauch= te. Die zu Pirna gehórigen Oerter werden in der Urkunde alle genannt I. Die Bürger der Stadt Leutmeritz baten Wenzeln, er mochte ihnen die Frey= heitsbriefe, welche ihnen der Konig Iohann in den Jahren 1319. 1325 und Kaiser Karl im I. 1348. ertheilet hatten, beſtatigen. Es war námlich noch da= mals zu Leutmeriſz das Magdeburgiſche Recht im Gan= ge, wohin andere böhmiſche Städte appelliren durften. Ueber dieß mußten auch die Kaufleute ihre Schiffe da= ſelbſt aufhalten, und die Waaren zum Berkaufe aus= laden. Alles dieſes bekraftigte ihnen der König Wen= zel 2. Die böhmiſchen Herren Plichta und Habard von Zierotin belehnte er am nehmlichen Tage mit dem e. d. Schloſſe Koſkomlat 3. Gleich darauf, und vermuthlich noch am nehmli= chen Tage, verließ Wenzel die Stadt Prag. Er rei= fle nach Deutſchland, und am Montag vor Florian treffen wir ihn zu Weida in der Obernpfalz an. Er belehnte hier den Biſchof, Lamprecht von Bamberg, mit ſeinen Reichsgütern, und fertigte ihm einen Be= ſtätigungsbrief seiner Freyheiten aus 4. Seinem Schwager, dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg, beſlatigte Wenzel den Genuß von vier Turnoſen oder Gerichtstagen und dem Knappengelde zu Sels, ſo wie z0 c.m. es ihm der Katſer Karl verliehen hatte 5. Bald da= rauf kehrte er wieder nach Prag zurück. 2 May. 30 e.m. Er 1 Urkb. N. XXI. 2 Origin. in Archivo LITOM, 3 Origin. in Arch. CAES. VINDOB. & apud BALE. Miſc. 1. 8. p. 150. 4 Bambergiſche Deduction de A. 1774. in Codice pro- bat. Dipl. n. 42. 5 H.Spies in archivariſchen Nebenarbeiten und Nachrich= ten Th. 1. p. 35.
Strana 83
Spricht eifrig für Urban VI. 83 Er mag zu Weida vernommen haben/ daß die Parthey des Gegenpabſles ein Gerücht ausgeſfreuet als we er, Wenzel, von ihm die Beſkätigung ſeiner Wahl zum Rom. Kónig verlangt, deſfelben Parthey ergriffen, und ſich wider den Pabſt Urban. VI. erklärt hatte. Beſonders mag ſich dies in England verbreitet haben. Um dieſe falſche Sage von ſich abzulehnen, ſchrieb er an den König Richard von England, bat ihn dieſen Verlaumdungen keinen Blauben beyzumeſſen, und er= mabnte ihn inſtändigst den Pabst Urban VI. für den rechtmáſſigen Pabſt zu erkennen. Im Eingange des Briefes ſagt Wenzel. “Diejenigen Geiſtlichen/ deren erſke und vorzúglichſte Sorge ſeyn ſollte, guten Saamen auf dem Acker Gottes auszuſtreyen/ haben die abſcheuliche Berwirrung angestellet. Die Elenden! ihres eigenen Heils uneingedenk wollen sie Gott betrügen, die Menſchen belugen und den chriſtlichen Namen vertil gen. — Wir haben ihre eigenen Briefe, die sie ſelbſt über dieſe geſeßzmäsſige Wahl des Pabstes Urban VI. an uns geschrieben, noch in Händen, und wir wollen ſie, zu ihrer eigenen Schande, in unſerm Archive auf= bewahren. — Allein wir haben uns feſt vorgenom= men die Kirche, zu deren Beſchirmung wir das Schwert in Handen führen, wie auch den Pabſt Urban , wel= chen auch unſer ſelige Bater, der Kaiſer) für den wah= ren Pabst erkannt hat, mit allen unsern Kräften, und wenn es nothig ist, mit unſerm Blute zu vertheidigen. Wir hoffen auch, daß uns die Fürsten von Deutſchland wie auch der König in Ungarn hierin unterskützen werden. Wir bitten alſo auch Euer Liebden mit uns hierin sich zu vereinigen, damit die Einigkeit in der Kirche wieder hergeſtellt werden mochte I.„ DiesSchrei= ben Wenzele bewog den König Richard/ daß er nicht nur auf die Seite Urbans VI. mit ſeinem ganzen Rei= S 2 20Mai. 1379. Iche 1 Epiſtola in RAINALDO p. 62.
Spricht eifrig für Urban VI. 83 Er mag zu Weida vernommen haben/ daß die Parthey des Gegenpabſles ein Gerücht ausgeſfreuet als we er, Wenzel, von ihm die Beſkätigung ſeiner Wahl zum Rom. Kónig verlangt, deſfelben Parthey ergriffen, und ſich wider den Pabſt Urban. VI. erklärt hatte. Beſonders mag ſich dies in England verbreitet haben. Um dieſe falſche Sage von ſich abzulehnen, ſchrieb er an den König Richard von England, bat ihn dieſen Verlaumdungen keinen Blauben beyzumeſſen, und er= mabnte ihn inſtändigst den Pabst Urban VI. für den rechtmáſſigen Pabſt zu erkennen. Im Eingange des Briefes ſagt Wenzel. “Diejenigen Geiſtlichen/ deren erſke und vorzúglichſte Sorge ſeyn ſollte, guten Saamen auf dem Acker Gottes auszuſtreyen/ haben die abſcheuliche Berwirrung angestellet. Die Elenden! ihres eigenen Heils uneingedenk wollen sie Gott betrügen, die Menſchen belugen und den chriſtlichen Namen vertil gen. — Wir haben ihre eigenen Briefe, die sie ſelbſt über dieſe geſeßzmäsſige Wahl des Pabstes Urban VI. an uns geschrieben, noch in Händen, und wir wollen ſie, zu ihrer eigenen Schande, in unſerm Archive auf= bewahren. — Allein wir haben uns feſt vorgenom= men die Kirche, zu deren Beſchirmung wir das Schwert in Handen führen, wie auch den Pabſt Urban , wel= chen auch unſer ſelige Bater, der Kaiſer) für den wah= ren Pabst erkannt hat, mit allen unsern Kräften, und wenn es nothig ist, mit unſerm Blute zu vertheidigen. Wir hoffen auch, daß uns die Fürsten von Deutſchland wie auch der König in Ungarn hierin unterskützen werden. Wir bitten alſo auch Euer Liebden mit uns hierin sich zu vereinigen, damit die Einigkeit in der Kirche wieder hergeſtellt werden mochte I.„ DiesSchrei= ben Wenzele bewog den König Richard/ daß er nicht nur auf die Seite Urbans VI. mit ſeinem ganzen Rei= S 2 20Mai. 1379. Iche 1 Epiſtola in RAINALDO p. 62.
Strana 84
84 Gewinnt England, Ungarn, I379. che trat/ ſondern auch den König von Aragonien, dem er Wenzels Schreiben ſchickte, ein gleiches zu thun/ bewog I. Wenzel wollte ſich des Königs Ludwig von Un= garn noch mehr verſichern, daher beſchloß er ihn in ſeinem Reiche zu beſuchen. The er Prag verließ, be= lehnte er die Herzoge von Brieg und Lignitz mit ihren Fürstenthümern 2. Dann begab er sich auf die Rei¬ ſe. Der Herzog Leopold von Oeftreich war ihm bis Znaim in Mähren entgegen gekommen. Wenzel be= skätigte ihm hier, als Römischer König, alle handfe- ſte und briefliche Urkunden/ die ſeinen Borfahren und ihm vom Kaiſer Karl IV. und allen andern Kaiſern 2rImn. und Röm. Königen waren ertheilt worden 3. Zugleich gab ihm Wenzel die Berſicherung, daß er ihm um Martini die Landvogtey von Schwaben überantworten wolle 4; und weil ſich der Herzog Leopold verbunden haben mag wider die Herumſtreifenden Engliſchen zu ziehen, ſo erließ Wenzel ſowohl an den Reichsland= vogt im Elſaſſe , Herzog Wenzel von Brabant, wie auch an die Elſaſſiſchen Städte den Befehl, daß ſie dem erwahnten Herzog Leopold die nothige Hulfe leiſken ſollten 5. Hierauf ſefte Wenzel ſeine ſeine Reiſe nach Ungarn fort. Er kam mit dem König Ludwig in Alt- ſohl zuſammen. Beyde Könige ſchloſſen alſo mit ein= ander einen Bund, daß ſie dem Pabſt Urban VI. ſlats anhängen, dem Gegenpabſt aber Klemens VII. zuwider ſeyn wollen 6. Da ſie aber noch immer hofften, die Sache in der Güte beyzulegen/ ſo ſchickten beyde Ko= ar Man c. d. c. d. nige 3 1 Epiſtola in RAYNALDO I. C. 2 SOMMERSB, Tom. I. p. 905. DVMONT Tom. II. p. 141. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. am ſ. Johannes Abend zu Sunnwenden. Origin. IBIDEM. 6 MVRATORI SS. Rer. Ital, Tom. XVI. p. 772.
84 Gewinnt England, Ungarn, I379. che trat/ ſondern auch den König von Aragonien, dem er Wenzels Schreiben ſchickte, ein gleiches zu thun/ bewog I. Wenzel wollte ſich des Königs Ludwig von Un= garn noch mehr verſichern, daher beſchloß er ihn in ſeinem Reiche zu beſuchen. The er Prag verließ, be= lehnte er die Herzoge von Brieg und Lignitz mit ihren Fürstenthümern 2. Dann begab er sich auf die Rei¬ ſe. Der Herzog Leopold von Oeftreich war ihm bis Znaim in Mähren entgegen gekommen. Wenzel be= skätigte ihm hier, als Römischer König, alle handfe- ſte und briefliche Urkunden/ die ſeinen Borfahren und ihm vom Kaiſer Karl IV. und allen andern Kaiſern 2rImn. und Röm. Königen waren ertheilt worden 3. Zugleich gab ihm Wenzel die Berſicherung, daß er ihm um Martini die Landvogtey von Schwaben überantworten wolle 4; und weil ſich der Herzog Leopold verbunden haben mag wider die Herumſtreifenden Engliſchen zu ziehen, ſo erließ Wenzel ſowohl an den Reichsland= vogt im Elſaſſe , Herzog Wenzel von Brabant, wie auch an die Elſaſſiſchen Städte den Befehl, daß ſie dem erwahnten Herzog Leopold die nothige Hulfe leiſken ſollten 5. Hierauf ſefte Wenzel ſeine ſeine Reiſe nach Ungarn fort. Er kam mit dem König Ludwig in Alt- ſohl zuſammen. Beyde Könige ſchloſſen alſo mit ein= ander einen Bund, daß ſie dem Pabſt Urban VI. ſlats anhängen, dem Gegenpabſt aber Klemens VII. zuwider ſeyn wollen 6. Da ſie aber noch immer hofften, die Sache in der Güte beyzulegen/ ſo ſchickten beyde Ko= ar Man c. d. c. d. nige 3 1 Epiſtola in RAYNALDO I. C. 2 SOMMERSB, Tom. I. p. 905. DVMONT Tom. II. p. 141. 4 Origin. in Arch. CAES. VIND. am ſ. Johannes Abend zu Sunnwenden. Origin. IBIDEM. 6 MVRATORI SS. Rer. Ital, Tom. XVI. p. 772.
Strana 85
und Polen für ihn. 85 nige an den Pabſt Klemens VII. ihre Geſandten, und I379. riethen ihm Urbanen für den Pabft zu erkennen. Al= lein Klemens war ſo unbeſonnen, daß er die königli chen Geſandten in Kerker werfen, und sie eine fange Zeit, wie Miſſethäter, behandeln ließ I. Wodurch er allerdings die Könige Wenzel und Ludwig ſehr belei= digte. Und ſo brachte Wenzel auch die Königreiche Ungarn/ Polen , Dalmatien x. auf die Seite des rechtmässigen Pabstes. Ungeachtet der großen Bemühungen des Königs Wenzel hatte doch der Gegenpabft Klemens VII. noch einige Freunde in Deutſchland. Unter dieſen waren der Herzog Leopold von Oeſtreich, der Biſchof von Speyer/ Graf Adolph von Naſſau, deſſen Zollháuſer Wenzel hatte zerſtoren laſſen/ und einige andere mehr. Seine máchtigste Stütze aber war der König in Frankreich, Karl V., welcher ſich auch um dieſe Zeit bemühte den Kuhrfürſten Ruprecht den Aeltern von der Pfalz auf die Seite des Gegenpabstes zu ziehen. Weil auch da mals der erwähnte Kuhrfürſt, der viel Anſehen im Rei= che hatte/ mit den übrigen Fürſten des Bayriſchen Hau= ſes einen Bund geſchloſſen, und auch andere dazu ge= zogen 2, ſo fürchtete Wenzel, Ruprecht könnte mit dem 4 Iuli. ganzen Bunde die Parthey des Gegenpabstes ergreifen. Um dieß zu verhindern, schrieb er einen Reichstag nach Nürnberg aus, und begab ſich in aller Eile dahin, oh= ne ſich viel in Böhmen aufzuhalten. Wir treffen ihn ſchon am Tage der h. Margaretha zu Beraun, auf der Straſſe nach Nurnberg an/ wo er ſeinem Hauptmann von Breslau, Thimen von Kolditz, einen jährlichen Zins von hundert zwanzig Schock Groſchen auf die Stadt Görliſz verſicherte 3. Indeſſen hatte Wenzel I3 e.m. den Herrn Brunn von Rapoltſtein und einige andere F 3 I NIEM de Schismate 1. 1. p. 16. 2 DVMONT 1. c. p. 142. 3 Dipl. in Archivo Capituli Miſn. Ritter/
und Polen für ihn. 85 nige an den Pabſt Klemens VII. ihre Geſandten, und I379. riethen ihm Urbanen für den Pabft zu erkennen. Al= lein Klemens war ſo unbeſonnen, daß er die königli chen Geſandten in Kerker werfen, und sie eine fange Zeit, wie Miſſethäter, behandeln ließ I. Wodurch er allerdings die Könige Wenzel und Ludwig ſehr belei= digte. Und ſo brachte Wenzel auch die Königreiche Ungarn/ Polen , Dalmatien x. auf die Seite des rechtmässigen Pabstes. Ungeachtet der großen Bemühungen des Königs Wenzel hatte doch der Gegenpabft Klemens VII. noch einige Freunde in Deutſchland. Unter dieſen waren der Herzog Leopold von Oeſtreich, der Biſchof von Speyer/ Graf Adolph von Naſſau, deſſen Zollháuſer Wenzel hatte zerſtoren laſſen/ und einige andere mehr. Seine máchtigste Stütze aber war der König in Frankreich, Karl V., welcher ſich auch um dieſe Zeit bemühte den Kuhrfürſten Ruprecht den Aeltern von der Pfalz auf die Seite des Gegenpabstes zu ziehen. Weil auch da mals der erwähnte Kuhrfürſt, der viel Anſehen im Rei= che hatte/ mit den übrigen Fürſten des Bayriſchen Hau= ſes einen Bund geſchloſſen, und auch andere dazu ge= zogen 2, ſo fürchtete Wenzel, Ruprecht könnte mit dem 4 Iuli. ganzen Bunde die Parthey des Gegenpabstes ergreifen. Um dieß zu verhindern, schrieb er einen Reichstag nach Nürnberg aus, und begab ſich in aller Eile dahin, oh= ne ſich viel in Böhmen aufzuhalten. Wir treffen ihn ſchon am Tage der h. Margaretha zu Beraun, auf der Straſſe nach Nurnberg an/ wo er ſeinem Hauptmann von Breslau, Thimen von Kolditz, einen jährlichen Zins von hundert zwanzig Schock Groſchen auf die Stadt Görliſz verſicherte 3. Indeſſen hatte Wenzel I3 e.m. den Herrn Brunn von Rapoltſtein und einige andere F 3 I NIEM de Schismate 1. 1. p. 16. 2 DVMONT 1. c. p. 142. 3 Dipl. in Archivo Capituli Miſn. Ritter/
Strana 86
86 Wie auch die Kuhrfürſten 1379. Ritter, auf Berlangen und Anklage des Grafen Ru= dolph von Habsburg auch durch das Hofgericht zu I9 Iul. Rothweil in die Reichsacht erklaren laſſen I. Bey ſeiner Ankunft zu Nürnberg aber beſkätigte er den Grafeny Ludwig und Friedrich von Oettingen, alle Freybeits= te Aug- briefe überhaupt 2, und den Tag darauf gab er den erwáhnten Grafen einen Lehubrief über ihre Grafſchaft II e.m. Oettingen 3/ dann ſchrieb er an die Stadt Lûttich den Befehl, daß sie ihrem Fürsten und Bischof, Arnold, den er mit allen Regalien des Stiftes belehut hatte, ge= z Sept Horchen ſollen 4. Nachdem nun die Kuhrfürsten, eine Menge so- wohl geifflicher als weltlicher Fürſken/ wie auch ſchr viele Rechtsgelehrte sich hier verſammelt hatten, ward ein offentlicher Reichstag gehalten, auf welchem aber= mals aus tüchtigen Gründen bewieſen, und auch be= ſchloſſen wurde, daß der zu Rom erwáhlte Pabſt Ur= ban VI. für den wahren Pabſt zu halten ſey. Man las bis achtzehn Briefe der Kardinále ab, die gleich nach der Wahl Urbans an Kaiſer Karl IV. und ver= ſchiedene Könige und Fürsten waren mit der Nachricht abgeſchickt worden/ daß ſie Urbanen zum Pabſk ge= wählt und ihn folglich dafür erkannt haben. Unter dieſen Briefen waren einige, die der damalige Kardi nal Robert/ itzt Gegenpabft Klemens, eigenhändig ge- ſchrieben/ und die Rechtmaſſigkeit der geſchehenen Wahl an Urbanen ſelbſt für gltig erkannt hatte 5. Der Konig gieng ſodann bis nach Frankfurt hinunter, und fertigte hier für die Stadt Maynz einen Brief aus, daß er die Ladung dieſer Stadt vor das Hofgericht in Rúck I HERGOTT p. 740. LVNIG Spic. Sec. I. Th. p. 765. LANG Tom. III. p. 51. LVNIG Spic. Eccl. II. Th. p. 519. 5 RVPERTI Comitis Palatini Epistola ad Carolum V. Regem Franciæ apud BALVZIVM Tom. III. p. 387. 2 3 4
86 Wie auch die Kuhrfürſten 1379. Ritter, auf Berlangen und Anklage des Grafen Ru= dolph von Habsburg auch durch das Hofgericht zu I9 Iul. Rothweil in die Reichsacht erklaren laſſen I. Bey ſeiner Ankunft zu Nürnberg aber beſkätigte er den Grafeny Ludwig und Friedrich von Oettingen, alle Freybeits= te Aug- briefe überhaupt 2, und den Tag darauf gab er den erwáhnten Grafen einen Lehubrief über ihre Grafſchaft II e.m. Oettingen 3/ dann ſchrieb er an die Stadt Lûttich den Befehl, daß sie ihrem Fürsten und Bischof, Arnold, den er mit allen Regalien des Stiftes belehut hatte, ge= z Sept Horchen ſollen 4. Nachdem nun die Kuhrfürsten, eine Menge so- wohl geifflicher als weltlicher Fürſken/ wie auch ſchr viele Rechtsgelehrte sich hier verſammelt hatten, ward ein offentlicher Reichstag gehalten, auf welchem aber= mals aus tüchtigen Gründen bewieſen, und auch be= ſchloſſen wurde, daß der zu Rom erwáhlte Pabſt Ur= ban VI. für den wahren Pabſt zu halten ſey. Man las bis achtzehn Briefe der Kardinále ab, die gleich nach der Wahl Urbans an Kaiſer Karl IV. und ver= ſchiedene Könige und Fürsten waren mit der Nachricht abgeſchickt worden/ daß ſie Urbanen zum Pabſk ge= wählt und ihn folglich dafür erkannt haben. Unter dieſen Briefen waren einige, die der damalige Kardi nal Robert/ itzt Gegenpabft Klemens, eigenhändig ge- ſchrieben/ und die Rechtmaſſigkeit der geſchehenen Wahl an Urbanen ſelbſt für gltig erkannt hatte 5. Der Konig gieng ſodann bis nach Frankfurt hinunter, und fertigte hier für die Stadt Maynz einen Brief aus, daß er die Ladung dieſer Stadt vor das Hofgericht in Rúck I HERGOTT p. 740. LVNIG Spic. Sec. I. Th. p. 765. LANG Tom. III. p. 51. LVNIG Spic. Eccl. II. Th. p. 519. 5 RVPERTI Comitis Palatini Epistola ad Carolum V. Regem Franciæ apud BALVZIVM Tom. III. p. 387. 2 3 4
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Bemáht ſich auch um Frankreich. 87 Rucksicht deſſen aufhebe, weil sie verſprochen, daß ſie I379. den Pabſt Urban VI. für den rechten und wahren Pabſt halten wolle I. Wenzel beſuchte die meiſken r8Sep. Reichsfürsten dieſer Gegend personlich, um sie auf Ur- bans Seite zu erhalten. Hiedurch hat Wenzel au= ßer Zweifel gehindert, daß der alte Ruhrfürſt von der Ofalz dem König von Frankreich kein Gehör gegebeny ſondern ihn vielmehr auch auf die Seite Urbans zu bringen ſich bemühet habe Wenzel verurſachte auch hiedurch, daß sich die d.ey Rheinischen Kuhrfürsten von Trier, Köln und der Pfalz, wie auch die übri= gen Pfälziſchen Fürsten bald darauf zur Bertheidigung Urbans aufs neue verbunden haben 2. Nur der König von Frankreich, der den Ge= genpabſt von Avignon, Rlemens VII. unterſtutzte) ſkund noch Wenzeln im Wege, um den allgemeinen Frieden in der Christenheit festzuſetzen. Er bemühte sich auch dieſen auf andere Gedanken zu bringen, in welcher Abſicht er um dieſe Zeit ſeinem Better, dem Markgrafen Iodok von Mähren den Auftrag that, mit dem König von Frankreich, Karln V. einen Freundſchaftsbund zu errichten, dazu er ihm volle Macht ertheilte 3. Hätte er dieſen auf ſeine Seite gebracht, ſo. wáre das Schisma durch die Bemübungen Wen= zels gehoben geweſen. In der Hoffnung auch Frank= reich zu gewinnen, und mit dem guten Erfolge ſeiner Reiſen in Deutſchland zufrieden, kehrte er nach ſeinem Königreiche wieder zurück. Er brachte die übrige Zeit dieſes Iahres in Prag zu, und unterließ nicht verſchie= denes zur Erhaltung des guten Bernehmens mit ſeinen Nachbarn und zum Besken seiner Reiche auszuferti gen. S 4 Während I SENKENBERG Faſe. II. Meditat. 4ta p. 368. 2 Apud WENKER in Apparatu p. 224. 3 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 398.
Bemáht ſich auch um Frankreich. 87 Rucksicht deſſen aufhebe, weil sie verſprochen, daß ſie I379. den Pabſt Urban VI. für den rechten und wahren Pabſt halten wolle I. Wenzel beſuchte die meiſken r8Sep. Reichsfürsten dieſer Gegend personlich, um sie auf Ur- bans Seite zu erhalten. Hiedurch hat Wenzel au= ßer Zweifel gehindert, daß der alte Ruhrfürſt von der Ofalz dem König von Frankreich kein Gehör gegebeny ſondern ihn vielmehr auch auf die Seite Urbans zu bringen ſich bemühet habe Wenzel verurſachte auch hiedurch, daß sich die d.ey Rheinischen Kuhrfürsten von Trier, Köln und der Pfalz, wie auch die übri= gen Pfälziſchen Fürsten bald darauf zur Bertheidigung Urbans aufs neue verbunden haben 2. Nur der König von Frankreich, der den Ge= genpabſt von Avignon, Rlemens VII. unterſtutzte) ſkund noch Wenzeln im Wege, um den allgemeinen Frieden in der Christenheit festzuſetzen. Er bemühte sich auch dieſen auf andere Gedanken zu bringen, in welcher Abſicht er um dieſe Zeit ſeinem Better, dem Markgrafen Iodok von Mähren den Auftrag that, mit dem König von Frankreich, Karln V. einen Freundſchaftsbund zu errichten, dazu er ihm volle Macht ertheilte 3. Hätte er dieſen auf ſeine Seite gebracht, ſo. wáre das Schisma durch die Bemübungen Wen= zels gehoben geweſen. In der Hoffnung auch Frank= reich zu gewinnen, und mit dem guten Erfolge ſeiner Reiſen in Deutſchland zufrieden, kehrte er nach ſeinem Königreiche wieder zurück. Er brachte die übrige Zeit dieſes Iahres in Prag zu, und unterließ nicht verſchie= denes zur Erhaltung des guten Bernehmens mit ſeinen Nachbarn und zum Besken seiner Reiche auszuferti gen. S 4 Während I SENKENBERG Faſe. II. Meditat. 4ta p. 368. 2 Apud WENKER in Apparatu p. 224. 3 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 398.
Strana 88
88 Schismatiker werden geſtraft. Wahrend daß ſich der König Wenzel in Deutſch= land ſo ſehr bemühte, die Sache Urban des VI. zu be= fordern, unterſtunden ſich zweye der anſehnlichſten Geiſl lichen zu Prag die Parthey des Gegenpabſkes Klemens VII. zu ergreifen , und ihn fur das Oberhaupt der Kir= che anzugeben. Dieſe waren Hinko Kluck von Klu= czow , Domdechant zu Prag/ und Kunſſo Weſfely Dechant auf dem Wiſchehrade. Der neue Erzbiſchof von Prag aber, Iohann von Ienzſtein von dem Ei= fer ſeines Königs angefeuert, verbot es beyden, und wie sie nicht gehorchen woliten, that er ſie in den Kir= chenbann, ſeßzte ſie ab, und ließ sogar den ersten in ein Gefángniß werfen I. Daß der Kónig Wenzel bey ſei= ner Ankunft in Prag diefe Verfügung des Erzbiſchofs gutgeheiſfen, und beyde dieſe Dechante, als Feinde des Pabftes Urban VI. verfolgt habe, laßt ſich aus allem dem ſchlieſſen/ was er in Deutſchland und Breslau zum Beſten Urbans mit ſo viel Eifer kurz zuvor veranſtal= tet hatte. Bon dem weiteren Schickſale der beyden ab= geſefzten Dechante iſt nichts bekannt. Bermuthlich ha= ben ſie ſich zum Pabſt Rlemens VII., deſſen Berthei= digung ihnen ſo theuer zu ſtehen kam, nach Avignon begeben. Daß es aber ein Irrthum ſey, wenn man den Hinko Kluck zum Hanko Brunonis/ nachmaligen Kanzler des Kónigs und erwählten Biſchof zu Kamin, oder den Kunſſo Weſſel zum Konrad von Wechta, der hernach Erzbiſchof zu Prag wurde, machen will, werden wir an ſeinem Orte beweiſen. Der König Wenzel ertheilte bald nach ſeiner An= kunft zu Prag dem Herzog Leopold von Geſtreich ei= nen Freyheitsbrief/ daß ſeine Unterthanen und Diener zu ewigen Zeiten weder vor das kaiſerliche/ noch vor ein an 1379. I CVNSSONEM Wiſſegradenſem & HYNCONEM Pragenſem Decanum ſhismaticos , HYNCONEM captiuando, alterum inſequendo perturbauit. Bro- GRAPHVS Joannis Archiep. Prag. c. XVI.
88 Schismatiker werden geſtraft. Wahrend daß ſich der König Wenzel in Deutſch= land ſo ſehr bemühte, die Sache Urban des VI. zu be= fordern, unterſtunden ſich zweye der anſehnlichſten Geiſl lichen zu Prag die Parthey des Gegenpabſkes Klemens VII. zu ergreifen , und ihn fur das Oberhaupt der Kir= che anzugeben. Dieſe waren Hinko Kluck von Klu= czow , Domdechant zu Prag/ und Kunſſo Weſfely Dechant auf dem Wiſchehrade. Der neue Erzbiſchof von Prag aber, Iohann von Ienzſtein von dem Ei= fer ſeines Königs angefeuert, verbot es beyden, und wie sie nicht gehorchen woliten, that er ſie in den Kir= chenbann, ſeßzte ſie ab, und ließ sogar den ersten in ein Gefángniß werfen I. Daß der Kónig Wenzel bey ſei= ner Ankunft in Prag diefe Verfügung des Erzbiſchofs gutgeheiſfen, und beyde dieſe Dechante, als Feinde des Pabftes Urban VI. verfolgt habe, laßt ſich aus allem dem ſchlieſſen/ was er in Deutſchland und Breslau zum Beſten Urbans mit ſo viel Eifer kurz zuvor veranſtal= tet hatte. Bon dem weiteren Schickſale der beyden ab= geſefzten Dechante iſt nichts bekannt. Bermuthlich ha= ben ſie ſich zum Pabſt Rlemens VII., deſſen Berthei= digung ihnen ſo theuer zu ſtehen kam, nach Avignon begeben. Daß es aber ein Irrthum ſey, wenn man den Hinko Kluck zum Hanko Brunonis/ nachmaligen Kanzler des Kónigs und erwählten Biſchof zu Kamin, oder den Kunſſo Weſſel zum Konrad von Wechta, der hernach Erzbiſchof zu Prag wurde, machen will, werden wir an ſeinem Orte beweiſen. Der König Wenzel ertheilte bald nach ſeiner An= kunft zu Prag dem Herzog Leopold von Geſtreich ei= nen Freyheitsbrief/ daß ſeine Unterthanen und Diener zu ewigen Zeiten weder vor das kaiſerliche/ noch vor ein an 1379. I CVNSSONEM Wiſſegradenſem & HYNCONEM Pragenſem Decanum ſhismaticos , HYNCONEM captiuando, alterum inſequendo perturbauit. Bro- GRAPHVS Joannis Archiep. Prag. c. XVI.
Strana 89
Wenzel ertheilt Beſtátigungen 89 anderes fremdes Gericht, können geladen und verklagt I379. werden, daß ſie ferners in ihren Landen, Stádten und Schlöſiern offenbaren Aechtern den Aufenthalt ge= ben mogen 1. Am nehmlichen Tage gab er dem Gra I6 Okt. fen Iohann von Habsburg, wie auch der Stadt Se= kingen einige Borrechte und Freyheiten 2. Die Alt= c. d. ſtadt Prag bat den König um Beſkätigung ihrer Frey= heitsbriefe, die ſie von ſeinen Borfahren, den Köni gen in Böhmen erhalten hatte, ſo er alſogleich aus= fertigte 3. Die Stadt Strasburg hatte ihre Abgeord= nete an den Konig mit der Bitte geſchickt, daß er ih= ren Iahrmarkt beſátigen mochte. Wenzel verordnete alſo, daß ſie ihn vierzehn Tage vor ſant Martini, und eben ſo lange nach dieſem Tage halten ſolle 4. Für die 24 e.m. Stadt Dortmunt aber fertigte Wenzel einen Brief aus, daß sie bey ihrer Gerichtsbarkeit bleiben und erhalten werden ſoll. Denn die Geiſtlichen hatten sich gewei= gert die Abgaben von den Stadtgütern gleich den Layen, zu entrichten. Wenzel ſeßzte hinzu, der Stadtrath ſolle die Macht haben den Verſchwendern , wenn ſie auch vom geistlichen Stande wären, Vormünder und Sachwal- ter zu ſeßen 5, wodurch er ſich bey der Geiſklichkeit nicht ſehr empfahl. Dem Landgrafen Johann von Leuchtenberg verſchrieb Wenzel 9775 Goldgulden mit jährlichen Zinſen von 977 Goldgulden davon, I7 Pra= ger Groſchen auf einen ſolchen Gulden gerechnet 6. Dem Herzog Leopold von Oeſtreich/ der damals vermuth= lich in Prag war, gab Wenzel einen Gunſtbrief und die Gewalt, die Reichspfandschaften in Churwalhen, Turgau und Rheinthal, beſonders Rynek und Altſiet= § 5 23 e.m. 26 c.m. c. d. ten, 1 DVMONT Tom. III. p. 144. 2 HERGOTT Vol. III. p. 737. 775. 3 Privil, antiquæ PRAGAE fol. 85. 4 SCHOEPFLIN I. c. p. 278. 5 LVNIG Parte Spee. Cont. IV. Th. I. p. 446. 6 Mſ. Bohemieum.
Wenzel ertheilt Beſtátigungen 89 anderes fremdes Gericht, können geladen und verklagt I379. werden, daß ſie ferners in ihren Landen, Stádten und Schlöſiern offenbaren Aechtern den Aufenthalt ge= ben mogen 1. Am nehmlichen Tage gab er dem Gra I6 Okt. fen Iohann von Habsburg, wie auch der Stadt Se= kingen einige Borrechte und Freyheiten 2. Die Alt= c. d. ſtadt Prag bat den König um Beſkätigung ihrer Frey= heitsbriefe, die ſie von ſeinen Borfahren, den Köni gen in Böhmen erhalten hatte, ſo er alſogleich aus= fertigte 3. Die Stadt Strasburg hatte ihre Abgeord= nete an den Konig mit der Bitte geſchickt, daß er ih= ren Iahrmarkt beſátigen mochte. Wenzel verordnete alſo, daß ſie ihn vierzehn Tage vor ſant Martini, und eben ſo lange nach dieſem Tage halten ſolle 4. Für die 24 e.m. Stadt Dortmunt aber fertigte Wenzel einen Brief aus, daß sie bey ihrer Gerichtsbarkeit bleiben und erhalten werden ſoll. Denn die Geiſtlichen hatten sich gewei= gert die Abgaben von den Stadtgütern gleich den Layen, zu entrichten. Wenzel ſeßzte hinzu, der Stadtrath ſolle die Macht haben den Verſchwendern , wenn ſie auch vom geistlichen Stande wären, Vormünder und Sachwal- ter zu ſeßen 5, wodurch er ſich bey der Geiſklichkeit nicht ſehr empfahl. Dem Landgrafen Johann von Leuchtenberg verſchrieb Wenzel 9775 Goldgulden mit jährlichen Zinſen von 977 Goldgulden davon, I7 Pra= ger Groſchen auf einen ſolchen Gulden gerechnet 6. Dem Herzog Leopold von Oeſtreich/ der damals vermuth= lich in Prag war, gab Wenzel einen Gunſtbrief und die Gewalt, die Reichspfandschaften in Churwalhen, Turgau und Rheinthal, beſonders Rynek und Altſiet= § 5 23 e.m. 26 c.m. c. d. ten, 1 DVMONT Tom. III. p. 144. 2 HERGOTT Vol. III. p. 737. 775. 3 Privil, antiquæ PRAGAE fol. 85. 4 SCHOEPFLIN I. c. p. 278. 5 LVNIG Parte Spee. Cont. IV. Th. I. p. 446. 6 Mſ. Bohemieum.
Strana 90
90 und Freyheitsbriefe. c. d. c. d. 5 c. m. 7 Dec. 1380. 14 Jan. 1379. ten/ an sich loſen zu durfen I. Ferners ertheilte er I Noo. ihm die Freyheit ſeine Landgerichte mit unrittermaſſigen e. d. Beamten zu beſeßzen 2. Am nehmlichen Tage erhielt auch die Stadt Tann das Borrecht von ihm, daß ihre Bürger weder vor das Hofgericht, noch vor das Ge= richt zu Rothweil gefodert werden ſollen, es ware dann daß ihnen zu Tann nicht Gerechtigkeit geleistet würde 3. Einen eben dergleichen Freyheitsbrief gab Wenzel der Stadt Rudelingen 4. Der Stadt Bauſzen beſtätig= te Wenzel) als König in Böhmen, alle Borrechte und Freyheiten, ſo wie ſie ſolche vom Kaiſer Karl IV. und an= deren bekommen haben, und befahl allen Hauptleuten die Stadt daben zu handhaben 5. In Italien hatten die Genueſer ihren geweſenen Podeſfa, Iohann von Guarzonibus/ ge;-undert und gemißhandelt ; Wenzel ſchrieb alſo an den Markgrafen Niklas von Eſte den Befehl, die Genueſer mit Gewalt und in des Königs Namen dazu anzuhalten, daß sie den Schaden wieder toe.m. gut machen, den ſie dem Podeſta zugefügt hatten 6. In Böhmen hatte man der Kirche zu Bohumilicz eini ge Aecker und Wieſen weggenommen ; Wenzel befahl auf das ſchärfeffe, ihr dieſe Gründe wieder zurück zu stellen 7. Mit Anfang des I380 Jahrs ſkarb der Kardinal Iohann von Wlaſchim, vormaliger Erzbiſchof von Prag. Der junge König Wenzel verlohr an ihm einen zweyten Bater/ einen erfahrnen Staatsmann und den treueſten Rathgeber) welcher ſeit dem I. I364 des Kai= ſers 1 Origin, in Arch. CAES. VIND. Am Simon und Iudas Abend- 2 Origin. I. c. Ain Allerhelligen Tag. SCHOEPFLIN p. 278. 4 Diplom. in Archivo Regni Boh. Apud von Redern in Contin. p. 18. 5 6 LVNIG C, G. D. Tom. II. p. 225. 7 Orig, in Arch. CAPITVLI Prag. 3
90 und Freyheitsbriefe. c. d. c. d. 5 c. m. 7 Dec. 1380. 14 Jan. 1379. ten/ an sich loſen zu durfen I. Ferners ertheilte er I Noo. ihm die Freyheit ſeine Landgerichte mit unrittermaſſigen e. d. Beamten zu beſeßzen 2. Am nehmlichen Tage erhielt auch die Stadt Tann das Borrecht von ihm, daß ihre Bürger weder vor das Hofgericht, noch vor das Ge= richt zu Rothweil gefodert werden ſollen, es ware dann daß ihnen zu Tann nicht Gerechtigkeit geleistet würde 3. Einen eben dergleichen Freyheitsbrief gab Wenzel der Stadt Rudelingen 4. Der Stadt Bauſzen beſtätig= te Wenzel) als König in Böhmen, alle Borrechte und Freyheiten, ſo wie ſie ſolche vom Kaiſer Karl IV. und an= deren bekommen haben, und befahl allen Hauptleuten die Stadt daben zu handhaben 5. In Italien hatten die Genueſer ihren geweſenen Podeſfa, Iohann von Guarzonibus/ ge;-undert und gemißhandelt ; Wenzel ſchrieb alſo an den Markgrafen Niklas von Eſte den Befehl, die Genueſer mit Gewalt und in des Königs Namen dazu anzuhalten, daß sie den Schaden wieder toe.m. gut machen, den ſie dem Podeſta zugefügt hatten 6. In Böhmen hatte man der Kirche zu Bohumilicz eini ge Aecker und Wieſen weggenommen ; Wenzel befahl auf das ſchärfeffe, ihr dieſe Gründe wieder zurück zu stellen 7. Mit Anfang des I380 Jahrs ſkarb der Kardinal Iohann von Wlaſchim, vormaliger Erzbiſchof von Prag. Der junge König Wenzel verlohr an ihm einen zweyten Bater/ einen erfahrnen Staatsmann und den treueſten Rathgeber) welcher ſeit dem I. I364 des Kai= ſers 1 Origin, in Arch. CAES. VIND. Am Simon und Iudas Abend- 2 Origin. I. c. Ain Allerhelligen Tag. SCHOEPFLIN p. 278. 4 Diplom. in Archivo Regni Boh. Apud von Redern in Contin. p. 18. 5 6 LVNIG C, G. D. Tom. II. p. 225. 7 Orig, in Arch. CAPITVLI Prag. 3
Strana 91
Verliehrt drey Staatománner. 91 ſers Karl IV. Rath geweſen, und sich bey Königen I380. und Fürsten ein großes Anſehen und Zutrauen erwor= ben hatte. Nicht lange darauf ſtarben auch die Bi= ſchofe von Leutomiſchel / und von Olmütz. Der er= ſte war Albrecht von Sternberg , vormaliger Erzbi= ſchof zu Magdeburg/ und der zweyte war Iohann von Neumark, der ſo viele Jahre des Kaiſers Karl IV. Kanzier geweſen. Beyde kannten die deutſche Reichs= verfaſſung, und die verſchiedenen Intereſſe der Reichs= fürſten, und hatten Wenzeln manche gute Rathſchläge geben konnen. Zu frih wurden ihm dieſe drey Staats= mánner entriſſen. Dieſen Berluſt glaubte Wenzel durch den neuen Erzbiſchof, Iohann von Ienzenſtein/ zu erſeſzen, hat ſich aber in ſeiner Erwartung betro= gen. Die erffen zwey Monate dieſes Iahrs brach= te Wenzel meiſtens in Böhmen zu. Wir haben in der Lebensbeſchreibung des Kaisers Karl IV. I erzáhlet/ daß derſelbe den Galeaz Viſconti von May= land im Iahre 1374 am 3. Aug. in die Reichsacht gethan, und ihn und seine Kinder hiedurch für unfähig zu allen Reichswürden erklart habe. Dieſer Viſconti war im I. 13. 8 geſkorben/ und ſein Sohn Iohann Galeacius war ſein Erbe. Dieſer ſuchte, was ſein Bater verſchuldet hatte, wieder gut zu machen/ daher bat er den jungen König Wenzel um die Losſprechung vom Banne, mit dem er des Baters wegen war be= legt worden. Wenzel willigte in das Verlangen des Viſconti/ und erledigte ihn nicht nur von der Reichs= acht, ſondern ertheilte ihm auch den Taz darauf die Würde eines Generalvikars über verſchiedene Städte und Gebirge Italiens, in ſo lange jedoch, als er dem Zu eben der Reiche getreu bleiben würde 2. Zeit 17Jan. 1 S. 854. 2 DVMONT Tom. II. P. I. p. 144—47. n. 106. & LVNIG C. I. D. Tom. III. p. 305.
Verliehrt drey Staatománner. 91 ſers Karl IV. Rath geweſen, und sich bey Königen I380. und Fürsten ein großes Anſehen und Zutrauen erwor= ben hatte. Nicht lange darauf ſtarben auch die Bi= ſchofe von Leutomiſchel / und von Olmütz. Der er= ſte war Albrecht von Sternberg , vormaliger Erzbi= ſchof zu Magdeburg/ und der zweyte war Iohann von Neumark, der ſo viele Jahre des Kaiſers Karl IV. Kanzier geweſen. Beyde kannten die deutſche Reichs= verfaſſung, und die verſchiedenen Intereſſe der Reichs= fürſten, und hatten Wenzeln manche gute Rathſchläge geben konnen. Zu frih wurden ihm dieſe drey Staats= mánner entriſſen. Dieſen Berluſt glaubte Wenzel durch den neuen Erzbiſchof, Iohann von Ienzenſtein/ zu erſeſzen, hat ſich aber in ſeiner Erwartung betro= gen. Die erffen zwey Monate dieſes Iahrs brach= te Wenzel meiſtens in Böhmen zu. Wir haben in der Lebensbeſchreibung des Kaisers Karl IV. I erzáhlet/ daß derſelbe den Galeaz Viſconti von May= land im Iahre 1374 am 3. Aug. in die Reichsacht gethan, und ihn und seine Kinder hiedurch für unfähig zu allen Reichswürden erklart habe. Dieſer Viſconti war im I. 13. 8 geſkorben/ und ſein Sohn Iohann Galeacius war ſein Erbe. Dieſer ſuchte, was ſein Bater verſchuldet hatte, wieder gut zu machen/ daher bat er den jungen König Wenzel um die Losſprechung vom Banne, mit dem er des Baters wegen war be= legt worden. Wenzel willigte in das Verlangen des Viſconti/ und erledigte ihn nicht nur von der Reichs= acht, ſondern ertheilte ihm auch den Taz darauf die Würde eines Generalvikars über verſchiedene Städte und Gebirge Italiens, in ſo lange jedoch, als er dem Zu eben der Reiche getreu bleiben würde 2. Zeit 17Jan. 1 S. 854. 2 DVMONT Tom. II. P. I. p. 144—47. n. 106. & LVNIG C. I. D. Tom. III. p. 305.
Strana 92
92 Reiſet nach Deutſchland. I380. Zeit beſtätigte Wenzel die Lándertheilung/ welche die Herzoge von Oeſtreich, Albrecht und Leopold, unter I7 Ian. enander errichtet hatten I. An eben dem Tage erneu erte er das Bündniß, welches ſein Bater der Kaiſer Karl mit dem Herzog Albrecht von Oeſtreich im I. I373 errichtet hatte 2. Mit Ende des Ienners tref= fen wir ihu zu Beraun an, wo er dem Abt und Klo= ster zu Kladrau die Erlaubniß gaby ihren Ort Kladrau mit einer Mauer umzugeben und zu befeſtigen 3. Er kehrte bald wieder nach Prag zurůck , und ſkellte daſel bſt an den Grafen Kraft von Hohenlohe eine Schuldver= schreibung über zwey tauſend Mark Silbers auf die Kuttenberger Bergwerke aus 4. Wenzel war nämlich im Begriff eine Reiſe nach Deutſchland zu machen ; es muß ihm ſchon jeßzt an Geld gemangelt haben/ weil er gezwungen war sich in Schulden zu seszen, und Län- dereyen, wie wir oben geſehen 5 haben, zu verſeſzen, um die Reiſen beſkreiten zu können, welches auch dieje nigen widerlegt, die da behaupten wollen 6, daß ihm der Kaiſer Karl große Summen baaren Geldes Hinter= laſſen hätte. Bald darauf verließ Wenzel Böhmen, und gieng auf eine geraume Zeit nach Deutſchland, wo er ſich bis in Oktober dieſes Iahrs aufgehalten hat. Daß Wenzel ſchon ißzt Böhmen verlaſſen, ſchrei= ben einige der Peſt zu, weſche hier in dieſem Iahre ge= herrſchet hat. Allein nach dem Zeugniſſe eines Kroniſken hat ſich die Seuche erſt im Monat May 7, nach ei= nem andern aber im July 8 gedußert. So konnte dieſe 27 c.m. c. d. 5 Fch. 1 Origin, in Arch. CAES. VINDOB. an ſant Antoni Tag. 2 Item IBID. eiusdem dati. Origin. in Archiuo Civit, MIES. HASELMANN beym Hrn. Haberlin p. 77. 5 Ad An. 1379. 28. April. 6 Wie Kóniashofen S. 141. 7 Chron. in SS. Rer. Boh. Tom. II. p. 455. 8 Chron, in Mon. Boh. Cl. DODNERI Tom. I. p. 212. 3 4
92 Reiſet nach Deutſchland. I380. Zeit beſtätigte Wenzel die Lándertheilung/ welche die Herzoge von Oeſtreich, Albrecht und Leopold, unter I7 Ian. enander errichtet hatten I. An eben dem Tage erneu erte er das Bündniß, welches ſein Bater der Kaiſer Karl mit dem Herzog Albrecht von Oeſtreich im I. I373 errichtet hatte 2. Mit Ende des Ienners tref= fen wir ihu zu Beraun an, wo er dem Abt und Klo= ster zu Kladrau die Erlaubniß gaby ihren Ort Kladrau mit einer Mauer umzugeben und zu befeſtigen 3. Er kehrte bald wieder nach Prag zurůck , und ſkellte daſel bſt an den Grafen Kraft von Hohenlohe eine Schuldver= schreibung über zwey tauſend Mark Silbers auf die Kuttenberger Bergwerke aus 4. Wenzel war nämlich im Begriff eine Reiſe nach Deutſchland zu machen ; es muß ihm ſchon jeßzt an Geld gemangelt haben/ weil er gezwungen war sich in Schulden zu seszen, und Län- dereyen, wie wir oben geſehen 5 haben, zu verſeſzen, um die Reiſen beſkreiten zu können, welches auch dieje nigen widerlegt, die da behaupten wollen 6, daß ihm der Kaiſer Karl große Summen baaren Geldes Hinter= laſſen hätte. Bald darauf verließ Wenzel Böhmen, und gieng auf eine geraume Zeit nach Deutſchland, wo er ſich bis in Oktober dieſes Iahrs aufgehalten hat. Daß Wenzel ſchon ißzt Böhmen verlaſſen, ſchrei= ben einige der Peſt zu, weſche hier in dieſem Iahre ge= herrſchet hat. Allein nach dem Zeugniſſe eines Kroniſken hat ſich die Seuche erſt im Monat May 7, nach ei= nem andern aber im July 8 gedußert. So konnte dieſe 27 c.m. c. d. 5 Fch. 1 Origin, in Arch. CAES. VINDOB. an ſant Antoni Tag. 2 Item IBID. eiusdem dati. Origin. in Archiuo Civit, MIES. HASELMANN beym Hrn. Haberlin p. 77. 5 Ad An. 1379. 28. April. 6 Wie Kóniashofen S. 141. 7 Chron. in SS. Rer. Boh. Tom. II. p. 455. 8 Chron, in Mon. Boh. Cl. DODNERI Tom. I. p. 212. 3 4
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Salt ſich zu Vurnberg auf 93 dieſe Urſache Wenzeln zu der frühen Abreiſe aus Boh. I380. men nicht bewogen haben. Daß er aber bis in Herbſt ausgeblieben , mag die Peſt Anlaß gegeben haben/ wel= che erſt mit Ende Septembers aufhorte I. Dem ſey wie ihm wolle, ſo-war er ſchon gegen das Ende des Fe= bruars zu Piſek. Er beſtätigte hier noch einmal die Lándertheilung der Herzoge von Oeſtreich, doch mit dem Zuſatze, daß es dem Bermáchtniſſe, ſo mit ſeinem Bater war errichtet worden, unſchádlich ſeyn solle 2. Bon hier ſeſzte Wenzel ſeine Reiſe nach Deutſchland fort. Wir treffen ihn ſchon mit Anfang des Merzmo= nats zu Nürnberg an. Er belehnte hier die Mark- gráfinn Ratharina von Thuringen und Meiſſen mit allen ihren Ländern, die sie in Franken beſeſſen, ob ſie zwar ſchon im vorigen Iahre, aber nicht perſonlich, damit war belehnt worden 3/ und ließ durch ſeinen Hofrichter/ den Herzog Przemiſl von Teſchen, die zu Rothweil geſchehene Acht wider Brunn von Rapolt= ſtein beſtätigen 4. Dann gieng er, in Begleitung des Kardinals Pilcus und des Prager Erzbischofs Jo hann von Icnſtein weiter nach Frankfurt. Der Erz= biſchof fertigte hier einen Stiftungsbrief an den Bi= ſchof von Meiſſen aus 5, und der König Wenzel gab Thimen von Kolditz, ſeinem Kammermeiſfer und Hauptmanne zu Breslau, eine Verſicherung/ daß nie= mand auf den Schatz oder Gut, ſo derſelbe in ſeinem Hauſe zu Breslau etwann fände, Anſpruch machen 19 Feb. 8 Mer; 26 c.m. c. d. dár= 1 Chronica citata. 2 Originale in Archivo CAES. VINDON. am Sonntag Reminiſcere. 3 Horns Leben Friedrichs des Streitb. S. I0. Nach ei= ner Urkunde in Schannats Sammlung S. 20 wáre Wenzel ſchou am 7. Febr. zu Nurnberg geweſen. Allein die Regierungsjahre zeigen an, daß ſie vom I. 1379 sey. 4 HERGOTT p. 739. 5 Apud BALEIN. Miſc. 1. 6. p. 108.
Salt ſich zu Vurnberg auf 93 dieſe Urſache Wenzeln zu der frühen Abreiſe aus Boh. I380. men nicht bewogen haben. Daß er aber bis in Herbſt ausgeblieben , mag die Peſt Anlaß gegeben haben/ wel= che erſt mit Ende Septembers aufhorte I. Dem ſey wie ihm wolle, ſo-war er ſchon gegen das Ende des Fe= bruars zu Piſek. Er beſtätigte hier noch einmal die Lándertheilung der Herzoge von Oeſtreich, doch mit dem Zuſatze, daß es dem Bermáchtniſſe, ſo mit ſeinem Bater war errichtet worden, unſchádlich ſeyn solle 2. Bon hier ſeſzte Wenzel ſeine Reiſe nach Deutſchland fort. Wir treffen ihn ſchon mit Anfang des Merzmo= nats zu Nürnberg an. Er belehnte hier die Mark- gráfinn Ratharina von Thuringen und Meiſſen mit allen ihren Ländern, die sie in Franken beſeſſen, ob ſie zwar ſchon im vorigen Iahre, aber nicht perſonlich, damit war belehnt worden 3/ und ließ durch ſeinen Hofrichter/ den Herzog Przemiſl von Teſchen, die zu Rothweil geſchehene Acht wider Brunn von Rapolt= ſtein beſtätigen 4. Dann gieng er, in Begleitung des Kardinals Pilcus und des Prager Erzbischofs Jo hann von Icnſtein weiter nach Frankfurt. Der Erz= biſchof fertigte hier einen Stiftungsbrief an den Bi= ſchof von Meiſſen aus 5, und der König Wenzel gab Thimen von Kolditz, ſeinem Kammermeiſfer und Hauptmanne zu Breslau, eine Verſicherung/ daß nie= mand auf den Schatz oder Gut, ſo derſelbe in ſeinem Hauſe zu Breslau etwann fände, Anſpruch machen 19 Feb. 8 Mer; 26 c.m. c. d. dár= 1 Chronica citata. 2 Originale in Archivo CAES. VINDON. am Sonntag Reminiſcere. 3 Horns Leben Friedrichs des Streitb. S. I0. Nach ei= ner Urkunde in Schannats Sammlung S. 20 wáre Wenzel ſchou am 7. Febr. zu Nurnberg geweſen. Allein die Regierungsjahre zeigen an, daß ſie vom I. 1379 sey. 4 HERGOTT p. 739. 5 Apud BALEIN. Miſc. 1. 6. p. 108.
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94 zu Frankfurt 1380. därfe 1. Dann reiske er nach Maynz, und ertheilte 8 Apr. dem daſigen Rathe die Macht die Bürger zu ſtrafen, I2 e.m. zu richten und zu ſchūßzen 2. Einige Tage darauf aber gieng Wenzel zurůck nach Frankfurt. Er beskätigte hier dem Simon von Lichtenberg ; Bogten zu Stras= burg/ ſämmtliche Lehen 3. An die Stadt Worms fertigte er ein Dankſagungſchreiben aby daß ſie ihn ver= ſichere, ſie wolle ihn immer für ihren Herrn, und Ur= ban den Sechſten/ ſo wie die Ruhrfürsten alle, für den rechtmáſſigen Pabſt halten, dagegen ſie Wenzel ſei= ner Hülfe und des Schutzes getröftete, wenn sie von 27 e.m. des Gegenpabſtes Parthey Schaden leiden ſollte 4. Dem Grafen Heinrich von Waldeck aber ertheilte Wenzel das Borrecht, daß, wenn er vor Gerichte zu einem Eide angehalten wûrde, er ſolchen durch einen Bevollmächtigten ablegen lassen könne 5. Was hier der König Wenzel übrigens verrichtet habe, ist noch nicht bekannt. Sehr wahrſcheinlich iff es, daß er ſich abermals mit einigen Reichsfürſten der zwey Pabſte wegen wird berathſchlaget haben, zumal da ihn der Kardinal Pileus auf dieſer Reiſe begleitete. Biel= leicht ware iſzt Wenzel nach Böhmen zurůck gegangen ſeyn, aber Nachrichten, daß ſich die Peſk daſelbſt au= ßere, bewogen ihn ſich noch länger in dieſen Gegenden aufzuhalten. Er gieng alſo mit dem Kardinal Pileus über Maynz bis Köln zu Waſſer, und nach Achen 6, wo er zwen ganze Monate zubrachte. 18 c.m. 28 c.m. Es 1 Originale in Archivo APPELL. R. Boh. am Sountag Miſericordia. 2 WüRTHWEIN Subſid, Dipl. Tom. IV. p. 393. SENKENBERG Selecta Juris & Hift. Tom. V. p. 533. 3 SCHANNAT Hift. Worm. Prob. p. 190. 4 LVNIG Spic. Sec. II. Th. p. 1426. 5 6 TRITHEM. in; Chron. Hirs. p. 277. ſed male ad an. 1881.
94 zu Frankfurt 1380. därfe 1. Dann reiske er nach Maynz, und ertheilte 8 Apr. dem daſigen Rathe die Macht die Bürger zu ſtrafen, I2 e.m. zu richten und zu ſchūßzen 2. Einige Tage darauf aber gieng Wenzel zurůck nach Frankfurt. Er beskätigte hier dem Simon von Lichtenberg ; Bogten zu Stras= burg/ ſämmtliche Lehen 3. An die Stadt Worms fertigte er ein Dankſagungſchreiben aby daß ſie ihn ver= ſichere, ſie wolle ihn immer für ihren Herrn, und Ur= ban den Sechſten/ ſo wie die Ruhrfürsten alle, für den rechtmáſſigen Pabſt halten, dagegen ſie Wenzel ſei= ner Hülfe und des Schutzes getröftete, wenn sie von 27 e.m. des Gegenpabſtes Parthey Schaden leiden ſollte 4. Dem Grafen Heinrich von Waldeck aber ertheilte Wenzel das Borrecht, daß, wenn er vor Gerichte zu einem Eide angehalten wûrde, er ſolchen durch einen Bevollmächtigten ablegen lassen könne 5. Was hier der König Wenzel übrigens verrichtet habe, ist noch nicht bekannt. Sehr wahrſcheinlich iff es, daß er ſich abermals mit einigen Reichsfürſten der zwey Pabſte wegen wird berathſchlaget haben, zumal da ihn der Kardinal Pileus auf dieſer Reiſe begleitete. Biel= leicht ware iſzt Wenzel nach Böhmen zurůck gegangen ſeyn, aber Nachrichten, daß ſich die Peſk daſelbſt au= ßere, bewogen ihn ſich noch länger in dieſen Gegenden aufzuhalten. Er gieng alſo mit dem Kardinal Pileus über Maynz bis Köln zu Waſſer, und nach Achen 6, wo er zwen ganze Monate zubrachte. 18 c.m. 28 c.m. Es 1 Originale in Archivo APPELL. R. Boh. am Sountag Miſericordia. 2 WüRTHWEIN Subſid, Dipl. Tom. IV. p. 393. SENKENBERG Selecta Juris & Hift. Tom. V. p. 533. 3 SCHANNAT Hift. Worm. Prob. p. 190. 4 LVNIG Spic. Sec. II. Th. p. 1426. 5 6 TRITHEM. in; Chron. Hirs. p. 277. ſed male ad an. 1881.
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zu Achen 95 Es fanden ſich hier verſchiedene Reichsfürsten ein, 1380. um Wenzeln zu beſuchen. Die Herzoge Leopold von Oeſtreich, und Wenzel von Luxenburg machten damals dem König den Borſchlag/ er mochte eine allgemeine Kirchenverſammlung zuſammen rufen, und auf derſel= ben der Kirchentrennung ein Ende machen laſſen. Al= lein Wenzel war von der rechtmáſſigen Wahl des Ur= ban VI. ſo ſehr überzeugt, daß er ihnen antwortete : Er wolle nichts thun oder thun laſſen/ wodurch nur der geringste Zweifel an der Gültigkeit der Wahl Urbans Vl. erreget werden könnte I. Er bewog vielmehr mit Beyhūlfe des Kardinals Pileus, die anweſenden Fürſten/ daß ſie mit ihm den gemachten Reichsſchluß erneuerten, kraft deſſen das geſammte Reich den Pabſt Urban VI. für den rechtmáſsigen Pabst erkennen sollte. Zu glei cher Zeit belehnte er den anweſenden Biſchof Arnold von Lüttich mit ſeinen Regalien 2. Den Grafen 24 Man Wilhelm von Bergen aber erhob Wenzel zum erſten Herzog dieſes Namens ſeiner Treue wegen, die er und ſeine Borfahren dem Reiche geſeiſlet haben. Wenzel gab ihm und ſeinen Nachkommen das Borrecht/ in Schlachten neben dem Kaiſer zu reiten/ und bey den Sffentlichen Tafeln die Speiſen für den Kaiser vorzuschneiden 3. Dann gab hier Wenzel auf den Grafen Meynharten von Gortz einen Lehenerſtreckungsbrief 4. Hierauf verließ der König Wenzel die Stadt Achen, welche ſeinen Sitten, wie ein nenerer Geſchicht= ſchreiber 5 behaupten will, ſehr nachtheilig geweſen ſeyn ſoll , ob man zwar nicht wahrnehmen kann/ daß Wen= zel ſeit dieſer Zeit ſich weniger um die Herstellung des Friedens 13Iur. c. d. 1 BALVZ. in Vitis PP. Auen. Tom. I. p. 1361. 2 Hr. HAEBERLIN p. 78. 3 Dipl. apud PEZ. P. III. p. 69. 4 Originale in Archivo CADS. VINDOB. Mittwoch nach ſant Veit. 5 De BARRE Hiſt. d'Allemagne Tom. IV.
zu Achen 95 Es fanden ſich hier verſchiedene Reichsfürsten ein, 1380. um Wenzeln zu beſuchen. Die Herzoge Leopold von Oeſtreich, und Wenzel von Luxenburg machten damals dem König den Borſchlag/ er mochte eine allgemeine Kirchenverſammlung zuſammen rufen, und auf derſel= ben der Kirchentrennung ein Ende machen laſſen. Al= lein Wenzel war von der rechtmáſſigen Wahl des Ur= ban VI. ſo ſehr überzeugt, daß er ihnen antwortete : Er wolle nichts thun oder thun laſſen/ wodurch nur der geringste Zweifel an der Gültigkeit der Wahl Urbans Vl. erreget werden könnte I. Er bewog vielmehr mit Beyhūlfe des Kardinals Pileus, die anweſenden Fürſten/ daß ſie mit ihm den gemachten Reichsſchluß erneuerten, kraft deſſen das geſammte Reich den Pabſt Urban VI. für den rechtmáſsigen Pabst erkennen sollte. Zu glei cher Zeit belehnte er den anweſenden Biſchof Arnold von Lüttich mit ſeinen Regalien 2. Den Grafen 24 Man Wilhelm von Bergen aber erhob Wenzel zum erſten Herzog dieſes Namens ſeiner Treue wegen, die er und ſeine Borfahren dem Reiche geſeiſlet haben. Wenzel gab ihm und ſeinen Nachkommen das Borrecht/ in Schlachten neben dem Kaiſer zu reiten/ und bey den Sffentlichen Tafeln die Speiſen für den Kaiser vorzuschneiden 3. Dann gab hier Wenzel auf den Grafen Meynharten von Gortz einen Lehenerſtreckungsbrief 4. Hierauf verließ der König Wenzel die Stadt Achen, welche ſeinen Sitten, wie ein nenerer Geſchicht= ſchreiber 5 behaupten will, ſehr nachtheilig geweſen ſeyn ſoll , ob man zwar nicht wahrnehmen kann/ daß Wen= zel ſeit dieſer Zeit ſich weniger um die Herstellung des Friedens 13Iur. c. d. 1 BALVZ. in Vitis PP. Auen. Tom. I. p. 1361. 2 Hr. HAEBERLIN p. 78. 3 Dipl. apud PEZ. P. III. p. 69. 4 Originale in Archivo CADS. VINDOB. Mittwoch nach ſant Veit. 5 De BARRE Hiſt. d'Allemagne Tom. IV.
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96 wieder zu Frankfurt. Friedens in der Kirche bemühet, oder daß er die Reichs= geſchafte bey Seite gelegt hatte. Daß ſich aber der junge König, der noch nicht zwanzig Iahr alt war, manche frößliche Stunde erlaubt haben mag/ das wol= len wir gerne zugeben. Bon Achen gieng Wenzel wieder nach Frank= furt. Sein Reiſegefährte, der Kardinal Pileus, er= laubte hier ein gewiſſes Tuch den Reliquien beyzuzál= 27Iun. len I. Dann beſkätigte er die Abfeſzung des Hinko Kluck von der Prager Domdechentey, und erklärte, daß ſich derſelbe durch die Anhänglichkeit an den Gegenpabſt aller geiſtlichen Wurden verluſtig gemacht hätte. Bn dieſer Zeit an kommt Hinko Kluck nicht mehr in der Geſchichte vor ; denn der nachmalige Kanzler Wenzels) und erwählter Biſchof von Kamin, ſchrieb ſich Han= ko Brunonis, und anch Iohannes, war alſo von Hin= ko oder Heinrich Kluck ganz unterſchieden. Daß aber des Hinko Abſeßzung mit Wiſſen und Willen Wen= zels geſchehen ſey , erhellet auch daraus, weil am fol= genden Tage das erledigte Kanonikat der anweſende Ul= rich Hlozek, ſein Hofkaplan und Tiſchgenoß, erhalten hat. Die Dechantſkelle aber Przibiken, einem Sohne des königlichen Hofmarſchalls, Marquards von Porze= ſſin, zu Theil geworden 2. Daß der König damals auch zu Frankfurt geweſen, bezeuget eine Urkunde, kraft welcher er hier das Katharinenkloſker von den er= sten Bitten der Römiſchen Kaiſer befreyte 3. Bald darauf aber nahm Wenzel ſeinen Ruckweg nach Boh= men, wie wir ihn dann zwey Tage darauf in Mer aen= theim antreffen. Die Bundsgenoſſen, weſche ſich die Löwengeſellſchaft nannten/ war mit der Stadt Frankfurt in Zwiſtigkeit gerathen. Der König forderte beyde 29 e.m. 12 Jul. 1380. Par= 1 Hiſt. Epiſc. Silvæ duc. p 177. 2 MS. Codex Bibliothecæ Capituli Prag. & PESSINA p. 195. 3 Ben SENKENBERG Select. Tom I. 155.
96 wieder zu Frankfurt. Friedens in der Kirche bemühet, oder daß er die Reichs= geſchafte bey Seite gelegt hatte. Daß ſich aber der junge König, der noch nicht zwanzig Iahr alt war, manche frößliche Stunde erlaubt haben mag/ das wol= len wir gerne zugeben. Bon Achen gieng Wenzel wieder nach Frank= furt. Sein Reiſegefährte, der Kardinal Pileus, er= laubte hier ein gewiſſes Tuch den Reliquien beyzuzál= 27Iun. len I. Dann beſkätigte er die Abfeſzung des Hinko Kluck von der Prager Domdechentey, und erklärte, daß ſich derſelbe durch die Anhänglichkeit an den Gegenpabſt aller geiſtlichen Wurden verluſtig gemacht hätte. Bn dieſer Zeit an kommt Hinko Kluck nicht mehr in der Geſchichte vor ; denn der nachmalige Kanzler Wenzels) und erwählter Biſchof von Kamin, ſchrieb ſich Han= ko Brunonis, und anch Iohannes, war alſo von Hin= ko oder Heinrich Kluck ganz unterſchieden. Daß aber des Hinko Abſeßzung mit Wiſſen und Willen Wen= zels geſchehen ſey , erhellet auch daraus, weil am fol= genden Tage das erledigte Kanonikat der anweſende Ul= rich Hlozek, ſein Hofkaplan und Tiſchgenoß, erhalten hat. Die Dechantſkelle aber Przibiken, einem Sohne des königlichen Hofmarſchalls, Marquards von Porze= ſſin, zu Theil geworden 2. Daß der König damals auch zu Frankfurt geweſen, bezeuget eine Urkunde, kraft welcher er hier das Katharinenkloſker von den er= sten Bitten der Römiſchen Kaiſer befreyte 3. Bald darauf aber nahm Wenzel ſeinen Ruckweg nach Boh= men, wie wir ihn dann zwey Tage darauf in Mer aen= theim antreffen. Die Bundsgenoſſen, weſche ſich die Löwengeſellſchaft nannten/ war mit der Stadt Frankfurt in Zwiſtigkeit gerathen. Der König forderte beyde 29 e.m. 12 Jul. 1380. Par= 1 Hiſt. Epiſc. Silvæ duc. p 177. 2 MS. Codex Bibliothecæ Capituli Prag. & PESSINA p. 195. 3 Ben SENKENBERG Select. Tom I. 155.
Strana 97
Verbindet ſich mit Frankreich. 97 Partheyen vor ihm in Mergentheim zu erſcheinen, um I380. in ihren Händeln einen Ausſpruch zu thun I. Wir I8Iul. wiſſen aber nicht/ wie,lange ſich Wenzel hier aufge= halten habe. Er gieng zu dieſer Zeit noch nicht nach Böhmen, weil hier damals die Peſt ſo ſehr wütete, daß bey der Pfarrkirche am St. Stephan zu Prag al= lein 3500 Todte begraben wurden 2. Der König mag ſich alſo die übrige Zeit entweder in Deutſchland, oder in einem seiner böhmiſchen Schlöſfer, bis die Seuche nachließ/ aufgehalten haben. Wir haben oben gemeldet/ daß Wenzel ſeinem Better, dem Markgrafen Iodok aufgetragen habe, die Freundſchaftsbūndniſſe des Luxenburgiſchen Hauſes mit Frankreich zu erneuern. Dieß geſchah zu dieſer Zeit, und der König, Karl der Fünfte, fertigte eine Beſtätigung und Erneuerung aller Freundſchaftsbünd= niſſe aus, die derſelbe mit dem Kaiſer Karl IV., Wen= zele Vatern, geſchlofien hatte. Karl verſprach alſo, daß zwiſchen ihm, ſeinen Söhnen, dem Delphin Karl und Ludwig, wie auch ſeinen Brüdern Ludwig) Io= hann und Philipp eines Theils, dann dem Röm. Ko= nig Wenzel und deſſen Brudern Siegmund und Io= hann andern Theils , eine ewige Freundſchaft fort= dauern ſolle, und daß ſie einander wider jedermann behulf= lich ſeyn wollen, welches alles der König Wenzel dem Kónig von Frankreich gleichfalls verſprochen, und mit einem Eide beſtätiget hatte 3. Doch geſchah von den Angelegenheiten der Pabſte keine Meldung, man ſieht alſo, daß man dieſer geiſlichen Streitigkeiten wegen die alte Freundſchaft zu brechen oder zu mindern nicht geſonnen geweſen. Allein oem Pabſt Urban VI. war 22 e.m. dieſe I SENKENB. beym Hrn. Háberlin p. 90. 2 MS. BVDWIC. apud BALB. Epit. p. 392. Z Urkundenb. n. XXII. Erſter Theil. G
Verbindet ſich mit Frankreich. 97 Partheyen vor ihm in Mergentheim zu erſcheinen, um I380. in ihren Händeln einen Ausſpruch zu thun I. Wir I8Iul. wiſſen aber nicht/ wie,lange ſich Wenzel hier aufge= halten habe. Er gieng zu dieſer Zeit noch nicht nach Böhmen, weil hier damals die Peſt ſo ſehr wütete, daß bey der Pfarrkirche am St. Stephan zu Prag al= lein 3500 Todte begraben wurden 2. Der König mag ſich alſo die übrige Zeit entweder in Deutſchland, oder in einem seiner böhmiſchen Schlöſfer, bis die Seuche nachließ/ aufgehalten haben. Wir haben oben gemeldet/ daß Wenzel ſeinem Better, dem Markgrafen Iodok aufgetragen habe, die Freundſchaftsbūndniſſe des Luxenburgiſchen Hauſes mit Frankreich zu erneuern. Dieß geſchah zu dieſer Zeit, und der König, Karl der Fünfte, fertigte eine Beſtätigung und Erneuerung aller Freundſchaftsbünd= niſſe aus, die derſelbe mit dem Kaiſer Karl IV., Wen= zele Vatern, geſchlofien hatte. Karl verſprach alſo, daß zwiſchen ihm, ſeinen Söhnen, dem Delphin Karl und Ludwig, wie auch ſeinen Brüdern Ludwig) Io= hann und Philipp eines Theils, dann dem Röm. Ko= nig Wenzel und deſſen Brudern Siegmund und Io= hann andern Theils , eine ewige Freundſchaft fort= dauern ſolle, und daß ſie einander wider jedermann behulf= lich ſeyn wollen, welches alles der König Wenzel dem Kónig von Frankreich gleichfalls verſprochen, und mit einem Eide beſtätiget hatte 3. Doch geſchah von den Angelegenheiten der Pabſte keine Meldung, man ſieht alſo, daß man dieſer geiſlichen Streitigkeiten wegen die alte Freundſchaft zu brechen oder zu mindern nicht geſonnen geweſen. Allein oem Pabſt Urban VI. war 22 e.m. dieſe I SENKENB. beym Hrn. Háberlin p. 90. 2 MS. BVDWIC. apud BALB. Epit. p. 392. Z Urkundenb. n. XXII. Erſter Theil. G
Strana 98
98 Bauet einen Pallaft. 20 Okt. I380. dieſe Berbindung mit Frankreich ſehr zuwider. Et ſchrieb an Wenzeln dieſerwegen im folgenden Iahre,mach= te ihm Borwürfe, daß er mit Schismatikern Freund= schaft ſlifte, und hob die Berbindungen auf, zum Be- ſten der Seele, der Ehre und der Staaten König Wen= zelo I. Einen eben dergleichen Abmahnungsbrief ſchick= te er ihm im I. 1382 zu, worinn er ihm ordentlich verbietet , die alten Bünduiſſe mit Frankreich zu er= neuern. Er erklart ſogar die bereits errichteten Bünd= niſſe mit dieſen Keſzern, wie er sie nennet, für ungül= tig und dem Seelenheile gefährlich 2. Allein unſer Wenzel achtete nicht viel auf-das widerſinnige Geſchrey des Pabſles/ und wir werden unten ſehen , daß Wen= zel hernach ſeinem Better / dem Markgrafen Iodok; wie er ihn zum Reichsvikar über Italien ernannte, aufgetragen habe, die alten Freundſchaftbündniſſe mit Frankreich wieder zu erneuern und zu bestätigen. Mit Ende des Septembers hörte die Peſt in Böh= men wieder auf, und am zwanziaften des folgenden Mo= nats war Wenzel wieder zu Prag , wo er die alten Freybeitsbriefe der Stadt Mühlhauſem beſätigte 3. Er beſchäftigte ſich auch zu dieſer Zeit mit Erbauung einer neuen Wohnung für ſich in der Neuen Stadt Prag. Die Anhohe an der Moldau, Briežſka genannt, wo ſonſt das Kloffer St. Wenzel geſanden, mag ihm der ſchonen Ausſicht wegen gefallen haben. Weil aber der Ort den Kreuzherren am Zderaz gehörte , ſo ließ der König ihren Probſt zu ſich nach dem Wiſchehrade kommen, und that ihm den Borſchlag/ er wolle da= ſelbst für sich einen Pallaſk, und zugleich auch für den Probſt ein Haus bauen, und beydes ſolle nach Abſter= ben 1 Cupientes animarum ſaluti & honori ac ſtatui eiusdem Regis — ſalubriter providere sagt der Pabst. Bulla ap. LVNIG C. G. D. Tom. 1. p. 399. 2 Ap. LVNIG in Spic. Ecel. 1. Th. p. 620. 3 IDEM Part. Spec, Cont. IV. Tb. 1. p. 1429.
98 Bauet einen Pallaft. 20 Okt. I380. dieſe Berbindung mit Frankreich ſehr zuwider. Et ſchrieb an Wenzeln dieſerwegen im folgenden Iahre,mach= te ihm Borwürfe, daß er mit Schismatikern Freund= schaft ſlifte, und hob die Berbindungen auf, zum Be- ſten der Seele, der Ehre und der Staaten König Wen= zelo I. Einen eben dergleichen Abmahnungsbrief ſchick= te er ihm im I. 1382 zu, worinn er ihm ordentlich verbietet , die alten Bünduiſſe mit Frankreich zu er= neuern. Er erklart ſogar die bereits errichteten Bünd= niſſe mit dieſen Keſzern, wie er sie nennet, für ungül= tig und dem Seelenheile gefährlich 2. Allein unſer Wenzel achtete nicht viel auf-das widerſinnige Geſchrey des Pabſles/ und wir werden unten ſehen , daß Wen= zel hernach ſeinem Better / dem Markgrafen Iodok; wie er ihn zum Reichsvikar über Italien ernannte, aufgetragen habe, die alten Freundſchaftbündniſſe mit Frankreich wieder zu erneuern und zu bestätigen. Mit Ende des Septembers hörte die Peſt in Böh= men wieder auf, und am zwanziaften des folgenden Mo= nats war Wenzel wieder zu Prag , wo er die alten Freybeitsbriefe der Stadt Mühlhauſem beſätigte 3. Er beſchäftigte ſich auch zu dieſer Zeit mit Erbauung einer neuen Wohnung für ſich in der Neuen Stadt Prag. Die Anhohe an der Moldau, Briežſka genannt, wo ſonſt das Kloffer St. Wenzel geſanden, mag ihm der ſchonen Ausſicht wegen gefallen haben. Weil aber der Ort den Kreuzherren am Zderaz gehörte , ſo ließ der König ihren Probſt zu ſich nach dem Wiſchehrade kommen, und that ihm den Borſchlag/ er wolle da= ſelbst für sich einen Pallaſk, und zugleich auch für den Probſt ein Haus bauen, und beydes ſolle nach Abſter= ben 1 Cupientes animarum ſaluti & honori ac ſtatui eiusdem Regis — ſalubriter providere sagt der Pabst. Bulla ap. LVNIG C. G. D. Tom. 1. p. 399. 2 Ap. LVNIG in Spic. Ecel. 1. Th. p. 620. 3 IDEM Part. Spec, Cont. IV. Tb. 1. p. 1429.
Strana 99
Wird vertheidigt. 99 ben des Königs dem Probst heimfallen. Dagegen war 1380. nichts einzuwenden. Wenzel ließ also daselbst ein scho- nes Gebaude nebſt einem hohen Thurme, der noch heute ſteht, aufführen, und daben einen reizenden Garten an= legen. An den Pallaſk ließ er eine Kapelle zu Ehren des h. Wenzel bauen. Dabey ſkiftete er drey Kapel lane, die für den Hof alle Tage Meſſe leſen sollten I. Am Fuße der Anhohe entſpringt eine rauſchende Quel= le, daben ſreht ein Badehaus, das noch immer das Wen= zeſlaibad heißet/ und vermuthlich ſeine Benennung un= ſerm Kónig zu verdanken hat. Ein neuerer Schriftſkeller will behaupten, Wen= zel habe dieſen Ort zu ſeiner künftigen Wohnung des= wegen gewählt/ um aus dieſem Winkel der Stadt bald da bald dort ſeinen Wollüsten mit mehr Bequemlichkeit nachzujagen 2. Es mag ſeyn/ daß Wenzel nach dem Tode ſeines Baters manchmal den Leidenſchaften freyen Lauf gelaſſen, und jugendliche Ausſchweifungen began= gen habe. Doch kann ich der Muthmaſſung Berg= hauers nicht beypflichten/ daß Wenzel den erwähnten Pallaſt in einer ſo unlauteren Abſicht gebauet hátte, jumal da er ihn erst im J. 1399 zu Stande brachte, und bis zu dieſer Zeit auf dem Wiſchehrade reſidirte 3. Ich bin weit entfernt, Wenzeln von dergleichen Ju- gendfehlern loszuſprechen. Die Geſchichte kennet nur ein einziges Rebsweib, námlich die Bademagd Suſan= na , die er neben ſeiner Gemahlinn Sophia unterhalten hat 4/ und da er weder mit ſeinen Gemahlinnen, noch G 2 neben I WENC. HAYEK ad a. 1380. 2 Intentio fuit Regis , in hoc vrbis angulo quaquauer- ſum excurſionibus in nouam veteremque vrbem apto voluptatibus indulgere. BERGHAVER p. 199. 3 HAYEK ad an. 1399. 4 Suſannam illam balneatricem , quam ut coniugem ha- buit Dominus Wenceslaus , non ſpreuit , etiam cum Sophiam de Bauaria in thalamum duxit. ADAMVS de NEZETICZ ap. GVNDL, in Gundling.II.Th. S.118.
Wird vertheidigt. 99 ben des Königs dem Probst heimfallen. Dagegen war 1380. nichts einzuwenden. Wenzel ließ also daselbst ein scho- nes Gebaude nebſt einem hohen Thurme, der noch heute ſteht, aufführen, und daben einen reizenden Garten an= legen. An den Pallaſk ließ er eine Kapelle zu Ehren des h. Wenzel bauen. Dabey ſkiftete er drey Kapel lane, die für den Hof alle Tage Meſſe leſen sollten I. Am Fuße der Anhohe entſpringt eine rauſchende Quel= le, daben ſreht ein Badehaus, das noch immer das Wen= zeſlaibad heißet/ und vermuthlich ſeine Benennung un= ſerm Kónig zu verdanken hat. Ein neuerer Schriftſkeller will behaupten, Wen= zel habe dieſen Ort zu ſeiner künftigen Wohnung des= wegen gewählt/ um aus dieſem Winkel der Stadt bald da bald dort ſeinen Wollüsten mit mehr Bequemlichkeit nachzujagen 2. Es mag ſeyn/ daß Wenzel nach dem Tode ſeines Baters manchmal den Leidenſchaften freyen Lauf gelaſſen, und jugendliche Ausſchweifungen began= gen habe. Doch kann ich der Muthmaſſung Berg= hauers nicht beypflichten/ daß Wenzel den erwähnten Pallaſt in einer ſo unlauteren Abſicht gebauet hátte, jumal da er ihn erst im J. 1399 zu Stande brachte, und bis zu dieſer Zeit auf dem Wiſchehrade reſidirte 3. Ich bin weit entfernt, Wenzeln von dergleichen Ju- gendfehlern loszuſprechen. Die Geſchichte kennet nur ein einziges Rebsweib, námlich die Bademagd Suſan= na , die er neben ſeiner Gemahlinn Sophia unterhalten hat 4/ und da er weder mit ſeinen Gemahlinnen, noch G 2 neben I WENC. HAYEK ad a. 1380. 2 Intentio fuit Regis , in hoc vrbis angulo quaquauer- ſum excurſionibus in nouam veteremque vrbem apto voluptatibus indulgere. BERGHAVER p. 199. 3 HAYEK ad an. 1399. 4 Suſannam illam balneatricem , quam ut coniugem ha- buit Dominus Wenceslaus , non ſpreuit , etiam cum Sophiam de Bauaria in thalamum duxit. ADAMVS de NEZETICZ ap. GVNDL, in Gundling.II.Th. S.118.
Strana 100
100 Sorget für den Frieden. I380. neben denſelben Kinder gezeugt hat, ſo mag er eben kein großer Held geweſen ſeyn. Man kann behaupten, daß ihm vielmehr die Iägerey, als das andere Ge= ſchlecht am Herzen gelegen. Schon Petrarcha nennt ihn einen ſkarken jungen Iäger I. Daher pfiegte er ſich auch meistens in den Schlössern Bürglitz, Karlstein, Bettlern und Tocznik/ in deren Waldern es eine Men= ge Wild gab/ aufzuhalten. Iähzorn und die nachma= lige Trunkenheit waren es, die ihn manchmal zu ganz andern Ausſchweifungen/ wie wir in der Fortſchzung ſehen werden/ verleiteten. Mit Ende dieses 138osten Jahrs nahm er sich vor, Deutſchland abermals zu beſuchen, um eine Spal= tung/ die zu befürchten war, abzuwenden. Die Hán= del wegen des Erzbißthums von Maynz waren zwi= ſchen beyden Pratendenten noch nicht beygelegt. Adolph von Naſſau hatte ſogar die Parthey des Gegenpabſfes ergriffen) und ſich von ihm auf das Erzbißthum beſká= tigen laſſen. Dieß verurſachte unſerm Kónig neuen Kummer/ denn Adolph, als erster geiftlicher Kuhr- fürst, hatte andere Biſchöfe und Fürsten Deutſchlands auf die Seite des franzöſiſchen Pabſtes ziehen, und große Berwirrungen im Reiche anſtellen können. Der Kónig Wenzel nahm es alſo über ſich, den Römiſchen Pabſt Urban VI. dahin zu bewegen/ daß er Adolphen, der ohnedieß bereits im Beſitze des Erzbißthums war, die Beſtätigung ertheile , wenn er die Parthen Kle= mens VII. verließe. Adolph fand ſich hiezu willig, und Wenzel ſchrieb dieſerwegen nach Rom. Dieſes konn= te dem zweyten Erzbiſchof von Maynz/ Ludwigen von Meiſſen, nicht unbekannt bleiben/ welches dann den Markgrafen von Meiſſen misfallen, und ſie gegen Wenzeln aufbringen mußte. Indeſſen beſtellte er zweye ſeiner I Wenceslaus Caroli filius viuente patre electus eſt Im- perator. Hic inuenis robuſtus venator quid acturus ſit ignoro.
100 Sorget für den Frieden. I380. neben denſelben Kinder gezeugt hat, ſo mag er eben kein großer Held geweſen ſeyn. Man kann behaupten, daß ihm vielmehr die Iägerey, als das andere Ge= ſchlecht am Herzen gelegen. Schon Petrarcha nennt ihn einen ſkarken jungen Iäger I. Daher pfiegte er ſich auch meistens in den Schlössern Bürglitz, Karlstein, Bettlern und Tocznik/ in deren Waldern es eine Men= ge Wild gab/ aufzuhalten. Iähzorn und die nachma= lige Trunkenheit waren es, die ihn manchmal zu ganz andern Ausſchweifungen/ wie wir in der Fortſchzung ſehen werden/ verleiteten. Mit Ende dieses 138osten Jahrs nahm er sich vor, Deutſchland abermals zu beſuchen, um eine Spal= tung/ die zu befürchten war, abzuwenden. Die Hán= del wegen des Erzbißthums von Maynz waren zwi= ſchen beyden Pratendenten noch nicht beygelegt. Adolph von Naſſau hatte ſogar die Parthey des Gegenpabſfes ergriffen) und ſich von ihm auf das Erzbißthum beſká= tigen laſſen. Dieß verurſachte unſerm Kónig neuen Kummer/ denn Adolph, als erster geiftlicher Kuhr- fürst, hatte andere Biſchöfe und Fürsten Deutſchlands auf die Seite des franzöſiſchen Pabſtes ziehen, und große Berwirrungen im Reiche anſtellen können. Der Kónig Wenzel nahm es alſo über ſich, den Römiſchen Pabſt Urban VI. dahin zu bewegen/ daß er Adolphen, der ohnedieß bereits im Beſitze des Erzbißthums war, die Beſtätigung ertheile , wenn er die Parthen Kle= mens VII. verließe. Adolph fand ſich hiezu willig, und Wenzel ſchrieb dieſerwegen nach Rom. Dieſes konn= te dem zweyten Erzbiſchof von Maynz/ Ludwigen von Meiſſen, nicht unbekannt bleiben/ welches dann den Markgrafen von Meiſſen misfallen, und ſie gegen Wenzeln aufbringen mußte. Indeſſen beſtellte er zweye ſeiner I Wenceslaus Caroli filius viuente patre electus eſt Im- perator. Hic inuenis robuſtus venator quid acturus ſit ignoro.
Strana 101
Geſandte aus England. 101 ſeiner Ráthe, Hcinrichen Sſkopck von Duba und I380. Thimen von Kolditz zu ſeinen Statthaltern mit der Bollmacht, das Königreich in ſeiner Abweſenheit zu verwalten I. Die Abreiſe Wenzels verzog ſich aber I5Nov. bis in Iänner des folgenden 1381. Jahrs. Indessen hielt er ſich mit ſeiner ganzen Hofſtatt zu Bürgliß auf und wartete auf die Antwort des Pabſts Urban VI. Es waren hier um dieſe Zeit Bevollmachtigte des I38I. Kónigs Richard von England, welche im vorigen Iahre am 26. Dec. in Londen abgefertiget worden/ ange= kommen. Dieſe Hatten den Auftrag die Prinzeſſinn Anna, des Kónig Wenzel Schweſter, zur Gemahlinn für ihren Herrn, den König zu verlangen. Der Antrag wurde um ſo viel eher angenommen, weil man ſich mit dem Hauſe Meiſſen , an welches Anna ver= lobt war/ wegen Maynz zerſchlagen, und die Prinzeſ= sinn bereits das Alter erreicht hatte, daß sie sich ſelbft einen Gatten wáhlen konnte. Welches Mädchen wird wohl nicht lieber Königinn von England, als Mark= gräfinn von Meiſſen ſeyn wollen ? Die Prinzeſſinn An= na ernannte alſo drey Bevollmachtigte, nämlich den Herzog Przemiſl von Teſchen , Konraden Kragirz Hofmeiſfer, und Petern von Wartenberg, Kammer= meiſter und Burggrafen von Prag/ denen ſie die Macht gab zwiſchen ihr und dem Kónig Richard eine Heyrath zu ſchließen. Sie that es in Gegenwart des Königs Wenzel, des Markgrafen Prokop von Mähren, des Erzbiſchofs Iohann von Prag, und anderer mehr 2, und die Kaiſerinn Eliſabeth, als Mutter, gab den erwähnten nach England beſkimmten Geſandten die nehmliche Bollmacht 3. Indeſſen langte die Antwort des Pabſles Urban VI. wegen des Erzbißthums Maynz/ wie ſie Wenzel ge= G 3 23 Jan. wünſcht 1 Urkundenb. n. XXIII. 2 Diploma ap. RYMEK p. 280. 282. 3 IBIDEM P. 283.
Geſandte aus England. 101 ſeiner Ráthe, Hcinrichen Sſkopck von Duba und I380. Thimen von Kolditz zu ſeinen Statthaltern mit der Bollmacht, das Königreich in ſeiner Abweſenheit zu verwalten I. Die Abreiſe Wenzels verzog ſich aber I5Nov. bis in Iänner des folgenden 1381. Jahrs. Indessen hielt er ſich mit ſeiner ganzen Hofſtatt zu Bürgliß auf und wartete auf die Antwort des Pabſts Urban VI. Es waren hier um dieſe Zeit Bevollmachtigte des I38I. Kónigs Richard von England, welche im vorigen Iahre am 26. Dec. in Londen abgefertiget worden/ ange= kommen. Dieſe Hatten den Auftrag die Prinzeſſinn Anna, des Kónig Wenzel Schweſter, zur Gemahlinn für ihren Herrn, den König zu verlangen. Der Antrag wurde um ſo viel eher angenommen, weil man ſich mit dem Hauſe Meiſſen , an welches Anna ver= lobt war/ wegen Maynz zerſchlagen, und die Prinzeſ= sinn bereits das Alter erreicht hatte, daß sie sich ſelbft einen Gatten wáhlen konnte. Welches Mädchen wird wohl nicht lieber Königinn von England, als Mark= gräfinn von Meiſſen ſeyn wollen ? Die Prinzeſſinn An= na ernannte alſo drey Bevollmachtigte, nämlich den Herzog Przemiſl von Teſchen , Konraden Kragirz Hofmeiſfer, und Petern von Wartenberg, Kammer= meiſter und Burggrafen von Prag/ denen ſie die Macht gab zwiſchen ihr und dem Kónig Richard eine Heyrath zu ſchließen. Sie that es in Gegenwart des Königs Wenzel, des Markgrafen Prokop von Mähren, des Erzbiſchofs Iohann von Prag, und anderer mehr 2, und die Kaiſerinn Eliſabeth, als Mutter, gab den erwähnten nach England beſkimmten Geſandten die nehmliche Bollmacht 3. Indeſſen langte die Antwort des Pabſles Urban VI. wegen des Erzbißthums Maynz/ wie ſie Wenzel ge= G 3 23 Jan. wünſcht 1 Urkundenb. n. XXIII. 2 Diploma ap. RYMEK p. 280. 282. 3 IBIDEM P. 283.
Strana 102
102 Reiſet nach Nurnberg. 138I. winſcht hatte/ an. Er begab ſich alſo auf ſeine Reiſe nach Deutſchland, und wir treffen ihn ſchon ſechs Ta= ge darauf zu Nürnberg an. Bald nach ſeiner Ankunft daſelbft schrieb er an die Stadt Frankfurt am Mayn den Befehl, daß der Bertrag/ welchen ſie mit der Stadt Friedberg in der Wetterau der Iahrmärkte we= gen getroffen, nicht gelten, ſondern, daß die Meſſen oder Iahrmärkte in beyden Stádten ſo, wie ſonst, ge= halten werden ſollen I. Die Stadt Strasburg aber/ welche er aller ihrer Freyheiten verluſkig erklärt hatte weil ſie einen gewiſſen in die Acht erklärten Hartmann Reden in Schußz genommen/ nahm er wieder zu Gna= den auf. Erſtlich befreyte er sie von dem kaiſerlichen Hofgerichte, und befahl Rudolphen, Grafen von Sulz Landrichter zu Rothweil, die Strasburger nicht mehr vor sich zu laden, es ware dann, daß ſie den Klägern nicht wollten Gerechtigkeit leisten 2. In einem andern Briefe aber erklärte Wenzel, daß er ihnen auf ihr fleißiges Bitten ihre Freyheitsbriefe zurůck gebe, die sie 3I e.m. wie vorhin, genießen und ſich ihrer bedienen mögen 3. Für die nach England beſkiminten Geſandten fertigte Wenzel die Bollmacht aus, mit dem König Richard eine Freundſchaft und Verbindung zu ſkiften. Beſon= ders ſollten sie sich bemühen, den König auf der Seite des Pabſtes Urban VI. zu erhalten, und in allem auf den Frieden in der Kirche und die Ausrottung der Kir- 1 Febr. chenſpaltung Rücksicht zu nehmen 4. Er trug ihnen 29 Jan. c. d. auch 1 Priuil. FRANCOF. p. 182. 2 Dipl. in Arch. ARGENT. editum in diſſert. de Iudi- cio Rothweil. p. 59. 3 SCHOEPFL. p. 280. 4 Præcipue ſtatum & honorem ſacroſanctæ Romaniæ Ec- cleſiæ & ſanctiſſimi in Chriſto Patris Domini Domi- ni Vrbani Papæ VI. concernentes ad exterminium ſcismaticorum nunc vigentium & rebellium. Apud RYMER P. 283.
102 Reiſet nach Nurnberg. 138I. winſcht hatte/ an. Er begab ſich alſo auf ſeine Reiſe nach Deutſchland, und wir treffen ihn ſchon ſechs Ta= ge darauf zu Nürnberg an. Bald nach ſeiner Ankunft daſelbft schrieb er an die Stadt Frankfurt am Mayn den Befehl, daß der Bertrag/ welchen ſie mit der Stadt Friedberg in der Wetterau der Iahrmärkte we= gen getroffen, nicht gelten, ſondern, daß die Meſſen oder Iahrmärkte in beyden Stádten ſo, wie ſonst, ge= halten werden ſollen I. Die Stadt Strasburg aber/ welche er aller ihrer Freyheiten verluſkig erklärt hatte weil ſie einen gewiſſen in die Acht erklärten Hartmann Reden in Schußz genommen/ nahm er wieder zu Gna= den auf. Erſtlich befreyte er sie von dem kaiſerlichen Hofgerichte, und befahl Rudolphen, Grafen von Sulz Landrichter zu Rothweil, die Strasburger nicht mehr vor sich zu laden, es ware dann, daß ſie den Klägern nicht wollten Gerechtigkeit leisten 2. In einem andern Briefe aber erklärte Wenzel, daß er ihnen auf ihr fleißiges Bitten ihre Freyheitsbriefe zurůck gebe, die sie 3I e.m. wie vorhin, genießen und ſich ihrer bedienen mögen 3. Für die nach England beſkiminten Geſandten fertigte Wenzel die Bollmacht aus, mit dem König Richard eine Freundſchaft und Verbindung zu ſkiften. Beſon= ders ſollten sie sich bemühen, den König auf der Seite des Pabſtes Urban VI. zu erhalten, und in allem auf den Frieden in der Kirche und die Ausrottung der Kir- 1 Febr. chenſpaltung Rücksicht zu nehmen 4. Er trug ihnen 29 Jan. c. d. auch 1 Priuil. FRANCOF. p. 182. 2 Dipl. in Arch. ARGENT. editum in diſſert. de Iudi- cio Rothweil. p. 59. 3 SCHOEPFL. p. 280. 4 Præcipue ſtatum & honorem ſacroſanctæ Romaniæ Ec- cleſiæ & ſanctiſſimi in Chriſto Patris Domini Domi- ni Vrbani Papæ VI. concernentes ad exterminium ſcismaticorum nunc vigentium & rebellium. Apud RYMER P. 283.
Strana 103
Befriedigt Biſchöfe. 103 auch anf für ihn ein Darlehen von zwanzig tauſend Goldgulden von dem Kónig Richard auszuwirken. Mit dieſen Geſandten gieng auch Borziwoy von Swinar, Leopold von Kragirz und andere böhmiſche Ritter mehr. Hierauf beſtátigte Wenzel, als Róm. König dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg, und dessen Sohnen, Johann und Friedrich, die -Burggrafſchaft, und das Landgericht zu Nurnberg, vier Turneſe und das Knappengeld an dem Zolle zu Sels , und andere ihre Borrechte und Besitzungen I. Da ſich Wenzel 3. Feb. in deſem Iahre noch immer des Pabſt Urban VI. an= nahm, so schrieb er an die Aeltesken der Stadt Stras- burg, wo sich einige Anhänger des Gegenpabstes auf- hielten / eine ernſthafte Ermahnung daß ſie ſo, wie das Reich und die ſämmtlichen Fürſken Urbanen VI. für den wahren Pabſt erkennen, und die Stadt von den Ketzern reinigen ſollten 2. Zu gleicher Zeit fand ſich Adolph von Naſſau, Erzbiſchof von Maynz, zu Nürnberg ein. Er ver= ſprach die Parthey des Gegenpabſies zu verlaſſen, und Urban den VI. für einen Pabst zu erkennen. Hie- durch wurde er auf das Erzbißthum Maynz beſtätiget. Dagegen erhielt der andere Erzbiſchof, Ludewig von Meiſſen , das Erzbifthum Magdeburg, welches Peter von Brünn mit dem Beynamen Gelito, auf die Beran= ſkaltung Wenzels niedergelegt hatte 3 , dafür ihm aber das Bißthum Olmütz, ſo damals ledig ward, zu Theil geworden 4. Und ſo bemühte ſich Wenzel den Frie= den nicht nur in der allgemeinen Kirche , ſondern auch in einzelnen Bißthumern fest zu ſeßzen/ und die ehrgei= zigen Geiſtlichen in Ruhe zu erhalten. Wir werden G 4 4 c. m. 1381. aber 1 Urkundenb. n. XXIV. 2 SCHOEFFL. p. 279, ſed male ad a. 1380 anni enim Regiminis annum 1381 indicant. 3 Hr. Häberlin ausführlicher &. 85. 4 AVGVST. Morav. in Catal. Ep. Olom.
Befriedigt Biſchöfe. 103 auch anf für ihn ein Darlehen von zwanzig tauſend Goldgulden von dem Kónig Richard auszuwirken. Mit dieſen Geſandten gieng auch Borziwoy von Swinar, Leopold von Kragirz und andere böhmiſche Ritter mehr. Hierauf beſtátigte Wenzel, als Róm. König dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg, und dessen Sohnen, Johann und Friedrich, die -Burggrafſchaft, und das Landgericht zu Nurnberg, vier Turneſe und das Knappengeld an dem Zolle zu Sels , und andere ihre Borrechte und Besitzungen I. Da ſich Wenzel 3. Feb. in deſem Iahre noch immer des Pabſt Urban VI. an= nahm, so schrieb er an die Aeltesken der Stadt Stras- burg, wo sich einige Anhänger des Gegenpabstes auf- hielten / eine ernſthafte Ermahnung daß ſie ſo, wie das Reich und die ſämmtlichen Fürſken Urbanen VI. für den wahren Pabſt erkennen, und die Stadt von den Ketzern reinigen ſollten 2. Zu gleicher Zeit fand ſich Adolph von Naſſau, Erzbiſchof von Maynz, zu Nürnberg ein. Er ver= ſprach die Parthey des Gegenpabſies zu verlaſſen, und Urban den VI. für einen Pabst zu erkennen. Hie- durch wurde er auf das Erzbißthum Maynz beſtätiget. Dagegen erhielt der andere Erzbiſchof, Ludewig von Meiſſen , das Erzbifthum Magdeburg, welches Peter von Brünn mit dem Beynamen Gelito, auf die Beran= ſkaltung Wenzels niedergelegt hatte 3 , dafür ihm aber das Bißthum Olmütz, ſo damals ledig ward, zu Theil geworden 4. Und ſo bemühte ſich Wenzel den Frie= den nicht nur in der allgemeinen Kirche , ſondern auch in einzelnen Bißthumern fest zu ſeßzen/ und die ehrgei= zigen Geiſtlichen in Ruhe zu erhalten. Wir werden G 4 4 c. m. 1381. aber 1 Urkundenb. n. XXIV. 2 SCHOEFFL. p. 279, ſed male ad a. 1380 anni enim Regiminis annum 1381 indicant. 3 Hr. Häberlin ausführlicher &. 85. 4 AVGVST. Morav. in Catal. Ep. Olom.
Strana 104
104 Will nach Rom reiſen. 1381. aber bald ſehen, daß er in diesem Jahre noch einmal eine Reiſe unternehmen mußte, um neue Unruhen, die ſie wieder verurſachten , beyzulegen. Es ift ſehr wahrſcheinlich,daß ſich der Kónig Wenzel bey ſeinem Auf= enthalte zu Nürnberg mit dem neuen Erzbiſchof von Maynz eines Romerzuges wegen berathſchlaget, und ihn zu unternehmen beſchloſfen habe. Hiezu mag er die oben erwähnte Summe Geldes, die er von ſeinem künftigen Schwager, dem Kónig Richard zu erlangen hoffte/ beſtimmt haben. Daß Wenzel eine Reiſe-nach Italien vor hatte ; beſkatiget ein Schreiben des Gegen= pabſtes Klemens VII. an den Herzog Lepold von Geſt= reich, ſeinen Anhanger, welchem die Grafſchaft Tyrol gehörte, und der dem Gegenpabſke jeden Römerzug zu verhindern verſprochen hatte. Klemens VII. ſpricht ihn alſo von ſeinem Berſprechen in dem Falle los, wenn der Kónig Wenzel mit einer ſolchen Macht gerogen ká= me, der er nicht widerſfehen könnte I. Aber dieſe Bor= ſorge war zur Zeit überſluſſig. Bon Nürnberg reiſfe der König Wenzel wieder nach Böhmen zurůck, wo eć sich bis zu Ende des Merzmonats aufhielt. Bald nach ſeiner Ankunft in Prag bat ihn der Erzbiſchof Iohann von Prag; er mochte die Freyheitsbriefe der Prager Kirche beſtätigen, ſo er auch that. Wenzel ſagt unter andern in der Urkunde , ſeine vorzüglichſte Sorge gieng dahin, daß unter ſeiner glücklichen Regierung die Freybeiten der Kir- chen und Stifter aufrecht gehalten werden mochten. Wenzel legte eine Strafe von tauſend Mark Silbers auf diejenigen, die dawider handeln würden. Zeugen Hievon waren Peter , der ſich noch einen Erzbiſchof von Wagdeburg ſchrieb, Prokop Markgraf von Mähren, 3 Merz. Miklas Biſchof zu Meiſſen, und andere 2. Dann be= 1 Urkundenb. n. XXV. 2 PESS. in Phosph. p. 70 citirt das Original in Arch. Capit. CRVG. in ſacris Pulv, ad 3. Martii.
104 Will nach Rom reiſen. 1381. aber bald ſehen, daß er in diesem Jahre noch einmal eine Reiſe unternehmen mußte, um neue Unruhen, die ſie wieder verurſachten , beyzulegen. Es ift ſehr wahrſcheinlich,daß ſich der Kónig Wenzel bey ſeinem Auf= enthalte zu Nürnberg mit dem neuen Erzbiſchof von Maynz eines Romerzuges wegen berathſchlaget, und ihn zu unternehmen beſchloſfen habe. Hiezu mag er die oben erwähnte Summe Geldes, die er von ſeinem künftigen Schwager, dem Kónig Richard zu erlangen hoffte/ beſtimmt haben. Daß Wenzel eine Reiſe-nach Italien vor hatte ; beſkatiget ein Schreiben des Gegen= pabſtes Klemens VII. an den Herzog Lepold von Geſt= reich, ſeinen Anhanger, welchem die Grafſchaft Tyrol gehörte, und der dem Gegenpabſke jeden Römerzug zu verhindern verſprochen hatte. Klemens VII. ſpricht ihn alſo von ſeinem Berſprechen in dem Falle los, wenn der Kónig Wenzel mit einer ſolchen Macht gerogen ká= me, der er nicht widerſfehen könnte I. Aber dieſe Bor= ſorge war zur Zeit überſluſſig. Bon Nürnberg reiſfe der König Wenzel wieder nach Böhmen zurůck, wo eć sich bis zu Ende des Merzmonats aufhielt. Bald nach ſeiner Ankunft in Prag bat ihn der Erzbiſchof Iohann von Prag; er mochte die Freyheitsbriefe der Prager Kirche beſtätigen, ſo er auch that. Wenzel ſagt unter andern in der Urkunde , ſeine vorzüglichſte Sorge gieng dahin, daß unter ſeiner glücklichen Regierung die Freybeiten der Kir- chen und Stifter aufrecht gehalten werden mochten. Wenzel legte eine Strafe von tauſend Mark Silbers auf diejenigen, die dawider handeln würden. Zeugen Hievon waren Peter , der ſich noch einen Erzbiſchof von Wagdeburg ſchrieb, Prokop Markgraf von Mähren, 3 Merz. Miklas Biſchof zu Meiſſen, und andere 2. Dann be= 1 Urkundenb. n. XXV. 2 PESS. in Phosph. p. 70 citirt das Original in Arch. Capit. CRVG. in ſacris Pulv, ad 3. Martii.
Strana 105
Muß zu Breßlau 105 beſkätigte auch Wenzel für ſeinen Hofmaler Dietrich I38I. einen Frenheitsbrief , welchen derſelbe vom Kaiſer Karl IV. auf ſeinen Hof zu Morzina, daß er nämlich von Steuern frey ſeyn ſolle , erhalten hatte I. Bald darauf s Merz. neffen wir Wenzeln zu Piſek an, wo er auf die Für= bitte Niklas von Haſenburg, ſeines Hofkuchenmeiſters, den Bürgern und Kaufleuten von Budin die Freyheit er theilte/ daß ſie mit ihren Kaufmannswaaren durch was für Wege ſie immer wollen, nach Zittau fahren und ſie verführen könnten 2. Bon hier kehrte Wen= zel nach Prag wieder zurůck/ wo er ſich den folgenden Monat und bis in die Halfte des Juny aufgehalten hat, wie er denn daſelbſt die Freyheitsbriefe der Stadt Görliß beſtätigte 3. Bald darauf aber erhielt der König von der Stadt Breslau Abgeordnete, die ſich bey ihm über das Domkapitel daſelbſk beklagten. Es hatte ſich nám= lich zugetragen, daß der Stadtrath ein Faß Schweid= niſzer Bier/ welches der Herzog Ruprecht von Lignitz dem Domdechant, ſeinem Bruder, ſchickte , eingezogen, und den Fuhrmann ins Gefängniß geseßzt hat, weil es wider der Stadt Borrechte lief fremdes Bier einzu= ſühren. Nun war das freylich ein großes Berbrechen, dem Domdechant ein gutes Bier wegzunehmen. Die= ſer forderte alſo die ganze Breslauer Geiſtlichkeit auf; die dann, weil kein Biſchof da war, ſich ihrer Gewalt bediente, und die ganze Stadt nicht nur in den Bann that/ ſondern auch den Gottesdienſt einftellte. Dieß G 5 22 Apr. 23 May ver= 1 Diplom. in libro Priuilegiorum Eccleſiæ in KARL- STEIN MS. 2 PAPROCZKY in ciuitatibus p. 212. 3 Singularia Luſatiæ XVI. p. 235. An unſers Herrn Ufartstag. Hr. Haberlin ſetzt das Datum auf den 24ten, und SCHOETGEN auf den 30. Apr. Aſcen- ſio Domini fiel aber in dieſem Iahre auf den 23. May.
Muß zu Breßlau 105 beſkätigte auch Wenzel für ſeinen Hofmaler Dietrich I38I. einen Frenheitsbrief , welchen derſelbe vom Kaiſer Karl IV. auf ſeinen Hof zu Morzina, daß er nämlich von Steuern frey ſeyn ſolle , erhalten hatte I. Bald darauf s Merz. neffen wir Wenzeln zu Piſek an, wo er auf die Für= bitte Niklas von Haſenburg, ſeines Hofkuchenmeiſters, den Bürgern und Kaufleuten von Budin die Freyheit er theilte/ daß ſie mit ihren Kaufmannswaaren durch was für Wege ſie immer wollen, nach Zittau fahren und ſie verführen könnten 2. Bon hier kehrte Wen= zel nach Prag wieder zurůck/ wo er ſich den folgenden Monat und bis in die Halfte des Juny aufgehalten hat, wie er denn daſelbſt die Freyheitsbriefe der Stadt Görliß beſtätigte 3. Bald darauf aber erhielt der König von der Stadt Breslau Abgeordnete, die ſich bey ihm über das Domkapitel daſelbſk beklagten. Es hatte ſich nám= lich zugetragen, daß der Stadtrath ein Faß Schweid= niſzer Bier/ welches der Herzog Ruprecht von Lignitz dem Domdechant, ſeinem Bruder, ſchickte , eingezogen, und den Fuhrmann ins Gefängniß geseßzt hat, weil es wider der Stadt Borrechte lief fremdes Bier einzu= ſühren. Nun war das freylich ein großes Berbrechen, dem Domdechant ein gutes Bier wegzunehmen. Die= ſer forderte alſo die ganze Breslauer Geiſtlichkeit auf; die dann, weil kein Biſchof da war, ſich ihrer Gewalt bediente, und die ganze Stadt nicht nur in den Bann that/ ſondern auch den Gottesdienſt einftellte. Dieß G 5 22 Apr. 23 May ver= 1 Diplom. in libro Priuilegiorum Eccleſiæ in KARL- STEIN MS. 2 PAPROCZKY in ciuitatibus p. 212. 3 Singularia Luſatiæ XVI. p. 235. An unſers Herrn Ufartstag. Hr. Haberlin ſetzt das Datum auf den 24ten, und SCHOETGEN auf den 30. Apr. Aſcen- ſio Domini fiel aber in dieſem Iahre auf den 23. May.
Strana 106
106 die Geiſtlichkeit ſtrafen. I38I. verurſachte unter der ganzen Bürgerſchaft Unordnung. und Trübſal, denn die Kirchen waren geſperrt, nie= mand ward ordentlich begraben, die Glocken wurden nicht gehort. Der König Wenzel erhob sich alſo ſelbſt 27Iun- nach Breslau, um die Ruhe herzustellen. Bey seiner Ankunft verlangte er von der Geiſtlichkeit, sie mochte, ihm zu Ehren, und wenigstens so lange er in der Stadt bliebe, die Kirchen und den Gottesdienst wieder öffnen. Denn er sah wohl ein, daß es höchst ungerecht/ und wider die Bernunft ſey , die ganze Bürgerſchaft eines Faßes Bier wegen des Gottesdienſkes zu berauben. Al= lein ſein Berlangen wurde abgeſchlagen. Wenzel, der nichts weniger/ als Widerſpruch ertragen konnte, und überdieß dem Iähzorne unterworfen war/ ließ den Abt vom Sande, der ihm mit Worten zu nahe getreten war , ins Gefängniß werfeny die Domherren aber ver= bannte er auf zwey Iahre aus der Stadt, zog ihre Güter ein, und gab ſie dem Bolke preis. Der Po= bel überfiel alſo die Dorfer und Mayereyen des Dom= kapitels , plunderte ſie aus, und trieb das Bieh theils nach Breslau, und theils nach Böhmen zum Berkau- fe 1. Hiedurch grift frenlich Wenzel die Geiſllichkeit am empfindlichsten Orte, nämlich an ihren Einkünften, an ; dieß war es auch das erſtemal, daß er ſich ihren Haß zuzog, den er nicht mehr auslöſchen konnte. Die= ſe Hándel, die man damals den Pfaffenkrieg nannte, währten bis in das folgende Jahr fort, in welchem ſodann dem Kapitel ein Biſchof vorgeſeßzt, und die Ru= he wieder hergeſtellt wuxde. Daß aber der Konig Wenzel im Iuny dieſes Iahrs zu Breslau geweſen, bezeuget auch eine Urkunde, wodurch er Thimen von Kol= ditz 1 CVRAEVS Chron. Silefiæ ad h. a. MIECHOVIVS Chron. Polon. ad h. a. Annales Wratislauienſes apud MANLIVM in Script. Rer. Sileſ. p. 338.
106 die Geiſtlichkeit ſtrafen. I38I. verurſachte unter der ganzen Bürgerſchaft Unordnung. und Trübſal, denn die Kirchen waren geſperrt, nie= mand ward ordentlich begraben, die Glocken wurden nicht gehort. Der König Wenzel erhob sich alſo ſelbſt 27Iun- nach Breslau, um die Ruhe herzustellen. Bey seiner Ankunft verlangte er von der Geiſtlichkeit, sie mochte, ihm zu Ehren, und wenigstens so lange er in der Stadt bliebe, die Kirchen und den Gottesdienst wieder öffnen. Denn er sah wohl ein, daß es höchst ungerecht/ und wider die Bernunft ſey , die ganze Bürgerſchaft eines Faßes Bier wegen des Gottesdienſkes zu berauben. Al= lein ſein Berlangen wurde abgeſchlagen. Wenzel, der nichts weniger/ als Widerſpruch ertragen konnte, und überdieß dem Iähzorne unterworfen war/ ließ den Abt vom Sande, der ihm mit Worten zu nahe getreten war , ins Gefängniß werfeny die Domherren aber ver= bannte er auf zwey Iahre aus der Stadt, zog ihre Güter ein, und gab ſie dem Bolke preis. Der Po= bel überfiel alſo die Dorfer und Mayereyen des Dom= kapitels , plunderte ſie aus, und trieb das Bieh theils nach Breslau, und theils nach Böhmen zum Berkau- fe 1. Hiedurch grift frenlich Wenzel die Geiſllichkeit am empfindlichsten Orte, nämlich an ihren Einkünften, an ; dieß war es auch das erſtemal, daß er ſich ihren Haß zuzog, den er nicht mehr auslöſchen konnte. Die= ſe Hándel, die man damals den Pfaffenkrieg nannte, währten bis in das folgende Jahr fort, in welchem ſodann dem Kapitel ein Biſchof vorgeſeßzt, und die Ru= he wieder hergeſtellt wuxde. Daß aber der Konig Wenzel im Iuny dieſes Iahrs zu Breslau geweſen, bezeuget auch eine Urkunde, wodurch er Thimen von Kol= ditz 1 CVRAEVS Chron. Silefiæ ad h. a. MIECHOVIVS Chron. Polon. ad h. a. Annales Wratislauienſes apud MANLIVM in Script. Rer. Sileſ. p. 338.
Strana 107
Beſkellr Landrichter. 107 ditz die oben angeführte Pfandſchaft der Stadt und 1381. des Gebiets von Pirna in Meissen beſkätigte I. 29Jun. Wenzel, mit der -Breslauer Geiſilichkeit unzu= frieden, kehrte nach Prag wieder zurnck, mit dem Borſatze in ſeinem Königreiche einige nüßzliche Borkehrungen zu machen. Er hatte wahrgenommen/ daß die angeſfellten Richter 2 auf dem Lande theils in zu geringer Anzahl waren/ theils aber nicht immer dem Bolke Gerechtig= keit wiederfahren ließen, wodurch dann meistens die Ar- men von den Reichern gedrückt , und um das Ihrige gebracht wurden. Um dieſem Uebel vorzubauen/ er= naunte der Konig Wenzel die Richter , Geſchworne und Aelteſten der Städte zu Landrichtern, und gab ih= nen die Macht in ihren Diſtrikten das Recht, ſo wie die ūbrigen koniglichen Beamten auszuūben. Er mach= te den Anfang mit der Stadt Pilſen, und fertigte für ſie die Bollmacht aus 3. Dann gab er dem Grafen 22Juli. Maynhard von Görz einen Lehnerſtreckungsbrief 4. 31 e.m. und den Kreuzherren am Zderas in der Neu= ſkadt Prag erlaubte er, sich irgendwo einen Hof zu kaufen, dagegen ſie die Zinſe, die ſie von ei= nigen Barzershäuſern in der Stadt Nümburg an der Elbe zogen, verkaufen mußten, um hiedurch die Bür- gerſchaft von mancher Plage zu befreyen. Wenzel ſagt in der Urkunde/ daß er dieß den erwähnten Geiſt= lichen aus beſonderer Gewogenheit, die er gegen ſie hatte, und auf Furbitte des Erzbiſchofs von Prag, ſeines Rathes/ erlaube 5. Dann ernannte er auch die Rich= ter und Ráthe der Städte Pras , Leutmeriſz, Kolin, Mauty Klattau, Melnik, Budweis und anderer mehr 6 Aug. zu 1 Originale in Archiuo Curiæ Feud. & Appellat. R. Boh. 2 Iuſtitiarii, Czudarii, Poprawezones. 3 Originale in Arch. Ciuit. PLSN. 4 Orig. in Arch. CAES. VIND. Mittwoch nach Iakobi. 5 Urkundenb. n. XXVI.
Beſkellr Landrichter. 107 ditz die oben angeführte Pfandſchaft der Stadt und 1381. des Gebiets von Pirna in Meissen beſkätigte I. 29Jun. Wenzel, mit der -Breslauer Geiſilichkeit unzu= frieden, kehrte nach Prag wieder zurnck, mit dem Borſatze in ſeinem Königreiche einige nüßzliche Borkehrungen zu machen. Er hatte wahrgenommen/ daß die angeſfellten Richter 2 auf dem Lande theils in zu geringer Anzahl waren/ theils aber nicht immer dem Bolke Gerechtig= keit wiederfahren ließen, wodurch dann meistens die Ar- men von den Reichern gedrückt , und um das Ihrige gebracht wurden. Um dieſem Uebel vorzubauen/ er= naunte der Konig Wenzel die Richter , Geſchworne und Aelteſten der Städte zu Landrichtern, und gab ih= nen die Macht in ihren Diſtrikten das Recht, ſo wie die ūbrigen koniglichen Beamten auszuūben. Er mach= te den Anfang mit der Stadt Pilſen, und fertigte für ſie die Bollmacht aus 3. Dann gab er dem Grafen 22Juli. Maynhard von Görz einen Lehnerſtreckungsbrief 4. 31 e.m. und den Kreuzherren am Zderas in der Neu= ſkadt Prag erlaubte er, sich irgendwo einen Hof zu kaufen, dagegen ſie die Zinſe, die ſie von ei= nigen Barzershäuſern in der Stadt Nümburg an der Elbe zogen, verkaufen mußten, um hiedurch die Bür- gerſchaft von mancher Plage zu befreyen. Wenzel ſagt in der Urkunde/ daß er dieß den erwähnten Geiſt= lichen aus beſonderer Gewogenheit, die er gegen ſie hatte, und auf Furbitte des Erzbiſchofs von Prag, ſeines Rathes/ erlaube 5. Dann ernannte er auch die Rich= ter und Ráthe der Städte Pras , Leutmeriſz, Kolin, Mauty Klattau, Melnik, Budweis und anderer mehr 6 Aug. zu 1 Originale in Archiuo Curiæ Feud. & Appellat. R. Boh. 2 Iuſtitiarii, Czudarii, Poprawezones. 3 Originale in Arch. Ciuit. PLSN. 4 Orig. in Arch. CAES. VIND. Mittwoch nach Iakobi. 5 Urkundenb. n. XXVI.
Strana 108
108 Gibt ſeine Schweſter Anna I38I. zu Landrichtern in ihren Gebietern, und fertigte ihnen 22Aug. Hierůber die Machtbriefe aus 1. Hiedurch geſchah es; daß durch die weiſe Beranſlaltung des Kónigs mehr Ordnung , Friede und Sicherheit im Lande herrſchen mußte. Hierauf befreyte er des Obersthofmeiffers, Konrad von Bragirz/ in der kleineren Stadt Prag ge= legene Haus von allen Steuern/ der tren geſeiffeten 26 e.m. Dienſte wegen 2. Um dieſe Zeit waren die Geſandten , die wegen der Heyrath der Prinzeſſinn Anna mit dem Konig Ri= chard im Anfange des Iahrs nach England waren ge= ſchickt worden, wieder zurūck gekommen. Daß ſie am 26. Auguſt schon in Prag waren, zeuget die auf die- ſen Tag erſt angeführte Urkunde/ welche der Herzog von Teſchen ausgefertiget hat. Nun haben wir oben geſehen, daß dieſer, wie auch Kragirz/ nebft andern die Geſandten geweſen. Sie hatten in England alles nach dem Wunſche des Königs Wenzel ausgerichtet. Am erſten May waren ſie mit den Bevollmächtigten des Königs zuſammengetreten und hattenFolgendes geſchloſſen. I) Die Prinzeſſinn Aaea ſoll mit dem Konig Richard vermählt, und auf Kosken des Róm. Königs Wen- zel bis nach Calais gebracht werden. 2) Soll zwiſchen den Baſallen beyder Könige eine beſkändige Freundſchaft und Einigkeit berrschen. 3) Ward zwischen beyden Kónigen ein Bündniß wider die Schismatiker und diejenigen geſchloſſen, die der Röm. Kirche und dem Pabſt Urban VI. zuwider waren 3. Ferners hatten die Geſandten den Auftrag gehabt, vom König Ri= chard ein Darlehn von zwanzig tauſend Goldgulden für Wen= I Urkundenb. n. XXVII. die Originalien der ubrigen Ur= kunden liegen in den Archiven der erwáhnten Stád= te, wovon ich die Abſchriften in Händen habe. 2 Dipl. in libro Priuilegiorum antiqu. PRAGAE fol. 108 Domino Duce Teſchin. referente. 3 Apud RYMER p. 290.
108 Gibt ſeine Schweſter Anna I38I. zu Landrichtern in ihren Gebietern, und fertigte ihnen 22Aug. Hierůber die Machtbriefe aus 1. Hiedurch geſchah es; daß durch die weiſe Beranſlaltung des Kónigs mehr Ordnung , Friede und Sicherheit im Lande herrſchen mußte. Hierauf befreyte er des Obersthofmeiffers, Konrad von Bragirz/ in der kleineren Stadt Prag ge= legene Haus von allen Steuern/ der tren geſeiffeten 26 e.m. Dienſte wegen 2. Um dieſe Zeit waren die Geſandten , die wegen der Heyrath der Prinzeſſinn Anna mit dem Konig Ri= chard im Anfange des Iahrs nach England waren ge= ſchickt worden, wieder zurūck gekommen. Daß ſie am 26. Auguſt schon in Prag waren, zeuget die auf die- ſen Tag erſt angeführte Urkunde/ welche der Herzog von Teſchen ausgefertiget hat. Nun haben wir oben geſehen, daß dieſer, wie auch Kragirz/ nebft andern die Geſandten geweſen. Sie hatten in England alles nach dem Wunſche des Königs Wenzel ausgerichtet. Am erſten May waren ſie mit den Bevollmächtigten des Königs zuſammengetreten und hattenFolgendes geſchloſſen. I) Die Prinzeſſinn Aaea ſoll mit dem Konig Richard vermählt, und auf Kosken des Róm. Königs Wen- zel bis nach Calais gebracht werden. 2) Soll zwiſchen den Baſallen beyder Könige eine beſkändige Freundſchaft und Einigkeit berrschen. 3) Ward zwischen beyden Kónigen ein Bündniß wider die Schismatiker und diejenigen geſchloſſen, die der Röm. Kirche und dem Pabſt Urban VI. zuwider waren 3. Ferners hatten die Geſandten den Auftrag gehabt, vom König Ri= chard ein Darlehn von zwanzig tauſend Goldgulden für Wen= I Urkundenb. n. XXVII. die Originalien der ubrigen Ur= kunden liegen in den Archiven der erwáhnten Stád= te, wovon ich die Abſchriften in Händen habe. 2 Dipl. in libro Priuilegiorum antiqu. PRAGAE fol. 108 Domino Duce Teſchin. referente. 3 Apud RYMER p. 290.
Strana 109
Richarden von England. 109 Wenzeln zu verlangen/ ſo ſie auch erhalten hatten, denn der König Wenzel hatte ihnen, da er ſie zu Nürn= berg abfertigte, ein Blanket über den Empfang die= ſer Summe Geldes mitgegeben. Sie ſeſzten nur noch den Tag, námlich den zweyten May hinzu, und über- reichten es dem König Richard 1. Sie ſkellten noch ūberdieß einen Schein aus, daß ſie das erwáhnte Geld für den König Wenzel, der es in dringenden Geſchäf= ten in der Kirche und dem Reiche ſehr brauchte 2, empfangen haben 3. Der König Richard verſprach ūberdieß dem König Wenzel noch achtzig tauſend Gold= gulden vorzuſtrecken , ſobald die Braut in England an= gelangt ſeyn wûrde , und daß ſodann die oben ausge= ffellte Schuldverſchreibung vernichtet werken ſolle 4. Alle dieſe Berbündungen, die mit dem König Ri- chard waren geſchloſſen worden, hieß nun der König Wenzel gut / und beſätigte ſie zu Prag 5 mit vielem Bergnūgen. Die böhmiſchen Geſandten hatten auch Urſache mit dem König in England zufrieden zu ſeyn. Denn Richard, um ihnen ſein Wohlgefallen zu bezeu= gen/ hatte einem jeden derſelben ein Iahrgeld auf Le= benslang angewieſen. Der Herzog von Teſchen bekam fünf hundert Mart Silbers , Peter von Wartenberg 250 M. Konrad von Kragirz 250 M. Borziwoy von Swinar 250 M. , wie auch Leopold von Kra= girz, des Konrads Sohn, 500 M. 6. Die Braut aber wurde erſt gegen das Ende des Iahrs nach Eng= land geſchickt. Denn am I. Dec. fertigte Richard ſeinen Bruder Iohann und andere mehr nach Calais ab 30Aug- 1381. die I Apud RYMER p. 295. 2 Pro arduis Regis Wenceslai negotiis in Eccleſia & Imperio. 3 Apud RYMER p. 296. 4 IBIDEM p. 301. 5 IBIDEM p. 331. Legendum ibi III. Kalendas pro in Kalendas. 6 IBIDEM p. 288.
Richarden von England. 109 Wenzeln zu verlangen/ ſo ſie auch erhalten hatten, denn der König Wenzel hatte ihnen, da er ſie zu Nürn= berg abfertigte, ein Blanket über den Empfang die= ſer Summe Geldes mitgegeben. Sie ſeſzten nur noch den Tag, námlich den zweyten May hinzu, und über- reichten es dem König Richard 1. Sie ſkellten noch ūberdieß einen Schein aus, daß ſie das erwáhnte Geld für den König Wenzel, der es in dringenden Geſchäf= ten in der Kirche und dem Reiche ſehr brauchte 2, empfangen haben 3. Der König Richard verſprach ūberdieß dem König Wenzel noch achtzig tauſend Gold= gulden vorzuſtrecken , ſobald die Braut in England an= gelangt ſeyn wûrde , und daß ſodann die oben ausge= ffellte Schuldverſchreibung vernichtet werken ſolle 4. Alle dieſe Berbündungen, die mit dem König Ri- chard waren geſchloſſen worden, hieß nun der König Wenzel gut / und beſätigte ſie zu Prag 5 mit vielem Bergnūgen. Die böhmiſchen Geſandten hatten auch Urſache mit dem König in England zufrieden zu ſeyn. Denn Richard, um ihnen ſein Wohlgefallen zu bezeu= gen/ hatte einem jeden derſelben ein Iahrgeld auf Le= benslang angewieſen. Der Herzog von Teſchen bekam fünf hundert Mart Silbers , Peter von Wartenberg 250 M. Konrad von Kragirz 250 M. Borziwoy von Swinar 250 M. , wie auch Leopold von Kra= girz, des Konrads Sohn, 500 M. 6. Die Braut aber wurde erſt gegen das Ende des Iahrs nach Eng= land geſchickt. Denn am I. Dec. fertigte Richard ſeinen Bruder Iohann und andere mehr nach Calais ab 30Aug- 1381. die I Apud RYMER p. 295. 2 Pro arduis Regis Wenceslai negotiis in Eccleſia & Imperio. 3 Apud RYMER p. 296. 4 IBIDEM p. 301. 5 IBIDEM p. 331. Legendum ibi III. Kalendas pro in Kalendas. 6 IBIDEM p. 288.
Strana 110
110 Wird entſchuldiget. 138I. die sie von da weiter nach Londen bringen sollten. Am I5. Dec. begnadigte ſchon der König einige Miſſetha= ter auf die Fürbitte seiner künftigen Gemahlinn An= na I. Der Herzog von Teſchen und eine Landgráfinn von Leuchtenberg begleiteten ſie bis nach England 2. Man will Wenzeln dieſer Heyrath wegen eines Bruches der feyerlichſten Bertráge beſchuldigen, und ihm den Borwurf machen , als hatte er wi= der die Redlichkeit gehandelt. Es iff wahr. daß Anna im Iahre I373 / da ſie erſt ſieben Iahr alt war, mit einem Markgrafen von Meiſſen verlobt worden, und Wenzel auch damals die Bollziehung dieſer Heyrath verſprochen habe. Allein dergleichen Berſprechungen anſtatt Kindern nahm man damals ohne Bedenken wieder zurück, sobald ſich die Umstände änderten, oder es die Bortheile des Staats forderten. Unſer Wenzel war zuerſt mit einer Nurn= berger, dann mit einer Ungriſchen Prinzeſſinn verlobt, und endlich mit keiner von beyden, wohl aber mit ei ner Bayriſchen Fürſkinn vermählt. Unſere Anna ward auch ſchon im I. I37I einem Bayriſchen Prinzen verſprochen worden. Dergleichen Knoten wurden da= mals durch den Pabſt leicht aufgeldſt ohne der Ehre der einen oder der andern Seite zu nahe zu treten. Im gegenwártigen Falle war dieß nicht einmal nothig, denn Anna war bereits 15 I. alt/ konnte wáhlen, und wer wird ihrs für übel nehmen, daß sie einen König dem Markgrafen vorgezogen hat. Ueberdieß lebte noch die Mutter der Braut; folglich hatte Wenzel mit ſeiner Halbſchweſfer Anna nicht viel zu befehlen. Die Freund= ſchaft von England war auch ſowohl für Wenzeln ſelbſk , als auch für die Kirchenſachen weit vortheilhaf= ter, als des Markgrafen von Meiſſen/ welcher ohne= dieß mit Wenzeln des Erzbißthums Maynz wegen zer= fallen I RYMER p. 336. 337. 2 IDEM P. 343—364.
110 Wird entſchuldiget. 138I. die sie von da weiter nach Londen bringen sollten. Am I5. Dec. begnadigte ſchon der König einige Miſſetha= ter auf die Fürbitte seiner künftigen Gemahlinn An= na I. Der Herzog von Teſchen und eine Landgráfinn von Leuchtenberg begleiteten ſie bis nach England 2. Man will Wenzeln dieſer Heyrath wegen eines Bruches der feyerlichſten Bertráge beſchuldigen, und ihm den Borwurf machen , als hatte er wi= der die Redlichkeit gehandelt. Es iff wahr. daß Anna im Iahre I373 / da ſie erſt ſieben Iahr alt war, mit einem Markgrafen von Meiſſen verlobt worden, und Wenzel auch damals die Bollziehung dieſer Heyrath verſprochen habe. Allein dergleichen Berſprechungen anſtatt Kindern nahm man damals ohne Bedenken wieder zurück, sobald ſich die Umstände änderten, oder es die Bortheile des Staats forderten. Unſer Wenzel war zuerſt mit einer Nurn= berger, dann mit einer Ungriſchen Prinzeſſinn verlobt, und endlich mit keiner von beyden, wohl aber mit ei ner Bayriſchen Fürſkinn vermählt. Unſere Anna ward auch ſchon im I. I37I einem Bayriſchen Prinzen verſprochen worden. Dergleichen Knoten wurden da= mals durch den Pabſt leicht aufgeldſt ohne der Ehre der einen oder der andern Seite zu nahe zu treten. Im gegenwártigen Falle war dieß nicht einmal nothig, denn Anna war bereits 15 I. alt/ konnte wáhlen, und wer wird ihrs für übel nehmen, daß sie einen König dem Markgrafen vorgezogen hat. Ueberdieß lebte noch die Mutter der Braut; folglich hatte Wenzel mit ſeiner Halbſchweſfer Anna nicht viel zu befehlen. Die Freund= ſchaft von England war auch ſowohl für Wenzeln ſelbſk , als auch für die Kirchenſachen weit vortheilhaf= ter, als des Markgrafen von Meiſſen/ welcher ohne= dieß mit Wenzeln des Erzbißthums Maynz wegen zer= fallen I RYMER p. 336. 337. 2 IDEM P. 343—364.
Strana 111
Muß an den Rhein reiſen, 111 fallen war. Die Prinzeſſinn nahm ein Evangelien= buch in böhmiſcher Sprache mit ſich nach England I, ein Beweis , daß ſchon damals die heil. Schrift in Bohmen in der Landesſprache geleſen wurde. Und weil Iohann Hus auf das I. I411 verſichert, daß man Wiklefs Schriften ſeit mehr als zwanzig Iahren auf der Prager hohen Schule geleſen 2 , ſo mogen ſie um das I. I390 die Böhmen/ welche der Kóniginn we= gen nach England zu reiſen pflegten / nach Prag gebracht haben. Bald darauf aber mußte ſich Wenzel abermals nach Deutſchland begeben, um daſelbft einige Unruhen zu ſkillen, die der Herzog Leopold von Oeſtreich im Elſaſſe, um vielleicht hiedurch Wenzeln an dem vorge= nommenen Römerzuge zu hindern, ſliftete. Ehe er aber abreiſte, ertheilte er, als König in Böhmen/ dem Karthäuſerkloſfer bey Prag, weil ſich dieſe Monche durch ihren untadelhaften Lebenswandel empfohlen, die Erlaubniß, um tauſend Schock Prager Groſchen Gü= ter an ſich zu kaufen 3. Dann verließ er Prag und gieng in Begleitung des Kardinals Pileus nach Deutſch= land. Am Freytag nach Mariengeburt war er ſchon zu Oppenheim. Er ſchrieb von hier an die Strasbur= ger den Befehl, daß sie sich auf künftigen Michaelis tag mit ihren Waffen bey Hagenau ſtellen mochten/ weil er beſchloſſen der Reichsſadt Kolmar, die der Herzog Leopold von Oeſtreich angegriffen/ beyzuſte= hen 4. Es ift wahrſcheinlich, daß Wenzel an ande= re Städte mehr dergleichen Befehle auch geſchrieben habe. Bon hier gieng er nach Frankfurt/ wo er ſich am 27. dieſes Monats ſchon befand 5. Er ſchrieb hier 27 e,m. 13 c.m. Scpt. 1381. an 1 Le LONG in Bibl. ſacra p. 438. 2 Hiſt. LOH. HVSSI p. 108. PEZ. Cod. Dipl. Epist. Pars III. p. 81. 4 SCHOEPFL. p. 280. 5 HAEBERLIN p. 87. in Nota c. 3
Muß an den Rhein reiſen, 111 fallen war. Die Prinzeſſinn nahm ein Evangelien= buch in böhmiſcher Sprache mit ſich nach England I, ein Beweis , daß ſchon damals die heil. Schrift in Bohmen in der Landesſprache geleſen wurde. Und weil Iohann Hus auf das I. I411 verſichert, daß man Wiklefs Schriften ſeit mehr als zwanzig Iahren auf der Prager hohen Schule geleſen 2 , ſo mogen ſie um das I. I390 die Böhmen/ welche der Kóniginn we= gen nach England zu reiſen pflegten / nach Prag gebracht haben. Bald darauf aber mußte ſich Wenzel abermals nach Deutſchland begeben, um daſelbft einige Unruhen zu ſkillen, die der Herzog Leopold von Oeſtreich im Elſaſſe, um vielleicht hiedurch Wenzeln an dem vorge= nommenen Römerzuge zu hindern, ſliftete. Ehe er aber abreiſte, ertheilte er, als König in Böhmen/ dem Karthäuſerkloſfer bey Prag, weil ſich dieſe Monche durch ihren untadelhaften Lebenswandel empfohlen, die Erlaubniß, um tauſend Schock Prager Groſchen Gü= ter an ſich zu kaufen 3. Dann verließ er Prag und gieng in Begleitung des Kardinals Pileus nach Deutſch= land. Am Freytag nach Mariengeburt war er ſchon zu Oppenheim. Er ſchrieb von hier an die Strasbur= ger den Befehl, daß sie sich auf künftigen Michaelis tag mit ihren Waffen bey Hagenau ſtellen mochten/ weil er beſchloſſen der Reichsſadt Kolmar, die der Herzog Leopold von Oeſtreich angegriffen/ beyzuſte= hen 4. Es ift wahrſcheinlich, daß Wenzel an ande= re Städte mehr dergleichen Befehle auch geſchrieben habe. Bon hier gieng er nach Frankfurt/ wo er ſich am 27. dieſes Monats ſchon befand 5. Er ſchrieb hier 27 e,m. 13 c.m. Scpt. 1381. an 1 Le LONG in Bibl. ſacra p. 438. 2 Hiſt. LOH. HVSSI p. 108. PEZ. Cod. Dipl. Epist. Pars III. p. 81. 4 SCHOEPFL. p. 280. 5 HAEBERLIN p. 87. in Nota c. 3
Strana 112
112 und Friede ſliften 29 Sep. c. d. 3 Olt. 11Dec. 1381. an die Gemeinde der Stadt Ebesheim, daß er dem Abt und Kloster zu Maulbrunn die Erlaubniß gege= ben/ in ihrem Dorfe das Gericht durch ihre Amtsleu= te zu halten I. Und noch am nehmlichen Tage fertig= te er für die Gotteshäuſer und Klöster Premonſtraten= ſerordens/ in Schwaben) Schuſſenriedt und March= thal Gnadenbriefe aus) kraft derer er beyde unter ſei= nen und des Reichs Schuſz aufgenommen, ihnen alle ihre Freyheiten beſlätiget, und ſie von allen Beſchwer= niſſen befreyet 2. Dann eilte er nach dem Elſaſſe/ und wir treffen ihu ſchon am Donnerſlage nach Michaelis zu Babenhauſen im Hanauiſchen, unweit Hagenau, an, wohin er die Strasburger geladen hatte. Er wies hier den Burggrafen Friedrich von Mürnberg mit der Lehnſchaft des dritten Theils der Stadt Mönchberg an das heilige Röm. Reich, wohin es ſchon ehehin ge- hort habe 3. Was übrigens Kónig Wenzel in der= ſelben Gegend gethan/ ist aus Mangel der Urkunden nicht bekannt. Bermuthlich hat man ſich mit dem Her= zoge Lcopold in der Güte verglichen, ſo daß man die Waffen der Strasburger entbehren können. Uebrigens finden wir von unſerm Wenzel auf dieß Iahr nichts mehr, als daß er ſchon im December zu Budweis in Böhmen geweſen, wo ihm Konrad von Kragirz ein Bekenntniß ausſfellte, daß er mit ihm das Schloß und Gut Lopniſz um die Schlöſſer Landſkein und Wisfritz verwechſelt/ und daß dieſe Schlöſſer den Königen von Böhmen immer offen ſtehen sollen 4. Es mag um dieſe Zeit geweſen ſeyn/ daß Wenzel ent= weder noch zu Budweis oder gleich bey ſeiner Ankunft zu Prag die Berordnung wegen des Weſtpháliſchen Frie= dens 1 BESOLD Monum. Würtenb. p. 500. 2 LVNIG Spic. Ecel. III. Th. p. 560. 3 Dipl. bey Häberlin B. XIII. Borrede S. XII. 4 Originale in Arch. Regni Boh, Impreſſ. Ap. LVNIG C. G. D. Tom. 1. p. 1394.
112 und Friede ſliften 29 Sep. c. d. 3 Olt. 11Dec. 1381. an die Gemeinde der Stadt Ebesheim, daß er dem Abt und Kloster zu Maulbrunn die Erlaubniß gege= ben/ in ihrem Dorfe das Gericht durch ihre Amtsleu= te zu halten I. Und noch am nehmlichen Tage fertig= te er für die Gotteshäuſer und Klöster Premonſtraten= ſerordens/ in Schwaben) Schuſſenriedt und March= thal Gnadenbriefe aus) kraft derer er beyde unter ſei= nen und des Reichs Schuſz aufgenommen, ihnen alle ihre Freyheiten beſlätiget, und ſie von allen Beſchwer= niſſen befreyet 2. Dann eilte er nach dem Elſaſſe/ und wir treffen ihu ſchon am Donnerſlage nach Michaelis zu Babenhauſen im Hanauiſchen, unweit Hagenau, an, wohin er die Strasburger geladen hatte. Er wies hier den Burggrafen Friedrich von Mürnberg mit der Lehnſchaft des dritten Theils der Stadt Mönchberg an das heilige Röm. Reich, wohin es ſchon ehehin ge- hort habe 3. Was übrigens Kónig Wenzel in der= ſelben Gegend gethan/ ist aus Mangel der Urkunden nicht bekannt. Bermuthlich hat man ſich mit dem Her= zoge Lcopold in der Güte verglichen, ſo daß man die Waffen der Strasburger entbehren können. Uebrigens finden wir von unſerm Wenzel auf dieß Iahr nichts mehr, als daß er ſchon im December zu Budweis in Böhmen geweſen, wo ihm Konrad von Kragirz ein Bekenntniß ausſfellte, daß er mit ihm das Schloß und Gut Lopniſz um die Schlöſſer Landſkein und Wisfritz verwechſelt/ und daß dieſe Schlöſſer den Königen von Böhmen immer offen ſtehen sollen 4. Es mag um dieſe Zeit geweſen ſeyn/ daß Wenzel ent= weder noch zu Budweis oder gleich bey ſeiner Ankunft zu Prag die Berordnung wegen des Weſtpháliſchen Frie= dens 1 BESOLD Monum. Würtenb. p. 500. 2 LVNIG Spic. Ecel. III. Th. p. 560. 3 Dipl. bey Häberlin B. XIII. Borrede S. XII. 4 Originale in Arch. Regni Boh, Impreſſ. Ap. LVNIG C. G. D. Tom. 1. p. 1394.
Strana 113
Ertheilt Gnadenbriefe/ 113 dens Herausgegeben, daß derſelbe ſo, und nicht anders, I38I. als wie ihn K. Karl IV. und er Wenzel gegeben und be= ſtatiget haben, gehalten werden ſolle, und was darüber zugegeben worden, ſolle keine Gültigkeit haben I. Mit Anfang Ienners gab er dem Edlen Peter von Sternberg die Erlaubniß , ſeine böhmiſche, be= wegliche und unbewegliche Gter, wem er immer woll= te, den Geistlichen ausgenommen, zu verkaufen. Daß 6 Ian. Wenzel die Geiſklichkeit ſehr oft ausgenommen, ge= ſchah mit gutem Borbedachte, denn ſie war ohnedieß damals ſchon ſehr reich in Böhmen/ und máchtig 2. Daß aber Sternberg die Erlaubniß ſeine Güter zu veräußern vom König einholen mußte) war die Urſa= che, weil sie sonst nach seinem Tode der kön, Kammer, wie es Wenzel ſelbſt in der Urkunde ſagt, heimgefal= len waren 3. Es war alſo eine beſondere Gnade, die der König dieſem Sternberg erwieſen hat. Die Stadt Bauſzen 13 Dee. 1382. 1 Dipl. ben SCHANNAT Sam. p. 35. Daselbst steht zwar die Iahrzahl 139I. Allein es ſcheint ein X zu viel zu ſeyn. Iohann von Görlitz komme hier , ſo wie auch auf das I. 1382 bey H. GERKE in C. D. B. Tom. IV. p. 531 nur als Herzog, ſo er auch war, vor. Im I. 1391 schrieb er sich Mark- graf von Brandenburg. Im I. I387 ſchaffte Wen= zel dieſen Frieden ganz ab, wie hatte er ihn wohl im I. 1391 wieder bestätigen wollen? 2 Ein gleichzeitiger verſichert, daß wenigſtens der drit= te Theil des Konigreichs damals der Geiſtlichkeit ge= hört habe. IOANNES de HVSSINECZ. 3 Omne ius ſucceſſionis ſeu deuolutionis, quod nobis tanquam Regi Boemie poſt mortem dicti Petri in ip- ſis bonis competere poſſet quouis modo de plenitudi- ne nostre Regie poteſtatis, non obſtante conſuetudine Regni noſtri Boemie, illa videlicet, quod bona dece- dentium, que per tabulas Regni Boemie alicui donata non ſunt, ad nos tanquam Regem Boemie deuoluan- tur. Origin, in Archiuo Statuum Morauiæ. Erſter Theil. H
Ertheilt Gnadenbriefe/ 113 dens Herausgegeben, daß derſelbe ſo, und nicht anders, I38I. als wie ihn K. Karl IV. und er Wenzel gegeben und be= ſtatiget haben, gehalten werden ſolle, und was darüber zugegeben worden, ſolle keine Gültigkeit haben I. Mit Anfang Ienners gab er dem Edlen Peter von Sternberg die Erlaubniß , ſeine böhmiſche, be= wegliche und unbewegliche Gter, wem er immer woll= te, den Geistlichen ausgenommen, zu verkaufen. Daß 6 Ian. Wenzel die Geiſklichkeit ſehr oft ausgenommen, ge= ſchah mit gutem Borbedachte, denn ſie war ohnedieß damals ſchon ſehr reich in Böhmen/ und máchtig 2. Daß aber Sternberg die Erlaubniß ſeine Güter zu veräußern vom König einholen mußte) war die Urſa= che, weil sie sonst nach seinem Tode der kön, Kammer, wie es Wenzel ſelbſt in der Urkunde ſagt, heimgefal= len waren 3. Es war alſo eine beſondere Gnade, die der König dieſem Sternberg erwieſen hat. Die Stadt Bauſzen 13 Dee. 1382. 1 Dipl. ben SCHANNAT Sam. p. 35. Daselbst steht zwar die Iahrzahl 139I. Allein es ſcheint ein X zu viel zu ſeyn. Iohann von Görlitz komme hier , ſo wie auch auf das I. 1382 bey H. GERKE in C. D. B. Tom. IV. p. 531 nur als Herzog, ſo er auch war, vor. Im I. 1391 schrieb er sich Mark- graf von Brandenburg. Im I. I387 ſchaffte Wen= zel dieſen Frieden ganz ab, wie hatte er ihn wohl im I. 1391 wieder bestätigen wollen? 2 Ein gleichzeitiger verſichert, daß wenigſtens der drit= te Theil des Konigreichs damals der Geiſtlichkeit ge= hört habe. IOANNES de HVSSINECZ. 3 Omne ius ſucceſſionis ſeu deuolutionis, quod nobis tanquam Regi Boemie poſt mortem dicti Petri in ip- ſis bonis competere poſſet quouis modo de plenitudi- ne nostre Regie poteſtatis, non obſtante conſuetudine Regni noſtri Boemie, illa videlicet, quod bona dece- dentium, que per tabulas Regni Boemie alicui donata non ſunt, ad nos tanquam Regem Boemie deuoluan- tur. Origin, in Archiuo Statuum Morauiæ. Erſter Theil. H
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114 Freyheiten/ 21 e.m. 19 Feb. 25 e.m. I0 Ian. I382. Bauſzen erhielt auch von Wenzel die Erlaubniß ei= nen Iahrmarkt von drey Tagen/ mit dem Tage St. Peter Kettenfeuer anzufangen, mit eben den Borrech= ten, wie die böhmiſchen Städte, zu halten 1. Dem Stadtrichter zu Pilſen aber Heinrichen, beſtätigte er am nehmllchen Tage das Stadtrichteramt, ſeiner Berdienſte und Wissenſchaften wegen, an denen der König ſein Wohlgefallen gehabt hat 2. Hierauf mach= te Wenzel eine Reiſe nach Budweis. Hier tauſchte et von den Gebrüdern Wyſſata und Buſſek von Macho= wicz das Dorf Zlukow für das kdnigliche Dorf Chrze= nowice ein, und gab ihnen Hierüber eine Verſchrei= bung 3. Den Iuden zu Regensburg gab Wenzel eine Beslätigung ihrer Freyheit, daß sie námlich nichts an das Reich zu bezahlen haben, ſo lange ſie an die Her= zoge von Bayern verpfandet ſeyn werden, und daß ſie nur vor ihren Richtern belanget, und von der Stadt geſchûlzt werden ſollen 4. Ferners fertigte Wenz.I hier ein Bekenntnißſchreiben aus , daß er die Iuden aller Anſpruche, die er durch Herzog Friedrich in Bayern und Iohann , Landgrafen ju Leuchtenberg hat ma= chen laſfen; entlaſſen habe 5. Der Stadt Regensburg Freyheiten aber beſtätigte Wenzel am nehmlichen Tage, als: daß die Burger zu Regensburg vor kein fremdes Gericht gezogen werden ; daß ſich niemand die Habſchaf= ten eines Bürgers, die einem Schifbruche oder einer Feuersbrunſt entkommen, zueignen solle; daß die Re- gensburger einen Friedensfkörer in Berhaft nehmen c. d. kön= 1 Bey Redern S. 20. 2 Requirentibus etiaim Henrici ipſius multiplicibus fidei & ſcientiarum multarum , quibus hucusque Celſitu- dini noſtre multoties grate complacuit — meritis. Originale in Archiuo Ciuit. PESN. 3 MS. Bohemicum. 4 Origin, in Archiuo RATISE. Budweis am Aſch== tag. 5 Origin. IRID. Freytag vor Invocavit.
114 Freyheiten/ 21 e.m. 19 Feb. 25 e.m. I0 Ian. I382. Bauſzen erhielt auch von Wenzel die Erlaubniß ei= nen Iahrmarkt von drey Tagen/ mit dem Tage St. Peter Kettenfeuer anzufangen, mit eben den Borrech= ten, wie die böhmiſchen Städte, zu halten 1. Dem Stadtrichter zu Pilſen aber Heinrichen, beſtätigte er am nehmllchen Tage das Stadtrichteramt, ſeiner Berdienſte und Wissenſchaften wegen, an denen der König ſein Wohlgefallen gehabt hat 2. Hierauf mach= te Wenzel eine Reiſe nach Budweis. Hier tauſchte et von den Gebrüdern Wyſſata und Buſſek von Macho= wicz das Dorf Zlukow für das kdnigliche Dorf Chrze= nowice ein, und gab ihnen Hierüber eine Verſchrei= bung 3. Den Iuden zu Regensburg gab Wenzel eine Beslätigung ihrer Freyheit, daß sie námlich nichts an das Reich zu bezahlen haben, ſo lange ſie an die Her= zoge von Bayern verpfandet ſeyn werden, und daß ſie nur vor ihren Richtern belanget, und von der Stadt geſchûlzt werden ſollen 4. Ferners fertigte Wenz.I hier ein Bekenntnißſchreiben aus , daß er die Iuden aller Anſpruche, die er durch Herzog Friedrich in Bayern und Iohann , Landgrafen ju Leuchtenberg hat ma= chen laſfen; entlaſſen habe 5. Der Stadt Regensburg Freyheiten aber beſtätigte Wenzel am nehmlichen Tage, als: daß die Burger zu Regensburg vor kein fremdes Gericht gezogen werden ; daß ſich niemand die Habſchaf= ten eines Bürgers, die einem Schifbruche oder einer Feuersbrunſt entkommen, zueignen solle; daß die Re- gensburger einen Friedensfkörer in Berhaft nehmen c. d. kön= 1 Bey Redern S. 20. 2 Requirentibus etiaim Henrici ipſius multiplicibus fidei & ſcientiarum multarum , quibus hucusque Celſitu- dini noſtre multoties grate complacuit — meritis. Originale in Archiuo Ciuit. PESN. 3 MS. Bohemicum. 4 Origin, in Archiuo RATISE. Budweis am Aſch== tag. 5 Origin. IRID. Freytag vor Invocavit.
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Beſtátigungen/ 115 können ; daß ſie ſich gegen fremde Angriffe vertheidigen mogen u. ſ. w. 1. Nachdem alſo Wenzel alles dieß, und vielleicht noch mehr/ zu Budweis ausgefertiget hatte, gieng er wieder nach Prag zurück, worer ſich ganze drey Mo= nate aufhielt, und mit Ertheilung verſchiedener Briefe und Berordnungen beſchäftigte. Die Bürger der Stadt Ellbogen baten den Kónig, er mochte ihnen einen Frenheitsbrief beſkätigen, den ihnen Kaiſer Karl IV. ertheilt hatte) ſo er auch that 2. Ferners beſkätigte Wenzel, als Kónig in Böhmen, der Stadt Prachatißs, welche zur Wiſchehrader Probſkey gehorte, ihre Bor= rechte) mit dem Zuſalze, daß ſie eben der Freybeiten, wie die Städte Prag und Piſek/ genießen;und ihr Ber= mogen) wem ſie wollen; vermachen konnten. Dieß that Wenzel auf das Berlangen des Probstes von Bi= ſchebrad, Wilhelmens von Landſtein/ und des Hein= rich von Duba 3, und dem Burghard von Ianowitz ſeinem Hofrathe, ſchenkte er das Patronatsrecht zu Po= czepiez 4. Hier mussen wir einer Bruderſchaft erwähnen, die ſchon ſeit vielen Iahren in Böhmen beſlanden hat. Denn ſchon im Anfang dieſes Iahrhunderts war ſie durch gewiſſe Geſetze und Ordnungen feſfgeſeſzt/ darunter auch dieſe waren, daß zwey Glieder aus der Geſell= ſchaft einen kxank liegenden Mitbruder bey Tag undNacht, und ſo lange warten und bedienen mußten, bis er wieder geſund wurde. Wenn er ſkarb, ſo trugen-ihn die Mit= brüder zu Grabe, und ein jedes Mitglied opferte eine Meſſe, durch ſich oder durch andere, dem Berſkorbe= nen auf 5. Es ſcheint/ daß dieſe Geſellſchaft ißzt ná= 5 2 1s Mers c. d. 20 c.m. 1382. 21 Feb. her 1 Originale in Archivo RATISB. IX. Kal. Martii. 2 Originale in Arch. ELBOGEN. 3 Urkunbenb. n. XXVIII. 4 Libri Erect. Vol. II. 5 Liber Fraternitatis in Archivo Capituli MS.
Beſtátigungen/ 115 können ; daß ſie ſich gegen fremde Angriffe vertheidigen mogen u. ſ. w. 1. Nachdem alſo Wenzel alles dieß, und vielleicht noch mehr/ zu Budweis ausgefertiget hatte, gieng er wieder nach Prag zurück, worer ſich ganze drey Mo= nate aufhielt, und mit Ertheilung verſchiedener Briefe und Berordnungen beſchäftigte. Die Bürger der Stadt Ellbogen baten den Kónig, er mochte ihnen einen Frenheitsbrief beſkätigen, den ihnen Kaiſer Karl IV. ertheilt hatte) ſo er auch that 2. Ferners beſkätigte Wenzel, als Kónig in Böhmen, der Stadt Prachatißs, welche zur Wiſchehrader Probſkey gehorte, ihre Bor= rechte) mit dem Zuſalze, daß ſie eben der Freybeiten, wie die Städte Prag und Piſek/ genießen;und ihr Ber= mogen) wem ſie wollen; vermachen konnten. Dieß that Wenzel auf das Berlangen des Probstes von Bi= ſchebrad, Wilhelmens von Landſtein/ und des Hein= rich von Duba 3, und dem Burghard von Ianowitz ſeinem Hofrathe, ſchenkte er das Patronatsrecht zu Po= czepiez 4. Hier mussen wir einer Bruderſchaft erwähnen, die ſchon ſeit vielen Iahren in Böhmen beſlanden hat. Denn ſchon im Anfang dieſes Iahrhunderts war ſie durch gewiſſe Geſetze und Ordnungen feſfgeſeſzt/ darunter auch dieſe waren, daß zwey Glieder aus der Geſell= ſchaft einen kxank liegenden Mitbruder bey Tag undNacht, und ſo lange warten und bedienen mußten, bis er wieder geſund wurde. Wenn er ſkarb, ſo trugen-ihn die Mit= brüder zu Grabe, und ein jedes Mitglied opferte eine Meſſe, durch ſich oder durch andere, dem Berſkorbe= nen auf 5. Es ſcheint/ daß dieſe Geſellſchaft ißzt ná= 5 2 1s Mers c. d. 20 c.m. 1382. 21 Feb. her 1 Originale in Archivo RATISB. IX. Kal. Martii. 2 Originale in Arch. ELBOGEN. 3 Urkunbenb. n. XXVIII. 4 Libri Erect. Vol. II. 5 Liber Fraternitatis in Archivo Capituli MS.
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116 Begunſligt Sie Brüder her zuſammen getreten ſey. Sie hatte drey Haupt= leute, und die übrigen Glieder waren ihnen Achtung und Gehorſam in löblichen Sachen ſchuldig. Die Geſell= ſchaft führte jetzt zum Zeichen einen Reif, in deſſen Mit te ein Hammer hieng I. Sie beſkand aus vierzig Gliedern , deren Namen in der Urkunde 2 vorkommen. Es ſind Männer von Anſehen und gutem Herkommen, und der Kónig Wenzel war ſelbſt an der Spiſze derſelben. Dieſe Geſellſchaft oder Bruderſchaft beſchloß nun eine Kirche zu Ehren des Frohnleichnams Christi auf dem großen Markte der Neuſtadt Prag auf eigene Ro= sten zu erbauen, dazu sie auch wirklich itzt den Anfang machte/ und am folgenden Monate zu bauen angefan= gen 7 wie man aus einer Handſchrift, welche Georg Cruger anführt/ ſchließen kann 5/ und das Gebáude nach einigen Iahren vollendete. Der König Wenzel go.b ſeine Einwilligung hiezu, und der Pabſt Innocenz beſtätigte die Stiftung und Errichtung im I. 1397, daraus zu ſehen ift, daß der Kónig das Haupt der Geſellſchaft war/ denn der Pabſt ſagt : Der Kónig, die Hauptlente und die Mitbrūder nehmen ſich vor, das angefangene Gebäude zu vergrößern, und die Kapelle mit drey Geiſllichen zu verſehen 4. Im I. I398 am 3. 1382. 1 Cum ſigno circuli & malleo in medio pendente, quod vulgariter Obruez dicitur. Das Wort Obrucz kommt vom böhmischen ob, um, und Ruka, die Hand, und heißt heut zu Tage einen Reif, vielleicht weil man die erften Reife durch das um die Hand win= den machte. 2 Urkundenb. n. XXIX. 3 A. D. 1382 Sacellum Corporis Chriſti ante Curiam Novæ Pragæ in ampliſſimo foro e regione Zdera- zienſis Conobii XIX. Maii erigitur. In ſacris Pulv. ad 19. Maii. 4 Sic inceptum ædificium Rex, Capitanei & Confratres au- gere, ampliare , & capellam pro tribus capellanis do- tare proponunt. Origin. in Archivo Carolinæ Univ.
116 Begunſligt Sie Brüder her zuſammen getreten ſey. Sie hatte drey Haupt= leute, und die übrigen Glieder waren ihnen Achtung und Gehorſam in löblichen Sachen ſchuldig. Die Geſell= ſchaft führte jetzt zum Zeichen einen Reif, in deſſen Mit te ein Hammer hieng I. Sie beſkand aus vierzig Gliedern , deren Namen in der Urkunde 2 vorkommen. Es ſind Männer von Anſehen und gutem Herkommen, und der Kónig Wenzel war ſelbſt an der Spiſze derſelben. Dieſe Geſellſchaft oder Bruderſchaft beſchloß nun eine Kirche zu Ehren des Frohnleichnams Christi auf dem großen Markte der Neuſtadt Prag auf eigene Ro= sten zu erbauen, dazu sie auch wirklich itzt den Anfang machte/ und am folgenden Monate zu bauen angefan= gen 7 wie man aus einer Handſchrift, welche Georg Cruger anführt/ ſchließen kann 5/ und das Gebáude nach einigen Iahren vollendete. Der König Wenzel go.b ſeine Einwilligung hiezu, und der Pabſt Innocenz beſtätigte die Stiftung und Errichtung im I. 1397, daraus zu ſehen ift, daß der Kónig das Haupt der Geſellſchaft war/ denn der Pabſt ſagt : Der Kónig, die Hauptlente und die Mitbrūder nehmen ſich vor, das angefangene Gebäude zu vergrößern, und die Kapelle mit drey Geiſllichen zu verſehen 4. Im I. I398 am 3. 1382. 1 Cum ſigno circuli & malleo in medio pendente, quod vulgariter Obruez dicitur. Das Wort Obrucz kommt vom böhmischen ob, um, und Ruka, die Hand, und heißt heut zu Tage einen Reif, vielleicht weil man die erften Reife durch das um die Hand win= den machte. 2 Urkundenb. n. XXIX. 3 A. D. 1382 Sacellum Corporis Chriſti ante Curiam Novæ Pragæ in ampliſſimo foro e regione Zdera- zienſis Conobii XIX. Maii erigitur. In ſacris Pulv. ad 19. Maii. 4 Sic inceptum ædificium Rex, Capitanei & Confratres au- gere, ampliare , & capellam pro tribus capellanis do- tare proponunt. Origin. in Archivo Carolinæ Univ.
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mit dem Reife. 117 3. Nov. verlieh dieser Pabst hundert Jahr Ablaß al 1382. len denen , die nach dieſer Kirche wallfahrten , und am 5. Dec. erlaubte er, daß die eine Halfte der Almoſen, ſo dieſe Kirche exhielt/ zur Berzierung derſelben die= nen , die andere Halfte aber der Geſellſchaft heimfallen ſolle I. Im I. I403 ſchenkte die Geſellſchaft dieſe Kirche, die noch heut zu Tage auf dem großen Plaſze der Neuſtadt Prag ſehet, den Magiſkern böhmiſcher Nation an der hohen Schule zu Prag mit allen Rech= ten und Einkünften 2. Allein wir müssen zu unſerm Wenzel zurůck keß= ren. Er gab dem Domkapitel zu Utrecht die Macht Richter und Beamte einzuſeßzen, und verordnete, daß eine geiſtliche Perſon nur vor ein geiffliches Gericht zu erſcheinen ſchuldig ſey ; er beſkätigte überdieß dem er= wähnten Kapitel alle Borrechte 3. Da ſich indeſſen die Geiſtlichkeit zu Breslau zum Gehorſam gefügt, ſo wollte ſie Wenzel wieder dadurch erfreuen, daß er alle Frenheits und Gnadenbriefe, die das Bißthum und Kapitel daſelbſt von Herzogen in Schleſien/ und den Königen von Böhmen, Johann und Karl IV., er- halten hatte/ wie auch alle ihre Besitzungen beffätigte. 5 3 20 Apr. Er 1 Bullæ BONIFACII IX. Originales in Archivo Care- linæ Uni verſit. Prag. 2 Originale in Archivo Carolini. CHRIST. MAN- LIVS führt auf das I. 1383 einen Brief des Ita= lianiſchen Dichters Eliyſ. Calentius an , welcher el= ne in Böhmen vom Konig errichtete Geſellſchaft lá= cherlich macht. Ferunt a Rege nouum hominum or- dinem inſtitutum , qui ætatem omnem in cubilibus degant &c. Anfangs glaubte ich , Calentius rede von dieſer Bruderſchaft. Wie ich aber die Litterar= geſchichte zu Rathe zog , ſo fand ich , daß dieſer Dichter um hundert Jahr ſpáter gelebt habe. Vide Scriptores Rer. Luſat. p. 339 & BERGH. Protomart. Pœenit. Part. T. p2 203. 3 HEDA de Epiſc. Vltraject. p. 260.
mit dem Reife. 117 3. Nov. verlieh dieser Pabst hundert Jahr Ablaß al 1382. len denen , die nach dieſer Kirche wallfahrten , und am 5. Dec. erlaubte er, daß die eine Halfte der Almoſen, ſo dieſe Kirche exhielt/ zur Berzierung derſelben die= nen , die andere Halfte aber der Geſellſchaft heimfallen ſolle I. Im I. I403 ſchenkte die Geſellſchaft dieſe Kirche, die noch heut zu Tage auf dem großen Plaſze der Neuſtadt Prag ſehet, den Magiſkern böhmiſcher Nation an der hohen Schule zu Prag mit allen Rech= ten und Einkünften 2. Allein wir müssen zu unſerm Wenzel zurůck keß= ren. Er gab dem Domkapitel zu Utrecht die Macht Richter und Beamte einzuſeßzen, und verordnete, daß eine geiſtliche Perſon nur vor ein geiffliches Gericht zu erſcheinen ſchuldig ſey ; er beſkätigte überdieß dem er= wähnten Kapitel alle Borrechte 3. Da ſich indeſſen die Geiſtlichkeit zu Breslau zum Gehorſam gefügt, ſo wollte ſie Wenzel wieder dadurch erfreuen, daß er alle Frenheits und Gnadenbriefe, die das Bißthum und Kapitel daſelbſt von Herzogen in Schleſien/ und den Königen von Böhmen, Johann und Karl IV., er- halten hatte/ wie auch alle ihre Besitzungen beffätigte. 5 3 20 Apr. Er 1 Bullæ BONIFACII IX. Originales in Archivo Care- linæ Uni verſit. Prag. 2 Originale in Archivo Carolini. CHRIST. MAN- LIVS führt auf das I. 1383 einen Brief des Ita= lianiſchen Dichters Eliyſ. Calentius an , welcher el= ne in Böhmen vom Konig errichtete Geſellſchaft lá= cherlich macht. Ferunt a Rege nouum hominum or- dinem inſtitutum , qui ætatem omnem in cubilibus degant &c. Anfangs glaubte ich , Calentius rede von dieſer Bruderſchaft. Wie ich aber die Litterar= geſchichte zu Rathe zog , ſo fand ich , daß dieſer Dichter um hundert Jahr ſpáter gelebt habe. Vide Scriptores Rer. Luſat. p. 339 & BERGH. Protomart. Pœenit. Part. T. p2 203. 3 HEDA de Epiſc. Vltraject. p. 260.
Strana 118
118 Beruhiget Breslau. 1382. Er verſprach ihnen auch, ſie vor allen Gewaltthätigkei= 7 May-ten zu schüßzen, weil sie ihm Treue angelobt hatten I. Man ſieht hieraus, wie leicht ſich der König habe be= ſänftigen laſſen, um den Frieden zu ſliften, und zu er= Halten. Die Stadt Pirna bat auch um eine Seſkáti gung ihrer Freyheitsbriefe, welche sie von König Io- hann in Böhmen/ und dem Kaiſer Karl IV., die Zol= le, Ladung/ Niederlage und verſchiedene Borzüge in Handel und Wandel betreffend, erhalten hatte, die ihr der König ausfertigen ließ 2. Dem Thimo von Kol= ditz ertheilte Wenzel einen Beſkätigungsbrief über die I5 e.m. von demſelben erkaufte Beſte Neu = Seeberg 3/ und Beneſchen von Duba, ſeinem Hauptmanne zu Bau= ſzen/ ertheilte er dás Gut Hoyerswerda, ſo derfelbe von Thimo von Kolditz mit tauſend Schock Groſchen ge= a8 e.m. loft, zu rechtem edlen Mannslehen erblich 4. Wir haben oben geſehen, daß Wenzel die Bor= rechte der Kirche zu Breslau beſtätigt habe/ und daß die Ruhe wieder hergeffellt worden. Sowohl der Probft, als auch der Domdechant, welche die Unruhen im vo= rigen Iahre zu Breslau verurſacht hatten/ waren ab= geſelzt worden, denn ſie kommen in der Urkunde, die wir unten anführen werden, nicht vor. An ihrer ſlatt Hatte der Kónig zwey Berweſer der Breslauer Kirche geſeßt. Die waren Iohann Brunonis, Probſk zu Le= bus in der Mark, und Unterkämmerer des Königreichs Böhmen 5, und Miklas von Riſenburg, Probſt zu Brünn. Dieſe, wie auch der Scholaſfiker Iohann Goswini 11C.m. 1 Dipl. bey SOMMERSB. Tom. III. p. 34. 2 HORN P. 379 & 739. 3 Origin, in Arch. CAES. VINDOB. An U. F. Ufarts= tag. 4 Ex Copiario tabular. Regni Boemie: An ſant Feli= cientag. 5 Dieſer Johann oder Hanko Brunonis wurde im Iabre 1385 des Königs Kanzler, und dann erwählter Bi= ſchof zu Kamin.
118 Beruhiget Breslau. 1382. Er verſprach ihnen auch, ſie vor allen Gewaltthätigkei= 7 May-ten zu schüßzen, weil sie ihm Treue angelobt hatten I. Man ſieht hieraus, wie leicht ſich der König habe be= ſänftigen laſſen, um den Frieden zu ſliften, und zu er= Halten. Die Stadt Pirna bat auch um eine Seſkáti gung ihrer Freyheitsbriefe, welche sie von König Io- hann in Böhmen/ und dem Kaiſer Karl IV., die Zol= le, Ladung/ Niederlage und verſchiedene Borzüge in Handel und Wandel betreffend, erhalten hatte, die ihr der König ausfertigen ließ 2. Dem Thimo von Kol= ditz ertheilte Wenzel einen Beſkätigungsbrief über die I5 e.m. von demſelben erkaufte Beſte Neu = Seeberg 3/ und Beneſchen von Duba, ſeinem Hauptmanne zu Bau= ſzen/ ertheilte er dás Gut Hoyerswerda, ſo derfelbe von Thimo von Kolditz mit tauſend Schock Groſchen ge= a8 e.m. loft, zu rechtem edlen Mannslehen erblich 4. Wir haben oben geſehen, daß Wenzel die Bor= rechte der Kirche zu Breslau beſtätigt habe/ und daß die Ruhe wieder hergeffellt worden. Sowohl der Probft, als auch der Domdechant, welche die Unruhen im vo= rigen Iahre zu Breslau verurſacht hatten/ waren ab= geſelzt worden, denn ſie kommen in der Urkunde, die wir unten anführen werden, nicht vor. An ihrer ſlatt Hatte der Kónig zwey Berweſer der Breslauer Kirche geſeßt. Die waren Iohann Brunonis, Probſk zu Le= bus in der Mark, und Unterkämmerer des Königreichs Böhmen 5, und Miklas von Riſenburg, Probſt zu Brünn. Dieſe, wie auch der Scholaſfiker Iohann Goswini 11C.m. 1 Dipl. bey SOMMERSB. Tom. III. p. 34. 2 HORN P. 379 & 739. 3 Origin, in Arch. CAES. VINDOB. An U. F. Ufarts= tag. 4 Ex Copiario tabular. Regni Boemie: An ſant Feli= cientag. 5 Dieſer Johann oder Hanko Brunonis wurde im Iabre 1385 des Königs Kanzler, und dann erwählter Bi= ſchof zu Kamin.
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Reiſet nach Deutſchland. 119 Goswini, und die übrigen zwólf Domherren fertigten I382. alſo an den Kónig Wenzel eine Berſchreibung aus- die das gute Bernehmen zwiſchen dem Landesherrn und dem Kapitel festſetzte. Sie geſtanden in derſelben I) daß das Bißthum von Breslau zu der Krone Böh= men gehöre. 2) Daß die Konige von Böhmen Her= ren über daſſelbe ſind. 3) Daß die Biſchöfe von Breslau bey der Kronung der Kónige von Böhmen erſcheinen/ und 4) das Gebiet von Grotkau von ih- nen zu Lehen nehmen ſollen. 5) Daß es mit Erlaub- niß des Königs geſchiebt wenn ſie den Dom mit Mauern umgeben, und 6) daß ſie ſchuldig ſind auf dem Kreuzberge ein Schloß auf eigene Kosten zu er= bauen 1. Eine alte Kronike von Breslau erzählt 2I 27Man der Knig Wenzel habe zu dieſer Zeit einen Baumei ſter nach Breslau geſchickt, um den Bau anzufangen, ein Zeichen, daß er ſich vorgenommen habe, daſelbſt of= ters zu reſidiren. Kaum hatte Wenzel die Ruhe in Breslau Her= geſtellt, ſo mußte er vernehmen, daß in Deutſchland abermals viele der mächtigsten Stadte, als Maynze Strasburg , Frankfurt und andere mehr, unter einan= der Bundniſſe errichtet haben 3. Weil dergleichen.6 Jun. Berbündungen ſowohl den Nachbarn/ als auch dem. Oberhaupte immer gefährlich ſind ſo erhob ſich Wenzel nach Deutſchland, um die üblen Folgen zu verhindern, oder aber ihre Absichten daben zu vernehmen. Mit Anfang des Iuly war er ſchon zu Frankfurt am Mayn, wohin er einige Reichsfürsten einlud. Indeſſen gab er daſelbst seine Einwilligung in die von dem Grafen Johann von Wertheim, als Bormund der noch un= mündigen Grafen von Löwenſtein, an Ruhr= Pfalz ge= ſche= § 4 I SOMMERSB. Tom. I. p. 791. Origin. in Archivo Statuum Boh. 2 In Copiario NOSTITZ. 3 DVMONT C. D. Tom. Il. P. 1. p. 172.
Reiſet nach Deutſchland. 119 Goswini, und die übrigen zwólf Domherren fertigten I382. alſo an den Kónig Wenzel eine Berſchreibung aus- die das gute Bernehmen zwiſchen dem Landesherrn und dem Kapitel festſetzte. Sie geſtanden in derſelben I) daß das Bißthum von Breslau zu der Krone Böh= men gehöre. 2) Daß die Konige von Böhmen Her= ren über daſſelbe ſind. 3) Daß die Biſchöfe von Breslau bey der Kronung der Kónige von Böhmen erſcheinen/ und 4) das Gebiet von Grotkau von ih- nen zu Lehen nehmen ſollen. 5) Daß es mit Erlaub- niß des Königs geſchiebt wenn ſie den Dom mit Mauern umgeben, und 6) daß ſie ſchuldig ſind auf dem Kreuzberge ein Schloß auf eigene Kosten zu er= bauen 1. Eine alte Kronike von Breslau erzählt 2I 27Man der Knig Wenzel habe zu dieſer Zeit einen Baumei ſter nach Breslau geſchickt, um den Bau anzufangen, ein Zeichen, daß er ſich vorgenommen habe, daſelbſt of= ters zu reſidiren. Kaum hatte Wenzel die Ruhe in Breslau Her= geſtellt, ſo mußte er vernehmen, daß in Deutſchland abermals viele der mächtigsten Stadte, als Maynze Strasburg , Frankfurt und andere mehr, unter einan= der Bundniſſe errichtet haben 3. Weil dergleichen.6 Jun. Berbündungen ſowohl den Nachbarn/ als auch dem. Oberhaupte immer gefährlich ſind ſo erhob ſich Wenzel nach Deutſchland, um die üblen Folgen zu verhindern, oder aber ihre Absichten daben zu vernehmen. Mit Anfang des Iuly war er ſchon zu Frankfurt am Mayn, wohin er einige Reichsfürsten einlud. Indeſſen gab er daſelbst seine Einwilligung in die von dem Grafen Johann von Wertheim, als Bormund der noch un= mündigen Grafen von Löwenſtein, an Ruhr= Pfalz ge= ſche= § 4 I SOMMERSB. Tom. I. p. 791. Origin. in Archivo Statuum Boh. 2 In Copiario NOSTITZ. 3 DVMONT C. D. Tom. Il. P. 1. p. 172.
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120 Verſchreibt einen Reichstag. I382. ſchehene Berpfandung der einen Halfte von derGrafſchaft, 2 Iul. Ldwenſtein I. Der Stadt Friedberg gab er das Bor= recht, daß kein Bürger daſelbſt ewige Gülte oder lie gende Güter an die Geistlichen allda, bey Berlust des Werths , verkaufen) auch der Burggraf und Burg manne ſie an dieſer Freyheit nicht hindern ſollen z. An den Oeſtreichiſchen Landvogt im Elſaſſe aber ließ er den Befehl ergehen/ daß er die Landrichter daſelbſt von Berufung der Stadt Kolmar vor das Landgericht 13 e.m. abmahnen ſolle 3. Ferners gab er dem Erzbiſchof Friedrich von Köln die Erlaubniß die Freygrafen in 16 e.m. Weſkphalen zu inveſkiren 4. Dem Markgrafen Bern= hard von Baden aber reichte er ſeine Länder und Be= c. d. sitzungen mit dem gewöhnlichen Gegränge zu Lehen 5. Am nehmlichen Tage beſlätigte er einen Bertrag, den die Abtey zu Sels mit der Stadt daſelbff im I. I356 errichtet hatte 6 , und am folgenden Tage belehnie er den Kuhrfürsken Adolph von Maynz mit seinen Gü- 17 e.m. tern 7. Es hatten ſich aber nur wenige Reichsfürsten hier elngefunden. Weil alſo kein Schluß gefaßt werden konnte, ſo kundigte der König anf den Merzmonat des künftigen Iahrs einen Reichstag nach Nürnberg an um auf demſelben mit Zuthun der ſämmtlichen Neichs fürffen einen Landfrieden zu beffellen, und ſich mit den= ſelben wegen des Nömerzuges , darauf der Pabſt Ur= ban VI. noch imnmer drang/ zu berathſchlagen. Hierauf kehrte Wenzel wieder nach Böhmen zu= růck. Er gieng über Rurnberg, wo er an Hinko Pflug/ Pfleger zu Stornfkein den Befehl gaby daß er den Abt und 8 c. m. e. d. das I Haberlin S. 93. 2 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Tom. I. p. 743. Idem IBID. Tom. I. p. 714. IOHANNIS Tab. Vet. Spicileg. Tom. I. P. 66. 5 SCHOEPFLIN 3. p. 518. 6 IDEM IBID. p. 2 .1. 7 De GVDENVS C. M. D. Tom. III. p. 546. 3 4
120 Verſchreibt einen Reichstag. I382. ſchehene Berpfandung der einen Halfte von derGrafſchaft, 2 Iul. Ldwenſtein I. Der Stadt Friedberg gab er das Bor= recht, daß kein Bürger daſelbſt ewige Gülte oder lie gende Güter an die Geistlichen allda, bey Berlust des Werths , verkaufen) auch der Burggraf und Burg manne ſie an dieſer Freyheit nicht hindern ſollen z. An den Oeſtreichiſchen Landvogt im Elſaſſe aber ließ er den Befehl ergehen/ daß er die Landrichter daſelbſt von Berufung der Stadt Kolmar vor das Landgericht 13 e.m. abmahnen ſolle 3. Ferners gab er dem Erzbiſchof Friedrich von Köln die Erlaubniß die Freygrafen in 16 e.m. Weſkphalen zu inveſkiren 4. Dem Markgrafen Bern= hard von Baden aber reichte er ſeine Länder und Be= c. d. sitzungen mit dem gewöhnlichen Gegränge zu Lehen 5. Am nehmlichen Tage beſlätigte er einen Bertrag, den die Abtey zu Sels mit der Stadt daſelbff im I. I356 errichtet hatte 6 , und am folgenden Tage belehnie er den Kuhrfürsken Adolph von Maynz mit seinen Gü- 17 e.m. tern 7. Es hatten ſich aber nur wenige Reichsfürsten hier elngefunden. Weil alſo kein Schluß gefaßt werden konnte, ſo kundigte der König anf den Merzmonat des künftigen Iahrs einen Reichstag nach Nürnberg an um auf demſelben mit Zuthun der ſämmtlichen Neichs fürffen einen Landfrieden zu beffellen, und ſich mit den= ſelben wegen des Nömerzuges , darauf der Pabſt Ur= ban VI. noch imnmer drang/ zu berathſchlagen. Hierauf kehrte Wenzel wieder nach Böhmen zu= růck. Er gieng über Rurnberg, wo er an Hinko Pflug/ Pfleger zu Stornfkein den Befehl gaby daß er den Abt und 8 c. m. e. d. das I Haberlin S. 93. 2 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Tom. I. p. 743. Idem IBID. Tom. I. p. 714. IOHANNIS Tab. Vet. Spicileg. Tom. I. P. 66. 5 SCHOEPFLIN 3. p. 518. 6 IDEM IBID. p. 2 .1. 7 De GVDENVS C. M. D. Tom. III. p. 546. 3 4
Strana 121
Schûtzt das Stift Waldſaſſen. I2I das Stift zu Waldſaſſen weder von den königlichen Be I382. amten, noch von ſonſt jemanden andern beſchweren und kranken laſſen, ſondern ihnen mit recht und Schuſz behol= fen ſeyn ſolle, “weil daſfelbe Kloffer in unſern Landen, Ge= bieten und Schirmen gelegen ist,, sagt der König ſelbst und bezeuget hiedurch, daß dieß Stift zu Böhmen ge= höret habe I. Mit Anfang des Septembers treffen wir ihn ſchon zu Budweis an. Es hatten ſich auch hier ſeine zwey Brüder) Siegmund und Iohann, eingefunden ; dieſe und Wenzel ſchloſſen hier mit dem Biſchof Friedrich von Merſeburg/ als Verweſer des Erzſtiftes zu Magdeburg, einen Freundſchaftsbund 2. 5 Sept An die Reichsffädte der Landvogtey in Schwaben fer= figte er hier die Befehle aus) dem Herzog Leopold von Oeſtreich die Huldigung abzulegen 3. Ferners ver= ordnete hier der König , daß künftighin die Kaufleute und Biehhandler welche von Tachau/ Pfrimberg oder von Tepel nach Prag fahren, über Mieß und Kladrau, und auch zurūck wieder ſo, fahren ſollen 4. Wenzel ſliftete auch hier einen Frieden zwiſchen dem Herzog Albrecht von Oeſtreich/ und den mächtigen böhmi= ſchen Herren Peter, Udalrich und Iohann von Ro= ſenberg. Dieſe hatten die Grafen von Schaumburg, ihre Freunde, vertheidiget. Die Roſenberge gaben alſo alle Gefangene dem Herzog zurück, dagegen ihnen dieſer das Schloß und Stadt- Eſterding wieder ab= trat 5. Hierauf ſeßzte Wenzel ſeine Reiſe nach Prag wie= der fort. Man brachte ihm bey ſeiner Ankunft die Nachricht/ daß die Stadt Tauß das Unglück gehabt 5 5 4 Aug. 6 c. m. c. d. ganz 1 LVNIG Spic. Eccl. III. Th. p. 267. 2 Hr. GERKE C. D. Br. Tom, IV. p. 531. Freytag vor U. &. 3 Origin. in Arch. CAES. VIND. Geburt. 4 Urkb. n. XXX. 5 Hiſtoria ROSENSIS MS. ad h. a.
Schûtzt das Stift Waldſaſſen. I2I das Stift zu Waldſaſſen weder von den königlichen Be I382. amten, noch von ſonſt jemanden andern beſchweren und kranken laſſen, ſondern ihnen mit recht und Schuſz behol= fen ſeyn ſolle, “weil daſfelbe Kloffer in unſern Landen, Ge= bieten und Schirmen gelegen ist,, sagt der König ſelbst und bezeuget hiedurch, daß dieß Stift zu Böhmen ge= höret habe I. Mit Anfang des Septembers treffen wir ihn ſchon zu Budweis an. Es hatten ſich auch hier ſeine zwey Brüder) Siegmund und Iohann, eingefunden ; dieſe und Wenzel ſchloſſen hier mit dem Biſchof Friedrich von Merſeburg/ als Verweſer des Erzſtiftes zu Magdeburg, einen Freundſchaftsbund 2. 5 Sept An die Reichsffädte der Landvogtey in Schwaben fer= figte er hier die Befehle aus) dem Herzog Leopold von Oeſtreich die Huldigung abzulegen 3. Ferners ver= ordnete hier der König , daß künftighin die Kaufleute und Biehhandler welche von Tachau/ Pfrimberg oder von Tepel nach Prag fahren, über Mieß und Kladrau, und auch zurūck wieder ſo, fahren ſollen 4. Wenzel ſliftete auch hier einen Frieden zwiſchen dem Herzog Albrecht von Oeſtreich/ und den mächtigen böhmi= ſchen Herren Peter, Udalrich und Iohann von Ro= ſenberg. Dieſe hatten die Grafen von Schaumburg, ihre Freunde, vertheidiget. Die Roſenberge gaben alſo alle Gefangene dem Herzog zurück, dagegen ihnen dieſer das Schloß und Stadt- Eſterding wieder ab= trat 5. Hierauf ſeßzte Wenzel ſeine Reiſe nach Prag wie= der fort. Man brachte ihm bey ſeiner Ankunft die Nachricht/ daß die Stadt Tauß das Unglück gehabt 5 5 4 Aug. 6 c. m. c. d. ganz 1 LVNIG Spic. Eccl. III. Th. p. 267. 2 Hr. GERKE C. D. Br. Tom, IV. p. 531. Freytag vor U. &. 3 Origin. in Arch. CAES. VIND. Geburt. 4 Urkb. n. XXX. 5 Hiſtoria ROSENSIS MS. ad h. a.
Strana 122
122 Artheilt Gnadenbriefe. 1382. ganz abzubrennen. Wenzel, von dem Unglück der ar- men Einwohner gerührt, befreyte ſie auf drey ganze o Iahre von allen Steuern und anderen Schuldigkeiten/ I Okt. womit ſie dem König verbunden waren I. Dann trat der Biſchof Peter von Olmütz, welcher im I. I389 das Erzbißthum Magdeburg Ludwigen von Meiſſen, des lieben Friedens wegen, überlaſſen, vor den König mit der Bitte, ihm zu erlauben, ein Gut in Böh- men für ſich und ſeine Nachfolger, die Biſchofe von Olmůßz, zu kaufen, dazu ihm der König die volle Macht gab. Der Biſchof kaufte alſo das Schloß Drzewczicz nebſ Popowißz von dem Ritter Heinrich von Merow um 2750 Schock Prager Münze, und der König vereinigte dieß Gut mit dem Bißthum Ol= IIe.m. můſz 2. Als Zeugen kommen in dieſer Urkunde vor : Iohann Erzbiſchof von Prag/ Kanzler, die Bischöfe Dietrich von Tharbat, und Iohann von Leutomi= ſchel ; die Markgrafen Iodok und Prokop aus Mäh= ren/ die Herzoge Przemiſl von Teſchen, Bunzlaw von Lignitz, und Przenko von Troppau ; Rudolph von Habsburg, Iohann von Leuthenberg ; die böh= miſchen Herren Iohann von Roſenberg; Ihimo von Kolditz, Peter/ Iohann, und Beneſch von War= tenberg, Burghard und Dietrich von Ianowitz und andere mehr, die damals am Hofe des Königs Wenz= zel waren. Zwey Tage darauf aber verſchrieb Wen= zel dem Ritter Konrad von Bloſin ſeiner guten Dienſte wegen das Schloß Nymburg nebft den Dörfern Stra= 13e m. downiß und Zlukowiß, wie auch das Lehn Chdiczena, ihm 1 Origin. in Archivo TVST. 2 Diploma in Collectione Cl. ZLOBICZKY. Wenzel ſagt in der Urkunde : Illa eſt nobis cura præcipua, ad illud ſedulum deſtinamus affectum , qualiter ſin- gularibus quibusdam prærogatiuis & gratiis Eecle- ſias ſanctas Dei ad laudem diuini nominis & gloriam proſequamur.
122 Artheilt Gnadenbriefe. 1382. ganz abzubrennen. Wenzel, von dem Unglück der ar- men Einwohner gerührt, befreyte ſie auf drey ganze o Iahre von allen Steuern und anderen Schuldigkeiten/ I Okt. womit ſie dem König verbunden waren I. Dann trat der Biſchof Peter von Olmütz, welcher im I. I389 das Erzbißthum Magdeburg Ludwigen von Meiſſen, des lieben Friedens wegen, überlaſſen, vor den König mit der Bitte, ihm zu erlauben, ein Gut in Böh- men für ſich und ſeine Nachfolger, die Biſchofe von Olmůßz, zu kaufen, dazu ihm der König die volle Macht gab. Der Biſchof kaufte alſo das Schloß Drzewczicz nebſ Popowißz von dem Ritter Heinrich von Merow um 2750 Schock Prager Münze, und der König vereinigte dieß Gut mit dem Bißthum Ol= IIe.m. můſz 2. Als Zeugen kommen in dieſer Urkunde vor : Iohann Erzbiſchof von Prag/ Kanzler, die Bischöfe Dietrich von Tharbat, und Iohann von Leutomi= ſchel ; die Markgrafen Iodok und Prokop aus Mäh= ren/ die Herzoge Przemiſl von Teſchen, Bunzlaw von Lignitz, und Przenko von Troppau ; Rudolph von Habsburg, Iohann von Leuthenberg ; die böh= miſchen Herren Iohann von Roſenberg; Ihimo von Kolditz, Peter/ Iohann, und Beneſch von War= tenberg, Burghard und Dietrich von Ianowitz und andere mehr, die damals am Hofe des Königs Wenz= zel waren. Zwey Tage darauf aber verſchrieb Wen= zel dem Ritter Konrad von Bloſin ſeiner guten Dienſte wegen das Schloß Nymburg nebft den Dörfern Stra= 13e m. downiß und Zlukowiß, wie auch das Lehn Chdiczena, ihm 1 Origin. in Archivo TVST. 2 Diploma in Collectione Cl. ZLOBICZKY. Wenzel ſagt in der Urkunde : Illa eſt nobis cura præcipua, ad illud ſedulum deſtinamus affectum , qualiter ſin- gularibus quibusdam prærogatiuis & gratiis Eecle- ſias ſanctas Dei ad laudem diuini nominis & gloriam proſequamur.
Strana 123
Soll ſich von Frankreich trennen I23 ihm und deſſen Erben I. Dann belehnte Wenzel, als Röm. König, Heinrichen von Lutzelſtein mit ei= nigen Dörfern- die derſelbe dem Reiche zu Lehen auf= getragen, und ertheilte ihm, zur Beſſerung ſeines Lehns noch einen neuen Zoll mit Einwilligung der Reichsfürſten 2. Endlich ertheilte er noch den Nurn I6 Okt. bergern die Macht ſchädliche Leute, als Räuber und Mörder, und die dem Reiche schaden, zu fangen, in die Stadt zu führen und nach Rechten zu ſtrafen 3.22e.m. Bald darauf treffen wir den König zu Eger an/ wo er dem Frauenkloſter St. Klara daſelbft einen Gnadenbrief ausfertigte, und demſelben einige Freyheiten beſkätigte 4. Während daß ſich Wenzel mit dergleichen lob= lichen Ausfertigungen beschäftigte, gaben sich ſowohl der Pabſt Urban VI. als auch der König Richard von England alle Mühe unſern König wider Frank- reich aufzubeßen. Richard ſchickte eine Geſandſchaft nach Böhmen um mit Wenzeln ein Bündniß wi= der Frankreich, Spanien und Schottland aufzu= richten 5. Weil aber Richarden bekannt war, daß Wenzel mit dem Kónig von Frankreich, und deſſen ganzem Hauſe einen Freundſchaftsbund errichtet habe, und ſchwer davon abzuziehen ware, ſo hatte er den Pabſt Urban VI. dahin bewogen/ daß derſelbe den Kónig Wenzel von dem Bündniße mit Frankreich losſprechen mochte. Der Pabſt verſuchte es dadurch, daß er eine Bulle Herausgab, in welcher er alle die= jenigen für Ketzer erklärte, die es mit dem Gegenpabst hielten/ wodurch allerdings auf Frankreich gedeutet wurde. Er ſagt ſogar, daß alle mit ihnen errichtete Bündniſſe, wenn ſie auch mit einem Tide bekräftiget 28 c.m. 1382. wá- 1 MS. Bohemicum 2 Bon Olenſchlager Erläut. der G. B. S. 202. 3 Hift. NORIMB. Dipl. p. 457. 4 Originale in Archivo Bibl. Regiæ PRAG. RYMER P. 365. 16. Aug. 5
Soll ſich von Frankreich trennen I23 ihm und deſſen Erben I. Dann belehnte Wenzel, als Röm. König, Heinrichen von Lutzelſtein mit ei= nigen Dörfern- die derſelbe dem Reiche zu Lehen auf= getragen, und ertheilte ihm, zur Beſſerung ſeines Lehns noch einen neuen Zoll mit Einwilligung der Reichsfürſten 2. Endlich ertheilte er noch den Nurn I6 Okt. bergern die Macht ſchädliche Leute, als Räuber und Mörder, und die dem Reiche schaden, zu fangen, in die Stadt zu führen und nach Rechten zu ſtrafen 3.22e.m. Bald darauf treffen wir den König zu Eger an/ wo er dem Frauenkloſter St. Klara daſelbft einen Gnadenbrief ausfertigte, und demſelben einige Freyheiten beſkätigte 4. Während daß ſich Wenzel mit dergleichen lob= lichen Ausfertigungen beschäftigte, gaben sich ſowohl der Pabſt Urban VI. als auch der König Richard von England alle Mühe unſern König wider Frank- reich aufzubeßen. Richard ſchickte eine Geſandſchaft nach Böhmen um mit Wenzeln ein Bündniß wi= der Frankreich, Spanien und Schottland aufzu= richten 5. Weil aber Richarden bekannt war, daß Wenzel mit dem Kónig von Frankreich, und deſſen ganzem Hauſe einen Freundſchaftsbund errichtet habe, und ſchwer davon abzuziehen ware, ſo hatte er den Pabſt Urban VI. dahin bewogen/ daß derſelbe den Kónig Wenzel von dem Bündniße mit Frankreich losſprechen mochte. Der Pabſt verſuchte es dadurch, daß er eine Bulle Herausgab, in welcher er alle die= jenigen für Ketzer erklärte, die es mit dem Gegenpabst hielten/ wodurch allerdings auf Frankreich gedeutet wurde. Er ſagt ſogar, daß alle mit ihnen errichtete Bündniſſe, wenn ſie auch mit einem Tide bekräftiget 28 c.m. 1382. wá- 1 MS. Bohemicum 2 Bon Olenſchlager Erläut. der G. B. S. 202. 3 Hift. NORIMB. Dipl. p. 457. 4 Originale in Archivo Bibl. Regiæ PRAG. RYMER P. 365. 16. Aug. 5
Strana 124
124 und nach Rom reiſen. 1382. waren, ſchon darum ungultig ſeyn ſollen weil ſie mit Keſzern geſchloſſen worden I. Es ſcheint aber, daß Wenzel den Grundſatz des pábſtlichen Hofes und der damaligen Geistlichkeit: man solle die mit Keszern ge- ſchloſfenen Bundniſſe nicht Halten, verabſchenet habe, denn man findet, daß ſein großer Eifer für Urbanen ſeit dieſer Zeit ſehr nachgelaſſen, wie er ihm denn um dieſe Zeit ſeine Unzufriedenheit in einem Schreiben bezeugte, und ihm wegen ſeiner Undankbarkeit gerechte Borwür= fe machte 2. Dagegen ſchrieb ihm der Pabſt Briefe, welche den König Wenzel einiger kühnen Ausdrücke wegen beleidiget haben mochten. Im erſken entſchul= diget sich zwar der Pabſk, daß er den Biſchof von Lebus, zum Biſchof in Breslau wider den Willen des Königs ernannt habe, und macht ſich anheiſchig die Sache abruándern, wenn ihm Wenzel einen tüch= tigeren Mann vorſchlagen wollte. Ferners ermahnt er Wenzeln, er mochte-doch einmal von ſeinem Schlafe erwachen/ ſich endlich zu einem Römerzug entſchlieſſen) und von ihm zum Kaiſer krönen lassen 3. Urban VI. mußte es allerdings auf das ſehulichſfe wünſchen, weil er hiedurch einen großen Borzug vor dem franzbſiſchen Pabſke zu gewinnen hoffte. Allein Wenzel durfte die= ſen Schritt nicht wagen, denn diejenigen Fürſten, wel= che Urbanen nicht für den wahren Pabſt Hielten, dar= unter der König von Frankreich der anſehnlichſte war, würden dieſe Kaiſerkrönung für ungültig und lächerlich gehalten haben. Und dieß war eben die eigentliche Ur I RYMERp. 352. LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 399. Des Pabſtes Worte ſind': attendentes, quod confode- rationes, ligæ, et conventiones factæ cum huius- modi hæreticis aut ſcismaticis , poſtquam tales efecti erant , ſunt temerariæ , illicitæ et ipſo iure nullæ, etiamſi fuerint iuramento vel fide data firmatæ. 2 Urkundenb. n. XXXI. 3 Urkundenb. n. XXXII.
124 und nach Rom reiſen. 1382. waren, ſchon darum ungultig ſeyn ſollen weil ſie mit Keſzern geſchloſſen worden I. Es ſcheint aber, daß Wenzel den Grundſatz des pábſtlichen Hofes und der damaligen Geistlichkeit: man solle die mit Keszern ge- ſchloſfenen Bundniſſe nicht Halten, verabſchenet habe, denn man findet, daß ſein großer Eifer für Urbanen ſeit dieſer Zeit ſehr nachgelaſſen, wie er ihm denn um dieſe Zeit ſeine Unzufriedenheit in einem Schreiben bezeugte, und ihm wegen ſeiner Undankbarkeit gerechte Borwür= fe machte 2. Dagegen ſchrieb ihm der Pabſt Briefe, welche den König Wenzel einiger kühnen Ausdrücke wegen beleidiget haben mochten. Im erſken entſchul= diget sich zwar der Pabſk, daß er den Biſchof von Lebus, zum Biſchof in Breslau wider den Willen des Königs ernannt habe, und macht ſich anheiſchig die Sache abruándern, wenn ihm Wenzel einen tüch= tigeren Mann vorſchlagen wollte. Ferners ermahnt er Wenzeln, er mochte-doch einmal von ſeinem Schlafe erwachen/ ſich endlich zu einem Römerzug entſchlieſſen) und von ihm zum Kaiſer krönen lassen 3. Urban VI. mußte es allerdings auf das ſehulichſfe wünſchen, weil er hiedurch einen großen Borzug vor dem franzbſiſchen Pabſke zu gewinnen hoffte. Allein Wenzel durfte die= ſen Schritt nicht wagen, denn diejenigen Fürſten, wel= che Urbanen nicht für den wahren Pabſt Hielten, dar= unter der König von Frankreich der anſehnlichſte war, würden dieſe Kaiſerkrönung für ungültig und lächerlich gehalten haben. Und dieß war eben die eigentliche Ur I RYMERp. 352. LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 399. Des Pabſtes Worte ſind': attendentes, quod confode- rationes, ligæ, et conventiones factæ cum huius- modi hæreticis aut ſcismaticis , poſtquam tales efecti erant , ſunt temerariæ , illicitæ et ipſo iure nullæ, etiamſi fuerint iuramento vel fide data firmatæ. 2 Urkundenb. n. XXXI. 3 Urkundenb. n. XXXII.
Strana 125
Setzt die Ruhe des Bißthums 125 Urſache, warum Wenzel den Römerzug immer ver I382. ſchieben mußte. Im zweyten Schreiben ſkellt ihm Ur= ban VI. die große Gefahr Italiens vor, daß es nám= lich unter das franzoſiſche Ioch kommen würde, und dringt auf ihn/ er mochte mit einem deutſchen Heere auf das schleunigste dieſem Lande zu Hülfe kommen) und es vor den Eingriffen des franzöſiſchen Prinzen Ludwig von Anjou ſchüßzen I. Allein der König Wenzel war verſichert/ daß der Prinz ſonſt nichts, als ſeine Rechte auf Sicilien zu behaupten ſuche, und daß ihn der Pabſt blos nach Rom zu bringen trachte, um ihn zu kronen, und hiedurch ſein eigenes Anſehen zu vergrößern. Wie alſo der Kónig Wenzel, ungeach= tet des Zuredens, keine Anſkalten zum Rdmerzuge mach= te, ſchrieb ihm der Pabft zum drittenmal, und that als wenn er der deutſchen Hûlfe nicht mehr nothig hatte/ weil er ſich getraue dem Herzog Ludwig von Anjou mit eigener Macht zu widerſlehen, 2. welche Aeußerung Wenzeli eben nicht zuwider geweſen ſeyn mochte. Er kannte die damalige elende Verfaſſung und Ohnmacht von Frankreich, daher die Furcht, die ihm der Pabſt davon beybringen wollte, als wenn es auf das Röm. Reich Absichten hätte, bey Wenzeln keinen Eindruck machen konnte, wir werden viel mehr ſehen, daß er im folgenden Iahre dem Markgrafen Iodok aufge= tragen, die alten Bündniſſe mit Frankreich zu erneuern. Indeſſen ließ es der König geſchehen, daß der Biſchof von Lebus, Wenzeslausy ſo wie es der Pabſt bereits verordnet hatte, Biſchof zu Breslau bleibe, um ferneren Unruhen vorzukommen. Dieſer, um ſich dem König zu empfehlen/ kam nach Prag. Bor al= len Dingen ſprach er den König und deſſen Erben von einer Schuld von vier tauſend Mark Böhm. Groſchen 20 Okt. los, 1 Urkundenb. n. XXXIII. 2 Urkundenb. n. XXXIV.
Setzt die Ruhe des Bißthums 125 Urſache, warum Wenzel den Römerzug immer ver I382. ſchieben mußte. Im zweyten Schreiben ſkellt ihm Ur= ban VI. die große Gefahr Italiens vor, daß es nám= lich unter das franzoſiſche Ioch kommen würde, und dringt auf ihn/ er mochte mit einem deutſchen Heere auf das schleunigste dieſem Lande zu Hülfe kommen) und es vor den Eingriffen des franzöſiſchen Prinzen Ludwig von Anjou ſchüßzen I. Allein der König Wenzel war verſichert/ daß der Prinz ſonſt nichts, als ſeine Rechte auf Sicilien zu behaupten ſuche, und daß ihn der Pabſt blos nach Rom zu bringen trachte, um ihn zu kronen, und hiedurch ſein eigenes Anſehen zu vergrößern. Wie alſo der Kónig Wenzel, ungeach= tet des Zuredens, keine Anſkalten zum Rdmerzuge mach= te, ſchrieb ihm der Pabft zum drittenmal, und that als wenn er der deutſchen Hûlfe nicht mehr nothig hatte/ weil er ſich getraue dem Herzog Ludwig von Anjou mit eigener Macht zu widerſlehen, 2. welche Aeußerung Wenzeli eben nicht zuwider geweſen ſeyn mochte. Er kannte die damalige elende Verfaſſung und Ohnmacht von Frankreich, daher die Furcht, die ihm der Pabſt davon beybringen wollte, als wenn es auf das Röm. Reich Absichten hätte, bey Wenzeln keinen Eindruck machen konnte, wir werden viel mehr ſehen, daß er im folgenden Iahre dem Markgrafen Iodok aufge= tragen, die alten Bündniſſe mit Frankreich zu erneuern. Indeſſen ließ es der König geſchehen, daß der Biſchof von Lebus, Wenzeslausy ſo wie es der Pabſt bereits verordnet hatte, Biſchof zu Breslau bleibe, um ferneren Unruhen vorzukommen. Dieſer, um ſich dem König zu empfehlen/ kam nach Prag. Bor al= len Dingen ſprach er den König und deſſen Erben von einer Schuld von vier tauſend Mark Böhm. Groſchen 20 Okt. los, 1 Urkundenb. n. XXXIII. 2 Urkundenb. n. XXXIV.
Strana 126
126 von Breslau feſt. 1383. los, die der vorige Biſchof Preczlaw und das Ka= 24 Dec. pitel dem Kaiſer Karl IV. vorgeftreckt hatten I. Am neuen Iahrstag verſprach er und verband ſich alle Ber= ſchreibungen, womit ſich die Stadt Neiß, der Biſchof Preczlaw, und das Kapitel dem Kaiſer Karl IV. verbunden und verpflichtet hatten/ zu erneuern und zu bestätigen, ſobald ihn das Kapitel angenommen und für ſeinen Biſchof würde erkannt haben 2. Ferners gab er dem Kónig ſchriftliche Berſicherung, daß er ſich nie mit andern Fürsken, Rittern oder Städten wider ihn oder ſeine Erben verbinden wolle 3. Am nehm= lichen Tage erneuerte und bestätigte er alles dasjenige, womit ſich die Berweſer des Breslauer Bißthums, und das ganze Kapitel dem König Wenzel am 27ten May des vorigen Iahrs verbunden Hatten, mit dem Berſprechen/ daß er alles dieß halten und erfüllen wol= le 4. Alles dieß fand Wenzel für nothwendig, weil das Kapitel mit den Biſchöfen von Breslau ſich im= mer mehr gegen Polen, als gegen Böhmen zu neigen ſchien. Zu der Zeit waren zwey Abgeordnete von Seiten des Domkapitels zu Breslau in Prag angelangt, námlich Hanko oder Johann, Probſt zu Lebus, und Niklas von Riſenburg/ beyde Domherren daſelbſt. Dieſe nahmen den Biſchof Wenzel im Namen des ganzen Kapitels für ihren Biſchof an. Zugleich ließen ſie ſich vom Kónig mit Grotkau belehnen, und ſtellten ein Bekenntniß aus daß ſie und der Biſchof das Herzogthum und die Herrschaft. Grotkau vom König Wenzel, als ihrem Herrn, zu Leben empfangen/-und 1 Jan. c. d. c. d. ihm 1 Dipl. in copiario NOSTIT z p. 335. 2 Quam primum per Capitulum dictæ noſtræ Eccleſiæ in ipſa Eccleſia recepti fuerimus et admiſſi. Copiar. NOSTITZ P. 325. 8 IBID. p. 338. 4 LUNIG Part. Spec. Cont, I. Forts. I. p. 321.
126 von Breslau feſt. 1383. los, die der vorige Biſchof Preczlaw und das Ka= 24 Dec. pitel dem Kaiſer Karl IV. vorgeftreckt hatten I. Am neuen Iahrstag verſprach er und verband ſich alle Ber= ſchreibungen, womit ſich die Stadt Neiß, der Biſchof Preczlaw, und das Kapitel dem Kaiſer Karl IV. verbunden und verpflichtet hatten/ zu erneuern und zu bestätigen, ſobald ihn das Kapitel angenommen und für ſeinen Biſchof würde erkannt haben 2. Ferners gab er dem Kónig ſchriftliche Berſicherung, daß er ſich nie mit andern Fürsken, Rittern oder Städten wider ihn oder ſeine Erben verbinden wolle 3. Am nehm= lichen Tage erneuerte und bestätigte er alles dasjenige, womit ſich die Berweſer des Breslauer Bißthums, und das ganze Kapitel dem König Wenzel am 27ten May des vorigen Iahrs verbunden Hatten, mit dem Berſprechen/ daß er alles dieß halten und erfüllen wol= le 4. Alles dieß fand Wenzel für nothwendig, weil das Kapitel mit den Biſchöfen von Breslau ſich im= mer mehr gegen Polen, als gegen Böhmen zu neigen ſchien. Zu der Zeit waren zwey Abgeordnete von Seiten des Domkapitels zu Breslau in Prag angelangt, námlich Hanko oder Johann, Probſt zu Lebus, und Niklas von Riſenburg/ beyde Domherren daſelbſt. Dieſe nahmen den Biſchof Wenzel im Namen des ganzen Kapitels für ihren Biſchof an. Zugleich ließen ſie ſich vom Kónig mit Grotkau belehnen, und ſtellten ein Bekenntniß aus daß ſie und der Biſchof das Herzogthum und die Herrschaft. Grotkau vom König Wenzel, als ihrem Herrn, zu Leben empfangen/-und 1 Jan. c. d. c. d. ihm 1 Dipl. in copiario NOSTIT z p. 335. 2 Quam primum per Capitulum dictæ noſtræ Eccleſiæ in ipſa Eccleſia recepti fuerimus et admiſſi. Copiar. NOSTITZ P. 325. 8 IBID. p. 338. 4 LUNIG Part. Spec. Cont, I. Forts. I. p. 321.
Strana 127
Belehnt Herzoge. 127 ihm im Namen des Kapitels, gehuldiget haben I. Weil der Biſchof Wenzel ein Herzog von Lignißz war, und máchtige Brüder und Better hatte, ſo ließ sich der König von ihnen eine Berſchreibung geben, daß sie auf die Fürskenthümer Breslau, Schweidnißz und Jauer keine Anſprüche machen wollen 2. Am nehmlichen Tage belehnte Wenzel, als König in Böh= men, den Herzog Ludwig von Brieg mit ſeinen Landſchaften, dafür derſelbe dem König treu zu bleiben verſprach 3. Den Herzogen, Ruprecht and Wenzel, reichte der König ihr Fürstenthum Lignitz zu Lehen, und ſie verſprachen ihm Treue, Gehorſam und Unter= thánigkeit, als ihrem natūrlichen Herrn und Kö nig 4. Dagegen ihnen der König alle ihre Freyheitsbrie= fe, die ſie von den Königen Iohann und Karl IV. erhal= ten hatten, beſtatigte, und verſprach, daß er ſie bey ih ren Besthzungen und Würden skäts schützen wolle 5. Und ſo war an dem Taze der hh. drey Kónige in Prag eine große Feyerlichkeit, da der König ſo vielen schlesischen Fürsten ihre Güter öffentlich zu Lehen relchte und die Ruhe bey der Breslauer Kirche feſt= ſeſzte. Dann baten isn die an Prag gelegenen Kar= thauſer, er mochte ihr Gus Mokrzow, ſo ſie unlängst mit deſſen Erlaubniß gekauft hatten, von gewiſſen Schul= digkeiten befreyen. Wenzel ſprach alſo das Gut von allen Schuldigkeiten, womit es den Königen verbun= den war/ frey und losy weil er mit dem untadelhaften c. d. c.d. c. d. c. d. 1383. 6 Jan. Le= 1 SOMMERSB. Tom. III. p. 75. 2 IDEM I. c. p. 76. 3 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1395. 4 SOMMERSD. Tom. I. p. 906. am heid Oftertag. Sed originale in Archivo Statuum Boh, legit am heil- Obriſten Tag. 5 IBIDEM Tom. I. p. 906. an dem Obristen Tage.
Belehnt Herzoge. 127 ihm im Namen des Kapitels, gehuldiget haben I. Weil der Biſchof Wenzel ein Herzog von Lignißz war, und máchtige Brüder und Better hatte, ſo ließ sich der König von ihnen eine Berſchreibung geben, daß sie auf die Fürskenthümer Breslau, Schweidnißz und Jauer keine Anſprüche machen wollen 2. Am nehmlichen Tage belehnte Wenzel, als König in Böh= men, den Herzog Ludwig von Brieg mit ſeinen Landſchaften, dafür derſelbe dem König treu zu bleiben verſprach 3. Den Herzogen, Ruprecht and Wenzel, reichte der König ihr Fürstenthum Lignitz zu Lehen, und ſie verſprachen ihm Treue, Gehorſam und Unter= thánigkeit, als ihrem natūrlichen Herrn und Kö nig 4. Dagegen ihnen der König alle ihre Freyheitsbrie= fe, die ſie von den Königen Iohann und Karl IV. erhal= ten hatten, beſtatigte, und verſprach, daß er ſie bey ih ren Besthzungen und Würden skäts schützen wolle 5. Und ſo war an dem Taze der hh. drey Kónige in Prag eine große Feyerlichkeit, da der König ſo vielen schlesischen Fürsten ihre Güter öffentlich zu Lehen relchte und die Ruhe bey der Breslauer Kirche feſt= ſeſzte. Dann baten isn die an Prag gelegenen Kar= thauſer, er mochte ihr Gus Mokrzow, ſo ſie unlängst mit deſſen Erlaubniß gekauft hatten, von gewiſſen Schul= digkeiten befreyen. Wenzel ſprach alſo das Gut von allen Schuldigkeiten, womit es den Königen verbun= den war/ frey und losy weil er mit dem untadelhaften c. d. c.d. c. d. c. d. 1383. 6 Jan. Le= 1 SOMMERSB. Tom. III. p. 75. 2 IDEM I. c. p. 76. 3 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1395. 4 SOMMERSD. Tom. I. p. 906. am heid Oftertag. Sed originale in Archivo Statuum Boh, legit am heil- Obriſten Tag. 5 IBIDEM Tom. I. p. 906. an dem Obristen Tage.
Strana 128
128 Gibt Ball. I383. Lebenswandel dieſer Mönche zufrieden war I. Den 20 Ian. Schöpfen zu Budiſſin befahl er, daß sie die Bürger von Zittau mit ihrem Biere, auch andere fremde Leute, die daſſelbe durch die Stadt Bauſen anders wohin führen, oder allda verkaufen/ ungehindert ſollen fahren und verkaufen laſſen 2. Dann gab Wenzel für ſeine anweſenden Gáſte und den Adel an den leßten Faschingstagen einige Feste und Ergötzlichkeiten. Auf dem Altſtädter großen Markte wurden verſchiedene Luſt= ſpiele mit Kunſtmaſchinen vorgeſtellt. Nach geendig ten dieſen Schauſpielen war bey Hofe Ball. Daß man die ganze Nacht mit Tanzen zugebracht haben wird, ift leicht zu erachten, zumal da der König ſelbſt noch ein junger Furſk von 22 Iahren geweſen, in welchem Alter man noch immer den Luſtbarkeiten an= zuhängen pflegt 3. Bald darauf aber beſfätigte Wen= zel der Neuſladt Prag die Iahrmärkte, den Zoll in Stadtthoren und das Recht, Heu und Haber auf dem Platze ben der St. Heinrichskirche zu ver= kaufen 4. Dem Prager Domherrn Beneſch, wie auch ſeinen Brūdern, Zdiſlaw und Thobias von Weitmil gab Wenzel die Erlaubniß ihr Haus, ſo ſie auf dem Hradſchin gebauet hatten/ an wen sie wollten, zu ver= 3 e.m. Rußern 5. Den Klofkerfrauen zu Prag von der Barm= ber= 8 c. m. 22 e.m. 3 Febr. 2 3 1 Attendentes vitam deuotam et cœlibem Religioſorum Prioris et Conuentus — — et ut eo liberius ſeruire valeant Altiſſimo — apud PEZ. C. D. E. P. III. p. 73. CARPZOW p. 183. BERGHAVER p. 203. ex MS. membranaceo. 4 IBID. p. 202. Allein dieß Diplom ſcheint mir ver= dáchtig. I) Es iſt datirt, ex aula noſtra Regali Urbis Maioris. Nie hat Wenzel ſo datirt, ſondern immer ganz kurz Datum Pragæ. 2) Im Archiv der NeuſlOdt Prag, ſo ich fleißig durchgeſehen, ist es nicht zu finden, wie auch nicht in den Copialbuchern ihrer Privilegien. 5 Erect. Vol. V. Datum Pragæ.
128 Gibt Ball. I383. Lebenswandel dieſer Mönche zufrieden war I. Den 20 Ian. Schöpfen zu Budiſſin befahl er, daß sie die Bürger von Zittau mit ihrem Biere, auch andere fremde Leute, die daſſelbe durch die Stadt Bauſen anders wohin führen, oder allda verkaufen/ ungehindert ſollen fahren und verkaufen laſſen 2. Dann gab Wenzel für ſeine anweſenden Gáſte und den Adel an den leßten Faschingstagen einige Feste und Ergötzlichkeiten. Auf dem Altſtädter großen Markte wurden verſchiedene Luſt= ſpiele mit Kunſtmaſchinen vorgeſtellt. Nach geendig ten dieſen Schauſpielen war bey Hofe Ball. Daß man die ganze Nacht mit Tanzen zugebracht haben wird, ift leicht zu erachten, zumal da der König ſelbſt noch ein junger Furſk von 22 Iahren geweſen, in welchem Alter man noch immer den Luſtbarkeiten an= zuhängen pflegt 3. Bald darauf aber beſfätigte Wen= zel der Neuſladt Prag die Iahrmärkte, den Zoll in Stadtthoren und das Recht, Heu und Haber auf dem Platze ben der St. Heinrichskirche zu ver= kaufen 4. Dem Prager Domherrn Beneſch, wie auch ſeinen Brūdern, Zdiſlaw und Thobias von Weitmil gab Wenzel die Erlaubniß ihr Haus, ſo ſie auf dem Hradſchin gebauet hatten/ an wen sie wollten, zu ver= 3 e.m. Rußern 5. Den Klofkerfrauen zu Prag von der Barm= ber= 8 c. m. 22 e.m. 3 Febr. 2 3 1 Attendentes vitam deuotam et cœlibem Religioſorum Prioris et Conuentus — — et ut eo liberius ſeruire valeant Altiſſimo — apud PEZ. C. D. E. P. III. p. 73. CARPZOW p. 183. BERGHAVER p. 203. ex MS. membranaceo. 4 IBID. p. 202. Allein dieß Diplom ſcheint mir ver= dáchtig. I) Es iſt datirt, ex aula noſtra Regali Urbis Maioris. Nie hat Wenzel ſo datirt, ſondern immer ganz kurz Datum Pragæ. 2) Im Archiv der NeuſlOdt Prag, ſo ich fleißig durchgeſehen, ist es nicht zu finden, wie auch nicht in den Copialbuchern ihrer Privilegien. 5 Erect. Vol. V. Datum Pragæ.
Strana 129
Falt zu Nürnberg 129 Herzigkeit genannt, ertheilte Wenzel die Erlaubniß, daß 1383. ſie ihr Schloß und den Hof Przeboy, ſo ihnen von Klara Freybergerinn geſchenkt worden, in die Landta= fel eintragen lassen mogen 1. Der kleinern Stadt 22Febr. Prag erlaubte Wenzel von jeder Fuhre Salz fünf Groſchen Zoll zu nehmen, doch mit der Bedingung, daß man die Gaſſen und Pläßze der Stadt rein hal= ten ſolle 2. Bald darauf verließ Wenzel die Stadt 23 e.m. Prag, und reiste nach Nürnberg, wohin er im vori= gen Jahre einen Reichstag verſchrieben hatte. Zu demſelben waren viele Reichsfürſken, die wir unten nennen werden/ erſchienen. Biele Abgeordnete von Reichsſkädten Hatten ſich auch daſelbſt eingefunden. Herr Häberlin meynt mit Grund “ die Abſicht des Königs ſey geweſeny die Stád= te, welche durch ihren errichteten Bund zu máchtig worden , und ihren Nachbarn, beſonders der Geiſllich= keit in den großen Städten, ſehr beſchwerlich fielen, in etwas einzuſchränken, und ihre Macht zu zerthei= len „ 3. Denn Wenzel war bey Antretung ſeiner Re= gierung nicht dagegen geweſen, wie ſie sich zu ihrer eigenen Bertheidigung, wider hohe Räuber und Land= plaker verbinden mußten. Nachdem alſo der König mit den Reichsfürsten hierüber einige Berathschlagun- gen gepflogen hatte/ machte er die Schlüſſe dieſes Reichstages öffentlich b. innt. Wir wollen den An= fang davon herſeſzen. Er lautet ſo: “ Wir Wencz= law von Gottes Gnaden Römiſcher König, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs und König zu Böheim, bekennen und thun kund öffentlich mit dieſem Briefe allen denen) die ihn sehen oder hören leſen. Wann uns 1IMert 1 Originale in Archiuo Bibl. Regiæ Prag. Datum Pragæ. 2 Originale Archivi civit, eiusdem. Datum Pragæ. 3 P. 95. Erster Theil. I
Falt zu Nürnberg 129 Herzigkeit genannt, ertheilte Wenzel die Erlaubniß, daß 1383. ſie ihr Schloß und den Hof Przeboy, ſo ihnen von Klara Freybergerinn geſchenkt worden, in die Landta= fel eintragen lassen mogen 1. Der kleinern Stadt 22Febr. Prag erlaubte Wenzel von jeder Fuhre Salz fünf Groſchen Zoll zu nehmen, doch mit der Bedingung, daß man die Gaſſen und Pläßze der Stadt rein hal= ten ſolle 2. Bald darauf verließ Wenzel die Stadt 23 e.m. Prag, und reiste nach Nürnberg, wohin er im vori= gen Jahre einen Reichstag verſchrieben hatte. Zu demſelben waren viele Reichsfürſken, die wir unten nennen werden/ erſchienen. Biele Abgeordnete von Reichsſkädten Hatten ſich auch daſelbſt eingefunden. Herr Häberlin meynt mit Grund “ die Abſicht des Königs ſey geweſeny die Stád= te, welche durch ihren errichteten Bund zu máchtig worden , und ihren Nachbarn, beſonders der Geiſllich= keit in den großen Städten, ſehr beſchwerlich fielen, in etwas einzuſchränken, und ihre Macht zu zerthei= len „ 3. Denn Wenzel war bey Antretung ſeiner Re= gierung nicht dagegen geweſen, wie ſie sich zu ihrer eigenen Bertheidigung, wider hohe Räuber und Land= plaker verbinden mußten. Nachdem alſo der König mit den Reichsfürsten hierüber einige Berathschlagun- gen gepflogen hatte/ machte er die Schlüſſe dieſes Reichstages öffentlich b. innt. Wir wollen den An= fang davon herſeſzen. Er lautet ſo: “ Wir Wencz= law von Gottes Gnaden Römiſcher König, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs und König zu Böheim, bekennen und thun kund öffentlich mit dieſem Briefe allen denen) die ihn sehen oder hören leſen. Wann uns 1IMert 1 Originale in Archiuo Bibl. Regiæ Prag. Datum Pragæ. 2 Originale Archivi civit, eiusdem. Datum Pragæ. 3 P. 95. Erster Theil. I
Strana 130
130 einen Reichstag. I383. uns zugehdret und zugebührt von wegen des heiligen Romiſchen Reiches, das uns von Gnaden des Allmäch¬ tigen Gottes empfohlen iſf, alle diejenige, die daſſelbe heilige Römiſche Reich begreifet, zu beſorgen/ daß ſie in Gemache und in Ehren bleiben, das wir dann jü glichen und manichlich thun, ſo wir Friede und Gna= de in den Landen ſchaffen, und wann wir beſonders dazu geneigt ſind, daß mancherley Gewalt, Unthat Frevel und Unrecht, die von mancher Hand böſer und unthatiger Leute in den Landen ſind bisher ergangen/ und ſich verlaufen haben/ abgenommen werden, und den widerſkanden, ſo haben wir Gott zu Lobe und zu Ehren, des heiligen Röm. Reiches Würden, den Lan= den und Leuten zu Nußze und zu Frommen eine Ei= nunge gemacht „ 2. I. Hierauf nenut der König die Fürsten und Gra= fen/ die in dieſe Tinung oder Berbündung mit ihm getreten ſind, und mit derer Rath und Zuthun die unten geſetzten Artikel geſchloſſen worden. Dieſe Für sten waren: Adolf Erzbischof zu Maynz; Friedrich Erzbiſchof zu Köln; Ruprecht der Aeltere, Pfalzgraf am Rhein ; Wenzel Herzog zu Sachſen. Die Bi= ſchöfe Lamprecht zu Bamberg, Gerhard zu Würz= burg) Rafe zu Richſtadt, Dietrich zu Regensburg, und Burghard zu Augsburg, dann der Herzog Leo= pold von Oeſtreich, die Pfalzgrafen und Herzoge von Bayern, Stephan/ Friedrich, Iohann und Ruprecht der Iungſte) der Markgraf Wilhelm zu Meiſſen, der Burggraf Friedrich zu Nürnberg, der Graf Eber- hard zu Würtenberg &c. Daun ſagt Wenzel ; “Dar= um gebieten wir und ermahnen die ehegenannten Für= sten und Grafen kraft dieses Briefes, und bey den Ei- den/ als ſie uns und dem Reiche verbunden ſind, daß ſie in dieſer Einung bey uns bleiben/ und die nach= ſtehenden Artikel und Bundniſſe treulich halten und voll- 1 Ex MS. Capituli Prag.
130 einen Reichstag. I383. uns zugehdret und zugebührt von wegen des heiligen Romiſchen Reiches, das uns von Gnaden des Allmäch¬ tigen Gottes empfohlen iſf, alle diejenige, die daſſelbe heilige Römiſche Reich begreifet, zu beſorgen/ daß ſie in Gemache und in Ehren bleiben, das wir dann jü glichen und manichlich thun, ſo wir Friede und Gna= de in den Landen ſchaffen, und wann wir beſonders dazu geneigt ſind, daß mancherley Gewalt, Unthat Frevel und Unrecht, die von mancher Hand böſer und unthatiger Leute in den Landen ſind bisher ergangen/ und ſich verlaufen haben/ abgenommen werden, und den widerſkanden, ſo haben wir Gott zu Lobe und zu Ehren, des heiligen Röm. Reiches Würden, den Lan= den und Leuten zu Nußze und zu Frommen eine Ei= nunge gemacht „ 2. I. Hierauf nenut der König die Fürsten und Gra= fen/ die in dieſe Tinung oder Berbündung mit ihm getreten ſind, und mit derer Rath und Zuthun die unten geſetzten Artikel geſchloſſen worden. Dieſe Für sten waren: Adolf Erzbischof zu Maynz; Friedrich Erzbiſchof zu Köln; Ruprecht der Aeltere, Pfalzgraf am Rhein ; Wenzel Herzog zu Sachſen. Die Bi= ſchöfe Lamprecht zu Bamberg, Gerhard zu Würz= burg) Rafe zu Richſtadt, Dietrich zu Regensburg, und Burghard zu Augsburg, dann der Herzog Leo= pold von Oeſtreich, die Pfalzgrafen und Herzoge von Bayern, Stephan/ Friedrich, Iohann und Ruprecht der Iungſte) der Markgraf Wilhelm zu Meiſſen, der Burggraf Friedrich zu Nürnberg, der Graf Eber- hard zu Würtenberg &c. Daun ſagt Wenzel ; “Dar= um gebieten wir und ermahnen die ehegenannten Für= sten und Grafen kraft dieses Briefes, und bey den Ei- den/ als ſie uns und dem Reiche verbunden ſind, daß ſie in dieſer Einung bey uns bleiben/ und die nach= ſtehenden Artikel und Bundniſſe treulich halten und voll- 1 Ex MS. Capituli Prag.
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Schlüsse des Reichstags. 131 vollführen mochten, wie Hiernach geſchrieben feht. 1383. Als : I) Nachdem dieſe Einung des Friedenswillen gemacht worden, ſo ſollen Mord, Brand, alle Gewalt und Unrecht aufhoren ; und wer dawider handelt, den ſoll der Fürſt oder Graf, in deſſen Gebiet es geſchieht, mit Hûlfe der Nachbarn ſtrafen. 2) Ein ſolcher Frie= denſtörer ſoll nirgends geduldet oder befördert , ſondern überall ergriffen und nach Recht geſtraft weyden. 3) Alle Fürsten, Grafen, Ritter und Städte, die in dieſer Einung ſind oder derſelben noch beytreten, ſol= len einander treulich mit Rath und That wider alle Angriffe beyſtehen. 4) Wenn ein Fürst, Graf oder Stadt angegriffen wird, und Hulfe wider den Feind verlangt, ſo soll ſie ihm, von dem sie begehrt wird, ohne Berzug geleiſlet werden. 5) Die Parthey, zu der der Angegriffene gehoret/ ſoll ihm auf Berlangen hel= fen. 6) Iſt dieſe nicht hinlänglich, ſo ſoll auch die zweyte Parthey auf eigene Roſfen helfen 2. 7) Wenn zwen Fürsten, Grafen oder Städte, die in der Einung ſind oder noch dazu kommen, mit einander in Streit gerathen, ſo ſollen ſie vier Schiedsrichter und einen Obermann wählen und ſich nach derſelben Spruche vergleichen. 8) Die Händel der fürstlichen, gräfli= chen x. Unterthane ſollen auch ſo entſchieden werden. 9) Das Bündniß, ſo die Kuhrfürsken am Rheine unter einander geſchloſſen/ mag fortdauern. I0) Wenn zwiſchen den Unterthanen der Fürſken 2c. eines Theils und der Städte andern Theils Zwiſtigkeiten entstehen, ſo ſollen sie vier Räthe, denen der König einen Ob- mann vorſeßzt, richten und vergleichen 2. II) Wenn ein Krieg entſkeht, ſo wird der König den oberſten Befehlshaber oder Hauptmann ernennen, und ihm das Reichspannier empfehlen. I2) Der König wird alle Fürsken, Grafen, Städte 2c. welche in dieſer Einung begriffen sind, ben ibren Besißzungen, Freyheiten und J 2 Rech-
Schlüsse des Reichstags. 131 vollführen mochten, wie Hiernach geſchrieben feht. 1383. Als : I) Nachdem dieſe Einung des Friedenswillen gemacht worden, ſo ſollen Mord, Brand, alle Gewalt und Unrecht aufhoren ; und wer dawider handelt, den ſoll der Fürſt oder Graf, in deſſen Gebiet es geſchieht, mit Hûlfe der Nachbarn ſtrafen. 2) Ein ſolcher Frie= denſtörer ſoll nirgends geduldet oder befördert , ſondern überall ergriffen und nach Recht geſtraft weyden. 3) Alle Fürsten, Grafen, Ritter und Städte, die in dieſer Einung ſind oder derſelben noch beytreten, ſol= len einander treulich mit Rath und That wider alle Angriffe beyſtehen. 4) Wenn ein Fürst, Graf oder Stadt angegriffen wird, und Hulfe wider den Feind verlangt, ſo soll ſie ihm, von dem sie begehrt wird, ohne Berzug geleiſlet werden. 5) Die Parthey, zu der der Angegriffene gehoret/ ſoll ihm auf Berlangen hel= fen. 6) Iſt dieſe nicht hinlänglich, ſo ſoll auch die zweyte Parthey auf eigene Roſfen helfen 2. 7) Wenn zwen Fürsten, Grafen oder Städte, die in der Einung ſind oder noch dazu kommen, mit einander in Streit gerathen, ſo ſollen ſie vier Schiedsrichter und einen Obermann wählen und ſich nach derſelben Spruche vergleichen. 8) Die Händel der fürstlichen, gräfli= chen x. Unterthane ſollen auch ſo entſchieden werden. 9) Das Bündniß, ſo die Kuhrfürsken am Rheine unter einander geſchloſſen/ mag fortdauern. I0) Wenn zwiſchen den Unterthanen der Fürſken 2c. eines Theils und der Städte andern Theils Zwiſtigkeiten entstehen, ſo ſollen sie vier Räthe, denen der König einen Ob- mann vorſeßzt, richten und vergleichen 2. II) Wenn ein Krieg entſkeht, ſo wird der König den oberſten Befehlshaber oder Hauptmann ernennen, und ihm das Reichspannier empfehlen. I2) Der König wird alle Fürsken, Grafen, Städte 2c. welche in dieſer Einung begriffen sind, ben ibren Besißzungen, Freyheiten und J 2 Rech-
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132 und des Landfriedens. 1383. Rechten ſchůtzen und ſchirmen. I3) So lange dieſe Einung währet) ſoll kein Fürst, Graf, Herr oder Stadt andere Bündniſſe eingehen, ohne Wiſſen, Wil- len und Erlaubniß des Königs. I4) Der Landfrie= de, der vor dieſem gemacht worden, ſoll ſeine Kraft und Gültigkeit behalten. 15) Alle Fürsten, Herren und Stádte dieſer Einung verbanden ſich Wenzeln wider alle seine Feinde zu schützen und ihm zu helfen, wenn ihm jemand an Würde, Land und Leuten ſcha= den wollte. I6) Bey den Feldzügen ſollen die Got= teshäuſer, geiſtliche Perſonen und ihre Güter ver= ſchont und im Frieden erhalten werden. I7) Dieſe Bundsgenoſſen werden in vier Partheyen getheilet : die erſle begreift in sich das Königreich Böhmen und was dazu gehort/ die Mark Brandenburg, und die Her= zogthůmer Sachſen und Lüneburg. I8) Zur zwey= ten Parthey ſollen gehoren die Ruhrfürſlenthûmer von Maynz: Röln, Trier, Pfalz; die Landgrafen von Heſſen und die Markgrafen von Baden. I9) Die dritte Parthey ſollen ausmachen die Herzoge Albrecht und Leopold von Oeſtreich/ Stephan/ Friedrich und Iohann, Gebrüder und Herzoge von Bayern, der Herzog von Lothringen, wie auch die Biſchöfe von Strasburg, Augsburg, Regensburg und die Gra- fen ron Würtenberg. 20) Zur vierten Parthen wurden verechnet die Biſchöfe von Bamberg, Würz= burg; Lichſtädt, die Markgrafen von Meiſſen und Thuringen/ und die Burggrafen zu Mürnberg. Die Fürsten, Herren und Städte aber, welche hinführo dieſer Einung beytreten, ſollen zu der Parthey, die ihnen am nächften liegt, aufgenommen werden. 2I) Im Falle einer Irrung oder nothigen Berbeſſerung dieſer Einung ſoll jede Parthey zwey Bevollmáchtigte ernennen, welche dann alle Iahre viermal, immer zur Frohnfasenzeit, zusammenkommen, und das Ns- thige ausgleichen werden. 22) Im Falle aber, daß man
132 und des Landfriedens. 1383. Rechten ſchůtzen und ſchirmen. I3) So lange dieſe Einung währet) ſoll kein Fürst, Graf, Herr oder Stadt andere Bündniſſe eingehen, ohne Wiſſen, Wil- len und Erlaubniß des Königs. I4) Der Landfrie= de, der vor dieſem gemacht worden, ſoll ſeine Kraft und Gültigkeit behalten. 15) Alle Fürsten, Herren und Stádte dieſer Einung verbanden ſich Wenzeln wider alle seine Feinde zu schützen und ihm zu helfen, wenn ihm jemand an Würde, Land und Leuten ſcha= den wollte. I6) Bey den Feldzügen ſollen die Got= teshäuſer, geiſtliche Perſonen und ihre Güter ver= ſchont und im Frieden erhalten werden. I7) Dieſe Bundsgenoſſen werden in vier Partheyen getheilet : die erſle begreift in sich das Königreich Böhmen und was dazu gehort/ die Mark Brandenburg, und die Her= zogthůmer Sachſen und Lüneburg. I8) Zur zwey= ten Parthey ſollen gehoren die Ruhrfürſlenthûmer von Maynz: Röln, Trier, Pfalz; die Landgrafen von Heſſen und die Markgrafen von Baden. I9) Die dritte Parthey ſollen ausmachen die Herzoge Albrecht und Leopold von Oeſtreich/ Stephan/ Friedrich und Iohann, Gebrüder und Herzoge von Bayern, der Herzog von Lothringen, wie auch die Biſchöfe von Strasburg, Augsburg, Regensburg und die Gra- fen ron Würtenberg. 20) Zur vierten Parthen wurden verechnet die Biſchöfe von Bamberg, Würz= burg; Lichſtädt, die Markgrafen von Meiſſen und Thuringen/ und die Burggrafen zu Mürnberg. Die Fürsten, Herren und Städte aber, welche hinführo dieſer Einung beytreten, ſollen zu der Parthey, die ihnen am nächften liegt, aufgenommen werden. 2I) Im Falle einer Irrung oder nothigen Berbeſſerung dieſer Einung ſoll jede Parthey zwey Bevollmáchtigte ernennen, welche dann alle Iahre viermal, immer zur Frohnfasenzeit, zusammenkommen, und das Ns- thige ausgleichen werden. 22) Im Falle aber, daß man
Strana 133
Will nach Rom reiſen. 133 man sich über Sachen von großer Wichtigkeit berath 1383. ſchlagen müßte, ſo wird eine jede der vier Partheyen einen Bevollnachtigten ernennen, und ihn nach Nürn= berg, wo die Ráthe zuſammenkommen, ſchicken. 23) Dieſe Einung und dieſer Landfriede ſollen von nun an bis künftigen St Georgen Tag, und dann von dieſer Zeit an ganze volle zwólf Iahre fortdauern. Dann ſoll der König die Macht haben, den Landfrieden zu ver= beſſern oder auch zu verlängern. 24) Endlich ver= ſprach der Kónig, daß er dieſe Artikel und Punkte alle treulich und fläts halten wolle, und die oben ge- nannten Fürsten bekannten, daß sie zu den Heiligen geſchworen haben, alles Borgeſchriebene und Beſchloſ ſene zu erfüllen ; zu deſſen Beſkätigung ſie ihre In= ſiegel beydruckten. I. Und ſo legte Wenzel den Grund zu einem dauerhaften Frieden im Reiche ; man hätte auch glauben ſollen, daß er die ganze zwólf Iahre, alſo bis in das I. I394. fortdauern würde, indem ſo viele máchtigeFürsten des Reichs sich mit einem Tide verbunden, daß sie ihn halten und vollführen wollen. Der Kónig Wenzel hatte auch auf dieſem Reichstage den verſammelten Fürſten vorgetragen, wie ſehnlich der Pabſt Urban VI. winſche, daß er nach Rom kommen, von ihm die Kaiſerkrone empfangen, und Italien von den Angriffen des franzósiſchen Prin= zen Ludwig, Herzogs von Anjou, befreyen möchte, wie denn derſelbe noch mit Ende des vorigen Iahrs dieſerwegen an den König geſchrieben hatte 2. So= wohl die Kuhrfürsken, als auch die übrigen Reichs glieder fanden die Wûnſche und das Verlangen des Pabſtes ſehr billig, und ſie mogen Wenzeln zu dem Rómerzuge gerathen haben. Es wurde alſo beſchloſ- ſen J 3 LI Mert 1 Originale in Archiv. Cæs. Vind. cum 18 Sigillis. Item in Archiv. Ratisbon. Gedruckt in Reichs=Abſchie= den S. 88. 2 Urkundenb. n. XXXIV.
Will nach Rom reiſen. 133 man sich über Sachen von großer Wichtigkeit berath 1383. ſchlagen müßte, ſo wird eine jede der vier Partheyen einen Bevollnachtigten ernennen, und ihn nach Nürn= berg, wo die Ráthe zuſammenkommen, ſchicken. 23) Dieſe Einung und dieſer Landfriede ſollen von nun an bis künftigen St Georgen Tag, und dann von dieſer Zeit an ganze volle zwólf Iahre fortdauern. Dann ſoll der König die Macht haben, den Landfrieden zu ver= beſſern oder auch zu verlängern. 24) Endlich ver= ſprach der Kónig, daß er dieſe Artikel und Punkte alle treulich und fläts halten wolle, und die oben ge- nannten Fürsten bekannten, daß sie zu den Heiligen geſchworen haben, alles Borgeſchriebene und Beſchloſ ſene zu erfüllen ; zu deſſen Beſkätigung ſie ihre In= ſiegel beydruckten. I. Und ſo legte Wenzel den Grund zu einem dauerhaften Frieden im Reiche ; man hätte auch glauben ſollen, daß er die ganze zwólf Iahre, alſo bis in das I. I394. fortdauern würde, indem ſo viele máchtigeFürsten des Reichs sich mit einem Tide verbunden, daß sie ihn halten und vollführen wollen. Der Kónig Wenzel hatte auch auf dieſem Reichstage den verſammelten Fürſten vorgetragen, wie ſehnlich der Pabſt Urban VI. winſche, daß er nach Rom kommen, von ihm die Kaiſerkrone empfangen, und Italien von den Angriffen des franzósiſchen Prin= zen Ludwig, Herzogs von Anjou, befreyen möchte, wie denn derſelbe noch mit Ende des vorigen Iahrs dieſerwegen an den König geſchrieben hatte 2. So= wohl die Kuhrfürsken, als auch die übrigen Reichs glieder fanden die Wûnſche und das Verlangen des Pabſtes ſehr billig, und ſie mogen Wenzeln zu dem Rómerzuge gerathen haben. Es wurde alſo beſchloſ- ſen J 3 LI Mert 1 Originale in Archiv. Cæs. Vind. cum 18 Sigillis. Item in Archiv. Ratisbon. Gedruckt in Reichs=Abſchie= den S. 88. 2 Urkundenb. n. XXXIV.
Strana 134
134 Zält sich zu Nürnberg auf. 14 c.m. 13 e.m. I383. ſen/ daß der König Wenzel im náchſt folgenden Mo= nat May die Reiſe antreten/ und ſich von Urban VI. zum Rom. Kaiſer kronen laſſen ſollte. Wenzel fer= tigte mit der Nachricht hievon einen Boten nach Rom ab , und der Pabſt ſäumte nicht Wenzeln alſogleich wieder zu ſchreiben, wie groß ſeine und ſeiner Brüder, der Kardinále , Freude über dieſe Entſchlieſfung gewe= ſen/ und verſicherte ihn/ daß man ihn mit ſehr großen Ehrenbezeugungen, dergleichen noch keiner ſeiner Bor= fahren genoſſen, in Rom empfangen werde I. Der Kónig Wenzel blieb Hierauf noch einige Zeit in Nürnberg, wie es ſeine daſelbſt ausgefertigte Urkun= den bezeugen. So gab er denen in der Grafſchaft Oet= tingen geſeſſenen Iuden das Borrecht, daß ſie vor kein I2Mer: fremdes Gericht geladen werden ſollten 2. Am nehm= lichen Tage gab auch Wenzel eine Lehnserſträckung für e d. Görz 3. Am folgenden aber die Erklärung, daß un= geachtet des lestgeſchloſſenen Landfriedens, Köln und Oeſtreich, der Entlegenheit wegen/ einander zu hel= fen nicht verbunden ſeyen 4. Da ſich ferners das Ka= pitel zu Worms über die Berheerung ihrer Kirchen bey dem König beklagte, ſo belegte er die Miſfetha- ter mit der Reichsacht/ und befahl dem Anton von Montfort, daß er ſie von nun an meiden, ihnen we= der Nahrung noch Trank oder Behauſung und Auf= enthalt geſlatten ſolle. Die geächteten waren die Herren Boſſe von Waldek , Gottfried von Randek, Heinik von Rodenſtein und andere mehr 5. Weil nun Wen= zel wünſchte, daß der oben angeführte Landfrieden dau- erhaft ſeyn und das Reich glucklich machen mochte, ſo ſchickte er den Befehl an die übrigen Fürsten, Gra- fen 1 Urkundenb. n. XXXV. et n. XXXVII. 2 LANG Tom. V. S. 44. 3 Origin, in Arch. Cæs. Vind. an St. Gregorii Tag. 4 Originale IBID. Freytag vor dem Palmtag. Schannat. Hist. Wormat, Prob. p. 191. 5
134 Zält sich zu Nürnberg auf. 14 c.m. 13 e.m. I383. ſen/ daß der König Wenzel im náchſt folgenden Mo= nat May die Reiſe antreten/ und ſich von Urban VI. zum Rom. Kaiſer kronen laſſen ſollte. Wenzel fer= tigte mit der Nachricht hievon einen Boten nach Rom ab , und der Pabſt ſäumte nicht Wenzeln alſogleich wieder zu ſchreiben, wie groß ſeine und ſeiner Brüder, der Kardinále , Freude über dieſe Entſchlieſfung gewe= ſen/ und verſicherte ihn/ daß man ihn mit ſehr großen Ehrenbezeugungen, dergleichen noch keiner ſeiner Bor= fahren genoſſen, in Rom empfangen werde I. Der Kónig Wenzel blieb Hierauf noch einige Zeit in Nürnberg, wie es ſeine daſelbſt ausgefertigte Urkun= den bezeugen. So gab er denen in der Grafſchaft Oet= tingen geſeſſenen Iuden das Borrecht, daß ſie vor kein I2Mer: fremdes Gericht geladen werden ſollten 2. Am nehm= lichen Tage gab auch Wenzel eine Lehnserſträckung für e d. Görz 3. Am folgenden aber die Erklärung, daß un= geachtet des lestgeſchloſſenen Landfriedens, Köln und Oeſtreich, der Entlegenheit wegen/ einander zu hel= fen nicht verbunden ſeyen 4. Da ſich ferners das Ka= pitel zu Worms über die Berheerung ihrer Kirchen bey dem König beklagte, ſo belegte er die Miſfetha- ter mit der Reichsacht/ und befahl dem Anton von Montfort, daß er ſie von nun an meiden, ihnen we= der Nahrung noch Trank oder Behauſung und Auf= enthalt geſlatten ſolle. Die geächteten waren die Herren Boſſe von Waldek , Gottfried von Randek, Heinik von Rodenſtein und andere mehr 5. Weil nun Wen= zel wünſchte, daß der oben angeführte Landfrieden dau- erhaft ſeyn und das Reich glucklich machen mochte, ſo ſchickte er den Befehl an die übrigen Fürsten, Gra- fen 1 Urkundenb. n. XXXV. et n. XXXVII. 2 LANG Tom. V. S. 44. 3 Origin, in Arch. Cæs. Vind. an St. Gregorii Tag. 4 Originale IBID. Freytag vor dem Palmtag. Schannat. Hist. Wormat, Prob. p. 191. 5
Strana 135
Verbeſſert die Münze. 135 fen, Freyen und Ritter des Reichs, daß sie sich in 1383. die von ihm errichtete Einung begeben und dem Land= frieden beytreten ſollen I. Dann ſchickte er noch einen I4Mer= Befehl an Regensburg, die dasige Geiſtlichkeit betref- fend 2. Hierauf kehrte er nach Bößmen wieder zu 15 e.m. růck. Er hatte wahrgenommen, daß die kleine in Böhmen gangbare Münze von ſehr geringem Werthe ſey daher gab er zu Karlſkein, wo er ſich damals auf= hielt, eine Berordnung heraus) daß man zum Beſten der Inwohner des Königreichs neue Heller, deren zwolfe auf einen böhmiſchen Groſchen gehen, prägen ſolle. Er schickte zugleich den Befehl an die böhmi- ſchen Stádte, daß man öffentlich kund machen ſolle, kûnftig ſich nur dieſer neuen, und keiner andeoen Heller im Handel und Wandel zu bedienen 3. Im folgen= den Monate aber ſcheint er ſich in Prag aufgehalten zu haben. An den königlichen Hofrichter, Beneſch von Liebuſchicz, fertigte er einen Befehl aus, der den An= fall an die königliche Kammer derjenigen Güter be- traf, die niemanden vermacht worden 4. Dann einen 4 May andern Brief an Wilhelm von Haſenburg wegen Leo= pold von Ossek, seines Officials 5. Im Juny soll 7 e.m Wenzel zu Tocznik einen Brief, der die Kaufmann= J 4 20 Apr. ſchaft 1 Sattler Forts. I. in Beylag. n. I76. 2 Originale in Archivo Ratisb. 3 Dipl, in VOIGTS Münzgesch. Th. II. S. 197. gehört aber auf die� 1383 und nicht auf das 1382. Iahr. 4 BERGHAVER p. 202. 5 IDEM I. c. Berghauer ſagt am a. O. dieſe zwey Briefe waren datirt, Ex aula noſtra regali Vrbis Maioris. Allein da ich unter ſo viel hundert Di= plomen, die Wenzel zu Prag ausgefertiget hat, im= mer das nehniliche Datunt Fragæ oder zu Prag, und nie ex aula noſtra regali Vrbis Maioris gefunden ha= be, ſo ist es sonderbar, daß nur BERGHAVER ein ſolches Datum geleſen haben ſollte.
Verbeſſert die Münze. 135 fen, Freyen und Ritter des Reichs, daß sie sich in 1383. die von ihm errichtete Einung begeben und dem Land= frieden beytreten ſollen I. Dann ſchickte er noch einen I4Mer= Befehl an Regensburg, die dasige Geiſtlichkeit betref- fend 2. Hierauf kehrte er nach Bößmen wieder zu 15 e.m. růck. Er hatte wahrgenommen, daß die kleine in Böhmen gangbare Münze von ſehr geringem Werthe ſey daher gab er zu Karlſkein, wo er ſich damals auf= hielt, eine Berordnung heraus) daß man zum Beſten der Inwohner des Königreichs neue Heller, deren zwolfe auf einen böhmiſchen Groſchen gehen, prägen ſolle. Er schickte zugleich den Befehl an die böhmi- ſchen Stádte, daß man öffentlich kund machen ſolle, kûnftig ſich nur dieſer neuen, und keiner andeoen Heller im Handel und Wandel zu bedienen 3. Im folgen= den Monate aber ſcheint er ſich in Prag aufgehalten zu haben. An den königlichen Hofrichter, Beneſch von Liebuſchicz, fertigte er einen Befehl aus, der den An= fall an die königliche Kammer derjenigen Güter be- traf, die niemanden vermacht worden 4. Dann einen 4 May andern Brief an Wilhelm von Haſenburg wegen Leo= pold von Ossek, seines Officials 5. Im Juny soll 7 e.m Wenzel zu Tocznik einen Brief, der die Kaufmann= J 4 20 Apr. ſchaft 1 Sattler Forts. I. in Beylag. n. I76. 2 Originale in Archivo Ratisb. 3 Dipl, in VOIGTS Münzgesch. Th. II. S. 197. gehört aber auf die� 1383 und nicht auf das 1382. Iahr. 4 BERGHAVER p. 202. 5 IDEM I. c. Berghauer ſagt am a. O. dieſe zwey Briefe waren datirt, Ex aula noſtra regali Vrbis Maioris. Allein da ich unter ſo viel hundert Di= plomen, die Wenzel zu Prag ausgefertiget hat, im= mer das nehniliche Datunt Fragæ oder zu Prag, und nie ex aula noſtra regali Vrbis Maioris gefunden ha= be, ſo ist es sonderbar, daß nur BERGHAVER ein ſolches Datum geleſen haben ſollte.
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136 Setzt einen Reichsvikar ſchaft der Altſfadt Prag betraf ausgefertiget haben I. Bald darauf treffen wir ihn zu Prag an. Er gab hier einem Prager Bürger/ Iurzik von Laun, die Erlaubniß in der Schloßkirche einen Altar zu Ehren der Jungfrau Maria und anderer Heiligen zu skifteny wo- zu derselbe ein jährliches Einkommen von eilf Schok I2 e.m. Groſchen auf das Dorf Oſuſſin vermachte 2. Wir haben oben erzäßlt, daß der König Wenzel im May dieſes Iahrs habe nach Italien reiſen wollen. Es müsfen aber große Hinderniſſe dazwiſchen gekom= men seyn, worunter wohl der Geldmangel das erste geweſen, ſo daß Wenzel ſein Borhaben, wenn es doch im Ernſk gemeint war, hat fahren laſſen müſ- ſen. Bjelleicht wandten ihn die franzdſiſchen Geſand= ten/ welche um dieſe Zeit nach Prag gekommen wa= ren, davon ab. Sie mogen ihm vorgestellt haben daß Frankreich die von Urban VI. an ihm verrichte= te Krönung nie für gültig anſehen würde, weil ihn dieſer Hof für den wahren und rechtmáſſigen Pabſt nicht erkannte. Der König Wenzel, der ohne dieß weder Zeit noch Luſt nach Rom zu reiſen hatte, beſchloß ſeinen Better, den Markgrafen Iodok, an ſeiner ſlatt dahin zu ſchicken. Dieſen ernannte er alſo zu ſeinem und des Rom. Reichs allgemeinen Reichsvikar über ganz Italien, und gab ihm volle Macht alle Neichsgeſchäfte daſelbſky ſo wie ein wirklicher Kaiſer, zu führen und zu bestellen, dazu er für ihn das Di- plom 1383. 8 Jun. I BERGHAUER pag. 360. Ob ich gleich dieſe drey von Berghauer angeführte Urkunden entwe= der für unterſchoben, oder die Data für verfälſcht halte , habe ich ſie doch indeſſen einrücken wollen. Das Schloß Tocznik hat K. Wenzel vor dem Iahre I409 nicht bewohnt. Kein Diplom iſt daſelbst vor an. 1409 ausgefertigt worden. Hayeks Erzáhlung, daß der König in dieſem I383 Jahre nach Toczuik gegangen, kann daher auch nicht beſtehen. 2 Origin, in Arch. Capituli Prag. et libri Erect. Vol. I.
136 Setzt einen Reichsvikar ſchaft der Altſfadt Prag betraf ausgefertiget haben I. Bald darauf treffen wir ihn zu Prag an. Er gab hier einem Prager Bürger/ Iurzik von Laun, die Erlaubniß in der Schloßkirche einen Altar zu Ehren der Jungfrau Maria und anderer Heiligen zu skifteny wo- zu derselbe ein jährliches Einkommen von eilf Schok I2 e.m. Groſchen auf das Dorf Oſuſſin vermachte 2. Wir haben oben erzäßlt, daß der König Wenzel im May dieſes Iahrs habe nach Italien reiſen wollen. Es müsfen aber große Hinderniſſe dazwiſchen gekom= men seyn, worunter wohl der Geldmangel das erste geweſen, ſo daß Wenzel ſein Borhaben, wenn es doch im Ernſk gemeint war, hat fahren laſſen müſ- ſen. Bjelleicht wandten ihn die franzdſiſchen Geſand= ten/ welche um dieſe Zeit nach Prag gekommen wa= ren, davon ab. Sie mogen ihm vorgestellt haben daß Frankreich die von Urban VI. an ihm verrichte= te Krönung nie für gültig anſehen würde, weil ihn dieſer Hof für den wahren und rechtmáſſigen Pabſt nicht erkannte. Der König Wenzel, der ohne dieß weder Zeit noch Luſt nach Rom zu reiſen hatte, beſchloß ſeinen Better, den Markgrafen Iodok, an ſeiner ſlatt dahin zu ſchicken. Dieſen ernannte er alſo zu ſeinem und des Rom. Reichs allgemeinen Reichsvikar über ganz Italien, und gab ihm volle Macht alle Neichsgeſchäfte daſelbſky ſo wie ein wirklicher Kaiſer, zu führen und zu bestellen, dazu er für ihn das Di- plom 1383. 8 Jun. I BERGHAUER pag. 360. Ob ich gleich dieſe drey von Berghauer angeführte Urkunden entwe= der für unterſchoben, oder die Data für verfälſcht halte , habe ich ſie doch indeſſen einrücken wollen. Das Schloß Tocznik hat K. Wenzel vor dem Iahre I409 nicht bewohnt. Kein Diplom iſt daſelbst vor an. 1409 ausgefertigt worden. Hayeks Erzáhlung, daß der König in dieſem I383 Jahre nach Toczuik gegangen, kann daher auch nicht beſtehen. 2 Origin, in Arch. Capituli Prag. et libri Erect. Vol. I.
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über Italien. 137 plom ausfertigte 1. Bald darauf erhielt Wenzel ein 1383. Schreiben von Rom. Der Pabſt giebt ihm ſeine 5 Iuln Berwunderung zu erkennen, daß er den Römerzug zu der von ihm ſelbſt beſtimmten, und von den Kuhr= fürsten gutgeheißenen Zeit nicht unternommen habe. Er wirft ihm Nachlässigkeit und Langsamkeit vor, und ermahnt ihn, ſich vor den franzöſiſchen Geſandten zu huten, indem es für ihn höchst gefährlich ware, sich mit Schismatikern in Unterhandlungen oder in Ge= ſpräche einzulaſſen 2. Dieſe Sprache des Pabſfes mag den König verdroſſen haben. Er trug alſo Io= doken, ſeinem bereits ernannten Statthalter in Wal= ſchen Landen auf, die alten Bündniſſe mit Frankreich, gleich bey ſeiner Ankunft in Italien, zu erneuern, und sich beſonders mit dem Herzog von Anjou zu verbinden 3. Und gab ihm zugleich die Macht alle nur zrAug. mögliche Mittel anzuwenden, die Spaltung in der Chriſkenheit aufzuheben 4. Aus allen dem erhellet, daß der Kónig Wenzel mit dem Pabſt Urban VI. zu dieſer Zeit nicht im beſten Bernehmen geſkanden ſey. Nachdem der König alles dieß abgefertiget hat- te, überließ er dem Herzog Leopold von Geſtreich die Reichsſleuer zu Ueberlingen, Puchaw und Kempten/ 5 24 e.m. und gieng nach Bettlern, wo er dem erwähnten Her= J 5 c. d. Og 1 Urkundenb. n. XXXVI. Ich habe nur den Anfang und das Ende dieſer Urkunde abdrucken laſſen. Das übrige kommt mit andern dergleichen Briefen über= ein. 2 Urkundenb. n. XXXVII. 3 Urkundenb. n. XXXVIII. 4 Urkundenb. n. XXXIX. 5 Origin, in Archiv. Cæs. Vindob. Geben Prag und zum Bettler am St. Bartholomäus Tag. Wenzel mag die Sache in Prag haben ausfertigen, zu Beli= lern aber ſiegeln und datiren laſſen.
über Italien. 137 plom ausfertigte 1. Bald darauf erhielt Wenzel ein 1383. Schreiben von Rom. Der Pabſt giebt ihm ſeine 5 Iuln Berwunderung zu erkennen, daß er den Römerzug zu der von ihm ſelbſt beſtimmten, und von den Kuhr= fürsten gutgeheißenen Zeit nicht unternommen habe. Er wirft ihm Nachlässigkeit und Langsamkeit vor, und ermahnt ihn, ſich vor den franzöſiſchen Geſandten zu huten, indem es für ihn höchst gefährlich ware, sich mit Schismatikern in Unterhandlungen oder in Ge= ſpräche einzulaſſen 2. Dieſe Sprache des Pabſfes mag den König verdroſſen haben. Er trug alſo Io= doken, ſeinem bereits ernannten Statthalter in Wal= ſchen Landen auf, die alten Bündniſſe mit Frankreich, gleich bey ſeiner Ankunft in Italien, zu erneuern, und sich beſonders mit dem Herzog von Anjou zu verbinden 3. Und gab ihm zugleich die Macht alle nur zrAug. mögliche Mittel anzuwenden, die Spaltung in der Chriſkenheit aufzuheben 4. Aus allen dem erhellet, daß der Kónig Wenzel mit dem Pabſt Urban VI. zu dieſer Zeit nicht im beſten Bernehmen geſkanden ſey. Nachdem der König alles dieß abgefertiget hat- te, überließ er dem Herzog Leopold von Geſtreich die Reichsſleuer zu Ueberlingen, Puchaw und Kempten/ 5 24 e.m. und gieng nach Bettlern, wo er dem erwähnten Her= J 5 c. d. Og 1 Urkundenb. n. XXXVI. Ich habe nur den Anfang und das Ende dieſer Urkunde abdrucken laſſen. Das übrige kommt mit andern dergleichen Briefen über= ein. 2 Urkundenb. n. XXXVII. 3 Urkundenb. n. XXXVIII. 4 Urkundenb. n. XXXIX. 5 Origin, in Archiv. Cæs. Vindob. Geben Prag und zum Bettler am St. Bartholomäus Tag. Wenzel mag die Sache in Prag haben ausfertigen, zu Beli= lern aber ſiegeln und datiren laſſen.
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138 Beſorgt das Wohl 28 c.m. 1383. zog eine Berſchreibung auf die kaiſerliche Bogtey zu Augsburg ausfertigte I. Mit Ende des Auguſtmo= 24Aug. nats aber war er ſchon wieder zu Prag. Wenzel hatte längſt wahrgenommen, daß der Karolin, oder das Haus, welches der Kaiſer Karl IV. im I. I366. der hohen Schule zu Prag geſchenkt hatte, an einem unbequemen Orte gelegen, und den darinn wohnenden Magiſtern und Lehrern zu enge ſen daher tauſchte er dafür ein anderes auf dem neuen Markte, der Kirche St. Galli gegenüber gelegenes Haus ein, welches jemals der reiche Prager Bürger, Iohlin Rotlew gebauet hatte, und ſchenkte es der Univerſitat, der es noch heut zu Tage gehört und der Karolin genannt wird 2. Am nehmlichen Tage er= ſchienen auch die Magiſkri der hohen Schule vor dem König/ mit der Bitte, er möchte ihnen einen Gna= denbrief des Kaiſers Karl IV. beſlätigen, kraft deſſen kein anderer, als immer der áltefte Magiſker am Ka= roline die bey Allerheiligen auf dem Prager Schloſſe erledigte Kanonikate und andere Pfründen erhalten und geniefſen ſollte, ſo ihnen Wenzel ohne ferneren Anfkand bewilligte und ausfertigte 3. Es waren aber in dieſem Jahre folgende Domherren bey Allerhei= c. d. li= 1 Origin, in Arehivo Cæs. Vindob. Geben zum Bett= lern. Dieſer Ort kömmt hier zum erftenmal vor. Er heißt böhmiſch Ziebrak, lat. Mendicum , und liegt eine kleine Tagreiſe von Prag an der Reichsſtraſſe. Hier hatte Wenzel ein Schloß. nahe an der Stadt, davon man die Rudera noch ſieht. Er pflegte hier bis in das I. I409 zu wohnen. Dann lief er das alte , eben daſelbſt auf einem Berge gelegene Schloß Tocznik zurichten, wo er ſich nach dieſer Zeit zum oftern aufgehalten hat. 2 Urkundenbuch n. XL. 3 Urkundenb. n. XLI.
138 Beſorgt das Wohl 28 c.m. 1383. zog eine Berſchreibung auf die kaiſerliche Bogtey zu Augsburg ausfertigte I. Mit Ende des Auguſtmo= 24Aug. nats aber war er ſchon wieder zu Prag. Wenzel hatte längſt wahrgenommen, daß der Karolin, oder das Haus, welches der Kaiſer Karl IV. im I. I366. der hohen Schule zu Prag geſchenkt hatte, an einem unbequemen Orte gelegen, und den darinn wohnenden Magiſtern und Lehrern zu enge ſen daher tauſchte er dafür ein anderes auf dem neuen Markte, der Kirche St. Galli gegenüber gelegenes Haus ein, welches jemals der reiche Prager Bürger, Iohlin Rotlew gebauet hatte, und ſchenkte es der Univerſitat, der es noch heut zu Tage gehört und der Karolin genannt wird 2. Am nehmlichen Tage er= ſchienen auch die Magiſkri der hohen Schule vor dem König/ mit der Bitte, er möchte ihnen einen Gna= denbrief des Kaiſers Karl IV. beſlätigen, kraft deſſen kein anderer, als immer der áltefte Magiſker am Ka= roline die bey Allerheiligen auf dem Prager Schloſſe erledigte Kanonikate und andere Pfründen erhalten und geniefſen ſollte, ſo ihnen Wenzel ohne ferneren Anfkand bewilligte und ausfertigte 3. Es waren aber in dieſem Jahre folgende Domherren bey Allerhei= c. d. li= 1 Origin, in Arehivo Cæs. Vindob. Geben zum Bett= lern. Dieſer Ort kömmt hier zum erftenmal vor. Er heißt böhmiſch Ziebrak, lat. Mendicum , und liegt eine kleine Tagreiſe von Prag an der Reichsſtraſſe. Hier hatte Wenzel ein Schloß. nahe an der Stadt, davon man die Rudera noch ſieht. Er pflegte hier bis in das I. I409 zu wohnen. Dann lief er das alte , eben daſelbſt auf einem Berge gelegene Schloß Tocznik zurichten, wo er ſich nach dieſer Zeit zum oftern aufgehalten hat. 2 Urkundenbuch n. XL. 3 Urkundenb. n. XLI.
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der Prager hohen Schule. 139 ligen. Ulrich von Sulzbach, Dechant I. Friedmann I383. von Drag. Tillmann von Raſſel, Iohann von Ma= rienwerder) Lupus von Stražny, Menſo von Bek= hauſen, Niklas von Gubin, Konrad von Zoltaw, und Matthäus von Krakan 2. Dieſe neun Dom= herren bey Allerheiligen findet man in dem Protokolle der philosophischen Fakultät unter den Magistern aufgezeich- net/ weſches mit dem I. I366 anfangt. Schon in dieſem Iahre kommt Friedmann von Prag als wirklicher Era= minator vor. Tillmann von Kaſſel ward An. I368 Ma= giſter, wie auch Iohann Marienwerder im I. I369 einen Lehrſluhl erhielt und An. I374 Dechant der Phi= loſophie war. Lupus von Stražny, ſonſ Blaſius Lu= pus genannt, war I376 Dechant der philoſophiſchen Fa= kultát. Menſo von Bekhauſen ward An. I367 Backa= lar und dann 2373 2c. Lehrer. Niklas von Gubin ward An. I369 Magiſker der freyen Künste. Kon= rad von Zoltaw war im I. I372 Dekan der Philoſo= phie und ſkand noch im I. I384, alſo auch als wirk- licher Chorherr bey der Univerſität. Matthäus von Krakau iſt im I. I367 Magiſter geworden, und kommt nach der Zeit öfters in dem Protokolle vor. Dieß habe ich zum Beweiſe anzeigen wollen, daß die Berordnung Karls IV. noch damals in Erfüllung gebracht worden. Bald darauf, oder längstens mit Anfang des folgenden I384ften Jahrs zogen die ſämmtlichen Lh= rer aus dem alten in den neuen Karolin. Dieß ge= ſchah 1 Literæ Receptionum in Canonicos Eccl. Prag ab an. I378 — 1389. Laut dieſer gleichzeitigen Handſchrift, welche im Archive des hochw. Domkapitels zu Prag aufbewahrt wird, war dieſer Ulrich ſchon in dem Jahr 1377 und auch noch im Jahr 1384 bis in I0. Ott. Dechaut bey Allerheiligen. Berghauer hat gefunden, daß er am 26. Iánner geſtorben. Das mag An. 1385 gescheben seyn, weil er An. 1384 am I0. Ott. noch gelebt hat. Vide BERGHAUER p. 201. 2 Erect. Vol. II. Fol. 72. ultima Martii.
der Prager hohen Schule. 139 ligen. Ulrich von Sulzbach, Dechant I. Friedmann I383. von Drag. Tillmann von Raſſel, Iohann von Ma= rienwerder) Lupus von Stražny, Menſo von Bek= hauſen, Niklas von Gubin, Konrad von Zoltaw, und Matthäus von Krakan 2. Dieſe neun Dom= herren bey Allerheiligen findet man in dem Protokolle der philosophischen Fakultät unter den Magistern aufgezeich- net/ weſches mit dem I. I366 anfangt. Schon in dieſem Iahre kommt Friedmann von Prag als wirklicher Era= minator vor. Tillmann von Kaſſel ward An. I368 Ma= giſter, wie auch Iohann Marienwerder im I. I369 einen Lehrſluhl erhielt und An. I374 Dechant der Phi= loſophie war. Lupus von Stražny, ſonſ Blaſius Lu= pus genannt, war I376 Dechant der philoſophiſchen Fa= kultát. Menſo von Bekhauſen ward An. I367 Backa= lar und dann 2373 2c. Lehrer. Niklas von Gubin ward An. I369 Magiſker der freyen Künste. Kon= rad von Zoltaw war im I. I372 Dekan der Philoſo= phie und ſkand noch im I. I384, alſo auch als wirk- licher Chorherr bey der Univerſität. Matthäus von Krakau iſt im I. I367 Magiſter geworden, und kommt nach der Zeit öfters in dem Protokolle vor. Dieß habe ich zum Beweiſe anzeigen wollen, daß die Berordnung Karls IV. noch damals in Erfüllung gebracht worden. Bald darauf, oder längstens mit Anfang des folgenden I384ften Jahrs zogen die ſämmtlichen Lh= rer aus dem alten in den neuen Karolin. Dieß ge= ſchah 1 Literæ Receptionum in Canonicos Eccl. Prag ab an. I378 — 1389. Laut dieſer gleichzeitigen Handſchrift, welche im Archive des hochw. Domkapitels zu Prag aufbewahrt wird, war dieſer Ulrich ſchon in dem Jahr 1377 und auch noch im Jahr 1384 bis in I0. Ott. Dechaut bey Allerheiligen. Berghauer hat gefunden, daß er am 26. Iánner geſtorben. Das mag An. 1385 gescheben seyn, weil er An. 1384 am I0. Ott. noch gelebt hat. Vide BERGHAUER p. 201. 2 Erect. Vol. II. Fol. 72. ultima Martii.
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140 Ertheilt Gnadenbriefe. 1383. ſchah mit viel Feyerlichkeit. Der Zuz beſkund aus ſechs und zwanzig Magiſfern) und aus einer großen Menge Backalare und Studenten I. Weil man aber damals vermeynte, ein Landfürſt darfe die Schulen aus einem Hauſe in das andere, ohne ausdrückliche Erlaubniß des Pabstes, nicht übertragen, so mußte Wenzel bey dem Pabſk Urban VI. um die Beſkáti= gung dieſer Abänderung anhalfen. Urban VI. fertig= te sie erst am 9. Dec. des 1384sten Jahrs aus. Daß aber die Uebertragung ſchon vor dieſem geſche= hen ſey, erhellet aus der Bulle ſelbſt 2. Dann ertheilte Wenzel dem Wilhelm von Ha= ſenburg und ſeinen Erben das Borrecht, daß er von niemand andern, als von einem Baron, vor Gericht 9 Sex. geladen werden dürfte 3. An die Städte der Land- vogten in Schwaben aber, die ihrem Landvogte nicht gehorchen wollten, ſchrieb er den Befehl, daß ſie Her= zog Leopolden von Oeſtreich , als ihrem vorgeſeſzten Landvogte, unterthänig und gehorſam ſeyn ſollen 4. Der Stadt Breslau ertheilte er das Borrecht, daß ihre Bürger und Einwohner Gold, Silber und an= dere Kaufmannswaren, die ſie aus fremden Landen bringen, frey und ungehindert durch der Krone Boh= men Lande führen mogen, ohne daß ihnen ein Ballen aufgemacht werde. Doch müßten ſie ein Zeugniß, 28 e.m. daß sie Bürger zu Breslau sind, aufweisen 5. Bald 11 e.m. dar I HAYEK ſed male ad an. 1385. 2 Dictumque Collegium Caroli et dictos Magistros et Scolares una cum omnibus iuribus — quibus dictam domum Lazari Judæi habuerant, poſſederant et inha- bituverant , ad ipſam domum, quæ fuerat quendam Ioannis Rothlewi, realiter tranſtulit. Bulla Urbani VI. in Archiuo Carolini data V. Id. Dec. Pontif. a. VII. 3 De LVDEVIG Reliq. Tom. V. p. 65. PAPROCZKY in Statu Domin. p. 77. 4 LVNIG C. G. D. Tom. II. p. 887. 5 LVNIG Parte Spec. Cont, IV. Th. II. Fortf. p. 253.
140 Ertheilt Gnadenbriefe. 1383. ſchah mit viel Feyerlichkeit. Der Zuz beſkund aus ſechs und zwanzig Magiſfern) und aus einer großen Menge Backalare und Studenten I. Weil man aber damals vermeynte, ein Landfürſt darfe die Schulen aus einem Hauſe in das andere, ohne ausdrückliche Erlaubniß des Pabstes, nicht übertragen, so mußte Wenzel bey dem Pabſk Urban VI. um die Beſkáti= gung dieſer Abänderung anhalfen. Urban VI. fertig= te sie erst am 9. Dec. des 1384sten Jahrs aus. Daß aber die Uebertragung ſchon vor dieſem geſche= hen ſey, erhellet aus der Bulle ſelbſt 2. Dann ertheilte Wenzel dem Wilhelm von Ha= ſenburg und ſeinen Erben das Borrecht, daß er von niemand andern, als von einem Baron, vor Gericht 9 Sex. geladen werden dürfte 3. An die Städte der Land- vogten in Schwaben aber, die ihrem Landvogte nicht gehorchen wollten, ſchrieb er den Befehl, daß ſie Her= zog Leopolden von Oeſtreich , als ihrem vorgeſeſzten Landvogte, unterthänig und gehorſam ſeyn ſollen 4. Der Stadt Breslau ertheilte er das Borrecht, daß ihre Bürger und Einwohner Gold, Silber und an= dere Kaufmannswaren, die ſie aus fremden Landen bringen, frey und ungehindert durch der Krone Boh= men Lande führen mogen, ohne daß ihnen ein Ballen aufgemacht werde. Doch müßten ſie ein Zeugniß, 28 e.m. daß sie Bürger zu Breslau sind, aufweisen 5. Bald 11 e.m. dar I HAYEK ſed male ad an. 1385. 2 Dictumque Collegium Caroli et dictos Magistros et Scolares una cum omnibus iuribus — quibus dictam domum Lazari Judæi habuerant, poſſederant et inha- bituverant , ad ipſam domum, quæ fuerat quendam Ioannis Rothlewi, realiter tranſtulit. Bulla Urbani VI. in Archiuo Carolini data V. Id. Dec. Pontif. a. VII. 3 De LVDEVIG Reliq. Tom. V. p. 65. PAPROCZKY in Statu Domin. p. 77. 4 LVNIG C. G. D. Tom. II. p. 887. 5 LVNIG Parte Spec. Cont, IV. Th. II. Fortf. p. 253.
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Reiſet nach Nürnberg. 141 darauf mußte Wenzel abermal eine Reiſe nach Nurn I383. berg machen 1. Wenzel hielt daſelbſt einen Fürſtentag, und be= lehnte die Landgrafen von Thuringen und Markgra= fen von Meijſen) Friedrich, Wilhelm und Georg) ſämmtlich mit ihren Lándern, die vom Reiche rührten 2, ſo wie ſie ihr Bater beſeſſen hatte. Dem Herzog Leo= pold von Oeſtreich beſkätigte Wenzel aufs neue den Frenheitsbrief, daß deſſen Unterthane ver fein fremdes Hof oder Landgericht geladen werden konnen 3. Am nehmlichen Tage beſlatigte Wenzel alle Borrechte der Maynzer Geiſtlichkeit, und wiederrufte den Frerſeitsbrief, den er der Stadt Maynz im I. I380 am I2. April gegeben hatte, weil hiedurch die Freyheiten des Erz= biſchofs Adolf und der übrigen Geiſtlichkeit daſelbft ge= hindert worden 4. Siefried von Veningen, Großmei= ſter der deutſchen Ordensritter bat Wenzeln um eine Beſlatigung ihrer Borrechte und Freyheiten, welche ſie ehemals von dem Kaifer Karln IV. bekommen hat= ten, ſo auch Wenzel that/ und ihre Borrechte noch mehr erweiterte 5. Dann reichte er dem Herzog Wil= helm von Geldern ſeine Lánder zu Lehen 6. Wir haben oben angemerkty daß der König Wen= zel ſeinen Better/ den Markgrafen Iodok von Mähren, zum Generalvikarius in Italien mit dem Auftrage er- nannt, die Tinigkeit und den Frieden in der Kirche II Okt. 16 e.m. c. d. 17 e.m. 18 e.m. her= I Ich muß hier anmerken, daß alle Diplome, welche Wenzel von I2. Iuny bis 28. Sept. darunter acht Originalien ſind, in Prag ausgefertiget hat , Pragæ, nicht aber Ex aula noſtra regali Urbis Maioris, wie die berghaueriſchen von 4. und 7. May , datirt ſind. 2 HORN I. c. p. 661. 3 LVNIG C. G. D. Tom. II. p. 527, 4 WüRTHW. Subſid. Dipl. Tom. IV. p. 392. et Noua S. D. Tom. II. p. 375. 5 SCHANNAT Samml. I. Th. p. 26. 6 LVNIG C. G. D. Tom. II. p. 1783.
Reiſet nach Nürnberg. 141 darauf mußte Wenzel abermal eine Reiſe nach Nurn I383. berg machen 1. Wenzel hielt daſelbſt einen Fürſtentag, und be= lehnte die Landgrafen von Thuringen und Markgra= fen von Meijſen) Friedrich, Wilhelm und Georg) ſämmtlich mit ihren Lándern, die vom Reiche rührten 2, ſo wie ſie ihr Bater beſeſſen hatte. Dem Herzog Leo= pold von Oeſtreich beſkätigte Wenzel aufs neue den Frenheitsbrief, daß deſſen Unterthane ver fein fremdes Hof oder Landgericht geladen werden konnen 3. Am nehmlichen Tage beſlatigte Wenzel alle Borrechte der Maynzer Geiſtlichkeit, und wiederrufte den Frerſeitsbrief, den er der Stadt Maynz im I. I380 am I2. April gegeben hatte, weil hiedurch die Freyheiten des Erz= biſchofs Adolf und der übrigen Geiſtlichkeit daſelbft ge= hindert worden 4. Siefried von Veningen, Großmei= ſter der deutſchen Ordensritter bat Wenzeln um eine Beſlatigung ihrer Borrechte und Freyheiten, welche ſie ehemals von dem Kaifer Karln IV. bekommen hat= ten, ſo auch Wenzel that/ und ihre Borrechte noch mehr erweiterte 5. Dann reichte er dem Herzog Wil= helm von Geldern ſeine Lánder zu Lehen 6. Wir haben oben angemerkty daß der König Wen= zel ſeinen Better/ den Markgrafen Iodok von Mähren, zum Generalvikarius in Italien mit dem Auftrage er- nannt, die Tinigkeit und den Frieden in der Kirche II Okt. 16 e.m. c. d. 17 e.m. 18 e.m. her= I Ich muß hier anmerken, daß alle Diplome, welche Wenzel von I2. Iuny bis 28. Sept. darunter acht Originalien ſind, in Prag ausgefertiget hat , Pragæ, nicht aber Ex aula noſtra regali Urbis Maioris, wie die berghaueriſchen von 4. und 7. May , datirt ſind. 2 HORN I. c. p. 661. 3 LVNIG C. G. D. Tom. II. p. 527, 4 WüRTHW. Subſid. Dipl. Tom. IV. p. 392. et Noua S. D. Tom. II. p. 375. 5 SCHANNAT Samml. I. Th. p. 26. 6 LVNIG C. G. D. Tom. II. p. 1783.
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142 Bleibt ſeinem Pabſte getreu. 18 Okt. 1383. Herzustellen, wie auch die alten Bündnisse mit Frank reich zu erneuern, ungeachtet ſich Urban VI. wider den leſzten Punkt einigemal ſehr geſkemmet hatte �. Dieß mag in Deutſchland, beſonders aber am Rheine das falſche Gerücht verurſacht haben, als wenn Wenzel von der Parthey des Romiſchen Pabſtes Urban VI. abgetreten, und ſich zu dem Pabſt von Avignon, Kle= mens VII. gewendet hatte. Daher ſchickte Wenzel an die Biſchofe von Lûttich, Utrccht und Dornik den Befeßl, daß sie dieſem falſchen Gerichte widerſprechen mochten. Er ſagt : “Wir haben von glaubwürdigen Mánnern vernommen, daß sich einige Ruhestörer un- terfangen unſere konigliche Hoheit zu verläumden, in= dem ſie dffentlich und heimlich vorgeben, daß wir durch Frankreichs Gesandte) die jungst in Böhmen bey uns waren, die Parthey des rechtmáſſigen Pabſtes Urban VI. zu verlaſſen und dem Gegenpabſt anzuhangen, verlei= tet worden.„ Wenzel erklärte alſo, daß er noch immer Urban den Sechften für das wahre Haupt der Kirche erkenne, und befiehlt den erwähnten Biſchöfen ein glei- ches zu thun/ er verbietet ihnen zugleich auf das erust= hafteſle, dem Gegenpapſt nicht anzuhangen, deſſelben Briefe nicht anzunehmen, ſeinen Boten kein Gehór zu geben/ ſondern ſie aus ihrem Gebiete zu vertreiben 2. Endlich verließ der König Wenzel Nürnberg, welches er in dieſem Iahre zweymal beſucht hatte, und gieng wieder nach Prag zurück. Bald nach ſeiner Ankunft bat ihn ſein Hofkaplan und Pfarrer zu Weſſele/ mit Namen Hinko, er moch= te 1 Vide LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 399. und Spic. Eccl. I. Th. p. 620. 2 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1400. Aus dieſem Schreiben Wenzels erhellet auch, daß ſein Auftrag an Iodok von Mähren wegen Unterſuchung der Päbſte beym Baluz. Acta Votera p. 890 auch nicht auf dieß Iahr paſſe.
142 Bleibt ſeinem Pabſte getreu. 18 Okt. 1383. Herzustellen, wie auch die alten Bündnisse mit Frank reich zu erneuern, ungeachtet ſich Urban VI. wider den leſzten Punkt einigemal ſehr geſkemmet hatte �. Dieß mag in Deutſchland, beſonders aber am Rheine das falſche Gerücht verurſacht haben, als wenn Wenzel von der Parthey des Romiſchen Pabſtes Urban VI. abgetreten, und ſich zu dem Pabſt von Avignon, Kle= mens VII. gewendet hatte. Daher ſchickte Wenzel an die Biſchofe von Lûttich, Utrccht und Dornik den Befeßl, daß sie dieſem falſchen Gerichte widerſprechen mochten. Er ſagt : “Wir haben von glaubwürdigen Mánnern vernommen, daß sich einige Ruhestörer un- terfangen unſere konigliche Hoheit zu verläumden, in= dem ſie dffentlich und heimlich vorgeben, daß wir durch Frankreichs Gesandte) die jungst in Böhmen bey uns waren, die Parthey des rechtmáſſigen Pabſtes Urban VI. zu verlaſſen und dem Gegenpabſt anzuhangen, verlei= tet worden.„ Wenzel erklärte alſo, daß er noch immer Urban den Sechften für das wahre Haupt der Kirche erkenne, und befiehlt den erwähnten Biſchöfen ein glei- ches zu thun/ er verbietet ihnen zugleich auf das erust= hafteſle, dem Gegenpapſt nicht anzuhangen, deſſelben Briefe nicht anzunehmen, ſeinen Boten kein Gehór zu geben/ ſondern ſie aus ihrem Gebiete zu vertreiben 2. Endlich verließ der König Wenzel Nürnberg, welches er in dieſem Iahre zweymal beſucht hatte, und gieng wieder nach Prag zurück. Bald nach ſeiner Ankunft bat ihn ſein Hofkaplan und Pfarrer zu Weſſele/ mit Namen Hinko, er moch= te 1 Vide LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 399. und Spic. Eccl. I. Th. p. 620. 2 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1400. Aus dieſem Schreiben Wenzels erhellet auch, daß ſein Auftrag an Iodok von Mähren wegen Unterſuchung der Päbſte beym Baluz. Acta Votera p. 890 auch nicht auf dieß Iahr paſſe.
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Strafet gewaltig 143 te die Stiftung einer täglichen Messe, welche die Bür= 1383. ger zu Weſſele machen wollten, erlauben und gut= 1 Nov. heissen, so auch der König that 1. Hierauf gieng er auf das Schloß Karlſtein, und ließ den Prager Erz= biſchof dahin kommen, um ihn von gewiſſen Streit= handeln/ die derſelbe mit den königlichen Hofbeaniten in ſeiner Abweſenheit angefangen hatte, abrumahnen. Es hatte nämlich des Königs Hofmarſchall, Czuch von Zaſada 2, bey ſeinem Gute Lobkowitz dee Fiſchfangs wegen auf der Elbe eine Wehre bauen laſſen. Der Erzbiſchof, als Herr und Beſitzer von Raudnitz aber gab vor, daß der Fluß daſelbſt nicht dem Hofmarſchalle ſondern dem Erzbißthume gehore. Er hatte daher ſeine Leute an die neu errichtete Wehre geſchickt und ſie mit Gewalt zerſtören laſſen. Der Hofmarſchall beklagte ſich beym Konig über dieſe Gewaltthätigkeit und bat um Genugthuung, die nun der König dem Erzbiſchof im Karlſkeine anbefahl. Wie sich aber dieſer, es zu thun weigerte, ſo gerieth Wenzel in Zorn/ verbot dem Erz= biſchof Karlſiein zu verlaſſen, und gab die erzbiſchof lichen Güter jedermann preis, ſo wie er es mit den Domherren von Breslau im I. I38I. gethan hatte. Die Hofe des Erzbiſchofs wurden alſo geplundert, das Bieh weggenommen, die Schüttbóden ausgeleert, und die Teiche ausgefiſchet, ſo daß der Erzbiſchof den Scha= den auf ſechs tauſend Schock Groſchen/ beynahe Hun= dert 1 Erect. Vol. IV. Fol. 20S. 2 Es waren damals drey Ieſſko oder Ioannes von Za- ſada, als Ieſſco Oczas, Ieiſco Czuch und Ieſſco Ko- ces de Zaſada. Alle dreye führten einen ſitzenden Hund im Wappen. Vide Dipl. n. XXIX. Sie waren Mitglieder der Bruderſchaft mit dem Reife. Czuch war Herr auf Lobkowitz, daher meynt Balbin , er gehóre zu dem Lobkowitziſchen Stamme. Er hat verſchiedene Stiftungen gemacht , welche Balbin recenſirt Miſc. 1. V. P. 84. 91. 249.
Strafet gewaltig 143 te die Stiftung einer täglichen Messe, welche die Bür= 1383. ger zu Weſſele machen wollten, erlauben und gut= 1 Nov. heissen, so auch der König that 1. Hierauf gieng er auf das Schloß Karlſtein, und ließ den Prager Erz= biſchof dahin kommen, um ihn von gewiſſen Streit= handeln/ die derſelbe mit den königlichen Hofbeaniten in ſeiner Abweſenheit angefangen hatte, abrumahnen. Es hatte nämlich des Königs Hofmarſchall, Czuch von Zaſada 2, bey ſeinem Gute Lobkowitz dee Fiſchfangs wegen auf der Elbe eine Wehre bauen laſſen. Der Erzbiſchof, als Herr und Beſitzer von Raudnitz aber gab vor, daß der Fluß daſelbſt nicht dem Hofmarſchalle ſondern dem Erzbißthume gehore. Er hatte daher ſeine Leute an die neu errichtete Wehre geſchickt und ſie mit Gewalt zerſtören laſſen. Der Hofmarſchall beklagte ſich beym Konig über dieſe Gewaltthätigkeit und bat um Genugthuung, die nun der König dem Erzbiſchof im Karlſkeine anbefahl. Wie sich aber dieſer, es zu thun weigerte, ſo gerieth Wenzel in Zorn/ verbot dem Erz= biſchof Karlſiein zu verlaſſen, und gab die erzbiſchof lichen Güter jedermann preis, ſo wie er es mit den Domherren von Breslau im I. I38I. gethan hatte. Die Hofe des Erzbiſchofs wurden alſo geplundert, das Bieh weggenommen, die Schüttbóden ausgeleert, und die Teiche ausgefiſchet, ſo daß der Erzbiſchof den Scha= den auf ſechs tauſend Schock Groſchen/ beynahe Hun= dert 1 Erect. Vol. IV. Fol. 20S. 2 Es waren damals drey Ieſſko oder Ioannes von Za- ſada, als Ieſſco Oczas, Ieiſco Czuch und Ieſſco Ko- ces de Zaſada. Alle dreye führten einen ſitzenden Hund im Wappen. Vide Dipl. n. XXIX. Sie waren Mitglieder der Bruderſchaft mit dem Reife. Czuch war Herr auf Lobkowitz, daher meynt Balbin , er gehóre zu dem Lobkowitziſchen Stamme. Er hat verſchiedene Stiftungen gemacht , welche Balbin recenſirt Miſc. 1. V. P. 84. 91. 249.
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144 den Prager Erzbiſchof. 4 Dec. I383. dert tauſend Gulden heutigen Geldes, rechnete I. Sein Biograph erzáhlt, daß bey der Wegtreibung des Biehs aus dem Erzb. Hof zu Kny zwey Wunder geſcheßen. Das erſte beſtand in dem, daß einem Schüßzen die Büchſe (Puſca) geſprungen und ihm die Hand wegge= riſſen, davon er am folgenden Tage geſtorben. Zwen= tens habe das Bieh nicht über den Bach gehen wollen. Beydes wáre in dieſem I383sten I. um Barbara ge= ſchehen 2. Die Altſkadt Prag bemáchtigte sich der klei= nen Inſel in der Moldau, itzt Benedig genannt/ wie auch der Ueberfuhr daſelbſt, welches beydes die Erz= biſchofe, man weis nicht wie, an ſich gezogen hatten. Der Erzbiſchof belegte ſie dieſerwegen mit dem Kir= chenbanne, darauf aber ſchon damals nicht viel mehr geachtet wurde 3. Aus der biſchöflichen Stadt Ro= kitzan wurde alles Bieh auf das Kammergut Kugel= weit getrieben, davon aber die biſchöflichen Waffen= tráger wieder etwas zur�ck eroberten. Das muß dem Erzbiſchof allerdings ſehr wehe gethan haben. Wir müſſen den Leſer mit dieſem Manne, weil er in der Folge dfters vorkommen wird, näher bekannt machen. Wir haben ſchon auf das I. I379 erwähnt, daß er von dem adelichen böhmiſchen Geſchlechte von Wlaſchim abſammte. Er ſchrieb ſich aber Iohann von Iensſtein oder Genzenſtein, weil ſein Bater Paul das Schloß Iensſfein, wovon noch ein Thurn an der Straſſe von Prag nach Brandeis zu ſehen ift, im Beſitz hatte. Er wurde anfangs Biſchof zu Meiſſen, und dann Erzbiſchof zu Prag/ welche Stelle ihm ſei= nes Baters Bruder, Iohan Oczko von Wlaſchim, da er Kardinal wurde, im I. I379 abgetreten. Der König Wenzel war mit dieſer Wahl ganz wohl zu= frieden/ weil dieſer Iohann von Ieneſtein, ſo lange er 1 Acta in Curia Romana MS. Art. XVII. 2 Vita Archiep. Iohannis MS. c. XX. 3 Acta cit. Art. XX.
144 den Prager Erzbiſchof. 4 Dec. I383. dert tauſend Gulden heutigen Geldes, rechnete I. Sein Biograph erzáhlt, daß bey der Wegtreibung des Biehs aus dem Erzb. Hof zu Kny zwey Wunder geſcheßen. Das erſte beſtand in dem, daß einem Schüßzen die Büchſe (Puſca) geſprungen und ihm die Hand wegge= riſſen, davon er am folgenden Tage geſtorben. Zwen= tens habe das Bieh nicht über den Bach gehen wollen. Beydes wáre in dieſem I383sten I. um Barbara ge= ſchehen 2. Die Altſkadt Prag bemáchtigte sich der klei= nen Inſel in der Moldau, itzt Benedig genannt/ wie auch der Ueberfuhr daſelbſt, welches beydes die Erz= biſchofe, man weis nicht wie, an ſich gezogen hatten. Der Erzbiſchof belegte ſie dieſerwegen mit dem Kir= chenbanne, darauf aber ſchon damals nicht viel mehr geachtet wurde 3. Aus der biſchöflichen Stadt Ro= kitzan wurde alles Bieh auf das Kammergut Kugel= weit getrieben, davon aber die biſchöflichen Waffen= tráger wieder etwas zur�ck eroberten. Das muß dem Erzbiſchof allerdings ſehr wehe gethan haben. Wir müſſen den Leſer mit dieſem Manne, weil er in der Folge dfters vorkommen wird, näher bekannt machen. Wir haben ſchon auf das I. I379 erwähnt, daß er von dem adelichen böhmiſchen Geſchlechte von Wlaſchim abſammte. Er ſchrieb ſich aber Iohann von Iensſtein oder Genzenſtein, weil ſein Bater Paul das Schloß Iensſfein, wovon noch ein Thurn an der Straſſe von Prag nach Brandeis zu ſehen ift, im Beſitz hatte. Er wurde anfangs Biſchof zu Meiſſen, und dann Erzbiſchof zu Prag/ welche Stelle ihm ſei= nes Baters Bruder, Iohan Oczko von Wlaſchim, da er Kardinal wurde, im I. I379 abgetreten. Der König Wenzel war mit dieſer Wahl ganz wohl zu= frieden/ weil dieſer Iohann von Ieneſtein, ſo lange er 1 Acta in Curia Romana MS. Art. XVII. 2 Vita Archiep. Iohannis MS. c. XX. 3 Acta cit. Art. XX.
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Dieſer wird geſchildert 145 er Biſchof zu Meiſſen war/ ein munterer und leut 1383. ſeliger Mann geweſen. Die Iagd war feine Lieblings= beſchäftigung, und er pflegte mehr die Wálder und Berge, als die Kirchen) zu beſuchen I. Wo ein Tur- nier gehalten wurde, da fand er ſich fleißig ein, und brach ſein Speer gleich andern Rittern mit viel Geſchicklichkeit. Er las auch gerne lateiniſche Dichter, und auf Reiſen war ſein Wagen immer mit dergleichen Büchern bepackt 2. Der König Wenzel fand alſo an ihm ſo viel Geſchmack, daß er ihn nicht nur zum Kanzler, ſondern auch um ihn ſtáts bey sich zu haben, ſchon im I. I379 zu ſeinem Gewiſſensrath machte. Allein, wie im Jahr 1382 der Erzbiſchof Ludwig von Magdeburg, nach dem er ſich die ganze Nacht mit Frauen auf dem Tanz= boden herum getummelt hatte) den Hals brach, und un= ſer Erzbiſchof dieſen Zufall für eine Strafe Gottes an= geſeben, anderte derſelbe hierauf ſeinen Lebenswandel derge= ſkalten, daß er von nun an mehr die Rolle eines mur= riſchen Monchs, als eines würdigen Erzbiſchofs ſpielte 2. Um nun ſeine jugendlichen Sünden 3 abzubusſen) fieng er ein ſehr ſrenges Leben zu führen an. Er brachte die meiſle Zeit entweder in dem Kloffer zu Raudniſz, oder in der Karthauſe bey Prag unter den Mönchen zuy trug ein Cilicium unter grober Kleidung, schlief auf der Erde, die Bibel oder einen Stein unter dem Haupte, peitſchte ſich bis aufs Blut, ließ ſeine Glie= der vor Kálte erſtarren, wuſch Bettlern die Füsse, lief bey der Nacht von Raudnitz auf den Berg Rzip des Gebets wegen, bediente die Mönche beym Tiſche/ und ſpeiffe auf der Erde. Das übertriebene Faſten ver I Plus montes et nemora , quam ſacra Eccleſiæ limina excolebat ſagt ſein Biograph. 2 Vita eius MS. 3 Præteritarum noctium laſciuias. IBIDEM * Erſter Theil.
Dieſer wird geſchildert 145 er Biſchof zu Meiſſen war/ ein munterer und leut 1383. ſeliger Mann geweſen. Die Iagd war feine Lieblings= beſchäftigung, und er pflegte mehr die Wálder und Berge, als die Kirchen) zu beſuchen I. Wo ein Tur- nier gehalten wurde, da fand er ſich fleißig ein, und brach ſein Speer gleich andern Rittern mit viel Geſchicklichkeit. Er las auch gerne lateiniſche Dichter, und auf Reiſen war ſein Wagen immer mit dergleichen Büchern bepackt 2. Der König Wenzel fand alſo an ihm ſo viel Geſchmack, daß er ihn nicht nur zum Kanzler, ſondern auch um ihn ſtáts bey sich zu haben, ſchon im I. I379 zu ſeinem Gewiſſensrath machte. Allein, wie im Jahr 1382 der Erzbiſchof Ludwig von Magdeburg, nach dem er ſich die ganze Nacht mit Frauen auf dem Tanz= boden herum getummelt hatte) den Hals brach, und un= ſer Erzbiſchof dieſen Zufall für eine Strafe Gottes an= geſeben, anderte derſelbe hierauf ſeinen Lebenswandel derge= ſkalten, daß er von nun an mehr die Rolle eines mur= riſchen Monchs, als eines würdigen Erzbiſchofs ſpielte 2. Um nun ſeine jugendlichen Sünden 3 abzubusſen) fieng er ein ſehr ſrenges Leben zu führen an. Er brachte die meiſle Zeit entweder in dem Kloffer zu Raudniſz, oder in der Karthauſe bey Prag unter den Mönchen zuy trug ein Cilicium unter grober Kleidung, schlief auf der Erde, die Bibel oder einen Stein unter dem Haupte, peitſchte ſich bis aufs Blut, ließ ſeine Glie= der vor Kálte erſtarren, wuſch Bettlern die Füsse, lief bey der Nacht von Raudnitz auf den Berg Rzip des Gebets wegen, bediente die Mönche beym Tiſche/ und ſpeiffe auf der Erde. Das übertriebene Faſten ver I Plus montes et nemora , quam ſacra Eccleſiæ limina excolebat ſagt ſein Biograph. 2 Vita eius MS. 3 Præteritarum noctium laſciuias. IBIDEM * Erſter Theil.
Strana 146
146 und beſchrieben. 1383. verurſachte ihm endlich eine Krankheit, die ihn manch= mal der Sinnen beraubte, ſo aber für eine heilige Ent= zückung gehalten wurde. Seinem Beichtvater verlieh er die Macht/ ihn öffentlich bey den Haaren Herum= zuziehen/ wenn er an ihm die geringſte Unanſiändig= keit wahrnehmen ſollte I. Dieſer Mann war nun Erzbiſchof zu Prag, pábſtlicher Legat zu Bamberg, Regensburg und Meis- ſen , des Konigs Wenzel Gewiſſensrath und Kanzler, doch hat er die leßte Stelle im folgenden Iahre ver= lohren 2, und es ſcheint, daß er vom Kónig eine fast eben ſo ftrenge Lebensart, wie er ſelbſt ißzt führte und vielleicht über sein Beichtkind eben die Macht, die er ſeinem eigenen Beichtvater erlaubte, gefordert habe. Der Erzbiſchof geſtehet felbſt, daß er Wenzeln ofters Strafpredigten, auch in Gegenwart anderer, gehalten, ihn aber dadurch noch mehr zum Zorne gereiſzet habe 2. Es iſt alſo kein Wunder, wenn Wenzel zuleßzt den Erzbiſchof nicht hat leiden können/ woraus dann von dieſer Zeit an zwiſchen beyden ſich fläts Mißhelligkeiten geäußert haben. Hiezu kam noch der hohe Begriff, den der Erz= biſchof von ſeiner Wurde hatte. Er nennt ſich in ei= ner Schrift einen Statthalter des Pabſtes 4/ den Pabſt aber nennt er einen Monarchen der Welt 5, daraus ſich ſchlieſſen läßt, mit welchem Stolze er auf den Kónig herabgeſehen haben mag, b ſonders, wenn er ſeine überaus große Güter, festen Schlöffer, die 1 Ut ſi eum in aliquo leni facto Pontifici non congruo notaret, etiam coram cunctis per pilos trahere mi- nime formidaret. Vita eius MS. 2 An. 1384 am 15. Febr. war er noch Kanzler. Im I. I385 den I0. Merz war schon HANCO Probst zu Lebus , Kanzler. 3 Acta in Curia Rom. Cuius Vicarius ſumus. IBID. Monareha Mundi. IBIDEM. 4 5
146 und beſchrieben. 1383. verurſachte ihm endlich eine Krankheit, die ihn manch= mal der Sinnen beraubte, ſo aber für eine heilige Ent= zückung gehalten wurde. Seinem Beichtvater verlieh er die Macht/ ihn öffentlich bey den Haaren Herum= zuziehen/ wenn er an ihm die geringſte Unanſiändig= keit wahrnehmen ſollte I. Dieſer Mann war nun Erzbiſchof zu Prag, pábſtlicher Legat zu Bamberg, Regensburg und Meis- ſen , des Konigs Wenzel Gewiſſensrath und Kanzler, doch hat er die leßte Stelle im folgenden Iahre ver= lohren 2, und es ſcheint, daß er vom Kónig eine fast eben ſo ftrenge Lebensart, wie er ſelbſt ißzt führte und vielleicht über sein Beichtkind eben die Macht, die er ſeinem eigenen Beichtvater erlaubte, gefordert habe. Der Erzbiſchof geſtehet felbſt, daß er Wenzeln ofters Strafpredigten, auch in Gegenwart anderer, gehalten, ihn aber dadurch noch mehr zum Zorne gereiſzet habe 2. Es iſt alſo kein Wunder, wenn Wenzel zuleßzt den Erzbiſchof nicht hat leiden können/ woraus dann von dieſer Zeit an zwiſchen beyden ſich fläts Mißhelligkeiten geäußert haben. Hiezu kam noch der hohe Begriff, den der Erz= biſchof von ſeiner Wurde hatte. Er nennt ſich in ei= ner Schrift einen Statthalter des Pabſtes 4/ den Pabſt aber nennt er einen Monarchen der Welt 5, daraus ſich ſchlieſſen läßt, mit welchem Stolze er auf den Kónig herabgeſehen haben mag, b ſonders, wenn er ſeine überaus große Güter, festen Schlöffer, die 1 Ut ſi eum in aliquo leni facto Pontifici non congruo notaret, etiam coram cunctis per pilos trahere mi- nime formidaret. Vita eius MS. 2 An. 1384 am 15. Febr. war er noch Kanzler. Im I. I385 den I0. Merz war schon HANCO Probst zu Lebus , Kanzler. 3 Acta in Curia Rom. Cuius Vicarius ſumus. IBID. Monareha Mundi. IBIDEM. 4 5
Strana 147
Wenzel ſtrafet 147 die ihm untergebene máchtige Geistlichkeit, seine zahlrei 1383. chen Waffentrager, womit er dem König ſelbft über= legen war, bey ſich überdachte. Ohne alles dieß zu erwogen konnte man nicht begreiffen, wie der Erzbi= ſchof das Herz hatte haben können, ſeines Königs Ab= ſichten zu vereiteln, ihn bey Gelegenheiten zu necken, deſſen Hofleute vor ſein Gericht zu fordern, und ſie mit dem Banne zu belegen, wie wir in der Folge erzählen werden. Wie der Kónig Wenzel die Gewaltthátigkeiten des Erzbiſchofs auf die erzáhlte Art geſtraft, und deſſen Uebermuth berabgeſtimmt hatte, gieng er vom Karl= ffeine wieder nach Prag. Bey ſeiner Ankunft baten ihn die Bürger der Neustadt Prag um die Bestäti- gung der Gnadenbriefe, die ſie von dem Kaiſer Karl IV. jemals erhalten hatten. Wenzel widerholte ſie in ſei= nem Bestátigungsbriefe von Wort zu Wort 1. Er aI.Dee. ſezte noch den Artikel Hinzuy daß sie allerhand Bier, ohne alle Widerrede zu bräuen die Freyheit haben ſollen 2. Endlich beſkätigte Wenzel dem Kloffer Dobriluk den Kauf der Dörfer Pfundsdorf und Breitenau 3, und 24 e.m. ließ ſich von Æberharden von Riſenberg die Lehnshul= digung wegen Bilmar und Granſau ablegen 4. Aus dem, was bereits von dem Kónig Wenzel ift erzáhlet worden, kann man abnehmen, daß er die Handhabung der Gerechtigkeit von jedermann, ſowohl geiſtlichen als weltlichen Standes, mit Strenge gefor- dert habe. Daß er sie ſelbst geleiffet, und obgleich oft mit gar zu viel Schärfe ansgenbet habe/ wird man in der Folge sehen. Bon der Geistlichkeit for- derte er reine und untadelhafte Sitten. Da dieſelbe aber zu ſeiner Zeit des großen Reichthums wegen über= mů= K 2 28 c.m. 1 Sie stehen im Kaiſer Karl IV. auf das I. 1348. 8. Mers 1367. 24. Sept. und 1372. 12 Sept. 2 Dipl. in libro MS. coæuo Curiæ Nouæ ciuit. Prag. 3 De LVDEVIG Tom. 1. p. 413. 4 Originale in Archiuo Feud. et Appel,
Wenzel ſtrafet 147 die ihm untergebene máchtige Geistlichkeit, seine zahlrei 1383. chen Waffentrager, womit er dem König ſelbft über= legen war, bey ſich überdachte. Ohne alles dieß zu erwogen konnte man nicht begreiffen, wie der Erzbi= ſchof das Herz hatte haben können, ſeines Königs Ab= ſichten zu vereiteln, ihn bey Gelegenheiten zu necken, deſſen Hofleute vor ſein Gericht zu fordern, und ſie mit dem Banne zu belegen, wie wir in der Folge erzählen werden. Wie der Kónig Wenzel die Gewaltthátigkeiten des Erzbiſchofs auf die erzáhlte Art geſtraft, und deſſen Uebermuth berabgeſtimmt hatte, gieng er vom Karl= ffeine wieder nach Prag. Bey ſeiner Ankunft baten ihn die Bürger der Neustadt Prag um die Bestäti- gung der Gnadenbriefe, die ſie von dem Kaiſer Karl IV. jemals erhalten hatten. Wenzel widerholte ſie in ſei= nem Bestátigungsbriefe von Wort zu Wort 1. Er aI.Dee. ſezte noch den Artikel Hinzuy daß sie allerhand Bier, ohne alle Widerrede zu bräuen die Freyheit haben ſollen 2. Endlich beſkätigte Wenzel dem Kloffer Dobriluk den Kauf der Dörfer Pfundsdorf und Breitenau 3, und 24 e.m. ließ ſich von Æberharden von Riſenberg die Lehnshul= digung wegen Bilmar und Granſau ablegen 4. Aus dem, was bereits von dem Kónig Wenzel ift erzáhlet worden, kann man abnehmen, daß er die Handhabung der Gerechtigkeit von jedermann, ſowohl geiſtlichen als weltlichen Standes, mit Strenge gefor- dert habe. Daß er sie ſelbst geleiffet, und obgleich oft mit gar zu viel Schärfe ansgenbet habe/ wird man in der Folge sehen. Bon der Geistlichkeit for- derte er reine und untadelhafte Sitten. Da dieſelbe aber zu ſeiner Zeit des großen Reichthums wegen über= mů= K 2 28 c.m. 1 Sie stehen im Kaiſer Karl IV. auf das I. 1348. 8. Mers 1367. 24. Sept. und 1372. 12 Sept. 2 Dipl. in libro MS. coæuo Curiæ Nouæ ciuit. Prag. 3 De LVDEVIG Tom. 1. p. 413. 4 Originale in Archiuo Feud. et Appel,
Strana 148
148 boſe Prieſter 1383. můthig worden, ſehr verderbt und vielen Laſtern erge= ben war, ſo hatte er ſich vorgenommen ſie zu demü= thigen und zu beſſern, wie es denn ſchon vor ihm die wackeren Männer, Stiekna und Militz, zu thun ver- ſuchet haben, da sie wider die Laster ihrer Mitgeist- lichen öffentlich predigten. Der Pabſt Urban VI. ſelbft bezeuget/ daß um dieſe Zeit die Geiſklichen gar zu ſehr ausgelaſſen, im Gottesdienſke nachläſſig und ohne Sit= ten geweſen I. Dieß kann man auch aus einem Brie= fe, wodurch der Prager Erzbiſchof Iohann einen ſol= chen ungesitteten Geiſtlichen vor sich ladet, abnehmen 2, und Matthäus von Krakau, damaliger Lehrer der Theologie zu Prag/ mußte zu dieſer Zeit eine Rede an die versammelte Hole Geistlichkeit halten, wie no thig es ſey, die Sitten der Priefferſchaft zu verbeſſern 3. Wenzel, der in ſeiner Jugend ſehr heftig war, wand= te auch heftige Mittel an. Inſonderheit bemühte er ſich in dieſem Iahre den Prieſtern die Beyſchläferinnen zu entziehen. In dieſer Abſicht pflegte er ſie in ihren Wohnungen und Pfarreyen, ſowohl in der Stadt Prag als auch auf dem Lande zu überfallen. Dieß beſkatiget auch der Fortſeſzer des Beneſch von Horzowitz, denn nachdem ihm dieſer alte Schriftſfeller deswegen viele Lobſprüche beylegt, daß er verkleidet in Brodbuden und Fleiſchbänken Ofters nachgeſehen, ob alles nach dem vorgeſchriebenen Gewichte an Arme und Reiche verkauft werde, ſo ſeßzt er noch hinzu, daß Wenzel auch bey der Nacht die Prager Städte mit einer Wache habe durch= zuſtreichen pflegen/ und was da alles vorgegangen, finde er 1 Quodque perſone Eccleſiaſtice ibidem exiſtentes ſint nimium diſſolute , dininis officiis et honeſtis mori- bus non vacantes. Vide Karl IV. Urkundenbuch P. II. p. 305. 2 Urkundenbuch n. XLII. 3 HARZHEIM Tom, IV. Concil. Germ. p. 528. Scha- de, daß nur der Titel, de Emendatione morum Cleri, und nicht die ganze Rede da ſtehet.
148 boſe Prieſter 1383. můthig worden, ſehr verderbt und vielen Laſtern erge= ben war, ſo hatte er ſich vorgenommen ſie zu demü= thigen und zu beſſern, wie es denn ſchon vor ihm die wackeren Männer, Stiekna und Militz, zu thun ver- ſuchet haben, da sie wider die Laster ihrer Mitgeist- lichen öffentlich predigten. Der Pabſt Urban VI. ſelbft bezeuget/ daß um dieſe Zeit die Geiſklichen gar zu ſehr ausgelaſſen, im Gottesdienſke nachläſſig und ohne Sit= ten geweſen I. Dieß kann man auch aus einem Brie= fe, wodurch der Prager Erzbiſchof Iohann einen ſol= chen ungesitteten Geiſtlichen vor sich ladet, abnehmen 2, und Matthäus von Krakau, damaliger Lehrer der Theologie zu Prag/ mußte zu dieſer Zeit eine Rede an die versammelte Hole Geistlichkeit halten, wie no thig es ſey, die Sitten der Priefferſchaft zu verbeſſern 3. Wenzel, der in ſeiner Jugend ſehr heftig war, wand= te auch heftige Mittel an. Inſonderheit bemühte er ſich in dieſem Iahre den Prieſtern die Beyſchläferinnen zu entziehen. In dieſer Abſicht pflegte er ſie in ihren Wohnungen und Pfarreyen, ſowohl in der Stadt Prag als auch auf dem Lande zu überfallen. Dieß beſkatiget auch der Fortſeſzer des Beneſch von Horzowitz, denn nachdem ihm dieſer alte Schriftſfeller deswegen viele Lobſprüche beylegt, daß er verkleidet in Brodbuden und Fleiſchbänken Ofters nachgeſehen, ob alles nach dem vorgeſchriebenen Gewichte an Arme und Reiche verkauft werde, ſo ſeßzt er noch hinzu, daß Wenzel auch bey der Nacht die Prager Städte mit einer Wache habe durch= zuſtreichen pflegen/ und was da alles vorgegangen, finde er 1 Quodque perſone Eccleſiaſtice ibidem exiſtentes ſint nimium diſſolute , dininis officiis et honeſtis mori- bus non vacantes. Vide Karl IV. Urkundenbuch P. II. p. 305. 2 Urkundenbuch n. XLII. 3 HARZHEIM Tom, IV. Concil. Germ. p. 528. Scha- de, daß nur der Titel, de Emendatione morum Cleri, und nicht die ganze Rede da ſtehet.
Strana 149
mit viel Strenge. 149 er nicht für gut zu berühren 1. Doch sagen andere 1383. Kroniken, Wenzel habe die Geiſllichen, bey welchen i Beyſchläferinnen oder andere lüderliche Weiber an- dof, ſammt ihren Huren an den Sffentlichen Pranger Flellen, und ſie von dem Pobel verſpotten laſſen 2. Die= fe Art zu ſtrafen war allerdings zu ūbertrieben. Dieß und ſein ſcharfes Betragen gegen die Breslauer Domherren in I. I38I/ und gegen den Prager Erzbiſchof in dieſem Jahre verurſachte, daß er sich die damals mächtigen Geist= ſchen immer mehr und mehr abgeneigt machte, und da= burch zu den nachmaligen Handeln mit derſelben den Weg Khnte. Daß er aber in dieſem Iahre jemanden habe in ier Moldau erſäufen laſsen, konnte ich, ungeachtet aller Hemühungy bey keinem gleichzeitigen Schriftsteller lusfindig machen obwohl mir bekannt ifk daß Wen= el, wenn er in Zorn gerieth, zu dergleichen Berur= Heilungen/ wie wir in der Folge ſehen werden/ ſehr ge= neigt geweſen. Was übrigens Berghauer 3 auf dieß Jahr von Wenzel erzählt, gehórt zum Theil in spä- tere Zeiten, oder iff aus neuern Geſchichtſchreibern 4, die er selbst anführet, gezogen worden. So ſcharf und streng Wenzel die Geistlichen, welche Ausſchweifungen begiengen, behandelte, eben fo gütig und großmüthig war er gegen diejenigen, wel- che kein Aergerniß gaben, ſondern ihrem Stande ge= máß ſich betrugen. Dieß wird aus den Gnadenbrie= fen, die er ihnen in dieſem Iahre ertheilte, jedem in die Augen fallen. Die Geistlichkeit des Stiftes zu Worms klagte über ihre Unterthane und Lehnleute. K 3 Wen= 1384. 1 Cont. Beneſſii de Horzowicz MS. Vernac. 2 Annales Vratislauienſes apud Chriſtoph. MANLIVM ad h. a. in Script. Rer. Luſat. p. 338. CVRÆVS ad an. 1383. 3 In Protom. Pœn. P. 1. p. 202. 4 Mls: HAYEK, SIMON FAGELLVS, GEGRGIVS PONTANVS, DVBRAVIVS, BOREGK, MERSE- LICZ, CeCHLAVS.
mit viel Strenge. 149 er nicht für gut zu berühren 1. Doch sagen andere 1383. Kroniken, Wenzel habe die Geiſllichen, bey welchen i Beyſchläferinnen oder andere lüderliche Weiber an- dof, ſammt ihren Huren an den Sffentlichen Pranger Flellen, und ſie von dem Pobel verſpotten laſſen 2. Die= fe Art zu ſtrafen war allerdings zu ūbertrieben. Dieß und ſein ſcharfes Betragen gegen die Breslauer Domherren in I. I38I/ und gegen den Prager Erzbiſchof in dieſem Jahre verurſachte, daß er sich die damals mächtigen Geist= ſchen immer mehr und mehr abgeneigt machte, und da= burch zu den nachmaligen Handeln mit derſelben den Weg Khnte. Daß er aber in dieſem Iahre jemanden habe in ier Moldau erſäufen laſsen, konnte ich, ungeachtet aller Hemühungy bey keinem gleichzeitigen Schriftsteller lusfindig machen obwohl mir bekannt ifk daß Wen= el, wenn er in Zorn gerieth, zu dergleichen Berur= Heilungen/ wie wir in der Folge ſehen werden/ ſehr ge= neigt geweſen. Was übrigens Berghauer 3 auf dieß Jahr von Wenzel erzählt, gehórt zum Theil in spä- tere Zeiten, oder iff aus neuern Geſchichtſchreibern 4, die er selbst anführet, gezogen worden. So ſcharf und streng Wenzel die Geistlichen, welche Ausſchweifungen begiengen, behandelte, eben fo gütig und großmüthig war er gegen diejenigen, wel- che kein Aergerniß gaben, ſondern ihrem Stande ge= máß ſich betrugen. Dieß wird aus den Gnadenbrie= fen, die er ihnen in dieſem Iahre ertheilte, jedem in die Augen fallen. Die Geistlichkeit des Stiftes zu Worms klagte über ihre Unterthane und Lehnleute. K 3 Wen= 1384. 1 Cont. Beneſſii de Horzowicz MS. Vernac. 2 Annales Vratislauienſes apud Chriſtoph. MANLIVM ad h. a. in Script. Rer. Luſat. p. 338. CVRÆVS ad an. 1383. 3 In Protom. Pœn. P. 1. p. 202. 4 Mls: HAYEK, SIMON FAGELLVS, GEGRGIVS PONTANVS, DVBRAVIVS, BOREGK, MERSE- LICZ, CeCHLAVS.
Strana 150
150 Schûtzet Regerrichter. 1384. Wenzel befahl alſo, daß alle Lehnleute, die dem Bi= ſchof und dem Stifte geſchworen haben, weder den Domherren noch dem Bißthume ſchaden zufügen ſol= len ; daß ferners diejenigen, welche des Stiftes Le= hen genießen, auch dem Stifte verbündlich ſeyn müſ= ſen I. Die Bürger in Koniggräßz hatten ein Spital für arme und kranke Leute geſkiftet, nun baten sie den Ko- nig, er mochte ihnen erlauben, daß ſie dieſer Stiftung drey hundert Schock Groſchen, faſt 6000 fl. henti= gen Werths , vermachen und zueignen durften. Wen= 28 e.m. zel gab hiezu ſeine Einwilligung 2. Da sich zu dieſer Zeit in Böhmen einige Son- derlinge befanden/ welche den Namen Ieſu und ſeiner Mutter Maria, lästerten, und auch in andern Stü- cken von der Romiſchen Kirche abwichen, oder viel leicht auch dem Pabſt von Avignon, Klemens dem Siebenten/ die man deswegen auch unter die Keſzer zablte, anhiengen/ ſo erſchien ein Keſerrichter 3 aus dem Orden der Dominikaner/ um dieſe Keßzer in Böh= men aufzuſuchen, und ſie zur Strafe zu ziehen. Der Kónig Wenzel ließ alſo an alle Borſkeher, Burggra= fen und andere königliche Beamte den Befehl ergehen, dem Inquiſitor allen Beyſtand zu leisten, wenn er einen ſolchen Keßer ausfindet und ihn in Berhaft zu nehmen für gut erachtet 4. Dem Karthäuſer Klo= fter ben Prag aber gab Wenzel, aus beſonderer Zu= neigung, die er zu dieſen Ordensleuten hatte, die Er= laubniß, einige ihrek Güter, die ihnen wenig Nußzen brachten, zu verkaufen/ und ſich andere nußbarere ein= 180.m. zuhandeln 5. 30 Jan. 15Febr. er 1 LVNIG Spic. Eccl. Cont. III. p. 1300. 2 Dipl. bey Hrn. von BIENENB. Kóniggr. p. 185. 3 Inquiſitor hereticæ prauitatis. 4 Urkundenbuch n. XLIII. 5 Ob ſingularis fauoris intuitum, quem ad Religioſos, Priorem &c. gerimus. In PEZII Cod. Dipl. Epist. P. III. p. 74. *
150 Schûtzet Regerrichter. 1384. Wenzel befahl alſo, daß alle Lehnleute, die dem Bi= ſchof und dem Stifte geſchworen haben, weder den Domherren noch dem Bißthume ſchaden zufügen ſol= len ; daß ferners diejenigen, welche des Stiftes Le= hen genießen, auch dem Stifte verbündlich ſeyn müſ= ſen I. Die Bürger in Koniggräßz hatten ein Spital für arme und kranke Leute geſkiftet, nun baten sie den Ko- nig, er mochte ihnen erlauben, daß ſie dieſer Stiftung drey hundert Schock Groſchen, faſt 6000 fl. henti= gen Werths , vermachen und zueignen durften. Wen= 28 e.m. zel gab hiezu ſeine Einwilligung 2. Da sich zu dieſer Zeit in Böhmen einige Son- derlinge befanden/ welche den Namen Ieſu und ſeiner Mutter Maria, lästerten, und auch in andern Stü- cken von der Romiſchen Kirche abwichen, oder viel leicht auch dem Pabſt von Avignon, Klemens dem Siebenten/ die man deswegen auch unter die Keſzer zablte, anhiengen/ ſo erſchien ein Keſerrichter 3 aus dem Orden der Dominikaner/ um dieſe Keßzer in Böh= men aufzuſuchen, und ſie zur Strafe zu ziehen. Der Kónig Wenzel ließ alſo an alle Borſkeher, Burggra= fen und andere königliche Beamte den Befehl ergehen, dem Inquiſitor allen Beyſtand zu leisten, wenn er einen ſolchen Keßer ausfindet und ihn in Berhaft zu nehmen für gut erachtet 4. Dem Karthäuſer Klo= fter ben Prag aber gab Wenzel, aus beſonderer Zu= neigung, die er zu dieſen Ordensleuten hatte, die Er= laubniß, einige ihrek Güter, die ihnen wenig Nußzen brachten, zu verkaufen/ und ſich andere nußbarere ein= 180.m. zuhandeln 5. 30 Jan. 15Febr. er 1 LVNIG Spic. Eccl. Cont. III. p. 1300. 2 Dipl. bey Hrn. von BIENENB. Kóniggr. p. 185. 3 Inquiſitor hereticæ prauitatis. 4 Urkundenbuch n. XLIII. 5 Ob ſingularis fauoris intuitum, quem ad Religioſos, Priorem &c. gerimus. In PEZII Cod. Dipl. Epist. P. III. p. 74. *
Strana 151
Ertheilt Gnadenbriefe 151 Der Befehlshaber des Johanniter Ordens in I384. Böhmen, Markold, trat auch vor den König mit der Bitte, er mochte die Borrechte und Beſizungen ſeines Ordens beſlätigen. Wenzel that es um ſo lie= ber, da er mit dieſen Klostergeistlichen vorzüglich zu- frieden geweſen zu ſeyn ſcheint, denn er ſagt in der Urkunde : Wir ſehen, daß ſich dieſe Ordensleute vor= züglich in der Andacht, Tugend und Frömmigkeit Her= vorthun I. Die Klöſker, Güter und Kirchen, wel= che dieſer Orden damals in Böhmen beſaß, werden in dem Beſlátigungsbriefe genannt. Dann ertheilte Wen= zel, als Rom. König, Konraden Plarer einen Lehn= brief um das Schultheiſſenamt und Ungeltstheil zu Schleßſkadt 2. Da die Kaiſerinnwittwe, Eliſabeth, einen Altar zu Ehren des h. Wenzel in der Prager Schloßkirche erbauet , einen Kaplan dazu geſfif tet, und zu deſſen Unterhaltung die Dorfer deutſch Ra= him und Mirotin gewidmet hatte, ſo beſfätigte Wenzel dieſe geistliche Stiftung 3. Um einige Streitigkeiten in der Stadt Bauſzen zu ſkillen, gab Wenzel für die= ſelbe die Saßung: daß Todtſchläge, Lähmen, Raub, Dieberen und Mordbrennung vor dem Stadtgerichte ſollen abgethan werden 4. Der Konig war hierauf auf einige Tage nach Burgliſz gegangen. Hier fertigte er für den böhmi= ſchen Herrn Czenko von Weſele eine Zeugenſchaft aus daß Iohann und Ulrich von Biberſtein ihm, dem Kónig, ſechs tauſend Schock Groſchen terminweiſe en6zuzahlen habe 5. Am nehmlichen Tage war er I7 e.m. aber K 4 23 Feb. 28 om. 9 Merz 29 c.m. 1 Nos dictorum Religioſorum deuotionis infignia, et alia multiplicia probitatis et virtutum merita — intuen- tes. Origin, in Archiuo Melit. 2 Origin. in Archiuo CAES. VINDOB. Prag am Sonn= tag Inuocauit. 3 Originale in Archiuo Capituli Prag. 4 Diploma bey) von Redern S. 18. 5 MS. Bohem.
Ertheilt Gnadenbriefe 151 Der Befehlshaber des Johanniter Ordens in I384. Böhmen, Markold, trat auch vor den König mit der Bitte, er mochte die Borrechte und Beſizungen ſeines Ordens beſlätigen. Wenzel that es um ſo lie= ber, da er mit dieſen Klostergeistlichen vorzüglich zu- frieden geweſen zu ſeyn ſcheint, denn er ſagt in der Urkunde : Wir ſehen, daß ſich dieſe Ordensleute vor= züglich in der Andacht, Tugend und Frömmigkeit Her= vorthun I. Die Klöſker, Güter und Kirchen, wel= che dieſer Orden damals in Böhmen beſaß, werden in dem Beſlátigungsbriefe genannt. Dann ertheilte Wen= zel, als Rom. König, Konraden Plarer einen Lehn= brief um das Schultheiſſenamt und Ungeltstheil zu Schleßſkadt 2. Da die Kaiſerinnwittwe, Eliſabeth, einen Altar zu Ehren des h. Wenzel in der Prager Schloßkirche erbauet , einen Kaplan dazu geſfif tet, und zu deſſen Unterhaltung die Dorfer deutſch Ra= him und Mirotin gewidmet hatte, ſo beſfätigte Wenzel dieſe geistliche Stiftung 3. Um einige Streitigkeiten in der Stadt Bauſzen zu ſkillen, gab Wenzel für die= ſelbe die Saßung: daß Todtſchläge, Lähmen, Raub, Dieberen und Mordbrennung vor dem Stadtgerichte ſollen abgethan werden 4. Der Konig war hierauf auf einige Tage nach Burgliſz gegangen. Hier fertigte er für den böhmi= ſchen Herrn Czenko von Weſele eine Zeugenſchaft aus daß Iohann und Ulrich von Biberſtein ihm, dem Kónig, ſechs tauſend Schock Groſchen terminweiſe en6zuzahlen habe 5. Am nehmlichen Tage war er I7 e.m. aber K 4 23 Feb. 28 om. 9 Merz 29 c.m. 1 Nos dictorum Religioſorum deuotionis infignia, et alia multiplicia probitatis et virtutum merita — intuen- tes. Origin, in Archiuo Melit. 2 Origin. in Archiuo CAES. VINDOB. Prag am Sonn= tag Inuocauit. 3 Originale in Archiuo Capituli Prag. 4 Diploma bey) von Redern S. 18. 5 MS. Bohem.
Strana 152
152 Klöftern I384. aber wieder nach Prag zurůckgekommen, wo er dann die Freyheitsbriefe, welche Kaiſer Karl IV. dem Mark grafen Iohann von Montferrat in den Iahren I355 und I369 gegeben, beſkätigte I. Damals zahlte auch Wenzel auf die hundert tauſend Goldgulden, die er an Bayern wegen Brandenburg ſchuldig geweſen, die noch übrigen zehn tauſend Floren, worüber ihm die Herzo= ge Stephan und Friedrich von Bayern beſcheinigten 2. Dann baten ihn die Geiſllichen Auguſtinerordens zu Roczow , welche Albrecht von Kolowrat vor eini= gen Iahren geſliftet hatte, er mochte dieſe Stiftung und alle ihre Rechte und Beſißzungen beſkátigen ; Wen= zel that nicht nur dieß, ſondern erklärte, daß er dieſes Kloffer auch in ſeinen königlichen Schuß nehme, und befahl ſeinen Beamten es gegen jedermann stäts zu ſchüßzen und zu beſchirmen s. Wenzel machte oft kleine Reiſen von Prag nach Bürgliſßz, vermuthlich der Iagd wegen, daher ſind itzt ſeine Urkunden bald hier, bald wieder in Prag aus= gefertiget worden. Zu Burgliſs reichte er dem Hanuſch Renkerz das Städtlein Hoyerswerda mit allem Zuge= hor zu einem Mannslehen 4. Für die Stadt Baſel fertigte er eben daſelbſt einen Zuſchlagbrief um eine Summe Geldes von I500 fl. auf den Zoll aus, den 8 Mai ihr Kaiſer Karl IV. ertheilet hatte 5 , und beſkätigte die Schankung von einer Hube Ackers und Gebuſches, ſo Heinrich Reiſengrûner der Kirche zu Marienkulm I3e.m. gemacht hatte 6. Zu Prag erlaubte er dem Frauen= kloster am h. Geist in der Altſiadt Prag das Gut 29 e.m. 23 e.m. 4 Apr. I7Merz Prze= I LVNIG C. J. D. Tom. I. p. 1357. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. 3 Urkundenbuch n. XLIV. 4 MS. Bohem. 5 Ist inſerirt einem Bestätigungsbrief K. Ruprechts Am- berg 29. Aug. 1401. Regeſta. Regis Ruperti. 6 Bey Hrn. von Bienenberg Analecta p. 61.
152 Klöftern I384. aber wieder nach Prag zurůckgekommen, wo er dann die Freyheitsbriefe, welche Kaiſer Karl IV. dem Mark grafen Iohann von Montferrat in den Iahren I355 und I369 gegeben, beſkätigte I. Damals zahlte auch Wenzel auf die hundert tauſend Goldgulden, die er an Bayern wegen Brandenburg ſchuldig geweſen, die noch übrigen zehn tauſend Floren, worüber ihm die Herzo= ge Stephan und Friedrich von Bayern beſcheinigten 2. Dann baten ihn die Geiſllichen Auguſtinerordens zu Roczow , welche Albrecht von Kolowrat vor eini= gen Iahren geſliftet hatte, er mochte dieſe Stiftung und alle ihre Rechte und Beſißzungen beſkátigen ; Wen= zel that nicht nur dieß, ſondern erklärte, daß er dieſes Kloffer auch in ſeinen königlichen Schuß nehme, und befahl ſeinen Beamten es gegen jedermann stäts zu ſchüßzen und zu beſchirmen s. Wenzel machte oft kleine Reiſen von Prag nach Bürgliſßz, vermuthlich der Iagd wegen, daher ſind itzt ſeine Urkunden bald hier, bald wieder in Prag aus= gefertiget worden. Zu Burgliſs reichte er dem Hanuſch Renkerz das Städtlein Hoyerswerda mit allem Zuge= hor zu einem Mannslehen 4. Für die Stadt Baſel fertigte er eben daſelbſt einen Zuſchlagbrief um eine Summe Geldes von I500 fl. auf den Zoll aus, den 8 Mai ihr Kaiſer Karl IV. ertheilet hatte 5 , und beſkätigte die Schankung von einer Hube Ackers und Gebuſches, ſo Heinrich Reiſengrûner der Kirche zu Marienkulm I3e.m. gemacht hatte 6. Zu Prag erlaubte er dem Frauen= kloster am h. Geist in der Altſiadt Prag das Gut 29 e.m. 23 e.m. 4 Apr. I7Merz Prze= I LVNIG C. J. D. Tom. I. p. 1357. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. 3 Urkundenbuch n. XLIV. 4 MS. Bohem. 5 Ist inſerirt einem Bestätigungsbrief K. Ruprechts Am- berg 29. Aug. 1401. Regeſta. Regis Ruperti. 6 Bey Hrn. von Bienenberg Analecta p. 61.
Strana 153
und Stádten. 153 Przewoy in Beſitz zu nehmen 1. Am folgenden Ta 1384. 25 Mai ie aber war er ſchon wieder zu Bürgliſ, wo er für tie Altſkadt Prag zwey Briefe ausfertigte. Wenzel ſigt, er ſey mit der Treue dieſer Stadt ſo wohl zu= ſlieden/ daß er ihr folgende Rechte einraume. I) Wenn zwiſchen dem König und den Bürgern der er= wihnten Stadt des Anfalls wegen ein Streit entste- het, ſo ſoll ihn der Rath dieſer Stadt entſcheiden, und Mis derſelbe ausſpricht, damit ſoll der Kónig zufrie= ben ſeyn. 2) Der Konig ſoll sich die Güter der ver= ſorbenen Wittwen und Waiſen nicht zueignen, ſon= vien ihre Güter ſollen ihren náchften Anverwandten zu= ſallen. 3) Stirbt jemand ohne Teſkament, ſo fallt das Gut an den náchſken Anverwandten/ und hierüber ſollen nicht die königlichen Beamten) ſoudern der Stadt= rath ſorechen 2. Im zweyten erlaubte Wenzel dex 26 e.m. Bemeinde der Altstadt Prag Mühlen auf Schiffen zu bauen 3 und ſich derſelben bey großem Waſſer zu be= bienen 4. Mit Anfang des Iuni treffen wir ihn zu e. d. Beraun an, wo er eine Beránderung des Iahrmarkts ju Leutmeriſz verordnete 5. Dann beſkätigte er zu 7 Iun. Bürgliſz die Stiftung des Klofters Goldenkron Cifter= 18 e.m. zienſerordens 6. Mit Ende dieſes Monats aber gab ex zu Praz dem Biſchof von Hildesheim/ Gerhar= ben, einen Lehnbrief über die demſelben heimgefalle= w Grafſchaft Woldenberg 7. 29 c.m. § 5 Nach- 1 Origin, in Archiuo Bibl. R. Prag. 2 Diploma in libro II. Priuil, antiq. Pragæ. Z Sſkrtnicze na czlunech lodnich. 4 IBID. Fol. 252. 5 Origin. in Archino Cæs. Vind. Veronæ VII. Idus lunii. Dieſe Ausfertigung muß liegen geblieben ſeyn, denn im Archive zu Leutmeriſs llegt ein Original eben die= ſes Inhalts vom I. I389. Geben zu Burgleins. 6 Origin, in Archiuo Monaſt. eiusdem. 7 Hr. HEberlin p. 98. ex HARENBERGIO.
und Stádten. 153 Przewoy in Beſitz zu nehmen 1. Am folgenden Ta 1384. 25 Mai ie aber war er ſchon wieder zu Bürgliſ, wo er für tie Altſkadt Prag zwey Briefe ausfertigte. Wenzel ſigt, er ſey mit der Treue dieſer Stadt ſo wohl zu= ſlieden/ daß er ihr folgende Rechte einraume. I) Wenn zwiſchen dem König und den Bürgern der er= wihnten Stadt des Anfalls wegen ein Streit entste- het, ſo ſoll ihn der Rath dieſer Stadt entſcheiden, und Mis derſelbe ausſpricht, damit ſoll der Kónig zufrie= ben ſeyn. 2) Der Konig ſoll sich die Güter der ver= ſorbenen Wittwen und Waiſen nicht zueignen, ſon= vien ihre Güter ſollen ihren náchften Anverwandten zu= ſallen. 3) Stirbt jemand ohne Teſkament, ſo fallt das Gut an den náchſken Anverwandten/ und hierüber ſollen nicht die königlichen Beamten) ſoudern der Stadt= rath ſorechen 2. Im zweyten erlaubte Wenzel dex 26 e.m. Bemeinde der Altstadt Prag Mühlen auf Schiffen zu bauen 3 und ſich derſelben bey großem Waſſer zu be= bienen 4. Mit Anfang des Iuni treffen wir ihn zu e. d. Beraun an, wo er eine Beránderung des Iahrmarkts ju Leutmeriſz verordnete 5. Dann beſkätigte er zu 7 Iun. Bürgliſz die Stiftung des Klofters Goldenkron Cifter= 18 e.m. zienſerordens 6. Mit Ende dieſes Monats aber gab ex zu Praz dem Biſchof von Hildesheim/ Gerhar= ben, einen Lehnbrief über die demſelben heimgefalle= w Grafſchaft Woldenberg 7. 29 c.m. § 5 Nach- 1 Origin, in Archiuo Bibl. R. Prag. 2 Diploma in libro II. Priuil, antiq. Pragæ. Z Sſkrtnicze na czlunech lodnich. 4 IBID. Fol. 252. 5 Origin. in Archino Cæs. Vind. Veronæ VII. Idus lunii. Dieſe Ausfertigung muß liegen geblieben ſeyn, denn im Archive zu Leutmeriſs llegt ein Original eben die= ſes Inhalts vom I. I389. Geben zu Burgleins. 6 Origin, in Archiuo Monaſt. eiusdem. 7 Hr. HEberlin p. 98. ex HARENBERGIO.
Strana 154
154 Reiſet nach Deutſchland. Nachdem alſo Wenzel ſowoßl ſeinen geiſklichen als weltlichen Unterthanen ſo viele Gnaden, deren wir wohl kaum die Helfte haben anführen können, erzei= get hatte, machte er Anſkalten nach Deutſchland zu reiſen, wo er die übrige Zeit dieſes Iahrs zubrachte. Einige Unruhen, die sich abermals in Deutſchland, ungeachtet des Nürnberger Landfriedens, außerten, wie auch der Tod ſeines Oheims, des Herzogs Wen= zel von Luxenburg, der am 7. December des vorigen Iahrs erfolgt war, bewogen ihn die Reiſe zu unter= nehmen. In den erſten Tagen des Juli war er ſchon zu Nürnberg. Er beſkätigte hier einen Gnadenbrief des Kaiſers Karl IV. kraft deſſen derſelben den Karmeli= termonchen einen Plaßz in der Neuſtadt Prag zu Er= bauung eines Kloſters im I. I348 geſchenkt hoste I. Den Tag vor Magdalena aber war er ſchon zu Hei= delberg, wo ihn einige Reichsfürſten bereits erwarte= ten. Er verſchrieb hier dem Herzog Leopold von Oeſtreich die Reichsffeuer von Winsberg und Kemp- 2I e.m. ten 2. Am folgenden Tage gab er dem erwähnten Herzog die Erlaubniß , das von dem Wartenſtein er= kaufte Landgericht von Egerdach gen Riedling odér Munderling zu verlegen 3. Dem Burggrafen Fried= rich von Nurnberg ertheilte Wenzel am nehmlichen Tage die Erlaubniß in einer der vier Stadte Zenne, Neuſkadt, Bayreuth oder Kulmbach goldene Münze zu prägen 4. Der Stadt Zürch aber erlaubte er, nach Abgang ihres Hofrichters einen andern zu wäh= len, welcher von Reichswegen über alle Sachen rich= 22 c.m. 7 Iun 1384. c. d. ten I Ap. SEVER. WRBCZANSKY in Nucleo Minoritico p. 96. 2 Originale in Archiuo CÆS. VIND. am Magdalenen Abend. 3 Origin, ibid. an St. Magdalenen Tag. 4 Hirsch Münz Archiv. Tom. I. p. 49.
154 Reiſet nach Deutſchland. Nachdem alſo Wenzel ſowoßl ſeinen geiſklichen als weltlichen Unterthanen ſo viele Gnaden, deren wir wohl kaum die Helfte haben anführen können, erzei= get hatte, machte er Anſkalten nach Deutſchland zu reiſen, wo er die übrige Zeit dieſes Iahrs zubrachte. Einige Unruhen, die sich abermals in Deutſchland, ungeachtet des Nürnberger Landfriedens, außerten, wie auch der Tod ſeines Oheims, des Herzogs Wen= zel von Luxenburg, der am 7. December des vorigen Iahrs erfolgt war, bewogen ihn die Reiſe zu unter= nehmen. In den erſten Tagen des Juli war er ſchon zu Nürnberg. Er beſkätigte hier einen Gnadenbrief des Kaiſers Karl IV. kraft deſſen derſelben den Karmeli= termonchen einen Plaßz in der Neuſtadt Prag zu Er= bauung eines Kloſters im I. I348 geſchenkt hoste I. Den Tag vor Magdalena aber war er ſchon zu Hei= delberg, wo ihn einige Reichsfürſten bereits erwarte= ten. Er verſchrieb hier dem Herzog Leopold von Oeſtreich die Reichsffeuer von Winsberg und Kemp- 2I e.m. ten 2. Am folgenden Tage gab er dem erwähnten Herzog die Erlaubniß , das von dem Wartenſtein er= kaufte Landgericht von Egerdach gen Riedling odér Munderling zu verlegen 3. Dem Burggrafen Fried= rich von Nurnberg ertheilte Wenzel am nehmlichen Tage die Erlaubniß in einer der vier Stadte Zenne, Neuſkadt, Bayreuth oder Kulmbach goldene Münze zu prägen 4. Der Stadt Zürch aber erlaubte er, nach Abgang ihres Hofrichters einen andern zu wäh= len, welcher von Reichswegen über alle Sachen rich= 22 c.m. 7 Iun 1384. c. d. ten I Ap. SEVER. WRBCZANSKY in Nucleo Minoritico p. 96. 2 Originale in Archiuo CÆS. VIND. am Magdalenen Abend. 3 Origin, ibid. an St. Magdalenen Tag. 4 Hirsch Münz Archiv. Tom. I. p. 49.
Strana 155
Erneuert den Landfrieden. 155 ten kounte I. Dann gab hier Wenzel eine Berord 1384. 24 Iul. nung heraus, daß kein Reichsskand des andern eige- ne Leute oder Beamte annehmen ſolle 2. Während der Zeit hatte der König mit den an= weſenden Furſfen oftmalige Berathſchlagungen gepflogen/ wie der Nurnberger Landfriede feft geſeßzt und dauerhaft gemacht werden könnte. Wenzeln gereichet dieſe Be= mühung zu nicht geringem Ruhme, beſonders , daß er hiezu die Rathſchläge des alten und erfahrnen Kuhr= fürſten, Ruprechts von der Pfalz, eingeholet, und ſogar zu ihm nach Heidelberg gereiſet ſey. Daſelbst hatten ſich auch folgende Reichsfürsten eingefunden: Adolf, Erzbiſchof zu Maynz, Gerhard Biſchof zu Wurzburg, Leopold Herzog zu Oeſtreich, Friedrich Burggraf zu Nürnberg, Eberhard Graf zu Würz- tenberg. Es war auch eine Menge von Abgeordne= ten verſchiedener Reichsflädte zugegen. Wenzel brach= te es alſo dahin, daß ſich die anweſenden Reichsfürſten in ihrem ſo wohl, als auch in aller übrigen Fürsken Namen mit den Bürgermeistern, Näthen und Bür- gern folgender Städte vereinigten: Maynz, Stras burg ; Frankfurt , dann auch aller ūbrigen Städte am Rheine, im Elſaſſe, und in der Wetterau; ferners Augsburg, Aürnberg, Ulm/ und anderer Stádte in Ober= und Niederſchwaben, Franken und in Banern. Die Einung ſollte nun von dieſem Tage an bis künf= tige Pfingffen, und dann noch ganze drey Iahre fort= dauern. Daß aber unſer Wenzel dieſe Freundſchaft zwiſchen den Fürsten und Städten des Reichs gestiftet habe/ bezeugen die oben genannten Fürſten und Stádte ſelbſk, wenn ſie in der Urkunde ſagen: Wir — thun kund — “daß derſelbe Allerdurchluchtigeſke Fürſke, unſer lieber gnediger Herre, der Romiſche Kunigs zwu= ſchen uns und den Erſamen Luten den Burgermei= 25 c.m. ftern I Tſchudy bey H Häberlin S. I00. 2 Sattler n. 177.
Erneuert den Landfrieden. 155 ten kounte I. Dann gab hier Wenzel eine Berord 1384. 24 Iul. nung heraus, daß kein Reichsskand des andern eige- ne Leute oder Beamte annehmen ſolle 2. Während der Zeit hatte der König mit den an= weſenden Furſfen oftmalige Berathſchlagungen gepflogen/ wie der Nurnberger Landfriede feft geſeßzt und dauerhaft gemacht werden könnte. Wenzeln gereichet dieſe Be= mühung zu nicht geringem Ruhme, beſonders , daß er hiezu die Rathſchläge des alten und erfahrnen Kuhr= fürſten, Ruprechts von der Pfalz, eingeholet, und ſogar zu ihm nach Heidelberg gereiſet ſey. Daſelbst hatten ſich auch folgende Reichsfürsten eingefunden: Adolf, Erzbiſchof zu Maynz, Gerhard Biſchof zu Wurzburg, Leopold Herzog zu Oeſtreich, Friedrich Burggraf zu Nürnberg, Eberhard Graf zu Würz- tenberg. Es war auch eine Menge von Abgeordne= ten verſchiedener Reichsflädte zugegen. Wenzel brach= te es alſo dahin, daß ſich die anweſenden Reichsfürſten in ihrem ſo wohl, als auch in aller übrigen Fürsken Namen mit den Bürgermeistern, Näthen und Bür- gern folgender Städte vereinigten: Maynz, Stras burg ; Frankfurt , dann auch aller ūbrigen Städte am Rheine, im Elſaſſe, und in der Wetterau; ferners Augsburg, Aürnberg, Ulm/ und anderer Stádte in Ober= und Niederſchwaben, Franken und in Banern. Die Einung ſollte nun von dieſem Tage an bis künf= tige Pfingffen, und dann noch ganze drey Iahre fort= dauern. Daß aber unſer Wenzel dieſe Freundſchaft zwiſchen den Fürsten und Städten des Reichs gestiftet habe/ bezeugen die oben genannten Fürſten und Stádte ſelbſk, wenn ſie in der Urkunde ſagen: Wir — thun kund — “daß derſelbe Allerdurchluchtigeſke Fürſke, unſer lieber gnediger Herre, der Romiſche Kunigs zwu= ſchen uns und den Erſamen Luten den Burgermei= 25 c.m. ftern I Tſchudy bey H Häberlin S. I00. 2 Sattler n. 177.
Strana 156
156 Geht nach Luxenburg. 1384. ſkern — — eine fumtliche Stallung gemacht und ge- ſeſzt hat „ Wenzel hoffte alſo , daß er durch den Nurn= berger Landfrieden, und durch die jetzige Bereinigung der Reichsfürſten mit den Städten, einen dauerhaften 26 Iut. Frieden in deutſchen Landen geffiftet habe I, und daß er ſodann ſeinen Nömerzug mit Sicherheit unter nehmen und ſich zum Kaiſer werde kronen laſſen können. Boll Zufriedenheit verließ er Heidelberg, und ſeſz= te ſeine Reiſe nach Luxenburg fort. Er gieng über Worms. Der Biſchof und das ſämmtliche Kapitel dieſer Stadt trugen dem König ihre Klagen vor, daß fie von einigen Nachbarn gedrückt und beläſliget wor= den. Wenzel erklärte alſo, daß das Kapitel zu Worms niemand andern, als den Kaiſer für ſeinen Herrn zu erkennen habe. Weil aber dieſer nicht oft in dieſe Ge= genden kommen und fie ſchüßzen könne, ſo trug er den Kuhrfürsken von Maynz, Trier und der Ofalz auf daß sie das Stift zu Worms vor fremden Anfällen ſchüßzen und bewahren mochten 2. Am nehmlichen Tage fertigte Wenzel für die Stadt Weil das Bor= recht aus/ daß niemand von ihren Bürgern und Ein= wohnern an Leib und Gut zugleich geſtraft werden ſol= le 3. Bon hier begab er ſich nach Luxenburg/ um das Herzogthum gleiches Namens in Beſiſz zu nehmen/ welches ihm nach dem Abſterben ſeines Oheims Wen= zel zugefallen war. Wir wollen nun erzáhlen/ was er Hier ausgefertiget hat. Dem Grafen Kraft von Hohenlohe verpfändete er den Zoll und den Zehnten zu Machern an der Mo= 6 Aug. ſel 4. Der Abtey St. Maximin beſkätigte er die Gna= denbriefe, welche ſie von den Kaiſern Heinrich II. 28 e.m. c. d. Hein= 1 Ap. DATT. p. 54. WENKER Apparat. p. 246. Dv- MONT Corps Dipl. Tom. Il. p. 187. 2 SCHANNAT Hift. Worm. Tom. II. p. 192. 3 LVNIG P. Spec. Cont. IV. Th. 1. p. 591. 4 Hanſelmann bey H. Háberlin p. I0I.
156 Geht nach Luxenburg. 1384. ſkern — — eine fumtliche Stallung gemacht und ge- ſeſzt hat „ Wenzel hoffte alſo , daß er durch den Nurn= berger Landfrieden, und durch die jetzige Bereinigung der Reichsfürſten mit den Städten, einen dauerhaften 26 Iut. Frieden in deutſchen Landen geffiftet habe I, und daß er ſodann ſeinen Nömerzug mit Sicherheit unter nehmen und ſich zum Kaiſer werde kronen laſſen können. Boll Zufriedenheit verließ er Heidelberg, und ſeſz= te ſeine Reiſe nach Luxenburg fort. Er gieng über Worms. Der Biſchof und das ſämmtliche Kapitel dieſer Stadt trugen dem König ihre Klagen vor, daß fie von einigen Nachbarn gedrückt und beläſliget wor= den. Wenzel erklärte alſo, daß das Kapitel zu Worms niemand andern, als den Kaiſer für ſeinen Herrn zu erkennen habe. Weil aber dieſer nicht oft in dieſe Ge= genden kommen und fie ſchüßzen könne, ſo trug er den Kuhrfürsken von Maynz, Trier und der Ofalz auf daß sie das Stift zu Worms vor fremden Anfällen ſchüßzen und bewahren mochten 2. Am nehmlichen Tage fertigte Wenzel für die Stadt Weil das Bor= recht aus/ daß niemand von ihren Bürgern und Ein= wohnern an Leib und Gut zugleich geſtraft werden ſol= le 3. Bon hier begab er ſich nach Luxenburg/ um das Herzogthum gleiches Namens in Beſiſz zu nehmen/ welches ihm nach dem Abſterben ſeines Oheims Wen= zel zugefallen war. Wir wollen nun erzáhlen/ was er Hier ausgefertiget hat. Dem Grafen Kraft von Hohenlohe verpfändete er den Zoll und den Zehnten zu Machern an der Mo= 6 Aug. ſel 4. Der Abtey St. Maximin beſkätigte er die Gna= denbriefe, welche ſie von den Kaiſern Heinrich II. 28 e.m. c. d. Hein= 1 Ap. DATT. p. 54. WENKER Apparat. p. 246. Dv- MONT Corps Dipl. Tom. Il. p. 187. 2 SCHANNAT Hift. Worm. Tom. II. p. 192. 3 LVNIG P. Spec. Cont. IV. Th. 1. p. 591. 4 Hanſelmann bey H. Háberlin p. I0I.
Strana 157
Laßt daſelbſt 157 Heinrich IV. und Karl IV. erhalten hatte I. Dann ließ er an den Magiſtrat der Stadt Trier den Befehl ergehen, daß er die erwáhnte Abtey an ihren Frey= heiten und Borrechten, beſonders ihre Fleiſchhauer und Weber/ nicht hindern ſolle 2. Dem Konrad Plarer I0 e.m. ſchlug er zu dem Schultheißenamte von Schletſkadt, ſo er thm am 28. Febr. dieſes Jahrs zu Lehen gegeben, noch tauſend Goldgulden 3. Dann nahm Wenzel, als I2Geyt Herzog von Luxenburg/ die Grafſchaft la Roche von dem Abt von Stablo zu Lehen, und ſtellte ihm bier= ûber den Lehnrevers aus 4. Für die Stadt Ueber I5 e.m. lingen aber fertigte Wenzel einen Freyheitsbrief aus, daß ſie Böſewichter greifen, und nach Befinden an Leib und Leben ſtrafen moge 5. Am nehmlichen Tage be 27 e.m. lehnte Wenzel den Herzog Przemiſl von Teſchen mit einer Helfte der Stadt Glogau, wie auch mit Stei= nau und Gor, welcher ein Bekenntniß hierüber mit dem Be prechen ausſtellte, daß dieſe Stádte und Schlöſſer für die Krone Böhmen immer offen ſtehen sollen 6. Hierauf machte Wenzel eine kleine Reiſe nach Achen, wo er mit dem Biſchof Friedrich von Stras= burg ein Bundniß errichtete. Der Biſchof verſprach, daß er Wenzeln mit aller Macht ſein Lebtage beyſle= hen, und, wenn er geiſklicher Kuhrfürſt würde, die von ſeinem Borfahrer hinterlaſſene Baarſchaft mit ihm theilen, und drey vom Reiche dem Bißthum verpfán= c. d. 1384. 8 Aug. dete 1 LVNIG Spic. Eccl. I. Th. Fortſ. p. 286. 2 IBID. 1. c. p. 288. 3 Origin, in Archiuo Cæs. Vind. Montag nach U.£. F. Nativit. 4 Ap. MARTENE et DVRAND Coll. Ampliſſ. Tom. II. p. 137. 5 LVNIG Parte Spec. Cont. IV. Th. II p. 541. 6 SOMMERSB. Tom. II. p. 76. Originale in Archiuo CAES. VIND.
Laßt daſelbſt 157 Heinrich IV. und Karl IV. erhalten hatte I. Dann ließ er an den Magiſtrat der Stadt Trier den Befehl ergehen, daß er die erwáhnte Abtey an ihren Frey= heiten und Borrechten, beſonders ihre Fleiſchhauer und Weber/ nicht hindern ſolle 2. Dem Konrad Plarer I0 e.m. ſchlug er zu dem Schultheißenamte von Schletſkadt, ſo er thm am 28. Febr. dieſes Jahrs zu Lehen gegeben, noch tauſend Goldgulden 3. Dann nahm Wenzel, als I2Geyt Herzog von Luxenburg/ die Grafſchaft la Roche von dem Abt von Stablo zu Lehen, und ſtellte ihm bier= ûber den Lehnrevers aus 4. Für die Stadt Ueber I5 e.m. lingen aber fertigte Wenzel einen Freyheitsbrief aus, daß ſie Böſewichter greifen, und nach Befinden an Leib und Leben ſtrafen moge 5. Am nehmlichen Tage be 27 e.m. lehnte Wenzel den Herzog Przemiſl von Teſchen mit einer Helfte der Stadt Glogau, wie auch mit Stei= nau und Gor, welcher ein Bekenntniß hierüber mit dem Be prechen ausſtellte, daß dieſe Stádte und Schlöſſer für die Krone Böhmen immer offen ſtehen sollen 6. Hierauf machte Wenzel eine kleine Reiſe nach Achen, wo er mit dem Biſchof Friedrich von Stras= burg ein Bundniß errichtete. Der Biſchof verſprach, daß er Wenzeln mit aller Macht ſein Lebtage beyſle= hen, und, wenn er geiſklicher Kuhrfürſt würde, die von ſeinem Borfahrer hinterlaſſene Baarſchaft mit ihm theilen, und drey vom Reiche dem Bißthum verpfán= c. d. 1384. 8 Aug. dete 1 LVNIG Spic. Eccl. I. Th. Fortſ. p. 286. 2 IBID. 1. c. p. 288. 3 Origin, in Archiuo Cæs. Vind. Montag nach U.£. F. Nativit. 4 Ap. MARTENE et DVRAND Coll. Ampliſſ. Tom. II. p. 137. 5 LVNIG Parte Spec. Cont. IV. Th. II p. 541. 6 SOMMERSB. Tom. II. p. 76. Originale in Archiuo CAES. VIND.
Strana 158
158 Goldmúnzen prägen. 1384. dete Schlösser, ihm zu lösen geben wolle 1. Bald 15.Okt. darauf war Wenzel wieder zu Luxenburg. Er hatte die östreichiſchen Pfandſtädte Schafhuſen , Breyſach. Rheinfeld , Freyburg und Nurenburg vor das kaiſerliche Hofgericht geladen , welche Ladung er jeſzt wieder auf= Hob 2. An den Rath der Stadt Königgräßz aber ſchrieb er den Befehl, daß er den im königlichen Hau= ſe wohnhaften Bürger Bartholomaus, nicht richten/ oder über ſeine Güter ſprechen ſolle, weil er, der Ko= nig, den Streit, sobald er nach Böhmen zurůck kömmt I Nov. ſelbſt unterſuchen wolle 3. Wenzel machte auch da= mals eine Reiſe nach Meſz. Er reichte hier dem Nich= ter Iohann von Schaftoldoheim die Reichsörter In= I5 e.m. nenheim, Ergersheim und Odertsheim zu Lehen 4. Am St. Eliſabethentag aber war Wenzel ſchon wieder zu Luxenburg. Da ihn der Biſchof, Friedrich von Stras= burg/ hieher begleitet hatte, ſo belehnte ihn der Kö= nig mit der Landgrafschaft von Niederelſaß, und bestä- tigte dem Bißthume von Strasburg den Beſitz derſel= 19 e.m. ben und aller Lehen, die es vom Reiche hatte 5. Wahrend der Zeit, daß sich Wenzel zu Luxen= burg aufhielt, ließ er auch daſelbſt als Herzog von Lu= xenburg, goldene Münzen prägen. Eine Seite der Münze skellt den einfachen Reichsadler mit einem Schil de, worauf ein Lowe zu ſehen , auf der Bruſt, vor ; die Inſchrift heißt. WENCEL. ROMANO. ET BOE. REx. Auf der andern Seite ift das Bild des H. Jo- hann des Taufers, mit der Umſchrift LVCENEVR- Bald GEN. 6. 1 Origin, in Archiuo Cæs. Vind. Achen an St. Gallen Abend. 2 Originale l. e. Luczelnburg Sonntag vor Simon und Iuda. 3 Urkundenb. n. XLV. 4 SCHOEPFLIN Alſat, Dipl. P. II. p. 253. in nota x. 5 IDEM p. 283. 6 Mehr hievon sieh des Adaukt Voigt Beschreibung der Böhm. Münzen Th. II. p. 174. 23 c.m.
158 Goldmúnzen prägen. 1384. dete Schlösser, ihm zu lösen geben wolle 1. Bald 15.Okt. darauf war Wenzel wieder zu Luxenburg. Er hatte die östreichiſchen Pfandſtädte Schafhuſen , Breyſach. Rheinfeld , Freyburg und Nurenburg vor das kaiſerliche Hofgericht geladen , welche Ladung er jeſzt wieder auf= Hob 2. An den Rath der Stadt Königgräßz aber ſchrieb er den Befehl, daß er den im königlichen Hau= ſe wohnhaften Bürger Bartholomaus, nicht richten/ oder über ſeine Güter ſprechen ſolle, weil er, der Ko= nig, den Streit, sobald er nach Böhmen zurůck kömmt I Nov. ſelbſt unterſuchen wolle 3. Wenzel machte auch da= mals eine Reiſe nach Meſz. Er reichte hier dem Nich= ter Iohann von Schaftoldoheim die Reichsörter In= I5 e.m. nenheim, Ergersheim und Odertsheim zu Lehen 4. Am St. Eliſabethentag aber war Wenzel ſchon wieder zu Luxenburg. Da ihn der Biſchof, Friedrich von Stras= burg/ hieher begleitet hatte, ſo belehnte ihn der Kö= nig mit der Landgrafschaft von Niederelſaß, und bestä- tigte dem Bißthume von Strasburg den Beſitz derſel= 19 e.m. ben und aller Lehen, die es vom Reiche hatte 5. Wahrend der Zeit, daß sich Wenzel zu Luxen= burg aufhielt, ließ er auch daſelbſt als Herzog von Lu= xenburg, goldene Münzen prägen. Eine Seite der Münze skellt den einfachen Reichsadler mit einem Schil de, worauf ein Lowe zu ſehen , auf der Bruſt, vor ; die Inſchrift heißt. WENCEL. ROMANO. ET BOE. REx. Auf der andern Seite ift das Bild des H. Jo- hann des Taufers, mit der Umſchrift LVCENEVR- Bald GEN. 6. 1 Origin, in Archiuo Cæs. Vind. Achen an St. Gallen Abend. 2 Originale l. e. Luczelnburg Sonntag vor Simon und Iuda. 3 Urkundenb. n. XLV. 4 SCHOEPFLIN Alſat, Dipl. P. II. p. 253. in nota x. 5 IDEM p. 283. 6 Mehr hievon sieh des Adaukt Voigt Beschreibung der Böhm. Münzen Th. II. p. 174. 23 c.m.
Strana 159
Reiſet langſam 159 Bald darauf verließ Wenzel das Herzogthum 1384. Luxenburg, und kehrte langſam nach Böhmen wieder zurůck. Zu Koblenz hielt er ſich einige Tage auf weil ſich mehrere Reichsfürſken daſelbſk eingefunden hat= ten. Es waren über den Artikel der Heidelbergiſchen Einung , “ wenn ein Theil den andern zu Hulfe mah= net „ Zweifel entſtanden, wie er námlich zu verſtehen ſen ; daruber Wenzel, mit Rath der Kuhrfürſien von Maynz Röln und Pfalz eine Erklärung ausftell te 1. Zu Maynz beskätigte er, als Röm, König, mit 8 Dee. Borbehalt ſeines Bruders, des Markgrafen Sieg= munds Rechten/ die Abtretung von Schifelbein durch Hans von Wedel an den Deutſchen Orden 2. An den Landgrafen, Balthaſat von Thuringen/ erließ er den Befehl, das Schloß Salza in Thüringen dem Erzſkifte Maynz zurůck zu geben/ denn er hatte es noch von den Zeiten des Erzbiſchofs Ludewig im Be= ſißze 3. Dann nahm ſich Wenzel der Wormſer Geiſk= lichkeit abermals an, welche von der daſigen Burger= ſchaft an ihren Rechten gehindert wurde. Die Stadt ſtûſzte ſich auf einige Freyheitsbriefe, die ſie von den vorigen Kaiſern erhalten hatte. Wenzel machte aber hierüber die Erklárung, daß die Freyheitsbriefe der Kaiſer und Könige immer dieſe Bedingung in ſich be= griefen, wenn ſie nicht zum Nachtheil anderer gereich= ten ; er befahl alſo daß die kaiſ. oder königlichen Brie= fe der Stadt Worms nur in ſo weit gelten ſollen/ als ſie dem daſigen Biſchof und der ſámmtlichen Geiſtlich= keit keinen Nachtheil bringen 4. Am folgenden Ta- ge ließ er an die Stadt Worms die ſchärfften Befeh= len ergehen/ daß ſie ſich unter ſchwerer Ungnade, nicht 16 c.m. c. d. e. d. un= 1 De GVDENVS Tom. III. p. 552. 2 H. GERKEN C. D. Br. Tom. V. p. 304. 3 GVDENVS p. 578. 4 LVNIG p. 1300. Spicil. Eccl. Contin. III. Frentag nach Lucia.
Reiſet langſam 159 Bald darauf verließ Wenzel das Herzogthum 1384. Luxenburg, und kehrte langſam nach Böhmen wieder zurůck. Zu Koblenz hielt er ſich einige Tage auf weil ſich mehrere Reichsfürſken daſelbſk eingefunden hat= ten. Es waren über den Artikel der Heidelbergiſchen Einung , “ wenn ein Theil den andern zu Hulfe mah= net „ Zweifel entſtanden, wie er námlich zu verſtehen ſen ; daruber Wenzel, mit Rath der Kuhrfürſien von Maynz Röln und Pfalz eine Erklärung ausftell te 1. Zu Maynz beskätigte er, als Röm, König, mit 8 Dee. Borbehalt ſeines Bruders, des Markgrafen Sieg= munds Rechten/ die Abtretung von Schifelbein durch Hans von Wedel an den Deutſchen Orden 2. An den Landgrafen, Balthaſat von Thuringen/ erließ er den Befehl, das Schloß Salza in Thüringen dem Erzſkifte Maynz zurůck zu geben/ denn er hatte es noch von den Zeiten des Erzbiſchofs Ludewig im Be= ſißze 3. Dann nahm ſich Wenzel der Wormſer Geiſk= lichkeit abermals an, welche von der daſigen Burger= ſchaft an ihren Rechten gehindert wurde. Die Stadt ſtûſzte ſich auf einige Freyheitsbriefe, die ſie von den vorigen Kaiſern erhalten hatte. Wenzel machte aber hierüber die Erklárung, daß die Freyheitsbriefe der Kaiſer und Könige immer dieſe Bedingung in ſich be= griefen, wenn ſie nicht zum Nachtheil anderer gereich= ten ; er befahl alſo daß die kaiſ. oder königlichen Brie= fe der Stadt Worms nur in ſo weit gelten ſollen/ als ſie dem daſigen Biſchof und der ſámmtlichen Geiſtlich= keit keinen Nachtheil bringen 4. Am folgenden Ta- ge ließ er an die Stadt Worms die ſchärfften Befeh= len ergehen/ daß ſie ſich unter ſchwerer Ungnade, nicht 16 c.m. c. d. e. d. un= 1 De GVDENVS Tom. III. p. 552. 2 H. GERKEN C. D. Br. Tom. V. p. 304. 3 GVDENVS p. 578. 4 LVNIG p. 1300. Spicil. Eccl. Contin. III. Frentag nach Lucia.
Strana 160
160 nach Böhmen zurůck. 1384. unterſlehen ſolle die daſige Geiſtlichkeit zu kranken oder 17 Dee ihren Rechten nahe zu treten I. Allein die Wormſer erregten hierüber einen Aufftand, und jagten die ſämmt= liche Geiſtlichkeit zur Stadt hinaus. Da ſie hernach der Konig dieſer Ausſchweifungen wegen zu einer Stra= fe von tauſend Mark Goldes verurtheilte, geriethen die Bürger in eine ſolche Raſerey, daß ſie unter der Stadtfahne zum Lhore Hinauszogen/ die Wohnungen der Geiſtlichen zu Reuhaufen plunderten, und zerstör- ten, 32 Geiſtliche verwundeten oder in Gefängniſſe warfen ; ja ſogar die Dorfpfarrer überfielen und mißbandelten. Dieß geſchah nach der Abreiſe des Ko= nigs aus dieſen Gegenden 2. Sie wurden dieſer Ge- waltthatigkeiten wegen Hernach von Pabſt Urban VI. mit dem Kirchenbanne, und vom Reiche mit der Acht belegt. Der König Wenzel ſeßzte ſeine Reiſe nach Boh= men fort. Zu Frankfurt ſtellte ihm Eberhard von Riſenberg ein Bekenntniß aus, daß er ſeine Beſken Bilnar und Granſau Wenzeln, als einem Könige in Böhmen aufgegeben/ und ſie von ihm zu rechten Mannslehen wieder empfangen habe 3. Am folgen= den Tage reichte er dem Grafen Adolf von Maſſau die Grafſchaft Dießz, die ihm ſeine Gemahlinn zuge= 2I e.m.bracht hatte, zu Lehen 4. Der Stadt Gelnhauſen gab er die Macht ihre Renten, Nußungen und Ge- e. d. fälle zu erhohen oder zu mindern 5. Den Frankfur- tern ertheilte er einen Gnadenbrief, kraft deſſen er alle ihre Meßfreybeiten beſkätigte, and jede noch um vier= e. d. zehn Tage verlängerte 6. Hierauf mag Wenzel vol lends 20 e. m. I SCHANNAT Hift. Wormat. prob. p. 195. 2 Jo. LATOMVS in Catalogo Archiepp. Mogunt. in Menkenii Scr. Rer. Germ. Tom. III. p. 540. LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1402. 4 IDEMSpec. Secul. I. Th. p. 639. 5 IDEM Part. Spec. Cont. IV. Th. I. p. 800. 6 Priuilegia der Stadt FRANKF. P. 193. 3
160 nach Böhmen zurůck. 1384. unterſlehen ſolle die daſige Geiſtlichkeit zu kranken oder 17 Dee ihren Rechten nahe zu treten I. Allein die Wormſer erregten hierüber einen Aufftand, und jagten die ſämmt= liche Geiſtlichkeit zur Stadt hinaus. Da ſie hernach der Konig dieſer Ausſchweifungen wegen zu einer Stra= fe von tauſend Mark Goldes verurtheilte, geriethen die Bürger in eine ſolche Raſerey, daß ſie unter der Stadtfahne zum Lhore Hinauszogen/ die Wohnungen der Geiſtlichen zu Reuhaufen plunderten, und zerstör- ten, 32 Geiſtliche verwundeten oder in Gefängniſſe warfen ; ja ſogar die Dorfpfarrer überfielen und mißbandelten. Dieß geſchah nach der Abreiſe des Ko= nigs aus dieſen Gegenden 2. Sie wurden dieſer Ge- waltthatigkeiten wegen Hernach von Pabſt Urban VI. mit dem Kirchenbanne, und vom Reiche mit der Acht belegt. Der König Wenzel ſeßzte ſeine Reiſe nach Boh= men fort. Zu Frankfurt ſtellte ihm Eberhard von Riſenberg ein Bekenntniß aus, daß er ſeine Beſken Bilnar und Granſau Wenzeln, als einem Könige in Böhmen aufgegeben/ und ſie von ihm zu rechten Mannslehen wieder empfangen habe 3. Am folgen= den Tage reichte er dem Grafen Adolf von Maſſau die Grafſchaft Dießz, die ihm ſeine Gemahlinn zuge= 2I e.m.bracht hatte, zu Lehen 4. Der Stadt Gelnhauſen gab er die Macht ihre Renten, Nußungen und Ge- e. d. fälle zu erhohen oder zu mindern 5. Den Frankfur- tern ertheilte er einen Gnadenbrief, kraft deſſen er alle ihre Meßfreybeiten beſkätigte, and jede noch um vier= e. d. zehn Tage verlängerte 6. Hierauf mag Wenzel vol lends 20 e. m. I SCHANNAT Hift. Wormat. prob. p. 195. 2 Jo. LATOMVS in Catalogo Archiepp. Mogunt. in Menkenii Scr. Rer. Germ. Tom. III. p. 540. LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1402. 4 IDEMSpec. Secul. I. Th. p. 639. 5 IDEM Part. Spec. Cont. IV. Th. I. p. 800. 6 Priuilegia der Stadt FRANKF. P. 193. 3
Strana 161
Kommt in Prag an. 161 lends bis nach Böhmen gereiſet ſeyn, wovon er ſo 1385 lange abweſend geweſen war I. Mit Anfang des I385ften Jahrs kam Wenzel wieder nach Prag zurůck. Er hielt ſich dießmal das ganze Jahr hindurch in der Stadt Prag auf, einige kleine Reiſen ausgenommen, die er, der Iagd wegen, aufs Land machte. Sowohl durch den Nurnberger als auch den Feidelberger Landfrieden hatte er die Ru= he in Deutſchland feſfgeſetzt. Die Bündniſſe, welche einigo Reichsſädte in diesem Jahre untereinander er- richteten, verurſachten keine Unruhen. Und ſo konnte ſich Wenzel auch ruhig in ſeinem Erbkonigreiche auf= halten/ und daſſelbe in dem blühenden Zuſlande, wor= inn es ſich damals befand zu erhalten ſuchen. Daß er aber das Deutſche Reich nicht außer Acht gelaſſen, bezeugen verſchiedene Briefe, die er zum Beſten deſſel= ben in Böhmen ausgefertiget hat. Jeßzt wollen wir ſei ne Ausfertigungen nach der angenommenen Zeitrechnung erzáhlen. An die Stadt Regensburg ſchrieb er den Be= fehl, ſie ſolle ſich der Iuden wegen mit dem Herzog Albrecht, vergleichen 2. Für die Altſkadt Prag fer= tigte er einen Beſfätigungsbrief aller ihrer Borrechte aus beſonders aber den Stiftungsbrief der Neuſladt Prag vom Kaiſer Karl IV. 3. Denen Landgrafen zu 24 e.m. Thůringen und Markgrafen in Meiſſeny Friedrich, Wilhelm und Georg ertheilte Wenzel die Erlaubuiß II Ian. in I Wenzel Hayek, und andere nach ihm, erzählen auf dieß I384. I. daß der Kónig Wenzel die böhmiſchen Hcrren Wartenberg und Kolowrat mit Krieg überzoaen ha= be. Allein dieß gehort in das Iahr I390, auf wels ches wir es anführen wollen. 2 Originale in Archivo RATISB. Mittwoch nach dem Obristen. 3 Priuilegia Antiq. Pragæ. Erster Theil. 2
Kommt in Prag an. 161 lends bis nach Böhmen gereiſet ſeyn, wovon er ſo 1385 lange abweſend geweſen war I. Mit Anfang des I385ften Jahrs kam Wenzel wieder nach Prag zurůck. Er hielt ſich dießmal das ganze Jahr hindurch in der Stadt Prag auf, einige kleine Reiſen ausgenommen, die er, der Iagd wegen, aufs Land machte. Sowohl durch den Nurnberger als auch den Feidelberger Landfrieden hatte er die Ru= he in Deutſchland feſfgeſetzt. Die Bündniſſe, welche einigo Reichsſädte in diesem Jahre untereinander er- richteten, verurſachten keine Unruhen. Und ſo konnte ſich Wenzel auch ruhig in ſeinem Erbkonigreiche auf= halten/ und daſſelbe in dem blühenden Zuſlande, wor= inn es ſich damals befand zu erhalten ſuchen. Daß er aber das Deutſche Reich nicht außer Acht gelaſſen, bezeugen verſchiedene Briefe, die er zum Beſten deſſel= ben in Böhmen ausgefertiget hat. Jeßzt wollen wir ſei ne Ausfertigungen nach der angenommenen Zeitrechnung erzáhlen. An die Stadt Regensburg ſchrieb er den Be= fehl, ſie ſolle ſich der Iuden wegen mit dem Herzog Albrecht, vergleichen 2. Für die Altſkadt Prag fer= tigte er einen Beſfätigungsbrief aller ihrer Borrechte aus beſonders aber den Stiftungsbrief der Neuſladt Prag vom Kaiſer Karl IV. 3. Denen Landgrafen zu 24 e.m. Thůringen und Markgrafen in Meiſſeny Friedrich, Wilhelm und Georg ertheilte Wenzel die Erlaubuiß II Ian. in I Wenzel Hayek, und andere nach ihm, erzählen auf dieß I384. I. daß der Kónig Wenzel die böhmiſchen Hcrren Wartenberg und Kolowrat mit Krieg überzoaen ha= be. Allein dieß gehort in das Iahr I390, auf wels ches wir es anführen wollen. 2 Originale in Archivo RATISB. Mittwoch nach dem Obristen. 3 Priuilegia Antiq. Pragæ. Erster Theil. 2
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162 Ertheilet Monchen 1385. in ihren Ländern, in Franken und im Osterlande, ei nen Landrichter zu ſeßen , welcher die vorfallenden Streitigkeiten, nach den Gewohnheiten des Landfrie= dens in Wesfphalen, von des Königs und des Reichs wegen richten könnte I. Dann bat ihn der Abt zn Königshof im Namen ſeines Klofters, Ciſtercienſeror= dens , er mochte ihre Borrechte gutheißen und beſtäti= gen. Wenzel that es, der Ehre Gottes und ſeiner unbefleckten Mutter wegen 2, wie er ſich ſelbst aus= druckt. Er ließ alſo für dieß Kloster vier Gnaden- briefe am nehmlichen Tage ausfertigen. Im ersten befahl er ernſthaft den drey Prager Städten, wie auch der Stadt Beraun, und allen Stadten des Rc= nigreichs, die Besitzungen dieses Klosters mit keinen Abgaben zu beſchweren. Im zweyten beſatigie Wen= zel einen Srief des Königs Johann 3, wie auch des Kaiſers Karl IV. 4, kraft deren beyde dieß Klofter von einer Zahlung befreyten die ſie bey der Wahl eines neuen Abten hätten entrichten ſollen. Im drit= ten aber beſtätigte Wenzel noch drey andere Briefe, die der König Johann dieſem Kloffer zu verſchiedenen Zeiten ertheilt und der Kaiſer Karl IV. gutgeheißen hatte. Im erſken gibt der König Iohann dieſen Klosterleuten die Erlaubniß, ihr Getraide, Weine 2. in Prag zu verkaufen, und was sie im Kloster brau- chen, von Prag, zollfrey dahin zu führen 5. Im zweyten befreyet sie der König Iohann von allen Ab= gaben, die Berna oder allgemeine Landſteuer ausge= nommen 6. Und im dritten Briefe erhalten ſie von 30Ian ihm I Horn S. 666. 2 Ad omnipotentis Dei et intemeratæ ſuæ Genitricis glo- riam et honorem. 3 Pariſiis A. D. 1340. Dominica Lætare. 4 Pragæ 1355. V. Kal. Oct. 5 Datum Pragæ XVII. Kalend. Sept. a. MCCCXVI. 6 Datum Tuſt. a. MCCCXXXI. XI. Kalend. Sept.
162 Ertheilet Monchen 1385. in ihren Ländern, in Franken und im Osterlande, ei nen Landrichter zu ſeßen , welcher die vorfallenden Streitigkeiten, nach den Gewohnheiten des Landfrie= dens in Wesfphalen, von des Königs und des Reichs wegen richten könnte I. Dann bat ihn der Abt zn Königshof im Namen ſeines Klofters, Ciſtercienſeror= dens , er mochte ihre Borrechte gutheißen und beſtäti= gen. Wenzel that es, der Ehre Gottes und ſeiner unbefleckten Mutter wegen 2, wie er ſich ſelbst aus= druckt. Er ließ alſo für dieß Kloster vier Gnaden- briefe am nehmlichen Tage ausfertigen. Im ersten befahl er ernſthaft den drey Prager Städten, wie auch der Stadt Beraun, und allen Stadten des Rc= nigreichs, die Besitzungen dieses Klosters mit keinen Abgaben zu beſchweren. Im zweyten beſatigie Wen= zel einen Srief des Königs Johann 3, wie auch des Kaiſers Karl IV. 4, kraft deren beyde dieß Klofter von einer Zahlung befreyten die ſie bey der Wahl eines neuen Abten hätten entrichten ſollen. Im drit= ten aber beſtätigte Wenzel noch drey andere Briefe, die der König Johann dieſem Kloffer zu verſchiedenen Zeiten ertheilt und der Kaiſer Karl IV. gutgeheißen hatte. Im erſken gibt der König Iohann dieſen Klosterleuten die Erlaubniß, ihr Getraide, Weine 2. in Prag zu verkaufen, und was sie im Kloster brau- chen, von Prag, zollfrey dahin zu führen 5. Im zweyten befreyet sie der König Iohann von allen Ab= gaben, die Berna oder allgemeine Landſteuer ausge= nommen 6. Und im dritten Briefe erhalten ſie von 30Ian ihm I Horn S. 666. 2 Ad omnipotentis Dei et intemeratæ ſuæ Genitricis glo- riam et honorem. 3 Pariſiis A. D. 1340. Dominica Lætare. 4 Pragæ 1355. V. Kal. Oct. 5 Datum Pragæ XVII. Kalend. Sept. a. MCCCXVI. 6 Datum Tuſt. a. MCCCXXXI. XI. Kalend. Sept.
Strana 163
und Nonnen Gnadenbriefe. 163 ihm die Erlaubniß in Böhmen und Mähren Güter 1385. zu kaufen, einzutauſchen oder zu veráußern I. Fer- ners beſtätigte Wenzel des K. Karl IV. Brief, kraft deſſen derſelbe im I. I355 2 das Haus, ſo dieß Klofter zu Prag hatte, von allen Steuern befreyte. Bey allen dieſen Borrechten ließ ſie der König Wen= zel/ und erneuerte ſie 3. Indeſfen war des Grafen Meinhard von Gortz Bevollmáchtigter, Ludwig von Frauenberg; in Prag angelaugt, um vom Kónig die Reichslehen im Na-- men ſeines Herrn, welcher Krankheit halber nicht per= ſonlich erſcheinen konnte, zu empfangen. Wenzel reichte ihm alſo die Belehuſchaft, und ließ ihm hier= über die Lehnbriefe ausfertigen 4. Die Herren von Roſenberg hatten in ihrer Stadt Wittingau ( Tržebon) ein Kloſter fûr regulirte Chorherren Auguſtinerordens geſtiftet, welches nun Wenzel guthies und beſfätigte 5. 3 Mers Hierauf erſchienen die Nonnen vom h. Geift oder von der Barmherzigkeit in der Altſtadt Prag vor dem Ko- nig mit dem Berlangen, er mochte ihnen gleichfalls den Beſitz ihrer Güter verſichern. Wenzel ſagt/ er thue es aus beſonderer Neigung, die er zu dieſem Klo= ffer hatte 6. Dem Herzog Iohann von Troppau er= laubte er ſeine Lander zu verkaufen, mit Borbehalt dennoch aller Rechte, die die Krone Böhmen darauf 2 2 10 c.m, 14 Feb. 20 c.m. hat 1 Datum Pragæ MCCCXXXII. IV idus Sept. 2 Praga IV. Kal, Nov. 3 Originalia extant in BIBLIOTHECA Regia Prag. 4 Origin. duo in Archiuo CAES. VIND. Montag nach Invocavit, und St. Peterstag Stulfener. 5 Originale in Bibl. Regia Prag. Dieß Stift ist im I. I786 aufgehoben worden. 6 Originale in Bibl. Reg. Prag. Bey dieſer Urkunde kommt Hanko oder Johann Probst zu Lebus, zum erſtenmal , als Kanzler vor, welches Amt noch im vorigen Iahre der Prager Erzbiſchof verwaltet hat= te.
und Nonnen Gnadenbriefe. 163 ihm die Erlaubniß in Böhmen und Mähren Güter 1385. zu kaufen, einzutauſchen oder zu veráußern I. Fer- ners beſtätigte Wenzel des K. Karl IV. Brief, kraft deſſen derſelbe im I. I355 2 das Haus, ſo dieß Klofter zu Prag hatte, von allen Steuern befreyte. Bey allen dieſen Borrechten ließ ſie der König Wen= zel/ und erneuerte ſie 3. Indeſfen war des Grafen Meinhard von Gortz Bevollmáchtigter, Ludwig von Frauenberg; in Prag angelaugt, um vom Kónig die Reichslehen im Na-- men ſeines Herrn, welcher Krankheit halber nicht per= ſonlich erſcheinen konnte, zu empfangen. Wenzel reichte ihm alſo die Belehuſchaft, und ließ ihm hier= über die Lehnbriefe ausfertigen 4. Die Herren von Roſenberg hatten in ihrer Stadt Wittingau ( Tržebon) ein Kloſter fûr regulirte Chorherren Auguſtinerordens geſtiftet, welches nun Wenzel guthies und beſfätigte 5. 3 Mers Hierauf erſchienen die Nonnen vom h. Geift oder von der Barmherzigkeit in der Altſtadt Prag vor dem Ko- nig mit dem Berlangen, er mochte ihnen gleichfalls den Beſitz ihrer Güter verſichern. Wenzel ſagt/ er thue es aus beſonderer Neigung, die er zu dieſem Klo= ffer hatte 6. Dem Herzog Iohann von Troppau er= laubte er ſeine Lander zu verkaufen, mit Borbehalt dennoch aller Rechte, die die Krone Böhmen darauf 2 2 10 c.m, 14 Feb. 20 c.m. hat 1 Datum Pragæ MCCCXXXII. IV idus Sept. 2 Praga IV. Kal, Nov. 3 Originalia extant in BIBLIOTHECA Regia Prag. 4 Origin. duo in Archiuo CAES. VIND. Montag nach Invocavit, und St. Peterstag Stulfener. 5 Originale in Bibl. Regia Prag. Dieß Stift ist im I. I786 aufgehoben worden. 6 Originale in Bibl. Reg. Prag. Bey dieſer Urkunde kommt Hanko oder Johann Probst zu Lebus, zum erſtenmal , als Kanzler vor, welches Amt noch im vorigen Iahre der Prager Erzbiſchof verwaltet hat= te.
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164 Laßt Aufwiegler I385. hatte I. Am nehmlichen Tage ertheilte Wenzel der 23 Merz Stadt Braunſchweig das Borrecht, vor kein fremdes e. d. Gericht erſcheinen zu müſſen 2. Dem Herzog Albrecht von Sachſen nud Lüneburg ertheilte Wenzel die Frey= heit/ daß bey der Borladung derjenigen Städte, die in den Landfrieden waren aufgenommen worden/ und die er zu vertheidigen hatte, nur zwey aus dem Rathe und nicht zwanzig und mehr/ wie ſonſt zu geſchehen pflegte/ vor dem Landrichter erſcheinen dörfen 3. Fer= ners gab er ihm die Macht, den Herzog Friedrich von Braunſchweig mit ſeinem Fürſlenthume Braunſchweig und was noch ſonſt vom Reiche rührte, in ſeinem, des Konigs Namen, zu belehnen, weil derſelbe we= gen Unſicherheit der Wege nicht persönlich vor Wen- zel erſcheinen konnte 4. Wie auch das Borrecht, daß aus den Städten Braunſchweig, Hannower und andern, die im Landfrieden geweſen, niemand vor die Weſfphäli= schen Gerichte eitirt werden ſolle 5. Während der Zeit, daß Wenzel um das Wohl der Klösfer, wie auch um die Handhabung des Land= friedens im Reiche beſorgt war entſtanden zu Prag einige Unruhen. Man hat mehrere Beyſpiele, daß ſich zwey verſchiedene Rationen in einer Stadt nicht haben vertragen können. Schon zu Zeiten des Kai= ſers Karl IV. waren viele Deutſche zu Prag ſeßhaft. Seit dem hatten ſie ſich durch die Menge der hier ſu= direnden Sachſen, Franken, Oeftreicher, Schwaben, Bayern 2c. noch mehr vermehrt. Dieſe deutſche Stu= denten hielten zuſammen, und ſo oft ſie in der Faß= nacht/ beym Johannesfeuer und dergleichen Zuſam= menkünften sich ergötzten, ſchlosſen ſie die Böhmen da= c. d. c. d. c. d. von 1 Diploma in Copiario S. Wenceslai. 2 HEMPEI. Staatslexik. Th. IV. p. 801. LUNIG Part. Spec. Cont. II. Fortſ. 1. p. 254. 3 4 SCHEIDT. Bibl. Hift. Gott. p. 132. LIMNAEVS I. P. Tom. III. C. IX. n. 8. 5
164 Laßt Aufwiegler I385. hatte I. Am nehmlichen Tage ertheilte Wenzel der 23 Merz Stadt Braunſchweig das Borrecht, vor kein fremdes e. d. Gericht erſcheinen zu müſſen 2. Dem Herzog Albrecht von Sachſen nud Lüneburg ertheilte Wenzel die Frey= heit/ daß bey der Borladung derjenigen Städte, die in den Landfrieden waren aufgenommen worden/ und die er zu vertheidigen hatte, nur zwey aus dem Rathe und nicht zwanzig und mehr/ wie ſonſt zu geſchehen pflegte/ vor dem Landrichter erſcheinen dörfen 3. Fer= ners gab er ihm die Macht, den Herzog Friedrich von Braunſchweig mit ſeinem Fürſlenthume Braunſchweig und was noch ſonſt vom Reiche rührte, in ſeinem, des Konigs Namen, zu belehnen, weil derſelbe we= gen Unſicherheit der Wege nicht persönlich vor Wen- zel erſcheinen konnte 4. Wie auch das Borrecht, daß aus den Städten Braunſchweig, Hannower und andern, die im Landfrieden geweſen, niemand vor die Weſfphäli= schen Gerichte eitirt werden ſolle 5. Während der Zeit, daß Wenzel um das Wohl der Klösfer, wie auch um die Handhabung des Land= friedens im Reiche beſorgt war entſtanden zu Prag einige Unruhen. Man hat mehrere Beyſpiele, daß ſich zwey verſchiedene Rationen in einer Stadt nicht haben vertragen können. Schon zu Zeiten des Kai= ſers Karl IV. waren viele Deutſche zu Prag ſeßhaft. Seit dem hatten ſie ſich durch die Menge der hier ſu= direnden Sachſen, Franken, Oeftreicher, Schwaben, Bayern 2c. noch mehr vermehrt. Dieſe deutſche Stu= denten hielten zuſammen, und ſo oft ſie in der Faß= nacht/ beym Johannesfeuer und dergleichen Zuſam= menkünften sich ergötzten, ſchlosſen ſie die Böhmen da= c. d. c. d. c. d. von 1 Diploma in Copiario S. Wenceslai. 2 HEMPEI. Staatslexik. Th. IV. p. 801. LUNIG Part. Spec. Cont. II. Fortſ. 1. p. 254. 3 4 SCHEIDT. Bibl. Hift. Gott. p. 132. LIMNAEVS I. P. Tom. III. C. IX. n. 8. 5
Strana 165
enthaupten. 165 von aus. Ueber dieß hatte Wenzel die Rathhäuſer der 1385. Prager Städte, wie auch andere Aemter, mit vielen Deutſchen beſetzt. Bermuthlich waren ſie dazu geſchick= ter, als die Inländer. Nach Weleſlawins Ausſage ſaßen damals I6 Deutſche, und nur zwey Böhmen im Altſtädter Rathhauſe I. Dieß verurſachte aber Neid, Haß, Zwieſpalt und Naufereyen unter beyden Na= tionen. Die Böhmen dachten auf Rache. In dieſer Absicht hielten sie nächtliche Berſammlungen, und es hatte ein' allgemeiner Aufſtand geſchehen können/ wenn ihm der König nicht vorgekommen wäre. Er ließ al- ſo die Wirthe, in deren Häuſern die Zuſammenkünfte gehalten worden, den Samfkag nach Oſtern, auf dem Wiſchehrade feſtſeſzen. Dieß waren Iohann Heytma= nek, Hausherr vom weißen Bar, und Georg Haus= herr bey der goldenen Gans. Sie müssen ihres Ber- brechens geſchwind überwieſen worden ſeyn/ denn der König ließ sie als Aufwiegler, ſchon am dritten Ta= ge unter dem Wiſchehrade öffentlich enthaupten 2. Bal= bin nennt die Beſtrafung dieſer Aufwiegler, Grau= ſamkeit 3. Andere wollen dieſerwegen den König Wen= zel des Leichtſinns und Blutdurſkes beſchuldigen. Ist es denn nicht Pflicht eines Regenten für die Ruhe und Sicherheit ſeiner Unterthane zu wachen diejenigen, wel= che beydes ſkoren zu ſtrafen und einen Aufftand, ehe er ausbricht, zu erſkicken? Wenzel iſt viel mehr dar= um zu loben, daß er durch die zu rechter Zeit ange= brachte Beſtrafung andere Ruheſtörer abgeſchrockt habe. Hierauf trat Wenzel wieder zur Ausfertigung verſchiedener, meiſfens geiſtlicher Angelegenheiten. So gab er dem Prager Domherrn Wolfram von Skwo= recz 4 die Erlaubniß, ſeinen Hof Zelenecz wem immer 2 3 8 Apr. 10 Apr. zu 1 Ad 10. Apr. HAYEK ad h. a. WELESLAW. ad h. d. Ea crudelitas. In Epitome p. 394. 4 Dieſer Domherr wurde im I. I396 Erzbiſchof zu Prag. 2 3
enthaupten. 165 von aus. Ueber dieß hatte Wenzel die Rathhäuſer der 1385. Prager Städte, wie auch andere Aemter, mit vielen Deutſchen beſetzt. Bermuthlich waren ſie dazu geſchick= ter, als die Inländer. Nach Weleſlawins Ausſage ſaßen damals I6 Deutſche, und nur zwey Böhmen im Altſtädter Rathhauſe I. Dieß verurſachte aber Neid, Haß, Zwieſpalt und Naufereyen unter beyden Na= tionen. Die Böhmen dachten auf Rache. In dieſer Absicht hielten sie nächtliche Berſammlungen, und es hatte ein' allgemeiner Aufſtand geſchehen können/ wenn ihm der König nicht vorgekommen wäre. Er ließ al- ſo die Wirthe, in deren Häuſern die Zuſammenkünfte gehalten worden, den Samfkag nach Oſtern, auf dem Wiſchehrade feſtſeſzen. Dieß waren Iohann Heytma= nek, Hausherr vom weißen Bar, und Georg Haus= herr bey der goldenen Gans. Sie müssen ihres Ber- brechens geſchwind überwieſen worden ſeyn/ denn der König ließ sie als Aufwiegler, ſchon am dritten Ta= ge unter dem Wiſchehrade öffentlich enthaupten 2. Bal= bin nennt die Beſtrafung dieſer Aufwiegler, Grau= ſamkeit 3. Andere wollen dieſerwegen den König Wen= zel des Leichtſinns und Blutdurſkes beſchuldigen. Ist es denn nicht Pflicht eines Regenten für die Ruhe und Sicherheit ſeiner Unterthane zu wachen diejenigen, wel= che beydes ſkoren zu ſtrafen und einen Aufftand, ehe er ausbricht, zu erſkicken? Wenzel iſt viel mehr dar= um zu loben, daß er durch die zu rechter Zeit ange= brachte Beſtrafung andere Ruheſtörer abgeſchrockt habe. Hierauf trat Wenzel wieder zur Ausfertigung verſchiedener, meiſfens geiſtlicher Angelegenheiten. So gab er dem Prager Domherrn Wolfram von Skwo= recz 4 die Erlaubniß, ſeinen Hof Zelenecz wem immer 2 3 8 Apr. 10 Apr. zu 1 Ad 10. Apr. HAYEK ad h. a. WELESLAW. ad h. d. Ea crudelitas. In Epitome p. 394. 4 Dieſer Domherr wurde im I. I396 Erzbiſchof zu Prag. 2 3
Strana 166
166 Willigt in den Verſatz 13Iuli. I385. zu verkaufen, einer geiſtlichen Perſon ausgenommen I. 1 Man Stephan, Domherr zu Prag und Landſchreiber der königl. Landtafel bat Wenzeln um die Erlaubniß ſei= ne vier Mark Silber, die er aus dem Dorfe Wrbiſz jährlich genoß, dazu anzuwenden, daß dafür alle Iah- re Gedächtnißmeſſen für den Kaiſer Karl IV. gehalten 30 e.m. werden dürften 2, die ihm auch Wenzel ertheilte. Eben ſo erlaubte er dem Miklas Praſſie, einem Prager Bürger, sein ganzes Bermögen dem Kloster Zderas I6Iun. zu vermachen, wenn er ohne Erben ſterbe : ſollte 3. Bald darauf erhob ſich der König nach ſeinem Iagd= ſchloſſe Bürgliſz. Sein Bruder Siegmund, Mark= graf zu Brandenburg, wie auch ſeine Bettern, die Markgrafen von Mähren / Iodok und Prokop , wa= ren auch da. Siegmund, der ſich gern in Unzarn feſgeſetzt hatte , dazu er aber viel Geld brauchte/ be= ſchloß, die Mark Brandenburg zu verſeſzen. Man traf alſo das Mittel, daß ein Theil davon, námlich die alte Mark und die Prigniſz, den beyden Markgra= fen, Iodok und Prokop, für funfzig tauſend Schock Pranger Mûnze verſeſzt werden ſollte. Hiezu gab Wen= zel , in ſeinem und ſeines Bruders, des Herzogs Io= hann von Görlitz, Namen, die Einwilligung mit dem Berſprechen, er wolle ihnen den Beſitz dieſer beyden Lánder verſchaffen, ſo bald ihm, Wenzeln, die ganze Mark abgetreten ſeyn würde 4. Daß aber Siegmund dem Kónig Wenzel die ganze Mark damals verſchrieben, und überantwortet habe, erhellet aus dem Befehl, den derſelbe kurz darauf an die Biſchöfe, Grafen 2c. und ſeine Beamte in der Mark erlaſſen/ daß ſie dem König Wen= 2I e.m. zel gehorſam ſeyn , und ſeine Gebote befolgen ſollen 5. Dieß 1 Erect. Vol. I. p. 100. 2 Origin, in Archiuo CAPITVLI Prag. 3 Origin. in Pibl. Reg. Prag. Per D. Hanconem Lubuc. Præp. Cancell. 4 Urtundenb. n. XLVI. 5 Dipl. bey H. Gerke im C. D. Br. Tom. III. p. 134.
166 Willigt in den Verſatz 13Iuli. I385. zu verkaufen, einer geiſtlichen Perſon ausgenommen I. 1 Man Stephan, Domherr zu Prag und Landſchreiber der königl. Landtafel bat Wenzeln um die Erlaubniß ſei= ne vier Mark Silber, die er aus dem Dorfe Wrbiſz jährlich genoß, dazu anzuwenden, daß dafür alle Iah- re Gedächtnißmeſſen für den Kaiſer Karl IV. gehalten 30 e.m. werden dürften 2, die ihm auch Wenzel ertheilte. Eben ſo erlaubte er dem Miklas Praſſie, einem Prager Bürger, sein ganzes Bermögen dem Kloster Zderas I6Iun. zu vermachen, wenn er ohne Erben ſterbe : ſollte 3. Bald darauf erhob ſich der König nach ſeinem Iagd= ſchloſſe Bürgliſz. Sein Bruder Siegmund, Mark= graf zu Brandenburg, wie auch ſeine Bettern, die Markgrafen von Mähren / Iodok und Prokop , wa= ren auch da. Siegmund, der ſich gern in Unzarn feſgeſetzt hatte , dazu er aber viel Geld brauchte/ be= ſchloß, die Mark Brandenburg zu verſeſzen. Man traf alſo das Mittel, daß ein Theil davon, námlich die alte Mark und die Prigniſz, den beyden Markgra= fen, Iodok und Prokop, für funfzig tauſend Schock Pranger Mûnze verſeſzt werden ſollte. Hiezu gab Wen= zel , in ſeinem und ſeines Bruders, des Herzogs Io= hann von Görlitz, Namen, die Einwilligung mit dem Berſprechen, er wolle ihnen den Beſitz dieſer beyden Lánder verſchaffen, ſo bald ihm, Wenzeln, die ganze Mark abgetreten ſeyn würde 4. Daß aber Siegmund dem Kónig Wenzel die ganze Mark damals verſchrieben, und überantwortet habe, erhellet aus dem Befehl, den derſelbe kurz darauf an die Biſchöfe, Grafen 2c. und ſeine Beamte in der Mark erlaſſen/ daß ſie dem König Wen= 2I e.m. zel gehorſam ſeyn , und ſeine Gebote befolgen ſollen 5. Dieß 1 Erect. Vol. I. p. 100. 2 Origin, in Archiuo CAPITVLI Prag. 3 Origin. in Pibl. Reg. Prag. Per D. Hanconem Lubuc. Præp. Cancell. 4 Urtundenb. n. XLVI. 5 Dipl. bey H. Gerke im C. D. Br. Tom. III. p. 134.
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von Brandenburg. 167 Dieß Hatten die erwähnten Fürsken unter einan= der jeßt ausgemacht. Allein Wenzel, der ohne dieß mit Deutſchland und Böhmen genug zu thun hatte, wollte die Mark Brandenburg ſeinem jüngern Bruder, dem Herzog Iohann von Görlitz überlaſſen, in wel= cher Abſicht er ihn auch in die Mark ſchickte. Es ſchei= net aber, daß sich die Markiſchen Stände der Ber= pfändung der Prigniſz und Alten Mark an die Mäh- riſchen Prinzen widerſeßt haben. Daher verſchrieb Siegmund den erwähnten Markgrafen von Mähren, anſtatt der Brandenburgiſchen Lánder, einige Ländereyen zwiſchen der Donau und der Wag in Ungarn um die erwähnte Summe. Iedoch veranſkaltete Wenzel mit Ende dieſes Jahrs eine Zuſammentretung der Marker mit ſeinen Rathen in Lukau auf den erften December. Was daſelbst abgehandelt worden, wollen wir auf den- ſelben Tag vorbringen. Zu gleicher Zeit war auch der Herzos, Iohann von Bayern, nach Bürgliß gekommen. Weil der Graf Meinhard von Görz, den wir schon oben krank gemeldet haben/ geſkorben war, und der Herzog die Tochter dieſes Grafen, Ratharina I zur Gemahlin hat= te, ſo ließ sich derſelbe die Reichsgüter, welche ſeiner Gemahlinn zufielen, vom König zu Lehen reichen 2. Da wir von Wenzeln den folgenden Monat keine Aus= fertigung haben, ſo iſt zu vermuthen, daß er ſeine ho= hen Gäſte in den Bürglifzer Wáldern mit Jagden bedient habe. Wir treffen ihn erſt gegen das Ende Septembers wieder in Prag an. Hier verlieh er Niklaſſen Muffel , Bürgern zu Nürnberg/ das Schultheißenamt und das Gericht in L 4 20Juln 1385. der 1 Die nachmalige Semahlinn Wenzels , Sophia , war eine Tochter dieſer Katharina und des Herzogs Io= hann von Bayern. 2 Origin. in Archiuo CAES. VIND. Bürglens Dou= nerſtag nach Margaretha.
von Brandenburg. 167 Dieß Hatten die erwähnten Fürsken unter einan= der jeßt ausgemacht. Allein Wenzel, der ohne dieß mit Deutſchland und Böhmen genug zu thun hatte, wollte die Mark Brandenburg ſeinem jüngern Bruder, dem Herzog Iohann von Görlitz überlaſſen, in wel= cher Abſicht er ihn auch in die Mark ſchickte. Es ſchei= net aber, daß sich die Markiſchen Stände der Ber= pfändung der Prigniſz und Alten Mark an die Mäh- riſchen Prinzen widerſeßt haben. Daher verſchrieb Siegmund den erwähnten Markgrafen von Mähren, anſtatt der Brandenburgiſchen Lánder, einige Ländereyen zwiſchen der Donau und der Wag in Ungarn um die erwähnte Summe. Iedoch veranſkaltete Wenzel mit Ende dieſes Jahrs eine Zuſammentretung der Marker mit ſeinen Rathen in Lukau auf den erften December. Was daſelbst abgehandelt worden, wollen wir auf den- ſelben Tag vorbringen. Zu gleicher Zeit war auch der Herzos, Iohann von Bayern, nach Bürgliß gekommen. Weil der Graf Meinhard von Görz, den wir schon oben krank gemeldet haben/ geſkorben war, und der Herzog die Tochter dieſes Grafen, Ratharina I zur Gemahlin hat= te, ſo ließ sich derſelbe die Reichsgüter, welche ſeiner Gemahlinn zufielen, vom König zu Lehen reichen 2. Da wir von Wenzeln den folgenden Monat keine Aus= fertigung haben, ſo iſt zu vermuthen, daß er ſeine ho= hen Gäſte in den Bürglifzer Wáldern mit Jagden bedient habe. Wir treffen ihn erſt gegen das Ende Septembers wieder in Prag an. Hier verlieh er Niklaſſen Muffel , Bürgern zu Nürnberg/ das Schultheißenamt und das Gericht in L 4 20Juln 1385. der 1 Die nachmalige Semahlinn Wenzels , Sophia , war eine Tochter dieſer Katharina und des Herzogs Io= hann von Bayern. 2 Origin. in Archiuo CAES. VIND. Bürglens Dou= nerſtag nach Margaretha.
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168 Vollendet die Schloßkirche. 1385. der Siadt Nürnberg I. Dann überließ er Hans 24Sep. Penkern, Bürger zu Breslau, den Waſſerzoll auf der Oder daſelbſt mit allen Rechten und Zugehörun= I Okt. gen 2. Um dieſe Zeit wurde der vordere Theil der Schloßkirche bey St. Beit fertig. Der Prager Erz= biſchof Johann, weihte ihn mit vielem Gepränge, und in Gegenwart des Hofes und vieler Fürsten und Preiaten. Er gab bey dieſer Feyerlichkeit eine große Tafel, welcher die Königinn Johanna mit ihren Hof= damen, und vielen Fürſten und Prálaten beywohn= te 3. Aber der König erſchien bey dieſer Gafferen nicht 4, der Mißhelligkeiten wegen, die zwiſchen ihm und dem Erzbiſchof noch immer fortwahrten. Dieſen Theil der Kirche hatte der Kaiſer Karl IV. zu bauen angefangen; ohne die Bollendung deſſelben zu erleben. Sein Sohn Wenzel setzte den Bau fort, und in dieſem Jahre ward er zu Stand gebracht 5. Da= mals wurden auch die Bruſtbilder auf der Gallerie mit Inſchriften aufgestellet als: der Kaiſer Karl IV. und deſsen vier Gemahlinnen, seine Brüder, und das Ebenbild des Königs Wenzel und ſeiner Gemahlinn Iohanna, die noch auf den heutigen Tage daſelbſt zu ſehen ſind. Hierauf ſchickte der König an den Grafen Gün= ther von Schwarzenburg den Befehl, daß er die Stadt Nordhauſen, welche nunmehr von der Acht befreyet ſey, nicht mehr beſchädigen, ſondern ſolche fernerhin ſchūtzen I9 e.m. und ſchirmen ſolle 6. Dann beſtätigte er die Uebertra= gung eines jährlichen Zinſes von ſechs Schock Groſchen c d. auf 1 Hiſtoria NORIMB. Dipl. p. 461. 2 LVNIG P. Spez. Cont. IV. Th. II. Forts. p. 235. Script. Rer. Boh. Tom. II. p. 443. Vita Ioannis a Ienstein MS. 4 5 Cum Chorus , ipſo (Wenceslao) quoque adnitente iam extaret perfectus. PASSINA p. 74. 6 SCHOETGENII et KREISIGIL Dipl. Tom. I. p. 417. 3
168 Vollendet die Schloßkirche. 1385. der Siadt Nürnberg I. Dann überließ er Hans 24Sep. Penkern, Bürger zu Breslau, den Waſſerzoll auf der Oder daſelbſt mit allen Rechten und Zugehörun= I Okt. gen 2. Um dieſe Zeit wurde der vordere Theil der Schloßkirche bey St. Beit fertig. Der Prager Erz= biſchof Johann, weihte ihn mit vielem Gepränge, und in Gegenwart des Hofes und vieler Fürsten und Preiaten. Er gab bey dieſer Feyerlichkeit eine große Tafel, welcher die Königinn Johanna mit ihren Hof= damen, und vielen Fürſten und Prálaten beywohn= te 3. Aber der König erſchien bey dieſer Gafferen nicht 4, der Mißhelligkeiten wegen, die zwiſchen ihm und dem Erzbiſchof noch immer fortwahrten. Dieſen Theil der Kirche hatte der Kaiſer Karl IV. zu bauen angefangen; ohne die Bollendung deſſelben zu erleben. Sein Sohn Wenzel setzte den Bau fort, und in dieſem Jahre ward er zu Stand gebracht 5. Da= mals wurden auch die Bruſtbilder auf der Gallerie mit Inſchriften aufgestellet als: der Kaiſer Karl IV. und deſsen vier Gemahlinnen, seine Brüder, und das Ebenbild des Königs Wenzel und ſeiner Gemahlinn Iohanna, die noch auf den heutigen Tage daſelbſt zu ſehen ſind. Hierauf ſchickte der König an den Grafen Gün= ther von Schwarzenburg den Befehl, daß er die Stadt Nordhauſen, welche nunmehr von der Acht befreyet ſey, nicht mehr beſchädigen, ſondern ſolche fernerhin ſchūtzen I9 e.m. und ſchirmen ſolle 6. Dann beſtätigte er die Uebertra= gung eines jährlichen Zinſes von ſechs Schock Groſchen c d. auf 1 Hiſtoria NORIMB. Dipl. p. 461. 2 LVNIG P. Spez. Cont. IV. Th. II. Forts. p. 235. Script. Rer. Boh. Tom. II. p. 443. Vita Ioannis a Ienstein MS. 4 5 Cum Chorus , ipſo (Wenceslao) quoque adnitente iam extaret perfectus. PASSINA p. 74. 6 SCHOETGENII et KREISIGIL Dipl. Tom. I. p. 417. 3
Strana 169
Kommt einem Kriege 169 auf das Dorf Stebel, welches Einkommen dem St. Ka 1385. tharinen Altar in der h. Geiſtkirche zu Röniggrätz gehor= 20 Okt. te I. Am nehmlichen Tage zahlte Wenzel abermals vier tauſ. Goldgulden auf die Schuld, die ihm Kaiſer Karl IV. wegen Brandenburg hinterlaſſen hatte. Gerlach von Hohenlohe beſcheinigte den Empfang im Namen der Bayriſchen Herzoge 2. Der Stadt Kolin in Böh= men erlaubte Wenzel die Freyheit, daß daſelbſt alle Montag Fleiſch und Brod, so wie in der Stadt Prag, von jedermann frey verkaufet werden moge 3. Die Klosterfrauen vom H. Geift und Barmherzigkeit in Prag hatten im Kaurzimer Kreiſe das Dorf My= letyn an ſich gekauft, und Wenzel beſtätigte ihnen dieſen Kauf 4. Hierauf machte Wenzel eine kleine Reiſe auf das Land und hielt ſich einige Tage im Karl= ſteine auf. Es waren damals zwiſchen dem Kónig Wenzel und dem Herzog Albrecht von Oeſtreich, ihrer bey= derſeitigen Unterthane wegen, Mißhelligkeiten entſkan= den/ die leicht einen Krieg hätten verurſachen konnen. Man hatte in Oestreich einen Kaufmann von Breslau, Petka, geplundert, Konraden von Kuttenberg Weine, die er nach Böhmen führte/ weggenommen. Einige Prager Kaufleute gefangen gemacht, Georgen von Cham und dem Prager Bürger Löw eilf hundert Schock an Geld geraubet. Dagegen hatten die Böh= men ſechs und siebenzig Stücke Tücher, und eilf Ton- nen Heringe den Oeftreicher Kaufleuten zu Budweis, und einem Iuden einiges Geld zu Prag , weggenom= men. Um alſo dieſen Gewaltthätigkeiten Einhalt zu thun und der Handelſchaft Sicherheit zu verſchaffen, hatten beyde Theile ihre Bevollmächtigten nach Znaim 2 5 22 c.m. 24 c.m. c. d. be= 1 Dipl. in Cancellaria CAROLI IV. 2 Origin, in Archiuo CAES. VIND. 3 Origin, in Arch. Ciuit, Nouæ. Coloniæ. 4 Origin. in Bibl. Reg. Prag.
Kommt einem Kriege 169 auf das Dorf Stebel, welches Einkommen dem St. Ka 1385. tharinen Altar in der h. Geiſtkirche zu Röniggrätz gehor= 20 Okt. te I. Am nehmlichen Tage zahlte Wenzel abermals vier tauſ. Goldgulden auf die Schuld, die ihm Kaiſer Karl IV. wegen Brandenburg hinterlaſſen hatte. Gerlach von Hohenlohe beſcheinigte den Empfang im Namen der Bayriſchen Herzoge 2. Der Stadt Kolin in Böh= men erlaubte Wenzel die Freyheit, daß daſelbſt alle Montag Fleiſch und Brod, so wie in der Stadt Prag, von jedermann frey verkaufet werden moge 3. Die Klosterfrauen vom H. Geift und Barmherzigkeit in Prag hatten im Kaurzimer Kreiſe das Dorf My= letyn an ſich gekauft, und Wenzel beſtätigte ihnen dieſen Kauf 4. Hierauf machte Wenzel eine kleine Reiſe auf das Land und hielt ſich einige Tage im Karl= ſteine auf. Es waren damals zwiſchen dem Kónig Wenzel und dem Herzog Albrecht von Oeſtreich, ihrer bey= derſeitigen Unterthane wegen, Mißhelligkeiten entſkan= den/ die leicht einen Krieg hätten verurſachen konnen. Man hatte in Oestreich einen Kaufmann von Breslau, Petka, geplundert, Konraden von Kuttenberg Weine, die er nach Böhmen führte/ weggenommen. Einige Prager Kaufleute gefangen gemacht, Georgen von Cham und dem Prager Bürger Löw eilf hundert Schock an Geld geraubet. Dagegen hatten die Böh= men ſechs und siebenzig Stücke Tücher, und eilf Ton- nen Heringe den Oeftreicher Kaufleuten zu Budweis, und einem Iuden einiges Geld zu Prag , weggenom= men. Um alſo dieſen Gewaltthätigkeiten Einhalt zu thun und der Handelſchaft Sicherheit zu verſchaffen, hatten beyde Theile ihre Bevollmächtigten nach Znaim 2 5 22 c.m. 24 c.m. c. d. be= 1 Dipl. in Cancellaria CAROLI IV. 2 Origin, in Archiuo CAES. VIND. 3 Origin, in Arch. Ciuit, Nouæ. Coloniæ. 4 Origin. in Bibl. Reg. Prag.
Strana 170
170 mit Oeſtreich vor. 6 Nov. 1385. beordert, wo sie einen Bergleich treffen ſollten. Bon Seiten des Königs Wenzel waren/ Iohann Burggraf zu Magdeburg, Graf zu Hardek, und Johann von Leuchtenberg, wie auch Chwal von Roſteletz dazu er= nannt worden. Die Stelle des Herzogs vertraten Berthold Biſchof zu Freyfingen, Rudolph von Walſe und Hans von Dietrichſtock. Die Irrungen wurden auch durch ſie größtentheils ausgeglichen I. Der Her= zog Albrecht verband ſich hierauf dieſen vorſäufigen Bergleich zu halten ; ernannte aber zwey Spruchleute die zum Bergleiche die leßzte Hand legen ſollten. Und wenn dieſe nicht überein kämen/ ſo ſollten der Pfalz= graf Ruprecht der Jungste, und der Burggraf Fried= rich von Murnberg Obmanne und Schiedsrichter ſeyn 2. Unſer friedliebende Wenzel fertigte Hier zu Karlftein gleichfalls eine Berſicherung aus, und verband ſich, den Vergleich welcher zwiſchen ihm und ſeinem Schwa= ger, dem Herzog Albrecht von Geſtreich geſchehen/ ſket und feſt zu halten. Wenzel ernannte zu der gänz= lichen Ausgleichung ebenfalls zwey Spruchleute/ und eben die oben erwähnten Fürsten zu Schiedsrichtern, wenn die erſten nicht überein kommen könnten 3. Die von beyden Seiten ernaunten Spruchleute kamen im folgenden Monat in Reſz zusammen, und ſprachen über einige der ſtrittizen Punkte. Das übrige, ſo sie aus Mangel Hinlänglicher Unterweisung nicht ausmachen konnten, verwieſen ſie auf die oben genannten Obman= ne 4. Die Bevollmáchtigten des Herzogs von Oeſt= reich/ nämlich Berthold Biſchof zu Freyſingen, und Rudolph von Walſe ſtellten auch einen faſt gleichlau= tenden Brief aus 5. Daß aber die Obmanne die Sa- 1 Origin, in Archiuo CAES. VIND. Geg. Znaim an St. Lucastag. 2 Origin. l. c. Geb. Wien an der eilf tauſ. Maget Tay. 3 Urkandenbuch n. XLVII. 4 Urkundenh. n. XLVIII. 5 Originale in Archiuo Cæs. Vind.
170 mit Oeſtreich vor. 6 Nov. 1385. beordert, wo sie einen Bergleich treffen ſollten. Bon Seiten des Königs Wenzel waren/ Iohann Burggraf zu Magdeburg, Graf zu Hardek, und Johann von Leuchtenberg, wie auch Chwal von Roſteletz dazu er= nannt worden. Die Stelle des Herzogs vertraten Berthold Biſchof zu Freyfingen, Rudolph von Walſe und Hans von Dietrichſtock. Die Irrungen wurden auch durch ſie größtentheils ausgeglichen I. Der Her= zog Albrecht verband ſich hierauf dieſen vorſäufigen Bergleich zu halten ; ernannte aber zwey Spruchleute die zum Bergleiche die leßzte Hand legen ſollten. Und wenn dieſe nicht überein kämen/ ſo ſollten der Pfalz= graf Ruprecht der Jungste, und der Burggraf Fried= rich von Murnberg Obmanne und Schiedsrichter ſeyn 2. Unſer friedliebende Wenzel fertigte Hier zu Karlftein gleichfalls eine Berſicherung aus, und verband ſich, den Vergleich welcher zwiſchen ihm und ſeinem Schwa= ger, dem Herzog Albrecht von Geſtreich geſchehen/ ſket und feſt zu halten. Wenzel ernannte zu der gänz= lichen Ausgleichung ebenfalls zwey Spruchleute/ und eben die oben erwähnten Fürsten zu Schiedsrichtern, wenn die erſten nicht überein kommen könnten 3. Die von beyden Seiten ernaunten Spruchleute kamen im folgenden Monat in Reſz zusammen, und ſprachen über einige der ſtrittizen Punkte. Das übrige, ſo sie aus Mangel Hinlänglicher Unterweisung nicht ausmachen konnten, verwieſen ſie auf die oben genannten Obman= ne 4. Die Bevollmáchtigten des Herzogs von Oeſt= reich/ nämlich Berthold Biſchof zu Freyſingen, und Rudolph von Walſe ſtellten auch einen faſt gleichlau= tenden Brief aus 5. Daß aber die Obmanne die Sa- 1 Origin, in Archiuo CAES. VIND. Geg. Znaim an St. Lucastag. 2 Origin. l. c. Geb. Wien an der eilf tauſ. Maget Tay. 3 Urkandenbuch n. XLVII. 4 Urkundenh. n. XLVIII. 5 Originale in Archiuo Cæs. Vind.
Strana 171
Soll über Brandenburg 171 Sachen gütlich verglichen haben, ist nicht zu zweifeln, 1385. wie es die Folgen beſtätigen. Und ſo ward mittelſk dieſer Unterhandlungen ein Krieg vermieden. Bald darauf war der Konig Wenzel wieder in Prag. Hier gab.er den Karthäuſermonchen bey Prag die Erlaubniß, ihren Hof Mokrzow zu verkaufen, mit der beſondern Gnade, daß der Käufer die Vor= rechte , welche Wenzel vormals dem Hofe ertheilt hat= tey fortgenießen ſolle I. Die Stadt Friedberg aber er I0 Nov. hielt von ihm die Freyheit, daß ſie alle ihre Renten und Gefälle, ihrem Gutbefinden und Nußzen nach, ohne der Burg Eintrag und Hinderung, erſkeigern moge 2. Den Bürgern zu Zittau, welchen er vormals die Boztey daſelbſt ertheilt hatte, gab er jeßzt die Macht, Lehngüter zu vergeben, wie auch Kaufe und Berkau- fe zu beſkatigen 3. Ferners erlaubte er, daß jeder= mann aus Prag von Zittau Bier holen und ſolches in den Prager Städten verkaufen móge 4. Endlich ſchickte Wenzel viere ſeiner Räthe nach Lukauy um die Sache wegen der Mark Bran= denburg auszumachen. Sas waren Heinrich von Du= ba, Hans von Biberſtein, Miklas von Haſenburg und Hanko, Probst zu Lebus, des Königs Kanzler. Die Márkiſchen Stände ſchickten gleichfalls ihre Be= vollmáchtigten dahin. Nach vielen Berathſchlagungen wurde von den Brandenburgiſchen Landſkänden beſchloſ= ſen, daß ſie den Herzog Iohann von Görlitz gleich= ſam zum Statthalter des Königs Wenzel, annehmen wollten, jedoch ſolle sie Siegmund mündlich an Kónig Wenzel, oder an deſſen ſlatt, an Herzog Iohann ver= weiſen. Ferners erklärten sie ſich dahin daß ſie un= ter keiner andern Herrſchaft, als unter dem Kónig 11e.m. 13 e.m. c. d. Wen= 1 Diploma in PEZIO p. 74. 2 LVNIG P. Speciali Cont. IV. Th. I. p. 743. 3 CORPZOW Th. II. p. 252. 4 IDEM 1. c. p. 183.
Soll über Brandenburg 171 Sachen gütlich verglichen haben, ist nicht zu zweifeln, 1385. wie es die Folgen beſtätigen. Und ſo ward mittelſk dieſer Unterhandlungen ein Krieg vermieden. Bald darauf war der Konig Wenzel wieder in Prag. Hier gab.er den Karthäuſermonchen bey Prag die Erlaubniß, ihren Hof Mokrzow zu verkaufen, mit der beſondern Gnade, daß der Käufer die Vor= rechte , welche Wenzel vormals dem Hofe ertheilt hat= tey fortgenießen ſolle I. Die Stadt Friedberg aber er I0 Nov. hielt von ihm die Freyheit, daß ſie alle ihre Renten und Gefälle, ihrem Gutbefinden und Nußzen nach, ohne der Burg Eintrag und Hinderung, erſkeigern moge 2. Den Bürgern zu Zittau, welchen er vormals die Boztey daſelbſt ertheilt hatte, gab er jeßzt die Macht, Lehngüter zu vergeben, wie auch Kaufe und Berkau- fe zu beſkatigen 3. Ferners erlaubte er, daß jeder= mann aus Prag von Zittau Bier holen und ſolches in den Prager Städten verkaufen móge 4. Endlich ſchickte Wenzel viere ſeiner Räthe nach Lukauy um die Sache wegen der Mark Bran= denburg auszumachen. Sas waren Heinrich von Du= ba, Hans von Biberſtein, Miklas von Haſenburg und Hanko, Probst zu Lebus, des Königs Kanzler. Die Márkiſchen Stände ſchickten gleichfalls ihre Be= vollmáchtigten dahin. Nach vielen Berathſchlagungen wurde von den Brandenburgiſchen Landſkänden beſchloſ= ſen, daß ſie den Herzog Iohann von Görlitz gleich= ſam zum Statthalter des Königs Wenzel, annehmen wollten, jedoch ſolle sie Siegmund mündlich an Kónig Wenzel, oder an deſſen ſlatt, an Herzog Iohann ver= weiſen. Ferners erklärten sie ſich dahin daß ſie un= ter keiner andern Herrſchaft, als unter dem Kónig 11e.m. 13 e.m. c. d. Wen= 1 Diploma in PEZIO p. 74. 2 LVNIG P. Speciali Cont. IV. Th. I. p. 743. 3 CORPZOW Th. II. p. 252. 4 IDEM 1. c. p. 183.
Strana 172
172 regieren. I5 Jan. I385. Wenzel, oder deſselben wegen unter dem Herzog Io- I Dee. hann von Görlitz ſlehen wollten I. Hiedurch geſchaß es alſo, daß aus der Berpfändung der Alten Mark und der Prigniſ an die Markgrafen von Mähren, und aus dem ganzen Handel für dießmal nichts wurde. Nicht lange darauf langte ein Bevollmachtigter der Aebtiſſinn, Ermegard von Quedlinburg , welche ihre Lehen noch nicht empfangen hatte, in Prag an, und der König belehnte ihn, zu Handen der Aebtiſſinny mit den Reichsgütern ihres Stiftes, doch mit der Be- dingung, daß ſie ſolche perſonlich, ſobald ſie es zu thun I9 e.m. im Stande ſeyn würde, empfangen ſolle 2. Und fer= tigte ihm am nehmlichen Tage, für sich und ſeine Brūder, als Markgrafen zu Brandenburg, einen Lehn= revers über Lindau und Mökern aus 3. Die erften Tage dieſes 1386sten Jahrs brachte Wenzel auf ſeinem Iagdſchloſſe Bürgliſz zu. Der an= weſende Burggraf, Friedrich von Mürnberg, bat Wenzeln, ſeinen Schwager/ um die Erlaubniß das Landgericht, ſo er bisher in der Reichsſkadt Nürnberg gehabt und beſeſſen hatte, in sime Stadt, die Neu- ſladt auf der Eisch genannt verlegen zu dörfen, so ihm auch Wenzel als Rom. Konig erlaubte 4. Der Fürſk und Abt zu St. Emmeram in Regensburg Hatte ſich auch zu Bürglißz eingefunden. Der König Wenzel reichte ihm hier seine Neichsgüter und Regalien zu 20e. m. Lehen 5. Zu gleicher Zeit beffätigte Wenzel alle Frey= e. d. Heitsbriefe des Stiftes zu St. Emmeram 6. Hier- auf gieng er nach Beraun, wo ſich ſeyn Hofgericht c. d. 1386. da= 1 Dipl. bey Hrn. Gerke Tom. III. p. 136. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. Dienſtag vor Weihnachten et apud LVNIG Spic. Eccl. Th. III. p. 233. Z H. Háberlin S. 107. 4 Urkundenbuch n. XLIX. 5 Ratisbona Monaſtica libro Probat. p. 316. 6.L. c. p. 316.
172 regieren. I5 Jan. I385. Wenzel, oder deſselben wegen unter dem Herzog Io- I Dee. hann von Görlitz ſlehen wollten I. Hiedurch geſchaß es alſo, daß aus der Berpfändung der Alten Mark und der Prigniſ an die Markgrafen von Mähren, und aus dem ganzen Handel für dießmal nichts wurde. Nicht lange darauf langte ein Bevollmachtigter der Aebtiſſinn, Ermegard von Quedlinburg , welche ihre Lehen noch nicht empfangen hatte, in Prag an, und der König belehnte ihn, zu Handen der Aebtiſſinny mit den Reichsgütern ihres Stiftes, doch mit der Be- dingung, daß ſie ſolche perſonlich, ſobald ſie es zu thun I9 e.m. im Stande ſeyn würde, empfangen ſolle 2. Und fer= tigte ihm am nehmlichen Tage, für sich und ſeine Brūder, als Markgrafen zu Brandenburg, einen Lehn= revers über Lindau und Mökern aus 3. Die erften Tage dieſes 1386sten Jahrs brachte Wenzel auf ſeinem Iagdſchloſſe Bürgliſz zu. Der an= weſende Burggraf, Friedrich von Mürnberg, bat Wenzeln, ſeinen Schwager/ um die Erlaubniß das Landgericht, ſo er bisher in der Reichsſkadt Nürnberg gehabt und beſeſſen hatte, in sime Stadt, die Neu- ſladt auf der Eisch genannt verlegen zu dörfen, so ihm auch Wenzel als Rom. Konig erlaubte 4. Der Fürſk und Abt zu St. Emmeram in Regensburg Hatte ſich auch zu Bürglißz eingefunden. Der König Wenzel reichte ihm hier seine Neichsgüter und Regalien zu 20e. m. Lehen 5. Zu gleicher Zeit beffätigte Wenzel alle Frey= e. d. Heitsbriefe des Stiftes zu St. Emmeram 6. Hier- auf gieng er nach Beraun, wo ſich ſeyn Hofgericht c. d. 1386. da= 1 Dipl. bey Hrn. Gerke Tom. III. p. 136. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. Dienſtag vor Weihnachten et apud LVNIG Spic. Eccl. Th. III. p. 233. Z H. Háberlin S. 107. 4 Urkundenbuch n. XLIX. 5 Ratisbona Monaſtica libro Probat. p. 316. 6.L. c. p. 316.
Strana 173
Reiſet nach Ungarn, 173 damals befunden. Es waren vor demſelben Konrad I386. von Bechelingen, Probſt zu Worms, und Iohann von Aſchafenburg im Namen der ſämmtlichen Worm= ſer Domherren mit einer Klage wider die Stadt Worms erſchienen. Sie machten auch an derſelben eine For= derung von hundert tauſend Mark Goldes des Scha= dens wegen, den die Bürgerſchaft dem Stifte durch Plündern und Brennen verurſacht hatte. Die Stadt wurde alſo zur Genugthuung durch das kaiſerliche Hof= gericht, an deſſen Spitze der Herzog Przemiſl von Teſchen ſaß verurtheilet, und bis dahin aller Frey= heiten und Gerechtſame verluſtig erklart I. Der Kö= nig hielt ſich hierauf noch einige Zeit zu Beraun auf und ertheilte hier der Aebtiſſinn von Quedlinburg die Er= laubniß und Macht, daß ſie auf ihren Gütern einen Landrichter ſetzen moge 2. Dann gieng Wenzel wieder 7 Zeb. nach Prag/ wie es der Lehnbrief bezeuget , wel= chen er daſelbſt für die Stadt Bauſen über den Sucherwald und gewiſſe Zinſe ausgefertiget hat 3. 3IMers Bald darauf mußte er eine Reiſe nach Ungarn unter= nehmen. Sein Bruder Siegmund war um dieſe Zeit mit Maria, Königinn von Ungarn vermählt worden. Er durfte ſich aber der Regierung nicht annehmen, denn die alte Königinn Eliſabeth verwaltete das Reich mit Maria, ihrer Tochter. Es waren aber zwiſchen den zwey Königinnen, den Ungariſchen Ständen, dem Markgrafen Siegmund, und deſſen Bettern, den Mark= grafen Prokop und Iodok , große Mißhelligkeiten ent= ſlanden. Ein Theil der ungariſchen Stände emporte ſich wider beyde Königinnen, und dieſe waren mit Giegmunden nicht zufrieden, daß er ungariſche Lán= 29Jan. der 1 Dipl, apud SCHANNAT Hist. Worm. Tom. II. n. 224. 2 Ab ERATH C. D. Quedlinburg. bey H. Häberlin. Berne ist Beraun, und nicht Pirna. 3 Origin, in Archiuo Reg. Boh. Sonnabend vor: Latare.
Reiſet nach Ungarn, 173 damals befunden. Es waren vor demſelben Konrad I386. von Bechelingen, Probſt zu Worms, und Iohann von Aſchafenburg im Namen der ſämmtlichen Worm= ſer Domherren mit einer Klage wider die Stadt Worms erſchienen. Sie machten auch an derſelben eine For= derung von hundert tauſend Mark Goldes des Scha= dens wegen, den die Bürgerſchaft dem Stifte durch Plündern und Brennen verurſacht hatte. Die Stadt wurde alſo zur Genugthuung durch das kaiſerliche Hof= gericht, an deſſen Spitze der Herzog Przemiſl von Teſchen ſaß verurtheilet, und bis dahin aller Frey= heiten und Gerechtſame verluſtig erklart I. Der Kö= nig hielt ſich hierauf noch einige Zeit zu Beraun auf und ertheilte hier der Aebtiſſinn von Quedlinburg die Er= laubniß und Macht, daß ſie auf ihren Gütern einen Landrichter ſetzen moge 2. Dann gieng Wenzel wieder 7 Zeb. nach Prag/ wie es der Lehnbrief bezeuget , wel= chen er daſelbſt für die Stadt Bauſen über den Sucherwald und gewiſſe Zinſe ausgefertiget hat 3. 3IMers Bald darauf mußte er eine Reiſe nach Ungarn unter= nehmen. Sein Bruder Siegmund war um dieſe Zeit mit Maria, Königinn von Ungarn vermählt worden. Er durfte ſich aber der Regierung nicht annehmen, denn die alte Königinn Eliſabeth verwaltete das Reich mit Maria, ihrer Tochter. Es waren aber zwiſchen den zwey Königinnen, den Ungariſchen Ständen, dem Markgrafen Siegmund, und deſſen Bettern, den Mark= grafen Prokop und Iodok , große Mißhelligkeiten ent= ſlanden. Ein Theil der ungariſchen Stände emporte ſich wider beyde Königinnen, und dieſe waren mit Giegmunden nicht zufrieden, daß er ungariſche Lán= 29Jan. der 1 Dipl, apud SCHANNAT Hist. Worm. Tom. II. n. 224. 2 Ab ERATH C. D. Quedlinburg. bey H. Häberlin. Berne ist Beraun, und nicht Pirna. 3 Origin, in Archiuo Reg. Boh. Sonnabend vor: Latare.
Strana 174
174 Stiftet daſelbst 1 May c. d. c. d. 2 c. m. I386. der an ſeine Bettern, wie oben erzählt worden) ver= ſe t hatte. Indeſſen hatten die Empörer den König Karl von Acapel nach Ungarn gerufen um ihn zum König zu krónen, dessen Macht immer zunahm. Um den auswärtigen Feinden zu widerſtehen, mußte man zu Hauſe Friede ſkiften. Der König Wenzel ward alſo von beyden Theilen zum Schiedsrichter ernannt. Um ſeinem Bruder Siegmund aus der üblen Lage zu helfen, eilte er also nach Ungarn. Daß-er mit Anfang des Maymonats ſchon zu Altenburg bey Raab geweſen, bezeuget eine Urkunde, kraft welcher er seinem Hofrathe und Küchenmeister, Miklas von Haſenburg, den halben Zoll zu Brüx überließ I. Und am nehmlichen Tage war er auch im Feldlager vor Raab, wo er Hrubczen von Ochónanger die Erlaub= niß ausfertigte, zwey neue Fleiſchbänke in der kleinern Stadt Prag zu errichten, und ſie der guten Dienſie wegen , die er dem König auf dieſer Fahrt nach Ungarn geleiſfet, ohne Steuer frey genießen móge 2. An die= ſem Tage fertigten zu Raab die zwen Kóniginnen, Eli= ſabeth und Maria, eine vorlänfige Berſchreibung aue daß ſie dem Ausſpruche, den der König Wenzel wegen der Irrungen mit Siegmund, Prokop und Josst thun würde/ folgen wollten 3. Den Tag dar- auf gaben ſie ihm noch eine andere Verſchreibung, daß ſie námlich ohne ſein Borwiſſen und ausdrücklichen Willen den Markgrafen Siegmund nicht krönen laſ= ſen werden 4. Einige Tage darauf war er ſchon wie= der zu Altenburg, wo ſich vermuthlich ſein Bruder und ſeine zwey Bettern aufhielten. Seinen Aufent= halt daſelbſt beſätigt eine Berſchreibung, die er hier für 1 Originale in Archiuo CAPITVLI Prag. 2 Originale in Archiuo Vniuerſit. Prag. dem Felde bey Raabe. Originale in Archiuo Cæs. Vindob. 3 4 Originale IBID. Geben auf
174 Stiftet daſelbst 1 May c. d. c. d. 2 c. m. I386. der an ſeine Bettern, wie oben erzählt worden) ver= ſe t hatte. Indeſſen hatten die Empörer den König Karl von Acapel nach Ungarn gerufen um ihn zum König zu krónen, dessen Macht immer zunahm. Um den auswärtigen Feinden zu widerſtehen, mußte man zu Hauſe Friede ſkiften. Der König Wenzel ward alſo von beyden Theilen zum Schiedsrichter ernannt. Um ſeinem Bruder Siegmund aus der üblen Lage zu helfen, eilte er also nach Ungarn. Daß-er mit Anfang des Maymonats ſchon zu Altenburg bey Raab geweſen, bezeuget eine Urkunde, kraft welcher er seinem Hofrathe und Küchenmeister, Miklas von Haſenburg, den halben Zoll zu Brüx überließ I. Und am nehmlichen Tage war er auch im Feldlager vor Raab, wo er Hrubczen von Ochónanger die Erlaub= niß ausfertigte, zwey neue Fleiſchbänke in der kleinern Stadt Prag zu errichten, und ſie der guten Dienſie wegen , die er dem König auf dieſer Fahrt nach Ungarn geleiſfet, ohne Steuer frey genießen móge 2. An die= ſem Tage fertigten zu Raab die zwen Kóniginnen, Eli= ſabeth und Maria, eine vorlänfige Berſchreibung aue daß ſie dem Ausſpruche, den der König Wenzel wegen der Irrungen mit Siegmund, Prokop und Josst thun würde/ folgen wollten 3. Den Tag dar- auf gaben ſie ihm noch eine andere Verſchreibung, daß ſie námlich ohne ſein Borwiſſen und ausdrücklichen Willen den Markgrafen Siegmund nicht krönen laſ= ſen werden 4. Einige Tage darauf war er ſchon wie= der zu Altenburg, wo ſich vermuthlich ſein Bruder und ſeine zwey Bettern aufhielten. Seinen Aufent= halt daſelbſt beſätigt eine Berſchreibung, die er hier für 1 Originale in Archiuo CAPITVLI Prag. 2 Originale in Archiuo Vniuerſit. Prag. dem Felde bey Raabe. Originale in Archiuo Cæs. Vindob. 3 4 Originale IBID. Geben auf
Strana 175
Friede und Rinigkeit. 175 für Wenzeln und Wilhelm von Haſenburg des Zolls I386. zu Brüx wegen abermals ausfertigte I. Endlich war 6 Mar er wieder im Feldlager vor Raab, wo ihm der Mark= graf Siegmund ſowohl, als auch die zwey mähriſchen Marfgrafen, Iodok und Prokop die ſchriftliche Ber= sicherung gaben, daß sie sich, ſo wie die Königinnen und die angariſchen Stände, ſeinem Ausſpruche un= terwerfen wollen 2. Den Tag darauf that alſo Wenz II e.m. zel/ als Schiedsrichter, folgenden Spruch: I) Es ſolle zwiſchen den zwey Königinnen und Baronen einer Seits, und den drey Markgrafen an= derer Seits alle Mißhelligkeit und aller Zwist aufhö- ren. 2) Die Baronen des Reichs ſollen bey ihren Rechten bleiben und ihrer genießen. 3) Der Scha- den , welcher von beyden Seiten geſchehen/ ſoll nach= geſehen werden. 4) Die Königinn Eliſabeth wird bey ihrem Leibgeding ganz verbleiben. 5) Siegmun= den wird man zu ſeinem Unterhalte die Grafſchaft Ei= ſenberg, das Schloß Trencz und ſo viel, als Stephan, des Kónigs Ludwig Bruder gehabt hat, anweiſen. 6) Siegmund ſoll mit der Königinn Maria, ſeiner Gemahlinn, ſo wie es sich auf Eheleute gebühret, le- ben. 7) Die Schulden, welche Siegmund bey Ge= legenheit des gegenwärtigen Kriegs gemacht hat, wer= den aus der Reichskammer gezahlt. 8) Wird die Ro= niginn Maria dem Markgrafen Jodok für die Län- dereyen zwiſchen der Donau und dem Wag aus den Reichsgütern zweymal hundert tauſend ungariſche Gold= gulden zwiſchen hier und künftigen Martini auszahlen 3. Ob alles dieß von beyden Seiten ist befolget worden, müſſen die ungariſchen Geſchichtſchreiber wiſſen. In= deſſen gereicht es jmmer unſerm Wenzel zum Ruhme daß ihm nicht uur die Entſcheidung der Händel, ſon= 12 c.m. dern 1 MS. Boh. 2 Dumont p. 201. 3 Urkundenbuch n. L.
Friede und Rinigkeit. 175 für Wenzeln und Wilhelm von Haſenburg des Zolls I386. zu Brüx wegen abermals ausfertigte I. Endlich war 6 Mar er wieder im Feldlager vor Raab, wo ihm der Mark= graf Siegmund ſowohl, als auch die zwey mähriſchen Marfgrafen, Iodok und Prokop die ſchriftliche Ber= sicherung gaben, daß sie sich, ſo wie die Königinnen und die angariſchen Stände, ſeinem Ausſpruche un= terwerfen wollen 2. Den Tag darauf that alſo Wenz II e.m. zel/ als Schiedsrichter, folgenden Spruch: I) Es ſolle zwiſchen den zwey Königinnen und Baronen einer Seits, und den drey Markgrafen an= derer Seits alle Mißhelligkeit und aller Zwist aufhö- ren. 2) Die Baronen des Reichs ſollen bey ihren Rechten bleiben und ihrer genießen. 3) Der Scha- den , welcher von beyden Seiten geſchehen/ ſoll nach= geſehen werden. 4) Die Königinn Eliſabeth wird bey ihrem Leibgeding ganz verbleiben. 5) Siegmun= den wird man zu ſeinem Unterhalte die Grafſchaft Ei= ſenberg, das Schloß Trencz und ſo viel, als Stephan, des Kónigs Ludwig Bruder gehabt hat, anweiſen. 6) Siegmund ſoll mit der Königinn Maria, ſeiner Gemahlinn, ſo wie es sich auf Eheleute gebühret, le- ben. 7) Die Schulden, welche Siegmund bey Ge= legenheit des gegenwärtigen Kriegs gemacht hat, wer= den aus der Reichskammer gezahlt. 8) Wird die Ro= niginn Maria dem Markgrafen Jodok für die Län- dereyen zwiſchen der Donau und dem Wag aus den Reichsgütern zweymal hundert tauſend ungariſche Gold= gulden zwiſchen hier und künftigen Martini auszahlen 3. Ob alles dieß von beyden Seiten ist befolget worden, müſſen die ungariſchen Geſchichtſchreiber wiſſen. In= deſſen gereicht es jmmer unſerm Wenzel zum Ruhme daß ihm nicht uur die Entſcheidung der Händel, ſon= 12 c.m. dern 1 MS. Boh. 2 Dumont p. 201. 3 Urkundenbuch n. L.
Strana 176
176 Geht über Wien zuráck, I386. dern auch eine Art von Bormundſchaft über die Kö= niginnen/ wie es die Folgen bezeugen, war aufgeträ= gen worden. Er verließ bald darauf Ungarn und gieng nach Wien/ wo er ſich bey ſeinem Schwager/ dem Herzog Albrecht, einige Tage aufhielt. Er beſtätigte hier, als Röm. König alle dem Hauſe Oeſtreich van Romi= ſchen Kaiſern und Königen ertheilte Freyheiten und Borrechte, ſo wie auch die Rechte der Juden, die in den Oeſfreichiſchen Landen wohnhaft waren I. Dann ſeſzte er ſeine Reiſe nach Böhmen fort. Der Markgraf Siegmund war in ſeinem Gefolge, um in Böhmen noch einige Truppen für Ungarn anzuwerſen. Mit Anfang des Juny war schon Wenzel in Böhmen. Er hielt sich bald zu Prag, bald zu Bürg- litz oder auch im Karlſkeine auf. Sein Kanzler, Han= ko , der bisher Probſt zu Lebus geweſen, wurde wáh= rend der Zeit auf Veranſtaltung des Königs Wenzel zum Biſchof von Kamin ernannt. Der König belehn- te ihn alſo jeßzt zu Bürglitz mit den Regalien, die zu dem erwáhnten Bißthum gehörten. Bon dieſer Zeit an ſchrieb er ſich Iohann erwählter Biſchof zu Ka= min, und blieb des Konigs Wenzel Kanzler noch im- mer, bis in das I. I396, denn er konnte nie zu dem Beſize ſeines Bißthums gelangen, weil die Herzoge von Pommern mit einem Theile des Kapitels dieſe 7 Iun. Wahl nicht genehmigen wollten 2. Zu Prag beſätig= te 1 Dipl. Ap. SCHROETTER Destr. Staatsrecht. I. Abh. S. 177. 2 H. Häberlin S. I07. Er nennet ihn Iohann Hinkow, und H. Dobner meynet, dieß ware der im I. 1379 abgeſeßzte Prager Domdechant Hinko Kluk. In Vin- dic. S. Ioannis Nepom. Allein ſeinr Name war boh= miſch Hanko, gleichfam Iohanko, und lateiniſch lohannes. - Als Probſt zu Lebus nennt er ſich bald Hanko, bald Iohannes, nun aber, als Biſchof, im= mer Iohannes. Daß aber Hinko ſo viel alsHeinrich, und Hanko, Johann heiße, ist bekannt. 22 May
176 Geht über Wien zuráck, I386. dern auch eine Art von Bormundſchaft über die Kö= niginnen/ wie es die Folgen bezeugen, war aufgeträ= gen worden. Er verließ bald darauf Ungarn und gieng nach Wien/ wo er ſich bey ſeinem Schwager/ dem Herzog Albrecht, einige Tage aufhielt. Er beſtätigte hier, als Röm. König alle dem Hauſe Oeſtreich van Romi= ſchen Kaiſern und Königen ertheilte Freyheiten und Borrechte, ſo wie auch die Rechte der Juden, die in den Oeſfreichiſchen Landen wohnhaft waren I. Dann ſeſzte er ſeine Reiſe nach Böhmen fort. Der Markgraf Siegmund war in ſeinem Gefolge, um in Böhmen noch einige Truppen für Ungarn anzuwerſen. Mit Anfang des Juny war schon Wenzel in Böhmen. Er hielt sich bald zu Prag, bald zu Bürg- litz oder auch im Karlſkeine auf. Sein Kanzler, Han= ko , der bisher Probſt zu Lebus geweſen, wurde wáh= rend der Zeit auf Veranſtaltung des Königs Wenzel zum Biſchof von Kamin ernannt. Der König belehn- te ihn alſo jeßzt zu Bürglitz mit den Regalien, die zu dem erwáhnten Bißthum gehörten. Bon dieſer Zeit an ſchrieb er ſich Iohann erwählter Biſchof zu Ka= min, und blieb des Konigs Wenzel Kanzler noch im- mer, bis in das I. I396, denn er konnte nie zu dem Beſize ſeines Bißthums gelangen, weil die Herzoge von Pommern mit einem Theile des Kapitels dieſe 7 Iun. Wahl nicht genehmigen wollten 2. Zu Prag beſätig= te 1 Dipl. Ap. SCHROETTER Destr. Staatsrecht. I. Abh. S. 177. 2 H. Häberlin S. I07. Er nennet ihn Iohann Hinkow, und H. Dobner meynet, dieß ware der im I. 1379 abgeſeßzte Prager Domdechant Hinko Kluk. In Vin- dic. S. Ioannis Nepom. Allein ſeinr Name war boh= miſch Hanko, gleichfam Iohanko, und lateiniſch lohannes. - Als Probſt zu Lebus nennt er ſich bald Hanko, bald Iohannes, nun aber, als Biſchof, im= mer Iohannes. Daß aber Hinko ſo viel alsHeinrich, und Hanko, Johann heiße, ist bekannt. 22 May
Strana 177
Begünſtiget Burger 177 te Wenzel den von Hans Penkern an die Stadt I386. Breslau verkauften Waſſerzoll auf der Oder I. Die I5Iun. Stadt Dentſchbrod bat Wenzeln um die Beftätigung eines Guadenbriefes, den ſie vom Kónig Johann im Iahre I333 erhalten, und Kraft deſſen ſie alle Vor= rechte der übrigen böhmiſchen Städte erlangt hatte, welches Wenzel bekräftigte 2. Ueber dieß gab auch Wenzel der Stadt Deutſchbrod, die Heinrichen von Duba, des Königs Hofmeiſtern gehorte, das Bor= recht, daß die Bürger daſelbſt vor das königliche Ge= richt nicht erſcheinen, sondern in der Stadt ſelbſt ge= richtet werden ſollten 3. Noch am nehmlichen Tage war Wenzel zu Burgliß , wo er die Gebrüder Sieg= mund und Wenzel von Rolditz mit der Stadt und Beſte Eulenburg belehnte, ſo ihnen Otto von Il= burg verkauft hatte 4. Denen Bergleuten, Bürgern und Inwohnern der Bergſkadt zu Kuttenberg ertheil= te Kónig Wenzel die Gnade , daß ſie ihre bewegliche und unbewegliche Güter, an wen ſie wollten , verma= chen durften, des Nutzens wegen, den ſie der königli= chen Kammer im Bergwerke verſchafften 5. Dann be 24 e.m. fahl Wenzel dem Edlen Tyſeres Frauenhofer, daß er in seinem, des Königs, Namen, von Konrad, Probft zu Perchtsgaden, in dem Stift zu Salzburg gelegen, den Eid und die Lehnpflicht nehmen, und n mit den Reichslehen belehnen ſolle, weil derſelbe aus wichtigen Urſachen nicht perſonlich erſcheinen konnte 6. Da mittlerweile in Eger zwiſchen den Bürgern Zwiſkigkeiten entſkanden waren, ſo ſchickte Wenzel. Hin= 1 LVNIG P. Spec. Cont. IV. Tom. II. Forts. p. 254. 2. Originale in Archiuo ciuitatis eiusdem. 3 Originale IBIDEM. 4 Originale in Archiuo CAES. VIND. Montag nach Viti. 5 Urkundenb. n. LI. 6 LVNIG Spic. Ecel. III. Tom. p. 25. Erfter Theil. M 18 e.m. 6 e. 1. c. d. Iul.
Begünſtiget Burger 177 te Wenzel den von Hans Penkern an die Stadt I386. Breslau verkauften Waſſerzoll auf der Oder I. Die I5Iun. Stadt Dentſchbrod bat Wenzeln um die Beftätigung eines Guadenbriefes, den ſie vom Kónig Johann im Iahre I333 erhalten, und Kraft deſſen ſie alle Vor= rechte der übrigen böhmiſchen Städte erlangt hatte, welches Wenzel bekräftigte 2. Ueber dieß gab auch Wenzel der Stadt Deutſchbrod, die Heinrichen von Duba, des Königs Hofmeiſtern gehorte, das Bor= recht, daß die Bürger daſelbſt vor das königliche Ge= richt nicht erſcheinen, sondern in der Stadt ſelbſt ge= richtet werden ſollten 3. Noch am nehmlichen Tage war Wenzel zu Burgliß , wo er die Gebrüder Sieg= mund und Wenzel von Rolditz mit der Stadt und Beſte Eulenburg belehnte, ſo ihnen Otto von Il= burg verkauft hatte 4. Denen Bergleuten, Bürgern und Inwohnern der Bergſkadt zu Kuttenberg ertheil= te Kónig Wenzel die Gnade , daß ſie ihre bewegliche und unbewegliche Güter, an wen ſie wollten , verma= chen durften, des Nutzens wegen, den ſie der königli= chen Kammer im Bergwerke verſchafften 5. Dann be 24 e.m. fahl Wenzel dem Edlen Tyſeres Frauenhofer, daß er in seinem, des Königs, Namen, von Konrad, Probft zu Perchtsgaden, in dem Stift zu Salzburg gelegen, den Eid und die Lehnpflicht nehmen, und n mit den Reichslehen belehnen ſolle, weil derſelbe aus wichtigen Urſachen nicht perſonlich erſcheinen konnte 6. Da mittlerweile in Eger zwiſchen den Bürgern Zwiſkigkeiten entſkanden waren, ſo ſchickte Wenzel. Hin= 1 LVNIG P. Spec. Cont. IV. Tom. II. Forts. p. 254. 2. Originale in Archiuo ciuitatis eiusdem. 3 Originale IBIDEM. 4 Originale in Archiuo CAES. VIND. Montag nach Viti. 5 Urkundenb. n. LI. 6 LVNIG Spic. Ecel. III. Tom. p. 25. Erfter Theil. M 18 e.m. 6 e. 1. c. d. Iul.
Strana 178
178 und Geiſtliche 25 e.m. 1 Aug. 1386. Hinziken Pflug mit der Bellmacht dahin/ alles zu 9 Iul. richten und zu ſchlichten I. Hierauf offnete Wenzel abermals ſeine gutthatige Hand für die Geistlichen. Den Königen von Böhmen gehorte das Patronatsrecht in der Kirche zu Tetin unweit Prag. Wenzel ſchenkte es den Domherren im Karlſkeine ſo, daß ſie die Pfarrey daſelbſt I7 e.m. mit einem aus ihrem Mittel beſeßen mogen 2. Dieß beſkatigte der Erzbiſchof im folgenden Jahre mit der Berſicherung. Wenzel habe dieſe Schankung aus An= dachtseifer gethan 3. Ferners beſkätigte Wenzel eine Stiftung, die Miklas Lomer, Münzmeister zu Kut= tenberg errichtete/ kraft welcher er der Kapelle daſelbst zehn Schock Gr. jährlichen Zinſes vermachte 4. Der Stadt Baſel verlieh er das Amt der Bogtey, bis ihr von ihm oder dem Reiche I000 fl. dafür entrich= tet würden 5. Dann gab Wenzel den Domherren auf dem Wiſchehrade einen Beſtätigungsbrief aller ihrer Freyheiten und Beſitzungen, ſo wie sie ihnen Karl IV. im I. I352 bekräftiget hatte. Der Eingang dieſer Urkunde ift zu ſchon/ als daß wir ihn nicht über= ſeſzen ſollten. Wenzel ſagt : “ Wir ſind nicht im Stande dem gütigen Gott für ſeinen Beyſtand und das Gluck zu danken womit er nicht nur unſere Perſon, sondern auch unſer Königreich Böhmen be- gnadiget. Seine Gnade ſeht uns bey, arbeitet mit uns, und behûtet uns vor allen Widerwärtigkeiten. Da wir mit unzäßligen Geschäften überhäuft/ und durch tägliche Arbeiten, denen wir uns zum Beſken unſrer Unterthane unterziehen, verhindert ſind, unſe= rem Schöpfer für seine Wohlthaten gebuhrend zu dan= 1 Urkundenb. n. LII. 2 Ex libro Priuill, ſuper bona in Carlstein MS. Zelo deuotionis accenſus. Dipl. IBID. 3 4 ERECT. Tom. II. 5 Inſertum dem Beſtätigunsbrief K. Ruprechts ad- Amberg 1401. 29. Aug. Regesta Regis RVPERTI.
178 und Geiſtliche 25 e.m. 1 Aug. 1386. Hinziken Pflug mit der Bellmacht dahin/ alles zu 9 Iul. richten und zu ſchlichten I. Hierauf offnete Wenzel abermals ſeine gutthatige Hand für die Geistlichen. Den Königen von Böhmen gehorte das Patronatsrecht in der Kirche zu Tetin unweit Prag. Wenzel ſchenkte es den Domherren im Karlſkeine ſo, daß ſie die Pfarrey daſelbſt I7 e.m. mit einem aus ihrem Mittel beſeßen mogen 2. Dieß beſkatigte der Erzbiſchof im folgenden Jahre mit der Berſicherung. Wenzel habe dieſe Schankung aus An= dachtseifer gethan 3. Ferners beſkätigte Wenzel eine Stiftung, die Miklas Lomer, Münzmeister zu Kut= tenberg errichtete/ kraft welcher er der Kapelle daſelbst zehn Schock Gr. jährlichen Zinſes vermachte 4. Der Stadt Baſel verlieh er das Amt der Bogtey, bis ihr von ihm oder dem Reiche I000 fl. dafür entrich= tet würden 5. Dann gab Wenzel den Domherren auf dem Wiſchehrade einen Beſtätigungsbrief aller ihrer Freyheiten und Beſitzungen, ſo wie sie ihnen Karl IV. im I. I352 bekräftiget hatte. Der Eingang dieſer Urkunde ift zu ſchon/ als daß wir ihn nicht über= ſeſzen ſollten. Wenzel ſagt : “ Wir ſind nicht im Stande dem gütigen Gott für ſeinen Beyſtand und das Gluck zu danken womit er nicht nur unſere Perſon, sondern auch unſer Königreich Böhmen be- gnadiget. Seine Gnade ſeht uns bey, arbeitet mit uns, und behûtet uns vor allen Widerwärtigkeiten. Da wir mit unzäßligen Geschäften überhäuft/ und durch tägliche Arbeiten, denen wir uns zum Beſken unſrer Unterthane unterziehen, verhindert ſind, unſe= rem Schöpfer für seine Wohlthaten gebuhrend zu dan= 1 Urkundenb. n. LII. 2 Ex libro Priuill, ſuper bona in Carlstein MS. Zelo deuotionis accenſus. Dipl. IBID. 3 4 ERECT. Tom. II. 5 Inſertum dem Beſtätigunsbrief K. Ruprechts ad- Amberg 1401. 29. Aug. Regesta Regis RVPERTI.
Strana 179
Stádte und Klöſter. 179 danken/ so wollen wir, daß es wenigstens durch das 1386. ſläte Gebet Anderer an unſerer ſlatt geſchehen moch= te x. 1. Indeſſen war Hinziko Pflug, den der König nach Eger geſchickt hatte, wieder zurück gekommen, wo er den Frieden hergeſfellet hatte. Wenzel, der sich damals zu Bürglißz aufhielt, fertigte für die Eg rer zwen Gnadenbriefe aus. Im erſten ertheilte er ih= nen die Erlaubniß, Leute, die sich in der Stadt oder im Lande Eger niederlaſſen wollten, aufzunehmen, und befahl allen königlichen Beamten ſowohl im Reiche, als auch in Böhmen, niemanden daran zu Hindern 2. 24 e.m Im zweyten Briefe befahl Wenzel den erwáhnten Beamten, dem Richter und Bürgern der Stadt Eger alle Hulfe zu leisten, wenn sie einen bösen Menſchen/ der in der Stadt oder im Lande von Eger Schaden gethan, nachſetzen und ihn fangen wollen 3. Dann baten ihn die Geistlichen aus dem Kloster Selau, Prämonſfratenſer Ordens) um Erleichterung, denn ſie waren durch Unglücksfalle in Armuth gerathen. Der König, von ihren mißlichen Umständen gerührt, be- frente ſie von den Schuſzgeldern, die ſie den Köni= gen von Böhmen zu zahlen ſchuldig waren 4. Den Stādten Erfurt) Mühlhauſen und Nordhauſen aber ertheilte Wenzel die Erlaubniß, einen Landrichter im Westphäliſchen Gerichte einzusetzen 5, und den Bür- 21e.m. gern der Stadt Zittau gab er die Freyheit, daß ſie im Gebürge deſſelbigen Weichbildes zu Erbauung der Stadt Steine brechen, wie auch Waſſer mittelſt an= M 2 c. d. 10 Ott. 5 Aug. ge= 1 Dipl. Ap. HAMMERSCHMID in Hiſt. Wiſſehr. p. 295. 2 Originale in Archiuo Egrenſi. Originale IBIDEM. 4 Qui oppreſſi et grauati noſcuntur, ipſis ſingularis de- votionis affectu compatientes ex animo. Originale in Archiuo SILOENSIS Monaſt. 5 LVNIG Part, Spec. Cont. IV. II. Th. p. 454. 3
Stádte und Klöſter. 179 danken/ so wollen wir, daß es wenigstens durch das 1386. ſläte Gebet Anderer an unſerer ſlatt geſchehen moch= te x. 1. Indeſſen war Hinziko Pflug, den der König nach Eger geſchickt hatte, wieder zurück gekommen, wo er den Frieden hergeſfellet hatte. Wenzel, der sich damals zu Bürglißz aufhielt, fertigte für die Eg rer zwen Gnadenbriefe aus. Im erſten ertheilte er ih= nen die Erlaubniß, Leute, die sich in der Stadt oder im Lande Eger niederlaſſen wollten, aufzunehmen, und befahl allen königlichen Beamten ſowohl im Reiche, als auch in Böhmen, niemanden daran zu Hindern 2. 24 e.m Im zweyten Briefe befahl Wenzel den erwáhnten Beamten, dem Richter und Bürgern der Stadt Eger alle Hulfe zu leisten, wenn sie einen bösen Menſchen/ der in der Stadt oder im Lande von Eger Schaden gethan, nachſetzen und ihn fangen wollen 3. Dann baten ihn die Geistlichen aus dem Kloster Selau, Prämonſfratenſer Ordens) um Erleichterung, denn ſie waren durch Unglücksfalle in Armuth gerathen. Der König, von ihren mißlichen Umständen gerührt, be- frente ſie von den Schuſzgeldern, die ſie den Köni= gen von Böhmen zu zahlen ſchuldig waren 4. Den Stādten Erfurt) Mühlhauſen und Nordhauſen aber ertheilte Wenzel die Erlaubniß, einen Landrichter im Westphäliſchen Gerichte einzusetzen 5, und den Bür- 21e.m. gern der Stadt Zittau gab er die Freyheit, daß ſie im Gebürge deſſelbigen Weichbildes zu Erbauung der Stadt Steine brechen, wie auch Waſſer mittelſt an= M 2 c. d. 10 Ott. 5 Aug. ge= 1 Dipl. Ap. HAMMERSCHMID in Hiſt. Wiſſehr. p. 295. 2 Originale in Archiuo Egrenſi. Originale IBIDEM. 4 Qui oppreſſi et grauati noſcuntur, ipſis ſingularis de- votionis affectu compatientes ex animo. Originale in Archiuo SILOENSIS Monaſt. 5 LVNIG Part, Spec. Cont. IV. II. Th. p. 454. 3
Strana 180
180 Ist streng und gerecht. 1386. gelegter Röhre in die Stadt führen und leiten me 28 Okt. gen I. � Dec Hierauf gab Wenzel Beyſpiele ſowohl ſeiner Scharfe, als auch der Gerechtigkeitsliebe. Die Aeb= tiſfinn des Nonnenklosters bei) St. Georg auf dem Prager Schloſſe hatte ihn beleidiget. Worinn ihr Ber= gehen beſtanden, iſt nicht bekannt. Der König ent= ſeſzte ſie ihrer Wurde, und ernannte, auf die Em= pfehlung der Kaiſerinuwittwe Æliſabeth, eine Ber= wandte des Bergmeiſters Kaplirz zur Aebtiſſinn. Die abgeſeſzte reiſle nach Rom, un Wenzeln bey dem Pabſte zu verklagen, wo ſie aber ohne etwas aus= gewirkt zu haben, geſkorben 2. Um eben die Zeit ließ er einen Rechtshandel, den ex mit ſeiner Stif= mutter, der Kaiſerinnwittwe Æliſabeth hatte, aus= machen. Sie wollt. -Amlich durch einen Brief des ſeligen Kaiſers Karl IV. ihres Gemahls darthun, daß er ihr das ſogenannte Ungeld in Prag, wie auch die ge= wöhnlichen Abgaben von allen, dreyMeilen um die Stadt Prag gelegenen Weinbergen an die königliche Kammer) námlich einen Prager Groschen von jedem Basse, ver- pfándet habe. Der Kónig Wenzel trug die Unter= ſuchung der Sache dem Markgrafen Iodok von Mah= ren, dem Herzog Przemiſl von Teſchen und dem Münzmeister Kunata Kaplirz auf. Diese traten zu- sammen und ſprachen, das königliche Landrecht ſolle hierüber ſprechen. Dem Landgerichte ſkund damals der alte Andreas von Duba vor. Dieſer und die übrigen Beyſttzer ſprachen aber der Kaiſerinn ihre Forderungen ab 3. Man sieht hieraus, daß Wenzel den Rechten/ ohne auf die Perſonen zu ſehen/ ihren freyen 13 e.m. 1 CARPZOW p. 183. ad annum 1387. aber die Re= gierungsjabre zeigen das I386fte Iahr an. 2 HAMMERSCHMID in Hiſt. Monaſt. S. Ceorgii ex MS. Budwicenſis Curiæ. 8 Balbinus in MS.
180 Ist streng und gerecht. 1386. gelegter Röhre in die Stadt führen und leiten me 28 Okt. gen I. � Dec Hierauf gab Wenzel Beyſpiele ſowohl ſeiner Scharfe, als auch der Gerechtigkeitsliebe. Die Aeb= tiſfinn des Nonnenklosters bei) St. Georg auf dem Prager Schloſſe hatte ihn beleidiget. Worinn ihr Ber= gehen beſtanden, iſt nicht bekannt. Der König ent= ſeſzte ſie ihrer Wurde, und ernannte, auf die Em= pfehlung der Kaiſerinuwittwe Æliſabeth, eine Ber= wandte des Bergmeiſters Kaplirz zur Aebtiſſinn. Die abgeſeſzte reiſle nach Rom, un Wenzeln bey dem Pabſte zu verklagen, wo ſie aber ohne etwas aus= gewirkt zu haben, geſkorben 2. Um eben die Zeit ließ er einen Rechtshandel, den ex mit ſeiner Stif= mutter, der Kaiſerinnwittwe Æliſabeth hatte, aus= machen. Sie wollt. -Amlich durch einen Brief des ſeligen Kaiſers Karl IV. ihres Gemahls darthun, daß er ihr das ſogenannte Ungeld in Prag, wie auch die ge= wöhnlichen Abgaben von allen, dreyMeilen um die Stadt Prag gelegenen Weinbergen an die königliche Kammer) námlich einen Prager Groschen von jedem Basse, ver- pfándet habe. Der Kónig Wenzel trug die Unter= ſuchung der Sache dem Markgrafen Iodok von Mah= ren, dem Herzog Przemiſl von Teſchen und dem Münzmeister Kunata Kaplirz auf. Diese traten zu- sammen und ſprachen, das königliche Landrecht ſolle hierüber ſprechen. Dem Landgerichte ſkund damals der alte Andreas von Duba vor. Dieſer und die übrigen Beyſttzer ſprachen aber der Kaiſerinn ihre Forderungen ab 3. Man sieht hieraus, daß Wenzel den Rechten/ ohne auf die Perſonen zu ſehen/ ihren freyen 13 e.m. 1 CARPZOW p. 183. ad annum 1387. aber die Re= gierungsjabre zeigen das I386fte Iahr an. 2 HAMMERSCHMID in Hiſt. Monaſt. S. Ceorgii ex MS. Budwicenſis Curiæ. 8 Balbinus in MS.
Strana 181
Bekommt Reichsgefandte. 181 freyen Lauf gelaſſen, und nicht ſelbst Richter war, 1386. wenn er in dem Handel verwickelt geweſen. Der König Wenzel war nun zwey ganze Iah= re nicht in Deutſchland geweſen. Theils hatten ihn die Angelegenheiten ſeines Hauſes in Böhmen zurück gehalten, und theils mag er geglaubt haben, Deutſch= land. brauchte ſeiner Gegenwart nicht wenn die Reichs= ſkánde den Landfrieden, wie ſie es geſchworen hatten/ beobachten. Allein ſie konnten nicht ſkille fitzen denn manchem Ritter war es mit dem Ruheſtand nicht gedienet. Ie verwirrter es zugieng, deſko mehr konn= ten ſich die kleineren Herren durchRauben und Plün= dern bereichern. Berſchiedene Fürsten, Grafen und Edelleute errichteten abermals in dieſem Iáhre einen Bund, den ſie den Faym nannten, wernber die Reichsskádte unruhig wurden. Man fürchtete mit Grund, der Landfrieden werde hiedurch in Deutſch= land geſköret werden. Die Reichſtände beſchloffen al= so an den König Wenzel eine Gesandschaft mit der Bitte auszufertigen/ daß er nach Deutſchland kom men mochte. Der Kroniſke, Wenzel Hayek) ekzäßlt dieß zu- erſt auf das I. I383. Der Zuſammienhang der Geſchichte aber laßt ſehr wahrſcheinlich vermuthen, daß es mit Ende dieſes Jahrs geſcheßen ſeyn mag f. Wir wollen die Erzáßlung Hayeks aus dem böhmi ſchen wortlich herſeſzen: Er ſchreibt “Nachdem die von. den Reichsſtanden an den König Wenzel ge- ſchickten Boten in Prag angelangt waren, traten ſie mit viel Ehrerbietung vor den König. Sie grüßten ihn im Namen des ganzen Reichs und wünschten ihm fláte Gesundheit und glückliche Regierung, darum sie Gott bitten wollten. Sie verſprachen ihm Unterthánig M 3 keit 1 H. Häberlin setzt es uicht ohne Grund gleichfalls auf dieß Jahr S. 123.
Bekommt Reichsgefandte. 181 freyen Lauf gelaſſen, und nicht ſelbst Richter war, 1386. wenn er in dem Handel verwickelt geweſen. Der König Wenzel war nun zwey ganze Iah= re nicht in Deutſchland geweſen. Theils hatten ihn die Angelegenheiten ſeines Hauſes in Böhmen zurück gehalten, und theils mag er geglaubt haben, Deutſch= land. brauchte ſeiner Gegenwart nicht wenn die Reichs= ſkánde den Landfrieden, wie ſie es geſchworen hatten/ beobachten. Allein ſie konnten nicht ſkille fitzen denn manchem Ritter war es mit dem Ruheſtand nicht gedienet. Ie verwirrter es zugieng, deſko mehr konn= ten ſich die kleineren Herren durchRauben und Plün= dern bereichern. Berſchiedene Fürsten, Grafen und Edelleute errichteten abermals in dieſem Iáhre einen Bund, den ſie den Faym nannten, wernber die Reichsskádte unruhig wurden. Man fürchtete mit Grund, der Landfrieden werde hiedurch in Deutſch= land geſköret werden. Die Reichſtände beſchloffen al= so an den König Wenzel eine Gesandschaft mit der Bitte auszufertigen/ daß er nach Deutſchland kom men mochte. Der Kroniſke, Wenzel Hayek) ekzäßlt dieß zu- erſt auf das I. I383. Der Zuſammienhang der Geſchichte aber laßt ſehr wahrſcheinlich vermuthen, daß es mit Ende dieſes Jahrs geſcheßen ſeyn mag f. Wir wollen die Erzáßlung Hayeks aus dem böhmi ſchen wortlich herſeſzen: Er ſchreibt “Nachdem die von. den Reichsſtanden an den König Wenzel ge- ſchickten Boten in Prag angelangt waren, traten ſie mit viel Ehrerbietung vor den König. Sie grüßten ihn im Namen des ganzen Reichs und wünschten ihm fláte Gesundheit und glückliche Regierung, darum sie Gott bitten wollten. Sie verſprachen ihm Unterthánig M 3 keit 1 H. Häberlin setzt es uicht ohne Grund gleichfalls auf dieß Jahr S. 123.
Strana 182
182 Fertiget ſie kurz ab. 1386. keit und Bereitwilligkeit in allen Stücken jetzt und aaf kunftige Zeiten. Zugleich meldeten ſie ihm aller Reichs ſkande Berlangen, daß er ſie mit ſeiner Gegenwart be= ehren mochte ; ſie ſeyen bereit alle Pflichten, womit ſie ſich gegen ihn verbunden haben, zu erfüllen, und fie freyeten ſich ſehr ihn als ihren gnadigen Herrny bey ſich zu ſehen. Der König, ohne ſich zuvor mit ſeinen Rathen hierüber zu berathſchlagen/ gab den Ge= ſandten auf der Stelle dieſe mündliche Antwort: Liebe Geſandten aus dem Reiche/ ſowohl euch, als auch allen andern iſt bekannt, daß wir ein gekrönter Rómiſcher König ſind, und daß wir über dieß weiter nichts von= nötben haben. Ist aber jemand im Reiche bezierig uns zu ſehen, ſo ſoll er nach Böhmen kommen, und da kann er uns mit aller Freyheit in Augenſchein neh= men. Die Geſandten lachten über dieſen Beſcheid. Sie erhielten vom Konig prächtige Geſchenke und kehr= ten nach Dentſchland wieder zurück. Wie sie in Köln anlangten, trafen ſie viele Reichsfürften hier beyſam= men an. Sie trugen ihnen das, was sie in Böß- men ausgerichtet, vor. Die Fürsten hörten sie an, und nach einigem Stillſchweigen ſah der Pfalzgraf am Rheine die übrigen an und ſprach: wenn es ihm ſo beliebt, ſo mag er Herr in Böhmen ſeyn, und wir wollen auch Hier über unſere Länder herrſchen , I. Die= ſe Erzáhlung Hayeks mag im Grunde wahr ſeyn ; und pielleicht war Wenzel über die Unrußen und Zwiſkig= keiten der Deutſchen aufgebracht, daß ſie den Land= frieden nicht hielten, dazu ſie sich eidlich und mit ſo viel Feyerlichkeit verbunden hatten. Es kann alſo wahr ſeyn , daß er die Geſandten mit einer ſo kurzen Ant= wort abgefertiget habe. Dem ungeachtet erfüllte er mit Anfang des folgenden Iahrs das Berlangen der Reichsſkände, wie wir unten ſeben werden. In- 1 Hayek ad an. 1383. und Goldast wörtlich aus dem deutſchen Hayek in Reichssatz. II. Th. S. 67.
182 Fertiget ſie kurz ab. 1386. keit und Bereitwilligkeit in allen Stücken jetzt und aaf kunftige Zeiten. Zugleich meldeten ſie ihm aller Reichs ſkande Berlangen, daß er ſie mit ſeiner Gegenwart be= ehren mochte ; ſie ſeyen bereit alle Pflichten, womit ſie ſich gegen ihn verbunden haben, zu erfüllen, und fie freyeten ſich ſehr ihn als ihren gnadigen Herrny bey ſich zu ſehen. Der König, ohne ſich zuvor mit ſeinen Rathen hierüber zu berathſchlagen/ gab den Ge= ſandten auf der Stelle dieſe mündliche Antwort: Liebe Geſandten aus dem Reiche/ ſowohl euch, als auch allen andern iſt bekannt, daß wir ein gekrönter Rómiſcher König ſind, und daß wir über dieß weiter nichts von= nötben haben. Ist aber jemand im Reiche bezierig uns zu ſehen, ſo ſoll er nach Böhmen kommen, und da kann er uns mit aller Freyheit in Augenſchein neh= men. Die Geſandten lachten über dieſen Beſcheid. Sie erhielten vom Konig prächtige Geſchenke und kehr= ten nach Dentſchland wieder zurück. Wie sie in Köln anlangten, trafen ſie viele Reichsfürften hier beyſam= men an. Sie trugen ihnen das, was sie in Böß- men ausgerichtet, vor. Die Fürsten hörten sie an, und nach einigem Stillſchweigen ſah der Pfalzgraf am Rheine die übrigen an und ſprach: wenn es ihm ſo beliebt, ſo mag er Herr in Böhmen ſeyn, und wir wollen auch Hier über unſere Länder herrſchen , I. Die= ſe Erzáhlung Hayeks mag im Grunde wahr ſeyn ; und pielleicht war Wenzel über die Unrußen und Zwiſkig= keiten der Deutſchen aufgebracht, daß ſie den Land= frieden nicht hielten, dazu ſie sich eidlich und mit ſo viel Feyerlichkeit verbunden hatten. Es kann alſo wahr ſeyn , daß er die Geſandten mit einer ſo kurzen Ant= wort abgefertiget habe. Dem ungeachtet erfüllte er mit Anfang des folgenden Iahrs das Berlangen der Reichsſkände, wie wir unten ſeben werden. In- 1 Hayek ad an. 1383. und Goldast wörtlich aus dem deutſchen Hayek in Reichssatz. II. Th. S. 67.
Strana 183
Verliert ſeine Gemahlinn. 183 Indeſſen verlor Wenzel ſeine erste Gemahlinn, 1386. Iohanna. Sie ſarb am leſzten Tage dieſes Iahrs. 3I Dee. Alle Schriftskeller kommen darinn überein, daß sie ei- ne tugendhafte und gottesfürchtige Königinn geweſen, welche ihren jungen Gemahl durch ihren heiligen Le- benswandel von vielen Ausſchweifungen zurick gehalten hat. Doch sind ſie über die Zeit und die Art ih= res Todes nicht einig. Daß ſie aber am leßten De= cember dieſes I386ſken Iahrs verſchieden ſey, be= zeuget die Inſchrift, welche man bey ihrem Bruſk= bilde in der Schloßkirche zu Prag noch deutlich le= ſen kann I. Bon der Art ihres Todes aber haben unsere Kronisten ein tiefes Stillſchweigen beobachtet, wie ſie denn uberhaupt auf die Zeiten Wenzels ſehr mager und unrichtig ſind. Ein ſpäterer Kroniſt sagt, daß ſie vor Gram geſkorben wáre 2. Ein anderer etwas alterer Geſchichtſchreiber behauptet, daß ſie sich ſelbst das Leben genommen 3. Allein ein gleichzeitiger Kro- niſk, der um das Jahr 1412 einige Zeit am Hofe Wenzels gelebt hat/ verſichert, die gute Königinn ſen von einem großen Hunde gebiſſen und getodtet worden 4. Denn Wenzel ließ ſich, ſeßzt Dynter hinzu, aus den entlegenſten Landern Hunde von größerer Art der Iagd wegen kommen 5. Welches ſehr wahrſcheinlich iſf, da er ein großer Liebhaber der Jagd war, und ſich die= ſerwegen auch oft zu Bürglißz, Karlſtein, und ſpäter zu Bettlern und zu Tocznik, nahe an Wildbahnen, M 4 auf= 1 Iohanna Romanorum et Boemie Regina, illuſtriſſimi Domini Alberti, Ducis Hollandie Filia, uxor prima Sereniſſimi Principis Domini Wenceslai Romanorum et Boemie Regis obiit anno Domini MCCCLXXXVI. in vigilia Circumciſionis Domini. 2 Mortua dein Regina quoque ex moeſtitia et dolore fuit. DVBRAV. Hift. Boh. c. 23. 3 ALB. KRANZIVS Wandalia lib. 9. c. 6. 4 EMVNDVSDYNTER in magno chronico Belg. P. 356. IDEM I. c. 5
Verliert ſeine Gemahlinn. 183 Indeſſen verlor Wenzel ſeine erste Gemahlinn, 1386. Iohanna. Sie ſarb am leſzten Tage dieſes Iahrs. 3I Dee. Alle Schriftskeller kommen darinn überein, daß sie ei- ne tugendhafte und gottesfürchtige Königinn geweſen, welche ihren jungen Gemahl durch ihren heiligen Le- benswandel von vielen Ausſchweifungen zurick gehalten hat. Doch sind ſie über die Zeit und die Art ih= res Todes nicht einig. Daß ſie aber am leßten De= cember dieſes I386ſken Iahrs verſchieden ſey, be= zeuget die Inſchrift, welche man bey ihrem Bruſk= bilde in der Schloßkirche zu Prag noch deutlich le= ſen kann I. Bon der Art ihres Todes aber haben unsere Kronisten ein tiefes Stillſchweigen beobachtet, wie ſie denn uberhaupt auf die Zeiten Wenzels ſehr mager und unrichtig ſind. Ein ſpäterer Kroniſt sagt, daß ſie vor Gram geſkorben wáre 2. Ein anderer etwas alterer Geſchichtſchreiber behauptet, daß ſie sich ſelbst das Leben genommen 3. Allein ein gleichzeitiger Kro- niſk, der um das Jahr 1412 einige Zeit am Hofe Wenzels gelebt hat/ verſichert, die gute Königinn ſen von einem großen Hunde gebiſſen und getodtet worden 4. Denn Wenzel ließ ſich, ſeßzt Dynter hinzu, aus den entlegenſten Landern Hunde von größerer Art der Iagd wegen kommen 5. Welches ſehr wahrſcheinlich iſf, da er ein großer Liebhaber der Jagd war, und ſich die= ſerwegen auch oft zu Bürglißz, Karlſtein, und ſpäter zu Bettlern und zu Tocznik, nahe an Wildbahnen, M 4 auf= 1 Iohanna Romanorum et Boemie Regina, illuſtriſſimi Domini Alberti, Ducis Hollandie Filia, uxor prima Sereniſſimi Principis Domini Wenceslai Romanorum et Boemie Regis obiit anno Domini MCCCLXXXVI. in vigilia Circumciſionis Domini. 2 Mortua dein Regina quoque ex moeſtitia et dolore fuit. DVBRAV. Hift. Boh. c. 23. 3 ALB. KRANZIVS Wandalia lib. 9. c. 6. 4 EMVNDVSDYNTER in magno chronico Belg. P. 356. IDEM I. c. 5
Strana 184
184 die ein Hund gebiſſen. 1387. I386. aufgehalten. Daß er große und boſe Hunde bey ſich geführt/ beſlätigt auch eine andere alte Kronike, wel che auf das Iahr I385 erzählt, daß der königliche Hofmeiſfer Konrad Kragirz, von des Königs Hunde ſo gefährlich gebiſſen worden, daß er kaum mit dem Leben davon gekommen I. Es mag vielleicht eben der Hund geweſen ſeyn, der in dieſem Iahre die Kóniginu umgebracht hat. Man erzählte dem oben angeführ= ten Edmund von Dynter, der König habe einen ſei= ner großen Hunde im Schlafzimmer, oft bey ſeinen Füſſen, liegen gehabt. Die Königinn ſey in der Nacht aufgeſtanden, und da hatte ſie der Hund bey der Gur= gel gefaßt und erdroſſelt. Bon andern aber) fährt er fort, habe er gehort, einer dieſer großen Hunde des Kónigs sey wütig worden, welcher die Kóniginn ge- biſfen, und ſo sey ſie davon geſkorben 2. Berghaner will zwar dieſe Todesart der Königinn nicht zulassen; er führt aber gar keinen Grund dawider an 3. Ihr Leichnam wurde alſo am IIten Ienner des folgenden Iahrs in dem Kloffer Königsal bey Prag auf das prächtigfte beygelegt. Die Kaiſerinnwittwe, Eliſabeth, der Mark= graf Iodok von Mähren und andere Fürsten wohn= ten dem Leichenbegängniſſe bey. Der Kónig Wenzel aber 1 Appendix ad chron. HAGENI in PEZII SS. Rer. Auftr. Tom. I. p. 1162. 2 Dicitur etiam præter magnos et maiores canes, maxi- mos maxime deſideraſſe, et pro illis habendis ad diuerſas mundi regiones ſuos nuncios deſtinare con- ſueuiſſe , quorum inter eosdem maximum in cubili ſuo et lecto proprio de nocte ad pedes ſuos ſecum dormire ſeu iacere voluerit, eoque modo factum, ut quadam nocte, cum Regina urinæ cauſa de lecto Regis ſurgere — conaretur, maximus canis mox ip- ſam per guttur arripiens, ſuffocaret. Alii dicunt, prædictorum magnorum canum unum, qui furiam incurrebat, Reginam momordiſſe , et inde illam mortuam. EMVNDVSin magno chron. Belg. P. 356, 3 Protom. Pœnit. p. 369.
184 die ein Hund gebiſſen. 1387. I386. aufgehalten. Daß er große und boſe Hunde bey ſich geführt/ beſlätigt auch eine andere alte Kronike, wel che auf das Iahr I385 erzählt, daß der königliche Hofmeiſfer Konrad Kragirz, von des Königs Hunde ſo gefährlich gebiſſen worden, daß er kaum mit dem Leben davon gekommen I. Es mag vielleicht eben der Hund geweſen ſeyn, der in dieſem Iahre die Kóniginu umgebracht hat. Man erzählte dem oben angeführ= ten Edmund von Dynter, der König habe einen ſei= ner großen Hunde im Schlafzimmer, oft bey ſeinen Füſſen, liegen gehabt. Die Königinn ſey in der Nacht aufgeſtanden, und da hatte ſie der Hund bey der Gur= gel gefaßt und erdroſſelt. Bon andern aber) fährt er fort, habe er gehort, einer dieſer großen Hunde des Kónigs sey wütig worden, welcher die Kóniginn ge- biſfen, und ſo sey ſie davon geſkorben 2. Berghaner will zwar dieſe Todesart der Königinn nicht zulassen; er führt aber gar keinen Grund dawider an 3. Ihr Leichnam wurde alſo am IIten Ienner des folgenden Iahrs in dem Kloffer Königsal bey Prag auf das prächtigfte beygelegt. Die Kaiſerinnwittwe, Eliſabeth, der Mark= graf Iodok von Mähren und andere Fürsten wohn= ten dem Leichenbegängniſſe bey. Der Kónig Wenzel aber 1 Appendix ad chron. HAGENI in PEZII SS. Rer. Auftr. Tom. I. p. 1162. 2 Dicitur etiam præter magnos et maiores canes, maxi- mos maxime deſideraſſe, et pro illis habendis ad diuerſas mundi regiones ſuos nuncios deſtinare con- ſueuiſſe , quorum inter eosdem maximum in cubili ſuo et lecto proprio de nocte ad pedes ſuos ſecum dormire ſeu iacere voluerit, eoque modo factum, ut quadam nocte, cum Regina urinæ cauſa de lecto Regis ſurgere — conaretur, maximus canis mox ip- ſam per guttur arripiens, ſuffocaret. Alii dicunt, prædictorum magnorum canum unum, qui furiam incurrebat, Reginam momordiſſe , et inde illam mortuam. EMVNDVSin magno chron. Belg. P. 356, 3 Protom. Pœnit. p. 369.
Strana 185
Sein Leid darůber. 185 aber, über den Berluſt ſeiner Gemahlinn von Schmerz I387. und Leid durchdrungen, konnte demſelben nicht bey= wohnen I. Sie hatte dem Kónig keine Kinder ge= bohren. Dieſe und dergleichen Umſtände mogen Wenzeln von der Reiſe nach Deutſchland zurückgehalten haben ; und wenn gleich die oben erwáhnten Geſandten, wo= von die Erzählung ſehr fabelhaft zu ſeyn ſcheint nicht vor ihm erſchienen waren, ſo hätte er doch in dieſem Jahre ſich nach dem Reiche erheben müsſen, weil der Heidelberger Landfriede zu Ende gieng, und man auf eine Berlängerung deſſelben hat Bedacht nehmen müſ= ſen. Es waren auch um dieſe Zeit zwiſchen dem Bi= ſchof von Würzburg, Erhard, und den Stádten des Bißthums einige Mißhelligkeiten des Zolles wegen ent= ſtanden, welche Wenzel mittelst ſeiner Befehle zy ſkil= len hoffte. Daher wurde die Reiſe noch immer ver= ſchoben. Bis dahin fertigte Wenzel noch folgendes zu Prag aus: Er hatte im vorigen Jahre den Städ= ten Erfurt, Nordhauſen und Mühlhauſen die Er= laubniß gegeben/ gemeinſchaftlich einen Landrichter des Weſtphäliſchen Landfriedens zu ſeſzen, ſo er jeßzt erneu= erte und weiter ausdehnte 2. Den Kreuzherren mit 2 Ian. dem rothen Sterne an der Prager Brücke beſtätigte er alle Freyheitsbriefe, Beſiſzungen und Borrechte, die ſie von den böhmiſchen Kónigen Wenzel, Ottokar und Karl dem Vierten erhalten hatten 3. Dem Probſt I0e.m. des Klofters Plaß, Tillmann, gab er die Erlaubn einen Zins von I9 Schock Prager Groſchen in dem Dorfe Drazen bey Manetin zu kaufen, mit der Be= dingung/ daß dieſer Zins nach deſſen Tode an den M 5 Abt 1 Rex apt ipſe et maritus , Wenceslaus , non affuit præ Moure, ſepulturæ. LVPACIVS in Cal. Hiſt. ad XI. Jan. ex MS. 2 LVNIG P. Spec. Cont. IV. Th. II. Forts. p. 455. 3 Originale in Archiuo CEVCIGER.
Sein Leid darůber. 185 aber, über den Berluſt ſeiner Gemahlinn von Schmerz I387. und Leid durchdrungen, konnte demſelben nicht bey= wohnen I. Sie hatte dem Kónig keine Kinder ge= bohren. Dieſe und dergleichen Umſtände mogen Wenzeln von der Reiſe nach Deutſchland zurückgehalten haben ; und wenn gleich die oben erwáhnten Geſandten, wo= von die Erzählung ſehr fabelhaft zu ſeyn ſcheint nicht vor ihm erſchienen waren, ſo hätte er doch in dieſem Jahre ſich nach dem Reiche erheben müsſen, weil der Heidelberger Landfriede zu Ende gieng, und man auf eine Berlängerung deſſelben hat Bedacht nehmen müſ= ſen. Es waren auch um dieſe Zeit zwiſchen dem Bi= ſchof von Würzburg, Erhard, und den Stádten des Bißthums einige Mißhelligkeiten des Zolles wegen ent= ſtanden, welche Wenzel mittelst ſeiner Befehle zy ſkil= len hoffte. Daher wurde die Reiſe noch immer ver= ſchoben. Bis dahin fertigte Wenzel noch folgendes zu Prag aus: Er hatte im vorigen Jahre den Städ= ten Erfurt, Nordhauſen und Mühlhauſen die Er= laubniß gegeben/ gemeinſchaftlich einen Landrichter des Weſtphäliſchen Landfriedens zu ſeſzen, ſo er jeßzt erneu= erte und weiter ausdehnte 2. Den Kreuzherren mit 2 Ian. dem rothen Sterne an der Prager Brücke beſtätigte er alle Freyheitsbriefe, Beſiſzungen und Borrechte, die ſie von den böhmiſchen Kónigen Wenzel, Ottokar und Karl dem Vierten erhalten hatten 3. Dem Probſt I0e.m. des Klofters Plaß, Tillmann, gab er die Erlaubn einen Zins von I9 Schock Prager Groſchen in dem Dorfe Drazen bey Manetin zu kaufen, mit der Be= dingung/ daß dieſer Zins nach deſſen Tode an den M 5 Abt 1 Rex apt ipſe et maritus , Wenceslaus , non affuit præ Moure, ſepulturæ. LVPACIVS in Cal. Hiſt. ad XI. Jan. ex MS. 2 LVNIG P. Spec. Cont. IV. Th. II. Forts. p. 455. 3 Originale in Archiuo CEVCIGER.
Strana 186
186 Reiſet nach Vürnberg. Abt und das Kloster Plaß fallen solle-1. Am folgen- den Tage belehnte Wenzel, als Rom. Kónig, die Stadt Mürnberg mit einigen Rechten, die sie dem Burggra= r8 e.m. fen Friedrich daſelbſē abgekauft hatte 2. Dem Pfar= rer von St. Michel in Opatowiſz zu Prag, Peter, gab Wenzel die Erlaubniß, in ſeiner Kirche einen Al= 5 Febr. tar zu Ehren des Leibes Chriſki zu sliften 3. Am nehmlichen Tage fertigte er an die Reichsſkände den Befehl aus, daß niemand einen Bürger oder Einwoß ner der Stadt Frankfurt vor einem andern Gerichte, als vor dem Schultheiſſenamte daſelbſt, belangen ſolle 4. Bald darauf trat Wenzel ſeine Reiſe nach Deutſch= land an. Um die Mitte des Februars war er ſchon/ lant einer Urkunde, die er der Stadt Friedberg über das Weggeld I8 e.m. und Geleitsgeld ertheilte, zu Amberg 5. Nicht lange dar= auf treffen wir ihn zu Würzburg an. Der Kaiſer Karl IV. hatte vormals die Biſchofe daſelbff zu Beſchüßzern des Kloſkers Ebrach, Ciffercienſerordens ernannt ; Wenzel gab jeßt dieſem Kloster die Freyheit sich einen Be- ſchützer nach eigenem Gefallen zu erwáhlen 6. Mit Rathe der anweſenden Reichsfürſken aber ſchaffte er den von ſeinem Bater, dem Kaiſer Karl IV. geſkifteten und von ihm im I. 1381 beskätigten Landfrieden in West- phalen ab 7. Denn Wenzels Abſicht war einen allge= meinen Landfrieden in ganz Deutſchland zu errichten, dem alle Stánde und Lander beytreten, und den Frie= den dauerhafter machen mochten. Dann gieng er nach Nürnberg, wohin viele Reichsstädte ihre Abgeordnete 8 Merz 10 c. m. c. d. 1387. 17 Jan. ge= 1 Urkundenb. n. LIII. 2 Hiſt. NORIMB. Dipl. p. 471. EKECT. Vol. II. 3 LVNIG Parte Spec. Cont. IV. Th. I. p..599. 4 LVNIG 1. c. p. 744. 5 6 Urkundenbuch n. LIV. 7 Cl. HAEBERLINI Annales medii aeui Sect. II. p. 374.
186 Reiſet nach Vürnberg. Abt und das Kloster Plaß fallen solle-1. Am folgen- den Tage belehnte Wenzel, als Rom. Kónig, die Stadt Mürnberg mit einigen Rechten, die sie dem Burggra= r8 e.m. fen Friedrich daſelbſē abgekauft hatte 2. Dem Pfar= rer von St. Michel in Opatowiſz zu Prag, Peter, gab Wenzel die Erlaubniß, in ſeiner Kirche einen Al= 5 Febr. tar zu Ehren des Leibes Chriſki zu sliften 3. Am nehmlichen Tage fertigte er an die Reichsſkände den Befehl aus, daß niemand einen Bürger oder Einwoß ner der Stadt Frankfurt vor einem andern Gerichte, als vor dem Schultheiſſenamte daſelbſt, belangen ſolle 4. Bald darauf trat Wenzel ſeine Reiſe nach Deutſch= land an. Um die Mitte des Februars war er ſchon/ lant einer Urkunde, die er der Stadt Friedberg über das Weggeld I8 e.m. und Geleitsgeld ertheilte, zu Amberg 5. Nicht lange dar= auf treffen wir ihn zu Würzburg an. Der Kaiſer Karl IV. hatte vormals die Biſchofe daſelbff zu Beſchüßzern des Kloſkers Ebrach, Ciffercienſerordens ernannt ; Wenzel gab jeßt dieſem Kloster die Freyheit sich einen Be- ſchützer nach eigenem Gefallen zu erwáhlen 6. Mit Rathe der anweſenden Reichsfürſken aber ſchaffte er den von ſeinem Bater, dem Kaiſer Karl IV. geſkifteten und von ihm im I. 1381 beskätigten Landfrieden in West- phalen ab 7. Denn Wenzels Abſicht war einen allge= meinen Landfrieden in ganz Deutſchland zu errichten, dem alle Stánde und Lander beytreten, und den Frie= den dauerhafter machen mochten. Dann gieng er nach Nürnberg, wohin viele Reichsstädte ihre Abgeordnete 8 Merz 10 c. m. c. d. 1387. 17 Jan. ge= 1 Urkundenb. n. LIII. 2 Hiſt. NORIMB. Dipl. p. 471. EKECT. Vol. II. 3 LVNIG Parte Spec. Cont. IV. Th. I. p..599. 4 LVNIG 1. c. p. 744. 5 6 Urkundenbuch n. LIV. 7 Cl. HAEBERLINI Annales medii aeui Sect. II. p. 374.
Strana 187
Verbindet ſich die Reichsſtädte. 187 geſchickt hatten. Er beſehnte hier den Srephan von 1387. Wolfſtein mit Hauſek, ſo derſelbe an ſich gekauft hat= te I. Am folgenden Tage gab er den freyen, und des I9Merz Reichs Städten, Regensburg) Baſel) Augsburg, Mürnberg, Roſtanz, Ulm, Æßlingen und noch an= dern zwey und dreyßig Reichsſlädten die Berſicherung/ daß ſie bey allen ihren Rechten, Freyheiten und guten Gewohnheiten bleiben ſollen/ und daß er ſie gegen je= dermann, der ſie daran hindern und kränken würde, ſchüſzen wolle 2. Dagegen verbanden ſich die erwähn= ten Städte, neun und dreyßig an der Zahl, daß ſie den Eiden, die sie ihm, als einem Römiſchen König geſchworen haben/ treulich nachkommen, ihn gegen je= dermann/ und beſonders gegen den, der ſich für einen Römiſchen König aufwerfen, und ihn Wenzeln vom Reiche verdringen wollte, beſchüſzen, helfen und beyſte= hen wollen 3. Deun es hatten ſchon damals einige Fr= ffen wider Wenzeln, weil er ihnen das Rauben nicht geſlatten wollen/ gemurret und ihm mit der Abſeſzung gedrohet. Rein Wunder alſo daß er ſich an die Stad= te gewendet hat. Wie ſchlecht ſie aber ihr Wort und ihre Eide nach der Zeit gehalten haben, werden wir weiter unten ſehen. Nachdem alſo Wenzel aber mals etwas für die Ruhe von Deutſchland veranſkal= tet hatte, gieng er wieder nach Böhmen zurůck. Um die Mitte des Aprilmonats war er ſchon zu Beraun auf der Rückreiſe. Hier fertigte der Herzog Ladiſlaw von Opeln einen Zeugnißbrief aus, daß er auf Geheis der beyden hungariſchen Kóniginnen die in= nengehabten Lander, Stadte und Besten in Ungarn, ſammt dem ihm auf Lebenslang zugedachten Land Reuſſen, dem König Wenzel, als ihrem angenommenen Bor= mund, abgetreten und überantwortet habe; doch ſolle zo c,m. 21 e.m. alles 1 LVNIG Spic. Sec. II. Th. p. 1558. 2 IDEM Part. Spec. Cont. IV. Th. I. p. 831. 3 IDEM IBID. l. c. P. 45.
Verbindet ſich die Reichsſtädte. 187 geſchickt hatten. Er beſehnte hier den Srephan von 1387. Wolfſtein mit Hauſek, ſo derſelbe an ſich gekauft hat= te I. Am folgenden Tage gab er den freyen, und des I9Merz Reichs Städten, Regensburg) Baſel) Augsburg, Mürnberg, Roſtanz, Ulm, Æßlingen und noch an= dern zwey und dreyßig Reichsſlädten die Berſicherung/ daß ſie bey allen ihren Rechten, Freyheiten und guten Gewohnheiten bleiben ſollen/ und daß er ſie gegen je= dermann, der ſie daran hindern und kränken würde, ſchüſzen wolle 2. Dagegen verbanden ſich die erwähn= ten Städte, neun und dreyßig an der Zahl, daß ſie den Eiden, die sie ihm, als einem Römiſchen König geſchworen haben/ treulich nachkommen, ihn gegen je= dermann/ und beſonders gegen den, der ſich für einen Römiſchen König aufwerfen, und ihn Wenzeln vom Reiche verdringen wollte, beſchüſzen, helfen und beyſte= hen wollen 3. Deun es hatten ſchon damals einige Fr= ffen wider Wenzeln, weil er ihnen das Rauben nicht geſlatten wollen/ gemurret und ihm mit der Abſeſzung gedrohet. Rein Wunder alſo daß er ſich an die Stad= te gewendet hat. Wie ſchlecht ſie aber ihr Wort und ihre Eide nach der Zeit gehalten haben, werden wir weiter unten ſehen. Nachdem alſo Wenzel aber mals etwas für die Ruhe von Deutſchland veranſkal= tet hatte, gieng er wieder nach Böhmen zurůck. Um die Mitte des Aprilmonats war er ſchon zu Beraun auf der Rückreiſe. Hier fertigte der Herzog Ladiſlaw von Opeln einen Zeugnißbrief aus, daß er auf Geheis der beyden hungariſchen Kóniginnen die in= nengehabten Lander, Stadte und Besten in Ungarn, ſammt dem ihm auf Lebenslang zugedachten Land Reuſſen, dem König Wenzel, als ihrem angenommenen Bor= mund, abgetreten und überantwortet habe; doch ſolle zo c,m. 21 e.m. alles 1 LVNIG Spic. Sec. II. Th. p. 1558. 2 IDEM Part. Spec. Cont. IV. Th. I. p. 831. 3 IDEM IBID. l. c. P. 45.
Strana 188
188 Thut Geiſtlichen Gures. 1387. alles dieß ihnen wieder eingegeben, oder nach ihren I7Apr. Begehren damit verfahren werden I. Hieraus erhellet/ daß Wenzel die Zwiſligkeiten zu Raab im I. I386. nicht nur gehoben, ſondern auch von den Königinnen zui Bormund angenommen worden. Bon hier gieng Went zel vollends bis Prag, wo er verſchiedene Gnadenbrieft für die Geiſllichkeit ausfertigte. So beſkätigte er den Prager Domkapitel alle Beſißzungen, Freyheiten und Borrechte überhaupt, und ins beſondere den Brief des Herzogs Boržiwoy wegen Zollverleihung auf das Un= geld am Teyne zu Prag; ferners den Brief Kaiſer Karls IV. wegen Unſchádlichkeit des Handels der Neu= ſkadt Prag an des Kapitels Zollfreyheit für die Pra= ger Schloßkapellen 2. Der Bürger zu Eger, Erhard Forſter, ſtiftete zwey Frühmeſſen in der Pfarrkirche zu Eger, und widmete einige Hofe zur Unterhaltung zweyer Prieſter oder Kapellane, welche Errichtung Konig Wenzel “ Gott zu Lobe, und ſeiner lieben Mut= 8 Mai ter Marien„ bestätigte 3. Es hatten auch den Kó- nig der Abt und das Kloster zu Bržewnow, Bene- diktinerordens, um die Erlaubniß gebeten, daß sie um 2000 Schock oder zwanzig tauſend Gulden heutigen Geldes Güter kaufen dórften, ſo ihnen auch Wenzel erlaubte/ mit der Gnade, daß ſie dem ungeachtet keine 24 e.m. größe 1 Originale in Archiuo CAES. VINDOB. Seb. Mitt= woch nach Quaſimodo. 2 Origin. in Archiuo CAES. VIND. Pragæ VIII. Kal. Maii 1387. Goldaſt, Balbin und Lunig ſetzen die= ſe Urkunde auf das I. I380. Andere , wie Cruge- rius und Peſſina auf das I. 1388. 1. May. Pontanus in Boh. Pia S. 65 datirt die Urkunde milleſimo trecenteſimo octuageſimo octauo Kal. Maii. Das nach octuageſimo ausgelaſſene ſeptimo hat alle irre gemacht. Das angeführte Original, wie auch die Regierungsjahre Wenzels zeigen aber dieß I387ſte Jahr an. 3 Originale in Archiuo Egr.
188 Thut Geiſtlichen Gures. 1387. alles dieß ihnen wieder eingegeben, oder nach ihren I7Apr. Begehren damit verfahren werden I. Hieraus erhellet/ daß Wenzel die Zwiſligkeiten zu Raab im I. I386. nicht nur gehoben, ſondern auch von den Königinnen zui Bormund angenommen worden. Bon hier gieng Went zel vollends bis Prag, wo er verſchiedene Gnadenbrieft für die Geiſllichkeit ausfertigte. So beſkätigte er den Prager Domkapitel alle Beſißzungen, Freyheiten und Borrechte überhaupt, und ins beſondere den Brief des Herzogs Boržiwoy wegen Zollverleihung auf das Un= geld am Teyne zu Prag; ferners den Brief Kaiſer Karls IV. wegen Unſchádlichkeit des Handels der Neu= ſkadt Prag an des Kapitels Zollfreyheit für die Pra= ger Schloßkapellen 2. Der Bürger zu Eger, Erhard Forſter, ſtiftete zwey Frühmeſſen in der Pfarrkirche zu Eger, und widmete einige Hofe zur Unterhaltung zweyer Prieſter oder Kapellane, welche Errichtung Konig Wenzel “ Gott zu Lobe, und ſeiner lieben Mut= 8 Mai ter Marien„ bestätigte 3. Es hatten auch den Kó- nig der Abt und das Kloster zu Bržewnow, Bene- diktinerordens, um die Erlaubniß gebeten, daß sie um 2000 Schock oder zwanzig tauſend Gulden heutigen Geldes Güter kaufen dórften, ſo ihnen auch Wenzel erlaubte/ mit der Gnade, daß ſie dem ungeachtet keine 24 e.m. größe 1 Originale in Archiuo CAES. VINDOB. Seb. Mitt= woch nach Quaſimodo. 2 Origin. in Archiuo CAES. VIND. Pragæ VIII. Kal. Maii 1387. Goldaſt, Balbin und Lunig ſetzen die= ſe Urkunde auf das I. I380. Andere , wie Cruge- rius und Peſſina auf das I. 1388. 1. May. Pontanus in Boh. Pia S. 65 datirt die Urkunde milleſimo trecenteſimo octuageſimo octauo Kal. Maii. Das nach octuageſimo ausgelaſſene ſeptimo hat alle irre gemacht. Das angeführte Original, wie auch die Regierungsjahre Wenzels zeigen aber dieß I387ſte Jahr an. 3 Originale in Archiuo Egr.
Strana 189
Schlagt den Bürgermeiſter 189 größere Steuer zu zablen haben würden I. Den Dom 1387. I5 Mai herren vom Karlſteine aber ſchenkte Wenzel das Pa= tronatsrecht auf die Kirche zu Morzina, welches ſonſt königlich war 2. Dann beffätigte er die Stiftung ei=. 16 e.m. ner Frühmeſfe zu Klattas, welche ein Altardiener da= ſelbſt errichtet hatte 3. Hierauf verließ Wenzel abermals. Böhmen/ und reiſte wieder nach Nürnberg/ um daſelbſt den Heidel= berger Bund, welcher nur noch ein Iahr fortzudauern hatte zu verlängern. Er war ſchon an St. Marga= rethen Tage daſelbſt 4, an welchem Tage er dem Burger= meiſfer der Stadt einen Backenſfreich gegeben haben ſoll. Wir wollen die Sache einem Nurnberger Kro= nisten nacherzählen. Er ſchreibt: “Die Nürnbergi¬ ſchen Kroniken und Ulman Stromer melden , König Wenzel habe damals an dem Rath begehren laſſen, ihm die Schlüsfel zu den Stadtthoren, andere setzeny zu dem Schlosse, zuzustellen. Der Stadtrath bewil- ligte ſolches, doch mit der Bedingung, der Kónig mochte ihnen auch ein Begehren willfahren, ſo ih= nen Wenzel verſprach. Darauf ſind ihm durch den Burgermeiſter die Schlüſfel überreicht worden, doch mit dem Bitte, eben dieſe Schlüſſel dem Rathe oh= ne Berzug wieder zurůck zu ſkellen, weil ex ihnen ſein Wort gegeben, ihnen ihr Begehren zu erfüllen. Die= ſe Liſt brachte den König dergeſtalten auf, daß er dem Bürgermeister einen Backenstreich versetzte, und zu ihm ſprach: “Du listiger Mann, dieß sollten wir zu- vor betrachtet haben ,; darauf er voll Unwillen nach Rotenburg geritten. Und weil es eben an St. Mar- garethen Tag in der Schloßkapelle Kirchweih geweſen) ſo hat der König ſeinem Hofgeſinde nachgeſehen) daß 20 e.m. 13 Jul. es 1 Dipl. apud Cl. DOBNER Tom. VI. Mon. p. 106. 2 Liber Priuil, Eccleſiæ in Carlſtein. MS. 3 ERFCT. Vol. II. 4 Hift, NORIND, Dipl. p. 321.
Schlagt den Bürgermeiſter 189 größere Steuer zu zablen haben würden I. Den Dom 1387. I5 Mai herren vom Karlſteine aber ſchenkte Wenzel das Pa= tronatsrecht auf die Kirche zu Morzina, welches ſonſt königlich war 2. Dann beffätigte er die Stiftung ei=. 16 e.m. ner Frühmeſfe zu Klattas, welche ein Altardiener da= ſelbſt errichtet hatte 3. Hierauf verließ Wenzel abermals. Böhmen/ und reiſte wieder nach Nürnberg/ um daſelbſt den Heidel= berger Bund, welcher nur noch ein Iahr fortzudauern hatte zu verlängern. Er war ſchon an St. Marga= rethen Tage daſelbſt 4, an welchem Tage er dem Burger= meiſfer der Stadt einen Backenſfreich gegeben haben ſoll. Wir wollen die Sache einem Nurnberger Kro= nisten nacherzählen. Er ſchreibt: “Die Nürnbergi¬ ſchen Kroniken und Ulman Stromer melden , König Wenzel habe damals an dem Rath begehren laſſen, ihm die Schlüsfel zu den Stadtthoren, andere setzeny zu dem Schlosse, zuzustellen. Der Stadtrath bewil- ligte ſolches, doch mit der Bedingung, der Kónig mochte ihnen auch ein Begehren willfahren, ſo ih= nen Wenzel verſprach. Darauf ſind ihm durch den Burgermeiſter die Schlüſfel überreicht worden, doch mit dem Bitte, eben dieſe Schlüſſel dem Rathe oh= ne Berzug wieder zurůck zu ſkellen, weil ex ihnen ſein Wort gegeben, ihnen ihr Begehren zu erfüllen. Die= ſe Liſt brachte den König dergeſtalten auf, daß er dem Bürgermeister einen Backenstreich versetzte, und zu ihm ſprach: “Du listiger Mann, dieß sollten wir zu- vor betrachtet haben ,; darauf er voll Unwillen nach Rotenburg geritten. Und weil es eben an St. Mar- garethen Tag in der Schloßkapelle Kirchweih geweſen) ſo hat der König ſeinem Hofgeſinde nachgeſehen) daß 20 e.m. 13 Jul. es 1 Dipl. apud Cl. DOBNER Tom. VI. Mon. p. 106. 2 Liber Priuil, Eccleſiæ in Carlſtein. MS. 3 ERFCT. Vol. II. 4 Hift, NORIND, Dipl. p. 321.
Strana 190
190 zu Vúrnberg. es den Krämern die Kräme umgeſkoſſen und geplundert hat I. Selbſt Mullner rechnet dieſe Begebenheit unter die Fabeln. Es muß ſich aber, nach dem Berichte ei nes gleichzeitigen Kronisten, doch etwas ähnliches zu- getragen haben 2. Und die Mißhandlung an dem Bürgermeiſter hat allerdings geſchehen können, wenn der König vom Zorne, ſo ihm ofters wiederfahren ift, übereilet worden. Am Marien Magdalenen Tag war er schon wieder zu Nürnberg/ laut einer Urkun de, kraft welcher er die Stadt Klattau auf zwey gan= ze Iahre von allen Steuern befreyte 3. Die Zeidler der Nürnberger Reichswaldung traten vor den König und baten ihn um die Beſlätigung eines Freyheitbrie= fes, den sie vom Kaiſer Karl IV. im I. I35d erhal= 31e.m. ten hatten, ſo auch Wenzel ohne allen Anſland that 4. Dann gab er die Erlaubniß, daß zu Aussig an der Elbe in der Marienkirche daſelbſt noch ein Altar er= richtet werden moge 5. Den Tag darauf fertigte 1 Aug. Wenzel für Iakoben von Werme einen Brief aus in welchem er ihm den Beſiſz aller Güter, die ihm 2 e.m. die Herren von Skala geſchenkt hatten, beſkätigte 6. Dieſer Iakob von Werme war ein Geſandter des Anton von Skala, Herrn von Verona/ welcher Wen= zeln die Oberherrſchaft über Verona und Vicenza durch dieſen ſeinen Geſandten auftrug/ doch ſo, daß der Ko= nig 22 Iul. 1387. I MVLLNERVS apud WILLIVM in diſſert. de Wenc. Imp. p. 15. 2 Anno eodem in die S. Margarethæ iuxta caſtrum Rex Wenceslaus ſubuertit inſtitos vulgariter die Krem et equitauit ad Rotenberg. HARTM. SCHEDEL. apud OEFEL. Tom. 1. p. 331. Originale in Archiuo GLATAV. Hiſt. NORINB. Dipl. p. 472. ERECT. Vol. II. DALLA CORTE Storia di Verona bey H. Häberlin Vorr. zum V. B. der N. R. G. Das Datum ist zwar Prag, so man vielleicht statt Nüruberg mit Absicht geſetzt hat. 3 4 5 6
190 zu Vúrnberg. es den Krämern die Kräme umgeſkoſſen und geplundert hat I. Selbſt Mullner rechnet dieſe Begebenheit unter die Fabeln. Es muß ſich aber, nach dem Berichte ei nes gleichzeitigen Kronisten, doch etwas ähnliches zu- getragen haben 2. Und die Mißhandlung an dem Bürgermeiſter hat allerdings geſchehen können, wenn der König vom Zorne, ſo ihm ofters wiederfahren ift, übereilet worden. Am Marien Magdalenen Tag war er schon wieder zu Nürnberg/ laut einer Urkun de, kraft welcher er die Stadt Klattau auf zwey gan= ze Iahre von allen Steuern befreyte 3. Die Zeidler der Nürnberger Reichswaldung traten vor den König und baten ihn um die Beſlätigung eines Freyheitbrie= fes, den sie vom Kaiſer Karl IV. im I. I35d erhal= 31e.m. ten hatten, ſo auch Wenzel ohne allen Anſland that 4. Dann gab er die Erlaubniß, daß zu Aussig an der Elbe in der Marienkirche daſelbſt noch ein Altar er= richtet werden moge 5. Den Tag darauf fertigte 1 Aug. Wenzel für Iakoben von Werme einen Brief aus in welchem er ihm den Beſiſz aller Güter, die ihm 2 e.m. die Herren von Skala geſchenkt hatten, beſkätigte 6. Dieſer Iakob von Werme war ein Geſandter des Anton von Skala, Herrn von Verona/ welcher Wen= zeln die Oberherrſchaft über Verona und Vicenza durch dieſen ſeinen Geſandten auftrug/ doch ſo, daß der Ko= nig 22 Iul. 1387. I MVLLNERVS apud WILLIVM in diſſert. de Wenc. Imp. p. 15. 2 Anno eodem in die S. Margarethæ iuxta caſtrum Rex Wenceslaus ſubuertit inſtitos vulgariter die Krem et equitauit ad Rotenberg. HARTM. SCHEDEL. apud OEFEL. Tom. 1. p. 331. Originale in Archiuo GLATAV. Hiſt. NORINB. Dipl. p. 472. ERECT. Vol. II. DALLA CORTE Storia di Verona bey H. Häberlin Vorr. zum V. B. der N. R. G. Das Datum ist zwar Prag, so man vielleicht statt Nüruberg mit Absicht geſetzt hat. 3 4 5 6
Strana 191
Veranſtaltet den Landfrieden 191 nig den Herrn von Skala wieder damit belehnen ſoll 1387. te. Wenzel nahm dieß Anerbieten an und ſchickte einen Geſandten nach Berona, um den Eid der Treue dem von Skala abrunehmen I. Dann gab er für die Stadt Frankfurt die Berordnung Heraus, daß die Bürger daſelbſt den Schopfen und dem Rathe Gehor= ſam und Treue ſchwóren, dieſe aber die Macht haben ſollen, die Bürger wegen Miſſethaten an Gütern und Leben zu beſtrafen 2. Am nehmlichen Tage befreyete Wenzel die Unterthane des Markgrafen Bernhard von Baden, ſeines Neffen, von fremden Gerichten 3. Dann kehrte er wieder nach Böhmen zurück, nachdem er ei= nen Fürſtentag nach Mergentheim auf den fünften No= vember zuvor angeordnet hatte. Daß aber Wenzel im Monat Oktober in Prag ſich aufgehalten habe, zeugen einige Urkunden. So fertigte er daſelbſt einen Befehl aus daß niemand die Stádte Erfurt, Mühlhauſen und Nordhauſen an den Freyheiten, die er ihnen vergónnet hatte, daß ſie näm= lich in ihrer Gegend einen Landrichter ſeßzen mogen, hindern noch irren ſolle 4. Der Abt und die Brüder im Kioſter Plaß/ Cifterzienſerordens, durften bisher in ihren Waldungen nicht mehr, als zwey Hirſchen des Jahrs zu ihrem Gebrauche erlegen. Nun ertheilte ih nen Wenzel die Erlaubniß, daß ſie in ihren eigenen Wáldern sowohl hohes als niederes Wild, ſo viel es ihnen beliebte, mit Hunden und Retzen fangen oder mit Pfeilen todten können und därfen 5. Bon dieſer Zeit an finden wir von Wenzeln keine Urkunde, bis gegen das Ende des Iahrs. Weil ſich nun die Reichs- fürſten und Reichsſkädte zu Mergentheim zu ſammeln 18 Auc- c. d. 21 Okt. an= 1 IDEM apud eundem 1. c. 2 Priuil. FRANCOFVRT. S. 195. 3 SCHOEPFLIN Hiſt. p. 523. 4 LVNIG Parte Spec. Cont. IV. Th. II. Forts. p. 434. 5 Urkundenbuch n. LV.
Veranſtaltet den Landfrieden 191 nig den Herrn von Skala wieder damit belehnen ſoll 1387. te. Wenzel nahm dieß Anerbieten an und ſchickte einen Geſandten nach Berona, um den Eid der Treue dem von Skala abrunehmen I. Dann gab er für die Stadt Frankfurt die Berordnung Heraus, daß die Bürger daſelbſt den Schopfen und dem Rathe Gehor= ſam und Treue ſchwóren, dieſe aber die Macht haben ſollen, die Bürger wegen Miſſethaten an Gütern und Leben zu beſtrafen 2. Am nehmlichen Tage befreyete Wenzel die Unterthane des Markgrafen Bernhard von Baden, ſeines Neffen, von fremden Gerichten 3. Dann kehrte er wieder nach Böhmen zurück, nachdem er ei= nen Fürſtentag nach Mergentheim auf den fünften No= vember zuvor angeordnet hatte. Daß aber Wenzel im Monat Oktober in Prag ſich aufgehalten habe, zeugen einige Urkunden. So fertigte er daſelbſt einen Befehl aus daß niemand die Stádte Erfurt, Mühlhauſen und Nordhauſen an den Freyheiten, die er ihnen vergónnet hatte, daß ſie näm= lich in ihrer Gegend einen Landrichter ſeßzen mogen, hindern noch irren ſolle 4. Der Abt und die Brüder im Kioſter Plaß/ Cifterzienſerordens, durften bisher in ihren Waldungen nicht mehr, als zwey Hirſchen des Jahrs zu ihrem Gebrauche erlegen. Nun ertheilte ih nen Wenzel die Erlaubniß, daß ſie in ihren eigenen Wáldern sowohl hohes als niederes Wild, ſo viel es ihnen beliebte, mit Hunden und Retzen fangen oder mit Pfeilen todten können und därfen 5. Bon dieſer Zeit an finden wir von Wenzeln keine Urkunde, bis gegen das Ende des Iahrs. Weil ſich nun die Reichs- fürſten und Reichsſkädte zu Mergentheim zu ſammeln 18 Auc- c. d. 21 Okt. an= 1 IDEM apud eundem 1. c. 2 Priuil. FRANCOFVRT. S. 195. 3 SCHOEPFLIN Hiſt. p. 523. 4 LVNIG Parte Spec. Cont. IV. Th. II. Forts. p. 434. 5 Urkundenbuch n. LV.
Strana 192
192 von Mergentheim. 5 Nov. 1387. anfiengen, ſo ſchickte er ſeine Rathe dahin, um daſelbſt in ſeinem Namen abermals einen Landfrieden auf die folgenden Iahre zu veranſtalten. Was der Kónig Wenzel gewünſcht hatte, das kam auch zu Mergentheim zu Stande. Die Herzoge Stephan von Bayern) Albrecht von Oeſtreich und der Burggraf Friedrich von Mürnberg traten mit den Stádten Augsburg, Nurnberg und Ulm in Unter= handlungen. Dieſe handelten im Namen aller ande= rer Stádte in Ober= und Niederſchwaben/ am Rhein, in Franken und-in Bayern. Die erwähnten drey Für- sten aber vertraten die Stelle aller Kuhrfürsten, Für- sten, Grafen und Ritter des Reichs) und der Städte, die ſich im I. I384 zu Heidelberg mit ihnen und dem K. Wenzel vereinigt hatten. Es wurde alſo der Hei= delberger Landfriede zum Grunde der Bereinigung ge= legt, und ein abermaliger Landfriede geſchloſſen, in wel= chen auch das ganze Königreich Böhmen, die Mark Brandenburg, Sachſen, Heſfen, Thüringen, Meiſſen, Oettingen) Köln 20. namentlich aufgenommen wurden. Dieſe Friedensvereinigung ſollte bis auf Georgi des Iahrs I390 fortwähren I. Wundern muß man ſich, daß man dem Frieden Gränzen geſeßzt habe, einer Sache, die ewig fortdauern ſollte. Doch ſieht man hieraus, wie ſehr ſich Wenzel der Ruhe von Deutſchland an= genommen habe. Seine Schuld war es nicht, wenn die Reichsſkände Aufruhr und Zwiſkigkeiten dem Frieden vorzuziehen für zuträglicher hielten. Wahr, und nur gar zu wahr iſt , was ein deutſcher Gelehrter hievon ſagt, �daß námlich die damaligen Reichsfürſken es nicht leiden wollten/ wenn die Unruben geſtillt wur= den, 1 WENKER Apparat. p. 242. In der Urkunde ſteht ausdrūcklich: “Daf unſers Herrn des Romiſchen Kunigs Räte dieſelbe Stallung (die Heidelberaer) von unſers Herrn des Kunigs meaen — — zwiſchen uns und den vorgenannten Fürsten erlängert hant. „
192 von Mergentheim. 5 Nov. 1387. anfiengen, ſo ſchickte er ſeine Rathe dahin, um daſelbſt in ſeinem Namen abermals einen Landfrieden auf die folgenden Iahre zu veranſtalten. Was der Kónig Wenzel gewünſcht hatte, das kam auch zu Mergentheim zu Stande. Die Herzoge Stephan von Bayern) Albrecht von Oeſtreich und der Burggraf Friedrich von Mürnberg traten mit den Stádten Augsburg, Nurnberg und Ulm in Unter= handlungen. Dieſe handelten im Namen aller ande= rer Stádte in Ober= und Niederſchwaben/ am Rhein, in Franken und-in Bayern. Die erwähnten drey Für- sten aber vertraten die Stelle aller Kuhrfürsten, Für- sten, Grafen und Ritter des Reichs) und der Städte, die ſich im I. I384 zu Heidelberg mit ihnen und dem K. Wenzel vereinigt hatten. Es wurde alſo der Hei= delberger Landfriede zum Grunde der Bereinigung ge= legt, und ein abermaliger Landfriede geſchloſſen, in wel= chen auch das ganze Königreich Böhmen, die Mark Brandenburg, Sachſen, Heſfen, Thüringen, Meiſſen, Oettingen) Köln 20. namentlich aufgenommen wurden. Dieſe Friedensvereinigung ſollte bis auf Georgi des Iahrs I390 fortwähren I. Wundern muß man ſich, daß man dem Frieden Gränzen geſeßzt habe, einer Sache, die ewig fortdauern ſollte. Doch ſieht man hieraus, wie ſehr ſich Wenzel der Ruhe von Deutſchland an= genommen habe. Seine Schuld war es nicht, wenn die Reichsſkände Aufruhr und Zwiſkigkeiten dem Frieden vorzuziehen für zuträglicher hielten. Wahr, und nur gar zu wahr iſt , was ein deutſcher Gelehrter hievon ſagt, �daß námlich die damaligen Reichsfürſken es nicht leiden wollten/ wenn die Unruben geſtillt wur= den, 1 WENKER Apparat. p. 242. In der Urkunde ſteht ausdrūcklich: “Daf unſers Herrn des Romiſchen Kunigs Räte dieſelbe Stallung (die Heidelberaer) von unſers Herrn des Kunigs meaen — — zwiſchen uns und den vorgenannten Fürsten erlängert hant. „
Strana 193
Schúget die Handelſchaft. 193 den, weil ſie hieraus: fich zu bereichern und ihre Láne 1387. dereyen zu erweitern pftegten/ wie denn leicht mit un= zähligen Beyſpielen bewieſen werden könnte, was ein jeder Fürst während dieſen Unruhen an ſich geriſſen, ſo aber zu erzählen nicht gar rathſam ware, I. Doch war immer etwas dabey gewonnen, und Wenzel war zufrieden, daß er noch ſo viel ausgerichtet habe. In den letzten Tagen des Monats December treffen wir ihn zu Prag an. Die Burger der Stadt Schlackenwerth traten vor ihn mit der Bitte, daß er ihnen einen Gnadenbrief des Königs Johann bestä- tigen mochte. Dieſer Brief enthielt, daß die Bür= ger zu Schlackenwerth, die bisher den Zehnten von ihren Gütern an den König gezahlt haben, künftig von jedem Lahn eine halbe Mark an die Kammer jährlich, ſo wie die Stadt Saatz, zu entrichten habe 2. Dieß beſátigte nun der König Wenzel und ſeßte noch hinzu, daß die Stadt Schlackenwerth eben der Rechte und Freyheiten wie Elbogen, ge= nießen ſolle 3. Endlich ließ auch Wenzel den Befehl ergehen/ daß niemand die Breslauer Kaufleute, welche nach Benedig handelten, an ihrer Handlung bindern ſolle 4. Der Kónig Wenzel ſchmeichelte ſich mit der Hoffnung/ daß die Reichsfürſten dem zu Mergentheim geſchloſſenen Landfrieden nachleben und ruhig ſeyn werden ; er betrog ſich aber in ſeiner Erwartung, denn es war manchem lieber wenn es Unrußen gab; um im Trüben fiſchen zu konnen. Indeſſen wollen wir das 2I Dee. 23 c.m. 1358. an= I SCHMINKIVS in diſſert. de Wenceslao Rom. Rege. §. XXV. 2 Datum Tuſt 1331. Dominica die poſt aſſumptionem B. V. M. 3 Originale in Archiuo Ciuit. Falkenau. 4 LVNIG P. Spec. Contin. IV. Th. II. Fortſ. p. 254. Erster Theil. N
Schúget die Handelſchaft. 193 den, weil ſie hieraus: fich zu bereichern und ihre Láne 1387. dereyen zu erweitern pftegten/ wie denn leicht mit un= zähligen Beyſpielen bewieſen werden könnte, was ein jeder Fürst während dieſen Unruhen an ſich geriſſen, ſo aber zu erzählen nicht gar rathſam ware, I. Doch war immer etwas dabey gewonnen, und Wenzel war zufrieden, daß er noch ſo viel ausgerichtet habe. In den letzten Tagen des Monats December treffen wir ihn zu Prag an. Die Burger der Stadt Schlackenwerth traten vor ihn mit der Bitte, daß er ihnen einen Gnadenbrief des Königs Johann bestä- tigen mochte. Dieſer Brief enthielt, daß die Bür= ger zu Schlackenwerth, die bisher den Zehnten von ihren Gütern an den König gezahlt haben, künftig von jedem Lahn eine halbe Mark an die Kammer jährlich, ſo wie die Stadt Saatz, zu entrichten habe 2. Dieß beſátigte nun der König Wenzel und ſeßte noch hinzu, daß die Stadt Schlackenwerth eben der Rechte und Freyheiten wie Elbogen, ge= nießen ſolle 3. Endlich ließ auch Wenzel den Befehl ergehen/ daß niemand die Breslauer Kaufleute, welche nach Benedig handelten, an ihrer Handlung bindern ſolle 4. Der Kónig Wenzel ſchmeichelte ſich mit der Hoffnung/ daß die Reichsfürſten dem zu Mergentheim geſchloſſenen Landfrieden nachleben und ruhig ſeyn werden ; er betrog ſich aber in ſeiner Erwartung, denn es war manchem lieber wenn es Unrußen gab; um im Trüben fiſchen zu konnen. Indeſſen wollen wir das 2I Dee. 23 c.m. 1358. an= I SCHMINKIVS in diſſert. de Wenceslao Rom. Rege. §. XXV. 2 Datum Tuſt 1331. Dominica die poſt aſſumptionem B. V. M. 3 Originale in Archiuo Ciuit. Falkenau. 4 LVNIG P. Spec. Contin. IV. Th. II. Fortſ. p. 254. Erster Theil. N
Strana 194
194 Hat Streitigkeiten 5 Febr. 1388. anführen/ was Wenzel in ſeinem Böhmen, wo Frie= de, Ruhe/ Ueberſluß an allem und die wahre Glückſe= ligkeit noch immer herrſchten, ausgefertiget hat. Der Stadt Pilſen gab er die Erlaubniß von jedem ange= ſpannten Pferde, wie auch von jedem Rinde, ſo auf den Markt zum Berkaufe gebracht wurde, einen Hel= ler Zoll zu nehmen, doch mit der Bedingung, daß dieß Einkommen nur zur Befestigung der Stadt ange- wandt werden ſollte, damit sie ſich in Kriegszeiten wider jeden Angriff zu vertheidigen im Stande ſeyn 8 Sau. móchte 1. Hierauf trug er dem Probft von St. Egidi in Prag/ Witko/ auf zu unterſuchen und es auszuma= chen/ ob ihm, als einem König von Böhmen, das Recht ein Canonikat bey dem Prager Domkapitel zu vergeben, zukomme oder nicht zukomme 2. Es hatte ſich námlich ereignet, daß der König nach dem Ab= sterben des Domherrn und Landſchreibers Stephan, deſſen erledigtes Canonikat , welches königlich war, ſei= nem Rechnungsführer, Wenzeln von Mieß, ertheilte dagegen aber das Kapitel behauptete, daß dem König hiezu kein Recht zuskünde, und gab die erledigte Pfrün- de dem Magiſker Friedmann, damaligem Erzdechant zu Bilin. Der König besaß dießmal ſo viel Máſſi= gung/ daß er dieſen Widerſpruch des Kapitels nicht nur mit Geduld ertrug, ſondern auch ſein und der Könige von Böhmen Recht einer Unterſuchung überließ. Wenzel erſuchte ſogar den Erzbiſchof, daß er dem er= wähnten Probft Witko gleichfalls auftragen möchte, die Sache nach dem Gange der Rechten zu entſcheiden, ſo er auch that 3. Allein das Domkapitel war ſo ſkolz daß 1 Vt dicta Ciuitas ſub pacis et tranquillitatis tempore neceſſariis apparatibus communita guerrarum tem- pore hoſtilibus incurſibus reſiſtere valeat atque poiſit. Originale in Archiuo Ciuit. Plſnen. z Urkundenbuch n. LVI. 3 Urkundenb. n. LVII.
194 Hat Streitigkeiten 5 Febr. 1388. anführen/ was Wenzel in ſeinem Böhmen, wo Frie= de, Ruhe/ Ueberſluß an allem und die wahre Glückſe= ligkeit noch immer herrſchten, ausgefertiget hat. Der Stadt Pilſen gab er die Erlaubniß von jedem ange= ſpannten Pferde, wie auch von jedem Rinde, ſo auf den Markt zum Berkaufe gebracht wurde, einen Hel= ler Zoll zu nehmen, doch mit der Bedingung, daß dieß Einkommen nur zur Befestigung der Stadt ange- wandt werden ſollte, damit sie ſich in Kriegszeiten wider jeden Angriff zu vertheidigen im Stande ſeyn 8 Sau. móchte 1. Hierauf trug er dem Probft von St. Egidi in Prag/ Witko/ auf zu unterſuchen und es auszuma= chen/ ob ihm, als einem König von Böhmen, das Recht ein Canonikat bey dem Prager Domkapitel zu vergeben, zukomme oder nicht zukomme 2. Es hatte ſich námlich ereignet, daß der König nach dem Ab= sterben des Domherrn und Landſchreibers Stephan, deſſen erledigtes Canonikat , welches königlich war, ſei= nem Rechnungsführer, Wenzeln von Mieß, ertheilte dagegen aber das Kapitel behauptete, daß dem König hiezu kein Recht zuskünde, und gab die erledigte Pfrün- de dem Magiſker Friedmann, damaligem Erzdechant zu Bilin. Der König besaß dießmal ſo viel Máſſi= gung/ daß er dieſen Widerſpruch des Kapitels nicht nur mit Geduld ertrug, ſondern auch ſein und der Könige von Böhmen Recht einer Unterſuchung überließ. Wenzel erſuchte ſogar den Erzbiſchof, daß er dem er= wähnten Probft Witko gleichfalls auftragen möchte, die Sache nach dem Gange der Rechten zu entſcheiden, ſo er auch that 3. Allein das Domkapitel war ſo ſkolz daß 1 Vt dicta Ciuitas ſub pacis et tranquillitatis tempore neceſſariis apparatibus communita guerrarum tem- pore hoſtilibus incurſibus reſiſtere valeat atque poiſit. Originale in Archiuo Ciuit. Plſnen. z Urkundenbuch n. LVI. 3 Urkundenb. n. LVII.
Strana 195
mit dem Prager Kapitel. 195 daß es nicht einmal vor dem vom König und dem Erz- biſchof ernannten Kommiſſär erſcheinen wollte. Erſk nach vielem Widerſtreben stellten ſich die damaligen Domberren, Bohuſlaw Dechant , Niklas Puchnik Official, Johann Probst bey Allerheiligen) Mathias Probft zu Meiſsen, Johann Erzdechant zu Königgrátz, und Beneſch von Chobolicz welche das vermeintliche Recht des Kapitels wider den König zu behaupten ſuch= ten. Der Handel verzog ſich bis zum Ende dieſes Iahrs, und um ihn auszumachen, mußte der Erzbi= ſchof dem Probſt Witko, auf abermaliges Berlangen des Königs, eine neue Bollmacht ertheilen I. Erſt am 22. December dieſes Iahrs wurde dem König das Recht, ein Kanonikat an der Prager Schloßkirche zu vergeben, zuerkannt 2. Um künftig dergleichen Wi= derſfrebungen vorzubeugen, ſchrieb Wenzel an die böſ= miſche hohe Geiſllichkeit den Befehl, die erledigten Pfrunden vorzüglich ſeinen Hofkaplánen, welche zum Beſten des Staats mit ihm arbeiteten, mitzuthei= len 3. So ſehr auch dieſe Widerſehung des Kapitels Wenzeln verdroſſen haben mag, ſo muß iſn doch das) was indeſfen in Deutſchland vorgieng, noch weit mehr ge= ſchmerzt haben. Denn ungeachtet ſeiner Bemühungen, durch die von Fürsken und Städten zu Frankfurt, Hei- delberg und Mergentheim beſchwornen Landfrieden und Geſel/ die Ruhe im Reiche zu erhalten, wur= den dennoch hie und da Gewaltthätigkeiten ausgeübet. So hatte der Herzog Fricdrich von Bayern den Erzbiſchof Pilgram von Salzburg, einiger Streitigkeiten wegen/ die er mit ihm hatte, gefangen genommen, und Hiedurch wi= der den erſt jungst geſchloſſenen Landfrieden gehandelt. R 2 1388. Wir 1 Urkundenb. n. LVIII. 2 Inſtrumentum bene longum Originale in Archiuo Cæs. Vindob. 3 Urkundenb. n. LIX.
mit dem Prager Kapitel. 195 daß es nicht einmal vor dem vom König und dem Erz- biſchof ernannten Kommiſſär erſcheinen wollte. Erſk nach vielem Widerſtreben stellten ſich die damaligen Domberren, Bohuſlaw Dechant , Niklas Puchnik Official, Johann Probst bey Allerheiligen) Mathias Probft zu Meiſsen, Johann Erzdechant zu Königgrátz, und Beneſch von Chobolicz welche das vermeintliche Recht des Kapitels wider den König zu behaupten ſuch= ten. Der Handel verzog ſich bis zum Ende dieſes Iahrs, und um ihn auszumachen, mußte der Erzbi= ſchof dem Probſt Witko, auf abermaliges Berlangen des Königs, eine neue Bollmacht ertheilen I. Erſt am 22. December dieſes Iahrs wurde dem König das Recht, ein Kanonikat an der Prager Schloßkirche zu vergeben, zuerkannt 2. Um künftig dergleichen Wi= derſfrebungen vorzubeugen, ſchrieb Wenzel an die böſ= miſche hohe Geiſllichkeit den Befehl, die erledigten Pfrunden vorzüglich ſeinen Hofkaplánen, welche zum Beſten des Staats mit ihm arbeiteten, mitzuthei= len 3. So ſehr auch dieſe Widerſehung des Kapitels Wenzeln verdroſſen haben mag, ſo muß iſn doch das) was indeſfen in Deutſchland vorgieng, noch weit mehr ge= ſchmerzt haben. Denn ungeachtet ſeiner Bemühungen, durch die von Fürsken und Städten zu Frankfurt, Hei- delberg und Mergentheim beſchwornen Landfrieden und Geſel/ die Ruhe im Reiche zu erhalten, wur= den dennoch hie und da Gewaltthätigkeiten ausgeübet. So hatte der Herzog Fricdrich von Bayern den Erzbiſchof Pilgram von Salzburg, einiger Streitigkeiten wegen/ die er mit ihm hatte, gefangen genommen, und Hiedurch wi= der den erſt jungst geſchloſſenen Landfrieden gehandelt. R 2 1388. Wir 1 Urkundenb. n. LVIII. 2 Inſtrumentum bene longum Originale in Archiuo Cæs. Vindob. 3 Urkundenb. n. LIX.
Strana 196
196 Schreibt an Ruheſtorer. I388. Wir wollen den Brief welchen der König dieſerwegen an den Herzog geſchrieben, ganz Herſeßen: er lautet, wie folget : “Friedrich, Pfalzgraf am Rhein, Herzog in Bayern. Du weiſt wohl/ wie daß ſeliger Gedächt= niß der Allerdurchläuchtigſte Fürſt und Herr, Herr Karl, Römischer Kaiser und König zu Böhmen, und auch Wiry eine Bereinigung zwiſchen einander gemacht haden, und zwiſchen unſern Landen, und auch darnach eine gemeine Einigung und Bündniß zwiſchen Fürsten, Herren und Stádten zu Heidelberg, und darnach zu Mergentheim/ da du ſelber Theidiger geweſt bift, ge= macht haben/ alſo, daß allermänniglich, beyde, Für= ffen und Stádte, gegen einander ungehindert und unge= ſchädigt bleiben ſollen, ſondern alle Gewalt und Frevel mit ganzer Macht widerſtehen und wehren, als das alles eigentlich begriffen ist in solcher Einung Briefen, die darüber ausgangen ſeyny und haſt du unſerm Rath geſchworen , als du ſelber wohl weiſk, daran du dich ſonderlich gen Uns bewahret ſollteſt haben. Nun iſt das Uns wiſſend und offenbar, wie daß du den ehr= würdigen Pilgram, Erzbiſchofen zu Salzburg, unſern Fürsten und Rath, unſern lieben andachtigen, wider ſolcher Einung Briefe , auf einem freundlichen Tag, ohne redliche Schuld, wann du ihn um keine Sachen vor Uns und des Reichs Churfürſken vormals nie verklagt haft, noch kein Recht von ihm gefordert haſt, das du doch billig gethan hatteſt, gefangen gaſt, und noch freventlicher gefangen Halteſk. Auch haſt du unſre und des heiligen Reichs Unterthane angegriffen, gefan= gen und ihr Gut aufgehalten und genommen, wider ſolche Sicherheit und Briefe, die dein Bater, dein Bruder und du verſiegelt habt, das Uns kundig ge= macht iſky damit du gröblich wider Uns und das hei= lige Reich hast mißgethan, das Uns gar unbillig dün- ket und nicht länger leiden wollen. Und davon entſa= gen wit dir in dieſem Brief und allen den Deinen und
196 Schreibt an Ruheſtorer. I388. Wir wollen den Brief welchen der König dieſerwegen an den Herzog geſchrieben, ganz Herſeßen: er lautet, wie folget : “Friedrich, Pfalzgraf am Rhein, Herzog in Bayern. Du weiſt wohl/ wie daß ſeliger Gedächt= niß der Allerdurchläuchtigſte Fürſt und Herr, Herr Karl, Römischer Kaiser und König zu Böhmen, und auch Wiry eine Bereinigung zwiſchen einander gemacht haden, und zwiſchen unſern Landen, und auch darnach eine gemeine Einigung und Bündniß zwiſchen Fürsten, Herren und Stádten zu Heidelberg, und darnach zu Mergentheim/ da du ſelber Theidiger geweſt bift, ge= macht haben/ alſo, daß allermänniglich, beyde, Für= ffen und Stádte, gegen einander ungehindert und unge= ſchädigt bleiben ſollen, ſondern alle Gewalt und Frevel mit ganzer Macht widerſtehen und wehren, als das alles eigentlich begriffen ist in solcher Einung Briefen, die darüber ausgangen ſeyny und haſt du unſerm Rath geſchworen , als du ſelber wohl weiſk, daran du dich ſonderlich gen Uns bewahret ſollteſt haben. Nun iſt das Uns wiſſend und offenbar, wie daß du den ehr= würdigen Pilgram, Erzbiſchofen zu Salzburg, unſern Fürsten und Rath, unſern lieben andachtigen, wider ſolcher Einung Briefe , auf einem freundlichen Tag, ohne redliche Schuld, wann du ihn um keine Sachen vor Uns und des Reichs Churfürſken vormals nie verklagt haft, noch kein Recht von ihm gefordert haſt, das du doch billig gethan hatteſt, gefangen gaſt, und noch freventlicher gefangen Halteſk. Auch haſt du unſre und des heiligen Reichs Unterthane angegriffen, gefan= gen und ihr Gut aufgehalten und genommen, wider ſolche Sicherheit und Briefe, die dein Bater, dein Bruder und du verſiegelt habt, das Uns kundig ge= macht iſky damit du gröblich wider Uns und das hei= lige Reich hast mißgethan, das Uns gar unbillig dün- ket und nicht länger leiden wollen. Und davon entſa= gen wit dir in dieſem Brief und allen den Deinen und
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Geht in die Oberpfalz. 197 und wollen Uns des gegen Euch zu den Ehren bewahrt 1388. haben, I. Man ſieht hieraus, wie unangenehm 5 Beb. Wenzeln dergleichen Auftritte/ die den Frieden im Rei= che ſtorten, geweſen ſeyn mußten. Er mag ſich vor= genommen haben die Herzoge von Bayern dieſerwegen zu ſtrafen, und ſein Fehdebrief hatte wenigſkens ſo viel ansgerichtet, daß der Erzbiſchof Pilgram nicht ſo ge= nau bewachet wurde, und ſich ſelbſt in Freyheit ſelzen konnte. Doch ſchickte Wenzel an die Stádte in Schwaben, am Rhein und in der Wetterau Ermah= nungsſchreiben, dieſen Bruch des erſt geſchloſſenen und erneuerten Landfriedens an dem Herzog von Bayern zu ráchen ; und die ſchwäbiſchen Stádte ſchickten auch bald darauf) námlich am St. Antonstage 2 den Her= zogen von Banern, Friedrich und Stephan, Fehde= briefe zu. Der Krieg brach ſodann zwiſchen den Stad ten und den Reichsfürſken aus, den man anderwarts weitläufig beſchrieben hat 3. Wenzel mag von Seiten der Bayern einen Ein= fall in Böhmen geforchten haben, daher war er auf die Befeſtigung der Gränzſkadte bedacht. Die Ber= anſtaltung in Pilſen haben wir ſchon angeführt; jeßst erlaubte er auch der Stadt Klattau einen Zoll, damit fie ihre Mauern und Graben ausbeſſern mochte 4. Nachdem er noch zu Prag die Errichtung eines Altars zu Ehren der Hh. Peter und Paul in der Teinkirche bestätigt hatte 5, reiste er in die Oberpfalz, um sich daſelbſk mit einigen Reichsfürſten zu beſprechen, oder um daſelbft einige Gegenanſtalten zu treffen. Bon ſeinem Aufenthalte zu Amberg zeuget ein Brief, wodurch N 3 1 Mert 22Febr. er 1 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 403. Mittwoch nach Purific. Mariá 2 Am 10. April. Z Sieh H. Haberlin S. 149. 2c. 4 Originale in Archiuo Glat. 5 ERECT. Vol. Il.
Geht in die Oberpfalz. 197 und wollen Uns des gegen Euch zu den Ehren bewahrt 1388. haben, I. Man ſieht hieraus, wie unangenehm 5 Beb. Wenzeln dergleichen Auftritte/ die den Frieden im Rei= che ſtorten, geweſen ſeyn mußten. Er mag ſich vor= genommen haben die Herzoge von Bayern dieſerwegen zu ſtrafen, und ſein Fehdebrief hatte wenigſkens ſo viel ansgerichtet, daß der Erzbiſchof Pilgram nicht ſo ge= nau bewachet wurde, und ſich ſelbſt in Freyheit ſelzen konnte. Doch ſchickte Wenzel an die Stádte in Schwaben, am Rhein und in der Wetterau Ermah= nungsſchreiben, dieſen Bruch des erſt geſchloſſenen und erneuerten Landfriedens an dem Herzog von Bayern zu ráchen ; und die ſchwäbiſchen Stádte ſchickten auch bald darauf) námlich am St. Antonstage 2 den Her= zogen von Banern, Friedrich und Stephan, Fehde= briefe zu. Der Krieg brach ſodann zwiſchen den Stad ten und den Reichsfürſken aus, den man anderwarts weitläufig beſchrieben hat 3. Wenzel mag von Seiten der Bayern einen Ein= fall in Böhmen geforchten haben, daher war er auf die Befeſtigung der Gränzſkadte bedacht. Die Ber= anſtaltung in Pilſen haben wir ſchon angeführt; jeßst erlaubte er auch der Stadt Klattau einen Zoll, damit fie ihre Mauern und Graben ausbeſſern mochte 4. Nachdem er noch zu Prag die Errichtung eines Altars zu Ehren der Hh. Peter und Paul in der Teinkirche bestätigt hatte 5, reiste er in die Oberpfalz, um sich daſelbſk mit einigen Reichsfürſten zu beſprechen, oder um daſelbft einige Gegenanſtalten zu treffen. Bon ſeinem Aufenthalte zu Amberg zeuget ein Brief, wodurch N 3 1 Mert 22Febr. er 1 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 403. Mittwoch nach Purific. Mariá 2 Am 10. April. Z Sieh H. Haberlin S. 149. 2c. 4 Originale in Archiuo Glat. 5 ERECT. Vol. Il.
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198 Kommt nach Bohmen zuráck. 15 c.m. 6 c. m I388. er dem Burggrafen Friedrich von Murnberg, für ihn und deſſen Erben, die Macht gab, in ihren Städten, Markten und Dörfern ein Umgeld von allerley Getränk, ſo wie es in Nürnberg gebräuchlich isk zu nehmen I. Konraden von Roſenberg, Bißtum zu Heidelberg, er= theilte er auch daſelbſt das Gericht in dem Dorfe zu Schweigern 2. Hatte Wenzel ein ſehendes Heer, wie die Fürsten heut zu Tage, gehabt/ so würde er es ge- wiß haben in Bayern rücken laffen. Aber er eilte wieder nach Böhmen zurůck, wie wir ihn dann in der Mitte des Aprilmonats ſchon zu Burglitz antreffen. Es hatten sich hier, sein Bruder/ der König Siegmund, wie auch der Markgraf Josst eingefun= den. Dieſe winſchten noch immer den Verſaß von der Mark Brandenburg, der im I. 1385. war abgebro- chen worden, zu Stand zu bringen. Die großte Schwie= rigkeit hatten damals die Brandenburgiſchen Stände gemacht, weil ſie verlangten, der Kénig Wenzel, als Anwarter auf die Mark, ſollte das Land ſelbſt, oder durch einen andern wáhrend der Beepfändung, regie= ren. Um dieſen Anſkand aus dem Wege zu ráumen, brachten ſie den guten Wenzel durch Bitten und Bor= ſrellungen dahin daß er auf die Anwartung auf Bran= denburg Berzicht that/ wie er es denn den Márkiſchen Ständen ankündigte 3. Dagegen verſprachen ihm beyde Fürsten bald darauf zu Prag, daß sie ihm mit ihrer ganzen Macht helfen wollen, wenn er über die Grán= zen Böhmens wider ſeine Feinde (die Bayern) zöge, oder von ihnen in Böhmen angegriffen würde , weſches ihnen vom König Wenzel gleichfalls verſprochen wur= 17 6.m. de 4. Mit dieſen vorläufigen Berträgen und dem Ko 5 Apr. nig 1 Urkundenbuch n. LX. 2 Inſertum R. RVPERTI Confirmationi. Seb. Nurn- berg 1401. 6. May. In Regestis RVPERTI- 3 Urkundenb. n. LXI. 4 Urkundenb. n. LXII.
198 Kommt nach Bohmen zuráck. 15 c.m. 6 c. m I388. er dem Burggrafen Friedrich von Murnberg, für ihn und deſſen Erben, die Macht gab, in ihren Städten, Markten und Dörfern ein Umgeld von allerley Getränk, ſo wie es in Nürnberg gebräuchlich isk zu nehmen I. Konraden von Roſenberg, Bißtum zu Heidelberg, er= theilte er auch daſelbſt das Gericht in dem Dorfe zu Schweigern 2. Hatte Wenzel ein ſehendes Heer, wie die Fürsten heut zu Tage, gehabt/ so würde er es ge- wiß haben in Bayern rücken laffen. Aber er eilte wieder nach Böhmen zurůck, wie wir ihn dann in der Mitte des Aprilmonats ſchon zu Burglitz antreffen. Es hatten sich hier, sein Bruder/ der König Siegmund, wie auch der Markgraf Josst eingefun= den. Dieſe winſchten noch immer den Verſaß von der Mark Brandenburg, der im I. 1385. war abgebro- chen worden, zu Stand zu bringen. Die großte Schwie= rigkeit hatten damals die Brandenburgiſchen Stände gemacht, weil ſie verlangten, der Kénig Wenzel, als Anwarter auf die Mark, ſollte das Land ſelbſt, oder durch einen andern wáhrend der Beepfändung, regie= ren. Um dieſen Anſkand aus dem Wege zu ráumen, brachten ſie den guten Wenzel durch Bitten und Bor= ſrellungen dahin daß er auf die Anwartung auf Bran= denburg Berzicht that/ wie er es denn den Márkiſchen Ständen ankündigte 3. Dagegen verſprachen ihm beyde Fürsten bald darauf zu Prag, daß sie ihm mit ihrer ganzen Macht helfen wollen, wenn er über die Grán= zen Böhmens wider ſeine Feinde (die Bayern) zöge, oder von ihnen in Böhmen angegriffen würde , weſches ihnen vom König Wenzel gleichfalls verſprochen wur= 17 6.m. de 4. Mit dieſen vorläufigen Berträgen und dem Ko 5 Apr. nig 1 Urkundenbuch n. LX. 2 Inſertum R. RVPERTI Confirmationi. Seb. Nurn- berg 1401. 6. May. In Regestis RVPERTI- 3 Urkundenb. n. LXI. 4 Urkundenb. n. LXII.
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Sorge für die Verzierung 199 nig Wenzel zufrieden, reisten Siegmund und Jodok 1388. von Prag wieder ab. Unſerem König aber blieb die Sorge wegen Deutſchlandsruhe zurück. Um sich den Abt zu Waldſaſſen, welcher in der Oberpfalz ein máchtiger Prálat war/ verbindlich zu machen, gab er den königlichen Amtleuten in Böh= men den Befehl, daß ſie dieſer Abtey keinen von ih= ren Unterthanen weder mit Liſt noch Gewalt abſpánſkig machen ſollen I. Dem Frauenkloser zu Swietißz er- theilte er die Erlaubniß, einen jährlichen Zins von funfzehn Schock Prager Groſchen, wo ſie immer woll= ten, zu kaufen und anzulegen 2. Dem Iohann Liſſka, 27e.m. Pfarrern in Stbecżna, vergónnte Wenzel die Iagd 15 Mai und Fiſcherey zu Burgliſz 3. Den Grafen von Oet= 20 c.m. tingen beſkätigte er ihre ſammtliche Frenbeiten 4. Der Stadt Brüx erlaubte er von jedem Pferde einen Hel= ler Zoll zu nehmen/ doch mit der Bedingung, daß ſie die Mauern und Graben der Stadt ausbeſſern, hievon sie dem köuiglichen Unterkämmerer alle Jahre Rechen= ſchaft geben müßten 5. In einem andern Briefe be2 ſkátigte er dieſer Stadt alle Borrechte und Freyheits= briefe 6. Es war gewöhnlich, daß ein jeder neu er= wählter Abt, Aebtiſſinn und Probft dem König ein nahmhaftes Geſchenk machen mußte. Dieſes Recht trat Wenzel für ſich und ſeine Thronfolger den Dom= herren auf dem Prager Schloſſe ab und verordnete, daß dieſe Abgabe in funfzig Schock Prager Groſchen, beynahe tauſend Floren beſkehen ſollte. Doch ſollten ſie dieß Beld nicht zu ihrem Nußen/ ſondern zur Ber= R 4 21 Ap2. Iun. c. d. rie= 1 LVNIG Spic. Eecl. III. Th. p. 267. 2 Originale in Archiuo Bibl. Regiæ Prag 3 Originale in Archiuo CAES. VIND. 4 LANG Tom. II. p. 53. 5 Originale in Archiuo PONT. 6 Originale in Arch, eodem.
Sorge für die Verzierung 199 nig Wenzel zufrieden, reisten Siegmund und Jodok 1388. von Prag wieder ab. Unſerem König aber blieb die Sorge wegen Deutſchlandsruhe zurück. Um sich den Abt zu Waldſaſſen, welcher in der Oberpfalz ein máchtiger Prálat war/ verbindlich zu machen, gab er den königlichen Amtleuten in Böh= men den Befehl, daß ſie dieſer Abtey keinen von ih= ren Unterthanen weder mit Liſt noch Gewalt abſpánſkig machen ſollen I. Dem Frauenkloser zu Swietißz er- theilte er die Erlaubniß, einen jährlichen Zins von funfzehn Schock Prager Groſchen, wo ſie immer woll= ten, zu kaufen und anzulegen 2. Dem Iohann Liſſka, 27e.m. Pfarrern in Stbecżna, vergónnte Wenzel die Iagd 15 Mai und Fiſcherey zu Burgliſz 3. Den Grafen von Oet= 20 c.m. tingen beſkätigte er ihre ſammtliche Frenbeiten 4. Der Stadt Brüx erlaubte er von jedem Pferde einen Hel= ler Zoll zu nehmen/ doch mit der Bedingung, daß ſie die Mauern und Graben der Stadt ausbeſſern, hievon sie dem köuiglichen Unterkämmerer alle Jahre Rechen= ſchaft geben müßten 5. In einem andern Briefe be2 ſkátigte er dieſer Stadt alle Borrechte und Freyheits= briefe 6. Es war gewöhnlich, daß ein jeder neu er= wählter Abt, Aebtiſſinn und Probft dem König ein nahmhaftes Geſchenk machen mußte. Dieſes Recht trat Wenzel für ſich und ſeine Thronfolger den Dom= herren auf dem Prager Schloſſe ab und verordnete, daß dieſe Abgabe in funfzig Schock Prager Groſchen, beynahe tauſend Floren beſkehen ſollte. Doch ſollten ſie dieß Beld nicht zu ihrem Nußen/ ſondern zur Ber= R 4 21 Ap2. Iun. c. d. rie= 1 LVNIG Spic. Eecl. III. Th. p. 267. 2 Originale in Archiuo Bibl. Regiæ Prag 3 Originale in Archiuo CAES. VIND. 4 LANG Tom. II. p. 53. 5 Originale in Archiuo PONT. 6 Originale in Arch, eodem.
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200 des heiligen Wenzels. 1388. zierung der Grabſkäte des H. Wenzels verwenden I. Dann bezeugte ſich auch Wenzel gegen Michael von 7 Jun. Brzeſtye dadurch gtig/ daß er ihm drey Freybeits= briefe der Könige Wenzel II. Johann und Karl IV. beſlatigte, wodurch des erwähnten Michels Borfah= ren von allen Steuern und Abgaben frey geſprochen I0 e.m. worden 2. Im gleichen ertheilte er am nehmlichen Tage dem Kloster zu Königſal einen Beſátigungsbrief e. d. einiger erworbenen Felder 3. Bald darauf gieng Wen= zel nach ſeinem Schloſſe Bürgliſz, wo er sich einige Zeit aufhielt. Er reichte hier dem Fürfken Heinrich von Glogau die Städte Kleinglogau und Neuſtadt zu 25 e.m. Lehen 4. Wahrend dieſer Zeit waren der Konig Siegmund von Ungarn, ſein Bruder Iohann von Görlitz, wie auch ihre Bettern/ die Markgrafen von Mähren, Josst und Prokop, zu Schintau in Ungarn zuſammen gekommen. Der erſke war durch die in Polen und Ungarn geführte Kriege in ſolche Schuldenlaſt gerathen/ daß er die Mark Brandenburg an die erwáhnten Markgrafen, die ihm das meifte Geld vorgeſchoſſen, verſeßzen muſſen. Hiezu hatte er bereits die Einwil= ligung des Kónigs Wenzel, als eines Anwarters auf die Mark, wie schon oben erzählt worden, erhalten. Bermuthlich unter Bedingungen, die jeßzt Siegmund erfüllte. Er ſprach nämlich Wenzeln von gewiſſen Geldern los, die ihm nach der Berordnung des Kai- fers Barl IV. von den Kuttenberger Bergwerken alle Mo- 1 Origin. in Arch. Capituli Prag. et PESSINA in Phoſph. p. 70. Peſſina, über dieſe Freygebigkeit Wenzels entzückt , ſchreibt : videamus nequaquam fuiſſe illum (Wenceslaum) tam ignauum, qualem multi putant, ſcriptis nonnullorum in errorem inducti, ut cultum ſacrorum penitus negligeret. 1. c. 2 Ex Originali. 3 Originale in BIBLIOTH. Reg. Prag. 4 Diploma in Copiario S. Wenc.
200 des heiligen Wenzels. 1388. zierung der Grabſkäte des H. Wenzels verwenden I. Dann bezeugte ſich auch Wenzel gegen Michael von 7 Jun. Brzeſtye dadurch gtig/ daß er ihm drey Freybeits= briefe der Könige Wenzel II. Johann und Karl IV. beſlatigte, wodurch des erwähnten Michels Borfah= ren von allen Steuern und Abgaben frey geſprochen I0 e.m. worden 2. Im gleichen ertheilte er am nehmlichen Tage dem Kloster zu Königſal einen Beſátigungsbrief e. d. einiger erworbenen Felder 3. Bald darauf gieng Wen= zel nach ſeinem Schloſſe Bürgliſz, wo er sich einige Zeit aufhielt. Er reichte hier dem Fürfken Heinrich von Glogau die Städte Kleinglogau und Neuſtadt zu 25 e.m. Lehen 4. Wahrend dieſer Zeit waren der Konig Siegmund von Ungarn, ſein Bruder Iohann von Görlitz, wie auch ihre Bettern/ die Markgrafen von Mähren, Josst und Prokop, zu Schintau in Ungarn zuſammen gekommen. Der erſke war durch die in Polen und Ungarn geführte Kriege in ſolche Schuldenlaſt gerathen/ daß er die Mark Brandenburg an die erwáhnten Markgrafen, die ihm das meifte Geld vorgeſchoſſen, verſeßzen muſſen. Hiezu hatte er bereits die Einwil= ligung des Kónigs Wenzel, als eines Anwarters auf die Mark, wie schon oben erzählt worden, erhalten. Bermuthlich unter Bedingungen, die jeßzt Siegmund erfüllte. Er ſprach nämlich Wenzeln von gewiſſen Geldern los, die ihm nach der Berordnung des Kai- fers Barl IV. von den Kuttenberger Bergwerken alle Mo- 1 Origin. in Arch. Capituli Prag. et PESSINA in Phoſph. p. 70. Peſſina, über dieſe Freygebigkeit Wenzels entzückt , ſchreibt : videamus nequaquam fuiſſe illum (Wenceslaum) tam ignauum, qualem multi putant, ſcriptis nonnullorum in errorem inducti, ut cultum ſacrorum penitus negligeret. 1. c. 2 Ex Originali. 3 Originale in BIBLIOTH. Reg. Prag. 4 Diploma in Copiario S. Wenc.
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Thut auf Brandenburg Verzicht. 20I Monate bezahlt werden mußten I. Zugleich übergab 1388. er Wenzeln ſein Erbrecht über die Krone Böhmen, daß er námlich entweder ihn, Siegmunden/ oder aber ſeinen jungern Bruder, Iohanny zu ſeinem Nachfolger in Böhmen/ ſo wie es ihm immer gefallen würde, ernen= nen móge 2. Auf den Fall alſo, daß Wenzel dem jün- gern Bruder Iohann die Krone Böhmen bey Lebzeiten, oder nach ſeinem Zode ūbergeben ſollte, trat Siegmund demſelben ſein Recht/ ſo er als alterer Bruder auf Böh= men gehabt, auf das feyerlichſte ab, an den er zugleich die Böhmen, wenn ſich der Fall ereignen ſollte, ver= wies und ſie von allen Pflichten losſprach 3. Der Markgraf Iohann zufrieden, daß er ein náheres Recht auf Böhmen erlangte, gab alſo ſeine Einwilligung in die Berpfändung der Mark Brandenburg, ſo er den Markischen Stánden kund machte 4. Wie man Hier- auf dem König Wenzel die Nachricht von dieſem Ber= trage/ wie auch die Bortheile, die er daraus zog/ vortrug, und ihn noch über dieß auf das inſtändigſke hat, ließ er sich gleichfalls bereden, daß er in die er= wáhnte Berpfändung ordentlich willigte, und zugleich die Stande in der Mark Brandenburg von allen Pflich= ten und Eiden) womit sie ihm als einem König von Böhmen und Anwarter dieſes Landes, verbunden wa= ren/ losgeſprochen 5. Und ſo ward die Berpfändung der Mark Brandenburg an den Markgrafen Iosſt und den Herzog Iohann veranſkaltet. Am nehmlichen Ta= ge beſlatigte Wenzel alle Freyheitsbriefe und Beſiſzun= gen der Chorherren oder Manſionáre an der Prager Schloßkirche 6. 28 Iun. c. d. N 5 Um 1 Originale in Archiuo CAES. VIND. 22. Maii. 2 Urkundenb. n. LXIII. 3 Originale in Archiuo CAES. VIND. GOLDAST. in Suppl. 323. 3. Iunii. 4 Diploma bey H. Gerke C. B. D. Tom. III. p. 142. 5 Cl. GERKE l. c. p. 140. 6 Dipl. in Monum. Boh. Tom. III. p. 403.
Thut auf Brandenburg Verzicht. 20I Monate bezahlt werden mußten I. Zugleich übergab 1388. er Wenzeln ſein Erbrecht über die Krone Böhmen, daß er námlich entweder ihn, Siegmunden/ oder aber ſeinen jungern Bruder, Iohanny zu ſeinem Nachfolger in Böhmen/ ſo wie es ihm immer gefallen würde, ernen= nen móge 2. Auf den Fall alſo, daß Wenzel dem jün- gern Bruder Iohann die Krone Böhmen bey Lebzeiten, oder nach ſeinem Zode ūbergeben ſollte, trat Siegmund demſelben ſein Recht/ ſo er als alterer Bruder auf Böh= men gehabt, auf das feyerlichſte ab, an den er zugleich die Böhmen, wenn ſich der Fall ereignen ſollte, ver= wies und ſie von allen Pflichten losſprach 3. Der Markgraf Iohann zufrieden, daß er ein náheres Recht auf Böhmen erlangte, gab alſo ſeine Einwilligung in die Berpfändung der Mark Brandenburg, ſo er den Markischen Stánden kund machte 4. Wie man Hier- auf dem König Wenzel die Nachricht von dieſem Ber= trage/ wie auch die Bortheile, die er daraus zog/ vortrug, und ihn noch über dieß auf das inſtändigſke hat, ließ er sich gleichfalls bereden, daß er in die er= wáhnte Berpfändung ordentlich willigte, und zugleich die Stande in der Mark Brandenburg von allen Pflich= ten und Eiden) womit sie ihm als einem König von Böhmen und Anwarter dieſes Landes, verbunden wa= ren/ losgeſprochen 5. Und ſo ward die Berpfändung der Mark Brandenburg an den Markgrafen Iosſt und den Herzog Iohann veranſkaltet. Am nehmlichen Ta= ge beſlatigte Wenzel alle Freyheitsbriefe und Beſiſzun= gen der Chorherren oder Manſionáre an der Prager Schloßkirche 6. 28 Iun. c. d. N 5 Um 1 Originale in Archiuo CAES. VIND. 22. Maii. 2 Urkundenb. n. LXIII. 3 Originale in Archiuo CAES. VIND. GOLDAST. in Suppl. 323. 3. Iunii. 4 Diploma bey H. Gerke C. B. D. Tom. III. p. 142. 5 Cl. GERKE l. c. p. 140. 6 Dipl. in Monum. Boh. Tom. III. p. 403.
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202 Hált nicht viel Um dieſe Zeit erſchienen Konrad von Scheffan, und der Abt des Kloſters Kamberg Benediktinerordens, mit Namen Erkinger, zu Bürglißz vor dem König. Sie verlangten einen Gerichtsſpruch über einige Han= del, die ſie mit einander hatten. Scheffau hatte ſich námlich das Bogtamt über dieß Klofter angemaſfer. Przemiſl Herzog zu Teſchen und Glogau war damals kaiſ. Reichsrichter. Da nun beyde Kläger vor dem Gerichte erſcheinen ſollten, blieb Konrad von:Scheffau aus, und floh davon, und ſo ward das Recht dem Abte, 2 Iul. der ſich ſellte zugeſprochen I. Wenzel fertigte dem Zufolge an den Bürgermeister und Rath zu Halle den Befehl aus, daß ſie den Spruch, welcher für den Abt und das Klofter Kamburg gefället worden, befolgen und es wider den von Scheffau schützen sollen 2. Am nehmlichen Tage gab er dem Oettingiſchen Dorfe Gnoſz= heim einen Freyheitsbrief wegen der Marktgerechtigkeit Galgen und Stock 2. Der Altſkadt Prag überließ Wenzel das Umgeld von allen Waaren auf drey Iah= re/ weil sie ihm eine Summe Geldes vorgestreckt hat= te/ und verſprach ihr, daß ſie wäßrend dieſer Zeit rs e.m. keine Steuer zahlen ſolle 4. Damals wurden die Faſkentage mit weit größe= rer Strenge, als zu unſern Zeiten, beobachtet. Man durfte an denſelben weder Eyer, noch Káſe oder Milch genießen. Wenzel, dem man geſunde Bernunft nicht abſprechen kann, ward endlich dieſer von einigen gar zu strengen Biſchöfen in der Kirche eingeführten, und übel verſtandenen Art zu fasten überdrüssig zumal, da er sich nebst einem zahlreichen Gefolge meistens auf dem Lande in Iagdſchlöſſern, wo man an Fiſchen 8 e. m. c. d. 1388. Man- 1 MENKENS. R. G. Tom. I. p. 450. 2 IBID. p. 451. 3 LANG Tom. II. p. 54. Datum Nürnberg ſollte Pras heißen. 4 Copiar. Priuil. Antiquæ Pragæ l. I. Fol. 76.
202 Hált nicht viel Um dieſe Zeit erſchienen Konrad von Scheffan, und der Abt des Kloſters Kamberg Benediktinerordens, mit Namen Erkinger, zu Bürglißz vor dem König. Sie verlangten einen Gerichtsſpruch über einige Han= del, die ſie mit einander hatten. Scheffau hatte ſich námlich das Bogtamt über dieß Klofter angemaſfer. Przemiſl Herzog zu Teſchen und Glogau war damals kaiſ. Reichsrichter. Da nun beyde Kläger vor dem Gerichte erſcheinen ſollten, blieb Konrad von:Scheffau aus, und floh davon, und ſo ward das Recht dem Abte, 2 Iul. der ſich ſellte zugeſprochen I. Wenzel fertigte dem Zufolge an den Bürgermeister und Rath zu Halle den Befehl aus, daß ſie den Spruch, welcher für den Abt und das Klofter Kamburg gefället worden, befolgen und es wider den von Scheffau schützen sollen 2. Am nehmlichen Tage gab er dem Oettingiſchen Dorfe Gnoſz= heim einen Freyheitsbrief wegen der Marktgerechtigkeit Galgen und Stock 2. Der Altſkadt Prag überließ Wenzel das Umgeld von allen Waaren auf drey Iah= re/ weil sie ihm eine Summe Geldes vorgestreckt hat= te/ und verſprach ihr, daß ſie wäßrend dieſer Zeit rs e.m. keine Steuer zahlen ſolle 4. Damals wurden die Faſkentage mit weit größe= rer Strenge, als zu unſern Zeiten, beobachtet. Man durfte an denſelben weder Eyer, noch Káſe oder Milch genießen. Wenzel, dem man geſunde Bernunft nicht abſprechen kann, ward endlich dieſer von einigen gar zu strengen Biſchöfen in der Kirche eingeführten, und übel verſtandenen Art zu fasten überdrüssig zumal, da er sich nebst einem zahlreichen Gefolge meistens auf dem Lande in Iagdſchlöſſern, wo man an Fiſchen 8 e. m. c. d. 1388. Man- 1 MENKENS. R. G. Tom. I. p. 450. 2 IBID. p. 451. 3 LANG Tom. II. p. 54. Datum Nürnberg ſollte Pras heißen. 4 Copiar. Priuil. Antiquæ Pragæ l. I. Fol. 76.
Strana 203
auf Faſten und Fegfeuer. 203 Mangel litt, aufzuhalten pflegte. Er bat also den 1388. Pábfllichen Legat. Philipp von Alencomo, der ſich damals in Prag aufhielt, ihn und deſſen iſchgenoſſe von die= ſem Ioche zu befreyen. Der Legat ertheilte alſo dem Kónig die Erlaubniß, daß er, nebſt zwanzig andern Per= ſonen, die er an ſeine Tafel zog, an den Faſttagen Eyer, Káſe, Butter und Milchſpeiſen genieſſen moge I. 27 Aug. Es mag auch nicht lange zuvor geweſen ſeyn/ daß Wen= zel auf dem Schloſſe Bürgliſßz in Gegenwart des Erz= biſchofs von Prag und anderer Geiſklichkeit die Frage : Ob die Seelen durch ein Fegfeuer gereiniget werden mußten, aufgeworfen habe. Adalbert Raukonis von Ericino , Domherr und Skolaſtifer auf dem Schloſſe zu Prag, beantwortete dieſe Frage in einer Schrift, die er die Schuſzſchrift des Fegfeuers betitelte 2. Daß aber Wenzel mit der Geiſtlichkeit manchmal über ver= ſchiedene Gegenſtánde ſich unterhalten habe, daran ist kein Zweifel, zumal da er, nach dem Zeugniſſe eines gleichzeitigen Schriftſkellers wohl geſehrt und in der Latinitát gut erfahren war 3. Da er aber ſowohl durch die Erleichterung der Art zu fasten, als auch durch die aufgeworfenen Zweifel über das Fegfeuer der hohen und niedern Prieſterſchaft und der Religion nahe zu tre= ten ſchien, ſo machte er ſich dieſelben abermals un einen Grad mehr abgeneigt. Dazu kam noch ein Ur= theil , ſo er damals ſprechen mußte. Jo 1 Urkundenb. n. LXIV. 2 Apologia Purgatorii. Extat in Bibl. Capituli Prag. Num. VI in 4. Diefer Adalbert hatte auf der ho= hen Schule zu Paris die Doktorwürde erhalten, da= her man ihn für elnen ſehr gelehrten Theologen hielt. Der Biograph des Erzbiſchofs Iohann von Ien= ſtein erzählt, daß Rauconis auf eine ſchreckliche Art am I5. Aug. diefes Iahrs geſtorben, weil er ei= nem von dem erwahuten Erzbiſchof eingeſetzten Fefttage zuwider geweſen. 3 Erat enim bene literatus, congrue loquens latine. EMVNDVS in chron. Belgico p. 356.
auf Faſten und Fegfeuer. 203 Mangel litt, aufzuhalten pflegte. Er bat also den 1388. Pábfllichen Legat. Philipp von Alencomo, der ſich damals in Prag aufhielt, ihn und deſſen iſchgenoſſe von die= ſem Ioche zu befreyen. Der Legat ertheilte alſo dem Kónig die Erlaubniß, daß er, nebſt zwanzig andern Per= ſonen, die er an ſeine Tafel zog, an den Faſttagen Eyer, Káſe, Butter und Milchſpeiſen genieſſen moge I. 27 Aug. Es mag auch nicht lange zuvor geweſen ſeyn/ daß Wen= zel auf dem Schloſſe Bürgliſßz in Gegenwart des Erz= biſchofs von Prag und anderer Geiſklichkeit die Frage : Ob die Seelen durch ein Fegfeuer gereiniget werden mußten, aufgeworfen habe. Adalbert Raukonis von Ericino , Domherr und Skolaſtifer auf dem Schloſſe zu Prag, beantwortete dieſe Frage in einer Schrift, die er die Schuſzſchrift des Fegfeuers betitelte 2. Daß aber Wenzel mit der Geiſtlichkeit manchmal über ver= ſchiedene Gegenſtánde ſich unterhalten habe, daran ist kein Zweifel, zumal da er, nach dem Zeugniſſe eines gleichzeitigen Schriftſkellers wohl geſehrt und in der Latinitát gut erfahren war 3. Da er aber ſowohl durch die Erleichterung der Art zu fasten, als auch durch die aufgeworfenen Zweifel über das Fegfeuer der hohen und niedern Prieſterſchaft und der Religion nahe zu tre= ten ſchien, ſo machte er ſich dieſelben abermals un einen Grad mehr abgeneigt. Dazu kam noch ein Ur= theil , ſo er damals ſprechen mußte. Jo 1 Urkundenb. n. LXIV. 2 Apologia Purgatorii. Extat in Bibl. Capituli Prag. Num. VI in 4. Diefer Adalbert hatte auf der ho= hen Schule zu Paris die Doktorwürde erhalten, da= her man ihn für elnen ſehr gelehrten Theologen hielt. Der Biograph des Erzbiſchofs Iohann von Ien= ſtein erzählt, daß Rauconis auf eine ſchreckliche Art am I5. Aug. diefes Iahrs geſtorben, weil er ei= nem von dem erwahuten Erzbiſchof eingeſetzten Fefttage zuwider geweſen. 3 Erat enim bene literatus, congrue loquens latine. EMVNDVS in chron. Belgico p. 356.
Strana 204
204 Will der Unruhen wegen 13 c.m. Iohann Peticko aus Breslau, ein reicher Kauf= mann, hatte nebſt andern an dem Paſſauer Bißthum und Kapitel eine große Summe Geldes zu fordern. Wie man ihm dieſe Schuld zu bezahlen Schwierigkeit mach te , wandte er ſich an den König Wenzel, deſſen ſtren= ge Gerechtigkeitsliebe ihm bekannt war. Nach fleißii gem Unterſuchen wurde nun vom König und ſeinem Rathe geſprochen, daß die Schuldforderung des Pe= ticko gerecht, das Kapitel aber zur Zahlung verbun= 2 Okt. den ſey I. Weil man aber vorſehen konnte, daß der Biſchof von Paſſau ſich hiezu nicht ſo leicht bequemen würde, ſo ließ Wenzel durch ſeinen Reichshofrichter, Iohann von Krenkingen, an alle Stánde und Städte des Reichs den Befehl ergehen , daß ſie dem Iohann Peticko zu der erwáhnten Forderung an dem Bißthum Paſſau behūlflich ſeyn ſollen 2. Zugleich ward für Paul Ugel eine Bollmacht ausgefertiget, auf den Gütern des Stiftes zu Passau der erwähnten Schuld wegen Gel= der einzutreiben 3. Indeſſen hatten die Unruhen in Deutſchland im= mer mehr zugenommen. Die Elſaſiſchen Stádte Stras= burg/ Baſel/ Hagenau und andere mehr thaten Ein= fälle in die Länder des Pfalzgrafen am Rhein, und verheerten ſie, gleich Näuberbanden, unter dem Vor= wande/ daß er hiedurch verhindert werde den Herzogen in Bayern Hulfe zu schicken. Der Pfalzgraf, Ru- precht der Aelterey beſchwerte ſich über dieſe Gewalttha= tigkeiten bey dem König Wenzel und verlangte Genug= thuung. Der König ſchickte alſo an die erwähnten Städte ernſthafte Befeßle, Friede zu halten, und die Lánder des Pfalzgrafen nicht zu beſchädigen, widri= genfalls er bemüsſiget ſeyn würde, ſie dieſerwegen zu 1388. ſtra= 1 Originale in Archiuo CAES. VIND. 2 Origin. I. c. Freytag nach St. Michelstag. 3 IBIDEM.
204 Will der Unruhen wegen 13 c.m. Iohann Peticko aus Breslau, ein reicher Kauf= mann, hatte nebſt andern an dem Paſſauer Bißthum und Kapitel eine große Summe Geldes zu fordern. Wie man ihm dieſe Schuld zu bezahlen Schwierigkeit mach te , wandte er ſich an den König Wenzel, deſſen ſtren= ge Gerechtigkeitsliebe ihm bekannt war. Nach fleißii gem Unterſuchen wurde nun vom König und ſeinem Rathe geſprochen, daß die Schuldforderung des Pe= ticko gerecht, das Kapitel aber zur Zahlung verbun= 2 Okt. den ſey I. Weil man aber vorſehen konnte, daß der Biſchof von Paſſau ſich hiezu nicht ſo leicht bequemen würde, ſo ließ Wenzel durch ſeinen Reichshofrichter, Iohann von Krenkingen, an alle Stánde und Städte des Reichs den Befehl ergehen , daß ſie dem Iohann Peticko zu der erwáhnten Forderung an dem Bißthum Paſſau behūlflich ſeyn ſollen 2. Zugleich ward für Paul Ugel eine Bollmacht ausgefertiget, auf den Gütern des Stiftes zu Passau der erwähnten Schuld wegen Gel= der einzutreiben 3. Indeſſen hatten die Unruhen in Deutſchland im= mer mehr zugenommen. Die Elſaſiſchen Stádte Stras= burg/ Baſel/ Hagenau und andere mehr thaten Ein= fälle in die Länder des Pfalzgrafen am Rhein, und verheerten ſie, gleich Näuberbanden, unter dem Vor= wande/ daß er hiedurch verhindert werde den Herzogen in Bayern Hulfe zu schicken. Der Pfalzgraf, Ru- precht der Aelterey beſchwerte ſich über dieſe Gewalttha= tigkeiten bey dem König Wenzel und verlangte Genug= thuung. Der König ſchickte alſo an die erwähnten Städte ernſthafte Befeßle, Friede zu halten, und die Lánder des Pfalzgrafen nicht zu beſchädigen, widri= genfalls er bemüsſiget ſeyn würde, ſie dieſerwegen zu 1388. ſtra= 1 Originale in Archiuo CAES. VIND. 2 Origin. I. c. Freytag nach St. Michelstag. 3 IBIDEM.
Strana 205
das deutſche Reich abdanken. 205 strafen und zu züchtigen 1. Und an den Erzbifchof 1388. 8 Okt. von Salzburg fertigte Wenzel gleichfalls den Befehl aus, von dem Kriege mit dem Herzog Friedrich in Bayern abzuſlehen 2. Denn dieſer Biſchof wollte ſich an Bayern der Gefangenſchaft wegen, von der wir oben geſchrieben haben/ ráchen. Es ift zu vermu= then, daß Wenzel an andere Stadte und Fürsten mehr dergleichen Befehle geſchickt und ſie zum Frieden ermahnt Habe. Allein ſie achteten auf des Königs Ermahnungen nichts, ungeachtet ſie den Landfrieden zu halten erſt im vorigen Iahre geſchworen Hatten. Diefe Widerspänstigkeit der Reichsfürsken, ihr Hang zur Unruhey und die Schwierigkeit ſie in Ordnung zu erhalten , muß dem Kónig Wenzel ſehr zu Herzen ge= gangen ſeyn. Boſs Berdruſſes faßte er damals den Entſchluß, die Regierung über Deutſchland niederzule= gen. Da er aber doch winſchte, daß die Kaiſerwürde bey ſeinem Hauſe bleiben mochte, ließ er ſich von dem zu Betlern anweſenden Kuhrfürſken, Rudolph von Sach= ſen, eine vorläufige Berſicherung ansftellen, daß er in dem Falle, wenn der Köniz Wenzel die Regierung über das Röm. Reich abdanken sollte, keinen anderny als einen von ſeinen Brüdern oder Betterny zum Rēm. Kónig wáhlen wolle 3. Böhmen genoß dagegen des gewünſchten Friedens. Es herrſchte Ruhe, Sicherheit und Ueberſluß im gan= zen Lande. Der Kónig ließ jedermann Gerechtigfeit wiederfahren , beſchwerte das Bolk nicht mit großen Abgaben, und verzehrte ſeine Einkunfte im Lande. Zum Beweiſe dieſer Glückſeligkeit mag auch das dienen, was auf dieß Iahr erzählet wird. Am Feſte der Heilig= thumer, an welchem man námlich die Reliquien der Heiligen öffentlich vorzeigte, war eine ſolche Menge 1 Nos. Bol- 1 Dipl. apud SCHOEPFLIN p. 289. 2 MENKEN S. R. G. Tom. 1. p. 981. 3 Urkundenb. n. LXV.
das deutſche Reich abdanken. 205 strafen und zu züchtigen 1. Und an den Erzbifchof 1388. 8 Okt. von Salzburg fertigte Wenzel gleichfalls den Befehl aus, von dem Kriege mit dem Herzog Friedrich in Bayern abzuſlehen 2. Denn dieſer Biſchof wollte ſich an Bayern der Gefangenſchaft wegen, von der wir oben geſchrieben haben/ ráchen. Es ift zu vermu= then, daß Wenzel an andere Stadte und Fürsten mehr dergleichen Befehle geſchickt und ſie zum Frieden ermahnt Habe. Allein ſie achteten auf des Königs Ermahnungen nichts, ungeachtet ſie den Landfrieden zu halten erſt im vorigen Iahre geſchworen Hatten. Diefe Widerspänstigkeit der Reichsfürsken, ihr Hang zur Unruhey und die Schwierigkeit ſie in Ordnung zu erhalten , muß dem Kónig Wenzel ſehr zu Herzen ge= gangen ſeyn. Boſs Berdruſſes faßte er damals den Entſchluß, die Regierung über Deutſchland niederzule= gen. Da er aber doch winſchte, daß die Kaiſerwürde bey ſeinem Hauſe bleiben mochte, ließ er ſich von dem zu Betlern anweſenden Kuhrfürſken, Rudolph von Sach= ſen, eine vorläufige Berſicherung ansftellen, daß er in dem Falle, wenn der Köniz Wenzel die Regierung über das Röm. Reich abdanken sollte, keinen anderny als einen von ſeinen Brüdern oder Betterny zum Rēm. Kónig wáhlen wolle 3. Böhmen genoß dagegen des gewünſchten Friedens. Es herrſchte Ruhe, Sicherheit und Ueberſluß im gan= zen Lande. Der Kónig ließ jedermann Gerechtigfeit wiederfahren , beſchwerte das Bolk nicht mit großen Abgaben, und verzehrte ſeine Einkunfte im Lande. Zum Beweiſe dieſer Glückſeligkeit mag auch das dienen, was auf dieß Iahr erzählet wird. Am Feſte der Heilig= thumer, an welchem man námlich die Reliquien der Heiligen öffentlich vorzeigte, war eine ſolche Menge 1 Nos. Bol- 1 Dipl. apud SCHOEPFLIN p. 289. 2 MENKEN S. R. G. Tom. 1. p. 981. 3 Urkundenb. n. LXV.
Strana 206
206 Erhált Reichsgeſandte. 1389. 1388 Bolkes vom Lande nach Prag gekommen/ dergleichen ſich niemand zu erinnern wußte. Man war ſogar in den Prager Stádten in Sorgen, daß ſich dieß Land= volk der Stadt bemächtigen, und ſie ausplundern könn= te. Allein dieſe Pilgrime giengen von Kirche zu Kir= che mit der größten Sittſamkeit, theilten viele Almo= ſen unter die Armen, ſpeisten ruhig und friedſam in Wirthshäuſern, kauften verſchiedene Waaren von Kra= mern, und giengen ruhig wieder nach Halije, ohne die geringſte Ausſchweifung zu begehen. Wenn man auf jeden Gaſt nur eine geringe Ausgabe rechnete, ſo fand ſichs/ daß uber hundert tauſend Gulden in Prag zurůck gelaſsen worden 1. Hieher gehört das/ was der Fortſeſzer des Bencſch von Horzowitz erzählet. Er sagt: „ Während der Regierung des Königs Wenzel war ſo große Sicherheit im Lande, daß man mit Gold und Silber beladen 6ffentlich auf den Straffen habe gehen oder fahren können, ohne von jemanden ge= hindert zu werden.„ Dieſe Glückſeligkeit muß allerdings in dieſe Zeiten fallen, denn in den folgenden Jahren gab es ſchon hie und da Landplaker in Böhmen, wel= che dieſe allgemeine Sicherheit zu ſtoren angefangen ha= ben. In Deutſchland dauerten die Unruhen noch im= mer fort/ und hätten vielleicht Wenzeln in ſeinem Bor= haben, die Regierung über Deutſchland niederzulegen, beſlärken konnen, wenn er nicht eine Geſandſchaft von den Reichsſtanden erhalten hatte. Sie baten ihn , er mochte doch ins Reich kommen, und den Frieden wie= der herſtellen. Der König ſoll ihnen geantwortet ha= ben: �Wir wiſſen nicht, ob es unſere Schuldigfeit wáre nach Deutſchland zu gehen, um die Reichsflän= de mit einander zu vergleichen, die wir nicht entzweyet oder wider einander aufgebracht haben. Wir fürchten daß es uns nicht ſo, wie jenem Wolfe beym Aeſop gehe wel 1 Wenzel Hayek, auf das Jahr 1388.
206 Erhált Reichsgeſandte. 1389. 1388 Bolkes vom Lande nach Prag gekommen/ dergleichen ſich niemand zu erinnern wußte. Man war ſogar in den Prager Stádten in Sorgen, daß ſich dieß Land= volk der Stadt bemächtigen, und ſie ausplundern könn= te. Allein dieſe Pilgrime giengen von Kirche zu Kir= che mit der größten Sittſamkeit, theilten viele Almo= ſen unter die Armen, ſpeisten ruhig und friedſam in Wirthshäuſern, kauften verſchiedene Waaren von Kra= mern, und giengen ruhig wieder nach Halije, ohne die geringſte Ausſchweifung zu begehen. Wenn man auf jeden Gaſt nur eine geringe Ausgabe rechnete, ſo fand ſichs/ daß uber hundert tauſend Gulden in Prag zurůck gelaſsen worden 1. Hieher gehört das/ was der Fortſeſzer des Bencſch von Horzowitz erzählet. Er sagt: „ Während der Regierung des Königs Wenzel war ſo große Sicherheit im Lande, daß man mit Gold und Silber beladen 6ffentlich auf den Straffen habe gehen oder fahren können, ohne von jemanden ge= hindert zu werden.„ Dieſe Glückſeligkeit muß allerdings in dieſe Zeiten fallen, denn in den folgenden Jahren gab es ſchon hie und da Landplaker in Böhmen, wel= che dieſe allgemeine Sicherheit zu ſtoren angefangen ha= ben. In Deutſchland dauerten die Unruhen noch im= mer fort/ und hätten vielleicht Wenzeln in ſeinem Bor= haben, die Regierung über Deutſchland niederzulegen, beſlärken konnen, wenn er nicht eine Geſandſchaft von den Reichsſtanden erhalten hatte. Sie baten ihn , er mochte doch ins Reich kommen, und den Frieden wie= der herſtellen. Der König ſoll ihnen geantwortet ha= ben: �Wir wiſſen nicht, ob es unſere Schuldigfeit wáre nach Deutſchland zu gehen, um die Reichsflän= de mit einander zu vergleichen, die wir nicht entzweyet oder wider einander aufgebracht haben. Wir fürchten daß es uns nicht ſo, wie jenem Wolfe beym Aeſop gehe wel 1 Wenzel Hayek, auf das Jahr 1388.
Strana 207
Verſchreibt einen Reichstag. 207 welcher zwey mit einander ſreitende Widder vergleichen I389 wollte. Dem ungeachtet wollen wir doch das Reich beſuchen.„ Die Boten drangen darauf er mochte die Zeit, wann er kommen würde, beſtimmen. Wenzel ſprach : “Wann wir immer kommen, hald oder ſpát ſo werden wir doch immer das Reich an ſeinem Orte antreffen , I. Es ift ſehr wahrſcheinlich, daß Wenzel über die Reichsskände aufgebracht, in üble Laune ge- rathen und den Boten eine dergleichen/ und vielleicht eine noch beiſſendere Antwort gegeben habe. Denn ſie hat= ten im I. I387 zu Mergentheim den Landfrieden, welcher bis auf den Georgentag des I390ſfen Iahrs währen ſollte, auf das feyerlichſle beſchworen, und ihn kaum einige Monate gehalten. Wie konnte er ſie zum Frieden zwingen, da er weder Kriegsvolk, noch hin- längliche Einkünfte hatte, um sie mit Krieg zu Ruhe zu ſtellen. Ein neuerer Schriftſteller von großem An= ſehen ſagt :“ Der Kaiſer ſagte den Stánden rund un= ter die Augen/ daß er ſeine böhmiſche Einkunfte nicht umſonſt, wie ſein Bater, in Deutſchland verzehren wollte. In Prag wolle er einen Reichstag Halten, aber nach Deutſchland käme er nicht, bevor die Reichs- ſkände ihm einen Gehalt ausmachten.„ Die Stán= de ſollen darauf geantwortet haben : �Der Kaiſer hat= te gewußt , was das Kaiſerthum hieße, und daß es eine Ehre und kein Gewinn ware , 2. Andere ſagten unter einander: “ Wenn wir das Prager Bier und die Prager Frauen hier hätten, würden wir wohl den König auch bey uns haben ; weil aber dieß hier nicht zu haben iſt, ſo konnen wir auch nicht auf ſeine Anwe= ſenheit Rechnung machen, 3. Allein Wenzel hielt ſich I Hayek ad h. a. Dieſer Kroniſte legt gerne Wenzeln witzige Antworten in. den Mund. 2 Von Ludewig Rechtliche Erläuterung der Reichshiſto= rie S. 253. 3 Hayek l. c.
Verſchreibt einen Reichstag. 207 welcher zwey mit einander ſreitende Widder vergleichen I389 wollte. Dem ungeachtet wollen wir doch das Reich beſuchen.„ Die Boten drangen darauf er mochte die Zeit, wann er kommen würde, beſtimmen. Wenzel ſprach : “Wann wir immer kommen, hald oder ſpát ſo werden wir doch immer das Reich an ſeinem Orte antreffen , I. Es ift ſehr wahrſcheinlich, daß Wenzel über die Reichsskände aufgebracht, in üble Laune ge- rathen und den Boten eine dergleichen/ und vielleicht eine noch beiſſendere Antwort gegeben habe. Denn ſie hat= ten im I. I387 zu Mergentheim den Landfrieden, welcher bis auf den Georgentag des I390ſfen Iahrs währen ſollte, auf das feyerlichſle beſchworen, und ihn kaum einige Monate gehalten. Wie konnte er ſie zum Frieden zwingen, da er weder Kriegsvolk, noch hin- längliche Einkünfte hatte, um sie mit Krieg zu Ruhe zu ſtellen. Ein neuerer Schriftſteller von großem An= ſehen ſagt :“ Der Kaiſer ſagte den Stánden rund un= ter die Augen/ daß er ſeine böhmiſche Einkunfte nicht umſonſt, wie ſein Bater, in Deutſchland verzehren wollte. In Prag wolle er einen Reichstag Halten, aber nach Deutſchland käme er nicht, bevor die Reichs- ſkände ihm einen Gehalt ausmachten.„ Die Stán= de ſollen darauf geantwortet haben : �Der Kaiſer hat= te gewußt , was das Kaiſerthum hieße, und daß es eine Ehre und kein Gewinn ware , 2. Andere ſagten unter einander: “ Wenn wir das Prager Bier und die Prager Frauen hier hätten, würden wir wohl den König auch bey uns haben ; weil aber dieß hier nicht zu haben iſt, ſo konnen wir auch nicht auf ſeine Anwe= ſenheit Rechnung machen, 3. Allein Wenzel hielt ſich I Hayek ad h. a. Dieſer Kroniſte legt gerne Wenzeln witzige Antworten in. den Mund. 2 Von Ludewig Rechtliche Erläuterung der Reichshiſto= rie S. 253. 3 Hayek l. c.
Strana 208
208 Reiſet nach Eger. 1389. ſich nicht viel in Prag auf. Der Rheinwein konns wohl die Stelle des Prager Biers vertteten; und ar ſchonen Frauen wûrde es ihm in Deutſchland aucl nicht gemangelt haben, wenn es ihm nach welchen ge= lüſtet hätte. Es war viel mehr der Mangel an Gel de, ſo ihn zurnck hielt, wie er denn crſt vor kurzem von der Stadt Prag hatte Gelder borgen müſſen I. Dem ſey wie ihm wolle, ſo ſchrieb er auf künftige Ostern einen Reichstag nach Eger aus, dazu er so- wohl die Reichsfürsten, als auch die Städte, die ein ander immer in den Haaren lagen, zu erſcheinen vorlud. Er brachte die zwey erſken Monate dieſes Iahrs in ſeinem Iagdſchloffe Bürglißz zu. Hier ſchenkte er dem Erhard und Miklas Forſter das Schloß Neuhaus im Egerlande ſammt dem Zugehor, für sie und ihre Er= ben ; doch hielt er ſich das Oeffnungsrecht vor, und daß es als ein Mannslehn von der Krone Béhmen 11 Ian. abhängig ſeyn ſolle 2. Wenzeln Borſſowſky, einem Prager Bürger, gab er die Erlaubniß, in der Kirche bey St. Egidi einen Altar zu Ehren des Leibs Christi 27 Feb. aufzurichten und zu ſliften 3. Dann kam Wenzel nach Prag, wo er einen Gnadenbrief , das Dorf Kunwald I5 Merz betreffend , ausfertigte 4. Zu Bettlern ließ er den Grafen Bernhard von Anhalt von dem Neichshof= rathe in die Acht erklären, gewiſſer Handel wegen, die I9 e.m. er mit dem Grafen von Schwarzburg gehabt hatte 5. Und bald darauf erhob er ſich nach Eger zu dem aus= geſchriebenen Reichstage. Wenzel brachte die Oſferfenertage in Eger zu, I8 Apr. wie es eine gleichzeitige Handſchrift bezeuget 6/ und war= 1 Vide 18. Iulii a. 1388. 2 Originale in Archiuo EGRENSIS Ciuit. 3 Originale in Archiuo CAPIT. Prag. 4 SOMMERSB. Tom. I. p. 965. 5 SCHOETGEN. Tom. I. p. 419. 6 Paſſio Pragen. Judæorum MS.
208 Reiſet nach Eger. 1389. ſich nicht viel in Prag auf. Der Rheinwein konns wohl die Stelle des Prager Biers vertteten; und ar ſchonen Frauen wûrde es ihm in Deutſchland aucl nicht gemangelt haben, wenn es ihm nach welchen ge= lüſtet hätte. Es war viel mehr der Mangel an Gel de, ſo ihn zurnck hielt, wie er denn crſt vor kurzem von der Stadt Prag hatte Gelder borgen müſſen I. Dem ſey wie ihm wolle, ſo ſchrieb er auf künftige Ostern einen Reichstag nach Eger aus, dazu er so- wohl die Reichsfürsten, als auch die Städte, die ein ander immer in den Haaren lagen, zu erſcheinen vorlud. Er brachte die zwey erſken Monate dieſes Iahrs in ſeinem Iagdſchloffe Bürglißz zu. Hier ſchenkte er dem Erhard und Miklas Forſter das Schloß Neuhaus im Egerlande ſammt dem Zugehor, für sie und ihre Er= ben ; doch hielt er ſich das Oeffnungsrecht vor, und daß es als ein Mannslehn von der Krone Béhmen 11 Ian. abhängig ſeyn ſolle 2. Wenzeln Borſſowſky, einem Prager Bürger, gab er die Erlaubniß, in der Kirche bey St. Egidi einen Altar zu Ehren des Leibs Christi 27 Feb. aufzurichten und zu ſliften 3. Dann kam Wenzel nach Prag, wo er einen Gnadenbrief , das Dorf Kunwald I5 Merz betreffend , ausfertigte 4. Zu Bettlern ließ er den Grafen Bernhard von Anhalt von dem Neichshof= rathe in die Acht erklären, gewiſſer Handel wegen, die I9 e.m. er mit dem Grafen von Schwarzburg gehabt hatte 5. Und bald darauf erhob er ſich nach Eger zu dem aus= geſchriebenen Reichstage. Wenzel brachte die Oſferfenertage in Eger zu, I8 Apr. wie es eine gleichzeitige Handſchrift bezeuget 6/ und war= 1 Vide 18. Iulii a. 1388. 2 Originale in Archiuo EGRENSIS Ciuit. 3 Originale in Archiuo CAPIT. Prag. 4 SOMMERSB. Tom. I. p. 965. 5 SCHOETGEN. Tom. I. p. 419. 6 Paſſio Pragen. Judæorum MS.
Strana 209
Veranſtaltet daſeldft 209 Wartere daselbst auf die Ankunft der Fürsten. An der 1389. Mittwoche nach Offern langten die meiften ſchon da= ſelbſt an. Bey dieſer Berſammlung erſchienen die Kuhr= fürſlen von Trier und von Koln perſonlich. Die Kuhrfürſken von Maynz und der Pfalz ſchickten ihre Bevollmáchtigte; ſie waren beyde kránklich, wie ſie denn auch beyde mit Anfang des folgenden Iahrs ſtar= ben. Ferners erſchienen die Herzoge Stephan und Friedrich von Bayern, die Biſchôſe von Salzburg und Bamberg/ der Burggraf von Nürnberg, die Grafen von Oettingen, von Wertheim und andere mehr, die unten vorkommen werden. Wie auch viele Abgeordnete aus den Reichsſlädten in Schwaben, Fran= ken und am Rheine I. Bor allen Wingen ließ hier Wenzel allen Fürsten, Grafen und Städten des Reichs kund machen, daß er den Grafen von Anhalt in die Reichsacht gethan, und befahl, daß man ihn allenthal- ben als einen geáchteten behandeln ſolle. Er ſagt : “ Wir haben denſelben Grafen von Anhalt geſeßzt in allen Unfrieden sein Leib und Gut haben wir ihm ge- nommen, Ehre und Recht gekündiget) ſein Weib zur Wittwe, ſeine Kinder zu Waiſen, ſeinen Leib den Bogeln in den Lüften, den Fiſchen in dem Meer) den Thieren in den Wáldern gegeben w, 2. Dann wur= den verſchiedene Berathſchlagungen über den Frieden im Reiche gehalten , bis endlich die Bedingungen) un= ter welchen und wie ein allgemeiner Landfriede einge= führt werden ſollte , zu Stande kamen. Ehe dieß kund gemacht und unterzeichnet wurde vernichtete und verbot der König Wenzel die Bünd= niſſe , welche die Reichsſkádte am Rheine, in Schwa= ben/ in der Wetterau/ in Franken und Bayern wi 30 Apr. der 1 Chron. Norimb, apud OEFELIVM Tom. I. p. 325. 2 Dipl. apud SCHOETGEN 1. c. p. 420. Erſter Theil. O
Veranſtaltet daſeldft 209 Wartere daselbst auf die Ankunft der Fürsten. An der 1389. Mittwoche nach Offern langten die meiften ſchon da= ſelbſt an. Bey dieſer Berſammlung erſchienen die Kuhr= fürſlen von Trier und von Koln perſonlich. Die Kuhrfürſken von Maynz und der Pfalz ſchickten ihre Bevollmáchtigte; ſie waren beyde kránklich, wie ſie denn auch beyde mit Anfang des folgenden Iahrs ſtar= ben. Ferners erſchienen die Herzoge Stephan und Friedrich von Bayern, die Biſchôſe von Salzburg und Bamberg/ der Burggraf von Nürnberg, die Grafen von Oettingen, von Wertheim und andere mehr, die unten vorkommen werden. Wie auch viele Abgeordnete aus den Reichsſlädten in Schwaben, Fran= ken und am Rheine I. Bor allen Wingen ließ hier Wenzel allen Fürsten, Grafen und Städten des Reichs kund machen, daß er den Grafen von Anhalt in die Reichsacht gethan, und befahl, daß man ihn allenthal- ben als einen geáchteten behandeln ſolle. Er ſagt : “ Wir haben denſelben Grafen von Anhalt geſeßzt in allen Unfrieden sein Leib und Gut haben wir ihm ge- nommen, Ehre und Recht gekündiget) ſein Weib zur Wittwe, ſeine Kinder zu Waiſen, ſeinen Leib den Bogeln in den Lüften, den Fiſchen in dem Meer) den Thieren in den Wáldern gegeben w, 2. Dann wur= den verſchiedene Berathſchlagungen über den Frieden im Reiche gehalten , bis endlich die Bedingungen) un= ter welchen und wie ein allgemeiner Landfriede einge= führt werden ſollte , zu Stande kamen. Ehe dieß kund gemacht und unterzeichnet wurde vernichtete und verbot der König Wenzel die Bünd= niſſe , welche die Reichsſkádte am Rheine, in Schwa= ben/ in der Wetterau/ in Franken und Bayern wi 30 Apr. der 1 Chron. Norimb, apud OEFELIVM Tom. I. p. 325. 2 Dipl. apud SCHOETGEN 1. c. p. 420. Erſter Theil. O
Strana 210
210 einen neuen Landfvieden. I389. der ſeinen Willen unter einander errichtet hatten. Allein wir wollen den Brief ſelbſt, welchen Wenzel an die verbundenen Stádte ergehen ließ, herſeſsen. Es heißt: “ Wir Wenzlaw 2e. entbiethen den Burgermei= ſtern/ Räthen und Bürgern gemeinſchaftlich, unſern und des Reichs Städten in Ober = und Niederſchwaben, im Elſaße, an dem Rheine, in der Wettekau, in Fran- ken und in Bayern gelegen/ unſern lieben Getreuen/ unſere Gnad und alles Gutes, lieben Getreuen; als ihr euch wider unſern und unſers ſeeligen Baters Wil= len zuſammen verbunden, ſo habt ihr zwar uns und das heilige Reich ausgenommen/ daß ihr nämlich wi= der uns und das heilige Reich nicht ſeyn wollet. Rachdem wir aber jeßt gänzlich erkennen/ wiſſen und erfahren, daß ſolche Bündniſſe wider Gott , wider uns, und das heilige Reich, und wider das Recht find, so gebieten wir euch allen insgemein, und jedem beſonders bey unſern und des Reichs Hulden, und wir erinnern euch auch der Eide und Treue, womit ihr uns und dem hei= ligen Reiche verbunden ſeyd, darūber wir eure Briefe haben, und es auch ſonſt jedermann bekannt iſt, daß ihr alſo alle ſolche Bündniſſe, von welcher Art ſie im= mer ſeyn mogen, die ihr zuſammen gehabt habt, und mit Namen den gemeinen Bund, von Stund an auf- hebet, abthut und abſaget, und euch an niemand an= dern, dann an uns und das heilige Reich haltet, und in den allgemeinen Landfrieden, den wir gemacht haben/ tretet. Wann ihr dieß nicht thut, ſo wir nicht glau= ben, ſo nehmen wir euch und vernichten kraft dieſes Briefes alle Freyheiten, Rechte und Gnaden, die euch von uns und unſern Borfahren an dem Reiche, den Nömiſchen Kaiſern und Königen verliehen und gege- ben worden ſind und ſetzen euch in unſere und des bei= ligen Reichs und aller der unſern Unfriede und Ungna= de als meineidige, ungetreue und ungerechte Leute. Mit Urk.
210 einen neuen Landfvieden. I389. der ſeinen Willen unter einander errichtet hatten. Allein wir wollen den Brief ſelbſt, welchen Wenzel an die verbundenen Stádte ergehen ließ, herſeſsen. Es heißt: “ Wir Wenzlaw 2e. entbiethen den Burgermei= ſtern/ Räthen und Bürgern gemeinſchaftlich, unſern und des Reichs Städten in Ober = und Niederſchwaben, im Elſaße, an dem Rheine, in der Wettekau, in Fran- ken und in Bayern gelegen/ unſern lieben Getreuen/ unſere Gnad und alles Gutes, lieben Getreuen; als ihr euch wider unſern und unſers ſeeligen Baters Wil= len zuſammen verbunden, ſo habt ihr zwar uns und das heilige Reich ausgenommen/ daß ihr nämlich wi= der uns und das heilige Reich nicht ſeyn wollet. Rachdem wir aber jeßt gänzlich erkennen/ wiſſen und erfahren, daß ſolche Bündniſſe wider Gott , wider uns, und das heilige Reich, und wider das Recht find, so gebieten wir euch allen insgemein, und jedem beſonders bey unſern und des Reichs Hulden, und wir erinnern euch auch der Eide und Treue, womit ihr uns und dem hei= ligen Reiche verbunden ſeyd, darūber wir eure Briefe haben, und es auch ſonſt jedermann bekannt iſt, daß ihr alſo alle ſolche Bündniſſe, von welcher Art ſie im= mer ſeyn mogen, die ihr zuſammen gehabt habt, und mit Namen den gemeinen Bund, von Stund an auf- hebet, abthut und abſaget, und euch an niemand an= dern, dann an uns und das heilige Reich haltet, und in den allgemeinen Landfrieden, den wir gemacht haben/ tretet. Wann ihr dieß nicht thut, ſo wir nicht glau= ben, ſo nehmen wir euch und vernichten kraft dieſes Briefes alle Freyheiten, Rechte und Gnaden, die euch von uns und unſern Borfahren an dem Reiche, den Nömiſchen Kaiſern und Königen verliehen und gege- ben worden ſind und ſetzen euch in unſere und des bei= ligen Reichs und aller der unſern Unfriede und Ungna= de als meineidige, ungetreue und ungerechte Leute. Mit Urk.
Strana 211
Artikel defſelben. 211 Urk. „ 2c. I. Daß dieſe ernfthafte Ermahnung des Ko= nigs Wenzel bey den Städten einen Eindruck gemacht/ iſt nicht zu bezweifeln. Den Tag darauf beſlatigte er dem anweſenden Kuhrfürſten Werner von Trier die Bergwerksgerechtigkeit auf des Stiftes Grund und Bo= den 2. und endlich ließ er die Artikel des Landfriedens ſchlieſſen und kund machen. Wir wollen sie in einem Auszuge berſetzen: Der König sagt im Eingange: “ Wir Wenzlaw x. thun kund daß wir dem All= máchtigen Gott zum Lobe, dem heiligen Reich zu Eh- ren , dem Land und Leuten zu Nutzen — mit gutem Rathe unſerer und des Reichs Kuhrfürſten geiſtlichen und weltlichen — einen allgemeinen Landfrieden — ge- macht haben — als hernach geſchrieben ſleht. „ I) Die Kuhrfürſkeny Fürſken, Herren und Stád= te ſollen einander behulflich ſeyn das Recht/ nach Aus weiſung des Landfriedens, zu handhaben. 2) Um den Mord, Brand und Raub zu verhindern/ ſollen die Kubrfürsken, Fürsten und Herren vier Männer, und die Stádte gleichfalls vier Männer aus ihrem Mittel wählen, denen der König einen Obmann ſeßzen wird. Dieſe neun Männer werden die Friedensſtörer richten und sie mit Hulfe der nachst gelegenen Stande strafen. 3 Dieſe neun Mánner, die über den Landfrieden ge= ſelzt sind, ſollen ſchwdren, daß ſie den Fürſten und Stádten getreulich, wie auch 4) ſowohl den Armen als Reichen ohne Unterſchied helfen und beyſlehen wol= len. 5) Wenn der Obmann mit Tod abgieng oder abgeſeßzt würde, ſo wird der König einen andern sehzen. 6) Der Obmann 'wird an jedem Sonntag nach der Fronfasten mit ſeinen Eidgenosſen in einer der vier Stadte Würzburg, Neuſkadt, Bamberg oder Nürn= berg zuſammen kommen und Gericht halten. 7) Boe dieſem Gerichte ſollen nur Sacheny die den Landfrieden D 2 1 Apud DVMONT C.,D. Tom. II. p. 220. 2 Ap. IVNTG Spic. Ecel, II. Th. p. 917. 3 c. m. 1389. Man be-
Artikel defſelben. 211 Urk. „ 2c. I. Daß dieſe ernfthafte Ermahnung des Ko= nigs Wenzel bey den Städten einen Eindruck gemacht/ iſt nicht zu bezweifeln. Den Tag darauf beſlatigte er dem anweſenden Kuhrfürſten Werner von Trier die Bergwerksgerechtigkeit auf des Stiftes Grund und Bo= den 2. und endlich ließ er die Artikel des Landfriedens ſchlieſſen und kund machen. Wir wollen sie in einem Auszuge berſetzen: Der König sagt im Eingange: “ Wir Wenzlaw x. thun kund daß wir dem All= máchtigen Gott zum Lobe, dem heiligen Reich zu Eh- ren , dem Land und Leuten zu Nutzen — mit gutem Rathe unſerer und des Reichs Kuhrfürſten geiſtlichen und weltlichen — einen allgemeinen Landfrieden — ge- macht haben — als hernach geſchrieben ſleht. „ I) Die Kuhrfürſkeny Fürſken, Herren und Stád= te ſollen einander behulflich ſeyn das Recht/ nach Aus weiſung des Landfriedens, zu handhaben. 2) Um den Mord, Brand und Raub zu verhindern/ ſollen die Kubrfürsken, Fürsten und Herren vier Männer, und die Stádte gleichfalls vier Männer aus ihrem Mittel wählen, denen der König einen Obmann ſeßzen wird. Dieſe neun Männer werden die Friedensſtörer richten und sie mit Hulfe der nachst gelegenen Stande strafen. 3 Dieſe neun Mánner, die über den Landfrieden ge= ſelzt sind, ſollen ſchwdren, daß ſie den Fürſten und Stádten getreulich, wie auch 4) ſowohl den Armen als Reichen ohne Unterſchied helfen und beyſlehen wol= len. 5) Wenn der Obmann mit Tod abgieng oder abgeſeßzt würde, ſo wird der König einen andern sehzen. 6) Der Obmann 'wird an jedem Sonntag nach der Fronfasten mit ſeinen Eidgenosſen in einer der vier Stadte Würzburg, Neuſkadt, Bamberg oder Nürn= berg zuſammen kommen und Gericht halten. 7) Boe dieſem Gerichte ſollen nur Sacheny die den Landfrieden D 2 1 Apud DVMONT C.,D. Tom. II. p. 220. 2 Ap. IVNTG Spic. Ecel, II. Th. p. 917. 3 c. m. 1389. Man be-
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212 Artikel I389. betreffen, abgethan werden. 8) Der größere Theil der neun Männer mag richten, wenn auch der andere Theil nicht erſchien. 9) Wenn ein Krieg zwischen zwen Ständen entſtunde, ſo ſoll der Steeit vor den Obmann gebracht werden. Dieſer ſoll mit ſeinen acht Mánnern darūber ſprechen/ und die Streitenden ſollen ſich dem Spruche unterwerfen und gehorchen. Der ſich dawider ſetzt, ſoll von allen Fürſken und Städten an= gegriffen und zum Gehorſam gebracht werden. I0) Wenn die neun Mánner für gut befinden einen jolchen Ru= heſtörer zu belagern, ſo ſollen die drey náchften Reichs skádte die Kosten und Werkzeuge dazu Hergeben. II) Wenn das Reich oder der Landfriede einen Feld- zug unternimmt, ſo ſoll niemand über ſeine Rothdurft an Koſt und Futter fordern oder nehmen. 12) Wah= rend einem ſolchen Feldruge ſollen die Straſſen, Kirchen, Klöster, Müblen, Pflüge und Pferde, und was dazn gehort , die das Feld und Wein bauen, ſicher und im Frieden bletben. Wer dawider handelt der ſoll als ein Räuber angeſehen-und gerichtet werden. I3) Es ſoll auch niemand auf fremdem Gute Futter Holen, aus genommen im Feldzuge. I4) Bey dem Feldzuge ſoll niemand rauben oder plundeen; der es thát, wird vor dem Landfrieden gerichtet werden, als ein Räuber. I5) Wann des Landfriedens wegen ein Feldzug ge= ſchieht, ſo ſollen die Hauvtleute der Herren und Stad= te den ihrigen getreulich hetfen und beyflehen, und ih= re Leute von den Fremden nichts als tágliche Roff und Futter nehmen. I6) In ſolchen Feldrügen ſoll man ſich von ſengen und brennen enthalten , es ware dann/ daß es der Hauptmann für gut hielt dem Feind zum Schaden. I7) Sollte elne böſe Geſellſchaft wider den Landfrieden aufftehen, ſo sollen Wir und die Fürsken, Herren und Stádte, mit aller Macht wider ſie ziehen und ſle vertreiben. I8) Wenn der Landfriede einen Zug oder eine Belagerung unternimmt/ ſo ſoll jeder Herr
212 Artikel I389. betreffen, abgethan werden. 8) Der größere Theil der neun Männer mag richten, wenn auch der andere Theil nicht erſchien. 9) Wenn ein Krieg zwischen zwen Ständen entſtunde, ſo ſoll der Steeit vor den Obmann gebracht werden. Dieſer ſoll mit ſeinen acht Mánnern darūber ſprechen/ und die Streitenden ſollen ſich dem Spruche unterwerfen und gehorchen. Der ſich dawider ſetzt, ſoll von allen Fürſken und Städten an= gegriffen und zum Gehorſam gebracht werden. I0) Wenn die neun Mánner für gut befinden einen jolchen Ru= heſtörer zu belagern, ſo ſollen die drey náchften Reichs skádte die Kosten und Werkzeuge dazu Hergeben. II) Wenn das Reich oder der Landfriede einen Feld- zug unternimmt, ſo ſoll niemand über ſeine Rothdurft an Koſt und Futter fordern oder nehmen. 12) Wah= rend einem ſolchen Feldruge ſollen die Straſſen, Kirchen, Klöster, Müblen, Pflüge und Pferde, und was dazn gehort , die das Feld und Wein bauen, ſicher und im Frieden bletben. Wer dawider handelt der ſoll als ein Räuber angeſehen-und gerichtet werden. I3) Es ſoll auch niemand auf fremdem Gute Futter Holen, aus genommen im Feldzuge. I4) Bey dem Feldzuge ſoll niemand rauben oder plundeen; der es thát, wird vor dem Landfrieden gerichtet werden, als ein Räuber. I5) Wann des Landfriedens wegen ein Feldzug ge= ſchieht, ſo ſollen die Hauvtleute der Herren und Stad= te den ihrigen getreulich hetfen und beyflehen, und ih= re Leute von den Fremden nichts als tágliche Roff und Futter nehmen. I6) In ſolchen Feldrügen ſoll man ſich von ſengen und brennen enthalten , es ware dann/ daß es der Hauptmann für gut hielt dem Feind zum Schaden. I7) Sollte elne böſe Geſellſchaft wider den Landfrieden aufftehen, ſo sollen Wir und die Fürsken, Herren und Stádte, mit aller Macht wider ſie ziehen und ſle vertreiben. I8) Wenn der Landfriede einen Zug oder eine Belagerung unternimmt/ ſo ſoll jeder Herr
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des Landfriedens. 213 Herr und jede Stadt einen Abgeordneten ſchicken) der I389. ſo lange da bleibet, als der Krieg währet. Der Haupt= mann des Feldzuges soll das Reichsvanier fübren. 19) Wer jemanden aus dem Landfrieden beschädiget, der soll aufgefangen und eingeliefert werden/ und kein Geleit genieſſen. 20) Wer einem ſolchen Störer des Landfriedens Aufenthalt giebt, der ſoll ſo wie der Frie= densfförer behandelt werden 2. 2I) Die alten Hän= del, die vor der Ausfertigung dieſes Landfriedens, ge= ſchehen/ ſollen nicht bey dem Landfrieden gerichtet wer= den. 22) Der Obmann des Landfriedens ſoll Macht haben diejenigen in denſelben aufzunehmen, die er für nuſzlich findet. 23) Sie sollen ibm schwóren und er ſoll es nach einem Monate kund machen. 24) Der Bund der Stádte ſoll, ſo wie auch der Kursken, auf= horen. Doch ſoll die Berbündung der leßten wider diejenigen Städte fortwáhren/ die nicht dem Egriſchen Landfrieden beytreten. Die bisher geſchehenen Kriege ſollen entweder in der Güte oder nach dem Landfrieden von Mergentheim verglichen werden. 25) Sollte ein Fürſt, Herr oder Stadt von jemanden deswegen be= ſchädigt werden, weil er dem Landfrieden bengetreten, dem ſollen alle beyſlehen und ihn verfechten. 26) Kunf= tig soll niemand Pfalbürger halten oder aufnehmen 2. 27) Dieſer Landfriede ſoll ſlatt finden am Abeine, in Schwaben/ in Bayern, Franken/ Heſſen in Thurin= gen und Meiſſen 2. 42) Er ſoll nicht zum Nachtheil oder Schaden dem Römiſchen Konig, dem Reiche und Standen gereichen. 43) Dieſer Landfriede ſoll wáh= ren ſechs ganze Iahre, und darnach ſo lange bis Wir ( Kónig Wenzel) ihn wiederrufen. 44) Dieſen Land= frieden zu halten verbanden ſich mit einem Eide der Römiſche König Wenzel, Lamprecht zu Bamberg, Gerhard zu Würzburg) Biſchöfe ; Stephan und Friedrich Ofalzgrafen am Rhein und Herzoge in Bay= ern, und Ruprecht der jungſte, Pfalzgraf am Rhein. O 3 Io=
des Landfriedens. 213 Herr und jede Stadt einen Abgeordneten ſchicken) der I389. ſo lange da bleibet, als der Krieg währet. Der Haupt= mann des Feldzuges soll das Reichsvanier fübren. 19) Wer jemanden aus dem Landfrieden beschädiget, der soll aufgefangen und eingeliefert werden/ und kein Geleit genieſſen. 20) Wer einem ſolchen Störer des Landfriedens Aufenthalt giebt, der ſoll ſo wie der Frie= densfförer behandelt werden 2. 2I) Die alten Hän= del, die vor der Ausfertigung dieſes Landfriedens, ge= ſchehen/ ſollen nicht bey dem Landfrieden gerichtet wer= den. 22) Der Obmann des Landfriedens ſoll Macht haben diejenigen in denſelben aufzunehmen, die er für nuſzlich findet. 23) Sie sollen ibm schwóren und er ſoll es nach einem Monate kund machen. 24) Der Bund der Stádte ſoll, ſo wie auch der Kursken, auf= horen. Doch ſoll die Berbündung der leßten wider diejenigen Städte fortwáhren/ die nicht dem Egriſchen Landfrieden beytreten. Die bisher geſchehenen Kriege ſollen entweder in der Güte oder nach dem Landfrieden von Mergentheim verglichen werden. 25) Sollte ein Fürſt, Herr oder Stadt von jemanden deswegen be= ſchädigt werden, weil er dem Landfrieden bengetreten, dem ſollen alle beyſlehen und ihn verfechten. 26) Kunf= tig soll niemand Pfalbürger halten oder aufnehmen 2. 27) Dieſer Landfriede ſoll ſlatt finden am Abeine, in Schwaben/ in Bayern, Franken/ Heſſen in Thurin= gen und Meiſſen 2. 42) Er ſoll nicht zum Nachtheil oder Schaden dem Römiſchen Konig, dem Reiche und Standen gereichen. 43) Dieſer Landfriede ſoll wáh= ren ſechs ganze Iahre, und darnach ſo lange bis Wir ( Kónig Wenzel) ihn wiederrufen. 44) Dieſen Land= frieden zu halten verbanden ſich mit einem Eide der Römiſche König Wenzel, Lamprecht zu Bamberg, Gerhard zu Würzburg) Biſchöfe ; Stephan und Friedrich Ofalzgrafen am Rhein und Herzoge in Bay= ern, und Ruprecht der jungſte, Pfalzgraf am Rhein. O 3 Io=
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214 Empfiehlt dem Reich den Frieden. 1389. Iohann zu Regensburg, Götze zu Augsburg/ Bi= ſchofe. Wilhelm der junge Markgraf zu Meiffen, Hermann Landgraf zu Heſfen, Friedrich Burggraf zu Nurnberg, Eberhard Graf zu Würtenberg, Fried= rich Graf zu Oettingen, 2c. dann die Bürger und Ráthe der Städte Regensburg/ Nürnberg, und Weiſſenburg /. Dann ſchrieb der König an alle Reichsskädte Ermahnungen, daß sie dem lieben Bater- lande zum Befken, dieſem Landfrieden beytreten, und ihn halten mochten 2. Dieſer Landfriede machte, daß sich die skreitenden Máchte mit einander theils in der Güte, und theils nach den Rechten und der Billigkeit verglichen. Die Reichsſkadte traten auch nach und nach demſelben bey 3. Und der König ließ den Gedanken, sich der Negie- rung über das dentſche Reich zu entledigen, fahren, weil er hoffte, die Fürsten würden ihre Eide nicht bre- chen. Und ſo ward Ruhe und Sicherheit in Deutſch land wieder bergeſfellt, welches beydes die Stände hat= ten genieſſen und glucklich ſeyn können, wenn ſie dabey, wie ſie es geſchworen haben, geblieben wären. Während daß der König zu Eger für die Ruhe Deutſchlandes ſorgte, entſkand zu Prag ein ſchauervoller Aufruhr. Die Iuden hatten zwar einen beſonderen, von den Chriſten durch Mauern und Thore abgeſonderten Bezirk in der Stadt, den ſie bewohnten. Es fügte ſich aber doch, daß ein katholiſcher Priefter/ mit der Hoſtie in der Hand, vielleicht zu einem kranken Chri= ften, durch die Judenſkadt gieng. Dieß muß ſehr un= gewöhnlich geweſen ſeyn, denn die Juden ſtießen ſich dar= I Ap. DATT S. 66. DVMONT Tom. II. P. I. p. 221. Reichsabſchiede S. 91. 2 Et Rex Wenceslaus ſcripſit omnibus ciuitatibus , ut communem pacem et patriam conſeruarent. Chron. NORIMB, apud OEFEL. Tom. I. p. 325. 3 H. Haberlin S. 156. it.
214 Empfiehlt dem Reich den Frieden. 1389. Iohann zu Regensburg, Götze zu Augsburg/ Bi= ſchofe. Wilhelm der junge Markgraf zu Meiffen, Hermann Landgraf zu Heſfen, Friedrich Burggraf zu Nurnberg, Eberhard Graf zu Würtenberg, Fried= rich Graf zu Oettingen, 2c. dann die Bürger und Ráthe der Städte Regensburg/ Nürnberg, und Weiſſenburg /. Dann ſchrieb der König an alle Reichsskädte Ermahnungen, daß sie dem lieben Bater- lande zum Befken, dieſem Landfrieden beytreten, und ihn halten mochten 2. Dieſer Landfriede machte, daß sich die skreitenden Máchte mit einander theils in der Güte, und theils nach den Rechten und der Billigkeit verglichen. Die Reichsſkadte traten auch nach und nach demſelben bey 3. Und der König ließ den Gedanken, sich der Negie- rung über das dentſche Reich zu entledigen, fahren, weil er hoffte, die Fürsten würden ihre Eide nicht bre- chen. Und ſo ward Ruhe und Sicherheit in Deutſch land wieder bergeſfellt, welches beydes die Stände hat= ten genieſſen und glucklich ſeyn können, wenn ſie dabey, wie ſie es geſchworen haben, geblieben wären. Während daß der König zu Eger für die Ruhe Deutſchlandes ſorgte, entſkand zu Prag ein ſchauervoller Aufruhr. Die Iuden hatten zwar einen beſonderen, von den Chriſten durch Mauern und Thore abgeſonderten Bezirk in der Stadt, den ſie bewohnten. Es fügte ſich aber doch, daß ein katholiſcher Priefter/ mit der Hoſtie in der Hand, vielleicht zu einem kranken Chri= ften, durch die Judenſkadt gieng. Dieß muß ſehr un= gewöhnlich geweſen ſeyn, denn die Juden ſtießen ſich dar= I Ap. DATT S. 66. DVMONT Tom. II. P. I. p. 221. Reichsabſchiede S. 91. 2 Et Rex Wenceslaus ſcripſit omnibus ciuitatibus , ut communem pacem et patriam conſeruarent. Chron. NORIMB, apud OEFEL. Tom. I. p. 325. 3 H. Haberlin S. 156. it.
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Iudenmord zu Prag. 215 daran. Sie liefen zuſammen, griffen nach Stei- nen, und riefen “laßt uns den skeinigen, der sich für einen. Sohn Gottes ausgegeben hat.„ Zu dem Prie= fter ſprachen ſie: “Berflucht ſey der den du in dei= nen Handen trägſt.„ Sie ließen es nicht bey dieſen Läſkerungen bleiben, ſondern warfen mit Steinen nach dem Priester und zwangen ihn zur Rückkehr. Doch wurden die Juden, welche dieß gethan Hatten, in Ber= haft genommen, um ſie ſodann ihref Ausgelaſſenheit wegen, wie ſie es verdienten, zu beſtrafen. Allein die Priester, welche em Bolke das Evangelium öf- fentlich in Kirchen predigten ſtiegen am Oſtertage auf die Kanzeln und fkellten die Sache ihren Zuhörern von der geäßlichsten Seite oor. Bielleicht mehr da- durch beleidigt, daß ein Mann von ihrem Stande von den Iuden ſo ſehr gemißhandelt worden, als aus Eifer zur Religion. Sie riefen mit heiligem Feuer entflammt zu dem Bolke: “ Wenn ibr das Unrecht und die Schmach, die man unſerm Herrn Jeſu angethan hat, nicht rächet, ſo werdet ihr alle, noch ehe als ein Iahr vergeht, Schand und Spott ertragen müſſen.„ Durch dieß und detgleichen Zureden der Prediger ward das Bolk wider die Iuden dergeſkalten angefeuert, daß es sich hie und da zuſammenrottete, und mit Spieſſenr; Lanzen, Pfeilen und Steinen bewafnete. Die Ma- giſtrate ließen den zuſammen gelaufenen Pobel auf das ernſthafteffe zur Ruhe ermahnen, mit der Berſicherung/ man wolle die ſchuldigen Juden nach Gebühr ftrafen, und ſie ſollten ſich zum Rathbauſe begeben. Allein das Bolk , durch die Ermahnungen der Prediger, ſagt der Kroniſt mit der Gnade Gottes durchdrungen, und mit der Liebe zu ihm erfüllt I, folgte nicht den Befeh= len ihrer Borſfeher/ wohl aber folgte es der Stimme eines D 4 1389. 1 Et cum Chriſtiani tunc repleti gratia Dei, in amore eius feruidi, percepiſſent cordialiter hos ſermones. PASSIO Prag, Jud. MS.
Iudenmord zu Prag. 215 daran. Sie liefen zuſammen, griffen nach Stei- nen, und riefen “laßt uns den skeinigen, der sich für einen. Sohn Gottes ausgegeben hat.„ Zu dem Prie= fter ſprachen ſie: “Berflucht ſey der den du in dei= nen Handen trägſt.„ Sie ließen es nicht bey dieſen Läſkerungen bleiben, ſondern warfen mit Steinen nach dem Priester und zwangen ihn zur Rückkehr. Doch wurden die Juden, welche dieß gethan Hatten, in Ber= haft genommen, um ſie ſodann ihref Ausgelaſſenheit wegen, wie ſie es verdienten, zu beſtrafen. Allein die Priester, welche em Bolke das Evangelium öf- fentlich in Kirchen predigten ſtiegen am Oſtertage auf die Kanzeln und fkellten die Sache ihren Zuhörern von der geäßlichsten Seite oor. Bielleicht mehr da- durch beleidigt, daß ein Mann von ihrem Stande von den Iuden ſo ſehr gemißhandelt worden, als aus Eifer zur Religion. Sie riefen mit heiligem Feuer entflammt zu dem Bolke: “ Wenn ibr das Unrecht und die Schmach, die man unſerm Herrn Jeſu angethan hat, nicht rächet, ſo werdet ihr alle, noch ehe als ein Iahr vergeht, Schand und Spott ertragen müſſen.„ Durch dieß und detgleichen Zureden der Prediger ward das Bolk wider die Iuden dergeſkalten angefeuert, daß es sich hie und da zuſammenrottete, und mit Spieſſenr; Lanzen, Pfeilen und Steinen bewafnete. Die Ma- giſtrate ließen den zuſammen gelaufenen Pobel auf das ernſthafteffe zur Ruhe ermahnen, mit der Berſicherung/ man wolle die ſchuldigen Juden nach Gebühr ftrafen, und ſie ſollten ſich zum Rathbauſe begeben. Allein das Bolk , durch die Ermahnungen der Prediger, ſagt der Kroniſt mit der Gnade Gottes durchdrungen, und mit der Liebe zu ihm erfüllt I, folgte nicht den Befeh= len ihrer Borſfeher/ wohl aber folgte es der Stimme eines D 4 1389. 1 Et cum Chriſtiani tunc repleti gratia Dei, in amore eius feruidi, percepiſſent cordialiter hos ſermones. PASSIO Prag, Jud. MS.
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216 Wenzel geht nach Prag. 5 Man 1389. eines gewissen Jesko I, der da rief: “Es ist besser alle Juden sterben, als daß die Christen zu Grund gehen ſollten , Auf dieſe Worte drangen ſie in die Iudenſkadt mit Gewalt, und mit einer fanatiſchen Wuth, zündeten die Häuſer an, und exmordeten die Iuden/ weſche den Flammen entlaufen wollten. Drey tauſend wurden in kurzer Zeit getodtet oder verbrannt. Nur einige Weiber und Kinder brachte man auf die Rathhäuſer/ und man taufte ſie/ um sie hiedurch der Wuth des raſenden Pöbels zu entreiſſen 2. Ein gleich= zeitiger Kroniste, der damals zu Prag sudirte, erzählt in der Kürze das nehmliche 3. Ein anderer alter Schriftseller ſagt auch, daß aus oben angeführten Ur= ſachen faſt alle Juden zu Prag am Oftertage ſmnd er= mordet und verbrannt worden 4. Dieſe Unruhen in Prag machten, daß ſich der König nicht länger in Eger aufhalten konnte. Er fer- tigte noch für das Benediktiner Kloster zu Selz im Elſasse einen Gnadenbrief aus, kraft dessen er demſel- ben einen gewissen Zoll-bestätigte, den ihm schon Kai¬ ſer Karl IV. verliehen hatte 5. Die Sürger, Ein= wohner und Iuden der Stadt und des Landes zu Eger aber ſprach er von allen Steuern und Abgaben auf fünf ganze Iahre los, weil ſie ihm zu ſeiner Noth= durft 1 Tunc unus ex plebe Chriſtianorum nomine Jefco Qua- dratus cum eſfet Pontifex anni et temporis illius. IBIDEM. 2I BID. 3 Theodoric. ENGELHVSIVS de EIMBEKE. p. 977. Er wurde zu Prag im I. 1386 Backalar und im I. 1389 Magiſker , wie es die Acta Facult. Philos. be= zeugen. Er hat folgenden Bers auf dieſe Begeben= heit gemacht : M. ſimul et tria CLL. XI. remoueto. Paſchæ luce reus Pragæ perit igne Judæus. 4 BENESS Minorita p. 63. 5 Dipl, apud SCHOEFFL. p. 286.
216 Wenzel geht nach Prag. 5 Man 1389. eines gewissen Jesko I, der da rief: “Es ist besser alle Juden sterben, als daß die Christen zu Grund gehen ſollten , Auf dieſe Worte drangen ſie in die Iudenſkadt mit Gewalt, und mit einer fanatiſchen Wuth, zündeten die Häuſer an, und exmordeten die Iuden/ weſche den Flammen entlaufen wollten. Drey tauſend wurden in kurzer Zeit getodtet oder verbrannt. Nur einige Weiber und Kinder brachte man auf die Rathhäuſer/ und man taufte ſie/ um sie hiedurch der Wuth des raſenden Pöbels zu entreiſſen 2. Ein gleich= zeitiger Kroniste, der damals zu Prag sudirte, erzählt in der Kürze das nehmliche 3. Ein anderer alter Schriftseller ſagt auch, daß aus oben angeführten Ur= ſachen faſt alle Juden zu Prag am Oftertage ſmnd er= mordet und verbrannt worden 4. Dieſe Unruhen in Prag machten, daß ſich der König nicht länger in Eger aufhalten konnte. Er fer- tigte noch für das Benediktiner Kloster zu Selz im Elſasse einen Gnadenbrief aus, kraft dessen er demſel- ben einen gewissen Zoll-bestätigte, den ihm schon Kai¬ ſer Karl IV. verliehen hatte 5. Die Sürger, Ein= wohner und Iuden der Stadt und des Landes zu Eger aber ſprach er von allen Steuern und Abgaben auf fünf ganze Iahre los, weil ſie ihm zu ſeiner Noth= durft 1 Tunc unus ex plebe Chriſtianorum nomine Jefco Qua- dratus cum eſfet Pontifex anni et temporis illius. IBIDEM. 2I BID. 3 Theodoric. ENGELHVSIVS de EIMBEKE. p. 977. Er wurde zu Prag im I. 1386 Backalar und im I. 1389 Magiſker , wie es die Acta Facult. Philos. be= zeugen. Er hat folgenden Bers auf dieſe Begeben= heit gemacht : M. ſimul et tria CLL. XI. remoueto. Paſchæ luce reus Pragæ perit igne Judæus. 4 BENESS Minorita p. 63. 5 Dipl, apud SCHOEFFL. p. 286.
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Zicht die Iudengüter kin. 217 durft eine Summe Geldes vorgeftrecket hatten a. Dann 1389. 5 May begab er sich auf die Rückreise. Zu Elbogen bestätig- te er dem deutſchen Orden alle Borrechte und befreyte ihn von verſchiedenen Beſchwerungen 2. An die Stadt 7 e. m. Regensburs/ und vermuthlich auch an andere Städte, ſchickte er den Befehl, daß man die Iuden dem Borzi/ woy von Swinar/ und Ulrichen von Wolfberg übergeben solle 3. Bielleicht war zu fürchten, daß die s e.m. Iuden in anderen Stádtenneben ſo, wie zu Prag be= handelt werden durften, daher ſie Wenzel dem Schuſze der erwähnten Herren übergeben. Dann ſeſzte er ſeine Reiſe nach Prag fort. Daß der Rönig bey ſeiner Ankunft in Prag eine ſcharfe Unterſuchung des erwahnten Aufonhrs wegen ange= ſtellet habe iſt gar nicht zu zweifeln. Man ffindet aber keine Spur/ daß er dieſer Barbarey wegen jemanden am Leben geſtraft hatte. Hayek ſchreibt ſo gary der Rö= nig habe geſagt : „weil die Juden den ersten Angriff auf die Chriften ihren Priester und den Leib Christi ge- than haben, ſo mogen sie es sich selbst zufchreiben , 4. Daß die Prieſter Wenzeln die Sache von der Seite der Religion werden vorgestellt, und dte Thäter ent- ſchuldiget/ die Iuden aber für ſchuldige wenden erklart haben, iſf ganz wahrſcheinlich. Doch nußte das Gold, Silber , und was ſonst den erſchlagenen Iuden, derer Bermogen dem König gehörte, geraubt worden, auf die Rathhäuſer gebracht und zurück gestellt werden 5, welches alles zuſammen genommen funf Tonnen Sil= bers ausmachte und dem König heimgefallen ist 6. Der König Wenzel hatte wahrgenommen , daß er mit ſeinen Einkûnften nicht auskommen konne, be= ſon- O 5 1 Urkundenbuch n. LXVI. 2 LVNIG P. Spec. Cont. I. Forts. I. Anhang p. 16. Dipl. in Archiuo RATISB. 3 4 Ad a. 1390. PASSIO Prag. Jud. 5 6 ENGELHVSIVS I. c.
Zicht die Iudengüter kin. 217 durft eine Summe Geldes vorgeftrecket hatten a. Dann 1389. 5 May begab er sich auf die Rückreise. Zu Elbogen bestätig- te er dem deutſchen Orden alle Borrechte und befreyte ihn von verſchiedenen Beſchwerungen 2. An die Stadt 7 e. m. Regensburs/ und vermuthlich auch an andere Städte, ſchickte er den Befehl, daß man die Iuden dem Borzi/ woy von Swinar/ und Ulrichen von Wolfberg übergeben solle 3. Bielleicht war zu fürchten, daß die s e.m. Iuden in anderen Stádtenneben ſo, wie zu Prag be= handelt werden durften, daher ſie Wenzel dem Schuſze der erwähnten Herren übergeben. Dann ſeſzte er ſeine Reiſe nach Prag fort. Daß der Rönig bey ſeiner Ankunft in Prag eine ſcharfe Unterſuchung des erwahnten Aufonhrs wegen ange= ſtellet habe iſt gar nicht zu zweifeln. Man ffindet aber keine Spur/ daß er dieſer Barbarey wegen jemanden am Leben geſtraft hatte. Hayek ſchreibt ſo gary der Rö= nig habe geſagt : „weil die Juden den ersten Angriff auf die Chriften ihren Priester und den Leib Christi ge- than haben, ſo mogen sie es sich selbst zufchreiben , 4. Daß die Prieſter Wenzeln die Sache von der Seite der Religion werden vorgestellt, und dte Thäter ent- ſchuldiget/ die Iuden aber für ſchuldige wenden erklart haben, iſf ganz wahrſcheinlich. Doch nußte das Gold, Silber , und was ſonst den erſchlagenen Iuden, derer Bermogen dem König gehörte, geraubt worden, auf die Rathhäuſer gebracht und zurück gestellt werden 5, welches alles zuſammen genommen funf Tonnen Sil= bers ausmachte und dem König heimgefallen ist 6. Der König Wenzel hatte wahrgenommen , daß er mit ſeinen Einkûnften nicht auskommen konne, be= ſon- O 5 1 Urkundenbuch n. LXVI. 2 LVNIG P. Spec. Cont. I. Forts. I. Anhang p. 16. Dipl. in Archiuo RATISB. 3 4 Ad a. 1390. PASSIO Prag. Jud. 5 6 ENGELHVSIVS I. c.
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218 Verlangt die verſetzten I389 ſonders wenn er óftere Reiſen nach Deutſchland ma= chen ſollte. Die Stenereinnahme, davon noch die geiſk= lichen Güter, die den dritten Theil des Königreichs ausmachten, und laut ihrer Privilegien frey waren, war gering. Und wenn auch der Kónig eine Berne oder allgemeine Steuer ausſchrieb, ſo trug ſie von Stádten und Kloſtern kaum acht tauſend Schock Gro= ſchen/ etwan hundert ſechzig tauſend heutiger Gulden ein 1. Die Kammergüter waren größten Theils an dle böhmiſche Herren und Ritter verſelzt worden. Der Erzbiſchof von Prag. allein beſaß ſieben Städte und verſchiedene Schlöſfer und Güter, welche die Biſchöfe nach und nach bey trüben Wetter gefiſcht hatten, und davon viele jemals Krongüter geweſen waren. Det König und ſeine Näthe beſchloſſen alſo die vormaligen Kammergûter von den Beſiſzern geradezu zurûck zu for= dern, um die königlichen Einkunfte zu vermehren. Aus dieſer Ursache verſchrieb der Konig einen Landtag nach Prag/ zu welchem meistens diejenigen Herven vor- geladen wurden, welche Schlsſſer und Güter, die zu der königlichen Kammer gehörten, besaßen. Wie ſie verſammelt waren) ſprach der Konig zu ihnen : “Lie= ben Herren und Ritter! Es ist euch wohl bekannt, daß der größte Theil unſerer Krongûter in eueren Han= den ist; Wir haben bisher der Sache ruhig zugeſe= hen ; wenn es aber in die Länge ſo verbleiben ſollte, ſo fürchten Wir, daß dieß Königreich zu einem Für- ftenthume herunter ſinken müsse. Wir verlangen alſo von euch, daß ihr uns, als unſere lieben und getreuen, mit Rath und That zur Wiedererlangung dieſer unſer Krongüter behülflich ſeyn mochtet.„ Die Herren und Ritter baten nun den König um die Erlaubniß, ſich hierüber unter einander zu berathſchlagen, darauf Wen= zel antwortete : “Lieben Herren und Ritter, berath= ſchla 1 Sieh eine solche Berna vom I. 1416 in den Materia- lien zur böhm. Statistik Heft 4. S. 830.
218 Verlangt die verſetzten I389 ſonders wenn er óftere Reiſen nach Deutſchland ma= chen ſollte. Die Stenereinnahme, davon noch die geiſk= lichen Güter, die den dritten Theil des Königreichs ausmachten, und laut ihrer Privilegien frey waren, war gering. Und wenn auch der Kónig eine Berne oder allgemeine Steuer ausſchrieb, ſo trug ſie von Stádten und Kloſtern kaum acht tauſend Schock Gro= ſchen/ etwan hundert ſechzig tauſend heutiger Gulden ein 1. Die Kammergüter waren größten Theils an dle böhmiſche Herren und Ritter verſelzt worden. Der Erzbiſchof von Prag. allein beſaß ſieben Städte und verſchiedene Schlöſfer und Güter, welche die Biſchöfe nach und nach bey trüben Wetter gefiſcht hatten, und davon viele jemals Krongüter geweſen waren. Det König und ſeine Näthe beſchloſſen alſo die vormaligen Kammergûter von den Beſiſzern geradezu zurûck zu for= dern, um die königlichen Einkunfte zu vermehren. Aus dieſer Ursache verſchrieb der Konig einen Landtag nach Prag/ zu welchem meistens diejenigen Herven vor- geladen wurden, welche Schlsſſer und Güter, die zu der königlichen Kammer gehörten, besaßen. Wie ſie verſammelt waren) ſprach der Konig zu ihnen : “Lie= ben Herren und Ritter! Es ist euch wohl bekannt, daß der größte Theil unſerer Krongûter in eueren Han= den ist; Wir haben bisher der Sache ruhig zugeſe= hen ; wenn es aber in die Länge ſo verbleiben ſollte, ſo fürchten Wir, daß dieß Königreich zu einem Für- ftenthume herunter ſinken müsse. Wir verlangen alſo von euch, daß ihr uns, als unſere lieben und getreuen, mit Rath und That zur Wiedererlangung dieſer unſer Krongüter behülflich ſeyn mochtet.„ Die Herren und Ritter baten nun den König um die Erlaubniß, ſich hierüber unter einander zu berathſchlagen, darauf Wen= zel antwortete : “Lieben Herren und Ritter, berath= ſchla 1 Sieh eine solche Berna vom I. 1416 in den Materia- lien zur böhm. Statistik Heft 4. S. 830.
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Kronguter zurick 219 schlaget euch mit der geſunden Bernunft.„ Rachdem I389. ſie ſich eine gute Weile unterredet hatten, ſprach der böhmiſche Herr, Weitminar, im Namen der übri= gen “Gnadiger König, unser durchlauchtigster Herr, alle dieſe Herren danken Euer königlichen Gnaden für die Erlaubniß, daß sie sich haben beruthschlagen kön- nen. Sie haben mir zu gleicher Zeit aufgetragen iß ren Willen Euer Durchlaucht anzudeuten und zu ſa= gen: “Gnädiger König, was ihre Boreltern zu Zeiten anderer Könige genoſſen, daß wollen auch Tuer könig= liche Durchlaucht, als ihr gnädiger König und Herr) ihnen vergonnen und laſſen.„ Der König antwortete : “Lieben Herren und Ritter! habt ibr Uns in dieser Sache keinen geſünderen Rath erkhefſen konnen ? wenn es nicht anders ist, so müssen wir es indessen Gott be- fohlen ſeyn laſſen. „ Dann wurden andere Geſcháfte auf dem Landtage vorgenommen I. Was in dieſer Sache weiter vorgegangen/ wird unten vorkommen. Wenzel gieng ſodann auf ſein Jagdſchloß Bürg= liſz, wo er ſich einige Monate hinter einander aufhielt. Wir wollen alſo anführen , was er daſelbſt ausgefer= tiget hat. Der Kaiſer Rarl IV. hatte den Herzogen von Oppeln die Stádte Jaromir, die Beste Poten- stein und Koſteletz für 8000 Schock Groſchen ver- pfándet. Wenzel, dem ſein Bater Karl nicht eine volle Raſſa, wohl aber eine Menge Schulden und ver= pfändete Güter hinterlaſſen Hatte, wollte auch dieſe Schulden tilgen. Er verband ſich alſo gegen den Her= z0g, ihm alle Jahre I000 Schock auf den Termin Galli auszuzahlen/ dafür verbürgten ſich Heinrich von Duba konigl. Hofmeister, Otto von Bergau, Burggraf zu Prag/ Heinczk von Weiſſenberg, und Konrad Kepler, Burggraf zu Karlftein, wie auch die Bürgermeister und Räthe der Städte Prag, Breslau/ Glaßz und Fran- I BRAZYDYN in Chronico Boh. MS.
Kronguter zurick 219 schlaget euch mit der geſunden Bernunft.„ Rachdem I389. ſie ſich eine gute Weile unterredet hatten, ſprach der böhmiſche Herr, Weitminar, im Namen der übri= gen “Gnadiger König, unser durchlauchtigster Herr, alle dieſe Herren danken Euer königlichen Gnaden für die Erlaubniß, daß sie sich haben beruthschlagen kön- nen. Sie haben mir zu gleicher Zeit aufgetragen iß ren Willen Euer Durchlaucht anzudeuten und zu ſa= gen: “Gnädiger König, was ihre Boreltern zu Zeiten anderer Könige genoſſen, daß wollen auch Tuer könig= liche Durchlaucht, als ihr gnädiger König und Herr) ihnen vergonnen und laſſen.„ Der König antwortete : “Lieben Herren und Ritter! habt ibr Uns in dieser Sache keinen geſünderen Rath erkhefſen konnen ? wenn es nicht anders ist, so müssen wir es indessen Gott be- fohlen ſeyn laſſen. „ Dann wurden andere Geſcháfte auf dem Landtage vorgenommen I. Was in dieſer Sache weiter vorgegangen/ wird unten vorkommen. Wenzel gieng ſodann auf ſein Jagdſchloß Bürg= liſz, wo er ſich einige Monate hinter einander aufhielt. Wir wollen alſo anführen , was er daſelbſt ausgefer= tiget hat. Der Kaiſer Rarl IV. hatte den Herzogen von Oppeln die Stádte Jaromir, die Beste Poten- stein und Koſteletz für 8000 Schock Groſchen ver- pfándet. Wenzel, dem ſein Bater Karl nicht eine volle Raſſa, wohl aber eine Menge Schulden und ver= pfändete Güter hinterlaſſen Hatte, wollte auch dieſe Schulden tilgen. Er verband ſich alſo gegen den Her= z0g, ihm alle Jahre I000 Schock auf den Termin Galli auszuzahlen/ dafür verbürgten ſich Heinrich von Duba konigl. Hofmeister, Otto von Bergau, Burggraf zu Prag/ Heinczk von Weiſſenberg, und Konrad Kepler, Burggraf zu Karlftein, wie auch die Bürgermeister und Räthe der Städte Prag, Breslau/ Glaßz und Fran- I BRAZYDYN in Chronico Boh. MS.
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220 Iſt der Kirchenſpaltung I389. Frankenſkein. Dagegen der König die verpfändeten I0 Iun. Stádte losmachte I. Dann ſchickte Wenzel an die Stadt Regensburg den Befehl, es ſollten zwen Rathe 2I Iul. und zwey Iuden aus dieſer Stadt vor ihm erſcheinen 2. Bielleicht hatte man Schwierigkeiten gemacht die da ſigen Iuden dem von Swinar, wie er es ſchon befoh- len hatte, zu überlaſſen. Mit Ende des Iulius war 26 e.m. er noch zu Burgliſz 3/ wie auch zu Anfang des Au= gustmonats; laut einiger Briefe, die er daselbst aus- fertigte. So beſtätigte er einen Gnadenbrief, den ſein Bater Karl IV. der Stadt Kaurzim, als Statthalter von Böhmen im Jahre 1334 am 22. Februar zu Kuttenberg gegeben, und kraft deſſen sich eine Meile weit um dieſe Stadt keine Handwerksleute ſetzen ſoll= 1 Aug. ten 4. Im folgenden Monat aber gieng er nach Be= raun. Er warf abermals einen Blick auf Italien. Wir haben schon oben auf das I. 1383. 5. Juli erzählt, daß Wenzel seinen Better, den Markgrafen Iodok, zum Reichsvikar von Italien exnannt habe. Es müs ſen aber einige Hinderniſſe dazwiſchen gekommen ſeyn/ daß Iodok nicht nach Italien gegangen, wie ihm es der Kónig Wenzel aufgetragen hatte. Er faßte alſo jeßzt abermals den Entſchluß ihn dahin zu schicken, um daſelbſt ſo wohl die Rechte des Reichs zu handhaben, als auch um die Spaltung in der Kirche, die noch im= mer fortwährte, aufzuheben. In dieſer Abſicht fertigte Wenzel für den Markgrafen Jodok oder Josft aber- mals ein Diplom aus, kraft dessen er ihn zum allgemeinen Reichsverweſer über Italien mit der gewöhnlichen Boll= macht 1 Dipl. bey LVNIG C. G. D. Tom. II. p. 382. Don= nerſtag nach Pfingsten war der I0. Brachmonat oder Junius. 2 Dipl. in Archiuo RATISB. 3 TSCHVDY P. 1. 1 8. p. 561. 4 Dipl. Archiui Ciuit. KAVRZ.
220 Iſt der Kirchenſpaltung I389. Frankenſkein. Dagegen der König die verpfändeten I0 Iun. Stádte losmachte I. Dann ſchickte Wenzel an die Stadt Regensburg den Befehl, es ſollten zwen Rathe 2I Iul. und zwey Iuden aus dieſer Stadt vor ihm erſcheinen 2. Bielleicht hatte man Schwierigkeiten gemacht die da ſigen Iuden dem von Swinar, wie er es ſchon befoh- len hatte, zu überlaſſen. Mit Ende des Iulius war 26 e.m. er noch zu Burgliſz 3/ wie auch zu Anfang des Au= gustmonats; laut einiger Briefe, die er daselbst aus- fertigte. So beſtätigte er einen Gnadenbrief, den ſein Bater Karl IV. der Stadt Kaurzim, als Statthalter von Böhmen im Jahre 1334 am 22. Februar zu Kuttenberg gegeben, und kraft deſſen sich eine Meile weit um dieſe Stadt keine Handwerksleute ſetzen ſoll= 1 Aug. ten 4. Im folgenden Monat aber gieng er nach Be= raun. Er warf abermals einen Blick auf Italien. Wir haben schon oben auf das I. 1383. 5. Juli erzählt, daß Wenzel seinen Better, den Markgrafen Iodok, zum Reichsvikar von Italien exnannt habe. Es müs ſen aber einige Hinderniſſe dazwiſchen gekommen ſeyn/ daß Iodok nicht nach Italien gegangen, wie ihm es der Kónig Wenzel aufgetragen hatte. Er faßte alſo jeßzt abermals den Entſchluß ihn dahin zu schicken, um daſelbſt ſo wohl die Rechte des Reichs zu handhaben, als auch um die Spaltung in der Kirche, die noch im= mer fortwährte, aufzuheben. In dieſer Abſicht fertigte Wenzel für den Markgrafen Jodok oder Josft aber- mals ein Diplom aus, kraft dessen er ihn zum allgemeinen Reichsverweſer über Italien mit der gewöhnlichen Boll= macht 1 Dipl. bey LVNIG C. G. D. Tom. II. p. 382. Don= nerſtag nach Pfingsten war der I0. Brachmonat oder Junius. 2 Dipl. in Archiuo RATISB. 3 TSCHVDY P. 1. 1 8. p. 561. 4 Dipl. Archiui Ciuit. KAVRZ.
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und Pábste überdriffig. 221 macht ernannte, daſelbft im Namen des Reichs alles I389. zu verwalten und zu entſcheiden I. Ferners gab Wene I6Sep. zel dieſem ſeinem Reichsverweſer die Macht bey ſeiner Ankunft in Italien zu unterſuchen) ob Bartholomaus oder Robertus, das iſt, Urban VI. oder Klemens VII. der wahre Pabſt ſeye, und dann ſoll er es dahin brin= gen, daß nur demjenigen der Gehorſam von jedermann geleiſtet werde, den er nach der gehörigen Unterſuchung für das wahre und ordentliche Oberhaupt der Kirche erkennen wûrde 2. Wenzel ſagt in der Urkunde, daß ihin dieſe abſcheuliche Kirchenſpaltung, welche noch im= mer fortwähret/ und durch die längſt geſchehene Wahl zweyer Päbſle entſtanden ist, recht ſehr wehe thue 3. Ferners erzählt er das Uebel, ſo daraus entſlunden daß ſich námlich die Chriſken in vier Partheyen getheiles haben/ davon die erſte den Erzbiſchof von Bari, Bar= tholomaus, die zweyte den Kardinal Robert von Genf die dritte ſowohl einen als den andern, und die vierte keinen von beyden für einen Pabst erkenne. Es ſcheint , Wenzel ſey ietzt von der leſten Parthey gewe= ſen,denn er legt keinem von beyden den Titel eines Pab= ftes bey. Im Anfang hat er zwar den Erzbischof von Bari, oder Urban VI. für den wahren Pabſt nicht nur erkannt, ſondern ihn auch geschützt und empfohlen. Da wir aber ſeit einigen Jahren nirgends gefunden) daß er ſich deſſelben weiter angenommen hatte, ſo ſcheint es 1 Dipl. bey H. Haberlin N. d. Reichsgeſch. I. B. Vor= rede S. XIII. ex Originali in Archiuo Plaſſenb. In dem kaiſerl. Hausarchiv zu Wien liegt auch ein Original davon. 2 Dipl. apud BALVZIVM in Act. Vet. p. 890. Es ist weder das Iahr noch der Tag bey dieſer Urkun= de angegeben. Der Suſammenhang der Seſchichte zeigt aber daß ſie in dieſe Zeit gehöre. 3 Sane feralis peſtis ſeismatis nunc vigentis propemo- dum noſtram pulſat Maieſtatem, quod prouenit ex duabus dudum factis electionibus. I BID, loco cit.
und Pábste überdriffig. 221 macht ernannte, daſelbft im Namen des Reichs alles I389. zu verwalten und zu entſcheiden I. Ferners gab Wene I6Sep. zel dieſem ſeinem Reichsverweſer die Macht bey ſeiner Ankunft in Italien zu unterſuchen) ob Bartholomaus oder Robertus, das iſt, Urban VI. oder Klemens VII. der wahre Pabſt ſeye, und dann ſoll er es dahin brin= gen, daß nur demjenigen der Gehorſam von jedermann geleiſtet werde, den er nach der gehörigen Unterſuchung für das wahre und ordentliche Oberhaupt der Kirche erkennen wûrde 2. Wenzel ſagt in der Urkunde, daß ihin dieſe abſcheuliche Kirchenſpaltung, welche noch im= mer fortwähret/ und durch die längſt geſchehene Wahl zweyer Päbſle entſtanden ist, recht ſehr wehe thue 3. Ferners erzählt er das Uebel, ſo daraus entſlunden daß ſich námlich die Chriſken in vier Partheyen getheiles haben/ davon die erſte den Erzbiſchof von Bari, Bar= tholomaus, die zweyte den Kardinal Robert von Genf die dritte ſowohl einen als den andern, und die vierte keinen von beyden für einen Pabst erkenne. Es ſcheint , Wenzel ſey ietzt von der leſten Parthey gewe= ſen,denn er legt keinem von beyden den Titel eines Pab= ftes bey. Im Anfang hat er zwar den Erzbischof von Bari, oder Urban VI. für den wahren Pabſt nicht nur erkannt, ſondern ihn auch geschützt und empfohlen. Da wir aber ſeit einigen Jahren nirgends gefunden) daß er ſich deſſelben weiter angenommen hatte, ſo ſcheint es 1 Dipl. bey H. Haberlin N. d. Reichsgeſch. I. B. Vor= rede S. XIII. ex Originali in Archiuo Plaſſenb. In dem kaiſerl. Hausarchiv zu Wien liegt auch ein Original davon. 2 Dipl. apud BALVZIVM in Act. Vet. p. 890. Es ist weder das Iahr noch der Tag bey dieſer Urkun= de angegeben. Der Suſammenhang der Seſchichte zeigt aber daß ſie in dieſe Zeit gehöre. 3 Sane feralis peſtis ſeismatis nunc vigentis propemo- dum noſtram pulſat Maieſtatem, quod prouenit ex duabus dudum factis electionibus. I BID, loco cit.
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222 Setzt einen Reichovikar. I7Sep. I389. es , daß Wenzel der Spaltung überdruſſig geworden. zumal da es ſchwer zu entſcheiden war/ welcher von beyden für den wahren Pabſt zu halten wáre 1. So wollte Wenzel dieſem Unrathe dadurch ein Ende ma= chen, daß der Reichsvikar Jodok eine genaue Unter- ſuchung der geſchehenen Wahlen in Italien ſelbſt vor nehmen ſollte. Iodok gab auch am folgenden Tage dem Kónig Wenzel eine ſchriftliche Berſicherung, daß er das ihm aufgetragene Bikariat in Italien zum Besten deſselben fünf ganze Jahre, und dann bis zum Wiederruf, oder bis er Wenzel, persönlich nach Ita- lien káme, verwalten wolle 2. Allein der Markgraf Iodok kam auch dießmal nicht nach Italien. Biel-- leicht fand man es nicht mehr für nothig weil nicht lange darauf die Nachricht eingelaufen, daß der Pabſt Urban VI. am I8. Oktober geſtorben ift, wie es die Kardinale ſelbſt Wenzeln durch ein Schreiben mit der Bitte zu wiſſen thaten, daß er für ihn beten mochte 3. Dieſer Pabſt hatte durch ſein unvorſichtiges und hochmûthiges Betragen gegen die Kardinále gleich an= fangs zu dieſer Spaltung Gelegenheit gegeben, und ſie durch ſeine Unverſöhnlichkeit, Grauſamkeit und Hartnäckigkeit, womit er die päbſlliche Wurde zu be= haupten ſuchte, immer größer und das Uebel unheil= barer gemacht 4. Die vierzehn Kardinále traten alſo nach dem Absterben Urbans gleich zuſammen, und wählten an deſſen Stelle ſchon am 2ten November den Kardinal Peter Tomacelli zum Pabſle. Dieſer nahm 1 Iſtud fuit Schisma Eccleſiæ XXII. omnium Schisma. tum , quæ ante fuerunt, peſſimum et ſubtiliſſimum. Adeo enim perplexum erat, ut etiam doctiſſimi et conſcientioſi viri non ſcirent, cui eſſet magis adhæ- rendum. Magnum chron. Belgii p. 350. 2 Dipl. ben H. Haberlin neue Rg. 4ter Band in der Borr. S. IX. 3 Apud RAYNALD. ad h. a. p. 142. 4 H. Haberlin S. 158.
222 Setzt einen Reichovikar. I7Sep. I389. es , daß Wenzel der Spaltung überdruſſig geworden. zumal da es ſchwer zu entſcheiden war/ welcher von beyden für den wahren Pabſt zu halten wáre 1. So wollte Wenzel dieſem Unrathe dadurch ein Ende ma= chen, daß der Reichsvikar Jodok eine genaue Unter- ſuchung der geſchehenen Wahlen in Italien ſelbſt vor nehmen ſollte. Iodok gab auch am folgenden Tage dem Kónig Wenzel eine ſchriftliche Berſicherung, daß er das ihm aufgetragene Bikariat in Italien zum Besten deſselben fünf ganze Jahre, und dann bis zum Wiederruf, oder bis er Wenzel, persönlich nach Ita- lien káme, verwalten wolle 2. Allein der Markgraf Iodok kam auch dießmal nicht nach Italien. Biel-- leicht fand man es nicht mehr für nothig weil nicht lange darauf die Nachricht eingelaufen, daß der Pabſt Urban VI. am I8. Oktober geſtorben ift, wie es die Kardinale ſelbſt Wenzeln durch ein Schreiben mit der Bitte zu wiſſen thaten, daß er für ihn beten mochte 3. Dieſer Pabſt hatte durch ſein unvorſichtiges und hochmûthiges Betragen gegen die Kardinále gleich an= fangs zu dieſer Spaltung Gelegenheit gegeben, und ſie durch ſeine Unverſöhnlichkeit, Grauſamkeit und Hartnäckigkeit, womit er die päbſlliche Wurde zu be= haupten ſuchte, immer größer und das Uebel unheil= barer gemacht 4. Die vierzehn Kardinále traten alſo nach dem Absterben Urbans gleich zuſammen, und wählten an deſſen Stelle ſchon am 2ten November den Kardinal Peter Tomacelli zum Pabſle. Dieſer nahm 1 Iſtud fuit Schisma Eccleſiæ XXII. omnium Schisma. tum , quæ ante fuerunt, peſſimum et ſubtiliſſimum. Adeo enim perplexum erat, ut etiam doctiſſimi et conſcientioſi viri non ſcirent, cui eſſet magis adhæ- rendum. Magnum chron. Belgii p. 350. 2 Dipl. ben H. Haberlin neue Rg. 4ter Band in der Borr. S. IX. 3 Apud RAYNALD. ad h. a. p. 142. 4 H. Haberlin S. 158.
Strana 223
Fordert mit viel Scharfe 223 nahm den Namen Bonifacius IX. an , und wit 1389. werden weiter unten von ihm reden. Wenzel hielt ſich noch einige Zeit zu Beraun auf. Er gab auch hier dem Markgrafen Iodok die Bollmacht zwiſchen ihm und ſeinem Schwager, dem Herzog Albrecht von Oeſt= reich, einen Bergleich zu treffen; denn es waren zwi= ſchen beyden der Stadt Paſfau und einiger gefangenen Kaufleute wegen, die nach Benedig Handelten/ aber= mals Mißhelligkeiten entftanden I. Indessen hatte ſich der König mit ſeinen Räthen abermals berathſchlaget/ wie er die verſefzten Krongü= ter wieder an die Kammer bringen konnte. Bon ei= ner ordentlichen Ausloſung mag die Rede nicht geweſen ſeyn/ denn man glaubte, der Beſiſzer und Pfandinha= ber mochte ſein Kapital lángst Heraus gebracht haben. Auf Anrathen der Hofrathe hatte alſo Wenzel einen abermaligen Landtag, und zwar nach Wilemow, ver- ſchrieben, dahin ſich die Beſiſzer der Kammergüter un= ter der Strafe der königlichen Ungnade ſtellen ſollten. Einige erſchienen, und der König ließ auf freyem Fel- de drey große Gezelte aufſchlagen. Davon war das erſle ſchwarz, das zweyte roth, das dritte weiß. Wen= zel hatte diesmal eine gute Anzahl Waffenträger mit ſich genommen. Er ſetzte ſich mit ſeinen Ráthen in das ſchwarze Zelt, und ließ einen der Borgeladenen nach dem andern vortreten. Sie ſollten nun ausſagen, wie lange sie das Schloß oder Gut besitzen, was sie dar- auf geliehen, und was es jährlich getragen habe. Die ersten weigerten sich dieſe Rechenſchaft abzulegen; ſie wurden alſo in das rothe Zelt gebracht, und ihres Un= gehorſams wegen auf Befehl des erzürnten Königs auf der Stelle geköpft. Als die Reihe an den Herrn Weitminar kam/ der, was im rothen Zelte vorgieng, wahrgenommen hatte, ſo ſprach er : �Gnádiger und durchlauchtigſter Konig, ich habe zwar meine Regiſter 20Sep. und 1 Urkundenb. n. LXVII.
Fordert mit viel Scharfe 223 nahm den Namen Bonifacius IX. an , und wit 1389. werden weiter unten von ihm reden. Wenzel hielt ſich noch einige Zeit zu Beraun auf. Er gab auch hier dem Markgrafen Iodok die Bollmacht zwiſchen ihm und ſeinem Schwager, dem Herzog Albrecht von Oeſt= reich, einen Bergleich zu treffen; denn es waren zwi= ſchen beyden der Stadt Paſfau und einiger gefangenen Kaufleute wegen, die nach Benedig Handelten/ aber= mals Mißhelligkeiten entftanden I. Indessen hatte ſich der König mit ſeinen Räthen abermals berathſchlaget/ wie er die verſefzten Krongü= ter wieder an die Kammer bringen konnte. Bon ei= ner ordentlichen Ausloſung mag die Rede nicht geweſen ſeyn/ denn man glaubte, der Beſiſzer und Pfandinha= ber mochte ſein Kapital lángst Heraus gebracht haben. Auf Anrathen der Hofrathe hatte alſo Wenzel einen abermaligen Landtag, und zwar nach Wilemow, ver- ſchrieben, dahin ſich die Beſiſzer der Kammergüter un= ter der Strafe der königlichen Ungnade ſtellen ſollten. Einige erſchienen, und der König ließ auf freyem Fel- de drey große Gezelte aufſchlagen. Davon war das erſle ſchwarz, das zweyte roth, das dritte weiß. Wen= zel hatte diesmal eine gute Anzahl Waffenträger mit ſich genommen. Er ſetzte ſich mit ſeinen Ráthen in das ſchwarze Zelt, und ließ einen der Borgeladenen nach dem andern vortreten. Sie ſollten nun ausſagen, wie lange sie das Schloß oder Gut besitzen, was sie dar- auf geliehen, und was es jährlich getragen habe. Die ersten weigerten sich dieſe Rechenſchaft abzulegen; ſie wurden alſo in das rothe Zelt gebracht, und ihres Un= gehorſams wegen auf Befehl des erzürnten Königs auf der Stelle geköpft. Als die Reihe an den Herrn Weitminar kam/ der, was im rothen Zelte vorgieng, wahrgenommen hatte, ſo ſprach er : �Gnádiger und durchlauchtigſter Konig, ich habe zwar meine Regiſter 20Sep. und 1 Urkundenb. n. LXVII.
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Strana 225
Schreibt dem Biſchof Pilgram. 225 hielt den Frieden nicht, ſondern griff den Herzog aber 1389. mals an und verheerte ſein Land, weswegen ſich dann Friedrich an den König wandte und über den unrubi= gen Geiſllichen ſeine Klage führte. Wenzel fertigte al= ſo an den Erzbiſchof ein Ermahnungsſchreiben folgenden Inhalts ab: “Ehrwürdiger Fürſt, und andächtiger lieber Rath. Uns hat vorgelegt der Hochgeborne Fried= rich, Herzog in Bayern — wie daß du thm über sol- che Richtigung und Einigung/ die Wir zwiſchen dir und ihm gemacht haben, entſaget haft, und nun ſein Land und Leute angegriffen, und zu beſchädigen mey= neſt. — Wir begehren von deiner Andacht mit gan= zem Ernſ, und mahnen dich auch bey ſolchem Thun und Eiden, als du uns gethan hast, und bey der Ei- nung und Berrichtung, die Wir zwiſchen dir und dem ehegenannten unſerm Oheim gemacht haben daß du demſelben Herzog Friedrich ſein Land und Leute nicht angreifeff noch beſchädigeſt.„ Wenzel ſagt ferners, er wolle beyde an einem beſkimmten Tage vor ſich laden, und ſie aufs neue vergleichen, nur ſolle er bis dahin ſlille ſißzen I. Es ſcheint, daß die Ermahnungen Wen= zels bey dem Erzbiſchof gefruchtet haben. Wenzel war noch im folgenden Monat zu Bettlern, und verſchrieb daſelbſt das Dorf Reichenau den Herren von Ronow mit allem Zugehór, als ein männliches Lehen 2. Hier- auf gieng Wenzel auf einige Zeit nach Bürglitz. Bon ſeinem Aufenthalte daſelbſt zeuget eine Originalurkunde/ kraft welcher er der Stadt Leutmeriſz abermals die Er= laubniß ertheilet den St. Iakob Iahrmarkt auf den Allerheiligen Tag zu verlegen 3. Er muß aber noch 26 e.m. am nehmlichen Tage nach Prag verreiſet ſeyn/ wo er bey 1 LVNIG Spic. Eccl. Tom. I. Fortſ. p. 981. Originale in Archiuo RATISB. 2 MS. Boh. 3 Urkundenb. n. LXVIII. Erster Theil. 31 Ott. Nov.
Schreibt dem Biſchof Pilgram. 225 hielt den Frieden nicht, ſondern griff den Herzog aber 1389. mals an und verheerte ſein Land, weswegen ſich dann Friedrich an den König wandte und über den unrubi= gen Geiſllichen ſeine Klage führte. Wenzel fertigte al= ſo an den Erzbiſchof ein Ermahnungsſchreiben folgenden Inhalts ab: “Ehrwürdiger Fürſt, und andächtiger lieber Rath. Uns hat vorgelegt der Hochgeborne Fried= rich, Herzog in Bayern — wie daß du thm über sol- che Richtigung und Einigung/ die Wir zwiſchen dir und ihm gemacht haben, entſaget haft, und nun ſein Land und Leute angegriffen, und zu beſchädigen mey= neſt. — Wir begehren von deiner Andacht mit gan= zem Ernſ, und mahnen dich auch bey ſolchem Thun und Eiden, als du uns gethan hast, und bey der Ei- nung und Berrichtung, die Wir zwiſchen dir und dem ehegenannten unſerm Oheim gemacht haben daß du demſelben Herzog Friedrich ſein Land und Leute nicht angreifeff noch beſchädigeſt.„ Wenzel ſagt ferners, er wolle beyde an einem beſkimmten Tage vor ſich laden, und ſie aufs neue vergleichen, nur ſolle er bis dahin ſlille ſißzen I. Es ſcheint, daß die Ermahnungen Wen= zels bey dem Erzbiſchof gefruchtet haben. Wenzel war noch im folgenden Monat zu Bettlern, und verſchrieb daſelbſt das Dorf Reichenau den Herren von Ronow mit allem Zugehór, als ein männliches Lehen 2. Hier- auf gieng Wenzel auf einige Zeit nach Bürglitz. Bon ſeinem Aufenthalte daſelbſt zeuget eine Originalurkunde/ kraft welcher er der Stadt Leutmeriſz abermals die Er= laubniß ertheilet den St. Iakob Iahrmarkt auf den Allerheiligen Tag zu verlegen 3. Er muß aber noch 26 e.m. am nehmlichen Tage nach Prag verreiſet ſeyn/ wo er bey 1 LVNIG Spic. Eccl. Tom. I. Fortſ. p. 981. Originale in Archiuo RATISB. 2 MS. Boh. 3 Urkundenb. n. LXVIII. Erster Theil. 31 Ott. Nov.
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226 Halt ſich zu Bettlern auf. F c.m. 1 Dec. I389. bey ſeiner Ankunft ſeinem Rathe, Hinko von Rziczan die Erlaubniß ausfertigen ließ, daß er ſeinen Hof Ugyezdecz an das St. Annen Kloster zu Prag verkau= I6Nov. fen moge I. Mit Anfang des Decembers aber war Rönig Wen= zel auf ſeinem neuen Schloſſe Bettlern. Auf dieſem pflegte er ſich nach der Zeit oft aufzuhalten. Es lag nahe an der Stadt dieſes Namens, wodurch die Reichs= ſtraſſe gehet. Seine Hofflatt aber wohnte in jener Gaſſe der Stadt, die noch heut zu Tage, die Kónigs= gaſſe heißt. Bom Schloſſe ſieht man noch einige Ueber= bleibſel. Hier fertigte er alſo für ſeine Muhme, die Markgräfinn. Eliſabeth von Meiſſen, des Markgrafen Wilhelm Gemahlinn, einen Brief aus, kraft deſſen er ihr Leiſnik, Haus und Hof, die Burggrafschaft zu Meissen, und andere Güter, die vom Reiche rührten, als Leibge- dingsrecht, auf Berlangen des Markgrafen/ verlieh mit der Berſicherung, daß er ſie, als Bormund, wie auch ihr Bruder, der Markgraf Jodok, dabey schüßzen und handhaben wollen 2. Seinen Rath Borziwoy von Swi= nar aber belehnte er mit dem Schultheiſſenamte zu Windsheim, und ſchickte dem Bürgermeister und Rath dieſer Stadt den Befehl zu, daß sie dem von Swinar gehorſam ſeyn ſollen 3. Um dieſe Zeit erhielt Wenzel von dem neu er= wählten Pabſte ein Schreiben, worinn ihm derſelbe ſeine Erhöhung zu wiſſen machte, und ihn erſuchte, daß er nach Italien kommen und ſich von ihm kronen laſſen mochte. Wir werden unten ſehen, daß ihm der Konig erst mit Ende des folgenden Iahrs geantwortet habe. Indeſſen hielt ſich Wenzel dieß ganze Iahr theils zu Prag und theils auf seinen Schlöſſern in Böhmen 1390. auf. 1 Originale in Archiuo Bibl. Reg. Prag. 2 LVNIG C. Jur. Feud. Germ. Tom. I. p. 589. 3 LVNIO P. Spec. Cont. IV. II. Th. p. 272.
226 Halt ſich zu Bettlern auf. F c.m. 1 Dec. I389. bey ſeiner Ankunft ſeinem Rathe, Hinko von Rziczan die Erlaubniß ausfertigen ließ, daß er ſeinen Hof Ugyezdecz an das St. Annen Kloster zu Prag verkau= I6Nov. fen moge I. Mit Anfang des Decembers aber war Rönig Wen= zel auf ſeinem neuen Schloſſe Bettlern. Auf dieſem pflegte er ſich nach der Zeit oft aufzuhalten. Es lag nahe an der Stadt dieſes Namens, wodurch die Reichs= ſtraſſe gehet. Seine Hofflatt aber wohnte in jener Gaſſe der Stadt, die noch heut zu Tage, die Kónigs= gaſſe heißt. Bom Schloſſe ſieht man noch einige Ueber= bleibſel. Hier fertigte er alſo für ſeine Muhme, die Markgräfinn. Eliſabeth von Meiſſen, des Markgrafen Wilhelm Gemahlinn, einen Brief aus, kraft deſſen er ihr Leiſnik, Haus und Hof, die Burggrafschaft zu Meissen, und andere Güter, die vom Reiche rührten, als Leibge- dingsrecht, auf Berlangen des Markgrafen/ verlieh mit der Berſicherung, daß er ſie, als Bormund, wie auch ihr Bruder, der Markgraf Jodok, dabey schüßzen und handhaben wollen 2. Seinen Rath Borziwoy von Swi= nar aber belehnte er mit dem Schultheiſſenamte zu Windsheim, und ſchickte dem Bürgermeister und Rath dieſer Stadt den Befehl zu, daß sie dem von Swinar gehorſam ſeyn ſollen 3. Um dieſe Zeit erhielt Wenzel von dem neu er= wählten Pabſte ein Schreiben, worinn ihm derſelbe ſeine Erhöhung zu wiſſen machte, und ihn erſuchte, daß er nach Italien kommen und ſich von ihm kronen laſſen mochte. Wir werden unten ſehen, daß ihm der Konig erst mit Ende des folgenden Iahrs geantwortet habe. Indeſſen hielt ſich Wenzel dieß ganze Iahr theils zu Prag und theils auf seinen Schlöſſern in Böhmen 1390. auf. 1 Originale in Archiuo Bibl. Reg. Prag. 2 LVNIG C. Jur. Feud. Germ. Tom. I. p. 589. 3 LVNIO P. Spec. Cont. IV. II. Th. p. 272.
Strana 227
Beſtellt Landrichter. 227 auf. Am erſken Orte befreyete er das Dorf Wezcze, I390. ſo den Herren von Kaplirz gehorte, von der Mannſchaft oder Lehnſchaft I, und gab einem Prager Bürger, Alz I7 Ian. brecht von Freyſtett) die Erlaubniß, daß er in der St. Michelskirche einen Altar zu Ehren der h. Dreyfaltig keit errichten und mit 12 Schock Gr. jährlichen Ein- kommens verſehen moge 2. Der Reichsſfadt Frankfurt ertheilte er die Macht/ zu den 43 Räthen noch zwanzig Perſonen aufzunehmen/ und daß 2I davon ein Iahr um das andere die Stadtſachen verwalten ſollen s. 5 Febr- Wenzel erneuerte ferners für eben dieſe Stadt die alte Freyheit/ daß die Burger vor kein fremdes Gericht ge= laden werden dárfen 4. Seinem Rathe, Borziwoy von Swinar/ gab er einen Bollmachtsbrief mit den Re= gensburger Iuden, als kaiſ. Kammerknechten/ zu 'ver= fahren 5. Es scheint, daß sich um dieſe Zeit Hie und da in Böhmen einige Unruhen zu áußern angefangen haben. Um dieſe einzuhalten vermehrte der König die Landrich= ter im Kónigreiche. So ſchickte er den Radczo von Wlkany in den Kreis von Königgraß mit der Macht eines Poprawecz oder Landrichters , daß er daſelbſt die Ruhe und den Frieden beſkellen und handhaben mochte 6. 28 Mer: Es hat aber/ wie wir unten ſehen werden, nicht viel gefruchtet. Bielleicht hat Wenzel von den Bauſznern und andern Städten, gewafnetes Bolk verlanget, denn er gab ihnen einen Berſicherungsbrief, daß den Rit= tern) Knechten, und der ganzen Mannſchaft, wenn ſie bewafnet über die Gránze zu gehen erfordert würden, gleich andern königlichen Solddienern, der Sold gege= P 2 30 e.m. 6 c.m. c. d. ben 1 ERECT Vol. V. 2 ERECT. Vol. XII. Priuil. FRANCOF. S. 197. 3 4 IBID. p. 198. 5 Dipl. in Archiuo RATISE. 6 Urkundenbuch n. LXIX.
Beſtellt Landrichter. 227 auf. Am erſken Orte befreyete er das Dorf Wezcze, I390. ſo den Herren von Kaplirz gehorte, von der Mannſchaft oder Lehnſchaft I, und gab einem Prager Bürger, Alz I7 Ian. brecht von Freyſtett) die Erlaubniß, daß er in der St. Michelskirche einen Altar zu Ehren der h. Dreyfaltig keit errichten und mit 12 Schock Gr. jährlichen Ein- kommens verſehen moge 2. Der Reichsſfadt Frankfurt ertheilte er die Macht/ zu den 43 Räthen noch zwanzig Perſonen aufzunehmen/ und daß 2I davon ein Iahr um das andere die Stadtſachen verwalten ſollen s. 5 Febr- Wenzel erneuerte ferners für eben dieſe Stadt die alte Freyheit/ daß die Burger vor kein fremdes Gericht ge= laden werden dárfen 4. Seinem Rathe, Borziwoy von Swinar/ gab er einen Bollmachtsbrief mit den Re= gensburger Iuden, als kaiſ. Kammerknechten/ zu 'ver= fahren 5. Es scheint, daß sich um dieſe Zeit Hie und da in Böhmen einige Unruhen zu áußern angefangen haben. Um dieſe einzuhalten vermehrte der König die Landrich= ter im Kónigreiche. So ſchickte er den Radczo von Wlkany in den Kreis von Königgraß mit der Macht eines Poprawecz oder Landrichters , daß er daſelbſt die Ruhe und den Frieden beſkellen und handhaben mochte 6. 28 Mer: Es hat aber/ wie wir unten ſehen werden, nicht viel gefruchtet. Bielleicht hat Wenzel von den Bauſznern und andern Städten, gewafnetes Bolk verlanget, denn er gab ihnen einen Berſicherungsbrief, daß den Rit= tern) Knechten, und der ganzen Mannſchaft, wenn ſie bewafnet über die Gránze zu gehen erfordert würden, gleich andern königlichen Solddienern, der Sold gege= P 2 30 e.m. 6 c.m. c. d. ben 1 ERECT Vol. V. 2 ERECT. Vol. XII. Priuil. FRANCOF. S. 197. 3 4 IBID. p. 198. 5 Dipl. in Archiuo RATISE. 6 Urkundenbuch n. LXIX.
Strana 228
228 Kann nicht nach Rom reiſen. 1 May I390. ben werden ſolle I. Mit Anfang des Maymonats 26 Apr. hielt er sich im Karlſeine auf. Der Markgraf Iodok von Mähren war zwar ſchon im vorigen Iahre zum Reichsſatthalter von Italien ernannt worden. Seine Abreiſe ward aber durch das Abſferben des Pabftes unterbrochen. Ießzt aber ſollte er ſich dahin begeben/ daher ihm der König einen abermaligen Empfehlungs brief an die italieniſchen Fürſken und Herren mit dem Befehle ausfertigte, daß ſie ihn in allen Dingen und beſonders, was er zur Handhabung der Rechte des Reichs daſelbſt vornehmen würde, unterſkützen mochten. Wen= zel ſagt, er hatte ſich zwar lángſk vorgenommen, ſelbft nach Italien mit gewafneter Hand zu ziehen, um den Frieden daſelbft herzuſkellen, aber eben jeßzt hielten ihn einige bedenkliche Umſtände, die ſeine Länder in die außerſte Gefahr, wenn er ſie verließe, ſetzen konnten, abermals zurůcke 2. Wie er dann auch in der That einige ſeiner machtigeren Baſallen in Bohmen zu dieſer Zeit mit Krieg überziehen mußte. Daher verdient er die bitteren Borwürfe nicht, die man ihm deswezen ma= chet, daß er den Rõmerzug immer verſchoben. Wie hatte er es wohl wagen dárfen ſich ſo weit von ſeinen Lándern zu entfernen, wo man nur auf Gelegenheit wartete, ſich wider ihn zu emporen. Es ware die größte Unklugheit geweſen, einer Krönung, die ein bloſes Ce= remoniel war, nachzujagen, und zugleich ſich der Gefahr ſeine Erblande zu verlieren, auszuſeſen. Uiber dieß war damals in Italien eine ſo große Zerrittung, daß, nach der Meinung eines gleichzeitigen, Iulius Caſar kaum im Stande geweſen ware, ſie durch ſeine Gegenwart aufzuhe= ben 3. Was würde alſo Wenzel ausgerichtet haben? Schon 1 Dipl. bey von Redern S. 21. 2 Urkundenb. n. LXX. Præſentiam primi Cæſaris Julii vix ſufficere ad com- ponenda mala illa , quibus miſera laceſſebatur Italia his temporibus. BENEVENVTVS de RAMPALDIS ap. SCHMINK. §. XXIX. 3
228 Kann nicht nach Rom reiſen. 1 May I390. ben werden ſolle I. Mit Anfang des Maymonats 26 Apr. hielt er sich im Karlſeine auf. Der Markgraf Iodok von Mähren war zwar ſchon im vorigen Iahre zum Reichsſatthalter von Italien ernannt worden. Seine Abreiſe ward aber durch das Abſferben des Pabftes unterbrochen. Ießzt aber ſollte er ſich dahin begeben/ daher ihm der König einen abermaligen Empfehlungs brief an die italieniſchen Fürſken und Herren mit dem Befehle ausfertigte, daß ſie ihn in allen Dingen und beſonders, was er zur Handhabung der Rechte des Reichs daſelbſt vornehmen würde, unterſkützen mochten. Wen= zel ſagt, er hatte ſich zwar lángſk vorgenommen, ſelbft nach Italien mit gewafneter Hand zu ziehen, um den Frieden daſelbft herzuſkellen, aber eben jeßzt hielten ihn einige bedenkliche Umſtände, die ſeine Länder in die außerſte Gefahr, wenn er ſie verließe, ſetzen konnten, abermals zurůcke 2. Wie er dann auch in der That einige ſeiner machtigeren Baſallen in Bohmen zu dieſer Zeit mit Krieg überziehen mußte. Daher verdient er die bitteren Borwürfe nicht, die man ihm deswezen ma= chet, daß er den Rõmerzug immer verſchoben. Wie hatte er es wohl wagen dárfen ſich ſo weit von ſeinen Lándern zu entfernen, wo man nur auf Gelegenheit wartete, ſich wider ihn zu emporen. Es ware die größte Unklugheit geweſen, einer Krönung, die ein bloſes Ce= remoniel war, nachzujagen, und zugleich ſich der Gefahr ſeine Erblande zu verlieren, auszuſeſen. Uiber dieß war damals in Italien eine ſo große Zerrittung, daß, nach der Meinung eines gleichzeitigen, Iulius Caſar kaum im Stande geweſen ware, ſie durch ſeine Gegenwart aufzuhe= ben 3. Was würde alſo Wenzel ausgerichtet haben? Schon 1 Dipl. bey von Redern S. 21. 2 Urkundenb. n. LXX. Præſentiam primi Cæſaris Julii vix ſufficere ad com- ponenda mala illa , quibus miſera laceſſebatur Italia his temporibus. BENEVENVTVS de RAMPALDIS ap. SCHMINK. §. XXIX. 3
Strana 229
Ueberwindet Empórer. 229 Schon oben ist geſagt worden, daß der Kös I390. nig die verpfándten Krongûter von den Inhabern ouf dem Wilemower Landtage mit gewaltſamer Hand zurůck gefordert habe. Die mächtigeren widerſeſzten ſich dieſem Berlangen des Königs mit Gewalt auf ihren feſten Schloſſern. Unter dieſen waren Mar= quart von Wartenberg, und Ieſſko von Kolowrat die vorzüglichſfen. Der erste saß auf der Feſkung Zleby, und der zweyte zu Kornhaus. Beyde hatten ſich mit be wafnetem Bolke verſehen, ſo ſie ausſchickten, und die Freunde des Kónigs, beſonders die Kaufleute von Praz. auf offener Straſſe plunderten. Hätten ſich noch mehr dergleichen Herren zu dieſen zweyen geſchlagen, ſo wärde die Empörung allgemein und für den König gefährlich worden ſeyn. Wenzel ſuchte ſie anfangs durch Güte im Frieden und Unterthánigkeit zu erhalten. Er ſchickte dreye ſeiner Ráthe an den Wartenberg nach Zleby, und ließ ihn zur Ruhe mahnen. Wie aber dieß nicht half, ſo ſchickte er ſeine Feldherren, Georg Mutina von Skalka und Mathes Dobrowodſky, wie ſie Hayek nennt, mit einigen tauſend Mann wider den Wartenberg. Sein Schloß Zleby wurde nach einer Belazerung von I8 Tagen eingenommen und zerſort, er aber ſelbſt gefangen und nach Prag gebracht. Der König ließ ihn auf dem Wischehrade in ein Gefängniß ſeßen, ſeine Fahne zerreißen, und deſſen übrigen Gü= ter und Schlösfer, Rohozecz und Zbiroh, einziehen. Jessko von Rolowrat stellte sich auf Befeßl des Kö- nigs auf den Wiſchehrad. Er wurde aber dennoch ins Gefängniß geworfen, und ſein Schloß Kornhaus dem Erdboden gleich gemacht. Bielleicht war dieß die ganze Strafe , womit der Koniz beyde belegt hat denn man findet nicht, daß ſie am Leben geſtraft worden wären I. Und P 3 1 Continuator BENESS. ab HORZOW. et Continua- tor Pulkawæ. HAYEx ſed non recte ad an. 1384. Der
Ueberwindet Empórer. 229 Schon oben ist geſagt worden, daß der Kös I390. nig die verpfándten Krongûter von den Inhabern ouf dem Wilemower Landtage mit gewaltſamer Hand zurůck gefordert habe. Die mächtigeren widerſeſzten ſich dieſem Berlangen des Königs mit Gewalt auf ihren feſten Schloſſern. Unter dieſen waren Mar= quart von Wartenberg, und Ieſſko von Kolowrat die vorzüglichſfen. Der erste saß auf der Feſkung Zleby, und der zweyte zu Kornhaus. Beyde hatten ſich mit be wafnetem Bolke verſehen, ſo ſie ausſchickten, und die Freunde des Kónigs, beſonders die Kaufleute von Praz. auf offener Straſſe plunderten. Hätten ſich noch mehr dergleichen Herren zu dieſen zweyen geſchlagen, ſo wärde die Empörung allgemein und für den König gefährlich worden ſeyn. Wenzel ſuchte ſie anfangs durch Güte im Frieden und Unterthánigkeit zu erhalten. Er ſchickte dreye ſeiner Ráthe an den Wartenberg nach Zleby, und ließ ihn zur Ruhe mahnen. Wie aber dieß nicht half, ſo ſchickte er ſeine Feldherren, Georg Mutina von Skalka und Mathes Dobrowodſky, wie ſie Hayek nennt, mit einigen tauſend Mann wider den Wartenberg. Sein Schloß Zleby wurde nach einer Belazerung von I8 Tagen eingenommen und zerſort, er aber ſelbſt gefangen und nach Prag gebracht. Der König ließ ihn auf dem Wischehrade in ein Gefängniß ſeßen, ſeine Fahne zerreißen, und deſſen übrigen Gü= ter und Schlösfer, Rohozecz und Zbiroh, einziehen. Jessko von Rolowrat stellte sich auf Befeßl des Kö- nigs auf den Wiſchehrad. Er wurde aber dennoch ins Gefängniß geworfen, und ſein Schloß Kornhaus dem Erdboden gleich gemacht. Bielleicht war dieß die ganze Strafe , womit der Koniz beyde belegt hat denn man findet nicht, daß ſie am Leben geſtraft worden wären I. Und P 3 1 Continuator BENESS. ab HORZOW. et Continua- tor Pulkawæ. HAYEx ſed non recte ad an. 1384. Der
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230 Gewinnt ſeine Nachbarn. 6 Aus. 1390. Und dieß war die erſke Empörung, der erſke Sffentliche Krieg wider den König Wenzel, und der Anfang 18 allen nachmaligen Unruhen, denn die übrigen Edellen te, durch die Ueberwindung der zwey erwahnten Herren abgeſchreckt/ verſchoben nur den Ausbruch ihres Zoe= nes , wie es ſchon Balbin angemerkt hat I. Dieß mag unſer König wohl vorgeſehen haben, daher beſchloß er mit ſeinen Nachbarn in gutem Ber= nehmen zu leben, zu welchem Ende er ſich zu Bett= lern mit den Markgrafen von Meissen, Friedrich, Wil helm und Georg dahin verglich, daß er das Egriſche Land und was er im Boigtlande beſaß ſeiner Seits, und die Markgrafen ihrer Seits auch ihre Lande zu ſammen in den Egriſchen Landfrieden zogen, und Hein= richen Reuß von Plauen zum Obmann erwählten, wel= cher die Streitigkeiten, die wegen des Landfriedens vor= kommen könnten/ zwiſchen beyden Theilen ausmachen z Jul. und vergleichen ſollte 2. Hierauf erhob sich Wenzel wieder nach Prag. Er beſkätigte hier eine Schankung von ſechs Schocf Groſchen, die jemand der Kirche bey St. Stephan in der Neuſladt Prag vermacht hatte 3. Der Burggraf Iohann von Nürnberg, des Königs Schwager, war auch damals zu Prag ; Wenzel be= lehnte ihn mit den Herrſchaften und Gütern, welche nach Abſterben Konrads und Gottfrieds von Brau== nek dem Reiche waren ledig worden/ erblich und ewig= lich Der erſte Kroniſt ſagt: za toho Krale nayprwe pocze walku Pan Markwarth ze Blebuow, das ift : Unter der Regierung dieſes Konigs fieng Markwart von Zleby den ersten Krieg an. Dann kommt er glelch auf Wenzels Gefangenſchaft. Bis zu dieſem I390ten Jahre aber war immer Friede in Böhmen geweſen. 1 Cæteri Proceres aftutius quieuere, in commodius et op- portunius tempus iras ſuas differentes. EPITOMS p. 394. 2 Horn S. 350. 3 Erect. Vol. II.
230 Gewinnt ſeine Nachbarn. 6 Aus. 1390. Und dieß war die erſke Empörung, der erſke Sffentliche Krieg wider den König Wenzel, und der Anfang 18 allen nachmaligen Unruhen, denn die übrigen Edellen te, durch die Ueberwindung der zwey erwahnten Herren abgeſchreckt/ verſchoben nur den Ausbruch ihres Zoe= nes , wie es ſchon Balbin angemerkt hat I. Dieß mag unſer König wohl vorgeſehen haben, daher beſchloß er mit ſeinen Nachbarn in gutem Ber= nehmen zu leben, zu welchem Ende er ſich zu Bett= lern mit den Markgrafen von Meissen, Friedrich, Wil helm und Georg dahin verglich, daß er das Egriſche Land und was er im Boigtlande beſaß ſeiner Seits, und die Markgrafen ihrer Seits auch ihre Lande zu ſammen in den Egriſchen Landfrieden zogen, und Hein= richen Reuß von Plauen zum Obmann erwählten, wel= cher die Streitigkeiten, die wegen des Landfriedens vor= kommen könnten/ zwiſchen beyden Theilen ausmachen z Jul. und vergleichen ſollte 2. Hierauf erhob sich Wenzel wieder nach Prag. Er beſkätigte hier eine Schankung von ſechs Schocf Groſchen, die jemand der Kirche bey St. Stephan in der Neuſladt Prag vermacht hatte 3. Der Burggraf Iohann von Nürnberg, des Königs Schwager, war auch damals zu Prag ; Wenzel be= lehnte ihn mit den Herrſchaften und Gütern, welche nach Abſterben Konrads und Gottfrieds von Brau== nek dem Reiche waren ledig worden/ erblich und ewig= lich Der erſte Kroniſt ſagt: za toho Krale nayprwe pocze walku Pan Markwarth ze Blebuow, das ift : Unter der Regierung dieſes Konigs fieng Markwart von Zleby den ersten Krieg an. Dann kommt er glelch auf Wenzels Gefangenſchaft. Bis zu dieſem I390ten Jahre aber war immer Friede in Böhmen geweſen. 1 Cæteri Proceres aftutius quieuere, in commodius et op- portunius tempus iras ſuas differentes. EPITOMS p. 394. 2 Horn S. 350. 3 Erect. Vol. II.
Strana 231
Verbeſfert die Reichsmünze. 231 lich I. Der Stadt Mies aber ertheilte Wenzel das I390. 7 Aug. Borrecht einen Iahrmarkt zu halten , der den Sonntag nach Galli anfangen und ganze acht Tage fortdauern ſollte 2. Hierauf nahm der König Neichssachen vor. Die Reichsfürsten und Städte hatten ihn vor einiger Zeit erſucht, daß er das in Deutſchland in Verfall gerathe= ne Münzweſen verbeſſern, wie auch der großen Iuden Schulden wegen, einige Borkehrungen treffen mochte. Wenzel, um ihrem Berlangen ein Genüge zu leisten Hatte auf die Mitte des Septembers einen Fürstentag nach Nürnberg verſchrieben. Da er aber jeßzt der in Bshmen noch immer fortdaurenden Unruhen wegen ſein Kónigreich ohne Gefahr nicht verlaſſen durfte, ſo ſchick te er ſeine Bevollmächtigte mit dem Auftrage dahin, die erwähnten Reichsangelegenheiten in ſeinem Namen mit den anweſenden Fürſken zu behandeln. Selbſt aber hielt er sich, wie wir unten ſehen werden, auf ſeinen Jagdschlössern Bürglitz und Bettlern auf. Es hatten sich alſo folgende Biſchöfe und Reichsfürsten in Nürn- berg eingefunden: als Gerhard von Würzburg, Lam= precht von Bamberg und Burchard von Augsburg ; die Pfalzgrafen am Rhein und Herzoge zu Bayerny Friedrich und Ruprecht der junge, Iohann Landgraf von Leuchtenberg, Iohann Graf von Wertheim, Friedrich von Hohenlohe Sobald die königlichen Rá= the 3 zu Nurnberg angelangt waren/ wurde das Münz= weſen vorgenommen/ und ausgemacht,daß in ganz Deutſch= land einerley Münze geprägt werden ſolle, ſo daß fünf und zwanzig Pfennige auf ein Nürnberger Lot Sil- bers gehen. Es sollten alſo künftig die Münzen weder P 4 nach 13 e.m. 1 Diploma apud LVNIG Parte Spec. Cont. II. Fortſ. I. p. 970. 2 Urkundenbuch n. LXXI. 3 Confiliarii Regis Wenceslai. Chron. NO RIMBS apud OEFEL. Tom. 1. p. 327.
Verbeſfert die Reichsmünze. 231 lich I. Der Stadt Mies aber ertheilte Wenzel das I390. 7 Aug. Borrecht einen Iahrmarkt zu halten , der den Sonntag nach Galli anfangen und ganze acht Tage fortdauern ſollte 2. Hierauf nahm der König Neichssachen vor. Die Reichsfürsten und Städte hatten ihn vor einiger Zeit erſucht, daß er das in Deutſchland in Verfall gerathe= ne Münzweſen verbeſſern, wie auch der großen Iuden Schulden wegen, einige Borkehrungen treffen mochte. Wenzel, um ihrem Berlangen ein Genüge zu leisten Hatte auf die Mitte des Septembers einen Fürstentag nach Nürnberg verſchrieben. Da er aber jeßzt der in Bshmen noch immer fortdaurenden Unruhen wegen ſein Kónigreich ohne Gefahr nicht verlaſſen durfte, ſo ſchick te er ſeine Bevollmächtigte mit dem Auftrage dahin, die erwähnten Reichsangelegenheiten in ſeinem Namen mit den anweſenden Fürſken zu behandeln. Selbſt aber hielt er sich, wie wir unten ſehen werden, auf ſeinen Jagdschlössern Bürglitz und Bettlern auf. Es hatten sich alſo folgende Biſchöfe und Reichsfürsten in Nürn- berg eingefunden: als Gerhard von Würzburg, Lam= precht von Bamberg und Burchard von Augsburg ; die Pfalzgrafen am Rhein und Herzoge zu Bayerny Friedrich und Ruprecht der junge, Iohann Landgraf von Leuchtenberg, Iohann Graf von Wertheim, Friedrich von Hohenlohe Sobald die königlichen Rá= the 3 zu Nurnberg angelangt waren/ wurde das Münz= weſen vorgenommen/ und ausgemacht,daß in ganz Deutſch= land einerley Münze geprägt werden ſolle, ſo daß fünf und zwanzig Pfennige auf ein Nürnberger Lot Sil- bers gehen. Es sollten alſo künftig die Münzen weder P 4 nach 13 e.m. 1 Diploma apud LVNIG Parte Spec. Cont. II. Fortſ. I. p. 970. 2 Urkundenbuch n. LXXI. 3 Confiliarii Regis Wenceslai. Chron. NO RIMBS apud OEFEL. Tom. 1. p. 327.
Strana 232
232 Hebt im deutſchen Reiche I390. nach dem Würzburger oder Regensburger, noch nach dem Erlanger Fuße, ſondern wie jeßt vorgeſchrieben iſt/ geſchlagen werden, und diejenigen, welche dawider handeln würden, ſollen als Münzverfalſcher geſtraft und gezüchtiget werden. Dieſerwegen wurde im Na= men des Königs Wenzel ein offener Befehl in ganz Deutſchland eelaſſen , und die anweſenden Biſchofe und Fürſken unterſchrieben dieſe Berordnung I. Zu gleicher Zeit wurden auch die Iudenſchulden abgethan. Das ganze Bermogen der ſámmtlichen Iu= denſchaft in Deutſchland/ als kaiſerlicher Kammerknech te, gehorte dem Kaiſer , folglich auch ihre ausſtehen= den Geldforderungen 2. Weil ſich nun in Deutſch= land ſowohl Fürſten, als auch ganze Städte bey dem Konig Wenzel beklagt hatten, daß ſie von einer ſehr großen Schuldenlaſt, die ſie den Iuden zu bezahlen hätten, gedrückt werden, ſo ſprach ſie Wenzel, als Romiſcher König, faſt im ganzen deutſchen Reiche von allen dergleichen Berbündlichkeiten und Berſchreibun= gen gegen die Iuden frey und los ; „denn, ſagt Wen= zel in der Urkunde, “ware es daß dieſelben unſre und des Reichs Fürsten, Herren, Nitter und Knechte ſol- chen Geſuch gänzlich bezahlen ſollten, daß ſie denn land= flüchtig und uns und dem Reiche zu Diensken unnütze wären, Die Briefe, wodurch ganz Franken und ganz I6 e.m. Schwaben losgeſprochen wurde/ ſind noch vorhanden 3. Fer I4 Sep. 1 Dipl. bey Hirſch Münzarchiv Tom. I. n. 57. Tom VIII. p. 6. “ Daß nu fürbaz mer in dutſchen Landen ni= mand dheine Münze ſlagen sal weder uf Wirzburg noch uf Regensburg, noch dheine münze die man uf denſelben ſlag oder uf unſer münze zu Trlangen ſle= het „ Alſo eine ganz neue vorgeſchriebene Münze. 2 S. H. Spies archivariſche Nebenarbeiten I. Th. S. I13. Dipl. bey H. Spies i. c. p. 121. bey H. Haberlin Reichsgeſch. I. B. Vorr. S. 28. ad mandatum totius Conſilii. Bey Sattler Seschichte von Würtenberg 3 Fortſ.
232 Hebt im deutſchen Reiche I390. nach dem Würzburger oder Regensburger, noch nach dem Erlanger Fuße, ſondern wie jeßt vorgeſchrieben iſt/ geſchlagen werden, und diejenigen, welche dawider handeln würden, ſollen als Münzverfalſcher geſtraft und gezüchtiget werden. Dieſerwegen wurde im Na= men des Königs Wenzel ein offener Befehl in ganz Deutſchland eelaſſen , und die anweſenden Biſchofe und Fürſken unterſchrieben dieſe Berordnung I. Zu gleicher Zeit wurden auch die Iudenſchulden abgethan. Das ganze Bermogen der ſámmtlichen Iu= denſchaft in Deutſchland/ als kaiſerlicher Kammerknech te, gehorte dem Kaiſer , folglich auch ihre ausſtehen= den Geldforderungen 2. Weil ſich nun in Deutſch= land ſowohl Fürſten, als auch ganze Städte bey dem Konig Wenzel beklagt hatten, daß ſie von einer ſehr großen Schuldenlaſt, die ſie den Iuden zu bezahlen hätten, gedrückt werden, ſo ſprach ſie Wenzel, als Romiſcher König, faſt im ganzen deutſchen Reiche von allen dergleichen Berbündlichkeiten und Berſchreibun= gen gegen die Iuden frey und los ; „denn, ſagt Wen= zel in der Urkunde, “ware es daß dieſelben unſre und des Reichs Fürsten, Herren, Nitter und Knechte ſol- chen Geſuch gänzlich bezahlen ſollten, daß ſie denn land= flüchtig und uns und dem Reiche zu Diensken unnütze wären, Die Briefe, wodurch ganz Franken und ganz I6 e.m. Schwaben losgeſprochen wurde/ ſind noch vorhanden 3. Fer I4 Sep. 1 Dipl. bey Hirſch Münzarchiv Tom. I. n. 57. Tom VIII. p. 6. “ Daß nu fürbaz mer in dutſchen Landen ni= mand dheine Münze ſlagen sal weder uf Wirzburg noch uf Regensburg, noch dheine münze die man uf denſelben ſlag oder uf unſer münze zu Trlangen ſle= het „ Alſo eine ganz neue vorgeſchriebene Münze. 2 S. H. Spies archivariſche Nebenarbeiten I. Th. S. I13. Dipl. bey H. Spies i. c. p. 121. bey H. Haberlin Reichsgeſch. I. B. Vorr. S. 28. ad mandatum totius Conſilii. Bey Sattler Seschichte von Würtenberg 3 Fortſ.
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die Iudenſchulden auf. 233 Ferners ſagt auch Wenzel in der Urkunde “und dar= um ſollen ſie uns und dem Reiche in deutſchen Lan= den einen redlichen Dienſt thun, dieſer beffund dar= inn, daß der Schuldner dem Kaiſer einen gewisſen Theil davon, námlich funfzehn von jedem hundert, ent= richten müſſen; ſo hat ſich dießmal der Herzog Fried= rich von Bayern verbunden/ dem König Wenzel I5 tauſend Goldgulden zu zahlen. Die Herren von Oet= tingen auch I5 tauſend. Die Stadt Rotenburg I009. Schweinfurt 200, Nurnberg 4000 Goldgulden, je nachdem die Schuld betráchtlich geweſen I / daher wur= de zu eben der Zeit im Namen des Kónigs Wenzel der Befehl in das ganze Reich erlaſſen, daß diejenigen, welche ihren Theil der ihm wegen Befreyung von den Iudenſchulden verſprochenen und ſchuldigen Sum= me Geldes nicht erlegen würden, dieſe Befreyung auch nicht genieſſen ſollten 2. Während daß alles dieß die kaiſerlichen Räthe im Namen und mit Bollmacht des Königs Wenzel ausfertigten/ hielt ſich derſelbe auf ſeinen Iagdſchlöſ iern in Böhmen auf. Zu Bürglihz beſkätigte er Haz P 5 17Sep. 1390. bar Fortſ. Il. n. 2. Eben dieß hatten vor Wenzeln die Kaiſer Ludwig im I. I343 und Karl IV. im Iahre I347 gethan, da ſie die Burggrafen von Nürnberg von dergleichen Schulden losgeſprochen. 1 Coacti ſunt Judæi omnia debita emittere. Conuene- runt enim Norinbergæ Dux Bauar. Frider. Epiſco- pus Herbip. Ep. Auguſt. Burggr. Norinb. Item conſi- liarii Regis Wenc. qui in unum conuenerunt acce- dente auctoritate Regiæ Maieſtatis, ne cuiquam Judæ- orum nec Capitale nec uſura daretur , et coacti ſunt omnia pignora et literas reſtituere. Propter iſta Dux Frid. Bauariæ de ſuo territorio Regi debebat dare, ut ordinatum fuit, 15 Millia, illi de Oetting 15 Mill. illi de Rotenburg mille , Schweinfurt CC. Florenos, Norenb. quatuor millia Florenorum. Chron. NORINS. apud OEFEL. Tom. J. p. 327. 2 Sattler l. c. n. 3.
die Iudenſchulden auf. 233 Ferners ſagt auch Wenzel in der Urkunde “und dar= um ſollen ſie uns und dem Reiche in deutſchen Lan= den einen redlichen Dienſt thun, dieſer beffund dar= inn, daß der Schuldner dem Kaiſer einen gewisſen Theil davon, námlich funfzehn von jedem hundert, ent= richten müſſen; ſo hat ſich dießmal der Herzog Fried= rich von Bayern verbunden/ dem König Wenzel I5 tauſend Goldgulden zu zahlen. Die Herren von Oet= tingen auch I5 tauſend. Die Stadt Rotenburg I009. Schweinfurt 200, Nurnberg 4000 Goldgulden, je nachdem die Schuld betráchtlich geweſen I / daher wur= de zu eben der Zeit im Namen des Kónigs Wenzel der Befehl in das ganze Reich erlaſſen, daß diejenigen, welche ihren Theil der ihm wegen Befreyung von den Iudenſchulden verſprochenen und ſchuldigen Sum= me Geldes nicht erlegen würden, dieſe Befreyung auch nicht genieſſen ſollten 2. Während daß alles dieß die kaiſerlichen Räthe im Namen und mit Bollmacht des Königs Wenzel ausfertigten/ hielt ſich derſelbe auf ſeinen Iagdſchlöſ iern in Böhmen auf. Zu Bürglihz beſkätigte er Haz P 5 17Sep. 1390. bar Fortſ. Il. n. 2. Eben dieß hatten vor Wenzeln die Kaiſer Ludwig im I. I343 und Karl IV. im Iahre I347 gethan, da ſie die Burggrafen von Nürnberg von dergleichen Schulden losgeſprochen. 1 Coacti ſunt Judæi omnia debita emittere. Conuene- runt enim Norinbergæ Dux Bauar. Frider. Epiſco- pus Herbip. Ep. Auguſt. Burggr. Norinb. Item conſi- liarii Regis Wenc. qui in unum conuenerunt acce- dente auctoritate Regiæ Maieſtatis, ne cuiquam Judæ- orum nec Capitale nec uſura daretur , et coacti ſunt omnia pignora et literas reſtituere. Propter iſta Dux Frid. Bauariæ de ſuo territorio Regi debebat dare, ut ordinatum fuit, 15 Millia, illi de Oetting 15 Mill. illi de Rotenburg mille , Schweinfurt CC. Florenos, Norenb. quatuor millia Florenorum. Chron. NORINS. apud OEFEL. Tom. J. p. 327. 2 Sattler l. c. n. 3.
Strana 234
234 Verbindet ſich mit Frankreich. 16 c.m. I390. barten von Hertenberg eine Schuldverſchreibunz des I0 Sep. Kaiſers Karl IV. I. Zu Bettlern aber fertigte er ei= nen Brief aus/ wodurch er die Stadt Regensburg und die ſämmtlichen Bürger aller Schulden loszähit, die sie den Juden zu bezahlen hatten 2. Ein paar Tage darauf war er ſchon wieder zu Prag, wo er der Stadt Frankfurt die Freyheit gab, daß der Ma= giffrat daſelbſk das Trinkmaaß nach Nothdurft mindern oder vergroßern moge 3. Und da der Kaiſer Karl IV. dieſer Stadt die Juden verpfändet hatte, ſo beſtätigte es gleichfalls der König Wenzel 4. Ferners beſkätig= te hier Wenzel einen Tauſch; welchen Hinczik von Pflug mit Siegmund Huler gemacht, und kraft deſ= ſen dieſer das Schloß Orlik gegen das Schloß Hor= ſſenheim von jenem erhalten 5. Der König Wenzel hatte ſich auch damals um die Erneuerung der alten Freundſchaft und Bündniſſe mit Frankreich beworben. Der Kónig Karl von Frankreich willigte in das Ver= langen Wenzels und ernannte drey Bevollmächtigtey welche den Bund mit dem Römiſchen und böhmiſchen König in ſeinem Namen erneuern ſollten. Dieß waren Quido von Hoccourt/ Robert Cordigeri und Iohann Bertandi, königliche Rathe. Die Bollmacht fertigte der Konig Karl am 18. September für sie zu St. Denis aus 6. Der König Wenzel aber ernannte die Biſchofe Lambrecht von Bamberg, und Iohann von Camin, seinen Kanzler, wie auch den Burggrafen Iohann von Murnberg und den edlen Ieſſko oder Io= hann Czuch von Zaſada, königlichen Hofmarſchall , zu ſeinen Bevollmächtigten. Dieſe kamen nun mit den Franzoſen zu Heidelberg zuſammen/ und erneuerten die 6 Nov. 18 c.m. alten 1 MS. Boh, 2 Originale in Archiuo RATISB. Priuil. FRANCOF. p. 199. 3 SENKENBERG ſelecta Jur. êt Hift. Tom. VI. p. 633. 4 5 MS. Boh. 6 Urkundenb. n. LXXII.
234 Verbindet ſich mit Frankreich. 16 c.m. I390. barten von Hertenberg eine Schuldverſchreibunz des I0 Sep. Kaiſers Karl IV. I. Zu Bettlern aber fertigte er ei= nen Brief aus/ wodurch er die Stadt Regensburg und die ſämmtlichen Bürger aller Schulden loszähit, die sie den Juden zu bezahlen hatten 2. Ein paar Tage darauf war er ſchon wieder zu Prag, wo er der Stadt Frankfurt die Freyheit gab, daß der Ma= giffrat daſelbſk das Trinkmaaß nach Nothdurft mindern oder vergroßern moge 3. Und da der Kaiſer Karl IV. dieſer Stadt die Juden verpfändet hatte, ſo beſtätigte es gleichfalls der König Wenzel 4. Ferners beſkätig= te hier Wenzel einen Tauſch; welchen Hinczik von Pflug mit Siegmund Huler gemacht, und kraft deſ= ſen dieſer das Schloß Orlik gegen das Schloß Hor= ſſenheim von jenem erhalten 5. Der König Wenzel hatte ſich auch damals um die Erneuerung der alten Freundſchaft und Bündniſſe mit Frankreich beworben. Der Kónig Karl von Frankreich willigte in das Ver= langen Wenzels und ernannte drey Bevollmächtigtey welche den Bund mit dem Römiſchen und böhmiſchen König in ſeinem Namen erneuern ſollten. Dieß waren Quido von Hoccourt/ Robert Cordigeri und Iohann Bertandi, königliche Rathe. Die Bollmacht fertigte der Konig Karl am 18. September für sie zu St. Denis aus 6. Der König Wenzel aber ernannte die Biſchofe Lambrecht von Bamberg, und Iohann von Camin, seinen Kanzler, wie auch den Burggrafen Iohann von Murnberg und den edlen Ieſſko oder Io= hann Czuch von Zaſada, königlichen Hofmarſchall , zu ſeinen Bevollmächtigten. Dieſe kamen nun mit den Franzoſen zu Heidelberg zuſammen/ und erneuerten die 6 Nov. 18 c.m. alten 1 MS. Boh, 2 Originale in Archiuo RATISB. Priuil. FRANCOF. p. 199. 3 SENKENBERG ſelecta Jur. êt Hift. Tom. VI. p. 633. 4 5 MS. Boh. 6 Urkundenb. n. LXXII.
Strana 235
Will nach Rom reiſen. 235 alten Bündniſſe ihrer beyderſeitigen Häuſer und Kóni I390. ge I. Bald darauf fertigte Wenzel eine Geſandſchaft 29 Okt. nach Rom ab. Der König hatte, wie wir ſchon oben erinnert haben/ beſchloſſen, den neuen zu Rom erwählten Pabſt Bonifacius IX. für den rechtmäſſigen Pabſt zu erken= nen. Um ihn deſſen zu verſichern fertigte er jeßzt zwey Geſandte an ihn nach Rom ab. Dieſe waren Ubal= dinus von Florenz, und Nikolaus aus dem Orden der Minoriten, des Königs Beichtvater. Wenzel ſchrieb dem Pabſt, daß er ihn gegen ſeine Feinde ſchü ßzen, nach Italien kommen, und ſich von ihm zum Kaiſer krönen laſſen wolle. Daß er ferners ſeinen Bet= ter, den zum Generalvikar in Italien ernannten Mark= grafen Iodok, voraus ſchicken werde, übrigens mochte Seine Heiligkeit den zwey Geſandten in allem und je= den/ was ſie mundlich im Namen ihres Herrns vor= tragen wurden, Glauben beymeſſen 2. Bermuthlich Hatten die Geſandten den Auftrag/ dem Pabſfe vorzu= fellen, daß der Geldmangel die meiſte Hinderniß zum Römerzuge wáre. Um dieß aus dem Wege zu rau= men, erlaubte der Pabſt dem König Wenzel den Zehnden von allen geiſtlichen Gütern ſowohl in Böh men, als auch in ganz Deutſchland von einem Iahre 3, jedoch mit dem Befehle an ſeine Rentmeiſter und Ein= nehmer in Deutſchland, dem König eine Helfte dieſer Gelder erſt damals wenn er in Italien eintrit, die andere Helfte aber bey ſeiner Zurůckreiſe abzuführen 4. Einige Gelder wurden alſo eingeſammelt. Wie aber aus dem Zuge nichts wurde, mußten ſie die pábſlichen 2INov. Rent= 1 Urkundenb. n. LXXIII. 2 Epiſt. apud RAYNALD. p. 147. 3 IDEM p. 148. Dieſe Erlaubuiß des Pabſtes ift im folgenden I39Iten Iahre den 23ten Ienner ausge= fertiget. 4 Urkundenb. n. LXXIV.
Will nach Rom reiſen. 235 alten Bündniſſe ihrer beyderſeitigen Häuſer und Kóni I390. ge I. Bald darauf fertigte Wenzel eine Geſandſchaft 29 Okt. nach Rom ab. Der König hatte, wie wir ſchon oben erinnert haben/ beſchloſſen, den neuen zu Rom erwählten Pabſt Bonifacius IX. für den rechtmäſſigen Pabſt zu erken= nen. Um ihn deſſen zu verſichern fertigte er jeßzt zwey Geſandte an ihn nach Rom ab. Dieſe waren Ubal= dinus von Florenz, und Nikolaus aus dem Orden der Minoriten, des Königs Beichtvater. Wenzel ſchrieb dem Pabſt, daß er ihn gegen ſeine Feinde ſchü ßzen, nach Italien kommen, und ſich von ihm zum Kaiſer krönen laſſen wolle. Daß er ferners ſeinen Bet= ter, den zum Generalvikar in Italien ernannten Mark= grafen Iodok, voraus ſchicken werde, übrigens mochte Seine Heiligkeit den zwey Geſandten in allem und je= den/ was ſie mundlich im Namen ihres Herrns vor= tragen wurden, Glauben beymeſſen 2. Bermuthlich Hatten die Geſandten den Auftrag/ dem Pabſfe vorzu= fellen, daß der Geldmangel die meiſte Hinderniß zum Römerzuge wáre. Um dieß aus dem Wege zu rau= men, erlaubte der Pabſt dem König Wenzel den Zehnden von allen geiſtlichen Gütern ſowohl in Böh men, als auch in ganz Deutſchland von einem Iahre 3, jedoch mit dem Befehle an ſeine Rentmeiſter und Ein= nehmer in Deutſchland, dem König eine Helfte dieſer Gelder erſt damals wenn er in Italien eintrit, die andere Helfte aber bey ſeiner Zurůckreiſe abzuführen 4. Einige Gelder wurden alſo eingeſammelt. Wie aber aus dem Zuge nichts wurde, mußten ſie die pábſlichen 2INov. Rent= 1 Urkundenb. n. LXXIII. 2 Epiſt. apud RAYNALD. p. 147. 3 IDEM p. 148. Dieſe Erlaubuiß des Pabſtes ift im folgenden I39Iten Iahre den 23ten Ienner ausge= fertiget. 4 Urkundenb. n. LXXIV.
Strana 236
236 Ob es ſein Ernſt geweſen. 1391. I390. Rentmeiſker mit Anfang des I393ten Iahrs nach Rom abliefern I. Es mag aber Wenzeln nie ein rechter Ernſk geweſen seyn, sich zu Rom zum Kaiſer krönen zu laſſen. Fürs erske war er kein großer Freund von Ceremonien, zweytens mag er wohl eingeſehen haben, daß er durch dieſe Krönung eine neue Spaltung im Reiche verurſacht haben würde. Denn die Anhänger des Römischen Pabskes hätten ihn allerdings für ei- nen Kaiſer gehalten und erkannt ; nicht aber diejeni= gen Könige und Fürsten, die Klemens den VII. welcher zu Avignon ſaß, für den wahren Pabſk hiel ten, es ware dann, daß er ſich auch von dieſem hát= te die Krone aufſeſzen laſſen. Für einen Romiſchen König aber wurde er allgemein und von jedermann erkannt. Er hátte alſo neue Unruhen geſkiftet, wenn er des Bonifacius IX. Berlangen, der ſich biedurch mehr Anſehen und Feſtigkeit verſchaffen wollte, in Er= füllung gebracht hätte. Wenzel wandte viel mehr ſein Geld dazu an daß er in dieſem Iahre von dem Gra= fen Albrecht von Hochberg das Schloß Weiſſenek im Brisgau/ nebſt einigen Dörfern am Rheine kaufte und mit 400 Mark Silber baar, wie es der Brief des erwahnten Grafen bezeuget, bezahlte 2. Deutſchland fuhr fort die Früchte des zu Eger vom König Wenzel veranſkalteten Landfriedens zu ge= nieſſen. Die Münze war verbeſſert, geordnet und auf feſten Fuß geſetzt. Durch die Aufhebung der Iuden= ſchulden ward auch manchem Fürſten, Grafen und Ritter, die ſonſt des Landes fluchtig hatten werden müssen, geholfen, und der König hielt sich jeßzt faft im- mer zu Bettlern) böhmiſch Sebrak, auf welcher Ort in der Nahe und an der Straſſe von Deutſchland gelegen iff, ſo daß ihn die Reichsboten leicht finden, und er die Reichsangelegenheiten alſogleich wieder abfertigen konn- te. 1 Urkundenb. n. LXXIV. 2 Dipl. apud de LVDEWIG Tom VI. p. 29.
236 Ob es ſein Ernſt geweſen. 1391. I390. Rentmeiſker mit Anfang des I393ten Iahrs nach Rom abliefern I. Es mag aber Wenzeln nie ein rechter Ernſk geweſen seyn, sich zu Rom zum Kaiſer krönen zu laſſen. Fürs erske war er kein großer Freund von Ceremonien, zweytens mag er wohl eingeſehen haben, daß er durch dieſe Krönung eine neue Spaltung im Reiche verurſacht haben würde. Denn die Anhänger des Römischen Pabskes hätten ihn allerdings für ei- nen Kaiſer gehalten und erkannt ; nicht aber diejeni= gen Könige und Fürsten, die Klemens den VII. welcher zu Avignon ſaß, für den wahren Pabſk hiel ten, es ware dann, daß er ſich auch von dieſem hát= te die Krone aufſeſzen laſſen. Für einen Romiſchen König aber wurde er allgemein und von jedermann erkannt. Er hátte alſo neue Unruhen geſkiftet, wenn er des Bonifacius IX. Berlangen, der ſich biedurch mehr Anſehen und Feſtigkeit verſchaffen wollte, in Er= füllung gebracht hätte. Wenzel wandte viel mehr ſein Geld dazu an daß er in dieſem Iahre von dem Gra= fen Albrecht von Hochberg das Schloß Weiſſenek im Brisgau/ nebſt einigen Dörfern am Rheine kaufte und mit 400 Mark Silber baar, wie es der Brief des erwahnten Grafen bezeuget, bezahlte 2. Deutſchland fuhr fort die Früchte des zu Eger vom König Wenzel veranſkalteten Landfriedens zu ge= nieſſen. Die Münze war verbeſſert, geordnet und auf feſten Fuß geſetzt. Durch die Aufhebung der Iuden= ſchulden ward auch manchem Fürſten, Grafen und Ritter, die ſonſt des Landes fluchtig hatten werden müssen, geholfen, und der König hielt sich jeßzt faft im- mer zu Bettlern) böhmiſch Sebrak, auf welcher Ort in der Nahe und an der Straſſe von Deutſchland gelegen iff, ſo daß ihn die Reichsboten leicht finden, und er die Reichsangelegenheiten alſogleich wieder abfertigen konn- te. 1 Urkundenb. n. LXXIV. 2 Dipl. apud de LVDEWIG Tom VI. p. 29.
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Ertheilt Freyheitsbriefe 237 te. Zugleich war er nicht weit von Prag entfernt, 1391. ſo daß er auch ſein Erbland beſorgen, und auf ſeine Unterthane wachſam ſeyn konnte. Durch die Be= ſtrafung der Wartenberge und Kolowrate waren die ūbrigen Misvergnugten, denen er die Kammergũter ab= forderte , zwar abgeſchreckt worden, ſo daß ſie ſich nicht getrauten offentlich wider ihn aufzutreten. Doch biel ten sie heimliche Berſammlungen und Berathſchlagun= gen, die wohl nicht Ruhe und Frieden zur Abſicht haben konnten. Allein Wenzel vereitelte noch immer ihre boſen Anſchläge durch ſeine Wachſamkeit, wie wir unten ſehen werden. Im Ienner dieſes 1391sten Jahrs hielt ſich al= ſo der König Wenzel zu Bettlern auf. Er fertigte hier für die Gemeinde der Stadt Bauzen einen Frey-- heitsbrief aus, daß ſie ihre Stadtrathe ſelbſf wählen moge, und verordnete daben , es ſollten zwólf Ráthe ſeyn, ſechſe aus der Gemeinde und ſechſe aus den Hand= werkern. Der Burgermeiſter ſolle ein ganzes Iahr dem Stadtrathe vorſkehen; und einmal ſolle er aus der Gemeinde, ein andermal wieder aus den Hand= werkern genommen werden I. An die Stadt Regens= burg ließ er am nehmlichen Tage die Weiſung ergehen, daß der Schaden, welchen jemand im leſzten Kriege erlitten/ nicht ſolle geahndet werden können 2. Da ſich der König bey der Losſprechung von den Iuden- ſchulden funfzehn vom hundert für ſeine Schalkammer vorbehalten hatte, und ſich in Bayern einige Schuld= ner auch dieß zu zahlen geweigert haben mogen, ſo machte ihnen Wenzel abermals die Erklärung: daß diejenigen, welche dieſe beſtimmte Summe an die könig= liche Kammer nicht entrichten wollten, noch immer den Iuden verhaft bleiben ſollten 3. Denn weil das e. d. 17 Jan. c. d. Ber= 1 Dipl. bey Reder Contin. p. 23. 2 Diploma in Archiuo RATISE. 3 Dipl. Archiui RATISE.
Ertheilt Freyheitsbriefe 237 te. Zugleich war er nicht weit von Prag entfernt, 1391. ſo daß er auch ſein Erbland beſorgen, und auf ſeine Unterthane wachſam ſeyn konnte. Durch die Be= ſtrafung der Wartenberge und Kolowrate waren die ūbrigen Misvergnugten, denen er die Kammergũter ab= forderte , zwar abgeſchreckt worden, ſo daß ſie ſich nicht getrauten offentlich wider ihn aufzutreten. Doch biel ten sie heimliche Berſammlungen und Berathſchlagun= gen, die wohl nicht Ruhe und Frieden zur Abſicht haben konnten. Allein Wenzel vereitelte noch immer ihre boſen Anſchläge durch ſeine Wachſamkeit, wie wir unten ſehen werden. Im Ienner dieſes 1391sten Jahrs hielt ſich al= ſo der König Wenzel zu Bettlern auf. Er fertigte hier für die Gemeinde der Stadt Bauzen einen Frey-- heitsbrief aus, daß ſie ihre Stadtrathe ſelbſf wählen moge, und verordnete daben , es ſollten zwólf Ráthe ſeyn, ſechſe aus der Gemeinde und ſechſe aus den Hand= werkern. Der Burgermeiſter ſolle ein ganzes Iahr dem Stadtrathe vorſkehen; und einmal ſolle er aus der Gemeinde, ein andermal wieder aus den Hand= werkern genommen werden I. An die Stadt Regens= burg ließ er am nehmlichen Tage die Weiſung ergehen, daß der Schaden, welchen jemand im leſzten Kriege erlitten/ nicht ſolle geahndet werden können 2. Da ſich der König bey der Losſprechung von den Iuden- ſchulden funfzehn vom hundert für ſeine Schalkammer vorbehalten hatte, und ſich in Bayern einige Schuld= ner auch dieß zu zahlen geweigert haben mogen, ſo machte ihnen Wenzel abermals die Erklärung: daß diejenigen, welche dieſe beſtimmte Summe an die könig= liche Kammer nicht entrichten wollten, noch immer den Iuden verhaft bleiben ſollten 3. Denn weil das e. d. 17 Jan. c. d. Ber= 1 Dipl. bey Reder Contin. p. 23. 2 Diploma in Archiuo RATISE. 3 Dipl. Archiui RATISE.
Strana 238
238 Reiſet nach Nürnberg, I39I. Bermógen der Iuden dem Kaiſer gehörte, ſo hat- te Wenzel ihre Schulden mit Recht ganz fur ſich ein= fordern können. Er begnügte sich aber mit 15 fl. von jedem hundert. Es war alſo Undank von Seiten der= jenigen, welche dieſe Kleinigkeit nicht zahlen wollten. Dann gab Wenzel den Nonnen am 6. Geiſte in der Neuſkadt Prag die Erlaubniß, um fünf hundert Schock 26 Ian. Groſchen entweder Güter oder Zinſe zu kaufen Hierauf gieng er auf einige Wochen nach Bürg= litz. Bon ſeinem damaligen Aufenthalte daſelbſt zeu= gen zwey Urkunden. In der erſten beſkätigte er der Stadt Leutmeriſz das Recht der Niederlage aller Schiffe, die vorbey auf= oder abfuhren. Der es nicht thun wir= de, der ſollte eine Strafe von dreyßig Goldgulden an I2 Beb. die Kammer erlegen 2. Iedermann hatte ſich bisher nach dieſem alten Borrechte der Stadt Leutmeriſ ge= fügt. Nur der Erzbiſchof von Prag ſeſzte ſich dawider und gab vor, daß ſeine von Raudniſz ausgehende Schif= fe allenthalben frey und ungehindert fahren dürften. Die Leutmeritzer müsſen einige ſeiner Schiffe aufgehal- ten haben, daher that ſie der Erzbiſchof in den Kir= chenbann 3 und führte mit ihnen viele Jahre Händel, welches jeſzt Wenzeln bewogen haben may, der Stadt den erwähnten Beſlatigungsbrief zu ertheilen, um der Zánkerey ein Ende zu machen. Der Stadt Jung- bunzlau aber gab er das Recht einen Iahrmarkt von acht Tagen, am Tage der Himmelfahrt Marien anzu= fangen/ ſo wie in den übrigen Stádten des Konig= 20 e.m. reichs, ungehindert zu halten 4. Bald nachher begab ſich Wenzel nach Nürnberg um vielleicht noch einige Ein= rich 1 In agmentum cultus Dominici, ac etiam ob ſingularis amoris affectum , quo dictum monaſterium proſequi- mur. Dipl. Origin, in BIEL. Regia Prag. 2 Urkundenb. n. LXXV. 3 Acta in Curia Rom. Art. XVIII. 4 Urkundenb. n. LXXVI.
238 Reiſet nach Nürnberg, I39I. Bermógen der Iuden dem Kaiſer gehörte, ſo hat- te Wenzel ihre Schulden mit Recht ganz fur ſich ein= fordern können. Er begnügte sich aber mit 15 fl. von jedem hundert. Es war alſo Undank von Seiten der= jenigen, welche dieſe Kleinigkeit nicht zahlen wollten. Dann gab Wenzel den Nonnen am 6. Geiſte in der Neuſkadt Prag die Erlaubniß, um fünf hundert Schock 26 Ian. Groſchen entweder Güter oder Zinſe zu kaufen Hierauf gieng er auf einige Wochen nach Bürg= litz. Bon ſeinem damaligen Aufenthalte daſelbſt zeu= gen zwey Urkunden. In der erſten beſkätigte er der Stadt Leutmeriſz das Recht der Niederlage aller Schiffe, die vorbey auf= oder abfuhren. Der es nicht thun wir= de, der ſollte eine Strafe von dreyßig Goldgulden an I2 Beb. die Kammer erlegen 2. Iedermann hatte ſich bisher nach dieſem alten Borrechte der Stadt Leutmeriſ ge= fügt. Nur der Erzbiſchof von Prag ſeſzte ſich dawider und gab vor, daß ſeine von Raudniſz ausgehende Schif= fe allenthalben frey und ungehindert fahren dürften. Die Leutmeritzer müsſen einige ſeiner Schiffe aufgehal- ten haben, daher that ſie der Erzbiſchof in den Kir= chenbann 3 und führte mit ihnen viele Jahre Händel, welches jeſzt Wenzeln bewogen haben may, der Stadt den erwähnten Beſlatigungsbrief zu ertheilen, um der Zánkerey ein Ende zu machen. Der Stadt Jung- bunzlau aber gab er das Recht einen Iahrmarkt von acht Tagen, am Tage der Himmelfahrt Marien anzu= fangen/ ſo wie in den übrigen Stádten des Konig= 20 e.m. reichs, ungehindert zu halten 4. Bald nachher begab ſich Wenzel nach Nürnberg um vielleicht noch einige Ein= rich 1 In agmentum cultus Dominici, ac etiam ob ſingularis amoris affectum , quo dictum monaſterium proſequi- mur. Dipl. Origin, in BIEL. Regia Prag. 2 Urkundenb. n. LXXV. 3 Acta in Curia Rom. Art. XVIII. 4 Urkundenb. n. LXXVI.
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und wieder nach Prag. 239 richtungen zum Beſten von Deutſchland zu treffen. Er I39I. ertheilte daſelbſt der Stadt Nordhauſen, ſo wie er be= reits anderen Städten und Landern gethan hatte, ei= nen Gnadenbrief, kraft deſſen er alle Bürger dieſer Stadt von allen Iudenſchulden und Berſchreibungen los-und frey geſprochen ; er nahm ſie zugleich von al= len fremden Gerichten aus I. Allein er konnte ſich dießmal nicht lange hier aufhalten, ſondern mußte ſchleunig wieder nach Böhmen zurůck kehren, wie wir ihn denn ſchon mit Anfang des Aprilmonats zu Bett= lern wieder antreffen. Er gab hier Iohannen Blayer die Erlaubniß in der Kirche zu St. Michel in der Alt- ſkadt Prag einen Altar zu Ehren des h. Niklas zu ſlif t ten 2. Dann verfügte er ſich vollends nach Prag. Denn die Mißvergnugten in Böhmen hatten ſich die Abweſenheit des Königs zu Nußze machen wollen, und kaum hatte er die Reiſe nach Nürnberg unternom= men, ſo waren ſie in Königgrátßz zuſammen gekommen. Hier berathſchlagten sie ſich einige Tage über gewiſſe Angelegenheiten des Landes, vermuthlich über die Zu= růck gabe der Krongüter an den König. Hayek ſagt in ſeiner Kronik ſie hatten die Beſchwerniſſe, die ſich von den benachbarten Völkern auf ſie háuften, dem nachlässigen König vorstellen wollen 3. Allein man findet nicht die geringſte Spur, daß ſich damals jemand in der Nachbarſchaft hatte beykommen laſſen, die Böh= men zu bedrücken. Die Berathſchlagungen waren viel mehr gegen den König gerichtet. Sobald Wenzel von dieſer Berſammlung Nachricht erhalten hatte, war er/ wie wir ſchon oben erinnert haben/ nach Böhmen zu= rück gekommen. Jeßt ſtellte er eine Unterſuchung an, ließ zwey böhmiſche Ritter, die Rädelsführer, nämlich den Hrozka von Czban, und Giroſchen von Hradiſſt 9 Mers Apr. auf 1 LVNIG P. Spec. Cont. IV. Th. II. p. 71. 2 ERECT. Vol. II. WENC, HAYEK ad h. a. 3
und wieder nach Prag. 239 richtungen zum Beſten von Deutſchland zu treffen. Er I39I. ertheilte daſelbſt der Stadt Nordhauſen, ſo wie er be= reits anderen Städten und Landern gethan hatte, ei= nen Gnadenbrief, kraft deſſen er alle Bürger dieſer Stadt von allen Iudenſchulden und Berſchreibungen los-und frey geſprochen ; er nahm ſie zugleich von al= len fremden Gerichten aus I. Allein er konnte ſich dießmal nicht lange hier aufhalten, ſondern mußte ſchleunig wieder nach Böhmen zurůck kehren, wie wir ihn denn ſchon mit Anfang des Aprilmonats zu Bett= lern wieder antreffen. Er gab hier Iohannen Blayer die Erlaubniß in der Kirche zu St. Michel in der Alt- ſkadt Prag einen Altar zu Ehren des h. Niklas zu ſlif t ten 2. Dann verfügte er ſich vollends nach Prag. Denn die Mißvergnugten in Böhmen hatten ſich die Abweſenheit des Königs zu Nußze machen wollen, und kaum hatte er die Reiſe nach Nürnberg unternom= men, ſo waren ſie in Königgrátßz zuſammen gekommen. Hier berathſchlagten sie ſich einige Tage über gewiſſe Angelegenheiten des Landes, vermuthlich über die Zu= růck gabe der Krongüter an den König. Hayek ſagt in ſeiner Kronik ſie hatten die Beſchwerniſſe, die ſich von den benachbarten Völkern auf ſie háuften, dem nachlässigen König vorstellen wollen 3. Allein man findet nicht die geringſte Spur, daß ſich damals jemand in der Nachbarſchaft hatte beykommen laſſen, die Böh= men zu bedrücken. Die Berathſchlagungen waren viel mehr gegen den König gerichtet. Sobald Wenzel von dieſer Berſammlung Nachricht erhalten hatte, war er/ wie wir ſchon oben erinnert haben/ nach Böhmen zu= rück gekommen. Jeßt ſtellte er eine Unterſuchung an, ließ zwey böhmiſche Ritter, die Rädelsführer, nämlich den Hrozka von Czban, und Giroſchen von Hradiſſt 9 Mers Apr. auf 1 LVNIG P. Spec. Cont. IV. Th. II. p. 71. 2 ERECT. Vol. II. WENC, HAYEK ad h. a. 3
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240 Laßt Aufwiegler köpfen. 139I. auf dem Wiſchehrade feſt ſeßzen, und nach einiger Zeit beyde enthaupten. Und ſo mußte der Kónig, um allen Unruhen vorzubeugen/ ſich der Schárfe be= dienen. Er hatte auch die Prager im Berdachte, da= Her ließ er die Bürgermeiffer zu ſich zu Tijcte laden. Sie erſchienen auf dem Wiſchehrade/ wo der König meiſkens zu reſidiren pflegte. Wáhrend der Tafel er= ſchien der Scharfrichter und fragte den König, was Seine Majeſkät zu befeßlen hätte. Wenzel ſprach: “ lieber Gevater, verziehe draußen ; nach Tiſche wirſt du Arbeit bekommen , I Die Bürgermeiſfer erſchraken über dieſe Rede des Konigs, deſſen Iahzorn und Scharfe ihnen bekannt war. Hierauf ſkellte Wenzel verſchiedene Fra= gen an ſie, darauf ſie ihm ſo, wie er es gewunſcht haben mag, antworteten. Sie verſicherten ihn ihrer Treue und Ergebenheit/ und daß ſie ſammt der ganzen Stadt bereit wären ihren leßzten Blutstropfen für ihren allergnädig flen König Herzugeben. Mit dieſen Berſicherungen zu= frieden, ließ er ſle im Frieden wieder nach Hauſe ge= hen 2. Wenzel, der nun angefangen hat mißtrauiſch gegen ſeine Unterthane zu ſeyn, beſchloß in dieſem Iah= re noch náher an Prag für sich ein festes Schloß zu bauen. Hiezu ſah er ſich eine Gegend bey Kunratiſz hinter dem Wiſchehrade aus, und ließ die Gründe da= zu I Aus dem , daß der König den Henker einen Gevater aennt , folgt nicht, daß er ſein Kind aus der Taufe gehoben. Es iſt eine böhmiſche noch heut zu Tage ubliche Redensart : und heißt ſo viel, als guter Freund. So wie Grafen und Furſten einen Poſtknecht Schwa= ger nennen , daraus wird wohl kein vernünftiger Menſch ſchlleſſen , daß eine wirkliche Schwägerſchaft zwiſchen dem Fürsten und dem Postknechte ſtatt ha= be- 2 Wenz. Hayek , auf deſfen Glaubwürdigkeit dieſe ganze Erzählung beruhet.
240 Laßt Aufwiegler köpfen. 139I. auf dem Wiſchehrade feſt ſeßzen, und nach einiger Zeit beyde enthaupten. Und ſo mußte der Kónig, um allen Unruhen vorzubeugen/ ſich der Schárfe be= dienen. Er hatte auch die Prager im Berdachte, da= Her ließ er die Bürgermeiffer zu ſich zu Tijcte laden. Sie erſchienen auf dem Wiſchehrade/ wo der König meiſkens zu reſidiren pflegte. Wáhrend der Tafel er= ſchien der Scharfrichter und fragte den König, was Seine Majeſkät zu befeßlen hätte. Wenzel ſprach: “ lieber Gevater, verziehe draußen ; nach Tiſche wirſt du Arbeit bekommen , I Die Bürgermeiſfer erſchraken über dieſe Rede des Konigs, deſſen Iahzorn und Scharfe ihnen bekannt war. Hierauf ſkellte Wenzel verſchiedene Fra= gen an ſie, darauf ſie ihm ſo, wie er es gewunſcht haben mag, antworteten. Sie verſicherten ihn ihrer Treue und Ergebenheit/ und daß ſie ſammt der ganzen Stadt bereit wären ihren leßzten Blutstropfen für ihren allergnädig flen König Herzugeben. Mit dieſen Berſicherungen zu= frieden, ließ er ſle im Frieden wieder nach Hauſe ge= hen 2. Wenzel, der nun angefangen hat mißtrauiſch gegen ſeine Unterthane zu ſeyn, beſchloß in dieſem Iah= re noch náher an Prag für sich ein festes Schloß zu bauen. Hiezu ſah er ſich eine Gegend bey Kunratiſz hinter dem Wiſchehrade aus, und ließ die Gründe da= zu I Aus dem , daß der König den Henker einen Gevater aennt , folgt nicht, daß er ſein Kind aus der Taufe gehoben. Es iſt eine böhmiſche noch heut zu Tage ubliche Redensart : und heißt ſo viel, als guter Freund. So wie Grafen und Furſten einen Poſtknecht Schwa= ger nennen , daraus wird wohl kein vernünftiger Menſch ſchlleſſen , daß eine wirkliche Schwägerſchaft zwiſchen dem Fürsten und dem Postknechte ſtatt ha= be- 2 Wenz. Hayek , auf deſfen Glaubwürdigkeit dieſe ganze Erzählung beruhet.
Strana 241
Erneuert mit Oeſtreich 241 zu graben I. Es gieng aber mit dem Baue dieſes I39I. Schloſſes ſehr langſan: Her/ denn es wurde erſk um das Iahr I4I6 fertig und bewohubar. Es hieß Neu= ſchloß und auch Wenzelſkein; aber bald nach Wen= zels Tode wurde es von den Taboriten wieder zerftöret. Wenzel verließ alſo Prag, und begab ſich wie= der nach Bettlern, wo er faſt das ganze Iahr zubrach= te. Die Stadt Regensburg, die er von den Iuden= ſchulden freygeſprochen, führte ihm die beftimmten funf= zehn von hundert ab. Es machte eine Summe von I5 tauſend Goldgulden aus. Wenzel quittirte ſie über den Empfang der Abfuhr 2. Es werden andere Stád= te, Fürſten und Grafen Zweyfels ohne ebenfalls ihre funfzehn von Hundert nach und nach entrichtet haben, wodurch des Konigs Einkommen merklich vermehret worden, ſo daß er jeßt nicht Urſache hatte auf die Ruck= gabe der Krongüter ſehr zu dringen. Den Kaufleu= ten zu Eger erlaubte Wenzel, daß ſie kunftig von Eger über Ellbogen, Saatz und Schlan gen Prag, und wieder dieſe Straſſe von Prag nach Eger mit ihren Waaren fahren mogen, doch ſollten ſie den Zoll, der ſonſt in dem Städtlein Bettlern, wo die alte Straſſe war, gezahlt wurde, jelt zu Schlan entrichten. Eben ſo mogen ſie gerade zu über Weiden, anſlatt Tachau/ nach Frankfurt am Mayn fahren/ und den Zoll am erſten Orte abführen 3. Wenzel lebte nun mit den meiſken ſeiner Nach= barn, wie auch mit dem König in Frankreich, und mit dem Pabſte zu Nom in gutem Vernehmen. Um von der öffreichiſchen Seite gleichfalls ſicher zu ſeyn, erneuerte er die alten Bündniſſe mit dem Herzog Al= Mai. 5 c. m. brecht 1 Wenz. Hayek auf dieß Iahr. 2 Dipl. Originale in Archiuo RATISB. 3 Urkundenb. n. LXXVII. Erſter Theil. Q
Erneuert mit Oeſtreich 241 zu graben I. Es gieng aber mit dem Baue dieſes I39I. Schloſſes ſehr langſan: Her/ denn es wurde erſk um das Iahr I4I6 fertig und bewohubar. Es hieß Neu= ſchloß und auch Wenzelſkein; aber bald nach Wen= zels Tode wurde es von den Taboriten wieder zerftöret. Wenzel verließ alſo Prag, und begab ſich wie= der nach Bettlern, wo er faſt das ganze Iahr zubrach= te. Die Stadt Regensburg, die er von den Iuden= ſchulden freygeſprochen, führte ihm die beftimmten funf= zehn von hundert ab. Es machte eine Summe von I5 tauſend Goldgulden aus. Wenzel quittirte ſie über den Empfang der Abfuhr 2. Es werden andere Stád= te, Fürſten und Grafen Zweyfels ohne ebenfalls ihre funfzehn von Hundert nach und nach entrichtet haben, wodurch des Konigs Einkommen merklich vermehret worden, ſo daß er jeßt nicht Urſache hatte auf die Ruck= gabe der Krongüter ſehr zu dringen. Den Kaufleu= ten zu Eger erlaubte Wenzel, daß ſie kunftig von Eger über Ellbogen, Saatz und Schlan gen Prag, und wieder dieſe Straſſe von Prag nach Eger mit ihren Waaren fahren mogen, doch ſollten ſie den Zoll, der ſonſt in dem Städtlein Bettlern, wo die alte Straſſe war, gezahlt wurde, jelt zu Schlan entrichten. Eben ſo mogen ſie gerade zu über Weiden, anſlatt Tachau/ nach Frankfurt am Mayn fahren/ und den Zoll am erſten Orte abführen 3. Wenzel lebte nun mit den meiſken ſeiner Nach= barn, wie auch mit dem König in Frankreich, und mit dem Pabſte zu Nom in gutem Vernehmen. Um von der öffreichiſchen Seite gleichfalls ſicher zu ſeyn, erneuerte er die alten Bündniſſe mit dem Herzog Al= Mai. 5 c. m. brecht 1 Wenz. Hayek auf dieß Iahr. 2 Dipl. Originale in Archiuo RATISB. 3 Urkundenb. n. LXXVII. Erſter Theil. Q
Strana 242
242 Die alten Bündniſſe. 139I. brecht von Oeſtreich, der ihn in einer zu Wien aus= gefertigten Berſchreibung verſicherte, daß er alle Bünd= niſse, die mit K. Karl IV. und ſodann mit ihm dem Konig Wenzel aufs neue errichtet worden, auf das getreueſte halten und beobachten wolle II wozu ſich un= ſer König Wenzel gleichfalls verpflichtete 2. Bald darauf erhielt Wenzel von dem Herzog Swentibor aus Pommern zu Bettlern einen Beſuch. Dieſer hatte ſeine bey Nürnberg gelegenen Reichsgüter an Heinrich und Konrad von Geudern, Bürger zu Nurnberg/ verkauft. Er bat alſo Wenzeln, dieſes als Rom. Kónig zu beſlatigen/ und die erwahnten Käu= fer mit den Gütern zu belehnen, ſo auch geſchehen 3. Dann gab Wenzel Henſſlinen von Schadernich die Er= laubniß in der Kirche zu Saatz einen Altar für die hh. Stephan, Laurenz und Urban zu errichten 4. Der Stadt Kolin in Böhmen gab er die Macht alle Hand= werker, die eine Meile weit von der Stadt ſaßen, auf= zuheben und zu verbieten, diejenigen jedoch ausgenom- men/ welche Freyheitsbriefe hierüber aufweiſen konn= ten 5. Am folgenden Tage gab er den Einwohnern der Stadt Eger, Chriſten und Iuden, “ die ihm bey= de als einem Kónige von Böhmen pfandweiſe zugehor= ten „ einen Schirmbrief, daß ſie von niemanden/ we= der im Reiche noch in Böhmen, gedrückt oder gehin= I3 e.m. dert werden ſollten 6. Im folgenden Monate Hielt ſich Wenzel einige Zeit im Karlſteine auf. Er beſtätigte hier einen Aus- ſpruch, den Eberhard Schenk von Erbach, Landvogt über den Landfrieden am Rheine mit seinen acht ihm 22 Man 12Inn. c. d. zu-- I LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1404. et Archiu. Reg. Boh. 2 Originale in Archiuo CAES. VINDOB. Dipl. in Hiſt. NORINB. Dipl. p. 480. 3 4 ERECT. Vol. II. 5 Urkundenb. n. LXXVIII. 6. Urkundenb. n. LXXIX,
242 Die alten Bündniſſe. 139I. brecht von Oeſtreich, der ihn in einer zu Wien aus= gefertigten Berſchreibung verſicherte, daß er alle Bünd= niſse, die mit K. Karl IV. und ſodann mit ihm dem Konig Wenzel aufs neue errichtet worden, auf das getreueſte halten und beobachten wolle II wozu ſich un= ſer König Wenzel gleichfalls verpflichtete 2. Bald darauf erhielt Wenzel von dem Herzog Swentibor aus Pommern zu Bettlern einen Beſuch. Dieſer hatte ſeine bey Nürnberg gelegenen Reichsgüter an Heinrich und Konrad von Geudern, Bürger zu Nurnberg/ verkauft. Er bat alſo Wenzeln, dieſes als Rom. Kónig zu beſlatigen/ und die erwahnten Käu= fer mit den Gütern zu belehnen, ſo auch geſchehen 3. Dann gab Wenzel Henſſlinen von Schadernich die Er= laubniß in der Kirche zu Saatz einen Altar für die hh. Stephan, Laurenz und Urban zu errichten 4. Der Stadt Kolin in Böhmen gab er die Macht alle Hand= werker, die eine Meile weit von der Stadt ſaßen, auf= zuheben und zu verbieten, diejenigen jedoch ausgenom- men/ welche Freyheitsbriefe hierüber aufweiſen konn= ten 5. Am folgenden Tage gab er den Einwohnern der Stadt Eger, Chriſten und Iuden, “ die ihm bey= de als einem Kónige von Böhmen pfandweiſe zugehor= ten „ einen Schirmbrief, daß ſie von niemanden/ we= der im Reiche noch in Böhmen, gedrückt oder gehin= I3 e.m. dert werden ſollten 6. Im folgenden Monate Hielt ſich Wenzel einige Zeit im Karlſteine auf. Er beſtätigte hier einen Aus- ſpruch, den Eberhard Schenk von Erbach, Landvogt über den Landfrieden am Rheine mit seinen acht ihm 22 Man 12Inn. c. d. zu-- I LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1404. et Archiu. Reg. Boh. 2 Originale in Archiuo CAES. VINDOB. Dipl. in Hiſt. NORINB. Dipl. p. 480. 3 4 ERECT. Vol. II. 5 Urkundenb. n. LXXVIII. 6. Urkundenb. n. LXXIX,
Strana 243
Erlaubt die Stiftung 243 zugetheilten Ráthen über einen Rechtshandel gethan, 1391. der zwiſchen der Stadt Worms und dem Kapitel zu Neuhauſen einer Wehre wegen auf dem Bache, die Pfrimme genannt/ lange Zeit gedauert hatte. Die Wormſer mußten die Wehre abbrechen I. Mit An= fang des Auguſfmonats aber war er ſchon wieder auf ſeinem geliebten Schloſſe Bettlern. Hier ſchenkte er dem Hawlo von Puſchnik, ſeinem Hofdiener, ein ódes Dorf) und ſo viel Holz aus dem königlichen Walde bey Dobrziſch, als er brauchen würde, doch ſollte er dafur im Fall der Noth einen Schüßzen auf dem Schloſ ſe Dobrziſch ſkellen und aushalten 2. Der Stadt Eß= lingen gab er die Macht, boſe und ſchädliche Leute zu fangen, und ſie zu beſtrafen bis zum Wiederruf 3. Dann erlaubte er/ daß der Prager Kaufmann) Kreutz, ſein Haus zur Erbauung einer Kirche in der Altſkadt Prag, wie auch einer Wohnuug für zwey Prediger bey dieſer Kir= che, welche Bethleem heißen ſollte und die Iohann von Muhlheim baute, ſchenken moge 4. Wenzel ſagt in dem Briefe “ Wir ſind der Zuverſicht, daß uns Gott dafür belohnen werde wenn wir dazu thun, daß die Kirchen in unſerer Stadt Prag vermehret würden. „ Dieß iſt eben die Kirche, bey welcher der Ma= gifter Iohann von Hußinecz/ insgemein Iohann Hus genannt, wie auch der Magiſter Iakobellus von'Mieß, als böhmiſche Prediger/ geſkanden ſind. Dieſer zwey berühmten Mánner wegen ift auch dieſe Kirche in der Religionsgeſchichte bekannt worden. Ihre Stifter waren Iohann von Mühlheim des Königs Rath, und der Kaufmann Krziz oder Kreuz; dieſer gab ſeine Häuſer dazu/ und jener veranſtaltete den Bau. Der Q 2 erſte 18 Jul. 3 Aug. 23c.m. Sep. 1 Dipl. apud SCHANNAT in Hist. Episc. Wormat, Tom. II. n. 231. 2 Dipl. in Priuil. Antiquæ PRAGAE I. II. 3 Ap. DATт. p. 8. 4 Urkundenb. n. LXXX.
Erlaubt die Stiftung 243 zugetheilten Ráthen über einen Rechtshandel gethan, 1391. der zwiſchen der Stadt Worms und dem Kapitel zu Neuhauſen einer Wehre wegen auf dem Bache, die Pfrimme genannt/ lange Zeit gedauert hatte. Die Wormſer mußten die Wehre abbrechen I. Mit An= fang des Auguſfmonats aber war er ſchon wieder auf ſeinem geliebten Schloſſe Bettlern. Hier ſchenkte er dem Hawlo von Puſchnik, ſeinem Hofdiener, ein ódes Dorf) und ſo viel Holz aus dem königlichen Walde bey Dobrziſch, als er brauchen würde, doch ſollte er dafur im Fall der Noth einen Schüßzen auf dem Schloſ ſe Dobrziſch ſkellen und aushalten 2. Der Stadt Eß= lingen gab er die Macht, boſe und ſchädliche Leute zu fangen, und ſie zu beſtrafen bis zum Wiederruf 3. Dann erlaubte er/ daß der Prager Kaufmann) Kreutz, ſein Haus zur Erbauung einer Kirche in der Altſkadt Prag, wie auch einer Wohnuug für zwey Prediger bey dieſer Kir= che, welche Bethleem heißen ſollte und die Iohann von Muhlheim baute, ſchenken moge 4. Wenzel ſagt in dem Briefe “ Wir ſind der Zuverſicht, daß uns Gott dafür belohnen werde wenn wir dazu thun, daß die Kirchen in unſerer Stadt Prag vermehret würden. „ Dieß iſt eben die Kirche, bey welcher der Ma= gifter Iohann von Hußinecz/ insgemein Iohann Hus genannt, wie auch der Magiſter Iakobellus von'Mieß, als böhmiſche Prediger/ geſkanden ſind. Dieſer zwey berühmten Mánner wegen ift auch dieſe Kirche in der Religionsgeſchichte bekannt worden. Ihre Stifter waren Iohann von Mühlheim des Königs Rath, und der Kaufmann Krziz oder Kreuz; dieſer gab ſeine Häuſer dazu/ und jener veranſtaltete den Bau. Der Q 2 erſte 18 Jul. 3 Aug. 23c.m. Sep. 1 Dipl. apud SCHANNAT in Hist. Episc. Wormat, Tom. II. n. 231. 2 Dipl. in Priuil. Antiquæ PRAGAE I. II. 3 Ap. DATт. p. 8. 4 Urkundenb. n. LXXX.
Strana 244
244 Der Kirche Bethleem. 13Sep. 1391. erſte sagt in dem Stiftungsbriefe , daß die böhmiſchen Prediger bisher gezwungen geweſen, das Wort Gottes in Háuſern und in Winkeln zu erklären, welches ihn alſo bewogen eine eigene Kirche zu dem Ende aufzu= führen, und Prediger dazu zu ſkiften, damit das Work Gottes in böhmiſcher Landesſprache auch öffentlich vor= getragen werden moge. Er ſagt ferners , dieſe Kirche ſolle Bethleem, das iſt, ein Haus des Brods, worinn das Brod des gott= lichen Wortes ausgetheilt wird, genennt und zu Eh- ren der unſchuldigen Kinder geweihet werden I. Da= mit aber dieſe Prediger von niemanden gehindert, oder in ihrem Amte geſört würden, ſo hatte Mühlheim die ganze Stiftung von dem damaligen Prager Erzbiſchof beſtátigen laſſen 2. Dann trat auch Muhlheim vor den König Wenzel mit der Bitte, daß er ebenfalls mit königlicher Macht die Einseßung der böhmiſchen Prediger, und den für ſie beſtimmten und ausgewieſe= nen jährlichen Gehalt gutheißen mochte so er ohne An- ſkand bewilligte. Wenzel ſagt in der Urkunde, die Predigten gehörten allerdings unter diejenigen Wiſſen= ſchaften) wodurch die heilige allgemeine Religion bekrāſ tiget, und der menſchliche Berſkand aufgekläret würde 3. Der erfle Prediger in dieſer Kirche war Iohann Pro= tiwa, welchen der erzbiſchöfliche Generalvikar, Iohann Pomuk; ſchon am 5. Juli dieſes Iahrs hiezu bekráf= tiget hatte 4. Dieſe ganze Stiftung ſowohl der Kir= che, als auch der böhmiſchen Prediger wurde Hernach námlich im Jahr I408 von dem Pabſt Gregor XII. gutgeheißen 5, da eben Iohann Hus bereits ſechs Iah= re daſelbſt geprediget hatte. Wáh 1 Mehr hievon steht im Stiftungsbriefe Urkundenbuch n. LXXXI. 2 Dipl. Origin. in Arch. Carolino de a. 1391. 27. Iunii. 3 Urkundenbuch n. LXXXII. 4 Urkundenb. n. LXXXIII. 5 Bulla Origin. in Archiuo CAROLINO.
244 Der Kirche Bethleem. 13Sep. 1391. erſte sagt in dem Stiftungsbriefe , daß die böhmiſchen Prediger bisher gezwungen geweſen, das Wort Gottes in Háuſern und in Winkeln zu erklären, welches ihn alſo bewogen eine eigene Kirche zu dem Ende aufzu= führen, und Prediger dazu zu ſkiften, damit das Work Gottes in böhmiſcher Landesſprache auch öffentlich vor= getragen werden moge. Er ſagt ferners , dieſe Kirche ſolle Bethleem, das iſt, ein Haus des Brods, worinn das Brod des gott= lichen Wortes ausgetheilt wird, genennt und zu Eh- ren der unſchuldigen Kinder geweihet werden I. Da= mit aber dieſe Prediger von niemanden gehindert, oder in ihrem Amte geſört würden, ſo hatte Mühlheim die ganze Stiftung von dem damaligen Prager Erzbiſchof beſtátigen laſſen 2. Dann trat auch Muhlheim vor den König Wenzel mit der Bitte, daß er ebenfalls mit königlicher Macht die Einseßung der böhmiſchen Prediger, und den für ſie beſtimmten und ausgewieſe= nen jährlichen Gehalt gutheißen mochte so er ohne An- ſkand bewilligte. Wenzel ſagt in der Urkunde, die Predigten gehörten allerdings unter diejenigen Wiſſen= ſchaften) wodurch die heilige allgemeine Religion bekrāſ tiget, und der menſchliche Berſkand aufgekläret würde 3. Der erfle Prediger in dieſer Kirche war Iohann Pro= tiwa, welchen der erzbiſchöfliche Generalvikar, Iohann Pomuk; ſchon am 5. Juli dieſes Iahrs hiezu bekráf= tiget hatte 4. Dieſe ganze Stiftung ſowohl der Kir= che, als auch der böhmiſchen Prediger wurde Hernach námlich im Jahr I408 von dem Pabſt Gregor XII. gutgeheißen 5, da eben Iohann Hus bereits ſechs Iah= re daſelbſt geprediget hatte. Wáh 1 Mehr hievon steht im Stiftungsbriefe Urkundenbuch n. LXXXI. 2 Dipl. Origin. in Arch. Carolino de a. 1391. 27. Iunii. 3 Urkundenbuch n. LXXXII. 4 Urkundenb. n. LXXXIII. 5 Bulla Origin. in Archiuo CAROLINO.
Strana 245
Ertheilt Beſtätigungen. 245 Während der Zeit und bey ſeinem Aufenthalte zu 139I. Bettlern beſkätigte der Kónig Wenzel auch einen Aus= ſpruch welcher wider Ulrich und Friedrich, Gebrüder von Hohenlohe , zu Gunſten des Biſchofs Lamprecht von Bamberg wegen der erledigten Braunekiſchen Le= hen Reichelsberg, Badoltsheim/ Burgenrode, Bibe= rern und Buch ergangen war I. Ferners fertigte auch hier Wenzel einen Erneuerungsbrief aller Berträge und Bundniſſe mit Herzog Albrecht von Oeſtreich aus 2. Wir haben oben geſeßen, daß der Kónig Wen= zel faſt ganz Deutſchtand von den Iudenſchulden frey und los geſprochen habe. Dagegen ſefzten ſich aber die Landgráfinn Katharina von Thůringen und ihre Söh¬ ne, und zeigten dem König Freyheitsbriefe vor, kraft deren die Iudenſchaft in Thůringen den Landgrafen allein gehorten. Wenzel nahm alſo von dieſer Ber= ordnung die Thüringer Iuden aus, ſo daß die Mark= gráfinn mit den Judenſchulden nach ihrem Belieben ſchalten und walten moge 3. Mit Thimen von Kolz ditz traf er einen Bertrag wegen der Stadt Pirna in Meiſſen, die demſelben bereits Karl IV. verſeßzt Hatte 4. Man kann aus der Urkunde ſehen was für Oerter in Meiſſen damals zu dem Gebiete von Pirna, und folglich der Krone Böhmen gehóret haben. Dann be= ſtätigte er den Lehnbrief Biſchofs Konrad zu Hildes/ heim/ laut deſſen Hans von Schwichelt mit dem Mar= ſchallamte des Stiftes Hildesheim war belehnt worden 5. Die Berordnung des Kónigs Wenzel wegen des Weſf= Q 3 I3 Dec. 16 c.m. 212.m. IISep. 29Nov.- pháli= I Bambergiſche Deduction — die Landeshoheit über Furth betre'. in Cod. Probat. Dipl. n. 42. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. Geb. zum Bett= lern des Sonnabends nach Kreuzerhõhung. 3 Diploma bey Horn I. c. p. 688. 4 Urkundenb. n. LXXXIV. 5 Bey Strube Nebenſtunden III. 42I.
Ertheilt Beſtätigungen. 245 Während der Zeit und bey ſeinem Aufenthalte zu 139I. Bettlern beſkätigte der Kónig Wenzel auch einen Aus= ſpruch welcher wider Ulrich und Friedrich, Gebrüder von Hohenlohe , zu Gunſten des Biſchofs Lamprecht von Bamberg wegen der erledigten Braunekiſchen Le= hen Reichelsberg, Badoltsheim/ Burgenrode, Bibe= rern und Buch ergangen war I. Ferners fertigte auch hier Wenzel einen Erneuerungsbrief aller Berträge und Bundniſſe mit Herzog Albrecht von Oeſtreich aus 2. Wir haben oben geſeßen, daß der Kónig Wen= zel faſt ganz Deutſchtand von den Iudenſchulden frey und los geſprochen habe. Dagegen ſefzten ſich aber die Landgráfinn Katharina von Thůringen und ihre Söh¬ ne, und zeigten dem König Freyheitsbriefe vor, kraft deren die Iudenſchaft in Thůringen den Landgrafen allein gehorten. Wenzel nahm alſo von dieſer Ber= ordnung die Thüringer Iuden aus, ſo daß die Mark= gráfinn mit den Judenſchulden nach ihrem Belieben ſchalten und walten moge 3. Mit Thimen von Kolz ditz traf er einen Bertrag wegen der Stadt Pirna in Meiſſen, die demſelben bereits Karl IV. verſeßzt Hatte 4. Man kann aus der Urkunde ſehen was für Oerter in Meiſſen damals zu dem Gebiete von Pirna, und folglich der Krone Böhmen gehóret haben. Dann be= ſtätigte er den Lehnbrief Biſchofs Konrad zu Hildes/ heim/ laut deſſen Hans von Schwichelt mit dem Mar= ſchallamte des Stiftes Hildesheim war belehnt worden 5. Die Berordnung des Kónigs Wenzel wegen des Weſf= Q 3 I3 Dec. 16 c.m. 212.m. IISep. 29Nov.- pháli= I Bambergiſche Deduction — die Landeshoheit über Furth betre'. in Cod. Probat. Dipl. n. 42. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. Geb. zum Bett= lern des Sonnabends nach Kreuzerhõhung. 3 Diploma bey Horn I. c. p. 688. 4 Urkundenb. n. LXXXIV. 5 Bey Strube Nebenſtunden III. 42I.
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246 Erbt Schweidnitz und Iauer. 1392. phälischen Frieden ist auf das I. I381 den 13. De cember geſefzt worden I. Der König Wenzel hielt ſich noch immer den Winter dieſes 1392ten Jahrs zu Bettlern auf. Er gab hier dem Probſt und den Magiſkern am Karoline der Prager hohen Schule einen Gnadenbrief, kraft dessen fie die Dörfer Nenaczowißz und Drahelißz wie= I7 Jan. der ſo, wie vorhin, beſitzen und genießen mógen 2. Bon Seiten der Stadt Frankfurt aber waren zwey Abgeordnete mit der Bitte angelangt, daß der König ihre Frenheirsbriefe wider fremde Gerichte beſtätigen mochte. Die Stadt hatte ſie von den Kaiſern Albrecht, Rudolph und Karl IV. erhalten. Die Botſchafter zeig= ten eine Zeugenſchaft von dem Erzbiſchof Konrad zu Maynz vor, daß er die erwähnten Freyheitsbriefe ge= ſeben und acht gefunden habe. Der König ließ die Sache vor ſeinem Hofgerichte, ſo damals auch auf dem Schloſſe Bettlern geſeſſen, und welchem Graf Iohann von Spannheim vorſkund, unterſuchen, und dann mit königlicher Macht die vorgenannten Privilegien beſtäti= 1 Febr. gen 3. Mit Anfang dieſes I392ten Iahrs ſkarb Agnes) die Herzoginwittwe von Schweidnitz und Iauer. Sie hatte laut der Bertrage zwiſchen Kaiſer Karl IV. und ihrem Gemabl Bolko dieſe Lánder genoſſen. Nun fielen sie unſerm Kónig Wenzel eigenthumlich zu, wodurch denn ſeine Einkünfte wieder vermehret wurden. Er ſeſ= te alſo Beneſchen von Chusnik zum Hauptmann der beyden Fürſfenthumer Schweidniſ und Iauer/ und ließ ein neues Siegel ſkechen, deſſen ſich ſein Hauptmann bedienen ſollte. Der König ſitzt auf dem Throne, halt den Reichsapfel in der rechten und den Zepter in der lin= 1 Sie ift bey SCHANNAT Samml. S. 35 mit dem I. MCCCLXXXXI. fehlerhaft bezeichnet- 2 Urkundenb. n. LXXXV. 3 Priuilegia FRANCOF. p. 200.
246 Erbt Schweidnitz und Iauer. 1392. phälischen Frieden ist auf das I. I381 den 13. De cember geſefzt worden I. Der König Wenzel hielt ſich noch immer den Winter dieſes 1392ten Jahrs zu Bettlern auf. Er gab hier dem Probſt und den Magiſkern am Karoline der Prager hohen Schule einen Gnadenbrief, kraft dessen fie die Dörfer Nenaczowißz und Drahelißz wie= I7 Jan. der ſo, wie vorhin, beſitzen und genießen mógen 2. Bon Seiten der Stadt Frankfurt aber waren zwey Abgeordnete mit der Bitte angelangt, daß der König ihre Frenheirsbriefe wider fremde Gerichte beſtätigen mochte. Die Stadt hatte ſie von den Kaiſern Albrecht, Rudolph und Karl IV. erhalten. Die Botſchafter zeig= ten eine Zeugenſchaft von dem Erzbiſchof Konrad zu Maynz vor, daß er die erwähnten Freyheitsbriefe ge= ſeben und acht gefunden habe. Der König ließ die Sache vor ſeinem Hofgerichte, ſo damals auch auf dem Schloſſe Bettlern geſeſſen, und welchem Graf Iohann von Spannheim vorſkund, unterſuchen, und dann mit königlicher Macht die vorgenannten Privilegien beſtäti= 1 Febr. gen 3. Mit Anfang dieſes I392ten Iahrs ſkarb Agnes) die Herzoginwittwe von Schweidnitz und Iauer. Sie hatte laut der Bertrage zwiſchen Kaiſer Karl IV. und ihrem Gemabl Bolko dieſe Lánder genoſſen. Nun fielen sie unſerm Kónig Wenzel eigenthumlich zu, wodurch denn ſeine Einkünfte wieder vermehret wurden. Er ſeſ= te alſo Beneſchen von Chusnik zum Hauptmann der beyden Fürſfenthumer Schweidniſ und Iauer/ und ließ ein neues Siegel ſkechen, deſſen ſich ſein Hauptmann bedienen ſollte. Der König ſitzt auf dem Throne, halt den Reichsapfel in der rechten und den Zepter in der lin= 1 Sie ift bey SCHANNAT Samml. S. 35 mit dem I. MCCCLXXXXI. fehlerhaft bezeichnet- 2 Urkundenb. n. LXXXV. 3 Priuilegia FRANCOF. p. 200.
Strana 247
Fertiget zu Prag 247 Anken Hand. Rechts steht ein Schild mit dem böh 1392. miſchen Löwen, und links ein einfacher Adler I. Er verließ endlich das Schloß Bettlern, wo er ſich ſo lange aufgehalten hatte und begab ſich nach Prag. Zu Beraun fertigte ſein Better, der Markgraf Iodok eine Schrift aus, in welcher er dem König die Macht gab über die zwiſchen ihm und dem Erzb. Albrecht von Magdeburg wegen Brandenburg fürwaltende Mißhel= ligkeiten zu sprechen 2. Am Sonntag vor der Faß- 10 Feb nacht treffen wir ihn ſchon zu Prag an. Er gab an dieſem Tage der Stadt Pilſen die Berſicherung, daß ſie drey ganze Iahre von dieſem Tage an zu rechnen, von allen Steuern und Abgaben frey ſeyn ſolle, weil ſie durch Abbrechung der Fleiſch und Brodbänke, wie auch verſchiedener Háuſer in nicht geringen Schaden ge= rathen war. Denn dieß war auf Befehl des Königs geſchehen, welcher mit ſeinem Hofe nach Pilſen kom= men, die aus Bayern dahin geladenen hohen Gáſle da= ſelbſt bewirthen und große Feſfe geben wollte/ welches alles aber nicht lange darauf zu Prag geſchehen 3. Der Wittwe, Anna Rotlin, gab Wenzel die Erlaubniß in der Kirche zu St. Benedikt in Prag einen Altar zu errichten 4. Die oben erwähnten Frankfurter Bo= ten waren mit dem König nach Prag gegangen. Sie baten ihn hier noch um einize Gnadenbriefe für ihre Stadt, die ſie auch erhielten. Wenzel verordnete nám Q 4 25 c.m. Mew 1 Sich. Tab. II. n. VIII. Dieß Siegel hängt an ei= nem Original vom I. I395 in dem Archive der Mal= theſerritter zu Prag. Der HauptmannChuſſnik ſagt daſelbst “Mit Urkund dicz Briefes vorſigilt mit un- ſers Herren des Koniges anhangendem Ingeſigle , des wir von Seyner wegen als eyn Hauptmann yn den vorgenannten Furstenthum obir lehen gebruchen. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. Ge. zu Berne an St. Skolaſtikatage. 3 Urkundenb. n. LXXXVI. 4 ERECT. Vol. II.
Fertiget zu Prag 247 Anken Hand. Rechts steht ein Schild mit dem böh 1392. miſchen Löwen, und links ein einfacher Adler I. Er verließ endlich das Schloß Bettlern, wo er ſich ſo lange aufgehalten hatte und begab ſich nach Prag. Zu Beraun fertigte ſein Better, der Markgraf Iodok eine Schrift aus, in welcher er dem König die Macht gab über die zwiſchen ihm und dem Erzb. Albrecht von Magdeburg wegen Brandenburg fürwaltende Mißhel= ligkeiten zu sprechen 2. Am Sonntag vor der Faß- 10 Feb nacht treffen wir ihn ſchon zu Prag an. Er gab an dieſem Tage der Stadt Pilſen die Berſicherung, daß ſie drey ganze Iahre von dieſem Tage an zu rechnen, von allen Steuern und Abgaben frey ſeyn ſolle, weil ſie durch Abbrechung der Fleiſch und Brodbänke, wie auch verſchiedener Háuſer in nicht geringen Schaden ge= rathen war. Denn dieß war auf Befehl des Königs geſchehen, welcher mit ſeinem Hofe nach Pilſen kom= men, die aus Bayern dahin geladenen hohen Gáſle da= ſelbſt bewirthen und große Feſfe geben wollte/ welches alles aber nicht lange darauf zu Prag geſchehen 3. Der Wittwe, Anna Rotlin, gab Wenzel die Erlaubniß in der Kirche zu St. Benedikt in Prag einen Altar zu errichten 4. Die oben erwähnten Frankfurter Bo= ten waren mit dem König nach Prag gegangen. Sie baten ihn hier noch um einize Gnadenbriefe für ihre Stadt, die ſie auch erhielten. Wenzel verordnete nám Q 4 25 c.m. Mew 1 Sich. Tab. II. n. VIII. Dieß Siegel hängt an ei= nem Original vom I. I395 in dem Archive der Mal= theſerritter zu Prag. Der HauptmannChuſſnik ſagt daſelbst “Mit Urkund dicz Briefes vorſigilt mit un- ſers Herren des Koniges anhangendem Ingeſigle , des wir von Seyner wegen als eyn Hauptmann yn den vorgenannten Furstenthum obir lehen gebruchen. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. Ge. zu Berne an St. Skolaſtikatage. 3 Urkundenb. n. LXXXVI. 4 ERECT. Vol. II.
Strana 248
248 Gnadenbriefe aus. 1392. námlich, daß zwischen Maynz und Frankfurk, beson- ders zu Hochft, weder zu Waſſer noch zu Land Zolle I0Mer angelegt werden ſollten I. Zwentens gab ihnen der Kónig die Macht und das Recht zu Niedererlenbach c. d. Schultheiße einzuſetzen 2. Drittens erlaubte er ihnen von denjenigen/ welche wider ihrer Stadt Freyheiten handeln würden, die beſtimmte Strafgelder zu fordern und einzuholen 3/ und viertens machte der König über die Aufhebung der Judenſchulden in Frankfurt die Er= kiärung, daß darunter nur jene Schulden zu verſlehen ſind, die bis zu dem Datum der ergangenen Losſpre= chung gemacht worden, daß alſo die nach der Zeit aufs neue gemachten Schulden bezaßlt werden müßten 4. Wenzel widerrufte und zernichtete damals die Freygraf= ſchaft und das Stilgerichte, gelegen in dem Gebiete von Paſchberg; weil dieß wider Gott und das Reich wäre und gebot dem Herzog Otto von Braunſchweig dieſe Ge= richte daſelbſt von Reichs wegen zu verhindern 5. Die Bürger und Iuden der Stadt und des Landes zu Eger aber ſprach er von allen Steuern und Abgaben auf vier ganze Jahre frey , weil sie ihm jeßzt eine Summe Geldes zu ſeiner Nothdurft, námlich zu einem in Prag vorzunehmenden Beylager, vorgeſtrecket hatten 6. Dem edlen Braun von Rappoltſtein und deſſen Söhnen er= laubte Wenzel das Schultheiſſenamt, wie auch das Halbe Umgeld zu Schlettſkadt von Konrad Plarrer mit tauſend Goldgulden einzuldſen, und auf lebenslang zu 31 e.m. genießen 7. Unſer König Wenzel war seit dem I. 1386 ein Wittwer. Endlich hatte er mit Anfang dieſes Iahrs 12 e.m. 296. m. 2. d. c. d. den 1 Priuil. FRANCON. P. 206. 2 IBIDEM p. 204. 3 IBID. P. 205. 4 IBID. p. 203. SCHEIDT in Bibl. Hist. Götting. P. 133. 5 6 Originale in Archiuo Egr. 7 Ap. SCHOEPPLIN P. 290.
248 Gnadenbriefe aus. 1392. námlich, daß zwischen Maynz und Frankfurk, beson- ders zu Hochft, weder zu Waſſer noch zu Land Zolle I0Mer angelegt werden ſollten I. Zwentens gab ihnen der Kónig die Macht und das Recht zu Niedererlenbach c. d. Schultheiße einzuſetzen 2. Drittens erlaubte er ihnen von denjenigen/ welche wider ihrer Stadt Freyheiten handeln würden, die beſtimmte Strafgelder zu fordern und einzuholen 3/ und viertens machte der König über die Aufhebung der Judenſchulden in Frankfurt die Er= kiärung, daß darunter nur jene Schulden zu verſlehen ſind, die bis zu dem Datum der ergangenen Losſpre= chung gemacht worden, daß alſo die nach der Zeit aufs neue gemachten Schulden bezaßlt werden müßten 4. Wenzel widerrufte und zernichtete damals die Freygraf= ſchaft und das Stilgerichte, gelegen in dem Gebiete von Paſchberg; weil dieß wider Gott und das Reich wäre und gebot dem Herzog Otto von Braunſchweig dieſe Ge= richte daſelbſt von Reichs wegen zu verhindern 5. Die Bürger und Iuden der Stadt und des Landes zu Eger aber ſprach er von allen Steuern und Abgaben auf vier ganze Jahre frey , weil sie ihm jeßzt eine Summe Geldes zu ſeiner Nothdurft, námlich zu einem in Prag vorzunehmenden Beylager, vorgeſtrecket hatten 6. Dem edlen Braun von Rappoltſtein und deſſen Söhnen er= laubte Wenzel das Schultheiſſenamt, wie auch das Halbe Umgeld zu Schlettſkadt von Konrad Plarrer mit tauſend Goldgulden einzuldſen, und auf lebenslang zu 31 e.m. genießen 7. Unſer König Wenzel war seit dem I. 1386 ein Wittwer. Endlich hatte er mit Anfang dieſes Iahrs 12 e.m. 296. m. 2. d. c. d. den 1 Priuil. FRANCON. P. 206. 2 IBIDEM p. 204. 3 IBID. P. 205. 4 IBID. p. 203. SCHEIDT in Bibl. Hist. Götting. P. 133. 5 6 Originale in Archiuo Egr. 7 Ap. SCHOEPPLIN P. 290.
Strana 249
Vermáhlet ſich 249 den Entſchluß gefaßt, ſich wieder zu verheyrathen. Er I392. wählte abermals eine Gemahlinn aus dem Hauſe Bayern. Dieß war Sophia oder Offney, eine Tochter des Herzogs Iohann von Bayern und Pfalzgrafen am Rhein, welche dieſer mit Katharina, Gräfinn von Gorz gezeugt hatte. Sie mag damals I7 Jahr alt geweſen ſeyn I. Der König Wenzel verſchrieb ihr Hundert tau= ſend ungariſche Gulden auf gewiſſe böhmiſche Städte zur Morgengabe 2 und hatte die Stadt Pilſen, weil ſie näher an Bayern lag, zum Beylager befkimmt weswegen auch ſchon daſelbſt einige Zubereitungen, wie wir oben erwähnt haben, waren gemacht worden. Es wurde aber hernach beſchloſſen die Heyrathsfeyer in Prag zu begehen, wo allerdings mehr Raum und Be= quemlichkeit zu allen den Festen und Ergötzlichkeiten, die bey dergleichen Hochzeiten gewöhnlich ſind, vorhanden war. Die bayriſchen Geſchichtſchreiber behaupten, der Herzog Friedrich von Niederbayerny Sophiens Oheim, habe die Braut Wenzeln nach Prag gebracht. Es iſt aber wahrſcheinlich, daß ſowohl ihr Bater, der Herzog Iohann, als auch ihre Brüder Ernſt und Wilhelm ſie nach Prag begleitet haben. Da wir von dem König Wenzel den ganzen Aprilmonat keine Aus= fertigung haben, ſo mag er ihr wohl ſelbſt bis Mün chen entgegen gegangen ſeyn. Nach Hayeks Erzáhlung langte damals ein Pfalzgraf und Herzog von Bayern mit achtzig Pferden und zehn Wagen in Prag an ; er ſetzt aber hinzu/ ſie wären alle mit Schauſpielern und Gau= klern beladen geweſen 3. Das mag zum Theil wahr ſeyn, I RVDOLPHVS CORONINI Comes da CRONBERG in tentamine genelogico Com. Goritiæ. 2 Bestátigungsbrief ven König Siegmund dd. Sonn- abend nach Natiuit. Mariæ I412 in Regeſtis Sigis- mundi, quæ extant in Archiuo Cæsar. Vindob. 3 Sieh Hayeks Kronike auf dieß Jahr.
Vermáhlet ſich 249 den Entſchluß gefaßt, ſich wieder zu verheyrathen. Er I392. wählte abermals eine Gemahlinn aus dem Hauſe Bayern. Dieß war Sophia oder Offney, eine Tochter des Herzogs Iohann von Bayern und Pfalzgrafen am Rhein, welche dieſer mit Katharina, Gräfinn von Gorz gezeugt hatte. Sie mag damals I7 Jahr alt geweſen ſeyn I. Der König Wenzel verſchrieb ihr Hundert tau= ſend ungariſche Gulden auf gewiſſe böhmiſche Städte zur Morgengabe 2 und hatte die Stadt Pilſen, weil ſie näher an Bayern lag, zum Beylager befkimmt weswegen auch ſchon daſelbſt einige Zubereitungen, wie wir oben erwähnt haben, waren gemacht worden. Es wurde aber hernach beſchloſſen die Heyrathsfeyer in Prag zu begehen, wo allerdings mehr Raum und Be= quemlichkeit zu allen den Festen und Ergötzlichkeiten, die bey dergleichen Hochzeiten gewöhnlich ſind, vorhanden war. Die bayriſchen Geſchichtſchreiber behaupten, der Herzog Friedrich von Niederbayerny Sophiens Oheim, habe die Braut Wenzeln nach Prag gebracht. Es iſt aber wahrſcheinlich, daß ſowohl ihr Bater, der Herzog Iohann, als auch ihre Brüder Ernſt und Wilhelm ſie nach Prag begleitet haben. Da wir von dem König Wenzel den ganzen Aprilmonat keine Aus= fertigung haben, ſo mag er ihr wohl ſelbſt bis Mün chen entgegen gegangen ſeyn. Nach Hayeks Erzáhlung langte damals ein Pfalzgraf und Herzog von Bayern mit achtzig Pferden und zehn Wagen in Prag an ; er ſetzt aber hinzu/ ſie wären alle mit Schauſpielern und Gau= klern beladen geweſen 3. Das mag zum Theil wahr ſeyn, I RVDOLPHVS CORONINI Comes da CRONBERG in tentamine genelogico Com. Goritiæ. 2 Bestátigungsbrief ven König Siegmund dd. Sonn- abend nach Natiuit. Mariæ I412 in Regeſtis Sigis- mundi, quæ extant in Archiuo Cæsar. Vindob. 3 Sieh Hayeks Kronike auf dieß Jahr.
Strana 250
250 mit Sophia von Bayern. 1392. seyn/ denn zu ſolchen Feften waren damals die Spas= macher unentbehrlich. Bermuthlich geſchah die Bermählung am St 2 Mai Siegmundstage, an welchem auch die Turniere, ver= ſchiedene Ritterſpiele und andere Ergötzlichkeiten auf dem Altſkädter Markte ihren Anfang nahmen/ und ganze acht Tage fortdauerten I. Dubravius erzählt, es hatten ſich auch ſehr geſchickte Taſchenſpieler, (er nennt ſie Hexen= meifter) bey dieſem Feſte hervorgethan, darunter ein Böhme, Žito alle übrigen dadurch übertroffen, daß er einen bayriſchen Gaukler bis auf die Stiefel zuſammen gefreſfen 2. Unbillig iff es, wenn man Wenzels Ge= ſchmact tadelt, weil er an dergleichen Spielen ein Be= lieben gehabt hat. Es war der Geſchmack damaliger Zeiten. Seine Schauſpieler waren aus dem vierzehnten/ und die unſerigen ſind aus dem achtzehnten Iahrhundert. Keiner unſerer bekannten und alten Kroniſken hat zwar angemerkt, daß die Bermahlung des Königs Wenzel mit der banriſchen Prinzeſſinn Sophia in die= ſem Iahre geſchehen; ſie ſind viel mehr, ſo wie auch die Bayriſchen in der angegebenen Zeit ſehr von ein= ander unterſchieden 3. Weil ſie aber ſchon in dieſem I392ten Iahre als Romiſche Königinn und Wenzels Gemahlinn, wie wir unten 4 ſehen werden/ vorkommt/ vor dieſem Iahre aber nirgends von ihr einige Meldung geſchieht, ſo ist dieß 1392te Jahr ihrer Bermählung gar nicht zu bezweifeln. Nach dem Beylager blieb der König Wenzel noch einige Zeit zu Prag, und ſchritt nach geendigten Feſten wieder zu den Geſchäften. So ließ er an alle Fürsten, Bi= I HayeE ad h. a. 2 Hiſtoriæ Bohemiæ libro XXIII. 3 Arnbeck in Chron. Bauar giebt das 1389. H.Dobner in Vindie. das I390. Aettekhofer das 1393. Peſſi- na im Prodromo das 1397. Adaukt Voigt in der böhm. Münzgeſch. das I400te I. an. 4 Sieh Urkundenb. n. LXXXIX, et XC.
250 mit Sophia von Bayern. 1392. seyn/ denn zu ſolchen Feften waren damals die Spas= macher unentbehrlich. Bermuthlich geſchah die Bermählung am St 2 Mai Siegmundstage, an welchem auch die Turniere, ver= ſchiedene Ritterſpiele und andere Ergötzlichkeiten auf dem Altſkädter Markte ihren Anfang nahmen/ und ganze acht Tage fortdauerten I. Dubravius erzählt, es hatten ſich auch ſehr geſchickte Taſchenſpieler, (er nennt ſie Hexen= meifter) bey dieſem Feſte hervorgethan, darunter ein Böhme, Žito alle übrigen dadurch übertroffen, daß er einen bayriſchen Gaukler bis auf die Stiefel zuſammen gefreſfen 2. Unbillig iff es, wenn man Wenzels Ge= ſchmact tadelt, weil er an dergleichen Spielen ein Be= lieben gehabt hat. Es war der Geſchmack damaliger Zeiten. Seine Schauſpieler waren aus dem vierzehnten/ und die unſerigen ſind aus dem achtzehnten Iahrhundert. Keiner unſerer bekannten und alten Kroniſken hat zwar angemerkt, daß die Bermahlung des Königs Wenzel mit der banriſchen Prinzeſſinn Sophia in die= ſem Iahre geſchehen; ſie ſind viel mehr, ſo wie auch die Bayriſchen in der angegebenen Zeit ſehr von ein= ander unterſchieden 3. Weil ſie aber ſchon in dieſem I392ten Iahre als Romiſche Königinn und Wenzels Gemahlinn, wie wir unten 4 ſehen werden/ vorkommt/ vor dieſem Iahre aber nirgends von ihr einige Meldung geſchieht, ſo ist dieß 1392te Jahr ihrer Bermählung gar nicht zu bezweifeln. Nach dem Beylager blieb der König Wenzel noch einige Zeit zu Prag, und ſchritt nach geendigten Feſten wieder zu den Geſchäften. So ließ er an alle Fürsten, Bi= I HayeE ad h. a. 2 Hiſtoriæ Bohemiæ libro XXIII. 3 Arnbeck in Chron. Bauar giebt das 1389. H.Dobner in Vindie. das I390. Aettekhofer das 1393. Peſſi- na im Prodromo das 1397. Adaukt Voigt in der böhm. Münzgeſch. das I400te I. an. 4 Sieh Urkundenb. n. LXXXIX, et XC.
Strana 251
Setzet den Bau 251 Biſchofe, Grafen, Nitter und Herren des Reichs den I392. Befehl ergehen/ daß ſie die Nürnberger Bürger an ih= ren Freyheiten nicht hindern, und fie vor kein Landge= richt laden, sondern ihre Klagen vor den Stadtrath zu Nürnberg bringen ſollen, nur alsdanny wenn ſie hier kein Recht fänden, mogen sie ihre Sachen dem könig- lichen Pfleger in Bayerny Boržiwoy von Swinar, vorbringen I. Dann fertigte Wenzel einen Spruch= brief aus, vermóg deſſen das Gottesbaus zu St. Eme= ram mit ihren Zuſpruchen an die Stadt Regensburg abgewieſen und zur Ruhe gemahnet worden 2. Wie nun der Kónig wahrgenommen, daß fich ſeine Unterthane, die Böhmen, durch die in vorigen Iahren an den Emporern zu rechter Zeit ausgeübte Strafen abgeſchreckt/ ruhig hielten, beſchloß er den Bau der Prager Schloßkirche, welcher im Iahr I385 war unterbrochen worden, fortzuſeſzen. Denn Wenzel war bisher dieſer Kirche ſehr geneigt geweſen, und hat= te weder Mühe noch Koſten geſparet ſie immer prach= tiger und glänzender zu machen. Wie wir ſchon oben 3. erinnert haben, ſo hat er den vorderen Theil derſelben ausgebauet. Er wollte nun, daß der übrige Theil dieſer Kirche eben ſo prächtig, groß und koftbar, wie der erſfe) welchen ſein Bater/ der Kaiſer Karl IV. zur bauen angefangen hatte/ ſeyn ſollte 4. Um aber den Bau um ſo viel mehr zu beſchleunigen, hatte er ſchon im vorigen Iahre von dem Pabſt Bonifacius IX. eine 8 Man 10 e.m. Bulle 1 Hiſt. NORIMB. Dipl. p. 489. 2 Originale in Archiuo RATISB. 3 Ad a. 1385 1. Oct. 4 Et ut alia de Wenceslao præteream , an non manifeste oſtenderit ſuum ſpecialem ac vere magnum in exor- nanda Baſilica Metropol. Zelum vel in eo , quod cum Chorus, ipſo quoque diligenti ſtudio adnitente , jam extaret perfectus — ut poſterior quoque pars — mag- nificentia et operis ſtructura pari choro reſponderet, animum adiecit, ſind die Worte des Thom. PES- SINA in Phoſphoro p. 74.
Setzet den Bau 251 Biſchofe, Grafen, Nitter und Herren des Reichs den I392. Befehl ergehen/ daß ſie die Nürnberger Bürger an ih= ren Freyheiten nicht hindern, und fie vor kein Landge= richt laden, sondern ihre Klagen vor den Stadtrath zu Nürnberg bringen ſollen, nur alsdanny wenn ſie hier kein Recht fänden, mogen sie ihre Sachen dem könig- lichen Pfleger in Bayerny Boržiwoy von Swinar, vorbringen I. Dann fertigte Wenzel einen Spruch= brief aus, vermóg deſſen das Gottesbaus zu St. Eme= ram mit ihren Zuſpruchen an die Stadt Regensburg abgewieſen und zur Ruhe gemahnet worden 2. Wie nun der Kónig wahrgenommen, daß fich ſeine Unterthane, die Böhmen, durch die in vorigen Iahren an den Emporern zu rechter Zeit ausgeübte Strafen abgeſchreckt/ ruhig hielten, beſchloß er den Bau der Prager Schloßkirche, welcher im Iahr I385 war unterbrochen worden, fortzuſeſzen. Denn Wenzel war bisher dieſer Kirche ſehr geneigt geweſen, und hat= te weder Mühe noch Koſten geſparet ſie immer prach= tiger und glänzender zu machen. Wie wir ſchon oben 3. erinnert haben, ſo hat er den vorderen Theil derſelben ausgebauet. Er wollte nun, daß der übrige Theil dieſer Kirche eben ſo prächtig, groß und koftbar, wie der erſfe) welchen ſein Bater/ der Kaiſer Karl IV. zur bauen angefangen hatte/ ſeyn ſollte 4. Um aber den Bau um ſo viel mehr zu beſchleunigen, hatte er ſchon im vorigen Iahre von dem Pabſt Bonifacius IX. eine 8 Man 10 e.m. Bulle 1 Hiſt. NORIMB. Dipl. p. 489. 2 Originale in Archiuo RATISB. 3 Ad a. 1385 1. Oct. 4 Et ut alia de Wenceslao præteream , an non manifeste oſtenderit ſuum ſpecialem ac vere magnum in exor- nanda Baſilica Metropol. Zelum vel in eo , quod cum Chorus, ipſo quoque diligenti ſtudio adnitente , jam extaret perfectus — ut poſterior quoque pars — mag- nificentia et operis ſtructura pari choro reſponderet, animum adiecit, ſind die Worte des Thom. PES- SINA in Phoſphoro p. 74.
Strana 252
252 der Schloßkirche fort. 1392. Bulle ausgewirket, in welcher der heilige Bater allen denjenigen/ welche die erwähnte Kirche beſuchen, und zur Erhaltung oder Ausbauung derſelben hülfreiche Hand I leiffen würden, eben den Ablaß ertheilte, den ſie bey Beſuchung aller übrigen Kirchen zu Prag, und zwey ganze Meilen um Prag, gewinnen könnten 2. Dieß mag viele reiche und gute Chrisfen zur freywil ligen Beyſleuer angefeuert haben/ ſo daß nun der Ko= nig Wenzel am h. Pfingsttage, nebſt ſeinem Bruder, dem Herzog zu Görlitz und Markgrafen zu Branden= burg Iohann, wie auch mit dem Prazer Erzbiſchof und anderen Biſchofen und Pralaten in den Grund hin= unter ſtieg, und den ersten Stein zu dem zweyten Thei- a Iun. le dieſer Kirche hinlegte. Sie thaten es auch im Na= men der abweſenden Berwandten, als des Kónigs Sieg= mund von Ungarn, der Kaiſerinnwittwe Eliſabeth, der Königinn Anna von England, und der Burggrá= finn Margaretha von Nurnberg 3 ſo daß nur die Ge= mahlinn, und die leiblichen anweſenden und abweſenden Söhne und Töchter des seligen Kaiſers Karl IV./ als des erſten Stifters und Erbauers dieſer Kirche, auf dem Steine mit Namen genannt wurden. Daher kom= men die Gemahlinnen des Herzogs Iohann von Gor= litz , und des Königs Siegmund von Ungarn, nicht vor, und aus eben dieſer Urſache wird der Gemahlinn Wenzels/ der Königinn Sophia, auch nicht erwähnet. Der Baumeiſfer/ Peter von Gemünd, welcher den erſken Theil dieſer Kirche vollendet und die Prager Brü- cke ſeit dem I. I357 gebauet hatte, ſkund auch dieſem Ge 1 Qui manus porrexerint adiutrices. 2 Bulla apud BALB. Miscell. Tom. Vl. p. 139. 3 Inſcriptio in Marmore. Dieſe Inſchrift hat Berg= bauer S. 37I ganz abdrucken laſſen. Sie iſt lang und enthált die merkwürdigsten Data dieſer Kirche bis in das I. I396, in welchem der Stein mit der Inſchrift an die Seite der Kirche eingemauert worden.
252 der Schloßkirche fort. 1392. Bulle ausgewirket, in welcher der heilige Bater allen denjenigen/ welche die erwähnte Kirche beſuchen, und zur Erhaltung oder Ausbauung derſelben hülfreiche Hand I leiffen würden, eben den Ablaß ertheilte, den ſie bey Beſuchung aller übrigen Kirchen zu Prag, und zwey ganze Meilen um Prag, gewinnen könnten 2. Dieß mag viele reiche und gute Chrisfen zur freywil ligen Beyſleuer angefeuert haben/ ſo daß nun der Ko= nig Wenzel am h. Pfingsttage, nebſt ſeinem Bruder, dem Herzog zu Görlitz und Markgrafen zu Branden= burg Iohann, wie auch mit dem Prazer Erzbiſchof und anderen Biſchofen und Pralaten in den Grund hin= unter ſtieg, und den ersten Stein zu dem zweyten Thei- a Iun. le dieſer Kirche hinlegte. Sie thaten es auch im Na= men der abweſenden Berwandten, als des Kónigs Sieg= mund von Ungarn, der Kaiſerinnwittwe Eliſabeth, der Königinn Anna von England, und der Burggrá= finn Margaretha von Nurnberg 3 ſo daß nur die Ge= mahlinn, und die leiblichen anweſenden und abweſenden Söhne und Töchter des seligen Kaiſers Karl IV./ als des erſten Stifters und Erbauers dieſer Kirche, auf dem Steine mit Namen genannt wurden. Daher kom= men die Gemahlinnen des Herzogs Iohann von Gor= litz , und des Königs Siegmund von Ungarn, nicht vor, und aus eben dieſer Urſache wird der Gemahlinn Wenzels/ der Königinn Sophia, auch nicht erwähnet. Der Baumeiſfer/ Peter von Gemünd, welcher den erſken Theil dieſer Kirche vollendet und die Prager Brü- cke ſeit dem I. I357 gebauet hatte, ſkund auch dieſem Ge 1 Qui manus porrexerint adiutrices. 2 Bulla apud BALB. Miscell. Tom. Vl. p. 139. 3 Inſcriptio in Marmore. Dieſe Inſchrift hat Berg= bauer S. 37I ganz abdrucken laſſen. Sie iſt lang und enthált die merkwürdigsten Data dieſer Kirche bis in das I. I396, in welchem der Stein mit der Inſchrift an die Seite der Kirche eingemauert worden.
Strana 253
Speiſet beym Erzbiſchof. 253 Gebäude vor I. Nachdem alſo der Grundffein zu 1392. dem Gebáude war gelegt worden, gab der Erzbiſchof, Iohann von Ienſtein, am nehmlichen Tage große Ta= fel. Nach dem Zeugniſſe eines gleichzeitigen Kroniſfen wohnten derſelben nicht nur der König Wenzel, ſon= dern auch die Königin Sophia, ſeine neue Gemahlinn bey 2. Hieraus erhellet auch daß der Kdnig mit dem Erzbiſchof wieder in gutem Bernehmen gelebt ha= be. Damit ferners das angefangene Gebäude beſchleu= nigt werden mochte, gab der König an alle Herren und Ritter/ welche drey Meilen von Prag Güter be= ſaßen, den Befehl, die Baumaterialien zu dieſer Kir= che um billige Preiſe herzugeben/ wie auch die Liefe= rung derſelben moglichſt zu befördern 3. Wie der Prager Erzbiſchof ſah, daß ſich der Ko= nig Wenzel der Erbauung der Schloßkirche ſo ernſt= haft annahm/ wollte er auch die unter ihm flehende Geiſllichkeit in gute Ordnung bringen/ und ſie daben erhalten. In dieſer Abſicht gab er eine Synodalver= ordnung heraus, welche er an alle Prälaten, Borſke= her ſowohl der Weltprieſfer, als auch der Klosergeift- lichen und an alle Pfarrer ſeines Erzbißthums, wie auch der Bißthümer, die ihm, als päbftlichen Legaten untergeben waren 4/ richtete. Er befahl folgendes : I) Soll man allenthalben die üble Gewohnheit, den zum Tod verurtheilten die hh. Sakramente der Buße und 1 Sieh Karl IV. Seite 533. und die angefübrte In- ſchrift. 2 Vide Scriptores Rer. Boh. METKOP. Tom. II. p. 443 wo es heißt : Dominum Regem Rom. et Boemiæ cum omni ſua Clientela et Familia, ac Do MINAM RECI- NAM una cum Familia et Familiaribus utriusque ſexus — in Curia ſua Pragenſi ipſo die habundan- ter — hoſpitando &c. 3 Urkundenbuch n. LXXXVII. 4 Ordinario et legationis iure ſubiectis, das gieng alſo auch die Bißthümer Bamberg, Regensburg und Meiſſen an.
Speiſet beym Erzbiſchof. 253 Gebäude vor I. Nachdem alſo der Grundffein zu 1392. dem Gebáude war gelegt worden, gab der Erzbiſchof, Iohann von Ienſtein, am nehmlichen Tage große Ta= fel. Nach dem Zeugniſſe eines gleichzeitigen Kroniſfen wohnten derſelben nicht nur der König Wenzel, ſon= dern auch die Königin Sophia, ſeine neue Gemahlinn bey 2. Hieraus erhellet auch daß der Kdnig mit dem Erzbiſchof wieder in gutem Bernehmen gelebt ha= be. Damit ferners das angefangene Gebäude beſchleu= nigt werden mochte, gab der König an alle Herren und Ritter/ welche drey Meilen von Prag Güter be= ſaßen, den Befehl, die Baumaterialien zu dieſer Kir= che um billige Preiſe herzugeben/ wie auch die Liefe= rung derſelben moglichſt zu befördern 3. Wie der Prager Erzbiſchof ſah, daß ſich der Ko= nig Wenzel der Erbauung der Schloßkirche ſo ernſt= haft annahm/ wollte er auch die unter ihm flehende Geiſllichkeit in gute Ordnung bringen/ und ſie daben erhalten. In dieſer Abſicht gab er eine Synodalver= ordnung heraus, welche er an alle Prälaten, Borſke= her ſowohl der Weltprieſfer, als auch der Klosergeift- lichen und an alle Pfarrer ſeines Erzbißthums, wie auch der Bißthümer, die ihm, als päbftlichen Legaten untergeben waren 4/ richtete. Er befahl folgendes : I) Soll man allenthalben die üble Gewohnheit, den zum Tod verurtheilten die hh. Sakramente der Buße und 1 Sieh Karl IV. Seite 533. und die angefübrte In- ſchrift. 2 Vide Scriptores Rer. Boh. METKOP. Tom. II. p. 443 wo es heißt : Dominum Regem Rom. et Boemiæ cum omni ſua Clientela et Familia, ac Do MINAM RECI- NAM una cum Familia et Familiaribus utriusque ſexus — in Curia ſua Pragenſi ipſo die habundan- ter — hoſpitando &c. 3 Urkundenbuch n. LXXXVII. 4 Ordinario et legationis iure ſubiectis, das gieng alſo auch die Bißthümer Bamberg, Regensburg und Meiſſen an.
Strana 254
254 Geht nach Bettlern. 1392. und des h. Abendmahls zu verſagen, in allem Ernſle abbringen, und ſolche denen/ die es verlangen, ohne Anſland reichen. 2) Sagt der Erzbiſchof er muſſe vernehmen/ daß einige Pfarrer die h. Taufe, die Ko= pulazion, Exequien, die Begräbniſfe und andere der= gleichen geiſtliche Berrichtungen ihren Pfarrkindern nicht anders, als um bare Bezahlung reichen wollten I. Da doch dergleichen Berkaufung längst, als Simonie betrachtet und verboten worden, ſo musse er es auſs neue verbieten, damit es nicht das Anſehen habe, als wann er dergleichen Handel und Kaufmannſchaft mit geifllichen Dingen guthieſſe 2. Daher befahl er auf das ſcharffte, die Priester ſollten die Hh. Sakramente und andere geiſtliche Sachen den Leuten unentgeldlich reichen, und wenn ein Pfarrer ſich unterſkunde eines oder das andere der erwähnten Dinge zu verkaufen, der ſolle alſogleich ſeine Pfrunde verliehren, der Kaplan I7Iun. aber in das erzbiſchofliche Gefängniß geworfen werden 3. Am nehmlichen Tage, an welchem der Prager Erzbiſchof ſeine ihm untergebene Geiſtlichkeit zurechte wies/ beſkätigte der Konig Wenzel noch zu Prag alle Freyheitsbriefe und Privilegien des Hauſes Wurten= berg 4. Bald darauf aber begab er ſich mit ſeiner jungen Gemahlinn Sophia nach Bettlern, wo er ſich die ubrige Zeit dieſes Iahrs aufhielt. Er fertigte hier für die Stadt Policzka einen Brief aus) kraft deſſen er dem Stadtrichter daſelbſt ſein Richteramt, der Stadt c. d. aber 1. In tantum peccatis exigentibus corda quorundam Ple- banorum ſimoniaca prauitas deprauat, quod nec Bap- tismi &c. ſacramenta , nec benedictionem nuben- tium , aut exequias , ſeu ſepulturam mortuorum &c. ſuis volunt ſubditis miniſtrare, niſi pro huismodi — eis ſoluatur. Apud BARB. Miſc. Tom. VI. p. 132. 2 Ne tam pernicioſam venalitatem prauitatis fimoniacæ videamur noſtris temporibus approbare 1. c. 3 InIDEM. 4 Sattler 1. c. II. Fortſ. n. 1.
254 Geht nach Bettlern. 1392. und des h. Abendmahls zu verſagen, in allem Ernſle abbringen, und ſolche denen/ die es verlangen, ohne Anſland reichen. 2) Sagt der Erzbiſchof er muſſe vernehmen/ daß einige Pfarrer die h. Taufe, die Ko= pulazion, Exequien, die Begräbniſfe und andere der= gleichen geiſtliche Berrichtungen ihren Pfarrkindern nicht anders, als um bare Bezahlung reichen wollten I. Da doch dergleichen Berkaufung längst, als Simonie betrachtet und verboten worden, ſo musse er es auſs neue verbieten, damit es nicht das Anſehen habe, als wann er dergleichen Handel und Kaufmannſchaft mit geifllichen Dingen guthieſſe 2. Daher befahl er auf das ſcharffte, die Priester ſollten die Hh. Sakramente und andere geiſtliche Sachen den Leuten unentgeldlich reichen, und wenn ein Pfarrer ſich unterſkunde eines oder das andere der erwähnten Dinge zu verkaufen, der ſolle alſogleich ſeine Pfrunde verliehren, der Kaplan I7Iun. aber in das erzbiſchofliche Gefängniß geworfen werden 3. Am nehmlichen Tage, an welchem der Prager Erzbiſchof ſeine ihm untergebene Geiſtlichkeit zurechte wies/ beſkätigte der Konig Wenzel noch zu Prag alle Freyheitsbriefe und Privilegien des Hauſes Wurten= berg 4. Bald darauf aber begab er ſich mit ſeiner jungen Gemahlinn Sophia nach Bettlern, wo er ſich die ubrige Zeit dieſes Iahrs aufhielt. Er fertigte hier für die Stadt Policzka einen Brief aus) kraft deſſen er dem Stadtrichter daſelbſt ſein Richteramt, der Stadt c. d. aber 1. In tantum peccatis exigentibus corda quorundam Ple- banorum ſimoniaca prauitas deprauat, quod nec Bap- tismi &c. ſacramenta , nec benedictionem nuben- tium , aut exequias , ſeu ſepulturam mortuorum &c. ſuis volunt ſubditis miniſtrare, niſi pro huismodi — eis ſoluatur. Apud BARB. Miſc. Tom. VI. p. 132. 2 Ne tam pernicioſam venalitatem prauitatis fimoniacæ videamur noſtris temporibus approbare 1. c. 3 InIDEM. 4 Sattler 1. c. II. Fortſ. n. 1.
Strana 255
Laßt Strasburg 255 aber gewiſſe Rechte beſkätigte) die sie bey ihrer erſken 1392. Ańpflanzung vom König Ottokar im I. 1265 erhal= ten hatte 1. Um eben die Zeit waren die Herzoge von Bayern Stephan, Friedrich und Iohann, unſerer Kóniginn Bater, zu Salzburg zuſammengetreten. Sie verkauf= ten an den Grafen von Gortz einige Forderungen) die ſie an denſelben haben konnten, und verbanden ſich, bey der Koniginn Sophia und ihrem Gemahl, dem Ko= nig Wenzel, die Einwilligung hiezu auszuwirken 2, 24 e.m. Man ſeßzte auch den Willenbrief der Kóniginn vorläufig auf, den man ihr zur Unterfertigung ſchicken ſollte, mit dem Beyſatze, daß ſie ihn mit dem Siegel ihres Gemahls, des Röm. Königs Wenzel, siegeln lassen mochte, weil sie zur Zeit kein eigenes Siegel hätte 3. Beydes beweiſet unläugbar, daß ſie ſchon in dieſem Iahre/ und nicht lange vor dieſer Zeit, weil ihr königliches Siegel noch nicht fertig war, mit Wenzeln vermáhlt geweſen. Unſer Wenzel aber verlieh zu Bettlern Konra= den Geuder, einem Bürger zu Nürnberg, den Blut= bahn über die Güter Herolzberg, Bruck und andere mebry die derſelbe von dem Herzog Swantibor zu Stet= tin , käuflich an ſich gebracht hatte 4. Dann ſchickte 7 er ſeinen Hauptmann Boržiwoy von Swinar mit ei nem Heere wider die Stadt Strasburg. Bruno von Rappoltſtein , ein Bürger zu Strasburg, hatte einen engliſchen Nitter alter Hándel wegen gefangen genom= men. Der König aus England nahm sich ſeines Un= terthans an/ und wandte ſich dieſerwegen an den Ko= 10 Jul. 25 c.m. Aug. nig 1 Urkundenbuch n. LXXXVIII. 2 Urkundenb. n. LXXXIX. 3 Urkundenb. n. XC. Sie wird hier Offney, welches ſo viel als Sophia heißt , genannt , daher ſie auch von den böhmiſchen Kroniſten Offka, und auch Zofe ka genennt wird. 4 Hiſt. NORIMB. Dipl. p. 491.
Laßt Strasburg 255 aber gewiſſe Rechte beſkätigte) die sie bey ihrer erſken 1392. Ańpflanzung vom König Ottokar im I. 1265 erhal= ten hatte 1. Um eben die Zeit waren die Herzoge von Bayern Stephan, Friedrich und Iohann, unſerer Kóniginn Bater, zu Salzburg zuſammengetreten. Sie verkauf= ten an den Grafen von Gortz einige Forderungen) die ſie an denſelben haben konnten, und verbanden ſich, bey der Koniginn Sophia und ihrem Gemahl, dem Ko= nig Wenzel, die Einwilligung hiezu auszuwirken 2, 24 e.m. Man ſeßzte auch den Willenbrief der Kóniginn vorläufig auf, den man ihr zur Unterfertigung ſchicken ſollte, mit dem Beyſatze, daß ſie ihn mit dem Siegel ihres Gemahls, des Röm. Königs Wenzel, siegeln lassen mochte, weil sie zur Zeit kein eigenes Siegel hätte 3. Beydes beweiſet unläugbar, daß ſie ſchon in dieſem Iahre/ und nicht lange vor dieſer Zeit, weil ihr königliches Siegel noch nicht fertig war, mit Wenzeln vermáhlt geweſen. Unſer Wenzel aber verlieh zu Bettlern Konra= den Geuder, einem Bürger zu Nürnberg, den Blut= bahn über die Güter Herolzberg, Bruck und andere mebry die derſelbe von dem Herzog Swantibor zu Stet= tin , käuflich an ſich gebracht hatte 4. Dann ſchickte 7 er ſeinen Hauptmann Boržiwoy von Swinar mit ei nem Heere wider die Stadt Strasburg. Bruno von Rappoltſtein , ein Bürger zu Strasburg, hatte einen engliſchen Nitter alter Hándel wegen gefangen genom= men. Der König aus England nahm sich ſeines Un= terthans an/ und wandte ſich dieſerwegen an den Ko= 10 Jul. 25 c.m. Aug. nig 1 Urkundenbuch n. LXXXVIII. 2 Urkundenb. n. LXXXIX. 3 Urkundenb. n. XC. Sie wird hier Offney, welches ſo viel als Sophia heißt , genannt , daher ſie auch von den böhmiſchen Kroniſten Offka, und auch Zofe ka genennt wird. 4 Hiſt. NORIMB. Dipl. p. 491.
Strana 256
256 belagern. 20Sep. nig Wenzel / ſeinen Schwager. Dieſer befahl alſo den Strasburgern. ihre Mitburger dahin zu bewegen, daß ſie den erwāhnten Ritter los geben mochten. Da ſie es nicht thaten, forderte ſie Wenzel vor das Hofgericht. Weil ſie aber nicht erſchienen waren, that er ſie in die Reichs= acht/und ließ ſie belagern. Sobald des Königs Feld= herr, Boržiwoy, mit ſeinem Heere vor die Stadt ge= rückt wary ſchloß er mit einigen Fürsken, als mit dem Biſchof Friedrich von Strasburg/ mit Bernharden, Markgrafen von Baden, mit Eberharden, Grafen von Wurtenberg und andern Grafen und Herren ein Bündniß wider dieſe ungehorſame Stadt I, welche dann zuſammen die Güter der Stadt nach der Art da= maliger Zeiten jämmerlich verwüfteten. Endlich boten die Strasburger Borżiwoyen dreyßig tauſend Gold gulden an/ um von der Acht und der Belagerung be= freyet zú werden. Allein Boržiwoy verlangte hundert tauſend Gulden. Wie ſich bald hierauf die Herzoge von Bayern und einige Reichsſkädte ins Mittel legten, ſo wurde ausgemacht, daß die Strasburger eine Botſchaft an den König ſchicken, und das weitere mit ihm aus= machen ſollten. Boržiwoy hob alſo um Michaelis die Belagerung auf, und zog mit grofer Beute nach Boſ= men wieder zurück 2. 1392. Der 1 Apud WENKER de Vsburgis p. 173. 2 Vide H. Häberlin p. 169 — 172. Eine alte Nürn- berger Kronik ſchreibt hievon wie folget : Anno 1392. Rex Wenc. Argentinenſes citauit ad Hofge- richt , quos non comparentes in bannum Reichsacht dedit. Miſit contra eos exercitum cum quodam milite dicto PARSARO. Auxilia ei tulerunt Comes de Wirtenb. Markgrauius de Baden, et Episcop. Argent. ea conditione tamen, ut eos liberos ledig pronunctia- ret ab omnibus , que debebant ciuitati predicte. Oppugnarunt ergo ciuitatem cum VII. C. hoſtas fe- rentibus, et dauaſtarunt territorium usque ad diem S. Michaelis, dein interuenientibus Ducibus Bauarie con- cordati ſunt cum Rege et in gratiam Regis redierunt. Chron, Norinb. apud OEFEL. Tom.I. p. 327.
256 belagern. 20Sep. nig Wenzel / ſeinen Schwager. Dieſer befahl alſo den Strasburgern. ihre Mitburger dahin zu bewegen, daß ſie den erwāhnten Ritter los geben mochten. Da ſie es nicht thaten, forderte ſie Wenzel vor das Hofgericht. Weil ſie aber nicht erſchienen waren, that er ſie in die Reichs= acht/und ließ ſie belagern. Sobald des Königs Feld= herr, Boržiwoy, mit ſeinem Heere vor die Stadt ge= rückt wary ſchloß er mit einigen Fürsken, als mit dem Biſchof Friedrich von Strasburg/ mit Bernharden, Markgrafen von Baden, mit Eberharden, Grafen von Wurtenberg und andern Grafen und Herren ein Bündniß wider dieſe ungehorſame Stadt I, welche dann zuſammen die Güter der Stadt nach der Art da= maliger Zeiten jämmerlich verwüfteten. Endlich boten die Strasburger Borżiwoyen dreyßig tauſend Gold gulden an/ um von der Acht und der Belagerung be= freyet zú werden. Allein Boržiwoy verlangte hundert tauſend Gulden. Wie ſich bald hierauf die Herzoge von Bayern und einige Reichsſkädte ins Mittel legten, ſo wurde ausgemacht, daß die Strasburger eine Botſchaft an den König ſchicken, und das weitere mit ihm aus= machen ſollten. Boržiwoy hob alſo um Michaelis die Belagerung auf, und zog mit grofer Beute nach Boſ= men wieder zurück 2. 1392. Der 1 Apud WENKER de Vsburgis p. 173. 2 Vide H. Häberlin p. 169 — 172. Eine alte Nürn- berger Kronik ſchreibt hievon wie folget : Anno 1392. Rex Wenc. Argentinenſes citauit ad Hofge- richt , quos non comparentes in bannum Reichsacht dedit. Miſit contra eos exercitum cum quodam milite dicto PARSARO. Auxilia ei tulerunt Comes de Wirtenb. Markgrauius de Baden, et Episcop. Argent. ea conditione tamen, ut eos liberos ledig pronunctia- ret ab omnibus , que debebant ciuitati predicte. Oppugnarunt ergo ciuitatem cum VII. C. hoſtas fe- rentibus, et dauaſtarunt territorium usque ad diem S. Michaelis, dein interuenientibus Ducibus Bauarie con- cordati ſunt cum Rege et in gratiam Regis redierunt. Chron, Norinb. apud OEFEL. Tom.I. p. 327.
Strana 257
Begünſrigt Schulmanner. 257 Der König Wenzel hielt sich während der Zeit 1392. noch immer zu Bettlern auf und unterhielt ſich in den umliegenden Waldern mit der Iagd. Er unterließ aber nicht auch einige Urkunden auszufertigen. So nahm er den Grafen Wilhelm von Caſtell in ſeine Hofdienſte/ und verſicherte ihm einen Beſkallungsbrief auf zwen Mark Wochengeldes aus der königlichen Kammer, ſo lange er bey ihm in Diensten stehen würde I. Alz 26 Okt. brechten von Rolowrat ſeſzte er zum Landrichter in dem Pilſner und Saatzer Kreiſe 2. Dann ertheilte er der Prager hohen Schule einen Herrlichen Freybeitsbrief. Wenzel ſagt im Eingange des Briefes, daß er táglich darauf bedacht ſey, die vom Kaiſer Karl IV. angefangene Prager Univerſitát immer mehr und mehr empor zu bringen. Er befreyete alſo die Lehrer, Dokter und Studenten dieſer Univerſität von allen Steuern und Abgaben, wie auch von der Gerichtsbarkeit der Pra= ger Stádte ſo, daß ein jedes Mitglied der hohen Schu= le, wenn es eines Berbrechens wegen angehalten wür= de, alſogleich dem Rektor der Univerſitát überliefert, und von dieſem allein gerichtet werden ſolle ; wer dawider han= deln würde, ſoll mit hundert Mark Goldes geſtraft wer= den 3. Die Bergſtädte in Böhmen erhielten einen 22Nov. ähnlichen Freyheitsbrief, daß sie und ihre Güter unter dem Bergmeiſfer zu Kuttenberg allein ſkehen und von ihm gerichtet werden ſollten 4. An den Landrichter zu ta Dec. Nurnberg, Hympolten von Mayenthal/ ließ Wen= zel einen ſcharfen Befehl ergehen/ die Bürger zu Rürn= berg, ihre Leute und Unterthane/ nicht vor das Land= gericht zu laden, weil dieß wider ihre Freyheltsbriefe, 30 c.m. die 1 LVNIG Spic. Sec. I. Th. p. 51. 2 Originale in Archiuo Curiæ Feud. et Appell. 3 Urkundenb. n. XCI. 4 Originale in Archiuo Curiæ Feud. Boh. Erſter Theil. N
Begünſrigt Schulmanner. 257 Der König Wenzel hielt sich während der Zeit 1392. noch immer zu Bettlern auf und unterhielt ſich in den umliegenden Waldern mit der Iagd. Er unterließ aber nicht auch einige Urkunden auszufertigen. So nahm er den Grafen Wilhelm von Caſtell in ſeine Hofdienſte/ und verſicherte ihm einen Beſkallungsbrief auf zwen Mark Wochengeldes aus der königlichen Kammer, ſo lange er bey ihm in Diensten stehen würde I. Alz 26 Okt. brechten von Rolowrat ſeſzte er zum Landrichter in dem Pilſner und Saatzer Kreiſe 2. Dann ertheilte er der Prager hohen Schule einen Herrlichen Freybeitsbrief. Wenzel ſagt im Eingange des Briefes, daß er táglich darauf bedacht ſey, die vom Kaiſer Karl IV. angefangene Prager Univerſitát immer mehr und mehr empor zu bringen. Er befreyete alſo die Lehrer, Dokter und Studenten dieſer Univerſität von allen Steuern und Abgaben, wie auch von der Gerichtsbarkeit der Pra= ger Stádte ſo, daß ein jedes Mitglied der hohen Schu= le, wenn es eines Berbrechens wegen angehalten wür= de, alſogleich dem Rektor der Univerſitát überliefert, und von dieſem allein gerichtet werden ſolle ; wer dawider han= deln würde, ſoll mit hundert Mark Goldes geſtraft wer= den 3. Die Bergſtädte in Böhmen erhielten einen 22Nov. ähnlichen Freyheitsbrief, daß sie und ihre Güter unter dem Bergmeiſfer zu Kuttenberg allein ſkehen und von ihm gerichtet werden ſollten 4. An den Landrichter zu ta Dec. Nurnberg, Hympolten von Mayenthal/ ließ Wen= zel einen ſcharfen Befehl ergehen/ die Bürger zu Rürn= berg, ihre Leute und Unterthane/ nicht vor das Land= gericht zu laden, weil dieß wider ihre Freyheltsbriefe, 30 c.m. die 1 LVNIG Spic. Sec. I. Th. p. 51. 2 Originale in Archiuo Curiæ Feud. et Appell. 3 Urkundenb. n. XCI. 4 Originale in Archiuo Curiæ Feud. Boh. Erſter Theil. N
Strana 258
258 Spricht die Strasburger I392 die ſie von ihm und ſeinen Borfahren erhalten, laufe I. 26 Dee. Und ſo endigte Wenzel dieß Jahr mit Austheiluns und Handhabung der Freyheiten ſeiner Unterthane. Auf dieß Iahr erzählen noch unſere Kroniſfen, daß zu Prag eine große Ueberſchwemmung vor und an Ni- kolaitag geweſen. Es war viel Schnee im ganzen Lan= de gefallen, darauf ein gähes Tauwetter gekommen. Der Moldaufluß ergoß ſich ſo ſehe, daß man auf dem Altſkädter Markte mit Kähnen gefahren. Das Waſ ſer mußte alſo damals noch höher, als im I. 1784 über die Ufer geſliegen ſeyn, oder war der Plaß niedriger, als er heut zu Tage iſt. Und da es in dieſem Iahre die Wehre weggeriſſen, ſo mag es damals ebenfalls geſche= hen ſeyn. Daher kam es auch, daß im darauf fol= genden Sommer das Waſſer ſo ſeicht geweſen, daß man durch den Fluß 9on einem Ufer zum andern wa= den können/ und das hie und da ſlehende Waſſer grün geworden/ welches beydes auch im I. I784 geſchehen iſt. Indeſſen waren die Geſandten der Stadt Stras= burg beym König Wenzel auf dem Schloſſe Bettlern angelangt, um von ihm die Loszählung von der Acht/ womit ihre Stadt belegt war, zu erhalten. Er nahm die Stadt wieder zu Gnaden auf ſprach ſie von der Acht los und ſchrieb die Bedingungen vor/ unter welchen der Friede beſfehen ſollte; ſeßzte aber zugleich einen Tag feſk, an welchem Boržiwoy von Swinar, Bogt in Schwaben, mit einigen Reichsfürſken die Sache noch beſſer unterſuchen und darüber das Recht ſprechen ſoll= te 2. Sie kamen zu Hagenau zuſammen, und fer tigten daſelbſt im Namen des Königs die Losſprechung am 4ten des folgenden Monats aus 3. Worauf dann 1393. 1 Jan. die 1 Hift. NORINB. Dipl. p. 492. 2 LVNIG P. Spec. Cont. I. p. 44. 3 IDEM 1. c. Cont. IV. Tom. II. p. 747 ad mandatum Domini Regis. Es war alſo nicht nóthig daß Wen= zel ſelbft zu Hagenan geweſen ſeyn muſſe.
258 Spricht die Strasburger I392 die ſie von ihm und ſeinen Borfahren erhalten, laufe I. 26 Dee. Und ſo endigte Wenzel dieß Jahr mit Austheiluns und Handhabung der Freyheiten ſeiner Unterthane. Auf dieß Iahr erzählen noch unſere Kroniſfen, daß zu Prag eine große Ueberſchwemmung vor und an Ni- kolaitag geweſen. Es war viel Schnee im ganzen Lan= de gefallen, darauf ein gähes Tauwetter gekommen. Der Moldaufluß ergoß ſich ſo ſehe, daß man auf dem Altſkädter Markte mit Kähnen gefahren. Das Waſ ſer mußte alſo damals noch höher, als im I. 1784 über die Ufer geſliegen ſeyn, oder war der Plaß niedriger, als er heut zu Tage iſt. Und da es in dieſem Iahre die Wehre weggeriſſen, ſo mag es damals ebenfalls geſche= hen ſeyn. Daher kam es auch, daß im darauf fol= genden Sommer das Waſſer ſo ſeicht geweſen, daß man durch den Fluß 9on einem Ufer zum andern wa= den können/ und das hie und da ſlehende Waſſer grün geworden/ welches beydes auch im I. I784 geſchehen iſt. Indeſſen waren die Geſandten der Stadt Stras= burg beym König Wenzel auf dem Schloſſe Bettlern angelangt, um von ihm die Loszählung von der Acht/ womit ihre Stadt belegt war, zu erhalten. Er nahm die Stadt wieder zu Gnaden auf ſprach ſie von der Acht los und ſchrieb die Bedingungen vor/ unter welchen der Friede beſfehen ſollte; ſeßzte aber zugleich einen Tag feſk, an welchem Boržiwoy von Swinar, Bogt in Schwaben, mit einigen Reichsfürſken die Sache noch beſſer unterſuchen und darüber das Recht ſprechen ſoll= te 2. Sie kamen zu Hagenau zuſammen, und fer tigten daſelbſt im Namen des Königs die Losſprechung am 4ten des folgenden Monats aus 3. Worauf dann 1393. 1 Jan. die 1 Hift. NORINB. Dipl. p. 492. 2 LVNIG P. Spec. Cont. I. p. 44. 3 IDEM 1. c. Cont. IV. Tom. II. p. 747 ad mandatum Domini Regis. Es war alſo nicht nóthig daß Wen= zel ſelbft zu Hagenan geweſen ſeyn muſſe.
Strana 259
von der Reicheacht los. 259 die Geldbusse, welche der König den Strasburgern 1393. vihres Ungehorſams wegen aufgelegt hatte, und die in zwey und dreyßig tauſend Goldgulden beſlanden, ge= zahlt wurde. Denen Grafen von Oertingen ertheilte er die Freyheit in ihrer Stadt eine Münze zu haben, und daſelbſt Pfennige mit dem Korn und Aufzahlen 1 wie andere Reichsfürſken zu ſchlagen Für die Stadt z Jan. Budweis aber fertigte er eine Beſkätigung der Frey= heiten aus, die sie vom Kaiſer Karl IV. erhalten hat- te. Er seſzte noch hinzu, daß die Hauptſkraſſe aus Oeſtreich durch und über Budweis gehen ſolle 2. Der Altſladt Prag ertheilte Wenzel damals folgende Frey= heiten: I) Daß ein fremder Handelsmann ſeine Waa= ren nicht wieder einem Fremden, ſondern einem Pra= ger Bürger allein verkaufe. 2) Was ein Fremder zu Prag einkaufet, muß er wegführen und darf es nicht wieder in Prag verkaufen. 3) Der fremde Kauf= mann ſoll in ſeinem Gewölbe keine Wage oder Gewicht haben bey Lebensffrafe und dem Berluſte ſeines Guts, weil er ſeine Waaren nur im Großen verkaufen durf= te. 4) Die fremden Kaufleute müsſen durch Prag fahren/ und in der Altſladt allein ihre Waaren ans= legen. 5) In eben der Altſkadt ſoll jedermann die Freyheit haben, alle Tage Brod und Mehl zu verkau= fen. 6) In der Neuſkadt Prag aber mag ein jeder, Fremde ſowohl/ als Bürger, alle Tage Heringe und andere geſalzene Fiſche feil haben 3. Während der Zeit waren zwiſchen ſeinen Hof= leuten und dem Prager Erzbiſchof große Unruhen ent= ſlanden. Der Unterkämmerer von Böhmen, Sieg= mund Huller , hatte zwey Geiſlliche in das Gefängniß R 2 wer= I LANG 1. c. Tom. II. p. 55. 2 S. Meine Dipl. Beweiſe n. 1. 3 Meine diplomatiſche Beweiſe n. II. Was Windek und andere nach ihm auf dieß Iahr von der Berei= nigung Wenzels mit Siegmunden erzáhlen, gehöret auf das I. 1396. 25 c.m. 116.m.
von der Reicheacht los. 259 die Geldbusse, welche der König den Strasburgern 1393. vihres Ungehorſams wegen aufgelegt hatte, und die in zwey und dreyßig tauſend Goldgulden beſlanden, ge= zahlt wurde. Denen Grafen von Oertingen ertheilte er die Freyheit in ihrer Stadt eine Münze zu haben, und daſelbſt Pfennige mit dem Korn und Aufzahlen 1 wie andere Reichsfürſken zu ſchlagen Für die Stadt z Jan. Budweis aber fertigte er eine Beſkätigung der Frey= heiten aus, die sie vom Kaiſer Karl IV. erhalten hat- te. Er seſzte noch hinzu, daß die Hauptſkraſſe aus Oeſtreich durch und über Budweis gehen ſolle 2. Der Altſladt Prag ertheilte Wenzel damals folgende Frey= heiten: I) Daß ein fremder Handelsmann ſeine Waa= ren nicht wieder einem Fremden, ſondern einem Pra= ger Bürger allein verkaufe. 2) Was ein Fremder zu Prag einkaufet, muß er wegführen und darf es nicht wieder in Prag verkaufen. 3) Der fremde Kauf= mann ſoll in ſeinem Gewölbe keine Wage oder Gewicht haben bey Lebensffrafe und dem Berluſte ſeines Guts, weil er ſeine Waaren nur im Großen verkaufen durf= te. 4) Die fremden Kaufleute müsſen durch Prag fahren/ und in der Altſladt allein ihre Waaren ans= legen. 5) In eben der Altſkadt ſoll jedermann die Freyheit haben, alle Tage Brod und Mehl zu verkau= fen. 6) In der Neuſkadt Prag aber mag ein jeder, Fremde ſowohl/ als Bürger, alle Tage Heringe und andere geſalzene Fiſche feil haben 3. Während der Zeit waren zwiſchen ſeinen Hof= leuten und dem Prager Erzbiſchof große Unruhen ent= ſlanden. Der Unterkämmerer von Böhmen, Sieg= mund Huller , hatte zwey Geiſlliche in das Gefängniß R 2 wer= I LANG 1. c. Tom. II. p. 55. 2 S. Meine Dipl. Beweiſe n. 1. 3 Meine diplomatiſche Beweiſe n. II. Was Windek und andere nach ihm auf dieß Iahr von der Berei= nigung Wenzels mit Siegmunden erzáhlen, gehöret auf das I. 1396. 25 c.m. 116.m.
Strana 260
260 Will ein Bißthum ſtiften. 1393. werfen laſſen. Der Erzbiſchof verlangte, man ſollte sie ihm, unter deſſen Gerichtsbarkeit allein sie ſkünden/ ausliefern. Allein der Unterkämmerer verurtheilte ſie beyde zum Tode, davon er einen verbrennen und den zweyten enthaupten ließ I. Ihr Berbrechen muß wich= tig geweſen ſeyn/ obgleich der Erzbiſchof in der Anklage ſagt, daß der erſte eines Diebſlahls 2 beſchuldiget wor= den, der andere aber nur einige pábſtliche Borladungen hatte kund machen wollen, ſo aber, wie der Erzbiſchof ſelbſk geſleht, verboten geweſen 3. Ferners hatten ſich einige Iuden taufen laſſen. Wie ſie aber dem unge= achtet zum Iudenthum wieder zurück gegangen waren, wollte ſich der Erzbiſchof ihrer Perſonen bemächtigen, welches der Unterkämmerer verhinderte, und dieſe Iu= den/ als Kammerknechte der Krone, ſchüßzte 4. Der Erzbiſchof erklarte alſo den Unterkämmerer für einen Keſzer; und that ihn nicht nur in den Kirchenbann ſondern ließ ihn auch durch ſeine Bikarien, Niklas Puchnik und Johann Pomuk, vor ſein erzbiſchēfli= ches Gericht öffentlich vorladen/ wo derſelbe von ſeiner Re= ligion und Handlungen Red und Antwort geben ſollte 5. Hiezu kam noch folgendes : der Konig hatte ſich vorgenommen das reiche Benediktiner Kloster zu Kla- drau 1 Acta in Curia Rom. Art. XXV. Diese Acta stehen im Urkundenbuche n. CXVI. und enthalten weitlaufig, was ich von den Händeln des Konigs mit dem Pra= ger Erzbiſchof kurz erzáhle. 2 Vielleicht war es ein Kirchenraub. 3 Item prohibetur — ne aliquis proceſſus, reſcripta et mandata Apoſtolica exequatur. Acta citata Art. VI. 4 Acta cit. Art. XXVII. 5 ACTA Art. XXV. Dieſer Siegmund Huler war feit einigen Jahren Unterkämmerer des Kónigreichs Böhmen, einer der erften Landesoffizier. Er war Herr auf Orlik ſeit dem I. I390. Im I. I394 hat er in der Teinkirche zu Prag einen Altar für den h. Hieronymus geſtiftet. ERECT. libri apud Balb. p. 91.
260 Will ein Bißthum ſtiften. 1393. werfen laſſen. Der Erzbiſchof verlangte, man ſollte sie ihm, unter deſſen Gerichtsbarkeit allein sie ſkünden/ ausliefern. Allein der Unterkämmerer verurtheilte ſie beyde zum Tode, davon er einen verbrennen und den zweyten enthaupten ließ I. Ihr Berbrechen muß wich= tig geweſen ſeyn/ obgleich der Erzbiſchof in der Anklage ſagt, daß der erſte eines Diebſlahls 2 beſchuldiget wor= den, der andere aber nur einige pábſtliche Borladungen hatte kund machen wollen, ſo aber, wie der Erzbiſchof ſelbſk geſleht, verboten geweſen 3. Ferners hatten ſich einige Iuden taufen laſſen. Wie ſie aber dem unge= achtet zum Iudenthum wieder zurück gegangen waren, wollte ſich der Erzbiſchof ihrer Perſonen bemächtigen, welches der Unterkämmerer verhinderte, und dieſe Iu= den/ als Kammerknechte der Krone, ſchüßzte 4. Der Erzbiſchof erklarte alſo den Unterkämmerer für einen Keſzer; und that ihn nicht nur in den Kirchenbann ſondern ließ ihn auch durch ſeine Bikarien, Niklas Puchnik und Johann Pomuk, vor ſein erzbiſchēfli= ches Gericht öffentlich vorladen/ wo derſelbe von ſeiner Re= ligion und Handlungen Red und Antwort geben ſollte 5. Hiezu kam noch folgendes : der Konig hatte ſich vorgenommen das reiche Benediktiner Kloster zu Kla- drau 1 Acta in Curia Rom. Art. XXV. Diese Acta stehen im Urkundenbuche n. CXVI. und enthalten weitlaufig, was ich von den Händeln des Konigs mit dem Pra= ger Erzbiſchof kurz erzáhle. 2 Vielleicht war es ein Kirchenraub. 3 Item prohibetur — ne aliquis proceſſus, reſcripta et mandata Apoſtolica exequatur. Acta citata Art. VI. 4 Acta cit. Art. XXVII. 5 ACTA Art. XXV. Dieſer Siegmund Huler war feit einigen Jahren Unterkämmerer des Kónigreichs Böhmen, einer der erften Landesoffizier. Er war Herr auf Orlik ſeit dem I. I390. Im I. I394 hat er in der Teinkirche zu Prag einen Altar für den h. Hieronymus geſtiftet. ERECT. libri apud Balb. p. 91.
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Wird daran gehindert. 261 drau in ein Bißthum zu verwandeln, ſobald der ſchon 1393. alte Abt daſelbſt mit Tod abgehen würde. Denn der Konig hatte zwey Biſchófe, die kein Bißtbum beſaſ= ſen, an ſeinem Hofe. Dieß waren Niklas, ſein Beicht= vater/ erwählter Laurentiner Biſchof und ſein Kanz= ler, Iohann, der zum Besitze des Bißthums von Ka- min nicht gelangen konnte. Wenzel mag einen dieſer Titularbiſchofe für das Bißthum Kladrau beſkimmt haben. Der alte Abt von Kladrau, Raczek, ſarb, und nun hätte der König sein Borhaben in Erfüllung bringen können. Allein der Erzbiſchof von Prag, dem durch die Errichtung dieſes neuen Bißthums einiger Ab= bruch geſchehen wäre, wollte dem Kónig damit durch den Sinn fahren, daß er alſogleich einen andern Abt an die Stelle des verskorbenen wählen ließ, und den- ſelben ohne Berzug ſelbſt beſtätigte I. Der Unterkammerer Siegmund Huler, wie auch andere Hofleute/ als der erwählter Laurentiner Biſchof, Sulko Probſt zu Chotieſchau, Wenzel Kralik, De= chant auf dem Wiſchehrade, und Czuch von Zaſada, Hofmarſchall, eilten nun zum König nach Bettlern, und stellten ihm die Sache von der gräßlichsten Seite vor. Denn ſie ergriffen jetzt die Gelegenheit ſich an dem Erz= biſchof zu ráchen, weil er sie in einer dem König über reichten Klageſchrift : des Allmächrigen Gottes und des Ratholiſchen Glaubens großte Feinde, des Teu= fels Handlanger und des Antichriſte Botſchafter ge= ſcholten hatte 2. Sie mógen ihm zu verſtehen gege= N 3 I0Mer; ben 1 ACTA cit. Art. XXIX. 2 ACTA Art. XIII. Die Klageſchrift steht eben daſelbst Art. III. —— XIII. woraus erhellet, daß damals I) die Geiſtlichen vor das weltliche Gericht gezogen wurden. 2) Daß man die päbſtliche oder biſchöfliche Exkommunikazion nicht geachtet. 3) Daß man die Berordnungen der Päbſte nicht befolgen durfte. 4) Daß die Geiſtlichen liegende Gründe weder kaufen noch
Wird daran gehindert. 261 drau in ein Bißthum zu verwandeln, ſobald der ſchon 1393. alte Abt daſelbſt mit Tod abgehen würde. Denn der Konig hatte zwey Biſchófe, die kein Bißtbum beſaſ= ſen, an ſeinem Hofe. Dieß waren Niklas, ſein Beicht= vater/ erwählter Laurentiner Biſchof und ſein Kanz= ler, Iohann, der zum Besitze des Bißthums von Ka- min nicht gelangen konnte. Wenzel mag einen dieſer Titularbiſchofe für das Bißthum Kladrau beſkimmt haben. Der alte Abt von Kladrau, Raczek, ſarb, und nun hätte der König sein Borhaben in Erfüllung bringen können. Allein der Erzbiſchof von Prag, dem durch die Errichtung dieſes neuen Bißthums einiger Ab= bruch geſchehen wäre, wollte dem Kónig damit durch den Sinn fahren, daß er alſogleich einen andern Abt an die Stelle des verskorbenen wählen ließ, und den- ſelben ohne Berzug ſelbſt beſtätigte I. Der Unterkammerer Siegmund Huler, wie auch andere Hofleute/ als der erwählter Laurentiner Biſchof, Sulko Probſt zu Chotieſchau, Wenzel Kralik, De= chant auf dem Wiſchehrade, und Czuch von Zaſada, Hofmarſchall, eilten nun zum König nach Bettlern, und stellten ihm die Sache von der gräßlichsten Seite vor. Denn ſie ergriffen jetzt die Gelegenheit ſich an dem Erz= biſchof zu ráchen, weil er sie in einer dem König über reichten Klageſchrift : des Allmächrigen Gottes und des Ratholiſchen Glaubens großte Feinde, des Teu= fels Handlanger und des Antichriſte Botſchafter ge= ſcholten hatte 2. Sie mógen ihm zu verſtehen gege= N 3 I0Mer; ben 1 ACTA cit. Art. XXIX. 2 ACTA Art. XIII. Die Klageſchrift steht eben daſelbst Art. III. —— XIII. woraus erhellet, daß damals I) die Geiſtlichen vor das weltliche Gericht gezogen wurden. 2) Daß man die päbſtliche oder biſchöfliche Exkommunikazion nicht geachtet. 3) Daß man die Berordnungen der Päbſte nicht befolgen durfte. 4) Daß die Geiſtlichen liegende Gründe weder kaufen noch
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262 Kommt zornig nach Prag. I393. ben haben, daß der Erzbiſchof wider ihn ſelbſt et= was zu unternehmen im Sinne habe. Wenzel , der ohne dieß zum Zorne geneigt, argwohniſch und furchtſam war, und keinen Widerſpruch ertragen konnte, entrüfte= te sich, und erſchrak über dieſe Rachrichten. Er muß- te fürchten, daß die machtige und zahlreiche Geiſklich= keit, an deren Spißze der ſo oft beleidigte Erzbiſchof war, ſich wider ihn verſchwôren mochte. Und in der That konnte damals die böhmiſche Kleriſey dem König, der kein ſlehendes Heer auf den Beinen hatte, die Spiſze bie= ten. Iohann von Huſſinecz betheuert, daß unter dem Konig Wenzel der dritte Theil des Königreichs Boß= men der Geistlichkeit eigenthůmlich zugehort habe 1. Bohuſlaw Balbin, ein großer Kenner des damaligen Zuſkandes von Böhmen bezeuget, daß die Religion in Böhmen damals nicht nur reich, sondern auch wohl bewafnet und mit Beſlungen wohl verſehen geweſen 2. Der Erzbiſchof ſelbſt beſaß viele feste Schlöſſer und Stádte, und hatte eine Menge Waffenträger (armi- geri Eccleſiæ Pragenſis) zu ſeinen Dienſken 3. Der König Wenzel reifte also im vollen Zorne nach Prag. Der Official des Erzbiſchofs, Niklas Puchnik, wie auch der Bikar deſſelben, Iohann Pomuk , hat= ten ſich vor dem Zorne des Kónigs zum Erzbiſchof nach noch erben durften. 5) Daß es verboten war Klo= ſtern und Stiftern Sũter zu verkaufen. 6) Und daß man die Kleriſey allgemein verachtet habe. 1 Hiſt, Io. HvssI Fol. CXXII. 2 Religio in Bohemia hon modo diues , ſed etiam arma- ta et bene munita fuit. Miſc. Tom. VI. p. 135. 3 Der Erzbiſchof beſaß jetzt folgende Schlöſſer : Helfen= burg, Gayersberg, böhmiſch Supihora, Teinitz, Herſein , Przibram , Krżiwſudow. Sieh Script. Rer. Boh. Tom II. p. 444. Wie auch die Stádte und Süter Raudnitz, Rokyczan, Böhmiſchbrod, Teinitz , Pilgram , Rzeczicz, Prżibram , Hoſtka, Stieganow, Koſirż, Kig, Budwjcz , Liblicz, Ko= getin in Mähren, Neuhof x.
262 Kommt zornig nach Prag. I393. ben haben, daß der Erzbiſchof wider ihn ſelbſt et= was zu unternehmen im Sinne habe. Wenzel , der ohne dieß zum Zorne geneigt, argwohniſch und furchtſam war, und keinen Widerſpruch ertragen konnte, entrüfte= te sich, und erſchrak über dieſe Rachrichten. Er muß- te fürchten, daß die machtige und zahlreiche Geiſklich= keit, an deren Spißze der ſo oft beleidigte Erzbiſchof war, ſich wider ihn verſchwôren mochte. Und in der That konnte damals die böhmiſche Kleriſey dem König, der kein ſlehendes Heer auf den Beinen hatte, die Spiſze bie= ten. Iohann von Huſſinecz betheuert, daß unter dem Konig Wenzel der dritte Theil des Königreichs Boß= men der Geistlichkeit eigenthůmlich zugehort habe 1. Bohuſlaw Balbin, ein großer Kenner des damaligen Zuſkandes von Böhmen bezeuget, daß die Religion in Böhmen damals nicht nur reich, sondern auch wohl bewafnet und mit Beſlungen wohl verſehen geweſen 2. Der Erzbiſchof ſelbſt beſaß viele feste Schlöſſer und Stádte, und hatte eine Menge Waffenträger (armi- geri Eccleſiæ Pragenſis) zu ſeinen Dienſken 3. Der König Wenzel reifte also im vollen Zorne nach Prag. Der Official des Erzbiſchofs, Niklas Puchnik, wie auch der Bikar deſſelben, Iohann Pomuk , hat= ten ſich vor dem Zorne des Kónigs zum Erzbiſchof nach noch erben durften. 5) Daß es verboten war Klo= ſtern und Stiftern Sũter zu verkaufen. 6) Und daß man die Kleriſey allgemein verachtet habe. 1 Hiſt, Io. HvssI Fol. CXXII. 2 Religio in Bohemia hon modo diues , ſed etiam arma- ta et bene munita fuit. Miſc. Tom. VI. p. 135. 3 Der Erzbiſchof beſaß jetzt folgende Schlöſſer : Helfen= burg, Gayersberg, böhmiſch Supihora, Teinitz, Herſein , Przibram , Krżiwſudow. Sieh Script. Rer. Boh. Tom II. p. 444. Wie auch die Stádte und Süter Raudnitz, Rokyczan, Böhmiſchbrod, Teinitz , Pilgram , Rzeczicz, Prżibram , Hoſtka, Stieganow, Koſirż, Kig, Budwjcz , Liblicz, Ko= getin in Mähren, Neuhof x.
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Droht dem Erzbiſchof. 262 nach Raudniß geflüchtet. Man ſchickte endlich an den I393. Erzbiſchof einen Boten nach dem andern daß er nach Prag kommen und den König besänftigen möchte. Er Segab ſich auf die Reiſe ; blieb aber in einem Dorfe, eine Meile von Pras, weil er ſich weiter zu gehen fürchtete. Hier kamen ihm einige Hofräthe entgegen, und überreichten ihm den Befehl des Königs in einem Handbillet folgenden Inhalts : “ Du Erzbiſchof ! Gib mir mein Schloß Raudniſz und andere meine Schloſ= ſer zurück, und pake dich fort aus meinem Böhmen, und wenn du etwas wider mich oder die Meinigen un= ternimmſty ſo will ich dich erſäufen, und ſo die Han= del ſkillen. Komme nach Prag „ I. Man ſieht aus dieſem kurzen Schreiben, daß der König eine Empo rung oder eine andere gefährliche Unternehmung gefürch= tet habe ; wie auch, daß der Erzbiſchof Krongüter beſeſſen die der König von ihm, ſo wie von andern Beſitzern, zurûck gefordert habe, welches vermuthlich die Haupturſache aller Hándel geweſen. Die anweſenden Hofráthe, der Laurentiner Bi= ſchof, und Czuch von Zaſaday verſicherten aber den Erzbi= ſchof, der Kónig würde ſich beſánftigen und ſich mit ihm vergleichen, wenn er in die Stadt gieng. Er ſeſzte alſo auf ihr Zureden ſeine Reiſe nach Prag fort, und wurde den zweyten Tag nach ſeiner Ankunft zum Konig gerufen. Er erſchien mit ſeiner Geiſklichkeit. Nun wurde der Zorn des Königs, so bald er den Erzbischof erblickte, wieder rege. Er ſprach zu ihm: “Du Erzbiſchof! du exkommunizireſt meine Räthe? du haſf den Abt von Kladrau beſkätiget? du beſchuldigſt meinen Unter= kämmerer der Keßerey , du thuſt alles dieß eigenmach= R 4 20 Mer: tig 1 Tu Archiepiſcope ! mihi caſtrum Rudnitz, et alia caſtra mea, reſtituas, et recedas mihi de terra mea Bohemiæ. Et ſi aliquid contre me attemptabis vel meos, volo te ſubmengere, litesque ſedare. Pragam veni. ACTA Art. XXVI.
Droht dem Erzbiſchof. 262 nach Raudniß geflüchtet. Man ſchickte endlich an den I393. Erzbiſchof einen Boten nach dem andern daß er nach Prag kommen und den König besänftigen möchte. Er Segab ſich auf die Reiſe ; blieb aber in einem Dorfe, eine Meile von Pras, weil er ſich weiter zu gehen fürchtete. Hier kamen ihm einige Hofräthe entgegen, und überreichten ihm den Befehl des Königs in einem Handbillet folgenden Inhalts : “ Du Erzbiſchof ! Gib mir mein Schloß Raudniſz und andere meine Schloſ= ſer zurück, und pake dich fort aus meinem Böhmen, und wenn du etwas wider mich oder die Meinigen un= ternimmſty ſo will ich dich erſäufen, und ſo die Han= del ſkillen. Komme nach Prag „ I. Man ſieht aus dieſem kurzen Schreiben, daß der König eine Empo rung oder eine andere gefährliche Unternehmung gefürch= tet habe ; wie auch, daß der Erzbiſchof Krongüter beſeſſen die der König von ihm, ſo wie von andern Beſitzern, zurûck gefordert habe, welches vermuthlich die Haupturſache aller Hándel geweſen. Die anweſenden Hofráthe, der Laurentiner Bi= ſchof, und Czuch von Zaſaday verſicherten aber den Erzbi= ſchof, der Kónig würde ſich beſánftigen und ſich mit ihm vergleichen, wenn er in die Stadt gieng. Er ſeſzte alſo auf ihr Zureden ſeine Reiſe nach Prag fort, und wurde den zweyten Tag nach ſeiner Ankunft zum Konig gerufen. Er erſchien mit ſeiner Geiſklichkeit. Nun wurde der Zorn des Königs, so bald er den Erzbischof erblickte, wieder rege. Er ſprach zu ihm: “Du Erzbiſchof! du exkommunizireſt meine Räthe? du haſf den Abt von Kladrau beſkätiget? du beſchuldigſt meinen Unter= kämmerer der Keßerey , du thuſt alles dieß eigenmach= R 4 20 Mer: tig 1 Tu Archiepiſcope ! mihi caſtrum Rudnitz, et alia caſtra mea, reſtituas, et recedas mihi de terra mea Bohemiæ. Et ſi aliquid contre me attemptabis vel meos, volo te ſubmengere, litesque ſedare. Pragam veni. ACTA Art. XXVI.
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264 Schlägt den Domdechant. 1393. tig und ohne meinen Rath? Wisſe, daß ich dich und die Deinigen züchtigen werde.„ Dann sprach er zum Hefmeister des Erzbiſchofs I: “Entferne dich von mei nem Angeſicht, sonft laſſe ich dir auf der Stelle den Kopf abſchlagen.„ Hierauf befahl er, den Erzbiſchof, deſſen Official Puchnik, den Bikar Pomuk, und den Probſt Wenzel 2 feftzu Halten, und auf das Schloß in das Kapitelhaus zu führen, “dort, ſprach er, “will ich erfahren, wer euch hiezu gerathen hat „ Zu einigen ſprach er im Zorne“ dich — und dich — werde ich ins Wasser werfen lassen „ 3. Der Konig gieng alſo zum Kapitel und ließ die Domherren zuſammen kommen. Puchnik, Pomuk, der Probſt Wenzel, und Miepro wurden auch dahin ge= bracht. Der Erzbiſchof, der eine gute Bedeckung von Waffentragern bey ſich führte, hatte sich in ſein Haus geſlichtet. Wie das Kapitel verſammelt war , wollte der Konig wiſſen, wer den Erzbiſchof zu dem was er gethan, verleitet und ihm dazu gerathen habe. Der Domdechant 4 muß dem König beiſſend geantwortet haben, denn Wenzel gerieth in Zorn, und ſchlug ihn mit dem Degenknopf auf das Haupt bis aufs Blut, ließ ihn binden und zum Schloßhauptmann gefangen ſeſzen. Dann wurden auch Puchnik Pomuk, Niepro und der Probft Wenzel auf das Rathhaus ins Ge- fängniß geführet 5. Gegen Abend kam der König ſelbſk in den Ker= ker. Niepro und der Probſt Wenzel hatten indeſſen eine I Er war ein alter Ritter, Niepro von Raupowa ge= nannt, des Erzbiſchofs erſter Rath. 2 Er war Domherr zu Prag und Probst zu Meiſsen, aus dem Geſchlechte der Knobloche. ACTA XXVII. 4 BOHVSLAVS von Krnowa, Magiſter der freyen Kün= ste und Doktor Dekret. war im I. 1386. 9. Nov. Domdechant geworden, weſche Stelle er im I. I4I5 niederlegte. 5 ACTA Art. c. 3
264 Schlägt den Domdechant. 1393. tig und ohne meinen Rath? Wisſe, daß ich dich und die Deinigen züchtigen werde.„ Dann sprach er zum Hefmeister des Erzbiſchofs I: “Entferne dich von mei nem Angeſicht, sonft laſſe ich dir auf der Stelle den Kopf abſchlagen.„ Hierauf befahl er, den Erzbiſchof, deſſen Official Puchnik, den Bikar Pomuk, und den Probſt Wenzel 2 feftzu Halten, und auf das Schloß in das Kapitelhaus zu führen, “dort, ſprach er, “will ich erfahren, wer euch hiezu gerathen hat „ Zu einigen ſprach er im Zorne“ dich — und dich — werde ich ins Wasser werfen lassen „ 3. Der Konig gieng alſo zum Kapitel und ließ die Domherren zuſammen kommen. Puchnik, Pomuk, der Probſt Wenzel, und Miepro wurden auch dahin ge= bracht. Der Erzbiſchof, der eine gute Bedeckung von Waffentragern bey ſich führte, hatte sich in ſein Haus geſlichtet. Wie das Kapitel verſammelt war , wollte der Konig wiſſen, wer den Erzbiſchof zu dem was er gethan, verleitet und ihm dazu gerathen habe. Der Domdechant 4 muß dem König beiſſend geantwortet haben, denn Wenzel gerieth in Zorn, und ſchlug ihn mit dem Degenknopf auf das Haupt bis aufs Blut, ließ ihn binden und zum Schloßhauptmann gefangen ſeſzen. Dann wurden auch Puchnik Pomuk, Niepro und der Probft Wenzel auf das Rathhaus ins Ge- fängniß geführet 5. Gegen Abend kam der König ſelbſk in den Ker= ker. Niepro und der Probſt Wenzel hatten indeſſen eine I Er war ein alter Ritter, Niepro von Raupowa ge= nannt, des Erzbiſchofs erſter Rath. 2 Er war Domherr zu Prag und Probst zu Meiſsen, aus dem Geſchlechte der Knobloche. ACTA XXVII. 4 BOHVSLAVS von Krnowa, Magiſter der freyen Kün= ste und Doktor Dekret. war im I. 1386. 9. Nov. Domdechant geworden, weſche Stelle er im I. I4I5 niederlegte. 5 ACTA Art. c. 3
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Erſäuft Iohannen Pomuk 265 eine Schrift von einem Notar aufsetzen laffen, und ſich eidlich verbunden, daß ſie es mit dem Erzbiſchof nicht mehr halten wollten. Puchnik und Pomuk aber blie= ben ſkandhaft auf der Seite ihres Erzbiſchofs und woll= ten nichts ausſagen. Daher wurden bende auf die Folter gezogen/ um von ihnen ein Geſkändniß, was etwann der Erzbiſchof im Sinne führe, Herauszubrin- gen. Die heftigen Schmerzen mogen fie zu beleidigen= den Ausdrücken gegen den anweſenden König verleitet und ihn zum Zorne gereizet haben. Wenzel ergrimm= te, vergaß, daß er Konig ſey, ergriff die Fackel, und brannte sie beyde, wie es der Erzbiſchof erzählet/ mit eigener Hand I. Da er dem ungeachtet kein Geſkänd= niß von ihnen erzwingen konnte/ ließ er den ersten von der Folter Herab nehmen, Iohannen Pomuk aber be= fahl er zu erſäufen. Man band ihm also die Hände auf den Rücken, die Füsse zum Kopfe, und um das Schreyen zu verhindern, ward ihm der Mund geſpreylt. So wurde er nach Mitternacht durch die Gaſſen auf die Brücke getragen und in den Moldaufluß gestürzt, wo er ſein Leben endigte 2. Dieſer Iohann Pomuk, den unſre alten Kroniſfen Iohanko nennen, war ohne allen Zweifel ein unſchuldiges Opfer der Zwiſligkeiten, welche zwiſchen dem König und dem Erzbiſchof ſeit langer Zeit obwalteten. Die erſte Nachricht von ihm habe ich auf das Iahr I372 gefunden/ R 5 21Mers 1393. wo I ACTA Art. XXVIII. 2 Ueber den Tag , an welchem dieß geſchehen, ſind un= ſere Kroniſten nicht einig. Eine alte Handſchrift sagt: Feria V. in Festo Benedicti mersus est. In Condice anniuerſariorum Eccl. Metrop. Prag. heißt es: Eodem die, XII Kal. Apr. obiit Magister Iohan- ko , in cuius anniuerſario dantur II. Sexag. et com- menda fit. Der Kroniſte hat nur statt Fer. Vl. V. geſchrieben.
Erſäuft Iohannen Pomuk 265 eine Schrift von einem Notar aufsetzen laffen, und ſich eidlich verbunden, daß ſie es mit dem Erzbiſchof nicht mehr halten wollten. Puchnik und Pomuk aber blie= ben ſkandhaft auf der Seite ihres Erzbiſchofs und woll= ten nichts ausſagen. Daher wurden bende auf die Folter gezogen/ um von ihnen ein Geſkändniß, was etwann der Erzbiſchof im Sinne führe, Herauszubrin- gen. Die heftigen Schmerzen mogen fie zu beleidigen= den Ausdrücken gegen den anweſenden König verleitet und ihn zum Zorne gereizet haben. Wenzel ergrimm= te, vergaß, daß er Konig ſey, ergriff die Fackel, und brannte sie beyde, wie es der Erzbiſchof erzählet/ mit eigener Hand I. Da er dem ungeachtet kein Geſkänd= niß von ihnen erzwingen konnte/ ließ er den ersten von der Folter Herab nehmen, Iohannen Pomuk aber be= fahl er zu erſäufen. Man band ihm also die Hände auf den Rücken, die Füsse zum Kopfe, und um das Schreyen zu verhindern, ward ihm der Mund geſpreylt. So wurde er nach Mitternacht durch die Gaſſen auf die Brücke getragen und in den Moldaufluß gestürzt, wo er ſein Leben endigte 2. Dieſer Iohann Pomuk, den unſre alten Kroniſfen Iohanko nennen, war ohne allen Zweifel ein unſchuldiges Opfer der Zwiſligkeiten, welche zwiſchen dem König und dem Erzbiſchof ſeit langer Zeit obwalteten. Die erſte Nachricht von ihm habe ich auf das Iahr I372 gefunden/ R 5 21Mers 1393. wo I ACTA Art. XXVIII. 2 Ueber den Tag , an welchem dieß geſchehen, ſind un= ſere Kroniſten nicht einig. Eine alte Handſchrift sagt: Feria V. in Festo Benedicti mersus est. In Condice anniuerſariorum Eccl. Metrop. Prag. heißt es: Eodem die, XII Kal. Apr. obiit Magister Iohan- ko , in cuius anniuerſario dantur II. Sexag. et com- menda fit. Der Kroniſte hat nur statt Fer. Vl. V. geſchrieben.
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266 den erzbiſchôflichen Vikar. I393. wo ex ſich einen Sohn des Welflin I , einen Kieriker der Prager Siözes und einen von kaiſerlicher Macht beſtellten Notar nennet 2. Unter eben dieſem Titel kommt er in einer Originalurkunde vom I. I373. 12. Aug. vor, wo er ſich eigenhändig unterſchrieben und ſein Nota= riatzeichen beygeſeßzt hat. Ich habe dieß, wie auch ſeine Handſchrift in Kupfer sfechen laſſen 3. Im I. I374 war er ſchon Notar der erzbiſchöflichen Bikarien in geistlichen Sachen 4. Sechs Jahr darauf, näm- lich im I. 1380 kommt. er als Pfarrer bey St. Galli in der Altskadt Prag, und als erzbiſchöflicher Sekre- tär vor 5; und im folgenden I38I. I. wurde er Dok= for der geiſtlichen Rechte 6. Es ſcheint, daß er nicht lange darauf Domherr auf dem Wiſchehrade und end= lich erzbiſchoflicher Bikar in geiſllichen Sachen gewor= den/ welche Titel er ſchon im I. I389 führte . End= lich wurde er auch ſchon im I. I390 Erzdiakon zu Saaß. Die leßte Urkunde von ihm iſt vom 3. Merz dieſes 1393. Iahrs , wo er ſich Iohann/ Pomuk Erz 3 Von diefem Welflin heißt es in elner gleichzeitigen Handſchrift : In Maiori ciuitate Prag. in domo pro- vidi Viri Welflini ciuis Pomuci Notarii publici &c. MS. in Bibl. Regia Prag. G. III. 55. circa medium 2 Iohannes olim Welflini de Pomuk, Clericus Pragenſis Dioceſis , Imperiali auctoritate notarius publicus. Libri ERECT. Tom. I. Fol. 3. et 11. 3 Sieh im zweyten Th. Tab. I. Dieß Origiual ist zu Rom im pábſtlichen Archive, woraus ich die Zeich- nung erhalten habe. Es heißt daſelbst: Iohannes natus olim Welflini &c. ut ſupra. ideo me hie ſub- ſcripſi ſignumque meum &c. 4 In Rolla Originali Archiui Monaſt. ad S. Georg. jetzt in der königl. Bibliothek zu Prag. 5 Plebanus Ecclefiæ S. Galli Maioris Ciuit. Prag. Secre- tarius et Notarius Dni Archiep. Prag. In Libr. ERECT. Tom. I. Fol. 46. 6 Iohannes de Pomuk Plebanus Eccleſiæ S. Galli. Ma- tricula Iuriſtarum MS. 7 Libr. Erect. Tom. II.
266 den erzbiſchôflichen Vikar. I393. wo ex ſich einen Sohn des Welflin I , einen Kieriker der Prager Siözes und einen von kaiſerlicher Macht beſtellten Notar nennet 2. Unter eben dieſem Titel kommt er in einer Originalurkunde vom I. I373. 12. Aug. vor, wo er ſich eigenhändig unterſchrieben und ſein Nota= riatzeichen beygeſeßzt hat. Ich habe dieß, wie auch ſeine Handſchrift in Kupfer sfechen laſſen 3. Im I. I374 war er ſchon Notar der erzbiſchöflichen Bikarien in geistlichen Sachen 4. Sechs Jahr darauf, näm- lich im I. 1380 kommt. er als Pfarrer bey St. Galli in der Altskadt Prag, und als erzbiſchöflicher Sekre- tär vor 5; und im folgenden I38I. I. wurde er Dok= for der geiſtlichen Rechte 6. Es ſcheint, daß er nicht lange darauf Domherr auf dem Wiſchehrade und end= lich erzbiſchoflicher Bikar in geiſllichen Sachen gewor= den/ welche Titel er ſchon im I. I389 führte . End= lich wurde er auch ſchon im I. I390 Erzdiakon zu Saaß. Die leßte Urkunde von ihm iſt vom 3. Merz dieſes 1393. Iahrs , wo er ſich Iohann/ Pomuk Erz 3 Von diefem Welflin heißt es in elner gleichzeitigen Handſchrift : In Maiori ciuitate Prag. in domo pro- vidi Viri Welflini ciuis Pomuci Notarii publici &c. MS. in Bibl. Regia Prag. G. III. 55. circa medium 2 Iohannes olim Welflini de Pomuk, Clericus Pragenſis Dioceſis , Imperiali auctoritate notarius publicus. Libri ERECT. Tom. I. Fol. 3. et 11. 3 Sieh im zweyten Th. Tab. I. Dieß Origiual ist zu Rom im pábſtlichen Archive, woraus ich die Zeich- nung erhalten habe. Es heißt daſelbst: Iohannes natus olim Welflini &c. ut ſupra. ideo me hie ſub- ſcripſi ſignumque meum &c. 4 In Rolla Originali Archiui Monaſt. ad S. Georg. jetzt in der königl. Bibliothek zu Prag. 5 Plebanus Ecclefiæ S. Galli Maioris Ciuit. Prag. Secre- tarius et Notarius Dni Archiep. Prag. In Libr. ERECT. Tom. I. Fol. 46. 6 Iohannes de Pomuk Plebanus Eccleſiæ S. Galli. Ma- tricula Iuriſtarum MS. 7 Libr. Erect. Tom. II.
Strana 267
Fürchter einen Aufruhr. 267 Erzdiakon von Saatz und erzbiſchöflicher Bikar schrei 1393 bet I. Da dieſer Mann einen untadelhaften Lebenswan= del geführet hat, von jedermann als ein rechtſchaffener Beisllicher geſchätzt, und bald nach ſeinem Tode für ei= nen wunderthatigen und heiligen Martyrer gehalten wur= de y ſo lud ſich der Kónig Wenzel durch die übereilte Hinrichtung deſſelben den Haß von der ganzen Welt auf den Halsy der ſich bis auf den heutigen Tag fort= gepflanzet hat. Wie der Erzbiſchof vernommen hatte, daß die Domherren und ſeine Beamten waren ins Gefängniß geführt worden, ergriff er die Flucht, und hatte noch das Gluck dem Zorne des Königs zu entwiſchen. Er begab ſich auf ſein feſtes Schloß Gaißberg oder Geyers= berg, wo er durch mancherley Umwege erſt den fünften Tag anlangte. Wäre er zu Prag in seinem Hauſe ge- blieben, so würde er gleichfalls in die Gefangenſchaft ge- rathen ſeyn, denn der König hatte in dieſer Nacht vor ſein Haus Holdaten geſtellt / die den Erzbiſchof, wenn er heraus kame, ohne viel Aufſehen heben ſollten. Ihn of= fentlich zu fangen getraute er ſich nicht/ dadurch ein Aufſtand in der Stadt von der zahlreichen Cleriſey hat= te entſtehen konnen. Um dieſes zu verhindern, ließ er in der ganzen Stadt ausrufen, daß sich kein Geistli¬- cher bey der Nacht auf der Gaſſe blicken laſſen ſolle. Ein Priester bey Strafe des Kerkers, und ein Kle- riker bey Berluſt der rechten Hand 3. Nachdem aber der König ausgetobt hatte, legte ſich ſein Zorn. Der Argwohn und die Furcht vor einer Em 1 Libr. Erect. Tom. II. 2 Venerabilisque IOHANNES pro tunc Vicarius in Spi- ritualibus Dei gratia Martyr effectus , quia aduſtus, calcibus preſſus (aefoltert) finaliter eft ſubmerſus, clarescentibusque miraculis eſt oſtenſus, BIOGRAPH. Ioannis a Ienzenstein Archiep. Prag. Coæuus. C. XV. MS. Vicarius iam Martyr ſanctus ſagt der Erz= biſchof. Acta Art. XXVI. 3 ACTA Art. XXVIII.
Fürchter einen Aufruhr. 267 Erzdiakon von Saatz und erzbiſchöflicher Bikar schrei 1393 bet I. Da dieſer Mann einen untadelhaften Lebenswan= del geführet hat, von jedermann als ein rechtſchaffener Beisllicher geſchätzt, und bald nach ſeinem Tode für ei= nen wunderthatigen und heiligen Martyrer gehalten wur= de y ſo lud ſich der Kónig Wenzel durch die übereilte Hinrichtung deſſelben den Haß von der ganzen Welt auf den Halsy der ſich bis auf den heutigen Tag fort= gepflanzet hat. Wie der Erzbiſchof vernommen hatte, daß die Domherren und ſeine Beamten waren ins Gefängniß geführt worden, ergriff er die Flucht, und hatte noch das Gluck dem Zorne des Königs zu entwiſchen. Er begab ſich auf ſein feſtes Schloß Gaißberg oder Geyers= berg, wo er durch mancherley Umwege erſt den fünften Tag anlangte. Wäre er zu Prag in seinem Hauſe ge- blieben, so würde er gleichfalls in die Gefangenſchaft ge- rathen ſeyn, denn der König hatte in dieſer Nacht vor ſein Haus Holdaten geſtellt / die den Erzbiſchof, wenn er heraus kame, ohne viel Aufſehen heben ſollten. Ihn of= fentlich zu fangen getraute er ſich nicht/ dadurch ein Aufſtand in der Stadt von der zahlreichen Cleriſey hat= te entſtehen konnen. Um dieſes zu verhindern, ließ er in der ganzen Stadt ausrufen, daß sich kein Geistli¬- cher bey der Nacht auf der Gaſſe blicken laſſen ſolle. Ein Priester bey Strafe des Kerkers, und ein Kle- riker bey Berluſt der rechten Hand 3. Nachdem aber der König ausgetobt hatte, legte ſich ſein Zorn. Der Argwohn und die Furcht vor einer Em 1 Libr. Erect. Tom. II. 2 Venerabilisque IOHANNES pro tunc Vicarius in Spi- ritualibus Dei gratia Martyr effectus , quia aduſtus, calcibus preſſus (aefoltert) finaliter eft ſubmerſus, clarescentibusque miraculis eſt oſtenſus, BIOGRAPH. Ioannis a Ienzenstein Archiep. Prag. Coæuus. C. XV. MS. Vicarius iam Martyr ſanctus ſagt der Erz= biſchof. Acta Art. XXVI. 3 ACTA Art. XXVIII.
Strana 268
268 Bereuet die Miffethat. 1393. Empdrung fielen zum Theil weg, weil sich niemand reg- te. Die Reue fand ſich ein. Daher ſchickte er den edlen Hincziko Pflug nebft zwey Domherren nach Gaiß= berg an den Erzbiſchof, gab ihm ein sicheres Geleit und ſprach zu den Boten: “ Gehet Hin zu dem Erz- biſchof und ſaget ihm, daß er in aller Sicherheit zu mir kommen kann. Ich bereue ſehry was ich gethan ha= be, und bin darůber höchſtens bestürzt und unruhig. Ich will zweyen ſeiner Domherren auftragen, die Han= del zwiſchen mir und ihm zu unterſuchen. Wenn ich ausgeſchweift habe, ſo will ich gerne alles nach ihrem Ausſpruche wieder gut machen. Thut er es nicht) ſo weroe ich in Berzweiſlung gerathen, und noch viel übels thun. Weil ich nun Busse thun will, ſo soll er mich auch, als einen reumüthigen Büſſer, anneh= nehmen. Und wenn ihr mir auferleget meine Knie vor dem Erzbiſchof zu beugen, ſo will ich auch dieß gerne thun , I. Man ſieht hieraus/ daß der König vom Zorne übereilt und vom Sturme der LeidenſHhaften Hin= geriſſen die Mißhandlungen begangen hahe, und daß er ein ganz anderer Mann war, wenn er ſeiner ſelbſt mächtig geweſen. Er hat auch nach der Zeit gezeiget, daß ihn dieſe Handlungen gereuet haben. So ließ er im I. I405 den Unterkämmerer Siegmund Huler, welcher ihn am meiſken wider den Erzbiſchof gereizt hat= te, auf dem Rathhauſe, wo Puchnik und Pomuk ge= foltert worden/ enthaupten. Den Miklas Puchnik führte er einſkens in ſeine Schatzkammer , und erlaub= te ihm ſo viel Goldgulden für ſich zu nehmen, als ihm beliebig wäre. Duchnik füllte alle ſeine Sácke damit an, und wie der König wahrnahm, daß ihn das Geld freute, ſchüttete e ihm noch ſo viel Dukaten in die Stiefel, daß er sich nicht vom Flecke rühren konnte 2. Und ſo ward der erſte geſtraft, und der zweyte jeſzt mit 1 Acta Art. XXIX. 2 FABRITIVS in Misn.
268 Bereuet die Miffethat. 1393. Empdrung fielen zum Theil weg, weil sich niemand reg- te. Die Reue fand ſich ein. Daher ſchickte er den edlen Hincziko Pflug nebft zwey Domherren nach Gaiß= berg an den Erzbiſchof, gab ihm ein sicheres Geleit und ſprach zu den Boten: “ Gehet Hin zu dem Erz- biſchof und ſaget ihm, daß er in aller Sicherheit zu mir kommen kann. Ich bereue ſehry was ich gethan ha= be, und bin darůber höchſtens bestürzt und unruhig. Ich will zweyen ſeiner Domherren auftragen, die Han= del zwiſchen mir und ihm zu unterſuchen. Wenn ich ausgeſchweift habe, ſo will ich gerne alles nach ihrem Ausſpruche wieder gut machen. Thut er es nicht) ſo weroe ich in Berzweiſlung gerathen, und noch viel übels thun. Weil ich nun Busse thun will, ſo soll er mich auch, als einen reumüthigen Büſſer, anneh= nehmen. Und wenn ihr mir auferleget meine Knie vor dem Erzbiſchof zu beugen, ſo will ich auch dieß gerne thun , I. Man ſieht hieraus/ daß der König vom Zorne übereilt und vom Sturme der LeidenſHhaften Hin= geriſſen die Mißhandlungen begangen hahe, und daß er ein ganz anderer Mann war, wenn er ſeiner ſelbſt mächtig geweſen. Er hat auch nach der Zeit gezeiget, daß ihn dieſe Handlungen gereuet haben. So ließ er im I. I405 den Unterkämmerer Siegmund Huler, welcher ihn am meiſken wider den Erzbiſchof gereizt hat= te, auf dem Rathhauſe, wo Puchnik und Pomuk ge= foltert worden/ enthaupten. Den Miklas Puchnik führte er einſkens in ſeine Schatzkammer , und erlaub= te ihm ſo viel Goldgulden für ſich zu nehmen, als ihm beliebig wäre. Duchnik füllte alle ſeine Sácke damit an, und wie der König wahrnahm, daß ihn das Geld freute, ſchüttete e ihm noch ſo viel Dukaten in die Stiefel, daß er sich nicht vom Flecke rühren konnte 2. Und ſo ward der erſte geſtraft, und der zweyte jeſzt mit 1 Acta Art. XXIX. 2 FABRITIVS in Misn.
Strana 269
Ruft den Erzbiſchof nach Prag. 269 mit Geld, und im I. I403 sogar mit der erzbiſchöflie 1393. chen Würde belohnt. Der Erzbiſchof bezeugte viel Freude über die An= Funft der königlichen Boten/ beſonders da er vernahm, daß sich das Domkapitel ins Mittel gelegt, und zwi- ſchen dem König und ihm einen Bergleich treffen wolle. Wie ſie die Bedingungen zu wiſſen verlangten, unter welchen der Erzbiſchof mit dem König den Frieden ein= zugehen verlangte ſprach er : “ Der wegen der Retzeren mir verdächtige Unterkämmerer soll sich bey mir skellen und verantworten ; der von mir beſldtigte Abt zu Kla= drau ſoll ſeine Rechte genießen; ich ſoll im exkommu= niciren nicht gehindert werden ; der Konig ſoll die Un= abhängigkeit meiner bischöflichen Gerichtsbarkeit nicht ſtören; und endlich soll er allen mir zugefügten Scha- den wieder gut machen, I. Die Boten láchelten über die großen Forderungen des Erzbischofs, weil sie wuß ten/ das sie der König nicht eingehen könne. Sie er- mahnten ihn zur Geduld und reiſken ab. Der Erz= biſchof kam aber den Abend vor dem Palmtage nach Prag. Hierauf traten die königlichen Räthe mit dem 29Mer: Erzbiſchof in Unterhandlungen. Nach einigen Tagen geſtand derſelbe, daß er alles, was er dem König zu= wider gethan/ auf das Einrathen und Zureden ſeiner Bikarien gethan habe. Er ſohnte ſich mit dem Unter= kämmerer aus, der ihm eine Abbitte that, und reichte ihm die Hand. Endlich verband er ſich dem Mark= grafen Prokop von Mähren, der auch wider ihn ſehr aufgebracht war, einige Kirchengüter in Máhren auf vier Iahre abrutreten 2. Dann 1 Vt ille ſubcamerarius Regis compareat coram me, qui eſt infamatus de hereſi, abbasque Cladrubienſis, per me confirmatus , in iure ſuo non impediatur , cen- ſuram Ecclefiaſticam quod libere fulminem &c. ACTA Articulo XXIX. 2 Art. XXX.
Ruft den Erzbiſchof nach Prag. 269 mit Geld, und im I. I403 sogar mit der erzbiſchöflie 1393. chen Würde belohnt. Der Erzbiſchof bezeugte viel Freude über die An= Funft der königlichen Boten/ beſonders da er vernahm, daß sich das Domkapitel ins Mittel gelegt, und zwi- ſchen dem König und ihm einen Bergleich treffen wolle. Wie ſie die Bedingungen zu wiſſen verlangten, unter welchen der Erzbiſchof mit dem König den Frieden ein= zugehen verlangte ſprach er : “ Der wegen der Retzeren mir verdächtige Unterkämmerer soll sich bey mir skellen und verantworten ; der von mir beſldtigte Abt zu Kla= drau ſoll ſeine Rechte genießen; ich ſoll im exkommu= niciren nicht gehindert werden ; der Konig ſoll die Un= abhängigkeit meiner bischöflichen Gerichtsbarkeit nicht ſtören; und endlich soll er allen mir zugefügten Scha- den wieder gut machen, I. Die Boten láchelten über die großen Forderungen des Erzbischofs, weil sie wuß ten/ das sie der König nicht eingehen könne. Sie er- mahnten ihn zur Geduld und reiſken ab. Der Erz= biſchof kam aber den Abend vor dem Palmtage nach Prag. Hierauf traten die königlichen Räthe mit dem 29Mer: Erzbiſchof in Unterhandlungen. Nach einigen Tagen geſtand derſelbe, daß er alles, was er dem König zu= wider gethan/ auf das Einrathen und Zureden ſeiner Bikarien gethan habe. Er ſohnte ſich mit dem Unter= kämmerer aus, der ihm eine Abbitte that, und reichte ihm die Hand. Endlich verband er ſich dem Mark= grafen Prokop von Mähren, der auch wider ihn ſehr aufgebracht war, einige Kirchengüter in Máhren auf vier Iahre abrutreten 2. Dann 1 Vt ille ſubcamerarius Regis compareat coram me, qui eſt infamatus de hereſi, abbasque Cladrubienſis, per me confirmatus , in iure ſuo non impediatur , cen- ſuram Ecclefiaſticam quod libere fulminem &c. ACTA Articulo XXIX. 2 Art. XXX.
Strana 270
270 Schnt sich mit ihm aus. 6 c. m. 1393. Dann erhielt er erſt die Erlaubniß vor dem Ko= 2 Apr. nig zu erſcheinen. Er bat ihn alſo demüthigſk, daß er ihm, was er Seiner Majeskät zuwider gethan, gna digst verzeihen möchte. Der König sprach zu ihm, daß er künftig ſeine Hofleute ohne ſein Wiſſen und Willen nicht exkommunieiren ſolle. Zugleich befahl er ihm. das angefangene Jubeliahr ordentlich halten zu laßfen, und es dem Bolke zu empfehlen . Dann gieng Wen= zel auf einige Tage nach Königſal, einem Ciſterzienſer Kloffer bey Prag, vermuthlich um daſelbſt die Char= woche zuzubringen/ und ſeine Andacht des ankommen= den Oſterfeffes wegen, zu verrichten. Am Ofkertage kam er wieder nach Prag zurůck. Es fehlte nicht viel, ſo hätte er ſich mit dem Erzbi= ſchof aufs neue uberworfen. Das Iubeljahry weſches der König Wenzel von dem Pabſte ausgewirket, hat= te ſchon am Sonntag Lätare oder den I6. Merz ſeinen Anfang genommen. Das Bolk verrichtete die vorge= ſchriebenen Wallfahrten. Der König ſelbft hatte ſie bereits verrichtet. Allein der Erzbiſchof erklärte jeſzt, daß das Iubeljahr noch zur Zeit keine Gültigkeit ha= ben könne, weil nicht die gehórigen Formalitäten bey der Berkündigung deſſelben wären beobachtet worden. Der päbstliche Rentmeister allein hátte die Ankündigung gemacht, ohne des Erzbiſchofsy der doch die erfle Per= ſon in geiſklichen Sachen ware, zu erwáhnen. Der Kö= nig gerieth abermals in Zorn, schickte seinen Beicht- vater/ den laurentiner Biſchof an den Erzbiſchof mit dem ernſthaften Befehl, keine Berwirrungen beym Bol= ke anzuſtellen. Er ſolle vielmehr dem Konig alſogleich eine ſchriftliche Verſicherung zuſchicken, daß das Iu= bileum, ungeachtet es ex/ der Erzbiſchof ſelbft, nicht ver= 1 Der Erzbischof sagt in der Anklage: ich habe mich vor dem König gedemuthiget ; Er aber nicht vor mir, nec idem Rex vice verſa aliquam humiliationem fecit. Art. XXXI.
270 Schnt sich mit ihm aus. 6 c. m. 1393. Dann erhielt er erſt die Erlaubniß vor dem Ko= 2 Apr. nig zu erſcheinen. Er bat ihn alſo demüthigſk, daß er ihm, was er Seiner Majeskät zuwider gethan, gna digst verzeihen möchte. Der König sprach zu ihm, daß er künftig ſeine Hofleute ohne ſein Wiſſen und Willen nicht exkommunieiren ſolle. Zugleich befahl er ihm. das angefangene Jubeliahr ordentlich halten zu laßfen, und es dem Bolke zu empfehlen . Dann gieng Wen= zel auf einige Tage nach Königſal, einem Ciſterzienſer Kloffer bey Prag, vermuthlich um daſelbſt die Char= woche zuzubringen/ und ſeine Andacht des ankommen= den Oſterfeffes wegen, zu verrichten. Am Ofkertage kam er wieder nach Prag zurůck. Es fehlte nicht viel, ſo hätte er ſich mit dem Erzbi= ſchof aufs neue uberworfen. Das Iubeljahry weſches der König Wenzel von dem Pabſte ausgewirket, hat= te ſchon am Sonntag Lätare oder den I6. Merz ſeinen Anfang genommen. Das Bolk verrichtete die vorge= ſchriebenen Wallfahrten. Der König ſelbft hatte ſie bereits verrichtet. Allein der Erzbiſchof erklärte jeſzt, daß das Iubeljahr noch zur Zeit keine Gültigkeit ha= ben könne, weil nicht die gehórigen Formalitäten bey der Berkündigung deſſelben wären beobachtet worden. Der päbstliche Rentmeister allein hátte die Ankündigung gemacht, ohne des Erzbiſchofsy der doch die erfle Per= ſon in geiſklichen Sachen ware, zu erwáhnen. Der Kö= nig gerieth abermals in Zorn, schickte seinen Beicht- vater/ den laurentiner Biſchof an den Erzbiſchof mit dem ernſthaften Befehl, keine Berwirrungen beym Bol= ke anzuſtellen. Er ſolle vielmehr dem Konig alſogleich eine ſchriftliche Verſicherung zuſchicken, daß das Iu= bileum, ungeachtet es ex/ der Erzbiſchof ſelbft, nicht ver= 1 Der Erzbischof sagt in der Anklage: ich habe mich vor dem König gedemuthiget ; Er aber nicht vor mir, nec idem Rex vice verſa aliquam humiliationem fecit. Art. XXXI.
Strana 271
Sorgt für das Iubeljahr. 271 verkündigt hatte, dennoch ſeine Gültigkeit Habe. Der I393. Erzbiſchof weigerte ſich es thun. Allein die anweſen= den Baronen und Edelleute bewogen ihn, daß er, weil es ſchon ſpát in die Nacht war, in ſein Schlafzimmer das Brevier beten gieng, und ließen vom erzbiſchöf lichen Notar die vom König verlangte Schrift auf= ſeßen und ſigilliren. Der König mit der Berſicherung, daß nun ſein gewonnener Ablaß gültig ſey; zufrieden, verließ am folgenden Morgen die Stadt Prag, und reifle auf ſeyn Schloß Bettlern. Den Ablaßkramer 7 aber ließ er ſeiner eigenmächtigen und unregelmäſſigen Verkündigung wegen ins Gefängniß feßzen I. Der Erzbiſchof aber gieng nach Raudniß 2, voll Berdruſ= ſes und unzufrieden, daß ihm nichts nach ſeinem Sinne gehen wollte. Er mag ſchon jeßt bey ſich beſchloſſen haben nach Rom zu gehen, und den Kónig bey dem Pabſke zu verklagen. Indeſſen náherte ſich das Feſt der Heiligthümer 3/ an welchem man eine Menge Reliquien/ beſonders die Reichskleinodien dem Bolke zu zeigen pflegte. Dieß Feft hatte der Kaiſer Karl IV. eingeführt, und vom Pabſte einen Ablaß für die Zuſchauer ausgewirkt. Es wurde immer am Freytag nach dem Sonntag Quaſi= modo gehalten, und der Schauplal war auf dem Bieh= markte in der Neuſladt Prag, dazu eine ordentliche Bühne errichtet worden. Der König hatte dem Erz= biſchof befohlen, daß er ſelbſt die Reliquien dem Bolke vorzeigen ſolle 4. Er gehorchte. Wie er nun zu Prag war, ließ ihm der Kónig durch ſeine Nathe, die er in dieſer Abſicht von Bettlern nach Prag geſchickt hat= Apr. 18 c.m. te, 1 Wenceslaus legatum imo queſtorem talium indulgen- tiarum penam fecit ſubire carceris. THOM. HASEL- BACH in PEZIO Tom. II. p. 818. 2 ACTA Art. XXXIII. 3 Oſtenſio Reliquiarum. 4 Acta in Art. XXXIV.
Sorgt für das Iubeljahr. 271 verkündigt hatte, dennoch ſeine Gültigkeit Habe. Der I393. Erzbiſchof weigerte ſich es thun. Allein die anweſen= den Baronen und Edelleute bewogen ihn, daß er, weil es ſchon ſpát in die Nacht war, in ſein Schlafzimmer das Brevier beten gieng, und ließen vom erzbiſchöf lichen Notar die vom König verlangte Schrift auf= ſeßen und ſigilliren. Der König mit der Berſicherung, daß nun ſein gewonnener Ablaß gültig ſey; zufrieden, verließ am folgenden Morgen die Stadt Prag, und reifle auf ſeyn Schloß Bettlern. Den Ablaßkramer 7 aber ließ er ſeiner eigenmächtigen und unregelmäſſigen Verkündigung wegen ins Gefängniß feßzen I. Der Erzbiſchof aber gieng nach Raudniß 2, voll Berdruſ= ſes und unzufrieden, daß ihm nichts nach ſeinem Sinne gehen wollte. Er mag ſchon jeßt bey ſich beſchloſſen haben nach Rom zu gehen, und den Kónig bey dem Pabſke zu verklagen. Indeſſen náherte ſich das Feſt der Heiligthümer 3/ an welchem man eine Menge Reliquien/ beſonders die Reichskleinodien dem Bolke zu zeigen pflegte. Dieß Feft hatte der Kaiſer Karl IV. eingeführt, und vom Pabſte einen Ablaß für die Zuſchauer ausgewirkt. Es wurde immer am Freytag nach dem Sonntag Quaſi= modo gehalten, und der Schauplal war auf dem Bieh= markte in der Neuſladt Prag, dazu eine ordentliche Bühne errichtet worden. Der König hatte dem Erz= biſchof befohlen, daß er ſelbſt die Reliquien dem Bolke vorzeigen ſolle 4. Er gehorchte. Wie er nun zu Prag war, ließ ihm der Kónig durch ſeine Nathe, die er in dieſer Abſicht von Bettlern nach Prag geſchickt hat= Apr. 18 c.m. te, 1 Wenceslaus legatum imo queſtorem talium indulgen- tiarum penam fecit ſubire carceris. THOM. HASEL- BACH in PEZIO Tom. II. p. 818. 2 ACTA Art. XXXIII. 3 Oſtenſio Reliquiarum. 4 Acta in Art. XXXIV.
Strana 272
272 Wird zu Rom verklagt. 23 Apr. 1393. te, folgendes auftragen: I) Soll der Erzbiſchof nebst dem Kapitel nach Rom ſchreiben, und es bey dem Pabfte auswirken, daß die Abtey von Kladrau zu ei nem Bißthume erhoben werde. 2) Soll er dem er= wählten laurentiner Biſchof und dem Dechant von Wiſchehrad die Macht geben zu unterſuchen und zu be= ſfimmen, welche Pfarreyen ſowobl in den Prager Stád= ten; als auch auf dem Lande der König zu vergeben habe. 3) Wollte auch der König den Erzbiſchof da= hin vermógen, daß er auf allen ihm auf ſeinen Gatern zugefügten Schaden Berzicht thun, und des geſchehe= nen wegen zu Rom keine Klage führen mochte I. Denn man muß wahrgenommen haben, daß der Erzbiſihof Anffalten mache sich an den Pabſt zu wenden, wie er denn auch dieſe ihm vorgelegte Forderungen verwaxft ſich nach Raudnißz begab, seine feften Schlösfer mit guten Beſatzungen verſah 2, und bald darauf, am Ta= ge des h. Adalbert die Reiſe nach Rom, ohne von dem Kónig Abſchied zu nehmen, antrat 3. Hier überreich te er dem Pabſle acht und dreyßig Artikel, welche die Klage und Beſchwerden wider den König Wenze in ſich faſſen 4. Er verlangte zugleich, daß der Pabſt nicht nur den König Wenzel und deſſen Hofleute und Rathe in den Kirchenbann thun, ſondern auch das ganze Kö= nigreich Böhmen mit den Interdikte belegen móchte. Sobald der König die Nachricht von der Abrei¬ ſe des Erzbiſchofs erhielt, fertigte er einen Boten mit Briefen ſowoßl an den Pabft, als auch an einen Kar= dinal nach Rom ab. An den letzten ſchrieb er wie folget. “Ehrwürdigfter Bater, liebster Freund. Es ſind zwar die Mißhelligkeiten, welche zwiſchen Uns und dem Prager Erzbiſchof Iohann obwalteten, durch die Bermittelung unſerer Räthe und des Prager Dom= ka 1 Art. XXXV &c. 2 Art. XXIV. 3 Vita eiusdem c. XV. 4 Sieh Urkundenb. n. CXVI.
272 Wird zu Rom verklagt. 23 Apr. 1393. te, folgendes auftragen: I) Soll der Erzbiſchof nebst dem Kapitel nach Rom ſchreiben, und es bey dem Pabfte auswirken, daß die Abtey von Kladrau zu ei nem Bißthume erhoben werde. 2) Soll er dem er= wählten laurentiner Biſchof und dem Dechant von Wiſchehrad die Macht geben zu unterſuchen und zu be= ſfimmen, welche Pfarreyen ſowobl in den Prager Stád= ten; als auch auf dem Lande der König zu vergeben habe. 3) Wollte auch der König den Erzbiſchof da= hin vermógen, daß er auf allen ihm auf ſeinen Gatern zugefügten Schaden Berzicht thun, und des geſchehe= nen wegen zu Rom keine Klage führen mochte I. Denn man muß wahrgenommen haben, daß der Erzbiſihof Anffalten mache sich an den Pabſt zu wenden, wie er denn auch dieſe ihm vorgelegte Forderungen verwaxft ſich nach Raudnißz begab, seine feften Schlösfer mit guten Beſatzungen verſah 2, und bald darauf, am Ta= ge des h. Adalbert die Reiſe nach Rom, ohne von dem Kónig Abſchied zu nehmen, antrat 3. Hier überreich te er dem Pabſle acht und dreyßig Artikel, welche die Klage und Beſchwerden wider den König Wenze in ſich faſſen 4. Er verlangte zugleich, daß der Pabſt nicht nur den König Wenzel und deſſen Hofleute und Rathe in den Kirchenbann thun, ſondern auch das ganze Kö= nigreich Böhmen mit den Interdikte belegen móchte. Sobald der König die Nachricht von der Abrei¬ ſe des Erzbiſchofs erhielt, fertigte er einen Boten mit Briefen ſowoßl an den Pabft, als auch an einen Kar= dinal nach Rom ab. An den letzten ſchrieb er wie folget. “Ehrwürdigfter Bater, liebster Freund. Es ſind zwar die Mißhelligkeiten, welche zwiſchen Uns und dem Prager Erzbiſchof Iohann obwalteten, durch die Bermittelung unſerer Räthe und des Prager Dom= ka 1 Art. XXXV &c. 2 Art. XXIV. 3 Vita eiusdem c. XV. 4 Sieh Urkundenb. n. CXVI.
Strana 273
Er ſchreibt nach Rom. 273 kapitels dergeſtalten gehoben worden, daß wir allen 1393. Groll gegen ihn niedergeſlegt/ und ihn zu unſern Gnaden wieder aufgenommen haben. Doch vernehmen wir, daß der erwáhnte Erzbiſchof mit dem Bergleiche nicht zufrieden, die ihm anvertraute Kirche, Klerijey und das Bolk verlaſſen, und aus Bohmen gereiſet ſey. Wir ſchwiegen dazu und argwohnten nichts übles von ihm. Allein es gehet das Gerüchte, daß er nach Rom reiſe , um daſelbft dem Pabſte eine Klagſchrift wider uns einzureichen. Daher bitten wie Sie, den Pabſt, dem wir auch dieſerwegen ſchreiben, dahin zu ver= mogen/ daß er im Falle, wenn der Erzbiſchof wider uns klagen ſollte, ſo wir nicht glauben/ ihm in ſo lange kein Gehor geben mochte, bis unſere Geſand= ten, die wir in dieſer Sache und anderer Geſchäfte wegen an Seine Heiligkeit schicken wollen ankom- men, und ihm von allen Umſkänden den gehorigen Be= richt abſlatten. Sie werden Uns hiedurch einen be= ſondern Gefallen erzeigen, I. Es ſcheint alſo, daß die Geſandten des Königs die Sache ihres Herrns hernach vor dem Pabſie wohl vertreten, und manchen Umftand, der in der Anklage skeht, berichtiget haben, daher geſchah es, daß der Erzbiſchof keine weitere Genugthuung erhalten hat 2. Bald darauf ließ der König Wenzel die Gü= ter des Kladrauer Stiftes einziehen. Er wollte sie ſei 1 Epistola im Urkundenb. n. XCII. 2 Die Verantwortung des Kónigs Wenzel mas sich in eben dem Codice MS. wo die Acta in Curia Rom. ſteben , befinden. Ich habe einigemal darum ange= halten. Allein bald hies es, der Codex ſey nicht mehr in der Bibliothek; bald wieder, er befinde ſich in dem Hauſe des Bibliothekars , welcher verreiſet war, verſchloſſen. Sollte dieſe Verantwortung Wenzels einſtens an den Tag kommen, da würde meine E zäh= lung in manchen Stücken abgeändert werden mülſen. Krster Theil. S
Er ſchreibt nach Rom. 273 kapitels dergeſtalten gehoben worden, daß wir allen 1393. Groll gegen ihn niedergeſlegt/ und ihn zu unſern Gnaden wieder aufgenommen haben. Doch vernehmen wir, daß der erwáhnte Erzbiſchof mit dem Bergleiche nicht zufrieden, die ihm anvertraute Kirche, Klerijey und das Bolk verlaſſen, und aus Bohmen gereiſet ſey. Wir ſchwiegen dazu und argwohnten nichts übles von ihm. Allein es gehet das Gerüchte, daß er nach Rom reiſe , um daſelbft dem Pabſte eine Klagſchrift wider uns einzureichen. Daher bitten wie Sie, den Pabſt, dem wir auch dieſerwegen ſchreiben, dahin zu ver= mogen/ daß er im Falle, wenn der Erzbiſchof wider uns klagen ſollte, ſo wir nicht glauben/ ihm in ſo lange kein Gehor geben mochte, bis unſere Geſand= ten, die wir in dieſer Sache und anderer Geſchäfte wegen an Seine Heiligkeit schicken wollen ankom- men, und ihm von allen Umſkänden den gehorigen Be= richt abſlatten. Sie werden Uns hiedurch einen be= ſondern Gefallen erzeigen, I. Es ſcheint alſo, daß die Geſandten des Königs die Sache ihres Herrns hernach vor dem Pabſie wohl vertreten, und manchen Umftand, der in der Anklage skeht, berichtiget haben, daher geſchah es, daß der Erzbiſchof keine weitere Genugthuung erhalten hat 2. Bald darauf ließ der König Wenzel die Gü= ter des Kladrauer Stiftes einziehen. Er wollte sie ſei 1 Epistola im Urkundenb. n. XCII. 2 Die Verantwortung des Kónigs Wenzel mas sich in eben dem Codice MS. wo die Acta in Curia Rom. ſteben , befinden. Ich habe einigemal darum ange= halten. Allein bald hies es, der Codex ſey nicht mehr in der Bibliothek; bald wieder, er befinde ſich in dem Hauſe des Bibliothekars , welcher verreiſet war, verſchloſſen. Sollte dieſe Verantwortung Wenzels einſtens an den Tag kommen, da würde meine E zäh= lung in manchen Stücken abgeändert werden mülſen. Krster Theil. S
Strana 274
274 Nimmt Reichsgeſchäfte 1393. ſeinem Kanzler, dem erwählten Biſchof von Kamin/ Iohannes/ ſonſt Hanko Brunonis genannt, überge= ben/ dagegen aber der anweſende päbſlliche Nuncius; Ubaldinus, geweſen ſeyn/ und dem 'Biſchof mit dem Ban= ne gedrohet haben ſoll I. Hernach ließ er ſie indeſſen in feinem eigenen Mamen durch ſeinen Burggrafen, Wenzel Tiewak von Schwamberg, verwalten 2/ ſelbft aber gieng er nach Prag, wo wir ihn ſchon mit An= fang des Maymonats antreffen. Die Nuhe war nun durch die Abreiſe des Erz= biſchofs wieder hergeſtellt und der König konnte wie= der einige Reichsgeſchafte vor ſich nehmen. Er hat= te nach Hagenau einen Tag angeſeſzt, an welchem da= ſelbſt einige ſtrittige Sachen zwiſchen der Stadt Stras= burg und einem Reichsfürsten abgethan werden sollten. Weil er aber/ vielleicht der Händel wegen mit der Geiſtlichkeit, nicht hatte ſeine Rathe dahin ſchicken kön= nen, ſo verſchob derſelbe dieſen Tag weiter hinaus, und ernannte hiezu ſeine Hofrathe : die Biſchõfe Lamprecht zu 1 Epiſtola Vbaldini Ap. Cl. DOBNER in Vindiciis S. loannis Nepom. Allein dieſer Brief ſcheint mir ver= fälſcht zu ſeyn. I) Der erwählte Biſchof von Ka= min hieß Hanco Brunonis und nicht Hinco. Als Biſchof wird er immer Iohannes genannt. 2) Die Worte quondam Ecel. Prag. Decano waren vermuth= lich eine Randnote, die dcr Abſchreiber in den Text geſchoben hat , denn Hanco oder Iohannes Episc. Ca- min. war nie Domdechant zu Prag, wohl aber Probst zu Leubus geweſen. 3) Hátte er zuvor Hinco ge= heiſſen , ſo wurde er ſich, als Biſchof, Henrieus, und nicht lohannes genannt haben. 2 Libri Erect Tom. IV. Fol. 115. Im I. 1397 wur- den die Gũter dieſes Stifts vom Pabſte dem Wenzel Kralik von Burnicz, erwahltem Patriarchen von Antiochien, Probſten auf dem Wiſchehrad, verlieben. Im I. I404 aber war ſchon wieder ein Abt, Wern= ber, da. Albert, den der Erzb. in dieſem I393. Iahre bestätiget hatte, ſcheint nicht zum Besitz ge- kommen zu feyn.
274 Nimmt Reichsgeſchäfte 1393. ſeinem Kanzler, dem erwählten Biſchof von Kamin/ Iohannes/ ſonſt Hanko Brunonis genannt, überge= ben/ dagegen aber der anweſende päbſlliche Nuncius; Ubaldinus, geweſen ſeyn/ und dem 'Biſchof mit dem Ban= ne gedrohet haben ſoll I. Hernach ließ er ſie indeſſen in feinem eigenen Mamen durch ſeinen Burggrafen, Wenzel Tiewak von Schwamberg, verwalten 2/ ſelbft aber gieng er nach Prag, wo wir ihn ſchon mit An= fang des Maymonats antreffen. Die Nuhe war nun durch die Abreiſe des Erz= biſchofs wieder hergeſtellt und der König konnte wie= der einige Reichsgeſchafte vor ſich nehmen. Er hat= te nach Hagenau einen Tag angeſeſzt, an welchem da= ſelbſt einige ſtrittige Sachen zwiſchen der Stadt Stras= burg und einem Reichsfürsten abgethan werden sollten. Weil er aber/ vielleicht der Händel wegen mit der Geiſtlichkeit, nicht hatte ſeine Rathe dahin ſchicken kön= nen, ſo verſchob derſelbe dieſen Tag weiter hinaus, und ernannte hiezu ſeine Hofrathe : die Biſchõfe Lamprecht zu 1 Epiſtola Vbaldini Ap. Cl. DOBNER in Vindiciis S. loannis Nepom. Allein dieſer Brief ſcheint mir ver= fälſcht zu ſeyn. I) Der erwählte Biſchof von Ka= min hieß Hanco Brunonis und nicht Hinco. Als Biſchof wird er immer Iohannes genannt. 2) Die Worte quondam Ecel. Prag. Decano waren vermuth= lich eine Randnote, die dcr Abſchreiber in den Text geſchoben hat , denn Hanco oder Iohannes Episc. Ca- min. war nie Domdechant zu Prag, wohl aber Probst zu Leubus geweſen. 3) Hátte er zuvor Hinco ge= heiſſen , ſo wurde er ſich, als Biſchof, Henrieus, und nicht lohannes genannt haben. 2 Libri Erect Tom. IV. Fol. 115. Im I. 1397 wur- den die Gũter dieſes Stifts vom Pabſte dem Wenzel Kralik von Burnicz, erwahltem Patriarchen von Antiochien, Probſten auf dem Wiſchehrad, verlieben. Im I. I404 aber war ſchon wieder ein Abt, Wern= ber, da. Albert, den der Erzb. in dieſem I393. Iahre bestätiget hatte, ſcheint nicht zum Besitz ge- kommen zu feyn.
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wieder vor ſich. 275 zu Bamberg und den erwählten Bischof Johann zu 1393. Kamin/ wie auch Boržiwoyen von Swinar , Land= 1 Mas vogten zu Schwaben und im Elſaſſe I. Es ſcheint, daß der Unterkammerer, Siegmund Huler, wenn er in den königlichen Stádten die Ráthe erneuerte) mehr als ihm gebührte, verlanget habe, worüber ſich die Stadt Pilſen beklagt hatte. Der König gab alſo dieſer Stadt eine schriftliche Weiſung, daß sie nicht mehr, als zwanzig Schock Groſchen einem Unterkám= merer bey dergleichen Gelegenheiten zu entrichten ver= pflichtet ſeye 2. Emichen zu Leiningen gab Wenzel einen Freyheitsbrief über drey alte große Turnos auf dem Rheinſtrome für die ihm treu geleiſteten Dien= ſte, doch mit der Bedingung, wenn die Kuhrfürsten ihre Einwilligung dazu geben 3. Dem Ciffercienſer Klofter zu Königshof bey Prag, dem er beſonders geneigt war, beſlátigte er alle Beſitzungen 4. Dem Grafen von Laufenburg 2 Habeburg/ welcher ſich mit einer ungeadelten Perſon, Agnes von Lanz= denberg , verheyrathet hatte/ ertheilte er einen Gna= denbrief, daß dem ungeachtet die aus dieſer Ehe ge= zeugten Kinder ſich des Grafenſlandes freyen ſollten 5. Hieranf gieng Wenzel wieder aufs Land. Zu Bett= lern oder Žebrak gab er der Stadt Strasburg einen Freyheitsbrief über die Rhei; rücke) und ertheilte ihr alle davon kommende Nuſzungen 6. Den Iuden in Boh= men aber, ſeinen Kammerknechten/ ertheilte er die Ordnung, daß die Landherren in Böhmen über sie vder ihre Briefe kein Recht ſprechen ſollen, wohl aber bie königlichen Beamten allein, und was noch mehr S 2 4 c. m. to c.m. 12 c.m. 14 c.m. Iun. ihre 1 Ex collectiene Dipl. Cl. Gemeiner Ratisb. Synd. 2 Urkundenb. n. XCIII. 3 LVNIG Spic. Sec. I. Th. Fortſ. p. 391. 4 Urkundenb. n. XCIV. 5 Dipl. bey HERGOTT Tom. III. p. 778. 6 LVNIG P. Spec, Cont. IV. Tom. Il. p. 748.
wieder vor ſich. 275 zu Bamberg und den erwählten Bischof Johann zu 1393. Kamin/ wie auch Boržiwoyen von Swinar , Land= 1 Mas vogten zu Schwaben und im Elſaſſe I. Es ſcheint, daß der Unterkammerer, Siegmund Huler, wenn er in den königlichen Stádten die Ráthe erneuerte) mehr als ihm gebührte, verlanget habe, worüber ſich die Stadt Pilſen beklagt hatte. Der König gab alſo dieſer Stadt eine schriftliche Weiſung, daß sie nicht mehr, als zwanzig Schock Groſchen einem Unterkám= merer bey dergleichen Gelegenheiten zu entrichten ver= pflichtet ſeye 2. Emichen zu Leiningen gab Wenzel einen Freyheitsbrief über drey alte große Turnos auf dem Rheinſtrome für die ihm treu geleiſteten Dien= ſte, doch mit der Bedingung, wenn die Kuhrfürsten ihre Einwilligung dazu geben 3. Dem Ciffercienſer Klofter zu Königshof bey Prag, dem er beſonders geneigt war, beſlátigte er alle Beſitzungen 4. Dem Grafen von Laufenburg 2 Habeburg/ welcher ſich mit einer ungeadelten Perſon, Agnes von Lanz= denberg , verheyrathet hatte/ ertheilte er einen Gna= denbrief, daß dem ungeachtet die aus dieſer Ehe ge= zeugten Kinder ſich des Grafenſlandes freyen ſollten 5. Hieranf gieng Wenzel wieder aufs Land. Zu Bett= lern oder Žebrak gab er der Stadt Strasburg einen Freyheitsbrief über die Rhei; rücke) und ertheilte ihr alle davon kommende Nuſzungen 6. Den Iuden in Boh= men aber, ſeinen Kammerknechten/ ertheilte er die Ordnung, daß die Landherren in Böhmen über sie vder ihre Briefe kein Recht ſprechen ſollen, wohl aber bie königlichen Beamten allein, und was noch mehr S 2 4 c. m. to c.m. 12 c.m. 14 c.m. Iun. ihre 1 Ex collectiene Dipl. Cl. Gemeiner Ratisb. Synd. 2 Urkundenb. n. XCIII. 3 LVNIG Spic. Sec. I. Th. Fortſ. p. 391. 4 Urkundenb. n. XCIV. 5 Dipl. bey HERGOTT Tom. III. p. 778. 6 LVNIG P. Spec, Cont. IV. Tom. Il. p. 748.
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276 Fertiget vieles aus. 13 Iul. 1393. ihre Schulden und Berſchreibungen betraf, meiffens 14Iun. zu ihrem Beſken I. Zu Karlstein gab er dem Niklas Kwintonis von Saatz die Erlaubniß in der Kirche bey St. Niklas zu Prag einen Altar zu Ehren der Jungfrau Maria zu ſliften 2. Zu Prag ſchickte er an die Frankfurter den Befeßl, daß sie ihre Meſſen länger, als gewöhnlich halten, daß alſo die Herbſimeſ= ſe den achten Tag nach Mariengeburt, und die Faſten= meſſe am Freytag vor dem Palmtage ſich endigen ſol= len 3. Bald darauf war Wenzel wieder zu Karlſiein, wo er die zwiſchen den Herzogen Bernhard und Hein= rich von Luneburg eines Theils, und den geifllichen Ständen dieſes Herzogthums andern Theils / errichtete und beſchworne Berträge, als Röm. Konig, beſtätig= te, und daß ſie des Friedens wegen beobachtet werden/ 26 e.m. verordnete 4. Die Benediktiner Slawen im heutigen Emaus auf der Neuskadt Prag baten ihn um die Be- 22Aug.skätigung ihrer Freyheitsbriefe, die sie auch erhielten 5 und ſeinem Hofmarſchall/ Iohann Czuch von Zaſada/ gab er die Erlaubniß in der Kirche auf ſeinem Gute Lobkowitz einen Altar zu Ehren der H. Katharina auf= 24Sep. zurichten 6. Zu Bettlern beſkätigte er eine Stiftung, welche die Gebrūder Siegmund und Andres Huler in der Theinkirche zu Prag zu Ehren des h. Hierony- 20 Okt. mus gemacht hatten 7. Den Paſſauer Biſchof, Georg 3I e.m. belehnte er mit ſeinen Reichsgütern 8. Donn verkauf= te er der Stadt Czaſlau einige Güter, Podolcz und Brandrub welche von Marquard von Wartenberg der 27 c.m. Kam- 3 4 5 1 Urkundenb. n. XCV. 2 ERECT. Vol. II. Priuil, FRANCOF. p. 207. SCHEIDT p. 134. Meine diplomatiſche Beweiſe S. 50. 6 Erect. Tom. IV. 7 Meine dipl. Beweiſe S. 5I. 8 HANSIZ in Ep. Patav. p. 486.
276 Fertiget vieles aus. 13 Iul. 1393. ihre Schulden und Berſchreibungen betraf, meiffens 14Iun. zu ihrem Beſken I. Zu Karlstein gab er dem Niklas Kwintonis von Saatz die Erlaubniß in der Kirche bey St. Niklas zu Prag einen Altar zu Ehren der Jungfrau Maria zu ſliften 2. Zu Prag ſchickte er an die Frankfurter den Befeßl, daß sie ihre Meſſen länger, als gewöhnlich halten, daß alſo die Herbſimeſ= ſe den achten Tag nach Mariengeburt, und die Faſten= meſſe am Freytag vor dem Palmtage ſich endigen ſol= len 3. Bald darauf war Wenzel wieder zu Karlſiein, wo er die zwiſchen den Herzogen Bernhard und Hein= rich von Luneburg eines Theils, und den geifllichen Ständen dieſes Herzogthums andern Theils / errichtete und beſchworne Berträge, als Röm. Konig, beſtätig= te, und daß ſie des Friedens wegen beobachtet werden/ 26 e.m. verordnete 4. Die Benediktiner Slawen im heutigen Emaus auf der Neuskadt Prag baten ihn um die Be- 22Aug.skätigung ihrer Freyheitsbriefe, die sie auch erhielten 5 und ſeinem Hofmarſchall/ Iohann Czuch von Zaſada/ gab er die Erlaubniß in der Kirche auf ſeinem Gute Lobkowitz einen Altar zu Ehren der H. Katharina auf= 24Sep. zurichten 6. Zu Bettlern beſkätigte er eine Stiftung, welche die Gebrūder Siegmund und Andres Huler in der Theinkirche zu Prag zu Ehren des h. Hierony- 20 Okt. mus gemacht hatten 7. Den Paſſauer Biſchof, Georg 3I e.m. belehnte er mit ſeinen Reichsgütern 8. Donn verkauf= te er der Stadt Czaſlau einige Güter, Podolcz und Brandrub welche von Marquard von Wartenberg der 27 c.m. Kam- 3 4 5 1 Urkundenb. n. XCV. 2 ERECT. Vol. II. Priuil, FRANCOF. p. 207. SCHEIDT p. 134. Meine diplomatiſche Beweiſe S. 50. 6 Erect. Tom. IV. 7 Meine dipl. Beweiſe S. 5I. 8 HANSIZ in Ep. Patav. p. 486.
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Bundniſſe wider ihn. 277 Kammer zugefallen waren. Er fertigte den Kaufbrief 1393. 7 zu Bettlern aus 1. Wir haben bey den vorgehenden Iahren erzählt, daß ſich der Konig Wenzel mit ſeinem Bruder Siegmund of= ters ſehr aufrichtig verbunden/ ſo, daß ſie einander die ge= genſeitige brūderliche Freundſchaft ſchriftlich zuſicherten. Siegmund muß es aber nie aufrichtig mit ſeinem Bruder gemeint haben, oder, welches ſehr wahrſcheinlich ift, hat ihn die erzurnte böhmiſche Geiſllichkeit wider den König Wen= zel aufzeheſzet. Denn er trat jetßt zu Znaim mit dem HerzogAlbrecht von Oeſtreich, mit Iodok von Mähren und dem Markgrafen Wilhelm von Meiſſen zuſammen/ und verband sich mit ihnen wider jedermann, in wel= Hem Vermogen oder Würde er immer ſeyn moge 2. Daß dieſe Berbündung gerade wider unſern König Wenzel ſey gerichtet, und zugleich ſeine Gefangnehmung beſchloſſen und verabredet worden, werden wir bald aus den Folgen derſelben ſehen, wie auch zum Theil, was ſie von ihm mogen verlanget haben/ abnehmen. Der Polniſche Geſchichtſchreiber Miechovius er= rählt/ daß Kónig Wenzel in dieſem Iahre die Ritter des deutſchen Ordens aus Böhmen gejagt habe 3. Wie wenig dieß wahr ſey, und daß ſie noch immer unter Wenzeln in Böhmen geweſen/ werden wir auf das Iahr I4I5 zeigen. Daß ferners der Kónig Wenzel in dieſem 1393ſten Jahre nicht in die Gefangenſchaft. gerathen, habe ich anderswo bewieſen 4. Der oben angeführte Bund zwischen Ungarn) 1394. Oeſtreich, Mähren und Meiſſen wird den König Wenzel in neue Sorgen und Furcht geſelt haben. Da wir die erſken zwey Monate dieſes I394ſten Iahrs kei= S 3 18 c.m. Dec. ne 1 Sieh Meine diplomatiſche Beweiſe S. 53. 2 Urkundenb. n. XCVI. 3 Apud BALB. in Epit. p. 398. 4 Meine diplomatiſche Beweiſe 2c.
Bundniſſe wider ihn. 277 Kammer zugefallen waren. Er fertigte den Kaufbrief 1393. 7 zu Bettlern aus 1. Wir haben bey den vorgehenden Iahren erzählt, daß ſich der Konig Wenzel mit ſeinem Bruder Siegmund of= ters ſehr aufrichtig verbunden/ ſo, daß ſie einander die ge= genſeitige brūderliche Freundſchaft ſchriftlich zuſicherten. Siegmund muß es aber nie aufrichtig mit ſeinem Bruder gemeint haben, oder, welches ſehr wahrſcheinlich ift, hat ihn die erzurnte böhmiſche Geiſllichkeit wider den König Wen= zel aufzeheſzet. Denn er trat jetßt zu Znaim mit dem HerzogAlbrecht von Oeſtreich, mit Iodok von Mähren und dem Markgrafen Wilhelm von Meiſſen zuſammen/ und verband sich mit ihnen wider jedermann, in wel= Hem Vermogen oder Würde er immer ſeyn moge 2. Daß dieſe Berbündung gerade wider unſern König Wenzel ſey gerichtet, und zugleich ſeine Gefangnehmung beſchloſſen und verabredet worden, werden wir bald aus den Folgen derſelben ſehen, wie auch zum Theil, was ſie von ihm mogen verlanget haben/ abnehmen. Der Polniſche Geſchichtſchreiber Miechovius er= rählt/ daß Kónig Wenzel in dieſem Iahre die Ritter des deutſchen Ordens aus Böhmen gejagt habe 3. Wie wenig dieß wahr ſey, und daß ſie noch immer unter Wenzeln in Böhmen geweſen/ werden wir auf das Iahr I4I5 zeigen. Daß ferners der Kónig Wenzel in dieſem 1393ſten Jahre nicht in die Gefangenſchaft. gerathen, habe ich anderswo bewieſen 4. Der oben angeführte Bund zwischen Ungarn) 1394. Oeſtreich, Mähren und Meiſſen wird den König Wenzel in neue Sorgen und Furcht geſelt haben. Da wir die erſken zwey Monate dieſes I394ſten Iahrs kei= S 3 18 c.m. Dec. ne 1 Sieh Meine diplomatiſche Beweiſe S. 53. 2 Urkundenb. n. XCVI. 3 Apud BALB. in Epit. p. 398. 4 Meine diplomatiſche Beweiſe 2c.
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278 Hat wenig Freunde. 1394. ne Urkunden von ihm finden I, ſo iff es wahrſchein= lich, daß er eine Reiſe irgendwohin gemacht, und ei= nige Gegenanskalten zu treffen sich bemühet habe. Er hatte in der Nähe nur den Herzog Iohann von Bay= ern, ſeinen Schwiegervater, und den Markgrafen Io= hann von Brandenburg und Górlitzy zu Freunden. Dieſem leſzten mußte an der Erhaltung Wenzels um ſo viel mehr gelegen seyn, da er der nächste Anwarter/ laut oben erwähnter Berträge/ auf die Krone Böhmen war. Allein die vier Bundsgenoſſen ließen Wenzeln nicht Zeit ſich sicher zu ſtellen. Sie brachten noch über dieß viele mißvergnugte böhmiſche Herren auf ihre Sei- te) welche dem Konig ihre Schlöſſer und úter hat= ten zurick geben ſollen. Die vornehmſten derſelben waren Heinrich von Roſenberg/ Hintze von Lippa, Peter von Wartenberg, Andres von Duba, Brzen= ko von Skala, Heinrich von Neuhaus, Hinazko von Weiffenburg/ Boczko von Kunſtadt und Podiebrad, Otto von Bergau/ Hans von Michelsberg/ Wil= helm von Landſtein, Berka von Hohenſtein/ Al= brecht von Sternberg, Burghard von Ianowitz und andere mehr 2. Dieß waren damals die máchtigsten Landesſkände in Böhmen. Rechnet man noch ihre An= hänger, die Nitter und den kleineren Adel, hinzu, ſo hatte ſich faſt ganz Böhmen wider den König verſchwo= ren. Wie ſehr die Geiſtlichkeit wider Wenzeln aufge= bracht war, kann man aus dem vorgehenden ſchlieſſen. Der Prager Erzbiſchof war im Herbfte des vorigen Iahrs von Rom zur�ck gekommen, ohne daß er die ge= 1 Das Datum 3. Jan. 1594 bey Balbin in libr. Erect. p. 91. gehört zur Beſtätigung des erzbiſchöflichen Vikars, und nicht zum K. Wenzel, weſcher ſchon im vorigen Iahre am 20. Okt. ſein Gutachten hier= über ausgefertiget hatte. Beyde Urkunden ſind von mir in den Errichtungsbüchern ſelbst eingeſehen wor- den. 2 Vide Meine diplomatiſche Beweiſe S. 56.
278 Hat wenig Freunde. 1394. ne Urkunden von ihm finden I, ſo iff es wahrſchein= lich, daß er eine Reiſe irgendwohin gemacht, und ei= nige Gegenanskalten zu treffen sich bemühet habe. Er hatte in der Nähe nur den Herzog Iohann von Bay= ern, ſeinen Schwiegervater, und den Markgrafen Io= hann von Brandenburg und Górlitzy zu Freunden. Dieſem leſzten mußte an der Erhaltung Wenzels um ſo viel mehr gelegen seyn, da er der nächste Anwarter/ laut oben erwähnter Berträge/ auf die Krone Böhmen war. Allein die vier Bundsgenoſſen ließen Wenzeln nicht Zeit ſich sicher zu ſtellen. Sie brachten noch über dieß viele mißvergnugte böhmiſche Herren auf ihre Sei- te) welche dem Konig ihre Schlöſſer und úter hat= ten zurick geben ſollen. Die vornehmſten derſelben waren Heinrich von Roſenberg/ Hintze von Lippa, Peter von Wartenberg, Andres von Duba, Brzen= ko von Skala, Heinrich von Neuhaus, Hinazko von Weiffenburg/ Boczko von Kunſtadt und Podiebrad, Otto von Bergau/ Hans von Michelsberg/ Wil= helm von Landſtein, Berka von Hohenſtein/ Al= brecht von Sternberg, Burghard von Ianowitz und andere mehr 2. Dieß waren damals die máchtigsten Landesſkände in Böhmen. Rechnet man noch ihre An= hänger, die Nitter und den kleineren Adel, hinzu, ſo hatte ſich faſt ganz Böhmen wider den König verſchwo= ren. Wie ſehr die Geiſtlichkeit wider Wenzeln aufge= bracht war, kann man aus dem vorgehenden ſchlieſſen. Der Prager Erzbiſchof war im Herbfte des vorigen Iahrs von Rom zur�ck gekommen, ohne daß er die ge= 1 Das Datum 3. Jan. 1594 bey Balbin in libr. Erect. p. 91. gehört zur Beſtätigung des erzbiſchöflichen Vikars, und nicht zum K. Wenzel, weſcher ſchon im vorigen Iahre am 20. Okt. ſein Gutachten hier= über ausgefertiget hatte. Beyde Urkunden ſind von mir in den Errichtungsbüchern ſelbst eingeſehen wor- den. 2 Vide Meine diplomatiſche Beweiſe S. 56.
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Belohnt ſeine Geſandte. 279 geringſte Genugthuung erlangt hatte. Er ſagt ſelbſt, daß ihm der Pabſt nicht habe helfen können I. Da= gegen waren die Gesandten des Königs zu Rom gut aufgenommen worden, wie denn einer derſelben, Wen= zel Bralik von Burnitz, Dechant auf dem Wiſche= hrade , von dem Pabſte zum Patriarchen von Antio= chien erhoben worden, welchem auch der König, um ihm ſeine Zufriedenheit zu bezeugen, die Probſtey von Wi= ſchehrad, mit welcher damals die fürftliche Wurde und die Kanzlerskelle des Königreichs verbunden waren, er- theilre. Der Pabſt mußte allerdings den Kónig Wen= zel ſchonen/ deſſen Unterſküſzung er wider den Gegen= pabſt nothig hatte. Ich will nicht dem Erzbiſchof zu= muthen/ daß er bey ſeiner Ruckkunft auf Rache geſonnen hatte, und daß die bald darauf erfolgte Berſchwdrung wider Wenzeln ſein Werk geweſen wáre. Daß aber ſeine Berwandten und Anhanger die ihm angethanen Beleidigungen noch nicht mogen vergeſſen haben, iſt ſehr wahrſcheinlich. Der Erzbiſchof, um allen Hän= deln mit dem Kónig fürs Künftige auszuweichen, be- ſchloß von nun an das Erzbißthum niederzulegen/ und es ſeinem Schweſterſohne, Wolfram von Sſkworecz, abzutreten. Hiezu war die Einwilligung des Pabſles erforderlich, darum ihn auch ſowohl der König/ als auch der Herzog Iahann von Görlitz, deſſen Kanzler Wolfram war, erſuchten 2. Allein die Abdankung verzögerte ſich bis in das I. I396, wie wir unten ſehen werden. Im Merzmonat war der König Wenzel in Prag. Er ſchenkte Anſelmen von Ronow ein Haus, ſo zu Zittau auf dem Graben geſkanden 3. Ferners bestä 9 Mer; S 4 tig= 1 Quia nec Papa me iuuare potuit. BIOGRAPH. c. XIX. 2 Nee ſolum ad preces meas, ſed etiam ad preces Do- mini Wenceslai Regis Bohemiæ , et Domini Iohannis Ducis Fratris ſui petitiones. BIGGR. 1. c. Alſo noch bey Lebzeiten des Herzogs Iohann. 3 MS. Boh. 1394.
Belohnt ſeine Geſandte. 279 geringſte Genugthuung erlangt hatte. Er ſagt ſelbſt, daß ihm der Pabſt nicht habe helfen können I. Da= gegen waren die Gesandten des Königs zu Rom gut aufgenommen worden, wie denn einer derſelben, Wen= zel Bralik von Burnitz, Dechant auf dem Wiſche= hrade , von dem Pabſte zum Patriarchen von Antio= chien erhoben worden, welchem auch der König, um ihm ſeine Zufriedenheit zu bezeugen, die Probſtey von Wi= ſchehrad, mit welcher damals die fürftliche Wurde und die Kanzlerskelle des Königreichs verbunden waren, er- theilre. Der Pabſt mußte allerdings den Kónig Wen= zel ſchonen/ deſſen Unterſküſzung er wider den Gegen= pabſt nothig hatte. Ich will nicht dem Erzbiſchof zu= muthen/ daß er bey ſeiner Ruckkunft auf Rache geſonnen hatte, und daß die bald darauf erfolgte Berſchwdrung wider Wenzeln ſein Werk geweſen wáre. Daß aber ſeine Berwandten und Anhanger die ihm angethanen Beleidigungen noch nicht mogen vergeſſen haben, iſt ſehr wahrſcheinlich. Der Erzbiſchof, um allen Hän= deln mit dem Kónig fürs Künftige auszuweichen, be- ſchloß von nun an das Erzbißthum niederzulegen/ und es ſeinem Schweſterſohne, Wolfram von Sſkworecz, abzutreten. Hiezu war die Einwilligung des Pabſles erforderlich, darum ihn auch ſowohl der König/ als auch der Herzog Iahann von Görlitz, deſſen Kanzler Wolfram war, erſuchten 2. Allein die Abdankung verzögerte ſich bis in das I. I396, wie wir unten ſehen werden. Im Merzmonat war der König Wenzel in Prag. Er ſchenkte Anſelmen von Ronow ein Haus, ſo zu Zittau auf dem Graben geſkanden 3. Ferners bestä 9 Mer; S 4 tig= 1 Quia nec Papa me iuuare potuit. BIOGRAPH. c. XIX. 2 Nee ſolum ad preces meas, ſed etiam ad preces Do- mini Wenceslai Regis Bohemiæ , et Domini Iohannis Ducis Fratris ſui petitiones. BIGGR. 1. c. Alſo noch bey Lebzeiten des Herzogs Iohann. 3 MS. Boh. 1394.
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280 Geráth zum exſtenmal 1394. tigte er einen Kaufvertrag, den die Stadt Czaſlau mit Katharina, einer Burgerinn zu Kuttenberg; ge= t2 Merz troffen hatte I. Auf Begehren des Wenzels; Pa= triarchen von Antiochien, ſeines Hofkanzlers, ertheil= te er der Stadt Prachatiſz einen Jahrmarkt von ſieben Tagen, und das Borrecht, daß die Fuhrleute und Kaufleute über Prachatißz fahren und derſelben Stadt einen Zoll entrichten ſollten 2. Nicht lange darauf hielt ſich der Konig Wenzel zu Bettlern auf wo er noch folgendes ausfertigte : er gab der Stadt Friedberg die Freyheit, daß ihre Bürger und Ein= wohner auf der Straſſe zwiſchen Frankfurt und Fried= 4 Man berg keinen Zoll oder Wegegeld geben ſollen 3, und ſchrieb ihr die Berordnung vor, daß ſie keinen Iuden an= zunehmen ſchuldig ſey, er habe denn zuvor dem Kaiſer, dem Reiche und der Stadt, wie andere Bürger, ge= huldiget 4. Allein jetzt brach die Berſchwörung wider den König aus. Denn als er von Bettlern nach Prag reiſke, und in dem Minoriten Klosker zu Beraun abgeftiegen war, 15 c.m. c. d. um 1 Meine diplomatiſche Beweiſe S. 54. 2 Urkundenb. n. XCVII. In diefer Urkunde kommt Wenzel Kralik von Burnitz, zum erftenmal, als Patriarch von Antiochien, Fürst, Probst von Wl- ſchebrad und Kanzler vor. Der ernannte Biſchof von Kamin war des Königs Kanzler bis in das Iahr I396. doch schrieb er ſich nicht mehr Iohannes Elect. Camin. Er that auf dieß Bißthum im folgenden Iahre Verzicht, weil er nicht zum Beſttze deffelben hatte kommen konnen, und ſchrieb ſich wleder, wie zuvor, Iobannes und Hanko Brunonis. Sieh die Urkanden bey LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1407 und Scheidt S. 162. 175. Im I. I409 ſchrieb er sich Hanco Cancellarius olim D. Regis. Vide BALB. Misc. Dec. I. l. V. p. 148. Dieß zeuget hinlänglich. daß er von Hinko Kluk von Kluczow, ehemaligem Domdechant , verſchieden geweſen. 3 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Th. 1. p. 745. 4 IDEM L. C. GOLDAST in Reichssatz. H. Th. S. 81.
280 Geráth zum exſtenmal 1394. tigte er einen Kaufvertrag, den die Stadt Czaſlau mit Katharina, einer Burgerinn zu Kuttenberg; ge= t2 Merz troffen hatte I. Auf Begehren des Wenzels; Pa= triarchen von Antiochien, ſeines Hofkanzlers, ertheil= te er der Stadt Prachatiſz einen Jahrmarkt von ſieben Tagen, und das Borrecht, daß die Fuhrleute und Kaufleute über Prachatißz fahren und derſelben Stadt einen Zoll entrichten ſollten 2. Nicht lange darauf hielt ſich der Konig Wenzel zu Bettlern auf wo er noch folgendes ausfertigte : er gab der Stadt Friedberg die Freyheit, daß ihre Bürger und Ein= wohner auf der Straſſe zwiſchen Frankfurt und Fried= 4 Man berg keinen Zoll oder Wegegeld geben ſollen 3, und ſchrieb ihr die Berordnung vor, daß ſie keinen Iuden an= zunehmen ſchuldig ſey, er habe denn zuvor dem Kaiſer, dem Reiche und der Stadt, wie andere Bürger, ge= huldiget 4. Allein jetzt brach die Berſchwörung wider den König aus. Denn als er von Bettlern nach Prag reiſke, und in dem Minoriten Klosker zu Beraun abgeftiegen war, 15 c.m. c. d. um 1 Meine diplomatiſche Beweiſe S. 54. 2 Urkundenb. n. XCVII. In diefer Urkunde kommt Wenzel Kralik von Burnitz, zum erftenmal, als Patriarch von Antiochien, Fürst, Probst von Wl- ſchebrad und Kanzler vor. Der ernannte Biſchof von Kamin war des Königs Kanzler bis in das Iahr I396. doch schrieb er ſich nicht mehr Iohannes Elect. Camin. Er that auf dieß Bißthum im folgenden Iahre Verzicht, weil er nicht zum Beſttze deffelben hatte kommen konnen, und ſchrieb ſich wleder, wie zuvor, Iobannes und Hanko Brunonis. Sieh die Urkanden bey LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1407 und Scheidt S. 162. 175. Im I. I409 ſchrieb er sich Hanco Cancellarius olim D. Regis. Vide BALB. Misc. Dec. I. l. V. p. 148. Dieß zeuget hinlänglich. daß er von Hinko Kluk von Kluczow, ehemaligem Domdechant , verſchieden geweſen. 3 LVNIG Part. Spec. Cont. IV. Th. 1. p. 745. 4 IDEM L. C. GOLDAST in Reichssatz. H. Th. S. 81.
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in die Gefangenſchaft. 281 um daſelbſk das Mittagmahl einzunehmen, wurde er von I394. den oben genannten böhmiſchen Herren, an deren Spiſze fich sein Better, der Markgraf Josst oder Jodok aus Mähren befand, überfallen und ſeiner Freyheit be= raubt. Dieß geſchah an einem Freytage, in der Oktan des Feſles der Heiliathumer, oder, wie es die Kroniften noch náher bestimmen, am Tage des H. Stanislaus, deſſen Feft damals am 8. May in Böhmen gefeyert wurde I. Man führte ihn hierauf nach Prag auf das Schloß 2, wo ihn der damalige Burggraf, Heinrich von Roſenberg, in Berwahrung nahm, und gleich= ſam mit einem Hausarreſke belegte, ſo daß er weder ausreiten, noch verreiſen durfte. Dieſe Gefangenſchaft des Kónigs wurde ūbrigens ſo geheim gehalten/ daß man in der Stadt nichts davon gewußt ; ſogar dem Altſlädter Magiſtrate,wie es derſelbe geſfehet/war ſie nicht bekannt 3. Die damals lebenden Kroniſten behaupten/ man hatte ſich der Perſon des Königs deswegen bemächti= get, daß er den Frieden wieder herſkellen, und die Ge rechtigkeit handhaben möchte 4. Es muß allerdings ſchon mit Ende des vorigen Iahrs ſehr unrubig hie und da zugegangen ſeyn, denn es entſchuldigten ſich S 5 8 Man ei I S. meine diplomatiſche Beweiſe p. 28. xc. wo ich den Tag dieſer Gefangenſchaft beſtimme , und die Stel= len der Kroniſten anführe. Doch muß ich hier erin= nern, daß es daſelbst in der Note 4. anftatt BE- NESS KRABICZE de WEITMIL heißen muffe FRA- TER BENESSIVS MINORITA, welcher elgentlich der Berfaſſer der angeführten , von H. Dobner her= ausgegebenen Kronik iſt, und wahrſcheinlich ſich da= mals , als Wenzel gefangen wurde , im erwähnten Klofter befunden hat. 2 In derſelben Zeit ward König Wenzlaw gefangen — und ward gen Prag gefürret und in ſein aigen Schloß gelegt. Chron, apud OEFEL. Tom. I. p. 264. 3 Dipl. im Urkundenb. n. Cl. 4 Ductus in castrum Pragenſe ideo, ut pacem et juftiti- am miniſtraret. BENESS. Minorita.
in die Gefangenſchaft. 281 um daſelbſk das Mittagmahl einzunehmen, wurde er von I394. den oben genannten böhmiſchen Herren, an deren Spiſze fich sein Better, der Markgraf Josst oder Jodok aus Mähren befand, überfallen und ſeiner Freyheit be= raubt. Dieß geſchah an einem Freytage, in der Oktan des Feſles der Heiliathumer, oder, wie es die Kroniften noch náher bestimmen, am Tage des H. Stanislaus, deſſen Feft damals am 8. May in Böhmen gefeyert wurde I. Man führte ihn hierauf nach Prag auf das Schloß 2, wo ihn der damalige Burggraf, Heinrich von Roſenberg, in Berwahrung nahm, und gleich= ſam mit einem Hausarreſke belegte, ſo daß er weder ausreiten, noch verreiſen durfte. Dieſe Gefangenſchaft des Kónigs wurde ūbrigens ſo geheim gehalten/ daß man in der Stadt nichts davon gewußt ; ſogar dem Altſlädter Magiſtrate,wie es derſelbe geſfehet/war ſie nicht bekannt 3. Die damals lebenden Kroniſten behaupten/ man hatte ſich der Perſon des Königs deswegen bemächti= get, daß er den Frieden wieder herſkellen, und die Ge rechtigkeit handhaben möchte 4. Es muß allerdings ſchon mit Ende des vorigen Iahrs ſehr unrubig hie und da zugegangen ſeyn, denn es entſchuldigten ſich S 5 8 Man ei I S. meine diplomatiſche Beweiſe p. 28. xc. wo ich den Tag dieſer Gefangenſchaft beſtimme , und die Stel= len der Kroniſten anführe. Doch muß ich hier erin= nern, daß es daſelbst in der Note 4. anftatt BE- NESS KRABICZE de WEITMIL heißen muffe FRA- TER BENESSIVS MINORITA, welcher elgentlich der Berfaſſer der angeführten , von H. Dobner her= ausgegebenen Kronik iſt, und wahrſcheinlich ſich da= mals , als Wenzel gefangen wurde , im erwähnten Klofter befunden hat. 2 In derſelben Zeit ward König Wenzlaw gefangen — und ward gen Prag gefürret und in ſein aigen Schloß gelegt. Chron, apud OEFEL. Tom. I. p. 264. 3 Dipl. im Urkundenb. n. Cl. 4 Ductus in castrum Pragenſe ideo, ut pacem et juftiti- am miniſtraret. BENESS. Minorita.
Strana 282
282 Wird zu Prag bewachet. 1394. einige, daß ſie des Krieges wegen nach Prag nicht kommen konnten I. Die Handhabung der Gerechrig= keit hieß , daß Wenzel den böhmiſchen Herren ihre Schloſfer und Güter, die sie von der Kammer an ſich geriſſen und ſeit langer Zeit meiſtens pfandweiſe beſaßen/ und die der Kónig zurückforderte, laſſen mochte. Der Markgraf Iodok und deſſen Bundsgenoſſen machten auch verſchiedene Anſprūche an Wenzeln, dem ſie nun alles, was sie von ihm verlangten, abzwingen konnten/ da ſie ihn in ihrer Gewalt hatten. Es vergiengen einige Wochen, daß ſich der Ko= nig zu keinen Berſchreibungen entſchlieſſen woilte. Erst den ſechs und zwanzigſten Tag nach der Gefanguehmung/ da er keine Ausflucht vor ſich geſehen, und vielleicht noch mehr Gewaltthätigkeit gefürchtet haben mag, muß= te er der Zudringlichkeit des Markgrafen Jodok, und der Herren, in deren Gewalt er war, nachgeben 2. Er übergab alſo Jodoken die Landvogtey von Elſaß, ſo 1 Propter guerras. ERECT. Tom. XII. p. 252 ad 3. Oct. 1393. 2 Die ſpäteren Kronisten stellten sich die Gefangenſchaft Wenzels ſo vor, als wenn derſelbe in einem Kerker, die Hánde und Fuſſe im Stock geſperrt, gelegen wá= re. Die Beſtátigung hievon glaubten ſie in einer Bibel und einer goldenen Bulle , welche beyde der Kónig Wenzel hat ſchreiben laſſen, und wo eine nakte Figur in dem großen Buchſtaben W einge= flochten vorkommt, zu finden. Allein dieß waren damals nichts anders, als Verzierungen , dergleichen ich auch in andern Handſchriften ſowohl früherer als ſpäterer Zeiten geſchen, wo Gott Vater, die Jung= frau Maria, Engel und Heilige in verſchiedenen großen Buchſtaben eingeflochten zu ſehen ſind. So ſitzt auch der böhmiſche König Wladiſlaw in einem W an einer Kapelle im Wagenauiſchen Hauſe in der Altſtadt Prag, von dem man gewiß weis , daß er nie gefangen geweſen. Ueber dieß ſagt das Chron. Hirſau, ad a. 1394. Wenceslaus aliquamdiu honeſtæ cuſtodiæ mancipatur.
282 Wird zu Prag bewachet. 1394. einige, daß ſie des Krieges wegen nach Prag nicht kommen konnten I. Die Handhabung der Gerechrig= keit hieß , daß Wenzel den böhmiſchen Herren ihre Schloſfer und Güter, die sie von der Kammer an ſich geriſſen und ſeit langer Zeit meiſtens pfandweiſe beſaßen/ und die der Kónig zurückforderte, laſſen mochte. Der Markgraf Iodok und deſſen Bundsgenoſſen machten auch verſchiedene Anſprūche an Wenzeln, dem ſie nun alles, was sie von ihm verlangten, abzwingen konnten/ da ſie ihn in ihrer Gewalt hatten. Es vergiengen einige Wochen, daß ſich der Ko= nig zu keinen Berſchreibungen entſchlieſſen woilte. Erst den ſechs und zwanzigſten Tag nach der Gefanguehmung/ da er keine Ausflucht vor ſich geſehen, und vielleicht noch mehr Gewaltthätigkeit gefürchtet haben mag, muß= te er der Zudringlichkeit des Markgrafen Jodok, und der Herren, in deren Gewalt er war, nachgeben 2. Er übergab alſo Jodoken die Landvogtey von Elſaß, ſo 1 Propter guerras. ERECT. Tom. XII. p. 252 ad 3. Oct. 1393. 2 Die ſpäteren Kronisten stellten sich die Gefangenſchaft Wenzels ſo vor, als wenn derſelbe in einem Kerker, die Hánde und Fuſſe im Stock geſperrt, gelegen wá= re. Die Beſtátigung hievon glaubten ſie in einer Bibel und einer goldenen Bulle , welche beyde der Kónig Wenzel hat ſchreiben laſſen, und wo eine nakte Figur in dem großen Buchſtaben W einge= flochten vorkommt, zu finden. Allein dieß waren damals nichts anders, als Verzierungen , dergleichen ich auch in andern Handſchriften ſowohl früherer als ſpäterer Zeiten geſchen, wo Gott Vater, die Jung= frau Maria, Engel und Heilige in verſchiedenen großen Buchſtaben eingeflochten zu ſehen ſind. So ſitzt auch der böhmiſche König Wladiſlaw in einem W an einer Kapelle im Wagenauiſchen Hauſe in der Altſtadt Prag, von dem man gewiß weis , daß er nie gefangen geweſen. Ueber dieß ſagt das Chron. Hirſau, ad a. 1394. Wenceslaus aliquamdiu honeſtæ cuſtodiæ mancipatur.
Strana 283
Muß Iodoken 283 ſo, wie ſolche vormals der Herzog Wenzel von Luxen= I394. burg und Brabant, ſammt allen Städten und Steu= ern beſeſſen hatte, auf Lebenslang. Dieſerwegen muß= te Wenzel an die Elſaſiſchen Stádte Hagenau, Necz= sladt, Kaisersberg, Münster, Duringsheim und an- dere mehr Briefe ausfertigen, und die Lehen, welche er vor dieſem im Elſaſſe andern ertheilt hatte, wider= rufen, und das Land an den Markgrafen allein ver= weiſen I. Iodok, mit dieſem noch nicht zufrieden, vermoch= te den König noch dahin, daß er von ihm zum Sta- roſten oder Hauptmann über das ganze Königreich Böh= men ernannt wurde. Die Prager Stádte, welche von der Gefangenſchaft des Königs nichts wußten, über= redte man, daß die Beſtellung des Markgrafen zum Statthalter uf das Geheiß des Königs geſchehe. Da= her verbanden ſie ſich zuſammen ſchriftlich, daß ſie den Markgrafen gegen jedermann, der ſich ſeinen Ber= anſtaltungen zur Handhabung des Friedens in Böhmen widerſeſzen würde, vertheidigen wollten 2. Den Tag 4 darauf verbanden ſich der Markgraf Iodok , vierzehn der máchtigſten böhmiſchen Herren, und die drey Pra= ger Städte unter einander , daß ſie dem König beyſle= hen, einen jeden bey ſeinen Rechten Handhaben und den Frieden im Lande befördern wollen 3. In der 5 Urkunde ſlehet ausdrücklich, daß es auf Geheiß des Kónigs geſchehe, wodurch denn die Prager Städte, we= nigſtens die größere Zahl der Räthe zu dieſem Bunde ſich führen ließen, ohne eine Gefangenſchaft des Konigs zu ver= muthen. Am nehmlichen Tage beſfätigte Wenzel dieß Bundniß, wie auch die Statthalterſchaft Iodoks über Böhmen 4. Beſonders verſprach er/ daß er jeder e. d. 2 Jun. c.m. c. m. mann 1 Meine diplomatiſche Beweiſe n. VIII. 2 Urkundenb. n. XCVIII. 3 Meine dipl. Beweiſe n. VII. 4 Urkundenb. n. XCIX.
Muß Iodoken 283 ſo, wie ſolche vormals der Herzog Wenzel von Luxen= I394. burg und Brabant, ſammt allen Städten und Steu= ern beſeſſen hatte, auf Lebenslang. Dieſerwegen muß= te Wenzel an die Elſaſiſchen Stádte Hagenau, Necz= sladt, Kaisersberg, Münster, Duringsheim und an- dere mehr Briefe ausfertigen, und die Lehen, welche er vor dieſem im Elſaſſe andern ertheilt hatte, wider= rufen, und das Land an den Markgrafen allein ver= weiſen I. Iodok, mit dieſem noch nicht zufrieden, vermoch= te den König noch dahin, daß er von ihm zum Sta- roſten oder Hauptmann über das ganze Königreich Böh= men ernannt wurde. Die Prager Stádte, welche von der Gefangenſchaft des Königs nichts wußten, über= redte man, daß die Beſtellung des Markgrafen zum Statthalter uf das Geheiß des Königs geſchehe. Da= her verbanden ſie ſich zuſammen ſchriftlich, daß ſie den Markgrafen gegen jedermann, der ſich ſeinen Ber= anſtaltungen zur Handhabung des Friedens in Böhmen widerſeſzen würde, vertheidigen wollten 2. Den Tag 4 darauf verbanden ſich der Markgraf Iodok , vierzehn der máchtigſten böhmiſchen Herren, und die drey Pra= ger Städte unter einander , daß ſie dem König beyſle= hen, einen jeden bey ſeinen Rechten Handhaben und den Frieden im Lande befördern wollen 3. In der 5 Urkunde ſlehet ausdrücklich, daß es auf Geheiß des Kónigs geſchehe, wodurch denn die Prager Städte, we= nigſtens die größere Zahl der Räthe zu dieſem Bunde ſich führen ließen, ohne eine Gefangenſchaft des Konigs zu ver= muthen. Am nehmlichen Tage beſfätigte Wenzel dieß Bundniß, wie auch die Statthalterſchaft Iodoks über Böhmen 4. Beſonders verſprach er/ daß er jeder e. d. 2 Jun. c.m. c. m. mann 1 Meine diplomatiſche Beweiſe n. VIII. 2 Urkundenb. n. XCVIII. 3 Meine dipl. Beweiſe n. VII. 4 Urkundenb. n. XCIX.
Strana 284
284 zum Statthalter machen. 1394. mann bey ſeinen Rechten, das iſt, bey ſeinen Beſiſzun= gen, laſſen wolle. Ungeachtet der König ſeiner Frey= heit beraubet war, ſo mußte er doch in der Beſkáti= gung wider ſeine Gewohnheit ſagen : daß dieſelbe Ber= einigung und Bündniſſe von unſerm freyen Willen und ſunderlichen Geheiſſe und Wiſfen dargangen, ūbertragen und geſcheen iſt. Beyde Berſchreibungen, námlich des Königs und der böhmiſchen Herren wur- den einige Tage darauf dem Rathe der Altſtadt Prag zur Berwahrung gegeben/ wie es derſelbe, ohne die Rathsglieder bey ihren Namen, wie ſonſt gewohnlich IIIun. war, zu nennen, bezeuget I. Es ſcheint, daß man dem König nach der von ihm ausgefertigten Bestätigung die Freyheit zum Theil wieder gegeben habe, denn er ertheilte den Herren von Brown einige Zolle am Rheine zu Lehen, mit der Be= dingung/ daß ihm ihre Schlöffer offen und zu Dien- 9 e. m. ſten ſehen ſollten 2. Und vermuthlich hatte man ihn ganz wieder frey gelaſſen, wenigſtens würde die Nach= welt von der ihm geſchehenen Gewaltthätigkeit nicht viel gewußt haben, wenn ſein jungfter Bruder, der Herzog Iohann von Görlitz; nicht dazwiſchen gekom= men wäre. Dieſer Hatte von der Gefangenſchaft Wenzels Nachricht bekommen. Er war laut der oben erwähn ten Berträge Wenzels Erbe, und mußte fürchten/ daß ſich Iodok der Krone bemáchtigen könnte, ſo wie er ſich der Perſon des Königs bemächtiget hatte. Er ver= sammelte alſo einiges Kriegsvolk, und eilte damit vor Prag ſeinem bedrängten Bruder zu Hülfe. Sobald aber Iodok und die Landherren dieß erfuhren, fürchte= ten ſie eine Belagerung, und führten den gefangenen König bey der Nacht aus Prag weg. Sie übergaben ihn Heinrichen von Roſenberg, Burggrafen von Pragr e,m. der 1 Urkundenb. n. C. 2 Dipl. apud SCHOEPFLIN I. c. p. 295.
284 zum Statthalter machen. 1394. mann bey ſeinen Rechten, das iſt, bey ſeinen Beſiſzun= gen, laſſen wolle. Ungeachtet der König ſeiner Frey= heit beraubet war, ſo mußte er doch in der Beſkáti= gung wider ſeine Gewohnheit ſagen : daß dieſelbe Ber= einigung und Bündniſſe von unſerm freyen Willen und ſunderlichen Geheiſſe und Wiſfen dargangen, ūbertragen und geſcheen iſt. Beyde Berſchreibungen, námlich des Königs und der böhmiſchen Herren wur- den einige Tage darauf dem Rathe der Altſtadt Prag zur Berwahrung gegeben/ wie es derſelbe, ohne die Rathsglieder bey ihren Namen, wie ſonſt gewohnlich IIIun. war, zu nennen, bezeuget I. Es ſcheint, daß man dem König nach der von ihm ausgefertigten Bestätigung die Freyheit zum Theil wieder gegeben habe, denn er ertheilte den Herren von Brown einige Zolle am Rheine zu Lehen, mit der Be= dingung/ daß ihm ihre Schlöffer offen und zu Dien- 9 e. m. ſten ſehen ſollten 2. Und vermuthlich hatte man ihn ganz wieder frey gelaſſen, wenigſtens würde die Nach= welt von der ihm geſchehenen Gewaltthätigkeit nicht viel gewußt haben, wenn ſein jungfter Bruder, der Herzog Iohann von Görlitz; nicht dazwiſchen gekom= men wäre. Dieſer Hatte von der Gefangenſchaft Wenzels Nachricht bekommen. Er war laut der oben erwähn ten Berträge Wenzels Erbe, und mußte fürchten/ daß ſich Iodok der Krone bemáchtigen könnte, ſo wie er ſich der Perſon des Königs bemächtiget hatte. Er ver= sammelte alſo einiges Kriegsvolk, und eilte damit vor Prag ſeinem bedrängten Bruder zu Hülfe. Sobald aber Iodok und die Landherren dieß erfuhren, fürchte= ten ſie eine Belagerung, und führten den gefangenen König bey der Nacht aus Prag weg. Sie übergaben ihn Heinrichen von Roſenberg, Burggrafen von Pragr e,m. der 1 Urkundenb. n. C. 2 Dipl. apud SCHOEPFLIN I. c. p. 295.
Strana 285
Wird nach Krummau gebracht. 285 der den König anfangs auf das Schloß Przibienißz an 1394 der Luznicze/ und dann nach Krummau/ endlich gar nach Deſlreich auf das Schloß Wiltberg, ſo den Herren von Stahrenberg gehorte, gefangen brachte I. Und ſo führte man ihn von einem Schloſſe zum andern, ſo daß er ſelbſt nicht wiſſen konnte, wo er aufbewahret wurde 2. Indeſfen näherte ſich der Markgraf Iohann mit einem Heere der Stadt Prag. Er war ſchon an eben dem Tage, da Wenzel von Prag weggeführt wurde, zu Böhmiſchbrod, wo er für die Herren Wenzel und Orto von Kolditz eine Berſicherung ausſfellte, daß er ihnen den Schaden/ welchen ſie bey dieſem Feldruge leiden ſollten, gut machen wolle 3. Sobald er alſo 22Iun- vor Prag erſchien, wurden ihm die Thore geöffnet. Jeßzt wurde erst den Magistraten der Stádte im gan zen bekannt, daß ihr König gefangen ſey. Einige der erſten Rathe mógen wohl davon gewußt haben. Bor allen Dingen ließ ſich alſo der Herzog von den Prager Städten den Eid ablegen , daß ſie ihn für ih= ren rechtmáſſigen Herrn und Verweſer des Königreichs haben wollen, ſo lange der König gefangen bleiben würde. Sollte aber dieſer in der Gefangenſchaft ſter= ben ſo verbanden ſie ſich ihn für den Erbherrn und König von 1 Vbi ſeruatus fuit uſque octauam S. Viti , in quo noc- tis tempore dicti Barones timentes valacionem Ducis Ioannis, Fratris dicti Regis, cum dicto Rege clam euaſerunt in Caſtrum Przibienicz , tandem in Cru- mau, et poſtea in auſtriam portauerunt, BENESS Minorita I. c. Rex Bohemiæ captus erat a ſuis mini- sterialibus, et detentus in castro Wiltperkch. Chron. MELIC. Tom. I. Script. Rer. Auſtr. Vide etiam li- teras Ducis LEOPOLDI Auſtriæ in apparatu WEN- KERIP. 408. 2 Rex ultra dimidium annum traductus de caſtro ad caſtrum ita, ut ignoraret , ubinam eſſet. Chron, ter- ræ MISN. 3 Originale in Archiuo Curiæ Feud. et Appellat.
Wird nach Krummau gebracht. 285 der den König anfangs auf das Schloß Przibienißz an 1394 der Luznicze/ und dann nach Krummau/ endlich gar nach Deſlreich auf das Schloß Wiltberg, ſo den Herren von Stahrenberg gehorte, gefangen brachte I. Und ſo führte man ihn von einem Schloſſe zum andern, ſo daß er ſelbſt nicht wiſſen konnte, wo er aufbewahret wurde 2. Indeſfen näherte ſich der Markgraf Iohann mit einem Heere der Stadt Prag. Er war ſchon an eben dem Tage, da Wenzel von Prag weggeführt wurde, zu Böhmiſchbrod, wo er für die Herren Wenzel und Orto von Kolditz eine Berſicherung ausſfellte, daß er ihnen den Schaden/ welchen ſie bey dieſem Feldruge leiden ſollten, gut machen wolle 3. Sobald er alſo 22Iun- vor Prag erſchien, wurden ihm die Thore geöffnet. Jeßzt wurde erst den Magistraten der Stádte im gan zen bekannt, daß ihr König gefangen ſey. Einige der erſten Rathe mógen wohl davon gewußt haben. Bor allen Dingen ließ ſich alſo der Herzog von den Prager Städten den Eid ablegen , daß ſie ihn für ih= ren rechtmáſſigen Herrn und Verweſer des Königreichs haben wollen, ſo lange der König gefangen bleiben würde. Sollte aber dieſer in der Gefangenſchaft ſter= ben ſo verbanden ſie ſich ihn für den Erbherrn und König von 1 Vbi ſeruatus fuit uſque octauam S. Viti , in quo noc- tis tempore dicti Barones timentes valacionem Ducis Ioannis, Fratris dicti Regis, cum dicto Rege clam euaſerunt in Caſtrum Przibienicz , tandem in Cru- mau, et poſtea in auſtriam portauerunt, BENESS Minorita I. c. Rex Bohemiæ captus erat a ſuis mini- sterialibus, et detentus in castro Wiltperkch. Chron. MELIC. Tom. I. Script. Rer. Auſtr. Vide etiam li- teras Ducis LEOPOLDI Auſtriæ in apparatu WEN- KERIP. 408. 2 Rex ultra dimidium annum traductus de caſtro ad caſtrum ita, ut ignoraret , ubinam eſſet. Chron, ter- ræ MISN. 3 Originale in Archiuo Curiæ Feud. et Appellat.
Strana 286
286 Nach Wiltberg in Oeſtreich. 1 I394. von Böhmen zu Halten und anzunehmen. Die Stadt= rathe ſagen in der Berſchreibung ausdrücklich, daß sie vorhin von der Gefangenſchaft des Königs nichts ge= wußt haben/ und daß derſelbe unſchuldiglich gefangen 28Iun. worden I. Dagegen verband ſich der Herzog ſie ſo lan= ge, als der König gefangen bleiben würde, zu ſchützen/ und im Falle daß der Kónig indeſſen mit Tod abgien= ge, sie ben allen ihren Rechten zu laſſen und zu hand= 29 e.m. Haben 2. Wie ſich nun der Markgraf Iohann der Prager Städte verſichert hatte, beſchloß er mit ſeinem Heere auszurůcken. Es mag ihm am Gelde gemangelt ha= ben/ daher brach er das Grab des h. Wenzels in der Schloßkirche auf und bemächtigte ſich der Koffbarkei ten und Kleinodien, die daſelbſ verwahret lagen 3 / wel che er vermuthlich indeſſen verſetzt haben mag/ denn aus der angeführten Stelle erhellet, daß er ſie nach der Zeit wieder an ihren Ort zurück gestellt habe. Er ruckte alſo vor die Stad Budweis und verheerte das Land und die Güter der Herren von Roſenberg, wel= che den Kónig in ihrer Gewalt hielten 4 um ſie dadurch zur Loslaſſung des Kónigs Wenzel zu zwingen. Allein dieſe hatten ihren Gefangenen ſchon/ wie geſagt/ auf das Schloß Wiltberg in Oeſtreich gebracht, und der Herzog Albrecht von Oeſtreich gab den Herren von Roſenberg ſechs hundert Mann zu Hūlfe, welche in Iul. Böh- 1 Urkundenb. n. Cl. 2 Meine dipl. Beweiſe S. 61. n. IX. 3 A. D. MCCCXCIV, in vigilia viſitationis B. Mariæ illuſtris Princeps Ioannes Dux Görlicenſis tempore guerræ Baronum cum Rege Wenceslao fregit tum- bam S. Wenceslai , ſed minime nocuit clenodiis præ- dictæ tumbæ , imo pie reſtituit in feſto S. Mariæ Ni- vis &c. MS. Capituli Prag. apud BERGH. p. 378. 4 Quo facto Dux Ioannes cum magnis exercitibus ex diuerſis terris cum Principibus iacuerunt eircum Bud- weis in campo cremantes et vastantes usque ad emiſ- ſionem Regis. BENESS Minorita 1. c.
286 Nach Wiltberg in Oeſtreich. 1 I394. von Böhmen zu Halten und anzunehmen. Die Stadt= rathe ſagen in der Berſchreibung ausdrücklich, daß sie vorhin von der Gefangenſchaft des Königs nichts ge= wußt haben/ und daß derſelbe unſchuldiglich gefangen 28Iun. worden I. Dagegen verband ſich der Herzog ſie ſo lan= ge, als der König gefangen bleiben würde, zu ſchützen/ und im Falle daß der Kónig indeſſen mit Tod abgien= ge, sie ben allen ihren Rechten zu laſſen und zu hand= 29 e.m. Haben 2. Wie ſich nun der Markgraf Iohann der Prager Städte verſichert hatte, beſchloß er mit ſeinem Heere auszurůcken. Es mag ihm am Gelde gemangelt ha= ben/ daher brach er das Grab des h. Wenzels in der Schloßkirche auf und bemächtigte ſich der Koffbarkei ten und Kleinodien, die daſelbſ verwahret lagen 3 / wel che er vermuthlich indeſſen verſetzt haben mag/ denn aus der angeführten Stelle erhellet, daß er ſie nach der Zeit wieder an ihren Ort zurück gestellt habe. Er ruckte alſo vor die Stad Budweis und verheerte das Land und die Güter der Herren von Roſenberg, wel= che den Kónig in ihrer Gewalt hielten 4 um ſie dadurch zur Loslaſſung des Kónigs Wenzel zu zwingen. Allein dieſe hatten ihren Gefangenen ſchon/ wie geſagt/ auf das Schloß Wiltberg in Oeſtreich gebracht, und der Herzog Albrecht von Oeſtreich gab den Herren von Roſenberg ſechs hundert Mann zu Hūlfe, welche in Iul. Böh- 1 Urkundenb. n. Cl. 2 Meine dipl. Beweiſe S. 61. n. IX. 3 A. D. MCCCXCIV, in vigilia viſitationis B. Mariæ illuſtris Princeps Ioannes Dux Görlicenſis tempore guerræ Baronum cum Rege Wenceslao fregit tum- bam S. Wenceslai , ſed minime nocuit clenodiis præ- dictæ tumbæ , imo pie reſtituit in feſto S. Mariæ Ni- vis &c. MS. Capituli Prag. apud BERGH. p. 378. 4 Quo facto Dux Ioannes cum magnis exercitibus ex diuerſis terris cum Principibus iacuerunt eircum Bud- weis in campo cremantes et vastantes usque ad emiſ- ſionem Regis. BENESS Minorita 1. c.
Strana 287
Sein Bruder Iohann 287 Böhmen fielen und das Land verheerten 1, ein hin 1394 länglicher Beweis, daß derſelbe die Gefangnehmung Wenzels begünſkiget, und vielleicht, wie sich hierauf Wenzel beklagte/ nach der Reichskrone geſtrebet ha= be 2. Ungeachtet derſelbe die Empórer unterſküſzte, ſo bemächtigte ſich dennoch der Herzog Iohann der Stadt Budweis, wie er denn daſelbſt Hanſen von Dobeſchitz und seine Gehülfe zum Dienst und wahrhaften Hülf für Kónig Wenzeln aufnahm/ und ihnen eine Ber= ſicherung des Soldes und der Schadloshaltung wegen ausstellte 3. Indeſſen hatte ſich auch das Gerücht von der Ge= fangenſchaft Wenzels in Deutſchland verbreitet. Die Reichsfürsten kamen anfangs zu Nürnberg 4 und dann in Frankfurt zuſammen, um ſich zu berathſchlagen, was jeszt zu thun sey, da ihr Oberhaupt gefangen iſt. Der Marfaraf und Herzog, Iohann von Görlitz, ſchickte einen Sesandten dahin mit dem Auftrage, die Reichs fürſien zu bewegen, daß ſie ſich des gefangenen Kónigs anneſmen , und ihm zur Freyheit helfen mochten. Es wurde alſo auf dieſer Zuſammenkunft beſchloſſen, an die Bchmen eine Gesandſchaft zu schicken, und ihnen, wenn ſie sich weigern ſollten, den Kónig los zu laſſen, mit einem Kriege zu drohen. Zugleich wurden die verſammelten Reichsfürsten einig daß der Kuhrfürst Ru= 20 Iul. 1 Albertus Dux Auſtriæ ſexcentos cuspidatos pro ſubfi- dio Dominorum de Roſenberg , de Michelsberg et de Nouo caſtro ſubmiſit, et iſti deprædauerunt ter- ram Bohemiæ pecoribus et aliis non una vice, de quali præda non prius recordabatur. Appendix ad Chron, GREGORII HAGENI apud PEZ. S. R. A. Tom. 1. p. 1159. 2 WENKER apparat. Arch. p. 410. 3 Urkundenbuch n. CII. Das bey Georgiſch auf den 13. Juli I394 angemerkte Diplom gehört auf das J. 1393 vide Priuilegia FRANCOF. p. 207. 4 Ap. OEFEL. Tom. I. P. 264.
Sein Bruder Iohann 287 Böhmen fielen und das Land verheerten 1, ein hin 1394 länglicher Beweis, daß derſelbe die Gefangnehmung Wenzels begünſkiget, und vielleicht, wie sich hierauf Wenzel beklagte/ nach der Reichskrone geſtrebet ha= be 2. Ungeachtet derſelbe die Empórer unterſküſzte, ſo bemächtigte ſich dennoch der Herzog Iohann der Stadt Budweis, wie er denn daſelbſt Hanſen von Dobeſchitz und seine Gehülfe zum Dienst und wahrhaften Hülf für Kónig Wenzeln aufnahm/ und ihnen eine Ber= ſicherung des Soldes und der Schadloshaltung wegen ausstellte 3. Indeſſen hatte ſich auch das Gerücht von der Ge= fangenſchaft Wenzels in Deutſchland verbreitet. Die Reichsfürsten kamen anfangs zu Nürnberg 4 und dann in Frankfurt zuſammen, um ſich zu berathſchlagen, was jeszt zu thun sey, da ihr Oberhaupt gefangen iſt. Der Marfaraf und Herzog, Iohann von Görlitz, ſchickte einen Sesandten dahin mit dem Auftrage, die Reichs fürſien zu bewegen, daß ſie ſich des gefangenen Kónigs anneſmen , und ihm zur Freyheit helfen mochten. Es wurde alſo auf dieſer Zuſammenkunft beſchloſſen, an die Bchmen eine Gesandſchaft zu schicken, und ihnen, wenn ſie sich weigern ſollten, den Kónig los zu laſſen, mit einem Kriege zu drohen. Zugleich wurden die verſammelten Reichsfürsten einig daß der Kuhrfürst Ru= 20 Iul. 1 Albertus Dux Auſtriæ ſexcentos cuspidatos pro ſubfi- dio Dominorum de Roſenberg , de Michelsberg et de Nouo caſtro ſubmiſit, et iſti deprædauerunt ter- ram Bohemiæ pecoribus et aliis non una vice, de quali præda non prius recordabatur. Appendix ad Chron, GREGORII HAGENI apud PEZ. S. R. A. Tom. 1. p. 1159. 2 WENKER apparat. Arch. p. 410. 3 Urkundenbuch n. CII. Das bey Georgiſch auf den 13. Juli I394 angemerkte Diplom gehört auf das J. 1393 vide Priuilegia FRANCOF. p. 207. 4 Ap. OEFEL. Tom. I. P. 264.
Strana 288
288 will ihn befreyen. I394. Ruprecht von der Pfalz während der Gefangenſchaft Wenzels das Reichsvikariat führen sollte 1. Dieser ließ ſich auch die Loslaſſirng Wenzels ſo ſehr angele= gen ſeyn, daß er ſich entweder ſelbſt, oder, ſo wahr= ſcheinlicher iff Ruprecht der jungste an deſfelben ſlatt, vermuthlich mit einiger Mannſchaft in das Lager des Herzogs Iohann vor Budweis verrügte, nohin auch der Markgraf Prokop aus Máhren mit Kriegsvolk geſkossen war 2. Während der Zeit saß der König Wenzel noch immer auf dem Schloſie Wiltberg in Oeſkreich, und in der Gewalt der Herren von Stahrenberg und deren von Roſenberg, gefangen. Das Zimmer, ſo er be= wohnte, wird noch heut zu Tage gezeiget/ und heißt das Königszimmer. Der Herzog Iohann von Gor= litz , an der Spiſze eines anſehnlichen Heers fieng nun an mit den Herren, welche Wenzeln im Gefángniß hielten, Unterhandlungen zu pflegen. Man war eini gemal ohne Erfolg zuſammen getreten. Endlich mach= te der Herzog Iohann den Borſchlag er wolle nebſt funfzig anderen Herren in der Stadt Krummau, die Heinrichen von Roſenberg gehorte, ſo lange als Geiſel verbleiben, bis der König das, was die Emporer ver= langten, unterſchrieben haben würde/ ſo er aber als frey= gelaſſen thun müßte 3. Wáß- 1 H. Haberlin S. 183. 2 Liberatus per loannem Ducem Luſatiæ et Procopium Marchionem Morauiæ. Anonym. DOBNERI Tom. III. Monuim. 3 Multis tractatibus hine inde habitis non potuit libera- ri — multis conuentibus hinc inde factis Frater præ- dicti Domini Regis , Dux loannes de Görlitz cum Baronibus—ſe tantum interpoſuit , ut ipſe ſe ipſum cum L. Nobilibus pro obſide conſtitueret in Crume- nau , quod et Dominus de Roſenberg , qui et ipſum Regem habuit — donec controuerſia eſſet totaliter de- finita inter dictum Dominum Regem et Barones. Chron. Coæuum apud OEFEL. Tom. I. p. 621.
288 will ihn befreyen. I394. Ruprecht von der Pfalz während der Gefangenſchaft Wenzels das Reichsvikariat führen sollte 1. Dieser ließ ſich auch die Loslaſſirng Wenzels ſo ſehr angele= gen ſeyn, daß er ſich entweder ſelbſt, oder, ſo wahr= ſcheinlicher iff Ruprecht der jungste an deſfelben ſlatt, vermuthlich mit einiger Mannſchaft in das Lager des Herzogs Iohann vor Budweis verrügte, nohin auch der Markgraf Prokop aus Máhren mit Kriegsvolk geſkossen war 2. Während der Zeit saß der König Wenzel noch immer auf dem Schloſie Wiltberg in Oeſkreich, und in der Gewalt der Herren von Stahrenberg und deren von Roſenberg, gefangen. Das Zimmer, ſo er be= wohnte, wird noch heut zu Tage gezeiget/ und heißt das Königszimmer. Der Herzog Iohann von Gor= litz , an der Spiſze eines anſehnlichen Heers fieng nun an mit den Herren, welche Wenzeln im Gefángniß hielten, Unterhandlungen zu pflegen. Man war eini gemal ohne Erfolg zuſammen getreten. Endlich mach= te der Herzog Iohann den Borſchlag er wolle nebſt funfzig anderen Herren in der Stadt Krummau, die Heinrichen von Roſenberg gehorte, ſo lange als Geiſel verbleiben, bis der König das, was die Emporer ver= langten, unterſchrieben haben würde/ ſo er aber als frey= gelaſſen thun müßte 3. Wáß- 1 H. Haberlin S. 183. 2 Liberatus per loannem Ducem Luſatiæ et Procopium Marchionem Morauiæ. Anonym. DOBNERI Tom. III. Monuim. 3 Multis tractatibus hine inde habitis non potuit libera- ri — multis conuentibus hinc inde factis Frater præ- dicti Domini Regis , Dux loannes de Görlitz cum Baronibus—ſe tantum interpoſuit , ut ipſe ſe ipſum cum L. Nobilibus pro obſide conſtitueret in Crume- nau , quod et Dominus de Roſenberg , qui et ipſum Regem habuit — donec controuerſia eſſet totaliter de- finita inter dictum Dominum Regem et Barones. Chron. Coæuum apud OEFEL. Tom. I. p. 621.
Strana 289
Kommt aus der Gefangenſchaft. 289 Während der Zeit, daß man sich hierüber mit 1394. den Roſenbergen berathſchlagte, wurden auch zu= gleich den Stabrenbergen vortheilhafte Antráge ge= macht. Und da inzwiſchen der Herzog Albrecht von Deſtreich an die Stahrenberge geſchickt, und ihnen ein Mißfallen über das, was man dem König Wen- zel in oſtreichiſchen Landen anthut, bezeugte I; ſo faß= ten dieſe den Entſchluß, ihren Gefangenen ohne Wiſ= ſen und Willen der böhmiſchen Herren in Freyheit zu ſeſzen. Sie ritten alſo mit ihm davon, und brach= ten ihn glücklich und ungehindert nach Budweis, wo er, und der Herzog Iohann alſogleich für ſeine Be= freyer eine Berſchreibung ausfertigte, daß er und feine Nachkommen dasjenige, ſo ihm die Herren von Stah- renberg mit Heinrichen von Roſenberg auf der Fe= ſtung Wildberg angethan haben, an ihnen nie ahnden, noch ráchen wolle. Dieß garantirte auch der anwe= ſende Ruprecht Herzog von Bayern mit ſeinem anhan= genden Inſiegel 2. Der Minorit Beneſch/ ein gleich= zeitiger, bezeuget zwar, daß Wenzel erſt an St. Ste= phanserfindung die Freyheit erlangt habe 3. Die an= geführte Berſchreibung zeiget aber, daß er schon den Tag zuvor in Freyheit geweſen. Wenn ferners die Kro= niſten, die damals lebten, behaupten/ daß Wenzel mit= telſt Unterhaudlungen, und unter gewiſſen Bedingungen in Freyheit geſeßzt worden 4/ ſo iſt dleß nur von den Unterhandlungen mit den Stahrenbergen zu verſlehen. Denn ware dieß auch mit Iodoken und den böhmiſchen 2 Aug. c. m. Her= 1 Vide ben Wenker Apparat. p. 408. &c. 2 Urkundenb. n. CIII. 3 Usque ad emiſſionem Regis in inuentione S. Stephani l. c. 4 Et dimiſſus per amicabiles tractatus. BARTOSSEK de DRAHONICZ. Tandem tamen interuenientibus placitis et pactis eum liberum dimiſerunt. Chron. Terræ Salisb. Tom, I. Script. Auftr. ad h. a. Erfter Theil.
Kommt aus der Gefangenſchaft. 289 Während der Zeit, daß man sich hierüber mit 1394. den Roſenbergen berathſchlagte, wurden auch zu= gleich den Stabrenbergen vortheilhafte Antráge ge= macht. Und da inzwiſchen der Herzog Albrecht von Deſtreich an die Stahrenberge geſchickt, und ihnen ein Mißfallen über das, was man dem König Wen- zel in oſtreichiſchen Landen anthut, bezeugte I; ſo faß= ten dieſe den Entſchluß, ihren Gefangenen ohne Wiſ= ſen und Willen der böhmiſchen Herren in Freyheit zu ſeſzen. Sie ritten alſo mit ihm davon, und brach= ten ihn glücklich und ungehindert nach Budweis, wo er, und der Herzog Iohann alſogleich für ſeine Be= freyer eine Berſchreibung ausfertigte, daß er und feine Nachkommen dasjenige, ſo ihm die Herren von Stah- renberg mit Heinrichen von Roſenberg auf der Fe= ſtung Wildberg angethan haben, an ihnen nie ahnden, noch ráchen wolle. Dieß garantirte auch der anwe= ſende Ruprecht Herzog von Bayern mit ſeinem anhan= genden Inſiegel 2. Der Minorit Beneſch/ ein gleich= zeitiger, bezeuget zwar, daß Wenzel erſt an St. Ste= phanserfindung die Freyheit erlangt habe 3. Die an= geführte Berſchreibung zeiget aber, daß er schon den Tag zuvor in Freyheit geweſen. Wenn ferners die Kro= niſten, die damals lebten, behaupten/ daß Wenzel mit= telſt Unterhaudlungen, und unter gewiſſen Bedingungen in Freyheit geſeßzt worden 4/ ſo iſt dleß nur von den Unterhandlungen mit den Stahrenbergen zu verſlehen. Denn ware dieß auch mit Iodoken und den böhmiſchen 2 Aug. c. m. Her= 1 Vide ben Wenker Apparat. p. 408. &c. 2 Urkundenb. n. CIII. 3 Usque ad emiſſionem Regis in inuentione S. Stephani l. c. 4 Et dimiſſus per amicabiles tractatus. BARTOSSEK de DRAHONICZ. Tandem tamen interuenientibus placitis et pactis eum liberum dimiſerunt. Chron. Terræ Salisb. Tom, I. Script. Auftr. ad h. a. Erfter Theil.
Strana 290
290 Verzeiht den Stahrenbergen. 1394. Herren geſchehen, ſo hätten sie nicht nothis ersalt erft nach der Zeit/ wie wir unten ſehen weenen. ran den König Unterhandlungen zu treiben. Sa THOrud warf hernach Iodoken vor, daß er ihn nich in der Gefangenſchaft bewahret habe I. Das neAler ſeine Richtigkeit haben, wenn ein Kroniſte ſwertht, daß der Herzog Iohann den Kónig Wenzel mit viel Mithe und großen Roften 2 erloſt habe. Ein golde= ner Regen wird wohl die Befreyung befördert haben. Der König Wenzel hielt sich sodann noch einge Wochen in dieſer Gegend auf. Seine Befreyer mit der Berſchreibung Wenzels, daß er ſich an ihnen nicht ráchen wolle, nicht zufrieden, baten ihn noch , wie auch den Herzog Iohann von Görlitz, eine ähnliche Berſicherung ſowohl von Herzog Albrecht/ ihrem Herrn als auch von den östreichiſchen Landſtänden auszuwir= ken. Der Konig Wenzel, wie auch der Herzog Io= hann ſchrieben alſo an den Herzog Albrecht, und an die Stände von Oestreich zu Piſek, und baten sie, den erwähnten Stahrenbergen das) was ſie am König Wenzel gethan/ in Guaden nachzuſehen 3. Ueber dieß gab Wenzel den Stahrenbergen noch eine Ber= ſicherung; daß er ihnen alles verzeihe, und ſich weder an ihnen, noch an ihren Nachkommen rächen wolle 4. Einigs Tage darauf tresfen wir Wenzeln auf dem Schloſſe Klingenberg, böhmiſch Zwikow, an. Damit es im Reiche kund werde, daß er wieder frey ſey, fertigte er hier an die Stadt Nurnberg zwen Brie= fe aus: Im ersten befahl er, daß dieſe Stadt die jahr= 25 Aug. c. d. liche 1 Vide 9- Iun. 1397. 2 Magnis laboribus et ſumptibus. Chron. Terræ MISN. 3 Urkundenb. n. CIV. CV. CVI. CVII. Der Herzog Albrecht nahm erst in folgenden Jahre am 25. Iun- die Stahrenberge wieder zu Snaden auf. Colleclanea Geneal. Comiris de WVRMBRAND p. 222. 4 Urkundenb. n. CVIII. I. c.
290 Verzeiht den Stahrenbergen. 1394. Herren geſchehen, ſo hätten sie nicht nothis ersalt erft nach der Zeit/ wie wir unten ſehen weenen. ran den König Unterhandlungen zu treiben. Sa THOrud warf hernach Iodoken vor, daß er ihn nich in der Gefangenſchaft bewahret habe I. Das neAler ſeine Richtigkeit haben, wenn ein Kroniſte ſwertht, daß der Herzog Iohann den Kónig Wenzel mit viel Mithe und großen Roften 2 erloſt habe. Ein golde= ner Regen wird wohl die Befreyung befördert haben. Der König Wenzel hielt sich sodann noch einge Wochen in dieſer Gegend auf. Seine Befreyer mit der Berſchreibung Wenzels, daß er ſich an ihnen nicht ráchen wolle, nicht zufrieden, baten ihn noch , wie auch den Herzog Iohann von Görlitz, eine ähnliche Berſicherung ſowohl von Herzog Albrecht/ ihrem Herrn als auch von den östreichiſchen Landſtänden auszuwir= ken. Der Konig Wenzel, wie auch der Herzog Io= hann ſchrieben alſo an den Herzog Albrecht, und an die Stände von Oestreich zu Piſek, und baten sie, den erwähnten Stahrenbergen das) was ſie am König Wenzel gethan/ in Guaden nachzuſehen 3. Ueber dieß gab Wenzel den Stahrenbergen noch eine Ber= ſicherung; daß er ihnen alles verzeihe, und ſich weder an ihnen, noch an ihren Nachkommen rächen wolle 4. Einigs Tage darauf tresfen wir Wenzeln auf dem Schloſſe Klingenberg, böhmiſch Zwikow, an. Damit es im Reiche kund werde, daß er wieder frey ſey, fertigte er hier an die Stadt Nurnberg zwen Brie= fe aus: Im ersten befahl er, daß dieſe Stadt die jahr= 25 Aug. c. d. liche 1 Vide 9- Iun. 1397. 2 Magnis laboribus et ſumptibus. Chron. Terræ MISN. 3 Urkundenb. n. CIV. CV. CVI. CVII. Der Herzog Albrecht nahm erst in folgenden Jahre am 25. Iun- die Stahrenberge wieder zu Snaden auf. Colleclanea Geneal. Comiris de WVRMBRAND p. 222. 4 Urkundenb. n. CVIII. I. c.
Strana 291
Sucht Fulfsgelder. 291 liche Steuer unmittelbar in die kaiſerliche Kammer zah 1394. len und liefern ſolle ; im zweyten gab er dem Bürger= meiſter und Rath daſelbſt die Berſicherung/ daß dieſe Stadt stäts beym Reiche bleiben, und nie von ihm oder ſeinen Nachfolgern an jemanden verpfändet oder veräußert werden ſolle I. Am folgenden Monat aber war er wieder zu Piſek. Er muß jeßzt großen Man= gel an Gelde gehabt haben, vielleicht ſollte er die Kriegs= volker, welche der Herzog Iohann zu ſeiner Befrey= ung hergeführt hatte, bezahlen. Daher gab er ſeinem Kanzler Iohann, erwähltem Biſchof zu Kamin, wie auch dem Unterkámmerer von Böhmen, Siegmunden Huler die Bollmacht, ſowohl von den Aebten/ als auch von Städten in Böhmen eine Geldhülfe zu er- handeln 2. Wo ſich aber Wenzel den folgenden Mo= nat Oktober aufgehalten habe, kann ich aus Mangel von Nachrichten nicht berichten. Erſt im November treffen wir ihn wieder in Prag an. Nach dem alſo, was von dieſer Gefangenſchaft Wenzels aus áchten Quellen und Urkunden erzáhlet wor= den , fällt das Märchen von ſeiner Erſöſung durch die Bademagd Suſanna von ſich ſelbft weg/ und bedarf keiner weiteren Widerlegung. Bielleicht wird es aber dem Leſer nicht unangenehm ſeyn, die Erzählung Hayeks/ welche von ſo vielen Schriftftellern iſt nacherzählt wor= den) auch. hier zu leſen. Ich will ſie aus dem Böh= miſchen überſeßzen. Er ſchreibt : " Am Tage des h. Staniſlaus ritt der König von Bettlern nach Beraun. Er verkleidete sich hier und gieng in das Kloster, um zu sehen, wie sich die Mönche betrugen. Da überfielen ihn ſechszehn Mán= ner, nahmen ihn gefangen, führten ihn nach Prag und ſeßten ihu im altſtädter Rathhauſe in das Gefängniß, T 2 27 Aug. I9 Cep. die 1 Hift. NORINB. Dipl. p. 494 et 495. 2 Urkundenb. n. CIX.
Sucht Fulfsgelder. 291 liche Steuer unmittelbar in die kaiſerliche Kammer zah 1394. len und liefern ſolle ; im zweyten gab er dem Bürger= meiſter und Rath daſelbſt die Berſicherung/ daß dieſe Stadt stäts beym Reiche bleiben, und nie von ihm oder ſeinen Nachfolgern an jemanden verpfändet oder veräußert werden ſolle I. Am folgenden Monat aber war er wieder zu Piſek. Er muß jeßzt großen Man= gel an Gelde gehabt haben, vielleicht ſollte er die Kriegs= volker, welche der Herzog Iohann zu ſeiner Befrey= ung hergeführt hatte, bezahlen. Daher gab er ſeinem Kanzler Iohann, erwähltem Biſchof zu Kamin, wie auch dem Unterkámmerer von Böhmen, Siegmunden Huler die Bollmacht, ſowohl von den Aebten/ als auch von Städten in Böhmen eine Geldhülfe zu er- handeln 2. Wo ſich aber Wenzel den folgenden Mo= nat Oktober aufgehalten habe, kann ich aus Mangel von Nachrichten nicht berichten. Erſt im November treffen wir ihn wieder in Prag an. Nach dem alſo, was von dieſer Gefangenſchaft Wenzels aus áchten Quellen und Urkunden erzáhlet wor= den , fällt das Märchen von ſeiner Erſöſung durch die Bademagd Suſanna von ſich ſelbft weg/ und bedarf keiner weiteren Widerlegung. Bielleicht wird es aber dem Leſer nicht unangenehm ſeyn, die Erzählung Hayeks/ welche von ſo vielen Schriftftellern iſt nacherzählt wor= den) auch. hier zu leſen. Ich will ſie aus dem Böh= miſchen überſeßzen. Er ſchreibt : " Am Tage des h. Staniſlaus ritt der König von Bettlern nach Beraun. Er verkleidete sich hier und gieng in das Kloster, um zu sehen, wie sich die Mönche betrugen. Da überfielen ihn ſechszehn Mán= ner, nahmen ihn gefangen, führten ihn nach Prag und ſeßten ihu im altſtädter Rathhauſe in das Gefängniß, T 2 27 Aug. I9 Cep. die 1 Hift. NORINB. Dipl. p. 494 et 495. 2 Urkundenb. n. CIX.
Strana 292
292 Seine Geſchichte 1394. die Sspinka genannt. Hier wurde er funfzehn Wo- chen, námlich bis Bartholomái, aufbewahret. — — Eines Tages ſchickte er an die Prager, ſie möchten ihm erlauben in das nächft gelegene Bad zu gehen, mit dem Berſprechen, er wolle in das Gefängniß zurůck kehren, ſobald er gebadet haben würde. Die Prager berathschlagten sich hierüber, und gaben ihm die Er- — Der König gieng alſo verkleidet, daß ihn v- laubniß. niemand kannte durch die Gaſſen. Vier Rathsdiener be= gleiteten ihn in das Bad oberhalb der Brücke und hielten ſowohl an der Thürey als auch bey ſeinen Kleidern Wa= che. Nach langer Zeit erſuchte er die Wáchter um die Erlaubniß sich abzukühlen, darein sie willigten. Der König erblickte am Ufer nicht weit vom Bade einen Kahn ſammt dem Ruder. Er ſprach zu einer jungen Magd, die im Bade diente: Kannst du rudern? o ja das kann ich, antwortete ſie. Er ſprach: ſo führe mich über den Fluß hinüber; ich will dich gut bezahlen. Und ſie that es. Wie sie ſich in der Mitte des Fluſſes befan= den/ ſprach er zu ihr : Mache fort, und ſie fuhr ge= ſchwind hinüber. Da ſie am Ufer landeten, ſprang der Kónig heraus, und als das Weib auch ausgeſtie= gen war, ſtieß er den Kahn vom Ufer, und ſie ſprach: aber warum thuſt du das, wie werde ich denu zurůck= kehren? Er antwortete : Es geziemt ſich nicht/ daß du zurůckkehrest; nimm das Ruder und komm mit mir; ich will dir die kleberfuhr gut bezahlen, und dir heute noch hundert Dukaten auf die Hand legen. Das gold= gierige Weib gieng mit ihm hastig fort; manchmal lie- fen sie eilfertig am Ufer durch Büſche und Hecken bis ſie, dem Dorfe Kuchel gegenüber, einen Kahn fanden, und darauf an das andere Ufer fuhren. Hier giengen ſie durch Walder immer fort und kamen bey der Nacht zu Neuſchloß an. Sie riefen dem Thorwárter; und als dieſer das Thor Sffnete, wunderte er ſich über ſie beyde. Er meldete es dem Schloßhauptmann, Weli= ſla
292 Seine Geſchichte 1394. die Sspinka genannt. Hier wurde er funfzehn Wo- chen, námlich bis Bartholomái, aufbewahret. — — Eines Tages ſchickte er an die Prager, ſie möchten ihm erlauben in das nächft gelegene Bad zu gehen, mit dem Berſprechen, er wolle in das Gefängniß zurůck kehren, ſobald er gebadet haben würde. Die Prager berathschlagten sich hierüber, und gaben ihm die Er- — Der König gieng alſo verkleidet, daß ihn v- laubniß. niemand kannte durch die Gaſſen. Vier Rathsdiener be= gleiteten ihn in das Bad oberhalb der Brücke und hielten ſowohl an der Thürey als auch bey ſeinen Kleidern Wa= che. Nach langer Zeit erſuchte er die Wáchter um die Erlaubniß sich abzukühlen, darein sie willigten. Der König erblickte am Ufer nicht weit vom Bade einen Kahn ſammt dem Ruder. Er ſprach zu einer jungen Magd, die im Bade diente: Kannst du rudern? o ja das kann ich, antwortete ſie. Er ſprach: ſo führe mich über den Fluß hinüber; ich will dich gut bezahlen. Und ſie that es. Wie sie ſich in der Mitte des Fluſſes befan= den/ ſprach er zu ihr : Mache fort, und ſie fuhr ge= ſchwind hinüber. Da ſie am Ufer landeten, ſprang der Kónig heraus, und als das Weib auch ausgeſtie= gen war, ſtieß er den Kahn vom Ufer, und ſie ſprach: aber warum thuſt du das, wie werde ich denu zurůck= kehren? Er antwortete : Es geziemt ſich nicht/ daß du zurůckkehrest; nimm das Ruder und komm mit mir; ich will dir die kleberfuhr gut bezahlen, und dir heute noch hundert Dukaten auf die Hand legen. Das gold= gierige Weib gieng mit ihm hastig fort; manchmal lie- fen sie eilfertig am Ufer durch Büſche und Hecken bis ſie, dem Dorfe Kuchel gegenüber, einen Kahn fanden, und darauf an das andere Ufer fuhren. Hier giengen ſie durch Walder immer fort und kamen bey der Nacht zu Neuſchloß an. Sie riefen dem Thorwárter; und als dieſer das Thor Sffnete, wunderte er ſich über ſie beyde. Er meldete es dem Schloßhauptmann, Weli= ſla
Strana 293
mit der Bademagd. 293 ſlawen von Duban, der dann befahl, dieſe Gaſte her 1394. ein zu laſſen. Wie er ſah, daß ſein Herr ganz nakt, und deſſen Begleiterin nur im Hemde war, gab er dem König ein schónes Gewandt. Dem Weibe aber, wel- che Suſanna hieß, ließ der König ein ehrbares Frauen= kleid anlegen. Dann wurde in Eil ein Nachtmahl zu- bereitet und der König ließ die Suſanna neben ſich ſißzen. Nach dem Abendeſſen ließ ſich der König hun= dert böhmiſche Goldgulden bringen, legte ſie der Su= ſanne auf die Hand und ſprach : das habe ich dir heu= te für das Ueberführen verſprochen —— und weil du auf dieſer Reiſe meine Begleiterin geweſen, und mit mir bey Tiſche zu Abend gespeiset hast, so ist es bil- lig, daß du auch dieſe Nacht an meiner Seite ſchlafeſt. Suſanna) als eine gehorſame Magd, durfte dem Ko= nig nicht widerſprechen. Der Konig blieb hier einige Tage; -dann begab er ſich nach Bettlern, nahm die Suſanna mit ſich, und betheuerte, daß er nie einen treueren Diener gehabt, als Suſanna war, die ihn aus dem Prager Gefängniſſe erlöft hat.„ So behandelte man damals die Geſchichte) und doch hat Hayek viele Nachſchreiber gefunden. Allein Wenzel litt dieſer Gefangenſchaft wegen unerſeſzlichen Schaden. Sein Anſehen fieng ſeit dieſer Zeit sowohl in Böhmen, als auch im Röm. Reiche zu ſinken an. Das Mißtrauen gegen ſeine Brüder, Better, und ſeine máchtige Baſallen, geiſtlichen und weltlichen Standes, nahm immer zu. Er mußte ſie fürchten und zugleich haſſen. Doch iff er nach dieſer Gefangenſchaft ſanfter und nachgiebiger worden, und hat auch eher Borſkellungen, als zuvor angenommen, und manchen Widerſpruch leichter ertragen können. Wie er nun wieder in Freyheit war, derer er acht und achtzig Tage beraubt geweſen, erhob er ſich nach Prag, wo er ſich die übrigen Monate dieſes Iahrs auf= gehalten hat. 3 Wáß=
mit der Bademagd. 293 ſlawen von Duban, der dann befahl, dieſe Gaſte her 1394. ein zu laſſen. Wie er ſah, daß ſein Herr ganz nakt, und deſſen Begleiterin nur im Hemde war, gab er dem König ein schónes Gewandt. Dem Weibe aber, wel- che Suſanna hieß, ließ der König ein ehrbares Frauen= kleid anlegen. Dann wurde in Eil ein Nachtmahl zu- bereitet und der König ließ die Suſanna neben ſich ſißzen. Nach dem Abendeſſen ließ ſich der König hun= dert böhmiſche Goldgulden bringen, legte ſie der Su= ſanne auf die Hand und ſprach : das habe ich dir heu= te für das Ueberführen verſprochen —— und weil du auf dieſer Reiſe meine Begleiterin geweſen, und mit mir bey Tiſche zu Abend gespeiset hast, so ist es bil- lig, daß du auch dieſe Nacht an meiner Seite ſchlafeſt. Suſanna) als eine gehorſame Magd, durfte dem Ko= nig nicht widerſprechen. Der Konig blieb hier einige Tage; -dann begab er ſich nach Bettlern, nahm die Suſanna mit ſich, und betheuerte, daß er nie einen treueren Diener gehabt, als Suſanna war, die ihn aus dem Prager Gefängniſſe erlöft hat.„ So behandelte man damals die Geſchichte) und doch hat Hayek viele Nachſchreiber gefunden. Allein Wenzel litt dieſer Gefangenſchaft wegen unerſeſzlichen Schaden. Sein Anſehen fieng ſeit dieſer Zeit sowohl in Böhmen, als auch im Röm. Reiche zu ſinken an. Das Mißtrauen gegen ſeine Brüder, Better, und ſeine máchtige Baſallen, geiſtlichen und weltlichen Standes, nahm immer zu. Er mußte ſie fürchten und zugleich haſſen. Doch iff er nach dieſer Gefangenſchaft ſanfter und nachgiebiger worden, und hat auch eher Borſkellungen, als zuvor angenommen, und manchen Widerſpruch leichter ertragen können. Wie er nun wieder in Freyheit war, derer er acht und achtzig Tage beraubt geweſen, erhob er ſich nach Prag, wo er ſich die übrigen Monate dieſes Iahrs auf= gehalten hat. 3 Wáß=
Strana 294
294 Bekommt Briefe von Päbſten. Wahrend der Zeit, námlich am I6. September, war der avignoniſche Pabſk, Elemens VII. mit Tod abgegangen. Die franzoſiſchen Kardinale waren alſo= gleich zu einer neuen Wahl geſchritten, und hatten Pe= tern von Luna, den ſie Benedikt XIII. naunten, zum Pabſk gewählt. Dieſer ſáumte nicht dem Konig Wens zel von ſeiner Wahl mittelſt einer ordentlichen Bot= ſchaft Nachricht zu geben, und ihn zu bitten/ daß er die Rechtmáſſigkeit derſelben anerkennen, den Römiſchen Pabſt Bonifacius aber verlaſſen mochte I. Um eben dieſe Zeit erhielt Wenzel ein Schreiben vom Pabſt Bo= nifacius. Dieſer beklagte ſich bey unſerm König ſehr weh= müthig über die geſchehene und von Frankreich unter= ftützte Wahl eines Gegenpabstes, und bat ihn instan- digſt vor allen Dingen dieſe neue Spaltung auszurot= ten, und ſich in Rom zum Kaiſer krónen zu laſſen 2. Allein Wenzel hatte zu Hauſe genug zu thun, und mußte viel mehr für die Erhaltung ſeiner eigenen Kro- ne ſorgen, als daß er die ewigen Händel der beyden Pabſte hätte ſchlichten ſollen. Da der Kónig Wenzel den Herzog Albrecht von Geſtreich nicht ohne Grund im Berdacht hatte/ daß er zu deſſelben Gefangenſchaft vieles beygetragen, und ſie zu veranſkalten geholfen, ſo ſchickte er ihm eine Kla= geſchrift zu. Der Herzog aber bemühte ſich dieſen Ber= dacht durch eine Beantwortung von ſich abzulehnen. Wir wollen die Artikel ſammt den Antworten des Herzogs in der Kürze herſeſzen. I) Wenzel ſpricht, daß ſich der Herzog gegen den Kaiſer Karl IV. und ihn/ Wenzeln, freundſchaftlich verbunden. Antwort des Herzogs: Eben ſo hat ſich Karl IV. und Wenzel gegen den Herzog und ſeine Brüder und Erben ver= bunden, und zuerſt wider dieſe Bündniſſe und Einigung gehandelt. 1394. 2) 1 Magnum Chron, Belgii p. 328. 2 Epistola im Urkundenb. n. Cx.
294 Bekommt Briefe von Päbſten. Wahrend der Zeit, námlich am I6. September, war der avignoniſche Pabſk, Elemens VII. mit Tod abgegangen. Die franzoſiſchen Kardinale waren alſo= gleich zu einer neuen Wahl geſchritten, und hatten Pe= tern von Luna, den ſie Benedikt XIII. naunten, zum Pabſk gewählt. Dieſer ſáumte nicht dem Konig Wens zel von ſeiner Wahl mittelſt einer ordentlichen Bot= ſchaft Nachricht zu geben, und ihn zu bitten/ daß er die Rechtmáſſigkeit derſelben anerkennen, den Römiſchen Pabſt Bonifacius aber verlaſſen mochte I. Um eben dieſe Zeit erhielt Wenzel ein Schreiben vom Pabſt Bo= nifacius. Dieſer beklagte ſich bey unſerm König ſehr weh= müthig über die geſchehene und von Frankreich unter= ftützte Wahl eines Gegenpabstes, und bat ihn instan- digſt vor allen Dingen dieſe neue Spaltung auszurot= ten, und ſich in Rom zum Kaiſer krónen zu laſſen 2. Allein Wenzel hatte zu Hauſe genug zu thun, und mußte viel mehr für die Erhaltung ſeiner eigenen Kro- ne ſorgen, als daß er die ewigen Händel der beyden Pabſte hätte ſchlichten ſollen. Da der Kónig Wenzel den Herzog Albrecht von Geſtreich nicht ohne Grund im Berdacht hatte/ daß er zu deſſelben Gefangenſchaft vieles beygetragen, und ſie zu veranſkalten geholfen, ſo ſchickte er ihm eine Kla= geſchrift zu. Der Herzog aber bemühte ſich dieſen Ber= dacht durch eine Beantwortung von ſich abzulehnen. Wir wollen die Artikel ſammt den Antworten des Herzogs in der Kürze herſeſzen. I) Wenzel ſpricht, daß ſich der Herzog gegen den Kaiſer Karl IV. und ihn/ Wenzeln, freundſchaftlich verbunden. Antwort des Herzogs: Eben ſo hat ſich Karl IV. und Wenzel gegen den Herzog und ſeine Brüder und Erben ver= bunden, und zuerſt wider dieſe Bündniſſe und Einigung gehandelt. 1394. 2) 1 Magnum Chron, Belgii p. 328. 2 Epistola im Urkundenb. n. Cx.
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Klagt wider Oeſtreich. 295 2) Hat der Herzog ſeine Lánder von Wenzel zu 5394. Lehen bekommen und ihm gehuldiget. Antw. Wird eingestanden; jedoch als von einem Römiſchen Konig, und nicht als von einem Erbherrn. 3) Der Herzog habe ſeine Gelubde und Berſpre= chen bry der Lehnſchaft übertreten. Antw. Man habe sich allezeit gegen ihn und das h. R. Reich, wie es recht iſk, verhalten. 4) Hat der Herzog ohne Wiſſen und Willen des Röm. Konigs Bündniſſe mit Fürsten und Herren er- richtet. Antw. Daben sey das h. R. Reich immer ansgenommen worden. 5) Als König Wenzel in der Gefangenſchaft und ſeiner ſelbſt nicht mächtig geweſen, habe der Herzog nach dem Reiche geſtrebet/ und deswegen ſeine Botſchafter an die Ruhrfürſken des Reichs geſchickt. Antw. Der Anſpruch auf das Reich wird geleugnet, und man be= ruft ſich auf das Zeugniß der Kuhrfürsten. 6) Hat der Herzog ſein Kriegsvolk unangeſagt feindlich nach Böhmen ziehen, daſelbst Leute fangen, und das Land mit Mord und Brand verheeren lasſen. Antw. Der Herzog habe es auf Berlangen des Mark= grafen Iodok, ſeines Bundgenoſſen, thun müſſen. Er und der König von Ungarn haben es dem Markgra- fen Prokop angeſagt, wie auch Wenzels Geſandten, wenn ſich derſelbe mit ſeinen Brūdern und Bettern nicht in der Gûte vergleichen ſollte. 7) Der Kónig Wenzel ſey mit Wiſſen und Wil= len des Herzogs gefangen nach Oeſtreich geführt wor= den, und daß der Herzog darnach geſfrebet, den Ge= fangenen in ſeine Macht zu bekommen. Ant. Wird geleugnet/ und behauptet, daß es ohne Wiſſen und wi= der den Willen des Herzogs geſcheßen. Wie er denn den Stahrenbergen das Berfahren mit dem König Wenzel durch eine Botſchaft ábel ausgedentet, und es 4 ihnen
Klagt wider Oeſtreich. 295 2) Hat der Herzog ſeine Lánder von Wenzel zu 5394. Lehen bekommen und ihm gehuldiget. Antw. Wird eingestanden; jedoch als von einem Römiſchen Konig, und nicht als von einem Erbherrn. 3) Der Herzog habe ſeine Gelubde und Berſpre= chen bry der Lehnſchaft übertreten. Antw. Man habe sich allezeit gegen ihn und das h. R. Reich, wie es recht iſk, verhalten. 4) Hat der Herzog ohne Wiſſen und Willen des Röm. Konigs Bündniſſe mit Fürsten und Herren er- richtet. Antw. Daben sey das h. R. Reich immer ansgenommen worden. 5) Als König Wenzel in der Gefangenſchaft und ſeiner ſelbſt nicht mächtig geweſen, habe der Herzog nach dem Reiche geſtrebet/ und deswegen ſeine Botſchafter an die Ruhrfürſken des Reichs geſchickt. Antw. Der Anſpruch auf das Reich wird geleugnet, und man be= ruft ſich auf das Zeugniß der Kuhrfürsten. 6) Hat der Herzog ſein Kriegsvolk unangeſagt feindlich nach Böhmen ziehen, daſelbst Leute fangen, und das Land mit Mord und Brand verheeren lasſen. Antw. Der Herzog habe es auf Berlangen des Mark= grafen Iodok, ſeines Bundgenoſſen, thun müſſen. Er und der König von Ungarn haben es dem Markgra- fen Prokop angeſagt, wie auch Wenzels Geſandten, wenn ſich derſelbe mit ſeinen Brūdern und Bettern nicht in der Gûte vergleichen ſollte. 7) Der Kónig Wenzel ſey mit Wiſſen und Wil= len des Herzogs gefangen nach Oeſtreich geführt wor= den, und daß der Herzog darnach geſfrebet, den Ge= fangenen in ſeine Macht zu bekommen. Ant. Wird geleugnet/ und behauptet, daß es ohne Wiſſen und wi= der den Willen des Herzogs geſcheßen. Wie er denn den Stahrenbergen das Berfahren mit dem König Wenzel durch eine Botſchaft ábel ausgedentet, und es 4 ihnen
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296 Laßt den Burgermeiſter 10 e. m. 11 6.m. 1394. ihnen noch zur Zeit nicht verziehen ungeachtet ihn Wenzel darum gebeten I 2c. Hieraus erhellet, daß der König Siegmund und der Markgraf Iosst die Gefangenſchaft Wenzels beſchloſſen und hauptſächſich veranſtaltet haben, darinn ſie von den böhmiſchen Herren unterſtutzet worden. Der Herzog Albrecht hat, als Bundsgenoſſe Siegmunds und Jodoks das ſeinige dazu allerdings beygetragen. Nur dieß muß ihm mißfallen haben, daß man den Gefangenen in ſein Land gebracht hat, wodurch der Berdacht zur Gewißheit hatte werden können, wenn er nicht dawider geweſen ware. Der Konig fuhr fort zu Prag verſchiedene Ber= ordnungen auszufertigen. So gab er den Ruttenber= gern die Freyheit, daß die Straſſe von Czaſlau gegen Prag durch die Stadt Kuttenberg gehen, und wer ei= 4 Nov. nen andern Weg führey ſeine Waaren verfallen ſolle 2. An die Judenſchaft zu Regensburg ließ er den Befehl ergehen/ daß ſie den jährlich zu bezahlen ſchuldigen Pfennig entrichten ſolle 3. Am folgenden Tage hat Wenzel den Bürgermeiſter und einige Räthe der Alt= ſtadt Prag auf den Wiſchehrad gerufen, und ſie unver= züglich köpfen lassen, weil sie zu seiner Gefangnehmung das ihrige mit Rath und That beygetragen haben 4. Das Haus des Bürgermeiſters ſchenkte Wenzel der Teinkirche zu Trrichtung eines Schulhauſes 5. Ob es zwar 3 4 5 1 Apograph. in Archiuo CAES. VIND. Impreſſ. apud WENKER in Apparatu Arch. p. 408. ohne Jahr und Tag. Daß aber Wenzel ſeine Klagen um dieſe Zeit aufgeſeßt , erhellet daraus , weil des Bundes der böhm. Herren mit Oeſtreich vom I7. Dec. I394. darinn nicht erwáhut wird, ſo gewiß einer der wich= tigſten Klagepunkte geweſen wāre= 2 Apud BECZKOWSKI p. 612. Originale in Archiuo RATISB. PAPROCZKY lib. III. p. 32. WELESLAWINA ad 8. Maii.
296 Laßt den Burgermeiſter 10 e. m. 11 6.m. 1394. ihnen noch zur Zeit nicht verziehen ungeachtet ihn Wenzel darum gebeten I 2c. Hieraus erhellet, daß der König Siegmund und der Markgraf Iosst die Gefangenſchaft Wenzels beſchloſſen und hauptſächſich veranſtaltet haben, darinn ſie von den böhmiſchen Herren unterſtutzet worden. Der Herzog Albrecht hat, als Bundsgenoſſe Siegmunds und Jodoks das ſeinige dazu allerdings beygetragen. Nur dieß muß ihm mißfallen haben, daß man den Gefangenen in ſein Land gebracht hat, wodurch der Berdacht zur Gewißheit hatte werden können, wenn er nicht dawider geweſen ware. Der Konig fuhr fort zu Prag verſchiedene Ber= ordnungen auszufertigen. So gab er den Ruttenber= gern die Freyheit, daß die Straſſe von Czaſlau gegen Prag durch die Stadt Kuttenberg gehen, und wer ei= 4 Nov. nen andern Weg führey ſeine Waaren verfallen ſolle 2. An die Judenſchaft zu Regensburg ließ er den Befehl ergehen/ daß ſie den jährlich zu bezahlen ſchuldigen Pfennig entrichten ſolle 3. Am folgenden Tage hat Wenzel den Bürgermeiſter und einige Räthe der Alt= ſtadt Prag auf den Wiſchehrad gerufen, und ſie unver= züglich köpfen lassen, weil sie zu seiner Gefangnehmung das ihrige mit Rath und That beygetragen haben 4. Das Haus des Bürgermeiſters ſchenkte Wenzel der Teinkirche zu Trrichtung eines Schulhauſes 5. Ob es zwar 3 4 5 1 Apograph. in Archiuo CAES. VIND. Impreſſ. apud WENKER in Apparatu Arch. p. 408. ohne Jahr und Tag. Daß aber Wenzel ſeine Klagen um dieſe Zeit aufgeſeßt , erhellet daraus , weil des Bundes der böhm. Herren mit Oeſtreich vom I7. Dec. I394. darinn nicht erwáhut wird, ſo gewiß einer der wich= tigſten Klagepunkte geweſen wāre= 2 Apud BECZKOWSKI p. 612. Originale in Archiuo RATISB. PAPROCZKY lib. III. p. 32. WELESLAWINA ad 8. Maii.
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von Prag enthaupten. 297 ywar kein álterer Geſchichtſchreiber erzählet, ſo ift es doch ſehr wahrſcheinlich, daß der Bürgermeiſter nebſt einigen Ráthen um die Gefangenſchaft Wenzels, da er zu Prag ſaß, gewußt haben, welche die übrigen Stádte und Ráthe zu dem oben angeführten Bündnis ſe mit Iodoken und den böhmiſchen Herren verleitet haben mogen, da ſie ihnen die Sache nicht ſo, wie ſie war/ vorgeſfellet und ſie betrogen haben. Wenzel hat= te alſo gerechte Urſache ſie, als Berráther, und die ſich an ſeiner Perſon vergriffen, am Leben zu ſtrafen. Dieß widerſpricht auch nicht dem Geſlándniſſe der ganzen Bur= gerſchaft, wenn ſie ſagte, daß ſie von der Gefangen= ſchaft Wenzels zu Prag nichts gewußt habe. Den Bürgern zu Leutmeriſz gab Wenzel eine Ordnung; nach welcher ſie ihre Steuern zahlen ſollten, mit dem Befehle, daß ſich der Unterkammerer darnach richten solle 1. Für die Stadt Koskéletz an der Elbe 2zNov. fertigte er einen Beſtätigungsbrief aller ihrer Freyheiten aus 2. Am nehmlichen Tage ertheilte er einen Schuſ= brief der Aebtissinn zu St. Paul in Negensburg 3. Fritzen von Schonburg aber belehnte er mit der Beſke Haſsenftein und was dazu gehöret, mit der Bedingung, daß ihm dieß Schloß immer offen ſtehen, und ihm die Schönburge mit zehn Mann zu Dienſten ſeyn ſollen 4. Und der Stadt Kolin bestätigte er am folgenden Tage alle Freyheitsbriefe, die dieſelbe von den vorgehenden Königen erhalten hatte 5. Die oben erzáhlte Enthauptung des Prager Bür= germeifters ſchreckte die bohmiſchen Herren/ welche Wen= zelo Gefangenſchaft veranſkaltet hatten, ſo ſehr/ daß fie/ ihre Köpfe in Sicherheit zu bringen, bedacht waren. 5 22 c.m. 21e.m. I3 Dec. c. d. 1394. Und 1 Dipl. Urkundenb. n. CXI. 2 Dipl. Originale in Archiuo Costelecz. 3 Originale in Archino RATISB. 4 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1406. 5 Originale in Archiuo Ciuitatis Colin.
von Prag enthaupten. 297 ywar kein álterer Geſchichtſchreiber erzählet, ſo ift es doch ſehr wahrſcheinlich, daß der Bürgermeiſter nebſt einigen Ráthen um die Gefangenſchaft Wenzels, da er zu Prag ſaß, gewußt haben, welche die übrigen Stádte und Ráthe zu dem oben angeführten Bündnis ſe mit Iodoken und den böhmiſchen Herren verleitet haben mogen, da ſie ihnen die Sache nicht ſo, wie ſie war/ vorgeſfellet und ſie betrogen haben. Wenzel hat= te alſo gerechte Urſache ſie, als Berráther, und die ſich an ſeiner Perſon vergriffen, am Leben zu ſtrafen. Dieß widerſpricht auch nicht dem Geſlándniſſe der ganzen Bur= gerſchaft, wenn ſie ſagte, daß ſie von der Gefangen= ſchaft Wenzels zu Prag nichts gewußt habe. Den Bürgern zu Leutmeriſz gab Wenzel eine Ordnung; nach welcher ſie ihre Steuern zahlen ſollten, mit dem Befehle, daß ſich der Unterkammerer darnach richten solle 1. Für die Stadt Koskéletz an der Elbe 2zNov. fertigte er einen Beſtätigungsbrief aller ihrer Freyheiten aus 2. Am nehmlichen Tage ertheilte er einen Schuſ= brief der Aebtissinn zu St. Paul in Negensburg 3. Fritzen von Schonburg aber belehnte er mit der Beſke Haſsenftein und was dazu gehöret, mit der Bedingung, daß ihm dieß Schloß immer offen ſtehen, und ihm die Schönburge mit zehn Mann zu Dienſten ſeyn ſollen 4. Und der Stadt Kolin bestätigte er am folgenden Tage alle Freyheitsbriefe, die dieſelbe von den vorgehenden Königen erhalten hatte 5. Die oben erzáhlte Enthauptung des Prager Bür= germeifters ſchreckte die bohmiſchen Herren/ welche Wen= zelo Gefangenſchaft veranſkaltet hatten, ſo ſehr/ daß fie/ ihre Köpfe in Sicherheit zu bringen, bedacht waren. 5 22 c.m. 21e.m. I3 Dec. c. d. 1394. Und 1 Dipl. Urkundenb. n. CXI. 2 Dipl. Originale in Archiuo Costelecz. 3 Originale in Archino RATISB. 4 LVNIG C. G. D. Tom. I. p. 1406. 5 Originale in Archiuo Ciuitatis Colin.
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298 Búndniſſe wider ihn. 1394. Und der beletvigte König würde sie ganz gewiß, als Be- leidiger Seiner Majestát, am Leben geſtraft haben, wenn ſie in ſeine Gewalt gekommen wáren. Sie wa= ren allerdings als Emporer auzuſehen, welche an ihren König gewaltſame Hand gelegt hatten. Um ſich in Sicherheit zu ſtellen, begaben sie sich zu Weitra unter den Schuſz der Herzoge von Geſtreich auf ganze ſieben Iahre, und verbanden ſich dagegen den Herzogen mit aller ihrer Macht beyzustehen, wenn sie von jemanden, (vom Kónig Wenzel) in ihren Landen angegriffen werden ſollten. Dieſer Bund ſollte auch in dem Falle fort= dauern/ wenn ſich die Landherren mit ihrem König verſshnt und verglichen haben würden. An der Spitze dieſer böhmiſchen Bundsgenossen war Josst Markgraf von Vſlähren, und die Herren waren Heinrich von Roſenberg, der den König von Prag bis Wiltberg gefangen geführt hatte, Heinrich von Neuhaus, Brzen= ko von Skal rc. I. Und ſo durfte der König Wen= zel die Empörer nicht beym Kopfe nehmen, ſonſt wür= den ſie ihm alle, von dem benachbarten Oeſtreich unter= ſkuſzt und vertheidigt, auf den Hals gefallen ſeyn. Dieß muß ihm neuen Kummer und die Furcht, gar um die böhmiſche Krone gebracht zu werden, verurſacht ha= ben. Er ſuchte sich alſo mit den Königen von Polen und Frankreich dagegen zu verbinden. Damit aber der Markgraf Jodok mit den übrigen böhmiſchen Herren nicht etwann die Emporung noch weiter treiben moch= ten/ mußte der König Wenzel im folgenden I395ten Jahre mit ihnen in Friedensunterhandlungen treten. Indeſſen fertigte er verſchiedene Berordnungen und Freyheitsbriefe zu Prag aus. So befahl er der Stadt Frankfurt die Zahl der vierzehn Schöpfen voll zählig zu machen, ſo wie es daſelbſt in vorigen Zeiten 1 Jan. gewöhnlich geweſen 2. Der Stadt Breslau verlich 1395. er 1 Die übrigen sieh im Urkundenb. n. CXII. 2 Priuil. FRANCOF. p. 210.
298 Búndniſſe wider ihn. 1394. Und der beletvigte König würde sie ganz gewiß, als Be- leidiger Seiner Majestát, am Leben geſtraft haben, wenn ſie in ſeine Gewalt gekommen wáren. Sie wa= ren allerdings als Emporer auzuſehen, welche an ihren König gewaltſame Hand gelegt hatten. Um ſich in Sicherheit zu ſtellen, begaben sie sich zu Weitra unter den Schuſz der Herzoge von Geſtreich auf ganze ſieben Iahre, und verbanden ſich dagegen den Herzogen mit aller ihrer Macht beyzustehen, wenn sie von jemanden, (vom Kónig Wenzel) in ihren Landen angegriffen werden ſollten. Dieſer Bund ſollte auch in dem Falle fort= dauern/ wenn ſich die Landherren mit ihrem König verſshnt und verglichen haben würden. An der Spitze dieſer böhmiſchen Bundsgenossen war Josst Markgraf von Vſlähren, und die Herren waren Heinrich von Roſenberg, der den König von Prag bis Wiltberg gefangen geführt hatte, Heinrich von Neuhaus, Brzen= ko von Skal rc. I. Und ſo durfte der König Wen= zel die Empörer nicht beym Kopfe nehmen, ſonſt wür= den ſie ihm alle, von dem benachbarten Oeſtreich unter= ſkuſzt und vertheidigt, auf den Hals gefallen ſeyn. Dieß muß ihm neuen Kummer und die Furcht, gar um die böhmiſche Krone gebracht zu werden, verurſacht ha= ben. Er ſuchte sich alſo mit den Königen von Polen und Frankreich dagegen zu verbinden. Damit aber der Markgraf Jodok mit den übrigen böhmiſchen Herren nicht etwann die Emporung noch weiter treiben moch= ten/ mußte der König Wenzel im folgenden I395ten Jahre mit ihnen in Friedensunterhandlungen treten. Indeſſen fertigte er verſchiedene Berordnungen und Freyheitsbriefe zu Prag aus. So befahl er der Stadt Frankfurt die Zahl der vierzehn Schöpfen voll zählig zu machen, ſo wie es daſelbſt in vorigen Zeiten 1 Jan. gewöhnlich geweſen 2. Der Stadt Breslau verlich 1395. er 1 Die übrigen sieh im Urkundenb. n. CXII. 2 Priuil. FRANCOF. p. 210.
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Seine Ausfertigungen. 299 er die Freyheit, in derſelben wöchentlich einen freyen 1395. Fleiſchmarkt, und zwey ſolche Brodmárkte zu halten I.7 Ian- Hierauf fertigte Wenzel einen ſeiner Bertrauten, De= ter Drobnicze, nach Italien ab, und gab ihm ein Empfehlungsſchreiben an alle Fürſten, Herren und Städ= te mit, daß ſie ihn frey reiſen laſſen mochten 2. Ber= muthlich ward derſelben nach Mayland an den Vis= conti, oder nach Rom abgeſchickt. Dem Unterſakri= ſkan bey.der Prager Schloßkirche/ Wenzel, gab er die Erlaubniß einen Altar zu stiften, und dazu einen jährlichen Zins von 15 Schock zu erkaufen 3. Herz mannen von Chuſſnik, Hauptmann zu Königgräß, gab er einen halben Hof nebſt Wäldern und Wieſen zu Lehen 4. Dem Biſchof Miklas von Speyer er= theilte er die Erlaubniß, den Markt Heidesheim mit Mauern, Pforten, Thürmen und Gráben zu befesti= gen 5. Friedrichen, Grafen zu Oettingen, ſeinem Kammermeiſter und Rathe/ beſlatigte Wenzel die Frey= heiten, Rechte und gute Gewohnheiten an dem Berge zu Baldern 6. Wenzel von Radecz, Dechant bey 24 e.m. St. Apollinar zu Prag, bat um die Trlaubniß einige Meſſen für die Abgeſtorbenen zu ſliften, dazu er neun Schock jährlich auf das Dorf Dobrawiczka anwies, ſo ihm der Konig geſkattete 7. Einem Italiener, Ge- org Cavalli, ertheilte Wenzel den Titel eines Reichs= barons , ſammt dem Titel eines italieniſchen Grafen von S. Orſo 8. 14 Feb. 31 e.m. 2 Mer: 19 e.m. 21 e.m. 12 c.m. Wäh- 1 WEINGARTEN in Fasciculo lib. II. p. 30. 2 Urkundenb. n. CXIII. 3 Originale in Archiuo CAPITVLI Prag. MS. Boh. 4 LVNIG P. Spec. Cont. I. Fortſ. III. p. 260. 5 6 LANG 1. c. Tom. II. p. 56. 7 Dipl. in libro Fraternitatis MS. Archiui Capituli Prag. Der Konig sagt : Nos vero, qui cultum diuinum noſtris temporibus augmentari exoptamus. 8 Dalla CORTE bey H. Haberlin Th. XVII. Vorr. S. LII.
Seine Ausfertigungen. 299 er die Freyheit, in derſelben wöchentlich einen freyen 1395. Fleiſchmarkt, und zwey ſolche Brodmárkte zu halten I.7 Ian- Hierauf fertigte Wenzel einen ſeiner Bertrauten, De= ter Drobnicze, nach Italien ab, und gab ihm ein Empfehlungsſchreiben an alle Fürſten, Herren und Städ= te mit, daß ſie ihn frey reiſen laſſen mochten 2. Ber= muthlich ward derſelben nach Mayland an den Vis= conti, oder nach Rom abgeſchickt. Dem Unterſakri= ſkan bey.der Prager Schloßkirche/ Wenzel, gab er die Erlaubniß einen Altar zu stiften, und dazu einen jährlichen Zins von 15 Schock zu erkaufen 3. Herz mannen von Chuſſnik, Hauptmann zu Königgräß, gab er einen halben Hof nebſt Wäldern und Wieſen zu Lehen 4. Dem Biſchof Miklas von Speyer er= theilte er die Erlaubniß, den Markt Heidesheim mit Mauern, Pforten, Thürmen und Gráben zu befesti= gen 5. Friedrichen, Grafen zu Oettingen, ſeinem Kammermeiſter und Rathe/ beſlatigte Wenzel die Frey= heiten, Rechte und gute Gewohnheiten an dem Berge zu Baldern 6. Wenzel von Radecz, Dechant bey 24 e.m. St. Apollinar zu Prag, bat um die Trlaubniß einige Meſſen für die Abgeſtorbenen zu ſliften, dazu er neun Schock jährlich auf das Dorf Dobrawiczka anwies, ſo ihm der Konig geſkattete 7. Einem Italiener, Ge- org Cavalli, ertheilte Wenzel den Titel eines Reichs= barons , ſammt dem Titel eines italieniſchen Grafen von S. Orſo 8. 14 Feb. 31 e.m. 2 Mer: 19 e.m. 21 e.m. 12 c.m. Wäh- 1 WEINGARTEN in Fasciculo lib. II. p. 30. 2 Urkundenb. n. CXIII. 3 Originale in Archiuo CAPITVLI Prag. MS. Boh. 4 LVNIG P. Spec. Cont. I. Fortſ. III. p. 260. 5 6 LANG 1. c. Tom. II. p. 56. 7 Dipl. in libro Fraternitatis MS. Archiui Capituli Prag. Der Konig sagt : Nos vero, qui cultum diuinum noſtris temporibus augmentari exoptamus. 8 Dalla CORTE bey H. Haberlin Th. XVII. Vorr. S. LII.
Strana 300
300 Gibt den Emporern Während der Zeit hatte der Markgraf Iodol von Mähren, das Haupt der Emporer) geſucht, ſich mit dem Konig Wenzel zu verſöhnen. Er war immer ein Lehnträger des Königs, der ihm des begangenen Meineids wegen das Markgrafthum Mähren zu neh men, und das Lehn an ſeinen Bruder ganz zu über= tragen berechtiget geweſen ware. Dieß würde wohl geſchehen ſeyn) wenn Iodok von máchtigen Nachbarn nicht unrerſlußt worden ware. Der gitige Wenzel er= laubte alſo Iodoken nach Prag zu kommen, um ſich mit ihm zu unterreden. In dieſer Abſicht gab er ihm einen Geleitsbrief, daß er ſicher und frey ſich zu ihm I3Merz begeben, und auch wieder ſo jurůck reiſen móge I. Es ſcheint aber nicht, daß Iodok auf dieſen Geleits- brief nach Prag gegangen ſey. Wenzel mußte ihm zu= vor eine Berſchreibung aufs neue geben, daß er alle und jede Berpflichtungen und Briefe vom Kaiſer Karl IV. Markgraf Iohann und ihm ſelbſt, vollziehen wol= le 2. Iodok noch nicht mit dieſer Berſicherung zu= frieden, verlangte, daß ihm auch andere Fürſten und Herren für die Sicherheit nach Prag und von Prag zu reiſen) ſlehen mochten. Daß auch auf dieſe Art ein Geleitsbrief für einige der böhmiſchen Herren ausge= fertiget werden ſollte. Dieſem Berlangen zufolge gaben alſo auf Befehl des Königs dem Markgrafen Josft, und den edlen Herren Heinrich von Roſenberg, Hein= richen von Neuhaus und Brzenken von Skalay ihnen und ihren Begleitern folgende Herren einen Geleitsbrief nämlich: Stephan Pfalzgraf am Rhein und Herzog in Bayern/ Iohann Markgraf zu Brandenburg, Lau= ſilz und Herzog zu Görlitz, Heinrich von Duba, des Königs Hofmeiſter, Burghard Strnad von Ianowitz und Beneſch Chuſſnik königliche Räthe. Dieſer Si= 30 e.m. 1395. cher= 1 Urkundenb. n. CXIV. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. Dienstag nach Judika.
300 Gibt den Emporern Während der Zeit hatte der Markgraf Iodol von Mähren, das Haupt der Emporer) geſucht, ſich mit dem Konig Wenzel zu verſöhnen. Er war immer ein Lehnträger des Königs, der ihm des begangenen Meineids wegen das Markgrafthum Mähren zu neh men, und das Lehn an ſeinen Bruder ganz zu über= tragen berechtiget geweſen ware. Dieß würde wohl geſchehen ſeyn) wenn Iodok von máchtigen Nachbarn nicht unrerſlußt worden ware. Der gitige Wenzel er= laubte alſo Iodoken nach Prag zu kommen, um ſich mit ihm zu unterreden. In dieſer Abſicht gab er ihm einen Geleitsbrief, daß er ſicher und frey ſich zu ihm I3Merz begeben, und auch wieder ſo jurůck reiſen móge I. Es ſcheint aber nicht, daß Iodok auf dieſen Geleits- brief nach Prag gegangen ſey. Wenzel mußte ihm zu= vor eine Berſchreibung aufs neue geben, daß er alle und jede Berpflichtungen und Briefe vom Kaiſer Karl IV. Markgraf Iohann und ihm ſelbſt, vollziehen wol= le 2. Iodok noch nicht mit dieſer Berſicherung zu= frieden, verlangte, daß ihm auch andere Fürſten und Herren für die Sicherheit nach Prag und von Prag zu reiſen) ſlehen mochten. Daß auch auf dieſe Art ein Geleitsbrief für einige der böhmiſchen Herren ausge= fertiget werden ſollte. Dieſem Berlangen zufolge gaben alſo auf Befehl des Königs dem Markgrafen Josft, und den edlen Herren Heinrich von Roſenberg, Hein= richen von Neuhaus und Brzenken von Skalay ihnen und ihren Begleitern folgende Herren einen Geleitsbrief nämlich: Stephan Pfalzgraf am Rhein und Herzog in Bayern/ Iohann Markgraf zu Brandenburg, Lau= ſilz und Herzog zu Görlitz, Heinrich von Duba, des Königs Hofmeiſter, Burghard Strnad von Ianowitz und Beneſch Chuſſnik königliche Räthe. Dieſer Si= 30 e.m. 1395. cher= 1 Urkundenb. n. CXIV. 2 Originale in Archiuo CAES. VIND. Dienstag nach Judika.
Strana 301
Geleitsbriefe. 301 cherbeitsbrief gab ihnen die Freyheit auf I4 Tage nach 1395. Prag zu kommen, dorten in Unterhandlungen zu treten, und ſodann ungehindert wieder heim zu reiſen I. Hierauf gieng der König Wenzel auf ſein Schloß Karlſtein, welches für die damaligen Zeiten eine wich- tige Festung war 2. Er besätigte hier dem Kloster Altzell Eisterzienserordens alle Freyheitsbriefe, die es von ſeinen Vorfahren erhalten hatte 3. Eben ſo be- 29 e.m. kräftigte derſelbe die Freyheitsbriefe des Bißthums zu Novara auf Berlangen des damaligen Biſchofs Pe= ter 4. An die Gemeinde zu Frankfurt ließ Wenzel den Befehl ergehen, daß ſie ihrem Rathe, von ſeiner und des Reichs wegen, unterthan und gehorſam ſeyn ſolle, und widerrufte, was ſonft dieſer Ordnung zu= wider ergangen wáre 5. Des Thimo von Koldicz 5 e.m. Brūder Wenzel, Albrecht und Georg belehnte er ſam= mentlich mit böhmiſchen Lehen, und gab ihnen die Frey= heit ſolche auch unter ihre Erben zu vertheilen 6. Ehe noch Wenzel mit dem Markgrafen Iodok in Unterhandlungen trat, unternahm er einige Berán= derung mit der Lombardie. Iohann Galeaz, Biskon= ti von Mayland , war damals Herr von dem größten Theile der Lombardie. Er hatte ſich bisher einen Gra= fen von Vertu geſchrieben. Da ihm aber jeſzt dieſer Titel zu gering, und ſeiner Macht nicht angemeſſen zu ſeyn ſchien, ſo verlangte er vom Kónig Wenzel/ als dem Oberhaupte des Rómiſchen Reichs, einen vorneh= mern 10 c.m. 18 Apr. 2 Man 1 Dipl. in Collect. RAYGRAD, ex Origin. Am Sonn= tag Quaſimodo geniti. 2 Eine ausführliche und zuverläſſige Beſchreibung die= ſes Schloſſes ſteht im 3ten Hefte der Materialien zur böhm. Statistik. Dipl. apud BALB. Miſc. 1. VIII. 279. 3 4 VGHELLI Italia ſacra Tom. IV. p. 716. 5 Priuil. FRANCON. S. 211. 6 Originale in Archiuo Curiæ Feud. Appell. R. Boh. Montag nach Cantate.
Geleitsbriefe. 301 cherbeitsbrief gab ihnen die Freyheit auf I4 Tage nach 1395. Prag zu kommen, dorten in Unterhandlungen zu treten, und ſodann ungehindert wieder heim zu reiſen I. Hierauf gieng der König Wenzel auf ſein Schloß Karlſtein, welches für die damaligen Zeiten eine wich- tige Festung war 2. Er besätigte hier dem Kloster Altzell Eisterzienserordens alle Freyheitsbriefe, die es von ſeinen Vorfahren erhalten hatte 3. Eben ſo be- 29 e.m. kräftigte derſelbe die Freyheitsbriefe des Bißthums zu Novara auf Berlangen des damaligen Biſchofs Pe= ter 4. An die Gemeinde zu Frankfurt ließ Wenzel den Befehl ergehen, daß ſie ihrem Rathe, von ſeiner und des Reichs wegen, unterthan und gehorſam ſeyn ſolle, und widerrufte, was ſonft dieſer Ordnung zu= wider ergangen wáre 5. Des Thimo von Koldicz 5 e.m. Brūder Wenzel, Albrecht und Georg belehnte er ſam= mentlich mit böhmiſchen Lehen, und gab ihnen die Frey= heit ſolche auch unter ihre Erben zu vertheilen 6. Ehe noch Wenzel mit dem Markgrafen Iodok in Unterhandlungen trat, unternahm er einige Berán= derung mit der Lombardie. Iohann Galeaz, Biskon= ti von Mayland , war damals Herr von dem größten Theile der Lombardie. Er hatte ſich bisher einen Gra= fen von Vertu geſchrieben. Da ihm aber jeſzt dieſer Titel zu gering, und ſeiner Macht nicht angemeſſen zu ſeyn ſchien, ſo verlangte er vom Kónig Wenzel/ als dem Oberhaupte des Rómiſchen Reichs, einen vorneh= mern 10 c.m. 18 Apr. 2 Man 1 Dipl. in Collect. RAYGRAD, ex Origin. Am Sonn= tag Quaſimodo geniti. 2 Eine ausführliche und zuverläſſige Beſchreibung die= ſes Schloſſes ſteht im 3ten Hefte der Materialien zur böhm. Statistik. Dipl. apud BALB. Miſc. 1. VIII. 279. 3 4 VGHELLI Italia ſacra Tom. IV. p. 716. 5 Priuil. FRANCON. S. 211. 6 Originale in Archiuo Curiæ Feud. Appell. R. Boh. Montag nach Cantate.
Strana 302
302 Macht Iohannen Galleaz mern Titel, námlich die Wurde eines Herzogs. De für trug er Wenzeln eine Summe von hundert tau= ſend Goldgulden an. Dem Konig Wenzel, der jest großen Mangel an Gelde Hatte, konnte dieſer Antras nicht anders , als ſehr willkommen ſeyn, zumal da et dem Bisconti keine Länder, denn dieſe hatte derſelbe ſchon im Beſiß, ſondern nur einen leeren Titel ver- lieh. Wenzel fertigte alſo das Diplom ausy kraft deſ ſen er dem erwáhnten Iohann Galeaz, ihm, ſeinen Erben und Nachkommen, die herzogliche Würde er= theilte, daß er námlich eben die Würde, Macht, Frey- heiten, Gewohnheiten/ eben den Adel und das Recht, wie die übrigen Fürſten, und namentlich die Herzoge 1I May des h. Rom. Reichs , genieſſen ſolle und móge I. Nach der Zeit, und beſonders im I. I400, da man Wenzels Abſeſzung zu rechefertigen ſuchte, mach- te man viel Weſens aus dieſer Berleihung/ und rech= nete ſie Wenzeln zu einem Verbrechen an. Was hie= von der gelehrte und gründliche deutſche Geſchichtſchrei ber, D. Dominik Häberlin ſchreibet, wollen wir mit ſeinen eigenen Worten herſeſzen. Er ſagt: “ Hiedurch aber erhielt in der That der Ioannes Galeazins we= der eine größere Gewalt/ noch eine mehr ausgebreitete Herrſchaft , als er bereits beſaß, ſondern Wenzeslaus gab ihm nur einen neuen und vornehmern Titel. Schon die vorigen Kaiſer hatten dessen Borfahren zu ihren und des Reichs beffändigen Vikarien zu Mayland, und in andern unter ihrer Bothmäsſigkeit ſlehenden Städten, ernannt, und ſie beherrſchten ihre Staaten auch ohne den herzoglichen Zitel mit ſolchem Anſehen, daß ſie sich 1395 1 Decernentes, quod tu , heredes et ſuceſſores tui, Duces Mediolani perpetuis in antea temporibus omni dig- nitate, nobilitate, iure, poteſtate, libertate, con- ſuetudine et honore gaudere debeatis et frui conti- nuo , quibus alii ſacri Imperii Principes , et nomina- tim Duces illuſtres fruiti ſunt hactenus et quotidie potiuntur. Dipl. bey DVMONT p. 236.
302 Macht Iohannen Galleaz mern Titel, námlich die Wurde eines Herzogs. De für trug er Wenzeln eine Summe von hundert tau= ſend Goldgulden an. Dem Konig Wenzel, der jest großen Mangel an Gelde Hatte, konnte dieſer Antras nicht anders , als ſehr willkommen ſeyn, zumal da et dem Bisconti keine Länder, denn dieſe hatte derſelbe ſchon im Beſiß, ſondern nur einen leeren Titel ver- lieh. Wenzel fertigte alſo das Diplom ausy kraft deſ ſen er dem erwáhnten Iohann Galeaz, ihm, ſeinen Erben und Nachkommen, die herzogliche Würde er= theilte, daß er námlich eben die Würde, Macht, Frey- heiten, Gewohnheiten/ eben den Adel und das Recht, wie die übrigen Fürſten, und namentlich die Herzoge 1I May des h. Rom. Reichs , genieſſen ſolle und móge I. Nach der Zeit, und beſonders im I. I400, da man Wenzels Abſeſzung zu rechefertigen ſuchte, mach- te man viel Weſens aus dieſer Berleihung/ und rech= nete ſie Wenzeln zu einem Verbrechen an. Was hie= von der gelehrte und gründliche deutſche Geſchichtſchrei ber, D. Dominik Häberlin ſchreibet, wollen wir mit ſeinen eigenen Worten herſeſzen. Er ſagt: “ Hiedurch aber erhielt in der That der Ioannes Galeazins we= der eine größere Gewalt/ noch eine mehr ausgebreitete Herrſchaft , als er bereits beſaß, ſondern Wenzeslaus gab ihm nur einen neuen und vornehmern Titel. Schon die vorigen Kaiſer hatten dessen Borfahren zu ihren und des Reichs beffändigen Vikarien zu Mayland, und in andern unter ihrer Bothmäsſigkeit ſlehenden Städten, ernannt, und ſie beherrſchten ihre Staaten auch ohne den herzoglichen Zitel mit ſolchem Anſehen, daß ſie sich 1395 1 Decernentes, quod tu , heredes et ſuceſſores tui, Duces Mediolani perpetuis in antea temporibus omni dig- nitate, nobilitate, iure, poteſtate, libertate, con- ſuetudine et honore gaudere debeatis et frui conti- nuo , quibus alii ſacri Imperii Principes , et nomina- tim Duces illuſtres fruiti ſunt hactenus et quotidie potiuntur. Dipl. bey DVMONT p. 236.
Strana 303
zum Herzog von Mayland. 303 sich um den deutſchen Raiſer wenig bekümmerten. Mit I395. hin kann es dem Wenzeolaus nicht ſo ſehr zur Laſk gelegt werden, daß er einem titelſüchtigen Herrn, für eine große Summe Geldes, einen leeren Titel ertheilte, da die Sache ſelbſt ſchon lange weggegeben war , I. Es war auch nicht ganz falſch; wenn Wenzel in der Urkunde sagt, daß es mit Einwilligung der Fürsken und Stande des Reichs geſcheßen, denn es befanden ſich damals am Hofe Wenzels der Herzog Stephan von Bayern und Pfalzgraf am Rhein, der Marfgraf Io- hann von Brandenburg, welche um dieſe Berleihung gewußt und hiezu gewilliget haben môgen. Man kann vielmehr behaupten, daß Kónig Wenzel ſehr klug und mit Bortheil für das Reich gehandelt, wenn er des Visconti Verlangen erfüllet hat. Hatte ſich dieſer in Italien mächtige Herr vom Reiche unabhángig machen wollen/ wer wûrde ihn wohl unterworfen haben ? Man weis, was der König Ruprecht wider ihn im I. I402. ausgerichtet habe. Wenzel erhielt ihn wenigſkens da= durch beym Reiche, daß er denſelben verband, ſeine Lánder von den Römiſchen Kónigen und Kaiſern zu Lehen zu nehmen, und ihnen den Gehorſam/ Treue und Unter= werfung zu ſchweren 2. Die Ermahnungen, welche der Kónig Wenzel dem neuen Herzog zu gleicher Zeit gegeben/ ſind zu ſchön, als daß wir ſie nicht unten wört I S. 190. 2 Quodque tu et ſucceſſores tui, Duces Ciuitatis et Dio- ceſis Mediol, Ducatum ſeu Principatum eundem cum omnibus ſuis pertinentiis a nobis, nec non a Sere- niſſimis Rom. Imperatoribus et Regibus, ſucceſſori- bus noſtris, et ab ipſo Romano Imperio debito ſo- lemnitatis honore cum vexillis, ut moris est, et ſo- lita reuerentia, ſuscipere debeatis, nobisque ac eis- dem noſtris ſucceſſoribus in caſibus præmiſſis , ficut alii Inperiales Duces et principes, præſtare et facere Fidelitatis, homagii, obedient � et ſubjectiouis debita corporalia juramenta. DVMONT I. c.
zum Herzog von Mayland. 303 sich um den deutſchen Raiſer wenig bekümmerten. Mit I395. hin kann es dem Wenzeolaus nicht ſo ſehr zur Laſk gelegt werden, daß er einem titelſüchtigen Herrn, für eine große Summe Geldes, einen leeren Titel ertheilte, da die Sache ſelbſt ſchon lange weggegeben war , I. Es war auch nicht ganz falſch; wenn Wenzel in der Urkunde sagt, daß es mit Einwilligung der Fürsken und Stande des Reichs geſcheßen, denn es befanden ſich damals am Hofe Wenzels der Herzog Stephan von Bayern und Pfalzgraf am Rhein, der Marfgraf Io- hann von Brandenburg, welche um dieſe Berleihung gewußt und hiezu gewilliget haben môgen. Man kann vielmehr behaupten, daß Kónig Wenzel ſehr klug und mit Bortheil für das Reich gehandelt, wenn er des Visconti Verlangen erfüllet hat. Hatte ſich dieſer in Italien mächtige Herr vom Reiche unabhángig machen wollen/ wer wûrde ihn wohl unterworfen haben ? Man weis, was der König Ruprecht wider ihn im I. I402. ausgerichtet habe. Wenzel erhielt ihn wenigſkens da= durch beym Reiche, daß er denſelben verband, ſeine Lánder von den Römiſchen Kónigen und Kaiſern zu Lehen zu nehmen, und ihnen den Gehorſam/ Treue und Unter= werfung zu ſchweren 2. Die Ermahnungen, welche der Kónig Wenzel dem neuen Herzog zu gleicher Zeit gegeben/ ſind zu ſchön, als daß wir ſie nicht unten wört I S. 190. 2 Quodque tu et ſucceſſores tui, Duces Ciuitatis et Dio- ceſis Mediol, Ducatum ſeu Principatum eundem cum omnibus ſuis pertinentiis a nobis, nec non a Sere- niſſimis Rom. Imperatoribus et Regibus, ſucceſſori- bus noſtris, et ab ipſo Romano Imperio debito ſo- lemnitatis honore cum vexillis, ut moris est, et ſo- lita reuerentia, ſuscipere debeatis, nobisque ac eis- dem noſtris ſucceſſoribus in caſibus præmiſſis , ficut alii Inperiales Duces et principes, præſtare et facere Fidelitatis, homagii, obedient � et ſubjectiouis debita corporalia juramenta. DVMONT I. c.
Strana 304
304 Will Iosften befriedigen. wörtlich hinſeſzen ſollten I. Hernach ſchickte Wenzel ſeinen Hofrath Beneſch von Chuſſnik nach Mayland; und ernannte den Biſchof von Novara zu ſeinem Be= vollmáchtigten, welche auf dem großen Plate vor der Hauptkirche der Stadt das königliche Diplom offent= lich ablaſſen, und dem neuen Herzog ſowohl den Her= zoglichen Mantel, als auch die übrigen Insignien über- reichten. Die großen Feyerlichkeiten, womit alles dieß geſchehen, kann man bey den damaligen italieniſchen Geſchichtſchreibern nachleſen 2. Um eben dieſe Zeit waren der Markgrafen Ioſst, wie auch die böhm. Herren Heinrich von Roſenberg/ Heinrich von Neuhaus, und Brzenko von Skala unter dem ihnen vom Kónig ertheilten ſicheren Geleite zu Prag angelangt. Der Kónig Wenzel ſchickte ſeinen Bruder Io= hann und einige ſeiner Rathe dahin, um mit ihnen an ei= nem Bergleiche zu arbeiten. Es war endlich ſo weit ge= kommen, daß der König dem Markgrafen das Herzogthum I3 May Luxenburg 3, wie auch die Landvogtey im Elſaſſe abtrat. Des leßzten wegen ließ er an die Elſaſiſchen Stánde ei= nen Befehl ergehen 4. Allein Iodok war mit dieſem noch nicht zufrieden. Er verließ alſo Prag wieder ; und die Unterhandlungen mit den böhmiſchen Herren wurden auch abgebrochen. Was weiter geſchehen, und wie endlich der Bergleich zu Stand gekommen, werden wir im zweiten Theile dieſer Geſchichte erzäßlen. c. d. 1395. 1 Tende ad laudum celſa veſtigia, ut priores tuos, quos honore ſuperas, virtute transſcendas. Bonorum exem- pla ſequere, et ingenuitatis memor tuæ per viam probitatis incede &c. IBID. 2 In MVRATORII Scriptoribus Italiæ Tom. XVI. XVII. XVIII. XIX. &c. 3 Diploma in Collect. Raygrad. ex originali. 4 Urkundenb. n. CXV. Ende des exsten Theils.
304 Will Iosften befriedigen. wörtlich hinſeſzen ſollten I. Hernach ſchickte Wenzel ſeinen Hofrath Beneſch von Chuſſnik nach Mayland; und ernannte den Biſchof von Novara zu ſeinem Be= vollmáchtigten, welche auf dem großen Plate vor der Hauptkirche der Stadt das königliche Diplom offent= lich ablaſſen, und dem neuen Herzog ſowohl den Her= zoglichen Mantel, als auch die übrigen Insignien über- reichten. Die großen Feyerlichkeiten, womit alles dieß geſchehen, kann man bey den damaligen italieniſchen Geſchichtſchreibern nachleſen 2. Um eben dieſe Zeit waren der Markgrafen Ioſst, wie auch die böhm. Herren Heinrich von Roſenberg/ Heinrich von Neuhaus, und Brzenko von Skala unter dem ihnen vom Kónig ertheilten ſicheren Geleite zu Prag angelangt. Der Kónig Wenzel ſchickte ſeinen Bruder Io= hann und einige ſeiner Rathe dahin, um mit ihnen an ei= nem Bergleiche zu arbeiten. Es war endlich ſo weit ge= kommen, daß der König dem Markgrafen das Herzogthum I3 May Luxenburg 3, wie auch die Landvogtey im Elſaſſe abtrat. Des leßzten wegen ließ er an die Elſaſiſchen Stánde ei= nen Befehl ergehen 4. Allein Iodok war mit dieſem noch nicht zufrieden. Er verließ alſo Prag wieder ; und die Unterhandlungen mit den böhmiſchen Herren wurden auch abgebrochen. Was weiter geſchehen, und wie endlich der Bergleich zu Stand gekommen, werden wir im zweiten Theile dieſer Geſchichte erzäßlen. c. d. 1395. 1 Tende ad laudum celſa veſtigia, ut priores tuos, quos honore ſuperas, virtute transſcendas. Bonorum exem- pla ſequere, et ingenuitatis memor tuæ per viam probitatis incede &c. IBID. 2 In MVRATORII Scriptoribus Italiæ Tom. XVI. XVII. XVIII. XIX. &c. 3 Diploma in Collect. Raygrad. ex originali. 4 Urkundenb. n. CXV. Ende des exsten Theils.
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