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Einleitung
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Urkundliche Beilagen
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Titel
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Název:
Beiträge zur Geschichte der Malerei in Böhmen während des XIV. Jahrhundertes, MVGDB 29
Autor:
Neuwirth, Joseph
Rok vydání:
1891
Místo vydání:
Praha, Wien
Česká národní bibliografie:
Počet stran celkem:
26
Obsah:
- 49: Einleitung
- 65: Urkundliche Beilagen
- 74: Titel
upravit
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Beiträge zur Geschichte der Malerei in Böhmen während des XIV. Jahrhundertes. Von Joseph Neuwirth. I. Der Charakter der Prager Malerzeche bis zum Schlusse des XIV. Jahr¬ hundertes. Zunftordnungen und ihre Bestätigungen, ihre Abänderungen und Ergänzungen erwuchsen jederzeit aus der Rücksicht auf die Befriedigung praktischer Forderungen. Ihr Wortlaut kennzeichnete nicht nur den vom Tage des Niederschreibens geltenden Rechtszustand in der Organisation der Zunft und der Stellung ihrer Mitglieder, sondern vielmehr auch den bereits eine längere Zeit vorher schon beobachteten Brauch, der in der Redaction einer Zunftordnung gleichsam gesetzmäßig krystallisirte. Diese Würdigung des historischen Hintergrundes, von dessen richtigem Verständ¬ nisse wieder das sachgemäße Erfassen und zutreffende Beurtheilen aller Einzelnheiten des oft wechselvollen Bildes einer Zunftgeschichte abhängen, darf demnach ohne Frage namentlich dann nie außeracht gelassen werden, wenn es sich um die Klarlegung der wichtigsten Principien handelt. In das Bereich der letzteren gehört bei Zünften in gemischtsprachigen Ländern zweifellos die Feststellung der Nationalität der Mehrheit der Zunftmit glieder, da das Recht des Starken die Sprache der Zunftordnung natur- gemäß beeinflussen mußte, die Grundlagen der Organisation ausschlaggebend 4 Mittheilungen. 29. Jahrgang. 1. Heft.
Beiträge zur Geschichte der Malerei in Böhmen während des XIV. Jahrhundertes. Von Joseph Neuwirth. I. Der Charakter der Prager Malerzeche bis zum Schlusse des XIV. Jahr¬ hundertes. Zunftordnungen und ihre Bestätigungen, ihre Abänderungen und Ergänzungen erwuchsen jederzeit aus der Rücksicht auf die Befriedigung praktischer Forderungen. Ihr Wortlaut kennzeichnete nicht nur den vom Tage des Niederschreibens geltenden Rechtszustand in der Organisation der Zunft und der Stellung ihrer Mitglieder, sondern vielmehr auch den bereits eine längere Zeit vorher schon beobachteten Brauch, der in der Redaction einer Zunftordnung gleichsam gesetzmäßig krystallisirte. Diese Würdigung des historischen Hintergrundes, von dessen richtigem Verständ¬ nisse wieder das sachgemäße Erfassen und zutreffende Beurtheilen aller Einzelnheiten des oft wechselvollen Bildes einer Zunftgeschichte abhängen, darf demnach ohne Frage namentlich dann nie außeracht gelassen werden, wenn es sich um die Klarlegung der wichtigsten Principien handelt. In das Bereich der letzteren gehört bei Zünften in gemischtsprachigen Ländern zweifellos die Feststellung der Nationalität der Mehrheit der Zunftmit glieder, da das Recht des Starken die Sprache der Zunftordnung natur- gemäß beeinflussen mußte, die Grundlagen der Organisation ausschlaggebend 4 Mittheilungen. 29. Jahrgang. 1. Heft.
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50 — bestimmte und umgekehrt aus all diesen auf das erstgenannte wieder mit unfehlbarer Sicherheit ein Rückschluß gezogen werden kann. Geht man von diesem Gesichtspunkte an die Beurtheilung der für die Malerzeche in Prag bis zum Schlusse des 14. Jahrhundertes erhaltenen Belege, so ergeben sich dabei ganz überraschende Resultate. Schon Passavant, welchem man gewiß nicht nachsagen kann, daß er bezüglich der Geschichte der Malerei in Böhmen einen der tschechischen Be völkerung ungünstigen Standpunkt einnehme, hatte es auffallend gefunden, daß die noch vorhandenen Satzungen der Prager Malerzeche ursprünglich in deutscher Sprache abgefaßt und erst im 15. Jahrhunderte ins Tschechische Übersetzt sind.1) Obzwar er noch in gutem Glauben an der Echtheit der berüchtigten Spruchbänder in den verschiedenen Bilderhandschriften des böhmischen Museums festhielt und die Malerkunst in Böhmen vom 11. bis zum 15. Jahrhunderte für „wahrhaft national“ ansah, 2) so ging auch ihm aus den deutschen Satzungen hervor, daß „in den früheren Zeiten wenigstens die Künstler in Prag überwiegend der deutschen Nation ange- hörten“. Die Annahme, „wie seit 1312 bis zum letzten Viertel des 14. Jahr-- hundertes die böhmische Malerschule sich in einer nationalen Richtung zu schöner Blüte entfaltet hat“, macht ihn nicht blind gegen die Thatsache, daß „die deutsche Kunst auch neben der der Tschechen in Böhmen geblüht hat“. Er leitet dieselbe nicht nur ans den gleichzeitigen Werken deutscher Maler, sondern noch entschiedener aus dem Umstande ab, daß „die Satzungen der Künstlerzunft in Prag ursprünglich und noch lange Zeit hindurch nur in deutscher Sprache abgefaßt waren“. Doch blieb Passavant bei der Feststellung dieser Thatsache stehn, ohne dieselbe weiter zu verfolgen und alle daran sich naturgemäß anschließenden Fragen zu erörtern. Die Ausgabe des „Buches der Malerzeche in Prag“, welche Pangerl und Woltmann besorgten, 3) berührt S. 119 Anm. 207 gleichsam nur im Fluge das Privileg, welches Karl IV. am 16. Jänner 1365 den Schildern der Prager Neustadt gegeben hat und Wenzel IV. 1380 ernenerte. Ebenso wenig ist auf das Privileg eingegangen, mit welchem Wenzel IV. am 30. März 1392 die Rechte zwischen den Schildern der Prager Neustadt sowie den „geistlichen Malern“ der Altstadt abgrenzte. Da die urkund- 1) Passavant, Ueber die mittelalterliche Kunst in Böhmen und Mähren. Zeit schrift für chriftliche Archaeologie und Kuust. Leipzig 1856. I. S. 201. 2) Passavant a. a. O. S. 249. 3) Pangerl-Woltmann, Das Buch der Malerzeche in Prag. Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance. XIII. Band. Wien, 1878.
50 — bestimmte und umgekehrt aus all diesen auf das erstgenannte wieder mit unfehlbarer Sicherheit ein Rückschluß gezogen werden kann. Geht man von diesem Gesichtspunkte an die Beurtheilung der für die Malerzeche in Prag bis zum Schlusse des 14. Jahrhundertes erhaltenen Belege, so ergeben sich dabei ganz überraschende Resultate. Schon Passavant, welchem man gewiß nicht nachsagen kann, daß er bezüglich der Geschichte der Malerei in Böhmen einen der tschechischen Be völkerung ungünstigen Standpunkt einnehme, hatte es auffallend gefunden, daß die noch vorhandenen Satzungen der Prager Malerzeche ursprünglich in deutscher Sprache abgefaßt und erst im 15. Jahrhunderte ins Tschechische Übersetzt sind.1) Obzwar er noch in gutem Glauben an der Echtheit der berüchtigten Spruchbänder in den verschiedenen Bilderhandschriften des böhmischen Museums festhielt und die Malerkunst in Böhmen vom 11. bis zum 15. Jahrhunderte für „wahrhaft national“ ansah, 2) so ging auch ihm aus den deutschen Satzungen hervor, daß „in den früheren Zeiten wenigstens die Künstler in Prag überwiegend der deutschen Nation ange- hörten“. Die Annahme, „wie seit 1312 bis zum letzten Viertel des 14. Jahr-- hundertes die böhmische Malerschule sich in einer nationalen Richtung zu schöner Blüte entfaltet hat“, macht ihn nicht blind gegen die Thatsache, daß „die deutsche Kunst auch neben der der Tschechen in Böhmen geblüht hat“. Er leitet dieselbe nicht nur ans den gleichzeitigen Werken deutscher Maler, sondern noch entschiedener aus dem Umstande ab, daß „die Satzungen der Künstlerzunft in Prag ursprünglich und noch lange Zeit hindurch nur in deutscher Sprache abgefaßt waren“. Doch blieb Passavant bei der Feststellung dieser Thatsache stehn, ohne dieselbe weiter zu verfolgen und alle daran sich naturgemäß anschließenden Fragen zu erörtern. Die Ausgabe des „Buches der Malerzeche in Prag“, welche Pangerl und Woltmann besorgten, 3) berührt S. 119 Anm. 207 gleichsam nur im Fluge das Privileg, welches Karl IV. am 16. Jänner 1365 den Schildern der Prager Neustadt gegeben hat und Wenzel IV. 1380 ernenerte. Ebenso wenig ist auf das Privileg eingegangen, mit welchem Wenzel IV. am 30. März 1392 die Rechte zwischen den Schildern der Prager Neustadt sowie den „geistlichen Malern“ der Altstadt abgrenzte. Da die urkund- 1) Passavant, Ueber die mittelalterliche Kunst in Böhmen und Mähren. Zeit schrift für chriftliche Archaeologie und Kuust. Leipzig 1856. I. S. 201. 2) Passavant a. a. O. S. 249. 3) Pangerl-Woltmann, Das Buch der Malerzeche in Prag. Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance. XIII. Band. Wien, 1878.
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— 51 — lichen Belege für die Maler Theodorich und Nicolaus Wurmser neu ab- gedruckt wurden, so blieb es zu bedauern, daß man nicht auch von den erwähnten Privilegien, deren Originale in der Prager Universitätsbibliothek leicht zugänglich waren, einen neuen, den heutigen Anforderungen der Wissenschaft vollständig entsprechenden Abdruck veranstaltete. Auch die von tschechischer Seite erfolgte Gegenausgabe des Buches der Malerzeche begnügte sich rücksichtlich des Privilegs von 1365 und seiner Bestätigung von 1380 mit dem bereits vorhandenen Abdrucke 1) und druckte nur den größeren Theil des Privilegs von 1392 nach dem Originale neu ab.2) Dies Vorgehen entspricht aber keineswegs der wahren Bedeutung der in Rede stehenden Urkunden. Sie gelten einem Bestandtheile, der für die Entwicklung der Malerzechen überhaupt von Wichtigkeit war, und hätten dem entsprechend mit ener Ausgabe des Buches der Prager Malerzeche in einen organischen Znsammenhang gebracht werden müssen, da sich das Privileg von 1365 und seine Erneuerung im Jahre 1380 an die Ver- treter der Altstadt, Neustadt und Kleinseite wendet, in dem Privileg von 1392 geradezu Bestimmungen für die Mitglieder der Prager Malerzeche aufgenommen sind und somit die Bedeutung dieser Quellen für die Ent- wicklungsgeschichte des Ganzen klar erhellt. Darum müssen die Einzeln heiten der betreffenden Documente genauer ins Auge gefaßt und auf ihre Originalität oder auf den Zusammenhang mit den Bestimmungen anderer Malerzechen geprüft werden. Denn nur auf diese Weise köunen die be- sonderen Eigenthümlichkeiten der Entwicklung in Prag klargelegt und in threm Verhältnisse zu anderen Orten richtig erfaßt und beurtheilt werden. Damit wird zugleich eine genauere Umschreibung der Grundlage gewonnen, in welcher die Entwicklung der Prager Malerzeche wurzelt. Im Folgenden sind die Bestimmungen des Privilegs für die Neustädter Schilder vom Jahre 1365 zum Ausgangspunkte genommen und die Fäden des Zusammen- hanges mit den Bestimmungen der Wiener Zeche klar gelegt, woraus sich weitere Folgerungen für die Verhältnisse der Prager Malerzeche von selbst ergeben. Die Bestimmung des Meisterstückes der Schilder 1) beschränkt sich genau auf dieselben Details, die auch bei andern auf deutscher Grundlage 1) Johann Quirin Jahn, Etwas über die ältesten Mahler Böhmens, in Riegers „Archiv der Geschichte und Statistik insbesondere von Böhmen." Dresden, 1792, I. S. 59 uf. 2) Patera-Tadra, Das Buch der Prager Malerzeche (Kniha bratrstva malíř- ského v Praze) 1348—1527. Prag, 1878. S. 43—44. 3) Sieh Beilage Nr. I.
— 51 — lichen Belege für die Maler Theodorich und Nicolaus Wurmser neu ab- gedruckt wurden, so blieb es zu bedauern, daß man nicht auch von den erwähnten Privilegien, deren Originale in der Prager Universitätsbibliothek leicht zugänglich waren, einen neuen, den heutigen Anforderungen der Wissenschaft vollständig entsprechenden Abdruck veranstaltete. Auch die von tschechischer Seite erfolgte Gegenausgabe des Buches der Malerzeche begnügte sich rücksichtlich des Privilegs von 1365 und seiner Bestätigung von 1380 mit dem bereits vorhandenen Abdrucke 1) und druckte nur den größeren Theil des Privilegs von 1392 nach dem Originale neu ab.2) Dies Vorgehen entspricht aber keineswegs der wahren Bedeutung der in Rede stehenden Urkunden. Sie gelten einem Bestandtheile, der für die Entwicklung der Malerzechen überhaupt von Wichtigkeit war, und hätten dem entsprechend mit ener Ausgabe des Buches der Prager Malerzeche in einen organischen Znsammenhang gebracht werden müssen, da sich das Privileg von 1365 und seine Erneuerung im Jahre 1380 an die Ver- treter der Altstadt, Neustadt und Kleinseite wendet, in dem Privileg von 1392 geradezu Bestimmungen für die Mitglieder der Prager Malerzeche aufgenommen sind und somit die Bedeutung dieser Quellen für die Ent- wicklungsgeschichte des Ganzen klar erhellt. Darum müssen die Einzeln heiten der betreffenden Documente genauer ins Auge gefaßt und auf ihre Originalität oder auf den Zusammenhang mit den Bestimmungen anderer Malerzechen geprüft werden. Denn nur auf diese Weise köunen die be- sonderen Eigenthümlichkeiten der Entwicklung in Prag klargelegt und in threm Verhältnisse zu anderen Orten richtig erfaßt und beurtheilt werden. Damit wird zugleich eine genauere Umschreibung der Grundlage gewonnen, in welcher die Entwicklung der Prager Malerzeche wurzelt. Im Folgenden sind die Bestimmungen des Privilegs für die Neustädter Schilder vom Jahre 1365 zum Ausgangspunkte genommen und die Fäden des Zusammen- hanges mit den Bestimmungen der Wiener Zeche klar gelegt, woraus sich weitere Folgerungen für die Verhältnisse der Prager Malerzeche von selbst ergeben. Die Bestimmung des Meisterstückes der Schilder 1) beschränkt sich genau auf dieselben Details, die auch bei andern auf deutscher Grundlage 1) Johann Quirin Jahn, Etwas über die ältesten Mahler Böhmens, in Riegers „Archiv der Geschichte und Statistik insbesondere von Böhmen." Dresden, 1792, I. S. 59 uf. 2) Patera-Tadra, Das Buch der Prager Malerzeche (Kniha bratrstva malíř- ského v Praze) 1348—1527. Prag, 1878. S. 43—44. 3) Sieh Beilage Nr. I.
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52 — erwachsenden Malerzechen begegnen; dies bestätigt vor allen Dingen ein Blick auf die Meisterstücksordnung der St. Lucaszeche in Wien vom 3. Juli 1410.1) Die Satzungen „Von der schilter, geistlicher maler, von glasern und goltslachern wegen und auch von den die nur slechts glaswerch kunnen und nicht geprants“ bestimmen vor allem: „Von erst, wer sich auf dem schiltwerch zu meister sezen wil, daz er von erst mit sein selbs hand vier new stuck mach, einen stechsatel, ein prustleder, ein rosskopf, ein stech- schilt, daz sol er tun in sechs wochen, daz sullen die maister beschawen gemainlich ungeverlichen, ob das gerecht, gut und nuz sey ;“ abgesehen von der Frist, welche für die Zeit der Ausführung in Prag mit vier, in Wien mit sechs Wochen festgestellt erscheint, deckt sich das Meister- stück im Neustädter Schilderprivileg mit den Wiener Forderungen vollstän- dig. Die letzteren bestimmen außerdem das Meisterstück für den geistlichen Maler also: „Ein geistlich maler sol zuberaiten ein tavel einer chauffellen lang mit prunirten gold und sol darauf malen ein pild mit sein selbs hand" und verlangen : „Ein glaser sol machen ein stuck einer chauffellen lank von glaswerch mit pilden;“ die „new ordnung der maler, schilter, glaser, goltslacher, seydennater“, welche am 28. Juni 1446 in Wien „gemacht und auf- gesaczt“ wurde, hält für Schilder, Maler und Glaser dieselben Meister- stücke fest, woraus der conservative Zug, der das Zunftleben des Mittel- alters durchweht, deutlich erhellt. Vergleicht man damit die Meisterstücks- bestimmungen der Prager Malerzeche, so. ergeben sich ganz mertwürdige Berührungspunkte. Im Jahre 1454 einigten sich die Prager Meister dahin: „Take chcme, aby kazdy ten, ktoz by chtiel sie mistrem posaditi, ukazal kus loketni dobrze malovany aneb dobrze rzezany anebo dobrze ode skla udielany“ etc. 2) Die Niederschrift dieser Bestimmung ist aber offenbar nichts anderes als die Codificirung eines in der Zeche geltenden Brauches, der gewiß schon Jahrzehnte hindurch bestand, aber um 1450 wahrscheinlich weniger stricte eingehalten wurde; denn eine Malerzeche, deren älteste Satzungen bereits wiederholt die „Meister“ erwähnen, hat unzweifelhaft auch schon frühe 1) Camesina, Die Rechte der Sanct-Lucas-Zeche, d. i. der Maler, Glaser, Goldschlager u. s. w. zu Wien im XV. und XVI. Jahrhundert. Jahrbuch der kais. königl. Centralcommission zur Erhaltung und Erforschung der Baudenk- male. II. Band. Wien, 1857, S. 195 uf. 2) Pangerl-Woltmann, Buch d. Malerzeche in Prag. S. 62. — Patera- Tadra, Buch d. Prager Malerzeche S. 75.
52 — erwachsenden Malerzechen begegnen; dies bestätigt vor allen Dingen ein Blick auf die Meisterstücksordnung der St. Lucaszeche in Wien vom 3. Juli 1410.1) Die Satzungen „Von der schilter, geistlicher maler, von glasern und goltslachern wegen und auch von den die nur slechts glaswerch kunnen und nicht geprants“ bestimmen vor allem: „Von erst, wer sich auf dem schiltwerch zu meister sezen wil, daz er von erst mit sein selbs hand vier new stuck mach, einen stechsatel, ein prustleder, ein rosskopf, ein stech- schilt, daz sol er tun in sechs wochen, daz sullen die maister beschawen gemainlich ungeverlichen, ob das gerecht, gut und nuz sey ;“ abgesehen von der Frist, welche für die Zeit der Ausführung in Prag mit vier, in Wien mit sechs Wochen festgestellt erscheint, deckt sich das Meister- stück im Neustädter Schilderprivileg mit den Wiener Forderungen vollstän- dig. Die letzteren bestimmen außerdem das Meisterstück für den geistlichen Maler also: „Ein geistlich maler sol zuberaiten ein tavel einer chauffellen lang mit prunirten gold und sol darauf malen ein pild mit sein selbs hand" und verlangen : „Ein glaser sol machen ein stuck einer chauffellen lank von glaswerch mit pilden;“ die „new ordnung der maler, schilter, glaser, goltslacher, seydennater“, welche am 28. Juni 1446 in Wien „gemacht und auf- gesaczt“ wurde, hält für Schilder, Maler und Glaser dieselben Meister- stücke fest, woraus der conservative Zug, der das Zunftleben des Mittel- alters durchweht, deutlich erhellt. Vergleicht man damit die Meisterstücks- bestimmungen der Prager Malerzeche, so. ergeben sich ganz mertwürdige Berührungspunkte. Im Jahre 1454 einigten sich die Prager Meister dahin: „Take chcme, aby kazdy ten, ktoz by chtiel sie mistrem posaditi, ukazal kus loketni dobrze malovany aneb dobrze rzezany anebo dobrze ode skla udielany“ etc. 2) Die Niederschrift dieser Bestimmung ist aber offenbar nichts anderes als die Codificirung eines in der Zeche geltenden Brauches, der gewiß schon Jahrzehnte hindurch bestand, aber um 1450 wahrscheinlich weniger stricte eingehalten wurde; denn eine Malerzeche, deren älteste Satzungen bereits wiederholt die „Meister“ erwähnen, hat unzweifelhaft auch schon frühe 1) Camesina, Die Rechte der Sanct-Lucas-Zeche, d. i. der Maler, Glaser, Goldschlager u. s. w. zu Wien im XV. und XVI. Jahrhundert. Jahrbuch der kais. königl. Centralcommission zur Erhaltung und Erforschung der Baudenk- male. II. Band. Wien, 1857, S. 195 uf. 2) Pangerl-Woltmann, Buch d. Malerzeche in Prag. S. 62. — Patera- Tadra, Buch d. Prager Malerzeche S. 75.
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53 — Bestimmungen gekannt, welche die Erwerbung des Meisterrechtes von einem gewissen Nachweise der künstlerischen Fähigkeit abhängig machten. 1454 stand man in Prag diesbezüglich bei denselben Anforderungen, die in Wien am 28. Juni 1446 festgestellt worden waren; und wie sich die Wiener Meisterstücksordnung mit urkundlicher Sicherheit bereits bis zum Juli 1410 zurückverfolgen läßt, vor der Codificirung aber unzweifelhaft schon als Brauch bestand und mit dem Brauche sich einlebte, so darf wohl auch als gewiß angenommen werden, daß die mit den Wiener Bestimmungen sich deckenden Prager Meisterstücksforderungen auf dieselbe Quelle, nämlich den deutschen Handwerksbrauch überhaupt, zurückgehn. Dazu bilden die Meisterstücksanordnungen des Schilderprivilegs der Prager Neustadt vom Jahre 1365 eine höchst werthvolle Ergänzung; sie bewegen sich in den Detail- angaben der zu verfertigenden Stücke genau in demselben Rahmen, in welchen man das Meisterstück der Wiener Schilder 1410 spannte. Ver- muthungen darüber auszusprechen, durch welche Wechselbeziehungen zwischen Prag und Wien diese Uebereinstimmung erksärt werden könnte, ob die Prager Bestimmung das Urbild, die Wiener aber ein getreues Abbild derselben wäre, bleibt solange zwecklos, als nicht urkundlich Beziehungen beider Zechen in Innungsfragen nachgewiesen sünd.1) Allein auch der vor- läufige Mangel solcher Belege, die vielleicht nur noch im Staube der 1) Die Uebereinstimmung mit den Forderungen der Wiener Zeche wird schon deshalb uicht außeracht gelassen werden dürfen, weil sich auch andere Nach¬ weise beibringen lassen, daß die Bestimmungen anderer Prager Jnnungen mit jenen der Wiener sich deckten. Dafür zeugt zunächst das Privileg für die Prager Kannegießer von Jahre 1371, das sich im Prager Stadtarchive Cod. 986, Fol. 165° findet; hier heißt es ausdrücklich: „Von ersten haben sie ausgetragen, als czu Nürenberg und czu Wien ist, das alle dy kannelgiser, dy in unser stat wonen und das hantwerk arbeiten, süllen seczen czu czehen phunden czins ein phunt bleies in der mysschunge.“ In dieser Be- stimmung ist doch die Anlehnung einer Prager Inunng an den deutschen Handwerksbrauch, der gewiß in Wien und Nürnberg maßgebend war, un- zweifelhaft nicht zu bestreiten. Daß sich der Hinweis nicht auf Wien allein erstreckt, soudern auch Nürnberg berührt, erklärt sich daraus, daß Prag-Altstadt nach Nürnberger Stadtrecht lebte und erst Wenzel IV. 1387 die Appellation nach Nürnberg aufhob. Solange letztere bestand, hatte Prag lebendigen Zusammen hang mit jenem Gemeinwesen, das die Herausbildung seiner Rechtszustände am meisten beeinflußte. So kann es durchans nicht Verwunderung erwecken, wenn Handwerksbestimmungen in Nürnberg und Prag sich decken. Die Be- rührung des Prager Brauches mit dem in Wien und Nürnberg läßt schon jetzt der Vermuthung Raum geben, daß sich auch noch mehrere andere wesentliche Uebereinstimmungen der Prager Malerzeche mit dem in deutschen Zechen herr schenden Brauche nachweisen lassen werden.
53 — Bestimmungen gekannt, welche die Erwerbung des Meisterrechtes von einem gewissen Nachweise der künstlerischen Fähigkeit abhängig machten. 1454 stand man in Prag diesbezüglich bei denselben Anforderungen, die in Wien am 28. Juni 1446 festgestellt worden waren; und wie sich die Wiener Meisterstücksordnung mit urkundlicher Sicherheit bereits bis zum Juli 1410 zurückverfolgen läßt, vor der Codificirung aber unzweifelhaft schon als Brauch bestand und mit dem Brauche sich einlebte, so darf wohl auch als gewiß angenommen werden, daß die mit den Wiener Bestimmungen sich deckenden Prager Meisterstücksforderungen auf dieselbe Quelle, nämlich den deutschen Handwerksbrauch überhaupt, zurückgehn. Dazu bilden die Meisterstücksanordnungen des Schilderprivilegs der Prager Neustadt vom Jahre 1365 eine höchst werthvolle Ergänzung; sie bewegen sich in den Detail- angaben der zu verfertigenden Stücke genau in demselben Rahmen, in welchen man das Meisterstück der Wiener Schilder 1410 spannte. Ver- muthungen darüber auszusprechen, durch welche Wechselbeziehungen zwischen Prag und Wien diese Uebereinstimmung erksärt werden könnte, ob die Prager Bestimmung das Urbild, die Wiener aber ein getreues Abbild derselben wäre, bleibt solange zwecklos, als nicht urkundlich Beziehungen beider Zechen in Innungsfragen nachgewiesen sünd.1) Allein auch der vor- läufige Mangel solcher Belege, die vielleicht nur noch im Staube der 1) Die Uebereinstimmung mit den Forderungen der Wiener Zeche wird schon deshalb uicht außeracht gelassen werden dürfen, weil sich auch andere Nach¬ weise beibringen lassen, daß die Bestimmungen anderer Prager Jnnungen mit jenen der Wiener sich deckten. Dafür zeugt zunächst das Privileg für die Prager Kannegießer von Jahre 1371, das sich im Prager Stadtarchive Cod. 986, Fol. 165° findet; hier heißt es ausdrücklich: „Von ersten haben sie ausgetragen, als czu Nürenberg und czu Wien ist, das alle dy kannelgiser, dy in unser stat wonen und das hantwerk arbeiten, süllen seczen czu czehen phunden czins ein phunt bleies in der mysschunge.“ In dieser Be- stimmung ist doch die Anlehnung einer Prager Inunng an den deutschen Handwerksbrauch, der gewiß in Wien und Nürnberg maßgebend war, un- zweifelhaft nicht zu bestreiten. Daß sich der Hinweis nicht auf Wien allein erstreckt, soudern auch Nürnberg berührt, erklärt sich daraus, daß Prag-Altstadt nach Nürnberger Stadtrecht lebte und erst Wenzel IV. 1387 die Appellation nach Nürnberg aufhob. Solange letztere bestand, hatte Prag lebendigen Zusammen hang mit jenem Gemeinwesen, das die Herausbildung seiner Rechtszustände am meisten beeinflußte. So kann es durchans nicht Verwunderung erwecken, wenn Handwerksbestimmungen in Nürnberg und Prag sich decken. Die Be- rührung des Prager Brauches mit dem in Wien und Nürnberg läßt schon jetzt der Vermuthung Raum geben, daß sich auch noch mehrere andere wesentliche Uebereinstimmungen der Prager Malerzeche mit dem in deutschen Zechen herr schenden Brauche nachweisen lassen werden.
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— 54 — Archive vder Bibliotheken schlummern und der befreienden Hand warten, kann schon heute nichts an der Thatsache ändern, daß die Uebereinstimmung des Meisterstückes der Maler, Glaser und Schilder in Wien und Prag mindestens auf denselben Ursprung, nämlich die in den deutscheu Maler- zechen des 14. und 15. Jahrhundertes überhaupt geltenden Normen, zurück geführt werden muß. Das beweist vor allen Dingen die Sprache, in welcher die Aufzeich- nung der Satzungen in Prag und Wien erfolgt; die Sprache, in welcher die Bestimmungen einer Zunft niedergeschrieben werden, repräsentirt schon in Rücksicht auf den Zweck der praktischen Verwendbarkeit und des alltäglichen Bedürfnisses unzweifelhaft die Umgangssprache der überwiegenden Mehr- zahl der Mitglieder. Daß man in Prag im Jahre 1348 die Satzungen der Prager Malerzeche in deutscher Sprache aufzeichnen ließ, verbürgt unbestreitbar das Vorhanden- sein der Mehrzahl deutscher Zechmitglieder, da doch ver- nünftigerweise kaum angenommen werden kann, eine tschechische Majorität hätte aus bloßer Zuvorkommenheit gegen eine deutsche Minorität oder aus sonstigen Nützlichkeitsgründen die Niederschrift der Zechordnung in deutscher Sprache befürwortet oder zugelassen. Am 16. Jänner 1365 ertheilte Karl IV. den Schildern der Prager Neustadt das für die Organisation ihrer Verhältnisse und ihre Stellung zu den „geistlichen Malern“ wichtige Privilegin deutscher Sprache. Da auch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundertes die lateinische Sprache in der Urkundenausfertigung vorherrschend blieb und bei der Ausstellung eines Privilegs in deutscher oder tschechischer Sprache unzweifelhaft Erwägungen praktischer Natur und Rücksichten auf die Eigenart jener maßgebend waren, für die es zunächst bestimmt war und die allseitig verständliche Grundlage eines gewissen Rechtszustandes abgeben sollte, so führt die Ertheilung des Neustädter Schilderprivilegs in deutscher Sprache zur Feststellung der Nationalität der Mehrzahl der Neustädter Schilder sowie der Prager geistlichen Maler im Jahre 1365. Das deutsche Privileg war offenbar für Schilder und geistliche Maler bestimmt, die das Deutsche vollständig verstanden und in ihrer Mehrzahl auch dentscher Herkunft sein mußten; denn der Billigkeitssinn des für seine Unterthanen so besorgten Karl IV., der ja als „Vater des Vaterlandes“ ganz besonders gerühmt und auch als Werthschätzer der tschechischen Sprache mit Nachdruck gefeiert wird, hätte bei seiner sonstigen Rücksichts- nahme auf die zunächst geforderte Befriedigung praktischer Bedürfnisse gewiß die Ausstellung des Neustädter Schilderprivilegs in tschechischer
— 54 — Archive vder Bibliotheken schlummern und der befreienden Hand warten, kann schon heute nichts an der Thatsache ändern, daß die Uebereinstimmung des Meisterstückes der Maler, Glaser und Schilder in Wien und Prag mindestens auf denselben Ursprung, nämlich die in den deutscheu Maler- zechen des 14. und 15. Jahrhundertes überhaupt geltenden Normen, zurück geführt werden muß. Das beweist vor allen Dingen die Sprache, in welcher die Aufzeich- nung der Satzungen in Prag und Wien erfolgt; die Sprache, in welcher die Bestimmungen einer Zunft niedergeschrieben werden, repräsentirt schon in Rücksicht auf den Zweck der praktischen Verwendbarkeit und des alltäglichen Bedürfnisses unzweifelhaft die Umgangssprache der überwiegenden Mehr- zahl der Mitglieder. Daß man in Prag im Jahre 1348 die Satzungen der Prager Malerzeche in deutscher Sprache aufzeichnen ließ, verbürgt unbestreitbar das Vorhanden- sein der Mehrzahl deutscher Zechmitglieder, da doch ver- nünftigerweise kaum angenommen werden kann, eine tschechische Majorität hätte aus bloßer Zuvorkommenheit gegen eine deutsche Minorität oder aus sonstigen Nützlichkeitsgründen die Niederschrift der Zechordnung in deutscher Sprache befürwortet oder zugelassen. Am 16. Jänner 1365 ertheilte Karl IV. den Schildern der Prager Neustadt das für die Organisation ihrer Verhältnisse und ihre Stellung zu den „geistlichen Malern“ wichtige Privilegin deutscher Sprache. Da auch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundertes die lateinische Sprache in der Urkundenausfertigung vorherrschend blieb und bei der Ausstellung eines Privilegs in deutscher oder tschechischer Sprache unzweifelhaft Erwägungen praktischer Natur und Rücksichten auf die Eigenart jener maßgebend waren, für die es zunächst bestimmt war und die allseitig verständliche Grundlage eines gewissen Rechtszustandes abgeben sollte, so führt die Ertheilung des Neustädter Schilderprivilegs in deutscher Sprache zur Feststellung der Nationalität der Mehrzahl der Neustädter Schilder sowie der Prager geistlichen Maler im Jahre 1365. Das deutsche Privileg war offenbar für Schilder und geistliche Maler bestimmt, die das Deutsche vollständig verstanden und in ihrer Mehrzahl auch dentscher Herkunft sein mußten; denn der Billigkeitssinn des für seine Unterthanen so besorgten Karl IV., der ja als „Vater des Vaterlandes“ ganz besonders gerühmt und auch als Werthschätzer der tschechischen Sprache mit Nachdruck gefeiert wird, hätte bei seiner sonstigen Rücksichts- nahme auf die zunächst geforderte Befriedigung praktischer Bedürfnisse gewiß die Ausstellung des Neustädter Schilderprivilegs in tschechischer
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55 — oder wenigstens lateinischer Sprache nicht nur für zulässig, sondern auch für richtig befunden, wenn die Mehrzahl der Neustädter Schilder und der Prager geistlichen Maler tschechischer Nationalität und Gesinnung gewesen wäre. Und wie demnach die Schilder der Prager Neustadt gleich den Prager geistlichen Malern im Jahre 1365 ihrer Mehrzahl nach Deutsche gewesen sein müssen, so blieben sie es auch in den nächsten dreißig Jahren. Dies erhärten die unter Wenzel IV. ausgestellten Urkunden. Als der genannte Herrscher, unter welchem die Tschechisirungsbestre- bungen im ganzen Lande mit fieberhafter Hast vorwärtsdrängten und bald alle Gebiete des öffentlichen und Privatlebens berührten, das von seinem Vater den Neustädter Schildern gegebene Privileg am 6. Jänner 1380 erneuerte, geschah dies wieder in deutscher Sprache. Daraus ergibt sich unter gleicher Berücksichtigung der oben bereits be- rührten Thatsachen, daß auch 1380 die Mehrzahl der Neustädter Schilder nebst den geistlichen Malern Prags deutsch war; das war aber auch noch a m 30. März 1392 der Fall. Denn als an diesem Tage Wenzel IV.1) die Rechte der Neustädter Schilder gegen die „geistlichen Maler“ der Altstadt durch ein besonderes Privileg festsetzte, wurde letzteres wieder in deutscher Sprache abgefaßt.2) Demnach müssen wohl die Neustädter Schilder auch 1392 noch überwiegend deutsch gewesen sein. —Das Privileg vom 30. März 1392 ist aber noch in einer anderen Beziehung wichtig und interessant; es gilt nämlich wie die früheren nicht nur den Schildern der Prager Neustadt, sondern auch den „geistlichen Malern" der Altstadt, die „kein schiltwerk und mit namen alles das werntlich sachen angehoret nicht arbeyten sollen in dheineweys“. Die Bestimmungen, welche das Rechtsgebiet der Neustädter Schilder wie der Altstädter geistlichen Maler insbesondere abgrenzten, mußten doch offenbar im Interesse der praktischen Durchführung in einer Sprache niedergeschrieben werden, welche beiden Theilen in gleicher Weise nahestand. Denn es hätte sich, falls die Mehrzahl der Altstädter geistlichen Maler im Jahre 1392 tschechisch gewesen wäre, für eine Urkunde, welche ihre Verhältnisse zu den damals noch überwiegend deutschen Schildern der Neustadt regeln sollte, sonst unzweifelhaft ohne Widerrede das beiden Parteien gleich entsprechende neutrale Latein, das die Urkundenausstellung 1) Wocel, Grundzüge der böhmischen Alterthumskunde. Prag, 1845. S. 138 behanptet ganz unrichtig Wenzel II. 2) Sieh Beilage Nr. II.
55 — oder wenigstens lateinischer Sprache nicht nur für zulässig, sondern auch für richtig befunden, wenn die Mehrzahl der Neustädter Schilder und der Prager geistlichen Maler tschechischer Nationalität und Gesinnung gewesen wäre. Und wie demnach die Schilder der Prager Neustadt gleich den Prager geistlichen Malern im Jahre 1365 ihrer Mehrzahl nach Deutsche gewesen sein müssen, so blieben sie es auch in den nächsten dreißig Jahren. Dies erhärten die unter Wenzel IV. ausgestellten Urkunden. Als der genannte Herrscher, unter welchem die Tschechisirungsbestre- bungen im ganzen Lande mit fieberhafter Hast vorwärtsdrängten und bald alle Gebiete des öffentlichen und Privatlebens berührten, das von seinem Vater den Neustädter Schildern gegebene Privileg am 6. Jänner 1380 erneuerte, geschah dies wieder in deutscher Sprache. Daraus ergibt sich unter gleicher Berücksichtigung der oben bereits be- rührten Thatsachen, daß auch 1380 die Mehrzahl der Neustädter Schilder nebst den geistlichen Malern Prags deutsch war; das war aber auch noch a m 30. März 1392 der Fall. Denn als an diesem Tage Wenzel IV.1) die Rechte der Neustädter Schilder gegen die „geistlichen Maler“ der Altstadt durch ein besonderes Privileg festsetzte, wurde letzteres wieder in deutscher Sprache abgefaßt.2) Demnach müssen wohl die Neustädter Schilder auch 1392 noch überwiegend deutsch gewesen sein. —Das Privileg vom 30. März 1392 ist aber noch in einer anderen Beziehung wichtig und interessant; es gilt nämlich wie die früheren nicht nur den Schildern der Prager Neustadt, sondern auch den „geistlichen Malern" der Altstadt, die „kein schiltwerk und mit namen alles das werntlich sachen angehoret nicht arbeyten sollen in dheineweys“. Die Bestimmungen, welche das Rechtsgebiet der Neustädter Schilder wie der Altstädter geistlichen Maler insbesondere abgrenzten, mußten doch offenbar im Interesse der praktischen Durchführung in einer Sprache niedergeschrieben werden, welche beiden Theilen in gleicher Weise nahestand. Denn es hätte sich, falls die Mehrzahl der Altstädter geistlichen Maler im Jahre 1392 tschechisch gewesen wäre, für eine Urkunde, welche ihre Verhältnisse zu den damals noch überwiegend deutschen Schildern der Neustadt regeln sollte, sonst unzweifelhaft ohne Widerrede das beiden Parteien gleich entsprechende neutrale Latein, das die Urkundenausstellung 1) Wocel, Grundzüge der böhmischen Alterthumskunde. Prag, 1845. S. 138 behanptet ganz unrichtig Wenzel II. 2) Sieh Beilage Nr. II.
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— 56 — immer noch beherrschende Jdiom, gleichsam von selbst eingestellt. So lange nicht erwiesen werden kann, daß die Bestimmungen des Privilegs vom 30. März 1392 den geistlichen Malern der Prager Altstadt in lateinischer oder tschechischer Sprache zugemittelt wurden, ergibt sich aus der deutschen Niederschrift der in Rede stehenden Urkunde wie aus den früher erwähnten Privilegien die Thatsache, daß nicht bloß die Mehrzahl der Schilder in der Prager Neustadt, sondern auch jene der Altstädter geistlichen Maler deutsch war. Denn deutsch sind die Satzungen der Prager Maler- zeche vom Jahre 1348, 1) deutsch das Privileg Karls des IV. für die Neustädter Schilder am 16. Jänner 1365 und die Erneuerung desselben durch Wenzel IV. am 6. Jänner 1380, deutsch endlich die am 30. März 1392 erlassenen Bestim mungen, welche den geistlichen Malern der Altstadt ebenso wie den Schildern der Neustadt galten. Das Anwachsen und die allmälig zutage tretende Reberzahl des tschechischen Elementes unter den Mitgliedern der Prager Malerzeche führten, weil praktische Gründe und die nothwendige Berücksichtigung immer mehr in den Vordergrund drängender Bedürfnisse dies im Interesse des Weiterbestandes der Vereinigung verlangten, im ersten Viertel des 15. Jahr- hundertes zu der tschechischen Uebersetzung der deutschen Satzungen und den tschechischen Eintragungen in das Innungsbuch. Keinem unbefangenen Beurtheiler wird es betfallen, diese Thatsache anders zu erklären, als daß seit diesem Zeitpunkte die tschechischen Meister in der Prager Malerzeche die starke Mehrheit bildeten, womit sich von selbst die Verwenduug ihrer Mutters und Umgangssprache für die Niederschrift der Zechebestimmungen einstellte. Allein gerade dieses Zugeständniß muß auch zu dem Schlusse führen, daß die Arbeiter, welche dem Betriebe der Malerei in Prag zu- nächst standen, wenigstens so lange ihrer Mehrheit nach unzweifelhaft deutsch waren, als die für sie giltigen Satzungen und Privilegien in deutscher Sprache abgefaßt und erlassen wurden. Daß die Grundlage des inneren Lebens der Prager Malerzeche auf den bei deutschen Malerzechen nachweisbaren Bränchen beruhte2) und noch 1) Der in der Zeitschrift „Světozor“, 1870, Beilage zu Nr. 16, S. 47. Řád bratrstva malířů a štítařů z r. 1348, abgedruckte Text der tschechischen Ueber- setzung, dem keine Klarlegung des Sachverhaltes beigegeben ist, kann zu der irrigen Annahme verleiten, daß die erste Niederschrift der Satzungen bereits tschechisch gewesen sei. 2) Wocel, Grundzüge der böhmischen Alterthumskunde, S. 138 behauptet, daß
— 56 — immer noch beherrschende Jdiom, gleichsam von selbst eingestellt. So lange nicht erwiesen werden kann, daß die Bestimmungen des Privilegs vom 30. März 1392 den geistlichen Malern der Prager Altstadt in lateinischer oder tschechischer Sprache zugemittelt wurden, ergibt sich aus der deutschen Niederschrift der in Rede stehenden Urkunde wie aus den früher erwähnten Privilegien die Thatsache, daß nicht bloß die Mehrzahl der Schilder in der Prager Neustadt, sondern auch jene der Altstädter geistlichen Maler deutsch war. Denn deutsch sind die Satzungen der Prager Maler- zeche vom Jahre 1348, 1) deutsch das Privileg Karls des IV. für die Neustädter Schilder am 16. Jänner 1365 und die Erneuerung desselben durch Wenzel IV. am 6. Jänner 1380, deutsch endlich die am 30. März 1392 erlassenen Bestim mungen, welche den geistlichen Malern der Altstadt ebenso wie den Schildern der Neustadt galten. Das Anwachsen und die allmälig zutage tretende Reberzahl des tschechischen Elementes unter den Mitgliedern der Prager Malerzeche führten, weil praktische Gründe und die nothwendige Berücksichtigung immer mehr in den Vordergrund drängender Bedürfnisse dies im Interesse des Weiterbestandes der Vereinigung verlangten, im ersten Viertel des 15. Jahr- hundertes zu der tschechischen Uebersetzung der deutschen Satzungen und den tschechischen Eintragungen in das Innungsbuch. Keinem unbefangenen Beurtheiler wird es betfallen, diese Thatsache anders zu erklären, als daß seit diesem Zeitpunkte die tschechischen Meister in der Prager Malerzeche die starke Mehrheit bildeten, womit sich von selbst die Verwenduug ihrer Mutters und Umgangssprache für die Niederschrift der Zechebestimmungen einstellte. Allein gerade dieses Zugeständniß muß auch zu dem Schlusse führen, daß die Arbeiter, welche dem Betriebe der Malerei in Prag zu- nächst standen, wenigstens so lange ihrer Mehrheit nach unzweifelhaft deutsch waren, als die für sie giltigen Satzungen und Privilegien in deutscher Sprache abgefaßt und erlassen wurden. Daß die Grundlage des inneren Lebens der Prager Malerzeche auf den bei deutschen Malerzechen nachweisbaren Bränchen beruhte2) und noch 1) Der in der Zeitschrift „Světozor“, 1870, Beilage zu Nr. 16, S. 47. Řád bratrstva malířů a štítařů z r. 1348, abgedruckte Text der tschechischen Ueber- setzung, dem keine Klarlegung des Sachverhaltes beigegeben ist, kann zu der irrigen Annahme verleiten, daß die erste Niederschrift der Satzungen bereits tschechisch gewesen sei. 2) Wocel, Grundzüge der böhmischen Alterthumskunde, S. 138 behauptet, daß
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57 — in einer Zeit festgehalten wurde, da man über die Rechte der deutschen Bewohner des Landes in rücksichtslosem Terrorismus zur Tagesordnung übergegangen war, beweisen am deutlichsten die Meisterstücksbestimmungen von 1454. Durch sie bleibt die nunmehr überwiegend, ja wahrscheinlich fast aus- schließlich tschechisch gewordene Prager Malerzeche in einem unbestreitbaren Zusammenhange mit dem Brauche deutscher Malerzechen, deren Meister- stücksforderungen ebenso in dem deutschen Privileg der Neustädter Schilder zum Ausdrucke kamen, wie sie in den tschechischen Bestimmungen der Meisterstücksordnung von 14541) unleugbar sich finden; die tiefsten Grund- vesten des deutschen Einflusses haben sonach die gewaltigen Erschütterungen des Gesammtlebens während der Husitenkriege und die Nachwirkungen derselben nicht zu vernichten vermocht. So bilden der Wortlaut, Geist und die Sprache der für die Prager Maler und Schilder während des 14. Jahrhundertes erlassenen Bestim- mungen, ja selbst die Meisterstücksordnung von 1454 eine ganz eigen- thümliche Illustration zu der seit Wocel so ziemlich zum Dogma gewordenen Behauptung 2), „daß man mit vollem Rechte den Aufschwung der bildenden Kunst unter Karl IV. als das Resultat der einheimischen, nationalen Kunst- bestrebungen, als das Werk einer böhmischen 3) Kunstschule ansehen“ könne. So sind Sprache, Geist und Text der Urkunden leider nicht immer geneigt, gewissen Lieblingsvorurtheilen Rechnung zu tragen. Aber auch andere urkundlich erweisbare Thatsachen lassen sich mit solchen Ansichten nicht gut in Einklang bringen. Wenn angeblich „von einem Einflusse deutscher Meister auf die böhmische Kunst bis zum An- fange des XV. Jahrhunderts keine Rede sein“4) kann, so bleibt es doch die Prager Malerzeche sich „nach fremden, wahrscheinlich italienischen Vorbildern organisirt hatte“(!), bleibt aber, wie für so manche seiner Behauptungen, den Beweis dafür schuldig. Die in Prag am Ende des 16. Jahrhundertes bestehende Meisterstücksordnung der Malerzeche kann hier nicht in Betracht kommen, da sie weder die 1348 noch die 1454 giltigen Bestimmungen repräsentirt, sondern Details enthält, die erst gegen Ende des 15. Jahrhundertes und im 16. Jahrhunderte anfge nommen worden sein können; vgl. Světozor, 1870, Beilage zu Nr. 17, S. 51 und Emler, Řemeslničtí pořádkové pražští v XVI. století, Památky archaeologické a mistopisné, VIII., S. 520 und 521. 2) Wocel, Grundzüge der böhm. Alterthumskunde S. 137. — Diese Ansicht tritt in den verschiedenen, die Leistungen der Malerei des 14. Jahrhundertes be handelnden tschechischen Aufsätzen bald mehr bald minder stark zutage. 3) Im Sinne Wocels gleichbedeutend mit „tschechisch.“ 4) Wocel, Grundzüge der böhm. Alterthumskunde S. 137. 1)
57 — in einer Zeit festgehalten wurde, da man über die Rechte der deutschen Bewohner des Landes in rücksichtslosem Terrorismus zur Tagesordnung übergegangen war, beweisen am deutlichsten die Meisterstücksbestimmungen von 1454. Durch sie bleibt die nunmehr überwiegend, ja wahrscheinlich fast aus- schließlich tschechisch gewordene Prager Malerzeche in einem unbestreitbaren Zusammenhange mit dem Brauche deutscher Malerzechen, deren Meister- stücksforderungen ebenso in dem deutschen Privileg der Neustädter Schilder zum Ausdrucke kamen, wie sie in den tschechischen Bestimmungen der Meisterstücksordnung von 14541) unleugbar sich finden; die tiefsten Grund- vesten des deutschen Einflusses haben sonach die gewaltigen Erschütterungen des Gesammtlebens während der Husitenkriege und die Nachwirkungen derselben nicht zu vernichten vermocht. So bilden der Wortlaut, Geist und die Sprache der für die Prager Maler und Schilder während des 14. Jahrhundertes erlassenen Bestim- mungen, ja selbst die Meisterstücksordnung von 1454 eine ganz eigen- thümliche Illustration zu der seit Wocel so ziemlich zum Dogma gewordenen Behauptung 2), „daß man mit vollem Rechte den Aufschwung der bildenden Kunst unter Karl IV. als das Resultat der einheimischen, nationalen Kunst- bestrebungen, als das Werk einer böhmischen 3) Kunstschule ansehen“ könne. So sind Sprache, Geist und Text der Urkunden leider nicht immer geneigt, gewissen Lieblingsvorurtheilen Rechnung zu tragen. Aber auch andere urkundlich erweisbare Thatsachen lassen sich mit solchen Ansichten nicht gut in Einklang bringen. Wenn angeblich „von einem Einflusse deutscher Meister auf die böhmische Kunst bis zum An- fange des XV. Jahrhunderts keine Rede sein“4) kann, so bleibt es doch die Prager Malerzeche sich „nach fremden, wahrscheinlich italienischen Vorbildern organisirt hatte“(!), bleibt aber, wie für so manche seiner Behauptungen, den Beweis dafür schuldig. Die in Prag am Ende des 16. Jahrhundertes bestehende Meisterstücksordnung der Malerzeche kann hier nicht in Betracht kommen, da sie weder die 1348 noch die 1454 giltigen Bestimmungen repräsentirt, sondern Details enthält, die erst gegen Ende des 15. Jahrhundertes und im 16. Jahrhunderte anfge nommen worden sein können; vgl. Světozor, 1870, Beilage zu Nr. 17, S. 51 und Emler, Řemeslničtí pořádkové pražští v XVI. století, Památky archaeologické a mistopisné, VIII., S. 520 und 521. 2) Wocel, Grundzüge der böhm. Alterthumskunde S. 137. — Diese Ansicht tritt in den verschiedenen, die Leistungen der Malerei des 14. Jahrhundertes be handelnden tschechischen Aufsätzen bald mehr bald minder stark zutage. 3) Im Sinne Wocels gleichbedeutend mit „tschechisch.“ 4) Wocel, Grundzüge der böhm. Alterthumskunde S. 137. 1)
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58 — höchst auffällig, daß Karl IV. mit seinem eminent praktischen Blicke außer dem großen Dombaumeister Peter Parler, den er von Gmünd berief, auch den Straßburger Maler Nicolans Wurmser gerade für die Malereien seiner Burgen und Gemächer aufnahm und in besonderer Zufriedenheit mit seinen Leistungen durch Beweise seiner Huld auszeichnete. 1) Selbst der Name des Hofmalers Theodorich, der mit dem Zusatze „von Prag" zu einem Hauptvertreter der tschechisch-nationalen Richtung in der Prager Malerzeche gestempelt werden sollte, weist sogar bei der Voraussetzung, daß er ein Inländer gewesen wäre und in Prag seine Ausbildung erhalten hätte, weniger auf eine tschechische als vielmehr auf die deutsche Herkunft des Meisters hin. Erhielt er aber in Prag die erste Anleitung zu seiner künstlerischen Thätigkeit, so kann dies gar nicht anders als im Geiste der deutschen Malerzechen geschehen sein. Denn sowie in der Entwicklung der städtischen Verhältnisse Prag während der ersten Hälfte des 14. Jahrhun- dertes, in welche die Lehrzeit Theodorichs noch fallen muß, das deutsche Element nachweisbar das herrschende und bestimmende war, können auch Lehrlinge einer Zeche, deren erste Satzungen wegen der Ueberzahl deutscher Meister in deutscher Sprache niedergeschrieben waren, in keinen anderen Kunstanschauungen als den von Deutschland nach Böhmen gedrungenen und hier organisch weiter entwickelten groß geworden sein. Die Entwick- lung kann aber, da die verschiedenartigsten Verhältnisse der Landeshaupt stadt bis 1350 hinauf unter dem maßgebenden Einflusse des deutschen Bevölkerungselementes sich organisirten, wohl unter keinen anderen Tradi- tionen erfolgt sein, als die Mehrzahl der deutschen Maler vermittelte. In Rücksicht auf diese Umstände wird trotz alles nationalen Regungen ent sprießenden Protestes der Prager Malerzeche und den Schöpfungen der Malerei in Böhmen während des 14. Jahrhunderts ein hervorragender Platz in der Geschichte der deutschen Ma- lerei gesichert bleiben. II. Nicolaus Wurnser von Straßburg und Meister Theodorich, die Hof- maler Karls IV. Unter den in Böhmen während des 14. Jahrhundertes nachweisbaren Künstlern haben die Hofmaler Karls IV., Meister Nicolaus Wurmser von Straßburg und Meister Theodorich, die Aufmerksamkeit der Forscher in höherem Grade auf sich gelenkt. Dem erstgenannten verlieh Karl IV., damit er die Ortlichkeiten und Burgen, für welche er bestimmt würde, 1) Pangerl-Woltmann, Buch der Malerzeche in Prag, S. 130—131. Anm. 369.
58 — höchst auffällig, daß Karl IV. mit seinem eminent praktischen Blicke außer dem großen Dombaumeister Peter Parler, den er von Gmünd berief, auch den Straßburger Maler Nicolans Wurmser gerade für die Malereien seiner Burgen und Gemächer aufnahm und in besonderer Zufriedenheit mit seinen Leistungen durch Beweise seiner Huld auszeichnete. 1) Selbst der Name des Hofmalers Theodorich, der mit dem Zusatze „von Prag" zu einem Hauptvertreter der tschechisch-nationalen Richtung in der Prager Malerzeche gestempelt werden sollte, weist sogar bei der Voraussetzung, daß er ein Inländer gewesen wäre und in Prag seine Ausbildung erhalten hätte, weniger auf eine tschechische als vielmehr auf die deutsche Herkunft des Meisters hin. Erhielt er aber in Prag die erste Anleitung zu seiner künstlerischen Thätigkeit, so kann dies gar nicht anders als im Geiste der deutschen Malerzechen geschehen sein. Denn sowie in der Entwicklung der städtischen Verhältnisse Prag während der ersten Hälfte des 14. Jahrhun- dertes, in welche die Lehrzeit Theodorichs noch fallen muß, das deutsche Element nachweisbar das herrschende und bestimmende war, können auch Lehrlinge einer Zeche, deren erste Satzungen wegen der Ueberzahl deutscher Meister in deutscher Sprache niedergeschrieben waren, in keinen anderen Kunstanschauungen als den von Deutschland nach Böhmen gedrungenen und hier organisch weiter entwickelten groß geworden sein. Die Entwick- lung kann aber, da die verschiedenartigsten Verhältnisse der Landeshaupt stadt bis 1350 hinauf unter dem maßgebenden Einflusse des deutschen Bevölkerungselementes sich organisirten, wohl unter keinen anderen Tradi- tionen erfolgt sein, als die Mehrzahl der deutschen Maler vermittelte. In Rücksicht auf diese Umstände wird trotz alles nationalen Regungen ent sprießenden Protestes der Prager Malerzeche und den Schöpfungen der Malerei in Böhmen während des 14. Jahrhunderts ein hervorragender Platz in der Geschichte der deutschen Ma- lerei gesichert bleiben. II. Nicolaus Wurnser von Straßburg und Meister Theodorich, die Hof- maler Karls IV. Unter den in Böhmen während des 14. Jahrhundertes nachweisbaren Künstlern haben die Hofmaler Karls IV., Meister Nicolaus Wurmser von Straßburg und Meister Theodorich, die Aufmerksamkeit der Forscher in höherem Grade auf sich gelenkt. Dem erstgenannten verlieh Karl IV., damit er die Ortlichkeiten und Burgen, für welche er bestimmt würde, 1) Pangerl-Woltmann, Buch der Malerzeche in Prag, S. 130—131. Anm. 369.
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59 — mit desto größerem Eifer male, am 6. November 1359 das Recht, nach freiem Willen und ohne Berücksichtigung irgend eines Vorbehaltes über seinen Besitz zu verfügen. Im folgenden Jahre wurde ihm auch volle Freiheit von allen Abgaben für seinen Hof, der in Mořin bei Karlstein lag, ertheilt. Aus diesen Thatsachen wurde geschlossen, daß der Meister kurz zuvor eingewandert wäre. 1) Dies müßte jedenfalls vor 1357 ge schehen sein. Denn eine bereits seit mehreren Jahren gedruckte, von den Kunsthistorikern bisher nicht beachtete Urkunde vom 5. Juli 1357, welche bei einer Jahresgedächtnißstiftung für die Saazer Pfarrkirche am 27. No- vember 1380 herangezogen wurde,2) stellt fest, daß Meister Nicolaus Wurmser damals zwar noch das Bürgerrecht in Straßburg besaß, aber bereits als Hofmaler Karls IV. bestellt war und Agnes, die Tochter des Saazer Bürgers Mertlin Clugel, geheiratet hatte. Denn für sich, seine Gattin und ihre Erben hatte er um 30 Schock und drei Firdung, die er dem Johannes Eberlini unter der Bedingung gegeben hatte, daß derselbe bei Nicht- einhaltung des Zinstermines nach Verlauf von acht Tagen den doppelten Zinsbetrag als Strafe nach dem Brauche der Stadt der Partei zahlen solle, einen Zins auf einem Hofe in Kossatiz erworben. Da diese Urkunde beweist, daß der Hofmaler Nicolaus Wurmser nicht nur eine Saazerin heiratete, sondern auch zu Saazer Bürgern in bestimmte Rechtsverhältnisse trat, so ist wohl die Annahme selbstverständlich, daß er wiederholt und wahr- scheinlich auch länger in Saaz weilte, wo man ihn und seine Verhältnisse offenbar ganz gut kannte.3) Diese Thatsache leitet auch zu der Erwägung, daß die Thätigkeit und Arbeiten des Meisters auch außerhalb der Hof kreise nicht fremd blieben, sondern vielleicht auch auf die Werke der Maler in einigen Landstädten Böhmens einigen Einfluß ausübten. Jedenfalls sind mit den Beziehungen des NicolausWurmser zu Saaz die ersten Fäden klar gelegt, welche einen der Hofmaler Karls IV. mit einer damals schon bedeutenden Stadt des Landes in urkundlich nachweisbarer Weise verbinden und aus der isolirten Stellung einer nur dem Hofe bekannten Persönlichkeit herausführen. Daß die Fäden nun gerade an 1) Pangerl-Woltmann, Buch d. Malerzeche in Prag. S. 130—131. Anm. 369. 2) Borový, Libri erectionum archidioecesis Pragensis saeculo XIV. et XV. S. 169—170. Nr. 305. — Der an dieser Stelle nicht vollständig abgedruckte Text wurde nach den Handschriften der Erectionsbücher in der Bibliothek des allzeit getreuen Metropolitancapitels bei St. Veit in Prag ergänzt; für die dabei erwiesene besondere Zuvorkommenheit schuldet Verf. dem hochwürdigsten Herrn Canonicus Dr. Clemens Borový den verbindlichsten Dank. 3) Siehe Beilage Nr. III.
59 — mit desto größerem Eifer male, am 6. November 1359 das Recht, nach freiem Willen und ohne Berücksichtigung irgend eines Vorbehaltes über seinen Besitz zu verfügen. Im folgenden Jahre wurde ihm auch volle Freiheit von allen Abgaben für seinen Hof, der in Mořin bei Karlstein lag, ertheilt. Aus diesen Thatsachen wurde geschlossen, daß der Meister kurz zuvor eingewandert wäre. 1) Dies müßte jedenfalls vor 1357 ge schehen sein. Denn eine bereits seit mehreren Jahren gedruckte, von den Kunsthistorikern bisher nicht beachtete Urkunde vom 5. Juli 1357, welche bei einer Jahresgedächtnißstiftung für die Saazer Pfarrkirche am 27. No- vember 1380 herangezogen wurde,2) stellt fest, daß Meister Nicolaus Wurmser damals zwar noch das Bürgerrecht in Straßburg besaß, aber bereits als Hofmaler Karls IV. bestellt war und Agnes, die Tochter des Saazer Bürgers Mertlin Clugel, geheiratet hatte. Denn für sich, seine Gattin und ihre Erben hatte er um 30 Schock und drei Firdung, die er dem Johannes Eberlini unter der Bedingung gegeben hatte, daß derselbe bei Nicht- einhaltung des Zinstermines nach Verlauf von acht Tagen den doppelten Zinsbetrag als Strafe nach dem Brauche der Stadt der Partei zahlen solle, einen Zins auf einem Hofe in Kossatiz erworben. Da diese Urkunde beweist, daß der Hofmaler Nicolaus Wurmser nicht nur eine Saazerin heiratete, sondern auch zu Saazer Bürgern in bestimmte Rechtsverhältnisse trat, so ist wohl die Annahme selbstverständlich, daß er wiederholt und wahr- scheinlich auch länger in Saaz weilte, wo man ihn und seine Verhältnisse offenbar ganz gut kannte.3) Diese Thatsache leitet auch zu der Erwägung, daß die Thätigkeit und Arbeiten des Meisters auch außerhalb der Hof kreise nicht fremd blieben, sondern vielleicht auch auf die Werke der Maler in einigen Landstädten Böhmens einigen Einfluß ausübten. Jedenfalls sind mit den Beziehungen des NicolausWurmser zu Saaz die ersten Fäden klar gelegt, welche einen der Hofmaler Karls IV. mit einer damals schon bedeutenden Stadt des Landes in urkundlich nachweisbarer Weise verbinden und aus der isolirten Stellung einer nur dem Hofe bekannten Persönlichkeit herausführen. Daß die Fäden nun gerade an 1) Pangerl-Woltmann, Buch d. Malerzeche in Prag. S. 130—131. Anm. 369. 2) Borový, Libri erectionum archidioecesis Pragensis saeculo XIV. et XV. S. 169—170. Nr. 305. — Der an dieser Stelle nicht vollständig abgedruckte Text wurde nach den Handschriften der Erectionsbücher in der Bibliothek des allzeit getreuen Metropolitancapitels bei St. Veit in Prag ergänzt; für die dabei erwiesene besondere Zuvorkommenheit schuldet Verf. dem hochwürdigsten Herrn Canonicus Dr. Clemens Borový den verbindlichsten Dank. 3) Siehe Beilage Nr. III.
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60 Saaz anknüpfen, bleibt aber auch noch aus dem Grunde von besonderem Interesse, weil gerade Saaz durch einen Maler für die Geschichte der Kunst in Böhmen während des 14. Jahrhundertes eine gewisse Bedeutung erhält; denn hier bekleidete der Maler Leopold 1) 1383 das Amt des Bürgermeisters und 1392 noch das eines Geschworenen2), woraus sich sein ständiger Aufenthalt in Saaz und die Ausführung von Arbeiten daselbst und in der Umgebung ergeben. Wie lange Nicolaus Wurmser, der 1357, 1359 und 1360 als Hofmaler Karls IV. begegnet, diese Stellung bekleidete, ist bis jetzt nicht mit Sicherheit festzustellen. Vielleicht läßt sich aber aus dem Nachweise über den mit ihm gleichzeitig als Hofmaler thätigen Theodorich, der 1359 und 1368 als auf dem Hradschin wohnend 3) begegnet, ein Anhalts- punkt gewinnen. Am 28. April 1367 befreite Karl IV. in Würdigung der trefflichen Arbeiten Theodorichs für die Kreuzcapelle in Karlstein mit Zustimmung der Großen des Landes den Maler und seine Erben von allen näher bezeichneten Stenern, welche von dem Hofe im Dorfe Mořin nebst den dazu gehörigen vier Mansen Ackerland zu entrichten wären, wobei nur ein Wachszins von 30 Pfund für die Karlsteiner Kreuzcapelle vorbehalten wurde. Es ist jedenfalls merkwürdig, daß der Hof des Nicolaus Wurmser wie jener des Theodorich in Mořin bei Karl stein lag, wenn auch die Lage beider noch nicht mit zweifelloser Sicherheit eruirbar ist. Liegt in dieser Uebereinstimmung vielleicht mehr als ein bloßes Spiel des Zufalles? Ist das Besitzobject nicht vielleicht identisch und nur zu verschiedenen Zeiten in der Hand anderer Besitzer? Während Nicolaus Wurmser schon 1359 mit Arbeiten, die man allgemein und mit Recht auf Karlstein bezieht, betraut war, sich in der Nähe des Arbeitsortes einen Besitz erwarb und 1360 für denselben volle Abgabenfreiheit erlangte, wohnte damals Theodorich noch in Prag. Dieser verschiedene Wohnort ist für die Feststellung der Natur der Arbeiten, welche diesen gleichzeitigen Hofmalern über- tragen wurden, von unbestreitbarer Wichtigkeit. Die Tafelbilder, welche den vornehmsten Schmuck der Karlsteiner Kreuzcapelle bilden und nach der Urkunde vom 28. April 1367 Theodorich zugewiesen werden müssen, konnten ohne weiteres Bedenken von dem Meister in Prag 1) Dlabacz, Allgemeines historisches Künstlerlexikon für Böhmen. Prag, 1815, II. S. 196—197. — Pafsavant a. a. O. S. 208. 2) Borový, Libri erectionum archidioecesis Pragensis, S. 554, Nr. 748. 3) Sieh Beilage Nr. IV. und V.
60 Saaz anknüpfen, bleibt aber auch noch aus dem Grunde von besonderem Interesse, weil gerade Saaz durch einen Maler für die Geschichte der Kunst in Böhmen während des 14. Jahrhundertes eine gewisse Bedeutung erhält; denn hier bekleidete der Maler Leopold 1) 1383 das Amt des Bürgermeisters und 1392 noch das eines Geschworenen2), woraus sich sein ständiger Aufenthalt in Saaz und die Ausführung von Arbeiten daselbst und in der Umgebung ergeben. Wie lange Nicolaus Wurmser, der 1357, 1359 und 1360 als Hofmaler Karls IV. begegnet, diese Stellung bekleidete, ist bis jetzt nicht mit Sicherheit festzustellen. Vielleicht läßt sich aber aus dem Nachweise über den mit ihm gleichzeitig als Hofmaler thätigen Theodorich, der 1359 und 1368 als auf dem Hradschin wohnend 3) begegnet, ein Anhalts- punkt gewinnen. Am 28. April 1367 befreite Karl IV. in Würdigung der trefflichen Arbeiten Theodorichs für die Kreuzcapelle in Karlstein mit Zustimmung der Großen des Landes den Maler und seine Erben von allen näher bezeichneten Stenern, welche von dem Hofe im Dorfe Mořin nebst den dazu gehörigen vier Mansen Ackerland zu entrichten wären, wobei nur ein Wachszins von 30 Pfund für die Karlsteiner Kreuzcapelle vorbehalten wurde. Es ist jedenfalls merkwürdig, daß der Hof des Nicolaus Wurmser wie jener des Theodorich in Mořin bei Karl stein lag, wenn auch die Lage beider noch nicht mit zweifelloser Sicherheit eruirbar ist. Liegt in dieser Uebereinstimmung vielleicht mehr als ein bloßes Spiel des Zufalles? Ist das Besitzobject nicht vielleicht identisch und nur zu verschiedenen Zeiten in der Hand anderer Besitzer? Während Nicolaus Wurmser schon 1359 mit Arbeiten, die man allgemein und mit Recht auf Karlstein bezieht, betraut war, sich in der Nähe des Arbeitsortes einen Besitz erwarb und 1360 für denselben volle Abgabenfreiheit erlangte, wohnte damals Theodorich noch in Prag. Dieser verschiedene Wohnort ist für die Feststellung der Natur der Arbeiten, welche diesen gleichzeitigen Hofmalern über- tragen wurden, von unbestreitbarer Wichtigkeit. Die Tafelbilder, welche den vornehmsten Schmuck der Karlsteiner Kreuzcapelle bilden und nach der Urkunde vom 28. April 1367 Theodorich zugewiesen werden müssen, konnten ohne weiteres Bedenken von dem Meister in Prag 1) Dlabacz, Allgemeines historisches Künstlerlexikon für Böhmen. Prag, 1815, II. S. 196—197. — Pafsavant a. a. O. S. 208. 2) Borový, Libri erectionum archidioecesis Pragensis, S. 554, Nr. 748. 3) Sieh Beilage Nr. IV. und V.
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— 61 — gemalt und dann an ihren Bestimmungsort überführt werden. An letzterem war aber die Anwesenheit des Malers wünschenswerth und nöthig, als es sich um die Anbringung und Anordnung der Tafeln handelte. Die Noth- wendigkeit der Ueberwachung der Arbeit und die Theilnahme an derselben mußten einen Aufenthalt Theodorichs in der Nähe von Karlstein geboten erscheinen lassen. 1) Ein ständiger Aufenthalt in Karlsteins Umgebung war im Vorhinein bei Nicolaus Wurmser, dem im Gegensatze zu Theodorich Wand- malereien in den Burggebäuden zugerechnet werden müssen, un- bedingt geboten. Die Natur der Arbeit forderte die stete Anwesenheit des Meisters, dem in Rücksicht auf das Zusammenleben mit seiner Frau da die Ansführung des ganzen Auftrages voraussichtlich längere Zeit in Anspruch nahm, die Erwerbung eines ständigen Wohnsitzes in nicht zu großer Entfernung von der Burg wünschenswerth erscheinen mußte. Denn, Karl IV. hatte ausdrücklich bestimmt, daß in dem geheiligten Raume der Burg keine Fran, nicht einmal seine eigene Gemahlin übernachten dürfe. Daher mußte der verheiratete Hofmaler Nicolaus Wurmser, dessen stete Anwe- senheit nur die Ausführung von Wandmalereien fordern konnte, den Besitz in Mořin erwerben, für welchen ihm der Kaiser Abgabenfreiheit gewährte. Dieselbe erlangte, wie schon erwähnt wurde, in demselben Mořin 1367 der Hofmaler Theodorich für seinen Hof und Ländereibesitz. Da Nicolaus Wurmser um diese Zeit im Besitze seines Mořiner Hofes ur- kundlich nicht mehr nachweisbar ist, und die Behauptung, daß er den selben bis in sein hohes Alter innegehabt hätte und daselbst gestorben sei, 2) jeder historisch haltbaren Begründung entbehrt, so erscheint wohl die Vermuthung nicht unbegründet, daß Nicolaus Wurmser vor 1367 die Karlsteiner Wandmalereien vollendet hatte und Meister Theodorich den Hof erwarb, dessen Besitz für Wurmser die praktische Bedeutung verloren hatte. Denn nach Ausführung seines Auftrages fesselte ihn nichts mehr an 1) Vielleicht war diese Arbeit 1367 fertig gestellt worden; das Hradschiner Stadt- buch, welches Theodorich 1359 ausdrücklich als Maler des Kaisers nennt, ge denkt seiner 1368 nur als „Theodrici pictoris“, was darauf deuten könnte, daß Theodorich 1368 nicht mehr Hofmaler war und die Arbeit in Karlstein demnach 1367 ihren Abschluß gefunden haben müßte. 2) Výšek, O středověkém malířství v Čechách. Časopis musea království českého, Ihg. 1866, S. 149. Dieser Aufsatz, der ohne jedes kritische Ver- ständniß geschrieben ist und noch an den erst im 19. Jahrhundert zur Welt gekommenen Namen der angeblichen Miniaturmaler Bohuš, Sbisko v. Trotina und Břuchaty festhält, strotzt von Irrthümern, geschmacklosen Entstellungen und willkürlichen Annahmen.
— 61 — gemalt und dann an ihren Bestimmungsort überführt werden. An letzterem war aber die Anwesenheit des Malers wünschenswerth und nöthig, als es sich um die Anbringung und Anordnung der Tafeln handelte. Die Noth- wendigkeit der Ueberwachung der Arbeit und die Theilnahme an derselben mußten einen Aufenthalt Theodorichs in der Nähe von Karlstein geboten erscheinen lassen. 1) Ein ständiger Aufenthalt in Karlsteins Umgebung war im Vorhinein bei Nicolaus Wurmser, dem im Gegensatze zu Theodorich Wand- malereien in den Burggebäuden zugerechnet werden müssen, un- bedingt geboten. Die Natur der Arbeit forderte die stete Anwesenheit des Meisters, dem in Rücksicht auf das Zusammenleben mit seiner Frau da die Ansführung des ganzen Auftrages voraussichtlich längere Zeit in Anspruch nahm, die Erwerbung eines ständigen Wohnsitzes in nicht zu großer Entfernung von der Burg wünschenswerth erscheinen mußte. Denn, Karl IV. hatte ausdrücklich bestimmt, daß in dem geheiligten Raume der Burg keine Fran, nicht einmal seine eigene Gemahlin übernachten dürfe. Daher mußte der verheiratete Hofmaler Nicolaus Wurmser, dessen stete Anwe- senheit nur die Ausführung von Wandmalereien fordern konnte, den Besitz in Mořin erwerben, für welchen ihm der Kaiser Abgabenfreiheit gewährte. Dieselbe erlangte, wie schon erwähnt wurde, in demselben Mořin 1367 der Hofmaler Theodorich für seinen Hof und Ländereibesitz. Da Nicolaus Wurmser um diese Zeit im Besitze seines Mořiner Hofes ur- kundlich nicht mehr nachweisbar ist, und die Behauptung, daß er den selben bis in sein hohes Alter innegehabt hätte und daselbst gestorben sei, 2) jeder historisch haltbaren Begründung entbehrt, so erscheint wohl die Vermuthung nicht unbegründet, daß Nicolaus Wurmser vor 1367 die Karlsteiner Wandmalereien vollendet hatte und Meister Theodorich den Hof erwarb, dessen Besitz für Wurmser die praktische Bedeutung verloren hatte. Denn nach Ausführung seines Auftrages fesselte ihn nichts mehr an 1) Vielleicht war diese Arbeit 1367 fertig gestellt worden; das Hradschiner Stadt- buch, welches Theodorich 1359 ausdrücklich als Maler des Kaisers nennt, ge denkt seiner 1368 nur als „Theodrici pictoris“, was darauf deuten könnte, daß Theodorich 1368 nicht mehr Hofmaler war und die Arbeit in Karlstein demnach 1367 ihren Abschluß gefunden haben müßte. 2) Výšek, O středověkém malířství v Čechách. Časopis musea království českého, Ihg. 1866, S. 149. Dieser Aufsatz, der ohne jedes kritische Ver- ständniß geschrieben ist und noch an den erst im 19. Jahrhundert zur Welt gekommenen Namen der angeblichen Miniaturmaler Bohuš, Sbisko v. Trotina und Břuchaty festhält, strotzt von Irrthümern, geschmacklosen Entstellungen und willkürlichen Annahmen.
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62 — Karlstein und dessen Umgebung, während für Theodorich, der offenbar erst nach ihm in Karlstein arbeitete, der nunmehr frei werdende Hof eine ganz geeignete Erwerbung abgeben mußte. Gerade der Um- stand, daß dem Hofe Theodorichs in Mořin wie jenem des Nicolaus Wurmser vom Kaiser Karl IV. Abgabenfreiheit gewährt wurde, deutet auf die Identität der beiden Be- sitzungen hin. Mit derselben wäre zugleich die Wahrscheinlichkeit er- langt, daß nach 1360 und vor 1367 Nicolaus Wurmser die Wandmalereien in Karlstein fertig stellte und erst darnach Theodorich an die Anbringung der Tafelbilder ging. Dieser Annahme steht durchaus nicht die Thatsache entgegen, daß die Burg bereits 1357 von dem Prager Erzbischofe Ernst geweiht worden war; denn es ist in äußerst zahlreichen Fällen nachweisbar, daß das Datum der Weihe und jenes der Ausstattung eines Baues mit Bilderschmuck sich durchaus nicht decken. So wurde z. B. die Wenzelscapelle des Prager Domes bereits 1366 vollendet und geweiht, aber erst 1372 und 1373 mit der Edelsteindecoration und den Wandmalereien geschmückt. Ob Nicolaus Wurmser nach der Ausführung seiner Arbeit in Prag sich niederließ oder an andern Orten in Böhmen arbeitete, läßt sich urkundlich nicht mehr beweisen, da der unter den Meistern der Prager Malerzeche begegnende „Mistr Klauz“ viel zu allgemein bezeichnet ist, um gerade auf ihn bezogen werden zu müssen. Da der Künstler aber 1357 auch in der Stellung eines kaiserlichen Hofmalers als „civis in Strazburk“ bezeichnet wurde und somit das Bürgerrecht daselbst trotz seines Aufenthaltes in der Fremde nicht aufgegeben hatte, die Abhängigkeit von Straßburg im Pri¬ vileg von 1359 gleichfalls durchklingt, so ist es nicht unmöglich, daß Nicolaus Wurmser nach 1360 und vor 1367 Böhmen wieder verließ und nach Straßburg wieder zurückkehrte. Dem Verkaufe des Hofes in Mořin stand nach dem kaiserlichen Gnadenbriefe von 1359 nichts im Wege; und gerade darin, daß der Besitz beider Hofmaler an keiner Stelle als Schenkung bezeichnet ist, was in den Urkunden jener Zeit stets besonders hervorgehoben und betont wurde, sondern selbständige Erwerbung mit freiem Ver fügungsrechte war, liegt ein weiterer Anhaltspunkt für die Identität der Mořiner Höfe des Nicolaus Wurmser und des Theodorich. Die freie Verfügbarkeit über das Eigenthum, die Wurmser 1359 zugestanden wurde und sich naturgemäß auch auf seinen Mořiner Hof er- strecken mußte, ist auch für den Besitz des Theodorich nachweisbar. In
62 — Karlstein und dessen Umgebung, während für Theodorich, der offenbar erst nach ihm in Karlstein arbeitete, der nunmehr frei werdende Hof eine ganz geeignete Erwerbung abgeben mußte. Gerade der Um- stand, daß dem Hofe Theodorichs in Mořin wie jenem des Nicolaus Wurmser vom Kaiser Karl IV. Abgabenfreiheit gewährt wurde, deutet auf die Identität der beiden Be- sitzungen hin. Mit derselben wäre zugleich die Wahrscheinlichkeit er- langt, daß nach 1360 und vor 1367 Nicolaus Wurmser die Wandmalereien in Karlstein fertig stellte und erst darnach Theodorich an die Anbringung der Tafelbilder ging. Dieser Annahme steht durchaus nicht die Thatsache entgegen, daß die Burg bereits 1357 von dem Prager Erzbischofe Ernst geweiht worden war; denn es ist in äußerst zahlreichen Fällen nachweisbar, daß das Datum der Weihe und jenes der Ausstattung eines Baues mit Bilderschmuck sich durchaus nicht decken. So wurde z. B. die Wenzelscapelle des Prager Domes bereits 1366 vollendet und geweiht, aber erst 1372 und 1373 mit der Edelsteindecoration und den Wandmalereien geschmückt. Ob Nicolaus Wurmser nach der Ausführung seiner Arbeit in Prag sich niederließ oder an andern Orten in Böhmen arbeitete, läßt sich urkundlich nicht mehr beweisen, da der unter den Meistern der Prager Malerzeche begegnende „Mistr Klauz“ viel zu allgemein bezeichnet ist, um gerade auf ihn bezogen werden zu müssen. Da der Künstler aber 1357 auch in der Stellung eines kaiserlichen Hofmalers als „civis in Strazburk“ bezeichnet wurde und somit das Bürgerrecht daselbst trotz seines Aufenthaltes in der Fremde nicht aufgegeben hatte, die Abhängigkeit von Straßburg im Pri¬ vileg von 1359 gleichfalls durchklingt, so ist es nicht unmöglich, daß Nicolaus Wurmser nach 1360 und vor 1367 Böhmen wieder verließ und nach Straßburg wieder zurückkehrte. Dem Verkaufe des Hofes in Mořin stand nach dem kaiserlichen Gnadenbriefe von 1359 nichts im Wege; und gerade darin, daß der Besitz beider Hofmaler an keiner Stelle als Schenkung bezeichnet ist, was in den Urkunden jener Zeit stets besonders hervorgehoben und betont wurde, sondern selbständige Erwerbung mit freiem Ver fügungsrechte war, liegt ein weiterer Anhaltspunkt für die Identität der Mořiner Höfe des Nicolaus Wurmser und des Theodorich. Die freie Verfügbarkeit über das Eigenthum, die Wurmser 1359 zugestanden wurde und sich naturgemäß auch auf seinen Mořiner Hof er- strecken mußte, ist auch für den Besitz des Theodorich nachweisbar. In
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— 63 — einer bisher ungedruckten Urkunde vom 11. März 1381,1) die sich in einer Abschrift des 17. Jahrhundertes in dem Archive des allzeit getreuen Me- tropolitancapitels zu St. Veit erhalten hat, gestattete Wenzel IV., daß der Hof in Mořin, für welchen sein Vater dem damaligen Maler Theodorich und seinen Erben Abgabenfreiheit gewährte, von Nicolaus Mendil von Eule und Johannes Vacense, 2) Goldschmied in Prag, an Zdena, die Witwe des Jesco, genannt Mracz von Lažovicz, mit den alten Rechten verkauft werden dürfte. Der neuen Besitzerin und ihren Erben wurde volle Abgabenfreiheit unter Vorbehalt eines für die Karlsteiner Kreuzcapelle jährlich zu entrichtenden Wachszinses von 30 Pfund, der wie von Theo- dorich und dessen jeweiligen Erben halb zu Georgi halb zu Michaelis ent richtet werden sollte, zugesichert. Die Grundlage für diese Bestimmung bildete der Gnadenbrief Karls IV. vom 28. April 1367, auf welchen aus- drücklich Bezug genommen ist, mit den Worten „prout hoc ipsum ante predicti nostri genitoris literae, per quas sufficienter informati sumus, lucidius attestantur“; derselbe hat demnach bei der Ausstellung der Urkunde vom 11. März 1381 im Originale vorge legen, ist aber nicht mehr durch den Meister Theodorich, sondern durch Nicolaus Mendil von Eule und den Prager Goldschmied Johannes Va- cense präsentirt worden, die als Verkäufer des Hofes erscheinen. Theodorichs Besitz in Mořin war also zwischen dem 28. April 1367 und dem 11. März 1381 in andere Hände gelangt; der Zeitraum, in welchem dies geschah, ist ein verhältnißmäßig kurzer, so daß wohl kaum an mehr als einen einmaligen Besitzerwechsel gedacht werden kann und die beiden Verkäufer des Mořiner Hofes im Jahre 1381 als die unmit- telbaren Nachfolger des Hofmalers Theodorich betrachtet werden dürfen. Sie scheinen vor nicht langer Zeit in den Besitz des Hofes gelangt zu sein, den sie bei passender Gelegenheit sofort wieder verkauften. Wären bereits mehrere Jahre zwischen dem Antritte und Wiederverkaufe des Be- sitzes verstrichen, dann wäre zweifellos auch eine Erneuerung der Abgaben- freiheit für die Nachfolger Theodorichs erfolgt. Eine solche hat aber nicht stattgefunden, weil sonst die Urkunde vom 11. März 1381 darauf gerade so wie auf das kaiserliche Privileg vom 28. April 1367 ausdrücklich Bezug nehmen müßte, um die ununterbrochene Dauer der Begünstigung rechts kräftig zu erweisen. Da jedoch nur das Diplom von 1367 präsentirt 1) Sieh Beilage Nr. VI. 2) Tomek, Základy starého místopisu Pražského. I. S. 65. číslo 189. 1405: olim Henslini Waczensee.
— 63 — einer bisher ungedruckten Urkunde vom 11. März 1381,1) die sich in einer Abschrift des 17. Jahrhundertes in dem Archive des allzeit getreuen Me- tropolitancapitels zu St. Veit erhalten hat, gestattete Wenzel IV., daß der Hof in Mořin, für welchen sein Vater dem damaligen Maler Theodorich und seinen Erben Abgabenfreiheit gewährte, von Nicolaus Mendil von Eule und Johannes Vacense, 2) Goldschmied in Prag, an Zdena, die Witwe des Jesco, genannt Mracz von Lažovicz, mit den alten Rechten verkauft werden dürfte. Der neuen Besitzerin und ihren Erben wurde volle Abgabenfreiheit unter Vorbehalt eines für die Karlsteiner Kreuzcapelle jährlich zu entrichtenden Wachszinses von 30 Pfund, der wie von Theo- dorich und dessen jeweiligen Erben halb zu Georgi halb zu Michaelis ent richtet werden sollte, zugesichert. Die Grundlage für diese Bestimmung bildete der Gnadenbrief Karls IV. vom 28. April 1367, auf welchen aus- drücklich Bezug genommen ist, mit den Worten „prout hoc ipsum ante predicti nostri genitoris literae, per quas sufficienter informati sumus, lucidius attestantur“; derselbe hat demnach bei der Ausstellung der Urkunde vom 11. März 1381 im Originale vorge legen, ist aber nicht mehr durch den Meister Theodorich, sondern durch Nicolaus Mendil von Eule und den Prager Goldschmied Johannes Va- cense präsentirt worden, die als Verkäufer des Hofes erscheinen. Theodorichs Besitz in Mořin war also zwischen dem 28. April 1367 und dem 11. März 1381 in andere Hände gelangt; der Zeitraum, in welchem dies geschah, ist ein verhältnißmäßig kurzer, so daß wohl kaum an mehr als einen einmaligen Besitzerwechsel gedacht werden kann und die beiden Verkäufer des Mořiner Hofes im Jahre 1381 als die unmit- telbaren Nachfolger des Hofmalers Theodorich betrachtet werden dürfen. Sie scheinen vor nicht langer Zeit in den Besitz des Hofes gelangt zu sein, den sie bei passender Gelegenheit sofort wieder verkauften. Wären bereits mehrere Jahre zwischen dem Antritte und Wiederverkaufe des Be- sitzes verstrichen, dann wäre zweifellos auch eine Erneuerung der Abgaben- freiheit für die Nachfolger Theodorichs erfolgt. Eine solche hat aber nicht stattgefunden, weil sonst die Urkunde vom 11. März 1381 darauf gerade so wie auf das kaiserliche Privileg vom 28. April 1367 ausdrücklich Bezug nehmen müßte, um die ununterbrochene Dauer der Begünstigung rechts kräftig zu erweisen. Da jedoch nur das Diplom von 1367 präsentirt 1) Sieh Beilage Nr. VI. 2) Tomek, Základy starého místopisu Pražského. I. S. 65. číslo 189. 1405: olim Henslini Waczensee.
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64 — wurde, das für den Maler Theodorich und seine Erben galt, so müssen die genannten Verkäufer als unmittelbare Nachfolger des Meisters betrachtet werden, die nicht lange vor dem 11. März 1381 in den Besitz des Hofes ge- langten und beim Verkaufe desselben das einzige Privileg betreffs der Rechtsverhältnisse des Besitzes vorlegten, weil die Bestätigung desselben den Werth des Verkaufsobjectes und den Verkaufspreis naturgemäß er höhen mußte. Falls diese Darstellung des Sachverhaltes mit den thatsächlichen Verhältnissen, unter welchen der Verkauf stattfand, sich deckt, ergibt sich daraus zugleich, daß der Hof wahrscheinlich 1380 noch im Besitze Theo- dorichs war. Stehen die Ausdrücke der Urkunde „recollendae memo- riae serenissimus quondam dominus Carolus“ und „Theodorico tunc pictori“ auf gleicher Stufe, so würde sich vom Standpunkte des Urkundenausstellers ergeben, daß Theodorich vor dem 11. März 1381 gestorben sein muß. Letzteres folgt zwar auch schon aus dem Zusatze „tunc pictori et artifici pictoriae“, da ja die Existenz der Künstler- thätigkeit Theodorichs nicht an die Ausführung der Aufträge des Kaisers allein gebunden war, da der Meister nach Vollendung derselben immer noch „pictor et artifex“ blieb und als solcher sich anderweitig erweisen konnte. Darum muß das „tunc“ sich im allgemeinen auf die Lebensverhältnisse des Künstlers beziehen und kann zur Begründung der Annahme führen, 1) daß der Lebenszeit und Thätigkeit des Hof malers Theodorich mit dem Jahre 1380 oder 1381 die äußerste Grenze zu ziehen ist. Wie die Abgabenfreiheit des Mořiner Hofes von Theodorich auf seine Besitznachfolger sich forterbte, so scheint sie auch auf ihn nach Erwer- bung des Besitzes übertragen worden zu sein, wobei sie natürlich in Hinsicht auf seine Verdienste als Künstler anders als mit der bloßen Berufung auf frühere Privilegien begründet werden konnte. So spricht die Uebereinstimmung der Abgabenfreiheit, die dem Mořiner Hofe des Nicolaus Wurmser und jenem des Theodorich ge währt wurde, gerade in der Uebertragbarkeit der Begün stigung auf die nächsten Besitzer dafür, daß die Objecte identisch waren und von einem Hofmaler in den Besitz des andern gelangten. Sind die entwickelten Anschauungen, die sich nur auf Deutung urkundlicher Belege stützen, richtig und haltbar, so erscheinen 1) Mit absoluter Sicherheit ift dies deshalb nicht anzunehmen, weil die beiden in der Urkunde erwähnten Verstorbenen mit dem Zusatze „quondam“ be- zeichnet sind.
64 — wurde, das für den Maler Theodorich und seine Erben galt, so müssen die genannten Verkäufer als unmittelbare Nachfolger des Meisters betrachtet werden, die nicht lange vor dem 11. März 1381 in den Besitz des Hofes ge- langten und beim Verkaufe desselben das einzige Privileg betreffs der Rechtsverhältnisse des Besitzes vorlegten, weil die Bestätigung desselben den Werth des Verkaufsobjectes und den Verkaufspreis naturgemäß er höhen mußte. Falls diese Darstellung des Sachverhaltes mit den thatsächlichen Verhältnissen, unter welchen der Verkauf stattfand, sich deckt, ergibt sich daraus zugleich, daß der Hof wahrscheinlich 1380 noch im Besitze Theo- dorichs war. Stehen die Ausdrücke der Urkunde „recollendae memo- riae serenissimus quondam dominus Carolus“ und „Theodorico tunc pictori“ auf gleicher Stufe, so würde sich vom Standpunkte des Urkundenausstellers ergeben, daß Theodorich vor dem 11. März 1381 gestorben sein muß. Letzteres folgt zwar auch schon aus dem Zusatze „tunc pictori et artifici pictoriae“, da ja die Existenz der Künstler- thätigkeit Theodorichs nicht an die Ausführung der Aufträge des Kaisers allein gebunden war, da der Meister nach Vollendung derselben immer noch „pictor et artifex“ blieb und als solcher sich anderweitig erweisen konnte. Darum muß das „tunc“ sich im allgemeinen auf die Lebensverhältnisse des Künstlers beziehen und kann zur Begründung der Annahme führen, 1) daß der Lebenszeit und Thätigkeit des Hof malers Theodorich mit dem Jahre 1380 oder 1381 die äußerste Grenze zu ziehen ist. Wie die Abgabenfreiheit des Mořiner Hofes von Theodorich auf seine Besitznachfolger sich forterbte, so scheint sie auch auf ihn nach Erwer- bung des Besitzes übertragen worden zu sein, wobei sie natürlich in Hinsicht auf seine Verdienste als Künstler anders als mit der bloßen Berufung auf frühere Privilegien begründet werden konnte. So spricht die Uebereinstimmung der Abgabenfreiheit, die dem Mořiner Hofe des Nicolaus Wurmser und jenem des Theodorich ge währt wurde, gerade in der Uebertragbarkeit der Begün stigung auf die nächsten Besitzer dafür, daß die Objecte identisch waren und von einem Hofmaler in den Besitz des andern gelangten. Sind die entwickelten Anschauungen, die sich nur auf Deutung urkundlicher Belege stützen, richtig und haltbar, so erscheinen 1) Mit absoluter Sicherheit ift dies deshalb nicht anzunehmen, weil die beiden in der Urkunde erwähnten Verstorbenen mit dem Zusatze „quondam“ be- zeichnet sind.
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65 — damit zuverlässige Anhaltspunkte für den Lebensgang der Künstler und für die Natur und Vollendungszeit der durch die Hofmaler Karls IV. ausgeführten Werke gewonnen. Urkundliche Beilagen. Nr. I. Wenzel IV. bestätigt das Privileg, welches Karl IV. am 16. Jänner 1365 den Schildern der Prager Neustadt ertheilt hatte. — Prag, 1380, 6. Jänner. [Orig.-Urk. in der Urkundensammlung der Prager Universitätsbiblio thek Nr. 445. — In dem „Repertorium et copiarium diplomatum latin. atque german. (VIII. H. 86) I. Band, Fol. 290 und 290 ab schriftlich. 1)] Wir Wenczlaw von gots gnaden romischer kunig zu allen zeiten merer des reichs und kunig zu Beheim bekennen und tun kunt offenlich in diesem brief allen den die yn sehen odir horen lesen das fur uns komen sein unsere lieben getrewen die schilter die uf unsern turmen in der newen stat gesessen sein und baten uns mit fleisse das wir yn ir freyheit und brief, die yn von seliger gedechtnuss etwenn von unserm herren und vatir keyser Karl gegeben sint, als die in dem brief, der hernach geschriben stet, wol begriffen sein, besteten, bevesten und confirmiren gnediclich geruchten der von worte zu worte also lautet : Wir Karl von gots gnaden romischer keiser zu allen zeiten merer des reichs und kunig zu Beheim bekennen und tun kunt offenlich mit diesem brief allen den, die yn sehen odir horen lesen, alleine wir von angeborner gute und vorsichtikeit besorget sein alle unser getrewen gnediclichen zu bedenken, doch meynen wir uf der gemach und wolfar (!) sunderlich vorsehen die uns unser erbliche und veterliche gute stete land und lewte in steten ganczen trewen vorderlicher bewaren und besorgen helfen. des haben wir angesehen die steten getrewen dienst, die uns unser schilter zu Prage oft nuczlichn und getrewlichen beweyset haben und furbas tun wollen und mugen in kunftigen czeiten und haben yn dorumb alle die nachgeschriben gnade getan und tun ouch mit diesem brief als eyn kunig von Beheim von kuniglicher macht und mit rechter wissen das die egenanten schilter, die uf unsern turmen in der newen stat wonen odir in kunftigen zeiten 1) Hier die Bemerkung, daß die Urkunde aus dem Zderaskloster stamme. Mittheilungen. 29. Jahrgang. 1. Heft.
65 — damit zuverlässige Anhaltspunkte für den Lebensgang der Künstler und für die Natur und Vollendungszeit der durch die Hofmaler Karls IV. ausgeführten Werke gewonnen. Urkundliche Beilagen. Nr. I. Wenzel IV. bestätigt das Privileg, welches Karl IV. am 16. Jänner 1365 den Schildern der Prager Neustadt ertheilt hatte. — Prag, 1380, 6. Jänner. [Orig.-Urk. in der Urkundensammlung der Prager Universitätsbiblio thek Nr. 445. — In dem „Repertorium et copiarium diplomatum latin. atque german. (VIII. H. 86) I. Band, Fol. 290 und 290 ab schriftlich. 1)] Wir Wenczlaw von gots gnaden romischer kunig zu allen zeiten merer des reichs und kunig zu Beheim bekennen und tun kunt offenlich in diesem brief allen den die yn sehen odir horen lesen das fur uns komen sein unsere lieben getrewen die schilter die uf unsern turmen in der newen stat gesessen sein und baten uns mit fleisse das wir yn ir freyheit und brief, die yn von seliger gedechtnuss etwenn von unserm herren und vatir keyser Karl gegeben sint, als die in dem brief, der hernach geschriben stet, wol begriffen sein, besteten, bevesten und confirmiren gnediclich geruchten der von worte zu worte also lautet : Wir Karl von gots gnaden romischer keiser zu allen zeiten merer des reichs und kunig zu Beheim bekennen und tun kunt offenlich mit diesem brief allen den, die yn sehen odir horen lesen, alleine wir von angeborner gute und vorsichtikeit besorget sein alle unser getrewen gnediclichen zu bedenken, doch meynen wir uf der gemach und wolfar (!) sunderlich vorsehen die uns unser erbliche und veterliche gute stete land und lewte in steten ganczen trewen vorderlicher bewaren und besorgen helfen. des haben wir angesehen die steten getrewen dienst, die uns unser schilter zu Prage oft nuczlichn und getrewlichen beweyset haben und furbas tun wollen und mugen in kunftigen czeiten und haben yn dorumb alle die nachgeschriben gnade getan und tun ouch mit diesem brief als eyn kunig von Beheim von kuniglicher macht und mit rechter wissen das die egenanten schilter, die uf unsern turmen in der newen stat wonen odir in kunftigen zeiten 1) Hier die Bemerkung, daß die Urkunde aus dem Zderaskloster stamme. Mittheilungen. 29. Jahrgang. 1. Heft.
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66 — wonen werden, und alle ire diener und gesinde, die teglichen ir brot essen, sullen von aller stewer dienst gabe und bete furbasmer ewiclichen von uns allen unsern erben und nachkomen kunigen czu Beheim frey, ledig und los sein ausgenomen allein, ob wir, unser erben und nachkomen, kunige zu Beheim, sulche ehaft not angen wurde, das wir doczu derselben schilter dinst bedurfen wurden. Wenn sie denn von uns oder unserm marschalk uns zu dienst ge- vordert wurden, so sullen sie uns mit irem dienst gereyt und ge- horsam sein nach iren staten und vormugen. Auch haben wir yn die gnade getan, wo sie die vinden, die sie hindern oder irren an irer narunge in allen steten zu Prage und vorholen arbeyten schilt- werk und sich nennen geistlich maler und mit yn nicht wollen leyden, das sie den weren ir vorboten arbeyt und wo sie ouch ir werk vinden uf den merkten zu Prage, das sie das mit hilfe des richters in der stat, wo sie das vinden, nemen odir ir knecht und diener die das schiltberk mit yn mit der hant arbeyten. Welch schilter ouch von fremden steten gen Prage komet odir yezunt do ist und sich uf eynen turem in der newen stat seczen wil zu meister, der sol in vier wochen mit sein selbes hant machen eynen ganczen stechgeczewge : eynen satel, eynen roskopf, eyn prustleder und eynen schilt. das sol er legen fur die meister zu beschawen und ist das gut und gebe, so sol man ym den turem eyngeben und antworten noch unsern gnaden. Wer ouch das eyn meister der uf eynen turem gesessen wer, hinweg fur von Prage an der ander meister wissen und an not und sich seczet andernenden (!) zu arbeiten und zu meister und dornach widerqwem und wolt wider zu Prage eyn meister sein als vor, der sol die meisterschaft gewinnen als ein fremder meister. Und wer der ist, der eynen turem innhat und doruf nicht siczet noch dorunder und erbeyt andernenden heimlich, wo man sein werk vindet, uf dem markt oder in seiner werkstat anders denn under den turmen, es sey newe odir newe gevasset, das sol vorloren sein, es sey in dem iar- markt oder sust, ob ouch eyn fremder meister von fremden steten schiltberg gen Prag brenget und das vorkaufen wil, es sey in dem iarmarkt oder sust, das sol er vorkeufen, wo die gesessen schilter von Prage ir schiltwerk vorkeufen under den turmen und niergent anders. Auch gunnen und erlawben wir denselben schiltern, das sie swert, messer und harnasch tragen mugen als die bogner, darumb das unser stat und turme desterbas bewaret werden, yder-
66 — wonen werden, und alle ire diener und gesinde, die teglichen ir brot essen, sullen von aller stewer dienst gabe und bete furbasmer ewiclichen von uns allen unsern erben und nachkomen kunigen czu Beheim frey, ledig und los sein ausgenomen allein, ob wir, unser erben und nachkomen, kunige zu Beheim, sulche ehaft not angen wurde, das wir doczu derselben schilter dinst bedurfen wurden. Wenn sie denn von uns oder unserm marschalk uns zu dienst ge- vordert wurden, so sullen sie uns mit irem dienst gereyt und ge- horsam sein nach iren staten und vormugen. Auch haben wir yn die gnade getan, wo sie die vinden, die sie hindern oder irren an irer narunge in allen steten zu Prage und vorholen arbeyten schilt- werk und sich nennen geistlich maler und mit yn nicht wollen leyden, das sie den weren ir vorboten arbeyt und wo sie ouch ir werk vinden uf den merkten zu Prage, das sie das mit hilfe des richters in der stat, wo sie das vinden, nemen odir ir knecht und diener die das schiltberk mit yn mit der hant arbeyten. Welch schilter ouch von fremden steten gen Prage komet odir yezunt do ist und sich uf eynen turem in der newen stat seczen wil zu meister, der sol in vier wochen mit sein selbes hant machen eynen ganczen stechgeczewge : eynen satel, eynen roskopf, eyn prustleder und eynen schilt. das sol er legen fur die meister zu beschawen und ist das gut und gebe, so sol man ym den turem eyngeben und antworten noch unsern gnaden. Wer ouch das eyn meister der uf eynen turem gesessen wer, hinweg fur von Prage an der ander meister wissen und an not und sich seczet andernenden (!) zu arbeiten und zu meister und dornach widerqwem und wolt wider zu Prage eyn meister sein als vor, der sol die meisterschaft gewinnen als ein fremder meister. Und wer der ist, der eynen turem innhat und doruf nicht siczet noch dorunder und erbeyt andernenden heimlich, wo man sein werk vindet, uf dem markt oder in seiner werkstat anders denn under den turmen, es sey newe odir newe gevasset, das sol vorloren sein, es sey in dem iar- markt oder sust, ob ouch eyn fremder meister von fremden steten schiltberg gen Prag brenget und das vorkaufen wil, es sey in dem iarmarkt oder sust, das sol er vorkeufen, wo die gesessen schilter von Prage ir schiltwerk vorkeufen under den turmen und niergent anders. Auch gunnen und erlawben wir denselben schiltern, das sie swert, messer und harnasch tragen mugen als die bogner, darumb das unser stat und turme desterbas bewaret werden, yder-
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67 — mann noch seinen staten und mugen. Wer ouch schiltwerk arbeyt und eynen turme ynnehat, der soll sein arbeyt nyrent anderswo vorkaufen den under den turmen, und wo es anderswo gefunden wurde, das sol vorloren sein und sol man yn das nemen, als vorge- schrieben stet, und sullen sich des die meister underwinden und das an iren nucz keren. Auch tun wir yn die gnade, das eyn iglich schilter arbeyten muge, was er kan, und mag dasselbe werk ouch vorkeufen als schiltwerk in der mass als vorbegriffen ist. ouch sol niman anders tarczschen und stechschilt machen und bereyten denn alleine die schilter. Dorumb gebieten wir den richtern, den ourgermeistern, den schepfen und den burgern gmeynlich der stete alten, newen und kleynen zu Prage und allen andern unsern lieben getrewen das sie die egenanten schilter an den obgenanten unsern gnaden nicht hindern noch ubirfaren sullen in dheineweis sunder sie dobey von unsern wegen getrewlichen suczen und behalten. Und wer dowider ichts frevelichen tete, der sol in unser ungnade swer- lichen und fomfezig mark lotiges goldes vorvallen sein, die halbe in unser kamer und das ander halbteil den obgenanten schiltern, die also ubevarn wurden, genczlichen und an alles hindernusse ge- vallen sullen. Mit urkunt dicz briefs vorsigelt mit unser keiser- lichen maiestat insigel. Der geben ist czu Prage noch Crists geburt dreyczenhundert iar dornach in dem fumfundsechczigsten iare an dem nehsten donnerstag vor sand Agnethen tag unser reiche in dem newnczenden und keisertums in dem czenden iaren. Des haben wir angesehen ir fleisige und redliche bete und ouch dienst und trewe die sie uns tun sullen und mogen in kunf- tigen, und haben mit wolbedachtem mute und rechten wissen und kuniglicher macht zu Beheim den egenanten schiltern und iren nachkomen den egenanten brief und freyheit, die dorin begriffen sein als sie dovor von worte zu worte geschriben sten, bestetet, be- vestet und confirmiret, besteten, bevesten und confirmiren yn die mit kraft dicz briefs und meynen und wellen sie dobey ungehindert bleiben lassen und gebieten dorumb den richtern, burgermeistern, reten, schepfen, geswornen und den burgern gmeynlich der grosen, kleinen und newen stat zu Prage unsern lieben getrewen, das sie die egenanten schilter wider sulche freyheyt nicht irren noch hin- dern in dheineweys als sie unser ungnad vormeyden wellen. Mit urkunt dicz briefs vorsigelt mit unserir kuniglicher maiestat insigel. Geben zu Prage noch Crists geburt dreyczenhundert iar dornach
67 — mann noch seinen staten und mugen. Wer ouch schiltwerk arbeyt und eynen turme ynnehat, der soll sein arbeyt nyrent anderswo vorkaufen den under den turmen, und wo es anderswo gefunden wurde, das sol vorloren sein und sol man yn das nemen, als vorge- schrieben stet, und sullen sich des die meister underwinden und das an iren nucz keren. Auch tun wir yn die gnade, das eyn iglich schilter arbeyten muge, was er kan, und mag dasselbe werk ouch vorkeufen als schiltwerk in der mass als vorbegriffen ist. ouch sol niman anders tarczschen und stechschilt machen und bereyten denn alleine die schilter. Dorumb gebieten wir den richtern, den ourgermeistern, den schepfen und den burgern gmeynlich der stete alten, newen und kleynen zu Prage und allen andern unsern lieben getrewen das sie die egenanten schilter an den obgenanten unsern gnaden nicht hindern noch ubirfaren sullen in dheineweis sunder sie dobey von unsern wegen getrewlichen suczen und behalten. Und wer dowider ichts frevelichen tete, der sol in unser ungnade swer- lichen und fomfezig mark lotiges goldes vorvallen sein, die halbe in unser kamer und das ander halbteil den obgenanten schiltern, die also ubevarn wurden, genczlichen und an alles hindernusse ge- vallen sullen. Mit urkunt dicz briefs vorsigelt mit unser keiser- lichen maiestat insigel. Der geben ist czu Prage noch Crists geburt dreyczenhundert iar dornach in dem fumfundsechczigsten iare an dem nehsten donnerstag vor sand Agnethen tag unser reiche in dem newnczenden und keisertums in dem czenden iaren. Des haben wir angesehen ir fleisige und redliche bete und ouch dienst und trewe die sie uns tun sullen und mogen in kunf- tigen, und haben mit wolbedachtem mute und rechten wissen und kuniglicher macht zu Beheim den egenanten schiltern und iren nachkomen den egenanten brief und freyheit, die dorin begriffen sein als sie dovor von worte zu worte geschriben sten, bestetet, be- vestet und confirmiret, besteten, bevesten und confirmiren yn die mit kraft dicz briefs und meynen und wellen sie dobey ungehindert bleiben lassen und gebieten dorumb den richtern, burgermeistern, reten, schepfen, geswornen und den burgern gmeynlich der grosen, kleinen und newen stat zu Prage unsern lieben getrewen, das sie die egenanten schilter wider sulche freyheyt nicht irren noch hin- dern in dheineweys als sie unser ungnad vormeyden wellen. Mit urkunt dicz briefs vorsigelt mit unserir kuniglicher maiestat insigel. Geben zu Prage noch Crists geburt dreyczenhundert iar dornach
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68 — in dem achczigsten iaren an dem obersten tag unser reiche des behmischen in dem sibenczenden und des romischen in dem vierden iaren. P. d. Andream de Duba. Martinus Snoymensis archidiaconus. An einer Pergamentpressel hängt Auf der Rückseite: das in gelbweißes Wachs scharf R. Wilhelmus Kortelangen. abgedrückte Majestätssiegel Wen- zels IV. in einer Blechkapsel. Ueberdies ist auf der Rückseite die Zahl 113 verzeichnet, vielleicht eine alte Archivnummer. Nr. II. Privilegium König Wenzels IV. vom 30. März 1392 für die Schilder der Prager Neustadt. [Orig.-Urk. in der Urkundensammlung der Prager Universitätsbibliothek Nr. 564. — Abschriftlich in dem Rep. et cop. VIII. H. 86. Fol. 377.] Wir Wenczlaw, von gotes gnaden römischer kunig, zu allen czeiten merer des reichs und kunig zu Beheim, bekennen und tun kunt offenlichen mit diesem brive allen den, die in sehen oder horen lesen, das fur uns kumen sind unser schilter gesessen in der newenstat zu Prage, unsre liben getrewen und legten uns fur, wie das in von den geistlichen malern in der grossen stat zu Prage gesessen grosse ynfelle und irrunge geschehen doran, dass sie sich annemen zu arbeiten und zu malen sulche werk, das schiltwerk heisset und die schilter und nicht die geistlichen maler angehoret, und das sie in ouch weren, das sie ire bylde uf den iarmerkten in der grossen stat zu Prage nicht vorkawfen sollen, wie wol sie doch des alles von unserm vater seligen keyser Karle und ouch uns doruber gefreyet sein, als das in desselben unsers vaters und unsern briven, die doruber geben sind, eigentlichen ist begriffen. und dorumb das sulche czweyunge und irresale abgetan werden, so leutern seczen und wollen wir von kuniglicher macht zu Beheim in craft dicz brives, das furbasmere die egenanten geist- lichen maler kein schiltwerk und mit namen alles, das werntlich sachen angehoret, nicht arbeyten sollen in dheineweys und das ouch die vorgenanten schilter ire bylde uf den iarmerkten in der grossen stat zu Prage verkawfen und ouch allermeniclich ire helme und schilte an den hewsern in derselben stat zu Prage vor� wappen und malen mogen von allermeniclich ungehindert. Und ge- bieten dorumb allen unsern amptleuten und mit namen dem richter,
68 — in dem achczigsten iaren an dem obersten tag unser reiche des behmischen in dem sibenczenden und des romischen in dem vierden iaren. P. d. Andream de Duba. Martinus Snoymensis archidiaconus. An einer Pergamentpressel hängt Auf der Rückseite: das in gelbweißes Wachs scharf R. Wilhelmus Kortelangen. abgedrückte Majestätssiegel Wen- zels IV. in einer Blechkapsel. Ueberdies ist auf der Rückseite die Zahl 113 verzeichnet, vielleicht eine alte Archivnummer. Nr. II. Privilegium König Wenzels IV. vom 30. März 1392 für die Schilder der Prager Neustadt. [Orig.-Urk. in der Urkundensammlung der Prager Universitätsbibliothek Nr. 564. — Abschriftlich in dem Rep. et cop. VIII. H. 86. Fol. 377.] Wir Wenczlaw, von gotes gnaden römischer kunig, zu allen czeiten merer des reichs und kunig zu Beheim, bekennen und tun kunt offenlichen mit diesem brive allen den, die in sehen oder horen lesen, das fur uns kumen sind unser schilter gesessen in der newenstat zu Prage, unsre liben getrewen und legten uns fur, wie das in von den geistlichen malern in der grossen stat zu Prage gesessen grosse ynfelle und irrunge geschehen doran, dass sie sich annemen zu arbeiten und zu malen sulche werk, das schiltwerk heisset und die schilter und nicht die geistlichen maler angehoret, und das sie in ouch weren, das sie ire bylde uf den iarmerkten in der grossen stat zu Prage nicht vorkawfen sollen, wie wol sie doch des alles von unserm vater seligen keyser Karle und ouch uns doruber gefreyet sein, als das in desselben unsers vaters und unsern briven, die doruber geben sind, eigentlichen ist begriffen. und dorumb das sulche czweyunge und irresale abgetan werden, so leutern seczen und wollen wir von kuniglicher macht zu Beheim in craft dicz brives, das furbasmere die egenanten geist- lichen maler kein schiltwerk und mit namen alles, das werntlich sachen angehoret, nicht arbeyten sollen in dheineweys und das ouch die vorgenanten schilter ire bylde uf den iarmerkten in der grossen stat zu Prage verkawfen und ouch allermeniclich ire helme und schilte an den hewsern in derselben stat zu Prage vor� wappen und malen mogen von allermeniclich ungehindert. Und ge- bieten dorumb allen unsern amptleuten und mit namen dem richter,
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— 69 — burgermeister, rate und burgern gmeinlichen der grossen stat zu Prage, die nu sind oder in czeiten werden, ernstlichen und vestic- lichen mit diesem brive, das sie die egenanten schilter an sulchen egenanten iren gnaden und rechten nicht hindern oder irren in dheineweys, sunder sie dobey getrewlichen hanthaben schuczen und schirmen, als libe in sey unser swer ungnade zu vormeiden. Mit urkunt dicz brives vorsigelt mit unser kuniglichen maiestat insigele. Geben zu Prage noch Cristes geburt dreiczehenhundert iare und dornach in dem czweyundnewnczigistem iare des sunabendes vor dem suntag als man singet Judica in der vasten, unser reiche des behemischen in dem newnundezweinczigisten und des romischen in dem sechcze- henden iaren. Ad relationem Jeskonis Czuch marescalci. Franciscus Olomucensis canonicus. Auf der Rückseite: R. Bartholomeus de Nova civitate. Ueberdies auf der Rückseite die Zahl 111, wohl eine alte Archivnummer und vielleicht von dem Schreiber des Repertoriums der Vermerk: Von König Wenzl wegen der Schilterarbeiten. 1392. An den Sonnabend vor dem Sonntag Judica. Ex Praepositura Zderass. Neo-Pragae Custod. s. Sepulchri. An einer Pergamentpressel hängt dasselbe Siegel wie bei der Be- stätigung von 1380. Nr. III. Nicolaus, der Maler Karls IV., Bürger in Straßburg, erwirbt einen Jahreszins auf dem Hofe des Eberlin in Kossatitz für sich, seine Gattin Agnes, seine Erben und Nachkommen. — 5. Juli 1357. Nos Pesco Mathias iudex, Pezoldus Ratiborii, Jacobus Pitterkouff, Johannes Merczow, Michel Mentler, Quieto Swiesconis, Nicolaus Lipner, Frenczlinus Czisner, Henricus Slegel, Przibico de Zahen, Perlinus Oldio carnifex, Pertoldus Hanconis, iurati civitatis Zacensis, recognoscimus protestando, quod concivis noster Johannes Gebhardi matura deliberacione, sano consilio et racione bona vendidit rite ac racionabiliter tres sexagenas grossorum denariorum Pragensium census annui, quas habuit super curia et hereditate in Cossaticz Eberlini, Raubentisconis fratris, concivis nostri, quorum medietas [in festo beati Galli et] in festo beati Georgii in omni eventu perpetue de eadem hereditate annue solvi debet prudenti viro Nicolao, serenissimi
— 69 — burgermeister, rate und burgern gmeinlichen der grossen stat zu Prage, die nu sind oder in czeiten werden, ernstlichen und vestic- lichen mit diesem brive, das sie die egenanten schilter an sulchen egenanten iren gnaden und rechten nicht hindern oder irren in dheineweys, sunder sie dobey getrewlichen hanthaben schuczen und schirmen, als libe in sey unser swer ungnade zu vormeiden. Mit urkunt dicz brives vorsigelt mit unser kuniglichen maiestat insigele. Geben zu Prage noch Cristes geburt dreiczehenhundert iare und dornach in dem czweyundnewnczigistem iare des sunabendes vor dem suntag als man singet Judica in der vasten, unser reiche des behemischen in dem newnundezweinczigisten und des romischen in dem sechcze- henden iaren. Ad relationem Jeskonis Czuch marescalci. Franciscus Olomucensis canonicus. Auf der Rückseite: R. Bartholomeus de Nova civitate. Ueberdies auf der Rückseite die Zahl 111, wohl eine alte Archivnummer und vielleicht von dem Schreiber des Repertoriums der Vermerk: Von König Wenzl wegen der Schilterarbeiten. 1392. An den Sonnabend vor dem Sonntag Judica. Ex Praepositura Zderass. Neo-Pragae Custod. s. Sepulchri. An einer Pergamentpressel hängt dasselbe Siegel wie bei der Be- stätigung von 1380. Nr. III. Nicolaus, der Maler Karls IV., Bürger in Straßburg, erwirbt einen Jahreszins auf dem Hofe des Eberlin in Kossatitz für sich, seine Gattin Agnes, seine Erben und Nachkommen. — 5. Juli 1357. Nos Pesco Mathias iudex, Pezoldus Ratiborii, Jacobus Pitterkouff, Johannes Merczow, Michel Mentler, Quieto Swiesconis, Nicolaus Lipner, Frenczlinus Czisner, Henricus Slegel, Przibico de Zahen, Perlinus Oldio carnifex, Pertoldus Hanconis, iurati civitatis Zacensis, recognoscimus protestando, quod concivis noster Johannes Gebhardi matura deliberacione, sano consilio et racione bona vendidit rite ac racionabiliter tres sexagenas grossorum denariorum Pragensium census annui, quas habuit super curia et hereditate in Cossaticz Eberlini, Raubentisconis fratris, concivis nostri, quorum medietas [in festo beati Galli et] in festo beati Georgii in omni eventu perpetue de eadem hereditate annue solvi debet prudenti viro Nicolao, serenissimi
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70 — principis domini Karoli Romanorum imperatoris sem- per augusti et Boemie regis pictori, civi in Strazburk, ementi et recipienti pro se, Agnethe, uxore sua, Mertlini Clugel con- civis nostri filia, et eorum heredibus et successoribus in hac parte pro triginta sexagenis et tribus fertonibus grossorum denariorum Pragensium, quas dictus Johannes Eberlini (!) se fassus fuit ab eodem Nicolao pictore in parata pecunia ex integro percepisse, tenendas habendas et utifuen- das et per eundem Nicolaum, Agnethem uxorem suam et heredes ac successores eorum possidendas in perpetuum pacifice et quiete hac tamen condicione clarius interiecta, quod quandocunque in aliquo antedictorum terminorum et infra octo dies tunc continuos census debitus non fuerit persolutus, extunc ipse census duplicatus pene nomine per memoratum Eberlinum, dicte hereditatis possessorem, et quemlibet eius successorem de ipsa hereditate pretacto Nicolao, Agneti uxori et eorum heredibus ac successoribus dari et solvi de- bebit iuxta omnem consuetudinem presignate nostre civitatis in hac parte actenus observatam; et qui hanc litteram habuerit, eidem ple- num ius conpetit omnium premissorum. In quorum testimonium et robur perpetue valiturum sigillum supradicte civitatis nostre duximus presentibus appendendum ad preces parcium predictarum. Datum crastino beati Procopii anno domini M'CCC'LVII. [Vgl. Borový, Libri erectionum, S. 169—170. Nr. 305; daselbst ist die Urkunde zum größeren Theile und in den wesentlichen Bestimmungen abgedruckt.] Nr. IV. Fran Margareta verfügt über ihr Haus, das auf dem Hradschin zwischen dem des Hanczlin, genannt Kutlerz, und dem Hause des kaiserlichen Malers Theodorich liegt. — 1359. [Cancellirt, Liber civit. Hradczan. Fol. 14. — Prag, Stadtarchiv.] Anno domini millesimo CCCLIX. Nos iudex Haymanus cete- rique iurati Otilco, Duchon, Ambroz, Kunczman, Johannes dictus Osmyk, Stephanus civitatis de Gradczano tenore presencium reco- gnoscimus, quod distincta matrona domina Margareta imposuit sibi domum, que est sita inter Hanczlinum dictum Kutlerz et domum malerii imperatoris Theodrici, quod ipsam domum libere possideat et quiete, quamdiu vivet, post mortem autem ipsius heredes sui possideant.
70 — principis domini Karoli Romanorum imperatoris sem- per augusti et Boemie regis pictori, civi in Strazburk, ementi et recipienti pro se, Agnethe, uxore sua, Mertlini Clugel con- civis nostri filia, et eorum heredibus et successoribus in hac parte pro triginta sexagenis et tribus fertonibus grossorum denariorum Pragensium, quas dictus Johannes Eberlini (!) se fassus fuit ab eodem Nicolao pictore in parata pecunia ex integro percepisse, tenendas habendas et utifuen- das et per eundem Nicolaum, Agnethem uxorem suam et heredes ac successores eorum possidendas in perpetuum pacifice et quiete hac tamen condicione clarius interiecta, quod quandocunque in aliquo antedictorum terminorum et infra octo dies tunc continuos census debitus non fuerit persolutus, extunc ipse census duplicatus pene nomine per memoratum Eberlinum, dicte hereditatis possessorem, et quemlibet eius successorem de ipsa hereditate pretacto Nicolao, Agneti uxori et eorum heredibus ac successoribus dari et solvi de- bebit iuxta omnem consuetudinem presignate nostre civitatis in hac parte actenus observatam; et qui hanc litteram habuerit, eidem ple- num ius conpetit omnium premissorum. In quorum testimonium et robur perpetue valiturum sigillum supradicte civitatis nostre duximus presentibus appendendum ad preces parcium predictarum. Datum crastino beati Procopii anno domini M'CCC'LVII. [Vgl. Borový, Libri erectionum, S. 169—170. Nr. 305; daselbst ist die Urkunde zum größeren Theile und in den wesentlichen Bestimmungen abgedruckt.] Nr. IV. Fran Margareta verfügt über ihr Haus, das auf dem Hradschin zwischen dem des Hanczlin, genannt Kutlerz, und dem Hause des kaiserlichen Malers Theodorich liegt. — 1359. [Cancellirt, Liber civit. Hradczan. Fol. 14. — Prag, Stadtarchiv.] Anno domini millesimo CCCLIX. Nos iudex Haymanus cete- rique iurati Otilco, Duchon, Ambroz, Kunczman, Johannes dictus Osmyk, Stephanus civitatis de Gradczano tenore presencium reco- gnoscimus, quod distincta matrona domina Margareta imposuit sibi domum, que est sita inter Hanczlinum dictum Kutlerz et domum malerii imperatoris Theodrici, quod ipsam domum libere possideat et quiete, quamdiu vivet, post mortem autem ipsius heredes sui possideant.
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71 — Nr. V. Bischof Hermann verkauft Grundstücke hinter dem Hause des Malers Theodorich auf dem Hradschin an Bozděch, Pfarrer von Petrowitz, und Nepro. — 1368.1) [Liber civit. Hradczan. Fol. 24. — Prag, Stadtarchiv.] Nos Haymannus iudex, Duchonye, Ambrosius, Martyn, Jesko kucharz, Johannes Zagyecz, Nicolaus sutor iurati in Hradczano ante castrum Pragense recongnoscimus (!) tenore presencium universis quod constitutus coram nobis venerabilis vir dominus Hermannus episcopus Narratensis inter quatuor scampna iudiciaria, dum iudicio pleno et contestato presideremus, recognovit et fassus est, vendidisse areas suas sitas penes domum domine de Ledczicz 2) ex una et retro domos Johannis Zagyeczkonis et Theodrici pictoris parte ex altera pro tribus sexagenis grossorum denariorum Pragensium, quas ab ipso recepit pecunia in parata et integraliter persoluta, Bozdyechony plebano de Petrowicz et Neproni ministro ecclesie Pragensis ibidem- que dictas areas dominis prenominatis libere resignavit ac de eis plenius condescendit, promisit eciam dictus dominus episcopus areas pretactas secundum ius et consuetudinem dicte civitatis a quolibet homine areas predictas impetente quomodolibet disbrigare. Acta sunt hec in domo iudicis prenominati anno domini M.CCC."LXVIII°. Nr. VI. Wenzel IV. gewährt der Zdena, Witwe des Jesco, genannt Mracz von Lažovicz, für den Hof in Mořin, der durch Verkauf in ihren Besitz gelangte, dieselben Begünstigungen, die Karl IV. dem Maler Theodorich als früherem Besitzer zugestanden hatte. — Prag, 1381, 11. März. (Collationirte Abschrift aus Arch. archiep. Pragensis rec. ab anno 1664 im böhmischen Landesarchive in Prag.3) Venceslaus Dei gratia Romanorum rex semper augustus, Boemiae rex notum facimus tenore presentium universis. Cum alias recollendae memoriae serenissimus quondam dominus Carolus Romanorum imperator, Boemiae rex, genitor noster carissimus, Theodorico tunc pictori et artifici pictoriae, familiari suo, et haeredibus successoribus suis 1) Dem Herrn Universitätsprofessor Dr. Emler, Archivar der königl. Landes- hauptstadt Prag, hat Verf. sür die Liebenswürdigkeit, mit welcher die Be nützung der Handschrift gestattet wurde, herzlichst zu danken. 2) vorher durchstrichen „Letschitz.“ 3) Für freundliches Entgegenkommen bei Benützung derselben schuldet Verf. dem Herrn Landesarchivar Dr. Gindely, k. k. Universitätsprofeffor in Prag, den verbindlichsten Dank.
71 — Nr. V. Bischof Hermann verkauft Grundstücke hinter dem Hause des Malers Theodorich auf dem Hradschin an Bozděch, Pfarrer von Petrowitz, und Nepro. — 1368.1) [Liber civit. Hradczan. Fol. 24. — Prag, Stadtarchiv.] Nos Haymannus iudex, Duchonye, Ambrosius, Martyn, Jesko kucharz, Johannes Zagyecz, Nicolaus sutor iurati in Hradczano ante castrum Pragense recongnoscimus (!) tenore presencium universis quod constitutus coram nobis venerabilis vir dominus Hermannus episcopus Narratensis inter quatuor scampna iudiciaria, dum iudicio pleno et contestato presideremus, recognovit et fassus est, vendidisse areas suas sitas penes domum domine de Ledczicz 2) ex una et retro domos Johannis Zagyeczkonis et Theodrici pictoris parte ex altera pro tribus sexagenis grossorum denariorum Pragensium, quas ab ipso recepit pecunia in parata et integraliter persoluta, Bozdyechony plebano de Petrowicz et Neproni ministro ecclesie Pragensis ibidem- que dictas areas dominis prenominatis libere resignavit ac de eis plenius condescendit, promisit eciam dictus dominus episcopus areas pretactas secundum ius et consuetudinem dicte civitatis a quolibet homine areas predictas impetente quomodolibet disbrigare. Acta sunt hec in domo iudicis prenominati anno domini M.CCC."LXVIII°. Nr. VI. Wenzel IV. gewährt der Zdena, Witwe des Jesco, genannt Mracz von Lažovicz, für den Hof in Mořin, der durch Verkauf in ihren Besitz gelangte, dieselben Begünstigungen, die Karl IV. dem Maler Theodorich als früherem Besitzer zugestanden hatte. — Prag, 1381, 11. März. (Collationirte Abschrift aus Arch. archiep. Pragensis rec. ab anno 1664 im böhmischen Landesarchive in Prag.3) Venceslaus Dei gratia Romanorum rex semper augustus, Boemiae rex notum facimus tenore presentium universis. Cum alias recollendae memoriae serenissimus quondam dominus Carolus Romanorum imperator, Boemiae rex, genitor noster carissimus, Theodorico tunc pictori et artifici pictoriae, familiari suo, et haeredibus successoribus suis 1) Dem Herrn Universitätsprofessor Dr. Emler, Archivar der königl. Landes- hauptstadt Prag, hat Verf. sür die Liebenswürdigkeit, mit welcher die Be nützung der Handschrift gestattet wurde, herzlichst zu danken. 2) vorher durchstrichen „Letschitz.“ 3) Für freundliches Entgegenkommen bei Benützung derselben schuldet Verf. dem Herrn Landesarchivar Dr. Gindely, k. k. Universitätsprofeffor in Prag, den verbindlichsten Dank.
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72 legitimis curiam quondam(!) Morzinam cum quatuor mansis agrorum, quas tunc habuit et possedit ab omnis exactionis stairae(!) collectae, omnium onerum solutione quibuscunque etiam specialibus designari valeant nominibus per ipsum nos haeredes et successores nostros velut reges Boemiae et officiales nostros ex quacunque causa in futurum quoties imponendis auctoritate regia Boemiae eximerit, ab- solverit gloriosae prout hoc ipsum ante praedicti nostri genitoris literae, per quas sufficienter informati sumus, lucidius attestantur, praedictam curiam cum suis mansis et pertinentiis a dicto Nicolao Mendil de Gilov et Joanne Vacense, aurifabro Pragense(!), ad manum Zdenae relictae quondam Jesconis dicti Mracz de Lažovicz vero venditionis titulo pervenisse noscamus nobisque pro parte tam ven- dentium quam ementium sit humiliter supplicatum, eatenus et nos praedictam curiam ad instar genitoris nostri supradicti ab huiusmodi solutione eximere, absolvere gratiosius dignaremur. Idcirco nos, qui vota subditorum nostrorum adeo nobis humiliter suplicantium gratuito semper favore complectimur animo deliberato simulque principum, baronum et procerum nostrorum accedente consilio eidem Zdenae relictae suisque legitimis haeredibus antedictam curiam una cum mansis et pertinentiis suis ab omnibus praedictorum staurae(!), collectae, angariarum et perangariarum, ungelti, contributionum et onerum quorumcunque, ut praemittitur, quibuscunque solutionibus designari nominibus per nos, haeredes nostros reges Boemiae vel officiales nostros imponendis inposterum eximimus, absolvimus et tenore presentium et certa nostra scientia et authoritate regia Boemiae libertemus attamen hac addita conditione signanter, quod eadem Zdena et ipsius haeredes de praefatis bonis ad Dei reverentiam cultumque ceremonialem regalis capellae meae in Karlstain annis singulis triginta libras cerae, quindecim videlicet in festo sancti Georgii martyris et alias quindecim in festo sancti Michaelis tunc sequentes annis et sic in perpetuum prout hoc idem in antedictis literis expressum est, lucide sine quovis contradictionis obstaculo solvere teneantur. Mandamus igitur universis et singulis officialibus, burgraviis, viceburgraviis, procuratoribus, censuum et reditum(!) nostrorum collectoribus per regnum nostrum Boemiae ut libet constitutis qui sunt vel pro tempore fuerint, fidelibus nostris dilectis, ne praedicta Zdena relicta haeredibusque suis legitimis de curia et quatuor mansis agrorum praefatis ultra praefatas triginta libras cerae aliquid exigere
72 legitimis curiam quondam(!) Morzinam cum quatuor mansis agrorum, quas tunc habuit et possedit ab omnis exactionis stairae(!) collectae, omnium onerum solutione quibuscunque etiam specialibus designari valeant nominibus per ipsum nos haeredes et successores nostros velut reges Boemiae et officiales nostros ex quacunque causa in futurum quoties imponendis auctoritate regia Boemiae eximerit, ab- solverit gloriosae prout hoc ipsum ante praedicti nostri genitoris literae, per quas sufficienter informati sumus, lucidius attestantur, praedictam curiam cum suis mansis et pertinentiis a dicto Nicolao Mendil de Gilov et Joanne Vacense, aurifabro Pragense(!), ad manum Zdenae relictae quondam Jesconis dicti Mracz de Lažovicz vero venditionis titulo pervenisse noscamus nobisque pro parte tam ven- dentium quam ementium sit humiliter supplicatum, eatenus et nos praedictam curiam ad instar genitoris nostri supradicti ab huiusmodi solutione eximere, absolvere gratiosius dignaremur. Idcirco nos, qui vota subditorum nostrorum adeo nobis humiliter suplicantium gratuito semper favore complectimur animo deliberato simulque principum, baronum et procerum nostrorum accedente consilio eidem Zdenae relictae suisque legitimis haeredibus antedictam curiam una cum mansis et pertinentiis suis ab omnibus praedictorum staurae(!), collectae, angariarum et perangariarum, ungelti, contributionum et onerum quorumcunque, ut praemittitur, quibuscunque solutionibus designari nominibus per nos, haeredes nostros reges Boemiae vel officiales nostros imponendis inposterum eximimus, absolvimus et tenore presentium et certa nostra scientia et authoritate regia Boemiae libertemus attamen hac addita conditione signanter, quod eadem Zdena et ipsius haeredes de praefatis bonis ad Dei reverentiam cultumque ceremonialem regalis capellae meae in Karlstain annis singulis triginta libras cerae, quindecim videlicet in festo sancti Georgii martyris et alias quindecim in festo sancti Michaelis tunc sequentes annis et sic in perpetuum prout hoc idem in antedictis literis expressum est, lucide sine quovis contradictionis obstaculo solvere teneantur. Mandamus igitur universis et singulis officialibus, burgraviis, viceburgraviis, procuratoribus, censuum et reditum(!) nostrorum collectoribus per regnum nostrum Boemiae ut libet constitutis qui sunt vel pro tempore fuerint, fidelibus nostris dilectis, ne praedicta Zdena relicta haeredibusque suis legitimis de curia et quatuor mansis agrorum praefatis ultra praefatas triginta libras cerae aliquid exigere
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73 — aut extorquere praesumant, sed potius ipsos circa praefatam nostram gratiam inviolabiliter conservare studeant, prout indignationem nostram diligunt evitare praesentium sub regiae nostrae maiestatis sigillo testimonio literarum. Datum Pragae anno domini millesimo trecentesimo octuagesimo primo 5° Idus Marti(!) regnorum nostrorum anno Boemiae decimo octavo, Romanorum vero quarto.
73 — aut extorquere praesumant, sed potius ipsos circa praefatam nostram gratiam inviolabiliter conservare studeant, prout indignationem nostram diligunt evitare praesentium sub regiae nostrae maiestatis sigillo testimonio literarum. Datum Pragae anno domini millesimo trecentesimo octuagesimo primo 5° Idus Marti(!) regnorum nostrorum anno Boemiae decimo octavo, Romanorum vero quarto.
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O iftheifungen des Vereines ſür Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXIX. Jahrgang. Redigirt von Dr. Cudwig Gchlesinger. Nebst der 3 Prag 1891. Im Selbstverlage des Vereins und in Commission bei H. Dominicus für die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie. Leipzig und Wien. In Commission bei F. A. Brockhaus.
O iftheifungen des Vereines ſür Geſchichte der Deutſchen in Böhmen. XXIX. Jahrgang. Redigirt von Dr. Cudwig Gchlesinger. Nebst der 3 Prag 1891. Im Selbstverlage des Vereins und in Commission bei H. Dominicus für die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie. Leipzig und Wien. In Commission bei F. A. Brockhaus.
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