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Titel
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Titulatio
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Edice
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Název:
Correspondenz Breslau mit Karl IV. (Archiv für österreichische Geschichte vol. 34)
Autor:
Grünhagen, Colmar
Rok vydání:
1865
Místo vydání:
Wien
Česká národní bibliografie:
x
Počet stran celkem:
27
Obsah:
- I: Titel
- 345: Titulatio
- 352: Edice
upravit
Strana I
Archiv für österreichische Geschichte. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Vierunddreissigster Band. Erste und zweite Hälfte. WIEN. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei. 1865.
Archiv für österreichische Geschichte. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Vierunddreissigster Band. Erste und zweite Hälfte. WIEN. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei. 1865.
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345 DIE CORRESPONDENZ DER STADT BRESLAU MIT KARL IV. IN DEN JAHREN 1347—1355. MITGETHEILT VON DR. C. GRÜNHAGEN.
345 DIE CORRESPONDENZ DER STADT BRESLAU MIT KARL IV. IN DEN JAHREN 1347—1355. MITGETHEILT VON DR. C. GRÜNHAGEN.
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347 Von der Mitte des 14. Jahrhunderts, dem Ausgange Kaiser Ludwig’s des Baiern, an concentrirt sich das Hauptinteresse an der deutschen Geschichte für längere Zeit auf den deutschen Osten. Seit das Kaiser- thum seinen Sitz jenseits der böhmischen Berge aufschlägt, tritt in dem eigentlichen Reiche eine gewisse Stagnation ein. Hier dagegen im Osten vollziehen sich nicht ohne lebhafte Kämpfe neue Staaten- bildungen, deren Constellation dann die fernere Entwickelung von ganz Deutschland im Wesentlichen bestimmt. Dem unter Wladislaw und Kasimir mächtig erstarkenden Polenreiche stellt sich die nicht minder schnell emporblühende Herrschaft der Luxemburger entgegen zum Glück für Deutschland, und nachdem schon manche der Vor- posten deutscher Cultur den polnischen Waffen erlegen sind, werden wenigstens die schlesischen Grenzen unter Böhmens Schutze vor ihnen gesichert. Seitdem herrscht zwischen beiden Landen ein un- sicherer Friede, um so unsicherer, als ein mächtiger schlesischer Fürst noch immer trotzig die böhmische Oberhoheit abwies und zum Schutze seiner Unabhängigkeit einen natürlichen Bundesgenossen an Polen fand. Wiederholt reichen die Herrscher, persönlich einander nicht abgeneigt, sich die Hände zur Versöhnung und immer wieder reissen die streitenden Interessen der beiden Reiche das mühsam geschlungene Band entzwei. Wiederholt ziehen auch die Nachbar- staaten die Augen der beiden Streitenden nach andern Seiten hin. Die Wittelsbacher in Brandenburg einer�, der deutsche Orden und Ungarn andrerseits, in zweiter Linie Lithauer und Tartaren spielen gleichfalls ihre Rolle in jenen Kämpfen, in vielfach wechselnden Com- binationen gruppirt, während dabei immer doch an der schlesisch- polnischen Grenze Reibungen und Grenzverletzungen die noch fort- wirkenden Gegensätze bekunden.
347 Von der Mitte des 14. Jahrhunderts, dem Ausgange Kaiser Ludwig’s des Baiern, an concentrirt sich das Hauptinteresse an der deutschen Geschichte für längere Zeit auf den deutschen Osten. Seit das Kaiser- thum seinen Sitz jenseits der böhmischen Berge aufschlägt, tritt in dem eigentlichen Reiche eine gewisse Stagnation ein. Hier dagegen im Osten vollziehen sich nicht ohne lebhafte Kämpfe neue Staaten- bildungen, deren Constellation dann die fernere Entwickelung von ganz Deutschland im Wesentlichen bestimmt. Dem unter Wladislaw und Kasimir mächtig erstarkenden Polenreiche stellt sich die nicht minder schnell emporblühende Herrschaft der Luxemburger entgegen zum Glück für Deutschland, und nachdem schon manche der Vor- posten deutscher Cultur den polnischen Waffen erlegen sind, werden wenigstens die schlesischen Grenzen unter Böhmens Schutze vor ihnen gesichert. Seitdem herrscht zwischen beiden Landen ein un- sicherer Friede, um so unsicherer, als ein mächtiger schlesischer Fürst noch immer trotzig die böhmische Oberhoheit abwies und zum Schutze seiner Unabhängigkeit einen natürlichen Bundesgenossen an Polen fand. Wiederholt reichen die Herrscher, persönlich einander nicht abgeneigt, sich die Hände zur Versöhnung und immer wieder reissen die streitenden Interessen der beiden Reiche das mühsam geschlungene Band entzwei. Wiederholt ziehen auch die Nachbar- staaten die Augen der beiden Streitenden nach andern Seiten hin. Die Wittelsbacher in Brandenburg einer�, der deutsche Orden und Ungarn andrerseits, in zweiter Linie Lithauer und Tartaren spielen gleichfalls ihre Rolle in jenen Kämpfen, in vielfach wechselnden Com- binationen gruppirt, während dabei immer doch an der schlesisch- polnischen Grenze Reibungen und Grenzverletzungen die noch fort- wirkenden Gegensätze bekunden.
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348 Die Verhältnisse sind verwickelt genug, und um so schwerer klar zu überschen, je gewundenere Schlangenwege die Diplomatie König Karl's IV. wandelt. Und wie ärmlich die Quellen; aus zer- streuten Notizen der verschiedensten Chronisten, aus den Urkunden- sammlungen der einzelnen Länder sucht sich der Forscher mühsam die Geschichte jener Zeit zusammen, und empfindet es lebhaft, wie viele Fragen noch ungelöst bleiben. Hier wird ihm jeder Beitrag willkommen sein. Schon aus den von mir im Codex diplom. Siles. III. veröffentlichten Rechnungsbüchern hat der Fortsetzer von Roepell's Geschichte Polens, Caro, mehrfache Notizen zu verwerthen vermocht. Ungleich bedeutenderes Material gerade für die allgemeineren Ver- hältnisse bieten nun die vorliegenden Mittheilungen. An sich war Breslau ein guter Observationspunkt. In der Mitte zwischen Polen und Böhmen gelegen, hatte die Bevölkerung das lebhafteste Interesse an jenen Händeln. Einerseits fühlten die hier auf ursprünglich slavi- schem Boden angesiedelten Deutschen fortwährend Besorgnisse vor einer slavischen Reaction, wie sie sich anderwärts schon vollzogen, und wie dieselbe von Schlesien nur eben der Anschluss an Böhmen abgewendet hatte, andrerseits empfand das kaufmännische Patriciat unserer Stadt die wechselnden Phasen der Beziehungen zwischen Polen und Böhmen in den Rückwirkungen auf ihre hauptsächlich nach Osten gehenden Handelsbeziehungen lebhaft mit. Den tief gefühlten Mangel einer eingehenden schlesischen, resp. Breslauer Chronik aus jener Zeit ersetzt nun die allerdings nur wenige Jahre umfassende, hier mitgetheilte Correspondenz, ja diese Quelle hat vor einer eigentlichen Chronik den Vorzug grösserer Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit voraus. Und wenn gleich auch die grösseren Begebenheiten hier nur in ihrem Reflexe auf das Gemeinwesen Breslau’s sich darstellen, so bieten sie doch eine ganze Reihe wichtiger Notizen dar. Ihre genaue chronologische Fixirung macht es möglich, einzelnen Ereignissen, auf die sie Bezug nehmen, mit grösserer Sicherheit ihren Platz an- zuweisen, wie z. B. in Bezug auf den russischen Feldzug Kasimir's. Manche Begebenheiten, wie der Kampf um Auras, der Zug der Bres- lauer nach Orla, die Nachricht von der beabsichtigten Vermählung Kasimir's mit einer tartarischen Prinzessin, treten uns als etwas ganz Neues entgegen. Reichhaltige Anmerkungen sollen dann das Einzelne in das rechte Licht stellen und ergänzen.
348 Die Verhältnisse sind verwickelt genug, und um so schwerer klar zu überschen, je gewundenere Schlangenwege die Diplomatie König Karl's IV. wandelt. Und wie ärmlich die Quellen; aus zer- streuten Notizen der verschiedensten Chronisten, aus den Urkunden- sammlungen der einzelnen Länder sucht sich der Forscher mühsam die Geschichte jener Zeit zusammen, und empfindet es lebhaft, wie viele Fragen noch ungelöst bleiben. Hier wird ihm jeder Beitrag willkommen sein. Schon aus den von mir im Codex diplom. Siles. III. veröffentlichten Rechnungsbüchern hat der Fortsetzer von Roepell's Geschichte Polens, Caro, mehrfache Notizen zu verwerthen vermocht. Ungleich bedeutenderes Material gerade für die allgemeineren Ver- hältnisse bieten nun die vorliegenden Mittheilungen. An sich war Breslau ein guter Observationspunkt. In der Mitte zwischen Polen und Böhmen gelegen, hatte die Bevölkerung das lebhafteste Interesse an jenen Händeln. Einerseits fühlten die hier auf ursprünglich slavi- schem Boden angesiedelten Deutschen fortwährend Besorgnisse vor einer slavischen Reaction, wie sie sich anderwärts schon vollzogen, und wie dieselbe von Schlesien nur eben der Anschluss an Böhmen abgewendet hatte, andrerseits empfand das kaufmännische Patriciat unserer Stadt die wechselnden Phasen der Beziehungen zwischen Polen und Böhmen in den Rückwirkungen auf ihre hauptsächlich nach Osten gehenden Handelsbeziehungen lebhaft mit. Den tief gefühlten Mangel einer eingehenden schlesischen, resp. Breslauer Chronik aus jener Zeit ersetzt nun die allerdings nur wenige Jahre umfassende, hier mitgetheilte Correspondenz, ja diese Quelle hat vor einer eigentlichen Chronik den Vorzug grösserer Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit voraus. Und wenn gleich auch die grösseren Begebenheiten hier nur in ihrem Reflexe auf das Gemeinwesen Breslau’s sich darstellen, so bieten sie doch eine ganze Reihe wichtiger Notizen dar. Ihre genaue chronologische Fixirung macht es möglich, einzelnen Ereignissen, auf die sie Bezug nehmen, mit grösserer Sicherheit ihren Platz an- zuweisen, wie z. B. in Bezug auf den russischen Feldzug Kasimir's. Manche Begebenheiten, wie der Kampf um Auras, der Zug der Bres- lauer nach Orla, die Nachricht von der beabsichtigten Vermählung Kasimir's mit einer tartarischen Prinzessin, treten uns als etwas ganz Neues entgegen. Reichhaltige Anmerkungen sollen dann das Einzelne in das rechte Licht stellen und ergänzen.
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349 Die Aufzeichnungen fallen der Zeit nach in zwei Hälften, die einen von 1347—1349, die andern von 1354—1355 reichend. Das Ganze sind nun nicht wirkliche Briefe der Stadt, sondern eigent- lich nur Protokolle der Rathsbeschlüsse bezüglich der Correspondenz mit dem König, die einen in der Form, dass der Inhalt eines schon an denselben abgesendeten Briefes verzeichnet wird, die andern so, dass nur der Beschluss, in einer angegebenen Weise zu schreiben, registrirt wird. Grösstentheils sind es Angelegenheiten, welche zu- gleich das Interesse der Stadt berühren und daran geknüpfte Anträge, resp. Bitten; doch kommen auch dazwischen Dinge, die als interes- sante Neuigkeiten dem König berichtet werden, wie z. B. von dem Plane einer Vermählung Kasimir's und von der Ausserung Herzog Bolko's. Das Ganze stammt aus einer Handschrift des königlichen Pro- vincial-Archivs zu Breslau, zu welcher eine beträchtliche Anzahl im Format (gross Folio) übereinstimmender, aus dem alten österreichi- schen Landesarchiv stammender Blätter auf Stenzel's Veranlassung zusammengebunden worden sind. Dieser, der daraus das Landbuch des Fürstenthums Breslau im Jahresbericht der vaterländischen Ge- sellschaft 1842, p. 48 ff. veröffentlicht hat, bezeichnet dasselbe als Concept- oder Notatenbuch, Oelsner, der eben daraus den grössten Theil seiner „schlesischen Urkunden zur Geschichte der Juden im Mittelalter" (Archiv f. K. österr. GQ. XXXI, p. 59 ff.) schöpfte, als Kladdenbuch des Breslauer Rathes, und beide geben über den mannig- faltigen Inhalt der Handschrift erschöpfende Auskunft. Ich möchte Beider Ausführungen nur noch das zufügen, dass die gesammte Handschrift keineswegs, wie Beide annehmen, ursprünglich ein Ganzes gebildet hat. Allerdings versichert Stenzel (a. a. O.), jene Blätter seien früher zusammengeheftet gewesen; doch selbst wenn dies wahr ist und nicht nur von einzelnen Lagen derselben gelten soll, so kann diese Ver- einigung sehr wohl von irgend einem Archivar früherer Zeiten bewirkt worden sein. Die hauptsächlichste Präsumtion für ihre Zusammen- gehörigkeit hat unzweifelhaft das auffallende und dabei doch durch- weg übereinstimmende Format begründet; doch darf man nicht verschweigen, dass dieses Format eben so bei den ältesten Hof- gerichtsbüchern (Landbüchern) als bei den städtischen Rechnungs- büchern wiederkehrt, und auch die ziemlich übereinstimmende Zwei- theilung jedes Folios sich bei beiden Arten von Büchern wiederfindet.
349 Die Aufzeichnungen fallen der Zeit nach in zwei Hälften, die einen von 1347—1349, die andern von 1354—1355 reichend. Das Ganze sind nun nicht wirkliche Briefe der Stadt, sondern eigent- lich nur Protokolle der Rathsbeschlüsse bezüglich der Correspondenz mit dem König, die einen in der Form, dass der Inhalt eines schon an denselben abgesendeten Briefes verzeichnet wird, die andern so, dass nur der Beschluss, in einer angegebenen Weise zu schreiben, registrirt wird. Grösstentheils sind es Angelegenheiten, welche zu- gleich das Interesse der Stadt berühren und daran geknüpfte Anträge, resp. Bitten; doch kommen auch dazwischen Dinge, die als interes- sante Neuigkeiten dem König berichtet werden, wie z. B. von dem Plane einer Vermählung Kasimir's und von der Ausserung Herzog Bolko's. Das Ganze stammt aus einer Handschrift des königlichen Pro- vincial-Archivs zu Breslau, zu welcher eine beträchtliche Anzahl im Format (gross Folio) übereinstimmender, aus dem alten österreichi- schen Landesarchiv stammender Blätter auf Stenzel's Veranlassung zusammengebunden worden sind. Dieser, der daraus das Landbuch des Fürstenthums Breslau im Jahresbericht der vaterländischen Ge- sellschaft 1842, p. 48 ff. veröffentlicht hat, bezeichnet dasselbe als Concept- oder Notatenbuch, Oelsner, der eben daraus den grössten Theil seiner „schlesischen Urkunden zur Geschichte der Juden im Mittelalter" (Archiv f. K. österr. GQ. XXXI, p. 59 ff.) schöpfte, als Kladdenbuch des Breslauer Rathes, und beide geben über den mannig- faltigen Inhalt der Handschrift erschöpfende Auskunft. Ich möchte Beider Ausführungen nur noch das zufügen, dass die gesammte Handschrift keineswegs, wie Beide annehmen, ursprünglich ein Ganzes gebildet hat. Allerdings versichert Stenzel (a. a. O.), jene Blätter seien früher zusammengeheftet gewesen; doch selbst wenn dies wahr ist und nicht nur von einzelnen Lagen derselben gelten soll, so kann diese Ver- einigung sehr wohl von irgend einem Archivar früherer Zeiten bewirkt worden sein. Die hauptsächlichste Präsumtion für ihre Zusammen- gehörigkeit hat unzweifelhaft das auffallende und dabei doch durch- weg übereinstimmende Format begründet; doch darf man nicht verschweigen, dass dieses Format eben so bei den ältesten Hof- gerichtsbüchern (Landbüchern) als bei den städtischen Rechnungs- büchern wiederkehrt, und auch die ziemlich übereinstimmende Zwei- theilung jedes Folios sich bei beiden Arten von Büchern wiederfindet.
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350 Bei näherer Untersuchung zeigt sich nämlich, dass das Buch aus drei auch äusserlich ganz getrennten Theilen besteht, die ja auch Stenzel bei dem Binden des ganzen Buches durch Einschiebung von Schmutz- blättern scharf gesondert hat. Alle drei scheiden sich nun deutlich vor Allem durch das Papier, welches drei ganz verschiedene Wassermarken trägt; ferner durch die Handschrift, endlich durch die dunklere Färbung des jedesmaligen ersten Blattes, welches natürlich besonders dem Staub ausgesetzt war, zum deutlichen Zeichen, dass sie gesondert, und zwar wie es scheint ohne Umschlag aufbewahrt wurden. Wenn wir nun daneben wahrnehmen, dass das Wasserzeichen des ersten das sogenannte Landbuch enthaltenden Theils dasselbe ist wie das, welches sich in dem Papiere der älteren Hofgerichtsbücher (Landbücher, besonders B. magn.) findet, so wird es uns sehr wahrscheinlich werden, dass dieser Theil nicht auf dem Rathhause, sondern in der königlichen Burg, dem Sitze der Fürsten- thums-Kanzlei, unter den Auspicien des Landeshauptmannes ent- standen ist. Eben dahin weist ihn ja ganz entschieden sein nicht die Stadt, sondern das Fürstenthum betreffender Inhalt. Die Handschrift kann denn wohl schon 1360, als die Consuln zuerst die Hauptmann- schaft eine Zeit lang verwalteten, mit hinübergekommen sein, aber sie stand sicher ursprünglich mit den folgenden Aufzeichnungen in keinem näheren Zusammenhange und erscheint jetzt nur ganz zu- fällig hier mit denselben in einem Einbande vereinigt. Eben so ver- mögen wir die letzten 15 Folien, welche ja schon Stenzel äusserlich geschieden und besonders paginirt hat, und welche sich vorzüglich durch ein neues Wasserzeichen im Papiere von dem Früheren unter- scheiden, von dem Übrigen zu sondern, und wir werden diesen Theil recht wohl nach der Analogie eines aus dem Ende des 14. Jahr- hunderts auf dem Reichs-Archive vorhandenen Buches als liber pro- scriptorum bezeichnen können, ohne daran Anstoss nehmen zu dürfen, dass hier auf den letzten Seiten noch andere heterogene Aufzeichnungen sich finden ; ein Blick auf die im Cod. dipl. Siles. III. veröffentlichten Materialien zeigt, dass derartiges Einfügen sehr heterogener Notizen an zufällig leergebliebenen Stellen von Stadt- büchern in jener Zeit durchaus üblich war. So bleibt uns dann als ein wirklich ursprünglich zusammen- gehörendes Ganze nur die mittlere Abtheilung von Fol. 28—64, d. h. so weit die gleiche Marke des Papiers die Zusammengehörigkeit
350 Bei näherer Untersuchung zeigt sich nämlich, dass das Buch aus drei auch äusserlich ganz getrennten Theilen besteht, die ja auch Stenzel bei dem Binden des ganzen Buches durch Einschiebung von Schmutz- blättern scharf gesondert hat. Alle drei scheiden sich nun deutlich vor Allem durch das Papier, welches drei ganz verschiedene Wassermarken trägt; ferner durch die Handschrift, endlich durch die dunklere Färbung des jedesmaligen ersten Blattes, welches natürlich besonders dem Staub ausgesetzt war, zum deutlichen Zeichen, dass sie gesondert, und zwar wie es scheint ohne Umschlag aufbewahrt wurden. Wenn wir nun daneben wahrnehmen, dass das Wasserzeichen des ersten das sogenannte Landbuch enthaltenden Theils dasselbe ist wie das, welches sich in dem Papiere der älteren Hofgerichtsbücher (Landbücher, besonders B. magn.) findet, so wird es uns sehr wahrscheinlich werden, dass dieser Theil nicht auf dem Rathhause, sondern in der königlichen Burg, dem Sitze der Fürsten- thums-Kanzlei, unter den Auspicien des Landeshauptmannes ent- standen ist. Eben dahin weist ihn ja ganz entschieden sein nicht die Stadt, sondern das Fürstenthum betreffender Inhalt. Die Handschrift kann denn wohl schon 1360, als die Consuln zuerst die Hauptmann- schaft eine Zeit lang verwalteten, mit hinübergekommen sein, aber sie stand sicher ursprünglich mit den folgenden Aufzeichnungen in keinem näheren Zusammenhange und erscheint jetzt nur ganz zu- fällig hier mit denselben in einem Einbande vereinigt. Eben so ver- mögen wir die letzten 15 Folien, welche ja schon Stenzel äusserlich geschieden und besonders paginirt hat, und welche sich vorzüglich durch ein neues Wasserzeichen im Papiere von dem Früheren unter- scheiden, von dem Übrigen zu sondern, und wir werden diesen Theil recht wohl nach der Analogie eines aus dem Ende des 14. Jahr- hunderts auf dem Reichs-Archive vorhandenen Buches als liber pro- scriptorum bezeichnen können, ohne daran Anstoss nehmen zu dürfen, dass hier auf den letzten Seiten noch andere heterogene Aufzeichnungen sich finden ; ein Blick auf die im Cod. dipl. Siles. III. veröffentlichten Materialien zeigt, dass derartiges Einfügen sehr heterogener Notizen an zufällig leergebliebenen Stellen von Stadt- büchern in jener Zeit durchaus üblich war. So bleibt uns dann als ein wirklich ursprünglich zusammen- gehörendes Ganze nur die mittlere Abtheilung von Fol. 28—64, d. h. so weit die gleiche Marke des Papiers die Zusammengehörigkeit
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351 deutlich documentirt. Dies mag man nun immerhin nach Oelsner's Vorgange als das Kladdenbuch eines Breslauer Stadtschreibers be- zeichnen. Es war ursprünglich als Rechnungsbuch angelegt, nämlich als Beilage zu dem Hauptrechnungsbuche, in welches manche Ein- nahmen nur summarisch jährlich oder quartaliter aus besonders ge- führten Rechnungen übertragen wurden (vergl. Cod. dipl. Siles. III, Einl. XV). Wie in dem Hauptrechnungsbuche sind formularartig verschiedene Rubriken, jede mit angemessenem Spatium versehen, verzeichnet, deren manche dann gar keine Eintragungen enthalten. Es finden sich hier eine Reihe der verschiedenartigsten specificirten Rechnungen, Einnahmen wie Ausgaben aus den Jahren 1347 und 1348 (vgl. Stenzel und Oelsner a. a. O. und daneben noch Cod. dipl. Siles. III, pag. 75 , Anm. 1). Daneben aber ist nun der leere Raum vielfach zu allen möglichen Eintragungen, welche für die Stadt von Interesse waren , benützt worden, zuweilen sogar so, dass oben auf der Folie noch irgend eine Rubrik der Rechnung steht, während darunter dann eine Urkunde oder irgend etwas ganz Heterogenes folgt. Unter diesem bunten Gemisch finden sich dann auch auf Fol. 48—50 die hier mitgetheilten Correspondenz-Protokolle, auch sie unterbrochen (Fol. 49 b) von Rechnungsfragmenten. Gekannt und benützt sind diese Aufzeichnungen bisher nur von Stenzel und zwar in seiner schlesischen Geschichte, einem Buche, welches leider die Abwesenheit aller Quellennachweise für wissen- schaftliche Zwecke schwer brauchbar macht, und dann, so weit die Verhältnisse der Juden darin berührt werden, von Oelsner in den schlesischen Urkunden zur Geschichte der Juden (vergl. die beson- deren Nachweisungen unten in den Anmerkungen). Stenzel scheint sogar in seiner letzten Zeit eine Veröffentlichung dieser Aufzeichnungen beabsichtigt zu haben, wenigstens fand ich in dem Manuscripte den Anfang einer Abschrift von der wohlbekannten Hand von Stenzel's treuem Gehülfen, dem Archiv-Custos Beinling, mit Stenzel's Correcturen. Um so mehr darf ich hoffen, wenn ich diese Materialien der Öffentlichkeit darbiete, im Sinne des verewigten grossen Geschichts- forschers zu handeln, eine Zuversicht, welche für einen schlesischen Historiker eine nicht geringe Bedeutung hat.
351 deutlich documentirt. Dies mag man nun immerhin nach Oelsner's Vorgange als das Kladdenbuch eines Breslauer Stadtschreibers be- zeichnen. Es war ursprünglich als Rechnungsbuch angelegt, nämlich als Beilage zu dem Hauptrechnungsbuche, in welches manche Ein- nahmen nur summarisch jährlich oder quartaliter aus besonders ge- führten Rechnungen übertragen wurden (vergl. Cod. dipl. Siles. III, Einl. XV). Wie in dem Hauptrechnungsbuche sind formularartig verschiedene Rubriken, jede mit angemessenem Spatium versehen, verzeichnet, deren manche dann gar keine Eintragungen enthalten. Es finden sich hier eine Reihe der verschiedenartigsten specificirten Rechnungen, Einnahmen wie Ausgaben aus den Jahren 1347 und 1348 (vgl. Stenzel und Oelsner a. a. O. und daneben noch Cod. dipl. Siles. III, pag. 75 , Anm. 1). Daneben aber ist nun der leere Raum vielfach zu allen möglichen Eintragungen, welche für die Stadt von Interesse waren , benützt worden, zuweilen sogar so, dass oben auf der Folie noch irgend eine Rubrik der Rechnung steht, während darunter dann eine Urkunde oder irgend etwas ganz Heterogenes folgt. Unter diesem bunten Gemisch finden sich dann auch auf Fol. 48—50 die hier mitgetheilten Correspondenz-Protokolle, auch sie unterbrochen (Fol. 49 b) von Rechnungsfragmenten. Gekannt und benützt sind diese Aufzeichnungen bisher nur von Stenzel und zwar in seiner schlesischen Geschichte, einem Buche, welches leider die Abwesenheit aller Quellennachweise für wissen- schaftliche Zwecke schwer brauchbar macht, und dann, so weit die Verhältnisse der Juden darin berührt werden, von Oelsner in den schlesischen Urkunden zur Geschichte der Juden (vergl. die beson- deren Nachweisungen unten in den Anmerkungen). Stenzel scheint sogar in seiner letzten Zeit eine Veröffentlichung dieser Aufzeichnungen beabsichtigt zu haben, wenigstens fand ich in dem Manuscripte den Anfang einer Abschrift von der wohlbekannten Hand von Stenzel's treuem Gehülfen, dem Archiv-Custos Beinling, mit Stenzel's Correcturen. Um so mehr darf ich hoffen, wenn ich diese Materialien der Öffentlichkeit darbiete, im Sinne des verewigten grossen Geschichts- forschers zu handeln, eine Zuversicht, welche für einen schlesischen Historiker eine nicht geringe Bedeutung hat.
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352 Fol. 4s. Nota legaciones civitatis ad dominum nostrum Romanorum regem sub anno domini MCCCXLVII. 1347 Novbr. 22. Primo die beate Cecilie litera eidem domino directa est per Obir ipsius nunccium, in qua continetur, quod civitas de ipsius successi- bus prosperis gratuletur 1) et quod Tilo de Legnicz2) a rege Po- lonie sive Fine de Pobedist3) omnino sit separatus 4). 1) Karl IV. war nach seiner Krönung in Prag (2. Sept. 1347) im October nach Baiern aufgebrochen an der Spitze eines bedeutenden Heeres, welches er aber zum grössten Theil wieder entlassen konnte, da nach dem Tode Kaiser Ludwig’s (11. Oct.) ihm nirgends Widerstand entgegengesetzt wurde. So war er über Straubing und Regensburg nach Nürnberg gekommen. Tilo von Liegnitz, auch Tilo scriptor de L., ein angesehener Patricier Breslau's, in Urkunden wie in den Rechnungsbüchern (künftig als R. B. von mir zu citiren) und auch noch weiter in diesen Aufzeichnungen als Gesandter vorkommend. 1356 ist er schon gestorben. Eine Urkunde in diesem Jahre im Antiquarius Fol. 5 erwähnt seine Witwe. 3) Jedenfalls nach dem in der heutigen Provinz Posen gelegenen Städtchen Pudewitz (Pobiedziska) genaunt, welches in einer Urkunde von 1254 als Pobedysche vor- kommt. (Wuttke, Städtebuch von Posen, pag. 9 und 419.) Die Breslauer melden, dass ihr Gesandter Tilo die Verhandlungen mit dem Könige von Polen, resp. dessen Bevollmächtigten Fin oder Finis von Pobedist ganz ab- gebrochen hat, welche Meldung dann unter dem 12. Jan. 1348 mit den Worten wiederholt wird quod sine treugis stat (civitas Wrat.) cum rege Cracovie. Die R. B. pag. 74 erwähnen Gesandtschaften nach Kalisch und Peisern zu diesem Jahre. An einem dieser beiden Orte werden also wohl jene Verhandlungen stattgefunden haben. Mit Karl selbst war übrigens Kasimir seit 1346 in Frieden. (Caro, Gesch. Polens, S. 273.) 2)
352 Fol. 4s. Nota legaciones civitatis ad dominum nostrum Romanorum regem sub anno domini MCCCXLVII. 1347 Novbr. 22. Primo die beate Cecilie litera eidem domino directa est per Obir ipsius nunccium, in qua continetur, quod civitas de ipsius successi- bus prosperis gratuletur 1) et quod Tilo de Legnicz2) a rege Po- lonie sive Fine de Pobedist3) omnino sit separatus 4). 1) Karl IV. war nach seiner Krönung in Prag (2. Sept. 1347) im October nach Baiern aufgebrochen an der Spitze eines bedeutenden Heeres, welches er aber zum grössten Theil wieder entlassen konnte, da nach dem Tode Kaiser Ludwig’s (11. Oct.) ihm nirgends Widerstand entgegengesetzt wurde. So war er über Straubing und Regensburg nach Nürnberg gekommen. Tilo von Liegnitz, auch Tilo scriptor de L., ein angesehener Patricier Breslau's, in Urkunden wie in den Rechnungsbüchern (künftig als R. B. von mir zu citiren) und auch noch weiter in diesen Aufzeichnungen als Gesandter vorkommend. 1356 ist er schon gestorben. Eine Urkunde in diesem Jahre im Antiquarius Fol. 5 erwähnt seine Witwe. 3) Jedenfalls nach dem in der heutigen Provinz Posen gelegenen Städtchen Pudewitz (Pobiedziska) genaunt, welches in einer Urkunde von 1254 als Pobedysche vor- kommt. (Wuttke, Städtebuch von Posen, pag. 9 und 419.) Die Breslauer melden, dass ihr Gesandter Tilo die Verhandlungen mit dem Könige von Polen, resp. dessen Bevollmächtigten Fin oder Finis von Pobedist ganz ab- gebrochen hat, welche Meldung dann unter dem 12. Jan. 1348 mit den Worten wiederholt wird quod sine treugis stat (civitas Wrat.) cum rege Cracovie. Die R. B. pag. 74 erwähnen Gesandtschaften nach Kalisch und Peisern zu diesem Jahre. An einem dieser beiden Orte werden also wohl jene Verhandlungen stattgefunden haben. Mit Karl selbst war übrigens Kasimir seit 1346 in Frieden. (Caro, Gesch. Polens, S. 273.) 2)
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353 Item quod dignetur mercatoribus providere de transitu a parti- bus flandrie 1) per Nwrinberg 2) mitigatis conductibus viarum 3). 1348. Item sabbato post epiphaniam domini litera directa est per Vugin continens, quod civitas Landishute4) sit expugnata et quod sine treugis stat cum rege Cracouie. Item dominus rex petitur, quod nulla castra aut bona alienet a ducatu Wraczlaviensi 5) et quod breviter unum ydoneum nunccium de diversis negociis terrarum dirigere. Item sabbato ante Judica litera directa est domino regi per Nicolaum Boemum continens, quod domini consules regraciati April 3. Jan. 12. 1) Der Handelsverkehr Schlesiens mit Flandern ist sehr alt. Von dort her waren ja vielfach Colonisten nach Schlesien gekommen, und namentlich die Tuchweberei wurde von dort aus hier eingebürgert. Im 14. Jahrhundert ging auch der Geld- verkehr der päpstlichen Curie zu Avignon über Flandern , und Breslauer Kaufleute spedirten das aus den päpstlichen Steuern (Peterspfennig, Annaten) zusammen- geflossene Geld nach Brügge an die vom Rapste dort bevollmächtigten Geld- wechsler (vgl. Neumann, Gesch. d. Wechsels im Hansagebiet, C. H, S. 14 ff.), und die feierliche Form solcher Ablieferung von Geldern auf dem Geiselhause zu Brügge seitens der Breslauer Kaufleute zeigt uns eine Urkunde von 1330 bei Theiner, Monum. vetera Poloniae 1, 329. 2) Die Gesandtschaft der Breslaner traf den König entweder noch in Nürnberg selbst oder doch in dessen Nähe. Die letzte von Karl in Nürnberg ausgestellte Urkunde datirt vom 3. December 1347. Pelzel, Leben Kaiser Karl's IV., I, 188. 3) Das Ansehen des Königs sollte den Kaufleuten eine Ermässigung des von den Herren der zu durchreisenden Gebiete beanspruchten Geleitsgeldes verschaffen. 4) Landshut, eine der wichtigsten Städte des Herzogs von Schweidnitz Bolko's II., des einzigen schlesischen Fürsten, der noch immer die Anerkennung der böhmi- schen Lehenshoheit verweigerte und eben desshalb in gutem Einvernehmen mit Polen stand, war in dem Kriege, den noch König Johann im J. 1343 gegen Bolko unternommen hatte, erobert worden, und zwar wie Pelzel (1, 132) versichert, am 24. April jenes Jahres. Jetzt hatte nun Bolko jene Stadt wiedergewonnen, indem er sich einer Kriegslist bedient und auf Wagen versteckt heimlich Bewaffnete in die Stadt geschmuggelt hatte. Chron. princ. Polon. bei Stenzel, Sc. rer. Siles. I, 123. Über den Zeitpunkt, wann dies geschah, werden wir erst durch unsere hier vorliegende Aufzeichnung unterrichtet. Karl verweilte seit Anfang des neuen Jahres im Reiche und operirte gegen seine Gegner, welche daran dachten, ihm einen neuen Gegenkönig aufzustellen; um so mehr bedurfte er Geld, und eine Befürchtung wie die hier ausgesprochene lag sehr nahe. Die Breslauer bezahlten in jenen Jahren auf einmal 1100 Mark als Pfandlösung für ihn. R. B. 76. Archiv. XXXIV. 2. 5) 23
353 Item quod dignetur mercatoribus providere de transitu a parti- bus flandrie 1) per Nwrinberg 2) mitigatis conductibus viarum 3). 1348. Item sabbato post epiphaniam domini litera directa est per Vugin continens, quod civitas Landishute4) sit expugnata et quod sine treugis stat cum rege Cracouie. Item dominus rex petitur, quod nulla castra aut bona alienet a ducatu Wraczlaviensi 5) et quod breviter unum ydoneum nunccium de diversis negociis terrarum dirigere. Item sabbato ante Judica litera directa est domino regi per Nicolaum Boemum continens, quod domini consules regraciati April 3. Jan. 12. 1) Der Handelsverkehr Schlesiens mit Flandern ist sehr alt. Von dort her waren ja vielfach Colonisten nach Schlesien gekommen, und namentlich die Tuchweberei wurde von dort aus hier eingebürgert. Im 14. Jahrhundert ging auch der Geld- verkehr der päpstlichen Curie zu Avignon über Flandern , und Breslauer Kaufleute spedirten das aus den päpstlichen Steuern (Peterspfennig, Annaten) zusammen- geflossene Geld nach Brügge an die vom Rapste dort bevollmächtigten Geld- wechsler (vgl. Neumann, Gesch. d. Wechsels im Hansagebiet, C. H, S. 14 ff.), und die feierliche Form solcher Ablieferung von Geldern auf dem Geiselhause zu Brügge seitens der Breslauer Kaufleute zeigt uns eine Urkunde von 1330 bei Theiner, Monum. vetera Poloniae 1, 329. 2) Die Gesandtschaft der Breslaner traf den König entweder noch in Nürnberg selbst oder doch in dessen Nähe. Die letzte von Karl in Nürnberg ausgestellte Urkunde datirt vom 3. December 1347. Pelzel, Leben Kaiser Karl's IV., I, 188. 3) Das Ansehen des Königs sollte den Kaufleuten eine Ermässigung des von den Herren der zu durchreisenden Gebiete beanspruchten Geleitsgeldes verschaffen. 4) Landshut, eine der wichtigsten Städte des Herzogs von Schweidnitz Bolko's II., des einzigen schlesischen Fürsten, der noch immer die Anerkennung der böhmi- schen Lehenshoheit verweigerte und eben desshalb in gutem Einvernehmen mit Polen stand, war in dem Kriege, den noch König Johann im J. 1343 gegen Bolko unternommen hatte, erobert worden, und zwar wie Pelzel (1, 132) versichert, am 24. April jenes Jahres. Jetzt hatte nun Bolko jene Stadt wiedergewonnen, indem er sich einer Kriegslist bedient und auf Wagen versteckt heimlich Bewaffnete in die Stadt geschmuggelt hatte. Chron. princ. Polon. bei Stenzel, Sc. rer. Siles. I, 123. Über den Zeitpunkt, wann dies geschah, werden wir erst durch unsere hier vorliegende Aufzeichnung unterrichtet. Karl verweilte seit Anfang des neuen Jahres im Reiche und operirte gegen seine Gegner, welche daran dachten, ihm einen neuen Gegenkönig aufzustellen; um so mehr bedurfte er Geld, und eine Befürchtung wie die hier ausgesprochene lag sehr nahe. Die Breslauer bezahlten in jenen Jahren auf einmal 1100 Mark als Pfandlösung für ihn. R. B. 76. Archiv. XXXIV. 2. 5) 23
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354 April 27. April 23. Juni 8. sunt domino regi de animo benigno ostenso Tiloni scriptori et Jacobo de Opul1) in legacionibus civitatis. Item quod dominus rex disponere dignetur tradendo in mandatis firmiter dominis epi- scopo et capitulo, militibus et terrigenis Wraczlauiensibus, ut se disponant nobiscum in defensionem terrarum usque ad ipsius domini regis adventum contra Polonos et ceteros. Item quod Poloni de Hurla 2) exeuntes et redeuntes villam Rosintal3) incendiis noctur- nalibus devastarunt. Item die dominica qua canitur quasimodogenifi litera directa est per Gotschalcum continens quod dominus rex dirigere dingnetur unam literam generalem episcopo, capitulo et terrigenis, ut assistant civitati pro defensione terrarum per effectum. Item quod treuge a festo Georgii prorogate sint inter dominum regem et ducem Swid- niczensem usque ad festum penthecostes et quod Rydeburgen- ses 4) pituntur mandata domini regis adimplere per invasionem terre ducis Swidniczensis, unde petitur dominus rex, quod ipsis Ry- deburgensibus tradat in mandatis literatorie, ut de talibus 1) Es ist dies derselbe wie der in Anm. 2 S. 352 erwähnte Tilo de Legnicz. Sein College Jakob von Oppeln, mehrfach im Rathe erwähnt, erscheint auch als städtischer Commissar in den Jahren 1356 oder 1357 R. B. 154. Die hier erwähnte Gesandt- schaft, welche zwischen inne liegt zwischen der vorigen Aufzeichnung (12. Jan.) und der vorliegenden, ging sicher nach Prag, wohin sich der König Ende Februar begeben hatte und beinahe zwei Monate verweilte, so dass wir nicht zweifeln dürfen, auch der Brief vom 5. April habe ihn noch dort getroffen. 2) Hurla, wahrscheinlich Orla im Krotoschiner Kreise, damals ein befestigter Punkt an dem gleichnamigen Flusse, wo die Polen lagerten. Vergl. unten Anm. 2 S. 358. 3) Rosenthal, Dorf 1/2 Meile nördlich von Breslau auf der Strasse nach Trebnitz, damals im Besitze des Meister Berthold von Ratibor. (Landbuch Karl's IV. ed. Stenzel, Jahresbericht der schles. Gesellschaft f. d. J. 1842, p. 83, Anm. 121.) Dieser Bertold wird im Jahre 1345, 6. Aug., erstens als jurista bezeichnet und zweitens durch den Zusatz alias Rideborg auch mit der gleich zu erwähnenden Familie derer von Rydeburg in Verbindung gebracht. Rep. Frohen. Il, 221. Eine bei dem Könige augenscheinlich in mehreren Zweigen vertretene hochan- gesehene Familie. Mulich Conrad von R. nimmt 1353 in Breslau die städtischen Steuern für den König in Empfang (R. B. 82), was principiell die Sache des Landeshauptmanns war. Dieser sammt seinen Söhnen Conrad Nicol., Johannes und Conrad hatten das Burglehen Bohrau, welches ihnen dann Karl IV. im J. 1353 abkauft. (Breslauer Landbuch B. magn. Fol. 86.) Von diesem Schlosse aus machen sie dann auch den hier erwähnten, den Breslauern so unerwünschten Angriff auf das Gebiet Herzogs Bolko von Schweidnitz. *)
354 April 27. April 23. Juni 8. sunt domino regi de animo benigno ostenso Tiloni scriptori et Jacobo de Opul1) in legacionibus civitatis. Item quod dominus rex disponere dignetur tradendo in mandatis firmiter dominis epi- scopo et capitulo, militibus et terrigenis Wraczlauiensibus, ut se disponant nobiscum in defensionem terrarum usque ad ipsius domini regis adventum contra Polonos et ceteros. Item quod Poloni de Hurla 2) exeuntes et redeuntes villam Rosintal3) incendiis noctur- nalibus devastarunt. Item die dominica qua canitur quasimodogenifi litera directa est per Gotschalcum continens quod dominus rex dirigere dingnetur unam literam generalem episcopo, capitulo et terrigenis, ut assistant civitati pro defensione terrarum per effectum. Item quod treuge a festo Georgii prorogate sint inter dominum regem et ducem Swid- niczensem usque ad festum penthecostes et quod Rydeburgen- ses 4) pituntur mandata domini regis adimplere per invasionem terre ducis Swidniczensis, unde petitur dominus rex, quod ipsis Ry- deburgensibus tradat in mandatis literatorie, ut de talibus 1) Es ist dies derselbe wie der in Anm. 2 S. 352 erwähnte Tilo de Legnicz. Sein College Jakob von Oppeln, mehrfach im Rathe erwähnt, erscheint auch als städtischer Commissar in den Jahren 1356 oder 1357 R. B. 154. Die hier erwähnte Gesandt- schaft, welche zwischen inne liegt zwischen der vorigen Aufzeichnung (12. Jan.) und der vorliegenden, ging sicher nach Prag, wohin sich der König Ende Februar begeben hatte und beinahe zwei Monate verweilte, so dass wir nicht zweifeln dürfen, auch der Brief vom 5. April habe ihn noch dort getroffen. 2) Hurla, wahrscheinlich Orla im Krotoschiner Kreise, damals ein befestigter Punkt an dem gleichnamigen Flusse, wo die Polen lagerten. Vergl. unten Anm. 2 S. 358. 3) Rosenthal, Dorf 1/2 Meile nördlich von Breslau auf der Strasse nach Trebnitz, damals im Besitze des Meister Berthold von Ratibor. (Landbuch Karl's IV. ed. Stenzel, Jahresbericht der schles. Gesellschaft f. d. J. 1842, p. 83, Anm. 121.) Dieser Bertold wird im Jahre 1345, 6. Aug., erstens als jurista bezeichnet und zweitens durch den Zusatz alias Rideborg auch mit der gleich zu erwähnenden Familie derer von Rydeburg in Verbindung gebracht. Rep. Frohen. Il, 221. Eine bei dem Könige augenscheinlich in mehreren Zweigen vertretene hochan- gesehene Familie. Mulich Conrad von R. nimmt 1353 in Breslau die städtischen Steuern für den König in Empfang (R. B. 82), was principiell die Sache des Landeshauptmanns war. Dieser sammt seinen Söhnen Conrad Nicol., Johannes und Conrad hatten das Burglehen Bohrau, welches ihnen dann Karl IV. im J. 1353 abkauft. (Breslauer Landbuch B. magn. Fol. 86.) Von diesem Schlosse aus machen sie dann auch den hier erwähnten, den Breslauern so unerwünschten Angriff auf das Gebiet Herzogs Bolko von Schweidnitz. *)
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355 desistant pendentibus treugis aut usque ad domini regis adventum. Item quod Wolframus de Kemenicz1) pendentibus treugis spo- liavit homines et captivavit et quod rogatus nostris literis minime curavit homines captos solutos dimittere et ablata reddere. Item si quando et ubi dominus rex cum rege Polonie convenire contingeret, ut nobis intimaret et quod pro statu pacifico meditaretur nostro et terrarum. Mai 11. Item die dominica post Stanislai litera directa est 2) per Vugin, in qua continebatur, quod dominus meditari dingnaretur pro pacifico statu terrarum, et si quando et ubi eum convenire cum rege Polonie contingeret 3), quod civitati intimaret, in qua litera sibi missa fuit inclusum rescriptum litere regis Polonie continentis, quod Wolf- ramus de Kemenicz suos homines de Polonia captivaverit receptis ipsis 400 equis. 1) Die hier von den Breslauern gerügte Fehde war, wie das Folgende zeigt, gegen Polen gerichtet, und in der That war Wolfram von Kemnitz in der Gegend von Auras angesessen, wie er denn 1345 drei dort gelegene Güter, Thiergarten, Hen- nigsdorf und Brandschütz verpfändet (Bresl. Landb. B. magn. Fol. 2) ; über Thier- garten processirt noch seine Witwe in den Jahren 1379 und 1383 (Dotalit. et sentenc. Fol. 11. 37,38). Sein Hauptsitz war jedoch Schiefer bei Steinau; bei den Breslauern war er übel angeschrieben, sie notiren seinen Bruder Leonard unter denen, welche ein bischöfliches Gut beraubt haben, und zeichnen auf, dass derselbe geraubte Kühe ehen nach Schiefer gebracht habe (Kladdenbuch, Fol. 63), und auch Wolfram's Schafhirt zu Schiefer steht auf dem schwarzen Register der Diebe (ebend. Anhang, Fol. 7). Nichtsdestoweniger erscheint Wolfram mehrfach unter den Rittern in Urkunden als Zeuge verzeichnet. Ob der Beiname von Kem- nitz als der eines der Stammschlösser der Schaffgotsch’schen Familie ihn zu einem Gliede derselhen stempele, dies zu entscheiden, überlasse ich gern den bewährten Forschern, welche sich gerade die Genealogie dieser Familie zu ihrem Studium erwählt ; in ihrem Interesse möge noch mitgetheilt werden, dass die Witwe jenes Wolfram Enede und ihre Söhne Johann und Nicolaus hiessen. Dieser Brief traf Karl wahrscheinlich in Brünn, wo er eine Zusammenkunft mit den österreichischen Fürsten suchte und die zweite Hälfte des Mai verweilte. Pelzel I, 212. Allerdings ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass das Schrei- ben noch in Prag überreicht worden sei; die R. B. pag. 76 nennen Brünn nicht unter den Orten, wohin Gesandtschaften geschickt worden, doch erlaubt der Zusatz et ad alia loca diversa noch andere zu ergänzen. Diese Zusammenkunft kam bekanntlich erst den 22. November 1348 zu Namslau zu Stande; wie unser Text zeigt, war die Absicht aber schon lange vorher vor- handen. 2) 3) 23.
355 desistant pendentibus treugis aut usque ad domini regis adventum. Item quod Wolframus de Kemenicz1) pendentibus treugis spo- liavit homines et captivavit et quod rogatus nostris literis minime curavit homines captos solutos dimittere et ablata reddere. Item si quando et ubi dominus rex cum rege Polonie convenire contingeret, ut nobis intimaret et quod pro statu pacifico meditaretur nostro et terrarum. Mai 11. Item die dominica post Stanislai litera directa est 2) per Vugin, in qua continebatur, quod dominus meditari dingnaretur pro pacifico statu terrarum, et si quando et ubi eum convenire cum rege Polonie contingeret 3), quod civitati intimaret, in qua litera sibi missa fuit inclusum rescriptum litere regis Polonie continentis, quod Wolf- ramus de Kemenicz suos homines de Polonia captivaverit receptis ipsis 400 equis. 1) Die hier von den Breslauern gerügte Fehde war, wie das Folgende zeigt, gegen Polen gerichtet, und in der That war Wolfram von Kemnitz in der Gegend von Auras angesessen, wie er denn 1345 drei dort gelegene Güter, Thiergarten, Hen- nigsdorf und Brandschütz verpfändet (Bresl. Landb. B. magn. Fol. 2) ; über Thier- garten processirt noch seine Witwe in den Jahren 1379 und 1383 (Dotalit. et sentenc. Fol. 11. 37,38). Sein Hauptsitz war jedoch Schiefer bei Steinau; bei den Breslauern war er übel angeschrieben, sie notiren seinen Bruder Leonard unter denen, welche ein bischöfliches Gut beraubt haben, und zeichnen auf, dass derselbe geraubte Kühe ehen nach Schiefer gebracht habe (Kladdenbuch, Fol. 63), und auch Wolfram's Schafhirt zu Schiefer steht auf dem schwarzen Register der Diebe (ebend. Anhang, Fol. 7). Nichtsdestoweniger erscheint Wolfram mehrfach unter den Rittern in Urkunden als Zeuge verzeichnet. Ob der Beiname von Kem- nitz als der eines der Stammschlösser der Schaffgotsch’schen Familie ihn zu einem Gliede derselhen stempele, dies zu entscheiden, überlasse ich gern den bewährten Forschern, welche sich gerade die Genealogie dieser Familie zu ihrem Studium erwählt ; in ihrem Interesse möge noch mitgetheilt werden, dass die Witwe jenes Wolfram Enede und ihre Söhne Johann und Nicolaus hiessen. Dieser Brief traf Karl wahrscheinlich in Brünn, wo er eine Zusammenkunft mit den österreichischen Fürsten suchte und die zweite Hälfte des Mai verweilte. Pelzel I, 212. Allerdings ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass das Schrei- ben noch in Prag überreicht worden sei; die R. B. pag. 76 nennen Brünn nicht unter den Orten, wohin Gesandtschaften geschickt worden, doch erlaubt der Zusatz et ad alia loca diversa noch andere zu ergänzen. Diese Zusammenkunft kam bekanntlich erst den 22. November 1348 zu Namslau zu Stande; wie unser Text zeigt, war die Absicht aber schon lange vorher vor- handen. 2) 3) 23.
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356 Маi 25. Item feria secunda post ascensionem domini litera est missa domino regi per Vugin, continens primo de exspiracione treugarum vocem jocunditatis, demum post hoc Poloni cum magna valitudine gencium, videlicet 300 hastarum, inter quas fuerunt 100 thoraces et pedestres 600 , districtum Wrasiensem cremaverunt 1), homines mutilaverunt pluresque captivos cum maxima preda 15 sex" 2) pecorum magnorum abduxerunt, de quo eventu per 3) certam investigacionem nunciorum nostrorum per vestrum judicem curie 4) disposuimus eun- Juni 2. 1) Für diesen Kriegszug der Polen ist unser Text die einzige bisher bekannt gewor- dene Quelle. Aus ihr schöpfte Stenzel in seiner schles. Gesch. S. 131, wo er diese Vorsälle kurz bespricht; zu verwundern ist, dass er sich den Vortheil, den ihm unser Text darbot, die Begebenheiten auf’s Genaueste, fast his auf den Tag chro- nologisch zu fixiren, hat entgehen lassen. Auch kann ich Stenzel's Angabe, die Polen hätten damals Auras weggenommen, aus unserer Quelle (und eine andere lag, wie ich überzeugt sein zu können glaube, Stenzel nicht vor) nicht für erwie- sen ansehen; dieselbe spricht nur von einer Verwüstung des Auraser Districts durch Feuer und lässt auch am Ende die Polen nichts mehr erreichen, als dass sie ungestraft abziehen können; eines Angriffes auf die Stadt Auras resp. das Schloss wird zwar einmal gedacht, aber nur in der Verbindung, dass die Polen hierbei Gefangene einbüssen. Ich glaube daher, der Hergang ist eben folgender gewesen: Unmittelbar nach Ablauf des Waffenstillstandes, Mai 23, rücken die Polen von Orla aus an, sengen und brennen in der Gegend von Auras und wagen sogar einen erfolglosen Handstreich auf das Schloss, wobei sie zehn Gefangene einbüssen. Die Besatzung unter der Anführung des Burggrafen Hermann von Borsnitz ist zu schwach um die an 700 Mann starken Polen im freien Felde anzugreifen. Auf ihre Bitte um Verstärkung senden die Breslauer in Eile, was sie an Söldnern zusammenraffen können, Reiterei und Fussvolk, letzteres auf Wagen, und veran- lassen auch den Hofrichter schleunigst den Adel und die Geistlichkeit zur Hilfe- leistung aufzubieten; doch an dem festgesetzten Termine erscheint fast Niemand, und die Auraser Besatzung muss dem allzustarken Feinde gegenüber zusehen, wie derselbe, nachdem er Alles ausgeraubt, mit seiner Beute abzieht. Das Ganze fällt in den engen Zeitraum von neun Tagen zwischen dem 25. Mai und 2. Juni. Sexaginta = Schock. Sic, doch wäre wohl richtiger post. Der Hofrichter erscheint in richterlichen Angelegenheiten als gesetzlicher Vertre- ter des Hauptmanns, welcher letztere, wie wir noch sehen werden, damals von Breslau abwesend war. Dass er eine solche Vertretung auch in militärischen Dingen ausübte, davon, wie überhaupt von einer militärischen Qualification des Hofrichters, giebt unser Text, soviel mir bekannt, das erste Zeugniss. Freilich hätte darauf schon die Beobachtung führen können, dass der in unserem Texte vorkommende Burggraf von Auras Herrmann von Borsnitz vom J. 1332 ab durch eine Reihe von Jahren zugleich als Hofrichter fungirt. Damals im J. 1349 war, soviel ich ermitteln konnte, Nic. Costchin Hofrichter. 2) 3) 4)
356 Маi 25. Item feria secunda post ascensionem domini litera est missa domino regi per Vugin, continens primo de exspiracione treugarum vocem jocunditatis, demum post hoc Poloni cum magna valitudine gencium, videlicet 300 hastarum, inter quas fuerunt 100 thoraces et pedestres 600 , districtum Wrasiensem cremaverunt 1), homines mutilaverunt pluresque captivos cum maxima preda 15 sex" 2) pecorum magnorum abduxerunt, de quo eventu per 3) certam investigacionem nunciorum nostrorum per vestrum judicem curie 4) disposuimus eun- Juni 2. 1) Für diesen Kriegszug der Polen ist unser Text die einzige bisher bekannt gewor- dene Quelle. Aus ihr schöpfte Stenzel in seiner schles. Gesch. S. 131, wo er diese Vorsälle kurz bespricht; zu verwundern ist, dass er sich den Vortheil, den ihm unser Text darbot, die Begebenheiten auf’s Genaueste, fast his auf den Tag chro- nologisch zu fixiren, hat entgehen lassen. Auch kann ich Stenzel's Angabe, die Polen hätten damals Auras weggenommen, aus unserer Quelle (und eine andere lag, wie ich überzeugt sein zu können glaube, Stenzel nicht vor) nicht für erwie- sen ansehen; dieselbe spricht nur von einer Verwüstung des Auraser Districts durch Feuer und lässt auch am Ende die Polen nichts mehr erreichen, als dass sie ungestraft abziehen können; eines Angriffes auf die Stadt Auras resp. das Schloss wird zwar einmal gedacht, aber nur in der Verbindung, dass die Polen hierbei Gefangene einbüssen. Ich glaube daher, der Hergang ist eben folgender gewesen: Unmittelbar nach Ablauf des Waffenstillstandes, Mai 23, rücken die Polen von Orla aus an, sengen und brennen in der Gegend von Auras und wagen sogar einen erfolglosen Handstreich auf das Schloss, wobei sie zehn Gefangene einbüssen. Die Besatzung unter der Anführung des Burggrafen Hermann von Borsnitz ist zu schwach um die an 700 Mann starken Polen im freien Felde anzugreifen. Auf ihre Bitte um Verstärkung senden die Breslauer in Eile, was sie an Söldnern zusammenraffen können, Reiterei und Fussvolk, letzteres auf Wagen, und veran- lassen auch den Hofrichter schleunigst den Adel und die Geistlichkeit zur Hilfe- leistung aufzubieten; doch an dem festgesetzten Termine erscheint fast Niemand, und die Auraser Besatzung muss dem allzustarken Feinde gegenüber zusehen, wie derselbe, nachdem er Alles ausgeraubt, mit seiner Beute abzieht. Das Ganze fällt in den engen Zeitraum von neun Tagen zwischen dem 25. Mai und 2. Juni. Sexaginta = Schock. Sic, doch wäre wohl richtiger post. Der Hofrichter erscheint in richterlichen Angelegenheiten als gesetzlicher Vertre- ter des Hauptmanns, welcher letztere, wie wir noch sehen werden, damals von Breslau abwesend war. Dass er eine solche Vertretung auch in militärischen Dingen ausübte, davon, wie überhaupt von einer militärischen Qualification des Hofrichters, giebt unser Text, soviel mir bekannt, das erste Zeugniss. Freilich hätte darauf schon die Beobachtung führen können, dass der in unserem Texte vorkommende Burggraf von Auras Herrmann von Borsnitz vom J. 1332 ab durch eine Reihe von Jahren zugleich als Hofrichter fungirt. Damals im J. 1349 war, soviel ich ermitteln konnte, Nic. Costchin Hofrichter. 2) 3) 4)
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357 dem locum et diem intimare terrigenis et clero juxta continenciam literarum vestrarum eis directarum 1) loco et die supradictis nostra- tibus ibidem venientibus. De predictis quasi nullus subvenit. Tandem fortificavimus nostrates cum curribus armatorum et equitibus, attamen propter nimiam multitudinem hostium, quum soli eramus cum dom. Hermanno de Porsnicz 2), invadere non poteramus, et sic illesi reces- serunt nisi 10 captivatis per nostrates in primo aggressu oppidi Wras. Nunc iterum cottidie presumimus, terram ubique a° predicto devastari per eos, quum neminem habemus repugnantem nec nobis in hoc adherentem, huiusque et Odera parvus est quod undique transi- tur, et cottidie premunimus (?) quod de die in diem fortificantur terram intrare volentes. Item quod Conr. de Rideburg 3) captivavit aliquos de hominibus ducis Swidn. qui dux dicit, si hoc permittimus, quod hoc idem per- mittere velit contra nos tempore veniente. Libentissime vidissemus treugas inter eos, et si placet, potestis sibi, Conrado, mandare, ut quiescat tempore treugarum durante, quum nostris inductibus (?) hoc facere refutavit. Item Wolframus de Kemnicz ad literas vestras dicit, se habere literas et mandata genitoris*) et vestra, quod debeat se ven- dicare et de ablatis se coram vobis velle expurgare. Item judex curie nostre verenter tenetur propter absenciam capitanei 5), quod veniunt armati propter rixas 6), et ibi nullus rigor juris observatur. Item 1) Hiernach scheint also der König der unter dem 27. April d. J. (vgl. oben) an ihn gerichteten Bitte der Breslauer schon entsprochen und den Hauptmann, als dessen Vertreter hier der Hofrichter nur fungirt, mit Instructionen versehen zu haben. 2) Hermann v. Borsnitz (vgl. S. 356, Anm. 1) war Burggraf von Auras, wie aus zahl- reichen Urkunden ersichtlich. Dieses Amt haftete übrigens an dem ganzen Besitz der Herrschaft, welche er als Burglehen 1337 erkauft hatte (Landbuch Karl's IV. a. a. O. Note 124). 3) Vgl. oben S. 354, Anm. 4. 4) M. d. h. vestri des Königs Johann. 5) Vgl. unten Beilage 2. 6) Der Sinn ist : Der Hofrichter, dem bei der Abwesenheit des Hauptmanns die Sorge für die Landesvertheidigung obliegt, scheut sich, die Vasallen zusammenzurufen, aus Furcht, sie möchten, wenn sie so bewaffnet zusammenkommen, unter einander Händel anfangen.
357 dem locum et diem intimare terrigenis et clero juxta continenciam literarum vestrarum eis directarum 1) loco et die supradictis nostra- tibus ibidem venientibus. De predictis quasi nullus subvenit. Tandem fortificavimus nostrates cum curribus armatorum et equitibus, attamen propter nimiam multitudinem hostium, quum soli eramus cum dom. Hermanno de Porsnicz 2), invadere non poteramus, et sic illesi reces- serunt nisi 10 captivatis per nostrates in primo aggressu oppidi Wras. Nunc iterum cottidie presumimus, terram ubique a° predicto devastari per eos, quum neminem habemus repugnantem nec nobis in hoc adherentem, huiusque et Odera parvus est quod undique transi- tur, et cottidie premunimus (?) quod de die in diem fortificantur terram intrare volentes. Item quod Conr. de Rideburg 3) captivavit aliquos de hominibus ducis Swidn. qui dux dicit, si hoc permittimus, quod hoc idem per- mittere velit contra nos tempore veniente. Libentissime vidissemus treugas inter eos, et si placet, potestis sibi, Conrado, mandare, ut quiescat tempore treugarum durante, quum nostris inductibus (?) hoc facere refutavit. Item Wolframus de Kemnicz ad literas vestras dicit, se habere literas et mandata genitoris*) et vestra, quod debeat se ven- dicare et de ablatis se coram vobis velle expurgare. Item judex curie nostre verenter tenetur propter absenciam capitanei 5), quod veniunt armati propter rixas 6), et ibi nullus rigor juris observatur. Item 1) Hiernach scheint also der König der unter dem 27. April d. J. (vgl. oben) an ihn gerichteten Bitte der Breslauer schon entsprochen und den Hauptmann, als dessen Vertreter hier der Hofrichter nur fungirt, mit Instructionen versehen zu haben. 2) Hermann v. Borsnitz (vgl. S. 356, Anm. 1) war Burggraf von Auras, wie aus zahl- reichen Urkunden ersichtlich. Dieses Amt haftete übrigens an dem ganzen Besitz der Herrschaft, welche er als Burglehen 1337 erkauft hatte (Landbuch Karl's IV. a. a. O. Note 124). 3) Vgl. oben S. 354, Anm. 4. 4) M. d. h. vestri des Königs Johann. 5) Vgl. unten Beilage 2. 6) Der Sinn ist : Der Hofrichter, dem bei der Abwesenheit des Hauptmanns die Sorge für die Landesvertheidigung obliegt, scheut sich, die Vasallen zusammenzurufen, aus Furcht, sie möchten, wenn sie so bewaffnet zusammenkommen, unter einander Händel anfangen.
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358 Fol. 48 v. Juni 22. Juni 24. Juli 5. Juli 6. capitulum ecclesie Wrat. misit mandata ad judicium curie, provin- ciale et nostrum, quod nullus ordo juris Hellinboldo 1), quem dicunt excommunicatum, debeat subvenire, quod nunquam plus est auditum et pluries per eos est attemptatum, et nisi regia celsitudo in hiis promissis de oportuno providerit remedio, tota terra desoletur. Die dominica ante Joh. bapt. per Vugin directa est litera dom. regi, quod in gwerris cum Polonis stamus, et quod treuge cum duce Swidnic. expirabunt super Johannis, et quod pro nobis dignetur meditari. Sabb. a. Kiliani litera per Vugin directa est in qua continetur, quod cum Polonis in gwerris stamus, et quoniam et qualiter nostra- tes in Polonia ante Hurlam2) fuerunt et quasdam villas crema- verunt, et quod treuge cum duce Swidnic. die dominica proxima exspirabunt, et quod dom. rex meditari dignetur pro remediis oportunis. 1) Hellinbold v. Leuchtendorf, ein angesehener Breslauer Patricier, häufig im Rathe verzeichnet, war der Geistlichkeit verhasst schon als der, welcher zur Zeit der Nanker'schen Händel und der damals auf die Einkünfte der Geistlichen gelegten Sperre als Sequester fungirt hatte (Grünhagen, König Johann und Bischof Nanker. Sitzungsber. der phil.-hist. Cl. 1864, Juli, S. 79/83) und auch der Anstiftung des Mordes an Schwenkfeld beschuldigt war (ebend. S. 94/90). Mit diesem letzteren Umstande dürfte auch seine hier erwähnte Excommunication zusammenhängen, und unser Text vermag uns da vielleicht einen Fingerzeig zu gehen, in welche Zeit wir das Ereigniss, welches die Chr. princ. Pol. (a. a. O. 137) erzählen, zu setzen haben. Dieselbe erzählt: Später, d. h. nach dem Nanker'schen Streit, habe Herzog Boleslaus die Mörder Schwenkfeld's zu Liegnitz ergriffen und dem Bischof Przeczlaw ausgeliefert, demn sie dann den Mord eingestanden und als Anstifter drei Breslauer Consuln, darunter den Hellinbold, genannt hätten. Ganz so dürfte sich aber die Sache in keinem Falle verhalten haben, wenigstens muss den Breslauern die Schuld Hellinhold's schr wenig erwiesen gedünkt haben, sonst könnten sie unmöglich in diesem Tone von seiner Excommunication sprechen. Der Zeit nach würde die Notiz unseres Textes gut passen, 1341 wurde Schwenkfeld ermordet, die Entdeckung der Mörder muss mehrere Jahre später erfolgt sein und doch vor 1352, wo Herzog Boleslaw starb. Übrigens zeigt eine Urkunde des Breslauer Capitels-Archives vom J. 1349 (W. 40), dass noch in diesem Jahre über Excesse aus den Zeiten der Nanker'schen Händel verhandelt worden ist. Orla an dem gleichnamigen Flusse in dem Kreise Krotoschin (Prov. Posen). Des Zuges dahin thuen auch die R. B. pag. 76 Erwälnung, nur dass der Abschreiber Hurta statt Hurla gelesen hatte. Zugleich zeigt auch die Zusammenstellung adreysus in Pragam, Poloniam, Hurla etc., dass reysa in doppelter Bedeutung, nämlich einmal im Sinne von Reise, Gesandtschaftsreise, z. B. bei Prag, und dann auch in der noch üblicheren von Kriegszug gebraucht worden ist. 2)
358 Fol. 48 v. Juni 22. Juni 24. Juli 5. Juli 6. capitulum ecclesie Wrat. misit mandata ad judicium curie, provin- ciale et nostrum, quod nullus ordo juris Hellinboldo 1), quem dicunt excommunicatum, debeat subvenire, quod nunquam plus est auditum et pluries per eos est attemptatum, et nisi regia celsitudo in hiis promissis de oportuno providerit remedio, tota terra desoletur. Die dominica ante Joh. bapt. per Vugin directa est litera dom. regi, quod in gwerris cum Polonis stamus, et quod treuge cum duce Swidnic. expirabunt super Johannis, et quod pro nobis dignetur meditari. Sabb. a. Kiliani litera per Vugin directa est in qua continetur, quod cum Polonis in gwerris stamus, et quoniam et qualiter nostra- tes in Polonia ante Hurlam2) fuerunt et quasdam villas crema- verunt, et quod treuge cum duce Swidnic. die dominica proxima exspirabunt, et quod dom. rex meditari dignetur pro remediis oportunis. 1) Hellinbold v. Leuchtendorf, ein angesehener Breslauer Patricier, häufig im Rathe verzeichnet, war der Geistlichkeit verhasst schon als der, welcher zur Zeit der Nanker'schen Händel und der damals auf die Einkünfte der Geistlichen gelegten Sperre als Sequester fungirt hatte (Grünhagen, König Johann und Bischof Nanker. Sitzungsber. der phil.-hist. Cl. 1864, Juli, S. 79/83) und auch der Anstiftung des Mordes an Schwenkfeld beschuldigt war (ebend. S. 94/90). Mit diesem letzteren Umstande dürfte auch seine hier erwähnte Excommunication zusammenhängen, und unser Text vermag uns da vielleicht einen Fingerzeig zu gehen, in welche Zeit wir das Ereigniss, welches die Chr. princ. Pol. (a. a. O. 137) erzählen, zu setzen haben. Dieselbe erzählt: Später, d. h. nach dem Nanker'schen Streit, habe Herzog Boleslaus die Mörder Schwenkfeld's zu Liegnitz ergriffen und dem Bischof Przeczlaw ausgeliefert, demn sie dann den Mord eingestanden und als Anstifter drei Breslauer Consuln, darunter den Hellinbold, genannt hätten. Ganz so dürfte sich aber die Sache in keinem Falle verhalten haben, wenigstens muss den Breslauern die Schuld Hellinhold's schr wenig erwiesen gedünkt haben, sonst könnten sie unmöglich in diesem Tone von seiner Excommunication sprechen. Der Zeit nach würde die Notiz unseres Textes gut passen, 1341 wurde Schwenkfeld ermordet, die Entdeckung der Mörder muss mehrere Jahre später erfolgt sein und doch vor 1352, wo Herzog Boleslaw starb. Übrigens zeigt eine Urkunde des Breslauer Capitels-Archives vom J. 1349 (W. 40), dass noch in diesem Jahre über Excesse aus den Zeiten der Nanker'schen Händel verhandelt worden ist. Orla an dem gleichnamigen Flusse in dem Kreise Krotoschin (Prov. Posen). Des Zuges dahin thuen auch die R. B. pag. 76 Erwälnung, nur dass der Abschreiber Hurta statt Hurla gelesen hatte. Zugleich zeigt auch die Zusammenstellung adreysus in Pragam, Poloniam, Hurla etc., dass reysa in doppelter Bedeutung, nämlich einmal im Sinne von Reise, Gesandtschaftsreise, z. B. bei Prag, und dann auch in der noch üblicheren von Kriegszug gebraucht worden ist. 2)
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359 Fer. 2. post ad vincula Petri litera directa est per Johannem, quod pro nobis dignetur meditari, si ipsum cum rege Polonie venire contingeret, quod mercatores nostri suis mercibus Russyam sine solucionibus novi theolonii et aliis gravaminibus inconsuetis procedere valeant 1), et quod dux Swidnic. mandavit extritulare 2) in terra sua. Item die Barthol. per Johannem directa est (litera), in qua petitur dom., quod memoriam civitatis habeat in tractatibus apud marchionem Brandinburgensem et fratres suos, quod securi nostrates per terram marchionis transire valeant, quia per Poloniam non presumunt transire. Item quod juxta mandatum regium treuge cum duce Swidni- censi fidejussoribus sint firmate usque Galli s). Aug. 24. Aug. 4. Oetbr. 16. 1349. Fer. 6. ante Judica per Johannem intimatum est de duce Swidnicensi, quod noluit inire treugas, quia dixit, omnia esse concor- data 4). Item de fransitu Russie, et quod Krig de Ryde- März 27. 1) Diese Stelle bringt neues Material zur Beurtheilung der streitigen Frage, ob Ka- simir schou vor dem J. 1349 sichere Erwerbungen in Russland gemacht habe (vgl. Caro, Gesch. Polens, S. 286 und dazu auch S. 230, 231). Dass nun Kasimir in der That schon vor jenem Jahre russisches Gebiet seinem Reiche einverleibt habe, scheint unser Text ausser Zweifel zu setzen, doch mag es dahingestellt bleiben, ob jene terra Russie nur das Halitscher Land oder auch neben diesem das Lemberger Gebiet umfasst habe. 2) Sie, doch sind möglicherweise statt der toe zu lesen. Das Wort vermag ich nicht zu erklären. 3) Denn Karl IV. erkannte im Sept. d. J. den sogenannten falschen Weldemar an und suchte ihn im Laufe desselben Monats in der Niederlausitz persönlich auf. Palacky, Gesch. Böhmens II, 2, 289; Riedel, Cod. dipl. Brdbrg. II, 2, 216 ff. Die Breslauer scheinen üher die Intentionen des Königs und die ganze politische Constellation nur unvollkommen unterrichtet gewesen zu sein, und wohl nur das Gerücht gehört zu haben, Karl wolle eine Zusammenkunft mit den brandenburgischen Fürsten suchen, wenigstens lassen sich die Worte unseres Textes „der Markgraf und seine Brüder“ nur auf die Wiltelsbacher beziehen, denen Karl gerade damals durch die Anerkennung ihres Rivalen so schroff gegenübertrat. Im folgenden Jahre nach der Wiederaussöhnung Karl's mit den Wittelsbachern sichert Markgraf Ludwig den Kaufleuten aus den Landen des Königs von Böhmen Handelsfreiheit in den Marken zu. Boczek, Cod. dipl. Morav. VII, 662. Schon in dem Namslauer Frieden (Riedel a. a. O. 230) war Bolko mit eingeschlos- sen; aus d. J. 1349 berichtet Stenzel (Schles. Geschichte 131) über einen zwischen 4) Karl und Bolko abgeschlossenen Grenzvertrag.
359 Fer. 2. post ad vincula Petri litera directa est per Johannem, quod pro nobis dignetur meditari, si ipsum cum rege Polonie venire contingeret, quod mercatores nostri suis mercibus Russyam sine solucionibus novi theolonii et aliis gravaminibus inconsuetis procedere valeant 1), et quod dux Swidnic. mandavit extritulare 2) in terra sua. Item die Barthol. per Johannem directa est (litera), in qua petitur dom., quod memoriam civitatis habeat in tractatibus apud marchionem Brandinburgensem et fratres suos, quod securi nostrates per terram marchionis transire valeant, quia per Poloniam non presumunt transire. Item quod juxta mandatum regium treuge cum duce Swidni- censi fidejussoribus sint firmate usque Galli s). Aug. 24. Aug. 4. Oetbr. 16. 1349. Fer. 6. ante Judica per Johannem intimatum est de duce Swidnicensi, quod noluit inire treugas, quia dixit, omnia esse concor- data 4). Item de fransitu Russie, et quod Krig de Ryde- März 27. 1) Diese Stelle bringt neues Material zur Beurtheilung der streitigen Frage, ob Ka- simir schou vor dem J. 1349 sichere Erwerbungen in Russland gemacht habe (vgl. Caro, Gesch. Polens, S. 286 und dazu auch S. 230, 231). Dass nun Kasimir in der That schon vor jenem Jahre russisches Gebiet seinem Reiche einverleibt habe, scheint unser Text ausser Zweifel zu setzen, doch mag es dahingestellt bleiben, ob jene terra Russie nur das Halitscher Land oder auch neben diesem das Lemberger Gebiet umfasst habe. 2) Sie, doch sind möglicherweise statt der toe zu lesen. Das Wort vermag ich nicht zu erklären. 3) Denn Karl IV. erkannte im Sept. d. J. den sogenannten falschen Weldemar an und suchte ihn im Laufe desselben Monats in der Niederlausitz persönlich auf. Palacky, Gesch. Böhmens II, 2, 289; Riedel, Cod. dipl. Brdbrg. II, 2, 216 ff. Die Breslauer scheinen üher die Intentionen des Königs und die ganze politische Constellation nur unvollkommen unterrichtet gewesen zu sein, und wohl nur das Gerücht gehört zu haben, Karl wolle eine Zusammenkunft mit den brandenburgischen Fürsten suchen, wenigstens lassen sich die Worte unseres Textes „der Markgraf und seine Brüder“ nur auf die Wiltelsbacher beziehen, denen Karl gerade damals durch die Anerkennung ihres Rivalen so schroff gegenübertrat. Im folgenden Jahre nach der Wiederaussöhnung Karl's mit den Wittelsbachern sichert Markgraf Ludwig den Kaufleuten aus den Landen des Königs von Böhmen Handelsfreiheit in den Marken zu. Boczek, Cod. dipl. Morav. VII, 662. Schon in dem Namslauer Frieden (Riedel a. a. O. 230) war Bolko mit eingeschlos- sen; aus d. J. 1349 berichtet Stenzel (Schles. Geschichte 131) über einen zwischen 4) Karl und Bolko abgeschlossenen Grenzvertrag.
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360 Juni 5. Mai 28. Fol. 49. burg 1) deturpavit regem Polonie verbis et literis. Item quod civi- tas propter absenciam capitanei 2) graves sufferat expensas. Item quod judei timent sibi propter famem communem 3). Item quod dominus nulli credat, qui aliquid dicat sibi de jure vel de consuetudine civita- tis sed differat et audiat responsum. Item quod litere petebantur ad regem Polonie et ad cruciferos quod si velint contendere, quod permittant mercatores Wratislavienses salvos transire 4). Item fer. 6. p. penth. per Johannem literatorie intimatum est, quoniam judei fer. 5. a. penth. per quosdam extraneos et exules et ignotos dom, consulibus occisi sunt, et qualiter civitas devastata est per ignis voraginem, e quod dom. coss. propter repentinam accensio- nem prohibere non poterant, et quod dom. impetratores rerum et arearum judeorum ponat in dilacionem, quousque nuncii breviter ad dom. regem mittendi ante conspectum ipsius apparebunt 5). 1) Dies ist eine zweite Linie des schon (S. 354, Anm. 4) erwälinten Geschlechts der Riedeburg, die im Neumarktischen angesessen waren und sich auch in jener Zeit im Besitze des dortigen Burglehens befanden. Es wiederholt sich hier dieselbe Klage wie oben bei Conrad v. R. und Wolfram v. Kemnitz. Die fehdelustigen Ritter fangen Händel an, deren Kosten dann die Breslauer zu tragen haben. Des hier genannten Krik's Vater Ticzko erhielt i. J. 1327 die Burggrafschaft zunächst allerdings nur auf Lebenszeit (Tzschoppe und Stenzel 514), doch erscheint schon 1337 unser Krik als castellanus Noviforensis (Bresl. Landbuch etc. f. 222). 2) Vergl. die Beilage 2. 3) Diesen letzten Satz hat Oelsner in seinen schlesischen Urk. z. Gesch. d. Juden. Archiv f. Kunde österreich. Gesch. Quellen. XXXI. S. 168 (52) mitgetheilt; die Conjectur Wiener's in einer Besprechung dieser Schrift (Philippson's Zeit. des Judenth. 1864, 4. Oct.), famam statt famem zu lesen unter Bezugnahme auf eine Hostienschändung oder Brunnenvergiftung, habe ich schon an anderem Orte be- kämpft. Zeitsch. d. schles. Gesch. Vereins VI, 369. Vergl. u. Anm. 1, S. 364. Diese Bitte schliesst die Voraussetzung in sich, dass Karl bei dem bevorstehenden Kampfe zwischen dem deutschen Orden und Polen neutral bleiben würde und Karl's ganzes Verhalten macht diese Auffassung sehr erklärlich. In Wabrheit aber urkundet König Kasimir in der üher die Namslauer Zusammenkunft (22. Novhr. 1348) aufgenommenen Urk. (Riedel a. a. O. 230. Pelzel Karl IV. Urkundenb. l. 170), dass er auf den Beistand (suffragium et juvamen) Karl's gegen den deutschen Orden und die bairischen Markgrafen rechne. 5) Der ganze Salz schon abgedruekt hei Oelsner a. a. 0. 108 (52), doch vermag ich seiner auf S. 74 (18) gegebenen Darstellung des Hergangs nicht beizupflichten. Oelsner, der in seiner ganzen Abhandlung sich hestrebt, als Ursachen der Juden- verfolgungen nicht sowohl die religiösen, als vielmehr die socialen Verhältnisse *)
360 Juni 5. Mai 28. Fol. 49. burg 1) deturpavit regem Polonie verbis et literis. Item quod civi- tas propter absenciam capitanei 2) graves sufferat expensas. Item quod judei timent sibi propter famem communem 3). Item quod dominus nulli credat, qui aliquid dicat sibi de jure vel de consuetudine civita- tis sed differat et audiat responsum. Item quod litere petebantur ad regem Polonie et ad cruciferos quod si velint contendere, quod permittant mercatores Wratislavienses salvos transire 4). Item fer. 6. p. penth. per Johannem literatorie intimatum est, quoniam judei fer. 5. a. penth. per quosdam extraneos et exules et ignotos dom, consulibus occisi sunt, et qualiter civitas devastata est per ignis voraginem, e quod dom. coss. propter repentinam accensio- nem prohibere non poterant, et quod dom. impetratores rerum et arearum judeorum ponat in dilacionem, quousque nuncii breviter ad dom. regem mittendi ante conspectum ipsius apparebunt 5). 1) Dies ist eine zweite Linie des schon (S. 354, Anm. 4) erwälinten Geschlechts der Riedeburg, die im Neumarktischen angesessen waren und sich auch in jener Zeit im Besitze des dortigen Burglehens befanden. Es wiederholt sich hier dieselbe Klage wie oben bei Conrad v. R. und Wolfram v. Kemnitz. Die fehdelustigen Ritter fangen Händel an, deren Kosten dann die Breslauer zu tragen haben. Des hier genannten Krik's Vater Ticzko erhielt i. J. 1327 die Burggrafschaft zunächst allerdings nur auf Lebenszeit (Tzschoppe und Stenzel 514), doch erscheint schon 1337 unser Krik als castellanus Noviforensis (Bresl. Landbuch etc. f. 222). 2) Vergl. die Beilage 2. 3) Diesen letzten Satz hat Oelsner in seinen schlesischen Urk. z. Gesch. d. Juden. Archiv f. Kunde österreich. Gesch. Quellen. XXXI. S. 168 (52) mitgetheilt; die Conjectur Wiener's in einer Besprechung dieser Schrift (Philippson's Zeit. des Judenth. 1864, 4. Oct.), famam statt famem zu lesen unter Bezugnahme auf eine Hostienschändung oder Brunnenvergiftung, habe ich schon an anderem Orte be- kämpft. Zeitsch. d. schles. Gesch. Vereins VI, 369. Vergl. u. Anm. 1, S. 364. Diese Bitte schliesst die Voraussetzung in sich, dass Karl bei dem bevorstehenden Kampfe zwischen dem deutschen Orden und Polen neutral bleiben würde und Karl's ganzes Verhalten macht diese Auffassung sehr erklärlich. In Wabrheit aber urkundet König Kasimir in der üher die Namslauer Zusammenkunft (22. Novhr. 1348) aufgenommenen Urk. (Riedel a. a. O. 230. Pelzel Karl IV. Urkundenb. l. 170), dass er auf den Beistand (suffragium et juvamen) Karl's gegen den deutschen Orden und die bairischen Markgrafen rechne. 5) Der ganze Salz schon abgedruekt hei Oelsner a. a. 0. 108 (52), doch vermag ich seiner auf S. 74 (18) gegebenen Darstellung des Hergangs nicht beizupflichten. Oelsner, der in seiner ganzen Abhandlung sich hestrebt, als Ursachen der Juden- verfolgungen nicht sowohl die religiösen, als vielmehr die socialen Verhältnisse *)
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361 Fer. 2. a. Mar. Magd. scriptum est dom. regi per Joh. nun- cium, quod capitaneus petit bona judeorum et quid sit in eo Julí 20. nachzuweisen, will nun auch in der hier erwähnten den Ausdruck der neidischen Abneigung der Einwohnerschaft gegen die durch Geldgeschäfte mühelos reich werdenden Juden sehen, er bezweifelt desshalb die von den Consuln in unserem Texte gemachte Angabe, dass die Mörder unbekannte Fremde gewesen seien. Aber wie ich glaube mit Unrecht, wenigstens vermag ich seine Argumente nicht für stichhaltig zu erkennen. Wenn wirklich, was für Breslau noch keineswegs erwie- sen ist, jene Mörder zum grössten Theil Handwerker gewesen wären, so würde dies der Behauptung, dass es fremde Herumtreiber gewesen, nicht widersprechen; an angesessene Meister wird doch überhaupt Niemand denken und die Gesellen der verschiedenen Handwerker haben sicher im ganzen Mittelalter und natürlich noch besonders in Zeiten der Noth ein grosses Contingent zu dem damaligen Proletariate geliefert. Was die angeführte Stelle Stenzel's, welche jene Mörder zu Breslauer Bürgern stempeln soll, betrifft, so müssten wir die uns unbekannte Quelle vor uns haben, um zu sehen, ob wir wirklich ein Recht haben, das von Stenzel gebrauchte Wort „Bürger" so streng zu nehmen. Das Entscheidendste ist jedoch die Stelle über die Feuersbrunst; Oelsner hilft sich hier in der Weise, dass er erzählt, die Juden seien „im Getümmel einer Feuersbrunst, welche in schneller Verbreitung die Stadt verwüstete“, ermordet worden, er nimmt also an, jene Ermordung der Juden sei nur bei Gelegenheit der Feuersbrunst erfolgt; nun deuten aber die Worte unseres Textes, welche von einer repentina accensio sprechen, weit eher auf absichtliche Brandstiftung, und nichts liegt da wohl näher als anzunehmen, dass die Ühelthäter das Feuer angelegt haben, um in der Verwirrung desto ungehinderter den beabsichtigten Raub ausführen zu können. Um so weniger aber wird es wahrscheinlich, dass die Einwohnerschaft Breslau’s selbst oder wenigstens ein grosser Theil derselben aus Hass gegen die Juden die That begangen; man kann wohl einen Excess gegen die Juden der grossen Menge zuschreiben, wenn aber die Brandstiftung planmässig damit verbunden war, wird man immer darin nur ein Werk einzelner Verbrecher sehen können, und es wird kaum ein Grund vorhanden sein, an der Angabe der Consuln, dass die Thäter Fremde gewesen seien, zu zweifeln. Die Zeiten der Noth, Theuerung und Pest brachten es mit sich, dass die Verbrechen zunahmen und dass allerlei Gesindel, darunter sicher auch zahlreiche brotlos gewordene Handwerker, sich umhertrieben. Das Unwesen der Flagellanten, das in jener Zeit und auch in Breslau getrieben worden war, ist ja gleichfalls ein Zeichen davon. Die Möglichkeit, dass dann auch Breslauer an den Excessen Theil genommen haben, möchte ich nicht be- streiten, aber der verbrecherische Plan selbst gehört sicher fremden Herumtreibern an; und dass sie gerade über die Juden herfielen, erklärt sich leicht daraus, dass man hei diesen eben grosse Reichthümer vermuthete, und daneben allerdings wohl auch daraus, dass der rohe Haufen ein Verbrechen gegen Juden verübt für weniger schwer hielt.
361 Fer. 2. a. Mar. Magd. scriptum est dom. regi per Joh. nun- cium, quod capitaneus petit bona judeorum et quid sit in eo Julí 20. nachzuweisen, will nun auch in der hier erwähnten den Ausdruck der neidischen Abneigung der Einwohnerschaft gegen die durch Geldgeschäfte mühelos reich werdenden Juden sehen, er bezweifelt desshalb die von den Consuln in unserem Texte gemachte Angabe, dass die Mörder unbekannte Fremde gewesen seien. Aber wie ich glaube mit Unrecht, wenigstens vermag ich seine Argumente nicht für stichhaltig zu erkennen. Wenn wirklich, was für Breslau noch keineswegs erwie- sen ist, jene Mörder zum grössten Theil Handwerker gewesen wären, so würde dies der Behauptung, dass es fremde Herumtreiber gewesen, nicht widersprechen; an angesessene Meister wird doch überhaupt Niemand denken und die Gesellen der verschiedenen Handwerker haben sicher im ganzen Mittelalter und natürlich noch besonders in Zeiten der Noth ein grosses Contingent zu dem damaligen Proletariate geliefert. Was die angeführte Stelle Stenzel's, welche jene Mörder zu Breslauer Bürgern stempeln soll, betrifft, so müssten wir die uns unbekannte Quelle vor uns haben, um zu sehen, ob wir wirklich ein Recht haben, das von Stenzel gebrauchte Wort „Bürger" so streng zu nehmen. Das Entscheidendste ist jedoch die Stelle über die Feuersbrunst; Oelsner hilft sich hier in der Weise, dass er erzählt, die Juden seien „im Getümmel einer Feuersbrunst, welche in schneller Verbreitung die Stadt verwüstete“, ermordet worden, er nimmt also an, jene Ermordung der Juden sei nur bei Gelegenheit der Feuersbrunst erfolgt; nun deuten aber die Worte unseres Textes, welche von einer repentina accensio sprechen, weit eher auf absichtliche Brandstiftung, und nichts liegt da wohl näher als anzunehmen, dass die Ühelthäter das Feuer angelegt haben, um in der Verwirrung desto ungehinderter den beabsichtigten Raub ausführen zu können. Um so weniger aber wird es wahrscheinlich, dass die Einwohnerschaft Breslau’s selbst oder wenigstens ein grosser Theil derselben aus Hass gegen die Juden die That begangen; man kann wohl einen Excess gegen die Juden der grossen Menge zuschreiben, wenn aber die Brandstiftung planmässig damit verbunden war, wird man immer darin nur ein Werk einzelner Verbrecher sehen können, und es wird kaum ein Grund vorhanden sein, an der Angabe der Consuln, dass die Thäter Fremde gewesen seien, zu zweifeln. Die Zeiten der Noth, Theuerung und Pest brachten es mit sich, dass die Verbrechen zunahmen und dass allerlei Gesindel, darunter sicher auch zahlreiche brotlos gewordene Handwerker, sich umhertrieben. Das Unwesen der Flagellanten, das in jener Zeit und auch in Breslau getrieben worden war, ist ja gleichfalls ein Zeichen davon. Die Möglichkeit, dass dann auch Breslauer an den Excessen Theil genommen haben, möchte ich nicht be- streiten, aber der verbrecherische Plan selbst gehört sicher fremden Herumtreibern an; und dass sie gerade über die Juden herfielen, erklärt sich leicht daraus, dass man hei diesen eben grosse Reichthümer vermuthete, und daneben allerdings wohl auch daraus, dass der rohe Haufen ein Verbrechen gegen Juden verübt für weniger schwer hielt.
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362 Juli 14. faciendum. Item quid sit faciendum cum debitis et literis inventis judeorum 1). Item si dom. Tiroliensis2) velit habere hereditates et bona judeorum, quid ad hoe sit faciendum. Item si quid invenire- tur in bonis et debitis judeorum, si civitati dare nollet, quod tum reditus ad ducatum spectantes reemantur. Item de racione capi- tanei qui raciocinatus est in crastino b. Margar. presente dom. de Donyn3), quod summa omnium debitorum dom. regis antiqui se extendit ad 214 M. et 8 sco. Item summa racione capitaneatus sibi promissi de 4 annis 1200 M. Item summa omnium distri- 1) Die Hinterlassenschaft der ermordeten Juden wird als res nullius angesehen und nur gefragt, ob sie dem König oder der Stadt anheimfallen soll. Das Auskunfts- mittel, das die Breslauer schliesslich vorschlagen, davon die algekommenen Ein- künfte des Breslauer Herzogthums wieder zurückzukaufen, befriedigt beider Interessen, da eine solche Verwendung, wenngleich ursprünglich im königlichen Interesse gemacht, doch auch der Stadt indirect sehr bedeutend zu Gute kommen musste. Karl entschied die Sache durch ein Edict vom 7. October d. J. dahin, dass der Immobiliarbesitz, so weit er nicht 400 Mark übersteige, an die Stadt, das Übrige an die königliche Kammer fallen solle. Die betreffende Urkunde ist leider nur aus dem Auszuge bei Klose von Breslau II, 184 bekannt, da das von diesem citirte extraordinarium registrum uns nicht mehr erhalten ist. In dem Aus- zuge ist von den aussenstehenden Forderungen der Juden, deren unser Text be- sonders gedenkt, gar nicht die Rede. 2) Oelsner S. 108 (52), der dieselbe Stelle mittheilt, deutet dieselbe zwar ganz richtig auf Johann den Jüngeren, Bruder Karl's, irrt jedoch in der Vermuthung, dass derselbe damals in Breslau verweilt habe, denn alsdann würden ihn unsere R. B., welche die vornehmen Güste hei Gelegenheit der ihnen gereichten Ehrungen jedesmal verzeichnen, nicht übergangen haben. Auch wäre die hypothetische Form der Anfrage kaum erklärlich, wenn der Prinz selbst in Breslau gewesen wäre; vielmehr bezieht sich jene Anfrage augenscheinlich darauf, dass Karl seinen Bruder im Jahre 1347 zum Reichsverweser von Böhmen und Mähren eingesetzt hatte (Palacky II, 2, 282), wo derselbe dann Schlesien als Nebenland von Böhmen gleichfalls mit zu verwalten hatte. O. v. Donyn erscheint in zwei Urkunden König Johann’s und Karl's aus den Jahren 1346 und 1348 als Protonotar und Kanzier des Königs (Stenzel, B. U. 303 und 305) derselbe war auch Kanzler bei Heinrich VI. Man fühlt sich versucht anzunehmen. dass damals zwei Männer dieses Namens existirt haben, die allerdings beide zugleich Domherren gewesen sein müssten ; wenigstens fällt es schwer zu glauben, dass König Johann seinen Kanzler und Protonotar gerade aus der Zahl der vier Domherren genommen haben sollte, welche damals im Jahre 1339 Bischof Nanker hei seinem heftigen Auftreten gegen den König begleiteten. (Chron. princ. Pol. 132.) 3)
362 Juli 14. faciendum. Item quid sit faciendum cum debitis et literis inventis judeorum 1). Item si dom. Tiroliensis2) velit habere hereditates et bona judeorum, quid ad hoe sit faciendum. Item si quid invenire- tur in bonis et debitis judeorum, si civitati dare nollet, quod tum reditus ad ducatum spectantes reemantur. Item de racione capi- tanei qui raciocinatus est in crastino b. Margar. presente dom. de Donyn3), quod summa omnium debitorum dom. regis antiqui se extendit ad 214 M. et 8 sco. Item summa racione capitaneatus sibi promissi de 4 annis 1200 M. Item summa omnium distri- 1) Die Hinterlassenschaft der ermordeten Juden wird als res nullius angesehen und nur gefragt, ob sie dem König oder der Stadt anheimfallen soll. Das Auskunfts- mittel, das die Breslauer schliesslich vorschlagen, davon die algekommenen Ein- künfte des Breslauer Herzogthums wieder zurückzukaufen, befriedigt beider Interessen, da eine solche Verwendung, wenngleich ursprünglich im königlichen Interesse gemacht, doch auch der Stadt indirect sehr bedeutend zu Gute kommen musste. Karl entschied die Sache durch ein Edict vom 7. October d. J. dahin, dass der Immobiliarbesitz, so weit er nicht 400 Mark übersteige, an die Stadt, das Übrige an die königliche Kammer fallen solle. Die betreffende Urkunde ist leider nur aus dem Auszuge bei Klose von Breslau II, 184 bekannt, da das von diesem citirte extraordinarium registrum uns nicht mehr erhalten ist. In dem Aus- zuge ist von den aussenstehenden Forderungen der Juden, deren unser Text be- sonders gedenkt, gar nicht die Rede. 2) Oelsner S. 108 (52), der dieselbe Stelle mittheilt, deutet dieselbe zwar ganz richtig auf Johann den Jüngeren, Bruder Karl's, irrt jedoch in der Vermuthung, dass derselbe damals in Breslau verweilt habe, denn alsdann würden ihn unsere R. B., welche die vornehmen Güste hei Gelegenheit der ihnen gereichten Ehrungen jedesmal verzeichnen, nicht übergangen haben. Auch wäre die hypothetische Form der Anfrage kaum erklärlich, wenn der Prinz selbst in Breslau gewesen wäre; vielmehr bezieht sich jene Anfrage augenscheinlich darauf, dass Karl seinen Bruder im Jahre 1347 zum Reichsverweser von Böhmen und Mähren eingesetzt hatte (Palacky II, 2, 282), wo derselbe dann Schlesien als Nebenland von Böhmen gleichfalls mit zu verwalten hatte. O. v. Donyn erscheint in zwei Urkunden König Johann’s und Karl's aus den Jahren 1346 und 1348 als Protonotar und Kanzier des Königs (Stenzel, B. U. 303 und 305) derselbe war auch Kanzler bei Heinrich VI. Man fühlt sich versucht anzunehmen. dass damals zwei Männer dieses Namens existirt haben, die allerdings beide zugleich Domherren gewesen sein müssten ; wenigstens fällt es schwer zu glauben, dass König Johann seinen Kanzler und Protonotar gerade aus der Zahl der vier Domherren genommen haben sollte, welche damals im Jahre 1339 Bischof Nanker hei seinem heftigen Auftreten gegen den König begleiteten. (Chron. princ. Pol. 132.) 3)
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363 butorum in dampnis reysis et expensis omnium districtuum 1784 M. 3 fert. et sco. Summa totalis distributorum 3199 mrc. et 1/2 fert. Item summa omnium perceptorum de exaccionibus, de pecuniis monetalibus, ser- viciis, captivis, penis, excessibus et omnibus aliis proventibus 1101 m. et sco. Item omnibus computatis et defalcatis restant 2098 m. et 2 sco. capitaneo solvenda. 1354. A° dom. 1354 die dom. invocavit directa est litera ad dom. regem per dom. Pecz. de Gogelow, in qua continebatur, quod civitas retulit dom. regi graciarum acciones pro eo, quod legaciones civitatis ad eum delatas per Petr. graciose audivit et auditis finem imposuit concupitum. Item quod ad mandatum regium super recep- cione literarum civitatum ducis Swidnic. quedam oriebatur alter- cacio super eisdem literis dandis 1), tamen inito consilio dom. Dith- mari cancellarii 2) ac aliorum consulum dixerunt cum eisdem: melius est nobis tales recipere literas in profectum dom. regis quam omittere März 2. 1) Diese litere civitatum werden weiter unten als privilegia bezeichnet, und der Wechsel zwischen den Worten literas dare und recipere macht es sehr wahr- scheinlich, dass es sich hier um Handelsbegünstigungen handelt, welche der König, der 1353 mit seinem früheren Widersacher Bolko enge Freundschaft geschlossen und dessen Nichte geheirathet hatte, den Schweidnitz-Jauer'schen Städten ertheilt und welche, in sofern sie in gewisser Weise den Rechten der Breslauer präjudicirlich waren, vou diesem letzteren ausdrücklich anerkannt (lite- ras recipere) und als anerkannt beurkundet (literas dare) werden sollten. Einen näheren Fingerzeig bietet die Urkunde Karl's vom 30. September 1334, in welcher den Bürgern der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer dieselben Rechte und Exemtionen, welche die Bürger von Breslau im Königreich Böhmen und speciell in der Stadt Prag geniessen, ertheilt wurden (Schweidnitz, Pfeiffer'sches Manu- script, Fol. 126). Doch scheint es, als ob (vielleicht im Anschlusse hieran) noch besondere Handelsbegünstigungen seitens der Breslauer verlangt worden seien. Die Breslauer ertheilen diese nun auch, wenngleich ungern und mit Rücksicht auf das Interesse des Königs, der sich um jeden Preis die Erbfolge in den Fürstenthümern sichern wollte, doch knüpften sie daran eine Bedingung, gegen welche dann (vgl. weiter unten im Text) die Städte der zwei Herzogthümer protestiren, weil dieselbe den Zusicherungen des Königs und ihres Herzogs widerspräche. 2) Dietmar von Meckebach, als Bearbeiter des Breslauer Landbuches Karl's IV. be- kannt (vgl. über ihn Cod. dipl. Sil. III, 80, Anm. 1 und dazu noch eine Urkunde in der Zeitschrift des Vereins für thür. Gesch. V, 253. 1862).
363 butorum in dampnis reysis et expensis omnium districtuum 1784 M. 3 fert. et sco. Summa totalis distributorum 3199 mrc. et 1/2 fert. Item summa omnium perceptorum de exaccionibus, de pecuniis monetalibus, ser- viciis, captivis, penis, excessibus et omnibus aliis proventibus 1101 m. et sco. Item omnibus computatis et defalcatis restant 2098 m. et 2 sco. capitaneo solvenda. 1354. A° dom. 1354 die dom. invocavit directa est litera ad dom. regem per dom. Pecz. de Gogelow, in qua continebatur, quod civitas retulit dom. regi graciarum acciones pro eo, quod legaciones civitatis ad eum delatas per Petr. graciose audivit et auditis finem imposuit concupitum. Item quod ad mandatum regium super recep- cione literarum civitatum ducis Swidnic. quedam oriebatur alter- cacio super eisdem literis dandis 1), tamen inito consilio dom. Dith- mari cancellarii 2) ac aliorum consulum dixerunt cum eisdem: melius est nobis tales recipere literas in profectum dom. regis quam omittere März 2. 1) Diese litere civitatum werden weiter unten als privilegia bezeichnet, und der Wechsel zwischen den Worten literas dare und recipere macht es sehr wahr- scheinlich, dass es sich hier um Handelsbegünstigungen handelt, welche der König, der 1353 mit seinem früheren Widersacher Bolko enge Freundschaft geschlossen und dessen Nichte geheirathet hatte, den Schweidnitz-Jauer'schen Städten ertheilt und welche, in sofern sie in gewisser Weise den Rechten der Breslauer präjudicirlich waren, vou diesem letzteren ausdrücklich anerkannt (lite- ras recipere) und als anerkannt beurkundet (literas dare) werden sollten. Einen näheren Fingerzeig bietet die Urkunde Karl's vom 30. September 1334, in welcher den Bürgern der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer dieselben Rechte und Exemtionen, welche die Bürger von Breslau im Königreich Böhmen und speciell in der Stadt Prag geniessen, ertheilt wurden (Schweidnitz, Pfeiffer'sches Manu- script, Fol. 126). Doch scheint es, als ob (vielleicht im Anschlusse hieran) noch besondere Handelsbegünstigungen seitens der Breslauer verlangt worden seien. Die Breslauer ertheilen diese nun auch, wenngleich ungern und mit Rücksicht auf das Interesse des Königs, der sich um jeden Preis die Erbfolge in den Fürstenthümern sichern wollte, doch knüpften sie daran eine Bedingung, gegen welche dann (vgl. weiter unten im Text) die Städte der zwei Herzogthümer protestiren, weil dieselbe den Zusicherungen des Königs und ihres Herzogs widerspräche. 2) Dietmar von Meckebach, als Bearbeiter des Breslauer Landbuches Karl's IV. be- kannt (vgl. über ihn Cod. dipl. Sil. III, 80, Anm. 1 und dazu noch eine Urkunde in der Zeitschrift des Vereins für thür. Gesch. V, 253. 1862).
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364 Mürz 8. et sic eedem litere primo in Swidnicz concepte in presencia dom. regis 1), date sunt fer. 4. a. fest. St. Matthie apost. tali forma, sed quod in copia inclusa literis dom. Dithmari missis dom. regi continetur. Item quod rex Polonie dixerit, se terram Russye propriis suis hominibus expugnasse, et quod illa via solum suis hominibus et mer- catoribus patere deberet 2). Item quod dom. rex mand averit suis literis, ex quo strate et vie publice versus Russyam per regem Polonie nostris mercatoribus indebite sic precluduntur, quod universos cives et mercatores dicti regis Polonie, quicumque ad loca nostra venirent, nullo alio expectato mandato dom. regis a nobis recedere et redire, unde venirent, cogere debeamus ipsos non sinendo res ipsorum apud nos dissolvere, religare aut vendere aut quaslibet alias negociaciones exhercere. Item si secundum premissa scripta dom. regis adversus cives et mercatores regis Polonie civitas se regere deberet, quod dom. rex hoc ipsi intimaret et suas dirigeret literas magistro generali et preceptoribus terre Prussye, virtute quarum cives et mercatores regis Polonie impedire valerent. Item quod due membrane dom. regis secundum ejus mandatum essent cancellate et deposite servate in deposito usque ad adventum dom. regis. Item sabb. p. invocavit per dictum dom. Pecz. litera directa est ad dom. regem transsumpti super cives Bregenses, cui litere inclusa fuit quedam copia litere Bregensis in qua quidem litera ultimo supplicabatur domino, quidquid pro juris sentencia adversus dictos cives Bregenses virtute literarum regalium ac copie hujusmodi dan- Februar 19. 1) Im Juni 1353, wo der König, nachdem er zu Ofen seine Vermählung mit Anna, der Nichte Bolko's, gefeiert, in Schweidnitz fast einen Monat verweilte. 2) Diese schon früher laut gewordenen Klagen hatten also noch immer keine Reme- dur gesunden, obwohl das Verhältniss des Königs von Polen zu Karl in jener Zeit dauernd ein gutes blieb und obwohl Kasimir, wie die Urkunde von 1349 bei Voigt Cod. dipl. Prussicus IlI, 82 zeigt, andererseits den Thorner Kaufleuten den Weg nach Breslau durch seine Lande gestattete. Karl selbst war in der Sache keines- wegs unthätig geblieben. Schon 1350 hatte er befohlen, alle Krakauer Kaufleute von seinen Ländern abzuweisen, und auch für Böhmen den polnischen Kaufleuten seinen Schutz nur unter der Bedingung zugesagt, dass Kasimir seine Unterthanen mit gleicher Gunst behandle (Stenzel, Schles. Gesch. 321). Durch eine zweite Urkunde vom 24. Februar 1352 besiehlt er dann den Breslauern, wenn sie noch ferner Bedrückungen und Belästigungen seitens der Polen ausgesetzt seien, an deren Kaufleuten Repressalien zu üben (Mosbach, Przyezynki do dziejow pols- kich p. 79).
364 Mürz 8. et sic eedem litere primo in Swidnicz concepte in presencia dom. regis 1), date sunt fer. 4. a. fest. St. Matthie apost. tali forma, sed quod in copia inclusa literis dom. Dithmari missis dom. regi continetur. Item quod rex Polonie dixerit, se terram Russye propriis suis hominibus expugnasse, et quod illa via solum suis hominibus et mer- catoribus patere deberet 2). Item quod dom. rex mand averit suis literis, ex quo strate et vie publice versus Russyam per regem Polonie nostris mercatoribus indebite sic precluduntur, quod universos cives et mercatores dicti regis Polonie, quicumque ad loca nostra venirent, nullo alio expectato mandato dom. regis a nobis recedere et redire, unde venirent, cogere debeamus ipsos non sinendo res ipsorum apud nos dissolvere, religare aut vendere aut quaslibet alias negociaciones exhercere. Item si secundum premissa scripta dom. regis adversus cives et mercatores regis Polonie civitas se regere deberet, quod dom. rex hoc ipsi intimaret et suas dirigeret literas magistro generali et preceptoribus terre Prussye, virtute quarum cives et mercatores regis Polonie impedire valerent. Item quod due membrane dom. regis secundum ejus mandatum essent cancellate et deposite servate in deposito usque ad adventum dom. regis. Item sabb. p. invocavit per dictum dom. Pecz. litera directa est ad dom. regem transsumpti super cives Bregenses, cui litere inclusa fuit quedam copia litere Bregensis in qua quidem litera ultimo supplicabatur domino, quidquid pro juris sentencia adversus dictos cives Bregenses virtute literarum regalium ac copie hujusmodi dan- Februar 19. 1) Im Juni 1353, wo der König, nachdem er zu Ofen seine Vermählung mit Anna, der Nichte Bolko's, gefeiert, in Schweidnitz fast einen Monat verweilte. 2) Diese schon früher laut gewordenen Klagen hatten also noch immer keine Reme- dur gesunden, obwohl das Verhältniss des Königs von Polen zu Karl in jener Zeit dauernd ein gutes blieb und obwohl Kasimir, wie die Urkunde von 1349 bei Voigt Cod. dipl. Prussicus IlI, 82 zeigt, andererseits den Thorner Kaufleuten den Weg nach Breslau durch seine Lande gestattete. Karl selbst war in der Sache keines- wegs unthätig geblieben. Schon 1350 hatte er befohlen, alle Krakauer Kaufleute von seinen Ländern abzuweisen, und auch für Böhmen den polnischen Kaufleuten seinen Schutz nur unter der Bedingung zugesagt, dass Kasimir seine Unterthanen mit gleicher Gunst behandle (Stenzel, Schles. Gesch. 321). Durch eine zweite Urkunde vom 24. Februar 1352 besiehlt er dann den Breslauern, wenn sie noch ferner Bedrückungen und Belästigungen seitens der Polen ausgesetzt seien, an deren Kaufleuten Repressalien zu üben (Mosbach, Przyezynki do dziejow pols- kich p. 79).
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365 dum sit, ut de hoc suis regalibus literis coss. Wrat. dignetur expres- sius informare 1). De rege Cracoviensi occasione novitatum, quomodo nititur ducere aliam reginam prout dicitur a Tartaris fore exortam 2), sicut Nicol. Wirsingi3) scripsit civitati. De dissensione inter regem Cracovie et Maczconem Bor- cowicz 4) quomodo ipse rex propellit eundem Maczconem a suo regno, eciam quomodo idem Maczco exquisivit a civitate Wratislav. suis literis, ut in timore non debeat poni sed in tranquillitate pacis occasione civitatis. De privilegiis civitatum ducis Swidnicensis quomodo presentata sint per civitates, et quomodo civitates ejusdem ducis contradixerint ultimum articulum in literis positum occasione promissi dominorum dom. regis et ducis partibus ex utrisque. Eciam dicatur dom. regi, quomodo dux Swidn, publice ad suos cives et homagiales, milites et 3) 4) 1) Vergl. unten S. 367, Anm. 1. 2) Diese Nachricht, die hier zum ersten Male auftritt, erscheint um so eher glaublich, als sie von einer über Hofangelegenheiten so gut unterrichteten Persönlichkeit, wie N. Wirsung war, herstammt. Math. Villani, die Hauptquelle über den tatari- schen Feldzug IV, 5, berichtet von einem jungen liebenswürdigen Tatarenfürsten. Einer Gesandtschaft an die Tataren im Jahre 1353 gedenkt auch die Urkunde vom 19. Januar 1354 bei Muczk und Rsysz, und dass Kasimir, seiner Gemahlin Adelheid mehr und mehr entfremdet, an neue Heirathspläne dachte, wissen wir auch (Caro, Gesch. Polens 306 ff.). Uber Nie. Wirsing oder Wirsung, einen sehr reichen Krakauer Bürger, Schatz- meister König Kasimir's, mit dem die Stadt Breslau vielfach Compagniegeschäfte machte, z. B. Mühlenanlagen, vergl. Cod. dipl. Sil. III die Note zum Index unter Wirsungus. Über diese Angelegenheit berichtet Długosz Chronic. lib. IX, 1115, indem er erzählt, Mathias Borcowiez, ein polnischer Baron, dessen Wappen hier zugleich beschrieben wird, habe anfänglich bei König Kasimir in grossen Ehren gestanden und sei zum Palatin von Posen gemacht worden, derselbe habe aber diese Gunst verscherzt dadurch, dass er vielfach Räubereien und Diebstähle begünstigt. Vor- würfe und Strafen hätten dagegen nichts gefruchtet, Borcowicz habe wohl Besserung gelobt, sei jedoch hald wieder in seine alten Fehler verfallen, und der erzürnte König habe ihn desshalb endlich zu Kalisch festnehmen und in dem Schlosse „Olschtin" Hungers sterben lassen. Dlugosz setzt zu dem Ganzen die Jahreszahl 1358, welche vermuthlich das Jahr des Todes bezeichnen soll. Die in unserm Texte angedeutete Beziehung auf das Bestreben Borcowicz's, sich den Schutz der Stadt Breslau in seinem Streite mit dem König zu sichern, ist nicht recht deutlich.
365 dum sit, ut de hoc suis regalibus literis coss. Wrat. dignetur expres- sius informare 1). De rege Cracoviensi occasione novitatum, quomodo nititur ducere aliam reginam prout dicitur a Tartaris fore exortam 2), sicut Nicol. Wirsingi3) scripsit civitati. De dissensione inter regem Cracovie et Maczconem Bor- cowicz 4) quomodo ipse rex propellit eundem Maczconem a suo regno, eciam quomodo idem Maczco exquisivit a civitate Wratislav. suis literis, ut in timore non debeat poni sed in tranquillitate pacis occasione civitatis. De privilegiis civitatum ducis Swidnicensis quomodo presentata sint per civitates, et quomodo civitates ejusdem ducis contradixerint ultimum articulum in literis positum occasione promissi dominorum dom. regis et ducis partibus ex utrisque. Eciam dicatur dom. regi, quomodo dux Swidn, publice ad suos cives et homagiales, milites et 3) 4) 1) Vergl. unten S. 367, Anm. 1. 2) Diese Nachricht, die hier zum ersten Male auftritt, erscheint um so eher glaublich, als sie von einer über Hofangelegenheiten so gut unterrichteten Persönlichkeit, wie N. Wirsung war, herstammt. Math. Villani, die Hauptquelle über den tatari- schen Feldzug IV, 5, berichtet von einem jungen liebenswürdigen Tatarenfürsten. Einer Gesandtschaft an die Tataren im Jahre 1353 gedenkt auch die Urkunde vom 19. Januar 1354 bei Muczk und Rsysz, und dass Kasimir, seiner Gemahlin Adelheid mehr und mehr entfremdet, an neue Heirathspläne dachte, wissen wir auch (Caro, Gesch. Polens 306 ff.). Uber Nie. Wirsing oder Wirsung, einen sehr reichen Krakauer Bürger, Schatz- meister König Kasimir's, mit dem die Stadt Breslau vielfach Compagniegeschäfte machte, z. B. Mühlenanlagen, vergl. Cod. dipl. Sil. III die Note zum Index unter Wirsungus. Über diese Angelegenheit berichtet Długosz Chronic. lib. IX, 1115, indem er erzählt, Mathias Borcowiez, ein polnischer Baron, dessen Wappen hier zugleich beschrieben wird, habe anfänglich bei König Kasimir in grossen Ehren gestanden und sei zum Palatin von Posen gemacht worden, derselbe habe aber diese Gunst verscherzt dadurch, dass er vielfach Räubereien und Diebstähle begünstigt. Vor- würfe und Strafen hätten dagegen nichts gefruchtet, Borcowicz habe wohl Besserung gelobt, sei jedoch hald wieder in seine alten Fehler verfallen, und der erzürnte König habe ihn desshalb endlich zu Kalisch festnehmen und in dem Schlosse „Olschtin" Hungers sterben lassen. Dlugosz setzt zu dem Ganzen die Jahreszahl 1358, welche vermuthlich das Jahr des Todes bezeichnen soll. Die in unserm Texte angedeutete Beziehung auf das Bestreben Borcowicz's, sich den Schutz der Stadt Breslau in seinem Streite mit dem König zu sichern, ist nicht recht deutlich.
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366 vasallos dixit, talibus verbis: si vos jubebo alteri prestare homagium, oportet quod jussum meum facietis 1). Item dicatur, quomodo sui subditi et nuncii ducis Swidnic. Nic. de Syffridow et Nic. Zachinkirche2) literam dom. regis civitati per mandatum speciale, quod civitas deberet suffragium prestare duci Swidnic. in omnibus oportunitatibus et necessariis articulis contra quoslibet sibi adversantes, et dum hoc negocium hii duo predicti cum civitate tractassent, duos pociores et diciores judeos abduxerunt 3) sine scitu civitatis, et sic judei recedere nituntur, quamvis omne pro- missum tam ex parte dom. regis quam civitatis firme et infragibiliter ipsis judeis secundum literarum suarum tenorem observatur. Verte Folium C. Fol. 50. 1355. C. de debitis, que Bregenses in censu et in alia pecunia civibus Wrat. tenentur, quomodo juramentis suis evadere nituntur, et solvere non curant, quamvis litere et privilegia satis manifesta et pura super eosdem Bregenses et civitatis et dom. ibidem ducis Boles- lai, ducis Wenczeslai, ducis Lodevici et ducisse no- 1) Aus dieser Art von Denunciation spricht wohl nur der Arger der Breslauer über jene oben erwähnten Begünstigungen des Herzogs und seiner Städte durch Karl IV. 2) Derselbe wird noch 1363 unter den Vasallen Herzog Bolko's II. aufgeführt (Tzschoppe und Stenzel 586). 1372 erscheint ein Nic. Sachinkirche als Bürger von Schweidnitz (Rathsarchiv Antiquar. Fol. 121b) und 1389 ein Hans S. als Rathsherr daselbst (Schmidt, Gesch. v. Schweidnitz I, 121); vergl. über sie auch Naso, phoen. rediviv. 102. 3) Oelsner a. a. 0. S. 76 (20), der diese Stelle wieder mittheilt, fasst dieselbe zu tragisch auf, wenn er annimmt, dass sie als Verbrecher fortgeschleppt worden seien, um dann irgend welchem traurigen Schicksale zu verfallen. Die Breslauer würden sicher nicht verfehlt haben, darüber eine Andeutung zu machen, die ja das Benehmen der Gesandten noch tadelnswerther hätte erscheinen lassen müssen. Gerade wenn seine scharfsinnigen Combinationen gegründet sind und die beiden Juden aus Schweidnitz gebürtig waren, lässt sich der Zusammenhang nicht schwer errathen: dann bestand das ihnen schuldgegebene Vergehen wohl nur darin, dass man ihre Übersiedelung nach Breslau unter irgend welchem Vorwande für unbe- rechtigt erklärte und dieselbe gewaltsam rückgängig machte, um nicht den Schweidnitzer Herzog solcher respectabler Steuerkräfte verlustig gehen zu lassen.
366 vasallos dixit, talibus verbis: si vos jubebo alteri prestare homagium, oportet quod jussum meum facietis 1). Item dicatur, quomodo sui subditi et nuncii ducis Swidnic. Nic. de Syffridow et Nic. Zachinkirche2) literam dom. regis civitati per mandatum speciale, quod civitas deberet suffragium prestare duci Swidnic. in omnibus oportunitatibus et necessariis articulis contra quoslibet sibi adversantes, et dum hoc negocium hii duo predicti cum civitate tractassent, duos pociores et diciores judeos abduxerunt 3) sine scitu civitatis, et sic judei recedere nituntur, quamvis omne pro- missum tam ex parte dom. regis quam civitatis firme et infragibiliter ipsis judeis secundum literarum suarum tenorem observatur. Verte Folium C. Fol. 50. 1355. C. de debitis, que Bregenses in censu et in alia pecunia civibus Wrat. tenentur, quomodo juramentis suis evadere nituntur, et solvere non curant, quamvis litere et privilegia satis manifesta et pura super eosdem Bregenses et civitatis et dom. ibidem ducis Boles- lai, ducis Wenczeslai, ducis Lodevici et ducisse no- 1) Aus dieser Art von Denunciation spricht wohl nur der Arger der Breslauer über jene oben erwähnten Begünstigungen des Herzogs und seiner Städte durch Karl IV. 2) Derselbe wird noch 1363 unter den Vasallen Herzog Bolko's II. aufgeführt (Tzschoppe und Stenzel 586). 1372 erscheint ein Nic. Sachinkirche als Bürger von Schweidnitz (Rathsarchiv Antiquar. Fol. 121b) und 1389 ein Hans S. als Rathsherr daselbst (Schmidt, Gesch. v. Schweidnitz I, 121); vergl. über sie auch Naso, phoen. rediviv. 102. 3) Oelsner a. a. 0. S. 76 (20), der diese Stelle wieder mittheilt, fasst dieselbe zu tragisch auf, wenn er annimmt, dass sie als Verbrecher fortgeschleppt worden seien, um dann irgend welchem traurigen Schicksale zu verfallen. Die Breslauer würden sicher nicht verfehlt haben, darüber eine Andeutung zu machen, die ja das Benehmen der Gesandten noch tadelnswerther hätte erscheinen lassen müssen. Gerade wenn seine scharfsinnigen Combinationen gegründet sind und die beiden Juden aus Schweidnitz gebürtig waren, lässt sich der Zusammenhang nicht schwer errathen: dann bestand das ihnen schuldgegebene Vergehen wohl nur darin, dass man ihre Übersiedelung nach Breslau unter irgend welchem Vorwande für unbe- rechtigt erklärte und dieselbe gewaltsam rückgängig machte, um nicht den Schweidnitzer Herzog solcher respectabler Steuerkräfte verlustig gehen zu lassen.
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367 mine eorundem debitorum et census possunt perhiberi suffi- cienter 1). De maleficis stragitundinariis furibus, spoliatoribus, hominum occisoribus et ipsis consimilibus, qui morantur et hospitantur in bonis illorum dominorum et hominum, qui bona sua cum jure supremo possidere nituntur 2), et potissime sacerdotum, petatur ideo dom. rex, ut det medium hujus, ut judicium super eosdem maleficos habeatur. Simile sit hujus, ut accidit in Muchobor 3), quia ibi quidam dimissi fuerant per sacerdotes, et statim homines pauperes occiderunt. De monachis et monialibus et aliis personis spiritualibus, qui petunt porciones devolucionum ipsarum parentibus mortuis et indebite et minus juste homines invexant et alios eorum affines et amicos foro spirituali 4). De magnis debitorum honeribus ipsius civitatis, quomodo incole ejus depauperati sunt per ignis voraginem, per impetum aquarum, sicuti nunc quod in reparacione molendinorum constat 300 m.5). Item quod debita ducis Wenczeslai et illorum Bregensium, quia suis creditoribus debita non solvunt. Eciam quia plures depau- perati sunt de labore aurifodinarum in Niclosdorfo). 2) 1) 1349, August 28, überlässt Herzog Boleslaw im Verein mit seiner Gemahlin Katha- rina (der ducissa unseres Textes) den Rathmannen zu Brieg für eine ihnen als Bürgen aufgebürdete fürstliche Schuld bis zu völliger Erstattung den Brücken- und Wasserzoll, so wie das Salz-Urbar. Gengler, Cod. jur. municip. Germ. Brieg. Nr. 35. Die Handschrift, der die im Texte gegebenen Aufzeichnungen entnommen sind, enthält daneben noch zahlreiche, namentlich Anführungen von Verbrechern und deren Beschützern. Man sieht, trotz der zahlreichen und sehr ausgedehnten Pri- vilegien, durch welche der Rath ermächtigt wird, flüchtige Verbrecher überall im Fürstenthum zu ergreifen und zur Strafe zu ziehen, fand die Execution Schwierig- keiten, an Orten, wo der Besitzer selbst im Besitze der höheren Gerichtsbar- keit war. 3) Gross-Mochbern bei Breslau, ein Gut des Domstiftes. 4) Schon König Johann verbietet in seiner Urkunde vom 26. März 1326 den Geist- lichen, bei Klagen gegen einen Bürger denselben vor das geistliche Gericht zu ziehen, dies soll nur erlaubt sein, wenn es sich um die kirchlichen Sacramente handelt oder die weltlichen Gerichte beider Instanzen die Rechtshülfe verwei- gern. (Lünig, Reichsarchiv XIV, p. 312.) 5) Vergl. die R. B. p. 86. 6) Nikolstadt bei Liegnitz, um's Jahr 1345 zur S tadt erhoben, eben um seiner damals erst kürzlich entdeekten Goldgruben willen. Bei der durchaus irrationellen Art,
367 mine eorundem debitorum et census possunt perhiberi suffi- cienter 1). De maleficis stragitundinariis furibus, spoliatoribus, hominum occisoribus et ipsis consimilibus, qui morantur et hospitantur in bonis illorum dominorum et hominum, qui bona sua cum jure supremo possidere nituntur 2), et potissime sacerdotum, petatur ideo dom. rex, ut det medium hujus, ut judicium super eosdem maleficos habeatur. Simile sit hujus, ut accidit in Muchobor 3), quia ibi quidam dimissi fuerant per sacerdotes, et statim homines pauperes occiderunt. De monachis et monialibus et aliis personis spiritualibus, qui petunt porciones devolucionum ipsarum parentibus mortuis et indebite et minus juste homines invexant et alios eorum affines et amicos foro spirituali 4). De magnis debitorum honeribus ipsius civitatis, quomodo incole ejus depauperati sunt per ignis voraginem, per impetum aquarum, sicuti nunc quod in reparacione molendinorum constat 300 m.5). Item quod debita ducis Wenczeslai et illorum Bregensium, quia suis creditoribus debita non solvunt. Eciam quia plures depau- perati sunt de labore aurifodinarum in Niclosdorfo). 2) 1) 1349, August 28, überlässt Herzog Boleslaw im Verein mit seiner Gemahlin Katha- rina (der ducissa unseres Textes) den Rathmannen zu Brieg für eine ihnen als Bürgen aufgebürdete fürstliche Schuld bis zu völliger Erstattung den Brücken- und Wasserzoll, so wie das Salz-Urbar. Gengler, Cod. jur. municip. Germ. Brieg. Nr. 35. Die Handschrift, der die im Texte gegebenen Aufzeichnungen entnommen sind, enthält daneben noch zahlreiche, namentlich Anführungen von Verbrechern und deren Beschützern. Man sieht, trotz der zahlreichen und sehr ausgedehnten Pri- vilegien, durch welche der Rath ermächtigt wird, flüchtige Verbrecher überall im Fürstenthum zu ergreifen und zur Strafe zu ziehen, fand die Execution Schwierig- keiten, an Orten, wo der Besitzer selbst im Besitze der höheren Gerichtsbar- keit war. 3) Gross-Mochbern bei Breslau, ein Gut des Domstiftes. 4) Schon König Johann verbietet in seiner Urkunde vom 26. März 1326 den Geist- lichen, bei Klagen gegen einen Bürger denselben vor das geistliche Gericht zu ziehen, dies soll nur erlaubt sein, wenn es sich um die kirchlichen Sacramente handelt oder die weltlichen Gerichte beider Instanzen die Rechtshülfe verwei- gern. (Lünig, Reichsarchiv XIV, p. 312.) 5) Vergl. die R. B. p. 86. 6) Nikolstadt bei Liegnitz, um's Jahr 1345 zur S tadt erhoben, eben um seiner damals erst kürzlich entdeekten Goldgruben willen. Bei der durchaus irrationellen Art,
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368 Novbr. 20. De stratis versus Russyam, quomodo rex Polonie dedit re- sponsum occasione stratarum eorundem, ita quod nulli hominum vellet favere nisi suis, qui sibi adjuti fuissent contra Tartaros et ad alios sibi inimicantes 1). De debitis Nicol. de Cracovia assignatis per dom. regem 2). De Franczcone Stillen, qui fovetur per ducem Swidni- censem, qui tum multum nostris concivibus insidiatur ad interitum rerum et personarum et potissime fratribus Slanczen dictis 3). De Henseluio de Nyssa ad dom. Lutherum. A° dom. 1355 in crastino St. Elyz. directa est litera dom. impera- tori 4) per Wolfelmum, in qua continebatur, quomodo per merca- tores inter dominos terre Prwssye et Lythwanos tractatum sit de quadam strata propinque ducente de Prussia per Lythwaniam mit der man damals den Bergbau betrieb (Raublan), darf es uns nicht befremden. dass der Segen so schnell wieder versiegte; wie denn überhaupt schen Stenzel (Schles. Gesch. 296, 297) den übertriebenen Vorstellungen von dem Ertrage jener Bergwerke mit Recht entgegengetreten ist; trotzdem ist die Notiz unseres Textes sehr interessant: man nahm bisher das Jahr 1364 als Zeitpunkt für das Erlöschen jenes Bergbaues an, doch nun sehen wir, dass der Verfall schon viel früher be- gonnen haben muss, wenn die Breslauer Consuln schon 1354 die Speculation auf jenen Betrieb unter ihren Calamitäten, welche die Verarmung vieler Bürger ver- schuldet, mit aufführen konnten. 1) Vergl. oben S. 364, Anm. 2. 2) Uber diese Schulden vgl. Cod. dipl. Siles. 1I1, 85, Anm. 2. Dieser Nic. de Cracovia scheint jetloch ein anderer zu sein als der oben S. 363, Anm. 3 erwähnte Nic. Wir- sung, wenngleich auch dieser als Nic. de Cracovia vorkommt. Der Letztere wird als civis Cracoviensis, dieser ansdrücklich als civis Wratislaviensis bezeichnet. 3) Über diese Angelegenheit sind wir zufällig etwas genauer unterrichtet. Der hier genannte Franz Stille war einer Breslauer Handelscompagnie und auch seinem Bruder Nicol. Geld schuldig und diese seine Gläubiger hatten sich in Folge dessen durch Urtheilsspruch des Landgerichtes des Schuldners Gut Wirrwitz (31/2 M. von Breslau SSW.) zum Verkauf zusprechen lassen und dasselbe dann nach Jahr und Tag 1346 an die Gebrüder Heinr. und Nic. Slancz und Nic. Stille unter Zustim- mung des Franz Stille verkauft (Bresl. Landbuch B. magn. Fol. 11b). Dass dann dieses Besitzthum trotz der im Texte erwähnten erneuten Ansprüche des Stille im Besitze der Slancz geblieben, erschen wir aus späteren Urkunden. Jene Gebrüder erscheinen dann, und zwar auch wieder in Gemeinschaft mit Nic. Stille, noch im Jahre 1363 als Depositare päpstlicher Gelder (Theiner, Mon. vet. Pol. I, 612). Eine etwas weite Ausdehnung der kaiserl. Befuguisse ; wie die öffentliche Strasse als solche des Königs Weg heisst, so stehen alle Strassen auch ausserhalb des Reiches unter dem dominus mundi, dem Kaiser. 4)
368 Novbr. 20. De stratis versus Russyam, quomodo rex Polonie dedit re- sponsum occasione stratarum eorundem, ita quod nulli hominum vellet favere nisi suis, qui sibi adjuti fuissent contra Tartaros et ad alios sibi inimicantes 1). De debitis Nicol. de Cracovia assignatis per dom. regem 2). De Franczcone Stillen, qui fovetur per ducem Swidni- censem, qui tum multum nostris concivibus insidiatur ad interitum rerum et personarum et potissime fratribus Slanczen dictis 3). De Henseluio de Nyssa ad dom. Lutherum. A° dom. 1355 in crastino St. Elyz. directa est litera dom. impera- tori 4) per Wolfelmum, in qua continebatur, quomodo per merca- tores inter dominos terre Prwssye et Lythwanos tractatum sit de quadam strata propinque ducente de Prussia per Lythwaniam mit der man damals den Bergbau betrieb (Raublan), darf es uns nicht befremden. dass der Segen so schnell wieder versiegte; wie denn überhaupt schen Stenzel (Schles. Gesch. 296, 297) den übertriebenen Vorstellungen von dem Ertrage jener Bergwerke mit Recht entgegengetreten ist; trotzdem ist die Notiz unseres Textes sehr interessant: man nahm bisher das Jahr 1364 als Zeitpunkt für das Erlöschen jenes Bergbaues an, doch nun sehen wir, dass der Verfall schon viel früher be- gonnen haben muss, wenn die Breslauer Consuln schon 1354 die Speculation auf jenen Betrieb unter ihren Calamitäten, welche die Verarmung vieler Bürger ver- schuldet, mit aufführen konnten. 1) Vergl. oben S. 364, Anm. 2. 2) Uber diese Schulden vgl. Cod. dipl. Siles. 1I1, 85, Anm. 2. Dieser Nic. de Cracovia scheint jetloch ein anderer zu sein als der oben S. 363, Anm. 3 erwähnte Nic. Wir- sung, wenngleich auch dieser als Nic. de Cracovia vorkommt. Der Letztere wird als civis Cracoviensis, dieser ansdrücklich als civis Wratislaviensis bezeichnet. 3) Über diese Angelegenheit sind wir zufällig etwas genauer unterrichtet. Der hier genannte Franz Stille war einer Breslauer Handelscompagnie und auch seinem Bruder Nicol. Geld schuldig und diese seine Gläubiger hatten sich in Folge dessen durch Urtheilsspruch des Landgerichtes des Schuldners Gut Wirrwitz (31/2 M. von Breslau SSW.) zum Verkauf zusprechen lassen und dasselbe dann nach Jahr und Tag 1346 an die Gebrüder Heinr. und Nic. Slancz und Nic. Stille unter Zustim- mung des Franz Stille verkauft (Bresl. Landbuch B. magn. Fol. 11b). Dass dann dieses Besitzthum trotz der im Texte erwähnten erneuten Ansprüche des Stille im Besitze der Slancz geblieben, erschen wir aus späteren Urkunden. Jene Gebrüder erscheinen dann, und zwar auch wieder in Gemeinschaft mit Nic. Stille, noch im Jahre 1363 als Depositare päpstlicher Gelder (Theiner, Mon. vet. Pol. I, 612). Eine etwas weite Ausdehnung der kaiserl. Befuguisse ; wie die öffentliche Strasse als solche des Königs Weg heisst, so stehen alle Strassen auch ausserhalb des Reiches unter dem dominus mundi, dem Kaiser. 4)
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369 versus Russiam, ubi metas regni Polonie attingi non oportet, nulla tamen solucione theolonij mediante, et quod dom. imperator petatur, exquo omnes strate sue subiciant majestati 1), ut mandet dominis Prwssie ad presens secus eum existentibus quod opem et operam adhibeant, ut incepta debitum socciantur effectum mercatores dom. imperatoris tamquam ipsorum mercatores assumendo. Nam si processum habere videretur, quod mercatoribus exinde profectus et commoda non modica oriantur. Beilage. 1. Litera Heynconis Cracovia. (Breslauer Landbuch B. magn. Fol. 58.) Nos Conradus de Falkinhayn pro regia majestate cacitaneus Wratisl. et Lutoldus de Lobil marchaleus Wratisl. tenore pre- sencium recognossimus universis Heynconem de Cracovia dampna ad 16 m. taxata in regio servicio ante castrum Wartinstein 2) in Wratislaviensi et Gorensi terris percepisse. Harum sub sigillo mei Lutoldi testimonio litererum datum Wratisl. die cinerum anno dom. 1348. 2. Litera Henrici de Cracovia. (Ebendaselbst.) Ego Lutoldus dictus Lobil auctoritate regali marschaleus du- catus Wratisl. recognosco presentibus famoso viro Henrico dicto 1) Der Kaisertitel wird hier zum ersten Male von den Breslauern gebraucht, nachdem Karl am 5. April d. J. zu Rom die Kaiserkrone empfangen hatte. 2) Diese Burg, welche auch in den R. B. p. 73 zweimal, und zwar im Jahre 1346, resp. Anfang 1347 erwähnt wird, ist nicht mehr aufzufinden. Da sie an der Grenze der Gebiete von Breslau und Guhrau zu suchen sein soll, wird sie wohl etwa nördlich von Winzig gelegen haben und ein Grenzeastell gegen Polen gewesen sein. Archiv. XXXIV. 2. 24
369 versus Russiam, ubi metas regni Polonie attingi non oportet, nulla tamen solucione theolonij mediante, et quod dom. imperator petatur, exquo omnes strate sue subiciant majestati 1), ut mandet dominis Prwssie ad presens secus eum existentibus quod opem et operam adhibeant, ut incepta debitum socciantur effectum mercatores dom. imperatoris tamquam ipsorum mercatores assumendo. Nam si processum habere videretur, quod mercatoribus exinde profectus et commoda non modica oriantur. Beilage. 1. Litera Heynconis Cracovia. (Breslauer Landbuch B. magn. Fol. 58.) Nos Conradus de Falkinhayn pro regia majestate cacitaneus Wratisl. et Lutoldus de Lobil marchaleus Wratisl. tenore pre- sencium recognossimus universis Heynconem de Cracovia dampna ad 16 m. taxata in regio servicio ante castrum Wartinstein 2) in Wratislaviensi et Gorensi terris percepisse. Harum sub sigillo mei Lutoldi testimonio litererum datum Wratisl. die cinerum anno dom. 1348. 2. Litera Henrici de Cracovia. (Ebendaselbst.) Ego Lutoldus dictus Lobil auctoritate regali marschaleus du- catus Wratisl. recognosco presentibus famoso viro Henrico dicto 1) Der Kaisertitel wird hier zum ersten Male von den Breslauern gebraucht, nachdem Karl am 5. April d. J. zu Rom die Kaiserkrone empfangen hatte. 2) Diese Burg, welche auch in den R. B. p. 73 zweimal, und zwar im Jahre 1346, resp. Anfang 1347 erwähnt wird, ist nicht mehr aufzufinden. Da sie an der Grenze der Gebiete von Breslau und Guhrau zu suchen sein soll, wird sie wohl etwa nördlich von Winzig gelegen haben und ein Grenzeastell gegen Polen gewesen sein. Archiv. XXXIV. 2. 24
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370 Cracow pheodali predicti ducatus circa strenuum virum Conradum de Falkinhain capitaneum Wratislaviensem incongressu facto per ipsos contra hostes ante opidum Wrowynstat 1) deperiit de 14 marcis grossorum unus spado in servicio dom. mei regis. Harum testimonio literarum datum Wratisl. fer. 5 prox. a. d. S. Mich. 1) Diese Urkunde erklärt die oben im Text wiederholt erwähnte Abwesenheit des Breslauer Hauptmanns und liefert zugleich ein wesentliches Moment für die Ge- schichte der Kämpfe um Freistadt, welches längere Zeit ein Zankapfel zwischen Polen und Schlesien war. Vgl. die Zusammenstellung hei Wuttke, Städtebuch von Posen, pag. 395. König Johann hatte die Stadt 1336 oder 1337 von Johann von Steinau erkauft und sich dort sogleich huldigen lassen. 1343 hatte es jedoch Kasimir von Neuem erobert und gegen die Angriffe Herzog Konrad's von Oels siegreich vertheidigt. Dass nun aber von böhmischer Seite wirklich noch ein Versuch gemacht worden ist, Fraustadt zurüekzuerobern, dafür liefert eben unsere Urkunde den ersten Beweis. Auch unsere Rechnungsbücher erwähnen eine reysa dahin. Der Hauptmann war, wie wir oben sahen, noch im März 1349 nicht zurück- gekehrt, doch müssen wohl die Feindseligkeiten seit dem Frieden zu Namslau 22. Nov. 1348 eingestellt worden sein.
370 Cracow pheodali predicti ducatus circa strenuum virum Conradum de Falkinhain capitaneum Wratislaviensem incongressu facto per ipsos contra hostes ante opidum Wrowynstat 1) deperiit de 14 marcis grossorum unus spado in servicio dom. mei regis. Harum testimonio literarum datum Wratisl. fer. 5 prox. a. d. S. Mich. 1) Diese Urkunde erklärt die oben im Text wiederholt erwähnte Abwesenheit des Breslauer Hauptmanns und liefert zugleich ein wesentliches Moment für die Ge- schichte der Kämpfe um Freistadt, welches längere Zeit ein Zankapfel zwischen Polen und Schlesien war. Vgl. die Zusammenstellung hei Wuttke, Städtebuch von Posen, pag. 395. König Johann hatte die Stadt 1336 oder 1337 von Johann von Steinau erkauft und sich dort sogleich huldigen lassen. 1343 hatte es jedoch Kasimir von Neuem erobert und gegen die Angriffe Herzog Konrad's von Oels siegreich vertheidigt. Dass nun aber von böhmischer Seite wirklich noch ein Versuch gemacht worden ist, Fraustadt zurüekzuerobern, dafür liefert eben unsere Urkunde den ersten Beweis. Auch unsere Rechnungsbücher erwähnen eine reysa dahin. Der Hauptmann war, wie wir oben sahen, noch im März 1349 nicht zurück- gekehrt, doch müssen wohl die Feindseligkeiten seit dem Frieden zu Namslau 22. Nov. 1348 eingestellt worden sein.
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