z 97 stránek
Titel
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Edition
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Název:
Dokumente zur Geschichte des großen abendländischen Schismas (1385-1395)
Autor:
Steinherz, Samuel
Rok vydání:
1932
Místo vydání:
Praha
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
97
Obsah:
- I: Titel
- V: Vorwort
- 1: Edition
upravit
Strana I
Dokumente zur Geschichte des großen abendländischen Schismas (1385—1395) Veröffentlicht von S. Steinherz Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik Vertrieb: Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg
Dokumente zur Geschichte des großen abendländischen Schismas (1385—1395) Veröffentlicht von S. Steinherz Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik Vertrieb: Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg
Strana II
Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte Herausgegeben von der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik 11. Heft Prag 1932 Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik Vertrieb: Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg
Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte Herausgegeben von der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik 11. Heft Prag 1932 Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik Vertrieb: Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg
Strana III
Strana IV
Strana V
Vorwort. Die Dokumente, die im folgenden veröffentlicht werden, beziehen sich auf das große, kirchliche Schisma, das im Jahre 1378 durch die Wahl des Papstes Urban VI. und eines Gegenpapstes Clemens VII. entstanden war. Da Clemens VII., oft Papst von Avignon genannt, weil er in dieser Stadt residierte, wohl in Frank- reich, Schottland und Spanien, aber nicht in Deutschland an- erkannt wurde, hat er sich bemüht, auch dort sich durchzusetzen; dabei hat der Salzburger Erzbischof Pilgrim 1) II. (1366—1396), der im Jahre 1385 im geheimen zu Clemens VII. übergetreten war2) eine Hauptrolle gespielt. Er war der Vermittler zwischen Papst Clemens und dem deutschen König Wenzel, er führte die Verhand- lungen, er schrieb Berichte an den Avignonesischen Papst und an seinen Kämmerer und Vertrauensmann Heinrich Bayler und er empfing von ihnen wiederum Briefe mit Aufträgen oder mit Mit- teilungen über die Vorgänge in der Welt. Diese Dokumente sind in der Salzburgischen Abteilung des Wiener Staatsarchivs auf- bewahrt. Aber was uns heute vorliegt, ist nur ein Teil von dem, was einst vorhanden war. Von den Briefen des Papstes und Baylers liegt aus den Jahren 1385—1389 nur ein einziger vor (Nr. 4); wie viele mögen verloren gegangen sein3). Noch empfindlicher ist der Verlust aller Briefe, die der Erzbischof nach Avignon, sei es an den Papst oder an Bayler geschrieben hatte 4). Von keinem einzigen ist ein Konzept oder eine Abschrift unter den Papieren Pilgrims zu 1) Uber diese Persönlichkeit vgl. Widmann, „Geschichte Salzburgs“ II., S. 108 ff. und meine Schriften: „Der Erzbischof von Salzburg als Erzkapellan des römischen Reiches“ in Mitteilungen des Instituts für österr. Geschichts- forschung X, S. 462 ff.; „Zur Geschichte der Stadt Salzburg“ in Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte V., S. 184 ff., „Das (Salzburger) Provinzial- konzil von 1380“ in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde XXXIX., S. 81 ff., „Ein Streit um die Salzburger Dompropstei (1385—1390)“ im Bericht (der Deutschen Universität in Prag) über das Studienjahr 1921/22, S. 13 ff. 2) Vgl. das unten abgedruckte Dokument Nr. 1. Die Sendung des Salz- burger Sekretärs Johann von Hengstberg nach Avignon im März 1385 steht in engem Zusammenhange mit den Veränderungen im Salzburger Domkapitel, die durch den Tod des Dompropstes Eberhard von Ovenstetten (24. Februar 1385) und die Flucht seines Bruders Ortolf von Ovenstetten eingetreten waren. Vgl. darüber „Ein Streit um die Salzburger Dompropstei“ a. a. O. S. 18 ff. 3) Aus den Jahren 1390—1393 sind uns noch 10 erhalten (Nr. 15, 17, 18, 19, 20, 24, 25, 26, 28 und 29). Andererseits wird im Schreiben des Papstes von 1386 Jänner 13 (Nr. 4) auf ein gleichzeitiges Schreiben Baylers an Pilgrim ver- wiesen und Bayler selbst bemerkt in seinem Briefe an Pilgrim vom 26. Jänner 1395 (Nr. 30), daß er einige Briefe über den Tod des Papstes Clemens VII. und die Wahl seines Nachfolgers Benedikt XIII. abgeschickt habe. Diese Stücke fehlen heute, ebenso fehlen die Beilagen zu dem Schreiben des Magisters Johann von Konstanz an Pilgrim vom 13. Jänner 1386 (Nr. 3) und zum Schreiben Baylers an P. von 1391 Jänner 15 (Nr. 18). 4) Ausdrücklich werden Schreiben Pilgrims an den Papst und an Bayler erwähnt in Nr. 4, 15, 17, 20, 25, 28 und 29.
Vorwort. Die Dokumente, die im folgenden veröffentlicht werden, beziehen sich auf das große, kirchliche Schisma, das im Jahre 1378 durch die Wahl des Papstes Urban VI. und eines Gegenpapstes Clemens VII. entstanden war. Da Clemens VII., oft Papst von Avignon genannt, weil er in dieser Stadt residierte, wohl in Frank- reich, Schottland und Spanien, aber nicht in Deutschland an- erkannt wurde, hat er sich bemüht, auch dort sich durchzusetzen; dabei hat der Salzburger Erzbischof Pilgrim 1) II. (1366—1396), der im Jahre 1385 im geheimen zu Clemens VII. übergetreten war2) eine Hauptrolle gespielt. Er war der Vermittler zwischen Papst Clemens und dem deutschen König Wenzel, er führte die Verhand- lungen, er schrieb Berichte an den Avignonesischen Papst und an seinen Kämmerer und Vertrauensmann Heinrich Bayler und er empfing von ihnen wiederum Briefe mit Aufträgen oder mit Mit- teilungen über die Vorgänge in der Welt. Diese Dokumente sind in der Salzburgischen Abteilung des Wiener Staatsarchivs auf- bewahrt. Aber was uns heute vorliegt, ist nur ein Teil von dem, was einst vorhanden war. Von den Briefen des Papstes und Baylers liegt aus den Jahren 1385—1389 nur ein einziger vor (Nr. 4); wie viele mögen verloren gegangen sein3). Noch empfindlicher ist der Verlust aller Briefe, die der Erzbischof nach Avignon, sei es an den Papst oder an Bayler geschrieben hatte 4). Von keinem einzigen ist ein Konzept oder eine Abschrift unter den Papieren Pilgrims zu 1) Uber diese Persönlichkeit vgl. Widmann, „Geschichte Salzburgs“ II., S. 108 ff. und meine Schriften: „Der Erzbischof von Salzburg als Erzkapellan des römischen Reiches“ in Mitteilungen des Instituts für österr. Geschichts- forschung X, S. 462 ff.; „Zur Geschichte der Stadt Salzburg“ in Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte V., S. 184 ff., „Das (Salzburger) Provinzial- konzil von 1380“ in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde XXXIX., S. 81 ff., „Ein Streit um die Salzburger Dompropstei (1385—1390)“ im Bericht (der Deutschen Universität in Prag) über das Studienjahr 1921/22, S. 13 ff. 2) Vgl. das unten abgedruckte Dokument Nr. 1. Die Sendung des Salz- burger Sekretärs Johann von Hengstberg nach Avignon im März 1385 steht in engem Zusammenhange mit den Veränderungen im Salzburger Domkapitel, die durch den Tod des Dompropstes Eberhard von Ovenstetten (24. Februar 1385) und die Flucht seines Bruders Ortolf von Ovenstetten eingetreten waren. Vgl. darüber „Ein Streit um die Salzburger Dompropstei“ a. a. O. S. 18 ff. 3) Aus den Jahren 1390—1393 sind uns noch 10 erhalten (Nr. 15, 17, 18, 19, 20, 24, 25, 26, 28 und 29). Andererseits wird im Schreiben des Papstes von 1386 Jänner 13 (Nr. 4) auf ein gleichzeitiges Schreiben Baylers an Pilgrim ver- wiesen und Bayler selbst bemerkt in seinem Briefe an Pilgrim vom 26. Jänner 1395 (Nr. 30), daß er einige Briefe über den Tod des Papstes Clemens VII. und die Wahl seines Nachfolgers Benedikt XIII. abgeschickt habe. Diese Stücke fehlen heute, ebenso fehlen die Beilagen zu dem Schreiben des Magisters Johann von Konstanz an Pilgrim vom 13. Jänner 1386 (Nr. 3) und zum Schreiben Baylers an P. von 1391 Jänner 15 (Nr. 18). 4) Ausdrücklich werden Schreiben Pilgrims an den Papst und an Bayler erwähnt in Nr. 4, 15, 17, 20, 25, 28 und 29.
Strana VI
VI finden 1). Ebenso ist die Korrespondenz zwischen Erzbischof Pilgrim und König Wenzel oder dessen Räten fast ganz verschwunden2). Aber wenn auch vieles verloren gegangen ist, so wird man doch das Material, das durch einen glücklichen Zufall auf uns ge- kommen ist, nicht unterschätzen dürfen. Es ist hauptsächlich die Geschichte des Papstes Clemens, die durch unsere Dokumente auf- gehellt wird. Sie zeigen, wie Clemens sich bemühte, den deutschen König Wenzel zu gewinnen. Um dieses Unternehmen zu würdigen, muß man sich erinnern, daß Wenzel dem Beispiele seines Vaters Karl gefolgt war und gleich zu Beginn seiner Regierung Urban VI. als Papst anerkannt hatte. Er war diesem Papste treu geblieben trotz allen Bemühungen des Wyschyrader Dekans Konrad von Wesel3), der ihn überzeugen wollte, nicht Urban, sondern Clemens sei der rechtmäßige Papst, und trotzdem eine Gesandtschaft der französischen Regierung, der Schutzmacht Clemens, zu dem gleichen Zweck im Sommer 1383 nach Prag gekommen war4). Noch im Jahre 1385 — das ist das Jahr, in dem unsere Dokumente ein- setzen — hatte König Wenzel sich ausdrücklich und in aller Form als Anhänger des Papstes Urban erklärt. Diesen König dem römi- schen Papst abwendig zu machen, ihn zu bewegen, daß er ver- leugnete, was er so oft bekannt hatte, war eine Aufgabe von un- geheurer Schwierigkeit. Aus unseren Dokumenten ersieht man, wie Papst Clemens und sein Helfer, der Salzburger Erzbischof, diese Aufgabe gelöst haben; wie der Erzbischof den König in die Verhandlungen förm- lich hineinlockte (Nr. 7), wie Papst Clemens ihn verleiten wollte, im geheimen sich für ihn zu erklären und dann durch eine öffent- 1) Die Originale dieser Schreiben Pilgrims könnte man im vatikanischen Archiv in Rom vermuten. Aber dort ist von der Korrespondenz zwischen Erz- bischof Pilgrim, Clemens VII. und Heinrich Bayler nichts zu finden. Uber die im vatikanischen Archiv vorhandenen Kanzleiregister Clemens' VII. vgl. Göller, Repertorium Germanicum l., S. 3*—42*. 2) Nur ein einziges Stück, das Konzept eines Schreibens Pilgrims an König Wenzel von 1386/87 (Nr. 9) ist erhalten. Ein zweites Stück wäre Nr. 10, das auf S. 33 als Entwurf eines Schreibens Pilgrims an die königlichen Räte bezeichnet ist. Nach einer neuerlichen Prüfung des Stückes kann ich diese Ansicht nicht mehr aufrechterhalten. Die Argumente, die für ein Schreiben, das der erzbischöfliche Sekretär Hengstberg aus Avignon an seinen Herrn ab- sandte, sprechen, erscheinen mir jetzt als durchschlagend. Zu dem, was auf S. 34 angeführt ist, sei noch hinzugefügt, daß Nr. 10 und 11 inhaltlich im engsten Zusammenhang stehen in der Weise, daß das eine Stück aus dem anderen hervorgegangen ist. Es ist aber nicht Nr. 11 aus Nr. 10, sondern umgekehrt Nr. 10 aus Nr. 11 hervorgegangen. In Nr. 11 heißt es ausdrücklich: „Es ist geredt und geoffent worden, das der von Saltzburg sein botschaft zu dem pabst von Avion senden sol. und mag er da auzzbringen etc.“ Nr. 10 enthält die Ant- wort auf die vom Salzburger Erzbischof nach Avignon geschickte Botschaft. Es ist richtig, daß die von Hengstberg in Nr. 10 gebrauchten Worte auffallend sind, es ist auch die äußere Form von Nr. 10 auffallend, aber diese Momente können den Schluß, der sich aus dem Zusammenhang von Nr. 10 und Nr. 11 ergibt, nicht erschüttern: daß Nr. 10 ein Schreiben von Johann von Hengst- berg an Erzbischof Pilgrim ist und später als Nr. 11 geschrieben ist. 3) Uber diese Persönlichkeit werde ich an anderer Stelle einiges mitteilen. 4) Vgl. Weizsäcker, Deutsche Reichstagsakten I., 392 ff., dessen Dar- stellung jedoch in einigen Punkten zu ergänzen und zu berichtigen ist.
VI finden 1). Ebenso ist die Korrespondenz zwischen Erzbischof Pilgrim und König Wenzel oder dessen Räten fast ganz verschwunden2). Aber wenn auch vieles verloren gegangen ist, so wird man doch das Material, das durch einen glücklichen Zufall auf uns ge- kommen ist, nicht unterschätzen dürfen. Es ist hauptsächlich die Geschichte des Papstes Clemens, die durch unsere Dokumente auf- gehellt wird. Sie zeigen, wie Clemens sich bemühte, den deutschen König Wenzel zu gewinnen. Um dieses Unternehmen zu würdigen, muß man sich erinnern, daß Wenzel dem Beispiele seines Vaters Karl gefolgt war und gleich zu Beginn seiner Regierung Urban VI. als Papst anerkannt hatte. Er war diesem Papste treu geblieben trotz allen Bemühungen des Wyschyrader Dekans Konrad von Wesel3), der ihn überzeugen wollte, nicht Urban, sondern Clemens sei der rechtmäßige Papst, und trotzdem eine Gesandtschaft der französischen Regierung, der Schutzmacht Clemens, zu dem gleichen Zweck im Sommer 1383 nach Prag gekommen war4). Noch im Jahre 1385 — das ist das Jahr, in dem unsere Dokumente ein- setzen — hatte König Wenzel sich ausdrücklich und in aller Form als Anhänger des Papstes Urban erklärt. Diesen König dem römi- schen Papst abwendig zu machen, ihn zu bewegen, daß er ver- leugnete, was er so oft bekannt hatte, war eine Aufgabe von un- geheurer Schwierigkeit. Aus unseren Dokumenten ersieht man, wie Papst Clemens und sein Helfer, der Salzburger Erzbischof, diese Aufgabe gelöst haben; wie der Erzbischof den König in die Verhandlungen förm- lich hineinlockte (Nr. 7), wie Papst Clemens ihn verleiten wollte, im geheimen sich für ihn zu erklären und dann durch eine öffent- 1) Die Originale dieser Schreiben Pilgrims könnte man im vatikanischen Archiv in Rom vermuten. Aber dort ist von der Korrespondenz zwischen Erz- bischof Pilgrim, Clemens VII. und Heinrich Bayler nichts zu finden. Uber die im vatikanischen Archiv vorhandenen Kanzleiregister Clemens' VII. vgl. Göller, Repertorium Germanicum l., S. 3*—42*. 2) Nur ein einziges Stück, das Konzept eines Schreibens Pilgrims an König Wenzel von 1386/87 (Nr. 9) ist erhalten. Ein zweites Stück wäre Nr. 10, das auf S. 33 als Entwurf eines Schreibens Pilgrims an die königlichen Räte bezeichnet ist. Nach einer neuerlichen Prüfung des Stückes kann ich diese Ansicht nicht mehr aufrechterhalten. Die Argumente, die für ein Schreiben, das der erzbischöfliche Sekretär Hengstberg aus Avignon an seinen Herrn ab- sandte, sprechen, erscheinen mir jetzt als durchschlagend. Zu dem, was auf S. 34 angeführt ist, sei noch hinzugefügt, daß Nr. 10 und 11 inhaltlich im engsten Zusammenhang stehen in der Weise, daß das eine Stück aus dem anderen hervorgegangen ist. Es ist aber nicht Nr. 11 aus Nr. 10, sondern umgekehrt Nr. 10 aus Nr. 11 hervorgegangen. In Nr. 11 heißt es ausdrücklich: „Es ist geredt und geoffent worden, das der von Saltzburg sein botschaft zu dem pabst von Avion senden sol. und mag er da auzzbringen etc.“ Nr. 10 enthält die Ant- wort auf die vom Salzburger Erzbischof nach Avignon geschickte Botschaft. Es ist richtig, daß die von Hengstberg in Nr. 10 gebrauchten Worte auffallend sind, es ist auch die äußere Form von Nr. 10 auffallend, aber diese Momente können den Schluß, der sich aus dem Zusammenhang von Nr. 10 und Nr. 11 ergibt, nicht erschüttern: daß Nr. 10 ein Schreiben von Johann von Hengst- berg an Erzbischof Pilgrim ist und später als Nr. 11 geschrieben ist. 3) Uber diese Persönlichkeit werde ich an anderer Stelle einiges mitteilen. 4) Vgl. Weizsäcker, Deutsche Reichstagsakten I., 392 ff., dessen Dar- stellung jedoch in einigen Punkten zu ergänzen und zu berichtigen ist.
Strana VII
VII liche Verhandlung über die Rechtmäßigkeit des einen und des anderen Papstes das Volk zu täuschen (Nr. 8) und wie Erzbischof Pilgrim den König gewann durch das Zugeständnis, daß die Erz- bischöfe von Mainz, Köln und Trier, also die geistlichen Kurfürsten, vom Papste nach Vorschlag Wenzels ernannt werden sollten, „da- mit daz Römisch reich hin fur beleibet bey der herschaft ze Luczel- burg und bey der kron ze Behaim“ (Nr. 9). Wie sehen auch, wie die Räte Wenzels für ihren Herrn möglichst große Vorteile erreichen wollten, ohne daß er irgendwelche Verpflichtungen übernehme. Das zeigt am besten das Dokument (Nr. 11). Hier wird ein Beschluß der königlichen Räte und eine Zusage Wenzels beurkundet; aber die Urkunde nennt keinen Aussteller, weil weder der König noch die Räte sich schriftlich verpflichten wollten 1). Das Dokument Nr. 12 bringt den Abschluß der Verhandlungen. Mit Urkunde vom 25. Juli 1387 erklärte König Wenzel, daß er als Vogt der römischen Kirche sich vorgenommen habe, die Spaltung in der Christenheit, die durch „Zweiung der päpstlichen infel“ hervorgerufen worden sei, zu be- " seitigen und daß er zu diesem Zwecke von beiden Teilen „Weisung (Darlegung ihres Rechtes auf das Papsttum) einfordern und prüfen wolle; er erteile dem Salzburger Erzbischof Pilgrim die Voll- macht, die Einigung zwischen den Päpsten herbeizuführen und wenn der Papst von Avignon den rechtlichen Nachweis erbringe, daß er rechter Papst sei, werde der König dem Spruche, den der Erzbischof als Schiedsrichter zwischen Papst und König tun werde, sich unterwerfen 2). Diese Urkunde war anscheinend ein großer Erfolg Clemens VII., denn die Lösung der Papstfrage war dem Salzburger Erzbischof übertragen. Ein anderes Dokument (Nr. 13) zeigt jedoch, daß der König und seine Räte durchaus nicht die Absicht hatten, Pilgrim die Entscheidung zu überlassen. Denn der Erzbischof mußte sich in einem Revers verpflichten, dem König die Vollmacht zurückzugeben, wenn ihm (Wenzel) die Antwort von Clemens3) oder den Fürsten, die ihm anhängen, nicht gefallen sollte. Dem Erzbischof ist die Vollmacht nicht abverlangt worden 4); aber wenn man daraus schließen wollte, daß er, wie es in dem Dokument heißt, die Sache angefangen und „gantzlich gehandelt“ habe, so wäre das falsch. Es ist alles beim alten geblieben, Urban VI. war weiterhin Papst, aber auch Clemens VII. Die Aktion des Salzburger Erzbischofs hat also keinen Erfolg gebracht. Wie das gekommen 1) Diese Urkunde ohne Aussteller, die vom Sekretär des Erzbischofs ge- schrieben worden ist, bedurfte jedoch einer Beglaubigung. Sie ist durch die Besieglung mit dem Ringsiegel, das Wenzel von seinem Urgroßvater Heinrich VII. geerbt hatte, erfolgt. Dieses Siegel macht eigentlich unser Dokument zu einer Königsurkunde. 2) Aller Wahrscheinlichkeit nach, ist das Schiedsrichteramt Pilgrims vor- gesehen, um Differenzen zwischen König und Papst, zwischen den Forderungen Wenzels und den Zugeständnissen Clemens', zu schlichten. 3) Er wird in dem Revers „widerpapst“ genannt, woraus man schließen kann, daß der Verfasser des Reverses, der zu den Räten des Königs gehörte, ein Gegner des Avignonesischen Papstes gewesen ist. 4) Die Urkunde ist mit den anderen Salzburger Archivalien (nach Säkulari- sierung des geistlichen Fürstentums Salzburg) in das Wiener Staatsarchiv gelangt.
VII liche Verhandlung über die Rechtmäßigkeit des einen und des anderen Papstes das Volk zu täuschen (Nr. 8) und wie Erzbischof Pilgrim den König gewann durch das Zugeständnis, daß die Erz- bischöfe von Mainz, Köln und Trier, also die geistlichen Kurfürsten, vom Papste nach Vorschlag Wenzels ernannt werden sollten, „da- mit daz Römisch reich hin fur beleibet bey der herschaft ze Luczel- burg und bey der kron ze Behaim“ (Nr. 9). Wie sehen auch, wie die Räte Wenzels für ihren Herrn möglichst große Vorteile erreichen wollten, ohne daß er irgendwelche Verpflichtungen übernehme. Das zeigt am besten das Dokument (Nr. 11). Hier wird ein Beschluß der königlichen Räte und eine Zusage Wenzels beurkundet; aber die Urkunde nennt keinen Aussteller, weil weder der König noch die Räte sich schriftlich verpflichten wollten 1). Das Dokument Nr. 12 bringt den Abschluß der Verhandlungen. Mit Urkunde vom 25. Juli 1387 erklärte König Wenzel, daß er als Vogt der römischen Kirche sich vorgenommen habe, die Spaltung in der Christenheit, die durch „Zweiung der päpstlichen infel“ hervorgerufen worden sei, zu be- " seitigen und daß er zu diesem Zwecke von beiden Teilen „Weisung (Darlegung ihres Rechtes auf das Papsttum) einfordern und prüfen wolle; er erteile dem Salzburger Erzbischof Pilgrim die Voll- macht, die Einigung zwischen den Päpsten herbeizuführen und wenn der Papst von Avignon den rechtlichen Nachweis erbringe, daß er rechter Papst sei, werde der König dem Spruche, den der Erzbischof als Schiedsrichter zwischen Papst und König tun werde, sich unterwerfen 2). Diese Urkunde war anscheinend ein großer Erfolg Clemens VII., denn die Lösung der Papstfrage war dem Salzburger Erzbischof übertragen. Ein anderes Dokument (Nr. 13) zeigt jedoch, daß der König und seine Räte durchaus nicht die Absicht hatten, Pilgrim die Entscheidung zu überlassen. Denn der Erzbischof mußte sich in einem Revers verpflichten, dem König die Vollmacht zurückzugeben, wenn ihm (Wenzel) die Antwort von Clemens3) oder den Fürsten, die ihm anhängen, nicht gefallen sollte. Dem Erzbischof ist die Vollmacht nicht abverlangt worden 4); aber wenn man daraus schließen wollte, daß er, wie es in dem Dokument heißt, die Sache angefangen und „gantzlich gehandelt“ habe, so wäre das falsch. Es ist alles beim alten geblieben, Urban VI. war weiterhin Papst, aber auch Clemens VII. Die Aktion des Salzburger Erzbischofs hat also keinen Erfolg gebracht. Wie das gekommen 1) Diese Urkunde ohne Aussteller, die vom Sekretär des Erzbischofs ge- schrieben worden ist, bedurfte jedoch einer Beglaubigung. Sie ist durch die Besieglung mit dem Ringsiegel, das Wenzel von seinem Urgroßvater Heinrich VII. geerbt hatte, erfolgt. Dieses Siegel macht eigentlich unser Dokument zu einer Königsurkunde. 2) Aller Wahrscheinlichkeit nach, ist das Schiedsrichteramt Pilgrims vor- gesehen, um Differenzen zwischen König und Papst, zwischen den Forderungen Wenzels und den Zugeständnissen Clemens', zu schlichten. 3) Er wird in dem Revers „widerpapst“ genannt, woraus man schließen kann, daß der Verfasser des Reverses, der zu den Räten des Königs gehörte, ein Gegner des Avignonesischen Papstes gewesen ist. 4) Die Urkunde ist mit den anderen Salzburger Archivalien (nach Säkulari- sierung des geistlichen Fürstentums Salzburg) in das Wiener Staatsarchiv gelangt.
Strana VIII
VIII ist, ist vollständig im dunkeln 1), da unsere Dokumente für die Jahre 1388 und 1389 versagen; nicht ein einziges Stück ist uns erhalten. Höchst überraschend sind die Aufschlüsse, die wir aus den Akten von 1390 und 1391 gewinnen. Das Scheitern der Verhand- lungen im Jahre 1387 hat Papst Clemens und Erzbischof Pilgrim nicht entmutigt. Wir wissen nicht, wann sie wiederum mit dem deutschen König angeknüpft haben, wir sehen nur, daß Erzbischof Pilgrim zu Anfang des Jahres 1390 den König zu einem auffallenden Schritt bewogen hat. Der salzburgische Sekretär Johann von Hengstberg wurde von Wenzel beauftragt, dem Papst Clemens die Botschaft zu überbringen, daß er (Wenzel) Aufklärung über die Entstehung des Schismas wünsche, und daß eine bestimmte Per- sönlichkeit zu diesem Zwecke von Avignon nach Prag entsandt werde. Der Papst war von dieser Botschaft entzückt. Er antwortete Wenzel am 22. März 1390, daß er nicht nur diesen einen Mann, sondern eine ganze Gesandtschaft an ihn senden werde; und er " forderte ihn auf, jeden Verkehr mit dem neuen „Eindringling (Bonifaz IX.) abzubrechen (Nr. 14). Dieser Aufforderung hat König Wenzel allerdings nicht Folge gegeben. Die Gesandten, die Papst Bonifaz IX. zu ihm schickte, nahm er ehrerbietig auf, aber er suchte auch Clemens in der Meinung zu bestärken, daß er (Wenzel) eine Annäherung suche. So dürfte eine Nachricht aufzufassen sein, die allerdings nicht unseren Dokumenten, sondern den Rechnungs- büchern der päpstlichen Kammer zu entnehmen ist: daß Papst Clemens am 23. April 1390, dem Arzt und Rat des böhmischen Königs, Friedrich, ein Geschenk habe zukommen lassen (Anmerkung zu Nr. 17). Es paßt ganz dazu, daß König Wenzel, der im September des Jahres 1390 für seinen Vetter Prokop von Mähren um die Hand einer aragonesischen Prinzessin anhielt, durch seinen Gesandten Ulrich Heberspel die Unterstützung des Papstes Clemens erbat2) (Nr. 18). Aber auch diesmal wurde der Papst enttäuscht3). Die bayrischen Herzoge Stephan und Friedrich bemühten sich, den deutschen und französischen König zu einer Zusammen- kunft und direkten Aussprache über das Schisma zu bewegen. Das steht in einem sehr umfangreichen Schreiben von Heinrich Bayler, dem Vertrauensmann von Clemens VII., an Erzbischof Pilgrim vom 15. Jänner 1391 (Nr. 18). Der Erzbischof wird angewiesen, diesen Plan zunichte zu machen und auf den deutschen König ein- zuwirken, daß er die günstige Gelegenheit, die sich jetzt biete, 1) Sicherlich hat die Gefangennahme des Erzbischofs durch Herzog Friedrich von Bayern (27. November 1387) und der Krieg im südlichen Deutsch- land die Verhandlungen unterbrochen; aber sie hätten nach der Freilassung des Erzbischofs (11. Jänner 1388) fortgeführt werden können, wenn König Wenzel gewollt hätte. 2) Der Vater der Prinzessin, König Johann I. von Aragon, der im Jahre 1387 sich für Clemens VII. erklärt hatte, hatte dem Gesandten Wenzels ge- antwortet, er lege die Entscheidung in die Hände des Papstes Clemens. 3) Vielleicht ist es nicht überflüssig, ausdrücklich zu bemerken, daß die obenstehenden Zeilen nichts anderes bezwecken, als auf die hier abgedruckten Dokumente aufmerksam zu machen. Demgemäß ist die Politik des deutschen Königs Wenzel von 1385—1390 hier vollständig übergangen.
VIII ist, ist vollständig im dunkeln 1), da unsere Dokumente für die Jahre 1388 und 1389 versagen; nicht ein einziges Stück ist uns erhalten. Höchst überraschend sind die Aufschlüsse, die wir aus den Akten von 1390 und 1391 gewinnen. Das Scheitern der Verhand- lungen im Jahre 1387 hat Papst Clemens und Erzbischof Pilgrim nicht entmutigt. Wir wissen nicht, wann sie wiederum mit dem deutschen König angeknüpft haben, wir sehen nur, daß Erzbischof Pilgrim zu Anfang des Jahres 1390 den König zu einem auffallenden Schritt bewogen hat. Der salzburgische Sekretär Johann von Hengstberg wurde von Wenzel beauftragt, dem Papst Clemens die Botschaft zu überbringen, daß er (Wenzel) Aufklärung über die Entstehung des Schismas wünsche, und daß eine bestimmte Per- sönlichkeit zu diesem Zwecke von Avignon nach Prag entsandt werde. Der Papst war von dieser Botschaft entzückt. Er antwortete Wenzel am 22. März 1390, daß er nicht nur diesen einen Mann, sondern eine ganze Gesandtschaft an ihn senden werde; und er " forderte ihn auf, jeden Verkehr mit dem neuen „Eindringling (Bonifaz IX.) abzubrechen (Nr. 14). Dieser Aufforderung hat König Wenzel allerdings nicht Folge gegeben. Die Gesandten, die Papst Bonifaz IX. zu ihm schickte, nahm er ehrerbietig auf, aber er suchte auch Clemens in der Meinung zu bestärken, daß er (Wenzel) eine Annäherung suche. So dürfte eine Nachricht aufzufassen sein, die allerdings nicht unseren Dokumenten, sondern den Rechnungs- büchern der päpstlichen Kammer zu entnehmen ist: daß Papst Clemens am 23. April 1390, dem Arzt und Rat des böhmischen Königs, Friedrich, ein Geschenk habe zukommen lassen (Anmerkung zu Nr. 17). Es paßt ganz dazu, daß König Wenzel, der im September des Jahres 1390 für seinen Vetter Prokop von Mähren um die Hand einer aragonesischen Prinzessin anhielt, durch seinen Gesandten Ulrich Heberspel die Unterstützung des Papstes Clemens erbat2) (Nr. 18). Aber auch diesmal wurde der Papst enttäuscht3). Die bayrischen Herzoge Stephan und Friedrich bemühten sich, den deutschen und französischen König zu einer Zusammen- kunft und direkten Aussprache über das Schisma zu bewegen. Das steht in einem sehr umfangreichen Schreiben von Heinrich Bayler, dem Vertrauensmann von Clemens VII., an Erzbischof Pilgrim vom 15. Jänner 1391 (Nr. 18). Der Erzbischof wird angewiesen, diesen Plan zunichte zu machen und auf den deutschen König ein- zuwirken, daß er die günstige Gelegenheit, die sich jetzt biete, 1) Sicherlich hat die Gefangennahme des Erzbischofs durch Herzog Friedrich von Bayern (27. November 1387) und der Krieg im südlichen Deutsch- land die Verhandlungen unterbrochen; aber sie hätten nach der Freilassung des Erzbischofs (11. Jänner 1388) fortgeführt werden können, wenn König Wenzel gewollt hätte. 2) Der Vater der Prinzessin, König Johann I. von Aragon, der im Jahre 1387 sich für Clemens VII. erklärt hatte, hatte dem Gesandten Wenzels ge- antwortet, er lege die Entscheidung in die Hände des Papstes Clemens. 3) Vielleicht ist es nicht überflüssig, ausdrücklich zu bemerken, daß die obenstehenden Zeilen nichts anderes bezwecken, als auf die hier abgedruckten Dokumente aufmerksam zu machen. Demgemäß ist die Politik des deutschen Königs Wenzel von 1385—1390 hier vollständig übergangen.
Strana IX
IX benütze, sich mit Papst Clemens verständige und damit große Vor- teile gewinne. Der Erzbischof kam diesem Auftrage nach, aber die Antwort, die er vom König erhielt, war niederschmetternd. Die „Articuli et responsiva regis“ (Nr. 22) sind höchst charakteristisch für die Auffassung der Räte Wenzels und für diesen selbst. Wiederum empfahlen die Räte dem König, sehr große Forderungen zu stellen und sich zu nichts zu verpflichten. Ja sie gingen viel weiter. In ihrem Schriftstücke heißt es: Wenn bei der Prüfung der Wahl Clemens' die Gelehrten uneinig seien, werde König Wenzel bestim- men, wer als Papst anzusehen sei; nicht nur Clemens, sondern auch seine Kardinäle müßten sich verpflichten, einem solchen Spruche des Königs sich zu unterwerfen. Und nun kommen Forderungen, die Clemens zu erfüllen hat, wenn die Prüfung seiner Wahl ein günstiges Ergebnis bringt oder wenn er vom König als Papst er- klärt wird. Nicht nur die Erzbistümer von Mainz, Köln und Trier, sondern alle Bistümer in deutschen Landen, die Lehen von dem Reich haben, „da von der kunig mag gesterket werden“, sollen nach Vorschlag des Königs vom Papst verliehen werden. Und das soll auch für die Nachfolger von Wenzel bis zum dritten König nach ihm gelten und soll verbrieft und versichert werden. Weiters sollen die Bistümer und alle Prälaturen im böhmischen Reich nur nach Vorschlag des Königs besetzt werden. Endlich, daß Papst Clemens dem König Geld aus geistlichen Zehnten beschaffe. Dieses Schriftstück hat beim avignonesischen Papst helle Empörung hervor- gerufen. Er wäre bereit gewesen, über die Besetzung der Bistümer und Bewilligung eines Zehnten noch weiter zu verhandeln, aber daß er sich ganz in die Gewalt des Königs geben, ganz von dessen Entscheidung abhängig sein sollte, lehnte er vollkommen ab (Nr. 24). Damit waren die Verhandlungen zwischen Papst und König ab- gebrochen und sie sind auch nicht mehr aufgenommen worden. Aus unseren Akten lassen sich auch andere wertvolle Nach- richten über Clemens VII. gewinnen. In dem bereits erwähnten Schreiben Baylers an Erzbischof Pilgrim vom 15. Jänner 1391 wird auch die Frage der Abhaltung eines allgemeinen Konzils zur Lö- sung der Papstfrage erörtert. Und hier wird mitgeteilt, daß der avignonesische Papst ein solches Konzil ablehne (Nr. 18, § 16). In einem anderen Dokument wird der Vorschlag des Papstes Bonifaz IX. behandelt, daß Clemens auf das Papsttum verzichten und dafür eine große Entschädigung erhalten solle, nämlich das General- vikariat der Kirche in Spanien und Frankreich für die Zeit seines Lebens. Clemens hat diesen Antrag mit Entrüstung abgelehnt. Er werde niemals zurücktreten 1), auch wenn man ihm mehr biete als 1) Schreiben Clemens' VII. an Erzbischof Pilgrim von 1391 Dez. 6 (Nr. 25): „...si eciam intrusus cautelam cessionis, cui per nos usquam nisi morte locus..“ Schreiben Baylers an den Erzbischof von 1391 Dez. 9 (Nr. 26, § 3) „Item dicit dominus noster, quod magis vellet esse mortuus quam vivus, quam quod cederet iuri suo...
IX benütze, sich mit Papst Clemens verständige und damit große Vor- teile gewinne. Der Erzbischof kam diesem Auftrage nach, aber die Antwort, die er vom König erhielt, war niederschmetternd. Die „Articuli et responsiva regis“ (Nr. 22) sind höchst charakteristisch für die Auffassung der Räte Wenzels und für diesen selbst. Wiederum empfahlen die Räte dem König, sehr große Forderungen zu stellen und sich zu nichts zu verpflichten. Ja sie gingen viel weiter. In ihrem Schriftstücke heißt es: Wenn bei der Prüfung der Wahl Clemens' die Gelehrten uneinig seien, werde König Wenzel bestim- men, wer als Papst anzusehen sei; nicht nur Clemens, sondern auch seine Kardinäle müßten sich verpflichten, einem solchen Spruche des Königs sich zu unterwerfen. Und nun kommen Forderungen, die Clemens zu erfüllen hat, wenn die Prüfung seiner Wahl ein günstiges Ergebnis bringt oder wenn er vom König als Papst er- klärt wird. Nicht nur die Erzbistümer von Mainz, Köln und Trier, sondern alle Bistümer in deutschen Landen, die Lehen von dem Reich haben, „da von der kunig mag gesterket werden“, sollen nach Vorschlag des Königs vom Papst verliehen werden. Und das soll auch für die Nachfolger von Wenzel bis zum dritten König nach ihm gelten und soll verbrieft und versichert werden. Weiters sollen die Bistümer und alle Prälaturen im böhmischen Reich nur nach Vorschlag des Königs besetzt werden. Endlich, daß Papst Clemens dem König Geld aus geistlichen Zehnten beschaffe. Dieses Schriftstück hat beim avignonesischen Papst helle Empörung hervor- gerufen. Er wäre bereit gewesen, über die Besetzung der Bistümer und Bewilligung eines Zehnten noch weiter zu verhandeln, aber daß er sich ganz in die Gewalt des Königs geben, ganz von dessen Entscheidung abhängig sein sollte, lehnte er vollkommen ab (Nr. 24). Damit waren die Verhandlungen zwischen Papst und König ab- gebrochen und sie sind auch nicht mehr aufgenommen worden. Aus unseren Akten lassen sich auch andere wertvolle Nach- richten über Clemens VII. gewinnen. In dem bereits erwähnten Schreiben Baylers an Erzbischof Pilgrim vom 15. Jänner 1391 wird auch die Frage der Abhaltung eines allgemeinen Konzils zur Lö- sung der Papstfrage erörtert. Und hier wird mitgeteilt, daß der avignonesische Papst ein solches Konzil ablehne (Nr. 18, § 16). In einem anderen Dokument wird der Vorschlag des Papstes Bonifaz IX. behandelt, daß Clemens auf das Papsttum verzichten und dafür eine große Entschädigung erhalten solle, nämlich das General- vikariat der Kirche in Spanien und Frankreich für die Zeit seines Lebens. Clemens hat diesen Antrag mit Entrüstung abgelehnt. Er werde niemals zurücktreten 1), auch wenn man ihm mehr biete als 1) Schreiben Clemens' VII. an Erzbischof Pilgrim von 1391 Dez. 6 (Nr. 25): „...si eciam intrusus cautelam cessionis, cui per nos usquam nisi morte locus..“ Schreiben Baylers an den Erzbischof von 1391 Dez. 9 (Nr. 26, § 3) „Item dicit dominus noster, quod magis vellet esse mortuus quam vivus, quam quod cederet iuri suo...
Strana X
X das Papsttum an Geld einbringe. Unsere Dokumente zeigen, welche große Hoffnungen man in Avignon auf einen Frieden zwischen England und Frankreich setzte (Nr. 23). Sie schildern auch die Lage in Italien zu Anfang des Jahres 1391. Es werden ganz merk- würdige Nachrichten über Rom mitgeteilt (Nr. 18, §§ 4, 7, 8) und die Erfolge des Kardinals Pileus, der von dem einen Papst, Urban VI., zu dem anderen, Clemens VII., übergegangen war, gerühmt (Nr. 18, § 3). Um so größer war die Enttäuschung, als der Kardinal (zum zweiten Mal) Verräterei übte und dem Papst Bonifaz IX. sich an- schloß (Nr. 24). Wertvoll sind auch die Nachrichten, die wir über Albrecht III. von Österreich erhalten, über den Versuch Clemens' VII. ihn zu gewinnen (Nr. 6) und andererseits über die Bemühungen des Herzogs, die Clementistischen Geistlichen der Konstanzer Diözese der römischen Obedienz zuzuführen (Nr. 18, § 33). Es mag auch auf Nr. 27 hingewiesen werden, auf ein Schreiben des österreichi- schen Herzogs an Papst Bonifaz IX. vom 13. Juli 1392: hier wird erzählt, wie der Bischof Hartmann von Chur, der bisher ein An- hänger des avignonesischen Papstes gewesen war und vom Herzog Albrecht für den römischen Papst gewonnen worden war, in Salz- burg im Beisein des österreichischen Herzogs, des Erzbischofs Pil- grim, der Bischöfe von Freising und Gurk und vieler anderer, sich förmlich und feierlich zum römischen Papst bekannte 1) usw. (Nr. 27). Man wird also an dem Wert unserer Dokumente nicht zweifeln können. Diese Schrift hat selbst ihre Geschichte. Sie ist vor 46 Jahren begonnen worden und in einem kleinen Aufsatz, den ich in den Mit- teilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung im Jahre 1889 veröffentlichte, ist auf S. 463 zu lesen, daß die Akten über die Verhandlungen zwischen Papst Clemens VII. und dem deutschen König Wenzel — damit sind die vorliegenden Dokumente gemeint — demnächst von mir veröffentlicht werden. Verschiedene Umstände, auf die ich hier nicht eingehen will, weil ihre Aufzählung den meisten Lesern als überflüssig erscheinen würde, haben dazu geführt, daß ich erst jetzt mein Versprechen einlösen kann. Dankbar gedenke ich der Förderung, welche diese Arbeit im Staatsarchiv in Wien, im Vatikanischen Archiv in Rom, im böhmischen Landes- archiv in Prag und im Landesregierungsarchiv zu Salzburg von den Herren Vorständen und Beamten dieser Archive erfahren hat. Ebenso danke ich den Herren Professoren Dr. J. Šusta und Dr. H. Zatschek in Prag und Herrn Archivar Dr. Hubert Klein in Salz- burg für freundliche Unterstützung. Bei der Herstellung des Manu- skriptes hat mir Fräulein Margarete Weigner wertvolle Dienste geleistet, wofür ich ihr meinen Dank ausspreche. Prag, 25. Juni 1932. S. Steinherz. 1) Daß dieses Dokument und ebenso Nr. 5 in die vorliegende Sammlung aufgenommen worden sind, braucht keine weitere Begründung.
X das Papsttum an Geld einbringe. Unsere Dokumente zeigen, welche große Hoffnungen man in Avignon auf einen Frieden zwischen England und Frankreich setzte (Nr. 23). Sie schildern auch die Lage in Italien zu Anfang des Jahres 1391. Es werden ganz merk- würdige Nachrichten über Rom mitgeteilt (Nr. 18, §§ 4, 7, 8) und die Erfolge des Kardinals Pileus, der von dem einen Papst, Urban VI., zu dem anderen, Clemens VII., übergegangen war, gerühmt (Nr. 18, § 3). Um so größer war die Enttäuschung, als der Kardinal (zum zweiten Mal) Verräterei übte und dem Papst Bonifaz IX. sich an- schloß (Nr. 24). Wertvoll sind auch die Nachrichten, die wir über Albrecht III. von Österreich erhalten, über den Versuch Clemens' VII. ihn zu gewinnen (Nr. 6) und andererseits über die Bemühungen des Herzogs, die Clementistischen Geistlichen der Konstanzer Diözese der römischen Obedienz zuzuführen (Nr. 18, § 33). Es mag auch auf Nr. 27 hingewiesen werden, auf ein Schreiben des österreichi- schen Herzogs an Papst Bonifaz IX. vom 13. Juli 1392: hier wird erzählt, wie der Bischof Hartmann von Chur, der bisher ein An- hänger des avignonesischen Papstes gewesen war und vom Herzog Albrecht für den römischen Papst gewonnen worden war, in Salz- burg im Beisein des österreichischen Herzogs, des Erzbischofs Pil- grim, der Bischöfe von Freising und Gurk und vieler anderer, sich förmlich und feierlich zum römischen Papst bekannte 1) usw. (Nr. 27). Man wird also an dem Wert unserer Dokumente nicht zweifeln können. Diese Schrift hat selbst ihre Geschichte. Sie ist vor 46 Jahren begonnen worden und in einem kleinen Aufsatz, den ich in den Mit- teilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung im Jahre 1889 veröffentlichte, ist auf S. 463 zu lesen, daß die Akten über die Verhandlungen zwischen Papst Clemens VII. und dem deutschen König Wenzel — damit sind die vorliegenden Dokumente gemeint — demnächst von mir veröffentlicht werden. Verschiedene Umstände, auf die ich hier nicht eingehen will, weil ihre Aufzählung den meisten Lesern als überflüssig erscheinen würde, haben dazu geführt, daß ich erst jetzt mein Versprechen einlösen kann. Dankbar gedenke ich der Förderung, welche diese Arbeit im Staatsarchiv in Wien, im Vatikanischen Archiv in Rom, im böhmischen Landes- archiv in Prag und im Landesregierungsarchiv zu Salzburg von den Herren Vorständen und Beamten dieser Archive erfahren hat. Ebenso danke ich den Herren Professoren Dr. J. Šusta und Dr. H. Zatschek in Prag und Herrn Archivar Dr. Hubert Klein in Salz- burg für freundliche Unterstützung. Bei der Herstellung des Manu- skriptes hat mir Fräulein Margarete Weigner wertvolle Dienste geleistet, wofür ich ihr meinen Dank ausspreche. Prag, 25. Juni 1932. S. Steinherz. 1) Daß dieses Dokument und ebenso Nr. 5 in die vorliegende Sammlung aufgenommen worden sind, braucht keine weitere Begründung.
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Berichtigungen. S. 15, Z. 18 v. o. statt „absolutionibus impendis, de abuntenibus indulgentiis zu lesen „absolutionibus impendendis, de abuntentibus indulgentiis“. S. 44, Z. 3 v. o. statt „Nr. 20" zu lesen „Nr. 19"; in der Note Z. 2 statt „his" zu lesen „hic“. S. 47, Z. 6 v. u. statt „sinceratitis" zu lesen „sinceritatis“. S. 48, Z. 17 v. o. statt „sibidari" zu lesen „sibi dari". S. 56, Z. 7 v. u. statt „des Königs von Aragon“ zu lesen „des Königs Jo- hann I. von Aragon“. S. 58, Z. 15 v. o. statt „Nr. 21“ zu lesen „Nr. 19“. S. 63, Z. 19 v. o. statt „Nr. 20“ zu lesen „Nr. 19“. S. 75, Z. 12 v. o. statt „adiutario" zu lesen „adiutorio". —
Berichtigungen. S. 15, Z. 18 v. o. statt „absolutionibus impendis, de abuntenibus indulgentiis zu lesen „absolutionibus impendendis, de abuntentibus indulgentiis“. S. 44, Z. 3 v. o. statt „Nr. 20" zu lesen „Nr. 19"; in der Note Z. 2 statt „his" zu lesen „hic“. S. 47, Z. 6 v. u. statt „sinceratitis" zu lesen „sinceritatis“. S. 48, Z. 17 v. o. statt „sibidari" zu lesen „sibi dari". S. 56, Z. 7 v. u. statt „des Königs von Aragon“ zu lesen „des Königs Jo- hann I. von Aragon“. S. 58, Z. 15 v. o. statt „Nr. 21“ zu lesen „Nr. 19“. S. 63, Z. 19 v. o. statt „Nr. 20“ zu lesen „Nr. 19“. S. 75, Z. 12 v. o. statt „adiutario" zu lesen „adiutorio". —
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Kardinal Wilhelm d'Aigrefeuille an Erzbischof Pilgrim II. von Salzburg. Avignon (1385) März 26. Empfang seiner durch Johann von Hengstberg überbrachten Botschaft; Freude über seine Absicht, zur Beilegung des Schismas mitzuhelfen; Versicherung der Dienstbereitschaft. Original auf Papier, geschrieben von Sekretärhand, verschlossen durch aufgedrücktes (jetzt zerstörtes) Siegel unter Papierdecke, im Wiener Staatsarchiv, wo auch die weiteren Dokumente, von welchen nicht etwas anderes angegeben ist, erliegen. Reverende pater amice carissime. Veniens noviter ad hanc curiam magister Iohannes de Hengst- perg canonicus Brixinensis capellanus et vicecancellarius vester, harum exhibitor, nobis confidenter et in effectu exposuit desiderium vestrum, quod cordi vestro indesinenter inest, ut sedetur presens scisma do- lendum. quod ut effectui mancipari valeat, laboribus plurimis vos ipsum subiistis, periculisque innumeris exposuistis ac alia incommoda infinita tam persone quam bonorum viriliter tollerando. pro quibus ultra divinum premium Romane ecclesie eiusque veri sponsi ac sibi assistencium graciam meremini et favores, laudes quoque et preconia a fidelibus universis. Nos autem, qui singulariter ad vos afficimur, tum intuitu meri- torum vestrorum, tum eciam consideracione amicicie specialis, quam ad vos habuit bone memorie dominus et patruus noster dominus car- dinalis Cesaraugustanus et vos reciproce ad ipsum, de hiis quam plurimum exultamus, sperantes in domino cuius rem agitis, quod per vestram bonam solicitudinem bonum effectum pariant, que cepistis. si qua autem pro vobis facere valeamus, ea nobis confidenter intimetis, quia ad ipsorum exequcionem nos continue reperietis dispositos et paratos, prout lacius diximus memorato latori, cui super hiis et aliis, que nostri parte vobis exponet, fidem credulam placeat adhibere. pater- nitatem vestram conservet altissimus feliciter et longeve. Datum Avinione die XXVI Martii. [In verso] Reverendo in Christo patri domino P. archiepiscopo Salzeburgensi amico nostro carissimo. G. cardinalis de Agrifolio.
Kardinal Wilhelm d'Aigrefeuille an Erzbischof Pilgrim II. von Salzburg. Avignon (1385) März 26. Empfang seiner durch Johann von Hengstberg überbrachten Botschaft; Freude über seine Absicht, zur Beilegung des Schismas mitzuhelfen; Versicherung der Dienstbereitschaft. Original auf Papier, geschrieben von Sekretärhand, verschlossen durch aufgedrücktes (jetzt zerstörtes) Siegel unter Papierdecke, im Wiener Staatsarchiv, wo auch die weiteren Dokumente, von welchen nicht etwas anderes angegeben ist, erliegen. Reverende pater amice carissime. Veniens noviter ad hanc curiam magister Iohannes de Hengst- perg canonicus Brixinensis capellanus et vicecancellarius vester, harum exhibitor, nobis confidenter et in effectu exposuit desiderium vestrum, quod cordi vestro indesinenter inest, ut sedetur presens scisma do- lendum. quod ut effectui mancipari valeat, laboribus plurimis vos ipsum subiistis, periculisque innumeris exposuistis ac alia incommoda infinita tam persone quam bonorum viriliter tollerando. pro quibus ultra divinum premium Romane ecclesie eiusque veri sponsi ac sibi assistencium graciam meremini et favores, laudes quoque et preconia a fidelibus universis. Nos autem, qui singulariter ad vos afficimur, tum intuitu meri- torum vestrorum, tum eciam consideracione amicicie specialis, quam ad vos habuit bone memorie dominus et patruus noster dominus car- dinalis Cesaraugustanus et vos reciproce ad ipsum, de hiis quam plurimum exultamus, sperantes in domino cuius rem agitis, quod per vestram bonam solicitudinem bonum effectum pariant, que cepistis. si qua autem pro vobis facere valeamus, ea nobis confidenter intimetis, quia ad ipsorum exequcionem nos continue reperietis dispositos et paratos, prout lacius diximus memorato latori, cui super hiis et aliis, que nostri parte vobis exponet, fidem credulam placeat adhibere. pater- nitatem vestram conservet altissimus feliciter et longeve. Datum Avinione die XXVI Martii. [In verso] Reverendo in Christo patri domino P. archiepiscopo Salzeburgensi amico nostro carissimo. G. cardinalis de Agrifolio.
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2 Wie aus dem vorliegenden Schreiben hervorgeht, hatte der salzburgische Gesandte dem Kardinal d'Aigrefeuille in Avignon vertraulich mitgeteilt, Erzbischof Pilgrim wünsche sehnlichst, zur Beendigung des gegenwärtigen Schismas beizutragen, d. h., wie d'A. richtig erkannte, dem „wahren“ Papste, nämlich Clemens VII., sich anzuschließen. Zwei Monate später war der Wunsch Pilgrims bereits erfüllt, Papst Clemens hatte den von ihm verlangten Preis am 20. Mai 1385 bewilligt1) : unser Brief muß daher vor diesem Ereignisse geschrieben sein. Andererseits zeigt sich, daß der Kardinal d'A., von dem unser Schreiben herrührt, in den Jahren 1379 bis 1385 vom päpstlichen Hofe abwesend war. Er war von Clemens VII. am 18. Dezember 1378 zum Legaten für Deutschland und Böhmen ernannt worden2), hatte einen Monat später seine Reise angetreten und war erst nach sechs Jahren wieder an den päpstlichen Hof zurückgekehrt3). Am 30. Jänner 1385 war er in Avignon, wo Papst Clemens seit dem Sommer 1379 seine Residenz hatte, eingetroffen, was in den Kanzleibüchern der päpstlichen Kammer notiert wurde4). Die Verhandlung d'A's. mit dem salz- burgischen Gesandten kann also in Avignon erst nach dem 30. Jän- ner 1385, d. h. in der Zeit zwischen dem 30. Jänner und dem 20. Mai dieses Jahres, stattgefunden haben. Mit anderen Worten: unser Brief, der als Datum nur den Monatstag (26. März) angibt, gehört dem Jahre 1385 an. Der salzburgische Gesandte Magister Johann von Hengstberg wird in unserem Schreiben Kaplan und Vizekanzler des Erzbischofs Pilgrim und Kanonikus von Brixen genannt, wohl auf Grund des Kredenzbriefes, den er überreicht hatte. Uber seine Persönlichkeit geben weder die Brixener5) noch die Salzburger Urkunden (von unseren Stücken abgesehen) Aufschluß. Es läßt sich daher nicht sagen, wann er das Kanonikat in Brixen erlangt hat und ob irgend- welche Beziehungen zwischen ihm und dem Bischof Friedrich von Brixen (der bis zum Herbst des Jahres 1386 Anhänger Clemens' VII. gewesen ist) bestanden haben. 1) Nämlich die Inkorporierung der Propstei Berchtesgaden in die Mensa der Erzbischöfe von Salzburg, vgl. Nr. 2. 2) Vgl. Baluze-Mollat, Vitae Paparum Aven. IV. 194. 3) Am 17. Jänner 1379 war d'A. von Fondi, wo sich damals Clemens VII. aufhielt, abgereist, hatte sich zuerst nach Avignon begeben und war von dort über Paris nach Metz gekommen, wo er am 27. Juni 1379 eintraf und mehr als ein Jahr verblieb. Dann verlegte er seinen Wohnsitz nach Freiburg im Breisgau, wo er nach Ausweis zahlreicher Urkunden bis in den Sommer des Jahres 1384 sich aufgehalten hat. Sein weiteres Itinerar ist bis jetzt nicht bekannt (vgl. Baluze- Mollat II. 526 ff.; Valois [La France et le Grand Schisme d'Occident (Paris 1896)) I, 131, 285 und II, 277; Holtermann, Kirchenpolitische Stellung der Stadt Frei- burg während des großen Papstschismas, Abhandlungen zur oberrheinischen Kirchengeschichte, herausgegeben von Dr. Emil Göller, S. 12 ff. 4) Baluze-Mollat a. a. O. II, 258. 5) Das ersieht man aus Santifaller „Das Brixener Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter“ S. 42 und 339, Nr. 319. Die einzige Quelle, die S. zu Gebote stand, war eine Notiz im Repertorium Germani- cum (1, 117 *) über einen an den Papst Clemens VII. gerichteten Rotulus des Brixener Domherrn Johann von „Hensberg“ vom 28. Mai 1387.
2 Wie aus dem vorliegenden Schreiben hervorgeht, hatte der salzburgische Gesandte dem Kardinal d'Aigrefeuille in Avignon vertraulich mitgeteilt, Erzbischof Pilgrim wünsche sehnlichst, zur Beendigung des gegenwärtigen Schismas beizutragen, d. h., wie d'A. richtig erkannte, dem „wahren“ Papste, nämlich Clemens VII., sich anzuschließen. Zwei Monate später war der Wunsch Pilgrims bereits erfüllt, Papst Clemens hatte den von ihm verlangten Preis am 20. Mai 1385 bewilligt1) : unser Brief muß daher vor diesem Ereignisse geschrieben sein. Andererseits zeigt sich, daß der Kardinal d'A., von dem unser Schreiben herrührt, in den Jahren 1379 bis 1385 vom päpstlichen Hofe abwesend war. Er war von Clemens VII. am 18. Dezember 1378 zum Legaten für Deutschland und Böhmen ernannt worden2), hatte einen Monat später seine Reise angetreten und war erst nach sechs Jahren wieder an den päpstlichen Hof zurückgekehrt3). Am 30. Jänner 1385 war er in Avignon, wo Papst Clemens seit dem Sommer 1379 seine Residenz hatte, eingetroffen, was in den Kanzleibüchern der päpstlichen Kammer notiert wurde4). Die Verhandlung d'A's. mit dem salz- burgischen Gesandten kann also in Avignon erst nach dem 30. Jän- ner 1385, d. h. in der Zeit zwischen dem 30. Jänner und dem 20. Mai dieses Jahres, stattgefunden haben. Mit anderen Worten: unser Brief, der als Datum nur den Monatstag (26. März) angibt, gehört dem Jahre 1385 an. Der salzburgische Gesandte Magister Johann von Hengstberg wird in unserem Schreiben Kaplan und Vizekanzler des Erzbischofs Pilgrim und Kanonikus von Brixen genannt, wohl auf Grund des Kredenzbriefes, den er überreicht hatte. Uber seine Persönlichkeit geben weder die Brixener5) noch die Salzburger Urkunden (von unseren Stücken abgesehen) Aufschluß. Es läßt sich daher nicht sagen, wann er das Kanonikat in Brixen erlangt hat und ob irgend- welche Beziehungen zwischen ihm und dem Bischof Friedrich von Brixen (der bis zum Herbst des Jahres 1386 Anhänger Clemens' VII. gewesen ist) bestanden haben. 1) Nämlich die Inkorporierung der Propstei Berchtesgaden in die Mensa der Erzbischöfe von Salzburg, vgl. Nr. 2. 2) Vgl. Baluze-Mollat, Vitae Paparum Aven. IV. 194. 3) Am 17. Jänner 1379 war d'A. von Fondi, wo sich damals Clemens VII. aufhielt, abgereist, hatte sich zuerst nach Avignon begeben und war von dort über Paris nach Metz gekommen, wo er am 27. Juni 1379 eintraf und mehr als ein Jahr verblieb. Dann verlegte er seinen Wohnsitz nach Freiburg im Breisgau, wo er nach Ausweis zahlreicher Urkunden bis in den Sommer des Jahres 1384 sich aufgehalten hat. Sein weiteres Itinerar ist bis jetzt nicht bekannt (vgl. Baluze- Mollat II. 526 ff.; Valois [La France et le Grand Schisme d'Occident (Paris 1896)) I, 131, 285 und II, 277; Holtermann, Kirchenpolitische Stellung der Stadt Frei- burg während des großen Papstschismas, Abhandlungen zur oberrheinischen Kirchengeschichte, herausgegeben von Dr. Emil Göller, S. 12 ff. 4) Baluze-Mollat a. a. O. II, 258. 5) Das ersieht man aus Santifaller „Das Brixener Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter“ S. 42 und 339, Nr. 319. Die einzige Quelle, die S. zu Gebote stand, war eine Notiz im Repertorium Germani- cum (1, 117 *) über einen an den Papst Clemens VII. gerichteten Rotulus des Brixener Domherrn Johann von „Hensberg“ vom 28. Mai 1387.
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3 In den folgenden Briefen wird Hengstberg noch wiederholt genannt, mit dem Titel „Sekretär“ des Erzbischofs Pilgrim. Der „Kardinal von Saragossa“, von dem es in unserem Schrei- ben heißt, er wäre ein besonderer Freund des Erzbischofs Pilgrim gewesen, ist Wilhelm d'Aigrefeuille der Altere. Als Erzbischof von Saragossa war er 1350 von Clemens VI. in das Kardinalskollegium berufen worden und hatte seitdem an der Kurie gelebt. 1369 war er gestorben1). Er dürfte Pilgrim in den Jahren 1363 bis 1365 kennengelernt haben, als dieser in Avignon zum Studium des kanonischen Rechtes sich aufhielt. 2. Papst Clemens VII. inkorporiert die Propstei Berchtesgaden auf Bitten des Erzbischofs Pilgrim II. der Mensa der Erzbischöfe von Salzburg. Avignon, 1385 Mai 20. Vatikanisches Archiv, Reg. Vat. 296, f. 163', Registerabschrift. Ad perpetuam rei memoriam, apostolice servitutis nobis iniuncte desuper officium mentem nostram excitat et inducit, ut circa ea, quae statui prospero ecclesiarum cathedralium quarumlibet et personarum in eis degencium oportuna percipimus, operosis studiis intendamus. Exhibita siquidem nobis nuper pro parte venerabilis fratris nostri Pilgrimi archiepiscopi Salczeburgensis peticio continebat, quod ecclesia Salczeburgensis, que in finibus seu limitibus terrarum diversorum dominorum sepe adversancium sibi eidem situata existit, per quandam vallem vulgariter nuncupatam Berchersgadena), que in diocesi Salcze- burgensi consistit, a multis retroactis temporibus in illis in territorio Salczeburgensi consistentibus ac aliis ad mensam archiepiscopi Salcze- burgensis spectantibus bonis, invasiones depredationes et incendia quasi inextimabilia passa fuit. quodque in dicta valle quoddam monasterium per prepositum solitum gubernari ordinis sancti Augustini consistit, ad quod dicta vallis racione dominii pertinet, et prepositi pro tempore existentes non solum dictam vallem custodire seu custodiri facere ne- gligunt, ymmo, quod deterius est, aliquociens secrete invasionibus dant adiutorium et favorem. quare pro parte dicti archiepiscopi nobis extitit humiliter supplicatum, ut monasterium ipsum mense archiepiscopali predicte imperpetuum incorporare annectere et unire de benignitate apostolica dignaremur. Nos igitur cupientes ipsius ecclesie indepmnitatibus obviare, huiusmodi supplicacionibus inclinati dictum monasterium cum omnibus iuribus et pertinenciis suis exnunc prefate mense archiepiscopali auc- a) Das folgende „Salczeburgensis diocesis“ getilgt. 1) Eubel, Hierachia Catholica I., 28, 158.
3 In den folgenden Briefen wird Hengstberg noch wiederholt genannt, mit dem Titel „Sekretär“ des Erzbischofs Pilgrim. Der „Kardinal von Saragossa“, von dem es in unserem Schrei- ben heißt, er wäre ein besonderer Freund des Erzbischofs Pilgrim gewesen, ist Wilhelm d'Aigrefeuille der Altere. Als Erzbischof von Saragossa war er 1350 von Clemens VI. in das Kardinalskollegium berufen worden und hatte seitdem an der Kurie gelebt. 1369 war er gestorben1). Er dürfte Pilgrim in den Jahren 1363 bis 1365 kennengelernt haben, als dieser in Avignon zum Studium des kanonischen Rechtes sich aufhielt. 2. Papst Clemens VII. inkorporiert die Propstei Berchtesgaden auf Bitten des Erzbischofs Pilgrim II. der Mensa der Erzbischöfe von Salzburg. Avignon, 1385 Mai 20. Vatikanisches Archiv, Reg. Vat. 296, f. 163', Registerabschrift. Ad perpetuam rei memoriam, apostolice servitutis nobis iniuncte desuper officium mentem nostram excitat et inducit, ut circa ea, quae statui prospero ecclesiarum cathedralium quarumlibet et personarum in eis degencium oportuna percipimus, operosis studiis intendamus. Exhibita siquidem nobis nuper pro parte venerabilis fratris nostri Pilgrimi archiepiscopi Salczeburgensis peticio continebat, quod ecclesia Salczeburgensis, que in finibus seu limitibus terrarum diversorum dominorum sepe adversancium sibi eidem situata existit, per quandam vallem vulgariter nuncupatam Berchersgadena), que in diocesi Salcze- burgensi consistit, a multis retroactis temporibus in illis in territorio Salczeburgensi consistentibus ac aliis ad mensam archiepiscopi Salcze- burgensis spectantibus bonis, invasiones depredationes et incendia quasi inextimabilia passa fuit. quodque in dicta valle quoddam monasterium per prepositum solitum gubernari ordinis sancti Augustini consistit, ad quod dicta vallis racione dominii pertinet, et prepositi pro tempore existentes non solum dictam vallem custodire seu custodiri facere ne- gligunt, ymmo, quod deterius est, aliquociens secrete invasionibus dant adiutorium et favorem. quare pro parte dicti archiepiscopi nobis extitit humiliter supplicatum, ut monasterium ipsum mense archiepiscopali predicte imperpetuum incorporare annectere et unire de benignitate apostolica dignaremur. Nos igitur cupientes ipsius ecclesie indepmnitatibus obviare, huiusmodi supplicacionibus inclinati dictum monasterium cum omnibus iuribus et pertinenciis suis exnunc prefate mense archiepiscopali auc- a) Das folgende „Salczeburgensis diocesis“ getilgt. 1) Eubel, Hierachia Catholica I., 28, 158.
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4 toritate apostolica imperpetuum incorporamus annectimus et unimus, ita quod cedente vel decedente preposito dicti monasterii, qui nunc est, vel alias monasterium ipsum quomodolibet dimittente, liceat archi- episcopo Salczeburgensi pro tempore existenti corporalem possessionem monasterii iuriumque et pertinenciarum predictorum auctoritate pro- pria apprehendere nancisci et perpetuo retinere, fructusque redditus et proventus dicti monasterii in suos mense archiepiscopalis et monasterii predictorum usus ac custodia dicte vallis convertere et de illis disponere et ordinare sicut veri prepositi dicti monasterii, qui essent pro tempore, de illis disponere possent et etiam ordinare, alienacione tamen quorum- cunque bonorum immobilium et preciosorum mobilium dicti monasterii dicto archiepiscopo penitus interdicta, non obstantibus quibuscunque constitucionibus apostolicis ac statutis et consuetudinibus ecclesie Salczeburgensis ac monasterii et ordinis predictorum contrariis, iura- mento confirmacione apostolica vel quacunque firmitate alia roboratis, et quibuslibet privilegiis indulgentiis et litteris apostolicis generalibus vel specialibus quorumcunque tenore existant, per que presentibus non expressa vel totaliter non inserta effectus earum impediri valeat, quomo- dolibet vel differri et de quibus quorunque totis tenoribus de verbo ad verbum habenda sit, in nostris litteris mentio specialis, proviso quod eidem monasterio deserviatur laudabiliter in divinis ac in eo solitus canonicorum et ministrorum numerus nullatenus minuatur, sed sup- portentur debite omnia ipsius monasterii onera consueta. Nos enim exnunc irritum decernimus et inane, si secus super hiis a quoquam quavis auctoritate scienter vel ignoranter contigerit attemptari. nulli ergo etc nostre incorporationis anneccionis unionis et constitucionis infringere etc. Datum Avinione 13 kalendas Junii pontificatus nostri Anno septimo — Die Supplik, welche unserer Bulle zugrunde liegt, ist nicht erhalten; sie ist jedoch in der Bulle selbst noch deutlich zu erkennen. Es ist die narratio der Urkunde, die Erzählung von den räuberischen Einfällen, welche aus dem Tal von Berchtesgaden in das Gebiet des Erzbistums seit langer Zeit erfolgt seien und dieses auf das schwerste geschädigt hätten. Solche Raubzüge seien von den Pröpsten des Stiftes in Berchtesgaden, welche die Herrschaft über das Tal inne hätten, nicht nur nicht verhindert, sondern sogar unterstützt worden. Diese Darstellung, mit welcher die Bitte um Einverleibung der Propstei Berchtesgaden in das erzbischöflich- salzburgische Gebiet begründet wird, stimmt mit allem, was win aus Chroniken und Urkunden des 14. Jahrhunderts erfahren, nicht überein1). Nur ein einziges Mal war ein Einfall aus dem Tal von Berchtesgaden in salzburgisches Gebiet erfolgt, nämlich im Jahre 1382, und zwar durch bayrische Truppen, als Herzog Friedrich von 1) Vgl. die übersichtliche Darstellung bei Widmann, Geschichte Salzburgs, 2, 122 ff.
4 toritate apostolica imperpetuum incorporamus annectimus et unimus, ita quod cedente vel decedente preposito dicti monasterii, qui nunc est, vel alias monasterium ipsum quomodolibet dimittente, liceat archi- episcopo Salczeburgensi pro tempore existenti corporalem possessionem monasterii iuriumque et pertinenciarum predictorum auctoritate pro- pria apprehendere nancisci et perpetuo retinere, fructusque redditus et proventus dicti monasterii in suos mense archiepiscopalis et monasterii predictorum usus ac custodia dicte vallis convertere et de illis disponere et ordinare sicut veri prepositi dicti monasterii, qui essent pro tempore, de illis disponere possent et etiam ordinare, alienacione tamen quorum- cunque bonorum immobilium et preciosorum mobilium dicti monasterii dicto archiepiscopo penitus interdicta, non obstantibus quibuscunque constitucionibus apostolicis ac statutis et consuetudinibus ecclesie Salczeburgensis ac monasterii et ordinis predictorum contrariis, iura- mento confirmacione apostolica vel quacunque firmitate alia roboratis, et quibuslibet privilegiis indulgentiis et litteris apostolicis generalibus vel specialibus quorumcunque tenore existant, per que presentibus non expressa vel totaliter non inserta effectus earum impediri valeat, quomo- dolibet vel differri et de quibus quorunque totis tenoribus de verbo ad verbum habenda sit, in nostris litteris mentio specialis, proviso quod eidem monasterio deserviatur laudabiliter in divinis ac in eo solitus canonicorum et ministrorum numerus nullatenus minuatur, sed sup- portentur debite omnia ipsius monasterii onera consueta. Nos enim exnunc irritum decernimus et inane, si secus super hiis a quoquam quavis auctoritate scienter vel ignoranter contigerit attemptari. nulli ergo etc nostre incorporationis anneccionis unionis et constitucionis infringere etc. Datum Avinione 13 kalendas Junii pontificatus nostri Anno septimo — Die Supplik, welche unserer Bulle zugrunde liegt, ist nicht erhalten; sie ist jedoch in der Bulle selbst noch deutlich zu erkennen. Es ist die narratio der Urkunde, die Erzählung von den räuberischen Einfällen, welche aus dem Tal von Berchtesgaden in das Gebiet des Erzbistums seit langer Zeit erfolgt seien und dieses auf das schwerste geschädigt hätten. Solche Raubzüge seien von den Pröpsten des Stiftes in Berchtesgaden, welche die Herrschaft über das Tal inne hätten, nicht nur nicht verhindert, sondern sogar unterstützt worden. Diese Darstellung, mit welcher die Bitte um Einverleibung der Propstei Berchtesgaden in das erzbischöflich- salzburgische Gebiet begründet wird, stimmt mit allem, was win aus Chroniken und Urkunden des 14. Jahrhunderts erfahren, nicht überein1). Nur ein einziges Mal war ein Einfall aus dem Tal von Berchtesgaden in salzburgisches Gebiet erfolgt, nämlich im Jahre 1382, und zwar durch bayrische Truppen, als Herzog Friedrich von 1) Vgl. die übersichtliche Darstellung bei Widmann, Geschichte Salzburgs, 2, 122 ff.
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5 Bayern und Erzbischof Pilgrim in offenem Kampfe standen 1). Und daß die Pröpste von Berchtesgaden die räuberischen Einfälle, von denen unsere Urkunde spricht, begünstigt hätten, muß als eine Unwahrheit bezeichnet werden. Die ganze Erzählung also, mit welcher das Gesuch des Salzburger Erzbischofs begründet wird, ist falsch und sie ist nur vorgebracht worden, weil Erzbischof Pilgrim das wirkliche Motiv, das ihn bestimmte, nicht angeben wollte: er wollte die Propstei Berchtesgaden unter seine Herrschaft bringen, trotzdem eben damals der Streit zwischen ihm und den bayrischen Herzogen um Berchtesgaden durch einen Schiedsspruch des Frei- singer Bischofs Berthold entschieden worden war. Ein neuer Propst, Konrad Torer, war in Berchtesgaden eingesetzt worden 2) und Erz- bischof Pilgrim hatte sich ausdrücklich verpflichtet, den Schieds- spruch anzuerkennen 3). Es sei noch erwähnt, daß Erzbischof Pilgrim später (1393), als er bei Papst Bonifaz IX. ebenfalls um die In- korporierung der Propstei Berchtesgaden ansuchte, nicht mehr die Darstellung, die sich in unserer Urkunde findet, wiederholte, sondern sein Gesuch ganz anders begründete 4). Aus dem unten folgenden Schreiben (Nr. 3) geht hervor, daß die Supplik von dem Vertrauensmann des Erzbischofs in Avignon, Magister Johann von Konstanz5), verfaßt worden ist, wohl auf Grund von Informationen, die er von Salzburg erhalten hatte. Johann von Konstanz hat auch in den Verhandlungen über die Supplik — das alles steht in dem genannten Schreiben — kurz und bündig erklärt, wenn Erzbischof Pilgrim nicht die Propstei Berchtes- gaden erhalte, könne er nicht zu Papst Clemens übertreten. Es spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß er zu dieser Erklärung ausdrücklich vom Erzbischof ermächtigt worden ist. Da Erzbischof Pilgrim jetzt zu Clemens VII. übergetreten war, ist es nicht auffällig, daß man in Avignon versuchte, in der Salz- burger Geistlichkeit Anhänger zu gewinnen. Ein böhmischer Priester, Johann von Sderaz, erhielt von Clemens VII. am 29. August 1385 die Vollmacht, in den Diözesen Aquileja, Salzburg und Prag gegen die Urbanisten zu predigen und Geistliche, die zum avignonesischen 1) Uber diesen Krieg vgl. Riezler, Geschichte Bayerns, 3, 124. Eine nicht unwichtige Ergänzung bietet die Urkunde der österreichischen Herzoge Albrecht III. und Leopold III. von 1379 September 8. (Original Wiener Staats- archiv), mit welcher die Herzoge als Vögte des Berchtesgadner Stiftes Wilderich de Mitra, Doktor der Dekrete, und die Ritter Albrecht von Streytwiesen und Friedrich Gleyncer als Gesandte bei Erzbischof Pilgrim beglaubigen und den Erzbischof ersuchen, gegen den Propst Ulrich (Wülp), weil dieser „in multis graviter excesserit et enormia plurima commiserit ac in preiudicium dicti mo- nasterii quedam eciam immobilia alienaverit“, einzuschreiten und ihm die Ver- waltung des Stiftes zu entziehen. 2) Siehe den Schiedsspruch des Bischofs Berthold v. Freisingen von 1384 Oktober 24., Original im Staatsarchiv Wien, Auszug bei (Kleimayern) „Un- partheiische Abhandlung“ 310, § 264b und Regesta Boica 10, 142. 3) Urkunde Pilgrims von 1384 Juli 5., Regesta Boica 10, 135. 4) Nämlich, daß Herzog Friedrich von Bayern (gemeint ist das Jahr 1382) das Stift Berchtesgaden überfallen und beraubt habe und daß es nur durch seine (Pilgrims) Hilfe von dem gänzlichen Ruin gerettet worden sei. 5) Uber diese Persönlichkeit vgl. Anmerkung zu Nr. 3.
5 Bayern und Erzbischof Pilgrim in offenem Kampfe standen 1). Und daß die Pröpste von Berchtesgaden die räuberischen Einfälle, von denen unsere Urkunde spricht, begünstigt hätten, muß als eine Unwahrheit bezeichnet werden. Die ganze Erzählung also, mit welcher das Gesuch des Salzburger Erzbischofs begründet wird, ist falsch und sie ist nur vorgebracht worden, weil Erzbischof Pilgrim das wirkliche Motiv, das ihn bestimmte, nicht angeben wollte: er wollte die Propstei Berchtesgaden unter seine Herrschaft bringen, trotzdem eben damals der Streit zwischen ihm und den bayrischen Herzogen um Berchtesgaden durch einen Schiedsspruch des Frei- singer Bischofs Berthold entschieden worden war. Ein neuer Propst, Konrad Torer, war in Berchtesgaden eingesetzt worden 2) und Erz- bischof Pilgrim hatte sich ausdrücklich verpflichtet, den Schieds- spruch anzuerkennen 3). Es sei noch erwähnt, daß Erzbischof Pilgrim später (1393), als er bei Papst Bonifaz IX. ebenfalls um die In- korporierung der Propstei Berchtesgaden ansuchte, nicht mehr die Darstellung, die sich in unserer Urkunde findet, wiederholte, sondern sein Gesuch ganz anders begründete 4). Aus dem unten folgenden Schreiben (Nr. 3) geht hervor, daß die Supplik von dem Vertrauensmann des Erzbischofs in Avignon, Magister Johann von Konstanz5), verfaßt worden ist, wohl auf Grund von Informationen, die er von Salzburg erhalten hatte. Johann von Konstanz hat auch in den Verhandlungen über die Supplik — das alles steht in dem genannten Schreiben — kurz und bündig erklärt, wenn Erzbischof Pilgrim nicht die Propstei Berchtes- gaden erhalte, könne er nicht zu Papst Clemens übertreten. Es spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß er zu dieser Erklärung ausdrücklich vom Erzbischof ermächtigt worden ist. Da Erzbischof Pilgrim jetzt zu Clemens VII. übergetreten war, ist es nicht auffällig, daß man in Avignon versuchte, in der Salz- burger Geistlichkeit Anhänger zu gewinnen. Ein böhmischer Priester, Johann von Sderaz, erhielt von Clemens VII. am 29. August 1385 die Vollmacht, in den Diözesen Aquileja, Salzburg und Prag gegen die Urbanisten zu predigen und Geistliche, die zum avignonesischen 1) Uber diesen Krieg vgl. Riezler, Geschichte Bayerns, 3, 124. Eine nicht unwichtige Ergänzung bietet die Urkunde der österreichischen Herzoge Albrecht III. und Leopold III. von 1379 September 8. (Original Wiener Staats- archiv), mit welcher die Herzoge als Vögte des Berchtesgadner Stiftes Wilderich de Mitra, Doktor der Dekrete, und die Ritter Albrecht von Streytwiesen und Friedrich Gleyncer als Gesandte bei Erzbischof Pilgrim beglaubigen und den Erzbischof ersuchen, gegen den Propst Ulrich (Wülp), weil dieser „in multis graviter excesserit et enormia plurima commiserit ac in preiudicium dicti mo- nasterii quedam eciam immobilia alienaverit“, einzuschreiten und ihm die Ver- waltung des Stiftes zu entziehen. 2) Siehe den Schiedsspruch des Bischofs Berthold v. Freisingen von 1384 Oktober 24., Original im Staatsarchiv Wien, Auszug bei (Kleimayern) „Un- partheiische Abhandlung“ 310, § 264b und Regesta Boica 10, 142. 3) Urkunde Pilgrims von 1384 Juli 5., Regesta Boica 10, 135. 4) Nämlich, daß Herzog Friedrich von Bayern (gemeint ist das Jahr 1382) das Stift Berchtesgaden überfallen und beraubt habe und daß es nur durch seine (Pilgrims) Hilfe von dem gänzlichen Ruin gerettet worden sei. 5) Uber diese Persönlichkeit vgl. Anmerkung zu Nr. 3.
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6 Papst übertreten wollten, zu absolvieren. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Johann von Sderaz nach Salzburg gekommen ist und dort unter dem Schutze des Erzbischofs seine Agitationen betrieben hat. Ob er von der Salzburger Geistlichkeit auch nur einen einzigen gewonnen hat, ist unbekannt. Eine Spur seiner Tätigkeit ist in einer Urkunde des avignonesischen Kardinalpresbyters Guillermus tit. s. Laurentii in Lucina, Pönitentiar des Papstes ddo. 1385 Nov. 13. Avignon, zu finden. Mit dieser Urkunde wird dem Abt von St. Peter in Salzburg aufgetragen, den Bitten der Verwandten und Freunde der bereits verstorbenen Gotscalk Alten, Ludwig Trauer und Nikolaus Garsperger1), um Absolution dieser Toten nach Prüfung des Tatbestandes zu entsprechen2). 3. Magister Johann von Konstanz an Erzbischof Pilgrim. Avignon, 1386 Jänner 13. Empfang seines Schreibens über die Inkorporierung von Admont; schwierige Verhandlungen mit dem Referendar; Empfeh- lung des Heinrich Bayler; französische Schreiben an die Herzoge von Bayern; Pfarre Hartberg. Original auf Papier, eigenhändig, verschlossen durch auf- gedrücktes (zum Teil noch erhaltenes) Siegel unter Papierdecke. Reverendissime pater et domine mi precipue. Obsequiosa volun- tate cum recommendacione mei humili semper premissa. Est verum, quod visis literis a vestra dominacione michi per horum latorem presentatis novissimo et intellecto ex illis, vos incorpo- racionem monasterii Admontensis desiderare seriosius, super in- veniendis causis, per quas hec vestra peticio valide iustificari posset, non minus quam paulo ante circa unionem prepositure Berches- gadimensis fuerim, ceperama) sollicitari, presertim cum secundum iuris moris etb) stili Romane curie disposiciones monasteriorum lapsibus et ruinis non uniendo illa ecclesiis aliis, sed alia beneficia uniendo eisdem consuetum foret usque ad hec tempora subveniri; et propter hoc etiam, quia per huiusmodi unionem taliter amortizetur unica dignitas, quod in antea non fiat locus vacacionis eiusdem, per quod sedes apo- stolica, que ab antiquissimis temporibus abbatiales et supra dignitates reservare consueverat, non modicum reciperet detrimentum. illis tamen a) Das folgende Wort durch Radieren getilgt. b) „et“ über der Zeile, an Stelle eines durch Radieren getilgten Wortes. 1) welche gemeinsam einen Mord begangen, jedoch vor ihrem Tode Reue gezeigt und deshalb in geweihter Erde begraben wurden. 2) Original im Archiv des Stiftes St. Peter in Salzburg.
6 Papst übertreten wollten, zu absolvieren. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Johann von Sderaz nach Salzburg gekommen ist und dort unter dem Schutze des Erzbischofs seine Agitationen betrieben hat. Ob er von der Salzburger Geistlichkeit auch nur einen einzigen gewonnen hat, ist unbekannt. Eine Spur seiner Tätigkeit ist in einer Urkunde des avignonesischen Kardinalpresbyters Guillermus tit. s. Laurentii in Lucina, Pönitentiar des Papstes ddo. 1385 Nov. 13. Avignon, zu finden. Mit dieser Urkunde wird dem Abt von St. Peter in Salzburg aufgetragen, den Bitten der Verwandten und Freunde der bereits verstorbenen Gotscalk Alten, Ludwig Trauer und Nikolaus Garsperger1), um Absolution dieser Toten nach Prüfung des Tatbestandes zu entsprechen2). 3. Magister Johann von Konstanz an Erzbischof Pilgrim. Avignon, 1386 Jänner 13. Empfang seines Schreibens über die Inkorporierung von Admont; schwierige Verhandlungen mit dem Referendar; Empfeh- lung des Heinrich Bayler; französische Schreiben an die Herzoge von Bayern; Pfarre Hartberg. Original auf Papier, eigenhändig, verschlossen durch auf- gedrücktes (zum Teil noch erhaltenes) Siegel unter Papierdecke. Reverendissime pater et domine mi precipue. Obsequiosa volun- tate cum recommendacione mei humili semper premissa. Est verum, quod visis literis a vestra dominacione michi per horum latorem presentatis novissimo et intellecto ex illis, vos incorpo- racionem monasterii Admontensis desiderare seriosius, super in- veniendis causis, per quas hec vestra peticio valide iustificari posset, non minus quam paulo ante circa unionem prepositure Berches- gadimensis fuerim, ceperama) sollicitari, presertim cum secundum iuris moris etb) stili Romane curie disposiciones monasteriorum lapsibus et ruinis non uniendo illa ecclesiis aliis, sed alia beneficia uniendo eisdem consuetum foret usque ad hec tempora subveniri; et propter hoc etiam, quia per huiusmodi unionem taliter amortizetur unica dignitas, quod in antea non fiat locus vacacionis eiusdem, per quod sedes apo- stolica, que ab antiquissimis temporibus abbatiales et supra dignitates reservare consueverat, non modicum reciperet detrimentum. illis tamen a) Das folgende Wort durch Radieren getilgt. b) „et“ über der Zeile, an Stelle eines durch Radieren getilgten Wortes. 1) welche gemeinsam einen Mord begangen, jedoch vor ihrem Tode Reue gezeigt und deshalb in geweihter Erde begraben wurden. 2) Original im Archiv des Stiftes St. Peter in Salzburg.
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et aliis michi obstantibus reiectis in materia pretacta, succinccius ut valui in formam supplicacionis totam materiam eciam iustificatam per causas, prout in copia minute quam vestre dominacioni transmitto, redegi. et ut pluriuma) clamores papam ad concedendum moverent forcius, supplicavi ego domino cardinali de Agrifolio quod presen- tacioni dicte supplicacionis, quam etiam legendam eidem tradidi, dignaretur vestri intuitu interesse; quodb) et facturum benivole se promisit. verum ut deo placuit, quia dominus papa interim intellexerat per dominum Hainricum Bayler, quod vestra dominacio sibi quasdam literas destinasset, ipse non exspectato domini cardinalis presencia mandavit sibi huiusmodi vestras literas assignari, et sic absque mini- sterio cuiuscunque dicta supplicacio cum vestra litera presentata extitit et commissa. Qualibus autem persuasionibus et sollucionibus difficultatum dequibus premittitur uti habuerim, antequam referendarius cui dicta supplicacio commissa extitit, eandem iuri et consuetudini contrariam necnon sedi apostolice et camere eiusdem preiudicialem, iudicare vellet concessibilem, vere nescirem scribere ad plenum; hoc salvo quod michi comminabatur taliter in effectu „magister Iohannes, dominus noster ad vestri suggestionem per novas et accutissimas subtilitates, ad con- sequenciam tamen nullatenus trahendas, alias fecit unam incorpora- cionem ecclesie Saltzeburgensi non indigenti de quadam prepositura; et prout tunc in supplicacione expressistis et informastis, quod nisi archiepiscopus vallem illam velud passum districtus«) civitatis Saltze- burgensis ut et tamquam rem ecclesie sue contra inimicos munire posset, se declarare pro domino nostro non foret ausus. nunc autem datis, quod nisi ipse monasterium, de cuius unione agitur, dicto modo defendere debeat, quod verisimiliter subiciatur ruine. pro certo, nisi dominus Saltzeburgensis post modum inveniatur talis ut dicitis, possetis formidabili periculo subiacere! Hec scripsi vestre dominacioni extense propter certum articulum literis michi destinatis insertum, videlicet quod ad faciendas grati- tudines promotoribus ad mei ordinacionem eratis parati. in premissis igitur alicuius assistenciam non habui, quam domini Heinrici Bayler, dicti domini nostri pape cubicularii, qui in omnibus per me pro vobisd) conceptis et traditis michi fidelissime cooperatur. unde oro, quatenus ipsum per equum honorabilem vel aliud iocale decense) dignemini honorare!). ceterum literas super huiusmodi obtenta unione ad presens ex multis causis fieri obmisi, et inter alias, quia fervente clamore super novitate unionis annormaleg) vel in literarum taxa vel recompensacione facienda camere apostolice de mediis fructibus aut comunis servicii, ut eob) casu quo abbatibus de huiusmodi monasteriis provideretur in antea, timui pregravari. in ipsis tamen conficiendis extincto dicto clamore non deficiam loco et tempore oportunis. a) „plurium“ ebenfalls über der Zeile an Stelle eines radierten Wortes. b) „quod" über der Zeile, an Stelle eines radierten Wortes. c) Der letzte Buchstabe zum Teil auf Rasur. d) „pro vobis“ über der Zeile nachgetragen. e) Das folgende „ipsum“ durchstrichen. f) Das folgende „duntaxat“ durch- strichen. h) „ut eo“ über der Zeile nachgetragen. g) So Orig.
et aliis michi obstantibus reiectis in materia pretacta, succinccius ut valui in formam supplicacionis totam materiam eciam iustificatam per causas, prout in copia minute quam vestre dominacioni transmitto, redegi. et ut pluriuma) clamores papam ad concedendum moverent forcius, supplicavi ego domino cardinali de Agrifolio quod presen- tacioni dicte supplicacionis, quam etiam legendam eidem tradidi, dignaretur vestri intuitu interesse; quodb) et facturum benivole se promisit. verum ut deo placuit, quia dominus papa interim intellexerat per dominum Hainricum Bayler, quod vestra dominacio sibi quasdam literas destinasset, ipse non exspectato domini cardinalis presencia mandavit sibi huiusmodi vestras literas assignari, et sic absque mini- sterio cuiuscunque dicta supplicacio cum vestra litera presentata extitit et commissa. Qualibus autem persuasionibus et sollucionibus difficultatum dequibus premittitur uti habuerim, antequam referendarius cui dicta supplicacio commissa extitit, eandem iuri et consuetudini contrariam necnon sedi apostolice et camere eiusdem preiudicialem, iudicare vellet concessibilem, vere nescirem scribere ad plenum; hoc salvo quod michi comminabatur taliter in effectu „magister Iohannes, dominus noster ad vestri suggestionem per novas et accutissimas subtilitates, ad con- sequenciam tamen nullatenus trahendas, alias fecit unam incorpora- cionem ecclesie Saltzeburgensi non indigenti de quadam prepositura; et prout tunc in supplicacione expressistis et informastis, quod nisi archiepiscopus vallem illam velud passum districtus«) civitatis Saltze- burgensis ut et tamquam rem ecclesie sue contra inimicos munire posset, se declarare pro domino nostro non foret ausus. nunc autem datis, quod nisi ipse monasterium, de cuius unione agitur, dicto modo defendere debeat, quod verisimiliter subiciatur ruine. pro certo, nisi dominus Saltzeburgensis post modum inveniatur talis ut dicitis, possetis formidabili periculo subiacere! Hec scripsi vestre dominacioni extense propter certum articulum literis michi destinatis insertum, videlicet quod ad faciendas grati- tudines promotoribus ad mei ordinacionem eratis parati. in premissis igitur alicuius assistenciam non habui, quam domini Heinrici Bayler, dicti domini nostri pape cubicularii, qui in omnibus per me pro vobisd) conceptis et traditis michi fidelissime cooperatur. unde oro, quatenus ipsum per equum honorabilem vel aliud iocale decense) dignemini honorare!). ceterum literas super huiusmodi obtenta unione ad presens ex multis causis fieri obmisi, et inter alias, quia fervente clamore super novitate unionis annormaleg) vel in literarum taxa vel recompensacione facienda camere apostolice de mediis fructibus aut comunis servicii, ut eob) casu quo abbatibus de huiusmodi monasteriis provideretur in antea, timui pregravari. in ipsis tamen conficiendis extincto dicto clamore non deficiam loco et tempore oportunis. a) „plurium“ ebenfalls über der Zeile an Stelle eines radierten Wortes. b) „quod" über der Zeile, an Stelle eines radierten Wortes. c) Der letzte Buchstabe zum Teil auf Rasur. d) „pro vobis“ über der Zeile nachgetragen. e) Das folgende „ipsum“ durchstrichen. f) Das folgende „duntaxat“ durch- strichen. h) „ut eo“ über der Zeile nachgetragen. g) So Orig.
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8 Ceterum reverendissime pater pro habendis literis a domo Francie ad duces Bawarie, et ad effectum cedule presentibus incluse apud dominum nostrum sollicitabo indefesse, quod ecclesiam in Hartberg a solucione iurium episcopalium velitis exemptam habere, quamdiu dominus Heinricus Bayler ipsam obtineat. et hanc graciam eidem rescribere rogo et consulo bona fide. Altissimus vestram paternitatem incolumem et felicem conservare dignetur per tempora longiora; nec displiceat quod nova non scribo, quia in quibusdam consolabilibus actum est diucius, sed nondum conclusum. Scriptum Avinione die octava epiphanie anno etc. LXXXVI. Humilis vester magister Iohannes dictus de Constancia se totum. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino meo metuendissimo domino P. dei et apostolice sedis gracia archiepiscopo Saltzeburgensi atque legato sedis eiusdem presententur. Die Beilagen („,copia minute“ betreffend Admont und „cedula presentibus inclusa“ betreffend Hartberg) sind nicht erhalten. Der Schreiber des vorliegenden Briefes, Magister Johann „genannt von Konstanz“, mit seinem vollen Namen Johann Kalch- ofen oder Johann Altstetten 1), war seit vielen Jahren in Verbindung mit dem Salzburger Erzbischof. Als Pilgrim im Jahre 1366 zum Erzbischof von Salzburg erhoben wurde, trat Johann Kalchofen als Sekretär in seine Dienste. In dem Rotulus, den der neue Erzbischof im Juli 1366 dem Papste unterbreitete, stand auch eine Bitte für seinen Sekretär „Johann von Kalchofen, Geistlichen der Konstanzer Diözese, Magister der freien Künste, welcher nach Erlangung des Magisteriums in Paris durch mehrere Jahre Vorlesungen gehalten, dort und in Padua gegen sieben Jahre kanonisches Recht gehört " und darin löbliche Fortschritte gemacht hat“2). Johann, welcher damals bereits eine Pfründe, die Pfarre Aufkirch in der Konstanzer Diözese, erlangt hatte, verblieb jedoch nicht lange in Salzburg. Seit Beginn des Jahres 1369 ist er in Avignon nachzuweisen als Agent und Bevollmächtigter des Salzburger Erzbischofs. Die großen 1) Daß die in den Urkunden vorkommenden Bezeichnungen „magister Johannes de Constancia“, „magister J. de Kalchofen“, „magister J. de Alt- steten (Alsteten, Alesteten, Alnstet)“ eine und dieselbe Person betreffen, zeigen schon die von Lang herausgegebenen Acta Salzburgo-Aquilejensia I, Nr. 801 m, 8872, 977, 982; wenn es noch eines weiteren Beweises bedürfte, so wird dieser erbracht durch eine Urkunde Clemens VII. von 1390 Oktober 12, mit welcher über den Nachlaß des jüngst verstorbenen „Joannes de Altsteten alias de Kalchoven canonic. Constanc.“ eine Verfügung getroffen wird (Eubel, Röm. Quartalschrift VIII, 260, Nr. 1). Es ist jedoch zu bemerken, daß unser Johann von Konstanz von dem gleichnamigen Diener (J. de Constancia) des Bischofs Hinko Kluk von Leitomischl, der auch als Kurier Clemens VII. verwendet wurde und in den päpstlichen Rechnungsbüchern genannt wird, zu unter- scheiden ist. Das ist im Repert. German. 1, 74 s. v. Johannes de Constancia übersehen. 2) Lang, Acta Salzburgo-Aquilejensia I, Nr. 803.
8 Ceterum reverendissime pater pro habendis literis a domo Francie ad duces Bawarie, et ad effectum cedule presentibus incluse apud dominum nostrum sollicitabo indefesse, quod ecclesiam in Hartberg a solucione iurium episcopalium velitis exemptam habere, quamdiu dominus Heinricus Bayler ipsam obtineat. et hanc graciam eidem rescribere rogo et consulo bona fide. Altissimus vestram paternitatem incolumem et felicem conservare dignetur per tempora longiora; nec displiceat quod nova non scribo, quia in quibusdam consolabilibus actum est diucius, sed nondum conclusum. Scriptum Avinione die octava epiphanie anno etc. LXXXVI. Humilis vester magister Iohannes dictus de Constancia se totum. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino meo metuendissimo domino P. dei et apostolice sedis gracia archiepiscopo Saltzeburgensi atque legato sedis eiusdem presententur. Die Beilagen („,copia minute“ betreffend Admont und „cedula presentibus inclusa“ betreffend Hartberg) sind nicht erhalten. Der Schreiber des vorliegenden Briefes, Magister Johann „genannt von Konstanz“, mit seinem vollen Namen Johann Kalch- ofen oder Johann Altstetten 1), war seit vielen Jahren in Verbindung mit dem Salzburger Erzbischof. Als Pilgrim im Jahre 1366 zum Erzbischof von Salzburg erhoben wurde, trat Johann Kalchofen als Sekretär in seine Dienste. In dem Rotulus, den der neue Erzbischof im Juli 1366 dem Papste unterbreitete, stand auch eine Bitte für seinen Sekretär „Johann von Kalchofen, Geistlichen der Konstanzer Diözese, Magister der freien Künste, welcher nach Erlangung des Magisteriums in Paris durch mehrere Jahre Vorlesungen gehalten, dort und in Padua gegen sieben Jahre kanonisches Recht gehört " und darin löbliche Fortschritte gemacht hat“2). Johann, welcher damals bereits eine Pfründe, die Pfarre Aufkirch in der Konstanzer Diözese, erlangt hatte, verblieb jedoch nicht lange in Salzburg. Seit Beginn des Jahres 1369 ist er in Avignon nachzuweisen als Agent und Bevollmächtigter des Salzburger Erzbischofs. Die großen 1) Daß die in den Urkunden vorkommenden Bezeichnungen „magister Johannes de Constancia“, „magister J. de Kalchofen“, „magister J. de Alt- steten (Alsteten, Alesteten, Alnstet)“ eine und dieselbe Person betreffen, zeigen schon die von Lang herausgegebenen Acta Salzburgo-Aquilejensia I, Nr. 801 m, 8872, 977, 982; wenn es noch eines weiteren Beweises bedürfte, so wird dieser erbracht durch eine Urkunde Clemens VII. von 1390 Oktober 12, mit welcher über den Nachlaß des jüngst verstorbenen „Joannes de Altsteten alias de Kalchoven canonic. Constanc.“ eine Verfügung getroffen wird (Eubel, Röm. Quartalschrift VIII, 260, Nr. 1). Es ist jedoch zu bemerken, daß unser Johann von Konstanz von dem gleichnamigen Diener (J. de Constancia) des Bischofs Hinko Kluk von Leitomischl, der auch als Kurier Clemens VII. verwendet wurde und in den päpstlichen Rechnungsbüchern genannt wird, zu unter- scheiden ist. Das ist im Repert. German. 1, 74 s. v. Johannes de Constancia übersehen. 2) Lang, Acta Salzburgo-Aquilejensia I, Nr. 803.
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9 Beträge, welche Pilgrim anläßlich seiner Erhebung zum Erz- bischof an die camera apostolica und das Kardinalskollegium in den Jahren 1369—1372 zahlte, gingen durch die Hand Johanns und auch in anderen Angelegenheiten erhielt er Aufträge vom Erz- bischof1). In den nächsten Jahren gelang es Kalchofen, ein Stück vorwärts zu kommen. Ein Kanonikat in Konstanz fiel ihm zu und im Herbst 1374 wurde er von Papst Gregor XI. mit einer nicht unwichtigen Aufgabe betraut. Er wurde als päpstlicher Nuntius nach Salzburg geschickt, um die Einhebung des vom Papst aus- geschriebenen Zehenten durchzuführen, die Rechnungen der Sub- kollektoren, d. i. des Erzbischofs Pilgrim und der Bischöfe Friedrich von Chiemsee und Heinrich von Lavant, einzusehen und die gegen diese Persönlichkeiten erhobenen Beschwerden zu untersuchen2). Es war nicht zu verwundern, daß Kalchofen gegenüber dem Erz- bischof und seinen Suffraganen nicht den strengen Richter spielte und eher für sie als für die apostolische Kammer eintrat3). Seine Sendung hatte daher keinen Erfolg, im November 1375 wurde ein anderer Nuntius bestellt und Kalchofen kehrte nach Avignon zurück. Vielleicht hätte er es trotzdem noch weiter gebracht bis zu einem Bistum, da kam es 1378 zum Schisma und Kalchofen schloß sich dem Avignonesischen Papst an. Er blieb ihm treu trotz aller Gefahren und Schädigungen, welche eine solche Parteinahme da- mals für einen deutschen Geistlichen zur Folge hatte, ja er bemühte sich nach Kräften, seinem Papst zum Siege zu verhelfen. Im Jahre 1379 verfaßte er auf Grund seiner Kenntnis der deutschen Ver- hältnisse eine wichtige Denkschrift über die Frage, wie trotz aller Edikte und Verbote König Wenzels die Geistlichkeit in Süddeutsch- land unter Mithilfe des österreichischen Herzogs Leopold III. für Clemens gewonnen werden könnte4). Ob Johann dazu beigetragen hat, Leopold III. zum Avignonesischen Papst herüberzuführen, ist unbekannt 5). Aber sicherlich hat er sich um seinen einstigen Gönner Erzbischof Pilgrim sehr bemüht. Die alten Beziehungen zwischen beiden Männern hatten nicht aufgehört, das zeigt das vorliegende Schreiben. Wiederum sehen wir Johann Kalchofen als Agenten Rilgrims in Avignon tätig. Er hat, wie aus unserem Schreiben hervorgeht, die Suppliken des Erzbischofs um Einverleibung von Berchtesgaden und Admont 1) Ebendort Nr. 862 Ca3. Daß er auch für andere deutsche Prälaten an der Kurie tätig war, zeigen die Regesta episc. Constanc. II, Nr. 6199, und Acta Salzburgo-Aquilejensia I, Nr. 982, 992. 2) Ebendort Nr. 965. 3) Vgl. das Schreiben Gregors XI. an ihn von 1375 Jänner 29 (eben- dort Nr. 970). 4) Bliemetzrieder in den M. I. ö. G. 29, 668—672. Das Schriftstück ist jedoch nicht eine Bittschrift oder gar ein Rotulus, wie Bliemetzrieder S. 664 sagt, der von Leopold III. von Österreich ausgegangen ist, sondern es sind Vor- schläge eines guten Kenners der deutschen Verhältnisse und der Verfasser nennt sich selbst: es ist Johann von Konstanz, ebendort S. 672, Note 1. 5) Seine Beziehungen zu Leopold III. ersieht man aus den Urkunden in Regesta episc. Constanc. II, Nr. 6695 und Lichnovsky, Geschichte des Hauses Habsburg IV, Reg.-Nr. 1852.
9 Beträge, welche Pilgrim anläßlich seiner Erhebung zum Erz- bischof an die camera apostolica und das Kardinalskollegium in den Jahren 1369—1372 zahlte, gingen durch die Hand Johanns und auch in anderen Angelegenheiten erhielt er Aufträge vom Erz- bischof1). In den nächsten Jahren gelang es Kalchofen, ein Stück vorwärts zu kommen. Ein Kanonikat in Konstanz fiel ihm zu und im Herbst 1374 wurde er von Papst Gregor XI. mit einer nicht unwichtigen Aufgabe betraut. Er wurde als päpstlicher Nuntius nach Salzburg geschickt, um die Einhebung des vom Papst aus- geschriebenen Zehenten durchzuführen, die Rechnungen der Sub- kollektoren, d. i. des Erzbischofs Pilgrim und der Bischöfe Friedrich von Chiemsee und Heinrich von Lavant, einzusehen und die gegen diese Persönlichkeiten erhobenen Beschwerden zu untersuchen2). Es war nicht zu verwundern, daß Kalchofen gegenüber dem Erz- bischof und seinen Suffraganen nicht den strengen Richter spielte und eher für sie als für die apostolische Kammer eintrat3). Seine Sendung hatte daher keinen Erfolg, im November 1375 wurde ein anderer Nuntius bestellt und Kalchofen kehrte nach Avignon zurück. Vielleicht hätte er es trotzdem noch weiter gebracht bis zu einem Bistum, da kam es 1378 zum Schisma und Kalchofen schloß sich dem Avignonesischen Papst an. Er blieb ihm treu trotz aller Gefahren und Schädigungen, welche eine solche Parteinahme da- mals für einen deutschen Geistlichen zur Folge hatte, ja er bemühte sich nach Kräften, seinem Papst zum Siege zu verhelfen. Im Jahre 1379 verfaßte er auf Grund seiner Kenntnis der deutschen Ver- hältnisse eine wichtige Denkschrift über die Frage, wie trotz aller Edikte und Verbote König Wenzels die Geistlichkeit in Süddeutsch- land unter Mithilfe des österreichischen Herzogs Leopold III. für Clemens gewonnen werden könnte4). Ob Johann dazu beigetragen hat, Leopold III. zum Avignonesischen Papst herüberzuführen, ist unbekannt 5). Aber sicherlich hat er sich um seinen einstigen Gönner Erzbischof Pilgrim sehr bemüht. Die alten Beziehungen zwischen beiden Männern hatten nicht aufgehört, das zeigt das vorliegende Schreiben. Wiederum sehen wir Johann Kalchofen als Agenten Rilgrims in Avignon tätig. Er hat, wie aus unserem Schreiben hervorgeht, die Suppliken des Erzbischofs um Einverleibung von Berchtesgaden und Admont 1) Ebendort Nr. 862 Ca3. Daß er auch für andere deutsche Prälaten an der Kurie tätig war, zeigen die Regesta episc. Constanc. II, Nr. 6199, und Acta Salzburgo-Aquilejensia I, Nr. 982, 992. 2) Ebendort Nr. 965. 3) Vgl. das Schreiben Gregors XI. an ihn von 1375 Jänner 29 (eben- dort Nr. 970). 4) Bliemetzrieder in den M. I. ö. G. 29, 668—672. Das Schriftstück ist jedoch nicht eine Bittschrift oder gar ein Rotulus, wie Bliemetzrieder S. 664 sagt, der von Leopold III. von Österreich ausgegangen ist, sondern es sind Vor- schläge eines guten Kenners der deutschen Verhältnisse und der Verfasser nennt sich selbst: es ist Johann von Konstanz, ebendort S. 672, Note 1. 5) Seine Beziehungen zu Leopold III. ersieht man aus den Urkunden in Regesta episc. Constanc. II, Nr. 6695 und Lichnovsky, Geschichte des Hauses Habsburg IV, Reg.-Nr. 1852.
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10 verfaßt. Die Angaben in der Supplik betreffend Berchtesgaden sind — wie oben1) gezeigt wurde — nicht den Tatsachen ent- sprechend. Wie es mit der 2. Supplik steht, zeigt uns die Bulle vom 4. Jänner 13862), mit welcher die Inkorporierung des Stiftes Admont in die Mensa der Erzbischöfe von Salzburg verfügt wird3). In der Bulle heißt es: „Exhibita siquidem nobis nuper pro parte venerabilis fratris nostri Pilgrimi archiepiscopi Salczeburgensis peticio continebat, quod monasterium Admontense ordinis Sancti Benedicti Salczeburgensis diocesis quod olim adeo de bonis ad mensam archi- episcopalem Salczeburgensem spectantibus in suis structura et edificiis aliis extitit magnifice fundatum et copiose dotatum quod ipsius redditus tunc ad honorabiles stadum et sustentationem abbatis et quadraginta monachorum vel circiter ipsius monasterii sufficiebant habundanter, ad presens propter temporis maliciam et nobilium circumsedencium guerras et tiranidem in suis bonis et possessionibus taliter collapsum et tantis debitorum oneribus pregravatum existat, quod redditus huiusmodi ad reparacionem monasterii et edificiorum ipsius nec ad sustentacionem ipsius ne dum medie ymo nec tercie aut quarte parcium monachorum et ministrorum numeri in dicto monasterio primitus instituti etiam cum penuria non sufficiunt quoquomodo, et quod flebilius est, monasterium ipsum nisi possessiones4) et bona ipsius, que remanserunt, aplicentur dicte mense vel potestati alicuius potentis, qui cum manuforti velut bona propria a predictis gravaminibus tueri et creditorum importunitatem compescere ac onera huiusmodi relevare valeat, supponantur, ad totalem ruinam verisimiliter deducetur. quare pro parte dicti archiepiscopi nobis extitit humiliter supplicatum, ut dictum monasterium prefate mense archiepiscopali imperpetuum in- corporare et unire de benignitate apostolica dignaremur.“ Dazu ist zu bemerken, daß die Angabe, daß das Kloster Admont aus den Mensalgütern des Erzbischofs von Salzburg errichtet und so reich dotiert worden sei, mit den Tatsachen in Widerspruch steht 5). Für die weiteren Angaben der Supplik, daß das Kloster gegenwärtig in einem Zustande wirtschaftlichen Verfalles sei, so daß es die für die Erhaltung von Kirche und Kloster erforderlichen Ausgaben nicht mehr bestreiten und anstatt vierzig Mönchen nicht einmal zehn den Lebensunterhalt gewähren könne, findet sich in den bis jetzt 1) Vgl. Anmerkung zu Nr. 2. 2) Sie ist überliefert im Vatik. Arch. Reg. Vat. 297, f. 170'—171. 3) Die Inkorporierung erfolgte „absque tamen preiudicio advocationis vel alterius iuris cuiuscunque ecclesiastice seu secularis personae in dicto mona- sterio competenti" und mit der Bestimmung „quod — exnunc in antea viginti monachi inibi resideant et cum redditus prefatos augmentari contigerit, iuxta quantitatem augmentacionis huiusmodi inibi dictorum monachorum numerus augeatur“ 4) In der Hs. „nisi vriatur (!) ac possessiones ...“ 5) Vgl. Wichner, Geschichte des Benediktinerstiftes Admont I, 26 ff., und besonders die Stellen im angeblichen Stiftsbrief von 1106, ebendort 37, aus welchen hervorgeht, daß Erzbischof Gebhard für die Gründung und Aus- stattung des Klosters Admont Güter verwendete, welche seinem Vorgänger für diesen Zweck (Errichtung eines Klosters) übergeben worden waren.
10 verfaßt. Die Angaben in der Supplik betreffend Berchtesgaden sind — wie oben1) gezeigt wurde — nicht den Tatsachen ent- sprechend. Wie es mit der 2. Supplik steht, zeigt uns die Bulle vom 4. Jänner 13862), mit welcher die Inkorporierung des Stiftes Admont in die Mensa der Erzbischöfe von Salzburg verfügt wird3). In der Bulle heißt es: „Exhibita siquidem nobis nuper pro parte venerabilis fratris nostri Pilgrimi archiepiscopi Salczeburgensis peticio continebat, quod monasterium Admontense ordinis Sancti Benedicti Salczeburgensis diocesis quod olim adeo de bonis ad mensam archi- episcopalem Salczeburgensem spectantibus in suis structura et edificiis aliis extitit magnifice fundatum et copiose dotatum quod ipsius redditus tunc ad honorabiles stadum et sustentationem abbatis et quadraginta monachorum vel circiter ipsius monasterii sufficiebant habundanter, ad presens propter temporis maliciam et nobilium circumsedencium guerras et tiranidem in suis bonis et possessionibus taliter collapsum et tantis debitorum oneribus pregravatum existat, quod redditus huiusmodi ad reparacionem monasterii et edificiorum ipsius nec ad sustentacionem ipsius ne dum medie ymo nec tercie aut quarte parcium monachorum et ministrorum numeri in dicto monasterio primitus instituti etiam cum penuria non sufficiunt quoquomodo, et quod flebilius est, monasterium ipsum nisi possessiones4) et bona ipsius, que remanserunt, aplicentur dicte mense vel potestati alicuius potentis, qui cum manuforti velut bona propria a predictis gravaminibus tueri et creditorum importunitatem compescere ac onera huiusmodi relevare valeat, supponantur, ad totalem ruinam verisimiliter deducetur. quare pro parte dicti archiepiscopi nobis extitit humiliter supplicatum, ut dictum monasterium prefate mense archiepiscopali imperpetuum in- corporare et unire de benignitate apostolica dignaremur.“ Dazu ist zu bemerken, daß die Angabe, daß das Kloster Admont aus den Mensalgütern des Erzbischofs von Salzburg errichtet und so reich dotiert worden sei, mit den Tatsachen in Widerspruch steht 5). Für die weiteren Angaben der Supplik, daß das Kloster gegenwärtig in einem Zustande wirtschaftlichen Verfalles sei, so daß es die für die Erhaltung von Kirche und Kloster erforderlichen Ausgaben nicht mehr bestreiten und anstatt vierzig Mönchen nicht einmal zehn den Lebensunterhalt gewähren könne, findet sich in den bis jetzt 1) Vgl. Anmerkung zu Nr. 2. 2) Sie ist überliefert im Vatik. Arch. Reg. Vat. 297, f. 170'—171. 3) Die Inkorporierung erfolgte „absque tamen preiudicio advocationis vel alterius iuris cuiuscunque ecclesiastice seu secularis personae in dicto mona- sterio competenti" und mit der Bestimmung „quod — exnunc in antea viginti monachi inibi resideant et cum redditus prefatos augmentari contigerit, iuxta quantitatem augmentacionis huiusmodi inibi dictorum monachorum numerus augeatur“ 4) In der Hs. „nisi vriatur (!) ac possessiones ...“ 5) Vgl. Wichner, Geschichte des Benediktinerstiftes Admont I, 26 ff., und besonders die Stellen im angeblichen Stiftsbrief von 1106, ebendort 37, aus welchen hervorgeht, daß Erzbischof Gebhard für die Gründung und Aus- stattung des Klosters Admont Güter verwendete, welche seinem Vorgänger für diesen Zweck (Errichtung eines Klosters) übergeben worden waren.
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11 bekannten Quellen1) keine Bestätigung. Die Supplik also, die dieser Bulle zugrunde liegt, ist ein würdiges Gegenstück zur früheren betreffend Berchtesgaden. Beide Suppliken sind, wie oben erwähnt wurde, von Magister Johann verfaßt worden; aber es ist mehr als wahrscheinlich, daß die falschen Angaben in diesen beiden Suppliken auf Informationen beruhen, die Johann von Konstanz vom Erz- bischof erhalten hat. In unserem Schreiben wird gesagt, daß die Ausfertigung der Bulle (betreffs Admont) verzögert werden soll, bis das „Geschrei" wegen dieser ungewöhnlichen Sache sich gelegt hat. Das ist auch wirklich von Johann durchgeführt worden. Die Inkorporierungs- bulle ist in dem Register der päpstlichen Kanzlei mit dem Ver- merke versehen: „T(radita) nono kal. Maii anno nono Ja(cobus) de Firmitate“2), d. h. die Aushändigung der Bulle ist erst am 23. April 1387 erfolgt, mehr als ein Jahr nach unserem Schreiben. So lange hatte Johann von Konstanz zugewartet. Uber Heinrich Bayler, von dem einige Schreiben an Erzbischof Pilgrim unten abgedruckt sind, vgl. die Anmerkung zu Nr. 23. Er erfreute sich der besonderen Gunst Clemens' VII., wie man aus dem reichen Material im Repert. Germ. I, 121* und 44 s. v. Henricus B. sieht. Die Pfarre Hartberg (in Steiermark), die in unserem Schreiben erwähnt wird, hatte er schon am 1. September 1381 inne (ebendort 121*, Note 3). 4. Papst Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1386) Jänner 13. Empfang seines Schreibens; Lob seines Verhaltens; Hinweis auf Mitteilungen von Heinrich Bayler und Johann von Konstanz; Schreiben an Karl VI. von Frankreich und die Herzoge von Berry und Burgund. Original auf Papier, von Sekretärhand, verschlossen durch aufgedrücktes (zum Teil erhaltenes) Siegel. Clemens etc. Venerabilis frater. Vidimus tuarum continenciam literarum, et ultra illas informati sumus diversimode et ad plenum de optima intencione tua, que erga nos et Romanam ecclesiam ferventius in dies crescit, licet eam propter hoc dampnabile scisma quod viget in ecclesia sancta dei ostendere nequeas luculenter, ut morem tempori geras ac nostra et ipsius ecclesie negocia melius prosequaris; de qua re habemus te rationabiliter excu- 1) Ebendort III, 64 ff. 2) Uber diese Persönlichkeit siehe Göller, Repert. Germ. 1, 81*.
11 bekannten Quellen1) keine Bestätigung. Die Supplik also, die dieser Bulle zugrunde liegt, ist ein würdiges Gegenstück zur früheren betreffend Berchtesgaden. Beide Suppliken sind, wie oben erwähnt wurde, von Magister Johann verfaßt worden; aber es ist mehr als wahrscheinlich, daß die falschen Angaben in diesen beiden Suppliken auf Informationen beruhen, die Johann von Konstanz vom Erz- bischof erhalten hat. In unserem Schreiben wird gesagt, daß die Ausfertigung der Bulle (betreffs Admont) verzögert werden soll, bis das „Geschrei" wegen dieser ungewöhnlichen Sache sich gelegt hat. Das ist auch wirklich von Johann durchgeführt worden. Die Inkorporierungs- bulle ist in dem Register der päpstlichen Kanzlei mit dem Ver- merke versehen: „T(radita) nono kal. Maii anno nono Ja(cobus) de Firmitate“2), d. h. die Aushändigung der Bulle ist erst am 23. April 1387 erfolgt, mehr als ein Jahr nach unserem Schreiben. So lange hatte Johann von Konstanz zugewartet. Uber Heinrich Bayler, von dem einige Schreiben an Erzbischof Pilgrim unten abgedruckt sind, vgl. die Anmerkung zu Nr. 23. Er erfreute sich der besonderen Gunst Clemens' VII., wie man aus dem reichen Material im Repert. Germ. I, 121* und 44 s. v. Henricus B. sieht. Die Pfarre Hartberg (in Steiermark), die in unserem Schreiben erwähnt wird, hatte er schon am 1. September 1381 inne (ebendort 121*, Note 3). 4. Papst Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1386) Jänner 13. Empfang seines Schreibens; Lob seines Verhaltens; Hinweis auf Mitteilungen von Heinrich Bayler und Johann von Konstanz; Schreiben an Karl VI. von Frankreich und die Herzoge von Berry und Burgund. Original auf Papier, von Sekretärhand, verschlossen durch aufgedrücktes (zum Teil erhaltenes) Siegel. Clemens etc. Venerabilis frater. Vidimus tuarum continenciam literarum, et ultra illas informati sumus diversimode et ad plenum de optima intencione tua, que erga nos et Romanam ecclesiam ferventius in dies crescit, licet eam propter hoc dampnabile scisma quod viget in ecclesia sancta dei ostendere nequeas luculenter, ut morem tempori geras ac nostra et ipsius ecclesie negocia melius prosequaris; de qua re habemus te rationabiliter excu- 1) Ebendort III, 64 ff. 2) Uber diese Persönlichkeit siehe Göller, Repert. Germ. 1, 81*.
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12 satum, quoniam sola fides et bona mens satissunt ad devotionem et obedientiam observandas. nec volumus te latere, quod te et tua negocia seu agenda prosequimur caritate paterna cum consilio et assensu venerabilium fratrum nostrorum predicte ecclesie cardinalium, qui te et tua occurrentia seu agenda non aliter quam propria respiciunt atque tractant, sicut dilecti filii magister Henricus Baylier cubicularius noster et Iohannes de Constancia tui tuorumque negociorum prosecutores fervidi et attenti per suas literas plenius tibi scribent. Super facto autem literarum illarum obtinendarum a carissimo in Christo filio nostro Karolo rege Francorum illustri et dilectis filiis nobilibus viris Bitturie et Burgundie ducibus ad dilectos filios nobiles viros Bavarie duces iuxta desiderium mentis tue scribimus, et facimus totum posse, ut vota tua que congrua reputamus feliciter impleantur. Datum Avinione sub anulo nostro secreto die XIII mensis Ianuarii. [In verso] Venerabili fratri P. archiepiscopo Salzeburgensi. Von den hier erwähnten Schreiben des Heinrich Bayler und Johann von Konstanz ist nur das letztere erhalten (Nr. 3). Es ist vom 13. Jänner 1386 datiert und damit ist auch für das vorliegende Schreiben das Jahr 1386 festgestellt, da in beiden Schreiben sich der gleiche Passus über Intervention bei der französischen Re- gierung findet 1). Das Schreiben des Erzbischofs von Salzburg, das hier beant- wortet wird, ist nicht mehr erhalten. Es läßt sich aber doch noch in der Hauptsache rekonstruieren. Es enthielt, wie man aus dem vorliegenden Stücke sieht, Versicherungen der Treue gegen Clemens, aber gleichzeitig auch die Mitteilung, daß der Erzbischof wegen der ungünstigen Zeitverhältnisse sich noch nicht offen als Anhänger Clemens erklären könne2). Außerdem enthielt das Schreiben Pilgrims noch die Bitte, der Papst möge die französische Regierung ersuchen, bei den bayrischen Herzogen zu seinen (des Erzbischofs Pilgrim) Gunsten zu inter- venieren. Und wirklich hat Papst Clemens VII., wie in unserem Briefe ausdrücklich gesagt wird, dieser Bitte Folge gegeben. Aber seine Schreiben an den König Karl VI. von Frankreich und die Herzoge von Berry und Burgund sind nicht erhalten und ebenso- wenig Schreiben dieser Persönlichkeiten an die Herzoge von Bayern. Es lassen sich daher über die Wünsche des Salzburger Erzbischofs und über die von ihm erbetene Intervention bei der französischen Regierung nur Vermutungen äußern. Am 16. Juli 1385 hatte die Vermählung Karls VI. von Frank- 1) Vgl. Nr. 3 „ceterum pro habendis literis a domo Francie ad duces Bawarie 2) Und doch hatte Erzbischof Pilgrim die Propstei Berchtesgaden von Papst Clemens verlangt und erhalten, weil er sonst nicht wagen könnte, sich öffentlich für ihn zu erklären (vgl. Nr. 3).
12 satum, quoniam sola fides et bona mens satissunt ad devotionem et obedientiam observandas. nec volumus te latere, quod te et tua negocia seu agenda prosequimur caritate paterna cum consilio et assensu venerabilium fratrum nostrorum predicte ecclesie cardinalium, qui te et tua occurrentia seu agenda non aliter quam propria respiciunt atque tractant, sicut dilecti filii magister Henricus Baylier cubicularius noster et Iohannes de Constancia tui tuorumque negociorum prosecutores fervidi et attenti per suas literas plenius tibi scribent. Super facto autem literarum illarum obtinendarum a carissimo in Christo filio nostro Karolo rege Francorum illustri et dilectis filiis nobilibus viris Bitturie et Burgundie ducibus ad dilectos filios nobiles viros Bavarie duces iuxta desiderium mentis tue scribimus, et facimus totum posse, ut vota tua que congrua reputamus feliciter impleantur. Datum Avinione sub anulo nostro secreto die XIII mensis Ianuarii. [In verso] Venerabili fratri P. archiepiscopo Salzeburgensi. Von den hier erwähnten Schreiben des Heinrich Bayler und Johann von Konstanz ist nur das letztere erhalten (Nr. 3). Es ist vom 13. Jänner 1386 datiert und damit ist auch für das vorliegende Schreiben das Jahr 1386 festgestellt, da in beiden Schreiben sich der gleiche Passus über Intervention bei der französischen Re- gierung findet 1). Das Schreiben des Erzbischofs von Salzburg, das hier beant- wortet wird, ist nicht mehr erhalten. Es läßt sich aber doch noch in der Hauptsache rekonstruieren. Es enthielt, wie man aus dem vorliegenden Stücke sieht, Versicherungen der Treue gegen Clemens, aber gleichzeitig auch die Mitteilung, daß der Erzbischof wegen der ungünstigen Zeitverhältnisse sich noch nicht offen als Anhänger Clemens erklären könne2). Außerdem enthielt das Schreiben Pilgrims noch die Bitte, der Papst möge die französische Regierung ersuchen, bei den bayrischen Herzogen zu seinen (des Erzbischofs Pilgrim) Gunsten zu inter- venieren. Und wirklich hat Papst Clemens VII., wie in unserem Briefe ausdrücklich gesagt wird, dieser Bitte Folge gegeben. Aber seine Schreiben an den König Karl VI. von Frankreich und die Herzoge von Berry und Burgund sind nicht erhalten und ebenso- wenig Schreiben dieser Persönlichkeiten an die Herzoge von Bayern. Es lassen sich daher über die Wünsche des Salzburger Erzbischofs und über die von ihm erbetene Intervention bei der französischen Regierung nur Vermutungen äußern. Am 16. Juli 1385 hatte die Vermählung Karls VI. von Frank- 1) Vgl. Nr. 3 „ceterum pro habendis literis a domo Francie ad duces Bawarie 2) Und doch hatte Erzbischof Pilgrim die Propstei Berchtesgaden von Papst Clemens verlangt und erhalten, weil er sonst nicht wagen könnte, sich öffentlich für ihn zu erklären (vgl. Nr. 3).
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13 reich mit Elisabeth (Isabeau), Tochter des Herzogs Stephan von Bayern, stattgefunden. Dadurch waren enge Beziehungen zwischen den bayrischen Herzogen und Frankreich, dem Schutzherrn Clemens' VII., geschaffen worden. Und aus diesem neuen bayrisch- französischen Verhältnis wollte Erzbischof Pilgrim Nutzen ziehen, indem er durch den Papst von Avignon auf die Regierung in Paris und durch diese wiederum auf die Herzoge von Bayern einzuwirken suchte. Was Erzbischof Pilgrim von den bayrischen Nachbarn wollte, läßt sich nicht mit Sicherheit, aber doch mit großer Wahrscheinlich- keit erkennen. Der Streit um Berchtesgaden, der 1382 zu einem blutigen Krieg geführt hatte, war allerdings seit 1384 beigelegt. Aber seitdem hatte sich neuer Stoff zu Konflikten ergeben, da Herzog Friedrich von Bayern den aus Salzburg geflüchteten Dom- herren mit ihrem Führer Ortolf von Ovenstetten in seiner Stadt Burghausen Zuflucht gewährt hatte. Es liegt auf der Hand, daß Erzbischof Pilgrim alles aufgeboten hat, um seinen Gegner Ortolf und dessen Anhänger zur Unterwerfung zu zwingen und dazu gehörte es, ihnen den Schutz des Herzogs Friedrich von Bayern zu entziehen1). 5. Dompropst Ortolf von Salzburg gibt (den Abwesenden: Propst von Berchtesgaden, den Abten von Reitenhaslach und Seeon und dem anwesenden) Eckhard, Dompropst von Regensburg, Voll- macht, in Salzburg für Papst Urban VI. einzutreten. Burghausen, 1386 Jänner 20. Original Pergament, teilweise beschädigt, früher im Museum Francisco Carolinum zu Linz a. D., gegenwärtig im Landes- Regierungsarchiv zu Salzburg. In nomine domini amen. anno nativitatis eiusdem millesimo trecentesimo octuagesimo VIto indictione nona die sabati vicesima mensis Januarii pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri domini Vrbani divina providentia pape VI“ anno octavo, in mei notarii publici et testium infrascriptorum specialiter et vocatorum presentia personaliter constitutus reverendus in Christo pater et dominus dominus Ortolfus prepositus et archidyaconus ecclesie Saltzburgensis ac collector generalisa) censuum et mediorum fructuum camere apostolice in provincia Saltzburgensis omni meliori via iuris causa modo et forma, quibus melius et efficacius potuit et debuit, fecit constituit et a) auf Rasur. 1) Uber Ortolf von Ovenstetten vgl. Anmerkung zu Nr. 5.
13 reich mit Elisabeth (Isabeau), Tochter des Herzogs Stephan von Bayern, stattgefunden. Dadurch waren enge Beziehungen zwischen den bayrischen Herzogen und Frankreich, dem Schutzherrn Clemens' VII., geschaffen worden. Und aus diesem neuen bayrisch- französischen Verhältnis wollte Erzbischof Pilgrim Nutzen ziehen, indem er durch den Papst von Avignon auf die Regierung in Paris und durch diese wiederum auf die Herzoge von Bayern einzuwirken suchte. Was Erzbischof Pilgrim von den bayrischen Nachbarn wollte, läßt sich nicht mit Sicherheit, aber doch mit großer Wahrscheinlich- keit erkennen. Der Streit um Berchtesgaden, der 1382 zu einem blutigen Krieg geführt hatte, war allerdings seit 1384 beigelegt. Aber seitdem hatte sich neuer Stoff zu Konflikten ergeben, da Herzog Friedrich von Bayern den aus Salzburg geflüchteten Dom- herren mit ihrem Führer Ortolf von Ovenstetten in seiner Stadt Burghausen Zuflucht gewährt hatte. Es liegt auf der Hand, daß Erzbischof Pilgrim alles aufgeboten hat, um seinen Gegner Ortolf und dessen Anhänger zur Unterwerfung zu zwingen und dazu gehörte es, ihnen den Schutz des Herzogs Friedrich von Bayern zu entziehen1). 5. Dompropst Ortolf von Salzburg gibt (den Abwesenden: Propst von Berchtesgaden, den Abten von Reitenhaslach und Seeon und dem anwesenden) Eckhard, Dompropst von Regensburg, Voll- macht, in Salzburg für Papst Urban VI. einzutreten. Burghausen, 1386 Jänner 20. Original Pergament, teilweise beschädigt, früher im Museum Francisco Carolinum zu Linz a. D., gegenwärtig im Landes- Regierungsarchiv zu Salzburg. In nomine domini amen. anno nativitatis eiusdem millesimo trecentesimo octuagesimo VIto indictione nona die sabati vicesima mensis Januarii pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri domini Vrbani divina providentia pape VI“ anno octavo, in mei notarii publici et testium infrascriptorum specialiter et vocatorum presentia personaliter constitutus reverendus in Christo pater et dominus dominus Ortolfus prepositus et archidyaconus ecclesie Saltzburgensis ac collector generalisa) censuum et mediorum fructuum camere apostolice in provincia Saltzburgensis omni meliori via iuris causa modo et forma, quibus melius et efficacius potuit et debuit, fecit constituit et a) auf Rasur. 1) Uber Ortolf von Ovenstetten vgl. Anmerkung zu Nr. 5.
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14 sollempniter ordinavit suos certos et legitimos procuratores actorum factorum et nunccios speciales videlicet reverendos in Christo patres et dominos dominum Chunradum Törer prepositum in Berchesgadem“), dominum Johannem abbatem in Rotenhasleicha) ordinis Cisterciensis, dominum abbatem in Sewn ordinis sancti Benedicti Salczburgensis diocesis absentes et honorabilem virum dominum Ekchardum canonicum Ratisponensem presentem et onus huiusmodi procuracionis in se sponte suscipientem, et quemlibet eorum insolidum, ita quod non sit melior condicio occupantis, sed quod unus eorum inceperit alter eorum pro- sequi valeat mediare et finire, ad insinuandum notificandum et publi- candum litteras apostolicas quascumque sibi directas et commissas per sanctissimum in Christo patrem et dominum dominum nostrum papam Vrbanum VI tum reverendissimo in Christo patri et domino domino Pilgrimo archiepiscopo Saltzburgensi suffraganeis suis prelatis aliis presbyteris et clericis quibuscumque in provincia Salczburgensi con- stitutis tam in concilio seu conciliis ipsius domini archiepiscopi quam extra conciliu msemel vel pluries publice vel occulte toties quoties opus fuerit, necnon ad agendum opponendum et procedendum contra scismaticos quoscumque et defendendum predictum dominum nostrum papam Vrbanum VI tum et sanctam Romanam ecclesiam, prout inb) ipsis litterisb) apostolicis plenius continetur, et generaliter ad omnia alia et singula faciendum gerendum et exercendum, que in premissis et circa premissa quomodolibet fuerint neccessaria seu oportuna, et que ipsemet constitutusa) faceret seu facere posset, si premissis personaliter interesset. iuravitque dictus dominus Ortolfus collector in manibus mei notarii publici infrascripti ad sancta dei evangelia tactis scripturis sacrosanctis, quod propter metum et periculum corporis, quod cadere posset in constantem virum, non auderet neque presumeret propria in persona ipsas litteras apostolicas insinuare in concilio ipsius domini archiepiscopi Salczburgensis. promisitque idem dominus Ortolfus michi notario publico infrascripto, predictos suos procuratores et nunccios ab omni onere satisdandi relevare sub ypotheca et obligacione omnium bonorum suorum presencium et futurorum, acta sunt hec in Purchusen in domo habitacionis honorabilis viri domini Hermanni dicti Räwter civiss) ibidem sub anno indictione die mense et ponti- ficatu quibus supra hora vesperorum vel quasi, presentibus honestis et discretis viris domino Petro cappellano altaris sancte Anne in Purchusen et Bercholdo“) quondam Chunradi rectoria) parrochialis ecclesie in Yfereka) Salczburgensis diocesis et Hermanno hospiti pre- dicto testibus ad premissa vocatis specialiter et rogatis. (S. N.) Et ego Nicolaus dictus Neiczinger clericus Patauiensis diocesis publicus imperiali auctoritate notariusd) — — Propst Ortolf, der das vorliegende Notariatsinstrument aus- a) so Original. b) in — litteris auf Rasur. c) Original „civi“. d) Da der untere Rand des Pergamentes abgeschnitten ist, sind nur die Worte „(notarius) quia predictorum procuratorum constitucioni juramenti prest . . . . omnibusque aliis et . . . ..“ erhalten geblieben.
14 sollempniter ordinavit suos certos et legitimos procuratores actorum factorum et nunccios speciales videlicet reverendos in Christo patres et dominos dominum Chunradum Törer prepositum in Berchesgadem“), dominum Johannem abbatem in Rotenhasleicha) ordinis Cisterciensis, dominum abbatem in Sewn ordinis sancti Benedicti Salczburgensis diocesis absentes et honorabilem virum dominum Ekchardum canonicum Ratisponensem presentem et onus huiusmodi procuracionis in se sponte suscipientem, et quemlibet eorum insolidum, ita quod non sit melior condicio occupantis, sed quod unus eorum inceperit alter eorum pro- sequi valeat mediare et finire, ad insinuandum notificandum et publi- candum litteras apostolicas quascumque sibi directas et commissas per sanctissimum in Christo patrem et dominum dominum nostrum papam Vrbanum VI tum reverendissimo in Christo patri et domino domino Pilgrimo archiepiscopo Saltzburgensi suffraganeis suis prelatis aliis presbyteris et clericis quibuscumque in provincia Salczburgensi con- stitutis tam in concilio seu conciliis ipsius domini archiepiscopi quam extra conciliu msemel vel pluries publice vel occulte toties quoties opus fuerit, necnon ad agendum opponendum et procedendum contra scismaticos quoscumque et defendendum predictum dominum nostrum papam Vrbanum VI tum et sanctam Romanam ecclesiam, prout inb) ipsis litterisb) apostolicis plenius continetur, et generaliter ad omnia alia et singula faciendum gerendum et exercendum, que in premissis et circa premissa quomodolibet fuerint neccessaria seu oportuna, et que ipsemet constitutusa) faceret seu facere posset, si premissis personaliter interesset. iuravitque dictus dominus Ortolfus collector in manibus mei notarii publici infrascripti ad sancta dei evangelia tactis scripturis sacrosanctis, quod propter metum et periculum corporis, quod cadere posset in constantem virum, non auderet neque presumeret propria in persona ipsas litteras apostolicas insinuare in concilio ipsius domini archiepiscopi Salczburgensis. promisitque idem dominus Ortolfus michi notario publico infrascripto, predictos suos procuratores et nunccios ab omni onere satisdandi relevare sub ypotheca et obligacione omnium bonorum suorum presencium et futurorum, acta sunt hec in Purchusen in domo habitacionis honorabilis viri domini Hermanni dicti Räwter civiss) ibidem sub anno indictione die mense et ponti- ficatu quibus supra hora vesperorum vel quasi, presentibus honestis et discretis viris domino Petro cappellano altaris sancte Anne in Purchusen et Bercholdo“) quondam Chunradi rectoria) parrochialis ecclesie in Yfereka) Salczburgensis diocesis et Hermanno hospiti pre- dicto testibus ad premissa vocatis specialiter et rogatis. (S. N.) Et ego Nicolaus dictus Neiczinger clericus Patauiensis diocesis publicus imperiali auctoritate notariusd) — — Propst Ortolf, der das vorliegende Notariatsinstrument aus- a) so Original. b) in — litteris auf Rasur. c) Original „civi“. d) Da der untere Rand des Pergamentes abgeschnitten ist, sind nur die Worte „(notarius) quia predictorum procuratorum constitucioni juramenti prest . . . . omnibusque aliis et . . . ..“ erhalten geblieben.
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15 fertigen ließ ist, Ortolf von Ovenstetten. Er war seit dem Jahre 1356 Domdekan gewesen und nach dem Tode seines Bruders, des Dompropstes Eberhard († 24. Februar 1385), zu seinem Nachfolger von der Mehrheit des Kapitels gewählt worden, aber Erzbischof Pilgrim erklärte, die Wahl sei ungültig und der von der Minderheit aufgestellte Gregor Schenk von Osterwitz sei Propst. Gegen diesen Gewaltstreich wehrten sich Ortolf und seine Genossen, indem sie Berufung an den Heiligen Stuhl einlegten, und noch mehr: sie verweigerten dem Erzbischof den Gehorsam, verließen die Stadt und wandten sich an den alten Feind Pilgrims, Herzog Friedrich von Bayern, der ihnen in seiner Stadt Burghausen Zuflucht ge- währte1). Zur Erklärung des vorliegenden Stückes sei weiters bemerkt, daß Erzbischof Pilgrim ein Provinzialkonzil auf den 22. Jänner 1386 nach Salzburg einberufen hatte 2). Das Konzil wurde an diesem Tage von Erzbischof Pilgrim eröffnet und beendete seine Beratungen am 25. Jänner. Es erließ Dekrete de modo dicendi horas canonicas, de absolutionibus impendis, de abuntenibus indulgentiis a superioribus super absolutionibus concessis etc. In diesen Dekreten findet sich nicht ein Wort, nicht die leiseste Anspielung auf das Schisma, und das Schriftstück3), mit welchem Erzbischof Pilgrim diese Konzils- dekrete der Geistlichkeit seines Erzbistums zur Kenntnis brachte, nennt in der Datierung den Papst Urban VI. Aber hat Pilgrim mit dem Konzil wirklich keine anderen Pläne verfolgt, als correctio excessuum et reformatio morum? Er hatte im Jahre 1380 ein Provinzialkonzil nach Salzburg einberufen, um dem österreichischen Herzog Leopold III., der zu Clemens VII. übergetreten war, Ge- legenheit zu geben, auf die Geistlichkeit des Salzburger Erzbistums selbst einzuwirken 4). Damals hatten Propst und Dekan des Salz- burger Kapitels, die Brüder Eberhard und Ortolf von Ovenstetten, den Plan des Herzogs (und wohl auch des Erzbischofs) vereitelt und das Konzil zum Festhalten an Urban VI. bestimmt. Wer sich dieser Vorgänge erinnert und den Umstand in Betracht zieht, daß Erzbischof Pilgrim im Jahre 1385 zu Clemens VII. übergetreten war und sich dafür einen hohen Preis hatte zahlen lassen5), wird die Vermutung nicht ablehnen können, daß Pilgrim jetzt auf dem Provinzialkonzil von 1386 dieselbe Absicht verfolgt hat, wie auf dem früheren Konzil von 13806). Und damit ist auch die Erklärung für 1) Uber diese Vorgänge vgl. meine Schrift, Ein Streit um die Salzburger Dompropstei. 2) Vgl. das undatierte Schreiben des Bischofs Johann von Passau an Erzbischof Pilgrim: Bitte um Verschiebung des Termins (Wiener Staatsarchiv, cod. suppl. Nr. 409, fol. 11, Nr. 22). 3) Das von Erzbischof Pilgrim den Bischöfen Johann von Gurk, Friedrich von Chiemsee und Johann von Seckau ausgestellte Dokument ist abgedruckt bei Dahlham, Concilia Salisburgensia, 161—166. 4) Vgl. meine Schrift, Beiträge zur älteren Geschichte des Erzbistums Salzburg, in Mitteilungen für Salzburger Landeskunde, 1899, S. 81 ff. 5) Vgl. die Anmerkungen zu Nr. 2 und 3. 6) In dem oben erwähnten Schreiben des Bischofs Johann von Passau an Erzbischof Pilgrim (siehe Note 2) wird über die „brevitas termini“ geklagt,
15 fertigen ließ ist, Ortolf von Ovenstetten. Er war seit dem Jahre 1356 Domdekan gewesen und nach dem Tode seines Bruders, des Dompropstes Eberhard († 24. Februar 1385), zu seinem Nachfolger von der Mehrheit des Kapitels gewählt worden, aber Erzbischof Pilgrim erklärte, die Wahl sei ungültig und der von der Minderheit aufgestellte Gregor Schenk von Osterwitz sei Propst. Gegen diesen Gewaltstreich wehrten sich Ortolf und seine Genossen, indem sie Berufung an den Heiligen Stuhl einlegten, und noch mehr: sie verweigerten dem Erzbischof den Gehorsam, verließen die Stadt und wandten sich an den alten Feind Pilgrims, Herzog Friedrich von Bayern, der ihnen in seiner Stadt Burghausen Zuflucht ge- währte1). Zur Erklärung des vorliegenden Stückes sei weiters bemerkt, daß Erzbischof Pilgrim ein Provinzialkonzil auf den 22. Jänner 1386 nach Salzburg einberufen hatte 2). Das Konzil wurde an diesem Tage von Erzbischof Pilgrim eröffnet und beendete seine Beratungen am 25. Jänner. Es erließ Dekrete de modo dicendi horas canonicas, de absolutionibus impendis, de abuntenibus indulgentiis a superioribus super absolutionibus concessis etc. In diesen Dekreten findet sich nicht ein Wort, nicht die leiseste Anspielung auf das Schisma, und das Schriftstück3), mit welchem Erzbischof Pilgrim diese Konzils- dekrete der Geistlichkeit seines Erzbistums zur Kenntnis brachte, nennt in der Datierung den Papst Urban VI. Aber hat Pilgrim mit dem Konzil wirklich keine anderen Pläne verfolgt, als correctio excessuum et reformatio morum? Er hatte im Jahre 1380 ein Provinzialkonzil nach Salzburg einberufen, um dem österreichischen Herzog Leopold III., der zu Clemens VII. übergetreten war, Ge- legenheit zu geben, auf die Geistlichkeit des Salzburger Erzbistums selbst einzuwirken 4). Damals hatten Propst und Dekan des Salz- burger Kapitels, die Brüder Eberhard und Ortolf von Ovenstetten, den Plan des Herzogs (und wohl auch des Erzbischofs) vereitelt und das Konzil zum Festhalten an Urban VI. bestimmt. Wer sich dieser Vorgänge erinnert und den Umstand in Betracht zieht, daß Erzbischof Pilgrim im Jahre 1385 zu Clemens VII. übergetreten war und sich dafür einen hohen Preis hatte zahlen lassen5), wird die Vermutung nicht ablehnen können, daß Pilgrim jetzt auf dem Provinzialkonzil von 1386 dieselbe Absicht verfolgt hat, wie auf dem früheren Konzil von 13806). Und damit ist auch die Erklärung für 1) Uber diese Vorgänge vgl. meine Schrift, Ein Streit um die Salzburger Dompropstei. 2) Vgl. das undatierte Schreiben des Bischofs Johann von Passau an Erzbischof Pilgrim: Bitte um Verschiebung des Termins (Wiener Staatsarchiv, cod. suppl. Nr. 409, fol. 11, Nr. 22). 3) Das von Erzbischof Pilgrim den Bischöfen Johann von Gurk, Friedrich von Chiemsee und Johann von Seckau ausgestellte Dokument ist abgedruckt bei Dahlham, Concilia Salisburgensia, 161—166. 4) Vgl. meine Schrift, Beiträge zur älteren Geschichte des Erzbistums Salzburg, in Mitteilungen für Salzburger Landeskunde, 1899, S. 81 ff. 5) Vgl. die Anmerkungen zu Nr. 2 und 3. 6) In dem oben erwähnten Schreiben des Bischofs Johann von Passau an Erzbischof Pilgrim (siehe Note 2) wird über die „brevitas termini“ geklagt,
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16 das vorliegende Schriftstück gegeben. Ortolf von Ovenstetten wußte allerdings nichts davon, daß Erzbischof Pilgrim von Urban VI. ab- gefallen sei, aber er hatte das Provinzialkonzil von 1380, auf dem er selbst so hervorgetreten war, zu gut in Erinnerung und traute dem Erzbischof alles zu. Am liebsten wäre er selbst nach Salzburg geeilt, um auf dem Konzil wiederum für seinen Papst Urban VI. zu kämpfen. Aber das wagte er doch nicht und deshalb bat er den Regensburger Kanonikus Eckhart, ihn zu vertreten. Er gab ihm ein Schreiben, das Urban VI. an ihn (Ortolf) gerichtet hatte, mit; Eckhart sollte von diesem Schreiben überall, vor dem Erzbischof, vor dem Konzil Gebrauch machen. Das Schreiben ist uns leider nicht erhalten1). Wir wissen auch nicht, ob Eckhart von diesem Schreiben Gebrauch gemacht hat, denn aus den uns überlieferten Quellen, aus der oben erwähnten Urkunde Pilgrims mit den Dekreten des Konzils und aus der im Kloster St. Peter in Salzburg verfaßten Chronik läßt sich nicht ersehen, ob das Provinzialkonzil mit der Papstfrage sich irgendwie beschäftigt hat. Wenn Erzbischof Pilgrim, wie oben vermutet wurde, das Konzil einberufen hat, um seine Geistlichkeit für Papst Clemens zu gewinnen, so hat er seinen Plan nicht durchführen können. Das zeigt uns deutlich seine Urkunde, die Urban VI. als Papst nennt. 6. Magister Johann von Konstanz an Erzbischof Pilgrim II. Schaffhausen (1386—1387). Lob des Erzbischofs; Sendung Johanns nach Deutschland; Unterredung mit Albrecht III. von Österreich. Original eigenhändig auf Papier, verschlossen durch auf- gedrücktes Siegel unter Papierdecke. Humili mei recommendacione premissa. reverendissime pater et domine mi metuendissime. Qualiter ceteri prelati parcium Alamanie circa decisionem pre- sentis periculosi scismatis plus privatis comodis et utilitatibus intendant, d. h. über die kurze Frist bis zum Beginn des Konzils, so daß man das Ein- berufungsschreiben etwa auf den Dezember 1385 verlegen kann und dann würde sich ein Zusammenhang mit dem Ansuchen Pilgrims um Inkorporierung von Admont ergeben. 1) Ein Schreiben Urbans VI. an Propst (Eberhard von Ovenstetten), Dekan (Ortolf von Ovenstetten) und Kapitel von Salzburg von 1380 Oktober 9, worin diese wegen ihrer standhaften Treue belobt werden, ist abgedruckt in meiner oben (Note 4) erwähnten Schrift S. 106. Aber dieses Schreiben dürfte hier nicht gemeint sein.
16 das vorliegende Schriftstück gegeben. Ortolf von Ovenstetten wußte allerdings nichts davon, daß Erzbischof Pilgrim von Urban VI. ab- gefallen sei, aber er hatte das Provinzialkonzil von 1380, auf dem er selbst so hervorgetreten war, zu gut in Erinnerung und traute dem Erzbischof alles zu. Am liebsten wäre er selbst nach Salzburg geeilt, um auf dem Konzil wiederum für seinen Papst Urban VI. zu kämpfen. Aber das wagte er doch nicht und deshalb bat er den Regensburger Kanonikus Eckhart, ihn zu vertreten. Er gab ihm ein Schreiben, das Urban VI. an ihn (Ortolf) gerichtet hatte, mit; Eckhart sollte von diesem Schreiben überall, vor dem Erzbischof, vor dem Konzil Gebrauch machen. Das Schreiben ist uns leider nicht erhalten1). Wir wissen auch nicht, ob Eckhart von diesem Schreiben Gebrauch gemacht hat, denn aus den uns überlieferten Quellen, aus der oben erwähnten Urkunde Pilgrims mit den Dekreten des Konzils und aus der im Kloster St. Peter in Salzburg verfaßten Chronik läßt sich nicht ersehen, ob das Provinzialkonzil mit der Papstfrage sich irgendwie beschäftigt hat. Wenn Erzbischof Pilgrim, wie oben vermutet wurde, das Konzil einberufen hat, um seine Geistlichkeit für Papst Clemens zu gewinnen, so hat er seinen Plan nicht durchführen können. Das zeigt uns deutlich seine Urkunde, die Urban VI. als Papst nennt. 6. Magister Johann von Konstanz an Erzbischof Pilgrim II. Schaffhausen (1386—1387). Lob des Erzbischofs; Sendung Johanns nach Deutschland; Unterredung mit Albrecht III. von Österreich. Original eigenhändig auf Papier, verschlossen durch auf- gedrücktes Siegel unter Papierdecke. Humili mei recommendacione premissa. reverendissime pater et domine mi metuendissime. Qualiter ceteri prelati parcium Alamanie circa decisionem pre- sentis periculosi scismatis plus privatis comodis et utilitatibus intendant, d. h. über die kurze Frist bis zum Beginn des Konzils, so daß man das Ein- berufungsschreiben etwa auf den Dezember 1385 verlegen kann und dann würde sich ein Zusammenhang mit dem Ansuchen Pilgrims um Inkorporierung von Admont ergeben. 1) Ein Schreiben Urbans VI. an Propst (Eberhard von Ovenstetten), Dekan (Ortolf von Ovenstetten) und Kapitel von Salzburg von 1380 Oktober 9, worin diese wegen ihrer standhaften Treue belobt werden, ist abgedruckt in meiner oben (Note 4) erwähnten Schrift S. 106. Aber dieses Schreiben dürfte hier nicht gemeint sein.
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17 et vestra dominacio sola quam altissimus corroboret utilitati communi et animarum saluti studeat proficere, tam dominus noster quam totum collegium dominorum cardinalium bene agnoscunt; unde quam spem vestra dominacioa) et vestrorum necnon Salzeburgensis ecclesia exal- tacionis, ut de retribucione divina inenarrabili penitus taceam, pre- stolentur, scribere nescirem ad plenum. sed deo, ut vestrum sanctum propositum confirmet et omnes vestros actus ad reformacionem sue militantis ecclesie coadiuvet, oro devote. Ceterum metuendissime domine, scire vos desidero, me per domi- num nostrum ad partes Alamanie super pluribus et presertimb) Con- stanciensis ecclèsie provisione destinatum. et quia dominus Albertus dux Austrie, ut presumebatur, literas domini Clementis non reciperet, ad finem quod sibi loqui possem, colorate misit me comes Sabaudie cum suis literis ad eundem, ad hunc effectum: quod quia notabiliora regna christianitatis videlicet Francie Hyspanie Arragonie Scocie et Navarre considerantes pericula scismatis et maxime animarum, vocatis ambabus partibus utriusque scilicet electi, et celebratis conciliis«) solempnissime in dictis regnis vires utriusque eleccionis subtilissime inquisiverint, et pro veritate iuxta diffinicionem sacrorum canonum cum ea maturitate se declaraverint, quod contrarium sapere recedere foret a fide; propter quod ipse dominus comes domino Alberto duci predicto supplicari fecit sincere, quod reiectis aliis iuris subtilitatibus revolvere digneretur hec duo solum: primo quod omnis christianus eo ipso, quod adheret et Romanum pontificem seu Christi vicarium nominat illum, qui per canonicam eleccionem ad huiusmodi dignitatis culmen electus non est, hoc ipso incidit in excomunicacionem et alias graves penasd) ab unitate ecclesie segregantes. secundo quod digneretur revolvere, quod extra unitatem ecclesie nemo salvari poterit, prout ista, velut nostis, obmissis aliis habentur in capitulis „in nomine domini XXIII di. et „de hereticis“ firmissime: ad instar illorum regnorum circa decisionem predicti scismatis in terris suis dominiis subiectis procedere dignaretur, maxime cum hic non quereretur a toto collegio cardinalium aliud quam iusticia, hoc est quod examinato facto illi eleccioni stetur cui de necessitate scripti et catholici iuris reperiatur fore standum, hanc materiam nunc tracto cum domino Alberto predicto, nondum tamen reportavi finale responsum ex predictis urguentibus motivis, videlicet quod per adhesionem non canonice electi quilibet christianus ponatur extra unitatem ecclesie extra quam non sit salus, ut determinant canones predicti. spero quod multum congrue vestra dominacio movere possit regem nostrum. altissimus vestram domi- nacionem conservet, oro, feliciter et longeve. Scriptum Scafuse festinanter. Magister Iohannes dictus de Constancia humilis vestra creatura dicendum. a) Korrigiert aus „dominacionis“. strichen. c) Korrigiert aus „consiliis“. undeutliche „talem“ durchstrichen. b) Das folgende „clerum“ durch- d) Das folgende durch Korrektur
17 et vestra dominacio sola quam altissimus corroboret utilitati communi et animarum saluti studeat proficere, tam dominus noster quam totum collegium dominorum cardinalium bene agnoscunt; unde quam spem vestra dominacioa) et vestrorum necnon Salzeburgensis ecclesia exal- tacionis, ut de retribucione divina inenarrabili penitus taceam, pre- stolentur, scribere nescirem ad plenum. sed deo, ut vestrum sanctum propositum confirmet et omnes vestros actus ad reformacionem sue militantis ecclesie coadiuvet, oro devote. Ceterum metuendissime domine, scire vos desidero, me per domi- num nostrum ad partes Alamanie super pluribus et presertimb) Con- stanciensis ecclèsie provisione destinatum. et quia dominus Albertus dux Austrie, ut presumebatur, literas domini Clementis non reciperet, ad finem quod sibi loqui possem, colorate misit me comes Sabaudie cum suis literis ad eundem, ad hunc effectum: quod quia notabiliora regna christianitatis videlicet Francie Hyspanie Arragonie Scocie et Navarre considerantes pericula scismatis et maxime animarum, vocatis ambabus partibus utriusque scilicet electi, et celebratis conciliis«) solempnissime in dictis regnis vires utriusque eleccionis subtilissime inquisiverint, et pro veritate iuxta diffinicionem sacrorum canonum cum ea maturitate se declaraverint, quod contrarium sapere recedere foret a fide; propter quod ipse dominus comes domino Alberto duci predicto supplicari fecit sincere, quod reiectis aliis iuris subtilitatibus revolvere digneretur hec duo solum: primo quod omnis christianus eo ipso, quod adheret et Romanum pontificem seu Christi vicarium nominat illum, qui per canonicam eleccionem ad huiusmodi dignitatis culmen electus non est, hoc ipso incidit in excomunicacionem et alias graves penasd) ab unitate ecclesie segregantes. secundo quod digneretur revolvere, quod extra unitatem ecclesie nemo salvari poterit, prout ista, velut nostis, obmissis aliis habentur in capitulis „in nomine domini XXIII di. et „de hereticis“ firmissime: ad instar illorum regnorum circa decisionem predicti scismatis in terris suis dominiis subiectis procedere dignaretur, maxime cum hic non quereretur a toto collegio cardinalium aliud quam iusticia, hoc est quod examinato facto illi eleccioni stetur cui de necessitate scripti et catholici iuris reperiatur fore standum, hanc materiam nunc tracto cum domino Alberto predicto, nondum tamen reportavi finale responsum ex predictis urguentibus motivis, videlicet quod per adhesionem non canonice electi quilibet christianus ponatur extra unitatem ecclesie extra quam non sit salus, ut determinant canones predicti. spero quod multum congrue vestra dominacio movere possit regem nostrum. altissimus vestram domi- nacionem conservet, oro, feliciter et longeve. Scriptum Scafuse festinanter. Magister Iohannes dictus de Constancia humilis vestra creatura dicendum. a) Korrigiert aus „dominacionis“. strichen. c) Korrigiert aus „consiliis“. undeutliche „talem“ durchstrichen. b) Das folgende „clerum“ durch- d) Das folgende durch Korrektur
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18 [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino meo metuen- dissimo domino P. dei et apostolice sedis gracia archiepiscopo Salze- burgensi dicteque sedis legato. Die Datierung des vorliegenden Briefes ist mangelhaft, es wird nur der Ort angegeben, aber nicht die Zeit, da der Brief geschrieben wurde. Versuchen wir, diese Lücke zu ergänzen, so bietet sich als Ausgangspunkt der Untersuchung die Angabe unseres Briefes, daß der Schreiber, Magister Johann, in mehreren Angelegenheiten „et presertim [super] ecclesie Const. provisione“ vom Papst Clemens nach Deutschland geschickt worden sei. Eine solche „provisio“ des Konstanzer Bistums fand nach dem Tode des clementistischen Bischofs Mangold [19. November 1385) statt; 11/2 Jahre später ernannte Clemens VII. einen Nachfolger: Heinrich Bayler [22. März 1387]. Weder vorher noch nachher1) hat Clemens VII. einen Bischof von Konstanz ernannt. Dieser Zeitraum wird jedoch etwas kleiner, d. h. der terminus a quo und der terminus ad quem rücken zusammen, wenn wir den weiteren Inhalt unseres Briefes in Betracht ziehen, d. i. die Verhandlung des Magisters Johann mit Herzog Albrecht III. von Österreich. Die Stilisierung2) unseres Briefes deutet auf den Zusammen- hang der Konstanzer Bistumsangelegenheit mit dieser Verhandlung hin, d. h. diese Angelegenheit sollte in der Unterredung zwischen Magister Johann und Herzog Albrecht zur Sprache gebracht werden. 1) Bei Beginn des Schismas war Heinrich III. von Brandis Bischof, anfänglich ein Anhänger Urbans Vl., später trat er mehr und mehr der Partei des Gegenpapstes näher. Nach seinem Tode (1383) war von der Mehrheit des Kapitels sein Neffe Mangold Brandis zum Bischof gewählt worden, eine Mi- norität des Kapitels erkannte jedoch den Gewählten nicht an und wandte sich dem von Papst Urban Vl. zum Bischof ernannten Nikolaus von Riesenburg zu. Nun schloß sich Mangold immer mehr an Clemens VII. an, verlor jedoch im Bistum von Tag zu Tag an Boden und wollte schließlich seinen Gegner mit den Waffen bekämpfen. Da ereilte ihn der Tod (19. November 1385). Nun ver- gingen 11/2 Jahre, bis Clemens VII. seinen Günstling Heinrich Bayler zum Bischof von Konstanz beförderte (22. März 1387). Bayler verblieb jedoch in Avignon und erreichte es, daß ihn Papst Clemens am 15. Juni 1389 zum Bischof des französischen Bistums Valence-Die ernannte und ihm gleichzeitig das Bistum Konstanz auf Lebenszeit als Kommende ,in spiritualibus et temporalibus“ übertrug und diese „beständige“ Administration des Konstanzer Bistums ver- blieb Bayler auch, nachdem er im Jahre 1390 von Clemens VII. auf das Bistum Alet transferiert worden war. Uber diese Vorgänge im Konstanzer Bistum vgl. Haupt, Das Schisma des ausgehenden 14. Jahrhunderts in seiner Einwirkung auf die oberrheinischen Landschaften, Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, N. F. V, 273 ff., und Holtermann, Die kirchenpolitische Stellung der Stadt Freiburg im Breisgau während des großen Papst-Schismas, S. 27 ff.; Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands V, 2, S. 710. 2) Man sehe die Verbindung der beiden Sätze: Ceterum metuendissime domine, scire vos desidero, me per dominum nostrum ad partes Alamannie super pluribus et presertim Constanciensis ecclesie provisione destinatum et quia dominus Albertus dux Austrie, ut presumebatur, literas domini Clementis non reciperet.
18 [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino meo metuen- dissimo domino P. dei et apostolice sedis gracia archiepiscopo Salze- burgensi dicteque sedis legato. Die Datierung des vorliegenden Briefes ist mangelhaft, es wird nur der Ort angegeben, aber nicht die Zeit, da der Brief geschrieben wurde. Versuchen wir, diese Lücke zu ergänzen, so bietet sich als Ausgangspunkt der Untersuchung die Angabe unseres Briefes, daß der Schreiber, Magister Johann, in mehreren Angelegenheiten „et presertim [super] ecclesie Const. provisione“ vom Papst Clemens nach Deutschland geschickt worden sei. Eine solche „provisio“ des Konstanzer Bistums fand nach dem Tode des clementistischen Bischofs Mangold [19. November 1385) statt; 11/2 Jahre später ernannte Clemens VII. einen Nachfolger: Heinrich Bayler [22. März 1387]. Weder vorher noch nachher1) hat Clemens VII. einen Bischof von Konstanz ernannt. Dieser Zeitraum wird jedoch etwas kleiner, d. h. der terminus a quo und der terminus ad quem rücken zusammen, wenn wir den weiteren Inhalt unseres Briefes in Betracht ziehen, d. i. die Verhandlung des Magisters Johann mit Herzog Albrecht III. von Österreich. Die Stilisierung2) unseres Briefes deutet auf den Zusammen- hang der Konstanzer Bistumsangelegenheit mit dieser Verhandlung hin, d. h. diese Angelegenheit sollte in der Unterredung zwischen Magister Johann und Herzog Albrecht zur Sprache gebracht werden. 1) Bei Beginn des Schismas war Heinrich III. von Brandis Bischof, anfänglich ein Anhänger Urbans Vl., später trat er mehr und mehr der Partei des Gegenpapstes näher. Nach seinem Tode (1383) war von der Mehrheit des Kapitels sein Neffe Mangold Brandis zum Bischof gewählt worden, eine Mi- norität des Kapitels erkannte jedoch den Gewählten nicht an und wandte sich dem von Papst Urban Vl. zum Bischof ernannten Nikolaus von Riesenburg zu. Nun schloß sich Mangold immer mehr an Clemens VII. an, verlor jedoch im Bistum von Tag zu Tag an Boden und wollte schließlich seinen Gegner mit den Waffen bekämpfen. Da ereilte ihn der Tod (19. November 1385). Nun ver- gingen 11/2 Jahre, bis Clemens VII. seinen Günstling Heinrich Bayler zum Bischof von Konstanz beförderte (22. März 1387). Bayler verblieb jedoch in Avignon und erreichte es, daß ihn Papst Clemens am 15. Juni 1389 zum Bischof des französischen Bistums Valence-Die ernannte und ihm gleichzeitig das Bistum Konstanz auf Lebenszeit als Kommende ,in spiritualibus et temporalibus“ übertrug und diese „beständige“ Administration des Konstanzer Bistums ver- blieb Bayler auch, nachdem er im Jahre 1390 von Clemens VII. auf das Bistum Alet transferiert worden war. Uber diese Vorgänge im Konstanzer Bistum vgl. Haupt, Das Schisma des ausgehenden 14. Jahrhunderts in seiner Einwirkung auf die oberrheinischen Landschaften, Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, N. F. V, 273 ff., und Holtermann, Die kirchenpolitische Stellung der Stadt Freiburg im Breisgau während des großen Papst-Schismas, S. 27 ff.; Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands V, 2, S. 710. 2) Man sehe die Verbindung der beiden Sätze: Ceterum metuendissime domine, scire vos desidero, me per dominum nostrum ad partes Alamannie super pluribus et presertim Constanciensis ecclesie provisione destinatum et quia dominus Albertus dux Austrie, ut presumebatur, literas domini Clementis non reciperet.
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19 Dazu ist folgendes zu bemerken: Durch den Tod des österreichi- schen Herzogs Leopold III. in der Schlacht von Sempach am 9. Juli 1386 war in den habsburgischen Ländern eine große Veränderung erfolgt. Die Herrschaft über Steiermark, Kärnten, Krain, samt der Windischen Mark und der Stadt Triest, über Tirol und die sogenann- ten Vorlande — das waren die habsburgischen Gebiete in der Schweiz, Elsaß und Schwaben — ging an den älteren Bruder Albrecht III.1) über, einen Mann, der ebenso beharrlich bei Urban VI. verblieb, wie sein jüngerer Bruder Leopold es mit Clemens VII. gehalten hatte. Leopold, der im Jahre 1380 ein förmliches Bündnis mit dem Papst von Avignon geschlossen hatte, war zwar mit seinem Plan, die gesamte Geistlichkeit seiner Länder zur Obödienz Cle- mens VII. hinüberzuführen, gescheitert 2), aber er hatte doch im Bistum Brixen der Sache Clemens' VII. zum Sieg verholfen und ebenso in den Vorlanden die clementistische Partei begünstigt, im Bistum Konstanz ebenso wie im Bistum Basel usw. Nun war dieser Vor- kämpfer der clementistischen Partei gefallen und sein Bruder Albrecht, der es mit dem Papst von Rom hielt, hatte die Regierung der Länder Leopolds übernommen. Es war vorauszusehen, daß dieser überzeugte Anhänger Urbans VI. alles aufbieten würde, um die clementistische Geistlichkeit in Brixen und in den Vorlanden wieder auf den rechten Weg, d. i. zur Anerkennung Urbans VI., zu bringen. Und nun erklärt sich auch, daß der Schreiber unseres Briefes, Magister Johann, vom Papst nach Deutschland geschickt wurde, um dieser Gefahr zu begegnen, und man sieht, welche Be- deutung jetzt, d. h. nach der Schlacht von Sempach, der Stellung- nahme des österreichischen Herzogs Albrecht beigemessen wurde. Er war vorher ein kleiner unbedeutender Fürst gewesen3), jetzt war er der mächtigste im südlichen Deutschland. Magister Johann sollte unter allen Umständen Zutritt zu ihm erlangen, und da Albrecht einen Gesandten des Papstes von Avignon nicht vorgelassen hätte, 1) Huber, Geschichte Österreichs II, S. 316, erzählt, daß Albrecht III. auf Bitten seines Neffen Wilhelm (d. i. des ältesten Sohnes Leopolds III., der bereits das 16. Lebensjahr und damit nach dem Vertrage von 1379 die Voll- jährigkeit erreicht hatte) die Vormundschaft über ihn und seine Geschwister und die Regierung der gesamten österreichischen Länder für die Zeit seines Lebens übernommen hat. Das steht genau so in der Urkunde vom 10. Oktober 1386, welche den Vertrag enthält, den Wilhelm für sich und seine unmündigen Geschwister mit dem Oheim Albrecht III. abgeschlossen hat. An der formellen Richtigkeit ist also kein Zweifel, aber in Wirklichkeit wird der Vorgang ein anderer gewesen sein, nämlich, daß nicht Wilhelm, sondern Albrecht um das Zustandekommen dieses Vertrages sich bemüht hat und durch Reichsfürsten, Edle aus den Ländern des verstorbenen Herzogs Leopold und durch die Räte Wilhelms auf diesen eingewirkt hat, die Regierung, die er bereits angetreten hatte, niederzulegen und sie ihm (Albrecht) für Lebenszeit zu übertragen. Es war kein geringes Opfer, das Wilhelm bringen sollte, und so wird es zu erklären sein, daß er erst 3 Monate nach dem Tode seines Vaters sich so weit überwinden konnte, einen solchen Vertrag abzuschließen. 2) Vgl. meine Schrift, Beiträge zur älteren Geschichte des Erzbistums Salzburg I, Das Provinzialkonzil von 1380, S. 85 ff. 3) Ihm war nach der Länderteilung von 1379 nur die Herrschaft über Nieder- und Oberösterreich zugefallen. 2*)
19 Dazu ist folgendes zu bemerken: Durch den Tod des österreichi- schen Herzogs Leopold III. in der Schlacht von Sempach am 9. Juli 1386 war in den habsburgischen Ländern eine große Veränderung erfolgt. Die Herrschaft über Steiermark, Kärnten, Krain, samt der Windischen Mark und der Stadt Triest, über Tirol und die sogenann- ten Vorlande — das waren die habsburgischen Gebiete in der Schweiz, Elsaß und Schwaben — ging an den älteren Bruder Albrecht III.1) über, einen Mann, der ebenso beharrlich bei Urban VI. verblieb, wie sein jüngerer Bruder Leopold es mit Clemens VII. gehalten hatte. Leopold, der im Jahre 1380 ein förmliches Bündnis mit dem Papst von Avignon geschlossen hatte, war zwar mit seinem Plan, die gesamte Geistlichkeit seiner Länder zur Obödienz Cle- mens VII. hinüberzuführen, gescheitert 2), aber er hatte doch im Bistum Brixen der Sache Clemens' VII. zum Sieg verholfen und ebenso in den Vorlanden die clementistische Partei begünstigt, im Bistum Konstanz ebenso wie im Bistum Basel usw. Nun war dieser Vor- kämpfer der clementistischen Partei gefallen und sein Bruder Albrecht, der es mit dem Papst von Rom hielt, hatte die Regierung der Länder Leopolds übernommen. Es war vorauszusehen, daß dieser überzeugte Anhänger Urbans VI. alles aufbieten würde, um die clementistische Geistlichkeit in Brixen und in den Vorlanden wieder auf den rechten Weg, d. i. zur Anerkennung Urbans VI., zu bringen. Und nun erklärt sich auch, daß der Schreiber unseres Briefes, Magister Johann, vom Papst nach Deutschland geschickt wurde, um dieser Gefahr zu begegnen, und man sieht, welche Be- deutung jetzt, d. h. nach der Schlacht von Sempach, der Stellung- nahme des österreichischen Herzogs Albrecht beigemessen wurde. Er war vorher ein kleiner unbedeutender Fürst gewesen3), jetzt war er der mächtigste im südlichen Deutschland. Magister Johann sollte unter allen Umständen Zutritt zu ihm erlangen, und da Albrecht einen Gesandten des Papstes von Avignon nicht vorgelassen hätte, 1) Huber, Geschichte Österreichs II, S. 316, erzählt, daß Albrecht III. auf Bitten seines Neffen Wilhelm (d. i. des ältesten Sohnes Leopolds III., der bereits das 16. Lebensjahr und damit nach dem Vertrage von 1379 die Voll- jährigkeit erreicht hatte) die Vormundschaft über ihn und seine Geschwister und die Regierung der gesamten österreichischen Länder für die Zeit seines Lebens übernommen hat. Das steht genau so in der Urkunde vom 10. Oktober 1386, welche den Vertrag enthält, den Wilhelm für sich und seine unmündigen Geschwister mit dem Oheim Albrecht III. abgeschlossen hat. An der formellen Richtigkeit ist also kein Zweifel, aber in Wirklichkeit wird der Vorgang ein anderer gewesen sein, nämlich, daß nicht Wilhelm, sondern Albrecht um das Zustandekommen dieses Vertrages sich bemüht hat und durch Reichsfürsten, Edle aus den Ländern des verstorbenen Herzogs Leopold und durch die Räte Wilhelms auf diesen eingewirkt hat, die Regierung, die er bereits angetreten hatte, niederzulegen und sie ihm (Albrecht) für Lebenszeit zu übertragen. Es war kein geringes Opfer, das Wilhelm bringen sollte, und so wird es zu erklären sein, daß er erst 3 Monate nach dem Tode seines Vaters sich so weit überwinden konnte, einen solchen Vertrag abzuschließen. 2) Vgl. meine Schrift, Beiträge zur älteren Geschichte des Erzbistums Salzburg I, Das Provinzialkonzil von 1380, S. 85 ff. 3) Ihm war nach der Länderteilung von 1379 nur die Herrschaft über Nieder- und Oberösterreich zugefallen. 2*)
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20 wurde ein anderer Weg gewählt. Der Papst wandte sich an Graf Amadeus (VII.) von Savoyen1), damit dieser ein Schreiben an den österreichischen Herzog richte, das Magister Johann zu überbringen habe. Dieser Plan gelang, Johann überreichte ein solches Schreiben 2) dem österreichischen Herzog und hatte, wie er in dem Briefe erzählt, eine Unterredung mit ihm. Man wird sie mit Rücksicht auf den Umstand, daß Albrecht durch einen Vertrag vom 10. Oktober 13863) die Regierung der Länder des verstorbenen Leopold über- nommen hatte, etwa in der Zeit des Winters von 1386 auf 1387 annehmen können 4). Unser Schreiben würde also einige Monate vor der Ernennung Baylers abgefaßt sein und dieses Ergebnis würde durch eine Eintragung in den Rechnungsbüchern der apostolischen Kammer in Avignon seine Bestätigung finden: Hier wird die Ab- sendung des Magisters Johann von Konstanz nach Deutschland um den 18. August 1386 vermerkt5). Zu einem ganz anderen Resultat gelangen wir jedoch, wenn wir von einer anderen Angabe unseres Briefes ausgehen. Magister Johann teilt uns den Inhalt des Schreibens, das der Graf von Savoyen an Albrecht III. gerichtet habe, mit. Es wird darin gesagt, daß die hervorragenden (notabiliora) Königreiche der Christenheit, nämlich Frankreich, Spanien, Aragonien, Schottland und Navarra, sich nach sorgfältiger Prüfung der Wahl beider Päpste und nach Einberufung von Provinzialkonzilien feierlich und förmlich für Clemens VII. erklärt hätten. Wenn wir diese Angaben prüfen, so ergibt sich, daß Frankreich und Schottland von allem Anfang die Partei Clemens VII. genommen hatten, ferner, daß Kastilien (nach dem Sprachgebrauch jener Zeit „Hyspanien“) sich am 19. Mai 1381 für Clemens erklärt hatte 6), daß jedoch eine solche Deklaration von seiten Aragons erst am 24. Feber 13877) und von seiten Navarras gar erst am 6. Feber 13908) erfolgt ist! Dann wäre unser Schreiben 1) Der Graf war ebenso wie sein Vater Amadeus VI. Anhänger Clemens' VII. und ist es auch trotz der Aufforderung des Königs Wenzel, Urban als Papst anzuerkennen (Deutsche Reichstagsakten 1, 253, Note 1), geblieben. 2) Dieses Schreiben findet sich nicht im Wiener Staatsarchiv. 3) Vgl. Kurz, Albrecht III., II, S. 115 ff. 4) Albrecht ist im Winter 1386/87 in Tirol nachzuweisen: am 6. 12. und 13. Dezember in Bozen, am 21. Dezember in Meran. Dann fehlen uns Urkunden bis 4. Feber 1387. An diesem Tage urkundet er in Hall in Tirol. In der Zwischen- zeit kann ein solches Zusammentreffen mit Johann von Konstanz in Tirol stattgefunden haben. Ich glaube, nicht weiter begründen zu müssen, daß die Ortsangabe in der Datierung „Scafuse“ und die vorhergehende Bemerkung: „hanc materiam nunc tracto cum domino Alberto“ nicht zum zwingenden Schluß führen, die Unterredung könne nur in Schaffhausen und nirgends anders erfolgt sein. 5) Valois a. a. O. II, 287, Note 1. 6) Valois II, 203. 7) Valois II, 213. 8) Vgl. Prima Vita Clementis VII. ed. Baluze-Mollat I, 499, „obiit etiam satis cito post Karolus rex Navarre [1 januarii 1387]. Cui successit in regno Karolus filius suus primogenitus. Qui etiam processu temporis, opportunitate captata, suam solempniter declarationem fecit [6 februarii 1390] pro dicto
20 wurde ein anderer Weg gewählt. Der Papst wandte sich an Graf Amadeus (VII.) von Savoyen1), damit dieser ein Schreiben an den österreichischen Herzog richte, das Magister Johann zu überbringen habe. Dieser Plan gelang, Johann überreichte ein solches Schreiben 2) dem österreichischen Herzog und hatte, wie er in dem Briefe erzählt, eine Unterredung mit ihm. Man wird sie mit Rücksicht auf den Umstand, daß Albrecht durch einen Vertrag vom 10. Oktober 13863) die Regierung der Länder des verstorbenen Leopold über- nommen hatte, etwa in der Zeit des Winters von 1386 auf 1387 annehmen können 4). Unser Schreiben würde also einige Monate vor der Ernennung Baylers abgefaßt sein und dieses Ergebnis würde durch eine Eintragung in den Rechnungsbüchern der apostolischen Kammer in Avignon seine Bestätigung finden: Hier wird die Ab- sendung des Magisters Johann von Konstanz nach Deutschland um den 18. August 1386 vermerkt5). Zu einem ganz anderen Resultat gelangen wir jedoch, wenn wir von einer anderen Angabe unseres Briefes ausgehen. Magister Johann teilt uns den Inhalt des Schreibens, das der Graf von Savoyen an Albrecht III. gerichtet habe, mit. Es wird darin gesagt, daß die hervorragenden (notabiliora) Königreiche der Christenheit, nämlich Frankreich, Spanien, Aragonien, Schottland und Navarra, sich nach sorgfältiger Prüfung der Wahl beider Päpste und nach Einberufung von Provinzialkonzilien feierlich und förmlich für Clemens VII. erklärt hätten. Wenn wir diese Angaben prüfen, so ergibt sich, daß Frankreich und Schottland von allem Anfang die Partei Clemens VII. genommen hatten, ferner, daß Kastilien (nach dem Sprachgebrauch jener Zeit „Hyspanien“) sich am 19. Mai 1381 für Clemens erklärt hatte 6), daß jedoch eine solche Deklaration von seiten Aragons erst am 24. Feber 13877) und von seiten Navarras gar erst am 6. Feber 13908) erfolgt ist! Dann wäre unser Schreiben 1) Der Graf war ebenso wie sein Vater Amadeus VI. Anhänger Clemens' VII. und ist es auch trotz der Aufforderung des Königs Wenzel, Urban als Papst anzuerkennen (Deutsche Reichstagsakten 1, 253, Note 1), geblieben. 2) Dieses Schreiben findet sich nicht im Wiener Staatsarchiv. 3) Vgl. Kurz, Albrecht III., II, S. 115 ff. 4) Albrecht ist im Winter 1386/87 in Tirol nachzuweisen: am 6. 12. und 13. Dezember in Bozen, am 21. Dezember in Meran. Dann fehlen uns Urkunden bis 4. Feber 1387. An diesem Tage urkundet er in Hall in Tirol. In der Zwischen- zeit kann ein solches Zusammentreffen mit Johann von Konstanz in Tirol stattgefunden haben. Ich glaube, nicht weiter begründen zu müssen, daß die Ortsangabe in der Datierung „Scafuse“ und die vorhergehende Bemerkung: „hanc materiam nunc tracto cum domino Alberto“ nicht zum zwingenden Schluß führen, die Unterredung könne nur in Schaffhausen und nirgends anders erfolgt sein. 5) Valois a. a. O. II, 287, Note 1. 6) Valois II, 203. 7) Valois II, 213. 8) Vgl. Prima Vita Clementis VII. ed. Baluze-Mollat I, 499, „obiit etiam satis cito post Karolus rex Navarre [1 januarii 1387]. Cui successit in regno Karolus filius suus primogenitus. Qui etiam processu temporis, opportunitate captata, suam solempniter declarationem fecit [6 februarii 1390] pro dicto
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21 erst in das Jahr 1390 zu setzen. Aber was um des Himmels willen hätte Magister Johann in betreff des Konstanzer Bistums damals verhandeln sollen? Es ist wahr, daß Heinrich Bayler, den Cle- mens VII. — wie oben erwähnt — im Jahre 1387 zum Bischof von Konstanz erhoben hatte, schon 1389 sich um ein anderes Bistum umgesehen und es erhalten hatte. Es war das Bistum Vallence 1), das er später (1390) mit einem anderen Bistum (nämlich Alet) ver- tauschte, aber deshalb war das Konstanzer Bistum nicht frei ge- worden, sondern Bayler war zum administrator perpetuus des Konstanzer Bistums ernannt worden, als er das französische Bistum erhielt. Im Jahre 1390 hätte also der clementistische Agent, unser Magister Johann, über eine „provisio ecclesie Constanciensis“ nicht mehr verhandeln können. Und nun zeigt sich der Widerspruch in den Angaben unseres Briefes: die einen weisen auf die Zeit der Sedisvakanz im Kon- stanzer Bistum und auf die Ubernahme der Regierung der Länder Leopolds III. durch seinen Bruder Albrecht III. — also auf die Zeit von 1386 auf 1387 —, die anderen auf die Deklaration von Aragon und Navarra, das ist auf die Zeit nach dem 24. Feber 1387 und nach dem 6. Feber 1390. Die letztere Angabe ist entscheidend, es käme nur das Jahr 1390 in Betracht. Wie ist dieser Widerspruch zu lösen? Die Frage ist nicht mit Sicherheit zu beantworten. Die Vermutung spricht dafür, daß bei der Aufzählung der christlichen Königreiche, die sich nach sorg- fältiger Untersuchung und nach Einberufung von Konzilien für Papst Clemens erklärt hätten, die historische Wahrheit nicht durch- wegs beobachtet worden ist. Wenn die Reiche, Frankreich, Schott- land, Kastilien, Aragon, Navarra, wirklich in dem Brief des Grafen von Savoyen genannt worden sind, so könnte das nur damit erklärt werden, daß der Graf schlecht unterrichtet wurde, daß die Vor- bereitungen für den förmlichen Ubertritt zu Clemens, wie sie in Aragon und vielleicht auch in Navarra im Jahre 1386 erfolgten, bereits für die Tat selbst, für die Deklaration, ausgegeben wurde. Vorbemerkung zu Nr. 7 bis 13. Die folgenden Aktenstücke zerfallen in drei Gruppen: die erste besteht aus Nr. 7, 8 und 9; diese Stücke stehen sachlich in engem Zusammenhang. Es sind Vorschläge, die von salzburgisch-päpstlicher Seite dem König Wenzel gemacht werden. Die zweite Gruppe wird von Nr. 10 und 11 gebildet: beide Stücke sind für das Konzept zur Vollmacht Wenzels (Nr. 12) benützt worden. Die dritte Gruppe umfaßt die Dokumente Nr. 12 und 13. Sie sind die einzigen, die ein Clemente papa, quam pater suus, licet ex certis causis facere distulisset, facere disposuerat, sed morte preventus non potuit.“ Vgl. dazu Valois II, 216. Die Angabe bei Pastor, Geschichte der Papste 17, S. 141, daß Karl III. von Navarra schon 1378 für Clemens sich erklärt hätte, ist unrichtig. 1) Vgl. Note 1.
21 erst in das Jahr 1390 zu setzen. Aber was um des Himmels willen hätte Magister Johann in betreff des Konstanzer Bistums damals verhandeln sollen? Es ist wahr, daß Heinrich Bayler, den Cle- mens VII. — wie oben erwähnt — im Jahre 1387 zum Bischof von Konstanz erhoben hatte, schon 1389 sich um ein anderes Bistum umgesehen und es erhalten hatte. Es war das Bistum Vallence 1), das er später (1390) mit einem anderen Bistum (nämlich Alet) ver- tauschte, aber deshalb war das Konstanzer Bistum nicht frei ge- worden, sondern Bayler war zum administrator perpetuus des Konstanzer Bistums ernannt worden, als er das französische Bistum erhielt. Im Jahre 1390 hätte also der clementistische Agent, unser Magister Johann, über eine „provisio ecclesie Constanciensis“ nicht mehr verhandeln können. Und nun zeigt sich der Widerspruch in den Angaben unseres Briefes: die einen weisen auf die Zeit der Sedisvakanz im Kon- stanzer Bistum und auf die Ubernahme der Regierung der Länder Leopolds III. durch seinen Bruder Albrecht III. — also auf die Zeit von 1386 auf 1387 —, die anderen auf die Deklaration von Aragon und Navarra, das ist auf die Zeit nach dem 24. Feber 1387 und nach dem 6. Feber 1390. Die letztere Angabe ist entscheidend, es käme nur das Jahr 1390 in Betracht. Wie ist dieser Widerspruch zu lösen? Die Frage ist nicht mit Sicherheit zu beantworten. Die Vermutung spricht dafür, daß bei der Aufzählung der christlichen Königreiche, die sich nach sorg- fältiger Untersuchung und nach Einberufung von Konzilien für Papst Clemens erklärt hätten, die historische Wahrheit nicht durch- wegs beobachtet worden ist. Wenn die Reiche, Frankreich, Schott- land, Kastilien, Aragon, Navarra, wirklich in dem Brief des Grafen von Savoyen genannt worden sind, so könnte das nur damit erklärt werden, daß der Graf schlecht unterrichtet wurde, daß die Vor- bereitungen für den förmlichen Ubertritt zu Clemens, wie sie in Aragon und vielleicht auch in Navarra im Jahre 1386 erfolgten, bereits für die Tat selbst, für die Deklaration, ausgegeben wurde. Vorbemerkung zu Nr. 7 bis 13. Die folgenden Aktenstücke zerfallen in drei Gruppen: die erste besteht aus Nr. 7, 8 und 9; diese Stücke stehen sachlich in engem Zusammenhang. Es sind Vorschläge, die von salzburgisch-päpstlicher Seite dem König Wenzel gemacht werden. Die zweite Gruppe wird von Nr. 10 und 11 gebildet: beide Stücke sind für das Konzept zur Vollmacht Wenzels (Nr. 12) benützt worden. Die dritte Gruppe umfaßt die Dokumente Nr. 12 und 13. Sie sind die einzigen, die ein Clemente papa, quam pater suus, licet ex certis causis facere distulisset, facere disposuerat, sed morte preventus non potuit.“ Vgl. dazu Valois II, 216. Die Angabe bei Pastor, Geschichte der Papste 17, S. 141, daß Karl III. von Navarra schon 1378 für Clemens sich erklärt hätte, ist unrichtig. 1) Vgl. Note 1.
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22 Datum aufweisen, nämlich: Nürnberg 1387 Juli 25, und dieses Datum wird auch für den zweiten Revers Pilgrims anzusetzen sein. Da Nr. 10 und 11, wie bereits erwähnt, bei der Abfassung von Nr. 12 (Vollmacht) benützt worden sind, können sie nicht lange vor dem 25. Juli 1387 geschrieben worden sein. Beide Stücke (Nr. 10 und 11) beziehen sich auf die Verhandlungen über die Anerkennung Clemens' VII. durch König Wenzel und diese Verhandlungen sind durch Nr. 7 eröffnet worden. Die ganze Reihe, Nr. 7—13, ist zum Teil an Erzbischof Pilgrim gerichtet, zum Teil von ihm ausgegangen. Er ist der Vermittler und Unterhändler gewesen. Eine solche Rolle konnte er erst nach seinem Ubertritt zu Clemens, d. i. nach dem Frühjahr 1385, übernehmen. Es folgt daraus, daß Nr. 7 und 8, mit welchen die Verhandlungen eingesetzt haben, nicht vor dem Sommer 1385 entstanden sein können. 7. Instruktion des Erzbischofs Pilgrim für Verhandlungen mit König Wenzel. (Salzburg, 1385.) Gleichzeitige Aufzeichnung in sorgfältiger Schrift auf einem Papierblatt (21 : 15 em) mit dem Vermerk in verso „memoriale“, ohne Spur von Besiegelung. (Vgl. Abbildung 1.) Modus procedendi. Das der Kunig hern Wlachnika) und den gelertisten phaffen den er hab, dem er wol getrawen müg, gen Saltzburg sennde, so wil man schikchen, daz gantzew weisung von dem pabst von Avinion auch gen Saltzburg kumb) von seiner wal und rechte wegen. und wirt da aygenlich erfunden, daz der pabst von Avinion recht hab, und daz sich der kunig wol darauf verlassen müg, daz man denn seyn bestätigung zuc) dem Römischen reich ze Saltzburg nyder lege und daz unser herr der kunig sein er und nütz und grossew vortail aufneme, und daz daz alles geschehe in gehaim. und darnah vorder all fursten gaistleich und weltlich in Teutschen lannden und in andrer seiner gebiett gen Prag, und sich da offenbar des rechten weisen lass, damit er rechte und gotberchew ainung machet in der hailigen christenheit, und sich selb auch danne in frid und in gemach setzet. Daß das vorliegende Schriftstück eine Instruktion für einen salzburgischen Gesandten darstellt, ist einerseits aus dem Vermerke a) Korrigiert aus „Blachnik". b) Das folgende „in gros“ durchstrichen. c) Orig. „zü“, d. h. mit dem Zeichen für den Umlaut.
22 Datum aufweisen, nämlich: Nürnberg 1387 Juli 25, und dieses Datum wird auch für den zweiten Revers Pilgrims anzusetzen sein. Da Nr. 10 und 11, wie bereits erwähnt, bei der Abfassung von Nr. 12 (Vollmacht) benützt worden sind, können sie nicht lange vor dem 25. Juli 1387 geschrieben worden sein. Beide Stücke (Nr. 10 und 11) beziehen sich auf die Verhandlungen über die Anerkennung Clemens' VII. durch König Wenzel und diese Verhandlungen sind durch Nr. 7 eröffnet worden. Die ganze Reihe, Nr. 7—13, ist zum Teil an Erzbischof Pilgrim gerichtet, zum Teil von ihm ausgegangen. Er ist der Vermittler und Unterhändler gewesen. Eine solche Rolle konnte er erst nach seinem Ubertritt zu Clemens, d. i. nach dem Frühjahr 1385, übernehmen. Es folgt daraus, daß Nr. 7 und 8, mit welchen die Verhandlungen eingesetzt haben, nicht vor dem Sommer 1385 entstanden sein können. 7. Instruktion des Erzbischofs Pilgrim für Verhandlungen mit König Wenzel. (Salzburg, 1385.) Gleichzeitige Aufzeichnung in sorgfältiger Schrift auf einem Papierblatt (21 : 15 em) mit dem Vermerk in verso „memoriale“, ohne Spur von Besiegelung. (Vgl. Abbildung 1.) Modus procedendi. Das der Kunig hern Wlachnika) und den gelertisten phaffen den er hab, dem er wol getrawen müg, gen Saltzburg sennde, so wil man schikchen, daz gantzew weisung von dem pabst von Avinion auch gen Saltzburg kumb) von seiner wal und rechte wegen. und wirt da aygenlich erfunden, daz der pabst von Avinion recht hab, und daz sich der kunig wol darauf verlassen müg, daz man denn seyn bestätigung zuc) dem Römischen reich ze Saltzburg nyder lege und daz unser herr der kunig sein er und nütz und grossew vortail aufneme, und daz daz alles geschehe in gehaim. und darnah vorder all fursten gaistleich und weltlich in Teutschen lannden und in andrer seiner gebiett gen Prag, und sich da offenbar des rechten weisen lass, damit er rechte und gotberchew ainung machet in der hailigen christenheit, und sich selb auch danne in frid und in gemach setzet. Daß das vorliegende Schriftstück eine Instruktion für einen salzburgischen Gesandten darstellt, ist einerseits aus dem Vermerke a) Korrigiert aus „Blachnik". b) Das folgende „in gros“ durchstrichen. c) Orig. „zü“, d. h. mit dem Zeichen für den Umlaut.
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23 „memoriale“ und dem Inhalt, andererseits aus der Überlieferung er- sichtlich. Der erwähnte Vermerk „memoriale“ sowie die sorgfältige Schrift1) lassen den Schluß zu, daß wir es mit einer ostensiblen Instruktion, die den Räten des Königs Wenzel und ihm selbst vor- gelegt werden konnte, zu tun haben. Der in unserem Stück genannte Wlachnik ist Wlachnico von Weitenmül, seit Anfang 1385, einer der Protonotare in der Kanzlei Wenzels und wohl der meistbeschäftigte von ihnen 2). Daß Erz- bischof Pilgrim Herrn Vlachnik von Weitmühl vorschlug, läßt darauf schließen, daß er mit ihm in Beziehungen stand und daß Vlachnik nicht ein unbeugsamer Urbanist gewesen ist. Daß weiter für die Prüfung der Wahl Clemens' VII. der gelehrteste Pfaffe im Reiche Wenzels vorgeschlagen wird, scheint auf den ersten Blick selbstverständlich, weil ja die Frage, wer von den beiden Päpsten der rechtmäßige sei, ganz verschieden beantwortet worden ist. Aber es ist hier doch zu beachten, daß die höchste geistliche Autorität in Böhmen, der Erzbischof von Prag, Johann von Jenzenstein, über- gangen wird, offenbar deshalb, weil er als unerschütterlicher An- hänger Urbans gegolten hat. Mit dem vorliegenden Schriftstücke hat Erzbischof Pilgrim die Verhandlungen mit König Wenzel eröffnet. Es wird von Wenzel nichts anderes verlangt, als daß er Vertrauensmänner für eine geheime Prüfung der Wahl Clemens' VII. ernenne und dann auf einem Reichstag in Prag die Entscheidung in der Papstfrage treffe. Dafür werden ihm in ganz allgemeinen Worten große Vorteile für sich und die ganze Christenheit zugesichert. Das alles entspricht einem ersten Schritt, einem Versuch, den König von seiner bis- herigen kirchlichen Politik, die nur einen Papst kannte, nämlich Urban VI., abzubringen. 8. Instruktion Clemens' VII. für Erzbischof Pilgrim. (Avignon 1386.) Hinweis auf die Verdienste des Kardinals (Guido) von Bou- logne um das Luxemburgische Haus; Tätigkeit des Kardinals von Genf (jetzt Clemens VII.) als Promotor der kaiserlichen Geschäfte an der Kurie; Angebote des Papstes; Vorschlag betreffend die Durchführung seiner Anerkennung. Gleichzeitige Aufzeichnung auf einem länglichen Papier- streifen (30 :11 cm) mit Faltungen nach der Schmalseite, ohne Spur von Besiegelung. (Vgl. Abbildung 2.) 1) Sie weist nur zwei unbedeutende Korrekturen auf. 2) Vgl. Lindner in der Archival. Zeitschrift IV, 158.
23 „memoriale“ und dem Inhalt, andererseits aus der Überlieferung er- sichtlich. Der erwähnte Vermerk „memoriale“ sowie die sorgfältige Schrift1) lassen den Schluß zu, daß wir es mit einer ostensiblen Instruktion, die den Räten des Königs Wenzel und ihm selbst vor- gelegt werden konnte, zu tun haben. Der in unserem Stück genannte Wlachnik ist Wlachnico von Weitenmül, seit Anfang 1385, einer der Protonotare in der Kanzlei Wenzels und wohl der meistbeschäftigte von ihnen 2). Daß Erz- bischof Pilgrim Herrn Vlachnik von Weitmühl vorschlug, läßt darauf schließen, daß er mit ihm in Beziehungen stand und daß Vlachnik nicht ein unbeugsamer Urbanist gewesen ist. Daß weiter für die Prüfung der Wahl Clemens' VII. der gelehrteste Pfaffe im Reiche Wenzels vorgeschlagen wird, scheint auf den ersten Blick selbstverständlich, weil ja die Frage, wer von den beiden Päpsten der rechtmäßige sei, ganz verschieden beantwortet worden ist. Aber es ist hier doch zu beachten, daß die höchste geistliche Autorität in Böhmen, der Erzbischof von Prag, Johann von Jenzenstein, über- gangen wird, offenbar deshalb, weil er als unerschütterlicher An- hänger Urbans gegolten hat. Mit dem vorliegenden Schriftstücke hat Erzbischof Pilgrim die Verhandlungen mit König Wenzel eröffnet. Es wird von Wenzel nichts anderes verlangt, als daß er Vertrauensmänner für eine geheime Prüfung der Wahl Clemens' VII. ernenne und dann auf einem Reichstag in Prag die Entscheidung in der Papstfrage treffe. Dafür werden ihm in ganz allgemeinen Worten große Vorteile für sich und die ganze Christenheit zugesichert. Das alles entspricht einem ersten Schritt, einem Versuch, den König von seiner bis- herigen kirchlichen Politik, die nur einen Papst kannte, nämlich Urban VI., abzubringen. 8. Instruktion Clemens' VII. für Erzbischof Pilgrim. (Avignon 1386.) Hinweis auf die Verdienste des Kardinals (Guido) von Bou- logne um das Luxemburgische Haus; Tätigkeit des Kardinals von Genf (jetzt Clemens VII.) als Promotor der kaiserlichen Geschäfte an der Kurie; Angebote des Papstes; Vorschlag betreffend die Durchführung seiner Anerkennung. Gleichzeitige Aufzeichnung auf einem länglichen Papier- streifen (30 :11 cm) mit Faltungen nach der Schmalseite, ohne Spur von Besiegelung. (Vgl. Abbildung 2.) 1) Sie weist nur zwei unbedeutende Korrekturen auf. 2) Vgl. Lindner in der Archival. Zeitschrift IV, 158.
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24 Memoriale. 2 3 4 5 6 8 9 10 11 12 13 14 Primo. quod dominus cardinalis Boloniensis existens con- sanguineus regis Ioannis et domini Karoli imperatoris ipsos regem et imperatorem tenuit in domo propria per annum et ultra in expensis propriis; et ordinavit quod regnum Romanorum de domo Bawarorum ad domum regni Bohemie fuit translatum, et effecit quod dominus Karolus etc. in regem et imperatorem per sedem fuerat coronatus; et omnia negocia domini imperatoris promovebat in Romana curia. Item. eodem mortuo dominus imperator elegit dominum Gebennen- sem tunc cardinalem in promotorem negociorum suorum in Romana curia tanquam consanguineum suum, quia filius est sororis domini Boloniensis. Item. quod idem dominus Gebennensis nunc vero Clemens promovit omnia negocia domini Karoli imperatoris. Item. promovit confirmacionem eleccionis facte de domino domino, et paciens tercianam accessit dominum Gregorium papam, ad inter- cipiendum ne confirmacio impediretur, et incurrit infirmitatem. Item. in Roma laboravit, quod litere confirmacionis domini regis fuerunt scripte et domino Gregorio presentate, qui propter debilitatem bullatori eas dare non potuit. Item. quod affectaret cordis desiderio promocionem et honorem domini regis et domus sue pre omnibus dominiis et dominis mundi. Item. quod libenter commaneret sibi corpore rebus et cum potencia ecclesie contra universos ubicunque. Item. quod facereta) potenciorem regem, qui in mille annis vixit, si ipsum in iusticia iuvare vellet. Item. quod non est in aliquos astrictus regi Francie. Item. quod domus sua etc. sunt in feudum ab imperio etc.b). Item. de coronacione sua et confirmacione sua paratus est facere iuxta votum regis. Item. de collacionibus ecclesiarum faciet ad complacenciam domini regis totum quod poterit, ad consilium Salczburgensis. Item. de regno Ungarie etc. Et si domino regi placebunt ista, et ut unus presumere possit dec) alio, mittet in secreto unum aut duos de secretariis suis cum potestate etc. et cum informacionibus clarioribus luce meridiana de iure suo, ita quod eisdem visis et intellectis dominus rex declaret se et terras suas coram illis de quibus confidit in secreto, prestito tamen a quolibet ipsorum iuramento de non revelando quousque etc. et dicti nuncii sic eci- am iurati assignabunt domino regi confirmacionem eleccionis sue. et deinde convocentur partes ad domum domini regis, et informet se rex de iure utriusque, et declaret se ad satisfaccionem omnibus etc. et per a) Die Worte „faceret — iuvare vellet“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen. b) Der folgende Absatz „item quod volebat facere dominum regem potenciorem regem, qui in mille annis vixit, ad consilium Salczburgensis" ist durchstrichen (vgl. die vorhergehende Anmerkung). c) Die Worte „et ut unus presumere possit de alio“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen.
24 Memoriale. 2 3 4 5 6 8 9 10 11 12 13 14 Primo. quod dominus cardinalis Boloniensis existens con- sanguineus regis Ioannis et domini Karoli imperatoris ipsos regem et imperatorem tenuit in domo propria per annum et ultra in expensis propriis; et ordinavit quod regnum Romanorum de domo Bawarorum ad domum regni Bohemie fuit translatum, et effecit quod dominus Karolus etc. in regem et imperatorem per sedem fuerat coronatus; et omnia negocia domini imperatoris promovebat in Romana curia. Item. eodem mortuo dominus imperator elegit dominum Gebennen- sem tunc cardinalem in promotorem negociorum suorum in Romana curia tanquam consanguineum suum, quia filius est sororis domini Boloniensis. Item. quod idem dominus Gebennensis nunc vero Clemens promovit omnia negocia domini Karoli imperatoris. Item. promovit confirmacionem eleccionis facte de domino domino, et paciens tercianam accessit dominum Gregorium papam, ad inter- cipiendum ne confirmacio impediretur, et incurrit infirmitatem. Item. in Roma laboravit, quod litere confirmacionis domini regis fuerunt scripte et domino Gregorio presentate, qui propter debilitatem bullatori eas dare non potuit. Item. quod affectaret cordis desiderio promocionem et honorem domini regis et domus sue pre omnibus dominiis et dominis mundi. Item. quod libenter commaneret sibi corpore rebus et cum potencia ecclesie contra universos ubicunque. Item. quod facereta) potenciorem regem, qui in mille annis vixit, si ipsum in iusticia iuvare vellet. Item. quod non est in aliquos astrictus regi Francie. Item. quod domus sua etc. sunt in feudum ab imperio etc.b). Item. de coronacione sua et confirmacione sua paratus est facere iuxta votum regis. Item. de collacionibus ecclesiarum faciet ad complacenciam domini regis totum quod poterit, ad consilium Salczburgensis. Item. de regno Ungarie etc. Et si domino regi placebunt ista, et ut unus presumere possit dec) alio, mittet in secreto unum aut duos de secretariis suis cum potestate etc. et cum informacionibus clarioribus luce meridiana de iure suo, ita quod eisdem visis et intellectis dominus rex declaret se et terras suas coram illis de quibus confidit in secreto, prestito tamen a quolibet ipsorum iuramento de non revelando quousque etc. et dicti nuncii sic eci- am iurati assignabunt domino regi confirmacionem eleccionis sue. et deinde convocentur partes ad domum domini regis, et informet se rex de iure utriusque, et declaret se ad satisfaccionem omnibus etc. et per a) Die Worte „faceret — iuvare vellet“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen. b) Der folgende Absatz „item quod volebat facere dominum regem potenciorem regem, qui in mille annis vixit, ad consilium Salczburgensis" ist durchstrichen (vgl. die vorhergehende Anmerkung). c) Die Worte „et ut unus presumere possit de alio“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen.
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25 istum modum unus presumere poterit de alio, et concluderetura) de omnibus punctis etc., videlicet regni Boemie et ecclesiarum etc.b). Item. quod Clemens noluit procedere contra regem requisitus 15 pluries per magnos et potentes, nec adhuc intendit nisi oporteat. Item. quod commisit nunciis missis in Aquisgranum solummodo, 16 se informandi et relacionem faciendi. Daß das vorliegende Schriftstück für Erzbischof Pilgrim be- stimmt war, wird durch seinen Zusammenhang mit dem folgenden (Nr. 9) erwiesen. Auffallend ist, daß der Papst kurzweg mit Clemens bezeichnet wird 1). Wer aus seiner Umgebung sollte es gewagt haben, in einem Schriftstück, das für einen dritten bestimmt war, ihn so zu bezeichnen ohne das übliche Beiwort „dominus noster“ oder „papa“2)?. Ebenso auffallend sind die Korrekturen, die unser Schriftstück aufweist: Zwei Absätze (Note b, e) sind gestrichen, einer von ihnen ist mit einigen Anderungen an eine andere Stelle gesetzt worden (§ 8), ein dritter (§ 14) ist durch Nachtragungen von ganzen Sätzen über der Zeile und auf der Zeile (Note c, d) erweitert worden. Solche Korrekturen sind in einem Konzept zu- lässig. Hätte ein Sekretär des Papstes unser Schriftstück verfaßt, so wäre es schwer zu erklären, daß er das Konzept abschicken durfte statt einer nach diesem Konzept angefertigten Reinschrift. Diese Schwierigkeiten könnten am leichtesten durch die Annahme beseitigt werden, daß unser Stück vom Papst selbst geschrieben ist. Aber eine solche Annahme wird durch den Schriftbefund aus- geschlossen. H. Bresslau hat in einer Abhandlung „Aus der ersten Zeit des großen abendländischen Schismas“3) neben anderen (leiden verstümmelten) Dokumenten auch eine Schrift veröffentlicht, die Clemens VII. zum eigenen Gebrauch im Jahre 1380 angefertigt hat. Bresslau hat eine Abbildung dieser eigenhändigen Aufzeichnung Clemens' VII. seiner Schrift beigefügt und wenn man sie mit unserem Stück (Beilage 2) vergleicht, so wird man zu dem Ergebnis kommen, daß unser Stück nicht von derselben Hand geschrieben ist, wie das von Bresslau veröffentlichte, d. h. daß es nicht eine eigenhändige a) „et concluderetur — et ecclesiarum etc.“ von gleicher Hand auf der Zeile nachgetragen. b) Das folgende „item de domino Teschinensi ad consilium S. etc.“ ist durchstrichen. 1) § 3 „dominus Gebennensis nunc vero Clemens“ und § 15 „item quod Clemens noluit“. 2) Wer die hier abgedruckten Briefe (von Heinrich Bayler, Johann von Konstanz, Wilderich von Mitra und den Kardinälen d'Aigrefeuille und Ama- natis) durchsieht, wird finden, daß in der übergroßen Mehrzahl der Fälle der Papst mit „dominus noster“ bezeichnet wird. Seltener wird „dominus papa“ oder „papa“ allein gebraucht. Wird der Papst mit Namen genannt, so wird „dominus“ (Nr. 6) oder „papa“ (Nr. 18, § 24) oder beides, d. i. „dominus noster papa“ (Nr. 29), dem Namen vorgesetzt. Davon findet sich keine Ausnahme. (Vgl. auch in vorliegendem Stücke: „dominus Gregorius papa“ und „dominus Gregorius“.) 3) Abhandlungen der preußischen Akademie der Wissenschaften, Philos.- histor. Klasse, 1919, Nr. 6, S. 26.
25 istum modum unus presumere poterit de alio, et concluderetura) de omnibus punctis etc., videlicet regni Boemie et ecclesiarum etc.b). Item. quod Clemens noluit procedere contra regem requisitus 15 pluries per magnos et potentes, nec adhuc intendit nisi oporteat. Item. quod commisit nunciis missis in Aquisgranum solummodo, 16 se informandi et relacionem faciendi. Daß das vorliegende Schriftstück für Erzbischof Pilgrim be- stimmt war, wird durch seinen Zusammenhang mit dem folgenden (Nr. 9) erwiesen. Auffallend ist, daß der Papst kurzweg mit Clemens bezeichnet wird 1). Wer aus seiner Umgebung sollte es gewagt haben, in einem Schriftstück, das für einen dritten bestimmt war, ihn so zu bezeichnen ohne das übliche Beiwort „dominus noster“ oder „papa“2)?. Ebenso auffallend sind die Korrekturen, die unser Schriftstück aufweist: Zwei Absätze (Note b, e) sind gestrichen, einer von ihnen ist mit einigen Anderungen an eine andere Stelle gesetzt worden (§ 8), ein dritter (§ 14) ist durch Nachtragungen von ganzen Sätzen über der Zeile und auf der Zeile (Note c, d) erweitert worden. Solche Korrekturen sind in einem Konzept zu- lässig. Hätte ein Sekretär des Papstes unser Schriftstück verfaßt, so wäre es schwer zu erklären, daß er das Konzept abschicken durfte statt einer nach diesem Konzept angefertigten Reinschrift. Diese Schwierigkeiten könnten am leichtesten durch die Annahme beseitigt werden, daß unser Stück vom Papst selbst geschrieben ist. Aber eine solche Annahme wird durch den Schriftbefund aus- geschlossen. H. Bresslau hat in einer Abhandlung „Aus der ersten Zeit des großen abendländischen Schismas“3) neben anderen (leiden verstümmelten) Dokumenten auch eine Schrift veröffentlicht, die Clemens VII. zum eigenen Gebrauch im Jahre 1380 angefertigt hat. Bresslau hat eine Abbildung dieser eigenhändigen Aufzeichnung Clemens' VII. seiner Schrift beigefügt und wenn man sie mit unserem Stück (Beilage 2) vergleicht, so wird man zu dem Ergebnis kommen, daß unser Stück nicht von derselben Hand geschrieben ist, wie das von Bresslau veröffentlichte, d. h. daß es nicht eine eigenhändige a) „et concluderetur — et ecclesiarum etc.“ von gleicher Hand auf der Zeile nachgetragen. b) Das folgende „item de domino Teschinensi ad consilium S. etc.“ ist durchstrichen. 1) § 3 „dominus Gebennensis nunc vero Clemens“ und § 15 „item quod Clemens noluit“. 2) Wer die hier abgedruckten Briefe (von Heinrich Bayler, Johann von Konstanz, Wilderich von Mitra und den Kardinälen d'Aigrefeuille und Ama- natis) durchsieht, wird finden, daß in der übergroßen Mehrzahl der Fälle der Papst mit „dominus noster“ bezeichnet wird. Seltener wird „dominus papa“ oder „papa“ allein gebraucht. Wird der Papst mit Namen genannt, so wird „dominus“ (Nr. 6) oder „papa“ (Nr. 18, § 24) oder beides, d. i. „dominus noster papa“ (Nr. 29), dem Namen vorgesetzt. Davon findet sich keine Ausnahme. (Vgl. auch in vorliegendem Stücke: „dominus Gregorius papa“ und „dominus Gregorius“.) 3) Abhandlungen der preußischen Akademie der Wissenschaften, Philos.- histor. Klasse, 1919, Nr. 6, S. 26.
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26 Aufzeichnung des Papstes ist. Die oben erwähnten Eigentümlich- keiten unseres Stückes müssen also anders erklärt werden: der Papst selbst hat unsere Instruktion Punkt für Punkt dem Schreiber diktiert, er selbst hat nach erfolgter Verlesung die Korrekturen an- geordnet und ebenso angeordnet, daß das Stück unverzüglich in der uns gegenwärtig vorliegenden Form expediert werde. Die Bemerkung „ad consilium Salczburgensis" in § 12 zeigt, daß unserem Schriftstück Vorschläge Pilgrims vorausgegangen waren 1), vielleicht als das Ergebnis der Verhandlungen, die der Erzbischof bereits mit König Wenzel geführt hatte. Der in § 1 erwähnte „cardinalis Boloniensis“ ist Kardinal Guido, genannt „von Boulogne“, ein Mann vornehmer Herkunft2), der mit 27 Jahren Erzbischof (von Lyon) und 2 Jahre später Kardinal geworden war. Bei der ersten Promotion unter Papst Clemens VI. (20. September 1342) war er ins Kardinalskollegium berufen worden und gehörte ihm bis zum Jahre 1373 an († 25. November 1373). Während dieser Zeit hat er am päpstlichen Hof eine große Rolle gespielt, wichtige Geschäfte wurden ihm übertragen, die Friedens- vermittlung zwischen König Ludwig I. von Ungarn und Johanna von Neapel, zwischen den Königen von Frankreich und England usw. Ob die Angabe unserer Instruktion, daß er zur Erhebung Karls IV. zum römischen König am meisten beigetragen habe, zu- treffend ist, muß dahingestellt bleiben3). Das gilt auch von der weiteren Angabe, daß König Johann von Böhmen und Karl IV. mehr als ein Jahr im Hause des Kardinals als seine Gäste gelebt hätten 4). Uber das Verhältnis des Kardinals von Genf (des späteren Papstes Clemens VII.) zu Karl IV. enthält die Instruktion für den päpstlichen Gesandten, Bischof Johann von Agen (1376 Mai) die Bemerkung, Gregor XI. wollte den Kardinal als Gesandten zum Kaiser schicken „quia scit, eum de genere ac specialiori dilectione et affectione tam respectu bone memorie domini cardinalis Bolo- 1) Das gleiche gilt von dem Vermerke „item de domino Teschinensi ad consilium S.“ (siehe Note e), der auf Befehl des Papstes später gestrichen wurde. 2) Vgl. Baluze-Mollat, Vitae paparum Aven. II, 344, und Pirchan, Italien und Kaiser Karl IV., II, 96. 3) Wenn Kardinal Guido, wie unser Schriftstück sagt, Karl zum römischen König gemacht hat, so könnte das nur so erklärt werden, daß der Kardinal auf Papst Clemens VI. zugunsten Karls entsprechend eingewirkt hat; aber brauchte dieser Papst, der einstige Lehrer Karls und mit ihm befreundet, den Rat des Kardinals Guido, um sich für Karl zu entscheiden? 4) Damit kann nicht die Zeit, da Guido Erzbischof von Lyon gewesen ist, gemeint sein, sondern nur die Zeit, da er als Kardinal seinen Wohnsitz in Avignon genommen hatte, d. i. seit dem Herbst 1342. Aber das Itinerar der beiden Luxemburger läßt einen solchen Aufenthalt in Avignon in dem Zeit- raum von 1342 bis 1346 nur für 1343 November bis 1344 Jänner, 1344 März bis Mai, 1346 April bis Mai zu. Auch wenn wir den Aufenthalt Karls in Avignon im Jahre 1365 hinzurechnen, kommen wir nicht auf „1 Jahr und darüber“. Es mag hier noch erwähnt werden, daß Pfründen, die Guido nach seiner Erhebung zum Kardinal erlangte, ihn in Beziehungen zum böhmischen Reich und damit auch zum böhmischen Königshaus gebracht haben. (Vgl. Monum. Vatic. Boh. 1, Nr. 742, 1204, 1295, 1308.)
26 Aufzeichnung des Papstes ist. Die oben erwähnten Eigentümlich- keiten unseres Stückes müssen also anders erklärt werden: der Papst selbst hat unsere Instruktion Punkt für Punkt dem Schreiber diktiert, er selbst hat nach erfolgter Verlesung die Korrekturen an- geordnet und ebenso angeordnet, daß das Stück unverzüglich in der uns gegenwärtig vorliegenden Form expediert werde. Die Bemerkung „ad consilium Salczburgensis" in § 12 zeigt, daß unserem Schriftstück Vorschläge Pilgrims vorausgegangen waren 1), vielleicht als das Ergebnis der Verhandlungen, die der Erzbischof bereits mit König Wenzel geführt hatte. Der in § 1 erwähnte „cardinalis Boloniensis“ ist Kardinal Guido, genannt „von Boulogne“, ein Mann vornehmer Herkunft2), der mit 27 Jahren Erzbischof (von Lyon) und 2 Jahre später Kardinal geworden war. Bei der ersten Promotion unter Papst Clemens VI. (20. September 1342) war er ins Kardinalskollegium berufen worden und gehörte ihm bis zum Jahre 1373 an († 25. November 1373). Während dieser Zeit hat er am päpstlichen Hof eine große Rolle gespielt, wichtige Geschäfte wurden ihm übertragen, die Friedens- vermittlung zwischen König Ludwig I. von Ungarn und Johanna von Neapel, zwischen den Königen von Frankreich und England usw. Ob die Angabe unserer Instruktion, daß er zur Erhebung Karls IV. zum römischen König am meisten beigetragen habe, zu- treffend ist, muß dahingestellt bleiben3). Das gilt auch von der weiteren Angabe, daß König Johann von Böhmen und Karl IV. mehr als ein Jahr im Hause des Kardinals als seine Gäste gelebt hätten 4). Uber das Verhältnis des Kardinals von Genf (des späteren Papstes Clemens VII.) zu Karl IV. enthält die Instruktion für den päpstlichen Gesandten, Bischof Johann von Agen (1376 Mai) die Bemerkung, Gregor XI. wollte den Kardinal als Gesandten zum Kaiser schicken „quia scit, eum de genere ac specialiori dilectione et affectione tam respectu bone memorie domini cardinalis Bolo- 1) Das gleiche gilt von dem Vermerke „item de domino Teschinensi ad consilium S.“ (siehe Note e), der auf Befehl des Papstes später gestrichen wurde. 2) Vgl. Baluze-Mollat, Vitae paparum Aven. II, 344, und Pirchan, Italien und Kaiser Karl IV., II, 96. 3) Wenn Kardinal Guido, wie unser Schriftstück sagt, Karl zum römischen König gemacht hat, so könnte das nur so erklärt werden, daß der Kardinal auf Papst Clemens VI. zugunsten Karls entsprechend eingewirkt hat; aber brauchte dieser Papst, der einstige Lehrer Karls und mit ihm befreundet, den Rat des Kardinals Guido, um sich für Karl zu entscheiden? 4) Damit kann nicht die Zeit, da Guido Erzbischof von Lyon gewesen ist, gemeint sein, sondern nur die Zeit, da er als Kardinal seinen Wohnsitz in Avignon genommen hatte, d. i. seit dem Herbst 1342. Aber das Itinerar der beiden Luxemburger läßt einen solchen Aufenthalt in Avignon in dem Zeit- raum von 1342 bis 1346 nur für 1343 November bis 1344 Jänner, 1344 März bis Mai, 1346 April bis Mai zu. Auch wenn wir den Aufenthalt Karls in Avignon im Jahre 1365 hinzurechnen, kommen wir nicht auf „1 Jahr und darüber“. Es mag hier noch erwähnt werden, daß Pfründen, die Guido nach seiner Erhebung zum Kardinal erlangte, ihn in Beziehungen zum böhmischen Reich und damit auch zum böhmischen Königshaus gebracht haben. (Vgl. Monum. Vatic. Boh. 1, Nr. 742, 1204, 1295, 1308.)
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27 niensis avunculi sui quam respectu sui ipsius fore eidem domino imperatori magis gratum et astrictum“1). In §§ 4 und 5 werden die Bemühungen des Kardinals bei Papst Gregor XI., die Approbation der Wahl Wenzels zum römischen König durchzusetzen, hervor- gehoben. Es liegt nichts vor, was gegen die Glaubwürdigkeit dieser Angabe eingewendet werden könnte2). Daß die Approbationsbulle bereits fertiggestellt und von Papst Gregor XI. genehmigt, von ihm jedoch wegen seines raschen Todes dem Bullator nicht mehr über- geben worden ist, wird uns in einem anderen, gleichzeitigen Doku- ment bestätigt3). Was in § 13 mit den Worten: „Item de regno Ungarie etc. gemeint ist, wird im unten folgenden Dokument Nr. 9, § 4, erklärt. Ahnlich steht es mit dem Schlußsatze von § 14 unseres Aktenstückes: „et concluderetur de omnibus punctis etc. videlicet regni Boemie et ecclesiarum etc.“ Auch er wird erklärt durch Nr. 9, und zwar § 7. Es handelt sich um die Besetzung der Bistümer im Königreich Böhmen nach Vorschlag des Königs. Unter den verschiedenen Korrekturen, die der Papst an der Instruktion vornahm, ist eine hervorzuheben. Der Papst hatte dem Schreiber diktiert: „Item. de domino Teschinensi ad consilium S. etc.", ließ aber dann diese Worte streichen. Der „dominus Teschi- nensis“ ist Herzog Přemysl von Teschen, eine hervorragende Persön- lichkeit am Hofe und im Rate Wenzels. Man darf vermuten, daß Erz- bischof Pilgrim (das bedeutet ,ad consilium S.“) vorgeschlagen hatte, diesen einflußreichen Mann für die Sache Clemens' zu gewinnen 4). § 16 enthält eine Rechtfertigung oder Entschuldigung des Papstes, daß er Gesandte nach Aachen geschickt habe. Auf welche Vorgänge hier angespielt wird und wann die Sendung erfolgt ist, läßt sich nicht feststellen 5). 1) Deutsche Reichstagsakten, herausgegeben von J. Weißsäcker, I, 103. 2) Vgl. meine Schrift, Das Schisma von 1378 und die Haltung Karls IV., Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung XXI, 605 f. 3) Schreiben des Kardinals Corsini vom 31. Mai 1378 „licet ante mortem suam (sc. Gregorii XI.) litera aprobacionis ingrossata fuisset, tamen morte superveniente bullari non potuit“ (Bliemetzrieder, Der Briefwechsel der Kar- dinäle mit Kaiser Karl IV. betreffend die Approbation Wenzels als römischen König“ in Studien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden 29, 120 ff.) 4) Es sei hier noch bemerkt, daß eine gleichzeitige Quelle (nämlich eine noch dem 14. Jahrhundert angehörige Abschrift des Berichtes Konrads von Wesel über die Wahl Urbans VI. und den Ursprung des Schismas) von Herzog P. von Teschen erzählt, daß er zu Beginn der Regierung des Königs Wenzel Anhänger des Papstes Clemens VII. gewesen sei. (Vgl. Monum. Vatic. Bohemiae V, 1, p. 13, Note g, und die Bemerkungen des Herausgebers Krofta eben- dort p. 17.) 5) Aus dieser Rechtfertigung des Papstes kann man den Schluß ziehen, daß eine Beschwerde Wenzels vorausgegangen war. Es sei hier erwähnt, daß er im Oktober 1384 sich eine Woche in Aachen aufgehalten hat (Lindner, Ge- schichte Wenzels I., 433). Es sollte eine Zusammenkunft Wenzels mit dem französischen König und den Herzogen von Berry und Burgund in Mouzon stattfinden und am 27. Oktober 1384 war eine, dem König Wenzel wohlbekannte Persönlichkeit, Konrad von Wesel, ehemals Dekan der Wyschehrader Kirche, von Avignon abgesandt worden, um an dieser geplanten Zusammenkunft teil- zunehmen (Valois a. a. O. II., 284, Note 2). Sie fand jedoch nicht statt.
27 niensis avunculi sui quam respectu sui ipsius fore eidem domino imperatori magis gratum et astrictum“1). In §§ 4 und 5 werden die Bemühungen des Kardinals bei Papst Gregor XI., die Approbation der Wahl Wenzels zum römischen König durchzusetzen, hervor- gehoben. Es liegt nichts vor, was gegen die Glaubwürdigkeit dieser Angabe eingewendet werden könnte2). Daß die Approbationsbulle bereits fertiggestellt und von Papst Gregor XI. genehmigt, von ihm jedoch wegen seines raschen Todes dem Bullator nicht mehr über- geben worden ist, wird uns in einem anderen, gleichzeitigen Doku- ment bestätigt3). Was in § 13 mit den Worten: „Item de regno Ungarie etc. gemeint ist, wird im unten folgenden Dokument Nr. 9, § 4, erklärt. Ahnlich steht es mit dem Schlußsatze von § 14 unseres Aktenstückes: „et concluderetur de omnibus punctis etc. videlicet regni Boemie et ecclesiarum etc.“ Auch er wird erklärt durch Nr. 9, und zwar § 7. Es handelt sich um die Besetzung der Bistümer im Königreich Böhmen nach Vorschlag des Königs. Unter den verschiedenen Korrekturen, die der Papst an der Instruktion vornahm, ist eine hervorzuheben. Der Papst hatte dem Schreiber diktiert: „Item. de domino Teschinensi ad consilium S. etc.", ließ aber dann diese Worte streichen. Der „dominus Teschi- nensis“ ist Herzog Přemysl von Teschen, eine hervorragende Persön- lichkeit am Hofe und im Rate Wenzels. Man darf vermuten, daß Erz- bischof Pilgrim (das bedeutet ,ad consilium S.“) vorgeschlagen hatte, diesen einflußreichen Mann für die Sache Clemens' zu gewinnen 4). § 16 enthält eine Rechtfertigung oder Entschuldigung des Papstes, daß er Gesandte nach Aachen geschickt habe. Auf welche Vorgänge hier angespielt wird und wann die Sendung erfolgt ist, läßt sich nicht feststellen 5). 1) Deutsche Reichstagsakten, herausgegeben von J. Weißsäcker, I, 103. 2) Vgl. meine Schrift, Das Schisma von 1378 und die Haltung Karls IV., Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung XXI, 605 f. 3) Schreiben des Kardinals Corsini vom 31. Mai 1378 „licet ante mortem suam (sc. Gregorii XI.) litera aprobacionis ingrossata fuisset, tamen morte superveniente bullari non potuit“ (Bliemetzrieder, Der Briefwechsel der Kar- dinäle mit Kaiser Karl IV. betreffend die Approbation Wenzels als römischen König“ in Studien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden 29, 120 ff.) 4) Es sei hier noch bemerkt, daß eine gleichzeitige Quelle (nämlich eine noch dem 14. Jahrhundert angehörige Abschrift des Berichtes Konrads von Wesel über die Wahl Urbans VI. und den Ursprung des Schismas) von Herzog P. von Teschen erzählt, daß er zu Beginn der Regierung des Königs Wenzel Anhänger des Papstes Clemens VII. gewesen sei. (Vgl. Monum. Vatic. Bohemiae V, 1, p. 13, Note g, und die Bemerkungen des Herausgebers Krofta eben- dort p. 17.) 5) Aus dieser Rechtfertigung des Papstes kann man den Schluß ziehen, daß eine Beschwerde Wenzels vorausgegangen war. Es sei hier erwähnt, daß er im Oktober 1384 sich eine Woche in Aachen aufgehalten hat (Lindner, Ge- schichte Wenzels I., 433). Es sollte eine Zusammenkunft Wenzels mit dem französischen König und den Herzogen von Berry und Burgund in Mouzon stattfinden und am 27. Oktober 1384 war eine, dem König Wenzel wohlbekannte Persönlichkeit, Konrad von Wesel, ehemals Dekan der Wyschehrader Kirche, von Avignon abgesandt worden, um an dieser geplanten Zusammenkunft teil- zunehmen (Valois a. a. O. II., 284, Note 2). Sie fand jedoch nicht statt.
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28 9. Entwurf eines Schreibens Pilgrims an König Wenzel. (Salzburg 1386—1387.) Prüfung der Wahl Clemens' VII.; seine Zugeständnisse, Vor- schlag Pilgrims, die Prüfung der Wahl und den Abschluß der Ver- handlungen mit dem Papst in Basel vorzunehmen; Entwurf einer Urkunde Wenzels; Pilgrim verlangt Antwort vor dem Palmsonntag. Gleichzeitige Aufzeichnung auf einem Papierblatt (31.5:23 cm) von zwei Händen mit dem Vermerke „articuli ultimi“ am unteren Rand der Vorderseite von der Hand des ersten Schreibers, der § 1 bis 17 (und Nr. 7) geschrieben hatte. (Vgl. die Abbildung 3.) 5 8 9 10 Der pabst von Avion begeret, das in unser herr der kunig verhör, und ob er in geweysen mag mit gaistleichem geschriben rechten, daz er rechter pabst ist, das er in dann dabey scherm, als er des schuldig und gepunden ist. Item. wan die Römar verworcht habent und nicht wirdig sind, daz ain Römischer kayser ze disem mal daselbs sull gekrönet werden, wil derselb pabst nach seiner obgenanten weysung unsern herren den kunig krönen zu dem kunigreich ze Arlat, und in derselben statt da sein vatter dieselben kron auch genomen hat, und auch zu dem kaysertum, oder er wil in krönen ze Avion oder ze Valentz oder ze Genif, der ob- genanten stett drey des Römischen reiches sind. Item. nach der krönung will denn unser herr der kunig ainen Römischen kunig seczen, daz wil derselb pabst auch bestätten. Item. das kunigreich ze Ungern wil er verleihen nach des kunigs willen. Item. umb die alten püntnuzz ze machen und ze bestätten zwischen unsers herren des Römischen kunigs und des kunigs ze Frankreich, wil sich derselb pabst annemen, ob ez dem kunig gevellet, und auch gen andern kunigen etc. Item. das unser herr der kunig mit der aynung bayder swert mag all tyrann dymütigen nach seinem willen. Item. umb die bistum ze Mencz, ze Köln und ze Tryer, und auch umb andre bistum in dem kunigreich ze Beheim, beleibt ez, als vor beredt ist, damit daz Römisch reich hin fur beleibet bey der her- schaft ze Luczelburg und bey der kron ze Behaim. Item. das derselb pabst von Avion noch nye tün wolt wider unsern herren den kunig. Item. das derselb pabst gern säh, das unser herr der kunig sich in seinem wesen und in vil grössern wirden und eren gerübten machet, die weyl derselb pabst lebeta). Item. das er unsern herren den kunig gewaltiger macht, denn dhain kayser in tausent jaren ist gewesen. a) Damit schließt die erste Seite, die unten den gleichzeitigen Vermerk „articuli ultimi“ und darunter „verte“ aufweist.
28 9. Entwurf eines Schreibens Pilgrims an König Wenzel. (Salzburg 1386—1387.) Prüfung der Wahl Clemens' VII.; seine Zugeständnisse, Vor- schlag Pilgrims, die Prüfung der Wahl und den Abschluß der Ver- handlungen mit dem Papst in Basel vorzunehmen; Entwurf einer Urkunde Wenzels; Pilgrim verlangt Antwort vor dem Palmsonntag. Gleichzeitige Aufzeichnung auf einem Papierblatt (31.5:23 cm) von zwei Händen mit dem Vermerke „articuli ultimi“ am unteren Rand der Vorderseite von der Hand des ersten Schreibers, der § 1 bis 17 (und Nr. 7) geschrieben hatte. (Vgl. die Abbildung 3.) 5 8 9 10 Der pabst von Avion begeret, das in unser herr der kunig verhör, und ob er in geweysen mag mit gaistleichem geschriben rechten, daz er rechter pabst ist, das er in dann dabey scherm, als er des schuldig und gepunden ist. Item. wan die Römar verworcht habent und nicht wirdig sind, daz ain Römischer kayser ze disem mal daselbs sull gekrönet werden, wil derselb pabst nach seiner obgenanten weysung unsern herren den kunig krönen zu dem kunigreich ze Arlat, und in derselben statt da sein vatter dieselben kron auch genomen hat, und auch zu dem kaysertum, oder er wil in krönen ze Avion oder ze Valentz oder ze Genif, der ob- genanten stett drey des Römischen reiches sind. Item. nach der krönung will denn unser herr der kunig ainen Römischen kunig seczen, daz wil derselb pabst auch bestätten. Item. das kunigreich ze Ungern wil er verleihen nach des kunigs willen. Item. umb die alten püntnuzz ze machen und ze bestätten zwischen unsers herren des Römischen kunigs und des kunigs ze Frankreich, wil sich derselb pabst annemen, ob ez dem kunig gevellet, und auch gen andern kunigen etc. Item. das unser herr der kunig mit der aynung bayder swert mag all tyrann dymütigen nach seinem willen. Item. umb die bistum ze Mencz, ze Köln und ze Tryer, und auch umb andre bistum in dem kunigreich ze Beheim, beleibt ez, als vor beredt ist, damit daz Römisch reich hin fur beleibet bey der her- schaft ze Luczelburg und bey der kron ze Behaim. Item. das derselb pabst von Avion noch nye tün wolt wider unsern herren den kunig. Item. das derselb pabst gern säh, das unser herr der kunig sich in seinem wesen und in vil grössern wirden und eren gerübten machet, die weyl derselb pabst lebeta). Item. das er unsern herren den kunig gewaltiger macht, denn dhain kayser in tausent jaren ist gewesen. a) Damit schließt die erste Seite, die unten den gleichzeitigen Vermerk „articuli ultimi“ und darunter „verte“ aufweist.
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29 Item. wer unsern herren den kunig laydiget, der müzzt auch in 11 laidigen etc. Gnädiger herr, verstet ewer durlewchtikait, oder verstend ewer rät 12 die ewer gnäd darczu nutzen wil, in den obgenanten artikeln ewern nucz ewer er und gemains güt aller kristenhait, so wil ich den tag der verhörung und ewrer krönung zu dem kaysertum und andrer besliessung gen Basel legen auf ainen genanten tag. Item. so mag auch ewer gnäd also bayder swert gewaltig werden, 13 und zu den herschefften ze Bern ze Padaw und zu andern herschefften komen an grosse mü und an grossen kosten, und mugt auch allen ewern veynden obligen. Item. und ob daz ewer durleuchtikait geviel ze enden, als vor 14 geschriben stet, so gerüchet ze geben und hinder mich ze legen ainen brief mit ewerm anhangunden insigel, als die notel lewtet die her nach geschriben stet; so legt man auch hinder mich ewer bestättbrief zu dem Römischen reich uber ewer wal, und daz das geschehe in grosser gehaim, als ich denselben brief auch wil in grosser gehaim ubergeben. Wir Wenczla etc. tün kunt etc., als uns der hailig vatter der 15 pabst von Avion angeruffet und gebetten hat, daz wir in und daz recht von seiner wal verhören wellen, und wez er uns daran mit geschriben gaistleichem recht beweysen mug, daz wir im des geholffen sein, als wir von recht sullen: und wan man recht nyemand verweihen sol, wellen wir in verhören, und wez er uns mit recht als vor begriffen ist beweysen mag, dez wellen wir im geholfen seyn und wellen in dabey schermen und dez bey im beleiben, als wir schuldig und gepunden seyn. und daruber ze urchund etc. Item. daz die Romär ewer gnäd gewinnen müssen etc. [Item. waz ewer gnäd daruber gedenkchet ze handeln, des wil ich 17 doch allczeit bey ewer mächtikait beleiben, als ich pilleich und von recht solja). Beleybet es bey den artikeln, so ist hie voller gewalt ze enden, 18 und muzz auch das oder was ewer gnad mir ze antwurt geyt vor dem Palmtag schierist kunftigen hin eyn verkunden. das hab ich versprochen, dar umb das der gewalt an ewer wissen nicht wurd widerrüfetb). 16 Das Format des Stückes, die sorgfältige, von jeder Korrektur freie Schrift und die Sprache in § 1 bis 11 lassen den Schluß zu, daß unser Schriftstück nach dem ursprünglichen Plan eine Instruk- tion für einen salzburgischen Gesandten werden sollte. Aber mit § 12 ändert sich das Bild, es wird die direkte Anrede an den König gewählt und daraus ist wiederum zu folgern, daß unser Schriftstück die Form eines Schreibens an König Wenzel erhalten sollte. a) Der ganze Absatz 17 ist durchstrichen. b) Der ganze Absatz 18 von zweiter Hand nachgetragen.
29 Item. wer unsern herren den kunig laydiget, der müzzt auch in 11 laidigen etc. Gnädiger herr, verstet ewer durlewchtikait, oder verstend ewer rät 12 die ewer gnäd darczu nutzen wil, in den obgenanten artikeln ewern nucz ewer er und gemains güt aller kristenhait, so wil ich den tag der verhörung und ewrer krönung zu dem kaysertum und andrer besliessung gen Basel legen auf ainen genanten tag. Item. so mag auch ewer gnäd also bayder swert gewaltig werden, 13 und zu den herschefften ze Bern ze Padaw und zu andern herschefften komen an grosse mü und an grossen kosten, und mugt auch allen ewern veynden obligen. Item. und ob daz ewer durleuchtikait geviel ze enden, als vor 14 geschriben stet, so gerüchet ze geben und hinder mich ze legen ainen brief mit ewerm anhangunden insigel, als die notel lewtet die her nach geschriben stet; so legt man auch hinder mich ewer bestättbrief zu dem Römischen reich uber ewer wal, und daz das geschehe in grosser gehaim, als ich denselben brief auch wil in grosser gehaim ubergeben. Wir Wenczla etc. tün kunt etc., als uns der hailig vatter der 15 pabst von Avion angeruffet und gebetten hat, daz wir in und daz recht von seiner wal verhören wellen, und wez er uns daran mit geschriben gaistleichem recht beweysen mug, daz wir im des geholffen sein, als wir von recht sullen: und wan man recht nyemand verweihen sol, wellen wir in verhören, und wez er uns mit recht als vor begriffen ist beweysen mag, dez wellen wir im geholfen seyn und wellen in dabey schermen und dez bey im beleiben, als wir schuldig und gepunden seyn. und daruber ze urchund etc. Item. daz die Romär ewer gnäd gewinnen müssen etc. [Item. waz ewer gnäd daruber gedenkchet ze handeln, des wil ich 17 doch allczeit bey ewer mächtikait beleiben, als ich pilleich und von recht solja). Beleybet es bey den artikeln, so ist hie voller gewalt ze enden, 18 und muzz auch das oder was ewer gnad mir ze antwurt geyt vor dem Palmtag schierist kunftigen hin eyn verkunden. das hab ich versprochen, dar umb das der gewalt an ewer wissen nicht wurd widerrüfetb). 16 Das Format des Stückes, die sorgfältige, von jeder Korrektur freie Schrift und die Sprache in § 1 bis 11 lassen den Schluß zu, daß unser Schriftstück nach dem ursprünglichen Plan eine Instruk- tion für einen salzburgischen Gesandten werden sollte. Aber mit § 12 ändert sich das Bild, es wird die direkte Anrede an den König gewählt und daraus ist wiederum zu folgern, daß unser Schriftstück die Form eines Schreibens an König Wenzel erhalten sollte. a) Der ganze Absatz 17 ist durchstrichen. b) Der ganze Absatz 18 von zweiter Hand nachgetragen.
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30 Bemerkenswert ist die Korrektur von § 17. Pilgrim hatte seinem Schreiber diktiert, er werde unter allen Umständen auf seiten des Königs bleiben, möge dessen Entscheidung wie immer ausfallen. Aber bei der Durchsicht des Schriftstückes mißfiel ihm dieser Satz, er strich ihn durch und schrieb statt dessen (§ 18), daß er Antwort bis zum nächsten Palmsonntag erwarte. Wie bereits erwähnt (Anmerkung Nr. 8), ist § 4 unseres Schriftstückes die Erklärung von § 13 des Memoriale. Aber nicht nur dieser Paragraph zeigt die Abhängigkeit unseres Schriftstückes von dem Memoriale. § 9 entspricht Memoriale § 6; § 10 gleicht Memoriale § 8; § 8 gleicht Memoriale § 15, vielleicht sind auch §§ 2 und 3 aus Memoriale § 11 hervorgegangen. Andererseits zeigt sich, daß zwischen der Abfassung des Memoriale und des vorliegenden Schriftstückes ein längerer Zeit- raum gelegen ist, der neue Verhandlungen ermöglichte. Das zeigt sich am besten, wenn man § 7 unseres Schriftstückes mit Memoriale §§ 12 und 141) vergleicht. Im Memoriale § 12 hatte der Papst nur zugestanden, daß er bei der Besetzung von Bistümern auf die Wünsche des Königs Wenzel nach Möglichkeit Rücksicht nehmen werde. Aber diese ganz allgemein gehaltene Fassung wurde von Wenzel oder von seinen Räten abgelehnt und ganz bestimmte Versprechungen des Papstes in betreff der Besetzung der drei rheinischen Erzbistümer und der Bistümer in den Ländern der böhmischen Krone verlangt. Das gleiche Verhältnis zeigt sich, wenn § 12 unseres Schriftstückes mit § 14 des Memoriale und mit den entsprechenden Sätzen von Nr. 7 (modus procedendi) verglichen wird. Im ersten Dokument (Nr. 7) hatte Pilgrim den Vorschlag gemacht, eine geheime Prüfung der Wahl Clemens' VII. durch Vertrauensmänner des Königs in Salzburg vor- nehmen zu lassen, dann sollte Wenzel einen Reichstag nach Prag einberufen und auf diesem Reichstage nach einer öffentlichen Ver- handlung sich für Clemens entscheiden. Von diesem Vorschlage weicht das Memoriale ab, die geheime Prüfung durch Vertrauens- männer des Königs soll in Prag stattfinden und nach dieser geheimen Prüfung soll der König augenblicklich, jedoch im geheimen, sich für Clemens erklären. Unser Schriftstück zeigt ein drittes Stadium, man sieht, daß Wenzel und seine Räte von der Prüfung in Prag nichts wissen wollten. Deshalb schlägt Pilgrim jetzt vor, die Prüfung und den Abschluß des Vertrages zwischen König Wenzel und Papst Clemens VII. weit weg von Böhmen, in Basel, am Sitze eines clemen- tistischen Bischofs, vorzunehmen. Die in § 3 erwähnte Einsetzung eines Römischen Königs durch Wenzel findet ihre Erklärung in den Gerüchten, die uns aus dem Frühjahr 1387 überliefert sind, wahrscheinlich jedoch schon einige Zeit vorher in Deutschland verbreitet waren. Einerseits wurde erzählt, daß eine Verschwörung von Fürsten gegen Wenzel im Gange- 1) Von diesem Paragraphen kommt nur der letzte Satz ,et concluderetur .. et ecclesiarum etc.“ in Betracht.
30 Bemerkenswert ist die Korrektur von § 17. Pilgrim hatte seinem Schreiber diktiert, er werde unter allen Umständen auf seiten des Königs bleiben, möge dessen Entscheidung wie immer ausfallen. Aber bei der Durchsicht des Schriftstückes mißfiel ihm dieser Satz, er strich ihn durch und schrieb statt dessen (§ 18), daß er Antwort bis zum nächsten Palmsonntag erwarte. Wie bereits erwähnt (Anmerkung Nr. 8), ist § 4 unseres Schriftstückes die Erklärung von § 13 des Memoriale. Aber nicht nur dieser Paragraph zeigt die Abhängigkeit unseres Schriftstückes von dem Memoriale. § 9 entspricht Memoriale § 6; § 10 gleicht Memoriale § 8; § 8 gleicht Memoriale § 15, vielleicht sind auch §§ 2 und 3 aus Memoriale § 11 hervorgegangen. Andererseits zeigt sich, daß zwischen der Abfassung des Memoriale und des vorliegenden Schriftstückes ein längerer Zeit- raum gelegen ist, der neue Verhandlungen ermöglichte. Das zeigt sich am besten, wenn man § 7 unseres Schriftstückes mit Memoriale §§ 12 und 141) vergleicht. Im Memoriale § 12 hatte der Papst nur zugestanden, daß er bei der Besetzung von Bistümern auf die Wünsche des Königs Wenzel nach Möglichkeit Rücksicht nehmen werde. Aber diese ganz allgemein gehaltene Fassung wurde von Wenzel oder von seinen Räten abgelehnt und ganz bestimmte Versprechungen des Papstes in betreff der Besetzung der drei rheinischen Erzbistümer und der Bistümer in den Ländern der böhmischen Krone verlangt. Das gleiche Verhältnis zeigt sich, wenn § 12 unseres Schriftstückes mit § 14 des Memoriale und mit den entsprechenden Sätzen von Nr. 7 (modus procedendi) verglichen wird. Im ersten Dokument (Nr. 7) hatte Pilgrim den Vorschlag gemacht, eine geheime Prüfung der Wahl Clemens' VII. durch Vertrauensmänner des Königs in Salzburg vor- nehmen zu lassen, dann sollte Wenzel einen Reichstag nach Prag einberufen und auf diesem Reichstage nach einer öffentlichen Ver- handlung sich für Clemens entscheiden. Von diesem Vorschlage weicht das Memoriale ab, die geheime Prüfung durch Vertrauens- männer des Königs soll in Prag stattfinden und nach dieser geheimen Prüfung soll der König augenblicklich, jedoch im geheimen, sich für Clemens erklären. Unser Schriftstück zeigt ein drittes Stadium, man sieht, daß Wenzel und seine Räte von der Prüfung in Prag nichts wissen wollten. Deshalb schlägt Pilgrim jetzt vor, die Prüfung und den Abschluß des Vertrages zwischen König Wenzel und Papst Clemens VII. weit weg von Böhmen, in Basel, am Sitze eines clemen- tistischen Bischofs, vorzunehmen. Die in § 3 erwähnte Einsetzung eines Römischen Königs durch Wenzel findet ihre Erklärung in den Gerüchten, die uns aus dem Frühjahr 1387 überliefert sind, wahrscheinlich jedoch schon einige Zeit vorher in Deutschland verbreitet waren. Einerseits wurde erzählt, daß eine Verschwörung von Fürsten gegen Wenzel im Gange- 1) Von diesem Paragraphen kommt nur der letzte Satz ,et concluderetur .. et ecclesiarum etc.“ in Betracht.
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31 sei, um ihn vom Throne zu stoßen, und deshalb verpflichteten sich die im Schwäbischen Bund vereinigten Städte am 21. März 1387, Wenzel in Deutschland gegen jedermann, der ihn vom Thron ver- drängen wolle, zu unterstützen. Neben solchen Gerüchten gingen andere umher, daß Wenzel selbst die Regierung des Reiches einem anderen übertragen wolle, und das wiederum wollten die rheinischen Kurfürsten verhindern, indem sie sich am 23. April desselben Jahres verbanden, daß niemand von ihnen einzeln, sondern nur alle vier zusammen ihre Zustimmung geben sollten, daß Wenzel das Reich einem anderen übertrage. In Wirklichkeit ist es jedoch 1387 weden zur Absetzung Wenzels, noch zur Einsetzung eines Römischen Königs durch ihn gekommen. Zur Erklärung des § 4 „item das kunigreich ze Ungern wil er verleihen nach des kunigs willen“ ist zu bemerken, daß Papst Gregor VII. im Jahre 10741) die Lehens- hoheit des Heiligen Stuhles über Ungarn verkündet hatte mit der Be- gründung, daß König Stephan I. von Ungarn sein Reich dem heiligen Petrus geschenkt habe. Dieser Satz wurde von Bonifaz VIII. 1301 wiederholt 2). Aus unserem Schriftstück ersieht man, daß Clemens VII. dieses angebliche Recht des Heiligen Stuhles wieder hervorholte, um König Wenzel oder vielmehr seinem Bruder Sigismund zu Gefallen zu sein. In Ungarn war nämlich nach dem Tode Ludwigs I. (1382) seine ältere Tochter Maria zum König gekrönt worden, die seit 1374 mit Sigismund verlobt war. Allein 1385 Juni nahm Maria Ludwig von Orleans, den Bruder Karls VI., zum Gemahl, mit dem sie sich per procuram trauen ließ. Die vorausgegangene Verlobung mit Sigismund wurde ganz ignoriert, Sigismund drohte dasselbe Schicksal wie Wilhelm von Österreich3). Er wollte sich jedoch nicht vertreiben lassen, rief seinen Bruder, König Wenzel, und Jost von Mähren (im August 1385), zu Hilfe, welche mit einem Heere in Ungarn eindrangen. Hierauf erzwang Sigismund seine Vermählung mit Maria (wahrscheinlich Oktober 1385). Auf die weiteren Er- eignisse in Ungarn (Zug des Königs Karl von Neapel nach Dal- matien und Ungarn, seine Krönung zum ungarischen König, seine Ermordung und die Gefangennahme der Königin-Mutter Elisabeth und der Königin Maria) braucht hier nicht eingegangen zu werden. Es genügt der Hinweis, daß Sigismund zu Ende des Jahres 1386 als „Hauptmann“ in Ungarn anerkannt, dann am 31. März 1387 zum ungarischen König gekrönt wurde4). Damit waren jedoch die Schwierigkeiten noch nicht völlig be- seitigt. Sigismund hatte noch das ganze Jahr 1387 für die Sicherung seiner Herrschaft zu kämpfen. In § 5 wird die Vermittlung Clemens' VII. für die Erneuerung des alten Bündnisses zwischen König Wenzel und Frankreich an- 1) In Schreiben an die Könige Salomon und Geisa von Ungarn (Huber, Geschichte Österreichs I, 205). 2) Huber a. a. O. II, 80. 3) Vgl. die Ausführungen zu Nr. 18, § 24. 4) Während Ladislaus, der minderjährige Sohn des ermordeten Königs Karl im Frühjahr 1387 den Titel eines Königs von Ungarn annahm. (Vgl. Huber a. a. O. II, 340 ff.)
31 sei, um ihn vom Throne zu stoßen, und deshalb verpflichteten sich die im Schwäbischen Bund vereinigten Städte am 21. März 1387, Wenzel in Deutschland gegen jedermann, der ihn vom Thron ver- drängen wolle, zu unterstützen. Neben solchen Gerüchten gingen andere umher, daß Wenzel selbst die Regierung des Reiches einem anderen übertragen wolle, und das wiederum wollten die rheinischen Kurfürsten verhindern, indem sie sich am 23. April desselben Jahres verbanden, daß niemand von ihnen einzeln, sondern nur alle vier zusammen ihre Zustimmung geben sollten, daß Wenzel das Reich einem anderen übertrage. In Wirklichkeit ist es jedoch 1387 weden zur Absetzung Wenzels, noch zur Einsetzung eines Römischen Königs durch ihn gekommen. Zur Erklärung des § 4 „item das kunigreich ze Ungern wil er verleihen nach des kunigs willen“ ist zu bemerken, daß Papst Gregor VII. im Jahre 10741) die Lehens- hoheit des Heiligen Stuhles über Ungarn verkündet hatte mit der Be- gründung, daß König Stephan I. von Ungarn sein Reich dem heiligen Petrus geschenkt habe. Dieser Satz wurde von Bonifaz VIII. 1301 wiederholt 2). Aus unserem Schriftstück ersieht man, daß Clemens VII. dieses angebliche Recht des Heiligen Stuhles wieder hervorholte, um König Wenzel oder vielmehr seinem Bruder Sigismund zu Gefallen zu sein. In Ungarn war nämlich nach dem Tode Ludwigs I. (1382) seine ältere Tochter Maria zum König gekrönt worden, die seit 1374 mit Sigismund verlobt war. Allein 1385 Juni nahm Maria Ludwig von Orleans, den Bruder Karls VI., zum Gemahl, mit dem sie sich per procuram trauen ließ. Die vorausgegangene Verlobung mit Sigismund wurde ganz ignoriert, Sigismund drohte dasselbe Schicksal wie Wilhelm von Österreich3). Er wollte sich jedoch nicht vertreiben lassen, rief seinen Bruder, König Wenzel, und Jost von Mähren (im August 1385), zu Hilfe, welche mit einem Heere in Ungarn eindrangen. Hierauf erzwang Sigismund seine Vermählung mit Maria (wahrscheinlich Oktober 1385). Auf die weiteren Er- eignisse in Ungarn (Zug des Königs Karl von Neapel nach Dal- matien und Ungarn, seine Krönung zum ungarischen König, seine Ermordung und die Gefangennahme der Königin-Mutter Elisabeth und der Königin Maria) braucht hier nicht eingegangen zu werden. Es genügt der Hinweis, daß Sigismund zu Ende des Jahres 1386 als „Hauptmann“ in Ungarn anerkannt, dann am 31. März 1387 zum ungarischen König gekrönt wurde4). Damit waren jedoch die Schwierigkeiten noch nicht völlig be- seitigt. Sigismund hatte noch das ganze Jahr 1387 für die Sicherung seiner Herrschaft zu kämpfen. In § 5 wird die Vermittlung Clemens' VII. für die Erneuerung des alten Bündnisses zwischen König Wenzel und Frankreich an- 1) In Schreiben an die Könige Salomon und Geisa von Ungarn (Huber, Geschichte Österreichs I, 205). 2) Huber a. a. O. II, 80. 3) Vgl. die Ausführungen zu Nr. 18, § 24. 4) Während Ladislaus, der minderjährige Sohn des ermordeten Königs Karl im Frühjahr 1387 den Titel eines Königs von Ungarn annahm. (Vgl. Huber a. a. O. II, 340 ff.)
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32 geboten. Ein solches Bündnis war trotz dem scharfen Gegensatz in der Papstfrage 1380 zustande gekommen. Der Bündnisvertrag vom 21. Juli 1380, abgeschlossen zwischen König Wenzel und Karl V. von Frankreich, sicherte beiden Vertragsteilen Schutz gegen alle Feinde und Garantie ihrer Gebiete zu. Aber dieser Vertrag dauerte nicht lange, am 16. September starb Karl V. und nun machten König Wenzel und Ludwig I. von Ungarn den Versuch, dieses Ereignis auszunützen, Frankreich zur Anderung seiner Kirchenpolitik zu zwingen und damit dem Schisma ein Ende zu machen. Auf einer Zusammenkunft der beiden Könige im Dezember1) 1380 zu Altsohl, an der auch der Legat Urbans VI., der Kardinal Pileus, teilnahm, wurde beschlossen, eine gemeinsame Gesandtschaft an die französische Regierung zu schicken und zu verlangen, daß Frank- reich den Avignonesischen Papst fallen lasse. Diese Gesandtschaft, die anfangs März 1381 in Paris eingetroffen war, konnte erst zu Ostern (14. April) ihren Auftrag ausführen. In einer Audienz, die ihnen die Regenten Frankreichs2) endlich bewilligt hatten, führten die Gesandten aus, daß ihre beiden Herrscher, fest überzeugt von der Rechtmäßigkeit des Papstes Urban VI., an den König Karl VI. von Frankreich die Bitte richten, sich ebenfalls diesem Papste an- zuschließen; sonst seien sie gezwungen, das Bündnis mit Frankreich als aufgelöst zu erklären. Die Antwort, die sie erhielten, war: nein 3). Die weitere Entwicklung des Verhältnisses zwischen König Wenzel und Frankreich im einzelnen darzulegen, ist hier nicht möglich. Für unsere Zwecke genügt die Feststellung, daß das Bündnis aufgelöst wurde und auch im Sommer 1383, als eine französische Gesandt- schaft zu Wenzel geschickt wurde, um mit ihm unter anderem das Bündnis zu erneuern, nicht zustande kam. Erst im Jahre 1390 wurde ein solches Bündnis oder vielmehr die Erneuerung des früheren Bündnisses verbrieft. Zu § 13, in welchem dem König die Herrschaft über die Ge- biete von Verona und Padua in Aussicht gestellt wird, sei bemerkt, daß bis zum Jahre 1387 Verona im Besitze des Geschlechtes della Scala und Padua im Besitze der Carrara gewesen ist. 1387 wurde jedoch Antonio della Scala von Gian Galeazzo Visconti vertrieben 1) Daß diese Zusammenkunft im Dezember 1380 stattgefunden hatte, wird durch zwei bisher nicht beachtete Dokumente außer jeden Zweifel gestellt: durch eine Urkunde des Kardinals Pileus, datiert aus Altsohl, 2. Dezember 1380 (cod. dipl. Moraviae XI, Nr. 205) und durch eine amtliche Aufzeichnung des Brünner Stadtrates über Sendung des Stadtschreibers Johann von Gelnhausen zu dem genannten Kardinal. „Nota. quod anno domini MCCCLXXX° feria sexta in quatuor temporibus beate Lucie misimus honorabilem et prudentem virum dominum Johannem de Guhlenhusen notarium civitatis Brunnensis ad reverendum in Christo patrem dominum Pileum cardinalem Ravennensem, qui pro tunc una cum illustrissimo principe domino Wenczeslao Romanorum et Boemie rege a rege Ungarie et ducibus Austrie venientes in Znoyma pernoctarunt... (ebendort N. 207). Danach ist Lindner I, 95, zu berichtigen. 2) Die Brüder des verstorbenen Königs, welche für den minderjährigen Karl VI. die Regierung führten. 3) Vgl. die Ausführungen von Valois II, 447 ff.
32 geboten. Ein solches Bündnis war trotz dem scharfen Gegensatz in der Papstfrage 1380 zustande gekommen. Der Bündnisvertrag vom 21. Juli 1380, abgeschlossen zwischen König Wenzel und Karl V. von Frankreich, sicherte beiden Vertragsteilen Schutz gegen alle Feinde und Garantie ihrer Gebiete zu. Aber dieser Vertrag dauerte nicht lange, am 16. September starb Karl V. und nun machten König Wenzel und Ludwig I. von Ungarn den Versuch, dieses Ereignis auszunützen, Frankreich zur Anderung seiner Kirchenpolitik zu zwingen und damit dem Schisma ein Ende zu machen. Auf einer Zusammenkunft der beiden Könige im Dezember1) 1380 zu Altsohl, an der auch der Legat Urbans VI., der Kardinal Pileus, teilnahm, wurde beschlossen, eine gemeinsame Gesandtschaft an die französische Regierung zu schicken und zu verlangen, daß Frank- reich den Avignonesischen Papst fallen lasse. Diese Gesandtschaft, die anfangs März 1381 in Paris eingetroffen war, konnte erst zu Ostern (14. April) ihren Auftrag ausführen. In einer Audienz, die ihnen die Regenten Frankreichs2) endlich bewilligt hatten, führten die Gesandten aus, daß ihre beiden Herrscher, fest überzeugt von der Rechtmäßigkeit des Papstes Urban VI., an den König Karl VI. von Frankreich die Bitte richten, sich ebenfalls diesem Papste an- zuschließen; sonst seien sie gezwungen, das Bündnis mit Frankreich als aufgelöst zu erklären. Die Antwort, die sie erhielten, war: nein 3). Die weitere Entwicklung des Verhältnisses zwischen König Wenzel und Frankreich im einzelnen darzulegen, ist hier nicht möglich. Für unsere Zwecke genügt die Feststellung, daß das Bündnis aufgelöst wurde und auch im Sommer 1383, als eine französische Gesandt- schaft zu Wenzel geschickt wurde, um mit ihm unter anderem das Bündnis zu erneuern, nicht zustande kam. Erst im Jahre 1390 wurde ein solches Bündnis oder vielmehr die Erneuerung des früheren Bündnisses verbrieft. Zu § 13, in welchem dem König die Herrschaft über die Ge- biete von Verona und Padua in Aussicht gestellt wird, sei bemerkt, daß bis zum Jahre 1387 Verona im Besitze des Geschlechtes della Scala und Padua im Besitze der Carrara gewesen ist. 1387 wurde jedoch Antonio della Scala von Gian Galeazzo Visconti vertrieben 1) Daß diese Zusammenkunft im Dezember 1380 stattgefunden hatte, wird durch zwei bisher nicht beachtete Dokumente außer jeden Zweifel gestellt: durch eine Urkunde des Kardinals Pileus, datiert aus Altsohl, 2. Dezember 1380 (cod. dipl. Moraviae XI, Nr. 205) und durch eine amtliche Aufzeichnung des Brünner Stadtrates über Sendung des Stadtschreibers Johann von Gelnhausen zu dem genannten Kardinal. „Nota. quod anno domini MCCCLXXX° feria sexta in quatuor temporibus beate Lucie misimus honorabilem et prudentem virum dominum Johannem de Guhlenhusen notarium civitatis Brunnensis ad reverendum in Christo patrem dominum Pileum cardinalem Ravennensem, qui pro tunc una cum illustrissimo principe domino Wenczeslao Romanorum et Boemie rege a rege Ungarie et ducibus Austrie venientes in Znoyma pernoctarunt... (ebendort N. 207). Danach ist Lindner I, 95, zu berichtigen. 2) Die Brüder des verstorbenen Königs, welche für den minderjährigen Karl VI. die Regierung führten. 3) Vgl. die Ausführungen von Valois II, 447 ff.
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33 und dasselbe Schicksal traf im Jahre 1388 den jungen Francesco Carrara. Es muß hervorgehoben werden, daß Visconti 1386 auf 1387 sich Frankreich und Clemens VII. genähert hatte. 10. Entwurf eines Schreibens des Erzbischofs Pilgrim an die Räte des Königs Wenzel. (Salzburg 1387.) Annahme der Vorschläge Pilgrims durch Papst Clemens VII.; Aufforderung, im gleichen Sinne auf König Wenzel einzuwirken; Mahnung, die Angelegenheit geheimzuhalten. Gleichzeitige Aufzeichnung auf einem länglichen Papier- streifen (21:11 cm) Die sach die ich geworben hab, die wil der pabst alle stat haben, ob ir die gegen dem kunig auzzbringen mugt, also das ir gedenket und gewalt habt ze ordenena), wie man die sach anvah und gantzlichb) handel, damit der kunig und er besorgt sein nach ewer gewizzen und nach den trewen, der ir got der hailigen Romischen kirchen dem hailigen Romischen reich und aller christenhait schuldig und gepunden seyt. das wil er auch stat haben, und wil auch volfüren, was ir auzasprechet zwischen in, und wil euch dar umb solich hinderganchbrief an seinem tayl geben, da mit der kunig und ir wol besorgt seyt, und besorgt, das die sach in gehaim beleyb, wan das dem kunig als nutz ist und nutzer denn im. Die Sätze „also das ir gedenket und gewalt habt ze ordenen, wie man die sach anvah und gantzlich handel“, „und wil auch volfuren, was ir auzzsprechet zwischen in“ und „nach den trewen, der ir got der hailigen Romischen kirchen dem hailigen Romischen reich und aller christenhait schuldig und gepunden seyt“ sind von dem Schreiber unseres Stückes auch in das von ihm geschriebene Konzept zur Vollmacht von 1387 Juli 25 aufgenommen worden. In der Vollmacht sind diese drei Sätze an Erzbischof Pilgrim ge- richtet; er wird zum Schiedsrichter zwischen Wenzel und Clemens VII. bestellt. „was unser andachtiger Pilgreim ertzbischof ze Saltz- “ burg... zwischen unser und des pabstes von Avion auzzsprichet sagt die Vollmacht, „da wellen wir bey beleyben“. Und in unserem Stücke wird vom Papst gesagt „(er) wil auch volfuren, was in auzzsprechet zwischen in“. Die Vermutung liegt nahe, daß diese a) „und gewalt habt ze ordenen“ von gleicher Hand über der Zeile b) „gantzlich“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen. nachgetragen 3
33 und dasselbe Schicksal traf im Jahre 1388 den jungen Francesco Carrara. Es muß hervorgehoben werden, daß Visconti 1386 auf 1387 sich Frankreich und Clemens VII. genähert hatte. 10. Entwurf eines Schreibens des Erzbischofs Pilgrim an die Räte des Königs Wenzel. (Salzburg 1387.) Annahme der Vorschläge Pilgrims durch Papst Clemens VII.; Aufforderung, im gleichen Sinne auf König Wenzel einzuwirken; Mahnung, die Angelegenheit geheimzuhalten. Gleichzeitige Aufzeichnung auf einem länglichen Papier- streifen (21:11 cm) Die sach die ich geworben hab, die wil der pabst alle stat haben, ob ir die gegen dem kunig auzzbringen mugt, also das ir gedenket und gewalt habt ze ordenena), wie man die sach anvah und gantzlichb) handel, damit der kunig und er besorgt sein nach ewer gewizzen und nach den trewen, der ir got der hailigen Romischen kirchen dem hailigen Romischen reich und aller christenhait schuldig und gepunden seyt. das wil er auch stat haben, und wil auch volfüren, was ir auzasprechet zwischen in, und wil euch dar umb solich hinderganchbrief an seinem tayl geben, da mit der kunig und ir wol besorgt seyt, und besorgt, das die sach in gehaim beleyb, wan das dem kunig als nutz ist und nutzer denn im. Die Sätze „also das ir gedenket und gewalt habt ze ordenen, wie man die sach anvah und gantzlich handel“, „und wil auch volfuren, was ir auzzsprechet zwischen in“ und „nach den trewen, der ir got der hailigen Romischen kirchen dem hailigen Romischen reich und aller christenhait schuldig und gepunden seyt“ sind von dem Schreiber unseres Stückes auch in das von ihm geschriebene Konzept zur Vollmacht von 1387 Juli 25 aufgenommen worden. In der Vollmacht sind diese drei Sätze an Erzbischof Pilgrim ge- richtet; er wird zum Schiedsrichter zwischen Wenzel und Clemens VII. bestellt. „was unser andachtiger Pilgreim ertzbischof ze Saltz- “ burg... zwischen unser und des pabstes von Avion auzzsprichet sagt die Vollmacht, „da wellen wir bey beleyben“. Und in unserem Stücke wird vom Papst gesagt „(er) wil auch volfuren, was in auzzsprechet zwischen in“. Die Vermutung liegt nahe, daß diese a) „und gewalt habt ze ordenen“ von gleicher Hand über der Zeile b) „gantzlich“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen. nachgetragen 3
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34 Worte ebenfalls Pilgrim gelten und daraus würde folgen, daß unsere Aufzeichnung für Erzbischof Pilgrim bestimmt gewesen sei, mit anderen Worten, unsere Aufzeichnung wäre das Original eines an Pilgrim gerichteten Schreibens, das aus Avignon gekommen sei und von einem, in die Angelegenheit vollkommen Eingeweihten herrührt. Die Persönlichkeiten, die in der vorliegenden Sammlung von Briefen als Korrespondenten Pilgrims in Avignon erscheinen, Johann von Konstanz, Heinrich Bayler, Wilderich de Mitra, haben durchwegs an ihn lateinisch geschrieben. Sie würden auch schwerlich einen Brief in der Form unseres Stückes abgeschickt haben. Andererseits erfahren wir aus den hier veröffentlichten Briefen, daß Erzbischof Pilgrim wiederholt seinen Sekretär Johann von Hengstberg nach Avignon geschickt hat. Er könnte von Avignon aus an den Erzbischof in deutscher Sprache berichtet haben, er könnte das vorliegende Stück nach einer Unterredung mit Papst Clemens geschrieben und nach Salzburg geschickt haben1). Aber gegen diese Annahme erheben sich die schwersten Bedenken. Hengst- berg war Sekretär des Erzbischofs; hätte er es wirklich gewagt, seinen Herrn an die Pflichten gegen Gott, die heilige römische Kirche und die ganze Christenheit zu erinnern? Hätte er es wirklich gewagt, seinen Herrn zu ermahnen, das Geheimnis zu bewahren? Diese Bedenken fallen vollständig weg, die Form unserer Auf- zeichnung, die bei einem Originalbrief schwer zu erklären wäre, braucht gar keine Erklärung, wenn wir annehmen, daß unsere Auf- zeichnung nicht an Pilgrim gerichtet war, sondern von ihm aus- gegangen ist, daß sie das Konzept eines Schreibens darstellt, das Pilgrim an Persönlichkeiten in der Umgebung König Wenzels ge- richtet hat. „ob ir die gegen den kunig auzzbringen mugt“ wird in unserer Aufzeichnung gesagt und diesen Persönlichkeiten am Hofe Wenzels, seinen Räten, konnte ein Mann vom Rang des Salz- burger Erzbischofs ganz gut sagen, sie mögen eingedenk sein ihrer Pflichten gegen Gott, das heilige römische Reich, die heilige römische Kirche und die ganze Christenheit und ihnen konnte er auch sagen, sie möchten im Interesse des Königs die Sache geheim halten. Wer waren die Persönlichkeiten, an die Pilgrim schrieb? Ein einziger läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit vermuten; es ist Wlachniko von Weitmühl, den Pilgrim schon früher erwähnt hatte2) und von dem man annehmen kann, daß er an diesen Verhandlungen beteiligt gewesen ist. Vielleicht war auch Herzog Přemysl von Teschen gemeint, über den Erzbischof Pilgrim dem Papst Clemens einen Vorschlag gemacht hatte3). Da unsere Aufzeichnung, wie bereits erwähnt, bei der Ab- fassung der Vollmacht von 1387 Juli 25 benützt worden ist und ihrem Inhalte nach sich ganz gut an das vorhergehende Stück, an 1) Der Papierstreifen, auf dem unsere Aufzeichnung steht, weist Faltungen nach der Schmalseite auf, ähnlich wie das Memoriale (Nr. 8). 2) Siehe Nr. 7. 3) Siehe Nr. 8, Note e.
34 Worte ebenfalls Pilgrim gelten und daraus würde folgen, daß unsere Aufzeichnung für Erzbischof Pilgrim bestimmt gewesen sei, mit anderen Worten, unsere Aufzeichnung wäre das Original eines an Pilgrim gerichteten Schreibens, das aus Avignon gekommen sei und von einem, in die Angelegenheit vollkommen Eingeweihten herrührt. Die Persönlichkeiten, die in der vorliegenden Sammlung von Briefen als Korrespondenten Pilgrims in Avignon erscheinen, Johann von Konstanz, Heinrich Bayler, Wilderich de Mitra, haben durchwegs an ihn lateinisch geschrieben. Sie würden auch schwerlich einen Brief in der Form unseres Stückes abgeschickt haben. Andererseits erfahren wir aus den hier veröffentlichten Briefen, daß Erzbischof Pilgrim wiederholt seinen Sekretär Johann von Hengstberg nach Avignon geschickt hat. Er könnte von Avignon aus an den Erzbischof in deutscher Sprache berichtet haben, er könnte das vorliegende Stück nach einer Unterredung mit Papst Clemens geschrieben und nach Salzburg geschickt haben1). Aber gegen diese Annahme erheben sich die schwersten Bedenken. Hengst- berg war Sekretär des Erzbischofs; hätte er es wirklich gewagt, seinen Herrn an die Pflichten gegen Gott, die heilige römische Kirche und die ganze Christenheit zu erinnern? Hätte er es wirklich gewagt, seinen Herrn zu ermahnen, das Geheimnis zu bewahren? Diese Bedenken fallen vollständig weg, die Form unserer Auf- zeichnung, die bei einem Originalbrief schwer zu erklären wäre, braucht gar keine Erklärung, wenn wir annehmen, daß unsere Auf- zeichnung nicht an Pilgrim gerichtet war, sondern von ihm aus- gegangen ist, daß sie das Konzept eines Schreibens darstellt, das Pilgrim an Persönlichkeiten in der Umgebung König Wenzels ge- richtet hat. „ob ir die gegen den kunig auzzbringen mugt“ wird in unserer Aufzeichnung gesagt und diesen Persönlichkeiten am Hofe Wenzels, seinen Räten, konnte ein Mann vom Rang des Salz- burger Erzbischofs ganz gut sagen, sie mögen eingedenk sein ihrer Pflichten gegen Gott, das heilige römische Reich, die heilige römische Kirche und die ganze Christenheit und ihnen konnte er auch sagen, sie möchten im Interesse des Königs die Sache geheim halten. Wer waren die Persönlichkeiten, an die Pilgrim schrieb? Ein einziger läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit vermuten; es ist Wlachniko von Weitmühl, den Pilgrim schon früher erwähnt hatte2) und von dem man annehmen kann, daß er an diesen Verhandlungen beteiligt gewesen ist. Vielleicht war auch Herzog Přemysl von Teschen gemeint, über den Erzbischof Pilgrim dem Papst Clemens einen Vorschlag gemacht hatte3). Da unsere Aufzeichnung, wie bereits erwähnt, bei der Ab- fassung der Vollmacht von 1387 Juli 25 benützt worden ist und ihrem Inhalte nach sich ganz gut an das vorhergehende Stück, an 1) Der Papierstreifen, auf dem unsere Aufzeichnung steht, weist Faltungen nach der Schmalseite auf, ähnlich wie das Memoriale (Nr. 8). 2) Siehe Nr. 7. 3) Siehe Nr. 8, Note e.
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35 die „articuli ultimi“ anschließt, ist die Zuweisung zum Jahre 1387 gerechtfertigt. 11. Die Räte König Wenzels an Erzbischof Pilgrim. (1387.) Wenn Clemens VII. nach Prüfung seiner Wahl als rechtmäßiger Papst anerkannt wird, wird König Wenzel den Schiedsspruch des Erzbischofs Pilgrim einhalten. Gleichzeitige Aufzeichnung auf einem Papierblatt (22:13 cm) ohne Vermerk, mit Spuren eines aufgedrückten Siegels in verso, eben- dort von gleicher Hand eine zweite gleichlautende Aufzeichnung auf einem Papierblatt (21:13 em) ohne Vermerk und ohne Spur von Besiegelung. Es ist geredt und geoffent worden, das der von Saltzburg sein botschaft zů dem pabst von Avion senden sol. und mag er da auzzbringen, das unser herr der kunig versichert wurd, ob derselb pabst recht hiet und gewunn nach der weisung die er vor unserm herren dem Römischen kunig tun sol, und ob er pabst wirt, was denn der von Saltzburg zwischen dem pabst und unserm herren dem Romischen kunig auzzsprichet, da wil unser herr der Romisch kunig bey beleiben und wil das stät haben. Die Schrift der vorliegenden Aufzeichnung stimmt mit der des Konzeptes der Vollmacht von 1387 Juli 25 überein. Da dieses Kon- zept unzweifelhaft von einem Salzburgischen Schreiber geschrieben worden ist1), so ergibt sich dieselbe Provenienz auch für die vor- liegende Aufzeichnung, d. h. unsere Aufzeichnung ist von einem Salzburgischen Schreiber angefertigt und König Wenzel zur Geneh- migung vorgelegt worden. Sie erfolgte durch Aufdrücken eines könig- lichen Siegels. Von diesem Siegel ist gegenwärtig nichts mehr zu sehen. Als ich im Jahre 1886 dieses Stück einsah, war das unter Papierdecke befindliche Siegel noch unversehrt und deutlich erkenn- bar. Es war identisch mit dem Siegel auf der Vollmacht Wenzels für Pilgrim von 1387 Juli 25, d. h. der Abdruck des kostbaren Ring- siegels, das einst für Kaiser Heinrich VII. angefertigt und in der Luxemburgischen Familie vom Vater auf den Sohn, den Enkel und Urenkel vererbt worden war 2). 1) Vgl. die Ausführungen zum folgenden Stück (Nr. 12). 2) Vgl. Lindner, Urkundenwesen Karls IV., 52, und Haberditzel in den M. I. ö. G. 29, 645.
35 die „articuli ultimi“ anschließt, ist die Zuweisung zum Jahre 1387 gerechtfertigt. 11. Die Räte König Wenzels an Erzbischof Pilgrim. (1387.) Wenn Clemens VII. nach Prüfung seiner Wahl als rechtmäßiger Papst anerkannt wird, wird König Wenzel den Schiedsspruch des Erzbischofs Pilgrim einhalten. Gleichzeitige Aufzeichnung auf einem Papierblatt (22:13 cm) ohne Vermerk, mit Spuren eines aufgedrückten Siegels in verso, eben- dort von gleicher Hand eine zweite gleichlautende Aufzeichnung auf einem Papierblatt (21:13 em) ohne Vermerk und ohne Spur von Besiegelung. Es ist geredt und geoffent worden, das der von Saltzburg sein botschaft zů dem pabst von Avion senden sol. und mag er da auzzbringen, das unser herr der kunig versichert wurd, ob derselb pabst recht hiet und gewunn nach der weisung die er vor unserm herren dem Römischen kunig tun sol, und ob er pabst wirt, was denn der von Saltzburg zwischen dem pabst und unserm herren dem Romischen kunig auzzsprichet, da wil unser herr der Romisch kunig bey beleiben und wil das stät haben. Die Schrift der vorliegenden Aufzeichnung stimmt mit der des Konzeptes der Vollmacht von 1387 Juli 25 überein. Da dieses Kon- zept unzweifelhaft von einem Salzburgischen Schreiber geschrieben worden ist1), so ergibt sich dieselbe Provenienz auch für die vor- liegende Aufzeichnung, d. h. unsere Aufzeichnung ist von einem Salzburgischen Schreiber angefertigt und König Wenzel zur Geneh- migung vorgelegt worden. Sie erfolgte durch Aufdrücken eines könig- lichen Siegels. Von diesem Siegel ist gegenwärtig nichts mehr zu sehen. Als ich im Jahre 1886 dieses Stück einsah, war das unter Papierdecke befindliche Siegel noch unversehrt und deutlich erkenn- bar. Es war identisch mit dem Siegel auf der Vollmacht Wenzels für Pilgrim von 1387 Juli 25, d. h. der Abdruck des kostbaren Ring- siegels, das einst für Kaiser Heinrich VII. angefertigt und in der Luxemburgischen Familie vom Vater auf den Sohn, den Enkel und Urenkel vererbt worden war 2). 1) Vgl. die Ausführungen zum folgenden Stück (Nr. 12). 2) Vgl. Lindner, Urkundenwesen Karls IV., 52, und Haberditzel in den M. I. ö. G. 29, 645.
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36 Die Fassung unserer Aufzeichnung, besonders die wiederholt gebrauchten Worte „unser herr der kunig" lassen den Schluß zu, daß hier eine Art Protokoll über einen Beschluß der königlichen Räte vor- liegt. Da andererseits — wie oben erwähnt — unsere Aufzeichnung von einem Salzburgischen Schreiber geschrieben ist, so muß man annehmen, daß ihm oder dem Erzbischof der Beschluß der könig- lichen Räte mündlich oder schriftlich mitgeteilt worden ist 1) und genau in dem Wortlaute hier vorliegt. Und nun erklären wir uns die beiden Exemplare der Aufzeichnung; das eine, das mit dem Siegel des Königs versehen war, war eine Art Beglaubigung des Erzbischofs für die Verhandlungen mit dem Avignonesischen Papst, das an- dere Exemplar hatte er sich aus Vorsicht, für alle Fälle, anfer- tigen lassen. Der Zusammenhang zwischen unserem Stück und den articuli ultimi (Nr. 9) läßt sich leicht erweisen. In den articuli ultimi hatte Pilgrim verlangt, daß König Wenzel, und zwar noch vor Palm- sonntag (des Jahres 1387), ihm eine Urkunde übergebe des Inhaltes, daß der König auf die Prüfung der Wahl des Heiligen Vaters Cle- mens' VII. eingehe und im Falle des günstigen Ausganges dieser Prüfung diesem Papste sich anschließen und ihm pflichtgemäß helfen werde. So weit ging Wenzel allerdings nicht. Clemens VII. wird noch nicht der „Heilige Vater“, sondern nur „der Papst von Avion“ genannt. Aber in der Hauptsache drang Erzbischof Pilgrim durch: Wenzel stimmte zu, daß die Wahl Clemens' VII. in der vor- geschlagenen Weise geprüft werde, d. h. soviel — wie man aus den vorhergehenden Aktenstücken sieht —, daß eine Scheinprüfung stattfinde und hierauf Clemens VII. als Papst anerkannt werde. Und Erzbischof Pilgrim erreichte noch mehr. Da die Forderungen Wen- zels und die Zugeständnisse Clemens' VII. sich nicht deckten, sollte Pilgrim als Schiedsrichter darüber entscheiden, was jeder, Papst und König, zu leisten hätten. Zeigt sich somit, daß das vorliegende Stück aus den articuli ultimi hervorgegangen ist, so sehen wir auch einen noch stärkeren, noch engeren Zusammenhang mit der folgenden Urkunde, mit der Vollmacht vom 25. Juli 1387. Der Satz „ob derselb pabst recht hiet und gewunn nach der weisung die er vor unserm herren dem Romi- schen kunig tun sol und ob er pabst wirt" ist in der Vollmacht in den Worten: „und ob uns der pabst von Avion rechtlich weiset, das er rechter pabst ist und rechter pabst wirdet“ zu erkennen und die Schlußworte unseres Stückes „was denn der von Saltzburg — wil das stât haben“ sind fast2) wörtlich in die Vollmacht über- gegangen. 1) Woraus sich von selbst ergibt, daß Erzbischof Pilgrim oder sein Ge- sandter und Vertrauensmann (der Schreiber unserer Aufzeichnung) sich damals am königlichen Hofe befand. 2) Mit den selbstverständlichen Anderungen, daß anstatt „der von Saltzburg" in der Vollmacht „unser andachtiger Pilgreim ertzbischof ze Saltz- burg legat des stûls ze Rom“ gesetzt ist.
36 Die Fassung unserer Aufzeichnung, besonders die wiederholt gebrauchten Worte „unser herr der kunig" lassen den Schluß zu, daß hier eine Art Protokoll über einen Beschluß der königlichen Räte vor- liegt. Da andererseits — wie oben erwähnt — unsere Aufzeichnung von einem Salzburgischen Schreiber geschrieben ist, so muß man annehmen, daß ihm oder dem Erzbischof der Beschluß der könig- lichen Räte mündlich oder schriftlich mitgeteilt worden ist 1) und genau in dem Wortlaute hier vorliegt. Und nun erklären wir uns die beiden Exemplare der Aufzeichnung; das eine, das mit dem Siegel des Königs versehen war, war eine Art Beglaubigung des Erzbischofs für die Verhandlungen mit dem Avignonesischen Papst, das an- dere Exemplar hatte er sich aus Vorsicht, für alle Fälle, anfer- tigen lassen. Der Zusammenhang zwischen unserem Stück und den articuli ultimi (Nr. 9) läßt sich leicht erweisen. In den articuli ultimi hatte Pilgrim verlangt, daß König Wenzel, und zwar noch vor Palm- sonntag (des Jahres 1387), ihm eine Urkunde übergebe des Inhaltes, daß der König auf die Prüfung der Wahl des Heiligen Vaters Cle- mens' VII. eingehe und im Falle des günstigen Ausganges dieser Prüfung diesem Papste sich anschließen und ihm pflichtgemäß helfen werde. So weit ging Wenzel allerdings nicht. Clemens VII. wird noch nicht der „Heilige Vater“, sondern nur „der Papst von Avion“ genannt. Aber in der Hauptsache drang Erzbischof Pilgrim durch: Wenzel stimmte zu, daß die Wahl Clemens' VII. in der vor- geschlagenen Weise geprüft werde, d. h. soviel — wie man aus den vorhergehenden Aktenstücken sieht —, daß eine Scheinprüfung stattfinde und hierauf Clemens VII. als Papst anerkannt werde. Und Erzbischof Pilgrim erreichte noch mehr. Da die Forderungen Wen- zels und die Zugeständnisse Clemens' VII. sich nicht deckten, sollte Pilgrim als Schiedsrichter darüber entscheiden, was jeder, Papst und König, zu leisten hätten. Zeigt sich somit, daß das vorliegende Stück aus den articuli ultimi hervorgegangen ist, so sehen wir auch einen noch stärkeren, noch engeren Zusammenhang mit der folgenden Urkunde, mit der Vollmacht vom 25. Juli 1387. Der Satz „ob derselb pabst recht hiet und gewunn nach der weisung die er vor unserm herren dem Romi- schen kunig tun sol und ob er pabst wirt" ist in der Vollmacht in den Worten: „und ob uns der pabst von Avion rechtlich weiset, das er rechter pabst ist und rechter pabst wirdet“ zu erkennen und die Schlußworte unseres Stückes „was denn der von Saltzburg — wil das stât haben“ sind fast2) wörtlich in die Vollmacht über- gegangen. 1) Woraus sich von selbst ergibt, daß Erzbischof Pilgrim oder sein Ge- sandter und Vertrauensmann (der Schreiber unserer Aufzeichnung) sich damals am königlichen Hofe befand. 2) Mit den selbstverständlichen Anderungen, daß anstatt „der von Saltzburg" in der Vollmacht „unser andachtiger Pilgreim ertzbischof ze Saltz- burg legat des stûls ze Rom“ gesetzt ist.
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37 12. König Wenzel gibt dem Erzbischof Pilgrim Vollmacht, die Ver- handlungen über die Beilegung des Schismas zu führen, und be- stellt ihn zum Schiedsrichter, falls Clemens VII. bei der Prüfung seiner Wahl durchdringen sollte. Nürnberg, 1387 Juli 25. Original auf Pergament, in verso das Siegel Heinrichs VII. unter Papierdecke; Konzept auf Papier, zum Teil beschädigt, von der- selben Hand, die Nr. 10 geschrieben hat. Nach dem Original gedruckt bei Lindner, Urkundenwesen Karls IV., 220, und daraus wiederholt von Wutke in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, XXVIII, 18. Wir Wentzesla von gots gnaden Romischer kunig ze allen zeiten merer des reychs und kunig ze Behaim veriehen und bechennen offenlich mit dem brief, das wir bedaht haben die grozzen mizzhellung, die laider lange zeit in der christenhait von zwayung der pabstlichen infel gewert hat, da von vil ubels komen ist und taglich kumpt; und wan auch vil selen von der mizzhellung verloren werdent, da von haben wir uns fur- gesatzt als vogt der hailigen Romischen kirchen solichen irrsal ze wen- den und die christenhait zu rechter gôtlicher ainung ze bringen, als verr wir ze recht sullen und mugen; und wellen weysung von baiden tayln verhoren und aufnemen, und ob uns der pabst von Avion rechtlich weiset, das er rechter pabst ist und rechter pabst wirdet, was denn unser andachtiger Pilgreim ertzbischof ze Saltzburg legat des stüls ze Rom zwischen unser und des pabstes von Avion auzzsprichet, da wellen wir bey beleyben, also das derselb ertzbischof Pilgreim von Saltzburg gedenk nach seiner gewizzen, wie man die sach der ainung zwischen den pab- sten anheb, und geben im auch vollen gewalt ze ordnen und ze schikchen, wie man die sach gantzlich handel und ende, damit wir an unsern eren und trewen besorgt seyn, als die handlung vorher komen ist, nach den trewen, der er gott der hailigen Romischen kirchen dem hailigen Romischen reych uns, und aller christenhait schuldig und gepunden ist. und wie er ervindet und ordent, das man die sach anvahen und gantzlich handeln und enden sulle, das wellen wir vollfüren und wellen auch da- bey beleiben und loben auch das stat ze haben und ze vollfüren, wan wir im darzù als unserm geswornen besunderlich getrewn. und dar uber ze urchund geben wir den brief versigelten mit unserm haimlichen bett- schaft, der geben ist ze Nurenberg an sant Iacobstag des zwelifbotten nach Christi gepurd dreutzehen hundert iar dar nach in dem siben und achtzigistem iare. Lindner, der unsere Urkunde zuerst veröffentlichte, bemerkt 1), der Dialekt zeige, daß sie nicht in der königlichen Kanzlei ge- 1) A. a. O. 221.
37 12. König Wenzel gibt dem Erzbischof Pilgrim Vollmacht, die Ver- handlungen über die Beilegung des Schismas zu führen, und be- stellt ihn zum Schiedsrichter, falls Clemens VII. bei der Prüfung seiner Wahl durchdringen sollte. Nürnberg, 1387 Juli 25. Original auf Pergament, in verso das Siegel Heinrichs VII. unter Papierdecke; Konzept auf Papier, zum Teil beschädigt, von der- selben Hand, die Nr. 10 geschrieben hat. Nach dem Original gedruckt bei Lindner, Urkundenwesen Karls IV., 220, und daraus wiederholt von Wutke in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, XXVIII, 18. Wir Wentzesla von gots gnaden Romischer kunig ze allen zeiten merer des reychs und kunig ze Behaim veriehen und bechennen offenlich mit dem brief, das wir bedaht haben die grozzen mizzhellung, die laider lange zeit in der christenhait von zwayung der pabstlichen infel gewert hat, da von vil ubels komen ist und taglich kumpt; und wan auch vil selen von der mizzhellung verloren werdent, da von haben wir uns fur- gesatzt als vogt der hailigen Romischen kirchen solichen irrsal ze wen- den und die christenhait zu rechter gôtlicher ainung ze bringen, als verr wir ze recht sullen und mugen; und wellen weysung von baiden tayln verhoren und aufnemen, und ob uns der pabst von Avion rechtlich weiset, das er rechter pabst ist und rechter pabst wirdet, was denn unser andachtiger Pilgreim ertzbischof ze Saltzburg legat des stüls ze Rom zwischen unser und des pabstes von Avion auzzsprichet, da wellen wir bey beleyben, also das derselb ertzbischof Pilgreim von Saltzburg gedenk nach seiner gewizzen, wie man die sach der ainung zwischen den pab- sten anheb, und geben im auch vollen gewalt ze ordnen und ze schikchen, wie man die sach gantzlich handel und ende, damit wir an unsern eren und trewen besorgt seyn, als die handlung vorher komen ist, nach den trewen, der er gott der hailigen Romischen kirchen dem hailigen Romischen reych uns, und aller christenhait schuldig und gepunden ist. und wie er ervindet und ordent, das man die sach anvahen und gantzlich handeln und enden sulle, das wellen wir vollfüren und wellen auch da- bey beleiben und loben auch das stat ze haben und ze vollfüren, wan wir im darzù als unserm geswornen besunderlich getrewn. und dar uber ze urchund geben wir den brief versigelten mit unserm haimlichen bett- schaft, der geben ist ze Nurenberg an sant Iacobstag des zwelifbotten nach Christi gepurd dreutzehen hundert iar dar nach in dem siben und achtzigistem iare. Lindner, der unsere Urkunde zuerst veröffentlichte, bemerkt 1), der Dialekt zeige, daß sie nicht in der königlichen Kanzlei ge- 1) A. a. O. 221.
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38 schrieben sei. Dem ist zuzustimmen, um so mehr als die Original- ausfertigung noch andere Besonderheiten aufweist: die seltene Namensform „Wentzesla“, das noch seltener gebrauchte Siegel Heinrichs VII.1), endlich das Fehlen von Unterfertigungs- und Re- gistraturvermerk. Das alles weist darauf hin, daß die Ausfertigung der Urkunde nicht auf dem gewöhnlichen Wege, d. h. nicht in der königlichen Kanzlei, erfolgt ist, sondern außerhalb derselben durch einen Vertrauensmann des Königs. Die Erklärung dafür ist einleuch- tend, die Urkunde sollte vorläufig noch geheimgehalten werden. Das Konzept zur vorliegenden Urkunde ist noch erhalten2). Es unterscheidet sich deutlich in Schrift und Orthographie3) von dem Original, d. h. es ist von anderer Hand als das Original geschrie- ben und man kann mit aller Sicherheit sagen, daß es von einem Schreiber Pilgrims herrührt. Das zeigt nicht nur der Umstand, daß es sich unter den Papieren Pilgrims befindet; das zeigt auch eine Stelle des Konzeptes selbst: „was denn unser andachtiger Pilgreim ertzbischof ze Saltzburg legat des stûls ze Rom, unser und des hailigen Romschen reychs ertzcaplan“ steht in dem Konzept „Zwischen unser und des pabstes von Avion auzzsprichet, da wellen wir bey beleyben etc.“ Einen solchen Titel, nämlich „archicapella- nus" und das damit verbundene Amt eines Vorstandes der könig- lichen Kanzlei hatten die Salzburger Erzbischöfe zu Ende des 9. und in den ersten Dezennien des 10. Jahrhunderts innegehabt 4). Aber unter Heinrich I. war ihnen Titel und Amt entzogen worden und sie haben sie nie wieder erlangt. Unter Heinrich III. verschwindet das Wort „archicapellanus“ aus den königlichen Urkunden. Der Titel war also mehr als drei Jahrhunderte verschollen, nun taucht er im Konzept unserer Urkunde wieder auf. Auf diesen Titel konnte nur Erzbischof Pilgrim kommen. Aus alten Urkunden, die das Erz- stift noch besaß, und aus Chroniken und ähnlichen Aufzeichnungen mochte Pilgrim erfahren haben, daß seine Vorgänger einst den Titel „archicapellanus“ geführt hatten. Er wollte ihn jetzt wiederum von König Wenzel haben als Belohnung für seine Tätigkeit in der Papst- frage, ebenso wie er schon von Papst Clemens eine solche Belohnung erhalten hatte 5). Deshalb ließ er in das Konzept zur Urkunde König Wenzels die Worte „unser und des hailigen Romischen reychs ertz- caplan“ setzen. Aber im Original sucht man sie vergebens, d. h. das 1) Vgl. Anmerkung ad Nr. 11. 2) Im Konzept fehlt gegenwärtig ein Stück der letzten Zeile, das die Ortsangabe enthielt. Im Jahre 1886 war das Papierblatt noch unbeschädigt und die Datierung: „datum Nurenberge in die beati Jacobi apostoli anno etc. LXXXVII“ zu lesen. 3) Es seien einige Beispiele angeführt: Wentzesla Wentzla Original: Konzept: layder laider der pabstlichen infeln der pabstlichen infel kumpt usw. chumpt 4) Vgl. meine Bemerkungen in den M. I. f. ö. G. X, 462. 5) Nämlich durch die Inkorporierung der Propstei Berchtesgaden und des Stiftes Admont (vgl. Nr. 2 und Anmerkung zu Nr. 3).
38 schrieben sei. Dem ist zuzustimmen, um so mehr als die Original- ausfertigung noch andere Besonderheiten aufweist: die seltene Namensform „Wentzesla“, das noch seltener gebrauchte Siegel Heinrichs VII.1), endlich das Fehlen von Unterfertigungs- und Re- gistraturvermerk. Das alles weist darauf hin, daß die Ausfertigung der Urkunde nicht auf dem gewöhnlichen Wege, d. h. nicht in der königlichen Kanzlei, erfolgt ist, sondern außerhalb derselben durch einen Vertrauensmann des Königs. Die Erklärung dafür ist einleuch- tend, die Urkunde sollte vorläufig noch geheimgehalten werden. Das Konzept zur vorliegenden Urkunde ist noch erhalten2). Es unterscheidet sich deutlich in Schrift und Orthographie3) von dem Original, d. h. es ist von anderer Hand als das Original geschrie- ben und man kann mit aller Sicherheit sagen, daß es von einem Schreiber Pilgrims herrührt. Das zeigt nicht nur der Umstand, daß es sich unter den Papieren Pilgrims befindet; das zeigt auch eine Stelle des Konzeptes selbst: „was denn unser andachtiger Pilgreim ertzbischof ze Saltzburg legat des stûls ze Rom, unser und des hailigen Romschen reychs ertzcaplan“ steht in dem Konzept „Zwischen unser und des pabstes von Avion auzzsprichet, da wellen wir bey beleyben etc.“ Einen solchen Titel, nämlich „archicapella- nus" und das damit verbundene Amt eines Vorstandes der könig- lichen Kanzlei hatten die Salzburger Erzbischöfe zu Ende des 9. und in den ersten Dezennien des 10. Jahrhunderts innegehabt 4). Aber unter Heinrich I. war ihnen Titel und Amt entzogen worden und sie haben sie nie wieder erlangt. Unter Heinrich III. verschwindet das Wort „archicapellanus“ aus den königlichen Urkunden. Der Titel war also mehr als drei Jahrhunderte verschollen, nun taucht er im Konzept unserer Urkunde wieder auf. Auf diesen Titel konnte nur Erzbischof Pilgrim kommen. Aus alten Urkunden, die das Erz- stift noch besaß, und aus Chroniken und ähnlichen Aufzeichnungen mochte Pilgrim erfahren haben, daß seine Vorgänger einst den Titel „archicapellanus“ geführt hatten. Er wollte ihn jetzt wiederum von König Wenzel haben als Belohnung für seine Tätigkeit in der Papst- frage, ebenso wie er schon von Papst Clemens eine solche Belohnung erhalten hatte 5). Deshalb ließ er in das Konzept zur Urkunde König Wenzels die Worte „unser und des hailigen Romischen reychs ertz- caplan“ setzen. Aber im Original sucht man sie vergebens, d. h. das 1) Vgl. Anmerkung ad Nr. 11. 2) Im Konzept fehlt gegenwärtig ein Stück der letzten Zeile, das die Ortsangabe enthielt. Im Jahre 1886 war das Papierblatt noch unbeschädigt und die Datierung: „datum Nurenberge in die beati Jacobi apostoli anno etc. LXXXVII“ zu lesen. 3) Es seien einige Beispiele angeführt: Wentzesla Wentzla Original: Konzept: layder laider der pabstlichen infeln der pabstlichen infel kumpt usw. chumpt 4) Vgl. meine Bemerkungen in den M. I. f. ö. G. X, 462. 5) Nämlich durch die Inkorporierung der Propstei Berchtesgaden und des Stiftes Admont (vgl. Nr. 2 und Anmerkung zu Nr. 3).
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39 Original, das inhaltlich sich genau an das Konzept hält, hat gerade diese Worte ausgelassen. König Wenzel hatte die Forderung des Erz- bischofs abgelehnt. 13. Erzbischof Pilgrim verpflichtet sich, die Vollmacht dem König zurückzustellen, wenn die Antwort Clemens' VII. und seiner An- hänger nicht befriedigen sollte. Nürnberg, 1387 Juli 25. Gleichzeitige Abschrift auf einem Papierblatt (21:131/2 em), von gleicher Hand wie das Konzept zur Vollmacht (Nr. 12). Ich P. etc. vergich etc., ob der hinderganch, den mein gnädiger herr her Wentzla Rómischer kunig ze allen zeiten merer des reychs und kunig ze Behaim in der handlung der aynung zwischen den pabsten hinder mich getan hat, nach der antwurt die im von dem widerpabst und von den fursten die an in gelaubent komet, nicht geviele, das ich im denn seinen hinderganchbrief widergeben sol und wil, wenn er den an mich vordert. das gelob ich im bey meinen trewn an aydes stat. und dar uber ze urchund gib ich meinem obgenanten herren den brief versigelten mit meinem haimlichen aufgedrukchten bettschaft, der geben ist ze Nüren- berg an sant Jacobs tag des zwelifbotten anno domini mecelXXXVII. In dem vorliegenden Revers ist auf das Wort „widerpabst besonders zu achten. Erzbischof Pilgrim nannte Clemens VII. — um ihn handelt es sich ja — „hailig vater“, „pabst von Avion“1), und er konnte in den Verhandlungen mit König Wenzel ihn gar nicht anders bezeichnen, denn er trat für die Rechtmäßigkeit von Clemens ein und suchte Wenzel für diesen Papst zu gewinnen. Wenn daher + in der vorliegenden Urkunde von Clemens VII. als vom „widerpabst gesprochen wird, so zeigt dies deutlich, daß diese Urkunde nicht vom Erzbischof oder seinem Sekretär verfaßt worden ist, sondern von den Räten Wenzels. Daß Pilgrim das Wort „widerpabst“ in dem Revers stehen ließ, mag vielleicht daraus erklärt werden, daß er die ihm vorgelegte Urkunde ohne jede Anderung annehmen mußte. Sie ist das Gegenstück zur Vollmacht und es ist wahrschein- lich, daß beide Urkunden Zug um Zug ausgetauscht wurden. Neben dem vorliegenden Revers ist uns noch ein zweiter 2) er- halten: „Ich P. etc. vergih etc., das ich in den sachen der ainung 1) Vgl. Nr. 9 und 12. 2) Konzept auf Papier, von gleicher Hand wie das Konzept zur Voll- macht (Nr. 12).
39 Original, das inhaltlich sich genau an das Konzept hält, hat gerade diese Worte ausgelassen. König Wenzel hatte die Forderung des Erz- bischofs abgelehnt. 13. Erzbischof Pilgrim verpflichtet sich, die Vollmacht dem König zurückzustellen, wenn die Antwort Clemens' VII. und seiner An- hänger nicht befriedigen sollte. Nürnberg, 1387 Juli 25. Gleichzeitige Abschrift auf einem Papierblatt (21:131/2 em), von gleicher Hand wie das Konzept zur Vollmacht (Nr. 12). Ich P. etc. vergich etc., ob der hinderganch, den mein gnädiger herr her Wentzla Rómischer kunig ze allen zeiten merer des reychs und kunig ze Behaim in der handlung der aynung zwischen den pabsten hinder mich getan hat, nach der antwurt die im von dem widerpabst und von den fursten die an in gelaubent komet, nicht geviele, das ich im denn seinen hinderganchbrief widergeben sol und wil, wenn er den an mich vordert. das gelob ich im bey meinen trewn an aydes stat. und dar uber ze urchund gib ich meinem obgenanten herren den brief versigelten mit meinem haimlichen aufgedrukchten bettschaft, der geben ist ze Nüren- berg an sant Jacobs tag des zwelifbotten anno domini mecelXXXVII. In dem vorliegenden Revers ist auf das Wort „widerpabst besonders zu achten. Erzbischof Pilgrim nannte Clemens VII. — um ihn handelt es sich ja — „hailig vater“, „pabst von Avion“1), und er konnte in den Verhandlungen mit König Wenzel ihn gar nicht anders bezeichnen, denn er trat für die Rechtmäßigkeit von Clemens ein und suchte Wenzel für diesen Papst zu gewinnen. Wenn daher + in der vorliegenden Urkunde von Clemens VII. als vom „widerpabst gesprochen wird, so zeigt dies deutlich, daß diese Urkunde nicht vom Erzbischof oder seinem Sekretär verfaßt worden ist, sondern von den Räten Wenzels. Daß Pilgrim das Wort „widerpabst“ in dem Revers stehen ließ, mag vielleicht daraus erklärt werden, daß er die ihm vorgelegte Urkunde ohne jede Anderung annehmen mußte. Sie ist das Gegenstück zur Vollmacht und es ist wahrschein- lich, daß beide Urkunden Zug um Zug ausgetauscht wurden. Neben dem vorliegenden Revers ist uns noch ein zweiter 2) er- halten: „Ich P. etc. vergih etc., das ich in den sachen der ainung 1) Vgl. Nr. 9 und 12. 2) Konzept auf Papier, von gleicher Hand wie das Konzept zur Voll- macht (Nr. 12).
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40 zwischen den pabsten, und auch umb den irrsal der layder von der taylung der pabstlichen infel in der kristenheit ist, darinn mir1) mein herr der kunig gewalt ze handeln geben hat nach des briefes lawt, den ich von im dar umb hab, anders nicht auzzsprechen sol und wil 2), und sol auch anders nicht auzzsprechen, denn nach meins herren des kunigs rat, willen3) und wizzen, und was wider meins herren des kunigs er nicht ist 4), und was der kunig dar inn aufnemen wil, das das bey im beleyb 5)" Dieser Revers ist unzweifelhaft von Pilgrim verfaßt worden 6). Der Schiedsspruch, den er tun soll, wird ganz dem Belieben des Königs anheimgestellt, d. h. Pilgrim verpflichtet sich, den Schieds- spruch nicht als Schiedsrichter, sondern als Diener des Königs zu tun. Das wäre offenbare Untreue gegenüber dem anderen Vertrags- teil, dem Papst Clemens, gewesen. Es ist jedoch zweifelhaft, ob dieser Revers wirklich ausgefertigt worden ist und so gut wie sicher, daß es zum Schiedsspruche Pilgrims gar nicht gekommen ist. Durch unsere Urkunde behält sich Wenzel vor, Erzbischof Pil- grim die Vollmacht zu entziehen, wenn ihm die Antwort des „wider- pabstes" und der „fursten, die an in geloubent“ nicht gefiele. Damit kommt in die Verhandlungen ein ganz neuer Gedanke. Es soll nicht nur eine Vereinbarung des Königs Wenzel mit Papst Clemens ge- troffen werden, sondern auch mit den Fürsten, die auf seiten dieses Papstes stehen, nämlich mit den Königen von Frankreich, Schott- land, Kastilien und Aragon. In diesen Zusammenhang gehören Nach- richten aus dem Jahre 1387 über eine Initiative Frankreichs in der Papstfrage. Die eine Nachricht findet sich in einem Schreiben des Prager Erzbischofs Johann (von Jenzenstein) an Papst Urban VI.: „..Nescitis eciam b. p., quantos ex nunc adversarios hic et in mul- tis locis Alemannie habeatis, aliquos flexibiles et suspectos, quos eciam promovistis, et precipue archiepiscopos, episcopos, doctores. magistros, quorum aliqua scripta retineo, et non paucos alios, quo- rum inductu electores imperii prout veraciter intellexi Romanorum regem ob scismatis precipuam causam Herbipolim evocarunt pe- tentes concilium fieri et id ipsum regibus Francie et Hispanie sup- plicantibus7).“ Ob diese Nachricht zutreffend ist, muß dahin- gestellt bleiben. Dagegen ist die zweite über jeden Zweifel erhaben. Es ist ein Schreiben des französischen Königs Karl VI. an den Erz- bischof von Mainz vom 26. April 1387, worin dieser nach Aachen zu 1) Korrigiert aus „mein“. 2) Das folgende „denn was wider meines herren des kunigs er und trew ist“ durchstrichen. 3) „willen“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen. 4) „und was wider meines herren des kunigs er nicht ist“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen. 5) „und was der kunig dar inn aufnemen wil, das das bey im beleyb“ von gleicher Hand auf der Zeile nachgetragen. 6) Das ersieht man aus dem Konzept mit seinen zahlreichen Korrekturen, das von dem Sekretär des Erzbischofs geschrieben ist. 7) Loserth, Der Codex epistolaris des Johann von Jenzenstein, Archiv für österreichische Geschichtsforschung 55, 361. nicht
40 zwischen den pabsten, und auch umb den irrsal der layder von der taylung der pabstlichen infel in der kristenheit ist, darinn mir1) mein herr der kunig gewalt ze handeln geben hat nach des briefes lawt, den ich von im dar umb hab, anders nicht auzzsprechen sol und wil 2), und sol auch anders nicht auzzsprechen, denn nach meins herren des kunigs rat, willen3) und wizzen, und was wider meins herren des kunigs er nicht ist 4), und was der kunig dar inn aufnemen wil, das das bey im beleyb 5)" Dieser Revers ist unzweifelhaft von Pilgrim verfaßt worden 6). Der Schiedsspruch, den er tun soll, wird ganz dem Belieben des Königs anheimgestellt, d. h. Pilgrim verpflichtet sich, den Schieds- spruch nicht als Schiedsrichter, sondern als Diener des Königs zu tun. Das wäre offenbare Untreue gegenüber dem anderen Vertrags- teil, dem Papst Clemens, gewesen. Es ist jedoch zweifelhaft, ob dieser Revers wirklich ausgefertigt worden ist und so gut wie sicher, daß es zum Schiedsspruche Pilgrims gar nicht gekommen ist. Durch unsere Urkunde behält sich Wenzel vor, Erzbischof Pil- grim die Vollmacht zu entziehen, wenn ihm die Antwort des „wider- pabstes" und der „fursten, die an in geloubent“ nicht gefiele. Damit kommt in die Verhandlungen ein ganz neuer Gedanke. Es soll nicht nur eine Vereinbarung des Königs Wenzel mit Papst Clemens ge- troffen werden, sondern auch mit den Fürsten, die auf seiten dieses Papstes stehen, nämlich mit den Königen von Frankreich, Schott- land, Kastilien und Aragon. In diesen Zusammenhang gehören Nach- richten aus dem Jahre 1387 über eine Initiative Frankreichs in der Papstfrage. Die eine Nachricht findet sich in einem Schreiben des Prager Erzbischofs Johann (von Jenzenstein) an Papst Urban VI.: „..Nescitis eciam b. p., quantos ex nunc adversarios hic et in mul- tis locis Alemannie habeatis, aliquos flexibiles et suspectos, quos eciam promovistis, et precipue archiepiscopos, episcopos, doctores. magistros, quorum aliqua scripta retineo, et non paucos alios, quo- rum inductu electores imperii prout veraciter intellexi Romanorum regem ob scismatis precipuam causam Herbipolim evocarunt pe- tentes concilium fieri et id ipsum regibus Francie et Hispanie sup- plicantibus7).“ Ob diese Nachricht zutreffend ist, muß dahin- gestellt bleiben. Dagegen ist die zweite über jeden Zweifel erhaben. Es ist ein Schreiben des französischen Königs Karl VI. an den Erz- bischof von Mainz vom 26. April 1387, worin dieser nach Aachen zu 1) Korrigiert aus „mein“. 2) Das folgende „denn was wider meines herren des kunigs er und trew ist“ durchstrichen. 3) „willen“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen. 4) „und was wider meines herren des kunigs er nicht ist“ von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen. 5) „und was der kunig dar inn aufnemen wil, das das bey im beleyb“ von gleicher Hand auf der Zeile nachgetragen. 6) Das ersieht man aus dem Konzept mit seinen zahlreichen Korrekturen, das von dem Sekretär des Erzbischofs geschrieben ist. 7) Loserth, Der Codex epistolaris des Johann von Jenzenstein, Archiv für österreichische Geschichtsforschung 55, 361. nicht
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41 einer Beratung über das Schisma mit den Erzbischöfen von Köln und Trier, dem Pfalzgrafen bei Rhein und französischen Bevoll- mächtigten eingeladen wird 1). Eine solche gemeinsame Beratung scheint allerdings nicht erfolgt zu sein, wenigstens liegen keine Nachrichten vor. Aber die Tatsache, daß eine solche Einladung überhaupt ergangen war, daß die französische Regierung sich an die Kurfürsten und nicht an den deutschen König gewandt hatte, sprach deutlich. Der König sah sich vor der Gefahr, in der wichtigsten Frage gänzlich beiseite geschoben zu werden, und damit wird es zu erklären sein, daß er dem Erzbischof Pilgrim am 25. Juli die obenstehende Vollmacht erteilt und andererseits einige Wochen später eine Gesandtschaft nach Italien geschickt hat, um mit Papst Urban VI. Verhandlungen über die Beilegung des Schis- mas zu führen. Es waren Herzog Přemyzil von Teschen, Bischof Lambert von Bamberg und Graf Kraft von Hohenlohe2), die in den ersten Tagen des September3) die Fahrt nach Italien unternahmen. Sie trafen Papst Urban in Lucca und suchten ihn, wie uns Dietrich von Niem erzählt, durch verlockende Versprechungen zu einer Ver- einbarung mit Clemens VII. zu bewegen. Aber die Mühe war um- sonst. Urban VI. lehnte jede Verhandlung ab, für ihn gab es keine Papstfrage; er erklärte, er sei der wahre Papst und mit diesem Be- scheid mußten die Gesandten die Heimreise antreten. Bisher hatte Erzbischof Pilgrim die Verhandlungen mit Papst Clemens VII. von Salzburg aus geheim geführt. Nun war er durch die königliche Vollmacht vom 25. Juli (Nr. 25) solcher Heim- lichkeit enthoben und er konnte jetzt nach Avignon reisen und in unmittelbaren Verkehr mit Papst Clemens treten. Hat Pilgrim eine solche Reise im Sommer 1387 unternommen? Die Frage läßt sich nicht beantworten. Aus den bis jetzt bekannten Dokumenten geht nur soviel hervor, daß der Erzbischof nach seiner Abreise von Nürn- berg am 1. August in Salzburg und am 27. August in Friesach in Kärnten urkundlich nachzuweisen ist 4). Für die nächstfolgende Zeit läßt sich das Itinerar des Erzbischofs nicht feststellen. Andererseits liegt uns eine Ablaßbulle Clemens' VII. für die von Erzbischof Pil- grim erbaute Kapelle in der Salzburger Domkirche vom 17. Sep- tember 1387 aus Roquemaure5) bei Avignon vor. Diese Bulle könnte 1) Koch-Wille, Regesten der Pfalzgrafen am Rhein Nr. 4714. 2) Sie werden beglaubigt mit Schreiben Wenzels an Franz von Gonzaga ddo. Nürnberg 1387 August 20 (Lechner, „Zur Geschichte König Wenzels“ in M. I. ö. G., 6. Ergänzungsband, 354). Auf dieselbe Gesandtschaft beziehen sich die Schreiben Wenzels an Urban VI. (bei Pelzel, Lebensgeschichte des röm. und böhm. Königs Wenzeslaus II., U. B. Nr. 117) und an fideles dilecti (bei Palacky, Formelbücher II, 46, Nr. d). 3) Das ersieht man aus dem Itinerar des Gesandten Bischofs Lambert von Bamberg, der am 2. September in Hall bei Innsbruck und am 3. September in Steinach am Brenner urkundet (Ottenthal-Redlich, Archivberichte aus Tirol II, Nr. 145, 328). Damit werden die Angaben Lindners (Geschichte des Deutschen Reiches unter Wenzel II., Beilage XII) ergänzt und berichtigt. 4) Nach den im Wiener Staatsarchiv aufbewahrten Urkunden. 5) Sie ist abgedruckt in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde XII, S. 242 f.
41 einer Beratung über das Schisma mit den Erzbischöfen von Köln und Trier, dem Pfalzgrafen bei Rhein und französischen Bevoll- mächtigten eingeladen wird 1). Eine solche gemeinsame Beratung scheint allerdings nicht erfolgt zu sein, wenigstens liegen keine Nachrichten vor. Aber die Tatsache, daß eine solche Einladung überhaupt ergangen war, daß die französische Regierung sich an die Kurfürsten und nicht an den deutschen König gewandt hatte, sprach deutlich. Der König sah sich vor der Gefahr, in der wichtigsten Frage gänzlich beiseite geschoben zu werden, und damit wird es zu erklären sein, daß er dem Erzbischof Pilgrim am 25. Juli die obenstehende Vollmacht erteilt und andererseits einige Wochen später eine Gesandtschaft nach Italien geschickt hat, um mit Papst Urban VI. Verhandlungen über die Beilegung des Schis- mas zu führen. Es waren Herzog Přemyzil von Teschen, Bischof Lambert von Bamberg und Graf Kraft von Hohenlohe2), die in den ersten Tagen des September3) die Fahrt nach Italien unternahmen. Sie trafen Papst Urban in Lucca und suchten ihn, wie uns Dietrich von Niem erzählt, durch verlockende Versprechungen zu einer Ver- einbarung mit Clemens VII. zu bewegen. Aber die Mühe war um- sonst. Urban VI. lehnte jede Verhandlung ab, für ihn gab es keine Papstfrage; er erklärte, er sei der wahre Papst und mit diesem Be- scheid mußten die Gesandten die Heimreise antreten. Bisher hatte Erzbischof Pilgrim die Verhandlungen mit Papst Clemens VII. von Salzburg aus geheim geführt. Nun war er durch die königliche Vollmacht vom 25. Juli (Nr. 25) solcher Heim- lichkeit enthoben und er konnte jetzt nach Avignon reisen und in unmittelbaren Verkehr mit Papst Clemens treten. Hat Pilgrim eine solche Reise im Sommer 1387 unternommen? Die Frage läßt sich nicht beantworten. Aus den bis jetzt bekannten Dokumenten geht nur soviel hervor, daß der Erzbischof nach seiner Abreise von Nürn- berg am 1. August in Salzburg und am 27. August in Friesach in Kärnten urkundlich nachzuweisen ist 4). Für die nächstfolgende Zeit läßt sich das Itinerar des Erzbischofs nicht feststellen. Andererseits liegt uns eine Ablaßbulle Clemens' VII. für die von Erzbischof Pil- grim erbaute Kapelle in der Salzburger Domkirche vom 17. Sep- tember 1387 aus Roquemaure5) bei Avignon vor. Diese Bulle könnte 1) Koch-Wille, Regesten der Pfalzgrafen am Rhein Nr. 4714. 2) Sie werden beglaubigt mit Schreiben Wenzels an Franz von Gonzaga ddo. Nürnberg 1387 August 20 (Lechner, „Zur Geschichte König Wenzels“ in M. I. ö. G., 6. Ergänzungsband, 354). Auf dieselbe Gesandtschaft beziehen sich die Schreiben Wenzels an Urban VI. (bei Pelzel, Lebensgeschichte des röm. und böhm. Königs Wenzeslaus II., U. B. Nr. 117) und an fideles dilecti (bei Palacky, Formelbücher II, 46, Nr. d). 3) Das ersieht man aus dem Itinerar des Gesandten Bischofs Lambert von Bamberg, der am 2. September in Hall bei Innsbruck und am 3. September in Steinach am Brenner urkundet (Ottenthal-Redlich, Archivberichte aus Tirol II, Nr. 145, 328). Damit werden die Angaben Lindners (Geschichte des Deutschen Reiches unter Wenzel II., Beilage XII) ergänzt und berichtigt. 4) Nach den im Wiener Staatsarchiv aufbewahrten Urkunden. 5) Sie ist abgedruckt in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde XII, S. 242 f.
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42 Pilgrim selbst von Papst Clemens erbeten haben, aber es ist ebenso möglich, daß er sie durch seinen Agenten Johann von Konstanz oder durch seinen ehemaligen Kanzler Wilderich von Mitra, der jetzt in Avignon lebte, oder durch Heinrich Bayler, den Kämmerer des Papstes, mit dem der Erzbischof in Briefwechsel stand, erwirkt hat. Man sieht, aus der Bulle ist kein Argument für die Annahme einer Reise Pilgrims nach Avignon abzuleiten. 14. Clemens VII. an König Wenzel. (Avignon, 1390 März 22.) Freude über seine durch Johann von Hengstberg überbrachten Mitteilungen; bevorstehende Sendung päpstlicher Nuntien; Auf- forderung, jeden Verkehr mit dem neuen Gegenpapste (Bonifaz IX.) zu meiden; Beglaubigung Hengstbergs. Gleichzeitige Abschrift auf Papier, von gleicher Hand wie Nr. 15. Clemens etc. Carissimo in Christo filio Wenceslao regi Bohemie illustri in regem Romanorum electo salutem etc. que pro parte tua fili carissime, necnon venerabilis fratris nostri .. archiepiscopi Salzeburgensis dilectus filius Iohannes de Hongstberga) eiusdem archiepiscopi secretarius harum portitor viva voce nobis exposuit, audivimus seriose, de quibus contenti pariter et letati plurimum inde Serenitatem Tuam immensis prosequimur rependiis graciarum. profecto fili peramande nil aliud petimus, nil querimus, nil etiam summis desideriis flagitamus, nisi quod sciatur et audiatur veritas, et de ipsa omni falsitate suppressa devota regalis consciencia ad plenum et veraciter informetur. ad hec etenim totis visceribus insudantes, nuncios nostros cum ambaxiatoribus solemnibus, quos carissimus in Christo filius noster Carolus rex Fran- corum illustris consanguineus tuus ac status et honoris tui sincerus fervidusque zelator pro magnis et arduis tecum tractandis, prout ipse non est diu plenius tibi scripsit, transmittet in brevi, disposuimus et presertim illum per te quesitum ad Tue Sublimitatis presenciam de- stinare. Quocirca Sublimitatem eandem viscerose rogamus, in tuorum remissionem peccaminum obsecrantes, ut medio tempore scripturas aut nuncios intrusi novelli nullo modo digneris recipere admittere vel audire, ymo nec ipsos permittere terris in quibusvis tue dicioni subiectis recipi vel admitti, aut alias quicquam interim innovari, confisus fir- a) So Kopie.
42 Pilgrim selbst von Papst Clemens erbeten haben, aber es ist ebenso möglich, daß er sie durch seinen Agenten Johann von Konstanz oder durch seinen ehemaligen Kanzler Wilderich von Mitra, der jetzt in Avignon lebte, oder durch Heinrich Bayler, den Kämmerer des Papstes, mit dem der Erzbischof in Briefwechsel stand, erwirkt hat. Man sieht, aus der Bulle ist kein Argument für die Annahme einer Reise Pilgrims nach Avignon abzuleiten. 14. Clemens VII. an König Wenzel. (Avignon, 1390 März 22.) Freude über seine durch Johann von Hengstberg überbrachten Mitteilungen; bevorstehende Sendung päpstlicher Nuntien; Auf- forderung, jeden Verkehr mit dem neuen Gegenpapste (Bonifaz IX.) zu meiden; Beglaubigung Hengstbergs. Gleichzeitige Abschrift auf Papier, von gleicher Hand wie Nr. 15. Clemens etc. Carissimo in Christo filio Wenceslao regi Bohemie illustri in regem Romanorum electo salutem etc. que pro parte tua fili carissime, necnon venerabilis fratris nostri .. archiepiscopi Salzeburgensis dilectus filius Iohannes de Hongstberga) eiusdem archiepiscopi secretarius harum portitor viva voce nobis exposuit, audivimus seriose, de quibus contenti pariter et letati plurimum inde Serenitatem Tuam immensis prosequimur rependiis graciarum. profecto fili peramande nil aliud petimus, nil querimus, nil etiam summis desideriis flagitamus, nisi quod sciatur et audiatur veritas, et de ipsa omni falsitate suppressa devota regalis consciencia ad plenum et veraciter informetur. ad hec etenim totis visceribus insudantes, nuncios nostros cum ambaxiatoribus solemnibus, quos carissimus in Christo filius noster Carolus rex Fran- corum illustris consanguineus tuus ac status et honoris tui sincerus fervidusque zelator pro magnis et arduis tecum tractandis, prout ipse non est diu plenius tibi scripsit, transmittet in brevi, disposuimus et presertim illum per te quesitum ad Tue Sublimitatis presenciam de- stinare. Quocirca Sublimitatem eandem viscerose rogamus, in tuorum remissionem peccaminum obsecrantes, ut medio tempore scripturas aut nuncios intrusi novelli nullo modo digneris recipere admittere vel audire, ymo nec ipsos permittere terris in quibusvis tue dicioni subiectis recipi vel admitti, aut alias quicquam interim innovari, confisus fir- a) So Kopie.
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43 miter fili dilectissime quod ad omnia, que tui status exaltacionem quietem et honorem concernent, prout tam ex officii pastoralis debito quam ex carnis et sanguinis nexu quo tibi sumus astricti tenemur, nos cum effectu reperies, quantum cum deo ac honestate servata poterimus, javorabiles et benignos, prout memoratus Iohannes cui super hoc plene deteximus mentem nostram verbo seriosius Tue Celsitudini reserabit, cuius organo superinde velis fidem indubiam adhibere. Datum etc. Das Datum des vorliegenden Schreibens ist leicht festzustellen. Aus Nr. 15 gewinnen wir den Monatstag1) (März 22), aus der Be- zeichnung „intrusus novellus“ geht hervor, daß Bonifaz IX. ge- meint ist, der nach dem Tode Urbans VI. (1389 Oktober 15) am 2. November 1389 gewählt worden war. Andererseits wird die Ab- sendung einer französischen Gesandtschaft zu König Wenzel als be- vorstehend angegeben und eine solche Gesandtschaft ist im Oktober 1390 wirklich nach Deutschland gekommen und hat in Heidelberg mit den Bevollmächtigten Wenzels die Erneuerung des alten Bünd- nisses vollzogen 2). Damit ergibt sich, daß unser Stück dem Jahre 1390 angehört. Zur Erklärung unseres Schreibens ist auf zwei Ereignisse zu verweisen: einmal auf den bereits erwähnten Tod Urbans VI., dann auf die Verhandlungen, welche König Karl VI. von Frankreich im November 1389 mit Papst Clemens VII. in Avignon geführt hat3). Es liegt auf der Hand, daß diese Verhandlungen neben anderem hauptsächlich die neue politische Lage, die durch den Tod Urbans und die Nachfolge Bonifaz' IX. geschaffen worden war, betrafen. Das Schreiben des französischen Königs an Wenzel, das nicht lange („non est diu“) vor unserem Brief abgeschickt worden war, ist nicht erhalten. Es kündigte, das wird hier ausdrücklich gesagt, Verhandlungen über große und wichtige Angelegenheiten („magna et ardua tractanda“) an. Solche Angelegenheiten waren die Papst- frage und die Erneuerung des alten Bündnisses. Die Mitteilungen, die Johann von Hengstberg im Namen Wenzels dem Papste Clemens machte, lassen sich aus unserem Schreiben noch erkennen. Wenzel wollte Aufklärung über die Wahr- heit, d. i. Aufklärung über die Vorgänge des Jahres 1378 und über die Frage der Rechtmäßigkeit der Wahl Clemens'. Damit waren die Verhandlungen, die im Jahre 1387 zur Vollmacht für Erzbischof Pilgrim (Nr. 12) geführt hatten, wieder aufgenommen 4). 1) Daß die beiden Schreiben (Nr. 14 und 15) das gleiche Tagesdatum gehabt haben, läßt sich allerdings nicht beweisen, da uns das Schreiben Wenzels nur in unserer Abschrift vorliegt. Aber alle Wahrscheinlichkeit spricht für die Gleichzeitigkeit. 2) Vgl. Lindner a. a. O. II, S. 322. 3) Valois a. a. O. II, 152. 4) Es liegt nahe, auf diese Verhandlungen die Reise eines Agenten Clemens' VII., des Jakob Huysle aus der Konstanzer Diözese, von Prag nach Avignon und wieder zurück nach Prag im Herbste 1390 zu beziehen. Vgl. die
43 miter fili dilectissime quod ad omnia, que tui status exaltacionem quietem et honorem concernent, prout tam ex officii pastoralis debito quam ex carnis et sanguinis nexu quo tibi sumus astricti tenemur, nos cum effectu reperies, quantum cum deo ac honestate servata poterimus, javorabiles et benignos, prout memoratus Iohannes cui super hoc plene deteximus mentem nostram verbo seriosius Tue Celsitudini reserabit, cuius organo superinde velis fidem indubiam adhibere. Datum etc. Das Datum des vorliegenden Schreibens ist leicht festzustellen. Aus Nr. 15 gewinnen wir den Monatstag1) (März 22), aus der Be- zeichnung „intrusus novellus“ geht hervor, daß Bonifaz IX. ge- meint ist, der nach dem Tode Urbans VI. (1389 Oktober 15) am 2. November 1389 gewählt worden war. Andererseits wird die Ab- sendung einer französischen Gesandtschaft zu König Wenzel als be- vorstehend angegeben und eine solche Gesandtschaft ist im Oktober 1390 wirklich nach Deutschland gekommen und hat in Heidelberg mit den Bevollmächtigten Wenzels die Erneuerung des alten Bünd- nisses vollzogen 2). Damit ergibt sich, daß unser Stück dem Jahre 1390 angehört. Zur Erklärung unseres Schreibens ist auf zwei Ereignisse zu verweisen: einmal auf den bereits erwähnten Tod Urbans VI., dann auf die Verhandlungen, welche König Karl VI. von Frankreich im November 1389 mit Papst Clemens VII. in Avignon geführt hat3). Es liegt auf der Hand, daß diese Verhandlungen neben anderem hauptsächlich die neue politische Lage, die durch den Tod Urbans und die Nachfolge Bonifaz' IX. geschaffen worden war, betrafen. Das Schreiben des französischen Königs an Wenzel, das nicht lange („non est diu“) vor unserem Brief abgeschickt worden war, ist nicht erhalten. Es kündigte, das wird hier ausdrücklich gesagt, Verhandlungen über große und wichtige Angelegenheiten („magna et ardua tractanda“) an. Solche Angelegenheiten waren die Papst- frage und die Erneuerung des alten Bündnisses. Die Mitteilungen, die Johann von Hengstberg im Namen Wenzels dem Papste Clemens machte, lassen sich aus unserem Schreiben noch erkennen. Wenzel wollte Aufklärung über die Wahr- heit, d. i. Aufklärung über die Vorgänge des Jahres 1378 und über die Frage der Rechtmäßigkeit der Wahl Clemens'. Damit waren die Verhandlungen, die im Jahre 1387 zur Vollmacht für Erzbischof Pilgrim (Nr. 12) geführt hatten, wieder aufgenommen 4). 1) Daß die beiden Schreiben (Nr. 14 und 15) das gleiche Tagesdatum gehabt haben, läßt sich allerdings nicht beweisen, da uns das Schreiben Wenzels nur in unserer Abschrift vorliegt. Aber alle Wahrscheinlichkeit spricht für die Gleichzeitigkeit. 2) Vgl. Lindner a. a. O. II, S. 322. 3) Valois a. a. O. II, 152. 4) Es liegt nahe, auf diese Verhandlungen die Reise eines Agenten Clemens' VII., des Jakob Huysle aus der Konstanzer Diözese, von Prag nach Avignon und wieder zurück nach Prag im Herbste 1390 zu beziehen. Vgl. die
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44 Wer die Persönlichkeit gewesen ist, von der Wenzel Informa- tionen erhalten wollte („illum per te quesitum“) ist nicht festzu- stellen. Heinrich Bayler hat, wie er selbst sagt (Nr. 20), wieder- holt an Wenzel geschrieben; vielleicht ist er gemeint, vielleicht Konrad von Wesel, der ehemalige Dekan von Wyschehrad, oder Hinko Kluk, der ehemalige Domdekan von Prag. 15. Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1390) März 22. Empfang seines Schreibens; besonderes Lob seiner Tätigkeit; Verweis auf das beigeschlossene Schreiben an König Wenzel; Be- glaubigung Hengstbergs. Original auf Papier, von Sekretärhand, verschlossen durch auf- gedrücktes zum Teil erhaltenes Siegel unter Papierdecke. Clemens etc. Scripcionibus tuis venerabilis frater nuper acceptis necnon eis auditis, que dilectus filius Johannes secretarius tuus harum portitor nobis viva voce prudenter exposuit tua parte, de tante sinceritatis abun- dancia, quam ad nos et illam quam fovemus iusticiam, necnon unitatem universalis ecclesie tantis turbacionum crebrarumque fluctuacionum scissuris proch dolor lacessite te veluti benediccionis alumpnum gerere perinde collegimus et habere, fraternitati tue rependimus ex precordio- rum intimis copiosa merita graciarum. profecto peramande frater tan- tum decet virum sicut te, quem, ut fructum uberiorem producat et ad salutaria dirigatur, celestis altitudo consilii ad annorum maturitatem usque perduxit, que soli deo placitura veniant devotis meditacionibus cogitare, et que seductarum animarum salutem respiciunt ferventibus studiis operari. Scribentes igitur carissimo in Christo filio nostro Wenceslao regi Bohemie illustri Romanorum in regem electo per modum quem cedula continet hiis inclusa, fraternitatem tuam obnixe rogamus per misericordie redemptoris nostri viscera obsecrantes, quatenus pro divina reverencia de bono in melius perseverans, Serenitatem regiam ad no- strorum huiusmodi exaudicionem votorum et alias ut de veritate mera nostre iusticie suum dignetur animum reccius informare, partes et Eintragung in Intr. et ex. 366, 65 zum 1. Dezember 1389: „fuerunt soluti Jacobo Huysle Alamanno Constanciensis diocesis, qui venit his ad dominum n. papam pro certis ecclesie Romane negotiis, et quem dominus n. papa remittit Prage et ad certa alia loca Alamannie pro similibus negociis pro suis expensis faciendis C flor. curr. val. 85 flor. ca. 20 sol.“, Valois II, 287, Note 1, Repert. Germ. 1, 64 s. v. Jacobus Huysle.
44 Wer die Persönlichkeit gewesen ist, von der Wenzel Informa- tionen erhalten wollte („illum per te quesitum“) ist nicht festzu- stellen. Heinrich Bayler hat, wie er selbst sagt (Nr. 20), wieder- holt an Wenzel geschrieben; vielleicht ist er gemeint, vielleicht Konrad von Wesel, der ehemalige Dekan von Wyschehrad, oder Hinko Kluk, der ehemalige Domdekan von Prag. 15. Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1390) März 22. Empfang seines Schreibens; besonderes Lob seiner Tätigkeit; Verweis auf das beigeschlossene Schreiben an König Wenzel; Be- glaubigung Hengstbergs. Original auf Papier, von Sekretärhand, verschlossen durch auf- gedrücktes zum Teil erhaltenes Siegel unter Papierdecke. Clemens etc. Scripcionibus tuis venerabilis frater nuper acceptis necnon eis auditis, que dilectus filius Johannes secretarius tuus harum portitor nobis viva voce prudenter exposuit tua parte, de tante sinceritatis abun- dancia, quam ad nos et illam quam fovemus iusticiam, necnon unitatem universalis ecclesie tantis turbacionum crebrarumque fluctuacionum scissuris proch dolor lacessite te veluti benediccionis alumpnum gerere perinde collegimus et habere, fraternitati tue rependimus ex precordio- rum intimis copiosa merita graciarum. profecto peramande frater tan- tum decet virum sicut te, quem, ut fructum uberiorem producat et ad salutaria dirigatur, celestis altitudo consilii ad annorum maturitatem usque perduxit, que soli deo placitura veniant devotis meditacionibus cogitare, et que seductarum animarum salutem respiciunt ferventibus studiis operari. Scribentes igitur carissimo in Christo filio nostro Wenceslao regi Bohemie illustri Romanorum in regem electo per modum quem cedula continet hiis inclusa, fraternitatem tuam obnixe rogamus per misericordie redemptoris nostri viscera obsecrantes, quatenus pro divina reverencia de bono in melius perseverans, Serenitatem regiam ad no- strorum huiusmodi exaudicionem votorum et alias ut de veritate mera nostre iusticie suum dignetur animum reccius informare, partes et Eintragung in Intr. et ex. 366, 65 zum 1. Dezember 1389: „fuerunt soluti Jacobo Huysle Alamanno Constanciensis diocesis, qui venit his ad dominum n. papam pro certis ecclesie Romane negotiis, et quem dominus n. papa remittit Prage et ad certa alia loca Alamannie pro similibus negociis pro suis expensis faciendis C flor. curr. val. 85 flor. ca. 20 sol.“, Valois II, 287, Note 1, Repert. Germ. 1, 64 s. v. Jacobus Huysle.
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45 operaciones ferventes industriose circumspeccionis tue sine intermis- sione velis impendere diligenter, adeo quod preter laudis humane pre- conium retribucionem perinde tibi merceris eternam, nosque et sedem apostolicam ad illa que tui tuorumque commodi et honoris augmentum concernent perpetuis reddas temporibus obligatos, credens eis que me- moratus Johannes, cui mentem nostram plene super hoc apperuimus, verbo tibi referet parte nostra. Datum Avinione sub signeto nostro secreto die XXII Marcii. [In verso] Venerabili fratri Pilgrimo archiepiscopo Salzeburgensi. Das hier erwähnte Schreiben des Erzbischofs ist nicht erhalten und dieser Verlust ist um so mehr zu bedauern, als dieses Schreiben aller Wahrscheinlichkeit nach Aufklärungen über den Schritt Wen- zels und seine Absichten in der Frage des Schismas geboten hätte. Aus dem Vergleich der beiden Schreiben (Nr. 14 und 15) und aus dem Umstande, daß Johann von Hengstberg, der Sekretär des Salzburger Erzbischofs, auch im Namen des Königs Wenzel sprach, kann man schließen, daß die neuen Verhandlungen zwischen Papst und König von Erzbischof Pilgrim eingeleitet worden sind. 16. Magister Johann von Konstanz an Erzbischof Pilgrim. Avignon, 1390 März 29. Lob des Erzbischofs; Ersuchen um Bezahlung von 100 Gulden. Original eigenhändig auf Papier, mit dem Vermerke auf der Rückseite: „magistri Jo. de Constancia“, verschlossen durch auf- gedrücktes Siegel unter Papierdecke. Humili mei recommendacione cum obsequiosa voluntate semper premissa. Reverendissime pater et domine mi precipue. qualiter per inchoata per vestram paternitatem reverendissimam super discussione presentis scismatis periculosissimi vestrum nomen et fama laudabilis apud dominum nostrum papam totumque collegium dominorum cardi- nalium exaltata et quasi canonizata sit, actu vobis nescirem scribere ad plenum; sed vestre dominacionis fidissimus presencium exhibitor ipsam vestram paternitatem de hiis et aliis per eum actis poterit latis- sime informare. Ceterum reverendissime pater et domine mi precipue, pro literis graciarum et eciam potestatum vobis alias transmissarum solvi ego, prout dominus Valen. ipsi domino Iohanni latori dixit seu retulit, centum florenos camere cum aliquibus grossis, quos rogo presencium
45 operaciones ferventes industriose circumspeccionis tue sine intermis- sione velis impendere diligenter, adeo quod preter laudis humane pre- conium retribucionem perinde tibi merceris eternam, nosque et sedem apostolicam ad illa que tui tuorumque commodi et honoris augmentum concernent perpetuis reddas temporibus obligatos, credens eis que me- moratus Johannes, cui mentem nostram plene super hoc apperuimus, verbo tibi referet parte nostra. Datum Avinione sub signeto nostro secreto die XXII Marcii. [In verso] Venerabili fratri Pilgrimo archiepiscopo Salzeburgensi. Das hier erwähnte Schreiben des Erzbischofs ist nicht erhalten und dieser Verlust ist um so mehr zu bedauern, als dieses Schreiben aller Wahrscheinlichkeit nach Aufklärungen über den Schritt Wen- zels und seine Absichten in der Frage des Schismas geboten hätte. Aus dem Vergleich der beiden Schreiben (Nr. 14 und 15) und aus dem Umstande, daß Johann von Hengstberg, der Sekretär des Salzburger Erzbischofs, auch im Namen des Königs Wenzel sprach, kann man schließen, daß die neuen Verhandlungen zwischen Papst und König von Erzbischof Pilgrim eingeleitet worden sind. 16. Magister Johann von Konstanz an Erzbischof Pilgrim. Avignon, 1390 März 29. Lob des Erzbischofs; Ersuchen um Bezahlung von 100 Gulden. Original eigenhändig auf Papier, mit dem Vermerke auf der Rückseite: „magistri Jo. de Constancia“, verschlossen durch auf- gedrücktes Siegel unter Papierdecke. Humili mei recommendacione cum obsequiosa voluntate semper premissa. Reverendissime pater et domine mi precipue. qualiter per inchoata per vestram paternitatem reverendissimam super discussione presentis scismatis periculosissimi vestrum nomen et fama laudabilis apud dominum nostrum papam totumque collegium dominorum cardi- nalium exaltata et quasi canonizata sit, actu vobis nescirem scribere ad plenum; sed vestre dominacionis fidissimus presencium exhibitor ipsam vestram paternitatem de hiis et aliis per eum actis poterit latis- sime informare. Ceterum reverendissime pater et domine mi precipue, pro literis graciarum et eciam potestatum vobis alias transmissarum solvi ego, prout dominus Valen. ipsi domino Iohanni latori dixit seu retulit, centum florenos camere cum aliquibus grossis, quos rogo presencium
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46 assignare velitis exhibitori. in hoc mihi graciam et meritum apud deum facietisa) specialem. Scriptum Avinione XXIX die mensis Marcii anno etc. XC. Magister Iohannes dictus de Constancia humilis vester totus. [In verso] Reverendissimo in Christo patri ac domino suo precipuo domino P. dei et apostolice sedis gracia archiepiscopo Salzeburgensi eiusdemque sedis legato. Von den hier erwähnten „litere graciarum“ zugunsten Pil- grims, für welche Magister Johann die Kanzleitaxe gezahlt hatte, lassen sich noch 3 feststellen. Es sind die Bullen von 1385 Mai 20 und 1386 Jänner 4, mit welchen dem Erzbischof Pilgrim die an- gesuchte Inkorporierung von Berchtesgaden und Admont bewilligt wurde (Nr. 2, 3), weiter ein Ablaßbrief Clemens' VII. von 1387 September 17 für die von Erzbischof Pilgrim erbaute Kapelle in der Salzburger Domkirche (Mitteilungen der Gesellsch. für Salzburger Landeskunde XII, 242). Dagegen ist von „litere potestatum“ nur ein einziges Stück überliefert; es ist die Urkunde Clemens' VII. vom 9. November 1387, mit welcher dem Erzbischof die Vollmacht erteilt wurde, im Kloster St. Lamprecht in Steiermark, das seinen Abt Adam durch den Tod verloren habe, einen neuen Abt einzusetzen (Arch. Vat. Reg. Aven. 253, f. 17). Für die Vollmacht, die Clemens dem Erzbischof für die Verhandlungen mit König Wenzel erteilt hatte1), dürfte Magister Johann doch kaum eine Taxe bezahlt haben. Der Überbringer des gegenwärtigen Schreibens Johannes ist Johann von Hengstberg 2) (vgl. Nr. 14 u. 15). Ihm sollte der Erzbischof die 100 Gulden, welche der Schreiber unseres Briefes ausgelegt hatte, übergeben; daraus geht hervor, daß Johann von Hengstberg für die nächste Zeit wieder in Avignon erwartet wurde. Magister Johann von Konstanz, der durch ein Vierteljahr- hundert mit Erzbischof Pilgrim in Verbindung gewesen war und als sein Agent und Prokurator in Avignon wirkte (vgl. Nr. 3), starb gegen Ende des Jahres 1390 (vgl. die von Eubel in der Römischen Quartalschrift VIII, 260, Note 1, veröffentlichte Urkunde Cle- mens' VII vom 12. Dezember 1390, womit der Nachlaß des jüngst verstorbenen Joannes de Altsteten alias de Kalchoven, canonicus von Konstanz, dem Heinrich Bayler geschenkt wurde)3). a) Vorher „feceritis“ getilgt. 1) Vgl. Nr. 9, § 18, wo diese Vollmacht als „der gewalt“ bezeichnet ist. 2) Es konnte jedoch nicht festgestellt werden, wer unter dem „dominus Valen.“ gemeint ist. 3) Uber die Identität des Magisters Johannes dictus de Constancia mit Johannes Kalchoven vgl. meine Bemerkungen zu Nr. 3, Note 1.
46 assignare velitis exhibitori. in hoc mihi graciam et meritum apud deum facietisa) specialem. Scriptum Avinione XXIX die mensis Marcii anno etc. XC. Magister Iohannes dictus de Constancia humilis vester totus. [In verso] Reverendissimo in Christo patri ac domino suo precipuo domino P. dei et apostolice sedis gracia archiepiscopo Salzeburgensi eiusdemque sedis legato. Von den hier erwähnten „litere graciarum“ zugunsten Pil- grims, für welche Magister Johann die Kanzleitaxe gezahlt hatte, lassen sich noch 3 feststellen. Es sind die Bullen von 1385 Mai 20 und 1386 Jänner 4, mit welchen dem Erzbischof Pilgrim die an- gesuchte Inkorporierung von Berchtesgaden und Admont bewilligt wurde (Nr. 2, 3), weiter ein Ablaßbrief Clemens' VII. von 1387 September 17 für die von Erzbischof Pilgrim erbaute Kapelle in der Salzburger Domkirche (Mitteilungen der Gesellsch. für Salzburger Landeskunde XII, 242). Dagegen ist von „litere potestatum“ nur ein einziges Stück überliefert; es ist die Urkunde Clemens' VII. vom 9. November 1387, mit welcher dem Erzbischof die Vollmacht erteilt wurde, im Kloster St. Lamprecht in Steiermark, das seinen Abt Adam durch den Tod verloren habe, einen neuen Abt einzusetzen (Arch. Vat. Reg. Aven. 253, f. 17). Für die Vollmacht, die Clemens dem Erzbischof für die Verhandlungen mit König Wenzel erteilt hatte1), dürfte Magister Johann doch kaum eine Taxe bezahlt haben. Der Überbringer des gegenwärtigen Schreibens Johannes ist Johann von Hengstberg 2) (vgl. Nr. 14 u. 15). Ihm sollte der Erzbischof die 100 Gulden, welche der Schreiber unseres Briefes ausgelegt hatte, übergeben; daraus geht hervor, daß Johann von Hengstberg für die nächste Zeit wieder in Avignon erwartet wurde. Magister Johann von Konstanz, der durch ein Vierteljahr- hundert mit Erzbischof Pilgrim in Verbindung gewesen war und als sein Agent und Prokurator in Avignon wirkte (vgl. Nr. 3), starb gegen Ende des Jahres 1390 (vgl. die von Eubel in der Römischen Quartalschrift VIII, 260, Note 1, veröffentlichte Urkunde Cle- mens' VII vom 12. Dezember 1390, womit der Nachlaß des jüngst verstorbenen Joannes de Altsteten alias de Kalchoven, canonicus von Konstanz, dem Heinrich Bayler geschenkt wurde)3). a) Vorher „feceritis“ getilgt. 1) Vgl. Nr. 9, § 18, wo diese Vollmacht als „der gewalt“ bezeichnet ist. 2) Es konnte jedoch nicht festgestellt werden, wer unter dem „dominus Valen.“ gemeint ist. 3) Uber die Identität des Magisters Johannes dictus de Constancia mit Johannes Kalchoven vgl. meine Bemerkungen zu Nr. 3, Note 1.
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47 17. Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1390) Mai 31. Empfang seines durch Johann von Hengstberg überbrachten Schreibens; Aufforderung, ihm (Clemens) treu zu bleiben; Beglaubi- gung Hengstbergs. Original auf Papier, von Sekretärhand, verschlossen durch auf- gedrücktes Siegel unter Papierdecke. Clemens etc. Venerabilis frater, que per dilectum filium Iohannem de Hengstberg secretarium tuum nobis scripsisti, paterna benignitate plene vidimus, et exposita per eundem Iohannem claro concepimus intellectu. super tante sinceritatis abundancia, quam erga nos nostramque iusticiam proinde gerere comprobaris, copiosa tibi referentes merita graciarum, tuamque fraternitatem obnixe rogantes, ut pro divina reverentia et peccaminum remissione tuorum veritatis tramitem omni propria pas- sione reiceta semper imitari coneris, quatenus te perinde gratum deo constituas, coram populis et fidelibus christicolis fructuosum, nosque reddas ac sedem apostolicam in tuis placituris pro meritis graciores, credens eis que prefatus secretarius verbo tibi seriosius referet parte nostra. Datum Avinione sub anulo nostro secreto ultima die Maii. [In verso] Venerabili fratri Pilgrimo archiepiscopo Salzeburgensi. In der Datumzeile des vorliegenden Schreibens fehlt, wie üb- lich, das Jahr. Aus dem Inhalt läßt sich kein Anhaltspunkt für die Zuweisung unseres Schreibens zu einem bestimmten Jahr gewinnen 1). Dagegen ergibt die Untersuchung des Stiles einen solchen. Unser Schreiben nämlich enthält ganze Sätze, die fast wörtlich in dem Schreiben Clemens' VII. an König Wenzel (Nr. 14) sich finden. Man vergleiche aus unserem Schreiben „tante sinceritatis abundancia, quam erga nos nostramque iusticiam proinde gerere comprobaris" mit dem Schreiben an König Wenzel „de tante sinceratitis abun- dancia, quam ad nos et illam quam fovemus iusticiam ... gerere perinde collegimus“, weiter „copiosa tibi referentes merita graciarum tuamque fraternitatem obnixe rogantes, ut pro divina reverentia“ mit „copiosa merita graciarum... fraternitatem tuam obnixe roga- mus... pro divina reverencia“. Endlich „credens eis que prefatus 1) Die Worte „omni propria passione reiecta“ sind doch zu allgemein gehalten, als daß sie auf ein bestimmtes Ereignis, wie etwa auf die Gefangen- nahme des Erzbischofs Pilgrim 1387, bezogen werden könnten.
47 17. Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1390) Mai 31. Empfang seines durch Johann von Hengstberg überbrachten Schreibens; Aufforderung, ihm (Clemens) treu zu bleiben; Beglaubi- gung Hengstbergs. Original auf Papier, von Sekretärhand, verschlossen durch auf- gedrücktes Siegel unter Papierdecke. Clemens etc. Venerabilis frater, que per dilectum filium Iohannem de Hengstberg secretarium tuum nobis scripsisti, paterna benignitate plene vidimus, et exposita per eundem Iohannem claro concepimus intellectu. super tante sinceritatis abundancia, quam erga nos nostramque iusticiam proinde gerere comprobaris, copiosa tibi referentes merita graciarum, tuamque fraternitatem obnixe rogantes, ut pro divina reverentia et peccaminum remissione tuorum veritatis tramitem omni propria pas- sione reiceta semper imitari coneris, quatenus te perinde gratum deo constituas, coram populis et fidelibus christicolis fructuosum, nosque reddas ac sedem apostolicam in tuis placituris pro meritis graciores, credens eis que prefatus secretarius verbo tibi seriosius referet parte nostra. Datum Avinione sub anulo nostro secreto ultima die Maii. [In verso] Venerabili fratri Pilgrimo archiepiscopo Salzeburgensi. In der Datumzeile des vorliegenden Schreibens fehlt, wie üb- lich, das Jahr. Aus dem Inhalt läßt sich kein Anhaltspunkt für die Zuweisung unseres Schreibens zu einem bestimmten Jahr gewinnen 1). Dagegen ergibt die Untersuchung des Stiles einen solchen. Unser Schreiben nämlich enthält ganze Sätze, die fast wörtlich in dem Schreiben Clemens' VII. an König Wenzel (Nr. 14) sich finden. Man vergleiche aus unserem Schreiben „tante sinceritatis abundancia, quam erga nos nostramque iusticiam proinde gerere comprobaris" mit dem Schreiben an König Wenzel „de tante sinceratitis abun- dancia, quam ad nos et illam quam fovemus iusticiam ... gerere perinde collegimus“, weiter „copiosa tibi referentes merita graciarum tuamque fraternitatem obnixe rogantes, ut pro divina reverentia“ mit „copiosa merita graciarum... fraternitatem tuam obnixe roga- mus... pro divina reverencia“. Endlich „credens eis que prefatus 1) Die Worte „omni propria passione reiecta“ sind doch zu allgemein gehalten, als daß sie auf ein bestimmtes Ereignis, wie etwa auf die Gefangen- nahme des Erzbischofs Pilgrim 1387, bezogen werden könnten.
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48 secretarius verbo tibi seriosius referet parte nostra“ mit „credens eis que... verbo tibi referet parte nostra"1). Ist unsere Annahme richtig, d. h. gehört das vorliegende Schrei- ben dem Jahre 1390 an, so wird es nicht schwer fallen, zu erklären, weshalb der Salzburgische Sekretär Johann von Hengstberg, der im März dieses Jahres nach Avignon geschickt worden war, im Mai- neuerlich sich dorthin begeben hatte: man braucht nur die vorher- gehenden Stücke von 1390 März 22 zu lesen. Die Verhandlungen zwischen der französischen Regierung, König Wenzel, dem Salz- burger Erzbischof und Papst Clemens VII. waren noch nicht zu einem Abschluß gelangt. Im Zusammenhang mit diesen Verhandlungen steht aller Wahrscheinlichkeit nach die Reise eines Vertrauensmannes des Königs Wenzel nach Avignon. In den Vatikanischen Libri Introitus et. Exitus 366, 1197 ist zum 24. April 1390 eingetragen: „fuerunt soluti magistro Frederico medico et consiliario regis Boemie, qui hic venit ad dnm. n. papam, et quos idem dns n. papa sibidari voluit in scutis auri novis de Francia (VIII scutis pro IX franchis computatis) C franchi auri val. 117 flor. cam. 4 sol. 18. Bayler an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1391) Jänner 15. Bericht über Frankreich, Italien, Kastilien, Schottland, Eng- land, Deutschland: Völlige Einigkeit zwischen dem französischen Könige und Papst Clemens; Absicht des Königs, den Papst nach Rom zu führen; Erfolge des Königs Ludwig II. (von Anjou) und des clemen- tistischen Legaten im Königreich Neapel; Einnahme von Viterbo und Monte Fiascone durch den clementistischen Kardinal Pileus von Ravenna; der Präfekt von Rom und zahlreiche Römer sind An- hänger Clemens'; Absicht der Kardinäle des Gegenpapstes (Boni- faz IX.) zu Clemens überzutreten; Krieg zwischen Galeazzo Vis- conti und der Republik Florenz; beide Teile ersuchen den Papst um Hilfe; Tod des Königs (Johann I.) von Kastilien und des Königs (Robert II.) von Schottland; feierliche Deklaration ihrer Nachfolger zugunsten Clemens'; Verhandlungen zwischen England und Frank- reich über Abschluß des Friedens zu Lichtmeß 1391, hierauf Ubertritt Englands zu Clemens; Neutralität der Markgrafen zu Meißen, des Erzbischofs von Magdeburg und des Bischofs von Paderborn gegen beide Päpste; Bemühungen Albrechts III. von Österreich, die Geist- lichkeit der Konstanzer Diözese zum Abfall von Clemens zu bestim- 1) Die beiden Schreiben sind allerdings nicht von gleicher Hand; da- gegen läßt sich diese in unserem Stücke und im Schreiben von 1391 De- zember 6 nachweisen.
48 secretarius verbo tibi seriosius referet parte nostra“ mit „credens eis que... verbo tibi referet parte nostra"1). Ist unsere Annahme richtig, d. h. gehört das vorliegende Schrei- ben dem Jahre 1390 an, so wird es nicht schwer fallen, zu erklären, weshalb der Salzburgische Sekretär Johann von Hengstberg, der im März dieses Jahres nach Avignon geschickt worden war, im Mai- neuerlich sich dorthin begeben hatte: man braucht nur die vorher- gehenden Stücke von 1390 März 22 zu lesen. Die Verhandlungen zwischen der französischen Regierung, König Wenzel, dem Salz- burger Erzbischof und Papst Clemens VII. waren noch nicht zu einem Abschluß gelangt. Im Zusammenhang mit diesen Verhandlungen steht aller Wahrscheinlichkeit nach die Reise eines Vertrauensmannes des Königs Wenzel nach Avignon. In den Vatikanischen Libri Introitus et. Exitus 366, 1197 ist zum 24. April 1390 eingetragen: „fuerunt soluti magistro Frederico medico et consiliario regis Boemie, qui hic venit ad dnm. n. papam, et quos idem dns n. papa sibidari voluit in scutis auri novis de Francia (VIII scutis pro IX franchis computatis) C franchi auri val. 117 flor. cam. 4 sol. 18. Bayler an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1391) Jänner 15. Bericht über Frankreich, Italien, Kastilien, Schottland, Eng- land, Deutschland: Völlige Einigkeit zwischen dem französischen Könige und Papst Clemens; Absicht des Königs, den Papst nach Rom zu führen; Erfolge des Königs Ludwig II. (von Anjou) und des clemen- tistischen Legaten im Königreich Neapel; Einnahme von Viterbo und Monte Fiascone durch den clementistischen Kardinal Pileus von Ravenna; der Präfekt von Rom und zahlreiche Römer sind An- hänger Clemens'; Absicht der Kardinäle des Gegenpapstes (Boni- faz IX.) zu Clemens überzutreten; Krieg zwischen Galeazzo Vis- conti und der Republik Florenz; beide Teile ersuchen den Papst um Hilfe; Tod des Königs (Johann I.) von Kastilien und des Königs (Robert II.) von Schottland; feierliche Deklaration ihrer Nachfolger zugunsten Clemens'; Verhandlungen zwischen England und Frank- reich über Abschluß des Friedens zu Lichtmeß 1391, hierauf Ubertritt Englands zu Clemens; Neutralität der Markgrafen zu Meißen, des Erzbischofs von Magdeburg und des Bischofs von Paderborn gegen beide Päpste; Bemühungen Albrechts III. von Österreich, die Geist- lichkeit der Konstanzer Diözese zum Abfall von Clemens zu bestim- 1) Die beiden Schreiben sind allerdings nicht von gleicher Hand; da- gegen läßt sich diese in unserem Stücke und im Schreiben von 1391 De- zember 6 nachweisen.
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49 men; Widerstand der Geistlichkeit; Werbung König Wenzels um die aragonesische Prinzessin Juanna für seinen Vetter Prokop, des- gleichen Werbung des Herzogs Albrecht III. von Österreich für seinen Neffen Wilhelm, Entscheidung in der Hand des Papstes; Ubersendung von Abschriften aufgefangener Briefe aus Rom, ihn Verfasser Anselm von Mailand, Vertrauensmann Bonifaz' IX. und Rat des Herzogs Stephan von Bayern bei dessen Aufenthalt in Rom, einzelne Artikel dieser Schreiben, Bemühungen der bayrischen Her- zoge, eine Zusammenkunft von König Wenzel mit Karl VI. von Frankreich zu Pfingsten dieses Jahres herbeizuführen und bei dieser Zusammenkunft über das Schisma zu verhandeln; Papst Clemens ist gegen diesen Plan und ebenso gegen ein allgemeines Konzil, Pil- grim möge auf König Wenzel einwirken, daß er sich unverzüglich für Clemens erkläre, Bayler ist bereit, zu diesem Zwecke zum König zu reisen, Pilgrim möge sich darüber äußern. Original auf Papier, (2 zusammengeheftete Bogen mit 4 Blät- tern), eigenhändig, in flüchtiger Schrift, verschlossen durch auf- gedrücktes (gegenwärtig zerstörtes) Siegel. Alia nova. Item. certum et securum est, quod rex Francie et dominus noster unum sunt, et quidquid dominus noster volt, ipse rex facit toto posse suo. et ipse rex est firmissime opinionis, quod propria in persona ipsum ponat in urbe Romana ad sedem suam, et cicius quam homines credant, licet Bavarus Stephanus contrarium seminaverit nunc in Roma, dum fuit cum intruso, sicut videtis in literis contineri, quas vobis mitto de mandato domini nostri; que scripte fuerunt per unum secretissimum gubernatorem ipsius nunc intrusi in Roma uni amico suo, et qui simi- liter nunc fuit in Roma gubernator ipsius Stephani ducis. et dicte litere capte fuerunt in mari per familiares domini nostri pape, et huc portate in eadem forma, sicut videtis in eisdem contineri. Item. rex Cecilie missus per dominum nostrum et regem Francie ad ipsum regnum optime facit negocia sua et ecclesie sancte dei, et postquam ibidem fuit, maximam partem regni aquisivit et villas et castra fortissima, sicut apparet per effectum. et cum ipso infra villam Neapolim est cardinalis de Thurego legatus domini nostri, cui omnes obediunt; sicut in ista villa et Margarita de Duracio, que se nominat reginam illius regni, que facere voluit matrimonium cum vestro duce Bavarie, pauperrime vivit, et sepius libentissime submisisset se gracie domini nostri, et modo faceret libencius quam unquam. Item. dominus cardinalis de Ravennas, quem alias vidistis in partibus vestris anticardinalem, modo sicut Paulus pugnat pro ecclesia dei, et de novo aquisivit Viterbum et Montem Flasconem, duos episco- patus et loca fortissima prope Romam ad unam dietam; et ibidem stat et facit sicut leo. et multa loca aquisivit, postquam in Ytalia fuit, et de die in diem prosperatur in factis suis. laudetur deus, licet homines perversi contra ipsum seminaverint, quod male erat intencionis etc. 4
49 men; Widerstand der Geistlichkeit; Werbung König Wenzels um die aragonesische Prinzessin Juanna für seinen Vetter Prokop, des- gleichen Werbung des Herzogs Albrecht III. von Österreich für seinen Neffen Wilhelm, Entscheidung in der Hand des Papstes; Ubersendung von Abschriften aufgefangener Briefe aus Rom, ihn Verfasser Anselm von Mailand, Vertrauensmann Bonifaz' IX. und Rat des Herzogs Stephan von Bayern bei dessen Aufenthalt in Rom, einzelne Artikel dieser Schreiben, Bemühungen der bayrischen Her- zoge, eine Zusammenkunft von König Wenzel mit Karl VI. von Frankreich zu Pfingsten dieses Jahres herbeizuführen und bei dieser Zusammenkunft über das Schisma zu verhandeln; Papst Clemens ist gegen diesen Plan und ebenso gegen ein allgemeines Konzil, Pil- grim möge auf König Wenzel einwirken, daß er sich unverzüglich für Clemens erkläre, Bayler ist bereit, zu diesem Zwecke zum König zu reisen, Pilgrim möge sich darüber äußern. Original auf Papier, (2 zusammengeheftete Bogen mit 4 Blät- tern), eigenhändig, in flüchtiger Schrift, verschlossen durch auf- gedrücktes (gegenwärtig zerstörtes) Siegel. Alia nova. Item. certum et securum est, quod rex Francie et dominus noster unum sunt, et quidquid dominus noster volt, ipse rex facit toto posse suo. et ipse rex est firmissime opinionis, quod propria in persona ipsum ponat in urbe Romana ad sedem suam, et cicius quam homines credant, licet Bavarus Stephanus contrarium seminaverit nunc in Roma, dum fuit cum intruso, sicut videtis in literis contineri, quas vobis mitto de mandato domini nostri; que scripte fuerunt per unum secretissimum gubernatorem ipsius nunc intrusi in Roma uni amico suo, et qui simi- liter nunc fuit in Roma gubernator ipsius Stephani ducis. et dicte litere capte fuerunt in mari per familiares domini nostri pape, et huc portate in eadem forma, sicut videtis in eisdem contineri. Item. rex Cecilie missus per dominum nostrum et regem Francie ad ipsum regnum optime facit negocia sua et ecclesie sancte dei, et postquam ibidem fuit, maximam partem regni aquisivit et villas et castra fortissima, sicut apparet per effectum. et cum ipso infra villam Neapolim est cardinalis de Thurego legatus domini nostri, cui omnes obediunt; sicut in ista villa et Margarita de Duracio, que se nominat reginam illius regni, que facere voluit matrimonium cum vestro duce Bavarie, pauperrime vivit, et sepius libentissime submisisset se gracie domini nostri, et modo faceret libencius quam unquam. Item. dominus cardinalis de Ravennas, quem alias vidistis in partibus vestris anticardinalem, modo sicut Paulus pugnat pro ecclesia dei, et de novo aquisivit Viterbum et Montem Flasconem, duos episco- patus et loca fortissima prope Romam ad unam dietam; et ibidem stat et facit sicut leo. et multa loca aquisivit, postquam in Ytalia fuit, et de die in diem prosperatur in factis suis. laudetur deus, licet homines perversi contra ipsum seminaverint, quod male erat intencionis etc. 4
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50 10 11 12 13 Item. prefectus Urbis cum omnibusa) terris suis pro nobis est usque ad extremum eius. Item. Florentini, qui habent litem cum comite Virtutum, cottidie invocant dominum nostrum pro subsidio. Item. multo forcius comes Virtutum subsidium inplorat a domino nostro et rege Francie, promittens se velle declarare et tenere partem domini nostri usque ad mortem cum omnibus terris suis. dicit rex Francie, quod nunquam sibi assistat, nisi primo pure se declaret pro- domino nostro; et super ista materia est hic nunc dominus Nicolaus de Neapolim, amicus vester fidelis, ex parte ipsius comitis Virtutum. quid concludatur, adhuc ignoratur; sed quidquia voluerit dominus noster, fiet illi parti, cui assistere velit. et super hiis audietis statim magnos rumores etc.b). Item. infra urbem Romam habemus multos fideles et servitores domini nostri, et de maioribus, qui dicunt et sciunt, notoriam inpres- sionem fuisse factam in urbe. et quocienscunque voluerit dominus noster, parati sunt, recedere de Roma et ista publice predicare. sed nondum videtur domino nostro, quod ista sint publicanda, et quod forte isti destruerenturc). Item. eodem modo sunt anticardinales, qui libenter venirent ad dominum nostrum, si ipsos assumere vellet ad verum statum cardina- latus, quod nondum facere intendit. Item. hic est in ista villa de presenti comes Armaniaci, cuius sororem habet in uxorem filius domini Barnabonis bone memorie, cum maxima gente armorum. et promisit Florentinis, ire pro ipsis contra comitem Virtutum usque ad ipsius destruccionem, sicut in pactis ipso- rum continetur. et sic fiet, nisi dominus noster papa ponat remedium, quia ipse comes Armaniacid) faciet omnia, que voluerit ipse dominus noster, contra comitem Virtutume), et cum hoc principaliter contra in- trusum in Roma, sicut statim audietis. Item. ut omnia vobis scribam bona et mala, displicenter tamen scribo, quod in brevi tempore elapso mortuus est rex Hyspanie chri- stianissimus princeps qui fidelius laboravit in facto ecclesie, quam unquam fecerit rex tempore suo. et mortuus est currendo super equum, equo mortuo cadendo et subito; ipse tamen vixit per aliquos dies, faciendo omnia que sibi erant neccessaria ad salutem anime sue, sicut verus christianus facere debebat. Item. filius suus rex novus firmior est in opinione veri et ad- hesione domini nostri, quam umquam fuerit pater suus. Item. eodem modo rex Scocie mortuus, naturali tamen morte, sicut bonus christianus; filius suus rex novus eodem modo adherens domino nostrot) et forcius quam pater, sicut ambaxiatores utriusque regis hic noviter protestati fuerunt. Item. in festo purificacionis speratur tractatus inter regem Francie et Anglie, sicut certi domini sunt deputati. et sis) fiat concordia, a) Korrigiert aus „omnia“. b) Nun folgt im Original, da die Seite voll beschrieben ist, „vertite“. c) Orig. „iste destruuerentur“. d) „Armaniaci“ über der Zeile nachgetragen. e) „Virtutum“ über der Zeile nachgetragen. f) „nostro" über der Zeile nachgetragen. g) „si“ über der Zeile. 5 6
50 10 11 12 13 Item. prefectus Urbis cum omnibusa) terris suis pro nobis est usque ad extremum eius. Item. Florentini, qui habent litem cum comite Virtutum, cottidie invocant dominum nostrum pro subsidio. Item. multo forcius comes Virtutum subsidium inplorat a domino nostro et rege Francie, promittens se velle declarare et tenere partem domini nostri usque ad mortem cum omnibus terris suis. dicit rex Francie, quod nunquam sibi assistat, nisi primo pure se declaret pro- domino nostro; et super ista materia est hic nunc dominus Nicolaus de Neapolim, amicus vester fidelis, ex parte ipsius comitis Virtutum. quid concludatur, adhuc ignoratur; sed quidquia voluerit dominus noster, fiet illi parti, cui assistere velit. et super hiis audietis statim magnos rumores etc.b). Item. infra urbem Romam habemus multos fideles et servitores domini nostri, et de maioribus, qui dicunt et sciunt, notoriam inpres- sionem fuisse factam in urbe. et quocienscunque voluerit dominus noster, parati sunt, recedere de Roma et ista publice predicare. sed nondum videtur domino nostro, quod ista sint publicanda, et quod forte isti destruerenturc). Item. eodem modo sunt anticardinales, qui libenter venirent ad dominum nostrum, si ipsos assumere vellet ad verum statum cardina- latus, quod nondum facere intendit. Item. hic est in ista villa de presenti comes Armaniaci, cuius sororem habet in uxorem filius domini Barnabonis bone memorie, cum maxima gente armorum. et promisit Florentinis, ire pro ipsis contra comitem Virtutum usque ad ipsius destruccionem, sicut in pactis ipso- rum continetur. et sic fiet, nisi dominus noster papa ponat remedium, quia ipse comes Armaniacid) faciet omnia, que voluerit ipse dominus noster, contra comitem Virtutume), et cum hoc principaliter contra in- trusum in Roma, sicut statim audietis. Item. ut omnia vobis scribam bona et mala, displicenter tamen scribo, quod in brevi tempore elapso mortuus est rex Hyspanie chri- stianissimus princeps qui fidelius laboravit in facto ecclesie, quam unquam fecerit rex tempore suo. et mortuus est currendo super equum, equo mortuo cadendo et subito; ipse tamen vixit per aliquos dies, faciendo omnia que sibi erant neccessaria ad salutem anime sue, sicut verus christianus facere debebat. Item. filius suus rex novus firmior est in opinione veri et ad- hesione domini nostri, quam umquam fuerit pater suus. Item. eodem modo rex Scocie mortuus, naturali tamen morte, sicut bonus christianus; filius suus rex novus eodem modo adherens domino nostrot) et forcius quam pater, sicut ambaxiatores utriusque regis hic noviter protestati fuerunt. Item. in festo purificacionis speratur tractatus inter regem Francie et Anglie, sicut certi domini sunt deputati. et sis) fiat concordia, a) Korrigiert aus „omnia“. b) Nun folgt im Original, da die Seite voll beschrieben ist, „vertite“. c) Orig. „iste destruuerentur“. d) „Armaniaci“ über der Zeile nachgetragen. e) „Virtutum“ über der Zeile nachgetragen. f) „nostro" über der Zeile nachgetragen. g) „si“ über der Zeile. 5 6
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51 quod tamen dificile erita), teneatis pro certo, quod rex Anglie erit de parte nostra; et qui modo esset indubitanter, si non foret propter invi- diam regis Francie predicti. et maior pars cleri et nobilium in Anglia occulte adherent domino nostro, et multi ex ipsis huc venerunt, et propter veritatem omnia sua dimiserunt etc.b). Item. hic juit Ulricus ianitor regis Romanorum super certis 14 punctis, et deinde de consensu domini nostri ad regem Arragonensem super facto matrimonii inter filiam ipsius regis et dominum Proco- pium marchionem Moravie; et responsum habuit a rege, quod quid- quid super hiis faceret dominus noster, ipse erat paratus adimplere. et ita scripsit regi Romanorum, quod omnem potestatem in isto facto pone- bat in manibus domini nostri, et sic recessit predictus Ulricus bene con- tentus de domino nostro. Item. predictus Ulricus habuit mandatum a rege, quod me secum 15 ducere debebat ad ipsum regem et cum bono salvo conductu. item nuper rescripsit michi prejatus Ulricus, quod ipse rex fuit bene turbatus, quando reversus fuit ad ipsum de ista curia sine me. nescio, si sit verum vel non. Item. propter hoc dominus noster vellet scire, in casu ubi me 16 mittere vellet ad ipsum, quomodo vel qualiter vel secrete vel publice, et si foret expediens, quod ducerem mecum duos vel tres bonos doctores et etiam in habitu dissimulatue), si esset neccesse, quod dicere scirent veritatem, et quod ego bullam confirmacionis regis mecum portarem usque ad domum vestram, et alias omnes potestates neccessarias. et videtur quod iste modus esset brevior et utilior regi, quam quod faciunt multas dietas ad requistam Bavarorum, quod reges insimul se videant. istud forte reciperet nimis magnum tractum et dilacionem. et posito quod cito insimul venirent ambo reges, quilibet ducet secum diversas gentes, et scire potestis, quod Bavari non vellent quod modo esset pax in ecclesia dei; et si aliud in tali dieta facere non possent, peterent et instarent pro concilio generali. et tunc nunquam haberemus finem, nec Romanorumd) rex nec sui haberent honorem nec commodum exinde, sed neccessario iusticia que est hic prevaleret et reciperet optatum, istud tamen non posset fieri in multis annis, ut bene scitis. propter hoc videretur bonum, quod vos omnibus modis quibus possetis laboraretis erga regem, sicut semper jecistis, quod istum honorem et utilitatem magis velit sibi ipsi et soli aquirere, quam quod alieni sine ipso re- portent, quia vos et ipse soli cum consiliariis vestris potestis facere unionem et pacem in ecclesia dei, si volitis; et tunc habebitis maiores grates a deo, quam unquam habuerint christiani temporibus retroactis. et totus mundus vobis habebit regratiari. et igitur est festinandum iudicio meo in premissis, antequam dicta dieta in festo pentecostes nimise) confirmetur, et mutuo promittant ad invicem venire. sed primo rex Romanorum per se facere debet et solus, quod ecclesia et dominus noster sibi in perpetuum remaneant obligati, et sic facere potest tute cum maximo commodo et honore suo, si velit. super hiis laboretis et a) „quod tamen dificile erit“ über der Zeile nachgetragen. b) Nun folgt (nach Abschluß der zweiten Seite) „vertite“. c) So Orig. d) „Romanorum" über der Zeile nachgetragen. e) Vorher „in et“ durchstrichen.
51 quod tamen dificile erita), teneatis pro certo, quod rex Anglie erit de parte nostra; et qui modo esset indubitanter, si non foret propter invi- diam regis Francie predicti. et maior pars cleri et nobilium in Anglia occulte adherent domino nostro, et multi ex ipsis huc venerunt, et propter veritatem omnia sua dimiserunt etc.b). Item. hic juit Ulricus ianitor regis Romanorum super certis 14 punctis, et deinde de consensu domini nostri ad regem Arragonensem super facto matrimonii inter filiam ipsius regis et dominum Proco- pium marchionem Moravie; et responsum habuit a rege, quod quid- quid super hiis faceret dominus noster, ipse erat paratus adimplere. et ita scripsit regi Romanorum, quod omnem potestatem in isto facto pone- bat in manibus domini nostri, et sic recessit predictus Ulricus bene con- tentus de domino nostro. Item. predictus Ulricus habuit mandatum a rege, quod me secum 15 ducere debebat ad ipsum regem et cum bono salvo conductu. item nuper rescripsit michi prejatus Ulricus, quod ipse rex fuit bene turbatus, quando reversus fuit ad ipsum de ista curia sine me. nescio, si sit verum vel non. Item. propter hoc dominus noster vellet scire, in casu ubi me 16 mittere vellet ad ipsum, quomodo vel qualiter vel secrete vel publice, et si foret expediens, quod ducerem mecum duos vel tres bonos doctores et etiam in habitu dissimulatue), si esset neccesse, quod dicere scirent veritatem, et quod ego bullam confirmacionis regis mecum portarem usque ad domum vestram, et alias omnes potestates neccessarias. et videtur quod iste modus esset brevior et utilior regi, quam quod faciunt multas dietas ad requistam Bavarorum, quod reges insimul se videant. istud forte reciperet nimis magnum tractum et dilacionem. et posito quod cito insimul venirent ambo reges, quilibet ducet secum diversas gentes, et scire potestis, quod Bavari non vellent quod modo esset pax in ecclesia dei; et si aliud in tali dieta facere non possent, peterent et instarent pro concilio generali. et tunc nunquam haberemus finem, nec Romanorumd) rex nec sui haberent honorem nec commodum exinde, sed neccessario iusticia que est hic prevaleret et reciperet optatum, istud tamen non posset fieri in multis annis, ut bene scitis. propter hoc videretur bonum, quod vos omnibus modis quibus possetis laboraretis erga regem, sicut semper jecistis, quod istum honorem et utilitatem magis velit sibi ipsi et soli aquirere, quam quod alieni sine ipso re- portent, quia vos et ipse soli cum consiliariis vestris potestis facere unionem et pacem in ecclesia dei, si volitis; et tunc habebitis maiores grates a deo, quam unquam habuerint christiani temporibus retroactis. et totus mundus vobis habebit regratiari. et igitur est festinandum iudicio meo in premissis, antequam dicta dieta in festo pentecostes nimise) confirmetur, et mutuo promittant ad invicem venire. sed primo rex Romanorum per se facere debet et solus, quod ecclesia et dominus noster sibi in perpetuum remaneant obligati, et sic facere potest tute cum maximo commodo et honore suo, si velit. super hiis laboretis et a) „quod tamen dificile erit“ über der Zeile nachgetragen. b) Nun folgt (nach Abschluß der zweiten Seite) „vertite“. c) So Orig. d) „Romanorum" über der Zeile nachgetragen. e) Vorher „in et“ durchstrichen.
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52 17 18 19 20 21 22 complete rescribatis domino nostro et michi intencionem vestram in premissis, sicut supra scribitur. et quidquid ordinaveritis, quod hic simus facturi, semper reperietis nos promptos et paratos. et si rex Romanorum non velit, adhuc dominus noster bene reperiet viam sine ipso, in maximum dampnum ipsius regis et suorum, ista petit dominus noster, quod studiose pertractetisa). Item. de mandato domini nostri mitto vobis copias quarundam literarum, que facte fuerunt in Roma per unum specialissimum con- siliarium illius B. intrusi, et illa mandavit uni suo bono amico. sed litere ille originales capte fuerunt in mari per gentes domini nostri et sibi presentate, sicut videbitis in copiis contineri. et ibi videre potestis bonam intencionem Bavarorum, et si in omnibus dicant veritatem vel non. Item. super illo articulo, sicut dixerunt, quod modo esset discordia inter dominum nostrum et regem Francie: penitus est falsum, quia sunt in maiori amore ad invicem, quam umquam fuerint domini mundi. Item. similiter sicut dicunt, quod si voluissent, B. remansisset solus papa, et dominus noster legatus in istis partibus: penitus est falsum, quia numquam super hiis fuit dictum seu auditum verbum hic; nec est verisimile credendum, etc. sed totum est falsum. Item. de isto articulo, ut dicitur, quod imperator non poterit ire in Ytaliam, sed frater suus dux Fridricus tamquam vicarius intrabit, et de hoc vellet habere pecunias etc.: in hoc videre potestis ad quem finem intendunt. Item. de illo articulo, qui dicit, quod ille episcopus est de domo sua, et iurabit eum contra Australes: voluit dominus noster, quod similiter mitterem copiam illarum literarum domino duci Austrie, ut videret bonam ipsorum Bavarorum intencionem, et sic dedi famulo vestro dictas copias, ut ipsas domino de Liehtenstein presentaret, et exspensas sibi dedi tantas, quantas voluit usque ibidem. quare non displiceat vobis, quod iste nuncius vadat in Austriam, quia magis fit secrete per ipsum, quam si nuncios nostros proprios ad ip- sum mitteremus, et in hoc facietis magnam complacenciam domino nostro. Item. placeret domino nostro, quod similiter dictas copias mitte- retis regi Romanorum ut ipse videret illa, que isti ymaginantur. tamen istud relinquidb) discrecioni vestre; si videbitur vobis, quod sibi sint mittende, faciatis copiari et mittatis sibi istam quam vobis mitto. et ut rex sciat, quod veniat de ista curia, scribo°) sibi unam literam in volgari manu mea propria, quam bene noscit, et mitto vobis lite- ram apertam, quod eo casu quo vobis videatur sibi fore mittendam, faciatis sigillari dictam literam meam cum aliquo signeto, non est curandum. si non, retineatis copiam et frangatis literam. credo tamen, quod non noceret, quod ipse rex sentiret fallacias illas et voluntatem illorum hominum. a) Nun folgt „vertite“ (Schluß der dritten Seite). b) So Orig. c) „scri- bo“ über der Zeile nachgetragen.
52 17 18 19 20 21 22 complete rescribatis domino nostro et michi intencionem vestram in premissis, sicut supra scribitur. et quidquid ordinaveritis, quod hic simus facturi, semper reperietis nos promptos et paratos. et si rex Romanorum non velit, adhuc dominus noster bene reperiet viam sine ipso, in maximum dampnum ipsius regis et suorum, ista petit dominus noster, quod studiose pertractetisa). Item. de mandato domini nostri mitto vobis copias quarundam literarum, que facte fuerunt in Roma per unum specialissimum con- siliarium illius B. intrusi, et illa mandavit uni suo bono amico. sed litere ille originales capte fuerunt in mari per gentes domini nostri et sibi presentate, sicut videbitis in copiis contineri. et ibi videre potestis bonam intencionem Bavarorum, et si in omnibus dicant veritatem vel non. Item. super illo articulo, sicut dixerunt, quod modo esset discordia inter dominum nostrum et regem Francie: penitus est falsum, quia sunt in maiori amore ad invicem, quam umquam fuerint domini mundi. Item. similiter sicut dicunt, quod si voluissent, B. remansisset solus papa, et dominus noster legatus in istis partibus: penitus est falsum, quia numquam super hiis fuit dictum seu auditum verbum hic; nec est verisimile credendum, etc. sed totum est falsum. Item. de isto articulo, ut dicitur, quod imperator non poterit ire in Ytaliam, sed frater suus dux Fridricus tamquam vicarius intrabit, et de hoc vellet habere pecunias etc.: in hoc videre potestis ad quem finem intendunt. Item. de illo articulo, qui dicit, quod ille episcopus est de domo sua, et iurabit eum contra Australes: voluit dominus noster, quod similiter mitterem copiam illarum literarum domino duci Austrie, ut videret bonam ipsorum Bavarorum intencionem, et sic dedi famulo vestro dictas copias, ut ipsas domino de Liehtenstein presentaret, et exspensas sibi dedi tantas, quantas voluit usque ibidem. quare non displiceat vobis, quod iste nuncius vadat in Austriam, quia magis fit secrete per ipsum, quam si nuncios nostros proprios ad ip- sum mitteremus, et in hoc facietis magnam complacenciam domino nostro. Item. placeret domino nostro, quod similiter dictas copias mitte- retis regi Romanorum ut ipse videret illa, que isti ymaginantur. tamen istud relinquidb) discrecioni vestre; si videbitur vobis, quod sibi sint mittende, faciatis copiari et mittatis sibi istam quam vobis mitto. et ut rex sciat, quod veniat de ista curia, scribo°) sibi unam literam in volgari manu mea propria, quam bene noscit, et mitto vobis lite- ram apertam, quod eo casu quo vobis videatur sibi fore mittendam, faciatis sigillari dictam literam meam cum aliquo signeto, non est curandum. si non, retineatis copiam et frangatis literam. credo tamen, quod non noceret, quod ipse rex sentiret fallacias illas et voluntatem illorum hominum. a) Nun folgt „vertite“ (Schluß der dritten Seite). b) So Orig. c) „scri- bo“ über der Zeile nachgetragen.
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53 Item. dominus noster misit dictas copias regi Francie, qui mul- tum miratur et turbatus est de illis fallaciis, et credo quod modicum faciant de comodo suo apud eum per tales viasa). Item. pro illo matrimonio, videlicet filia regis Arrogonensis, simi- liter instat et laborat in quantum potest dominus dux Austrie pro- filio domini mei bone memorie ducis Leupoldi, qui tamen adhuc habet uxorem, videlicet filiam regis Ungarie, licet per Saracenum te- neatur. et super hoc multiplicatis vicibus misit ad regem Arragonen- sem, et credebat posse facere secrete sine scitu domini nostri atque meo. et rex Arragonensis predictus, sicut respondebat regi Romano- rum, simili modo respondebat nunciis domini mei ducis Austrie, vide- licet: quod quidquid papa Clemens ordinaret de filia sua, sive in Bo- hemiam sive in Austriam, ipse esset contentus, et aliter non faceret, nisi sicut papa vellet. et super hoc misit literas domino nostro et michi per ipsum nunciummet ducis Austrie; qui, postea vidit quod sine domino nostro nichil facere posset, rogavit me, ut ipsum iuvarem, cui respondi, quod in hoc nichil sciebamus respondere, cum nobis non fuerit dictum aliquid, et quod rex Bohemie non fuit ita rebellis, quando ipse miserit super hoc nuncios suos proprios ad dominum nostrum et ad me, et dominus noster sibi primo promiserit loqui pro- ipso. sed si ipse rex non velit pro marchionibusb) suis, et si dux Austrie ipsum dominum nostrum requirat, sicut debet, spero quod faciet quidquid boni poterit pro filiis ducis Leupoldi, dum tamen sit unus de filiis, qui non habeat uxorem. et super ista materia iterum de presenti aliquid scribo domino duci et specialiter de Liehten- stein, quare neccessarium est, quod nuncius vester ibidem vadat. ista tamen sunt hic penes nos secreta, nescio si ipsi extra publica- verint, quare non faciatis mencionem, nisi in quantum vobis visum fuerit quod sit pro meliori. et super hiis similiter scribatis huce) vestram intencionem, quid vobis videatur de isto matrimonio, videli- cet si sit melius pro ecclesia de marchionibus vel de duce Austrie. et aliud est vobis dicendum in confesso: quod aliqualiter est nobis datum intelligi, quod rex Romanorum fortemet libenter haberet illam filiam pro se, et aliam dimittere quam habet. in hoc informetis vos secrete, ne hic decipiamur, quia ista sunt nobis dicta valde secrete, et dominus noster et similiter rex Arragonensis non vellent diu stare in isto facto in suspenso, quia scriptum est michi, quod marchiones de presenti sunt in Russia et in Saxonia, et rex miserit pro ipsis ad sciendum voluntatem ipsorum in illo facto. Item. omnibus istis consideratis videtur, quod bene habeatis ma- teriam loquendi cum rege Romanorum, ipsum requirendo et avisando, quod faciat de presenti factum suum et omnium heredum et amicorum suorum, quia quamdiu vivet, nunquam faciet ita bene sicut modo; et si diu exspectabit, alter portabit honorem suum. super ista ma- teria melius scietis loqui, quam dominus noster vel ego vobis scribere possemusd). a) Nun folgt „vertite“ (Abschluß der vierten Seite). b) „marchionibus,, über der Zeile an Stelle des durchgestrichenen „s seue“ (se sive?). c) „huc über der Zeile nachgetragen. d) Nun folgt „vertite“ (Schluß der fünften Seite).
53 Item. dominus noster misit dictas copias regi Francie, qui mul- tum miratur et turbatus est de illis fallaciis, et credo quod modicum faciant de comodo suo apud eum per tales viasa). Item. pro illo matrimonio, videlicet filia regis Arrogonensis, simi- liter instat et laborat in quantum potest dominus dux Austrie pro- filio domini mei bone memorie ducis Leupoldi, qui tamen adhuc habet uxorem, videlicet filiam regis Ungarie, licet per Saracenum te- neatur. et super hoc multiplicatis vicibus misit ad regem Arragonen- sem, et credebat posse facere secrete sine scitu domini nostri atque meo. et rex Arragonensis predictus, sicut respondebat regi Romano- rum, simili modo respondebat nunciis domini mei ducis Austrie, vide- licet: quod quidquid papa Clemens ordinaret de filia sua, sive in Bo- hemiam sive in Austriam, ipse esset contentus, et aliter non faceret, nisi sicut papa vellet. et super hoc misit literas domino nostro et michi per ipsum nunciummet ducis Austrie; qui, postea vidit quod sine domino nostro nichil facere posset, rogavit me, ut ipsum iuvarem, cui respondi, quod in hoc nichil sciebamus respondere, cum nobis non fuerit dictum aliquid, et quod rex Bohemie non fuit ita rebellis, quando ipse miserit super hoc nuncios suos proprios ad dominum nostrum et ad me, et dominus noster sibi primo promiserit loqui pro- ipso. sed si ipse rex non velit pro marchionibusb) suis, et si dux Austrie ipsum dominum nostrum requirat, sicut debet, spero quod faciet quidquid boni poterit pro filiis ducis Leupoldi, dum tamen sit unus de filiis, qui non habeat uxorem. et super ista materia iterum de presenti aliquid scribo domino duci et specialiter de Liehten- stein, quare neccessarium est, quod nuncius vester ibidem vadat. ista tamen sunt hic penes nos secreta, nescio si ipsi extra publica- verint, quare non faciatis mencionem, nisi in quantum vobis visum fuerit quod sit pro meliori. et super hiis similiter scribatis huce) vestram intencionem, quid vobis videatur de isto matrimonio, videli- cet si sit melius pro ecclesia de marchionibus vel de duce Austrie. et aliud est vobis dicendum in confesso: quod aliqualiter est nobis datum intelligi, quod rex Romanorum fortemet libenter haberet illam filiam pro se, et aliam dimittere quam habet. in hoc informetis vos secrete, ne hic decipiamur, quia ista sunt nobis dicta valde secrete, et dominus noster et similiter rex Arragonensis non vellent diu stare in isto facto in suspenso, quia scriptum est michi, quod marchiones de presenti sunt in Russia et in Saxonia, et rex miserit pro ipsis ad sciendum voluntatem ipsorum in illo facto. Item. omnibus istis consideratis videtur, quod bene habeatis ma- teriam loquendi cum rege Romanorum, ipsum requirendo et avisando, quod faciat de presenti factum suum et omnium heredum et amicorum suorum, quia quamdiu vivet, nunquam faciet ita bene sicut modo; et si diu exspectabit, alter portabit honorem suum. super ista ma- teria melius scietis loqui, quam dominus noster vel ego vobis scribere possemusd). a) Nun folgt „vertite“ (Abschluß der vierten Seite). b) „marchionibus,, über der Zeile an Stelle des durchgestrichenen „s seue“ (se sive?). c) „huc über der Zeile nachgetragen. d) Nun folgt „vertite“ (Schluß der fünften Seite).
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54 28 29 30 Item. si rex exspectabit, quousque publice in presencia regum disputabitur de facto scismaticorum, ipse erit exclusus, et in fine nichil faciet de commodo nec de honore suo nec amicorum suorum. Item. prout scitis, illi qui vellent quod scisma semper duraret, qui possident beneficia sua iniuste, ut bene sciunt, et quod diu re- maneant in possessione sua, petunt concilium generale, quia sciunt quod istud expedire non posset ad minus in decem annis; et medio tempore semper haberent sua beneficia, licet ipsi sciant bene qui sunt literati, quod in isto casu nunc currente impossibile est congregare concilium generale, quia concilium generale nunquam fieri potest nisi per unum solum papam, qui convocat totum clerum. et si dominus noster, qui est solus unus et verus papa, ut deus bene scit et mundus, convocaret totum clerum, nullus qui adheret intruso veniret. et e con- verso si pars intrusi crederet facere concilium, nullus ex ista parte veniret. nec credat imperator nec reges, quod aliter facere possent. et si ambo consentirent, iterum rex Romanorum excluderetur, quia nichil facere posset nec vocem haberet, ista pro cauto scribo, ut super hiis avisetis dominum regem et suos, quod expediat se et concludat, quanto cicius poterit, quod honor et utilitas remaneat sibi, sicut sepius scrip- tum et dictum est. Item. si aliquis vobis dicat, si dominus noster recuset per istum modum concilium generale, tamquam dubitans de iure suo, dicatis expresse: quod quidquid est scriptum in iure canonico et sacra scrip- tura, quod ipse teneatur facere, ipse est paratus facere, quia ipse scit ex certa sciencia, quod ius habet in papatu, et tale quale habuit aliquis papaa) post sanctum Petrum, quia ipse propria in persona fuit presens, quando fiebat intrusio de B. et eleccio de se ipso; alter vero intrusus nichil sciebat, quia presens non fuit, nisi quantum sibi fuit falso modo persuasum. Item. alias audivistis de declaracione universitatis b) Bononiensis et civitatis eiusdem et omnium regum et principum parcium istarum, et eciam studiorum omnium, quae nullo modo possent errare de veritate facti; quare audacter concludere potestis coram omnibus, quod hic est vera veritas et iusticia, et nichil aliud petitur nisi iusticia. et idcirco mandetis domino nostro et michi, ut ipse firmiter et seriose rogat, cicius ut poteritis super premissis omnimodam vestram inten- cionem et consilium ad singula, sicut ipse confidit, qualiter ulterius sit procedendum cum rege Romanorum, et qualiter ad ipsum venire debeamus secundum videre vestrum, si velit etc.c). Item. quantum est de me, in vitissime venirem ad regem, nisi de consilio vestro; et si veniam, non veniam alio modo, nisi facere cum consilio vestro omnia, que mandabitis. quare placeat super hiis cito rescribere vestram voluntatem, antequam dieta in festo pentecostes nos preveniet. Item. omnia suprascripta sunt de mandato domini nostri. nichilo- tamen suplico humilius ut possum, quatenus parcatis michi de pro- 26 27 31 a) „papa“ über der Zeile nachgetragen b) Orig. „unuversitatis“. c) Nun folgt „vertite“ (Schluß der sechsten Seite).
54 28 29 30 Item. si rex exspectabit, quousque publice in presencia regum disputabitur de facto scismaticorum, ipse erit exclusus, et in fine nichil faciet de commodo nec de honore suo nec amicorum suorum. Item. prout scitis, illi qui vellent quod scisma semper duraret, qui possident beneficia sua iniuste, ut bene sciunt, et quod diu re- maneant in possessione sua, petunt concilium generale, quia sciunt quod istud expedire non posset ad minus in decem annis; et medio tempore semper haberent sua beneficia, licet ipsi sciant bene qui sunt literati, quod in isto casu nunc currente impossibile est congregare concilium generale, quia concilium generale nunquam fieri potest nisi per unum solum papam, qui convocat totum clerum. et si dominus noster, qui est solus unus et verus papa, ut deus bene scit et mundus, convocaret totum clerum, nullus qui adheret intruso veniret. et e con- verso si pars intrusi crederet facere concilium, nullus ex ista parte veniret. nec credat imperator nec reges, quod aliter facere possent. et si ambo consentirent, iterum rex Romanorum excluderetur, quia nichil facere posset nec vocem haberet, ista pro cauto scribo, ut super hiis avisetis dominum regem et suos, quod expediat se et concludat, quanto cicius poterit, quod honor et utilitas remaneat sibi, sicut sepius scrip- tum et dictum est. Item. si aliquis vobis dicat, si dominus noster recuset per istum modum concilium generale, tamquam dubitans de iure suo, dicatis expresse: quod quidquid est scriptum in iure canonico et sacra scrip- tura, quod ipse teneatur facere, ipse est paratus facere, quia ipse scit ex certa sciencia, quod ius habet in papatu, et tale quale habuit aliquis papaa) post sanctum Petrum, quia ipse propria in persona fuit presens, quando fiebat intrusio de B. et eleccio de se ipso; alter vero intrusus nichil sciebat, quia presens non fuit, nisi quantum sibi fuit falso modo persuasum. Item. alias audivistis de declaracione universitatis b) Bononiensis et civitatis eiusdem et omnium regum et principum parcium istarum, et eciam studiorum omnium, quae nullo modo possent errare de veritate facti; quare audacter concludere potestis coram omnibus, quod hic est vera veritas et iusticia, et nichil aliud petitur nisi iusticia. et idcirco mandetis domino nostro et michi, ut ipse firmiter et seriose rogat, cicius ut poteritis super premissis omnimodam vestram inten- cionem et consilium ad singula, sicut ipse confidit, qualiter ulterius sit procedendum cum rege Romanorum, et qualiter ad ipsum venire debeamus secundum videre vestrum, si velit etc.c). Item. quantum est de me, in vitissime venirem ad regem, nisi de consilio vestro; et si veniam, non veniam alio modo, nisi facere cum consilio vestro omnia, que mandabitis. quare placeat super hiis cito rescribere vestram voluntatem, antequam dieta in festo pentecostes nos preveniet. Item. omnia suprascripta sunt de mandato domini nostri. nichilo- tamen suplico humilius ut possum, quatenus parcatis michi de pro- 26 27 31 a) „papa“ über der Zeile nachgetragen b) Orig. „unuversitatis“. c) Nun folgt „vertite“ (Schluß der sechsten Seite).
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55 lixitate scripture et de mala forma et rudi et inepto modo scribendi, quia omnia ista feci et cottidie facio in bono proposito et sub maxima confidencia, quam ad paternitatem vestram reverendissimam semper habui et habebo, quam diu fuero in humanis. et rogo similiter affec- tuosius ut possuma), quatenus in singulis michi precipiatis sicut vestro fidelissimo servitori, quia sine dubio habeo maximam affeccio- nem vobis serviendi. et non displiceat vobis laborare in presenti mate- ria, quia sine dubio per hoc vitam eternam possidebitis, eciam sib alias nunquam alia bona feceritis, quod tamen omnibus notum est, quod alia infinita meritoria continue fecistis et facitis ad laudem ipsius dei. talem laudem et honorem aquiritis in ista materia, quod nunquam auditum est dec) aliquo prelato similia fecisse; et semper spero in dei misericordia, quod bene et cito concludatis ad votum vestrum, placeat deo, amen. Item. habuimus hic nova, non est diu, per certos nuncios, quod 32 marchiones Missenenses cum tota terra sua, et archiepiscopus Meden- burgensis cum suis sufraganeis, et Padenburgensis, et multi comites et barones cum ipsis posuerunt se in neutralitate, et mandaverunt in terris suis, quod nullus obediret intruso in Roma. nescio, si audi- vistis vel non. Item. scribo domino de Liechtenstein, quod multum displicet do- 33 mino nostro, quod dominus dux Austrie ad requistam intrusi per Wal- therum de Munderthingen mandavit balivo in Svevia, quod clerum ibidem compelleret, ut adhereret intruso; cuius tamen contrarium pro- misit duci Burgundie, quando secum fuit, qui modo bene turbatur de ista materia. at tamen clerus ibidem respondit, quod domino nostro et administratori Constanciensi adherere vellent usque ad mortem. Item. nomen illius, qui scripsit literas in Roma, est Anselmus 34 de Mediolano legum doctor, frater Alberhti de Mediolano qui est in ista villa, et credo quod ipsum bene novistis. Scriptum manu propria die XV mensis Ianuarii. H. Electensis episcopus administrator Constanciensis cubicularius domini nostri, totus vester. Informetis vos, si possitis, ad quem finem de presenti can- 35 cellarius regis Romanorum iverit Romam, dum primo venit de Heydelberg. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino Pilgrimo archiepiscopo Salczburgensi domino meo singularissimo presentetur. Die Uberschrift ,ali a nova“ und das unten folgende Schreiben des Papstes an Pilgrim vom 16. Jänner (Nr. 20) zeigen deutlich, daß neben dem vorliegenden Schreiben Baylers noch ein zweites, gegen- a) Orig. „possim". b) „si“ über der Zeile nachgetragen. c) Korrigiert aus „ab“.
55 lixitate scripture et de mala forma et rudi et inepto modo scribendi, quia omnia ista feci et cottidie facio in bono proposito et sub maxima confidencia, quam ad paternitatem vestram reverendissimam semper habui et habebo, quam diu fuero in humanis. et rogo similiter affec- tuosius ut possuma), quatenus in singulis michi precipiatis sicut vestro fidelissimo servitori, quia sine dubio habeo maximam affeccio- nem vobis serviendi. et non displiceat vobis laborare in presenti mate- ria, quia sine dubio per hoc vitam eternam possidebitis, eciam sib alias nunquam alia bona feceritis, quod tamen omnibus notum est, quod alia infinita meritoria continue fecistis et facitis ad laudem ipsius dei. talem laudem et honorem aquiritis in ista materia, quod nunquam auditum est dec) aliquo prelato similia fecisse; et semper spero in dei misericordia, quod bene et cito concludatis ad votum vestrum, placeat deo, amen. Item. habuimus hic nova, non est diu, per certos nuncios, quod 32 marchiones Missenenses cum tota terra sua, et archiepiscopus Meden- burgensis cum suis sufraganeis, et Padenburgensis, et multi comites et barones cum ipsis posuerunt se in neutralitate, et mandaverunt in terris suis, quod nullus obediret intruso in Roma. nescio, si audi- vistis vel non. Item. scribo domino de Liechtenstein, quod multum displicet do- 33 mino nostro, quod dominus dux Austrie ad requistam intrusi per Wal- therum de Munderthingen mandavit balivo in Svevia, quod clerum ibidem compelleret, ut adhereret intruso; cuius tamen contrarium pro- misit duci Burgundie, quando secum fuit, qui modo bene turbatur de ista materia. at tamen clerus ibidem respondit, quod domino nostro et administratori Constanciensi adherere vellent usque ad mortem. Item. nomen illius, qui scripsit literas in Roma, est Anselmus 34 de Mediolano legum doctor, frater Alberhti de Mediolano qui est in ista villa, et credo quod ipsum bene novistis. Scriptum manu propria die XV mensis Ianuarii. H. Electensis episcopus administrator Constanciensis cubicularius domini nostri, totus vester. Informetis vos, si possitis, ad quem finem de presenti can- 35 cellarius regis Romanorum iverit Romam, dum primo venit de Heydelberg. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino Pilgrimo archiepiscopo Salczburgensi domino meo singularissimo presentetur. Die Uberschrift ,ali a nova“ und das unten folgende Schreiben des Papstes an Pilgrim vom 16. Jänner (Nr. 20) zeigen deutlich, daß neben dem vorliegenden Schreiben Baylers noch ein zweites, gegen- a) Orig. „possim". b) „si“ über der Zeile nachgetragen. c) Korrigiert aus „ab“.
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56 wärtig nicht mehr erhaltenes an Pilgrim abgegangen ist. „Vidimus que scripsisti" heißt es in dem Papstschreiben „venerabili fratri nostro Henrico episcopo Electensi et literas tibi missas ad factum nostrum et Romane ecclesie facientes“ und weiter „quia ad scripta per te prefato Electensi idem Electensis de mandato nostro rescribit, et tibi intimat omnia occurrencia atque nova". Bayler hatte also den Auftrag, den Brief Pilgrims zu beantworten, in unserem Stücke ist jedoch nirgends ein Hinweis auf ein Schreiben Pilgrims zu finden. Die Zugehörigkeit des vorliegenden Berichtes zum Jahre 1391 ist von allem anderen abgesehen, durch die in §§ 16 und 30 ent- haltene Nachricht von einer bevorstehenden Zusammenkunft des Königs Wenzel mit Karl VI. von Frankreich zu Pfingsten (14. Mai) gesichert. Denn auf diese Zusammenkunft bezieht sich die Ein- tragung der libri intr. et exit. von 1391 Mai 6. über die Sendung des Pierre Chandon, welche unten abgedruckt ist. Zu einzelnen Punkten unseres Schreibens ist zu bemerken: Das in § 1 erwähnte Vorhaben des französischen Königs, den Papst Clemens nach Rom zu führen, wird noch ausführlicher er- zählt in dem unten folgenden Schreiben Baylers an Liechtenstein (Nr. 21). Vgl. dazu Valois II., 176. Uber den Aufenthalt des Herzogs Stephan von Bayern in Rom vgl. Lindner II, 315, und über seine Absicht, sich mit Margarete von Durazzo zu vermählen, vgl. Riezler, Geschichte Bayerns III., 152. Der in § 3 erwähnte Kardinal Pileus von Ravenna, von dem es heißt, „sicut Paulus pugnat pro ecclesia dei“ ... und „stat et facit sicut leo“, hat bald wahr gemacht, was die „perversi homines schon damals über ihn erzählten. Vgl. die zornigen Worte Baylers in seinem Schreiben vom 15. April (1391) (Nr. 24). Uber den in § 4 genannten Präfekten in Rom vgl. die Schrift von Calisse „i prefetti di Vico" in archivio storico Romano X, 395 f. Zu den Kämpfen zwischen Florenz und Mailand und dem Eingreifen Frankreichs vgl. die Schrift Jarry, „la voie de fait et l'alliance francomilanaise 1386—1395“, Bibliothèque de l'école des chartes 1892, 213 ff., und über die im § 13 erwähnten Verhandlungen über einen Friedensschluß zwischen Frankreich und England die Schrift von Moranvillé, „conférences entre la France et l'Angleterre (1388—1393)“ ebendort 50 (1889), 355—380. Was in § 14 erzählt wird, die Werbung König Wenzels um die aragonesische Prinzessin, wird in der Hauptsache von Curita „annales de la corona de Aragon“ lib. X, ad a. 1390, bestätigt. Danach traf der Gesandte Ulrico Heberspel im September 1390 in Barcelona ein, um im Namen des Königs Wenzel Juanna, die älteste Tochter des Königs von Aragon, für Markgraf Prokop zu erbitten. Nach Curita wurde der Gesandte, ohne daß eine Entscheidung ge- troffen worden wäre, abgefertigt. Damit lassen sich die Angaben in den Alia Nova gut verbinden. Der König von Aragon, der 1387 zu Clemens übergetreten war, überließ — so erzählt uns Heinrich Bayler — die Entscheidung dem Papste Clemens. Vielleicht ist der „scutifer regis Boemie“, der mit einem Kurier Clemens' VII. Anfang Juli 1390
56 wärtig nicht mehr erhaltenes an Pilgrim abgegangen ist. „Vidimus que scripsisti" heißt es in dem Papstschreiben „venerabili fratri nostro Henrico episcopo Electensi et literas tibi missas ad factum nostrum et Romane ecclesie facientes“ und weiter „quia ad scripta per te prefato Electensi idem Electensis de mandato nostro rescribit, et tibi intimat omnia occurrencia atque nova". Bayler hatte also den Auftrag, den Brief Pilgrims zu beantworten, in unserem Stücke ist jedoch nirgends ein Hinweis auf ein Schreiben Pilgrims zu finden. Die Zugehörigkeit des vorliegenden Berichtes zum Jahre 1391 ist von allem anderen abgesehen, durch die in §§ 16 und 30 ent- haltene Nachricht von einer bevorstehenden Zusammenkunft des Königs Wenzel mit Karl VI. von Frankreich zu Pfingsten (14. Mai) gesichert. Denn auf diese Zusammenkunft bezieht sich die Ein- tragung der libri intr. et exit. von 1391 Mai 6. über die Sendung des Pierre Chandon, welche unten abgedruckt ist. Zu einzelnen Punkten unseres Schreibens ist zu bemerken: Das in § 1 erwähnte Vorhaben des französischen Königs, den Papst Clemens nach Rom zu führen, wird noch ausführlicher er- zählt in dem unten folgenden Schreiben Baylers an Liechtenstein (Nr. 21). Vgl. dazu Valois II., 176. Uber den Aufenthalt des Herzogs Stephan von Bayern in Rom vgl. Lindner II, 315, und über seine Absicht, sich mit Margarete von Durazzo zu vermählen, vgl. Riezler, Geschichte Bayerns III., 152. Der in § 3 erwähnte Kardinal Pileus von Ravenna, von dem es heißt, „sicut Paulus pugnat pro ecclesia dei“ ... und „stat et facit sicut leo“, hat bald wahr gemacht, was die „perversi homines schon damals über ihn erzählten. Vgl. die zornigen Worte Baylers in seinem Schreiben vom 15. April (1391) (Nr. 24). Uber den in § 4 genannten Präfekten in Rom vgl. die Schrift von Calisse „i prefetti di Vico" in archivio storico Romano X, 395 f. Zu den Kämpfen zwischen Florenz und Mailand und dem Eingreifen Frankreichs vgl. die Schrift Jarry, „la voie de fait et l'alliance francomilanaise 1386—1395“, Bibliothèque de l'école des chartes 1892, 213 ff., und über die im § 13 erwähnten Verhandlungen über einen Friedensschluß zwischen Frankreich und England die Schrift von Moranvillé, „conférences entre la France et l'Angleterre (1388—1393)“ ebendort 50 (1889), 355—380. Was in § 14 erzählt wird, die Werbung König Wenzels um die aragonesische Prinzessin, wird in der Hauptsache von Curita „annales de la corona de Aragon“ lib. X, ad a. 1390, bestätigt. Danach traf der Gesandte Ulrico Heberspel im September 1390 in Barcelona ein, um im Namen des Königs Wenzel Juanna, die älteste Tochter des Königs von Aragon, für Markgraf Prokop zu erbitten. Nach Curita wurde der Gesandte, ohne daß eine Entscheidung ge- troffen worden wäre, abgefertigt. Damit lassen sich die Angaben in den Alia Nova gut verbinden. Der König von Aragon, der 1387 zu Clemens übergetreten war, überließ — so erzählt uns Heinrich Bayler — die Entscheidung dem Papste Clemens. Vielleicht ist der „scutifer regis Boemie“, der mit einem Kurier Clemens' VII. Anfang Juli 1390
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57 in Avignon eingetroffen war (vgl. Valois II, 285, Note 2), identisch mit dem „ianitor regis Romanorum Ulricus“ unseres Stückes, der wiederum zweifellos identisch ist mit dem von Curita genannten Ulricus Heberspel. Um die aragonesische Prinzessin hat auch Albrecht III., wie im vorliegenden Schreiben steht (§ 24), angehalten, und zwar „pro filio domini mei bone memorie ducis Leupoldi qui tamen ad huc habet uxorem, videlicet filiam regis Ungarie, licet per Saracenum teneatur“. Gemeint ist hier Wilhelm, der älteste Sohn des ver- storbenen Herzogs Leopold III., der 1374 mit der jüngeren Tochter Ludwigs I. von Ungarn, Hedwig, verlobt worden war, die Ehe mit ihr im Jahre 1385 in Krakau vollzogen hatte, aber dann flüchten mußte und seine Gattin nie wiedersah. (Vgl. Steinwender, Beiträge zur Geschichte der Leopoldiner, Arch. f. österr. Gesch. 58, 409 ff., 485 ff.) Die Ehe Hedwigs mit dem habsburgischen Wilhelm wurde von der polnischen Geistlichkeit für ungültig erklärt und Hedwig wurde gezwungen, den Großfürsten von Litauen Jagiell (Jagello) zu heiraten. So kam es, daß Wilhelm vermählt war, ohne eine Frau- zu besitzen, und daß er bis an sein Lebensende keine neue Ehe ein- gehen konnte. Was in unserem Schreiben über Hedwig gesagt wird, „licet per Saracenum teneatur“ bezieht sich darauf, daß ihr Gemahl Jagello Heide gewesen war und erst nach der Heirat die Taufe empfangen hatte. „Saracenus“ ist hier an Stelle von „paganus“, „infidelis“ gebraucht. Der Plan einer Zusammenkunft König Wenzels mit Karl VI. von Frankreich wird in den §§ 16, 26 und 30 erwähnt. Danach sollten sich die beiden Könige zu Pfingsten 1391 (14. Mai) treffen und über die Papstfrage sich besprechen. Noch mehr, nämlich den Ort dieser geplanten Zusammenkunft, erfahren wir aus einer Ein- tragung in den Rechnungsbüchern der apostolischen Kammer: unter dem Datum des 6. Mai 1391 ist notiert eine Zahlung von 121 fl. 12 sol. an „Petrus Cadonis legum doctor advocatus fiscalis camere apostolice qui mittitur per dominum Papam in Franciam pro eundo ad dietam regum Francie et Boemie ad Locum de Lucemburg“ Archiv. Vatican. Introitus et exitus 367, 144; Valois II, 284, Note 2, zu 1391 Mai 5. Die Zusammenkunft, die man in Avignon fürchtete, wie aus unserem Schreiben deutlich hervorgeht, fand jedoch nicht statt. Die §§ 1, 17 bis 21 und 34 handeln von aufgefangenen Schreiben, welche „Anselmus de Mediolano, gubernator ducis Stephani et B. intrusi“ an einen Freund gerichtet haben soll. Von diesen Schreiben machte man in Avignon den ausgiebigsten Gebrauch; es wurden, wie unser Stück zeigt, Abschriften für den König von Frankreich, für König Wenzel, für den österreichischen Herzog Albrecht III. hergestellt; es ist jedoch der Zweifel nicht zu unterdrücken, ob diese Schreiben echt oder gefälscht sind, d. h. ob sie wirklich in Rom und nicht etwa in Avignon angefertigt worden sind. Was in § 19 behauptet wird, daß es nur auf die bayrischen Herzoge angekommen wäre und B., nämlich Urban VI. (B. Ab-
57 in Avignon eingetroffen war (vgl. Valois II, 285, Note 2), identisch mit dem „ianitor regis Romanorum Ulricus“ unseres Stückes, der wiederum zweifellos identisch ist mit dem von Curita genannten Ulricus Heberspel. Um die aragonesische Prinzessin hat auch Albrecht III., wie im vorliegenden Schreiben steht (§ 24), angehalten, und zwar „pro filio domini mei bone memorie ducis Leupoldi qui tamen ad huc habet uxorem, videlicet filiam regis Ungarie, licet per Saracenum teneatur“. Gemeint ist hier Wilhelm, der älteste Sohn des ver- storbenen Herzogs Leopold III., der 1374 mit der jüngeren Tochter Ludwigs I. von Ungarn, Hedwig, verlobt worden war, die Ehe mit ihr im Jahre 1385 in Krakau vollzogen hatte, aber dann flüchten mußte und seine Gattin nie wiedersah. (Vgl. Steinwender, Beiträge zur Geschichte der Leopoldiner, Arch. f. österr. Gesch. 58, 409 ff., 485 ff.) Die Ehe Hedwigs mit dem habsburgischen Wilhelm wurde von der polnischen Geistlichkeit für ungültig erklärt und Hedwig wurde gezwungen, den Großfürsten von Litauen Jagiell (Jagello) zu heiraten. So kam es, daß Wilhelm vermählt war, ohne eine Frau- zu besitzen, und daß er bis an sein Lebensende keine neue Ehe ein- gehen konnte. Was in unserem Schreiben über Hedwig gesagt wird, „licet per Saracenum teneatur“ bezieht sich darauf, daß ihr Gemahl Jagello Heide gewesen war und erst nach der Heirat die Taufe empfangen hatte. „Saracenus“ ist hier an Stelle von „paganus“, „infidelis“ gebraucht. Der Plan einer Zusammenkunft König Wenzels mit Karl VI. von Frankreich wird in den §§ 16, 26 und 30 erwähnt. Danach sollten sich die beiden Könige zu Pfingsten 1391 (14. Mai) treffen und über die Papstfrage sich besprechen. Noch mehr, nämlich den Ort dieser geplanten Zusammenkunft, erfahren wir aus einer Ein- tragung in den Rechnungsbüchern der apostolischen Kammer: unter dem Datum des 6. Mai 1391 ist notiert eine Zahlung von 121 fl. 12 sol. an „Petrus Cadonis legum doctor advocatus fiscalis camere apostolice qui mittitur per dominum Papam in Franciam pro eundo ad dietam regum Francie et Boemie ad Locum de Lucemburg“ Archiv. Vatican. Introitus et exitus 367, 144; Valois II, 284, Note 2, zu 1391 Mai 5. Die Zusammenkunft, die man in Avignon fürchtete, wie aus unserem Schreiben deutlich hervorgeht, fand jedoch nicht statt. Die §§ 1, 17 bis 21 und 34 handeln von aufgefangenen Schreiben, welche „Anselmus de Mediolano, gubernator ducis Stephani et B. intrusi“ an einen Freund gerichtet haben soll. Von diesen Schreiben machte man in Avignon den ausgiebigsten Gebrauch; es wurden, wie unser Stück zeigt, Abschriften für den König von Frankreich, für König Wenzel, für den österreichischen Herzog Albrecht III. hergestellt; es ist jedoch der Zweifel nicht zu unterdrücken, ob diese Schreiben echt oder gefälscht sind, d. h. ob sie wirklich in Rom und nicht etwa in Avignon angefertigt worden sind. Was in § 19 behauptet wird, daß es nur auf die bayrischen Herzoge angekommen wäre und B., nämlich Urban VI. (B. Ab-
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58 kürzung für Bartholomäus) wäre allein Papst geblieben und Clemens' Legat „in istis partibus“, ist nicht mit Sicherheit zu erklären, vielleicht ist gemeint die beabsichtigte Sendung von Clemens oder wie er vor seiner Papstwahl hieß, des Kardinals Robert von Genf, nach Deutschland 1376 (vgl. Deutsche Reichstagsakten I, Nr. 61 ff.) oder die wirklich erfolgte Sendung nach Italien, d.h. gegen die Florentiner. Die Angabe des § 21, „quod ille episcopus est de domo sua [sc. ducis Stephani], et iurabit eum contra Australes“, bezieht sich wahrscheinlich auf Bischof Johann von Regensburg, einen natür- lichen Sohn des Herzogs Stephan von Bayern. (Vgl. über ihn Riezler III, 111.) Aus § 22 ist eine Stelle besonders hervorzuheben: Bayler schreibt an König Wenzel „in volgari, manu mea propria, quam bene noscit“. (Vgl. dazu das folgende Stück Nr. 21.) „Parcatis michi,“ schreibt Bayler in § 31, „de prolixitate scripture et de mala forma et rudi et inepto modo scribendi.“ Die „mala forma“ wird durch die Schrift und die zahlreichen Nach- träge über der Zeile bestätigt; auch für den „rudis et ineptus modus scribendi" finden sich Belege, man sehe z. B. § 10 „mortuus est [rex Hyspanie] currendo super equum, equo mortuo cadendo“ etc. Be- zeichnend für die Flüchtigkeit, mit der Bayler schrieb, ist der Umstand, daß Wenzel durchwegs „rex Romanorum“ genannt wird, während ihm damals von Avignon nur der Titel „rex Boemie“ oder „rex Boemie in regem Romanorum electus“ zugestanden wurde1). Für die „prolixitas scripture“ bieten das beste Beispiel §§ 17 und 18, die wiederholen, was in § 1 bereits gesagt worden war. 19. Bayler an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1391) Jänner 16. Ubersendet ihm Abschriften der aufgefangenen Briefe (siehe Nr. 18) und ein Schreiben an König Wenzel; Pilgrim möge beides nach seinem Gutdünken durch einen geheimen Boten an den König schicken oder die Abschriften und den Brief zurückbehalten. Original auf Papier, eigenhändig, verschlossen durch auf- gedrücktes Siegel unter Papierdecke. Domine mi metuendissime. Sicut in aliis literis vobis feci mencionem, qualiter placebat domino nostro, quod ille copie literarum eciam presentarentur regi 1) An diese Vorschrift hat sich auch Bayler in späteren Briefen gehalten.
58 kürzung für Bartholomäus) wäre allein Papst geblieben und Clemens' Legat „in istis partibus“, ist nicht mit Sicherheit zu erklären, vielleicht ist gemeint die beabsichtigte Sendung von Clemens oder wie er vor seiner Papstwahl hieß, des Kardinals Robert von Genf, nach Deutschland 1376 (vgl. Deutsche Reichstagsakten I, Nr. 61 ff.) oder die wirklich erfolgte Sendung nach Italien, d.h. gegen die Florentiner. Die Angabe des § 21, „quod ille episcopus est de domo sua [sc. ducis Stephani], et iurabit eum contra Australes“, bezieht sich wahrscheinlich auf Bischof Johann von Regensburg, einen natür- lichen Sohn des Herzogs Stephan von Bayern. (Vgl. über ihn Riezler III, 111.) Aus § 22 ist eine Stelle besonders hervorzuheben: Bayler schreibt an König Wenzel „in volgari, manu mea propria, quam bene noscit“. (Vgl. dazu das folgende Stück Nr. 21.) „Parcatis michi,“ schreibt Bayler in § 31, „de prolixitate scripture et de mala forma et rudi et inepto modo scribendi.“ Die „mala forma“ wird durch die Schrift und die zahlreichen Nach- träge über der Zeile bestätigt; auch für den „rudis et ineptus modus scribendi" finden sich Belege, man sehe z. B. § 10 „mortuus est [rex Hyspanie] currendo super equum, equo mortuo cadendo“ etc. Be- zeichnend für die Flüchtigkeit, mit der Bayler schrieb, ist der Umstand, daß Wenzel durchwegs „rex Romanorum“ genannt wird, während ihm damals von Avignon nur der Titel „rex Boemie“ oder „rex Boemie in regem Romanorum electus“ zugestanden wurde1). Für die „prolixitas scripture“ bieten das beste Beispiel §§ 17 und 18, die wiederholen, was in § 1 bereits gesagt worden war. 19. Bayler an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1391) Jänner 16. Ubersendet ihm Abschriften der aufgefangenen Briefe (siehe Nr. 18) und ein Schreiben an König Wenzel; Pilgrim möge beides nach seinem Gutdünken durch einen geheimen Boten an den König schicken oder die Abschriften und den Brief zurückbehalten. Original auf Papier, eigenhändig, verschlossen durch auf- gedrücktes Siegel unter Papierdecke. Domine mi metuendissime. Sicut in aliis literis vobis feci mencionem, qualiter placebat domino nostro, quod ille copie literarum eciam presentarentur regi 1) An diese Vorschrift hat sich auch Bayler in späteren Briefen gehalten.
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59 Romanorum ad istum finem, ut melius cognosceret malicias illorum dominorum non obstante matrimonio inter ipsos habito, qua propter mitto vobis hic interclusam apertam literam regis Romanorum, quam sibi manu propria scribo, quam bene cognoscit in ista materia, sicut met bene videtis in ipsa contineri. si vobis non displiceat et videatur quod sit faciendum, mittatis sibi dictas copias et literam meam per aliquem nuncium secrete, et sigilletis literam meam, si videatur vobis expediens, cum aliquo signeto vestro vel cum uno denario; non est curandum, quia nunquam sibi sigillavi literas meas cum certis signetis, quia noscit manum. et si vobis videtur, quod non esset faciendum, retineatis totum penes vos. Sed de matrimonio, ut scribitur in litera, esset neccessarium, quod ipse esset avisatus, quia rex Arragonensis non volt duci per verba, et reperiet multos reges qui libenter haberent filiam suam. et istud quod facit hic, non fit ob aliam causam nisi propter honorem domini nostri, et sicut ego cum ambaxiatoribus et nunciis ipsius regis Arragonensis sepius tractavi, quia multum ipsis cottidie servio, et libenter faciunt ad peticionem meam quidquid boni possunt. Predictum igitur negocium relinquit dominus noster penitus discreccioni vestre, ut vos in hiis consideretis, quid sit pro meliori, licet ipse libenter videret, quod facta illorum scirentur, qui nunquam fecerunt nisi malum pro ecclesia dei, nec aliud facient, quam diu vivent. in hiis similiter placeat paternitati vestre reverendissime scribere huc quid sit factum etc. Scriptum manu propria die XVI mensis Ianuarii. H. vester totus. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino P. archiepiscopo Salczburgensi domino meo metuendissimo presentetur. Aus dem vorliegenden Schreiben ist eine Stelle hervorzuheben. Bayler legt einen Brief an König Wenzel bei, und zwar, wie in Nr. 18 § 22 angegeben ist, geschrieben „in volgari“, d. h. deutsch, und bemerkt, daß der König seine (Baylers) Handschrift gut kenne. Daraus geht hervor, daß Bayler diesen Brief an König Wenzel nicht unterfertigt hat. Andererseits ist der Schluß zulässig, daß Bayler zahlreiche Briefe an König Wenzel gerichtet hatte, wie hätte dieser sonst die Handschrift Baylers so gut im Gedächtnis haben können. 20. Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim II. Avignon (1391) Jänner 16.
59 Romanorum ad istum finem, ut melius cognosceret malicias illorum dominorum non obstante matrimonio inter ipsos habito, qua propter mitto vobis hic interclusam apertam literam regis Romanorum, quam sibi manu propria scribo, quam bene cognoscit in ista materia, sicut met bene videtis in ipsa contineri. si vobis non displiceat et videatur quod sit faciendum, mittatis sibi dictas copias et literam meam per aliquem nuncium secrete, et sigilletis literam meam, si videatur vobis expediens, cum aliquo signeto vestro vel cum uno denario; non est curandum, quia nunquam sibi sigillavi literas meas cum certis signetis, quia noscit manum. et si vobis videtur, quod non esset faciendum, retineatis totum penes vos. Sed de matrimonio, ut scribitur in litera, esset neccessarium, quod ipse esset avisatus, quia rex Arragonensis non volt duci per verba, et reperiet multos reges qui libenter haberent filiam suam. et istud quod facit hic, non fit ob aliam causam nisi propter honorem domini nostri, et sicut ego cum ambaxiatoribus et nunciis ipsius regis Arragonensis sepius tractavi, quia multum ipsis cottidie servio, et libenter faciunt ad peticionem meam quidquid boni possunt. Predictum igitur negocium relinquit dominus noster penitus discreccioni vestre, ut vos in hiis consideretis, quid sit pro meliori, licet ipse libenter videret, quod facta illorum scirentur, qui nunquam fecerunt nisi malum pro ecclesia dei, nec aliud facient, quam diu vivent. in hiis similiter placeat paternitati vestre reverendissime scribere huc quid sit factum etc. Scriptum manu propria die XVI mensis Ianuarii. H. vester totus. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino P. archiepiscopo Salczburgensi domino meo metuendissimo presentetur. Aus dem vorliegenden Schreiben ist eine Stelle hervorzuheben. Bayler legt einen Brief an König Wenzel bei, und zwar, wie in Nr. 18 § 22 angegeben ist, geschrieben „in volgari“, d. h. deutsch, und bemerkt, daß der König seine (Baylers) Handschrift gut kenne. Daraus geht hervor, daß Bayler diesen Brief an König Wenzel nicht unterfertigt hat. Andererseits ist der Schluß zulässig, daß Bayler zahlreiche Briefe an König Wenzel gerichtet hatte, wie hätte dieser sonst die Handschrift Baylers so gut im Gedächtnis haben können. 20. Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim II. Avignon (1391) Jänner 16.
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60 Schreiben Pilgrims an Bayler; Dank für seine Tätigkeit; Ver- weis auf die Antwort Baylers. Original auf Papier von der Hand Muretis, wie der Schrift- vergleich mit Nr. 28 zeigt. Verschlossen durch aufgedrücktes, zum Teil erhaltenes Siegel. Clemens etc. Venerabilis frater. Vidimus que scripsisti venerabili fratri nostro Henrico episcopo Electensi et literas tibi missas ad factum nostrum et Romane ecclesie facientes, de quibus omnibus fraternitati tue quas scimus et possumus graciarum referimus actiones. et quidem non latuerunt neque latent advisamenta tua salubria et opera laude digna, que circa huiusmodi factum nostrum et Romane ecclesie iugiter prebuisti et prebere cotidie non desistis. et novit altissimus qui nil ignorat, quod inter ceteros ipsarum ymo multarum regionum prelatos tibi signanter teneri cognos- cimus, et ingerente se casu libenter cupimus complacere. Porro quia ad scripta per te prefato Electensi idem Electensis de mandato nostro rescribit, et tibi intimat omnia occurrencia atque nova, non rescribimus tibi aliud pro presenti, nisi conforteris in domino, cuius causam prosequeris diligenter, et sicut cepisti, laudabiliter perse- veres, ut te auctore caligo, que ibi corda plurimum obscuravit, auferatur de medio, et lumen nostre iusticie ymo veritatis dominice tanquam iubar fulgidissimum resplendescat. Datum Avinione sub signeto nostro secreto die XVI mensis Ianuarii. [In verso] Venerabili fratri Pilgrimo archiepiscopo Saltzburgensi. Das Jahr 1391 ergibt sich aus dem Hinweis unseres Schreibens auf Nr. 181). In dem vorliegenden Schreiben ist eine Stelle beachtenswert; es wird Pilgrim, der vom Papst und Bayler mit Lobsprüchen über- schüttet wird, noch in Aussicht gestellt, „quod tibi ingerente se casu libenter cupimus complacere“, also eine neue Belohnung und doch hatte Pilgrim schon bisher vom Papst genug erhalten. (Vgl. Nr. 2 und 3.) 21. Bayler an Hans von Liechtenstein. Avignon (1391) Februar 9. „et quia idem Electensis tibi intimat omnia occurrencia atque nova.“
60 Schreiben Pilgrims an Bayler; Dank für seine Tätigkeit; Ver- weis auf die Antwort Baylers. Original auf Papier von der Hand Muretis, wie der Schrift- vergleich mit Nr. 28 zeigt. Verschlossen durch aufgedrücktes, zum Teil erhaltenes Siegel. Clemens etc. Venerabilis frater. Vidimus que scripsisti venerabili fratri nostro Henrico episcopo Electensi et literas tibi missas ad factum nostrum et Romane ecclesie facientes, de quibus omnibus fraternitati tue quas scimus et possumus graciarum referimus actiones. et quidem non latuerunt neque latent advisamenta tua salubria et opera laude digna, que circa huiusmodi factum nostrum et Romane ecclesie iugiter prebuisti et prebere cotidie non desistis. et novit altissimus qui nil ignorat, quod inter ceteros ipsarum ymo multarum regionum prelatos tibi signanter teneri cognos- cimus, et ingerente se casu libenter cupimus complacere. Porro quia ad scripta per te prefato Electensi idem Electensis de mandato nostro rescribit, et tibi intimat omnia occurrencia atque nova, non rescribimus tibi aliud pro presenti, nisi conforteris in domino, cuius causam prosequeris diligenter, et sicut cepisti, laudabiliter perse- veres, ut te auctore caligo, que ibi corda plurimum obscuravit, auferatur de medio, et lumen nostre iusticie ymo veritatis dominice tanquam iubar fulgidissimum resplendescat. Datum Avinione sub signeto nostro secreto die XVI mensis Ianuarii. [In verso] Venerabili fratri Pilgrimo archiepiscopo Saltzburgensi. Das Jahr 1391 ergibt sich aus dem Hinweis unseres Schreibens auf Nr. 181). In dem vorliegenden Schreiben ist eine Stelle beachtenswert; es wird Pilgrim, der vom Papst und Bayler mit Lobsprüchen über- schüttet wird, noch in Aussicht gestellt, „quod tibi ingerente se casu libenter cupimus complacere“, also eine neue Belohnung und doch hatte Pilgrim schon bisher vom Papst genug erhalten. (Vgl. Nr. 2 und 3.) 21. Bayler an Hans von Liechtenstein. Avignon (1391) Februar 9. „et quia idem Electensis tibi intimat omnia occurrencia atque nova.“
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61 Verweis auf frühere Schreiben; Mitteilung von dem bevor- stehenden Zug des französischen Königs nach Rom; Beteuerung seiner Dienstbereitschaft, Bitte um ein gutes Reitpferd; Meldungen aus Rom. Original auf Papier, eigenhändig, mit Nachschrift auf einem beigeschlossenen (angeklebten) Zettel, verschlossen durch auf- gedrücktes, zum Teil erhaltenes Siegel. Nach minen willigen dienst und waza) ich gütz vermag. Lieber herr, ich hab uch kurtzlich verschriben von den lofjen, die mich do dunkten dazb) zeschribent warint; nu sint syder har sicher mer und loffe uff gestanden, daz der kung von Frankrich mit sins selbs lip und persone furren wil babst Clementen gen Rom, und in da setzen in possesion, alz XIII siner vorvarn, kunge ze Frankrich in semlichen stozzen der cristenhei getann hand, abz man wol ge- schriben vindet in den alten croniken, und der kung sol hie sin in dirre statt by dem babst uff die ostren die nu nehest kunptig sint, und von hinnan sollent sy mit einander ziehen mit gantzer maht unverzogenlich nach ostren, so si erst ze veld beliben mugent. und mit in so ziehet der hertzog von Burgundi, der hertzog von Berry, des kungs brüder von Frankrich, und alle die mehtigen herren die in disen landen sint. und ist ietz uff dem weg der hertzog von Burgundi und dez kungs brüder, die ziehent und ritent unverzogenlich zů herr Galeatzen dem herren von Meylant mit dem uber ein komen, daz man dester minr hindernust uff der strazze habe. Und wan ich wol weizz, daz ir gern sehent, daz dizz stozze die in der cristenheit sint ein gût end nement, darumb so schrib ich uch dise loffe, und hoffe ze got, ez sôllent alle stôzzee) mit dirre vart ein güt ende nemen, nach dem und wir hie nit anders begerent denn eins blossen rehten, und ouch nachdem daz dirr kung jung und unschuldig ist, und grozz maht und gewalt hat und vil fruntschaft und lig und kuntschaft in Ytaly und in andern landen, und ouch die herren die mit im ziehent die gar witzig sint, und die loff dirr welt wol verstand. und dizz loff sint noch nit offenlich geseit iederman, doch so wolt der babst wol und erlobt mir ouch sunderlich, daz ich uch hie von schribe eigenlich und fur war. darumb, lieber herr, bedenkent in disen loffen, ob uch ihcz dunke daz man hie tùn sôlle, daz die sachen dester sicher- licher fur sich gangen, und ob ihcz ze tunde oder ze werben sie an minen herren von Osterich, daz sin from oder ere sie. daz land mich wissen, so trib und wirb ich ez, so ich iemer erntschlichest kan oder mag. und darumb so hab ich uch aller meist disen botten gesant, der heimlich ist, und nieman weizz daz er min diener ist. dem mugent ir wol frilich getruwen, waz ir im enphelhen wellent, daz ez heimlich belibe. Ouch hab im sunderlich enpholhen, daz er nit von uch scheide, uncz daz ir mir by im sendent einen güten meyden und loffer uff dise b) Orig. dz und so wiederholt. a) Orig. wz. c) Orig. „stezze".
61 Verweis auf frühere Schreiben; Mitteilung von dem bevor- stehenden Zug des französischen Königs nach Rom; Beteuerung seiner Dienstbereitschaft, Bitte um ein gutes Reitpferd; Meldungen aus Rom. Original auf Papier, eigenhändig, mit Nachschrift auf einem beigeschlossenen (angeklebten) Zettel, verschlossen durch auf- gedrücktes, zum Teil erhaltenes Siegel. Nach minen willigen dienst und waza) ich gütz vermag. Lieber herr, ich hab uch kurtzlich verschriben von den lofjen, die mich do dunkten dazb) zeschribent warint; nu sint syder har sicher mer und loffe uff gestanden, daz der kung von Frankrich mit sins selbs lip und persone furren wil babst Clementen gen Rom, und in da setzen in possesion, alz XIII siner vorvarn, kunge ze Frankrich in semlichen stozzen der cristenhei getann hand, abz man wol ge- schriben vindet in den alten croniken, und der kung sol hie sin in dirre statt by dem babst uff die ostren die nu nehest kunptig sint, und von hinnan sollent sy mit einander ziehen mit gantzer maht unverzogenlich nach ostren, so si erst ze veld beliben mugent. und mit in so ziehet der hertzog von Burgundi, der hertzog von Berry, des kungs brüder von Frankrich, und alle die mehtigen herren die in disen landen sint. und ist ietz uff dem weg der hertzog von Burgundi und dez kungs brüder, die ziehent und ritent unverzogenlich zů herr Galeatzen dem herren von Meylant mit dem uber ein komen, daz man dester minr hindernust uff der strazze habe. Und wan ich wol weizz, daz ir gern sehent, daz dizz stozze die in der cristenheit sint ein gût end nement, darumb so schrib ich uch dise loffe, und hoffe ze got, ez sôllent alle stôzzee) mit dirre vart ein güt ende nemen, nach dem und wir hie nit anders begerent denn eins blossen rehten, und ouch nachdem daz dirr kung jung und unschuldig ist, und grozz maht und gewalt hat und vil fruntschaft und lig und kuntschaft in Ytaly und in andern landen, und ouch die herren die mit im ziehent die gar witzig sint, und die loff dirr welt wol verstand. und dizz loff sint noch nit offenlich geseit iederman, doch so wolt der babst wol und erlobt mir ouch sunderlich, daz ich uch hie von schribe eigenlich und fur war. darumb, lieber herr, bedenkent in disen loffen, ob uch ihcz dunke daz man hie tùn sôlle, daz die sachen dester sicher- licher fur sich gangen, und ob ihcz ze tunde oder ze werben sie an minen herren von Osterich, daz sin from oder ere sie. daz land mich wissen, so trib und wirb ich ez, so ich iemer erntschlichest kan oder mag. und darumb so hab ich uch aller meist disen botten gesant, der heimlich ist, und nieman weizz daz er min diener ist. dem mugent ir wol frilich getruwen, waz ir im enphelhen wellent, daz ez heimlich belibe. Ouch hab im sunderlich enpholhen, daz er nit von uch scheide, uncz daz ir mir by im sendent einen güten meyden und loffer uff dise b) Orig. dz und so wiederholt. a) Orig. wz. c) Orig. „stezze".
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62 vart, daz ich nit der lest belib, allen Tutschen ze schande. wan hette ich noch vil phenning, so kunde ich hie nit vinden guti pherit, alz wir bedurfen uff die stras. dar umb so land mich uch hie mit enpholhen sin, alz ich uch sunderlich wol getrewen, und vergebent mir, daz ich uch alz torlich schribe, ich tün ez werlich in gantzen gütem sinne und in gantzen truwen, die ich zů uch hab und haben wil, die wil ich leben. Ouch wist ich gern, ob uch vil brief worden warint, die ich vor disem mal geschriben han von vil sachen; daz und ander loffe land mich wissen by disem botten iemer durch miner willigen diensten wegen. ouch ist miner Mucl noch nit komen von Arragony, alz bald der kimt, so sende ich in dem Wehinger. Gebietent mir in allen sachen alz uwerm sunder getruwen, und enphelhent mich demuteklich minen gnedigen herren. Geschriben mit miner hand ze Avinion an dem VIIII tag Februar. Hainrich Bayler byschof ze Elect wylont byschof ze Valencz etc. Wenne wir ouch uff die strazz komen, so laz ich uch alle zit elli mer wissen etc. Nach dem und dizz brieff geschriben worden, do komen uns sicher brief uss der statt von Röm von unser frunden und diener, daz man ze Rom offenlich seit, daz der kung von Frankrich und der babst mit gantzer maht gen Rom komen sôlten, und daz si in gar ubel förhten, und mohten doch dis rede nit sagen denn von in selber, wann do die red ze Rom beschach noch dennoht wiste der kung von Frankrich nihtz uff ertrich umb sin vart, noch nieman lebender weder babst noch ander lut. Ouch stat in den selben briefen, daz do kom des Romschen kung bihtiger gen Rom mit dez Romschen kungs brief, die offenlich gelesen worden vor allem volg, und die brief seiten, daz der Romsch kung globt und vast verhiess, den intrusum, der sich babst niempt") ze Rom, halten eweklich und vesteklich fur einen rehten babst, und den ze Avinion fur einen widerbabst, und im beholfen sin mit lip und gûte, und ouch selber ietz mit siner person komen gen Rom, und da sin cron nemen von dem ze Rom. Da ervarent, waz uch güt dunkeb), und enbietent ouch, waz ir mugent, heimlich har von sach wegen, die ich geschriben getar, und vergessent mines meyden nit. [In verso] Dem edeln wolgebornen hern Hansen von Liehtenstein hofmeister mins gnedigen herren von Osterich. Das vorliegende Schreiben befindet sich unter den Papieren des Erzbischofs Pilgrim; daraus ist zu schließen, daß es dem Adres- saten Hans von Liechtenstein, Hofmeister und erstem Rat des a) So Orig. (statt „nennt“). b) Orig. „dumke".
62 vart, daz ich nit der lest belib, allen Tutschen ze schande. wan hette ich noch vil phenning, so kunde ich hie nit vinden guti pherit, alz wir bedurfen uff die stras. dar umb so land mich uch hie mit enpholhen sin, alz ich uch sunderlich wol getrewen, und vergebent mir, daz ich uch alz torlich schribe, ich tün ez werlich in gantzen gütem sinne und in gantzen truwen, die ich zů uch hab und haben wil, die wil ich leben. Ouch wist ich gern, ob uch vil brief worden warint, die ich vor disem mal geschriben han von vil sachen; daz und ander loffe land mich wissen by disem botten iemer durch miner willigen diensten wegen. ouch ist miner Mucl noch nit komen von Arragony, alz bald der kimt, so sende ich in dem Wehinger. Gebietent mir in allen sachen alz uwerm sunder getruwen, und enphelhent mich demuteklich minen gnedigen herren. Geschriben mit miner hand ze Avinion an dem VIIII tag Februar. Hainrich Bayler byschof ze Elect wylont byschof ze Valencz etc. Wenne wir ouch uff die strazz komen, so laz ich uch alle zit elli mer wissen etc. Nach dem und dizz brieff geschriben worden, do komen uns sicher brief uss der statt von Röm von unser frunden und diener, daz man ze Rom offenlich seit, daz der kung von Frankrich und der babst mit gantzer maht gen Rom komen sôlten, und daz si in gar ubel förhten, und mohten doch dis rede nit sagen denn von in selber, wann do die red ze Rom beschach noch dennoht wiste der kung von Frankrich nihtz uff ertrich umb sin vart, noch nieman lebender weder babst noch ander lut. Ouch stat in den selben briefen, daz do kom des Romschen kung bihtiger gen Rom mit dez Romschen kungs brief, die offenlich gelesen worden vor allem volg, und die brief seiten, daz der Romsch kung globt und vast verhiess, den intrusum, der sich babst niempt") ze Rom, halten eweklich und vesteklich fur einen rehten babst, und den ze Avinion fur einen widerbabst, und im beholfen sin mit lip und gûte, und ouch selber ietz mit siner person komen gen Rom, und da sin cron nemen von dem ze Rom. Da ervarent, waz uch güt dunkeb), und enbietent ouch, waz ir mugent, heimlich har von sach wegen, die ich geschriben getar, und vergessent mines meyden nit. [In verso] Dem edeln wolgebornen hern Hansen von Liehtenstein hofmeister mins gnedigen herren von Osterich. Das vorliegende Schreiben befindet sich unter den Papieren des Erzbischofs Pilgrim; daraus ist zu schließen, daß es dem Adres- saten Hans von Liechtenstein, Hofmeister und erstem Rat des a) So Orig. (statt „nennt“). b) Orig. „dumke".
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63 österreichischen Herzogs Albrecht III.1), nicht zugekommen ist. Das Schreiben dürfte dem Erzbischof Pilgrim mit dem Ersuchen um Weiterbeförderung überbracht worden sein und Pilgrim hat es wohl zurückbehalten. Eine Erklärung bietet eine Stelle in dem unten folgenden Schreiben Baylers an Pilgrim von (1391) Dezember 9 (Nr. 26), „misi vobis eciam predictos articulos, ut domino Johanni de Lichtenstein mitteretis, sed visum fuit vobis, quod non expediret“2). In dem vorliegenden Brief, dessen Siegel einen Kopf ohne Umschrift zeigt, nennt sich Bayler einen Deutschen3) und unter- fertigt sich: Hainrich Bayler. Holtermann (a. a. O. S. 38, Note 1) will ihn dem Schaffhausner Geschlechte der Peyer zuzählen und meint, daß sein Name, nämlich Peyer, in der päpstlichen Kanzlei entweder nicht richtig verstanden oder der französischen Schreib- weise angeglichen und deshalb Bayler, Beyler, Bailler oder Bailar geschrieben wurde. Diese Erklärung Holtermanns wird durch unseren Brief widerlegt, da der Schreiber desselben sich Hainrich Bayler nennt. Beachtenswert ist die Angabe Baylers, daß er wiederholt an Hans von Lichtenstein geschrieben habe. In Nr. 20 beruft sich Bayler darauf, daß König Wenzel seine (Baylers) Schrift gut kenne, also auch dem König hat Bayler wiederholt geschrieben, und unsere Stücke zeigen wiederum, daß Bayler mit Erzbischof Pilgrim in Korrespondenz stand. Damit gewinnen wir ein Bild von der eigent- lichen Tätigkeit Baylers. Der in unserem Schreiben genannte Wehinger ist wohl identisch mit Reinhart von Wehingen, der 1386 als Hofmeister des Herzogs Leopold III. genannt wird. (Vgl. die Urkunde Leopolds III. von 1386 Mai 11 im cod. suppl. 408, fol. 9, des Wiener Staatsarchivs.) Im Jahre 1390 war er Landvogt der gesamten vorderösterreichischen Gebiete. (Vgl. die Urkunde Albrechts III. von 1390 Oktober 23, ebendort cod. suppl. 409, fol. 22.) Aus unserem Briefe läßt sich schließen, daß er mit der öster- reichischen Werbung um die aragonesische Prinzessin Juanna (siehe Nr. 18) zu tun hatte. 1) In einem Schreiben Albrechts III. an Papst Bonifaz IX., ddo. Salzburg, 1390 Jänner 28, in welchem Georg von Lichtenstein, Propst zu Wien, für das nächste freiwerdende Bistum in Österreich oder dessen Nachbarländer empfohlen wird, wird auch die Verwandtschaft Georgs mit Johann von Lichtenstein hervorgehoben, „quod...vir magnificus Johannes de Liechtenstein, magister et rector aule mee ducalis apud felic. record. quondam dominum imperatorem novissimum ac modernum dominum regem Romanorum ac me et alios harum partium principes et magnates pro bono et commodo sancte Romane ecclesie est plurima utilia operatus ac hodie poterit operari“ (Wien, Staatsarchiv, cod. suppl. Nr. 409, fol. 65, gleichzeitige Abschrift). 2) Als im Jahre 1394 Hans von Lichtenstein in Ungnade fiel und mit allen seinen Verwandten von Herzog Albrecht III. in Haft gesetzt wurde, hat Erzbischof Pilgrim dem Herzog Hilfe geleistet. Ob schon 1391 das Verhältnis zwischen Erzbischof Pilgrim und Hans von Lichtenstein ein schlechtes war, läßt sich nicht sagen. 3) Damit ist die von älteren Autoren (angeführt bei Holtermann a. a. O. 38, Note 1) geäußerte Vermutung, daß er ein Franzose gewesen sei, widerlegt.
63 österreichischen Herzogs Albrecht III.1), nicht zugekommen ist. Das Schreiben dürfte dem Erzbischof Pilgrim mit dem Ersuchen um Weiterbeförderung überbracht worden sein und Pilgrim hat es wohl zurückbehalten. Eine Erklärung bietet eine Stelle in dem unten folgenden Schreiben Baylers an Pilgrim von (1391) Dezember 9 (Nr. 26), „misi vobis eciam predictos articulos, ut domino Johanni de Lichtenstein mitteretis, sed visum fuit vobis, quod non expediret“2). In dem vorliegenden Brief, dessen Siegel einen Kopf ohne Umschrift zeigt, nennt sich Bayler einen Deutschen3) und unter- fertigt sich: Hainrich Bayler. Holtermann (a. a. O. S. 38, Note 1) will ihn dem Schaffhausner Geschlechte der Peyer zuzählen und meint, daß sein Name, nämlich Peyer, in der päpstlichen Kanzlei entweder nicht richtig verstanden oder der französischen Schreib- weise angeglichen und deshalb Bayler, Beyler, Bailler oder Bailar geschrieben wurde. Diese Erklärung Holtermanns wird durch unseren Brief widerlegt, da der Schreiber desselben sich Hainrich Bayler nennt. Beachtenswert ist die Angabe Baylers, daß er wiederholt an Hans von Lichtenstein geschrieben habe. In Nr. 20 beruft sich Bayler darauf, daß König Wenzel seine (Baylers) Schrift gut kenne, also auch dem König hat Bayler wiederholt geschrieben, und unsere Stücke zeigen wiederum, daß Bayler mit Erzbischof Pilgrim in Korrespondenz stand. Damit gewinnen wir ein Bild von der eigent- lichen Tätigkeit Baylers. Der in unserem Schreiben genannte Wehinger ist wohl identisch mit Reinhart von Wehingen, der 1386 als Hofmeister des Herzogs Leopold III. genannt wird. (Vgl. die Urkunde Leopolds III. von 1386 Mai 11 im cod. suppl. 408, fol. 9, des Wiener Staatsarchivs.) Im Jahre 1390 war er Landvogt der gesamten vorderösterreichischen Gebiete. (Vgl. die Urkunde Albrechts III. von 1390 Oktober 23, ebendort cod. suppl. 409, fol. 22.) Aus unserem Briefe läßt sich schließen, daß er mit der öster- reichischen Werbung um die aragonesische Prinzessin Juanna (siehe Nr. 18) zu tun hatte. 1) In einem Schreiben Albrechts III. an Papst Bonifaz IX., ddo. Salzburg, 1390 Jänner 28, in welchem Georg von Lichtenstein, Propst zu Wien, für das nächste freiwerdende Bistum in Österreich oder dessen Nachbarländer empfohlen wird, wird auch die Verwandtschaft Georgs mit Johann von Lichtenstein hervorgehoben, „quod...vir magnificus Johannes de Liechtenstein, magister et rector aule mee ducalis apud felic. record. quondam dominum imperatorem novissimum ac modernum dominum regem Romanorum ac me et alios harum partium principes et magnates pro bono et commodo sancte Romane ecclesie est plurima utilia operatus ac hodie poterit operari“ (Wien, Staatsarchiv, cod. suppl. Nr. 409, fol. 65, gleichzeitige Abschrift). 2) Als im Jahre 1394 Hans von Lichtenstein in Ungnade fiel und mit allen seinen Verwandten von Herzog Albrecht III. in Haft gesetzt wurde, hat Erzbischof Pilgrim dem Herzog Hilfe geleistet. Ob schon 1391 das Verhältnis zwischen Erzbischof Pilgrim und Hans von Lichtenstein ein schlechtes war, läßt sich nicht sagen. 3) Damit ist die von älteren Autoren (angeführt bei Holtermann a. a. O. 38, Note 1) geäußerte Vermutung, daß er ein Franzose gewesen sei, widerlegt.
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64 22. Hainrich Scopp von der Duben und Chuonrat Kappler, Räte König Wenzels, an Erzbischof Pilgrim. (Prag 1391 Feber-März.) Forderungen des Königs Wenzel: Entscheidung der Papst- frage durch ihn, Besetzung der deutschen und böhmischen Bis- tümer und der Prälaturen im böhmischen Reich nach seinem Vor- schlage, Zuweisung von Kirchenzehenten an ihn. Gleichzeitige Kopie auf einem Papierblatt in sorgfältiger Schrift von gleicher Hand wie das Konzept zu Nr. 12, mit dem Vermerk in verso „articuli ultimi“. Articuli et responsiva regis. War, das in der verhorung des rechten der pabst von Avion seyn recht in der mazz nicht weysen maht, das zwayung dar an wurde under den gelerten, was denn unser herr der kunig dar uber auzzspricht, und wen er auf nimpt fur ainen pabst, das es dabey beleibe, und das auch das also vergewisset werde, und mit der cardinal briefen, das unsers herren des kunigs auzzsprucha) stat gehalten werde. Item. umb die bistum der dreyer kurfursten, dieselben drew bistum, ze Mentz, ze Kóln, und ze Tryer, und alle bistum in Teutschen landen, die zů dem reych gehorent und lehen von dem reych habent, da kraft an leyt und da von der kunig mag gesterket werden: die sol der pabst leihen nach des kunigs bett, doch also das dieselben gelert seyn, das si ir ampt kunnen und verwesen mugen. und das daz alles also bestät und versichert werde untz an den dritten kunig nach im. Item. auch umb die bistum in Behaim, in Marhern, und ze Pressla, und auch umb all prelatur in denselben landen, die sol der pabst auch leyhen nach unsers herren des kunigs bett, als vorge- schriben stet. Item. und das der pabst von Avion unserm herren dem kunig fur seyn zerung geb und schaff an zehenden. Des sind redner und auzzrichter gewesen her Hainrich Scopp von der Duben, hofmaister, und Chünratb) der Kappler, rat unsers herren des kunigs. Die vorliegende Abschrift, die sich unter den Papieren des Erzbischofs befindet, ist, wie die Schriftvergleichung ergibt, in Salz- burg, d. h. vom Sekretär des Erzbischofs geschrieben. Das Original, das aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Siegeln der beiden könig- lichen Räte versehen war, ist von Pilgrim nach Avignon gesandt worden. a) Das folgende „wer" durchstrichen. über der Zeile nachgetragen. b) „Chünrat“ von gleicher Hand
64 22. Hainrich Scopp von der Duben und Chuonrat Kappler, Räte König Wenzels, an Erzbischof Pilgrim. (Prag 1391 Feber-März.) Forderungen des Königs Wenzel: Entscheidung der Papst- frage durch ihn, Besetzung der deutschen und böhmischen Bis- tümer und der Prälaturen im böhmischen Reich nach seinem Vor- schlage, Zuweisung von Kirchenzehenten an ihn. Gleichzeitige Kopie auf einem Papierblatt in sorgfältiger Schrift von gleicher Hand wie das Konzept zu Nr. 12, mit dem Vermerk in verso „articuli ultimi“. Articuli et responsiva regis. War, das in der verhorung des rechten der pabst von Avion seyn recht in der mazz nicht weysen maht, das zwayung dar an wurde under den gelerten, was denn unser herr der kunig dar uber auzzspricht, und wen er auf nimpt fur ainen pabst, das es dabey beleibe, und das auch das also vergewisset werde, und mit der cardinal briefen, das unsers herren des kunigs auzzsprucha) stat gehalten werde. Item. umb die bistum der dreyer kurfursten, dieselben drew bistum, ze Mentz, ze Kóln, und ze Tryer, und alle bistum in Teutschen landen, die zů dem reych gehorent und lehen von dem reych habent, da kraft an leyt und da von der kunig mag gesterket werden: die sol der pabst leihen nach des kunigs bett, doch also das dieselben gelert seyn, das si ir ampt kunnen und verwesen mugen. und das daz alles also bestät und versichert werde untz an den dritten kunig nach im. Item. auch umb die bistum in Behaim, in Marhern, und ze Pressla, und auch umb all prelatur in denselben landen, die sol der pabst auch leyhen nach unsers herren des kunigs bett, als vorge- schriben stet. Item. und das der pabst von Avion unserm herren dem kunig fur seyn zerung geb und schaff an zehenden. Des sind redner und auzzrichter gewesen her Hainrich Scopp von der Duben, hofmaister, und Chünratb) der Kappler, rat unsers herren des kunigs. Die vorliegende Abschrift, die sich unter den Papieren des Erzbischofs befindet, ist, wie die Schriftvergleichung ergibt, in Salz- burg, d. h. vom Sekretär des Erzbischofs geschrieben. Das Original, das aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Siegeln der beiden könig- lichen Räte versehen war, ist von Pilgrim nach Avignon gesandt worden. a) Das folgende „wer" durchstrichen. über der Zeile nachgetragen. b) „Chünrat“ von gleicher Hand
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65 Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Abfassung unseres Stückes wiederholte Beratungen vorausgegangen sind und Erzbischof Pil- grim um seine Meinung befragt worden ist. Vielleicht bezieht sich auf eine solche Beratung das nachfolgende Schreiben1) des Königs Wenzel an Erzbischof Pilgrim aus Bettlern von 1391 Jänner 3: „Erwirdiger lieber furste rate und andechtiger, wann wir yeczunt deiner gegenwartigkeit notlichen wol bedurffen als wir dir ouch dorumb vormals geschriben haben, davon so begeren wir von deiner andacht mit ganzem ernste und fleizze das du von stad an an alles verziehen selber zu uns komen wollest als wir ouch des deiner andacht unsere gleittesbrief dorumb senden, doran tust du uns sunderliche libe und beheglichkeit" (mit der Unterfertigung „Per dominum Heinricum de Duba magistrum curiae, Ffranciscus cano- nicus Olomucensis“). Der erste Paragraph unseres Stückes zeigt deutlich, was vor- hergegangen war: das an König Wenzel ergangene Ersuchen, die Wahl Clemens' VII. zu prüfen. Ein solches Ersuchen hatte den Ausgangspunkt für die Verhandlungen von 1386 und 1387 ge- bildet. Vgl. die Aktenstücke Nr. 7—9. Das letztere beginnt mit den Worten: „Der pabst von Avion begeret, das in unser herr der kunig verhör..“ und die Anfangsworte unseres Stückes „War, das in der verhorung des rechten der pabst von Avion seyn recht in der mazz nicht weysen mäht..“ scheinen auf den ersten Blick in engstem Zusammenhang damit zu stehen, d. h. unser Stück wäre die Antwort auf Nr. 9 und würde auch zur Gruppe der Akten- stücke von 1386/87 gehören. Aber eine solche Folgerung wird durch den Inhalt der beiden Stücke als unrichtig erwiesen. In Nr. 9, § 7, wird angegeben, daß bereits eine Vereinbarung zwischen Erz- bischof Pilgrim als päpstlichem Unterhändler und König Wenzel in betreff der Besetzung von Bistümern zustandegekommen sei, nämlich, daß die rheinischen Erzbistümer Mainz, Köln und Trier (mit welchen die geistlichen Kurstimmen verbunden waren) nach Vorschlag des Königs besetzt werden, „damit daz Römisch reich hin fur beleibet bey der herschaft ze Luczelburg und bey der kron ze Behaim"; ebenso sollten die Bistümer in den Ländern des böhmi- schen Reiches (Böhmen, Mähren, Schlesien) nach Vorschlag des Königs besetzt werden. Dagegen enthält unser Stück Forderungen Wenzels, welche weit über die Vereinbarungen von 1386/87 hinaus- gehen: daß nicht nur die rheinischen Erzbistümer, sondern alle Bis- tümer im Reiche, die Lehen von dem Reiche haben, „davon der kunig mag gesterket werden“, vom Papst nach Vorschlag des Königs besetzt werden und ein solches Zugeständnis soll nicht nur für König Wenzel, sondern durch besondere Verbriefungen auch für seine Nachfolger, und zwar bis zum 3. König nach Wenzel gelten. Ebenso wird in betreff des Königreiches Böhmen mehr ver- langt: nicht nur die Bistümer, sondern auch alle Prälaturen (Ab- teien, Propsteien) sollen nach Vorschlag des Königs besetzt werden. 1) Orig. im Wiener Staatsarchiv. 5
65 Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Abfassung unseres Stückes wiederholte Beratungen vorausgegangen sind und Erzbischof Pil- grim um seine Meinung befragt worden ist. Vielleicht bezieht sich auf eine solche Beratung das nachfolgende Schreiben1) des Königs Wenzel an Erzbischof Pilgrim aus Bettlern von 1391 Jänner 3: „Erwirdiger lieber furste rate und andechtiger, wann wir yeczunt deiner gegenwartigkeit notlichen wol bedurffen als wir dir ouch dorumb vormals geschriben haben, davon so begeren wir von deiner andacht mit ganzem ernste und fleizze das du von stad an an alles verziehen selber zu uns komen wollest als wir ouch des deiner andacht unsere gleittesbrief dorumb senden, doran tust du uns sunderliche libe und beheglichkeit" (mit der Unterfertigung „Per dominum Heinricum de Duba magistrum curiae, Ffranciscus cano- nicus Olomucensis“). Der erste Paragraph unseres Stückes zeigt deutlich, was vor- hergegangen war: das an König Wenzel ergangene Ersuchen, die Wahl Clemens' VII. zu prüfen. Ein solches Ersuchen hatte den Ausgangspunkt für die Verhandlungen von 1386 und 1387 ge- bildet. Vgl. die Aktenstücke Nr. 7—9. Das letztere beginnt mit den Worten: „Der pabst von Avion begeret, das in unser herr der kunig verhör..“ und die Anfangsworte unseres Stückes „War, das in der verhorung des rechten der pabst von Avion seyn recht in der mazz nicht weysen mäht..“ scheinen auf den ersten Blick in engstem Zusammenhang damit zu stehen, d. h. unser Stück wäre die Antwort auf Nr. 9 und würde auch zur Gruppe der Akten- stücke von 1386/87 gehören. Aber eine solche Folgerung wird durch den Inhalt der beiden Stücke als unrichtig erwiesen. In Nr. 9, § 7, wird angegeben, daß bereits eine Vereinbarung zwischen Erz- bischof Pilgrim als päpstlichem Unterhändler und König Wenzel in betreff der Besetzung von Bistümern zustandegekommen sei, nämlich, daß die rheinischen Erzbistümer Mainz, Köln und Trier (mit welchen die geistlichen Kurstimmen verbunden waren) nach Vorschlag des Königs besetzt werden, „damit daz Römisch reich hin fur beleibet bey der herschaft ze Luczelburg und bey der kron ze Behaim"; ebenso sollten die Bistümer in den Ländern des böhmi- schen Reiches (Böhmen, Mähren, Schlesien) nach Vorschlag des Königs besetzt werden. Dagegen enthält unser Stück Forderungen Wenzels, welche weit über die Vereinbarungen von 1386/87 hinaus- gehen: daß nicht nur die rheinischen Erzbistümer, sondern alle Bis- tümer im Reiche, die Lehen von dem Reiche haben, „davon der kunig mag gesterket werden“, vom Papst nach Vorschlag des Königs besetzt werden und ein solches Zugeständnis soll nicht nur für König Wenzel, sondern durch besondere Verbriefungen auch für seine Nachfolger, und zwar bis zum 3. König nach Wenzel gelten. Ebenso wird in betreff des Königreiches Böhmen mehr ver- langt: nicht nur die Bistümer, sondern auch alle Prälaturen (Ab- teien, Propsteien) sollen nach Vorschlag des Königs besetzt werden. 1) Orig. im Wiener Staatsarchiv. 5
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66 Zu diesen Forderungen kommt noch eine andere, welche mit den Verhandlungen von 1386/87 gänzlich unvereinbar ist: Wenzel ver- langt, daß ihm die Entscheidung in der Papstfrage zukomme, und daß nicht nur der Papst von Avignon, sondern auch seine Kardinäle sich verpflichten, dem Spruche des Königs sich zu fügen. Daraus ergibt sich, daß das vorliegende Stück nicht zu den Jahren 1386 und 1387 gehört, sondern später entstanden sein muß. Daß es dem Jahre 1391 zuzuweisen ist, zeigt eine Stelle in dem unten folgenden Schreiben Baylers vom 15. April 1391 (Nr. 24) „Articulos vero regis prefati vidit et revidit [dominus noster et ammirare non cessavit de presumptione illorum, qui illos arti- culos vobis fuerunt ausi presentare.“ Die Männer, die hier vom Papst wegen ihrer presumptio getadelt werden, haben sich in un- serem Stücke als „redner und auzzrichter“ selbst genannt. Es sind Hainrich Scopp (Škopek) von der Duben und Chuonrat der Kappler (Kapliř), die in Urkunden dieser Zeit wiederholt in Unterfertigun- gen genannt werden, der eine als Obersthofmeister, der andere (Kappler) als Münzmeister des Königs. Vgl. Winkelmann, acta im- perii II, Nr. 989 (1386 November 30) und Nr. 990 (1387 Jänner 2) und Cod. dipl. Morav. 11, Nr. 472 (1388 April 15), Nr. 474 (1388 April 17) und Nr. 569 (1389 September 20). Nach Palacký (Geschichte Böhmens III a, 31) wäre Heinrich Škopek von Duba auf Liběšic in den Jahren 1381 bis 1391 Oberst- landkämmerer, von 1385 bis 1395 Obersthofmeister gewesen. Uber Konrad Kappler vgl. Lindner, Uber Kanzler und Kanzlei des Königs Wenzel in den Jahren 1378 bis 1400, Archival. Zeitschr. IV, 165. Es sei noch bemerkt, daß Heinrich Škopek das besondere Vertrauen König Wenzels genoß und Konrad Kappler der soge- nannten Kabinettsregierung angehörte 1). 23. Wilderich von Mitra an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1391) April 13. Enttäuschung in-Avignon; Aufschub des Zuges Karls VI.; bevorstehende Zusammenkunft der Könige von Frankreich und Eng- land am 24. Juni; Erzbischof Pilgrim möge von Zeit zu Zeit an die Kardinäle schreiben; Ersuchen um Rückstellung eines Buches von Nikolaus de Lira; Klagen über seine Not und Bitte um Abhilfe. Original auf Papier, eigenhändig in flüchtiger Schrift, ver- schlossen durch aufgedrücktes, jetzt fehlendes Siegel. 1) Vgl. Palacký a. a. O.
66 Zu diesen Forderungen kommt noch eine andere, welche mit den Verhandlungen von 1386/87 gänzlich unvereinbar ist: Wenzel ver- langt, daß ihm die Entscheidung in der Papstfrage zukomme, und daß nicht nur der Papst von Avignon, sondern auch seine Kardinäle sich verpflichten, dem Spruche des Königs sich zu fügen. Daraus ergibt sich, daß das vorliegende Stück nicht zu den Jahren 1386 und 1387 gehört, sondern später entstanden sein muß. Daß es dem Jahre 1391 zuzuweisen ist, zeigt eine Stelle in dem unten folgenden Schreiben Baylers vom 15. April 1391 (Nr. 24) „Articulos vero regis prefati vidit et revidit [dominus noster et ammirare non cessavit de presumptione illorum, qui illos arti- culos vobis fuerunt ausi presentare.“ Die Männer, die hier vom Papst wegen ihrer presumptio getadelt werden, haben sich in un- serem Stücke als „redner und auzzrichter“ selbst genannt. Es sind Hainrich Scopp (Škopek) von der Duben und Chuonrat der Kappler (Kapliř), die in Urkunden dieser Zeit wiederholt in Unterfertigun- gen genannt werden, der eine als Obersthofmeister, der andere (Kappler) als Münzmeister des Königs. Vgl. Winkelmann, acta im- perii II, Nr. 989 (1386 November 30) und Nr. 990 (1387 Jänner 2) und Cod. dipl. Morav. 11, Nr. 472 (1388 April 15), Nr. 474 (1388 April 17) und Nr. 569 (1389 September 20). Nach Palacký (Geschichte Böhmens III a, 31) wäre Heinrich Škopek von Duba auf Liběšic in den Jahren 1381 bis 1391 Oberst- landkämmerer, von 1385 bis 1395 Obersthofmeister gewesen. Uber Konrad Kappler vgl. Lindner, Uber Kanzler und Kanzlei des Königs Wenzel in den Jahren 1378 bis 1400, Archival. Zeitschr. IV, 165. Es sei noch bemerkt, daß Heinrich Škopek das besondere Vertrauen König Wenzels genoß und Konrad Kappler der soge- nannten Kabinettsregierung angehörte 1). 23. Wilderich von Mitra an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1391) April 13. Enttäuschung in-Avignon; Aufschub des Zuges Karls VI.; bevorstehende Zusammenkunft der Könige von Frankreich und Eng- land am 24. Juni; Erzbischof Pilgrim möge von Zeit zu Zeit an die Kardinäle schreiben; Ersuchen um Rückstellung eines Buches von Nikolaus de Lira; Klagen über seine Not und Bitte um Abhilfe. Original auf Papier, eigenhändig in flüchtiger Schrift, ver- schlossen durch aufgedrücktes, jetzt fehlendes Siegel. 1) Vgl. Palacký a. a. O.
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67 Reverendissime pater. Humilima ") mei recommendacione premissa. fuimus hic in firma jiducia boni et gloriosi finis huius periculosi scismatis, set nunc proch dolor mutatus est color optimus, nam rex Francie volebat dominum nostrum et collegium suorum dominorum cardinalium duxisse ad sedem propriam versus Ytaliam et Urbem, et abeinde non discessisse, donec esset unitas in ecclesia sancta dei. nunc vero ad tempus, ut asseritur, illud prostergatum propter regem Anglie, qui propria in persona in festo beati Johannis Baptiste debet esse cum rege Francie. et speratur, quod ambo simul concordabunt, et tunc indubie non duraret diucius dicta periculosa scissura. quid eveniat, nescio, nil certi possum scri- bere propter casus et eventus multiplices et diversos. Ceterum, reverendissime pater, fuib) pridie in collacione quorun- dam dominorum cardinalium, et contulimus de diversis materiis, et ego incepi multa que potui dicere de paternitate vestra bona, et de diligencia et solicitudine, quam fecistis et facitis, de quibus michi con- staret, et ceterac) plura. dixit unusd), cui multum creditur inter ceteros Ytalicos „quid dicitis magister Wildericee), ubi dominus unum nun- cium huc ad dominum nostrum transmittit?“ ipse X solempnes trans- mittit, et ita volt dare utrique parti intelligere, se mirabilia facturum, cuius eventus nondum hic apparuit. cui respondi melius quod potui, et ipse acrius replicavit, de quibus michi nichil constabat. quapropter expediret, interdum scribere aliquibus dominis cardinalibus, qui habe- rent tunc respondere et sustinere facta dominacionis vestre. et nil noceret et posset in multis prodesse. Insuper, reverendissime pater, Nicolaum de Lira concessi quon- dam domino B. camerario vestro, quem supplico restitui, qui vere meus non est, et cottidie a me postulatur. Scit paternitas vestra, quoniam a vobis recessi, et quod de eccle- sia mea michi nichil respondetur. nec alia michi servantur, que michi magister Iohannes Hengstperg asseruit indubie datura, duravit, et ego multa usque ad hec tempora passus fui et pacior, et sum in debitis, nec conquestus fui, nec paternitatem vestram oneravi literis domi- norum, qui vobis super reconmendacione meat) scriberent, et ad huc sustineo. quare supplico, ut ad minus michi faciatis responderi de fructibus ecclesie, per quod apparebit forcius de bona obediencia vestra, et forcius me obligabitis ad queque pro vobis facienda, prout tamen teneor et volo semper obligari. altissimus vos conservet. Scriptum Avinione XIII Apprilis. Io. portitori presenciums) nichil datum est Paternitatis vestre humilis servitor Wildericus de Mitra sacri palacii apostolici causarum auditor a) Orig. „huilima“ (ohne Abkürzungszeichen). b) Korrigiert aus „fuim“ (fuimus). c) So (= „c“ mit übergeschriebenem „a“ und Abkürzungs- zeichen) im Original; man könnte jedoch auch einen Schreibfehler („c“ an- statt „t“) annehmen, was zur Auflösung „talia“ führt. d) Das folgende f) Nun folgt im Ori- „qu“ durchstrichen. e) Korrigiert aus „Wildericus“. ginal nochmals „vobis“. g) Das folgende „d“ durchstrichen.
67 Reverendissime pater. Humilima ") mei recommendacione premissa. fuimus hic in firma jiducia boni et gloriosi finis huius periculosi scismatis, set nunc proch dolor mutatus est color optimus, nam rex Francie volebat dominum nostrum et collegium suorum dominorum cardinalium duxisse ad sedem propriam versus Ytaliam et Urbem, et abeinde non discessisse, donec esset unitas in ecclesia sancta dei. nunc vero ad tempus, ut asseritur, illud prostergatum propter regem Anglie, qui propria in persona in festo beati Johannis Baptiste debet esse cum rege Francie. et speratur, quod ambo simul concordabunt, et tunc indubie non duraret diucius dicta periculosa scissura. quid eveniat, nescio, nil certi possum scri- bere propter casus et eventus multiplices et diversos. Ceterum, reverendissime pater, fuib) pridie in collacione quorun- dam dominorum cardinalium, et contulimus de diversis materiis, et ego incepi multa que potui dicere de paternitate vestra bona, et de diligencia et solicitudine, quam fecistis et facitis, de quibus michi con- staret, et ceterac) plura. dixit unusd), cui multum creditur inter ceteros Ytalicos „quid dicitis magister Wildericee), ubi dominus unum nun- cium huc ad dominum nostrum transmittit?“ ipse X solempnes trans- mittit, et ita volt dare utrique parti intelligere, se mirabilia facturum, cuius eventus nondum hic apparuit. cui respondi melius quod potui, et ipse acrius replicavit, de quibus michi nichil constabat. quapropter expediret, interdum scribere aliquibus dominis cardinalibus, qui habe- rent tunc respondere et sustinere facta dominacionis vestre. et nil noceret et posset in multis prodesse. Insuper, reverendissime pater, Nicolaum de Lira concessi quon- dam domino B. camerario vestro, quem supplico restitui, qui vere meus non est, et cottidie a me postulatur. Scit paternitas vestra, quoniam a vobis recessi, et quod de eccle- sia mea michi nichil respondetur. nec alia michi servantur, que michi magister Iohannes Hengstperg asseruit indubie datura, duravit, et ego multa usque ad hec tempora passus fui et pacior, et sum in debitis, nec conquestus fui, nec paternitatem vestram oneravi literis domi- norum, qui vobis super reconmendacione meat) scriberent, et ad huc sustineo. quare supplico, ut ad minus michi faciatis responderi de fructibus ecclesie, per quod apparebit forcius de bona obediencia vestra, et forcius me obligabitis ad queque pro vobis facienda, prout tamen teneor et volo semper obligari. altissimus vos conservet. Scriptum Avinione XIII Apprilis. Io. portitori presenciums) nichil datum est Paternitatis vestre humilis servitor Wildericus de Mitra sacri palacii apostolici causarum auditor a) Orig. „huilima“ (ohne Abkürzungszeichen). b) Korrigiert aus „fuim“ (fuimus). c) So (= „c“ mit übergeschriebenem „a“ und Abkürzungs- zeichen) im Original; man könnte jedoch auch einen Schreibfehler („c“ an- statt „t“) annehmen, was zur Auflösung „talia“ führt. d) Das folgende f) Nun folgt im Ori- „qu“ durchstrichen. e) Korrigiert aus „Wildericus“. ginal nochmals „vobis“. g) Das folgende „d“ durchstrichen.
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68 [In verso] Reverendissimo in Christo patri ac domino domino P. dei gracia archiepiscopo Salczpurgensi apostolice sedis legato do- mino meo generosissimo. Das vorliegende Schreiben, das in der Datumzeile nur den Monatstag nennt, gehört zum Jahre 1391, wie sich aus der Stelle „[rex Anglie] qui propria in persona in festo beati lohannis Bap- tiste debet esse cum rege Francie“ ergibt. Vgl. Moranvillé, Con- férences entre la France et l'Angleterre (1388 bis 1393) in der Bibliothèque de l'école des chartes 1889, p. 359, 369. Uber den Schreiber unseres Briefes, Wilderich de Mitra, ist uns eine ganze Reihe von Nachrichten überliefert. Er wird 1371 unter den Studierenden der Universität Bologna1) genannt, 1374 wird er als licentiatus in decretis et baccalaureus in legibus als Angehöriger der bayrischen Nation an der Prager Universität imma- trikuliert und im gleichen Jahre zum doctor decretorum promoviert 2). In den nächsten Jahren erreichte er die Pfründe eines scholasticus an der Paulskirche in Worms, dann finden wir ihn im Jahre 1379 im Dienst der österreichischen Herzoge Albrecht III. und Leo- pold III. Er wird von ihnen mit Urkunde vom 8. September 1379 bevollmächtigt, mit Erzbischof Pilgrim II. von Salzburg über die Absetzung des Ulrich Wülp, des Propstes von Berchtesgaden, zu verhandeln 3). Bei diesem Anlasse scheint Wilderich sich das Ver- trauen und die Gunst des Erzbischofs erworben zu haben, denn er wurde von ihm am 4. Dezember desselben Jahres zum Protonotar der Salzburgischen Kanzlei ernannt4). Im Jahre 1380 erhielt er die Pfarre Laufen bei Salzburg, welche Johann von Neiperg, ein Neffe des Erzbischofs Pilgrim und von diesem 1380 zum Bischof von Seckau ernannt, bisher innegehabt hatte 5). Wilderich, ein Anhänger Clemens' VII., mußte jedoch nach dem Salzburger Provinzialkonzil von 1380, das sich für Urban VI. erklärt hatte, seine Stelle als Protonotar des Erzbischofs aufgeben 6). Der österreichische Herzog Leopold III. nahm ihn wieder in seinen Dienst7) und wahrscheinlich über seine Empfehlung kam Wilderich zum clementistischen Legaten Wilhelm d'Aigrefeuille in Freiburg8). Mit ihm scheint er 1385 nach Avignon gekommen zu sein und dort glückte es ihm, das Amt eines „auditor sacri palatii“ zu erlangen. 1) Widmann, Geschichte Salzburgs II, 230. 2) Mon. univ. Prag 1, 1, 61. 3) Original im Wiener Staatsarchiv. 4) Hauthaler, Ein Salzburgisches Registerbuch des XIV. Jhs., in den „Xenia Austriaca“ (Festschrift der österr. Mittelschulen zur 42. Versammlung der deutschen Philologen und Schulmänner in Wien, 1893) Nr. 162, p. 52. 5) Hauthaler a. a. O. Nr. 142, 145 und die von mir veröffentlichte Supplik des Hermann Digni von 1383 (Beiträge zur älteren Geschichte des Erzbistums Salzburg in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1899, p. 81.). 6) Ebendort. 7) Als Gesandter des Herzogs wird er 1381 Juli 13. genannt (Repert. Germ. I, 103, Note 1) 8) Vgl. die in Note 5 angeführte Supplik des Hermann Digni.
68 [In verso] Reverendissimo in Christo patri ac domino domino P. dei gracia archiepiscopo Salczpurgensi apostolice sedis legato do- mino meo generosissimo. Das vorliegende Schreiben, das in der Datumzeile nur den Monatstag nennt, gehört zum Jahre 1391, wie sich aus der Stelle „[rex Anglie] qui propria in persona in festo beati lohannis Bap- tiste debet esse cum rege Francie“ ergibt. Vgl. Moranvillé, Con- férences entre la France et l'Angleterre (1388 bis 1393) in der Bibliothèque de l'école des chartes 1889, p. 359, 369. Uber den Schreiber unseres Briefes, Wilderich de Mitra, ist uns eine ganze Reihe von Nachrichten überliefert. Er wird 1371 unter den Studierenden der Universität Bologna1) genannt, 1374 wird er als licentiatus in decretis et baccalaureus in legibus als Angehöriger der bayrischen Nation an der Prager Universität imma- trikuliert und im gleichen Jahre zum doctor decretorum promoviert 2). In den nächsten Jahren erreichte er die Pfründe eines scholasticus an der Paulskirche in Worms, dann finden wir ihn im Jahre 1379 im Dienst der österreichischen Herzoge Albrecht III. und Leo- pold III. Er wird von ihnen mit Urkunde vom 8. September 1379 bevollmächtigt, mit Erzbischof Pilgrim II. von Salzburg über die Absetzung des Ulrich Wülp, des Propstes von Berchtesgaden, zu verhandeln 3). Bei diesem Anlasse scheint Wilderich sich das Ver- trauen und die Gunst des Erzbischofs erworben zu haben, denn er wurde von ihm am 4. Dezember desselben Jahres zum Protonotar der Salzburgischen Kanzlei ernannt4). Im Jahre 1380 erhielt er die Pfarre Laufen bei Salzburg, welche Johann von Neiperg, ein Neffe des Erzbischofs Pilgrim und von diesem 1380 zum Bischof von Seckau ernannt, bisher innegehabt hatte 5). Wilderich, ein Anhänger Clemens' VII., mußte jedoch nach dem Salzburger Provinzialkonzil von 1380, das sich für Urban VI. erklärt hatte, seine Stelle als Protonotar des Erzbischofs aufgeben 6). Der österreichische Herzog Leopold III. nahm ihn wieder in seinen Dienst7) und wahrscheinlich über seine Empfehlung kam Wilderich zum clementistischen Legaten Wilhelm d'Aigrefeuille in Freiburg8). Mit ihm scheint er 1385 nach Avignon gekommen zu sein und dort glückte es ihm, das Amt eines „auditor sacri palatii“ zu erlangen. 1) Widmann, Geschichte Salzburgs II, 230. 2) Mon. univ. Prag 1, 1, 61. 3) Original im Wiener Staatsarchiv. 4) Hauthaler, Ein Salzburgisches Registerbuch des XIV. Jhs., in den „Xenia Austriaca“ (Festschrift der österr. Mittelschulen zur 42. Versammlung der deutschen Philologen und Schulmänner in Wien, 1893) Nr. 162, p. 52. 5) Hauthaler a. a. O. Nr. 142, 145 und die von mir veröffentlichte Supplik des Hermann Digni von 1383 (Beiträge zur älteren Geschichte des Erzbistums Salzburg in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1899, p. 81.). 6) Ebendort. 7) Als Gesandter des Herzogs wird er 1381 Juli 13. genannt (Repert. Germ. I, 103, Note 1) 8) Vgl. die in Note 5 angeführte Supplik des Hermann Digni.
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69 In einem Mandat Urbans VI. an den Propst der Agidikirche zu Prag vom 7. März 1389 wird auch Wilderich nebst einer ganzen Reihe anderer Agitatoren für Clemens VII. „[qui] antipape ad- herentes, per partes fidelium discurrunt, corda ipsorum fidelium seducere et corrumpere satagentes“ genannt 1). Es ist wie eine Be- stätigung dieser, von Papst Urban erhobenen Anklage, daß Wil- derich — allerdings erst zu Ende des Jahres 1389 — von Avignon nach Deutschland geschickt wurde „pro facto scismatis cum certis litteris ad certos principes et comites“2). Die Klagen unseres Schreibers, daß ihm von den Einkünften seiner Kirche nichts zukomme und daß nichts von dem eingehalten werde, was Johann von Hengstberg ihm versprochen habe, wird durch ein an anderer Stelle veröffentlichtes Aktenstück von 1383 erklärt. Hier wird gesagt, daß Erzbischof Pilgrim sowohl von den Einkünften der Pfarre Laufen, als auch von dem Erträgnis der erz- bischöflichen Kanzlei einen Teil (wohl den größeren) seinem ehe- maligen Protonotar, einem notorischen Schismatiker, überweisen lasse. Solche Sendungen sind vom Erzbischof später eingestellt worden, wie man aus unserem Schreiben ersieht. Daher die Klage Wilderich's. Uber Johann von Hengstberg vgl. Anmerkung zu Nr. 1. 24. Bayler an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1391) April 15. Lob seiner Tätigkeit; Unwillen des Papstes über die Artikel der Räte des Königs Wenzel; Anwesenheit der Herzoge von Berry und Burgund in Avignon; Abfall des Kardinals Pileus. Original auf Papier, von der Hand eines Sekretärs, der auch die Unterfertigung schrieb, verschlossen durch aufgedrücktes Siegel unter Papierdecke. Reverendissime pater et domine mi metuende. Humili recommendatione premissa. de iussu et mandato expresso domini nostri pape vobis scribo ea que secuntur: primo quod ipse bene intelligit et plene informatus est de magna vestra constancia fidelitate legalitate laboribus periculis expensis iuvaminibus et promocionibus, que et quantas in negociis ecclesie universalis atque suis continue a principio sue creacionis usque ad diem hodiernam fecistis et facere non pretermittitis, et specialiter super reductione Boemie regis, de quibus 1) Monum. Vatic. Bohemiae V, 1, Nr. 174. 2) Es werden ihm zur Bestreitung seiner Auslagen am 6. Dezember 1389 128 flor. 16 sol. von der päpstlichen Kammer angewiesen. Valois II, 287, Note 1.
69 In einem Mandat Urbans VI. an den Propst der Agidikirche zu Prag vom 7. März 1389 wird auch Wilderich nebst einer ganzen Reihe anderer Agitatoren für Clemens VII. „[qui] antipape ad- herentes, per partes fidelium discurrunt, corda ipsorum fidelium seducere et corrumpere satagentes“ genannt 1). Es ist wie eine Be- stätigung dieser, von Papst Urban erhobenen Anklage, daß Wil- derich — allerdings erst zu Ende des Jahres 1389 — von Avignon nach Deutschland geschickt wurde „pro facto scismatis cum certis litteris ad certos principes et comites“2). Die Klagen unseres Schreibers, daß ihm von den Einkünften seiner Kirche nichts zukomme und daß nichts von dem eingehalten werde, was Johann von Hengstberg ihm versprochen habe, wird durch ein an anderer Stelle veröffentlichtes Aktenstück von 1383 erklärt. Hier wird gesagt, daß Erzbischof Pilgrim sowohl von den Einkünften der Pfarre Laufen, als auch von dem Erträgnis der erz- bischöflichen Kanzlei einen Teil (wohl den größeren) seinem ehe- maligen Protonotar, einem notorischen Schismatiker, überweisen lasse. Solche Sendungen sind vom Erzbischof später eingestellt worden, wie man aus unserem Schreiben ersieht. Daher die Klage Wilderich's. Uber Johann von Hengstberg vgl. Anmerkung zu Nr. 1. 24. Bayler an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1391) April 15. Lob seiner Tätigkeit; Unwillen des Papstes über die Artikel der Räte des Königs Wenzel; Anwesenheit der Herzoge von Berry und Burgund in Avignon; Abfall des Kardinals Pileus. Original auf Papier, von der Hand eines Sekretärs, der auch die Unterfertigung schrieb, verschlossen durch aufgedrücktes Siegel unter Papierdecke. Reverendissime pater et domine mi metuende. Humili recommendatione premissa. de iussu et mandato expresso domini nostri pape vobis scribo ea que secuntur: primo quod ipse bene intelligit et plene informatus est de magna vestra constancia fidelitate legalitate laboribus periculis expensis iuvaminibus et promocionibus, que et quantas in negociis ecclesie universalis atque suis continue a principio sue creacionis usque ad diem hodiernam fecistis et facere non pretermittitis, et specialiter super reductione Boemie regis, de quibus 1) Monum. Vatic. Bohemiae V, 1, Nr. 174. 2) Es werden ihm zur Bestreitung seiner Auslagen am 6. Dezember 1389 128 flor. 16 sol. von der päpstlichen Kammer angewiesen. Valois II, 287, Note 1.
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70 et multis aliis vestris fidelibus serviciis vobis regraciatur omnibus modis mundi quibus potest, et tenet a certo, quod ipse successores sui et totum suum collegium vobis et vestris imperpetuum remanebunt obligati. Articulos vero regis prefati vidit et revidit, et ammirare non cessavit de presumptione illorum, qui illos articulos vobis fuerunt ausi presentare. et dicit, quod propter commune bonum ecclesie universalis magis vellet eligere mortem, quam in ipsis articulis consentire. hiis tamen non obstantibus, cum consilio maturo fidelium et sapientum super hiis vult deliberare, quia ardua sunt et inaudita, et vobis, ut brevius poterit, significare quid prefatis, qui dictos articulos vobis tradiderunt, debeatis respondere, unum tamen dicit: quod sitis certus, quod ius suum non est in tanto obscurum, quod talibus iudicibus, sicut scitis, querelam suam committere velit. et super responsione dictorum articulorum iam libenter habuisset sua consilia secretea), ut vobis clare potuisset respondere, sed presentia illorum duorum dominorum, videlicet Burgundie et Bituricensis ducum, regis Francie patruorum, qui, ut alias vobis scripsi, super transitu nostro missi fuerunt, ipsum im- pediunt in aliis arduissimis factis, quod usque ad ipsorum recessum ad illa intendere non potest. subito vero post eorum recessum singula vobis scribentur; medio autem tempore rogat ipse dominus noster, quod negocia sua more solito tamquam pugil fortis et indeficiens vobis teneatis fideliter recommissa, in nullo dubitantes, quin veritas falsitati in brevi dominetur. Credo enim vos non latere, qualiter iniquitatis filius, non filius hominis sed potius diaboli, videlicet Ravennas, sicut canis reversus est ad vomitum, non ex persuasionibus diaboli cuius filius est, set potius ex suis propriis versuciis, quia peior suo patre diabolo est et ipsum decipere posset. si ipsum aliqua scribere contingat in Alamaniam contra dominum nostrum et suos adherentes, sibi non credatis, et alios informetis quod sibi non credant, quia si sciretis, quales proditiones facere intendebat, et fecit quod potuit, mirare non sufficeretis. ipse tamen, dum hic fuit cum domino nostro, non oblitus est de vobis facere magnam relationem, videlicet dum ipse fuit nuncius Bartholomei intrusi et ante legatus in Alamaniam, non repperit hominem sibi contrarium, nisi vestram personam et vobis fideles. De hiis et aliis in brevi vobis clarius scribam, et nuncium vestrum presencium latorem ulterius retinere non volui, quia dicebat, a vobis habere in mandatis quod subito et immediate ad vos reverteretur; precipientes michi in singulis tamquam vestro servitori fideli, quia mandatis vestris obtemperabo toto meo posse. altissimus paternitatem vestram feliciter conservare dignetur per tempora longiora. Scriptum Avinione die XVa mensis Aprilis. Vester totus H. Electensis episcopus domini nostri pape cubicularius. [In verso) Reverendissimo in Christo patri et domino domino Pilgrimo archiepiscopo Salzeburgensi domino meo singularissimo. a) Orig. „screte“.
70 et multis aliis vestris fidelibus serviciis vobis regraciatur omnibus modis mundi quibus potest, et tenet a certo, quod ipse successores sui et totum suum collegium vobis et vestris imperpetuum remanebunt obligati. Articulos vero regis prefati vidit et revidit, et ammirare non cessavit de presumptione illorum, qui illos articulos vobis fuerunt ausi presentare. et dicit, quod propter commune bonum ecclesie universalis magis vellet eligere mortem, quam in ipsis articulis consentire. hiis tamen non obstantibus, cum consilio maturo fidelium et sapientum super hiis vult deliberare, quia ardua sunt et inaudita, et vobis, ut brevius poterit, significare quid prefatis, qui dictos articulos vobis tradiderunt, debeatis respondere, unum tamen dicit: quod sitis certus, quod ius suum non est in tanto obscurum, quod talibus iudicibus, sicut scitis, querelam suam committere velit. et super responsione dictorum articulorum iam libenter habuisset sua consilia secretea), ut vobis clare potuisset respondere, sed presentia illorum duorum dominorum, videlicet Burgundie et Bituricensis ducum, regis Francie patruorum, qui, ut alias vobis scripsi, super transitu nostro missi fuerunt, ipsum im- pediunt in aliis arduissimis factis, quod usque ad ipsorum recessum ad illa intendere non potest. subito vero post eorum recessum singula vobis scribentur; medio autem tempore rogat ipse dominus noster, quod negocia sua more solito tamquam pugil fortis et indeficiens vobis teneatis fideliter recommissa, in nullo dubitantes, quin veritas falsitati in brevi dominetur. Credo enim vos non latere, qualiter iniquitatis filius, non filius hominis sed potius diaboli, videlicet Ravennas, sicut canis reversus est ad vomitum, non ex persuasionibus diaboli cuius filius est, set potius ex suis propriis versuciis, quia peior suo patre diabolo est et ipsum decipere posset. si ipsum aliqua scribere contingat in Alamaniam contra dominum nostrum et suos adherentes, sibi non credatis, et alios informetis quod sibi non credant, quia si sciretis, quales proditiones facere intendebat, et fecit quod potuit, mirare non sufficeretis. ipse tamen, dum hic fuit cum domino nostro, non oblitus est de vobis facere magnam relationem, videlicet dum ipse fuit nuncius Bartholomei intrusi et ante legatus in Alamaniam, non repperit hominem sibi contrarium, nisi vestram personam et vobis fideles. De hiis et aliis in brevi vobis clarius scribam, et nuncium vestrum presencium latorem ulterius retinere non volui, quia dicebat, a vobis habere in mandatis quod subito et immediate ad vos reverteretur; precipientes michi in singulis tamquam vestro servitori fideli, quia mandatis vestris obtemperabo toto meo posse. altissimus paternitatem vestram feliciter conservare dignetur per tempora longiora. Scriptum Avinione die XVa mensis Aprilis. Vester totus H. Electensis episcopus domini nostri pape cubicularius. [In verso) Reverendissimo in Christo patri et domino domino Pilgrimo archiepiscopo Salzeburgensi domino meo singularissimo. a) Orig. „screte“.
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71 Durch die Bemerkungen über den Kardinal Pileus ist die Zu- gehörigkeit unseres Briefes zum Jahre 1391 festgestellt. Kardinal Pileus, von dem sich Clemens so viel versprochen hatte und der von Bayler in einem früheren Schreiben so gerühmt wird (Nr. 18), hatte am 7. Feber 1391 versucht, die Stadt Viterbo den Truppen Bonifaz' IX. in die Hände zu spielen. Der Plan war allerdings miß- lungen und Pileus mußte aus Viterbo flüchten1). Er begab sich nach Rom, wo er vom Papst Bonifaz ebenso gnädig aufgenommen wurde, wie seinerzeit von Clemens VII. Die Prima Vita Clemen- tis VII., die dem Kardinal, der nun von 3 Päpsten, Urban VI., Clemens VII. und Bonifaz IX., den Kardinalshut erhalten hatte, einen längeren Abschnitt widmet, schließt mit dem Wunsche, Pileus möge für seine Verrätereien den verdienten Lohn erhalten, indem ihm noch ein viertes Mal ein Hut, aber von glühendem Eisen, auf- gesetzt werde. Die Prima Vita sagt über Pileus „tamquam canis ad vomitum rediens“, was mit der Bemerkung in unserem Briefe fast wörtlich übereinstimmt. Die Artikel des römischen Königs, welche den Unwillen des Papstes erregten, sind oben als Nr. 22 abgedruckt. Ein früheres Schreiben Baylers an Pilgrim, das die Sendung der Herzoge von Berry und Burgund nach Avignon, betreffend den Zug nach Italien, meldete („ut alias vobis scripsi“), ist nicht erhalten. 25. Clemens VII. an Pilgrim. Avignon (1391) Dezember 6. Schreiben Pilgrims an Bayler; bevorstehende Sendung bay- rischer Gesandter nach Frankreich; Karl VI. auf seiten des Papstes; Clemens wird niemals zurücktreten; Pilgrim möge standhaft bleiben; Verweis auf das Schreiben Baylers. Original auf Papier, von gleicher Hand wie Nr. 17, verschlossen durch aufgedrücktes Siegel unter Papierdecke. Clemens etc. Venerabilis frater. Diligenciam grandem et summam fidelitatis constanciam, qui- 1 bus ex visione literarum per te directarum nuper venerabili fratri Henrico episcopo Electensi cubiculario nostro te pollere concepimus, nullos adversantum latratus horrens, nullos timens illatos territus, pavens et nullos personales labores, commendantes in domino, super 1) Vgl. Valois II, 164.
71 Durch die Bemerkungen über den Kardinal Pileus ist die Zu- gehörigkeit unseres Briefes zum Jahre 1391 festgestellt. Kardinal Pileus, von dem sich Clemens so viel versprochen hatte und der von Bayler in einem früheren Schreiben so gerühmt wird (Nr. 18), hatte am 7. Feber 1391 versucht, die Stadt Viterbo den Truppen Bonifaz' IX. in die Hände zu spielen. Der Plan war allerdings miß- lungen und Pileus mußte aus Viterbo flüchten1). Er begab sich nach Rom, wo er vom Papst Bonifaz ebenso gnädig aufgenommen wurde, wie seinerzeit von Clemens VII. Die Prima Vita Clemen- tis VII., die dem Kardinal, der nun von 3 Päpsten, Urban VI., Clemens VII. und Bonifaz IX., den Kardinalshut erhalten hatte, einen längeren Abschnitt widmet, schließt mit dem Wunsche, Pileus möge für seine Verrätereien den verdienten Lohn erhalten, indem ihm noch ein viertes Mal ein Hut, aber von glühendem Eisen, auf- gesetzt werde. Die Prima Vita sagt über Pileus „tamquam canis ad vomitum rediens“, was mit der Bemerkung in unserem Briefe fast wörtlich übereinstimmt. Die Artikel des römischen Königs, welche den Unwillen des Papstes erregten, sind oben als Nr. 22 abgedruckt. Ein früheres Schreiben Baylers an Pilgrim, das die Sendung der Herzoge von Berry und Burgund nach Avignon, betreffend den Zug nach Italien, meldete („ut alias vobis scripsi“), ist nicht erhalten. 25. Clemens VII. an Pilgrim. Avignon (1391) Dezember 6. Schreiben Pilgrims an Bayler; bevorstehende Sendung bay- rischer Gesandter nach Frankreich; Karl VI. auf seiten des Papstes; Clemens wird niemals zurücktreten; Pilgrim möge standhaft bleiben; Verweis auf das Schreiben Baylers. Original auf Papier, von gleicher Hand wie Nr. 17, verschlossen durch aufgedrücktes Siegel unter Papierdecke. Clemens etc. Venerabilis frater. Diligenciam grandem et summam fidelitatis constanciam, qui- 1 bus ex visione literarum per te directarum nuper venerabili fratri Henrico episcopo Electensi cubiculario nostro te pollere concepimus, nullos adversantum latratus horrens, nullos timens illatos territus, pavens et nullos personales labores, commendantes in domino, super 1) Vgl. Valois II, 164.
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72 ipsis tibi paterno quidem compacientes zelo, assurgimus ad graciarum meritas actiones, videntes a certo tua animi sinceritate spem, quam semper de te insitam cordi gessimus quomodolibet non seductam. Et ut ex eis, que circa Bavaros ipsa tua pagina non sine tui stupore disseruit, spiritum consolacionis assummas, fraternitatem ecce tuam volumus non latere, quod carissimus filius noster Karolus christia- nissimus Francorum rex hoc ipsum nobis, scilicet Bavarorum nun- cios ad se venturos, extimplo ut eorum scriptis didicerat, suis late literis reseravit; reseravit eciam, quibus ex rebus gerendis ipsorum causabatur adventus. quod si forsan vel saltem pater regine suos citet ad regem eundem gressus, haud dubium iusticiam nostram inveniet, qua respondente suos per doctos solutis nodosis ambagibus quisquis veniens sue confusionis admiracione mutescet. nec vero volumus cadere in cor tuum, quod idem Francorum rex, quem a principio huius pesti- lentis scismatis celsitonans veritatis lumine docuit, et abiectis erroribus ipsa nostra iusticia premunivit, quem nec latet, Bavaros ipsos dudum in dei ecclesia aliam scismatis sciscitasse zizaniam, eorum versuciis possit flecti, cum talibus pocius adinvencionibus in ipsa nostra iusticia sua roboretur intencio. at si ad hoc anelant hoc potissimum tempore, quo seductor humani generis tantam prochdolor posuit in ecclesia ipsa scissuram, si eciam intrusus cautelam cessionis, cui per nos usquam nisi morte locus, et alias vias exquirit et modos, quibus populorum seductor gentem in interitum secum trahat, ortamur nulla concussus formidine audencior pristinum animi summe robur. etenim ut cum psalmista loquamur, exurget deus et in nobis causam suam tuens, dissipabuntur inimici eius, ac velut pulvis, quem ventus a facie terre proicit, in nichilum redigentur; quoque idem carissimus filius noster et christianissimus rex Francorum, cuius progenitores ab olim accincti gladio semper Christi limites ampliarunt, nostra de iusticia plus quam clarus, propria dictis progenitoribus propagans vestigia, et lorica ipsius nostre indutus iusticie, siquidem ac Christi dextera comitatus, nostro- rum domabit et subiget superbiam emulorum. Esto igitur ut pretactum est bono animo, et more tuo constanti adversantum iaculis iusticie clipeum in tuicionem adiciens, quos erro- ribus imbutos sentis et sathane laqueis irretitos, tuis stude dogmatibus in viam veri et perhempnem gloriam revocare, sic ut spem gerimus, quod preter premium retribucionis eterne digne laudis preconium et nostram uberius merearis graciam, quam profecto in acceptis tibi iugibus horis reperies liberalem, prout hec mandato nostro idem Elec- tensis lacius tibi literis suis pandit, cuius scriptis fidem prebens in- dubiam, studeat ipsa tua fraternitas inherere. 2 Datum Avinione sub signeto nostro secreto die VI. Decembris. [In verso] Venerabili fratri nostro Pilgrimo archiepiscopo Saltz- burgensi. Das vorliegende Schreiben bezieht sich auf den Antrag, den Papst Bonifaz IX. in einem Schreiben an Herzog Stephan von
72 ipsis tibi paterno quidem compacientes zelo, assurgimus ad graciarum meritas actiones, videntes a certo tua animi sinceritate spem, quam semper de te insitam cordi gessimus quomodolibet non seductam. Et ut ex eis, que circa Bavaros ipsa tua pagina non sine tui stupore disseruit, spiritum consolacionis assummas, fraternitatem ecce tuam volumus non latere, quod carissimus filius noster Karolus christia- nissimus Francorum rex hoc ipsum nobis, scilicet Bavarorum nun- cios ad se venturos, extimplo ut eorum scriptis didicerat, suis late literis reseravit; reseravit eciam, quibus ex rebus gerendis ipsorum causabatur adventus. quod si forsan vel saltem pater regine suos citet ad regem eundem gressus, haud dubium iusticiam nostram inveniet, qua respondente suos per doctos solutis nodosis ambagibus quisquis veniens sue confusionis admiracione mutescet. nec vero volumus cadere in cor tuum, quod idem Francorum rex, quem a principio huius pesti- lentis scismatis celsitonans veritatis lumine docuit, et abiectis erroribus ipsa nostra iusticia premunivit, quem nec latet, Bavaros ipsos dudum in dei ecclesia aliam scismatis sciscitasse zizaniam, eorum versuciis possit flecti, cum talibus pocius adinvencionibus in ipsa nostra iusticia sua roboretur intencio. at si ad hoc anelant hoc potissimum tempore, quo seductor humani generis tantam prochdolor posuit in ecclesia ipsa scissuram, si eciam intrusus cautelam cessionis, cui per nos usquam nisi morte locus, et alias vias exquirit et modos, quibus populorum seductor gentem in interitum secum trahat, ortamur nulla concussus formidine audencior pristinum animi summe robur. etenim ut cum psalmista loquamur, exurget deus et in nobis causam suam tuens, dissipabuntur inimici eius, ac velut pulvis, quem ventus a facie terre proicit, in nichilum redigentur; quoque idem carissimus filius noster et christianissimus rex Francorum, cuius progenitores ab olim accincti gladio semper Christi limites ampliarunt, nostra de iusticia plus quam clarus, propria dictis progenitoribus propagans vestigia, et lorica ipsius nostre indutus iusticie, siquidem ac Christi dextera comitatus, nostro- rum domabit et subiget superbiam emulorum. Esto igitur ut pretactum est bono animo, et more tuo constanti adversantum iaculis iusticie clipeum in tuicionem adiciens, quos erro- ribus imbutos sentis et sathane laqueis irretitos, tuis stude dogmatibus in viam veri et perhempnem gloriam revocare, sic ut spem gerimus, quod preter premium retribucionis eterne digne laudis preconium et nostram uberius merearis graciam, quam profecto in acceptis tibi iugibus horis reperies liberalem, prout hec mandato nostro idem Elec- tensis lacius tibi literis suis pandit, cuius scriptis fidem prebens in- dubiam, studeat ipsa tua fraternitas inherere. 2 Datum Avinione sub signeto nostro secreto die VI. Decembris. [In verso] Venerabili fratri nostro Pilgrimo archiepiscopo Saltz- burgensi. Das vorliegende Schreiben bezieht sich auf den Antrag, den Papst Bonifaz IX. in einem Schreiben an Herzog Stephan von
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73 Bayern vom 6. November 1390 gemacht hatte: wenn Clemens VII. auf die Papstwürde verzichte, werde ihm das Kardinalat belassen und das Generalvikariat der Kirche über Frankreich und Spanien auf Lebenszeit eingeräumt werden 1). Dieses Angebot wird von Cle- mens VII. in unserem Schreiben in der entschiedensten Form ab- gelehnt, aber wir erfahren noch mehr: daß Herzog Stephan seinem Schwiegersohn, Karl VI. von Frankreich, die Entsendung einer bayrischen Gesandtschaft nach Paris angekündigt hatte2) und daß die französische Regierung sich ebenfalls gegen den Vorschlag Boni- faz' IX. ausgesprochen hatte. Da der Antrag Bonifaz' IX., wie bereits erwähnt, in einem Schreiben vom 6. November 1390 enthalten und der vorliegende Brief, der wie üblich in der Datierung kein Jahr angibt, vom 6. De- zember datiert ist, könnte man einen unmittelbaren Zusammen- hang zwischen beiden Schreiben annehmen, d. h. unser Schreiben ebenfalls dem Jahre 1390 zuweisen3). Dagegen spricht jedoch die Tatsache, daß unser Brief und das unten folgende Schreiben Baylers vom 9. Dezember (Nr. 26) einander so nahestehen 4), daß wir annehmen müssen, beide Schreiben beziehen sich auf die gleichen Ereignisse, auf den Antrag Bonifaz' IX. und auf die entschiedene Ablehnung Clemens' VII. Und das Schreiben Baylers gehört nicht dem Jahre 1390, sondern 1391 an 5). Daraus geht hervor, daß auch unser Schreiben diesem Jahre zuzuweisen ist. Bonifaz IX. hatte also sein Anbot wiederholt und Herzog Stephan unternahm einen neuen Schritt bei seinem Schwiegersohn Karl VI. 1) Raynald, Ann. eccl. 1390, Nr. 6, 7. 2) Aus dem vorliegenden Schreiben (und auch schon aus Nr. 20) ersieht man, daß Herzog Stephan von Bayern sich ernstlich bemühte, das Versprechen, das er Bonifaz IX. gegeben hatte, einzulösen. Die Bemerkung von Valois II, 398, Note, „Le duc de Bavière ne donna d'ailleurs aucune suite à ce projet de négociation“ ist damit widerlegt. 3) Die Zeit vom 6. November (Brief Bonifaz' IX.) bis 6. Dezember (Datum des vorliegenden Schreibens) wäre vollkommen ausreichend für die Korrespon- denz Rom-Paris-Avignon (Schreiben Herzogs Stephans an König Karl VI. und Schreiben Karls VI. an Papst Clemens VII.). 4) Schreiben Clemens VII.: § 1: Diligenciam grandem et summam fidelitatis constanciam qui- bus . . . . te pollere concepimus. § 1: nullos adversantum latratus horrens, nullos timens illatos territus. § 2: et si pater regine suos citet ad regem . . . . gressus . . . . iusticiam nostram inveniet, qua respondente . . . . mutescet. § 2: si eciam intrusus cautelam cessionis, cui per nos usquam nisi morte locus . . . . § 3: esto igitur.... bono animo. § 2: exurget deus et in nobis causam suam tuens .... Schreiben Baylers: § 1: vidi literas vestras multum li- benter, et, dominus noster. . .. fuit con- tentus de missione earundem et de dili- gencia vestra et magna fidelitate. § 2: quod non formidetis latratus, tractatus et versutias. § 2: . . . . et si (Bavari) ibidem venirent, reperient bene qui ipsis respondebit. § 3: dicit dominus noster, quod magis vellet esse mortuus quam vivus, quam quod cederet iuri suo. § 9: stetis lete, deus cito iuvabit iusticiam . . . . 5) Vgl. die Bemerkungen zum folgenden Stück.
73 Bayern vom 6. November 1390 gemacht hatte: wenn Clemens VII. auf die Papstwürde verzichte, werde ihm das Kardinalat belassen und das Generalvikariat der Kirche über Frankreich und Spanien auf Lebenszeit eingeräumt werden 1). Dieses Angebot wird von Cle- mens VII. in unserem Schreiben in der entschiedensten Form ab- gelehnt, aber wir erfahren noch mehr: daß Herzog Stephan seinem Schwiegersohn, Karl VI. von Frankreich, die Entsendung einer bayrischen Gesandtschaft nach Paris angekündigt hatte2) und daß die französische Regierung sich ebenfalls gegen den Vorschlag Boni- faz' IX. ausgesprochen hatte. Da der Antrag Bonifaz' IX., wie bereits erwähnt, in einem Schreiben vom 6. November 1390 enthalten und der vorliegende Brief, der wie üblich in der Datierung kein Jahr angibt, vom 6. De- zember datiert ist, könnte man einen unmittelbaren Zusammen- hang zwischen beiden Schreiben annehmen, d. h. unser Schreiben ebenfalls dem Jahre 1390 zuweisen3). Dagegen spricht jedoch die Tatsache, daß unser Brief und das unten folgende Schreiben Baylers vom 9. Dezember (Nr. 26) einander so nahestehen 4), daß wir annehmen müssen, beide Schreiben beziehen sich auf die gleichen Ereignisse, auf den Antrag Bonifaz' IX. und auf die entschiedene Ablehnung Clemens' VII. Und das Schreiben Baylers gehört nicht dem Jahre 1390, sondern 1391 an 5). Daraus geht hervor, daß auch unser Schreiben diesem Jahre zuzuweisen ist. Bonifaz IX. hatte also sein Anbot wiederholt und Herzog Stephan unternahm einen neuen Schritt bei seinem Schwiegersohn Karl VI. 1) Raynald, Ann. eccl. 1390, Nr. 6, 7. 2) Aus dem vorliegenden Schreiben (und auch schon aus Nr. 20) ersieht man, daß Herzog Stephan von Bayern sich ernstlich bemühte, das Versprechen, das er Bonifaz IX. gegeben hatte, einzulösen. Die Bemerkung von Valois II, 398, Note, „Le duc de Bavière ne donna d'ailleurs aucune suite à ce projet de négociation“ ist damit widerlegt. 3) Die Zeit vom 6. November (Brief Bonifaz' IX.) bis 6. Dezember (Datum des vorliegenden Schreibens) wäre vollkommen ausreichend für die Korrespon- denz Rom-Paris-Avignon (Schreiben Herzogs Stephans an König Karl VI. und Schreiben Karls VI. an Papst Clemens VII.). 4) Schreiben Clemens VII.: § 1: Diligenciam grandem et summam fidelitatis constanciam qui- bus . . . . te pollere concepimus. § 1: nullos adversantum latratus horrens, nullos timens illatos territus. § 2: et si pater regine suos citet ad regem . . . . gressus . . . . iusticiam nostram inveniet, qua respondente . . . . mutescet. § 2: si eciam intrusus cautelam cessionis, cui per nos usquam nisi morte locus . . . . § 3: esto igitur.... bono animo. § 2: exurget deus et in nobis causam suam tuens .... Schreiben Baylers: § 1: vidi literas vestras multum li- benter, et, dominus noster. . .. fuit con- tentus de missione earundem et de dili- gencia vestra et magna fidelitate. § 2: quod non formidetis latratus, tractatus et versutias. § 2: . . . . et si (Bavari) ibidem venirent, reperient bene qui ipsis respondebit. § 3: dicit dominus noster, quod magis vellet esse mortuus quam vivus, quam quod cederet iuri suo. § 9: stetis lete, deus cito iuvabit iusticiam . . . . 5) Vgl. die Bemerkungen zum folgenden Stück.
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74 von Frankreich, nachdem seine Bemühungen, eine Zusammenkunft von Karl VI. mit König Wenzel zustande zu bringen, gescheitert waren 1). 26. Bayler an Pilgrim. (Avignon, 1391) Dezember 9. Empfang seines Schreibens, Lob seiner Tätigkeit, Verweis auf das Schreiben des Papstes, bayrische Ränke; der Papst lehnt den Antrag auf Rücktritt unbedingt ab; Pilgrim möge sich in Rom gegen Angriffe seiner Feinde verteidigen; gute Nachrichten aus Niederdeutschland; geheime Sendung des Konrad von Reischach zu König Wenzel; Rücksendung der Abschriften der aufgefangenen römischen Briefe; Dank für die ihm geschenkten Pferde; Versiche- rungen der Ergebenheit; Bemühungen des Königs von Frankreich um Heiligsprechung des Kardinals Peter von Luxemburg, Pilgrim möge die Verhandlungen mit König Wenzel fortführen. Original auf Papier mit Nachschrift auf einem beigeschlossenen (angeklebten) Zettel, ganz eigenhändig, verschlossen durch auf- gedrücktes, zum Teil erhaltenes Siegel. 2 Reverendissime pater et domine mi metuendissime. Humili recommendacione premissa, vidi literas vestras multum libenter, et dominus noster multum studiose bina vice ipsas perlegit, et multum fuit contentus de missione earundem et de diligencia vestra et magna fidelitate, sicut videre poteritis in suis scripturis. ultra hoc michi precepit, quod vobis scribam, quod si sit aliquis casus in mundo, per quem vobismet videatur, quod vobis proficere seu prodesse poterit, per se et suos vel alios et specialiter per regem Francie, quod sibi in- timetis, et ipse faciet taliter cum omnibus suis, quod videre poteritis, quod ipse negocia vestra et statum et honorem sibi habet recommissum toto cordis affectu. Item dicit, quod non formidetis latratus, tractatus et versutias Bavarorum quantum ad facta ecclesie coram rege Francie et suis, et si ibidem venirent, reperient bene qui ipsis respondebit. Item aicit dominus noster, quod magis vellet esse mortuus quam vivus, quam quod cederet iuri suo, eciam si daretur sibi plus quam papatus valet; in hoc nullum est remedium, quia ipse scit plene et perfecte, si ius habet vel non in papatu, quia semper propria in per- sona presens fuit. iste vero intrusus et suus predecessor et omnes ipsorum anticardinales non sciunt aliquid de iure ipsorum nisi per 1) Vgl. Nr. 18, §§ 16, 26, 30.
74 von Frankreich, nachdem seine Bemühungen, eine Zusammenkunft von Karl VI. mit König Wenzel zustande zu bringen, gescheitert waren 1). 26. Bayler an Pilgrim. (Avignon, 1391) Dezember 9. Empfang seines Schreibens, Lob seiner Tätigkeit, Verweis auf das Schreiben des Papstes, bayrische Ränke; der Papst lehnt den Antrag auf Rücktritt unbedingt ab; Pilgrim möge sich in Rom gegen Angriffe seiner Feinde verteidigen; gute Nachrichten aus Niederdeutschland; geheime Sendung des Konrad von Reischach zu König Wenzel; Rücksendung der Abschriften der aufgefangenen römischen Briefe; Dank für die ihm geschenkten Pferde; Versiche- rungen der Ergebenheit; Bemühungen des Königs von Frankreich um Heiligsprechung des Kardinals Peter von Luxemburg, Pilgrim möge die Verhandlungen mit König Wenzel fortführen. Original auf Papier mit Nachschrift auf einem beigeschlossenen (angeklebten) Zettel, ganz eigenhändig, verschlossen durch auf- gedrücktes, zum Teil erhaltenes Siegel. 2 Reverendissime pater et domine mi metuendissime. Humili recommendacione premissa, vidi literas vestras multum libenter, et dominus noster multum studiose bina vice ipsas perlegit, et multum fuit contentus de missione earundem et de diligencia vestra et magna fidelitate, sicut videre poteritis in suis scripturis. ultra hoc michi precepit, quod vobis scribam, quod si sit aliquis casus in mundo, per quem vobismet videatur, quod vobis proficere seu prodesse poterit, per se et suos vel alios et specialiter per regem Francie, quod sibi in- timetis, et ipse faciet taliter cum omnibus suis, quod videre poteritis, quod ipse negocia vestra et statum et honorem sibi habet recommissum toto cordis affectu. Item dicit, quod non formidetis latratus, tractatus et versutias Bavarorum quantum ad facta ecclesie coram rege Francie et suis, et si ibidem venirent, reperient bene qui ipsis respondebit. Item aicit dominus noster, quod magis vellet esse mortuus quam vivus, quam quod cederet iuri suo, eciam si daretur sibi plus quam papatus valet; in hoc nullum est remedium, quia ipse scit plene et perfecte, si ius habet vel non in papatu, quia semper propria in per- sona presens fuit. iste vero intrusus et suus predecessor et omnes ipsorum anticardinales non sciunt aliquid de iure ipsorum nisi per 1) Vgl. Nr. 18, §§ 16, 26, 30.
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75 auditum aliorum, quia nullus ipsorum presens fuit, dum ageretur de summo pontifice. Item credatis firmiter, quod iste intrusus libenter quereret omnes 4 tractatus mundi, per quos decipere posset genus humanum, quia scit quod nullum ius habet, si credere velit dictis famosorum virorum, quibus notum est totum factum. et ipse intrusus nunc querit aliquos tractatus multum secrete, de quibus vobis nondum sum ausus scribere. spero tamen, quod in brevi vobis scribere sciam illa, que libenter audie- tis. medio tamen credo, quod bene facietis, si vos in Roma et alibi deffendatis, ne emuli vestri occasionem contra nos habere possint, licet contra deum et iusticiam et omnem veritatem vobis nocere desiderent, et cum dei adiutario maliciis ipsorum bene resistere potestis, et spero quod in hoc multos reperietis amicos, qui toto posse ipsorum vos iuvabunt. Item de presenti habuimusa) multos nuncios de inferiori Ala- mannia, ubi negocia ecclesie dei multum prosperantur, sicut cito audietis. Item dominus noster de presenti mittit secrete ad regem Bohemie 6 Conradum de Rischach, qui ut credo transitum faciet per terras vestras, et loquetur vobiscum. de hoc tamen nulli faciatis mencionem, quia inimicus est Bavarorum usque ad mortem. Item scripsi domino Iohanni de Hengsperg, ut michi mitteret copiam illorum articulorum, quos vobis bina vice misi, de tractatibus ducis Stephani dum fuit in Roma, quia hic sunt perdite, et rex Francie de novo petivit copiam illorum articulorum. quare rogo vos instanter, ut per primum nuncium huc venientem copiam illorum articulorum michi mittatis. misi vobis eciam predictos articulos, ut domino Iohanni de Lichtenstein mitteretis, sed visum fuit vobis, quod non expediret. et bene fecistis ipsos retinere, quia ignorabam facta sua. Item predictus Conradus de Rischach, totus meus, in brevi dicet vobis singula de partibus istis, quare me non extendo ad scripturas longiores, et sibi credere potestis in quibuscunque tamquam servitori vestro speciali et fideli, quem eciam dignemini dirigere in sibi com- missis iuxta vestram possibilitatem. Et regracior vobis humilius ut possum toto corde sincero de omnibus hiis que cottidie facitis pro me, et specialiter de optimis equis quos vestri gracia michi misistis, quos dominus noster libenter videt, et multum sibi placent, et illos amore vestri custodiam quam diu vivere possunt, et adhuc spero ipsos equitare infra Romam. et, pater reverendissime, si in aliquo negocio mundi vobis et vestris ser- vire valeam, hic seu alibi, mandetis et precipiatis confidenter, quia iuro vobis in deum, quod vobis ita libenter serviam et toto posse meo, sicut alicui domino mundi. stetis lete, deus cito iuvabit iusticiam suam, de hoc sitis certus. pro deo, dum commode poteritis, mandetis domino nostro et michi statum vestrum et nova patrie eiusdem, quia dominus noster multum libenter audit nova de persona vestra, taceo de me. Item noveritis, quod rex Francie totis viribus suis instat pro 10 canonisacione illius sanctissimi viri domini cardinalis de Luczelburg, 5 8 9 a) Orig. „habumus".
75 auditum aliorum, quia nullus ipsorum presens fuit, dum ageretur de summo pontifice. Item credatis firmiter, quod iste intrusus libenter quereret omnes 4 tractatus mundi, per quos decipere posset genus humanum, quia scit quod nullum ius habet, si credere velit dictis famosorum virorum, quibus notum est totum factum. et ipse intrusus nunc querit aliquos tractatus multum secrete, de quibus vobis nondum sum ausus scribere. spero tamen, quod in brevi vobis scribere sciam illa, que libenter audie- tis. medio tamen credo, quod bene facietis, si vos in Roma et alibi deffendatis, ne emuli vestri occasionem contra nos habere possint, licet contra deum et iusticiam et omnem veritatem vobis nocere desiderent, et cum dei adiutario maliciis ipsorum bene resistere potestis, et spero quod in hoc multos reperietis amicos, qui toto posse ipsorum vos iuvabunt. Item de presenti habuimusa) multos nuncios de inferiori Ala- mannia, ubi negocia ecclesie dei multum prosperantur, sicut cito audietis. Item dominus noster de presenti mittit secrete ad regem Bohemie 6 Conradum de Rischach, qui ut credo transitum faciet per terras vestras, et loquetur vobiscum. de hoc tamen nulli faciatis mencionem, quia inimicus est Bavarorum usque ad mortem. Item scripsi domino Iohanni de Hengsperg, ut michi mitteret copiam illorum articulorum, quos vobis bina vice misi, de tractatibus ducis Stephani dum fuit in Roma, quia hic sunt perdite, et rex Francie de novo petivit copiam illorum articulorum. quare rogo vos instanter, ut per primum nuncium huc venientem copiam illorum articulorum michi mittatis. misi vobis eciam predictos articulos, ut domino Iohanni de Lichtenstein mitteretis, sed visum fuit vobis, quod non expediret. et bene fecistis ipsos retinere, quia ignorabam facta sua. Item predictus Conradus de Rischach, totus meus, in brevi dicet vobis singula de partibus istis, quare me non extendo ad scripturas longiores, et sibi credere potestis in quibuscunque tamquam servitori vestro speciali et fideli, quem eciam dignemini dirigere in sibi com- missis iuxta vestram possibilitatem. Et regracior vobis humilius ut possum toto corde sincero de omnibus hiis que cottidie facitis pro me, et specialiter de optimis equis quos vestri gracia michi misistis, quos dominus noster libenter videt, et multum sibi placent, et illos amore vestri custodiam quam diu vivere possunt, et adhuc spero ipsos equitare infra Romam. et, pater reverendissime, si in aliquo negocio mundi vobis et vestris ser- vire valeam, hic seu alibi, mandetis et precipiatis confidenter, quia iuro vobis in deum, quod vobis ita libenter serviam et toto posse meo, sicut alicui domino mundi. stetis lete, deus cito iuvabit iusticiam suam, de hoc sitis certus. pro deo, dum commode poteritis, mandetis domino nostro et michi statum vestrum et nova patrie eiusdem, quia dominus noster multum libenter audit nova de persona vestra, taceo de me. Item noveritis, quod rex Francie totis viribus suis instat pro 10 canonisacione illius sanctissimi viri domini cardinalis de Luczelburg, 5 8 9 a) Orig. „habumus".
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76 et mittit continue ambaxiatores suos ad dominum nostrum et ad colle- gium super dicta canonisacione, quia impossibile est credere miracula illa, que cottidie facit sine intermissione. Scriptum manu propria die IX mensis Novembris. Vester humilis servitor H. Electensis episcopus cubicularius domini nostri etc. 11 Nuncium vestrum, latorem presencium, non volui diucius hic tenere, ne forte irasceremini, et cogitaretis quid ipsum impediret. credo tamen firmiter, quod dominus noster et domini cardinales cicius ut poterunt consilia ad invicem habebunt super facto vestro. et tunc magis clare vobis scribent, et nuncium proprium super hiis mittent. quare interim faciatis meliori modo quo poteritis, et si cum rege Romanorum, ut incepistis, ulterius tractatus incipere possitis, credo quod non noceret. et spero quod cito videatis homines, qui super hiis vobiscum loquuntur. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino Pilgrimo archiepiscopo Salczburgensi domino meo metuendissimo. IX Decembris. In der Datumzeile des vorliegenden Stückes ist als Monats- tag „IX. mensis Novembris“ angegeben. Dagegen steht auf der Rückseite des Originals rechts unter der Adresse „IX. Decemb.“. Das kann nicht als Einlaufsdatum gelten, weil keiner der hier veröffent- lichten Briefe ein solches aufweist. Dazu kommt noch, daß „IX. De- cembris“, allerdings in kleinerer Schrift, von der Hand Baylers ge- schrieben ist. Die Erklärung wird darin liegen, daß Bayler in dem Briefe irrtümlich „IX. mensis Novembris“ statt „Decembris“ ge- schrieben hatte und diesen Fehler nachträglich, d. h. nachdem der Brief geschlossen und gesiegelt worden war, berichtigen wollte. Damit stimmt aufs beste überein, daß unser Schreiben in den §§ 1, 2, 3 und 9 die engste Verwandtschaft1) mit dem Schreiben Cle- mens' VII. vom 6. Dezember zeigt. Das Jahr, dem unser Schreiben angehört, läßt sich leicht er- mitteln. In § 7 wird die Rückstellung von Abschriften, die Bayler an Erzbischof Pilgrim geschickt hatte, verlangt. Von diesen Ab- schriften handelt das Schreiben Baylers vom 15. Jänner 1391 (Nr. 18, §§ 1, 17,21, 22, 34). Aus dem Wortlaut der Stellen in den §§ 1 und 17 geht unzweifelhaft hervor, daß damals, nämlich mit dem Schreiben vom 15. Jänner 1391 und nicht früher, diese Abschriften an Erz- bischof Pilgrim geschickt worden sind, und zwar waren es 2 Exem- plare, von denen eines für den Hofmeister des österreichischen Herzogs Albrecht III., Johann von Lichtenstein, bestimmt war. Ob die in unserem Schreiben gebrauchten Worte „bina vice“ sich auf zwei einander folgende Sendungen der Abschriften oder auf die beiden gleichzeitig geschickten Exemplare beziehen, ist nicht zu entscheiden. 1) Siehe Note 4 von Nr. 25.
76 et mittit continue ambaxiatores suos ad dominum nostrum et ad colle- gium super dicta canonisacione, quia impossibile est credere miracula illa, que cottidie facit sine intermissione. Scriptum manu propria die IX mensis Novembris. Vester humilis servitor H. Electensis episcopus cubicularius domini nostri etc. 11 Nuncium vestrum, latorem presencium, non volui diucius hic tenere, ne forte irasceremini, et cogitaretis quid ipsum impediret. credo tamen firmiter, quod dominus noster et domini cardinales cicius ut poterunt consilia ad invicem habebunt super facto vestro. et tunc magis clare vobis scribent, et nuncium proprium super hiis mittent. quare interim faciatis meliori modo quo poteritis, et si cum rege Romanorum, ut incepistis, ulterius tractatus incipere possitis, credo quod non noceret. et spero quod cito videatis homines, qui super hiis vobiscum loquuntur. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino Pilgrimo archiepiscopo Salczburgensi domino meo metuendissimo. IX Decembris. In der Datumzeile des vorliegenden Stückes ist als Monats- tag „IX. mensis Novembris“ angegeben. Dagegen steht auf der Rückseite des Originals rechts unter der Adresse „IX. Decemb.“. Das kann nicht als Einlaufsdatum gelten, weil keiner der hier veröffent- lichten Briefe ein solches aufweist. Dazu kommt noch, daß „IX. De- cembris“, allerdings in kleinerer Schrift, von der Hand Baylers ge- schrieben ist. Die Erklärung wird darin liegen, daß Bayler in dem Briefe irrtümlich „IX. mensis Novembris“ statt „Decembris“ ge- schrieben hatte und diesen Fehler nachträglich, d. h. nachdem der Brief geschlossen und gesiegelt worden war, berichtigen wollte. Damit stimmt aufs beste überein, daß unser Schreiben in den §§ 1, 2, 3 und 9 die engste Verwandtschaft1) mit dem Schreiben Cle- mens' VII. vom 6. Dezember zeigt. Das Jahr, dem unser Schreiben angehört, läßt sich leicht er- mitteln. In § 7 wird die Rückstellung von Abschriften, die Bayler an Erzbischof Pilgrim geschickt hatte, verlangt. Von diesen Ab- schriften handelt das Schreiben Baylers vom 15. Jänner 1391 (Nr. 18, §§ 1, 17,21, 22, 34). Aus dem Wortlaut der Stellen in den §§ 1 und 17 geht unzweifelhaft hervor, daß damals, nämlich mit dem Schreiben vom 15. Jänner 1391 und nicht früher, diese Abschriften an Erz- bischof Pilgrim geschickt worden sind, und zwar waren es 2 Exem- plare, von denen eines für den Hofmeister des österreichischen Herzogs Albrecht III., Johann von Lichtenstein, bestimmt war. Ob die in unserem Schreiben gebrauchten Worte „bina vice“ sich auf zwei einander folgende Sendungen der Abschriften oder auf die beiden gleichzeitig geschickten Exemplare beziehen, ist nicht zu entscheiden. 1) Siehe Note 4 von Nr. 25.
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77 Was Bayler in dem vorliegenden Schreiben (§ 4) dem Erz- bischof geraten hatte („credo quod bene facietis si vos in Roma et alibi deffendatis“), hatte dieser, allerdings ganz anders als Bayler vermuten konnte, bereits getan. Er hatte, um jeden Verdacht zu zerstreuen, sich an Papst Bonifaz IX. mit einer ganzen Reihe von Bitten gewandt und der römische Papst, der wahrscheinlich schon manches über den Erzbischof gehört hatte, gab ihnen Folge. Was Pilgrim erbeten hatte, kann man aus 7 Urkunden Bonifaz' IX., alle vom 28. November 1391, ersehen. Die Urkunden sind in Ab- schriften des 15. Jahrhunderts im Wiener Staatsarchiv, Salzburger Kammerbücher 2, 743—750, erhalten. Vier von ihnen hat Klei- mayrn in der „Juvavia“ (Nachrichten vom Zustande der Gegenden und Stadt Juvavia) p. 209, § 186, p. 280, § 221, in Auszügen veröffentlicht. Sie gestatten dem Erzbischof Pilgrim, sich einen Beichtvater zu wählen, der ihn von dem Vergehen der persön- lichen Teilnahme an kriegerischen Handlungen absolvieren könne; Messe zu lesen oder zu hören, sowohl vor Tagesanbruch als auch unter gewissen Beschränkungen an Orten, die mit dem Interdikt belegt sind; und die Besetzung von 10 Pfarren, aber nur für dieses Mal, sich zu reservieren, deren Vergebung dem Salz- burger Erzbischof zustehe. In zwei weiteren Urkunden wird Pilgrim gestattet, 10 Kanoniker in Salzburg zu ernennen, deren Zahl jetzt auf 14 herabgesunken sei, während die Einkünfte für 24 ausreichen, und sich einen Beichtvater zu wählen, der ihm in articulo mortis völlige Absolution erteilen kann. Schließlich werden auf Bitten des Erzbischofs Pilgrim die Bischöfe von Bamberg, Augsburg und Eich- stett zu Konservatoren der Salzburgischen Gebiete und Einkünfte bestellt. Der in den §§ 6 und 8 genannte Konrad von Reischach war seit Beginn des Schismas Anhänger Clemens' VII. Er wird 1379 als „scutifer pape Constanc. dioc.“ genannt 1) und im folgenden Jahre mit einer wichtigen Aufgabe von Clemens VII. betraut. Er und Hein- rich Bayler schlossen als Bevollmächtigte des Papstes das Bündnis mit Leopold III. von Österreich. In der betreffenden Urkunde Cle- mens' VII.2) wird er „vir nobilis Conradus de Rischach, domicellus Constanciensis diocesis familiaris noster“ genannt3). Uber die Sen- dung Reischachs zu König Wenzel geben die Vatikanischen Ur- kunden, wie aus dem Repert. Germ. I hervorgeht, keinen Aufschluß. In dem unten folgenden Schreiben Clemens' VII. von 1393 April 5 (Nr. 28) ist angegeben, daß Konrad von Reischach am Hofe König Wenzels sich aufhalte. 1) Siehe Repert. Germ. 1, 20 s. v. 2) Bei Kurz, Albrecht III., 1, 301. 3) Aus der Urkunde Reischachs von 1386 März 22. Bozen (Lichnovsky, Geschichte des Hauses Habsburg IV, Reg.-Nr. 1975) ersieht man, daß er dem österreichischen Herzog eine größere Geldsumme geliehen hatte. Es sei noch auf die Mitteilungen von Poinsignon im Freiburger Diözesanarchiv XIV, 247, welche über die Ehe Reischachs mit der Prinzessin Isabella von Majorka Auf- schluß geben, verwiesen.
77 Was Bayler in dem vorliegenden Schreiben (§ 4) dem Erz- bischof geraten hatte („credo quod bene facietis si vos in Roma et alibi deffendatis“), hatte dieser, allerdings ganz anders als Bayler vermuten konnte, bereits getan. Er hatte, um jeden Verdacht zu zerstreuen, sich an Papst Bonifaz IX. mit einer ganzen Reihe von Bitten gewandt und der römische Papst, der wahrscheinlich schon manches über den Erzbischof gehört hatte, gab ihnen Folge. Was Pilgrim erbeten hatte, kann man aus 7 Urkunden Bonifaz' IX., alle vom 28. November 1391, ersehen. Die Urkunden sind in Ab- schriften des 15. Jahrhunderts im Wiener Staatsarchiv, Salzburger Kammerbücher 2, 743—750, erhalten. Vier von ihnen hat Klei- mayrn in der „Juvavia“ (Nachrichten vom Zustande der Gegenden und Stadt Juvavia) p. 209, § 186, p. 280, § 221, in Auszügen veröffentlicht. Sie gestatten dem Erzbischof Pilgrim, sich einen Beichtvater zu wählen, der ihn von dem Vergehen der persön- lichen Teilnahme an kriegerischen Handlungen absolvieren könne; Messe zu lesen oder zu hören, sowohl vor Tagesanbruch als auch unter gewissen Beschränkungen an Orten, die mit dem Interdikt belegt sind; und die Besetzung von 10 Pfarren, aber nur für dieses Mal, sich zu reservieren, deren Vergebung dem Salz- burger Erzbischof zustehe. In zwei weiteren Urkunden wird Pilgrim gestattet, 10 Kanoniker in Salzburg zu ernennen, deren Zahl jetzt auf 14 herabgesunken sei, während die Einkünfte für 24 ausreichen, und sich einen Beichtvater zu wählen, der ihm in articulo mortis völlige Absolution erteilen kann. Schließlich werden auf Bitten des Erzbischofs Pilgrim die Bischöfe von Bamberg, Augsburg und Eich- stett zu Konservatoren der Salzburgischen Gebiete und Einkünfte bestellt. Der in den §§ 6 und 8 genannte Konrad von Reischach war seit Beginn des Schismas Anhänger Clemens' VII. Er wird 1379 als „scutifer pape Constanc. dioc.“ genannt 1) und im folgenden Jahre mit einer wichtigen Aufgabe von Clemens VII. betraut. Er und Hein- rich Bayler schlossen als Bevollmächtigte des Papstes das Bündnis mit Leopold III. von Österreich. In der betreffenden Urkunde Cle- mens' VII.2) wird er „vir nobilis Conradus de Rischach, domicellus Constanciensis diocesis familiaris noster“ genannt3). Uber die Sen- dung Reischachs zu König Wenzel geben die Vatikanischen Ur- kunden, wie aus dem Repert. Germ. I hervorgeht, keinen Aufschluß. In dem unten folgenden Schreiben Clemens' VII. von 1393 April 5 (Nr. 28) ist angegeben, daß Konrad von Reischach am Hofe König Wenzels sich aufhalte. 1) Siehe Repert. Germ. 1, 20 s. v. 2) Bei Kurz, Albrecht III., 1, 301. 3) Aus der Urkunde Reischachs von 1386 März 22. Bozen (Lichnovsky, Geschichte des Hauses Habsburg IV, Reg.-Nr. 1975) ersieht man, daß er dem österreichischen Herzog eine größere Geldsumme geliehen hatte. Es sei noch auf die Mitteilungen von Poinsignon im Freiburger Diözesanarchiv XIV, 247, welche über die Ehe Reischachs mit der Prinzessin Isabella von Majorka Auf- schluß geben, verwiesen.
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78 Uber Kardinal Peter von Luxemburg, von dem § 10 unseres Schreibens handelt, und die Bemühungen des französischen Königs, seine Heiligsprechung zu bewirken, die jedoch erst 1527 erfolgte, vgl. Prima Vita Clementis VII. bei Baluze-Mollat, Vitae Paparum I., 497, und die Bemerkungen ebendort II, 834 ff. Worauf sich die in der Nachschrift (§ 11) erwähnten Be- ratungen, welche Papst und Kardinäle möglichst bald abhalten werden, beziehen, wird nicht ausdrücklich gesagt und Bayler spricht nur vom „factum vestrum“. Aber einzelne Stellen verraten doch, was gemeint ist: es sind die von Erzbischof Pilgrim geführten Ver- handlungen mit König Wenzel über die Anerkennung Clemens' VII. Diese Verhandlungen waren durch die Forderungen, die Wenzel in den „articuli et responsiva regis“ (Nr. 22) gestellt hatte, auf einen toten Punkt gelangt. Der Papst war empört über solche Zumutun- gen und hatte die Beratungen über die articuli verschoben, angeb- lich weil die Anwesenheit der Herzoge von Berry und Burgund ihn daran hindere1). In der Nachschrift des vorliegenden Stückes wird nun die Aufnahme solcher Beratungen angekündigt, die Kardinäle würden „magis clare“ an Erzbischof Pilgrim schreiben. Das bezieht sich auf die Forderung Wenzels, daß nicht nur der Avignone- sische Papst, sondern auch seine Kardinäle sich schriftlich ver- pflichten müssen, der Entscheidung des Königs in der Papstfrage sich zu unterwerfen. 27. Herzog Albrecht III. von Österreich an Papst Bonifaz IX. Salzburg, 1392 Juli 13. Ubertritt des Bischofs Hartmann von Chur zur römischen Obedienz; der Papst möge den Bischof und seine Geistlichkeit gnädig aufnehmen; Verzicht des Propstes Anton von Wien auf das Bistum Chur; Empfehlung desselben. Gleichzeitige Abschrift in cod. suppl. 409; fol. 14, des Wiener Staatsarchivs. Beatissime pater. Exquo de Curiensi ecclesia per felicis recordationis vestrum pre- decessorem immediatum et vestram sanctitatem dispositum est hactenus ad mearuma) precum instanciam pro venerabili domino Anthonio nunc Wiennensi preposito meo secretario precaro, ego de benivolentia michi in hoc exhibita laborans gratus existere, non sine magnis labo- a) cod.: merum. 1) Siehe das Schreiben Baylers an Erzbischof Pilgrim von 1391 April 15. (Nr. 24).
78 Uber Kardinal Peter von Luxemburg, von dem § 10 unseres Schreibens handelt, und die Bemühungen des französischen Königs, seine Heiligsprechung zu bewirken, die jedoch erst 1527 erfolgte, vgl. Prima Vita Clementis VII. bei Baluze-Mollat, Vitae Paparum I., 497, und die Bemerkungen ebendort II, 834 ff. Worauf sich die in der Nachschrift (§ 11) erwähnten Be- ratungen, welche Papst und Kardinäle möglichst bald abhalten werden, beziehen, wird nicht ausdrücklich gesagt und Bayler spricht nur vom „factum vestrum“. Aber einzelne Stellen verraten doch, was gemeint ist: es sind die von Erzbischof Pilgrim geführten Ver- handlungen mit König Wenzel über die Anerkennung Clemens' VII. Diese Verhandlungen waren durch die Forderungen, die Wenzel in den „articuli et responsiva regis“ (Nr. 22) gestellt hatte, auf einen toten Punkt gelangt. Der Papst war empört über solche Zumutun- gen und hatte die Beratungen über die articuli verschoben, angeb- lich weil die Anwesenheit der Herzoge von Berry und Burgund ihn daran hindere1). In der Nachschrift des vorliegenden Stückes wird nun die Aufnahme solcher Beratungen angekündigt, die Kardinäle würden „magis clare“ an Erzbischof Pilgrim schreiben. Das bezieht sich auf die Forderung Wenzels, daß nicht nur der Avignone- sische Papst, sondern auch seine Kardinäle sich schriftlich ver- pflichten müssen, der Entscheidung des Königs in der Papstfrage sich zu unterwerfen. 27. Herzog Albrecht III. von Österreich an Papst Bonifaz IX. Salzburg, 1392 Juli 13. Ubertritt des Bischofs Hartmann von Chur zur römischen Obedienz; der Papst möge den Bischof und seine Geistlichkeit gnädig aufnehmen; Verzicht des Propstes Anton von Wien auf das Bistum Chur; Empfehlung desselben. Gleichzeitige Abschrift in cod. suppl. 409; fol. 14, des Wiener Staatsarchivs. Beatissime pater. Exquo de Curiensi ecclesia per felicis recordationis vestrum pre- decessorem immediatum et vestram sanctitatem dispositum est hactenus ad mearuma) precum instanciam pro venerabili domino Anthonio nunc Wiennensi preposito meo secretario precaro, ego de benivolentia michi in hoc exhibita laborans gratus existere, non sine magnis labo- a) cod.: merum. 1) Siehe das Schreiben Baylers an Erzbischof Pilgrim von 1391 April 15. (Nr. 24).
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79 ribus et impensis effeci quod venerabilis dominus Hartmannus de co- mitibus de Werdenberg, qui ab antipapa intrusus dictam ecclesiam hactenus occupatam tenuit, pridie meam accedens presentiam humi- liter veniam peciit, ac in presentia reverendorum patrum dominorum archiepiscopi Saltzeburgensis necnon Frisingensis et Gurcensis episco- porum et dicti Wiennensis prepositi ac plurium aliorum magnatum et nobilium promisit et spopondit fide prestita, se et clerum suum ac omnes alios ipsius ecclesie subditos in continenti offerre et effectualiter subicere vestre sanctitatis obediencie et mandatis: eapropter eidem s. v. supplico affective quatenus eosdem omnes et singulos ad misericordie gremium resumere dignemini propicie, ac ipsi domino Hartmanno de prefata Curiensi ecclesia providere, aliosque quoslibet qui sibi adhe- serunt hactenus in beneficiis et aliis statibus suis indempnes de pa- terna benivolentia conservare, nam spero quod per huius modi clemencie beneficium plures rebelles allicientur et inclinabuntur ad sanctitatis vestre obedienciam domino concedente. Ceterum cum supradictus do- minus Wiennensis prepositus alias dicte Curiensis ecclesie provisus iuribus promptissime cessit pro honore et utilifate sanctitatis vestre et Romane ecclesie ad finem reductionis suprascripte, idcirco sanctitati vestre deprecor confidenter quatinus ipsum pro gratitudine commen- dande sue fidelitatis et promptitudinis dignemini recipere suo tempore in aliis occurrentibus promocionibus recommissum. Scriptum Salzeburge die Martis XIII. mensis Iulii lxxxxII- Der hier genannte Bischof Hartmann von Chur war nach dem Tode des Bischofs Johann II. (1388 Juni 30) von Clemens VII. ernannt worden 1). Andererseits hatte Papst Urban VI. auf Bitten des österreichischen Herzogs Albrecht III. dessen Sekretär Anton2) zum Bischof von Chur ernannt und diese Ernennung war von dem Nachfolger Urbans VI., Bonifaz IX., wiederholt worden 3). Sie hatte jedoch keinen Erfolg, Bischof Hartmann behauptete sich und der österreichische Herzog hielt es für besser, seinen Kandidaten fallen zu lassen und sich mit Hartmann zu verbünden (Bündnisurkunde vom 24. Juni 1392 bei Lichnovsky IV, Nr. 2279). Aus unserem Schreiben ersieht man, daß Herzog Albrecht, der vor einigen Jahren den clementistischen Bischof Friedrich von Brixen der römischen 1) Am 24. Oktober 1388, jedoch mit der Klausel, daß die gegenwärtige Ernennungsbulle null und nichtig sein solle, wenn Hartmann jetzt oder später von Urban VI. zum Bischof von Chur ernannt würde (Eubel, Römische Quartal- schrift 7, 414). 2) Nach Eubel, Hierarchia catholica, hätte Papst Urban zuerst Bartholo- maeus (von dem nichts weiter bekannt ist) zum Bischof von Chur erhoben und nach seinem Verzicht oder nach seinem Tode die Bitten Albrechts III. berück- sichtigt und Anton ernannt. Das muß schon im Winter 1388 auf 1389 gewesen sein, denn in einer Urkunde des Priesters Kaspar Maysselstein vom 28. Jänner 1389 (Lichnovsky IV, Nr. 2160) wird Anton bereits als zukünftiger Bischof von Chur genannt. 3) Siehe das vorliegende Schreiben „Exquo de Curiensi ecclesia per fel. rec. vestrum predecessorem immediatum et vestram sanctitatem disposi- tum est —
79 ribus et impensis effeci quod venerabilis dominus Hartmannus de co- mitibus de Werdenberg, qui ab antipapa intrusus dictam ecclesiam hactenus occupatam tenuit, pridie meam accedens presentiam humi- liter veniam peciit, ac in presentia reverendorum patrum dominorum archiepiscopi Saltzeburgensis necnon Frisingensis et Gurcensis episco- porum et dicti Wiennensis prepositi ac plurium aliorum magnatum et nobilium promisit et spopondit fide prestita, se et clerum suum ac omnes alios ipsius ecclesie subditos in continenti offerre et effectualiter subicere vestre sanctitatis obediencie et mandatis: eapropter eidem s. v. supplico affective quatenus eosdem omnes et singulos ad misericordie gremium resumere dignemini propicie, ac ipsi domino Hartmanno de prefata Curiensi ecclesia providere, aliosque quoslibet qui sibi adhe- serunt hactenus in beneficiis et aliis statibus suis indempnes de pa- terna benivolentia conservare, nam spero quod per huius modi clemencie beneficium plures rebelles allicientur et inclinabuntur ad sanctitatis vestre obedienciam domino concedente. Ceterum cum supradictus do- minus Wiennensis prepositus alias dicte Curiensis ecclesie provisus iuribus promptissime cessit pro honore et utilifate sanctitatis vestre et Romane ecclesie ad finem reductionis suprascripte, idcirco sanctitati vestre deprecor confidenter quatinus ipsum pro gratitudine commen- dande sue fidelitatis et promptitudinis dignemini recipere suo tempore in aliis occurrentibus promocionibus recommissum. Scriptum Salzeburge die Martis XIII. mensis Iulii lxxxxII- Der hier genannte Bischof Hartmann von Chur war nach dem Tode des Bischofs Johann II. (1388 Juni 30) von Clemens VII. ernannt worden 1). Andererseits hatte Papst Urban VI. auf Bitten des österreichischen Herzogs Albrecht III. dessen Sekretär Anton2) zum Bischof von Chur ernannt und diese Ernennung war von dem Nachfolger Urbans VI., Bonifaz IX., wiederholt worden 3). Sie hatte jedoch keinen Erfolg, Bischof Hartmann behauptete sich und der österreichische Herzog hielt es für besser, seinen Kandidaten fallen zu lassen und sich mit Hartmann zu verbünden (Bündnisurkunde vom 24. Juni 1392 bei Lichnovsky IV, Nr. 2279). Aus unserem Schreiben ersieht man, daß Herzog Albrecht, der vor einigen Jahren den clementistischen Bischof Friedrich von Brixen der römischen 1) Am 24. Oktober 1388, jedoch mit der Klausel, daß die gegenwärtige Ernennungsbulle null und nichtig sein solle, wenn Hartmann jetzt oder später von Urban VI. zum Bischof von Chur ernannt würde (Eubel, Römische Quartal- schrift 7, 414). 2) Nach Eubel, Hierarchia catholica, hätte Papst Urban zuerst Bartholo- maeus (von dem nichts weiter bekannt ist) zum Bischof von Chur erhoben und nach seinem Verzicht oder nach seinem Tode die Bitten Albrechts III. berück- sichtigt und Anton ernannt. Das muß schon im Winter 1388 auf 1389 gewesen sein, denn in einer Urkunde des Priesters Kaspar Maysselstein vom 28. Jänner 1389 (Lichnovsky IV, Nr. 2160) wird Anton bereits als zukünftiger Bischof von Chur genannt. 3) Siehe das vorliegende Schreiben „Exquo de Curiensi ecclesia per fel. rec. vestrum predecessorem immediatum et vestram sanctitatem disposi- tum est —
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80 Obedienz zugeführt hatte, im gleichen Sinne in Chur tätig gewesen ist und nach längeren Bemühungen („non sine magnis laboribus" sagt Albrecht selbst) sein Ziel erreichte. Der herzogliche Sekretär Anton wurde mit der Propstei von Allerheiligen in Wien, die durch die Ernennung des bisherigen Propstes Georg von Lichtenstein zum Bischof von Trient1) frei geworden war, entschädigt2). Man sieht aus unserem Schreiben, daß Albrecht III. Gewicht darauf legte, den Ubertritt des Bischofs von Chur möglichst feier- lich und eindrucksvoll zu gestalten. Daß er für dieses Schauspiel Salzburg gewählt hat, kann nur im Einvernehmen mit Erzbischof Pilgrim geschehen sein und man darf annehmen, daß der Bischof von Chur nicht leichten Herzens die Fahrt nach Salzburg ge- macht hat. 28. Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1393) April 5. Schreiben Pilgrims an Bayler; Dank für die Tätigkeit des Erz- bischofs; Anderung der Haltung des Königs Wenzel, der Fürsten und des Volkes von Deutschland in der Papstfrage; Pilgrim möge mit Unterstützung Konrads von Reischach auf den König ein- wirken; Treue des französischen Königs; Verweis auf das Schreiben Baylers an Pilgrim. Original auf Papier, in sorgfältiger Schrift von der Hand Muretis, verschlossen durch aufgedrücktes, gut erhaltenes Siegel. Clemens etc. Venerabilis frater. Ex directis noviter per fraternitatem tuam venerabili fratri Hen- rico episcopo Electensi cubiculario et familiari nostro nobisque per eundem comunicatis apicibus tui sinceritatem animi tueque fidei in- superabilem constanciam et perseveranciam laude dignam ad nos et iusticiam nostram ac certam in facto presentis scismatis veritatem necnon tuam ad eiusdem extirpacionem scismatis eciam ab ipsius exordio continuam operam et solicitudinem indefessam per te, prout permisit temporum et negociorum qualitas, fideliter et prudenter im- pensas, proprie persone periculis et expensarum profluviis non par- 1) Am 4. November 1390 war die Nachricht von seiner Erhebung in Wien eingetroffen. Siehe das Schreiben Albrechts III. an Bonifaz IX. von 1390 November 4 in cod. suppl. 409, fol. 65', des Wiener Staatsarchivs. 2) „cum supradictus dominus Wiennensis prepositus alias dicte Curiensis ecclesie provisus iuribus promptissime cessit“ heißt es in unserem Briefe vom 13. Juli 1392, während Eubel (Römische Quartalschrift 7, 415) den 25. Juli 1392 als Tag der Resignation angibt.
80 Obedienz zugeführt hatte, im gleichen Sinne in Chur tätig gewesen ist und nach längeren Bemühungen („non sine magnis laboribus" sagt Albrecht selbst) sein Ziel erreichte. Der herzogliche Sekretär Anton wurde mit der Propstei von Allerheiligen in Wien, die durch die Ernennung des bisherigen Propstes Georg von Lichtenstein zum Bischof von Trient1) frei geworden war, entschädigt2). Man sieht aus unserem Schreiben, daß Albrecht III. Gewicht darauf legte, den Ubertritt des Bischofs von Chur möglichst feier- lich und eindrucksvoll zu gestalten. Daß er für dieses Schauspiel Salzburg gewählt hat, kann nur im Einvernehmen mit Erzbischof Pilgrim geschehen sein und man darf annehmen, daß der Bischof von Chur nicht leichten Herzens die Fahrt nach Salzburg ge- macht hat. 28. Clemens VII. an Erzbischof Pilgrim. Avignon (1393) April 5. Schreiben Pilgrims an Bayler; Dank für die Tätigkeit des Erz- bischofs; Anderung der Haltung des Königs Wenzel, der Fürsten und des Volkes von Deutschland in der Papstfrage; Pilgrim möge mit Unterstützung Konrads von Reischach auf den König ein- wirken; Treue des französischen Königs; Verweis auf das Schreiben Baylers an Pilgrim. Original auf Papier, in sorgfältiger Schrift von der Hand Muretis, verschlossen durch aufgedrücktes, gut erhaltenes Siegel. Clemens etc. Venerabilis frater. Ex directis noviter per fraternitatem tuam venerabili fratri Hen- rico episcopo Electensi cubiculario et familiari nostro nobisque per eundem comunicatis apicibus tui sinceritatem animi tueque fidei in- superabilem constanciam et perseveranciam laude dignam ad nos et iusticiam nostram ac certam in facto presentis scismatis veritatem necnon tuam ad eiusdem extirpacionem scismatis eciam ab ipsius exordio continuam operam et solicitudinem indefessam per te, prout permisit temporum et negociorum qualitas, fideliter et prudenter im- pensas, proprie persone periculis et expensarum profluviis non par- 1) Am 4. November 1390 war die Nachricht von seiner Erhebung in Wien eingetroffen. Siehe das Schreiben Albrechts III. an Bonifaz IX. von 1390 November 4 in cod. suppl. 409, fol. 65', des Wiener Staatsarchivs. 2) „cum supradictus dominus Wiennensis prepositus alias dicte Curiensis ecclesie provisus iuribus promptissime cessit“ heißt es in unserem Briefe vom 13. Juli 1392, während Eubel (Römische Quartalschrift 7, 415) den 25. Juli 1392 als Tag der Resignation angibt.
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81 cendo, prout noveramus a dudum, nunc iterato novimus letabundi. de quibus fraternitatem eandem in domino commendantes, tibi quas possu- mus graciarum exolvimus acciones, fatentes nichilominus sicut decet et attolenda tuorum actuum magnitudo deposcit, nos et sedem aposto- licam ad condignum tibi pro tot tantisque gratitudinibus et fructuosis obsequiis rependium obligatos, prout per dei graciam si quandoque nostre correspondeat affeccioni facultas, effectualiter rependemus, ab illo nichilominus eternaliter premiando, qui nullum bonum irremune- ratum relinquit, nec malum aliquod impunitum. porro, frater ama- bilis, quia non omnes ut nosti qui currunt in stadio sed solum hii qui metam cursus attingunt bravium promerentur, nec virtutes quelibet sed sola perseverancia coronatur, inceptum sancti propositi tui cursum, iamque prout in deo nostro confidimus prope metam deductum, taliter quesumus peragere studeas, quod per tue bone solicitudinis studium ambulantibus adhuc in scismatis et errorum tenebris veritatis claritas illucescat, et proinde tibi salutis et eterne glorie proveniat incre- mentum. Et quoniam insuper hic fama propalat, quod carissimus in Christo filius noster rex Boemie illustris ceterique principes et popu- lares eciam Germanie, quos dudum scismaticorum perfidia contra nos et iusticiam nostram taliter indurarat, quod de ipsa iusticia nostra nec verbulum quidem audire volebant, nunc inspirante domino, qui neminem vult perire, quique de lapidibus suscitat filios Abrahe, ali- quantulum incipiunt emolliri, adeo quod plures ipsorum modos honestos reperire gauderent, per quos ab antipape possent obediencia resilire, ne tantam oportunitatem temporis pretermittas, apud regem ipsum et consiliarios suos ceterosque, de quibus et prout discrecioni tue videbitur, velis ferventer instare, ipsos per te ipsum, si expediat et commode valeas, alioquin per crebras scripciones hortando et prout melius po- teris admonendo, ut sicut partem audierunt aliam, ad cuius virulen- tos sibilos utinam aures pocius obturassent, ita demum audiant par- tem nostram, et in tam periculoso negocio, quod animarum ipsarum concernit dispendium, velint taliter inquirere veritatem, quod ignorancia affectata salutis eis non afferat detrimentum, presertim quia nec in alio quantuncunque levi negocio potest de veritate constare, nisi collatis partis racionibus utriusque. miramur autem, prout mirari debet quilibet sane mentis, quod sectari non erubescunt intrusum, quem antiquorum cardinalium nemo sectatur, sed invasorem ecclesie publice profitentur, quotquot sunt superstites, et simili modo professi sunt ceteri morientes. sane, frater carissime, fienda per te circa regem predictum vel scriptis vel alias dilecto filio nobili viro Conrado de Rischach domicello, in ipsius regis curia commoranti, quem in negociis nostris et ecclesie scimus per experienciam esse solicitum et fidelem, communicari ro- gamus, quem eciam in factis ipsis habere poteris ydoneum directorem. ceterum fraternitati tue pro consolacionis plenitudine nunciamus, quod carissimus in Christo filius noster rex Francorum illustris ad sedacionem et extinccionem predicti scismatis nostreque propalacionem iusticie in dies forcius animatur et ardencius recipit factum cordi, proponitque favente sibi altissimo quam breviter poterit consummare. 6
81 cendo, prout noveramus a dudum, nunc iterato novimus letabundi. de quibus fraternitatem eandem in domino commendantes, tibi quas possu- mus graciarum exolvimus acciones, fatentes nichilominus sicut decet et attolenda tuorum actuum magnitudo deposcit, nos et sedem aposto- licam ad condignum tibi pro tot tantisque gratitudinibus et fructuosis obsequiis rependium obligatos, prout per dei graciam si quandoque nostre correspondeat affeccioni facultas, effectualiter rependemus, ab illo nichilominus eternaliter premiando, qui nullum bonum irremune- ratum relinquit, nec malum aliquod impunitum. porro, frater ama- bilis, quia non omnes ut nosti qui currunt in stadio sed solum hii qui metam cursus attingunt bravium promerentur, nec virtutes quelibet sed sola perseverancia coronatur, inceptum sancti propositi tui cursum, iamque prout in deo nostro confidimus prope metam deductum, taliter quesumus peragere studeas, quod per tue bone solicitudinis studium ambulantibus adhuc in scismatis et errorum tenebris veritatis claritas illucescat, et proinde tibi salutis et eterne glorie proveniat incre- mentum. Et quoniam insuper hic fama propalat, quod carissimus in Christo filius noster rex Boemie illustris ceterique principes et popu- lares eciam Germanie, quos dudum scismaticorum perfidia contra nos et iusticiam nostram taliter indurarat, quod de ipsa iusticia nostra nec verbulum quidem audire volebant, nunc inspirante domino, qui neminem vult perire, quique de lapidibus suscitat filios Abrahe, ali- quantulum incipiunt emolliri, adeo quod plures ipsorum modos honestos reperire gauderent, per quos ab antipape possent obediencia resilire, ne tantam oportunitatem temporis pretermittas, apud regem ipsum et consiliarios suos ceterosque, de quibus et prout discrecioni tue videbitur, velis ferventer instare, ipsos per te ipsum, si expediat et commode valeas, alioquin per crebras scripciones hortando et prout melius po- teris admonendo, ut sicut partem audierunt aliam, ad cuius virulen- tos sibilos utinam aures pocius obturassent, ita demum audiant par- tem nostram, et in tam periculoso negocio, quod animarum ipsarum concernit dispendium, velint taliter inquirere veritatem, quod ignorancia affectata salutis eis non afferat detrimentum, presertim quia nec in alio quantuncunque levi negocio potest de veritate constare, nisi collatis partis racionibus utriusque. miramur autem, prout mirari debet quilibet sane mentis, quod sectari non erubescunt intrusum, quem antiquorum cardinalium nemo sectatur, sed invasorem ecclesie publice profitentur, quotquot sunt superstites, et simili modo professi sunt ceteri morientes. sane, frater carissime, fienda per te circa regem predictum vel scriptis vel alias dilecto filio nobili viro Conrado de Rischach domicello, in ipsius regis curia commoranti, quem in negociis nostris et ecclesie scimus per experienciam esse solicitum et fidelem, communicari ro- gamus, quem eciam in factis ipsis habere poteris ydoneum directorem. ceterum fraternitati tue pro consolacionis plenitudine nunciamus, quod carissimus in Christo filius noster rex Francorum illustris ad sedacionem et extinccionem predicti scismatis nostreque propalacionem iusticie in dies forcius animatur et ardencius recipit factum cordi, proponitque favente sibi altissimo quam breviter poterit consummare. 6
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82 Plura autem alia per dictum episcopum Electensem facimus tibi scribi, cuius scripcionibus fidem prebeas tanquam nostris, rescripturus nobis quesumus quam sepe poteris de singulis occurrentibus et quevis alia tibi placita confidenter, nichil metuens de repulsa. Datum Avinione sub signeto nostro secreto die V Aprilis. Mureti. In der Einleitung unseres Stückes wird auf ein Schreiben des Erzbischofs Pilgrim an Heinrich, Bischof von Alet, verwiesen. Das ist niemand anderer als Heinrich Bayler, der am 10. Juni 1390 dieses Bistum (Alet) erhalten hatte; daher kann unser Schreiben frühestens in das Jahr 1391 fallen. Da andererseits Clemens 1394 (September 16) starb, so ist als terminus ad quem das Jahr 1394 gegeben. Etwas weiter kommen wir durch die Stelle unseres Schrei- bens, die von Konrad von Reischach handelt. Im Schreiben Baylers von 1391 Dezember 9 (Nr. 26, § 6) wird mitgeteilt, daß der Papst jetzt Konrad von Reischach zu König Wenzel sende; in unserem Schreiben wird gesagt, daß Reischach sich am Hofe des Königs aufhalte. Mit Rücksicht auf diese Angaben und den Umstand, daß uns ein Schreiben Baylers an Pilgrim von 1393 April 16 vorliegt (Nr. 29)1), ist das vorliegende Stück ebenfalls zu 1393 angesetzt worden. 29. Bayler an Erzbischof Pilgrim. (Avignon 1393) April 16. Empfang seines Schreibens; Verweis auf die Antwort des Papstes, Pilgrim möge die Verhandlungen mit König Wenzel fort- setzen; günstige Nachrichten über die rheinischen Erzbischöfe, die Bischöfe von Speier, Straßburg, Würzburg und den Markgrafen von Baden; Sendung zweier Kartäusermönche durch Bonifaz IX. an den König von Frankreich; Antwort des Königs; ungünstige Lage Bonifaz' IX.; Zug des Herzogs von Bourbon nach Neapel; Johann von Hengstberg; Pilgrim möge öfters Bericht erstatten. Original auf Papier, eigenhändig in sehr flüchtiger Schrift, verschlossen durch aufgedrücktes (jetzt zerstörtes) Siegel. Reverendissime pater et domine mi singularissime. Recommendacione fideli premissa. dominus noster multum libenter vidit illa que nune michi scripsistis, et legit totum de verbo 1) Auf ein solches Schreiben wird in unserem Stück ausdrücklich hin- gewiesen; es ist jedoch zu bemerken, daß das Schreiben Baylers nicht, wie man erwarten sollte, die gleiche Datierung wie unser Stück, d. i. April 5, aufweist, sondern April 16.
82 Plura autem alia per dictum episcopum Electensem facimus tibi scribi, cuius scripcionibus fidem prebeas tanquam nostris, rescripturus nobis quesumus quam sepe poteris de singulis occurrentibus et quevis alia tibi placita confidenter, nichil metuens de repulsa. Datum Avinione sub signeto nostro secreto die V Aprilis. Mureti. In der Einleitung unseres Stückes wird auf ein Schreiben des Erzbischofs Pilgrim an Heinrich, Bischof von Alet, verwiesen. Das ist niemand anderer als Heinrich Bayler, der am 10. Juni 1390 dieses Bistum (Alet) erhalten hatte; daher kann unser Schreiben frühestens in das Jahr 1391 fallen. Da andererseits Clemens 1394 (September 16) starb, so ist als terminus ad quem das Jahr 1394 gegeben. Etwas weiter kommen wir durch die Stelle unseres Schrei- bens, die von Konrad von Reischach handelt. Im Schreiben Baylers von 1391 Dezember 9 (Nr. 26, § 6) wird mitgeteilt, daß der Papst jetzt Konrad von Reischach zu König Wenzel sende; in unserem Schreiben wird gesagt, daß Reischach sich am Hofe des Königs aufhalte. Mit Rücksicht auf diese Angaben und den Umstand, daß uns ein Schreiben Baylers an Pilgrim von 1393 April 16 vorliegt (Nr. 29)1), ist das vorliegende Stück ebenfalls zu 1393 angesetzt worden. 29. Bayler an Erzbischof Pilgrim. (Avignon 1393) April 16. Empfang seines Schreibens; Verweis auf die Antwort des Papstes, Pilgrim möge die Verhandlungen mit König Wenzel fort- setzen; günstige Nachrichten über die rheinischen Erzbischöfe, die Bischöfe von Speier, Straßburg, Würzburg und den Markgrafen von Baden; Sendung zweier Kartäusermönche durch Bonifaz IX. an den König von Frankreich; Antwort des Königs; ungünstige Lage Bonifaz' IX.; Zug des Herzogs von Bourbon nach Neapel; Johann von Hengstberg; Pilgrim möge öfters Bericht erstatten. Original auf Papier, eigenhändig in sehr flüchtiger Schrift, verschlossen durch aufgedrücktes (jetzt zerstörtes) Siegel. Reverendissime pater et domine mi singularissime. Recommendacione fideli premissa. dominus noster multum libenter vidit illa que nune michi scripsistis, et legit totum de verbo 1) Auf ein solches Schreiben wird in unserem Stück ausdrücklich hin- gewiesen; es ist jedoch zu bemerken, daß das Schreiben Baylers nicht, wie man erwarten sollte, die gleiche Datierung wie unser Stück, d. i. April 5, aufweist, sondern April 16.
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83 ad verbum, et regraciatur vobis in literis suis in quantum potest, sicut in eisdem videbitis contineri. Ceterum, reverendissime pater, ipse michi iniunxit, ut vobis 2 nomine suo scriberem, quod circa regem Bohemie interponere velitis diligenciam vestram more solito sicut incepistis, et materiam illam practicare meliori modo quo poteritis. item simili modo rogat vos, ut prelatis inferioribus") circa Renum frequenter scribere velitis, videlicet Coloniensi, Maguntinensi, Treverensi, Spirensi, Argentinensi, Herpi- polensi, marchioni de Baden et aliis, sicut vobis videbitur fore bonum, ipsos inducendo et ipsis amicabiliter consulendo, quod iusticiam domini nostri audiant et se informent de veritate facti, quia istud forte prodesse poterit, quia non sunt ita duri sicut fuerunt, sicut isti modo referunt, qui nuper de partibus ipsorum venerunt et hic stant in curia. Item de facto regis Francie teneatis pro firmo, quod ipse est 3 fidelior et constancior in factis domini nostri quam unquam fuerit. item sicut forte audivistis, qualiter ille intrusus de Roma misit duos fratres de ordine Cartusiensi cum bullis suis ad regem Francie, ipsum rogando ut in factis ecclesie decenter b) vellet laborare etc., talia generalia verba; ipse rex non voluit recipere literas, sed consilium aperuit etc.; et ipse rex misit duos alios fratres de ordine Cartusiensi cum illis duobus ad intrusum, et mandat sibi per illos quatuor fratres Car- tusienses, quod si ipse velit libere renunciare et dimittere errorem suum, et obedire domino nostro pape Clementi sicut vero pontifici, quod tunc ipse rex paratus est, sibi providere de bono et honorabili statu, si non, adhuc oportet quod in despectum suum ipse dimitteret. et propter hoc rex ponere volt personam et totum regnum, isti nuncii diu recesserunt, et illi qui fuerunt missi huc et ad regem per intrusum facti sunt boni Clementini, quia viderunt hic veritatem, quam alias non credebant sic esse. et sic speramus, quod isti nuncii aliquid boni cum intruso ope- rentur; si non, tunc rex est paratus facere omne illud, quod erit ad destruxionem ipsius intrusi, sicut expresse sibi mandat. quare, pater reverendissime, sitis bone mentis, deus iuvabit iusticiam suam et subito. Item quantum est de illis novis de Ytalia, bene verum est, quod ille intrusus valde male stat, et peius stabit deo concedente: item dux Boribensise) modo vadit cum magna gente armigera in Neapolim, et speramus omne bonum. Item quantum est de Hengsperg, non dubitetis, quod aliqualis 5 fides sibi hic adhibeatur, nisi vosmet pro ipso scriberetis. Precipiatis michi in singulis sicut vestro humili servitori, et 6 dicit dominus noster, quod frequenter huc scribatis omnia nova vobis occurrencia, que sint neccessaria seu utilia ad scribendum. Scriptum manu propria die XVI mensis Aprilis. Vester in omnibus H. Electensis episcopus cubicularius domini nostri. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino P. archiepiscopo Salczburgensi domino suo metuendissimod). a) So Orig. b) Orig. „deceter". c) Orig. „Bombensis“. d) Orig. „metuendi“.
83 ad verbum, et regraciatur vobis in literis suis in quantum potest, sicut in eisdem videbitis contineri. Ceterum, reverendissime pater, ipse michi iniunxit, ut vobis 2 nomine suo scriberem, quod circa regem Bohemie interponere velitis diligenciam vestram more solito sicut incepistis, et materiam illam practicare meliori modo quo poteritis. item simili modo rogat vos, ut prelatis inferioribus") circa Renum frequenter scribere velitis, videlicet Coloniensi, Maguntinensi, Treverensi, Spirensi, Argentinensi, Herpi- polensi, marchioni de Baden et aliis, sicut vobis videbitur fore bonum, ipsos inducendo et ipsis amicabiliter consulendo, quod iusticiam domini nostri audiant et se informent de veritate facti, quia istud forte prodesse poterit, quia non sunt ita duri sicut fuerunt, sicut isti modo referunt, qui nuper de partibus ipsorum venerunt et hic stant in curia. Item de facto regis Francie teneatis pro firmo, quod ipse est 3 fidelior et constancior in factis domini nostri quam unquam fuerit. item sicut forte audivistis, qualiter ille intrusus de Roma misit duos fratres de ordine Cartusiensi cum bullis suis ad regem Francie, ipsum rogando ut in factis ecclesie decenter b) vellet laborare etc., talia generalia verba; ipse rex non voluit recipere literas, sed consilium aperuit etc.; et ipse rex misit duos alios fratres de ordine Cartusiensi cum illis duobus ad intrusum, et mandat sibi per illos quatuor fratres Car- tusienses, quod si ipse velit libere renunciare et dimittere errorem suum, et obedire domino nostro pape Clementi sicut vero pontifici, quod tunc ipse rex paratus est, sibi providere de bono et honorabili statu, si non, adhuc oportet quod in despectum suum ipse dimitteret. et propter hoc rex ponere volt personam et totum regnum, isti nuncii diu recesserunt, et illi qui fuerunt missi huc et ad regem per intrusum facti sunt boni Clementini, quia viderunt hic veritatem, quam alias non credebant sic esse. et sic speramus, quod isti nuncii aliquid boni cum intruso ope- rentur; si non, tunc rex est paratus facere omne illud, quod erit ad destruxionem ipsius intrusi, sicut expresse sibi mandat. quare, pater reverendissime, sitis bone mentis, deus iuvabit iusticiam suam et subito. Item quantum est de illis novis de Ytalia, bene verum est, quod ille intrusus valde male stat, et peius stabit deo concedente: item dux Boribensise) modo vadit cum magna gente armigera in Neapolim, et speramus omne bonum. Item quantum est de Hengsperg, non dubitetis, quod aliqualis 5 fides sibi hic adhibeatur, nisi vosmet pro ipso scriberetis. Precipiatis michi in singulis sicut vestro humili servitori, et 6 dicit dominus noster, quod frequenter huc scribatis omnia nova vobis occurrencia, que sint neccessaria seu utilia ad scribendum. Scriptum manu propria die XVI mensis Aprilis. Vester in omnibus H. Electensis episcopus cubicularius domini nostri. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino P. archiepiscopo Salczburgensi domino suo metuendissimod). a) So Orig. b) Orig. „deceter". c) Orig. „Bombensis“. d) Orig. „metuendi“.
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84 Daß unser Stück dem Jahre 1393 zugehört, ist durch die Nachrichten über den Zug des Herzogs von Bourbon nach Neapel und über die Sendung der beiden Kartäuser nach Frankreich 1) fest- gestellt. Uber die Vorbereitungen zum Zuge des Herzogs von Bourbon, der im Jahre 1393 erfolgen sollte, vgl. die Angaben bei Valois II, 172, Note 1 ad 1393, Feber 15, März 24, Juni 23 und 28, usw. Wenn es in unserem Schreiben heißt, „dux Boribensis modo vadit cum magna gente armigera in Neapolim“, so ist dazu zu bemerken, daß allerdings von seiten Clemens' VII. alles getan wurde, um ein solches Unternehmen zu unterstützen, daß auch in Neapel selbst Vor- bereitungen für die Ankunft des Herzogs von Bourbon getroffen wurden, daß jedoch der Zug selbst nicht stattfand. Uber die Reise des Kartäuserpriors Peter Mondovi von Asti und des Bartholomaeus, Priors der Kartause in Gorgona, nach Avignon und Paris im Jahre 1392 hat Valois II, 398—404, ausführlich ge- handelt und die Entstellungen der Chronik des „Religieux de St. Denys“ durch die Vatikanischen Dokumente berichtigt. Ganz neu sind die Angaben unseres Schreibens, daß König Karl VI. das von den Kartäusern überbrachte Schreiben Bonifaz' IX. nicht annehmen wollte, daß er diesen Papst zum Rücktritt aufforderte, ihn mit Absetzung bedrohte usw. Man wird dieser Darstellung erst dann Glauben schenken können, wenn sie durch eine andere Quelle be- stätigt wird. In § 2 unseres Schreibens wird dem Erzbischof Pilgrim auf- getragen, bei König Wenzel so wie bisher alle Sorgfalt anzuwenden „et materiam illam practicare meliori modo quo poteritis". Daß diese „materia" die Verhandlungen über die Anerkennung Clemens' VII. in Deutschland betrifft, kann als sicher angenommen werden. Diese Verhandlungen sind noch im Herbst des Jahres 1393 fortgesetzt worden. In den päpstlichen Rechnungsbüchern ist zu 1393 Sep- tember 10 eingetragen: „Zahlung von 40 flor. cam. novi an Angeli- nus Suquer, Alamannus, cursor domini pape, missus per dominum papam ad archiepiscopum Salzeburgensem et regem Romanorum cum literis domini pape“ (Valois II, 284, Note 3). In unserem Schreiben wird behauptet, daß die rheinischen Erzbischöfe2) (Konrad von Mainz, 1391—1396; Friedrich von Köln, 1370—1414, und Werner von Trier, 1388—1418), weiter die Bischöfe von Speier (Nikolaus, 1380—1396), von Straßburg (Friedrich, 1375 bis 1393) und Würzburg (Gerhard, 1372—1400) nicht mehr solche Gegner des Avignonesischen Papstes seien wie früher. Darüber seien zuverlässige Nachrichten eingelaufen. Dazu ist zu bemerken, daß nichts bekannt ist, was als eine Bestätigung dieser Nachricht gedeutet werden könnte. Vgl. die Mitteilungen Göllers im Repert. 1) Es genügt hier, mitzuteilen, daß die Kartäuser zu Weihnachten 1392 in Paris eingetroffen sind (Valois II, 402, Note 1). 2) Sie werden als „prelati inferiores circa Rhenum“ bezeichnet. Es braucht nicht hervorgehoben zu werden, daß hier ein grober Schreibfehler vorliegt. Vielleicht wollte Bayler „prelati inferioris Germaniae“ schreiben.
84 Daß unser Stück dem Jahre 1393 zugehört, ist durch die Nachrichten über den Zug des Herzogs von Bourbon nach Neapel und über die Sendung der beiden Kartäuser nach Frankreich 1) fest- gestellt. Uber die Vorbereitungen zum Zuge des Herzogs von Bourbon, der im Jahre 1393 erfolgen sollte, vgl. die Angaben bei Valois II, 172, Note 1 ad 1393, Feber 15, März 24, Juni 23 und 28, usw. Wenn es in unserem Schreiben heißt, „dux Boribensis modo vadit cum magna gente armigera in Neapolim“, so ist dazu zu bemerken, daß allerdings von seiten Clemens' VII. alles getan wurde, um ein solches Unternehmen zu unterstützen, daß auch in Neapel selbst Vor- bereitungen für die Ankunft des Herzogs von Bourbon getroffen wurden, daß jedoch der Zug selbst nicht stattfand. Uber die Reise des Kartäuserpriors Peter Mondovi von Asti und des Bartholomaeus, Priors der Kartause in Gorgona, nach Avignon und Paris im Jahre 1392 hat Valois II, 398—404, ausführlich ge- handelt und die Entstellungen der Chronik des „Religieux de St. Denys“ durch die Vatikanischen Dokumente berichtigt. Ganz neu sind die Angaben unseres Schreibens, daß König Karl VI. das von den Kartäusern überbrachte Schreiben Bonifaz' IX. nicht annehmen wollte, daß er diesen Papst zum Rücktritt aufforderte, ihn mit Absetzung bedrohte usw. Man wird dieser Darstellung erst dann Glauben schenken können, wenn sie durch eine andere Quelle be- stätigt wird. In § 2 unseres Schreibens wird dem Erzbischof Pilgrim auf- getragen, bei König Wenzel so wie bisher alle Sorgfalt anzuwenden „et materiam illam practicare meliori modo quo poteritis". Daß diese „materia" die Verhandlungen über die Anerkennung Clemens' VII. in Deutschland betrifft, kann als sicher angenommen werden. Diese Verhandlungen sind noch im Herbst des Jahres 1393 fortgesetzt worden. In den päpstlichen Rechnungsbüchern ist zu 1393 Sep- tember 10 eingetragen: „Zahlung von 40 flor. cam. novi an Angeli- nus Suquer, Alamannus, cursor domini pape, missus per dominum papam ad archiepiscopum Salzeburgensem et regem Romanorum cum literis domini pape“ (Valois II, 284, Note 3). In unserem Schreiben wird behauptet, daß die rheinischen Erzbischöfe2) (Konrad von Mainz, 1391—1396; Friedrich von Köln, 1370—1414, und Werner von Trier, 1388—1418), weiter die Bischöfe von Speier (Nikolaus, 1380—1396), von Straßburg (Friedrich, 1375 bis 1393) und Würzburg (Gerhard, 1372—1400) nicht mehr solche Gegner des Avignonesischen Papstes seien wie früher. Darüber seien zuverlässige Nachrichten eingelaufen. Dazu ist zu bemerken, daß nichts bekannt ist, was als eine Bestätigung dieser Nachricht gedeutet werden könnte. Vgl. die Mitteilungen Göllers im Repert. 1) Es genügt hier, mitzuteilen, daß die Kartäuser zu Weihnachten 1392 in Paris eingetroffen sind (Valois II, 402, Note 1). 2) Sie werden als „prelati inferiores circa Rhenum“ bezeichnet. Es braucht nicht hervorgehoben zu werden, daß hier ein grober Schreibfehler vorliegt. Vielleicht wollte Bayler „prelati inferioris Germaniae“ schreiben.
Strana 85
85 Germ. I, Einleitung, und die Darstellung von Hauck, Kirchen- geschichte Deutschlands V. 2, S. 699 ff. Welche Vorfälle die Bemerkung Baylers über Johann von Hengstberg, oder genauer gesagt, seine Warnung vor Hengstberg veranlaßt haben, läßt sich aus den Salzburgischen Urkunden dieser Zeit nicht ersehen. Die Ansicht Baylers, mit dem Intrusus, d. h. mit Bonifaz IX., stünde es schlecht (§ 4), wurde von Erzbischof Pilgrim durchaus nicht geteilt, vielmehr hielt dieser damals, d. h. zur Zeit, als ihm das vorliegende Schreiben zukam, die Sache Bonifaz' für sehr gut, aber die Clemens' VII. für schlecht. Das geht aus der Tatsache hervor, daß er jetzt vom Papst Bonifaz IX. die Inkorporierung der Propstei Berchtesgaden erbat. Das Gesuch Pilgrims wurde vom Papst am 13. Juni 1393 bewilligt; von diesem Tage ist eine päpstliche Bulle datiert, welche die Inkorporierung der Propstei Berchtesgaden in die Mensa des Salzburger Erzbischofs verfügte1). Nun hatte Pilgrim zwei Bullen gleichen Inhaltes in der Hand. Die erste war vom 20. Mai 1385 und rührte von Papst Clemens VII. her 2); die zweite hatte sich der Erzbischof jetzt von dem Gegner Clemens' VII., von Papst Bonifaz IX., erbeten. Das heißt soviel: Der Erzbischof gab nichts mehr auf die erste Bulle3), er glaubte nicht mehr an einen Erfolg Clemens' VII. 30. Bayler an Erzbischof Pilgrim. (Avignon 1395) Jänner 26. Verweis auf frühere Schreiben; über den Tod Clemens' VII. und die Erhebung Benedikts XIII.; ist seit langem ohne Nachrichten von Pilgrim; Versicherung seiner Dienstbereitschaft. Original auf Papier, eigenhändig, verschlossen durch aufge- drücktes, gut erhaltenes Siegel unter Papierdecke. Reverendissime pater et domine mi metuendissime. Humili recommendacione premissa. pluribus vicibus vobis scripsi de morte domini nostri bone memorie et de creacione nunc domini nostri 1) Original im Wiener Staatsarchiv, gedruckt in „Processus vor dem hoch- löblichen Kay: Reichshofsrath agitirt in causa Berchtesgaden contra Saltzburg (s. 1. et anno), Beilage D, bulla incorporacionis I. Auf den weiteren Verlauf dieser Berchtesgadener Angelegenheit ist hier nicht einzugehen. 2) Oben als Nr. 2 abgedruckt. 3) Sie ist im Salzburger Archiv (gegenwärtig im Wiener Staatsarchiv) weder im Original noch in Abschrift erhalten. Dasselbe gilt von der Bulle Clemens' VII. vom 4. Jänner 1386, welche die Inkorporierung des Stiftes Admont in die Mensa des Salzburger Erzbischofs aussprach. Ob Erzbischof Pilgrim selbst diese Urkunden als wertlos vernichtet hat oder ob dies sein Nachfolger Gregor Schenk tat, läßt sich nicht feststellen.
85 Germ. I, Einleitung, und die Darstellung von Hauck, Kirchen- geschichte Deutschlands V. 2, S. 699 ff. Welche Vorfälle die Bemerkung Baylers über Johann von Hengstberg, oder genauer gesagt, seine Warnung vor Hengstberg veranlaßt haben, läßt sich aus den Salzburgischen Urkunden dieser Zeit nicht ersehen. Die Ansicht Baylers, mit dem Intrusus, d. h. mit Bonifaz IX., stünde es schlecht (§ 4), wurde von Erzbischof Pilgrim durchaus nicht geteilt, vielmehr hielt dieser damals, d. h. zur Zeit, als ihm das vorliegende Schreiben zukam, die Sache Bonifaz' für sehr gut, aber die Clemens' VII. für schlecht. Das geht aus der Tatsache hervor, daß er jetzt vom Papst Bonifaz IX. die Inkorporierung der Propstei Berchtesgaden erbat. Das Gesuch Pilgrims wurde vom Papst am 13. Juni 1393 bewilligt; von diesem Tage ist eine päpstliche Bulle datiert, welche die Inkorporierung der Propstei Berchtesgaden in die Mensa des Salzburger Erzbischofs verfügte1). Nun hatte Pilgrim zwei Bullen gleichen Inhaltes in der Hand. Die erste war vom 20. Mai 1385 und rührte von Papst Clemens VII. her 2); die zweite hatte sich der Erzbischof jetzt von dem Gegner Clemens' VII., von Papst Bonifaz IX., erbeten. Das heißt soviel: Der Erzbischof gab nichts mehr auf die erste Bulle3), er glaubte nicht mehr an einen Erfolg Clemens' VII. 30. Bayler an Erzbischof Pilgrim. (Avignon 1395) Jänner 26. Verweis auf frühere Schreiben; über den Tod Clemens' VII. und die Erhebung Benedikts XIII.; ist seit langem ohne Nachrichten von Pilgrim; Versicherung seiner Dienstbereitschaft. Original auf Papier, eigenhändig, verschlossen durch aufge- drücktes, gut erhaltenes Siegel unter Papierdecke. Reverendissime pater et domine mi metuendissime. Humili recommendacione premissa. pluribus vicibus vobis scripsi de morte domini nostri bone memorie et de creacione nunc domini nostri 1) Original im Wiener Staatsarchiv, gedruckt in „Processus vor dem hoch- löblichen Kay: Reichshofsrath agitirt in causa Berchtesgaden contra Saltzburg (s. 1. et anno), Beilage D, bulla incorporacionis I. Auf den weiteren Verlauf dieser Berchtesgadener Angelegenheit ist hier nicht einzugehen. 2) Oben als Nr. 2 abgedruckt. 3) Sie ist im Salzburger Archiv (gegenwärtig im Wiener Staatsarchiv) weder im Original noch in Abschrift erhalten. Dasselbe gilt von der Bulle Clemens' VII. vom 4. Jänner 1386, welche die Inkorporierung des Stiftes Admont in die Mensa des Salzburger Erzbischofs aussprach. Ob Erzbischof Pilgrim selbst diese Urkunden als wertlos vernichtet hat oder ob dies sein Nachfolger Gregor Schenk tat, läßt sich nicht feststellen.
Strana 86
86 Benedicti, sicut eciam lator presencium, dominus Io. lacius vobis dicet. et multum miror, quod nulla nova a vobis habui, diu est; et tamen semper libenter audirem bonum statum vestrum. ideo rogo vos omni affeccione qua possum, quatenus me frequenter de hoc informare velitis, et michi in singulis precipere tamquam vestro fidelissimo servitori, quia pro certo libenter servirem vobis. Scriptum manu propria die XXVI mensis Ianuarii. Vester fidelis servitor H. Electensis episcopus cubicularius domini papae Benedicti etc. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino P. archiepiscopo Salczburgensi domino meo singularissimo presentetur. Gleichzeitig mit dem vorliegenden Schreiben gingen dem Erz- bischof noch zwei weitere1) aus Avignon zu: von den Kardinälen Thomas de Amanatis und Guido Malesset. „Ecce quod nunc dominus Iohannes de Bohemia presbyter schrieb der Kardinal Thomas am 25. Jänner, „accedit ad partes illas, et secum deffert literas promocionis domini nostri pape, et est plene informatus de occurrentibus hic in curia, que paternitati vestre poterit oretenus reserare. Ipse enim dominus noster satis est informatus de vestra bona intencione et affeccione, quam ad fel. rec. dominum Clementem VII et partem veram ecclesie gerebatis, et gerere nunc credit. propter quod personam vestram merito habet in recommendacione speciali et utique dispositus est quantum in eo erit, omnes suas vires et partes inter- ponere cum effectu ad extirpacionem presentis scismatis; velitis vos in vestro bono proposito persistere, et nobis aliquando rescribere sta- tum parcium illarum. In dem zweiten Schreiben vom 24. Jänner wird Erzbischof Pilgrim wegen seines Eifers von Kardinal Guido Malesset gerühmt und zugleich ermahnt, zur Beseitigung des Schismas noch mehr zu tun: „cum ... sit nunc talis universalis ecclesie pastor prelatus, qui toto corde suo et conatu desiderat, pro ipsius ecclesie unitate in- deffessis viribus laborare, ac gregem dominicum sibi commissum, in quantum ab alto sibi conceditur in veritate, caritate et iustitia gubernare." 1) Original auf Papier, verschlossen durch aufgedrücktes Siegel unter Papierdecke.
86 Benedicti, sicut eciam lator presencium, dominus Io. lacius vobis dicet. et multum miror, quod nulla nova a vobis habui, diu est; et tamen semper libenter audirem bonum statum vestrum. ideo rogo vos omni affeccione qua possum, quatenus me frequenter de hoc informare velitis, et michi in singulis precipere tamquam vestro fidelissimo servitori, quia pro certo libenter servirem vobis. Scriptum manu propria die XXVI mensis Ianuarii. Vester fidelis servitor H. Electensis episcopus cubicularius domini papae Benedicti etc. [In verso] Reverendissimo in Christo patri et domino domino P. archiepiscopo Salczburgensi domino meo singularissimo presentetur. Gleichzeitig mit dem vorliegenden Schreiben gingen dem Erz- bischof noch zwei weitere1) aus Avignon zu: von den Kardinälen Thomas de Amanatis und Guido Malesset. „Ecce quod nunc dominus Iohannes de Bohemia presbyter schrieb der Kardinal Thomas am 25. Jänner, „accedit ad partes illas, et secum deffert literas promocionis domini nostri pape, et est plene informatus de occurrentibus hic in curia, que paternitati vestre poterit oretenus reserare. Ipse enim dominus noster satis est informatus de vestra bona intencione et affeccione, quam ad fel. rec. dominum Clementem VII et partem veram ecclesie gerebatis, et gerere nunc credit. propter quod personam vestram merito habet in recommendacione speciali et utique dispositus est quantum in eo erit, omnes suas vires et partes inter- ponere cum effectu ad extirpacionem presentis scismatis; velitis vos in vestro bono proposito persistere, et nobis aliquando rescribere sta- tum parcium illarum. In dem zweiten Schreiben vom 24. Jänner wird Erzbischof Pilgrim wegen seines Eifers von Kardinal Guido Malesset gerühmt und zugleich ermahnt, zur Beseitigung des Schismas noch mehr zu tun: „cum ... sit nunc talis universalis ecclesie pastor prelatus, qui toto corde suo et conatu desiderat, pro ipsius ecclesie unitate in- deffessis viribus laborare, ac gregem dominicum sibi commissum, in quantum ab alto sibi conceditur in veritate, caritate et iustitia gubernare." 1) Original auf Papier, verschlossen durch aufgedrücktes Siegel unter Papierdecke.
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