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Titul
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Einleitung
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Verzeichnis
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Wörterbuch
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190
191
192
193
194
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Název:
Die Gedichte Walthers von der Vogelweide
Autor:
Paul, Hermann
Rok vydání:
1921
Místo vydání:
Halle
Počet stran celkem:
216
Počet stran předmluvy plus obsahu:
V+211
Obsah:
- I: Titul
- 1: Einleitung
- 29: Edice
- 173: Verzeichnis
- 189: Wörterbuch
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Die Gedichte Walthers von der Vogelweide Herausgegeben von Hermann Paul Fünfte Auflage Halle (Saale) Verlag von Max Niemeyer 1921
Die Gedichte Walthers von der Vogelweide Herausgegeben von Hermann Paul Fünfte Auflage Halle (Saale) Verlag von Max Niemeyer 1921
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Altdeutsche textbibliothek, herausgegeben von H. Paul Nr. 1
Altdeutsche textbibliothek, herausgegeben von H. Paul Nr. 1
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Vorrede zur ersten auflage. Dem zwecke der sammlung entsprechend, die mit diesem bande eröffnet wird, bin ich lediglich bestrebt gewesen, die gedichte Walthers durch eine möglichst billige und handliche ausgabe leicht zugänglich zu machen. Ich mache nicht den anspruch, damit etwas wesentliches für die kritik und er- klärung geleistet zu haben. Meine arbeit hat hauptsächlich darin bestanden, aus der masse der aufgestellten vermutungen das wenige sichere oder wenigstens plausible herauszusuchen. Bei der herstellung des textes habe ich mich enger an die handschriftliche überlieferung angeschlossen als alle früheren herausgeber. Ich will damit nicht in allen fällen die richtigkeit derselben als zweifellos hinstellen, aber ich meine, daß wir immer auf einem festeren boden bleiben, wenn wir eine überlieferte lesart, die uns einiges bedenken erregt, stehen lassen, als wenn wir sie durch eine conjectur ersetzen, die willkürlich aus verschiedenen möglichkeiten aus- gewählt ist. Am wenigsten habe ich da, wo der Sinn keinen anstoss erregt, unerwiesenen metrischen voraussetzungen zu liebe ändern mögen. In der beseitigung orthographischer und dialektischer eigenheiten der handschriften bin ich weiter gegangen als Lachmann, um das verständnis eines textes, der auch von anfängern gebraucht werden soll, nicht un- nötig zu erschweren. Im übrigen lege ich auf die von mir gewählte schreibweise kein besonderes gewicht, da ich sehr wol weiss, wie wenig wir im stande sind ein abbild von der wirklichen sprache des dichters zu geben. Die anmer- kungen, die auf das knappste mass beschränkt werden mussten, dienen hauptsächlich dazu über die den gedichten zu grunde liegenden politischen und persönlichen verhältnisse aufschluss zu geben. Die wichtigsten punkte, in denen ich in bezug auf text- kritik, erklärung und datierung der lieder von den bisherigen herausgebern abgewichen bin, sind im achten bande der Bei- träge zur gesch. d. deutsch. spr. u. lit. näher erörtert. Freiburg i. B., october 1881.
Vorrede zur ersten auflage. Dem zwecke der sammlung entsprechend, die mit diesem bande eröffnet wird, bin ich lediglich bestrebt gewesen, die gedichte Walthers durch eine möglichst billige und handliche ausgabe leicht zugänglich zu machen. Ich mache nicht den anspruch, damit etwas wesentliches für die kritik und er- klärung geleistet zu haben. Meine arbeit hat hauptsächlich darin bestanden, aus der masse der aufgestellten vermutungen das wenige sichere oder wenigstens plausible herauszusuchen. Bei der herstellung des textes habe ich mich enger an die handschriftliche überlieferung angeschlossen als alle früheren herausgeber. Ich will damit nicht in allen fällen die richtigkeit derselben als zweifellos hinstellen, aber ich meine, daß wir immer auf einem festeren boden bleiben, wenn wir eine überlieferte lesart, die uns einiges bedenken erregt, stehen lassen, als wenn wir sie durch eine conjectur ersetzen, die willkürlich aus verschiedenen möglichkeiten aus- gewählt ist. Am wenigsten habe ich da, wo der Sinn keinen anstoss erregt, unerwiesenen metrischen voraussetzungen zu liebe ändern mögen. In der beseitigung orthographischer und dialektischer eigenheiten der handschriften bin ich weiter gegangen als Lachmann, um das verständnis eines textes, der auch von anfängern gebraucht werden soll, nicht un- nötig zu erschweren. Im übrigen lege ich auf die von mir gewählte schreibweise kein besonderes gewicht, da ich sehr wol weiss, wie wenig wir im stande sind ein abbild von der wirklichen sprache des dichters zu geben. Die anmer- kungen, die auf das knappste mass beschränkt werden mussten, dienen hauptsächlich dazu über die den gedichten zu grunde liegenden politischen und persönlichen verhältnisse aufschluss zu geben. Die wichtigsten punkte, in denen ich in bezug auf text- kritik, erklärung und datierung der lieder von den bisherigen herausgebern abgewichen bin, sind im achten bande der Bei- träge zur gesch. d. deutsch. spr. u. lit. näher erörtert. Freiburg i. B., october 1881.
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IV Vorrede zur zweiten auflage. Der text dieser auflage ist, abgesehen von berichtigungen der druckfehler und einigen veränderungen der schreibweise, an folgenden stellen geändert: 2 23. 28. 4 13. 14. 16. 20. 21. 24. 28. 31 27. 33 2. 5. 14. 15. 16. 56 3. 5. 12. 17. 57 5. 12. 13. 17. 42. 91 32. Die änderungen sind zum grossen teile durch die Wolfenbütteler bruchstücke veranlasst. In der einleitung und den anmerkungen ist die neuere literatur nachgetragen, sonst war zu veränderungen wenig anlass. Das glossar hat einige berichtigungen und erweiterungen erfahren. München, 13. october 1894. Vorrede zur dritten auflage. Der text ist, abgesehen von notwendigen berichtigungen, fast unverändert geblieben. In der einleitung und in den an- merkungen ist die neue literatur berücksichtigt. Die zweite auflage der textausgabe von Wilmanns ist mir erst zugegangen, nachdem der druck grösstenteils vollendet war. Für beihilfe bei der correctur bin ich herrn dr. F. Wilhelm zu dank ver- pflichtet. München, mai 1905. Vorrede zur vierten auflage. Die auflage unterscheidet sich von der vorhergehenden nur durch kleine berichtigungen und zusätze, namentlich solche, die durch die neuere literatur notwendig geworden sind. München, januar 1911. Vorrede zur fünften auflage. Zu dieser auflage gilt dasselbe wie zur vierten. Zur her- stellung des textes konnte ich die eigenen augen nicht ge- brauchen. Unterstützt haben mich frau dr. Löwenfeld und fräulein Annemarie Deditius (frau dr. Köhler). Die correctur ist besorgt von herrn dr. Rudolf Blümel und herrn dr. Arthur Hübscher. München, mai 1921. H. Paul.
IV Vorrede zur zweiten auflage. Der text dieser auflage ist, abgesehen von berichtigungen der druckfehler und einigen veränderungen der schreibweise, an folgenden stellen geändert: 2 23. 28. 4 13. 14. 16. 20. 21. 24. 28. 31 27. 33 2. 5. 14. 15. 16. 56 3. 5. 12. 17. 57 5. 12. 13. 17. 42. 91 32. Die änderungen sind zum grossen teile durch die Wolfenbütteler bruchstücke veranlasst. In der einleitung und den anmerkungen ist die neuere literatur nachgetragen, sonst war zu veränderungen wenig anlass. Das glossar hat einige berichtigungen und erweiterungen erfahren. München, 13. october 1894. Vorrede zur dritten auflage. Der text ist, abgesehen von notwendigen berichtigungen, fast unverändert geblieben. In der einleitung und in den an- merkungen ist die neue literatur berücksichtigt. Die zweite auflage der textausgabe von Wilmanns ist mir erst zugegangen, nachdem der druck grösstenteils vollendet war. Für beihilfe bei der correctur bin ich herrn dr. F. Wilhelm zu dank ver- pflichtet. München, mai 1905. Vorrede zur vierten auflage. Die auflage unterscheidet sich von der vorhergehenden nur durch kleine berichtigungen und zusätze, namentlich solche, die durch die neuere literatur notwendig geworden sind. München, januar 1911. Vorrede zur fünften auflage. Zu dieser auflage gilt dasselbe wie zur vierten. Zur her- stellung des textes konnte ich die eigenen augen nicht ge- brauchen. Unterstützt haben mich frau dr. Löwenfeld und fräulein Annemarie Deditius (frau dr. Köhler). Die correctur ist besorgt von herrn dr. Rudolf Blümel und herrn dr. Arthur Hübscher. München, mai 1921. H. Paul.
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Einleitung. 1. Walthers leben. 1) Die kenntnis der lebensumstände Walthers von der Vogelweide verdanken wir fast auschliesslich den an- deutungen in seinen gedichten. Nur wenige sonstige zeugnisse stehen uns zu gebote. 1) Gesamtdarstellungen von Walthers leben, die eine selbständige bedeutung in anspruch nehmen dürfen, sind die folgenden. L. Uhland, Walther von der Vogelweide, ein alt- deutscher dichter, Stuttgart 1822; wider abgedruckt in Uhlands schriften zur geschichte der dichtung und sage, bd. 5, Stutt- gart 1870. V. d. Hagen, Minnesinger IV, 160—190. M. Rieger, Das leben Walthers von der Vogelweide, Giessen 1863. R. Menzel, Das leben Walthers von der Vogelweide, Leipzig 1865. W. Wilmanns, Leben und dichten Walthers von der Vogel- weide, Bonn 1882. Neu bearbeitet unter dem titel : Walther von der Vogelweide, herausgegeben und erklärt von W. Wilmanns. Vierte vollständig umgearbeitete auflage, besorgt von Victor Michels. Erster band: Leben und dichten Walthers von der Vogelweide, Halle 1916. A. Schönbach, Walther von der Vogelweide. Ein dichterleben, Dresden 1890 (populär). 3Berlin 910. K. Burdach, Allgemeine deutsche biographie 41, 35—92. Derselbe, Walther von der Vogelweide. Philologische und istorische forschungen I, Leipzig 1900. Ders., Der mythische ind der geschichtliche Walther = Deutsche rundschau 113, 8— 65. 237—256 (Was Burdach neues bringt, scheint mir rösstenteils entweder verfehlt zu sein oder nur den wert von ermutungen zu haben, weshalb es auch von mir nicht überall erücksichtigt ist. Vgl. die anzeigen von Hampe, Archiv f. stud. der neueren spr. 109, 152 und von Dieterich, Literaturbl. germ. u. rom. philol. 1903, 269). Const. Heisterbergk, W. v. V., Dresden 1910 (populär mit Auswahl in Original 1d übersetzung). R. Wustmann, W. v. d. V., Strassburg 112 (verfehlt). Man vgl. ausserdem die einleitungen zu den isgaben von Pfeiffer und Wilmanns. Mit einzelnen umständen Walthers leben und der chronologie seiner gedichte be- häftigen sich O. Abel, Zschr. f. deutsches altert. IX, 138. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl.
Einleitung. 1. Walthers leben. 1) Die kenntnis der lebensumstände Walthers von der Vogelweide verdanken wir fast auschliesslich den an- deutungen in seinen gedichten. Nur wenige sonstige zeugnisse stehen uns zu gebote. 1) Gesamtdarstellungen von Walthers leben, die eine selbständige bedeutung in anspruch nehmen dürfen, sind die folgenden. L. Uhland, Walther von der Vogelweide, ein alt- deutscher dichter, Stuttgart 1822; wider abgedruckt in Uhlands schriften zur geschichte der dichtung und sage, bd. 5, Stutt- gart 1870. V. d. Hagen, Minnesinger IV, 160—190. M. Rieger, Das leben Walthers von der Vogelweide, Giessen 1863. R. Menzel, Das leben Walthers von der Vogelweide, Leipzig 1865. W. Wilmanns, Leben und dichten Walthers von der Vogel- weide, Bonn 1882. Neu bearbeitet unter dem titel : Walther von der Vogelweide, herausgegeben und erklärt von W. Wilmanns. Vierte vollständig umgearbeitete auflage, besorgt von Victor Michels. Erster band: Leben und dichten Walthers von der Vogelweide, Halle 1916. A. Schönbach, Walther von der Vogelweide. Ein dichterleben, Dresden 1890 (populär). 3Berlin 910. K. Burdach, Allgemeine deutsche biographie 41, 35—92. Derselbe, Walther von der Vogelweide. Philologische und istorische forschungen I, Leipzig 1900. Ders., Der mythische ind der geschichtliche Walther = Deutsche rundschau 113, 8— 65. 237—256 (Was Burdach neues bringt, scheint mir rösstenteils entweder verfehlt zu sein oder nur den wert von ermutungen zu haben, weshalb es auch von mir nicht überall erücksichtigt ist. Vgl. die anzeigen von Hampe, Archiv f. stud. der neueren spr. 109, 152 und von Dieterich, Literaturbl. germ. u. rom. philol. 1903, 269). Const. Heisterbergk, W. v. V., Dresden 1910 (populär mit Auswahl in Original 1d übersetzung). R. Wustmann, W. v. d. V., Strassburg 112 (verfehlt). Man vgl. ausserdem die einleitungen zu den isgaben von Pfeiffer und Wilmanns. Mit einzelnen umständen Walthers leben und der chronologie seiner gedichte be- häftigen sich O. Abel, Zschr. f. deutsches altert. IX, 138. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl.
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2 Ueber sein geburtsjahr können wir nur auf grund späterer feststehender daten aus seinem leben eine un- gefähre vermutung wageu. Wir werden dadurch auf ca. 1160—70 geführt. Seine heimat hat man in den verschiedensten gegenden Deutschlands gesucht; so in der Schweiz 1), in Franken 2), in Oestreich 3), in Böhmen4). Mit besonderer entschiedenheit ist die ansicht geltend gemacht, dass er aus Tirol stamme, wo an mehreren örtlichkeiten der name Vogelweide haftet. Zuerst ent- schied sich Pfeiffer5) für ein Vogelweide, das er in einem unter der regierung des grafen Meinhard von Tirol († 1295) geschriebenen urbarbuche nachwies, und das im Eisack- oder oberen Wiptale zwischen Schellen- berg und Mittenwalde gelegen haben muss. Später wurden ansprüche erhoben für den Innervogelweiderhof im Layener Ried. 6) Indessen ist Vogelweide als orts- und personenname und das davon abgeleitete Vogel- Wilmanns ib. XIII, 249. Nagele, Germania XXIV, 151. 298. XXXII, 165. 257 (wertlos), dazu noch ein progr. der staats- oberrealschule zu Marburg a. D.: Studien zu Walther von der Vogelweide (1892). Paul, PBB VIII, 161. P. Apetz, Chrono- logische begrenzung der von Walther von der Vogelweide in seinen sprüchen verwandten töne, Jenaer diss. 1881. P. Walther, Germ. XXXII, 197. 299 (wertlos). Koppmann, Germ. XXXVI, 258 (verfehlt). Rieger, Zschr. f. d. altert. 47, 225. Singer, PBB 44. 451. G. van Poppel, Realien zu Walther von der Vogel- weide, Neophilologus 2, 190. Ausserdem vgl. man die an- merkungen zu den ausgaben von Lachmann, Pfeiffer und Wilmanns und zu der übersetzung von Simrock. 1) Zuerst Waser in seiner ausgabe von Stumpfs Schweizerchronik vom jahre 1606. In neuerer zeit H. Kurz, Ueber Walthers von der 2) Oberthür, Vogelweide heimat und herkunft, Aarau 1863. Die minne- und meistersinger aus Franken, Würzburg 1818, s. 30. Wackernagel in den anmerkungen zu Simrocks über- 3) Lachmann zu setzung II, 194. Pfeiffer, Germania V, 1. 34, 18 und 124, 7 seiner ausgabe (erst in der zweiten auflage). Vgl. Lambel, Bll. des vereins für landeskunde in Niederöster- reich. NF. 26, 1 - 50. 224—292. 27, 110—127. 28, 24—65. 4) H. Kallwich, Böhmen die heimat Walthers von der Vogel- weide? (Mitt. d. vereins f. gesch. der Deutschen in Böhmen 5) In der einleitung zu 32, 93 und besonders, Prag 1893). 6) Zuerst von seiner ausgabe s. XIX, sechste aufl. s. XXV. A. Spiess und J. Haller. Vgl. über diese Ansprüche besonders
2 Ueber sein geburtsjahr können wir nur auf grund späterer feststehender daten aus seinem leben eine un- gefähre vermutung wageu. Wir werden dadurch auf ca. 1160—70 geführt. Seine heimat hat man in den verschiedensten gegenden Deutschlands gesucht; so in der Schweiz 1), in Franken 2), in Oestreich 3), in Böhmen4). Mit besonderer entschiedenheit ist die ansicht geltend gemacht, dass er aus Tirol stamme, wo an mehreren örtlichkeiten der name Vogelweide haftet. Zuerst ent- schied sich Pfeiffer5) für ein Vogelweide, das er in einem unter der regierung des grafen Meinhard von Tirol († 1295) geschriebenen urbarbuche nachwies, und das im Eisack- oder oberen Wiptale zwischen Schellen- berg und Mittenwalde gelegen haben muss. Später wurden ansprüche erhoben für den Innervogelweiderhof im Layener Ried. 6) Indessen ist Vogelweide als orts- und personenname und das davon abgeleitete Vogel- Wilmanns ib. XIII, 249. Nagele, Germania XXIV, 151. 298. XXXII, 165. 257 (wertlos), dazu noch ein progr. der staats- oberrealschule zu Marburg a. D.: Studien zu Walther von der Vogelweide (1892). Paul, PBB VIII, 161. P. Apetz, Chrono- logische begrenzung der von Walther von der Vogelweide in seinen sprüchen verwandten töne, Jenaer diss. 1881. P. Walther, Germ. XXXII, 197. 299 (wertlos). Koppmann, Germ. XXXVI, 258 (verfehlt). Rieger, Zschr. f. d. altert. 47, 225. Singer, PBB 44. 451. G. van Poppel, Realien zu Walther von der Vogel- weide, Neophilologus 2, 190. Ausserdem vgl. man die an- merkungen zu den ausgaben von Lachmann, Pfeiffer und Wilmanns und zu der übersetzung von Simrock. 1) Zuerst Waser in seiner ausgabe von Stumpfs Schweizerchronik vom jahre 1606. In neuerer zeit H. Kurz, Ueber Walthers von der 2) Oberthür, Vogelweide heimat und herkunft, Aarau 1863. Die minne- und meistersinger aus Franken, Würzburg 1818, s. 30. Wackernagel in den anmerkungen zu Simrocks über- 3) Lachmann zu setzung II, 194. Pfeiffer, Germania V, 1. 34, 18 und 124, 7 seiner ausgabe (erst in der zweiten auflage). Vgl. Lambel, Bll. des vereins für landeskunde in Niederöster- reich. NF. 26, 1 - 50. 224—292. 27, 110—127. 28, 24—65. 4) H. Kallwich, Böhmen die heimat Walthers von der Vogel- weide? (Mitt. d. vereins f. gesch. der Deutschen in Böhmen 5) In der einleitung zu 32, 93 und besonders, Prag 1893). 6) Zuerst von seiner ausgabe s. XIX, sechste aufl. s. XXV. A. Spiess und J. Haller. Vgl. über diese Ansprüche besonders
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3 weider als personenname auch anderweitig nachzuweisen 1), und die sonst für Tirol geltend gemachten gründe sind nicht stichhaltig.2) Wir müssen eingestehen, dass uns die heimat des dichters unbekannt ist. Walther stammte wahrscheinlich aus einem dienst- mannengeschlechte. Dass er die ritterwürde erworben hat, ist an sich nach der sitte der zeit wahrscheinlich. Es würde sich mit sicherheit aus 2, 3. 3, 3. 4, 3 unserer ausgabe ergeben, wenn die echtheit der betreffenden lieder über allen zweifel erhaben wäre, und wenn wir sie mit notwendigkeit auf ein reales liebesverhältnis des dichters beziehen müssten. Schwerlich aber würde ihm sonst der titel herre übereinstimmend von den zeit- genossen und den jüngeren ihm der zeit nach noch nicht zu fern stehenden dichtern und handschriftenschreibern beigelegt sein, noch weniger würde er sich selbst den- selben angemasst haben. Denn, dass er einer freiherr- lichen familie entstammt wäre, wonach ihm dieser titel von geburt zugestanden hätte, ist doch wohl aus- geschlossen. Irgend ein besitztum oder lehen scheint er von hause aus nicht gehabt zu haben. Er war auf die gnade anderer angewiesen. Sein bildungsgang wird der gewöhnliche eines ritters gewesen sein. Es ist nicht wahrscheinlich, dass er schulmässig in der gelehrsamkeit der zeit unter- richtet ist.3) Es kann sein, dass er nicht einmal lesen P. Anzoletti, Zur heimatfrage Walthers von der Vogelweide, Bozen 1876 u. Walther von der Vogelweide und der Inner- vogelweiderhof bei Klausen in Tirol (Progr.), Bozen 1890. O. Redlich, Mitteilungen des inst. f. österr. geschichtsforschung XIII, 160. J. Zingerle, Germania XX, 257. Ficker ib. 271. Klaar, Mitt. des instituts f. östr. geschichtsforsch. 6, 265. O. v. Zingerle, Ueber unbekannte Vogelweidhöfe in Tirol, Inns- 1) Vgl. Scheins, ZfdA XIX, 239. J. M. Wagner, bruck 1909. ib. Palm, Zfph V, 203. Ed. Jacobs, Beiträge zur deutschen philologie (Halle 1880), s. 205. Wolkan, Germ. XXXI, 431. R. Müller, Blätter des vereins für landeskunde von Nieder- österreich, NF. XXII, 196. Lambel, ib XXVI, 5 ff. 2) Vgl. Schönbach, AfdA IV, 6; Zarncke, PBB II, 574. 3) Anders Burdach, Walther, s. 28 und Wilmanns-Michels s. 74 ff. 1*
3 weider als personenname auch anderweitig nachzuweisen 1), und die sonst für Tirol geltend gemachten gründe sind nicht stichhaltig.2) Wir müssen eingestehen, dass uns die heimat des dichters unbekannt ist. Walther stammte wahrscheinlich aus einem dienst- mannengeschlechte. Dass er die ritterwürde erworben hat, ist an sich nach der sitte der zeit wahrscheinlich. Es würde sich mit sicherheit aus 2, 3. 3, 3. 4, 3 unserer ausgabe ergeben, wenn die echtheit der betreffenden lieder über allen zweifel erhaben wäre, und wenn wir sie mit notwendigkeit auf ein reales liebesverhältnis des dichters beziehen müssten. Schwerlich aber würde ihm sonst der titel herre übereinstimmend von den zeit- genossen und den jüngeren ihm der zeit nach noch nicht zu fern stehenden dichtern und handschriftenschreibern beigelegt sein, noch weniger würde er sich selbst den- selben angemasst haben. Denn, dass er einer freiherr- lichen familie entstammt wäre, wonach ihm dieser titel von geburt zugestanden hätte, ist doch wohl aus- geschlossen. Irgend ein besitztum oder lehen scheint er von hause aus nicht gehabt zu haben. Er war auf die gnade anderer angewiesen. Sein bildungsgang wird der gewöhnliche eines ritters gewesen sein. Es ist nicht wahrscheinlich, dass er schulmässig in der gelehrsamkeit der zeit unter- richtet ist.3) Es kann sein, dass er nicht einmal lesen P. Anzoletti, Zur heimatfrage Walthers von der Vogelweide, Bozen 1876 u. Walther von der Vogelweide und der Inner- vogelweiderhof bei Klausen in Tirol (Progr.), Bozen 1890. O. Redlich, Mitteilungen des inst. f. österr. geschichtsforschung XIII, 160. J. Zingerle, Germania XX, 257. Ficker ib. 271. Klaar, Mitt. des instituts f. östr. geschichtsforsch. 6, 265. O. v. Zingerle, Ueber unbekannte Vogelweidhöfe in Tirol, Inns- 1) Vgl. Scheins, ZfdA XIX, 239. J. M. Wagner, bruck 1909. ib. Palm, Zfph V, 203. Ed. Jacobs, Beiträge zur deutschen philologie (Halle 1880), s. 205. Wolkan, Germ. XXXI, 431. R. Müller, Blätter des vereins für landeskunde von Nieder- österreich, NF. XXII, 196. Lambel, ib XXVI, 5 ff. 2) Vgl. Schönbach, AfdA IV, 6; Zarncke, PBB II, 574. 3) Anders Burdach, Walther, s. 28 und Wilmanns-Michels s. 74 ff. 1*
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4 und schreiben gelernt hat. Die paar lateinischen brocken, die bei ihm vorkommen, und die theologische gelehr- samkeit seiner religiösen dichtungen waren gemeingut, das man sich auch ohne schule aneignen konnte. Walther sagt 75, 138, dass er in Oesterreich die sangeskunst erlernt habe. Sein hauptlehrer darin (an einen förmlichen unterricht werden wir allerdings nicht zu denken haben) war Reinmar, zum unterschied von andern dichtern des gleichen namens „der alte“ bei- benannt, welcher identifiziert zu werden pflegt mit „der von Hagenau", die Gottfried von Strassburg in seinem Tristan 4777 ff. als die erste unter allen nachtigallen, d. h. unter allen minnesingern preist. Reinmar lebte am östreichischen hofe in einer stellung, die wir wohl als die eines hofdichters bezeichnen können. In eine ähnliche stellung scheint auch Walther eingetreten zu sein. Er war so in der ersten zeit seiner dichterischen tätigkeit der sorge um seinen unterhalt enthoben, indem ihm alles, was er brauchte, von dem herzoge zu teil ward. Wann Walther zuerst nach Wien gekommen ist, lässt sich nicht ausmachen. 68, 13 erwähnt er Friedrich von Oestreich (1194—98) als seinen gönner. Es ist aber wahrscheinlich, dass er schon unter dessen vater, Leopold VI., am hofe geweilt hat. In dem liede 92, 1 rechnet er vierzig jahre oder noch mehr, während deren er von minne gesungen habe. Wir können dies lied aber nicht bestimmt datieren, sondern eben nur aus dieser äusserung schliessen, dass es den spätesten lebensjahren des dichters angehören muss, wozu der ganze ton stimmt. 1) Nach der Stellung, welche Walther in der entwicklung der lyrik einnimmt, ist es nicht wohl gestattet den anfang seines dichtens viel über 1190 hinaus zurückzuschieben. 1) Ohne zureichenden grund setzt es Rieger (Leben Walthers s. 75 ff.), dem früher auch Wilmanns beistimmte, in das jahr 1217, was einen so frühen anfangspunkt für die dich- terische tätigkeit Walthers ergeben würde, wie er mit dem, was wir sonst von der entwicklung des minnesanges wissen, nicht zu vereinbaren ist.
4 und schreiben gelernt hat. Die paar lateinischen brocken, die bei ihm vorkommen, und die theologische gelehr- samkeit seiner religiösen dichtungen waren gemeingut, das man sich auch ohne schule aneignen konnte. Walther sagt 75, 138, dass er in Oesterreich die sangeskunst erlernt habe. Sein hauptlehrer darin (an einen förmlichen unterricht werden wir allerdings nicht zu denken haben) war Reinmar, zum unterschied von andern dichtern des gleichen namens „der alte“ bei- benannt, welcher identifiziert zu werden pflegt mit „der von Hagenau", die Gottfried von Strassburg in seinem Tristan 4777 ff. als die erste unter allen nachtigallen, d. h. unter allen minnesingern preist. Reinmar lebte am östreichischen hofe in einer stellung, die wir wohl als die eines hofdichters bezeichnen können. In eine ähnliche stellung scheint auch Walther eingetreten zu sein. Er war so in der ersten zeit seiner dichterischen tätigkeit der sorge um seinen unterhalt enthoben, indem ihm alles, was er brauchte, von dem herzoge zu teil ward. Wann Walther zuerst nach Wien gekommen ist, lässt sich nicht ausmachen. 68, 13 erwähnt er Friedrich von Oestreich (1194—98) als seinen gönner. Es ist aber wahrscheinlich, dass er schon unter dessen vater, Leopold VI., am hofe geweilt hat. In dem liede 92, 1 rechnet er vierzig jahre oder noch mehr, während deren er von minne gesungen habe. Wir können dies lied aber nicht bestimmt datieren, sondern eben nur aus dieser äusserung schliessen, dass es den spätesten lebensjahren des dichters angehören muss, wozu der ganze ton stimmt. 1) Nach der Stellung, welche Walther in der entwicklung der lyrik einnimmt, ist es nicht wohl gestattet den anfang seines dichtens viel über 1190 hinaus zurückzuschieben. 1) Ohne zureichenden grund setzt es Rieger (Leben Walthers s. 75 ff.), dem früher auch Wilmanns beistimmte, in das jahr 1217, was einen so frühen anfangspunkt für die dich- terische tätigkeit Walthers ergeben würde, wie er mit dem, was wir sonst von der entwicklung des minnesanges wissen, nicht zu vereinbaren ist.
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5 Herzog Friedrich starb am 15. oder 16. april in Palästina. Ihm folgte sein bruder Leopold VII. Zwischen diesem und Walther scheint ein missverhältnis bestanden zu haben, wovon wir die ursache nicht kennen. Denk- bar wäre es, dass Reinmar dazu beigetragen hat, zu dem Walther in ein feindseliges verhältnis geraten war, wie aus den ihm gewidmeten klagestrophen (71, 1) hervorgeht. In folge davon war es für Walther un- möglich, länger in dem früheren verhältnisse in Wien zu bleiben, und er sah sich genötigt anderswo ein unter- kommen zu suchen. Da er 68, 13 den tod Friedrichs als den anfangspunkt seines unglüeks bezeichnet, so müssen wir wol annehmen, dass er Wien erst verlassen hat, nachdem die nachricht von diesen trauerfall dort angelangt war. Möglich ist es allerdings, dass er schon vorher einmal einen ausflug von da unternommen hat. Walther ergreift jetzt, soviel wir wissen, als der erste unter den ritterlichen dichtern, das gewerbe eines fahrenden spielmanns. 1) Als solcher treibt er sich mehr als zwanzig jahre lang in den verschiedensten gegenden umher. 75, 161 bezeichnet er die flüsse Seine und Mur (in Steiermark), Po und Trave als grenzen, innerhalb deren er das leben der menschen beobachtet habe. 52, 30 spricht er sogar von vielen ländern, die er ge- sehen habe, und räumt Deutschland den vorzug vor allen ein. Der ausdruck ist wol etwas übertrieben, um die ehre Deutschlands kräftiger hervortreten zu lassen. Wir sind ausser stande die ganzen wanderungen des dichters im einzelnen zu verfolgen. Dazu reichen die mannigfachen anhaltspunkte doch nicht aus, die uns allerdings durch seine gedichte geboten werden. Die darin enthaltenen andeutungen sind vielfach zu un- bestimmt und für uns nicht mehr verständlich. Wir sind ja aber auch gar nicht berechtigt zu erwarten, 1) Anders fasst Burdach, Walther s. 38 ff. die stellung des dichters während dieser periode auf. Er nimmt an, dass er nach und nach zu verschiedenen fürsten in ein kündbares vasallenverhältnis getreten sei.
5 Herzog Friedrich starb am 15. oder 16. april in Palästina. Ihm folgte sein bruder Leopold VII. Zwischen diesem und Walther scheint ein missverhältnis bestanden zu haben, wovon wir die ursache nicht kennen. Denk- bar wäre es, dass Reinmar dazu beigetragen hat, zu dem Walther in ein feindseliges verhältnis geraten war, wie aus den ihm gewidmeten klagestrophen (71, 1) hervorgeht. In folge davon war es für Walther un- möglich, länger in dem früheren verhältnisse in Wien zu bleiben, und er sah sich genötigt anderswo ein unter- kommen zu suchen. Da er 68, 13 den tod Friedrichs als den anfangspunkt seines unglüeks bezeichnet, so müssen wir wol annehmen, dass er Wien erst verlassen hat, nachdem die nachricht von diesen trauerfall dort angelangt war. Möglich ist es allerdings, dass er schon vorher einmal einen ausflug von da unternommen hat. Walther ergreift jetzt, soviel wir wissen, als der erste unter den ritterlichen dichtern, das gewerbe eines fahrenden spielmanns. 1) Als solcher treibt er sich mehr als zwanzig jahre lang in den verschiedensten gegenden umher. 75, 161 bezeichnet er die flüsse Seine und Mur (in Steiermark), Po und Trave als grenzen, innerhalb deren er das leben der menschen beobachtet habe. 52, 30 spricht er sogar von vielen ländern, die er ge- sehen habe, und räumt Deutschland den vorzug vor allen ein. Der ausdruck ist wol etwas übertrieben, um die ehre Deutschlands kräftiger hervortreten zu lassen. Wir sind ausser stande die ganzen wanderungen des dichters im einzelnen zu verfolgen. Dazu reichen die mannigfachen anhaltspunkte doch nicht aus, die uns allerdings durch seine gedichte geboten werden. Die darin enthaltenen andeutungen sind vielfach zu un- bestimmt und für uns nicht mehr verständlich. Wir sind ja aber auch gar nicht berechtigt zu erwarten, 1) Anders fasst Burdach, Walther s. 38 ff. die stellung des dichters während dieser periode auf. Er nimmt an, dass er nach und nach zu verschiedenen fürsten in ein kündbares vasallenverhältnis getreten sei.
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6 dass er auf jeden einigermassen wichtigen umstand seines lebens irgendwo anspielen müsste. Von vorn- herein muss es als verfehlt betrachtet werden, wenn man, wie es gewöhnlich geschieht, die wanderungen Walthers und seine beziehungen zu fürstenhöfen auf denjenigen kreis einschränkt, auf den wir durch die erhaltenen gedichte gewiesen werden. Das einzige, erst neuerdings bekannt gewordene, anderweitige zeugnis über Walthers wanderungen in dieser periode zeigt ihn uns im jahre 1203 an einem orte und in einer be- ziehung, wovon bis dahin niemand etwas vermuten konnte. Es ist sehr geeignet die übliche art sein leben zu konstruieren zu diskreditieren. Walther hat an mehreren höfen längere zeit verweilt und vielleicht hier und da auf ein dauerndes verhältnis gerechnet. Dass er aber irgendwo jahre lang hinter- einander sich aufgehalten habe, ist eine zwar nicht widerlegbare, aber auch nicht beweisbare annahme. Seine normale lage stellt er 75, 77 und 76, 38 aus- drücklich so dar, dass er von tag zu tag genötigt sei sein quartier zu wechseln. Den versuch Walthers lebensjahre auf einen thüringischen, meissnischen, öst- reichischen etc. aufenthalt, respektive mehrere thü- ringische, östreichische aufenthalte zu verteilen, hätte man niemals machen sollen Ich verzichte auf eine derartige chronologie, indem ich die höfe aufzähle, zu denen sich eine beziehung Walthers für diese periode nachweisen lässt. Ich beginne mit dem deutschen königshofe. Gleich nachdem er Oestreich verlassen hatte, scheint sich Walther zu Philipp von Schwaben gewendet zu haben, in dessen interesse er bereits den spruch 67, 1 ge- dichtet hatte. Er war zugegen wahrscheinlich bei der ersten krönung Philipps am 8. sept. 1198 (68, 1) und sicher bei dessen weihnachtsfeier in Magdeburg 1199 (68, 25). Aus 68, 13 geht hervor, dass er geradezu unter das hofgesinde Philipps aufgenommen war. Das verhältnis könnte nicht von langer dauer gewesen sein, wenn die annahme richtig wäre, dass er schon im jahre
6 dass er auf jeden einigermassen wichtigen umstand seines lebens irgendwo anspielen müsste. Von vorn- herein muss es als verfehlt betrachtet werden, wenn man, wie es gewöhnlich geschieht, die wanderungen Walthers und seine beziehungen zu fürstenhöfen auf denjenigen kreis einschränkt, auf den wir durch die erhaltenen gedichte gewiesen werden. Das einzige, erst neuerdings bekannt gewordene, anderweitige zeugnis über Walthers wanderungen in dieser periode zeigt ihn uns im jahre 1203 an einem orte und in einer be- ziehung, wovon bis dahin niemand etwas vermuten konnte. Es ist sehr geeignet die übliche art sein leben zu konstruieren zu diskreditieren. Walther hat an mehreren höfen längere zeit verweilt und vielleicht hier und da auf ein dauerndes verhältnis gerechnet. Dass er aber irgendwo jahre lang hinter- einander sich aufgehalten habe, ist eine zwar nicht widerlegbare, aber auch nicht beweisbare annahme. Seine normale lage stellt er 75, 77 und 76, 38 aus- drücklich so dar, dass er von tag zu tag genötigt sei sein quartier zu wechseln. Den versuch Walthers lebensjahre auf einen thüringischen, meissnischen, öst- reichischen etc. aufenthalt, respektive mehrere thü- ringische, östreichische aufenthalte zu verteilen, hätte man niemals machen sollen Ich verzichte auf eine derartige chronologie, indem ich die höfe aufzähle, zu denen sich eine beziehung Walthers für diese periode nachweisen lässt. Ich beginne mit dem deutschen königshofe. Gleich nachdem er Oestreich verlassen hatte, scheint sich Walther zu Philipp von Schwaben gewendet zu haben, in dessen interesse er bereits den spruch 67, 1 ge- dichtet hatte. Er war zugegen wahrscheinlich bei der ersten krönung Philipps am 8. sept. 1198 (68, 1) und sicher bei dessen weihnachtsfeier in Magdeburg 1199 (68, 25). Aus 68, 13 geht hervor, dass er geradezu unter das hofgesinde Philipps aufgenommen war. Das verhältnis könnte nicht von langer dauer gewesen sein, wenn die annahme richtig wäre, dass er schon im jahre
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1200 wider den Wiener hof aufgesucht hätte, doch könnte der betreffende Aufenthalt erst in das Jahr 1203 fallen (vgl. zu 69, 1); für das jahr 1203 ist uns sicher bezeugt, dass er nicht mehr in der umgebung Philipps weilte, sondern auf der wanderschaft begriffen war. In den neuerdings aufgefundenen reiserechnungen1) Wolfgers von Ellenbrechtskirchen, bischofs von Passau, seit 1204 patriarchen von Aquileja, findet sich unter andern aus- gaben auch folgende verzeichnet: Sequenti die apud Zeize . . . Walthero cantori de Vogelweide pro pellicio V. sol. longos. Walther erhält also vom bischof fünf solidi zur anschaffung eines pelzkleides geschenkt. Hinter Zeize ist ein stück fortgerissen; nach den voranstehenden und folgenden ortschaften kann es nicht zweifelhaft sein, dass wir es zu Zeizemurum zu ergänzen haben. Zeizemûre, jetzt Zeiselmauer, liegt am rechten ufer der Donau zwischen Tulln und Klosterneuburg. Eine weitere untersuchung über die rechnungen ergibt, dass die schenkung am 12. nov. 1203 erfolgte.2) Hieraus erhellt die unrichtigkeit der früher gangbaren annahme, dass sich Walther um diese zeit noch an dem hofe Philipps befunden habe. In Philipps interesse dichtete er noch nach dem 29. juni 1201 den spruch 67, 25. Zwei ermahnungen an Philipp, die wahrscheinlich einer späteren zeit angehören (68, 37. 70a, 1) zeigen ihn nicht gerade in des königs dienste. 1) Zuerst entdeckt von A. Wolf im communicalarchiv zu Cividale und vollständig veröffentlicht von J. Zingerle, Reise- rechnungen Wolfgers von Ellenbrechtskirchen, bischofs von Passau, patriarchen von Aquileja. Heilbronn 1877. Vgl. die frühere abhandlung von Zingerle in der Germania XXI, 193. 2) So hat Zingerle zuerst den termin bestimmt. Winkelmann in der Germania XXIII, 236 ff. nimmt das jahr 1199 an. Dagegen ist Zarncke in den berichten der königl. sächs. gesellschaft der wissenschaften, phil.�hist. classe 1878 für die ansetzung Zingerles eingetreten. Vgl. noch gegen Zarncke für Winkel- mann die abhandlung von A. Nagele, Germania XXIV, 392 ff. und dagegen wider Zarncke, ebenda XXV, 71. Dazu jetzt die ausführliche untersuchung von P. Kalkhoff, Wolfger von Passau 1190—1204, Weimar 1882 (Strassburger diss.).
1200 wider den Wiener hof aufgesucht hätte, doch könnte der betreffende Aufenthalt erst in das Jahr 1203 fallen (vgl. zu 69, 1); für das jahr 1203 ist uns sicher bezeugt, dass er nicht mehr in der umgebung Philipps weilte, sondern auf der wanderschaft begriffen war. In den neuerdings aufgefundenen reiserechnungen1) Wolfgers von Ellenbrechtskirchen, bischofs von Passau, seit 1204 patriarchen von Aquileja, findet sich unter andern aus- gaben auch folgende verzeichnet: Sequenti die apud Zeize . . . Walthero cantori de Vogelweide pro pellicio V. sol. longos. Walther erhält also vom bischof fünf solidi zur anschaffung eines pelzkleides geschenkt. Hinter Zeize ist ein stück fortgerissen; nach den voranstehenden und folgenden ortschaften kann es nicht zweifelhaft sein, dass wir es zu Zeizemurum zu ergänzen haben. Zeizemûre, jetzt Zeiselmauer, liegt am rechten ufer der Donau zwischen Tulln und Klosterneuburg. Eine weitere untersuchung über die rechnungen ergibt, dass die schenkung am 12. nov. 1203 erfolgte.2) Hieraus erhellt die unrichtigkeit der früher gangbaren annahme, dass sich Walther um diese zeit noch an dem hofe Philipps befunden habe. In Philipps interesse dichtete er noch nach dem 29. juni 1201 den spruch 67, 25. Zwei ermahnungen an Philipp, die wahrscheinlich einer späteren zeit angehören (68, 37. 70a, 1) zeigen ihn nicht gerade in des königs dienste. 1) Zuerst entdeckt von A. Wolf im communicalarchiv zu Cividale und vollständig veröffentlicht von J. Zingerle, Reise- rechnungen Wolfgers von Ellenbrechtskirchen, bischofs von Passau, patriarchen von Aquileja. Heilbronn 1877. Vgl. die frühere abhandlung von Zingerle in der Germania XXI, 193. 2) So hat Zingerle zuerst den termin bestimmt. Winkelmann in der Germania XXIII, 236 ff. nimmt das jahr 1199 an. Dagegen ist Zarncke in den berichten der königl. sächs. gesellschaft der wissenschaften, phil.�hist. classe 1878 für die ansetzung Zingerles eingetreten. Vgl. noch gegen Zarncke für Winkel- mann die abhandlung von A. Nagele, Germania XXIV, 392 ff. und dagegen wider Zarncke, ebenda XXV, 71. Dazu jetzt die ausführliche untersuchung von P. Kalkhoff, Wolfger von Passau 1190—1204, Weimar 1882 (Strassburger diss.).
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8 Nach Philipps tode hat sich auch Walther der all- gemeinen anerkennung Ottos nicht entzogen. In per- sönliche beziehung zu diesem scheint er erst nach dessen rückkehr aus Italien im märz 1212 getreten zu sein. Der spruch, mit welchem er den heimkehrenden begrüsst (73, 1), scheint der erste unter den in Ottos interesse verfassten zu sein. Beweisen lässt es sich freilich nicht, dass nicht auch einige schon gedichtet sein können, während Otto noch in Italien weilte. Otto war am 4. oktober 1209 zum kaiser gekrönt, aber bald darauf in folge eines angriffs auf das königreich Sicilien mit papst Innocenz zerfallen. Dieser sprach am 18. nov. 1210 den bann über ihn aus und reizte die deutschen fürsten zum abfall von ihm. Eine fürstenversammlung zu Nürnberg beschloss im september 1211 die erhebung Friedrichs von Sicilien zum deutschen könig. Ottos rückkehr brachte die aufrührer zunächst wieder zur unterwerfung. Aber als Friedrich, der an ihn ergangenen aufforderung folgend, im sept. 1212 in Deutschland erschien, fiel ihm rasch ein grosser teil der fürsten zu. Am 5. dec. ward er zu Frankfurt gewählt und am 9. dec. zu Mainz gekrönt. In dem kampfe der beiden parteien vertritt Walther energisch die sache des kaisers gegen den papst. Hierher gehören die sprüche 73, 13—48 75, 1—70 und wahrscheinlich auch 69, 46. Die spitze kehrt sich dabei überall gegen den papst und die geist- lichkeit, die person Friedrichs wird nirgends angegriffen. Wir wissen nicht, ob sich Walther während dieser po- litischen tätigkeit dauernd in der umgebung Ottos auf- gehalten hat. Jedenfalls ward sie nach seiner eigenen auffassung im dienste Ottos ausgeübt, und er hielt sich für berechtigt, eine belohnung dafür zu verlangen. Seine bitte ihm ein heimwesen zu verschaffen (75, 71)1) blieb erfolglos. Mit entrüstung über den undank Ottos (vgl. 76, 1—20) wendet er sich schliesslich wie fast alle 1) Dass es Otto ist, an den sie gerichtet ist, steht aller- dings nicht vollkommen fest, aber der hinweis auf das schach scheint auf die bedrohung durch einen gegenkönig zu deuten.
8 Nach Philipps tode hat sich auch Walther der all- gemeinen anerkennung Ottos nicht entzogen. In per- sönliche beziehung zu diesem scheint er erst nach dessen rückkehr aus Italien im märz 1212 getreten zu sein. Der spruch, mit welchem er den heimkehrenden begrüsst (73, 1), scheint der erste unter den in Ottos interesse verfassten zu sein. Beweisen lässt es sich freilich nicht, dass nicht auch einige schon gedichtet sein können, während Otto noch in Italien weilte. Otto war am 4. oktober 1209 zum kaiser gekrönt, aber bald darauf in folge eines angriffs auf das königreich Sicilien mit papst Innocenz zerfallen. Dieser sprach am 18. nov. 1210 den bann über ihn aus und reizte die deutschen fürsten zum abfall von ihm. Eine fürstenversammlung zu Nürnberg beschloss im september 1211 die erhebung Friedrichs von Sicilien zum deutschen könig. Ottos rückkehr brachte die aufrührer zunächst wieder zur unterwerfung. Aber als Friedrich, der an ihn ergangenen aufforderung folgend, im sept. 1212 in Deutschland erschien, fiel ihm rasch ein grosser teil der fürsten zu. Am 5. dec. ward er zu Frankfurt gewählt und am 9. dec. zu Mainz gekrönt. In dem kampfe der beiden parteien vertritt Walther energisch die sache des kaisers gegen den papst. Hierher gehören die sprüche 73, 13—48 75, 1—70 und wahrscheinlich auch 69, 46. Die spitze kehrt sich dabei überall gegen den papst und die geist- lichkeit, die person Friedrichs wird nirgends angegriffen. Wir wissen nicht, ob sich Walther während dieser po- litischen tätigkeit dauernd in der umgebung Ottos auf- gehalten hat. Jedenfalls ward sie nach seiner eigenen auffassung im dienste Ottos ausgeübt, und er hielt sich für berechtigt, eine belohnung dafür zu verlangen. Seine bitte ihm ein heimwesen zu verschaffen (75, 71)1) blieb erfolglos. Mit entrüstung über den undank Ottos (vgl. 76, 1—20) wendet er sich schliesslich wie fast alle 1) Dass es Otto ist, an den sie gerichtet ist, steht aller- dings nicht vollkommen fest, aber der hinweis auf das schach scheint auf die bedrohung durch einen gegenkönig zu deuten.
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9 früheren anhänger desselben von ihm ab und tritt zu Friedrich über. Kurze zeit vor den übertritt gehört vielleicht die Strophe 70 a, 15, in der sich schon un- zufriedenheit mit der politik Ottos ausspricht. Friedrich zeigte sich gleich im anfang freigebig gegen den dichter, welcher selbst bekennt, dass er noch durch nichts eine belohnung von ihm verdient habe (76, 3). Diese gunstbezeugungen scheinen aber vorüber- gehend gewesen zu sein, und wir sehen auch nicht, dass Walther dem könige in den ersten jahren durch seine tätigkeit irgend etwas genützt hat, worauf er höhere ansprüche hätte begründen können. Erst kurz vorher, ehe Friedrich zur kaiserkrönung nach Italien zog (im frühling 1220), zu einer zeit, wo er Walthers dienste sehr gut brauchen konnte, scheint sich dieser an ihn mit der nämlichen bitte gewendet zu haben, die ihm früher von Otto abgeschlagen war (76, 31). Er erhielt einen lehen von Friedrich, wofür er seinen dank mit lautem jubel ausspricht (76, 41). Bald darauf jedoch klagt er, dass ihm nichts davon übrig bleibe, womit er den zehnten bezahlen könne. 1) Jedenfalls aber hatte er nun eine gesicherte existenz, und die periode der un- steten wanderschaft war abgeschlossen. Auf grund der nachrichten über Walthers grabmal hat man vermutet, dass sein lehen in Würzburg gelegen habe. Wenden wir uns jetzt zu den sonstigen beziehungen Walthers in diesem zeitraume, so ist zunächst hervor- zuheben, dass er, wenngleich er den Wiener hof als dauernde heimat hatte aufgeben müssen, doch wiederholt auf kürzere oder längere zeit dahin zurückgekehrt ist. 2) Diesem hofe wider anzugehören ist nach einer undatier- baren Strophe (71, 53) eins von den drei hauptzielen seiner sehnsucht. Nach einer anderen undatierbaren strophe (75, 111) ist Leopolds hof einer von den dreien, 1) Wenig wahrscheinlich ist die abweichende auffassung von Burdach, Walther s. 40. 82. 2) Vgl. Wackernell, Walther von der Vogelweide in Oestreich. Innsbruck 1876. Dazu Schönbach, AfdA IV, 1. Wackernell, Zfdph XI, 62.
9 früheren anhänger desselben von ihm ab und tritt zu Friedrich über. Kurze zeit vor den übertritt gehört vielleicht die Strophe 70 a, 15, in der sich schon un- zufriedenheit mit der politik Ottos ausspricht. Friedrich zeigte sich gleich im anfang freigebig gegen den dichter, welcher selbst bekennt, dass er noch durch nichts eine belohnung von ihm verdient habe (76, 3). Diese gunstbezeugungen scheinen aber vorüber- gehend gewesen zu sein, und wir sehen auch nicht, dass Walther dem könige in den ersten jahren durch seine tätigkeit irgend etwas genützt hat, worauf er höhere ansprüche hätte begründen können. Erst kurz vorher, ehe Friedrich zur kaiserkrönung nach Italien zog (im frühling 1220), zu einer zeit, wo er Walthers dienste sehr gut brauchen konnte, scheint sich dieser an ihn mit der nämlichen bitte gewendet zu haben, die ihm früher von Otto abgeschlagen war (76, 31). Er erhielt einen lehen von Friedrich, wofür er seinen dank mit lautem jubel ausspricht (76, 41). Bald darauf jedoch klagt er, dass ihm nichts davon übrig bleibe, womit er den zehnten bezahlen könne. 1) Jedenfalls aber hatte er nun eine gesicherte existenz, und die periode der un- steten wanderschaft war abgeschlossen. Auf grund der nachrichten über Walthers grabmal hat man vermutet, dass sein lehen in Würzburg gelegen habe. Wenden wir uns jetzt zu den sonstigen beziehungen Walthers in diesem zeitraume, so ist zunächst hervor- zuheben, dass er, wenngleich er den Wiener hof als dauernde heimat hatte aufgeben müssen, doch wiederholt auf kürzere oder längere zeit dahin zurückgekehrt ist. 2) Diesem hofe wider anzugehören ist nach einer undatier- baren Strophe (71, 53) eins von den drei hauptzielen seiner sehnsucht. Nach einer anderen undatierbaren strophe (75, 111) ist Leopolds hof einer von den dreien, 1) Wenig wahrscheinlich ist die abweichende auffassung von Burdach, Walther s. 40. 82. 2) Vgl. Wackernell, Walther von der Vogelweide in Oestreich. Innsbruck 1876. Dazu Schönbach, AfdA IV, 1. Wackernell, Zfdph XI, 62.
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10 wo ihm stets ein unterkommen gesichert ist. Daraus lässt sich wol auf ein häufigeres ab- und zugehen Walthers schliessen. Als er mit seinem höfischen ge- sange kein gehör mehr finden kann, wendet er sich an Leopold als seine letzte zuflucht (75, 121. 131). Die bitte an den freigebigen herzog auch seiner zu gedenken (69, 16) und der vergleich zwischen dem früheren glanze und dem dermaligen verfall des hofes (69, 31) werden jetzt gewöhnlich noch in die zeit von Walthers ständigem aufenthalt in Wien gesetzt, sind aber wahrscheinlich bei späteren besuchen entstanden. Bestimmtere anhaltspunkte für die zeitbestimmung geben uns 69, 1. 75, 141. 76, 21. 69, 1 könnte 1200 oder 1203 verfasst sein (s. die anm.). 76, 21 ist zur be- grüssung des herzogs bei seiner rückkehr vom kreuz- zuge verfasst, aus 75, 141 geht hervor, dass Walther sowohl zu einer zeit, wo Leopold die kreuzfahrt noch nicht angetreten, aber schon beschlossen hatte, als auch einige zeit nach seiner rückkehr in Wien gewesen ist. Daraus folgt aber nicht, dass er auch in der ganzen zwischenzeit während der abwesenheit Leopolds dort verweilt hat. Leopold brach im juni 1217 nach Pa- lästina auf und kehrte im juli 1219 zurück. Indessen muss bemerkt werden, dass sich die beiden sprüche auch auf den kreuzzug beziehen können, den Leopold im jahre 1212 gegen die spanischen Saracenen und die Albigenser unternahm. Er entledigte sich damit eines gelübdes, von dem schon in einem an ihn gerichteten schreiben des papstes vom 25. febr. 1208 die rede ist, wobei es ursprünglich und noch im jahre 1210 auf eine fahrt nach Palästina abgesehen war. Die sparsamkeit Leopolds, auf die 75, 141 gedeutet wird, lässt sich demnach schon auf die zeit von 1208 an beziehen. Noch ist ein an Leopold gerichteter spruch zu erwähnen (75, 151), welchen Lachmann als den ausdruck eines definitiven zerwürfnisses zwischen diesem und dem dichter auffasst und daher als den letzten auf den östreichischen hof bezüglichen spruch betrachtet. Man kann dabei aber auch an einen harmlosen scherz denken, und dann
10 wo ihm stets ein unterkommen gesichert ist. Daraus lässt sich wol auf ein häufigeres ab- und zugehen Walthers schliessen. Als er mit seinem höfischen ge- sange kein gehör mehr finden kann, wendet er sich an Leopold als seine letzte zuflucht (75, 121. 131). Die bitte an den freigebigen herzog auch seiner zu gedenken (69, 16) und der vergleich zwischen dem früheren glanze und dem dermaligen verfall des hofes (69, 31) werden jetzt gewöhnlich noch in die zeit von Walthers ständigem aufenthalt in Wien gesetzt, sind aber wahrscheinlich bei späteren besuchen entstanden. Bestimmtere anhaltspunkte für die zeitbestimmung geben uns 69, 1. 75, 141. 76, 21. 69, 1 könnte 1200 oder 1203 verfasst sein (s. die anm.). 76, 21 ist zur be- grüssung des herzogs bei seiner rückkehr vom kreuz- zuge verfasst, aus 75, 141 geht hervor, dass Walther sowohl zu einer zeit, wo Leopold die kreuzfahrt noch nicht angetreten, aber schon beschlossen hatte, als auch einige zeit nach seiner rückkehr in Wien gewesen ist. Daraus folgt aber nicht, dass er auch in der ganzen zwischenzeit während der abwesenheit Leopolds dort verweilt hat. Leopold brach im juni 1217 nach Pa- lästina auf und kehrte im juli 1219 zurück. Indessen muss bemerkt werden, dass sich die beiden sprüche auch auf den kreuzzug beziehen können, den Leopold im jahre 1212 gegen die spanischen Saracenen und die Albigenser unternahm. Er entledigte sich damit eines gelübdes, von dem schon in einem an ihn gerichteten schreiben des papstes vom 25. febr. 1208 die rede ist, wobei es ursprünglich und noch im jahre 1210 auf eine fahrt nach Palästina abgesehen war. Die sparsamkeit Leopolds, auf die 75, 141 gedeutet wird, lässt sich demnach schon auf die zeit von 1208 an beziehen. Noch ist ein an Leopold gerichteter spruch zu erwähnen (75, 151), welchen Lachmann als den ausdruck eines definitiven zerwürfnisses zwischen diesem und dem dichter auffasst und daher als den letzten auf den östreichischen hof bezüglichen spruch betrachtet. Man kann dabei aber auch an einen harmlosen scherz denken, und dann
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11 fehlt jeder anhalt zu einer zeitbestimmung. Ein aufent- halt Walthers in Oestreich ist uns endlich durch die reiserechnungen Wolfgers (vgl. oben s. 7) für den 12. nov. 1203 bezeugt. Es ist wahrscheinlich, dass er sich damals auf dem wege von Wien befand. 75, 111 ff. preist Walther neben Leopold zwei andere gönner, bei denen ihm stets ein unterkommen gesichert ist. Den einen bezeichnet er als den veter, d. h. nach dem gewöhnlichen sprachgebrauch oheim Leopolds. Gemeint ist wahrscheinlich herzog Heinrich, bruder Leopolds VI., der zu Mödling seinen sitz hatte, gestorben 1223. Dass mit dem biderben patriarken Berthold von Andechs, seit 1218 patriarch von Aqui- leja, gemeint sein müsse, ist eine annahme, die man ohne grund immer widerholt hat. Es liegt näher an seinen vor- gänger Wolfger zu denken, zumal da jetzt bezeugt ist, dass derselbe schon als bischof von Passau den dichter beschenkt hat. Ein anderer benachbarter fürst, dessen freigebigkeit Walther häufig erfahren hat (nach 75, 91), ist der herzog von Kärnten (Bernhard 1202—56). Aber dass er sich längere zeit hinter einander an dessen hofe aufgehalten habe, ist aus den beiden auf ihn be- züglichen strophen (75, 91. 101) nicht zu schliessen. Neben dem Wiener ist es der glänzendste unter den deutschen höfen dieser zeit, der des landgrafen Hermann von Thüringen, an welchem Walther am meisten verweilt zu haben scheint. Wir haben darüber ausser seinen eigenen gedichten das zeugnis Wolframs von Eschenbach. Dieser beschwert sich in seinem Parzival über die vielen unwürdigen unter dem hof- gesinde Hermanns und fährt dann fort (297, 24): des muoz her Walther singen ‘guoten tac, bœse unde guot’; offenbar der anfang eines verlorenen liedes, das Walther am Thüringer hofe vorgetragen hat. Die zeit, in welcher Wolfram diese anspielung machte, lässt sich ungefähr danach bestimmen, dass er an einer späteren stelle (379, 17) von den noch sichtbaren spuren der verwüstung des Erfurter weingartens spricht. Diese verwüstung war offenbar die folge der kämpfe des
11 fehlt jeder anhalt zu einer zeitbestimmung. Ein aufent- halt Walthers in Oestreich ist uns endlich durch die reiserechnungen Wolfgers (vgl. oben s. 7) für den 12. nov. 1203 bezeugt. Es ist wahrscheinlich, dass er sich damals auf dem wege von Wien befand. 75, 111 ff. preist Walther neben Leopold zwei andere gönner, bei denen ihm stets ein unterkommen gesichert ist. Den einen bezeichnet er als den veter, d. h. nach dem gewöhnlichen sprachgebrauch oheim Leopolds. Gemeint ist wahrscheinlich herzog Heinrich, bruder Leopolds VI., der zu Mödling seinen sitz hatte, gestorben 1223. Dass mit dem biderben patriarken Berthold von Andechs, seit 1218 patriarch von Aqui- leja, gemeint sein müsse, ist eine annahme, die man ohne grund immer widerholt hat. Es liegt näher an seinen vor- gänger Wolfger zu denken, zumal da jetzt bezeugt ist, dass derselbe schon als bischof von Passau den dichter beschenkt hat. Ein anderer benachbarter fürst, dessen freigebigkeit Walther häufig erfahren hat (nach 75, 91), ist der herzog von Kärnten (Bernhard 1202—56). Aber dass er sich längere zeit hinter einander an dessen hofe aufgehalten habe, ist aus den beiden auf ihn be- züglichen strophen (75, 91. 101) nicht zu schliessen. Neben dem Wiener ist es der glänzendste unter den deutschen höfen dieser zeit, der des landgrafen Hermann von Thüringen, an welchem Walther am meisten verweilt zu haben scheint. Wir haben darüber ausser seinen eigenen gedichten das zeugnis Wolframs von Eschenbach. Dieser beschwert sich in seinem Parzival über die vielen unwürdigen unter dem hof- gesinde Hermanns und fährt dann fort (297, 24): des muoz her Walther singen ‘guoten tac, bœse unde guot’; offenbar der anfang eines verlorenen liedes, das Walther am Thüringer hofe vorgetragen hat. Die zeit, in welcher Wolfram diese anspielung machte, lässt sich ungefähr danach bestimmen, dass er an einer späteren stelle (379, 17) von den noch sichtbaren spuren der verwüstung des Erfurter weingartens spricht. Diese verwüstung war offenbar die folge der kämpfe des
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12 jahres 1203, in welchem Erfurt durch Philipp ein- genommen wurde, der dann darin von den anhängern Ottos belagert wurde.1) Da demnach diese stelle nicht lange nach der belagerung gedichtet ist, so ist auch die frühere spätestens nicht lange nach derselben entstanden, vielleicht sogar noch etwas eher. Da wir nun Walther im nov. 1203 in Oestreich finden, so ist sehr wahr- scheinlich, dass er schon vorher einmal am Thüringer hofe verweilt hat. 2) Dass er mehrmals dort war, geht aus 75, 84 klar hervor. Nach dem ersten, vielleicht nur kurzen, chronologisch nicht genauer bestimmbaren aufenthalte scheint die schilderung des hofes entworfen zu sein, die 68, 49 gegeben wird. Bei einem späteren aufenthalte bezeichnet sich der dichter als ingesinde des landgrafen (75, 81); das deutet auf längeres ver- weilen. Nach Eisenach weisen noch die spottgedichte auf Gerhard Atze (71, 66. 72, 1). Walthers freund- schaftliche beziehung zu Hermann zeigt die fürbitte, die er im jahre 1212 für ihn bei Otto einlegt (74, 29). Engere beziehungen hat Walther auch zu dem schwiegersohne Hermanns, dem markgrafen Dietrich IV. von Meissen (1195—1220), gehabt. Im interesse des- selben wirkt er bei Otto IV. nach dessen rückkehr aus Italien (73, 10). Vielleicht hat er sich unmittelbar vorher an Dietrichs hofe aufgehalten. Dieser bringt ihm ein problematisches geschenk aus Franken (70b, 1), vielleicht bei der rückkehr nach hause, wo er Walther gelassen hatte; notwendig ist das aber nicht aus den worten zu schliessen. Später beschwert sich Walther über die undankbarkeit des Meissners 74, 1—28. Auf aufenthalt in Meissen deutet die erwähnung des klosters Toberlů (55, 35). Die beziehung zu dem grafen von Katzenellen- bogen (78, 1. 9) setzt man gewöhnlich in die zeit nach der belehnung Walthers, aber ohne zureichenden grund. 1) Burdach, Walther s. 60 nimmt beziehung auf die kämpfe des jahres 1204 an. Es lässt sich aber nicht nachweisen, dass Erfurt unter denselben derart gelitten hätte wie 1203. 2) Vgl. Wackernell, Germania XXII, 280.
12 jahres 1203, in welchem Erfurt durch Philipp ein- genommen wurde, der dann darin von den anhängern Ottos belagert wurde.1) Da demnach diese stelle nicht lange nach der belagerung gedichtet ist, so ist auch die frühere spätestens nicht lange nach derselben entstanden, vielleicht sogar noch etwas eher. Da wir nun Walther im nov. 1203 in Oestreich finden, so ist sehr wahr- scheinlich, dass er schon vorher einmal am Thüringer hofe verweilt hat. 2) Dass er mehrmals dort war, geht aus 75, 84 klar hervor. Nach dem ersten, vielleicht nur kurzen, chronologisch nicht genauer bestimmbaren aufenthalte scheint die schilderung des hofes entworfen zu sein, die 68, 49 gegeben wird. Bei einem späteren aufenthalte bezeichnet sich der dichter als ingesinde des landgrafen (75, 81); das deutet auf längeres ver- weilen. Nach Eisenach weisen noch die spottgedichte auf Gerhard Atze (71, 66. 72, 1). Walthers freund- schaftliche beziehung zu Hermann zeigt die fürbitte, die er im jahre 1212 für ihn bei Otto einlegt (74, 29). Engere beziehungen hat Walther auch zu dem schwiegersohne Hermanns, dem markgrafen Dietrich IV. von Meissen (1195—1220), gehabt. Im interesse des- selben wirkt er bei Otto IV. nach dessen rückkehr aus Italien (73, 10). Vielleicht hat er sich unmittelbar vorher an Dietrichs hofe aufgehalten. Dieser bringt ihm ein problematisches geschenk aus Franken (70b, 1), vielleicht bei der rückkehr nach hause, wo er Walther gelassen hatte; notwendig ist das aber nicht aus den worten zu schliessen. Später beschwert sich Walther über die undankbarkeit des Meissners 74, 1—28. Auf aufenthalt in Meissen deutet die erwähnung des klosters Toberlů (55, 35). Die beziehung zu dem grafen von Katzenellen- bogen (78, 1. 9) setzt man gewöhnlich in die zeit nach der belehnung Walthers, aber ohne zureichenden grund. 1) Burdach, Walther s. 60 nimmt beziehung auf die kämpfe des jahres 1204 an. Es lässt sich aber nicht nachweisen, dass Erfurt unter denselben derart gelitten hätte wie 1203. 2) Vgl. Wackernell, Germania XXII, 280.
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13 Die art, wie sich dieser um des grafen gunst bemüht, weist eher auf eine zeit, wo er derselben noch recht bedürftig war. Es ist daher auch nicht ganz sicher, dass Diether II. gemeint ist und nicht vielmehr etwa sein Vorgänger Diether I. Wann Walther den 77, 1 erwähnten abstecher nach Tegernsee gemacht hat, lässt sich nicht bestimmen. Die beziehung zu dem herzog Ludwig von Baiern, die man nach 70b,3 angenommen hat, ist höchst problematisch. Indem Walther das lehen von Friedrich erhielt, übernahm er damit wol, wenn auch nur stillschweigend, die verpflichtung fortan in dessen interesse tätig zu sein. Dazu war zunächst durch den beabsichtigten kreuzzug veranlassung gegeben. Friedrich hatte bei seiner krönung zu Aachen am 25. juli 1215 das kreuz genommen. Nach widerholtem aufschub des termins brach er im august 1220 nach Italien auf, zunächst zur kaiser- krönung, die am 22. nov. durch papst Honorius voll- zogen wurde. Der kreuzzug sollte sich ursprünglich gleich daran anschliessen, wurde aber weiterhin zu widerholten malen aufgeschoben. Wahrscheinlich kurz vorher, ehe Friedrich nach Italien aufbrach, ist str. 76, 61 gedichtet gegen die gegner des königs, durch die ihm mannigfache hemmnisse in den weg gelegt wurden. Vielleicht wurde sie auf dem hoftage zu Frankfurt im april 1220 vorgetragen. Erst nach der kaiserkrönung sind 73, 49 und 61 gedichtet. Wenigstens werden sie mit grösserer wahrscheinlichkeit auf Friedrich als auf Otto bezogen. Auch 78, 17 ff. weist in die zeit des bevorstehenden kreuzzuges, ohne dass sich eine nähere bestimmung geben liesse. Dass sich Walther während des kaisers abwesenheit in Italien eifrig um die politischen angelegenheiten kümmerte, kann wol aus 79, 9 ff. gefolgert werden. Er pflegte danach die hoftage zu besuchen. Vom kaiser wird er geehrt durch übersendung eines geschenkes, welches allgemeinen neid erregt (79, 1). In einem nahen verhältnis steht er zu erzbischof Engelbert von Köln, der von Friedrich vor seinem abgange als vormund
13 Die art, wie sich dieser um des grafen gunst bemüht, weist eher auf eine zeit, wo er derselben noch recht bedürftig war. Es ist daher auch nicht ganz sicher, dass Diether II. gemeint ist und nicht vielmehr etwa sein Vorgänger Diether I. Wann Walther den 77, 1 erwähnten abstecher nach Tegernsee gemacht hat, lässt sich nicht bestimmen. Die beziehung zu dem herzog Ludwig von Baiern, die man nach 70b,3 angenommen hat, ist höchst problematisch. Indem Walther das lehen von Friedrich erhielt, übernahm er damit wol, wenn auch nur stillschweigend, die verpflichtung fortan in dessen interesse tätig zu sein. Dazu war zunächst durch den beabsichtigten kreuzzug veranlassung gegeben. Friedrich hatte bei seiner krönung zu Aachen am 25. juli 1215 das kreuz genommen. Nach widerholtem aufschub des termins brach er im august 1220 nach Italien auf, zunächst zur kaiser- krönung, die am 22. nov. durch papst Honorius voll- zogen wurde. Der kreuzzug sollte sich ursprünglich gleich daran anschliessen, wurde aber weiterhin zu widerholten malen aufgeschoben. Wahrscheinlich kurz vorher, ehe Friedrich nach Italien aufbrach, ist str. 76, 61 gedichtet gegen die gegner des königs, durch die ihm mannigfache hemmnisse in den weg gelegt wurden. Vielleicht wurde sie auf dem hoftage zu Frankfurt im april 1220 vorgetragen. Erst nach der kaiserkrönung sind 73, 49 und 61 gedichtet. Wenigstens werden sie mit grösserer wahrscheinlichkeit auf Friedrich als auf Otto bezogen. Auch 78, 17 ff. weist in die zeit des bevorstehenden kreuzzuges, ohne dass sich eine nähere bestimmung geben liesse. Dass sich Walther während des kaisers abwesenheit in Italien eifrig um die politischen angelegenheiten kümmerte, kann wol aus 79, 9 ff. gefolgert werden. Er pflegte danach die hoftage zu besuchen. Vom kaiser wird er geehrt durch übersendung eines geschenkes, welches allgemeinen neid erregt (79, 1). In einem nahen verhältnis steht er zu erzbischof Engelbert von Köln, der von Friedrich vor seinem abgange als vormund
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14 seines sohnes Heinrich und leiter der regierung in Deutschland bestellt war.1) Die rücksichtslose ge- rechtigkeitspflege, durch welche derselbe die ordnung aufrecht erhielt, zog ihm viele feinde zu. Diesen an- feindungen gegenüber preist ihn Walther in str. 79, 17. Nach 79, 25 ff. hat er von ihm einen schwierigen auf- trag erhalten, dem er sich bei aller kunst, über die er verfügt, nicht gewachsen fühlt. Worin derselbe bestand, ist nicht ersichtlich. Nach der ermordung Engelberts durch seinen neffen Friedrich von Altena-Isenburg und dessen helfershelfer (7. nov. 1225) widmet ihm Walther einen nachruf mit starken verwünschungen des mörders (79, 33). Die letzten datierbaren dichtungen Walthers be- schäftigen sich wider mit dem kreuzzuge. Als Friedrich im jahre 1227 ernstliche anstalten zur sammlung eines kreuzheeres macht, unterstützt er ihn. Er ermahnt den landgrafen Ludwig von Thüringen, der dem kaiser das heer aus Deutschland zuführen sollte, zur eile (79, 41). Ludwig zog am 24. juni von Eisenach aus und langte im juli bei dem kaiser an. Der bann, den Gregorius IX. am 29. sept. über Friedrich aussprach, gab dem dichter von neuem gelegenheit im interesse des letzteren gegen die kurie zu wirken. Er ermahnt ihn den kreuzzug schleunigst auszuführen und sich durch nichts irre machen zu lassen (79, 57), fordert die rache gottes heraus gegen die christlichen gegner Friedrichs, die ihn jetzt hindern wollen dem heiligen lande zu hilfe zu kommen (79, 49), klagt wider wie früher über das ver- derben, welches der weltliche besitz über die kirche gebracht hat (79, 65), und bedroht die geistlichkeit mit angriffen auf das kirchengut (79, 73). Während in diesen gedichten mehr die politische parteinahme in den 1) A. Daffis in seiner schrift ‘Zur lebensgeschichte Walthers von der Vogelweide (Berlin 1854)' hat die be- hauptung aufgestellt, dass Walther dem erzbischof als er- zieher des jungen Heinrich beigegeben gewesen sei, vgl. anm. zu 84, 1 ff. So viel beistimmung auch diese ansicht gefunden hat, so entbehrt sie doch jedes festen anhalts.
14 seines sohnes Heinrich und leiter der regierung in Deutschland bestellt war.1) Die rücksichtslose ge- rechtigkeitspflege, durch welche derselbe die ordnung aufrecht erhielt, zog ihm viele feinde zu. Diesen an- feindungen gegenüber preist ihn Walther in str. 79, 17. Nach 79, 25 ff. hat er von ihm einen schwierigen auf- trag erhalten, dem er sich bei aller kunst, über die er verfügt, nicht gewachsen fühlt. Worin derselbe bestand, ist nicht ersichtlich. Nach der ermordung Engelberts durch seinen neffen Friedrich von Altena-Isenburg und dessen helfershelfer (7. nov. 1225) widmet ihm Walther einen nachruf mit starken verwünschungen des mörders (79, 33). Die letzten datierbaren dichtungen Walthers be- schäftigen sich wider mit dem kreuzzuge. Als Friedrich im jahre 1227 ernstliche anstalten zur sammlung eines kreuzheeres macht, unterstützt er ihn. Er ermahnt den landgrafen Ludwig von Thüringen, der dem kaiser das heer aus Deutschland zuführen sollte, zur eile (79, 41). Ludwig zog am 24. juni von Eisenach aus und langte im juli bei dem kaiser an. Der bann, den Gregorius IX. am 29. sept. über Friedrich aussprach, gab dem dichter von neuem gelegenheit im interesse des letzteren gegen die kurie zu wirken. Er ermahnt ihn den kreuzzug schleunigst auszuführen und sich durch nichts irre machen zu lassen (79, 57), fordert die rache gottes heraus gegen die christlichen gegner Friedrichs, die ihn jetzt hindern wollen dem heiligen lande zu hilfe zu kommen (79, 49), klagt wider wie früher über das ver- derben, welches der weltliche besitz über die kirche gebracht hat (79, 65), und bedroht die geistlichkeit mit angriffen auf das kirchengut (79, 73). Während in diesen gedichten mehr die politische parteinahme in den 1) A. Daffis in seiner schrift ‘Zur lebensgeschichte Walthers von der Vogelweide (Berlin 1854)' hat die be- hauptung aufgestellt, dass Walther dem erzbischof als er- zieher des jungen Heinrich beigegeben gewesen sei, vgl. anm. zu 84, 1 ff. So viel beistimmung auch diese ansicht gefunden hat, so entbehrt sie doch jedes festen anhalts.
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15 vordergrund tritt, zeigen andere die tiefe religiöse erregung Walthers, die ihm den kreuzzug in dieser periode zur wichtigsten herzensangelegenheit machte. Die religiös-weltschmerzliche stimmung, die auch in anderen dichtungen Walthers aus seinen letzten lebens- jahren widerkehrt (vgl. die töne 91. 92. 93), erscheint in verbindung mit der kreuzzugsbegeisterung in den liedern 80 und 81. Ein drittes lied (82) ist direkt zur anfeueruug der pilger gedichtet, ein viertes (83) ist ausdruck der freude bei der ankunft im heiligen lande. Trotzdem hat Lachmann und andere nach ihm nicht zugeben wollen, dass Walther an dem kreuzzuge teil genommen habe. Sie halten also die in dem letzten liede vorausgesetzte situation für eine fingierte. So wenig aber eine solche fiktion durchaus undenkbar sein mag, so sind doch anderseits die gründe, die man angibt, weshalb Walther den kreuzzug nicht mitgemacht haben könne, nicht stichhaltig. Er wird erst 1228 zu- zusammen mit dem kaiser die fahrt angetreten haben. Bei dem heere, welches im sept. 1227 hinüber fuhr, kann er sich nicht befunden haben, da er nach der bannung Friedrichs noch in Deutschland weilte. Dass Walther den kreuzzug nicht lange überlebt hat, ist wahrscheinlich. In eine spätere zeit weist keine sichere Spur mehr in seinen gedichten (vgl. zu 71, 27. 85, 1). Nach angaben, die zwar der zeit seines todes schon einigermassen fern stehen, aber doch ziemlich glaubwürdig sind, ist er zu Würzburg im kreuzgang des Neumünsters begraben. 1) In dem sogenanten manuale des Michael de Leone, welches im jahre 1354 in Würz- burg zusammengestellt ist, findet sich folgende notiz. De milite walthero. dicto von der vogelweide se- pulto in ambitu novimon. h' b. (wohl aufzulösen novi- monasterii herbipolensis) in suo epytafio sculpti erant isti versus subscripti. 1) Vgl. zum folgenden Oberthür, Die minne- und meister- sänger aus Franken s. 30. Reuss, Walther von der Vogel- weide, eine biographische skizze, Würzburg 1843. Pfeiffer, Germania V, 10. Jetzt besonders Zarncke, PBB VII, 582.
15 vordergrund tritt, zeigen andere die tiefe religiöse erregung Walthers, die ihm den kreuzzug in dieser periode zur wichtigsten herzensangelegenheit machte. Die religiös-weltschmerzliche stimmung, die auch in anderen dichtungen Walthers aus seinen letzten lebens- jahren widerkehrt (vgl. die töne 91. 92. 93), erscheint in verbindung mit der kreuzzugsbegeisterung in den liedern 80 und 81. Ein drittes lied (82) ist direkt zur anfeueruug der pilger gedichtet, ein viertes (83) ist ausdruck der freude bei der ankunft im heiligen lande. Trotzdem hat Lachmann und andere nach ihm nicht zugeben wollen, dass Walther an dem kreuzzuge teil genommen habe. Sie halten also die in dem letzten liede vorausgesetzte situation für eine fingierte. So wenig aber eine solche fiktion durchaus undenkbar sein mag, so sind doch anderseits die gründe, die man angibt, weshalb Walther den kreuzzug nicht mitgemacht haben könne, nicht stichhaltig. Er wird erst 1228 zu- zusammen mit dem kaiser die fahrt angetreten haben. Bei dem heere, welches im sept. 1227 hinüber fuhr, kann er sich nicht befunden haben, da er nach der bannung Friedrichs noch in Deutschland weilte. Dass Walther den kreuzzug nicht lange überlebt hat, ist wahrscheinlich. In eine spätere zeit weist keine sichere Spur mehr in seinen gedichten (vgl. zu 71, 27. 85, 1). Nach angaben, die zwar der zeit seines todes schon einigermassen fern stehen, aber doch ziemlich glaubwürdig sind, ist er zu Würzburg im kreuzgang des Neumünsters begraben. 1) In dem sogenanten manuale des Michael de Leone, welches im jahre 1354 in Würz- burg zusammengestellt ist, findet sich folgende notiz. De milite walthero. dicto von der vogelweide se- pulto in ambitu novimon. h' b. (wohl aufzulösen novi- monasterii herbipolensis) in suo epytafio sculpti erant isti versus subscripti. 1) Vgl. zum folgenden Oberthür, Die minne- und meister- sänger aus Franken s. 30. Reuss, Walther von der Vogel- weide, eine biographische skizze, Würzburg 1843. Pfeiffer, Germania V, 10. Jetzt besonders Zarncke, PBB VII, 582.
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16 Pascua qui uolucrum . viuus walthere fuisti. Qui flos eloquij . qui Palladis os. obiisti. Ergo quod aureolam probitas tua possit (l. poscit) habere. Qui legit . hic . dicat . deus istius miserere. Die gleiche notiz mit unwesentlichen abweichungen findet sich in der grossen sammelhandschrift des Michael Leone, die um die nämliche zeit entstanden ist. Dieselbe hand- schrift enthält auch eine deutsche notiz: Herr Walther von der vogelweide begraben ze Wirzeburg. zu dem Nuwe- munster in dem grasehove. Spätere überliefernngen sind ganz sagenhafter natur. In Würzburg existierte im jahre 1323, wie urkundlich nachgewiesen ist, eine curia dicta zu der Vogelwaide. Aber eine beziehung derselben zu unserem dichter ist nicht erweislich. 2. Walthers stellung in der geschichte der deutschen lyrik. Die deutsche kunstlyrik des 12. und 13. jahrh. hat drei verschiedene ausgangspunkte. Drei verschiedene richtungen gehen zunächst selbständig neben einander her, jede durch einen besonderen stand vertreten. Die geistlichen versuchen sich in nachbildungen der la- teinischen hymnen und sequenzen. Die gewerbsmässigen sänger, die spielleute bilden eine wesentlich lehrhafte lyrik aus. Moralische betrachtungen, vielfach an volks- tümliche sprichwörter angelehnt, mitunter in das gewand der fabel oder parabel eingekleidet, bilden den haupt- stoff ihrer dichtungen; daneben reflexionen über ihre persönlichen verhältnisse und lob- und scheltlieder der grossen. Die ritter endlich bilden eine den von Süd- frankreich ausgegangenen eigentümlichen idealen ihres standes entsprechende liebeslyrik aus. Sie lehnen sich dabei in form und inhalt zunächst an die heimische lyrik des volkes an, weiterhin aber an die kunstlyrik der Provenzalen und Nordfranzosen. Von diesen entlehnten sie wahrscheinlich auch die gattung des kreuzliedes. Als Walther zuerst auftrat, bestand noch ein scharfer gegensatz zwischen ritterlicher und spiel- männischer dichtung. Zu der verschiedenheit der stoffe
16 Pascua qui uolucrum . viuus walthere fuisti. Qui flos eloquij . qui Palladis os. obiisti. Ergo quod aureolam probitas tua possit (l. poscit) habere. Qui legit . hic . dicat . deus istius miserere. Die gleiche notiz mit unwesentlichen abweichungen findet sich in der grossen sammelhandschrift des Michael Leone, die um die nämliche zeit entstanden ist. Dieselbe hand- schrift enthält auch eine deutsche notiz: Herr Walther von der vogelweide begraben ze Wirzeburg. zu dem Nuwe- munster in dem grasehove. Spätere überliefernngen sind ganz sagenhafter natur. In Würzburg existierte im jahre 1323, wie urkundlich nachgewiesen ist, eine curia dicta zu der Vogelwaide. Aber eine beziehung derselben zu unserem dichter ist nicht erweislich. 2. Walthers stellung in der geschichte der deutschen lyrik. Die deutsche kunstlyrik des 12. und 13. jahrh. hat drei verschiedene ausgangspunkte. Drei verschiedene richtungen gehen zunächst selbständig neben einander her, jede durch einen besonderen stand vertreten. Die geistlichen versuchen sich in nachbildungen der la- teinischen hymnen und sequenzen. Die gewerbsmässigen sänger, die spielleute bilden eine wesentlich lehrhafte lyrik aus. Moralische betrachtungen, vielfach an volks- tümliche sprichwörter angelehnt, mitunter in das gewand der fabel oder parabel eingekleidet, bilden den haupt- stoff ihrer dichtungen; daneben reflexionen über ihre persönlichen verhältnisse und lob- und scheltlieder der grossen. Die ritter endlich bilden eine den von Süd- frankreich ausgegangenen eigentümlichen idealen ihres standes entsprechende liebeslyrik aus. Sie lehnen sich dabei in form und inhalt zunächst an die heimische lyrik des volkes an, weiterhin aber an die kunstlyrik der Provenzalen und Nordfranzosen. Von diesen entlehnten sie wahrscheinlich auch die gattung des kreuzliedes. Als Walther zuerst auftrat, bestand noch ein scharfer gegensatz zwischen ritterlicher und spiel- männischer dichtung. Zu der verschiedenheit der stoffe
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17 waren allmählich auch bedeutende formale verschieden- heiten hinzugekommen. Ein charakteristischer unter- schied bestand auch darin, dass für die didaktische lyrik der spielleute die früher allgemein übliche ein- strophigkeit der gedichte meist festgehalten, für die minnelyrik der ritter mehrstrophigkeit die regel ge- worden war. Simrock hat für die beiden gattungen die bezeichnungen spruch und lied eingeführt, wobei ihm einstrophigkeit als wesentliches erkennungszeichen für den ersteren, mehrstrophigkeit für das letztere gilt. Der bequemlichkeit halber wollen wir uns auch dieser be- zeichnungen bedienen, es muss aber bemerkt werden, dass sie willkürlich gewählt sind und nicht der termino- logie der dichter selbst entsprechen, bei denen vielmehr liet die bedeutung strophe hat. Und ferner darf man sich nicht zu der ansicht verleiten lassen, dass der spruch im Simrockschen sinne nur gesprochen, nicht gesungen sei. Auch die behauptung, dass der spruch im gegensatz zum liede ohne begleitung eines saiten- instrumentes vorgetragen sei, ist aus der luft gegriffen. Die stellung der ritterlichen dichter zum publikum war eine ganz andere als die der spielleute. Der minne- sang wurde ursprünglich nicht berufsmässig und für lohn ausgeübt. Die meisten minnesinger, auch die des dreizehnten jahrhunderts, waren dilettanten, zum teil aus den vornehmsten kreisen. Doch war man bereits vor Walther auch zu einer berufsmässigen ausübung übergegangen. Reinmar war in dieser wie in anderen beziehungen der vorgänger Walthers. Es ist sehr wahr- scheinlich, dass er seine aufnahme an den östreichischen hof seiner liederdichtung verdankte, also gewissermassen dafür besoldet ward. Als folge einer solchen stellung dürfen wir eine gewisse annäherung an die poesie der spielleute betrachten. In die minnelieder mischen sich reflexionen über die allgemeinen und des dichters per- sönliche angelegenheiten, jedoch beschränkt auf die verhältnisse des höfischen gesellschaftskreises, der das publikum des dichters bildet und seine stellung zu demselben. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 2
17 waren allmählich auch bedeutende formale verschieden- heiten hinzugekommen. Ein charakteristischer unter- schied bestand auch darin, dass für die didaktische lyrik der spielleute die früher allgemein übliche ein- strophigkeit der gedichte meist festgehalten, für die minnelyrik der ritter mehrstrophigkeit die regel ge- worden war. Simrock hat für die beiden gattungen die bezeichnungen spruch und lied eingeführt, wobei ihm einstrophigkeit als wesentliches erkennungszeichen für den ersteren, mehrstrophigkeit für das letztere gilt. Der bequemlichkeit halber wollen wir uns auch dieser be- zeichnungen bedienen, es muss aber bemerkt werden, dass sie willkürlich gewählt sind und nicht der termino- logie der dichter selbst entsprechen, bei denen vielmehr liet die bedeutung strophe hat. Und ferner darf man sich nicht zu der ansicht verleiten lassen, dass der spruch im Simrockschen sinne nur gesprochen, nicht gesungen sei. Auch die behauptung, dass der spruch im gegensatz zum liede ohne begleitung eines saiten- instrumentes vorgetragen sei, ist aus der luft gegriffen. Die stellung der ritterlichen dichter zum publikum war eine ganz andere als die der spielleute. Der minne- sang wurde ursprünglich nicht berufsmässig und für lohn ausgeübt. Die meisten minnesinger, auch die des dreizehnten jahrhunderts, waren dilettanten, zum teil aus den vornehmsten kreisen. Doch war man bereits vor Walther auch zu einer berufsmässigen ausübung übergegangen. Reinmar war in dieser wie in anderen beziehungen der vorgänger Walthers. Es ist sehr wahr- scheinlich, dass er seine aufnahme an den östreichischen hof seiner liederdichtung verdankte, also gewissermassen dafür besoldet ward. Als folge einer solchen stellung dürfen wir eine gewisse annäherung an die poesie der spielleute betrachten. In die minnelieder mischen sich reflexionen über die allgemeinen und des dichters per- sönliche angelegenheiten, jedoch beschränkt auf die verhältnisse des höfischen gesellschaftskreises, der das publikum des dichters bildet und seine stellung zu demselben. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 2
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18 Die bedeutung Walthers beruht nun zu einem guten teile eben darauf, dass er die kluft zwischen ritterlicher und spielmännischer dichtung überbrückt hat, indem er, ausgehend von dem standpunkte, auf welchen Reinmar die erstere gestellt hatte, auch das stoffgebiet und die formen der letzteren für sich erobert hat. Und da sich damit auch stoffe und formen der geistlichen dichtung vereinigen, so fliessen in Walther überhaupt alle früher getrennten richtungen der kunstlyrik zusammen. Sie bleiben dabei auch nicht unvermittelt in seiner person nebeneinander stehen, sondern durchdringen sich gegen- seitig. Dabei verwischen sich auch die grenzlinien zwischen lied und spruch. Walthers liederdichtung hat sich zuerst wahrschein- lich ziemlich eng an die höfische kunstweise Reinmars angeschlossen. 1) Es war das früher nicht die herr- schende ansicht. Vielmehr begegnete man gewöhnlich der entgegengesetzten, dass Walther von einer volks- mässigeren weise ausgegangen sei. Die entscheidung über diese frage hängt zusammen mit der über die frage nach den realen verhältnissen, die den minne- liedern Walthers zu grunde liegen. Den hauptanhalts- punkt dazu geben die lieder 12 und 16. Das erstere, an ein mädchen niederen standes gerichtet, preist die liebe, die keine rücksicht auf rang und schönheit nimmt. Das letztere zeigt den dichter in begriff, sich einer vor- nehmen dame zu widmen. Hier wird die niedere minne, der er früher gehuldigt, verworfen und die hohe als das wahre ideal hingestellt. Man hat danach versucht, die gesamten minnelieder Walthers auf diese beiden ver- hältnisse zu beziehen und sie in zwei gruppen zu ver- teilen, eine ältere, lieder der niederen, und eine 1) Diese ansicht wird vertreten von Burdach in seinem buche „Reinmar der alte und Walther von der Vogelweide" (Leipzig 1880). Die eigentümliche art, wie der verf. den ent- wicklungsgang Walthers auffasst, ist sehr beachtenswert, wenn dabei auch nicht selten über das ziel hinausgeschossen ist. Vgl. dazu Paul, PBB VIII, 171. Burdach ib. 461. Paul ib. 471. Burdach, AfdA VIII, 370. Paul, PBB IX, 147.
18 Die bedeutung Walthers beruht nun zu einem guten teile eben darauf, dass er die kluft zwischen ritterlicher und spielmännischer dichtung überbrückt hat, indem er, ausgehend von dem standpunkte, auf welchen Reinmar die erstere gestellt hatte, auch das stoffgebiet und die formen der letzteren für sich erobert hat. Und da sich damit auch stoffe und formen der geistlichen dichtung vereinigen, so fliessen in Walther überhaupt alle früher getrennten richtungen der kunstlyrik zusammen. Sie bleiben dabei auch nicht unvermittelt in seiner person nebeneinander stehen, sondern durchdringen sich gegen- seitig. Dabei verwischen sich auch die grenzlinien zwischen lied und spruch. Walthers liederdichtung hat sich zuerst wahrschein- lich ziemlich eng an die höfische kunstweise Reinmars angeschlossen. 1) Es war das früher nicht die herr- schende ansicht. Vielmehr begegnete man gewöhnlich der entgegengesetzten, dass Walther von einer volks- mässigeren weise ausgegangen sei. Die entscheidung über diese frage hängt zusammen mit der über die frage nach den realen verhältnissen, die den minne- liedern Walthers zu grunde liegen. Den hauptanhalts- punkt dazu geben die lieder 12 und 16. Das erstere, an ein mädchen niederen standes gerichtet, preist die liebe, die keine rücksicht auf rang und schönheit nimmt. Das letztere zeigt den dichter in begriff, sich einer vor- nehmen dame zu widmen. Hier wird die niedere minne, der er früher gehuldigt, verworfen und die hohe als das wahre ideal hingestellt. Man hat danach versucht, die gesamten minnelieder Walthers auf diese beiden ver- hältnisse zu beziehen und sie in zwei gruppen zu ver- teilen, eine ältere, lieder der niederen, und eine 1) Diese ansicht wird vertreten von Burdach in seinem buche „Reinmar der alte und Walther von der Vogelweide" (Leipzig 1880). Die eigentümliche art, wie der verf. den ent- wicklungsgang Walthers auffasst, ist sehr beachtenswert, wenn dabei auch nicht selten über das ziel hinausgeschossen ist. Vgl. dazu Paul, PBB VIII, 171. Burdach ib. 461. Paul ib. 471. Burdach, AfdA VIII, 370. Paul, PBB IX, 147.
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19 jüngere, lieder der hohen minne.1) Andere lassen auf das zweite verhältnis noch ein drittes folgen.2) Uns scheint es ein vergebliches beginnen, die zahl der minne- verhältnisse Walthers zu bestimmen oder gar die lieder unter die einzelnen verhältnisse zu verteilen. Da Walther den minnesang berufsmässig und bis in seine späten lebensjahre hinein betrieb, so ist es überhaupt zweifel- haft, ob allen seinen liedern reale verhältnisse zu grunde liegen. An der tatsache, dass Walther einmal in seinem leben von der niederen minne zur hohen überging, ist allerdings nicht zu rütteln. Aber daraus folgt weder, dass das neue verhältnis das letzte, noch dass das frühere verhältnis das erste gewesen ist, das Walther in seinen liedern besungen hat. Es steht nichts im wege anzunehmen, dass der niederen minne schon ein verhältnis zu einer adeligen dame vorangegangen ist, in das Walther nach der herrschenden ritterlichen sitte, vielleicht ohne tiefere neigung, vielleicht nur um einen gegenstand für seine poesie zu haben, getreten sein mag. Wir können diese annahme nicht gut entbehren, weil es nach dem ganzen charakter der wenigen lieder Walthers, die auf niedere minne deuten und ein volkstümlicheres gepräge tragen, nicht denkbar ist, dass diese seine ersten versuche sein sollten. Wir betrachten demnach diejenigen lieder Walthers als die ältesten, welche sich am wenigsten von der manier Reinmars entfernen. Der in der schule des letzteren gewonnene grundcharakter bleibt zwar auch den meisten späteren minneliedern, wird aber durch anderweitige einflüsse und durch die eigene originale schöpfungskraft wesentlich modifiziert, und manches tritt ganz aus dem rahmen der älteren ritterlichen kunst- dichtung heraus. Von höfischen dichtern, die wesentlich anderer natur waren als Reinmar, haben Heinrich von 1) Weiske, Weimarer jahrb. 1, 357. Rieger, Leben Walthers 57. Wackernagel und Rieger in ihrer ausgabe. 2) Wilmanns, der einen östreichischen und einen thüringischen minnedienst unterscheidet; Simrock, der auf die hohe eine gemässe minne folgen lässt. 2* 2"
19 jüngere, lieder der hohen minne.1) Andere lassen auf das zweite verhältnis noch ein drittes folgen.2) Uns scheint es ein vergebliches beginnen, die zahl der minne- verhältnisse Walthers zu bestimmen oder gar die lieder unter die einzelnen verhältnisse zu verteilen. Da Walther den minnesang berufsmässig und bis in seine späten lebensjahre hinein betrieb, so ist es überhaupt zweifel- haft, ob allen seinen liedern reale verhältnisse zu grunde liegen. An der tatsache, dass Walther einmal in seinem leben von der niederen minne zur hohen überging, ist allerdings nicht zu rütteln. Aber daraus folgt weder, dass das neue verhältnis das letzte, noch dass das frühere verhältnis das erste gewesen ist, das Walther in seinen liedern besungen hat. Es steht nichts im wege anzunehmen, dass der niederen minne schon ein verhältnis zu einer adeligen dame vorangegangen ist, in das Walther nach der herrschenden ritterlichen sitte, vielleicht ohne tiefere neigung, vielleicht nur um einen gegenstand für seine poesie zu haben, getreten sein mag. Wir können diese annahme nicht gut entbehren, weil es nach dem ganzen charakter der wenigen lieder Walthers, die auf niedere minne deuten und ein volkstümlicheres gepräge tragen, nicht denkbar ist, dass diese seine ersten versuche sein sollten. Wir betrachten demnach diejenigen lieder Walthers als die ältesten, welche sich am wenigsten von der manier Reinmars entfernen. Der in der schule des letzteren gewonnene grundcharakter bleibt zwar auch den meisten späteren minneliedern, wird aber durch anderweitige einflüsse und durch die eigene originale schöpfungskraft wesentlich modifiziert, und manches tritt ganz aus dem rahmen der älteren ritterlichen kunst- dichtung heraus. Von höfischen dichtern, die wesentlich anderer natur waren als Reinmar, haben Heinrich von 1) Weiske, Weimarer jahrb. 1, 357. Rieger, Leben Walthers 57. Wackernagel und Rieger in ihrer ausgabe. 2) Wilmanns, der einen östreichischen und einen thüringischen minnedienst unterscheidet; Simrock, der auf die hohe eine gemässe minne folgen lässt. 2* 2"
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20 Morungen 1) und Wolfram von Eschenbach einigen einfluss auf ihn gehabt. Wie mit dem letzteren am thüringischen hofe, so mag er vielleicht mit dem ersteren am meiss- nischen in persönliche berührung gekommen sein. Einfluss der lyrik des volkes2) zeigt sich besonders in 13. 14. 40. 54. Bedeutender noch wird die wirkung gewesen sein, welche die beschäftigung mit der spruchdichtung, wie er sie in der schule der spielleute erlernt hatte, auf seinen minnesang gehabt hat. Betrachtungen über die zustände in der höfischen gesellschaft drängen sich bei Walther viel mehr in den vordergrund als bei Reinmar. In der spruchdichtung hat Walther das ganze bis dahin bearbeitete gebiet umspannt. Er hat insbesondere eine gattung, wozu vor ihm wahrscheinlich nur erst schwache ansätze gemacht waren, die politische dichtung in grossartigster und nach ihm nicht wieder erreichter weise ausgebildet. Wir dürfen Walthers politische sprüche nicht als blosse äusserungen seiner privat- meinung betrachten. Sie haben vielmehr einen gewissen offiziellen charakter, vertreten das interesse und den standpunkt eines fürsten oder einer politischen partei, sind vielleicht von daher ihrem inhalte nach geradezu eingegeben. Sie spielen in den politischen kämpfen der zeit eine ähnliche rolle wie heutzutage die leit- artikel der parteizeitungen. Für die gewalt, mit der sie wirkten, gibt uns der ausspruch eines gegners das beste zeugnis, vgl. zu 75, 51. Des religiösen elementes hatten sich die spielleute nach dem muster der geistlichen schon vor Walther bemächtigt, die ritter wenigstens in der gattung der kreuzlieder. Indessen lässt sich wol behaupten, dass Walther neben Wolfram von Eschenbach epochemachend für die ausbreitung der religiösen dichtung unter dem laienstande geworden ist. Wir würden in seinen dich- 1) Vgl. Werner AfdA VII, 125 ff., wo aber auch manches ungehörige beigebracht wird. 2) Dieser einfluss wird besonders von Burdach betont und jedenfalls zu hoch angeschlagen.
20 Morungen 1) und Wolfram von Eschenbach einigen einfluss auf ihn gehabt. Wie mit dem letzteren am thüringischen hofe, so mag er vielleicht mit dem ersteren am meiss- nischen in persönliche berührung gekommen sein. Einfluss der lyrik des volkes2) zeigt sich besonders in 13. 14. 40. 54. Bedeutender noch wird die wirkung gewesen sein, welche die beschäftigung mit der spruchdichtung, wie er sie in der schule der spielleute erlernt hatte, auf seinen minnesang gehabt hat. Betrachtungen über die zustände in der höfischen gesellschaft drängen sich bei Walther viel mehr in den vordergrund als bei Reinmar. In der spruchdichtung hat Walther das ganze bis dahin bearbeitete gebiet umspannt. Er hat insbesondere eine gattung, wozu vor ihm wahrscheinlich nur erst schwache ansätze gemacht waren, die politische dichtung in grossartigster und nach ihm nicht wieder erreichter weise ausgebildet. Wir dürfen Walthers politische sprüche nicht als blosse äusserungen seiner privat- meinung betrachten. Sie haben vielmehr einen gewissen offiziellen charakter, vertreten das interesse und den standpunkt eines fürsten oder einer politischen partei, sind vielleicht von daher ihrem inhalte nach geradezu eingegeben. Sie spielen in den politischen kämpfen der zeit eine ähnliche rolle wie heutzutage die leit- artikel der parteizeitungen. Für die gewalt, mit der sie wirkten, gibt uns der ausspruch eines gegners das beste zeugnis, vgl. zu 75, 51. Des religiösen elementes hatten sich die spielleute nach dem muster der geistlichen schon vor Walther bemächtigt, die ritter wenigstens in der gattung der kreuzlieder. Indessen lässt sich wol behaupten, dass Walther neben Wolfram von Eschenbach epochemachend für die ausbreitung der religiösen dichtung unter dem laienstande geworden ist. Wir würden in seinen dich- 1) Vgl. Werner AfdA VII, 125 ff., wo aber auch manches ungehörige beigebracht wird. 2) Dieser einfluss wird besonders von Burdach betont und jedenfalls zu hoch angeschlagen.
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21 tungen nicht das universelle bild der mittelalterlichen anschauungen haben, wie es uns jetzt vorliegt, wenn nicht auch diese seite darin reichlich vertreten wäre. Während aber bei Wolfram religion und weltleben sich friedfertig miteinander vertragen, erscheint bei Walther der gegensatz beider, wie er für mittelalterliches leben und mittelalterliche dichtung so charakteristisch ist, in seiner ganzen schroffheit. Sie liegen mehr nach- als nebeneinander. Auf unbefangene, sorglose hingebung an die freude der welt folgt allmähliche abkehrung unter erschütternden seelenkämpfen.1) Es kann hier nicht unsere aufgabe sein, eine voll- ständige charakteristik von Walthers eigenart und den mitteln seiner darstellung zu entwerfen.2) Ich hebe nur als besonders charakteristische momente hervor die neigung zum humor, die sinnliche kraft des ausdrucks, die vorliebe für personifikation und allegorie, die geist- reiche zuspitzung der gedanken, die meisterhafte be- herrschung der metrischen form. Welche anerkennung Walther bei seinen zeit- genossen fand, zeigt eine stelle im Tristan Gottfrieds von Strassburg. Dieser kommt auf die minnesinger zu sprechen, die er als nachtigallen bezeichnet, und wirft die frage auf, wer ihre anführerin sein soll, seitdem die von Hagenau verstummt ist. Er fährt dann fort: 1) Kaum noch erwähnt zu werden braucht die annahme von W. Grimm, dass Walther auch der verfasser der unter dem namen Freidanks überlieferten Bescheidenheit sei. Vgl. dagegen Pfeiffer, Zur deutschen litteraturgeschichte s. 37 (wider abgedruckt in Freie Forschung, s. 163). 2) Die schrift von Wigand, Der stil Walthers von der Vogelweide (Marburg 1879) genügt nicht den an eine solche arbeit zu stellenden forderungen. Ueber mehrere punkte handelt Burdach, Reinmar und Walther. Einen ausführlichen abschnitt über Walthers stil enthält die zweite ausgabe von Wilmanns, die dann in die durch V. Michels veröffentlichte Neubearbeitung von Walthers Leben übergegangen ist. Vgl. noch E. Hamann, Der humor Walthers von der Vogelweide, diss. Rostock 1889. H. Wood, Unconventional uses of natural imagery in the poems of W. v. d. V. (American Journ. of. Philol. XI, 200). E. Gärtner, Die epitheta bei W. v. d. V. diss. Kiel, 1911.
21 tungen nicht das universelle bild der mittelalterlichen anschauungen haben, wie es uns jetzt vorliegt, wenn nicht auch diese seite darin reichlich vertreten wäre. Während aber bei Wolfram religion und weltleben sich friedfertig miteinander vertragen, erscheint bei Walther der gegensatz beider, wie er für mittelalterliches leben und mittelalterliche dichtung so charakteristisch ist, in seiner ganzen schroffheit. Sie liegen mehr nach- als nebeneinander. Auf unbefangene, sorglose hingebung an die freude der welt folgt allmähliche abkehrung unter erschütternden seelenkämpfen.1) Es kann hier nicht unsere aufgabe sein, eine voll- ständige charakteristik von Walthers eigenart und den mitteln seiner darstellung zu entwerfen.2) Ich hebe nur als besonders charakteristische momente hervor die neigung zum humor, die sinnliche kraft des ausdrucks, die vorliebe für personifikation und allegorie, die geist- reiche zuspitzung der gedanken, die meisterhafte be- herrschung der metrischen form. Welche anerkennung Walther bei seinen zeit- genossen fand, zeigt eine stelle im Tristan Gottfrieds von Strassburg. Dieser kommt auf die minnesinger zu sprechen, die er als nachtigallen bezeichnet, und wirft die frage auf, wer ihre anführerin sein soll, seitdem die von Hagenau verstummt ist. Er fährt dann fort: 1) Kaum noch erwähnt zu werden braucht die annahme von W. Grimm, dass Walther auch der verfasser der unter dem namen Freidanks überlieferten Bescheidenheit sei. Vgl. dagegen Pfeiffer, Zur deutschen litteraturgeschichte s. 37 (wider abgedruckt in Freie Forschung, s. 163). 2) Die schrift von Wigand, Der stil Walthers von der Vogelweide (Marburg 1879) genügt nicht den an eine solche arbeit zu stellenden forderungen. Ueber mehrere punkte handelt Burdach, Reinmar und Walther. Einen ausführlichen abschnitt über Walthers stil enthält die zweite ausgabe von Wilmanns, die dann in die durch V. Michels veröffentlichte Neubearbeitung von Walthers Leben übergegangen ist. Vgl. noch E. Hamann, Der humor Walthers von der Vogelweide, diss. Rostock 1889. H. Wood, Unconventional uses of natural imagery in the poems of W. v. d. V. (American Journ. of. Philol. XI, 200). E. Gärtner, Die epitheta bei W. v. d. V. diss. Kiel, 1911.
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22 wer leitet nu die lieben schar? (4794) wer wîset diz gesinde? ich wæne ich si wol vinde diu die baniere vüeren sol: ir meisterinne kan ez wol, diu von der Vogelweide. hei wie diu über heide mit hôher stimme schellet! waz wunders si gestellet! wie spæhe si organieret! wie si ir sanc wandelieret, ich meine ab in dem dône dâ her von Zitherône, dâ diu gotinne Minne gebiutet ûfe und inne. diu ist dâ ze hove kameræerîn. diu sol ir leitærinne sîn. diu wîset si ze wunsche wol. diu weiz wol wâ si suochen sol der minnen melodîe. Walther wird also hier als der erste lebende sänger hingestellt, wiewohl ausschliesslich auf seinen minnesang rücksicht genommen wird. Walthers schüler, Ulrich von Singenberg, hat ihm folgenden nachruf gewidmet: Uns ist unsers sanges meister an die vart, den man ê von der Vogelweide nande, Diu uns nâch im allen ist vil unerspart. nu waz frumt swaz er ê der welte erkande?" Sîn hôher sin ist worden kranc. nu wünschen ime dur sînen werden höveschen sanc, sît dem sîn fröude si ze wege, daz sîn der süeze vater nâch genâden pflege. Mit andern verstorbenen dichtern zusammen wird er gepriesen von dem Marner und von Reinmar von Brennen- berg, die ihn ausdrücklich als ihren meister bezeichnen, von Rubin, Hermann dem Damen, Hugo von Trimberg (her Walther von der Vogelweide, swer des vergœze, tœte mir leide).1) Frauenlob nennt ihn mit Reinmar und Wolfram. Er gehört nach der sage zu den sängern, die am Wartburgkrieg teilnehmen. Sein name lebt in der tradition der meistersinger fort. Zahlreich sind 1) Vgl. v. d. Hagen, Minnesinger IV, 184 ff. 871 ff.
22 wer leitet nu die lieben schar? (4794) wer wîset diz gesinde? ich wæne ich si wol vinde diu die baniere vüeren sol: ir meisterinne kan ez wol, diu von der Vogelweide. hei wie diu über heide mit hôher stimme schellet! waz wunders si gestellet! wie spæhe si organieret! wie si ir sanc wandelieret, ich meine ab in dem dône dâ her von Zitherône, dâ diu gotinne Minne gebiutet ûfe und inne. diu ist dâ ze hove kameræerîn. diu sol ir leitærinne sîn. diu wîset si ze wunsche wol. diu weiz wol wâ si suochen sol der minnen melodîe. Walther wird also hier als der erste lebende sänger hingestellt, wiewohl ausschliesslich auf seinen minnesang rücksicht genommen wird. Walthers schüler, Ulrich von Singenberg, hat ihm folgenden nachruf gewidmet: Uns ist unsers sanges meister an die vart, den man ê von der Vogelweide nande, Diu uns nâch im allen ist vil unerspart. nu waz frumt swaz er ê der welte erkande?" Sîn hôher sin ist worden kranc. nu wünschen ime dur sînen werden höveschen sanc, sît dem sîn fröude si ze wege, daz sîn der süeze vater nâch genâden pflege. Mit andern verstorbenen dichtern zusammen wird er gepriesen von dem Marner und von Reinmar von Brennen- berg, die ihn ausdrücklich als ihren meister bezeichnen, von Rubin, Hermann dem Damen, Hugo von Trimberg (her Walther von der Vogelweide, swer des vergœze, tœte mir leide).1) Frauenlob nennt ihn mit Reinmar und Wolfram. Er gehört nach der sage zu den sängern, die am Wartburgkrieg teilnehmen. Sein name lebt in der tradition der meistersinger fort. Zahlreich sind 1) Vgl. v. d. Hagen, Minnesinger IV, 184 ff. 871 ff.
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23 die nachahmungen seiner gedichte und entlehnungen aus denselben bei den lyrischen und didaktischen dichtern des dreizehnten jahrhunderts. Die von ihm hergestellte vermittlung zwischen ritterdichtung und spielmanns- dichtung ist von bleibender wirkung gewesen. Es folgt auf ihn eine anzahl ritterlicher dichter, die sich mit spruchdichtung befassen, und eine noch grössere zahl bürgerlicher dichter, die neben dem spruch den minne- sang pflegen. 3. Die überlieferung und kritische behandlung der gedichte Walthers. Die lieder Walthers 1) sind wie die der übrigen minnesinger in der regel zuerst einzeln oder in kleinen gruppen von gleicher strophenform und melodie 2) ver- breitet, einerseits durch mündliche überlieferung, ander- seits durch aufzeichnung auf einzelne blätter, die neben dem text auch die melodie zu enthalten pflegten. Es haben sich dann sammler gefunden, welche eine anzahl von liedern teils des gleichen, teils verschiedener ver- fasser in ein liederbuch vereinigten. Aus diesen lieder- büchern endlich sind gegen ende des dreizehnten und im vierzehnten jahrhundert grössere sammlungen ent- standen. Von diesen sind uns mehrere erhalten, während die einzelaufzeichnungen und die kleineren liederbücher verloren gegangen sind, und sind nun die hauptquellen für unsere kenntnis Walthers wie der übrigen minne- singer. Die drei wichtigsten sind die Heidelberger handschrift n. 357 (A nach Lachmanns bezeichnung), die Weingartener, jetzt Stuttgarter (B), die Heidelberger, früher Pariser, auch als Manessische bezeichnet, die umfänglichste unter allen (C). In geringerem masse kommt in betracht die Weimarer handschrift (F) und in noch geringerem die Heidelberger n. 350 (D). Eine sehr reichhaltige zusammenstellung Waltherscher lieder enthält ferner eine grosse sammelhandschrift, die sich 1) Vgl. zum folgenden Wilmanns ZfdA XIII, 217. 2) Die mittelhochdeutsche bezeichnung dafür ist dôn oder wîse.
23 die nachahmungen seiner gedichte und entlehnungen aus denselben bei den lyrischen und didaktischen dichtern des dreizehnten jahrhunderts. Die von ihm hergestellte vermittlung zwischen ritterdichtung und spielmanns- dichtung ist von bleibender wirkung gewesen. Es folgt auf ihn eine anzahl ritterlicher dichter, die sich mit spruchdichtung befassen, und eine noch grössere zahl bürgerlicher dichter, die neben dem spruch den minne- sang pflegen. 3. Die überlieferung und kritische behandlung der gedichte Walthers. Die lieder Walthers 1) sind wie die der übrigen minnesinger in der regel zuerst einzeln oder in kleinen gruppen von gleicher strophenform und melodie 2) ver- breitet, einerseits durch mündliche überlieferung, ander- seits durch aufzeichnung auf einzelne blätter, die neben dem text auch die melodie zu enthalten pflegten. Es haben sich dann sammler gefunden, welche eine anzahl von liedern teils des gleichen, teils verschiedener ver- fasser in ein liederbuch vereinigten. Aus diesen lieder- büchern endlich sind gegen ende des dreizehnten und im vierzehnten jahrhundert grössere sammlungen ent- standen. Von diesen sind uns mehrere erhalten, während die einzelaufzeichnungen und die kleineren liederbücher verloren gegangen sind, und sind nun die hauptquellen für unsere kenntnis Walthers wie der übrigen minne- singer. Die drei wichtigsten sind die Heidelberger handschrift n. 357 (A nach Lachmanns bezeichnung), die Weingartener, jetzt Stuttgarter (B), die Heidelberger, früher Pariser, auch als Manessische bezeichnet, die umfänglichste unter allen (C). In geringerem masse kommt in betracht die Weimarer handschrift (F) und in noch geringerem die Heidelberger n. 350 (D). Eine sehr reichhaltige zusammenstellung Waltherscher lieder enthält ferner eine grosse sammelhandschrift, die sich 1) Vgl. zum folgenden Wilmanns ZfdA XIII, 217. 2) Die mittelhochdeutsche bezeichnung dafür ist dôn oder wîse.
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24 nicht bloss auf lieder beschränkt, nämlich die schon oben erwähnte Würzburger (jetzt Münchener) hs. des Michael Leone (E). Ausserdem sind eine anzahl lieder hie und da zerstreut überliefert. Ich verweise dafür auf das vollständige verzeichnis in Lachmanns ausgabe.1) Bei solcher art der überlieferung musste die reinheit und vollständigkeit des textes erheblich leiden. Dass wir manchen verlust zu beklagen haben, macht schon der Umstand wahrscheinlich, dass unter den wenigen auf uns gekommenen zitierungen Waltherscher gedichte eine ein verlorenes lied trifft (Parz. 297, 24, vgl. oben s. 10). Unter den überlieferten liedern sind mehrere fragmentarisch, vgl. namentlich 53, 25. 41. 105. Wenn Walther von manchen diensten spricht, die er dem Meissner erwiesen habe (74, 15), so wird man daraus zu schliessen haben, dass er noch andere sprüche in dessen interesse gedichtet hat als 73, 1. Ferner aber konnte manches von seinem eigentum auf fremden namen und umgekehrt manches fremde auf den seinigen über- tragen werden. So gibt es eine nicht ganz kleine zahl von strophen, um deren verfasserschaft sich nach den verschiedenen überlieferungen mit dem namen Walthers 1) Eine bereicherung des handschriftlichen materials brachten: Wolfenbüttler bruchstücke der gedichte Walthers von der Vogelweide, aufgefunden von G. Milchsack, zum druck befördert von F. Zarncke (Ber. der sächs. gesellsch. d. wiss., phil.-hist. classe 1883), mit U bezeichnet, O. v. Heinemann, ZfdA 32, 87 (mit W bezeichnet). Dazu kommt jetzt ein pergamentdoppelblatt, das wir mit O bezeichnen, veröffentlicht von Jostes, ZfdA 53, 348. Es enthält nr. 83, eine anzahl strophen des tones 76 (106) und den Anfang von 70 b. Der ertrag für die textkritik ist nicht erheblich. Wichtiger sind vielleicht die beigefügten melodien, deren wert aber verschieden beurteilt wird, vgl. R. Molitor, Sammelbände der internationalen Musikgesellschaft XII, s. 475, R. Wustmann ib. XIII, s. 247, R. Molitor ib. XIII, s. 506. Ferner enthält ein aus Heiligenstadt stammendes pergamentblatt, das von Degerin, ZfdA 53, 337 veröffentlicht ist, und das wir mit R bezeichnen, ausser dem bruchstück eines sonst unbekannten spruches 76, 31 ff., 76, 1ff. und den anfang von 76, 71. Die R und O gemeinsame strophe zeigt starke übereinstimmung in den lesarten.
24 nicht bloss auf lieder beschränkt, nämlich die schon oben erwähnte Würzburger (jetzt Münchener) hs. des Michael Leone (E). Ausserdem sind eine anzahl lieder hie und da zerstreut überliefert. Ich verweise dafür auf das vollständige verzeichnis in Lachmanns ausgabe.1) Bei solcher art der überlieferung musste die reinheit und vollständigkeit des textes erheblich leiden. Dass wir manchen verlust zu beklagen haben, macht schon der Umstand wahrscheinlich, dass unter den wenigen auf uns gekommenen zitierungen Waltherscher gedichte eine ein verlorenes lied trifft (Parz. 297, 24, vgl. oben s. 10). Unter den überlieferten liedern sind mehrere fragmentarisch, vgl. namentlich 53, 25. 41. 105. Wenn Walther von manchen diensten spricht, die er dem Meissner erwiesen habe (74, 15), so wird man daraus zu schliessen haben, dass er noch andere sprüche in dessen interesse gedichtet hat als 73, 1. Ferner aber konnte manches von seinem eigentum auf fremden namen und umgekehrt manches fremde auf den seinigen über- tragen werden. So gibt es eine nicht ganz kleine zahl von strophen, um deren verfasserschaft sich nach den verschiedenen überlieferungen mit dem namen Walthers 1) Eine bereicherung des handschriftlichen materials brachten: Wolfenbüttler bruchstücke der gedichte Walthers von der Vogelweide, aufgefunden von G. Milchsack, zum druck befördert von F. Zarncke (Ber. der sächs. gesellsch. d. wiss., phil.-hist. classe 1883), mit U bezeichnet, O. v. Heinemann, ZfdA 32, 87 (mit W bezeichnet). Dazu kommt jetzt ein pergamentdoppelblatt, das wir mit O bezeichnen, veröffentlicht von Jostes, ZfdA 53, 348. Es enthält nr. 83, eine anzahl strophen des tones 76 (106) und den Anfang von 70 b. Der ertrag für die textkritik ist nicht erheblich. Wichtiger sind vielleicht die beigefügten melodien, deren wert aber verschieden beurteilt wird, vgl. R. Molitor, Sammelbände der internationalen Musikgesellschaft XII, s. 475, R. Wustmann ib. XIII, s. 247, R. Molitor ib. XIII, s. 506. Ferner enthält ein aus Heiligenstadt stammendes pergamentblatt, das von Degerin, ZfdA 53, 337 veröffentlicht ist, und das wir mit R bezeichnen, ausser dem bruchstück eines sonst unbekannten spruches 76, 31 ff., 76, 1ff. und den anfang von 76, 71. Die R und O gemeinsame strophe zeigt starke übereinstimmung in den lesarten.
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25 der eines anderen dichters streitet. So der name Rein- mars: 102. 103, Hartmanns von Aue: 3, Leutolds von Seven: 25. 28. 41, Ulrichs von Singenberg: 106, 51. Weitere fälle der art sind von Lachmann in der ein- leitung zu seiner ausgabe s. XI angegeben. Andere strophen sind zwar nur unter Walthers namen, aber auch nur in einer einzigen handschrift überliefert, und auch bei diesen fehlt eine ausreichende äussere be- glaubigung für ihre echtheit. Trotz anwendung aller hilfsmittel der kritik ist nicht immer eine sichere ent- scheidung zu treffen, und es bleibt eine beträchtliche nasse von strophen, die mit voller bestimmtheit dem lichter weder zu- noch abgesprochen werden können, venn auch die wahrscheinlichkeit der echtheit oder un- chtheit eine mannigfach abgestufte ist. Wie wir uns n dieser hinsicht vielfach bescheiden müssen, so sind vir auch nicht im stande, den text durchgängig von den nannigfachen verderbungen zu reinigen, denen derselbe m laufe der Zeit ausgesetzt gewesen ist, und ihn in einer ursprünglichen gestalt wider herzustellen. Wo ins nicht wenigstens mehrere von einander unabhängige iberlieferungen vorliegen, bewegen wir uns auf einem ehr unsicheren boden. Besondere schwierigkeiten macht s auch, die ursprüngliche reihenfolge der strophen her- ustellen, indem die handschriften mitunter sehr von inander abweichen.1) Es hängt das damit zusammen, lass der gedankenzusammenhang zwischen den strophen oft nur ein loser ist, so dass auch eine sichere ent- scheidung über zusammengehörigkeit oder nichtzusammen- gehörigkeit nicht immer möglich ist. In der neuzeit ist, von einigen früheren flüchtigen erwähnungen abgesehen, Bodmer der erste gewesen, der die gedichte Walthers wieder aus der vergessenheit hervorgezogen hat. In seinen 1748 erschienenen Proben der alten schwäbischen poesie wurden auch gedichte Walthers mitgeteilt, und in seiner 1758/9 erschienenen Sammlung von minnesingern der ganze inhalt der Pariser 1) Darüber handelt Wilmanns, ZfdA XIII, 229.
25 der eines anderen dichters streitet. So der name Rein- mars: 102. 103, Hartmanns von Aue: 3, Leutolds von Seven: 25. 28. 41, Ulrichs von Singenberg: 106, 51. Weitere fälle der art sind von Lachmann in der ein- leitung zu seiner ausgabe s. XI angegeben. Andere strophen sind zwar nur unter Walthers namen, aber auch nur in einer einzigen handschrift überliefert, und auch bei diesen fehlt eine ausreichende äussere be- glaubigung für ihre echtheit. Trotz anwendung aller hilfsmittel der kritik ist nicht immer eine sichere ent- scheidung zu treffen, und es bleibt eine beträchtliche nasse von strophen, die mit voller bestimmtheit dem lichter weder zu- noch abgesprochen werden können, venn auch die wahrscheinlichkeit der echtheit oder un- chtheit eine mannigfach abgestufte ist. Wie wir uns n dieser hinsicht vielfach bescheiden müssen, so sind vir auch nicht im stande, den text durchgängig von den nannigfachen verderbungen zu reinigen, denen derselbe m laufe der Zeit ausgesetzt gewesen ist, und ihn in einer ursprünglichen gestalt wider herzustellen. Wo ins nicht wenigstens mehrere von einander unabhängige iberlieferungen vorliegen, bewegen wir uns auf einem ehr unsicheren boden. Besondere schwierigkeiten macht s auch, die ursprüngliche reihenfolge der strophen her- ustellen, indem die handschriften mitunter sehr von inander abweichen.1) Es hängt das damit zusammen, lass der gedankenzusammenhang zwischen den strophen oft nur ein loser ist, so dass auch eine sichere ent- scheidung über zusammengehörigkeit oder nichtzusammen- gehörigkeit nicht immer möglich ist. In der neuzeit ist, von einigen früheren flüchtigen erwähnungen abgesehen, Bodmer der erste gewesen, der die gedichte Walthers wieder aus der vergessenheit hervorgezogen hat. In seinen 1748 erschienenen Proben der alten schwäbischen poesie wurden auch gedichte Walthers mitgeteilt, und in seiner 1758/9 erschienenen Sammlung von minnesingern der ganze inhalt der Pariser 1) Darüber handelt Wilmanns, ZfdA XIII, 229.
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26 liederhandschrift. Nachdem dann Gleim (1773. 9) und einige mitglieder des hainbundes, später Tieck (1803) sich in der erneuerung mehrerer lieder Walthers ver- sucht hatten und Uhlands schrift über ihn (1822) ein anschauliches bild geliefert hatte, erschien im jahre 1827 die erste kritische ausgabe von K. Lachmann, die grundlage für alle späteren ausgaben und noch immer die einzige, die den vollständigen kritischen apparat bietet. Die zweite ausgabe (1843) hat im text wenige veränderungen erfahren, mehr in den anmerkungen, namentlich zusätze. Die dritte (1853) und vierte (1864), die von Haupt besorgt sind, und die fünfte (1875), die von Müllenhoff besorgt ist, lassen Lachmanns arbeit unangetastet, geben aber einige wertvolle zusätze und berichtigungen, die sechste (1891) ist unverändert. In der siebenten, besorgt von Carl von Kraus (1907), sind die varianten einer durchgängigen revision unterzogen, einige druckfehler im text berichtigt und auf grund des neuen materiales auch einige anderungen im texte vor- genommen. Ausserdem sind bis jetzt folgende ausgaben erschienen: von v. d. Hagen in seinen Minnesingern (Leipzig 1838) I, 222 ff.; von Wackernagel und Rieger (Giessen 1862); von Pfeiffer, (Leipzig 1864, siebente auflage, besorgt von Herm. Michel 1911) mit erläuterndem kommentar für weitere kreise; von Wilmanns (Halle 1869) mit kommentar für studierende, zweite vollständig um- gearbeitete ausgabe (1883), dritte ausgabe (1912), text- ausgabe (Halle 1886), zweite ausgabe (1905); von Simrock (Bonn 1870) mit einleitenden vorbemerkungen und einigen erläuterungen; von Bartsch (Leipzig 1875. 31906), schulausgabe mit wörterbuch; von Pfaff in Kürschners National-litteratur 8, 22. Von auswahlen sind zu nennen Bartsch, Deutsche liederdichter des zwölften bis vierzehnten jahrhunderts, Leipzig 1864, zweite auflage, Stuttgart 1879, dritte 1894, vierte, Berlin 1901 nr. XXI; Bechstein, Walthers v. d. Vogel- weide und seiner schüler ausgewählte gedichte, Stutt- gart 1879. 21893. An Lachmanns ausgabe schliesst sich an das Glossarium zu den gedichten Walthers v. d.
26 liederhandschrift. Nachdem dann Gleim (1773. 9) und einige mitglieder des hainbundes, später Tieck (1803) sich in der erneuerung mehrerer lieder Walthers ver- sucht hatten und Uhlands schrift über ihn (1822) ein anschauliches bild geliefert hatte, erschien im jahre 1827 die erste kritische ausgabe von K. Lachmann, die grundlage für alle späteren ausgaben und noch immer die einzige, die den vollständigen kritischen apparat bietet. Die zweite ausgabe (1843) hat im text wenige veränderungen erfahren, mehr in den anmerkungen, namentlich zusätze. Die dritte (1853) und vierte (1864), die von Haupt besorgt sind, und die fünfte (1875), die von Müllenhoff besorgt ist, lassen Lachmanns arbeit unangetastet, geben aber einige wertvolle zusätze und berichtigungen, die sechste (1891) ist unverändert. In der siebenten, besorgt von Carl von Kraus (1907), sind die varianten einer durchgängigen revision unterzogen, einige druckfehler im text berichtigt und auf grund des neuen materiales auch einige anderungen im texte vor- genommen. Ausserdem sind bis jetzt folgende ausgaben erschienen: von v. d. Hagen in seinen Minnesingern (Leipzig 1838) I, 222 ff.; von Wackernagel und Rieger (Giessen 1862); von Pfeiffer, (Leipzig 1864, siebente auflage, besorgt von Herm. Michel 1911) mit erläuterndem kommentar für weitere kreise; von Wilmanns (Halle 1869) mit kommentar für studierende, zweite vollständig um- gearbeitete ausgabe (1883), dritte ausgabe (1912), text- ausgabe (Halle 1886), zweite ausgabe (1905); von Simrock (Bonn 1870) mit einleitenden vorbemerkungen und einigen erläuterungen; von Bartsch (Leipzig 1875. 31906), schulausgabe mit wörterbuch; von Pfaff in Kürschners National-litteratur 8, 22. Von auswahlen sind zu nennen Bartsch, Deutsche liederdichter des zwölften bis vierzehnten jahrhunderts, Leipzig 1864, zweite auflage, Stuttgart 1879, dritte 1894, vierte, Berlin 1901 nr. XXI; Bechstein, Walthers v. d. Vogel- weide und seiner schüler ausgewählte gedichte, Stutt- gart 1879. 21893. An Lachmanns ausgabe schliesst sich an das Glossarium zu den gedichten Walthers v. d.
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27 Vogelweide von Hornig, Quedlinburg 1844. Eine voll- ständige übersetzung hat zuerst Simrock geliefert, Berlin 1833, siebente ausgabe Leipzig 1883, durchgesehen von Morgenstern, Berlin 1906. Die erste auflage enthält wertvolle erläuterungen von Wackernagel, die später nicht wider abgedruckt sind. Andere übersetzungen sind die von Koch (1848), Weiske (1852), Pannier (1876), Schroeter (1881), Samhaber (1882), Kleber (1899), Zoozmann (1907). Eine gut lesbare auswahl bietet Eigenbrodt (Halle 1898). Von abhandlungen, die sich mit kritik und erklärung der gedichte Walthers beschäftigen, sind noch zu er- wähnen: Pfeiffer, Germania V, 21; Bartsch ib. VI, 187; Paul, PBB II, 550. VIII, 192; Fasching, Germania XXII, 429. XXIII, 34 (zu den religiösen dichtungen); Lucae, ZfdA XXXIII, 254; Hildebrand, ib. XXXVIII, 1; Mettin, PBB. XVIII, 536 (ziemlich wertlos); Schönbach, ZfdA 39, 337 und Beiträge zur erklärung altd. dichtwerke II, Wien 1902 (= Sitzungsberichte der Wiener akad., philos.-historische klasse 145, IX); Wallner, ZfdA 39, 184. 429. 40, 335 und PBB 33, 1. 35, 191. 43, 178 (meist verfehlt); Bech, AfdA 22, 128; Rieger, ZfdA 46, 381. 47, 56; Frantzen im Album Kern 309 (nicht über- zeugend); Herm. Möller, AfdA 36, 197; Starr Willard Cutting, Modern Philology 12, 101; Braune, PBB 40, 216. 345. 41, 189. 42, 123; H. Fischer, Germ.-Rom. Monats- schrift 7, 157; Jellinek, PBB 43, 1; Singer, ibid. 44, 451. Man vgl. auch die rezensionen von Bartsch in den Jahrbüchern f. phil. und paed., zweite abteilung, jahrg. 1869, s. 407 und von Hildebrand, ib. 1870, s. 73. 1) Auf anderes wird in den anmerkungen verwiesen. Uber die nachwirkung Walthers handelt Hugo Roesing, Die nachwirkung Walthers v. d. Vogelweide auf die lyrische und didaktische poesie des mittelalters. Diss. Strass- burg 1911. 1) Auf eine anzahl stellen wird auch bezug genommen in der abhandlung von Wolfram, Kreuzpredigt und kreuzlied. ZfdA XXX, 89.
27 Vogelweide von Hornig, Quedlinburg 1844. Eine voll- ständige übersetzung hat zuerst Simrock geliefert, Berlin 1833, siebente ausgabe Leipzig 1883, durchgesehen von Morgenstern, Berlin 1906. Die erste auflage enthält wertvolle erläuterungen von Wackernagel, die später nicht wider abgedruckt sind. Andere übersetzungen sind die von Koch (1848), Weiske (1852), Pannier (1876), Schroeter (1881), Samhaber (1882), Kleber (1899), Zoozmann (1907). Eine gut lesbare auswahl bietet Eigenbrodt (Halle 1898). Von abhandlungen, die sich mit kritik und erklärung der gedichte Walthers beschäftigen, sind noch zu er- wähnen: Pfeiffer, Germania V, 21; Bartsch ib. VI, 187; Paul, PBB II, 550. VIII, 192; Fasching, Germania XXII, 429. XXIII, 34 (zu den religiösen dichtungen); Lucae, ZfdA XXXIII, 254; Hildebrand, ib. XXXVIII, 1; Mettin, PBB. XVIII, 536 (ziemlich wertlos); Schönbach, ZfdA 39, 337 und Beiträge zur erklärung altd. dichtwerke II, Wien 1902 (= Sitzungsberichte der Wiener akad., philos.-historische klasse 145, IX); Wallner, ZfdA 39, 184. 429. 40, 335 und PBB 33, 1. 35, 191. 43, 178 (meist verfehlt); Bech, AfdA 22, 128; Rieger, ZfdA 46, 381. 47, 56; Frantzen im Album Kern 309 (nicht über- zeugend); Herm. Möller, AfdA 36, 197; Starr Willard Cutting, Modern Philology 12, 101; Braune, PBB 40, 216. 345. 41, 189. 42, 123; H. Fischer, Germ.-Rom. Monats- schrift 7, 157; Jellinek, PBB 43, 1; Singer, ibid. 44, 451. Man vgl. auch die rezensionen von Bartsch in den Jahrbüchern f. phil. und paed., zweite abteilung, jahrg. 1869, s. 407 und von Hildebrand, ib. 1870, s. 73. 1) Auf anderes wird in den anmerkungen verwiesen. Uber die nachwirkung Walthers handelt Hugo Roesing, Die nachwirkung Walthers v. d. Vogelweide auf die lyrische und didaktische poesie des mittelalters. Diss. Strass- burg 1911. 1) Auf eine anzahl stellen wird auch bezug genommen in der abhandlung von Wolfram, Kreuzpredigt und kreuzlied. ZfdA XXX, 89.
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28 Eine orientierung über die bis dahin erschienene bereits ziemlich beträchtliche literatur gibt die schrift von Leo, Die gesamte literatur Walthers von der Vogelweide, Wien 1880. Es erübrigt noch die grundsätze darzulegen, die bei der anordnung der gedichte in unserer ausgabe befolgt sind. Ich habe wie die handschriften und die bis- herigen ausgaben die strophen des gleichen tones bei einander gelassen. Dadurch ist eine konsequente an� ordnung nach sachlichen gesichtspunkten von selbst ausgeschlossen. Doch ist eine solche soweit angestrebt, als sie nicht durch die ordnung nach tönen und durch die natur der gedichte selbst unmöglich gemacht wird. Ich habe zunächst die ganze masse unter zwei haupt- abteilungen gebracht, welche den stoffen nach einiger- massen dem früheren gegensatz zwischen ritterlicher und spielmännischer dichtung entsprechen. Die erste umfasst die minnelieder, die naturlieder und diejenigen lieder, die sich mit den verhältnissen der höfischen geselligkeit beschäftigen. Voran stehen die reinen minnelieder, und zwar kommen zuerst diejenigen, die ihrem charakter nach den Reinmarischen am nächsten verwandt sind, dann die auf niedere minne, dann die übrigen auf hohe minne bezüglichen. Es folgen dann diejenigen töne, in denen der minnesang mit reflexionen über die gesellschaftlichen verhältnisse untermischt ist; endlich diejenigen, die gar keine beziehung auf ein minneverhältnis enthalten. Die zweite hauptabteilung umfasst die gedichte, die sich mit moral, religion, politik und persönlichen angelegenheiten des dichters beschäftigen, sämtliche sprüche im Simrockschen sinne, aber auch eine anzahl lieder und den leich. Hier stehen diejenigen töne voran, in denen sich strophen finden, die mit einiger sicherheit datierbar sind, und zwar in der reihenfolge, wie die vermutlich ältesten datierbaren strophen der einzelnen töne chronologisch auf einander folgen. Ebenso sind dann innerhalb jedes tones die datierbaren strophen vorangestellt, soweit wie möglich in chronologischer folge. Hoffentlich wird man diese weise der anordnung einigermassen rationell finden.
28 Eine orientierung über die bis dahin erschienene bereits ziemlich beträchtliche literatur gibt die schrift von Leo, Die gesamte literatur Walthers von der Vogelweide, Wien 1880. Es erübrigt noch die grundsätze darzulegen, die bei der anordnung der gedichte in unserer ausgabe befolgt sind. Ich habe wie die handschriften und die bis- herigen ausgaben die strophen des gleichen tones bei einander gelassen. Dadurch ist eine konsequente an� ordnung nach sachlichen gesichtspunkten von selbst ausgeschlossen. Doch ist eine solche soweit angestrebt, als sie nicht durch die ordnung nach tönen und durch die natur der gedichte selbst unmöglich gemacht wird. Ich habe zunächst die ganze masse unter zwei haupt- abteilungen gebracht, welche den stoffen nach einiger- massen dem früheren gegensatz zwischen ritterlicher und spielmännischer dichtung entsprechen. Die erste umfasst die minnelieder, die naturlieder und diejenigen lieder, die sich mit den verhältnissen der höfischen geselligkeit beschäftigen. Voran stehen die reinen minnelieder, und zwar kommen zuerst diejenigen, die ihrem charakter nach den Reinmarischen am nächsten verwandt sind, dann die auf niedere minne, dann die übrigen auf hohe minne bezüglichen. Es folgen dann diejenigen töne, in denen der minnesang mit reflexionen über die gesellschaftlichen verhältnisse untermischt ist; endlich diejenigen, die gar keine beziehung auf ein minneverhältnis enthalten. Die zweite hauptabteilung umfasst die gedichte, die sich mit moral, religion, politik und persönlichen angelegenheiten des dichters beschäftigen, sämtliche sprüche im Simrockschen sinne, aber auch eine anzahl lieder und den leich. Hier stehen diejenigen töne voran, in denen sich strophen finden, die mit einiger sicherheit datierbar sind, und zwar in der reihenfolge, wie die vermutlich ältesten datierbaren strophen der einzelnen töne chronologisch auf einander folgen. Ebenso sind dann innerhalb jedes tones die datierbaren strophen vorangestellt, soweit wie möglich in chronologischer folge. Hoffentlich wird man diese weise der anordnung einigermassen rationell finden.
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1 (L. 91 17). . unger man, wis hôhes muotes durch diu reinen wol gemuoten wîp. Fröuwe dich lîbes unde guotes, unde wirde dînen jungen lîp. Ganzer fröude hâst du niht, sô man die werdekeit von wîbe an dir niht siht. Er hât rehter fröude kleine, der sie von guoten wîben niht ennimt, Offenbâre, stille und eine, und als ez der mâze danne zimt. Dar an gedenke, junger man, und wirp nâch herzeliebe: dâ gewinnest an. Ob dus danne niht erwirbest, du muost doch iemer deste tiurre sîn. Dazt an fröuden niht verdirbest, daz kumt allez von der frouwen dîn. Du wirst alsô wol gemuot, daz du den andern wol behagest, swie si dir tuot. Ist aber daz dir wol gelinget, sô daz ein guot wîp dîn genâde hât, Hei waz dir danne fröuden bringet, sô si sunder wer vor dir gestât: Halsen, triuten, bî gelegen. von sô réhter herzeliebe muost du fröuden pflegen. Sich, nu hab ich dich gelêret des ich selbe leider nie gepflac. 5 10 15 20 25 1 1ff. Die echtheit dieses und des folgenden liedes, die beide nur in C überliefert sind, ist mehrfach angezweifelt. Doch wird ihr geringer poetischer wert eher daraus zu er- klären sein, dass sie zu den ersten versuchen Walthers gehören.
1 (L. 91 17). . unger man, wis hôhes muotes durch diu reinen wol gemuoten wîp. Fröuwe dich lîbes unde guotes, unde wirde dînen jungen lîp. Ganzer fröude hâst du niht, sô man die werdekeit von wîbe an dir niht siht. Er hât rehter fröude kleine, der sie von guoten wîben niht ennimt, Offenbâre, stille und eine, und als ez der mâze danne zimt. Dar an gedenke, junger man, und wirp nâch herzeliebe: dâ gewinnest an. Ob dus danne niht erwirbest, du muost doch iemer deste tiurre sîn. Dazt an fröuden niht verdirbest, daz kumt allez von der frouwen dîn. Du wirst alsô wol gemuot, daz du den andern wol behagest, swie si dir tuot. Ist aber daz dir wol gelinget, sô daz ein guot wîp dîn genâde hât, Hei waz dir danne fröuden bringet, sô si sunder wer vor dir gestât: Halsen, triuten, bî gelegen. von sô réhter herzeliebe muost du fröuden pflegen. Sich, nu hab ich dich gelêret des ich selbe leider nie gepflac. 5 10 15 20 25 1 1ff. Die echtheit dieses und des folgenden liedes, die beide nur in C überliefert sind, ist mehrfach angezweifelt. Doch wird ihr geringer poetischer wert eher daraus zu er- klären sein, dass sie zu den ersten versuchen Walthers gehören.
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30 127 — 2 32 Ungelücke mir verkêret daz ein sælic man volenden mac. Doch tuot mir der gedinge wol und der wille, den ich hân, deichz noch erwerben sol. 30 2 (L. 112 35). Frouwe, vernemt durch got mir ditze mære: ich bin ein bote und sol in sagen, Ir sült wenden einem ritter swæere, die er lange hât getragen. Daz sol ich iu künden sô: ob ir in welt fröuden rîchen, sicherlîchen des wirt manic herze frô. Frouwe, enlât iuch des sô niht verdriezen, ir engebt im hôhen muot. Des mügt ir und alle die wol geniezen, den ouch fröude sanfte tuot. Dâ von wirt sîn sin bereit, ob ir in ze fröuden bringet, daz er singet iuwer êre und werdekeit. Frouwe, sendet im ein hôhgemüete, sît an iu sîn fröude stât. Er mac wol geniezen iuwer güete, sît diu tugent und êre hât. Frouwe, gebt im hôhen muot. welt ir, sîn trûren ist verkêret, daz in lêret daz er daz beste gerne tuot. 'Jâ möhte ich michs an in niht wol gelâzen, daz er wol behuote sich. Krumbe wege die gênt bi allen strâzen dâ vor got behüete mich. Ich wil nâch dem rehten varn, ze leide im der mich anders lêre. swar ich kêre, dâ müeze mich doch got bewarn." 5 10 15 20 25 30
30 127 — 2 32 Ungelücke mir verkêret daz ein sælic man volenden mac. Doch tuot mir der gedinge wol und der wille, den ich hân, deichz noch erwerben sol. 30 2 (L. 112 35). Frouwe, vernemt durch got mir ditze mære: ich bin ein bote und sol in sagen, Ir sült wenden einem ritter swæere, die er lange hât getragen. Daz sol ich iu künden sô: ob ir in welt fröuden rîchen, sicherlîchen des wirt manic herze frô. Frouwe, enlât iuch des sô niht verdriezen, ir engebt im hôhen muot. Des mügt ir und alle die wol geniezen, den ouch fröude sanfte tuot. Dâ von wirt sîn sin bereit, ob ir in ze fröuden bringet, daz er singet iuwer êre und werdekeit. Frouwe, sendet im ein hôhgemüete, sît an iu sîn fröude stât. Er mac wol geniezen iuwer güete, sît diu tugent und êre hât. Frouwe, gebt im hôhen muot. welt ir, sîn trûren ist verkêret, daz in lêret daz er daz beste gerne tuot. 'Jâ möhte ich michs an in niht wol gelâzen, daz er wol behuote sich. Krumbe wege die gênt bi allen strâzen dâ vor got behüete mich. Ich wil nâch dem rehten varn, ze leide im der mich anders lêre. swar ich kêre, dâ müeze mich doch got bewarn." 5 10 15 20 25 30
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31—3 30 31 3 (1—16= MF 214 34. 17—32 — L. s. 217. 33—40 = L. 120 16). Dir hât enboten, frouwe guot, sîn dienest der dir es wol gan, Ein ritter der vil gerne tuot daz beste daz sin herze kan. Der wil durch dînen willen disen sumer sîn vil hôhes muotes verre ûf die genâde dîn. daz solt du minneclîche enpfân, daz ich mit guoten sô bin ich willekomen dar. [maeren var: Du solt im, bote, mîn dienest sagen: swaz ime ze liebe muge geschehen, Daz möhte niemen baz behagen, der in sô selten habe gesehen. Und bite in daz er wende sînen stolzen lip dâ man im lône: ich bin im ein vil vremedez wîp swes er ouch anders zenpfânne sus getâne rede. danne gert, 15 5 10 daz tuon ich, wan des ist er wert." Min êrste rede dies ie vernam, die enpfienc si deiz mich dûhte guot, Uaz si mich nâhen zir gewan; sehant bestuonts ein ander muot. Swbe gerne ich wolte, ich enmac von ir niht komen: din grôze liebe hât sô vaste zuo genomen, daz si mich niht enlæezet fri: ich muoz ir eigen iemer nu enruoche, êst doch der wille mîn. [sîn. 20 Swer giht daz minne sünde si der sol sich ê bedenken wol. Ir wont vil manic êre bi, der man durch reht geniezen sol, Und volget michel stæte und dar zuo sælikeit. daz iemer iemen missetuot, daz ist ir leit. 25 30 8 1 ff. Die fünf strophen dieses tones sind in E unter Walthers namen überliefert, die vierte auch in s, die fünfte auch in C. Die drei ersten stehen in AC unter Hartmann von Aue. Ueber die gründe für Walthers autorschaft vgl. Beiträge II, 173. Auf 3 25 bezieht sich 4721.
31—3 30 31 3 (1—16= MF 214 34. 17—32 — L. s. 217. 33—40 = L. 120 16). Dir hât enboten, frouwe guot, sîn dienest der dir es wol gan, Ein ritter der vil gerne tuot daz beste daz sin herze kan. Der wil durch dînen willen disen sumer sîn vil hôhes muotes verre ûf die genâde dîn. daz solt du minneclîche enpfân, daz ich mit guoten sô bin ich willekomen dar. [maeren var: Du solt im, bote, mîn dienest sagen: swaz ime ze liebe muge geschehen, Daz möhte niemen baz behagen, der in sô selten habe gesehen. Und bite in daz er wende sînen stolzen lip dâ man im lône: ich bin im ein vil vremedez wîp swes er ouch anders zenpfânne sus getâne rede. danne gert, 15 5 10 daz tuon ich, wan des ist er wert." Min êrste rede dies ie vernam, die enpfienc si deiz mich dûhte guot, Uaz si mich nâhen zir gewan; sehant bestuonts ein ander muot. Swbe gerne ich wolte, ich enmac von ir niht komen: din grôze liebe hât sô vaste zuo genomen, daz si mich niht enlæezet fri: ich muoz ir eigen iemer nu enruoche, êst doch der wille mîn. [sîn. 20 Swer giht daz minne sünde si der sol sich ê bedenken wol. Ir wont vil manic êre bi, der man durch reht geniezen sol, Und volget michel stæte und dar zuo sælikeit. daz iemer iemen missetuot, daz ist ir leit. 25 30 8 1 ff. Die fünf strophen dieses tones sind in E unter Walthers namen überliefert, die vierte auch in s, die fünfte auch in C. Die drei ersten stehen in AC unter Hartmann von Aue. Ueber die gründe für Walthers autorschaft vgl. Beiträge II, 173. Auf 3 25 bezieht sich 4721.
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32 331—4 24 die valschen minne meine ich niht; diu möhte unminne heizen baz. der wil ich iemer sîn gehaz. Sît deich ir eigenlîchen sol, die wîle ich lebe, sîn undertân, Und si mir mac gebüezen wol den kumber den ich durch sie hân Geliten nu lange und iemer alsô lîden muoz, dez mich enmac getroesten nieman, si entuoz, sô sol si nemen den dienest mîn, und bewar dar under mich, 35 dazs an mír ouch niht versûme sich. 40 4 (L. 113 31). Mir tuot einer slahte wille sanfte, und ist mir doch dar under wê: Ich minne einen ritter stille; dem enmag ich niht versagen mê Des er mich gebeten hât: tuon ichs niht, mich dunket daz mîn niemer werde rât. Dicke dunke ich mich sô stæte mînes willen: sô mir daz geschiht, Swie vil er mich denne bæte, al die wîle sô enhulfe ez niht. Ieze hân ich den gedanc: waz hilfet daz? der muot ist kûme eines tages lanc. Wold er mich vermîden mêre! jâ versuochet er mich alze vil. Ouwê des fürht ich vil sêre, daz ich müeze volgen swes er wil. Gerne het ichz nu getân, wan deichz im muoz versagen und wîbes êre sol begân. In getar vor tûsent sorgen, die mich tougen in dem herzen mîn twingent âbent unde morgen, leider niht getuon des willen sîn. Daz ichs iemer einen tac sol gefristen, deist ein klage diu mir ie bî dem herzen lac. 5 10 15 20
32 331—4 24 die valschen minne meine ich niht; diu möhte unminne heizen baz. der wil ich iemer sîn gehaz. Sît deich ir eigenlîchen sol, die wîle ich lebe, sîn undertân, Und si mir mac gebüezen wol den kumber den ich durch sie hân Geliten nu lange und iemer alsô lîden muoz, dez mich enmac getroesten nieman, si entuoz, sô sol si nemen den dienest mîn, und bewar dar under mich, 35 dazs an mír ouch niht versûme sich. 40 4 (L. 113 31). Mir tuot einer slahte wille sanfte, und ist mir doch dar under wê: Ich minne einen ritter stille; dem enmag ich niht versagen mê Des er mich gebeten hât: tuon ichs niht, mich dunket daz mîn niemer werde rât. Dicke dunke ich mich sô stæte mînes willen: sô mir daz geschiht, Swie vil er mich denne bæte, al die wîle sô enhulfe ez niht. Ieze hân ich den gedanc: waz hilfet daz? der muot ist kûme eines tages lanc. Wold er mich vermîden mêre! jâ versuochet er mich alze vil. Ouwê des fürht ich vil sêre, daz ich müeze volgen swes er wil. Gerne het ichz nu getân, wan deichz im muoz versagen und wîbes êre sol begân. In getar vor tûsent sorgen, die mich tougen in dem herzen mîn twingent âbent unde morgen, leider niht getuon des willen sîn. Daz ichs iemer einen tac sol gefristen, deist ein klage diu mir ie bî dem herzen lac. 5 10 15 20
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4 25—5 30 33 Sît daz im die besten jâhen daz er alsô schône künne leben, Sô hân ich ouch im vil nâhen mîme herzen eine stat gegeben, Dâ noch nieman in getrat. sie hânt daz spil verlorn, er eine tuot in allen mat.' 30 25 5 (L. 71 35). Mich hât ein wunneclîcher wân und ouch ein lieber friundes trôst in senelîchen kumber brâht: Sol der mit fröude an mir zergân, so enwirde ichs anders niht erlôst, ezn kome alz ich mirz hân gedâht Umb ir vil minneclîchen lîp, diu mir enfremedet alliu wîp, wan deichs alle durch sie êren muoz. von ir dekeiner, wan jo enger ichs anders lônes niht Mit valschelôser güete lebt [ir gruoz. ein man der mir wol iemer mac gebieten swaz er . . wil. Sîn stæte mir mit fröude gebt, wan ich sîn vil schône enpflac: daz kumt von grôzer liebe vil. Mir ist an ime, des muoz ich jehen, ein schonez wîbes heil geschehen. diu sælde wirt uns beiden schîn. sîn tugent hât ime die besten stat Die mîne fröude hât ein wîp gemachet stæte und endelôs von schulden al die wîle ich lebe. Genâde suoche ich an ir lîp: enpfahe ich wunneclîchen trôst, der mac wol heizen friundes gebe. Ein mannes heil mir dâ geschach, dâ si mit rehten triuwen sprach, ich müese ir herzen nâhe sîn. nu endarf es nieman wunder nemen erworben in dem herzen mîn. 20 5 10 15 25 ob âne sorge lebet daz mín. 30 Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 3
4 25—5 30 33 Sît daz im die besten jâhen daz er alsô schône künne leben, Sô hân ich ouch im vil nâhen mîme herzen eine stat gegeben, Dâ noch nieman in getrat. sie hânt daz spil verlorn, er eine tuot in allen mat.' 30 25 5 (L. 71 35). Mich hât ein wunneclîcher wân und ouch ein lieber friundes trôst in senelîchen kumber brâht: Sol der mit fröude an mir zergân, so enwirde ichs anders niht erlôst, ezn kome alz ich mirz hân gedâht Umb ir vil minneclîchen lîp, diu mir enfremedet alliu wîp, wan deichs alle durch sie êren muoz. von ir dekeiner, wan jo enger ichs anders lônes niht Mit valschelôser güete lebt [ir gruoz. ein man der mir wol iemer mac gebieten swaz er . . wil. Sîn stæte mir mit fröude gebt, wan ich sîn vil schône enpflac: daz kumt von grôzer liebe vil. Mir ist an ime, des muoz ich jehen, ein schonez wîbes heil geschehen. diu sælde wirt uns beiden schîn. sîn tugent hât ime die besten stat Die mîne fröude hât ein wîp gemachet stæte und endelôs von schulden al die wîle ich lebe. Genâde suoche ich an ir lîp: enpfahe ich wunneclîchen trôst, der mac wol heizen friundes gebe. Ein mannes heil mir dâ geschach, dâ si mit rehten triuwen sprach, ich müese ir herzen nâhe sîn. nu endarf es nieman wunder nemen erworben in dem herzen mîn. 20 5 10 15 25 ob âne sorge lebet daz mín. 30 Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 3
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34 6 1—38 6 (L. 95 17). Waz ich doch gegen der schonen zît gedinges unde wânes hân verlorn! Swaz kumbers an dem winter lît, den wânde ich ie des sumers hân verborn. Sus sazte ich allez bezzerunge für: swie vil ich trôstes ie verlür, sô hât ich doch ze fröuden wân. dar under misselanc mir ie: in vant sô stæte fröude nie, sin wolte mich ê ich sie lân. Muoz ich nu sîn nâch wâne frô, son heize ich niht ze rehte ein sælic man. Dem ez sîn sælde füeget sô, daz im sîn herzeliep wol guotes gan, Hât ouch der selbe fröuderîchen sin, des ich nu leider âne bin, son spotte er niht dar umbe mîn, ob im sîn liep iht liebes tuot: ich wære ouch gerne hôhgemuot, möht ez mit liebes hulden sîn. Er sælic man, si sælic wîp, der herze ein ander sint mit triuwen bî! Ich wil daz daz ir beider lîp getiuret und in hôher wirde sî, Vil sælic sîn ir jâr und al ir zît! er ist ouch sælic sunder strît, der nimt ir tugende rehte war, sô daz ez in sin herze gêt. ein sælic wîp, diu sich verstêt, diu sende ouch guoten willen dar. Sich wænet maneger wol begên sô daz er guoten wîben niht enlebe: Der tôre kan sich niht verstên waz ez fröude und ganzer wirde gebe. Dem lîhtgemuoten dem ist iemer wol mit lîhten dingen, als ez sol; swer wirde und fröude erwerben wil, der diene guotes wîbes gruoz. 5 10 15 20 25 30 35
34 6 1—38 6 (L. 95 17). Waz ich doch gegen der schonen zît gedinges unde wânes hân verlorn! Swaz kumbers an dem winter lît, den wânde ich ie des sumers hân verborn. Sus sazte ich allez bezzerunge für: swie vil ich trôstes ie verlür, sô hât ich doch ze fröuden wân. dar under misselanc mir ie: in vant sô stæte fröude nie, sin wolte mich ê ich sie lân. Muoz ich nu sîn nâch wâne frô, son heize ich niht ze rehte ein sælic man. Dem ez sîn sælde füeget sô, daz im sîn herzeliep wol guotes gan, Hât ouch der selbe fröuderîchen sin, des ich nu leider âne bin, son spotte er niht dar umbe mîn, ob im sîn liep iht liebes tuot: ich wære ouch gerne hôhgemuot, möht ez mit liebes hulden sîn. Er sælic man, si sælic wîp, der herze ein ander sint mit triuwen bî! Ich wil daz daz ir beider lîp getiuret und in hôher wirde sî, Vil sælic sîn ir jâr und al ir zît! er ist ouch sælic sunder strît, der nimt ir tugende rehte war, sô daz ez in sin herze gêt. ein sælic wîp, diu sich verstêt, diu sende ouch guoten willen dar. Sich wænet maneger wol begên sô daz er guoten wîben niht enlebe: Der tôre kan sich niht verstên waz ez fröude und ganzer wirde gebe. Dem lîhtgemuoten dem ist iemer wol mit lîhten dingen, als ez sol; swer wirde und fröude erwerben wil, der diene guotes wîbes gruoz. 5 10 15 20 25 30 35
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6 39—7 23 35 swen si mit willen grüezen muoz, der hât mit fröuden wirde vil. Jâ herre, wes gedenket der dem ungedienet ie vil wol gelanc? Ez sî ein si, ez sî ein er, swer alsô minnen kan, der habe undanc, Und dâ bî guoten dienest übersiht. ein sælic wîp diu tuot des niht; diu merket guotes mannes site; dâ scheidet si die boesen von. sô ist ein tumbiu sô gewon daz ir ein tumber volget mite. 40 45 50 7 (L. 96 29). Stæte ist ein angest und ein nôt; in weiz niht ob si êre si: si gît michel ungemach. Sit daz diu Liebe mir gebôt daz ich Stæte waere bî, waz mir leides sît geschach! Lât mich ledic, liebe mîn frô Stæte. wan ob ich sis iemer bæte, sô ist si stæter vil dann ich, ich muoz von mîner stæte sîn verlorn, diu Liebe en underwinde ir sich. 10 Wer sol dem des wizzen danc, dem von stæte liep geschiht, nimt der stæte gerne war? Dem an stæte nie gelanc, ob man den in stæte siht, seht, des stæte ist lûter gar. Alsô habe ich stæte her gerungen: nochn ist mir leider niht gelungen. daz wende, sælic frouwe mîn, von mîner daz ich der valschen ungetriuwen spot stæte iht müeze sîn. 20 Het ich niht mîner fröuden teil an dich, herzeliep, geleit, sô möht es wol werden rât. 5 15 3*
6 39—7 23 35 swen si mit willen grüezen muoz, der hât mit fröuden wirde vil. Jâ herre, wes gedenket der dem ungedienet ie vil wol gelanc? Ez sî ein si, ez sî ein er, swer alsô minnen kan, der habe undanc, Und dâ bî guoten dienest übersiht. ein sælic wîp diu tuot des niht; diu merket guotes mannes site; dâ scheidet si die boesen von. sô ist ein tumbiu sô gewon daz ir ein tumber volget mite. 40 45 50 7 (L. 96 29). Stæte ist ein angest und ein nôt; in weiz niht ob si êre si: si gît michel ungemach. Sit daz diu Liebe mir gebôt daz ich Stæte waere bî, waz mir leides sît geschach! Lât mich ledic, liebe mîn frô Stæte. wan ob ich sis iemer bæte, sô ist si stæter vil dann ich, ich muoz von mîner stæte sîn verlorn, diu Liebe en underwinde ir sich. 10 Wer sol dem des wizzen danc, dem von stæte liep geschiht, nimt der stæte gerne war? Dem an stæte nie gelanc, ob man den in stæte siht, seht, des stæte ist lûter gar. Alsô habe ich stæte her gerungen: nochn ist mir leider niht gelungen. daz wende, sælic frouwe mîn, von mîner daz ich der valschen ungetriuwen spot stæte iht müeze sîn. 20 Het ich niht mîner fröuden teil an dich, herzeliep, geleit, sô möht es wol werden rât. 5 15 3*
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36 7 24—8 18 Sit nu mîn fröude und al mîn heil, dar zuo al mîn werdekeit niht wan an dir einer stât, Solt ich danne mîn herze von dir scheiden, sô müest ich mir selben leiden: daz waere mir niht guot getân. doch solt du gedenken, sælic wîp, daz ich nu lange kumber hân. Frouwe, ich weiz wol dînen muot: daz du gerne stæte bist, daz hab ich befunden wol. Jâ hât dich vil wol behuot der vil reine wîbes list der guotiu wîp behüeten sol. Alsus fröut mich dîn sælde und ouch dîn êre, und enhân niht fröude mêre. nu sprich, bin ich dar an gewert? daz ich sô du solt mich, frouwe, des geniezen lân, rehte hân gegert. 25 30 35 40 8 (L. 13 33). Maneger frâget waz ich klage, unde giht des einen daz ez iht von herzen gê. Der verliuset sîne tage: wand im wart von rehter liebe nie weder wol noch wê: Des ist sîn geloube kranc. swer gedæhte waz diu minne bræhte, der vertrüege mînen sanc. Minne ist ein gemeinez wort, und doch ungemeine mit den werken: dêst alsô. Minne ist aller tugende ein hort: âne minne wirdet niemer herze rehte frô. Sît ich den gelouben hân, frouwe Minne, fröut ouch mir die sinne. mich müet, sol mîn trôst zergân. Mîn gedinge ist, der ich bin holt mit rehten triuwen, dazs ouch mir daz selbe sî. Triuget dar an mich mîn sin, sô ist mînem wâne leider lützel fröuden bî. 5 10 15
36 7 24—8 18 Sit nu mîn fröude und al mîn heil, dar zuo al mîn werdekeit niht wan an dir einer stât, Solt ich danne mîn herze von dir scheiden, sô müest ich mir selben leiden: daz waere mir niht guot getân. doch solt du gedenken, sælic wîp, daz ich nu lange kumber hân. Frouwe, ich weiz wol dînen muot: daz du gerne stæte bist, daz hab ich befunden wol. Jâ hât dich vil wol behuot der vil reine wîbes list der guotiu wîp behüeten sol. Alsus fröut mich dîn sælde und ouch dîn êre, und enhân niht fröude mêre. nu sprich, bin ich dar an gewert? daz ich sô du solt mich, frouwe, des geniezen lân, rehte hân gegert. 25 30 35 40 8 (L. 13 33). Maneger frâget waz ich klage, unde giht des einen daz ez iht von herzen gê. Der verliuset sîne tage: wand im wart von rehter liebe nie weder wol noch wê: Des ist sîn geloube kranc. swer gedæhte waz diu minne bræhte, der vertrüege mînen sanc. Minne ist ein gemeinez wort, und doch ungemeine mit den werken: dêst alsô. Minne ist aller tugende ein hort: âne minne wirdet niemer herze rehte frô. Sît ich den gelouben hân, frouwe Minne, fröut ouch mir die sinne. mich müet, sol mîn trôst zergân. Mîn gedinge ist, der ich bin holt mit rehten triuwen, dazs ouch mir daz selbe sî. Triuget dar an mich mîn sin, sô ist mînem wâne leider lützel fröuden bî. 5 10 15
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8 19—9 20 37 Neinâ herre! sist sô guot, swenne ir güete erkennet mîn gemüete, daz si mir daz beste tuot. Wiste si den willen mîn, liebes unde guotes des wurd ich von ir gewert. Wie möht aber daz nu sîn, sît man valscher minne mit sô süezen worten gert, 25 daz ein wîp niht wizzen mac wer si meine? disiu nôt alleine tuot mir manegen swaeren tac. Der diu wîp alrêrst betrouc, der hât beide an mannen und an wîben missevarn. 30 In weiz waz diu liebe touc, sît sich friunt gein friunde niht vor valsche kan bewarn. Frouwe, daz ir sælic sît! lât mit hulden mich den gruoz verschulden, der an friundes herzen lît. 20 35 9 (L. 120 25). Weder ist ez übel, oder ist ez guot, daz ich mîn leit verhelen kan? Man siht mich dicke wol gemuot: sô trûret manic ander man, Der mînen schaden halben nie gewan: sô gebâre ich dem gelîche als ich sî . . fröudenrîche. nu müeze ez got gefüegen sô daz ich noch von wâren schulden werde frô. Wie kumet daz ich sô manegem man von sîner nôt geholfen hân, Und ich mich selben niht enkan getroesten, mich entriege ein wân? Ich minne ein wip, diust guot und wol getân: din lât mich aller rede beginnen. ich kan aber endes niht gewinnen. dar umbe ware ich nu verzaget, wan dazs ein wênic lachet sô si mir versaget. Si sehe dazs innen sich bewar (si schînet üzen fröudenrîch), 5 10 15 20
8 19—9 20 37 Neinâ herre! sist sô guot, swenne ir güete erkennet mîn gemüete, daz si mir daz beste tuot. Wiste si den willen mîn, liebes unde guotes des wurd ich von ir gewert. Wie möht aber daz nu sîn, sît man valscher minne mit sô süezen worten gert, 25 daz ein wîp niht wizzen mac wer si meine? disiu nôt alleine tuot mir manegen swaeren tac. Der diu wîp alrêrst betrouc, der hât beide an mannen und an wîben missevarn. 30 In weiz waz diu liebe touc, sît sich friunt gein friunde niht vor valsche kan bewarn. Frouwe, daz ir sælic sît! lât mit hulden mich den gruoz verschulden, der an friundes herzen lît. 20 35 9 (L. 120 25). Weder ist ez übel, oder ist ez guot, daz ich mîn leit verhelen kan? Man siht mich dicke wol gemuot: sô trûret manic ander man, Der mînen schaden halben nie gewan: sô gebâre ich dem gelîche als ich sî . . fröudenrîche. nu müeze ez got gefüegen sô daz ich noch von wâren schulden werde frô. Wie kumet daz ich sô manegem man von sîner nôt geholfen hân, Und ich mich selben niht enkan getroesten, mich entriege ein wân? Ich minne ein wip, diust guot und wol getân: din lât mich aller rede beginnen. ich kan aber endes niht gewinnen. dar umbe ware ich nu verzaget, wan dazs ein wênic lachet sô si mir versaget. Si sehe dazs innen sich bewar (si schînet üzen fröudenrîch), 5 10 15 20
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38 9 21—10 12 Dazs an den siten iht irre var: sô wart nie wîp sô minneclîch: Sost eht ir lop vil frouwen lobes entwîch; ist nâch ir wirde gefurrieret diu schoene diu sie ûzen zieret, kan ich ir denne gedienen iht, des wirt bî solhen êren ungelônet niht. Swie noch mîn fröude an zwîvel stât, den mir diu guote mac vil wol Gebüezen, ob sis willen hât, son ruoche eht waz ich kumbers dol. Si frâget des mich nieman frâgen sol, wie lange ich welle an ir belîben: sist iemer mêr vor allen wîben ein wernder trôst ze fröuden mir. nu müeze mir geschehen als ich geloube an ir. Genuoge kunnen deste baz gereden daz si bî liebe sint: Swie dicke ich ir noch bî gesaz, sô wesse ich minner danne ein kint; Ich wart an allen mînen sinnen blint. des war ich anderswâ betoret: si ist ein wîp diu niht gehoeret, und guoten willen kan ersehen. den hân ich, sô mir iemer müeze liep geschehen. 45 25 30 35 40 10 (L. 115 6). Herre got, gesegene mich vor sorgen, daz ich vil wunneclîche lebe! Wil mir ieman sîne fröude borgen, daz i’m ein ander wider gebe? Die vind ich vil schiere ich weiz wol wâ; wan ich liez ir wunder dâ; der ich vil wol mit sinnen getrûwe ein teil gewinnen. Al mîn fröude lît an einem wîbe: der herze ist ganzer tugende vol, Und ist sô geschaffen an ir lîbe daz man ir gerne dienen sol. 5 10
38 9 21—10 12 Dazs an den siten iht irre var: sô wart nie wîp sô minneclîch: Sost eht ir lop vil frouwen lobes entwîch; ist nâch ir wirde gefurrieret diu schoene diu sie ûzen zieret, kan ich ir denne gedienen iht, des wirt bî solhen êren ungelônet niht. Swie noch mîn fröude an zwîvel stât, den mir diu guote mac vil wol Gebüezen, ob sis willen hât, son ruoche eht waz ich kumbers dol. Si frâget des mich nieman frâgen sol, wie lange ich welle an ir belîben: sist iemer mêr vor allen wîben ein wernder trôst ze fröuden mir. nu müeze mir geschehen als ich geloube an ir. Genuoge kunnen deste baz gereden daz si bî liebe sint: Swie dicke ich ir noch bî gesaz, sô wesse ich minner danne ein kint; Ich wart an allen mînen sinnen blint. des war ich anderswâ betoret: si ist ein wîp diu niht gehoeret, und guoten willen kan ersehen. den hân ich, sô mir iemer müeze liep geschehen. 45 25 30 35 40 10 (L. 115 6). Herre got, gesegene mich vor sorgen, daz ich vil wunneclîche lebe! Wil mir ieman sîne fröude borgen, daz i’m ein ander wider gebe? Die vind ich vil schiere ich weiz wol wâ; wan ich liez ir wunder dâ; der ich vil wol mit sinnen getrûwe ein teil gewinnen. Al mîn fröude lît an einem wîbe: der herze ist ganzer tugende vol, Und ist sô geschaffen an ir lîbe daz man ir gerne dienen sol. 5 10
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10 13—12 4 39 Ich erwirbe ein lachen wol von ir. des muoz si gestaten mir. wie mac siz behüeten? ich fröuwe mich nâch ir güeten. Als ich under wîlen zir gesitze, sô si mich mit ir reden lât, Sô benimt si mir sô gar die witze, daz mir der lîp alumbe gât. Swenne ich iezuo wunder rede kan, gesihet si mich einest an, sô hân ichs vergezzen. waz wolde ich dar gesezzen?" 15 20 11 (L. 100 3). Ich gesprach nie wol von guoten wîben, was mir leit, ichn wurde frô. Sende sorge kunde ich nie vertrîben minneclîcher danne alsô. Wol mich, daz ich in hôhen muot mit mînem lobe gemachen kan, und mir daz sanfte tuot ! Ouwê wolte ein sælic wîp aleine, sô getrûrte ich niemer tac, Der ich diene, und hilfet mich vil kleine swaz ich sie geloben mac. Daz ist ir liep und tuot ir wol: wan si vergizzet iemer mîn, sô man mir danken sol. Frömdiu wip diu dankent mir vil schône. dazs iemer sælic müezen sîn! Daz ist wider mîner frouwen lône 15 mir ein kleinez denkelîn. Si habe den willen den si habe, mîn wille ist guot, und klage diu werc, gêt mir an den iht abe. 5 10 12 (L. 49 25). Herzeliebez frouwelîn, got gebe dir hiute und iemer guot. Kunde ich baz gedenken dîn, des hete ich willeclîchen muot.
10 13—12 4 39 Ich erwirbe ein lachen wol von ir. des muoz si gestaten mir. wie mac siz behüeten? ich fröuwe mich nâch ir güeten. Als ich under wîlen zir gesitze, sô si mich mit ir reden lât, Sô benimt si mir sô gar die witze, daz mir der lîp alumbe gât. Swenne ich iezuo wunder rede kan, gesihet si mich einest an, sô hân ichs vergezzen. waz wolde ich dar gesezzen?" 15 20 11 (L. 100 3). Ich gesprach nie wol von guoten wîben, was mir leit, ichn wurde frô. Sende sorge kunde ich nie vertrîben minneclîcher danne alsô. Wol mich, daz ich in hôhen muot mit mînem lobe gemachen kan, und mir daz sanfte tuot ! Ouwê wolte ein sælic wîp aleine, sô getrûrte ich niemer tac, Der ich diene, und hilfet mich vil kleine swaz ich sie geloben mac. Daz ist ir liep und tuot ir wol: wan si vergizzet iemer mîn, sô man mir danken sol. Frömdiu wip diu dankent mir vil schône. dazs iemer sælic müezen sîn! Daz ist wider mîner frouwen lône 15 mir ein kleinez denkelîn. Si habe den willen den si habe, mîn wille ist guot, und klage diu werc, gêt mir an den iht abe. 5 10 12 (L. 49 25). Herzeliebez frouwelîn, got gebe dir hiute und iemer guot. Kunde ich baz gedenken dîn, des hete ich willeclîchen muot.
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40 12 5—13 8 Waz sol ich dir sagen mê, wan daz dir nieman holder ist dann ich? dâ von ist mir vil wê. Sie verwîzent mir daz ich sô nider wende mînen sanc. Daz sie niht versinnent sich waz liebe sî, des haben undanc! Sie getraf diu liebe nie. die dâ nâch dem guote und nâch der schœne minnent, wê wie minnent die? Bî der schone ist dicke haz: zer schone niemen sî ze gâch. Liebe tuot dem herzen baz: der liebe gêt diu schoene nâch. Liebe machet schone wîp: desn mac diu schone niht getuon, sin machet niemer Ich vertrage als ich vertruoc lieben lîp. und als ich iemer wil vertragen. Du bist schone und hâst genuoc: waz mügen sie mir dâ von gesagen? Swaz sie sagen, ich bin dir holt, und næme dîn glesîn vingerlîn für einer küneginne golt. Hâst du triuwe und stætekeit, sô bin ich des ân angest gar, Daz mir iemer herzeleit mit dînem willen widervar. Hâst aber du der zweier niht, son müezest du mir niemer werden. ouwê danne, ob daz geschiht! 10 15 20 25 5 30 13 (L. 74 20). "Nemt, frouwe, disen kranz:" alsô sprach ich zeiner wol getânen maget; 'Sô zieret ir den tanz mit den schonen bluomen, als irs ûffe traget. Het ich vil edele gesteine, daz mües ûf iuwer houbet, obe ir mirs geloubet. sêt mîne triuwe, daz ichz meine. 5
40 12 5—13 8 Waz sol ich dir sagen mê, wan daz dir nieman holder ist dann ich? dâ von ist mir vil wê. Sie verwîzent mir daz ich sô nider wende mînen sanc. Daz sie niht versinnent sich waz liebe sî, des haben undanc! Sie getraf diu liebe nie. die dâ nâch dem guote und nâch der schœne minnent, wê wie minnent die? Bî der schone ist dicke haz: zer schone niemen sî ze gâch. Liebe tuot dem herzen baz: der liebe gêt diu schoene nâch. Liebe machet schone wîp: desn mac diu schone niht getuon, sin machet niemer Ich vertrage als ich vertruoc lieben lîp. und als ich iemer wil vertragen. Du bist schone und hâst genuoc: waz mügen sie mir dâ von gesagen? Swaz sie sagen, ich bin dir holt, und næme dîn glesîn vingerlîn für einer küneginne golt. Hâst du triuwe und stætekeit, sô bin ich des ân angest gar, Daz mir iemer herzeleit mit dînem willen widervar. Hâst aber du der zweier niht, son müezest du mir niemer werden. ouwê danne, ob daz geschiht! 10 15 20 25 5 30 13 (L. 74 20). "Nemt, frouwe, disen kranz:" alsô sprach ich zeiner wol getânen maget; 'Sô zieret ir den tanz mit den schonen bluomen, als irs ûffe traget. Het ich vil edele gesteine, daz mües ûf iuwer houbet, obe ir mirs geloubet. sêt mîne triuwe, daz ichz meine. 5
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13 9 — 14 2 41 [Frouwe,] ir sît sô wol getân, daz ich in mîn schapel gerne geben wil, So ichz aller beste hân. wizer unde rôter bluomen weiz ich vil; Die stênt niht verre in jener heide, dâ sie schône entspringent und diu vogelîn singent: da sûle wir sie brechen beide." Si nam daz ich ir bôt, einem kinde vil gelîch daz êre hât. Ir wangen wurden rôt, same diu rôse, dâ si bi der liljen stât. Do erschampten sich ir liehten ougen: doch neic si mir vil schône. daz wart mir ze lône: wart mirs iht mêr, daz trage ich tougen. Mich dûhte daz mir nie lieber wurde, danne mir ze muote was. Die bluomen vielen ie von den boumen bî uns nider an daz gras. Seht, dô muost ich von fröuden lachen. do ich sô wunneclîche was in troume rîche, dô tagete ez unde muose ich wachen. Mir ist von ir geschehen, daz ich disen sumer allen meiden muoz Vast under dougen sehen: lîhte wirt mir mîniu: so ist mir sorgen buoz. Waz obe si gêt an disem tanze? frouwe, durch iuwer güete rucket ûf die hüete. ouwê gesæhe ichs under kranze! 15 20 25 30 35 10 40 14 (L. 39 11). 'Undèr der linden an der heide, 14 1 ff. Vgl. Schade, Wissenschaftl. monatsbl. III, 107. Saran, Beitr. zur gesch. d. deutschen sprache 24, 83 (über den Rhythmus).
13 9 — 14 2 41 [Frouwe,] ir sît sô wol getân, daz ich in mîn schapel gerne geben wil, So ichz aller beste hân. wizer unde rôter bluomen weiz ich vil; Die stênt niht verre in jener heide, dâ sie schône entspringent und diu vogelîn singent: da sûle wir sie brechen beide." Si nam daz ich ir bôt, einem kinde vil gelîch daz êre hât. Ir wangen wurden rôt, same diu rôse, dâ si bi der liljen stât. Do erschampten sich ir liehten ougen: doch neic si mir vil schône. daz wart mir ze lône: wart mirs iht mêr, daz trage ich tougen. Mich dûhte daz mir nie lieber wurde, danne mir ze muote was. Die bluomen vielen ie von den boumen bî uns nider an daz gras. Seht, dô muost ich von fröuden lachen. do ich sô wunneclîche was in troume rîche, dô tagete ez unde muose ich wachen. Mir ist von ir geschehen, daz ich disen sumer allen meiden muoz Vast under dougen sehen: lîhte wirt mir mîniu: so ist mir sorgen buoz. Waz obe si gêt an disem tanze? frouwe, durch iuwer güete rucket ûf die hüete. ouwê gesæhe ichs under kranze! 15 20 25 30 35 10 40 14 (L. 39 11). 'Undèr der linden an der heide, 14 1 ff. Vgl. Schade, Wissenschaftl. monatsbl. III, 107. Saran, Beitr. zur gesch. d. deutschen sprache 24, 83 (über den Rhythmus).
Strana 42
42 14 3 — 15 2 dâ unser zweier bette was, Dâ' múget ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. Vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal. Ich kám gegangen zuo der ouwe: dô was mîn friedel komen ê. Dâ wart ich empfangen, hêre frouwe, daz ich bin sælic iemer mê. Kuster mich? wol tûsentstunt: tandaradei, seht wie rôt mir ist der munt. Dô het er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. Des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. Bî den rôsen er wol mac, tandaradei, merken wâ mirz houbet lac. Daz er bî mir lage, wessez iemen (nu enwelle got!), sô schamt ich mich. Wes er mit mir pflæge, niemer niemen bevinde daz, wan er und ich, Und ein kleinez vogelîn: tandaradei, daz mac wol getriuwe sîn." 10 15 20 25 30 5 35 15 (L. 45 37). Sô die bluomen ûz dem grase dringent, same si lachen gegen der spilden sunnen,
42 14 3 — 15 2 dâ unser zweier bette was, Dâ' múget ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. Vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal. Ich kám gegangen zuo der ouwe: dô was mîn friedel komen ê. Dâ wart ich empfangen, hêre frouwe, daz ich bin sælic iemer mê. Kuster mich? wol tûsentstunt: tandaradei, seht wie rôt mir ist der munt. Dô het er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. Des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. Bî den rôsen er wol mac, tandaradei, merken wâ mirz houbet lac. Daz er bî mir lage, wessez iemen (nu enwelle got!), sô schamt ich mich. Wes er mit mir pflæge, niemer niemen bevinde daz, wan er und ich, Und ein kleinez vogelîn: tandaradei, daz mac wol getriuwe sîn." 10 15 20 25 30 5 35 15 (L. 45 37). Sô die bluomen ûz dem grase dringent, same si lachen gegen der spilden sunnen,
Strana 43
15 3 — 16 4 43 in einem meien an dem morgen fruo, Und diu kleinen vogelîn wol singent in ir besten wîse die si kunnen, waz wunne mac sich dâ genôzen zuo? Ez ist wol halp ein himelrîche. suln wir sprechen waz sich deme gelîche, sô sage ich waz mir dicke baz in mînen ougen hât getân, und tæte ouch noch, gesæhe ich daz. Swâ ein edeliu frouwe schone reine, wol gekleidet unde wol gebunden, durch kurzewîle zuo vil liuten gât, Hovelîchen hôhgemuot, niht eine, umbe sehende ein wênic under stunden, alsam der sunne gegen den sternen stât,— Der meie bringe uns al sîn wunder, waz ist dâ sô wunneclîches under, als ir vil minneclîcher lîp? wir lâzen alle bluomen stân und kapfen an daz werde wîp. Nu wol dan, welt ir die wârheit schouwen! gên wir zuo des meien hôchgezîte! der ist mit aller sîner krefte komen. Seht an in und seht an werde frouwen, wederz ir daz ander überstrîte; daz bezzer spil, ob ich daz hân genomen. Ouwê der mich dâ welen hieze, deich daz eine durch daz ander lieze, wie rehte schiere ich danne kür! ê ich mîn frouwen her Meie, ir müeset merze sîn, dâ verlür. 10 15 20 25 5 30 16 (L. 46 32). Aller werdekeit ein füegærinne, daz sît ir zewâre, frouwe Mâze. er sælic man, der iuwer lêre hât! Der endarf sich iuwer niender inne 16 1 ff. Dieser ton unterscheidet sich von dem vorher- gehenden nur in der drittletzten zeile.
15 3 — 16 4 43 in einem meien an dem morgen fruo, Und diu kleinen vogelîn wol singent in ir besten wîse die si kunnen, waz wunne mac sich dâ genôzen zuo? Ez ist wol halp ein himelrîche. suln wir sprechen waz sich deme gelîche, sô sage ich waz mir dicke baz in mînen ougen hât getân, und tæte ouch noch, gesæhe ich daz. Swâ ein edeliu frouwe schone reine, wol gekleidet unde wol gebunden, durch kurzewîle zuo vil liuten gât, Hovelîchen hôhgemuot, niht eine, umbe sehende ein wênic under stunden, alsam der sunne gegen den sternen stât,— Der meie bringe uns al sîn wunder, waz ist dâ sô wunneclîches under, als ir vil minneclîcher lîp? wir lâzen alle bluomen stân und kapfen an daz werde wîp. Nu wol dan, welt ir die wârheit schouwen! gên wir zuo des meien hôchgezîte! der ist mit aller sîner krefte komen. Seht an in und seht an werde frouwen, wederz ir daz ander überstrîte; daz bezzer spil, ob ich daz hân genomen. Ouwê der mich dâ welen hieze, deich daz eine durch daz ander lieze, wie rehte schiere ich danne kür! ê ich mîn frouwen her Meie, ir müeset merze sîn, dâ verlür. 10 15 20 25 5 30 16 (L. 46 32). Aller werdekeit ein füegærinne, daz sît ir zewâre, frouwe Mâze. er sælic man, der iuwer lêre hât! Der endarf sich iuwer niender inne 16 1 ff. Dieser ton unterscheidet sich von dem vorher- gehenden nur in der drittletzten zeile.
Strana 44
44 16 5— 17 19 weder ze hove schamen noch an der strâze. durch daz sô suoche ich, frouwe, iuwern rât, Daz ir mich ebene werben lêret. wirbe ich nidere, wirbe ich hôhe, ich bin versêret. ich was vil nâch ze nidere tôt, nu bin ich aber ze hôhe siech: unmâze enlât mich âne nôt. Nideriu minne heizet diu sô swachet daz der lîp nâch kranker liebe ringet: diu minne tuot unlobeliche wê. Hôhiu minne heizet diu daz machet daz der muot nâch werder liebe ûf swinget: diu winket mir nu, daz ich mit ir gê. Nun weiz ich wes diu Mâze beitet. kumet diu herzeliebe, sô bin ich verleitet: mîn ougen hânt ein wîp ersehen, mir mac wol schade von swie minneclîch ir rede sî, ir geschehen. 10 15 5 20 17 (L. 109 1). Ganzer fröuden wart mir nie sô wol ze muote: mirst geboten, daz ich singen muoz. Sælic sî diu mir daz wol verstê ze guote! mich mant singen ir vil werder gruoz. Diu mîn iemer hât gewalt, diu mac mir wol trûren wenden unde senden fröude manicvalt. Gît daz got daz mir noch wol an ir gelinget, seht, sô wæere ich iemer mêre frô, Diu mir beide herze und lîp zu fröuden twinget. mich betwanc nie mê kein wîp alsô. Ez was mir gar unbekant daz diu Minne twingen solde swie si wolde, unz ichz an ir bevant. Süeze Minne, sît nâch dîner süezen lêre mich ein wîp alsô betwungen hât, Bite sie dazs ir wîplîch güete gegen mir kêre: sô mac mîner sorge werden rât. Durch ir liehten ougen schîn 5 10 15
44 16 5— 17 19 weder ze hove schamen noch an der strâze. durch daz sô suoche ich, frouwe, iuwern rât, Daz ir mich ebene werben lêret. wirbe ich nidere, wirbe ich hôhe, ich bin versêret. ich was vil nâch ze nidere tôt, nu bin ich aber ze hôhe siech: unmâze enlât mich âne nôt. Nideriu minne heizet diu sô swachet daz der lîp nâch kranker liebe ringet: diu minne tuot unlobeliche wê. Hôhiu minne heizet diu daz machet daz der muot nâch werder liebe ûf swinget: diu winket mir nu, daz ich mit ir gê. Nun weiz ich wes diu Mâze beitet. kumet diu herzeliebe, sô bin ich verleitet: mîn ougen hânt ein wîp ersehen, mir mac wol schade von swie minneclîch ir rede sî, ir geschehen. 10 15 5 20 17 (L. 109 1). Ganzer fröuden wart mir nie sô wol ze muote: mirst geboten, daz ich singen muoz. Sælic sî diu mir daz wol verstê ze guote! mich mant singen ir vil werder gruoz. Diu mîn iemer hât gewalt, diu mac mir wol trûren wenden unde senden fröude manicvalt. Gît daz got daz mir noch wol an ir gelinget, seht, sô wæere ich iemer mêre frô, Diu mir beide herze und lîp zu fröuden twinget. mich betwanc nie mê kein wîp alsô. Ez was mir gar unbekant daz diu Minne twingen solde swie si wolde, unz ichz an ir bevant. Süeze Minne, sît nâch dîner süezen lêre mich ein wîp alsô betwungen hât, Bite sie dazs ir wîplîch güete gegen mir kêre: sô mac mîner sorge werden rât. Durch ir liehten ougen schîn 5 10 15
Strana 45
17 20 — 19 4 45 20 wart ich alsô wol enpfangen, gar zergangen was daz trûren mîn. Mich fröut iemer daz ich alsô guotem wîbe dienen sol ûf minneclîchen danc. Mit dem trôste ich dicke trûren mir vertribe, unde wirt mîn ungemüete kranc. Endet sich mîn ungemach, sô weiz ich von wârheit danne daz nie manne an liebe baz geschach. Minne, wunder kan dîn güete liebe machen, und dîn twingen swenden fröuden vil. Wan du lêrest leide ûz spilnden ougen lachen, swâ du mêren wilt dîn wunderspil: Du kanst fröudenrîchen muot sô verworrenlîche verkêren, daz dîn sêren sanfte unsanfte tuot. 25 30 35 18 (L. 110 13). Wol mich der stunde, daz ich sie erkande, diu mir den lîp und den muot hât betwungen, Sît deich die sinne sô gar an sie wande, des si mich hât mir ir güete verdrungen. Daz ich gescheiden von ir niht enkan, daz hât ir schone und ir güete gemachet, und ir rôter munt der sô lieplîchen lachet. Ich hân den muot und die sinne gewendet an die reinen, die lieben, die guoten. Daz müez uns beiden wol werden volendet, swes ich getar an ir hulde gemuoten. Swaz ich fröuden zer werlde ie gewan, daz hât ir schoene und ir güete gemachet, und ir rôter munt, der sô lieplîchen lachet. 5 10 19 (L. 118 24). Ich bin nu sô rehte frô, daz ich vil schiere wunder tuon beginne. Lîhte ez sich gefüeget sô daz ich erwirbe mîner frouwen minne.
17 20 — 19 4 45 20 wart ich alsô wol enpfangen, gar zergangen was daz trûren mîn. Mich fröut iemer daz ich alsô guotem wîbe dienen sol ûf minneclîchen danc. Mit dem trôste ich dicke trûren mir vertribe, unde wirt mîn ungemüete kranc. Endet sich mîn ungemach, sô weiz ich von wârheit danne daz nie manne an liebe baz geschach. Minne, wunder kan dîn güete liebe machen, und dîn twingen swenden fröuden vil. Wan du lêrest leide ûz spilnden ougen lachen, swâ du mêren wilt dîn wunderspil: Du kanst fröudenrîchen muot sô verworrenlîche verkêren, daz dîn sêren sanfte unsanfte tuot. 25 30 35 18 (L. 110 13). Wol mich der stunde, daz ich sie erkande, diu mir den lîp und den muot hât betwungen, Sît deich die sinne sô gar an sie wande, des si mich hât mir ir güete verdrungen. Daz ich gescheiden von ir niht enkan, daz hât ir schone und ir güete gemachet, und ir rôter munt der sô lieplîchen lachet. Ich hân den muot und die sinne gewendet an die reinen, die lieben, die guoten. Daz müez uns beiden wol werden volendet, swes ich getar an ir hulde gemuoten. Swaz ich fröuden zer werlde ie gewan, daz hât ir schoene und ir güete gemachet, und ir rôter munt, der sô lieplîchen lachet. 5 10 19 (L. 118 24). Ich bin nu sô rehte frô, daz ich vil schiere wunder tuon beginne. Lîhte ez sich gefüeget sô daz ich erwirbe mîner frouwen minne.
Strana 46
46 19 5— 20 17 Seht sô stîgent mir die sinne hôher danne der sunnen schîn. genâde, ein küniginne! Ich ensach die guoten nie sô dicke, daz ich daz . . verbære, Mirne spilten dougen ie. der kalte winter was mir gar unmære. Ander liute dûhte er swære: mir was die wîle als ez enmitten in dem meien wære. Disen wunneclîchen sanc hân ich gesungen mîner frouwen ze êren. Des sol si mir wizzen danc: durch sie sô wil ich iemer fröude mêren. Wol mac si mîn herze sêren: waz danne, ob si mir leide tuot? si mag ez wol verkêren. Daz enkunde nieman mir gerâten daz ich schiede von dem wâne. Kêrt ich mînen muot von ir, wâ funde ich denne ein alsô wol getâne, Diu sô wæere valsches âne? sist schoner und baz gelobet denne Elêne und Dijâne. 10 15 20 5 20 (L. 92 9). Ein niuwer sumer, ein niuwe zît, ein guot gedinge, ein lieber wân, diu liebent mir en widerstrît, daz ich noch trôst ze fröuden hân. Noch fröuwet mich ein anderz baz dan aller vogelîne sanc: swâ man noch wîbes güete maz, dâ wart ir ie der habedanc. Daz meine ich an die frouwen mîn: da muoz noch mêre trôstes sîn. sist schoener danne ein schoene wîp: diu schoene machet lieber lîp. Ich weiz wol daz diu liebe mac ein schone wîp gemachen wol: iedoch swelch wîp ie tugende pflac, daz ist diu der man wünschen sol. Diu liebe stêt der schone bî 5 10 15
46 19 5— 20 17 Seht sô stîgent mir die sinne hôher danne der sunnen schîn. genâde, ein küniginne! Ich ensach die guoten nie sô dicke, daz ich daz . . verbære, Mirne spilten dougen ie. der kalte winter was mir gar unmære. Ander liute dûhte er swære: mir was die wîle als ez enmitten in dem meien wære. Disen wunneclîchen sanc hân ich gesungen mîner frouwen ze êren. Des sol si mir wizzen danc: durch sie sô wil ich iemer fröude mêren. Wol mac si mîn herze sêren: waz danne, ob si mir leide tuot? si mag ez wol verkêren. Daz enkunde nieman mir gerâten daz ich schiede von dem wâne. Kêrt ich mînen muot von ir, wâ funde ich denne ein alsô wol getâne, Diu sô wæere valsches âne? sist schoner und baz gelobet denne Elêne und Dijâne. 10 15 20 5 20 (L. 92 9). Ein niuwer sumer, ein niuwe zît, ein guot gedinge, ein lieber wân, diu liebent mir en widerstrît, daz ich noch trôst ze fröuden hân. Noch fröuwet mich ein anderz baz dan aller vogelîne sanc: swâ man noch wîbes güete maz, dâ wart ir ie der habedanc. Daz meine ich an die frouwen mîn: da muoz noch mêre trôstes sîn. sist schoener danne ein schoene wîp: diu schoene machet lieber lîp. Ich weiz wol daz diu liebe mac ein schone wîp gemachen wol: iedoch swelch wîp ie tugende pflac, daz ist diu der man wünschen sol. Diu liebe stêt der schone bî 5 10 15
Strana 47
20 18—216 47 baz danne gesteine dem golde tuot: nu jehet waz danne bezzer si, hânt dise beide rehten muot. Sie hohent mannes werdekeit: swer ouch die süezen arebeit durch sie ze rehte kan getragen, der mac von herzeliebe sagen. Der blic gefröut ein herze gar, den minneclîche ein wîp an siht: wie welt ir danne daz der var, dem ander liep von in geschiht? Der ist eht maneger fröuden rîch, sô jenes fröude gar zergât. waz ist den fröuden ouch gelîch, dâ liebez herze in triuwen stât, In schone, in kiusche, in reinen siten? swelch sælic man daz hât erstriten, ob er daz vor den frömden lobet, sô wizzet daz er niht entobet. Waz sol ein man der niht engert gewerbes umb ein reine wîp ? si lâze in iemer ungewert, ez tiuret doch wol sînen lîp. Er tuo durch einer willen sô daz er den andern wol behage: sô tuot in ouch diu eine frô, ob im diu ander gar versage. Dar an gedenke ein sælic man: dâ lît vil sælde und êren an. swer guotes wîbes minne hât, der schamt sich aller missetât. 25 30 35 40 45 20 21 (L. 93 20). Waz hât diu werlt ze gebenne liebers danne ein wîp, daz ein sende herze baz gefröuwen müge? Waz stiuret baz ze lebenne danne ir werder lîp? ich enweiz niht daz ze fröuden hôher tüge, 5
20 18—216 47 baz danne gesteine dem golde tuot: nu jehet waz danne bezzer si, hânt dise beide rehten muot. Sie hohent mannes werdekeit: swer ouch die süezen arebeit durch sie ze rehte kan getragen, der mac von herzeliebe sagen. Der blic gefröut ein herze gar, den minneclîche ein wîp an siht: wie welt ir danne daz der var, dem ander liep von in geschiht? Der ist eht maneger fröuden rîch, sô jenes fröude gar zergât. waz ist den fröuden ouch gelîch, dâ liebez herze in triuwen stât, In schone, in kiusche, in reinen siten? swelch sælic man daz hât erstriten, ob er daz vor den frömden lobet, sô wizzet daz er niht entobet. Waz sol ein man der niht engert gewerbes umb ein reine wîp ? si lâze in iemer ungewert, ez tiuret doch wol sînen lîp. Er tuo durch einer willen sô daz er den andern wol behage: sô tuot in ouch diu eine frô, ob im diu ander gar versage. Dar an gedenke ein sælic man: dâ lît vil sælde und êren an. swer guotes wîbes minne hât, der schamt sich aller missetât. 25 30 35 40 45 20 21 (L. 93 20). Waz hât diu werlt ze gebenne liebers danne ein wîp, daz ein sende herze baz gefröuwen müge? Waz stiuret baz ze lebenne danne ir werder lîp? ich enweiz niht daz ze fröuden hôher tüge, 5
Strana 48
48 21 7— 22 12 Denne swâ ein wîp von herzen meinet den der ir wol lebt ze lobe. dâ ist ganzer trôst mit fröuden underleinet: disen dingen hât diu werlt niht dinges obe. Mîn frouwe ist zwir beslozzen, der ich liebe trage, dort verklûset, hie verhêret dâ ich bin. Des einen hât verdrozzen mich nu manege tage: sô gît mir daz ander senelîchen sin. Solt ich pflegen der zweier slüzzel huote, dort ir lîbes, hie ir tugent, disiu wirtschaft næeme mich ûz sendem muote, und næm iemer von ir schone niuwe jugent. Wæenet Huote scheiden von der lieben mich, die ich mit stæten triuwen her gemeinet hân? Solhe liebe leiden, des verzîhe sich: ich diene iemer ûf den minneclîchen wân. Mac diu Huote mich ir lîbes pfenden, dâ habe ich ein troesten bî: sin kan niemer von ir liebe mich gewenden. twinget si daz eine, so ist daz ander fri. 10 15 20 25 30 22 (L. 112 17). Ir vil minneclîchen ougenblicke rüerent mich alhie, swann ich sie sihe, In mîn herze, ouwê sold ich sie dicke sehen, der ich mich für eigen gihe! Eigenlîchen diene ich ir: daz sol si vil wol gelouben mir. Ich trage in mînem herzen eine sware von ir der ich lâzen niht enmac, Bî der ich vil gerne tougen wære beide naht und ouch den liehten tac. Des enmac nu niht gesîn, ez enwelle din liebe frouwe mîn. 5 10
48 21 7— 22 12 Denne swâ ein wîp von herzen meinet den der ir wol lebt ze lobe. dâ ist ganzer trôst mit fröuden underleinet: disen dingen hât diu werlt niht dinges obe. Mîn frouwe ist zwir beslozzen, der ich liebe trage, dort verklûset, hie verhêret dâ ich bin. Des einen hât verdrozzen mich nu manege tage: sô gît mir daz ander senelîchen sin. Solt ich pflegen der zweier slüzzel huote, dort ir lîbes, hie ir tugent, disiu wirtschaft næeme mich ûz sendem muote, und næm iemer von ir schone niuwe jugent. Wæenet Huote scheiden von der lieben mich, die ich mit stæten triuwen her gemeinet hân? Solhe liebe leiden, des verzîhe sich: ich diene iemer ûf den minneclîchen wân. Mac diu Huote mich ir lîbes pfenden, dâ habe ich ein troesten bî: sin kan niemer von ir liebe mich gewenden. twinget si daz eine, so ist daz ander fri. 10 15 20 25 30 22 (L. 112 17). Ir vil minneclîchen ougenblicke rüerent mich alhie, swann ich sie sihe, In mîn herze, ouwê sold ich sie dicke sehen, der ich mich für eigen gihe! Eigenlîchen diene ich ir: daz sol si vil wol gelouben mir. Ich trage in mînem herzen eine sware von ir der ich lâzen niht enmac, Bî der ich vil gerne tougen wære beide naht und ouch den liehten tac. Des enmac nu niht gesîn, ez enwelle din liebe frouwe mîn. 5 10
Strana 49
22 13 — 23 30 49 Sol ich mîner triuwe alsus entgelten, so ensol niemer man getrûwen ir. Si vertrüege michels baz ein schelten danne ein loben, daz geloubet mir. Wê war umbe tuot sî daz, der mîn herze treit vil kleinen haz? 15 23 (L. 99 6). Sumer unde winter beide sint guotes mannes trôst, der trôstes gert: Er ist rehter fröude gar ein kint, der ir niht von wibe wirt gewert. Dâ von sol man wizzen daz, daz man elliu wîp sol êren, und iedoch die besten baz. Sît daz nieman âne fröude touc, sô wolte ouch ich vil gerne fröude hân Von der mir mîn herze nie gelouc, ezn sagte mir ir güete ie sunder wân. Swenn ez diu ougen sante dar, seht, sô brâhtens im diu mære, daz ez fuor in sprüngen In weiz niht wol wiez dar umbe sî: [gar. sin gesach mîn ouge lange nie : Sint ir mînes herzen ougen bi, sô daz ich âne ougen sihe sie? Da ist doch ein wunder an geschehen: wer gap im daz sunder ougen, deiz sie zaller zît mac Welt ir wizzen waz diu ougen sîn [sehen? dâ mite ich sie sihe durch elliu lant? Ez sint die gedanke des herzen mîn: dâ mite sihe ich durch mûre und ouch durch want. Nu hüeten swie sie dunke guot : sô sehent sie doch mit vollen ougen herze wille und al der muot. Wirde ich iemer ein sô sælic man, daz si mich ân ougen sehen sol? Siht si mich in ir gedanken an, sô vergiltet si mir mîne wol. Mînen willen gelte mir, sende mir ir guoten willen: mînen den habe iemer ir. 30 5 10 15 20 25 Walth v d. Vogelweide. 5. aufl. 4
22 13 — 23 30 49 Sol ich mîner triuwe alsus entgelten, so ensol niemer man getrûwen ir. Si vertrüege michels baz ein schelten danne ein loben, daz geloubet mir. Wê war umbe tuot sî daz, der mîn herze treit vil kleinen haz? 15 23 (L. 99 6). Sumer unde winter beide sint guotes mannes trôst, der trôstes gert: Er ist rehter fröude gar ein kint, der ir niht von wibe wirt gewert. Dâ von sol man wizzen daz, daz man elliu wîp sol êren, und iedoch die besten baz. Sît daz nieman âne fröude touc, sô wolte ouch ich vil gerne fröude hân Von der mir mîn herze nie gelouc, ezn sagte mir ir güete ie sunder wân. Swenn ez diu ougen sante dar, seht, sô brâhtens im diu mære, daz ez fuor in sprüngen In weiz niht wol wiez dar umbe sî: [gar. sin gesach mîn ouge lange nie : Sint ir mînes herzen ougen bi, sô daz ich âne ougen sihe sie? Da ist doch ein wunder an geschehen: wer gap im daz sunder ougen, deiz sie zaller zît mac Welt ir wizzen waz diu ougen sîn [sehen? dâ mite ich sie sihe durch elliu lant? Ez sint die gedanke des herzen mîn: dâ mite sihe ich durch mûre und ouch durch want. Nu hüeten swie sie dunke guot : sô sehent sie doch mit vollen ougen herze wille und al der muot. Wirde ich iemer ein sô sælic man, daz si mich ân ougen sehen sol? Siht si mich in ir gedanken an, sô vergiltet si mir mîne wol. Mînen willen gelte mir, sende mir ir guoten willen: mînen den habe iemer ir. 30 5 10 15 20 25 Walth v d. Vogelweide. 5. aufl. 4
Strana 50
50 24 1— 32 24 (L. 50 19). Bin ich dir unmære, des enweiz ich niht : ich minne dich. Einez ist mir swære, du sihst bî mir hin und über mich. Daz solt du vermîden. ine mac niht erlîden solhe liebe ân grôzen schaden: hilf mir tragen, ich hân ze vil geladen. Sol daz sîn dîn huote, daz dîn ouge an mich sô selten siht? Tuost du mir daz ze guote, sône wîze ich dir dar umbe niht. Sô mît mir daz houbet, daz sî dir erloubet, und sich nider an mînen fuoz, sô du baz enmügest: daz si dîn gruoz. Swanne ichs alle schouwe, die mir suln von schulden wol behagen, Sô bist duz mîn frouwe: daz mac ich wol âne rüemen sagen. Edel unde rîche sint sie sumelîche dar zuo tragent sie hôhen muot: lîhte sint sie bezzer, du bist guot. Frouwe des versinne dich ob ich dir zihte mære sî. Eines friundes minne diu ist niht, da ensî ein ander bî. Minne entouc niht eine, si sol sîn gemeine, sô gemeine daz si gê durch zwei herze und durch dekeinez mê. 5 10 15 20 25 30 24 16. Hierauf folgt in E folgende strophe: Sie beginnent alle miner frauwen (lies frouwe, miner) fuezze nemen war mitten in dem schalle so sich frauwe auch under wilen dar ümme die merkere la dir sin ummere den griffe ich wol naher baz daz versueche alrerst so denne daz.
50 24 1— 32 24 (L. 50 19). Bin ich dir unmære, des enweiz ich niht : ich minne dich. Einez ist mir swære, du sihst bî mir hin und über mich. Daz solt du vermîden. ine mac niht erlîden solhe liebe ân grôzen schaden: hilf mir tragen, ich hân ze vil geladen. Sol daz sîn dîn huote, daz dîn ouge an mich sô selten siht? Tuost du mir daz ze guote, sône wîze ich dir dar umbe niht. Sô mît mir daz houbet, daz sî dir erloubet, und sich nider an mînen fuoz, sô du baz enmügest: daz si dîn gruoz. Swanne ichs alle schouwe, die mir suln von schulden wol behagen, Sô bist duz mîn frouwe: daz mac ich wol âne rüemen sagen. Edel unde rîche sint sie sumelîche dar zuo tragent sie hôhen muot: lîhte sint sie bezzer, du bist guot. Frouwe des versinne dich ob ich dir zihte mære sî. Eines friundes minne diu ist niht, da ensî ein ander bî. Minne entouc niht eine, si sol sîn gemeine, sô gemeine daz si gê durch zwei herze und durch dekeinez mê. 5 10 15 20 25 30 24 16. Hierauf folgt in E folgende strophe: Sie beginnent alle miner frauwen (lies frouwe, miner) fuezze nemen war mitten in dem schalle so sich frauwe auch under wilen dar ümme die merkere la dir sin ummere den griffe ich wol naher baz daz versueche alrerst so denne daz.
Strana 51
25 1 —38 51 25 (L. 51 13). Müget ir schouwen waz dem meien wunders ist beschert? Seht an pfaffen, seht an leien, wie daz allez vert. Grôz ist sîn gewalt: ine weiz obe er zouber kunne: swar er vert in sîner wunne, dân ist nieman alt. Uns wil schiere wol gelingen. wir suln sîn gemeit, Tanzen lachen unde singen âne dörperheit. Wê wer wære unfrô? sît diu vogelîn alsô schône schallent mit ir besten dône, tuon wir ouch alsô! Wol dir, meie, wie du scheidest allez âne haz! Wie wol du die boume kleidest, und die heide baz! Diu hât varwe mê. ‘du bist kurzer, ich bin langer," alsô strîtents ûf dem anger, bluomen unde klê. Rôter munt, wie du dich swachest! lâ dîn lachen sîn. Scham dich daz du mich an lachest nâch dem schaden mîn. Ist daz wol getân? ouwê sô verlorner stunde, sol von minneclîchem munde solch unminne ergân! Daz mich, frouwe, an fröuden irret, daz ist iuwer lip. An iu einer ez mir wirret, ungenæedic wîp. Wâ nemt ir den muot? ir sît doch genâden rîche: 5 10 15 20 25 30 35 4
25 1 —38 51 25 (L. 51 13). Müget ir schouwen waz dem meien wunders ist beschert? Seht an pfaffen, seht an leien, wie daz allez vert. Grôz ist sîn gewalt: ine weiz obe er zouber kunne: swar er vert in sîner wunne, dân ist nieman alt. Uns wil schiere wol gelingen. wir suln sîn gemeit, Tanzen lachen unde singen âne dörperheit. Wê wer wære unfrô? sît diu vogelîn alsô schône schallent mit ir besten dône, tuon wir ouch alsô! Wol dir, meie, wie du scheidest allez âne haz! Wie wol du die boume kleidest, und die heide baz! Diu hât varwe mê. ‘du bist kurzer, ich bin langer," alsô strîtents ûf dem anger, bluomen unde klê. Rôter munt, wie du dich swachest! lâ dîn lachen sîn. Scham dich daz du mich an lachest nâch dem schaden mîn. Ist daz wol getân? ouwê sô verlorner stunde, sol von minneclîchem munde solch unminne ergân! Daz mich, frouwe, an fröuden irret, daz ist iuwer lip. An iu einer ez mir wirret, ungenæedic wîp. Wâ nemt ir den muot? ir sît doch genâden rîche: 5 10 15 20 25 30 35 4
Strana 52
52 25 39 — 26 25 tuot ir mir ungnædeclîche, sô sît ir niht guot. Scheidet, frouwe, mich von sorgen, liebet mir die zît: Oder ich muoz an fröuden borgen. daz ir sælic sît! Müget ir umbe sehen? sich fröut al diu werlt gemeine: möhte mir von iu ein kleine fröudelîn geschehen! 40 45 26 (L. 52 23). Mîn frouwe ist ein ungenædic wîp, daz si wider mich als übele tuot. Jâ brâht ich doch einen jungen lîp in ir dienest unde hôhen muot. Ouwê dô was mir sô wol: wiest daz nu verdorben! waz hân ich erworben? anders niht wan kumber den ich dol. Ouwê mîner wunneclîchen tage! waz ich der an ir versûmet hân! Daz ist iemer mînes herzen klage, süln diu lieben jâr alsô zergân. Manege sorge und arebeit die klage ich vil kleine: mîne zît aleine, hab ich die verlorn, daz ist mir leit. In gesach nie houbet baz gezogen: in ir herze kunde ich nie gesehen. Ie dar under bin ich gar betrogen: daz ist an den triuwen mir geschehen. Möhte ich ir die sternen gar, mânen unde sunnen zeigen hân gewunnen, daz wæer ir, so ich iemer wol gevar. Ich gesach nie sus getâne site, 5 10 15 20 25 26 25. Statt dieser und der folgenden strophe hat E:
52 25 39 — 26 25 tuot ir mir ungnædeclîche, sô sît ir niht guot. Scheidet, frouwe, mich von sorgen, liebet mir die zît: Oder ich muoz an fröuden borgen. daz ir sælic sît! Müget ir umbe sehen? sich fröut al diu werlt gemeine: möhte mir von iu ein kleine fröudelîn geschehen! 40 45 26 (L. 52 23). Mîn frouwe ist ein ungenædic wîp, daz si wider mich als übele tuot. Jâ brâht ich doch einen jungen lîp in ir dienest unde hôhen muot. Ouwê dô was mir sô wol: wiest daz nu verdorben! waz hân ich erworben? anders niht wan kumber den ich dol. Ouwê mîner wunneclîchen tage! waz ich der an ir versûmet hân! Daz ist iemer mînes herzen klage, süln diu lieben jâr alsô zergân. Manege sorge und arebeit die klage ich vil kleine: mîne zît aleine, hab ich die verlorn, daz ist mir leit. In gesach nie houbet baz gezogen: in ir herze kunde ich nie gesehen. Ie dar under bin ich gar betrogen: daz ist an den triuwen mir geschehen. Möhte ich ir die sternen gar, mânen unde sunnen zeigen hân gewunnen, daz wæer ir, so ich iemer wol gevar. Ich gesach nie sus getâne site, 5 10 15 20 25 26 25. Statt dieser und der folgenden strophe hat E:
Strana 53
26 26 — 27 12 53 dazs ir besten friunden ware gram. Swer ir vîent ist, dem wil si mite rûnen; daz guot ende nie genam. Ich weiz wol wiez ende ergât: vînt und friunt gemeine, der gestêts aleine, sô si mich und jene unrehte hât. Mîner frouwen darf niht wesen leit, daz ich rîte und frâge in frömediu lant Von den wiben die mit werdekeit lebent (der ist vil manegiu mir erkant) Und die schone sint dâ zuo: doch ist ir deheine, weder grôz noch kleine, der versagen mir iemer wê getuo. 30 35 40 27 (L. 53 25). Si wunderwol gemachet wîp, daz mir noch werde ir habedanc! Ich setze ir minneclîchen lîp vil werde in mînen hôhen sanc. Gern ich in allen dienen sol: doch hân ich mir dise úz erkorn. ein ander weiz die sînen wol: die lobe er âne mînen zorn; hab ime wîs unde wort mit mir gemeine: lobe ich hie, só lobe er dort. Ir houbet ist sô wunnenrîch, als ez mîn himel welle sîn. 5 10 Si hat mir bescheiden vil manigen tac unde versumet mir vil schone leben als ich sie (ichs Lachm.) nu niht mer geliden mac so wil ich ir auch eine (ein ende Haupt) geben tuot si mir gnade [da nachgetragen] so diene ich ir mit eren sol aber ich mich keren von ir gar so tantze ich aber anderswar. Maniger claget sin frauwe spreche nein so clage ich daz mine spricht ia aller worte kan si nür (niwan Lachm.) ein daz hœr ich vil selten anderswa ichn weiz ob sie spotte min sie versaget mir nimmer sie gelobet mir immer gern unde ia daz muoz un- selic sin. 27 1 ff. Vgl. Pfeiffer, Germania II, 470.
26 26 — 27 12 53 dazs ir besten friunden ware gram. Swer ir vîent ist, dem wil si mite rûnen; daz guot ende nie genam. Ich weiz wol wiez ende ergât: vînt und friunt gemeine, der gestêts aleine, sô si mich und jene unrehte hât. Mîner frouwen darf niht wesen leit, daz ich rîte und frâge in frömediu lant Von den wiben die mit werdekeit lebent (der ist vil manegiu mir erkant) Und die schone sint dâ zuo: doch ist ir deheine, weder grôz noch kleine, der versagen mir iemer wê getuo. 30 35 40 27 (L. 53 25). Si wunderwol gemachet wîp, daz mir noch werde ir habedanc! Ich setze ir minneclîchen lîp vil werde in mînen hôhen sanc. Gern ich in allen dienen sol: doch hân ich mir dise úz erkorn. ein ander weiz die sînen wol: die lobe er âne mînen zorn; hab ime wîs unde wort mit mir gemeine: lobe ich hie, só lobe er dort. Ir houbet ist sô wunnenrîch, als ez mîn himel welle sîn. 5 10 Si hat mir bescheiden vil manigen tac unde versumet mir vil schone leben als ich sie (ichs Lachm.) nu niht mer geliden mac so wil ich ir auch eine (ein ende Haupt) geben tuot si mir gnade [da nachgetragen] so diene ich ir mit eren sol aber ich mich keren von ir gar so tantze ich aber anderswar. Maniger claget sin frauwe spreche nein so clage ich daz mine spricht ia aller worte kan si nür (niwan Lachm.) ein daz hœr ich vil selten anderswa ichn weiz ob sie spotte min sie versaget mir nimmer sie gelobet mir immer gern unde ia daz muoz un- selic sin. 27 1 ff. Vgl. Pfeiffer, Germania II, 470.
Strana 54
54 27 13 — 50 Wem solde ez anders sîn gelîch? ez hât joch himelischen schîn. Da liuhtent zwêne sternen abe: dâ müeze ich mich noch inne ersehen, daz si mirs alsô nâhen habe! sô mac ein wunder wol geschehen: ich junge, und tuot si daz, und wirt mir gernden siechen seneder sühte baz. 20 Got hâte ir wengel hôhen flîz: er streich sô tiure varwe dar, Sô reine rôt, sô reine wîz, hie rœeseloht, dort liljenvar. Ob ichz vor sünden tar gesagen, sô sæhe ichs iemer gerner an dan himel oder himelwagen. ouwê waz lob ich tumber man ? mach ich sie mir ze hêr, vil lihte wirt mîns mundes lop mîns herzen sér. Si hât ein küssen, daz ist rôt: gewunne ich daz für mînen munt, Sô stüende ich ûf ûz dirre nôt und wære ouch iemer mê gesunt. Dem si daz an sîn wengel legt, der wont dâ gerne nâhe bî : ez smecket, sô manz iender regt, alsam ez allez balsme si. das sol si lîhen mir: swie dicke sô siz wider wil, sô gibe ichz ir. Ir kel, ir hende, ietweder fuoz, daz ist ze wunsche wol getân. Ob ich da enzwischen loben muoz, sô wæne ich mê beschouwet hân. Ich hete ungerne "decke blôz!" gerüefet, do ich sie nacket sach. si sach min niht, dô si mich schôz, daz mich noch sticht als ez dô stach. ich lobe die reinen stat dâ diu vil minneclîche úz einem bade trat. 25 30 35 40 45 15 50
54 27 13 — 50 Wem solde ez anders sîn gelîch? ez hât joch himelischen schîn. Da liuhtent zwêne sternen abe: dâ müeze ich mich noch inne ersehen, daz si mirs alsô nâhen habe! sô mac ein wunder wol geschehen: ich junge, und tuot si daz, und wirt mir gernden siechen seneder sühte baz. 20 Got hâte ir wengel hôhen flîz: er streich sô tiure varwe dar, Sô reine rôt, sô reine wîz, hie rœeseloht, dort liljenvar. Ob ichz vor sünden tar gesagen, sô sæhe ichs iemer gerner an dan himel oder himelwagen. ouwê waz lob ich tumber man ? mach ich sie mir ze hêr, vil lihte wirt mîns mundes lop mîns herzen sér. Si hât ein küssen, daz ist rôt: gewunne ich daz für mînen munt, Sô stüende ich ûf ûz dirre nôt und wære ouch iemer mê gesunt. Dem si daz an sîn wengel legt, der wont dâ gerne nâhe bî : ez smecket, sô manz iender regt, alsam ez allez balsme si. das sol si lîhen mir: swie dicke sô siz wider wil, sô gibe ichz ir. Ir kel, ir hende, ietweder fuoz, daz ist ze wunsche wol getân. Ob ich da enzwischen loben muoz, sô wæne ich mê beschouwet hân. Ich hete ungerne "decke blôz!" gerüefet, do ich sie nacket sach. si sach min niht, dô si mich schôz, daz mich noch sticht als ez dô stach. ich lobe die reinen stat dâ diu vil minneclîche úz einem bade trat. 25 30 35 40 45 15 50
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28 1— 38 55 28 (L. 85 34). Frouwe, enlât iuch niht verdriezen mîner rede, ob si gefüege sî. Möhte ichs wider iuch geniezen, sô war ich den besten gerne bî. Wizzet daz ir schoene sît: hât ir, als ich mich verwæne, güete bî der wolgetæne, waz danne an iu einer êren lît! Ich wil iu ze redenne gunnen (sprechet swaz ir welt), ob ich niht tobe. Daz hât ir mir an gewunnen mit dem iuwern minneclîchen lobe. Ichn weiz obe ich schone bin, gerne hete ich wîbes güete. lêret mich wiech die behüete: schoener lîp entouc niht âne sin." Frouwe, daz wil ich iuch lêren, wie ein wîp der werlte leben sol: Guote liute sult ir êren, minneclîche an sehen und grüezen wol; Eime sult ir iuwern lîp geben für eigen, nemet den sînen. frouwe, woltet ir den mînen, den gæb ich umb ein sô schone wîp. "Beide schouwen unde grüezen, swaz ich mich dar an versûmet hân, Daz wil ich vil gerne büezen. ir hât hovelîche an mir getân. Tuot durch mînen willen mê: sît niht wan mîn redegeselle. in weiz nieman dem ich welle nemen den lîp: ez tæte im lîhte wê." Frouwe, lât michz alsô wâgen (ich bin dicke komen ûz groezer nôt) Unde lâts iuch niht betrâgen: stirbe aber ich, sô bin ich sanfte tôt, Herre, ich wil noch langer leben. lîhte ist iu der lîp unmære; 5 10 15 20 25 30 35
28 1— 38 55 28 (L. 85 34). Frouwe, enlât iuch niht verdriezen mîner rede, ob si gefüege sî. Möhte ichs wider iuch geniezen, sô war ich den besten gerne bî. Wizzet daz ir schoene sît: hât ir, als ich mich verwæne, güete bî der wolgetæne, waz danne an iu einer êren lît! Ich wil iu ze redenne gunnen (sprechet swaz ir welt), ob ich niht tobe. Daz hât ir mir an gewunnen mit dem iuwern minneclîchen lobe. Ichn weiz obe ich schone bin, gerne hete ich wîbes güete. lêret mich wiech die behüete: schoener lîp entouc niht âne sin." Frouwe, daz wil ich iuch lêren, wie ein wîp der werlte leben sol: Guote liute sult ir êren, minneclîche an sehen und grüezen wol; Eime sult ir iuwern lîp geben für eigen, nemet den sînen. frouwe, woltet ir den mînen, den gæb ich umb ein sô schone wîp. "Beide schouwen unde grüezen, swaz ich mich dar an versûmet hân, Daz wil ich vil gerne büezen. ir hât hovelîche an mir getân. Tuot durch mînen willen mê: sît niht wan mîn redegeselle. in weiz nieman dem ich welle nemen den lîp: ez tæte im lîhte wê." Frouwe, lât michz alsô wâgen (ich bin dicke komen ûz groezer nôt) Unde lâts iuch niht betrâgen: stirbe aber ich, sô bin ich sanfte tôt, Herre, ich wil noch langer leben. lîhte ist iu der lîp unmære; 5 10 15 20 25 30 35
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56 28 39 — 29 35 waz bedörfte ich solher swære, solt ich mînen lîp umb iuwern geben?" 40 29 (L. 115 30). Mich nimt iemer wunder waz ein wîp an mir habe ersehen, Dazs ir zouber leit an mînen lîp. waz ist ir geschehen? Si hât doch ouch ougen: wie kumt dazs als übel gesiht? ich bin aller manne schoenst niht; daz ist âne lougen. Habe ir ieman iht von mir gelogen, sô beschouwe mich baz. Sist an mîner schone gar betrogen, wils anders niht wan daz. Wie stât mir mîn houbet! dazn ist niht ze wol getân. sie betriuget lîhte ein tumber wân, ob siz niht geloubet. Dâ si wont, dâ wonent wol tûsent man die vil schoner sint. Wan daz ich ein lützel fuoge kan, so ist mîn schone ein wint. Fuoge hân ich kleine: doch ist si gemeine wol, . . . . sô daz si vil liuten sol iemer sîn gemeine. Wil si fuoge für die schone nemen, so ist si wol gemuot. Kan si daz, sô muoz ir wol gezemen swaz si mir getuot. Sô wil ich mich neigen, und tuon allez daz si wil. waz bedarf si denne zoubers vil?" ich bin doch ir eigen. Lât iu sagen wiez umbe ir zouber stât, des si wunder treit. Sist ein wîp diu schone und êre hât, 5 10 15 20 25 30 35
56 28 39 — 29 35 waz bedörfte ich solher swære, solt ich mînen lîp umb iuwern geben?" 40 29 (L. 115 30). Mich nimt iemer wunder waz ein wîp an mir habe ersehen, Dazs ir zouber leit an mînen lîp. waz ist ir geschehen? Si hât doch ouch ougen: wie kumt dazs als übel gesiht? ich bin aller manne schoenst niht; daz ist âne lougen. Habe ir ieman iht von mir gelogen, sô beschouwe mich baz. Sist an mîner schone gar betrogen, wils anders niht wan daz. Wie stât mir mîn houbet! dazn ist niht ze wol getân. sie betriuget lîhte ein tumber wân, ob siz niht geloubet. Dâ si wont, dâ wonent wol tûsent man die vil schoner sint. Wan daz ich ein lützel fuoge kan, so ist mîn schone ein wint. Fuoge hân ich kleine: doch ist si gemeine wol, . . . . sô daz si vil liuten sol iemer sîn gemeine. Wil si fuoge für die schone nemen, so ist si wol gemuot. Kan si daz, sô muoz ir wol gezemen swaz si mir getuot. Sô wil ich mich neigen, und tuon allez daz si wil. waz bedarf si denne zoubers vil?" ich bin doch ir eigen. Lât iu sagen wiez umbe ir zouber stât, des si wunder treit. Sist ein wîp diu schone und êre hât, 5 10 15 20 25 30 35
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29 36 — 30 22 57 dâ bi liep und leit. Dazs iht anders kunne, daz sol man gar übergeben; wan daz mir ir wunneclîchez leben machet sorge und wunne. 40 30 (L. 69 1). Saget mir ieman, waz ist minne? weiz ich des ein teil, sô wist ichs gerne mê. Der sich baz denn ich versinne, der berihte mich durch waz si tuot sô wê. Minne ist minne, tuot si wol: tuot si wê, so enheizet si niht rehte minne. sus enweiz ich wie si danne heizen sol. Obe ich rehte râten kunne waz diu minne si, sô sprechet denne jâ. Minne ist zweier herzen wunne: teilent sie gelîche, sost diu minne dâ: Sol aber ungeteilet sîn, sô enkans ein herze alleine niht enthalten. ouwê wol- dest du mir helfen, frouwe mîn! Frouwe, ich trage ein teil ze swære: wellest du mir helfen, sô hilf an der zît. Si aber ich dir gar unmære, daz sprich endelîche: sô lâz ich den strît, Unde wirde ein ledic man. du solt aber einez rehte wizzen, daz dich lützel ieman baz dann ich geloben kan. Kan mîn frouwe süeze siuren? wænet si daz ich ir liep gebe umbe leit? Sol ich sie dar umbe tiuren, daz siz wider kêre an mîne unwerdekeit? 5 10 15 20 30 18. Hier folgt in EF: Ich will also singen immer daz sie denne sprechent er gesanc nie baz des gedankest du mir nimmer daz verwizze ich dir alrest so (fehlt F) denne daz weistu wes sie wünschent dir daz sie selig sie von der man uns sust (uns so schone E) singet sich frauwe den gemeinen wunsch hast auch von mir
29 36 — 30 22 57 dâ bi liep und leit. Dazs iht anders kunne, daz sol man gar übergeben; wan daz mir ir wunneclîchez leben machet sorge und wunne. 40 30 (L. 69 1). Saget mir ieman, waz ist minne? weiz ich des ein teil, sô wist ichs gerne mê. Der sich baz denn ich versinne, der berihte mich durch waz si tuot sô wê. Minne ist minne, tuot si wol: tuot si wê, so enheizet si niht rehte minne. sus enweiz ich wie si danne heizen sol. Obe ich rehte râten kunne waz diu minne si, sô sprechet denne jâ. Minne ist zweier herzen wunne: teilent sie gelîche, sost diu minne dâ: Sol aber ungeteilet sîn, sô enkans ein herze alleine niht enthalten. ouwê wol- dest du mir helfen, frouwe mîn! Frouwe, ich trage ein teil ze swære: wellest du mir helfen, sô hilf an der zît. Si aber ich dir gar unmære, daz sprich endelîche: sô lâz ich den strît, Unde wirde ein ledic man. du solt aber einez rehte wizzen, daz dich lützel ieman baz dann ich geloben kan. Kan mîn frouwe süeze siuren? wænet si daz ich ir liep gebe umbe leit? Sol ich sie dar umbe tiuren, daz siz wider kêre an mîne unwerdekeit? 5 10 15 20 30 18. Hier folgt in EF: Ich will also singen immer daz sie denne sprechent er gesanc nie baz des gedankest du mir nimmer daz verwizze ich dir alrest so (fehlt F) denne daz weistu wes sie wünschent dir daz sie selig sie von der man uns sust (uns so schone E) singet sich frauwe den gemeinen wunsch hast auch von mir
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58 30 23 — 31 27 Sô kund ich unrehte spehen. wê waz sprich ich ôrenlôser ougen âne? den diu minne blendet, wie mac der gesehen? 31 (L. 40 19). Ich hân ir sô wol gesprochen, daz sie maneger in der werlte lobet: Hât si daz an mir gerochen, ouwê danne, sô hân ich getobet, Daz ich die getiuret hân und mit lobe gekronet, diu mich wider hoenet. frouwe Minne, daz sî iu getân. Frouwe Minne, ich klage iu mêre: rihtet mir und rihtet über mich. Der ie streit umb iuwer êre wider unstæte liute, daz was ich. In den dingen bin ich wunt. ir hât mich geschozzen, und gât si genozzen: ir ist sanfte, und ich aber ungesunt. Frouwe, lât mich des geniezen: ich weiz wol, ir habet strâle mê: Müget irs in ir herze schiezen, daz ir werde mir gelîche wê: Müget ir, edeliu künegîn, iuwer wunden teilen oder die mîne heilen? sol ich eine alsus verdorben sîn? Ich bin iuwer, frouwe Minne: schiezet dar dâ man iu widerstê. Helfet daz ich sie gewinne, 5 10 15 20 25 31 24 Hier folgt in E, teilweise auch in U erhalten; Frauwe minne ir sült mir lonen baz denne einem andern man unde sült min schonen (ir mir schonen U) baz wonde (lies wande) ich ü baz gedienet han (baz als ich iv gedienen kan U) waz sol (sold U) üch der nüwe site daz ir manegen eret (heret U) der üch hin (f. U) wider uneret da verderbet ir die besten mite.
58 30 23 — 31 27 Sô kund ich unrehte spehen. wê waz sprich ich ôrenlôser ougen âne? den diu minne blendet, wie mac der gesehen? 31 (L. 40 19). Ich hân ir sô wol gesprochen, daz sie maneger in der werlte lobet: Hât si daz an mir gerochen, ouwê danne, sô hân ich getobet, Daz ich die getiuret hân und mit lobe gekronet, diu mich wider hoenet. frouwe Minne, daz sî iu getân. Frouwe Minne, ich klage iu mêre: rihtet mir und rihtet über mich. Der ie streit umb iuwer êre wider unstæte liute, daz was ich. In den dingen bin ich wunt. ir hât mich geschozzen, und gât si genozzen: ir ist sanfte, und ich aber ungesunt. Frouwe, lât mich des geniezen: ich weiz wol, ir habet strâle mê: Müget irs in ir herze schiezen, daz ir werde mir gelîche wê: Müget ir, edeliu künegîn, iuwer wunden teilen oder die mîne heilen? sol ich eine alsus verdorben sîn? Ich bin iuwer, frouwe Minne: schiezet dar dâ man iu widerstê. Helfet daz ich sie gewinne, 5 10 15 20 25 31 24 Hier folgt in E, teilweise auch in U erhalten; Frauwe minne ir sült mir lonen baz denne einem andern man unde sült min schonen (ir mir schonen U) baz wonde (lies wande) ich ü baz gedienet han (baz als ich iv gedienen kan U) waz sol (sold U) üch der nüwe site daz ir manegen eret (heret U) der üch hin (f. U) wider uneret da verderbet ir die besten mite.
Strana 59
31 28 — 32 20 59 neinâ frouwe, daz sis iht engê! Lât mich iu daz ende sagen : und engêts uns beiden, wir zwei sîn gescheiden. wer solt in danne iemer iht geklagen? 30 32 (L. 65 33). In einem zwîvellîchen wân was ich gesezzen, und gedâhte, Ich wolte von ir dienste gân; wan daz ein trôst mich wider brâhte. Trôst mag ez rehte niht geheizen, ouwê des! ez ist vil kûme ein kleinez troestelîn, sô kleine, swenne ichz iu gesage, ir spottet mîn. doch fröut sich lützel ieman, er enwizze wes. Mich hât ein halm gemachet frô: er giht, ich sül genâde vinden. Ich maz daz selbe kleine strô, als ich hie vor gesach von kinden. Nu hoeret unde merket ob siz denne tuo. si tuot, si entuot, si tuot, si entuot, si tuot." swie dicke ich alsô maz, sô was ie 'z ende guot. daz troestet mich: dâ horet ouch geloube zuo. Swie liep si mir von herzen sî, sô mac ich doch wol erlîden Daz ich ir si zem besten bî: ich darf ir werben dâ niht nîden. 5 10 15 20 32 1. Vor dieser strophe steht in F die folgende in gleichem tone: Do got geschuff so schöne ein weyp do geschuff er ir so schöne synne das man sie lobet für mangen leyp ir schone ist auch tumb dorinne wie sol ich die erwerben die so rehte selig ist mit meiner selde erwirbe ich lützel dann (dâ Lachmann) ich wil mich rechte an ir gnade lan (lâzen Lachm.) ia das ist mein ennde rat und auch mein ende list. 3217. Der text dieser nur in C überlieferten strophe scheint verderbt. Sie ist noch nicht befriedigend erklärt. Vgl. Wallner, PBB 33, 204. Der vorschlag von Sievers (ib. 35, 191) z. 19 zu lesen daz ich ie si den besten bi verstösst gegen den sprachgebrauch, da statt ie vielmehr iemer stehen müsste.
31 28 — 32 20 59 neinâ frouwe, daz sis iht engê! Lât mich iu daz ende sagen : und engêts uns beiden, wir zwei sîn gescheiden. wer solt in danne iemer iht geklagen? 30 32 (L. 65 33). In einem zwîvellîchen wân was ich gesezzen, und gedâhte, Ich wolte von ir dienste gân; wan daz ein trôst mich wider brâhte. Trôst mag ez rehte niht geheizen, ouwê des! ez ist vil kûme ein kleinez troestelîn, sô kleine, swenne ichz iu gesage, ir spottet mîn. doch fröut sich lützel ieman, er enwizze wes. Mich hât ein halm gemachet frô: er giht, ich sül genâde vinden. Ich maz daz selbe kleine strô, als ich hie vor gesach von kinden. Nu hoeret unde merket ob siz denne tuo. si tuot, si entuot, si tuot, si entuot, si tuot." swie dicke ich alsô maz, sô was ie 'z ende guot. daz troestet mich: dâ horet ouch geloube zuo. Swie liep si mir von herzen sî, sô mac ich doch wol erlîden Daz ich ir si zem besten bî: ich darf ir werben dâ niht nîden. 5 10 15 20 32 1. Vor dieser strophe steht in F die folgende in gleichem tone: Do got geschuff so schöne ein weyp do geschuff er ir so schöne synne das man sie lobet für mangen leyp ir schone ist auch tumb dorinne wie sol ich die erwerben die so rehte selig ist mit meiner selde erwirbe ich lützel dann (dâ Lachmann) ich wil mich rechte an ir gnade lan (lâzen Lachm.) ia das ist mein ennde rat und auch mein ende list. 3217. Der text dieser nur in C überlieferten strophe scheint verderbt. Sie ist noch nicht befriedigend erklärt. Vgl. Wallner, PBB 33, 204. Der vorschlag von Sievers (ib. 35, 191) z. 19 zu lesen daz ich ie si den besten bi verstösst gegen den sprachgebrauch, da statt ie vielmehr iemer stehen müsste.
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60 32 21 — 34 8 Ichn mac, als ich erkenne, des gelouben niht dazs ieman sanfte in zwîvel bringen müge. mirst liep daz die getrogenen wizzen waz sie trüge, und alze lanc dazs iemer rüemic man gesiht. 33 (L. 70 1). Daz ich dich sô selten grüeze, frouwe, daz ist âne alle missetât. Ich wil daz wol zürnen müeze liep mit liebe, swâ ez von friundes herzen gât. Niene trûre du, wis frô: sanfte zürnen, sêre süenen, deist der minnen reht: diu In gesach nie tage slîchen [herzeliebe wil alsô. sô die mîne tuont. ich warte in allez nâch. Wesse ich war sie wolten strîchen! mich nimt iemer wunder wes in si sô gâch. . . . sie mügen zuo deme komen der ir niht sô schône pfliget: sô lâzen denne schînen ob si wizzen weme. Du solt eine rede vermîden, frouwe; daz gezimt den dînen güeten wol; Spræchest duz, ich woldez nîden, daz die boesen sprechent, sô man lônen sol, Hete er saelde, ich tæte im guot." er ist selbe unsælic, swer daz gerne sprichet unde niemer diu gelîche tuot. 5 10 15 34 (L. 70 22). Genâde, frouwe! alsô bescheidenlîche lâ mich dir einer iemer leben, Ob ich daz breche, daz ich fürder strîche. wan einez soltu mir vergeben: Daz mahtu mir ze kurzer wîle erlouben gerne, die wîle unz ich dîn beiten sol. ich nenne ez niht, ich meine jenz, du weist ez wol. ich sage dir wes ich angest hân: dâ fürhte ich daz ichz widerlerne. 5 34 1. 3. Die beiden zeilen haben einen fuss weniger als die entsprechenden in den übrigen strophen.
60 32 21 — 34 8 Ichn mac, als ich erkenne, des gelouben niht dazs ieman sanfte in zwîvel bringen müge. mirst liep daz die getrogenen wizzen waz sie trüge, und alze lanc dazs iemer rüemic man gesiht. 33 (L. 70 1). Daz ich dich sô selten grüeze, frouwe, daz ist âne alle missetât. Ich wil daz wol zürnen müeze liep mit liebe, swâ ez von friundes herzen gât. Niene trûre du, wis frô: sanfte zürnen, sêre süenen, deist der minnen reht: diu In gesach nie tage slîchen [herzeliebe wil alsô. sô die mîne tuont. ich warte in allez nâch. Wesse ich war sie wolten strîchen! mich nimt iemer wunder wes in si sô gâch. . . . sie mügen zuo deme komen der ir niht sô schône pfliget: sô lâzen denne schînen ob si wizzen weme. Du solt eine rede vermîden, frouwe; daz gezimt den dînen güeten wol; Spræchest duz, ich woldez nîden, daz die boesen sprechent, sô man lônen sol, Hete er saelde, ich tæte im guot." er ist selbe unsælic, swer daz gerne sprichet unde niemer diu gelîche tuot. 5 10 15 34 (L. 70 22). Genâde, frouwe! alsô bescheidenlîche lâ mich dir einer iemer leben, Ob ich daz breche, daz ich fürder strîche. wan einez soltu mir vergeben: Daz mahtu mir ze kurzer wîle erlouben gerne, die wîle unz ich dîn beiten sol. ich nenne ez niht, ich meine jenz, du weist ez wol. ich sage dir wes ich angest hân: dâ fürhte ich daz ichz widerlerne. 5 34 1. 3. Die beiden zeilen haben einen fuss weniger als die entsprechenden in den übrigen strophen.
Strana 61
34 9 — 35 10 61 Gewinne ich iemer liep, daz wil ich haben eine: mîn friunt der minnet andriu wîp. An allen guoten dingen hân ich wol gemeine, wan dâ man teilet friundes lîp. Sô ich in under wilen gerne bî mir sæhe, sô ist er von mir anderswâ. 15 sît er dâ alsô gerne sî, sô si ouch dâ. ez tuot sô manegem wîbe wê, daz mir dâ von niht wol geschæhe." Si sælic wîp, si zürnet wider mich ze sêre, daz ich mich friunde an manege stat. Si engehiez mich nie geleben nâch ir lêre, swie jâmerlîche ich sies gebat. Waz hilfet mich daz ich sie minne vor in allen? si swîget iemer als ich klage. wil si daz ich andern wiben widersage, sô lâze ir mîne rede ... . . . . ein wênic baz gevallen. 'Ich wil dir jehen daz du mîn dicke sêre bæte, 25 und nam ich des vil kleine war. Dô wisse ich wol daz du allenthalben alsô tæte: des wart ich dir sô fremede gar. Der mîn ze friunde ger, wil er mich gewinnen, der lâze alsolhe unstætekeit. 30 gemeine liep daz dunket mich gemeinez leit: dâ von tar ich dich nu sage, weist du anders iht? niht geminnen." 20 10 35 (L. 72 31). Lange swîgen des hât ich gedâht: nu muoz ich singen aber als ê. Dar zuo hânt mich guote liute brâht: die mügen mir wol gebieten mê. Ich sol singen unde sagen, und swes sie gern, daz sol ich tuon: sô suln sie mînen kumber klagen. Hoeret wunder, wie mir ist geschehen von mîn selbes arebeit: Mich enwil ein wîp niht an gesehen; die brâht ich in die werdekeit, 5 10
34 9 — 35 10 61 Gewinne ich iemer liep, daz wil ich haben eine: mîn friunt der minnet andriu wîp. An allen guoten dingen hân ich wol gemeine, wan dâ man teilet friundes lîp. Sô ich in under wilen gerne bî mir sæhe, sô ist er von mir anderswâ. 15 sît er dâ alsô gerne sî, sô si ouch dâ. ez tuot sô manegem wîbe wê, daz mir dâ von niht wol geschæhe." Si sælic wîp, si zürnet wider mich ze sêre, daz ich mich friunde an manege stat. Si engehiez mich nie geleben nâch ir lêre, swie jâmerlîche ich sies gebat. Waz hilfet mich daz ich sie minne vor in allen? si swîget iemer als ich klage. wil si daz ich andern wiben widersage, sô lâze ir mîne rede ... . . . . ein wênic baz gevallen. 'Ich wil dir jehen daz du mîn dicke sêre bæte, 25 und nam ich des vil kleine war. Dô wisse ich wol daz du allenthalben alsô tæte: des wart ich dir sô fremede gar. Der mîn ze friunde ger, wil er mich gewinnen, der lâze alsolhe unstætekeit. 30 gemeine liep daz dunket mich gemeinez leit: dâ von tar ich dich nu sage, weist du anders iht? niht geminnen." 20 10 35 (L. 72 31). Lange swîgen des hât ich gedâht: nu muoz ich singen aber als ê. Dar zuo hânt mich guote liute brâht: die mügen mir wol gebieten mê. Ich sol singen unde sagen, und swes sie gern, daz sol ich tuon: sô suln sie mînen kumber klagen. Hoeret wunder, wie mir ist geschehen von mîn selbes arebeit: Mich enwil ein wîp niht an gesehen; die brâht ich in die werdekeit, 5 10
Strana 62
62 35 11 — 36 16 Daz ir muot sô hôhe stât. jon weiz si niht, swenn ich mîn singen lâze, daz ir lop zergât. Herze, waz si flüeche lîden sol, swenn ich nu lâze mînen sanc! Alle die nu lobent, daz weiz ich wol, die scheltent danne ân mînen danc. Tûsent herzen wurden frô von ir genâden, dius engeltent, scheide ich mich von ir alsô. Dô mich dûhte daz si wære guot, wer was ir bezzer dô dann ich? Dêst ein ende: swaz si mir getuot, sô mac si wol verwænen sich: Nimet si mich von dirre nôt, ir leben hât mînes lebennes êre: sterbet si mich, so ist [si tôt. 25 Sol ich in ir dienste werden alt, die wîle junget si niht vil. So ist mîn hâr vil lîhte alsô gestalt, dazs einen jungen danne wil. Sô helfe iu guot, her junger man, sô rechet mich und gêt ir alten hût mit sumerlaten an. 30 15 20 36 (L. 88 9). Friuntlîchen lac ein rîter vil gemeit an einer frouwen arme. do er in durch diu wolken Diu frouwe in leide sprach "wê geschehe dir, tac, daz du mich lâst bî liebe daz sie dâ heizent minne, 'Friundinne mîn, 10 du solt dîn trûren lân. ich wil mich von dir scheiden: daz ist uns beiden guot. ez hât der morgensterne gemachet hinne lieht." 'Mîn friunt, nu tuo des niht, lâ die rede sîn, daz du mir iht sô sêre war gâhest alsô balde? er kôs den morgen lieht. sô verre schînen sach, langer bliben niht. deist niewan senede leit." beswærest mînen muot. 15 ez ist niht wol getân." 5
62 35 11 — 36 16 Daz ir muot sô hôhe stât. jon weiz si niht, swenn ich mîn singen lâze, daz ir lop zergât. Herze, waz si flüeche lîden sol, swenn ich nu lâze mînen sanc! Alle die nu lobent, daz weiz ich wol, die scheltent danne ân mînen danc. Tûsent herzen wurden frô von ir genâden, dius engeltent, scheide ich mich von ir alsô. Dô mich dûhte daz si wære guot, wer was ir bezzer dô dann ich? Dêst ein ende: swaz si mir getuot, sô mac si wol verwænen sich: Nimet si mich von dirre nôt, ir leben hât mînes lebennes êre: sterbet si mich, so ist [si tôt. 25 Sol ich in ir dienste werden alt, die wîle junget si niht vil. So ist mîn hâr vil lîhte alsô gestalt, dazs einen jungen danne wil. Sô helfe iu guot, her junger man, sô rechet mich und gêt ir alten hût mit sumerlaten an. 30 15 20 36 (L. 88 9). Friuntlîchen lac ein rîter vil gemeit an einer frouwen arme. do er in durch diu wolken Diu frouwe in leide sprach "wê geschehe dir, tac, daz du mich lâst bî liebe daz sie dâ heizent minne, 'Friundinne mîn, 10 du solt dîn trûren lân. ich wil mich von dir scheiden: daz ist uns beiden guot. ez hât der morgensterne gemachet hinne lieht." 'Mîn friunt, nu tuo des niht, lâ die rede sîn, daz du mir iht sô sêre war gâhest alsô balde? er kôs den morgen lieht. sô verre schînen sach, langer bliben niht. deist niewan senede leit." beswærest mînen muot. 15 ez ist niht wol getân." 5
Strana 63
36 17 — 54 63 'Frouwe, nu daz sî: ich wil belîben baz. allez daz du wil, nu rede in kurzen zîten daz wir unser huote triegen aber als ê.’ 'Mîn friunt, daz tuot mir wê. ê ich dir aber bî gelige, mîner swære derst leider alze vil. nu mît mich niht ze lange: vil liep ist mir daz." Daz muoz alsô geschehen daz ich es niene mac. eines tages lanc, sol ich dich, frouwe, mîden sô enkumt mîn herze doch niemer von dir.' Mîn friunt, nu folge mir: du solt mich schiere sehen. ob du mir sîst mit triuwen stæte sunder wanc. nu kius ich den tac." ouwê der ougenweide! ‘Waz helfent bluomen rôt, sît ich nu hinnen sol?" vil liebiu friundinne, die sint unmære mir, reht als den vogelînen die winterkalten tage." 'Friunt, dêst ouch mîn klage und mir ein wernde nôt. wie lange ich dîn enbir. jon weiz ich niht ein ende, nu lige eht eine wîle: son getæte du nie sô wol.' 40 'Frouwe, es ist zît: gebiut mir, lâ mich varn. jâ tuon ichz durch dîn êre, der wahtære diu tageliet Friunt, wie wirt es rât? dà lâze ich dir den strît. des ich dich hinnen wer! ouwê des urloubes, von dem ich habe die sêle, der müeze dich bewarn." Der rîter dannen schiet: dô sente sich sîn lîp, und liez ouch sêre weinde doch galt er ir mit triuwen Si sprach 'swer ie gepflac ze singenne tageliet daz ich von hinnen ger. sô lûte erhaben hât." 50 die schonen frouwen guot. dazs ime vil nâhe lac. 20 30 35 45
36 17 — 54 63 'Frouwe, nu daz sî: ich wil belîben baz. allez daz du wil, nu rede in kurzen zîten daz wir unser huote triegen aber als ê.’ 'Mîn friunt, daz tuot mir wê. ê ich dir aber bî gelige, mîner swære derst leider alze vil. nu mît mich niht ze lange: vil liep ist mir daz." Daz muoz alsô geschehen daz ich es niene mac. eines tages lanc, sol ich dich, frouwe, mîden sô enkumt mîn herze doch niemer von dir.' Mîn friunt, nu folge mir: du solt mich schiere sehen. ob du mir sîst mit triuwen stæte sunder wanc. nu kius ich den tac." ouwê der ougenweide! ‘Waz helfent bluomen rôt, sît ich nu hinnen sol?" vil liebiu friundinne, die sint unmære mir, reht als den vogelînen die winterkalten tage." 'Friunt, dêst ouch mîn klage und mir ein wernde nôt. wie lange ich dîn enbir. jon weiz ich niht ein ende, nu lige eht eine wîle: son getæte du nie sô wol.' 40 'Frouwe, es ist zît: gebiut mir, lâ mich varn. jâ tuon ichz durch dîn êre, der wahtære diu tageliet Friunt, wie wirt es rât? dà lâze ich dir den strît. des ich dich hinnen wer! ouwê des urloubes, von dem ich habe die sêle, der müeze dich bewarn." Der rîter dannen schiet: dô sente sich sîn lîp, und liez ouch sêre weinde doch galt er ir mit triuwen Si sprach 'swer ie gepflac ze singenne tageliet daz ich von hinnen ger. sô lûte erhaben hât." 50 die schonen frouwen guot. dazs ime vil nâhe lac. 20 30 35 45
Strana 64
64 36 55 — 37 26 mir, der wil wider morgen beswaren mînen muot. 55 nu lige ich liebes eine reht als ein senede wîp." 37 (L. 57 23). Minne diu hât einen site: daz si den vermîden wolde! daz gezæeme ir baz. Dâ beswart si manegen mite, den si niht beswæren solde: wê wie zimt ir daz? Ir sint vier unt zwênzec jâr vil lieber danne ir vierzec sîn, und stellet sich vil übel, sihts iender grâwez hâr. Minne was mîn frouwe sô gar, deich wol wiste al ir tougen. nu ist mir sô geschehen. Kumt ein junger ieze dar, sô wird ich mit twerhen ougen schilhend an gesehen. Armez wîp, wes müet si sich? weizgot wan daz si liste pfliget und tôren triuget, sist doch elter vil dann ich. Minne hât sich an genomen daz si gêt mit tôren umbe springende als ein kint. War sint alle ir witze komen? wes gedenket si vil tumbe? sist joch gar ze blint. Dazs ir rûschen nienen lât, und füere als ein bescheiden wîp! si stôzet sich, daz ez mir an min herze gât. Minne sol daz nemen für guot, under wîlen sô si ringet, 5 10 15 20 25 37 1. E eröffnet dieses lied mit folgender strophe: Ich han ir gedienet [sô Lachm.] daz (diu Lachm.) do heizet frauwe minne daz iz [mac Lachm.] immer clage [wîser man si wiget unhô und Lachm.] der gauch ist guoter sinne daz mich der sol veriage der min tore solte sin da wir zwene werben ümme ein ding daz dinc tuot fürder nimmer muez es werden min.
64 36 55 — 37 26 mir, der wil wider morgen beswaren mînen muot. 55 nu lige ich liebes eine reht als ein senede wîp." 37 (L. 57 23). Minne diu hât einen site: daz si den vermîden wolde! daz gezæeme ir baz. Dâ beswart si manegen mite, den si niht beswæren solde: wê wie zimt ir daz? Ir sint vier unt zwênzec jâr vil lieber danne ir vierzec sîn, und stellet sich vil übel, sihts iender grâwez hâr. Minne was mîn frouwe sô gar, deich wol wiste al ir tougen. nu ist mir sô geschehen. Kumt ein junger ieze dar, sô wird ich mit twerhen ougen schilhend an gesehen. Armez wîp, wes müet si sich? weizgot wan daz si liste pfliget und tôren triuget, sist doch elter vil dann ich. Minne hât sich an genomen daz si gêt mit tôren umbe springende als ein kint. War sint alle ir witze komen? wes gedenket si vil tumbe? sist joch gar ze blint. Dazs ir rûschen nienen lât, und füere als ein bescheiden wîp! si stôzet sich, daz ez mir an min herze gât. Minne sol daz nemen für guot, under wîlen sô si ringet, 5 10 15 20 25 37 1. E eröffnet dieses lied mit folgender strophe: Ich han ir gedienet [sô Lachm.] daz (diu Lachm.) do heizet frauwe minne daz iz [mac Lachm.] immer clage [wîser man si wiget unhô und Lachm.] der gauch ist guoter sinne daz mich der sol veriage der min tore solte sin da wir zwene werben ümme ein ding daz dinc tuot fürder nimmer muez es werden min.
Strana 65
37 27 — 38 27 65 daz ich sitzen gê. Ich hân alsô hôhen muot als einer der vil hôhe springet: wê waz wil sis mê? Anders diene ich swaz ich mac. von mir hâts in der si besúoche wâ die sehse sîn: wochen ie den sibenden tac. 30 38 (L. 63 32). ‘Swie wol der heide ir manicvaltiu varwe stât, sô wil ich doch dem walde jehen Daz er vil mêre wunneclîcher dinge hât: noch ist dem velde baz geschehen. Sô wol dir, sumer, sus getâner arebeit! sumer, daz ich iemer lobe dîne tage, trôst, sô troeste ouch mîne klage. der mir ist liep, dem ich sage dir waz mir wirret: bin ich leit." Ich mac der guoten niht vergezzen noch ensol, diu mir sô vil gedanke nimet. Die wîle ich singen wil, sô vinde ich iemer wol ein niuwe lop daz ir gezimet. Nu habe ir diz verguot (sô lobe ich danne mê): ez tuot in den ougen wol daz man sie siht: 15 und daz man ir vil tugende giht, daz tuot wol in den ôren. sô wol ir des! sô wê mir, wê! Sie frâgent unde frâgent aber alze vil von mîner frouwen, wer si si. Daz müet mich sô daz ichs in allen nennen wil: sô lânt sie mich doch danne frî. Genâde und Ungenâde, dise zwêne namen hât min frouwe beide und sint ungelîch: der eine ist arm, der ander rîch. der mich des rîchen irre, der müeze sich des armen schamen. Die schamelôsen, liezen sie mich âne nôt, so enhæte ich weder haz noch nît. Nu muoz ich von in gân, alsô diu zuht gebôt. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 5 10 20 25 5
37 27 — 38 27 65 daz ich sitzen gê. Ich hân alsô hôhen muot als einer der vil hôhe springet: wê waz wil sis mê? Anders diene ich swaz ich mac. von mir hâts in der si besúoche wâ die sehse sîn: wochen ie den sibenden tac. 30 38 (L. 63 32). ‘Swie wol der heide ir manicvaltiu varwe stât, sô wil ich doch dem walde jehen Daz er vil mêre wunneclîcher dinge hât: noch ist dem velde baz geschehen. Sô wol dir, sumer, sus getâner arebeit! sumer, daz ich iemer lobe dîne tage, trôst, sô troeste ouch mîne klage. der mir ist liep, dem ich sage dir waz mir wirret: bin ich leit." Ich mac der guoten niht vergezzen noch ensol, diu mir sô vil gedanke nimet. Die wîle ich singen wil, sô vinde ich iemer wol ein niuwe lop daz ir gezimet. Nu habe ir diz verguot (sô lobe ich danne mê): ez tuot in den ougen wol daz man sie siht: 15 und daz man ir vil tugende giht, daz tuot wol in den ôren. sô wol ir des! sô wê mir, wê! Sie frâgent unde frâgent aber alze vil von mîner frouwen, wer si si. Daz müet mich sô daz ichs in allen nennen wil: sô lânt sie mich doch danne frî. Genâde und Ungenâde, dise zwêne namen hât min frouwe beide und sint ungelîch: der eine ist arm, der ander rîch. der mich des rîchen irre, der müeze sich des armen schamen. Die schamelôsen, liezen sie mich âne nôt, so enhæte ich weder haz noch nît. Nu muoz ich von in gân, alsô diu zuht gebôt. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 5 10 20 25 5
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66 38 28 — 39 32 ich lâze in laster unde strît. Dô zuht gebieten mohte, seht, dô schuof siz sô: tüsent werten einem ungefüegen man, unz er schône sich versan; und muose sich versinnen: sô vil was der gefüegen dô. 30 39 (L. 119 17). Got gebe ir iemer guoten tac und lâze mich sie noch gesehen, Diech minne und niht erwerben mac. mich müet daz ich sie hore jehen, Wie holt si mir entriuwen wære, und saget mir ein ander mære, des mîn herze inneclîchen kumber lîdet iemer sît: ouwê wie süeze ein arebeit! ich hân ein senfte unsenftekeit. 'Got hât vil wol ze mir getân, sît ich mit sorgen minnen sol, Daz ich mich underwunden hân dem alle liute sprechent wol. Im wart von mir in allen gâhen ein küssen und ein umbevâhen: seht, dô schôz mir in mîn herze daz mir iemer nâhe lît, unz ich getuon des er mich bat. ich tætez, wurde mirs diu stat." Ich wære dicke gerne frô, wan daz ich niht gesellen hân. Nu sie alle trûrent sô, wie möhte ichz eine denne lân? Ich müese ir vingerzeigen lîden, ichn wolte fröude durch sie mîden. sus behalte ich wol ir hulde, daz siez lâzen âne nît. 25 wan ich gelache niemer niht dâ ez ir dekeiner siht. Es tuot mir inneclîchen wê, als ich gedenke wes man pflac In der werlte wîlent ê. ouwê deich niht vergezzen mac Wie rehte frô die liute wâren ! 5 10 15 20 30
66 38 28 — 39 32 ich lâze in laster unde strît. Dô zuht gebieten mohte, seht, dô schuof siz sô: tüsent werten einem ungefüegen man, unz er schône sich versan; und muose sich versinnen: sô vil was der gefüegen dô. 30 39 (L. 119 17). Got gebe ir iemer guoten tac und lâze mich sie noch gesehen, Diech minne und niht erwerben mac. mich müet daz ich sie hore jehen, Wie holt si mir entriuwen wære, und saget mir ein ander mære, des mîn herze inneclîchen kumber lîdet iemer sît: ouwê wie süeze ein arebeit! ich hân ein senfte unsenftekeit. 'Got hât vil wol ze mir getân, sît ich mit sorgen minnen sol, Daz ich mich underwunden hân dem alle liute sprechent wol. Im wart von mir in allen gâhen ein küssen und ein umbevâhen: seht, dô schôz mir in mîn herze daz mir iemer nâhe lît, unz ich getuon des er mich bat. ich tætez, wurde mirs diu stat." Ich wære dicke gerne frô, wan daz ich niht gesellen hân. Nu sie alle trûrent sô, wie möhte ichz eine denne lân? Ich müese ir vingerzeigen lîden, ichn wolte fröude durch sie mîden. sus behalte ich wol ir hulde, daz siez lâzen âne nît. 25 wan ich gelache niemer niht dâ ez ir dekeiner siht. Es tuot mir inneclîchen wê, als ich gedenke wes man pflac In der werlte wîlent ê. ouwê deich niht vergezzen mac Wie rehte frô die liute wâren ! 5 10 15 20 30
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39 33 — 41 17 67 dô kunde ein sælic man gebâren, und spilte im sîn herze gein der wunneclîchen zît. sol daz nimmer mêr geschehen, sô müet mich daz ichz hân gesehen. 35 40 (L. 112 3). Müeste ich noch geleben daz ich die rôsen mit der minneclîchen solde lesen, Sô wold ich mich sô mit ir erkôsen, daz wir iemer friunde müesten wesen. Wurde mir ein kus noch zeiner stunde von ir rôten munde, sô war ich an fröuden wol genesen. Waz sol lieblich sprechen? waz sol singen? waz sol wîbes schone? waz sol guot? Sit man nieman siht nâch fröuden ringen, sît man übel âne vorhte tuot, Sît man triuwe milte zuht und êre wil verpflegen sô sêre, sô verzagt an fröuden maneges muot. 5 10 41 (L. 110 27). Wer kan nu ze danke singen? dirre ist trûric, der ist frô: Wer kan daz zesamene bringen? dirre ist sus und der ist sô. Sie verirrent mich und versûment sich: wess ich waz sie wolten, daz sung ich. Fröude und sorge erkenne ich beide: dâ von singe ich swaz ich sol. Mir ist liebe, mir ist leide. sumerwunne tuot mir wol; Swaz ich leides hân, daz tuot zwîvelwân, wiez mir umb die lieben sül ergân. Wol iu kleinen vogelînen! iuwer wunneclîcher sanc Der verschallet gar den mînen. 5 10 15 5*
39 33 — 41 17 67 dô kunde ein sælic man gebâren, und spilte im sîn herze gein der wunneclîchen zît. sol daz nimmer mêr geschehen, sô müet mich daz ichz hân gesehen. 35 40 (L. 112 3). Müeste ich noch geleben daz ich die rôsen mit der minneclîchen solde lesen, Sô wold ich mich sô mit ir erkôsen, daz wir iemer friunde müesten wesen. Wurde mir ein kus noch zeiner stunde von ir rôten munde, sô war ich an fröuden wol genesen. Waz sol lieblich sprechen? waz sol singen? waz sol wîbes schone? waz sol guot? Sit man nieman siht nâch fröuden ringen, sît man übel âne vorhte tuot, Sît man triuwe milte zuht und êre wil verpflegen sô sêre, sô verzagt an fröuden maneges muot. 5 10 41 (L. 110 27). Wer kan nu ze danke singen? dirre ist trûric, der ist frô: Wer kan daz zesamene bringen? dirre ist sus und der ist sô. Sie verirrent mich und versûment sich: wess ich waz sie wolten, daz sung ich. Fröude und sorge erkenne ich beide: dâ von singe ich swaz ich sol. Mir ist liebe, mir ist leide. sumerwunne tuot mir wol; Swaz ich leides hân, daz tuot zwîvelwân, wiez mir umb die lieben sül ergân. Wol iu kleinen vogelînen! iuwer wunneclîcher sanc Der verschallet gar den mînen. 5 10 15 5*
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68 41 18 —42 32 al diu werlt diu seit iu danc. Alsô danken ir * 42 (L. 42 15). Wil aber iemen wesen frô, daz wir iemer in den sorgen niht enleben? Wê wie tuont die jungen sô, die von fröuden solten in den lüften sweben? Ichn weiz anders weme ichz wizen sol, wan den rîchen wize ichz und den jungen. die sint unbetwungen: des stât in trûren übel und stüende in fröude wol. Wie frô sælde kleiden kan, daz si mir gît kumber unde hôhen muot! Sô gîts einem rîchen man ungemüete: ouwê waz sol dem selben guot? Mîn frou Sælde, wie si mîn vergaz, daz si mir sîn guot ze mînem muote niene schriet, si vil guote! mîn kumber stüende im dort bî sînen sorgen baz. Swer verholne sware trage, der gedenke an guotiu wîp: er wirt erlôst; Und gedenke an liehte tage. die gedanke wâren ie mîn bester trôst. Gegen den vinstern tagen lîde ich nôt, wan daz ich mich rihte nâch der heide, diu sich schamt ir leide: sô si den walt siht gruonen, sô wirts iemer rôt. Frouwe, als ich gedenke an dich, waz dîn reiner lîp erwelter tugende pfliget, Sô la stân! du rüerest mich mitten an daz herze, dâ diu liebe liget. Lieb und lieber des enmein ich niht: du bist [mir] aller liebest, daz ich meine. du bist mir aleine vor al der werlte, frouwe, swaz sô mir geschiht. 5 10 15 20 25 30 42 30 ff. will Braune (PBB 41, 191) mit U(E) lesen: ez ist allerliebest, daz ich meine. Dû bist mir alleine vor allem liebe, frouwe, swaz joch mir geschiht.
68 41 18 —42 32 al diu werlt diu seit iu danc. Alsô danken ir * 42 (L. 42 15). Wil aber iemen wesen frô, daz wir iemer in den sorgen niht enleben? Wê wie tuont die jungen sô, die von fröuden solten in den lüften sweben? Ichn weiz anders weme ichz wizen sol, wan den rîchen wize ichz und den jungen. die sint unbetwungen: des stât in trûren übel und stüende in fröude wol. Wie frô sælde kleiden kan, daz si mir gît kumber unde hôhen muot! Sô gîts einem rîchen man ungemüete: ouwê waz sol dem selben guot? Mîn frou Sælde, wie si mîn vergaz, daz si mir sîn guot ze mînem muote niene schriet, si vil guote! mîn kumber stüende im dort bî sînen sorgen baz. Swer verholne sware trage, der gedenke an guotiu wîp: er wirt erlôst; Und gedenke an liehte tage. die gedanke wâren ie mîn bester trôst. Gegen den vinstern tagen lîde ich nôt, wan daz ich mich rihte nâch der heide, diu sich schamt ir leide: sô si den walt siht gruonen, sô wirts iemer rôt. Frouwe, als ich gedenke an dich, waz dîn reiner lîp erwelter tugende pfliget, Sô la stân! du rüerest mich mitten an daz herze, dâ diu liebe liget. Lieb und lieber des enmein ich niht: du bist [mir] aller liebest, daz ich meine. du bist mir aleine vor al der werlte, frouwe, swaz sô mir geschiht. 5 10 15 20 25 30 42 30 ff. will Braune (PBB 41, 191) mit U(E) lesen: ez ist allerliebest, daz ich meine. Dû bist mir alleine vor allem liebe, frouwe, swaz joch mir geschiht.
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431—44 14 69 43 (L. 117 29). Nu sing ich als ich ê sanc, ' wil aber iemen wesen frô? Daz die rîchen haben undanc, und die jungen haben alsô! Wist ich waz in würre (daz möhten sie mir gerne sô hulfe ich ir schaden klagen. Swâ sô liep bi liebe lît gar vor allen sorgen frî, Ich wil daz diu winterzît den zwein wol erteilet sî. Sumer unde winter, der zweier êren ist sô vil, daz ich beide loben wil. Hât der winter kurzen tac, sô hât er die langen naht, Daz sich liep bî liebe mac wol erholn, daz ê dâ vaht. Waz hân ich geredet? ouwê jâ het ich baz geswigen. sol ich iemer sô geligen? sagen), 5 10 15 44 (L. 97 34) Ez wære uns allen einer hande salden nôt: daz man rehter fröude schône pflæege als ê. Ein missevallen daz ist mîner fröuden tôt, daz den jungen fröude tuot sô rehte wê. War zuo sol ir junger lîp, dâ mite sie fröude solten minnen? hei wolten sie ze fröuden sinnen, junge man, des hulfen noch diu wîp! Nu bin ich iedoch frô und muoz bi fröuden sîn 10 durch die lieben, swiez dar under mir ergât. Mîn schîn ist hie noch: so ist bi ir daz herze mîn, daz man mich vil ofte sinnelôsen hât. Hei solten sie zesamene komen, mîn lîp, mîn herze, ir beider sinne, 5 43 1 ff. Das versmass ist das gleiche wie in 59. Ich habe beide lieder in ihrer stellung nur belassen, um die reihenfolge gegen die erste auflage nicht zu verändern.
431—44 14 69 43 (L. 117 29). Nu sing ich als ich ê sanc, ' wil aber iemen wesen frô? Daz die rîchen haben undanc, und die jungen haben alsô! Wist ich waz in würre (daz möhten sie mir gerne sô hulfe ich ir schaden klagen. Swâ sô liep bi liebe lît gar vor allen sorgen frî, Ich wil daz diu winterzît den zwein wol erteilet sî. Sumer unde winter, der zweier êren ist sô vil, daz ich beide loben wil. Hât der winter kurzen tac, sô hât er die langen naht, Daz sich liep bî liebe mac wol erholn, daz ê dâ vaht. Waz hân ich geredet? ouwê jâ het ich baz geswigen. sol ich iemer sô geligen? sagen), 5 10 15 44 (L. 97 34) Ez wære uns allen einer hande salden nôt: daz man rehter fröude schône pflæege als ê. Ein missevallen daz ist mîner fröuden tôt, daz den jungen fröude tuot sô rehte wê. War zuo sol ir junger lîp, dâ mite sie fröude solten minnen? hei wolten sie ze fröuden sinnen, junge man, des hulfen noch diu wîp! Nu bin ich iedoch frô und muoz bi fröuden sîn 10 durch die lieben, swiez dar under mir ergât. Mîn schîn ist hie noch: so ist bi ir daz herze mîn, daz man mich vil ofte sinnelôsen hât. Hei solten sie zesamene komen, mîn lîp, mîn herze, ir beider sinne, 5 43 1 ff. Das versmass ist das gleiche wie in 59. Ich habe beide lieder in ihrer stellung nur belassen, um die reihenfolge gegen die erste auflage nicht zu verändern.
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70 44 15—45 10 daz sie des wol wurden inne, die mir dicke fröude hânt benomen! Vor den merkaeren kan nu nieman liep geschehen: wan ir huote twinget manegen werden lîp. Daz muoz beswæren mich: swenn ich sie solte sehen, sô muoz ich sie mîden, sie vil sælic wîp. Doch müeze ich noch die zît geleben, daz ich sie willic eine vinde, sô daz diu huote uns beiden swinde; dâ mite wurde mir liebes vil gegeben. Vil maneger frâget mich der lieben, wer si sî, 25 der ich diene und allez her gedienet hân. Sô des betrâget mich, sô spriche ich 'ir sint drî, den ich diene: sô hab ich zer vierden wân." Doch weiz siz aleine wol, diu mich hât sus zuo zir geteilet. diu guote wundet unde heilet, der ich vor in allen dienen sol. Nu, frouwe Minne, kum sie minneclîchen an, diu mich twinget und alsô betwungen hât. Brinc sie des inne, daz werdiu minne twingen kan. 35 waz ob minneclîchiu liebe ouch sie bestât? Sô möhtes ouch gelouben mir daz ich sie gar von herzen meine. nu, Minne, bewære irz und bescheine, daz ich iemer gerne diene dir. 20 30 15 40 45 (L. 54 37). Ich freudehelfelôser man, war umbe mach ich manegen frô, Der mir es niht gedanken kan? ouwê wie tuont die friunde sô? Jâ friunt! waz ich von friunden sage! het ich dekeinen, der vernæme ouch mîne klage. nun hân ich friunt, nun hân ich rât: nu tuo mir swie du wellest, minneclîchiu Minne, sît nieman mîn genâde hât. Vil minneclîchiu Minne, ich hân von dir verloren mînen sin. 5 10
70 44 15—45 10 daz sie des wol wurden inne, die mir dicke fröude hânt benomen! Vor den merkaeren kan nu nieman liep geschehen: wan ir huote twinget manegen werden lîp. Daz muoz beswæren mich: swenn ich sie solte sehen, sô muoz ich sie mîden, sie vil sælic wîp. Doch müeze ich noch die zît geleben, daz ich sie willic eine vinde, sô daz diu huote uns beiden swinde; dâ mite wurde mir liebes vil gegeben. Vil maneger frâget mich der lieben, wer si sî, 25 der ich diene und allez her gedienet hân. Sô des betrâget mich, sô spriche ich 'ir sint drî, den ich diene: sô hab ich zer vierden wân." Doch weiz siz aleine wol, diu mich hât sus zuo zir geteilet. diu guote wundet unde heilet, der ich vor in allen dienen sol. Nu, frouwe Minne, kum sie minneclîchen an, diu mich twinget und alsô betwungen hât. Brinc sie des inne, daz werdiu minne twingen kan. 35 waz ob minneclîchiu liebe ouch sie bestât? Sô möhtes ouch gelouben mir daz ich sie gar von herzen meine. nu, Minne, bewære irz und bescheine, daz ich iemer gerne diene dir. 20 30 15 40 45 (L. 54 37). Ich freudehelfelôser man, war umbe mach ich manegen frô, Der mir es niht gedanken kan? ouwê wie tuont die friunde sô? Jâ friunt! waz ich von friunden sage! het ich dekeinen, der vernæme ouch mîne klage. nun hân ich friunt, nun hân ich rât: nu tuo mir swie du wellest, minneclîchiu Minne, sît nieman mîn genâde hât. Vil minneclîchiu Minne, ich hân von dir verloren mînen sin. 5 10
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45 11—45 71 Du wilt gewalteclîchen gân in mînem herzen ûz und in. Wie kunde ich âne sin genesen? du wonest an sîner stat, da'r inne solte wesen: 15 du sendest in du weist wol war, dan mac er leider niht erwerben, frouwe Minne: ouwê Genâde, frouwe Minne! ich wil [du soltest selbe dar. dir umbe dise boteschaft Gefüegen dînes willen vil: wis wider mich nu tugenthaft. Ir herze ist rehter fröuden vol, mit lûterlîcher reinekeit gezieret wol: erdringest du dâ dîne stat, sô lâ mich in, daz wir sie mit ein ander sprechen. mir missegie, do ichs eine bat. Genædeclîchiu Minne, lâ: war umbe tuost du mir sô wê? Du twingest hie, nu twinc ouch dâ, versuoche wer dir widerstê. Nu wil ich schouwen, ob du iht tügest. dun darft niht jehen daz du in ir herze'n mügest: 30 ezn wart nie slôz sô manicvalt, tuo ûf! daz vor dir gestüende, diebe meisterinne, sist wider dich ze balt. 20 25 Frô Sælde teilet umbe sich, und kêret mir den rugge zuo. Da enkan si niht erbarmen sich: in weiz waz ich dar umbe tuo. Si stêt ungerne gegen mir: louf ich hin umbe, ich bin doch iemer hinder ir: sin ruochet mich niht an gesehen. ich wolte daz ir ougen an ir nacke stüenden: müest ez ân ir danc geschehen. 35 sô 40 Wer gap dir, Minne, den gewalt, daz du doch sô gewaltic bist? Du twingest beide junc und alt: dâ für kan nieman keinen list. Nu lob ich got, sît dîniu bant 45
45 11—45 71 Du wilt gewalteclîchen gân in mînem herzen ûz und in. Wie kunde ich âne sin genesen? du wonest an sîner stat, da'r inne solte wesen: 15 du sendest in du weist wol war, dan mac er leider niht erwerben, frouwe Minne: ouwê Genâde, frouwe Minne! ich wil [du soltest selbe dar. dir umbe dise boteschaft Gefüegen dînes willen vil: wis wider mich nu tugenthaft. Ir herze ist rehter fröuden vol, mit lûterlîcher reinekeit gezieret wol: erdringest du dâ dîne stat, sô lâ mich in, daz wir sie mit ein ander sprechen. mir missegie, do ichs eine bat. Genædeclîchiu Minne, lâ: war umbe tuost du mir sô wê? Du twingest hie, nu twinc ouch dâ, versuoche wer dir widerstê. Nu wil ich schouwen, ob du iht tügest. dun darft niht jehen daz du in ir herze'n mügest: 30 ezn wart nie slôz sô manicvalt, tuo ûf! daz vor dir gestüende, diebe meisterinne, sist wider dich ze balt. 20 25 Frô Sælde teilet umbe sich, und kêret mir den rugge zuo. Da enkan si niht erbarmen sich: in weiz waz ich dar umbe tuo. Si stêt ungerne gegen mir: louf ich hin umbe, ich bin doch iemer hinder ir: sin ruochet mich niht an gesehen. ich wolte daz ir ougen an ir nacke stüenden: müest ez ân ir danc geschehen. 35 sô 40 Wer gap dir, Minne, den gewalt, daz du doch sô gewaltic bist? Du twingest beide junc und alt: dâ für kan nieman keinen list. Nu lob ich got, sît dîniu bant 45
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72 45 46 — 46 24 mich sulen twingen, deich sô rehte hân erkant wâ dienest werdelîchen lît. gnâde, frou küneginne! dâ von enkume ich niemer. lâ mich dir leben mîne zît. 46 (L. s. 184. 5. 61 33). Ich wil nu mêre ûf ir genâde wesen frô, sô verre als ich . . . immer mac. Ichn weiz ob allen liuten .. si alsô: nâch eime guoten kumet mir ein sô boeser tac, Daz ich ze fröuden niht enkan. sô gêt ez an ein scheiden: des pflac ich von kinde gerner denne ie man. in ruoche wer mîn drumbe lachet: daz hât mich dicke zewâre wünschen unde wanen frô gemachet. Ich wünsche mir sô werde daz ich noch gelige bî ir sô nâhen deich mich in ir ouge ersehe, Und ich ir alsô volleclîchen an gesige, swes ich sie denne frâge daz si mirs verjehe. Sô spriche ich 'wildus iemer mê beginnen, du vil sælic wîp, daz du mir aber . . tuost 15 [sô wê?" sô lachet si vil minneclîche. wie nu? swenn ich mir sô gedenke, bin ich von wünschen denne nicht rîche? Mîn ungemach daz ich durch sie erliten hân, swenn ich mit senenden sorgen alsô sêre ranc, Sol mich daz alsô kleine wider sie vervân, hân ich getrûret âne lôn und âne danc, Sô wil ich mich gehaben baz. waz ob ir denne lieber ist mîn fröude dan mîn trûren? ich wünsche ouch daz. und sint ir denne beide unmære, sô spilte ich doch des einen gerner dan jenes daz gar verloren ware. 5 10 20 46 1 ff. Die ersten drei strophen und die letzte sind nur in E überliefert, weshalb eine einigermassen sichere herstellung des textes nicht möglich ist. In der vierten berent der dichter die in der zweiten ausgesprochenen phantasieen, da sie anstoss erregt hatten.
72 45 46 — 46 24 mich sulen twingen, deich sô rehte hân erkant wâ dienest werdelîchen lît. gnâde, frou küneginne! dâ von enkume ich niemer. lâ mich dir leben mîne zît. 46 (L. s. 184. 5. 61 33). Ich wil nu mêre ûf ir genâde wesen frô, sô verre als ich . . . immer mac. Ichn weiz ob allen liuten .. si alsô: nâch eime guoten kumet mir ein sô boeser tac, Daz ich ze fröuden niht enkan. sô gêt ez an ein scheiden: des pflac ich von kinde gerner denne ie man. in ruoche wer mîn drumbe lachet: daz hât mich dicke zewâre wünschen unde wanen frô gemachet. Ich wünsche mir sô werde daz ich noch gelige bî ir sô nâhen deich mich in ir ouge ersehe, Und ich ir alsô volleclîchen an gesige, swes ich sie denne frâge daz si mirs verjehe. Sô spriche ich 'wildus iemer mê beginnen, du vil sælic wîp, daz du mir aber . . tuost 15 [sô wê?" sô lachet si vil minneclîche. wie nu? swenn ich mir sô gedenke, bin ich von wünschen denne nicht rîche? Mîn ungemach daz ich durch sie erliten hân, swenn ich mit senenden sorgen alsô sêre ranc, Sol mich daz alsô kleine wider sie vervân, hân ich getrûret âne lôn und âne danc, Sô wil ich mich gehaben baz. waz ob ir denne lieber ist mîn fröude dan mîn trûren? ich wünsche ouch daz. und sint ir denne beide unmære, sô spilte ich doch des einen gerner dan jenes daz gar verloren ware. 5 10 20 46 1 ff. Die ersten drei strophen und die letzte sind nur in E überliefert, weshalb eine einigermassen sichere herstellung des textes nicht möglich ist. In der vierten berent der dichter die in der zweiten ausgesprochenen phantasieen, da sie anstoss erregt hatten.
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46 25 — 47 15 73 Mir ist mîn erre rede enmittenzwei geslagen: daz eine halbe teil ist mir verboten gar: Daz müezen ander liute singen unde sagen. ich sol aber iemer mîner zühte nemen war Und wunneclîcher mâze pflegen. umb einez, daz sie heizent êre, lâze ich vil dinges 30 under wegen: mac ich des niht mê geniezen, sô wil ich mîne tür stêt ez als übel ûf der strâze, besliezen. 25 Ouwê daz mir sô maneger missebieten sol! daz klage ich hiute und iemer rehter hövescheit. Ir ist doch lützel, den ir schapel stê sô wol, ichn funde in doch ein hertze werendez (?) leit, Und ware et von in anderswâ; wan daz ich gerne bî in bin; daz ist der schade: ich bin et gerne dâ. des muoz ich missebieten lîden. iedoch swer sîne zuht behielte, dem stüende ein schapel wol von sîden. 35 40 47 (L. 44 11. s. 171. 2) Mîn frouwe ist underwîlent hie; sô guot ist si, als ich des wæne, wol; Wan ich geschiet von ir noch nie. ist daz ein minne dandern suochen sol, Sô wirt si vil dicke ellende mit gedanken als ich bin. mîn lîp ist hie, sô wont bî ir mîn sin: der wil von ir niht, dêst ein ende. nu wolt ich daz er ir næeme guote war und mîn dar under niht vergæeze. was hilfet, tuon ich dougen zuo? sô sehent sie durch mîn herze dar. 10 5 Ich lepte wol und âne nît, wan durch der lügenaere werdekeit. Daz wirt ein langer wernder strît: ir liep muoz iemer sîn mîn herzeleit. Ez erbarmet mich vil sêre, 15
46 25 — 47 15 73 Mir ist mîn erre rede enmittenzwei geslagen: daz eine halbe teil ist mir verboten gar: Daz müezen ander liute singen unde sagen. ich sol aber iemer mîner zühte nemen war Und wunneclîcher mâze pflegen. umb einez, daz sie heizent êre, lâze ich vil dinges 30 under wegen: mac ich des niht mê geniezen, sô wil ich mîne tür stêt ez als übel ûf der strâze, besliezen. 25 Ouwê daz mir sô maneger missebieten sol! daz klage ich hiute und iemer rehter hövescheit. Ir ist doch lützel, den ir schapel stê sô wol, ichn funde in doch ein hertze werendez (?) leit, Und ware et von in anderswâ; wan daz ich gerne bî in bin; daz ist der schade: ich bin et gerne dâ. des muoz ich missebieten lîden. iedoch swer sîne zuht behielte, dem stüende ein schapel wol von sîden. 35 40 47 (L. 44 11. s. 171. 2) Mîn frouwe ist underwîlent hie; sô guot ist si, als ich des wæne, wol; Wan ich geschiet von ir noch nie. ist daz ein minne dandern suochen sol, Sô wirt si vil dicke ellende mit gedanken als ich bin. mîn lîp ist hie, sô wont bî ir mîn sin: der wil von ir niht, dêst ein ende. nu wolt ich daz er ir næeme guote war und mîn dar under niht vergæeze. was hilfet, tuon ich dougen zuo? sô sehent sie durch mîn herze dar. 10 5 Ich lepte wol und âne nît, wan durch der lügenaere werdekeit. Daz wirt ein langer wernder strît: ir liep muoz iemer sîn mîn herzeleit. Ez erbarmet mich vil sêre, 15
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74 47 16—48 4 dazs als offenlîche gânt und niemen guoten unverworren lânt. unstæte, schande, sünde, unêre, die râtent sie swâ man sie hoeren wil. ouwê daz man sie niht vermîdet! daz wirt noch maneger frouwen schade und hât verderbet herren vil. 20 Noch dulte ich tougenlîchen haz von einem worte daz ich wîlent sprach. Waz mac ichs, zürnents umbe daz? ich wil jehen des ich wîlent jach. Ich sanc von der rehten minne, daz si wære sünden frî. der valschen der gedâhte ich ouch dâ bî, und rieten . . mîne sinne daz ich sie hieze unminne. daz tet ich. nu vêhent mich ir undertâne. als helfe iu got, werde ich vertriben, ir frouwen, sô behaltet mich. 25 30 Mac ieman deste wîser sîn, daz er an sîner rede vil liute hât, Daz ist an mir kleine schîn. ez gât diu werlt wol halbe an mînen rât, Und bin ich iedoch verirret, daz ich lützel hie zuo kan. Ez mac wol helfen einem andern man, ich merke wol daz ez mir wirret, und wil die friunt nu baz erkennen mê die guote mære niht verkêrent. wil ieman lôser mit mir reden, ichn mac, mir tuot daz houbet wê. 35 40 48 (L. 73 23). Die mir in dem winter fröude hânt benomen, sie heizen wîp, sie heizen man, Disiu sumerzît diu müez in baz bekomen. ouwê daz ich niht fluochen kan! 47 21. Diese und die folgende strophe sind nur in E überliefert, daher die textherstellung misslich. Es findet eine rückbeziehung auf 3 25 statt.
74 47 16—48 4 dazs als offenlîche gânt und niemen guoten unverworren lânt. unstæte, schande, sünde, unêre, die râtent sie swâ man sie hoeren wil. ouwê daz man sie niht vermîdet! daz wirt noch maneger frouwen schade und hât verderbet herren vil. 20 Noch dulte ich tougenlîchen haz von einem worte daz ich wîlent sprach. Waz mac ichs, zürnents umbe daz? ich wil jehen des ich wîlent jach. Ich sanc von der rehten minne, daz si wære sünden frî. der valschen der gedâhte ich ouch dâ bî, und rieten . . mîne sinne daz ich sie hieze unminne. daz tet ich. nu vêhent mich ir undertâne. als helfe iu got, werde ich vertriben, ir frouwen, sô behaltet mich. 25 30 Mac ieman deste wîser sîn, daz er an sîner rede vil liute hât, Daz ist an mir kleine schîn. ez gât diu werlt wol halbe an mînen rât, Und bin ich iedoch verirret, daz ich lützel hie zuo kan. Ez mac wol helfen einem andern man, ich merke wol daz ez mir wirret, und wil die friunt nu baz erkennen mê die guote mære niht verkêrent. wil ieman lôser mit mir reden, ichn mac, mir tuot daz houbet wê. 35 40 48 (L. 73 23). Die mir in dem winter fröude hânt benomen, sie heizen wîp, sie heizen man, Disiu sumerzît diu müez in baz bekomen. ouwê daz ich niht fluochen kan! 47 21. Diese und die folgende strophe sind nur in E überliefert, daher die textherstellung misslich. Es findet eine rückbeziehung auf 3 25 statt.
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48 5—49 2 75 Leider ich enkan niht mêre wan daz übel wort 'unsælic'. neinâ! daz waer alze sêre. Zwêne herzelîche flüeche kan ich ouch: die fluochent nâch dem willen mîn. Hiure müezens beide esel und den gouch gehoeren ê si enbizzen sîn. Wê in denne, den vil armen! wesse ich obe siez noch gerůwe, ich wolde mich durch got erbarmen. Man sol sîn gedultic wider ungedult: daz ist den schamelôsen leit. Swen die boesen hazzent âne sîne schult, daz kumt von sîner frümekeit. Troestet mich diu guote alleine, diu mich wol getroesten mac, sô gæbe ich umbe ir nîden Ich wil al der werlte sweren umb ir lîp: [kleine. den eit sol si wol vernemen: Si mir ieman lieber, maget oder wîp, diu helle müeze mir gezemen. Hât si nu deheine triuwe, sô getrûwet si dem eide und entstêt mîns herzen riuwe. Herren unde friunt, nu helfet an der zît: daz ist ein ende, ez ist alsô: In behalde mînen minneclîchen strît, ja enwirde ich niemer rehte frô. Mînes herzen tiefiu wunde diu muoz iemer offen stên, si enküsse mich mit friundes mînes herzen tiefiu wunde [munde. 30 diu muoz iemer offen stên, si enheiles ûf und ûz von mînes herzen tiefiu wunde grunde. diu muoz iemer offen stên, sin werde heil von Hiltegunde. 10 15 20 25 5 49 (L. 62 6). Ob ich mich selben rüemen sol, sô bin ich des ein hübescher man, 48 34. Hiltegund ist nicht der wirkliche name der ge- liebten, sondern der dichter gibt ihr den namen mit rücksicht auf seinen eigenen, indem er auf das verhältnis zwischen Walther und Hiltegund in der deutschen heldensage anspielt.
48 5—49 2 75 Leider ich enkan niht mêre wan daz übel wort 'unsælic'. neinâ! daz waer alze sêre. Zwêne herzelîche flüeche kan ich ouch: die fluochent nâch dem willen mîn. Hiure müezens beide esel und den gouch gehoeren ê si enbizzen sîn. Wê in denne, den vil armen! wesse ich obe siez noch gerůwe, ich wolde mich durch got erbarmen. Man sol sîn gedultic wider ungedult: daz ist den schamelôsen leit. Swen die boesen hazzent âne sîne schult, daz kumt von sîner frümekeit. Troestet mich diu guote alleine, diu mich wol getroesten mac, sô gæbe ich umbe ir nîden Ich wil al der werlte sweren umb ir lîp: [kleine. den eit sol si wol vernemen: Si mir ieman lieber, maget oder wîp, diu helle müeze mir gezemen. Hât si nu deheine triuwe, sô getrûwet si dem eide und entstêt mîns herzen riuwe. Herren unde friunt, nu helfet an der zît: daz ist ein ende, ez ist alsô: In behalde mînen minneclîchen strît, ja enwirde ich niemer rehte frô. Mînes herzen tiefiu wunde diu muoz iemer offen stên, si enküsse mich mit friundes mînes herzen tiefiu wunde [munde. 30 diu muoz iemer offen stên, si enheiles ûf und ûz von mînes herzen tiefiu wunde grunde. diu muoz iemer offen stên, sin werde heil von Hiltegunde. 10 15 20 25 5 49 (L. 62 6). Ob ich mich selben rüemen sol, sô bin ich des ein hübescher man, 48 34. Hiltegund ist nicht der wirkliche name der ge- liebten, sondern der dichter gibt ihr den namen mit rücksicht auf seinen eigenen, indem er auf das verhältnis zwischen Walther und Hiltegund in der deutschen heldensage anspielt.
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76 493 — 40 Daz ich sô mange unfuoge dol, sô wol als ichz gerechen kan. Ein klôsenære, ob erz vertrüege? ich waene, er nein. 5 hæt er die state als ich sie hân, bestüende in danne ein zörnelîn, ez wurde unsanfter widertân. wie sanfte ichz alsô lâze sîn! daz und ouch mê vertrage ich doch durch eteswaz. 10 Frouwe, ir habt mir geseit alsô, swer mir besware mînen muot, Daz ich den mache wider frô: er schame sich lîhte und werde guot. Diu lêre, ob si mit triuwen si, daz schîne an iu. ich fröuwe iuch, ir beswæret mich: des schamt iuch, ob ichz reden getar, lât iuwer wort niht velschen sich, und werdet guot: sô habt ir wâr: vil guot sît ir, wan daz ich guot von güete wil. 20 Frouwe, ir sît schoene und sît ouch wert: den zwein stêt wol genâde bî. Waz schadet iu daz man iuwer gert? joch sint iedoch gedanke frî. Wân unde wunsch daz wolde ich allez ledic lân: 25 höveschent mîne sinne dar, waz mag ichs, gebents iu mînen sanc? des nement ir lîhte niender war: sô hân ichs doch vil hôhen danc. treit iuch mîn lop ze hove, daz ist mîn werdekeit. 30 15 Frouwe, ir habet ein werdez tach an iuch geslouft, den reinen lîp. Wan ich nie bezzer kleit gesach. ir sît ein wol bekleidet wîp. Sin unde sælde sint gesteppet wol dar in. getragene wât ich nie genam: dise næm ich als gerne ich lebe. der keiser wurde ir spileman, umb alsô wunneclîche gebe. dâ, keiser, spil! nein, herre keiser, anderswâ! 35 40
76 493 — 40 Daz ich sô mange unfuoge dol, sô wol als ichz gerechen kan. Ein klôsenære, ob erz vertrüege? ich waene, er nein. 5 hæt er die state als ich sie hân, bestüende in danne ein zörnelîn, ez wurde unsanfter widertân. wie sanfte ichz alsô lâze sîn! daz und ouch mê vertrage ich doch durch eteswaz. 10 Frouwe, ir habt mir geseit alsô, swer mir besware mînen muot, Daz ich den mache wider frô: er schame sich lîhte und werde guot. Diu lêre, ob si mit triuwen si, daz schîne an iu. ich fröuwe iuch, ir beswæret mich: des schamt iuch, ob ichz reden getar, lât iuwer wort niht velschen sich, und werdet guot: sô habt ir wâr: vil guot sît ir, wan daz ich guot von güete wil. 20 Frouwe, ir sît schoene und sît ouch wert: den zwein stêt wol genâde bî. Waz schadet iu daz man iuwer gert? joch sint iedoch gedanke frî. Wân unde wunsch daz wolde ich allez ledic lân: 25 höveschent mîne sinne dar, waz mag ichs, gebents iu mînen sanc? des nement ir lîhte niender war: sô hân ichs doch vil hôhen danc. treit iuch mîn lop ze hove, daz ist mîn werdekeit. 30 15 Frouwe, ir habet ein werdez tach an iuch geslouft, den reinen lîp. Wan ich nie bezzer kleit gesach. ir sît ein wol bekleidet wîp. Sin unde sælde sint gesteppet wol dar in. getragene wât ich nie genam: dise næm ich als gerne ich lebe. der keiser wurde ir spileman, umb alsô wunneclîche gebe. dâ, keiser, spil! nein, herre keiser, anderswâ! 35 40
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50 1— 5112 77 50 (L. 63 8). Die verzagten aller guoten dinge wanent daz ich mit in sî verzaget: Ich hân trôst daz mir noch fröude bringe der ich mînen kumber hân geklaget. Obe mir liep von der geschiht, sô enruoche ich wes ein boeser giht. Nît den wil ich iemer gerne lîden. frouwe, dâ solt du mir helfen zuo, Daz sie mich von schulden müezen nîden, sô mîn liep in herzeleide tuo. Schaffe daz ich frô gestê: so ist mir wol, und ist in iemer wê. Friundîn unde frouwen in einer wæte wolte ich an iu einer gerne sehen, Ob ez mir sô rehte sanfte tæte alse mir mîn herze hât verjehen. Friundîn dast ein süezez wort: doch sô tiuret frouwe unz an daz ort. Frouwe, ich wil mit hôhen liuten schallen, werdent diu zwei wort mit willen mir: Sô lâz ouch dir zwei von mir gevallen, dazs ein keiser kûme gæbe dir. Friunt und geselle diu sint dîn: sô sî friundîn unde frouwe mîn. 5 10 15 20 51 (L. 58 21). Die zwîvelære sprechent, ez sî allez tôt, ezn lebe nu nieman der iht singe. Nu mügen sie doch bedenken die gemeinen nôt, wie al diu werlt mit sorgen ringe. Kumpt sanges tac, man horet singen unde sagen: man kan noch wunder. ich hôrte ein kleine vogelîn daz selbe klagen: daz tet sich under: 'ich singe niht, ez welle tagen'. Die lôsen scheltent guoten wîben mînen sanc. und jehent daz ich ir übel gedenke. Sie pflihten alle wider mich und haben danc: 5 10
50 1— 5112 77 50 (L. 63 8). Die verzagten aller guoten dinge wanent daz ich mit in sî verzaget: Ich hân trôst daz mir noch fröude bringe der ich mînen kumber hân geklaget. Obe mir liep von der geschiht, sô enruoche ich wes ein boeser giht. Nît den wil ich iemer gerne lîden. frouwe, dâ solt du mir helfen zuo, Daz sie mich von schulden müezen nîden, sô mîn liep in herzeleide tuo. Schaffe daz ich frô gestê: so ist mir wol, und ist in iemer wê. Friundîn unde frouwen in einer wæte wolte ich an iu einer gerne sehen, Ob ez mir sô rehte sanfte tæte alse mir mîn herze hât verjehen. Friundîn dast ein süezez wort: doch sô tiuret frouwe unz an daz ort. Frouwe, ich wil mit hôhen liuten schallen, werdent diu zwei wort mit willen mir: Sô lâz ouch dir zwei von mir gevallen, dazs ein keiser kûme gæbe dir. Friunt und geselle diu sint dîn: sô sî friundîn unde frouwe mîn. 5 10 15 20 51 (L. 58 21). Die zwîvelære sprechent, ez sî allez tôt, ezn lebe nu nieman der iht singe. Nu mügen sie doch bedenken die gemeinen nôt, wie al diu werlt mit sorgen ringe. Kumpt sanges tac, man horet singen unde sagen: man kan noch wunder. ich hôrte ein kleine vogelîn daz selbe klagen: daz tet sich under: 'ich singe niht, ez welle tagen'. Die lôsen scheltent guoten wîben mînen sanc. und jehent daz ich ir übel gedenke. Sie pflihten alle wider mich und haben danc: 5 10
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78 51 13 —50 er sî ein zage, der dâ wenke. . . . . swer tiuschen wîben ie gespræeche baz! wan daz ich scheide die guoten von den boesen. seht, daz ist ir haz. lobt ich sie beide gelîche wol, wie stüende daz? Ich bin iu eines dinges holt, haz unde nît, sô man iuch ûz ze boten sendet, Daz ir sô gerne bi den biderben . . sît, und daz ir iuwern herren schendet. Ir spehære, sô ir niemen stæten müget erspehen, den ir verkêret, sô hebt iuch heim in iuwer hûs; ez muoz geschehen, 25 daz ir unêret verlogenen munt und twerhez sehen. 15 20 Der alsô guotes wîbes gert als ich dâ ger, wie vil der tugende haben solte! Nun hân ich leider niht dâ mite ich sie gewer, wan obs ein lützel von mir wolte. Zwô tugende hân ich, der sie wîlent nâmen war, scham unde triuwe. die schadent nu beide sêre. schaden nu alsô dar! ich bin niht niuwe : dem ich dâ gan, dem gan ich gar. Ich wânde daz si wære missewende frî: nu sagent sie mir ein ander mæere, Sie jehent daz niht lebendes âne wandel sî: so ist ouch mîn frouwe wandelbære. Ichn kan aber niht erdenken waz ir missestê, wan ein vil kleine: si schadet ir vînden niht, und tuot ir friunden wê. lât si daz eine, swie vil ich suoche, ichn vindes mê. Ich hân iu gar gesaget waz ir missestât: zwei wandel hân ich iu genennet. Nu sult ir ouch vernemen waz si tugende hât: der sint ouch zwô, daz irs erkennet. Ich seit iu gerne tûsent: irn ist niht mê dâ, 30 35 40 45 50
78 51 13 —50 er sî ein zage, der dâ wenke. . . . . swer tiuschen wîben ie gespræeche baz! wan daz ich scheide die guoten von den boesen. seht, daz ist ir haz. lobt ich sie beide gelîche wol, wie stüende daz? Ich bin iu eines dinges holt, haz unde nît, sô man iuch ûz ze boten sendet, Daz ir sô gerne bi den biderben . . sît, und daz ir iuwern herren schendet. Ir spehære, sô ir niemen stæten müget erspehen, den ir verkêret, sô hebt iuch heim in iuwer hûs; ez muoz geschehen, 25 daz ir unêret verlogenen munt und twerhez sehen. 15 20 Der alsô guotes wîbes gert als ich dâ ger, wie vil der tugende haben solte! Nun hân ich leider niht dâ mite ich sie gewer, wan obs ein lützel von mir wolte. Zwô tugende hân ich, der sie wîlent nâmen war, scham unde triuwe. die schadent nu beide sêre. schaden nu alsô dar! ich bin niht niuwe : dem ich dâ gan, dem gan ich gar. Ich wânde daz si wære missewende frî: nu sagent sie mir ein ander mæere, Sie jehent daz niht lebendes âne wandel sî: so ist ouch mîn frouwe wandelbære. Ichn kan aber niht erdenken waz ir missestê, wan ein vil kleine: si schadet ir vînden niht, und tuot ir friunden wê. lât si daz eine, swie vil ich suoche, ichn vindes mê. Ich hân iu gar gesaget waz ir missestât: zwei wandel hân ich iu genennet. Nu sult ir ouch vernemen waz si tugende hât: der sint ouch zwô, daz irs erkennet. Ich seit iu gerne tûsent: irn ist niht mê dâ, 30 35 40 45 50
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51 51 — 52 33 79 wan schone und êre, die hât si beide volleclîche. "hât si?' jâ. 'waz wil si mêre?" hiest wol gelobt: lobe anderswâ." 52 (L. 56 14). Ir sult sprechen willekomen: der iu mære bringet, daz bin ich. Allez daz ir habt vernomen, daz ist gar ein wint: nu frâget mich. Ich wîl aber miete: wirt mîn lôn iht guot, ich sage iu vil lihte daz iu sanfte tuot. seht waz man mir êren biete. Ich wil tiuschen frouwen sagen solhiu mære daz sie deste baz Al der werlte suln behagen: âne grôze miete tuon ich daz. Waz wold ich ze lône? sie sint mir ze hêr: sô bin ich gefüege, und bite sie nihtes mêr wan daz sie mich grüezen schône. Ich hân lande vil gesehen unde nam der besten gerne war: Ubel müeze mir geschehen, kunde ich ie mîn herze bringen dar, Daz im wol gevallen wolde fremeder site. nu waz hulfe mich, ob ich unrehte strite? tiuschiu zuht gât vor in allen. Von der Elbe unz an den Rîn und her wider unz an Ungerlant Sô mügen wol die besten sîn, die ich in der werlte hân erkant. Kan ich rehte schouwen guot gelâz unt lîp, sem mir got, sô swüere ich wol daz hie diu wîp bezzer sint danne ander frouwen. Tiusche man sint wol gezogen, 5 10 15 20 25 30
51 51 — 52 33 79 wan schone und êre, die hât si beide volleclîche. "hât si?' jâ. 'waz wil si mêre?" hiest wol gelobt: lobe anderswâ." 52 (L. 56 14). Ir sult sprechen willekomen: der iu mære bringet, daz bin ich. Allez daz ir habt vernomen, daz ist gar ein wint: nu frâget mich. Ich wîl aber miete: wirt mîn lôn iht guot, ich sage iu vil lihte daz iu sanfte tuot. seht waz man mir êren biete. Ich wil tiuschen frouwen sagen solhiu mære daz sie deste baz Al der werlte suln behagen: âne grôze miete tuon ich daz. Waz wold ich ze lône? sie sint mir ze hêr: sô bin ich gefüege, und bite sie nihtes mêr wan daz sie mich grüezen schône. Ich hân lande vil gesehen unde nam der besten gerne war: Ubel müeze mir geschehen, kunde ich ie mîn herze bringen dar, Daz im wol gevallen wolde fremeder site. nu waz hulfe mich, ob ich unrehte strite? tiuschiu zuht gât vor in allen. Von der Elbe unz an den Rîn und her wider unz an Ungerlant Sô mügen wol die besten sîn, die ich in der werlte hân erkant. Kan ich rehte schouwen guot gelâz unt lîp, sem mir got, sô swüere ich wol daz hie diu wîp bezzer sint danne ander frouwen. Tiusche man sint wol gezogen, 5 10 15 20 25 30
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80 52 34 — 53 17 rehte als engel sint diu wîp getân. Swer sie schildet, derst betrogen: ich enkan sîn anders niht verstân. Tugent und reine minne, swer die suochen wil, der sol komen in unser lant: da ist wunne vil: lange müeze ich leben dar inne! Der ich vil gedienet hân und iemer mêre gerne dienen wil, Diust von mir vil unerlân: iedoch sô tuot si leides mir sô vil. Si kan mir versêren herze und den muot. nu vergebez ir got dazs an mir missetuot. her nâch mac si sichs bekêren. 35 40 45 53 (L. 60 34). Ich wil nu teilen, ê ich var, mîn varnde guot und eigens vil, Daz iemen dürfe strîten dar, wan den ichz hie bescheiden wil. Al mîn ungelücke wil ich schaffen jenen die sich hazzes und nîdes gerne wenen, dar zuo mîn unsælikeit. mîne sware haben die lügenære. mîn unsinnen schaff ich den die mit valsche minnen, den frouwen nâch herzeliebe senendiu leit. Nu bîtet, lât mich wider komen. ich weiz der wîbe willen wol: Ich hân ein mære von in vernomen, dâ mite ich manege erwerben sol. Ich wil lîp und êre und al mîn heil verswern: 5 10 15 53 1 ff. Wir werden uns diese beiden strophen so vor- getragen denken müssen, dass sich der dichter, nachdem er mit der ersten fertig ist, zum weggang wendet, dann aber wieder umkehrt und von neuem beginnt. Ein lied in dem gleichen tone siehe unter 95.
80 52 34 — 53 17 rehte als engel sint diu wîp getân. Swer sie schildet, derst betrogen: ich enkan sîn anders niht verstân. Tugent und reine minne, swer die suochen wil, der sol komen in unser lant: da ist wunne vil: lange müeze ich leben dar inne! Der ich vil gedienet hân und iemer mêre gerne dienen wil, Diust von mir vil unerlân: iedoch sô tuot si leides mir sô vil. Si kan mir versêren herze und den muot. nu vergebez ir got dazs an mir missetuot. her nâch mac si sichs bekêren. 35 40 45 53 (L. 60 34). Ich wil nu teilen, ê ich var, mîn varnde guot und eigens vil, Daz iemen dürfe strîten dar, wan den ichz hie bescheiden wil. Al mîn ungelücke wil ich schaffen jenen die sich hazzes und nîdes gerne wenen, dar zuo mîn unsælikeit. mîne sware haben die lügenære. mîn unsinnen schaff ich den die mit valsche minnen, den frouwen nâch herzeliebe senendiu leit. Nu bîtet, lât mich wider komen. ich weiz der wîbe willen wol: Ich hân ein mære von in vernomen, dâ mite ich manege erwerben sol. Ich wil lîp und êre und al mîn heil verswern: 5 10 15 53 1 ff. Wir werden uns diese beiden strophen so vor- getragen denken müssen, dass sich der dichter, nachdem er mit der ersten fertig ist, zum weggang wendet, dann aber wieder umkehrt und von neuem beginnt. Ein lied in dem gleichen tone siehe unter 95.
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53 18— 54 10 81 wie kunde sich deheiniu danne mîn erwern ? nein ich weizgot, swaz ich sage. got der solte rihten, obe er wolte, die sô swüeren, daz in diu ougen ûz gefüeren und sich doch einest stiezen in dem tage. Mir ist liep daz si mich klage ze mâze als ez ir schône stê; Ob man ir mæere von mir sage, daz ir dâ von sî sanfte wê. Si sol iemer mêre durch den willen mîn ungefüege swære und fröude lâzen sîn: daz stêt senenden frouwen wol, als ichz meine. dar ahtent jene vil kleine, die sich des flîzent daz sie den munt sô sêre bîzent 20 25 30 35 54 (L. 39 1). Uns hât der winter geschat über al: heide unde walt diu sint beidiu nu val, dâ manic stimme vil suoze inne hal. sæhe ich die megde an der strâze den bal werfen! sô kæme uns der vogele schal. Möhte ich verslâfen des winteres zît! wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît, daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît. weizgot er lât doch dem meien den strît: sô lise ich bluomen dâ rîfe nu lît. 5 10 54 1. E lässt die folgenden beiden strophen vorangehen: Wölt der winter schier zer gan so liez ich alle min sorge die ich han anders hat er mir niht getan wenne daz er lenget den lieben wan mir sol ein fraude mitten in dem meyen enstan. Ich wünsche daz der winter zerge wenne er en hat fraude niht me wenne kalten wint und dor zuo regen unde sne daz tuot den augen unsanfte we selic si gruene laup unde cle. Auf 54 10 folgt dann: Swaz mir nu wirret des wirt allez rat swie mir der Walter v. d. Vogelweide. 5. aufl. 6
53 18— 54 10 81 wie kunde sich deheiniu danne mîn erwern ? nein ich weizgot, swaz ich sage. got der solte rihten, obe er wolte, die sô swüeren, daz in diu ougen ûz gefüeren und sich doch einest stiezen in dem tage. Mir ist liep daz si mich klage ze mâze als ez ir schône stê; Ob man ir mæere von mir sage, daz ir dâ von sî sanfte wê. Si sol iemer mêre durch den willen mîn ungefüege swære und fröude lâzen sîn: daz stêt senenden frouwen wol, als ichz meine. dar ahtent jene vil kleine, die sich des flîzent daz sie den munt sô sêre bîzent 20 25 30 35 54 (L. 39 1). Uns hât der winter geschat über al: heide unde walt diu sint beidiu nu val, dâ manic stimme vil suoze inne hal. sæhe ich die megde an der strâze den bal werfen! sô kæme uns der vogele schal. Möhte ich verslâfen des winteres zît! wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît, daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît. weizgot er lât doch dem meien den strît: sô lise ich bluomen dâ rîfe nu lît. 5 10 54 1. E lässt die folgenden beiden strophen vorangehen: Wölt der winter schier zer gan so liez ich alle min sorge die ich han anders hat er mir niht getan wenne daz er lenget den lieben wan mir sol ein fraude mitten in dem meyen enstan. Ich wünsche daz der winter zerge wenne er en hat fraude niht me wenne kalten wint und dor zuo regen unde sne daz tuot den augen unsanfte we selic si gruene laup unde cle. Auf 54 10 folgt dann: Swaz mir nu wirret des wirt allez rat swie mir der Walter v. d. Vogelweide. 5. aufl. 6
Strana 82
82 55 1 — 32 55 (L. 75 25). Diu werlt was gelf, rôt unde blâ, grüen in dem walde und anderswâ: die kleinen vogele sungen dâ. nu schrîet aber diu nebelkrâ. pfligt si iht ander varwe? jâ: sist worden bleich und übergrâ. des rimpfet sich vil manic brâ. Ich saz ûf eime grüenen lê: da ensprungen bluomen unde klê zwischen mir und eime sê. der ougenweide ist dâ niht mê. dâ wir schapel brâchen ê, dâ lît nu rîfe und ouch der snê. daz tuot den vogelînen wê. Die tôren sprechent 'snîâ snî', die armen liute 'ouwê ouwî'. des bin ich swære alsam ein blî. der wintersorge hân ich drî: swaz der und der andern sî, der wurde ich alse schiere fri, waer uns der sumer nâhe bî. É danne ich lange lebt alsô, den krebz wolt ich ê ezzen rô. sumer, mache uns aber frô. du ziertest anger unde 1ô. mit den bluomen spilte ich dô, mîn herze swebte in sunnen hô: daz jaget der winter in ein strô. Ich bin verlegen als Esaû: mîn sleht hâr ist mir worden rû. süezer sumer, wâ bist du? jâ sahe ich gerne veltgebů. 5 10 15 20 25 30 muot bi der erden nu stat noch kummet die zit daz er in die sunnen gat tuot man daz man mir gelobet hat owe wie hohe denne min hertze stat. 55 1. Ueber dies lied vgl. Bechstein, Germ. XV, 434. Giske, Zschr. f. deutsche Phil. XV, 66. Horne- mann, Germ. XXIX, 42. 55 32. Vgl. E. Schröder, ZfdA 46, 90 (schwerlich richtig).
82 55 1 — 32 55 (L. 75 25). Diu werlt was gelf, rôt unde blâ, grüen in dem walde und anderswâ: die kleinen vogele sungen dâ. nu schrîet aber diu nebelkrâ. pfligt si iht ander varwe? jâ: sist worden bleich und übergrâ. des rimpfet sich vil manic brâ. Ich saz ûf eime grüenen lê: da ensprungen bluomen unde klê zwischen mir und eime sê. der ougenweide ist dâ niht mê. dâ wir schapel brâchen ê, dâ lît nu rîfe und ouch der snê. daz tuot den vogelînen wê. Die tôren sprechent 'snîâ snî', die armen liute 'ouwê ouwî'. des bin ich swære alsam ein blî. der wintersorge hân ich drî: swaz der und der andern sî, der wurde ich alse schiere fri, waer uns der sumer nâhe bî. É danne ich lange lebt alsô, den krebz wolt ich ê ezzen rô. sumer, mache uns aber frô. du ziertest anger unde 1ô. mit den bluomen spilte ich dô, mîn herze swebte in sunnen hô: daz jaget der winter in ein strô. Ich bin verlegen als Esaû: mîn sleht hâr ist mir worden rû. süezer sumer, wâ bist du? jâ sahe ich gerne veltgebů. 5 10 15 20 25 30 muot bi der erden nu stat noch kummet die zit daz er in die sunnen gat tuot man daz man mir gelobet hat owe wie hohe denne min hertze stat. 55 1. Ueber dies lied vgl. Bechstein, Germ. XV, 434. Giske, Zschr. f. deutsche Phil. XV, 66. Horne- mann, Germ. XXIX, 42. 55 32. Vgl. E. Schröder, ZfdA 46, 90 (schwerlich richtig).
Strana 83
55 33 — 57 11 83 ê daz ich lange in solher drû beklemmet wæere als ich bin nu, ich wurde ê münech ze Toberlû. 35 56 (L. 114 23). Der rîfe tet den kleinen vogelen wê, daz sie niht ensungen. Nu hor ichs aber wunneclîch als ê, nu ist diu heide entsprungen. Dâ sach ich bluomen strîten wider den klé, weder ir lenger ware. mîner frouwen seit ich disiu mære. Uns hât der winter kalt und ander nôt vil getân ze leide. Ich wânde daz ich iemer bluomen rôt gesæhe an grüener heide. Jâ schatte ez guoten liuten, wære ich tôt, die nâch fröuden rungen und die gerne tanzten unde sprungen. Versûmde ich disen wunneclîchen tac, sô waer ich verwâzen Und wære mir ein êweclîcher slac. dennoch müese ich lâzen Al mîne fröude der ich wîlent pflac. got gesegen iuch alle: wünschet noch daz mir ein heil gevalle. 5 10 15 20 57 (L. 94 11). Dô der sumer komen was und die bluomen durch daz gras wunneclîchen sprungen, aldâ die vogele sungen, dô kom ich gegangen an einen anger langen, dâ ein lûter brunne entspranc: vor dem walde was sîn ganc, dâ diu nahtegale sanc. Bî dem brunnen stuont ein boum: dâ gesach ich einen troum. 5 10 6*)
55 33 — 57 11 83 ê daz ich lange in solher drû beklemmet wæere als ich bin nu, ich wurde ê münech ze Toberlû. 35 56 (L. 114 23). Der rîfe tet den kleinen vogelen wê, daz sie niht ensungen. Nu hor ichs aber wunneclîch als ê, nu ist diu heide entsprungen. Dâ sach ich bluomen strîten wider den klé, weder ir lenger ware. mîner frouwen seit ich disiu mære. Uns hât der winter kalt und ander nôt vil getân ze leide. Ich wânde daz ich iemer bluomen rôt gesæhe an grüener heide. Jâ schatte ez guoten liuten, wære ich tôt, die nâch fröuden rungen und die gerne tanzten unde sprungen. Versûmde ich disen wunneclîchen tac, sô waer ich verwâzen Und wære mir ein êweclîcher slac. dennoch müese ich lâzen Al mîne fröude der ich wîlent pflac. got gesegen iuch alle: wünschet noch daz mir ein heil gevalle. 5 10 15 20 57 (L. 94 11). Dô der sumer komen was und die bluomen durch daz gras wunneclîchen sprungen, aldâ die vogele sungen, dô kom ich gegangen an einen anger langen, dâ ein lûter brunne entspranc: vor dem walde was sîn ganc, dâ diu nahtegale sanc. Bî dem brunnen stuont ein boum: dâ gesach ich einen troum. 5 10 6*)
Strana 84
84 57 12— 58 3 ich was von der sunnen gegangen zuo dem brunnen, daz diu linde mære mir küelen schaten baere. bî dem brunnen ich gesaz, mîner sorge ich gar vergaz, schiere entslief ich umbe daz. Dô bedûhte mich zehant wie mir dienten älliu lant, wie mîn sêle wære ze himel âne swære, und der lîp solte gebâren swie er wolte. dâne was mir niht ze wê. got der waldes, swiez ergê: schoner troum enwart nie mê. Gerne sliefe ich iemer dâ, wan ein unsæligiu krâ diu begonde schrîen. daz alle krâ gedîen als ich in des gunne! si nam mir michel wunne. von ir schrîenne ich erschrac. wan daz dâ niht steines lac, sô wær ez ir suontac. Wan ein wunderaltez wîp diu getrôste mir den lîp. die begond ich eiden. nu hât si mir bescheiden waz der troum bediute. daz merket, lieben liute: zwêne und einer daz sint drî; dannoch seite si mir dâ bî daz mîn dûme ein vinger sî. 15 20 25 30 35 40 45 58 (L. 43 9). Ich hoere iu sô vil [der] tugende jehen, daz iu mîn dienest iemer ist bereit. Enhæt ich iuwer niht gesehen,
84 57 12— 58 3 ich was von der sunnen gegangen zuo dem brunnen, daz diu linde mære mir küelen schaten baere. bî dem brunnen ich gesaz, mîner sorge ich gar vergaz, schiere entslief ich umbe daz. Dô bedûhte mich zehant wie mir dienten älliu lant, wie mîn sêle wære ze himel âne swære, und der lîp solte gebâren swie er wolte. dâne was mir niht ze wê. got der waldes, swiez ergê: schoner troum enwart nie mê. Gerne sliefe ich iemer dâ, wan ein unsæligiu krâ diu begonde schrîen. daz alle krâ gedîen als ich in des gunne! si nam mir michel wunne. von ir schrîenne ich erschrac. wan daz dâ niht steines lac, sô wær ez ir suontac. Wan ein wunderaltez wîp diu getrôste mir den lîp. die begond ich eiden. nu hât si mir bescheiden waz der troum bediute. daz merket, lieben liute: zwêne und einer daz sint drî; dannoch seite si mir dâ bî daz mîn dûme ein vinger sî. 15 20 25 30 35 40 45 58 (L. 43 9). Ich hoere iu sô vil [der] tugende jehen, daz iu mîn dienest iemer ist bereit. Enhæt ich iuwer niht gesehen,
Strana 85
58 4— 59 4 85 daz schatte mir an mîner werdekeit. Nu wil ich [iemer] deste tiurre sîn, und bite iuch, frouwe, daz ir iuch underwindet mîn. ich lebete gerne, kunde ich leben: nu sult ir mir mîn wille ist guot, nu bin ich tump: 'Kund ich die mâze als ich enkan, [die mâze geben. sô wæere ich zer werlte ein sælic wîp. Ir tuot als ein wol redender man, daz ir sô hôhe tiuret mînen lîp. Ich bin noch tumber danne ir sît. waz dar umbe? doch wil ich scheiden disen strît. tuot ir alrêrst des ich iuch bite, 15 und saget mir der manne muot: sô lêre ich iuch der Wir wellen daz diu stætekeit [wîbe site.' in guoten wîben gar ein krône si. Kunnet ir mit zühten sîn gemeit, sô stêt diu lilje wol der rôsen bî. Nu merket wie der linden stê der vogele singen, dar under bluomen unde klê: noch baz stêt wîben werder gruoz. ir minneclîcher redender munt der machet daz man'n küssen muoz. “Ich sage iu wer uns wol behaget: der beide erkennet übel unde guot Und ie daz beste von uns saget, dem sîn wir holt, ob erz mit triuwen tuot. Kan er ze rehte ouch wesen frô und sîn gemüete ze mâze tragen nider und hô, 30 der mac erwerben swes er gert: welch wîp verseit im einen vaden? 10 20 25 5 guot man ist guoter sîden wert." 59 (L. 118 12). Wer gesach ie bezzer jâr? wer gesach ie schoner wîp? Daz entroestet niht ein hâr einen unsæligen lîp. 59 1. S. zu 43 1.
58 4— 59 4 85 daz schatte mir an mîner werdekeit. Nu wil ich [iemer] deste tiurre sîn, und bite iuch, frouwe, daz ir iuch underwindet mîn. ich lebete gerne, kunde ich leben: nu sult ir mir mîn wille ist guot, nu bin ich tump: 'Kund ich die mâze als ich enkan, [die mâze geben. sô wæere ich zer werlte ein sælic wîp. Ir tuot als ein wol redender man, daz ir sô hôhe tiuret mînen lîp. Ich bin noch tumber danne ir sît. waz dar umbe? doch wil ich scheiden disen strît. tuot ir alrêrst des ich iuch bite, 15 und saget mir der manne muot: sô lêre ich iuch der Wir wellen daz diu stætekeit [wîbe site.' in guoten wîben gar ein krône si. Kunnet ir mit zühten sîn gemeit, sô stêt diu lilje wol der rôsen bî. Nu merket wie der linden stê der vogele singen, dar under bluomen unde klê: noch baz stêt wîben werder gruoz. ir minneclîcher redender munt der machet daz man'n küssen muoz. “Ich sage iu wer uns wol behaget: der beide erkennet übel unde guot Und ie daz beste von uns saget, dem sîn wir holt, ob erz mit triuwen tuot. Kan er ze rehte ouch wesen frô und sîn gemüete ze mâze tragen nider und hô, 30 der mac erwerben swes er gert: welch wîp verseit im einen vaden? 10 20 25 5 guot man ist guoter sîden wert." 59 (L. 118 12). Wer gesach ie bezzer jâr? wer gesach ie schoner wîp? Daz entroestet niht ein hâr einen unsæligen lîp. 59 1. S. zu 43 1.
Strana 86
86 59 5 — 60 27 Wizzet, swem der anegenget an dem morgen fruo, 5 deme gêt ungelücke zuo. Ich wil einer helfen klagen, der ouch fröude zæme wol, Daz in alsô valschen tagen schoene tugent verliesen sol. Hie vor wæer ein land gefröut umb ein sô schone wîp : waz sol der nu schoener lîp?" 10 60 (L. 121 33). Die grîsen wolten michs überkomen, diu werlt gestüende trûreclîcher nie Und hete an fröuden abe genomen. doch streit ich zorneclîche wider sie, Sie möhtens wol gedagen, ez wurde niemer wâr. mir was ir rede swâr. sus streit ich mit den alten: die hânt den strît behalten nu lenger denne ein jâr. Mîn ouge michel wunder siht, die ez vil wirs verdienen kunnen denn ich, Daz den sô schone heil geschiht. ouwê Werlt, wie kumt ez umbe dich! Ist got solch ebenære? er gît dem einen sin, dem andèrn gewin: sô wæne ich alsô mære ein rîcher tôre wære sô rîch ich armer bin. Hie vor, dôs alle wâren frô, dô wolte nieman hoeren mîne klage : Nu ist sumelîchen sô daz sie mir wol gelouben swaz ich in sage. Nu müeze got erwenden unser arebeit, und gebe uns sælekeit, 5 10 15 20 25 60 5 gedagen ist eine verderbnis: es wird ein reim auf alten verlangt.
86 59 5 — 60 27 Wizzet, swem der anegenget an dem morgen fruo, 5 deme gêt ungelücke zuo. Ich wil einer helfen klagen, der ouch fröude zæme wol, Daz in alsô valschen tagen schoene tugent verliesen sol. Hie vor wæer ein land gefröut umb ein sô schone wîp : waz sol der nu schoener lîp?" 10 60 (L. 121 33). Die grîsen wolten michs überkomen, diu werlt gestüende trûreclîcher nie Und hete an fröuden abe genomen. doch streit ich zorneclîche wider sie, Sie möhtens wol gedagen, ez wurde niemer wâr. mir was ir rede swâr. sus streit ich mit den alten: die hânt den strît behalten nu lenger denne ein jâr. Mîn ouge michel wunder siht, die ez vil wirs verdienen kunnen denn ich, Daz den sô schone heil geschiht. ouwê Werlt, wie kumt ez umbe dich! Ist got solch ebenære? er gît dem einen sin, dem andèrn gewin: sô wæne ich alsô mære ein rîcher tôre wære sô rîch ich armer bin. Hie vor, dôs alle wâren frô, dô wolte nieman hoeren mîne klage : Nu ist sumelîchen sô daz sie mir wol gelouben swaz ich in sage. Nu müeze got erwenden unser arebeit, und gebe uns sælekeit, 5 10 15 20 25 60 5 gedagen ist eine verderbnis: es wird ein reim auf alten verlangt.
Strana 87
60 28 — 6134 87 daz wir die sorge swenden. ouwê möht ichz verenden! ich hân ein sunder leit. 30 61 (L. 90 15). Ane liep sô manic leit, wer möhte daz erlîden iemer mê? Wæer ez niht unhövescheit, sô wolt ich schrîen 'sê, gelücke, sê!" Gelücke daz enhoret niht und selten ieman gerne siht, swer triuwe hât. ist ez alsô, wie sol mîn [danne] iemer werden rât? Wê wie jâmerlîch gewin tegelîch vor mînen ougen vert! Deich sô gar ertœeret bin mit mîner zuht, und mir daz nieman wert! Mit den getriuwen alten siten ist man nu zer werlte versniten. êr unde guot hât nu lützel ieman wan der übele tuot. Daz die man als übele tuont, dast gar der wîbe schult: dêst leider sô. Hie vor, do ir muot ûf êre stuont, dô was diu werlt ûf ir genâde frô. Hei wie wol man in dô sprach, dô man die fuoge an in gesach! nu siht man wol daz man ir minne mit unfuoge erwerben sol. Lât mich zuo den frouwen gân: sô ist daz mîn aller meiste klage, So ich ie mêre zühte hân, sô ich ie minre werdekeit bejage. Sie swachent wol gezogenen lîp, ezn sî ein wol bescheiden wîp: der meine ich niht: diu schamt sich des, swâ iemer wîbes schame geschiht. Reiniu wîp und guote man, swaz der lebe, die müezen sælic sîn. 5 10 15 20 25 30
60 28 — 6134 87 daz wir die sorge swenden. ouwê möht ichz verenden! ich hân ein sunder leit. 30 61 (L. 90 15). Ane liep sô manic leit, wer möhte daz erlîden iemer mê? Wæer ez niht unhövescheit, sô wolt ich schrîen 'sê, gelücke, sê!" Gelücke daz enhoret niht und selten ieman gerne siht, swer triuwe hât. ist ez alsô, wie sol mîn [danne] iemer werden rât? Wê wie jâmerlîch gewin tegelîch vor mînen ougen vert! Deich sô gar ertœeret bin mit mîner zuht, und mir daz nieman wert! Mit den getriuwen alten siten ist man nu zer werlte versniten. êr unde guot hât nu lützel ieman wan der übele tuot. Daz die man als übele tuont, dast gar der wîbe schult: dêst leider sô. Hie vor, do ir muot ûf êre stuont, dô was diu werlt ûf ir genâde frô. Hei wie wol man in dô sprach, dô man die fuoge an in gesach! nu siht man wol daz man ir minne mit unfuoge erwerben sol. Lât mich zuo den frouwen gân: sô ist daz mîn aller meiste klage, So ich ie mêre zühte hân, sô ich ie minre werdekeit bejage. Sie swachent wol gezogenen lîp, ezn sî ein wol bescheiden wîp: der meine ich niht: diu schamt sich des, swâ iemer wîbes schame geschiht. Reiniu wîp und guote man, swaz der lebe, die müezen sælic sîn. 5 10 15 20 25 30
Strana 88
88 61 35 — 62 31 Swaz ich den gedienen kan, daz tuon ich, daz sie gedenken mîn. Hie mite sô künd ich in daz: diu werlt enstê danne schiere baz, sô wil ich leben sô ich beste mac und mînen sanc ûf geben. 35 40 62 (L. 44 35). Die herren jehent, man sülz den frouwen wîzen daz diu werlt sô stê. sie sehent niht frolich ûf als ê, sie wellent alze nider schouwen. Ich habe ouch die rede gehœret: sie sprechent, daz in fröude stœret, sie sîn mê dan halbe verzaget Beidiu lîbes unde guotes, niemen helfe in hôhes muotes. wer sol rihten? hiest geklaget. Ein frouwe wil ze schedelîche schimpfen, ich habe ûz gelobet. si tumbet, obe si niht entobet. jon wart ich lobes noch nie sô rîche. Törst ich vor den wandelbaren, sô lobte ich die ze lobenne wæren. des enhaben deheinen muot, Ichn gelobe sie niemer alle, swiez den lôsen missevalle, siene werden alle guot. Ich weiz sie diu daz nit ennîdet, daz man nennet reiniu wip. sô rehte reine sôst ir lîp, daz si der guoten lop wol lîdet. Er engap ir niht ze kleine, der sie geschuof, schone unde reine. der diu zwei zesamne slôz, Wie gefuoge er kunde sliezen! er solt iemer bilde giezen, der daz selbe bilde gôz. Sich krenkent frouwen unde pfaffen, 5 10 20 25 30
88 61 35 — 62 31 Swaz ich den gedienen kan, daz tuon ich, daz sie gedenken mîn. Hie mite sô künd ich in daz: diu werlt enstê danne schiere baz, sô wil ich leben sô ich beste mac und mînen sanc ûf geben. 35 40 62 (L. 44 35). Die herren jehent, man sülz den frouwen wîzen daz diu werlt sô stê. sie sehent niht frolich ûf als ê, sie wellent alze nider schouwen. Ich habe ouch die rede gehœret: sie sprechent, daz in fröude stœret, sie sîn mê dan halbe verzaget Beidiu lîbes unde guotes, niemen helfe in hôhes muotes. wer sol rihten? hiest geklaget. Ein frouwe wil ze schedelîche schimpfen, ich habe ûz gelobet. si tumbet, obe si niht entobet. jon wart ich lobes noch nie sô rîche. Törst ich vor den wandelbaren, sô lobte ich die ze lobenne wæren. des enhaben deheinen muot, Ichn gelobe sie niemer alle, swiez den lôsen missevalle, siene werden alle guot. Ich weiz sie diu daz nit ennîdet, daz man nennet reiniu wip. sô rehte reine sôst ir lîp, daz si der guoten lop wol lîdet. Er engap ir niht ze kleine, der sie geschuof, schone unde reine. der diu zwei zesamne slôz, Wie gefuoge er kunde sliezen! er solt iemer bilde giezen, der daz selbe bilde gôz. Sich krenkent frouwen unde pfaffen, 5 10 20 25 30
Strana 89
62 32 — 63 26 89 daz sie sich niht scheiden lânt. die den verschampten bî gestânt, die wellent lihte ouch mit in schaffen. 35 wê daz zwên als edele namen Mit den schamelôsen werbent! sicherlîche sie verderbent, siene wellens sich erschamen. 40 63 (L. 47 36). Hie vor, dô man sô rehte minneclîchen warp, dô wâren mîne sprüche fröuden rîche : Sît daz diu minneclîche minne alsô verdarp, sît sanc ouch ich ein teil unminneclîche. Iemer als ez danne stât, alsô sol man danne singen. swenne unfuoge nu zergât, sô sing aber von höfschen dingen. noch kumpt fröude und sanges tac : wol im, ders erbeiten mac ! derz gelouben wolte, so erkande ich wol die fuoge, wenn unde wie man singen solte. Zwô fuoge hân ich doch, swie ungefüege ich sî, der hân ich mich von kinde her vereinet: Ich bin den frôn bescheidenlîcher fröude bî, und lache ungerne swâ man bî mir weinet. Durch die liute bin ich frô, durch die liute wil ich sorgen : ist mir anders danne alsô, waz dar umbe ? ich wil doch borgen. swie sie sint sô wil ich sîn, daz sie niht verdrieze mîn. manegem ist unmære swaz einem andern werre: 5 10 15 20 der sî ouch bî den liuten sware. Ich sage in waz uns den gemeinen schaden tuot: 25 diu wîp gelîchent uns ein teil ze sêre.
62 32 — 63 26 89 daz sie sich niht scheiden lânt. die den verschampten bî gestânt, die wellent lihte ouch mit in schaffen. 35 wê daz zwên als edele namen Mit den schamelôsen werbent! sicherlîche sie verderbent, siene wellens sich erschamen. 40 63 (L. 47 36). Hie vor, dô man sô rehte minneclîchen warp, dô wâren mîne sprüche fröuden rîche : Sît daz diu minneclîche minne alsô verdarp, sît sanc ouch ich ein teil unminneclîche. Iemer als ez danne stât, alsô sol man danne singen. swenne unfuoge nu zergât, sô sing aber von höfschen dingen. noch kumpt fröude und sanges tac : wol im, ders erbeiten mac ! derz gelouben wolte, so erkande ich wol die fuoge, wenn unde wie man singen solte. Zwô fuoge hân ich doch, swie ungefüege ich sî, der hân ich mich von kinde her vereinet: Ich bin den frôn bescheidenlîcher fröude bî, und lache ungerne swâ man bî mir weinet. Durch die liute bin ich frô, durch die liute wil ich sorgen : ist mir anders danne alsô, waz dar umbe ? ich wil doch borgen. swie sie sint sô wil ich sîn, daz sie niht verdrieze mîn. manegem ist unmære swaz einem andern werre: 5 10 15 20 der sî ouch bî den liuten sware. Ich sage in waz uns den gemeinen schaden tuot: 25 diu wîp gelîchent uns ein teil ze sêre.
Strana 90
90 63 27 — 60 Daz wir in alsô liep sîn übel alse guot, seht, daz gelîchen nimet uns fröude und êre. Schieden uns diu wîp als ê, daz sie sich ouch liezen scheiden, daz gefrumte uns iemer mê, mannen unde wîben, beiden. waz stêt übel, waz stêt wol, sît man uns niht scheiden sol? edeliu wîp, gedenket 35 daz ouch die man waz kunnen: gelîchents iuch, ir sît gekrenket. 30 Wîp muoz iemer sîn der wibe hœhste name, und tiuret baz dan frouwe, als ichz erkenne. Swâ nu deheiniu sî diu sich ir wîpheit schame, diu merke disen sanc und kiese denne. Under frouwen sint unwîp, under wîben sint sie tiure. wibes name und wibes lîp die sint beide vil gehiure. swiez umb alle frouwen var, wîp sint alle frouwen gar. zwîvellop daz honet, als under wîlen frouwe : wîp dêst ein name ders alle kronet. Ich sanc hie vor den frouwen umbe ir blôzen gruoz: den nam ich wider mîme lobe ze lône. Swâ ich des geltes nu vergebene warten muoz, dâ lobe ein ander, den sie grüezen schône. Swâ ich niht verdienen kan einen gruoz mit mîme sange, dar kêr ich vil hêrscher man mînen nac oder ein mîn wange. daz kît 'mir ist umbe dich rehte als dir ist umbe mich." ich wil mîn lop kêren an wîp die kunnen danken: 40 45 50 55 waz hân ich von den überhêren? 60
90 63 27 — 60 Daz wir in alsô liep sîn übel alse guot, seht, daz gelîchen nimet uns fröude und êre. Schieden uns diu wîp als ê, daz sie sich ouch liezen scheiden, daz gefrumte uns iemer mê, mannen unde wîben, beiden. waz stêt übel, waz stêt wol, sît man uns niht scheiden sol? edeliu wîp, gedenket 35 daz ouch die man waz kunnen: gelîchents iuch, ir sît gekrenket. 30 Wîp muoz iemer sîn der wibe hœhste name, und tiuret baz dan frouwe, als ichz erkenne. Swâ nu deheiniu sî diu sich ir wîpheit schame, diu merke disen sanc und kiese denne. Under frouwen sint unwîp, under wîben sint sie tiure. wibes name und wibes lîp die sint beide vil gehiure. swiez umb alle frouwen var, wîp sint alle frouwen gar. zwîvellop daz honet, als under wîlen frouwe : wîp dêst ein name ders alle kronet. Ich sanc hie vor den frouwen umbe ir blôzen gruoz: den nam ich wider mîme lobe ze lône. Swâ ich des geltes nu vergebene warten muoz, dâ lobe ein ander, den sie grüezen schône. Swâ ich niht verdienen kan einen gruoz mit mîme sange, dar kêr ich vil hêrscher man mînen nac oder ein mîn wange. daz kît 'mir ist umbe dich rehte als dir ist umbe mich." ich wil mîn lop kêren an wîp die kunnen danken: 40 45 50 55 waz hân ich von den überhêren? 60
Strana 91
64 1 — 38 91 64 (L. 41 13). Ich bin als unschedelîche frô, daz man mir wol ze lebenne gan. Tougenlîche stât mîn herze hô : waz touc zer werlte ein rüemic man ? Wê den selben die sô manegen schonen lîp habent ze boesen mæeren brâht! wol mich, daz ichs hân gedâht! ir sult sie mîden, guotiu wîp. Ich wil guotes mannes werdekeit vil gerne hoeren unde sagen. Swer mir anders tuot, daz ist mir leit: ich wilz ouch allez niht vertragen. Rüemære unde lügenære, swâ die sîn, den verbiute ich mînen sanc, und ist âne mînen danc, obs alsô vil geniezen mîn. Maneger trûret, dem doch liep geschiht: ich hân aber iemer hôhen muot, Und enhabe doch herzeliebes niht. daz ist mir alsô lîhte guot. Herzeliebes, swaz ich des noch ie gesach, dâ was herzeleide bî. liezen mich gedanke frî, son wiste ich niht umb ungemach. Als ich mit gedanken irre var, sô wil mir maneger sprechen zuo : Sô swîg ich und lâze in reden dar. waz wil er anders daz ich tuo? Hete ich ougen oder ôren danne dâ, sô kund ich die rede verstân: swenn ich ir beider niht enhân, son kan ich nein, son kan ich jâ. Ich bin einer der nie halben tac mit ganzen fröuden hât vertriben. Swaz ich fröuden ie dâ her gepflac, der bin ich eine hie beliben. Nieman kan hie fröude vinden, si zergê sam der liehten bluomen schîn: 5 10 15 20 25 30 35
64 1 — 38 91 64 (L. 41 13). Ich bin als unschedelîche frô, daz man mir wol ze lebenne gan. Tougenlîche stât mîn herze hô : waz touc zer werlte ein rüemic man ? Wê den selben die sô manegen schonen lîp habent ze boesen mæeren brâht! wol mich, daz ichs hân gedâht! ir sult sie mîden, guotiu wîp. Ich wil guotes mannes werdekeit vil gerne hoeren unde sagen. Swer mir anders tuot, daz ist mir leit: ich wilz ouch allez niht vertragen. Rüemære unde lügenære, swâ die sîn, den verbiute ich mînen sanc, und ist âne mînen danc, obs alsô vil geniezen mîn. Maneger trûret, dem doch liep geschiht: ich hân aber iemer hôhen muot, Und enhabe doch herzeliebes niht. daz ist mir alsô lîhte guot. Herzeliebes, swaz ich des noch ie gesach, dâ was herzeleide bî. liezen mich gedanke frî, son wiste ich niht umb ungemach. Als ich mit gedanken irre var, sô wil mir maneger sprechen zuo : Sô swîg ich und lâze in reden dar. waz wil er anders daz ich tuo? Hete ich ougen oder ôren danne dâ, sô kund ich die rede verstân: swenn ich ir beider niht enhân, son kan ich nein, son kan ich jâ. Ich bin einer der nie halben tac mit ganzen fröuden hât vertriben. Swaz ich fröuden ie dâ her gepflac, der bin ich eine hie beliben. Nieman kan hie fröude vinden, si zergê sam der liehten bluomen schîn: 5 10 15 20 25 30 35
Strana 92
92 64 39 — 65 16 dâ von sol daz herze mîn niht senen nâch valschen fröuden mê. 40 65 (L. 111 22). Ein man verbiutet âne pfliht ein spil, dés im nieman wol gevolgen mac. Er gihet, swenne ein wîp ersiht sîn ouge, daz si si sîn ôsterlîcher tac. Wie wære uns andern liuten sô geschehen solten wir im alle sînes willen jehen ? ich bin der imez versprechen muoz: bezzer waere mîner frouwen senfter gruoz. deist mates buoz. 'Ich bin ein wîp dâ her gewesen sô stæte an êren und ouch alsô wol gemuot: Ich trûwe ouch noch vil wol genesen, daz mir mit solhem stelne nieman [keinen] schaden tuot. Swer küssen hie ze mir gewinnen wil, der werbe ez mit fuoge und ander spil. ist daz ez im wirt iesâ, 5 10 15 65 1. Parodie zweier strophen Reinmars. 1 (MF 159, 1) Ich wirbe umb allez daz ein man ze werltlîchen fröuden iemer haben sol. daz ist ein wîp der ich enkan nâch ir vil grôzen werdekeit gesprechen wol. lob ich si sô man ander frouwen tuot, dazn nimet eht disiu von mir niht für guot. doch swer ich des, sist an der stat dazs ûz wîplichen tugenden nie fuoz getrat. daz ist in mat. 2 (MF 159, 37) Und ist daz mirs mîn sœlde gan deich ab ir wol redendem munde ein küssen mac versteln, gît got daz ich ez bringe dan, sô wil ichz tougenlîche tragen und iemer heln. und ist daz siz für grôze swœre hât und véhet mich durch mîne missetât. waz tuon ich danne, unsœlic man? dâ hebe ichz ûf und legez hin wider dâ ichz dâ nam, als ich wol kan. Ausserdem bezieht sich Walther auf ein anderes lied Reinmars, in welchem die zeile vorkommt (MF 170, 19) si ist min ôsterlîcher tac. Er scheint die äusserungen Reinmars nicht genau im gedächtnis gehabt zu haben, denn die parodie passt nicht recht. Vielleicht ist in z. 4 zu lesen daz daz si sîn ôsterlicher tac. Als er- widerung Reinmars auf Walthers angriff ist vielleicht zu fassen MF 197, 3: Waz unmâze ist daz, ob ich des hân gesworn, daz si mir lieber si dan elliu wip?
92 64 39 — 65 16 dâ von sol daz herze mîn niht senen nâch valschen fröuden mê. 40 65 (L. 111 22). Ein man verbiutet âne pfliht ein spil, dés im nieman wol gevolgen mac. Er gihet, swenne ein wîp ersiht sîn ouge, daz si si sîn ôsterlîcher tac. Wie wære uns andern liuten sô geschehen solten wir im alle sînes willen jehen ? ich bin der imez versprechen muoz: bezzer waere mîner frouwen senfter gruoz. deist mates buoz. 'Ich bin ein wîp dâ her gewesen sô stæte an êren und ouch alsô wol gemuot: Ich trûwe ouch noch vil wol genesen, daz mir mit solhem stelne nieman [keinen] schaden tuot. Swer küssen hie ze mir gewinnen wil, der werbe ez mit fuoge und ander spil. ist daz ez im wirt iesâ, 5 10 15 65 1. Parodie zweier strophen Reinmars. 1 (MF 159, 1) Ich wirbe umb allez daz ein man ze werltlîchen fröuden iemer haben sol. daz ist ein wîp der ich enkan nâch ir vil grôzen werdekeit gesprechen wol. lob ich si sô man ander frouwen tuot, dazn nimet eht disiu von mir niht für guot. doch swer ich des, sist an der stat dazs ûz wîplichen tugenden nie fuoz getrat. daz ist in mat. 2 (MF 159, 37) Und ist daz mirs mîn sœlde gan deich ab ir wol redendem munde ein küssen mac versteln, gît got daz ich ez bringe dan, sô wil ichz tougenlîche tragen und iemer heln. und ist daz siz für grôze swœre hât und véhet mich durch mîne missetât. waz tuon ich danne, unsœlic man? dâ hebe ichz ûf und legez hin wider dâ ichz dâ nam, als ich wol kan. Ausserdem bezieht sich Walther auf ein anderes lied Reinmars, in welchem die zeile vorkommt (MF 170, 19) si ist min ôsterlîcher tac. Er scheint die äusserungen Reinmars nicht genau im gedächtnis gehabt zu haben, denn die parodie passt nicht recht. Vielleicht ist in z. 4 zu lesen daz daz si sîn ôsterlicher tac. Als er- widerung Reinmars auf Walthers angriff ist vielleicht zu fassen MF 197, 3: Waz unmâze ist daz, ob ich des hân gesworn, daz si mir lieber si dan elliu wip?
Strana 93
65 17 — 66 30 93 er muoz sîn iemer sîn mîn diep, und habe imz dâ und anderswâ." 66 (L. 64 30). Ouwê, hovelîchez singen, daz dich ungefüege doene Solten ie ze hove verdringen! daz die schiere got gehoene! Ouwê daz dîn wirde alsô geliget! des sint alle dîne friunde unfrô. daz muoz eht alsô sîn: nu si alsô: frô Unfuoge, ir habt gesiget. Der uns fröude wider bræehte din reht und gefüege ware, Hei wie wol man des gedæhte swâ man von im seite maere! Ez waer ein vil hovelîcher muot, des ich iemer gerne wünschen sol. frouwen unde herren zæme es wol. ouwê daz ez nieman tuot! Die daz rehte singen stoerent, der ist ungelîche mêre Danne die ez gerne hoerent. doch volg ich der alten lêre: Ich enwil niht werben zuo der mül, dâ der stein sô riuschend umbe gât und daz rat sô manege unwise hât. merket wer dâ harpfen sül. Die sô frevellîchen schallent, der muoz ich vor zorne lachen, Dazs in selben wol gevallent mit als ungefüegen sachen. Die tuont sam die frösche in eime sé, den ir schrîen alsô wohl behaget, 5 10 15 20 25 30 66 1 ff. Unter den ungevüegen dœnen, gegen welche sich dies lied wendet, werden trotz Lachmanns widerspruch die tanzweisen Neidhards von Reuental zu verstehen sein, die eine kunstmässige, zum teil parodierende nachbildung der bäurischen tanzlieder waren.
65 17 — 66 30 93 er muoz sîn iemer sîn mîn diep, und habe imz dâ und anderswâ." 66 (L. 64 30). Ouwê, hovelîchez singen, daz dich ungefüege doene Solten ie ze hove verdringen! daz die schiere got gehoene! Ouwê daz dîn wirde alsô geliget! des sint alle dîne friunde unfrô. daz muoz eht alsô sîn: nu si alsô: frô Unfuoge, ir habt gesiget. Der uns fröude wider bræehte din reht und gefüege ware, Hei wie wol man des gedæhte swâ man von im seite maere! Ez waer ein vil hovelîcher muot, des ich iemer gerne wünschen sol. frouwen unde herren zæme es wol. ouwê daz ez nieman tuot! Die daz rehte singen stoerent, der ist ungelîche mêre Danne die ez gerne hoerent. doch volg ich der alten lêre: Ich enwil niht werben zuo der mül, dâ der stein sô riuschend umbe gât und daz rat sô manege unwise hât. merket wer dâ harpfen sül. Die sô frevellîchen schallent, der muoz ich vor zorne lachen, Dazs in selben wol gevallent mit als ungefüegen sachen. Die tuont sam die frösche in eime sé, den ir schrîen alsô wohl behaget, 5 10 15 20 25 30 66 1 ff. Unter den ungevüegen dœnen, gegen welche sich dies lied wendet, werden trotz Lachmanns widerspruch die tanzweisen Neidhards von Reuental zu verstehen sein, die eine kunstmässige, zum teil parodierende nachbildung der bäurischen tanzlieder waren.
Strana 94
94 66 31 — 673 daz diu nahtegal dâ von verzaget, sô si gerne sunge mê. Swer Unfuoge swîgen hieze, waz man noch von fröuden sunge ! Und sie ab den bürgen stieze, daz sî dâ die frôn niht twunge. Wurden ir die grôzen höve benomen, daz war allez nâch dem willen mîn. bî den gebûren lieze ich sie wol sîn: dannen ists ouch her bekomen. 35 40 67 (L. 8 4). ch hôrte diu wazzer diezen und sach die vische fliezen; ich sach swaz in der werlte was, 67 1 ff. Der spruch ist gedichtet, nachdem Philipp von Schwaben als kandidat für die deutsche königskrone aufgetreten war, aber vor seiner krönung. Am 15. februar 1198 erklärte sich derselbe in Nordhausen zur annahme einer wahl bereit (Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto der IV, I, 66), am 8. märz ward er zu Mühlhausen gewählt (ib. 69), am 8. september zu Mainz gekrönt. Genauer setzt Burdach (Walther 217) den spruch in die letzten tage des juni, dagegen Wilmanns (ZfdA 45, 427) noch vor die wahl Philipps. Die armen künege in z. 23 hat man früher immer auf die gegenkandidaten bezogen, von denen sich keiner in bezug auf reichtum mit Philipp messen konnte (vgl. Winkelmann I, 50 und 66 anm. 1). Dabei macht es allerdings eine schwierigkeit, dass dieselben (Berthold von Zähringen, Bernhard von Sachsen, Otto von Poitou), nach einander, nicht gleichzeitig aufgestellt sind. Eine andere deutung ist vorgebracht von Roethe, ZfdA 44, 116 und von Burdach, der dieselbe in der zweiten untersuchung seines Walther- buches sehr eingehend zu begründen versucht. Beide nehmen an, dass unter den armen königen wie in lateinischen quellen unter reguli die als dem kaiser untergeordnet gedachten dem reiche benachbarten könige zu verstehen seien. Gegen diese von vielen beifällig aufgenommene ansicht spricht aber, dass eine solche hineinziehung des auslandes im vorhergehenden auf keine weise vorbereitet ist, und namentlich der deutliche gegensatz zwischen Philippe setze en weisen ûf und heiz sie treten hinder sich, wodurch letzteres als ein zurücktreten von dem anpruch auf die krone gekennzeichnet ist, so dass es sehr begreiflich ist, dass früher niemand auf eine andere auf- fassung gekommen ist (vgl. auch Symons, Album-Kern 183).
94 66 31 — 673 daz diu nahtegal dâ von verzaget, sô si gerne sunge mê. Swer Unfuoge swîgen hieze, waz man noch von fröuden sunge ! Und sie ab den bürgen stieze, daz sî dâ die frôn niht twunge. Wurden ir die grôzen höve benomen, daz war allez nâch dem willen mîn. bî den gebûren lieze ich sie wol sîn: dannen ists ouch her bekomen. 35 40 67 (L. 8 4). ch hôrte diu wazzer diezen und sach die vische fliezen; ich sach swaz in der werlte was, 67 1 ff. Der spruch ist gedichtet, nachdem Philipp von Schwaben als kandidat für die deutsche königskrone aufgetreten war, aber vor seiner krönung. Am 15. februar 1198 erklärte sich derselbe in Nordhausen zur annahme einer wahl bereit (Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto der IV, I, 66), am 8. märz ward er zu Mühlhausen gewählt (ib. 69), am 8. september zu Mainz gekrönt. Genauer setzt Burdach (Walther 217) den spruch in die letzten tage des juni, dagegen Wilmanns (ZfdA 45, 427) noch vor die wahl Philipps. Die armen künege in z. 23 hat man früher immer auf die gegenkandidaten bezogen, von denen sich keiner in bezug auf reichtum mit Philipp messen konnte (vgl. Winkelmann I, 50 und 66 anm. 1). Dabei macht es allerdings eine schwierigkeit, dass dieselben (Berthold von Zähringen, Bernhard von Sachsen, Otto von Poitou), nach einander, nicht gleichzeitig aufgestellt sind. Eine andere deutung ist vorgebracht von Roethe, ZfdA 44, 116 und von Burdach, der dieselbe in der zweiten untersuchung seines Walther- buches sehr eingehend zu begründen versucht. Beide nehmen an, dass unter den armen königen wie in lateinischen quellen unter reguli die als dem kaiser untergeordnet gedachten dem reiche benachbarten könige zu verstehen seien. Gegen diese von vielen beifällig aufgenommene ansicht spricht aber, dass eine solche hineinziehung des auslandes im vorhergehenden auf keine weise vorbereitet ist, und namentlich der deutliche gegensatz zwischen Philippe setze en weisen ûf und heiz sie treten hinder sich, wodurch letzteres als ein zurücktreten von dem anpruch auf die krone gekennzeichnet ist, so dass es sehr begreiflich ist, dass früher niemand auf eine andere auf- fassung gekommen ist (vgl. auch Symons, Album-Kern 183).
Strana 95
67 4— 30 95 velt walt loup rôr unde gras, swaz kriuchet unde fliuget und bein zer erde biuget. daz sach ich, unde sage iu daz: der deheinez lebet âne haz. daz wilt und daz gewürme die strîtent starke stürme, sam tuont die vogel under in; wan daz sie habent einen sin: si diuhten sich ze nihte, si enschüefen starc gerihte. sie kiesent künege unde reht. sie setzent herren unde kneht. sô wê dir, tiuschiu zunge, wie stêt dîn ordenunge, daz nu diu mugge ir künec hât, und daz dîn êre alsô zergât! bekêrâ dich, bekêre. die cirken sint ze hêre, die armen künege dringent dich; Philippe setze en weisen ûf, und heiz sie treten hinder [sich. Ich sach mit mînen ougen manne und wibe tougen, daz ich gehôrte und gesach swaz iemen tet, swaz iemen sprach. ze Rôme hôrte ich liegen, zwêne künege triegen. 10 15 20 25 5 30 Die cirken (cirkel) in 22 sind bisher als die stirnreife der deutschen fürsten gefasst, so auch noch von Burdach a. a.o. Dagegen bezieht sie derselbe in den Sitz.-ber. der Berliner akad. 1902, s. 897 auf die kronen der ausländischen könige, indem er behauptet, dass die reichsfürsten um diese zeit noch keine stirnreife getragen hätten. Gegen diese behauptung vgl. Dieterich, Lit.-bl. 1903, 279. 25 ff. Das gedicht ist einige zeit nach dem banne des papstes Innocenz III. über Philipp entstanden, der am 29. juni 1201 durch den kardinal Guido von Präneste zu Köln verkündet wurde (vgl. O. Abel in der ZfdA IX, 138 ff). Es gibt eine kurze übersicht über den gang des kampfes zwischen Otto und Philipp, die mit den beiden königen in z. 30 gemeint sind (anders Abel, der darunter Philipp und Friedrich versteht).
67 4— 30 95 velt walt loup rôr unde gras, swaz kriuchet unde fliuget und bein zer erde biuget. daz sach ich, unde sage iu daz: der deheinez lebet âne haz. daz wilt und daz gewürme die strîtent starke stürme, sam tuont die vogel under in; wan daz sie habent einen sin: si diuhten sich ze nihte, si enschüefen starc gerihte. sie kiesent künege unde reht. sie setzent herren unde kneht. sô wê dir, tiuschiu zunge, wie stêt dîn ordenunge, daz nu diu mugge ir künec hât, und daz dîn êre alsô zergât! bekêrâ dich, bekêre. die cirken sint ze hêre, die armen künege dringent dich; Philippe setze en weisen ûf, und heiz sie treten hinder [sich. Ich sach mit mînen ougen manne und wibe tougen, daz ich gehôrte und gesach swaz iemen tet, swaz iemen sprach. ze Rôme hôrte ich liegen, zwêne künege triegen. 10 15 20 25 5 30 Die cirken (cirkel) in 22 sind bisher als die stirnreife der deutschen fürsten gefasst, so auch noch von Burdach a. a.o. Dagegen bezieht sie derselbe in den Sitz.-ber. der Berliner akad. 1902, s. 897 auf die kronen der ausländischen könige, indem er behauptet, dass die reichsfürsten um diese zeit noch keine stirnreife getragen hätten. Gegen diese behauptung vgl. Dieterich, Lit.-bl. 1903, 279. 25 ff. Das gedicht ist einige zeit nach dem banne des papstes Innocenz III. über Philipp entstanden, der am 29. juni 1201 durch den kardinal Guido von Präneste zu Köln verkündet wurde (vgl. O. Abel in der ZfdA IX, 138 ff). Es gibt eine kurze übersicht über den gang des kampfes zwischen Otto und Philipp, die mit den beiden königen in z. 30 gemeint sind (anders Abel, der darunter Philipp und Friedrich versteht).
Strana 96
96 67 31 — 55 dâ von huop sich der meiste strît der ê was oder iemer sît, dô sich begunden zweien pfaffen unde leien. daz was ein nôt vor aller nôt: lîp unde sêle lac dâ tôt. die pfaffen striten sêre; doch wart der leien mêre. diu swért léiten sie dernider, und griffen zuo der stôle wider: sie bienen die sie wolten, und níht dén sie solten. dô stôrte man diu goteshûs. ich hôrte verre in einer klûs vil michel ungebære : dâ weinte ein klôsenære, er klagete gote sîniu leit: 'ouwê der bâbest ist ze junc: 35 40 45 hilf, herre, dîner [kristenheit." Ich saz ûf eime steine, und dahte bein mit beine; dar ûf satzt ich den ellenbogen; ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange. dô dâhte ich mir vil ange, wie man zer werlte solte leben: 50 55 41. die sie wolten Philipp und seine anhänger, 42. den sie solten Otto. 46. Der klôsenœre erscheint noch 75 40 und 79 73 als vertreter der schlichten frömmigkeit, die von der geistlichkeit verlangt, dass sie lediglich auf das geistige wohl der kirche bedacht sei und sich nicht in weltliche angelegenheiten ein- mische. Es ist dabei gewiss an keine bestimmte persönlichkeit zu denken wie von J. Grimm und von Opel in seiner schrift Mîn guoter klôsenœre (Halle 1860) angenommen ist. Verfehlt ist auch H. Domanig. Der Klôsenœre Walthers von der Vogel- weide, Paderborn 1889 (vgl. Behaghel, Germania XXXV, 199). S. jetzt auch Schönbach, Erklärung altd. dichter, s. 3. 49 ff. Die schilderung der zustände passt nicht bloss auf die zeit kurz nach dem Tode Heinrichs VI., in die man den spruch gewöhnlich setzt, sondern eben so gut auf die spätere des kampfes zwischen Philipp und Otto. In der im anfang geschilderten stellung ist Walther in der Pariser und Weingartner handschrift abgebildet.
96 67 31 — 55 dâ von huop sich der meiste strît der ê was oder iemer sît, dô sich begunden zweien pfaffen unde leien. daz was ein nôt vor aller nôt: lîp unde sêle lac dâ tôt. die pfaffen striten sêre; doch wart der leien mêre. diu swért léiten sie dernider, und griffen zuo der stôle wider: sie bienen die sie wolten, und níht dén sie solten. dô stôrte man diu goteshûs. ich hôrte verre in einer klûs vil michel ungebære : dâ weinte ein klôsenære, er klagete gote sîniu leit: 'ouwê der bâbest ist ze junc: 35 40 45 hilf, herre, dîner [kristenheit." Ich saz ûf eime steine, und dahte bein mit beine; dar ûf satzt ich den ellenbogen; ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange. dô dâhte ich mir vil ange, wie man zer werlte solte leben: 50 55 41. die sie wolten Philipp und seine anhänger, 42. den sie solten Otto. 46. Der klôsenœre erscheint noch 75 40 und 79 73 als vertreter der schlichten frömmigkeit, die von der geistlichkeit verlangt, dass sie lediglich auf das geistige wohl der kirche bedacht sei und sich nicht in weltliche angelegenheiten ein- mische. Es ist dabei gewiss an keine bestimmte persönlichkeit zu denken wie von J. Grimm und von Opel in seiner schrift Mîn guoter klôsenœre (Halle 1860) angenommen ist. Verfehlt ist auch H. Domanig. Der Klôsenœre Walthers von der Vogel- weide, Paderborn 1889 (vgl. Behaghel, Germania XXXV, 199). S. jetzt auch Schönbach, Erklärung altd. dichter, s. 3. 49 ff. Die schilderung der zustände passt nicht bloss auf die zeit kurz nach dem Tode Heinrichs VI., in die man den spruch gewöhnlich setzt, sondern eben so gut auf die spätere des kampfes zwischen Philipp und Otto. In der im anfang geschilderten stellung ist Walther in der Pariser und Weingartner handschrift abgebildet.
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67 56 — 68 15 97 deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dinc erwurbe, der deheinez niht verdurbe. diu zwei sint êre und varnde guot, der ietwederz dem andern schaden tuot, daz dritte ist gotes hulde, der zweier übergulde. die wolte ich gerne in einen schrîn. jâ leider desn mac niht gesîn, daz guot und wertlich êre und gotes hulde mêre zesamene in ein herze komen. stîg unde wegè sint in benomen: untriuwe ist in der sâze, gewalt vert ûf der strâze; fride unde reht sint sêre wunt. diu driu enhabent geleites niht, 60 65 70 diu zwei enwerden [ê gesunt. 68 (L. 18 29). Diu krône ist elter danne der künec Philippes sî; dâ müget ir alle schouwen wol ein wunder bî, wies ime der smit sô ebene habe gemachet. Sîn keiserlîchez houbet zimt ir alsô wol, daz sie ze rehte nieman guoter scheiden sol. ir dewederz dâ daz ander niht enswachet. Sie lachent beide ein ander an, daz edel gesteine wider den jungen süezen man. die ougenweide sehent die fürsten gerne. swer nu des rîches irre gê, der schouwe wem der weise ob sîme nacke stê: der stein ist aller fürsten leitesterne. Dô Friderich ûz Osterrîche alsô gewarp, daz er an der sêle genas und im der lîp erstarp, dô fuort er mîne kranechen trite in derde. 68 1 ff. bezieht sich höchst wahrscheinlich auf die erste krönung Philipps (zweifelhaft ob 15. august oder 8. sept. 1198). Die schilderung deutet auf anwesenheit Walthers. 13. Fried- rich starb am 15. oder 16. april in Palästina. 5 10 15 Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl.
67 56 — 68 15 97 deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dinc erwurbe, der deheinez niht verdurbe. diu zwei sint êre und varnde guot, der ietwederz dem andern schaden tuot, daz dritte ist gotes hulde, der zweier übergulde. die wolte ich gerne in einen schrîn. jâ leider desn mac niht gesîn, daz guot und wertlich êre und gotes hulde mêre zesamene in ein herze komen. stîg unde wegè sint in benomen: untriuwe ist in der sâze, gewalt vert ûf der strâze; fride unde reht sint sêre wunt. diu driu enhabent geleites niht, 60 65 70 diu zwei enwerden [ê gesunt. 68 (L. 18 29). Diu krône ist elter danne der künec Philippes sî; dâ müget ir alle schouwen wol ein wunder bî, wies ime der smit sô ebene habe gemachet. Sîn keiserlîchez houbet zimt ir alsô wol, daz sie ze rehte nieman guoter scheiden sol. ir dewederz dâ daz ander niht enswachet. Sie lachent beide ein ander an, daz edel gesteine wider den jungen süezen man. die ougenweide sehent die fürsten gerne. swer nu des rîches irre gê, der schouwe wem der weise ob sîme nacke stê: der stein ist aller fürsten leitesterne. Dô Friderich ûz Osterrîche alsô gewarp, daz er an der sêle genas und im der lîp erstarp, dô fuort er mîne kranechen trite in derde. 68 1 ff. bezieht sich höchst wahrscheinlich auf die erste krönung Philipps (zweifelhaft ob 15. august oder 8. sept. 1198). Die schilderung deutet auf anwesenheit Walthers. 13. Fried- rich starb am 15. oder 16. april in Palästina. 5 10 15 Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl.
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98 68 16 — 38 Dô gieng ich slîchend als ein pfawe swar ich gie, daz houbet hanht ich nider unz ûf mîniu knie: nu rihte ich ez ûf nâch vollem werde. Ich bin wol ze fiure komen, mich hât daz rîche und ouch diu krône an sich 20 wol ûf, swer tanzen welle nâch der gîgen! [genomen. mir ist mîner sware buoz: êrste wil ich ebene setzen mînen fuoz und wider in ein hôhgemüete stîgen. 25 Ez gienc eins tages als unser herre wart geborn von einer maget dier im ze muoter hâte erkorn, ze Megdeburc der künec Philippes schône. Dâ gienc eins keisers bruoder und eins keisers kint in einer wât, swie doch die namen drîge sint: er truoc des rîches zepter und die krône. Er trat vil lîse, im was niht gâch: im sleich ein hôhgeborniu küneginne nâch, rôs âne dorn, ein tûbe sunder gallen. diu zuht was niener anderswâ: die Düringe und die Sahsen dienden alsô dâ, daz ez den wîsen muoste wol gevallen. 30 35 Philippes künec, die nâhe spehenden zîhent dich, dun sîst niht dankes milte: des bedunket mich 20. daz rîche und ouch diu krône] gemeint ist könig Philipp. 25 ff. bezieht sich auf die weihnachtsfeier im jahre 1199, vgl. Winkelmann I, 148. 29. Die drei namen sind künec, keisers bruoder, keisers kint. 33. Attribute, die sonst der jungfrau Maria gegeben werden, legt der dichter hier der gemahlin Philipps bei, weil sie in Deutschland den namen Maria führte, was sich anderweitig erst seit dem jahre 1208 nachweisen lässt. Sie war die tochter des byzantinischen kaisers Isaak, und ihr eigentlicher name war Irene. 37 ff. An freigebigkeit liess es Philipp nach den sonstigen zeugnissen, die wir darüber haben, nicht fehlen. Wenn es Walther hier und 70 a 1 noch nötig findet, ihn dazu zu ermahnen, so muss er starke ansprüche gestellt haben. Er vertritt dabei die allgemeinen anschauungen der dichter des mittelalters, für die masslose freigebigkeit zum idealbilde eines fürsten gehört. Uebrigens ist der rat beide mal ganz allgemein gehalten, und nirgends angedeutet, dass Walther für sich selbst oder für einen bestimmten fürsten grössere freigebigkeit beansprucht.
98 68 16 — 38 Dô gieng ich slîchend als ein pfawe swar ich gie, daz houbet hanht ich nider unz ûf mîniu knie: nu rihte ich ez ûf nâch vollem werde. Ich bin wol ze fiure komen, mich hât daz rîche und ouch diu krône an sich 20 wol ûf, swer tanzen welle nâch der gîgen! [genomen. mir ist mîner sware buoz: êrste wil ich ebene setzen mînen fuoz und wider in ein hôhgemüete stîgen. 25 Ez gienc eins tages als unser herre wart geborn von einer maget dier im ze muoter hâte erkorn, ze Megdeburc der künec Philippes schône. Dâ gienc eins keisers bruoder und eins keisers kint in einer wât, swie doch die namen drîge sint: er truoc des rîches zepter und die krône. Er trat vil lîse, im was niht gâch: im sleich ein hôhgeborniu küneginne nâch, rôs âne dorn, ein tûbe sunder gallen. diu zuht was niener anderswâ: die Düringe und die Sahsen dienden alsô dâ, daz ez den wîsen muoste wol gevallen. 30 35 Philippes künec, die nâhe spehenden zîhent dich, dun sîst niht dankes milte: des bedunket mich 20. daz rîche und ouch diu krône] gemeint ist könig Philipp. 25 ff. bezieht sich auf die weihnachtsfeier im jahre 1199, vgl. Winkelmann I, 148. 29. Die drei namen sind künec, keisers bruoder, keisers kint. 33. Attribute, die sonst der jungfrau Maria gegeben werden, legt der dichter hier der gemahlin Philipps bei, weil sie in Deutschland den namen Maria führte, was sich anderweitig erst seit dem jahre 1208 nachweisen lässt. Sie war die tochter des byzantinischen kaisers Isaak, und ihr eigentlicher name war Irene. 37 ff. An freigebigkeit liess es Philipp nach den sonstigen zeugnissen, die wir darüber haben, nicht fehlen. Wenn es Walther hier und 70 a 1 noch nötig findet, ihn dazu zu ermahnen, so muss er starke ansprüche gestellt haben. Er vertritt dabei die allgemeinen anschauungen der dichter des mittelalters, für die masslose freigebigkeit zum idealbilde eines fürsten gehört. Uebrigens ist der rat beide mal ganz allgemein gehalten, und nirgends angedeutet, dass Walther für sich selbst oder für einen bestimmten fürsten grössere freigebigkeit beansprucht.
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68 39 — 69 2 99 wie du dâ mite verliesest michels mêre. Du möhtest gerner dankes geben tûsent pfunt, dan drîzec tûsent âne danc. dir ist niht kunt wie man mit gâbe erwirbet prîs und êre. Denk an den milten Salatîn: der jach daz küneges hende dürkel solten sîn: sô wurden sie erforht und ouch geminnet. gedenke an den von Engellant, wie tiure man den lôste durch sîne milten hant. ein schade ist guot, der zwêne frumen gewinnet. 40 45 Der in den ôren siech von ungesühte sî, daz ist mîn rât, der lâz den hof ze Düringen frî: 50 wan kumet er dar, dêswâr er wirt ertoeret. Ich hân gedrungen unz ich niht mê dringen mac. ein schar vert ûz, diu ander in, naht unde tac. grôz wunder ist daz iemen dâ gehoret. Der lantgrâve ist sô gemuot daz er mit stolzen helden sîne habe vertuot, der iegeslîcher wol ein kempfe ware. mir ist sîn hôhiu fuore wol kunt: und gulte ein fuoder guotes wînes tûsent pfunt, dâ stüende doch niemer ritters becher lære. 55 60 69 (L. 20 16. 148). Ob ieman spreche, der nu lebe, daz er gesæhe ie groezer gebe, 46. Richard Löwenherz ist gemeint, der für ein lösegeld von 150000 mark aus der gefangenschaft Heinrichs VI befreit wurde. Er war das ideal der spielleute seiner zeit. Roger von Hoveden sagt von ihm: de regno Francorum cantores et joculatores muneribus allexerat, ut de illo canerent in plateis; et jam dicebatur ubique, quod non erat talis in orbe. 49 ff. Vgl. Einl. s. 11. Von einer klage des dichters, dass sein anklopfen am thüringischen hofe nichts helfe (vgl. Lachmann, anm.) steht nichts in der strophe. 52. Ueber das dringen bei hofe vgl. R. Hildebrand, Germania X, 143. 69 1 ff. Zu diesem tone vgl. Roethe, Zfd A 57, 130, dessen willkürlichen textänderungen ich nicht folgen kann. Die erste strophe bezieht sich auf ein grosses fest in Wien, vielleicht den ritterschlag Leopolds VII (28. mai 1200), wozu der ausdruck den jungen fürsten am besten passt ; Leopold war damals 24 jahre alt. Ausserdem kann aber 7*
68 39 — 69 2 99 wie du dâ mite verliesest michels mêre. Du möhtest gerner dankes geben tûsent pfunt, dan drîzec tûsent âne danc. dir ist niht kunt wie man mit gâbe erwirbet prîs und êre. Denk an den milten Salatîn: der jach daz küneges hende dürkel solten sîn: sô wurden sie erforht und ouch geminnet. gedenke an den von Engellant, wie tiure man den lôste durch sîne milten hant. ein schade ist guot, der zwêne frumen gewinnet. 40 45 Der in den ôren siech von ungesühte sî, daz ist mîn rât, der lâz den hof ze Düringen frî: 50 wan kumet er dar, dêswâr er wirt ertoeret. Ich hân gedrungen unz ich niht mê dringen mac. ein schar vert ûz, diu ander in, naht unde tac. grôz wunder ist daz iemen dâ gehoret. Der lantgrâve ist sô gemuot daz er mit stolzen helden sîne habe vertuot, der iegeslîcher wol ein kempfe ware. mir ist sîn hôhiu fuore wol kunt: und gulte ein fuoder guotes wînes tûsent pfunt, dâ stüende doch niemer ritters becher lære. 55 60 69 (L. 20 16. 148). Ob ieman spreche, der nu lebe, daz er gesæhe ie groezer gebe, 46. Richard Löwenherz ist gemeint, der für ein lösegeld von 150000 mark aus der gefangenschaft Heinrichs VI befreit wurde. Er war das ideal der spielleute seiner zeit. Roger von Hoveden sagt von ihm: de regno Francorum cantores et joculatores muneribus allexerat, ut de illo canerent in plateis; et jam dicebatur ubique, quod non erat talis in orbe. 49 ff. Vgl. Einl. s. 11. Von einer klage des dichters, dass sein anklopfen am thüringischen hofe nichts helfe (vgl. Lachmann, anm.) steht nichts in der strophe. 52. Ueber das dringen bei hofe vgl. R. Hildebrand, Germania X, 143. 69 1 ff. Zu diesem tone vgl. Roethe, Zfd A 57, 130, dessen willkürlichen textänderungen ich nicht folgen kann. Die erste strophe bezieht sich auf ein grosses fest in Wien, vielleicht den ritterschlag Leopolds VII (28. mai 1200), wozu der ausdruck den jungen fürsten am besten passt ; Leopold war damals 24 jahre alt. Ausserdem kann aber 7*
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100 69 3 — 30 als wir ze Wiene haben durch êre empfangen? Man sach den jungen fürsten geben, als er niht langer wolte leben: dâ wart mit guote wunders vil begangen. Man gap dâ niht bî drizec pfunden, wan silber, als ez wære funden, gab man hin und rîche wât. ouch hiez der fürste durch der gernden hulde die malhen von den stellen laren. ors, als ob ez lember wæren, vil maneger dan gefüeret hât. ezngalt dâ nieman sîner alten schulde: daz was ein minneclîcher rât. Mir ist verspart der salden tor; dâ stên ich als ein weise vor : mich hilfet niht swaz ich dar an geklopfe. Wie möht ein wunder groezer sîn? ez regent bêdenthalben mîn, daz mir des alles niht enwirt ein tropfe. Des fürsten milte ûz Osterriche fröut dem süezen regen gelîche beidiu liute unt ouch daz lant. er ist ein schone wol gezieret heide, dar abe man bluomen brichet wunder. und bræche mir ein blat dar under sîn vil milte rîchiu hant, sô möhte ich loben die süezen ougenweide. hie bî sî er an mich gemant. 10 15 20 25 5 30 auch die vermählungsfeier Leopolds im november 1203 in be- tracht kommen, um welche zeit sich Walther nach ausweis der reiserechnungen Wolfgers sicher in Oestreich aufhielt. Anderer ansicht sind Simrock und Nagele (Germ XXIV, 162). 11. Vgl. Bech, Germ. 32, 117 und Wallner, ZfdA 39, 429. 14. Walther spielt Anders H. Fischer, ZfdA 49, 157. hier wol auf sein eigenes früheres vergehen gegen den herzog 16 ff. Diese und die folgende strophe sind an, vgl. einl. s. 4. nicht datierbar. Schwerlich aber sind sie verfasst, bevor Walther überhaupt von Wien geschieden war, eher bei einem späteren besuche und zwar beide wol nicht bei dem gleichen.
100 69 3 — 30 als wir ze Wiene haben durch êre empfangen? Man sach den jungen fürsten geben, als er niht langer wolte leben: dâ wart mit guote wunders vil begangen. Man gap dâ niht bî drizec pfunden, wan silber, als ez wære funden, gab man hin und rîche wât. ouch hiez der fürste durch der gernden hulde die malhen von den stellen laren. ors, als ob ez lember wæren, vil maneger dan gefüeret hât. ezngalt dâ nieman sîner alten schulde: daz was ein minneclîcher rât. Mir ist verspart der salden tor; dâ stên ich als ein weise vor : mich hilfet niht swaz ich dar an geklopfe. Wie möht ein wunder groezer sîn? ez regent bêdenthalben mîn, daz mir des alles niht enwirt ein tropfe. Des fürsten milte ûz Osterriche fröut dem süezen regen gelîche beidiu liute unt ouch daz lant. er ist ein schone wol gezieret heide, dar abe man bluomen brichet wunder. und bræche mir ein blat dar under sîn vil milte rîchiu hant, sô möhte ich loben die süezen ougenweide. hie bî sî er an mich gemant. 10 15 20 25 5 30 auch die vermählungsfeier Leopolds im november 1203 in be- tracht kommen, um welche zeit sich Walther nach ausweis der reiserechnungen Wolfgers sicher in Oestreich aufhielt. Anderer ansicht sind Simrock und Nagele (Germ XXIV, 162). 11. Vgl. Bech, Germ. 32, 117 und Wallner, ZfdA 39, 429. 14. Walther spielt Anders H. Fischer, ZfdA 49, 157. hier wol auf sein eigenes früheres vergehen gegen den herzog 16 ff. Diese und die folgende strophe sind an, vgl. einl. s. 4. nicht datierbar. Schwerlich aber sind sie verfasst, bevor Walther überhaupt von Wien geschieden war, eher bei einem späteren besuche und zwar beide wol nicht bei dem gleichen.
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69 31 — 47 101 Der hof ze Wiene sprach ze mir: 'Walther, ich solte lieben dir, nu leide ich dir: daz müeze got erbarmen. Mîn wirde diu was wîlent grôz: dô lebte niender mîn genôz, wan künec Artûses hof: sô wê mir armen! Wâ nu ritter unde frouwen, die man bî mir solte schouwen? seht wie jâmerlîch ich stê. mîn dach ist fûl, sô rîsent mîne wende. mich enminnet nieman leider. golt silber ros und dar zuo kleider diu gab ich, unde hât ouch mê: nun hab ich weder schappel noch gebende noch frouwen zeinem tanze, ouwê!" 35 40 45 Künc Constantîn der gap sô vil, als ich ez iu bescheiden wil, 46 ff. gehört wahrscheinlich in des jahr 1213. Der pfaffen wal z. 57 ist die wahl Friedrichs II, die am 5. dec. 1212 zu Frank- furt stattfand, nachdem sie bereits auf einer versammlung zu Nürnberg im sept. 1211 beschlossen war. Hierzu war die an- regung durch ein manifest des papstes gegeben (vgl. Winkel- mann II, 255). Friedrich wird von seinen gegnern als pfaffen- könig (rex presbyterorum) verspottet, und bezeichnet sich selbst als könig von gottes und des papstes gnaden. Lachmann bezieht in den späteren ausgaben der pfaffen wal auf die wahl Ottos IV (vgl. auch Burdach, s. 48), an der aber der papst gar nicht beteiligt war, Wilmanns auf die entscheidung des papstes zu gunsten Ottos IV im jahre 1201, die aber doch nicht als eine wahl bezeichnet werden kann. — Haupt vergleicht eine rand- bemerkung in einer Wiener handschrift von einer hand des 13. jahrh.: Legitur, quod eo die, quo a Constantino dotata est ecclesia, audita est vox angelica, dicens hodie infusum est venenum in ecclesia, quia major est dignitate et minor religione'. Eine im wesentliche übereinstimmende stelle aus der Summa de vitiis et virtutibus des Wilhelm Peraldus führt Schönbach (Beitr. s. 22) an. Vgl. ferner Hermann v. Fritzlar (Pfeiffer, Mystiker I, 43) : dô wart ein stimme gehôrt uber allez Rôme, die sprach: hûte ist die galle und die vergift gegozzen in die heiligen kristenheit, und wizzet, daz diz ist noch ein wurzele und ein grundfestene alles krîges zwischen den bêbisten und den keisern. Die schenkung Constantins wird auch 79 69 als unheilvoll be-
69 31 — 47 101 Der hof ze Wiene sprach ze mir: 'Walther, ich solte lieben dir, nu leide ich dir: daz müeze got erbarmen. Mîn wirde diu was wîlent grôz: dô lebte niender mîn genôz, wan künec Artûses hof: sô wê mir armen! Wâ nu ritter unde frouwen, die man bî mir solte schouwen? seht wie jâmerlîch ich stê. mîn dach ist fûl, sô rîsent mîne wende. mich enminnet nieman leider. golt silber ros und dar zuo kleider diu gab ich, unde hât ouch mê: nun hab ich weder schappel noch gebende noch frouwen zeinem tanze, ouwê!" 35 40 45 Künc Constantîn der gap sô vil, als ich ez iu bescheiden wil, 46 ff. gehört wahrscheinlich in des jahr 1213. Der pfaffen wal z. 57 ist die wahl Friedrichs II, die am 5. dec. 1212 zu Frank- furt stattfand, nachdem sie bereits auf einer versammlung zu Nürnberg im sept. 1211 beschlossen war. Hierzu war die an- regung durch ein manifest des papstes gegeben (vgl. Winkel- mann II, 255). Friedrich wird von seinen gegnern als pfaffen- könig (rex presbyterorum) verspottet, und bezeichnet sich selbst als könig von gottes und des papstes gnaden. Lachmann bezieht in den späteren ausgaben der pfaffen wal auf die wahl Ottos IV (vgl. auch Burdach, s. 48), an der aber der papst gar nicht beteiligt war, Wilmanns auf die entscheidung des papstes zu gunsten Ottos IV im jahre 1201, die aber doch nicht als eine wahl bezeichnet werden kann. — Haupt vergleicht eine rand- bemerkung in einer Wiener handschrift von einer hand des 13. jahrh.: Legitur, quod eo die, quo a Constantino dotata est ecclesia, audita est vox angelica, dicens hodie infusum est venenum in ecclesia, quia major est dignitate et minor religione'. Eine im wesentliche übereinstimmende stelle aus der Summa de vitiis et virtutibus des Wilhelm Peraldus führt Schönbach (Beitr. s. 22) an. Vgl. ferner Hermann v. Fritzlar (Pfeiffer, Mystiker I, 43) : dô wart ein stimme gehôrt uber allez Rôme, die sprach: hûte ist die galle und die vergift gegozzen in die heiligen kristenheit, und wizzet, daz diz ist noch ein wurzele und ein grundfestene alles krîges zwischen den bêbisten und den keisern. Die schenkung Constantins wird auch 79 69 als unheilvoll be-
Strana 102
102 69 48 — 73 dem stuol ze Rôme, sper kriuz unde krône. Zehant der engel lûte schrê "ouwê, ouwê, zem dritten wê ! ê stuont diu kristenheit mit zühten schône: Der ist ein gift nu gevallen, ir honec ist worden zeiner gallen. daz wirt der werlt her nâch vil leit. alle fürsten lebent nu mit êren, wan der hohste ist geswachet: daz hât der pfaffen wal gemachet. daz sî dir, süezer got, gekleit. die pfaffen wellent leien reht verkêren. der engel hât uns wâr geseit. 50 55 60 Nu wachet! uns gêt zuo der tac, gein dem wol angest haben mac ein ieglich kristen, juden unde heiden. Wir hân der zeichen vil gesehen, dar an wir sîne kunft wol spehen, als uns diu schrift mit wârheit hât bescheiden. Diu sunne hât ir schîn verkêret. untriuwe ir sâmen ûz gerêret allenthalben zuo den wegen; der vater bî dem kinde untriuwe vindet, der bruoder sînem bruoder liuget; geistlich orden in kappen triuget, die uns ze himel solten stegen; 65 70 zeichnet. Man vgl. die pläne auf die kirchengüter, welche dem kaiser Otto IV zugeschrieben wurden (Winkelmann II, 293). 61 ff. Uber die datierung vgl Zarncke, PBB VII, 597. Zarncke bestimmt die sonnenfinsternis, auf die z. 67 angespielt wird, nach astronomischen berechnungen als die vom 27. nov. 1201. Es sind dabei aber nur die verfinsterungen bis zum jahre 1207 in betracht gezogen. Die möglichkeit, dass der spruch einer späteren zeit angehört, darf nicht ohne weiteres von der hand gewiesen werden. Burdach (s. 48) sucht spezielle beziehungen, ohne dass seinen ausführungen überzeugungs- kraft innewohnt. Uberhaupt enthält der spruch keine an- spielung auf bestimmte einzelne vorgänge, auch keine politische parteinahme, z. 75 nimmt die mahnung von z. 61 wieder auf: man soll nicht länger zögern, sich auf den jüngsten tag vor- zubereiten.
102 69 48 — 73 dem stuol ze Rôme, sper kriuz unde krône. Zehant der engel lûte schrê "ouwê, ouwê, zem dritten wê ! ê stuont diu kristenheit mit zühten schône: Der ist ein gift nu gevallen, ir honec ist worden zeiner gallen. daz wirt der werlt her nâch vil leit. alle fürsten lebent nu mit êren, wan der hohste ist geswachet: daz hât der pfaffen wal gemachet. daz sî dir, süezer got, gekleit. die pfaffen wellent leien reht verkêren. der engel hât uns wâr geseit. 50 55 60 Nu wachet! uns gêt zuo der tac, gein dem wol angest haben mac ein ieglich kristen, juden unde heiden. Wir hân der zeichen vil gesehen, dar an wir sîne kunft wol spehen, als uns diu schrift mit wârheit hât bescheiden. Diu sunne hât ir schîn verkêret. untriuwe ir sâmen ûz gerêret allenthalben zuo den wegen; der vater bî dem kinde untriuwe vindet, der bruoder sînem bruoder liuget; geistlich orden in kappen triuget, die uns ze himel solten stegen; 65 70 zeichnet. Man vgl. die pläne auf die kirchengüter, welche dem kaiser Otto IV zugeschrieben wurden (Winkelmann II, 293). 61 ff. Uber die datierung vgl Zarncke, PBB VII, 597. Zarncke bestimmt die sonnenfinsternis, auf die z. 67 angespielt wird, nach astronomischen berechnungen als die vom 27. nov. 1201. Es sind dabei aber nur die verfinsterungen bis zum jahre 1207 in betracht gezogen. Die möglichkeit, dass der spruch einer späteren zeit angehört, darf nicht ohne weiteres von der hand gewiesen werden. Burdach (s. 48) sucht spezielle beziehungen, ohne dass seinen ausführungen überzeugungs- kraft innewohnt. Uberhaupt enthält der spruch keine an- spielung auf bestimmte einzelne vorgänge, auch keine politische parteinahme, z. 75 nimmt die mahnung von z. 61 wieder auf: man soll nicht länger zögern, sich auf den jüngsten tag vor- zubereiten.
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69 74 — 107 103 gewalt gêt ûf, reht vor gerihte swindet. wol ûf! hie ist ze vil gelegen. 75 Ich hoere des die wîsen jehen, daz ein gerihte sül geschehen, daz nie deheinez mê wart alsô strenge. der rihtære sprichet sâ zehant 'gilt âne borg und âne pfant." dâ wirt des mannes rât vil kurz und enge. Daz hilf mir, frouwe, hie besorgen, sît daz dort nieman wil borgen, durch die hohsten fröude dîn, die dir der heilige engel ze ôren brâhte, dô er dir ze tragenne kunde dâ von sich dîn fröude erzunde und unser werndez heil sol sîn. der dir der fröude von alrêrste gedâhte, des trôst sî an dem ende mîn. 80 85 90 Sô wê dir, Werlt, wie übel du stêst! waz dinge du alzan begêst, diu von dir sint ze lîdenne ungenæeme! Du bist vil nâch gar âne scham. got weiz wol, ich bin dir gram: dîn art ist elliu worden widerzæme. Waz êren hâst uns her behalten? nieman siht dich fröuden walten, als man ir doch wîlent pflac. wê dir, wes habent diu milten herze engolten? für diu lobt man die argen rîchen. Werlt du stêst sô lasterlîchen, daz ichz niht betiuten mac. triuwe und wârheit sint vil gar bescholten: daz ist ouch aller êren slac. 95 100 105 Ez troumte, des ist manic jar, ze Babilône, daz ist wâr, 76 ff. ist nur in r überliefert, daher die echtheit nicht zweifellos. 106. Gemeint ist der traum Nebukadnezars, Daniel cap. 2.
69 74 — 107 103 gewalt gêt ûf, reht vor gerihte swindet. wol ûf! hie ist ze vil gelegen. 75 Ich hoere des die wîsen jehen, daz ein gerihte sül geschehen, daz nie deheinez mê wart alsô strenge. der rihtære sprichet sâ zehant 'gilt âne borg und âne pfant." dâ wirt des mannes rât vil kurz und enge. Daz hilf mir, frouwe, hie besorgen, sît daz dort nieman wil borgen, durch die hohsten fröude dîn, die dir der heilige engel ze ôren brâhte, dô er dir ze tragenne kunde dâ von sich dîn fröude erzunde und unser werndez heil sol sîn. der dir der fröude von alrêrste gedâhte, des trôst sî an dem ende mîn. 80 85 90 Sô wê dir, Werlt, wie übel du stêst! waz dinge du alzan begêst, diu von dir sint ze lîdenne ungenæeme! Du bist vil nâch gar âne scham. got weiz wol, ich bin dir gram: dîn art ist elliu worden widerzæme. Waz êren hâst uns her behalten? nieman siht dich fröuden walten, als man ir doch wîlent pflac. wê dir, wes habent diu milten herze engolten? für diu lobt man die argen rîchen. Werlt du stêst sô lasterlîchen, daz ichz niht betiuten mac. triuwe und wârheit sint vil gar bescholten: daz ist ouch aller êren slac. 95 100 105 Ez troumte, des ist manic jar, ze Babilône, daz ist wâr, 76 ff. ist nur in r überliefert, daher die echtheit nicht zweifellos. 106. Gemeint ist der traum Nebukadnezars, Daniel cap. 2.
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104 69 108 — 142 dem künege, ez wurde boeser in den rîchen. Die nu ze vollen boese sint, gewinnent die noch boeser kint, jâ herre got, wem sol ich diu gelîchen? Der tievel ware mir niht sô smæhe, quæeme er dar dâ ich in sæhe, sam des boesen boeser barn. von dér geburt enkumt uns frum noch êre. die sich selben sô verswachent und ir bôsen boeser machent, ân erben müezen sie vervarn. daz tugendelôser herren werde iht mêre, daz solt du, herre got, bewarn. Die veter habent ir kint erzogen, dar ane sie bêde sint betrogen: sie brechent dicke Salomônes lêre. Der sprichet, swer den besemen spar, daz der den sun versûme gar: des sint sie ungebachen und ân êre. Hie vor dô was diu werlt sô schone, nu ist si worden alsô hone. des enwas niht wîlent ê. die jungen habent die alten sô verdrungen. nu spottet alsô dar der alten! ez wirt in selben noch behalten: beitet unz iuwer jugent zergê: swaz ir nu tuot, daz rechent iuwer jungen. daz weiz ich wol, und weiz noch mê. 110 115 120 125 130 135 Wer zieret nu der êren sal? der jungen ritter zuht ist smal: sô pflegent die knehte gar unhübescher dinge Mit worten und mit werken ouch. swer zühte hât, der ist ir gouch. nemt war wie gar unfuoge für sich dringe. Hie vor dô berte man die jungen, 140 123. Sprüche Salomonis 13, 24. 126. Vgl. Lucae ZfdA 30,-351; Wallner und Schröder, ib. 39, 184,
104 69 108 — 142 dem künege, ez wurde boeser in den rîchen. Die nu ze vollen boese sint, gewinnent die noch boeser kint, jâ herre got, wem sol ich diu gelîchen? Der tievel ware mir niht sô smæhe, quæeme er dar dâ ich in sæhe, sam des boesen boeser barn. von dér geburt enkumt uns frum noch êre. die sich selben sô verswachent und ir bôsen boeser machent, ân erben müezen sie vervarn. daz tugendelôser herren werde iht mêre, daz solt du, herre got, bewarn. Die veter habent ir kint erzogen, dar ane sie bêde sint betrogen: sie brechent dicke Salomônes lêre. Der sprichet, swer den besemen spar, daz der den sun versûme gar: des sint sie ungebachen und ân êre. Hie vor dô was diu werlt sô schone, nu ist si worden alsô hone. des enwas niht wîlent ê. die jungen habent die alten sô verdrungen. nu spottet alsô dar der alten! ez wirt in selben noch behalten: beitet unz iuwer jugent zergê: swaz ir nu tuot, daz rechent iuwer jungen. daz weiz ich wol, und weiz noch mê. 110 115 120 125 130 135 Wer zieret nu der êren sal? der jungen ritter zuht ist smal: sô pflegent die knehte gar unhübescher dinge Mit worten und mit werken ouch. swer zühte hât, der ist ir gouch. nemt war wie gar unfuoge für sich dringe. Hie vor dô berte man die jungen, 140 123. Sprüche Salomonis 13, 24. 126. Vgl. Lucae ZfdA 30,-351; Wallner und Schröder, ib. 39, 184,
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69 143 — 180 105 die dâ pflâgen frecher zungen: nu ist ez ir werdekeit. sie schallent unde scheltent reine frouwen. wê ir hiuten und ir hâren, die niht kunnen frô gebâren sunder wîbe herzeleit! dâ mac man sünde bî der schande schouwen, die maneger ûf sich selben leit. 145 150 Swer âne vorhte, herre got, wil sprechen dîniu zehen gebot, und brichet diu, daz ist niht rehtiu minne. Dich heizet vater menege vil: swer mîn ze bruoder niht enwil, der spricht diu starken wort ûz krankem sinne. Wir wahsen ûz gelîchem dinge: spîse frumet uns, diu wirt ringe, sô si durch den munt gevert. wer kan den herren von dem knehte scheiden, swa er ir gebeine blôzez funde, het er ir joch lebender kunde, sô gewürme daz fleisch verzert? im dienent kristen juden unde heiden, der elliu lebendiu wunder nert. 155 160 165 Swer houbetsünde unt schande tuot mit sîner wizzende umbe guot, sol man den für einen wîsen nennen? Swer guot von disen beiden hât, swerz an im weiz unt sichs verstât, der sol in zeinem tôren baz erkennen. Der wîse minnet niht sô sêre, alsam die gotes hulde und êre : sin selbes lîp, wîp unde kint, diu lât er ê er disiu zwei verliese. er tôre, er dunket mich niht wîse, und ouch der sîn êre prîse : ich wan sie beide tôren sint. er gouch, swer für diu zwei ein anderz kiese! der ist an rehten witzen blint. 170 175 180
69 143 — 180 105 die dâ pflâgen frecher zungen: nu ist ez ir werdekeit. sie schallent unde scheltent reine frouwen. wê ir hiuten und ir hâren, die niht kunnen frô gebâren sunder wîbe herzeleit! dâ mac man sünde bî der schande schouwen, die maneger ûf sich selben leit. 145 150 Swer âne vorhte, herre got, wil sprechen dîniu zehen gebot, und brichet diu, daz ist niht rehtiu minne. Dich heizet vater menege vil: swer mîn ze bruoder niht enwil, der spricht diu starken wort ûz krankem sinne. Wir wahsen ûz gelîchem dinge: spîse frumet uns, diu wirt ringe, sô si durch den munt gevert. wer kan den herren von dem knehte scheiden, swa er ir gebeine blôzez funde, het er ir joch lebender kunde, sô gewürme daz fleisch verzert? im dienent kristen juden unde heiden, der elliu lebendiu wunder nert. 155 160 165 Swer houbetsünde unt schande tuot mit sîner wizzende umbe guot, sol man den für einen wîsen nennen? Swer guot von disen beiden hât, swerz an im weiz unt sichs verstât, der sol in zeinem tôren baz erkennen. Der wîse minnet niht sô sêre, alsam die gotes hulde und êre : sin selbes lîp, wîp unde kint, diu lât er ê er disiu zwei verliese. er tôre, er dunket mich niht wîse, und ouch der sîn êre prîse : ich wan sie beide tôren sint. er gouch, swer für diu zwei ein anderz kiese! der ist an rehten witzen blint. 170 175 180
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106 69 181 —214 Junc man, in swelher ahte du bist, ich wil dich lêren einen list: du lâ dir niht ze wê sîn nâch dem guote, Lâ dirz ouch niht zunmære sîn. und volgest du der lêre mîn, sô wis gewis, ez frumt dir an dem muote. Die rede wil ich dir baz bescheiden. und lâst du dirz ze sêre leiden, zergât ez so ist dîn fröude tôt: wilt aber du daz guot ze sêre minnen, du maht verliesen sêle und êre. dâ von sô volge mîner lêre, leg ûf die wâge ein rehtez lôt, und wig ouch dar mit allen dînen sinnen, alsô diu mâze uns ie gebôt. 185 190 195 Waz wunders in der werlte vert! wie manic gâbe uns ist beschert von dem der uns ûz nihte hât gemachet! Dem einen gît er schonen sin, dem andern guot unt den gewin, daz er sich mit sîn selbes guote swachet. Armen man mit guoten sinnen sol man für den rîchen minnen, ob er êren niht engert. ja enist ez niht wan gotes hulde und êre, dar nâch diu werlt sô sêre vihtet : swer sich ze guote alsô verpflihtet daz er der beider wirt entwert, dern habe ouch hie noch dort niht lônes mêre, wan sî eht guotes hie gewert. 200 205 210 Mit sælden müeze ich hiute ûf stên, got herre, in dîner huote gên und rîten, swar ich in dem lande kêre. Krist herre, lâz an mir werden schîn 211 ff. ist eine kunstmässige nachbildung der volkstüm- lichen gattung der reisesegen, vgl. Denkmäler deutscher poesie und prosa, herausg. von Müllenhoff und Scherer IV, 8 und XLVII,3 nebst den anmerkungen dazu.
106 69 181 —214 Junc man, in swelher ahte du bist, ich wil dich lêren einen list: du lâ dir niht ze wê sîn nâch dem guote, Lâ dirz ouch niht zunmære sîn. und volgest du der lêre mîn, sô wis gewis, ez frumt dir an dem muote. Die rede wil ich dir baz bescheiden. und lâst du dirz ze sêre leiden, zergât ez so ist dîn fröude tôt: wilt aber du daz guot ze sêre minnen, du maht verliesen sêle und êre. dâ von sô volge mîner lêre, leg ûf die wâge ein rehtez lôt, und wig ouch dar mit allen dînen sinnen, alsô diu mâze uns ie gebôt. 185 190 195 Waz wunders in der werlte vert! wie manic gâbe uns ist beschert von dem der uns ûz nihte hât gemachet! Dem einen gît er schonen sin, dem andern guot unt den gewin, daz er sich mit sîn selbes guote swachet. Armen man mit guoten sinnen sol man für den rîchen minnen, ob er êren niht engert. ja enist ez niht wan gotes hulde und êre, dar nâch diu werlt sô sêre vihtet : swer sich ze guote alsô verpflihtet daz er der beider wirt entwert, dern habe ouch hie noch dort niht lônes mêre, wan sî eht guotes hie gewert. 200 205 210 Mit sælden müeze ich hiute ûf stên, got herre, in dîner huote gên und rîten, swar ich in dem lande kêre. Krist herre, lâz an mir werden schîn 211 ff. ist eine kunstmässige nachbildung der volkstüm- lichen gattung der reisesegen, vgl. Denkmäler deutscher poesie und prosa, herausg. von Müllenhoff und Scherer IV, 8 und XLVII,3 nebst den anmerkungen dazu.
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69 215—70 a 16 107 215 die grôzen kraft der güete dîn, und pflic mîn wol durch dîner muoter êre. Als ir der heilig engel pflage, unt dîn, dô du in der krippen lage, junger mensch und alter got, dêmüetic vor dem esel und vor dem rinde (und doch mit sældenrîcher huote pflac dîn Gabriêl der guote wol mit triuwen sunder spot), als pflig ouch mîn, daz an mir iht erwinde daz dîn vil götelîch gebot. 220 225 70 a (L. 14 36). Philippe, künec hêre, sie gebent dir alle heiles wort und wolden liep nâch leide. Nu hâst du guot und êre; daz ist wol zweier künege hort: die gip der Milte beide. Diu Milte lônet same diu sât, diu wunneclîche wider gât dar nâch man sie geworfen hât : wirf von dir milteclîche. swelch künec der Milte geben kan, si gît im daz er nie gewan. wie Alexander sich versan! der gap und gap, und gap sim elliu rîche. Wir suln den kochen râten, sît ez in alsô hôhe stê, 5 10 15 70 a 15 ff. Auf diesen spruch spielt Wolfram im Willehalm 286, 10 an: her Vogelweid von brâten sanc: dirre brâte was dic unde lanc: ez hete sîn frouwe dran genuoc, der er sô holdez herze ie truoc. Von den meisten herausgebern wird er auf Philipp bezogen, passt aber besser auf Otto. Die erzählung von den köchen hat Koberstein auf die erobérung von Konstantinopel durch die Lateiner bezogen, Zarncke (PBBVII, 592) auf die der eroberung unmittelbar vorhergehenden ereignisse. Aber damit ist nicht erklärt, wie Walther zu dem gleichnis von dem
69 215—70 a 16 107 215 die grôzen kraft der güete dîn, und pflic mîn wol durch dîner muoter êre. Als ir der heilig engel pflage, unt dîn, dô du in der krippen lage, junger mensch und alter got, dêmüetic vor dem esel und vor dem rinde (und doch mit sældenrîcher huote pflac dîn Gabriêl der guote wol mit triuwen sunder spot), als pflig ouch mîn, daz an mir iht erwinde daz dîn vil götelîch gebot. 220 225 70 a (L. 14 36). Philippe, künec hêre, sie gebent dir alle heiles wort und wolden liep nâch leide. Nu hâst du guot und êre; daz ist wol zweier künege hort: die gip der Milte beide. Diu Milte lônet same diu sât, diu wunneclîche wider gât dar nâch man sie geworfen hât : wirf von dir milteclîche. swelch künec der Milte geben kan, si gît im daz er nie gewan. wie Alexander sich versan! der gap und gap, und gap sim elliu rîche. Wir suln den kochen râten, sît ez in alsô hôhe stê, 5 10 15 70 a 15 ff. Auf diesen spruch spielt Wolfram im Willehalm 286, 10 an: her Vogelweid von brâten sanc: dirre brâte was dic unde lanc: ez hete sîn frouwe dran genuoc, der er sô holdez herze ie truoc. Von den meisten herausgebern wird er auf Philipp bezogen, passt aber besser auf Otto. Die erzählung von den köchen hat Koberstein auf die erobérung von Konstantinopel durch die Lateiner bezogen, Zarncke (PBBVII, 592) auf die der eroberung unmittelbar vorhergehenden ereignisse. Aber damit ist nicht erklärt, wie Walther zu dem gleichnis von dem
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108 70 3 17 — 42 daz sie sich niht versûmen, Daz sie der fürsten brâten snîden groezer baz dan ê, doch dicker eines dûmen. Ze Kriechen wart ein spiz versniten; daz tet ein hant mit argen siten: sin möhte ez niemer hân vermiten: der brâte was ze dünne. des muose der herre für die tür: die fürsten sâzen ander kür. der nu daz rîche alsô verlür, dem stüende baz daz er nie spiz gewünne. 20 25 Waz êren hât frô Bône, daz man sô von ir singen sol? si rehtiu vastenkiuwe! Sist vor und nâch der nône fûl und ist der wibel vol wan êrste in der niuwe. Ein halm ist kreftec unde guot: waz er uns allen liebes tuot! er fröut vil manegem sînen muot: wie danne umb sînen sâmen? von grase wirdet halm ze strô, er machet manic herze frô, er ist guot nider unde hô. frou Bône — set liberâ nôs à mâlô, âmen. 30 35 40 braten gekommen ist. Es ist daher wol doch eher ein sagen- hafter bericht anzunehmen, in dem das, was Walther als parabel verwendet, als wirkliches factum erzählt war. 29 ff. Lachmann bemerkt hierzu: ich glaube, ein tadler, vielleicht der dichter, den das nächstfolgende gesetz (70b 15) derb abfertigt, hatte Walthers lied vom halmmessen (32) ver- höhnt ; etwa in dem sinne, herrn Walthers halm sei keiner bohnen wert, die man dagegen schon eher besingen könnte. „was“, sagt der dichter, „ist an der bohne zu loben? sie ist fastenspeise, vor und nach himmelfahrt (nône) faul, und von anfang voll würmer; dagegen halm, korn und stroh gut und erfreulich und zu jeder zeit brauchbar: aber vor der bohne muss man ein paternoster beten, um ihrer los zu werden.“ So wenig befriedigend diese deutung ist, so ist doch bisher noch nichts besseres aufgestellt.
108 70 3 17 — 42 daz sie sich niht versûmen, Daz sie der fürsten brâten snîden groezer baz dan ê, doch dicker eines dûmen. Ze Kriechen wart ein spiz versniten; daz tet ein hant mit argen siten: sin möhte ez niemer hân vermiten: der brâte was ze dünne. des muose der herre für die tür: die fürsten sâzen ander kür. der nu daz rîche alsô verlür, dem stüende baz daz er nie spiz gewünne. 20 25 Waz êren hât frô Bône, daz man sô von ir singen sol? si rehtiu vastenkiuwe! Sist vor und nâch der nône fûl und ist der wibel vol wan êrste in der niuwe. Ein halm ist kreftec unde guot: waz er uns allen liebes tuot! er fröut vil manegem sînen muot: wie danne umb sînen sâmen? von grase wirdet halm ze strô, er machet manic herze frô, er ist guot nider unde hô. frou Bône — set liberâ nôs à mâlô, âmen. 30 35 40 braten gekommen ist. Es ist daher wol doch eher ein sagen- hafter bericht anzunehmen, in dem das, was Walther als parabel verwendet, als wirkliches factum erzählt war. 29 ff. Lachmann bemerkt hierzu: ich glaube, ein tadler, vielleicht der dichter, den das nächstfolgende gesetz (70b 15) derb abfertigt, hatte Walthers lied vom halmmessen (32) ver- höhnt ; etwa in dem sinne, herrn Walthers halm sei keiner bohnen wert, die man dagegen schon eher besingen könnte. „was“, sagt der dichter, „ist an der bohne zu loben? sie ist fastenspeise, vor und nach himmelfahrt (nône) faul, und von anfang voll würmer; dagegen halm, korn und stroh gut und erfreulich und zu jeder zeit brauchbar: aber vor der bohne muss man ein paternoster beten, um ihrer los zu werden.“ So wenig befriedigend diese deutung ist, so ist doch bisher noch nichts besseres aufgestellt.
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70b 1—20 109 70b (L. 18 1). Mir hât ein liet von Franken der stolze Mîssenære brâht: daz vert von Ludewîge. Ichn kan ims niht gedanken sô wol als er mîn hât gedâht, wan daz ich tiefe nîge. Kund ich swaz ieman guotes kan, daz teilte ich mit dem werden man, der mir sô hôher êren gan, got müeze ouch im die sînen iemer mêren. zuo flieze im aller salden fluz, niht wildes mîde sînen schuz, sîns hundes louf, sîns hornes duz erhelle im und erschelle im wol nâch êren. Her Wîcman, ist daz êre, daz man die meister irren sol sô meisterlîcher sprüche? Lâtz iu geschehen niht mêre: für wâr ich iu daz râte wol. waz obe her Walther krüche ? 5 10 15 20 70 b weicht in der zehnten zeile von 70 a ab, die erste strophe allerdings nur in der einen, aber, wie es scheint, besseren überlieferung. 70 b 1ff. Die veranlassung dieses spruches bleibt uns unverständlich. Der Mîssenœere ist markgraf Dietrich von Meissen (vgl. einl. s. 12); dass mit Ludwig der herzog von Baiern gemeint sei, ist eine durch nichts als die übereinstimmung des namens zu begründende annahme. Die gabe, welche der Meissner mitgebracht hat, heisst in C liet, in A lieht. Gegen die letztere von allen anderen herausgebern aufgenommene lesart ist zu bemerken, dass lieht nicht die jetzt in Norddeutschland übliche Bedeutung „kerze" hat, sondern nur ein brennendes licht bezeichnen kann. Für liet tritt jetzt auch Saran (PBB 27, 202) ein und vermutet, dass damit die folgende strophe gemeint sei, die im interesse Walthers von Ludwig oder in dessen auftrage verfasst sei. Wackernagels deutung (vgl. zu 79 1) ist unan- nehmbar. Es ist wol der Meissner, nicht Ludwig, dem das lob gilt. 15. Ueber die person des Wîcman (so nennt ihn A, C hat dafür Volcnant) wissen wir nichts. Die echtheit der strophe ist nicht ohne grund angezweifelt. Vgl. die anmerkung zum vorhergehenden spruch. Ueber den spruch vgl. noch H. Fischer, ŽfdA 49, 154.
70b 1—20 109 70b (L. 18 1). Mir hât ein liet von Franken der stolze Mîssenære brâht: daz vert von Ludewîge. Ichn kan ims niht gedanken sô wol als er mîn hât gedâht, wan daz ich tiefe nîge. Kund ich swaz ieman guotes kan, daz teilte ich mit dem werden man, der mir sô hôher êren gan, got müeze ouch im die sînen iemer mêren. zuo flieze im aller salden fluz, niht wildes mîde sînen schuz, sîns hundes louf, sîns hornes duz erhelle im und erschelle im wol nâch êren. Her Wîcman, ist daz êre, daz man die meister irren sol sô meisterlîcher sprüche? Lâtz iu geschehen niht mêre: für wâr ich iu daz râte wol. waz obe her Walther krüche ? 5 10 15 20 70 b weicht in der zehnten zeile von 70 a ab, die erste strophe allerdings nur in der einen, aber, wie es scheint, besseren überlieferung. 70 b 1ff. Die veranlassung dieses spruches bleibt uns unverständlich. Der Mîssenœere ist markgraf Dietrich von Meissen (vgl. einl. s. 12); dass mit Ludwig der herzog von Baiern gemeint sei, ist eine durch nichts als die übereinstimmung des namens zu begründende annahme. Die gabe, welche der Meissner mitgebracht hat, heisst in C liet, in A lieht. Gegen die letztere von allen anderen herausgebern aufgenommene lesart ist zu bemerken, dass lieht nicht die jetzt in Norddeutschland übliche Bedeutung „kerze" hat, sondern nur ein brennendes licht bezeichnen kann. Für liet tritt jetzt auch Saran (PBB 27, 202) ein und vermutet, dass damit die folgende strophe gemeint sei, die im interesse Walthers von Ludwig oder in dessen auftrage verfasst sei. Wackernagels deutung (vgl. zu 79 1) ist unan- nehmbar. Es ist wol der Meissner, nicht Ludwig, dem das lob gilt. 15. Ueber die person des Wîcman (so nennt ihn A, C hat dafür Volcnant) wissen wir nichts. Die echtheit der strophe ist nicht ohne grund angezweifelt. Vgl. die anmerkung zum vorhergehenden spruch. Ueber den spruch vgl. noch H. Fischer, ŽfdA 49, 154.
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110 70b 21 — 7124 Er soltz doch iemer hân vor iu, alsô der weize vor der spriu. singt ir einz, er singet driu, daz gelf’chet sich rehte alsô ars und mâne. her Walther singet swaz er wil, des kurzen und des langen vil: sus mêret er der werlte spil: sô jaget ir alse ein leithunt nâch wâne. 25 71 (L. 82 11). Ouwê daz wîsheit unde jugent, des mannes schone noch sîn tugent niht erben sol, sô ie der lîp erstirbet! Daz mac wol klagen ein wîser man, der sich des schaden versinnen kan, Reimâr, waz guoter kunst an dir verdirbet. Du solt von schulden iemer des geniezen, daz dich des tages wolte nie verdriezen, dun spræchest ie den frouwen wol . . . . . . . . . . des süln sie iemer danken dîner zungen. und hetest niht wan eine rede gesungen, “sô wol dir, wîp, wie reine ein nam!’, du hetest an ir lobe alsô gestriten daz elliu wîp dir iemer mê genâden solten biten. Dêswâr, Reimâr, du riuwest mich michels harter danne ich dich, ob du lebtest und ich war erstorben. Ich wilz bî mînen triuwen sagen, dich selben wolt ich lützel klagen: ich klage dîn edelen kunst, daz sist verdorben. Du kundest al der werlte fröude mêren, sô duz ze guoten dingen woltest kêren. mich riuwet dîn wol redender munt und dîn vil süezer daz die verdorben sint bî mînen zîten. daz du niht eine wîle mohtest bîten! 5 10 15 20 [sane, 71 1 ff. Klagelied um Reinmar, der, wenn wir ihn mit der nachtigall von Hagenau identificieren dürfen (vgl. einl. s. 4), etwa zwischen 1205 und 1214 gestorben sein muss. 12. Die citierte strophe steht in Minnesangs frühling 165, 28. Die zeile ist zu lang.
110 70b 21 — 7124 Er soltz doch iemer hân vor iu, alsô der weize vor der spriu. singt ir einz, er singet driu, daz gelf’chet sich rehte alsô ars und mâne. her Walther singet swaz er wil, des kurzen und des langen vil: sus mêret er der werlte spil: sô jaget ir alse ein leithunt nâch wâne. 25 71 (L. 82 11). Ouwê daz wîsheit unde jugent, des mannes schone noch sîn tugent niht erben sol, sô ie der lîp erstirbet! Daz mac wol klagen ein wîser man, der sich des schaden versinnen kan, Reimâr, waz guoter kunst an dir verdirbet. Du solt von schulden iemer des geniezen, daz dich des tages wolte nie verdriezen, dun spræchest ie den frouwen wol . . . . . . . . . . des süln sie iemer danken dîner zungen. und hetest niht wan eine rede gesungen, “sô wol dir, wîp, wie reine ein nam!’, du hetest an ir lobe alsô gestriten daz elliu wîp dir iemer mê genâden solten biten. Dêswâr, Reimâr, du riuwest mich michels harter danne ich dich, ob du lebtest und ich war erstorben. Ich wilz bî mînen triuwen sagen, dich selben wolt ich lützel klagen: ich klage dîn edelen kunst, daz sist verdorben. Du kundest al der werlte fröude mêren, sô duz ze guoten dingen woltest kêren. mich riuwet dîn wol redender munt und dîn vil süezer daz die verdorben sint bî mînen zîten. daz du niht eine wîle mohtest bîten! 5 10 15 20 [sane, 71 1 ff. Klagelied um Reinmar, der, wenn wir ihn mit der nachtigall von Hagenau identificieren dürfen (vgl. einl. s. 4), etwa zwischen 1205 und 1214 gestorben sein muss. 12. Die citierte strophe steht in Minnesangs frühling 165, 28. Die zeile ist zu lang.
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71 25—56 111 sô leiste ich dir geselleschaft: mîn singen ist niht lanc. 25 dîn sêle müeze wol gevarn, und habe dîn zunge danc. Swâ der hôhe nider gât und ouch der nider an hôhen rât gezucket wirt, dâ ist der hof verirret. Wie sol ein unbescheiden man bescheiden des er niht enkan? sol er mir büezen des mir niht enwirret? Des stênt die hôhen vor den kemenâten: sô suln die nidern umb daz rîche râten. swâ den gebrichet an der kunst, seht, dâ tuont sie 35 wan daz siez umbe werfent an ein triegen: [niht mê daz lêrent sie die fürsten unde liegen. die selben brechent uns diu reht und stoerent unser ê. nu sehet wie diu krône lige und wie diu kirche stê. Ich muoz verdienen swachen haz: ich wil die herren lêren daz, wies iegeslîchen rât wol mügen erkennen. Der guoten ræte der sint drî: dri ander boese stênt dâ bî zer linken hant. lât iu die sehse nennen. Frum unde gotes hulde und werltlich êre, daz sint die guoten: wol im der sie lêre! den möhte ein keiser nemen wol an sînen hohsten rât. die andern heizent schade sünde und schande. 50 da erkenne sie bi der sie ê niht erkande. man hoeret an der rede wol wiez umb daz herze stât. daz anegenge ist selten guot, daz boesez ende hât. Dri sorge habe ich mir genomen : möht ich der einer zende komen, sô wære wol getân ze mînen dingen. Iedoch swaz mir dâ von geschiht, 30 40 45 55 27 ff. Die verhältnisse auf welche in diesem spruche an- gespielt wird, lassen sich nicht mit sicherheit bestimmen. Rieger (Leben Walthers s. 45 ff.) bezieht ihn auf die regierung könig Heinrichs und setzt ihn zwischen sommer 1229 und sept. 1230.
71 25—56 111 sô leiste ich dir geselleschaft: mîn singen ist niht lanc. 25 dîn sêle müeze wol gevarn, und habe dîn zunge danc. Swâ der hôhe nider gât und ouch der nider an hôhen rât gezucket wirt, dâ ist der hof verirret. Wie sol ein unbescheiden man bescheiden des er niht enkan? sol er mir büezen des mir niht enwirret? Des stênt die hôhen vor den kemenâten: sô suln die nidern umb daz rîche râten. swâ den gebrichet an der kunst, seht, dâ tuont sie 35 wan daz siez umbe werfent an ein triegen: [niht mê daz lêrent sie die fürsten unde liegen. die selben brechent uns diu reht und stoerent unser ê. nu sehet wie diu krône lige und wie diu kirche stê. Ich muoz verdienen swachen haz: ich wil die herren lêren daz, wies iegeslîchen rât wol mügen erkennen. Der guoten ræte der sint drî: dri ander boese stênt dâ bî zer linken hant. lât iu die sehse nennen. Frum unde gotes hulde und werltlich êre, daz sint die guoten: wol im der sie lêre! den möhte ein keiser nemen wol an sînen hohsten rât. die andern heizent schade sünde und schande. 50 da erkenne sie bi der sie ê niht erkande. man hoeret an der rede wol wiez umb daz herze stât. daz anegenge ist selten guot, daz boesez ende hât. Dri sorge habe ich mir genomen : möht ich der einer zende komen, sô wære wol getân ze mînen dingen. Iedoch swaz mir dâ von geschiht, 30 40 45 55 27 ff. Die verhältnisse auf welche in diesem spruche an- gespielt wird, lassen sich nicht mit sicherheit bestimmen. Rieger (Leben Walthers s. 45 ff.) bezieht ihn auf die regierung könig Heinrichs und setzt ihn zwischen sommer 1229 und sept. 1230.
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112 71 57 —72 6 in scheid ir von ein ander niht: mir mag an allen drin noch wol gelingen. Gotes hulde und mîner frouwen minne, dar umbe sorge ich, wie ich die gewinne : daz dritte hât sich mîn erwert unrehte manegen tac, daz ist der wunneclîche hof ze Wiene: in gehirme niemer unz ich den verdiene, sît er sô maneger tugende mit sô stæter triuwe pflac. man sach Liupoltes hant dâ geben, daz si des niht erschrac. 60 65 Rît ze hove, Dietrich. "herre, in mac.' waz irret dich? "in hân niht rosses daz ich dar gerîte." Ich lîhe dir einz, und wilt du daz. "herre, gerîte al deste baz." nu stant alsô noch eine wîle, bîte. Weder rîtest gerner eine guldîn katzen, oder einen wunderlîchen Gêrhart Atzen? “semir got, und æze ez höu, ez waer ein frömdez pfert. 75 im gênt diu ougen umbe als einem affen, er ist als ein guggaldei geschaffen. den selben Atzen gebet mir her: sô bin ich wol gewert." nu krümbe dîn bein, rît selbe her hein, sît du Atzen hâst gegert. 70 72 (L. 103 13). Mir hât her Gêrhart Atze ein pfert erschozzen zIsenache. daz klage ich dem den er bestât: derst unser beider voget. Ez was wol drîer marke wert. nu hœeret frömde sache, 5 66 ff. bezieht sich auf denselben vorfall wie 72 1 ff. Ger- hardus et frater ejus Heinricus cognomine Atzo erscheinen als zeugen in einer urkunde des landgrafen Hermann vom jahre 1196. Die seltsame entschuldigung, welche der dichter 72 9 dem Atze boshafterweise in den mund legt, ist wol dadurch veranlasst, dass ihm entweder wirklich ein finger von einem rosse ab- gebissen war, oder dass ihm wenigstens ein finger fehlte.
112 71 57 —72 6 in scheid ir von ein ander niht: mir mag an allen drin noch wol gelingen. Gotes hulde und mîner frouwen minne, dar umbe sorge ich, wie ich die gewinne : daz dritte hât sich mîn erwert unrehte manegen tac, daz ist der wunneclîche hof ze Wiene: in gehirme niemer unz ich den verdiene, sît er sô maneger tugende mit sô stæter triuwe pflac. man sach Liupoltes hant dâ geben, daz si des niht erschrac. 60 65 Rît ze hove, Dietrich. "herre, in mac.' waz irret dich? "in hân niht rosses daz ich dar gerîte." Ich lîhe dir einz, und wilt du daz. "herre, gerîte al deste baz." nu stant alsô noch eine wîle, bîte. Weder rîtest gerner eine guldîn katzen, oder einen wunderlîchen Gêrhart Atzen? “semir got, und æze ez höu, ez waer ein frömdez pfert. 75 im gênt diu ougen umbe als einem affen, er ist als ein guggaldei geschaffen. den selben Atzen gebet mir her: sô bin ich wol gewert." nu krümbe dîn bein, rît selbe her hein, sît du Atzen hâst gegert. 70 72 (L. 103 13). Mir hât her Gêrhart Atze ein pfert erschozzen zIsenache. daz klage ich dem den er bestât: derst unser beider voget. Ez was wol drîer marke wert. nu hœeret frömde sache, 5 66 ff. bezieht sich auf denselben vorfall wie 72 1 ff. Ger- hardus et frater ejus Heinricus cognomine Atzo erscheinen als zeugen in einer urkunde des landgrafen Hermann vom jahre 1196. Die seltsame entschuldigung, welche der dichter 72 9 dem Atze boshafterweise in den mund legt, ist wol dadurch veranlasst, dass ihm entweder wirklich ein finger von einem rosse ab- gebissen war, oder dass ihm wenigstens ein finger fehlte.
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72 7— 41 113 sît daz ez an ein gelten gât, wâ mite er mich nu zoget. Er seit von grôzer swære, wie mîn pfert mære dem rosse sippe wære, daz im den vinger abe gebizzen hât ze schanden. ich swer mit beiden handen, daz sie sich niht erkanden. ist ieman der mir stabe? 10 15 Swâ guoter hande wurzen sint in einem grüenen garten bekliben, die sol ein wîser man niht lâzen unbehuot. Er sol in spilen vor als ein kint, mit ougenweide zarten. dâ lît gelust des herzen an, und gît ouch hôhen muot. Si bose unkrût dar under, daz breche er ûz besunder (lât erz, daz ist ein wunder), und merke ob sich ein dorn mit kündekeit dar breite, daz er den fürder leite von sîner arebeite: sist anders gar verlorn. Uns irret einer hande diet: der uns die fürder tæte, sô möhte ein wol gezogener man ze hove haben die stat. Die lâzent sîn ze spruche niet: ir drüzzel derst sô dræte, kund er swaz ieman guotes kan, daz hulfe niht ein blat. Ich und ein ander tôre 20 25 30 35 40 72 41 ff. nicht recht verständlich und wol verderbt. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 8
72 7— 41 113 sît daz ez an ein gelten gât, wâ mite er mich nu zoget. Er seit von grôzer swære, wie mîn pfert mære dem rosse sippe wære, daz im den vinger abe gebizzen hât ze schanden. ich swer mit beiden handen, daz sie sich niht erkanden. ist ieman der mir stabe? 10 15 Swâ guoter hande wurzen sint in einem grüenen garten bekliben, die sol ein wîser man niht lâzen unbehuot. Er sol in spilen vor als ein kint, mit ougenweide zarten. dâ lît gelust des herzen an, und gît ouch hôhen muot. Si bose unkrût dar under, daz breche er ûz besunder (lât erz, daz ist ein wunder), und merke ob sich ein dorn mit kündekeit dar breite, daz er den fürder leite von sîner arebeite: sist anders gar verlorn. Uns irret einer hande diet: der uns die fürder tæte, sô möhte ein wol gezogener man ze hove haben die stat. Die lâzent sîn ze spruche niet: ir drüzzel derst sô dræte, kund er swaz ieman guotes kan, daz hulfe niht ein blat. Ich und ein ander tôre 20 25 30 35 40 72 41 ff. nicht recht verständlich und wol verderbt. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 8
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114 72 42 — 73 21 wir donen in sîn ôre, daz nie kein münch ze kôre sô sêre mê geschrei. gefüeges mannes doenen daz sol man wol beschoenen: müet des mannes hoenen, — hie gêt diu rede enzwei. 45 73 (L. 116). Her keiser, sît ir willekomen. der küneges name ist iu benomen: des schînet iuwer krône ob allen krônen. Iur hant ist krefte und guotes vol: ir wellet übel oder wol, sô mac si beidiu rechen unde lônen. Dar zuo sag ich iu mæere: die fürsten sint iu undertân, sie habent mit zühten iuwer kunft erbeitet. und ie der Mîssenare derst iemer iuwer âne wân: von gote wurde ein engel ê verleitet. Got gît ze künege swen er wil: dar umbe wundert mich niht vil: uns leien wundert umb der pfaffen lêre. Sie lêrten uns bî kurzen tagen: daz wellents uns nu widersagen. nu tuonz durch got und durch ir selber êre, Und sagen uns bî ir triuwen, an welher rede wir sîn betrogen; volrecken uns die einen wol von grunde, 5 10 15 20 73 1 ff. Zur begrüssung Ottos IV bei seiner rückkehr aus Italien im frühjahr 1212 gedichtet, vielleicht auf dem hoftage zu Frankfurt vorgetragen, wo auch Dietrich von Meissen erschien und sich dem kaiser am 20. märz durch einen vertrag ver- pflichtete, nachdem er vorher gegen ihn konspiriert hatte. Er fiel schon im folgenden jahre wider von Otto ab. 16 bezieht sich auf die frühere anerkennung und nachherige verwerfung Ottos.
114 72 42 — 73 21 wir donen in sîn ôre, daz nie kein münch ze kôre sô sêre mê geschrei. gefüeges mannes doenen daz sol man wol beschoenen: müet des mannes hoenen, — hie gêt diu rede enzwei. 45 73 (L. 116). Her keiser, sît ir willekomen. der küneges name ist iu benomen: des schînet iuwer krône ob allen krônen. Iur hant ist krefte und guotes vol: ir wellet übel oder wol, sô mac si beidiu rechen unde lônen. Dar zuo sag ich iu mæere: die fürsten sint iu undertân, sie habent mit zühten iuwer kunft erbeitet. und ie der Mîssenare derst iemer iuwer âne wân: von gote wurde ein engel ê verleitet. Got gît ze künege swen er wil: dar umbe wundert mich niht vil: uns leien wundert umb der pfaffen lêre. Sie lêrten uns bî kurzen tagen: daz wellents uns nu widersagen. nu tuonz durch got und durch ir selber êre, Und sagen uns bî ir triuwen, an welher rede wir sîn betrogen; volrecken uns die einen wol von grunde, 5 10 15 20 73 1 ff. Zur begrüssung Ottos IV bei seiner rückkehr aus Italien im frühjahr 1212 gedichtet, vielleicht auf dem hoftage zu Frankfurt vorgetragen, wo auch Dietrich von Meissen erschien und sich dem kaiser am 20. märz durch einen vertrag ver- pflichtete, nachdem er vorher gegen ihn konspiriert hatte. Er fiel schon im folgenden jahre wider von Otto ab. 16 bezieht sich auf die frühere anerkennung und nachherige verwerfung Ottos.
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73 22 — 51 115 die alten ode die niuwen. uns dunket einez sî gelogen. zwô zungen stânt unebne in einem munde. Her bâbest, ich mac wol genesen: wan ich wil iu gehôrsam wesen. wir hôrten iuch der kristenheit gebieten Wes wir dem keiser solten pflegen, dô ir im gâbet den gotes segen, daz wir in herren hiezen und vor im knieten. Ouch sult ir niht vergezzen, ir sprâchet 'swer dich segene, der sî gesegnet: swer dir fluoche, der sî verfluochet mit fluoche vólmézzen." durch got bedenket iuch dâ bî, ob ir der pfaffen êre iht geruochet. 25 30 35 Dô gotes sun hien erde gie, dô versuohten in die juden ie: sam tâtens eines tages mit dirre frâge. Sie frâgeten obe ir frîez leben dem rîche iht zinses solte geben. dô brach er in die huote und al ir lâge. Er iesch ein münizîsen, er sprach 'wes bilde ist hinne ergraben?" "des keisers', sprâchen dô die mérkère. dô riet er den unwîsen daz sie den keiser liezen haben sîn keisers reht, und got swaz gotes wæere. Her keiser, ich bin frônebote und bringe iu boteschaft von gote. ir habt die erde, er hât daz himelrîche. 40 45 50 49 ff. Unter dem kaiser, der in dieser und der folgenden strophe angeredet wird, hat Uhland, wie ich glaube, mit recht Friedrich II verstanden, indem er in z. 68 den adler auf das wappen des reiches, den löwen auf das der Hohenstaufen bezieht. Lachmann dagegen und die anderen herausgeber sind der ansicht, dass Otto gemeint sei, der einen halben adler und drei halbe löwen im wappen führte (vgl. Winkelmann II, 498). 8*
73 22 — 51 115 die alten ode die niuwen. uns dunket einez sî gelogen. zwô zungen stânt unebne in einem munde. Her bâbest, ich mac wol genesen: wan ich wil iu gehôrsam wesen. wir hôrten iuch der kristenheit gebieten Wes wir dem keiser solten pflegen, dô ir im gâbet den gotes segen, daz wir in herren hiezen und vor im knieten. Ouch sult ir niht vergezzen, ir sprâchet 'swer dich segene, der sî gesegnet: swer dir fluoche, der sî verfluochet mit fluoche vólmézzen." durch got bedenket iuch dâ bî, ob ir der pfaffen êre iht geruochet. 25 30 35 Dô gotes sun hien erde gie, dô versuohten in die juden ie: sam tâtens eines tages mit dirre frâge. Sie frâgeten obe ir frîez leben dem rîche iht zinses solte geben. dô brach er in die huote und al ir lâge. Er iesch ein münizîsen, er sprach 'wes bilde ist hinne ergraben?" "des keisers', sprâchen dô die mérkère. dô riet er den unwîsen daz sie den keiser liezen haben sîn keisers reht, und got swaz gotes wæere. Her keiser, ich bin frônebote und bringe iu boteschaft von gote. ir habt die erde, er hât daz himelrîche. 40 45 50 49 ff. Unter dem kaiser, der in dieser und der folgenden strophe angeredet wird, hat Uhland, wie ich glaube, mit recht Friedrich II verstanden, indem er in z. 68 den adler auf das wappen des reiches, den löwen auf das der Hohenstaufen bezieht. Lachmann dagegen und die anderen herausgeber sind der ansicht, dass Otto gemeint sei, der einen halben adler und drei halbe löwen im wappen führte (vgl. Winkelmann II, 498). 8*
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116 73 52 —74 10 Er hiez iu klagen (ir sît sîn voget): in sînes sunes lande broget diu heidenschaft iu beiden lasterlîche. Ir müget im gerne rihten: sîn sun der ist geheizen Krist, er hiez in sagen wie erz verschulden welle. nu lât in zuo iu pflihten. er rihtet in dâ er voget ist, klagt ir joch über den tievel ûz der helle. 55 60 Her keiser, swenne ir Tiuschen fride gemachet stæte bî der wide, sô bietent iu die fremeden zungen êre. Die sult ir nemen ân arbeit und süenen al die kristenheit: daz tiuret iuch, und müet die heiden sêre. Ir tragt zwei keisers ellen, des aren tugent, des lewen kraft: die sint des hérzéichen an dem schilte. die zwêne hergesellen, wan woltens an die heidenschaft! waz widerstüende ir manheit und ir milte? 65 70 74 (L. 105 13). Der Mîssenære solde mir wandeln ob er wolde. mîn dienest lâz ich allez varn, Niewan mîn lop aleine. deich in mit lobe iht meine, daz kan ich schône wol bewarn. Lobe ich in, sô lobe er mich: des andern alles des wil ich in minneclîche erlâzen. sîn lop daz muoz ouch mir gezemen, 5 10 69. Schröder (ZfdA 45, 439) will lesen: die sint des herren zeichen. 74 1 ff. Vgl. einl. s. 12. Der markgraf muss sich nach z. 7 ff. tadelnd über walther ausgesprochen haben.
116 73 52 —74 10 Er hiez iu klagen (ir sît sîn voget): in sînes sunes lande broget diu heidenschaft iu beiden lasterlîche. Ir müget im gerne rihten: sîn sun der ist geheizen Krist, er hiez in sagen wie erz verschulden welle. nu lât in zuo iu pflihten. er rihtet in dâ er voget ist, klagt ir joch über den tievel ûz der helle. 55 60 Her keiser, swenne ir Tiuschen fride gemachet stæte bî der wide, sô bietent iu die fremeden zungen êre. Die sult ir nemen ân arbeit und süenen al die kristenheit: daz tiuret iuch, und müet die heiden sêre. Ir tragt zwei keisers ellen, des aren tugent, des lewen kraft: die sint des hérzéichen an dem schilte. die zwêne hergesellen, wan woltens an die heidenschaft! waz widerstüende ir manheit und ir milte? 65 70 74 (L. 105 13). Der Mîssenære solde mir wandeln ob er wolde. mîn dienest lâz ich allez varn, Niewan mîn lop aleine. deich in mit lobe iht meine, daz kan ich schône wol bewarn. Lobe ich in, sô lobe er mich: des andern alles des wil ich in minneclîche erlâzen. sîn lop daz muoz ouch mir gezemen, 5 10 69. Schröder (ZfdA 45, 439) will lesen: die sint des herren zeichen. 74 1 ff. Vgl. einl. s. 12. Der markgraf muss sich nach z. 7 ff. tadelnd über walther ausgesprochen haben.
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74 11 —32 117 oder ich wil mînz her wider nemen ze hove und an der strâzen, sô ich nu genuoge gewarte sîner fuoge. Ich hân dem Mîssenære gefüeget manec mare baz danne er nu gedenke mîn. Waz sol diu rede beschonet? möht ich in hân gekrœnet, diu krône wæere hiute sîn. Het er mir dô gelônet baz, ich diente im aber eteswaz. noch kan ich schaden vertrîben. er ist aber sô gefüege niht, daz er mir biete wandels iht. dâ lâzen wirz beliben. wan vil verdirbet des man niht enwirbet. Nu sol der keiser hêre für brechen durch sîn êre des lantgrâven missetât. Wand er was doch zewâre 20 25 30 15 15. Von diensten, die Walther dem Meissner erwiesen hat, ist ausser der hochtönenden versicherung von dessen treue, die er dem kaiser Otto entgegenbrachte (73 10), nichts bekannt. 19. 20. Wol keine anspielung auf eine bestimmte krone, die für den Meissner zu erwerben Walther sich bemüht hätte, sondern nur ein ausdruck dafür, dass er bereit gewesen wäre ihm das grösste zu verschaffen, wenn es in seinen kräften gestanden hätte. 27. Ein sprichwort. 29 ff. Diese fürbitte für den landgrafen Hermann kann nicht gut in eine andere zeit fallen, als in das jahr 1212, wo derselbe, von den meisten übrigen parteigenossen, die mit ihm im jahre zuvor die wahl Friedrichs beschlossen hatten, im stich gelassen, von Otto hart bedrängt wurde. Auf- fallend ist nur, dass sonst keine spur davon vorhanden ist, dass der landgraf die gnade des kaisers nachgesucht hätte. Im gegenteil gab er in dem schlimmsten momente seinem in Weissensee eingeschlossenen heere ausdrücklich die weisung im widerstande zu verharren, vgl. Winkelmann II, 308.
74 11 —32 117 oder ich wil mînz her wider nemen ze hove und an der strâzen, sô ich nu genuoge gewarte sîner fuoge. Ich hân dem Mîssenære gefüeget manec mare baz danne er nu gedenke mîn. Waz sol diu rede beschonet? möht ich in hân gekrœnet, diu krône wæere hiute sîn. Het er mir dô gelônet baz, ich diente im aber eteswaz. noch kan ich schaden vertrîben. er ist aber sô gefüege niht, daz er mir biete wandels iht. dâ lâzen wirz beliben. wan vil verdirbet des man niht enwirbet. Nu sol der keiser hêre für brechen durch sîn êre des lantgrâven missetât. Wand er was doch zewâre 20 25 30 15 15. Von diensten, die Walther dem Meissner erwiesen hat, ist ausser der hochtönenden versicherung von dessen treue, die er dem kaiser Otto entgegenbrachte (73 10), nichts bekannt. 19. 20. Wol keine anspielung auf eine bestimmte krone, die für den Meissner zu erwerben Walther sich bemüht hätte, sondern nur ein ausdruck dafür, dass er bereit gewesen wäre ihm das grösste zu verschaffen, wenn es in seinen kräften gestanden hätte. 27. Ein sprichwort. 29 ff. Diese fürbitte für den landgrafen Hermann kann nicht gut in eine andere zeit fallen, als in das jahr 1212, wo derselbe, von den meisten übrigen parteigenossen, die mit ihm im jahre zuvor die wahl Friedrichs beschlossen hatten, im stich gelassen, von Otto hart bedrängt wurde. Auf- fallend ist nur, dass sonst keine spur davon vorhanden ist, dass der landgraf die gnade des kaisers nachgesucht hätte. Im gegenteil gab er in dem schlimmsten momente seinem in Weissensee eingeschlossenen heere ausdrücklich die weisung im widerstande zu verharren, vgl. Winkelmann II, 308.
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118 74 33 — 75 14 sîn vîent offenbâre. die zagen truogen stillen rât: Sie swuoren hie, sie swuoren dort, und pruoften ungetriuwen mort. von Rôme fuor ir schelden. ir diufe enmohte sich nicht verheln, si begonden under zwischen steln und alle ein ander melden. seht, diep stal diebe, drô tete liebe. 35 40 75 (L. 31 13). Der stuol ze Rôme ist allerêrst berihtet rehte als hie vor bî einem zouberære Gêrbrehte. Der selbe gap ze valle niwan sîn eines leben: sô hât sich dirre und al die kristenheit ze valle geben. Alle zungen suln ze gote schrîen wâfen und rüefen ime, wie lange er welle slâfen. sie widerwürkent sîniu werk und felschent sîniu wort. sîn kameræere stilt im sînen himelhort, sîn süenære mordet hie und roubet dort, sîn hirte ist zeinem wolve im worden under sînen 10 schâfen. 5 Wir klagen alle und wizzen doch niht waz uns wirret, daz uns der bâbest unser vater alsus hât verirret. Nu gât er uns doch harte vaterlîchen vor: wir volgen im nâch und komen niemer fuoz uz sînem spor. 34. Mit den zagen müssen die mitverschworenen des landgrafen gemeint sein, die sich dem kaiser bei seiner rück- kehr aus Italien zum schein unterwarfen, um bei günstiger gelegenheit wider von ihm abzufallen, wie z. b. Dietrich von Meissen. Doch sind die folgenden zeilen nicht ganz klar und am schluss auch die textherstellung sehr wenig sicher. 37. Von Rom aus wurden sie veranlasst, sich unzufrieden mit Ottos regierung zu erklären (?) 42. Die drohung Ottos 75 1—80. Vgl. einl. brachte sie zum gehorsam zurück (?) S. 8. 2. Gemeint ist Gerbert, als papst Sylvester II (999 —1003), der in folge seiner naturwissenschaftlichen studien in den ruf gekommen war, zauberei zu treiben.
118 74 33 — 75 14 sîn vîent offenbâre. die zagen truogen stillen rât: Sie swuoren hie, sie swuoren dort, und pruoften ungetriuwen mort. von Rôme fuor ir schelden. ir diufe enmohte sich nicht verheln, si begonden under zwischen steln und alle ein ander melden. seht, diep stal diebe, drô tete liebe. 35 40 75 (L. 31 13). Der stuol ze Rôme ist allerêrst berihtet rehte als hie vor bî einem zouberære Gêrbrehte. Der selbe gap ze valle niwan sîn eines leben: sô hât sich dirre und al die kristenheit ze valle geben. Alle zungen suln ze gote schrîen wâfen und rüefen ime, wie lange er welle slâfen. sie widerwürkent sîniu werk und felschent sîniu wort. sîn kameræere stilt im sînen himelhort, sîn süenære mordet hie und roubet dort, sîn hirte ist zeinem wolve im worden under sînen 10 schâfen. 5 Wir klagen alle und wizzen doch niht waz uns wirret, daz uns der bâbest unser vater alsus hât verirret. Nu gât er uns doch harte vaterlîchen vor: wir volgen im nâch und komen niemer fuoz uz sînem spor. 34. Mit den zagen müssen die mitverschworenen des landgrafen gemeint sein, die sich dem kaiser bei seiner rück- kehr aus Italien zum schein unterwarfen, um bei günstiger gelegenheit wider von ihm abzufallen, wie z. b. Dietrich von Meissen. Doch sind die folgenden zeilen nicht ganz klar und am schluss auch die textherstellung sehr wenig sicher. 37. Von Rom aus wurden sie veranlasst, sich unzufrieden mit Ottos regierung zu erklären (?) 42. Die drohung Ottos 75 1—80. Vgl. einl. brachte sie zum gehorsam zurück (?) S. 8. 2. Gemeint ist Gerbert, als papst Sylvester II (999 —1003), der in folge seiner naturwissenschaftlichen studien in den ruf gekommen war, zauberei zu treiben.
Strana 119
75 15—44 119 Nu merke, werlt, waz mir dar ane missevalle: gîtset er, sie gîtsent mit im alle; liuget er, sie liegent alle mit im sîne lüge; und triuget er, sie triegent mit im sîne trüge. nu merket wer mir daz verkêren müge: sus wirt der junge Jûdas mit dem alten dort ze schalle. 15 20 Diu kristenheit gelepte nie sô gar nâch wâne. die sie dâ lêren solten, die sint guoter sinne âne. Es wære ze vil, und tæt ein tumber leie daz. sie sündent âne vorhte: dar umb ist in got gehaz. Sie wîsent uns zem himel, und varent sie zer helle. 25 sie sprechent, swer ir worten volgen welle und niht ir werken, der sî ân allen zwîvel dort genesen. die pfaffen solten kiuscher dan die leien wesen: an welhen buochen hânt sie daz erlesen, daz sich sô maneger flîzet wa er ein schoenez wîp 30 vervelle? Swelch herze sich bî disen zîten niht verkêret, sît daz der bâbest selbe dort den ungelouben mêret, Dâ wont ein sælic geist und gotes minne bî. nu seht ir waz der pfaffen were und waz ir lêre sî. E daz was ir lêre bî den werken reine: nu sint sie aber anders sô gemeine, daz wirs unrehte würken sehen, unrehte hoeren sagen, die uns guoter lêre bilde solden tragen. des mügen wir tumbe leien wol verzagen. ich wæn áber mîn guoter klôsenære klage und sêre weine. 35 40 Ir bischofe und ir edeln pfaffen ir sît verleitet. seht wie iuch der bâbest mit des tievels stricken seitet. Saget ir uns daz er sant Pêters slüzzel habe, sô saget war umbe er sîne lêre von den buochen schabe. 40. Vgl. zu 67 46. 41. 42. Wallner und Schönbach wollen lesen verteilet . . seilet.
75 15—44 119 Nu merke, werlt, waz mir dar ane missevalle: gîtset er, sie gîtsent mit im alle; liuget er, sie liegent alle mit im sîne lüge; und triuget er, sie triegent mit im sîne trüge. nu merket wer mir daz verkêren müge: sus wirt der junge Jûdas mit dem alten dort ze schalle. 15 20 Diu kristenheit gelepte nie sô gar nâch wâne. die sie dâ lêren solten, die sint guoter sinne âne. Es wære ze vil, und tæt ein tumber leie daz. sie sündent âne vorhte: dar umb ist in got gehaz. Sie wîsent uns zem himel, und varent sie zer helle. 25 sie sprechent, swer ir worten volgen welle und niht ir werken, der sî ân allen zwîvel dort genesen. die pfaffen solten kiuscher dan die leien wesen: an welhen buochen hânt sie daz erlesen, daz sich sô maneger flîzet wa er ein schoenez wîp 30 vervelle? Swelch herze sich bî disen zîten niht verkêret, sît daz der bâbest selbe dort den ungelouben mêret, Dâ wont ein sælic geist und gotes minne bî. nu seht ir waz der pfaffen were und waz ir lêre sî. E daz was ir lêre bî den werken reine: nu sint sie aber anders sô gemeine, daz wirs unrehte würken sehen, unrehte hoeren sagen, die uns guoter lêre bilde solden tragen. des mügen wir tumbe leien wol verzagen. ich wæn áber mîn guoter klôsenære klage und sêre weine. 35 40 Ir bischofe und ir edeln pfaffen ir sît verleitet. seht wie iuch der bâbest mit des tievels stricken seitet. Saget ir uns daz er sant Pêters slüzzel habe, sô saget war umbe er sîne lêre von den buochen schabe. 40. Vgl. zu 67 46. 41. 42. Wallner und Schönbach wollen lesen verteilet . . seilet.
Strana 120
120 75 45 — 64 45 Daz man gotes gâbe iht koufe oder verkoufe, daz wart uns verboten bî der toufe, nu lêr etz in sîn swarzez buoch, daz ime der hellemôr hât gegeben, und ûz im les et sîniu rôr: ir kardenâle, ir decket iuwern kôr: unser alter frône der stêt under einer übelen troufe. 50 Ahî wie kristenlîche nu der bâbest lachet, swenne er sînen Walhen seit ‘ich hânz alsô gemachet:" (Daz er dâ seit, des solt er niemer hân gedâht) er giht ‘ich hân zwên Alman under eine krône brâht, 55 Daz siez rîche sülen stoeren unde wasten. ie dar under füllen wir die kasten: ich hâns an mînen stoc gement, ir guot ist allez mîn: ir tiuschez silber vert in mînen welschen schrîn. ir pfaffen ezzet hüener und trinket wîn, unde lât die tiutschen . . . . . . . . . . . . vasten.' 60 Sagt an, her Stoc, hât iuch der bâbest her gesendet, daz ir in rîchet und uns Tiutschen ermet unde swendet? Swenn im diu volle mâze kumt ze Laterân, sô tuot er einen argen list, als er ê hât getân: 48. Noch nicht befriedigend erklärt, vgl. Bezzenberger, Zfdph VI, 36; Wallner, Zfd A 39, 430; Burdach, Rundschau 49. 50. Der dichter will wol sagen: für Rom ist 113, 240. gut gesorgt, während die kirche in Deutschland vernachlässigt ist. 51 ff. Im jahre 1213 hatte Innocenz eine verordnung erlassen, wonach in jeder kirche eine büchse (truncus concavus) ausgestellt werden sollte, um beiträge für den beabsichtigten kreuzzug aufzunehmen. Das ist der stoc in diesem und dem folgenden spruche. Walther wird wegen dieser verdächtigung der absichten des papstes getadelt von Thomasin von Ziclaria in seinem Welschen gast 11 163 ff. Vgl. besonders Nu wie hût sich der guote kneht an im gehandelt âne reht, der dâ sprach durch sînen hôhen muot, daz der bâbest wolt mit tiuschem guot vüllen sîn welhischez schrîn! hiet er gehabt den rât mîn, er hiet daz wort gesprochen niht; dâ mite er hât gemacht enwiht manige sîne rede guot, daz manir minner war tuot. ... wan er hât tûsent man betœret, daz sie habent überhœret gotes und des bâbstes gebot. . . . zwâr er hât erzeiget zuht und sin an ez ist mir leit umb in. maniger sîner rede guot.
120 75 45 — 64 45 Daz man gotes gâbe iht koufe oder verkoufe, daz wart uns verboten bî der toufe, nu lêr etz in sîn swarzez buoch, daz ime der hellemôr hât gegeben, und ûz im les et sîniu rôr: ir kardenâle, ir decket iuwern kôr: unser alter frône der stêt under einer übelen troufe. 50 Ahî wie kristenlîche nu der bâbest lachet, swenne er sînen Walhen seit ‘ich hânz alsô gemachet:" (Daz er dâ seit, des solt er niemer hân gedâht) er giht ‘ich hân zwên Alman under eine krône brâht, 55 Daz siez rîche sülen stoeren unde wasten. ie dar under füllen wir die kasten: ich hâns an mînen stoc gement, ir guot ist allez mîn: ir tiuschez silber vert in mînen welschen schrîn. ir pfaffen ezzet hüener und trinket wîn, unde lât die tiutschen . . . . . . . . . . . . vasten.' 60 Sagt an, her Stoc, hât iuch der bâbest her gesendet, daz ir in rîchet und uns Tiutschen ermet unde swendet? Swenn im diu volle mâze kumt ze Laterân, sô tuot er einen argen list, als er ê hât getân: 48. Noch nicht befriedigend erklärt, vgl. Bezzenberger, Zfdph VI, 36; Wallner, Zfd A 39, 430; Burdach, Rundschau 49. 50. Der dichter will wol sagen: für Rom ist 113, 240. gut gesorgt, während die kirche in Deutschland vernachlässigt ist. 51 ff. Im jahre 1213 hatte Innocenz eine verordnung erlassen, wonach in jeder kirche eine büchse (truncus concavus) ausgestellt werden sollte, um beiträge für den beabsichtigten kreuzzug aufzunehmen. Das ist der stoc in diesem und dem folgenden spruche. Walther wird wegen dieser verdächtigung der absichten des papstes getadelt von Thomasin von Ziclaria in seinem Welschen gast 11 163 ff. Vgl. besonders Nu wie hût sich der guote kneht an im gehandelt âne reht, der dâ sprach durch sînen hôhen muot, daz der bâbest wolt mit tiuschem guot vüllen sîn welhischez schrîn! hiet er gehabt den rât mîn, er hiet daz wort gesprochen niht; dâ mite er hât gemacht enwiht manige sîne rede guot, daz manir minner war tuot. ... wan er hât tûsent man betœret, daz sie habent überhœret gotes und des bâbstes gebot. . . . zwâr er hât erzeiget zuht und sin an ez ist mir leit umb in. maniger sîner rede guot.
Strana 121
75 65 — 92 121 65 Er seit uns danne wie daz rîche stê verwarren, unz in erfüllent aber alle pfarren. ich wan des silbers wênic kumet ze helfe in gotes lant: grôzen hort zerteilet selten pfaffen hant. her Stoc, ir sît ûf schaden her gesant, daz ir ûz tiuschen liuten suochet toerinne unde narren. 70 'Sit willekomen, her wirt,' dem gruoze muoz ich swîgen: 'sît willekomen, her gast,' sô muoz ich sprechen oder nîgen. Wirt unde heim sint zwêne unschamelîche namen: gast unde hereberge muoz man sich vil dicke schamen. Noch müez ich geleben daz ich den gast ouch grüeze, 75 sô daz er mir dem wirte danken müeze. “sit hînaht hie, sît morgen dort,' waz gougelfuore ist daz: "ich bin heime’ oder ich wil heim' daz troestet baz. gast unde schâch kumt selten âne haz: herre büezet mir des gastes, daz iu got des 80 schâches büeze. Ich bin des milten lantgrâven ingesinde. ez ist mîn site daz man mich iemer bi den tiursten vinde. Die andern fürsten alle sint vil milte, iedoch sô stæteclîchen niht, er was ez ê und ist ez noch. Dâ von kan er baz danne sie dermite gebâren: er enwil dekeiner lûne vaâren. swer hiure schallet und ist hin ze jâre boese als ê, des lop gruonet unde valwet sô der klê. der Dürnge bluome schînet durch den snê: sumer und winter blüet sîn lop als in den êrsten jâren. 90 Ich hân des Kerndæres gâbe dicke empfangen: wil er durch ein vermissen bieten mir alsô diu wangen? 85 71 ff. Vgl. einl. s. 8. 77. Für die lesung gogelfuore tritt ein Wallner, PBB 35, 194. 91 ff. Vgl. einl. s. 11. Der herzog scheint sich unfreundlich gegen Walther benommen zu haben. Darauf gibt ihm dieser auf eine feine weise zu ver- stehen, dass nicht der herzog ursache habe auf ihn, vielmehr er auf den herzog böse zu sein; er wolle es aber nicht übel nehmen, dass dieser sein versprechen nicht gehalten habe.
75 65 — 92 121 65 Er seit uns danne wie daz rîche stê verwarren, unz in erfüllent aber alle pfarren. ich wan des silbers wênic kumet ze helfe in gotes lant: grôzen hort zerteilet selten pfaffen hant. her Stoc, ir sît ûf schaden her gesant, daz ir ûz tiuschen liuten suochet toerinne unde narren. 70 'Sit willekomen, her wirt,' dem gruoze muoz ich swîgen: 'sît willekomen, her gast,' sô muoz ich sprechen oder nîgen. Wirt unde heim sint zwêne unschamelîche namen: gast unde hereberge muoz man sich vil dicke schamen. Noch müez ich geleben daz ich den gast ouch grüeze, 75 sô daz er mir dem wirte danken müeze. “sit hînaht hie, sît morgen dort,' waz gougelfuore ist daz: "ich bin heime’ oder ich wil heim' daz troestet baz. gast unde schâch kumt selten âne haz: herre büezet mir des gastes, daz iu got des 80 schâches büeze. Ich bin des milten lantgrâven ingesinde. ez ist mîn site daz man mich iemer bi den tiursten vinde. Die andern fürsten alle sint vil milte, iedoch sô stæteclîchen niht, er was ez ê und ist ez noch. Dâ von kan er baz danne sie dermite gebâren: er enwil dekeiner lûne vaâren. swer hiure schallet und ist hin ze jâre boese als ê, des lop gruonet unde valwet sô der klê. der Dürnge bluome schînet durch den snê: sumer und winter blüet sîn lop als in den êrsten jâren. 90 Ich hân des Kerndæres gâbe dicke empfangen: wil er durch ein vermissen bieten mir alsô diu wangen? 85 71 ff. Vgl. einl. s. 8. 77. Für die lesung gogelfuore tritt ein Wallner, PBB 35, 194. 91 ff. Vgl. einl. s. 11. Der herzog scheint sich unfreundlich gegen Walther benommen zu haben. Darauf gibt ihm dieser auf eine feine weise zu ver- stehen, dass nicht der herzog ursache habe auf ihn, vielmehr er auf den herzog böse zu sein; er wolle es aber nicht übel nehmen, dass dieser sein versprechen nicht gehalten habe.
Strana 122
122 75 93 — 117 Er wæenet lîhte daz ich zürne: nein ich, niht. im ist geschehen daz noch vil manegem milten man geschiht. Was mir lihte leide, dô was ime noch leider. dô er hâte mir geschaffen kleider, daz man mir niht engap, dar umbe zürne er anderswâ. ich weiz wol, swer willeclîche sprichet jâ, der gæbe ouch gerne, und ware ez danne dâ. dirre zorn ist âne alle schulde weizgot unser 100 beider. 95 Ichn weiz wem ich gelîchen muoz die hovebellen, wan den miusen, die sich selbe meldent, tragent sie schellen. Des leckers herre der miuse klanc, kumt si úz ir klûs, sô schrîen wir vil lîhte ein schalc, ein schalc! ein mûs, ein mûs!' Edel Kerndenære, ich sol dir klagen sêre: milter fürste, marterære umb êre, ichn weiz wer mir in dînem hove verkêret mînen sanc. lâz ichz niht durch dich und ist er niht ze kranc, ich swinge im alsô swinden widerswanc. frâge waz ich habe gesungen, und ervar uns werz 110 verkêre. 105 Die wîle ich weiz drî hove sô lobelîcher manne, sô ist mîn wîn gelesen und sûset wol mîn pfanne. Der biderbe patrîarke missewende frî, der ist ir einer, so ist mîn höfscher trôst zehant dâ bî, Liupolt, zwir ein fürste, Stîr und Osterrîche. niemen lept den ich zuo deme gelîche: sîn lop ist niht ein lobelîn: er mac, er hât, er tuot. 115 101 ff. Dem herzog von Kärnten ist über einen auf ihn bezüglichen spruch Walthers, vielleicht den voranstehenden, durch seine hofleute ein entstellter bericht zugekommen. Walther bittet ihn, sich von dem richtigen tatbestande zu 103. Wie die maus durch den klang der überzeugen. schelle, so verrät sich der schmeichler durch sein ewiges herr-sagen (?). 111 ff. Vgl. einl. s. 10. 11.
122 75 93 — 117 Er wæenet lîhte daz ich zürne: nein ich, niht. im ist geschehen daz noch vil manegem milten man geschiht. Was mir lihte leide, dô was ime noch leider. dô er hâte mir geschaffen kleider, daz man mir niht engap, dar umbe zürne er anderswâ. ich weiz wol, swer willeclîche sprichet jâ, der gæbe ouch gerne, und ware ez danne dâ. dirre zorn ist âne alle schulde weizgot unser 100 beider. 95 Ichn weiz wem ich gelîchen muoz die hovebellen, wan den miusen, die sich selbe meldent, tragent sie schellen. Des leckers herre der miuse klanc, kumt si úz ir klûs, sô schrîen wir vil lîhte ein schalc, ein schalc! ein mûs, ein mûs!' Edel Kerndenære, ich sol dir klagen sêre: milter fürste, marterære umb êre, ichn weiz wer mir in dînem hove verkêret mînen sanc. lâz ichz niht durch dich und ist er niht ze kranc, ich swinge im alsô swinden widerswanc. frâge waz ich habe gesungen, und ervar uns werz 110 verkêre. 105 Die wîle ich weiz drî hove sô lobelîcher manne, sô ist mîn wîn gelesen und sûset wol mîn pfanne. Der biderbe patrîarke missewende frî, der ist ir einer, so ist mîn höfscher trôst zehant dâ bî, Liupolt, zwir ein fürste, Stîr und Osterrîche. niemen lept den ich zuo deme gelîche: sîn lop ist niht ein lobelîn: er mac, er hât, er tuot. 115 101 ff. Dem herzog von Kärnten ist über einen auf ihn bezüglichen spruch Walthers, vielleicht den voranstehenden, durch seine hofleute ein entstellter bericht zugekommen. Walther bittet ihn, sich von dem richtigen tatbestande zu 103. Wie die maus durch den klang der überzeugen. schelle, so verrät sich der schmeichler durch sein ewiges herr-sagen (?). 111 ff. Vgl. einl. s. 10. 11.
Strana 123
75 118 — 143 123 sô ist sîn veter als der milte Welf gemuot: des lop was ganz, ez ist nâch tôde guot. mirst vil unnôt daz ich durch handelunge iht 120 verre strîche. In nomine dumme ich wil beginnen: sprechet âmen (daz ist guot für ungelücke und für des tievels sâmen), Daz ich gesingen müeze in dirre wîse alsô, swer höveschen sanc und fröude stoere, daz der werde unfrô. 125 Ich hân wol und hovelîchen her gesungen: mit der hövescheit bin ich nu verdrungen, daz die unhöveschen nu ze hove genæemer sint dann ich. daz mich êren solde, daz unêret mich. herzoge ûz Osterrîche fürste nu sprich: dun wendest michs alleine, sô verkêre ich mîne 130 zungen. Nu wil ich mich des scharpfen sanges ouch genieten: dâ ich ie mit vorhten bat, dâ wil ich nu gebieten. Ich sihe wol daz man herren guot und wîbes gruoz gewalteclîch und ungezogenlîch erwerben muoz. Singe ich mînen höveschen sanc, sô klagent siez 135 dêswâr ich gewinne ouch lihte knollen: [Stollen. sît sie die schalkheit wellen, ich gemache in vollen ze Osterrîche lernt ich singen unde sagen: [kragen. dâ wil ich mich allerêrst beklagen: vind ich an Liupolt höveschen trôst, so ist mir 140 min muot entswollen. Dô Liupolt sparte ûf gotes vart, ûf künftige êre, sie behielten alle samt, sie volgeten sîner lêre, Sie zuhten uf, alsam sie niht getörsten geben. 118. der milte Welf, Welf VI von Baiern († 1291), der durch eine verschwenderische hofhaltung zu Memmingen seine besitztümer vergeudete. 121 ff. Wer die gegner der Walther'schen sangesweise sind, wer insbesondere der z. 135 141 ff. Vgl. genannte Stolle ist lässt sich nicht ermitteln. einl. s. 10.
75 118 — 143 123 sô ist sîn veter als der milte Welf gemuot: des lop was ganz, ez ist nâch tôde guot. mirst vil unnôt daz ich durch handelunge iht 120 verre strîche. In nomine dumme ich wil beginnen: sprechet âmen (daz ist guot für ungelücke und für des tievels sâmen), Daz ich gesingen müeze in dirre wîse alsô, swer höveschen sanc und fröude stoere, daz der werde unfrô. 125 Ich hân wol und hovelîchen her gesungen: mit der hövescheit bin ich nu verdrungen, daz die unhöveschen nu ze hove genæemer sint dann ich. daz mich êren solde, daz unêret mich. herzoge ûz Osterrîche fürste nu sprich: dun wendest michs alleine, sô verkêre ich mîne 130 zungen. Nu wil ich mich des scharpfen sanges ouch genieten: dâ ich ie mit vorhten bat, dâ wil ich nu gebieten. Ich sihe wol daz man herren guot und wîbes gruoz gewalteclîch und ungezogenlîch erwerben muoz. Singe ich mînen höveschen sanc, sô klagent siez 135 dêswâr ich gewinne ouch lihte knollen: [Stollen. sît sie die schalkheit wellen, ich gemache in vollen ze Osterrîche lernt ich singen unde sagen: [kragen. dâ wil ich mich allerêrst beklagen: vind ich an Liupolt höveschen trôst, so ist mir 140 min muot entswollen. Dô Liupolt sparte ûf gotes vart, ûf künftige êre, sie behielten alle samt, sie volgeten sîner lêre, Sie zuhten uf, alsam sie niht getörsten geben. 118. der milte Welf, Welf VI von Baiern († 1291), der durch eine verschwenderische hofhaltung zu Memmingen seine besitztümer vergeudete. 121 ff. Wer die gegner der Walther'schen sangesweise sind, wer insbesondere der z. 135 141 ff. Vgl. genannte Stolle ist lässt sich nicht ermitteln. einl. s. 10.
Strana 124
124 75 144 — 170 daz was billich: man sol iemer nâch dem hove leben. Daz sin an der milte niht überhohen wolten, wol in des! sie tâten als sie solten. die helde ûz Osterrîche heten ie gehoveten muot. sie behielten durch sîn êre: daz was guot: nu geben durch sîn êre, als er nu tuot. sin leben nâch dem hove nu, so ist jeniu zuht 150 bescholten. Herzoge ûz Osterrîche, lâ mich bî den liuten. wünsche mir ze velde, niht ze walde: ichn kan niht Sie sehent mich bî in gerne, alsô tuon ich sie. [riuten: du wünschest underwilent biderbem man dun weist joch wie. Wünsches du mir von in, sô tuost du mir leide. 155 vil sælic si der walt, dar zuo diu heide! diu müeze dir vil wol gezemen: wie hâst du nu getân, sît ich dir an dîn gemach gewünschet hân, und du mir an mîn ungemach? lâ stân: wis du von dan, lâ mich bî in: so leben wir 160 sanfte beide. 145 Ich hân gemerket von der Seine unz an die Muore, von dem Pfâde unz an die Traben erkenne ich al ir fuore : Diu meiste menege enruochet wies erwirbet guot. sol ichz alsô gewinnen, sô ganc slâfen, hôher muot. Guot was ie genæme, iedoch sô gie diu êre vor dem guote: nu ist daz guot sô hêre, daz ez gewalteclîche vor ir zuo den frouwen gât, mit den fürsten zuo den künegen an ir rât. sô wê dir guot ! wie roemesch rîche stât! du enbist niht guot : du habest dich an die schande 170 ein teil ze sêre. 165 151 ff. Vgl. einl. s. 10. Der herzog hat Walther in den wald gewünscht, womit sich für den mittelalterlichen menschen die vorstellung der harten arbeit des reutens verknüpft. Walther wünscht dagegen den herzog auf die heide, wo er zwar auch die gesellschaft der menschen entbehren muss, es aber bequem hat.
124 75 144 — 170 daz was billich: man sol iemer nâch dem hove leben. Daz sin an der milte niht überhohen wolten, wol in des! sie tâten als sie solten. die helde ûz Osterrîche heten ie gehoveten muot. sie behielten durch sîn êre: daz was guot: nu geben durch sîn êre, als er nu tuot. sin leben nâch dem hove nu, so ist jeniu zuht 150 bescholten. Herzoge ûz Osterrîche, lâ mich bî den liuten. wünsche mir ze velde, niht ze walde: ichn kan niht Sie sehent mich bî in gerne, alsô tuon ich sie. [riuten: du wünschest underwilent biderbem man dun weist joch wie. Wünsches du mir von in, sô tuost du mir leide. 155 vil sælic si der walt, dar zuo diu heide! diu müeze dir vil wol gezemen: wie hâst du nu getân, sît ich dir an dîn gemach gewünschet hân, und du mir an mîn ungemach? lâ stân: wis du von dan, lâ mich bî in: so leben wir 160 sanfte beide. 145 Ich hân gemerket von der Seine unz an die Muore, von dem Pfâde unz an die Traben erkenne ich al ir fuore : Diu meiste menege enruochet wies erwirbet guot. sol ichz alsô gewinnen, sô ganc slâfen, hôher muot. Guot was ie genæme, iedoch sô gie diu êre vor dem guote: nu ist daz guot sô hêre, daz ez gewalteclîche vor ir zuo den frouwen gât, mit den fürsten zuo den künegen an ir rât. sô wê dir guot ! wie roemesch rîche stât! du enbist niht guot : du habest dich an die schande 170 ein teil ze sêre. 165 151 ff. Vgl. einl. s. 10. Der herzog hat Walther in den wald gewünscht, womit sich für den mittelalterlichen menschen die vorstellung der harten arbeit des reutens verknüpft. Walther wünscht dagegen den herzog auf die heide, wo er zwar auch die gesellschaft der menschen entbehren muss, es aber bequem hat.
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75 171 — 76 18 125 An wibe lobe stêt wol daz man sie heize schone: manne stêt ez übel, ez ist ze wich und ofte hone. Küene und milte, und daz er dâ zuo stæte si, sô ist vil gar gelobt: den zwein stêt wol daz dritte bi. Wilz iu niht versmâhen, sô wil ichz iuch lêren, 175 wie wir loben suln und niht unêren: ir müezet in die liute sehen, welt ir erkennen wol. nieman ûzen nâch der varwe loben sol. vil manic môre ist innen tugende vol: wê wie wi’z der biderben herze sint, der sie wil 180 umbe kêren! 76 (L. 26 3). Ich hân hern Otten triuwe, er welle mich noch rîchen: wie nam aber er mîn dienest ie sô trügelîchen? oder waz bestêt ze lônne des den künic Friderîchen? Mîn vorderunge ist ûf in kleiner danne ein bône; 5 ezn si sô vil, ob er der alten sprüche wære frô: ein vater lêrte wîlent sînen sun alsô "sun, diene manne boesten, daz dir manne beste lône." Her Otte, ich binz der sun, ir sît der bœeste man, wand ich sô rehte boesen herren nie gewan: her künec, sît irz der beste, sît iu got des lônnes 10 gan. Ich wolt hern Otten milte nâch der lenge mezzen: dô hâte ich mich an der mâze ein teil vergezzen: war er sô milte sô lanc, er hete tugende vil besezzen. Vil schiere maz ich aber den lîp nâch sîner êre: dô wart er vil gar ze kurz als ein verschrôten werc, 15 miltes muotes minre vil dan ein getwerc, und ist doch von den jâren daz er niht enwahset mêre. Dô ich dem künege brâhte daz mez, wie er ûf schôz! 172. Das in AC übereinstimmend überlieferte wich hat man mit einem dialektwort identifiziert, das „üppig“, aber auch „abgeschmackt“ bedeutet. Wol begründete bedenken dagegen erhebt Wallner, ZfdA 40, 340. Lachmann vermutete weich. 76 1 ff. Vgl. einl. s. 8. 11 ff. Vgl. die schilderungen Ottos und Friedrichs bei Winkelmann I, 75. II, 91.
75 171 — 76 18 125 An wibe lobe stêt wol daz man sie heize schone: manne stêt ez übel, ez ist ze wich und ofte hone. Küene und milte, und daz er dâ zuo stæte si, sô ist vil gar gelobt: den zwein stêt wol daz dritte bi. Wilz iu niht versmâhen, sô wil ichz iuch lêren, 175 wie wir loben suln und niht unêren: ir müezet in die liute sehen, welt ir erkennen wol. nieman ûzen nâch der varwe loben sol. vil manic môre ist innen tugende vol: wê wie wi’z der biderben herze sint, der sie wil 180 umbe kêren! 76 (L. 26 3). Ich hân hern Otten triuwe, er welle mich noch rîchen: wie nam aber er mîn dienest ie sô trügelîchen? oder waz bestêt ze lônne des den künic Friderîchen? Mîn vorderunge ist ûf in kleiner danne ein bône; 5 ezn si sô vil, ob er der alten sprüche wære frô: ein vater lêrte wîlent sînen sun alsô "sun, diene manne boesten, daz dir manne beste lône." Her Otte, ich binz der sun, ir sît der bœeste man, wand ich sô rehte boesen herren nie gewan: her künec, sît irz der beste, sît iu got des lônnes 10 gan. Ich wolt hern Otten milte nâch der lenge mezzen: dô hâte ich mich an der mâze ein teil vergezzen: war er sô milte sô lanc, er hete tugende vil besezzen. Vil schiere maz ich aber den lîp nâch sîner êre: dô wart er vil gar ze kurz als ein verschrôten werc, 15 miltes muotes minre vil dan ein getwerc, und ist doch von den jâren daz er niht enwahset mêre. Dô ich dem künege brâhte daz mez, wie er ûf schôz! 172. Das in AC übereinstimmend überlieferte wich hat man mit einem dialektwort identifiziert, das „üppig“, aber auch „abgeschmackt“ bedeutet. Wol begründete bedenken dagegen erhebt Wallner, ZfdA 40, 340. Lachmann vermutete weich. 76 1 ff. Vgl. einl. s. 8. 11 ff. Vgl. die schilderungen Ottos und Friedrichs bei Winkelmann I, 75. II, 91.
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126 76 19— 40 sîn junger lip wart beide michel unde grôz. nu seht waz er noch wahse: erst ieze über in wol 20 risen gnôz. Herzoge ûz Osterrîche, ez ist iu wol ergangen und alsô schône daz uns muoz nâch iu belangen. sît gewis, swenn ir uns komet, ir werdet hôhe en- pfangen. Ir sît wol wert daz wir die gloggen gegen iu liuten, dringen unde schouwen als ein wunder komen si. 25 ir komet uns beide sünden unde schanden frî: des suln wir man iuch loben, und die frouwen suln iuch triuten. Diz liehte lop volfüeget heime uns ûf daz ort: sît uns hie biderbe für daz ungefüege wort, daz iemen spreche, ir soldet sîn beliben mit êren 30 dort. Von Rôme voget, von Pülle künec, lât iuch erbarmen daz man mich bî rîcher kunst lât alsus armen. gerne wolde ich, möhte ez sîn, bî eigem fiure erwarmen. Zâî wiech danne sunge von den vogelînen, von der heide und von den bluomen, als ich wîlent 35 sanc! swelch schone wîp mir denne gæbe ir habedanc, der liez ich liljen unde rôsen ûz ir wengel schînen. Sus rîte ich fruo und kume niht heim : 'gast, wê dir, wê!" sô mac der wirt wol singen von dem grüenen klê. die nôt bedenket, milter künec, daz iuwer nôt zergê. 40 31 ff. Vgl. einl. s. 9. Diese strophe ist von Ulrich von Singenberg parodiert (bei Wackernagel s.211): Der werlte daz ir mich voget, des himels künec, ich lobe iuch gerne, hânt erlâzen des, daz ich niht lerne wie dirre und der an fremder stat ze mînem sange scherne. Mîn meister klaget sô sêre von der Vogelweide, in twinge daz, in twinge jenz, daz den lânt sî bi sô rîcher kunst an mich noch nie getwanc. habe ze kranc, daz ich mich kûme ûf ir genâde von dem Sus rîte ich spâte und kume doch heim, mirst mînen scheide. niht ze wê: dâ singe ich von der heide und von dem grüenen daz statent ir mir, milter got, daz ez mir iht zergê! klé.
126 76 19— 40 sîn junger lip wart beide michel unde grôz. nu seht waz er noch wahse: erst ieze über in wol 20 risen gnôz. Herzoge ûz Osterrîche, ez ist iu wol ergangen und alsô schône daz uns muoz nâch iu belangen. sît gewis, swenn ir uns komet, ir werdet hôhe en- pfangen. Ir sît wol wert daz wir die gloggen gegen iu liuten, dringen unde schouwen als ein wunder komen si. 25 ir komet uns beide sünden unde schanden frî: des suln wir man iuch loben, und die frouwen suln iuch triuten. Diz liehte lop volfüeget heime uns ûf daz ort: sît uns hie biderbe für daz ungefüege wort, daz iemen spreche, ir soldet sîn beliben mit êren 30 dort. Von Rôme voget, von Pülle künec, lât iuch erbarmen daz man mich bî rîcher kunst lât alsus armen. gerne wolde ich, möhte ez sîn, bî eigem fiure erwarmen. Zâî wiech danne sunge von den vogelînen, von der heide und von den bluomen, als ich wîlent 35 sanc! swelch schone wîp mir denne gæbe ir habedanc, der liez ich liljen unde rôsen ûz ir wengel schînen. Sus rîte ich fruo und kume niht heim : 'gast, wê dir, wê!" sô mac der wirt wol singen von dem grüenen klê. die nôt bedenket, milter künec, daz iuwer nôt zergê. 40 31 ff. Vgl. einl. s. 9. Diese strophe ist von Ulrich von Singenberg parodiert (bei Wackernagel s.211): Der werlte daz ir mich voget, des himels künec, ich lobe iuch gerne, hânt erlâzen des, daz ich niht lerne wie dirre und der an fremder stat ze mînem sange scherne. Mîn meister klaget sô sêre von der Vogelweide, in twinge daz, in twinge jenz, daz den lânt sî bi sô rîcher kunst an mich noch nie getwanc. habe ze kranc, daz ich mich kûme ûf ir genâde von dem Sus rîte ich spâte und kume doch heim, mirst mînen scheide. niht ze wê: dâ singe ich von der heide und von dem grüenen daz statent ir mir, milter got, daz ez mir iht zergê! klé.
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76 41 — 70 127 Ich hân min lêhen, al diu werlt, ich hân mîn lêhen. nu enfürhte ich niht den hornunc an die zêhen und wil alle boese herren dester minre flêhen. Der edel künec, der milte künec hât mich berâten, daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hân. 40 mîne nâhgebûren dunke ich verre baz getân: sie sehent mich niht mêr an in butzen wîz als sie wîlent tâten. Ich bin ze lange arm gewesen ân mînen danc. ich was sô volle scheltens daz mîn âten stanc: daz hât der künec gemachet reine, und dar zuo mînen sanc. 50 Der künec mîn herre lêch mir gelt ze drizec marken: des enkan ich niht gesliezen in den arken, noch geschiffen ûf daz mer in kielen noch in barken. Der name ist grôz, der nuz ist aber in solher mâze, daz ich in niht begrîfen mac, gehoeren noch gesehen: 55 wes sol ich danne in arken oder in barken jehen? nu râte ein ieglich friunt, ob ich ez halte oder ob ichz [lâze. Der pfaffen disputieren ist mir gar ein wiht: sie prüevent in den arken niht, da ensî ouch iht: nu prüeven hin, nu prüeven her, son habe ich 60 drinne niht. Ir fürsten, die des küneges gerne wæren âne, die volgen mîme râte: ichn râte in niht nâch wâne. welt ir, ich schicke in tûsent mîle und dannoch mê für Trâne. Der helt wil Kristes reise varn: swer in des irret, der hât wider got und al die kristenheit getân. ir vînde, ir sult in sîne strâze varen lân: waz ob er hie heime iu niemer mêre niht gewirret? Belîbe er dort, des got niht gebe, sô lachet ir: kom er uns friunden wider hein, sô lachen wir. der mære warten beidenthalp, und habet den rât von mir. 65 70 51 ff. Vgl. einl. s. 9. 61 ff. Vgl. einl. s. 13.
76 41 — 70 127 Ich hân min lêhen, al diu werlt, ich hân mîn lêhen. nu enfürhte ich niht den hornunc an die zêhen und wil alle boese herren dester minre flêhen. Der edel künec, der milte künec hât mich berâten, daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hân. 40 mîne nâhgebûren dunke ich verre baz getân: sie sehent mich niht mêr an in butzen wîz als sie wîlent tâten. Ich bin ze lange arm gewesen ân mînen danc. ich was sô volle scheltens daz mîn âten stanc: daz hât der künec gemachet reine, und dar zuo mînen sanc. 50 Der künec mîn herre lêch mir gelt ze drizec marken: des enkan ich niht gesliezen in den arken, noch geschiffen ûf daz mer in kielen noch in barken. Der name ist grôz, der nuz ist aber in solher mâze, daz ich in niht begrîfen mac, gehoeren noch gesehen: 55 wes sol ich danne in arken oder in barken jehen? nu râte ein ieglich friunt, ob ich ez halte oder ob ichz [lâze. Der pfaffen disputieren ist mir gar ein wiht: sie prüevent in den arken niht, da ensî ouch iht: nu prüeven hin, nu prüeven her, son habe ich 60 drinne niht. Ir fürsten, die des küneges gerne wæren âne, die volgen mîme râte: ichn râte in niht nâch wâne. welt ir, ich schicke in tûsent mîle und dannoch mê für Trâne. Der helt wil Kristes reise varn: swer in des irret, der hât wider got und al die kristenheit getân. ir vînde, ir sult in sîne strâze varen lân: waz ob er hie heime iu niemer mêre niht gewirret? Belîbe er dort, des got niht gebe, sô lachet ir: kom er uns friunden wider hein, sô lachen wir. der mære warten beidenthalp, und habet den rât von mir. 65 70 51 ff. Vgl. einl. s. 9. 61 ff. Vgl. einl. s. 13.
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128 76 71 — 103 Vil hôhgelobter got, wie selten ich dich prîse, und ich doch von dir beidiu wort hân unde wîse! wie getar ich sô gefreveln under dîme rîse? Ichn tuon diu rehten werc, ichn hân die wâren minne gein mînem ebenkristen, herre vater, noch gein dir: 75 ir keinem wart ich nie sô holt sô ich bin mir. got vater unde sun, dîn geist berihte mîne sinne. Wie solt ich den geminnen der mir übele tuot? ich muoz dem iemer holder sîn der mir ist guot. vergip mir anders mîne schulde, wan ich hân noch 80 den muot. Er schalc, in swelhem namen er sî, der dankes triege sînen herren unde im râte daz er liege! erlamen müez ime sîn bein, swenn erz ze deheime râte Si aber er sô hêre daz er dâ zuo sitze, [biege! sô wünsche ich daz ime sîn ungetriuwe zunge erlame 85 die selben machent uns die biderben âne schame. sol liegen witze sîn, sô pflegent die schemelîcher witze. Wan mügens in râten daz si lâzen in ir kragen sô valsch geheize oder nâch geheize niht versagen? sie soltén geben ê dem lobe der kalc war abe getragen. 90 Ich hân gesehen in der werlte ein michel wunder: waerz uf dem mer, ez diuhte ein seltsæne kunder; dez mîn fröude erschrocken ist, mîn trûren worden munder. Daz glîchet einem boesen man. swer nu des lachen strîchet an der triuwen stein, der vindet kunterfeit. 95 er bizet dâ sîn grînen niht hât widerseit. [sîn valscheit tuot vil manegem dicke leit.] zwô zungen habent kalt und warm, die ligent in sîme In sîme süezen honege lît ein giftic nagel. [rachen. sîn wolkenlôsez lachen bringet scharpfen hagel. 100 swâ man daz spürt, ez kêrt sîn hant und wirt ein swalwen zagel. Got weiz wol, daz mîn lop waer iemer hovestæte, dâ man eteswenne hovelîchen tæte 101. Noch nicht befriedigend erklärt, vgl. Bezzenberger Zfdph VI, 34. Wackernell, ZfdA 26, 295. Wallner ib. 40, 335. PВB 33, 12.
128 76 71 — 103 Vil hôhgelobter got, wie selten ich dich prîse, und ich doch von dir beidiu wort hân unde wîse! wie getar ich sô gefreveln under dîme rîse? Ichn tuon diu rehten werc, ichn hân die wâren minne gein mînem ebenkristen, herre vater, noch gein dir: 75 ir keinem wart ich nie sô holt sô ich bin mir. got vater unde sun, dîn geist berihte mîne sinne. Wie solt ich den geminnen der mir übele tuot? ich muoz dem iemer holder sîn der mir ist guot. vergip mir anders mîne schulde, wan ich hân noch 80 den muot. Er schalc, in swelhem namen er sî, der dankes triege sînen herren unde im râte daz er liege! erlamen müez ime sîn bein, swenn erz ze deheime râte Si aber er sô hêre daz er dâ zuo sitze, [biege! sô wünsche ich daz ime sîn ungetriuwe zunge erlame 85 die selben machent uns die biderben âne schame. sol liegen witze sîn, sô pflegent die schemelîcher witze. Wan mügens in râten daz si lâzen in ir kragen sô valsch geheize oder nâch geheize niht versagen? sie soltén geben ê dem lobe der kalc war abe getragen. 90 Ich hân gesehen in der werlte ein michel wunder: waerz uf dem mer, ez diuhte ein seltsæne kunder; dez mîn fröude erschrocken ist, mîn trûren worden munder. Daz glîchet einem boesen man. swer nu des lachen strîchet an der triuwen stein, der vindet kunterfeit. 95 er bizet dâ sîn grînen niht hât widerseit. [sîn valscheit tuot vil manegem dicke leit.] zwô zungen habent kalt und warm, die ligent in sîme In sîme süezen honege lît ein giftic nagel. [rachen. sîn wolkenlôsez lachen bringet scharpfen hagel. 100 swâ man daz spürt, ez kêrt sîn hant und wirt ein swalwen zagel. Got weiz wol, daz mîn lop waer iemer hovestæte, dâ man eteswenne hovelîchen tæte 101. Noch nicht befriedigend erklärt, vgl. Bezzenberger Zfdph VI, 34. Wackernell, ZfdA 26, 295. Wallner ib. 40, 335. PВB 33, 12.
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76 104 — 77 10 129 mit worten oder mit werken, mit gewizzenem geræte. Mir grûset, sô mich lachent an die lechelære, 105 den diu zunge honget und daz herze gallen hât. friundes lachen sol sîn âne missetât, lûter als der âbentrôt, der kündet liebiu mære. Nu tuo mir lachelîche, oder lache aber anderswâ. swes munt mich triegen wil, der habe sîn lachen dâ: 110 von dem næm ich ein wârez nein für zwei gelogeniu jâ. Sit got ein rehter rihtæere heizet an den buochen, daz er solte ûz sîner milte des geruochen daz er die gar getriuwen ûz den valschen hieze suochen! Joch meine ich hie: sie werdent dort vil gar ge- 115 sundert: doch sæhe ich an ir eteslîchem gerne ein schanden mâl. der sich dem man wint ûz der hant reht als ein âl, ouwê daz got niht zorneclîchen sêre an deme wundert! Swer sant mir var von hûse, der var ouch mit mir hein. des mannes muot sol veste sîn alsam ein stein, 120 ûf triuwe sleht und eben als ein vil wol gemahter zein. 77 (L. 104 23). Man seite mir ie von Tegersê, wie wol daz hûs mit êren stê: darumbe kêrte ich mêr dan eine mîle von der strâze. Ich bin ein wunderlîcher man, daz ich mit selben niht entstân und mich sô vil an frömde liute lâze. Ich schilte sie niht, wan got genâde uns beiden. ich nam dâ wazzer: alsô nazzer muost ich von des münches tische scheiden. 5 10 77 1. Vgl. einl. s. 12. 13. 3. Die schlusszeilen der stollen sind nicht gleich, also in der überlieferung entstellt. 8. Es ist das wasser zum waschen der hände nach der mahlzeit gemeint. Walther will also sagen, dass er sonst nichts geschenkt be- kommen hat. Dass er zum essen keinen wein bekommen habe, ist nirgends angedeutet. Schon aus diesem grunde wäre die seltsame deutung und zeitbestimmung Burdachs (s. 76) haltlos, wenn sie sich nicht auch sonst als unrichtig erwiesen hätte. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 9
76 104 — 77 10 129 mit worten oder mit werken, mit gewizzenem geræte. Mir grûset, sô mich lachent an die lechelære, 105 den diu zunge honget und daz herze gallen hât. friundes lachen sol sîn âne missetât, lûter als der âbentrôt, der kündet liebiu mære. Nu tuo mir lachelîche, oder lache aber anderswâ. swes munt mich triegen wil, der habe sîn lachen dâ: 110 von dem næm ich ein wârez nein für zwei gelogeniu jâ. Sit got ein rehter rihtæere heizet an den buochen, daz er solte ûz sîner milte des geruochen daz er die gar getriuwen ûz den valschen hieze suochen! Joch meine ich hie: sie werdent dort vil gar ge- 115 sundert: doch sæhe ich an ir eteslîchem gerne ein schanden mâl. der sich dem man wint ûz der hant reht als ein âl, ouwê daz got niht zorneclîchen sêre an deme wundert! Swer sant mir var von hûse, der var ouch mit mir hein. des mannes muot sol veste sîn alsam ein stein, 120 ûf triuwe sleht und eben als ein vil wol gemahter zein. 77 (L. 104 23). Man seite mir ie von Tegersê, wie wol daz hûs mit êren stê: darumbe kêrte ich mêr dan eine mîle von der strâze. Ich bin ein wunderlîcher man, daz ich mit selben niht entstân und mich sô vil an frömde liute lâze. Ich schilte sie niht, wan got genâde uns beiden. ich nam dâ wazzer: alsô nazzer muost ich von des münches tische scheiden. 5 10 77 1. Vgl. einl. s. 12. 13. 3. Die schlusszeilen der stollen sind nicht gleich, also in der überlieferung entstellt. 8. Es ist das wasser zum waschen der hände nach der mahlzeit gemeint. Walther will also sagen, dass er sonst nichts geschenkt be- kommen hat. Dass er zum essen keinen wein bekommen habe, ist nirgends angedeutet. Schon aus diesem grunde wäre die seltsame deutung und zeitbestimmung Burdachs (s. 76) haltlos, wenn sie sich nicht auch sonst als unrichtig erwiesen hätte. Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 9
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130 78 1—32 78 (L. 78 24). Ich bin dem Bogenære holt gar âne gâbe und âne solt: er ist milte, swie klein ich sîn geniuze. sô nieze in aber ein Pôlân oder ein Riuze: daz ist allez âne mînen haz. in bræhte ein meister baz ze mære danne tûsent snarrenzære, tæt er den hovewerden baz. Den dîemant den edelen stein gap mir der schoensten ritter ein: âne bete wart mir diu gâbe sîne. jô lob ich niht die schoene nâch dem schîne: milter man ist schone und wol gezogen. man sol die inre tugent uz kêren: sô ist daz ûzer lop nâch êren, sam des von Katzenellenbogen. Der anegenge nie gewan und anegenge machen kan, der kan wol ende machen und ân ende. sît daz allez stêt in sîner hende, wer wæere danne lobes sô wol wert? der sî der êrste in mîner wîse: sîn lop gêt vor allem prîse: daz lop ist sælic, des er gert. Nu loben wir die süezen maget, der ir sun niemer niht versaget. si ist des muoter, der von helle uns lôste: daz ist uns ein trôst vor allem trôste, daz man dâ ze himel ir willen tuot. nu dar, die alten mit den jungen, daz ir werde lop gesungen. sist guot ze lobenne, si ist guot. 5 10 15 20 25 30 17 ff. Dies lied wird in eine 78 1. Vgl. einl. s. 12. zeit gehören, wo der von Friedrich gelobte Kreuzzug den dichter lebhaft beschäftigte. Eine genauere datierung ist nicht möglich.
130 78 1—32 78 (L. 78 24). Ich bin dem Bogenære holt gar âne gâbe und âne solt: er ist milte, swie klein ich sîn geniuze. sô nieze in aber ein Pôlân oder ein Riuze: daz ist allez âne mînen haz. in bræhte ein meister baz ze mære danne tûsent snarrenzære, tæt er den hovewerden baz. Den dîemant den edelen stein gap mir der schoensten ritter ein: âne bete wart mir diu gâbe sîne. jô lob ich niht die schoene nâch dem schîne: milter man ist schone und wol gezogen. man sol die inre tugent uz kêren: sô ist daz ûzer lop nâch êren, sam des von Katzenellenbogen. Der anegenge nie gewan und anegenge machen kan, der kan wol ende machen und ân ende. sît daz allez stêt in sîner hende, wer wæere danne lobes sô wol wert? der sî der êrste in mîner wîse: sîn lop gêt vor allem prîse: daz lop ist sælic, des er gert. Nu loben wir die süezen maget, der ir sun niemer niht versaget. si ist des muoter, der von helle uns lôste: daz ist uns ein trôst vor allem trôste, daz man dâ ze himel ir willen tuot. nu dar, die alten mit den jungen, daz ir werde lop gesungen. sist guot ze lobenne, si ist guot. 5 10 15 20 25 30 17 ff. Dies lied wird in eine 78 1. Vgl. einl. s. 12. zeit gehören, wo der von Friedrich gelobte Kreuzzug den dichter lebhaft beschäftigte. Eine genauere datierung ist nicht möglich.
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78 33 — 61 131 Ich solt iuch engel grüezen ouch, wan daz ich bin niht gar ein gouch : waz habet ir der heiden noch zerstœeret? sît iuch nieman siht noch nieman hœret, saget, waz habet ir noch dar zuo getân? möht ich got stille als ir gerechen, mit wem solt ich mich besprechen? ich wolte iuch herren ruowen lân. Her Michaêl, her Gabriel, her tiuvels vîent Raphahêl, ir pfleget wisheit sterke und arzenîe, dar zuo habet ir engelkoere drîe, die mit willen leistent iur gebot: welt ir mîn lop, sô sît bescheiden und schadet allerêrst den heiden: lopt ich iuch ê, daz wære ir spot. Swelch herre nieman niht versaget, der ist an gebender kunst verschraget! der muoz iemer nôtic sîn oder triegen, zehen versagen sint bezzer danne ein liegen. geheize minre unde grüeze baz, well er ze rehte umb êre sorgen. swes er niht müge ûz geborgen noch selbe enhabe, versage doch daz. Man hôhgemâc, an friunden kranc, daz ist ein swacher habedanc: baz hilfet . . friuntschaft âne sippe. lâ einen sîn geborn von küneges rippe: er enhabe friunt, waz hilfet daz? 40 45 50 55 35 60 42. tiuvels vient heisst Raphael wol mit hinblick auf Tobias, cap. 8, wo erzählt wird, wie er den teufel bewältigt, der die sieben männer der Sara getötet hat. 43. Der name Gabriel wird gedeutet als „stärke gottes“, Raphael als „heilung gottes“, Michael als „wer ist wie gott?“. Vgl. Laurin 239 sente Michahêl der wîse. Ein alter hymnus (Mone I, 314) schreibt dem von Michael geleiteten engelchore besondere weisheit zu. 9*
78 33 — 61 131 Ich solt iuch engel grüezen ouch, wan daz ich bin niht gar ein gouch : waz habet ir der heiden noch zerstœeret? sît iuch nieman siht noch nieman hœret, saget, waz habet ir noch dar zuo getân? möht ich got stille als ir gerechen, mit wem solt ich mich besprechen? ich wolte iuch herren ruowen lân. Her Michaêl, her Gabriel, her tiuvels vîent Raphahêl, ir pfleget wisheit sterke und arzenîe, dar zuo habet ir engelkoere drîe, die mit willen leistent iur gebot: welt ir mîn lop, sô sît bescheiden und schadet allerêrst den heiden: lopt ich iuch ê, daz wære ir spot. Swelch herre nieman niht versaget, der ist an gebender kunst verschraget! der muoz iemer nôtic sîn oder triegen, zehen versagen sint bezzer danne ein liegen. geheize minre unde grüeze baz, well er ze rehte umb êre sorgen. swes er niht müge ûz geborgen noch selbe enhabe, versage doch daz. Man hôhgemâc, an friunden kranc, daz ist ein swacher habedanc: baz hilfet . . friuntschaft âne sippe. lâ einen sîn geborn von küneges rippe: er enhabe friunt, waz hilfet daz? 40 45 50 55 35 60 42. tiuvels vient heisst Raphael wol mit hinblick auf Tobias, cap. 8, wo erzählt wird, wie er den teufel bewältigt, der die sieben männer der Sara getötet hat. 43. Der name Gabriel wird gedeutet als „stärke gottes“, Raphael als „heilung gottes“, Michael als „wer ist wie gott?“. Vgl. Laurin 239 sente Michahêl der wîse. Ein alter hymnus (Mone I, 314) schreibt dem von Michael geleiteten engelchore besondere weisheit zu. 9*
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132 78 62 — 96 mâgschaft ist ein selbwahsen êre: sô muoz man friunde verdienen sêre. mâc hilfet wol, friunt verre baz. Swer sich ze friunde gewinnen lât und ouch dâ bî die tugende hât daz er sich âne wanken lât behalten, des friundes mac man gerne schône walten. ich hân eteswenne friunt erkorn sô sinewel an sîner stæte, swie gerne ich in behalten hæte, daz ich in muoste hân verlorn. Swer mir ist slipfic als ein îs und mich ûf hebt in balles wîs, sinewell ich dem in sînen handen, daz sol zunstæete nieman an mir anden, sît ich dem getriuwen friunde bin einloetic unde wol gevieret. swes muot mir ist sô vêch gezieret, nu sus nu sô, dem walge ich hin. 65 70 75 80 Sich wolte ein ses gesibent hân ûf einen hôhvertigen wân: sus strebte ez sêre nâch der übermaze. swer der mâze brechen wil ir strâze, dem gevellet lîhte ein enger pfat. hôhvertic ses, nu stant gedrîet! dir was zem sese ein velt gefrîet: nu smiuc dich an der drîen stat. Unmâze, nim dich beidiu an, manlîchiu wîp, wiplîche man: pfaflîche ritter, ritterlîche pfaffen, mit den solt du dînen willen schaffen: ich wil dir sie gar ze 'stiure geben, und alte juncherren für eigen: ich wil dir junge altherren zeigen, daz sie dir twerhes helfen leben. 85 90 95
132 78 62 — 96 mâgschaft ist ein selbwahsen êre: sô muoz man friunde verdienen sêre. mâc hilfet wol, friunt verre baz. Swer sich ze friunde gewinnen lât und ouch dâ bî die tugende hât daz er sich âne wanken lât behalten, des friundes mac man gerne schône walten. ich hân eteswenne friunt erkorn sô sinewel an sîner stæte, swie gerne ich in behalten hæte, daz ich in muoste hân verlorn. Swer mir ist slipfic als ein îs und mich ûf hebt in balles wîs, sinewell ich dem in sînen handen, daz sol zunstæete nieman an mir anden, sît ich dem getriuwen friunde bin einloetic unde wol gevieret. swes muot mir ist sô vêch gezieret, nu sus nu sô, dem walge ich hin. 65 70 75 80 Sich wolte ein ses gesibent hân ûf einen hôhvertigen wân: sus strebte ez sêre nâch der übermaze. swer der mâze brechen wil ir strâze, dem gevellet lîhte ein enger pfat. hôhvertic ses, nu stant gedrîet! dir was zem sese ein velt gefrîet: nu smiuc dich an der drîen stat. Unmâze, nim dich beidiu an, manlîchiu wîp, wiplîche man: pfaflîche ritter, ritterlîche pfaffen, mit den solt du dînen willen schaffen: ich wil dir sie gar ze 'stiure geben, und alte juncherren für eigen: ich wil dir junge altherren zeigen, daz sie dir twerhes helfen leben. 85 90 95
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78 97 — 128 133 Wer sleht den lewen? wer sleht den risen? wer überwindet jenen und disen? daz tuot jener der sich selben twinget und alliu sîniu lit in huote bringet, ûz der wilde in stæter zühte habe. geligeniu zuht und schame vor gesten mügen wol eine wile erglesten: der schîn nimt drâte ûf und abe. Wolveile unwirdet manegen lîp. ir werden man, ir reiniu wîp niht ensît durch kranke miete veile. ez muoz sêre stên an iuwerm heile, welt ir iuch vergeben vinden lân. zundanke wolveile unwirdet sêre: dâ bî sô swachet iuwer êre, und ziuhet doch ûf smæhen wân. Swelch man wirt âne muot ze rîch, wil er ze sêre striuzen sich ûf sîne rîcheit, sô wirt er ze hêre. ze rîch und zarm diu leschent beide sêre an sumelîchen liuten rehten muot. swâ übric rîcheit zühte slucket und übric armuot sinne zucket, dâ dunket mich enwederz guot. Diu minne ist weder man noch wîp, si hât noch sêle noch den lîp, si gelîchet sich dekeinem bilde. ir name ist kunt, si selbe ist aber wilde, unde enkan doch nieman âne sie der gotes hulden niht gewinnen . . . . . . . . . . si kam in valschez herze nie. 100 105 110 115 120 125 108 ff. Es ist besser, sich umsonst zu einem dienste bereit finden zu lassen, als wider seine neigung um eines geringen lohnes willen. Dabei leidet man an seiner ehre schaden, und es läuft doch bloss auf eine elende hoffnung hinaus.
78 97 — 128 133 Wer sleht den lewen? wer sleht den risen? wer überwindet jenen und disen? daz tuot jener der sich selben twinget und alliu sîniu lit in huote bringet, ûz der wilde in stæter zühte habe. geligeniu zuht und schame vor gesten mügen wol eine wile erglesten: der schîn nimt drâte ûf und abe. Wolveile unwirdet manegen lîp. ir werden man, ir reiniu wîp niht ensît durch kranke miete veile. ez muoz sêre stên an iuwerm heile, welt ir iuch vergeben vinden lân. zundanke wolveile unwirdet sêre: dâ bî sô swachet iuwer êre, und ziuhet doch ûf smæhen wân. Swelch man wirt âne muot ze rîch, wil er ze sêre striuzen sich ûf sîne rîcheit, sô wirt er ze hêre. ze rîch und zarm diu leschent beide sêre an sumelîchen liuten rehten muot. swâ übric rîcheit zühte slucket und übric armuot sinne zucket, dâ dunket mich enwederz guot. Diu minne ist weder man noch wîp, si hât noch sêle noch den lîp, si gelîchet sich dekeinem bilde. ir name ist kunt, si selbe ist aber wilde, unde enkan doch nieman âne sie der gotes hulden niht gewinnen . . . . . . . . . . si kam in valschez herze nie. 100 105 110 115 120 125 108 ff. Es ist besser, sich umsonst zu einem dienste bereit finden zu lassen, als wider seine neigung um eines geringen lohnes willen. Dabei leidet man an seiner ehre schaden, und es läuft doch bloss auf eine elende hoffnung hinaus.
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134 78 129 — 79 10 Ez ist in unsern kurzen tagen nâch minne valsches vil geslagen: swer aber ir insigel rehte erkande, dem setze ich mîne wârheit des ze pfande, wolt er ir geleite volgen mite, daz in unfuoge niht erslüege. minn ist ze himel sô gefüege, daz ich sie dar geleites bite. 130 135 79 (L. 10 1. 84 14). Von Rôme keiser hêre, ir hât alsô getân ze mînen dingen, daz ich iu muoz danken lân: in kan in selbe niht gedanken als ich willen hân. Ir hât iuwer kerzen kündeclîchen mir gesendet. diu hât unser hâr vil gar besenget an den brân, Unde hat ouch uns der ougen vil erblendet: doch hânt sie mir des wizen alle vil gewendet. sus mîn frume und iuwer êre ir schilhen hât geschendet. Sie frâgent mich vil dicke, waz ich habe gesehen, swenn ich von hove rîte, und waz dâ sî geschehen. 10 5 79 1 ff. Vgl. einl. s. 13. Die kerze in z. 4 ist vielleicht nur ein bildlicher ausdruck für das vom kaiser gesandte geschenk. Es fehlt aber an einer befriedigenden erklärung dafür, wie der dichter dazu gekommen sein könnte, das bild anzuwenden. Wackernagel (Baseler bischofs- und dienstmannen- recht s. 26) nimmt kerze im eigentlichen sinne und leitet eine erklärung ab aus der verpflichtung der Basler bischöfe, zu licht- mess ihren in der frauenkirche anwesenden dienstmannen kerzen zu geben. Er nimmt an, dass auch für den kaiser eine ähn- liche verpflichtung gegen seine dienstmannen bestanden habe, unter die Walther durch seine belehnung aufgenommen sei, und dass die übersendung an einen nichtanwesenden für eine be- sondere auszeichnung gegolten habe. Das sind aber annahmen, die zu wenig fest begründet und kaum wahrscheinlich sind. Vgl. dazu noch Prosch, Zfdph XV, 358. Noch weniger zulässig scheint es 70 b 1 auf ähnliche weise zu erklären. Eine eigenartige deutung mit mehreren vorschlägen zur textände- rung, aber, wie mir scheint, ohne ausreichende überzeugungs- 9. Hoftage zu Nürn- kraft, bietet jetzt Saran, PBB 27, 199. berg, bei denen Leopold von Oesterreich anwesend war, fanden statt im märz 1200, im februar 1209, im mai 1212, im januar
134 78 129 — 79 10 Ez ist in unsern kurzen tagen nâch minne valsches vil geslagen: swer aber ir insigel rehte erkande, dem setze ich mîne wârheit des ze pfande, wolt er ir geleite volgen mite, daz in unfuoge niht erslüege. minn ist ze himel sô gefüege, daz ich sie dar geleites bite. 130 135 79 (L. 10 1. 84 14). Von Rôme keiser hêre, ir hât alsô getân ze mînen dingen, daz ich iu muoz danken lân: in kan in selbe niht gedanken als ich willen hân. Ir hât iuwer kerzen kündeclîchen mir gesendet. diu hât unser hâr vil gar besenget an den brân, Unde hat ouch uns der ougen vil erblendet: doch hânt sie mir des wizen alle vil gewendet. sus mîn frume und iuwer êre ir schilhen hât geschendet. Sie frâgent mich vil dicke, waz ich habe gesehen, swenn ich von hove rîte, und waz dâ sî geschehen. 10 5 79 1 ff. Vgl. einl. s. 13. Die kerze in z. 4 ist vielleicht nur ein bildlicher ausdruck für das vom kaiser gesandte geschenk. Es fehlt aber an einer befriedigenden erklärung dafür, wie der dichter dazu gekommen sein könnte, das bild anzuwenden. Wackernagel (Baseler bischofs- und dienstmannen- recht s. 26) nimmt kerze im eigentlichen sinne und leitet eine erklärung ab aus der verpflichtung der Basler bischöfe, zu licht- mess ihren in der frauenkirche anwesenden dienstmannen kerzen zu geben. Er nimmt an, dass auch für den kaiser eine ähn- liche verpflichtung gegen seine dienstmannen bestanden habe, unter die Walther durch seine belehnung aufgenommen sei, und dass die übersendung an einen nichtanwesenden für eine be- sondere auszeichnung gegolten habe. Das sind aber annahmen, die zu wenig fest begründet und kaum wahrscheinlich sind. Vgl. dazu noch Prosch, Zfdph XV, 358. Noch weniger zulässig scheint es 70 b 1 auf ähnliche weise zu erklären. Eine eigenartige deutung mit mehreren vorschlägen zur textände- rung, aber, wie mir scheint, ohne ausreichende überzeugungs- 9. Hoftage zu Nürn- kraft, bietet jetzt Saran, PBB 27, 199. berg, bei denen Leopold von Oesterreich anwesend war, fanden statt im märz 1200, im februar 1209, im mai 1212, im januar
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79 11 —32 135 ich liuge ungerne, und wil der wârheit halber niht verjehen. Ze Nüerenbere was guot gerihte, daz sage ich ze mære. umbe ir milte frâget varndez volc: daz kan wol spehen. Die seiten mir, ir malhen schieden danne lære: unser heimschen fürsten sint sô hovebære, 15 daz Liupolt ein müeste geben, wan daz er ein gast dâ wære. Von Kölne werder bischof, sît von schulden frô. ir hât dem rîche wol gedienet und alsô daz iuwer lop da enzwischen stîget und sweibet hô. Si iuwer werdekeit dekeinen boesen zagen swære, 20 fürsten meister, daz sî iu als ein unnütze drô. Getriuwer küneges pflegære, ir sît hôher mære, keisers êren trôst baz danne ie kanzelære, drier künege und einlif tûsent megede kamerære. Ich drabe dâ her vil rehte drier slahte sanc, den hôhen und den nideren und den mittelswanc, daz mir die rederîchen iegeslîches sagen danc. Wie könd ich der drîer einen nu ze danke gesingen? der hôhe der ist mir ze starc, der nider gar ze kranc, Der mittel gar ze spæhe an disen twerhen dingen. 30 nu hilf mir, edeler küneges rât, da enzwischen dringen, daz wir als ê ein ungehazzet liet zesamene bringen. 25 1217, ende okt. und anfang nov. 1219, im juni 1224, im nov. 1225. Da aber aus z. 13 hervorzugehen scheint, dass Walther selbst nicht auf freigebigkeit der fürsten reflektierte, so wird der spruch nach seiner belehnung fallen. Man setzt ihn jetzt allgemein in das jahr 1224 ohne völlig zureichenden grund. 15. 16. Diese zeilen sind trotz allen auseinandersetzungen darüber (vgl. ausser den ausgaben Germania V, 6; XX, 262; Menzel 301; Blätter f. d. bair. gymn. XI, 214; Burdach s. 22) noch nicht befriedigend erklärt. 17 ff. Vgl. einl. s. 13. 14. Köln rühmt sich die gebeine der heiligen drei könige zu verwahren, sowie die der 11000 jungfrauen, die nach der sage dem kaiser Karl im kampfe gegen die Saracenen beistanden. 25 ff. Es ist un- möglich, sich von den drei hier von Walther unterschiedenen arten des gesanges eine genauere vorstellung zu machen.
79 11 —32 135 ich liuge ungerne, und wil der wârheit halber niht verjehen. Ze Nüerenbere was guot gerihte, daz sage ich ze mære. umbe ir milte frâget varndez volc: daz kan wol spehen. Die seiten mir, ir malhen schieden danne lære: unser heimschen fürsten sint sô hovebære, 15 daz Liupolt ein müeste geben, wan daz er ein gast dâ wære. Von Kölne werder bischof, sît von schulden frô. ir hât dem rîche wol gedienet und alsô daz iuwer lop da enzwischen stîget und sweibet hô. Si iuwer werdekeit dekeinen boesen zagen swære, 20 fürsten meister, daz sî iu als ein unnütze drô. Getriuwer küneges pflegære, ir sît hôher mære, keisers êren trôst baz danne ie kanzelære, drier künege und einlif tûsent megede kamerære. Ich drabe dâ her vil rehte drier slahte sanc, den hôhen und den nideren und den mittelswanc, daz mir die rederîchen iegeslîches sagen danc. Wie könd ich der drîer einen nu ze danke gesingen? der hôhe der ist mir ze starc, der nider gar ze kranc, Der mittel gar ze spæhe an disen twerhen dingen. 30 nu hilf mir, edeler küneges rât, da enzwischen dringen, daz wir als ê ein ungehazzet liet zesamene bringen. 25 1217, ende okt. und anfang nov. 1219, im juni 1224, im nov. 1225. Da aber aus z. 13 hervorzugehen scheint, dass Walther selbst nicht auf freigebigkeit der fürsten reflektierte, so wird der spruch nach seiner belehnung fallen. Man setzt ihn jetzt allgemein in das jahr 1224 ohne völlig zureichenden grund. 15. 16. Diese zeilen sind trotz allen auseinandersetzungen darüber (vgl. ausser den ausgaben Germania V, 6; XX, 262; Menzel 301; Blätter f. d. bair. gymn. XI, 214; Burdach s. 22) noch nicht befriedigend erklärt. 17 ff. Vgl. einl. s. 13. 14. Köln rühmt sich die gebeine der heiligen drei könige zu verwahren, sowie die der 11000 jungfrauen, die nach der sage dem kaiser Karl im kampfe gegen die Saracenen beistanden. 25 ff. Es ist un- möglich, sich von den drei hier von Walther unterschiedenen arten des gesanges eine genauere vorstellung zu machen.
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136 79 33 — 64 Swes leben ich lobe, des tôt den wil ich iemer klagen. sô wê im der den werden fürsten habe erslagen von Kölne! ouwê des daz in diu erde mac getragen! 35 Ine kan im nâch sîner schulde keine marter vinden: im wære alze senfte ein eichîn wit umb sînen kragen, In wil sîn ouch niht brennen noch zerliden noch schinden noch mit dem rade zerbrechen noch ouch dar ûf binden: ich warte allez ob diu helle in lebende welle slinden. 40 Swer an des edeln lantgrâven râte si, durch sîne hübscheit, er sî dienstman oder fri, der mane in umb mîn lêren sô daz ich in spür dâ bî. Mîn junger herre ist milte erkant, man seit mir er sî stæte, dar zuo wol gezogen: daz sint gelobter tugende drî. 45 Ob er die vierden tugent willeclîchen tæte, sô gienge er ebene und daz er selten missetræte; wæere unsûmic. sûmunge schat dem snite und schat der sæte. Rich, herre, dich und dîne muoter, der mägede kint, an den die iuwers erbelandes vînde sint. 50 lâ dir den kristen zuo den heiden beide sîn als den wint: Du weist wol daz die heiden dich niht irrent alters eine. die sint wider dich doch offentlîche unreine, dise unreiner, diez mit in sô stille habent gemeine. Bote, sage dem keiser sînes armen mannes rât, daz ich deheinen bezzern weiz als ez nu stât: ob in guotes unde liute nieman erbeiten lât, Sô var er balde und kome uns schiere, lâze sich 60 niht toeren: irre ouch etelîchen der got und in geirret hât; Die rehten pfaffen warne, daz sie niht gehoren den unrehten, die daz rîche wanent stœeren; scheide sie von in, oder scheides alle von den koren. 55 41 ff. Vgl. einl. s. 14. 49 ff. Vgl. das verzeichnis der abweichungen von Lachmanns text.
136 79 33 — 64 Swes leben ich lobe, des tôt den wil ich iemer klagen. sô wê im der den werden fürsten habe erslagen von Kölne! ouwê des daz in diu erde mac getragen! 35 Ine kan im nâch sîner schulde keine marter vinden: im wære alze senfte ein eichîn wit umb sînen kragen, In wil sîn ouch niht brennen noch zerliden noch schinden noch mit dem rade zerbrechen noch ouch dar ûf binden: ich warte allez ob diu helle in lebende welle slinden. 40 Swer an des edeln lantgrâven râte si, durch sîne hübscheit, er sî dienstman oder fri, der mane in umb mîn lêren sô daz ich in spür dâ bî. Mîn junger herre ist milte erkant, man seit mir er sî stæte, dar zuo wol gezogen: daz sint gelobter tugende drî. 45 Ob er die vierden tugent willeclîchen tæte, sô gienge er ebene und daz er selten missetræte; wæere unsûmic. sûmunge schat dem snite und schat der sæte. Rich, herre, dich und dîne muoter, der mägede kint, an den die iuwers erbelandes vînde sint. 50 lâ dir den kristen zuo den heiden beide sîn als den wint: Du weist wol daz die heiden dich niht irrent alters eine. die sint wider dich doch offentlîche unreine, dise unreiner, diez mit in sô stille habent gemeine. Bote, sage dem keiser sînes armen mannes rât, daz ich deheinen bezzern weiz als ez nu stât: ob in guotes unde liute nieman erbeiten lât, Sô var er balde und kome uns schiere, lâze sich 60 niht toeren: irre ouch etelîchen der got und in geirret hât; Die rehten pfaffen warne, daz sie niht gehoren den unrehten, die daz rîche wanent stœeren; scheide sie von in, oder scheides alle von den koren. 55 41 ff. Vgl. einl. s. 14. 49 ff. Vgl. das verzeichnis der abweichungen von Lachmanns text.
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79 65 — 80 7 137 Solt ich den pfaffen râten an den triuwen mîn, sô spræche ir hant den armen zuo sê daz ist dîn'; ir zunge sunge unde lieze manegem man daz sîn; Gedæhten daz ouch sie durch got ê wâren almuosenære : dô gap in êrste geltes teil der künic Constantîn. Het er gewest daz dâ von übel künftic ware, 70 sô het er wol underkomen des rîches sware; wan daz sie dô wâren kiusche und übermüete lære. Mîn alter klôsenære, von dem ich sô sanc, dô uns der erre bâbest alsô sêre twanc, der fürhtet aber der goteshûse, ir meister werden kranc. 75 Er seit, ob sie die guoten bannen und den übeln singen, man swenke in engegene den vil swinden widerswanc. An pfrüenden und an kirchen müge in misselingen; der si vil die dar ûf iezuo haben gedingen dazs ir guot verdienen umb daz rîche in liehten 80 ringen. 65 Mehtiger got, du bist sô lanc und bist sô breit, gedæhte wir dâ nâch, daz wir unser arebeit vlürn. dir sint beide ungemezzen maht und êwekeit. Ich weiz bî mir wol daz ein ander ouch dar umbe trahtet : sô ist ez, als ez ie was, unsern sinnen unbereit. 85 Du bist ze grôz, du bist ze kleine: ez ist ungahtet. tumber gouch, der dran betaget oder benahtet! wil er wizzen daz nie wart gepredjet noch gepfahtet?" 80 (L. 13 5). Ouwê waz êren sich ellendet von tiuschen landen! witze und manheit, dar zuo silber und daz golt, Swer diu beidiu hât, belibet der mit schanden, wie den vergât des himelischen keisers solt! Dem sint die engel noch die frouwen holt. armman zuo der werlte und wider got, wie der fürhten mac ir beider spot! 5 69. Vgl. zu 69 46. 73. Vgl. zu 67 46. 801 ff. Vgl. einl. s. 15. Die zweite und vierte zeile sind in den beiden ersten strophen um eine hebung kürzer als in den beiden letzten. Lachm. trennt die einzelnen strophen von einander.
79 65 — 80 7 137 Solt ich den pfaffen râten an den triuwen mîn, sô spræche ir hant den armen zuo sê daz ist dîn'; ir zunge sunge unde lieze manegem man daz sîn; Gedæhten daz ouch sie durch got ê wâren almuosenære : dô gap in êrste geltes teil der künic Constantîn. Het er gewest daz dâ von übel künftic ware, 70 sô het er wol underkomen des rîches sware; wan daz sie dô wâren kiusche und übermüete lære. Mîn alter klôsenære, von dem ich sô sanc, dô uns der erre bâbest alsô sêre twanc, der fürhtet aber der goteshûse, ir meister werden kranc. 75 Er seit, ob sie die guoten bannen und den übeln singen, man swenke in engegene den vil swinden widerswanc. An pfrüenden und an kirchen müge in misselingen; der si vil die dar ûf iezuo haben gedingen dazs ir guot verdienen umb daz rîche in liehten 80 ringen. 65 Mehtiger got, du bist sô lanc und bist sô breit, gedæhte wir dâ nâch, daz wir unser arebeit vlürn. dir sint beide ungemezzen maht und êwekeit. Ich weiz bî mir wol daz ein ander ouch dar umbe trahtet : sô ist ez, als ez ie was, unsern sinnen unbereit. 85 Du bist ze grôz, du bist ze kleine: ez ist ungahtet. tumber gouch, der dran betaget oder benahtet! wil er wizzen daz nie wart gepredjet noch gepfahtet?" 80 (L. 13 5). Ouwê waz êren sich ellendet von tiuschen landen! witze und manheit, dar zuo silber und daz golt, Swer diu beidiu hât, belibet der mit schanden, wie den vergât des himelischen keisers solt! Dem sint die engel noch die frouwen holt. armman zuo der werlte und wider got, wie der fürhten mac ir beider spot! 5 69. Vgl. zu 69 46. 73. Vgl. zu 67 46. 801 ff. Vgl. einl. s. 15. Die zweite und vierte zeile sind in den beiden ersten strophen um eine hebung kürzer als in den beiden letzten. Lachm. trennt die einzelnen strophen von einander.
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138 80 8 — 812 Ouwê ez kumt ein wint, daz wizzet sicherlîche, dâ von wir hoeren beide singen unde sagen: Der sol mit grimme ervaren älliu künicrîche. daz hoere ich wallæere unde pilgerîne klagen: Boume, türne ligent vor im zerslagen: starken liuten wæt er diu houbet abe. nu suln wir fliehen hin ze gotes grabe. Ouwê wir müezegen liute, wie sîn wir versezzen 15 zwischen zwein fröuden nider an die jâmerlîchen stat! Aller arebeite heten wir vergezzen, dô uns der kurze sumer sîn gesinde wesen bat. Der brâhte uns varnde bluomen unde blat: dô trouc uns der kurze vogelsanc. wol im der ie nâch stæten fröuden ranc ! Ouwê der wîse die wir mit den grillen sungen, dô wir uns solten warnen gegen des kalten winters zît! Daz wir vil tumben mit der âmeizen niht rungen, diu nu vil werdeclîche bî ir arebeiten lît! Daz was ie der werlte strît, tôren schulten ie der wîsen rât. man siht wol dort wer hie gelogen hât. 10 20 25 81 (L. 124 1). Ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr? ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr? 12. Lachmann bemerkt, der dichter deute vielleicht auf den grossen sturm im dec. 1227; aber es ist von einem erst bevor- stehenden, prophezeiten sturm die rede. Anzunehmen, dass Walther gleichzeitig auf den bann Gregors deute, ist trotz der bestimmtheit, mit der dies Lachmann behauptet, durch nichts in- diciert. 26. Es fehlt eine hebung. 81. 1 ff. Vgl. Zarncke, PBB II, 574. Man hat mit unrecht die situation so aufgefasst, als ob Walther, nach längerer Abwesenheit in die heimat zurückgekehrt, dieselbe ganz verändert finde. Er wird sich vielmehr plötzlich der grossen veränderungen bewusst, die seit seiner jugend um ihn her vor sich gegangen sind. Uber das gedicht hat auch Bur- dach gehandelt in einem vortrage vor der Berl. akd. d. wissensch., im auszug mitgeteilt in den Sitzungsberichten 1903, I, s. 612 (fast durchweg verfehlt). Ergebnislos scheinen mir die ausein- andersetzungen Wallners, PBB 34, 188. Uber die strophenform handelt zuletzt Plenio, ib. 42, 255, schwerlich richtig.
138 80 8 — 812 Ouwê ez kumt ein wint, daz wizzet sicherlîche, dâ von wir hoeren beide singen unde sagen: Der sol mit grimme ervaren älliu künicrîche. daz hoere ich wallæere unde pilgerîne klagen: Boume, türne ligent vor im zerslagen: starken liuten wæt er diu houbet abe. nu suln wir fliehen hin ze gotes grabe. Ouwê wir müezegen liute, wie sîn wir versezzen 15 zwischen zwein fröuden nider an die jâmerlîchen stat! Aller arebeite heten wir vergezzen, dô uns der kurze sumer sîn gesinde wesen bat. Der brâhte uns varnde bluomen unde blat: dô trouc uns der kurze vogelsanc. wol im der ie nâch stæten fröuden ranc ! Ouwê der wîse die wir mit den grillen sungen, dô wir uns solten warnen gegen des kalten winters zît! Daz wir vil tumben mit der âmeizen niht rungen, diu nu vil werdeclîche bî ir arebeiten lît! Daz was ie der werlte strît, tôren schulten ie der wîsen rât. man siht wol dort wer hie gelogen hât. 10 20 25 81 (L. 124 1). Ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr? ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr? 12. Lachmann bemerkt, der dichter deute vielleicht auf den grossen sturm im dec. 1227; aber es ist von einem erst bevor- stehenden, prophezeiten sturm die rede. Anzunehmen, dass Walther gleichzeitig auf den bann Gregors deute, ist trotz der bestimmtheit, mit der dies Lachmann behauptet, durch nichts in- diciert. 26. Es fehlt eine hebung. 81. 1 ff. Vgl. Zarncke, PBB II, 574. Man hat mit unrecht die situation so aufgefasst, als ob Walther, nach längerer Abwesenheit in die heimat zurückgekehrt, dieselbe ganz verändert finde. Er wird sich vielmehr plötzlich der grossen veränderungen bewusst, die seit seiner jugend um ihn her vor sich gegangen sind. Uber das gedicht hat auch Bur- dach gehandelt in einem vortrage vor der Berl. akd. d. wissensch., im auszug mitgeteilt in den Sitzungsberichten 1903, I, s. 612 (fast durchweg verfehlt). Ergebnislos scheinen mir die ausein- andersetzungen Wallners, PBB 34, 188. Uber die strophenform handelt zuletzt Plenio, ib. 42, 255, schwerlich richtig.
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81 3 — 37 139 daz ich ie wânde daz iht ware, was daz iht? dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht. nu bin ich erwachet, und ist mir unbekant daz mir hie vor was kündic als mîn ander hant. liut unde lant, dâ ich von kinde bin erzogen, die sint mir frömde worden reht als ez sî gelogen. die mîne gespilen waren, die sint trage und alt, bereitet ist daz velt, verhouwen ist der walt: wan daz daz wazzer fliuzet als ez wîlent flôz, für wâr ich wânde mîn ungelücke wurde grôz. mich grüezet maneger trâge, der mich bekande ê wol. diu werlt ist allenthalben ungenâden vol. 15 als ich gedenke an manegen wunneclîchen tac, die mir sint enpfallen gar als in daz mer ein slac, iemer mêre ouwê. Ouwê wie jæemerlîche junge liute tuont! den vil unriuweclîche ir gemüete stuont, die kunnen niuwan sorgen: wê wie tuont sie sô? 20 swar ich zer werlte kêre, dâ ist nieman frô: tanzen, singen, daz zergât mit sorgen gar: nie kristenman gesach sô jæemerlîchiu jâr. nu merket wie den frouwen ir gebende stât: die stolzen ritter tragent dörpellîche wât. uns sint unsenfte brieve her von Rôme komen, uns ist erloubet trûren und fröude gar benomen. daz müet mich inneclîchen (wir lebten ie vil wol), daz ich nu für mîn lachen weinen kiesen sol. die wilden vogele betrüebet unser klage: waz wunders ist, ob ich dâvon verzage? waz spriche ich tumber man durch mînen boesen zorn? swer dirre wunne volget, der hât jene dort verlorn. iemer mêre ouwê. Ouwê wie uns mit süezen dingen ist vergeben! 35 ich sihe die [bittern] gallen mitten in dem honege sweben. diu werlt ist ûzen schone, wîz, grüen unde rôt, 10 25 30 5 26. Gewöhnlich auf die bannung Friedrichs bezogen. Burdach denkt wohl richtiger an die encyclica vom 1. oktober 1227 an die bischöfe und die vom 8. oktober an die fürsten. 31. Es fehlt eine hebung.
81 3 — 37 139 daz ich ie wânde daz iht ware, was daz iht? dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht. nu bin ich erwachet, und ist mir unbekant daz mir hie vor was kündic als mîn ander hant. liut unde lant, dâ ich von kinde bin erzogen, die sint mir frömde worden reht als ez sî gelogen. die mîne gespilen waren, die sint trage und alt, bereitet ist daz velt, verhouwen ist der walt: wan daz daz wazzer fliuzet als ez wîlent flôz, für wâr ich wânde mîn ungelücke wurde grôz. mich grüezet maneger trâge, der mich bekande ê wol. diu werlt ist allenthalben ungenâden vol. 15 als ich gedenke an manegen wunneclîchen tac, die mir sint enpfallen gar als in daz mer ein slac, iemer mêre ouwê. Ouwê wie jæemerlîche junge liute tuont! den vil unriuweclîche ir gemüete stuont, die kunnen niuwan sorgen: wê wie tuont sie sô? 20 swar ich zer werlte kêre, dâ ist nieman frô: tanzen, singen, daz zergât mit sorgen gar: nie kristenman gesach sô jæemerlîchiu jâr. nu merket wie den frouwen ir gebende stât: die stolzen ritter tragent dörpellîche wât. uns sint unsenfte brieve her von Rôme komen, uns ist erloubet trûren und fröude gar benomen. daz müet mich inneclîchen (wir lebten ie vil wol), daz ich nu für mîn lachen weinen kiesen sol. die wilden vogele betrüebet unser klage: waz wunders ist, ob ich dâvon verzage? waz spriche ich tumber man durch mînen boesen zorn? swer dirre wunne volget, der hât jene dort verlorn. iemer mêre ouwê. Ouwê wie uns mit süezen dingen ist vergeben! 35 ich sihe die [bittern] gallen mitten in dem honege sweben. diu werlt ist ûzen schone, wîz, grüen unde rôt, 10 25 30 5 26. Gewöhnlich auf die bannung Friedrichs bezogen. Burdach denkt wohl richtiger an die encyclica vom 1. oktober 1227 an die bischöfe und die vom 8. oktober an die fürsten. 31. Es fehlt eine hebung.
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140 81 38 — 82 15 und innân swarzer varwe, vinster sam der tôt. swen si nu habe verleit, der schouwe sînen trôst: 40 er wirt mit swacher buoze grôzer sünde erlôst. dar an gedenket, ritter: ez ist iuwer dinc. ir traget die liehten helme und manegen herten rinc, dar zuo die vesten schilde und diu gewîhten swert. wolte got, war ich der sigenünfte wert! sô wolte ich nôtic man verdienen rîchen solt. joch meine ich niht die huoben noch der herren golt: ich wolte selbe krône êweclîchen tragen: die möhte ein soldenære mit sîme sper bejagen. möht ich die lieben reise gevaren über sê, sô wolte ich denne singen wol’, und niemer mêre 50 'ouwê'. 45 82 (L. 76 22). Vil süeze wære minne, berihte kranke sinne. got, durch dîn anbeginne bewar die kristenheit. Dîn kunft ist frônebære über al der werlte swære. der weisen barmenære, hilf rechen disiu leit. Loesær ûz den sünden, wir gern zen swebenden ünden. uns mac dîn geist enzünden, wirt riuwic herze erkant. dîn bluot hât uns begozzen, den himel ûf geslozzen. nu loeset unverdrozzen 5 10 15 82. Zu diesem und dem folgenden liede vgl. Block, Bei- träge zur kritik und erklärung zweier kreuzlieder Walthers v. d. V. (programm des realgymnasiums zu Stralsund, ostern 1901). 1. minne wird got angeredet nach 1. Joh. 4,8. 16 deus caritas est. Speziell wird sonst der heilige geist so bezeichnet. 3. an- beginne ist hier nicht recht verständlich. Die auffassung „mensch- werdung“ ist bedenklich. 13. Vgl. 94 47. Christus ist hier als osterlamm gefasst, mit dessen blute nach alttestamentlicher sitte das volk bespritzt ward.
140 81 38 — 82 15 und innân swarzer varwe, vinster sam der tôt. swen si nu habe verleit, der schouwe sînen trôst: 40 er wirt mit swacher buoze grôzer sünde erlôst. dar an gedenket, ritter: ez ist iuwer dinc. ir traget die liehten helme und manegen herten rinc, dar zuo die vesten schilde und diu gewîhten swert. wolte got, war ich der sigenünfte wert! sô wolte ich nôtic man verdienen rîchen solt. joch meine ich niht die huoben noch der herren golt: ich wolte selbe krône êweclîchen tragen: die möhte ein soldenære mit sîme sper bejagen. möht ich die lieben reise gevaren über sê, sô wolte ich denne singen wol’, und niemer mêre 50 'ouwê'. 45 82 (L. 76 22). Vil süeze wære minne, berihte kranke sinne. got, durch dîn anbeginne bewar die kristenheit. Dîn kunft ist frônebære über al der werlte swære. der weisen barmenære, hilf rechen disiu leit. Loesær ûz den sünden, wir gern zen swebenden ünden. uns mac dîn geist enzünden, wirt riuwic herze erkant. dîn bluot hât uns begozzen, den himel ûf geslozzen. nu loeset unverdrozzen 5 10 15 82. Zu diesem und dem folgenden liede vgl. Block, Bei- träge zur kritik und erklärung zweier kreuzlieder Walthers v. d. V. (programm des realgymnasiums zu Stralsund, ostern 1901). 1. minne wird got angeredet nach 1. Joh. 4,8. 16 deus caritas est. Speziell wird sonst der heilige geist so bezeichnet. 3. an- beginne ist hier nicht recht verständlich. Die auffassung „mensch- werdung“ ist bedenklich. 13. Vgl. 94 47. Christus ist hier als osterlamm gefasst, mit dessen blute nach alttestamentlicher sitte das volk bespritzt ward.
Strana 141
82 16 — 54 141 daz hêrebernde lant. verzinset lîp und eigen. got sol uns helfe erzeigen uf den der manegen veigen der sêle hât gepfant. Diz kurze leben verswindet, der tôt uns sündic vindet: swer sich ze gote gesindet, der mac der helle engân. Bî swære ist gnâde funden: nu heilent Kristes wunden. sîn lant wirt schiere enbunden: dêst sicher sunder wân. Küngîn ob allen frouwen, lâ wernde helfe schouwen. dîn kint wart dort verhouwen, sîn menscheit sich ergap. sîn geist müez uns gefristen, daz wir die diet verlisten. der touf sie seit unkristen: wan fürhtent sie den stap der ouch die juden villet? ir schrîen lûte erhillet, manc lop dem kriuze erschillet. erloesen wir das grap! Diu menscheit muoz verderben, suln wir den 1ôn erwerben. got wolde durch uns sterben. sîn drô ist ûf gespart. Sin kriuze vil gehêret hât maneges heil gemêret. swer sich von zwîvel kêret, der hat den geist bewart. Sündic lîp vergezzen, dir sint diu jar gemezzen: der tôt hat uns besezzen die veigen âne wer. nu hellet hin gelîche, dâ wir daz himelrîche 20 25 30 35 40 45 50
82 16 — 54 141 daz hêrebernde lant. verzinset lîp und eigen. got sol uns helfe erzeigen uf den der manegen veigen der sêle hât gepfant. Diz kurze leben verswindet, der tôt uns sündic vindet: swer sich ze gote gesindet, der mac der helle engân. Bî swære ist gnâde funden: nu heilent Kristes wunden. sîn lant wirt schiere enbunden: dêst sicher sunder wân. Küngîn ob allen frouwen, lâ wernde helfe schouwen. dîn kint wart dort verhouwen, sîn menscheit sich ergap. sîn geist müez uns gefristen, daz wir die diet verlisten. der touf sie seit unkristen: wan fürhtent sie den stap der ouch die juden villet? ir schrîen lûte erhillet, manc lop dem kriuze erschillet. erloesen wir das grap! Diu menscheit muoz verderben, suln wir den 1ôn erwerben. got wolde durch uns sterben. sîn drô ist ûf gespart. Sin kriuze vil gehêret hât maneges heil gemêret. swer sich von zwîvel kêret, der hat den geist bewart. Sündic lîp vergezzen, dir sint diu jar gemezzen: der tôt hat uns besezzen die veigen âne wer. nu hellet hin gelîche, dâ wir daz himelrîche 20 25 30 35 40 45 50
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142 82 55 — 832 erwerben sicherlîche bî dulteclîcher zer. got wil mit heldes handen dort rechen sînen anden. sich schar von manegen landen des heilegeistes her. Got, dîne helfe uns sende: mit dîner zesewen hende bewar uns an dem ende, sô uns der geist verlât, Vor helleheizen wallen, daz wir dar in iht vallen. ez ist wol kunt uns allen, wie jâmerlîch ez stât, Daz hêre lant vil reine, gar helfelôs und eine. Ierusalêm, nu weine: wie dîn vergezzen ist! der heiden überhêre hât dich verschelket sêre. durch dîner namen êre lâ dich erbarmen, Krist, mit welher nôt sie ringen, die dort den borgen dingen. dazs uns alsô betwingen, daz wende in kurzer frist. 60 65 70 75 55 80 83 (L. 14 38). Allerêrst lebe ich mir werde, sît mîn sündic ouge siht 78. Unverständlich. 83 1ff. Vgl. einl. s. 15. Wilmanns will nur die in A überlieferten strophen 1—21. 29—42. 50—56. 71—77 als echt gelten lassen, Mettin (PBB XVIII, 209) nur 1—14. 71—77, schwerlich mit recht. Block (vgl. zu 82) scheidet 57—70 aus N bietet sämtliche strophen meines textes, aber zum teil in unrichtiger reihenfolge. Ausserdem an vierter stelle eine, die in E an zweiter steht, diese lautet: Me danne tusent hundert (hundert tosent O) wunder die von (Hie in O) disme lande sint die kan ich ihte mer (Da von ich nicht O) besunder unde gehahten denne (Kan gesagen als O)
142 82 55 — 832 erwerben sicherlîche bî dulteclîcher zer. got wil mit heldes handen dort rechen sînen anden. sich schar von manegen landen des heilegeistes her. Got, dîne helfe uns sende: mit dîner zesewen hende bewar uns an dem ende, sô uns der geist verlât, Vor helleheizen wallen, daz wir dar in iht vallen. ez ist wol kunt uns allen, wie jâmerlîch ez stât, Daz hêre lant vil reine, gar helfelôs und eine. Ierusalêm, nu weine: wie dîn vergezzen ist! der heiden überhêre hât dich verschelket sêre. durch dîner namen êre lâ dich erbarmen, Krist, mit welher nôt sie ringen, die dort den borgen dingen. dazs uns alsô betwingen, daz wende in kurzer frist. 60 65 70 75 55 80 83 (L. 14 38). Allerêrst lebe ich mir werde, sît mîn sündic ouge siht 78. Unverständlich. 83 1ff. Vgl. einl. s. 15. Wilmanns will nur die in A überlieferten strophen 1—21. 29—42. 50—56. 71—77 als echt gelten lassen, Mettin (PBB XVIII, 209) nur 1—14. 71—77, schwerlich mit recht. Block (vgl. zu 82) scheidet 57—70 aus N bietet sämtliche strophen meines textes, aber zum teil in unrichtiger reihenfolge. Ausserdem an vierter stelle eine, die in E an zweiter steht, diese lautet: Me danne tusent hundert (hundert tosent O) wunder die von (Hie in O) disme lande sint die kan ich ihte mer (Da von ich nicht O) besunder unde gehahten denne (Kan gesagen als O)
Strana 143
83 3 —33 143 Daz hêre lant und ouch die erde der man vil der êren giht. Mirst geschehen des ich ie bat: ich bin komen an die stat dâ got mennischlîchen trat. Schoeniu lant rîch unde hêre, swaz ich der noch hân gesehen, Sô bist duz ir aller êre. waz ist wunders hie geschehen! Daz ein maget ein kint gebar hêre über aller engel schar, was daz niht ein wunder gar? Hie liez er sich reine toufen, daz der mensche reine sî. Dô liez er sich hie verkoufen, daz wir eigen wurden fri. Anders waeren wir verlorn. wol dir, sper kriuz unde dorn! wê dir, heiden! deist dir zorn. Do er sich wolte über uns erbarmen, hie leit er den grimmen tôt, Er vil rîche über uns vil armen, daz wir koemen ûz der nôt. Daz in dô des niht verdrôz, dast ein wunder alze grôz, aller wunder übergnôz. Hinnen fuor der sun zer helle von dem grabe, da'r inne lac. Des was ie der vater geselle und der geist, den nieman mac Sunder scheiden: êst al ein, 10 15 20 25 30 5 ein cleine (f. O) kint wenne ein teil von unser e swem des niht genuoge der ge zuo den iüden die sagent im (es O) me. F bietet eine vereinzelte strophe gleichen tones, aber von ganz anderem inhalt : Vrawe mein durch ewer gute nue vernemet meine clage das ir durch ewer hochgemute nich enzurnet was ich sage vil leichte das ein tummer man misse redet als er wol kan daran solt jr euch nicht keren an.
83 3 —33 143 Daz hêre lant und ouch die erde der man vil der êren giht. Mirst geschehen des ich ie bat: ich bin komen an die stat dâ got mennischlîchen trat. Schoeniu lant rîch unde hêre, swaz ich der noch hân gesehen, Sô bist duz ir aller êre. waz ist wunders hie geschehen! Daz ein maget ein kint gebar hêre über aller engel schar, was daz niht ein wunder gar? Hie liez er sich reine toufen, daz der mensche reine sî. Dô liez er sich hie verkoufen, daz wir eigen wurden fri. Anders waeren wir verlorn. wol dir, sper kriuz unde dorn! wê dir, heiden! deist dir zorn. Do er sich wolte über uns erbarmen, hie leit er den grimmen tôt, Er vil rîche über uns vil armen, daz wir koemen ûz der nôt. Daz in dô des niht verdrôz, dast ein wunder alze grôz, aller wunder übergnôz. Hinnen fuor der sun zer helle von dem grabe, da'r inne lac. Des was ie der vater geselle und der geist, den nieman mac Sunder scheiden: êst al ein, 10 15 20 25 30 5 ein cleine (f. O) kint wenne ein teil von unser e swem des niht genuoge der ge zuo den iüden die sagent im (es O) me. F bietet eine vereinzelte strophe gleichen tones, aber von ganz anderem inhalt : Vrawe mein durch ewer gute nue vernemet meine clage das ir durch ewer hochgemute nich enzurnet was ich sage vil leichte das ein tummer man misse redet als er wol kan daran solt jr euch nicht keren an.
Strana 144
144 83 34 — 66 sleht und ebener danne ein zein, als er Abrahâme erschein. Do er den tievel dô geschande, daz nie keiser baz gestreit, Dô fuor er her wider ze lande. dô huop sich der juden leit, Daz er herre ir huote brach, und daz man in sît lebendic sach, den ir hant sluoc unde stach. Dar nâch was er in dem lande vierzic tage: dô fuor er dar Dannen in sîn vater sande. sînen geist, der uns bewar, Den sant er hin wider zehant. heilic ist daz selbe lant: sîn name der ist vor gote erkant. In diz lant hât er gesprochen einen angestlîchen tac, Dâ diu witwe wirt gerochen und der weise klagen mac Und der arme den gewalt der dâ wirt mit ime gestalt. wol im dort, der hie vergalt! Unser lantrehtære tihten fristet dâ niemannes klage; Wan er wil zestunden rihten, so ez ist an dem lesten tage: Und swer deheine schulde hie lât unverebenet, wie der stât dort da er pfant noch bürgen hât! Ir enlât iuch niht verdriezen daz ich noch gesprochen hân. Sô wil ich die rede besliezen 40 45 50 55 60 35 65 34. Vgl. 1. Mos. 18. Der dort gegebene bericht wird als ein beweis für die dreieinigkeit aufgefasst, weil die drei männer von Abraham zuerst im pl., dann im sing. angeredet werden: domini mei, nunc inveni gratiam in oculis tuis, ne quaeso praetereas a servo tuo. 50. Das jüngste gericht findet nach dem mittelalterlichen glauben im tale Josaphat statt auf grund von Joel cap. 3.
144 83 34 — 66 sleht und ebener danne ein zein, als er Abrahâme erschein. Do er den tievel dô geschande, daz nie keiser baz gestreit, Dô fuor er her wider ze lande. dô huop sich der juden leit, Daz er herre ir huote brach, und daz man in sît lebendic sach, den ir hant sluoc unde stach. Dar nâch was er in dem lande vierzic tage: dô fuor er dar Dannen in sîn vater sande. sînen geist, der uns bewar, Den sant er hin wider zehant. heilic ist daz selbe lant: sîn name der ist vor gote erkant. In diz lant hât er gesprochen einen angestlîchen tac, Dâ diu witwe wirt gerochen und der weise klagen mac Und der arme den gewalt der dâ wirt mit ime gestalt. wol im dort, der hie vergalt! Unser lantrehtære tihten fristet dâ niemannes klage; Wan er wil zestunden rihten, so ez ist an dem lesten tage: Und swer deheine schulde hie lât unverebenet, wie der stât dort da er pfant noch bürgen hât! Ir enlât iuch niht verdriezen daz ich noch gesprochen hân. Sô wil ich die rede besliezen 40 45 50 55 60 35 65 34. Vgl. 1. Mos. 18. Der dort gegebene bericht wird als ein beweis für die dreieinigkeit aufgefasst, weil die drei männer von Abraham zuerst im pl., dann im sing. angeredet werden: domini mei, nunc inveni gratiam in oculis tuis, ne quaeso praetereas a servo tuo. 50. Das jüngste gericht findet nach dem mittelalterlichen glauben im tale Josaphat statt auf grund von Joel cap. 3.
Strana 145
83 67 — 84 13 145 kurzlich, und iuch wizzen lân: Swaz got mit der werlte ie . . begie, daz huop sich unde endet hie. Kristen juden und die heiden jehent daz diz ir erbe si: Got müez ez ze rehte scheiden durch die sîne namen drî. Al diu werlt diu strîtet her: wir sîn an der rehten ger: reht ist daz er uns gewer. 70 75 84 (L. 101 23). Selbwahsen kint, du bist ze krump, sît nieman dich gerihten mac. du bist dem besemen leider alze grôz, den swerten alze kleine. nu slâf unde habe gemach. Ich hân mich selben des ze tump, daz ich dich ie sô hôhe wac. ich barc dîn ungefüege in friundes schôz, mîn leit bant ich ze beine, mînen rugge ich nâch dir brach. 10 Nu sî dîn schuole meisterlôs an mîner stat: ich kan dir niht. kan ez ein ander baz, deist mir liep, swaz liebes dir dâ von geschiht. doch weiz ich wol, swâ sîn gewalt ein ende hât, dâ stêt sîn kunst noch sunder obedach. 84 1. Diesen spruch bezieht Daffis auf den jungen könig Heinrich und basiert darauf namentlich seine ansicht, dass Walther dessen erzieher gewesen sei, vgl. einl. s. 14. anm. Anders Wackernagel zu Simrocks übersetzung II, 185 und Karajan, Zwei gedichte Walthers 13 ff. Lachmann setzt die strophe in das jahr 1205, und Wilmanns bezieht sie in der ersten aufl. auf Philipp, während er in der zweiten sich der beziehung auf Heinrich zu- neigt. Keine dieser vermutungen ist zureichend begründet. 13. Da findet seine kunst keinen abschluss, bleibt wirkungslos (?). Die erklärung und auch die herstellung des textes ist unsicher. Vgl. Pfeiffer, Germ. VI, 365. 5 Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 10
83 67 — 84 13 145 kurzlich, und iuch wizzen lân: Swaz got mit der werlte ie . . begie, daz huop sich unde endet hie. Kristen juden und die heiden jehent daz diz ir erbe si: Got müez ez ze rehte scheiden durch die sîne namen drî. Al diu werlt diu strîtet her: wir sîn an der rehten ger: reht ist daz er uns gewer. 70 75 84 (L. 101 23). Selbwahsen kint, du bist ze krump, sît nieman dich gerihten mac. du bist dem besemen leider alze grôz, den swerten alze kleine. nu slâf unde habe gemach. Ich hân mich selben des ze tump, daz ich dich ie sô hôhe wac. ich barc dîn ungefüege in friundes schôz, mîn leit bant ich ze beine, mînen rugge ich nâch dir brach. 10 Nu sî dîn schuole meisterlôs an mîner stat: ich kan dir niht. kan ez ein ander baz, deist mir liep, swaz liebes dir dâ von geschiht. doch weiz ich wol, swâ sîn gewalt ein ende hât, dâ stêt sîn kunst noch sunder obedach. 84 1. Diesen spruch bezieht Daffis auf den jungen könig Heinrich und basiert darauf namentlich seine ansicht, dass Walther dessen erzieher gewesen sei, vgl. einl. s. 14. anm. Anders Wackernagel zu Simrocks übersetzung II, 185 und Karajan, Zwei gedichte Walthers 13 ff. Lachmann setzt die strophe in das jahr 1205, und Wilmanns bezieht sie in der ersten aufl. auf Philipp, während er in der zweiten sich der beziehung auf Heinrich zu- neigt. Keine dieser vermutungen ist zureichend begründet. 13. Da findet seine kunst keinen abschluss, bleibt wirkungslos (?). Die erklärung und auch die herstellung des textes ist unsicher. Vgl. Pfeiffer, Germ. VI, 365. 5 Walth. v. d. Vogelweide. 5. aufl. 10
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146 84 14 — 85 2 Ich was durch wunder ûz gevarn: dô vant ich wunderlîchiu dinc. ich vant die stüele leider lære stân, dâ wisheit adel und alter gewalteclîche sâzen ê. Hilf frouwe maget, hilf, megede barn, den drin noch wider in den rinc, lâ sie niht lange ir sedeles irre gân. ir kumber manicvalter der tuot mir von herzen wê. Ez hât der tumbe rîche nu ir drîer stuol, ir drîer gruoz. 25 ouwê daz man dem einen an ir drîer stat nu nîgen muoz! des hinket reht und trûret zuht und siechet schame. diz ist mîn klage: noch klagte ich gerne mê. Diu Minne lât sich nennen dâ dar si doch niemer komen wil: si ist dem tôren in dem munde zam, und in dem herzen wilde. hüetet ir iuch reinen wîp. Vor kinden berget iuwer jâ: so enwirt ez niht ein kindes spil. Minne unde kintheit sint ein ander gram. vil dicke in schonem bilde siht man leider valschen lip. Ir sult ê spehen, war umbe, wie, wenn unde wâ reht unde weme ir iuwer minneclîchez jâ sô teilet mite daz ez gezeme. sich, Minne, sich, swer alsô spehe, der sî dîn kint, sô wîp sô man: die andern du vertrîp. 20 30 35 15 85 (L. 85 25). Ich sach hie vor eteswenne den tac, daz unser lop was gemein allen zungen. 14 ff. Diese klage ist nachgeahmt vom Stricker, Kleine 85 1 ff. Von Rieger auf die gedichte ed. Hahn 12 117 ff. regierung Heinrichs bezogen, vgl. zu 71 27.
146 84 14 — 85 2 Ich was durch wunder ûz gevarn: dô vant ich wunderlîchiu dinc. ich vant die stüele leider lære stân, dâ wisheit adel und alter gewalteclîche sâzen ê. Hilf frouwe maget, hilf, megede barn, den drin noch wider in den rinc, lâ sie niht lange ir sedeles irre gân. ir kumber manicvalter der tuot mir von herzen wê. Ez hât der tumbe rîche nu ir drîer stuol, ir drîer gruoz. 25 ouwê daz man dem einen an ir drîer stat nu nîgen muoz! des hinket reht und trûret zuht und siechet schame. diz ist mîn klage: noch klagte ich gerne mê. Diu Minne lât sich nennen dâ dar si doch niemer komen wil: si ist dem tôren in dem munde zam, und in dem herzen wilde. hüetet ir iuch reinen wîp. Vor kinden berget iuwer jâ: so enwirt ez niht ein kindes spil. Minne unde kintheit sint ein ander gram. vil dicke in schonem bilde siht man leider valschen lip. Ir sult ê spehen, war umbe, wie, wenn unde wâ reht unde weme ir iuwer minneclîchez jâ sô teilet mite daz ez gezeme. sich, Minne, sich, swer alsô spehe, der sî dîn kint, sô wîp sô man: die andern du vertrîp. 20 30 35 15 85 (L. 85 25). Ich sach hie vor eteswenne den tac, daz unser lop was gemein allen zungen. 14 ff. Diese klage ist nachgeahmt vom Stricker, Kleine 85 1 ff. Von Rieger auf die gedichte ed. Hahn 12 117 ff. regierung Heinrichs bezogen, vgl. zu 71 27.
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85 3 — 87 8 147 Swâ uns dehein lant iender nâhe gelac, daz gerte suone oder ez was betwungen. Rîcher got, wie wir nâch êren dô rungen! dô rieten die alten, und tâten die jungen. — nu krump die rihtære sint, (diz bîspel ist ze merkenne blint) swaz nu dâ von geschehe, meister, daz vint. 5 86 (L. 104 33). Daz milter man gar wârhaft si, geschiht daz, dâ ist wunder bî. der grôze wille der dâ ist, wie mac der werden verendet? Dêswar dâ horet witze zuo und wachen gegen dem morgen fruo und anders manec schoner list, daz ez iht werde erwendet. Der alsô tuot, der sol den muot an riuwe selten kêren: mit witzen sol erz allez wegen, und lâze got der salden pflegen. sô sol man stegen nâch lange wernden êren. 5 10 15 87 (L. 87 1). Nieman kan mit gerten kindes zuht beherten: den man zêren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. Dem ist ein wort als ein slac, den man zêren bringen mac: kindes zuht beherten nieman kan mit gerten. 5 7—9. Der text ist verderbt und das versmass nicht in ordnung. 10*
85 3 — 87 8 147 Swâ uns dehein lant iender nâhe gelac, daz gerte suone oder ez was betwungen. Rîcher got, wie wir nâch êren dô rungen! dô rieten die alten, und tâten die jungen. — nu krump die rihtære sint, (diz bîspel ist ze merkenne blint) swaz nu dâ von geschehe, meister, daz vint. 5 86 (L. 104 33). Daz milter man gar wârhaft si, geschiht daz, dâ ist wunder bî. der grôze wille der dâ ist, wie mac der werden verendet? Dêswar dâ horet witze zuo und wachen gegen dem morgen fruo und anders manec schoner list, daz ez iht werde erwendet. Der alsô tuot, der sol den muot an riuwe selten kêren: mit witzen sol erz allez wegen, und lâze got der salden pflegen. sô sol man stegen nâch lange wernden êren. 5 10 15 87 (L. 87 1). Nieman kan mit gerten kindes zuht beherten: den man zêren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. Dem ist ein wort als ein slac, den man zêren bringen mac: kindes zuht beherten nieman kan mit gerten. 5 7—9. Der text ist verderbt und das versmass nicht in ordnung. 10*
Strana 148
148 87 9 — 88 4 Hüetet iuwer zungen: daz zimt wol den jungen. stôz den rigel für die tür, lâ kein boese wort dar für. Lâ kein bose wort dar für, stôz den rigel für die tür: daz zimt wol den jungen. hüetet iuwer zungen. Hüetet iuwer ougen offenbâre und tougen. lât sie guote site spehen und die boesen übersehen. Und die boesen übersehen lât sie, guote site spehen. offenbâre und tougen hüetet iuwer ougen. Hüetet iuwer ôren, oder ir sît tôren. lât ir boesiu wort dar in, daz gunêret iu den sin. Daz gunêret iu den sin, lât ir boesiu wort dar in. oder ir sît tôren, hüetet iuwer ôren. Hüetet wol der drîer leider alze frîer. zungen ougen ôren sint dicke schalchaft, zêren blint. Dicke schalchaft, zêren blint zungen ougen ôren sint. leider alze frîer hüetet wol der drîer. 15 20 25 30 35 10 40 88 (L. 102 29). Mirst diu êre unmære, dâ von ich ze jâre wurde unwert, Und ich klagende wære 'we mir armen hiure! diz was vert."
148 87 9 — 88 4 Hüetet iuwer zungen: daz zimt wol den jungen. stôz den rigel für die tür, lâ kein boese wort dar für. Lâ kein bose wort dar für, stôz den rigel für die tür: daz zimt wol den jungen. hüetet iuwer zungen. Hüetet iuwer ougen offenbâre und tougen. lât sie guote site spehen und die boesen übersehen. Und die boesen übersehen lât sie, guote site spehen. offenbâre und tougen hüetet iuwer ougen. Hüetet iuwer ôren, oder ir sît tôren. lât ir boesiu wort dar in, daz gunêret iu den sin. Daz gunêret iu den sin, lât ir boesiu wort dar in. oder ir sît tôren, hüetet iuwer ôren. Hüetet wol der drîer leider alze frîer. zungen ougen ôren sint dicke schalchaft, zêren blint. Dicke schalchaft, zêren blint zungen ougen ôren sint. leider alze frîer hüetet wol der drîer. 15 20 25 30 35 10 40 88 (L. 102 29). Mirst diu êre unmære, dâ von ich ze jâre wurde unwert, Und ich klagende wære 'we mir armen hiure! diz was vert."
Strana 149
88 5— 89 19 149 Alsô hân ich mangen kranz verborn und bluomen vil verkorn. jô bræeche ich rôsen wunder, wan der dorn. Swer sich sô behaltet daz im nieman niht gesprechen mac, Wunneclîche er altet. im enwirret niht ein halber tac. Des ist frô, swenn er ze tanze gât, swes herze ûf êre stât. wê im, des sîn geselle unêre hât! Man sol iemer frâgen von dem man, wiez umb sîn herze stê. Swen des wil betrâgen, der enruochet wie diu zît zergê. Maneger schînet vor den frömden guot, und hât doch valschen muot. wol im ze hove, der heime rehte tuot! 10 15 20 5 89 (L. 59 37). Wie sol man gewarten dir, Werlt, wilt alsô winden dich? Wæenest dich entwinden mir? nein: ich kan ouch winden mich. Du wilt sêre gâhen, und ist vil unnâhen daz ich dir noch sül versmâhen. Du hâst lieber dinge vil, der mir einez werden sol. Werlt, wiech daz verdienen wil; doch solt du gedenken wol obe ich ie getræte fuoz von mîner stæte, sît du mich dir dienen bæte. Werlt, du ensolt niht umbe daz zürnen, ob ich lônes man. Grüeze mich ein wênic baz, sich mich minneclîchen an. Du maht mich wol pfenden 5 10 15
88 5— 89 19 149 Alsô hân ich mangen kranz verborn und bluomen vil verkorn. jô bræeche ich rôsen wunder, wan der dorn. Swer sich sô behaltet daz im nieman niht gesprechen mac, Wunneclîche er altet. im enwirret niht ein halber tac. Des ist frô, swenn er ze tanze gât, swes herze ûf êre stât. wê im, des sîn geselle unêre hât! Man sol iemer frâgen von dem man, wiez umb sîn herze stê. Swen des wil betrâgen, der enruochet wie diu zît zergê. Maneger schînet vor den frömden guot, und hât doch valschen muot. wol im ze hove, der heime rehte tuot! 10 15 20 5 89 (L. 59 37). Wie sol man gewarten dir, Werlt, wilt alsô winden dich? Wæenest dich entwinden mir? nein: ich kan ouch winden mich. Du wilt sêre gâhen, und ist vil unnâhen daz ich dir noch sül versmâhen. Du hâst lieber dinge vil, der mir einez werden sol. Werlt, wiech daz verdienen wil; doch solt du gedenken wol obe ich ie getræte fuoz von mîner stæte, sît du mich dir dienen bæte. Werlt, du ensolt niht umbe daz zürnen, ob ich lônes man. Grüeze mich ein wênic baz, sich mich minneclîchen an. Du maht mich wol pfenden 5 10 15
Strana 150
150 89 20 — 90 7 und mîn heil erwenden: daz stêt, frouwe, in dînen henden. Ichn weiz wie dîn wille stê wider mich: der mîne ist guot Wider dich. Waz wil dus mê, Werlt, von mir, wan hôhen muot? Wilt du bezzer wunne, danne man dir gunne fröude und der gehelfen kunne? Werlt, tuo mê des ich dich bite: volge wîser liute tugent. Du verderbest dich dâ mite, wil du minnen tôren jugent. Bite die alten êre daz sie wider kêre und aber dîn gesinde lêre. 25 30 20 35 90 (L. 116 33. 117 7). Bî den liuten nieman hât hovelîchern trôst denn ich: Sô mich sende nôt bestât, sô schîne ich geil und troeste selben mich. Alsô hân ich dicke mich betrogen und durch die werlt manege fröude erlogen: daz liegen was aber lobelich. 5 35. E fügt noch zwei strophen hinzu : Werlt wie lange sol ich gern du weist wol wes unde wa du muost miner fraude enpern mir enwerde buoz alda get heim hie ist gesungen wirde ich hie verdrungen so beslüzze ich mine zungen. Ich han ir (dir Lachm.) gedienet so werlt daz ich mis niht schame swie du mich mit lone maches fro dir geschiht vil lihte alsame ich wölte oc ein vil cleine weistu waz ich meine wider liebe liep daz eine. 90 1ff. Die strophen dieses tones stehen hier in der handschriftlichen reihenfolge. Lachmann und die übrigen herausgeber stellen die zweite strophe mit der vierten und fünften zu einem liede zusammen. Veranlassung dazu waren metrische ungleichmässigkeiten, die aber wol durch die über- lieferung verschuldet sind. Z. 2 und 16 haben jetzt-eine hebung zu wenig. In den beiden letzten strophen hat die vorletzte zeile eine hebung mehr als in den vorangehenden, wenn sie nicht mit zweisilbigem auftakt zu lesen ist.
150 89 20 — 90 7 und mîn heil erwenden: daz stêt, frouwe, in dînen henden. Ichn weiz wie dîn wille stê wider mich: der mîne ist guot Wider dich. Waz wil dus mê, Werlt, von mir, wan hôhen muot? Wilt du bezzer wunne, danne man dir gunne fröude und der gehelfen kunne? Werlt, tuo mê des ich dich bite: volge wîser liute tugent. Du verderbest dich dâ mite, wil du minnen tôren jugent. Bite die alten êre daz sie wider kêre und aber dîn gesinde lêre. 25 30 20 35 90 (L. 116 33. 117 7). Bî den liuten nieman hât hovelîchern trôst denn ich: Sô mich sende nôt bestât, sô schîne ich geil und troeste selben mich. Alsô hân ich dicke mich betrogen und durch die werlt manege fröude erlogen: daz liegen was aber lobelich. 5 35. E fügt noch zwei strophen hinzu : Werlt wie lange sol ich gern du weist wol wes unde wa du muost miner fraude enpern mir enwerde buoz alda get heim hie ist gesungen wirde ich hie verdrungen so beslüzze ich mine zungen. Ich han ir (dir Lachm.) gedienet so werlt daz ich mis niht schame swie du mich mit lone maches fro dir geschiht vil lihte alsame ich wölte oc ein vil cleine weistu waz ich meine wider liebe liep daz eine. 90 1ff. Die strophen dieses tones stehen hier in der handschriftlichen reihenfolge. Lachmann und die übrigen herausgeber stellen die zweite strophe mit der vierten und fünften zu einem liede zusammen. Veranlassung dazu waren metrische ungleichmässigkeiten, die aber wol durch die über- lieferung verschuldet sind. Z. 2 und 16 haben jetzt-eine hebung zu wenig. In den beiden letzten strophen hat die vorletzte zeile eine hebung mehr als in den vorangehenden, wenn sie nicht mit zweisilbigem auftakt zu lesen ist.
Strana 151
90 8 — 91 4 151 Leider ich muoz mich entwenen Maneger wunne der mîn ouge an sach: War nâch sol sich einer senen, der niht geloubet waz hie vor geschach? Der weiz lützel waz daz sî, gemeit. deist senender muot mit gerender arebeit. unsælic si daz ungemach! Maneger wænet der mich siht, mîn herze si an fröuden hô. Hôher fröude hân ich niht, und wirt mir niemer wider, wan alsô: Werdent tiusche liute wider guot, und troestet si mich, diu mir leide tuot, sô wirde ich aber wider frô. Ich hân ir gedienet vil, der Werlte, und wolte ir gerne dienen mê, Wan dazs übel danken wil, und wænet daz ich mich des niht verstê. Ich verstên michs wol an eime site: des ich aller sêrest ger, sô ich des bite, sô gît siz einem tôren ê. Ichn weiz wiechz erwerben mac. des man dâ pfligt, daz widerstuont mir ie: Wirbe aber ich sô man ê pflac, daz schadet mir lîhte: sus enweiz ich wie. Doch verwæen ich mich der fuoge dâ, daz der ungefüegen werben anderswâ genæemer sî dan wider sie. 10 15 20 25 30 35 91 (L. 100 24). Frô Werlt, ir sult dem wirte sagen daz ich im gar vergolten habe; Mîn grôziu gülte ist abe geslagen; daz er mich von dem brieve schabe. 91 1. Der wirt ist der teufel, der als inhaber der welt ge- dacht wird, dem man zu bezahlen hat, was man darin geniesst.
90 8 — 91 4 151 Leider ich muoz mich entwenen Maneger wunne der mîn ouge an sach: War nâch sol sich einer senen, der niht geloubet waz hie vor geschach? Der weiz lützel waz daz sî, gemeit. deist senender muot mit gerender arebeit. unsælic si daz ungemach! Maneger wænet der mich siht, mîn herze si an fröuden hô. Hôher fröude hân ich niht, und wirt mir niemer wider, wan alsô: Werdent tiusche liute wider guot, und troestet si mich, diu mir leide tuot, sô wirde ich aber wider frô. Ich hân ir gedienet vil, der Werlte, und wolte ir gerne dienen mê, Wan dazs übel danken wil, und wænet daz ich mich des niht verstê. Ich verstên michs wol an eime site: des ich aller sêrest ger, sô ich des bite, sô gît siz einem tôren ê. Ichn weiz wiechz erwerben mac. des man dâ pfligt, daz widerstuont mir ie: Wirbe aber ich sô man ê pflac, daz schadet mir lîhte: sus enweiz ich wie. Doch verwæen ich mich der fuoge dâ, daz der ungefüegen werben anderswâ genæemer sî dan wider sie. 10 15 20 25 30 35 91 (L. 100 24). Frô Werlt, ir sult dem wirte sagen daz ich im gar vergolten habe; Mîn grôziu gülte ist abe geslagen; daz er mich von dem brieve schabe. 91 1. Der wirt ist der teufel, der als inhaber der welt ge- dacht wird, dem man zu bezahlen hat, was man darin geniesst.
Strana 152
152 915—92 4 Swer ime iht sol, der mac wol sorgen. ê ich im lange schuldic wære, ich wolt ê zeinem juden er swiget unz an einen tac: [borgen. sô wil er danne ein wette hân, sô jener niht ver- 'Walther, du zürnest âne nôt: [gelten mac. du solt bî mir beliben hie. Gedenke waz ich dir êren bôt, waz ich dir dînes willen lie, Als du mich dicke sêre bæte. mir was vil inneclîche leit daz duz sô selten tæte. bedenke dich: dîn leben ist guot: 15 sô du mir rehte widersagest, sô wirst du niemer wol Frô Werlt, ich hân ze vil gesogen; [gemuot.' ich wil entwonen, des ist zît. Dîn zart hât mich vil nâch betrogen, wand er vil süezer fröuden gît. Do ich dich gesach reht under ougen, dô was dîn schouwen wunderlîch al sunder lougen: doch was der schanden alse vil, dô ich dîn hinden wart gewar, 'Sit ich dich niht erwenden mac, sô tuo doch ein dinc des ich ger: Gedenke an manegen liehten tac, und sich doch underwilent her, Niuwan sô dich der zît betrâge. daz tæt ich wunderlîchen gerne, wan deich fürhte 30 vor der sich nieman kan bewarn. [dîne lâge, ich wil ze her- got gebe iu, frouwe, guote naht: berge varn. daz ich dich iemer [schelten wil. 25 10 20 5 92 (L. 66 21). Ir reinen wîp, ir werden man, ez stêt alsô daz man mir muoz êr unde minneclîchen gruoz noch volleclîcher bieten an. 14. Diese zeile ist um eine hebung zu kurz, z. 22 um zwei. 21 ff. Diese vorstellung von der welt begegnet auch sonst, besonders in der erzählung Konrads von Würzburg Der werlte lôn. 92 1 ff. Vgl. einl. s. 41.
152 915—92 4 Swer ime iht sol, der mac wol sorgen. ê ich im lange schuldic wære, ich wolt ê zeinem juden er swiget unz an einen tac: [borgen. sô wil er danne ein wette hân, sô jener niht ver- 'Walther, du zürnest âne nôt: [gelten mac. du solt bî mir beliben hie. Gedenke waz ich dir êren bôt, waz ich dir dînes willen lie, Als du mich dicke sêre bæte. mir was vil inneclîche leit daz duz sô selten tæte. bedenke dich: dîn leben ist guot: 15 sô du mir rehte widersagest, sô wirst du niemer wol Frô Werlt, ich hân ze vil gesogen; [gemuot.' ich wil entwonen, des ist zît. Dîn zart hât mich vil nâch betrogen, wand er vil süezer fröuden gît. Do ich dich gesach reht under ougen, dô was dîn schouwen wunderlîch al sunder lougen: doch was der schanden alse vil, dô ich dîn hinden wart gewar, 'Sit ich dich niht erwenden mac, sô tuo doch ein dinc des ich ger: Gedenke an manegen liehten tac, und sich doch underwilent her, Niuwan sô dich der zît betrâge. daz tæt ich wunderlîchen gerne, wan deich fürhte 30 vor der sich nieman kan bewarn. [dîne lâge, ich wil ze her- got gebe iu, frouwe, guote naht: berge varn. daz ich dich iemer [schelten wil. 25 10 20 5 92 (L. 66 21). Ir reinen wîp, ir werden man, ez stêt alsô daz man mir muoz êr unde minneclîchen gruoz noch volleclîcher bieten an. 14. Diese zeile ist um eine hebung zu kurz, z. 22 um zwei. 21 ff. Diese vorstellung von der welt begegnet auch sonst, besonders in der erzählung Konrads von Würzburg Der werlte lôn. 92 1 ff. Vgl. einl. s. 41.
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92 5 —36 153 Des habet ir von schulden groezer reht dan ê: 5 welt ir vernemen, ich sage iu wes: wol vierzec jâr hab ich gesungen oder mê von minnen und als iemen sol. Dô was ichs mit dem andern geil: nu enwirt mirs niht, ez wirt in gar. mîn minnesanc der diene iu dar, und îuwer hulde si mîn teil. Lât mich an eime stabe gân und werben umbe werdekeit mit unverzageter arebeit, als ich von kinde habe getân: Sô bin ich doch, swie nider ich si, der werden ein, genuoc in mîner mâze hô. daz müet die nideren. ob mich daz iht swache? nein. die biderben hânt mich deste baz. Diu wernde wirde diust sô guot, daz man irz hohste lop sol geben. ezn wart nie lobelîcher leben, swer sô dem ende rehte tuot. 10 15 20 Werlt, ich hân dînen lôn ersehen: swaz du mir gîst, daz nimest du mir. wir scheiden alle blôz von dir. scham dich, sol mir alsô geschehen. Ich hân lip unde sêle (des was gar ze vil) gewâget tûsentstunt durch dich. nu bin ich alt und hâst mit mir dîn gampelspil: und zürne ich daz, sô lachest du. Nu lache uns eine wîle noch: dîn jâmertac wil schiere komen, und nimet dir swaz du uns hâst benomen, und brennet dich dar umbe iedoch. 30 35 25 13. „Gesetzt auch ich ginge zu fuss am wanderstabe (wie ein bettler).“ Walther war in wirklichkeit auch in seiner 25 ff. Die dürftigsten zeit immer zu pferde, vgl. 76, 38. drei strophen gehören vielleicht zu einem liede zusammen.
92 5 —36 153 Des habet ir von schulden groezer reht dan ê: 5 welt ir vernemen, ich sage iu wes: wol vierzec jâr hab ich gesungen oder mê von minnen und als iemen sol. Dô was ichs mit dem andern geil: nu enwirt mirs niht, ez wirt in gar. mîn minnesanc der diene iu dar, und îuwer hulde si mîn teil. Lât mich an eime stabe gân und werben umbe werdekeit mit unverzageter arebeit, als ich von kinde habe getân: Sô bin ich doch, swie nider ich si, der werden ein, genuoc in mîner mâze hô. daz müet die nideren. ob mich daz iht swache? nein. die biderben hânt mich deste baz. Diu wernde wirde diust sô guot, daz man irz hohste lop sol geben. ezn wart nie lobelîcher leben, swer sô dem ende rehte tuot. 10 15 20 Werlt, ich hân dînen lôn ersehen: swaz du mir gîst, daz nimest du mir. wir scheiden alle blôz von dir. scham dich, sol mir alsô geschehen. Ich hân lip unde sêle (des was gar ze vil) gewâget tûsentstunt durch dich. nu bin ich alt und hâst mit mir dîn gampelspil: und zürne ich daz, sô lachest du. Nu lache uns eine wîle noch: dîn jâmertac wil schiere komen, und nimet dir swaz du uns hâst benomen, und brennet dich dar umbe iedoch. 30 35 25 13. „Gesetzt auch ich ginge zu fuss am wanderstabe (wie ein bettler).“ Walther war in wirklichkeit auch in seiner 25 ff. Die dürftigsten zeit immer zu pferde, vgl. 76, 38. drei strophen gehören vielleicht zu einem liede zusammen.
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154 92 37 — 93 2 Mîn sêle müeze wol gevarn! ich hân zer werlte manegen lîp gemachet frô, man unde wîp: künd ich dar under mich bewarn! Lobe ich des lîbes minne, deist der sêle leit: si giht, ez si ein lüge, ich tobe. der wâren minne giht si ganzer stætekeit, wie guot si si, wies iemer wer. Lîp, lâ die minne diu dich lât, und habe die stæten minne wert: mich dunket, der du hâst gegert, diu sî niht visch unz an den grât. 40 45 Ich hâte ein schone bilde erkorn; ouwê daz ich ez ie gesach oder ie sô vil zuoz ime gesprach! ez hât schoen unde rede verlorn. Dâ wonte ein wunder inne: daz fuor ine weiz war: dâ von gesweic daz bilde iesâ. sîn liljerôsevarwe wart sô karkelvar, daz ez verlôs smac unde schîn. Mîn bilde, ob ich bekerkelt bin in dir, sô lâ mich ûz alsô daz wir ein ander vinden frô: wan ich muoz aber wider in. 50 55 60 Ein meister las, daz sie zem winde 93 (L. 122 24). troum unde spiegelglas, bi der stæte sîn gezalt. 49. Das gebilde ist der eigene leib. 93 1 ff. Die echtheit dieses liedes ist angezweifelt. In dessen ist die künstlichkeit der form auch anderen gedichten aus Walthers späterer lebenszeit eigen, und aus derselben erklärt sich manches gesuchte im ausdruck. las in z.1 bedeutet soviel als „dichtete“, „sagte in seinem gedichte", indem die nicht sangbaren gedichte gewöhnlich durch vorlesen verbreitet wurden, und der dichter selbst der erste vorleser zu sein pflegte. Das zitat bezieht sich vielleicht auf Wolframs Parzival 1, 20 ff.: zin
154 92 37 — 93 2 Mîn sêle müeze wol gevarn! ich hân zer werlte manegen lîp gemachet frô, man unde wîp: künd ich dar under mich bewarn! Lobe ich des lîbes minne, deist der sêle leit: si giht, ez si ein lüge, ich tobe. der wâren minne giht si ganzer stætekeit, wie guot si si, wies iemer wer. Lîp, lâ die minne diu dich lât, und habe die stæten minne wert: mich dunket, der du hâst gegert, diu sî niht visch unz an den grât. 40 45 Ich hâte ein schone bilde erkorn; ouwê daz ich ez ie gesach oder ie sô vil zuoz ime gesprach! ez hât schoen unde rede verlorn. Dâ wonte ein wunder inne: daz fuor ine weiz war: dâ von gesweic daz bilde iesâ. sîn liljerôsevarwe wart sô karkelvar, daz ez verlôs smac unde schîn. Mîn bilde, ob ich bekerkelt bin in dir, sô lâ mich ûz alsô daz wir ein ander vinden frô: wan ich muoz aber wider in. 50 55 60 Ein meister las, daz sie zem winde 93 (L. 122 24). troum unde spiegelglas, bi der stæte sîn gezalt. 49. Das gebilde ist der eigene leib. 93 1 ff. Die echtheit dieses liedes ist angezweifelt. In dessen ist die künstlichkeit der form auch anderen gedichten aus Walthers späterer lebenszeit eigen, und aus derselben erklärt sich manches gesuchte im ausdruck. las in z.1 bedeutet soviel als „dichtete“, „sagte in seinem gedichte", indem die nicht sangbaren gedichte gewöhnlich durch vorlesen verbreitet wurden, und der dichter selbst der erste vorleser zu sein pflegte. Das zitat bezieht sich vielleicht auf Wolframs Parzival 1, 20 ff.: zin
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93 3 — 36 155 Loup unde gras, daz ie mîn fröude was, swiech nu erwinde, ez dunket mich alsô gestalt. Dar zuo die bluomen manicvalt, diu heide rôt, der grüene walt. der vogele sanc ein trûric ende hât; dar zuo diu linde süeze und linde. sô wê dir, Werlt, wie dirz gebende stât! den ich zer werlte hân, Ein tumber wân derst wandelbære, wand er boesez ende gît: (wan ich mich wol verstân), Ich solt in lân mîner sêle grôzen nît. daz er iht gebære Mîn armez leben in sorgen lît: der buoze ware michel zît. nu fürhte ich siecher man den grimmen tôt, an mir gebære. daz er mit swære vor vorhten bleichent mir diu wangen rôt. Wie sol ein man der niuwan sünden kan, . . . . gedingen oder gewinnen hôhen muot? Sît ich gewan den muot daz ich began zer werlte dingen merken übel unde guot, Dô greif ich, als ein tôre tuot, zer winstern hant reht in die gluot, und mêrte ie dem tievel sînen schal. des muoz ich ringen mit geringen: nu ringe und senfte ouch Jêsus mînen val. sît du gewaltic bist Heiliger Krist, die nâch dir gebildet sint, der werlte gemeine, Gip mir den list daz ich in kurzer frist alsam gemeine dich sam dîniu erwelten kint. Ich was mit sehenden ougen blint und aller guoten dinge ein kint, swiech mîne missetât der werlte hal. mache mich reine, ê mîn unreine sêle versinke in daz verlorne tal. 10 15 20 25 30 5 35 anderhalp ame glase gelîchet (zinn, auf der rückseite des glases geglättet, d. h. ein spiegel) und des blinden troum, die gebent antlützes roum (schattenbild). doch mac mit stœte niht gesîn dirre trüebe lîhte schîn. 4. Unverständlich. 23. Vgl. Lieb- echt, Germania I, 475.
93 3 — 36 155 Loup unde gras, daz ie mîn fröude was, swiech nu erwinde, ez dunket mich alsô gestalt. Dar zuo die bluomen manicvalt, diu heide rôt, der grüene walt. der vogele sanc ein trûric ende hât; dar zuo diu linde süeze und linde. sô wê dir, Werlt, wie dirz gebende stât! den ich zer werlte hân, Ein tumber wân derst wandelbære, wand er boesez ende gît: (wan ich mich wol verstân), Ich solt in lân mîner sêle grôzen nît. daz er iht gebære Mîn armez leben in sorgen lît: der buoze ware michel zît. nu fürhte ich siecher man den grimmen tôt, an mir gebære. daz er mit swære vor vorhten bleichent mir diu wangen rôt. Wie sol ein man der niuwan sünden kan, . . . . gedingen oder gewinnen hôhen muot? Sît ich gewan den muot daz ich began zer werlte dingen merken übel unde guot, Dô greif ich, als ein tôre tuot, zer winstern hant reht in die gluot, und mêrte ie dem tievel sînen schal. des muoz ich ringen mit geringen: nu ringe und senfte ouch Jêsus mînen val. sît du gewaltic bist Heiliger Krist, die nâch dir gebildet sint, der werlte gemeine, Gip mir den list daz ich in kurzer frist alsam gemeine dich sam dîniu erwelten kint. Ich was mit sehenden ougen blint und aller guoten dinge ein kint, swiech mîne missetât der werlte hal. mache mich reine, ê mîn unreine sêle versinke in daz verlorne tal. 10 15 20 25 30 5 35 anderhalp ame glase gelîchet (zinn, auf der rückseite des glases geglättet, d. h. ein spiegel) und des blinden troum, die gebent antlützes roum (schattenbild). doch mac mit stœte niht gesîn dirre trüebe lîhte schîn. 4. Unverständlich. 23. Vgl. Lieb- echt, Germania I, 475.
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156 94 1 — 29 94 (L. 3 1) Got, dîner Trinitâte, die beslozzen hâte dîn fürgedanc mit râte, der jehen wir: mit drîunge diu drîe ist ein einunge. Ein got der hôhe hêre (sîn ie selbwesende êre verendet niemer mêre), der sende uns sîne lêre. uns hât verleitet sêre die sinne ûf manege sünde der fürste ûz helle abgründe. Sin rât und broedes fleisches gir die hânt geverret, herre, uns dir. sît disiu zwei dir sint ze balt und du der beider hâst gewalt, Sô tuo daz dînem namen ze lobe, und hilf uns daz wir mit dir obe geligen, und daz dîn kraft uns gebe sô starke stæte widerstrebe, Dâ von dîn name sî gêret und ouch dîn lop gemêret. dâ von wirt er gunêret, der uns dâ sünde lêret Und der uns ûf unkiusche jaget. sîn kraft von dîner kraft verzaget. des sî dir iemer lop gesaget, und ouch der reinen süezen maget, von der uns ist der sun betaget, 5 10 15 20 25 94 1 ff. Dies gedicht ist der einzige leich Walthers, d. h. ein der form der lateinischen sequenzen nachgebildetes lied, aus ungleichen strophen bestehend, aber doch nicht ohne eine gewisse symmetrische gruppierung. Ueber den bau dieses leiches handelt Bartsch, Germania VI, 187 ff. Die richtigkeit seiner auf- fassung scheint mir aber nicht gesichert. Vgl. ferner Schade, Wissenschaftl. monatsbl. III, 29. Eine berichtigung der Lach- mannschen lesarten gibt Zarncke, PBB VII, 599. Sachliche anmerkungen bietet Fasching, Germ. XXII, 436. XXIII, 34.
156 94 1 — 29 94 (L. 3 1) Got, dîner Trinitâte, die beslozzen hâte dîn fürgedanc mit râte, der jehen wir: mit drîunge diu drîe ist ein einunge. Ein got der hôhe hêre (sîn ie selbwesende êre verendet niemer mêre), der sende uns sîne lêre. uns hât verleitet sêre die sinne ûf manege sünde der fürste ûz helle abgründe. Sin rât und broedes fleisches gir die hânt geverret, herre, uns dir. sît disiu zwei dir sint ze balt und du der beider hâst gewalt, Sô tuo daz dînem namen ze lobe, und hilf uns daz wir mit dir obe geligen, und daz dîn kraft uns gebe sô starke stæte widerstrebe, Dâ von dîn name sî gêret und ouch dîn lop gemêret. dâ von wirt er gunêret, der uns dâ sünde lêret Und der uns ûf unkiusche jaget. sîn kraft von dîner kraft verzaget. des sî dir iemer lop gesaget, und ouch der reinen süezen maget, von der uns ist der sun betaget, 5 10 15 20 25 94 1 ff. Dies gedicht ist der einzige leich Walthers, d. h. ein der form der lateinischen sequenzen nachgebildetes lied, aus ungleichen strophen bestehend, aber doch nicht ohne eine gewisse symmetrische gruppierung. Ueber den bau dieses leiches handelt Bartsch, Germania VI, 187 ff. Die richtigkeit seiner auf- fassung scheint mir aber nicht gesichert. Vgl. ferner Schade, Wissenschaftl. monatsbl. III, 29. Eine berichtigung der Lach- mannschen lesarten gibt Zarncke, PBB VII, 599. Sachliche anmerkungen bietet Fasching, Germ. XXII, 436. XXIII, 34.
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94 30 — 51 157 30 der ir ze kinde wol behaget. der kristenheite nôt, Maget und muoter, schouwe du blüende gerte Arônes, ûf gênder morgenrôt, Ezechiêles porte, diu nie wart ûf getân, durch die der künec hêrlîche wart ûz und in gelân. alsô diu sunne schînet durch ganz geworhtez glas, 35 alsô gebar diu reine Krist, diu maget und muoter was. Ein bosch der bran, dâ nie niht an besenget noch verbrennet wart: breit unde ganz beleip sîn glanz vor fiures flamme unverschart. daz ist diu reine maget alleine, diu mit maget- Kindes muoter worden ist [lîcher art ân aller manne mitewist, wider menneschlîchen list den wâren Krist gebar, der uns bedâhte. Wol ir, daz si den ie getruoc, der unsern tôt ze tôde sluoc! mit sînem bluote er ab uns twuoc den ungefuoc den Even schulde uns brâhte. Salomônes hôhes trônes bist du, frouwe, ein selde hêre und ouch gebietærinne. 50 margarîte, ob allen megeden bist du, maget, ein maget, ein küneginne. 40 45 balsamîte, 31 ff. Die hier zum preise der jungfrau verwendeten epitheta und vergleichungen sind alle traditionell, schon vor Walther in der mitteralterlichen poesie angewendet. Darüber handelt W. Grimm in der vorrede zu seiner ausgabe der goldenen schmiede von Konrad von Würzburg, vollständiger A. Salzer, Die sinnbilder und beiworte Mariens (programme des gymnasiums zu Seitenstetten), Linz 1886—1893. 32. Vgl. 4. Mos. 17,8 und Hoheslied 6, 9. 33. Vgl. Hesekiel 44, 2. 35. Häufiges bild für die unverletzte jungfräulichkeit, vgl. Grimm a. a.o. XXXI,12. 47. Vgl. zu 82 13. 50. Vgl. 37. Vgl. 2. Mos. 3, 2. Georg von Reinbot von Durne 2706: hôhiu pfalz und frône hern Salomônes trône. Sonst wird Maria selbst Salomos thron genannt, vgl. 1. (3.) Kön. 10, 18. 51. Vgl. Grimm XLIII, 2. XLI, 15.
94 30 — 51 157 30 der ir ze kinde wol behaget. der kristenheite nôt, Maget und muoter, schouwe du blüende gerte Arônes, ûf gênder morgenrôt, Ezechiêles porte, diu nie wart ûf getân, durch die der künec hêrlîche wart ûz und in gelân. alsô diu sunne schînet durch ganz geworhtez glas, 35 alsô gebar diu reine Krist, diu maget und muoter was. Ein bosch der bran, dâ nie niht an besenget noch verbrennet wart: breit unde ganz beleip sîn glanz vor fiures flamme unverschart. daz ist diu reine maget alleine, diu mit maget- Kindes muoter worden ist [lîcher art ân aller manne mitewist, wider menneschlîchen list den wâren Krist gebar, der uns bedâhte. Wol ir, daz si den ie getruoc, der unsern tôt ze tôde sluoc! mit sînem bluote er ab uns twuoc den ungefuoc den Even schulde uns brâhte. Salomônes hôhes trônes bist du, frouwe, ein selde hêre und ouch gebietærinne. 50 margarîte, ob allen megeden bist du, maget, ein maget, ein küneginne. 40 45 balsamîte, 31 ff. Die hier zum preise der jungfrau verwendeten epitheta und vergleichungen sind alle traditionell, schon vor Walther in der mitteralterlichen poesie angewendet. Darüber handelt W. Grimm in der vorrede zu seiner ausgabe der goldenen schmiede von Konrad von Würzburg, vollständiger A. Salzer, Die sinnbilder und beiworte Mariens (programme des gymnasiums zu Seitenstetten), Linz 1886—1893. 32. Vgl. 4. Mos. 17,8 und Hoheslied 6, 9. 33. Vgl. Hesekiel 44, 2. 35. Häufiges bild für die unverletzte jungfräulichkeit, vgl. Grimm a. a.o. XXXI,12. 47. Vgl. zu 82 13. 50. Vgl. 37. Vgl. 2. Mos. 3, 2. Georg von Reinbot von Durne 2706: hôhiu pfalz und frône hern Salomônes trône. Sonst wird Maria selbst Salomos thron genannt, vgl. 1. (3.) Kön. 10, 18. 51. Vgl. Grimm XLIII, 2. XLI, 15.
Strana 158
158 94 52 — 87 ez was dîn wamme gotes amme, dâ daz reine lamp aleine Dem lamme ist gar gelîch gevar der megede schar: die nement sîn war und kêrent swar ez kêret. Daz lamp ist Krist, der wâr got ist, dâ von du bist nu alle frist gehohet und gehêret. Nu bite in daz er uns gewer durch dich des unser dürfte ger. du sende uns trôst von himel her: des wirt dîn lop gemêret. Du maget vil unbewollen, der Gedeônes wollen gelîchest du bevollen, die got begôz mit sîme himeltouwe. Ein wort ob allen worten entslôz dîner ôren porten, des süeze an allen orten dich hât gesüezet, süeze himelfrouwe. Daz ûz dem worte erwahsen sî, daz ist von kindes sinnen frî. ez wuohs ze worte und wart ein man. dâ merket alle ein wunder an: ein got der ie gewesende wart ein man nâch menneschlîcher art. swaz er noch wunders ie begie, daz hât er überwundert hie. des selben wunderæres hûs was einer reinen megede klûs wol vierzic wochen und niht mê ân alle sünde und âne wê. Nu biten wir die muoter und ouch der muoter barn, 55 60 65 70 75 80 ein palas kleine, lac beslozzen inne. 85 52. Vgl. Grimm XXXVI, 30. 53. Vgl. Apoc. 14, 4. 68. Vgl. Richter 6, 37.8.
158 94 52 — 87 ez was dîn wamme gotes amme, dâ daz reine lamp aleine Dem lamme ist gar gelîch gevar der megede schar: die nement sîn war und kêrent swar ez kêret. Daz lamp ist Krist, der wâr got ist, dâ von du bist nu alle frist gehohet und gehêret. Nu bite in daz er uns gewer durch dich des unser dürfte ger. du sende uns trôst von himel her: des wirt dîn lop gemêret. Du maget vil unbewollen, der Gedeônes wollen gelîchest du bevollen, die got begôz mit sîme himeltouwe. Ein wort ob allen worten entslôz dîner ôren porten, des süeze an allen orten dich hât gesüezet, süeze himelfrouwe. Daz ûz dem worte erwahsen sî, daz ist von kindes sinnen frî. ez wuohs ze worte und wart ein man. dâ merket alle ein wunder an: ein got der ie gewesende wart ein man nâch menneschlîcher art. swaz er noch wunders ie begie, daz hât er überwundert hie. des selben wunderæres hûs was einer reinen megede klûs wol vierzic wochen und niht mê ân alle sünde und âne wê. Nu biten wir die muoter und ouch der muoter barn, 55 60 65 70 75 80 ein palas kleine, lac beslozzen inne. 85 52. Vgl. Grimm XXXVI, 30. 53. Vgl. Apoc. 14, 4. 68. Vgl. Richter 6, 37.8.
Strana 159
94 88 — 124 159 si reine und er vil guoter, daz sie uns tuon bewarn. wan âne sie kan niemen hie noch dort genesen; und widerredet daz iemen, der muoz ein tôre wesen. 90 Wie mac des iemer werden rât, der umbe sîne missetât niht herzelîcher riuwe hât, sît got enheine sünde lât, Die niht geriuwent zaller stunt hin abe unz ûf des herzen grunt? dem wîsen ist daz allez kunt, daz niemer sêle wirt gesunt, diu mit der sünden swert ist wunt, sin habe von grunde heiles funt. Nu ist uns riuwe tiure: sie sende unz got ze stiure bî sînem minnefiure. sîn geist der vil gehiure Der kan wol herten herzen geben wâre riuwe und lîhtez leben: dâ wider solte niemen streben. Swâ er die riuwe gerne weiz, dâ machet er die riuwe heiz: ein wildez herze er alsô zamt, daz ez sich aller sünden schamt. Nu sende uns, vater unde sun, den rehten geist her abe, daz er mit sîner süezen fiuhte ein dürrez herze erlabe. unkristenlicher dinge ist al diu kristenheit sô vol. swâ Kristentuom ze siechhûs lît, dâ tuot man im niht wol. 115 nâch der lêre als er von Rôme In dürstet sêre was gewon: der im die schancte und in dâ trancte als ê, dâ Swaz im dâ leides ie gewar, [wurde er varnde von. daz kam von simonîe gar, und ist er dâ sô friunde bar, daz ern getar niht sînen schaden gerüegen. Kristentuom und kristenheit, der disiu zwei zesamne sneit, 95 100 105 110 120
94 88 — 124 159 si reine und er vil guoter, daz sie uns tuon bewarn. wan âne sie kan niemen hie noch dort genesen; und widerredet daz iemen, der muoz ein tôre wesen. 90 Wie mac des iemer werden rât, der umbe sîne missetât niht herzelîcher riuwe hât, sît got enheine sünde lât, Die niht geriuwent zaller stunt hin abe unz ûf des herzen grunt? dem wîsen ist daz allez kunt, daz niemer sêle wirt gesunt, diu mit der sünden swert ist wunt, sin habe von grunde heiles funt. Nu ist uns riuwe tiure: sie sende unz got ze stiure bî sînem minnefiure. sîn geist der vil gehiure Der kan wol herten herzen geben wâre riuwe und lîhtez leben: dâ wider solte niemen streben. Swâ er die riuwe gerne weiz, dâ machet er die riuwe heiz: ein wildez herze er alsô zamt, daz ez sich aller sünden schamt. Nu sende uns, vater unde sun, den rehten geist her abe, daz er mit sîner süezen fiuhte ein dürrez herze erlabe. unkristenlicher dinge ist al diu kristenheit sô vol. swâ Kristentuom ze siechhûs lît, dâ tuot man im niht wol. 115 nâch der lêre als er von Rôme In dürstet sêre was gewon: der im die schancte und in dâ trancte als ê, dâ Swaz im dâ leides ie gewar, [wurde er varnde von. daz kam von simonîe gar, und ist er dâ sô friunde bar, daz ern getar niht sînen schaden gerüegen. Kristentuom und kristenheit, der disiu zwei zesamne sneit, 95 100 105 110 120
Strana 160
160 94 125 — 162 125 gelîche lanc, gelîche breit, liep unde leit, der wolte ouch daz wir trüegen In Kriste kristenlîchez leben. sît er uns hât ûf ein gegeben, sô suln wir uns niht scheiden. Swelch kristen kristentuomes giht an worten und an werken niht, der ist wol halp ein heiden. Nu ist uns ir beider nôt: daz eine ist ân daz ander tôt: nu stiure uns got an beiden, Und gebe uns rât, sît er uns hât sîn hantgetât geheizen offenbâre. Nu senfte uns, frouwe, sînen zorn, barmherzic muoter ûz erkorn, du frîer rôse sunder dorn, du sunnevarwiu klâre. Dich lobet der hôhen engel schar: doch brâhten sie dîn lop nie dar daz ez volendet wurde gar, Swâ ez ie wurde gesungen in stimmen oder von zungen ûz allen ordenungen ze himel und ûf der erde. ich mane dich, gotes werde, Wir biten umb unser sünde dich, daz du uns sîst genædiclich, Sô daz dîn bete erklinge vor der barmunge urspringe. sô hân wir des gedinge, diu schulde werde ringe, Dâ mite wir sêre sîn beladen. hilf uns daz wir sie abe gebaden Mit stæte wernder riuwe umb unser missetât, die âne got und âne dich nieman ze gebenne hât. 130 135 140 145 150 155 160 143. Vgl. Grimm XXXVI, 34; vgl. auch 68 33.
160 94 125 — 162 125 gelîche lanc, gelîche breit, liep unde leit, der wolte ouch daz wir trüegen In Kriste kristenlîchez leben. sît er uns hât ûf ein gegeben, sô suln wir uns niht scheiden. Swelch kristen kristentuomes giht an worten und an werken niht, der ist wol halp ein heiden. Nu ist uns ir beider nôt: daz eine ist ân daz ander tôt: nu stiure uns got an beiden, Und gebe uns rât, sît er uns hât sîn hantgetât geheizen offenbâre. Nu senfte uns, frouwe, sînen zorn, barmherzic muoter ûz erkorn, du frîer rôse sunder dorn, du sunnevarwiu klâre. Dich lobet der hôhen engel schar: doch brâhten sie dîn lop nie dar daz ez volendet wurde gar, Swâ ez ie wurde gesungen in stimmen oder von zungen ûz allen ordenungen ze himel und ûf der erde. ich mane dich, gotes werde, Wir biten umb unser sünde dich, daz du uns sîst genædiclich, Sô daz dîn bete erklinge vor der barmunge urspringe. sô hân wir des gedinge, diu schulde werde ringe, Dâ mite wir sêre sîn beladen. hilf uns daz wir sie abe gebaden Mit stæte wernder riuwe umb unser missetât, die âne got und âne dich nieman ze gebenne hât. 130 135 140 145 150 155 160 143. Vgl. Grimm XXXVI, 34; vgl. auch 68 33.
Strana 161
95 1—36 161 Zweifelhaftes und unechtes. 95 (L. s. 183). Sit mir dîn niht mêr werden mac, wan daz ich kúme dich gesê, Sô wünsche ich dir heiles naht und tac, und bin doch iemer an der flê, Daz dich got vor valscher diet bewar und leite dich an aller engel schar. ouch bite ich, swâ du mich ersêst, daz du tougen ein lützel mit den ougen zuo mir neiges und mir eine kleine liebe erzeiges: so enruoche ich, ob du mich mit worten vêst. Man mac wol offenbâre sehen dîn scheiden an den ougen mîn: Nu sprich, wie wæere mir geschehen, het ich getân den willen dîn? Sô enwurde ich niemer rehte vrô. du enkumest wider, ich wirde iedoch alsô. du bist mir ein fremder man. wê warumbe klage sô sêre ich tumbe durch daz eine, daz wir ie wârn mit rede gemeine ? doch wizze got deich dir wol ze lebenne gan." Ich hân vil kleine an dir bejaget wan under wilen einen gruoz. Du hâst mir aber sô wol versaget daz ich dir iemer dienen muoz. Ob ich an dir niht erworben hân, wol mich! son hât ein ander ouch getân. alsô kanst du wesen gemeit. got dir lône daz du mich hielde schône. wis gesunde. wê daz ich dich alsô funde; nu, frouwe, gedenke an alle stætekeit. 5 10 15 20 25 30 35 95 1 ff. In E und F überliefert, in gleichem tone wie 53, nur dass die fünfte zeile eine hebung weniger hat, was aber vielleicht auf rechnung der überlieferung kommt. Bedenken gegen Walthers verfasserschaft erregen nur die reime gesê : flê, ersêst: vêst, von denen man aber doch nicht behaupten kann, dass sie ihm durchaus nicht zuzutrauen sind. Beachtenswert ist es, dass es sich hier um einen abschied handelt wie in 53 1 ff. und wahrscheinlich auch 53 25 ff. Auch kommt diese art zwie- gespräch in der lyrik nach Walther fast gar nicht mehr vor. Walth. v. d. Vogelweide. 5. Aufl. 11
95 1—36 161 Zweifelhaftes und unechtes. 95 (L. s. 183). Sit mir dîn niht mêr werden mac, wan daz ich kúme dich gesê, Sô wünsche ich dir heiles naht und tac, und bin doch iemer an der flê, Daz dich got vor valscher diet bewar und leite dich an aller engel schar. ouch bite ich, swâ du mich ersêst, daz du tougen ein lützel mit den ougen zuo mir neiges und mir eine kleine liebe erzeiges: so enruoche ich, ob du mich mit worten vêst. Man mac wol offenbâre sehen dîn scheiden an den ougen mîn: Nu sprich, wie wæere mir geschehen, het ich getân den willen dîn? Sô enwurde ich niemer rehte vrô. du enkumest wider, ich wirde iedoch alsô. du bist mir ein fremder man. wê warumbe klage sô sêre ich tumbe durch daz eine, daz wir ie wârn mit rede gemeine ? doch wizze got deich dir wol ze lebenne gan." Ich hân vil kleine an dir bejaget wan under wilen einen gruoz. Du hâst mir aber sô wol versaget daz ich dir iemer dienen muoz. Ob ich an dir niht erworben hân, wol mich! son hât ein ander ouch getân. alsô kanst du wesen gemeit. got dir lône daz du mich hielde schône. wis gesunde. wê daz ich dich alsô funde; nu, frouwe, gedenke an alle stætekeit. 5 10 15 20 25 30 35 95 1 ff. In E und F überliefert, in gleichem tone wie 53, nur dass die fünfte zeile eine hebung weniger hat, was aber vielleicht auf rechnung der überlieferung kommt. Bedenken gegen Walthers verfasserschaft erregen nur die reime gesê : flê, ersêst: vêst, von denen man aber doch nicht behaupten kann, dass sie ihm durchaus nicht zuzutrauen sind. Beachtenswert ist es, dass es sich hier um einen abschied handelt wie in 53 1 ff. und wahrscheinlich auch 53 25 ff. Auch kommt diese art zwie- gespräch in der lyrik nach Walther fast gar nicht mehr vor. Walth. v. d. Vogelweide. 5. Aufl. 11
Strana 162
162 96 1— 98 13 96 (L. s. XIII). Jâ lige ich mit gedanken der alrebesten bî. mirst leit daz ich sie ie gesach,, sol sie mir fremede sîn. ichn mac ir niut vergezzen deheine zît: sist guot; und ist behuot : des trûret mir der muot. ir sult mir alle helfen klagen diu leit diu man mir an ir tuot. 5 97 (L. s. XIII). Herzeliebez frouwelîn, tuo an mir dîn êre! dâ von solt du sælic sin hiute und immer mêre. frouwe, du solt machen mich und manegen frô, daz wir dich an lachen. wol dir, und tuost alsô frouwe, du solt tragen pfeller unde sîden, daz sie gar verzagen, jene die uns dâ nîden: und suln als schône zieren dich, daz du noch solt geweren mich. O 10 98 (L. XV1). Jâ waz wirt der kleinen vogelîne? der kalte snê der tuot in wê. Daz sint nu die meiste swære mîne, mir enfüege got sülchen spot Daz diu schone gnâde an mir spæte diu mir næhest mînen arm vernæte. Ouwê daz ich alsô rehte verre von ir hin gevaren bin! Jô fürhte ich sêre daz ez mir gewerre, dazs ein ander siht, 5 10 96 1 ff. In A überliefert. Strophenform und stil ist sehr altertümlich. Das gedicht müsste zu den frühsten versuchen Walthers gehören, wenn es ihm zukäme. 97 1 ff. In E über- liefert, deutet auf ein ähnliches verhältnis wie 12. 98 1 ff. Dies und die beiden folgenden lieder sind in E überliefert. Das versmass scheint zerrüttet, da die zweite zeile der stollen bald zwei, bald drei hebungen hat. Die letzte strophe wird von Lachmann abgetrennt.
162 96 1— 98 13 96 (L. s. XIII). Jâ lige ich mit gedanken der alrebesten bî. mirst leit daz ich sie ie gesach,, sol sie mir fremede sîn. ichn mac ir niut vergezzen deheine zît: sist guot; und ist behuot : des trûret mir der muot. ir sult mir alle helfen klagen diu leit diu man mir an ir tuot. 5 97 (L. s. XIII). Herzeliebez frouwelîn, tuo an mir dîn êre! dâ von solt du sælic sin hiute und immer mêre. frouwe, du solt machen mich und manegen frô, daz wir dich an lachen. wol dir, und tuost alsô frouwe, du solt tragen pfeller unde sîden, daz sie gar verzagen, jene die uns dâ nîden: und suln als schône zieren dich, daz du noch solt geweren mich. O 10 98 (L. XV1). Jâ waz wirt der kleinen vogelîne? der kalte snê der tuot in wê. Daz sint nu die meiste swære mîne, mir enfüege got sülchen spot Daz diu schone gnâde an mir spæte diu mir næhest mînen arm vernæte. Ouwê daz ich alsô rehte verre von ir hin gevaren bin! Jô fürhte ich sêre daz ez mir gewerre, dazs ein ander siht, 5 10 96 1 ff. In A überliefert. Strophenform und stil ist sehr altertümlich. Das gedicht müsste zu den frühsten versuchen Walthers gehören, wenn es ihm zukäme. 97 1 ff. In E über- liefert, deutet auf ein ähnliches verhältnis wie 12. 98 1 ff. Dies und die beiden folgenden lieder sind in E überliefert. Das versmass scheint zerrüttet, da die zweite zeile der stollen bald zwei, bald drei hebungen hat. Die letzte strophe wird von Lachmann abgetrennt.
Strana 163
98 14 — 99 27 163 und ich niht. Wolte got, und wærens alle tôren, die ir sô vil gerûnen zuo den ôren! Wil si wider si sô lange strîten als wider mich, daz lob ich: Sô getuot siz noch in langen zîten. ê denne ez ergê, ich kum ê. Wan des einen fürht ich harte sêre : kan ich vil, sô kan si lihte mêre. Tumbe liute nement mich besunder, und frâgent mich dâ bî, wer si si. Rieten siz, daz wære ein michel wunder; wan daz nie geschach des ich dâ jach. Müget ir hoeren gemelîchiu mære? gerne weste ich selbe wer si ware. 15 20 25 30 99 (L. XVI1). Ich hân die zît wol gesehen an der linden: sist worden val: Ouwê jô lît al ir loup vor den winden verre imme tal. Des müezen beide walt unde heide werden ze leide. Swaz grüenes was, daz blîchet besunder 5 Loup unde gras, schone bluomen dar under 10 Noch klag ich mêre, daz die vogel hêre trûrent ze sêre. Als ez nu stât, sô ist ez ze sorgen sêre gewant. Der winter hât michel êre verborgen, die ich hân genant. Daz klaget ich vil kleine, wolt ein wîp aleine. ouwê si vil reine! Swer wip wil sehen beide schone unde wîse, der sol frâgen dar: Sô muoz er jehen daz nie sunne ze prîse stüende sô gar. Hôrt ir ie baz grüezen mit worten sô süezen, 15 20 25 11*
98 14 — 99 27 163 und ich niht. Wolte got, und wærens alle tôren, die ir sô vil gerûnen zuo den ôren! Wil si wider si sô lange strîten als wider mich, daz lob ich: Sô getuot siz noch in langen zîten. ê denne ez ergê, ich kum ê. Wan des einen fürht ich harte sêre : kan ich vil, sô kan si lihte mêre. Tumbe liute nement mich besunder, und frâgent mich dâ bî, wer si si. Rieten siz, daz wære ein michel wunder; wan daz nie geschach des ich dâ jach. Müget ir hoeren gemelîchiu mære? gerne weste ich selbe wer si ware. 15 20 25 30 99 (L. XVI1). Ich hân die zît wol gesehen an der linden: sist worden val: Ouwê jô lît al ir loup vor den winden verre imme tal. Des müezen beide walt unde heide werden ze leide. Swaz grüenes was, daz blîchet besunder 5 Loup unde gras, schone bluomen dar under 10 Noch klag ich mêre, daz die vogel hêre trûrent ze sêre. Als ez nu stât, sô ist ez ze sorgen sêre gewant. Der winter hât michel êre verborgen, die ich hân genant. Daz klaget ich vil kleine, wolt ein wîp aleine. ouwê si vil reine! Swer wip wil sehen beide schone unde wîse, der sol frâgen dar: Sô muoz er jehen daz nie sunne ze prîse stüende sô gar. Hôrt ir ie baz grüezen mit worten sô süezen, 15 20 25 11*
Strana 164
164 99 28 — 100 30 ich wil lüge büezen. Dâ mac ein man wol verliesen die sinne von grôzer nôt. Lachet sin an, so ist ir munt und ir kinne wîz unde rôt. Seht, disiu schulde machet deich dulde nôt umb ir hulde. daz ich sô lange mîde Sich, sælic wîp, dich, daz tuot mir wê. Dîn süezer lîp ist unsenfte als ein sîde, swarz als ein snê. Nach sülchen güeten mac mîn herze wüeten: wie sol i’z behüeten? 30 35 40 100 (L. XVII 1). Jârlanc sint die tage trüebe, lützel ist daz sich ze fröuden üebe. Des sint löuber unde gras verdorben, dar zuo bluomen unde klê, Daz der ougen wunne was. den vogeln tuot der kalte rîfe wê. Sumer, du hâst manege güete, du gîst al der werlde hôchgemüete. Winter, hâst du trôstes iht, sô troeste mich, daz ich gelobe dich. Leider, du hâst trôstes niht, wan einen: des selben des gelüstet mich. Winter du hâst lange nehte. der ist sælic, dem sie kumen rehte. Der mit fröuden leben sol bî . . . . . . dem sint si niht ze lanc: Dem entæte niht sô wol der blüende meige noch sîn vogelsanc. Ligents ân angest unde warme si an sînem munde, er an ir arme, So ist in liep der kurze tac. der langen naht sint sie, ich wæne, frô: Lît man noch als man dô lac, dô i's pflac, sô ist ez noch alsô. Wol bedorfte ich guoter sinne : mich entroestet weder zît noch minne. Wâ von ist mir daz geschehen, wan daz ich mich durch friunt versûmet hân ? Wellen sie daz übersehen, daz stêt in übel, und hân ich wol getân. 5 10 15 20 25 30
164 99 28 — 100 30 ich wil lüge büezen. Dâ mac ein man wol verliesen die sinne von grôzer nôt. Lachet sin an, so ist ir munt und ir kinne wîz unde rôt. Seht, disiu schulde machet deich dulde nôt umb ir hulde. daz ich sô lange mîde Sich, sælic wîp, dich, daz tuot mir wê. Dîn süezer lîp ist unsenfte als ein sîde, swarz als ein snê. Nach sülchen güeten mac mîn herze wüeten: wie sol i’z behüeten? 30 35 40 100 (L. XVII 1). Jârlanc sint die tage trüebe, lützel ist daz sich ze fröuden üebe. Des sint löuber unde gras verdorben, dar zuo bluomen unde klê, Daz der ougen wunne was. den vogeln tuot der kalte rîfe wê. Sumer, du hâst manege güete, du gîst al der werlde hôchgemüete. Winter, hâst du trôstes iht, sô troeste mich, daz ich gelobe dich. Leider, du hâst trôstes niht, wan einen: des selben des gelüstet mich. Winter du hâst lange nehte. der ist sælic, dem sie kumen rehte. Der mit fröuden leben sol bî . . . . . . dem sint si niht ze lanc: Dem entæte niht sô wol der blüende meige noch sîn vogelsanc. Ligents ân angest unde warme si an sînem munde, er an ir arme, So ist in liep der kurze tac. der langen naht sint sie, ich wæne, frô: Lît man noch als man dô lac, dô i's pflac, sô ist ez noch alsô. Wol bedorfte ich guoter sinne : mich entroestet weder zît noch minne. Wâ von ist mir daz geschehen, wan daz ich mich durch friunt versûmet hân ? Wellen sie daz übersehen, daz stêt in übel, und hân ich wol getân. 5 10 15 20 25 30
Strana 165
1011— 102 13 165 101 (L. XVII 31). Wie hân ich unsælic man zallen spilen sus getân gevelle, Daz ich niht gedienen kan daz mir ieman rehte lônen welle? mac ich dienen anderswâ, dâ mîn dienest mich vervâ, als ich bite, daz man spreche jâ?" Wære ich bî ir tûsent jâr, sô enkönde ich aller rede mêre, Wan daz ich ir gerne wâr sage und liep hân ir lîp und ir êre. Des biut ich ir mînen eit: wil sis groezer sicherheit, mac si sprechen jâ, ich bin bereit. Eines dinges prîse ich sie, daz si ist sô rehte wol versunnen, Daz si gerne mîdet die die sô vil unnützer rede kunnen. Wol mich dazs erkennen kan einen lachenden man ! daz sint dinc der ich ir vil wol gan. Könde ich des geniezen iht dazs an mir genædeclîche tæte, Son könd ich verderben niht: sus ist al mîn fröude gar unstæte. Seht an disen grîsen roc: ich gewinne alsülchen loc und ein grâwez kinne als ein boc. 5 10 15 20 25 102 (L. 47 16). sinne lange zît. Ich minne, versinne Minne sich, wie si schône lône mîner tage, Sô lône schône: dêst mîn strît. vil kleine meine mich, niene meine kleine mîne klage Unde rihte solch unbilde, daz ein ledic wîp, mich verderbet gar âne schulde. zir gesihte werde ich wilde, 5 10 101 1 ff. In E und F. 102 1 ff. In BC Walther, in A Reinmar zugeschrieben. Der anhang der Heidelberger Frei- dankhandschrift enthält eine strophe in dem gleichen tone.
1011— 102 13 165 101 (L. XVII 31). Wie hân ich unsælic man zallen spilen sus getân gevelle, Daz ich niht gedienen kan daz mir ieman rehte lônen welle? mac ich dienen anderswâ, dâ mîn dienest mich vervâ, als ich bite, daz man spreche jâ?" Wære ich bî ir tûsent jâr, sô enkönde ich aller rede mêre, Wan daz ich ir gerne wâr sage und liep hân ir lîp und ir êre. Des biut ich ir mînen eit: wil sis groezer sicherheit, mac si sprechen jâ, ich bin bereit. Eines dinges prîse ich sie, daz si ist sô rehte wol versunnen, Daz si gerne mîdet die die sô vil unnützer rede kunnen. Wol mich dazs erkennen kan einen lachenden man ! daz sint dinc der ich ir vil wol gan. Könde ich des geniezen iht dazs an mir genædeclîche tæte, Son könd ich verderben niht: sus ist al mîn fröude gar unstæte. Seht an disen grîsen roc: ich gewinne alsülchen loc und ein grâwez kinne als ein boc. 5 10 15 20 25 102 (L. 47 16). sinne lange zît. Ich minne, versinne Minne sich, wie si schône lône mîner tage, Sô lône schône: dêst mîn strît. vil kleine meine mich, niene meine kleine mîne klage Unde rihte solch unbilde, daz ein ledic wîp, mich verderbet gar âne schulde. zir gesihte werde ich wilde, 5 10 101 1 ff. In E und F. 102 1 ff. In BC Walther, in A Reinmar zugeschrieben. Der anhang der Heidelberger Frei- dankhandschrift enthält eine strophe in dem gleichen tone.
Strana 166
166 102 14 — 103 32 mich enhabe ir lîp fröude enterbet. noch ger ich hulde. waere mæere stæter man, sô solte, wolte si, mich an eteswenne denne ouch sehen, sô ich gnuoge fuoge kunde spehen. 15 20 103 (L. 71 19. MF. 152 25). 'Ich hoere im maneger êren jehen, der mir ein teil gedienet hât. Der im in sîn herze kan gesehen, an des genâde suoch ich rât, Daz er mirz rehte erscheine. nu fürht aber ich daz erz mit valsche meine. tæt er mir noch den willen schîn, hæt ich iht liebers danne den lîp, des müeser herre sin. Wie kumt daz ich sô wol verstân ir rede, und si der mîner niht, Und ich doch grôze sware hân, wan daz man mich frô drunder siht?" Ein ander man ez lieze: nu volg aber ich, swie ich es niht genieze. swaz ich dar umbe swære trage, da enspriche ich niemer übel zuo, wan sô vil daz ichz klage. 5 10 Ich lebte ie nâch der liute sage, wan daz sie niht gelîche jehent. Als ich ein hôhez herze trage und sie mich wol gemuoten sehent, Daz hazzet einer sêre, der ander gihet, mir sî fröude ein êre. nun weiz ich weme ich volgen sol; hete ich wîsheit unde sin, sô tæte ich gerne wol. 20 Ist daz mich dienest helfen sol, als ez doch manegen hât getân, Sô gewinnet mir ir hulde wol ein wille den ich hiute hân. Der riet mir deich ir bæte, und zurnde aber siz, daz ich ez dennoch tæte. nu wil ichz tuon, swaz mir geschiht. ein reine wîse sælic wîp lâz ich sô lîhte niht. 25 30 103 1 ff. Teils Walther, teils Reinmar zugeschrieben. Die bessere gewähr ist für den letzteren, von dem noch eine reihe anderer strophen des gleichen tones erhalten sind, vgl. PBB II, 552.
166 102 14 — 103 32 mich enhabe ir lîp fröude enterbet. noch ger ich hulde. waere mæere stæter man, sô solte, wolte si, mich an eteswenne denne ouch sehen, sô ich gnuoge fuoge kunde spehen. 15 20 103 (L. 71 19. MF. 152 25). 'Ich hoere im maneger êren jehen, der mir ein teil gedienet hât. Der im in sîn herze kan gesehen, an des genâde suoch ich rât, Daz er mirz rehte erscheine. nu fürht aber ich daz erz mit valsche meine. tæt er mir noch den willen schîn, hæt ich iht liebers danne den lîp, des müeser herre sin. Wie kumt daz ich sô wol verstân ir rede, und si der mîner niht, Und ich doch grôze sware hân, wan daz man mich frô drunder siht?" Ein ander man ez lieze: nu volg aber ich, swie ich es niht genieze. swaz ich dar umbe swære trage, da enspriche ich niemer übel zuo, wan sô vil daz ichz klage. 5 10 Ich lebte ie nâch der liute sage, wan daz sie niht gelîche jehent. Als ich ein hôhez herze trage und sie mich wol gemuoten sehent, Daz hazzet einer sêre, der ander gihet, mir sî fröude ein êre. nun weiz ich weme ich volgen sol; hete ich wîsheit unde sin, sô tæte ich gerne wol. 20 Ist daz mich dienest helfen sol, als ez doch manegen hât getân, Sô gewinnet mir ir hulde wol ein wille den ich hiute hân. Der riet mir deich ir bæte, und zurnde aber siz, daz ich ez dennoch tæte. nu wil ichz tuon, swaz mir geschiht. ein reine wîse sælic wîp lâz ich sô lîhte niht. 25 30 103 1 ff. Teils Walther, teils Reinmar zugeschrieben. Die bessere gewähr ist für den letzteren, von dem noch eine reihe anderer strophen des gleichen tones erhalten sind, vgl. PBB II, 552.
Strana 167
1041— 106 2 167 104 (L. s. 166). Ein wip mit wîbes güete, diu rehte in wîbes sinne treit ein wiplich hôhgemüete, diu wibet sich sô schône daz ir wipheit salde birt. Wol ir diu sich sô wîbet, daz si in rehter wîbes tugent bî wîbes zuht belîbet. der weiz ich eine, diu des niemer fuoz verstôzen wirt. Diu reine minneclîche tuot sô rehte an allen dingen, dâ von ir stæte wibes êre sint und ouch ir lîp [behuot vor valsche gar. si ist sô guot, 10 daz ich sie næme, und solt ich weln ûz al der welte ein wîp. Nu hœeret, lât iuch wîsen, wie sich ein sælic frouwe sol für ander frouwen prîsen, sô daz ir lop bekêret nâch der besten volge sî: Si sol die hôhfart mîden, dâ mite ein sælic frouwe mac ir wîbes zuht versnîden, und sol doch rehtes hôhes muotes niemer werden frî. Si minne zuht und hôhen muot, sî stæte an allen dingen, bescheidenlîche frô und doch diemüetec lîp [dar under guot, dâ bî den allen rehte tuot, rein unde erbermic herze habe, und sî nâch wunsche ein wîp. 5 15 20 105 (L. 111 12). Selpvar ein wîp, an wîze, an roete ganzlîcher stæte, ungemâlet, daz si niht gebuggerâmet wære, Ich lobe ir lîp, swie ich sie doch nie niht gebæte. jâ hore ich gerne von ir guotiu mære, Diu ir val hâr ûf gebunden hât. bî ir manegiu hin ze kirchen gât, diu ir swarzen nac vil hôhe blecken lât. ich wæne daz gebende ungelîche stât. 5 10 106 (L. 26 13 ff.). Durhsüezet und geblüemet sint die reinen frouwen: ez wart nie niht sô wunneclîches an ze schouwen 104 1 ff. In a unter Waltherschen liedern. 105 1 ff. In C unter Walther, in A unter Niune, wol nur ein fragment mit entstelltem texte. 106 1 ff. In gleichem tone wie 76, aber durch die überlieferung nicht hinlänglich als Walthers eigen- tum gesichert und inhaltliche oder formelle bedenken erregend. Die beiden ersten strophen sind in C, die dritte, vierte und fünfte in B überliefert, die sechste in C unter Walther, in A unter dem truchsessen von St. Gallen, die siebente nur in A
1041— 106 2 167 104 (L. s. 166). Ein wip mit wîbes güete, diu rehte in wîbes sinne treit ein wiplich hôhgemüete, diu wibet sich sô schône daz ir wipheit salde birt. Wol ir diu sich sô wîbet, daz si in rehter wîbes tugent bî wîbes zuht belîbet. der weiz ich eine, diu des niemer fuoz verstôzen wirt. Diu reine minneclîche tuot sô rehte an allen dingen, dâ von ir stæte wibes êre sint und ouch ir lîp [behuot vor valsche gar. si ist sô guot, 10 daz ich sie næme, und solt ich weln ûz al der welte ein wîp. Nu hœeret, lât iuch wîsen, wie sich ein sælic frouwe sol für ander frouwen prîsen, sô daz ir lop bekêret nâch der besten volge sî: Si sol die hôhfart mîden, dâ mite ein sælic frouwe mac ir wîbes zuht versnîden, und sol doch rehtes hôhes muotes niemer werden frî. Si minne zuht und hôhen muot, sî stæte an allen dingen, bescheidenlîche frô und doch diemüetec lîp [dar under guot, dâ bî den allen rehte tuot, rein unde erbermic herze habe, und sî nâch wunsche ein wîp. 5 15 20 105 (L. 111 12). Selpvar ein wîp, an wîze, an roete ganzlîcher stæte, ungemâlet, daz si niht gebuggerâmet wære, Ich lobe ir lîp, swie ich sie doch nie niht gebæte. jâ hore ich gerne von ir guotiu mære, Diu ir val hâr ûf gebunden hât. bî ir manegiu hin ze kirchen gât, diu ir swarzen nac vil hôhe blecken lât. ich wæne daz gebende ungelîche stât. 5 10 106 (L. 26 13 ff.). Durhsüezet und geblüemet sint die reinen frouwen: ez wart nie niht sô wunneclîches an ze schouwen 104 1 ff. In a unter Waltherschen liedern. 105 1 ff. In C unter Walther, in A unter Niune, wol nur ein fragment mit entstelltem texte. 106 1 ff. In gleichem tone wie 76, aber durch die überlieferung nicht hinlänglich als Walthers eigen- tum gesichert und inhaltliche oder formelle bedenken erregend. Die beiden ersten strophen sind in C, die dritte, vierte und fünfte in B überliefert, die sechste in C unter Walther, in A unter dem truchsessen von St. Gallen, die siebente nur in A
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168 106 3—40 in lüften noch ûf erden noch in allen grüenen ouwen. Liljen unde rôsen bluomen, swâ die liuhten in meien touwen durh daz gras, und kleiner vogele sanc, 5 daz ist gein solher wunnebernden fröude kranc, daz kan trüeben muot swâ man ein schoene frouwen siht. Und leschet allez trûren an der selben stunt, [erfiuhten sô lieblîch lachet in liebe ir süezer rôter munt und strâle ûz spilnden ougen schiezen in mannes herzen 10 grunt. Vil süeziu frouwe hôhgelopt mit reiner güete, dîn kiuscher lîp gît wunneberndez hôhgemüete, dîn munt ist roeter danne ein liehtiu rôse in touwes flüete. Got hât gehohet und gehêret reine frouwen, daz man in wol sol sprechen unde dienen zaller zît. 15 der werlde hort mit wunneclîchen fröuden lît an in, ir lop ist lûter unde klâr, man sol si schouwen. Für trûren und für ungemüete ist niht sô guot, als an ze sehen ein schone frouwen wol gemuot, swenne si ûz herzen grunde ir friunde ein lieblich lachen tuot. 20 Die wîsen râtent, swer ze himelrîche welle, daz er vil wol bewarte und ouch bestelle den wec, daz iemen drûffe habe der in her wider velle. Ein æhtære heizet mort, der schat der strâze sêre: dâ bi vert einer in starken bennen, derst geheizen brant: 25 sô sprechents einem wuocher, der hât gar geschant die selben strâze. dannoch ist der wegewerender mêre: Nît unde haz die hânt sich ûf den wec geleit, und diu verschampte unmâze gîtekeit. dannoch sô rennet maneger für, des ich niht hân geseit. 30 Ich trunke gerne dâ man bî der mâze schenket, und dâ der übermâze niemen iht gedenket, sît si den man an lîbe an guot und an den êren krenket. Si schat ouch an der sêle, hoere ich jehen die wîsen: des möht ein ieglich man von sînem wirte wol enbern. 35 liez er sich volleclîche bî der mâze wern, sô möhte ime gelücke heil und salde und êre ûf rîsen. Diu mâze wart den liuten dar umb ûf geleit, daz man si ebene mezze, ist mir geseit: nu hab er danc, ders ebene mezze und der si ebene treit. 40 unter dem selben, die achte und die neunte nur in O. Die in B überlieferten strophen zeigen kleine abweichungen im versmass, die allerdings vielleicht auf rechnung der über- lieferung kommen. Die in O überlieferten sind kaum echt; zu der dürftigkeit des inhalts kommt der anstössige reim in z. 79 und die seltsame betonung in z. 80.
168 106 3—40 in lüften noch ûf erden noch in allen grüenen ouwen. Liljen unde rôsen bluomen, swâ die liuhten in meien touwen durh daz gras, und kleiner vogele sanc, 5 daz ist gein solher wunnebernden fröude kranc, daz kan trüeben muot swâ man ein schoene frouwen siht. Und leschet allez trûren an der selben stunt, [erfiuhten sô lieblîch lachet in liebe ir süezer rôter munt und strâle ûz spilnden ougen schiezen in mannes herzen 10 grunt. Vil süeziu frouwe hôhgelopt mit reiner güete, dîn kiuscher lîp gît wunneberndez hôhgemüete, dîn munt ist roeter danne ein liehtiu rôse in touwes flüete. Got hât gehohet und gehêret reine frouwen, daz man in wol sol sprechen unde dienen zaller zît. 15 der werlde hort mit wunneclîchen fröuden lît an in, ir lop ist lûter unde klâr, man sol si schouwen. Für trûren und für ungemüete ist niht sô guot, als an ze sehen ein schone frouwen wol gemuot, swenne si ûz herzen grunde ir friunde ein lieblich lachen tuot. 20 Die wîsen râtent, swer ze himelrîche welle, daz er vil wol bewarte und ouch bestelle den wec, daz iemen drûffe habe der in her wider velle. Ein æhtære heizet mort, der schat der strâze sêre: dâ bi vert einer in starken bennen, derst geheizen brant: 25 sô sprechents einem wuocher, der hât gar geschant die selben strâze. dannoch ist der wegewerender mêre: Nît unde haz die hânt sich ûf den wec geleit, und diu verschampte unmâze gîtekeit. dannoch sô rennet maneger für, des ich niht hân geseit. 30 Ich trunke gerne dâ man bî der mâze schenket, und dâ der übermâze niemen iht gedenket, sît si den man an lîbe an guot und an den êren krenket. Si schat ouch an der sêle, hoere ich jehen die wîsen: des möht ein ieglich man von sînem wirte wol enbern. 35 liez er sich volleclîche bî der mâze wern, sô möhte ime gelücke heil und salde und êre ûf rîsen. Diu mâze wart den liuten dar umb ûf geleit, daz man si ebene mezze, ist mir geseit: nu hab er danc, ders ebene mezze und der si ebene treit. 40 unter dem selben, die achte und die neunte nur in O. Die in B überlieferten strophen zeigen kleine abweichungen im versmass, die allerdings vielleicht auf rechnung der über- lieferung kommen. Die in O überlieferten sind kaum echt; zu der dürftigkeit des inhalts kommt der anstössige reim in z. 79 und die seltsame betonung in z. 80.
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106 41—84 169 Er hât niht wol getrunken, der sich übertrinket. wie zimet daz biderbem man, daz ime diu zunge hinket von wîne? ich wæne er houbetsünde und schande zuo im Im zæme baz, möht er gebrûchen sîne füeze, daz er âne helfe bî den liuten möhte stân. swie sanfte man in trüege, er möhte lieber gân. sus trinke ein iegeslîcher man, daz er den durst gebüeze: Daz tuot er âne houbetsünde und âne spot. swelch man getrinket daz er sich noch got erkennet, sô hât er gebrochen ime sîn hôch gebot. [winket. 45 50 Swer sich des stæten friundes durch übermuot behêret, und er den sînen durch des fremeden êre unêret, der möhte ersehen, wurd er von sînem hœhern ouch gesêret, Daz diu gehalsen friuntschaft sich vil lîhte entrande, swenn er sich lîbes unde guotes solde umb in bewegen. 55 ich hân vereischet, die der wenke hânt gepflegen, daz si der kumber wider ûf die erbornen friunde wande: Daz sol von gotes lêhen dicke noch geschehen. ouch hôrte ich ie mit volge des die liute jehen: gewissen friunt, versuochtiu swert sol man ze noete ersehen. 60 Ich wil niht mê den ougen volgen noch den sinnen. diu rieten mir an zwei, daz ich diu solde minnen: diu wâren âne valsch geworht beid ûzen unde och innen. Dâ wart ein wênec in geleit, daz was niht stæte ; des vielten sich ir egge, dô si solten hân gesniten. und wæere eht niht wan daz alleine drinne vermiten, sô wærens allenthalben alse ganz an ir getæte, Daz sich ein iegeslîcher möhte lâzen dran. ouwê daz ich der trüge ie künde an in gewan! wie übele ich nu mir des schaden und in des lasters gan! 70 Swâ nu ze hove dienet der herre sîme knehte und swâ der valke vor dem raben stêt ze rehte, dâ spürt man offenlîche unart, unadel und ungeslehte. Du werdiu ritterschaft, din dinc stêt jâmerlîche. swâ der zester vor dem schilde hin ze hove vert, vrou Ere, dâ sint iuwer snellen sprünge erwert. wol uf mit mir und vare wir dâ heim in Osterrîche, Dâ vinde wir den (der O) fürsten wert, der ist iu holt. wolt ir mich dar (da O) ze hove leiten, alsô ir sult, Sô wirt gehohet wol din name von mir, werder Liupolt. 80 Swelch man sich gerne vrîen wil von boeser sache, dem rât ich daz er sîne tugent wol bewache und flie ouch die dâ sint gesezzen (die g. syn O) under schanden Weizgot, tuot er des niht sô mac im misselingen [dache. 65 75
106 41—84 169 Er hât niht wol getrunken, der sich übertrinket. wie zimet daz biderbem man, daz ime diu zunge hinket von wîne? ich wæne er houbetsünde und schande zuo im Im zæme baz, möht er gebrûchen sîne füeze, daz er âne helfe bî den liuten möhte stân. swie sanfte man in trüege, er möhte lieber gân. sus trinke ein iegeslîcher man, daz er den durst gebüeze: Daz tuot er âne houbetsünde und âne spot. swelch man getrinket daz er sich noch got erkennet, sô hât er gebrochen ime sîn hôch gebot. [winket. 45 50 Swer sich des stæten friundes durch übermuot behêret, und er den sînen durch des fremeden êre unêret, der möhte ersehen, wurd er von sînem hœhern ouch gesêret, Daz diu gehalsen friuntschaft sich vil lîhte entrande, swenn er sich lîbes unde guotes solde umb in bewegen. 55 ich hân vereischet, die der wenke hânt gepflegen, daz si der kumber wider ûf die erbornen friunde wande: Daz sol von gotes lêhen dicke noch geschehen. ouch hôrte ich ie mit volge des die liute jehen: gewissen friunt, versuochtiu swert sol man ze noete ersehen. 60 Ich wil niht mê den ougen volgen noch den sinnen. diu rieten mir an zwei, daz ich diu solde minnen: diu wâren âne valsch geworht beid ûzen unde och innen. Dâ wart ein wênec in geleit, daz was niht stæte ; des vielten sich ir egge, dô si solten hân gesniten. und wæere eht niht wan daz alleine drinne vermiten, sô wærens allenthalben alse ganz an ir getæte, Daz sich ein iegeslîcher möhte lâzen dran. ouwê daz ich der trüge ie künde an in gewan! wie übele ich nu mir des schaden und in des lasters gan! 70 Swâ nu ze hove dienet der herre sîme knehte und swâ der valke vor dem raben stêt ze rehte, dâ spürt man offenlîche unart, unadel und ungeslehte. Du werdiu ritterschaft, din dinc stêt jâmerlîche. swâ der zester vor dem schilde hin ze hove vert, vrou Ere, dâ sint iuwer snellen sprünge erwert. wol uf mit mir und vare wir dâ heim in Osterrîche, Dâ vinde wir den (der O) fürsten wert, der ist iu holt. wolt ir mich dar (da O) ze hove leiten, alsô ir sult, Sô wirt gehohet wol din name von mir, werder Liupolt. 80 Swelch man sich gerne vrîen wil von boeser sache, dem rât ich daz er sîne tugent wol bewache und flie ouch die dâ sint gesezzen (die g. syn O) under schanden Weizgot, tuot er des niht sô mac im misselingen [dache. 65 75
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170 106 85 — 107 32 an êren unde an werdekeit. swelch man gerne êre hât, 85 der sol sich machen frî von aller missetât Er ist zer werlde ein sælec man, den sô sin muot getiuret hât, daz er daz beste gerne tuot und sich der schanden hât bewegen, der mac wol heizen 90 guot. 107 (L. 36 11). Ir fürsten tugendet iuwer sinne mit reiner güete, sît gegen friunden senfte, gein vînden traget hôhgemüete: Sterket reht, und danket gote der grôzen êren, daz manic mensche sîn lîp sin guot muoz iu ze dienste kêren. Sît milte, fridebære, lât iuch in wirde schouwen : sô lobent iuch die reinen süezen frouwen. schame, triuwe, erbermde, zuht, die sult ir gerne tragen: minnet got, und rihtet swaz die armen klagen, gloubt niht daz in die lügenære sagen, und volget guotem râte: sô müget ir in himele bouwen. 10 5 Marjâ klâr, vil hôhgeloptiu frouwe süeze, hilf mir durch dînes kindes êre deich mîn sünde gebüeze. Du flüetic fluot barmunge tugende und aller güete, der süeze gotes geist ûz dînem edeln herzen blüete: Er ist dîn kint, dîn vater unde dîn schepfære. wol uns des daz du in ie gebære ! den hohe tiefe breite lenge umbgrîfen mohte nie, dîn kleiner lîp mit süezer kiusche in umbevie. kein wunder mohte dem gelichen ie: der engel küniginne, du trüeg in ân alle swaere. 15 20 An dem fritage wurde wir vor der helle gefriet von dem der sich drivalteclîchen eine hât gedrîet. Der engel Gabriêl Marjâ die botschaft kündet, dâ von himel und erde mit grôzen fröuden wart enzündet. Er sprach zuo ir âvê, daz minneclîche grüezen: durch ir ôren enpfienc si den vil süezen, der ie ân anegenge was und muoz ân ende sîn. des sî dir lop und êre geseit, . . . Marjâ künigîn. du gæbe in uns ze trôst, der al der werlt mac swæere büezen. 30 25 Sündæere du solt an die grôzen nôt gedenken, die got durch uns leit, und solt dîn herze in riuwe senken. 107 1 ff. Dieser und der folgende ton sind variationen von 75, 109 eine erweiterung von 107. Ueberliefert sind diese sprüche in C, 109 auch in B nach anderer quelle. Ihre unecht- heit ist fast zweifellos.
170 106 85 — 107 32 an êren unde an werdekeit. swelch man gerne êre hât, 85 der sol sich machen frî von aller missetât Er ist zer werlde ein sælec man, den sô sin muot getiuret hât, daz er daz beste gerne tuot und sich der schanden hât bewegen, der mac wol heizen 90 guot. 107 (L. 36 11). Ir fürsten tugendet iuwer sinne mit reiner güete, sît gegen friunden senfte, gein vînden traget hôhgemüete: Sterket reht, und danket gote der grôzen êren, daz manic mensche sîn lîp sin guot muoz iu ze dienste kêren. Sît milte, fridebære, lât iuch in wirde schouwen : sô lobent iuch die reinen süezen frouwen. schame, triuwe, erbermde, zuht, die sult ir gerne tragen: minnet got, und rihtet swaz die armen klagen, gloubt niht daz in die lügenære sagen, und volget guotem râte: sô müget ir in himele bouwen. 10 5 Marjâ klâr, vil hôhgeloptiu frouwe süeze, hilf mir durch dînes kindes êre deich mîn sünde gebüeze. Du flüetic fluot barmunge tugende und aller güete, der süeze gotes geist ûz dînem edeln herzen blüete: Er ist dîn kint, dîn vater unde dîn schepfære. wol uns des daz du in ie gebære ! den hohe tiefe breite lenge umbgrîfen mohte nie, dîn kleiner lîp mit süezer kiusche in umbevie. kein wunder mohte dem gelichen ie: der engel küniginne, du trüeg in ân alle swaere. 15 20 An dem fritage wurde wir vor der helle gefriet von dem der sich drivalteclîchen eine hât gedrîet. Der engel Gabriêl Marjâ die botschaft kündet, dâ von himel und erde mit grôzen fröuden wart enzündet. Er sprach zuo ir âvê, daz minneclîche grüezen: durch ir ôren enpfienc si den vil süezen, der ie ân anegenge was und muoz ân ende sîn. des sî dir lop und êre geseit, . . . Marjâ künigîn. du gæbe in uns ze trôst, der al der werlt mac swæere büezen. 30 25 Sündæere du solt an die grôzen nôt gedenken, die got durch uns leit, und solt dîn herze in riuwe senken. 107 1 ff. Dieser und der folgende ton sind variationen von 75, 109 eine erweiterung von 107. Ueberliefert sind diese sprüche in C, 109 auch in B nach anderer quelle. Ihre unecht- heit ist fast zweifellos.
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107 33 — 109 10 171 Sîn lîp wart mit scharpfen dornen gar versêret: dennoch wart mannicvalt sîn marter an dem kriuze gemêret: Man sluoc im drîe negel dur hende und ouch dur füeze. 35 jâmerlîchen weint Marjâ diu süeze, dô si ir kinde daz bluot ûz beiden sîten fliezen sach. trûreclîchen Jêsus von dem kriuze sprach 'muoter, jâ ist iuwer ungemach mîn ander tôt. Jôhan, du solt der lieben swæere büezen.' 40 Der blinde sprach zuo sînem knehte 'du solt setzen daz sper an sîn herze: jâ wil ich die marter letzen." Daz sper gein al der werlte herren wart geneiget. Marjâ vor dem kriuze trûreclîche klage erzeiget; Si verlôs ir varwe, ir kraft, in bitterlîchen noeten, do si jæmerlich ir [liebez] kint sach toeten und Longinus ein sper im in sîn reine sîten stach. si seic unmehtic nider, [daz] si [niht] hôrte noch ensprach. in dem jâmer Kriste sîn herze brach: das kriuze begunde sich mit sînem süezen bluote roeten. 50 45 108 (L. 37 24). Vil tumbiu Werlt, ziuch dînen zoum, wart umbe dich. wilt du lân loufen dînen muot, sîn sprunc der vellet dich. Derst manicvalt in dînem herzen umbe hort ; er vröut dich hie und ist ein werndez leit der sêle dort. Lâ rehten sin den boesen muot von dir vertrîben: du minne got, sô maht du frô belîben: wirp umbe lop mit rehter fuoge, und wellest du genesen: den boesen ræten solt du gar unheimlich wesen: geloube swaz dir die pfaffen guotes lesen: wilt duz dann allez übergülden, sô sprich wol den wîben. 10 5 109 (L. 37 34). Genuoge herren sint gelîch den gougelæren, die behendeclîche kunnen triegen unde varen. Der sprichet ‘sich her, waz ist under disem huote? nu zucke in ûf, dâ stêt ein wilder valke in sînem muote. Zuck úf den huot, sô stêt ein stolzer pfâwe drunder. nu zucke in úf, da stêt ein merwunder. swie dicke daz geschiht, so ist ez ze jungest niwan ein krâ. friunt, ich erkenne ouch daz, hâhâ hâhâ hâhâ. hab dîn valschen gougelbühsen dâ: war ich dir ebenstarc, ich slüeges an daz houbet dîn. 5 10 41. Der blinde ist der nachher genannte Longinus, nach der sage ein hauptmann, der Christi seite mit der lanze durch- stach und, indem das blut auf seine augen tropfte, sehend ward.
107 33 — 109 10 171 Sîn lîp wart mit scharpfen dornen gar versêret: dennoch wart mannicvalt sîn marter an dem kriuze gemêret: Man sluoc im drîe negel dur hende und ouch dur füeze. 35 jâmerlîchen weint Marjâ diu süeze, dô si ir kinde daz bluot ûz beiden sîten fliezen sach. trûreclîchen Jêsus von dem kriuze sprach 'muoter, jâ ist iuwer ungemach mîn ander tôt. Jôhan, du solt der lieben swæere büezen.' 40 Der blinde sprach zuo sînem knehte 'du solt setzen daz sper an sîn herze: jâ wil ich die marter letzen." Daz sper gein al der werlte herren wart geneiget. Marjâ vor dem kriuze trûreclîche klage erzeiget; Si verlôs ir varwe, ir kraft, in bitterlîchen noeten, do si jæmerlich ir [liebez] kint sach toeten und Longinus ein sper im in sîn reine sîten stach. si seic unmehtic nider, [daz] si [niht] hôrte noch ensprach. in dem jâmer Kriste sîn herze brach: das kriuze begunde sich mit sînem süezen bluote roeten. 50 45 108 (L. 37 24). Vil tumbiu Werlt, ziuch dînen zoum, wart umbe dich. wilt du lân loufen dînen muot, sîn sprunc der vellet dich. Derst manicvalt in dînem herzen umbe hort ; er vröut dich hie und ist ein werndez leit der sêle dort. Lâ rehten sin den boesen muot von dir vertrîben: du minne got, sô maht du frô belîben: wirp umbe lop mit rehter fuoge, und wellest du genesen: den boesen ræten solt du gar unheimlich wesen: geloube swaz dir die pfaffen guotes lesen: wilt duz dann allez übergülden, sô sprich wol den wîben. 10 5 109 (L. 37 34). Genuoge herren sint gelîch den gougelæren, die behendeclîche kunnen triegen unde varen. Der sprichet ‘sich her, waz ist under disem huote? nu zucke in ûf, dâ stêt ein wilder valke in sînem muote. Zuck úf den huot, sô stêt ein stolzer pfâwe drunder. nu zucke in úf, da stêt ein merwunder. swie dicke daz geschiht, so ist ez ze jungest niwan ein krâ. friunt, ich erkenne ouch daz, hâhâ hâhâ hâhâ. hab dîn valschen gougelbühsen dâ: war ich dir ebenstarc, ich slüeges an daz houbet dîn. 5 10 41. Der blinde ist der nachher genannte Longinus, nach der sage ein hauptmann, der Christi seite mit der lanze durch- stach und, indem das blut auf seine augen tropfte, sehend ward.
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172 109 11 — 110 10 dîn asche stiubet in diu ougen mîn. ich wil niht mêr dîn blâsgeselle sin, dun wellest mîn baz hüeten vor sô trügelîchem kunder. 110 (L. 38 10). Er ist ein wol gefriunder man, alsô diu welt nu stât, der under zwênzic mâgen einen guoten friunt getriuwen hât: der hete man hie vor wol under fünfen funden drî. Sô wê dir, Welt, du- hâst sô manegen wandelbernden site: er armet an der sêle, der dir volget unz an sîn ende mite, 5 unt der dir aller dîner fuore stât mit willen bî. Wir klagen alle daz die alten sterbent unde erstorben sint: wir möhten balde klagen von schulden ein ander nôt, daz triuwe zuht und êre ist in der welte tôt. die liute lâzent erben, dise drî sint âne kint. 10 110 1ff. In q unter Walthers namen. In gleichem tone sind zwei sprüche die A unter reimar der videler bietet.
172 109 11 — 110 10 dîn asche stiubet in diu ougen mîn. ich wil niht mêr dîn blâsgeselle sin, dun wellest mîn baz hüeten vor sô trügelîchem kunder. 110 (L. 38 10). Er ist ein wol gefriunder man, alsô diu welt nu stât, der under zwênzic mâgen einen guoten friunt getriuwen hât: der hete man hie vor wol under fünfen funden drî. Sô wê dir, Welt, du- hâst sô manegen wandelbernden site: er armet an der sêle, der dir volget unz an sîn ende mite, 5 unt der dir aller dîner fuore stât mit willen bî. Wir klagen alle daz die alten sterbent unde erstorben sint: wir möhten balde klagen von schulden ein ander nôt, daz triuwe zuht und êre ist in der welte tôt. die liute lâzent erben, dise drî sint âne kint. 10 110 1ff. In q unter Walthers namen. In gleichem tone sind zwei sprüche die A unter reimar der videler bietet.
Strana 173
Verzeichniss der abweichungen von Lachmanns texte. Im folgenden ist die vor dem gleichheitszeichen stehende lesart die unseres textes, die hinter dem gleichheitszeichen stehende die des Lachmannschen textes nach der fünften aus- gabe. Hinter jeder lesart sind die handschriften angegeben, auf welchen sie beruht. Wo keine handschrift angegeben ist, beruht die lesart auf conjectur. Orthographische und dialek- tische abweichungen sind nicht berücksichtigt, abweichungen der interpunktion nur dann angegebèn, wenn sie wesentlich verschiedenes verständnis bedingen. Wo die von mir ge- billigte lesart der handschriftlichen überlieferung entnommen ist, ist nicht angemerkt, welcher herausgeber sie zuerst in den text aufgenommen hat. Dagegen ist bei den aufgenommenen conjecturen ihr urheber genannt, hoffentlich überall richtig. Wo La(chmann) vor dem gleichheitszeichen genannt ist, findet sich der besserungsvorschlag in seinen anmerkungen. Kraus bezieht sich auf die in der siebenten auflage von Lachmanns ausgabe vorgenommenen änderungen des textes. 1 24 sô rehter C = solher. 30 und der wille C = der wile. 2 1 mir C = von mir. ditze = diz (dis C, vielleicht disiu). 4 die er (dier Bodmer) = der si (der C). 23 daz = daz ez C. 28 got = ,got,. 3 9 bote AE = fehlt MF. C. mîn = mînen ACE. 33 deich ir = daz ich CÉ (beide aber haben ir in der folgenden zeile vor sîn). 4 10 sô enhulfe ez CELa. = daz enhulfe (das enhulff in F) Kraus. 12 ist kûme CLa. (kume ist E) = enwert niht Kraus (er wirt F). 13 Wold FUKraus = Wil CE. mêre! Kraus = mêre,. 14 jâ FU Kraus = sô CE. 16 müeze (můze U) Kraus = muoz CEF. volgen CEUKraus = verjehen F. 20 tougen UKraus = twingent CEF. 21 Twingent UKraus = beide den (den CEF). unde UKraus = und den CEF (Paul 1—3). 24 ge- fristen CEU = fristen F. ouch im La. (im CEF) = im mir UKraus. 28 mîme (mineme U) = in mîme CEF. 5 9 deichs alle = daz ichs [alle] (alle AC). 13 der in AC fehlende fuss von La. ergänzt durch êre. 22. 3 endelôs von schulden AC = mich erlôst von sorgen. 30 nu endarf A = sus darf C. ob âne sorge lebet daz = lebt âne sorge dez herze (obe
Verzeichniss der abweichungen von Lachmanns texte. Im folgenden ist die vor dem gleichheitszeichen stehende lesart die unseres textes, die hinter dem gleichheitszeichen stehende die des Lachmannschen textes nach der fünften aus- gabe. Hinter jeder lesart sind die handschriften angegeben, auf welchen sie beruht. Wo keine handschrift angegeben ist, beruht die lesart auf conjectur. Orthographische und dialek- tische abweichungen sind nicht berücksichtigt, abweichungen der interpunktion nur dann angegebèn, wenn sie wesentlich verschiedenes verständnis bedingen. Wo die von mir ge- billigte lesart der handschriftlichen überlieferung entnommen ist, ist nicht angemerkt, welcher herausgeber sie zuerst in den text aufgenommen hat. Dagegen ist bei den aufgenommenen conjecturen ihr urheber genannt, hoffentlich überall richtig. Wo La(chmann) vor dem gleichheitszeichen genannt ist, findet sich der besserungsvorschlag in seinen anmerkungen. Kraus bezieht sich auf die in der siebenten auflage von Lachmanns ausgabe vorgenommenen änderungen des textes. 1 24 sô rehter C = solher. 30 und der wille C = der wile. 2 1 mir C = von mir. ditze = diz (dis C, vielleicht disiu). 4 die er (dier Bodmer) = der si (der C). 23 daz = daz ez C. 28 got = ,got,. 3 9 bote AE = fehlt MF. C. mîn = mînen ACE. 33 deich ir = daz ich CÉ (beide aber haben ir in der folgenden zeile vor sîn). 4 10 sô enhulfe ez CELa. = daz enhulfe (das enhulff in F) Kraus. 12 ist kûme CLa. (kume ist E) = enwert niht Kraus (er wirt F). 13 Wold FUKraus = Wil CE. mêre! Kraus = mêre,. 14 jâ FU Kraus = sô CE. 16 müeze (můze U) Kraus = muoz CEF. volgen CEUKraus = verjehen F. 20 tougen UKraus = twingent CEF. 21 Twingent UKraus = beide den (den CEF). unde UKraus = und den CEF (Paul 1—3). 24 ge- fristen CEU = fristen F. ouch im La. (im CEF) = im mir UKraus. 28 mîme (mineme U) = in mîme CEF. 5 9 deichs alle = daz ichs [alle] (alle AC). 13 der in AC fehlende fuss von La. ergänzt durch êre. 22. 3 endelôs von schulden AC = mich erlôst von sorgen. 30 nu endarf A = sus darf C. ob âne sorge lebet daz = lebt âne sorge dez herze (obe
Strana 174
174 âne sorge lebet daz herze [de h'zen A] AC). 6 10 sin = si C. 16 nu La. = vil C. 7 40 frouwe Pf = fehlt C. 8 2 iht CLa. = niht Paul 1—3. 4 wart C = wirt. nie weder C = neweder. 29 alrêrst C = von êrst p. 9 23 Sost eht Wa. (so stet CE) = sost. 33 an F = bi CE. 44 ersehen F = gesehen CE. 10 16 nâch CE = noch. 23 vergezzen. Wa. = vergezzen,. 24 gesezzen? Wa. = gesezzen. = ie. 2 ichn = ich C. 12 wan La. = aber C. 11 1 nie C = nidere C. 12 die dâ ACE = die Paul 1—4. 12 8 nider AE 20 ich AE = ichz (fehlt in C). 23 næeme CEs = nim A. 13 La. ordnet die strophen dieses tones willkürlich zu zwei liedern: 1—8. 17—24 und 33—40. 9—16. 25—32. 13 13 niht E = sô AC. heide, = heide.. 15 diu vogelîn E = die vogele (die cleine vogele AC). singent: = singent,. 16 sule E = suln AC. 22 doch E = dô AC. 24 wart E = wirt AC. 28 den boumen A = dem boume C. 14 13 enpfangen, = enpfangen (ohne interpunktion). 15 6 genôzen AN = ge- lîchen BCE. 11 frouwe schoene BCE = schone frowe AF (vrouwe N). 24 werde C (werden A) = schœene BCF. 16 13 minne AE = liebe BCF. 14 heizet diu daz BCE (dú da B) = reizet unde A. 1712 Ez C = ê. 19 schín Kraus = schîn,. Str. 29 ff. ist von La. vor 15 gestellt. 31 Wan du Pf. = du C. leide (herzeleit Wa., leit Pf.) = liebe C. 18 5 gescheiden von ir La. = von ir gescheiden C. 19 3 Lîhte F = swenne CE. 4 minne. = minne,. 5 Seht sô La. = sô CEF. 7 nie CE (fehlt hier F) = hie. 8 dicke CE = dicke nie F. daz CE = des iht (des ye F). 12 ez F = ich CE. 16 durch sie sô wil ich iemer F (nur meine statt iemer) = wan ich wil iemer durch sie CE. 18 sie mag ez F = daz kan si CE. 24 schoner CE = schone F. 20 28 in C = ir. 216 ich enweiz = in weiz C. 7 denne swâ La. = swenne C. 22 8 von ir der ich (von ir die ich Pf.) = der ich von ir C (nur mir für ir). 11 gesîn, = gesîn:. 12 enwelle C = enwil. 23 18 deiz Wa. = daz ez C. 24 8 hân BE = bin C. 10 an mich s (an minz E) = mich C. 11 mir Es = fehlt C. 25 des E (dich des s) = dû C (nu B). 28 diu ist niht (ist nicht s, die entouget niht B, entauc niht F) = diust niht guot C. 25 14 diu vogelîn AC = die vogele. 15 schallent mit A = singent in C. 25 ff. von La. als ein besonderes lied abgetrennt. 26 Die reihenfolge der drei ersten strophen nach E; U hatte wahrscheinlich die gleiche, da in dem erhaltenen fragment die zweite auf die erste folgt; La. stellt mit C die zweite hinter die dritte und trennt sie mit der vierten und fünften als ein besonderes lied ab (Kraus hat diese trennung nicht). 2 daz si wider mich als übele tuot EU = dazs an mir als harte missetuot C. 3 Jâ U (io E) = nû C. 4 dienest = dienst. unde E (vn vil U) = und dar zuo C. 9 wunnec- lîchen EU = wünneclîcher C. 12 süln diu lieben jâr (tage E) alsô EU = sol diu liebe an mir alsus C. 13 Manege
174 âne sorge lebet daz herze [de h'zen A] AC). 6 10 sin = si C. 16 nu La. = vil C. 7 40 frouwe Pf = fehlt C. 8 2 iht CLa. = niht Paul 1—3. 4 wart C = wirt. nie weder C = neweder. 29 alrêrst C = von êrst p. 9 23 Sost eht Wa. (so stet CE) = sost. 33 an F = bi CE. 44 ersehen F = gesehen CE. 10 16 nâch CE = noch. 23 vergezzen. Wa. = vergezzen,. 24 gesezzen? Wa. = gesezzen. = ie. 2 ichn = ich C. 12 wan La. = aber C. 11 1 nie C = nidere C. 12 die dâ ACE = die Paul 1—4. 12 8 nider AE 20 ich AE = ichz (fehlt in C). 23 næeme CEs = nim A. 13 La. ordnet die strophen dieses tones willkürlich zu zwei liedern: 1—8. 17—24 und 33—40. 9—16. 25—32. 13 13 niht E = sô AC. heide, = heide.. 15 diu vogelîn E = die vogele (die cleine vogele AC). singent: = singent,. 16 sule E = suln AC. 22 doch E = dô AC. 24 wart E = wirt AC. 28 den boumen A = dem boume C. 14 13 enpfangen, = enpfangen (ohne interpunktion). 15 6 genôzen AN = ge- lîchen BCE. 11 frouwe schoene BCE = schone frowe AF (vrouwe N). 24 werde C (werden A) = schœene BCF. 16 13 minne AE = liebe BCF. 14 heizet diu daz BCE (dú da B) = reizet unde A. 1712 Ez C = ê. 19 schín Kraus = schîn,. Str. 29 ff. ist von La. vor 15 gestellt. 31 Wan du Pf. = du C. leide (herzeleit Wa., leit Pf.) = liebe C. 18 5 gescheiden von ir La. = von ir gescheiden C. 19 3 Lîhte F = swenne CE. 4 minne. = minne,. 5 Seht sô La. = sô CEF. 7 nie CE (fehlt hier F) = hie. 8 dicke CE = dicke nie F. daz CE = des iht (des ye F). 12 ez F = ich CE. 16 durch sie sô wil ich iemer F (nur meine statt iemer) = wan ich wil iemer durch sie CE. 18 sie mag ez F = daz kan si CE. 24 schoner CE = schone F. 20 28 in C = ir. 216 ich enweiz = in weiz C. 7 denne swâ La. = swenne C. 22 8 von ir der ich (von ir die ich Pf.) = der ich von ir C (nur mir für ir). 11 gesîn, = gesîn:. 12 enwelle C = enwil. 23 18 deiz Wa. = daz ez C. 24 8 hân BE = bin C. 10 an mich s (an minz E) = mich C. 11 mir Es = fehlt C. 25 des E (dich des s) = dû C (nu B). 28 diu ist niht (ist nicht s, die entouget niht B, entauc niht F) = diust niht guot C. 25 14 diu vogelîn AC = die vogele. 15 schallent mit A = singent in C. 25 ff. von La. als ein besonderes lied abgetrennt. 26 Die reihenfolge der drei ersten strophen nach E; U hatte wahrscheinlich die gleiche, da in dem erhaltenen fragment die zweite auf die erste folgt; La. stellt mit C die zweite hinter die dritte und trennt sie mit der vierten und fünften als ein besonderes lied ab (Kraus hat diese trennung nicht). 2 daz si wider mich als übele tuot EU = dazs an mir als harte missetuot C. 3 Jâ U (io E) = nû C. 4 dienest = dienst. unde E (vn vil U) = und dar zuo C. 9 wunnec- lîchen EU = wünneclîcher C. 12 süln diu lieben jâr (tage E) alsô EU = sol diu liebe an mir alsus C. 13 Manege
Strana 175
175 sorge EU = lîde ich nôt C. 36 lebent (der — erkant) = lebent. der — erkant;. 27 Die reihenfolge der strophen nach DN, womit auch C stimmt, nur dass sie 41 ff. nach 11 ff. setzt; La. ordnet nach A: 1. 21. 31. 41. 11 und nimmt 41. 11 als parallelstrophen zu 21. 31. 27 14 joch Pf. = ouch CN (doch A, wol D). 24 hie — dort AN = dâ — dâ C (so — so D). 29 sie mir AN = mir si C (mirz D). 31 küssen ACDN = küssîn. 33 ûz A = von ON (abweichend D). 35 Dem A = swâ C (so DN). sîn A = ir CDN. 36 der wont dâ A = dâ ware ich CD (wer ich ir danne N). nâhe AC = nâhen DN. 38 allez balsme A = vollez balsmen CDN. 47 mîn AN = mich CD. 48 stach. = stach,. 49 ich lobe die reinen A (vil seilich si diu N, do wart ich so vro der stunde unt der D) = swann ich der lieben C. 50 dâ diu vil minneclîche ûz einem AN (da di reine sueze uz einem D) = gedenke, dâs ûz einem reinen C. 28 33. 4. wâgen (ich — nôt) Wa. = wâgen: ich — nôt:. 34 groezer Wa. = grôzer. 29 5 doch ouch = ouch ir (ouch CE). 10 baz CE = [baz]. 11 betrogen, = betrogen:. 12 wils anders niht wan daz Benecke = si wil anders niht CE. 13 Wie Benecke = wan wie CE. 22 gemeine CE = genæme. 30 18 rehte vor wizzen AEF = vor lützel C. 31 27 sie AU = sic CE. 32 5 rehte niht La. = niht CF. 15 ich BC = ichz F. alsô maz C2 F = tete BC1. 'z = daz. 33 2 daz ist âne alle (an allen argen C1 gar an alle U) = daz ist ân alle mîne C2E. 5 Niene (Nit en C2E) trûre du, wis frô: C2EU = trûren unde wesen frô, C1. 6 minnen C2EU = minne Cl. 11 .. sie mügen CELa. = si mugen von mir komen UKraus. 12 komen der .. pfligst CELa. = der .. pfligt als ich Kraus nach U. wizzen = wîzen. 14 daz gezimt den dînen güeten (güeten fehlt 02) C2EU = des ge- triuwe ich dînen zühten C1. 15 Spræechest C2EU = tætest C1. nîden, = nîden; duz = dûs. 16 daz die bœesen C2EU = als die argen C1. sô C2EU = dâ C1. 34 1 alsô AC = tuo alsô. bescheidenlîche = bescheidenlîche:. 2 leben, = leben:. 3 Obe AC = obe ab. 5 kurzer wîle AC = kurze- wîle. 8 widerlerne Wa. = wider lerne. 15 sît AC = sît abe. alsô gerne Wa. = gerne AC. 18 mich friunde Wa. = friunde AC. 28 des La. = dâ von AC. 35 15 die A = dies (die si CE). 17 herzen AE = herze C. 36 3 lieht. Wa. = lieht,. 4 sach, Wa. = sach.. 17 Frouwe AC = Frowe mîn. daz si Pf. = sich C (fehlt A). 21 wê. = wê,. 22 ê ich dir aber bi A (e "ich dir" aber bi C) = ê bî dir aber ich. 23 gelige, = gelige.. 26 mac. = mac,. 27 lanc, = lanc:. 40 getæte 378 sîn C AC = tæt. 41 es = ez. 56 eine A = âne C. = sint E. 31 swaz C, swes E = swâ. 38 1 Swie BC = Wie E. stât, = stât!, 13 verguot BC = für guot E. (sô — mê): Wa. =: sô — mê. 22 und BC = . die a. 39 4 hore CE = hôrte. 6 saget CE = sagte. 16 seht La. — fehlt CE.
175 sorge EU = lîde ich nôt C. 36 lebent (der — erkant) = lebent. der — erkant;. 27 Die reihenfolge der strophen nach DN, womit auch C stimmt, nur dass sie 41 ff. nach 11 ff. setzt; La. ordnet nach A: 1. 21. 31. 41. 11 und nimmt 41. 11 als parallelstrophen zu 21. 31. 27 14 joch Pf. = ouch CN (doch A, wol D). 24 hie — dort AN = dâ — dâ C (so — so D). 29 sie mir AN = mir si C (mirz D). 31 küssen ACDN = küssîn. 33 ûz A = von ON (abweichend D). 35 Dem A = swâ C (so DN). sîn A = ir CDN. 36 der wont dâ A = dâ ware ich CD (wer ich ir danne N). nâhe AC = nâhen DN. 38 allez balsme A = vollez balsmen CDN. 47 mîn AN = mich CD. 48 stach. = stach,. 49 ich lobe die reinen A (vil seilich si diu N, do wart ich so vro der stunde unt der D) = swann ich der lieben C. 50 dâ diu vil minneclîche ûz einem AN (da di reine sueze uz einem D) = gedenke, dâs ûz einem reinen C. 28 33. 4. wâgen (ich — nôt) Wa. = wâgen: ich — nôt:. 34 groezer Wa. = grôzer. 29 5 doch ouch = ouch ir (ouch CE). 10 baz CE = [baz]. 11 betrogen, = betrogen:. 12 wils anders niht wan daz Benecke = si wil anders niht CE. 13 Wie Benecke = wan wie CE. 22 gemeine CE = genæme. 30 18 rehte vor wizzen AEF = vor lützel C. 31 27 sie AU = sic CE. 32 5 rehte niht La. = niht CF. 15 ich BC = ichz F. alsô maz C2 F = tete BC1. 'z = daz. 33 2 daz ist âne alle (an allen argen C1 gar an alle U) = daz ist ân alle mîne C2E. 5 Niene (Nit en C2E) trûre du, wis frô: C2EU = trûren unde wesen frô, C1. 6 minnen C2EU = minne Cl. 11 .. sie mügen CELa. = si mugen von mir komen UKraus. 12 komen der .. pfligst CELa. = der .. pfligt als ich Kraus nach U. wizzen = wîzen. 14 daz gezimt den dînen güeten (güeten fehlt 02) C2EU = des ge- triuwe ich dînen zühten C1. 15 Spræechest C2EU = tætest C1. nîden, = nîden; duz = dûs. 16 daz die bœesen C2EU = als die argen C1. sô C2EU = dâ C1. 34 1 alsô AC = tuo alsô. bescheidenlîche = bescheidenlîche:. 2 leben, = leben:. 3 Obe AC = obe ab. 5 kurzer wîle AC = kurze- wîle. 8 widerlerne Wa. = wider lerne. 15 sît AC = sît abe. alsô gerne Wa. = gerne AC. 18 mich friunde Wa. = friunde AC. 28 des La. = dâ von AC. 35 15 die A = dies (die si CE). 17 herzen AE = herze C. 36 3 lieht. Wa. = lieht,. 4 sach, Wa. = sach.. 17 Frouwe AC = Frowe mîn. daz si Pf. = sich C (fehlt A). 21 wê. = wê,. 22 ê ich dir aber bi A (e "ich dir" aber bi C) = ê bî dir aber ich. 23 gelige, = gelige.. 26 mac. = mac,. 27 lanc, = lanc:. 40 getæte 378 sîn C AC = tæt. 41 es = ez. 56 eine A = âne C. = sint E. 31 swaz C, swes E = swâ. 38 1 Swie BC = Wie E. stât, = stât!, 13 verguot BC = für guot E. (sô — mê): Wa. =: sô — mê. 22 und BC = . die a. 39 4 hore CE = hôrte. 6 saget CE = sagte. 16 seht La. — fehlt CE.
Strana 176
176 42 Die reihenfolge nach Wa.; von La. in zwei lieder ge- ordnet: 17. 25 und 1. 9; die reihenfolge in BC: 17. 1. 25. 9; in EU: 1. 9. 25. 17. 42 17 swaere EU = sorge BC. 21 lîde EU = hân BC. 23 ir Wa. = vor BCEU. 43 6 ich A = ich in. 17 geredet A = gesprochen CE. geswigen. = ge- swigen, 18 geligen? = geligen.. 44 7 sinnen, = sinnen!. 8 noch C = iu. wîp! = wîp.. 11 bi vor ir C = vor daz am anfang der folgenden Zeile. 12 vil Wa. = fehlt C. 14 sinne, = sinne!. 16 benomen! = benomen.. 24 wurde mir C = mir wurde. 45 13 kunde A (mocht F) = sol C (mac E). 16 niht erwerben AF = eine erwerben niht (alterseine niht erwerben C, niht erwerben eine E). frouwe = frô. 19 Gevüegen A = noch füegen C (fehlt E). 32 tuo = tuon A (rüne E, slús C, fehlt F). 35 da BC (du E) = ja (nu A). sich BCF = ich (mich A, dich E). 48 von enkume = vone kume C (von kum A). dir AC = der. 46 5 daz Pf. = so E. 8 daz hât Wa. = hat E. 9 mir sô La. = so E. 10 deich mich Wa. = daz ich E. ersehe Pf. = sehe E. 16 sô Wa. = nu so E. 24 doch Wa. = denne E. daz Wa. = daz do E. 25 enmittenzwei Wa. = enmitten zwei. 37 et La. = er E. 38 in La. = ir E. 47 3 Wan ich geschiet von ir noch nie E (aber noch nie von ir) = von ir geschiet ich mich noch nie BC. 9 daz er ir næme E = er tæete ir BC. 10 under E = umbe BC. 19 râtent sie E = râtents iemer BC. man sie = mans. 21 haz La. = schaden E. 23 zürnents Wa. = zürnen E. 24 des = daz E. 27 der gedâhte La. = gedaht E. 35 iedoch La. = doch E. 39 mê Wa. = ie mer me E. 48 9 esel = esel'. den gouch A = der gouch' C (gauch E). 19 umb C = uf A. 26 alsô: = alsô.. 27 In behalde E = ich enbiute iu C (ich enbúten dir A). strit, Wa. = strit.. 49 Strophenordnung nach Wa.; bei La. steht 21 vor 11 nach BC und 1 ist von 499 wie Wa. = swie BC. sîn! den übrigen abgetrennt. Wa. = sîn, 19 wâr Wa. = war (wâr Kraus). 20 wan daz B = dâ von C. güete = guote. 39 gebe. Wa. = gebe,. 40 dâ, keiser, spil! Wa. = dâ keiser spil.. 50 10 sô Wa. = sô daz BČ. 14 iu BC = dir. 51 21 gerne BC = ungerne. 25 hûs; — geschehen = hûs (— geschehen). 39 Sie jehent (sprechent E) daz BCE = daz A. lebendes La. = lebendiges ABCE. 43 vînden BE = vînde A (vient C). 46 waz BC = daz E. 48. 9 hât: der — zwô = hât (der — zwô). 53 15 ein F = eine BC. mære = mê BC (rede F). in B = ir CF. 54 2 diu (die E) = fehlt BC. beidiu = beide BCE. 9 doch B = ouch C (fehlt E). 55 19 und der andern (under andern A) = unt der ander (und ouch der ander C). 25 ziertest = zierest AC. 29 Esaû C = ein sû A. 32 gerne C = gerner A. 56 3 hoer ichs UKraus = hôrt ichs La. Paul 1—3 (hoert es C, hort irs E). 5 den UKraus = den grüenen CE. seit CELa. = send UKraus. 12 Jâ U (io E) = joch C. 17 mir ein êweclîcher (ewelicher) U =
176 42 Die reihenfolge nach Wa.; von La. in zwei lieder ge- ordnet: 17. 25 und 1. 9; die reihenfolge in BC: 17. 1. 25. 9; in EU: 1. 9. 25. 17. 42 17 swaere EU = sorge BC. 21 lîde EU = hân BC. 23 ir Wa. = vor BCEU. 43 6 ich A = ich in. 17 geredet A = gesprochen CE. geswigen. = ge- swigen, 18 geligen? = geligen.. 44 7 sinnen, = sinnen!. 8 noch C = iu. wîp! = wîp.. 11 bi vor ir C = vor daz am anfang der folgenden Zeile. 12 vil Wa. = fehlt C. 14 sinne, = sinne!. 16 benomen! = benomen.. 24 wurde mir C = mir wurde. 45 13 kunde A (mocht F) = sol C (mac E). 16 niht erwerben AF = eine erwerben niht (alterseine niht erwerben C, niht erwerben eine E). frouwe = frô. 19 Gevüegen A = noch füegen C (fehlt E). 32 tuo = tuon A (rüne E, slús C, fehlt F). 35 da BC (du E) = ja (nu A). sich BCF = ich (mich A, dich E). 48 von enkume = vone kume C (von kum A). dir AC = der. 46 5 daz Pf. = so E. 8 daz hât Wa. = hat E. 9 mir sô La. = so E. 10 deich mich Wa. = daz ich E. ersehe Pf. = sehe E. 16 sô Wa. = nu so E. 24 doch Wa. = denne E. daz Wa. = daz do E. 25 enmittenzwei Wa. = enmitten zwei. 37 et La. = er E. 38 in La. = ir E. 47 3 Wan ich geschiet von ir noch nie E (aber noch nie von ir) = von ir geschiet ich mich noch nie BC. 9 daz er ir næme E = er tæete ir BC. 10 under E = umbe BC. 19 râtent sie E = râtents iemer BC. man sie = mans. 21 haz La. = schaden E. 23 zürnents Wa. = zürnen E. 24 des = daz E. 27 der gedâhte La. = gedaht E. 35 iedoch La. = doch E. 39 mê Wa. = ie mer me E. 48 9 esel = esel'. den gouch A = der gouch' C (gauch E). 19 umb C = uf A. 26 alsô: = alsô.. 27 In behalde E = ich enbiute iu C (ich enbúten dir A). strit, Wa. = strit.. 49 Strophenordnung nach Wa.; bei La. steht 21 vor 11 nach BC und 1 ist von 499 wie Wa. = swie BC. sîn! den übrigen abgetrennt. Wa. = sîn, 19 wâr Wa. = war (wâr Kraus). 20 wan daz B = dâ von C. güete = guote. 39 gebe. Wa. = gebe,. 40 dâ, keiser, spil! Wa. = dâ keiser spil.. 50 10 sô Wa. = sô daz BČ. 14 iu BC = dir. 51 21 gerne BC = ungerne. 25 hûs; — geschehen = hûs (— geschehen). 39 Sie jehent (sprechent E) daz BCE = daz A. lebendes La. = lebendiges ABCE. 43 vînden BE = vînde A (vient C). 46 waz BC = daz E. 48. 9 hât: der — zwô = hât (der — zwô). 53 15 ein F = eine BC. mære = mê BC (rede F). in B = ir CF. 54 2 diu (die E) = fehlt BC. beidiu = beide BCE. 9 doch B = ouch C (fehlt E). 55 19 und der andern (under andern A) = unt der ander (und ouch der ander C). 25 ziertest = zierest AC. 29 Esaû C = ein sû A. 32 gerne C = gerner A. 56 3 hoer ichs UKraus = hôrt ichs La. Paul 1—3 (hoert es C, hort irs E). 5 den UKraus = den grüenen CE. seit CELa. = send UKraus. 12 Jâ U (io E) = joch C. 17 mir ein êweclîcher (ewelicher) U =
Strana 177
177 an fröide ein angeslicher CE (jedoch miner fröide). 18 dennoch CEU = dâ nâch. 19 al = alle. 57 5 dô CU = dar A. 10 Bî dem brunnen AUKraus = Uf dem anger C. 11 gesach ich einen AUKraus = getroumde mir ein C. 12. 13 ich was von der sunnen gegangen zuo dem brunnen (do kom ich von der sunnen gegangen zuo dem brunnen A, ich was von sunnen untwichen zv dem brünen U) Kraus = ich was zuo dem brunnen gegangen von der sunnen C. 15 Mir CU = den A. 17 sorge C (sorgen U) = swaere A. 23 und U = und wie A, und doch C. 25 niht ze AUKraus = niender C. 36 suontac ALa. = suonestac UKraus (endes tac C). 42 merket CU = horet A. 58 1 Ich BCDEs = Frouwe ich Fa. [der] (fehlt BOs) = der DEFa. 5 [iemer] = iemer BCDEFas. 9 enkan E = niene kan BC (niht in a, net in s, nicht F). 15 Tuot ir BCE = nû tuot Fs (tuont a). alrêrst BCEF = von erst a (irst s). 17 Wir BCFs (Sie E) = Wir man wir a. 19 Kunnet ir BC (kunnen zi s, kan si E) = kumt iu (kumen. und die F, sit ir a). 24 man’n (man in EF, man hem s) = man BCa. 25 uns BCEFs = uns wîben a. 26 der BCEFs = wan der (nieman wan der a). beide EFs = fehlt BCa. 27 saget, = saget.. 30 und sîn gemüete ze mâzen tragen Pf. = und tragen gemüete ze mâze (und sin gemuete setzen E, der dine in zu massen hie und do und trage dein gemüte F, und da bi kan tragin beidu a, unde gedenchen ym zu maesen s, das er gedenket ze masse BC). und = unde. 59 1 Wer = 'Wer. 6 zuo = zuo'. 9 Daz E = dazs (dasz C). 60 1 wolten CE = hânt. 4 zorneclîche (zorniclichen E) = zornlîche C. 5 wol gedagen CE = vol gealten. 10 nu Wa. = nů wol CE. 12 vil vor wirs CE = vor denn. 17 gewin CE = den gewin. 20 ich Wa. = als ich C (so ich E) 24 ich in CE = ich. 30 ein CE = eine. 61 11 Deich Wa. = daz ich. ertoeret = ertôret. 63 1ff. Die reihenfolge der strophen nach e; La. stellt str. 1 ff. nach 13 ff. 63 16 swâ C = sô e. 26 sêre. Wa. = sêre,. 27 guot, Wa. = guot:. 64 31 swenne ich ir beider niht enhân C = swenne ich niht ir beider hân (sit ich des nu niht en han E). 65 4 daz si si (si si C) = ir sî mat. 6 solten C = solt. 13 solhem (selkem C) = fehlt. [keinen] = keinen C. 15 werbe = werbe ab (C hat aber hinter swer in z. 14). ander C = âne. 66 4 die La. = dich C. 67 1 diu BC = ein A. 4 gras, = gras. . 6 biuget. = biuget,. 8 deheinez BC (dekeinez A) = keinez. 13 diuhten = dúhten (en duhten A, endiuhten Paul 1—3, BC abweichend). 18 ordenunge, = ordenunge!. 20 zergât! = zergât.. 22 cirken A = cirkel C (kilchen B). 34 pfaffen BC = die pfaffen A. 39 leiten BC = diu leiten A. 58 deheinez (deheinoz A, deheines BC) = keines. 60 der ietwederz dem andern BC (ietwederz dem andern Ulrich v. Lichtenstein 587 31) = daz dicke ein ander A. 68 6 dâ daz C = daz (abweichend B). 7 lachent C = liuhtent B. 14 daz er B dêr. 15 mîne kranechen trite Haupt (mîne Walth. v. d. Vogelweide. 5. Aufl. 12
177 an fröide ein angeslicher CE (jedoch miner fröide). 18 dennoch CEU = dâ nâch. 19 al = alle. 57 5 dô CU = dar A. 10 Bî dem brunnen AUKraus = Uf dem anger C. 11 gesach ich einen AUKraus = getroumde mir ein C. 12. 13 ich was von der sunnen gegangen zuo dem brunnen (do kom ich von der sunnen gegangen zuo dem brunnen A, ich was von sunnen untwichen zv dem brünen U) Kraus = ich was zuo dem brunnen gegangen von der sunnen C. 15 Mir CU = den A. 17 sorge C (sorgen U) = swaere A. 23 und U = und wie A, und doch C. 25 niht ze AUKraus = niender C. 36 suontac ALa. = suonestac UKraus (endes tac C). 42 merket CU = horet A. 58 1 Ich BCDEs = Frouwe ich Fa. [der] (fehlt BOs) = der DEFa. 5 [iemer] = iemer BCDEFas. 9 enkan E = niene kan BC (niht in a, net in s, nicht F). 15 Tuot ir BCE = nû tuot Fs (tuont a). alrêrst BCEF = von erst a (irst s). 17 Wir BCFs (Sie E) = Wir man wir a. 19 Kunnet ir BC (kunnen zi s, kan si E) = kumt iu (kumen. und die F, sit ir a). 24 man’n (man in EF, man hem s) = man BCa. 25 uns BCEFs = uns wîben a. 26 der BCEFs = wan der (nieman wan der a). beide EFs = fehlt BCa. 27 saget, = saget.. 30 und sîn gemüete ze mâzen tragen Pf. = und tragen gemüete ze mâze (und sin gemuete setzen E, der dine in zu massen hie und do und trage dein gemüte F, und da bi kan tragin beidu a, unde gedenchen ym zu maesen s, das er gedenket ze masse BC). und = unde. 59 1 Wer = 'Wer. 6 zuo = zuo'. 9 Daz E = dazs (dasz C). 60 1 wolten CE = hânt. 4 zorneclîche (zorniclichen E) = zornlîche C. 5 wol gedagen CE = vol gealten. 10 nu Wa. = nů wol CE. 12 vil vor wirs CE = vor denn. 17 gewin CE = den gewin. 20 ich Wa. = als ich C (so ich E) 24 ich in CE = ich. 30 ein CE = eine. 61 11 Deich Wa. = daz ich. ertoeret = ertôret. 63 1ff. Die reihenfolge der strophen nach e; La. stellt str. 1 ff. nach 13 ff. 63 16 swâ C = sô e. 26 sêre. Wa. = sêre,. 27 guot, Wa. = guot:. 64 31 swenne ich ir beider niht enhân C = swenne ich niht ir beider hân (sit ich des nu niht en han E). 65 4 daz si si (si si C) = ir sî mat. 6 solten C = solt. 13 solhem (selkem C) = fehlt. [keinen] = keinen C. 15 werbe = werbe ab (C hat aber hinter swer in z. 14). ander C = âne. 66 4 die La. = dich C. 67 1 diu BC = ein A. 4 gras, = gras. . 6 biuget. = biuget,. 8 deheinez BC (dekeinez A) = keinez. 13 diuhten = dúhten (en duhten A, endiuhten Paul 1—3, BC abweichend). 18 ordenunge, = ordenunge!. 20 zergât! = zergât.. 22 cirken A = cirkel C (kilchen B). 34 pfaffen BC = die pfaffen A. 39 leiten BC = diu leiten A. 58 deheinez (deheinoz A, deheines BC) = keines. 60 der ietwederz dem andern BC (ietwederz dem andern Ulrich v. Lichtenstein 587 31) = daz dicke ein ander A. 68 6 dâ daz C = daz (abweichend B). 7 lachent C = liuhtent B. 14 daz er B dêr. 15 mîne kranechen trite Haupt (mîne Walth. v. d. Vogelweide. 5. Aufl. 12
Strana 178
178 kraneches trite La.) = mîner krenechen trit B. 47 man den lôste durch sîne milten C = er wart erlôst von sîner gebenden B. 60 doch B = ouch. 69 72 orden CD = leben B. 86 kunde, kunte r = gunde. 91 Sô wê C = Owê D. 92 alzan = alz an (alsan C, allez an D). 126 sie ungebachen und C = die ungebâtten gar D. 134 nu C = in D. 154 menege D = maneger C. 165 lebendiu C = lebenden D. 192 sô volge B = volge CD. 194 ouch CD = et (es B). 195 alsô D, reht alse B = als ez C. 197 uns ist C (von La. und Kraus nicht angegeben) ist uns D (?). 201 guote C = muote D. 214 an CD = [an]. 70 a 7 Diu Milte lônet same BC = der milte lôn ist sô A (aber milten). 23 wird von La. in klammer ge- setzt. 26 ander La. = an der AC. 70b 1 liet CO = lieht A. 10 ouch im die sînen iemer C = im êre A. 24 daz gelîchet sich A = dazz sich gelîchet (ir sit gelich C). alsô = als C. (alse A). 71 11 und hetest = hetst anders (und hettist anders a). 12 du hetest an ir lobe alsô gestriten a, nur lob alse = dâ hetest alsô gestriten an ir lop. 13 iemer mê (iemer a) = fehlt. 33 des C = wes. kemenâten. = kemenâten?. 63 gehirme C = hirme. 72 10 pfert C = pferit. 73 29 den gotes BC = gotes. 30 herren hiezen BČ = hiezen hêrre. 32. 33 der sî BC = si. 41 rîche BC = künege A. 44 hinne BC = hie A. 48 keisers BC = küneges A. 65 süenen A = süenent C. 69 des AC = dez. 74 3 varn, = varn:. 4 aleine. = aleine,. 12 strâzen, = strâzen.. 13 ich C = ist A. 14 gewarte A, warte C = gewartet. 27 wan La. = waz AC. 30 für brechen AC = fürbrechen. 38 diufe = dûf AC. 75 3 niwan (niht wan C, nieman wan B) = wan. 4 hât C (fehlt B) = wil. 14 im nâch B = ime. 27 ân allen B = âne. 40 ich wæn AC = waen. 41 ir sît AC = sît. 42 seitet Wa. = beitet (seret C, seren A). 50 der stêt AC = derst. 52 gemachet: = gemachet! 53 bei La. ohne klammer. 54 Alman = Almân. 62 swendet = pfendet (pfende, in swendet corrigiert C). 80 herre BC = nů A. 100 âne alle AC = âne. 103 herre der Wa. = her AC (abweichend B). 106 marterære AC = und marterer B. 129 fürste AC = Liupolt B. 145 niht C = iht. 151 Herzoge A = Liupolt C. 152 niht A = und niht C. 155 mir A = mich C. 157 nu A = sus C. 158 sît A = daz C. dir A = dich C. 159 mir A = mich C. 174 ist A = ist er C. 179 môre Wa. = tôre AC. 180 wê wie AC = wie. 76 3 lônne Wa. = lône AR (lonenne C). 7 boesten = boestem C (boste R, beste A). 10 lônnes = lônes ACR. 13 sô C = als. 17 daz C = wol daz. enwahset v. d. Hagen = wahset C. 28 volfüeget C = wol füeget A. 30 spreche = spræche. 33 eigem A = eigenem C. 38 Sus rîte ich fruo und kume niht heim B. (vgl. die parodie Ulrichs v. Sing.) = kume ich spâte und rîte fruo AC, Gast komet spate vnde rytet vro OR. 41 diu = die C. 46 mîne = mîn (mine C).
178 kraneches trite La.) = mîner krenechen trit B. 47 man den lôste durch sîne milten C = er wart erlôst von sîner gebenden B. 60 doch B = ouch. 69 72 orden CD = leben B. 86 kunde, kunte r = gunde. 91 Sô wê C = Owê D. 92 alzan = alz an (alsan C, allez an D). 126 sie ungebachen und C = die ungebâtten gar D. 134 nu C = in D. 154 menege D = maneger C. 165 lebendiu C = lebenden D. 192 sô volge B = volge CD. 194 ouch CD = et (es B). 195 alsô D, reht alse B = als ez C. 197 uns ist C (von La. und Kraus nicht angegeben) ist uns D (?). 201 guote C = muote D. 214 an CD = [an]. 70 a 7 Diu Milte lônet same BC = der milte lôn ist sô A (aber milten). 23 wird von La. in klammer ge- setzt. 26 ander La. = an der AC. 70b 1 liet CO = lieht A. 10 ouch im die sînen iemer C = im êre A. 24 daz gelîchet sich A = dazz sich gelîchet (ir sit gelich C). alsô = als C. (alse A). 71 11 und hetest = hetst anders (und hettist anders a). 12 du hetest an ir lobe alsô gestriten a, nur lob alse = dâ hetest alsô gestriten an ir lop. 13 iemer mê (iemer a) = fehlt. 33 des C = wes. kemenâten. = kemenâten?. 63 gehirme C = hirme. 72 10 pfert C = pferit. 73 29 den gotes BC = gotes. 30 herren hiezen BČ = hiezen hêrre. 32. 33 der sî BC = si. 41 rîche BC = künege A. 44 hinne BC = hie A. 48 keisers BC = küneges A. 65 süenen A = süenent C. 69 des AC = dez. 74 3 varn, = varn:. 4 aleine. = aleine,. 12 strâzen, = strâzen.. 13 ich C = ist A. 14 gewarte A, warte C = gewartet. 27 wan La. = waz AC. 30 für brechen AC = fürbrechen. 38 diufe = dûf AC. 75 3 niwan (niht wan C, nieman wan B) = wan. 4 hât C (fehlt B) = wil. 14 im nâch B = ime. 27 ân allen B = âne. 40 ich wæn AC = waen. 41 ir sît AC = sît. 42 seitet Wa. = beitet (seret C, seren A). 50 der stêt AC = derst. 52 gemachet: = gemachet! 53 bei La. ohne klammer. 54 Alman = Almân. 62 swendet = pfendet (pfende, in swendet corrigiert C). 80 herre BC = nů A. 100 âne alle AC = âne. 103 herre der Wa. = her AC (abweichend B). 106 marterære AC = und marterer B. 129 fürste AC = Liupolt B. 145 niht C = iht. 151 Herzoge A = Liupolt C. 152 niht A = und niht C. 155 mir A = mich C. 157 nu A = sus C. 158 sît A = daz C. dir A = dich C. 159 mir A = mich C. 174 ist A = ist er C. 179 môre Wa. = tôre AC. 180 wê wie AC = wie. 76 3 lônne Wa. = lône AR (lonenne C). 7 boesten = boestem C (boste R, beste A). 10 lônnes = lônes ACR. 13 sô C = als. 17 daz C = wol daz. enwahset v. d. Hagen = wahset C. 28 volfüeget C = wol füeget A. 30 spreche = spræche. 33 eigem A = eigenem C. 38 Sus rîte ich fruo und kume niht heim B. (vgl. die parodie Ulrichs v. Sing.) = kume ich spâte und rîte fruo AC, Gast komet spate vnde rytet vro OR. 41 diu = die C. 46 mîne = mîn (mine C).
Strana 179
179 57 halte C = behalte O. prüeven hin. prüeven her O = prüeven hin. prüeven dar La. prüeven her C. 71 hôhgelobter BRt = wol gelobter AC. prîse, = prîse!. 72 und ich doch B(t), went ich (doch hinter von dir) R = sît ich AC. wîse! = wîse, 75 gein — gein Bt = ze — ze AC. 76 ir keinem wart ich nie sô holt sô ich bin B (ir wart mir keiner me so liep als ich bin t) = sô holt enwart ich ir dekeinem nie sô (sô fehlt A) AC. 77 got B = frôn Krist AC (abweichend t). 79 ich muoz dem iemer holder Bt (Ich mýz e ienen han lieber vil O) = mir muoz der iemer lieber AC. 80 wan ich hân noch B (wann ich gewyn gar kum t) = ich wil noch haben AC. 81 namen A0 = leben C. 82 sînen herren unde im râte A = unde sînen herren lêre CO. 83 müez ime sin bein, swenn erz ze deheime A = müezen im diu bein, als ers zem C (er sich zuo dem), Verlamen mvzen syne beyn, swen er sich tzvm O. 85 ime sîn A = sîn CO. erlame A = müeze erlamen CO. 86 schame A = schamen CO. 87 schemelîcher A = tugendelôser CO. 89 sô valsch geheize — geheize A = ir valsche gelübde — gelübde CO. 96. 97 stehen nicht in O, 97 nur in C. 102 daz min Bt = mîn CO. 104 worten oder mit werken, mit gewizzenem geræte B (nur alder mit gewissenen ræte), worten und mit werken und mit gerete t = gebærde, mit gewisser rede, mit ræete CO (doch gerete). 105 grûset BOto = griulet C. 108 lûter B = süeze CO (schone o, recht t, dann als ein liehter). liebiu B = lûter CO (schone t, guote o). 117 wint = windet Bt. 120 sîn Bt = wesen. alsam v. d. Hag. = als B (abweichend t). 773 dar umbe C = dar. 5 entstân C = enkan verstân. 78 3 ich sîn C = ichs. 59 hilfet C = gehilfet. 72 muoste v. d. Hag. = müeste. 80 dem Wa. = den (de C). 99 selben = selber C. 110 wolveile C = veile. Str. 121 ff. und 129 ff. sind bei La. gesondert. 79 15 sint C = sîn. 27 rederîchen La. = rede- riche C. iegeslîches Wa. = iegeslîche C. 28 einen La. = eime C. 49 der megede BC = megde. 51 beide sîn als BC (alse B) = sin alsô. 53 *** = an dîner râche gegen in, hêrre vater, niht erwint C (fehlt in B). 54 *** = wan si meinent dich mit ganzen triuwen kleine C (fehlt in B). Die reihenfolge der zeilen ist in C: 51. 55. 53. 54. 52. 56. Dieselbe wird verteidigt unter vornahme einiger änderungen von Roethe, ZfdA 41. 300. 59 nieman BC = ieman. 81 breit, = breit:. 83 vlürn. dir sint beide BC (verlürn) = niht verlürn! dirst. 80 1 von BC = [von]. 2 und = unde. 4 wie BC = wê wie. 13 er diu C = erz. 16 zwein BC = [zwein]. 81 8 worden C = [worden]. als Bartsch = als ob C. 10 bereitet C = vereitet. 13 bekande C = kande. 18 tuont ! Wa. = tuont,. 19 vil unriuweclîche Pf. = nû vil riuweclîche C. stuont, Wa. = stuont!. 23 jæmerlîchiu jâr C = jæemer- lîche schar. 27 trůren C = trûre. 28 inneclichen v. d. Hag. 12*
179 57 halte C = behalte O. prüeven hin. prüeven her O = prüeven hin. prüeven dar La. prüeven her C. 71 hôhgelobter BRt = wol gelobter AC. prîse, = prîse!. 72 und ich doch B(t), went ich (doch hinter von dir) R = sît ich AC. wîse! = wîse, 75 gein — gein Bt = ze — ze AC. 76 ir keinem wart ich nie sô holt sô ich bin B (ir wart mir keiner me so liep als ich bin t) = sô holt enwart ich ir dekeinem nie sô (sô fehlt A) AC. 77 got B = frôn Krist AC (abweichend t). 79 ich muoz dem iemer holder Bt (Ich mýz e ienen han lieber vil O) = mir muoz der iemer lieber AC. 80 wan ich hân noch B (wann ich gewyn gar kum t) = ich wil noch haben AC. 81 namen A0 = leben C. 82 sînen herren unde im râte A = unde sînen herren lêre CO. 83 müez ime sin bein, swenn erz ze deheime A = müezen im diu bein, als ers zem C (er sich zuo dem), Verlamen mvzen syne beyn, swen er sich tzvm O. 85 ime sîn A = sîn CO. erlame A = müeze erlamen CO. 86 schame A = schamen CO. 87 schemelîcher A = tugendelôser CO. 89 sô valsch geheize — geheize A = ir valsche gelübde — gelübde CO. 96. 97 stehen nicht in O, 97 nur in C. 102 daz min Bt = mîn CO. 104 worten oder mit werken, mit gewizzenem geræte B (nur alder mit gewissenen ræte), worten und mit werken und mit gerete t = gebærde, mit gewisser rede, mit ræete CO (doch gerete). 105 grûset BOto = griulet C. 108 lûter B = süeze CO (schone o, recht t, dann als ein liehter). liebiu B = lûter CO (schone t, guote o). 117 wint = windet Bt. 120 sîn Bt = wesen. alsam v. d. Hag. = als B (abweichend t). 773 dar umbe C = dar. 5 entstân C = enkan verstân. 78 3 ich sîn C = ichs. 59 hilfet C = gehilfet. 72 muoste v. d. Hag. = müeste. 80 dem Wa. = den (de C). 99 selben = selber C. 110 wolveile C = veile. Str. 121 ff. und 129 ff. sind bei La. gesondert. 79 15 sint C = sîn. 27 rederîchen La. = rede- riche C. iegeslîches Wa. = iegeslîche C. 28 einen La. = eime C. 49 der megede BC = megde. 51 beide sîn als BC (alse B) = sin alsô. 53 *** = an dîner râche gegen in, hêrre vater, niht erwint C (fehlt in B). 54 *** = wan si meinent dich mit ganzen triuwen kleine C (fehlt in B). Die reihenfolge der zeilen ist in C: 51. 55. 53. 54. 52. 56. Dieselbe wird verteidigt unter vornahme einiger änderungen von Roethe, ZfdA 41. 300. 59 nieman BC = ieman. 81 breit, = breit:. 83 vlürn. dir sint beide BC (verlürn) = niht verlürn! dirst. 80 1 von BC = [von]. 2 und = unde. 4 wie BC = wê wie. 13 er diu C = erz. 16 zwein BC = [zwein]. 81 8 worden C = [worden]. als Bartsch = als ob C. 10 bereitet C = vereitet. 13 bekande C = kande. 18 tuont ! Wa. = tuont,. 19 vil unriuweclîche Pf. = nû vil riuweclîche C. stuont, Wa. = stuont!. 23 jæmerlîchiu jâr C = jæemer- lîche schar. 27 trůren C = trûre. 28 inneclichen v. d. Hag. 12*
Strana 180
180 = inneclîchen sêre C. 30 vogele (vogel C) = vogel die. 31 ist C = ist dâ bî. 33 verlorn. = verlorn (ohne punkt, mit komma Kraus). 47 selbe C = sælden. 82 46 heil A = teil C. 54 dâ A = daz C. 60 des heilegeistes Wa. = den heilegestez (den heilegestes C, den heiligeist A). 83 25 koemen Bartsch = komen. 61 schulde BCE = schult. 66 besliezen Pf. = entsliezen CEO. 67 kurzlîch (kürtzelich E) = kurz- = dort und CE. 84 1 krump, = wîlen C. 70 unde Pf. krump:. 2 mac. = mac ohne punkt. 3 du = (dů. 4 kleine. = 12 baz C = fehlt. 13 noch sunder Bartsch (gar kleine),. s. Pf.) = nâch sünden C. obedach C = âne dach. 29 dem tôren a = den tôren C. 31 ir iuch, reinen C = iuwer, guoten a. 37 gezeme C = iu zeme a. 85 3 gelac La. = lac C. 86 4 werden AC = wesen. 11 riuwe (rüwe AC) = ruowe. 87 22 spehen. = spehen ohne punkt. 23 tougen = tougen:. 30 in Haupt = in,. 31 tôren, Haupt = tôren.. 88 12 Des Wa. = der C. 90 6 und = unde. 13 deist = daz ist CE. 20 und = unde. 25 des vor niht Wa. = vor daz (fehlt CE). 911 ir sult ACW = dû solt 3 grôziu gülte Pf. (grozer gelt A, groze ge.. W) = groeste gülte C. 14 duz C = dû daz ie. 32 iu (uch C) = dir. 92 21 Diu wernde Wa. (dú werde BC) = der werden A. 22 irz C (ir das B) = inz (in daz A). 32 und zürne ich daz CE (.. zur .. ich W) = ist mir daz zorn A. 48 diun CW = diu AB. 49 schone BCW = schœnez A. 50 ouwê AW = und owê BC. ich ez = ichz. 93 4 swiech (swie ich CE) = swiez. 12 lân = lân,. (wan — verstân) Wa. =, wan — verstân,. 13 gebæere CE = bære. 24 winstern Wa. = vinstern CE. 31 dîniu (dine CE) = dîn. 33 dinge ein kint CE = sinne ein rint. 35 mache CE = mach ê. unreine Wa. = gebeine (fehlt CE). 36 sêle versinke C = versenke sich (sel sich versenke E). 94 6 hêre Wa. = hêre,. 7. 8 (sîn — êre — mêre) Wa. =, sîn — êre, — mêre. 13 broeder Singer. bloedes kl = boeses C. 39 ist kl = was C. 58. 9 ist Krist, der wâr got ist C (warer) = ist der wâre Krist (ist Krist kl). nach 62 hat La. des bistů frowe gêret C (fehlt kl). 70 got kl = got selbe C. himel- touwe kl = touwe C. 72 entslôz Pf. (entslozen kl) = beslôz C. 73 des Pf. = daz Ck. 129 ein kl = eine C. 134 nu ist uns ir beider kl (unser b.) = daz ist unser meiste C. 148 Swâ Pf. (swaz kl) = Dâ (das C). 153 sünde kl = schulde C. 162 nieman vor ze kl = nieman vor âne C. 95 ist zuerst kritisch hergestellt von Wackernagel (s. 182 anm.). Die abweichungen von dessen texte sind folgende: 4 doch E = och (fehlt F). 12 so enruoche F = jo enruoche E. 17 so enwurde E = sô wurd F. niemer EF — nimmêre. 18 enkumest E = enkæmest (kemest F). 21 klage (clagen F) = clag ich E. 23 ie wârn mit rede E (waren gut mit reden ie F) = mit rede ie wâren. 24 got F = fehlt E. 29 ob E = sît (seint F). 35 daz E = ob F. 36 alle F =
180 = inneclîchen sêre C. 30 vogele (vogel C) = vogel die. 31 ist C = ist dâ bî. 33 verlorn. = verlorn (ohne punkt, mit komma Kraus). 47 selbe C = sælden. 82 46 heil A = teil C. 54 dâ A = daz C. 60 des heilegeistes Wa. = den heilegestez (den heilegestes C, den heiligeist A). 83 25 koemen Bartsch = komen. 61 schulde BCE = schult. 66 besliezen Pf. = entsliezen CEO. 67 kurzlîch (kürtzelich E) = kurz- = dort und CE. 84 1 krump, = wîlen C. 70 unde Pf. krump:. 2 mac. = mac ohne punkt. 3 du = (dů. 4 kleine. = 12 baz C = fehlt. 13 noch sunder Bartsch (gar kleine),. s. Pf.) = nâch sünden C. obedach C = âne dach. 29 dem tôren a = den tôren C. 31 ir iuch, reinen C = iuwer, guoten a. 37 gezeme C = iu zeme a. 85 3 gelac La. = lac C. 86 4 werden AC = wesen. 11 riuwe (rüwe AC) = ruowe. 87 22 spehen. = spehen ohne punkt. 23 tougen = tougen:. 30 in Haupt = in,. 31 tôren, Haupt = tôren.. 88 12 Des Wa. = der C. 90 6 und = unde. 13 deist = daz ist CE. 20 und = unde. 25 des vor niht Wa. = vor daz (fehlt CE). 911 ir sult ACW = dû solt 3 grôziu gülte Pf. (grozer gelt A, groze ge.. W) = groeste gülte C. 14 duz C = dû daz ie. 32 iu (uch C) = dir. 92 21 Diu wernde Wa. (dú werde BC) = der werden A. 22 irz C (ir das B) = inz (in daz A). 32 und zürne ich daz CE (.. zur .. ich W) = ist mir daz zorn A. 48 diun CW = diu AB. 49 schone BCW = schœnez A. 50 ouwê AW = und owê BC. ich ez = ichz. 93 4 swiech (swie ich CE) = swiez. 12 lân = lân,. (wan — verstân) Wa. =, wan — verstân,. 13 gebæere CE = bære. 24 winstern Wa. = vinstern CE. 31 dîniu (dine CE) = dîn. 33 dinge ein kint CE = sinne ein rint. 35 mache CE = mach ê. unreine Wa. = gebeine (fehlt CE). 36 sêle versinke C = versenke sich (sel sich versenke E). 94 6 hêre Wa. = hêre,. 7. 8 (sîn — êre — mêre) Wa. =, sîn — êre, — mêre. 13 broeder Singer. bloedes kl = boeses C. 39 ist kl = was C. 58. 9 ist Krist, der wâr got ist C (warer) = ist der wâre Krist (ist Krist kl). nach 62 hat La. des bistů frowe gêret C (fehlt kl). 70 got kl = got selbe C. himel- touwe kl = touwe C. 72 entslôz Pf. (entslozen kl) = beslôz C. 73 des Pf. = daz Ck. 129 ein kl = eine C. 134 nu ist uns ir beider kl (unser b.) = daz ist unser meiste C. 148 Swâ Pf. (swaz kl) = Dâ (das C). 153 sünde kl = schulde C. 162 nieman vor ze kl = nieman vor âne C. 95 ist zuerst kritisch hergestellt von Wackernagel (s. 182 anm.). Die abweichungen von dessen texte sind folgende: 4 doch E = och (fehlt F). 12 so enruoche F = jo enruoche E. 17 so enwurde E = sô wurd F. niemer EF — nimmêre. 18 enkumest E = enkæmest (kemest F). 21 klage (clagen F) = clag ich E. 23 ie wârn mit rede E (waren gut mit reden ie F) = mit rede ie wâren. 24 got F = fehlt E. 29 ob E = sît (seint F). 35 daz E = ob F. 36 alle F =
Strana 181
181 mine (alle mine E). 96 6 mir an ir (an ir A) = mir. 978 und E = [und]. 98 26 mich dâ bî E = bî. 99 7 werden E = werben. 100 11 trôstes = liebes (fehlt E). 12 einen E = ein. 101 2 sus getân gevelle E = sô getân ungevelle (solich ungevelle F). 102 3 tage, = tage.. 4 Sô A = nû BC. strît. = strît:. 8 solch A = grôz BC. 13 werde BC = wird (wirt A). 103 11 grôze sware hân = grôzer swaere niht enhân AC (abweichend E). 22 fröude AC 2E = diu fröide MF. C°. 24 hete AC = wan hete MF. E. sô tæte ich AC = ich tæte MF. E. 105 2 an wîze, an roete = âne wîz rôt AC. 8 ze A = zer C. 106 7 ein schone frouwen siht C = siht schone frowen. 9 lachet C = lache. 10 schiezen C schieze. 20 swenne C = sô. 22 er B = er ê. 29 und = unde. 32 dâ OLa. = fehlt B. übermâze O = unmâze BLa. 39 mezze B = mezze und trage (trüge 0). 49 man B = man sô (also vil O). 56 ich A = wir C. 57 erbornen A = er- borne C. 58 von A = nâch C. 59 mit volge des die liute A = die liute des mit volge C. 60 noete ersehen A (not) = noeten sehen C. 62 beid ûzen unde och innen. Wa. = beidiu ûzen, unde och innen (ohne punkt). 70 nu mir = mich A. schaden A = schaden schame. 107 1 iuwer sinne C = iwern sin. 2 gein vînden traget C = tragt gein vinden. 4 sîn lp sîn C = lip und sîn. 5 iuch in wirde C = in wirde iuch. 24 mit grôzen fröuden wart C = wart mit grôzen fröiden. 26 ôren C = ôre. 49 sin C = dez. 108 1 Vil tumbiu B = Tumbiu C. dich = , sich C (sprich B). 3 umbe hort B = unbekort C. 4 vröut dich B = schadet dir C. werndez leit B = langer haz C. 5 rehten sin B = guoten muot C. 6 du minne B = minne C. 7 rehter fuoge, und B = reinem guote C. 8 boesen ræten B = boesen C. gar B = iemer gerne C. 9 swaz dir B = swaz C. 10 duz dann B = dů daz C. 109 7 niwan (niht dan C) = wan. 110 5 an sîn q = anz. 8 ein ander (enander q) = ander.
181 mine (alle mine E). 96 6 mir an ir (an ir A) = mir. 978 und E = [und]. 98 26 mich dâ bî E = bî. 99 7 werden E = werben. 100 11 trôstes = liebes (fehlt E). 12 einen E = ein. 101 2 sus getân gevelle E = sô getân ungevelle (solich ungevelle F). 102 3 tage, = tage.. 4 Sô A = nû BC. strît. = strît:. 8 solch A = grôz BC. 13 werde BC = wird (wirt A). 103 11 grôze sware hân = grôzer swaere niht enhân AC (abweichend E). 22 fröude AC 2E = diu fröide MF. C°. 24 hete AC = wan hete MF. E. sô tæte ich AC = ich tæte MF. E. 105 2 an wîze, an roete = âne wîz rôt AC. 8 ze A = zer C. 106 7 ein schone frouwen siht C = siht schone frowen. 9 lachet C = lache. 10 schiezen C schieze. 20 swenne C = sô. 22 er B = er ê. 29 und = unde. 32 dâ OLa. = fehlt B. übermâze O = unmâze BLa. 39 mezze B = mezze und trage (trüge 0). 49 man B = man sô (also vil O). 56 ich A = wir C. 57 erbornen A = er- borne C. 58 von A = nâch C. 59 mit volge des die liute A = die liute des mit volge C. 60 noete ersehen A (not) = noeten sehen C. 62 beid ûzen unde och innen. Wa. = beidiu ûzen, unde och innen (ohne punkt). 70 nu mir = mich A. schaden A = schaden schame. 107 1 iuwer sinne C = iwern sin. 2 gein vînden traget C = tragt gein vinden. 4 sîn lp sîn C = lip und sîn. 5 iuch in wirde C = in wirde iuch. 24 mit grôzen fröuden wart C = wart mit grôzen fröiden. 26 ôren C = ôre. 49 sin C = dez. 108 1 Vil tumbiu B = Tumbiu C. dich = , sich C (sprich B). 3 umbe hort B = unbekort C. 4 vröut dich B = schadet dir C. werndez leit B = langer haz C. 5 rehten sin B = guoten muot C. 6 du minne B = minne C. 7 rehter fuoge, und B = reinem guote C. 8 boesen ræten B = boesen C. gar B = iemer gerne C. 9 swaz dir B = swaz C. 10 duz dann B = dů daz C. 109 7 niwan (niht dan C) = wan. 110 5 an sîn q = anz. 8 ein ander (enander q) = ander.
Strana 182
182 Vergleichung der reihenfolge der töne bei Lachmann mit der in unserer ausgabe. XIII 1 = 96 97 XIII 11 98 XV = XVI 1 = 99 = 100 XVII 1 101 XVII 31 94 3 1 8 4 67 79 10 1 73 11 6 80 13 5 8 13 33 83 14 38 16 36 70 68 18 29 69 20 16 76. 26 3 75 31 13 107 = 36 11 = 108 37 24 109 37 34 110 38 10 54 39 1 14 39 11 40 19 31 64 41 13 42 42 15 43 9 58 47 44 11 44 35 62 45 37 15 46 32 16 47 16 102 47 36 63 49 25 12 50 19 24 51 13 25 52 23 = 26 106 = 27 45 = — 52 = 37 = 51 = 89 53 46 49 = 50 = 38 = 66 = 32 = 92 30 33 34 — 103 5 35 48 30 55 82 — 78 71 = 79 — 85 28 = 87 = 36 = 61 20 21 57 6 53 25 54 37 56 14 57 23 58 21 59 37 60 34 61 33 62 6 63 8 63 32 6431 65 33 66 21 69 1 70 1 70 22 71 19 7135 72 31 73 23 74 20 75 25 76 22 78 24 82 11 84 14 85 25 85 34 87 1 88 9 90 15 91 17 92 9 93 20 94 11 95 17 96 29 = = = 44 = 23 = 11 = 91 84 88 72 77 86 74 fehlt „ = 17 = 18 = 41 105 = 65 40 ZZ 2 4 97 34 99 6 100 3 100 24 101 23 102 29 103 13 104 23 104 33 105 13 106 17 107 17 108 6 109 1 110 13 110 27 111 12 111 22 112 3 112 17 112 35 113 31 114 23 10 115 6 29 115 30 = 90 116 33 117 7 — 90 = 43 117 29 = 59 118 12 = 19 118 24 119 17 39 3 120 16 9 120 25 = 60 121 33 122 24 = 93 = 81 124 1 = 104 166 21 183 1 = 95 56
182 Vergleichung der reihenfolge der töne bei Lachmann mit der in unserer ausgabe. XIII 1 = 96 97 XIII 11 98 XV = XVI 1 = 99 = 100 XVII 1 101 XVII 31 94 3 1 8 4 67 79 10 1 73 11 6 80 13 5 8 13 33 83 14 38 16 36 70 68 18 29 69 20 16 76. 26 3 75 31 13 107 = 36 11 = 108 37 24 109 37 34 110 38 10 54 39 1 14 39 11 40 19 31 64 41 13 42 42 15 43 9 58 47 44 11 44 35 62 45 37 15 46 32 16 47 16 102 47 36 63 49 25 12 50 19 24 51 13 25 52 23 = 26 106 = 27 45 = — 52 = 37 = 51 = 89 53 46 49 = 50 = 38 = 66 = 32 = 92 30 33 34 — 103 5 35 48 30 55 82 — 78 71 = 79 — 85 28 = 87 = 36 = 61 20 21 57 6 53 25 54 37 56 14 57 23 58 21 59 37 60 34 61 33 62 6 63 8 63 32 6431 65 33 66 21 69 1 70 1 70 22 71 19 7135 72 31 73 23 74 20 75 25 76 22 78 24 82 11 84 14 85 25 85 34 87 1 88 9 90 15 91 17 92 9 93 20 94 11 95 17 96 29 = = = 44 = 23 = 11 = 91 84 88 72 77 86 74 fehlt „ = 17 = 18 = 41 105 = 65 40 ZZ 2 4 97 34 99 6 100 3 100 24 101 23 102 29 103 13 104 23 104 33 105 13 106 17 107 17 108 6 109 1 110 13 110 27 111 12 111 22 112 3 112 17 112 35 113 31 114 23 10 115 6 29 115 30 = 90 116 33 117 7 — 90 = 43 117 29 = 59 118 12 = 19 118 24 119 17 39 3 120 16 9 120 25 = 60 121 33 122 24 = 93 = 81 124 1 = 104 166 21 183 1 = 95 56
Strana 183
Verzeichnis der liederanfänge.1) Diu Minne lât sich nennen dâ 84 27 diu werlt was gelf, rôt unde blâ 55 friuntlîchen lac 36 ich bin einer der nie halben tac 64 33 ich sach hie vor eteswenne den tac 85 got gebe ir iemer guoten tac 39 1 nu wachet! uns gêt zuo der tac 69 61 rôter munt, wie du dich swachest 25 25 ahî wie kristenlîche nu der bâbest lachet 75 51 mir ist liep daz si mich klage 53 25 maneger frâget waz ich klage 8 ich lebte ie nâch der liute sage 103 17 swer verholne sorge trage 42 17 ouwê mîner wunneclîcher tage 26 9 swes leben ich lobe, des tôt den wil ich iemer klagen 79 33 mir ist mîn erre rede enmittenzwei geslagen 46 25 frô Werlt, ir sult dem wirte sagen 91 ez ist in unsern kurzen tagen 78 129 swelch herre nieman niht versaget 78 49 lange swîgen des hât ich gedâht 35 uns hât der winter geschat über al 54 wer zieret nu der êren sal 69 136 ez waere uns allen 44 wer gap dir, Minne, den gewalt 45 41 mîn êrste rede dies ie vernam 3 17 wîp muoz iemer sîn der wîbe hœhste name 63 37 in nomine dumme ich wil beginnen : sprechet âmen 75 121 Unmâze, nim dich beidiu an 78 89 sich wolte ein ses gesibent hân 78 81 der ich vil gedienet hân 52 41 wie frô Sælde kleiden kan 42 9 wie hân ich unsælic man 101 1) Ich habe nicht bloss die liederanfänge meiner ausgabe aufgenommen, sondern auch alle diejenigen strophen berück- sichtigt, die in einer von den anderen ausgaben als anfänge eines selbständigen liedes gefasst sind.
Verzeichnis der liederanfänge.1) Diu Minne lât sich nennen dâ 84 27 diu werlt was gelf, rôt unde blâ 55 friuntlîchen lac 36 ich bin einer der nie halben tac 64 33 ich sach hie vor eteswenne den tac 85 got gebe ir iemer guoten tac 39 1 nu wachet! uns gêt zuo der tac 69 61 rôter munt, wie du dich swachest 25 25 ahî wie kristenlîche nu der bâbest lachet 75 51 mir ist liep daz si mich klage 53 25 maneger frâget waz ich klage 8 ich lebte ie nâch der liute sage 103 17 swer verholne sorge trage 42 17 ouwê mîner wunneclîcher tage 26 9 swes leben ich lobe, des tôt den wil ich iemer klagen 79 33 mir ist mîn erre rede enmittenzwei geslagen 46 25 frô Werlt, ir sult dem wirte sagen 91 ez ist in unsern kurzen tagen 78 129 swelch herre nieman niht versaget 78 49 lange swîgen des hât ich gedâht 35 uns hât der winter geschat über al 54 wer zieret nu der êren sal 69 136 ez waere uns allen 44 wer gap dir, Minne, den gewalt 45 41 mîn êrste rede dies ie vernam 3 17 wîp muoz iemer sîn der wîbe hœhste name 63 37 in nomine dumme ich wil beginnen : sprechet âmen 75 121 Unmâze, nim dich beidiu an 78 89 sich wolte ein ses gesibent hân 78 81 der ich vil gedienet hân 52 41 wie frô Sælde kleiden kan 42 9 wie hân ich unsælic man 101 1) Ich habe nicht bloss die liederanfänge meiner ausgabe aufgenommen, sondern auch alle diejenigen strophen berück- sichtigt, die in einer von den anderen ausgaben als anfänge eines selbständigen liedes gefasst sind.
Strana 184
184 wie kumet daz ich sô manegem man 9 10 ir reinen wîp, ir werden man 92 1 ich freudehelfelôser man 45 1 von Rôme keiser hêre, ir hât alsô getân 79 1 der anegenge nie gewan 78 17 in einem zwîvellîchen wân 32 mich hât ein wunneclîcher wân 5 man hôhgemâc, an friunden kranc 78 57 nu sing ich als ich ê sanc 43 ich drabe dâ her vil rehte drîer slahte sanc 79 25 die lôsen scheltent guoten wîben minen sanc 51 10 mîn alter klôsenæere, von dem ich sô sanc 79 73 wol mich der stunde, daz ich sie erkande 18 ouwê waz êren sich ellendet von tiuschen landen 80 ir fürsten, die des küneges gerne waren âne 76 61 diu kristenheit gelepte nie sô gar nâch wâne 75 21 ich hân des Kerndæres gâbe dicke enpfangen 75 91 herzoge ûz Osterrîche, ez ist iu wol ergangen 76 21 mir hât ein liet von Franken 70b 1 die wile ich weiz drî hove sô lobelîcher manne 75 111 nemt, frouwe, disen kranz 13 ez troumte, des ist manic jâr 69 106 wer gesach ie bezzer jâr 59 ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr 81 ich wil nu teilen, ê ich var 53 1 frouwe, vernemt durch got mir ditze mæere 2 mirst diu êre unmæere 88 bin ich dir unmære 24 ich hân dem Mîssenære 74 15 genuoge herren sint gelîch den gougelæren 109 der künec mîn herre lêch mir gelt ze drîzec marken 76 51 von Rôme voget, von Pülle künec, lât iuch erbarmen 76 31 mîn sêle müeze wol gevarn 92 37 ich was durch wunder ûz gevarn 84 14 dô Friderîch ûz Osterrîche alsô gewarp 68 13 hie vor, dô man sô rehte minneclîchen warp 63 1 ein meister las 93 dô der sumer komen was 57 swâ der hôhe nider gât 71 27 bî den liuten nieman hât 90 1 swer sich ze friunde gewinnen lât 78 65 bote, sage dem keiser sînes armen mannes rât 79 57 swie wol der heide ir manicvaltiu varwe stât 38 1 er ist ein wol gefriunder man, alsô diu welt nu stât 110 got, dîner Trinitâte 94 got weiz wol, daz mîn lop war iemer hovestæte 76 102 wir suln den kochen râten 70a 15 genuoge kunnen deste baz 9 37 Werlt, du ensolt niht umbe daz 89 15
184 wie kumet daz ich sô manegem man 9 10 ir reinen wîp, ir werden man 92 1 ich freudehelfelôser man 45 1 von Rôme keiser hêre, ir hât alsô getân 79 1 der anegenge nie gewan 78 17 in einem zwîvellîchen wân 32 mich hât ein wunneclîcher wân 5 man hôhgemâc, an friunden kranc 78 57 nu sing ich als ich ê sanc 43 ich drabe dâ her vil rehte drîer slahte sanc 79 25 die lôsen scheltent guoten wîben minen sanc 51 10 mîn alter klôsenæere, von dem ich sô sanc 79 73 wol mich der stunde, daz ich sie erkande 18 ouwê waz êren sich ellendet von tiuschen landen 80 ir fürsten, die des küneges gerne waren âne 76 61 diu kristenheit gelepte nie sô gar nâch wâne 75 21 ich hân des Kerndæres gâbe dicke enpfangen 75 91 herzoge ûz Osterrîche, ez ist iu wol ergangen 76 21 mir hât ein liet von Franken 70b 1 die wile ich weiz drî hove sô lobelîcher manne 75 111 nemt, frouwe, disen kranz 13 ez troumte, des ist manic jâr 69 106 wer gesach ie bezzer jâr 59 ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr 81 ich wil nu teilen, ê ich var 53 1 frouwe, vernemt durch got mir ditze mæere 2 mirst diu êre unmæere 88 bin ich dir unmære 24 ich hân dem Mîssenære 74 15 genuoge herren sint gelîch den gougelæren 109 der künec mîn herre lêch mir gelt ze drîzec marken 76 51 von Rôme voget, von Pülle künec, lât iuch erbarmen 76 31 mîn sêle müeze wol gevarn 92 37 ich was durch wunder ûz gevarn 84 14 dô Friderîch ûz Osterrîche alsô gewarp 68 13 hie vor, dô man sô rehte minneclîchen warp 63 1 ein meister las 93 dô der sumer komen was 57 swâ der hôhe nider gât 71 27 bî den liuten nieman hât 90 1 swer sich ze friunde gewinnen lât 78 65 bote, sage dem keiser sînes armen mannes rât 79 57 swie wol der heide ir manicvaltiu varwe stât 38 1 er ist ein wol gefriunder man, alsô diu welt nu stât 110 got, dîner Trinitâte 94 got weiz wol, daz mîn lop war iemer hovestæte 76 102 wir suln den kochen râten 70a 15 genuoge kunnen deste baz 9 37 Werlt, du ensolt niht umbe daz 89 15
Strana 185
185 ich muoz verdienen swachen haz 71 40 noch dulte ich tougenlîchen haz 47 21 man seite mir ie von Tegersê 77 der rîfe tet den kleinen vogelen wê 56 ob ieman spreche, der nu lebe 69 1 waz hât diu werlt ze gebenne 21 mir ist von ir geschehen 13 33 ich hoere iu sô vil der tugende jehen 58 hoere im maneger êren jehen 103 1 ich ich hore des die wîsen jehen 69 76 ich hân mîn lêhen, al diu werlt, ich hân mîn lêhen 76 41 sie frâgent mich vil dicke, waz ich habe gesehen 79 9 Werlt, ich hân dînen lôn ersehen 92 25 der stuol ze Rôme ist allerêrst berihtet rehte 75 1 müget ir schouwen waz dem meien 25 den dîemant den edelen stein 78 9 ich saz ûf eime steine 67 49 âne liep sô manic leit 61 mîner frouwen darf niht wesen leit 26 33 mehtiger got, du bist sô lanc und bist sô breit 79 81 ir bischofe und ir edeln pfaffen ir sît verleitet 75 41 dîe wîsen râtent, swer ze himelrîche welle 106 21 ichn weiz wem ich gelîchen muoz die hovebellen 75 101 mit sælden müeze ich hiute ûf stên 69 211 sagt an, her Stoc, hât iuch der bâbest her gesendet 75 61 leider ich muoz mich entwenen 90 8 ich trunke gerne dâ man bî der mâze schenket 106 31 der alsô guotes wîbes gert als ich dâ ger 51 28 allerêrst lebe ich mir werde 83 dô Liupolt sparte ûf gotes vart, ûf künftige êre 75 141 Philippe, künec hêre 70a 1 nu sol der keiser hêre 74 29 her Wîcman, ist daz êre 70b 15 swer sich des stæten friundes durch übermuot behêret 106 51 swelch herze sich bî disen ziten niht verkêret 75 31 mir hât her Gêrhart Atze ein pfert 72 1 waz wunders in der werlte vert 69 196 nieman kan mit gerten 87 her bâbest, ich mac wol genesen 73 25 sô wê dir, Werlt, wie übel du stêst 69 91 ich wolt hern Otten milte nâch der lenge mezzen 76 11 ouwê wir müezegen liute, wie sîn wir versezzen 80 15 jâ lige ich mit gedanken der alrebesten bî 96 ich wânde daz sie waere missewende frî 51 37 swer giht daz minne sünde si 3 25 swer an des edeln lantgrâven râte sî 79 41 der in den ôren siech von ungesühte si 68 49 zwô fuoge hân ich doch, swie ungefüege ich si 63 13 swie liep si mir von herzen sî 32 17
185 ich muoz verdienen swachen haz 71 40 noch dulte ich tougenlîchen haz 47 21 man seite mir ie von Tegersê 77 der rîfe tet den kleinen vogelen wê 56 ob ieman spreche, der nu lebe 69 1 waz hât diu werlt ze gebenne 21 mir ist von ir geschehen 13 33 ich hoere iu sô vil der tugende jehen 58 hoere im maneger êren jehen 103 1 ich ich hore des die wîsen jehen 69 76 ich hân mîn lêhen, al diu werlt, ich hân mîn lêhen 76 41 sie frâgent mich vil dicke, waz ich habe gesehen 79 9 Werlt, ich hân dînen lôn ersehen 92 25 der stuol ze Rôme ist allerêrst berihtet rehte 75 1 müget ir schouwen waz dem meien 25 den dîemant den edelen stein 78 9 ich saz ûf eime steine 67 49 âne liep sô manic leit 61 mîner frouwen darf niht wesen leit 26 33 mehtiger got, du bist sô lanc und bist sô breit 79 81 ir bischofe und ir edeln pfaffen ir sît verleitet 75 41 dîe wîsen râtent, swer ze himelrîche welle 106 21 ichn weiz wem ich gelîchen muoz die hovebellen 75 101 mit sælden müeze ich hiute ûf stên 69 211 sagt an, her Stoc, hât iuch der bâbest her gesendet 75 61 leider ich muoz mich entwenen 90 8 ich trunke gerne dâ man bî der mâze schenket 106 31 der alsô guotes wîbes gert als ich dâ ger 51 28 allerêrst lebe ich mir werde 83 dô Liupolt sparte ûf gotes vart, ûf künftige êre 75 141 Philippe, künec hêre 70a 1 nu sol der keiser hêre 74 29 her Wîcman, ist daz êre 70b 15 swer sich des stæten friundes durch übermuot behêret 106 51 swelch herze sich bî disen ziten niht verkêret 75 31 mir hât her Gêrhart Atze ein pfert 72 1 waz wunders in der werlte vert 69 196 nieman kan mit gerten 87 her bâbest, ich mac wol genesen 73 25 sô wê dir, Werlt, wie übel du stêst 69 91 ich wolt hern Otten milte nâch der lenge mezzen 76 11 ouwê wir müezegen liute, wie sîn wir versezzen 80 15 jâ lige ich mit gedanken der alrebesten bî 96 ich wânde daz sie waere missewende frî 51 37 swer giht daz minne sünde si 3 25 swer an des edeln lantgrâven râte sî 79 41 der in den ôren siech von ungesühte si 68 49 zwô fuoge hân ich doch, swie ungefüege ich si 63 13 swie liep si mir von herzen sî 32 17
Strana 186
186 diu krône ist elter danne der künec Philippes sî 68 1 daz milter man gar wârhaft sî 86 ich gesprach nie wol von guoten wîben 11 vil tumbiu Werlt, ziuch dînen zoum, wart umbe dich 108 Philippes künec, die nâhe spehenden zihent dich 68 37 dêswâr, Reimâr, du riuwes mich 71 14 swelch man wirt âne muot ze rîch 78 113 rît ze hove, Dietrich 71 66 frô Salde teilet umbe sich 45 33 ein frouwe wil ze schedelîche 62 11 genâde, frouwe ! alsô bescheidenlîche 34 ouwê ez kumt ein wint, daz wizzet sicherliche 80 8 in gesach nie tage slîchen 33 7 ich hân hern Otten triuwe, er welle mich noch rîchen 76 1 ir vil minneclîchen ougenblicke 22 her keiser, swenne ir Tiuschen fride 73 61 du solt eine rede vermîden 33 13 dô gotes sun hien erde gie 73 37 mîn frouwe ist underwilent hie 47 1 er schalc, in swelhem namen er sî, der dankes triege 76 81 uns irret einer hande diet 72 33 an dem frîtage wurde wir vor der helle gefriet 107 21 nu wil ich mich des scharpfen sanges ouch genieten 75 131 ich hôrte diu wazzer diezen 67 1 frouwe enlât iuch niht verdriezen 28 frouwe, enlât iuch des sô niht verdriezen 2 9 ' sît willekomen, her wirt’, dem gruoze muoz ich swîgen 75 71 maneger trûret, dem doch liep geschiht 64 17 ein man verbiutet âne pfliht 65 min ouge michel wunder siht 60 11 sie frâgent unde frâgent aber alze vil 38 17 künc Constantîn der gap sô vil 69 46 ich hân ir gedienet vil 90 22 got gît ze künege swen er wil 73 13 mir tuot einer slahte wille 4 herzeliebez frouwelîn 12 herzeliebez frouwelîn 97 solt ich den pfaffen râten an den triuwen mîn 79 65 mac ieman deste wîser sîn 47 31 ich bin des milten lantgrâven ingesinde 75 81 under der linden 14 jâ waz wirt der kleinen vogelîne 98 die verzagten aller guoten dinge 50 wer kan nu ze danke singen 41 waz sol lieblich sprechen? waz sol singen 40 8 ouwê, hovelîchez singen 66 sô die bluomen ûz dem grase dringent 15 er hât niht wol getrunken, der sich übertrinket 106 41 vil süeze wære minne 82
186 diu krône ist elter danne der künec Philippes sî 68 1 daz milter man gar wârhaft sî 86 ich gesprach nie wol von guoten wîben 11 vil tumbiu Werlt, ziuch dînen zoum, wart umbe dich 108 Philippes künec, die nâhe spehenden zihent dich 68 37 dêswâr, Reimâr, du riuwes mich 71 14 swelch man wirt âne muot ze rîch 78 113 rît ze hove, Dietrich 71 66 frô Salde teilet umbe sich 45 33 ein frouwe wil ze schedelîche 62 11 genâde, frouwe ! alsô bescheidenlîche 34 ouwê ez kumt ein wint, daz wizzet sicherliche 80 8 in gesach nie tage slîchen 33 7 ich hân hern Otten triuwe, er welle mich noch rîchen 76 1 ir vil minneclîchen ougenblicke 22 her keiser, swenne ir Tiuschen fride 73 61 du solt eine rede vermîden 33 13 dô gotes sun hien erde gie 73 37 mîn frouwe ist underwilent hie 47 1 er schalc, in swelhem namen er sî, der dankes triege 76 81 uns irret einer hande diet 72 33 an dem frîtage wurde wir vor der helle gefriet 107 21 nu wil ich mich des scharpfen sanges ouch genieten 75 131 ich hôrte diu wazzer diezen 67 1 frouwe enlât iuch niht verdriezen 28 frouwe, enlât iuch des sô niht verdriezen 2 9 ' sît willekomen, her wirt’, dem gruoze muoz ich swîgen 75 71 maneger trûret, dem doch liep geschiht 64 17 ein man verbiutet âne pfliht 65 min ouge michel wunder siht 60 11 sie frâgent unde frâgent aber alze vil 38 17 künc Constantîn der gap sô vil 69 46 ich hân ir gedienet vil 90 22 got gît ze künege swen er wil 73 13 mir tuot einer slahte wille 4 herzeliebez frouwelîn 12 herzeliebez frouwelîn 97 solt ich den pfaffen râten an den triuwen mîn 79 65 mac ieman deste wîser sîn 47 31 ich bin des milten lantgrâven ingesinde 75 81 under der linden 14 jâ waz wirt der kleinen vogelîne 98 die verzagten aller guoten dinge 50 wer kan nu ze danke singen 41 waz sol lieblich sprechen? waz sol singen 40 8 ouwê, hovelîchez singen 66 sô die bluomen ûz dem grase dringent 15 er hât niht wol getrunken, der sich übertrinket 106 41 vil süeze wære minne 82
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187 saget mir ieman, waz ist minne 30 aller werdekeit ein füegærinne 16 rich, herre, dich und dîne muoter, der megede kint 79 49 sumer unde winter beide sint 23 swâ guoter hande wurzen sint 72 17 wolveile unwirdet mangen lîp 78 105 mîn frouwe ist ein ungenædic wîp 26 diu minne ist weder man noch wip 78 121 selpvar ein wîp 105 mich nimt iemer wunder waz ein wîp 29 si wunderwol gemachet wîp 27 wie sol man gewarten dir 89 der hof ze Wiene sprach ze mir 69 31 wir klagen alle und wizzen doch niht waz uns wirret 75 11 swer mir ist slipfic als ein îs 78 73 vil hôhgelobter got, wie selten ich dich prîse 76 71 wer sleht den lewen? wer sleht den risen 78 97 junc man, in swelher ahte du bist 69 181 ich bin iu eines dinges holt, haz unde nît 51 19 ich lepte wol und âne nît 47 11 ich minne, sinne lange zît 102 ich hân die zît 99 ein niuwer sumer, ein niuwe zît 20 waz ich doch gegen der schoenen zît 6 Minne diu hât einen site 37 Herzoge ûz Osterrîche, lâ mich bî den liuten 75 151 ich bin als unschedelîche frô 64 ich wære dicke gerne frô 39 19 ich bin nu sô rehte frô 19 von Kölne werder bischof, sit von schulden frô 79 17 hie vor, dôs alle wâren frô 60 21 ich wil nu mêre uf ir genâde wesen frô 46 1 wil aber iemen wesen frô 42 ich hân ir sô wol gesprochen 31 die veter habent ir kint erzogen 69 121 ist daz mich dienest helfen sol 103 25 sît deich ir eigenlîchen sol 3 33 ob ich mich selben rüemen sol 49 ouwê daz mir sô maneger missebieten sol 46 33 der Mîssenæere solde 74 1 ich bin dem Bogenære holt 78 1 ir sult sprechen willekomen 52 her keiser, sît ir willekomen 73 1 die grîsen wolten michs überkomen 60 nu bîtet, lât mich wider komen 53 13 die mir in dem winter fröude hânt benomen 48 drî sorge habe ich mir genomen 71 53 waz êren hât frô Bône 70a 29 an wibe lobe stêt wol daz man sie heize schone 75 171
187 saget mir ieman, waz ist minne 30 aller werdekeit ein füegærinne 16 rich, herre, dich und dîne muoter, der megede kint 79 49 sumer unde winter beide sint 23 swâ guoter hande wurzen sint 72 17 wolveile unwirdet mangen lîp 78 105 mîn frouwe ist ein ungenædic wîp 26 diu minne ist weder man noch wip 78 121 selpvar ein wîp 105 mich nimt iemer wunder waz ein wîp 29 si wunderwol gemachet wîp 27 wie sol man gewarten dir 89 der hof ze Wiene sprach ze mir 69 31 wir klagen alle und wizzen doch niht waz uns wirret 75 11 swer mir ist slipfic als ein îs 78 73 vil hôhgelobter got, wie selten ich dich prîse 76 71 wer sleht den lewen? wer sleht den risen 78 97 junc man, in swelher ahte du bist 69 181 ich bin iu eines dinges holt, haz unde nît 51 19 ich lepte wol und âne nît 47 11 ich minne, sinne lange zît 102 ich hân die zît 99 ein niuwer sumer, ein niuwe zît 20 waz ich doch gegen der schoenen zît 6 Minne diu hât einen site 37 Herzoge ûz Osterrîche, lâ mich bî den liuten 75 151 ich bin als unschedelîche frô 64 ich wære dicke gerne frô 39 19 ich bin nu sô rehte frô 19 von Kölne werder bischof, sit von schulden frô 79 17 hie vor, dôs alle wâren frô 60 21 ich wil nu mêre uf ir genâde wesen frô 46 1 wil aber iemen wesen frô 42 ich hân ir sô wol gesprochen 31 die veter habent ir kint erzogen 69 121 ist daz mich dienest helfen sol 103 25 sît deich ir eigenlîchen sol 3 33 ob ich mich selben rüemen sol 49 ouwê daz mir sô maneger missebieten sol 46 33 der Mîssenæere solde 74 1 ich bin dem Bogenære holt 78 1 ir sult sprechen willekomen 52 her keiser, sît ir willekomen 73 1 die grîsen wolten michs überkomen 60 nu bîtet, lât mich wider komen 53 13 die mir in dem winter fröude hânt benomen 48 drî sorge habe ich mir genomen 71 53 waz êren hât frô Bône 70a 29 an wibe lobe stêt wol daz man sie heize schone 75 171
Strana 188
188 mir ist verspart der saelden tor 69 16 herre got, gesegene mich vor sorgen 10 ez gienc eins tages als unser herre wart geborn 68 25 ich hâte ein schoene bilde erkorn 92 49 müeste ich noch geleben daz ich die rôsen 40 swer âne vorhte, herre got 69 151 stæte ist ein angest und ein nôt 7 die zwîvelære sprechent, ez sî allez tôt 51 1 her keiser, ich bin frônebote 73 49 ich sach mit minen ougen 67 25 die herren jehent, man sülz den frouwen 62 1 durhsüezet und geblüemet sint die reinen frouwen 106 1 mîn frouwe ist zwir beslozzen 21 11 jârlanc sint die tage trüebe 100 ir fürsten, tugendet iuwer sinne mit reiner güete 107 1 vil süeziu frouwe hôhgelopt mit reiner güete 106 11 ein wîp mit wîbes güete 104 daz ich dich sô selten grüeze 33 Marjâ klâr, vil hôhgeloptiu frouwe süeze 107 11 ouwê daz wîsheit unde jugent 71 1 selbwahsen kint, du bist ze krump 84 1 ich hân gesehen in der werlte ein michel wunder 76 91 ouwê der wîse die wir mit den grillen sungen 80 22 sît got ein rehter rihtære heizet an den buochen 76 112 ich hân gemerket von der Seine unz an die Muore 75 161 dir hât enboten, frouwe guot 3 1 weder ist ez übel, oder ist ez guot 9 swer houbetsünde unt schande tuot 69 166 ganzer fröuden wart mir nie sô wol ze muote 17 junger man, wis hôhes muotes 1 ich sanc hie vor den frouwen umbe ir blôzen gruoz 63 49.
188 mir ist verspart der saelden tor 69 16 herre got, gesegene mich vor sorgen 10 ez gienc eins tages als unser herre wart geborn 68 25 ich hâte ein schoene bilde erkorn 92 49 müeste ich noch geleben daz ich die rôsen 40 swer âne vorhte, herre got 69 151 stæte ist ein angest und ein nôt 7 die zwîvelære sprechent, ez sî allez tôt 51 1 her keiser, ich bin frônebote 73 49 ich sach mit minen ougen 67 25 die herren jehent, man sülz den frouwen 62 1 durhsüezet und geblüemet sint die reinen frouwen 106 1 mîn frouwe ist zwir beslozzen 21 11 jârlanc sint die tage trüebe 100 ir fürsten, tugendet iuwer sinne mit reiner güete 107 1 vil süeziu frouwe hôhgelopt mit reiner güete 106 11 ein wîp mit wîbes güete 104 daz ich dich sô selten grüeze 33 Marjâ klâr, vil hôhgeloptiu frouwe süeze 107 11 ouwê daz wîsheit unde jugent 71 1 selbwahsen kint, du bist ze krump 84 1 ich hân gesehen in der werlte ein michel wunder 76 91 ouwê der wîse die wir mit den grillen sungen 80 22 sît got ein rehter rihtære heizet an den buochen 76 112 ich hân gemerket von der Seine unz an die Muore 75 161 dir hât enboten, frouwe guot 3 1 weder ist ez übel, oder ist ez guot 9 swer houbetsünde unt schande tuot 69 166 ganzer fröuden wart mir nie sô wol ze muote 17 junger man, wis hôhes muotes 1 ich sanc hie vor den frouwen umbe ir blôzen gruoz 63 49.
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Wórterbuch.!) a inter), zur verstärkung des nachdrucks angehängt an imperative (bekerä, sniä) oder imperativische parti- keln (neinâ). ab präp. von. abe adv. ab. aber abermals; aber. abgründe stn. abgrund. ahi ?nierj. hah. ahte stf. lage, stand. æhtære sim. geächteter. al adj. all, ganz; auch adv.; aldä, alhie kaum verschieden von dä, hie. aleine mit gen. verlassen von. allerérst, alrerst zuerst, erst recht; von alrerste zuerst. allez eigentl. acc. sg. n. immer- fort. Alman bezeichnung des Deut- schen im munde des Ita- lieners. alınuosenzre almosenempfän- ger. alsam ebenso; rel. ebenso wie; als ob. alsö, abgeschwächt alse, als adv. so, ebenso, unter der bedingung; rel. wie, wenn. alsolch gerade solch. algus so. alten swv. alt werden. alter stm. altar. alters eine ganz alle. alumbe ringsherum. alzan = allez an immerfort. ande swm. kränkung. anden strafen. ander adj. der zweite; in einem vergleiche pleonastisch: als min ander hant wie meine hand. anders adverbialer gen. im übrigen, sonst. ane, àn ohne, ausser; mt vor- angestelliem gen. ledig, er- mangelnd. anegenge sin. anfang. anegengen swo. einen anegane, d. h. eine heil oder unhetl be- deutende begegnung machen. ange adv. zu enge sorgfältig. angestlich schrecklich. arc arg, karg. arebeit stf. mühe, leid; das durch mühe errungene. arke f. kasten. armen swv. arm sein. armman unglücklicher mann. ars stm. der hintere. art stf. beschaffenheit. arzenie sif. heilkunde. bábest papst. balde adv. ewig. balsamite balsampflanze. balsme swm. balsam. balt kühn, dreist. ban stm., pl. benne bann. !) Man suche » immer unter f.
Wórterbuch.!) a inter), zur verstärkung des nachdrucks angehängt an imperative (bekerä, sniä) oder imperativische parti- keln (neinâ). ab präp. von. abe adv. ab. aber abermals; aber. abgründe stn. abgrund. ahi ?nierj. hah. ahte stf. lage, stand. æhtære sim. geächteter. al adj. all, ganz; auch adv.; aldä, alhie kaum verschieden von dä, hie. aleine mit gen. verlassen von. allerérst, alrerst zuerst, erst recht; von alrerste zuerst. allez eigentl. acc. sg. n. immer- fort. Alman bezeichnung des Deut- schen im munde des Ita- lieners. alınuosenzre almosenempfän- ger. alsam ebenso; rel. ebenso wie; als ob. alsö, abgeschwächt alse, als adv. so, ebenso, unter der bedingung; rel. wie, wenn. alsolch gerade solch. algus so. alten swv. alt werden. alter stm. altar. alters eine ganz alle. alumbe ringsherum. alzan = allez an immerfort. ande swm. kränkung. anden strafen. ander adj. der zweite; in einem vergleiche pleonastisch: als min ander hant wie meine hand. anders adverbialer gen. im übrigen, sonst. ane, àn ohne, ausser; mt vor- angestelliem gen. ledig, er- mangelnd. anegenge sin. anfang. anegengen swo. einen anegane, d. h. eine heil oder unhetl be- deutende begegnung machen. ange adv. zu enge sorgfältig. angestlich schrecklich. arc arg, karg. arebeit stf. mühe, leid; das durch mühe errungene. arke f. kasten. armen swv. arm sein. armman unglücklicher mann. ars stm. der hintere. art stf. beschaffenheit. arzenie sif. heilkunde. bábest papst. balde adv. ewig. balsamite balsampflanze. balsme swm. balsam. balt kühn, dreist. ban stm., pl. benne bann. !) Man suche » immer unter f.
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190 baniere stf. banner. bannen stv. prát. bien in den bann tun. bar mit gen. entblósst von. barmenære erbarmer. barmunge stf. erbarmen. barn stn. kind. baz adv.besser,wohler, pleonas- tisch nach com.: grœzer baz. bede = beide. bedenken mit acc. sorgen für. bevollen adv. völlig. begân, begên stv., prdt. begie unternehmen, ausüben; sich begén leben. begonde, begunde prät. von beginnen. begrifen greifen. behalten bewahren, aufbe- wahren, zurückhaltend im geben sein; den strit b. den steg behaupten; sich b. sich halten, aufführen. behêren swv. refl. mit gen. sich jemandem gegenüber über- heben. beherten erzwingen. behüeten behüten, verhüten, sich hüten vor. beide— unde sowohl — als auch. beidenthalp, bêdenthalben auf beiden seiten. beiten swv. mit gen. warten. bejagen erwerben. bekennen kennen. bek&ren wenden, einrichten. bekerkeln einkerkern (?). bekliben siv. fest wachsen, wurzel fassen. belangen unpers. verlangen. beliben, bliben stv. bleiben, zurückbleiben. benahten die nacht hinbringen. berâten siv. versorgen. bereiten zurecht machen. berihten in ordnung bringen, unterwetsen. bern stv. tragen, bringen, schaffen. bern swv. schlagen. bescheiden stv. auseinander- setzen; zuweisen, bestimmen. bescheiden, part. dazu, sich zu benehmen wissend. bescheidenlich adj. gebührlich. bescheidenliche adv. auf fest- gesetzle weise; alsó b. unter solcher bedingung. bescheinen swo. offenbar ma- chen. beschelten stv. schelten; part. bescholten mit makel be- haftet. beschcenen verschönern, wohl aufnehmen (?). beseme swm. besen. besitzen belagern, bildl. 82 51. besliezen canschliessen, zu- schliessen. besorgen mat acc. sorge tragen etwas abzuwenden. bestán, bestén angreifen, er- greifen; zukommen, zuge- hören (mit acc.). beste adv.; s6 — beste so gut als. bestellen besetzen. besunder adv. besonders, em- zeln. besuochen nachsuchen. beswaeren schwer machen, be- kümmern. betagen zw tage kommen; den tag hinbringen. bete stf. bitte. betiuten deutlich beschreiben. beteren zum toren machen, äffen. beträgen unpers. m. acc. der person u. gen. der sache, zu lange dauern, lästig werden. betriegen stv. betrügen; part. betrogen verblendet. bettestat lagerstätte. bewæren beweisen. bewarn schützen; verhüten. bewarten mit einer wache be- setzen.
190 baniere stf. banner. bannen stv. prát. bien in den bann tun. bar mit gen. entblósst von. barmenære erbarmer. barmunge stf. erbarmen. barn stn. kind. baz adv.besser,wohler, pleonas- tisch nach com.: grœzer baz. bede = beide. bedenken mit acc. sorgen für. bevollen adv. völlig. begân, begên stv., prdt. begie unternehmen, ausüben; sich begén leben. begonde, begunde prät. von beginnen. begrifen greifen. behalten bewahren, aufbe- wahren, zurückhaltend im geben sein; den strit b. den steg behaupten; sich b. sich halten, aufführen. behêren swv. refl. mit gen. sich jemandem gegenüber über- heben. beherten erzwingen. behüeten behüten, verhüten, sich hüten vor. beide— unde sowohl — als auch. beidenthalp, bêdenthalben auf beiden seiten. beiten swv. mit gen. warten. bejagen erwerben. bekennen kennen. bek&ren wenden, einrichten. bekerkeln einkerkern (?). bekliben siv. fest wachsen, wurzel fassen. belangen unpers. verlangen. beliben, bliben stv. bleiben, zurückbleiben. benahten die nacht hinbringen. berâten siv. versorgen. bereiten zurecht machen. berihten in ordnung bringen, unterwetsen. bern stv. tragen, bringen, schaffen. bern swv. schlagen. bescheiden stv. auseinander- setzen; zuweisen, bestimmen. bescheiden, part. dazu, sich zu benehmen wissend. bescheidenlich adj. gebührlich. bescheidenliche adv. auf fest- gesetzle weise; alsó b. unter solcher bedingung. bescheinen swo. offenbar ma- chen. beschelten stv. schelten; part. bescholten mit makel be- haftet. beschcenen verschönern, wohl aufnehmen (?). beseme swm. besen. besitzen belagern, bildl. 82 51. besliezen canschliessen, zu- schliessen. besorgen mat acc. sorge tragen etwas abzuwenden. bestán, bestén angreifen, er- greifen; zukommen, zuge- hören (mit acc.). beste adv.; s6 — beste so gut als. bestellen besetzen. besunder adv. besonders, em- zeln. besuochen nachsuchen. beswaeren schwer machen, be- kümmern. betagen zw tage kommen; den tag hinbringen. bete stf. bitte. betiuten deutlich beschreiben. beteren zum toren machen, äffen. beträgen unpers. m. acc. der person u. gen. der sache, zu lange dauern, lästig werden. betriegen stv. betrügen; part. betrogen verblendet. bettestat lagerstätte. bewæren beweisen. bewarn schützen; verhüten. bewarten mit einer wache be- setzen.
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bewegen stv., sich eines dinges auf etwas verzichten. bezzer 35 20 nützlicher. bezzerunge wendung bessern. bi práp. bei, an; bi drizec pfun- den gegen dreissig pfund; adv. in der ndhe. biderbe nützlich, tüchtig, vor- bien prát. von bannen. [nehm. bieten: an b. — erbieten, er- weisen. bilde sin. bild, gebilde, vorbild. binden, ze beine gering an- schlagen; wol gebunden mit gutem gebende. bispel stn. lehrhafte rede. biten stv. bitten, mit gen. um etwas; mit dat. für einen. biten stv. warten. bla blau. blat, niht ein b. nicht das ge- ringste. blecken sichtbar werden. blichen stv. blass, farblos blint blind, dunkel. [werden. blôz substantiviert in decke b. decke das blosse (?). blüemen (mit blumen) schmü- cken. bluot stf., £e blüete blüte. Bogenære Bogner, graf von Katzenellenbogen. bore sim. borg: âne b. so dass nicht (weiter) geborgt wird. borgen auf borg nehmen oder geben; üz b. entleihen; vgl. Zarncke, PBB VII, 602. bosch busch. bœse geizig 75 87. bôsen swv. schlecht sein. boteschaft tätigkeit als bote. bouwen = büwen wohnen. bra stf. braue. brechen durchbrechen, sich durch etwas nicht einengen lassen; für b. bei seite schie- ben, als micht vorhanden betrachten. 24m 191 breiten ausbreiten. brief aufzeichnung (schuld- buch). brinnen stv., prät. bran bren- nen (inir.). brœde hinfällig. brogen sich übermütig be- nehmen. brunne swm. quelle. biiezen wider gut machen, ab- hülfe wovon verschaffen (mit gen). buggerämen 2» buggerâm (ein aus ziegenhaaren gewebter stoff) kleiden (2). buoz, des ist b. dafür ist ab- hülfe geschaffen. butze swm. schreckbild. cirke swm. reif, fürstenkrone. dà (da) da; rel. wo, dà .. an daran, woran; dà .. inne darin, worin etc. Es dient auch zur einleitung einer antwort, z. b. 36 46. dagen swo. schweigen. dahte prät. von decken. dan, danne, denne als nach comparativen. dan, dannen von dannen, rel. von wo. dane dank, preis; dankes frei- willig ; äne danc wider willen. dandern == die andern. danne, denne dann; == dan. dannoch, dennoch ferner noch, noch. dar dahin, wohin, dazu; alsó dar immer zu. dar = dä n dar abe, dar an etc. dast — daz ist. dazt — daz du. dehein, dekein irgend ein (ul- lus), ke?n. deich — daz ich. deis, deist — daz ist. deiz — daz ez.
bewegen stv., sich eines dinges auf etwas verzichten. bezzer 35 20 nützlicher. bezzerunge wendung bessern. bi práp. bei, an; bi drizec pfun- den gegen dreissig pfund; adv. in der ndhe. biderbe nützlich, tüchtig, vor- bien prát. von bannen. [nehm. bieten: an b. — erbieten, er- weisen. bilde sin. bild, gebilde, vorbild. binden, ze beine gering an- schlagen; wol gebunden mit gutem gebende. bispel stn. lehrhafte rede. biten stv. bitten, mit gen. um etwas; mit dat. für einen. biten stv. warten. bla blau. blat, niht ein b. nicht das ge- ringste. blecken sichtbar werden. blichen stv. blass, farblos blint blind, dunkel. [werden. blôz substantiviert in decke b. decke das blosse (?). blüemen (mit blumen) schmü- cken. bluot stf., £e blüete blüte. Bogenære Bogner, graf von Katzenellenbogen. bore sim. borg: âne b. so dass nicht (weiter) geborgt wird. borgen auf borg nehmen oder geben; üz b. entleihen; vgl. Zarncke, PBB VII, 602. bosch busch. bœse geizig 75 87. bôsen swv. schlecht sein. boteschaft tätigkeit als bote. bouwen = büwen wohnen. bra stf. braue. brechen durchbrechen, sich durch etwas nicht einengen lassen; für b. bei seite schie- ben, als micht vorhanden betrachten. 24m 191 breiten ausbreiten. brief aufzeichnung (schuld- buch). brinnen stv., prät. bran bren- nen (inir.). brœde hinfällig. brogen sich übermütig be- nehmen. brunne swm. quelle. biiezen wider gut machen, ab- hülfe wovon verschaffen (mit gen). buggerämen 2» buggerâm (ein aus ziegenhaaren gewebter stoff) kleiden (2). buoz, des ist b. dafür ist ab- hülfe geschaffen. butze swm. schreckbild. cirke swm. reif, fürstenkrone. dà (da) da; rel. wo, dà .. an daran, woran; dà .. inne darin, worin etc. Es dient auch zur einleitung einer antwort, z. b. 36 46. dagen swo. schweigen. dahte prät. von decken. dan, danne, denne als nach comparativen. dan, dannen von dannen, rel. von wo. dane dank, preis; dankes frei- willig ; äne danc wider willen. dandern == die andern. danne, denne dann; == dan. dannoch, dennoch ferner noch, noch. dar dahin, wohin, dazu; alsó dar immer zu. dar = dä n dar abe, dar an etc. dast — daz ist. dazt — daz du. dehein, dekein irgend ein (ul- lus), ke?n. deich — daz ich. deis, deist — daz ist. deiz — daz ez.
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192 dekein = dehein. denne = danne. der, diu, daz pron. dem. und rel., art.; gen. des deswegen; diu (instrumentalis) geliche derartig. der zn dermite, dernider = dar, dá. derde — die erde. dést — daz ist. deste desto. déswár — daz ist wâr fürwahr. deweder irgend einer (mit negation keiner) von zweien. dicke oft. dienen dienen, verdienen. dienest stm. oder stn. dienst; min d. sagen eine empfeh- lung von mir bestellen; sin d. enbieten eine empfehlung sagen lassen. dienstmann ministeriale. diep, mîn d. der mich bestohlen hat. diet stf. volk, leute; die heiden. diezen stv. rauschen. dinc sache, angelegenheit. dingen verhandeln. dirre, disiu, diz oder ditze dieser. disputieren 76, 58 abschätzen (?); vgl. Schönbach, ZfdA 39, 347 diufe stf. diebstahl. dö (do) da, damals, als. doln dulden. dôn ton; dœnen tönen. därperheit bäurisches beneh- men. dörperlich bäurisch. dougen = diu ougen. draben traben. dræte adj, drâte adv. schnell. drie stf. die drei, dreiheit. drien dreifaltig, zur drei ma- chen. dringen stv. dringen, drängen. driunge verdreifachung. dró stf. drohung. dra stf. schlinge, klemme. drůzzel stm. schnauze. dulteclich mit leiden verknüpft. dumme entstellt aus lat. domini. durch, dur wegen, wm — willen. durchsüezen mit lieblichkeit durchdringen. Dürinc, Dürenc stm. Thüringer. dürfen nötig haben, brauchen. dürfte stf. bedürftigkeit. dürkel durchlöchert. duz stm. schall. & stf. satzung; insbesondere kirchliche satzung im gegen- satz zu der weltlichen (reht); religion. & adv. früher, eher, lieber ; be- vor, ehe; dafür auch 6 danne, é daz; als prüp. in & daz vordem. ebenære gleichmacher. ebene adv. gleichmdssig, an- gemessen. ebenkristen mitchrist. eht, et adv. nur, eben, nun einmal. eichin adj. von eichenholz. eiden in eid nehmen. eigen adj. eigen, leibeigen; stn. eigentum, spec. grundbesitz ; für e. zu eigen. | eigenlichen adv. wie ein leib- eigener. ein e?n, allein; sin eines leben : das leben von ihm allen; | eine sw. nom. oder adv. allein, auch mit gen., z. b. liebes eine ohne den geliebten; üf ein zusammen; als artıkel auch in vergleichungen und anreden, wo im mhd. kem artikel steht, einest einmal. einlif elf. einlœtic aus eimer gleichmäs- sigen masse gebildet (?). eischen stv. fordern. ellen sín. kraft.
192 dekein = dehein. denne = danne. der, diu, daz pron. dem. und rel., art.; gen. des deswegen; diu (instrumentalis) geliche derartig. der zn dermite, dernider = dar, dá. derde — die erde. dést — daz ist. deste desto. déswár — daz ist wâr fürwahr. deweder irgend einer (mit negation keiner) von zweien. dicke oft. dienen dienen, verdienen. dienest stm. oder stn. dienst; min d. sagen eine empfeh- lung von mir bestellen; sin d. enbieten eine empfehlung sagen lassen. dienstmann ministeriale. diep, mîn d. der mich bestohlen hat. diet stf. volk, leute; die heiden. diezen stv. rauschen. dinc sache, angelegenheit. dingen verhandeln. dirre, disiu, diz oder ditze dieser. disputieren 76, 58 abschätzen (?); vgl. Schönbach, ZfdA 39, 347 diufe stf. diebstahl. dö (do) da, damals, als. doln dulden. dôn ton; dœnen tönen. därperheit bäurisches beneh- men. dörperlich bäurisch. dougen = diu ougen. draben traben. dræte adj, drâte adv. schnell. drie stf. die drei, dreiheit. drien dreifaltig, zur drei ma- chen. dringen stv. dringen, drängen. driunge verdreifachung. dró stf. drohung. dra stf. schlinge, klemme. drůzzel stm. schnauze. dulteclich mit leiden verknüpft. dumme entstellt aus lat. domini. durch, dur wegen, wm — willen. durchsüezen mit lieblichkeit durchdringen. Dürinc, Dürenc stm. Thüringer. dürfen nötig haben, brauchen. dürfte stf. bedürftigkeit. dürkel durchlöchert. duz stm. schall. & stf. satzung; insbesondere kirchliche satzung im gegen- satz zu der weltlichen (reht); religion. & adv. früher, eher, lieber ; be- vor, ehe; dafür auch 6 danne, é daz; als prüp. in & daz vordem. ebenære gleichmacher. ebene adv. gleichmdssig, an- gemessen. ebenkristen mitchrist. eht, et adv. nur, eben, nun einmal. eichin adj. von eichenholz. eiden in eid nehmen. eigen adj. eigen, leibeigen; stn. eigentum, spec. grundbesitz ; für e. zu eigen. | eigenlichen adv. wie ein leib- eigener. ein e?n, allein; sin eines leben : das leben von ihm allen; | eine sw. nom. oder adv. allein, auch mit gen., z. b. liebes eine ohne den geliebten; üf ein zusammen; als artıkel auch in vergleichungen und anreden, wo im mhd. kem artikel steht, einest einmal. einlif elf. einlœtic aus eimer gleichmäs- sigen masse gebildet (?). eischen stv. fordern. ellen sín. kraft.
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ellende in fremdem lande weilend. ellenden, sich ?n die fremde gehen. elliu nom. sg. f. und nom. acc. pi. n. von al. еп 1. == пе; 2. == Ш; 3. — den. enbern stv. mat gen. entbehren, fret bleiben wovon. enbieten stv. wissen lassen. enbizen frühstücken; enbizzen sin gefrühstückt haben. ende ende; eines dinges z’ende kommen mit etwas zum ab- schluss kommen; dést ein ende das steht fest; ein e. geben einen endgültigen aus- spruch tun; jon weiz ich niht ein ende ich weiss €s nicht bestimmt. endeliche ado. entschieden. endelist letzte klughett. enderât endgültiger entschluss. enfremeden fern halten. engelten stv. mit gen. nachteil wovon haben; wes hänt sie engolten wodurch haben sie es verschuldet ? enhein kein. enmitten m?tten; enmittenzwei in der mitte entzwei. enpfáhen stv. empfangen. enpfallen entfallen. enpilegen mit gen. sich be- nehmen gegen. en(t)springen entspringen, blü- ten treiben. enthalten fassen. entrennen zertrennen. entriuwen fürwahr. entsliezen aufschliessen. entstén wahrnehmen, ver- Stehen; sich e. verstándnis, urteil haben. entswellen die aufschwellung verlieren, besänftigt werden. entwenen entwöhnen. entwern, einen eines dinges versagen. Walth. v. d. Vogelweide. 5. Aufl. 193 entwich stm. das. entweichen. entwonen sich entwöhnen. enweder keiner von zweien. enwiht = ein wiht ein unbe- deutendes ding, so viel als nichts. e. machen zu nichte machen. er pron. er, derjenige; dat. auch reflexiv; pleonastisch das prädicat vorweg meh- mend: ich binz der sun etc. erbarmen mit acc. leid tum, jammern. erbeiten mit gen. warten auf. erben sich vererben. erbermde sif. barmherzigkeit. erbermic barmherzig. erblenden blenden. erborn angeboren. erdenken durch machdenken finden. erdringen durch drängen ge- winnen. êre stf. ehre, häufig im plur.: ê. han geehrt werden, mit gen. wodwrch. tuo din é. tw was dir zur ehre gereicht. ervarn durchfahren. erfiuhten amnfeuchten, schen. erfüllen anfüllen. erfürhten, part. erforht fürch- ten. ergán geschehen, ergehen, ab- laufen. ergeben Aéngeben. erglesten ergldnzen. ergraben eingraben. erheben stv. anheben. erhellen stv. erschallen. erholn, sich etwas versäumtes einbringen. erkennen kennen, kennen ler- nen; milte erkant als frei- gebig bekannt. erkiesen stv., part. erkorn er- wählen. erkösen, sich sich satt plaudern. erlaben erfrischen. 13 erfri-
ellende in fremdem lande weilend. ellenden, sich ?n die fremde gehen. elliu nom. sg. f. und nom. acc. pi. n. von al. еп 1. == пе; 2. == Ш; 3. — den. enbern stv. mat gen. entbehren, fret bleiben wovon. enbieten stv. wissen lassen. enbizen frühstücken; enbizzen sin gefrühstückt haben. ende ende; eines dinges z’ende kommen mit etwas zum ab- schluss kommen; dést ein ende das steht fest; ein e. geben einen endgültigen aus- spruch tun; jon weiz ich niht ein ende ich weiss €s nicht bestimmt. endeliche ado. entschieden. endelist letzte klughett. enderât endgültiger entschluss. enfremeden fern halten. engelten stv. mit gen. nachteil wovon haben; wes hänt sie engolten wodurch haben sie es verschuldet ? enhein kein. enmitten m?tten; enmittenzwei in der mitte entzwei. enpfáhen stv. empfangen. enpfallen entfallen. enpilegen mit gen. sich be- nehmen gegen. en(t)springen entspringen, blü- ten treiben. enthalten fassen. entrennen zertrennen. entriuwen fürwahr. entsliezen aufschliessen. entstén wahrnehmen, ver- Stehen; sich e. verstándnis, urteil haben. entswellen die aufschwellung verlieren, besänftigt werden. entwenen entwöhnen. entwern, einen eines dinges versagen. Walth. v. d. Vogelweide. 5. Aufl. 193 entwich stm. das. entweichen. entwonen sich entwöhnen. enweder keiner von zweien. enwiht = ein wiht ein unbe- deutendes ding, so viel als nichts. e. machen zu nichte machen. er pron. er, derjenige; dat. auch reflexiv; pleonastisch das prädicat vorweg meh- mend: ich binz der sun etc. erbarmen mit acc. leid tum, jammern. erbeiten mit gen. warten auf. erben sich vererben. erbermde sif. barmherzigkeit. erbermic barmherzig. erblenden blenden. erborn angeboren. erdenken durch machdenken finden. erdringen durch drängen ge- winnen. êre stf. ehre, häufig im plur.: ê. han geehrt werden, mit gen. wodwrch. tuo din é. tw was dir zur ehre gereicht. ervarn durchfahren. erfiuhten amnfeuchten, schen. erfüllen anfüllen. erfürhten, part. erforht fürch- ten. ergán geschehen, ergehen, ab- laufen. ergeben Aéngeben. erglesten ergldnzen. ergraben eingraben. erheben stv. anheben. erhellen stv. erschallen. erholn, sich etwas versäumtes einbringen. erkennen kennen, kennen ler- nen; milte erkant als frei- gebig bekannt. erkiesen stv., part. erkorn er- wählen. erkösen, sich sich satt plaudern. erlaben erfrischen. 13 erfri-
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194 erläzen, einen eines dinges einen, etwas erlassen. erlesen herauslesen. erliden erleiden, sich gefallen lassen. ermen arm machen. erre adj. comp. frühere. erschamen, sich 2» scham ge- raten. erscheinen sw. zeigen. erschellen stv. erschallen. erschrecken stv. auffahren, zurückbeben (mit gen ). Erste adv. zuerst. erteilen zwuteilen. ertœren zum toren machen, für einen toren halten, betäuben. erwelt part. auserwdhit. erwenden zur umkehr bringen, abwenden. erwerben ausrichten mit seiner bemühung 45 16. erwinden umkehren, auf hören, nachlassen. erzünden entzünden. êst — ez ist. eteslich mancher. eteswaz elwas. eteswenne manchmal. val adj. fahl, blond. val fall, ze valle geben ins verderben stürzen. valsch stm. falschheit, falsche münze, makel. valwen fahl werden. varen mit gen. trachten nach. væren auflauern, überlisten. varn fahren, überhaupt sich bewegen, kommen; sich be- nehmen, befinden; varn lâzen preisgeben, keinen wert wo- rauf legen; part. varnde rasch vergünglich, v | stande sich zu bewegen, wohlawuf; v. guot bewegliche habe; varndez vole spielleute. varwe farbe, dusseres am- sehen. vaste adv. sehr, dicht. vastenkiuwe festenf) «ss. véch bunt. véhen, vén hassen, feindselıg behandeln. vehten sich abmühen. velge zum verderben bestimmt. vellen zw falle bringen. velschen, sich sich falsch er- weisen. veltgebü bebautes feld. verbern stv. fern bleiben von, vermeiden, unterlassen. verbieten, ein spil den gegner im spiel überbieten. verderben swv. zu grunde richten. verdienen dienen um etwas, was man erlangen will oder schon erlangt hat, durch dienst erwerben. verdriezen, mich verdriuzet eines dinges mr wird etwas zu viel, dauert zu lange. verdringen verdrängen, drán- gen zu (?). vereinen, sich mit gen. seinen sinn worauf richten. vereischen erfahren. verenden 1. ein ende finden; 2. zw ende bringen. vervâhen, vervân mit helfen, nützen. vervarn vergehen. vervellen zu falle bringen. vergân mit acc. bei einem vor- beigehen. vergeben gestatten 34 4; ver- giften, mit dat. vergebene adv. umsonst. vergelten bezahlen. vergezzen mit gen. vergessen; sich v. sich versehen; part. vergezzen gedankenlos. verguot = für guot. verhéret durch wvornehmheit unnahbar gemacht. verhouwen ntederhawen; ver- wunden. ace.
194 erläzen, einen eines dinges einen, etwas erlassen. erlesen herauslesen. erliden erleiden, sich gefallen lassen. ermen arm machen. erre adj. comp. frühere. erschamen, sich 2» scham ge- raten. erscheinen sw. zeigen. erschellen stv. erschallen. erschrecken stv. auffahren, zurückbeben (mit gen ). Erste adv. zuerst. erteilen zwuteilen. ertœren zum toren machen, für einen toren halten, betäuben. erwelt part. auserwdhit. erwenden zur umkehr bringen, abwenden. erwerben ausrichten mit seiner bemühung 45 16. erwinden umkehren, auf hören, nachlassen. erzünden entzünden. êst — ez ist. eteslich mancher. eteswaz elwas. eteswenne manchmal. val adj. fahl, blond. val fall, ze valle geben ins verderben stürzen. valsch stm. falschheit, falsche münze, makel. valwen fahl werden. varen mit gen. trachten nach. væren auflauern, überlisten. varn fahren, überhaupt sich bewegen, kommen; sich be- nehmen, befinden; varn lâzen preisgeben, keinen wert wo- rauf legen; part. varnde rasch vergünglich, v | stande sich zu bewegen, wohlawuf; v. guot bewegliche habe; varndez vole spielleute. varwe farbe, dusseres am- sehen. vaste adv. sehr, dicht. vastenkiuwe festenf) «ss. véch bunt. véhen, vén hassen, feindselıg behandeln. vehten sich abmühen. velge zum verderben bestimmt. vellen zw falle bringen. velschen, sich sich falsch er- weisen. veltgebü bebautes feld. verbern stv. fern bleiben von, vermeiden, unterlassen. verbieten, ein spil den gegner im spiel überbieten. verderben swv. zu grunde richten. verdienen dienen um etwas, was man erlangen will oder schon erlangt hat, durch dienst erwerben. verdriezen, mich verdriuzet eines dinges mr wird etwas zu viel, dauert zu lange. verdringen verdrängen, drán- gen zu (?). vereinen, sich mit gen. seinen sinn worauf richten. vereischen erfahren. verenden 1. ein ende finden; 2. zw ende bringen. vervâhen, vervân mit helfen, nützen. vervarn vergehen. vervellen zu falle bringen. vergân mit acc. bei einem vor- beigehen. vergeben gestatten 34 4; ver- giften, mit dat. vergebene adv. umsonst. vergelten bezahlen. vergezzen mit gen. vergessen; sich v. sich versehen; part. vergezzen gedankenlos. verguot = für guot. verhéret durch wvornehmheit unnahbar gemacht. verhouwen ntederhawen; ver- wunden. ace.
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verirren in «die irre führen, in verwirrung bringen. verjehen mit gen. aussagen, zugestehen. verkéren ns gegenteil ver- wandeln; verdrehen. verkiesen siv. verschmähen. verklûsen einsperren wie in eine klause. verlegen zw lange gelegen habend, durch trägheit in seinem dusseren vernach- lássigt. verleiten in die irre führen. verliesen, fliesen stv. verlieren, vergeblich anwenden. verlisten überlisten. vermiden unterlassen, fern bleiben von. vermissen entbehren; durch ein v. weil es ihm fehlt (an mitteln zum. geben). vernæjen einnähen, einschnü- ren. verpflegen auf hóren zu treiben. verpflihten, sich ze sich am etwas hängen. verre adv. fern, in die ferne, aus der ferne; viel, sehr. verren entfernen, entfremden. verschallen 4bertónen. verschampt die schamhaftig- keit verloren habend. verschelken knechten. verschraget verschränkt, in einer schiefen unrichtigen stellung befindlich (?). verschróten part. falsch ge- schnitten. verschulden verdienen, gelten. versinnen, sich zw verstand kommen, verständig sein; überlegen; sich auf etwas verstehen; pari. versunnen verstàndig. versitzen, versezzen sin s?ch auf einen falschen platz gesetzt haben. ver- 195 versmâhen verdächtlich erschei- nen. versniden zerschneiden; ver- wunden (bildl.). versprechen mit acc. gegen etwas sprechen. verstän, ze guote v. zum guten auslegen: sich v. verständig sein ; mit gen. gewahr weeden. versûmen vernachlässigen, un- nütz hinbringen; sich v. nachlässig seim; seine zeit unniitz hinbringen. versuochen erproben. verswachen geringer,schlechter machen. verswern durch meineid preis- geben. vert 2m vorigen jahre. vertragen sich gefallen lassen, gelten lassen. verwænen, sich erwarien (mit gen.). verwarren = verworren part. Zw verwerren 2n wnordnung bringen. verwâzen part. verflucht, um- gliickselag. verwizen stv. vorwerfen. verzaget mit gen. verzweifelt an; zurückhaltend, knause- rig mit. verzihen, sich mit gen. ver- zichten auf. verzinsen als zins hingeben. vielt prät. von valten. vient, vint feind. vieren behauen, glätten (= lot. quadrare). vil subst. mt gen. viel; adv. sehr. villen gezsseln. vingerlin stn. fingerring. vingerzeigen mit dem finger zewn. fiuhte stf. feuchtigkeit. flé — fléhe stf. das flehen. fliesen — verliesen. fliz sorgfalt. 13*
verirren in «die irre führen, in verwirrung bringen. verjehen mit gen. aussagen, zugestehen. verkéren ns gegenteil ver- wandeln; verdrehen. verkiesen siv. verschmähen. verklûsen einsperren wie in eine klause. verlegen zw lange gelegen habend, durch trägheit in seinem dusseren vernach- lássigt. verleiten in die irre führen. verliesen, fliesen stv. verlieren, vergeblich anwenden. verlisten überlisten. vermiden unterlassen, fern bleiben von. vermissen entbehren; durch ein v. weil es ihm fehlt (an mitteln zum. geben). vernæjen einnähen, einschnü- ren. verpflegen auf hóren zu treiben. verpflihten, sich ze sich am etwas hängen. verre adv. fern, in die ferne, aus der ferne; viel, sehr. verren entfernen, entfremden. verschallen 4bertónen. verschampt die schamhaftig- keit verloren habend. verschelken knechten. verschraget verschränkt, in einer schiefen unrichtigen stellung befindlich (?). verschróten part. falsch ge- schnitten. verschulden verdienen, gelten. versinnen, sich zw verstand kommen, verständig sein; überlegen; sich auf etwas verstehen; pari. versunnen verstàndig. versitzen, versezzen sin s?ch auf einen falschen platz gesetzt haben. ver- 195 versmâhen verdächtlich erschei- nen. versniden zerschneiden; ver- wunden (bildl.). versprechen mit acc. gegen etwas sprechen. verstän, ze guote v. zum guten auslegen: sich v. verständig sein ; mit gen. gewahr weeden. versûmen vernachlässigen, un- nütz hinbringen; sich v. nachlässig seim; seine zeit unniitz hinbringen. versuochen erproben. verswachen geringer,schlechter machen. verswern durch meineid preis- geben. vert 2m vorigen jahre. vertragen sich gefallen lassen, gelten lassen. verwænen, sich erwarien (mit gen.). verwarren = verworren part. Zw verwerren 2n wnordnung bringen. verwâzen part. verflucht, um- gliickselag. verwizen stv. vorwerfen. verzaget mit gen. verzweifelt an; zurückhaltend, knause- rig mit. verzihen, sich mit gen. ver- zichten auf. verzinsen als zins hingeben. vielt prät. von valten. vient, vint feind. vieren behauen, glätten (= lot. quadrare). vil subst. mt gen. viel; adv. sehr. villen gezsseln. vingerlin stn. fingerring. vingerzeigen mit dem finger zewn. fiuhte stf. feuchtigkeit. flé — fléhe stf. das flehen. fliesen — verliesen. fliz sorgfalt. 13*
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196 flizen, sich sich befleissigen. flüetic flutig, überstrómend. voget richter, schirmherr. volenden zu ende bringen. volfüegen zur vollendung bringen. volge beistimmung. volgen, mite v. folgen, gesell- schaft leisten. volle swm. fülle; ze vollen voll- ständig. vollecliche adv. reichlich. volmezzen reichlich gemessen. volrecken vollständig ausein- andersetzen. von von, in folge von, vor, durch. vor, hie v. früher. vorhte stf., auch im plur. furcht. fremede fern, fremd, zurück- haltend (34 28), seltsam. freudehelfelós adj. dem me- mand zur freude verhilft. frevellichen adv. vermessen. fri läzen fern bleiben von. fride stm. waffenruhe, rechts- sicherheit. fridebære friedfertig. friedel geliebter. frien frei machen. fristen verschieben, schützen. friunden zum geliebten machen. friundin, -inne geliebte. friunt freund, geliebter, geliebte. friuntlichen adv. nach art eines geliebten. frö sin mit gen. einverstanden sein, billıgen. fró — frou proklitische form zu frouwe. fromde = fremde. frone, fron ?ndeclinables adj. heilig. fronebaere heilig, herrlich. frónebote ger?chtsbote. frouwe, frou, fró herrin (ad- lige) dame; hére f. anrufung der Maria. frouwelin démnut. dazu, als anrede an ein mädchen niederen standes, der der titel frouwe von rechtswegen nicht zukommt. frum(e) swm. vorteil. frümekeit trefflichkeit. frumen nützen. fiiegaerinne bewirkerin. füegen zu wege bringen, zu teil werden lassen. fuoge schickliches benehmen, geschicklichkeit. fuore lebensweise. fuoz, niemer f. nie einen fuss breit. für adv. u. präp. vor, für, an- statt, über — hinaus, mehr als, gegen; für sich vorwärts. fürder adv. be seite, weg. fürgedanc stm. vorausgehende überlegung. furrieren füttern. gach, mir ist g. ich habe es eilig. gähen, in allen g. ?n aller eie. gáhen swv. eilen. gampelspil possenspiel. gan ich gönne; zu gunnen. gan, gén gehen; abe g. ge- brechen; am g. angreifen; ûf g. überhand nehmen; zuo g. sich ndhern. ganz unverletzt, vollständig. ganzlich das selbe. gar adv. ganz. ge- nartikel, bildet teils mit einem nom. oder verb. eine feste composition von eigen- tümlicher bedeutung, teils hat es vor dem verb. eme bestimmte syntaktische func- tion, ohne sonst die wort- bedeutung zu verändern. Im letzteren falle suche man unter dem einfachen worte. So gibt es dem. prát. in tem- poralsátzen die bedeutung
196 flizen, sich sich befleissigen. flüetic flutig, überstrómend. voget richter, schirmherr. volenden zu ende bringen. volfüegen zur vollendung bringen. volge beistimmung. volgen, mite v. folgen, gesell- schaft leisten. volle swm. fülle; ze vollen voll- ständig. vollecliche adv. reichlich. volmezzen reichlich gemessen. volrecken vollständig ausein- andersetzen. von von, in folge von, vor, durch. vor, hie v. früher. vorhte stf., auch im plur. furcht. fremede fern, fremd, zurück- haltend (34 28), seltsam. freudehelfelós adj. dem me- mand zur freude verhilft. frevellichen adv. vermessen. fri läzen fern bleiben von. fride stm. waffenruhe, rechts- sicherheit. fridebære friedfertig. friedel geliebter. frien frei machen. fristen verschieben, schützen. friunden zum geliebten machen. friundin, -inne geliebte. friunt freund, geliebter, geliebte. friuntlichen adv. nach art eines geliebten. frö sin mit gen. einverstanden sein, billıgen. fró — frou proklitische form zu frouwe. fromde = fremde. frone, fron ?ndeclinables adj. heilig. fronebaere heilig, herrlich. frónebote ger?chtsbote. frouwe, frou, fró herrin (ad- lige) dame; hére f. anrufung der Maria. frouwelin démnut. dazu, als anrede an ein mädchen niederen standes, der der titel frouwe von rechtswegen nicht zukommt. frum(e) swm. vorteil. frümekeit trefflichkeit. frumen nützen. fiiegaerinne bewirkerin. füegen zu wege bringen, zu teil werden lassen. fuoge schickliches benehmen, geschicklichkeit. fuore lebensweise. fuoz, niemer f. nie einen fuss breit. für adv. u. präp. vor, für, an- statt, über — hinaus, mehr als, gegen; für sich vorwärts. fürder adv. be seite, weg. fürgedanc stm. vorausgehende überlegung. furrieren füttern. gach, mir ist g. ich habe es eilig. gähen, in allen g. ?n aller eie. gáhen swv. eilen. gampelspil possenspiel. gan ich gönne; zu gunnen. gan, gén gehen; abe g. ge- brechen; am g. angreifen; ûf g. überhand nehmen; zuo g. sich ndhern. ganz unverletzt, vollständig. ganzlich das selbe. gar adv. ganz. ge- nartikel, bildet teils mit einem nom. oder verb. eine feste composition von eigen- tümlicher bedeutung, teils hat es vor dem verb. eme bestimmte syntaktische func- tion, ohne sonst die wort- bedeutung zu verändern. Im letzteren falle suche man unter dem einfachen worte. So gibt es dem. prát. in tem- poralsátzen die bedeutung
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des aorists und steht da, wo im lat. das plusquamp. ge- setzt wird. Ferner steht es neben ie und den damit zu- sammengesetzten wörtern, bei dem infin. nach hülfs- zeitwortern, in verallgemer- nernden relativsátzen. gebâren sich benehmen, um- gehen, dafür gebæren 93 17 (9). gebe stf. gabe. geben swv. mit dat. beschenken. gebende stn. kopfschmuck. gebieten, gebiut mir verab- schiede mich. gebûre sum. bauer. gedanc sim. gedanke. gedenken näch mit seinen ge- danken etwas zu erfassen suchen. gedien — gedihen stv. in einen zustand geraten. gedinge swm. u. stn. hoffnung. gedingen hoffen. gedultic verträglich. gevallen zufallen. gevar adj. eine gewisse farbe habend. gevelle stn. das fallen der würfel, ausfall. gefriunt mit freunden versehen. gefüege, adv. gefuoge schick- lich, wolerzogen. gegen, gein próp. mit dat. gegen, entgegen, gegenüber. gehaben, sich sich benehmen. gehaz adj. feindlich. geheize stn. versprechen. geheizen versprechen. gehirmen ruhen. gehiure leblich. gehovet hófisch. geil fróhlich. gein — gegen. gelaz stm. oder stn. gestalt, aussehen. geleben erleben. gelf glánzend. 197 gelich gleich; adv. geliche gleichmässig, entsprechend. gelichen vergleichen, gleich stellen; gleich kommen. geligen darnieder liegen; obe g. die oberhand behalten. gelt stm. oder stn. vergeltung; einkommen. gelten kosten; bezahlen, ver- gelten. gelust wolgefallen. gemach ruhe, bequemlichkeit. gemeine gemeinsam, überein- stimmend ; ez g. han gemein- same sache machen. gemeit frôhlich, statilich. gemelich spasshaft. gemiiete stn. gesinnumg, stim- mung. gemuot gesinnt, gestimmt. g(e)näde gnade, huld; insbe- sondere gunst der geliebten dame; eines g. hän einem seine gunst gewähren; öfters ist g. bittender ausruf, SO- viel als „gewähret mir gnade“. genaden gnddig sein. genædeclich gnädig. genæme genehm, angenehm. genesen am leben bleiben, er- halten werden, sein seelen- heil finden. genieten, sich mit gen. sich stark mit etwas abgeben. geniezen mit gen. vorteil wo- von haben; genozzen vorteil gewonnen habend genóz, gnóz stm. jemand der einem gleich ist (mit gen.). genözen gleichstellen, dà zuo dem. genuoc subst. indecl. genug; adj. viel; adv. genuoc und genuoge. ger stf. verlangen. geræte sin. rat. gerihte sin. gericht, rechts- ordnung, regierumg.
des aorists und steht da, wo im lat. das plusquamp. ge- setzt wird. Ferner steht es neben ie und den damit zu- sammengesetzten wörtern, bei dem infin. nach hülfs- zeitwortern, in verallgemer- nernden relativsátzen. gebâren sich benehmen, um- gehen, dafür gebæren 93 17 (9). gebe stf. gabe. geben swv. mit dat. beschenken. gebende stn. kopfschmuck. gebieten, gebiut mir verab- schiede mich. gebûre sum. bauer. gedanc sim. gedanke. gedenken näch mit seinen ge- danken etwas zu erfassen suchen. gedien — gedihen stv. in einen zustand geraten. gedinge swm. u. stn. hoffnung. gedingen hoffen. gedultic verträglich. gevallen zufallen. gevar adj. eine gewisse farbe habend. gevelle stn. das fallen der würfel, ausfall. gefriunt mit freunden versehen. gefüege, adv. gefuoge schick- lich, wolerzogen. gegen, gein próp. mit dat. gegen, entgegen, gegenüber. gehaben, sich sich benehmen. gehaz adj. feindlich. geheize stn. versprechen. geheizen versprechen. gehirmen ruhen. gehiure leblich. gehovet hófisch. geil fróhlich. gein — gegen. gelaz stm. oder stn. gestalt, aussehen. geleben erleben. gelf glánzend. 197 gelich gleich; adv. geliche gleichmässig, entsprechend. gelichen vergleichen, gleich stellen; gleich kommen. geligen darnieder liegen; obe g. die oberhand behalten. gelt stm. oder stn. vergeltung; einkommen. gelten kosten; bezahlen, ver- gelten. gelust wolgefallen. gemach ruhe, bequemlichkeit. gemeine gemeinsam, überein- stimmend ; ez g. han gemein- same sache machen. gemeit frôhlich, statilich. gemelich spasshaft. gemiiete stn. gesinnumg, stim- mung. gemuot gesinnt, gestimmt. g(e)näde gnade, huld; insbe- sondere gunst der geliebten dame; eines g. hän einem seine gunst gewähren; öfters ist g. bittender ausruf, SO- viel als „gewähret mir gnade“. genaden gnddig sein. genædeclich gnädig. genæme genehm, angenehm. genesen am leben bleiben, er- halten werden, sein seelen- heil finden. genieten, sich mit gen. sich stark mit etwas abgeben. geniezen mit gen. vorteil wo- von haben; genozzen vorteil gewonnen habend genóz, gnóz stm. jemand der einem gleich ist (mit gen.). genözen gleichstellen, dà zuo dem. genuoc subst. indecl. genug; adj. viel; adv. genuoc und genuoge. ger stf. verlangen. geræte sin. rat. gerihte sin. gericht, rechts- ordnung, regierumg.
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198 gerinc stm. bemühen. gern mit gen. begehren, ver- langen; die gernden die gaben heischenden spielleute. gerne gern, bereitwillig; comp. gerner. geselle genosse, freund. gesiht stf. anblick; zir gesihte von ihren augen. gesinde sin. gesamtheit der untergebenen. gestalt part. von stellen. gestàn stehen bleiben, bleiben. gesunde — gesunt. geswigen siv. verstummen. getát beschaffenheit. getriuwen, getrüwen trauen, zutrauen, sich getrauen. getwerc sin. zwerg. gewalt, stm. gewalt, gewalt- tätigkeit. gewaltecliche(n) adv. gewaltig, gewaltsam. gewaltic sin mit gen. in seiner gewalt haben. gewerp stm. werbung, bemüh- ung. gewinnen erlangen, bekommen. gewizzen verständig. gewon adj. gewohnt. geworht part. von würken. gihe, giht zw jehen. gitekeit habsucht. gitsen habsüchtig sein. glesin gläsern. gouch kukuk; nam. gougelere gaukler. gougelbühse zauberbüchse. gougelfuore lebensweise, die > ewtg wechselt wie die künste ees ganuklers. gra grau. grat stm. grdte. grimme schrecklich. grinen stv. knurren. groz dick, gross. güetetrefflichkeit, aucham plur. guggaldei kuckuck (?). gülte stf. schuld. guneren beschimpfen. gunnen mit gen. gónnen. guot adj. gut, nützlich; für g. han womit vorlieb nehmen. guot stn. etwas gutes, besitz. habe stf. hafen. habedane stm. dank, lob. haben, hán haben, halten, be- handeln ; intr. halten (vom reiter). hal prát. von hellen und von heln. halbe adv. zur hälfte. halsen stv. umarmen; part. gehalsen zärtlich. halten behalten. handelunge bewirtung. hanhte prät. von henken. hant, einer hande einerle:; guoter hande von guter art. hantgetat stf. geschópf. har, niht ein har nicht das ge- ringste. harpfen harfe spielen. harte adv. zu herte sehr. heben, sich sich aufmachen, anfangen. hei interj. hah. heiden stm. heide. heilegeist heiliger geist. heiles wort beglückwünschung. heim heimwesen; heim, hein nach hause; heime zu hause. heimesch einheimisch. helfe hůlfe. helfen mit acc. oder dat., mit gen. wozu verhelfen. hellemör höllenmohr, teufel. hellen stv. schallen; eilen (?) 82 53. heln stv. verhehlen. henken hängen lassen. her her; bısher; dä her bis- her. her und here erhaben, heilig, vornehm, übermütig. hérebernde herrlich, heilig. héren swv. hér machen.
198 gerinc stm. bemühen. gern mit gen. begehren, ver- langen; die gernden die gaben heischenden spielleute. gerne gern, bereitwillig; comp. gerner. geselle genosse, freund. gesiht stf. anblick; zir gesihte von ihren augen. gesinde sin. gesamtheit der untergebenen. gestalt part. von stellen. gestàn stehen bleiben, bleiben. gesunde — gesunt. geswigen siv. verstummen. getát beschaffenheit. getriuwen, getrüwen trauen, zutrauen, sich getrauen. getwerc sin. zwerg. gewalt, stm. gewalt, gewalt- tätigkeit. gewaltecliche(n) adv. gewaltig, gewaltsam. gewaltic sin mit gen. in seiner gewalt haben. gewerp stm. werbung, bemüh- ung. gewinnen erlangen, bekommen. gewizzen verständig. gewon adj. gewohnt. geworht part. von würken. gihe, giht zw jehen. gitekeit habsucht. gitsen habsüchtig sein. glesin gläsern. gouch kukuk; nam. gougelere gaukler. gougelbühse zauberbüchse. gougelfuore lebensweise, die > ewtg wechselt wie die künste ees ganuklers. gra grau. grat stm. grdte. grimme schrecklich. grinen stv. knurren. groz dick, gross. güetetrefflichkeit, aucham plur. guggaldei kuckuck (?). gülte stf. schuld. guneren beschimpfen. gunnen mit gen. gónnen. guot adj. gut, nützlich; für g. han womit vorlieb nehmen. guot stn. etwas gutes, besitz. habe stf. hafen. habedane stm. dank, lob. haben, hán haben, halten, be- handeln ; intr. halten (vom reiter). hal prát. von hellen und von heln. halbe adv. zur hälfte. halsen stv. umarmen; part. gehalsen zärtlich. halten behalten. handelunge bewirtung. hanhte prät. von henken. hant, einer hande einerle:; guoter hande von guter art. hantgetat stf. geschópf. har, niht ein har nicht das ge- ringste. harpfen harfe spielen. harte adv. zu herte sehr. heben, sich sich aufmachen, anfangen. hei interj. hah. heiden stm. heide. heilegeist heiliger geist. heiles wort beglückwünschung. heim heimwesen; heim, hein nach hause; heime zu hause. heimesch einheimisch. helfe hůlfe. helfen mit acc. oder dat., mit gen. wozu verhelfen. hellemör höllenmohr, teufel. hellen stv. schallen; eilen (?) 82 53. heln stv. verhehlen. henken hängen lassen. her her; bısher; dä her bis- her. her und here erhaben, heilig, vornehm, übermütig. hérebernde herrlich, heilig. héren swv. hér machen.
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hergeselle kampfgenosse. hérliche: adv. £n herrlicher weise. hěrsch sich vornehm beneh- mend. herte hart. herzeichen feldzeichen. herzeleide stf., herzeleit stn. herzeleid. herzeliebe stf. herzensfreude, herzliche neigung. herzeliep stn. herzensfreude, geliebte. hien erde — hie en e. hier auf erden. himelfróuwe herrin des him- mels. himelhort himmelsschatz. hin von hier; hin umbe auf die andere seite; hin ze jare übers jahr. hinaht heute nacht. hinder sich zurück. hinne — hie inne hzerin. hiure in diesem jahre. hóch, hó adj. hoch, herrlich, gehoben, fröhlich. hovebsere żn hófischer sitte be- wandert. hovebelle swm. hof beller, hóf- ling. hovelich, adv. hoveliche(n) hofgemdss. hóvescheit hófisches benehmen. hóveschen den hof machen. hovestæte dem hofe treu. hovewert des hofes wert. höhe, hö adv. zu höch; sit ez in alsö höhe st& da es ihnen so teuer zu stehen kommen kann. hôhgemâc adj. von vornehmer verwandtschaft. hóhgemüete gehobene, fróh- liche stimmung. hóhgemuot adj. in fróhlicher stummung. hene schmáhlich. honegen voll honig sein. 199 hoenen in schande bringen. hornune februar, bildl. frost- beulen. hort schatz. houbetsünde todsünde. hübesch = hövesch. hulde huld, geneigtheit; hulden mit erlaubnis. huobe hufe, stück land. huote hut, aufsicht, auflaue- rung, vorsicht. mit ie je; immer. iedoch jedoch, dennoch. leglich, iegeslich jeglich. ieman, iemen jemand; m ab- suchtssatzen auch=memand. iemer je (nie nach ich wände); immer; iemer m&re immer- fort. iender irgendwo. iesá sogleich. lesch prát. von eischen. ietweder jeder vom zweien. leze, iezuo Jetzt. iht irgend etwas; irgend, etwa; sätzen = niht. im = ich im. in 1. m, em; 2. ihn, ihnen; 3. = ich ne. ine == ich ne. ingesinde sin. gesamtheit der hofleute; ich bin i. ich ge- höre zum i. inme = in dem(e). innän innen. inne innen, in inne bringen m. gen. belehren über. inneclich, adv. innecliche(n) herzlich. insigel siegel, stempel. irre mit gen. unsicher in be- zug auf. irren mit gen. stôren worin. ja ja, firwahr. Jámerliehe adv. mit jammer. jarlanc in dieser zeit des jahres. jehen siv., 1. sg. ind. gihe adverbial: n absichts-
hergeselle kampfgenosse. hérliche: adv. £n herrlicher weise. hěrsch sich vornehm beneh- mend. herte hart. herzeichen feldzeichen. herzeleide stf., herzeleit stn. herzeleid. herzeliebe stf. herzensfreude, herzliche neigung. herzeliep stn. herzensfreude, geliebte. hien erde — hie en e. hier auf erden. himelfróuwe herrin des him- mels. himelhort himmelsschatz. hin von hier; hin umbe auf die andere seite; hin ze jare übers jahr. hinaht heute nacht. hinder sich zurück. hinne — hie inne hzerin. hiure in diesem jahre. hóch, hó adj. hoch, herrlich, gehoben, fröhlich. hovebsere żn hófischer sitte be- wandert. hovebelle swm. hof beller, hóf- ling. hovelich, adv. hoveliche(n) hofgemdss. hóvescheit hófisches benehmen. hóveschen den hof machen. hovestæte dem hofe treu. hovewert des hofes wert. höhe, hö adv. zu höch; sit ez in alsö höhe st& da es ihnen so teuer zu stehen kommen kann. hôhgemâc adj. von vornehmer verwandtschaft. hóhgemüete gehobene, fróh- liche stimmung. hóhgemuot adj. in fróhlicher stummung. hene schmáhlich. honegen voll honig sein. 199 hoenen in schande bringen. hornune februar, bildl. frost- beulen. hort schatz. houbetsünde todsünde. hübesch = hövesch. hulde huld, geneigtheit; hulden mit erlaubnis. huobe hufe, stück land. huote hut, aufsicht, auflaue- rung, vorsicht. mit ie je; immer. iedoch jedoch, dennoch. leglich, iegeslich jeglich. ieman, iemen jemand; m ab- suchtssatzen auch=memand. iemer je (nie nach ich wände); immer; iemer m&re immer- fort. iender irgendwo. iesá sogleich. lesch prát. von eischen. ietweder jeder vom zweien. leze, iezuo Jetzt. iht irgend etwas; irgend, etwa; sätzen = niht. im = ich im. in 1. m, em; 2. ihn, ihnen; 3. = ich ne. ine == ich ne. ingesinde sin. gesamtheit der hofleute; ich bin i. ich ge- höre zum i. inme = in dem(e). innän innen. inne innen, in inne bringen m. gen. belehren über. inneclich, adv. innecliche(n) herzlich. insigel siegel, stempel. irre mit gen. unsicher in be- zug auf. irren mit gen. stôren worin. ja ja, firwahr. Jámerliehe adv. mit jammer. jarlanc in dieser zeit des jahres. jehen siv., 1. sg. ind. gihe adverbial: n absichts-
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200 behaupten, zugestehen (mit dat. der person und gen. der sache); sich j. für sich be- kennen als. jô fürwahr, ähnlich joch. june, ze jungest zuletzt. juncherre junger herr. jungen jwng werden. kale kalk, tünche. kamerzre schatzmeister. kapfen schawen. kappe mantel. karkelvar kärkerfarben (?). kein irgend ein, kein. kemenäte heizbares zimmer, vertrauliches gemach, im gegensatze zu dem 'allge- meinen empfangsaal. kempfe kämpfer. kiel schiff von bestimmter art. kiesen stv. wahrnehmen, wäh- len. kint, von kinde von kind auf. kit, daz k. das heisst. kiusche adj. enthaltsam, rein. kiusche stf. enthaltsamkest, reinhest. klagen mit acc. beklagen. kleine subst. und adv. wenig. klósenzre klausner. klüs klause. knolle swm. anschwellung ; ich gewinne knollen ich werde rob. kra stf. krihe. kraft kraft, fülle. krage swm. hals. krane schwach, gering. kraneche swm. kramch; kra- nechen trit stolzer trait. krenken schwächen, ernied- rigen. Krieche swm. Grieche; ze Kriechen n Griechenland. kripfe swf. krippe. kristen krist. kumber bedrängnis, led. künde stf. bekanntschaft. kündeclichen adv. offen, vor aller augen. kündekeit list. kunder stn. seltsames geschopf. kündic bekannt. kunft ankunft, herannahen. künftic kommend kunnen wissen, verstehen, kon- nen; k. ze sich auf etwas verstehen; einem k. mit einem fertig werden kónnen. kunterfeit sin. das machge- machte, umechte. kür stf. wahl; sázen ander k. setzten sich zu einer andern wahl (?). kúr con). prät. von kiesen. kurzewile kwrzweil, unterhal- tung. kurzlich adv. kurz. küssen sín. kissen, tm wort- spiel mit küssen küssen. lacheliche adv. dem lachen entsprechend. läge stf. hinterhalt. lin == lázen. lanc: eines tages lanc die länge eines tages. lantrehtære jemand, der sich mit dem landrecht abgibt, danach richtet. lære leer, mit gen. von. læren leeren; 1. von wegnehmen von (69, 11 ?). laster schande. lasterliche(n) in schémpf licher weise. lázen, lán lassen, verlassen, fahren lassen, ver geben; sich l. sich verlassen; einem den strit l. ?hm das feld räumen; lát mich gán nehmt an (ge- setzt), ich ginge. lé stm. hugel. leben sin. leben, stand, stel- lung. lecker schmarotzer, schmeich- r.
200 behaupten, zugestehen (mit dat. der person und gen. der sache); sich j. für sich be- kennen als. jô fürwahr, ähnlich joch. june, ze jungest zuletzt. juncherre junger herr. jungen jwng werden. kale kalk, tünche. kamerzre schatzmeister. kapfen schawen. kappe mantel. karkelvar kärkerfarben (?). kein irgend ein, kein. kemenäte heizbares zimmer, vertrauliches gemach, im gegensatze zu dem 'allge- meinen empfangsaal. kempfe kämpfer. kiel schiff von bestimmter art. kiesen stv. wahrnehmen, wäh- len. kint, von kinde von kind auf. kit, daz k. das heisst. kiusche adj. enthaltsam, rein. kiusche stf. enthaltsamkest, reinhest. klagen mit acc. beklagen. kleine subst. und adv. wenig. klósenzre klausner. klüs klause. knolle swm. anschwellung ; ich gewinne knollen ich werde rob. kra stf. krihe. kraft kraft, fülle. krage swm. hals. krane schwach, gering. kraneche swm. kramch; kra- nechen trit stolzer trait. krenken schwächen, ernied- rigen. Krieche swm. Grieche; ze Kriechen n Griechenland. kripfe swf. krippe. kristen krist. kumber bedrängnis, led. künde stf. bekanntschaft. kündeclichen adv. offen, vor aller augen. kündekeit list. kunder stn. seltsames geschopf. kündic bekannt. kunft ankunft, herannahen. künftic kommend kunnen wissen, verstehen, kon- nen; k. ze sich auf etwas verstehen; einem k. mit einem fertig werden kónnen. kunterfeit sin. das machge- machte, umechte. kür stf. wahl; sázen ander k. setzten sich zu einer andern wahl (?). kúr con). prät. von kiesen. kurzewile kwrzweil, unterhal- tung. kurzlich adv. kurz. küssen sín. kissen, tm wort- spiel mit küssen küssen. lacheliche adv. dem lachen entsprechend. läge stf. hinterhalt. lin == lázen. lanc: eines tages lanc die länge eines tages. lantrehtære jemand, der sich mit dem landrecht abgibt, danach richtet. lære leer, mit gen. von. læren leeren; 1. von wegnehmen von (69, 11 ?). laster schande. lasterliche(n) in schémpf licher weise. lázen, lán lassen, verlassen, fahren lassen, ver geben; sich l. sich verlassen; einem den strit l. ?hm das feld räumen; lát mich gán nehmt an (ge- setzt), ich ginge. lé stm. hugel. leben sin. leben, stand, stel- lung. lecker schmarotzer, schmeich- r.
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ledic frei. lehen lehen, verlethung. leide adv. schmerzlich; 1. sin weh sein; 1. tuon weh tun. leiden 1. unangenehm werden oder sein; 2. unangenehm machen. leisten befolgen. leit adj. leid, verhasst. leit — leget; leite — legete. leste superl. letzte. letzen m. acc. ein ende machen. liebe stf. freude, liebe; in K bedeutet liebe das liebsein wie schœne das schônsein. liebe adv. angenehm ; mir wir- det 1. ich komme in ange- nehme stimmung. lieben 1. angenehm werden oder sein; 2. angenehm machen. liegen lügen; verweigern: nie gelouc, ezn sagte me ver- weigerle zw sagen. lieht licht, glänzend. liep sin. freude, angenehmes; geliebte(r). ligen liegen, niedersinken; 1. an worauf beruhen, womit ver- knüpft sein; ohe l. obsiegen. lihen, prát. léch leihen, zu lehen geben; part. geligen erborgt, nur dusserlich an- genommen. lihte ad. werilos. lihte adv. leicht, vielleicht. lihtgemuot oberflächlich. liljenvar lilienfarben. lip leżb, leben, person. list stm. wissen, kunst, list. liuten dat. pl. von làt laut. 16 = lóch stm. han. loe stm. locke. lôs leichifertig, frech. lesen loskaufen. lougen sin. läugnung; âne, sunder l. wnláugbar. line laune, unbestindigkeit. lützel substantivisch und ad- 201 verbial wenig; öfters litotes = nichts, nicht; liitzel ie- man = niemand. mäc stm. verwandter. maget jungfrau. malhe swf. sack, tasche. man mann, lehnsmann. máne swm. mond. manec manch, viel. mere adj. herrlich, wert. mære sin. machricht, ruf; hôher m. sin in grossem an- sehn stehen. margarite perle. mat subst. das mattmachen im Schachspiel; einem m. tuon einen matt machen. mäze słf. mass, verhdltniss ; ze maze in gehöriger weise. mé — mér. megetlich jungfrdulich. meinen meinen, im sinne haben, seine neigung worauf richten (mit acc.); mit lobe m. = loben; m. an beziehen auf. meiste superl. grösste. melden verraten. menen treiben. menneschlichen mensch. menscheit menschliches wesen. mére, mér, mé substantivischer wnd adverbialer comp. mehr ; weiter, ferner. merkære aufpasser. merken aufpassen, beachten. mez sin. mass. mezzen messen, zumessen, ab- wügen. michel gross ; michels wm vieles. miden meiden, fern bleiben wovon. miete lohn. milte adj. freigebig; stf. frei- gebigkeit; wmiltecliche adv. freigebig. minneclich, adv.minnecliche(n) auf liebe bezüglich, in einer adv. als
ledic frei. lehen lehen, verlethung. leide adv. schmerzlich; 1. sin weh sein; 1. tuon weh tun. leiden 1. unangenehm werden oder sein; 2. unangenehm machen. leisten befolgen. leit adj. leid, verhasst. leit — leget; leite — legete. leste superl. letzte. letzen m. acc. ein ende machen. liebe stf. freude, liebe; in K bedeutet liebe das liebsein wie schœne das schônsein. liebe adv. angenehm ; mir wir- det 1. ich komme in ange- nehme stimmung. lieben 1. angenehm werden oder sein; 2. angenehm machen. liegen lügen; verweigern: nie gelouc, ezn sagte me ver- weigerle zw sagen. lieht licht, glänzend. liep sin. freude, angenehmes; geliebte(r). ligen liegen, niedersinken; 1. an worauf beruhen, womit ver- knüpft sein; ohe l. obsiegen. lihen, prát. léch leihen, zu lehen geben; part. geligen erborgt, nur dusserlich an- genommen. lihte ad. werilos. lihte adv. leicht, vielleicht. lihtgemuot oberflächlich. liljenvar lilienfarben. lip leżb, leben, person. list stm. wissen, kunst, list. liuten dat. pl. von làt laut. 16 = lóch stm. han. loe stm. locke. lôs leichifertig, frech. lesen loskaufen. lougen sin. läugnung; âne, sunder l. wnláugbar. line laune, unbestindigkeit. lützel substantivisch und ad- 201 verbial wenig; öfters litotes = nichts, nicht; liitzel ie- man = niemand. mäc stm. verwandter. maget jungfrau. malhe swf. sack, tasche. man mann, lehnsmann. máne swm. mond. manec manch, viel. mere adj. herrlich, wert. mære sin. machricht, ruf; hôher m. sin in grossem an- sehn stehen. margarite perle. mat subst. das mattmachen im Schachspiel; einem m. tuon einen matt machen. mäze słf. mass, verhdltniss ; ze maze in gehöriger weise. mé — mér. megetlich jungfrdulich. meinen meinen, im sinne haben, seine neigung worauf richten (mit acc.); mit lobe m. = loben; m. an beziehen auf. meiste superl. grösste. melden verraten. menen treiben. menneschlichen mensch. menscheit menschliches wesen. mére, mér, mé substantivischer wnd adverbialer comp. mehr ; weiter, ferner. merkære aufpasser. merken aufpassen, beachten. mez sin. mass. mezzen messen, zumessen, ab- wügen. michel gross ; michels wm vieles. miden meiden, fern bleiben wovon. miete lohn. milte adj. freigebig; stf. frei- gebigkeit; wmiltecliche adv. freigebig. minneclich, adv.minnecliche(n) auf liebe bezüglich, in einer adv. als
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202 der liebe | entsprechenden weise; lieblich.. minner, minre adj. kleiner; subst. w. adv. weniger. missebieten, mit dat. gering- schätzig behandeln. missegän übel ergehn. missestän übel anstehn. missetät vergehen, makel. missetreten fehl treten. missetuon unrecht handeln. missevarn verkehrt handeln. missewende stf. makel. mitewist stf. beiwohnung. mittel adj. m der mitte be- -findlich. mittelswane mittlerer schwung (des rosses). mitten, ie mitten mittlerweile. müen — müejen quälen, be- trüben. müezen in die lage kommen etwas zu tun, müssen, sollen, mögen. mügen können, vermögen; gerne m. guten grund wozu haben; müget ir schouwen so viel als „schaut doch“; waz mac ich (des) was kann ich dafür; daz ich es niene mac nichts dafür kann. münizisen prägstempel. muose prät. von müezen. muot seele, sinn, stimmung, absicht ; mir wirdet ze muote eines dinges. ich entschliesse mich wozu. muoten an begehren von. nae stm. nacken. nach adv. beinahe; nach (dar nách nachdem) ; práp. nach, gemůss. nähe(n) adv. nahe; n. spehen genau zusehen; n. ligen am herzen liegen. nehest jüngst, vor kurzem. nâhgebûr nachbar. name name, stand, person. ne, en, angelehnt n nicht; in abhängigen conjunctivsätzen 1. es ses denn, dass ; 2. dass micht == lat. quin. nebelkrá stf. nebelkrähe. neind nicht doch, auch als er- munternder zuruf gebraucht, ohne dass etwas zu ver- neimen ist. nemen, sich ann. mit acc. sich mit etwas befassen. nern am leben erhalten. niden stv. hassen, beneiden, zürnen wegen. nider adj. medrig. niender, niener nirgends; in keiner. hinsicht. niene nicht. niet == niht. nigen stv. sich neigen. niht nichts, nicht ; niht steines kein stein. nit hass, neid, zorn; nit hán qm. gen. zWrnen wegen. niuwan, niewan nichis als, nur. niuwe adj. neu, neumodisch. niuwe stf. neuheit, frische. noch und auch nicht, noch; ein weder kann vorhergehen, ist aber häufig zu er- gdnzen. nóne (neunte stunde) himmel- fahrtstag. nôt, âne n. lâzen unbehelligt lassen. nótie in not befindlich. nu Jetzt, nun, nun aber; da nun. nuz stm. ertrag. ob L prdp. über; 9. conj. wenn, ob. obe 1. adv. oben, über, mit dat. über etwas hinaus; 2. conj. — ob. obedach obere bedeckung, ab- schluss. och — ouch. oder, ode, od oder.
202 der liebe | entsprechenden weise; lieblich.. minner, minre adj. kleiner; subst. w. adv. weniger. missebieten, mit dat. gering- schätzig behandeln. missegän übel ergehn. missestän übel anstehn. missetät vergehen, makel. missetreten fehl treten. missetuon unrecht handeln. missevarn verkehrt handeln. missewende stf. makel. mitewist stf. beiwohnung. mittel adj. m der mitte be- -findlich. mittelswane mittlerer schwung (des rosses). mitten, ie mitten mittlerweile. müen — müejen quälen, be- trüben. müezen in die lage kommen etwas zu tun, müssen, sollen, mögen. mügen können, vermögen; gerne m. guten grund wozu haben; müget ir schouwen so viel als „schaut doch“; waz mac ich (des) was kann ich dafür; daz ich es niene mac nichts dafür kann. münizisen prägstempel. muose prät. von müezen. muot seele, sinn, stimmung, absicht ; mir wirdet ze muote eines dinges. ich entschliesse mich wozu. muoten an begehren von. nae stm. nacken. nach adv. beinahe; nach (dar nách nachdem) ; práp. nach, gemůss. nähe(n) adv. nahe; n. spehen genau zusehen; n. ligen am herzen liegen. nehest jüngst, vor kurzem. nâhgebûr nachbar. name name, stand, person. ne, en, angelehnt n nicht; in abhängigen conjunctivsätzen 1. es ses denn, dass ; 2. dass micht == lat. quin. nebelkrá stf. nebelkrähe. neind nicht doch, auch als er- munternder zuruf gebraucht, ohne dass etwas zu ver- neimen ist. nemen, sich ann. mit acc. sich mit etwas befassen. nern am leben erhalten. niden stv. hassen, beneiden, zürnen wegen. nider adj. medrig. niender, niener nirgends; in keiner. hinsicht. niene nicht. niet == niht. nigen stv. sich neigen. niht nichts, nicht ; niht steines kein stein. nit hass, neid, zorn; nit hán qm. gen. zWrnen wegen. niuwan, niewan nichis als, nur. niuwe adj. neu, neumodisch. niuwe stf. neuheit, frische. noch und auch nicht, noch; ein weder kann vorhergehen, ist aber häufig zu er- gdnzen. nóne (neunte stunde) himmel- fahrtstag. nôt, âne n. lâzen unbehelligt lassen. nótie in not befindlich. nu Jetzt, nun, nun aber; da nun. nuz stm. ertrag. ob L prdp. über; 9. conj. wenn, ob. obe 1. adv. oben, über, mit dat. über etwas hinaus; 2. conj. — ob. obedach obere bedeckung, ab- schluss. och — ouch. oder, ode, od oder.
Strana 203
ordenunge ordnung, abteilung (engelchor). organieren d?e begleitung spie- len (?). ors stn. ross. ort stn. spitze, ende; unz ff (an) daz ort bis zu ende, vollständig. опре, under ougen 2n’s gestcht, im д. ougenblie blick der augen. ougenweide sif. was man mit den augen erblickt. ouwé, ouwi ach (drückt schmerz, sehnsucht und er- staunen aus). h palast stmn.hauptgebäude einer burg, welches den saal ent- hält. pfaffe. swm. geistlicher (nicht verächtlich). , pfaflich adj. nach art der geistlichen. pfahten gesetzlich feststellen. pfarre swf. pfarrei. fät stm. Po. pfäwe swm. pfau. pfeller ein seidenstoff. pfenden berauben. pilegaere vormund. pflegen stv. mit gen. sich wo- mit abgeben, wofür sorgen, etwas treiben, leisten, be- sitzen. pfliht antec; àne p. ohne dass jemand daran ante?l nimmt. pflihten sich verbinden; zuo mat. porte pforte. predjen predigen. prüefen untersuchen; anstif- ten Pülle Apulien. rât, des wirdet rât dafür wird abhülfe geschaffen; min w. r. mer wird geholfen, ich werde gerettet. 203 redegeselle freund, geliebter, der sich an der unterhaltung mit der geliebten genügen lässt. | rederich verständig. regen ın bewegung setzen. reht stn. recht, was einem zu- kommt; ze rehte nm richtiger weise, von rechtswegen; durch r. von rechtswegen. rehte swn. das selbe; nách dem rehten richtig, gerade. rehte adv. recht, gerade, wahr- haft. reine íreff lich. reise zug, auch kriegszug. rennen sprengen (vom reiter). réren fallen lassen. rich(e) adj. reich, vornehm. riche stn. reich, herrschaft, reichsoberhaupt. richen reich machen. rihtære richter, leiter. rihten gerade machen, richten ; einem r. thm recht ver- schaffen. rimphen stv. sich zusammen- ziehen. rine panzerring; kreis von menschen, insbesondere ge- richtsversammlung. ringe leicht, klein. ringen stv. kämpfen, sich ab- mühen. ringen swv. leicht machen. ris sin. stab, zepter. risen stv. fallen; einem f г. auf einen fallen. riuschen, rüschen rauschen. riuten ausroden. riuwe schmerz, reue. riuwen stv. schmerzen, leid tun. Riuze Russe. rœseloht rosig. rüegen mit acc. vor gericht worüber klagen. rüemære prahler. rüemic praMerisch.
ordenunge ordnung, abteilung (engelchor). organieren d?e begleitung spie- len (?). ors stn. ross. ort stn. spitze, ende; unz ff (an) daz ort bis zu ende, vollständig. опре, under ougen 2n’s gestcht, im д. ougenblie blick der augen. ougenweide sif. was man mit den augen erblickt. ouwé, ouwi ach (drückt schmerz, sehnsucht und er- staunen aus). h palast stmn.hauptgebäude einer burg, welches den saal ent- hält. pfaffe. swm. geistlicher (nicht verächtlich). , pfaflich adj. nach art der geistlichen. pfahten gesetzlich feststellen. pfarre swf. pfarrei. fät stm. Po. pfäwe swm. pfau. pfeller ein seidenstoff. pfenden berauben. pilegaere vormund. pflegen stv. mit gen. sich wo- mit abgeben, wofür sorgen, etwas treiben, leisten, be- sitzen. pfliht antec; àne p. ohne dass jemand daran ante?l nimmt. pflihten sich verbinden; zuo mat. porte pforte. predjen predigen. prüefen untersuchen; anstif- ten Pülle Apulien. rât, des wirdet rât dafür wird abhülfe geschaffen; min w. r. mer wird geholfen, ich werde gerettet. 203 redegeselle freund, geliebter, der sich an der unterhaltung mit der geliebten genügen lässt. | rederich verständig. regen ın bewegung setzen. reht stn. recht, was einem zu- kommt; ze rehte nm richtiger weise, von rechtswegen; durch r. von rechtswegen. rehte swn. das selbe; nách dem rehten richtig, gerade. rehte adv. recht, gerade, wahr- haft. reine íreff lich. reise zug, auch kriegszug. rennen sprengen (vom reiter). réren fallen lassen. rich(e) adj. reich, vornehm. riche stn. reich, herrschaft, reichsoberhaupt. richen reich machen. rihtære richter, leiter. rihten gerade machen, richten ; einem r. thm recht ver- schaffen. rimphen stv. sich zusammen- ziehen. rine panzerring; kreis von menschen, insbesondere ge- richtsversammlung. ringe leicht, klein. ringen stv. kämpfen, sich ab- mühen. ringen swv. leicht machen. ris sin. stab, zepter. risen stv. fallen; einem f г. auf einen fallen. riuschen, rüschen rauschen. riuten ausroden. riuwe schmerz, reue. riuwen stv. schmerzen, leid tun. Riuze Russe. rœseloht rosig. rüegen mit acc. vor gericht worüber klagen. rüemære prahler. rüemic praMerisch.
Strana 204
204 rüeren berühren, treffen. rügge stm. rücken. rünen, einem mite r. mit einem vertraulich flüstern. ruochen mit gen. sich kümmern, eruhen; nu enruoche ich ümmere mich nicht darum, es ist mir einerlet. ruowe ruhe. s angelehnt — es oder si. sælde sif. glück, heil. sældenrich segensreich. sælekeit glück. sælic beglückt ; sælic si segens- wumsch, mit dem man sich von etwas abwendet, womit man nichts zu schaffen haben will. sam(e) ebenso ; wie, als ob. sanfte adv. sanft, angenehm, wohl. sant = samt mit. säze stf. hinterhalt. schaben abkratzen. schäch schach (der zuruf beim spiel). schaffen stswv. ausführen, ein- richten, festsetzen, bestim- men, vermachen; mit in schaffen mit ihnen gemein- same sache machen; part. geschaffen beschaffen, ge- staltet. schal freudiger lärm einer hof- haltung; ze schalle werden zum gespółt werden. schale knecht, gemeiner, bos- hafter mensch. schalchaft gemein, bóswillig. schalkheit gemeines benehmen. schallen lärmen, jubeln; ein grosses haus machen (15 87). scham(e) scham, schamhaftig- keit: wibes sch. etwas, des- sentwegen sich ein weib zu schämen hat. schamen schämen. schapel sin. blumenkranz. scheiden scheiden, unterschei- den, entscheiden. schellen einen schall machen. schemelich schändlich. schernen spotten. schiere bald. schiezen antr. sich rasch be- wegen. Schilhen sch?elen. schimpfen scherzen. schíin adj. offenbar ; sch. tuon zeigen, sch. werden sich zeigen. schin stm. glanz, dusseres an- sehn. schinen glänzen, sich zeigen. schone adv. zu scheene. schouwen substant. infin. aus- sehen. schrin stm. oder stn. schrein. schróten, prát. schriet schnei- den, zuschneiden, bildl. zu- teilen. schulde, schult schuld; von schulden mit gutem grunde, mit recht. sè interj. siehe, da (hast du). sedel stm. sitz. seit, seite = saget, sagete. seiten umstricken (?). selbwahsen von selbst ge- wachsen. selbwesende durch sich selbst existierend. selde stf. wohnsitz. selpvar eigene farbe habend, wngeschminkt. selten, häufig litotes = me. seltsene seltsam. sem mir (semir — sam mir) got so wahr mir gott helfe. senelich betrübt; senelicher kumber Liebeskummer. senen inir. und refl. schmerz, besonders liebesschmerz em- pfinden; part. senede, sende; sende leit liebesleïd, s. suht liebeskrankhest. senfte adj. sanft, angenehm.
204 rüeren berühren, treffen. rügge stm. rücken. rünen, einem mite r. mit einem vertraulich flüstern. ruochen mit gen. sich kümmern, eruhen; nu enruoche ich ümmere mich nicht darum, es ist mir einerlet. ruowe ruhe. s angelehnt — es oder si. sælde sif. glück, heil. sældenrich segensreich. sælekeit glück. sælic beglückt ; sælic si segens- wumsch, mit dem man sich von etwas abwendet, womit man nichts zu schaffen haben will. sam(e) ebenso ; wie, als ob. sanfte adv. sanft, angenehm, wohl. sant = samt mit. säze stf. hinterhalt. schaben abkratzen. schäch schach (der zuruf beim spiel). schaffen stswv. ausführen, ein- richten, festsetzen, bestim- men, vermachen; mit in schaffen mit ihnen gemein- same sache machen; part. geschaffen beschaffen, ge- staltet. schal freudiger lärm einer hof- haltung; ze schalle werden zum gespółt werden. schale knecht, gemeiner, bos- hafter mensch. schalchaft gemein, bóswillig. schalkheit gemeines benehmen. schallen lärmen, jubeln; ein grosses haus machen (15 87). scham(e) scham, schamhaftig- keit: wibes sch. etwas, des- sentwegen sich ein weib zu schämen hat. schamen schämen. schapel sin. blumenkranz. scheiden scheiden, unterschei- den, entscheiden. schellen einen schall machen. schemelich schändlich. schernen spotten. schiere bald. schiezen antr. sich rasch be- wegen. Schilhen sch?elen. schimpfen scherzen. schíin adj. offenbar ; sch. tuon zeigen, sch. werden sich zeigen. schin stm. glanz, dusseres an- sehn. schinen glänzen, sich zeigen. schone adv. zu scheene. schouwen substant. infin. aus- sehen. schrin stm. oder stn. schrein. schróten, prát. schriet schnei- den, zuschneiden, bildl. zu- teilen. schulde, schult schuld; von schulden mit gutem grunde, mit recht. sè interj. siehe, da (hast du). sedel stm. sitz. seit, seite = saget, sagete. seiten umstricken (?). selbwahsen von selbst ge- wachsen. selbwesende durch sich selbst existierend. selde stf. wohnsitz. selpvar eigene farbe habend, wngeschminkt. selten, häufig litotes = me. seltsene seltsam. sem mir (semir — sam mir) got so wahr mir gott helfe. senelich betrübt; senelicher kumber Liebeskummer. senen inir. und refl. schmerz, besonders liebesschmerz em- pfinden; part. senede, sende; sende leit liebesleïd, s. suht liebeskrankhest. senfte adj. sanft, angenehm.
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senften besánftigen, erleichtern. sêr stn. schmerz. séren verletzen. ses d?e sechs auf dem würfel. sét, pluralbildung zw sé. setzen einsetzen; für s. sich vorstellen, erwarten. sibenen zur sieben machen. sicherheit gewähr, bürgschaft. siechen krank sein. siechhüs krankenhaus. sigen sív., prät. seic simken. sigenunft szeg. sin, häufig ım pl. geist, ver- stand; emen sin (67 12) eine verständige überlegung. sinewel kugelrund. sinewellen wie eżne kugel rollen. sinnelós nicht bei sinnen. sinnen ze auf etwas denken. sippe adj. verwandi. sippe stf. verwandtschaft. sit später, seitdem; sit daz oder blosssitrel. nachdem,da. site stm., ófters tm plur. sitte, benehmen. sitzen sich setzen; gesezzen sin sitzen. siuren bitter machen. slahte stf. art; einer s. von einer gewissen ant. sleht schlicht, glatt. slichen leise gehen. slinden sto. verschlingen. slipfie glatt. sloufen anziehen. slucken verschlingen. smac geruch, duft. smæhe widerwärtig, verdächt- lich. smal schmal, gering. smecken duften. smiegen stv., part. gesmogen schmiegen. snarrenzære geigenkratzer (?). snit schnitt, ernte. 80 so, wie, wenn, dann; somit, darum, anderseits, dagegen; 80-ie — sö-ie je-desto. 205 sorgen betrübt sein. spæhe Kwnstvoll. sparn schomen; schieben. spehen prüfend betrachten, ge- wahr werden. spil spiel, ergótzung; daz bezzer s. das bessere te). spilde — spilnde part. spil(e)n sich lebhaft bewegen, hüpfen, funkeln. spiz spiessbraten. spor stn. fusstapfen. sprechen, mit dat. einem etwas nachsagen, einen nennen; einem zuo s. zu einem spre- chen; einen tac s. festsetzen. spruch ausspruch, wort; läzent sin ze spruche niet lassen ihn nicht zu worte kommen. staben den eid abnehmen (man wurde dabei mit dem stabe des richters berührt). stân, stén stehen, sich befinden, sich awsnehmen; s. an ab- hängen von; bi s. neben et- was stehen; la stan halt inne. starc gewaltig, gewichtig. stat stf. stelle; an miner s. soweit es auf mich ankommt. stat(e) stf. gelegenheit. state adj. beständig; subst. beständigkeit; adv. stætec- lichen. stæten sichern. stegen den weg bereiten. stelle f. gestell zum aufbe- wahren von gegenständen (69 11 ?). stellen anstellen; part. gestalt gestaltet, beschaffen. sterben swo. töten. stille heimlich. Stire Steiermark. stiure stf. unterstützung. stiuren unterstützen. stöle stf. priestergewand. üf s. auf- beständig | machen,
senften besánftigen, erleichtern. sêr stn. schmerz. séren verletzen. ses d?e sechs auf dem würfel. sét, pluralbildung zw sé. setzen einsetzen; für s. sich vorstellen, erwarten. sibenen zur sieben machen. sicherheit gewähr, bürgschaft. siechen krank sein. siechhüs krankenhaus. sigen sív., prät. seic simken. sigenunft szeg. sin, häufig ım pl. geist, ver- stand; emen sin (67 12) eine verständige überlegung. sinewel kugelrund. sinewellen wie eżne kugel rollen. sinnelós nicht bei sinnen. sinnen ze auf etwas denken. sippe adj. verwandi. sippe stf. verwandtschaft. sit später, seitdem; sit daz oder blosssitrel. nachdem,da. site stm., ófters tm plur. sitte, benehmen. sitzen sich setzen; gesezzen sin sitzen. siuren bitter machen. slahte stf. art; einer s. von einer gewissen ant. sleht schlicht, glatt. slichen leise gehen. slinden sto. verschlingen. slipfie glatt. sloufen anziehen. slucken verschlingen. smac geruch, duft. smæhe widerwärtig, verdächt- lich. smal schmal, gering. smecken duften. smiegen stv., part. gesmogen schmiegen. snarrenzære geigenkratzer (?). snit schnitt, ernte. 80 so, wie, wenn, dann; somit, darum, anderseits, dagegen; 80-ie — sö-ie je-desto. 205 sorgen betrübt sein. spæhe Kwnstvoll. sparn schomen; schieben. spehen prüfend betrachten, ge- wahr werden. spil spiel, ergótzung; daz bezzer s. das bessere te). spilde — spilnde part. spil(e)n sich lebhaft bewegen, hüpfen, funkeln. spiz spiessbraten. spor stn. fusstapfen. sprechen, mit dat. einem etwas nachsagen, einen nennen; einem zuo s. zu einem spre- chen; einen tac s. festsetzen. spruch ausspruch, wort; läzent sin ze spruche niet lassen ihn nicht zu worte kommen. staben den eid abnehmen (man wurde dabei mit dem stabe des richters berührt). stân, stén stehen, sich befinden, sich awsnehmen; s. an ab- hängen von; bi s. neben et- was stehen; la stan halt inne. starc gewaltig, gewichtig. stat stf. stelle; an miner s. soweit es auf mich ankommt. stat(e) stf. gelegenheit. state adj. beständig; subst. beständigkeit; adv. stætec- lichen. stæten sichern. stegen den weg bereiten. stelle f. gestell zum aufbe- wahren von gegenständen (69 11 ?). stellen anstellen; part. gestalt gestaltet, beschaffen. sterben swo. töten. stille heimlich. Stire Steiermark. stiure stf. unterstützung. stiuren unterstützen. stöle stf. priestergewand. üf s. auf- beständig | machen,
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206 stoeren n unordnung bringen, zerstören. stolz stattlich. strále stf. pfeil. strit streit, eifrige bemühung ; sunder s. sècherlich; den s. behalten das feld behaupien ; einem den s.-lazen sich fir überwunden erklären, das feld. räumen. striuzen spreizen. strô strohhalm, strohlager. stunde, ze stunden alsbald; under stunden ab und zu; zeiner stunde einmal. stunt — stunde m adverbialen ausdrücken: zaller s. émmer ; an der selben s. alsbald. sturm kampf. süenzre friedensstifter. süenen zum frieden bringen. süeze adj. süss, lieblich; sub- stant. süssigkeit. süezen süss machen. suht krankheit. suln schuldig sein, sollen, werden. sumelich manch. sumerlate stf. einjähriger schössling, rute. sûmunge sdumniss. sünden sündzgen. sunder adj. besonder ; adv. be- sonders; práp. ohne. sundern swv. sondern. sunnevar sonnenfarbig. suochen, an einen einen er- suchen um. suone frieden. suontac tag des jüngsten ge- richts. sus so. swá [só] wo immer. swach gering, wertlos. swachen 1. verringert werden; 2. schwächen, beeinträch- tigen, an der ehre schů- degen. swalwe swf. schwalbe. swanne, swenne wenn (tem- poral). swar wohin immer. swâr, swære schwer, drückend, unangenehm. swære sif. kummer. sweben schweben, schwimmen. sweiben schweben. swelch, -hes was für einer, welcher. swenden schwinden machen. swenken schwingen. swer, swaz [só] wer, was auch immer; wenn jemand; swaz kumbers wieviel kum- mer. swer(e)n schwören. swie wie auch immer, wie sehr auch, wwewol. swinde kräftig. swingen (sıch) schwingen. tac, bi kurzen tagen vor kurzer zeit. tach bedeckung. tageliet morgenlied des wäch- ters, im plur., weil liet die einzelne strophe bedeutet. tandaradei bedeutungsloser re- frain. tar 1. sg. zu türren. tell, miner fróuden teil was mir an freuden zugeteilt ist; ein teil etwas. tiure adj. kostbar, wert, selten; adv. wm hohen preis; comp. tiurre. tiuren wertvoll machen, ver- herrlichen. tiu(t)sch deutsch. toben rasen, nicht bei ver- stande sein. Toberlà Dobrilugk, ehemaliges Crsterzienserklosier, ^ jetzt stadt im regierungsbezirk Frankfurt a. O. toren zwm besten haben. toeresch tórichi. torste prät. von türren.
206 stoeren n unordnung bringen, zerstören. stolz stattlich. strále stf. pfeil. strit streit, eifrige bemühung ; sunder s. sècherlich; den s. behalten das feld behaupien ; einem den s.-lazen sich fir überwunden erklären, das feld. räumen. striuzen spreizen. strô strohhalm, strohlager. stunde, ze stunden alsbald; under stunden ab und zu; zeiner stunde einmal. stunt — stunde m adverbialen ausdrücken: zaller s. émmer ; an der selben s. alsbald. sturm kampf. süenzre friedensstifter. süenen zum frieden bringen. süeze adj. süss, lieblich; sub- stant. süssigkeit. süezen süss machen. suht krankheit. suln schuldig sein, sollen, werden. sumelich manch. sumerlate stf. einjähriger schössling, rute. sûmunge sdumniss. sünden sündzgen. sunder adj. besonder ; adv. be- sonders; práp. ohne. sundern swv. sondern. sunnevar sonnenfarbig. suochen, an einen einen er- suchen um. suone frieden. suontac tag des jüngsten ge- richts. sus so. swá [só] wo immer. swach gering, wertlos. swachen 1. verringert werden; 2. schwächen, beeinträch- tigen, an der ehre schů- degen. swalwe swf. schwalbe. swanne, swenne wenn (tem- poral). swar wohin immer. swâr, swære schwer, drückend, unangenehm. swære sif. kummer. sweben schweben, schwimmen. sweiben schweben. swelch, -hes was für einer, welcher. swenden schwinden machen. swenken schwingen. swer, swaz [só] wer, was auch immer; wenn jemand; swaz kumbers wieviel kum- mer. swer(e)n schwören. swie wie auch immer, wie sehr auch, wwewol. swinde kräftig. swingen (sıch) schwingen. tac, bi kurzen tagen vor kurzer zeit. tach bedeckung. tageliet morgenlied des wäch- ters, im plur., weil liet die einzelne strophe bedeutet. tandaradei bedeutungsloser re- frain. tar 1. sg. zu türren. tell, miner fróuden teil was mir an freuden zugeteilt ist; ein teil etwas. tiure adj. kostbar, wert, selten; adv. wm hohen preis; comp. tiurre. tiuren wertvoll machen, ver- herrlichen. tiu(t)sch deutsch. toben rasen, nicht bei ver- stande sein. Toberlà Dobrilugk, ehemaliges Crsterzienserklosier, ^ jetzt stadt im regierungsbezirk Frankfurt a. O. toren zwm besten haben. toeresch tórichi. torste prät. von türren.
Strana 207
toue 1. sg. zu tugen. touf stm. taufe, christliche religion. tougen adj. und adv. heimlich, stn. geheimnis. tougenliche adv. im geheimen. Trabe Trave. trâge adv. zu træge säumig. trahten überlegen. Träne Trani. treit 3. sg. ind. von tragen. triuten leb haben, liebkosen. triuwe stf., häufig im gl. treue, gegebenes wort, an den triu- wen min, bi minen triuwen in treuer gesinnung, auf- richtig. tröst zuversicht, hoffnung. tresten ermutigen, hoffnung machen. trüge stf. betrug. trügelich, adv. trügelichen be- trügerisch. tugen taugen, wert sein. tugenden met tugentausstatten. tugent tüchtigkeit, treffliche etgenschaft oder wirkung, feines benehmen. tugenthaft liebenswürdig, ge- fdllig. tumben sich unbesonnen be- nehmen. tump unerfahren, unbesonnen, tôricht. tuon tun, handeln, machen; wo es ein vorhergehendes verb. vertritt, ebenso construiert wie dieses (sie sehent mich . alsö tuon ich sie); under t. ducken, verstecken; getän beschaffen, wol g. schön. turn turm. türren, ich tar, prät. torste wagen. tüsentstunt tausendmal. twahen stv. waschen, praet. twuoc. twerch quer, schief; gen. twerhes adv. 207 twingen zwingen, in seiner gewalt haben, bekümmern. übergeben aufgeben. übergnôz sim. was alles andere in seiner art übertrifft. übergrâ übermässig grau. übergulde stf. was etwas an- deres an wert übertrifft. übergülden mit acc. einen höheren wert verleihen. überhér übermässig vornehm. überhêre übergewalt. überhohen übertreffen. überkomen überzeugen. übermäze stf. was über das gebührende mass hinausgeht. übermüete stf. übermut. übersehen nicht beachten. iiberstriten besiegen. übertrinken, sich sich am trin- ken übernehmen. überwundern durch wunder überbieten. übrie zu gross. üeben, sich sich bemühen. af adv. und präp. auf, auf — hin, gegen, hin nach; af und abe zw und abd; ûf und üz ganz und gar; ûf ein zusammen. üffe adv. auf; à. tragen auf dem kopfe tragen. umbeváhen wmarmen. umbgrifen umfassen. unbehuot ohne aufsicht. unbereit unzugänglich, fern. unbescheiden nicht bescheid wissend. unbetwungen nicht von kum- mer bedrückt. unbewollen unbefleckt. unbeworren unbehelligt. unbilde sín. wnerhórte erschei- nung. undance, habe u. se verwünscht ; ze undanke wider willen. inde stf. woge. under adv. u. próp. unter,
toue 1. sg. zu tugen. touf stm. taufe, christliche religion. tougen adj. und adv. heimlich, stn. geheimnis. tougenliche adv. im geheimen. Trabe Trave. trâge adv. zu træge säumig. trahten überlegen. Träne Trani. treit 3. sg. ind. von tragen. triuten leb haben, liebkosen. triuwe stf., häufig im gl. treue, gegebenes wort, an den triu- wen min, bi minen triuwen in treuer gesinnung, auf- richtig. tröst zuversicht, hoffnung. tresten ermutigen, hoffnung machen. trüge stf. betrug. trügelich, adv. trügelichen be- trügerisch. tugen taugen, wert sein. tugenden met tugentausstatten. tugent tüchtigkeit, treffliche etgenschaft oder wirkung, feines benehmen. tugenthaft liebenswürdig, ge- fdllig. tumben sich unbesonnen be- nehmen. tump unerfahren, unbesonnen, tôricht. tuon tun, handeln, machen; wo es ein vorhergehendes verb. vertritt, ebenso construiert wie dieses (sie sehent mich . alsö tuon ich sie); under t. ducken, verstecken; getän beschaffen, wol g. schön. turn turm. türren, ich tar, prät. torste wagen. tüsentstunt tausendmal. twahen stv. waschen, praet. twuoc. twerch quer, schief; gen. twerhes adv. 207 twingen zwingen, in seiner gewalt haben, bekümmern. übergeben aufgeben. übergnôz sim. was alles andere in seiner art übertrifft. übergrâ übermässig grau. übergulde stf. was etwas an- deres an wert übertrifft. übergülden mit acc. einen höheren wert verleihen. überhér übermässig vornehm. überhêre übergewalt. überhohen übertreffen. überkomen überzeugen. übermäze stf. was über das gebührende mass hinausgeht. übermüete stf. übermut. übersehen nicht beachten. iiberstriten besiegen. übertrinken, sich sich am trin- ken übernehmen. überwundern durch wunder überbieten. übrie zu gross. üeben, sich sich bemühen. af adv. und präp. auf, auf — hin, gegen, hin nach; af und abe zw und abd; ûf und üz ganz und gar; ûf ein zusammen. üffe adv. auf; à. tragen auf dem kopfe tragen. umbeváhen wmarmen. umbgrifen umfassen. unbehuot ohne aufsicht. unbereit unzugänglich, fern. unbescheiden nicht bescheid wissend. unbetwungen nicht von kum- mer bedrückt. unbewollen unbefleckt. unbeworren unbehelligt. unbilde sín. wnerhórte erschei- nung. undance, habe u. se verwünscht ; ze undanke wider willen. inde stf. woge. under adv. u. próp. unter,
Strana 208
208 zwischen; dar under dabei, inzwischen. underkomen gegen. underleinen stützen. underwilen(t) zuweilen. underwinden, sich sich am- nehmen. unebene unangemessen. unéren schänden, gering- schätzig behandeln. unerlän nicht fahren gelassen. unverebenet unausgeglichen. unverschart unverletzt. unverworren ungestört. unverzaget unverdrossen. unfuoge unschicklichkeit. ungahtet mit gedanken nicht erfasst. ungebachen ungebacken, un- ausgebildet (?). ungebære stf. gejammer. ungedienet ohne gedient zu haben. ungedult unverträglichkett. ungefüege adj. wnschicklich, von unschicklichem beneh- men. ungefüege stf. unschicklichkeit. ungefuoe stm. ungebühr. ungehazzet nicht angefeindet. ungelônet, des wirt u. das bleibt unbelohnt. ungeloube falscher glaube, irrlehre. ungemálet ungeschminkti. ungemeine nicht allen gemein- sam. ungemüete üble stimmung. ungenäde ungnade, elend. ungeneme widerwärtig. ungeslehte unedle Herkunft. ungesühte sín. gicht. ungewert keine gewährung er- langend. ungezogenliche auf unfeine art. unheimlich acht vertraulich. unhóvescheit wnfeines beneh- men. sich | vorsehen unkiusche stf. unkeuschheit. unkristen stm. nichtchrist. unmære gleichgültig, zuwider. unmâze stf. masslosigkeit, un- ziemlichkeit (78 89). unmáze adj. masslos. unnáhen adv. fern. unnót, mir ist u. ?ch habe nicht noteg. unrehte adv. wnrichtig, mit unrecht. unsælic vom unglück verfolgt, verwünscht. unsanfte adv. unangenehm ; u. tuon weh tum. unschamelich adj. dessen man sich nicht zu schämen braucht. unsenfte adj. unangenehm. unsinnen subst. infin. tórichtes benehmen. unstæte adj. unbeständig; stf. unbeständigkeit. unsümic nicht saumselig. unwerdekeit mangel an ach- tung. unwert gering geachtet. unwirden mit acc. die achtung benehmen. unwîse ible melodie. unwitze stf. unverstand. unz bis. urloup erlaubms (zu gehen), verabschiedung. ursprine quell. üzer adj. äussere. wä wo; wä nemt ir woher; wä nu wo sind nun. wâfen interj. wehe. wæjen, wæn wehen. wal, gen. walles das wallen, wallende flüssigkeit. Walch stm. Wailscher. walden, walten mit gen. in seiner gewalt haben, sich womit abgeben, es fügen. walgen sich wälzen, rollen. wallere piger.
208 zwischen; dar under dabei, inzwischen. underkomen gegen. underleinen stützen. underwilen(t) zuweilen. underwinden, sich sich am- nehmen. unebene unangemessen. unéren schänden, gering- schätzig behandeln. unerlän nicht fahren gelassen. unverebenet unausgeglichen. unverschart unverletzt. unverworren ungestört. unverzaget unverdrossen. unfuoge unschicklichkeit. ungahtet mit gedanken nicht erfasst. ungebachen ungebacken, un- ausgebildet (?). ungebære stf. gejammer. ungedienet ohne gedient zu haben. ungedult unverträglichkett. ungefüege adj. wnschicklich, von unschicklichem beneh- men. ungefüege stf. unschicklichkeit. ungefuoe stm. ungebühr. ungehazzet nicht angefeindet. ungelônet, des wirt u. das bleibt unbelohnt. ungeloube falscher glaube, irrlehre. ungemálet ungeschminkti. ungemeine nicht allen gemein- sam. ungemüete üble stimmung. ungenäde ungnade, elend. ungeneme widerwärtig. ungeslehte unedle Herkunft. ungesühte sín. gicht. ungewert keine gewährung er- langend. ungezogenliche auf unfeine art. unheimlich acht vertraulich. unhóvescheit wnfeines beneh- men. sich | vorsehen unkiusche stf. unkeuschheit. unkristen stm. nichtchrist. unmære gleichgültig, zuwider. unmâze stf. masslosigkeit, un- ziemlichkeit (78 89). unmáze adj. masslos. unnáhen adv. fern. unnót, mir ist u. ?ch habe nicht noteg. unrehte adv. wnrichtig, mit unrecht. unsælic vom unglück verfolgt, verwünscht. unsanfte adv. unangenehm ; u. tuon weh tum. unschamelich adj. dessen man sich nicht zu schämen braucht. unsenfte adj. unangenehm. unsinnen subst. infin. tórichtes benehmen. unstæte adj. unbeständig; stf. unbeständigkeit. unsümic nicht saumselig. unwerdekeit mangel an ach- tung. unwert gering geachtet. unwirden mit acc. die achtung benehmen. unwîse ible melodie. unwitze stf. unverstand. unz bis. urloup erlaubms (zu gehen), verabschiedung. ursprine quell. üzer adj. äussere. wä wo; wä nemt ir woher; wä nu wo sind nun. wâfen interj. wehe. wæjen, wæn wehen. wal, gen. walles das wallen, wallende flüssigkeit. Walch stm. Wailscher. walden, walten mit gen. in seiner gewalt haben, sich womit abgeben, es fügen. walgen sich wälzen, rollen. wallere piger.
Strana 209
wamme stf. bauch. wan 1. ausser, nwr, als (nach negationen), sondern; wan daz nur dass, wenn nicht; wan der dorn wäre nicht, der dorn; niht wan mchts als nur; 2. == wande; 3. warum nicht, dass doch. win meinung, hoffnung; âne w., sunder w. sicherlich; nach wane aufs ungewisse. wane, plur. wenke das wanken, ubkehr von etwas. wande, wand, wan denn, weil. wandel stm. oder mn. makel, feMer, schadenersatz. wandelbære mit fehlern be- haftet. wandelieren var&eren, man- nigfaltig machen. wandeln schadenersatz leisten. wznen meinen, glauben, hoffen. war nemen, w. tuon mit gen. achten auf. war adv. wohin; wo tn w. nach, w. zuo. wär stn. wahrheit; w. haben recht haben. wärhaft sein wort haltend. wärheit wahrhaftigkeit, ge- gebenes wort; von w. wahr- haftig. warnen, sich sich versorgen. warten schauen; warten (mit en.); auch mit dat. — auf- lauern; wart umbe dich schau dich wm, nimm dich in acht. wasten verivüsten. wat stf. gewand. wé wehe, ach (für jede art von gemiitsbeweguny). wee, under wegen làn bleiben lassen; ze wege auf dem wege, fort. weder welcher von zweien; inc ersten gliede einer doppel- frage = lat. utrum. wegen stv. wägen, erwägen; Walth. v. d. Vogelweide. 209 höhe w. hoch anschlagen, grossen wert legen auf. wegewerende den weg ver- sperrend. , weise swm. waise; so hiess der kostbare edelstein in der deutschen kônigskrone, weil er nicht seinesgleichen hat. wellen wollen; meinen, bc- haupten ; waz wolde ich dar gesezzen was hatte es fitr einen zweck, dass ich mich dahin setzte. wenden hinwenden, zuwenden ; abwenden, ein ende womit machen; einen eines dinges einen wovon abbringen. wenen sich mit gen. sich ab- geben mit. wengel sin. wänglein. wenken ausweichen, stand halten. wer, waz wer; irgendwer ; gen. wes weshalb; waz mit gen. was für; waz ob wie wenn, vielleicht; waz danne, W. darumbe was tut es. wer stf. verteidigung. werben sech bemühen, handeln. were werk, (schneider-)arbeit. werde ?n würdeger weise. werdecliche(n) ?» ehrenvoller weise; w. ligen würdig an- gebracht sein. werdekeit ehre. werden werden, zu teil werden; wider w. zurückkommen, von neuem zu teil werden; ze leide w. in leid geraten; waz wirt der vogeline was soll aus den vöglein werden. werfen, umbe w. herumwerfen, verändern. werlt welt; zer werlte ver- stärkt bei ie; al diu werltvce. wern währen, dauern. wern gewähren, einen eines dinges. nicht 5. Aufl. 14
wamme stf. bauch. wan 1. ausser, nwr, als (nach negationen), sondern; wan daz nur dass, wenn nicht; wan der dorn wäre nicht, der dorn; niht wan mchts als nur; 2. == wande; 3. warum nicht, dass doch. win meinung, hoffnung; âne w., sunder w. sicherlich; nach wane aufs ungewisse. wane, plur. wenke das wanken, ubkehr von etwas. wande, wand, wan denn, weil. wandel stm. oder mn. makel, feMer, schadenersatz. wandelbære mit fehlern be- haftet. wandelieren var&eren, man- nigfaltig machen. wandeln schadenersatz leisten. wznen meinen, glauben, hoffen. war nemen, w. tuon mit gen. achten auf. war adv. wohin; wo tn w. nach, w. zuo. wär stn. wahrheit; w. haben recht haben. wärhaft sein wort haltend. wärheit wahrhaftigkeit, ge- gebenes wort; von w. wahr- haftig. warnen, sich sich versorgen. warten schauen; warten (mit en.); auch mit dat. — auf- lauern; wart umbe dich schau dich wm, nimm dich in acht. wasten verivüsten. wat stf. gewand. wé wehe, ach (für jede art von gemiitsbeweguny). wee, under wegen làn bleiben lassen; ze wege auf dem wege, fort. weder welcher von zweien; inc ersten gliede einer doppel- frage = lat. utrum. wegen stv. wägen, erwägen; Walth. v. d. Vogelweide. 209 höhe w. hoch anschlagen, grossen wert legen auf. wegewerende den weg ver- sperrend. , weise swm. waise; so hiess der kostbare edelstein in der deutschen kônigskrone, weil er nicht seinesgleichen hat. wellen wollen; meinen, bc- haupten ; waz wolde ich dar gesezzen was hatte es fitr einen zweck, dass ich mich dahin setzte. wenden hinwenden, zuwenden ; abwenden, ein ende womit machen; einen eines dinges einen wovon abbringen. wenen sich mit gen. sich ab- geben mit. wengel sin. wänglein. wenken ausweichen, stand halten. wer, waz wer; irgendwer ; gen. wes weshalb; waz mit gen. was für; waz ob wie wenn, vielleicht; waz danne, W. darumbe was tut es. wer stf. verteidigung. werben sech bemühen, handeln. were werk, (schneider-)arbeit. werde ?n würdeger weise. werdecliche(n) ?» ehrenvoller weise; w. ligen würdig an- gebracht sein. werdekeit ehre. werden werden, zu teil werden; wider w. zurückkommen, von neuem zu teil werden; ze leide w. in leid geraten; waz wirt der vogeline was soll aus den vöglein werden. werfen, umbe w. herumwerfen, verändern. werlt welt; zer werlte ver- stärkt bei ie; al diu werltvce. wern währen, dauern. wern gewähren, einen eines dinges. nicht 5. Aufl. 14
Strana 210
210 wern wehren. werren stv. mit dat. stören, bekümmern. wesen sein. wesse prät. von wissen. wette stn. pfand, bezahlung einer schuld. wibel stm. kornwurm. wiben, sich ein weibliches wesen annehmen. wich 75 172, s. anm. wider adv. gegen, dawider; zurück, von neuem; prap. mit acc. und dat. gegen, gegenüber, im vergleich zu. widerlernen verlernen. widersagen das gegenteil von etwas sagen (mat acc.) ; fehde ankündigen. widerstän zuwider sein. widerstrebe widerstand. widerstrit wettstreit; en w. um die wette. widerswanc gegenschlag. widertuon zurückgeben, ver- gelten. widerwiirken zunichte machen. widerzeme widerwärtig. wiht geringfügiges ding, nichts. wilde adj. nicht gezähmt, nicht vertraut, fremd. wilde stf. ungezdlimtheit, un- Stites benehmen. wile, die wile wdhrenddem; under wilen bisweilen. wilent ehedem. wint, ein w. etwas nichtiges. wint == windet. wipheit weiblichkest. wirde würde, ehre. wirden wert machen. wirs adv. comp. schlechter. wirtschaft hausherrnschaft. wise weise, melodie; kürzere form wis: in balles wis nach art eines balles. wit stf. strang aus geflochtenen reisern; bi der wide be strafe des stranges. witze stf., öfters im plur. ver- stand. wiz, daz wize — das weisse im auge. wizen sif. vorwürfe machen, einem die schuld wovon (uce.) geben. wizzende stf. wissen. wolgetane schónheit. wolveile leicht käuflich; w. unwirdet |. Kk. zw sein schándet. wort und wise text und me- lode. wunder wunder, etwas ausser- ordentliches, mit gen. grosse menge wovon; mich nimt w. eines dinges mich ergreift verwunderung worüber. wunderære wundertäter. wunderlich wundervoll, selt- sam. wunderlichen adv. ausser- ordentlich. wundern wunder tun. wunderwol ausserordentlich gut. wunnebernde, wunneclich wonnevoll. wunsch vollkommenheit; ze wunsche in vollkommener wetse. wünschen sich ideale bilden, phantasieren. wiirken, part. geworht handeln, bereiten. wurz sif. kraut. zage swm. feigling. zagel sim. schwanz. zal inter). hah. zam vertraut. zamen załun, fitgsam machen. zart stm. liebkosung. zarten liebkosen. zehant sogleich. zein stm. metallstab. zeln ze anrechnen als; gleich- stellen womit.
210 wern wehren. werren stv. mit dat. stören, bekümmern. wesen sein. wesse prät. von wissen. wette stn. pfand, bezahlung einer schuld. wibel stm. kornwurm. wiben, sich ein weibliches wesen annehmen. wich 75 172, s. anm. wider adv. gegen, dawider; zurück, von neuem; prap. mit acc. und dat. gegen, gegenüber, im vergleich zu. widerlernen verlernen. widersagen das gegenteil von etwas sagen (mat acc.) ; fehde ankündigen. widerstän zuwider sein. widerstrebe widerstand. widerstrit wettstreit; en w. um die wette. widerswanc gegenschlag. widertuon zurückgeben, ver- gelten. widerwiirken zunichte machen. widerzeme widerwärtig. wiht geringfügiges ding, nichts. wilde adj. nicht gezähmt, nicht vertraut, fremd. wilde stf. ungezdlimtheit, un- Stites benehmen. wile, die wile wdhrenddem; under wilen bisweilen. wilent ehedem. wint, ein w. etwas nichtiges. wint == windet. wipheit weiblichkest. wirde würde, ehre. wirden wert machen. wirs adv. comp. schlechter. wirtschaft hausherrnschaft. wise weise, melodie; kürzere form wis: in balles wis nach art eines balles. wit stf. strang aus geflochtenen reisern; bi der wide be strafe des stranges. witze stf., öfters im plur. ver- stand. wiz, daz wize — das weisse im auge. wizen sif. vorwürfe machen, einem die schuld wovon (uce.) geben. wizzende stf. wissen. wolgetane schónheit. wolveile leicht käuflich; w. unwirdet |. Kk. zw sein schándet. wort und wise text und me- lode. wunder wunder, etwas ausser- ordentliches, mit gen. grosse menge wovon; mich nimt w. eines dinges mich ergreift verwunderung worüber. wunderære wundertäter. wunderlich wundervoll, selt- sam. wunderlichen adv. ausser- ordentlich. wundern wunder tun. wunderwol ausserordentlich gut. wunnebernde, wunneclich wonnevoll. wunsch vollkommenheit; ze wunsche in vollkommener wetse. wünschen sich ideale bilden, phantasieren. wiirken, part. geworht handeln, bereiten. wurz sif. kraut. zage swm. feigling. zagel sim. schwanz. zal inter). hah. zam vertraut. zamen załun, fitgsam machen. zart stm. liebkosung. zarten liebkosen. zehant sogleich. zein stm. metallstab. zeln ze anrechnen als; gleich- stellen womit.
Strana 211
211 zemen stv. geziemen, wol an- stehen, gebühren. zer stf. zehrung. zerliden zerstückeln. zerstoeren in verwirrung bringen. zesewer adj. flect. rechter (dexter). zester 107, 75 vielleicht für sester, bezeichnung eines masses aus lat. sextarius. zestunden sofort. zewâre fürwahr. ziehen ziehen, erziehen; den zoum z. straff anziehen, um den lauf zu hemmen; baz ge- zogen besser gezeichnet, ge- bildet; z. ûfhinauslaufen auf. zît, an der z. rechtzeitig. zogen hinhalten. zorn, mir ist z. mich versetzt in zorn. zucken gewaltsam oder rasch ziehen, wegreissen; sie zuh- ten ûf sie rissen in die höhe (ihre habe, damit niemand etwas davon bekäme). zuht erziehung, wolgezogen- heit, anstand. zunge sprache, nation. zweien entzweien. zwîfel zweifel, ungewissheit; verzweiflung. zwîvelære verzweifler, pessi- mist. zwîvellich verzweiflungsvoll; zwîvellîcher wân verzweif- lung. zwîvellop zweideutiges lob. zwîvelwân ungewissheit. zwir adv. zweifach. zwisch zweifach, in under zwischen unter cinander.
211 zemen stv. geziemen, wol an- stehen, gebühren. zer stf. zehrung. zerliden zerstückeln. zerstoeren in verwirrung bringen. zesewer adj. flect. rechter (dexter). zester 107, 75 vielleicht für sester, bezeichnung eines masses aus lat. sextarius. zestunden sofort. zewâre fürwahr. ziehen ziehen, erziehen; den zoum z. straff anziehen, um den lauf zu hemmen; baz ge- zogen besser gezeichnet, ge- bildet; z. ûfhinauslaufen auf. zît, an der z. rechtzeitig. zogen hinhalten. zorn, mir ist z. mich versetzt in zorn. zucken gewaltsam oder rasch ziehen, wegreissen; sie zuh- ten ûf sie rissen in die höhe (ihre habe, damit niemand etwas davon bekäme). zuht erziehung, wolgezogen- heit, anstand. zunge sprache, nation. zweien entzweien. zwîfel zweifel, ungewissheit; verzweiflung. zwîvelære verzweifler, pessi- mist. zwîvellich verzweiflungsvoll; zwîvellîcher wân verzweif- lung. zwîvellop zweideutiges lob. zwîvelwân ungewissheit. zwir adv. zweifach. zwisch zweifach, in under zwischen unter cinander.
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